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{"created":"2022-01-31T15:27:03.662681+00:00","id":"lit22174","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft","contributors":[{"name":"Hillmann, Paul","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Berlin: Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft","fulltext":[{"file":"a0002.txt","language":"de","ocr_de":"Arbeiten\nder\nDeutschen Landwirtschafts-Gesellschaft\nHerausgegeben vom Vorstand\nHeft 168\nDie deutsche landwirtschaftliche Pflanzenzucht\nBerlin SW. 11\nDeutsche Landwirtschafts - Gesellschaft\nDessauer Stra\u00dfe 14 1910","page":0},{"file":"a0003.txt","language":"de","ocr_de":"Die deutsche\nlandwirtschaftliche Pflanzenzucht\nIm Auftr\u00e4ge\ndes Vorstandes der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft\nherausgegeben\nvon\nDr. P. Hillmann-Berlin\nGesch\u00e4ftsf\u00fchrer der Saatzucht-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft\nMit 1 Farbentafel, 1 Karte und 346 Abbildungen\nBerlin SW. 11\nDeutsche Landwirtschafts - Gesellschaft\nDessauer Strasse 14 1910","page":0},{"file":"a0005.txt","language":"de","ocr_de":"VI\nInhalt.\nSeite\nBayern..............................................................................484\nBrandenburg.........................................................................494\nSchlesien...........................................................................539\nPosen...............................................................................549\nOstpreu\u00dfen..........................................................................555\nWestpreu\u00dfen.........................................................................558\nPommern.............................................................................563\nMecklenburg.........................................................................577\nSchleswig-Holstein..................................................................580\nSachregister........................................................................584","page":0},{"file":"a0005content.txt","language":"de","ocr_de":"Inhalt\nVorrede . . Einleitung .\nSeite\nVII\nix\nI.\tTeil.\nWissenschaftliche Institute und Saatzuchtanstalten.\nAllgemeines \u00fcber wissenschaftliche Pflanzenz\u00fcchtung...............\nBerlin............................................................\nBonn-Poppelsdorf .................................................\nBreslau...........................................................\nDresden...........................................................\nGie\u00dfen............................................................\nG\u00f6ttingen.........................................................\nHalle.............................................................\nHochburg..........................................................\nHohenheim.........................................................\nJena..............................................................\nK\u00f6nigsberg........................................................\nLeipzig...........................................................\nWeihenstephan.....................................................\nII.\tTeil.\nDie Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nAllgemeines \u00fcber praktische Pflanzenz\u00fcchtung .....................\nProvinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig .........................\nHannover..........................................................\nK\u00f6nigreich Sachsen..........................*.....................\nTh\u00fcringen.........................................................\nHessen-Nassau, Waldeck und Hessen-Darmstadt ......................\nWestfalen und Lippe...............................................\nRheinprovinz .....................................................\nElsa\u00df-Lothringen..................................................\nBaden ............................................................\nW\u00fcrttemberg.......................................................\n1\nI\n10\n24\n47\n59\n70\n82\n105\n116\n136\n145\n149\n154\n169\n171\n323\n363\n389\n416\n429\n459\n471\n472 481","page":0},{"file":"a0006.txt","language":"de","ocr_de":"VIII\nVorwort.\nGesamtredaktion der Herausgeber verantwortlich ist. Einer sp\u00e4teren Auflage wird es Vorbehalten bleiben, die Beitr\u00e4ge zu sichten, zu k\u00fcrzen und zusammenzufassen; auch bei den Bildern wird vielleicht noch eine Verminderung ein-treten k\u00f6nnen, besonders was diejenigen Abbildungen anbetrifft, die als Kopfvignette gedacht waren und mehr zum Schmuck des Buches beitragen sollten, indem sie nur nebenher Erntemethoden oder einen Blick in die Landschaft zeigen. Trotz dieser M\u00e4ngel wird doch durch das Buch ein bisher nicht vorhandenes Nachschlagebuch \u00fcber deutsche Saatzucht geschaffen.\nAn dieser Stelle sei allen Mitarbeitern gedankt, die durch Beitr\u00e4ge und Hergabe von Abbildungen, Clich\u00e9s usw. das Werk gef\u00f6rdert haben, insbesondere auch der Verlagsbuchhandlung P. Parey, der Deutschen landw. Presse und der Illustrierten landwirtschaftlichen Zeitung f\u00fcr kostenfreie \u00dcberlassung einzelner Clich\u00e9s.\nDem Werk ist eine \u00dcbersichtskarte mit den Wohnorten der einzelnen Z\u00fcchter und dem Sitz der wissenschaftlichen Institute, welche sich mit der Pflanzenz\u00fcchtung befassen, beigef\u00fcgt, sowie ferner, um den Wert des Nachschlagewerkes zu erh\u00f6hen, ein ausf\u00fchrliches Inhaltsverzeichnis mit Angabe der Z\u00fcchter, deren Wohnort, der einzelnen Sorten, der n\u00e4her beschriebenen Apparate und der gesamten im Buche zitierten Literatur. Diese Ver\u00f6ffentlichung der D. L. G. wird sich somit den fr\u00fcheren \u00fcber einzelne Zweige der deutschen Viehzucht, des deutschen Obstbaus usw. zweckentsprechend anreihen k\u00f6nnen als Schilderung eines wichtigen Teiles der deutschen Landwirtschaft.\nGleichzeitig mit der deutschen Ausgabe des Werkes erscheint eine franz\u00f6sische Ausgabe, deren \u00dcbersetzung von Herrn Professor Puy-Fourcat bewirkt ist.","page":0},{"file":"a0007.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung\nDie deutsche Pflanzenzucht gibt, wie so mancher andere gegenw\u00e4rtige Zweig der Landwirtschaft und Industrie ein Spiegelbild der modernen Kulturentwicklung. Es ist zwar zweifellos, wie dies Reitemeier in seiner Schrift: \u201eGeschichte der Z\u00fcchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen\u201c1) genauer dargestellt hat, da\u00df schon die landwirtschaftlichen Schriftsteller unter den R\u00f6mern, wie Columella, Virgil und Varro mit den Grunds\u00e4tzen der Saatzucht vertraut waren. Es ist aber nicht nachzuweisen, wieweit diese Erfahrungen nach Deutschland \u00fcbertragen und im Mittelalter erhalten geblieben sind. Jedenfalls war im Mittelalter die geschlechtliche Differenzierung der Pflanzen nicht bekannt. Als Begr\u00fcnder der modernen Sexualit\u00e4tslehre ist haupts\u00e4chlichCamerarius zu nennen,welcher 1694 in seinem de sexu plan-tarum epistola eine Reihe ma\u00dfgebender Versuche zum Nachweis der geschlechtlichen Zeugung schildert. Im 18. Jahrnundert wurde dann die Sexualit\u00e4tsfrage weiter entwickelt. Der deutsche Professor der Naturgeschichte in Karlsruhe, Koelreuter, f\u00fchrte die ersten Kreuzungen mit verschiedenen Arten aus, und vor allem G\u00e4rtner und Sprengel setzten die Koelreuter sehen Studien mit Erfolg fort. Mit besserer Entwicklung des Mikroskops wurden dann die Befruchtungsvorg\u00e4nge selbst klargelegt und bis in die neueste Zeit hinein sind eine Reihe \u00fcberraschender Tatsachen festgestellt worden. Da es uns nur darum zu tun ist, in ganz gro\u00dfen Z\u00fcgen den Entwicklungsgang in Deutschland darzustellen, m\u00fcssen wir wegen der einzelnen Daten der Geschichte der Pflanzenz\u00fcchtung auf das schon erw\u00e4hnte Buch von Reitemeier verweisen. Unter denjenigen aber, welche durch wissenschaftliche Versuche und sp\u00e4ter durch praktische F\u00f6rderung sich schon am Ende des 18. Jahrhunderts bet\u00e4tigten, wollen wir auch den Namen des Mannes erw\u00e4hnen, welcher die Grundlagen der modernen wissenschaftlichen Landwirtschaft geschaffen hat, n\u00e4mlich Albrecht Thaer, welcher bereits in seinem Garten in Celle, also Ende des 18. Jahrhunderts Z\u00fcchtungsund Kreuzungsversuche mit Nelken und Aurikeln anstellte.\n1) Kommissionsverlag von H. F le i s c h m a n n - Breslau.","page":0},{"file":"a0007introduction.txt","language":"de","ocr_de":"Vorwort.\nDer Zweck der vorliegenden Ver\u00f6ffentlichung der D. L. G. ist es, \u00fcber die heutige Ausdehnung und den Betrieb der deutschen Saatzucht mit landwirtschaftlichen Kulturpflanzen eine schnelle und ausf\u00fchrliche Belehrung zu erm\u00f6glichen. Einige Ver\u00f6ffentlichungen der letzten Zeit und Meinungs\u00e4u\u00dferungen sogar aus Deutschland selbst haben den Eindruck hervorgerufen, als wenn die deutsche Saatzucht in R\u00fccksicht auf wissenschaftliche Forderungen nicht zeitgem\u00e4\u00df fortgeschritten w\u00e4re. Gelegentlich hat man auch der deutschen Saatzucht einen Vorwurf daraus gemacht, da\u00df sie nicht \u201eorganisiert\u201c w\u00e4re, w\u00e4hrend doch die Saatzuchtabteilung der D. L. G. sich seit \u00fcber 20 Jahren die Aufgabe gestellt hat, die Z\u00fcchter zu gemeinsamen Verhandlungen und Arbeiten zu sammeln, ohne allerdings die Initiative des einzelnen zu beschr\u00e4nken; auch hat heutzutage ein gro\u00dfer Teil der Z\u00fcchter nachweislich seine Erfolge in gesch\u00e4ftlicher Beziehung der T\u00e4tigkeit der D. L. G. zu verdanken. Man braucht in dieser Beziehung nur die Ausdehnung einzelner Sorten in Deutschland mit den Ergebnissen der Sortenversuche der D. L. G. zu vergleichen. Meistens erst in neuester Zeit haben sich auch andere Vereinigungen, wie Saatbauvereine und \u00e4hnliche Organisationen gebildet, um in engeren oder gr\u00f6\u00dferen Bezirken Saatzucht und Saatbau zu f\u00f6rdern, wie dies auch im vorliegenden Buch hervortritt.\nDie Bearbeitung war dadurch eine \u00e4u\u00dferst schwierige, da\u00df es unm\u00f6glich war, die einzelnen Beitr\u00e4ge der Z\u00fcchter entsprechend deren Bedeutung f\u00fcr die Allgemeinheit abzugrenzen, ganz abgesehen davon, da\u00df hier\u00fcber f\u00fcr und wider die verschiedensten Ansichten bestehen und der Herausgeber darauf angewiesen gewesen ist, die Beitr\u00e4ge im allgemeinen mit nicht erheblichen \u00c4nderungen so zu nehmen, wie sie vom einzelnen Z\u00fcchter oder vom Vorsteher der betreffenden wissenschaftlichen Anstalt eingesandt wurden. Die Verantwortung f\u00fcr den Inhalt dieser Einzelbeitr\u00e4ge mu\u00df daher auch zum gro\u00dfen Teil den Einsendern zufallen, welche auch in der Korrektur Gelegenheit hatten, ihre W\u00fcnsche zu \u00e4u\u00dfern, w\u00e4hrend f\u00fcr die allgemeinen Einleitungen und die","page":0},{"file":"a0008.txt","language":"de","ocr_de":"X\nEinleitung\nZu praktischer Bedeutung entwickelte sich von den Zweigen der eigentlichen zielbewu\u00dften Z\u00fcchtung zuerst die Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung. Denn bereits war in Deutschland eine besonders bedeutungsvolle Entdeckung gemacht, welche der Pflanzenz\u00fcchtung eine m\u00e4chtige Anregung gegeben hat : es war dies die Entdeckung Marggrafs \u00fcber den\nKoelreuter\ngeb. 27. April 1733, gest. 11. November 1806 (Verlag D\u00f6rfler-Wien).\nZuckergehalt der R\u00fcbe, welche im Jahre 1747 zuerst ver\u00f6ffentlicht wurde. Die Benutzung der R\u00fcben zur Zuckergewinnung wurde dann technisch durch die Arbeiten A c h a r d s m\u00f6glich, welcher die erste Zuckerfabrik zu Cunern in Schlesien gr\u00fcndete, nachdem er bereits vorher, im Jahre 1786, Anbauversuche mit R\u00fcbensorten gemacht hatte, die zu dem Ergebnis gef\u00fchrt hatten, da\u00df die R\u00fcbe mit wei\u00dfer Schale und mit wei\u00dfem Fleisch, die sog/ schlesische R\u00fcbe f\u00fcr die Zuckerfabrikation die beste sei. Die weitere Z\u00fcchtung","page":0},{"file":"a0009.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXI\nder Zuckerr\u00fcbe entwickelte sich dann anscheinend in Quedlinburg, und wir verweisen auf die dort gegebenen Notizen \u00fcber die Anf\u00e4nge der Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung, die leider nur sehr d\u00fcrftig sind. Nach Mitte des Jahrhunderts fand dann eine Auslese der R\u00fcben nach Form zun\u00e4chst durch Rimpau und Knauer statt. Die ersten Auslesen nach dem\nAlbrecht Thaer\ngeb. 14. Mai 1752, gest. 26. Oktober 1828.\nspezifischen Gewicht unter Zugrundelegung des Zuckergehaltes wurde in Deutschland in Klein-Wanzleben gemacht, welches nach dem Vorbilde Vilmorins zuerst die Auslese nach dem spezifischen Gewicht um 1860 herum einf\u00fchrte. Die Polarisation der R\u00fcben zur Zuckerbestimmung wurde dann haupts\u00e4chlich zuerst in der Zuckerfabrik Klein-Wanzleben im Jahre 1862 ausgef\u00fchrt, im Jahre 1879 begannen sodann die Bestimmungen des Zuckergehalts der R\u00fcbe. Nachstehende Statistik zeigt die Zunahme des Zuckergehalts in der R\u00fcbe in den Jahren 1838 bis 1908. Diese Statistik, deren Zahlenan-","page":0},{"file":"a0010.txt","language":"de","ocr_de":"XII\nEinleitung.\ngaben der Wirklichkeit nahe kommen d\u00fcrften, ist von der Firma F r a u n e -Bernburg nach einer Aufstellung des Dr. Zecheye - Biensdorf, deren Zahlen der Literatur entnommen sind, ausgearbeitet. Die gewaltige Ausdehnung des Zuckerr\u00fcbensamenbaues nahm infolge der au\u00dferordentlichen Leistungen, denen sich g\u00fcnstige klimatische Verh\u00e4ltnisse f\u00f6rdernd zugesellten, mit dem Jahre 1860 ihren Anfang. Heute steht Deutschland unerreicht auf dem Gebiete des Zuckerr\u00fcbenbaues da und liefert einen gro\u00dfen Teil des Bedarfs f\u00fcr den ganzen Weltmarkt.\nDie \u00fcbrigen Zweige der Z\u00fcchtung beruhten auf Anf\u00e4ngen im 19. Jahrhundert. Auch Thaer setzte seine Studien f\u00fcr Pflanzenz\u00fcchtung an der M\u00f6gliner Akademie fort, so schrieb er in seiner Abhandlung \u201e\u00dcber die sich\nThaers Landhaus in Celle.\nfortpflanzenden Abarten der kultivierten Pflanzen\u201c, M\u00f6gliner Annalen der Landwirtschaft, X. Bd. 1822, S. 167 bis 180:\n\u201eEs ist gewi\u00df, da\u00df einige dieser Pflanzen noch immer und schnell genug, um es mit eigenen Augen merken zu k\u00f6nnen, Ab\u00e4nderungen annehmen, welche sich, wenn wir die Individuen ausw\u00e4hlen, fortpflanzen und nach einiger Zeit konstant werden.\u201c\nHieran schlie\u00dfen sich Versuche Thaers \u00fcber Ab\u00e4nderungen, wie \u00fcber die Best\u00e4ndigkeit der Grannen und andere, die recht lesenswert sind und zeigen, da\u00df unsere Fortschritte in wissenschaftlicher Beziehung doch eine langsame Entwicklung darstellen, und manches, was heute als moderne wissenschaftliche Leistung hervorgehoben wird, ist in seinen Grundgedanken schon viel fr\u00fcher empfunden und festgestellt worden.\nDer n\u00e4chste Zweig, welcher sich entwickelte, war die deutsche Futterr\u00fcbenz\u00fcchtung, und zwar scheint hier die \u00e4lteste Zuchtst\u00e4tte Leutewitz zu sein, 1825, w\u00e4hrend 1849 von B o r r i e s - Eckendorf durch vergleichende Anbau versuche von 20 R\u00fcbensorten begann.","page":0},{"file":"a0011.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXIII\nDie Kartoffelz\u00fcclitung in Deutschland ist ein Kind der Not durch die Gefahr, welche dem deutschen Kartoffelbau um 1845 durch eine Kartoffelkrankheit, Phytophtora infestans, drohte. Der erste Z\u00fcchter in Deutschland war Elsner von Gr o now, welcher schon im Jahre 1840 aus S\u00e4mlingen Kartoffeln erzielt hatte, dann folgte Paulsen- Nassengrund, der seit dem Jahre 1846 aus Samen Knollen zog, welche der Kartoffelkrankheit widerstanden. Erst viel sp\u00e4ter, im Jahre 1871 gewannen aber diese Versuche eine gr\u00f6\u00dfere Bedeutung, etwa gleichzeitig mit Richter, welcher in Zwickau seine beispiellos erfolgreiche und verdienstvolle T\u00e4tigkeit als Kartoffelz\u00fcchter\n(Mit Erlaubnis des Instituts f\u00fcr Zuckerindustrie-Berlin.)\nbegann. Bald folgte auch G i m b a 1 in Fr\u00f6msdorf als dritter bedeutungsvoller Z\u00fcchter aus den siebziger Jahren.\nDie deutsche Getreidez\u00fcchtung hat sich zuletzt entwickelt. Im Getreidebau spielten die Landsorten bis in die neueste Zeit hinein eine besonders wichtige Rolle. Er wird zwar von einzelnen Anf\u00e4ngen berichtet, so von Elsner von Gronow, der schon am Anfang des Jahrhunderts neue Sorten geschaffen, und von Kutscher - Wobesde, welcher schon 1845 die Grundlagen f\u00fcr die jetzt durch seinen Enkel neu belebte Wobesder Haferz\u00fcchtung geschaffen haben soll durch eine von einer Badereise mitgebrachte Haferprobe. Trotz dieser vereinzelten Versuche ist Wilhelm R i m p a u auf Schianstedt als der eigentliche Begr\u00fcnder der deutschen Pflanzenzucht zu betrachten, weil er in seltener Weise praktische landwirtschaftliche Erfahrungen mit wissenschaftlichen Studien zu verbinden wu\u00dfte. Eine Darstellung seiner T\u00e4tigkeit als Z\u00fcchter ist in dem ausf\u00fchrlichen Kapitel","page":0},{"file":"a0012.txt","language":"de","ocr_de":"XIV\nEinleitung.\nSchlanstedfj gegeben. Auf Rimpau folgten bald andere Z\u00fcchter: Hei ne -Hadmersleben, Beste horn - Bebitz, B e s e 1 e r, damals Anderbeck, u. a.\nAuch die Zuchtmethoden haben sich fortschreitend entwickelt. Von den Z\u00fcchtungsarten ist die der Veredlungsauslese die \u00e4lteste. Sie hat vor allem bei der Entwicklung der R\u00fcbenz\u00fcchtung eine Rolle gespielt. Ein anderes Verfahren, welches haupts\u00e4chlich bei der Getreidez\u00fcchtung angewandt wurde,\nist die Eormentrennung, durch welche vom Haupttypus abweichende Formen zwecks Erzielung neuer Sorten herausgenommen werden. Weiter bedient sich die Z\u00fcchtung zur Erzielung neuer Sorten der \u201eMutationen\u201c, d. h. der Benutzung gro\u00dfer, spontaner Variationen, die zuweilen pl\u00f6tzlich und in v\u00f6llig abweichender Form von der Sorte auf treten und selbstverst\u00e4ndlich nicht immer besonderen Nutzungswert haben. Die Ursachen dieser Variationen sind noch nicht aufgekl\u00e4rt, zum Teil sind sie vielleicht durch vor langer Zeit vorausgegangene Kreuzungen verursacht, zum Teil h\u00e4ngen sie von Standortsver\u00e4nderungen ab.\nAmtsrat Dr. W. Rimpau\tAuch hier ist die prak-\ngeb. 29. August 1842, gest. 20. Mai 1903.\ttische Z\u00fcchtung den wissen-\nschaftlichen Fortschritten gefolgt ; wie Darwin die Lehre von der allm\u00e4hlichen Entwicklung der Arten und von der allm\u00e4hlichen Entwicklung der Lebewesen aufstellte, so glaubt auch der Z\u00fcchter durch AuswahI des Besten eine allm\u00e4hliche Verbesserung herbeif\u00fchren zu k\u00f6nnen und arbeitet nach der Veredlungsauslese. Nachdem neuerdings besonders deVries f\u00fcr die sprunghafte Entstehung neuer Arten durch Mutation eintrat und die M\u00f6glichkeit der allm\u00e4hlichen Veredelung bestritt, stellte man auch die Behauptung auf, da\u00df in der Pflanzenz\u00fcchtung nur durch Benutzung von Mutationen Fortschritte m\u00f6glich seien. Allm\u00e4hlich haben sich auch hier bei der praktischen Anwendung dieser wissenschaftlichen Theorien die Gegens\u00e4tze ausgeglichen. Es ist offen-","page":0},{"file":"a0013.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXV\nsichtlich, wie in Deutschland die Veredlungsauslese die Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung gef\u00f6rdert hat (s. Statistik oben), andererseits auch Getreidesorten durch dieselbe gef\u00f6rdert werden, und es ist eine m\u00fc\u00dfige Aufstellung von Begriffen, wenn behauptet wird, da\u00df auch diese Fortschritte nur durch zuf\u00e4llig entstandene, schwer bemerkbare Mutationen und deren Aufgreifen bei der Veredlungsauslese entstanden w\u00e4ren. Praktisch hat jedenfalls die Veredelungsauslese in Deutschland f\u00f6rderlich gewirkt, und ihr verdanken wir, ebenso wie der Formentrennung und dem Weiterbau von Mutationen, gro\u00dfe Fortschritte.\nDie strengen Anh\u00e4nger der Mutationstheorie glauben auch in \u00dcbertragung auf die Verh\u00e4ltnisse der praktischen Z\u00fcchtung, da\u00df nach der Lehre von der Konstanz der Mutation, wenn sie bei Selbstbest\u00e4ubern eine reine Linie erhalten haben, eine weitere Auslese nicht notwendig sei. Es\nStatistik (Zuckerh\u00fcte).\nwurde dabei \u00fcbersehen, inwieweit in der Praxis, besonders durch die verschiedenartigsten Einfl\u00fcsse des Klimas, des Bodens, der D\u00fcngung, usw., die Bildung neuer Variet\u00e4ten beg\u00fcnstigt wird, und zwar besonders reichlich beim Weizen, weniger bei Roggen und Hafer und am wenigsten bei Gerste; ferner, da\u00df die Reinerhaltung einer Sorte in dem urspr\u00fcnglichen Typus nur durch fortgesetzte Auslese m\u00f6glich ist. Bei Fremdbefruchtern war nat\u00fcrlich die fortgesetzte Auslese immer notwendig.\nIn engster Beziehung zur Methode steht das Auslese verfahr en. Von der Massenauslese zur Reinerhaltung der Z\u00fcchtung ist man allm\u00e4hlich immer mehr zur Einzelauslese \u00fcbergegangen. Es werden die Nachkommenschaften einzelner Pflanzen miteinander verglichen, und zwar heutzutage bis zum Feldanbau der einzelnen Nachkommenschaften, da sich gezeigt hat, da\u00df die Beobachtung im Feldbestande, die weitere Beobachtung einzelner Pflanzen im Zuchtgarten und Laboratorium f\u00fcr die Wertsch\u00e4tzung der einzelnen St\u00e4mme gr\u00f6\u00dfte Bedeutung hat. Die Entwicklung von Z\u00fcchtungs- und Ausleseverfahren ist eine ganz allm\u00e4hliche gewesen. Eine Betrachtung \u00fcber die Entwicklung der","page":0},{"file":"a0014.txt","language":"de","ocr_de":"XYI\nEinleitung\nVerfahren hat besonders Fruwirth gegeben in seinem Aufsatz: \u201eEinmalige oder fortgesetzte Auslese bei Individualauslesez\u00fcchtung von Getreide und H\u00fclsenfr\u00fcchten\u201c in der Zeitschrift f\u00fcr das landwirtschaftliche Versuchswesen in \u00d6sterreich, Jahrg. 1907, S. 477.\nEine weitere Vervollkommnung bestand in der Vielseitigkeit der Beobachtungen. So ging man von der Beobachtung des Kornes und der \u00c4hre zu derjenigen der ganzen Pflanze, von der Zuckerpolarisation auch zur Bestimmung des rein anatomischen Aufbaues der Zuckerr\u00fcben \u00fcber. Auch hier\u00fcber hat Fruwirth eine Aufstellung gemacht ; er ermittelte, da\u00df v. L o c h o w zuerst in Deutschland im Jahre 1894 die Leistung der Nachkommenschaft der einzelnen Pflanzen gelegentlich notierte, von der Ernte 1905 ab \u00fcber die Leistung der Nachkommenschaft der einzelnen Pflanzen Buch f\u00fchrte und 1896 auf der Ausstellung der D. L. G. Stuttgart-Cannstadt einzelne Elitestauden und ihre Nachkommenschaft ausstellte. Steiger- Leutewitz ging 1879 zur Einf\u00fchrung der Auslese einzelner Pflanzen \u00fcber, 1897 zur Einf\u00fchrung der Auslese von Pflanzen aus beurteilten Nachkommenschaften, S t r u b e - Schianstedt 1901 zur Einf\u00fchrung der Auslese von Pflanzen aus beurteilten Nachkommenschaften und 1905 zur Einf\u00fchrung der Beurteilung auch der zweiten Generation der Nachkommen der Elitepflanzen.\nDa man in Deutschland immer auf die fortgesetzte Auslese der Nachkommenschaft gr\u00f6\u00dften Wert legt, hat Fruwirth das Verfahren das deutsche genannt, und auch im D. L. G.-Hochzuchtregister wird fortgesetzte Einzelauslese verlangt.\nBei der vierten erw\u00e4hnten Methode, der Bastardierung, d. h. der Mischung der Eigenschaften verschiedener Eltern, welches besonders bei Kartoffeln, dann aber auch bei Weizen angewandt wurde, hat man bis in die neueste Zeit die gr\u00f6\u00dfte Schwierigkeit gehabt, konstante Formen zu erzielen, besonders wenn die Nachkommenschaften einzelner Pflanzen nicht beobachtet wurden. Ein g\u00e4nzlicher Umschwung beginnt sich hier durch die Lehre Mendels, den Mendelismus, anzubahnen. Mendel, ein Benediktiner M\u00f6nch in Olm\u00fctz, hat zwar schon 1867 in wenig der \u00d6ffentlichkeit zug\u00e4nglichen Zeitschriften seine bei Erbsenbastardierungen entdeckten Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten ver\u00f6ffentlicht ; aber erst 1900 wurde diese Regel durch Correns, v.Tschermak und de Vries neu entdeckt. Der Mendelismus, die Lehre von den Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten der Eigenschaften der Nachkommen, hat eine gewaltige Ausdehnung sowohl f\u00fcr die Tierzucht als auch f\u00fcr die Pflanzenzucht angenommen; aber in der Praxis sind diese Lehren bisher wenig ausgenutzt. Wir befinden uns, besonders durch die Arbeiten des \u00f6sterreichischen Forschers v. Tschermak, noch mehr in dem Stadium der Feststellung der Vererbung- und Eigenschaftenpaarungen f\u00fcr die einzelnen Kulturpflanzen. Der Hauptwert der Mendelschen Forschungen f\u00fcr den Bastardierungsz\u00fcchter lag bisher in der Tatsache, da\u00df bei der Bastardierung nur die Beobachtung der Nachkommenschaft einzelner Pflanzen zu konstanten Rassen f\u00fchren kann,","page":0},{"file":"a0015.txt","language":"de","ocr_de":"XVII\nEinleitung.\nw\u00e4hrend bei Veredlungsz\u00fcchtung auch heute noch wirklich gute Sorten, wie z. B. Strubes begrannter Sommerweizen von Strube-Sallsch\u00fctz nur durch Massenauslese erhalten werden. Es ist nicht m\u00f6glich, an dieser Stelle \u00fcber kurze Andeutungen der Entwicklung der Pflanzenzucht hinauszugehen; es ist dies auch \u00fcberfl\u00fcssig, da die deutsche Literatur in Fruwirths \u201eDie Z\u00fcchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen\u201c1) ein klassisches Werk besitzt, dessen erster Band die allgemeine Z\u00fcchtungslehre der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und dessen drei weitere B\u00e4nde die Z\u00fcchtung einzelner Kulturpflanzen behandeln. In diesem Werk ist alles zusammengetragen, was auch an wissenschaftlichen Grundlagen der Botanik als vorbereitende Arbeit f\u00fcr den Z\u00fcchter n\u00f6tig ist.\nDurch die sorgf\u00e4ltigen Literaturangaben dieses Werkes ist es m\u00f6glich, auf die Einzelheiten zur\u00fcckzugehen, und so m\u00fcssen wir auch wegen der epochemachenden neueren Forschungen Winklers \u00fcber die Pfropfhybriden, Erwin Bauers und anderer \u00fcber den Mendelismus auf dieses Werk bezw. die Originalarbeiten verweisen. Erw\u00e4hnen wollen wir aber noch, wenn auch nur mit einem kurzen Hinweis, wie vieles die landwirtschaftlichen Pflanzenz\u00fcchter auch der neuerdings so sehr entwickelten Pflanzenpathologie, dieser neu entwickelten Wissenschaft, welche besonders durch die Kaiserliche Biologische Anstalt in Dahlem und das Kaiser-Wilhelm-Institut in Bromberg gef\u00f6rdert wird, zu verdanken haben; so sind die gro\u00dfen Erfolge anzuf\u00fchren, welche in allerneuester Zeit in Bek\u00e4mpfung der Branderkrankungen erzielt sind, seitdem B r e f e 1 d vor wenigen Jahren seine epochemachenden Forschungen \u00fcber die Bl\u00fcteninfektion des Brandes bekannt gab. In diesem Jahre war es zuerst m\u00f6glich, in gr\u00f6\u00dferer Ausdehnung staubbrandfreie Best\u00e4nde von Wintergerste und bisher sehr anf\u00e4lligen Sommerweizensorten zu beobachten, welche nur neuen Beizmethoden nach Forschungen Appels, Sch\u00e4nders u. a. zu verdanken sind. Dadurch sind erhebliche Mehrertr\u00e4ge bei diesen Pflanzen gerettet. Ebenso eifrig wird gearbeitet auf dem Gebiete der Erforschung der Krankheiten von R\u00fcben, Kartoffeln und Futterpflanzen. Wenn hier auch noch nicht so durchschlagende Erfolge in Bek\u00e4mpfung der Krankheiten erzielt sind, so sind doch immerhin schon Wege f\u00fcr die Heilung der Krankheiten gegeben, wie z. B. bei den Kartoffeln durch Auswahl besonderer Pflanzen und besonderer St\u00e4mme der vegetativen Vermehrung. Die Bearbeitung dieser Fragen hat der Sonderausschu\u00df f\u00fcr Pflanzenschutz in H\u00e4nden, und es ist besonders auf die oft in neuer Auflage erschienene Anleitung der D.L.G. \u201ePflanzenschutz\u201c zu verweisen. Es ist erstaunlich, eine wie gro\u00dfe Anzahl von Z\u00fcchtern diese wissenschaftlichen Grundlagen heutzutage trotz ihrer angestrengten Arbeitslast beobachten und aus-nutzen. Es entspricht andererseits einem Bed\u00fcrfnis, da\u00df sich ein besonderer Beruf von Pflanzenz\u00fcchtern bildet, welche sich als Saatzuchtleiter, Pflanzen-\n1) Verlag Paul Parey, Berlin.\nDeutsche Pflanzenzucht.\tB","page":0},{"file":"a0016.txt","language":"de","ocr_de":"XVIII\nEinleitung.\nzuchtinspektor usw. sowohl privaten Z\u00fcchtern zur Leitung ihrer Zuchten als auch landwirtschaftlichen K\u00f6rperschaften als Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer zur Bearbeitung derartiger Fachfragen zur Verf\u00fcgung stellen. An einer Reihe von Hochschulen (s. Teil I) sind auch schon besondere Pr\u00fcfungen eingef\u00fchrt, durch welche derartige berufsm\u00e4\u00dfige Pflanzenz\u00fcchter den Erwerb der wissenschaftlichen grundlegenden Kenntnisse nachweisen k\u00f6nnen, wenn auch f\u00fcr die praktische Wirksamkeit allein der Erfolg in der Praxis ma\u00dfgebend bleiben mu\u00df.\nCharakteristisch f\u00fcr Deutschland ist, da\u00df die Pflanzenz\u00fcchtung, besonders die Getreidez\u00fcchtung, immer durch einzelne ihrer Zeit vorauseilende M\u00e4nner fortgeschritten ist; gerade einer der erfolgreichsten deutschen Z\u00fcchter, F. von Lochow, und seine Arbeiten zeigen, wie ohne \u00e4u\u00dfere Anregung-und Einfl\u00fcsse zun\u00e4chst nur die Schaffung einer besseren Roggensorte f\u00fcr die eigenen Verh\u00e4ltnisse vom Z\u00fcchter ins Auge gefa\u00dft wurde, welche dann erst durch die Beteiligung an den D. L. G.-Sort en versuchen ihren Weltruf erlangte. Die neu begr\u00fcndeten Organisationen, z. B. die s\u00fcddeutschen Saatzuchtanstalten, haben sich wohl gro\u00dfe Verdienste durch die F\u00f6rderung der Kenntnisse der Saatzucht und durch Anregung zu z\u00fcchterischen Bem\u00fchungen erworben ; es ist ihnen aber bisher nicht gelungen \u2014 wozu auch die K\u00fcrze der Zeit ihrer bisherigen T\u00e4tigkeit nicht ausreichte \u2014, f\u00fcr weitere Bezirke bedeutungsvollere Sorten zu schaffen, welche etwa in ihrer Mehrleistung gegen\u00fcber anderen, mit den Z\u00fcchtungen von Lochows, Beselers sowie mit denen der altbekannten Zuchtst\u00e4tten Eckendorf, Leutewitz und Klein-Wanzleben zu vergleichen w\u00e4ren. Auch soll ihr besonderes Gebiet die Veredlung der Landsorten sein, und es ist zurzeit durch sachgem\u00e4\u00dfe Versuche noch nicht entschieden, wo veredelte Landsorten oder wo hochedle Z\u00fcchtungssorten anzubauen sind.\nDie augenblicklich enorme Entwicklung der deutschen Pflanzenz\u00fcchtung hat erst Anfang der neunziger Jahre und Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzt. Den Ansto\u00df dazu gaben die gro\u00dfen wirtschaftlichen Erfolge der ersten Z\u00fcchter, die Entwicklung der Pflanzenz\u00fcchtungslehre an deutschen Hochschulen und die T\u00e4tigkeit der Saatzucht-Abteilung der D. L. G. Der gewaltige Aufschwung zeigt sich, wenn wir die einzelnen Z\u00fcchter in Deutschland zusammenz\u00e4hlen unter Zugrundelegung der Angaben dieses Buches, danach gibt es:\n43 Z\u00fcchter von Winterroggen,\t\n3\t,,\t,, Sommerroggen,\n61\t,,\t,, Winterweizen,\n23\t,,\t,, Sommerweizen,\n5\t,,\t,, Wintergerste,\n60\t,,\t,, Sommergerste,\n53\t,,\t,, Hafer,\n23\t,,\t,, Futterr\u00fcben,\n31\t,,\t,, Zuckerr\u00fcben,","page":0},{"file":"a0017.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXIX\n17 Z\u00fcchter\tvon\tKartoffeln,\n4\t,,\t\u201e\tKohl, Mohrr\u00fcben\tu.\tdgl.\n8\t,,\t,,\tKlee- und Grasarten,\n28\t\u201e\t,,\tH\u00fclsenfr\u00fcchte.\nDie Zahl der Z\u00fcchter von Kohl, Mohrr\u00fcben usw. ist sehr unsicher, weil diese Z\u00fcchtungen schon in die g\u00e4rtnerische Pflanzenz\u00fcchtung \u00fcbergehen. Eine Anzahl der oben mitgez\u00e4hlten Z\u00fcchter hat allerdings erst vor sehr kurzer Zeit angefangen; besonders tragen zur Erh\u00f6hung der Zahlen auch die Angaben \u00fcber bayerische Genossenschaften und Einzelanbauer bei.\nEine L\u00fccke in unseren z\u00fcchterischen Bestrebungen bildet noch die geringe Ausdehnung der Eutterpflanzenz\u00fcchtung, bei welcher der Handel mit Klee- und Grassaaten noch heute g\u00e4nzlich in H\u00e4nden des Samenhandels liegt, und der Bedarf zum gro\u00dfen Teile aus dem Auslande gedeckt wird. In letzter Zeit regt sich auch auf diesem Gebiete neues Leben. Nach fr\u00fcheren mi\u00dfgl\u00fcckten Anf\u00e4ngen der D. L. G. mit Preisbewerben f\u00fcr Grassamenbau, scheinen jetzt erneute Versuche zur F\u00f6rderung bessere Erfolge zu zeitigen.\nWenn in diesem Buche fast nur Namen deutscher Forscher und Z\u00fcchter genannt werden, so entspricht dies der Absicht, eine Sonderschilderung der deutschen Pflanzenz\u00fcchtung zu geben. Trotzdem ist dankbar anzuerkennen, wie viel Anregungen Deutschland in wissenschaftlicher und praktischer Beziehung durch das Ausland empfangen hat. So brauchen wir nur die englischen Z\u00fcchter Shirriff, Shirreff, Le Couteur, Hallet, franz\u00f6sische wie Vilmorin zu nennen, und neuerdings auf die von Sval\u00f6f, von \u00d6sterreich-Ungarn und Nordamerika ausgegangenen Einwirkungen hinzuweisen. W\u00e4hrend unsere Roggenz\u00fcchtungen ganz deutschen Ursprungs sind, haben wir aus England zum Teil \u00fcber D\u00e4nemark die Grundlagen unserer Square-lieadz\u00fcchtungen sowie eine Reihe von Gerstensorten erhalten, die a-Gersten stammen aus \u00d6sterreich, viele Grundlagen unserer Haferz\u00fcchtung aus nordischen L\u00e4ndern, und die Firma Vilmorin hat auch f\u00fcr Deutschland eine Reihe von Sorten besonders als Grundlagen weiterer Z\u00fcchtung geliefert. Das Verdienst der deutschen Pflanzenz\u00fcchtung besteht in Entwicklung dieser Sorten f\u00fcr Deutschland. Andrerseits haben manche deutsche Sorten sich im Austausch auch in den Nachbarl\u00e4ndern eingeb\u00fcrgert, so z. B. Petkuser Roggen, einige Hafersorten und besonders Zucker- und Futterr\u00fcbensorten.\nVon gr\u00f6\u00dftem Einflu\u00df auf die Entwicklung der Saatzucht war die Gr\u00fcndung der Saatgut-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft im Jahre 1886, welche sp\u00e4ter Saat zucht - Abteilung genannt wurde. Den Vorsitz \u00fcbernahm der Begr\u00fcnder der wissenschaftlichen Samenkunde, N o b b e, dem der jetzige Vorsitzende, Landes\u00f6konomierat Beseler - Braunschweig, fr\u00fcher Anderbeck und Weende, im Jahre 1888 im Amte folgte. Durch sie war den Z\u00fcchtern ein Mittelpunkt f\u00fcr ihre Bestrebungen gegeben. Es konnten regelm\u00e4\u00dfig z\u00fcchterische Erfahrungen ausgetauscht werden; auch wurde \u00fcber alle wichtigeren Fortschritte von wissenschaftlicher Seite durch Autorit\u00e4ten des\nB*","page":0},{"file":"a0018.txt","language":"de","ocr_de":"XX\nEinleitung.\nIn- und Auslandes berichtet, so da\u00df die Versammlungsberichte in den Jahrb\u00fcchern ein getreues Spiegelbild der ganzen Entwicklung der Pflanzenz\u00fcchtung in Deutschland in den letzten 20 Jahren bieten.\nWir geben daher eine kurze \u00dcbersicht \u00fcber die Vortr\u00e4ge auf den Abteilungsversammlungen zun\u00e4chst \u00fcber Z\u00fcchtung im allgemeinen :\n1886. C a 1 b e r 1 a - Hirschfeld: Bedeutung der Zucht neuer Kulturvariet\u00e4ten und besseren Saatgutes sowie des Saatwechsels. Jahrbuch I.\n1888.\tW i 11 m a c k - Berlin: Roggen aus dem drei\u00dfigj\u00e4hrigen Kriege, III.\n1889.\tv. R \u00fc m k e r - G\u00f6ttingen : \u00dcber neue Methoden und Hilfsmittel zur Vervollkommnung unserer Kulturgew\u00e4chse durch Z\u00fcchtung, IV.\n1892.\tM a r e k - K\u00f6nigsberg : Mittel f\u00fcr Hebung des Kartoffelbaues, VII.\n1893.\tLiebscher - G\u00f6ttingen: Fortschritte in der Pflanzenz\u00fcchtung, VIII.\n1894.\tL i e b s c h e r - G\u00f6ttingen: Kritische Besprechung der jetzt \u00fcblichen Methoden der Kartoffelz\u00fcchtung. Bericht, IX.\n1895.\tS t e i g e r - Leutewitz: \u00dcber Runkelr\u00fcben und Runkelsamenzucht, X.\n1895.\tW o h 1 t m a n n - Bonn-Poppelsdorf : Neue Forschungsmethoden der Pflanzenzucht, X.\n1896.\tv. R \u00fc m k e r - Breslau: \u00dcber die Entwicklung der Getreidez\u00fcchtung, XI.\n1897.\tTh. Bruun von Neergaard - Eckhof: \u00dcber die Zuchtziele f\u00fcr die verschiedenen Getreidearten sowie \u00fcber Verfahren und Hilfsmittel der Getreidez\u00fcchtung, XII.\n1899. Kraus- Weihenstephan und v. Eckenbrecher - Berlin: Wie erzielt man die beste Braugerste, XIV.\n1901. R i m p au - Schianstedt: Die Bestockung des Getreides als z\u00fcchterisches Moment, XVI.\n1901.\tv. R \u00fc m k e r - Breslau: Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung, XVI.\n1902.\tF r u w i r t h - Hohenheim: Xeue Forschungen und ihre Verwertung bei der Pflanzenz\u00fcchtung, XVII.\n1904.\tv. L o c h o w - Petkus (Gesamtausschu\u00df der D. L. G.): Die Aufgaben der Saatzucht-Abteilung, XIX.\n1905.\tE. Tschermak - Wien : Die Kreuzung im Dienste der Pflanzenz\u00fcchtung, XX.\n1906.\tR e m y - Bonn: Der Vegetationsversuch als Hilfsmittel der Sortenpr\u00fcfung, XXI (Winterversammlung).\n1906.\tv. E c k e n b r e c h e r - Berlin: Fortschritte im Kartoffelbau durch Z\u00fcchtung, XXI (Sommerversammlung).\n1907.\tF r u w i r t h - Hohenheim: Das Bl\u00fchen des Getreides, XXII (Winterversammlung).\n1907. B r e f e 1 d - Berlin: Die Brandkrankheiten des Getreides, XXII (Winterversammlung).\n1907.\tv. V o g e 1 s a n g - Hovedissen: Futterr\u00fcbenz\u00fcchtung, XXII (Sommerversammlung).\n1908.\tv. Riimker - Breslau: Systematische Einteilung und Benennung der Getreidesorten f\u00fcr praktische Zwecke, XXIII (Winterversammlung).\n1909.\tB e s e 1 e r - Braunschweig : Erfahrungen in der Getreidez\u00fcchtung, XXIV (Winterversammlung).\n1909.\tK \u00fc h 1 e - Aderstedt : Fortschritte in der Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung.\n1910.\tv. R iimker - Breslau: Was k\u00f6nnen wir von der Saatzucht des Auslandes lernen? XXV (Winterversammlung).\nIn das Gebiet der Klee- und Grassamengewinnung fallen folgende Vortr\u00e4ge:\n1893 : Bericht von Nobbe - Tharandt \u00fcber : Wettbewerb im Anbau von Knaulgrassamen, Jahrbuch VIII.\n1895. Bericht von Putensen \u00fcber: Anbauversuche mit verschiedenen Wei\u00dfkleesorten, X.\n1897. Wittmack - Berlin und Otto E. Ernst- Hamburg: Hebung des deutschen Grassamenbaues, XII.","page":0},{"file":"a0019.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXXI\n1903.\t(Gesamtausschu\u00dfsitzung der D. L. G.) Gisevius - K\u00f6nigsberg: Ergebnisse der Anbauversuche mit Rotklee verschiedener Herkunft, XVIII.\n1903. F r u w i r t h - Hohenheim: \u00dcber Versuche und Untersuchungen von Wei\u00dfkleeformen, XVIII.\n1908. S t e b 1 e r - Z\u00fcrich: Verwendung von Klee- und Grassaaten zur Ansaat von Wiesen und Weiden, mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der Herkunfts- und Z\u00fcchtungsfrage, XXIII ( Sommerversammlung).\n1910. v. R ii m k e r - Breslau: Der Klee- und Grassamenbau in Nordamerika, XXV (Sommerversammlung).\n1910. V o i g t - Hamburg: Der Handel mit Klee- und Grassamen unter besonderer Ber\u00fccksichtigung des heimischen Marktes, XXV (Sommerversammlung).\nAber auch an den \u00f6rtlichen Bestrebungen \u00fcber Z\u00fcchtung und Sortenbau ist die Saatzucht-Abteilung nicht ohne Interesse vor\u00fcbergegangen. Es wurde in einer Reihe von Versammlungen \u00fcber die Z\u00fcchtung in einzelnen Landesteilen berichtet wie folgt :\n1898.\tv. S t e g 1 i c h - Dresden: \u00dcber die Z\u00fcchtung des Pirnaer Roggens und Untersuchungen auf dem Gebiete der Roggenz\u00fcchtung im allgemeinen. Jahrbuch XIII.\n1899.\tGutsbesitzer B r o i 1 i - M\u00fchlbach \u00fcber: Welche unserer Getreidearten werden jetzt in S\u00fcddeutschland angebaut und in welcher Richtung sind sie verbesserungsf\u00e4hig? XIV.\n1900.\tG i s e v i u s - Gie\u00dfen und F r i e d e r i c i-Czerleino \u00fcber: Die Getreidearten und deren Verbesserung im \u00f6stlichen Deutschland, XV.\n1902.\tG1 a s e r - Chateaux- Salins \u00fcber S\u00fcddeutschland und Sc hl e h-M\u00fcnster \u00fcber Anbau-und Brauversuche mit Wintergerste in Westfalen, XVII.\n1903.\tv. S e e 1h o r s t - G\u00f6ttingen berichtete \u00fcber Zucht- und Anbaugebiet der Rassen unserer Getreidearten in Westdeutschland, XVIII.\n1904.\tK r e c h - Althausen und Mo d r o w - Gwisdzyn: \u00dcber die Einrichtung von Saatbauvereinen und die Saatzucht im nord\u00f6stlichen Deutschland, XIX.\n1905.\tKr aus - M\u00fcnchen: \u00dcber die Saatgutz\u00fcchtung in Bayern, XX.\nDas Samenuntersuchungswesen und die Samenkunde behandeln zwei Vortr\u00e4ge :\n1890. Rim pau-Schianstedt: Beziehungen des spezifischen Gewichtes des Saatkorns zur Produktionskraft der Pflanzen, Jahrbuch V.\n1898. No b b e - Tharand: \u00dcber die zweckm\u00e4ssige Erntezeit der R\u00fcbensamen, XIII.\nNicht unerw\u00e4hnt d\u00fcrfen die auf den Eisenacher Lehrg\u00e4ngen f\u00fcr landwirtschaftliche Wanderlehrer gehaltenen Vortr\u00e4ge bleiben, die zu einer weiteren Verbreitung der saatz\u00fcchterischen Gedanken und Fortschritte beigetragen haben :\n1898. v. R\u00fcmker-Breslau: Der wirtschaftliche Mehrwert guter Kulturvariet\u00e4ten und auserlesenen Saatgutes.\n1901.\tEd 1er-Jena: Veranstaltung von vergleichenden Anbauversuchen mit Getreidearten und Kartoffeln.\n1904. Edler-Jena: Neue ertragreiche Getreide- und Hackfruchtsorten und Aufgabe der Wanderlehrer bei Einf\u00fchrung solcher Sorten.\n1904.\tH i 11 m a nn - Berlin: Die Beurteilung des Saatgutes durch Feldbesichtigungen und die Saatanerkennung der D. L. G.","page":0},{"file":"a0020.txt","language":"de","ocr_de":"XXII\nEinleitung.\nEin selir anregendes und f\u00f6rderndes Mittel f\u00fcr die einzelnen Saatzuchtwirtschaften sind ferner die Preisbewerbe der Saatzucht Wirtschaft en gewesen. \u00dcber diese Besichtigungen, welche in mehrj\u00e4hrigen Zwischenr\u00e4umen stattfinden, wird in den Jahrb\u00fcchern der D. L. G. berichtet. Diese Wirtschafts- und Zuchtbetriebsbeschreibungen haben vielfach in der deutschen und ausl\u00e4ndischen Literatur gewisserma\u00dfen als Vorg\u00e4nger dieses Buches Beachtung gefunden, sie werden dauernd Bedeutung f\u00fcr die Entwicklungsgeschichte der deutschen Samenz\u00fcchtung behalten. Da\u00df aber bei diesen Besichtigungen und Preisbewerben nicht schablonenm\u00e4\u00dfig, sondern kritisch vorgegangen ist, ersieht man daraus, da\u00df die Zuteilung der Preise zwischen Ehren-, ersten, zweiten Preisen und Mi\u00dferfolgen schwankt. Manche Zuchtwirtschaften, die sich in fr\u00fcheren Jahren meldeten, sind als solche jetzt ganz wieder verschwunden, w\u00e4hrend andere und zwar gelegentlich auch sehr kleine Wirtschaften, sofort mit gro\u00dfem Erfolge in den Preisbewerb eingetreten sind und sich weiter entwickelt haben.\nMeistens [fanden allgemeine Saatzuchtwirtschaftspreisbewerbe mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der Getreidez\u00fcchtung statt, so in den Jahren 1888, 1892, 1896 und 1900. Der Preisbewerb 1904 hat sich ausschlie\u00dflich auf Getreide beschr\u00e4nkt. Kartoffelzuchtwirtschaften standen 1894 und 1906 im Preisbewerb, R\u00fcbenzuchtwirtschaften 1905 und Saatzucht-Genossenschaften 1898 und 1907.\nDie nachfolgende \u00dcbersicht gibt Rechenschaft \u00fcber diese jetzt durch das D. L. G.-Hochzuchtregister zeitgem\u00e4\u00df ersetzte Einrichtung mit Nennung der Jahre, in welchen sich die betr. Wirtschaften beteiligten.\n1.\tAnderbeck.......................... 1888,\t1892,\t1896,\t1900.\n2.\tBebitz............................. 1888.\n3.\tCriewen............................ 1904.\n4.\tEckendorf.......................... 1896,\t1900,\t1904,\t1905.x)\n5.\tFr\u00f6msdorf (Cimbal)................. 1894,1) 1906.1)\n6.\tG\u00e4nsefurth......................... 1888.\n7.\tGr\u00f6bers............................ 1888.\n8.\tEmersleben, sp\u00e4ter Hadmersleben . .\t1888,1892,1896,1900,1904.\n9.\tGenossenschaft zur Z\u00fcchtung des Prof.\nHeinrich-Roggens................... 1907.3)\n10.\tIrl................................ 1894.1)\n11.\tK\u00f6nkendorf......................... 1900.\n12.\tK\u00f6stritz........................... 1894.1)\n13.\tLeutewitz ......................... 1888,\t1892,\t1896,\t1900,\n1904, 1905.2)\n1)\tPreisbewerb f\u00fcr Kartoffelzucht wirtschaften.\n2)\t\u201e\t\u201e\tR\u00fcbenzuchtwirtschaften.\n3)\t,,\t,,\tSaatzuchtgenossenschaften.","page":0},{"file":"a0021.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXXIII\n14.\tHeinr. Mette, Quedlinburg.......... 1900.\n15.\tNassengrund........................ 1894,1) 1906.1)\n16.\tNassenheide ....................... 1906.1)\n17.\tPetkus............................. 1896, 1900, 1904.\n18.\tPfiffelbach........................ 1896, 1905.2)\n19.\tPirnaer Saatzuchtgenossenschaft . .\t1898,3) 1907.3)\n20.\tSchianstedt (Behrens).............. 1905.2)\n21.\tSchianstedt (Rimpau) u. Langenstein 1888,1892,1896,1900,1904.\n22.\tSchianstedt (Strube)............... 1904.\n23.\tStieghorst......................... 1905.2)\n24.\tWeende............................. 1892, 1896, 1900, 1904.\n25.\tWonsowo............................ 1900.\n26.\tZwickau (Richter).................. 1894.1)\nDie seit dem Jahre 1905 bestehende Neueinrichtung, das \u201eD. L. G.-Hochzuchtregister f\u00fcr Pflanzenz\u00fcchtungen\u201c, ersetzte die Hervorhebung einzelner Wirtschaften durch Preisbewerbe, welche mit der gr\u00f6\u00dferen Zahl der Z\u00fcchter immer schwerer wurde, durch Hervorhebung einzelner Z\u00fcchtungssorten nach sehr genauer Pr\u00fcfung. Die Eintragung in das Register und die damit verbundene Erlaubnis der F\u00fchrung des Warenzeichens geben B\u00fcrgschaft f\u00fcr den z\u00fcchterischen Wert der betreffenden Sorte.\nZur Eintragung k\u00f6nnen zielbewu\u00dfte und auf z\u00fcchterischen Grunds\u00e4tzen beruhende Hochzuchten von landwirtschaftlichen Kulturpflanzen gelangen, soweit deren Z\u00fcchtung innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches stattfindet.\nUnter \u201eHochzucht\u201c wird nur das aus mehrj\u00e4hriger methodischer Zuchtwahl hervorgegangene Erzeugnis eines Z\u00fcchters oder einheitlich geleiteter Z\u00fcchtervereinigungen verstanden, dessen Abstammung und Leistung sich durch Ausleseregister oder sonstige Zuchtbelege nachweisen l\u00e4\u00dft. Dabei ist unter methodischer Zuchtwahl die mit zielbewu\u00dfter, andauernder Benutzung der Ver\u00e4nderlichkeit der Formen auf Grund der Vererbung ausge\u00fcbte Individualauslese f\u00fcr sich allein oder in Verbindung mit nachweislicher Kreuzung zu verstehen.\nEingetragenes Warenzeichen.\n1)\tPreisbewerb f\u00fcr Kartoffelwirtschaften.\n2)\t\u201e\t,,\tR\u00fcbenzuchtwirtschaften.\n3)\t\u201e\t,,\tSaatzuchtgenossenschaften.","page":0},{"file":"a0022.txt","language":"de","ocr_de":"XXIV\nEinleitun;\nO'.\nWenn Neuz\u00fcchtungen aus bereits im Hochzuclitregister stehenden Hochzuchten angemeldet werden, ist nachzuweisen, da\u00df eine Ver\u00e4nderung und Verbesserung der urspr\u00fcnglichen Z\u00fcchtung stattgefunden hat.\nFerner mu\u00df f\u00fcr jede in das Hochzuchtregister einzutragende Sorte schon ein gewisser Anbauwert auf Grundlage von einwandfreien Sortenversuchen nachgewiesen sein, so da\u00df nur mehrj\u00e4hrig gepr\u00fcfte Sorten aufgenommen werden k\u00f6nnen.\nZ\u00fcchtungen, welche diese Anforderungen nicht erf\u00fcllen, sind von der Aufnahme in das Hochzuchtregister ausgeschlossen. Auch darf nur der Z\u00fcchter selbst beim Verkauf dieses Zeichen f\u00fchren. Im \u00fcbrigen ist auf die Grundregel zu verweisen.\nNach dieser soll das Hochzuchtregister 1. die Rassez\u00fcchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen in Deutschland heben, 2. die Z\u00fcchter von Originalsaaten gegen unlauteren Wettbewerb und 3. die Saatgutk\u00e4ufer gegen T\u00e4uschung \u00fcber die Herkunft des Saatgutes sch\u00fctzen. Die Eintragung und das Warenzeichen, welches nur f\u00fcr die eingetragenen Sorten gef\u00fchrt werden darf, sollen ein Beweis sein f\u00fcr den z\u00fcchterischen Wert der Sorten, nicht f\u00fcr die \u00e4u\u00dfere Beschaffenheit des Saatgutes im einzelnen Falle, wie Farbe, Reinheit, Keimf\u00e4higkeit usw. Zurzeit sind 28 Sorten in das D. L. G. - Hochzuchtregister eingetragen, n\u00e4mlich:\n3\tRoggensorten,\n4\tWeizensorten,\n2 Gerstensorten,\n4 Hafersorten,\n6 Runkelr\u00fcbensorten,\n2 Zuckerr\u00fcbensorten,\n2 Erbsensorten,\n1 Bohnensorte,\n4 Kartoffelsorten.\nDas wichtigste Arbeitsgebiet der Saatzucht-Abteilung sind von jeher die Sortenversuche gewesen. Sie waren es, welche guten Leistungen der Z\u00fcchter entsprechenden Lohn gebracht, neue Anregung gegeben und die unberechtigte Reklame zur\u00fcckgedr\u00e4ngt haben. Sie k\u00f6nnen daher mit Recht als bestes F\u00f6rderungsmittel der Saatzucht betrachtet werden.\nGrunds\u00e4tze und Bedingungen der Sortenversuche. Die Sorten versuche der D. L. G. sollen in Erf\u00fcllung einer wichtigen Aufgabe f\u00fcr die Landwirtschaft zur Ermittlung des An bau wertes von neuen oder vielfach angebotenen Sorten dienen. Durch Beteiligung kann jede Wirtschaft die besten Sorten f\u00fcr die eigenen Verh\u00e4ltnisse ermitteln, da in jeder Versuchsreihe sowohl sehr ertragreiche, anspruchsvollere Sorten, als auch solche mit geringeren Anspr\u00fcchen an Klima und Boden enthalten sind. Der Wert einer Sorte ist dabei nicht allein nach dem Ertrage, sondern auch","page":0},{"file":"a0023.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXXV\nnach anderen n\u00fctzlichen Eigenschaften : wie Beschaffenheit des Ernteproduktes, Winterfestigkeit und Halmst\u00e4rke bei Getreide, leichte Erntbarkeit bei Futter-runkeln usw. zu beurteilen.\nF\u00fcr die sog. Hauptpr\u00fcfungen, welche durch praktische Landwirte auszuf\u00fchren sind, werden seitens der D. L. G. in der Regel nur drei bzw. vier Sorten vorgeschlagen, eine bzw. zwei unter verschiedenen klimatischen Bedingungen in fr\u00fcheren Versuchen bew\u00e4hrte und zwei im Vergleich zu dieser zu pr\u00fcfende Sorten, welche nun allerdings auch vollz\u00e4hlig ohne Fortlassung der einen oder anderen Sorte in jedem Versuch angebaut werden sollen. Es ist sehr erw\u00fcnscht, da\u00df sowohl die die Versuche leitenden K\u00f6rperschaften, als auch die Versuchsansteller selbst weitere Sorten, welche bisher in der betreffenden Provinz bzw. Wirtschaft f\u00fcr gut galten, hinzuf\u00fcgen, so da\u00df jede Versuchsreihe 4\u20145 Sorten umfa\u00dft.\nVorpr\u00fcfungssorten sind im allgemeinen nur f\u00fcr Versuche durch wissenschaftliche Anstalten, Versuchswirtschaften usw. bestimmt, um nach deren Ergebnissen Hauptpr\u00fcfungssorten noch sorgf\u00e4ltiger ausw\u00e4hlen zu k\u00f6nnen. An diesen sind fast alle deutschen landwirtschaftlichen Versuchswirtschaften beteiligt in Verabredung mit der D. L. G. und unter Zugrundelegung der Sortenlisten. Leider fehlen an dieser Organisation aber noch immer einige wichtige Versuchsfelder, welche agrikulturchemischen Versuchsstationen angeschlossen sind.\nDieselben Sorten werden mindestens drei Jahre nacheinander gepr\u00fcft, und es ist jedem Versuchsansteller zu raten, die Versuche drei Jahre hintereinander mit frischem Saatgut fortzusetzen, weil ein einzelner Versuch irref\u00fchrend wirken kann. Sollten aher ausnahmsweise Nachsaaten zur Fortsetzung des Versuches verwendet werden, so ist eine ebenso sorgf\u00e4ltige Anlage des Versuchs notwendig, um zuverl\u00e4ssige Ergebnisse zu erhalten. Auch sendet die Saatzuchtstelle in diesem Falle auf Wunsch Beobachtungstabellen und bittet um deren Ausf\u00fcllung und R\u00fccksendung mit Proben.\nDie D. L. G. ver\u00f6ffentlicht \u00fcber Durchschnittsergebnisse der Versuche allj\u00e4hrliche vorl\u00e4ufige Mitteilungen und nach mehrj\u00e4hrigen Versuchen ausf\u00fchrliche Berichte.\nW\u00e4hrend in den ersten Jahren (von 1888 ab) die Anbauversuche unter Leitung von Liebscher und Edler standen, wurden seit 1904 die Versuche von der Saatzuchtstelle so organisiert, da\u00df eine gemeinsame Vereinbarung mit den neu begr\u00fcndeten Saatbauvereinen und den neuerdings der Saatzucht ihr Interesse zuwendenden Landwirtschaftskammern stattfand. Wir lassen eine Aufstellung der seit 1888 angestellten Versuche folgen :\nSorten versuche der D. L. G.\nMit Winterroggen:\n1888/89\u20141893/94.\tBerichte : Liebscher und Stutzer, Jahrb. der\nD. L. G. V, 1890, S. 635 ff. \u2014 Liebscher, Jahrb. der D. L. G.","page":0},{"file":"a0024.txt","language":"de","ocr_de":"XXVI\nEinleitung.\nVIII, 1893, S. 471 ff. -\u2014 Prof. Dr. Liebseher, Heft 13 der Arbeiten der D. L. G.\n1899/1900\u20141901/02. Prof. Dr. Edler-Jena, Heft 84 der Arbeiten der D. L. G.\n1904/05\u20141906/07. Vorl\u00e4ufiger Bericht: s. Jahrbuch der D. L. G., Bd. 21, S. 155ff., Bd. 22, S. 65 ff. und Bd. 23, S. 135.\n1907/08\u20141909/10.\tVorl\u00e4ufiger Bericht: Mitteilungen der Saatzuchtstelle\nder D. L. G., Nr. 10, 1909.\nMit Winter weizen:\nVersuche mit Dickkopf- und anderen Winterweizensorten 1888/89\u20141891/92. Bericht: Prof. Dr. Liebscher, Jahrb. der D. L. G. VIII, 1893, S. 525 ff.\nVersuche mit verschiedenen Dickkopfsorten 1892/93\u20141894/95. Bericht : Prof. Dr. Edler- G\u00f6ttingen, Jahrb. der D. L. G. XI, 1896, S. 319 ff.\n1895/96\u20141898/99. Bericht: Prof. Dr. E d 1 e r - Jena, Heft 53 der Arbeiten der D. L. G.\nVersuche mit Dickkopf- und anderen Winterweizensorten 1893/94\u20141896/97. Bericht: Prof. Dr. E d 1 e r - Jena, Heft 32 der Arbeiten der D. L. G.\n1897/98\u20141899/1900. Bericht: Prof. Dr. Edler- Jena, Heft 63 der Arbeiten der D. L. G.\n1904/05\u20141906/07. Bericht: Jahrbuch der D. L. G., Bd. 21, S. 153 ff., Bd. 22, S. 62 ff. und Bd. 23, S. 133, 134.\n1907/08\u20141909/10. Vorl\u00e4ufiger Bericht: Mitteilungen der Saatzuchtstelle der D. L. G., Nr. 11, 1909.\nMit Sommerweizen:\n1894\u20141897. Bericht: Prof. Dr. E d 1 e r - Jena, Heft 32 der Arbeiten der I). L. G.\n1898\u20141900. Bericht: Prof. Dr. E d 1 e r - Jena, Heft 63 der Arbeiten der D. L. G.\n1905\u20141909.\tVorl\u00e4ufiger Bericht in den Mitteilungen der Saatzuchtstelle\n\u00fcber wichtige Sortenversuche, Nr. 2, 1910.\nMit Hafer:\n1889\u20141893. Berichte: Liebscher und Stutzer, Jahrb. derD.L. G. V,\n1890,\tS. 567\u2014598. \u25a0\u2014 Liebscher, Jahrb. der D. L. G. VI. 1,\n1891,\tS. 67\u2014124; VII, 1892, S. 241\u2014312; IX, 1894, S. 453\u2014570.\n1905\u20141909.\tVorl\u00e4ufiger Bericht: Mitteilungen der Saatzuchtstelle \u00fcber\nwichtige Sortenversuche, Nr. 6, 1910.\nMit Rotklee verschiedener Herkunft:\n1901\u20141902. Bericht: Prof. Dr. Gisevius - Gie\u00dfen, Heft 83 der Arbeiten der D. L. G.","page":0},{"file":"a0025.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXXVII\nMit Gr\u00e4sern verschiedener Herkunft:\n1906\u20141909. Vorl\u00e4ufiger Bericht in den Mitteilungen der Saatzuchtstelle, Nr. 1, 1910.\nMit Runkelr\u00fcben:\n1905 und 1909. Vorl\u00e4ufiger Bericht in den Mitteilungen der Saatzuchtstelle, Nr. 5, 1910.\nMit Zuckerr\u00fcben:\n1907. Vorl\u00e4ufiger Bericht in den Mitteilungen der Saatzuchtstelle, Nr. 3, 1908.\nMit Erbsen:\n1902\u20141904. Bericht: Prof. Dr. E d 1 e r - Jena, Heft 109 der Arbeiten der D. L. G.\nMit Feldbohnen:\n1905\u20141909. Vorl\u00e4ufiger Bericht in den Mitteilungen der Saatzuchtstelle \u00fcber wichtige Sorten versuche, Nr. 3, 1910.\nMit Lupinen:\n1898\u20141899. Bericht: Prof. Dr. Edler- Jena, Jahrb. der D. L. G., Bd. 15, 1900, S. 546 ff.\n\u00dcbersicht \u00fcber die von der I), L. G. mit landwirtschaftlichen K\u00f6rperschaften gemachten Sortenversuche in den Jahren 1907, 1908 und 1909.\nHauptanbaugebiete\tRoggen\t\t\tDicht- \u00e4hriger Weizen\t\t\tLocker- \u00e4hriger Weizen\t\t\tSom- mer- Weizen\t\t\tHafer\t\t\tFeld- bohnen\t\t\tFutter- r\u00fcben\t\t\tZucker- r\u00fcben\t\t\n\t[>\u2022 o Ob T-H\tGO O 05\t6061\t1907\t8061\t1909\tl> o 05\t1908\t05 O 2\t[>\u2022 o 05 rH\t8061\t! 1909\t1907\t8061\t1909\t1907\t8061\t6061\tC- o 05 rH\t8061\t1909\tL^- CD 05\t00 \u00a7 vH\t1909\n1. Ost- u.Westpreu\u00dfen\t2\t2\t9\t4\t2\t7\t3\t1\t5\t3\t1\t2\t6\t5\t9\t\u2014\t1\t\u2014\t1\t2\t1\t\u2014\t2\t1\n2. Pommern und Mecklenburg .\t7\t5\t7\t3\t2\t6\t4\t3\t6\t2\t3\t2\t7\th\t8\t1\t3\t2\t3\t2\t3\t1\t3\t4\n3. Posen, Schlesien . .\t8\t8\t12\t7\t5\t10\t3\t4\t2\t2\t1\t2\t3\t3\t24\t\u2014\t\u2014\ti\t1\t2\t12\t6\t10\t9\n4. Sachsen, Anhalt, Braunschweig usw.\t14\t19\t7\t17\t26\t13\t3\t6\t2\t7\t10\t7\t21\t21\t9\t5\t5\t2\t2\t5\t4\t5\t9\t9\n5. Nordwestdeutschi. .\t4\t1\t2\t3\t1\t5\t1\t\u2014\t2\t2\t1\ti\t3\t2\t12\t\u2014\t\u2014\t1\t3\t\u2014\t1\t2\t1\t1\n6. Mitteldeutsches H\u00f6henland, Th\u00fcringen, Rheinprov.\t4\t6\t13\t5\t5\t4\t1\t2\t3\ti\t2\t2\t4\t2\t11\t1\t2\t2\t4\t5\t7\t3\t5\t3\n7. Bayern, W\u00fcrttemberg, Baden (Hochfl\u00e4che) \t\t4\t8\t2\t1\t2\t1\t1\t5\t4\ti\t7\t2\t4\t9\t8\t\t1\t\t1\t6\t3\t\t2\t\n8. Weinklima: Rheinhessen, Pfalz usw.\t3\t1\t3\t1\ti\t\t\t3\t\t\t2\t\t\t\t\t\t\t2\t1\t1\t\t\t\t\t\t\t4\t\u2014\t.\t\t\t\t\t\t\t\nZusammen ....\t46\t50\t55\t41\t44\t46\t19\t21\t26\t18 25\t\t18\t50\t54\t85\t7\t12\t8\t19\t22\t31\t17\t32 27\t\nZahl der\tVersuche\t1907 ................ 217\n\u201e\t\u201e\t\u201e\t1908\t 260\n\u201e\t\u201e\t\u201e\t1909\t 296\nZahl der\tVersuche\t1907 ................ 217\n\u201e\t\u201e\t\u201e\t1908\t 260\n\u201e\t\u201e\t\u201e\t1909\t 296","page":0},{"file":"a0026.txt","language":"de","ocr_de":"XXVIII\nEinleitung.\nMit der Zahl der Z\u00fcchter ist auch die Zahl der zu pr\u00fcfenden Sorten gestiegen, besonders auch dadurch, da\u00df es nicht zu umgehen war, ausl\u00e4ndische, in Deutschland angebotene Sorten mit in die Pr\u00fcfung aufzunehmen, um einen Vergleich mit den deutschen zu erm\u00f6glichen. Es kann nicht verkannt werden, da\u00df wir manche recht gute Sorten aus dem Auslande erhalten haben, die jedoch in Deutschland, ebenso wie die heimischen Sorten, Vorz\u00fcge und Nachteile zeigten.\nDiese Erfahrungen, welche von der Saatzuchtstelle auf dem Gebiete des Wertes der Sorten gesammelt wurden, dienen dazu, auch bei vielfachen Anfragen nach dem Wert von Sorten entsprechende Ausk\u00fcnfte zu geben, so da\u00df dadurch die Nutzbarmachung der Ergebnisse der Sorten versuche gef\u00f6rdert wurde.\nVersuche mit Kartoffeln und Gerste hat die D. L. G. nicht ausgef\u00fchrt, weil schon fr\u00fcher von der Kartoffelkulturstation und der Gerstenkulturstation des Instituts f\u00fcr G\u00e4rungsgewerbe, Berlin N. 65, derartige allgemeine deutsche Sortenversuche in die Wege geleitet wurden, welche einesteils als Erg\u00e4nzungshefte der Zeitschrift f\u00fcr Spiritusindustrie, andernteils in der Wochenschrift f\u00fcr Brauerei und in Ausz\u00fcgen der Deutschen landwirtschaftlichen Presse seit vielen Jahren ver\u00f6ffentlicht worden sind. Seither haben aber noch keine Verabredungen \u00fcber gemeinsame Veranstaltungen dieser Versuche durch landwirtschaftliche K\u00f6rperschaften stattgefunden wie bei der D. L. G. \u00fcber andere Versuchspflanzen, so da\u00df Gersten- und Kartoffelversuche bei landwirtschaftlichen K\u00f6rperschaften und wissenschaftlichen Versuchsanstalten in ausgedehntem Ma\u00dfe ohne gegenseitigen Zusammenhang gemacht worden sind.\nFerner werden von den bestehenden landwirtschaftlichen K\u00f6rperschaften noch Sorten versuche geringeren Umfangs mit den wichtigeren Getreidearten, sogenannte Demonstrations versuche, gemacht mit Sorten, welche bei Pr\u00fcfungsversuchen sich bew\u00e4hrt haben und dadurch auch in kleine und mittlere Betriebe eingef\u00fchrt werden sollen.\nDie Gesellschaft ist aber noch \u00fcber diese Vermittlung und Pr\u00fcfung hinausgegangen und hat seit 1888 auch selbst die Vermittlung vom Z\u00fcchter an den Saatgut kaufenden Landwirt sowie die Versorgung mit Klee und Saaten des Handels durch die Gr\u00fcndung der Saatstelle in die Hand genommen.\nDie Aufgabe der Saatstelle ist es, einerseits zuverl\u00e4ssigen Z\u00fcchtern und Erbauern Absatz ihrer Erzeugnisse zu verschaffen, andrerseits den Abschlu\u00df von Kauf und Verkauf echten Saatgutes in bestm\u00f6glicher Beschaffenheit f\u00fcr den landwirtschaftlichen Betrieb zu bewirken : den Saatk\u00e4ufern echte, gute Saaten, die den Anforderungen an erfolgreichen Anbau, Echtheit, Reinheit und Keimf\u00e4higkeit in jeder Beziehung gen\u00fcgen, zu verschaffen. Gerade beim Bezug des Saatgutes sieht sich der Landwirt gro\u00dfen Schwierigkeiten gegen\u00fcber. Es geh\u00f6rt Warenkenntnis dazu, Bekanntschaft mit den leistungsf\u00e4higsten und zuverl\u00e4ssigsten Bezugsquellen, Kenntnis der Marktpreise, der Frachtverh\u00e4ltnisse usw., so da\u00df es f\u00fcr den","page":0},{"file":"a0027.txt","language":"de","ocr_de":"XXIX\nEinleitung.\neinzelnen fast unm\u00f6glich ist, \u00fcber alle diese Dinge stets orientiert zu sein; dazu kommt noch die oft beklagte mangelhafte Lieferung.\nDie T\u00e4tigkeit der Saatstelle erstreckt sich somit nach folgenden Richtungen: Sie sorgt f\u00fcr die Beschaffung echter, guter Saaten und achtet darauf, da\u00df den Anforderungen an Reinheit und Keimf\u00e4higkeit gen\u00fcgt wird. In dieser Beziehung werden jetzt noch die meisten Saatk\u00e4ufe ohne gen\u00fcgende Sicherheit abgeschlossen. Man begn\u00fcgt sich gew\u00f6hnlich mit der Frage nach der Keimf\u00e4higkeit oder dem Gebrauchswert. Es ist aber mindestens bei den feink\u00f6rnigen Samen erforderlich, da\u00df beim Kauf neben Ber\u00fccksichtigung der \u00fcbrigen Wertsmomente getrennte Prozentzahlen der Reinheit und Keimkraft verlangt werden. Daher ber\u00fccksichtigt die Saatstelle, insbesondere f\u00fcr Klee und Gr\u00e4ser usw., nur diejenigen Angebote, welche f\u00fcr die einzelnen Saaten eine prozentige Angabe der Reinheit und Keimkraft haben, f\u00fcr welche aufzukommen der Verk\u00e4ufer verpflichtet ist. Sie unterh\u00e4lt au\u00dferdem ein umfangreiches Probenlager, da ein rationeller Saatenkauf weder blo\u00df nach Wertsziffern, noch blo\u00df nach Proben geschehen darf, er vielmehr unter Ber\u00fccksichtigung aller \u00fcbrigen Erfordernisse beides: Proben und Wertsgarantie erheischt. Auch sonstige Fragen \u00fcber Herkunft, Bodenbeschaffenheit, Klima, H\u00f6henlage des Anbauackers, Ertrag usw. hat der Anbieter bzw. Verk\u00e4ufer wahrheitsgem\u00e4\u00df zu beantworten. F\u00fcr jede unrichtige Angabe \u00fcber Herkunft und Echtheit verf\u00e4llt er in eine Vertragsstrafe. Erweist sich das Saatgut als nicht vertragsm\u00e4\u00dfig, so stehen dem K\u00e4ufer alle hieraus sich ergebenden gesetzlichen Rechte gegen den Verk\u00e4ufer zu; er kann insbesondere nach seiner Wahl Preisminderung oder Aufhebung des Vertrages bzw. R\u00fccknahme des Saatgutes auf Kosten des Verk\u00e4ufers fordern; im letzteren Falle soll er auch befugt sein, ohne den Nachweis eines Verschuldens des Verk\u00e4ufers von demselben Ersatz f\u00fcr die ihm entstandenen Transport- und sonstigen Kosten zu verlangen.\nAuch in anderer Beziehung ist die Saatstelle imstande, dem Landwirt wichtige Vorteile zu verschaffen. Dahin geh\u00f6rt die Pr\u00fcfung der Kaufpreise. Im allgemeinen hat der Landwirt nicht den n\u00f6tigen \u00dcberblick, um mit Gewi\u00dfheit sagen zu k\u00f6nnen, er kaufe zu einer bestimmten Zeit zu einem angemessenen Preise. Der Saatstelle aber wird das erm\u00f6glicht, weil sie aus ganz Deutschland laufend Angebote bekommt bzw. herbeif\u00fchrt, diese nach allen Richtungen hin pr\u00fcft und weil sie deshalb, sowie infolge ihrer Verbindung mit denjenigen Firmen Deutschlands, welche zu den leistungsf\u00e4higsten geh\u00f6ren, eine laufende \u00dcbersicht \u00fcber die jeweilige Marktlage hat. Nicht zu untersch\u00e4tzen ist auch die Ersparnis an Zeit und M\u00fche f\u00fcr den K\u00e4ufer, da die Saatstelle alle Verhandlungen mit den Verk\u00e4ufern auf sich nimmt; ein Brief oder eine Postkarte an die Saatstelle mit Angabe der gew\u00fcnschten Samenarten, des Quantums jeder Art, n\u00f6tigenfalls auch noch der Lieferzeit und der etwa gew\u00fcnschten Zahlungsweise ist die einzige M\u00fche f\u00fcr den Auftraggeber.","page":0},{"file":"a0028.txt","language":"de","ocr_de":"XXX\nEinleitung.\nI.\nUmsatz der Saatstelle von 1889 bis 1909.\n\t\t1889\t1890\t1891\t1892\t1893\t1894\nSaat-getreide u. H\u00fclsenfr\u00fcchte\t/Gewicht dz (Wert\tM\t10 214,38 204 375,55\t11 402,75 244 335,19\t25 462,49 641 804,14\t13 021,18 267 878,00\t12 595,83 263 688,69\t13 932,76 271 920,60\nKlee- und Grassamen . . .\t/Gewicht dz (Wert\tM\t1 240,64 120 615,97\t1 842,45 139 223,60\t2 449,30 233 788,28\t3 308,19 318 088,00\t3 940,60 428 321,22\t4 210,26 481170,53\nKartoffeln . .\t/Gewicht dz (Wert\tM\t2 322,11 11 863,40\t2 598,83 9 457,35\t5 596,03 42 480,75\t10 025,84 104 802,40\t3 908,10 19 622,51\t1 639,00 7141,90\nVerschiedenes .\t/Gewicht dz (Wert\tM\t1101,01 29194,06\t1 258,33 46 091,59\t1 193,87 35 249,73\t1 619,34 54 893,04\t3 666,11 157 627,55\t3 323,54 138 263,48\nSumma . .\t/Gewicht dz (Wert\t,ft\t14 878,14 366 048,98\t17 102,36 439107,73\t34 701,69 953 322,90\t27 974,55 745 661,44\t24110,64 869 259,97\t23 105,56 898 496,51\n\t\t1895\t1896\t1897\t1898\t1899\t1900\nSaatgetreide u. H\u00fclsenfr\u00fcchte\t/Gewicht dz (Wert M\t14 002,13 214 999 90\t14 899,09 18 776,26 240 390,84 330 716,24\t\t20 348,12 366194,89\t17 432,83 315 841,07\t19 195,16 365 806,87\nKlee- und Grassamen . . .\t/Gewicht dz (Wert\tM\t3 993,88 403 860,02\t3 313,56\t4 368,15 243185,98359 213,27\t\t4 928,56 367 975,69\t4 220,47 358 653,85\t4 978,25 520 587,20\nKartoffeln . .\t(Gewicht dz (Wert M\t7 269,78 34 908,44\t7 400,26\t9 699,77 27 740,19t 48 495,48\t\t22 868,86 119 963,67\t15 427,46 82 675,29\t23 041,44 111 835,13\nVerschiedenes .\t/Gewicht- dz (Wert M\t2 482,44 63 633,69\t2 272,09 49 805,51\t2 302,30 66 612,99\t2 072,77 67 236,48\t2 118,63 87 457,37\t2 232,02 87 099,33\nSumma . .\t/Gewicht dz (Wert\tM\t27 748,23 717402,05\t27 885,00 35146,48 561122,52 805 037,98\t\t50 218,31 921370,73\t39199,39 844 627,58\t49 446,87 1085328,53\n\t\t1901\t1902\t1903\t1904\t1905\nSaatgetreide u. H\u00fclsenfr\u00fcchte\t/Gewicht dz (Wert M\t21 743,86 438185,11\t22 446,76 479 651,73\t20 834,52 436 857,96\t19 439,04 420 388,50\t21 176,35 453102,50\nKlee- und Grassamen . . .\t(Gewicht dz (Wert\tM\t4 392,38 438 924,96\t5 375,60 536 516,27\t5 042,71 578 346,95\t4 762,17 483 070,57\t4 099,11 425 750,99\nKartoffeln . .\t/Gewicht dz (Wert Jl\t14 107,15 71 766,09\t9 988,93 36 261,88\t19 298,01 89 664,13\t20 838,29 123173,39\t13 881,79 101 842,50\nVerschiedenes .\t/Gewicht- dz (Wert\tM\t2 462,33 90 204,75\t2188,37 83 220,87\t2 186,55 74 393,27\t2 353,44 76 994,76\t2 311,05 114 842,28\nSumma . .\t/Gewicht dz (Wert M\t42 705,72 1039 080,91\t39 999,66 1135 650,75\t47 361,79 1179 262,31\t47 392,94 1103 627,22\t41 468,30 1095 538,27\n\t\t1906\t1907\t1908\t1909\tDurchschnitt 1889\u20141909\nSaatgetreide u. H\u00fclsenfr\u00fcchte\t/Gewicht dz (Wert M\t31 688,03 685 332,56\t34 885,51 845 834,05\t29 843,41 722 017,24\t33 392,93 840 817,08\t20 320,64 430958,99\nKlee- und Grassamen . . .\t/Gewicht dz (Wert\t4152,16 412 801,99\t4 306,91 409 623,96\t3 853,00 510 872,50\t4 149,46 460 569,68\t3 948,94 391 960,06\nKartoffeln . .\t/Gewicht dz (Wert\tM\t21 820,07 115 510,61\t24 924,28 136486,74\t14 660,70 99 445,98\t31 124,30 187 846,51\t13 449,57 75 380,21\nVerschiedenes .\t/Gewicht dz (Wert\tM\t1 771,19 63 278,46\t2 617,51 85 777,44\t2 331,24 100 420,52\t2 384,52 133447,11\t2 202,32 81225,92\nSumma\t/Gewicht dz (Wert- M\t59 431,45 1276 923,62\t66 734,21 1477 722,19\t50 688,35 1432 756,24\t71051,21 1 622 680,38\t39 921,47 979 525,18","page":0},{"file":"a0029.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXXXI\nI.\n\nmm \u00bb89 1B90 1891 1892 \u00bb93 \u00ab94 1895 1998 1897 1999 1899 1900 1901 1\u00bb; h\u00fc 1381 \u00bb95 'H 199V l\u00e4l\u00bb 1909\nimm-iooookg od.ta\tL . k<j\tin\nGesamtumsatz der Saatstelle in kg und Jl von 1889\u20141909.","page":0},{"file":"a0030.txt","language":"de","ocr_de":"XXXII\nEinleitung.\nII.\tPreisschwankungen\nPreise f\u00fcr\n\t1889 Jl\t1890 Jl\t1891 M\t1892 Jl\t1898 M\t1894 M\t1895 M\t1896 Jl\t1897 Jl\t1898 M\nWinterweizen ....\t23,87\t23,44\t27,26\t22,80\t20,15\t17,72\t17,64\t18,77\t21,82\t21,51\nWinterroggen ....\t20,74\t20,73\t26,68\t20,45\t18,29\t15,52\t15,24\t15,60\t16,87\t17,44\nSommerweizen....\t22,55\t26,28\t23,70\t25,84\t19,39\t18,15\t15,72\t18,41\t19,80\t22,63\nSommergerste ....\t20,62\t23,54\t22,43\t22,92\t18,72\t21,30\t17,83\t18,17\t18,17\t20,98\nSommerhafer ....\t18,76\t21,31\t20,37\t19,69\t18,68\t20,09\t16,14\t16,25\t17,47\t18,27\nGelbe Lupinen . . .\t12,47\t16,63\t12,00\t9,57\t13,91\t15,95\t10,71\t12,54\t12,88\t11,72\nBlaue Lupinen . . .\t11,76\t15,47\t11,05\t11,74\t11,39\t15,06\t10,39\t11,86\t12,57\t11,58\nRotklee, deutsch. . .\t117,71\t93,13\t111,86\t123,62\t139,76\t138,12\t125,15\t81,15\t98,30\t84,63\nGelbklee\t\t69,01\t41,24\t61,94\t47,14\t64,48\t119,03\t60,03\t31,02\t42,20\t28,13\nLuzerne\t\t\t139,98\t120,06\t118,26\t118,68\t141,39\t102,43\t100,83\t103,99\t102,82\nDactyl is glomerata\t101,70\t88,96\t122,27\t118,51\t93,84\t100,93\t158,59\t111,64\t112,84\t97,92\nLolium italicum . . .\t50,98\t35,28\t39,38\t43,85\t54,08\t60,71\t42,52\t33,92\t31,27\t30,39\nLolium perenne . . .\t34,29\t27,74\t38,35\t42,84\t50,13\t49,92\t36,49\t31,34\t27,80\t29,16\nPhleum pratense,\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\ndeutsch\t\t71,50\t64,08\t56,65\t44,98\t55,50\t68,33\t71,54\t56,33\t52,96\t48,31\nPhleum pratense,\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\namerikanisch . . .\t54,74\t41,39\t45,53\t44,60\t54,07\t55,54\t69,48\t51,34\t42,56\t38,40\nSerradella\t\t21,26\t43,03\t15,01\t18,36\t38,53\t28,57\t13,85\t17,71\t26,25\t25,02\nFutterrunkeln ....\t47,75\t58,53\t82,69\t97,21\t76,66\t144,26\t45,27\t35,54\t38,53\t55,83\nKartoffeln\t\t5,11\t3,64\t7,59\t10,45\t5,02\t4,36\t4,80\t3,75\t5,00\t5,25\nAber mit dem einwandfreien Abschlu\u00df f\u00fcr den Landwirt begn\u00fcgt sich die Saatstelle nicht, sie sorgt vielmehr auch f\u00fcr die Durchf\u00fchrung des Abschlusses durch die f\u00fcr ihren Betrieb seitens der D. L. G. getroffene Schiedsgerichtseinrichtung, durch welche Streitigkeiten zwischen K\u00e4ufer und Verk\u00e4ufer ohne M\u00fche f\u00fcr den K\u00e4ufer und ohne nennenswerte Zeit und Kosten, ganz im Gegensatz zum gew\u00f6hnlichen Proze\u00dfverfahren, auf Betreiben der Saatstelle erledigt werden.\nAndrerseits kommt auch der Verk\u00e4ufer hierbei auf seine Rechnung. Denn die Saatstelle er\u00f6ffnet dem reellen, zuverl\u00e4ssigen Samenbauer und -H\u00e4ndler ein weites Absatzgebiet und f\u00fchrt ihm namentlich in den Mitgliedern der D. L. G. gute Abnehmer in gro\u00dfer Zahl zu. Au\u00dferdem bef\u00f6rdert sie die Einf\u00fchrung passender Sorten in den Verbrauch und verhilft dadurch dem Samen bau und -Handel zu lebhaftem Aufschwung. Daher liegt die Inanspruchnahme der Saatstelle im eigensten Interesse des leistungsf\u00e4higen und reellen Verk\u00e4ufers, welcher hier gegen den leistungsunf\u00e4higen und unreellen Konkurrenten wirksamen Schutz findet.\nSo ist auf dem Gebiete des Saatguthandels die D. L. G. durch die T\u00e4tigkeit der Saatstelle bahnbrechend vorangegangen.\nAus der vorstehenden Tabelle I ist das st\u00e4ndige Wachsen des Umsatzes","page":0},{"file":"a0031.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXXXIII\nvon 1889 bis 1909.\tII.\n100 kg.\n1899 M\t1900 M\t1901 M\t1902 M\t1903 M\t1904 M\t1905 M\t1906 M\t1907 M\t1908 M\t1909 M\tDurchschnitt 1889\u20141909 M\n20,32\t20,93\t21,64\t23,00\t22,01\t23,33\t22,57\t22,15\t25,85\t26,20\t31,31\t22,59\n17,37\t20,81\t20,54\t22,00\t22,71\t22,77\t20,83\t20,08\t25,42\t23,49\t27,90\t20,55\n21,93\t18,87\t19,01\t20,44\t20,28\t21,08\t22,19\t23,05\t23,48\t27,90\t27,27\t21,81\n20,02\t18,70\t19,52\t19,20\t19,78\t19,78\t22,82\t21,64\t22,67\t24,14\t23,84\t20,80\n17,72\t17,25\t17,79\t20,16\t20,51\t20,23\t21,70\t21,69\t22,54\t24,34\t22,19\t19,67\n10,66\t11,29\t17,52\t16,72\t14,80\t11,90\t18,83\t14,58\t16,29\t15,35\t16,26\t13,93\n9,65\t10,10\t14,04\t13,51\t14,07\t11,18\t15,84\t13,07\t13,35\t13,93\t15,30\t12,71\n112,34\t141,63\t117,10\t108,51\t143,42\t128,53\t150,50\t124,53\t125,74\t192,44\t128,56\t123,18\n33,52\t40,49\t57,21\t43,34\t48,41\t36,98\t45,71\t45,57\t42,80\t57,66\t65,34\t51,49\n122,95\t103,04\t100,79\t113,77\t120,46\t133,98\t118,64\t107,82\t128,31\t152,66\t145, S9\t121,47\n102,22\t104,14\t92,12\t96,75\t135,62\t123,33\t122,87\t120,99\t114,90\t161,82\t170,37\t116,78\n29,28\t39,08\t50,56\t45,20\t41,87\t41,39\t36,56\t40,73\t37,64\t49,54\t50,81\t42,14\n26,00\t32,30\t42,35\t43,09\t42,90\t41,15\t36,03\t32,86\t32,74\t51,02\t50,29\t38,04\n50,17\t51,06\t56,10\t74,75\t66,65\t53,88\t51,33\t52,16\t65,60\t72,65\t56,88\t59,11\n37,10\t38,51\t50,92\t70,13\t51,80\t43,70\t40,98\t43,80\t56,07\t60,05\t49,63\t49,54\n17,47\t15,05\t21,72\t28,64\t21,70\t16,10\t44,51\t21,98\t23,37\t32,94\t40,49\t25.31\n80,72\t83,82\t69,83\t57,14\t54,42\t61,24\t73,28\t57,64\t59,53\t51,27\t76,64\t67,04\n5,36\t4,85\t5,09\t3,63\t4,65\t5,91\t7,34\t5,29\t5,48\t6,68\t10,50\t5,70\nseit dem Bestehen der Saatstelle bis zum Jahre 1909 ersichtlich, wie aus einer weiteren Tabelle II die Preisschwankungen von Getreide, Kartoffeln, Kleearten, Gr\u00e4sern usw. in dem gleichen Zeitraum ersichtlich sind. Eine noch anschaulichere \u00dcbersicht dieser Entwicklung bieten die graphischen Darstellungen.\nZu dem gro\u00dfen Umfang, den der Umsatz angenommen, hat eine seit 1897 hinzugekommene Neueinrichtung, die Saatenanerkennung, d. h. die Feldbesichtigung der f\u00fcr Saatgut bestimmten Felder nebst einer Besichtigung der Einrichtungen zur Herstellung guten Saatgutes, weiter erheblich beigetragen. Diese Feldbesichtigungen erm\u00f6glichen eine Pr\u00fcfung mancher Eigenschaften, wie besonders Sortenechtheit und Ausgeglichenheit, die sich an der Kornprobe nicht feststellen lassen, und bezwecken, dem K\u00e4ufer bei Bezug durch die D. L. G. Saatstelle h\u00f6here B\u00fcrgschaft f\u00fcr sachverst\u00e4ndigen Anbau, Sortenreinheit und gute Herstellung des Saatgutes zu bieten.\nZur D. L. G. Anerkennung k\u00f6nnen angemeldet werden s\u00e4mtliche innerhalb des Deutschen Reiches landwirtschaftlich angebauten Feldfr\u00fcchte einschlie\u00dflich Klee- und Grassaaten, aber mit Ausnahme von Kartoffeln und Mischsaaten. Absichtlich hergestellte gemischte Best\u00e4nde, deren Samen sich leicht trennen lassen, gelten nicht als Mischsaaten.\nDie D. L. G. Anerkennung wird ausgesprochen auf Grund einer Be-\nDeutsche Pflanzenzucht.\tQ","page":0},{"file":"a0032.txt","language":"de","ocr_de":"XXXIV\nEinleitung.\nWinterweizen\nWinterroggen\nSommerweizen\nSommergerste\nHafer\nPreisschwankungen bei Saatgetreide von 1889\u20141909.\nH\u00f6chster Preis.\nNiedrigster Preis.\nDurchschnittspreis.\n_Lr 350\nImmdoooo kg\nHU] Verkauf von Getreide in kg seit der Gr\u00fcndung der Saatstelle.\nDavon anerkannte Saaten seit 1900.","page":0},{"file":"a0033.txt","language":"de","ocr_de":"Einleitung.\nXXXV\nsichtigung des betreffenden Feldes sowie der f\u00fcr Herstellung guten Saatgutes erforderlichen Ma\u00dfnahmen und Wirtschaftseinrichtungen durch Beauftragte der D. L. G., ev. gemeinsam mit Vertretern von angeschlossenen Saatbauvereinen u. dgl.\nDie Besichtigung findet in der Regel bei Getreide und Klee- und Grassaaten kurz vor dem Schnitt, bei R\u00fcben kurz vor dem Aufnehmen der Mutterr\u00fcben statt.\nDie Besichtigung erstreckt sich : besonders\nI.\tauf\na)\tAusgeglichenheit,\nb)\tSortenreinheit,\nc)\tReinheit von anderen Getreide- usw. Arten,\nd)\tReinheit von Unkraut,\ne)\tReinheit von Pflanzenkrankheiten,\nf)\tSchutz gegen Fremdbest\u00e4ubung.\nZum Schutze gegen Fremdbest\u00e4ubung wird bei den angemeldeten Feldern verlangt, da\u00df diejenigen Felder, bei welchen diese Gefahr bestellt, wie bei Roggen, Feldbohnen und R\u00fcben, von anderen Feldern derselben Art und fremden Samensch\u00f6\u00dflingen o. dgl. mindestens 100 m entfernt liegen.\nII.\tauf die besonderen Ma\u00dfnahmen zur Erzielung gutenSaatguts,und zwar auf\na)\tordnungsm\u00e4\u00dfigen Nachbau oder\nb)\tPr\u00fcfung des Zuchtverfahrens und der Zuchteinrichtungen.\nSofern nennenswerte Ma\u00dfnahmen zur Veredlung und Z\u00fcchtung der betreffenden Sorte nicht durchgef\u00fchrt werden, darf bei Hochzuchten, veredelten Sorten und nicht einheimischen Landsorten das Saatgut h\u00f6chstens die dritte Absaat der bezogenen Originalsaat sein. Die Herkunft der Saat wird unter Umst\u00e4nden durch Anfrage beim Originalz\u00fcchter festgestellt. Bei Fremd-best\u00e4ubern kann die zweite bzw. dritte Absaat nur dann anerkannt werden, wenn auch die voraufgegangene erste und zweite Absaat anerkannt ward.\nBei Runkelr\u00fcben und Zuckerr\u00fcben werden au\u00dfer Originalsaaten nur erste Absaaten anerkannt.\nDer Antrag auf D. L. G. Anerkennung kann bis zum Beginn der Besichtigung schriftlich zur\u00fcckgezogen werden. Die Zur\u00fcckziehung kann auch noch beim Eintreffen der Besichtiger \u00fcberreicht werden und ist dann mit dem erledigten Anerkennungsantrag an die I). L. G. einzusenden.\nJede Sorte mu\u00df mit dem richtigen Sortenname n benannt werden, welcher bei der Saatenanerkennungsbesichtigung ausdr\u00fccklich festzustellen ist und der Genehmigung des Vorstandes unterliegt. Eine neue Benennung f\u00fcr Nachz\u00fcchtungen ist nur zul\u00e4ssig, wenn der Anbauer nachweist, da\u00df die Saat infolge seiner Z\u00fcchtung wesentlich von der Originalsaat abweichende Eigenschaften angenommen hat. Die Bezeichnung \u201eOriginal\u201c ist f\u00fcr Nachbau unstatthaft. F\u00fcr bekannte Landsorten darf das Wort \u201eOriginal\u201c nur angewendet werden, falls die zur D. L. G. Anerkennung angemeldete Saat seit unvordenklichen Zeiten in dem betreffenden Landstrich angebaut worden ist.\nc*","page":0},{"file":"a0034.txt","language":"de","ocr_de":"XXXVI\nEinleitung.\nBei Fortz\u00fcchtung von Originalz\u00fcchtungen darf eine Zusatzbenennung o. dgl. nur gebraucht werden, wenn eine mindestens f\u00fcnfmalige Veredlungsauslese vorliegt. Der Zusatz \u201everbesserter\u201c o. dgl. zu Originalz\u00fcchtungen ist nur dann zul\u00e4ssig, wenn eine Verbesserung nachgewiesen ist. Ferner sind sonstige Anpreisungen seitens der Inhaber der D. L. G. Saatenanerkennung, welche zur Verwechslung mit der Einrichtung des D. L. G. Hochzuchtregisters oder der D. L. G.-Saatenanerkennung f\u00fchren k\u00f6nnen, \u00fcberhaupt unzul\u00e4ssig. Anerkannte und nicht anerkannte Saaten d\u00fcrfen nicht in dieselbe Zeitungsanpreisung aufgenommen werden.\nDie anerkannte Saat darf als solche in der Regel nur durch die Saatstelle der D. L. G. verkauft werden.\nBei rechtzeitiger Zur\u00fcckziehung des Anerkennungsantrages sind nur die der I). L. G. erwachsenen Kosten zu ersetzen.\nDie Beteiligung an der Saatenanerkennung ist ebenfalls seit den zehn Jahren ihres Bestehens au\u00dferordentlich gestiegen, so da\u00df es erm\u00f6glicht ist, in die Saatliste der D. L. G. nur noch anerkannte Saaten von Getreide und R\u00fcben aufzunehmen (s. vorstehende Statistik).\nParallel mit den Bem\u00fchungen der D. L. G. laufen diejenigen anderer landwirtschaftlicher K\u00f6rperschaften, so des Bundes der Landwirte, welcher auch eine eigene Saatgutstelle eingerichtet hat und seit 1895 Anerkennungen von Originalsaatgutwirtschaften durch eine Original-Saatgutkommission ausf\u00fchrt. Das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen besch\u00e4ftigt sich ebenfalls mit dem Vertrieb von Saatgut.\nZu erw\u00e4hnen ist ferner noch die vor zwei Jahren begr\u00fcndete \u201eGesellschaft zur F\u00f6rderung deutscher Pflanzenzucht\u201c, (Vorsitzender L. K \u00fc h 1 e - Aderstedt bei Gunsleben, Prov. Sachsen), welche eine besondere Interessenvertretung der Pflanzenz\u00fcchter f\u00fcr wirtschaftliche Zwecke darstellt und daneben auch Versammlungen mit Vortr\u00e4gen und Besprechungen \u00fcber wissenschaftliche und z\u00fcchterische Fragen veranstaltet.\nEs ist dabei nicht zu vergessen, da\u00df die Saatzucht-Abteilung der D. L. G. in allen ihren Bem\u00fchungen nicht allein der F\u00f6rderung der Z\u00fcchtung selbst gedacht, sondern als ersten Leitstern immer die F\u00f6rderung des Gesamtw'ohles der Landwirte erstrebt hat; durch ihre Bem\u00fchungen erfahren die Landwirte objektiv, welches die besten Sorten sind, und es werden ihnen in umsichtiger Weise die Bezugsquellen f\u00fcr gutes Saatgut geschaffen.\nDer erste Teil dieses Werkes ist den wissenschaftlichen Instituten, welche sich mit der Pflanzenz\u00fcchtung besch\u00e4ftigen, gewidmet, der zweite Teil der Z\u00fcchtung in der praktischen Landwirtschaft. Die geschichtliche Entwicklung der einzelnen Zuchtbetriebe ist in den betreffenden Aufs\u00e4tzen gegeben, die in die verschiedenen Einricntungen der modernen Zuchtbetriebe einen Einblick gew\u00e4hren.","page":0},{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Teil.\nDie wissenschaftlichen Institute und Saatzuchtanstalten Deutschlands, welche sich mit Pflanzenz\u00fcchtung befassen.\nSchon in der Einleitung war gesagt, da\u00df in Deutschland die Aus\u00fcbung der Saatzucht an vielen Stellen durch Private aufgenommen ist, da\u00df Genossenschaften und gr\u00f6\u00dfere Zentralanstalten gegen\u00fcber dem einzelnen Z\u00fcchter zur\u00fccktreten; ebenso gibt es auch in der wissenschaftlichen Pflanzenz\u00fcchtung f\u00fcr Deutschland keine wissenschaftliche Zentralanstalt, und zwar ist dies, wie meistens angenommen wird, sehrgut, denn auch hier k\u00f6nnte die wissenschaftliche T\u00e4tigkeit des einzelnen gehemmt, eine vorherrschende Richtung hervorgerufen werden, welche alles andere unterdr\u00fcckt und noch nie die Wissenschaft dauernd gef\u00f6rdert hat. Es wurde bereits erw\u00e4hnt, da\u00df schon der Begr\u00fcnder der wissenschaftlichen Landwirtschaft in Deutschland, Albrecht Thaer, sich auch mit Pflanzenz\u00fcchtung in seinem Garten in Celle befa\u00dft hat, und da\u00df bereits in den Bd. X 1822 S. 167\u2014180 \u201eM\u00f6gliner Annalen\u201c, wie in der Einleitung erw\u00e4hnt, eine Arbeit von ihm erschienen ist \u00fcber die sich fortpflanzenden Abartungen der kultivierten Pflanzen. Diese Anf\u00e4nge sind aber zun\u00e4chst vereinzelt geblieben. Aus dem Zeitalter der Thaerschen Epigonen der landwirtschaftlichen Akademien Hohenheim, Eldena, Proskau, Waldau ist nichts bekannt \u00fcber erw\u00e4hnenswerte Leistungen auf dem Gebiete der Pflanzenz\u00fcchtung oder F\u00f6rderung der Wissenschaft in Beziehung zur Pflanzenz\u00fcchtung. Die Praktiker und das praktische Bed\u00fcrfnis sind vorangegangen; Leutewitz (1825) und Eckendorf (1849), Zuckerfabrik Klein - Wanzleben (ca. 1860) und Gebr\u00fcder Dippe (1872) begannen ihre z\u00fcchterischen Arbeiten ohne eine spezielle wissenschaftliche Eachanregung. Sogar ein praktischer Landwirt, Amtsrat Wilhelm Rimpau in Schianstedt, ist der Begr\u00fcnder der wissenschaftlichen landwirtschaftlichen Getreidez\u00fcchtung durch seine Arbeiten geworden, welche 1877 und 1883 in den Landwirtschaftlichen Jahrb\u00fcchern erschienen1). Erst 1889 hielt Professor Dr. von R\u00fcmker die erste Vorlesung \u00fcber Pflanzenz\u00fcchtung an einer deutschen Hochschule in G\u00f6ttingen. Ungef\u00e4hr\n1) W. Rimpau, Kreuzungsprodukte landw. Kulturpflanzen. Landw. Jahrb. 1891. Die Z\u00fcchtung neuer Getreidevariet\u00e4ten. Landw. Jahrb. 1897.\nDeutsche Pflanzenzucht.\t1\nU. 2t Ed. 3000. 10.","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\naus derselben Zeit stammt auch der Anfang der allgemeineren Besch\u00e4ftigung der Lehrer des Acker- und Pflanzenbaues und ihrer Sch\u00fcler an den landwirtschaftlichen Universit\u00e4tsinstituten mit der Erforschung der Grundlagen der Pflanzenz\u00fcchtung. Gegen\u00fcber den landwirtschaftlichen Versuchsstationen, welche neben der bei ihnen im Vordergrund stehenden Kontrollt\u00e4tigkeit auch noch wissenschaftliche Untersuchungen \u00fcber Pflanzenbau anstellten und sich im wesentlichen den Fragen der chemischen Erforschung des Bodens und der Verwendung des D\u00fcngers zuwandten, h\u00f6chstens noch Sortenversuche anstellten, wie z. B. M a e r c k e r - Halle in umfangreicherem Ma\u00dfe, wandten sich die Vertreter der Acker- und Pflanzenbaulehre mit ihrer universelleren, auf praktischer Erfahrung fu\u00dfenden Auffassung der landwirtschaftlichen Wissenschaft in immer weiterem Umfange der Pflanzenz\u00fcchtung zu, so da\u00df dieselbe bei vielen landwirtschaftlichen Instituten in den Vordergrund der wissenschaftlichen T\u00e4tigkeit getreten ist. Au\u00dfer durch den Unterricht der Studierenden in den Vorlesungen und \u00dcbungen \u00fcber Pflanzenzucht treten die Vertreter des Pflanzenbaues auch der praktischen Landwirtschaft durch ihre Vortragst\u00e4tigkeit im landwirtschaftlichen Vereinswesen nahe. Zuerst wurden von Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wohltmann in Bonn-Poppelsdorf auch Vortr\u00e4ge und Kurse \u00fcber Pflanzenz\u00fcchtung von k\u00fcrzerer Dauer f\u00fcr praktische Landwirte eingerichtet. Bei diesem Interesse f\u00fcr Pflanzenz\u00fcchtung ist es verst\u00e4ndlich, da\u00df fast s\u00e4mtliche landwirtschaftliche Universit\u00e4tsinstitute und Hochschulen Deutschlands in diesem Teile unseres Werkes durch Beitr\u00e4ge ihrer Leiter vertreten sind. Von den bestehenden Universit\u00e4tsinstituten fehlen nur Kiel, bei welchem die Arbeiten des Leiters des Instituts, Professor Dr. Rodewald, auf dem Gebiete der Samenkontrolle und anderer physiologischer Untersuchungen r\u00fchmlichst bekannt sind; dann Rostock, wo die Landwirtschaftslehre bisher nur wenig entwickelt ist, aber der fr\u00fchere Leiter der Versuchsstation, Geheimer \u00d6konomierat Professor Dr. Heinrich, welcher auch der einzige Vertreter des landwirtschaftlichen Lehrfachs war, sich z\u00fcchterisch mit Roggen bet\u00e4tigt hat. Diese T\u00e4tigkeit Heinrichs tritt in diesem Buch hervor durch den Aufsatz \u00fcber die Original Professor Heinrichs-Genossenschaft. Ferner tritt die landwirtschaftliche Abteilung des Polytechnikums in M\u00fcnchen wenig hervor, weil der Vertreter des Acker- und Pflanzenbaues an derselben, Professor Dr. Kraus, zugleich die Oberleitung der K\u00f6niglich Bayerischen Saatzuchtanstalt in Weihenstephan in H\u00e4nden hat, soda\u00df seine verdienstliche T\u00e4tigkeit in der Geschichte Weihenstephans voll gew\u00fcrdigt wird.\nEine Neuerscheinung sind in einigen deutschen Bundesstaaten, und zwar in s\u00fcddeutschen, in welchen der Mittel- und Kleingrundbesitz vorwiegt, die staatlichen Saatzuchtanstalten. Beim Mittel- und Kleingrundbesitz in S\u00fcddeutschland ist die eigene Initiative zur Z\u00fcchtung aus naheliegenden Gr\u00fcnden viel geringer als beim Gro\u00dfbetrieb Norddeutschlands, und man hat hier Abhilfe zu schaffen gesucht durch Einrichtung von Anstalten,","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n3\nwelche die Veredlung der Landsorten entweder selbst betreiben, oder unter weitgehender Aufsicht ihrerseits durch praktische Landwirte und Genossenschaften vornehmen lassen. Das N\u00e4here dar\u00fcber ergeben die Schilderungen der Organisationen in Bayern, W\u00fcrttemberg und Baden in den Aufs\u00e4tzen \u00fcber Weihenstephan, Hohenheim, Hochburg. In Hohenheim liegt die Oberleitung der Organisation in H\u00e4nden des wissenschaftlichen Vertreters des Acker- und Pflanzenbaues an der Hochschule, und auch an andern Stellen hat man bei Schaffung \u00e4hnlicher Saatzuchtorganisationen bestehende Einrichtungen benutzt, wie z. B. im K\u00f6nigreich Sachsen die landwirtschaftliche Abteilung der pflanzenphysiologischen Versuchsstation in Dresden. Bei Gr\u00fcndung der Saatbau vereine oder entsprechender Einrichtungen an Landwirtschaftskammern hat man sich fast \u00fcberall die Mitwirkung der Leiter der n\u00e4chstgelegenen wissenschaftlichen Institute gesichert, oder sie sind selbst die Begr\u00fcnder, wie Wohltmann beim rheinischen Saatbau verein, Gisevius in Ost- und Westpreu\u00dfen, von R\u00fcmker in Schlesien. Dies ist sehr erfreulich, da daraus eine der Sache au\u00dferordentlich f\u00f6rderliche Wechselwirkung zwischen Praxis und Wissenschaft entsteht. Auch in den Verhandlungen der Saatzucht-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft ist auf diese Wechselwirkung immer gr\u00f6\u00dfter Wert gelegt worden, wie sich aus einem Blick auf die Verhandlungen ergibt mit ihrem Wechsel von Vortr\u00e4gen von Professoren und Praktikern und den Besprechungen der Vortr\u00e4ge, an welchen sich die Praktiker immer lebhaft beteiligt haben. Ebenso sind im Ausschu\u00df der Abteilung auch einige Vertreter der wissenschaftlichen Pflanzenz\u00fcchtung t\u00e4tig.\nGelegentlich ist auch der Wunsch aufgetaucht, besondere Professuren im Hauptamt f\u00fcr Pflanzenz\u00fcchtung einzurichten. Die dadurch herbeigef\u00fchrten weiteren Eorschungsst\u00e4tten sind nat\u00fcrlich mit Freuden zu begr\u00fc\u00dfen; ob es im \u00fcbrigen zweckm\u00e4\u00dfig ist, speziellen landwirtschaftlichen Pflanzenbau und Pflanzenz\u00fcchtung im Unterricht bei dem gegenseitigen Ineinandergreifen ganz zu trennen, ob sie sich \u00fcberhaupt ohne gro\u00dfe Wiederholungen und Gefahr der Mehrbelastung des ohnehin schon so umfangreichen landwirtschaftlichen Studienplans trennen lassen, ist zweifelhaft, auch wenn schon f\u00fcr Sonderprofessuren f\u00fcr Pflanzenzucht in \u00d6sterreich Beispiele vorliegen.\nIn einem Falle, an der landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin, wird der Hochschulunterricht in der landwirtschaftlichen Pflanzenz\u00fcchtung von dem besonderen Vertreter der landwirtschaftlichen und systematischen Botanik, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wittmack, erteilt.\nDie Pflanzenz\u00fcchtung ist also in Deutschland so vielfach wissenschaftlich vertreten wie in keinem anderen Lande in \u00e4hnlichem Verh\u00e4ltnis und steht in besten Wechselbeziehungen mit der praktischen Pflanzenz\u00fcchtung. Die nachfolgenden Schilderungen aus der Feder der Leiter der Institute, welche f\u00fcr ihre einzelnen Mitteilungen selbst die volle Verantwortung tragen, geben weiteren Aufschlu\u00df.\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nBild 1. Kgl. Landw. Hochschule Berlin.\n(Nach einer Postkarte im Verlag der Buchhandlung P. Schober, Berlin N. 4.)\n1. Berlin.\nK\u00f6nigl. Landwirtschaftliche Hochschule und Landwirtschaftliches\nMuseum.\nGeh. Reg.-Rat Prof. Dr. L. Wittmac k.\nBereits im Anfang der 70er Jahre stellte der jetzige Vorsteher der Vegetabilischen Abteilung des Museums der Landwirtschaftlichen Hochschule, L. W i tt m a c k , als er noch Kustos des damaligen K\u00f6nigl. Landwirtschaftlichen Museums war, das sp\u00e4ter (1881) mit dem K\u00f6nigl. Landwirtschaftlichen Lehrinstitut zur Landwirtschaftlichen Hochschule verschmolzen wurde, im Verein mit vielen Versuchsanstellern vergleichende Kulturen mit nordischem Getreide an und hat dar\u00fcber in Thiels Landwirtschaft!. Jahrb\u00fcchern III, 537, IV 479, V 613, VI 999 berichtet (siehe besonders V 646). Es stellte sich dabei heraus, da\u00df meistens Getreidearten aus dem hohen Korden (Umea in Schweden 63\u00b0 49' n. B.) sich in Mitteleuropa zwar anfangs langsamer entwickeln, aber sp\u00e4ter die einheimischen einholen oder ihnen gar vorauseilen. Ferner ergab sich, da\u00df im allgemeinen die Vegetationszeit f\u00fcr dieselbe Getreidesorte in den \u00f6stlichen Gegenden k\u00fcrzer ist als in den westlichen. Die Ernte beginnt daher im Osten fr\u00fcher als im Westen.\nDiese Tatsache erkl\u00e4rt vielleicht mit, warum fast alle Wanderungen von Tieren, die sich vorzugsweise von Vegetabilien n\u00e4hren, wie Heuschrecken, Wanderratten usw., von Osten nach Westen erfolgen.\nWeiter \u2019zeigte sich : Geringe Regenmenge beschleunigt die Vegetationszeit, gro\u00dfe Regenmenge verz\u00f6gert sie; schwerer Boden verlangsamt die Reife, auf leichterem erfolgt sie fr\u00fcher.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"1. Berlin.\n5\nHaberlandts Ansicht, da\u00df kontinentales Klima glasige K\u00f6rner erzeugt, k\u00fchle feuchte Sommer oder k\u00fcnstliche Bew\u00e4sserung und vermehrter Reichtum des Bodens an Pflanzenn\u00e4hrstoffen mehlige K\u00f6rner, ist im allgemeinen gewi\u00df richtig ; aber reicher Stickstoffgehalt im Boden scheint doch auch auf die Glasigkeit mit einzuwirken.\nWenn leichter Boden und Trockenheit im kontinentalen Klima einerseits, schwerer Boden und viel Feuchtigkeit im Seeklima andererseits Zusammentreffen, so k\u00f6nnen ganz au\u00dferordentliche Unterschiede in der Reifezeit ein-treten. Derselbe Sommerweizen (aus Umea) reifte z. B. 1875 in Zabikowo bei Posen in 91 Tagen, in Hohenheim bei Stuttgart in 117, in Paris in 121, in Rothamsted in England erst in 150 Tagen (Thiels Landw. Jahrb. V S. 634). Solche Extreme sind zwar Ausnahmen.\nIn den oben angef\u00fchrten Berichten finden sich auch die ausf\u00fchrlichen Mitteilungen der einzelnen Versuchsansteller, namentlich sei auf die des Prof. Friedr. K \u00f6r n i c k e - Bonn f hingewiesen, der in ,,Landwirtschaftl. Jahrb.\u201c VI S.1031 eingehend die Akklimatisationsfrage, dieVererbungsfrage usw. behandelt. Hier spricht er auch zum ersten Male aus, da\u00df er Triticum monococcum, das Einkorn, f\u00fcr eine besondere Spezies ansieht. Sp\u00e4ter hat er dann im ersten Bande des klassischen Werkes ,,K\u00f6rnicke und Werner, Handbuch des Getreidebaues, Bonn 1885\u201c, S. 108 dies noch n\u00e4her begr\u00fcndet.\nIn sp\u00e4teren Jahren war der Leiter der Vegetabilischen Abteilung einerseits bem\u00fcht, die Sammlung von \u00c4hren usw. im Museum (siehe unten) zu vervollst\u00e4ndigen, andererseits durch Wort und Schrift zur Hebung der Z\u00fcchtung beizutragen, namentlich auch im Grassamenbau. Es ward ihm auch m\u00f6glich, als Preisrichter auf den gro\u00dfen Weltausstellungen zu Paris 1900 und zu St. Louis 1904 die Leistungen der deutschen Saatz\u00fcchter zur Anerkennung zu bringen.\nUm nun auf die Saatzucht selbst n\u00e4her einzugehen, so ist die Landwirtschaftliche Hochschule zu Berlin wohl mit eine der ersten Anstalten gewesen, an welcher Vorlesungen \u00fcber Z\u00fcchtung der Kulturpflanzen gehalten wurden. Veranlassung gaben die vielen Verbindungen mit Saatz\u00fcchtern, besonders mit dem Amtsrat Dr. Wilhelm Rimpau f, sowie das Erscheinen von Kurt von R\u00fcmkers \u201eAnleitung zur Getreidez\u00fcchtung\u201c, Berlin 1889.\nIm Jahre 1891 begann der Vorsteher der Vegetabilischen Abteilung des Museums mit dieser Vorlesung und hat sie bis auf den heutigen Tag jeden Sommer fortgesetzt. Au\u00dferdem ist seit dem Wintersemester 1907 eine Vorlesung, betitelt \u201eAnleitung zur Untersuchung von \u00c4hren und Samen zu Zuchtzwecken\u201c, hinzugekommen.\nDiese letztere Vorlesung besteht, wie schon der Name sagt, haupts\u00e4chlich aus praktischen \u00dcbungen; doch werden auch im Sommersemester au\u00dfer der Vorlesung noch \u00dcbungen im Kastrieren und Kreuzen an Getreide, Kar-","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\ntoffeln und dergleichen vorgenommen. Dabei hat der Lehrer der Pflanzenz\u00fcchtung, da er zu gleicher Zeit \u201eLehrer der systematischen Botanik\u201c ist, vielfach Gelegenheit, in letzterer Vorlesung auf die bei der Pflanzenz\u00fcchtung zu beachtenden Punkte, namentlich auf die Bl\u00fchverh\u00e4ltnisse der verschiedenen Kulturpflanzen, hinzuweisen. Vor allem aber ist es sein Bestreben, die systematischen Unterschiede der einzelnen Getreide arten und Variet\u00e4ten usw. den Studierenden klar zu machen. Denn ebensogut wie der Tier-ziichter eine genaue Kenntnis des Exterieurs der einzelnen Rassen und Verst\u00e4ndnis f\u00fcr die Formen haben mu\u00df, so mu\u00df auch ein Pflanzenz\u00fcchter sich ein ge\u00fcbtes Auge f\u00fcr die feineren Unterschiede der Variet\u00e4ten und Sorten erwerben.\nDazu bot sich auch vielfach Gelegenheit in einer weiteren Vorlesung \u201e\u00fcber Samenkunde\u201c dar, in welcher namentlich die Gras- und Kleesamen und deren Z\u00fcchtung eingehend besprochen, auch die Unkrautsamen des Getreides usw. behandelt wurden. Ja selbst in der Vorlesung \u00fcber \u201eVerf\u00e4lschung der Nahrungs- und Futtermittel\u201c wurden z\u00fcchterisch wichtige Momente besprochen, so die Unterschiede der K\u00f6rner von gro\u00dfer Gerste und kleiner Gerste, von nickender und aufrechter, die Backf\u00e4higkeit der verschiedenen Sorten des Weizens und die Bedingungen zur Erzeugung einer guten Braugerste. In \u00e4hnlicher Weise sind Zuckerr\u00fcben, Kartoffeln, \u00d6l- und H\u00fclsenfr\u00fcchte an passender Stelle behandelt worden.\nWenn nun auch die Sommervorlesung \u00fcber \u201eZ\u00fcchtung der Kulturpflanzen\u201c nur einst\u00fcndig ist und ebenso die Wintervorlesung \u201eAnleitung zur Untersuchung von\u00c4hren und Samen zu Zuchtzwecken\u201c, so erhellt aus dem Vorhergesagten, da\u00df an vielen anderen Stellen Gelegenheit gegeben ist, den Unterricht zu vertiefen. Dazu dienen auch die Exkursionen nach den Wanderausstellungen der D. L. G. und den Saatzuchtwirtschaften.\nDas frische Material f\u00fcr den Unterricht liefert der \u00f6konomische Garten der landwirtschaftlichen Hochschule, welcher in dem Park der tier\u00e4rztlichen Hochschule belegen ist, sowie ein kleines St\u00fcck Gartenland hinter der landwirtschaftlichen Hochschule selbst. Leider sind beide nicht ausreichend, um Z\u00fcchtungen in gr\u00f6\u00dferem Umfange vornehmen zu k\u00f6nnen, zumal mitten in der Stadt zwischen hohen H\u00e4usern die Bedingungen nicht normal sind. Trotzdem lassen sich, wenn man sich auf ein engeres Gebiet beschr\u00e4nkt, wie das z. B. in neuerer Zeit mit Solanum Commersonii geschehen ist, ganz gute Resultate erzielen. Seit 1909 besitzt erfreulicherweise die Vegetabilische Abteilung ein Versuchsfeld in Dahlem, indem Herr Prof. Lemmer-mann einen Teil des seinigen ihr freundlichst \u00fcberlie\u00df.\nDie Hauptsache an einer Hochschule ist, den Studierenden die Prinzipien, die bei der Z\u00fcchtung zu beobachten sind, klar zu machen und ihnen durch praktische \u00dcbungen im Kastrieren, Kreuzen usw. die n\u00f6tige Routine zu verschaffen, und dazu sind die erw\u00e4hnten G\u00e4rten im allgemeinen gen\u00fcgend. Es kann erfreulicherweise berichtet werden, da\u00df die","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"1. Berlin\nBild 2. Sammlung der D. L. G. Hochzuchten in der Kgl Landwirtschaftlichen Hochschule, Berlin.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nStudierenden mit gro\u00dfem Eifer an den \u00dcbungen im Kreuzen teilnehmen und manche auch in ihren Mu\u00dfestunden sich damit besch\u00e4ftigen. Einzelne, die sich zu Pflanzenz\u00fcchtern ausbilden wollen, arbeiten mehrere Semester, oft ganz selbst\u00e4ndig.\nIm \u00f6konomischen Garten sehen aber die Studierenden das Getreide, die Kartoffeln usw. meist nur vor der Keife; denn wenn die Reife beginnt, beginnen auch die gro\u00dfen Sommerferien. Schon aus diesem Grunde ist eine Sammlung von reifen Getreidesorten auf dem Halm zur Demonstration n\u00f6tig, noch mehr aber, wenn es sich um wissenschaftliche Studien der Variet\u00e4ten und Sorten handelt.\nDa bietet nun die Vegetabilische Abteilung des Museums der Landwirtschaftlichen Hochschule eine geradezu klassische Sammlung.\nSie besitzt von der Pariser Weltausstellung 1867 her eine gro\u00dfe Zahl \u00e4lterer Sorten von Vilmorin, Andrieux & Co. in Paris, die sich auch in dem \u201eCatalogue m\u00e9thodique et synoptique des Froments qui composent la collection de Henry Louis de Vilmorin\u201c Paris 1869 (erste Auflage 1850 von dessen Vater Louis de Vilmorin) finden. Auch die zahlreichen Getreideproben, welche deutsche Landwirte in Paris 1867 ausgestellt hatten, wurden dem Museum zum Geschenk gemacht, ebenso viele aus anderen L\u00e4ndern. Ein ausf\u00fchrliches Verzeichnis der Getreidesorten des Museums findet sich im Allgemeinen Katalog des Kgl. Landwirtschaftlichen Museums, zweite Auflage, Berlin 1873, S. 74ff. Das Museum erhielt ferner 1878 von dem Edin-burger Museum of Science and Art eine gro\u00dfe Sammlung von Getreide auf dem Halm zum Geschenk, die der gro\u00dfe Samenh\u00e4ndler und -z\u00fcchter Peter Lawson in Edinburg zusammengestellt hatte. Weiter gingen bei der Aufl\u00f6sung der landwirtschaftlichen Akademien Eldena undProskau sowie durch Ankauf viele hierher geh\u00f6rige Gegenst\u00e4nde in den Besitz des Museums \u00fcber, und so bietet es f\u00fcr die Geschichte der Getreidesorten viel Material. Dazu kommen aber noch eine gro\u00dfe Zahl der neueren Sorten aus Deutschland und aus anderen L\u00e4ndern.\nEine wichtige Bereicherung hat die Sammlung im Oktober 1908 durch die Saatzuchtstelle der D. L. G. erhalten. Diese hat n\u00e4mlich Originalexemplare der in das Hochzuchtregister eingetragenen Sorten dem Museum \u00fcberwiesen, soda\u00df nunmehr auch im Museum sich gewisserma\u00dfen das Kataster befindet, in welchem stets nachgesehen werden kann, wenn es sich um die Frage handelt, ob eine in das Hochzuchtregister einzutragende Sorte neu oder schon bekannt ist. \u2014 Gleichzeitig sind die Sorten \u00fcberwiesen worden, welche seither und gegenw\u00e4rtig in den Sorten-Anbau-versuchen gepr\u00fcft werden. (Siehe Abb. 2.)\nEbenso reich wie das Museum der Landwirtschaftlichen Hochschule an Sorten der gew\u00f6hnlichen, bei uns gebauten Getreidearten ist, besitzt es auch an Maissorten eine gro\u00dfe Zahl zum Teil h\u00f6chst seltener Formen, desgleichen sind die mehr tropischen Getreidearten vertreten.","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"1. Berlin.\n9\nGeradezu einzig in ihrer Art steht die Sammlung der H\u00fclsenfr\u00fcchte da. Es gelang s. Z., die Originalsammlung des Hr. Georg von Martens in Stuttgart, dessen Werk \u201eDie Gartenbohnen\u201c, Ravensburg 1869, noch heute klassisch ist, zu erwerben, ferner die Originalsammlung von Bohnen, Erbsen und anderen H\u00fclsenfr\u00fcchten des Dr. Alefeld, welche die Grundlage bildete zu seiner \u201eLandwirtschaftlichen Flora\u201c, Berlin 1866.\nDoch mit diesen mehr historisch interessanten Sammlungen ist es nicht allein getan, obwohl sie zur Beurteilung der neuen oder angeblich neuen Sorten viel wichtiger sind, als mancher annimmt. Von allen Seiten gehen dem Museum auch Proben der neuesten Sorten zu, und bei diesem lebhaften Interesse aller Z\u00fcchter d\u00fcrfte das Ideal, das dem Leiter der Vegetabilischen Abteilung von jeher vorschwebte, das Museum der Landwirtschaftlichen Hochschule zu einem Nationalmuseum der deutschen Landwirtschaft zu gestalten, nicht zu fern liegen.\nVer\u00f6ffentlichungen von L. Wittmack.\nGras - und Kleesamen, Berlin 1873, mit 8 Tafeln (vergriffen).\nAllgemeiner Katalog des Kgl. Landwirtschaftlichen Museums. 2. Aufl. Berlin 1873.\nEnth\u00e4lt S. 105 sein ausf\u00fchrliches Verzeichnis der Getreidesorten.\nNutzpflanzen aller Zonen auf der Pariser Weltausstellung 1878. Berlin 1879. Hier werden auf S. 93 ff. u. a. Maisbastarde, und besonders die italienischen Weizensorten usw. kritisch besprochen.\nAntike S\u00e4mereien aus der alten und neuen Welt in ihren Beziehungen zur Gegenwart. In Nachrichten aus dem Klub der Landwirte zu Berlin 1881, Nr. 115 S. 777.\nF\u00fchr er durch die Vegetabilische Abteilung des Museums der Landw. Hochschule, 1886, mit Abbildungen von pr\u00e4historischen Samen (Peru, Troja), ferner mit Abbildungen der Weizenarten, Rimpauscher Weizenkreuzungen, \u00e4stigen Roggens, drei-gabeliger Gerste, Mohrenhirse, Reis, Negerhirse usw.\nBericht \u00fcber die landwirtschaftlichen Erzeugnisse auf der Weltausstellung in Chicago 1893, im amtlichen Bericht des Reichskommissars.\nDie eidgen\u00f6ssische Samenkontrollstation in Z\u00fcrich, ihre Versuchsfelder daselbst und auf der F\u00fcrstenalp (Graub\u00fcnden) in Thiels Landw. Jahrb. XXIII 1894.\nBotanik der kulturtechnisch wichtigen Pflanzen in Vogler, Grundlehren der Kulturtechnik 1\u20144. Aufl. Berlin 1896\u20141909.\nDie Nutzpflanzen der alten Peruaner in Compte rendu du Congr\u00e8s international des Americanistes, Berlin 1888.\nUnsere Gem\u00fcsepflanzen und ihre Geschichte in Nachrichten aus dem Klub der Landwirte, 1902, Nr. 446.\nDie Heimat der Bohnen und der K\u00fcrbisse, in Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft VI 1888, 374.\nLandwirtschaftliche Kulturpflanzen in v. Neumayers Anleitung zu wissenschaftl. Beobachtungen auf Reisen, 2. u. 3. Aufl. (3. Aufl. 1905).\nZahlreiche Vortr\u00e4ge und Aufs\u00e4tze in Zeitschriften. U. a.: Hebung des Anbaues von Grassamen, Mitteil. d. D. L. G. 1889/90. St\u00fcck 12.\nHebung des deutschen Grassamenbaues (Vortrag in Hamburg. Jahrbuch d. D. L. G. XII 1897 S. 164.) \u2014 Desgl. in Illustr. landw. Zeitung Berlin 1909 Nr. 26.\nDie schmalbl\u00e4ttrige Wicke, Vicia angustifolia, in Mitteilungen d. D. L. G. 1902 St\u00fcck 4,5,6.","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nWas lehrt uns die (Berliner) Ausstellung in bezug auf die Saatzucht? Jahrbuch der D. L. G. Bd. 21 1906, S. 313.\nAbessinische Samen und deren Anbauergebnisse in Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. 1903, S. 31.\nHordeum tetrastichum Horsfordianum Wittmack in Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft Berlin 1884 S. LXI. Siehe auch K\u00f6rnicke & Werner, Handbuch des Getreidebaues I, S. 157. 166.\nHordeum distichum L. var. Krausianum, ver\u00e4stelte kurze zweizeilige Gerste (eine ver\u00e4stelte Form von H. dist. erectum) im Sitzungsbericht der Ges. naturforsch. Freunde, Berlin, 1885 S. 1; siehe K\u00f6rnicke & Werner, Handbuch des Getreidebaues I, S. 191.\nVer\u00e4stelte Gerste in Sitzungsbericht des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg 1873, S. XXVIII.\nHordeum Eimpaui in Berichte der Deutschen bot. Gesellschaft 1886 S. 433.\nSolanum Commersonii in Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 1904 St\u00fcck 10 S. 73. Gartenflora 1905 S. 449, mit Farbentafel 1542. Das violette S. Commersonii, Mitteilungen d. D. L. G. 1908, S. 1.\nDie Stammpflanze unserer Kartoffel in Thiels Landw. Jahrb\u00fcchern Bd. 38, Erg\u00e4nzungsband 5, 1909, S. 551\u2014605, mit 2 Tafeln und 16 Textabbildungen.\nStudien \u00fcber die Stammpflanze der Kartoffel in Berichte der Deutschen bot. Gesellschaft Bd. 27 S. (28)\u2014(42).\n2. Bonn-Poppelsdorf.\nInstitut f\u00fcr Boden- und Pflanzenbaulehre an der Kgl. landw.\nAkademie.\nProfessor Dr. Th. Remy.\nI.\tHilfsmittel.\nDen Zwecken der Pflanzenz\u00fcchtung dienen an der landwV Akademie:\n1.\teine Anzahl von besonderen R\u00e4umen,\n2.\tein 6 ha gro\u00dfes Versuchsfeld,\n3.\tein Glashaus f\u00fcr Gef\u00e4\u00dfversuche,\n4.\tdie Versuchst\u00e4tigkeit des Instituts f\u00fcr Boden- und Pflanzenbaulehre in landwirtschaftlichen Betrieben.\nSpeziell den pflanzenz\u00fcchterischen Arbeiten sind im Institut f\u00fcr Boden-und Pflanzenbaulehre (Bild 3) einige R\u00e4ume f\u00fcr feinere Auslesearbeiten, sodann Sortier-, Trocknungs- und Lagerb\u00f6den f\u00fcr K\u00f6rnerfr\u00fcchte, endlich Keller - und Untersuchungsr\u00e4ume f\u00fcr Wurzelgew\u00e4chse gewidmet. In der Abbildung 4 ist der Kartoffelkeller wiedergegeben, der besondere Einrichtungen f\u00fcr die getrennte Aufbewahrung einer gro\u00dfen Zahl von Kartoffelzuchten aufweist. Im Bedarfsf\u00e4lle stehen auch das chemische und botanische Laboratorium des Instituts f\u00fcr pflanzenz\u00fcchterische Untersuchungen zur Verf\u00fcgung.\nAn Apparaten f\u00fcr die Auslesearbeiten sind vorhanden : Me\u00dfgabeln, Mikrometer, Schubleeren, Mikroskope, Pflanzen-, K\u00f6rner- und \u00c4hrenwagen, ver-","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"2. Bonn-Poppelsdorf.\n11\nschiedene Apparate zur Bestimmung des Hektolitergewichtes und zur Messung der Halmfestigkeit, Segmentreibe, R\u00fcbenbohrer, Polarisationsapparat, Kar-\no\nT3\nft \u00a3\nP-i n\no \u00a3 ft Tj\nd W\n\u00d6 ^ o c pp. 2\ni-H (\u00fc\nh\u00d6 S\n\u00d6 03 3 -g . GQ\nJ &\npH\n50\n5\n\ntoffelwagen, kleine Windfegen, Putzm\u00fchlen, Sortier- und Siebeeinrichtungen, Pflanzbretter und allerlei kleineres Ger\u00e4t. Die auf s\u00e4mtliche Arbeitstische der Selektionsr\u00e4ume in \u00d6lfarbe aufgetragenen Zentimeterskalen machen Zollstock und Me\u00dfband bei den Auslesearbeiten entbehrlich. Einige minder","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nallgemein bekannte Hilfsgegenst\u00e4nde sind durch die Abbildungen 5 und 6 veranschaulicht.\nVon dem in n\u00e4chster N\u00e4he des Instituts gelegenen und infolgedessen der st\u00e4ndigen Beaufsichtigung unterstehenden Versuchsfeld sind 15 a als Zuchtgarten abgeteilt, dessen drei gleiche Teile in regelm\u00e4\u00dfigem Wechsel nacheinander Getreide-, Hackfrucht- und H\u00fclsenfruchtzuchten tragen. Das ganze \u00fcbrige Versuchsfeld steht nach Bedarf ebenfalls f\u00fcr die Vermehrung und vergleichende Pr\u00fcfung von Zuchterzeugnissen zur Verf\u00fcgung (siehe Bilder 7 und 8).\nIn welcher Weise versucht wird, das im Jahre 1906/07 neu erbaute\nBild 4. Kartoffelkeller des Instituts f\u00fcr Boden- und Pflanzenbaulehre.\nVegetationshaus f\u00fcr Gef\u00e4\u00dfversuche auch f\u00fcr die Zwecke der Pflanzenz\u00fcchtung nutzbar zu machen, mag aus den Mitteilungen des Berichterstatters im Jahrbuch der D. L. G. f\u00fcr 1906 S. 157\u2014165 entnommen werden.\nDie Pr\u00fcfung am Orte der Entstehung allein gen\u00fcgt nat\u00fcrlich nicht, um ein Urteil \u00fcber den allgemeinen Kulturwert von Neuzuchten zu gewinnen. Entscheidend ist vielmehr nur der Anbau unter den verschiedenartigsten Voraussetzungen. Die M\u00f6glichkeit zu einer derartigen Pr\u00fcfung gibt die seitens des Instituts in der landwirtschaftlichen Praxis durchgef\u00fchrte Versuchst\u00e4tigkeit. Sie umfa\u00dfte in den letzten Jahren etwa 600 Einzelparzellen in 100 landwirtschaftlichen Betrieben der Rheinprovinz. Je ein st\u00e4ndiges Versuchsfeld im rheinischen H\u00f6hengebiet und im sandigen Teil der Rheinebene erg\u00e4nzen das nach Bodenbeschaffenheit und Lage den","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"2. Bonn-Poppelsdorf.\n13\nbesten B\u00f6den der Rheinniederung entsprechende Versuchsfeld der Akademie in sehr erw\u00fcnschter Weise.\nII. Zwecke und Ziele der pflanzenz\u00fcchterischen Arbeiten.\nUnmittelbare wirtschaftliche Ziele scheiden bei den mit Staatsmitteln durchgef\u00fchrten Arbeiten des Instituts nat\u00fcrlich ganz aus. An ihre Stelle treten die wissenschaftlichen und belehrenden Zwecke. Zun\u00e4chst werden die geschilderten Einrichtungen der Ausbildung der Akademiestudierenden dienstbar gemacht, die an den z\u00fcchterischen Arbeiten des Instituts fortlaufend Anteil nehmen k\u00f6nnen. Die Raumverh\u00e4ltnisse gestatten es jedoch leider\nBild 5. Kartoffelwage nach Remy-Ehrenberg.\nnicht, allen Antr\u00e4gen auf Zulassung zu entsprechen. F\u00fcr die Besucher aus der landwirtschaftlichen Praxis bildet der Zuchtgarten ein stets willkommenes Anschauungsmittel. Ausnahmsweise werden \u00fcbrigens auch Zuchterzeugnisse im allgemeinen Interesse in den Verkehr gebracht. Das ist zun\u00e4chst f\u00fcr die Kleins\u00e4mereien einiger feldm\u00e4\u00dfig angebauten Gem\u00fcsepflanzen in Aussicht genommen. Aus der geringen Gew\u00e4hr, welche der Handel f\u00fcr Sortenechtheit und hohen Zuchtwert der meist nur in kleinsten Mengen ben\u00f6tigten Saaten von Kohlr\u00fcben, Kopfkohl und \u00e4hnlichen Feldgem\u00fcsen zu geben vermag, erwachsen insbesondere dem in der Rheinprovinz stark \u00fcberwiegenden landwirtschaftlichen Kleinbetrieb erhebliche Nachteile, die eine Besserung dringend erw\u00fcnscht erscheinen lassen. Den Ansto\u00df dazu zu geben, strebt eine teils schon durchgef\u00fchrte, teils noch geplante besondere Einrichtung an. Ihr Zweck ist, durch fortgesetzte sorgsamste z\u00fcchterische Auslese be-","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nErster Teil: Institute und Saatzuclit.anstalton.\nwahrter Sorten eine Veredlungselite zu gewinnen, aus der an bestimmten Anbaustellen unter st\u00e4ndiger Aufsicht tadellose Gebrauchssaat gezogen werden soll. Eine dem gr\u00f6\u00dften landwirtschaftlichen Verein der Rheinprovinz angeschlossene Saatstelle hat die \u00dcbernahme des Vertriebs der so gewonnenen Saat in Aussicht gestellt, um auch dem kleinsten Abnehmer Gew\u00e4hr f\u00fcr Sortenechtheit, hohen Zucht- und Gebrauchswert seiner Kleins\u00e4mereien zu geben.\nBild 6. R\u00fcbenbohrmaschine von Wahrendorf-Oschersleben.\nIII. Die bisherigen Arbeiten und ihre Ergebnisse.\nDie Mehrzahl der laufenden Arbeiten bildet die Fortsetzung von Untersuchungen, welche Berichterstatter zun\u00e4chst als Abteilungsvorsteher am Institut f\u00fcr G\u00e4rungsgewerbe, dann als Leiter des Instituts f\u00fcr Versuchswesen und Bakteriologie an der landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin begonnen und von 1905 ab in seiner jetzigen Stellung durchgef\u00fchrt hat. Es mag daher gestattet sein, die Ergebnisse der zusammenh\u00e4ngenden Arbeiten unabh\u00e4ngig vom Orte ihrer Durchf\u00fchrung einheitlich zu behandeln.\nSehr eingehend ist seit 1900 gepr\u00fcft worden, durch welche Eigent\u00fcmlichkeiten die besondere Eignung bestimmter Kulturpflanzen f\u00fcr die leichteren B\u00f6den bedingt ist und in welchen \u00e4u\u00dferen Merkmalen diese Eignung zum Ausdruck kommt. Die Untersuchungen wurden meist mit zweizeiliger Gerste durchgef\u00fchrt. Zun\u00e4chst wurden die morphologischen und physiologischen","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"2. Bonn-Poppelsdorf.\n15\nEigent\u00fcmlichkeiten von 2 in ihren Bodenanspr\u00fcchen ziemlich extremen Sorten (Hanna- und Goldthorpegerste) zum Gegenstand genauer Ermittlungen gemacht. Dabei wurde festgestellt, da\u00df die Hannagerste ihre \u00dcberlegenheit auf den zum Austrocknen neigenden B\u00f6den besonders folgenden Umst\u00e4nden verdankt :\n1.\tDurch Fr\u00fchreife wird ihre Hauptbedarfsperiode f\u00fcr Wasser dem Winter angen\u00e4hert. Dieser Umstand bedingt eine bessere Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit und entr\u00fcckt auch die K\u00f6rnerausbildung den durch die Hochsommerd\u00fcrre drohenden Gefahren etwas.\nBild 7. Blick in das Versuchsfeld des Instituts f\u00fcr Boden- und Pflanzenbaulehre in Bonn-\nPoppelsdorf.\n2.\tDie wirtschaftliche Nutzwirkung gleicher Wasser- und Nahrungsmengen ist bei der Hannagerste gr\u00f6\u00dfer als bei der Goldthorpegerste, weil von der Gesamternte jener ein verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfer Anteil auf die K\u00f6rner entf\u00e4llt, ohne da\u00df f\u00fcr die Gewichtseinheit der Gesamternte mehr Wasser und Nahrung verbraucht wird.\n3.\tBei unzureichender Wasserversorgung vermag die Hannagerste ihren Wasserbedarf ohne Schaden f\u00fcr die Entwicklung vor\u00fcbergehend st\u00e4rker herabzusetzen .als die Goldthorpe.\nNach diesen Feststellungen wurde weiter gepr\u00fcft, ob sich auch die be-","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nstehenden Gerstensorten durch z\u00fcchterische Ma\u00dfnahmen den leichten B\u00f6den anpassen lassen. Da diese in der Regel zugleich trocken sind, wird die F\u00e4higkeit, mit dem Wasser hauszuhalten, die Eignung der Kulturgew\u00e4chse f\u00fcr leichte B\u00f6den \u00fcberwiegend bestimmen. Es wurde festgestellt, da\u00df die F\u00e4higkeit der haush\u00e4lterischen Wasserverwendung auch innerhalb der bestehenden Sorten verschieden entwickelt und durch Auslese bestimmter\nBild 8. Vegetationshaus, Zuchtgarten f\u00fcr Hackfr\u00fcchte und Klee und Versuchsfeld des Instituts f\u00fcr Boden- und Pflanzenbaulehre in Bonn-Poppelsdorf.\nFormen ausbildungsf\u00e4hig ist. Die Mittel zu dem Zweck sind grunds\u00e4tzlich gegeben: ')\n1.\tin der Herabsetzung des spezifischen Wasserbedarfs,\n2.\tin der Erh\u00f6hung der F\u00e4higkeit, die nat\u00fcrlichen Wasservorr\u00e4te des Bodens auszunutzen.\nAls spezifischer Wasserbedarf ist die f\u00fcr eine Gewichtseinheit trockener Erntesubstanz erforderliche Wassermenge bezeichnet. Sie h\u00e4ngt \u00fcberwiegend\n1) Vergleiche auch des Berichterstatters Darlegungen in den \u201eMonatsheften f\u00fcr Landwirtschaft\u201c 1908. M\u00e4rzheft.","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"2. Ronn-Poppelsdorf.\n17\nvon dem zwischen Masse und Oberfl\u00e4che der Pflanze bestehenden Verh\u00e4ltnis ab. Will man also die Kulturgew\u00e4chse trockenen Standorten z\u00fcchterisch anpassen, so ist vor allem eine im Verh\u00e4ltnis zur Masse kleine Oberfl\u00e4che anzustreben. Z\u00fcchterische Kennzeichen f\u00fcr eine derartige Ausbildung, die durch direkte Messung nur schwer festzustellen ist, sind bei den Getreidepflanzen :\na)\thoher Kornanteil,\nb)\tschmale und dicke Bl\u00e4tter,\nc)\tm\u00f6glichst geringe Blattzahl,\nd)\tkurzer und feiner Halm.\nDie Ausnutzung der nat\u00fcrlichen Wasser Vorr\u00e4te wird durch gro\u00dfen Wurzeltiefgang und g\u00fcnstige Lage der Hauptbedarfsperiode f\u00fcr Wasser besonders beg\u00fcnstigt. Alle diese Eigenschaften sind der z\u00fcchterischen Beeinflussung mehr oder weniger zug\u00e4nglich. Da\u00df die Auslese nach den erw\u00e4hnten Kennzeichen mit einer Anpassung an trockene Standorte Hand in Hand geht, hat durch achtj\u00e4hrige Beobachtungen durchaus Best\u00e4tigung gefunden. Zum Beweise m\u00f6gen nur die Ergebnisse des Vergleichsanbaues zwischen der Kwassitzer Original-Hannagerste und der vom Berichterstatter aus ihr isolierten Stammzucht 1, welche die Kennzeichen haush\u00e4lterischer Wasserverwendung besonders ausgesprochen an sich tr\u00e4gt, folgen :\n\t\t\t\t\tK\u00f6rner-Ertrag in\tKilogramm pro Hektar\n\t\t\t\t\tHanna-Zucht 1\tKwassitzer Hanna Pedigree (Ausgangssorte)\n\t\t1.\tDahlem I .\t. 1904\t33,9\t28,8')\n\t\t2.\tDahlem II ...\t.\t. 1904\t31,6\t30,7\n\t\t3.\tFrankenthal, Pfalz .\t. 1904\t31.7\t29,32)\nTrockener\t\t4.\t,, ,,\t. 1905\t35,9\t31,6\nStandort\t\t5.\t,, ,,\t. 1906\t31.6\t29,8\n\t\t6.\t,, \u2022\t. 1907\t32,2\t29,0\n\t\t7.\tDirmstein, Pfalz .\t. 1907\t36,4\t31,0\n\t\t8.\tRosheim,\t,,\t.\t.\t. 1907\t26,5\t23,1\nFrischer j Standort \\\t\t9.\tKleinb\u00f6ckelheim .\t. 1907\t43,0\t48,0\nDie Versuche 1 und 2 sind vom Berichterstatter selbst, die \u00fcbrigen von Herrn Kgl. Winterschuldirektor Osterspey in Frankenthal durchgef\u00fchrt. An trockenen Standorten tritt die \u00dcberlegenheit der angepa\u00dften Zucht regelm\u00e4\u00dfig hervor. Die individuelle Abweichung innerhalb der zu den Untersuchungen benutzten Sorten war \u00fcbrigens so gro\u00df, da\u00df mit Leichtigkeit eine\n1)\tVersuche 1\u20143 siehe \u201eWochenschrift f\u00fcr Brauerei\u201c 1905 S. 188, Versuche 4-\u2014-9 siehe Osterspey \u201eJahresberichte der Kgl. land\u00ab-. Winterschule in Frankenthal\u201c 1905/06 bis 1907/08.\n2)\tErtrag von Original Kwassitzer Hanna fehlt. Daf\u00fcr ist das Mittel von 7 anderen Abk\u00f6mmlingen dieser eingesetzt, deren Ertr\u00e4ge zwischen 25,5 und 32,7 dz schwankten.\nDeutsche Pflanzenzucht.\t2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nstattliche Anzahl von nach Form und Leistungen wohl unterschiedenen Formen gewonnen werden konnte. Ja, die anscheinend so verschiedenartigen Ausgangssorten konnten fast beliebig durch physiologische \u00dcbergangsformen verbunden werden.\nEine zweite ausgedehntere Untersuchung bezog sich auf die Bedeutung der Halmarchitektur f\u00fcr die Lagerfestigkeit der Getreidearten. Die abgeschlossen vorliegenden, aber noch nicht bearbeiteten Ergebnisse zeigen mancherlei Typisches in der Halmarchitektur von lagerfesten und nicht lagerfesten Sorten derselben Getreideart. Auch innerhalb der Sorten konnten erhebliche und der erblichen \u00dcbertragung ohne weiteres f\u00e4hige Verschiedenheiten festgestellt werden. Trotzdem darf die Bedeutung der Halmarchitektur f\u00fcr die Lagerfestigkeit nicht \u00fcbersch\u00e4tzt werden. Denn der Halmaufbau ist lediglich ein f\u00fcr die Standfestigkeit mitbestimmender Umstand, der in seiner Wirkung gar zu oft durch andere Einfl\u00fcsse aufgehoben wird. Dasselbe gilt \u00fcbrigens f\u00fcr die in irgend einer Weise ermittelte relative oder absolute Festigkeit des trockenen Halms. \u00dcber die Standfestigkeit einer Zucht kann deshalb im letzten Grund stets nur die vergleichende Pr\u00fcfung unter feldm\u00e4\u00dfigen Bedingungen entscheiden, w\u00e4hrend alle Ermittlungen bei der Auslese zurzeit problematischen Wert besitzen.\nDie Frage, ob es m\u00f6glich ist, die bei der Neugewinnung von Kartoffelsorten heute \u00fcbliche durchaus empirische Auslese der Kartoffels\u00e4mlinge auf eine mehr wissenschaftlich begr\u00fcndete Basis zu stellen, bildete den Gegenstand einer ausgedehnten weiteren Untersuchungsreihe. \u00dcber die Ziele und die ersten Ergebnisse dieser Untersuchung ist bereits im \u201eJahrbuch des Vereins der Spiritusfabrikanten\u201c 1901 S. 58 bis 61 und 1902 S. 81 bis 88 berichtet. Ausf\u00fchrlichere Mitteilungen \u00fcber die zu dem Zweck durchgef\u00fchrten Vorarbeiten sind vom Berichterstatter und seinen mit der Ausf\u00fchrung betrauten Mitarbeitern in den nachfolgenden Arbeiten ver\u00f6ffentlicht:\n1.\tE e m y, T h., \u201eSind die innerhalb der Sorten auftretenden Schwankungen im St\u00e4rkegehalt der Kartoffelsorten erblich?\u201c \u201eBl\u00e4tter f\u00fcr Gersten-, Hopfen- und Kartoffelbau\u201c 1901. S. 121\u2014136.\n2.\tWaterstradt, Pr. und Willner, M\u201e \u201eDie chemische Zusammensetzung und der anatomische Aufbau in ihrer Beziehung zum Gebrauchswert der Kartoffelknolle\u201c. \u201eBl\u00e4tter f\u00fcr Gersten-, Hopfen- und Kartoffelbau\u201c 1901. S. 293\u2014305,\n3.\tS\u00fcchting,H., \u201e\u00dcber die sch\u00e4digende Wirkung der Kalirohsalze auf die Kartoffel\u201c. Landw. Versuchsstationen Bd. 61.\t1905. S. 397-\u2014449.\n4.\tEhrenberg, P., \u201eDer Abbau der Kartoffel\u201c. Landw. Jahrb\u00fccher 1904. S. 859 ff.\nDie Frage unter 1 mu\u00dfte in \u00dcbereinstimmung mit der Mehrzahl der vorliegenden \u00e4lteren Beobachtungen glattweg verneint werden. Zu 2 wurde festgestellt, da\u00df bestimmte Beziehungen zwischen dem anatomischen Aufbau, der stofflichen Beschaffenheit und dem Gebrauchswert der Kartoffelknolle nicht bestehen. Dagegen scheint das Entwicklungsverh\u00e4ltnis von Mark und Rinde bei der Kartoffelknolle gewisse R\u00fcckschl\u00fcsse auf die k\u00fcnftige","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"2. Bonn-Poppelsdorf.\n19\nLeistungsrichtung der aus einer S\u00e4mlingspflanze hervorgehenden Nachkommenschaft, das ist eine Kartoffelsorte, zuzulassen.\nHinsichtlich der bedingenden Ursachen f\u00fcr die verschiedene Kali-rohsalz - Empfindlichkeit unserer Kartoffelsorten konnte folgendes festgestellt werden:\n1.\tDie unter gew\u00f6hnlichen Voraussetzungen in die Erscheinung tretende Gesamtwirkung einer Kalirohsalzd\u00fcngung setzt sich zusammen:\na)\taus einer N\u00e4hrwirkung des in dem D\u00fcnger enthaltenen Kalis,\nb)\taus vielseitigen Nebenwirkungen der Nebenbestandteile.\n2.\tDie Kalin\u00e4hrwirkung w\u00e4chst unter \u00fcbrigens gleichen Voraussetzungen mit dem Kalid\u00fcngerbed\u00fcrfnis der Sorte. Dieses aber ist wieder um so gr\u00f6\u00dfer, je w\u00fcchsiger die Sorte und je geringer ihr Aneignungsverm\u00f6gen f\u00fcr das Bodenkali ist. In beiden Beziehungen bestehen bei den Kartoffelsorten erhebliche Verschiedenheiten.\n3.\tDie Wirkung der Nebenbestandteile der Kalirohsalze ist nat\u00fcrlich sehr vielseitig. Bei der chlorempfindlichen Kartoffel sind die in ihnen enthaltenen Chloride f\u00fcr die Gesamtwirkung der Nebenbestandteile durchaus ausschlaggebend. Der durch sie angerichtete Schaden ist bei w\u00fcchsigen Sorten nat\u00fcrlich nicht gr\u00f6\u00dfer, sondern eher kleiner als bei den minder w\u00fcchsigen Sorten.\n4.\tDie beim Feldbau in die Erscheinung tretende Kalid\u00fcngerwirkung wird nach dem Gesagten der Ergiebigkeit der Sorten proportional sein und im umgekehrten Verh\u00e4ltnis zu ihrem Aneignungsverm\u00f6gen f\u00fcr das Bodenkali stehen.\nAuff\u00e4llig ist es, da\u00df manche neueren Sorten im Aneignungsverm\u00f6gen f\u00fcr das Bodenkali hinter den \u00e4lteren Sorten Zur\u00fcckbleiben. Vielleicht handelt es sich hier wie bei der Kalirohsalzempfindlichkeit der Kartoffel zum Teil auch um Anpassungserscheinungen. Daf\u00fcr spricht folgende Beobachtung: Pflanzt man Kartoffels\u00e4mlinge gleichen Ursprungs einerseits auf kaliarme, andererseits auf mit Kalisalzen angereicherte Beete und w\u00e4hlt, wie es bei der Neu-gew'innung von Kartoffelsorten \u00fcblich ist, die besten Individuen zur Weiterzucht aus, so erh\u00e4lt man Kartoffelzuchten von etwas verschiedenem Verhalten gegen\u00fcber der Kalid\u00fcngung. Die Nachkommen der f\u00fchrenden S\u00e4mlinge des kalireichen Beetes bleiben n\u00e4mlich in bezug auf Aneignungsverm\u00f6gen f\u00fcr Bodenkali und Rohsalzempfindlichkeit hinter den Abk\u00f6mmlingen der besten S\u00e4mlinge des kaliarmen Beetes zur\u00fcck. Begreiflicherweise: F\u00fcr das Gedeihen der reichlich mit Kalirohsalzen versorgten S\u00e4mlinge ist das Aneignungsverm\u00f6gen f\u00fcr Bodenkali belanglos, geringe Rohsalzempfindlichkeit dagegen von ma\u00dfgebender Bedeutung; umgekehrt ist f\u00fcr das Fortkommen der auf kaliarmen Beeten wachsenden S\u00e4mlinge das Aneignungsverm\u00f6gen f\u00fcr Bodenkali ausschlaggebend, die Rohsalzempfindlichkeit belanglos. Im ersten Falle findet also eine Auslese der S\u00e4mlinge nach Rohsalzempfindlichkeit, im zweiten Falle eine Auswahl nach Kalianeignungsverm\u00f6gen statt.\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nW\u00e4hrend bei der Mehrzahl der der Veredlung unterworfenen Kulturgew\u00e4chse lediglich Vervollkommnung und Anpassung an die \u00f6rtlich und zeitlich wechselnden wirtschaftlichen Bed\u00fcrfnisse erstrebt wird, tritt bei der Kartoffelz\u00fcchtung der vorherrschenden Meinung nach der Ersatz der alternden Sorten durch jugendkr\u00e4ftige Neuzuchten als gleichberechtigtes Ziel hinzu. Es ist nicht zu bezweifeln, da\u00df eine Entartung der Kartoffelsorten bei zunehmendem Alter sehr oft eintritt. Durchaus nicht erwiesen aber ist es, da\u00df das Altern eine naturgesetzliche Notwendigkeit darstellt. So konnte P. Ehren berg bei der auf Veranlassung des Berichterstatters vorgenommenen und schon erw\u00e4hnten Pr\u00fcfung des Verhaltens einiger bew\u00e4hrten Kartoffelsorten in langfristigen Anbauversuchen Alterserscheinungen selbst in mehreren Jahrzehnten nicht feststellen. Zu \u00e4hnlichen Ergebnissen kam Tuckermann. Trotzdem haben die Beobachtungen der letzten f\u00fcnf Jahre es dem Berichterstatter wahrscheinlich gemacht, da\u00df die alte Meinung wenigstens einen berechtigten Kern enth\u00e4lt. Ein Altern tritt zwar nicht als notwendige Folgeerscheinung der vegetativen Vermehrung ein. Dagegen erliegen die bestehenden Kartoffelsorten gewissen Pilzkrankheiten im Laufe der Jahre sehr leicht, weil die als Vermehrungsorgan benutzte saftige Knolle f\u00fcr eine Reihe von verderblichen Krankheitserregern (Fusarium, Verticillium, Sporidesmium) eine geradezu ideale \u00dcberwinterungsst\u00e4tte darstellt, verm\u00f6ge derer die Krankheiten von Generation auf Generation \u00fcbertragen werden. Die Folge ist eine fortschreitende Verpilzung, die den Bestand einer Sorte auf die Dauer gef\u00e4hrdet. Die Einschiebung einer S\u00e4mlingsgeneration, wie sie bei der Sortengewinnung \u00fcblich ist, schafft hierin sofort Wandel, nicht wei 1 der S\u00e4mling der allgemeinen Anschauung entsprechend lebenskr\u00e4ftiger als die gesunde Knollenpflanze ist, sondern weil die kleinen, trockenen Kartoffelsamen f\u00fcr die parasit\u00e4ren Pilze eine weniger geeignete \u00dcberwinterungsst\u00e4tte bilden.\nZu einer zusammenfassenden Nutzanwendung der aus den erw\u00e4hnten Einzelarbeiten abgeleiteten Ergebnisse ist Berichterstatter bis heute nicht gekommen; immerhin m\u00f6ge erw\u00e4hnt sein, da\u00df die jahrelange Beobachtung von rund 500 S\u00e4mlingspflanzen und ihrer Nachkommenschaft die Richtigkeit der obigen Darlegungen in manchen Punkten best\u00e4tigt hat.\nZ\u00fcchtungsversuche mit Hopfen wurden in den Jahren 1898 bis 1905 durchgef\u00fchrt. Sie sollten Aufschlu\u00df dar\u00fcber geben, ob beim Hopfen die Neugewinnung von Sorten durch S\u00e4mlingszucht, wie sie bei der Kartoffel gebr\u00e4uchlich ist, Erfolge verspricht. \u00dcber die Art der Ausf\u00fchrung dieser Versuche gibt ein in der \u201eWochenschrift f\u00fcr Brauerei\u201c 1903 ver\u00f6ffentlichter Bericht Aufschlu\u00df. Die hoffnungsvollen Versuche sind beim \u00dcbergang des Berichterstatters in eine andere Dienststellung 1905 abgebrochen und dem\\ernehmen nach auch vom Institut f\u00fcr G\u00e4rungsgewerbe in Berlin nicht weiter fortgesetzt worden.\nNeuere, im Herbst 1905 begonnene Versuche befassen","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"2. Bonn-Poppelsdorf.\n21\nsich vor allen Dingen mit der Veredlung von Triticum turgidum, dessen Vor- und Nachteile ja allgemein bekannt sind. Zu dem Zweck sind die erh\u00e4ltlichen Rauh weizen zun\u00e4chst einer vergleichenden Pr\u00fcfung unterzogen, wobei gro\u00dfe Unterschiede im Verhalten festgestellt wurden. Seit Herbst 1905\na\tb\tc\nBild 9. Drei aus einer Ausgangssorte (Elefant) isolierte St\u00e4mme, a) hellspelzig und begrannt; b) dunkelspelzig, begrannt und winterfest; c) wei\u00dfspelzig, grannen-\nabwerfend, weich.\nwird nun versucht, zwei der besten Sorten durch Trennung und vergleichende Pr\u00fcfung reiner Linien, sowie durch fortgesetzte Veredlungsauslese innerhalb der letzteren zu verbessern. Die Erfolge sind in quantitativer Beziehung befriedigend. So lieferte ein besonders sch\u00f6ner Turgidumweizen, den Berichterstatter bei seiner \u00dcbersiedlung nach Bonn-Poppelsdorf unter dem Namen \u201eElefant\u201c vorfand, 1908 von 1 a an K\u00f6rnern;","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nS 3. 3 t .\n1.\tMassenauslese von Pflanzen..............................34,7 kg\n2.\tErste Vermehrungselite der zwei besten St\u00e4mme .\t.\t36,9 ,,\n3. H\u00f6her veredelte Vermehrungselite der zwei besten St\u00e4mme 38,0 ,,\nErstaunlich ist die Formenmannigfaltigkeit innerhalb der der Veredlung unterliegenden zwei Turgidumsorten. Kaum eine Pflanze war der anderen gleich, soda\u00df mit Leichtigkeit eine Reihe von wohl unterschiedenen Familien und St\u00e4mmen gewonnen werden konnte. Auff\u00e4llig ist auch das h\u00e4ufige Auftreten von braun- und schwarzspelzigen Mutationen. Die zwei letzten, f\u00fcr die Gegend vergleichsweise strengen Winter lie\u00dfen erkennen, da\u00df die dunkelspelzigen Formen in der Winterh\u00e4rte die wei\u00dfspelzigen Formen deutlich \u00fcberragten. Auch in der Wuchsform der Linien zeigten sich auff\u00e4llige Verschiedenheiten, die in deutlichster Beziehung zur Winterfestigkeit standen. Wenig greifbar waren leider die bisherigen qualitativen Erfolge der z\u00fcchterischen Auslese, was umsomehr zu bedauern ist, als die Verbesserungsbed\u00fcrftigkeit der Turgidumweizen gerade in dieser Beziehung besonders hervortritt. Abbildung 9 zeigt drei aus Elefant isolierte St\u00e4mme.\nDie fortgesetzt steigende Bedeutung des Futterbaues f\u00fcr die vaterl\u00e4ndische Landwirtschaft zwingt dazu, der z\u00fcchterischen Veredlung der Futterkr\u00e4uter besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die hier zu dem Zweck begonnenen Versuche beschr\u00e4nken sich zun\u00e4chst auf R o t k 1 e e und Luzerne. Bei beiden zeigt sich regelm\u00e4\u00dfig eine gro\u00dfe Formenmannigfaltigkeit der aus einer Saat hervorgehenden Pflanzen. Die Verbesserung wird durch Massenauslese angestrebt.\nBei Rotklee werden die Pflanzen zu dem Zweck zun\u00e4chst auf garten-m\u00e4\u00dfig hergerichteten Beeten in \u00e4hnlicherWeise vorgezogen, wie es bei Kohlpflanzen \u00fcblich ist. Nachdem die Beetpflanzen kr\u00e4ftig Wurzel gefa\u00dft haben, werden sie im Sp\u00e4tsommer auf 50 : 50 cm Entfernung ins freie Land versetzt und dort auf ihr Verhalten gepr\u00fcft. Die besten Pflanzen bleiben beim zweiten Schnitt als Samentr\u00e4ger stehen, w\u00e4hrend alle \u00fcbrigen vor der zweiten Bl\u00fcte ausgehackt werden. Die Auslese wird in der Nachkommenschaft der Eliten in gleicher Weise fortgesetzt. Eine Schwierigkeit liegt bei der Veredlung der Futterpflanzen in der Umschreibung des Begriffs ,,gut\u201c und \u201eschlecht\u201c. Eine an sich geringwertige Pflanze kann im Gemenge mit anderen dadurch wertvoll werden, da\u00df sie eine L\u00fccke auszuf\u00fcllen vermag. Das beweist die N\u00fctzlichkeit von manchen an sich nicht gerade ergiebigen Untergr\u00e4sern in Gemengsaaten. In \u00e4hnlicher Weise m\u00fcssen bei einem wertvollen Rotklee die w\u00fcchsigen, blatt- und stengelreichen Pflanzen durch solche erg\u00e4nzt werden, die als Unterklee eine sonst leer bleibende L\u00fccke ausf\u00fcllen. Deshalb erstreckten sich auch unsere Bem\u00fchungen auf die Gewinnung von zwei Kleeformen, welche beim Anbau gemischt werden sollen. Die Auslese der den Hauptanteil des Gemenges ausmachenden w\u00fcchsigen Pflanzen und der","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"2.\tBonn-Poppelsdorf.\n23\nquantitativ zur\u00fccktretenden Pflanzen mit niedrigem, mehr kriechenden Wuchs wird nat\u00fcrlich auf r\u00e4umlich getrennten Beeten vorgenommen. Zu einem sicheren Urteil \u00fcber die Richtigkeit der dargelegten Anschauungen reichen die vorliegenden Ergebnisse noch nicht aus.\nDer Z\u00fcchtung der Luzerne wird wegen der allgemeinen Klagen \u00fcber ihre abnehmende Ausdauer besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Denn immerhin ist es m\u00f6glich, da\u00df auch eine zweckentsprechende z\u00fcchterische Auslese zur Milderung dieses \u00dcbelstandes beizutragen vermag. Das Auspflanzen der zur Auslese bestimmten Individuen erfolgt genau wie beim Rotklee. Die nach dem Versetzen ebenfalls auf 50 : 50 cm Entfernung stehenden Pflanzen werden fortlaufend auf Ertrag und sonstiges Verhalten gepr\u00fcft. Was nicht eine bestimmte Mindestlebensdauer erreicht, wird von vornherein ausgeschieden. Diejenigen Pflanzen dagegen, welche Langlebigkeit, Ergiebigkeit und Widerstandsf\u00e4higkeit aufweisen, dienen als Mutterpflanzen f\u00fcr die Samengew\u00fcnnung. Die jetzt im dritten Jahre stehenden Versuche haben bis heute eine sehr verschiedene W\u00fcchsigkeit und Widerstandsf\u00e4higkeit der aus einer Saat hervorgegangenen Pflanzen erkennen lassen. Inwieweit sich das gesteckte Ziel verwirklichen l\u00e4\u00dft, ist zurzeit nat\u00fcrlich nicht zu \u00fcbersehen.\nAuf die Bestrebungen, die feldm\u00e4\u00dfig in der Rheinprovinz ausgedehnter angebaute Kohlr\u00fcbe durch z\u00fcchterische Auslese zu veredeln und die von den Zuchteliten abstammende Saat den rheinischen Landwirten leicht zug\u00e4nglich zu machen, ist bereits hingewiesen.\nIV. Chronologisches Verzeichnis der einschl\u00e4gigen Ver\u00f6ffentlichungen des Berichterstatters und seiner Mitarbeiter.\n1.\tRemy, Th., \u201eSind die innerhalb einer Kartoffelsorte auftretenden Schwankungen im St\u00e4rkegehalt erblich?\u201c Bl\u00e4tter f\u00fcr Gersten-, Hopfen-und Kartoffelbau 1901, S. 121\u2014136.\n2.\tWaterstradt, Fr. und Wi 11 ne r , M., \u201eDie chemische Zusammensetzung und der anatomische Aufbau in ihrer Beziehung zum Gebrauchswert der Kartoffelknolle.\u201c Bl\u00e4tter f\u00fcr Gersten-, Hopfen- und Kartoffelbau 1901, S. 293-\u2014305.\n3.\tRemy, Th., \u201eWelchen physiologischen Eigenschaften verdanken diebestehenden Gerstensorten ihre verschiedenartige F\u00e4higkeit, auf leichten B\u00f6den fortzukommen?\u201c Wochenschrift f\u00fcr Brauerei 1903, Nr. 43\u201445.\n4.\tRemy, Th., \u201eDie Z\u00fcchtung im Dienst des Hopfenbaues.\u201c Wochenschrift f\u00fcr Brauerei 1903, S. 393 ff.\n5.\tS\u00fcchting, H., \u201e\u00dcber die sch\u00e4digende Wirkung der Kalirohsalze auf die Kartoffel.\u201c Landw. Versuchsstationen Bd. Gl, S. 397 ff.\n6.\tEhrenberg, P., \u201eDer Abbau der Kartoffel.\u201c Landw. Jahrb\u00fccher Bd. 33, 1904, S. 859 ff.\n7.\tR e m y, T h., \u201eZ\u00fcchtungsversuche mit Gerste.\u201c Wochenschrift f\u00fcr Brauerei 1905, H. 13.\n8.\tMaas, H., \u201eUntersuchungen \u00fcber Korrelationserscheinungen bei den Futterr\u00fcben\u201c. Landw. Jahrb\u00fccher 1906. Erg\u00e4nzungsheft IV. S. 84\u2014113.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n3. Breslau.\nInstitut f\u00fcr landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre der K\u00f6niglichen Universit\u00e4t.\nLandwirtschaftliches Versuchsfeld der K\u00f6niglichen Universit\u00e4t Breslau zu Rosenthal bei Breslau XII.\nDirektor: Prof. Dr. von R\u00fcmker. a) Geschichtliches.\nAn der K\u00f6niglichen Universit\u00e4t Breslau besteht das Studium der Landwirtschaft erst seit Aufhebung der landw. Akademie zu Proskau und \u00dcber-\nBild 10. Wirtschaftshof und ein Teil des landw.-botanischen Gartens des landw. Versuchsfeldes der Kgl. Universit\u00e4t Breslau zu Rosenthal.\nf\u00fchrung eines Teiles der dortigen Lehrkr\u00e4fte und Lehrmittel nach Breslau im Jahr 1881, w\u00e4hrend der andre Teil an die damals neu begr\u00fcndete Landwirtschaft-liche Hochschule in Berlin gebracht wurde. Die Einrichtungen f\u00fcr die Landwirtschaftslehre in Breslau blieben lange Zeit ein Torso. Selbst als Professor von R\u00fcmker 1895 nach Breslau berufen wurde, fand er f\u00fcr sein Fach als Forschungsmittel noch gar nichts vor. Das landwirtschaftliche Versuchsfeld zu Rosenthal, dicht bei Breslau wurde in den Jahren 1897, 1898 und 1899 durch die Kgl. Regierung k\u00e4uflich erworben und 1899 mit Geb\u00e4uden ausgestattet, die dann sp\u00e4ter erhebliche Vervollst\u00e4ndigungen erfuhren. Es wurde 1899 dort ein vielseitiger Versuchswirtschaftsbetrieb eingerichtet, um alle Teile des weiten Gebiets der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktionslehre zu bearbeiten. Der Lageplan konnte leider an dieser Stelle nicht Aufnahme","page":24},{"file":"p0024s0001.txt","language":"de","ocr_de":"W. E.","page":0},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"o. Breslau.\n25\nfinden, dagegen folgt hier die Ansicht vom Wirtschaftshofe und eines kleinen Teiles des landwirtschaftlich-botanischen Gartens zu Rosenthal. (Abbldg. 10.)\nDie von Professor von R\u00fcmker seit 1898 herausgegebenen \u201eMitteilungen der landwirtschaftlichen Institute der K\u00f6niglichen Universit\u00e4t Breslau\u201c, von denen im Lauf der ersten elf Jahre 25 Hefte im Verlage von Paul Parey - Berlin erschienen, enthalten die Belege und Nachrichten \u00fcber diese neuere Entwicklung und die seit ihrem Einsetzen in Breslau gezeitigten wissenschaftlichen Arbeiten.\nDie Grundz\u00fcge c\u00fceser Neuorganisation sind von Professor von R\u00fcmker im \u201eJournal f\u00fcr Landwirtschaft\u201c 1897, S. 335 in einem Aufsatz \u00fcber die Gestaltung des Universit\u00e4tsstudiums der Landwirtschaft ver\u00f6ffentlicht, einer Schrift, die der Neuorganisation in Breslau gewisserma\u00dfen als Programm und Unterlage diente.\nNach Bew\u00e4ltigung dieser f\u00fcr das gesamte Landwirtschaftsstudium an der Universit\u00e4t Breslau grundlegenden Arbeiten und nach Einrichtung eines vielseitigen Versuchsfeldbetriebs (vgl. Breslauer Mitteilungen Bd. II, Heft 2 und 5) durfte Professor vonR\u00fcmke r sich endlich auch wieder mit experimenteller wissenschaftlicher Arbeit auf seinem Spezialgebiete, der Pflanzenz\u00fcchtung, besch\u00e4ftigen; er nahm diese Arbeit auf mit einer Roggenz\u00fcchtung auf Kornfarbe im Jahr 1899.\nProfessor von R \u00fc m k e r begann eine streng durchgef\u00fchrte Mutterstammbaumzucht mit Winterroggen, von Petkuser Roggen ausgehend, den er als erste und zweite Absaat von Originalsaatgut auf seinem Versuchsfelde im Anbau hatte. Er begann mit der Schaffung eines gelbk\u00f6rnigen und eines gr\u00fcnk\u00f6rnigen Stammes, zu denen sich schon im Jahr 1900 ein kurzk\u00f6rniger, 1902 ein braunk\u00f6rniger, 1903 ein blauk\u00f6rniger und 1904 ein neuer gr\u00fcnk\u00f6rniger Stamm hinzugesellten. Der Zweck dieser Zuchten war:\n1.\tfestzustellen, ob die Kornfarbe bei Roggen, wie in der Literatur vielfach behauptet wurde, nur die Erblichkeit von Mittel- oder Halbrassen besitze, oder ob es sich dabei um Vollrassen handle;\n2.\tob die Z\u00fcchtung auf Kornfarbe sonstige Ver\u00e4nderungen an der Pflanze hervorrufe und welche;\n3.\tob sie \u00fcberhaupt ein praktisch brauchbares Zuchtziel sei oder nicht.\nNach achtj\u00e4hrigem Zuchtbetriebe konnten diese Hauptfragen beantwortet werden, und die ganzen Beobachtungen, Erfahrungen und Zuchtbelege sind inzwischen im f\u00fcnften Bande der Breslauer Mitteilungen unter dem Titel: \u201eMethoden der Pflanzenz\u00fcchtung in experimenteller Pr\u00fcfung\u201c ver\u00f6ffentlicht worden. Die von Professor von R\u00fcmker zu erblicher Konstanz durchgez\u00fcchteten Kornfarben zeigt die Farbentafel auf dem Einschlagblatt > die Form der \u00c4hren zeigt Abbildung 11 und 12.\t(S. 26.)\nIm Jahr 1903 begann Professor vonR\u00fcmker eine andre Mutterstammbaumz\u00fcchtung mit zwei urspr\u00fcnglich aus den Niederlanden stammenden Sommerroggenformen, einer dunkelblauk\u00f6rnigen und einer gelbk\u00f6rnigen. Auch","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n26\ndiese Formen wurden zu voller Farbenreinheit und Rasseerblichkeit durchgez\u00fcchtet, wie die Farbentafel zeigt.\nEbenfalls 1903 begann Professor von R \u00fc m k e r eine Stammbaum-Z\u00fcchtung mit verschiedenen Rapsformen, die zu einer Reihe neuer und, wie er hofft, wissenschaftlich und praktisch wertvoller Ergebnisse f\u00fchren wird.\nEndlich wurde 1905 noch eine Stammbaumzucht mit Green Mountain-Sommerweizen begonnen, einmal, um diesen f\u00fcr klimatisch trockene Gegenden geeigneten Weizen zu verbessern, und zweitens, um zu pr\u00fcfen, ob eine Stammbaumzucht bei Selbstbefruchtern wirklich so zwecklos ist, wie es neuerdings\nBild 11. Orig. K. v. R\u00fcmkers gelbk\u00f6rniger Winterroggen.\nBild 12.\nOrig. K. v. R\u00fcmkers gr\u00fcnk\u00f6rniger Winterroggen.\nin der Literatur mitunter behauptet wird. Da\u00df die ,,Hochzucht\u201c in der strengen Durchf\u00fchrung, wie Fruwirth sie als \u201edie deutsche Zuchtmethode\u201c gegen\u00fcber der Formentrennung durch einmalige oder nur ab und zu wiederholte Individualauslese bei einer Reihe von einzelnen nebeneinander herlaufenden, aber voneinander getrennt und rein gehaltenen Linien bezeichnet, f\u00fcr die Z\u00fcchtung und Verbesserung neuer Rassen bei Fremdbest\u00e4ubern nicht nur kein Luxus, sondern eine absolute, unvermeidliche Notwendigkeit ist und zu durchaus sicheren Ergebnissen f\u00fchrt, ist nach dieser achtj\u00e4hrigen Z\u00fcchterarbeit des Professors von R\u00fcmker an Fremdbest\u00e4ubern wohl kaum noch zu bezweifeln. Die Formentrennung mit einmaliger oder nur selten wiederholter Individualauslese und Rein-\n27.51","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"3. Breslau.\n27\nvon Riimker nach bei Fremdbest\u00e4ubern zu keinem Ziele; wieweit sie bei Selbstbefruchtern hinreicht, um neue reine Rassen zu schaffen und sie zu verbessern, hofft Professor von R \u00fc mker durch eine Reihe von Weizenzuchten, welche er zu diesem Zwecke begonnen hat, zu erweisen.\nBikl 13. Variationen aus Teverson, Weizen.\nIm Jahr 1900 las Professor v o n R \u00fc m ker aus braun\u00e4hrigem, von P. Heine- Kloster Hadmersleben bezogenem Teverson-Weizen eine Anzahl wei\u00dfspelziger \u00c4hren von Teverson aus, um zu sehen, ob diese Variationen erblich sind und Kulturwert besitzen. Die Nachkommenschaft dieser Form hielt sich aber keineswegs formenrein, sondern es traten im Jahr 1901 in der vom Professor von R \u00fc m ker pers\u00f6nlich sorgf\u00e4ltig ausgelesenen und","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nErster Teil: Institute und Saatzuclitanstalten.\nhergestellten Saat vier neue Formen, wenn auch nur vereinzelt, auf, w\u00e4hrend das Gros des Bestandes auch 1901 wiederum wei\u00dfspelziger Teverson blieb. Diese Variationen waren: ein dickk\u00f6pfiger, unbegrannter Square head, ein begrannter Square head, eine locker- und lang\u00e4hrige, wei\u00df- und glattspelzige und eine locker- und lang\u00e4hrige, wei\u00df- und sametspelzigeWeizenform. (Abblg. 13.) Die beiden Square head-Formen hielten sich nicht, sondern schlugen in den beiden n\u00e4chsten Generationen auf Teversonzur\u00fcck, dielang-und locker\u00e4hrige glattspelzige Form war von Anfang an konstant und blieb es bis zum heutigen Tage; die locker\u00e4hrige, sametspelzige Form dagegen variierte weiter mit R\u00fcckschl\u00e4gen auf braunspelzigen oder wei\u00dfspelzigen Teverson. Es traten in dieser Form vor\u00fcbergehend auch allerlei Square heads und locker\u00e4hrige, glattspelzige Pflanzen auf, um meistens bald wieder zu verschwinden. 1907 war die Zahl dieser Variationen nur noch sehr gering, und 1908 war die ganze Nachkommenschaft dieser locker\u00e4hrig - sametspelzigen Form zum erstenmal vollkommen formenrein. Die Methode der Z\u00fcchtung war einfache Auslese ganz weniger Pflanzen, welche den betreffenden Typus der 1901 aufgetretenen Variationen zeigten und Getrennthaltung ihrer Nachkommenschaften. In den letzten Jahren ist jedesmal nur der Korninhalt einer einzelnen Pflanze kornweise einzeln auf 10: 7 cm ausgesteckt worden, um das Material zur weitern Beobachtung zu liefern. Eine Stammbaumzucht konnte aus Mangel an Hilfskr\u00e4ften nicht angelegt werden. Es wurde also nur Linienzucht hiermit getrieben. \u00dcber die Entstehung dieser Variationen hat Professor v o n R ii m ker nur Vermutungen. Eine Vermengung oder nat\u00fcrliche Hybridisation ist in Rosenthal ganz ausgeschlossen gewesen ; das Saatgut war als sortenreine Originalsaat von F. Heine- Kloster Hadmersleben bezogen worden, und die locker\u00e4hrigen Formen waren auch tats\u00e4chlich in der ersten Ernte von diesem Originalsaatgute nicht enthalten, sondern sind erst in der Nachkommenschaft der von Professor von R\u00fcmke r eigenh\u00e4ndig ausgelesenen wei\u00dfspelzigen \u00c4hren aufgetreten. Ob eine nat\u00fcrliche Hybridisaton schon in Kloster Hadmersleben stattgefunden hatte, deren Erfolg in diesen Variationen erst hier zutage trat, hat sich leider nicht feststellen lassen; diese M\u00f6glichkeit ist vielleicht wahrscheinlicher als die Deutung dieser Ab\u00e4nderungen als Mutationen. Abbildung 14zeigt che beiden locker\u00e4hrigen konstanten Formen neben dem wei\u00dfspelzigen Teverson.\nAlle drei Formen sind jetzt konstant und werden durch Anbau versuche auf ihren Ertrag und Anbauwert gepr\u00fcft.\nIm Jahr 1900 wurde aus von der Herrschaft Koppitz bezogenem Nordstrandweizen, der im \u00fcbrigen sehr sch\u00f6n und sortenrein war, eine dunkel-sametspelzige Pflanze ausgelesen, die von Anfang an konstant und rein weitervererbte. Ob es sich hier um eine mitgebrachte Zumischung handelte,\n1) Die photographischen Aufnahmen dieses Berichts sind von dem Saatzuchtleiter des Instituts, Herrn Robert Leidner, angefertigt.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Breslau.\n29\nBild 14. Wci\u00dfspelziger Teverson mit zwei daraus hervorgegangenen locker\u00e4lirigen konstanten Variationen.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nhat sich leider wiederum nicht feststellen lassen. Die Form dieser Variation soll aber in Koppitz vollkommen unbekannt gewesen sein, und weder dort, noch auf dem Versuchsfelde Rosenthal ist bis dahin eine dieser Weizenform \u00e4hnliche Sorte angebaut worden. Im weitern Verlaufe wurde diese Form nur durch Pauschalzucht (\u00c4hrenauslese) erhalten.\nIm Jahr 1901 wurde in der Nachkommenschaft einer R i m p a u sehen unbenannten Kreuzung von Landweizen \u00a3 X Square head o'1, die Prof, von R\u00fcmker als kleines Saatmuster 1900 von Dr. W. Rimpau-Schlanstedt selbst erhielt, eine stark begrannte, rotspelzige Square head-Pflanze gefunden, deren Nachkommenschaft bis 1904 konstant war; 1905 trat in derselben aber eine grannenlose, braunspelzige, dickk\u00f6pfige Square head-Pflanze auf, deren Nachkommenschaft noch bis heute variiert, w\u00e4hrend die begrannte Form konstant weitervererbte. Stammbaumzucht wurde nicht getrieben, wohl aber die Nachkommenschaft einzelner Pflanzen in reinen Linien weitergez\u00fcchtet. (Abbildung 15.)\nIm Jahr 1903 beobachtete Professor von R\u00fcmker ebenso wie Prof. Edler- Jena u. a. in begranntem Square head eine Anzahl von. Variationen, die er vorher noch nie gefunden hatte. In dem wei\u00dfspelzigen, begrannten Square head, den er im Jahr 1900 oder 1901 vom landwirtschaftlichen Versuchsfelde der Universit\u00e4t G\u00f6ttingen bezogen hatte, traten 1903 ganz unvermittelt roter, unbegrannter Square head, ein wei\u00dfspelziger, stark dickk\u00f6pfiger, unbegrannter Square head, eine wei\u00dfspelzige, locker\u00e4hrige, unbe-grannte Form (dem Eppweizen \u00e4hnlich), eine rotspelzige, locker\u00e4hrige, un-begrannte Form (dem braunspelzigen mitteldeutschen Landweizen \u00e4hnlich) und verschiedene \u00dcbergangsformen zwischen dicht\u00e4hrigen und locker\u00e4hrigen begrannten und unbegrannten Typen auf. Die beiden letztgenannten locker\u00e4hrigen Formen traten 1903, der wrei\u00dfspelzige, unbegrannte, dickk\u00f6pfige Square head aber erst 1905 in der durch Pflanzenauslese von Professor von R\u00fcmker selbst seit drei Jahren vollkommen sortenrein gehaltenen Nachkommenschaft des G\u00f6ttinger begrannten Square heads auf. (Abbildung 16.)\nDieser Square head und der locker\u00e4hrige, wei\u00dfspelzige, unbegrannte, dem Epp \u00e4hnliche Weizen blieben von Anfang an bis heute formenrein und konstant, w\u00e4hrend der braunspelzige Landweizentypus immer wieder die Neigung zu Variationen zeigt, auch wenn er zwischendurch ein einzelnes Jahr vollkommen formenrein war. Die Abbildung 17 zeigt die drei haupts\u00e4chlichsten Variationen neben der ganz links befindlichen \u00c4hre des begrannten Square head, aus dem sie hervorgingen.\nDer rote, unbegrannte Square head und die zahlreichen \u00dcbergangsformen variierten so wild und unerm\u00fcdlich weiter, da\u00df sie nach drei- bis vierj\u00e4hrig wiederholter Auslese des urspr\u00fcnglich aufgetretenen Typus eine nach der andern wieder beseitigt wurden. In diesem Falle war jede Verunreinigung und ebenso jede nat\u00fcrliche Kreuzung mit andern Sorten vollkommen ausgeschlossen.","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Breslau.\n31\nf>\nO.\nild 15. Variationen aus einer bereits konstant gewesenen Kreuzung von W. Rimpau zwischen Landweizen \u00c7 x Square head 3*.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nBild 16. Variationen aus begranntem Square head. Zweite Generation.","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Breslau.\n33\nDeutsche Pflanzenzucht\nBild 17. Variationen aus begranntem Square head. F\u00fcnfte Generation.","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nErster Teil: Institute und Saatzucbtanstalten.\nIm Jahr 1905 wurde auch mit der Kreuzungszucht begonnen. Die eben skizzierten Variationen im begrannten Square head lie\u00dfen es Professor von R\u00fcmker wahrscheinlich erscheinen, da\u00df in dem Square head Blut von locker\u00e4hrigem Weizen stecken m\u00fcsse, weil es sonst phylogenetisch unerkl\u00e4rlich w\u00e4re, wie in freier Variation oder Mutation teils konstante, teils variierende locker\u00e4hrige Formen aus Square head hervorgehen k\u00f6nnten. Die Frage nach den Ursachen der Ausl\u00f6sung dieser Variationen, ob sie als Folge von K\u00e4lteeinwirkung auftraten, wie von mancher Seite vermutet, von andrer Seite energisch bestritten wird, sollen, als f\u00fcr vorliegenden Zweck nebens\u00e4chlich, hier au\u00dfer Betracht bleiben. Wenn die Diagnose, da\u00df in den Square head-Formen Blut locker\u00e4hriger Weizen enthalten sei, berechtigt sein sollte, so mu\u00dfte zu ihrer Pr\u00fcfung das Experiment der k\u00fcnstlichen Herstellung von Square head-Formen ohne Benutzung bereits existierender Square heads gemacht, d. h. es mu\u00dfte die k\u00fcnstliche Synthese des Square heads versucht werden. Zu diesem Zwecke w\u00e4hlte Professor von R\u00fcmker zwei reinbl\u00fctige, ausgesprochen locker- und lang\u00e4hrige Weizenformen, wie den Eppweizen und den wei\u00dfen Frankensteiner Weizen, und als andern Mischungsanteil zur Kreuzung zwei extrem kurz\u00e4hrige Triticumformen, die zuverl\u00e4ssig rein waren und zu Triticum sativum vulgare compactum geh\u00f6rten, n\u00e4mlich den Humboldt-Binkel mit kurzer, knopfartiger \u00c4hre und den wei\u00dfen, sammetigen Winterigel. Zwischen Humboldt-Binkel und Eppweizen wurde eine Wechselkreuzung gemacht, von der aber nur die Verbindung, in welcher Eppweizen als cf fungierte, Erfolg hatte, w\u00e4hrend in der andern Kreuzung der Frankensteiner als $ und der Igel als cf benutzt wurde. Auch diese Kreuzung war gelungen, und wenn auch in beiden Verbindungen je zwei verschiedene Eltern enthalten waren, so stellen sie beide zusammen doch gewisserma\u00dfen eine Wechselkreuzung zwischen locker\u00e4hrigen Vulgareformen und Trit. sat. vulg. comp, dar, indem die locker\u00e4hrige Vulgareform bei der ersten Kreuzung als cf, bei der zweiten dagegen als $ fungierte. In der Nachkommenschaft beider Kreuzungen trat sofort in der ersten Generation neben R\u00fcckschl\u00e4gen auf beide Elterformen jeder Verbindung der von Professor von R\u00fcmker gew\u00fcnschte und erwartete Square head auf. Die Abbildung 18 (S.35) zeigt die Square head-Form dieser ersten Generation der Nachkommenschaft aus der Kreuzung zwischen Igel und Frankensteiner Weizen vom Jahr 1906. Dar Square head, welcher aus der Binkel-Eppkreuzung hervorging, war noch kolbiger, wie aus der Abbildung 19 (S.36) ersichtlich ist, auf welcher diese beiden Kreuzungen mit ihren Eltern, ihren R\u00fcckschl\u00e4gen auf die M\u00fctter und den in der ersten Generation aufgetretenen Square head-Formen dargestellt sind, nebst einer Zusammenstellung aller bisher hier besprochenen Weizenzuchten und der Stammpflanze der neuen gr\u00fcnk\u00f6rnigen Winterroggenzucht.\nBei der Fortzucht dieser Kompaktumkreuzungen wurde selbstverst\u00e4ndlich nur von einzelnen Pflanzen weitergez\u00fcchtet und die Nachkommenschaft derselben bei Aufspaltung der Mendel sehen statistischen Methode entsprechend","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"3. Breslau.\n35\nBild 18. Erste Generation k\u00fcnstlich ohne Square head Blut erzeugten Square heads.","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n36\nBild 19. Kreuzungen zur Synthese des Square heads.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"3. Breslau.\n37\nausgez\u00e4hlt. Professor von R\u00fcmker \u00fcberzeugte sich in der dritten Generation, da\u00df die in der zweiten Generation auftretenden R\u00fcckschl\u00e4ge auf die Eltern konstant blieben und z\u00fcchtet nur von den auf spaltenden Square head-Formen weiter, wobei er diese Square heads zur Konstanz durchzuz\u00fcchten bestrebt ist. Die Square heads kommen, wie es scheint, in jeder Generation in verst\u00e4rkter Zahl und besserer Qualit\u00e4t wieder, denn bei der Binkel-Epp-kreuzung war das Verh\u00e4ltnis in der Vererbung von dicht\u00e4hrig zu locker\u00e4hrig 1907 wie 3 : 1, 1908 wie 4:1. Bei der Frankensteiner-Igelkreuzung liegen die Aufspaltungsverh\u00e4ltnisse viel komplizierter, weil hier mehrere Eigenschaftspaare aufspalten, n\u00e4mlich:\na)\tdicht\u00e4hrig : locker\u00e4hrig,\nb)\tsamtspelzig : glattspelzig,\nc)\tunbegrannt : begrannt.\nDas Verh\u00e4ltnis der Aufspaltung dieser Eigenschaftspaare war:\n1907\t1908\nzweite Generation dritte Generation\nbei Gruppe a..................... 4:1\tnur noch 2 Pflanzen\nlocker\u00e4hrig\n\u201e\t\u201e b....................... 2:1\t1:7\n,,\t,, c...................... 7:1\t4:1 und 3 : 1\nZu bemerken ist hier noch, da\u00df die in der zweiten Generation unbegrannt gewesenen Square head-Formen 1908 durchg\u00e4ngig begrannte Square heads lieferten, w\u00e4hrend die Nachkommenschaft der 1907 begrannt gewesenen Square heads 1908 \u00fcberwiegend unbegrannt waren (4 : 1).\nDie M\u00f6glichkeit, Square head durch heterogene Paarungen zwischen Vulgareformen und Spelz- oder andern fernerstehenden Weizenformen entstehen zu sehen, ist auch schon fr\u00fcher festgestellt worden, indes ist dies wohl der erste planm\u00e4\u00dfige Versuch, Square head ohne Benutzung vorhandenen Square head-Blutes auf dem Wege zielbewu\u00dfter Kreuzung k\u00fcnstlich zu erzeugen. Da derselbe so \u00fcber Erwarten schnell und gut gelang, ist hiermit vielleicht ein Weg gefunden, durch richtige Auswahl der Elternformen bei heterogener Paarung Square head-Formen zu schaffen, welche Eigenschaften besitzen, die alle bisher existierenden Square head-Formen noch nicht haben, und insofern hat dieser Versuch vielleicht nicht nur wissenschaftliches, sondern auch ein gr\u00f6\u00dferes praktisches Interesse f\u00fcr die Zukunft.\nDie Beobachtung der in Square head-Formen so h\u00e4ufig auftretenden Variationen und das Ergebnis dieser Kreuzung machen es wahrscheinlich, da\u00df die Square head-Formen \u00fcberhaupt schon von ihrem ersten Auftreten an hybriden Ursprungs sind. Professor von R\u00fcmker h\u00e4lt diese Hypothese durch seine bisherigen Versuche und Beobachtungen zwar noch nicht f\u00fcr endg\u00fcltig erwiesen und der Nachpr\u00fcfung bed\u00fcrftig, indessen mit R\u00fccksicht auf die Eigent\u00fcmlichkeit dieser Weizengruppe in ihrem ganzen physiologischen","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nVerhalten und auch mit R\u00fccksicht auf ihr erstes Auftreten Mitte der sechziger Jahre in England und Schottland1) nach wie vor f\u00fcr sehr wahrscheinlich.\nAu\u00dfer den bisher erw\u00e4hnten Spezialzuchten hat Professor vonR\u00fcmke r bi den Jahren 1904 bis 1907 durch einfache Pauschalz\u00fcchtung (\u00c4hrenauslese) den von ihm gebauten Rivets bearded und begrannten Square head sortenrein gemacht mit der Absicht, diese Arbeit je nach Bedarf von Zeit zu Zeit zu wiederholen .\nAus diesen Z\u00fcchtungsarbeiten mit Weizen hat Professor von R\u00fcmke r bis jetzt den Eindruck gewonnen, da\u00df die Formentrennung durch einfache und h\u00f6here Linienz\u00fcchtung bei Weizen unter Umst\u00e4nden, d. h. j e nach Beschaffenheit der Form, von der man ausgeht, zur Erzeugung neuer Weizenrassen gen\u00fcgen kann, aber nicht immer gen\u00fcgen mu \u00df.2) Es gibt nach den Beobachtungen von Professor von R\u00fcmker eine nicht geringe Zahl von F\u00e4llen, in denen durch diese Z\u00fcchtungsmethode eine Reinheit und Konstanz der Form nicht zu erzielen ist. In solchen F\u00e4llen wird eine mindestens f\u00fcr einige Jahre konsequent durchgef\u00fchrte Stammbaum- oder \u201eHochzucht im deutschen Sinne\u201c notwendig sein, um die betreffenden Linien mit Sicherheit herauszufinden, welche weniger zum Weitervariieren neigen. Auch h\u00e4lt Professor von R\u00fcmker es f\u00fcr durchaus noch nicht erwiesen, da\u00df eine j\u00e4hrlich wiederholte Individualauslese, also eine reine, strenge Stammbaumzucht, f\u00fcr die Verbesserung einer Weizensorte erfolglos sein sollte. Selbstverst\u00e4ndlich wird das immer ein langsamer und m\u00fchseliger Weg sein, der sich zur Massenproduktion von neuen Formen zweifellos sehr wenig eignet. Diese Methode darum aber prinzipiell zu verdammen und sie wom\u00f6glich in g\u00e4nzlichen Mi\u00dfkredit zu bringen, wie es in letzter Zeit von verschiedenen Seiten wiederholt geschehen, h\u00e4lt Professor von R\u00fcmker f\u00fcr v\u00f6llig ungerechtfertigt. Wenn die Neigung zur Variabilit\u00e4t nicht auch denjenigen Pflanzen innewohnte, die, wie der Weizen, vorwiegend der Selbstbefruchtung unterliegen, wo k\u00e4men dann die Variationen her, die nachgewiesenerma\u00dfen gar nicht selten, und zwar nicht nur in Populationen (im Sinne J ohannsens), sondern auch in aus reinen Linien hervorgegangenen und fortgesetzt sorgf\u00e4ltig reingehaltenen Weizenst\u00e4mmen auftreten? Soll denn die sog. \u201ekleine Art\u201c, die bei der einmaligen Individualauslese aus einer Population oder reinlinigen Zucht isoliert wird, absolut konstant sein und nicht mehr weiter variieren k\u00f6nnen? W\u00e4re das nicht eine vollkommene Ausnahme von allem, was wir sonst in der Natur beobachten? Das kann nicht sein und ist auch nicht, und darum h\u00e4lt Professor\n1)\tVgl. F\u00fchlings land\u00ab-. Zeitung 1893, S. 211: vonR\u00fc m k e r , Beitrag zur Geschichte des Square head-Weizens. \u2014 F\u00fchlings landw. Zeitung 1893, S. 284: F. Wohltmann, Ein Beitrag zur Geschichte des Square head-Weizens.\n2)\tGerade als diese Arbeit abgeschickt werden sollte, traf Heft 22 von F\u00fchlings landw. Zeitung 1908 ein, mit dem trefflichen Aufsatz von L. Kiessling, der diese Beobachtungen und Schl\u00fcsse aufs beste best\u00e4tigt.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"3. Breslau.\n39\nvon \u00dfiimker die Formentrennung durch einmalige, auch selbst durch mehrmalige, unregelm\u00e4\u00dfig wiederholte Individualauslese zwar f\u00fcr einen sehr praktischen und schnellen Weg, um den Saat markt immer wieder m it Neuheiten zu versorgen, nicht aber immer f\u00fcr ausreichend, um vorhandene Formen zu verbessern oder auch nur sie f\u00fcr die Dauer zuverl\u00e4ssig rein zu erhalten. Diese Methode nun aber gar als eine neue Entdeckung hinzustellen, obgleich schon Lecouteur, P. Schirreff u. a. sie vor acht bis neun Jahrzehnten, wenn auch nur in bescheidenem Umfang, anwandten, ist historisch unrichtig, und anderseits diese Methode als die f\u00fcr alle Zwecke einzig m\u00f6gliche und richtige hinzustellen und alle andern Methoden f\u00fcr minderwertig und schlecht zu erkl\u00e4ren, erscheint als Einseitigkeit und \u00dcbertreibung, die sachlich nicht zu rechtfertigen ist und mit den Tatsachen nicht \u00fcbereinstimmt.1)\nb) Einrichtungen f\u00fcr Pflanzenz\u00fcchtung in Breslau\nsind vorl\u00e4ufig noch nicht vorhanden und sollen erst geschaffen werden.\nDas Institut f\u00fcr landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre der K\u00f6niglichen Universit\u00e4t Breslau ist 1898 etatsm\u00e4\u00dfig und pers\u00f6nlich ebenso selbst\u00e4ndig gemacht worden, wie die sechs andern hiesigen Spezialinstitute f\u00fcr die Hauptzweige der Landwirtschaftslehre. In diesem Spezialinstitute f\u00fcr landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre zirkulieren j\u00e4hrlich ca. 40 000 M. inkl. der eignen Einnahmen, welche in dem Zeitr\u00e4ume von 1899 bis 1909 von 6000 auf ca. 13 000 M. gestiegen sind. Zu dem Institut f\u00fcr landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre in Breslau geh\u00f6ren folgende Teile:\n1. Ein landwirtschaftliches Versuchsfeld von ca. 33 ha Gr\u00f6\u00dfe in Rosenthal bei Breslau XII. Dasselbe enth\u00e4lt:\na ) einen 3,6 ha umfassenden Fruchtfolgeversuch (statischen Versuch) mit dazu geh\u00f6riger Lysimeteranlage und Wetterwarte, durch welchen ein auf chemischer Untersuchung der D\u00fcngemittel und Ernten basierter Bodenn\u00e4hrstoffhaushalt gef\u00fchrt wird (vgl. Breslauer Mitteilungen, Bd. V, Heft 4, 1909);\nb) einen permanenten D\u00fcngungsversuch von 135 Parzellen zu je 25 qm, durch welchen die D\u00fcngewirkung der einzelnen Pflanzenn\u00e4hrstoffe und ihrer wichtigsten Kombinationen im Vergleich zum Stallmist und der Hunger an einzelnen N\u00e4hrstoffen in seiner Wirkung auf verschiedene Pflanzen studiert und demonstriert wird. Die Ernten\n1 ) Vgl. C. Fruwirth : Die Entwickelung der Auslesevorg\u00e4nge bei den landw. Kulturpflanzen. Progressus rei botanicae. Jena, Fischer, 1909, p. 259 u. f. (Dieser Aufsatz wurde mir w\u00e4hrend der Korrektur dieses Beitrages im M\u00e4rz 1910 erst bekannt, w\u00e4hrend der Beitrag selbst bereits am 23. November 1908 druckfertig an die D. L. G. abgeliefert worden war.)","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\ndieser 135 Parzellen werden ein um das andre Jahr chemisch untersucht ;\nc)\teinen Griindiingungs- und Schwarzbracheversuch auf je 1 ha Ton- und Sandboden.\nEtwa 15 ha des Versuchsfeldes sind in acht gro\u00dfe Schl\u00e4ge eingeteilt und sollen, sobald sie mit der Einebnung und Regulierung der Bodenverh\u00e4ltnisse fertig und entsprechend abgelagert sind, feld-m\u00e4\u00dfigen Sortenbau- und D\u00fcngungsversuchen dienen;\nd)\teinen landwirtschaftlich - botanischen Garten von etwa 2 ha Gr\u00f6\u00dfe.\nDerselbe dient der Bearbeitung der landwirtschaftlichen Botanik und der Sortenkunde und enth\u00e4lt zwischen 2000 und 3000 ^ Einzelaussaaten im Jahr.1) Er zerf\u00e4llt in eine Abteilung f\u00fcr Landwirtschaft, eine Abteilung f\u00fcr Obst- und Gartenbau und eine Abteilung f\u00fcr Bienenzucht und -pflege mit einem Bienennahrungsgarten.\nDie Pflanzenz\u00fcchtungen werden zum Teil auf dem Versuchsfelde, teils im landwirtschaftlichen botanischen Garten ausges\u00e4t, je nachdem der Platz und sonstige Verh\u00e4ltnisse es gestatten, teils aber auch ausserhalb des Versuchsfeldes auf G\u00fctern in der Nachbarschaft von Breslau.\nF\u00fcr den Betrieb der Versuchswirtschaft sowie f\u00fcr den des landwirtschaftlich - botanischen Gartens sind ausreichende und gute Geb\u00e4ude und R\u00e4umlichkeiten auf dem Versuchsfelde neu gebaut, und f\u00fcr den Betrieb der Pflanzenz\u00fcchtung ist ein Neubau geplant, da die bisher f\u00fcr diese Zwecke zur Verf\u00fcgung stehenden R\u00e4ume so unzureichend waren, da\u00df sie sogar die pers\u00f6nliche Arbeit des Professors von Riimker sehr erschwerten und einen Unterricht durch praktische \u00dcbungen vollkommen unm\u00f6glich machten. Die anfangs skizzierte Entstehungsgeschichte des heute in der Hand von Professor von Riimker befindlichen und von ihm erst geschaffenen Apparats erkl\u00e4rt es zur Gen\u00fcge, da\u00df noch nicht alles fertig und so reichlich vorhanden ist, wie in andern F\u00e4llen, wo man auf einem Grundst\u00f6cke von Vorhandenem nur weiterzubauen brauchte.\nZu den in der Stadt befindlichen Teilen des Instituts geh\u00f6ren folgende:\n2.\tEin chemisches Laboratorium.\n3.\tEin Laboratorium f\u00fcr bodenbakteriologische Arbeit und Bodenforschung.\n4.\tEine S a m m lung aus dem ganzen Gebiete des Acker- und Pflanzenbaues, eine Sammlung f\u00fcr Bodenlehre, eine Sammlung f\u00fcr Obst- und Gartenbau. eine Sammlung f\u00fcr Forstwirtschaftslehre, eine Sammlung f\u00fcr tropischen Ackerbau (letztere ebenso wie die Sammlung f\u00fcr Gartenbau sind aus Mangel an Raum in Kisten verpackt auf den Boden gestellt).\n5.\tEine Bibliothek.\n1 ) Vgl. Mitteilungen der landwirtschaftlichen Institute Bd. II, Heft 5, und Bd. III, Heft 2.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"3. Breslau.\n41\n6. Ein A m t s z i m m e r f\u00fcr den Direktor.\nDas Personal des Breslauer Instituts f\u00fcr landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre besteht aus folgenden Kr\u00e4ften:\neinem Administrator, zwei chemischen Assistenten, einem Saatzuchtleiter, einem G\u00e4rtner, einem Institutsdiener, zwei Knechten.\nDie Pflanzenz\u00fcchtung ist der j\u00fcngste Zweig der diesem Institut obliegenden Arbeitsgebiete und daher in seiner Ausstattung noch am meisten zur\u00fcck. In den n\u00e4chsten Jahren soll auch dieser Zweig so weit entwickelt\nwerden, da\u00df er in seiner \u00e4u\u00dfern Ausstattung den bisher unter gro\u00dfen Schwierigkeiten und Hindernissen nur durch die pers\u00f6nliche Arbeit des Professors von R \u00fc inker errungenen Ergebnissen entsprechenden Ausdruck findet.\nc) Spezialapparate eigner Konstruktion f\u00fcr Z\u00fcchtung.\nVon solchen liegt' eine von Professor von Riimker konstruierte \u201eWage zur Bestimmung des Gewichts einzelner G etreide-k\u00f6rner\u201c vor, welche im Journal f\u00fcr Landwirtschaft 1891, S. 129 bis 133, beschrieben und ebendort S. 131 ab-\n2788\nBild 20. V. R\u00fcmkersche K\u00f6rnerwage.\ngebildet ist.\nDer Wagebalken ist aus Aluminium gefertigt und ruht mit einer Stahlschneide auf einem Achatlager. Die Gewichtsskala ist auf einem Kreisbogensegment aufgetragen mit einer Milligrammeinteilung von 0 bis 100; sie ist am linken Ende des Wagebalkens angebracht und spielt an einer festen, horizontalen Nadel vor\u00fcber. Die Maximalbelastung dieser Wage betr\u00e4gt 1 dzg Die Genauigkeit dieser Wage ist ausreichend, denn sie gestattet das direkte Ablesen des einzelnen Milligramms. Eine dazu geh\u00f6rige Stativlupe erm\u00f6glicht eine genaue Ablesung ohne Parallaxe. Die quantitative Leistung in der Zeiteinheit ist befriedigend, denn sie gestattet bei einiger \u00dcbung das Auswiegen von etwa 300 K\u00f6rnern innerhalb einer Stunde. Die Wage wird angefertigt und ist zu beziehen von dem Universit\u00e4tsmechaniker W. Apel in G\u00f6ttingen. (Abbildung 20.)","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nErster Teil: Institute und Saatzuclitanstalten.\nd) Spezialz\u00fcchtungen und deren praktische Bedeutung.\nVon den Z\u00fcchtungen des Professors von R \u00fc m k e r sind bisher mit eignen Namen versehen:\n1.\tOrig. K. v. R\u00fcmkers Winterroggen: a) gelbk\u00f6rnige Zucht, b) gr\u00fcnk\u00f6rnige Zucht.1)\n2.\tOrig. K. v. R\u00fcmkers Pedigree-Winterraps.\nOb aus den \u00fcbrigen Z\u00fcchtungen praktisch verwertbare Rassen entstehen werden, ist abzuwarten. Die praktische Bedeutung dieser Zuchten wird sich erst in Anbauversuchen zu erweisen haben.\nDie z\u00fcchterische Arbeit des Professors von Riimke r ist selbstverst\u00e4ndlich nur auf wissenschaftliche und nicht auf die Zwecke praktischer Verwertbarkeit ihrer Erzeugnisse gerichtet, wie sich aus dem ausf\u00fchrlichen Bericht \u00fcber dieselbe (Methoden der Pflanzenz\u00fcchtung) sowie auch schon aus dieser Skizze ersehen l\u00e4\u00dft. Ein wissenschaftliches Institut hat u. a. in erster Linie die Ver-er bungs - und Variationserscheinungen zu studieren, die Z\u00fcchtungsmethoden zu pr\u00fcfen, sie auf Wert und Wirkungssph\u00e4re zu vergleichen und sie zu verbessern und durch m\u00f6glichst gr\u00fcndliche Ver\u00f6ffentlichung dieser Studien dem praktischen Z\u00fcchter das Handwerkszeug und die Methoden auszubilden. Liefern diese wissenschaftlichen Arbeiten dann ab und zu etwas praktisch Wertvolles, so ist das als ein Beweis f\u00fcr die Zweckm\u00e4\u00dfigkeit der angewandten Methoden und f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des betreffenden Institutsleiters mit Freuden zu begr\u00fc\u00dfen; ein solcher Erfolg kann seinen Ruf und Wert als Lehrer und Berater der praktischen Z\u00fcchter nur erh\u00f6hen. Es w\u00fcrde f\u00fcr Norddeutschland kein Bed\u00fcrfnis vorliegen, die Arbeit wissenschaftlicher Institute auf praktische Zwecke zuzuspitzen; ein gro\u00dfer, ja verh\u00e4ngnisvoller Fehler w\u00fcrde es aber anderseits sein, das dabei sich ev. ergebende praktisch Wertvolle totzuschlagen, oder seine Verwertung in irgend einer Weise zu behindern oder gar zu verbieten.\ne) Wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiete der Pflanzenz\u00fcchtung.\na) Bisherige Publikationen von Professor Dr. K. von R\u00fcmker:\n1.\tAnleitung zur Getreidez\u00fcchtung. Berlin 1889. Paul Parey.\n2.\t\u00dcber neue Methoden und Hilfsmittel zur Vervollkommnung der Kulturgew\u00e4chse. Jahrbuch der D. L. G. 1889, S. 62.\n3.\tEiniges \u00fcber Selektionsmethoden bei der R\u00fcbensamenz\u00fcchtung. Hildesheimer Land-und Forstwirtschaftliches Vereinsblatt 1890.\n4.\tErtragserh\u00f6hung des Getreidebaues. Deutsche Landw. Presse 1890 (Preisschrift).\n5.\t\u00dcber die Verteilung des Korngewichts an dem Fruchtstand einiger Getreidesorten. Journal f. Landwirtschaft 1890, S. 310.\n6.\tEine Wage zur Bestimmung des Gewichts einzelner Getreidek\u00f6rner. Journal f. Landwirtschaft 1891, S. 121.\n1) Siehe die Farbentafel dieser Arbeit.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"3. Breslau.\n43\n7.\tVegetationsversuch mit ungleichzeiliger Gerste. Journal f. Landwirtchaft 1891, S. 204.\n8.\t\u00dcber Samenwechsel. Hannoversche Land- u. Forstwirtschaft!. Ztg. 1892, Nr. 4, 5 u. 6.\n9.\t\u00dcber Mengsaat verschiedener Weizensorten. F\u00fchlings ldw. Zeitung 1892, Heft 2 u. 3.\n10.\t\u00dcber Mengsaatversuche. Deutsche Landw. Presse 1893, Nr. 7.\n11.\tEin Beitrag zur Geschichte des Square head-Weizens.\tF\u00fchlings ldw. Ztg. 1893,\nHeft 7 u. 8.\n12.\tDie Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung der Gegenwart. Bl\u00e4tter f\u00fcr Zuckerr\u00fcbenbau 1894.\n13.\tDie Rassenz\u00fcchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen als Forschungsgebiet und Lehrgegenstand. In der Festschrift zum 70. Geburtstage von J. K\u00fchn. Berlin 1895. Paul Parey.\n14.\tWas ist und was n\u00fctzt die Rassenz\u00fcchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen ? Nachrichten vom Klub der Landwirte in Berlin, 1895.\n15.\t\u00dcber die neuere Entwicklung der Getreidez\u00fcchtung. Jahrbuch der D. L. G. 1896.\n16.\tWirtschaftlich wichtige Definitionen. Illustr. ldw. Ztg. 1898, Nr. 13, 14.\n17.\tDie neueren Erfahrungen auf dem Gebiete der Saatgutz\u00fcchtung. Zeischrift d. Landw. Kammer f. d. Prov. Sachsen 1898, Nr. 1.\n18.\tRationelle Getreidesortierung. F\u00fchlings ldw. Ztg. 1898, Heft 8 u. 9.\n19.\tPr\u00fcfung der Getreidezentrifuge von H. Kays er. Zeitschr. der Landw.-Kammer f. d. Prov. Schlesien 1898, Nr. 15.\n20.\tOriginalsaatgut und Originalsaatgutabteilung des Bundes der Landwirte. Illustr. ldw. Zeitung 1898, Nr. 53.\n21.\tDer wirtschaftliche Mehrwert guter Kulturvariet\u00e4ten und auserlesenen Saatguts. Arbeiten der D. L. G. Heft 36, S. 127.\n22.\tKann Deutschland seinen Getreidebedarf noch selbst decken? Mittig, der ldw. Institute Breslau 1899, Bd. I, Heft II.\n23.\tEinleitung \u00fcber die Rassenz\u00fcchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen in Deutschland. Spezialkatalog der deutschen landw. Abt. auf der Weitausteilung in Paris 1900.\n24.\t\u00dcber Futterr\u00fcbenz\u00fcchtung. Zeitschr. d. Landw^.-Kammer f. d. Prov. Schlesien 1900, Heft 6.\n25.\tDie Bedeutung leistungsf\u00e4higen Saatguts. Mittig, der D. L. G. 1900, St\u00fcck 44.\n26.\tOriginalsaatgut und Nachbau. Deutsche Landw. Presse 1901, Nr. 77.\n27.\tZuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung. Jahrbuch der D. L. G. 1901, Band XVI, S. 219.\n28.\tKorrelative Ver\u00e4nderungen bei der Z\u00fcchtung des Roggens auf Kornfarbe. Jahrbuch f. Pflanzen- und Tierz\u00fcchtung 1904. F\u00fchlings ldw. Ztg. 1905, S. 238.\n29.\tSaatbau und Saatbau vereine.\tTagesfragen aus dem modernen Ackerbau, Heft 7.\n2. Auflage. Berlin 1909. Paul Parey.\n30.\t\u00dcber Sortenauswahl bei Getreide mit R\u00fccksicht auf Boden, Klima und Kultur. Tages-\nfragen Heft 5. Berlin 1910.\t2. Auflage. Paul Parey.\n31.\tMethodik und Apparat moderner Getreidez\u00fcchtung. Deutsche Landw. Presse 1907, Nr. 29 u. 30.\n32.\tFutterr\u00fcbenanbauversuche. Bl\u00e4tter f\u00fcr Zuckerr\u00fcbenbau 1907, Nr. 8, 9, 10 und 15.\n33.\tDie systematische Einteilung und Benennung der Getreidesorten f\u00fcr praktische Zwecke. F\u00fchlings ldw. Ztg. 1907, Heft 16.\n34.\tNeue Ergebnisse und Erfahrungen auf dem Gebiete der Getreidez\u00fcchtung auf dem landwirtschaftlichen Versuchsfelde Rosenthal. Landw. Zentralblatt f. d. Prov. Posen 1908, Nr. 7.\n35.\tEin Beitrag zur Systematisierung der Z\u00fcchtungsarten und Auslesemethoden bei der Pflanzenz\u00fcchtung. F\u00fchlings ldw. Ztg. 1908, Nr. 8.\n36.\tDie systematische Einteilung und Benennung der Getreidesorten f\u00fcr praktische Zwecke. Jahrbuch der D. L. G. 1908, S. 137.\n37.\tZwei neue Roggenzuchten. Zeitschrift f. d. ges. Getreidewesen 1909, S. 1.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n38.\tMethoden der Pflanzenz\u00fcchtung in experimenteller Pr\u00fcfung. Mitteilungen der landw. Institute Breslau, Bd. V, Heft 1/2 und als Buch in Sonderausgabe, Berlin 1909. Paul Parey,\n39.\t\u00dcber Organisation der Pflanzenz\u00fcchtung. Berlin 1909. Paul Parey.\n40.\tMassenanbauversuche mit Futterr\u00fcben. Mitteilungen der Idw. Institute Breslau 1909, Bd. IV, Heft V.\n41.\tSortenauswahl bei Hack- und H\u00fclsenfr\u00fcchten und Methodik der Sortenpr\u00fcfung. Tagesfragen aus dem modernen Ackerbau, Heft 6. Berlin 1909. Paul Parey.\n42.\tMethoden und Organisation der Pflanzenz\u00fcchtung. Mitteilungen der D. L. G. 1909. St\u00fcck 6 u. 7.\n43.\t\u00dcber Methoden der Pflanzenz\u00fcchtung. Deutsche Ldw. Presse 1909, Nr. 31.\n44.\tErgebnisse der Futter\u00fcbenanbauversuche in Rosenthal; Illustrierte ldw. Zeitung 1909, Nr. 38.\n45.\t\u00dcber den zeitigen Stand der Pflanzenz\u00fcchtung in Nordamerika. Landw. Zentralblatt Posen 1910, Nr. 7.\n46.\tWas k\u00f6nnen wir von der Saatzucht des Auslandes lernen? Jahrbuch der D. L. G 1910. S. 47\u201460.\nb) Hierher geh \u00f6rige Arbeiten der Sch\u00fcler, Assistenten und Hilfskr\u00e4fte des Professors von R\u00fcmker.\n47.\tDr. L. Perlitius: Der Einflu\u00df der Begrannung auf die Wasserverdunstung der \u00c4hren und die Kornqualit\u00e4t. Mittig, der landw. Institute Breslau 1903. Bd. II, Heft II, S. 305.\n48.\tDr. Leonhard, Beitrag zur Saatgutsortierung. Breslau, Diss. 1903.\n49.\tDr. S t a n j e k , \u00dcber Sortenauswahl in der Provinz Schlesien. Breslau, Diss. 1904.\n50.\tDr. Reitemeyer, Geschichte der Pflanzenz\u00fcchtung. Breslau. Diss. 1905.\n51.\tDr. K. Opitz, Untersuchungen \u00fcber Bewurzelung und Bestockung einiger Getreidesorten. Mittig, der ldw. Inst. Breslau 1904, Bd. II, Heft IV, Seite 749.\n52.\tDr. J a n a s z , Beschreibung einiger Zuckerr\u00fcbenrassen. Mittig, der landw. Inst. Breslau 1904, Bd. II, Heft V, Seite 913.\n53.\tDr.\tR. Tuckermann, Beitrag\tzur Frage\tdes Abbaues der Kartoffeln.\tMittig,\nder\tlandw. Inst. Breslau 1904. Bd.\tIII, Heft\tI, S. 1 und Bd. III, Heft V,\tS. 647.\n54.\tDr.\tH. Dommes, Beselers Hafer\tI. II und\tIII. Mittig, der landw. Inst.\tBreslau\n1908, Bd, IV, Heft IV.\n55.\tR. L e i d n e r : Ist die Demtschinskysche Saatmethode f\u00fcr Zwecke der Pflanzenz\u00fcchtung anwendbar? Deutsche landw. Presse 1909, Nr. 78.\nf) Lehrt\u00e4tigkeit in der Pflanzenziiehtung, T\u00e4tigkeit in Vereinen usw.\nDie Lehrt\u00e4tigkeit des Professors von R\u00fcmker begann mit einer Vorlesung \u00fcber Pflanzenz\u00fcchtung im Sommersemester 1889 in G\u00f6ttingen; sie beschr\u00e4nkte sich auf diesem Gebiet in Breslau bisher der Hauptsache nach auf eine in jedem Sommersemester abgehaltene dreist\u00fcndige Vorlesung \u00fcber Pflanzenrassenz\u00fcchtung, verbunden mit einigen Demonstrationen und praktischen \u00dcbungen in der Technik der k\u00fcnstlichen Best\u00e4ubung bei Getreide, w\u00e4hrend Professor von R\u00fcmker au\u00dferdem im Lauf seiner zwanzigj\u00e4hrigen Dozentent\u00e4tigkeit zahlreiche andere und gr\u00f6\u00dfere Vorlesungen \u00fcber das ganze Gebiet der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktions- und Betriebslehre zu halten hatte. Ab und zu wiederholte Professor von R\u00fcmker zu Demonstrationszwecken die Versuche von Rimpau und v. Liebenberg","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Breslau.\n45\n\u00fcber den Verlauf der Roggenbl\u00fcte und lie\u00df sich in den ersten Jahren auch von den Studierenden bei seiner Roggenauslese helfen. Sp\u00e4ter mu\u00dfte er diese Mitarbeit an seinen eignen Z\u00fcchtungsstudien versagen, weil die Genauigkeit und Zuverl\u00e4ssigkeit dieser Hilfe f\u00fcr seine Zwecke zu wenig gen\u00fcgte. Um aber ein regul\u00e4res Auslesepraktikum abzuhalten, fehlten in Breslau bisher alle erforderlichen R\u00e4umlichkeiten. Im Jahr 1907 hielt Professor von R \u00fc m k e r unter den gr\u00f6\u00dften Raumschwierigkeiten den ersten achtt\u00e4gigen Kursus f\u00fcr praktische Pflanzenz\u00fcchter ab, mu\u00dfte aber auch hierbei leider wegen der f\u00fcr die vorhandenen R\u00e4ume viel zu gro\u00dfen Teilnehmerzahl auf praktische Arbeit der Herren verzichten und dieselbe durch dauernde Vortr\u00e4ge seinerseits ersetzen, wodurch der von ihm beabsichtigte Zweck nicht in dem Ma\u00df erreicht werden konnte, wie es erw\u00fcnscht gewesen w\u00e4re. Eine Wiederholung derartiger Kurse ist bis zur Herstellung ausreichender R\u00e4umlichkeiten f\u00fcr pflanzenz\u00fcchterische Unterrichtszwecke leider unm\u00f6glich. Auch die Einrichtung eines fakultativen Zusatzexamens zur landwirtschaftlichen Diplompr\u00fcfung f\u00fcr angehende \u201eSaatzuchtinspektoren\u201c ist zwar in Aussicht genommen, kann aber auch erst stattfinden, wenn die notwendigsten Bed\u00fcrfnisse an Raum und Hilfsmitteln f\u00fcr die Unterweisung auf diesem Gebiete vorhanden sein werden.\nIn den von Professor von R\u00fcmker in landwirtschaftlichen Vereinen und Versammlungen aller Art sehr h\u00e4ufig gehaltenen Vortr\u00e4gen (er hat deren allein seit seiner \u00dcbersiedlung nach Breslau im Jahre 1895 \u00fcber 200 gehalten) wird das Gebiet der Pflanzenz\u00fcchtung sehr h\u00e4ufig ber\u00fchrt, und ebenso steht er beratender weise mit zahlreichen praktischen Pflanzenz\u00fcchtern in dauernder Beziehung.\ng) Sortenversuche und sonstige T\u00e4tigkeit des Breslauer Instituts f\u00fcr landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre.\nDa Professor von R\u00fcmker mit der Herrichtung der gro\u00dfem Schl\u00e4ge des Versuchsfeldes f\u00fcr Versuchszwecke noch nicht fertig ist (von acht Schl\u00e4gen sind erst zwei vollst\u00e4ndig und zwei weitere teilweise fertig), ist von gro\u00dfem Feldversuchen noch nichts zu berichten. Ein gro\u00dfer, 6 Jahre lang fortgesetzter Futterr\u00fcbenanbauversuch zum Zwecke der Anbahnung einer systematischen \u00dcbersicht der Sorten nach Leistung, Vegetationsanspr\u00fcchen und Nutzungszweck mit Ertrags-, Zucker- und Trockensubstanzbestimmungen bei einigen 60 Futterr\u00fcbensorten und ein vierj\u00e4hriger Zuckerr\u00fcbenanbauversuch mit einigen 50 Zuckerr\u00fcbensorten werden fortgesetzt und ersterer ist zum Teil schon f\u00fcr die . ersten 5 Jahre ver\u00f6ffentlicht worden. Das Versuchsfeld Rosenthal beteiligte sich auch an den Gras- und Kleeanbauversuchen der D. L. G. Die sonstige T\u00e4tigkeit des Instituts geht in der Durchf\u00fchrung der oben angef\u00fchrten Dauerversuche \u00fcber Fruchtfolgen, D\u00fcngung, Schwarzbrache usw. und in der weiteren Herrichtung des Feldes f\u00fcr Versuchszwecke durch Planierungen usw. auf. die Beobachtungen der","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nErster Teil : Institute und Saatzuchtanstalten.\nWetterwarte und der Sickerwasserverh\u00e4ltnisse mit Hilfe der Lysimeteranlage nicht zu vergessen. Daf\u00fcr, da\u00df die \u00dcberf\u00fchrung der gro\u00dfem Fl\u00e4chen des Versuchsfeldes in einen f\u00fcr Versuchszwecke geeigneten Zustand mit Hochdruck betrieben wird, mag der kurze Hinweis darauf dienen, da\u00df Professor von R\u00fcmker nur f\u00fcr Tagel\u00f6hne j\u00e4hrlich 10 000 bis 12 000 M. ausgibt, bei verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig nicht hohen Einzellohns\u00e4tzen. Bevor auf den gro\u00dfen Schl\u00e4gen eine regelm\u00e4\u00dfige Versuchst\u00e4tigkeit begonnen werden kann, werden trotzdem mindestens noch drei bis vier Jahre vergehen.\nWenn somit auch der Apparat des Breslauer Instituts f\u00fcr landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre noch immer in Entwicklung begriffen ist, so ist das bei der Vielseitigkeit der Aufgaben, welche ein so gro\u00dfes Gebiet wie die landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre stellt, und bei den gro\u00dfen Kosten, welche die v\u00f6llige Neueinrichtung eines solchen Apparats erfordert, mit R\u00fccksicht auf den immerhin nur beschr\u00e4nkten Zeitraum von zehn Jahren und die Beschr\u00e4nktheit von Zeit und Kraft eines einzelnen Menschen wohl verst\u00e4ndlich. Auch die andern Zweige der Landwirtschaftslehre sind in diesem Zeitraum in Breslau betr\u00e4chtlich gef\u00f6rdert und in der Ausstattung wesentlich verbessert worden, wodurch sich die Zuwendungen nat\u00fcrlich sehr verteilt haben. Immerhin ist in diesem Jahrzehnte f\u00fcr die F\u00f6rderung der Pflanzenproduktionslehre in Breslau viel geschehen, und der bevorstehende Neubau f\u00fcr Pflanzenz\u00fcchtung und der in Aussicht stehende Neubau der ganzen landwirtschaftlichen Institute l\u00e4\u00dft f\u00fcr die Zukunft vielleicht weitere Fortschritte erhoffen.\nProfessor von R \u00fc inker ist hiernach bestrebt gewesen, die ihm zur ^ erf\u00fcgung stehenden Mittel und Kr\u00e4fte so produktiv wie m\u00f6glich auszun\u00fctzen und das ganze Gebiet der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktionslehre durch Schaffung eines gro\u00dfen und gut funktionsf\u00e4higen Apparats so weit zu bearbeiten und zu f\u00f6rdern, wie es f\u00fcr einen Einzelnen heutzutage noch m\u00f6glich ist. Da\u00df und wieweit er hierbei neben manchem andern auch die Pflanzenz\u00fcchtung gef\u00f6rdert hat, geht aus dieser Skizze hervor.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"4. Dresden.\n47\nBild 21. Versuchsstation Dresden.\n4. Dresden.\nLandwirtschaftliche Abteilung der K\u00f6niglich S\u00e4chsischen Ptlanzenphysiologischen Versuchsstation.\nProf. Dr. Steglich.\nDie landwirtschaftliche Abteilung der pflanzenphysiologischen Versuchsstation zu Dresden ist im Jahre 1890 als Abteilung der \u201eVersuchsstation f\u00fcr Pflanzenkultur'\u201c daselbst gegr\u00fcndet worden und ist eine staatliche Anstalt.\nBereits bei ihrer Errichtung wurden in den Satzungen \u201eAnbauversuche und Rassez\u00fcchtung\u201c als haupts\u00e4chliche Aufgaben bezeichnet, so da\u00df die Versuchsstation damit zu den \u00e4ltesten Anstalten auf diesem besonderen Gebiete z\u00e4hlt. Dementsprechend hat sich die Station auch seit ihrem Bestehen in F\u00f6rderung und Pflege der Pflanzenz\u00fcchtung bet\u00e4tigt, sowohl durch experimentelle Z\u00fcchtungsversuche und Untersuchungen zum Aushau der Z\u00fcchtungslehre als auch durch Samen- und Sortenpr\u00fcfung und Organisation des Saatbauwesens, sowie durch Beratung der praktichen Pflanzenz\u00fcchter und Ausf\u00fchrung von Selektionsuntersuchungen f\u00fcr dieselben.\nDie Versuchsstation (Abbild. 21) verf\u00fcgt f\u00fcr diese Zwecke \u00fcber einen Versuchsgarten mit Vegetationshaus f\u00fcr z\u00fcchterische Gef\u00e4\u00dfversuche (Abbild. 22) und \u00fcber ein Versuchsfeld von 10 ha. F\u00fcr die Selektionsuntersuchungen ist","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nErster Teil : Institute und Saatzuchtanstalten.\ndas landwirtschaftlich-physiologische und chemische Laboratorium und ein besonderer Selektionsraum mit Speicher vorhanden.\nDie Einrichtungen und Apparate zur Saatzucht sind einfacher Art. Zur Aufbewahrung der Pflanzenernte sind zahlreiche Lattenregale vorhanden. Die Entk\u00f6rnung der \u00c4hren und Rispen geschieht mit der Hand. \u00c4hren und Samen werden zur Untersuchung in numerierten Pappschalen unter Beif\u00fcgung der Selektionszettel auf bewahrt. An Instrumenten zur Selektionsuntersuchung werden benutzt : Ma\u00dfstab, \u00c4hren- und Analysenwage, Halm-\nBild 22. Vegetationshalle.\nst\u00e4rkemesser (Ulirschubleere von , Keilpart-Suhl), Lupe, Rechenschieber und Bolzenbohrer f\u00fcr R\u00fcbenuntersuchungen.\nF\u00fcr k\u00fcnstliche Befruchtungen sind gebogene Pinzetten, krumme Scheren, kurze Skalpelle, Spachtel und feine Pinsel in Gebrauch. Zur Isolierung dienen f\u00fcr einzelne Bl\u00fctenst\u00e4nde weite Glaszylinder mit Drahtnetz und Watteverschlu\u00df, f\u00fcr mehrere Pflanzen oder gr\u00f6\u00dfere Pflanzenbest\u00e4nde Isolierkappen und Isoliergeh\u00e4use. Die letzteren Einrichtungen haben sich im Laufe der Zeit nicht nur vorz\u00fcglich bew\u00e4hrt, indem sie bei v\u00f6lligem Abschlu\u00df gegen fremde Pollen durchaus normale Befruchtung und tadellose Ausbildung des Samens gestatten, sondern sie sind auch von Dresden aus vielfach anderw\u00e4rts mit gleichem Erfolge eingef\u00fchrt worden. Diese Schutzvorrichtungen gegen Fremdbest\u00e4ubung sind aus dichtgewebtem Nesseltuch oder Mull und aus hellem ge\u00f6lten sog. [Fensterpapier (von Ernst","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"4. Dresden.\n49\nFischer jun., Chemnitz in Sachsen, zu beziehen) hergestellt. Eine genaue Beschreibung der Konstruktion findet sich in F\u00fchlings Landw. Zeitung 1905 S. 675 u. f.\nZum Drusch der Parzellen des Pr\u00fcfungsanbaues und der vergleichenden Sortenversuche sind eine Handdreschmaschine und eine Dampfdreschmaschine vorhanden. Zur Reinigung werden au\u00dfer verschiedenartigen Handsieben eine Reinigungsmaschine und ein Ventilator, System R\u00f6ber, sowie ein Trieur mit Sortierzylinder und verschiedenen Siebs\u00e4tzen benutzt.\n1894\t1895\nBild 23. Vog tl\u00e4ndisch er Braun weizen.\nAusgangsformen der Z\u00fcchtung.\nAn z\u00fcchterischen Arbeiten der Versuchsstation Dresden sind zu verzeichnen :\n1.\tBearbeitung von Selektions- und Zuchtverfahren f\u00fcr Roggen. (Jahrbuch der D. L. G. 1898 S. 198 u. f. und 1907 S. 626 u. f.)\n2.\tBearbeitung von Selektions- und Zuchtverfahren f\u00fcr Weizen, Gerste, Hafer, Timothegras (nicht ver\u00f6ffentlicht).\n3.\tZ\u00fcchtungsversuch mit vogtl\u00e4ndischem Braunweizen. (Abbild. 23\u201433.) Zuchtziel: Ausbildung einer edleren, dichter besetzten \u00c4hrenform, Steigerung der Ertr\u00e4ge.\nDer Versuch wurde 1891 begonnen und 1901 eingestellt, da die Konstanz\nDeutsche Pflanzenzucht.\t\\","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\ndes dem Zuchtziele entsprechenden \u00c4hrentypus nicht zu erreichen war. (Mitteilung des Yogtl\u00e4ndischen landw. Kreisvereins 1894 und Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. zu Dresden 1901.)\n4.\tZ\u00fcchtungsversuche mit winterharten Familien von Molds red prolific-, Teverson- und Urtoba-Weizen. (Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. zu Dresden 1902 u. f., noch nicht abgeschlossen.)\n5.\tZ\u00fcchtungsversuch mit Erzgebirgischem Sommerroggen. (Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. zu Dresden 1901, noch nicht abgeschlossen.)\nBild 24. Vogtl\u00e4ndischer Braun weizen: 1. Generation 1894/95.\nNormal-Typus.\tFehlerhafte d\u00fcnnbesetzte \u00c4hren.\nVorderansicht.\n6.\tUntersuchungen \u00fcber Vererbung der Liickigkeit des Roggens. (Abbild. 34 und 35.) Die sog. L\u00fcckigkeit des Roggens \u2014 Sterilit\u00e4t einzelner \u00c4hrchen \u2014 ist erblich und wird durch Inzestzucht in hohem Ma\u00dfe gef\u00f6rdert. L\u00fcckige \u00c4hren entwickeln besonders gro\u00dfes Korn. Die Verwendung gro\u00dfer K\u00f6rner als Saatgut birgt deshalb die Gefahr l\u00fcckiger \u00c4hren. (Jahrbuch der D. L. G. 1898 S. 203 und Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. zu Dresden 1901 bis 1905.)\n7.\tReinzucht kurz- und langhalmiger Roggentypen. Die Halml\u00e4nge hat sich bei entsprechender Reinzucht beim Roggen als konstant vererblich erwiesen. Kurzhalmige Familien liefern h\u00f6here Kornertr\u00e4ge als langhalmige. (Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. Dresden 1901 bis 1905.)","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"4. Dresden.\n51\n8. Einflu\u00df der Inzestzucht bei Roggen (Fremdbest\u00e4ubern). Von dem aus einer isolierten Roggenpflanze stammenden Nachbau ist jeweils wieder eine Pflanze in eine Isolierkappe eingeschlossen worden. Im Laufe von zehn Generationen ist eine hochgradige Degeneration in der \u00c4hrenform und der Ausbildung der K\u00f6rner eingetreten.\nHiernach erscheint bei Fremdbest\u00e4ubern eine fortgesetzte strenge Individualzucht naturwidrig und bedenklich. (Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. Dresden 1900 bis 1906 und Jahrbuch der D. L. G. 1898 S. 201 u. f.)\nBild 25. Vogtl\u00e4ndischer Braun weizen: 1. Generation 1894/95.\nNormal-Typus.\tFehlerhafte d\u00fcnnbesetzte \u00c4hren.\nSeitenansicht.\n9. Reinzucht von Roggentypen mit silbergrauem, wachsgelbem und schwarzbraunem Korn.\nVon \u00dcbergangstypen und dunkelbraunem Korn wurde bereits 1897 die Erblichkeit der Farbe festgestellt. Von diesem Material ausgehend sind durch Isolierung nach drei Generationen konstant erbliche Kornfarbentypen :\na)\tsilbergrau, langk\u00f6rnig, von seltener Sch\u00f6nheit,\nb)\twachsgelb, langk\u00f6rnig und\nc)\tschwarzbraun, langk\u00f6rnig\ngez\u00fcchtet worden. (Jahrbuch der D. L. G. 1898 S. 204 und Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. zu Dresden 1901.)\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nfl\nBild 28. Vorderansicht. Fehlerhafte d\u00fcnnbesetzte \u00c4hren. Bild 29. Seitenansicht. Vogtl\u00e4ndiselier Braunweizen. Zweite Generation 1895/96.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"4. Dresden,\n53\nBild 32. Vorderansicht. Fehlerhafte d\u00fcnnbesetzte \u00c4hren. Bild 33. Seitenansicht. Vogtl\u00e4ndischer Braun weizen. Dritte Generation 1896/97.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nBild 34. Vererbung l\u00fcckenhafter \u00c4hren. 1895 (Ausgangsform)\nBild 35. Vererbung l\u00fcckenhafter \u00c4hren. 1897.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"4. Dresden.\n55\n10.\tK\u00fcnstliche Befruchtungs- und Kreuzungsversuche bei Roggen, Weizen Hafer und Erbsen. (Noch nicht abgeschlossen.)\n11.\tZ\u00fcchtungsversuch zur Ermittlung der Vererbungskraft bei Roggen. Zum Versuch diente eine Kreuzung zwischen langk\u00f6rnigem graugr\u00fcnem Pirnaer und kurzk\u00f6rnigem r\u00f6tlichbraunem Probsteier Roggen. In den ersten drei Generationen dominierte bei der Kornform der Typus der Mutterpflanze, w\u00e4hrend bei der Kornfarbe der Typus der Pollenpflanze dominierte. In der vierten Generation trat bez\u00fcglich der Kornfarbe ein R\u00fcckschlag nach der Mutterpflanze ein. (Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. zu Dresden 1901 bis 1905.)\n12.\tKreuzungsversuche zwischen Strunkkraut, Brassica oleracea capitata mit Jerseykohl, Brassica oleracea acephala. (Abbild. 36.) Zuchtziel: Erzeugung\nBild 36. Jerseykohl (Brassica oleracea acephala) x Kuhkohl (Brassica oleracea capitata).\neines Jerseykohltypus mit fleischigem Strunk. Die Bastardierung gelang, doch war der Strunk zu holzig, um dem Strunkkraut entsprechend als Futter dienen zu k\u00f6nnen. (Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. zu Dresden 1902 und 1904.)\n13.\tKreuzungsversuche mit Runkelr\u00fcben zur Ermittlung der Vererbungskraft. Gekreuzt wurde die runde Leutewitzer R\u00fcbe mit der ovalen Ovoide des Barres. Eine besondere Vererbungskraft der Geschlechter trat nicht zutage. Die Leutewitzer R\u00fcbe dominierte, Ovoide des Barres wurde geschlagen. Die Aufspaltung ging \u00fcber die gekreuzten Typen hinaus, bis zu deren Voreltern. Es traten Oberndorfer Formen und R\u00fcben mit langen Pfahlwurzeln auf. (Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. zu Dresden 1902 bis 1906.)\n14.\tAsexuelle Vermehrung von R\u00fcben und Erzeugung von Pfropfhybriden. (Abbild. 37\u201441.) Als Versuchsmaterial wurden Eckendorfer, Leutewitzer und Zuckerr\u00fcben verwendet.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nDie asexuelle Vermehrung der Zuckerr\u00fcben ist sehr gut gelungen. Die aus dem hybridisierten Pfropfreis gewonnenen Samen entwickelten Pflanzen\nBild 37. Asexuelle Vermehrung von R\u00fcben. (Abtrennung der Axilarsprosse zur Stecklingsgewinnuug).\n\n2708\nBild 38. Asexuelle Vermehrung von R\u00fcben.\n(Unbewurzelte Stecklinge.)\nnach dem Typus der Unterlage. Der Versuch wird wiederholt. (Jahresbericht der landw. Vers.-Stat. zu Dresden 1901.)\nDie ausw\u00e4rtige T\u00e4tigkeit der Versuchsstation erstreckt sich z. Zt. auf Leitung der Z\u00fcchtung des Original Pirnaer Roggens1) der Saatzuchtgenossen-\n1) Siehe besonderen Aufsatz.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"4. Dresden.\n57\n\u00ab S\ng I\n> a tso S,\ng .ef\n\u25a0S 3\nO O\nW\n^ 0\nO cS\nm J3 \u00d6\nT~\\ ci ^ GO\nPQ\n\u00d6\nO\nr\u00fb\n:0\nPh\nb\u00df b\u00df\n\u00f6 a\n0 \u00a3\ng \u00a3 S m <)\nai\nco\nS\nBild 40. Asexuelle Vermehrung von R\u00fcben. (Wachsende Stecklingspflanzen.)","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nschaft Pirna, des Erzgebirgischen Gelbhafers der Genossenschaft Altmittweida, der Erzgebirgischen Timothegrassaat der Genossenschaft Annaberg, der Rapsz\u00fcchtung des Rittergutsp\u00e4chters Hirsch-Lampertswalde und Kontrolle der Saatz\u00fcchterei Leutewitz.\nEndlich ist die Versuchsstation als Zentralstelle f\u00fcr das Saatbauwesen im K\u00f6nigreich Sachsen t\u00e4tig, dessen Organisationsplan nachstehend angef\u00fcgt ist :\nPlan f\u00fcr die Organisation des Saatbauwesens im K\u00f6nigreich Sachsen.\n(Ministerialverordnung vom 10. Juni 1908 Nr. 37a III L und Beschlu\u00df der 48. Gesamtsitzung des Landeskulturrates am 5. Oktober 1908.)\nI.\tZweck und Aufgaben der Organisation.\nDie Organisation bezweckt Hebung und F\u00f6rderung der Ertr\u00e4ge des Pflanzenbaues (bei allen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen) durch Gewinnung, Einf\u00fchrung und Verwendung sortenreinen Saatgutes von bester Beschaffenheit und h\u00f6chster Ertragsf\u00e4higkeit unter besonderer Ber\u00fccksichtigung bew\u00e4hrter einheimischer Sorten und Anregung zur z\u00fcchterischen Verbesserung derselben, ferner Pr\u00fcfung und Wertsch\u00e4tzung der Sorten durch vergleichende Anbauversuche und Anerkennungsbesichtigungen, sowie m\u00f6glichste Ausbreitung des Anbaues geeigneter einheimischer Sorten in gr\u00f6\u00dferen Bezirken behufs F\u00f6rderung und Erleichterung des Absatzes.\nII. Organ e.\na)\tDie Landwirtschaftliche Abteilung der K\u00f6nig! Pflanzenphysiologischen Versuchsstation zu Dresden als Zentralstelle.\nb)\tVom Landeskulturrat unterhaltene, von Landwirtschaftslehrern beaufsichtigte und in zweckm\u00e4\u00dfiger Weise \u00fcber das Land verteilte Anbaustellen bei geeigneten Landwirten. Die Lage der in Aussicht genommenen 16 Anbaustellen und die hiermit zu betrauenden Landwirte werden im Einvernehmen mit dem zust\u00e4ndigen Kreisvereine aus-ge w\u00e4hlt,\nc)\tUnter Mitwirkung der landwirtschaftlichen Kreisvereine gew\u00e4hlte, aus je drei Vereins-mitgliedern bestehende Saatbau-Kommissionen der landwirtschaftlichen Zweigvereine.\nHI. T\u00e4tigkeit und Aufgaben der Organe.\na) Die landwirtschaftliche Versuchsstation zu Dresden als Zentralstelle hat folgende Aufgaben:\n1.\tDie F\u00fcrsorge f\u00fcr die einheitliche Durchf\u00fchrung der zur Erreichung des Zweckes der Organisation erforderlichen Ma\u00dfnahmen in Verbindung mit dem Landeskulturrate, den landwirtschaftlichen Kreisvereinen, den Anbaustellen und den als \u00f6rtliche Leiter der Sortenanbauversuche beauftragten Landwirtschaftslehrern.\n2.\tDie Ausf\u00fchrung von Vorpr\u00fcfungsversuchen mit neuen Sorten und je nach deren Ergebnis die \u00dcberweisung derselben zur Hauptpr\u00fcfung an die Anbaustellen.\n3.\tDie Oberleitung der von den Anbaustellen auszuf\u00fchrenden Sortenanbauversuche unter Mitwirkung der mit der \u00f6rtlichen Leitung beauftragten Landwirtschaftslehrer, ferner die Besorgung des Saatgutes f\u00fcr die Sortenanbauversuche auf Kechnung des Landeskulturrates und die rechtzeitige Bekanntgabe der Versuchsergebnisse.\n4.\tDie Anregung zur z\u00fcchterischen Veredlung einheimischer Sorten sowie die Beratung der Z\u00fcchter und auf deren Wunsch gegen Verg\u00fctung die Ausf\u00fchrung der bei den Selektionsarbeiten erforderlichen wissenschaftlichen Untersuchungen.\n5.\tDie Besorgung der Saatenanerkennung nach den Grunds\u00e4tzen des Landeskulturrates","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"4. Dresden.\n59\nin Verbindung mit den Vertretern der landwirtschaftlichen Kreisvereine oder der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.\nb)\tDie Anbaustellen haben folgende Aufgaben :\n1.\tDie Ausf\u00fchrung vergleichender Anbauversuche mit denjenigen Sorten und Kulturpflanzen, die von der Zentralstelle f\u00fcr den betreffenden Bezirk als beachtenswert bezeichnet werden.\n2.\tWenn es m\u00f6glich ist, die Vermehrung der zur Einf\u00fchrung in dem betr. Bezirke als geeignet erwiesenen Sorten und k\u00e4ufliche Abgabe von \u201eanerkanntem\u201c Saatgut hiervon an die Landwirte.\n3.\tDie T\u00e4tigkeit der den einzelnen Anbaustellen als \u00f6rtliche Versuchsleiter beigegebenen Landwirtschaftslehrer erstreckt sich auf Beratung und Unterst\u00fctzung der Anbaustelleninhaber bei der Durchf\u00fchrung der Anbauversuche und Ausf\u00fchrung von Vermehrungssaaten, sowie auf \u00dcberwachung der Versuche, Beobachtung der angebauten Sorten und Feststellung der Versuchsergebnisse. Ferner sollen sich die \u00f6rtlichen Versuchsleiter m\u00f6glichst eingehend \u00fcber den Stand und die Bed\u00fcrfnisse des Pflanzenbaues in ihrem Anbaubezirke unterrichten, um der Zentralstelle bei der Auswahl der Sorten sachgem\u00e4\u00dfe Vorschl\u00e4ge machen zu k\u00f6nnen.\nc)\tDie Saatbaukommissionen der landwirtschaftlichen Vereine haben folgende Aufgaben :\n1.\tDie Verbindung zu bilden zwischen den Anbaustellen und den Landwirten des Bezirks. Sie sollen bei den letzteren das Verst\u00e4ndnis f\u00fcr die Bedeutung ertragreicher Sorten f\u00f6rdern und die Landwirte mit den nach den Ackerbauergebnissen zur Einf\u00fchrung geeigneten Sorten bekannt machen und deren allgemeine Einf\u00fchrung anregen, zuverl\u00e4ssige Bezugsquellen f\u00fcr das Saatgut nachweisen und wom\u00f6glich gemeinsamen Bezug desselben vermitteln.\n2.\tFeststellung der im Vereinsgebiete angebauten einheitlichen Sorten und der hiervon verk\u00e4uflichen Menge Ernteprodukte, sowie Anregung zum gemeinsamen Absatz derselben unter Mitwirkung der Genossenschaften und Lagerh\u00e4user.\n3.\tDahin zu wirken, da\u00df die Landwirte zur Erhaltung der Ertragsf\u00e4higkeit der Sorten regelm\u00e4\u00dfig Originalsaat beziehen und bei eigenem Saatgutverkauf ihre Saatgutfelder regelm\u00e4\u00dfig durch die Anerkennungskommission besichtigen lassen, und dass anderes als anerkanntes Saatgut von den Vereinsmitgliedern weder verkauft nach gekauft wird.\n4.\tAnregung von \u00f6rtlichen Saatgutausstellungen und Feldbesichtigungen mit Preisbewerb.\n5. Gie\u00dfen.\nLandwirtschaftliches Institut der Universit\u00e4t.\nDirektor: Prof. Dr. Gisevius.\nNachdem bereits seit 1777 an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen Vorlesungen \u00fcber Landwirtschaft gehalten waren, wurde 1871 an derselben ein landwirtschaftliches Institut errichtet und mit dessen Leitung Professor Dr. Albrecht Thaer, ein Enkel des Begr\u00fcnders unserer heutigen modernen Landbauwissenschaft, betraut. Das Studium der Landwirtschaft war indessen nicht selbst\u00e4ndig als solches ausgebaut, sondern die Landwirtschaft war nur als","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nErster Teil: Institute und Saatzuclitanstalten.\nNebenfach f\u00fcr die Forstwissenschaft und Tierarzneikunde angesehen worden. Erst seit der Berufung von Prof. Dr. Gisevius, des jetzigen Inhabers der Gie\u00dfener Professur f\u00fcr Landwirtschaft, der 1903 an die Stelle von Professor Albert (1901\u20141903), dem unmittelbaren Nachfolger von Professor T h a e r , trat, wurde eine wesentliche \u00c4nderung durchgef\u00fchrt.\nNachdem die verschiedenen Instanzen der Universit\u00e4t sich einstimmig daf\u00fcr ausgesprochen hatten, da\u00df das landwirtschaftliche Institut weiter ausgebaut, und dessen Direktor durch Gew\u00e4hrung von Mitteln eine Versuchst\u00e4tigkeit erm\u00f6glicht werde, um einerseits das Institut der hessischen praktischen Landwirtschaft dienstbar zu machen und andererseits dem Professor f\u00fcr Landwirtschaft Gelegenheit f\u00fcr wissenschaftliche Arbeiten zu gew\u00e4hren, wurde diesen Anforderungen von seiten der Gro\u00dfherzoglichen Staatsregierung durch Gew\u00e4hrung der notwendigen Mittel Rechnung getragen. So wurde das landwirtschaftliche Institut \u00e4u\u00dferlich umgestaltet, mit neuen R\u00e4umen, einem Pflanzgarten und gr\u00f6\u00dferem Etat ausgestattet und mit zahlreicherem Personal versehen und damit konnte auch das Studium der Landwirtschaft als solches selbst\u00e4ndig gemacht werden.\nDie unmittelbare Folge dieser \u00e4u\u00dferen Umgestaltung des Instituts war 4 die Schaffung eines gr\u00f6\u00dferen Arbeitsgebietes, durch das vor allem auch ein Bindeglied zwischen dem Institute und der Praxis dauernd hergestellt werden sollte. Es mu\u00df als ein besonders gl\u00fccklicher Griff bezeichnet werden, da\u00df in erster Linie die T\u00e4tigkeit des Instituts auf dem Gesamtgebiete der Pflanzenproduktion sich entwickeln und ausdehnen konnte, w elche dem Rahmen und den Mitteln des Instituts am besten angepa\u00dft erschien.\nZu den wichtigsten Aufgaben geh\u00f6rte die Schaffung eines Versuchsfeldes, das sich erst nach \u00dcberwindung erheblicher finanzieller Schwierigkeiten allm\u00e4hlich einrichten lie\u00df und seit 1908 dauernd dem Institute angegliedert ist.\nAls st\u00e4ndiges Versuchsfeld ist von Herrn Gutsbesitzer Bichler-Gie\u00dfen ein Ackerplan von rd. 7 ha pachtweise \u00fcberlassen worden, der in bezug auf Bodenbeschaffenheit und Lage, Form und Gr\u00f6\u00dfe besonders geeignet ist.\nDas Feld ist etwa 20 Minuten von dem landwirtschaftlichen Institute entfernt, liegt auf dem rechten Lahntalufer etw7a 155 m \u00fcber dem Meeresspiegel und zeigt mittelschweren, kr\u00e4ftigen Lehmboden und infolge der Dr\u00e4nage g\u00fcnstigen Grundwasserstand. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge betr\u00e4gt f\u00fcr Gie\u00dfen 550 mm im Jahre. Der Acker ist fast rechteckig, vollst\u00e4ndig eben und erstreckt sich in seiner L\u00e4ngsrichtung von Norden nach S\u00fcden. Seine Gestalt gestattet, da\u00df die Parzellen m\u00f6glichst lang und schmal angelegt werden k\u00f6nnen, um etAvaige Bodenunterschiede in ihrer Einwirkung abzuschw\u00e4chen. Eine passende vierfeldrige Fruchtwechsel-Avirtschaft soll die M\u00f6glichkeit geben, die verschiedenen Kulturen stets nach guter Vorfrucht zu bringen und gute Bodenbearbeitung, rechtzeitige Bestellung usav. durchzuf\u00fchren. Als Fruchtfolge ist die folgende gew\u00e4hlt worden:","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"5. Gie\u00dfen.\n61\n1.\tR\u00fcben in Stallmist, 2. Hafer und Sommerweizen, 3. Pferdebohnen, 4. Winterweizen.\nDas Versuchsfeld ist einerseits dazu bestimmt, Sortenanbauversuche mit den verschiedensten Fr\u00fcchten aufzunehmen, wie sie auch in den ersten Jahren der Gie\u00dfener Versuchst\u00e4tigkeit au\u00dferhalb des eigenen Versuchsfeldes durchgef\u00fchrt worden sind.\nDiese Anbauversuche stehen mit den durch die Landwirtschaftskammer f\u00fcr das Gro\u00dfherzogtum Hessen eingeleiteten Anbauversuchen insofern in Beziehung, als sie als \u201eVorpr\u00fcfungen\u201c derselben gelten sollen. Sie stehen ferner in Verbindung mit den von der D. L. G. f\u00fcr ganz Deutschland vorgeschlagenen Sortenanbau versuchen. Auch den W\u00fcnschen der Landwirtschaftskammer in Wiesbaden wurde durch \u00dcbernahme von besonderen Anbauversuchen entsprochen, die durch j\u00e4hrliche finanzielle Zusch\u00fcsse sichergestellt sind. Au\u00dferdem dienen die Versuche als Beobachtungspr\u00fcfung, insofern als Neuz\u00fcchtungen von praktischen Landwirten vielfach dem Institute zur Pr\u00fcfung \u00fcbergeben werden, bevor sie in den Handel gebracht werden.\nIn dem Versuchsjahre 1907/08 standen in Pr\u00fcfung:\n1.\tWinterweizen....................\n2.\tSommerweizen....................\n3.\tHafer...........................\n4.\tFeldbohnen....................\u2022 .\n5.\tZuckerr\u00fcben.....................\n6.\tFutterr\u00fcben.....................\n7.\tKohlr\u00fcben.......................\n8.\tPferdem\u00f6hren...................._\nSumma\n22 Sorten\n7\n12 \u201e\n1 >!\n8\t\u201e\n8\n5\n5\n71 Sorten.\nDazu kam bisher noch eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl Roggensorten, deren weitere Pr\u00fcfung jedoch auf leichterem Boden speziell auf der Hardt fortgesetzt werden soll. Ebenso beteiligte sich das Institut an den von der D. L. G. nach einheitlichem Plane verschiedenenorts durchgef\u00fchrten Grasanbau-\\ ersuchen mit insgesamt 34 Herkunften. Auch durch zahlreiche Sortenreihen wird die Sortenpr\u00fcfung auf dem Versuchsfelde noch vervollst\u00e4ndigt.\nFerner dient das Versuchsfeld den Z\u00fcchtungsversuchen, speziell der Anlage von Zuchtbeeten, den wissenschaftlichen Arbeiten des Institutsdirektors, der Assistenten und Studierenden sowie den Zwecken der am Institut bestehenden Maschinenpr\u00fcfungsstelle.\nSofern sich diese Arbeiten nicht in den Rahmen des \\ ersuchsfeldes bringen lassen, besteht die M\u00f6glichkeit, sie in dem Gutsbetriebe des Herrn Bichler unterzubringen. Alle Beobachtungen, wie sie auf dem Felde an den wachsenden Pflanzen gemacht werden, werden in einem besonderen \u201eKulturbuch\u201c sorgf\u00e4ltig schriftlich festgelegt.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nZur Vervollst\u00e4ndigung dieser ausgedehnten Sortenpr\u00fcfung ist eine Kartoffelkulturstation mit der Versuchst\u00e4tigkeit des Instituts verbunden, zu der die notwendige Fl\u00e4che auf der sogenannten, etwa 50 m h\u00f6her gelegenen \u201eHardt\u201c ebenfalls von Herrn Bichler in der erforderlichen Gr\u00f6\u00dfe pachtweise \u00fcberlassen wurde. Der Boden ist hier, im Gegensatz zum Lahntalboden, ein richtiger Kartoffelboden mit geringer Krumentiefe \u00fcber Fels gelagert. Gebaut werden: 1. Roggen, 2. Kartoffeln in Stallmist in immer wiederkehrender Folge.\nIn der Hauptpr\u00fcfung wird einmal die Brauchbarkeit wertvoller \u00e4lterer Sorten f\u00fcr die hiesigen Verh\u00e4ltnisse festgestellt und werden ferner Neuz\u00fcchtungen weitergepr\u00fcft, die bereits w\u00e4hrend zweier Jahre in kleineren Parzellen sich in der Vorpr\u00fcfung bew\u00e4hrt haben. Die Dauer der Hauptpr\u00fcfung, in der Parzellen von etwa 1 Ar vorgesehen sind, betr\u00e4gt zwei bis drei Jahre. Die Beobachtungspr\u00fcfung dient der Vermehrung sehr kostspieligen Saatgutes, von dem uns nur einige wenige Knollen zum Auslegen zur Verf\u00fcgung standen, um bei schon hier sich auszeichnenden Sorten gen\u00fcgende Mengen von Saatgut zur \u00dcbernahme in die n\u00e4chstj\u00e4hrige Vorpr\u00fcfung zu bekommen.\nSorten, die in der Beobachtungspr\u00fcfung w\u00e4hrend zweier Jahre versagen, werden ohne weiteres auf gegeben.\nS\u00e4mtliche nur irgend von Interesse erscheinenden Eigenschaften der Knollen und der Pflanzen, fm Keller wie auf dem Felde, werden aufs sorgf\u00e4ltigste notiert.\nEs befanden sich 1908:\nin der Hauptpr\u00fcfung ....\t53\tSorten\nin der Vorpr\u00fcfung............87\t,,\nin der Beobachtungspr\u00fcfung 146\t,,\n286 Sorten.\nEs wird beabsichtigt, die Kartoffelversuche sp\u00e4ter nach dem Versuchsgarten auf dem Trieb zu verlegen, der durch langj\u00e4hrige, unausgesetzt dort fortgef\u00fchrte Versuche zu stark mitgenommen war und zurzeit durch schonende Behandlung, vor allem durch Anbau von Gr\u00fcnd\u00fcngungs-pfianzen, wieder in gute Kultur gebracht werden soll. Er wird zurzeit nur ausnahmsweise zu besonderen Versuchen herangezogen.\nEin neuer Hausgarten, der unmittelbar an dem Institute gelegen ist, soll in erster Linie Demonstrationsmaterial (Gr\u00e4ser, Futterpflanzen, Fabrik- und Handelsgew\u00e4chse usw.) f\u00fcr die Vorlesungen liefern, ferner wertvolle Z\u00fcchtungen und sonstige Beobachtungsversuche aufnehmen.\nEin gedruckter F\u00fchrer durch das Versuchsfeld, der j\u00e4hrlich neu herausgegeben wird, soll den Studierenden und Besuchern das Auffinden der Versuche erleichtern.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"5. Gie\u00dfen.\n63\nVon s\u00e4mtlichen geernteten Fr\u00fcchten werden im Laboratorium des Instituts Qualit\u00e4tsbestimmungen vorgenommen, um auch die Werteigenschaften der gepr\u00fcften Sorten kennen zu lernen.\nNeben den \u00fcblichen Bestimmungen auf Reinheit, Keimkraft, Tausend-korngewicht, Hektolitergewicht, Spelzenanteil, Stickstoffgehalt, St\u00e4rke, Trockensubstanz, Zuckergehalt usw. wird ganz besonders auf die Untersuchung auf Backf\u00e4higkeit bei Weizen und Roggen und auf Brauwert bei Gerste Wert gelegt. Auch hier\u00fcber sind Spezialarbeiten im Gange.\nMit dieser Einrichtung ist gleichzeitig eine Samenpr\u00fcfungsstelle verbunden, welche die f\u00fcr Saatbaustellen der Landwirtschaftskammer in Darmstadt einschl\u00e4gigen Untersuchungen vornimmt, auch auf besonderen Wunsch und unter finanzieller Unterst\u00fctzung der Landwirtschaftskammer in Wiesbaden f\u00fcr die nassauischen praktischen Landwirte kostenlos die Kontrolle der durch sie bezogenen Getreide-, Kleesaaten usw. ausf\u00fchrt.\nAn dem Institute besteht ferner eine Auskunftsstelle f\u00fcr Pflanzenkrankheiten. Es werden Arbeiten auf dem Gebiete des Pflanzenschutzes auf dem Versuchsfelde und au\u00dferdem in praktischen Betrieben verschiedener Bezirke durchgef\u00fchrt.\nWar daher durch die Einrichtung eines Versuchsfeldes, einer umfangreichen Sortenpr\u00fcfung und Kartoffelkulturstation, einer Samenkontrollstation und Maschinenpr\u00fcfungsstelle den Angeh\u00f6renden und Studierenden des landwirtschaftlichen Instituts die M\u00f6glichkeit geschaffen worden, mit der modernen wissenschaftlichen Eorschungsweise auf dem Gesamtgebiete der Pflanzenproduktion sich vertraut zu machen und eigene Arbeiten mit Hilfe der jetzt vorhandenen Mittel anfertigen zu k\u00f6nnen, so war anderseits die jetzige vielseitige Versuchst\u00e4tigkeit des Instituts dazu angetan, anregend und f\u00f6rdernd auf die Landwirtschaft Hessens und der umliegenden Landesteile einzuwirken und eine enge F\u00fchlung des Instituts mit den praktischen Landwirten herzustellen.\nSo wurden auf direkte Anregung von Professor Gisevius im Fr\u00fchjahr 1904 hessische Saatbaustellen durch den damaligen hessischen Landwirtschaftsrat1) begr\u00fcndet, die von zahlreichen, im ganzen Lande verteilten Landwirten \u00fcbernommen wurden und sich die Herstellung besten Saatguts von als anbauw\u00fcrdig befundenen Sorten unter weitgehendster Kontrolle, durch Besichtigung an Ort und Stelle und Untersuchung der Saaten im Laboratorium zur -Aufgabe machten. Diese Kontrolle wird unter Beteiligung des Instituts heute durch die Landwirtschaftskammer ausge\u00fcbt, die auch den Verkauf der Saaten vermittelt.\nIn \u00e4hnlicher Weise unterst\u00fctzte das landwirtschaftliche Institut Gie\u00dfen auch die Landwirtschaftskammer in Wiesbaden bei der Einrichtung nassauischer Saatbaustellen.\n1) An seine Stelle ist die \u201eLandwirtsehaftskammer f\u00fcr das Gro\u00dfherzogtum Hessen\u201c getreten.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nAuf besonderen Wunsch hessischer Saatbaustelleninhaber wurde dann im Januar 1906 ein viert\u00e4giger Saatzuchtkursus in Gie\u00dfen unter Leitung von Professor Gisevius abgehalten, an dem 30 praktische Landwirte und 17 Studierende sich beteiligten.\nDiese neu geregelte T\u00e4tigkeit in der Saatgutgewinnung durch praktische Landwirte lie\u00df vielfach den Wunsch nach eigener Z\u00fcchtungsarbeit entstehen, die insbesondere auf die Verbesserung der sog. Landsorten abzielte. Auch auf diesem Gebiet ist vielfach die Anregung und Unterweisung, sowie die Erteilung von Ratschl\u00e4gen durch das Institut in Gie\u00dfen gegeben worden.\nAus diesem Grunde erschien es auch angezeigt, auf dem G i e \u00df e n e r Versuchsfelde Z\u00fcchtungsversuche selbst einzurichten, die in diesem Sinne als Beispiel f\u00f6rderlich wirken sollen. Leider war es in den ersten Jahren nicht m\u00f6glich, diesem neuen Zweige der Versuchst\u00e4tigkeit in dem w\u00fcnschenswerten Ma\u00dfe sich zuzuwenden, und so sind die begonnenen Z\u00fcchtungen noch nicht soweit gediehen, da\u00df sie als fertige Produkte zur weiteren Pr\u00fcfung und Verwendung praktischen Landwirten \u00fcbergeben werden konnten.\nAn Z\u00fcchtungseinrichtungen bestehen:\n1.\tZ\u00fcchtungseinrichtungen im Freien.\n2.\tEin Zuchtlaboratorium.\n3.\tEine Zuchtbuchf\u00fchrung.\nDie Z\u00fcchtungseinrichtungen imFreien zerfallen in a) Zuchtbeete, b) Vermehrungsfelder, c) Pr\u00fcfungsfelder. Die Zuchtbeete nehmen die Mutterpflanze, die Beobachtungseliten und die Stammeliten auf.\nDie Vermehrungsfelder dienen der m\u00f6glichst schnellen Vermehrung wertvoller St\u00e4mme. Auf den Pr\u00fcfungsfeldern wird die Pr\u00fcfung der Pr\u00fcfungseliten im Vergleiche untereinander und eventuell auch im Vergleiche mit bekannten Vergleichssorten vorgenommen. Die Stammeliten werden gew\u00f6hnlich aus den besten Pflanzen eines Stammes, d. h. der Nachkommenschaft einer Pflanze gezogen. Der Rest der K\u00f6rner, die von dem Ertrage der Mutterpflanze verbleiben, bilden die Beobachtungseliten. Die Nachkommenschaft der Beobachtungseliten verwenden wir zu einer Pr\u00fcfung auf Kulturwert, indem wir sie in einer kleinen Feldparzelle orts\u00fcblich feldm\u00e4\u00dfig anbauen und demzufolge als Pr\u00fcfungseliten auf das Versuchsfeld bringen.\nStamm I.\n1907\tMutterpflanze Nr. 1.\n1908\tStammelite Nr. 1\tStammelite Nr. 2\tBeobachtungs-\neilte Nr. 1\n1909\tStamm- Stamm- Beobachtungs- Stamm- Stamm- Beobachtungs- Pr\u00fcfungselite Nr. 1 elite Nr. 2 elite Nr. 1\telite Nr. 3 elite Nr. 4 elite Nr. 2 elite Nr. 1","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"5. Gie\u00dfen.\n65\nStamm II.\n1907\t\tMutterpflanze Nr. 2.\t\t\n1908\tStammelite Nr. 3\tStammelite Nr. 4\tBeobachtungselite Nr. 2\tStammelite Nr. 5 verdorben\n1909\tStamm-\tStamm- elite Nr. 5 elite Nr. 6\tBeobachtungselite Nr. 3\tStamm-\tStamm- elite Nr 7 elite Nr. 8\tBeobachtungs-elite Nr. 4\nDas Z n c h 11 a b orator i u m im Institute ist mit Apparaten und Einrichtungen versehen, um die Werteigenschaften der auf dem Felde entnommenen Eliten auf das genaueste im Laboratorium festzustellen und ebenso Qualit\u00e4tsbestimmungen der geernteten Fr\u00fcchte vornehmen zu k\u00f6nnen.\nEine genaue Zucht-buchf\u00fchrungist ebenfalls eingerichtet worden und wird st\u00e4ndig noch weiter ausgebaut und verbessert. Es wird angestrebt, die Zuchtb\u00fccher allm\u00e4hlich nach Sval\u00f6fer Muster einzurichten. Danach gliedert sich die Buchf\u00fchrung in folgende Teile:\n1.\tStammtafeln in Form von Ubersichtsbl\u00e4ttern,\n2.\tDas Buch f\u00fcr Mutter- und Stamm-\tBild 42. Pf\u00e4lzer Gerste,\npflanzen,\n3.\tDas Buch f\u00fcr Stammeliten und Beobachtungseliten,\n4.\tDas Buch f\u00fcr Pr\u00fcfungseliten.\nVon Z\u00fcchtungsversuchen sind bereits im Gange :\n1. Gie\u00dfen er Winterweizen. Derselbe ist aus einer Mutation, die in einem locker\u00e4hrigen Weizenfelde in Ostpreu\u00dfen gefunden wurde, hervorgegangen und zeigt eine gleichm\u00e4\u00dfig dichte \u00c4hre, festen Halmbau,\nDeutsche Pflanzenzucht.\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nerhebliche Winterfestigkeit und gute Ertragsf\u00e4higkeit. Er kommt noch auf Weizenb\u00f6den 2. Klasse gut fort. Neben der Erhaltung dieser Eigenschaften, vor allem seiner Winterfestigkeit, Anspruchslosigkeit und Sicherheit gegen Lager ist heute das Zuchtziel Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Rost, das\nBild 43. Luxurierende Gerste. Elitepflanzen mit starker Verzweigung bei alten \u00c4hren.\nnach dem Vorschl\u00e4ge von Wohlt mann durch die Auswahl von Eliten mit blauduftigem, dunklem Blattwerk angestrebt, aber in dem erw\u00fcnschten Ma\u00dfe noch nicht erreicht ist.\n2. Pf\u00e4lzer Landgerste. (Abbildung 42.) Durch Formentrennung sind verschiedene St\u00e4mme geschaffen worden. Fr\u00fchreife, Anspruchslosigkeit","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"5. Gie\u00dfen.\n67\nund geringes Wasserbed\u00fcrfnis sollen den Zuchten erhalten, gro\u00dfe Halmfestigkeit und eine gleichm\u00e4\u00dfige \u00c4hre angez\u00fcchtet werden.\nGleichzeitig soll die Vererbung der Sortenmerkmale beobachtet werden, die sich auf eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl von St\u00e4mmen anderer Typen und Sorten erstreckt.\n3. Pf\u00e4lzer Landhafer. Der Hafer ist dem Busch- oder Weitspreizrispenhafer mit Spelzenkornform zuzurechnen. Er variiert au\u00dferordentlich\nBild 44. Luxurierende Gerste.\n\u00c4hren einzelner Pflanzen mit sehr starker Verzweigung.\nstark und ist wenig lagerfest und ertragreich, daf\u00fcr aber sehr anspruchslos, vor allem gegen\u00fcber dem Wasservorrat im Boden. Das Zuchtziel ist Formentrennung und Erh\u00f6hung der Halmfestigkeit und Ertragsf\u00e4higkeit. Auch hier sind damit unter Zunahme von anderen Sorten Versuche \u00fcber die Vererbung der Sortenmerkmale verbunden.\n4. Gro\u00dfe graue Erbse (Pisum arvense). Durch Formentrennung sind zahlreiche St\u00e4mme geschaffen worden, von denen einzelne durch besonders \u00fcppige Entwicklung sich mehr zu Futter-und Gr\u00fcnd\u00fcngungszwecken, andere mehr zur K\u00f6rnergewinnung eignen. Es sollen vor allem Korrelationsverh\u00e4ltnisse beobachtet werden.\nNeben diesen besonderen Zuchten laufen noch verschiedene Versuche","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nErster Teil: Institute und Saatzuclitanstalten.\nmit Kreuzungen, \u00fcber Bewurzelungsverh\u00e4ltnisse bei verschiedenartigen Typen von Kulturpflanzen usw.\nUm den Anforderungen, die heutzutage an die Leiter von gr\u00f6\u00dferen Pflanzenzuchtst\u00e4tten, von Saatbauvereinen usw. in landwirtschaftlichen Be-\nBild 45. Luxurierende Gerste.\nStark verzweigte \u00c4hren.\ntrieben gestellt werden, in weitgehendstem Ma\u00dfe zu entsprechen, hat der Direktor des landwirtschaftlichen Instituts Gie\u00dfen in zahlreichen F\u00e4llen schon pers\u00f6nlich die Ausbildung von studierenden und praktischen Landwirten in der Pflanzenz\u00fcchtung \u00fcbernommen. Auf seine Initiative hin wurde durch die Gro\u00dfherzogliche Staatsregierung eine Zusatzpr\u00fcfung in Pflanzenz\u00fcchtung zu den landwirtschaftlichen Fachpr\u00fcfungen an der Universit\u00e4t","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"5. Gie\u00dfen\n69\nGie\u00dfen 1906 verf\u00fcgt, der sich bisher etwa zehn Landwirte unterzogen haben; dieselben sind als,,Pflanzenzuchtinspektoren\u201c t\u00e4tig. Es ist damit Gie\u00dfen allen anderen Universit\u00e4ten vorangegangen.\nYon V er\u00f6ffentlich ungen aus dem hier interessierenden Gebiete sind einmal zahlreiche Vortr\u00e4ge und Aufs\u00e4tze zu nennen, die seitens Professor Gisevius\u2019 in Vereinen und landwirtschaftlichen K\u00f6rperschaften verschiedenster Gegenden gehalten, bzw. in Fachzeitschriften ver\u00f6ffentlicht worden sind. Von gr\u00f6\u00dferen Arbeiten sind bisher folgende im Druck erschienen:\nProfessor Dr. Gisevius: Der Wettbewerb der d\u00e4nischen und schwedischen Landwirte mit Deutschland. Stuttgart 1904.\nDerselbe: 1. Jahresbericht \u00fcber die Feldversuchs des landwirtschaftlichen Instituts der Universit\u00e4t Gie\u00dfen. Versuchsjahr 1904/05.\nDerselbe: Pflanzenbau. 7. Auflage. 1907.\nDerselbe: Die Durchf\u00fchrung der Braugersten-Ausstellungs- und Einkaufsbonitierung an 200 Verkaufsmuster aus der Praxis. Berlin 1908.\nDr. B\u00f6hmer: Die Braugerstenbonitierung und deren Erg\u00e4nzung durch Laboratoriumsbestimmungen, sowie der Kulturwert nordost- und s\u00fcdwestdeutscher Provinenz. 1904. Derselbe: Die Sortcnpriifung auf dem Versuchsfelde des landwirtschaftlichen Instituts Gie\u00dfen auf Bidders Hardt. 1905/06.\nDerselbe: Die Sortenpr\u00fcfung auf dem Versuchsfelde des landwirtschaftlichen Instituts Gie\u00dfen auf Bidders Hardt. 1906/07.\nDerselbe: \u00dcber die Systematik der Hafersorten sowie \u00fcber einige z\u00fcchterisch wichtige Eigenschaften der Haferrispe. 1908.\nDr. Kissel: Der Bau des Gramineenhalmes unter dem Einflu\u00df verschiedener D\u00fcngung. 1906. Dr. Schwind: Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Werteigenschaften verschiedener Gerstensorten. 1907.\nDr. Burmester: Vergleichende Untersuchungen \u00fcber den Einflu\u00df der verschiedenen Samenbeizmethoden auf die Keimf\u00e4higkeit des gebeizten Saatguts und \u00fcber ihre pilzt\u00f6tende Wirkung. 1908.\nSpahr: Qualit\u00e4tsbestimmungen bei Gersten und Weizen zur Feststellung des Einflusses verschiedener N-haltiger D\u00fcngemittel auf die Brauf\u00e4higkeit der Gersten und auf die Backf\u00e4higkeit des Weizens. 1909.\nSchindler: Die Sortenfragen und die Anbaugebiete f\u00fcr die wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen in Deutschland. 1909.\nAbgeschlossen, aber nicht im Drucke erschienen ist eine Arbeit \u00fcber den Einflu\u00df verschiedener Phosphors\u00e4ured\u00fcngung auf die Zusammensetzung des Weizen- und Gerstenkorns. Ferner ist seit mehreren Jahren eine Arbeit mit luxurierenden Getreidearten, speziell mit Gerste, im Gange, die eine genaue Darstellung des Verhaltens der abnorm entwickelten Pflanzen und Beitr\u00e4ge zu der Frage nach den Ursachen der Bildung von Halb- und Mittelrassen geben soll. (Vgl. Abbildung 43\u201445.)","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n6. G\u00f6ttingen.\nDas landwirtschaftliche Versuchsfeld der Universit\u00e4t.\nProf. Dr. v. Seelhors t.\nDas landwirtschaftliche Versuchsfeld ist eine der Einrichtungen an der Universit\u00e4t G\u00f6ttingen, welche speziell der Forschung und dem Unterricht auf dem Gebiete der Landwirtschaft dienen.\nZu diesen Einrichtungen geh\u00f6ren au\u00dfer dem landwirtschaftlichen Versuchsfeld :\nDas landwirtschaftliche Institut.\nDas agrikulturchemische Laboratorium.\nDas agrikulturbakteriologische Institut.\nDas Tierarznei-Institut.\nDie landwirtschaftliche Versuchsstation, welche haupts\u00e4chlich auf dem Gebiete der Tierern\u00e4hrungslehre arbeitet.\nDas landwirtschaftliche Versuchsfeld wurde zu gleicher Zeit angelegt, als das landwirtschaftliche Institut errichtet wurde, im Jahre 1873. Es umfa\u00dft ein Areal von rund 6 ha, einschlie\u00dflich des zu ihm geh\u00f6rigen Versuchsgartens und der Vegetationshalle von etwa 7l , ha. Zu ihm geh\u00f6ren ferner die zur Bewirtschaftung n\u00f6tigen Baulichkeiten, Scheune, Boden, Keller, G\u00e4rtner- und Assistentenwohnung. Hervorzuheben ist als ein besonderer Vorzug des landwirtschaftlichen Versuchsfeldes in G\u00f6ttingen, da\u00df es im unmittelbaren Anschlu\u00df an das Geb\u00e4ude des landwirtschaftlichen Instituts liegt, in welchem auch das Laboratorium und die Sammlungen des landwirtschaftlichen Versuchsfeldes untergebracht sind. So ist eine best\u00e4ndige Kontrolle und exakte Durchf\u00fchrung der Versuche m\u00f6glich.\nIn der ersten Zeit seines Bestehens besch\u00e4ftigte sich das landwirtschaftliche Versuchsfeld lediglich mit vergleichenden Anbau- und D\u00fcngungsversuchen. Erst von 1879 ab ist neben diesen praktische Z\u00fcchtung getrieben; noch sp\u00e4ter, etwa von 1890 ab, wurden wissenschaftliche Untersuchungen \u00fcber Vererbung usw. in das Arbeitsgebiet einbezogen.\n1. Die praktischen Z\u00fcchtungen.\nIn G\u00f6ttingen wird seit 1879 der G\u00f6ttinger Boggen, seit 1880 der G\u00f6ttinger Hafer und seit 1885 der G\u00f6ttinger begrannte Squarehead-Weizen gez\u00fcchtet.\nDie Z\u00fcchtungen des G\u00f6ttinger Roggens und des G\u00f6ttinger Hafers sind nach den mir freundlichst von Herrn Prof. Edler, welcher lange Jahre Assistent am landwirtschaftlichen Institut gewesen ist, gewordenen Notizen zun\u00e4chst durch Kornauslese, von 1885 und 1886 ab durch \u00c4hren- bzw. Rispenauslese verbessert.\nDer G\u00f6ttinger Roggen stammt vom b\u00f6hmischen Waldroggen, der G\u00f6ttinger Hafer vom Nauener Hafer \u2014 Landhafer aus der Gegend von","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"6. G\u00f6ttingen.\n71\nNauen, Brandenburg \u2014 ab, die beide zu Versuchszwecken in G\u00f6ttingen eingef\u00fchrt waren.\nDer G\u00f6ttinger begrannte Squarehead entstammt einer begrannten \u00c4hre, welche im Jahre 1885 von Drechsler in einem mit dem gew\u00f6hnlichen Squarehead bestandenen Felde gefunden wurde. Er s\u00e4te die K\u00f6rner dieser \u00c4hre aus und fand, da\u00df sie vererbten. Nun vermehrte er die Sorte, indem er gleichzeitig K\u00f6rner- und \u00c4hrenauslese vornahm, um diesen neuen Weizen an Stelle des bisher angebauten unbegrannten Squarehead-Weizens auf dem Felde anzubauen. Er hoffte, da\u00df er infolge der Grannen weniger durch Vogelfra\u00df gesch\u00e4digt werden w\u00fcrde, als der alte. Diese Hoffnung erf\u00fcllte sich. Da dieser Weizen au\u00dferdem sich als etwas lagersicherer und etwas ertragreicher erwies als der bis dahin angebaute unbegrannte Squarehead, wurde er bis jetzt in reiner Linie weiter gez\u00fcchtet. Er stellt also eine relativ alte, auf eine Stammpflanze zur\u00fcckzuf\u00fchrende Zucht dar.\nDer Nachfolger des Geh. Reg.-Rat Drechsler, Prof. Liebscher, begann den Schwerpunkt der T\u00e4tigkeit des Versuchsfeldes auf die Z\u00fcchtungen zu legen. Zu diesem Zwrecke legte er zun\u00e4chst einen Zuchtgarten in der Gr\u00f6\u00dfe von 24 a an. Dieser wurde in 18x6= 108 Beete eingeteilt, welche nach Abzug der Wege genau je 16 qm gro\u00df sind. Auf diesem Areal wird Zweifelderwirtschaft betrieben. 9x6 Beete werden j\u00e4hrlich mit den verschiedenen Getreidez\u00fcchtungen bestellt, 9x6 Beete tragen Kartoffeln.\nDer Zuchtgarten wurde mit einem System von eisernen Stangen versehen, welche an den Ecken der Beete in den Boden versenkt und an ihren oberen Enden mit Dr\u00e4hten verbunden sind. Diese Einrichtung hat den Zweck, ein Netz zu tragen, welches stets \u00fcber die Getreide tragende H\u00e4lfte des Zuchtgartens zur Zeit des Beginns der Milchreife des Getreides ausgespannt wird, um die Frucht vor Vogelfra\u00df zu sch\u00fctzen.\nIm Herbst 1896 \u00fcbernahm Prof. v. Seelhorst das Versuchsfeld. Er hat die ihm \u00fcberkommenen G\u00f6ttinger Zuchten, G\u00f6ttinger Roggen, G\u00f6ttinger Hafer und den begrannten Squarehead-Weizen weiter gez\u00fcchtet. Das von ihm angewandte Zuchtverfahren ist folgendes :\nDie Aussaat der K\u00f6rner der Elitepflanzen erfolgt mit der Hand. Die K\u00f6rner werden nach Schablonen in 10 cm Entfernung, in 20 cm voneinander entfernten Reihen in der Weise ausgelegt, da\u00df an jeder Pflanzstelle zw7ei K\u00f6rner im Abstand von 2 cm und in 21/2 cm Tiefe sich befinden. Das Auslegen von zwei K\u00f6rnern erfolgt, um etwaigen Fehlstellen m\u00f6glichst vorzubeugen, da solche die richtige Bewertung der Nachbarpflanzen unm\u00f6glich machen. Ist der Aufgang bzv\\ die \u00dcberwinterung gesichert, wird auf eine Pflanze pro Pflanzstelle verzogen. Die Pflanzen werden w\u00e4hrend des Wachstums beobachtet, um die Besonderheiten der einzelnen St\u00e4mme in den verschiedenen Entw\u00fccklungsstadien festzustellen. Bei der Ernte wird in der Weise verfahren, da\u00df nach Entfernung der Randpflanzen Reihe f\u00fcr Reihe einer sorgf\u00e4ltigen Vorbesichtigung unterzogen wird. Die sich auszeichnenden","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nErster Teil: Institute und Saatzuelitanstalten.\nPflanzen werden, sofern sie nach allen Seiten vollentwickelte Nachbarn haben, ausgezogen und etikettiert, die \u00fcbrigen Pflanzen der Reihe sodann mit der Sichel geschnitten und zusammengebunden. Es wird sodann der Ertrag der so geernteten einzelnen Reihen an Korn und Stroh vorl\u00e4ufig festgestellt. Die vorausgew\u00e4hlten Pflanzen werden in der Vegetationshalle aufgehoben und, sobald sie ganz trocken sind, einer zweiten Vormusterung unterzogen. Bei dieser werden sie zun\u00e4chst wieder nach dem Aussehen und nach der Festigkeit des Strohs sortiert. Die Pflanzen, welche in diesen Beziehungen nicht gen\u00fcgen, werden ausgeschieden. Es wird lediglich ihr Erntegewicht ermittelt. Die zur\u00fcckbehaltenen Pflanzen werden genau untersucht. Dabei wird Halm-\nBild 46. v. S e e 1 h o r s tsclie K\u00f6rner- und \u00c4hrenwage.\nl\u00e4nge, L\u00e4nge der einzelnen Internodien, Halmsfc\u00e4rke, \u00c4hrenl\u00e4nge und Besatz, \u00c4hrengewicht, Korngewicht und Kornzahl und Aussehen festgestellt und notiert.\nZur Feststellung des \u00c4hren- und evtl, auch des Korngewichts einzelner K\u00f6rner dient die in der Abbildung 46 dargestellte \u00c4hren- und K\u00f6rnei\u2019wage.\nIst dies geschehen, wird durch Addition des Erntegewichts s\u00e4mtlicher bei der Vorauswahl ausgeschiedenen Pflanzen zu dem vorher erw\u00e4hnten, das Erntegewicht jeder Reihe festgestellt. Dann werden die Erntegewichte der einzelnen Reihen oder St\u00e4mme verglichen und nur die St\u00e4mme zur Weiterzucht benutzt, welche ein das Mittel \u00fcbersteigendes Erntegewicht und dabei ein relativ enges Verh\u00e4ltnis zwischen Korn- und Strohgewicht aufweisen. Die K\u00f6rner der Elitepflanzen der sich auszeichnenden St\u00e4mme werden in dem n\u00e4chsten Jahre wieder in dem Zuchtgarten ausgelegt. Die","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"(>. G\u00f6ttingen.\n73\nK\u00f6rner der s\u00e4mtlichen anderen Pflanzen der betreffenden St\u00e4mme werden im Zuchtgarten ausgedrillt, um ihre Ertragsf\u00e4higkeit bei der Drillkultur zu pr\u00fcfen. Es ist selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df bei der Aussaat die geringen K\u00f6rner nicht verwendet werden. Die Ernten der erstmalig ausgedrillten St\u00e4mme werden im n\u00e4chsten Jahr wieder im Zuchtgarten oder auch schon im Felde ausgedrillt. Und die St\u00e4mme, welche sich bei wiederholter Ansaat im Felde bew\u00e4hrt und Besseres als die alte Zucht geleistet haben, werden schlie\u00dflich in die Stelle dieser gesetzt.\nBild 47. G\u00f6ttinger Roggen.\nEs wird also Stammbaumzucht mit stets erneuter Auswahl getrieben. Bei dieser Auswahl k\u00f6nnen sowohl Pflanzen gew\u00e4hlt sein, welche sich nur infolge der sogenannten fluktuierenden Variabilit\u00e4t auszeichnen, als auch solche, welche mutiert haben. Auch ist es trotz der sorgf\u00e4ltigen Behandlung im Zuchtgarten m\u00f6glich, da\u00df ihre starke Entwicklung auf Standortsverschiedenheiten beruht. Die Weiterpr\u00fcfung zeigt, ob die als n\u00fctzlich erschienenen Abweichungen bleibende sind oder nicht.\nDas Resultat der Z\u00fcchtungen zeigen die Abbildungen 47\u201450. Die Ernteh\u00f6hen auf den rund zwei Morgen (V2 ha) gro\u00dfen Fl\u00e4chen des Versuchsfeldes betragen in normalen Jahren bei Roggen 20 Ztr. vom Morgen (H\u00f6chstertrag 25 Ztr.), bei Weizen 21 Ztr. vom Morgen (H\u00f6chstertrag 26 Ztr.),","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"Bild 48. G\u00f6ttinger Roggen,\tBild 19. G\u00f6ttinger begrannter Square\nlanger und kurzer Stamm.\tlanger und kurzer Stamm.\n74\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"G. G\u00f6ttingen.\n75\nbei Hafer 20 Ztr. vom Morgen (H\u00f6chstertrag 2574 Ztr.). In den letzten Jahren ist die angegebene Haferernte nicht erreicht, da nach geringer Taxe stets etwa 1/i des Hafers von Sperlingen aufgefressen ist.\n2. Die wissenschaftlichen Untersuchungen.\nDie wissenschaftlichen Untersuchungen des Versuchsfeldes \u00fcber Z\u00fcchtungs- und Vererbungsfragen beginnen im Jahre 1890 und sind meist im Journal f\u00fcr Landwirtschaft ver\u00f6ffentlicht. Aus \u00e4lterer Zeit nenne ich folgende :\n1.\tVegetationsverauch mit ungleichzeitiger Gerste. Von R. R\u00fcmker. Journ. f. Landw. 1891.\n2.\t\u00dcber die Wirkung von Korn und \u00c4hrengewicht auf die Nachzucht. Von Edler u. Liebscher. Journ. f. Landw. 1892.\n3.\tStudien \u00fcber die Frage: Wie soll eine zur Zucht auszuw\u00e4hlende Roggenpflanze gebaut sein? Von Edler, Helmkampf und Liebscher. Ref. Liebscher. Journ. f. Landw. 1892.\n4.\t\u00dcber das Nowackische Gesetz vom Bau der Getreidehalme und \u00fcber die Bedeutung der Gliederzahl bei Roggen und Weizen. Von Liebscher. Journ. f. Landw. 1893.\nLiebscher glaubte in beiden Arbeiten den Nachweis geliefert zu haben, da\u00df das Nowackische Gesetz nicht richtig ist. Er glaubte ferner durch seine Untersuchimgen festgestellt zu haben, da\u00df die Internodienzahl der Halme vererbbar ist, wenn nat\u00fcrlich auch ihre absolute Zahl je nach der Jahreswitterung schwankt. Dabei glaubte er gefunden zu haben, \u201eda\u00df Halme mit einer gr\u00f6\u00dferen Internodienzahl sich durch Strohw\u00fcchsigkeit auszeichnen, w\u00e4hrend mit der geringeren Internodienzahl ein g\u00fcnstigeres Verh\u00e4ltnis von Korn zu Stroh und die F\u00e4higkeit zur Produktion gr\u00f6\u00dferer Kornernten Hand in Hand zu gehen scheint.\u201c\n5.\tEinige Beobachtungen \u00fcber Dr. W. Rimpaus Weizen- und Roggen-Bastard. Von Dr. R. Miczyeski. Journ. f. Landw. 1895.\nDer Verfasser analysiert den Bastard in bezug auf seine \u00c4hnlichkeiten und seine Abweichungen von den Stammpflanzen.\n6.\tZ\u00fcehtungsversuche mit Noe Sommerweizen und G\u00f6ttinger Hafer. Von Prof. Liebscher, Prof. Edler u. Prof. v. Seelhorst. Ref.: Prof. v. Seelhorst. Journ. f. Landw. 1897.\nDer Sommerweizen vererbt Halmst\u00e4rke, Internodienzahl und \u00c4hrengewicht. Gr\u00f6\u00dfer als der Einflu\u00df der Abstammung ist der Einflu\u00df des Standorts auf die Ausbildung der einzelnen Teile der Pflanze. Lichter Standort bedingt c. p. st\u00e4rkere Bestockung, gr\u00f6\u00dfere Halmdicke und geringere Internodienzahl, gr\u00f6\u00dfere \u00c4hrenl\u00e4nge, gr\u00f6\u00dferes \u00c4hrengewicht, l\u00e4ngeres oberstes und k\u00fcrzeres unterstes Internodium.\nBeim Hafer vererbt die Internodienzahl eines Halmes und die Stufenzahl nur in unsicherer Weise. Auch die Standweite hat auf diese Verh\u00e4ltnisse nicht merklich eingewirkt.\n7.\tEinflu\u00df vor\u00fcbergehender Temperaturerniedrigung auf die Entwicklung von Winter -fi\u00fcchten, welche im Fr\u00fchjahr ges\u00e4t werden. Von v. Seel h\u00f6rst. Journ f. Landw. 1898.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nEine vor\u00fcbergehende k\u00fcnstliche Temperaturerniedrigung von 8\u201414 Tagen unter das Wachstumsminimuni hat Winterroggen, Winterweizen und Winterraps, die Anfangs April ausges\u00e4t waren, zur Kornbildung und Reife im Laufe des Sommers veranla\u00dft.\n8.\tDer Einflu\u00df, welchen der Wassergehalt und der Reichtum des Bodens auf die Ausbildung der Wurzeln und der oberirdischen Organe der Haferpflanze aus\u00fcben. Von M. Tucker und C. v. Seelhorst. Ref. C. v. S e e 1 h o r s t. Journ. f. Landw. 1898\nDie Versuche zeigen, da\u00df sowohl durch entsprechende Wasser-, wie auch durch entsprechende N\u00e4hrstoffzufuhr nicht nur der Ertrag der Pflanzen erh\u00f6ht wird, sondern da\u00df dadurch auch gleichzeitig der Aufbau der Pflanzen in der Weise eine \u00c4nderung erf\u00e4hrt, da\u00df die oberirdischen Organe die unterirdischen Organe um ein gr\u00f6\u00dferes Vielfaches an Masse \u00fcbertreffen, als bei mangelhafter Wasser- bezw. N\u00e4hrstoffzufuhr.\n9.\tEinflu\u00df des Wassergehaltes und des Reichtums des Bodens auf die Lebenst\u00e4tigkeit und Ausbildung der Kartoffelpflanze. Von Johannes Wilms. Journ. f. Landw. 1898.\nVon den Resultaten dieser Arbeit haben nur zwei ein gewisses z\u00fcchterisches Interesse.\nDas Pallisadenparenchym des Blattes ist bei einer geringeren Bodenfeuchtigkeit. st\u00e4rker ausgebildet als bei einer gr\u00f6\u00dferen. Durch eine h\u00f6here Bodenfeuchtigkeit wird die Zahl der Spalt\u00f6ffnungen vermehrt.\n10.\t\u00dcber den Wasserverbrauch der Haferpflanze bei verschiedenem Wassergehalt und bei verschiedener D\u00fcngung des Bodens. Von C. v. See Ihorst. Journ. f. Landw. 1899.\nDer praktische Wert dieser Untersuchung besteht erstens in der Feststellung, da\u00df wir den verf\u00fcgbaren Wasservorrat des Bodens um so besser ausnutzen je vollst\u00e4ndiger die D\u00fcngung ist, vorausgesetzt, da\u00df der Wassergehalt des Bodens nicht zu gering ist. Jede falsche D\u00fcngung, welche die Zusammensetzung der N\u00e4hrstoffl\u00f6sung ung\u00fcnstig beeinflu\u00dft, wirkt auf den Wasserverbrauch ung\u00fcnstig.\n11.\tEinflu\u00df der Standweite auf die Ausbildung und die chemische Zusammensetzung der Pflanzen. Von C. v. Seelhorst und Dr. Panaotovic. Ref. v. S e e 1 h o r s t. Journ. f. Landw. 1899.\nBez. der Einwirkung des Standraums auf die Ausbildung der einzelnen Teile von Hafer und Sommerweizen wurde das fr\u00fcher gewonnene Resultat best\u00e4tigt. Verringerung des Standraumes bedingt Vermehrung des Strohanteils. Verringerung des Standraums bedingt ferner Verminderung des N-Gehalts und des Fettgehalts des Haferkorns.\n12.\tEinflu\u00df der Gr\u00f6\u00dfe der Mutterhorste der Kartoffeln auf die Gr\u00f6\u00dfe der Ernte. Von C. v. Seelhorst. Journ. f. Landw. 1900.\n13.\tEinflu\u00df des Ertrags der Mutterhorste auf die H\u00f6he der Kartoffelernte. Von C. v. Seel h\u00f6rst mit G. Fr\u00f6lich. Journ. f\u00fcr Landw. 1900.\n14.\tDie Vererbung der Kartoffeln. Von v. Seel h\u00f6rst mit W. Freekmann. Journ. f. Landw. 1904.\nDie acht Jahre durchgef\u00fchrten Versuche ergaben, da\u00df die Kartoffeln, welche in l\u00e4ngerer Reihe von ertragsreichen Horsten abstammen, ein nicht","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"6. G\u00f6ttingen.\n77\nunbedeutend h\u00f6heres Ertragsverm\u00f6gen haben, als die aus wenig ertragsreichen Horsten abstammenden. Auch in der Form und in den Eigenschaften (spez. Gewicht) vererben die Kartoffeln deutlich.\n15.\tNeuer Beitrag zur Frage des Einflusses des Wassergehaltes des Bodens auf die Entwicklung der Pflanzen. Von C. v. See Ihorst. Journ. f. Landw. 1900.\nDie mit Hafer und Sommerweizen angestellten Untersuchungen haben ergeben, da\u00df die Anzahl der Internodien des Halmes, die Zahl der Stufen der Haferrispe und der \u00c4hrchen der Weizen\u00e4hre und der Haferrispe durch den Wassergehalt des Bodens in der ersten Vegetationszeit bedingt werden.\n16.\tDer Einflu\u00df der D\u00fcngung und des Wassergehalts de3 Bodens auf den Bau und auf die Zusammensetzung der Gerstenpflanze und des Gerstenkorns. Von C. v. Seelhorst mit N. Georgs. Journ. f. Landw. 1900.\nDas Resultat der Untersuchung ist analog dem unter 15 angegebenen f\u00fcr den Hafer.\n17.\tVersuch \u00fcber die M\u00f6glichkeit einer Bewurzelung und Adventivtriebbildung an oberirdischen Knoten von Getreidepflanzen. Von Prof. Dr. v. Seelhorst. Journ. f. Landw. 1902.\nDie Untersuchung zeigt, da\u00df \u00dcbersandung w\u00e4hrend des Schossens, sobald nur die Assimilationsorgane zum Teil frei geblieben sind, die Getreidepflanzen nicht t\u00f6tet, da\u00df diese vielmehr von den \u00fcbersandeten Knoten aus neue Wurzeln und neue Triebe aussenden.\n18.\tDer Einfluss des Wassergehalts des Bodens auf die Ernten und die Ausbildung verschiedener Getreidevariet\u00e4ten. Von v. Seel h\u00f6r st mit Assistenz von W. Freckmann. Journ. f. Landw. 1903.\nDie Untersuchung zeigt den engen Zusammenhang, in welchem die Ernten und die Ausbildung der einzelnen Pflanzen mit dem Wassergehalt des Bodens stehen und ferner, da\u00df der Einflu\u00df der Bodenfeuchtigkeit auf die einzelnen Variet\u00e4ten sehr verschieden ist.\n19.\tBeitr\u00e4ge zur L\u00f6sung der Frage nach dem Wasserhaushalt im Boden und nach dem Wasserverbrauch der Pflanzen. Von C. v. Seelhorst. Journ. f. Landw. 1904.\n.\t20. Beitr\u00e4ge zur L\u00f6sung der Frage nach dem Wasserhaushalt im Boden und nach dem\nWasserverbrauch der Pflanzen. Von C. v. Seel h\u00f6rst mit Dr. M\u00fcther. Journ. f. Landw. 1905.\n21.\t\u00dcber den Wasserverbrauch von Roggen, Gerste, Weizen und Kartoffeln. Von C. v. Seelliorst. Journ. f. Landw. 1906.\n22.\t\u00dcber den Wasserverbrauch von R\u00fcben, Roggen und Gerste auf einem Lehmboden im Jahre 1907. Von v. Seelhorst. Journ. f. Landw. 1908.\n23.\t\u00dcber den Wasserverbrauch von Lupinen im Herbst 1906 und von Kartoffeln, Sommergerste und Roggen im Jahre 1907 auf einem Sandboden. Von v. Seelhorst. Journ. f. Landw. 1908.\nDie unter 19 bis 23 aufgef\u00fchrten Untersuchungen besch\u00e4ftigten sich mit der Feststellung des Wasserverbrauchs der genannten Pflanzen unter Verh\u00e4ltnissen, welche dem feldm\u00e4\u00dfigen Anbau m\u00f6glichst gleichkommen. Die f\u00fcr sie benutzten w\u00e4gbaren Vegetationsk\u00e4sten haben l1/, cbm Inhalt und sind vor raschen Temperaturver\u00e4nderungen gesch\u00fctzt.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n24.\tVersuche \u00fcber den Einflu\u00df, welchen das Wasser in den verschiedenen Vegetationsstadien des Hafers auf sein Wachstum aus\u00fcbt. Von C. v. Seelhorst mit Dr. K r z y m o w s k i. Journ. f. Landw. 1905.\n25.\t\u00dcber den Einflu\u00df verschieden hohen Wassergehalts des Bodens in den einzelnen Vegetationsstadien bei verschiedenem N\u00e4hrstoffreichtum auf die Entwicklung der Haferpflanze. Von Dr. B\u00fcnger. Landw. Jahrb. 1906.\nAus diesen Untersuchungen ist als besonders interessant hervorzulieben, da\u00df die Fiedrigkeit der Haferrispen nicht nur durch die Besch\u00e4digung durch den Blasenfu\u00df, sondern sehr h\u00e4ufig durch Ern\u00e4hrungsst\u00f6rungen w\u00e4hrend der Entwicklung des Hafers hervorgerufen wird. \u00dcppige Entwicklung in der ersten Vegetationszeit und nachheriger Mangel an Wasser oder N\u00e4hrstoffen bringt um so st\u00e4rkere Fiedrigkeit hervor, je eher der Mangel eintritt.\n26.\tUntersuchungen \u00fcber den Einflu\u00df verschieden hohen Wassergehaltes des Bodens in den einzelnen Vegetationsstadien bei verschiedenem Bodenreichtum auf die Ent wicklung der Sommerweizenpflanzen. Von Dr. Franz l\u2019reul. Journ. f. Landwirtschaft 1908.\nBreul zeigt unter anderem, da\u00df die Kolbenform des von ihm zu seinen Untersuchungen benutzten Squarehead-Sommerweizens um so mehr zur Ausbildung kommt, je reichlicher die Ern\u00e4hrung und je geringer die Bodenfeuchtigkeit in der Zeit der ersten Entwicklung ist, und da\u00df umgekehrt die \u00c4hren um so spitzer werden, je mehr es zu dieser Zeit den Pflanzen an N\u00e4hrstoffen fehlt und je gr\u00f6\u00dfer die Bodenfeuchtigkeit ist. Seine Beobachtungen bez\u00fcglich der Anzahl der tauben \u00c4hrchen zeigten den von B\u00fcnger bei Hafer gefundenen Verh\u00e4ltnissen analoge Erscheinungen.\n27.\tRauhschaligkeit und St\u00e4rkegehalt der Kartoffeln. Von Dr. Krzymowsky. Journ. f. Landw. 1906.\nKrzymowskys Untersuchungen zeigen aufs neue, da\u00df eine Korrelation zwischen St\u00e4rkegehalt und Bauhschaligkeit der Kartoffeln besteht.\n28.\tUntersuchungen \u00fcber den Einflu\u00df von W\u00e4rme und Sonnenschein auf die Entwicklung des Hafers bei verschiedener Bodenfeuchtigkeit. Von v. Seel h\u00f6rst und Dr. B\u00fcnger. Journ. f. Landw. 1907.\nDie Untersuchung zeigte u. a., in welch eminenter Weise die st\u00e4rkere .V-D\u00fcngung den Wasserverbrauch des Hafers von Ende Mai an gesteigert hat, w\u00e4hrend Anfang Mai, solange sich der Einflu\u00df der st\u00e4rkeren V-D\u00fcngung auf die Vegetation noch nicht zeigte, der weniger ged\u00fcngte Hafer sogar etwas mehr Wasser verbraucht hat als der st\u00e4rker ged\u00fcngte. Das Maximum des Zuwachses f\u00e4llt in die Zeit von Mitte Juni, bei der starken D\u00fcngung etwas sp\u00e4ter. Assimilation und Wasserverbrauch gehen nicht parallel. In der Zeit der st\u00e4rksten Zunahme zeigen die Pflanzen den relativ geringsten Wasserverbrauch, w\u00e4hrend der relativ st\u00e4rkste Wasserverbrauch zeitig mit der geringsten Trockensubstanzzunahme zusammenf\u00e4llt, also am Anfang und am Schlu\u00df der Vegetation liegt.\nDas Maximum an Wurzelmasse besitzt die Pflanze Ende Juni. Von da ab nimmt die Wurzelmasse ab, w\u00e4hrend die oberirdischen Pflanzenteile noch bis Ende Juli an Masse zunehmen.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"G. G\u00f6ttingen.\n79\n29. Versuche mit Sommerweizen. Von v. Seel horst und Dr. J. B\u00fcnger. Journ. f.\nLandw. 1907.\nDiese Versuche sind Erg\u00e4nzungen zu den fr\u00fcheren Versuchen, besonders zu den oben erw\u00e4hnten Versuchen von Preul. Sie sollten den Einflu\u00df verschiedener Standweite, verschiedener D\u00fcngung und verschiedenen Wassergehalts des Bodens auf die Entwicklung der Sommerweizenpflanze feststellen. Sie zeigen, da\u00df im Grunde die Kolbenform der \u00c4hren lediglich durch einen\n\t\t\t\t\t\t\t\t71 -\t\t\t7\tv\t\t\t\t\t\tA\n\t\t\t\tA\t\t\t/\\\t\t\t\tf\t\t\t\t/ \\\t\t\tZa\n\t\t\t/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t7\\\t\t\t1\\\t\t\t\t7\\\t\t\t\ti\\\t\t\t-p\t\t\n\t\t\t\t\t\u25a0\t\\\t\t\t\t\t\t\t/\t\\\t\t\t\\\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t-\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nA\t\u00c9 -\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u25a0\u25a0\t\t\ni\u00df!\t/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\\/\t\t\t\t\t\tu .\tN/'\t\t7\ty-\t\t\tT2\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tK\t\tIT\tP\t\u201c T\tIEi 3\tTTii\"\t\"IT\t\tV\t3\tEF\t\tRP\t( ,\t7\tpRRP1\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\tA\t\t\tA\t/\\\t\t\t7\tX\t\t\tA\t\t\t/V\n\t\t\t\t/ \\\t\t\t.. K .\tf \\\t\t\t\t\t\t\t/ \\\t\t\t/ \\\n\t\t\t/\t\t!.\t\t\t\t\t\t\t\tl\\\t\u00c0\t\t\t\t\n\t\t/\\\t\t\t7\t\t\t\t/\\\t\t\t\t\t\t\ti\\\t\t\n\t\t/\u25a0\u25a0\t\t\t\t\\\t\t\t-4-\t\t\t\t\u25a0\t\\ ..\t\t/\tv\t\n\t\t\t\t\tj\t-\t\t\t\t\t\t\t-\t.\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t1 '\t\n\tt=:\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u25a0v\t\t\t\n11?1\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\ty\t\t\tX/\t\t. .\t\t\t\tV\t/\t\t7\t)\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nBild 51. Ohlmersche \u00c4hrentafel.\nStickstoff\u00fcberschu\u00df in der ersten Vegetationszeit verursacht wird, und da\u00df Stickstoffmangel in dieser Zeit die \u00c4hren spitz werden l\u00e4\u00dft.\n30. \u00dcber den Einflu\u00df der D\u00fcngung und der Bodenfeuchtigkeit bei gleichem Standraum auf die Anlage und Ausbildung der \u00c4hre und die Ausbildung der Kolbenform beim G\u00f6ttinger begrannten Squarehead - Winterweizen von Waldemar Ohlmer. Dissertation 1907. Auszug hieraus im Journ. f. Landw. 1908. (Hierzu Abbildung 51 und 52.)\nDie von Seel h\u00f6rst, B\u00fcnger und Preul f\u00fcr den Sommerweizen untersuchten Fragen sind von Ohlmer f\u00fcr den begrannten Squarehead-Winterweizen untersucht. O h 1 m e r hat das von den eben genannten angewendete Me\u00dfverfahren erdacht und zuerst benutzt. Er hat, um die beigegebenen Bilder herzustellen, folgende Messungen gemacht:","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n1.\tDie L\u00e4nge der Spindel (also auch durch Teilung die halbe L\u00e4nge).\n2.\tDie Strecke vom Fu\u00dfe der Spindel bis zum Ansatz des zweituntersten fruchtbaren \u00c4hrchens. Dieses Ma\u00df hat die Bezeichnung sp erhalten.\n3.\tQuer \u00fcber die Spitze des untersten und den unteren Teil des zweituntersten \u00c4hrchens.\n4.\tQuer \u00fcber die Spindelmitte.\n5.\tQuer \u00fcber den oberen Teil der \u00c4hre, 2 mm unter der Spindelspitze.\n6.\tDer mittlere \u00c4hrchenabstand.\nBild 52. Einfluss der D\u00fcngung auf die Form der Square head-Ahre.\nDie Messungen 3, 4, 5 sind mittels einer Schubleere gemacht.\nO h 1 m e r kommt bei seinen Untersuchungen auch zu dem Resultat,' da\u00df es lediglich der Stickstoff ist, der die Ausbildung der Kolbenform bedingt, und da\u00df die Kolbenform um so st\u00e4rker ausgepr\u00e4gt wird, je mehr N der Pflanze in der N\u00e4hrl\u00f6sung zur Verf\u00fcgung steht.\nAuch bez\u00fcglich der Zahl der tauben \u00c4hrchen stellt sich dasselbe wie bei den oben genannten Untersuchungen heraus. 0 him er dr\u00fcckt dieses etwa folgenderma\u00dfen aus : Die Zahl der fruchtbaren \u00c4hrchen pro \u00c4hre schlie\u00dft sich den positiven Wirkungen von Stickstoff und Wasser auf die Gr\u00f6\u00dfe der \u00c4hren an.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"G. Gottingen.\n81\nDeutsche Pflanzenzucht.\n6\nBild 53. Triticum compactum (rf) x turgidum (\u00ff).","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n82\n31. \u00dcber den Wasserbedarf verschiedener Hafervariet\u00e4ten. Ven C. v. Seelhorst mit W. Freckmann, Dr. Krzymowsky, Dr. S\u00fcchting und Dr. B\u00fcnger. Journ. f. Landw. 1908.\nDas Resultat dieser drei Jahre hindurch mit zw\u00f6lf Hafervariet\u00e4ten an-gestellten Untersuchung ist folgendes:\nBei starker M-D\u00fcngung ist der Einflu\u00df der Variet\u00e4t auf den Ertrag relativ gering, aber doch deutlich erkennbar. Der Einflu\u00df des Wassergehalts des Bodens auf den Ertrag ist bei starker V-I)\u00fcngung sehr gro\u00df und verdeckt den Einflu\u00df der Variet\u00e4t g\u00e4nzlich. Der Unterschied im absoluten Wasserverbrauch der verschiedenen Variet\u00e4ten ist relativ gering. Im relativen Wasserverbrauch scheint dagegen ein Unterschied der Variet\u00e4ten zu bestehen. Im Spelzengehalt variieren die Hafersorten bedeutend. Gr\u00f6\u00dfere Unterschiede ergeben sich in der Schnittzeit des Hafers. Dabei zeigen die Untersuchungen, da\u00df die Standortsverh\u00e4ltnisse die Reifezeit der verschiedenen angebauten Hafervariet\u00e4ten in sehr verschiedener Weise beeinflussen, da\u00df unter bestimmten Verh\u00e4ltnissen die Differenzen sehr gering, unter anderen sehr gro\u00df sein k\u00f6nnen. Dadurch erkl\u00e4ren sich die ab und zu auftretenden, von den gew\u00f6hnlichen abweichenden Urteile \u00fcber das Ma\u00df der Fr\u00fch- und Sp\u00e4treife verschiedener Variet\u00e4ten.\nAus dem Angef\u00fchrten geht hervor, da\u00df sich das Versuchsfeld bei seiner rein wissenschaftlichen T\u00e4tigkeit in der Hauptsache mit einer Reihe von physiologischen Fragen besch\u00e4ftigt hat, deren Kl\u00e4rung f\u00fcr die Beurteilung der Pflanzen bei der praktischen Z\u00fcchtung von Wert ist.\nDaneben sind auch wiederholt Kreuzungen ausgef\u00fchrt, besonders mit Weizen und Kartoffeln. Die Weizenkreuzungen haben brauchbare neue Zuchten nicht ergeben. Die von Liebscher nachgemachte Bredtsche Bastardierung ist f\u00fcr den Verlauf von f\u00fcnf Generationen in Abbildung 53 dargestellt.\nVon den Kartoffelkreuzungen haben einige praktisch brauchbare Ergebnisse gezeitigt.\n7. Halle.\nLandwirtschaftliches Institut der Universit\u00e4t.\nErster Bericht.\nGeh. Reg.-Rat Prof. Dr. F. W oh lt mann.\nI. Sortenversuche.\nSeit Begr\u00fcndung des landwirtschaftlichen Versuchsfeldes der Universit\u00e4t Halle a. S. an der Julius-K\u00fchn-Stra\u00dfe im Jahre 1866 sind fortgesetzt allj\u00e4hrlich umfassende Sorten-Anbauversuche daselbst betrieben worden, und zwar feldbaum\u00e4\u00dfig. Dieselben erstreckten sich auf alle Kulturpflanzen","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"7. Halle.\n83\nBild 54 Wohltmanns ..Blaue. Dame\u201c Stamm 111 Prima: Ernte 1907.","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten\nDeutschlands, so da\u00df im Laufe dieser Zeit kaum irgend welche anbau-w\u00fcrdigen Sorten von Raps, R\u00fcbsen, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Mais, R\u00fcben, Kartoffeln, Handelsgew\u00e4chsen usw. ungepr\u00fcft blieben. In dem letzten Jahre sind diese Anbauversuche weiter ausgedehnt worden, indem auch ausl\u00e4ndische Sorten, vornehmlich amerikanische, zum Vergleich herangezogen wurden. Hierf\u00fcr wurde ein Anbaufeld besonders hergerichtet. Es besteht dasselbe jetzt aus vier L\u00e4ngsstreifen von je rund 2,5 ha Gr\u00f6\u00dfe. Da dieses Feld allm\u00e4hlich von der 4. Bonit\u00e4tsklasse in die 2. \u00fcbergeht, sind somit die besten Bedingungen f\u00fcr einen vergleichenden Anbau von Sorten von Natur vorhanden Dieses Feld wird in der Weise in vierteiliger Frucht-, folge bewirtschaftet, da\u00df auf das Winterfruchtsortiment Kartoffeln folgen (aber nur 1\u20142 Sorten), des weiteren dann das Sommergetreidesortiment und schlie\u00dflich Gr\u00fcnfutter. Diese Anordnung hat den Zweck, durch den einheitlichen Kartoffel- und Gr\u00fcnfutterbau die Ungleichheiten, welche auf dem Acker durch die verschiedenen Sorten entstehen, wieder zu beseitigen. Die Sorten anderer Kultur- (einschlie\u00dflich Futter-)pflanzen, welche hier nicht untergebracht werden k\u00f6nnen, finden ihren vergleichenden Anbau auf anderen \u00c4ckern des 115 ha grossen Versuchsfeldes, insbesondere die Kartoffel-und R\u00fcbensorten, sowie die zeitweisen vergleichenden Sortenanbauversuche, welche seitens der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft angeregt werden.\nDaneben findet dann auch noch ein umfangreicher Sortenanbau im Versuchsgarten des Landwirtschaftlichen Instituts zwischen Wilhelm- und Ludwig-Wucherer-Stra\u00dfe auf einer etwa 0,75 ha gro\u00dfen Fl\u00e4che statt, welcher apch die Gr\u00e4ser und Futterpflanzen einbezieht. Hier werden die Sorten in Beeten von einer Quadratmeter-Gr\u00f6\u00dfe mit der Hand ausgelegt und dabei vornehmlich solche ber\u00fccksichtigt, welche die botanischen Unterschiedlichkeiten dartun, Neuz\u00fcchtungen darstellen oder auch neu in den Handel kommen und zun\u00e4chst nur in kleinen Proben erh\u00e4ltlich sind. Es handelt sich hierbei nicht um die Feststellung der Erntemasse, als vielmehr um die botanischen Vergleiche sowie Vorf\u00fchrung der neuesten Sorten.\nDa der gesamte Sortenanbau des Landwirtschaftlichen Instituts sowohl im Botanischen Garten als auch im Felde ein au\u00dferordentlich ausgedehnter ist \u2014 bereits \u00fcber 1500 Sorten wurden gepr\u00fcft \u2014, so stellt er nicht nur ein wertvolles Forscliungs-, sondern auch leicht zug\u00e4ngliches und vielbenutztes Demonstrationsmaterial vor, das auch von landwirtschaftlichen Vereinen zahlreich besucht wird.\nII. Z\u00fcchtung.\nDer Beginn der Z\u00fcchtungsarbeiten am Landwirtschaftlichen Institut reicht bis in die 80er Jahre zur\u00fcck, sie wurden sodann in den 90er Jahren von Professor Dr. Paul Holdefleiss in eine systematische Form gebracht, wobei Forschung und Lehre gleiche Ber\u00fccksichtigung fanden. Hier\u00fcber wird im zweiten Berichte eingehend berichtet werden.\nMit meiner \u00dcbersiedlung von Bonn-Poppelsdorf nach Halle im Fr\u00fchjahr","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"85\n7. Halle.\nLinks:\tRedits:\nStamm V unausgeglichen und geringwertiger.\tStamm III, prima, vorz\u00fcglich aus;\nund sehr ertragreich.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n1905 brachte ich ein umfangreiches Zuchtmaterial, insbesondere von Weizen, Hafer und Futterr\u00fcben, mit nach Halle und habe mit demselben im Versuchsfelde weiter gearbeitet.\nDie R\u00fcbenz\u00fcchtung bezieht sich auf die Verbesserung der Oberndorfer Futterr\u00fcbe, und zwar der gelben. Der Weizen- und Haferz\u00fcchtung liegt vornehmlich ein Material zugrunde, welches ich 1893, gelegentlich meiner Bereisung Nordamerikas, daselbst gesammelt hatte, als ich noch an der Universit\u00e4t Breslau wirkte. Ich brachte damals 23 Winterweizen-, 42 Sommer-\nBild 56. Neue Sommerweizenz\u00fcchtung: Blaue Dame.\n2. Generation aus 1907er Mutterpflanze (aus Blaue Dame, Stamm III, Prima von 1903).\nLinks: langgestreckte Form.\tRechts: Dickkopf-Form.\nweizen-, 5 Mais- und 2 Hafersorten aus Amerika mit. Weizen und Hafer wurden 1893/94 zuerst auf dem Versuchsfelde des Herrn Landes\u00f6konomierat Cimbal in Fr\u00f6msdorf angebaut. Von der Ernte des Jahres 1904 gelangten sodann nach meiner Berufung als Dirigent des Versuchsfeldes der Akademie Bonn-Pojtpelsdorf (das ich vom 1. Oktober 1894 bis zum 31. M\u00e4rz 1905 bewirtschaftete) je 5 bezw. 3 \u00c4hren einer jeden Sorte, welche als typisch rein erkannt und ausgesucht worden waren, daselbst zum fortgesetzten Anbau. Der Zweck desselben war:\n1.\tden Kulturwert dieser Sorten kennen zu lernen,\n2.\tihre Akklimatisationsf\u00e4higkeit zu untersuchen,\n3.\tdie Konstanz derselben zu pr\u00fcfen,","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"7. Halle.\n87\n4.\tVeredelungen vorzunehmen und aussichtsvolle Sorten auf deutsche Verh\u00e4ltnisse umzuarbeiten,\n5.\tbotanische Ver\u00e4nderungen zu beobachten,\n6.\tNeubildungen, welche sich durch Mutation ergaben, zu fixieren und auf ihren Kulturwert zu pr\u00fcfen,\n7.\tdie chemische Zusammensetzung der einzelnen Sorten allj\u00e4hrlich zu untersuchen in bezug auf Trockensubstanz, Protein und Asche und in Zusammenhang zu bringen mit den Witterungserscheinungen der Jahre.\nBild 57. Blaue Dame, Stamm III prima.\nElite 1909.\nRostfrei, fast brandfrei und lagerfest.\n8.\tdie amerikanischen Weizensorten, welche sich fast allgemein durch Fr\u00fchreife und zum Teil hohen Proteingehalt auszeichnen hieraufhin fortgesetzt zu pr\u00fcfen und eventuell zur Kreuzung mit ertragreicheren englischen oder deutschen Sorten heranzuziehen.\nSeit 14 Jahren sind diese Untersuchungen nun im Gange und haben ein au\u00dferordentlich lehrreiches Forscliungs- und Demonstrationsmaterial geliefert, \u00fcber das ich bereits zwei Aufs\u00e4tze in der Deutschen Landwirtschaftlichen Presse ver\u00f6ffentlichte, und zwar:\n1.\t,,Die Einwirkung der Witterung auf die Zusammensetzung der Weizenk\u00f6rner\u201c in Nr. 36 des XXXII. Jahrganges 1905.\n2.\t,,Die Individual- und Stammesz\u00fcchtung beim Getreide\u201c in Nr. 90 des XXXIV. Jahrganges 1907.","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nEs ist leicht verst\u00e4ndlich, da\u00df diese Sorten sowohl in dem K\u00fcstenklima zu Bonn-Poppelsdorf (im 10 j\u00e4hrigen Mittel 572 mm Niederschlag pro Jahr), wie auch in dem Kontinentalklima zu Halle (im 55 j\u00e4hrigen Mittel 490 mm Niederschlag pro Jahr) zahlreiche Variationen und Mutationen erscheinen lie\u00dfen. Mit diesen wurde fortgearbeitet und au\u00dferdem eine ausgedehnte Individual- und Stammeszucht bei den besten Sorten, vornehmlich des Sommerweizens, betrieben. Infolgedessen und unter Hinzuziehung verschiedener heimischer Sorten zwecks Vergleich ist die Zahl der Winterweizensorten, mit denen ich jetzt arbeite, auf 54 Nummern angewachsen,\nBild 58. Neue Sommerweizenz\u00fcchtung: Weisser Manhattan. Stamm I, prima aus 1907er Mutterpflanze, 2. Generation (aus Stamm II von 1903).\ndie der Sommerweizensorten auf 84 und die des Hafers auf 10 Nummern. Die Nummernzahl w\u00e4re nat\u00fcrlich z. Z. bereits eine sehr viel gr\u00f6\u00dfere, wenn nicht regelm\u00e4\u00dfig diejenigen neuen Typen, welche f\u00fcr Forschung und Demonstration wenig Wert zu haben schienen, ausgeschieden worden w\u00e4ren.\nEs war sehr lehrreich, hierbei zu erkennen, wie gro\u00df die Zahl derjenigen vererbbaren Formen (Mutationen im Sinne von De Vries) ist, die sich bei einzelnen Sorten herausstellten, und wie unruhig einige Sorten auch heute noch immer sind, trotzdem sie durch 14 j\u00e4hrige Ahrenauslese auf ihren urspr\u00fcnglichen Typus, d. h. auf Konstanz, weitergez\u00fcchtet wurden. Ich glaube wohl sagen zu d\u00fcrfen, da\u00df in diesen 14 j\u00e4hrigen Untersuchungen ein Lehr- und Demonstrationsmaterial vorliegt, wie es wohl selten irgendwo dargeboten werden kann.","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"7. Halle.\n89\nUm einige Beispiele anzuf\u00fchren, so z\u00fcchtete ich unter den Sommerweizensorten :\naus Blue stem (aus S\u00fcd-Dakota) 5 verschiedene konstante Typen (Mutationen),\nBild 59. Neue S o m m e r w e i z e n z \u00fc c h t u n g : Red Club.\nLinks: Nachzucht von \u00c4hrenausschnitt\tRechts: Stammz\u00fcchtung, 2. Generation\n(unausgeglichen).\t(ausgeglichen).\naus Kinney 6 verschiedene konstante Typen, aus Manhattan eine wei\u00dfe und braune konstante Sorte, aus Ontario von Utah eine schwarz- und eine wei\u00df\u00e4hrige konstante Sorte, die sich wesentlich in der Vegetationsl\u00e4nge voneinander unterscheiden,\naus Red Club von Utah eine lang\u00e4hrige und eine keulenf\u00f6rmige konstante Sorte,","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\naus Seignora von Utah die gr\u00fcne und die blaue Dame, welche die Abbildungen 54\u201457 veranschaulichen,\nund dazu bei etwa zehn der besten Sorten aus hervorragenden Einzelindividuen zahlreiche zum Teil sehr wertvolle St\u00e4mme, die sich s\u00e4mtlich nicht nur im Ertrage, sondern auch im Typus mehr oder minder wesentlich voneinander unterscheiden.\nDa von der ersten Ernte 1894 bei einer jeden Sorte eine Standard-Muster\u00e4hre genommen wurde, so ist best\u00e4ndig ein Vergleich mit der Ursprungsform m\u00f6glich. Es sind sodann in einem jeden Jahre, in welchem die Ernte nicht durch Unwetter oder Regen gelitten hatte, d. h. also eine normale Entwicklung der Pflanzen vorlag, nicht nur \u00c4hrenb\u00fcndel, sondern auch kleine Garben ganzer Pflanzen zur\u00fcckgelegt worden, die einen \u00fcbersichtlichen Vergleich w\u00e4hrend der gesamten Anbauzeit erm\u00f6glichen.\nDiese Arbeiten k\u00f6nnen nat\u00fcrlich z. Z. noch nicht als abgeschlossen betrachtet, sondern sollen derart fortgef\u00fchrt werden, da\u00df dem 10 j\u00e4hrigen Anbauversuch in Bonn-Poppelsdorf ein 10 j\u00e4hriger in Halle a. S. zur Seite gestellt werden kann. Alsdann beabsichtige ich, einen ausf\u00fchrlichen \u00dcberblick \u00fcber das gesamte gesammelte Material zu erstatten.\nDas praktische Ergebnis ist z. Z. gseichfalls noch nicht als abgeschlossen anzusehen. Es sind jedoch bereits verschiedene Z\u00fcchtungen derartig fertiggestellt, da\u00df sie der Praxis \u00fcbergeben werden konnten, und insbesondere werden in den n\u00e4chsten Jahren mehrere ertragreiche Neuz\u00fcchtungen in die \u00d6ffentlichkeit gelangen.\nVon den bereits fertigen Z\u00fcchtungen haben sich bis jetzt bew\u00e4hrt :\na)\tVon den Sommerweizensorten:\n1.\tdie blaue Dame auf Mittelboden,\n2.\tdie gr\u00fcne Dame auf leichtem Boden,\n3.\twei\u00dfer Manhattan in verschiedenen St\u00e4mmen (Abbildung 58),\n4.\tbrauner Manhattan in zwei St\u00e4mmen,\n5.\tGranit in verschiedenen St\u00e4mmen.\n6.\tKinney in verschiedenen St\u00e4mmen,\nb)\tVon den Winterweizensorten (jedoch nicht aus Amerika stammend) :\n1.\tbegrannter Squarehead,\n2.\tschwarzer Bart weizen (sehr winterfest),\n3.\twei\u00dfer Bartweizen (f\u00fcr Gegenden mit mildem Klima, leicht auswinternd),\n4.\tTeverson, Normalform,\n5.\tNassauer Milchweizen (Landweizen).\nSehr aussichtsvoll erscheinen ferner von den Sommerweizensorten die Neuz\u00fcchtungen, welche abgeleitet sind aus Ontario (Utah), Red Club","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"7. Halle.\n91\n(Utah) (Abbildung 59 u. 60), New York Spring (Montana), Dallas (Montana), Niagara (Montana), Northcothe-Amber, Turkestanischer Weizen, Findling, sowie wei\u00dfer und schwarzer Elefant (gez\u00fcchtet aus dem Mammut-Winter-weizen). Alle \u00fcbrigen amerikanischen Sommerweizensorten, welche bearbeitet werden, hier namhaft zu machen, w\u00fcrde zu weit f\u00fchren.\nSchlie\u00dflich habe ich dann noch zu berichten, da\u00df die pflanzenz\u00fcchterischen Bestrebungen am Landwirtschaftlichen Institut im letzten\nBild 60. Sommer weizen-Neu Z\u00fcchtung Red Club, Stamm Prima.\n(Hinten: Die neue Pflanzenzuchtstation mit der G\u00e4rtnerwohnung.)\nHerbst dadurch eine wesentliche Erweiterung erfahren haben, da\u00df ein sehr g\u00fcnstig gelegenes Grundst\u00fcck (mitten im Versuchsfelde) von 1,13 ha Gr\u00f6\u00dfe mit G\u00e4rtnerwohnung von der Regierung angekauft worden ist, um als Pflanzenzuchtstation eingerichtet zu werden (Abbildung 60). Diese in Verbindung mit dem 115 ha gro\u00dfen Versuchsfelde, welches sieben verschiedene Bonit\u00e4tsklassen aufweist, bildet f\u00fcr Forschung und Lehre auf diesem Gebiet in der Zukunft eine vortreffliche Grundlage. Sie erh\u00e4lt 1910 einen eigenen Neubau mit allen modernen Z\u00fcchtungsapparaten ausgtr\u00fcstet und musterg\u00fcltig auch f\u00fcr die Pflanzenz\u00fcchtung der praktischen Landwirtschaft.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nErster Teil : Institute und Saatzuchtanstalten.\nZusammenstellung der pflanzenz\u00fcchterischen Publikationen von F.Wohltmann (A)\nund seinen Sch\u00fclern (B).\nA.\n1.\t\u201eDie Lage unserer Pflanzenz\u00fcchtung\u201c in \u201eDeutsche Landwirtschaftliche Presse\u201c, Berlin 1895 Nr. 10.\n2.\t\u201eWie zieht man hochfeine Braugerste?\u201c in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c, Berlin 1895 Nr. 18\u201421, und als Brosch\u00fcre in zwei Auflagen, Verlag von F. Teige in Sch\u00f6neberg bei Berlin, jetzt Verlag der Deutschen Tageszeitung, Druckerei und Verlag Aktien-Gesellschaft, Berlin SW., Dessauer Strasse 6.\n3.\t\u201eNeue Forschungsmethoden der Pflanzenz\u00fcchtung\u201c in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c, Berlin 1895 Nr. 57.\n4.\t\u201eAnbauversuche des akademischen Versuchsfeldes zu Bonn-Poppelsdorf mit Sommergerste, Sommerweizen und Hafer\u201c in \u201eDer Landwirt\u201c, Breslau 1895 Nr. 103, 1896 Nr. 1, gleichzeitig Mitteilung Nr. 2 aus dem Versuchsfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf.\n5.\t\u201eAnbauversuche des akademischen Versuchsfeldes zu Bonn-Poppelsdorf mit Futterr\u00fcben\u201c in \u201eDer Landwirt\u201c, Breslau 1896 Nr. 6, gleichzeitig Mitteilung Nr. 3 aus dem Versuchsfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppekdorf.\n6.\t\u201eAnbauversuch des akademischen Versuchsfeldes zu Bonn-Poppelsdorf mit Futterr\u00fcben\u201c1 in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c, Berlin 1897 Nr. 9 und 10, gleichzeitig Mitteilung Nr. 8 aus dem Versuchsfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf.\n7.\t\u201e\u00dcber Kartoffelz\u00fcchtung\u201c in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c, Berlin 1897 Nr. 34\u201436, gleichzeitig Mitteilung Nr. 13 aus dem Versuchsfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppeldorf.\nS. \u00dcber den Anbau von Wintergerste\u201c in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c, Berlin 1897 Nr. 84, 85 und 86, gleichzeitig Mitteilung Nr. 13 aus dem Versuchsfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf.\n9.\t\u00dcber Sommergerstensorten\u201c in \u201eZeitschrift des Landwirtschaftlichen Vereins f\u00fcr Rhein-preussen\u201c, Bonn 1997, Nr. 45 und 46.\n10.\t\u201eAnbauversuche mit Futterr\u00fcben\u201c in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c, Berlin 1897, Nr. 101, 102, gleichzeitig Mitteilung Nr. 15 aus dem Versuchsfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf.\n11.\t\u201eAnbauversuch mit deutschen, englichen und franz\u00f6sischen Futterr\u00fcben im Versuchsfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf 1898 (mit 18 Abbildungen)\u201c Nr. 17 der Mitteilungen aus dem Versuchsfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf, Verlag von F. Teige, Sch\u00f6neberg bei Berlin, jetzt Deutsche Tageszeitung, Druckerei und Verlag Aktien-Gesellschaft, Berlin SW., Dessauer Strasse 6.\n12.\t\u201eDie Anbauversuche mit deutschen Futterr\u00fcbensorten auf dem Versuchsfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf in 1895, 1896 und 1897\u201c in \u201eWiener landwirtschaftliche Zeitung\u201c\u201c Wien 1898 Nr. 86.\n13.\t\u201eAnbauversuche mit deutschen, englischen und franz\u00f6sischen Futterr\u00fcben im Jahre 1899\u201c in \u201eZeitschrift des Landwirtschaftlichen Vereins f\u00fcr Rheinpreussen\u201c, Bonn 1899, Jahrgang 17 Nr. 14, gleichzeitig Mitteilung Nr. 19 aus dem Versuchsfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf.\n14.\t\u201eAnbauversuche mit deutschen, englischen und franz\u00f6sischen Futterr\u00fcben im Jahre 1899 und 1900\u201c in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c Berlin 1900, 21. Jahrgang, Nr. 14 und 15, gleichzeitig Mitteilung Nr. 20 (letzte Mitteilung) aus dem Versuchfelde der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf.\n15.\t..Futterr\u00fcbenz\u00fcchtung\u201c mit 12 Abbildungen in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c Berlin 1902, 22. Jahrgang Nr. 31.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"7. Halle.\n93\n16.\t\u201e\u00dcber Futterr\u00fcben\u201c in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c, Berlin 1903, Nr. 4 5, 7, 9 und 12, zugleich Bericht V des Instituts f\u00fcr Bodenlehre und Pflanzenbau der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppeldorf.\n17.\t\u201eAnbauversuch mit 32 Kotkleesorten von 1900\u20141902\u201c, Berichterstattung in Heft 83 der Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin 1903.\n18.\t\u201eErtr\u00e4ge und Haltbarkeit der verbreitetsten deutschen, franz\u00f6sischen und englischen Futterr\u00fcbensorten\u201c, Brosch\u00fcre, Verlag der Deutschen Tageszeitung, Druckerei und \\ erlag Aktien - Gesellschaft, Berlin SW., Dessauer Strasse 6, 1905, zugleich Bericht VIII des Instituts f\u00fcr Bodenlehre und Pflanzenbau der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf.\n19.\t\u201eEin Beitrag zur Futterr\u00fcbenz\u00fcchtung, insbesondere der Oberndorfer\u201c in \u201eBl\u00e4tter f\u00fcr Zuckerr\u00fcbenbau\u201c, Berlin 1905, 12. Jahrgang Nr. 1 ff. z.ugleich Bericht N. des Instituts f\u00fcr Bodenlehre und Pflanzenbau der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf.\n20.\t\u201eBericht \u00fcber die Pr\u00fcfung der Friedrichswerther Futterr\u00fcbe\u201c in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c, Berlin 1905 Nr. 21, zugleich Brosch\u00fcre im Verlage von W. I\u00dfleib. Berlin SW. 48.\n21.\t\u201eTacca pinnatifida, die st\u00e4rkemehlreichste Knollenfrucht der Erde\u201c in \u201eDer Tropenpflanzer, Zeitschrift f\u00fcr tropische Landwirtschaft\u201c, Berlin 1905 Heft 3.\n22.\t\u201eDie Einwirkung der Witterung auf die Zusammensetzung der Weizenk\u00f6rner\u201c in \u201eDeutsche Landwirtschaftliche Presse\u201c Berlin 1905, 32. Jahrgang Nr. 36.\n23.\t\u201eSaatgut- und Pflanzenz\u00fcchtung in der Praxis\u201c, Brosch\u00fcre im Verlage der \\ erkaufs-stelle des Bundes der Landwirte, Berlin SW., Dessauer Strasse 7, 1907 (zwei Auflagen je 10 000 St\u00fcck).\n24.\t\u201eFutterr\u00fcbenbau, -Z\u00fcchtung und -F\u00fctterung in ihrer Bedeutung f\u00fcr den landwirtschaftlichen Betrieb\u201c in \u201eDeutsche landwirtschaftliche Tierzucht\u201c, Berlin 1907 Nr. 30.\n25.\t\u201eDie Individual- uud Stammesz\u00fcchtung beim Getreide\u201c in \u201eDeutsche Landwirtschaftliche Presse\u201c Berlin 1907, 34. Jahrgang Nr. 90.\nB.\n1.\tDr. W. Feldmann: \u201eBeitr\u00e4ge zur Kenntnis der Individualit\u00e4t des Saatkorns bei Weizen, Gerste und Erbsen.\u201c Inauguraldissertation Heidelberg, Verlag von Fr. Cohen in Bonn 1896.\n2.\tDr. A. Hecker: \u201eDer Flachsbau\u201c, Verlag von F. Teige in Sch\u00f6neberg bei Berlin, jetzt\nDeutsche Tageszeitung, Druckerei und Verlag Aktien-Gesellschaft, Berlin SW., Dessauer Strasse 6.\t1897.\n3.\tDr. P. Thiele: \u201e\u00dcber die Kartoffel als Saatgut\u201c in \u201eIllustrierte Landwirtschaftliche Zeitung\u201c, Berlin 1897 Nr. 72 und 73.\n4.\tDr. P. Thiele: \u201eDer Maisbau, eine Anleitung zur Kultur, Pflege und Z\u00fcchtung des Maises nebst Beschreibung und Abbildung anbauw\u00fcrdiger Maissorten. Brosch\u00fcre, 152 Seiten mit 61 Abbildungen, Verlag von Eugen Ulmer, Stuttgart 1899.\n6. Dr. C. Ulrich: \u201eDie Best\u00e4ubung und Befruchtung des Roggens\u201c. Brosch\u00fcre, Selbstverlag, 1902.\nZweiter Bericht :\nProf. Dr. Holdeflei\u00df.\nNachdem im Jahre 1862 die ordentliche Professur f\u00fcr Landwirtschaft an der Universit\u00e4t begr\u00fcndet und durch Julius K\u00fchn der Hilfsapparat f\u00fcr die Forschungs- und Lehrt\u00e4tigkeit auf dem Gebiete der gesamten Landwirtschaft in Gestalt eines landwirtschaftlichen Instituts angegliedert worden war, bildete der vergleichende Anbau von verschiedenen Sorten der land-","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nwirtschaftlichen Kulturpflanzen zun\u00e4chst im Garten, und sp\u00e4ter auch auf dem in der N\u00e4he liegenden gr\u00f6\u00dferen Versuchsfelde einen wichtigen Teil der begonnenen Arbeiten. Es wurden im Institutsgarten namentlich verschiedene Getreidesorten nebeneinander unter gleichen Verh\u00e4ltnissen angebaut, so da\u00df man, wenn auch bei der Kleinheit der ersten Versuchsfl\u00e4chen keine quantitativen, so doch morphologische Vergleiche unter den verschiedenen Sorten anstellen konnte. Sobald im Jahre 1 8 6 6 mit der Einrichtung eines gr\u00f6\u00dferen Versuchsfeldes f\u00fcr landwirtschaftlich wissenschaftliche Zwecke begonnen Avar, wurden daselbst auch sofort sogenannte Sortimentsversuche, d. h. vergleichende Anbauversuche zahlreicher Sorten \\Ton Kulturpflanzen auf relativ gr\u00f6\u00dferen Fl\u00e4chen, angestellt. Diese bildeten zusammen mit den kleinen Beobachtungsparzellen im Garten in der n\u00e4chstfolgenden Zeit die Hauptform der pflanzenz\u00fcchterischen Bet\u00e4tigung an dem landwirtschaftlichen Institute. Die Sorten versuche wurden dabei immer zahlreicher, so da\u00df allm\u00e4hlich alle nur einigerma\u00dfen bedeutsameren Sorten, sowohl von Getreide, als auch von Kartoffeln, als auch von Handelsgew\u00e4chsen, zum Anbau herangezogen sind. Es fand dabei nach und nach auch eine gewisse rein z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit statt, so da\u00df zum Beispiel durch Auswahl besonders gut ausgebildeter Pflanzen eine Roggensorte eigener Z\u00fcchtung erzielt wurde, und auch au\u00dferdem noch eine speziell lang\u00e4hrige und kurz\u00e4hrige Roggensorte entstand. Auch wurden zugleich Beobachtungen und genaue Gewichtsfeststellungen durchgef\u00fchrt in bezug auf die Frage des Zur\u00fcckge h e n s A-erschiedener Originalsorten bei wiederholtem Nach bau. In dieser Beziehung wurde namentlich der Schlanstedter und der Petkuser Roggen gepr\u00fcft. In der Lehrt\u00e4tigkeit wurde die Pflanzenz\u00fcchtung in den beiden Vorlesungen \u00fcber allgemeine Ackerbaulehre und spezielle Pflanzenbaulehre ber\u00fccksichtigt, wobei durch J. K \u00fc h n, speziell in der letzteren Vorlesung, sowohl die Resultate der Sortenanbauversuche, als auch die zurzeit bei den Z\u00fcchtern \u00fcblichen Z\u00fcchtungsverfahren eine eingehende Schilderung und kritische Besprechung in bezug auf ihren Wert f\u00fcr die landwirtschaftliche Produktion erfuhren. In dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wurde dann mit der Abhaltung einer Spezialvorlesung \u00fcber landwirtschaftliche Pflanzenz\u00fcchtung begonnen, und zwar zun\u00e4chst \\Ton K. v. Riimker, und sodann von M. Fischer.\nDer Verfasser dieses Berichts setzte diese Lehrt\u00e4tigkeit im Jahre 1 8 9 7 mit einer zweist\u00fcndigen Vorlesung \u00fcber landwirtschaftliche Pflanzenz\u00fcchtung fort, wobei der Pflanzengarten des landwirtschaftlichen Instituts zur Abhaltung von Demonstrationen, sowie zur Ausf\u00fchrung von Beobachtungen und Untersuchungen benutzt \\Aurde. Es wurde zun\u00e4chst u. a. die Bedeutung der Kornfarbe beim Roggen untersucht, und zwar in bezug auf ihre Bedeutung","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"7. Halle.\n95\nf\u00fcr die Ertragsf\u00e4higkeit und in bezug auf die Sicherheit der V e r -e r b u n g, Ein Bericht \u00fcber die dabei gewonnenen Resultate findet sich unter dem Titel : \u201eVersuch \u00fcber dieBedeutung der gr\u00fcnen und gelbenFarbe derRoggen-k\u00f6rner bei der Verwendung der Saat\u201c von Dr. Paul Holdeflei\u00df, Privatdozent der Landwirtschaft, ver\u00f6ffentlicht in \u201eF\u00fchlings landwirtschaftlicher Zeitung\u201c, 48. Band, Leipzig 1899. Es wurde dabei einmal die au\u00dferordentlich starke Erblichkeit der gelben Kornfarbe festgestellt, welche die der gr\u00fcnen bedeutend \u00fcbertraf ; schon in der zweiten Generation vererbte sich die gelbe Farbe bei der Aussaat von gelben K\u00f6rnern im Durchschnitt zu 59%, die der gr\u00fcnen Farbe bei der Aussaat von gr\u00fcnen K\u00f6rnern dagegen nur zu etwa 26%. Au\u00dferdem zeigte sich im Gegens\u00e4tze zu gleichzeitigen \u00e4hnlichen Untersuchungen anderer Autoren eine bedeutende Steigerung der Ertr\u00e4ge bei der Verwendung der gelben K\u00f6rner zur Aussaat. Die \u00dcberlegenheit der letzteren in bezug auf Ertragsf\u00e4higkeit hielt bei meinen Versuchen auch in sp\u00e4teren Jahren dauernd an, so da\u00df sie die der gr\u00fcnen Aussaat zum Teil um 100% \u00fcbertraf. Die Ursache f\u00fcr dieses Verhalten liegt, wie zu vermuten ist, in dem zuf\u00e4lligen Vorhandensein eines besonders ertragf\u00e4higen Stammes, der bei der Auswahl der gelben K\u00f6rner getroffen worden war. Die blaue F\u00e4rbung der sogenannten \u201eKleberzellen\u201c, die beim Roggenkorn durch Zusammenwirken mit der gelben Samenschale die gr\u00fcne F\u00e4rbung ergibt, ist \u00e4hnlich wie bei Mais, nur als physiologisch gleichg\u00fcltiges Sortenkennzeichen anzusehen, \u00e4hnlich wie auch sonst die Farbenverschiedenheiten bei Bl\u00fcten oder anderen Pflanzenteilen. \u2014 Weiterhin wurde bei diesen Versuchen zugleich auch der Wasserbedarf ber\u00fccksichtigt und gefunden, da\u00df die gr\u00fcne Aussaat in der sp\u00e4teren Entwicklung ann\u00e4hernd 2% mehr Wasser brauchte bei geringerer Produktion, als die gelbe Aussaat. Diese Versuche waren in Kulturgef\u00e4\u00dfen angestellt, in denen die Verh\u00e4ltnisse der einzelnen Gef\u00e4\u00dfe vollkommen gleich gestaltet wurden, und der Wasserbedarf bzw. die Wasserzufuhr genau kontrolliert werden konnte.\nZu gleicher Zeit f\u00fchrte ich Versuche aus \u00fcber die z\u00fcchterische Bedeutung der Mehligkeit und Glasigkeit bei Weizenk\u00f6rnern. Auch hier wurde sowohl die Bedeutung dieser Eigenschaften f\u00fcr die H\u00f6he des Ernteertrages gepr\u00fcft, als auch die Frage der Erblichkeit derselben. Es war als Ausgangsmaterial Rimpaus \u201efr\u00fcher Bastard weizen\u201c und ein seit langem auf dem Versuchsfelde angebauter Squarehead - We i z e n genommen. Als Resultat ergab sich eine gro\u00dfe \u00dcberlegenheit der glasigen Aussaat in bezug auf das Erntequantum, indem speziell bei dem fr\u00fchen Bastardweizen, der Mehrertrag von glasigen K\u00f6rnern 25,7% betrug. Bei dem Squarehead war der Mehrertrag nur 5,1%. Die Erblichkeit der Mehligkeit und Glasigkeit zeigte sich dagegen bereits in der zweiten Generation verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gering, indem der Gehalt an mehligen K\u00f6rnern bei der Aussaat von mehligem fr\u00fchen Bastard-weizen mit 29% dem von den entsprechenden glasigenK\u00f6rnern mit 11%% gegen\u00fcber stand. Bei dem verwendeten Squarehead-Weizen w'ar dagegen der","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nErster Teil: Institute und Saatzuclitanstalten.\nGehalt der Ernte an mehligen und glasigen K\u00f6rnern bei der verschieden ausgef\u00fchrten Saat ann\u00e4hernd \u00fcbereinstimmend. Bei der weiteren Fortsetzung dieser Beobachtung in sp\u00e4teren Jahren ergab sich ein immer weitergehendes Verschwinden der mehligen Beschaffenheit, so da\u00df in der dritten Generation kaum und in der vierten \u00fcberhaupt keine mehligen K\u00f6rner mehr gefunden wurden. Es ist dies eine Erfahrung, die fr\u00fcher sowohl, wie auch sp\u00e4ter an verschiedenen Stellen bei dem Anbau des Weizens in G\u00e4rten wiederholt gemacht wurde. Diese Versuche, die die Mehligkeit und Glasigkeit des Weizens betreffen, sind mitgeteilt in den \u201eBerichten aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchsanstalt des landwirtschaftlichen Instituts der Universit\u00e4t Halle\u201c, herausgegeben von J. K\u00fchn, 14. Heft, S. 137, Dresden 1900. \u2014 Zugleich wurden ferner Versuche in bezug auf die Bedeutung und Erblichkeit der Kornfarbe bei Kotklee ausgef\u00fchrt, wobei es sich besonders um die Unterschiede handelt zwischen vollkommen gelben Samen und zwischen weitgehend oder ganz violett gef\u00e4rbten. Es ergab sich in dieser Beziehung vor allem, da\u00df die violetten K\u00f6rner sowohl bei der ersten Auswahl, als auch sp\u00e4ter bei wiederholtem Nachbau bedeutend schwerer waren, als die gelben, und andererseits, da\u00df die Kornfarbe in hohem Ma\u00dfe sich vererbte, so da\u00df allm\u00e4hlich der Prozentsatz der wiederholt weitergez\u00fcchteten Farbe in den Ertr\u00e4gen immer mehr gesteigert wurde. Ein wei\u00dfbl\u00fchender Rotklee, der in der neueren Zeit mit in diese Untersuchungen hereinbezogen wurde, erzeugte fast ausschlie\u00dflich gelbe Samen.\nSeit einigen Jahren wurden verschiedene Bastardierungsversuche vorgenommen, u. a. speziell mit Mais, \u00fcber die in den bereits zitierten Berichten des landwirtschaftlichen Instituts, Heft 19, eine eingehende Ver\u00f6ffentlichung enthalten ist. Es war dabei m\u00f6glich, zun\u00e4chst die Mendelschen Vererbungsgesetze zu best\u00e4tigen, wie sie auch aus den Arbeiten von Correns bekannt sind. Es gelang aber au\u00dferdem, noch besondere Kombinationen bei der Kreuzung herzustellen, so u. a. zwischen blauem amerikanischen Mais und wei\u00dfem Spitz- oder Schnabelmais, wobei die Art der Xenienbildung bemerkenswert war. Es zeigte sich bei der Best\u00e4ubung des Spitzmaises mit dem blauk\u00f6rnigen Mais sofort eine blaue F\u00e4rbung der sog. Kleberschicht, dagegen keinerlei Ver\u00e4nderung der Samen-und Fruchtschale, ein Beweis daf\u00fcr, da\u00df die Wirkung des fremden Pollens sich nicht nur auf die Eizelle, sondern auch noch bis auf die \u00e4u\u00dfere Grenze des Embryosackes bzw. des Endosperms erstreckte, dagegen noch nicht bis auf die Samenschale. Diese letztere bewahrte nach der Fremdbest\u00e4ubung unver\u00e4ndert ihre Form und Farbe. In der zweiten Generation, die aus den Bastardk\u00f6rnern hervorging, zeigte sich nun eine mannigfaltige Verschiedenheit in der Farbe und in der Form, also zwischen wei\u00df und blau verschiedene \u00dcberg\u00e4nge, und ebenso zwischen der spitzen und abgerundeten Form der K\u00f6rner. Es ist nun hierbei bemerkenswert, da\u00df besonders die Form, meist aber auch die Farbe in dieser zweiten","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"7. Halle.\n97\nGeneration nur unter verschiedenen Pflanzen spaltete, dagegen innerhalb einer Pflanze und eines Kolbens keine Verschiedenheiten auftraten. Es ist dies ein auffallender Unterschied gegen\u00fcber dem Verhalten bei der Kreuzung von blauem und wei\u00dfem Rundmais, speziell mit wei\u00dfem Septembermais, wobei innerhalb des Kolbens, wie auch h\u00e4ufig innerhalb eines Korns die verschiedenen Eigenschaften nebeneinander vorhanden waren. Bei der letzteren Kreuzung ergaben\u2019 sich in der ersten und auch in den folgenden Generationen Kolben mit ganz mannigfaltigen K\u00f6rnern von wei\u00df bzw. gelb \u00fcber gr\u00fcn bis blau. Die Mischung von gelb und blau ist dabei an den einzelnen K\u00f6rnern in der Weise verschiedenartig, als sowohl eine homogene Mischung, also gleichm\u00e4\u00dfig gr\u00fcn in verschiedenem Grade, als auch eine mosaikartige Vermengung der Farben in kleineren oder gr\u00f6\u00dferen Eiecken auf trat. Bei der Kreuzung von Zuckermais mit einem glattsamigen St\u00e4rkemais ergab sich auch bei den Versuchen eine vollst\u00e4ndige Best\u00e4tigung des einen Mendel sehen Vererbungsgesetzes nach dem sog. Erbsentypus, also zun\u00e4chst ein vollkommenes Dominieren der Glattsamigkeit und des St\u00e4rkegehaltes und in den folgenden Generationen ein Aufspalten im Verh\u00e4ltnis von 3 : 1 zwischen glatten und runzligen K\u00f6rnern. Auch hier geschieht die Aufspaltung innerhalb desselben Kolbens, so da\u00df also die verschiedenen Arten der K\u00f6rner an einem Kolben sitzen. Das Spaltungsverh\u00e4ltnis zeigt dabei an einem einzelnen Kolben noch verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig weitgehende Abweichungen, w\u00e4hrend erst bei Ausz\u00e4hlung^einer gr\u00f6\u00dferen Zahl das oben genannte Verh\u00e4ltnis sich ergibt.\nIn bezug auf Feststellung der Vererbungsgesetze wurden zugleich auch Kreuzungsversuche mit H\u00fchnern ausgef\u00fchrt, und zwar zun\u00e4chst in bezug auf die Vererbung der Farbe der Eierschale. Es wurden Plymouth Rocks und Italiener-H\u00fchner, die ersteren mit br\u00e4unlichen, die letzteren mit wei\u00dfen Eiern, benutzt. Hierbei war schon ein au\u00dferordentlich auffallendes Resultat, da\u00df als Folge der fremdrassigen Paarung eine Beeinflussung der Farbe an den Eiern sich zeigte. Als weibliche Tiere waren Plymouth Rocks-H\u00fchner verwendet, deren Eier nach der Paarung mit einem Italiener-Hahn zum gro\u00dfen Teile eine mittlere F\u00e4rbung, in einzelnen Exemplaren auch eine fast ganz wei\u00dfe Farbe zeigten. Es w\u00fcrde hier also eine Art Xenienbildung beim H\u00fchnerei vorliegen, die sich bis auf die F\u00e4rbung der Kalkschale erstreckt. Wie weit dies physiologisch zu erkl\u00e4ren w\u00e4re, soll hier nicht weiter untersucht werden. Diese Beobachtung spricht aber wohl f\u00fcr die Ansicht, da\u00df an der Bildung der Kalkschale nicht nur das Muttertier, sondern auch das befruchtete Ei selbst beteiligt ist. Es wurde aus den so gewonnenen Eiern eine zweite Generation erzielt und diese in sich zur Fortpflanzung gebracht. Die dabei gewonnenen Eier waren teils mittelfarbig, teils rein wei\u00df, v\u00f6llig braun dagegen in keinem Falle. Der Unterschied zwischen mittelfarbig und wei\u00df war vollkommen deutlich und nicht unbetr\u00e4chtlich. Bei der Ausz\u00e4hlung der beiden Farben ergab sich auch hier,\nDeutsche Pflanzenzucht.\t7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nErster Teil: Institute und Saatzuclitanstalten.\nund zwar in verschiedenen gr\u00f6\u00dferen Zahlenreihen, die z\u00fcrn Teil \u00fcber 60 betrugen, auch wieder das Mendelsche Verh\u00e4ltnis von 3:1, und zwar mittelfarbig als dominierend. Leider gelang es bisher noch nicht, aus diesen Eiern der Bastardgenerationen wieder neue Junge zu erbr\u00fcten, wenn auch vereinzelt in den Eiern einige Junge bis dicht zum Ausschl\u00fcpfen entwickelt wurden. Es best\u00e4tigt aber das gefundene Verh\u00e4ltnis bei der Vererbung der Eierfarbe die allgemeine G\u00fcltigkeit der Vererbungsgesetze f\u00fcr Pflanzen und Tiere.\nBeim Mais gelang es ferner, eine charakteristische Mutation aufzufinden, und zwar unter gelbem Pignoletto einen vollkommen gleichm\u00e4\u00dfig rotk\u00f6rnigen Kolben. Die Nachzucht von diesem gab in geringerer Zahl einzelne gelbe Kolben, aber sonst dominierend rote, und zwar beide Farben immer je an einem Kolben vollkommen einheitlich.\nUnter den pflanzenz\u00fcchterischen Arbeiten sollen dann auch die fortlaufenden vergleichenden Beobachtungen \u00fcber die Winterfestigkeit verschiedener Sorten von Wintergetreide erw\u00e4hnt werden. Namentlich in den Jahren mit besonders strengem Winter, wie z. B. 1900/01, 1903/04 und 1906/07, war dazu eine besondere Gelegenheit vorhanden. In dem letztgenannten Jahre allerdings war eine Bildung von verschiedenen Stufen der Winterfestigkeit dadurch eingeschr\u00e4nkt, da\u00df bei der \u00fcberm\u00e4\u00dfig starken Auswinterung, namentlich beim Weizen, \u00fcberhaupt nur ganz w\u2019enige Sorten erhalten, dagegen die gr\u00f6\u00dfte Mehrzahl vollkommen verschwunden war. Es wurde auch in einem b/e sonderen Versuche gepr\u00fcft, wie schnell Winterpflanzen von Getreide, welche im Freien bei hohen K\u00e4ltegraden, in diesem Falle z. B. bei \u20147 bis \u201410\u00b0, gestanden hatten, bei schnellem Eintopfen und Verbringen in ein Warmhaus ihre Vegetation von neuem entfalteten und fortsetzten. Es wurden dabei Messungen der L\u00e4nge der Triebe vorgenommen. Es ergab sich, da\u00df Roggen sofort mit dem Wachstum begann und es sehr kr\u00e4ftig fortsetzte, soda\u00df der L\u00e4ngenzuwachs der Triebe in wenigen Tagen betr\u00e4chtlich war. Etwas geringer war dieses Wachstum bei den Landweizensorten und noch geringer bei dem Squarehead, der auch nach einiger Zeit bei diesem Versuche einging. Die Entwicklung des Landweizens und des Roggens war dagegen weiterhin freudig. Daraus geht also hervor, da\u00df die gelegentlich in der Literatur ausgesprochene Vermutung irrig ist, da\u00df die verschiedene Winterfestigkeit, z. B. der Weizensorten, darin beruhe, da\u00df die weniger winterfesten, wie z. B. der Squarehead-Weizen, wegen ihrer st\u00e4rkeren Produktionskraft sofort an vereinzelten w\u00e4rmeren Tagen, welche in einer k\u00e4lteren Periode Vorkommen, wieder zu wachsen beginnen und daher besonders leicht durch die K\u00e4lte get\u00f6tet werden sollen, w\u00e4hrend die weniger produktionsf\u00e4higen Landsorten angeblich beim Beginne der k\u00e4lteren Zeit gewisserma\u00dfen in einen dauernden Ruhezustand verfallen, aus dem ihre Lebenst\u00e4tigkeit erst beim Beginne einer betr\u00e4chtlich w\u00e4rmeren Zeit wieder erwacht.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"7. Halle.\n99\nPflanzenz\u00fcchterische Arbeiten der studierenden\nLandwirt e.\nSeit dem Jahre 1903 wurde die pflanzenz\u00fcchterische Lehrt\u00e4tigkeit dadurch noch in bedeutsamer Weise ausgedehnt, da\u00df praktische \u00dcbungen f\u00fcr die studierenden Landwirte abgehalten wurden. Dies war erm\u00f6glicht durch die Einrichtung einer besonderen Abteilung, und zwar derjenigen \u201ef\u00fcr Meteorologie und Pflanzenbau\u201c des landwirtschaftlichen Instituts unter gleichzeitiger \u00dcberweisung einiger Arbeitsr\u00e4ume und eines speziellen Fonds innerhalb des Institutsetats. Der Verfasser dieses Berichts richtete diese praktischen \u00dcbungen f\u00fcr Studierende nach dem Grunds\u00e4tze ein, da\u00df nicht nur kleinere \u00dcbungsaufgaben behandelt wurden, sondern da\u00df vorwiegend selbst\u00e4ndig gearbeitet wurde unter verantwortlicher Weiterverfolgung der Resultate. Einen Hauptteil dieser Arbeiten bildet die Veredlungsauslese, in erster Linie an den Getreidearten, Kartoffeln und R\u00fcben, aus einem zahlreicheren Ausgangsmaterial und die Vermehrung der gefundenen besten und schlechtesten Pflanzen durch Kultur im Garten. Wenn die Dauer des Studiums einzelner Praktikanten es gestattet, gelangt auch die zweite Generation zur Pr\u00fcfung, wobei dann die Frage zur Entscheidung kommt, ob die der ersten Auslese zugrunde gelegten Eigenschaften erblich waren oder nicht. Bei diesen Auslesearbeiten bzw. bei dieser vergleichenden Pr\u00fcfung von Pflanzen zu z\u00fcchterischen Zwecken wird Wert auf die Gewinnung einer exakten Notierung und Buchf\u00fchrung gelegt, so da\u00df die Herstellung von \u00fcbersichtlichen Tabellen einen wichtigen Teil der Arbeiten darstellt. F\u00fcr die Notierung war z. B. folgende Anordnung im Gebrauch:\nSelektion einer Getreidesorte.\nNummer der Pflanze\tNummer des Halmes\t| Halml\u00e4nge\tL\u00e4nge der Internodien cm\tFestigkeit des Strohes pro 20 cm L\u00e4nge a. d. Basis\tGewicht des 'ss Strohes\t\u00ab L\u00e4nge der S Spindel\tZahlder\u00c4hrchen\t^ Mittl. L\u00e4nge 2 der Spindel-s glieder\t\u00aba Ahrengewieht\tKornzahl\tKorn- gewicht a\tb ! ein-8anz'zeln g . m\tVerh\u00e4ltnis der K\u00f6rner zum Stroh i. Gewicht\tBe- mer- kun- gen\n1\tI\t104,0\t2,0 4,2 10,1\t122\t2,25\t8,6\t34\t2,5\t1,50\t33\t1,46 49\t1: 1,5\t(z. B.\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tForm\n\t\t\t18,3 24,7\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tder \u00c4hre\nu.\tS.\tw.\t44,4\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tusw.)\nSelektion von Kartoffeln. Sorte:...................\nLaufende Nummer\tEinzel- gewicht 9\tSpezifisches Gewicht\tTrocken- substanz o/ /o\tSt\u00e4rkegehalt 0/ /o\tTrocken- substanz <J\tSt\u00e4rkegehalt 9\nI USW.\t84\t> 1,089\t> 21,6\t> 15,8\t18,144\t13,272 7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n100\nSelektion von Zuckerr\u00fcben.\nLaufende Nummer\tGewicht der R\u00fcbe 9\tZucker in der R\u00fcbe\t\tBemerkungen\t\n\t\t0/ /o\tg\t(Form\tReinheitsquotient) 0/ /o\nI\t800\t15,7\t125,6\tSpindelf\u00f6rmig, zapfen- oder birnenf\u00f6rmig\t88,0\nBild 61. Laboratorium.\nBei der Veredlungsaaslese des Getreides (s. das Laboratorium Abbildung 61) werden au\u00dfer gew\u00f6hnlichen Ma\u00dfst\u00e4ben und analytischen Wagen noch folgende Apparate verwendet :\n1. Eine \u00c4hrenwage, wie sie von dem Mechaniker H. Dreefs in Halle a. S. (Wilhelmstr. 38) hergestellt wird, und welche nach dem Briefwagen-prinzip konstruiert ist (s. Abbildung 62). Die Skala an derselben l\u00e4\u00dft Gewichte bis zu 6 j mit Zehnteleinteilung ablesen, wobei man Hundertstel Gramm noch sch\u00e4tzen kann. Bei der Benutzung dieser Wage ist zu beachten, da\u00df die Lager nach l\u00e4ngerer Zeit, namentlich in staubiger oder sonst mangelhafter Luft, eine Reinigung erfordern. Wird aber dies beachtet und ist namentlich \u00fcberhaupt die Skala genau und richtig eingeteilt, so sind die Resultate brauchbar ;","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"7. Halle.\n101\ndas Arbeiten mit dieser Wage geht so schnell, wie es f\u00fcr Auslesearbeiten in gr\u00f6\u00dferem Umfange erforderlich ist.\n2. Ein Apparat zur Bestimmung der Bruchfestigkeit von Getreidehalmen nach den Angaben des Verfassers dieses Berichts, ebenfalls von dem oben genannten Mechaniker hergestellt (s. Abbildung 63). An demselben ist es zweckm\u00e4\u00dfig, die Schale zur Aufnahme des zur Belastung dienenden Sandes oder Bleischrotes aus Aluminium herzustellen, um ihr Gewicht so niedrig zu gestalten, da\u00df auch\nBild 62. \u00c4hrenwage.\tBild 63. Apparat nach Holdeflei\u00df zur Bestimmung\nder Bruchfestigkeit von Getreidehalmen.\nschw\u00e4chere Halme, besonders solche von Gerste, noch gepr\u00fcft werden k\u00f6nnen. Die Entfernung der St\u00fctzpunkte wird in den meisten F\u00e4llen zu 20 cm angesetzt. Jedenfalls mu\u00df sie bei Bestimmungen, die miteinander verglichen werden sollen, gleich sein. Die Belastungsstelle selbst wird genau in der Mitte gew\u00e4hlt, so da\u00df also der als Zeiger konstruierte Haken an der Skala genau auf Null zeigt. Diese Stelle befindet sich f\u00fcr gew\u00f6hnlich bei den Bestimmungen 15 cm \u00fcber dem untersten Ende des Halmes, was ungef\u00e4hr die Stoppelh\u00f6he darstellt.\nF\u00fcr die Bestimmung der Bruchfestigkeit des Halmes etwa 1 cm unterhalb der \u00c4hre, wo bei manchen Koggen- und Gerstensorten h\u00e4ufig ein","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nErster Teil: Institute und Saatzuehtanstalten.\nBrechen stattfindet, ist noch kein bestimmter Apparat im Gebrauch, sondern es wird der Halm durch F\u00e4den in einem horizontal festgestellten Metallringe so befestigt, da\u00df die betreffende Stelle aufliegt und der weitere Teil des Halmes schr\u00e4g nach oben ragt. Am \u00e4u\u00dfersten Ende wird dann ein leichtes Pappk\u00e4stchen mit F\u00e4den angeh\u00e4ngt und ebenfalls mit Sand allm\u00e4hlich belastet. Nach Eintreten des Bruches wird die Gesamtlast, ebenso wie bei dem oben beschriebenen Apparate auf einer besonderen Wage, z. B. auch auf einer besseren Briefwage, gewogen. Die Untersuchung der Kartoffeln wird in der Weise vorgenommen, da\u00df zun\u00e4chst der Gesamtertrag einzelner Pflanzen nach dem obigen Schema untersucht und verglichen wird. Von den danach ausgew\u00e4hlten Pflanzen werden die Knollen durch fortlaufende Zahlen numeriert. Darauf wird von denselben das Gesamt-und Einzelgewicht festgestellt sowie das durchschnittliche spezifische Gewicht und danach Trockensubstanz- und St\u00e4rkegehalt in Tabellen abgelesen. Das spezifische Gewicht der Gesamtknollenmenge wird sowohl nach der Stohmann-schen Methode, wie auch nach der F e s c a sehen bestimmt, das letztere mit Hilfe einer Tarierwage, deren eine Schale durch einen Drahtkorb ersetzt ist. Die einzelnen Knollen werden nun nach der Schwemmethode in Kochsalzl\u00f6sungen von bestimmtem spezifischen Gewichte sortiert, wobei als Mittelzahl das vorher gefundene spezifische Gewicht der Gesamtmasse benutzt wird. Zur Feststellung des spezifischen Gewichts der L\u00f6sung wird die K r o c k e r sehe Spindel verwendet. Die Auslese der Kartoffeln wird stets mit einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl von Sorten vorgenommen, wobei nach der Auswahl der jeweilig besten und schlechtesten mit dem Beste eine Koch- und Kostprobe veranstaltet wird.\nBei der Ve redlungsauslese der Zuckerr\u00fcben werden als Samenr\u00fcben ausgew\u00e4hlte Exemplare verwendet, die also mit dem Blattschopf noch versehen sind, der auf rd. 5\u20146 cm gek\u00fcrzt ist. Zun\u00e4chst werden die R\u00fcben durch mit Tinte geschriebene Zahlen numeriert und einzeln in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6\u00dfe gezeichnet. Es wird mit Absicht nicht die photographische Aufnahme verwendet, da bei den Studierenden das Zeichnen das genaue Kennenlernen der Formen au\u00dferordentlich f\u00f6rdert. Sodann werden die R\u00fcben einzeln gewogen und mit der Bohrmaschine von Keil & Dolle (Quedlinburg) an gebohrt. Die Bohrmaschine wird durch einen Elektromotor von i/2 PS. getrieben, wobei der Bohrer, wenn er leer geht, rd. 3600 Umdrehungen in der Minute macht. Als Bohrrichtung wird bei unseren Untersuchungen ein Winkel von 45\u00b0 zur L\u00e4ngsachse innegehalten, wobei der obere Anfang des Bohrloches unmittelbar unter dem an den alten Blattans\u00e4tzen kenntlichen Kopfe liegt. Bei den meisten R\u00fcben erh\u00e4lt man auf diese Weise gen\u00fcgend Brei, um das halbe Normalgewicht (13,024 g) abwiegen zu k\u00f6nnen. Bei kleineren R\u00fcben mu\u00df das Viertelnormalgewicht gen\u00fcgen. F\u00fcr die Extraktion des Zuckers wird die Kaltbreidigestion verwendet, in einem Ma\u00df ko Iben von 100 ccm Inhalt. Sofort nach dem Ein-","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"7. Halle.\n103\nsp\u00fclen des abgewogenen Breis werden 21/\u00ab ccm Bleiessig zugegeben, was f\u00fcr die nachfolgende Extraktion durch die Abt\u00f6tung der R\u00fcbenzellen f\u00f6rderlich ist. Es sind in unserem Laboratorium vergleichende Untersuchungen angestellt worden in bezug auf verschiedene Dauer der kalten Wasserdigestion, und es hat sich ergeben, da\u00df eine halbe Stunde vollkommen ausreicht ; in Wirklichkeit wird aber der Sicherheit wegen meistens erst mindestens nach einer Stunde filtriert. Vergleiche mit der Extraktionsmethode im Soxhletsehen Apparat unter Verwendung von Alkohol ergaben eine nur um h\u00f6chstens 0,l\u00b0/o h\u00f6here Zahl, so da\u00df die Kaltbreidigestion f\u00fcr Z\u00fcchtungszwecke als gen\u00fcgend angesehen werden kann. Zum Polarisieren wird ein Halbschattenapparat von der Firma Schmidt & Haensch in Berlin verwendet, mit einer bis 100 gehenden Skala. Es wird das Polarisationsrohr von 400 mm L\u00e4nge benutzt, so da\u00df bei der Verwendung des halben Normalgewichts unmittelbar die Zuckerprozente abgelesen werden. Das jetzt verwendete Rohr ist das nach dem Prinzip von Pellet, aber mit der von Schmidt & Haensch eingef\u00fchrten Ab\u00e4nderung, bei der statt des Hebers zum Eingie\u00dfen ein angel\u00f6teter Trichter und am anderen Ende ein \u00dcberlaufsrohr angebracht ist. Das Arbeiten mit diesem Rohre ist au\u00dferordentlich bequem und zeitsparend.\nBei einzelnen Zuckerr\u00fcben wird noch eine zweite Bohrung vorgenommen und der dabei erhaltene Brei in einem festen Leinentuche ausgepre\u00dft, bisher noch mit der Hand. Mit Hilfe eines Pyknometers oder auch der Mohr sehen Wage wird das spezifische Gewicht des Saftes bestimmt und aus Tabellen unter Ber\u00fccksichtigung der Temperatur die Grade Brix abgelesen. Sodann werden 5 oder 6 ccm von dem Saft in einen Ma\u00dfkolben pipettiert und nach Zusatz von 21/, ccm Bleiessig auf 100 ccm mit Wasser aufgef\u00fcllt. Es wird dann sofort filtriert und ebenfalls polarisiert. Hieraus wird mit der bekannten Ann\u00e4herung der Nichtzuckergehalt und der Reinheitsquotient des Saftes berechnet, ebenso auch weiterhin der Saft- bzw. Markgehalt der R\u00fcben nach der bekannten Formel: Saft =\t^\t.\nZs\nW\u00e4hrend der Vegetationszeit im S o m m e r werden vor allem von seiten der Teilnehmer in den \u00dcbungen Bastardierungen an Getreide, Erbsen, Kartoffeln, Mais und R\u00fcben ausgef\u00fchrt. Abgesehen von den Kartoffeln ist die Ausbeute an gelungenen Bastardbefruchtungen auch bei den Arbeiten der Studierenden verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gut, so da\u00df stets f\u00fcr die n\u00e4chste Vegetationsperiode eine Anzahl von Kreuzungen zur Aussaat bestimmt werden kann.\nBei den Laboratoriumsarbeiten wird au\u00dfer den geschilderten Gegenst\u00e4nden auch noch das Gebiet der Bonitierung der Gerste und verschiedene Kapitel der S\u00e4mereiuntersuchung, Keimversuche , Bestimmung des spezifisches Gewichts usw., behandelt. Auch","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nhier ist das Ziel, da\u00df die Praktikanten zu einer gewissen Selbst\u00e4ndigkeit gelangen, bei der sie f\u00fcr die Resultate die Verantwortung \u00fcbernehmen k\u00f6nnen. Spezialuntersuchungen erstrecken sich ferner auf verschiedene Einzelfragen, z. B. auf die Beziehung der Halmfestigkeit zu dem anatomischen Aufbau im L\u00e4ngs- und Querschnitt des Halmes. Ferner werden f\u00fcr die Beurteilung des Nutzwertes von Getreidek\u00f6rnern verschiedener Sorten und Herkunft Mahl- und Backversuche ausgef\u00fchrt, unter dem Gesichtspunkte, da\u00df alle dazu notwendigen Arbeiten mit kleinen Mengen (ev. 5 Pfund) im Laboratorium, und zwar so exakt ausgef\u00fchrt werden, wie es f\u00fcr die analytischen Methoden bei wissenschaftlichen Untersuchungen erforderlich ist. Zu diesen Arbeiten wird eine kleine Versuchsm\u00fchle von den Gebr\u00fcdern Seck in Dresden verwendet, welche durch den Elektromotor von l/2 PS. betrieben wird. Die M\u00fchle arbeitet mit glatten und geriffelten Stahlwalzen und mit Porzellanwalzen, und liefert mit Hilfe eines Plansichters vollst\u00e4ndig den Verh\u00e4ltnisssen der gro\u00dfen M\u00fchlen entsprechende Resultate, u. a. die besten Mehlmarken in vorz\u00fcglicher Qualit\u00e4t . Zur Erg\u00e4nzung wird f\u00fcr sp\u00e4ter noch die Einrichtung eines Mahlganges mit Steinen beabsichtigt. Die Backversuche werden in einem Laboratoriumsbackofen von der Firma Christ in Berlin ausgef\u00fchrt, der sich als gut brauchbar erwiesen hat, wenn auch in bezug auf Bequemlichkeit noch einige Verbesserungen zu erstreben sind. Die damit hergestellten Br\u00f6dchen und Brode entsprechen vollkommen den praktischen Verh\u00e4ltnissen. Vergleichende Mahl- und Backversuche mit verschiedenen Weizensorten verschiedener Herkunft sind mehrfach angestellt.1)\n* *\n*\nIm Interesse der pflanzen z\u00fcchterischen Bet\u00e4tigung in der Provinz Sachsen f\u00fchrt der Verfasser dieses Berichts f\u00fcr die Landwirtschaftskammer der Provinz Sachsen \u00f6fters Besichtigungen und Begutachtungen [von Saatzucht wirtschaften aus, welche zur Anerkennung von Originalz\u00fcchtungen angemeldet sind. Die dabei anerkannten Z\u00fcchtungen d\u00fcrfen als Originalz\u00fcchtungen bezeichnet werden, und werden zu einer vom Verfasser angeregten st\u00e4ndigen Ausstellung in dem Geb\u00e4ude der Landwirtschaftskammer zugelassen. Bei der Begutachtung wird bei jeder Z\u00fcchtung das Ausgangsmaterial, die Dauer der z\u00fcchterischen Arbeit und das Zuchtziel ber\u00fccksichtigt, wobei aber die sonstigen Bedingungen f\u00fcr eine sorgf\u00e4ltige Gewinnung von Saatgut \u00fcberhaupt die selbstverst\u00e4ndliche Voraussetzung bilden.\nVon Schriften, die au\u00dfer den oben im Texte angef\u00fchrten, speziell auf pflanzen z\u00fcchte rise hem Gebiete, aus dieser Abteilung des landwirt-\n1) So u. a. von Rudolf We\u00dfling: Ein Laboratoriumsversuch mit verschiedenen Weizensorten zur Ergr\u00fcndung ihres Mahl- und Backwertes. Inaug.-Diss. Halle a. S. 1906.","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"8. Hochburg.\n105\nschaftlichen Instituts der Universit\u00e4t Halle hervorgegangen sind, soll hier nur ein spezielles Buch \u00fcber ,,Landwirtschaftliche Pflanzenz\u00fcchtung\u201c von Professor Dr. P. Holdeflei\u00df Erw\u00e4hnung finden, welches in der Verlagsbuchhandlung von Dr. Max J\u00e4necke in Hannover 1908 (XXIV und 201 S.) erschienen ist.\n8. Hochburg.\nGro\u00dfherzoglich-Badische Saatzuchtanstalt.\nDr. Lang.\nDie Gro\u00dfh. Badische Saatzuchtanstalt Hochjburg bei Emmendingen, welche erst k\u00fcrzlich gegr\u00fcndet worden ist, beschr\u00e4nkt sich auf eine Beschreibung der allgemeinen Organisationsanlage, die des allgemeinen Interesses nicht entbehrt.\nI. Die T\u00e4tigkeit der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt.\nDie Gr\u00fcndung der badischen Saatzuchtanstalt erfolgte am 1. September 1908; am 22. Mai 1909 erhielt sie ihre Satzungen, aus denen folgendes hervorzuheben ist :\n\u00a7 1. Die Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt Hochburg hat die Aufgabe, den landwirtschaftlichen Pflanzenbau in Baden durch F\u00f6rderung von Pflanzenz\u00fcchtung, Saatgutbau, Sortenwahl und Saatgutbezug zu unterst\u00fctzen.\n\u00a7 2. Um diese Aufgabe zu erf\u00fcllen, erstreckt sie ihre T\u00e4tigkeit auf folgende Hauptgebiete :\na)\tBelehrung der Landwirte durch Lehrkurse, Vortr\u00e4ge, Aufs\u00e4tze, Flugbl\u00e4tter, Ausk\u00fcnfte usw. ;\nb)\tF\u00f6rderung selbst\u00e4ndiger Zuchtwirtschaften und Schaffung von Zuchtstellen f\u00fcr zuchtw\u00fcrdige badische Landsorten;\nc)\tF\u00f6rderung des Saatgutbaus und des Saatgutbezugs durch Saatenanerkennung und Beratung;\nd)\tEinleitung, \u00dcberwachung und Verarbeitung vergleichender Sortenanbauversuche bei den Landwirten des Landes;\ne)\teigene saatz\u00fcchterische T\u00e4tigkeit am Sitz der Anstalt zur Gewinnung von Material f\u00fcr Lehrkurse und in der Weise, da\u00df die Gutswirtschaft Hochburg ein Vorbild f\u00fcr Saatzucht- und Saatbaubetrieb wird;\nf)\twissenschaftliche Untersuchungen auf dem Gebiet des landwirtschaftlichen und g\u00e4rtnerischen Pflanzenbaus.\nDie in \u00a7 3 dieser Satzungen vorgesehenen besonderen Bestimmungen sind inzwischen ausgearbeitet und erlassen worden. Sie haben folgenden Wortlaut :","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n1.\tBestimmungen des Gro\u00dfh. Ministeriums des Innern f\u00fcr die Anerkennung selbst\u00e4ndiger Zuchtbetriebe in Baden (vom 18. August 1909).\n\u00a7 1. Zweck der Anerkennung.\nSaatzuchtbetriebe werden seitens der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt anerkannt, um dem K\u00e4ufer ihrer Zuchterzeugnisse die Gew\u00e4hr zu geben, da\u00df er gut und zielbewu\u00dft durchgez\u00fcchtetes Material vor sich hat, um den Saatzuchtbetrieb tunlichst vor unlauterem Wettbewerb zu sch\u00fctzen, um ihn vor anderen Betrieben auszuzeichnen und um ihm f\u00fcr sein Originalsaatgut die Frachterm\u00e4\u00dfigung zu sichern, die anerkanntes Saatgut genie\u00dft.\n\u00a7 2. Anerkannte Saatzuchtbetriebe.\nDie von der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt anerkannten Saatzuchtbetriebe haben das Recht, sich in ihren Ank\u00fcndigungen und Preislisten als solche zu bezeichnen. Sie haben au\u00dferdem das Recht, die bei ihnen anerkannten Z\u00fcchtungen \u2014 wenn sie bei ihnen selbst oder unter ihrer Aufsicht auf Vermehrungstellen gebaut sind \u2014 als Originalsaatgut zu verkaufen. Sie haben andererseits die Verpflichtung, sich nach den Bestimmungen der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt, sowie nach den allgemeinen Anforderungen an Saatgutbau und -Z\u00fcchtung zu richten.\n\u00a7 3. Die Anerkennungsbesichtigung.\nVorbedingung der Anerkennung ist die Besichtigung des Betriebes durch den Leiter der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt. Diese erfolgt wenigstens einmal j\u00e4hrlich.\nAuf Grund der Besichtigung wird Gew\u00e4hr geleistet:\n1.\tf\u00fcr die Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt des Z\u00fcchters,\n2.\tf\u00fcr die Zweckm\u00e4\u00dfigkeit seiner Einrichtungen,\n3.\tf\u00fcr die F\u00fchrung des Zuchtbuches.\nDagegen wird keine Gew\u00e4hr geleistet:\n1.\tf\u00fcr die G\u00fcte der von dem Saatzuchtbetrieb gelieferten Saatware,\n2.\tf\u00fcr den Anbauwert der Z\u00fcchtungssorte f\u00fcr bestimmte Gebiete des Landes.'\n\u00a7 4. Einsendung einer Saatgutprobe.\nUm der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt immerhin die M\u00f6glichkeit zu geben, sich auch von der Beschaffenheit der von dem Z\u00fcchter gelieferten Saatware zu \u00fcberzeugen, ist bei Herbstsaaten bis sp\u00e4testens 1. September, bei Fr\u00fchjahrssaaten bis sp\u00e4testens 1. Januar eine zuverl\u00e4ssige Saatgutprobe von 1 kg jeder der Originalsaaten einzusenden. Befriedigen diese Proben nicht, dann wird der Z\u00fcchter zu besserer Reinigung oder Sortierung angehalten.\n\u00a7 5. Der Saatgutverkauf der anerkannten Saatzuchtbetriebe.\nAu\u00dfer dem Originalsaatgut von ihren Z\u00fcchtungen k\u00f6nnen die Zuchtbetriebe auch Vermehrungsaaten fremder Z\u00fcchtungen verkaufen. In diesem","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"8. Hochburg.\n107\nFall tun sie gut daran, gleichzeitig Saatbaustellen der badischen Landwirt-schaftskammer zu werden. Eigentlicher Saatguthandel (Wiederverkauf gekaufter Saatware) ist f\u00fcr Saatzuchtbetriebe ausgeschlossen.\n\u00a7 6. Die Dauer der Anerkennung.\nDie Berechtigung eines von der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt anerkannten Saatzuchtbetriebes, sich als solchen zu bezeichnen, erlischt am 15. Juli desjenigen Jahres, in dem die Anerkennung versagt oder nicht mehr gew\u00fcnscht wird.\n\u00a7 7. Die Bekanntgabe.\nDie von der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt anerkannten Saatzuchtbetriebe werden j\u00e4hrlich zweimal im Wochenblatt des badischen landwirtschaftlichen Vereins bekannt gegeben. Gleichzeitig wird eine Liste ihrer Originalsaaten ver\u00f6ffentlicht, der die Z\u00fcchter Bemerkungen \u00fcber Anbau, Leistung und Lieferungsbedingungen ihrer einzelnen Saaten beif\u00fcgen k\u00f6nnen.\nBaden hat bis jetzt einen solchen anerkannten selbst\u00e4ndigen Saatzuchtbetrieb, n\u00e4mlich denjenigen von Ph. H. Stoll in Meekesheim.\n2. Bestimmungen des Gro\u00dfh. Ministeriums des Innern f\u00fcr die Saatenanerkennung auf den Saatbaustellen der Badischen Landwirtschaftskammer.\n\u00a7 1. Zweck der Saatenanerkennung.\nSaatgut wird anerkannt, um es in Zuchtwert, Beschaffenheit und Herkunft vor minderwertigem Saatgut auszuzeichnen, um es gegen unlauteren Wettbewerb zu sch\u00fctzen und um ihm die Frachterm\u00e4\u00dfigung zu sichern, die anerkanntes Saatgut genie\u00dft.\n\u00a7 2. Anerkanntes Saatgut.\nDie Saatbaustellen der Badischen Landwirtschaftskammer haben das Recht, Saatgut unter der Bezeichnung \u201eAnerkanntes Saatgut\u201c zu verkaufen, wenn dasselbe seitens der Anerkennungskommission gepr\u00fcft und einstimmig f\u00fcr gut und einwandfrei befunden ist.\n\u00a7 3. Zusammensetzung der Anerkennungskommission.\nDie Kommission besteht:\na)\taus dem Leiter der Gr. Saatzuchtanstalt als Vorsitzendem,\nb)\tdem zust\u00e4ndigen Landwirtschaftslehrer oder dessen Stellvertreter,\nc)\teinem Beauftragten der Landwirtschaftskammer.\nDer Vorsitzende beruft die Kommission ein, und diese nimmt zu der festgesetzten Zeit die Besichtigung auch dann vor, wenn ein oder zwei Mitglieder fehlen.\n\u00a7 4. Anmeldung zur Anerkennung.\nDie Anmeldung der anzuerkennenden Saaten erfolgt bis zum ersten Juni bei der Landwirtschaftskammer. Die Anmeldungsbogen enthalten Angaben","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n\u00fcber Fruchtart und Sorte, Gr\u00f6\u00dfe und Lage der Felder usw. Der Ursprung der Saat ist durch Frachtbrief, etwaige z\u00fcchterische Besch\u00e4ftigung mit der Sorte durch schriftliche Belege nachzuweisen.\n\u00a7 5. T\u00e4tigkeit der Kommission.\nDie Kommission pr\u00fcft den ganzen Betrieb, sowie die einzelnen angemeldeten Felder; den Betrieb daraufhin, ob Scheunen, Bodenr\u00e4ume, Maschinen usw. gen\u00fcgen, die Felder daraufhin, ob folgende Anforderungen erf\u00fcllt sind:\na)\tBei einheimischen Landsorten mu\u00df der Betrieb im Gebiet der Landsorte liegen.\nb)\tBei Z\u00fcchtungssorten und fremden Landsorten darf die Saat nicht mehr als zweite Absaat sein. Zweite Absaaten werden nur anerkannt, wenn sie nachweisbar von anerkannten ersten stammen.\nc)\tDer Bestand mu\u00df frei von anderen Arten, Sorten und Formen sein.\nd)\tDer Bestand mu\u00df frei von sch\u00e4dlichen, m\u00f6glichst frei von weniger sch\u00e4dlichen Unkr\u00e4utern sein. Zu ersteren geh\u00f6ren hier namentlich: Kornrade, Knotenhederich, gewisse Wicken und Flughafer.\ne)\tDie durch Saatgutbeizung bek\u00e4mpfbaren Pflanzenkrankheiten m\u00fcssen ganz fehlen. Von den \u00fcbrigen d\u00fcrfen nur geringe Spuren vorhanden sein. Zu den ersteren geh\u00f6ren Steinbrand und Haferflugbrand, zu den letzteren Mutterkorn, vorl\u00e4ufig noch Weizen- und Gerstenflugbrand, Rost, Helmin-thosporium, Kartoffelkrankheit, Schwarzbeinigkeit.\nf)\tBei Wicken und Roggen m\u00fcssen andere Wicken- bzw. Roggenfelder wenigstens 100 m entfernt liegen.\ng)\tVermischungen an den Feldr\u00e4ndern m\u00fcssen ausgeschlossen sein.\n\u00a7 6. Vorl\u00e4ufige Anerkennung.\nDie Kommission teilt das Besichtigungsergebnis sofort nach der Besichtigung der Gr. Saatzuchtanstalt und der Landwirtschaftskammer mit. Die bei der Besichtigung als einwandfrei befundenen Saaten gelten als vorl\u00e4ufig anerkannt. Eine Liste derselben wird seitens der Kommission sofort ver\u00f6ffentlicht.\n\u00a7 7. Einsendung einer Saatgutprobe.\nBei Herbstsaaten bis sp\u00e4testens zum ersten September, bei Fr\u00fchjahrssaaten bis sp\u00e4testens zum ersten Januar ist eine absolut zuverl\u00e4ssige Saatgutprobe von 12\u2018/2 hg von jeder der vorl\u00e4ufig anerkannten Sorten zum Zweck der endg\u00fcltigen Anerkennung an die Landwirtschaftskammer einzusenden.\n\u00a7 8. Untersuchung der Probe.\nAn der Probe werden folgende Untersuchungen vorgenommen :\na)\tauf Reinheit und Keimf\u00e4higkeit durch die Gr. landwirtschaftliche Versuchsanstalt,\nb)\tauf Eignung als Saatgut \u00fcberhaupt durch die Gr. Saatzuchtanstalt.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"8. Hochburg.\n109\n\u00a7 9. Endg\u00fcltige Anerkennung.\nWenn keines von den Urteilen auf Aberkennung lautet, so gilt das Saatgut als endg\u00fcltig anerkannt, und zwar f\u00fcr die Dauer eines Jahrgangs. Bei Kartoffeln mu\u00df in der Regel noch eine Besichtigung des erzeugten Saatgutes im Aufbewahrungsraum kurz vor der Verkaufszeit stattfinden. Der Vorsitzende der Anerkennungskommission benachrichtigt die Saatgutproduzenten und die Landwirtschaftskammer davon, ob die Saaten endg\u00fcltig anerkannt oder aberkannt sind.\n\u00a7 10. Einsprachen gegen das Urteil der Kommission.\n\u00dcber Einsprachen gegen das Urteil der Kommission entscheidet das Gr. Ministerium des Innern. Die Frist zur Erhebung der Einsprachen betr\u00e4gt drei Tage, von der Zustellung an gerechnet.\n\u00a7 11. Ver\u00f6ffentlichung der Saatgutliste.\nEine Liste des endg\u00fcltig anerkannten Saatgutes der Saatbaustellen wird seitens der Landwirtschaftskammer ver\u00f6ffentlicht und tunlichst verbreitet.\nDie badische Landwirtschaftskammer hat 17 allgemeine Saatbaustellen und 11 Tabaksaatbaustellen. Sie hat f\u00fcr dieselben eine Reihe eigener Bestimmungen herausgegeben. Au\u00dferdem gelten speziell f\u00fcr die Tabaksaatbaustellen die von der Gr. Saatzuchtanstalt ausgearbeiteten technischen Vorschriften, n\u00e4mlich:\n3.\tAnkauvorscliriften f\u00fcr Tabaksamenbau auf den Tabaksaatbaustellen der Badischen\nLandwirtschaftskammer.\nI.\tZweck der Anbauvorschriften.\nDie Anbauvorschriften sollen dem K\u00e4ufer von Tabaksamen die Gew\u00e4hr leisten, dass der bezogene Samen von musterg\u00fcltig bebauten Feldern stammt, von besonders wertvollen und typischen Pflanzen der betreffenden Sorte gezogen wurde und vollkommen ausgereift ist.\nII.\tDie Bebauung der Tabaksamenfelder.\nDie Bebauung der Tabaksamenfelder mu\u00df eine nach jeder Richtung hin einwandfreie und musterg\u00fcltige sein.\nIII.\tDie Auswahl und Reinerhaltung der Sorte.\n1.\tDie Tabaksaatbaustelle erzeugt Saatgut von derjenigen Sorte, die bisher f\u00fcr das betreffende Anbaugebiet von besonderer Wichtigkeit war und daher bis auf weiteres f\u00fcr dasselbe in Betracht kommt.\n2.\tDie Auswahl der Sorte sowie des ersten Saatbaufeldes geschieht durch die Saatenanerkennungskommission im Einvernehmen mit den Interessenten und \u00f6rtlichen Sachverst\u00e4ndigen.\n3.\tS\u00e4mtliche zur Gewinnung von Samen bestimmten Pflanzen sind durch Gazehauben gegen Fremdbest\u00e4ubung zu sch\u00fctzen.\n4.\tSie m\u00fcssen in einem normalen, feldm\u00e4\u00dfigen Best\u00e4nde stehen.\n5.\tSie m\u00fcssen alle Sortenmerkmale vollkommen einwandfrei, wo n\u00f6tig in gesteigertem Ma\u00dfe, besitzen.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n6. Sie m\u00fcssen fr\u00fchzeitig ausgew\u00e4hlt und von da an sorgf\u00e4ltig beobachtet werden. Halten sie nicht, was sie urspr\u00fcnglich versprochen haben, so sind sie durch Abbrechen des ganzen Bl\u00fctenstandes von der Samengewinnung auszuschlie\u00dfen,\nIV. Die Erzeugung tadelloser Saat ware.\n1.\tAn dem Bl\u00fctenstand der Samentr\u00e4ger sind die unteren Bl\u00fcten\u00e4ste vor Bl\u00fchbeginn zu entfernen.\n2.\tWenn die Bl\u00e4tter der Samentr\u00e4ger reif zum Brechen sind, werden sie bis auf die obersten f\u00fcnf geerntet.\n3.\tDie Samentr\u00e4ger d\u00fcrfen erst geerntet werden, wenn der von ihnen erzeugte Same schnittreif, also braun gef\u00e4rbt ist.\n4.\tDer geerntete Samen ist sorgf\u00e4ltig zu reinigen und nach der Schwere zu sortieren.\nV. Anerkennung von Tabaksaatgut auf den Tabaksaatbaustellen.\nF\u00fcr die Aneikennung von Tabaksaatgut gelten die gleichen Bestimmungen wie f\u00fcr die Anerkennung sonstigen Saatgutes.\n4. Bedingungen liir die Teilnehmer an den Anbauversuchen der Deutschen Kartoffelkulturstation\nin Bcrliu.\n(Badische Kartoffelbaustationen.)\nJeder Versuchsansteller hat einen j\u00e4hrlichen Beitrag von 200 M im ersten und 150 M in den folgenden Jahren an die Deutsche Kartoffelkulturstation zu zahlen.\nDie Versuchsansteller verpflichten sich, mindestens drei Jahre hindurch die Anbauversuche genau nach dem vorgeschriebenen Plan ordnungsm\u00e4\u00dfig und gewissenhaft auszuf\u00fchren und \u00fcber die Versuchsanstellung sowie \u00fcber die Ergebnisse der Versuche durch Beantwortung eines Fragebogens Bericht zu erstatten.\nDas Saatgut erhalten die Versuchsansteller umsonst, doch haben sie die Frachtkosten daf\u00fcr zu tragen.\nDie Ernte bleibt bis auf Proben aller Sorten, die f\u00fcr Untersuchungszwecke an die Kartoffelkulturstation unentgeltlich abzugeben sind, Eigentum des Versuchsanstellers.\nDer Austritt ist im Herbst anzumelden.\nJeder Versuchsansteller, der von der Versuchsanstellung zur\u00fccktritt, hat von allen im letzten Versuchsjahr angebauten Sorten je 100 kg tadelloses Saatgut an die Station zur\u00fcckzuliefern.\nDie Versuchsansteller verpflichten sich, jederzeit eine Besichtigung des Versuchsfeldes durch den Leiter der Deutschen Kartoffelkulturstation oder durch dessen Vertreter oder durch den Leiter der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt zu gestatten.\nDiese Bedingungen werden in Form eines Vertrages aufgesetzt und sind von den Versuchsanstellern zu unterzeichnen.\nNeben diesen Bedingungen sind die Anbauvorschriften auf das genaueste zu beachten.\nAnweisung f\u00fcr Vorbereitung und Bepflanzung des Versuchsfeldes bei Sortenanbau versuch en der Kartoffelbaustationen.\n1.\tF\u00fcr das Versuchsfeld ist ein gleichm\u00e4\u00dfiges, wom\u00f6glich schon im Herbst oder Winter stark mit Stallmist ged\u00fcngtes Ackerst\u00fcck auszuw\u00e4hlen.\n2.\tDas Versuchsfeld darf nicht im Angewende liegen.\n3.\tBei einer Gr\u00f6\u00dfe der Parzellen von 2,5 a soll jede Parzelle vier Reihen mit 60 cm Abstand erhalten.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"8.\tHochburg.\nIll\n4.\tDas Land ist zur Bestellung durch wiederholtes Schleifen, Eggen und Walzen gr\u00fcndlich vorzubereiten.\n5.\tDamit die Kartoffeln unter m\u00f6glichst g\u00fcnstigen D\u00fcngungsverh\u00e4ltnissen angebaut werden, wird eine Fr\u00fchjahrsd\u00fcngung mit 10 kg l\u00f6slicher Phosphors\u00e4ure und 8 kg Stickstoff auf den preussischen Morgen empfohlen. Bei Verwendung von Chilesalpeter ist dieser zweckm\u00e4\u00dfig in zwei Gaben zu verabreichen, zur H\u00e4lfte kurz vor der Bestellung und zur H\u00e4lfte nach dem Aufgang der Kartoffeln.\n6.\tDas Aussaatquantum soll f\u00fcr alle Sorten m\u00f6glichst gleich sein und ist f\u00fcr jede Sorte und Parzelle genau festzustellen. Dies geschieht entweder, indem die zur Saat verlesenen Kartoffeln gewogen und die nach dem Auslegen \u00fcbrig gebliebenen zur\u00fcckgewogen werden, oder indem die vorher abgez\u00e4hlten Saatknollen gewogen werden. Bei einer Pflanzweite von 60 : 50 cm sind f\u00fcr jede Parzelle 832 St\u00fcck Knollen erforderlich.\n7.\tDas Auslegen aller Sorten soll an einem und demselben Tage stattfinden.\n8.\tEine bestimmte Art des Lcgens wird nicht vorgeschrieben.\n9.\tSehr zu empfehlen ist, zwischen den einzelnen Sortenparzellen jedesmal eine Grenzreihe einzuschalten, um eine bessere \u00dcbersicht und ein leichteres und sichereres Auseinanderhalten der verschiedenen Sorten, namentlich bei der Ernte, zu erreichen. Zwdschenreihen werden zweckm\u00e4\u00dfig mit einer Fr\u00fchkartoffel, am besten mit einer blauen, bepflanzt.\n10.\tZu beiden Seiten des Versuchsfeldes sind zwei bis drei Reihen mit einer beliebigen Kartoffelsorte zu bepflanzen, damit Randreihen veimieden werden.\n11.\tDie Bearbeitung hat nach orts\u00fcblicher Weise zu geschehen. Hierbei ist in erster Linie zu beachten, da\u00df das Versuchsfeld jederzeit von LTnkraut rein gehalten und jede Krustenbildung verhindert wird.\nBaden hat vier Kartoffelbaustationen:\nGraf Douglas, Madachhof b. Schwackenreute.\nZuckerfabrik Wagh\u00e4usel, Kirschgartshausen b. Lampertheim. Hoffmann, Scheckenbronner Hof b. Bruchsal.\nGebr. Gebhardt, Dammhof b. Eppingen.\n5. Vorschriften f\u00fcr vergleichende Sortenanbauversuche.\nF\u00fcr die vergleichenden Sortenanbauversuche in Baden gelten die Anweisungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft mit einigen unbedeutenden, den speziellen Verh\u00e4ltnissen entsprechenden Ab\u00e4nderungen. Auch die Liste der zu pr\u00fcfenden Sorten ist von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft \u00fcbernommen worden, und das Saatgut wird durch ihre Vermittlung beschafft. Die Versuchsergebnisse werden ihr mitgeteilt.\nEs laufen jetzt zehn Versuche mit Wintergetreide. Solche mit Sommergetreide beginnen im Fr\u00fchjahr 1910 in gr\u00f6\u00dferer Anzahl.\n6. Bestimmungen des Gro\u00dfh. Ministeriums des Innern f\u00fcr die Z\u00fcchtung von Landsorten auf den Saatzuchtstellen der Grossh. Saatzuchtanstalt Hochburg (vom 16. Dezember 1909).\n1. Zweck der Einrichtung von Zuchtstellen.\nDie Zuchtsteilen der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt haben die Aufgabe, zuchtw\u00fcrdige einheimische Landsorten in ihren Anbaugebieten durch zweckentsprechende z\u00fcchterische Ma\u00dfnahmen unter der Leitung der Saatzuchtanstalt in ihren Leistungen zu verbessern.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n2.\tAnerkennung der Zuchtstellen und ihrer Saaten.\nDie Zuchtstellen und ihre Zuchtsaaten werden durch die Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt besichtigt und, wenn sie den Anforderungen gen\u00fcgen, anerkannt. Durch die Anerkennung soll dem K\u00e4ufer die Gew\u00e4hr geleistet werden, da\u00df er gut und gewissenhaft durchgez\u00fcchtetes Material vor sich hat; ferner soll der Zuchtbetrieb vor anderen Betrieben ausgezeichnet und gegen unlauteren Wettbewerb gesch\u00fctzt werden ; endlich soll er die Frachterm\u00e4\u00dfigung genie\u00dfen, die anerkanntem Saatgut gew\u00e4hrt wird.\n3.\tRechte und Pflichten der Zuchtstellen.\nDie anerkannten Zuchtstellen der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt haben das Recht, sich in ihren Ank\u00fcndigungen und Preislisten als solche zu bezeichnen und die von ihnen unter der Leitung der Anstalt gez\u00fcchteten Saaten als Originalsaaten zu verkaufen (sofern letztere bei ihnen selbst oder auf Yermehrungsteilen unter ihrer Aufsicht gebaut sind). Sie werden von der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt und vom zust\u00e4ndigen Gro\u00dfh. Landwirtschaftslehrer in ihren Arbeiten unterst\u00fctzt und beraten. Es wird Sorge daf\u00fcr getragen, da\u00df Vermehrung und V erkauf der Zuchtsaaten entsprechende Regelung erfahren und dass hierdurch sowie durch Bekanntmachungen der Absatz gesichert wird. \u2014 Die Zuchtstellen haben anderseits die Verpflichtung, sich den Anordnungen der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt und des zust\u00e4ndigen Landwirtschaftslehrers in technischen Fragen sowie in Fragen des Absatzes zu f\u00fcgen und die allgemein geltenden Anforderungen an Saatgutbau und Saatgutz\u00fcchtung gewissenhaft zu erf\u00fcllen.\n4.\tDie Dauer der Anerkennung.\nDie Anerkennung beginnt in dem Jahr, wo die Zuchtstelle zum ersten Male gez\u00fcchtetes Saatgut verkaufen darf, und gilt jeweils f\u00fcr ein Jahr.\nWenn die gemeinsame Arbeit von einem der Beteiligten nicht mehr gew\u00fcnscht wird, so kann die Zuchtstelle unter Umst\u00e4nden in die Reihe der selbst\u00e4ndigen Zuchtbetriebe einr\u00fccken und als solcher nach den betreffenden Bestimmungen anerkannt werden.\n5.\tDie T\u00e4tigkeit der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt.\nDie T\u00e4tigkeit der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt besteht im allgemeinen in der Belehrung der Zuchtstelleninhaber, in der Besichtigung und Anerkennung der Zuchtstellen und ihrer Saaten, n\u00f6tigenfalls in der Beihilfe bei Aussaat und Ernte der Eliten, in der \\ ornahme der endg\u00fcltigen Auslese der Elitepflanzen und der Nachkommenschaften, endlich in der vergleichenden Pr\u00fcfung der Eliten und der Nachkommenschaften auf dem Versuchsfeld oder in vergleichenden Sortenanbauversuchen.\n6.\tDie T\u00e4tigkeit der Zuchtstellen.\nDie T\u00e4tigkeit der Zuchtstellen besteht in der Anlage und Bewirtschaftung des Zuchtgartens, in der Beobachtung und Pflege der Zuchtgartenpflanzen, in der Vornahme der Vorauslese. Ziiehtungsart und Ausleseverfahren werden, da es sich um Betriebe von ganz verschiedener Gr\u00f6\u00dfe und um s\u00e4mtliche Arten von Kulturpflanzen handeln kann, nicht im voraus festgesetzt; \u00fcberhaupt werden sich die Normen f\u00fcr die praktische Durchf\u00fchrung der Z\u00fcchtungsarbeiten erst im Laufe der Jahre f\u00fcr die einzelnen Z\u00fcchtungsbetriebe entwickehi.\n7.\tDie Kosten der Z\u00fcchtungsarbeit.\nDie bei der Z\u00fcchtung dem Zuchtstelleninhaber erwachsenden baren Auslagen \u00fcbernimmt die Staatskasse. Dagegen fallen die Arbeitskosten dem Z\u00fcchter zur Last. Geb\u00fchren f\u00fcr die Anerkennung und f\u00fcr die Leistungen der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt sowie der Gro\u00dfh. Landwirtschaftslehrer werden nicht erhoben.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"IS. Hochburg.\n113\n8. Die Bekannt m a cliun g.\n\u00dcber den Stand und Fortschritt der z\u00fcchterischen Arbeiten erstattet die Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt j\u00e4hrlich Bericht an das Gro\u00dfh. Ministerium des Innern und an die \u00d6ffentlichkeit.\nSobald Z\u00fcchtungssaaten zum Verkauf stehen, wird seitens der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt eine Liste der Zuchtstellen und der von ihnen angebotenen anerkannten Zuchtsaaten zweimal j\u00e4hrlich bekanntgegeben. Den Z\u00fcchtern steht es dann frei, jeweils eigene Angaben \u00fcber Leistung, Anbau und Lieferungsbedingungen ihrer Saaten anzuf\u00fcgen.\n7. F\u00f6rderung des Gerstenbaues.\nEs werden Vorbereitungen getroffen, um den Gerstenbau durch Schaffung von Gerstenbau- und Zuchtgenossenschaften zu f\u00f6rdern.\nBild 64. Teil des Zuchtgartens in Hochburg.\n8. F\u00f6rderung des Futterbaues.\nDie Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt bildet zugleich die amtliche Beratungsstelle f\u00fcr Futterbau in Baden.\nII. Die Einrichtungen der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt.\n1. Das Versuchsfeld.\nDas Versuchsfeld umfa\u00dft zun\u00e4chst 1 ha. (Abbildung 64). Es ist mit einem kr\u00e4ftigen Drahtgitter umgeben. 6U0 qm innerhalb dieser Fl\u00e4che sind mit einem 2 m hohen Zaun in der Weise versehen, da\u00df ein Bindfadennetz zum Schutz gegen V\u00f6gel dar\u00fcber her gespannt werden kann.\n2. Die Geb\u00e4ude.\nDiese bestehen aus dem eigentlichen Institutsgeb\u00e4ude (Abbildung 65) und aus der Saatzuchtscheune.\nDeutsche Pflanzenzucht.\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nBild 65. Institutsgeb\u00e4ude der Gr. Bad. Saatzuchtanstalt Hochburg.\nBild 60. Ein Ausleseraum der Saatzuchtanstalt Hochburg.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"8. Hochburg.\n115\nAls Institutsgeb\u00e4ude dient der S\u00fcdfl\u00fcgel des Hochburgei' Ackerbauschulgeb\u00e4udes, eines gro\u00dfen, massiven Sandsteinbaues. Dieser Fl\u00fcgel war urspr\u00fcnglich f\u00fcr eine Haushaltungsschule bestimmt und stand, da deren Einrichtung unterblieben war, sofort zur Verf\u00fcgung.\nIm Erdgescho\u00df besitzt die Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt drei R\u00e4ume von 63, 26 und 31 qm. Diese dienen als Arbeitsr\u00e4ume f\u00fcr gr\u00f6bere Auslesearbeiten. (Abbildung 66). Im ersten Stockwerk befinden sich das Vorstandszimmer und die Bureau- und Laboratoriumsr\u00e4ume, alle sehr hoch und mit gro\u00dfen Fenstern versehen. Sie messen 23, 58, 13 und 14 qm. Auf dem Speicher endlich hat die Saatzuchtanstalt etwa 110 qm benutzbare Fl\u00e4che.\nDie Saatzuchtscheune ist neu gebaut. Unter ihr befindet sich ein 420 cbm gro\u00dfer Keller. Die Dreschtenne mi\u00dft 34 qm, und die rechts und links davon befindlichen Scheunenr\u00e4ume sind je 72 qm gro\u00df. Der dar\u00fcber liegende Speicher hat eine Bodenfl\u00e4che von etwa 175 qm; die eine H\u00e4lfte ist zur Probe mit Elastic-Leder-Fu\u00dfboden belegt, die andere mit guten Dielen.\n3. Die Ausr\u00fcstung.\nDiese ist den Zwecken entsprechend und auf Grund der an anderen Orten gemachten Erfahrungen zusammengestellt. Die M\u00f6bel wurden nach den Angaben des Leiters des Instituts angefertigt, die Maschinen und Ger\u00e4te nach seinen Vorschl\u00e4gen angeschafft.\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nBild 67. Das Geb\u00e4ude der Kgl. w\u00fcrttembergischen Saatzuchtanstalt, Vorderansicht.\n9. Hohenheim.\nDie Kgl. wtirttembergische Saatzuchtanstalt Hohenheim.\nVon Prof. Dr. Wa c k er-Hohenheim.\n1. Geschichte der Anstalt.\nDie Gr\u00fcndung der Kgl. w\u00fcrttembergischen Saatzuchtanstalt Hohenheim erfolgte im Jahre 1905. Die Entstehungsgeschichte der Anstalt reicht jedoch einige Jahre zur\u00fcck. Schon 1902 veranla\u00dfte das Kgl. Ministerium des Innern die Direktion des Kgl. landwirtschaftlichen Instituts Hohenheim zu einer \u00c4u\u00dferung dar\u00fcber, ob es angezeigt sei, in W\u00fcrttemberg an eine staatliche F\u00f6rderung der Pflanzenz\u00fcchtung heranzugehen, und auf welchem Wege dies geschehen k\u00f6nnte.\nVon der Direktion hiermit betraut, erstattete nun Professor Dr. C. Fruwirth als Dozent f\u00fcr Pflanzenbau an genannter Hochschule verschiedene eingehende Berichte und Gutachten \u00fcber die etwaige Gr\u00fcndung und Einrichtung einer Saatzuchtanstalt. Die Angelegenheit kam auch in der Sitzung des Gesamtkollegiums der Kgl. Zentralstelle f\u00fcr die Landwirtschaft vom 20. Juni 1904 zur Sprache; \u00d6konomierat Direktor Mayer-Heilbronn stellte den Antrag auf Einrichtung der Anstalt, der seitens der Zentralstelle und der Regierungsvertreter g\u00fcnstig aufgenommen wurde. Der von der Regierung hierauf eingebrachte Entwurf wurde in beiden Kammern angenommen und die Anstalt mit dem 1. April 1905 ins Leben gerufen. Zu Beamten der Anstalt wurden ernannt Prof. Dr. C. Fruwirth als Vorstand, Dr. H. Lang als Assistent und W. Mall als Gehilfe. Dem Vorstand wurde zu seiner Beratung ein aus vier R\u00e4ten und vier stellvertretenden R\u00e4ten bestehender st\u00e4ndiger Beirat zuerteilt, Die Mitglieder dieses Beirats wurden dem Stande der praktischen Landwirte entnommen. Die Ziele der T\u00e4tigkeit und die Einrichtungen der Anstalt hat Fruwirth","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"9. Hohenheim.\n117\nlange Zeit vor ihrer eigentlichen Gr\u00fcndung zuerst in einem Aufsatz im W\u00fcrtt. Wochenblatt f\u00fcr Landwirtschaft1) und dann in einer sehr ausf\u00fchrlichen und umfangreichen Denkschrift genau gekennzeichnet. Die speziellen Aufgaben der Anstalt wurden in den gleichfalls von Fruwirth entworfenen Statuten niedergelegt2). Danach hat die Anstalt den Zweck, den landwirtschaftlichen Pflanzenbau des Landes hinsichtlich der Sortenwahl, des Saatgutbaus und der Saatgutz\u00fcchtung zu f\u00f6rdern. Im einzelnen sollen diese Zwecke erreicht werden durch das Studium der heimischen Landsorten am Sitze der Anstalt, durch Einleitung und \u00dcberwachung von sortenvergleichenden Anbauversuchen, durch F\u00f6rderung des Saatgutbaus und der Z\u00fcchtung, wobei diese beiden letzten Aufgaben durch Kurse, Demonstrationen, sowie durch Beratungen der Z\u00fcchter \u00fcber Einzelfragen und Ausf\u00fchrung von Z\u00fcchtungen am Sitze der Anstalt oder an andern Orten des Landes gel\u00f6st werden sollen. F\u00fcr die erste Wirksamkeit der Anstalt war es nun von gro\u00dfem Werte, da\u00df schon in fr\u00fcheren Jahren z\u00fcchterische Arbeiten auf dem Versuchsfelde der Kgl. landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim geleistet worden sind. Anfang der 1890er Jahre hatte bereits Prof, von S t r e b e 1, der heutige Direktor Hohenheims, praktische Pflanzenz\u00fcchtung ausgef\u00fchrt. Er trieb mehrere Jahre hindurch eine Auslese von verschieden schweren \u00c4hren bei Gerste, Hafer und Sommerweizen, bzw. eine Auslese von verschieden vielk\u00f6rnigen \u00c4hrchen bei Dinkel, um den Erfolg einer solchen Auswahl zu pr\u00fcfen. Im Jahre 1897 wurde C. Fruwirth als Professor f\u00fcr Pflanzenbau nach Hohenheim berufen. Fruwirth entfaltete gleich bei seinem Amtsantritte eine umfassende pflanzenz\u00fcchterische Versuchst\u00e4tigkeit. Das Versuchsfeld, in dem der erste Zuchtgarten angelegt wurde, diente ihm in ausgiebigster Weise zu den Versuchen, ebenso der botanische Garten der landwirtschaftlichen Hochschule (Vorstand Prof. Dr. von Kirchner) zu Bl\u00fchbeobachtungen bei Getreide. Dr. Franck-Oberaspach machte daselbst Befruchtungsversuche bei H\u00fclsenfr\u00fcchten zum Teil gemeinsam mit von Kirchner, dessen \u00f6ffentliche und private Bibliothek Fruwirth nebenbeibemerkt reichlich oft benutzte. Bis zu seinem Weggange von Hohenheim im Herbst 1907 hat Fruwirth die pflanzenz\u00fcchterische Versuchst\u00e4tigkeit aufrecht erhalten und von Jahr zu Jahr erweitert und vergr\u00f6\u00dfert. Noch bevor die Saatzuchtanstalt errichtet wurde, hat er auch durch Vermittlung der Kgl. Zentralstelle f\u00fcr die Landwirtschaft Fragebogen an die landwirtschaftlichen Bezirksvereine hinausgehen lassen, um so \u00fcber den bisherigen Stand der Sortenkenntnis und der Sortenverbreitung im Lande genauen Aufschlu\u00df zu geben. So vorbereitet, war es nat\u00fcrlich der neuen Saatzuchtanstalt erm\u00f6glicht, sofort nach ihrer Er\u00f6ffnung den vollen Betrieb, auch auf dem Gebiete der Z\u00fcchtung, aufzunehmen.\nIm Herbst 1907 wurde Fruwirth als au\u00dferordentlicher Professor an die\n1)\tVgl. W\u00fcrtt. Wochenblatt f. Landw. 1905 Nr. 10.\n2)\tVgl. W\u00fcrtt. Wochenblatt f. Landw. 1905 Nr. 51.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nk. k. technische Hochschule in Wien berufen. An seine Stelle ist der Verfasser getreten. Im Dezember 1906 verlie\u00df Assistent Dr. H. Lang die Anstalt, Dr. Krogmann trat daf\u00fcr neu ein und blieb bis Oktober 1908, wo er von Hans S c h ol z abgel\u00f6st wurde. W. Mall, jetzt Saatzuchtverwalter, wirkt noch heute an der Anstalt.\n2. Einrichtungen der Anstalt.\nMit R\u00fccksicht auf die der Anstalt gestellten Aufgaben sind auch die Einrichtungen des Geb\u00e4udes und der Zuchtg\u00e4rten getroffen.\nDas zweist\u00f6ckige Anstaltsgeb\u00e4ude (Abb. 67) hat eine Grundfl\u00e4che von 205 qm und ist auf drei Seiten von einer ca. 1 ha gro\u00dfen eingefriedigten Fl\u00e4che umgeben. Im Erdgescho\u00df des Geb\u00e4udes befindet sich ein Lagerraum, die Dreschtenne, ein Vorratsraum und zum Teil der Keller.\nIm Lagerraum, der einen fugenlosen Steinholzboden hat, k\u00f6nnen einzelne Garben, gr\u00f6\u00dfere Pflanzenb\u00fcndel oder Vermehrungen, die von einzelnen Stammz\u00fcchtungen herr\u00fchren, und sonstiges untergebracht werden.\nDie Dreschtenne, gleichfalls mit einem Steinholzboden versehen, dient zur Vornahme des Drusches von kleineren Mengen. Der Drusch erfolgt mit dem Flegel oder einer kleinen, besonders gebauten Handdreschmaschine.\nIn dem Vorratsraum neben der Tenne sind verschiedene Reinigungsund Sortiermaschinen aufgestellt.\nDer Keller, an dessen einer L\u00e4ngswand ein Holzgestell mit 112 F\u00e4chern angebracht ist, dient zur Aufbewahrung von Kartoffeln, R\u00fcben, Samentr\u00e4gern von Kopfkohl usw.\nIm ersten Stockwerk befinden sich der gro\u00dfe und der kleine Arbeitsraum, der Sammlungsraum, das Zimmer des Vorstandes, das zugleich Aktenzimmer ist, und das Wohnzimmer des Assistenten.\nDer gro\u00dfe Arbeitsraum (Abb. 68) dient in erster Linie zur Vornahme der Auslesearbeiten. In ihm sind neben drei Schr\u00e4nken ein gro\u00dfer und zwei kleinere Tische aufgestellt. An den W\u00e4nden sind Schauk\u00e4sten aufgeh\u00e4ngt, in denen Demonstrationsmaterial f\u00fcr die Kurse aufbewahrt ist. Die Schr\u00e4nke (Abb. 68) enthalten eine Reihe von Apparaten, die bei der Untersuchung der Proben der Saatbauwirtschaften und der Sortenversuche benutzt werden, z. B. Apparate zur Ermittlung der Mehligkeit und Glasigkeit der K\u00f6rner, ferner Schalen-wragen, Litergewichts wagen, Kornz\u00e4hlapparate verschiedenen Systems, Sch\u00fcttei- und Sortierapparate, wie auch die Halmbiegungsapparate nach Kraus f\u00fcr vertikale und horizontale Einspannung der Halme und ein Apparat zur Ermittlung der Knickfestigkeit von Halmen nach Holdeflei\u00df.\nIm kleinen Arbeitsraum befinden sich die Einrichtungen zum Mikroskopieren, zur Vornahme der W\u00e4gungen und zur Besorgung der Schreibarbeiten. Eine Reihe von analytischen \u00c4hren- und K\u00f6rnerwagen verschiedener Systeme stehen hier zur Verf\u00fcgung, ebenso Vorrichtungen zum Messen der Halml\u00e4nge und Halmdicke, Apparate zur Bestimmung der St\u00e4rke in Kartoffeln, ver-","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"9. Hohenheim.\n119\nschiedene Vorrichtungen zur Feststellung der Abmessungen von Samen und Fr\u00fcchten usw. Zur Unterbringung dieser Gegenst\u00e4nde dient ein gro\u00dfer Glaskasten. In einem mit vielen F\u00e4chern versehenen Wandgestell lassen sich Drucksachen aller Art, Kataloge u. a. aufbewahren. Zwei weitere Schr\u00e4nke, die in diesem Raume untergebracht sind, bergen hinter T\u00fcren eine Anzahl Tragen, welche die sichere Aufbewahrung von eben in Bearbeitung stehendem Pflanzenmaterial w\u00e4hrend der Arbeitspausen gestatten.\nIn den beiden Arbeitsr\u00e4umen ist der Fu\u00dfboden mit Linoleum belegt,\nBild 68. Der gro\u00dfe Arbeitsraum der Kgl. w\u00fcrttembergischen Saatzuchtanstalt; in der Mitte der grosse Arbeitstisch.\nVorn mit zwei Wagen und einem Schaukasten mit f\u00fcr die Auslese charakteristischen \u00c4hren, hinten halb mit gehobener Platte, belegt mit Pflanzen einer Nachkommenschaft; an der R\u00fcckwand rechts Schrank mit Apparaten, links ein zweietagiger Arbeitstisch,\n(Aus der \u201eDeutschen Landw. Presse\u201c, 1907, Nr. 10.)\nwodurch nicht nur Fugenlosigkeit und leichtes Auffinden der K\u00f6rner erreicht ist, sondern auch das Aufwirbeln von Staub beim Auskehren in weitgehendem Ma\u00dfe vermieden wird.\nIm Sammlungsraum dient ein auf drei Seiten l\u00e4ngs der W\u00e4nde hinlaufender Sammlungskasten zur Aufbewahrung von Z\u00fcchtungen und Ernteproben der Sortenversuche am Sitze der Anstalt. Ein kasten-artiger Tisch erm\u00f6glicht die Kiederlegung von Sammlungmaterial oder das Auslegen von Laden des Sammlungskastens, au\u00dferdem kann der in dem Unterbau dieses Tisches befindliche, mit Blech ausgeschlagene kastenartige Raum zur Behandlung der Sammlungsgegenst\u00e4nde mit Schwefelkohlenstoff benutzt werden zwecks T\u00f6tung von Sch\u00e4dlingen bei den Ernteprodukten.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nIm Dachraum kann an gebogenen Drahthaken eine gro\u00dfe Zahl von Einzelpflanzen, kleinen Garben oder Pflanzenb\u00fcndeln aufgeh\u00e4ngt werden. Ein Hartgipsglattstrich bildet den fugenlosen Fu\u00dfboden.\nVom Erdgescho\u00df bis in den Dachraum f\u00fchrt ein Garbenaufzug, der so gelegt ist, da\u00df er von dem Lagerraum, der Dreschtenne, dem gro\u00dfen Arbeitsraum und dem Dachraum aus bequem benutzt werden kann.\nDie das Geb\u00e4ude umgebende, durch ein Drahtgitter abgeschlossene Fl\u00e4che, auf der die Fruchtfolge \u2014 Futterpflanzen ged\u00fcngt, Wintergetreide, Sommergetreide \u2014 eingehalten wird, dient haupts\u00e4chlich zur Durchf\u00fchrung von\nBild 69. Schutzk\u00e4sten gegen ungewollte Best\u00e4ubung durch Insekten.\nIm Hintergrund ein Gew\u00e4chshaus zur Herunzucht von Pflanzen.\n(Aus Fruwirth, Die Z\u00fcchtung der landw. Kulturpflanzen, Bd. D. Berlin, Paul Parey, 1907.)\nAnbauversuchen mit Getreidesorten des Landes ; im \u00fcbrigen steht der Anstalt das 8 ha gro\u00dfe Versuchsfeld der hiesigen landwirtschaftlichen Hochschule zur Anstellung von Z\u00fcchtungs- und Sortenversuchen zur Verf\u00fcgung. Eine Drillmaschine von Dehne mit nur 1 m Spurbreite und zwei Wagen, eine solche von Geppert, Darmstadt, und eine solche von Reimann, Berlin, w\u00e4ren als Hilfsmittel bei der Durchf\u00fchrung von Sortenversuchen noch zu nennen.\nVon den zur Saatzuchtanstalt geh\u00f6rigen Zuchtg\u00e4rten, zurzeit deren drei mit einer Gesamtfl\u00e4che von ca. 16 a, befinden sich zwei auf dem eben erw\u00e4hnten Versuchsfeld der landwirtschaftlichen Hochschule, da, wie weiter oben bereits bemerkt wurde, z\u00fcchterische Arbeiten lange vor Schaffung","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"9. Hohenheim.\n121\nder Anstalt betrieben wurden, und einer, n\u00e4mlich der sogenannte Demon-strationszuchtgarten, auf der das Anstaltsgeb\u00e4ude umgebenden Fl\u00e4che.\nVon besonderen Hilfsmitteln stehen in den Zuchtg\u00e4rten zur Verf\u00fcgung: die Vorrichtungen, die bei Bastardierungen benutzt werden, ferner in gro\u00dfer Anzahl Schutzk\u00e4sten f\u00fcr Pflanzen mit Insekten (Abb. 69) und f\u00fcr solche mit Windbest\u00e4ubung, au\u00dferdem Netze zum Schutz wertvoller Eliten oder anderer Best\u00e4nde gegen Besch\u00e4digung durch V\u00f6gel und \u00fcberhaupt alle irgendwie zum Zuchtgartenbetrieb notwendigen Ger\u00e4te und Einrichtungen.\nln den Zuchtg\u00e4rten wird nachstehende Fruchtfolge eingehalten :\nHackfrucht oder Handelsgew\u00e4chse ged\u00fcngt,\nGetreide. H\u00fclsenfr\u00fcchte.\nEs ist also daf\u00fcr gesorgt, da\u00df die miteinander zu vergleichenden Pflanzenformen immer gleiche Verh\u00e4ltnisse vorfinden.\nDie in den Zuchtg\u00e4rten angebauten Pflanzenformen sind Eliten von Veredlungsauslesez\u00fcchtungen ,\nSt\u00e4mme und Linien, die bei Formentrennung erhalten wurden, ferner Auslesen von spontanen\nVariationen, verschie- Bild 70. Rosabl\u00fchende Schwedische Futtererbse in erster dene Bastardierungs-\tVermehrung von Auslese 1908.\nProdukte u. a. m. So\nstanden im Sommer 1908 in den Zuchtg\u00e4rten 23 Winterdinkel-, 8 Winterweizen-, 14 Sommerweizen-, 14 Hafer- und 8 Gersteformen, ferner 6 Linien bei Halberst\u00e4dter Ackerbohnen, 2 Linien von gelber Viktoriaerbse. Im weiteren waren angebaut 3 Lupinenformen, 3 Formen von Sojabohnen. 10 Zuchten Rotklee und 3 Zuchten Esparsette. Zum Zwecke der Beobachtung des Formenreichtums wurde im Zuchtgarten auch die Anzucht einer gr\u00f6\u00dferen Zahl von Kartoffels\u00e4mlingen getrieben und zum Vergleich auch der Anbau der bez\u00fcglichen Stammformen vorgenommen.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n3. Z\u00fcehtungsergebnisse der Saatzuchtanstalt.\nDiejenigen Zuchtprodukte, welche an der Anstalt selbst erhalten werden, gelangen auf dem Versuchsfelde zur Vervielf\u00e4ltigung und zum feldm\u00e4\u00dfigen Anbau; sie werden dann entweder der Gutswirtschaft Hohenheim oder entgeltlich einer anderen Wirtschaft des Landes zur weiteren Vervielf\u00e4ltigung und zum Vertrieb \u00fcbergeben. Die Durchf\u00fchrung der Pflanzenz\u00fcchtung zum Zwecke der Schaffung neuer, zum Anbau im gro\u00dfen geeigneter Formen ist zwar nicht die Hauptaufgabe der Saatzuchtanstalt. Um jedoch die n\u00f6tigen Erfahrungen zu sammeln und Demonstrationsmaterial f\u00fcr die Kurse zu gewinnen, ist eigener Z\u00fcchtungsbetrieb nicht zu umgehen, und wenn dabei das eine oder andere brauchbare Z\u00fcchtungsprodukt erhalten, durch Abgabe an eine geeignete Wirtschaft des Landes entsprechend vervielf\u00e4ltigt, weiter beobachtet und schlie\u00dflich auch vertrieben wird, so ist das immerhin am Platze.\nBisher sind von der Anstalt folgende Z\u00fcchtungen abgegeben worden :\n1.\tEin reiner Stamm, d. h. eine Individualauslesez\u00fcchtung von Pisuin arvense: rosabl\u00fchende schwedische Futtererbse (Abbildung 70), an die Gutswirtschaft der Kgl. landw. Anstalt in Hohenheim. Die Z\u00fcchtung ist anzusehen als eine spontane Variation, welche 1900 in einer von Hagedahl-Oerebro bezogenen Handelsware von schwedischer Futtererbse aufgefunden wurde. Die aufgefundene Form ist konstant und zeichnet sich gegen\u00fcber den anderen Formen der Handelswaren durch die rosafarbene Bl\u00fcte und die reine, blondgr\u00fcne Farbe der K\u00f6rner aus. Die Entwicklung des Bestandes der neuen Form ist sehr gleichm\u00e4\u00dfig, die Bl\u00fcte tritt fr\u00fcher ein als bei der schwedischen Futtererbse des Handels.\n2.\tEin reiner Stamm von Hordeum distichum erectum: fr\u00fchreifende Goldthorpegerste (Abb. 71), an die Kgl. Staatsdom\u00e4ne Ochsenhausen. In einem Bestand von Goldthorpegerste, welche 1899 auf dem Hohenheimer Versuchsfeld stand, wurde eine bedeutend fr\u00fcher reifende Pflanze auf-gefunden, deren Nachkommen zu dem neuen Formenkreis der fr\u00fchen Goldthorpegerste entwickelt wurden. Die fr\u00fche Goldthorpe reifte in vergleichenden Versuchen auf dem Hohenheimer Versuchsfeld um durchschnittlich sieben Tage fr\u00fcher als die seither nachgebaute Ausgangsform, zeigte bei Untersuchungen niederen Eiwei\u00df- und Spelzengehalt und wies verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig wenig kleine K\u00f6rner auf.\n3.\tRoter Kolbendinkel Nr. 1 mit breiten \u00c4hrchen (Abb. 72 u. 73), an das Kgl. Privatgest\u00fct Scharnhausen-Weil. Der neue Formenkreis entstammt einer Pflanze, welche 1904 in einem kleinen Bestand von rotem Kolbendinkel als abweichend gefunden worden ist. Wahrscheinlich handelt es sich in der neuen Form um ein Bastardierungsprodukt von rotem Kolbendinkel mit Squarehead; denn der rote Kolbendinkel des erw\u00e4hnten Bestandes stand neben anderen Formen von Dinkel und Winterweizen, wo also Gelegenheit zu Bastardierungen gegeben war. Der neue Dinkel, eine Individualauslese-","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"9. Hohenheim.\n123\nBild 71. Fr\u00fchreifende Goldthorpe-Gerste,\tBild 72. A Roter Kolbendinkel Nr. 1 mit breiten \u00c4hrchen,\nvon Fruwirth gez\u00fcchtet.\tB Schlegeldinkel 9a mit Eiform der \u00c4hre,\nbeide von F r u w i r t h gez\u00fcchtet,","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nZ\u00fcchtung, ist fr\u00fchreif, steifhalmig, die K\u00f6rner (Kernen) sind in der Form dem Weizen \u00e4hnlich, aber doch fast so glasig wie Dinkelkernen. Die Breite der \u00c4hrchen erinnert an jene des Weizens.\n4.\tSchlegeldinkel 9a mit Eiform der \u00c4hre ( Abb. 72 u. 74), an die Kgl. Staatsdom\u00e4ne Neuhaus bei Mergentheim. Dieser Schlegeldinkel, eine Individualauslesez\u00fcchtung, r\u00fchrt urspr\u00fcnglich auch von einer Pflanze her, welche 1904 in einem kleinen Beete mit Schlegeldinkel gefunden wurde, das neben anderen Dinkel- und Weizenbeeten sich befand. Der Schlegeldinkel 9 a, wahrscheinlich ein\nBild 73. Roter Kolbendinkel 1 im feldm\u00e4\u00dfigen Bestand.\nBastard zwischen Schlegeldinkel und Squarehead, zeigt eine sch\u00f6ne \u00c4hre mit eif\u00f6rmigen Umrissen, gro\u00dfe \u00c4hrchendichte, gro\u00dfe, lange K\u00f6rner (Kernen) und steifen Hahn.\n5.\tWicke TII b violettbl\u00fchend und graugr\u00fcnsamig an die Kgl. Hofdom\u00e4ne Sindlingen, O. A. Herrenberg.\n6.\tWei\u00dfsamiger Mohn an die Kgl. Staatsdom\u00e4ne Neuhaus bei Mergentheim. Eine Reihe von anderen Neuz\u00fcchtungen der Saatzuchtanstalt liegen zur\nAbgabe bereit, so:\n7.\tRoter Kolbendinkel 4a mit kurzen \u00c4hren und kurzem Stroh, eine Veredlungsauslese aus dem roten Tiroler Dinkel.\n8.\tHellbrauner Dinkel c, in \u00e4hnlicher Weise aus rotem Tiroler entstanden, wie der oben erw\u00e4hnte rote Kolbendinkel Nr. 1.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"9. Hohenheim.\n125'\n9.\tHohenheimer Wetterauer Fuchsweizen mit nach oben sich kaum verj\u00fcngender \u00c4hre und kurzem Stroh, eine Veredlungsauslese aus langj\u00e4hrigem. Hohenheimer Nachbau.\n10.\tGr\u00fcnk\u00f6rnige Viktoriaerbse ( Abb. 75), Bastardprodukt aus Viktoriaerbse und blaugr\u00fcner englischer Erbse. Die Z\u00fcchtung liefert gr\u00fcne, aber gro\u00dfe K\u00f6rner.\n11.\tMehrere St\u00e4mme Individualauslesen aus schwedischer Futtererbse aus Handelssaat von Wicken und Krainer Landlinse, die alle in \u00e4hnlicherWeise\nBild 74. Schlegeldinkel 9a in erster Vermehrung von Auslese 1908.\nentstanden sind, wie die obenerw\u00e4hnte rosabl\u00fchende schwedische Futtererbse. Es w\u00e4ren zu nennen: Die Erbse II c mit typischer violetter Bl\u00fcte und mit rehbraunmarmoriertem Samen ; die Erbse III, gleichfalls mit violetter Bl\u00fcte, aber mit blondem Samen; die Wicke III b, violettbl\u00fchend und grau-gr\u00fcnsamig, sp\u00e4treif; die rosabl\u00fchende schwarzbraunsamige Wicke; ferner die Linse I mit blondem Samen.\n12.\tVeredlungsauslese von Esparsette auf Ertrag an gr\u00fcner Masse.\n13.\tZwei Mohnformen, n\u00e4mlich: graublau- und braunsamiger Mohn. Alle vorstehend aufgef\u00fchrten Z\u00fcchtungen sind das Ergebnis der z\u00fcchterischen T\u00e4tigkeit des fr\u00fcheren Vorstandes der Saatzuchtanstalt, Professor Dr. Fruwirth. W. Mall, der schon unter Fruwirth zehn Jahre in Hohen-","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\tErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nheim t\u00e4tig war, beteiligt sich auch an den z\u00fcchterischen Arbeiten. Er f\u00fchrt seit einigen Jahren Bastardierungsversuche bei Getreide durch. Seine Z\u00fcchtungen sind erfolgversprechend und soweit gediehen, da\u00df sie bereits im laufenden Jahre in die vergleichenden Anbauversuche im Versuchsfeld aufgenommen werden konnten. Es seien folgende ausgesprochen dominante bzw. rezessive und daher konstante Formen dieser MalFschen Z\u00fcchtungen genannt :\n14.\tWei\u00dfer Kolbendinkel Nr. 4 und wei\u00dfer Kolbendinkel Nr. 5 (Abb. 76 u. 77). Beide Formen verdanken ihre Entstehung einer im Jahre 1903 vorgenommenen k\u00fcnstlichen Bastardierung von Squarehead 2 mit Schlegeldinkel cf mit nachfolgender Veredlungsauslese. Die zwei Dinkelz\u00fcchtungen zeichnen sich wegen ihres steifen Halmes durch Lagerfestigkeit aus. Nr. 4 ist fr\u00fchreif und hat typischen Dinkelkernen. Nr. 5 dagegen sp\u00e4ter reif und zeigt weizen\u00e4hnlichen Kernen, wie aus der Abbildung zu ersehen ist.\nAus im Jahre 1904 vor-genomnienen Bastardierungen mit nachfolgenden Veredlung* -auslesen hat Mall sodann noch folgende Formen gez\u00fcchtet:\n15.\tEinen braunspelzigen Squarehead (Abb. 78), entstanden durch Zusammenbringen von Squarehead \u00e7 und einer grannenlosen, konstanten spontanen Variation aus Wetterauer Fuchs weizen cf. Die Form hat sich bis jetzt als recht steif im Halm erwiesen bei guter K\u00f6rnerqualit\u00e4t und gro\u00dfer Winterfestigkeit.\n16.\tEinen Bastardweizen (Abb. 78), der hervorgegangen ist aus der Vereinigung von Schlegeldinkel \u00ff und Squarehead cf. Die Z\u00fcchtung vereinigt die guten Eigenschaften von Dinkel und Weizen, d. h. sie zeichnet sich aus durch Winterfestigkeit der Pflanzen, l\u00e4ngliche Form und Glasigkeit der K\u00f6rner (Dinkeleigenschaften), dagegen durch Z\u00e4higkeit der Spindel und","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"!>. Hohenheim.\n127\nlosen Schlu\u00df der Spelzen, so da\u00df bie K\u00f6rner beim Dreschen leicht aus den Spelzen ' gehen (Weizeneigenschaften).\n4. Einige Spezialapparate f\u00fcr Z\u00fcchtung.\nWenn, wie aus dem vorhergehenden Kapitel ersichtlich, die w\u00fcrttem-bergische Saatzuchtanstalt sich an der Z\u00fcchtung neuer Kulturpflanzenformen beteiligt hat, so war die Anstalt auf der anderen Seite auch bem\u00fcht, bei der Konstruktion neuer Apparate und Behelfe f\u00fcr die Pflanzenz\u00fcchtung einen entsprechenden Beitrag zu liefern. Es seien genannt :\n1. Der Rechenstab f\u00fcr Bestimmung von K\u00f6rnerund \u00c4hrchendichte, ein Instrument, das nach den Angaben des Assistenten Dr. Hans Lang von der Firma Faber in Stein bei N\u00fcrnberg hergestellt wurde, und das aus Rechenschieber und Kaliberma\u00dfstab zusammengesetzt ist.\nMittels des Kaliberma\u00dfstabs kann die Spindell\u00e4nge in ganzen Millimetern und sch\u00e4tzungsweise auch in Zehntelmillimetern festgestellt werden.\nAus der f\u00fcr die Spindell\u00e4nge gefundenen Zahl und der Zahl der \u00c4hrchen und K\u00f6rner l\u00e4\u00dft sich sodann an der Hand der beiden\nlogarithmisch eingeteilten Skalen des Rechenschiebers die \u00c4hrchen- bzw. K\u00f6rnerdichte leicht bestimmen. Das Instrument l\u00e4\u00dft sich auch zur Berechnung des Gewichts von Halmst\u00fccken oder Halmteilst\u00fccken von vorgeschriebener L\u00e4nge und \u00fcberhaupt, wie jeder gew\u00f6hnliche Rechenschieber, ohne weiteres zu beliebigen Multiplikationen und Divisionen verwenden.\nBild 76.\nA Weisser Kolbendinkel Nr. 4 mit typischem Dinkelkernen. B Weisser Kolbendinkel Nr. 5 mit weizen\u00e4lmliehem Kernen. Beide von Mall gez\u00fcchtet.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nEine genauere Beschreibung des Rechenstabs mit Abbildung findet sich in F\u00fchlings landw. Zeitung, 1906, S. 286.\n2. Die von Prof. Dr. Fruwirth stammenden Apparate: a) Die Me\u00dfgabel zur Bestimmung der Stengeldicke bei H\u00fclsenfr\u00fcchten. In einer mit h\u00f6lzernem Handgriff versehenen l\u00e4nglich rechteckigen Metallplatte mit Skala befindet sich ein konisch geformter Schlitz, der an seinem schmalen Teil 2 und an seinem breiten Ende 12 mm weit ist. Das Instrument gestattet also die Feststellung der Stengel-\nBild 77. _Weisser Kolbendinkel 5 im feldm\u00e4ssigen Bestand.\ndicke im Rahmen von 2\u201412 mm. Die Ablesung kann in Zehntel-millimetern und sch\u00e4tzungsweise sogar noch in Hundertstelmillimetern erfolgen.\nb) Die Gazek\u00e4sten f\u00fcr Kleez\u00fcchtung (Abbildung 69). Diese K\u00e4sten, die je nach Art und Anzahl der einzuschlie\u00dfenden Pflanzen verschieden gro\u00df sein k\u00f6nnen, bestehen aus einem h\u00f6lzernen Rahmen gestell. Dasselbe ist mit Ausnahme der untern Fl\u00e4che auf allen Seiten mit Gaze bespannt. An einer Seite befindet sich eine kleine T\u00fcr, um Insekten ins Innere einbringen zu k\u00f6nnen. Bei gr\u00f6\u00dferen K\u00e4sten sind zwei T\u00fcren angebracht und zwar an zwei einander gegen-","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"il. Hohenheim.\n129\n\u00fcber liegenden Seiten. Mittels solcher K\u00e4sten l\u00e4\u00dft sich die Best\u00e4ubung insektenbl\u00fctiger Pflanzen k\u00fcnstlich erzwingen. Man braucht nur zur Zeit der Bl\u00fcte die ausgelesenen Pflanzen mit einem Gazekasten zu \u00fcberdecken und geeignete Insekten einzubringen. Die Insekten m\u00fcssen aber auf Pflanzen anderer Arten gefangen und nach 11/2\u20142Tagen durch andere Insekten derselben Art ersetzt werden.\nc)\tDie Schutzk\u00e4sten f\u00fcr Individualauslesen bei Roggen.\nRin solcher Kasten besteht aus einem 2 m hohen und je 66 cm breiten und tiefen Rahmengestell, das mit Ausnahme der unteren Fl\u00e4che auf allen Seiten mit \u00d6ltuch (Pergament mit Leinwandeinlage) \u00fcber zogen ist. An einer Seite k\u00f6nnen zwei bewegliche Rahmenst\u00fccke weggenommen werden. Da die Pflanzen bei l\u00e4ngerem Verweilen unter den K\u00e4sten leiden. werden letztere erst bei eben eintretender Bl\u00fcte aufgesetzt. Der bei wertvollen Auslesen angebrachte Schutz der einzelnen Nachkommenschaften vor Fremdbest\u00e4ubung wird durch diese dichten K\u00e4sten vollkommen erreicht.\nd)\tDer Tisch mit aufklappbarer Platte f\u00fcr den Vergleich von Nachkommenschaften. Dieser Tisch, aufgestellt in dem gro\u00dfen Arbeitsraum der Saatzuchtanstalt (Abb. 68), ist wie folgt konstruiert: er besteht aus zwei Teilen, hat eine schwarz gebeizte Platte aus Eichenholz,\nDeutsche Pflanzenzucht\t*)\n:\nJ \u2022\t; J {\nBild 78. A Braunspelziger Squarehead,\nB Bastard-Weizen, beide von Mall gez\u00fcchtet.","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n130\nwelche auf einer L\u00e4ngsseite durch Drehen an einer Kurbel gehoben werden kann. Auf der anderen L\u00e4ngsseite kann man durch blo\u00dfes Umklappen und Einhaken eine Randleiste anbringen. 1st die Platte aufgeklappt und die Randleiste befestigt, so l\u00e4\u00dft sich f\u00fcr die gemeinsame Betrachtung aller Nachkommen einer Elitepflanze oder den Vergleich einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl anderer Pflanzen eine bequeme Aufstellung derselben erm\u00f6glichen ; denn die s\u00e4mtlichen zu vergleichenden Pflanzen liegen auf einer geneigten schwarzen Fl\u00e4che derart, da\u00df ihre Wurzelenden alle von der Randleiste in gleicher H\u00f6he gehalten werden, zudem heben sich die Pflanzen von dem Grund gut ab und lassen eine bequeme Besichtigung von Einzelheiten zu. Der Tisch, dessen Platte bei 1,80 m Breite und 9 m L\u00e4nge 16,2 qm gro\u00df ist, kann zu den verschiedenartigsten Auslesearbeiten verwendet werden und bildet in der Hohenheimer Saatzuchtanstalt ein sehr gesch\u00e4tztes Hilfsmittel bei der Durchf\u00fchrung ihrer pflanzen-z\u00fcchterischen T\u00e4tigkeit.\n5. Wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiete der Pflanzenz\u00fcchtung.\nDie wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der Pflanzenz\u00fcchtung an der Saatzuchtanstalt Hohenheim schildern, hei\u00dft eigentlich nichts anderes, als der Arbeiten Fruwirths zu gedenken. Fruwirth, der geniale Forscher auf dem Gebiete der Pflanzenz\u00fcchtung, hat in den zehn Jahren seiner Hohenheimer Wirksamkeit eine \u00e4usserst fruchtbare, epochemachende T\u00e4tigkeit entfaltet. Er stellte sich zur Aufgabe, durch eine m\u00f6glichst gro\u00dfe Zahl neuer Beobachtungen und Versuche Klarheit zu schaffen in bezug auf so mancherlei Fragen, die auf pflanzenz\u00fcchterischem Gebiete noch ihrer L\u00f6sung harrten. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Versuche dienten zun\u00e4chst der Ergr\u00fcndung verschiedener Verh\u00e4ltnisse zum Ausbau der Lehre von der Pflanzenz\u00fcchtung. Durch Erforschung der Bl\u00fch- und Befruchtungsvorg\u00e4nge bei einer gro\u00dfen Zahl von Pflanzen li\u00e2t Fruwirth f\u00fcr die meisten landwirtschaftlichen Nutzgew\u00e4chse die Grundlagen f\u00fcr die Z\u00fcchtung geschaffen. Bei vielen Pflanzen hat er Korrelationen ermittelt und das Verhalten bei Bastardierungen festgestellt, ebenso auch den Einflu\u00df verschiedener Verh\u00e4ltnisse auf die Variabilit\u00e4t der Pflanzen. Durch ein eingehendes Studium der Z\u00fcchtungsarten und Auslesewege hat er dieselben genau gekennzeichnet, ihre Wirkung bestimmt und sie in \u00fcbersichtlicher Weise zur Darstellung gebracht, soda\u00df eine klare und vollst\u00e4ndige Einsicht in die wichtigsten z\u00fcchterischen Methoden erm\u00f6glicht ist. Es wurden zu diesem Zwecke von ihm ausgef\u00fchrt: Veredlungsauslesez\u00fcchtung bei Mais, Erbse, Ackerbohne, Hafer, meist mit Ver\u00f6ffentlichung der ersten Zahlenbelege bei Elite und Absaaten; Z\u00fcchtung durch Formentrennung bei Wicken, Erbsen und Dinkel; Z\u00fcchtung durch Auslese spontaner Variationen bei Weizen und Dinkel und endlich Z\u00fcchtung durch Bastardierung bei Erbsen, Mohn und","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"9.\tHohenheim.\n131\nLupinen. Letztere Z\u00fcchtungsart hat auch der Gehilfe der Saatzuchtanstalt, W. Mall, angewendet bei Weizen, Spelz und Gerste. Die Arbeiten Fruwirths erstreckten sich weiter auch auf das Studium \u00fcber Samen- und Fruchtfarbenvererbung bei verschiedenen Pflanzen usw. Abgesehen von einer Reihe von Zeitungsartikeln und kleineren Aufs\u00e4tzen, abgesehen auch von verschiedenen gr\u00f6\u00dferen und kleineren Arbeiten und Werken auf anderem Gebiete, hat Fruwirth im Laufe der letzten zehn Jahre, also eben w\u00e4hrend seines Hohenheimer Aufenthalts, auf dem Gebiete der Z\u00fcchtung folgende Arbeiten erscheinen lassen :\nA. Einzelne wissenschaftliche Arbeiten:\n1.\tBefruchtungsverh\u00e4ltnisse der H\u00fclsenfr\u00fcchte. Hohenheimer Programm, 1898.\n2.\tSamenfarbe und Samenschwere bei Rotklee. Die landw. Versuchsstationen, 1901.\n3.\t\u00dcber den Einflu\u00df der Samenfarbe bei Rotklee auf die wachsende Pflanze. Zeitschrift f\u00fcr das landw. Versuchswesen in \u00d6sterreich, 1901.\n4.\tUntersuchungen \u00fcber die gegenseitigen Beziehungen der Eigenschaften von H\u00fclsenfruchtpflanzen einer Sorte. Journal f. Landwirtschaft, 1901.\n5.\tNeue Forschungen und ihre Verwertung bei der Pflanzenz\u00fcchtung. Jahrbuch der Deutschen Landw.-Gesellsch., 1902.\n6.\tVersuche \u00fcber den Einflu\u00df des Standortes auf Kartoffelsorten. Journal f. Landwirtschaft, 1903.\n7.\tUntersuchungen \u00fcber gegenseitige Beziehungen von Eigenschaften bei Szckler Mais. F\u00fchlings landw. Zeitung, 1904.\n8.\tDie F\u00e4rbung der Fr\u00fcchte des Hanfes. F\u00fchlings landw'. Zeitung, 1905.\n9.\tBeitr\u00e4ge zu den Grundlagen der Z\u00fcchtung. Naturwissenseh. Zeitschrift f\u00fcr Land-und Forstwirtschaft, 1903, 1904, 1905, 1906, 1908.\n10.\tUntersuchungen \u00fcber den Erfolg und die zweckm\u00e4\u00dfigste Art der Durchf\u00fchrung von Veredlungsauslesez\u00fcchtung bei Pflanzen mit Selbstbefruchtung. Archiv f. Rassen-und Gesellschafts-Biologie. Berlin 1907.\n11.\tEinmalige oder fortgesetzte Auslese bei Individualauslesez\u00fcchtung von Getreide und H\u00fclsenfr\u00fcchten. Zeitschrift f\u00fcr das landw. Versuchswesen in \u00d6sterreich, 1907.\n12.\tDas Bl\u00fchen dos Getreides. Jahrbuch der Deutschen Landw.-Gesellschaft, 1907.\n13.\tDie Haferrispe bei der Beurteilung der Sorten und in der Z\u00fcchtung. F\u00fchlings landw'. Zeitung, 1907.\nB. B\u00fcche r.\n14.\tDie Z\u00fcchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Berlin, P. Parey.\nBand I. Allg. Z\u00fcchtungslehre: 1. Auflage 1901; 2. 1905; 3. 1909.\nBand II. Die Z\u00fcchtung von Mais, Futterr\u00fcben und anderen R\u00fcben, \u00d6lpflanzen und Gr\u00e4sern: 1. Auflage 1904; 2. 1908.\nBand III. Die Z\u00fcchtung von Kartoffeln, Erdbirne, Lein, Hanf, Tabak, Hopfen, H\u00fclsenfr\u00fcchten und kleeartigen Futterpflanzen: 1. Auflage 1906.\nBand IV mit von Proskowetz, Briem und von Tschermak. Die Z\u00fcchtung der vier Hauptgetreidearten und der Zuckerr\u00fcbe: 1. Auflage 1907.\n15.\tWie kann sich der Landwirt Pflanzenz\u00fcchtung, Sortenversuche und Saatgutbau zunutze machen. Berlin 1906, P. Parey.\n16.\tDas Geb\u00e4ude und die Zuchtg\u00e4rten der K. W\u00fcrtt. Saatzuchtanstalt Hohenheim. Berlin 1907, 1*. Parey.\n17.\tSorten, Saatfruchtbau und Pflanzenz\u00fcchtung in W\u00fcrttemberg. Hohenheim, 1907, Find.\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nVon Arbeiten cler Assistenten der Anstalt w\u00e4ren zu nennen:\nDie Bedeutung des Bestockungsverm\u00f6gens der Halmfr\u00fcchte f\u00fcr die Z\u00fcchtung von Dr. H. Lang, Deutsche Landw. Presse 1908, Nr. 31\u201433.\n\u00dcber die Bestimmung des Tausendkorngewichts und des Spelzenanteils bei Hafer von Dr. Krogmann, P\u00fchlings landw. Zeitung 1908, Heft 7.\nMit seinen vielen wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere aber mit dem gro\u00df angelegten vierb\u00e4ndigen Werk \u00fcber die Z\u00fcchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen hat sich Fruwirth ein bleibendes Denkmal gesetzt. Was wir auf dem Gebiete der Z\u00fcchtung in theoretischer und praktischer Hinsicht im ganzen und einzelnen bis jetzt erreicht haben und wissen, ist in dem Werk enthalten. Sowohl die rein wissenschaftliche wie die rein landwirtschaftliche, \u00fcberhaupt die gesamte einschl\u00e4gige Literatur, die gerade in den letzten Jahren so stark angewachsen ist, ist m\u00f6glichst ersch\u00f6pfend benutzt. Das Fruwirthsche Werk ist zu einem grundlegenden, unentbehrlichen Lehr- und Handbuch f\u00fcr das ganze Gebiet der landwirtschaftlichen Pflanzenz\u00fcchtung geworden, und jeder, der sich mit Pflanzenz\u00fcchtung praktisch oder theoretisch besch\u00e4ftigt und nach Fortschritt und Weiterbildung strebt, kann aus dem Buche viel lernen.\n6. Pflanzenz\u00fccliterische Lehrt\u00e4tigkeit, T\u00e4tigkeit in Vereinen usw.\nVom fr\u00fcheren Vorstand der Saatzuchtanstalt wurde an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim jeweils im Sommersemester eine ein-st\u00fcndige Vorlesung \u00fcber landwirtschaftliche Pflanzenz\u00fcchtung gehalten. Der Verfasser hat dieselbe zu einer zweist\u00fcndigen erweitert und sie ausserdem mit Demonstrationen in den Zuchtg\u00e4rten und den Arbeits- und Sammlungs-r\u00e4umen der Anstalt verbunden.\nZur F\u00f6rderung des Saatgutbaues und der Saatgutz\u00fcchtung im Lande werden von Zeit zu Zeit auch Lehrkurse f\u00fcr Landwirtschaftslehrer sowie f\u00fcr andere Landwirte, insbesondere f\u00fcr die Besitzer und Leiter von Saatzucht -und Saatbauwirtschaften des Landes, veranstaltet. Bei diesen Kursen werden vom Vorstande und dem Assistenten Vortr\u00e4ge gehalten, es finden \u00dcbungen und Demonstrationen statt, die sich haupts\u00e4chlich auf Auslesearbeiten und Arbeiten im Zuchtgarten, wie auch auf die Zurichtung des Saatguts erstrecken. Auch wird bei diesen Kursen in besonderen Diskussionsstunden Gelegenheit zu gegenseitiger Aussprache gegeben. Bis jetzt sind zwei solcher Kurse, und zwar in den Jahren 1906 und 1907 am Sitze der Anstalt, abgehalten worden.\nIn landwirtschaftlichen Vereinigungen verschiedener Art haben sich sowohl Vorstand wie Assistent der Anstalt wiederholt durch Abhaltung von Vortr\u00e4gen usw. bet\u00e4tigt. Der fr\u00fchere Vorstand Fruwirth war an dem Kurs f\u00fcr Pflanzenz\u00fcchtung der Landwirtschaftskammer in Halle als Vortragender beteiligt, er hielt Vortr\u00e4ge in der Saatzuchtabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, auf den internationalen landwirtschaftlichen","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"9. Hohenheim.\n133\nKongressen in Rom und Wien usw. Der Assistent der Anstalt beteiligte sich mit Vortr\u00e4gen an einer Reihe von Versammlungen der w\u00fcrttem-bergischen landwirtschaftlichen Bezirksvereine und sprach haupts\u00e4chlich \u00fcber Zweck und T\u00e4tigkeit der Saatzuchtanstalt, Saatgutbeschaffung und anderes. Erw\u00e4hnt mag auch werden die T\u00e4tigkeit des fr\u00fcheren Vorstandes als Mitglied des Ausschusses der Saatzuchtabteilung und der Aufnahmekommission f\u00fcr das Hochzuchtregister der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, wie auch der Original-Saatgut-Kommission vom Bund der Landwirte.\n7. Anstellung von Sortenversuchen und sonstige T\u00e4tigkeit der Anstalt.\nDa\u00df sich die Anstalt auch mit der Anstellung von Sortenversuchen besch\u00e4ftigt, soll nur nebenbei erw\u00e4hnt werden. Am Sitze der Anstalt selbst wird eine Reihe von Landsorten bei Roggen, Weizen, Dinkel, Gerste und Hafer vergleichend angebaut. Im Versuchsfeld der landwirtschaftlichen Hochschule laufen verschiedene Anbauversuche, die die Saatzuchtanstalt im Einvernehmen mit der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zur Ansf\u00fchrung bringt ; augenblicklich sind es Sortenanbauversuche bei Winterroggen, Sommerroggen, Sommerweizen, Ackerbohnen und Runkelr\u00fcben. Aber auch im Lande selbst, d. h. sowohl in gr\u00f6\u00dferen wie in kleineren landwirtschaftlichen Betrieben, werden Sortenversuche durch die Saatzuchtanstalt angestellt. Zur Zeit handelt es sich um solche mit Hafer, Winterdinkel und Kartoffeln. Haferversuche sind es 26, darunter 8 auf kleineren Betrieben unter Leitung von Landwirtschaftslehrern oder Landes\u00f6konomier\u00e4ten. Auf den Wirtschaften, welche bessere Verh\u00e4ltnisse aufweisen, werden die Versuche im Anschlu\u00df an jene der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft durchgef\u00fchrt. An den Dinkelversuchen beteiligen sich 21 Landwirte, n\u00e4mlich 12 mit gr\u00f6\u00dferen und 9 mit kleineren Betrieben. Die Versuche der letzteren laufen ebenfalls unter der Leitung von Landwirtschaftslehrern. Die Kartoffelversuche, 4 an der Zahl, kommen in Verbindung mit der Deutschen Kartoffelkulturstation zur Ausf\u00fchrung, zu deren Sortenliste noch einige einheimische Formen hinzugef\u00fcgt werden. Die in dem dreij\u00e4hrigen Zeitraum 1906\u20141908 unter allen Sorten als erste Siegerin hervorgegangene \u201eBlochinger\u201c ist gerade eine solche einheimische Sorte1). Die mit Sortenversuchen betrauten Wirtschaften verteilen sich gleichm\u00e4\u00dfig \u00fcber das ganze Land.\nAuch auf z\u00fcchterischem Gebiete bet\u00e4tigt sich die Saatzucht-anstatt drau\u00dfen im Lande. Sie betreibt die Z\u00fcchtung in Verbindung mit Landwirten des Landes, und zwar in einer durch Vertrag geregelten Weise. Die Wahl der zu z\u00fcchtenden Sorte und die Festlegung der Zuchtziele erfolgen durch gemeinsame Beratung, die Durchf\u00fchrug der Auslese in den ersten drei Jahren durch die Beamten der Saatzuchtanstalt unter Mitwirkung\n1) Vgl, W\u00fcrtt. Wochenblatt f. Landw. 1909, Nr. 12.","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\ndes z\u00fcchtenden Landwirts. Letzterer legt den Zuchtgarten mit allem, was dazu geh\u00f6rt, an, sorgt f\u00fcr den Anbau, die \u00dcberwachung und die Ernte daselbst und nimmt dis sachgem\u00e4\u00dfe Vervielf\u00e4ltigung des Auslesesaatguts vor. In Verbindung mit der Saatzuchtanstalt z\u00fcchten im Lande zurzeit zwei landwirtschaftliche Betriebe: Die Staatsdom\u00e4ne Neuhaus bei Mergentheim. Dom\u00e4nenp\u00e4chter Zeiner, und die Kgl. Gest\u00fctswirtschaft St. Johann bei Urach, Inspektor Schenzle. Selbst\u00e4ndig z\u00fcchten : Die Kgl. Hofdom\u00e4ne Sindlingen bei Herrenberg, R. Adlung jun. und die Steinersche Gutswirtschaft Gro\u00df-Laupheim, Inspektor Aldinger. Im \u00fcbrigen ist die Anstalt bestrebt, ihren z\u00fcchterischen Einflu\u00df drau\u00dfen im Lande dadurch zu bet\u00e4tigen, da\u00df sie die z\u00fcchtenden Landwirte bei jeder sich darbietenden Gelegenheit in z\u00fcchterischen Fragen ber\u00e4t, da\u00df sie, wie bereits fr\u00fcher hervorgehoben, bis zu einem gewissen Grade selbst z\u00fcchtet und die z\u00fcchterischen Ergebnisse an die Landwirte abgibt, und da\u00df sie Versuche auf dem Gebiete der Z\u00fcchtung ausf\u00fchrt.\nSchlie\u00dflich w\u00e4re auch der T\u00e4tigkeit der Anstalt in Sachen des Saatenanerkennungswesens zu gedenken. Sie hat n\u00e4mlich gem\u00e4\u00df ihrer Statuten die Aufgabe, solche Vorkehrungen zu treffen, die es den Landwirten des Landes erm\u00f6glichen, sich gut zugerichtetes Saatgut bew\u00e4hrter Sorten der haupts\u00e4chlich angebauten Fr\u00fcchte zu beschaffen. Zu diesem Zwecke k\u00f6nnen Wirtschaften, die in der Lage sind, solches Saatgut zu liefern, mit der Saatzuchtanstalt in Beziehung treten und sich als Saatbau wirtschaften anmelden, welche dann auf Veranlassung der Saatzuchtanstalt von einer Kommission besichtigt und bei entsprechendem Befund ihrer Einrichtungen als Saatbauwirtschaften \u201eanerkannt\u201c werden. In solchen Wirtschaften werden allj\u00e4hrlich die zur Gewinnung von Saatgut bestimmten Feldbest\u00e4nde besichtigt und, wenn sie entsprechend befunden werden, ebenfalls \u201eanerkannt\u201c. Solches \u201eanerkanntes\u201c Saatgut bietet nat\u00fcrlich dem kaufenden Landwirt die Gew\u00e4hr, da\u00df es gut zugerichtetes Saatgut der betreffenden Sorte darstellt. Die Liste der anerkannten Saatbauwirtschaften und der anerkannten Saaten wird dann von der Anstalt jeweils zur geeigneten Zeit im \u201eW\u00fcrtt. Wochenblatt f\u00fcr Landwirtschaft\u201c ver\u00f6ffentlicht oder auch auf Wunsch zugesandt. Bei der Anerkennung durch die Anstalt werden zurzeit in erster Linie ber\u00fccksichtigt vom\nWinterdinkel: Roter Tiroler, urspr\u00fcnglich aus Vorarlberg, auch auf Moorb\u00f6den gebauter;\nWinterweizen: Die Squareheads von Steiger und Strube, ferner Wetterauer und Criewener Weizen;\nSommerweizen: Galizischer Kolbensommerweizen. Roter Schlanstedter Sommerweizen und Holienheimer Sommerweizen ;\nHafer: Fichtelgebirgsliafer, Beselerll. Strube, Leutewitzer undLigowo;","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"St. Hohenheim.\n135\nGerste: Frankengerste, Nolc's fr\u00fche Imperial und Goldthorpe, darunter auch die von Fruwirth gez\u00fcchtete fr\u00fche Goldthorpe (Abb. 71). Runkeln: Eckendorfer und Oberndorfer.\nAugenblicklich sind von der Saatzuchtanstalt anerkannt :\na) als Saatbauwirtschaften:\n1.\tKgl. landw. Institut Hohenheim, Direktor von Strebei und Gutswirtschaftsinspektor\nGabriel ;\n2.\tSteiners Schlo\u00dfgut Gro\u00dflauplieim bei Laupheim, Inspektor Aldinger;\n3.\tKgl. Hofdom\u00e4ne Sindlingen, Post Herrenberg, \u00d6konomierat Adlung;\n4.\tStaatsdom\u00e4ne Neuhaus bei Mergentheim, Friedrich Zeiner, Dom\u00e4nenp\u00e4chter;\n5.\tKgl. Hofdom\u00e4ne Aichholzhof bei Markgr\u00f6ningen, Hans Marstaller, Dom\u00e4nenp\u00e4chter;\n6.\tKgl. Gest\u00fctshof St. Johann bei Urach, Gest\u00fctsinspektor Schenzle;\n7.\tKgl. Dom\u00e4ne Ochsenhausen, O.-A. Biberach, Landes\u00f6konomierat K\u00f6stlin :\n8.\tPachtgut Willenbach bei \u00d6dlieim der Zuckerfabrikation Heilbronn, Direktor und\n\u00d6konomierat G. Mayer, Heilbronn;\n9.\tKgl. Gutsverwaltung Scharnhausen und Weil, O.-A. Stuttgart;\n10.\tF\u00fcrst!, v. Wolfegg\u2019sche Dom\u00e4ne Hopfenweiler, O.-A. Waldsee, Verwalter Lebherz.\nb) als Kartoffelbaustationen:\n1.\tKgl. landw. Institut Hohenheim bei Stuttgart, Direktor von Strebei und Guts-\nwirtschaftsinspektor Gabriel ;\n2.\tKgl. Hofdom\u00e4ne Sindlingen, Post Herrenberg, \u00d6konomierat Adlung;\n3.\tF\u00fcrstl. v. Hohenlohe-\u00d6hringen'sche Dom\u00e4ne Platzhof, O.-A. \u00d6hringen, \u00d6konomierat\nSchmid ;\n4.\tSteiners Schlo\u00dfgut Gro\u00dflauplieim bei Laupheim, Inspektor Aldinger.\nDie Saatzuchtanstalt erfreut sich in W\u00fcrttemberg allseitig einer freundlichen Aufnahme. Die praktischen Landwirte sch\u00e4tzen die Einrichtung sehr. Die beteiligten Ministerien, die Kgl. Zentralstelle f\u00fcr die Landwirtschaft, der die F\u00f6rderung der Landeskultur in erster Linie obliegt, und insbesondere auch der Direktor von Hohenheim bringen den Arbeiten der Anstalt ein regesinteresse entgegen und sind bestrebt, ihr nach jeder Richtung die tatkr\u00e4ftigste F\u00f6rderung angedeihen zu lassen.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nBild 79. Blick in den Versuchsgarten des Landw. Instituts der Universit\u00e4t Jena.\n10. Jena.\nLandwirtschaftliches Institut der Universit\u00e4t.\nGeh. Hofrat Professor Dr. Wilhelm Edler.\nDas landwirtschaftliche Institut der Universit\u00e4t Jena, das \u00e4lteste mit einer Universit\u00e4t organisch verbundene landwirtschaftliche Institut Deutschlands, ist 1826 von G o 111 o b F r i e d r i c h S c h ulze gegr\u00fcndet und dient der Lehre und Forschung auf dem Gesamtgebiete der Landwirtschaft.\nAu\u00dfer reichhaltigen Sammlungen, einer gro\u00dfen Bibliothek, einem landwirtschaftlichen Laboratorium, Versuchsfeld und Versuchsgarten besitzt das Institut ein agrikulturchemisches Laboratorium (Leiter: Professor Dr. Immendorff) und eine Veterin\u00e4ranstalt (Leiter: Medizinalassessor Dr. Klee).\nWenn auch von dem Vorg\u00e4nger des jetzigen Institutsdirektors bereits auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen Pflanzenzucht praktisch zu arbeiten begonnen war, so sind die f\u00fcr Lehre und Arbeit in der Pflanzenzucht n\u00f6tigen Einrichtungen im wesentlichen erst seit dem Jahre 1902, wo Professor Edler die Direktion \u00fcbernahm, getroffen worden; nur das N\u00f6tigste hatte letzterer schon 1897 beschafft, um nach seiner \u00dcbersiedlung von G\u00f6ttingen nach Jena die begonnenen Arbeiten fortsetzen zu k\u00f6nnen.\nDer Einf\u00fchrung der Studierenden in die landwirtschaftliche Pflanzenzucht dienen gegenw\u00e4rtig :","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"10. Jena.\n137\n1.\tregelm\u00e4\u00dfige Vorlesungen \u00fcber die Z\u00fcchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen, die von Professor Edler in jedem zweiten Semester zweist\u00fcndig gehalten werden,\n2.\tDemonstrationen im Versuchsfelde und Zuchtgarten,\n3.\tpraktische pflanzenz\u00fcchterische \u00dcbungen, die im Wintersemester w\u00f6chentlich zweist\u00fcndig unter Professor Edlers Leitung stattfinden,\n4.\t\u00dcbungen im Bestimmen und Untersuchen landwirtschaftlicher S\u00e4mereien, die Professor Edler im Wintersemester w\u00f6chentlich zweist\u00fcndig abh\u00e4lt.\nSelbstverst\u00e4ndlich haben sich die Studierenden die theoretischen Grundlagen f\u00fcr die obige Spezialvorlesung und die praktischen \u00dcbungen in den botanischen Vorlesungen und \u00dcbungen, die an der Universit\u00e4t gehalten werden, vorher anzueignen und sich die n\u00f6tige Sortenkenntnis usw. in den Vorlesungen \u00fcber den landwirtschaftlichen Pflanzenbau zu verschaffen. Ebenso werden die f\u00fcr den Pflanzenz\u00fcchter n\u00f6tigen Kenntnisse \u00fcber die Krankheiten und Besch\u00e4digungen der Kulturpflanzen durch besondere Vorlesungen und \u00dcbungen vermittelt, die dem Bed\u00fcrfnisse weiterer Kreise der Studierenden dienen.\nFortgeschrittenen Studierenden wird Gelegenheit gegeben zu selbst\u00e4ndigen pflanzenz\u00fcchterischen Arbeiten und Untersuchungen, sowohl im Versuchsfelde und Garten als auch im Laboratorium.\nUm den Studierenden, die sich eingehend mit landwirtschaftlicher Pflanzenzucht besch\u00e4ftigt haben, Gelegenheit zu geben, sich einen Ausweis \u00fcber ihre wissenschaftliche Bef\u00e4higung auf diesem Spezialgebiete zu verschaffen, ist durch Verf\u00fcgung des Gro\u00dfherzoglichen Staatsministeriums vom 23. Mai 1908 eine Pr\u00fcfung \u201ezur Erlangung des Bef\u00e4higungsnachweises f\u00fcr die T\u00e4tigkeit als Saatzuchtinspektor\u201c eingerichtet worden, die als Erg\u00e4nzungspr\u00fcfung nach bestandener Diplom- oder Lehrerpr\u00fcfung abgelegt werden kann und f\u00fcr die die in der Anlage ver\u00f6ffentlichten Vorschriften gelten. (Siehe Anlage \u201eVorschriften f\u00fcr die Pr\u00fcfung zur Erlangung des Bef\u00e4higungsnachweises f\u00fcr die T\u00e4tigkeit als Saatzuchtinspektor.\u201c)\nVon den f\u00fcr die Ausbildung und Forschung in der landwirtschaftlichen Pflanzenzucht vorhandenen Einrichtungen des Instituts seien folgende hervorgehoben :\n1.\tEine umfangreiche Sammlung von Sorten und Zuchten in Pflanzen-und Samen- bzw. Fruchtmustern, von einzelnen Pflanzen und Pflanzenteilen, die Demonstrations- und Lehrzwecken dienen, von Abnormit\u00e4ten usw.\n2.\tInstrumente und Apparate zur Ausf\u00fchrung der verschiedenen Arbeiten und Untersuchungen, deren Gebrauch in den praktischen \u00dcbungen gelehrt und ge\u00fcbt wird.\n3.\tEin 3,9 ha gro\u00dfes Versuchsfeld zu Sortenvergleichen, Leistungspr\u00fcfungen und anderen pflanzenz\u00fcchterischen Arbeiten, in dem sich\n4.\tdie Zuchtg\u00e4rten befinden, die teils in den Feldbest\u00e4nden des Ver-","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nErster Teil: Institute und Saatzuclitanstalten.\nsuchsfeldes eingerichtet werden und j\u00e4hrlich ihren Platz wechseln, so f\u00fcr Hafer, .H\u00fclsenfr\u00fcchte usw., teils auf bestimmten Fl\u00e4chen angelegt sind, die das Einspannen in Schutznetze gestatten. Diese Fl\u00e4chen sind doppelt so gro\u00df wie f\u00fcr den Zuchtgarten n\u00f6tig und werden im regelm\u00e4\u00dfigen Wechsel als Getreidezuchtgarten, besonders f\u00fcr Weizen, und zum Anbau von H\u00fclsenfr\u00fcchten oder fr\u00fchreifenden Kartoffeln benutzt, die als Vorfr\u00fcchte f\u00fcr das Zuchtgetreide dienen.\n5.\tIn einem in der N\u00e4he des Instituts liegenden kleineren Versuchsgarten (Abb. 79) sind Einrichtungen zur Anstellung von Gef\u00e4\u00dfversuchen vorhanden;\nBild 80. Raum zum Aufbewahren und Verarbeiten der Zuchtgartenpflanzen.\nhier werden auch solche Versuche und Beobachtungen angestellt, die dauernde Kontrolle erfordern ohne durch die gesch\u00fctzte Lage gest\u00f6rt zu werden.\n6.\tEin ausreichend gro\u00dfer Raum zum getrennten Unterbringen der Zuchtgartenpflanzen dient auch zum Verarbeiten dieses Materials. (Abb. 80.) Untersuchungen \u00fcber die Zusammensetzung der Zuchtprodukte, wie Glasig-keits- oder Backf\u00e4higkeitsbestimmungen und andere Untersuchungen mehr, werden im landwirtschaftlichen Laboratorium zur Ausf\u00fchrung gebracht, das f\u00fcr diese Zwecke besonders ausger\u00fcstet ist.\n7.\tZur Aufnahme und Verarbeitung der Vermehrungen sowohl wie der Ernten aus den Leistungspr\u00fcfungen, Sorten versuchen usw. mit Getreide,","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"10. Jena.\n139\nH\u00fclsenfr\u00fcchten usw. dient eine zweckm\u00e4\u00dfig eingerichtete Scheune. Der Drusch geschieht der Regel nach sofort beim Einbringen mit einer Stiftendresch maschine mit elektrischem Antrieb.\n8. F\u00fcr die Unterbringung und Verarbeitung von Knollen und Wurzeln stehen gen\u00fcgende Kellerr\u00e4ume zur Verf\u00fcgung.\nZ\u00fcchterisch bearbeitet sind von Professor Edler seit dem Jahre 1897 : ein\n2744\nBild 81.\nJenaer Squarehead.\nBild 82.\n\u00c4hren des begrannten Squarehead.\nSquarehead-Weizen (Abb. 81). von einem schottischen Squarehead abstammend, ein begrannter Squarehead-Weizen (Abb. 82), herstammend von dem G\u00f6ttinger begr. Squarehead, den Drechsler durch Vermehrung einer 1885 im G\u00f6ttinger Versuchsfelde gefundenen Mutation schuf und ein Hafer, der von dem aus dem Nauener (Land-) Hafer hervorgegangenen G\u00f6ttinger Hafer (Abb. 83) herr\u00fchrt. Bei der z\u00fcchterischen Bearbeitung der letzten beiden Zuchten war Professor Edler von Anfang an bis zu seiner \u00dcbersiedlung nach Jena t\u00e4tig gewesen; es lag f\u00fcr ihn deshalb nahe, ihre z\u00fcchterische Behandlung in Jena fort-","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nzusetzen. Bei allen drei Zuchten wird fortgesetzte Individualauslese getrieben mit Leistungspr\u00fcfung der Nachkommenschaften, deren Erfolge keinem Zweifel unterliegen. Die vermehrten Eliten werden zum Nachbau abgegeben und haben sich beim Anbau im gro\u00dfen bew\u00e4hrt. Selbstverst\u00e4ndlich ist diese praktische Verwertung der Zuchtergebnisse nicht der Zweck, bzw. der Hauptzweck der z\u00fcchterischen T\u00e4tigkeit, dieser liegt vielmehr in der Beschaffung von Material zur Beantwortung theoretisch oder praktisch wichtiger Fragen.\nFilcl 83. Rispen des in Jena gez\u00fcchteten Hafers.\nDiesen Zwecken dienen auch die Kreuzungsz\u00fcchtungen mit Weizen, Erbsen, Kartoffeln und die Formentrennungen beim Rotklee, die Versuche zur Erzeugung von Pfropfmischlingen beim Pfropfen von Zuckerr\u00fcbe auf rote R\u00fcbe und umgekehrt und weitere Versuche, die mit Roggen und anderen Pflanzenarten angestellt sind.\nInsbesondere sind die Best\u00e4ubungs- und Befruchtungsverh\u00e4ltnisse beim Roggen eingehend studiert, die Korrelationserscheinungen beim Roggen, Weizen, Hafer, Bohne, Erbse festzulegen versucht; durch umfassende Untersuchungen sind die Unterschiede in der Zusammensetzung der Fr\u00fcchte verschiedener Hafersorten und deren Beeinflussung durch Boden, Klima bzw.","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"li). Jena.\n141\nWitterungsverh\u00e4ltnisse ermittelt; ebenso ist die Einlagerung der Reservestoffe in die Roggen-, Weizen-, Gerste- und Haferk\u00f6rner im Verlaufe des Reifungsprozesses eingehend studiert zur Festlegung des richtigen Zeitpunktes der Ernte usw. usw.\nNicht allein von den Landwirten und Z\u00fcchtern des Gro\u00dfherzogtums Sachsen, sondern auch von anderen wird das Institut bzw. dessen Leiter fur Raterteilung und Auskunftgabe in z\u00fcchterischen Fragen stark in Anspruch genommen, ebenso dienen zahlreiche Vortr\u00e4ge von Professor Edler in landwirtschaftlichen Vereinen, in besonderen Kursen und bei anderen Veranstaltungen der F\u00f6rderung der landwirtschaftlichen Pflanzenzucht im engeren und weiteren Sinne. Endlich liegt dem Institute die Leitung der Anbauversuche ob, die mit Unterst\u00fctzung des Staatsministeriums in zahlreichen Wirtschaften des Gro\u00dfherzogtums zur Ermittlung der f\u00fcr die verschiedenen Gegenden passendsten Sorten angestellt werden. Da\u00df mit dem landwirtschaftlichen Institut die Samenkontrollstation der Versuchsstation, die gleichfalls unter der Leitung von Professor Edler stellt, verbunden ist, gereicht dem Institut f\u00fcr die pflanzenz\u00fcchterische T\u00e4tigkeit insoweit zum Vorteil, als die Verbindung mit der aus\u00fcbenden Landwirtschaft dadurch besonders rege gestaltet ist und den Studierenden Gelegenheit gegeben wird, die Arbeitsmethoden der Samenkontrollstation genau kennen zu lernen.\nVer\u00f6ffentlichungen \u00fcber Fragen aus dem Gebiete der Pflanzenz\u00fcchtung,\nVon Geb. Hofrat Prof. Dr. W i 1 h e 1 m Edler- Jena.\n1.\tAnbauversuche mit verschiedenen Squareheadweizenzuchten. Jahrbuch der D. L. G. 1896.\nFeststellung des Anbauwertes und der Qualit\u00e4tsunterschiede der wichtigsten deutschen Squareheadzuchten unter dem Einflu\u00df der \u00e4u\u00dferen Wachstumsbedingungen.\n2.\tAnbauversuche mit verschiedenen Sommer- und Winterweizensorten. Arbeiten der D. L. G.\nHeft 32.\t1898.\nDie mit den gepr\u00fcften Sorten angestellten Backversuche stellen Sortenunterschiede in der Backf\u00e4higkeit fest, die durch Einflu\u00df des Klimas und Bodens verdeckt werden k\u00f6nnen.\n3.\tDie Besichtigung der Wirtschaften der Zucht- und Verkaufsgenossenschaft f\u00fcr Pirnaer Saatroggen. Jahrbuch der D. L. G. 1898.\n4.\tAnbauversuche mit verschiedenen Squareheadzuchten. Arbeiten der D. L. G. Heft 53. 1900.\nDie morphologischen Eigent\u00fcmlichkeiten der auf den Anbauwert gepr\u00fcften Zuchten wurden ermittelt und die Korrelationen besonders zwischen \u00c4hrenform, Halml\u00e4nge und Halmdicke festgestellt. Die Backf\u00e4higkeit der Zuchten zeigt keine feststellbaren Unterschiede, wohl aber wechselt die Backf\u00e4higkeit mit Klima, Boden und Jahreswitterung.\n5.\tEinflu\u00df der Korngr\u00f6sse des Saatguts auf den Ertrag. Deutsche landw. Presse 1900, Nr. 99.\nNachweis, da\u00df die \u00dcberlegenheit der schwersten K\u00f6rner des Weizens nicht durch st\u00e4rkere Aussaat mittlerer K\u00f6rner ausgeglichen werden kann, da die ersteren widerstandsf\u00e4higere Pflanzen liefern.\n6.\tWelchen Wert hat die Bestockungsf\u00e4higkeit der Getreidesorten: F\u00fchlings landw. Zeitung. 1900.","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nNachweis, da\u00df die S c h r i b a u x sehe Behauptung von der \u00dcberlegenheit der Sorten mit schwacher Bestockung nicht allgemein zutrifft.\n7.\tVerkaufs- und Lieferungsbedingungen f\u00fcr den Samenhandel. F \u00fc h 1 i n g s landwirtschaftl.\nZeitung. 1900.\n8.\tEinige praktisch wichtige Fragen der Pflanzenz\u00fcchtung. Hann, landw. Zeitung. 1900.\n9.\tErgebnisse der Anbauversuche mit verschiedenen Lupinensorten. Jahrbuch der D. L. G. 1900.\nDie Versuche stellten die Unterschiede in den Anspr\u00fcchen der gepr\u00fcften Lupinen an Boden und Klima fest. Die morphologischen Verschiedenheiten wurden ermittelt, ebenso wie die Unterschiede im Alkaloidgehalt der Samen und in der Kalkempfindlichkeit von Lupinus luteus, L. anguslifolius und L. albus (termis).\n10.\tBericht \u00fcber den Wettbewerb der Saatzuchtwirtschaften. 1900. Jahrbuch der D. L. G. 1900.\nDer Bericht gibt eine genaue Beschreibung der Einrichtungen und Zuchtverfahren sowie der Erfolge der am Wettbewerb beteiligten Saatzucht wirtschaften.\n11.\tZum Anbau kleberreichen Weizens. Deutsche landw. Presse 1901. Nr. 8.\nNachweis, da\u00df die Ansicht des Handels \u00fcber die angeblich mangelhafte Backf\u00e4higkeit der neuen Weizensorten nicht in dem behaupteten Umfange richtig ist und da\u00df die Ver\u00e4nderung im Klebergehalt z. T. durch die ver\u00e4nderten Kulturbedingungen in den Hauptweizengegenden bedingt ist.\n12.\tAnbauversuche mit verschiedenen Sommer- und Winterweizensorten. Arbeiten der D. L. G.\nHeft 63.\t1901.\nIm Anschlu\u00df an die Pr\u00fcfung des Anbauwerts der Sorten unter verschiedenen klimatischen und Bodenverh\u00e4ltnissen sind die Qualit\u00e4tsunterschiede der K\u00f6rner und deren Beeinflussung durch die \u00e4u\u00dferen Wachstumsfaktoren festgelegt.\n13.\tDie Anstellung vergleichender Anbauversuche mit Getreide- und Kartoffelsorten. Arbeiten\nder D. L. G. Heft 64.\t1901.\nEingehende Darstellung der exakten Methode der Anbauversuche.\n14.\tDie \u00c4hrenform des Squarehead in ihrer Beziehung zur Ertragsf\u00e4higkeit verschiedener Zuchten, lllustr. landw. Zeitung 1903.\nNachweis, da\u00df die Zuchten mit kolbigen \u00c4hren unter g\u00fcnstigen Wachstumsbedingungen die ertragreichsten sind.\n15.\tDie f\u00fcr den Getreidebauer wichtigen Fragen der Getreidez\u00fcchtung. Arbeiten der Landwirtschaftskammer Hannover. Heft 5.\n16.\tEinwirkung des Frostes auf den Squarehead weizen, lllustr. landw. Zeitung 1903, Nr. 60\nund 65.\nBesprechung der unter der Einwirkung abnormer Temperaturen entstandenen Varianten im Squarehead.\n17.\tSortenwahl beim Wintergetreide. lllustr. landw. Zeitung 1903, Nr. 75.\n18.\tDreij\u00e4hrige Roggenanbauversuche. Arbeiten der D. L. G. Heft 84. 1903.\nDie Verschiedenheiten im Bau der gepr\u00fcften Roggensorten sind durch eingehende Untersuchungen ebenso festgelegt wie die Unterschiede in der Entwicklung der Sorten. Photographische Abbildungen von Original\u00e4hren in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6\u00dfe sind beigegeben.\n19.\tGerstenanbau versuche. F\u00fchlings landw. Zeitung. 1904.\n20.\tWie k\u00f6nnen wir die Ertr\u00e4ge unserer Getreidefelder erh\u00f6hen? Raiffeisen bote 1904.\n21.\tDie Wintergerste. Deutsche landw. Presse 1904, Nr. 80.\n22.\tDie Ausartungen des Squarehead Weizens. Deutsche landw. Presse 1904, Nr. 101.\nMitteilungen \u00fcber das Verhalten verschiedener Varianten des Squarehead in der Fortzucht.\n23.\tSaatbau vereine. lllustr. landw. Zeitung 1904, Nr. 80.\nDarlegung der Aufgaben der Saat bau vereine und ihrer zweckm\u00e4\u00dfigen Organisation.\n24.\tNeue ertragsf\u00e4hige Getreide- und Hackfruchtsorten und Aufgabe der Wanderlehrer bei deren\nEinf\u00fchrung. Arbeiten der D. L. G. Heft 97.\t1904.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"10. Jena.\n143\n25.\tDie Seidefreiheit der Kleesaaten. Ulustr. landw. Zeitung 1905, Nr. 9.\nBesprechung der Grenzen der Sicherheit der Seideuntersuchungen und der Reinigung verseideter Kleesaaten.\n26.\tDreij\u00e4hrige Erbsenanbau cersuche 1902\u20141904. Arbeiten der D. L. G. Heft 109.\t1905.\nDie gepr\u00fcften Sorten sind auf die Verschiedenheiten im Bau und im Verlauf der Entwicklung untersucht.\n27.\tErhaltung und Steigerung der Ertragsf\u00e4higkeit der Kulturpflanzen. F \u00fc h 1 i n g s landw. Zeitung. 1906.\n28.\tZur Ver\u00e4nderlichkeit der Squareheadzuchten. F\u00fchlings landw. Zeitung 1906, Heft 18, und 1907, Heft 1.\nMitteilung von Beobachtungen \u00fcber Ver\u00e4nderung der \u00c4hrenform des Squareheads durch Brandinfektion und \u00fcber sonstige in der Zucht des begrannten Squareheads festgestellten Abweichungen und ihr Verhalten bei der Fortzucht.\n29.\tVierj\u00e4hrige Haferanbauversuche. Arbeiten der D. L. G. Heft 114.\t1906.\nDie Untersuchung der Kornproben auf Spelzenanteil und chemische Zusammensetzung ergaben ebenso wie die Feststellung der Entwicklung der Sorten und ihres Baues wichtige Sortenunterschiede.\n30.\tDie Anwendung der Ausgleichsrechnung bei der Ausnutzung von feldm\u00e4\u00dfigen Anbauversuchen. F\u00fchlings landw. Zeitung. 1907.\nNachweis, da\u00df die Ausgleichsrechnung entgegen der R o d e w a 1 d sehen Ansicht bei der Ausnutzung der unkr verschiedenen Verh\u00e4ltnissen angestellten Anbauversuche nicht angewendet werden kann.\n31.\tDas Korngewicht der Getreidesorten. Mitteilungen der D. L. G. 1907.\nZahlenm\u00e4\u00dfige Feststellung der im Korngewicht zu beobachtenden Sortenunterschiede bei den verschiedenen Getreidearten auf Grund der gelegentlich der Bearbeitung der Sortenversuche untersuchten zahlreichen Kornproben.\n32.\tHaferanbauversuche im Hauptverein II des Gro\u00dfherzogtums Sachsen. 1906. Th\u00fcringer landw. Zeitung. 1907.\n33.\tDie Aussaatmengen des Getreides in Deutschland. F\u00fchlings landw. Zeitung. 1907.\nBeitrag zur richtigen Sch\u00e4tzung der Aussaatmengen des Getreides f\u00fcr die Be redlining der f\u00fcr den Konsum zur Verf\u00fcgung stehenden Getreidemassen.\n34.\tDer Preisbewerb der Getreidezuchtgenossenschaften 1907. Jahrbuch der D. L. G. 1907.\nDarstellung der Einrichtung und der Arbeitsweise der Pirnaer Saatzuchtgenossenschaft und der Genossenschaft zur Z\u00fcchtung des Professor-Heinrich-Roggens.\n35.\tDer Wert der nackten K\u00f6rner im Saatgut bespelzter Hafersorten. Mitteilungen der D. L. G. 1908.\nNachweis, da\u00df die beim Dreschen entspelzten Haferk\u00f6rner des Saatguts unter normalen Verh\u00e4ltnissen im Wert nicht hinter den bespelzten zur\u00fcckstehen.\n36.\tHaferanbauversuche im Hauptverein II des Gro\u00dfherzogtums Sachsen. 1907. Th\u00fcringer landw. Zeitung. 1908.\n37.\tEin Beitrag zum Vorkommen von Pfropfmischlingen. F\u00fchlings landw. Zeitung. 1908.\nBeim Propfen von Rote R\u00fcbe auf Zuckerr\u00fcbe und umgekehrt konnte das Auftreten von Propfmischlingen in der Nachzucht nachgewiesen werden.\nWeitere Ver\u00f6ffentlichungen von pflanzenz\u00fcchterischen Arbeiten, die im landwirtschaftlichen Institut der Universit\u00e4t Jena ausgef\u00fchrt sind:\n38.\tDr. Geer kens, Korrelations- und Vererbungserscheinungen beim Roggen, insbesondere die Kornfarbe betreffend. 1901.\nEingehende Untersuchungen von gelben und gr\u00fcnen K\u00f6rnern einer Sorte und Feststellung des Verhaltens von \u00c4hrenform und Kornfarbe in Korrelation und Vererbung bei verschiedenen Sorten durch Tojrf- und Feldversuche.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n39.\tDr. Ulrich, Die Best\u00e4ubung und Befruchtung des -Roggens. 1909.\nUntersuchungen an vier Roggensorten ergaben, dass die Roggenbl\u00fcte selbststeril und da\u00df die Selbstbefruchtung einer Pflanze gering, aber individuell und auch nach Sorten und Klima verschieden ist.\n40.\tDr. Li pp oldes, Welchen Wert hat die Bestockungsf\u00e4higkeit des Getreides? 1903.\nDurch Versuche mit elf Roggen-, vier.Weizen- uncl drei Gerstensorten wurde fest-gestellt, da\u00df die Schribaux sehe Annahme, da\u00df die Bestockungsf\u00e4higkeit des Getreides im umgekehrten Verh\u00e4ltnis zur Ertragsf\u00e4higkeit stehe, allgemeinere G\u00fcltigkeit nicht beanspruchen kann.\n41.\tDr. Alves, Untersuchungen \u00fcber den Gehalt der K\u00f6rner verschiedener Hafersorten an wert bildenden Bestandteilen. 1906.\nUmfassende Untersuchungen von zahlreichen Proben verschiedener Hafersorten, die Sortenunterschiede im Gehalt an Rohprotein und Fett, Rohfaser, Asche nach-weisen und den starken Einflu\u00df von Boden und Klima auf den Gehalt der K\u00f6rner erkennen lassen.\n49. Dr. F o r g w e r , \u00dcber die beim Reifungsproze\u00df des Roggen- und Weizenkornes vorkommenden quantitativen und qualitativen Ver\u00e4nderungen. 1906.\nDurch die Untersuchungen konnte u. a. festgestellt werden, da\u00df auch beim Roggen in der Gelbreife die Stoffeinlagerung beendet ist, wenn man die Gelbreife nach dem Aussehen des Halmes und der Bl\u00e4tter und nicht nach dem Brechen des Korns bestimmt, das beim Roggen in einem fr\u00fcheren Stadium stattfindet als beim Weizen.\n43.\tDr. Eber hart, Untersuchungen \u00fcber das Vorquellen des Samens. 1906.\nDie ausgedehnten Versuche \u00fcber den Quellproze\u00df, den Einflu\u00df des Vorquellens des Samens auf die Keimung und auf das Wachstum der Pflanzen zeigten, da\u00df das Vorquellen des Samens sowohl einen Einflu\u00df auf die Ertr\u00e4ge als auch auf den Verlauf der Vegetationsstadien der Pflanzen aus\u00fcbt.\n44.\tDr. B r o i 1 i, \u00dcber die Unterscheidung der zweizeiligen Gerste \u2014 Hordeum distichum \u2014 am Korn. 1906.\nDie gebr\u00e4uchlichen Merkmale zur Unterscheidung der Erektum- und Nutansformen erwiesen sich konstant, die zur Trennung der Gruppen innerhalb der Xutansform benutzten zeigten sich nicht konstant.\n4\u00f6. Dr. O r p h a 1, Untersuchungen \u00fcber Korrelationserscheinungen bei mehreren Sorten von Vicia faba L. 1907.\nDie Untersuchungen sind mit sechs Bohnensorten durchgef\u00fchrt und beschr\u00e4nken sich nicht auf die Feststellung von Korrelationen und deren schematische Darstellung, sondern beziehen sich auch auf den Wasserverbrauch der Sorten, den Verlauf ihrer Entwicklung usw.\n46.\tDr. J a n s o n , Untersuchungen \u00fcber die Einlagerung der Reservestoffe in den Hafer- und Gerstenk\u00f6rnern beim Reifungsprozesse. 1907.\nDie Untersuchungen gew\u00e4hren sehr interessante Einblicke in den Verlauf der Reservestoffeinlagerung bei Hafer und Gerste und in die w\u00e4hrend des Reifungsprozesses im Korn sich abspielenden Umsetzungsvorg\u00e4nge.\n47.\tEoemer, Beitrag zur Einteilung der Z\u00fcchtlings- und Auslesemethoden bei der Pflanzenz\u00fcchtung. F \u00fc h 1 i n g s landw. Zeitung. 1908.\nNachweis der Notwendigkeit, Z\u00fcchtungs- und Auslesemethoden sowie morphologische und physiologische Mutationen zu unterscheiden.\n48.\tDr. Pieper, Vergleichende Keimversuche mit Grass\u00e4mereien nebst einigen Bemerkungen zu grunds\u00e4tzlichen Fragen der Keimpr\u00fcfungsmethode. Jena 1909.\n49.\tDr. Roemer, Variabilit\u00e4tsstudien. Jena 1910.\nDie Untersuchungen erstrecken sich auf die Variabilit\u00e4t in reinen Erbsenlinien sowie auf die Variabilit\u00e4t der Linienmittel. Sie zeigen auch, da\u00df aus Pedigreesorten verschiedene Biotypen isoliert \u00aberden k\u00f6nnen.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"11. K\u00f6nigsberg.\n145\nVorschriften f\u00fcr die Pr\u00fcfung zur Erlangung des Bef\u00e4higungsnachweises f\u00fcr die T\u00e4tigkeit als\nSaatzuehtinspektor.\n\u00a7 1. Zu der Pr\u00fcfung zur Erlangung des Bef\u00e4higungsnachweises f\u00fcr die T\u00e4tigkeit als Saatzuchtinspektor werden solche Personen zugelassen, welche das Diplomexamen oder das Examen f\u00fcr Landwirtschaftslehrer bestanden haben.\n\u00a7 2. Die Kandidaten, die die genannten Pr\u00fcfungen nicht in Jena abgelegt haben, m\u00fcssen in Jena mindestens zwei Semester immatrikuliert gewesen sein.\n\u00a7 3. Die Pr\u00fcfung findet nur im Semester statt und erstreckt sich auf folgende E\u00e4cher:\n1.\tZ\u00fcchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, allgemeiner Teil;\n2.\tZ\u00fcchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, spezieller Teil;\n3.\tLandwirtschaftliche Samenkunde und Samenuntersuchung;\n4.\tDie Krankheiten der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und ihre Bek\u00e4mpfung.\n\u00a7 4. \u00dcber den Ausfall der Pr\u00fcfung wird ein Zeugnis ausgestellt, in dem die Einzelheiten sowohl wie das Gesamtpr\u00e4dikat nach den Bestimmungen f\u00fcr das Diplomexamen festgesetzt werden.\nIst die Pr\u00fcfung bestanden, so wird dem Zeugnis der Zusatz beigef\u00fcgt:\n\u201eHerr.....................hat durch die Pr\u00fcfung den Nachweis geliefert, da\u00df er mit\nden f\u00fcr den Beruf eines Saatzuchtinspektors n\u00f6tigen wissenschaftlichen Grundlagen\nvertraut ist.\u201c\n\u00a7 5. Meldungen zur Pr\u00fcfung sind mindestens vier Wochen vor dem gesetzlichen Schlu\u00df des Semesters schriftlich einzureichen. Bei der Meldung sind 20 Ai Geb\u00fchren zu entrichten.\n11. K\u00f6nigsberg.\nLandwirtschaftliches Institut der Universit\u00e4t, Abteilung f\u00fcr\nPflanzenbau.\nProf. Dr. Mitscherlich.\nIm allgemeinen d\u00fcrften Universit\u00e4tsinstitute sich wohl zur Bearbeitung pflanzenz\u00fcchterischer Fragen, weniger jedoch zur Neuz\u00fcchtung oder Veredlungsz\u00fcchtung bestehender Formen eignen, wenigstens solange die landwirtschaftliche Pflanzenz\u00fcchtung nur im Nebenfach von dem Vertreter der Pflanzenproduktionslehre vertreten wird. Sorgsam gez\u00fcchtete Sorten k\u00f6nnen vernachl\u00e4ssigt, ja sogar verloren gehen, sofern ein Wechsel in der Institutsleitung eintritt und ein Gelehrter mit einem anderen Arbeitsgebiete berufen wird.\nIm Osten Deutschlands hat man sp\u00e4ter als im Westen begonnen, die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen zu veredeln. Zun\u00e4chst beschr\u00e4nkte man sich darauf, diejenigen Sorten, die im Westen die h\u00f6chsten Ertr\u00e4ge brachten, auch hier anzubauen. Als es sich aber zeigte, da\u00df diese f\u00fcr das \u00f6stliche Klima nicht geeignet waren, begannen auch hier die praktischen Landwirte diese Sorten unserem Klima anzupassen oder aus den alten Landsorten ertragreichere zu z\u00fcchten. Das Landwirtschaftliche Institut zu K\u00f6nigsberg hat auf z\u00fcchterische Fragen immer sein Augenmerk gerichtet.\nDeutsche Pflanzenzucht.\t10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nErster Teil: Institute und Saat.zuclitanstalten.\nDa in fr\u00fcheren Jahren die Meinung verbreitet war, da\u00df sich das Klima Ostpreu\u00dfens nicht zum Anbau der Zuckerr\u00fcbe eigne, wandte Prof. Marek sein spezielles Studium dieser Pflanze zu. Es gelang ihm auch unter den hiesigen klimatischen Verh\u00e4ltnissen, eine f\u00fcr die damalige Zeit sehr zuckerreiche R\u00fcbe zu z\u00fcchten, die nach seinem Tode in Jesau fortgez\u00fcchtet wurde. Heute hat diese R\u00fcbe keine praktische Bedeutung mehr. Die betreffenden Untersuchungen sind niedergelegt in der Abhandlung: Die Ergebnisse der Versuche und Untersuchungen \u00fcber den Zuckerr\u00fcbenbau mit spezieller Ber\u00fccksichtigung der Verh\u00e4ltnisse in Ostpreu\u00dfen.\nAuch mit den Anbauverh\u00e4ltnissen der verschiedensten Kartoffelsorten\nBild 84. Laboratorium.\nhat sich G. Marek eingehend besch\u00e4ftigt und hierbei einige Fragen angeschnitten, die in das Gebiet der Z\u00fcchtung fallen. So untersuchte er unter anderem, ob die Bodenart, in welcher die Saatkartoffel gezogen wurde, einen Einflu\u00df auf die Erkrankung und den St\u00e4rkegehalt der Nachzucht im zweiten Jahre hat. Er kam hier auf Grund zahlreicher Versuche zu dem Ergebnisse, da\u00df dies im allgemeinen nicht der Fall war, fand aber doch, da\u00df in der Mehrzahl der F\u00e4lle die Saatkartoffeln der Bodenarten mit gr\u00f6\u00dferem Kalkgehalt die st\u00e4rkemehlreicheren Nachkommen lieferten. Er stellte ferner fest, da\u00df man durch Stengelteile eine Kartoffel au\u00dferordentlich stark vermehren kann. Mit Hilfe einer derartigen Stecklingszucht erzielte er aus einer einzigen Knolle 161 Kartoffeln im Gesamtgewicht von 7720 g. Diese Untersuchung ist f\u00fcr die schnellere Fortz\u00fcchtung einer Neuz\u00fcchtung von nicht zu untersch\u00e4tzendem Werte.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"11. K\u00f6nigsberg.\n147\nProf. Gisevius, der dann bis 1903 die landwirtschaftliche Pflanzenbaulehre an der hiesigen Universit\u00e4t vertrat, wandte mehr der Getreidez\u00fcchtung seine Aufmerksamkeit zu. Au\u00dfer einer gro\u00dfen Zahl von Sortenanbauversuchen, die er in Ostpreu\u00dfen, Westpreu\u00dfen, Posen und Pommern in die Wege leitete, besch\u00e4ftigte er sich auch selbst mit der Z\u00fcchtung, speziell der Weizenz\u00fcchtung. In dem landwirtschaftlich-botanischen Garten zu K\u00f6nigsberg und sp\u00e4ter auf dem Versuchsfelde Waldgarten hatte er gr\u00f6\u00dfere Zuchtg\u00e4rten angelegt.\nVornehmlich wollte er den Squarehead, der bis dahin im Osten v\u00f6llig unbekannt war, versuchen unserem Klima anzupassen, da es sich bei den Anbauversuchen gezeigt hatte, da\u00df er sehr stark variierte. Als Grundlage diente ihm bei seinen Ziichtungsversuchen der Sva-l\u00f6fer Topp - Squarehead ; die im Herbste 1898 von Sval\u00f6f bezogene Originalsaat variierte beim Nach bau sehr stark; unter anderem traten begrannte und sogar lang\u00e4hrige Formen auf.\nDurch \u00c4hrenauswahl gelang es allm\u00e4hlich, acht verschiedene Formen zu trennen und auch ziemlich konstant weiter zu z\u00fcchten. Eine Form, die dem Squarehead-Typus am n\u00e4chsten kam, wurde dann in Waldgarten auch im gro\u00dfen angebaut. Es ist dieses der K\u00f6nigsberger\tBild 85. K\u00f6nigsberger Squarehead I u. 11\nSquarehead I.\tsowie einige \u00dcbcrgangsformen von Squarehead I.\nDer K\u00f6nigsberger Squarehead II dagegen ist als eine spontane Variation des Eppweizens aufzufassen. Denn 1899 fielen Herrn v. N egen born-Loyden bei Bartenstein in einem Eppweizenfelde zwei \u00c4hren auf, die ganz dem Typus der Squarehead-Form entsprachen. Diese \u00c4hren schenkte Herr Dr. v. Negenborn Herrn Prof. Gisevius, der die K\u00f6rner im landw.-botanischen Garten zu K\u00f6nigsberg auss\u00e4te und vermehrte. Die Form zeigte sich beim Nachbau konstant. Bemerkt mu\u00df noch werden, da\u00df in jener Gegend der Squarehead bis dahin unbekannt war. Durch \u00c4hrenauswahl wurde dieser Weizen dann noch durch Prof. Gisevius verbessert und 1902 feldm\u00e4\u00dfig auf dem Universit\u00e4tsversuchsfelde Waldgarten angebaut.\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"1 48\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nNach dem Fortgange von Prof. Gisevius nach Gie\u00dfen z\u00fcchtete Prof. Buhlert diese beiden Sorten zun\u00e4chst weiter. Au\u00dferdem machte er noch mit Sval\u00f6fer G\u00f6teborg-Squarehead Zuchtversuche. Auch begann er 1905 den Eppweizen, der in Ostpreu\u00dfen vielfach angebaut wird, zu verbessern. Der Eppweizen ist zwar sehr winterfest, lagert aber sehr leicht und wird meist stark von Rost befallen. Bei der Veredlungsauslese wurden nur solche Pflanzen verwendet, die bei kurzem Stroh doch eine volle \u00c4hre zeigten. Im Winter 1905/06 winterten im Zuchtgarten in Waldgarten ein Teil der Elitepflanzen aus, ein anderer hatte sehr unter stauender N\u00e4sse zu leiden, soda\u00df nur sehr wenige der Eliten brauchbar waren. Infolgedessen wurden s\u00e4mtliche Zuchtversuche in Waldgarten aufgegeben, zumal die ganze\nOrganisation am Landwirtschaftlichen Institut eine andere wurde.\nIm landw.-botanischen Garten zu K\u00f6nigsberg hatte Prof. Buhlert noch einen Zuchtversuch mit Wrucken unternommen, um eine Wrucke mit einem m\u00f6glichst hohen Ertrag an Trockensubstanz zu erzielen. Dieser Z\u00fcchtungsversuch wird jetzt noch durch Professor Mitscherlich, dem augenblicklichen Leiter der Abteilung f\u00fcr Pflanzenbau des Landwirtschaftlichen Instituts, fortgesetzt. In diesem Herbst hat Prof. Mitscherlich auch begonnen, sich mit der Veredlungsauslesez\u00fcchtung bei Weizen zu besch\u00e4ftigen. In dem strengen Winter 1906/07 waren in Ostpreu\u00dfen fast alle Winter-Bild 86. Ligowo-Hafer II mit einigen weizensorten, stellenweise sogar der Epp-ausgebildeten Doppelrispen.\twe]zen, der bis dahin als vollst\u00e4ndig winter-\nfest galt, ausgefroren. Nicht viel besser sah es in Schlesien aus ; \u00fcberall aber hatte hier der Salischer Sandweizen den Winter gut \u00fcberstanden. Dieser Weizen stammt ab vom amerikanischen Sandweizen und wird seit ca. 20 Jahren in Salisch, Kreis Glogau, angebaut, von wo er immer gr\u00f6\u00dfere Verbreitung gefunden hat, zumal er auch noch auf geringeren Bodenarten gute Ertr\u00e4ge liefert. . Dieser Weizen hat aber ein sehr kleines Korn, neigt etwas zum Lagern und ist auch in der Farbe nicht einheitlich. Prof. Mitscherlich will nun versuchen, diese M\u00e4ngel durch Veredlungsz\u00fcchtung zu beseitigen.\nGelegentlich von Vegetationsversuchen, die im Gew\u00e4chshause im Sommer 1907 mit Hafer (Ligowo II) angestellt waren, bemerkten wir, da\u00df einige Halme Doppelrispen ausgebildet hatten. Um nun zu sehen, ob diese Erscheinung auf die starke D\u00fcngung oder auf die hohe Luftfeuchtigkeit, bei der die Versuche im Gew\u00e4chshause gewachsen waren, zur\u00fcckzuf\u00fchren w\u00e4re, oder","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"11. K\u00f6nigsberg.\n149\nob es eine neue Erscheinungsform w\u00e4re, wurden die K\u00f6rner der Doppelrispen gesondert geerntet und im Fr\u00fchjahr 1908 im landwirtschaftlichbotanischen Garten ausges\u00e4t. Von der gro\u00dfen Zahl der K\u00f6rner, die von Haferhalmen mit Doppelrispen herstammten, fanden sich jetzt unter 500 Haferhalmen nur 8 mit Doppelrispen vor. Es ist beabsichtigt, diese K\u00f6rner der Doppelrispen im n\u00e4chsten Fr\u00fchjahr wieder im Garten auszus\u00e4en, um diese Erscheinung weiter zu beobachten.\nEs wurden endlich zwei wissenschaftliche Arbeiten im letzten Jahre von Dr. Albrecht, Assistent am hiesigen Institut, ver\u00f6ffentlicht. Sie haben zum Gegenst\u00e4nde die Einf\u00fchrung der Fehlerwahrscheinlichkeitsrechnung in die Pflanzenz\u00fcchtung. Die eine dieser Arbeiten liefert den Nachweis, da\u00df die zuf\u00e4lligen Abweichungen in ein und derselben Z\u00fcchtung den Gesetzen der Eehlerwahrscheinlichkeit unterworfen sind; die andere dieser Arbeiten zeigt, wie man diese Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit anwenden kann, um sich Klarheit \u00fcber die Korrelationen, welche zwischen den verschiedenen morphologischen Eigenschaften einer Pflanze bestehen, zu verschaffen. Sie lehnt sich an Beobachtungen, die vom Verfasser an Weizenhalmen gemacht wurden.\nAu\u00dfer wissenschaftlichen Arbeiten dient das Landwirtschaftliche Institut auch Unterrichtszwecken. Fast in jedem Sommersemester werden entweder Vorlesungen \u00fcber Pflanzenz\u00fcchtung gehalten, oder es werden mit den Studierenden praktische \u00dcbungen abgehalten, um sie mit der Handhabung der wichtigsten Apparate, die heute in der Pflanzenz\u00fcchtung angewandt werden, vertraut zu machen.\nAn pflanzenz\u00fcchterischen Arbeiten sind aus dem Institut hervorgegangen : 1882. Prof. Dr. Marek: Die Ergebnisse der Versuche und Untersuchungen \u00fcber den Zuckerr\u00fcbenanbau mit spezieller Ber\u00fccksichtigung der Verh\u00e4ltnisse in Ostpreu\u00dfen. Mitteilungen aus dem landw.-physiologischen Laboratorium und dem landvv.-botanischen Garten der Universit\u00e4t K\u00f6nigsberg 1882.\n1889. Prof. Dr. Marek: Versuche und Untersuchungen mit der Kartoffel. Mitteilungen aus dem landw.-physiologischen Laboratorium und landw.-botanischen Garten der Universit\u00e4t K\u00f6nigsberg 1889.\n1901.\tProf. Dr. Gisevius: Die Sortenfrage in den Nordostprovinzen. -\u2014\u25a0 Ein F\u00fchrer f\u00fcr die passenden Getreide- und Kartoffelsorten und die K\u00f6nigsberger Sortenanbauversuche. \u00dcber Z\u00fcchtung. S. 103 ff., S. 124 ff. u. S. 135 ff. Mitteilungen aus dem landw.-physiologischen Laboratorium der K\u00f6nigl. Albertus-Universit\u00e4t. Berlin, Paul Parey 1901.\n1902.\tProf. Dr. Gisevius: Die Auswahl und die Neuz\u00fcchtung der f\u00fcr Ost- und Westpreu\u00dfen geeigneten Getreidesorten und die K\u00f6nigsberger Sortenanbauversuche. K\u00f6nigsberger Land- und Forstwirtschaftliche Zeitung f\u00fcr das nord\u00f6stliche Deutschland. K\u00f6nigsberg 1902.\n1902. Prof. Dr. Gisevius: Squareheadweizen - Neubildung in Ostpreu\u00dfen und R\u00fcckbildung eingef\u00fchrter Squareheadzuchten. K\u00f6nigsberger Land- und Forstwirtschaftliche Zeitung f\u00fcr das nord\u00f6stliche Deutschland. K\u00f6nigsberg 1902.\n1905. Prof. Dr. Buhlert: Neuere Ergebnisse der Pflanzenz\u00fcchtung und Sortenpr\u00fcfung, Westpr. Landwirtschaftliche Mitteilungen. Danzig 1905.\n1905. Prof. Dr. Buhlert: \u00dcber Beziehungen zwischen Frischgewicht und Trockensubstanzgehalt der Wrucken. Bericht des Landw. Instituts der Universit\u00e4t K\u00f6nigsberg 1905.","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n1905. Dr. Tietz: Zur Qualit\u00e4tsermittlung von Weizen, Gerste und Hafer. Dissertation, K\u00f6nigsberg 1905.\n1908. Dr. Albrecht: Untersuchungen \u00fcber Korrelationen im Aufbau des Weizenhalmes, die f\u00fcr die Lagerfestigkeit des Getreides von Bedeutung sind. Dissertation, K\u00f6nigsberg 1908 und Thiels Landwirtschaftliche Jahrb\u00fccher 1908. S. 617 ff.\n1908. Dr. Albrecht: Die Eehlerwahrscheinlichkeitsreehnung und ihre Anwendung auf die Pflanzenz\u00fcchtung. F\u00fchlings Landwirtschaftliche Zeitung 1908.\n12. Leipzig.\nLandwirtschaftliches Institut der Universit\u00e4t.\nProf. Dr. Falke.\nDas Landwirtschaftliche Institut der Universit\u00e4t Leipzig geh\u00f6rt zu denjenigen akademischen Lelirst\u00e4tten Deutschlands, an denen schon sehr fr\u00fchzeitig die Pflanzenz\u00fcchtung zum Lehr- und Forschungsgegenstand erhoben worden ist. Denn bereits im Jahre 1892 gab der verstorbene Professor Hen'ry Settegast seine Schrift \u201eDie landwirtschaftlichen S\u00e4mereien und der Samenbau\u201c heraus und legte in derselben nicht nur die Ergebnisse langj\u00e4hriger Arbeiten auf dem Gebiete der Samenkunde nieder, sondern zeigte auch auf Grund seiner Erfahrungen die f\u00fcr den Samenbau geeigneten Wege, denen er die damals bekannten pflanzenz\u00fcchterischen Grunds\u00e4tze zugrunde legte. Im Laufe von reichlich einem Jahrzehnte ist dann das Gebiet der Pflanzenz\u00fcchtung immer mehr vertieft und erweitert worden und damit zu einem wichtigen Zweig der Pflanzenbaulehre ausgewachsen.\nEntsprechend der heutigen Organisation des Institutes geh\u00f6rt die Vertretung der Pflanzenz\u00fcchtung zu den Aufgaben der im Rahmen des Institutes bestehenden Abteilung f\u00fcr besondere Pflanzenbau- und Tierzuchtlehre. Das Landwirtschaftliche Institut, dessen Leitung in den H\u00e4nden des Geheimen Hofrates Prof. Dr. Kirchner liegt, umfa\u00dft n\u00e4mlich au\u00dfer denjenigen Teilen, die dem Direktor unmittelbar unterstellt sind, noch zwei Abteilungen, deren eine die eben genannte Abteilung f\u00fcr besondere Pflanzenbau- und Tierzuchtlehre darstellt, und deren Vorstand Prof. Dr. Falke ist.\nDem Unterricht in der Pflanzenz\u00fcchtung dienen zun\u00e4chst Vorlesungen, und zwar neben denjenigen \u00fcber besondere Pflanzenbaulehre die Vorlesung \u00fcber Pflanzenz\u00fcchtung und Saatgutbehandlung, sowie \u00fcber die Krankheiten der Kulturgew\u00e4chse und ihre Bek\u00e4mpfung. Damit aber den Studierenden Gelegenheit gegeben ist, das in den Vorlesungen Geh\u00f6rte noch weiter zu verarbeiten und ihrem Verst\u00e4ndnisse n\u00e4her zu bringen, werden gleichzeitig auch \u00dcbungen in der Pflanzenz\u00fcchtung abgehalten. Die Unterweisung hierbei erfolgt in zwei Abteilungen, A f\u00fcr Anf\u00e4nger vier Stunden w\u00f6chentlich, B f\u00fcr Vorgeschrittene f\u00fcnf volle Tage w\u00e4hrend der Woche.","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"12. Leipzig.\n151\nHierbei wird besonders Wert darauf gelegt, da\u00df die Praktikanten w\u00e4hrend der \u00dcbungen nicht nur mit den wissenschaftlichen Grundlagen der Pflanzenz\u00fcchtung, besonders in botanischer Beziehung, durch eigene Anschauung vertraut gemacht werden, sondern da\u00df sie alle f\u00fcr den Pflanzenz\u00fcchter in Betracht kommenden Arbeiten, selbst auch die ganz einfach erscheinenden, praktisch ausf\u00fchren lernen.\nDer bei den Kursen eingehaltene Lehrplan ist der folgende:\nDa die Kenntnis von der Beschaffenheit des Saatgutes die Grundlage\n3E\u00c8\nE-rvi rersr hus s. -\ntimii i itifftf.\nBild 87. .Erdgescho\u00df des Institutsgeb\u00e4udes.\nf\u00fcr jeden Pflanzenz\u00fcchter bilden mu\u00df, so werden zun\u00e4chst die f\u00fcr die Beurteilung des Saatgutes erforderlichen Untersuchungen ausgef\u00fchrt: Reinheit, Keimkraft, Feuchtigkeit, absolutes, spezifisches und Volumengewicht und die am meisten vorkommenden Verf\u00e4lschungen. Auch die Untersuchung der Gerste zu Brauerei- und Brennereizwecken wird in den Bereich der T\u00e4tigkeit gezogen. Als n\u00e4chstes Arbeitsgebiet ergibt sich behufs Bestimmung der Echtheit von Samenarten die Samen- und Sortenkenntnis. Die hierher geh\u00f6rigen Arbeiten erstrecken sich zun\u00e4chst auf die Unterscheidungsmerkmale der Variet\u00e4ten und Sorten der wichtigsten Kulturpflanzen, wobei auch die Systeme der Saatzuchtanstalt Sval\u00f6f Beachtung finden. Des weiteren","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten,\nBild 88. Pflanzengarten mit Hauptgeb\u00e4ude des Landwirtschaftlichen Institutes.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"12. Leipzig.\n153\nBild 89. Vegetations- und Kalthaus.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nwird aber auch durch eine etwa 2000 Variet\u00e4ten umfassende Samensammlung Gelegenheit zu einem eingehenden Studium der Samenkunde geboten. Daran schlie\u00dft sich die Ausf\u00fchrung aller wichtigen Arbeiten, die im praktischen Pflanzenzuchtbetriebe von Bedeutung sind, insbesondere die Untersuchung von Elitepflanzen, Ausf\u00fchrung von Selektionen, \u00dcbungen in der Vornahme von k\u00fcnstlichen Befruchtungen und Kreuzungen. Es wird hierbei angestrebt, die Studierenden mit der Technik der Arbeiten vollkommen vertraut zu machen, wie die angewandten Methoden ihrem inneren Wesen nach zu erl\u00e4utern und dadurch das selbst\u00e4ndige Arbeiten f\u00fcr sp\u00e4ter zu f\u00f6rdern. Weitere Arbeiten bestehen in der Unterscheidung der wichtigsten Arten, Variet\u00e4ten und Sorten der Kulturpflanzen nach ihren morphologischen und physiologischen Eigenschaften, in mikroskopischen Untersuchungen \u00fcber den Bau der Kulturpflanzen, insbesondere \u00fcber das Zellengewebe der Samenk\u00f6rner, im Anschlu\u00df hieran werden auch mikroskopische Untersuchungen der wichtigsten Futtermittel des Handels auf Reinheit und Verf\u00e4lschung ausgef\u00fchrt.\nGro\u00dfer Wert wird auf die Kenntnis der Pflanzenkrankheiten und ihre Bek\u00e4mpfung gelegt. Durch mikroskopische Betrachtung der Krankheitserreger erhalten die Praktikanten einen Einblick in die Entwicklung und Verbreitung der Krankheiten, der noch durch die selbst\u00e4ndige Ausf\u00fchrung von Infektionen gef\u00f6rdert wird. Die Mittel zur Bek\u00e4mpfung der Krankheiten werden nicht nur bekannt gegeben, sondern es wird auch die Anwendung praktisch ge\u00fcbt.\nZur Ausf\u00fchrung aller dieser Arbeiten stehen der Abteilung sehr reichliche Lehrmittel zur Verf\u00fcgung, besonders nach Errichtung des im Jahre 1903 bezogenen Instituts- und Hauptgeb\u00e4udes (Abb. 87 u. 88). In diesem befindet sich vor allem das \u00dcbungszimmer (Kr. 15 des Lageplans in Abb. 87) und das analytische Laboratorium mit 20 Arbeitspl\u00e4tzen (Nr. 16 in Abb. 87). In unmittelbarer Verbindung damit steht der Pflanzengarten, der das erforderliche Arbeitsmaterial liefert, und das Vegetations- und Kalthaus (Abb. 89). Letzteres ist ein wichtiges Forschungs- und Demonstrationsmittel, weil in demselben der gr\u00f6\u00dfte Teil der z\u00fcchterischen Arbeiten, besonders Kreuzungen, zur Ausf\u00fchrung gelangen.\nEine bedeutende Erweiterung wird der Abteilung noch zuteil werden durch die Einrichtung eines besonderen Versuchsfeldes. Dank der wohlwollenden F\u00fcrsorge des K\u00f6niglichen Ministeriums des Kultus und \u00f6ffentlichen Unterrichtes ist im Herbst 1909 ein umfangreiches, in n\u00e4chster N\u00e4he der Stadt gelegenes und leicht mit der elektrischen Stra\u00dfenbahn erreichbares Grundst\u00fcck angekauft worden. Hierdurch wird die Abteilung nicht nur um ein wertvolles Hilfsmittel f\u00fcr besondere Arbeiten auf z\u00fcchterischem Gebiet bereichert, sondern es wird den Studierenden auch ein neues erweitertes Arbeitsfeld und ein bedeutend vermehrtes Anschauungs- und Demonstrationsmaterial geboten, wodurch der Erfolg des Studiums immer mehr gesichert und gesteigert wird.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"13. Weihenstephan.\n155\nDie von der Abteilung selbst zurzeit ausgef\u00fchrten Arbeiten erstrecken sich neben anderen haupts\u00e4chlich auf das Studium der f\u00fcr die Dauerweiden wichtigen Gr\u00e4ser und ihre z\u00fcchterische Vervollkommnung.\nIn einem besonderen Gr\u00e4sergarten werden mehr als 300 verschiedene Herk\u00fcnfte von Grasarten angebaut und beobachtet. Durch den Austausch der Variet\u00e4ten mit dem alpinen Versuchsgarten Sandling-Alpe der Samenkontrollstation in Wien (Leiter: Hofrat Dr. Ritter von W e i n z i e r 1) werden besonders ergiebige Beobachtungen m\u00f6glich und wichtige Fingerzeige f\u00fcr z\u00fcchterische Ma\u00dfnahmen gewonnen.\nWas dann endlich die an hiesiger Universit\u00e4t abzulegende Pr\u00fcfung der Studierenden in der Pflanzenz\u00fcchtung f\u00fcr den Erwerb des Bef\u00e4higungsnachweises als Saatzuchtinspektor angeht, so trifft die am 1. April 1910 in Kraft getretene neue Pr\u00fcfungsordnung folgende Bestimmung:\nZugelassen k\u00f6nnen nur Landwirte werden, die entweder die Pr\u00fcfung f\u00fcr das landwirtschaftliche Lehramt oder die landwirtschaftliche Diplompr\u00fcfung an der Universit\u00e4t Leipzig oder eine nach dem Ermessen des K\u00f6niglichen Ministeriums des Kultus und \u00f6ffentlichen Unterrichts gleichwertige Pr\u00fcfung an einer anderen Hochschule bestanden und sich mindestens zwei Semester in einem Laboratorium oder entsprechenden Institute, davon mindestens ein Semester in der Abteilung f\u00fcr spezielle Pflanzenbaulehre des Landwirtschaftlichen Institutes der Universit\u00e4t Leipzig, mit Pflanzenz\u00fcchtung und Pflanzenpathologie tats\u00e4chlich besch\u00e4ftigt haben. Die Pr\u00fcfung ist m\u00fcndlich und erstreckt sich auf: 1. Pflanzenz\u00fcchtung, 2. Samenkunde und 3. Pflanzenkrankheiten.\n13. Weihenstephan.\nDie K\u00f6nigl. Bayerische Lancles-Saatzuchtanstalt.\nDr. L. Kie\u00dfling, Leiter der Anstalt.\nDie eigenartigen nat\u00fcrlichen und wirtschaftlichen Bedingungen der Landwirtschaft im K\u00f6nigreich Bayern haben in besonderem Ma\u00dfe ein genaues Studium der \u00f6rtlichen Verh\u00e4ltnisse und der besonderen Anspr\u00fcche der einzelnen Gegenden und Betriebsformen des Landes zur Voraussetzung, wenn man mit Ma\u00dfnahmen zur F\u00f6rderung der Landwirtschaft und besonders des Ackerbaues nachhaltige Erfolge erzielen will. Eine besondere Ber\u00fccksichtigung verlangen die gro\u00dfen Verschiedenheiten in den klimatischen Verh\u00e4ltnissen der einzelnen Landesteile und der schroffe Wechsel vom milden Weinklima bis zur rauhesten Gebirgslage, von der Trockeninsel zur feuchten Flu\u00dftalung oder Berglage mit \u00fcber 1000 mm Niederschl\u00e4gen, von sonnigen Ebenen und H\u00e4ngen zu nebeligen T\u00e4lern und Waldgegenden. Ebenso wechselt die geognostische Gliederung und die Bodenbeschaffenheit des Landes rasch und","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nwiederholt auf den k\u00fcrzesten Strecken: neben S\u00fcmpfen und Mooren findet sich trockener Heide- und Schotterboden; Sandh\u00fcgel und z\u00e4he Lehmhalden, hitzige Stein- und besonders Kalkb\u00f6den und kalte Tonb\u00f6den liegen in bunter Reihe nebeneinander. In \u00f6konomischer Beziehung ist das \u00fcberwiegende Vorherrschen der kleinen selbst\u00e4ndigen Betriebe charakteristisch; denn mehr als 99 % aller Betriebe umfassen weniger als 100 ha, und volle 93 % weniger als 20 ha. Grundbesitz, der noch dazu in der Mehrzahl der F\u00e4lle nicht beisammenliegt, sondern in Gemengelage, und deshalb auch meist die verschiedensten Boden qualit\u00e4ten umfa\u00dft.\nUnter diesen Umst\u00e4nden ist es nicht immer m\u00f6glich, die in anderen Teilen des Deutschen Reiches gez\u00fcchteten und erprobten Kulturpflanzen ohne weiteres in Bayern allgemein zur Verbreitung zu bringen, und vielf\u00e4ltige \u00e4ltere und neuere Anbauversuche haben gezeigt, wie schwierig sich die Sorten w\u00e4hl f\u00fcr unser Land gestaltet. Eigene systematische Saatgutz\u00fcchtung war bis vor wenig Jahren in Bayern nur in Spuren zu finden, wenn auch einzelne Lagen und G\u00fcter durch die Erzeugung eines guten Saatgutes einen gewissen Ruf besa\u00dfen und auch verdienten. In der Hauptsache ist heute noch der Ackerbau in Bayern auf die Verwendung der einheimischen Landrassen angewiesen und begr\u00fcndet.\nEs war daher eine unumg\u00e4ngliche Notwendigkeit, ein eigenes Institut zur F\u00f6rderung der Saatgutz\u00fcchtung und des Saatfruchtbaues in Bayern zu errichten, und zwar mu\u00dfte mangels privater Initiative der Staat hierzu die Mittel und die Organisation beschaffen. So wurden auf Antrag des damaligen Direktors der landwirtschaftlichen Akademie Weihenstephan, Prof. Dr. C. Kraus, nach gutachtlicher \u00c4u\u00dferung des bayerischen Landwirtschaftsrates von der K\u00f6nigl. Staatsregierung die erforderlichen Mittel in das Staatsbudget eingestellt, und nach deren Genehmigung durch die Kammern des Landtages wurde durch Allerh\u00f6chstes Dekret vom 20. November 1902 die K\u00f6nigl. Bayerische Saatzuchtanstalt mit dem Sitz in Weihenstephan begr\u00fcndet. Nach dem Statut der Saatzuchtanstalt ist ein gesch\u00e4ftlicher Betrieb der Saatgutz\u00fcchtung ausgeschlossen; dagegen soll sie durch ausgedehnte Versuchst\u00e4tigkeit allgemeine, besonders bei den Z\u00fcchtungen in Bayern auftauchende Fragen der Z\u00fcchtungstechnik und -Wissenschaft bearbeiten. Hierzu wurden die erforderlichen Laboratorien mit allen Einrichtungen f\u00fcr z\u00fcchterischbotanische und -chemische Arbeiten (Abb.90) und eineHalle mit Aufbewahrungsr\u00e4umen und Arbeitszimmern zur Unterbringung und Verarbeitung der Zucht-und Anbauversuchsprodukte bereitgestellt. Eine zweite Aufbewahrungshalle mit Kellern wurde 1909 gebaut und eingerichtet.\nSchon vor Errichtung der Anstalt waren aber in Weihenstephan, wie auch in anderen Landesteilen, in den 80 er und 90 er Jahren Anbau versuche mit den bekannten Sorten der Hauptfeldfr\u00fcchte gemacht worden. Im Jahre 1899 begannen Prof. Dr. Kraus und der Referent als dessen Assistent mit Z\u00fcchtungsversuchen zun\u00e4chst bei Gerste und Hafer, welche bis heute fort-","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"13. Weihenstephan.\n157\ngesetzt werden. 1902 wurde ein lediglich f\u00fcr die Zwecke der Saatzuchtanstalt dienendes Versuchsfeld von 4 ha Gr\u00f6\u00dfe eingez\u00e4unt, das im Jahre 1910 um weitere 2 ha vergr\u00f6\u00dfert wurde. 1906 wurde zur feldm\u00e4\u00dfigen Pr\u00fcfung der Zuchtst\u00e4mme auf gr\u00f6\u00dferer Fl\u00e4che ein Vermehrungsfeld von 12 ha Gr\u00f6\u00dfe in Betrieb genommen; au\u00dferdem stehen die Felder des k\u00f6nigl. Staatsgutes Weihenstephan mit Lehm-, Sand- und Moorb\u00f6den f\u00fcr weitere Versuche zur Verf\u00fcgung.\nNachdem seit 1899 Gerste und Hafer gez\u00fcchtet worden waren, wurde 1903 mit Zuchtversuchen bei Weizen, Roggen, Ackererbsen (Pisum arvense),\nBild 90. Chemisches Laboratorium der Kgl. Saatzuchtanstalt Weihenstephan.\nSaatwicken (Vicia sativa) und Runkelr\u00fcben, 1904 bei Kartoffeln, 1906 bei Ackerbohnen (Vicia Faha) begonnen. W\u00e4hrend vorher in der Hauptsache nur Selektionsz\u00fcchtung bei Ausschlu\u00df von Fremdbefruchtung getrieben wurde, konnten 1905 auch Bearbeitungen von freien Weizenkreuzungen beginnen, 1908 eine Anzahl von Gerstenbastardierungen und 1909 von k\u00fcnstlichen Weizenkreuzungen planm\u00e4\u00dfig durchgef\u00fchrt werden.\nI. T\u00e4tigkeit am Sitz der Anstalt.\nDas Versuchsfeld der Anstalt (terti\u00e4rer Lehmboden, 465 m \u00fcber dem Meere, rauhes, voralpines Hochebenenklima mit schroffem Temperaturwechsel und schweren Sommerregen; Niederschlagsh\u00f6he 600\u2014700 mm) ist in eine Anzahl gr\u00f6\u00dferer und kleinerer Schl\u00e4ge geteilt, die nach dem Umlauf :","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n\u201eWintergetreide, Hackfrucht, Sommergetreide, H\u00fclsenfrucht\u201c bewirtschaftet werden. Die Samen der Eliten werden in den Zuchtg\u00e4rten nach eigenen S\u00e4elatten gedibbelt (Entfernung bei Weizen 20x5, bei sonstigem Getreide 15x5, bei Erbsen und Wicken 20x5, bei Bohnen 30x10 cm). Die H\u00fclsenfr\u00fcchte werden w\u00e4hrend der Bl\u00fctezeit von gro\u00dfen Gazeh\u00e4usern umschlossen zur Verhinderung des Insektenbesuchs; die Samenr\u00fcbenstauden werden einzeln eingeh\u00fcllt, w\u00e4hrend die Roggenst\u00e4mme entweder durch r\u00e4umlich weitgetrennten Anbau, oder durch Einschlu\u00df vor gegenseitiger Verkreuzung gesch\u00fctzt werden. Gef\u00e4\u00dfkulturen finden nur eine sehr beschr\u00e4nkte Verwendung. Zur Kennzeichnung der einzelnen Individualsaaten dient ein eignes, durch alle Akten laufendes, und auf den Feld- und B\u00fcscheletiketten gleichm\u00e4\u00dfig verwendetes Formelsystem, das den Abstammungs-nachweis jeder Pflanze sehr rasch zu f\u00fchren gestattet.\nW\u00e4hrend die Elitesamen in l\u00fcckenloser Reihenfolge bei strengster Individualtrennung auf die Zuchtbeete gedibbelt werden, kommen die K\u00f6rner der zweitbesten Pflanzen jedes Stammes (nach Abscheidung der schlechter ausgebildeten oder sonst fehlerhaften Pflanzen) getrennt nach botanisch reinen Linien, und h\u00e4ufig innerhalb der Linien nach verschiedenen Zweigen, soweit diese irgendwelche Abweichungen voneinander zeigen, auf Sekundabeeten zur Aussaat. Die Absaat dieser Sekundabeete wird rein feldm\u00e4\u00dfig als I. Vermehrung mit Parallelparzellen und im Vergleich zum unveredelten Ausgangsmaterial und zu verschiedenen sonstigen Sorten gedrillt, wobei ebenfalls die Linientrennung aufrechterhalten wird. Die Ernte der besten St\u00e4mme von dieser I. Vermehrung kommt zum Anbau auf gr\u00f6\u00dferen Vergleichsteilst\u00fccken und reinen Vermehrungsfl\u00e4chen als II. Vermehrung auf das Vermehrungsfeld, dessen Ernte weiter teilweise als Saatgut f\u00fcr das Staatsgut Weihenstephan dient. Dies Verfahren ist bisher nur bei den Getreidearten bis ans Ende durchgef\u00fchrt, w\u00e4hrend bei den \u00fcbrigen Fr\u00fcchten die Vermehrung bisher schon nach den ersten Vergleichen abgebrochen wurde. S\u00e4mtliches Zucht- und Anbaumaterial wird in den Laboratorien der Anstalt genauestens nach verschiedenen Richtungen hin untersucht. Die Primapflanzen werden nach bestimmten Methoden eingehend morphologisch analysiert; hierzu treten physikalische und chemische Untersuchungen an einzelnen Pflanzen und Mengproben aus den einzelnen St\u00e4mmen. W\u00e4hrend der ganzen Wachstumszeit stehen alle Saaten unter st\u00e4ndiger Kontrolle, und alle Beobachtungen werden in Vegetationsb\u00fccher eingetragen. Auch die photographische Fixierung einzelner Objekte und ganzer Best\u00e4nde wird angewandt. Alle diese Feststellungen gehen weit \u00fcber den Rahmen der praktischen Pflanzenz\u00fcchtung hinaus und dienen in erster Linie als Material f\u00fcr wissenschaftliche Bearbeitung.\nIm Vordergrund des Interesses stehen nun, wie oben bemerkt, die in Bayern einheimischen Landsorten, ihre Eigenschaften und ihre Veredlungsf\u00e4higkeit. Demgem\u00e4\u00df erstreckten sich die Anbau- und Z\u00fcchtungsversuche","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"13. Weihenstephan.\n159\nder Saatzuchtanstalt vornehmlich auf diese Sorten; doch wurden selbstverst\u00e4ndlich auch andere Sorten in Beobachtung und teilweise auch in Z\u00fcchtung genommen, und insbesondere werden soweit als m\u00f6glich alle auf den Markt kommenden und ernst zu nehmenden Hochzuchten auf dem Versuchsfeld der Anstalt gepr\u00fcft.\nBei der Sommergerste wurden 1899 die ersten St\u00e4mme aus drei Landsorten begr\u00fcndet, und zwar aus oberbayerischer (Freisinger), niederbayerischer und b\u00f6hmischer Landgerste. Die aus letzterer Sorte entnommenen St\u00e4mme wurden nach siebenj\u00e4hriger Bearbeitung wieder fallen\nZuchlformen\n... .\taus oberbayrischem v ,\t....\nFhJm\u00dfomy 1 andhafer rh.kurzkorni\u00e7 111(11\u00ab IHMM\t' ' H\u00abMi| |\u00bbM**l\n2790\nBild 91. Haferzuchten der Kgl. Saatzuchtanstalt Weihenstephan.\ngelassen, nachdem es nicht gelungen war, einen unter den hiesigen Verh\u00e4ltnissen wirklich brauchbaren Stamm daraus zu gewinnen. Aus der oberbayerischen Gerste wurde neben verschiedenen anderen ein Stamm Fg 2 isoliert und veredelt, der sich besonders durch sehr rasches und kr\u00e4ftiges Jugendwachstum und sehr fr\u00fche Reifezeit auszeichnet. Botanisch geh\u00f6rt der Stamm der Gruppe Hord. distichum nutans, Form B an. Durch die kr\u00e4ftige Halmentwicklung, die gro\u00dfe Dichtigkeit des \u00c4hrenbesatzes und die h\u00e4ufig etwas abweichende Form der Kornbasis, welche oft keine abgesonderte Fl\u00e4che, zuweilen sogar eine geringe Einfurchung zeigt, hat dieser Stamm eine gewisse \u00c4hnlichkeit mit den Erectum-Formen, von denen er aber trotzdem scharf genug unterschieden ist, um als echter nutans-Typus gelten zu","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nk\u00f6nnen. Besonders interessant und praktisch wertvoll ist eine physiologische Eigent\u00fcmlichkeit dieses Stammes, n\u00e4mlich da\u00df er, wie bereits durch vielj\u00e4hrige Laboratoriumsversuche, durch herbstliche Feldansaat und durch M\u00e4lzungsversuche im gro\u00dfen nachgewiesen ist, nur einer sehr kurzen Samenruhe bedarf und schon kurze Zeit nach der Ernte m\u00e4lzungsreif, vollkeimf\u00e4hig ist, w\u00e4hrend um die gleiche Zeit andere einheimische Gersten erst zum Teil keimen.\nVon den aus der niederbayerischen Landgerste ausgelesenen und ver edelten St\u00e4mmen sind es besonders vier, welche f\u00fcr die Praxis wertvoll erscheinen. Die St\u00e4mme Ng 2 und 4 sind botanisch dem Stamm F g 2 \u00e4hnlich, nur sind die Nervenz\u00e4hne gar nicht oder vereinzelt und in feinerer Ausbildung vorhanden (MB-Form); ebenso verh\u00e4lt es sich mit den St\u00e4mmen 3 und 5. nur da\u00df bei diesen die Z\u00e4hne noch seltener und feiner sind (n\u00e4her der M-Form). Alle Ay/-Typen haben ein sehr volles und rundes, bauchiges Korn mit sehr g\u00fcnstigem Gehaltsverh\u00e4ltnis von Eiwei\u00df und St\u00e4rke; das Einzelkorngewicht ist etwas geringer und die Spelze etwas feiner als bei Fg. Nach den langj\u00e4hrigen Anbauversuchen der Saatzuchtanstalt d\u00fcrfte sich die Sorte Fg 2 besonders auf sehr schweren B\u00f6den und in Verh\u00e4ltnissen, welche die Lagerung beg\u00fcnstigen und die Ausreifung verz\u00f6gern, eignen, sowie dann, wenn es gilt, eine im Herbst schon fr\u00fchzeitig verm\u00e4lzbare Gerste, wie sie bisher aus dem Ausland importiert wurde, zu erzeugen. F\u00fcr bessere Lagen und zur Erzielung feinerer Kornqualit\u00e4ten k\u00f6nnten die Ng-St\u00e4mme in Betracht kommen, und haben auch schon bei Anbauversuchen in solchen Lagen gute Ernten gezeitigt.\nAu\u00dfer den genannten Sorten hat die Anstalt noch eine durch sechsj\u00e4hrigen erfolgreichen Anbau akklimatisierte Hannagerste neu in Veredlung genommen und auch zwei- und vierzeilige Wintergersten bearbeitet, sowie die Umz\u00fcchtung von zweizeiligen Sommergersten in Wintergersten bei einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl von St\u00e4mmen begonnen. Endlich sind von mehr wissenschaftlicher Bedeutung Versuche \u00fcber die Einfl\u00fcsse fortgesetzter Auswahl innerhalb reiner Linien, vornehmlich in bezug auf Steigerung oder Abminderung des Kornertrages, der \u00c4hrenschartigkeit, des Stickstoffgehaltes der K\u00f6rner und der Nachreifebed\u00fcrftigkeit, sowie die Untersuchung von spontanen Variationen und Mi\u00dfbildungen bei fortgesetztem Anbau mit Selektion.\nDie Veredlung von Sommerhafer erstreckt sich auf oberbayerischen (Freisinger), niederbayerischen,Fichtelgebirgs- undWaldlerhafer, alles bayerische Landsorten. Aus der ersten Sorte wurden haupts\u00e4chlich zwei Formen isoliert, der sehr raschw\u00fcchsige, breitbl\u00e4ttrige Langkornhafer, und der anf\u00e4nglich langsamer wachsende, schmalbl\u00e4ttrige und im Halm d\u00fcnnere Kurzkornhafer (s. Abb. 91) ; beide Sorten sind sehr fr\u00fchreif ; die Rispen sind bei ersterem sperrig, bei letzterem schlaff. Aus niederbayerischem Hafer wurden sehr ertragreiche, sp\u00e4treife und lagerfeste Steifrispenst\u00e4mme, die wei\u00dfen K\u00f6rner teils begrannt, teils unbegrannt, gewonnen; ferner ertragreiche, mittelsp\u00e4treife, kurz-","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"13. Weiliensteplian.\n161\nstrohige und ebenfalls lagerfeste Formen mit gedr\u00e4ngten, buschigen Rispen und gelben, sehr feinspelzigen, unbegrannten K\u00f6rnern ; endlich fr\u00fchreife und schwachstrohige Sorten mit Sperr- und Schlaffrispen und kleineren wei\u00dfen K\u00f6rnern, davon einer mit um 2\u20143 % h\u00f6herem Fettgehalt im Korn (vergl. Abb. 92). Der Waldlerhafer hat bisher zwei Formen geliefert, welche sich durch die ganze Entwicklungsgeschwindigkeit, die Blattbreite, Farbe und den ganzen Pflanzenhabitus, sowie durch die Kornform (spitz-stumpf) sehr auff\u00e4llig voneinander unterscheiden. Mit dem Fichtelgebirgshafer haben sich in den ersten Jahren zun\u00e4chst keine Fortschritte erzielen lassen, bis aus ihm inner-\n2792\njd .\nv m\nGelbh\u00e4fer Gelbh\u00dffer sJS\u00dcTm X'S\"\n'VVMtVtf\tV\u00fcllMMf VHHtVMmW -WU M \u00e4\nWeihenstephaner lucht formen ausnieietbayrischem Landhafer\nBild 92. Haferzuchten der Kgl. Saatzuchtanstalt Weihenstephan.\nhalb einer Linie sich eine rascher und kr\u00e4ftiger w\u00fcchsige Form von gr\u00f6\u00dferer Ertragsf\u00e4higkeit herausbildete. \u2022\u2014\u25a0 Ferner sind auch beim Hafer besondere Z\u00fcchtungsstudien im Gang, und Winterhafer ist in Arbeit genommen.\nBeim Winterweizen wurden aus einer gro\u00dfen Anzahl bayerischer Landweizen viele St\u00e4mme isoliert, braun- und wei\u00dfspelzige, begrannte und unbegrannte; die K\u00f6rner sind glasig. Die Veredlungs- wrie die Anbauversuche haben hier noch kein endg\u00fcltiges Urteil gewinnen lassen, wenn auch verschiedene Linien durch ihre Kornqualit\u00e4t, Ertragssicherheit usw. zu Hoffnungen berechtigen. Aus dem seit 20 Jahren hier gebauten Dividendenweizen wurden ebenfalls eine ganze Masse von Variationen abgeschieden, von denen besonders vier sehr aussichtsreich erscheinen. Es\nDeutsche Pflanzenzucht.\t\u00fc","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nsind dies D1 mit langer, spitz zulaufender \u00c4hre (gew\u00f6hnliche Form des Dividendenweizens); D2 k\u00fcrzer in Stroh und \u00c4hre, diese stumpf- und gleichm\u00e4\u00dfig dicht besetzt, das Korn gr\u00f6\u00dfer und glasiger als bei D 1, weniger empf\u00e4nglich gegen Flugbrand, lagerfester und fr\u00fcher reif. Sd wei\u00dfspelzig, sehr ertragreiche, dicht\u00e4hrige Form, Sd braunspelzig, mit etwas kolbi-gerer\u00c4hre als der letztgenannte (Abb. 93). \u2014 Au\u00dferdem werden bei Weizen Kreuzungs- und Variationsstudien gemacht, und Winterweizen in Sommerweizen umgez\u00fcchtet.\nDie Z\u00fcchtungsversuche mit Winterroggen, welche sich auf verschiedene\nBild 93. Zuchten aus Dividendenweizen der Kgl. Saatzuchtanstalt Weihenstephan.\nSt\u00e4mme aus Landroggen, Petkuser und Buhlendorfer Roggen erstrecken, haben zwar zu sehr differenten Formen gef\u00fchrt; deren Pr\u00fcfung durch Anbauversuche ist aber noch lange nicht beendet, was teilweise auf den mit der M\u00f6glichkeit der Fremdbest\u00e4ubung bei dieser Frucht zusammenh\u00e4ngenden Schwierigkeiten und dem ung\u00fcnstigen Einflu\u00df der Isolierung beruht. Auch hier schlie\u00dfen sich Versuche \u00fcber technisch oder wissenschaftlich interessante Fragen an die Veredlungst\u00e4tigkeit an.\nBei den Erbsen, Wicken und Pferdebohnen sind Sommer- und Winterformen in Arbeit genommen und bei allen eine gro\u00dfe Anzahl von verschiedenartigen und verschiedenwertigen St\u00e4mmen und Typen erzielt worden. Als Ausgangsmaterial dienten auch hier einheimische Landsorten,","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"163\n13. Weihenstephan.\nwelche zun\u00e4chst nach Form, Farbe und Gr\u00f6\u00dfe der K\u00f6rner getrennt wurden; weiterhin erfolgte bei ausgiebigem Schutz gegen Insekten besuch die Begr\u00fcndung von Individualzuchtst\u00e4mmen. Es w\u00fcrde zu weit f\u00fchren, an dieser Stelle eine auch nur kurze Beschreibung der hierbei erzielten vielen, in bezug auf morphologische, physiologische und landwirtschaftliche Wertmerkmale verschiedenartigen Formen zu geben. Die Wertpr\u00fcfung durch Anbauversuche mit den einzelnen Formen hat hier erst 1908 begonnen.\nBei den Kartoffeln beschr\u00e4nkten sich die Versuche bisher auf Stauden-Selektion, wobei neue und alte Sorten nach Gesundheit, Habitus und Entwicklungsschnelligkeit der Stauden, dem Staudeneinzelertrag, nach der Anzahl und dem Gewicht der Knollen, nach Farbe, Form, spezifischem\nBild 94. Halmdickenmesser nach Dr. Kie\u00dfling.\n(g Grundplatte, s feste Auflageschneide, s' bewegliche Tastschneide, hh' Hebelarme, sk Skala.\nGewicht und Gesundheit der Knollen bearbeitet wurden. In den letzten Jahren hat au\u00dferdem die Blattroll- und die Bakterienringkrankheit durch Anstellung von Vererbungsversuchen Ber\u00fccksichtigung gefunden. Besondere Versuche besch\u00e4ftigen sich mit dem Einflu\u00df der Knollengr\u00f6\u00dfe und des Standortes auf die Nachkommenschaft. \u2014\nDie Runkelr\u00fcbenz\u00fcchtung ist von den zwei in Bayern urspr\u00fcnglich beheimateten Sorten, der runden Oberndorfer und der langen Remlinger, ausgegangen; die Auswahl erfolgt au\u00dfer nach Gesundheit, Ertrag und Zuckergehalt auch nach besonderen Form typen, welche teils durch Eigent\u00fcmlichkeit in Bekrautung, teils durch den besonderen Bau des R\u00fcbenk\u00f6rpers gekennzeichnet sind. Es wurden so eine ganze Anzahl von verschiedenen Typen erhalten. Die Wertspr\u00fcfung erfolgt au\u00dfer bei den einzelnen Samenr\u00fcben auch durch getrennten Anbau der Samen jeder einzelnen Mutter-\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nr\u00fcbe. Bei R\u00fcben und Kartoffeln wird ebenso wie bei allen anderen Fr\u00fcchten das Prinzip der strengen Stammbaum- (Pedrigee-) Z\u00fcchtung durchgef\u00fchrt.\nDen Aufgaben der Anstalt entsprechend bewegen sich also die Z\u00fcchtungsversuche in weitem Rahmen, und die praktische Verwertbarkeit der Zuchtprodukte spielt hierbei nur insofern eine Rolle, als die Z\u00fcchtungswissenschaft und -technik nicht Selbstzweck ist, sondern den Bed\u00fcrfnissen der Landwirtschaft dienen soll. Im Anschlu\u00df sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df die Anstalt auch viele Anbauversuche mit fremden Sorten aller derjenigen Fr\u00fcchte ausf\u00fchrt, welche sie z\u00fcchterisch bearbeitet; die Ergebnisse werden von Zeit zu Zeit ver\u00f6ffentlicht. Die Versuchsfelder dienen au\u00dferdem zu h\u00e4ufigen Demonstrationen f\u00fcr die Studierenden der Landwirtschaft von M\u00fcnchen und Weihenstephan, f\u00fcr Z\u00fcchter und sonstige Interessenten. An eigenen Konstruktionen von technischen Hilfsmitteln zur Z\u00fcchtung wurden bisher der \u00d6ffentlichkeit \u00fcbergeben :\nVon Prof. Dr Kraus:\n1.\tEin Apparat f\u00fcr vertikale Einspannung der Halme zur Bestimmung der Biegungs-elastizit\u00e4t und Bruchfestigkeit bei horizontalem Zug.\n2.\tEin Biegungsapparat f\u00fcr einendige horizontale Einspannnng und vertikalen Zug1).\nVon Dr. Kie\u00dfling:\n1.\tEin Me\u00dfapparat zur genauen und sicheren Messung der Halmdieken2). (Abb. 94.)\n2.\tEin Halml\u00e4ngenmesser f\u00fcr exakte Messung einzelner Achsenglieder ; Messungsgenauigkeit bei beiden Apparaten yi0 \u00bbu\u00bb2). (Abb. 95.)\n3.\tSpezialwagschalen zur Verbindung mit gew\u00f6hnlichen Laboratoriums wagen zur Aufnahme von \u00c4hren, Rispen, Halmen und ganzen Pflanzen2). (Abb. 95.)\n4.\tB\u00fcndelwage f\u00fcr Pflanzenb\u00fcschel2). (Abb. 96.)\n5.\tAufeinanderstellbare K\u00f6rnerk\u00e4sten zur luftigen und sicheren Aufsch\u00fcttung von Zuchtsaatgut2).\nII. Das Wirken der Saatzuchtanstalt nach au\u00dfen.\nDas Statut setzt der Saatzuchtanstalt die Aufgabe, als Mittelpunkt der Bestrebungen zur Z\u00fcchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen in Bayern zu dienen und auf die Entwicklung der bayerischen landwirtschaftlichen Saatgutz\u00fcchtung hinzuwirken. Die F\u00f6rderung der Saatgutz\u00fcchtung soll geschehen durch Beratung der bayerischen Z\u00fcchter bei der Anlage und dem Betrieb von Zuchtstellen, sowie, soweit tunlich, durch die Ausf\u00fchrung schwieriger Auslesearbeiten und die Untersuchung der Z\u00fcchtungserzeugnisse f\u00fcr die Z\u00fcchter; ferner durch Ausbildung von Pflanzenz\u00fcchtern mittels Abhaltung von Unterweisungskursen. Zur Er\u00f6rterung \u00fcber die bei der Saatgutz\u00fcchtung in Bayern einzuschlagenden Wege, sowie \u00fcber die W\u00fcnsche, welche bez\u00fcglich der Arbeiten der Saatzuchtanstalt zutage treten, ist der Anstalt\n1)\tBeschrieben und abgebildet in Kraus \u201eDie Lagerung des Getreides\u201c usw. S. 85 bis 90.\n2)\t\u201e\t,.\t\u201e \u201eKie\u00dfling, \u201eTechnische Hilfsmittel zur Getreide-\nz\u00fcchtung\u201c. Deutsche Landw. Presse 1902, Nr. 47; 1907, Nr. 24.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"13. Weihenstephan.\n165\nBild 95.\t1 Halmma\u00dfstab, 2 Pflanzenb\u00fcndelwage, 3 und 4 Wagen mit Pflanzenwagschale.\nAngegeben von Dr. Kie\u00dfling.\nBild 96. Aufeinanderstellbare K\u00f6rnerk\u00e4sten nach Dr. Kie\u00dfling.","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\nein aus Vertretern der Wissenschaft und der Praxis gebildeter, st\u00e4ndiger Beirat beigegeben.\nDer erste Unterweisungskursus f\u00fcr Z\u00fcchter wurde 1902 abgehalten; an ihn schlossen sich bisher drei weitere an, die alle in Weihenstephan und unter Ben\u00fctzung der Kulturen und Z\u00fcchtungseinrichtungen der Anstalt zur Demonstration stattfanden. Die Teilnehmer an diesen Kursen, meist praktische Landwirte und einzelne Landwirtschaftslehrer, haben gr\u00f6\u00dftenteils mit Z\u00fcchtungsversuchen begonnen und arbeiten im st\u00e4ndigen Einvernehmen mit der Saatzuchtanstalt, welche durch wiederholte Besichtigung der Zuchtg\u00e4rten und Felder der Z\u00fcchter, auf dem Wege der Korrespondenz und durch Mitteilung von Flugbl\u00e4ttern und Ver\u00f6ffentlichungen \u00fcber Z\u00fcchtungsfragen st\u00e4ndig einen beratenden Einflu\u00df auf die Z\u00fcchter aus\u00fcbt. Diese selbst kommen wieder nach Weihenstephan zu ihrer Information, und verschiedene Herren bearbeiten ihr Zuchtmaterial in Weihenstephan und unter Mitwirkung der Anstaltsbeamten. Viele arbeiten auch ganz selbst\u00e4ndig, w\u00e4hrend andere die Zuchtgartenernte vollst\u00e4ndig durch die Anstalt allein ausw\u00e4hlen und begutachten lassen. So besteht ein reger Verkehr zwischen den bayerischen Zuchtst\u00e4tten und der Saatzuchtanstalt als der Zentralstelle f\u00fcr alle diese Bestrebungen. Zurzeit wird an rund 50 Stellen in Bayern z\u00fcchterisch gearbeitet, wobei die Veredlung der Landgerste, und in vielen hierzu besonders bestimmten Lagen auch die des Landhafers die Hauptrolle spielt. Auch f\u00fcr Winter- und Sommerweizen, Spelz, Winter- und Sommerroggen bestehen einige Zuchtstellen, ferner f\u00fcr Runkelr\u00fcben in Oberndorf und Remlingen. Neben den einheimischen Landsorten haben auch verschiedene ausw\u00e4rtige Land- und Zuchtsorten in einzelnen Zuchtg\u00e4rten Aufnahme gefunden. Ausser den praktischen Landwirten nehmen auch vielfach die Leiter staatlicher Lehr- und Forschungsinstitute teils durch selbst\u00e4ndige Zuchtgartenf\u00fchrung, teils durch \u00dcberwachung privater Zuchtg\u00e4rten an der Arbeit teil. Wiederholt sind auch die Z\u00fcchtungen von Genossenschaften und landwirtschaftlichen K\u00f6rperschaften unternommen oder wenigstens unterhalten, und in weiteren F\u00e4llen schlie\u00dfen sich Organisationen zur Vermehrung und Verbreitung der Zuchtsaaten an die Zuchtstellen an. So herrscht, entsprechend den nat\u00fcrlichen und wirtschaftlichen Verh\u00e4ltnissen des Landes, auch in der Verteilung und Arbeit der Zuchtstellen und in deren Organisation, Unterhalt und Leitung gro\u00dfe Mannigfaltigkeit.\nDie Arbeit der Saatzuchtanstalt erstreckt sich dann weiter auf die Bildung und Beratung von Organisationen zur Bef\u00f6rderung des Saatfruchtbaues und der Hebung des Feldbaues \u00fcberhaupt. Au\u00dfer den acht K\u00f6rperschaften und Wirtschaftsgenossenschaften, welche selbst Zuchtg\u00e4rten betreiben, wurden eine gro\u00dfe Zahl von Gerstenbauvereinen gegr\u00fcndet, welche die Hebung des Braugerstenbaues in jeder Beziehung und insbesondere auf der Grundlage einheitlichen Sortenbaues bei Verwendung bester, veredelter Saatfrucht zur Aufgabe haben. In gleicher Weise sind","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"167\n13. Weilienstephan.\nneuerdings Haferbauvereine und ein Saatzuchtverein f\u00fcr altfr\u00e4nkische Luzerne sowie f\u00fcr Spelz gegr\u00fcndet worden. Alle diese Korporationen arbeiten im Anschlu\u00df an Zuchtstellen und unterstehen der st\u00e4ndigen Beratung durch die Saatzuchtanstalt.\nEbenso hat die Saatzuchtanstalt der F\u00f6rderung lokaler Ausstellungen f\u00fcr Feldfr\u00fcchte besonderes Augenmerk geschenkt, weil sie darin ein Mittel zur intensivsten Einwirkung auf die Landwirte sieht. So finden j\u00e4hrlich f\u00fcnf bis sieben auf kleinere Bezirke beschr\u00e4nkte Gerstenschauen statt ; ferner wurden schon eine ganze Anzahl Haferschauen und allgemeine Getreideausstellungen abgehalten. Bei allen diesen Veranstaltungen wird die Beratung der Unternehmer, die Leitung der Schau und des Preisgerichtes und die Berichterstattung \u00fcber die Ergebnisse in den anschlie\u00dfenden landwirtschaftlichen Versammlungen und in der lokalen und in der Fachpresse von der Anstalt besorgt.\nAls Zentralstelle f\u00fcr die F\u00f6rderung des Braugerstenbaues in Bayern hat die Anstalt auch au\u00dferdem, z. B. durch Beihilfe zu einer systematischen, schon durch f\u00fcnf Jahre fortgesetzten Landesgerstenuntersuchung, durch schriftliche Beratung, Teilnahme an Sitzungen und Versammlungen, Vortr\u00e4ge und Ver\u00f6ffentlichungen \u00fcber Gerstenbau usw. reichlich Gelegenheit zur Entfaltung ihrer Kr\u00e4fte. \u00dcberhaupt nimmt die belehrende und beratende T\u00e4tigkeit der Anstalt auf allen Gebieten des Feldfruchtbaues, insbesondere durch Gutachten und Korrespondenzen, Vortr\u00e4ge und k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere Ver\u00f6ffentlichungen, einen breiten Baum in der T\u00e4tigkeit der Anstalt ein. Der Oberleiter der Anstalt liest an der landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule in M\u00fcnchen und der \u00f6rtliche Leiter an der Landwirtschaftlichen Akademie in Weihenstephan das Kolleg \u00fcber Pflanzenz\u00fcchtung. Auch finden in den Laboratorien und im Betrieb der Anstalt geeignete Bewerber Zulassung zur praktischen Besch\u00e4ftigung.\nEndlich besorgt die Saatzuchtanstalt noch die Gesch\u00e4ftsf\u00fchrung f\u00fcr den Ausschu\u00df f\u00fcr Saatenanerkennung beim bayrischen Landwirtschaftsrat in allen technischen und organisatorischen Einzelheiten. An der Anstalt wirkte bisher als Oberleiter der ordentliche Professor der Landwirtschaft an der Kgl. Technischen Hochschule, Geh. Hofrat Dr. C. Kraus, als \u00f6rtlicher Leiter der Referent. Ferner sind drei Assistenten t\u00e4tig und sonstiges Personal f\u00fcr Laboratorium, Schreibstube und Betrieb nach Ma\u00dfgabe des Bed\u00fcrfnisses.\nIII. Ver\u00f6ffentlichungen der Anstalt.\nProf. Dr. Kraus und Dr. Kie\u00dfling: \u201eBerichte der Kgl. Bayer. Saatzucbtanstalt Weihenstephan\u201c 1903 bis 1909, 1. bis 7. St\u00fcck. Vierteljahresschrift des Bayerischen Landwirtschaftsrates 1904\u20141908. Sonderschriften.\nProf. Dr. Kraus: \u201eDie Wachstums weise der Betar\u00fcbe\u2018 und .Nachtrag hierzu\u201c. Naturwissenschaftliche Ztschr. f. Land- u. Forstwirtschaft 1903 u. 1904.","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nErster Teil: Institute und Saatzuchtanstalten.\n\u201eMa\u00dfnahmen zur Hebung des bayerischen Gerstenbaus\u201c. Referat zum Bayer. Landwirtschaftsrat 1903.\n\u201eEinrichtungen zur Beschaffung und Verbreitung von Saatfrucht geeigneter Sorten der Gerste.\u201c Wochenblatt des landw. Vereins in Bayern 1905, Nr. 13 u. 14.\n\u201eDie Gliederung des Gersten- und Haferhalmes und deren Beziehungen zu den Fruchtst\u00e4nden.\u201c Beiheft 1 der Naturw. Ztschr. f. Land- und Forstwirtschaft 1905.\n\u201eDie Lagerung der Getreide. Entstehung und Verh\u00fctung mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der Z\u00fcchtung auf Standfestigkeit,\u201c Stuttgart 1908 bei E. Ulmer.\n\u201eInwieweit hat die Getreidez\u00fcchtung auf die Landrassen R\u00fccksicht zu nehmen und welche Ma\u00dfnahmen sind geeignet, die Saatgutz\u00fcchtung in wirksamster Weise zu f\u00f6rdern?\u201c Ref. zum VIII. Intern, landw. Kongre\u00df in Wien 1907.\n\u201eZ\u00fcchtungen von Gerste und Hafer 1899\u20141908.\u201c F\u00fchlings landw. Zeitung 1909, Nr. 13, 14, 15.\nDr. L. Kie\u00dfling: \u201eTechnische Hilfsmittel zur Getreidez\u00fcchtung.\u201c 1. Mitteilung deutsche landw. Presse 1902, Nr. 47; 2. Mitteilung ebendort 1907, Nr. 24 (Bericht \u00fcber eigene Konstruktionen).\n\u201eUntersuchungen \u00fcber die Trocknung der Getreide.\u201c Vierteljahresschrift des Bayer. Landwirtschaftsrates 1906.\n\u201eSorten- und Saatgutfragen zur Herbstsaat,\u201c Wochenblatt des landw. Vereins in Bayern 1906, Nr. 35 und 37.\n\u201eVersuche \u00fcber verschiedene Kornz\u00e4hlmethoden.\u201c Zeitschr. f. d. gesamte Brauwesen 1906, Nr. 2 u. 3.\n\u201eDreij\u00e4hrige Anbauversuche mit Wicken und Peluschken.\u201c F\u00fchlings landw. Zeitung 1906, Heft 3.\n\u201eDie Organisation einer Landessaatgutz\u00fcchtung in Bayern.\u201c Ebendort Heft 10.\n\u201eFischers Spelzweizen.\u201c Deutsche landw. Presse 1906, Nr. 103.\n\u201e\u00dcber die Keimreife der Gerste.\u201c F\u00fchlings landw. Zeitung 1908, Heft 5.\n\u201eEinigo Beobachtungen \u00fcber Weizen Variationen.\u201c Ebendort 1908, Heft 22.\n\u201eSechsj\u00e4hrige Gerstenanbauversuche.\u201c Zeitschr. f. d. gesamte Brauwesen 1908, Heft 9, 10, 11.\n\u201eDie Remlinger Runkelr\u00fcbe\u201c. Deutsche landw. Presse 1908, Nr. 14.\n\u201e\u00dcber die Bedeutung von Sortenwert und Saatgutz\u00fcchtung f\u00fcr die Landwirtschaft.\u201c Der rechnende Landwirt 1909.\nAu\u00dferdem viele Mitteilungen in verschiedenen Zeitschriften \u00fcber eigene Anbauversuche mit Kartoffeln, Runkelr\u00fcben, Klee, Wicken und Peluschken, Pferdezahnmais; \u00fcber einzelne Sorten- und Saatfragen, \u00fcber Ausstellungen von Feldprodukten, \u00fcber Fragen der Landessaatgutz\u00fcchtung und der Zuchtsaatverbreitung; \u00fcber Z\u00fcchtung auf kurze Samenruhe usw. (ca. 80 Artikel).","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Teil.\nDie Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDer Mannigfaltigkeit der Einrichtungen zur wissenschaftlichen F\u00f6rderung der Saatzucht in Deutschland, wie sie im ersten Hauptteil dieses Buches dargestellt ist, entspricht eine noch gr\u00f6\u00dfere Mannigfaltigkeit der praktischen Bestrebungen der Saatzucht. W\u00e4hrend noch bis vor wenig Jahren z\u00fcchterische Genossenschaften und Vereinigungen selten waren, hat jetzt fast jede Provinz und ein gr\u00f6\u00dferer Teil der kleineren Staaten eigene Saatbauvereine, meistens in der Form von Zusammenschl\u00fcssen einzelner Saatz\u00fcchter zur gemeinsamen gegenseitigen Saatenanerkennung und zum gemeinsamen Absatz ihrer Saaten. Der gr\u00f6\u00dfte Teil derselben untersteht der Aufsicht der sie auch mit Geldmitteln unterst\u00fctzenden landwirtschaftlichen K\u00f6rperschaften. Den \u00e4lteren Z\u00fcchtern, welche bis vor etwa zehn Jahren allein eine Rolle spielten, sind zahlreiche neue Z\u00fcchter gefolgt, so gibt es jetzt Zuchtbetriebe in allen Stufen der Entwicklung.\nEs entspricht auch dem Zwecke dieses Buches, wenn nicht allein Z\u00fcchter erw\u00e4hnt werden, sondern auch eine Reihe der gr\u00f6\u00dferen Wirtschaften, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, selbst\u00e4ndig bew\u00e4hrte Z\u00fcchtungen f\u00fcr den allgemeinen Saatgutbedarf zu vermehren.\nDie Einteilung und Anordnung dieser vielfachen Erscheinungen auf dem Gebiete der praktischen Saatzucht ist deshalb au\u00dferordentlich schwierig, weil zwischen einzelnen Gruppen und Bestrebungen sich feste Grenzen nicht ziehen lassen. So \u00fcberwiegt in vielen Wirtschaften bald Rachbau, bald eigene Z\u00fcchtung. Zun\u00e4chst ist eine geographische Gruppierung zugrunde gelegt und im Mittelpunkt Deutschlands mit der Provinz Sachsen begonnen, in welcher die Saatzuchtbestrebungen ihre gr\u00f6\u00dfte Ausdehnung erreicht haben. Dieser Provinz schlie\u00dfen sich die in deren Gebiet liegenden Herzogt\u00fcmer Braunschweig und Anhalt, in welchen ganz \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse herrschen, an, und ferner Hannover, weil die dortigen Zuchtwirtschaften nahe an der Grenze von Sachsen liegen und ebenfalls \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse bieten. Dann folgen das K\u00f6nigreich Sachsen, Th\u00fcringen und die in praktischz\u00fcchterischer Beziehung bisher viel unbedeutendere Provinz Hessen und das Gro\u00dfherzogtum Hessen. Diesem Kern Deutschlands sind die westdeutschen Ge-","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nbietsteile angereiht : Westfalen und die Rheinprovinz, sodann die s\u00fcddeutschen Staaten; von dort aus wird ein gr\u00f6\u00dferer Sprung nach den \u00f6stlichen Provinzen gemacht, welche erheblich andere klimatische und Bodenverh\u00e4ltnisse bieten, und nacheinander werden die Provinzen Brandenburg, Schlesien, Posen, Westpreu\u00dfen, Ostpreu\u00dfen, Pommern, die Gro\u00dfherzogt\u00fcmer Mecklenburg-Schwerin und Strelitz sowie die Provinz Schleswig-Holstein behandelt. Innerhalb der einzelnen Provinzen ist im allgemeinen an der alphabetischen Reihenfolge der Z\u00fcchter festgehalten worden. Einzelne Orte, welche besondere Bedeutung f\u00fcr die Z\u00fcchtung haben, sind jedoch nicht auseinandergerissen; so hat Quedlinburg eine zusammenh\u00e4ngende Darstellung gefunden, und so sind die Schlanstedter Z\u00fcchter zusammengestellt. Es d\u00fcrfte begr\u00fcndet erscheinen, wenn an dieser Stelle diejenigen Zuchtst\u00e4tten etwras mehr hervortreten, welche von alters her die Einrichtungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft am ausgiebigsten benutzt haben und ihr daher am meisten bekannt sind. Zur\u00fcck tritt dagegen der Samenhandel, dessen z\u00fcchterische Bestrebungen sich zum gro\u00dfen Teil der \u00d6ffentlichkeit entziehen. Auch die Vermehrungs- und Anbaustellen, welche von den Samenfirmen in gro\u00dfer Anzahl zur Erzielung des Saatgutes benuzt werden, treten nicht hervor. Auf dem Gebiete des Handels mit Saatgetreide hat sich die Landwirtschaft g\u00e4nzlich vom Zwischenhandel befreit. Hier wird meistens vom Z\u00fcchter oder der Saatvermittlungsstelle landwirtschaftlicher K\u00f6rperschaften, so seit langer Zeit von der Saatstelle der D.L. G. an den Saatgut kaufenden Landwirt verkauft.\tAuf dem Gebiete des\nZuckerr\u00fcbensamenhandels stehen die R\u00fcbensamen bauenden Firmen in unmittelbarer Verbindung mit den Leitungen der Fabriken und mit eigenen ausl\u00e4ndischen Vertretern. Der Futterr\u00fcben-samenhandel liegt zum Teil noch, besonders was die kleineren Verkaufsstellen, wie Kr\u00e4mer auf dem Lande u. dgl., anbetrifft, oft mit sehr wenig guten Qualit\u00e4ten in den H\u00e4nden desjenigen Teils des Samenhandels, dessen Zuchtbestrebungen nicht feststellbar sind. Die Gem\u00fcse-und Blumensamen werden meistens von den Samen erzielenden Firmen vertrieben. Die Produktion dieser S\u00e4mereien ist an verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig wenig Stellen Deutschlands konzentriert, so in Quedlinburg und Umgegend, ferner in geringerem Ma\u00dfe in Halberstadt, Aschersleben, Stendal, sowie besonders was Blumens\u00e4mereien anbetrifft, in Erfurt und Umgegend. Der Klee-u n d Grassamenhandel ist dagegen fast ganz in H\u00e4nden des eigentlichen Samenhandels, weil hier die deutsche Produktion sehr zur\u00fccktritt und dann auch noch besonders in den H\u00e4nden der ganz kleinen Wirtschaften liegt, welche in samenh\u00e4ndlerischer Beziehung gar nicht organisiert sind. So wird der gr\u00f6\u00dfte Teil des deutschen Bedarfs an Gras- und Kleesaaten aus dem Auslande gedeckt, leider zum Teil aus L\u00e4ndern, deren Klima und Anbauverh\u00e4ltnisse den dort erzielten, oft\u00e4 u\u00dferlich sch\u00f6n aussehenden Saaten, f\u00fcr den Anbau in Deutschland wenig g\u00fcnstige Wachstumsbedingungen mitgeben.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n171\nDie nachfolgende Darstellung umfa\u00dft also die landwirtschaftlichen Saatz\u00fcchter; Gem\u00fcse- und Blumensamenzucht und der eigentliche Samenhandel geh\u00f6ren nicht in den Rahmen dieses Buches.\n1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\nDie Saatzucht hat sich in der Provinz Sachsen besonders durch die intensive Kultur mit starkem Zuckerr\u00fcbenbau entwickelt, welche dazu f\u00fchrte, den R\u00fcbensamen an Ort und Stelle zu gewinnen, ferner dadurch, da\u00df einige hervorragende Z\u00fcchter in dieser Provinz gerade in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig fr\u00fcher Zeit ihre T\u00e4tigkeit begannen, wie Ri mp au, Beseler, Beste horn, Heine u. a. Es war nicht m\u00f6glich, eine weitere Gruppierung nach den Pflanzenarten, welche die einzelnen Z\u00fcchter z\u00fcchten, zu treffen, da manche sehr vielseitige und andere sehr einseitige Betriebe mit nur einer Sorte haben. Einige Tabellen in der Einleitung gaben eine allgemeine \u00dcbersicht \u00fcber die Z\u00fcchter der einzelnen Kulturpflanzen.\nR\u00fcben- und Getreide-Samen-Z\u00fcchterei Rittergut Aderstedt\nG. m. b. Ii., Gunsieben.\n(Inhaber C. K o t h e - Aderstedt und L. K \u00fc h 1 e - Gunsleben.)\nDie R\u00fcben- und Getreidez\u00fcchterei Rittergut Aderstedt G. m. b. H. hat, wie ihr Name besagt, ihre Zuchtst\u00e4tte auf dem im Kreise Oschersleben, Regierungsbezirk Magdeburg, gelegenen Rittergut Aderstedt.\nLage. Die geographische Lage von Aderstedt zwischen den Vorbergen des Harzes, Elm und Huy und zwischen den Kreisen Wanzleben und Quedlinburg, ferner sein in h\u00f6chster Kultur sich befindender Boden, der als \u201egeborener\u201c R\u00fcben- und Weizenboden durch seine in beiden Fruchtarten in Deutschland fast unerreicht stehenden Ernten r\u00fchmlichst bekannt ist, lassen Aderstedt als Zuchtst\u00e4tte vorz\u00fcglich geeignet erscheinen.\nKlima: gem\u00e4\u00dfigt.\nH\u00f6henlage: 100\u2014120 m n. S. G. In der Fruchtfolge wechseln ausschlie\u00dflich Halm- und Hackfr\u00fcchte.\nZuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung. Zuckerr\u00fcben werden auf dem Rittergut Aderstedt seit 1885 gez\u00fcchtet. In den ersten Jahren wurden die Selektionsarbeiten der Zuckerr\u00fcben von dem jeweiligen Chemiker der Zuckerfabrik Aderstedt ausgef\u00fchrt. Das damals angewandte Verfahren war das zu jener Zeit allgemein \u00fcbliche: Auslese der Mutterr\u00fcben im Herbst auf dem Felde nach Form und Gr\u00f6\u00dfe, Selektion im folgenden Fr\u00fchjahr durch Saftpolarisation und nochmalige Untersuchung der bei dieser Vorpr\u00fcfung als beste befundenen Mutterr\u00fcben mit Hilfe der hei\u00dfen Alkoholdigestion. Im Laufe","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nder Jahre wurde die Einrichtung des Selektionslaboratoriums wesentlich verbessert; eine gr\u00fcndliche Umgestaltung erfuhr es im Jahre 1895, in dem es vergr\u00f6\u00dfert und allen Anspr\u00fcchen der damaligen Technik entsprechend eingerichtet wurde, gleichzeitig wurde ein botanisches bzw. bakteriologisches Laboratorium angef\u00fcgt. Auch wurden von diesem Jahre an Chemiker und berufsm\u00e4\u00dfig vorgebildete Zuchtassistenten dauernd angestellt. Bereits im Jahre 1899 wurde es erforderlich, das Selektionslaboratorium wiederum, dieses Mal um mehr als das Dreifache, zu vergr\u00f6\u00dfern. Zu gleicher Zeit wurde ein agrikulturchemisches Laboratorium neu eingerichtet und somit in Verbindung mit einem dem Studium verschiedener, noch ungekl\u00e4rter Fragen (z. B. der Vererbungs- und Kreuzungstheorie, der Ursachen und Ver-\nBild 97. Laboratorium. Hofansicht.\nmeidung des Aufschusses, der Infektionskrankheiten usw.) dienenden Versuchsgarten eine den Zwecken einer R\u00fcbensamenz\u00fcchterei in jeder Richtung entsprechende Zuchtstation geschaffen.\nEinrichtung der Laboratorien. (Abb. 97). Die Selektionslaboratorien erhielten neue, elektromotorisch angetriebene Bohrmaschinen mit automatischem Vorschub und beweglichem Objekttisch, wodurch erm\u00f6glicht wurde, alle R\u00fcben, ohne R\u00fccksicht auf ihre Gr\u00f6\u00dfe, stets in der Diagonale anzubohren, somit ihren durchschnittlichen Zuckergehalt festzustellen, andererseits aber auch durch den automatischen Vorschub einen stets gleichm\u00e4\u00dfigen, f\u00fcr die kalte w\u00e4sserige Digestion geeigneten Brei zu erzeugen. Auf diese Weise wurden die Fehlerquellen ausgeschaltet, welche bei den seither in Gebrauch gewesenen Maschinen, bei denen die R\u00fcben mit der Hand in stets wechselnder Richtung gebohrt und au\u00dferdem mit wechselnder Kraft dem","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"173\n1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\nBohrer entgegengef\u00fchrt wurden, unvermeidlich waren. Gleichzeitig wurden die Kr\u00fcger-Primavesi sehen Me\u00dfpipetten und sp\u00e4ter die verbesserten Fr\u00fchling sehen eingef\u00fchrt.\nUm eine genaue Beurteilung der z\u00fcchterischen Bilanz zu erm\u00f6glichen, Fortschritte in der Zucht und scheinbare Stillst\u00e4nde richtig einsch\u00e4tzen zu k\u00f6nnen, wurde eine meteorologische Beobachtungsstation (Abb. 99) mit automatischen und selbstschreibenden Instrumenten errichtet.\nNachdem nun die technische Einrichtung so vervollkommnet war, da\u00df sie allen Anspr\u00fcchen, die an eine moderne Z\u00fcchterei gestellt werden k\u00f6nnen, gen\u00fcgte, wurde versucht, neue Z\u00fcchtungsgrunds\u00e4tze zu finden. Einige der\nBild 98. In England gezogene Aderstedter R\u00fcben, D\u00fcngung Kloakenwasser, Vegetationsdauer 187 Tage.\ndiesbez\u00fcglichen Arbeiten, besonders diejenige \u00fcber die \u201eStoffverteilung und deren Beziehung zur Morphologie und Anatomie der Zuckerr\u00fcbe\u201c, wurden mit vielen mikrophotographischen Reproduktionen in einer 1901 herausgegebenen Brosch\u00fcre, betitelt: \u201eR\u00fcben- und Getreidez\u00fcchterei Rittergut Aderstedt G. m. b. H.\u201c, ver\u00f6ffentlicht. Die Untersuchungen \u00fcber den anatomischen Aufbau und die Zellstruktur sind von besonderem Wert f\u00fcr die Auslesemethode nach Form geworden. (Abb. 98).\nNachdem nun derart durch das unterschiedliche Verhalten verschiedener R\u00fcbenformen hinsichtlich ihrer Zuckerverteilung die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der verschieden Typen gelenkt war, wurde bereits 1902 deren unterschiedliches Verhalten in ihrer Wachstumsmechanik untersucht. Die Untersuchungsergebnisse f\u00fchrten zur Trennung verschiedener Wachs-","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ntumsformen, und es zeigte sich, da\u00df es auf diese Weise ebenfalls m\u00f6glich ist, R\u00fcben mit verschiedenem Zuckergehalt herzustellen.\nAus der Aderstedter alten Zucht ging auf diese Weise die Aderstedter neue Zucht A und sp\u00e4ter durch Kreuzung die neuen Zuchten B und C hervor.\nSeitdem wurde durch Polarisation und Formentrennung deren m\u00f6glichst reine Darstellung ins Auge gefa\u00dft und drei weitere Formkreise mit verschiedenem Zuckergehalt und Gewicht sowie unterschiedlicher Wachstumsweise geschaffen, die unter sich mehr oder weniger verwandt sind. Es zeigte sich auch, da\u00df sie von verschiedenem Werte f\u00fcr die Kultur bei ver\u00e4nderten Wachstumsbedingungen durch Boden und Klima sind.\nW\u00e4hrend die alte Aderstedter Zucht, ihrem Zuchtziel entsprechend, den h\u00f6chsten Zuckerertrag auf die Fl\u00e4cheneinheit liefert, ist bei der neuen Zucht A und besonders bei der neuen Zucht B, das Hauptgewicht neben guten Ernteertr\u00e4gen auf hohen Zuckergehalt in der R\u00fcbe gelegt. Die neue Zucht C ist eine Spezialr\u00fcbe, die sich besonders f\u00fcr tief liegende, nasse B\u00f6den eignet; ihr Zuckergehalt ist sehr hoch, ihr Ertrag jedoch auf trockneren, hochliegenden B\u00f6den geringer. Durch einseitige Ber\u00fccksichtigung der Leistung nach Zuckergehalt kann dieser zwar durch Verschiebung der Variationskurve erh\u00f6ht werden, doch geben derartige Zuchten nicht immer die h\u00f6chsten Zuckerertr\u00e4ge per Fl\u00e4cheneinheit; vor allem sind sie nicht gleichm\u00e4\u00dfig. Bei der Auslese wird auf eine gro\u00dfe Ausgeglichenheit innerhalb der verschiedenen Zuchten gesehen. Um diese zu ermitteln, wird f\u00fcr jede auf obige Weise dargestellte Linie der prozentuale Anteil der einzelnen Wertklassen festgelegt. Die Beobachtungen \u00fcber die erste Entwicklung erstrecken sich zun\u00e4chst auf das Auflaufen der einzelnen Linien. Sie ermitteln ferner das Verh\u00e4ltnis des L\u00e4ngen- und Dicken Wachstums von Epikotyl zu Hypokotyl, sowie die L\u00e4nge der Pfahlwurzel im jugendlichen Stadium, welche das sp\u00e4tere Verhalten bereits erkennen lassen.\nW\u00e4hrend der ganzen sp\u00e4teren Vegetationsperiode werden die verschiedenen Zuchtst\u00e4mme sorgf\u00e4tigst weiter beobachtet, ihre verschiedenen Stadien durch Stichproben festgelegt und miteinander verglichen. Auch das Verhalten von Blatt und Wurzel in gesundheitlicher Beziehung ist Gegenstand sorgf\u00e4ltigster \u00dcberwachung. Neuerdings sind auch Untersuchungen des morphologischen und anatomischen Aufbaues der R\u00fcbensamen staude in den Kreis der Untersuchungen gezogen worden, welche nicht nur bezwecken, die Gewichtsverteilung der Samen festzustellen bzw. ihr Gewicht in den einzelnen Verzweigungen, sondern auch die Art der Verzweigungen, den dadurch bedingten Wert der Samen nach Korngr\u00f6sse und den entstehenden Abfall, der f\u00fcr die einzelnen Zuchten verschieden ist. Die Zucht auf hohen Zuckergehalt hat eine Ver\u00e4nderung im Staudencharakter und wahrscheinlich auch im Ertrag bewirkt. Die Unterschiede in dem Staudencharakter siird erst dann deutlich erkennbar, wenn eine konforme Formentrennung","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n175\nerreicht ist. R\u00fcben mit oberem peripherem Wachstum, wie es z. B. bei R\u00fcben von gro\u00dfem Gewicht, aber geringem Zuckergehalt, vorhanden ist, zeigen eine H\u00e4ufung von Blattanlagen an der Peripherie und neigen zur Viel\u00e4stigkeit. Ein\u00e4stige Stauden dagegen verringern den Samenertrag bei jedoch besserer Kornausbildung und weniger reichen Verzweigungen.\nDer morphologische Aufbau l\u00e4\u00dft auch Schl\u00fcsse auf den Zuckerertrag zu (gleichsinnige Korrelation zwischen Samenkorngr\u00f6\u00dfe und R\u00fcbengewicht in einem Wachstumstyp, gegensinnige zum Zuckergehalt).\nInteressant sind die Ergebnisse der Kreuzungen der Formen in allen Kombinationen. Die Zuckerleistung derselben konnte durch Variationsrechnung gefunden werden und deckte sich mit der analytischen, an der Ernte 1908 festgestellten. Auch die Art der Vererbung nach Form konnte voraus berechnet werden.\nBekannt d\u00fcrften die Arbeiten des Mitinhabers der Z\u00fcchterei, K\u00fchle-Gunsleben, sein, die in der Perigonh\u00fclle des Samens haftenden Mikroorganismen, welche als Erreger der kontagi\u00f6sen Blatt- und Wurzelkrankheiten der Zuckerr\u00fcbe angesehen werden, durch mechanische Entfernung dieser H\u00fclle und anschlie\u00dfende Beizung des Samens unsch\u00e4dlich zu machen. Die Anregung zu diesem Verfahren ging von Prof. L i n h a r t aus. K\u00fchle konstruierte darauf eine Maschine, welche die restlose Entfernung der Perigonh\u00fclle ohne Verletzung des Samens erm\u00f6glichte, und erreichte gleichzeitig durch die Beseitigung aller das Absprengen des Fruchtdeckels verhindernden Hemmnisse ein schnelleres Keimen des Samens. Der Aderstedter gesch\u00e4lte und desinfizierte Samen hat sich in allen Zuckerr\u00fcben bauenden L\u00e4ndern eingef\u00fchrt und ist Gegenstand vieler wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen, die sich mit denjenigen decken, die K\u00fchle selbst erhielt, und \u00fcber die er auf dem Internationalen Botanikerkongre\u00df in Hamburg 1906 berichtete.1)\nIn seiner \u201eR\u00fcbenhygiene\u201c hatte K\u00fchle die Forderung aufgestellt, da\u00df die Blatt- und Kopfreste der Zuckerr\u00fcbe als Tr\u00e4ger der Dauerformen der Erreger verschiedener R\u00fcbenkrankheiten nicht untergepfl\u00fcgt, sondern vom Acker entfernt werden sollten. Die Z\u00fcchterei zog selbst die Konsequenzen aus dieser Forderung und erbaute im Jahre 1905 die erste und 1901 die zweite Anlage zur Trocknung von R\u00fcbenbl\u00e4ttern und -K\u00f6pfen. Beide Anlagen wurden von der Firma B\u00fcttner in \u00dcrdingen geliefert. Die erste Anlage besteht aus drei Hordenapparaten, die zweite aus einer rotierenden Trommel, mit dem der Firma B\u00fcttner patentierten Kammereinbau. Die letzte Anlage hat sich sehr bew\u00e4hrt und dient ebenso zur Trocknung wasserreicher Objekte, wie R\u00fcben, R\u00fcbenbl\u00e4tter, nasser Schnitzel, Kartoffeln, als auch zur Trocknung von Saatgetreide und R\u00fcbensamen. W\u00e4hrend im ersteren Falle\n1) Siehe Jahresbericht der Vereinigung der Vertreter der angewandten Botanik, Verlag von Gebr. Borntr\u00e4ger, Berlin SW. 11.","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nmit direkten Heizgasen getrocknet wird, wird im letzteren Falle nur hei\u00dfe Luft, die in einer besonderen Heizkammer durch den Retourdampf erzeugt wird, verwendet. In dem gleichen Apparat werden auch die hei\u00dfen Luftdesinfektionen zur Bek\u00e4mpfung von Flug- und Steinbrand ausgef\u00fchrt, \u00fcber welche K\u00fchle erstmalig in der Februarversammlung 1908 der Ackerbau-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft berichtete.\nDen z\u00fcchterischen Einrichtungen ist noch hinzuzuz\u00e4hlen die umfangreiche, an den Bahnhof Gunsleben mit eigenem Gleis angeschlossene\nBild 99. Meteorologische Station.\nSpeicherei der Z\u00fcchterei, welche im Jahre 1899 erbaut und in allermodernster Weise mit den n\u00f6tigen Antriebsmaschinen und drei J\u00e4ger sehen Trockenapparaten f\u00fcr R\u00fcbensamen ausgestattet wurde.\nDer Samen wird so, wie er von der Dreschmaschine kommt, in die Speicherei geliefert, dort auf ein horizontal laufendes Band gesch\u00fcttet und durch einen Elevator in hochliegende Silos gehoben. Nun passiert er s\u00e4mtliche Reinigungs- und Sortieranlagen automatisch, wird in einer Chronos-wage ebenso gewogen und dann durch einen elektrisch angetriebenen Aufzug auf die Lagerb\u00f6den verteilt. In der Maschinenabteilung befinden sich auch die Sch\u00e4l- und Desinfizieranlagen. Mit der Speicherei r\u00e4umlich verbunden","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n177\nsind die beiden schon erw\u00e4hnten Trocknungsanlagen f\u00fcr R\u00fcbenbl\u00e4tter und eine Einrichtung zum Vermahlen von R\u00fcbensamenstroh.\nEs mag hier ein Irrtum von B r i e m berichtigt werden, als sei die R\u00fcbensamenstrohvermahlung in B\u00f6hmen zuerst ausgef\u00fchrt. Die Z\u00fcchterei hat im Jahre 1900 in Nr. 33 der \u201eDeutschen Landwirtschaftlichen Presse\u201c \u00fcber F\u00fctterungsversuche mit zerkleinertem R\u00fcbensamenstroh berichtet und die Vermahlung von R\u00fcbensamenstroh seit 1901 in gr\u00f6\u00dferem Ma\u00dfstabe betrieben, wie aus den Verrechnungen mit den betreffenden Melassefutterfabriken nachgewiesen werden kann.\nGetreidez\u00fcchtung. Nach l\u00e4ngeren Vorarbeiten, die sich mit dem Studium der f\u00fcr die Z\u00fcchtung wichtigen Vererbungsfragen, mit solchen nach dem Wert verschiedener physikalischer Eigenschaften der Getreide, insbesondere der Bedeutung der spezifischen Schwere, sowie mit der Pr\u00fcfung der f\u00fcr die Z\u00fcchtung in Betracht kommenden Sorten befa\u00dften, hat sich die Z\u00fcchterei entschlossen, auch die Getreidez\u00fcchtung tatkr\u00e4ftig in die Hand zu nehmen. Sie will dabei nicht ausschlie\u00dflich die schon vorhandenen Sorten unn\u00fctz um neue vermehren, sondern sie ist von der \u00dcberzeugung durchdrungen, da\u00df die Qualit\u00e4t vieler bekannter Sorten noch z\u00fcchterisch verbesserungsf\u00e4hig ist. Insbesondere l\u00e4\u00dft die Widerstandsf\u00e4higkeit mancher Sorten gegen klimatische und parasitische Einwirkungen sehr zu w\u00fcnschen \u00fcbrig.\nDie Z\u00fcchtung der Getreide erstreckte sich zun\u00e4chst auf einen von altersher auf dem Rittergute Aderstedt gebauten Roggen. Das erste Zuchtziel, diesen ertragreicher zu machen, ist voll erreicht. Der Aderstedter Roggen ist sowohl hinsichtlich der H\u00f6he der Ertr\u00e4ge als auch der Sicherheit derselben den hier ebenfalls zur Kontrolle angebauten fremden Roggenz\u00fcchtungen v\u00f6llig ebenb\u00fcrtig, meist aber \u00fcberlegen. Nunmehr wird durch fortgesetzte Individualauslese bei r\u00e4umlicher Trennung eine Sonderung verschiedener Typen vorgenommen. Zwar wird in der Schaffung von Formen bei den Aderstedter Z\u00fcchtungen (auch bei R\u00fcben) das Ziel gesehen, aber nicht das Endziel. Vielmehr hat die Erfahrung bei R\u00fcben gezeigt, da\u00df eine Mischung verwandter Formen die Ertr\u00e4ge und die Sicherheit derselben erh\u00f6ht.\nSchlie\u00dflich soll auch von den allgemeinen Grunds\u00e4tzen der Aderstedter Z\u00fcchtung noch hervorgehoben werden, da\u00df die Typen in dem zu diesem Zwecke eigens vollst\u00e4ndig eingerichteten chemischen Laboratorium eingehend untersucht werden, soda\u00df die wirkliche Leistungsf\u00e4higkeit der Hauptst\u00e4mme klar zu Tage tritt. Die Untersuchungen erstrecken sich vorl\u00e4ufig bei Gerste auf Spelzen und Stickstoff, bei Hafer auf Spelzengehalt und Fett. Bei Weizen und Roggen soll erst die zunftm\u00e4\u00dfige Pr\u00fcfung das Urteil abgeben, immerhin aber wird auch hier eine Pr\u00fcfung der Zusammensetzung vorgenommen.\nNachstehend eine Tabelle, welche zeigt, in welcher Weise die Z\u00fcchtungen untersucht werden:\nDeutsche Pflanzenzucht.\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n\tGewichtsverh\u00e4ltnisse\t\t\t\tChemische Zusammensetzung\t\t\t\tErtrags verh\u00e4ltniss e\t\t\nGattung und Sorte\t1000- Korn- ge-\tHekto- liter- ge-\tSpel- zen- ge- v'icht\tKorn- antei I\tPro- tein\tFett\tN- freier Ex-\tAsche\tKorn\tStroh* spreu\tEnt- spelzt\n\twicht\twicht\t\t\t\t\ttrakt\t\t\t\t\n\t\t\t0/\to/\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\to\t/o\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\u00f6\t\t\t\nRoggen . . .\t\u2014\t\u2014\tu .'S\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u00e4> , c \u00ab 2\t\t\t\t\u2014\t\u2014\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nWeizen . . . Gerste ....\t\u2014\t\u2014\t\u00d6D \u00f6D;r: \u00e4 ce js -r \u2019S CG\t\u2014\tKleber\t\u2022\t\tAus-\t^ ^ fi \u00fb a S te Is is\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\t\t\t\t\t\t\tbeute\tV I's\t\t\t\nHafer ....\t\u2014\t\u2014\tc Ix. \u00ab\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t3-\u00b0 > iz;\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nSortierung:\nWeizen 2,4, 2,6, 2,8 mm Siebweite.\nC4erste: 2,2, 2,5, 2,8 mm Siebweite. (Steineckersieb). Hafer je nach Typ.\nRoggen je nach Typ.\nNeben dieser allgemeinen Beurteilung, wie sie namentlich f\u00fcr Vermehrungen stattfindet, dienen der Z\u00fcchtung eigene Register, verschieden f\u00fcr \u00e4hren- und rispentragende Getreide. Auf ihrer R\u00fcckseite steht die allgemeine Charakteristik der Hauptpflanzen, insbesondere die botanische Beurteilung, welche nur f\u00fcr die Elitepflanzen vorgenommen wird.\nBesonderer Wert wird bei den Getreidezuchten auf eine gen\u00fcgende Standfestigkeit bei m\u00f6glichst hohem Kornanteil gelegt. Deshalb wird bei der Ernte sehr auf die Bewurzelung gesehen, und bei besonders guten Pflanzen auch eine Pr\u00fcfling der Halmfestigkeit mit dem Biegungsapparat f\u00fcr einendige Ein-spannung von Prof. Dr. C. Kraus vorgenommen.\nFutterpflanzen Z\u00fcchtung. Im Jahre 1908 wurde auch die Z\u00fcchtung von Klee, Gr\u00e4sern und Luzerne begonnen. Gepr\u00fcft wurden je 6 Klee- und Luzerne-Herk\u00fcnfte nach Ertrag, Blattanteil, Proteingehalt und Formenreichtum; die Untersuchung auf Formenreichtum erfolgte durch Einzelpflanzungen in daneben liegenden Parzellen. Gepr\u00fcft wurden ferner 12 Grassorten auf Ertrag, Zuchteignung, Herkunft usw.\nAls zur Z\u00fcchtung ganz besonders geeignet wurden gefunden: Bucheggberger Mattenklee Schweizer Fromental Gross\u00e4hriger Wiesenschwingel und deutsche blaue Luzerne.\nZuchtziel: hohe Produktion von gehaltreichem Futter.\nZuchtmethoden: Aussaat der K\u00f6rner im Zuchtgarten; gegebenenfalls. Pflanzung der im Treibhause herangezogenen Pflanzen in Abst\u00e4nden 40 X 30 cm,\n!\ts\u00e4mtlich von\n| Prof. S t e b 1 e r - Z\u00fcrich.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen. Anhalt und Braunschweig.\n179\nBeschreibung der Einzelpflanze nach Wachstumsform und -weise, botanischen Merkmalen, Reaktion derselben auf klimatische Verh\u00e4ltnisse, Pr\u00fcfung der Individual St\u00e4mme auf Ertrag und besondere Eigenschaften, im zweiten Jahre Samengewinnung\nNeben dieser mehr praktischen Arbeit gehen Untersuchungen her, welche die Wachstumsgeschichte der Zuchten, die Schnelligkeit, die Gleichm\u00e4\u00dfigkeit und Kraft des Auflaufens, die Beziehung zur sp\u00e4teren Entwicklung zum Eintritt des Schossens und Bliihens, die Wachstumsgeschwindigkeit, die Anpassung an Boden und Klima und die morphologischen Ver\u00e4nderungen durch dieselben an Hand der Zahlen der Wetterwarte f\u00fcr die Hauptst\u00e4mme ermitteln sollen.\nSchlie\u00dflich sei nicht unerw\u00e4hnt, da\u00df auch andere Zuchten zum Vergleich hinsichtlich ihres Wertes nach Zusammensetzung gepr\u00fcft werden, soweit es die Zeit erlaubt.\nTechnische Einrichtungen. Von den technischen Einrichtungen seien in erster Linie erw\u00e4hnt zwei r\u00e4umlich getrennte, % ha gro\u00dfe Zuchtg\u00e4rten, ein Selektionslaboratorium, ein botanisches und ein chemisches Laboratorium, schlie\u00dflich ein Arbeitsraum f\u00fcr den Zuchtleiter und als wertvolle Erg\u00e4nzung eine photographische Dunkelkammer.\nAn Einrichtungen ist alles vorhanden, was f\u00fcr die Z\u00fcchtung notwendig erscheint. Es m\u00f6gen besonders erw\u00e4hnt werden: f\u00fcnf K\u00f6rnerwagen, eine Staudenwage, eine v. Seelhorstsche K\u00f6rnerwage, eine Mohrsche Wage, verschiedene Siebe, eine Normalwage zur Bestimmung des kleinen Gewichtes, Gerstenschneideapparat, Halmleeren- und Halmdickenmesser, Biegungsapparat nach Kraus, verschiedene Wagen f\u00fcr die Eeldw\u00e4gungen, zwei Mikroskope f\u00fcr bakteriologische und botanische Lhitersuchungen, eine Einrichtung f\u00fcr Mikrophotographie, ein Keimschrank mit elektrischer Heizvorrichtung, auf beliebige Temperatur einstellbar f\u00fcr exakte wissenschaftliche Untersuchungen, neben einer Keimkammer mit Dampfheizung. Von den vielen konstruierten Apparaten f\u00fcr Z\u00fcchtung sind die meisten nicht f\u00fcr eine Selektion nach mechanischen Gesichtspunkten geeignet. Sie arbeiten meistens zu genau und daher f\u00fcr ein Hand in Hand arbeiten zu umst\u00e4ndlich. F\u00fcr die Selektion sind daher die einfachsten Wagen, Ma\u00dfstab und Rechenschieber immer noch das beste.\nDie Z\u00fcchterei hat ihren Absatz von R\u00fcbensamen von Jahr zu Jahr gesteigert, und er erstreckt sich au\u00dfer auf alle Gegenden Deutschlands auch auf das gesamte Zuckerr\u00fcben bauende Ausland. An Getreidesaat konnte seither erst wenig abgegeben werden, weil die Z\u00fcchterei es als ihre vornehmste Aufgabe betrachtet, nur mit wirklich z\u00fcchterisch bearbeitetem Material auf den Markt zu kommen. Man hofft aber, in den n\u00e4chsten Jahren schon eine Reihe von wertvollen Spezialz\u00fcchtungen der Landwirtschaft vorlegen zu k\u00f6nnen.\n12*","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nVon Bassewitz - Levetzowsche G\u00fcterverwaltung, Kl\u00e4den, Kreis Stendal. Seit 1901 wird auf der 525 ha umfassenden Wirtschaft aus Squareheadw.eizen Kl\u00e4den er Square head weizen durch \u00c4hren auslese gez\u00fcchtet, welcher k\u00fcrzlich zu den Vorpr\u00fcfungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zugelassen ist. Au\u00dferdem wird erste Absaat von F. von Lochows Petkuser Winterroggen und Selchower Chevalliergerste zum Saatgutverkauf angebaut.\nDr. Friedrich Bergmann, G. m. b. H., Rittergut Weidenthal, Kreis Querfurt.\nBild 100. Schutzmarke. Bergmann G. m. b. H\nSeit 1888 bestehende, umfassende Saatzuchtwirtschaft f\u00fcr Zuckerr\u00fcben, welche neben Massenveredelungsauslese auf Grund der Polarisation nach vorausgegangener Formauslese auch noch eine Auswahl der Mutterr\u00fcben nach dem Saftgehalt betreibt.\nBild 101. Gustav Bestehorn-Bebitz.\nGustav Bestehorn, Bebitz bei C\u00f6nnern a. Saale.\nEiner unserer vielseitigsten Z\u00fcchter, welcher sich haupts\u00e4chlich zur Erzielung seiner Neuz\u00fcchtungen der Bastardierung bediente, war der am 10. Dezember 1889 verstorbene Gustav Bestehorn in Bebitz, (Abb. 101) dessen Wirtschaft 170 ha umfa\u00dfte. Da indes seine Z\u00fcchtungen nicht fortgesetzt sind, und die Getreidez\u00fcchtung seither gro\u00dfe Fortschritte gemacht hat, sind nur wenige seiner Z\u00fcchtungen bis jetzt erhalten und treten auch immer mehr zur\u00fcck. Einen ausf\u00fchrlichen Bericht \u00fcber Bestehorns Leistungen gibt Wittmack im zweiten Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts- Gesellschaft S. 365 \u00fcber die Ausstellung Bestehorns auf der ersten Wander-","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n181\nausstellung in Frankfurt a. Main 1886. Es waren dort nicht weniger als 320 Sorten in \u00c4hren und K\u00f6rnern vorhanden, welche meistens ' durch Kreuzung gewonnen waren. Besonders die Weizenkreuzungen, welche zum\nBild 102. Orig. Bestehoms Dividendenweizen (Squarehead $ X m\u00e4rkischen Braunweizen).\nTeil auch mit Spelz (Triticum spelta), mit Hartweizen (T. durum) oder gar mit der Quecke (T. repens) vorgenommen waren, traten hervor. B. hatte das Bestreben, durch Kreuzung von Weizen und Quecke einen ausdauernden WTeizen und Weizen f\u00fcr leichtere B\u00f6den zu erzielen, was aber nicht gelang. Als Weizenz\u00fcchtungen Bestehorns sind zu nennen : Dividendenweizen (Abb. 102),","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n(Squarehead $ X m\u00e4rkischen Braunweizen 5), Riesengrannen weizen (Amargo 2 X Squarehead $ ). Von Roggenz\u00fcchtungen sind hervorzuheben Bestehorns Riesenroggen und Bestehorns dick\u00e4hriger Riesenroggen, beides Kreuzungsprodukte von Corrensroggen und Probsteier. Sehr zahlreich sind die Beste-hornschen Gerstenz\u00fcchtungen, und noch heute allgemeiner angebaut wird die Bestehornsche vierzeilige Wintergerste. Um auch hier aus dauernde Pflanzen zu erzeugen, benutzte B. als Pollentr\u00e4ger die Knollengerste (\u25a0Hordeum buibosum L.), eine aus S\u00fcdeuropa stammende Art mit zwiebelartig verdickter Halmbasis, jedoch ohne Erfolg. Ferner z\u00fcchtete B. eine zweizeilige Dreizackgerste (Hordeum distichum Bestehornii) sowie zwei Sorten zweizeiliger Wintergerste. Da es bis dahin zweizeilige Wintergersten fast gar nicht gab, erwarb B. sich durch diese Z\u00fcchtung ein gro\u00dfes Verdienst um die Landwirtschaft. Als feine Braugersten erzielte B. die Diamantgerste mit langer zweizeiliger \u00c4hre (Bestehorns Ertragreichste \u00a3 X Imperial J ). An Hafer hat sich bis jetzt noch an einzelnen Stellen Bestehorns \u00dcberflu\u00dfhafer erhalten (Probsteier 2 X Schott. Berwick cf), ein hellgelber Rispenhafer, welcher bei den ersten Sortenanbauversuchen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft recht gut abgeschnitten hat und von 1891 bis 1893 zu den besseren Hafersorten geh\u00f6rte.1 2)\nRudolf Bethge, Schackensleben, M. d. Szgv)\nSchackensleben, zwei Meilen westlich von Magdeburg, in der Magdeburger B\u00f6rde, 70\u201480 m \u00fcber dem Meeresspiegel gelegen, hat humosen Lehmboden. Seit 1880 besteht dort eine eigene Zuckerfabrik, und es wird daher starker R\u00fcbenbau auf etwa 1/3 des Areals betrieben. Die Wirtschaft von Rudolf Bethge ist 125 ha gro\u00df. Die Fruchtfolge: I. Zuckerr\u00fcben, II. Braugerste, III. alles \u00fcbrige, 33\u00b0/0 Winterkorn, 33% Hafer, 33% Klee und Kartoffeln.\nSeit 1884 fing B. die Zuckerr\u00fcbensamenzucht an; es wurde auch die Verbesserung des Dickkopfweizens durch \u00c4hrenauslese versucht. In dieselbe Zeit f\u00e4llt ferner die erste Magdeburger Braugerstenausstellung, welche den Zweck hatte, die Landwirte \u00fcber die Erzeugung von \u201eQualit\u00e4tsgersten\u201c aufzukl\u00e4ren. Diese Magdeburger Gerstenausstellungen zeitigten zun\u00e4chst bei den Landwirten den Gedanken, das Saatgut von den Brauereien zu kaufen, da diese allein eine Qualit\u00e4tsgerste beurteilen k\u00f6nnten. Von 1884 bis Mitte der 90 er Jahre wurden daher die von Brauereibesitzer G. Wernecke, Magdeburg-Neustadt, bezogenen qualit\u00e4tsedelsten Gersten nachgebaut und damit begonnen, diese zur Saat an andere Landwirte abzugeben. Durch eigene Sortenanbauversuche mit vielen vorkommenden Gersten und durch Anbauversuche f\u00fcr die Gerstenkulturstation des Instituts f\u00fcr G\u00e4rungs-\n1)\tBerichte. Jahrbuch der D. L. G. Liebscher. VI, 1. 1891 S. 67\u2014121; VII. 1892 S. 241\u2014312; LX. 1894 S. 453\u2014510.\n2)\tAmu.: M. d. Szg. = Mitglied der Provinzials\u00e4chsischen Saatzuchtgenossenschaft.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig,\n18.3\nStamm E\nRudolf Bethges Stammzucht aus der Werneckesehen Gerste,\nStamm C\tStamm D\nwei\u00dfer Typus roter Typus\nStamm A\nStamm B\ng a s \u00a9\nCo G\ns \u00ae\n\u00fc .\u00fc o\n\u00a3 \u2014 S -a g S\nM > S\n& \u00a3 \u25a0\u00a3 \u00a9 ^\n'Z -*->\n8) S\nc \u00a9\n<\n: o\nbC -\nO O o T! O O O 03 03; O iO w N *' -+P\n8 \u00fc c \u00bb s g g \" \u00a3 &} W W PP\nbO -\n^ *\" ! o O o \u25a0\nO O O ZO lQ i\u2014t ,\nicT\n11\n\n\n\u00e23 \u00ee \u00ceN ^\t03\no O o ..\nS o o _\nCO \u00ceO tO \" Tfp CO T-H\ns\nm\nm M W\n3\u00f4E\n-\u2666-a\tj_,\nb\u00df \u201e\t*\n* * , O O O o o o \u25a0\n00 03 O\nPP\no \u00b0 \u00b0\n\u00ae\u201e3 8\n>o ret\n\no\nS\n%\n\u2022\u201cH\n\u00a9\n\u00a9\nH\n\u2014\n\u00a9\n02 \u00a9\n.. g\n:0\n\nCi \u00a9 03 \u2014\n* *\n\u00a3 J I\ng| \u00a3\n:C ^\t\u00a9\n~ \u00a9 G\nn 3 M p S \u00ab9\nJ, Ci\n^ nf\n\"g \u00a7\nP f-i\nP&2 -G G \u0153 je \u00a9 hh\n\u2022\u2022 pp\n\n00 \u00a9\nO P2 ~ f-i G tH C\u00d6 \u00a9\n** & 'O 1\u2014*\tO\nIl 0 \u00a3\n11 :2 S\n\u2022 -5 \u25a0+-3 G\n02\n\u00a9\n\u00ab S\n\u201d - G \u25bcH G \u00a9\nIl eG\n11 -G \u00a9\nt-* o 02\nO G p\n5-1 tH P\n-h>\t\u00a9 <q\n\u2022 QQ -\u00a3\nf-H .. G t/3\n^ g \u201d \u00a3\n\u00a3 \u00b0 10 \u00a7> N\nW *=>\n^ J c\nc \u00a3 \u00a3\n\u00a9 O G\na m s\n5 S H\nS \u0153 s ej \u0153 'O N\n\u25a0\u00a7 S S\n\u00c4 g S a en S \u00a9 \"31\nGi ai ^sj\no3\nG\nG\nc3\nlO\nfP\n\u00a3 |\nS\nc3\n\u00caP\nG\neG\nO\ng\n^ -g 8 \u00a9 * j\u00a3 N S\nP .\u00a9\n& \u00a7 -tj\n^ J1 C5\n.\u00ae 03\n\u25a0\u00a7 -\nCO\ne8 o G >\nF *--\n2 .\u00a9\nPP\nTJ\nG\nG\nP\n\u00fc\nPP\n\u00a9\na\nG\n\u00a9 \u00ab2 G\n\u25a0\u00a7* G g3 73 \u00a9 \u2019> G\nh-\u00ee ^3 \u00a7\nG tn t: 1-1 q\nJzi \u2018O W\n!G CO\nG _\ntS3 CO lO\no 'S\n03^ G\tc5\n\u2022>\u2014i -2 \" \u25a0\u00a7 \u00ae il 12\nCi\nO\n\u00a3\n<3 GP 'S\nHH \u00a9 \u0153\nw\n63 G\n\u201e 5h \u00a9 :0\n\u00a9\n^ 2\n\u00a9 2\nM\n\u2022'S *G\ntuo\n\"\u00d6\no\nm \u00bb3\n\n03\tG\t\u00a9\nCi\t\u00a9\tG\no\t^3\tg\n^\tG\t^\tG3\n.\th\tI\tS\tJ\n>\t.\ta\t-5\tT3\n\u00b1:\t^\t\u00a9\tb\u00df\n.\t^\tO\tP\n\u00a3\t\u201d.\tI\t\u00a7\n^\t\u00ab\t4.\t^\t^\nH G J\nO \u00a9 s-.\nTf.'*&\nG \u00a9\nM to .2\n\n-2 ^\no\t\u25a0\nCi\tG\n\"\"1 G \u2019\u00a9\nT-H \u00a9 -G\n\u201d 1 s G P=\nh +j G G\n02 \u00bb-\u00bb \u00a9 \u00c2 \u201d \u00bbG\n\u00a9\nP2\n5h\nC\u00d4\nP -M\n\u00c6 s\u00a7\np* h G ^\nG t\u00a3\nTJ\ng O -Q O\no Ig GO G P o \u00a9 G\n\u2022\u2022 53 ^\nT-H O \u00a9\nil S a 11 \u00a9 \u00a9\nCi\nG ;\nO '1'1\nG\n\u00a9\na .-g\n'O Gh \u00a7 g \u0153\n\u00a9\n02\nSH\n*ui\nCO\nc3\n>\n\u00a9\n\u25a0; ia 5 S \u2022-\t\u00ae -2 \u00c7;\n\u00a9\nr:|\u00a3\nTH \u00b0\t^\u00a9\n. Il I 2\nHH .\nHH G _G 02 hh _\u00a9\n\u00eb \u2019 \u2022 \u00b0 S \u00ab>\n^\t\u00a9 T^t\nos G 00 .2\nG ^\n6h CS\n2 Ph\n. 02 lO\n\u00eb \u25a0: 1\n\u00a7 J = 11 7f \u00c4\n\u2022\t11 G \u00a9\nK \u00ab M g\n. 03 \u00ab5 B \u00a3 \u2022\u2022 ! 60 - -\n^ ;3 ^\nT-t \u00b0 \u00fc\nIl \u00a9 Sc\n-tH\n-M G hG 02 hh \u00a9\nM\n00 -\ni> G GO .O H T3 \u00ae ..OP _ G \u00a3-\nh Ht \u201ecS \u00a9\nIl \"h \u00a9\nG Hi i_r \u2022 hh -*-;\n. M CD ^\n^ , ; X\n00 _\nS [g\n. \u00ceZ2 o ^\nM\nDie Zahlen in der linken Ecke unten bedeuten die Anzahl der von 54 ausgelegten Gerstenk\u00f6rnern wirklich zu einer Pflanzenstaude gro\u00df gewordenen \u2014 also die Keimenergie der betreffenden\t*) Durch Hasenfra\u00df in den\nFormen und Familien. Au\u00dferdem sind Aufzeichnungen \u00fcber das Auftreten des Staubbrandes in letzten Reifetagen reduziert jedem Beete vom W\u00e4rter des Zuehtgartens gemacht.","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ngewerbe in Berlin hatte sich der Z\u00fcchter bis zum Jahre 1900 zu der Erkenntnis durchgerungen, da\u00df die von G. Wernecke gelieferten Saatgersten b\u00f6hmischer Herkunft die ertragreichsten und bei den K\u00e4ufern beliebtesten waren. Die Arbeit der Verbesserung setzte nun damit ein, reine Pedigreezucht von dem ertragreichsten Korn zu treiben, also Z\u00fcchtung auf Leistung voranzustellen. Dazu wurde ein Zuchtgarten eingerichtet, in dem im ersten Jahre von nach dem Auge ausgesuchten 250 Pflanzenstauden 28 der durch die objektive Bewertung gefundenen besten Pflanzen folgenderma\u00dfen ausgelegt wurden: Je 54 der besten K\u00f6rner einer Gerstenstaude wurden in 15x15 cm Entfernung in ein Beet ausgelegt und, etwas getrennt daran anschlie\u00dfend, die je 54 K\u00f6rner der anderen 27 Stauden. Als beste war mit Nr. I diejenige bezeichnet, deren Korngewicht dem Strohgewicht am n\u00e4chsten kam. Die sonstigen Zuchtprinzipien, nach welchen die Auslese der Pflanzen betrieben wird, sind:\nI.\tSubjektive:\na)\tGr\u00f6\u00dfe, Farbe, Rundung, Gleichm\u00e4ssigkeit des Korns,\nb)\tvollkommener, l\u00fcckenloser \u00c4hrenbesatz,\nc)\tFeinheit der Spelze und Gesamtaussehen,\nd)\tFr\u00fchreife.\nII.\tObjektive:\na)\tHoher Kornanteil,\nb)\tgeringe Gliederzahl des Halmes,\nc)\tstarke Keimenergie,\nd)\tgeringer Eiwei\u00dfgehalt,\ne)\tstreng durchgef\u00fchrte Pedigreezu\u00f6ht,\nf)\tMa\u00dfnahmen, welche im Bereich der Kultur und Erntemethode liegen.\nDasjenige von diesen 28 Beeten, welches den h\u00f6chsten Ertrag lieferte, sollte zur weiteren Fortzucht dienen. Als gleich im ersten Jahre bemerkt wurde, da\u00df die bisherige Wernecksche Gerste nicht morphologisch rein war, komplizierte sich mit dieser Erfahrung das Zuchtziel. Es war nun erst festzustellen, welche von den hervortretenden Formen die ertragreichste sein w\u00fcrde, und dann erst konnte von dieser ertragreichsten Sorte wieder die ertragreichste Staude ausgesucht werden.\nAus vorstehendem Schema wolle man ersehen, wie durch Anlegung des Zuchtgartens beide Fragen durch die genaue Aberntung der einzelnen Beete beantwortet werden k\u00f6nnen.\nVon den aus den Werneck\u2019schen Gersten erhaltenen f\u00fcnf auffallendsten Formen (St\u00e4mme A, B, C, D und E) wurden nach der geschilderten Aus-lesemetode je 54 K\u00f6rner der f\u00fcnf besten Stauden ausgew\u00e4hlt und in einer L\u00e4ngsreihe nebeneinander ausgelegt. Parallel damit, genau in derselben Weise, nur von dem ersten L\u00e4ngsreihenbeete durch einen breiten Fu\u00dfsteig getrennt, folgten die je f\u00fcnf kleinen Beete der anderen St\u00e4mme. Auf diese Weise war es m\u00f6glich, das Wachstum jeder einzelnen Pflanze zu \u00fcberwachen, und ferner durch Feststellung der Ernteert\u00e4ge der einzelnen Beete von jeder Form die ertragreichste Pflanze zu finden. Es wurden (alsdann die Ernte","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n185\nertrage der Beete jeder Form zusammengez\u00e4hlt und diese Resultate verglichen, so ergab sich in dem festgestellten H\u00f6chstertrage diejenige Form, welche den h\u00f6chsten Ertrag geliefert hatte. Die Z\u00fcchtung auf Leistung wird also am meisten ber\u00fccksichtigt. Auf der Berliner Gersten- und Hopfen-Ausstellung hat B. mehrere Preise, bisher 1901, 04, 05, 08 und 09, im ganzen acht Preise erhalten.\nc) Aus den eben gemachten Ausf\u00fchrungen ist schon zu ersehen, da\u00df der Erfolg des Zuchtprinzips in der sorgf\u00e4ltigen, peinlich genau durch-\nBild 103.\ngef\u00fchrten Arbeit im Zuchtgarten liegt. Die Original Rudolf Bethges Gerste 1 (Abb. 103), alter A-Stamm, wurde 1907 >n das Hochzuchtregister der D. L. G. unter Nr. 23 aufgenommen. Es ist das die erste deutsche Braugerstenzucht, welche in die D. L. G. Hochzucht aufgenommen ist. Die Gerste No. I hat lange \u00c4hren mit auffallend gro\u00dfen dicken K\u00f6rnern und geh\u00f6rt dem Nutans-typus a an.\nDie Gerste II (Abb. 104), alter Stamm B, geh\u00f6rt ebenfalls dem Nutanstyp a an, ist aber etwas dichter im Kornbesatz der \u00c4hre und hat sehr feinspelzige, mittelgro\u00dfe K\u00f6rner.\nGerste III (Abb. 105) oder C-Stamm ist in der Mitte zwischen I u. II locker\u00e4hrig, vollk\u00f6rnig und qualit\u00e4tsfein.\nGerste V oder E-Stamm ist \u00e4hnlich wie II.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDie Zuchteinrichtungen sind sehr einfach und bestehen aus einer chemischen Wage, aus dem Zuckerfabrikslaboratorium, einigen Vergr\u00f6\u00dferungsgl\u00e4sern und einem Diaphanoskop zur Bestimmung der Mehligkeit und Glasigkeit der K\u00f6rner, sowie verschiedenen Messapparaten. Der Saatzucht dienen ferner insbesondere sehr gute Speicherr\u00e4ume zur Reinhaltung des Saatgutes und Aufbewahrung der zur Fortzucht benutzten Pflanzen. Die Zuchtbuchf\u00fchrung besteht in einer genauen Stammbaumaufzeichnung von jeder Form und Notierung der Ertr\u00e4ge im Plane des Zuchtgartens.\nBild 104.\nd) Im Jahre 1904 wurden die Gersten verschiedener St\u00e4mme auf Eiwei\u00df untersucht, da Kommerzienrat Haase-Breslau als Vorsteher der Rohstoff-Abteilung der Versuchs- und Lehrbrauerei in Berlin den Eiwei\u00dfgehalt als das wertvollste Kriterium der Braugerste hingestellt hatte. Es gelang sowohl das Stickstofflaboratorium der Versuchs-und Lehrbrauerei in Berlin als auch die Agric. ehern. Kontrollstation Halle a. Saale und Prof. Dr. P. Holdeflei\u00df zur Mitarbeit an der Verbesserung der Qualit\u00e4t der Braugerste durch Eiwei\u00dfanalysen zu bewegen. Das Zuchtziel war, die Qualit\u00e4t der Gerste \u00e4hnlich zu verbessern wie bei der Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung. B. glaubte durch Feldanbaue feststellen zu k\u00f6nnen, ob der Eiwei\u00dfgehalt in der Gerste sich vererbte wie der Zuckergehalt der R\u00fcbe. Trotz der st\u00f6renden Einfl\u00fcsse des Bodens, der Witterung, der D\u00fcngung usw. bei diesen jahrelangen Arbeiten konnten bisher folgende Schl\u00fcsse gezogen werden :","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n187\nI.\tDer Stamm D musste ausgemerzt werden, weil derselbe neben geringem Ertrage hohen Eiwei\u00dfgehalt hatte. Es best\u00e4tigte sich damit die alte Erfahrung, da\u00df h\u00f6chste Ackerertr\u00e4ge mit guten Qualit\u00e4ten bei Braugerste m\u00f6glich waren, schlechte Qualit\u00e4ten dagegen mit geringen Ertr\u00e4gen einhergingen.\nII.\tWeiter fand B. bei den Untersuchungen der Gerstenk\u00f6rner auf Vererblichkeit des Eiwei\u00dfgehaltes die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit, da\u00df eiwei\u00dfarme K\u00f6rner eiwei\u00dfstarke Nachkommen geben, und da\u00df eiwei\u00dfstarke K\u00f6rner\nEild 105.\neiwei\u00dfarme Nachkommen geben, bei selbstverst\u00e4ndlicher Beobachtung in reinen Linien unter gleichen Boden- und Wachstumsbedingungen. .Der durchschnittliche Eiwei\u00dfgehalt der Gerste II und III liegt niedriger als derjenige der Gerste I. Aber innerhalb der Nachkommen einer Linie ist die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit des Umspringens in der Vererbung des Eiwei\u00dfgehaltes der Gerste festgestellt worden. Hiernach scheint es, da\u00df eine eiwei\u00dfarme Gerste demselben Boden mehr Stickstoff zu entnehmen imstande ist, als eine eiwei\u00dfstarke Gerste.\nIII.\tAuffallend niedriger Eiwei\u00dfgehalt ist immer ein Zeichen guter Qualit\u00e4t. Die Eiwei\u00dfanalysen sind also Fingerzeige f\u00fcr den Z\u00fcchter. So wurde eine Gerste Nr. 37 aus dem C-Stamm, welche 6,69 \u00b0/o Eiwei\u00df im Jahre 1905 aufwies, erst in ihren Nachkommen als ein vorz\u00fcgliches Produkt","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nerkannt. Leider zeigt sie noch eine Schw\u00e4che, welche herausgez\u00fcchtet werden mu\u00df, ehe sie dem Handel \u00fcbergeben wird.\nEs ist zu verweisen auf Bethges Buch: \u201eMeine Arbeiten auf dem Gebiete der Gerstenz\u00fcchtung\u201c, Verlag Otto Thiele, Halle a. S. Die Eiwei\u00dfanalysen werden der alten Zuchtmethode auf Leistung dadurch dienstbar gemacht, da\u00df solche Pflanzen, welche durch auffallend niedrigen Eiwei\u00dfgehalt sich auszeichnen, mit in die eingangs geschilderten Vergleichsanbaue im Zuchtgarten gebracht und dort erst ihre Leistungsf\u00e4higkeit im Ertrage gepr\u00fcft wird.\nDie Anbauversuche der beiden Gersten II und III im Jahre 1908 scheinen ganz daf\u00fcr zu sprechen, da\u00df Bethges alte Behauptung richtig ist, da\u00df sich h\u00f6chste Kornertr\u00e4ge bei Braugerste neben den besten Qualit\u00e4ten erzielen lassen. Die Gerste II ergab auf besseren B\u00f6den in den Gerstenanbauversuchen der Gerstenkulturstation im Jahre 1908 und 1909 durchschnittlich sowohl den h\u00f6chsten Durchschnittsertrag im Korne als auch die beste Qualit\u00e4tsbonitierung. Denselben Erfolg hatte in den Anbauversuchen der Landwirtschaftskammer f\u00fcr Provinz Sachen die Gerste II 1908 und 1909, ebenso im landwirtschaftlichen Verein Osterburg und bei der Zuckerfabrik Kl.-Wanzleben. In Schlesien hat Kommerzienrat Haase-Breslau ausgedehnte Sortenanbauversuche mit dieser Gerste und den von ihm sehr beliebten Imperialgersten machen lasssen. \u00dcberall steht sie im Ertrage durchschnittlich an erster Stelle.\nNach den Erfahrungen der Jahre 1908 und 1909 mit der eiwei\u00dfarmsten Gerste Nr. 37 ist B. zu der \u00dcberzeugung gekommen, da\u00df man den Eiwei\u00dfgehalt einer Gerste nicht ungestraft unter eine gewisse Minimalgrenze dr\u00fccken darf. Die Gerste 37 zeigte n\u00e4mlich sowohl 1908 als 1909 kranke, zu fr\u00fchzeitig absterbende Pflanzenindividuen. Trotzdem 1908 s\u00e4mtliche erkrankte Pflanzen sorgf\u00e4ltig aus den Zuchtbeeten der Nr. 37 herausgenommen worden waren und in den \u00fcbrigen Gerstenst\u00e4mmen nicht eine kranke Pflanze vorhanden war, zeigten die aus gesunden Pflanzenk\u00f6rnern stammenden Pflanzen des Jahrganges 1909 der Gerste Nr. 37 dasselbe kranke Bild. Es lag also eine tieferliegende krankhafte Anf\u00e4lligkeit bei diesem Stamme vor. \u2014B. bringt dies in Zusammenhang mit dem niedrigem Eiwei\u00dfgehalte. Nach B.\u2019s Beobachtungen d\u00fcrfte eine Gerste auf h\u00f6ren gesund zu sein, wenn der Eiwei\u00dfgehalt unter 7 % sinkt.\nDie Gerste Nr. III stand auf leichtem Boden mit Sval\u00f6fs Hannchen, Friedrichs Hanna und Nolcs Allerfr\u00fchester im Vergleichsbau und stand im Durchschnittskornertrage bei diesen Versuchen an zweiter Stelle im Kornertrage im Jahre 1908. In Lauchst\u00e4dt stand G.\u2019s Gerste an zweiter Stelle, und zwar hatte die an erster Stelle stehende Gerste nur f\u00fcnf Pfund Ertrag auf den Morgen mehr als die Bethgesche.\nIm Jahre 1909 stand die Gerste II auch in Lauchstedt an erster Stelle im Ertrage (offizielle Anbauversuche von Professor Schneidewindt in der Versuchswirtschaft Lauchst\u00e4dt bei Merseburg).","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Zuchtgartenzeichnung von Rudolf Bethges Sommerweizen 1908.\n1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n189\no\nX\nc\u00e4\nPQ\na\n\u00a9\ng\n\u00d6C\n:G\nG\n_\u00a9\n'\"S\nX\ncS\ncc\nb\u00df\nG\n2\n\u00fc\nG\nPQ\n5s G\n\u00a3 P\nJp j\u00a7\no\nM\nW\n\u00f6 2L &\n* \u00a3\npm\n\u00a9\nX\ng \u00a9\n.2 PQ\nG\n* SP\np^h r\u00d6\n\u00a9 G\nb\u00df \u00a9\nPP\nJ TS G\npp a\nN C\u00d4 gj\no ^ 43 \u00a9 \u00a9 Ph rG ,D\n-H> rrt 05 \u2022H s o\na g ^\n-\u00d6 rO U .2 -S N O 2 -Q\n-, GQ n\n3\tSP\t\u00a7\tc\t\u00e6\ts\t?\n\u00a9\tG\t.5\t43\tw\tq_j\nTS\ta\t\u00a9\t^\n\u00a9\n\u00a9\npp\n^ \u00a3\n\u2019 p**\t\u00a9\n.2 P4\n^ S\n\u00a70^\nG\n\u00a9\n-4-q>\n\u00a9\n\u00a9\nPP\na:\n\u00a9\nw\npG\nG\nb\u00df\n, c\n3 G\na\n*\u00a9\np p\n\u00a7 w\n'S\nSI\nG\n<1\n.2\n-4-3\nCG\no\nco Sh \u00a9\n-o ^\n's -s\n\u25a0w 2 60 \u00d6 _\u00ae <1\n\u00a9\nb\u00df \u00a9 Sh ^\n| |\nM |\n05\t\u00ae\nos pq\npq\npq\nEigener Haferplan.\n\t\t\u00bb*H\t\u00bb-1 nc\t>\t85\tCO\t'M 00\tI\u2014(\tT\u2014i 00\tCO\t00\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nM\tII\tII\tii\tfei\tII\tII\tII\t>\tII\tII\tII\nfei\tfei\t\u00dfq\t\tSh fei\tfei\tpq\tfefe\t\tw\tpq\tiS\n\tD\u201c\t\u2019T\tCO\t\t05\t\u00bbO\t\t\t\tco\t\nXX\tII\tII\tII\t*h\tHO II\tli\tII\t. VI.\tGO II\tII\to II\n\t\t\t\t\t\t\t\tSh\t\t\t\nNi\tW\tPQ\tW.\tNr,\tfei\tpq\t6t\tfei\tfei\tPQ\tis\nfei\t\t\t\t\t00\tCO\txO\t\t05\to-\t(M\n\t\u00b00\t\tOO\tHH\tl>*\t\tD-\t\tCD\t\tCD\n\t\t\t\t1\u2014!\t\t\t\t>\t\t\t\nfei\tII\tII\tII\tfei\tII\tII\tII\t\tII\tII\tII\nNr,\tfei\tpq\t6t\tNr\tfei\tpq\tiS\t\u00a3 *\tfei\tpq\u2019\t\nHH\t\txO\tCO\t\tD-\tD-\tO\t\tO\tt-H\t05\nHH\tO*\t\to\tHH\tD-\t\tI>\t>\t\t\tO\n> X\tII\tII\tII\tX!\tII\tII\tII\tHH Sh\tll\tII\tII\nNr.\tw\tpq\tiS\t\u00a3 *\tfei\tpq\t\u00a3\tfei\tfei\tpq\tpq\n\t00\tCO\t\t\t\t\t00\t\tCD\t\t\nHH\tCD\t\tCD\t\t\t\tCD\t\tL'**\t\t\n>\t\t\t\tfei\t\t\t\tHH\t\t\t\nfei\tII\tII\tII\t\tII\tli\tII\t\tII\tII\tII\nsh\tfei\tpq\tiS\t\u2022- & *\tK.\tpq\tiS\t\tfei\tpq\tiS\n*\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nHH P>\t84\txO\t05\tfei\t77\t\txO\tHH\t00 D-\t<M\tCD t>-\n><\tII\tII\tII\tHl\tII\tII\tII\t\tII\tII\tII\nSh\tfei\tpq\tiS\tsh fe:\tfei\tpq\tw.\tNr\tfei\tpq\t&\n\t78\t(M\t76\t\t87\t\t*0> HO\t\tt>\tco\t74\nfei\tII\tII\tII\tJ-H\tII\tII\tII\tsJ\tll\tII\tII\ns4 fe;\t\tpq\tiS\t\tfei\tpq\t6t\tfei\t\tpq\tiS\n\u25a0ire[da3[}[ .taualoig\nHafer-Gewende am Memmendorfer Wege.\nDie mit * bezeichneten Nummern bedeuten die im Jahre 1908 ausgemerzten St\u00e4mme. (Wegen zu niedrigerer Wertzahl.) Die Kursiv gedruckten dagegen diejenigen, welche in reiner Linie fortgez\u00fcchtet werden sollen. (Wegen der hohen Wertzahl.)","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nZuckerr\u00fcben.\nDie R\u00fcbensamenzucht, auf die B. in den Jahren 1884 bis 1898 viel M\u00fche verwandt hat, hat in den letzten Jahren mit der gr\u00f6\u00dferen Beachtung, welche die Gerstenz\u00fcchtungen fanden, mehr abgenommen. Im Jahre 1882 lernte B. in der Zuckerfabrik Stavenhagen in Mecklenburg den Zuckerfabrikbetrieb und benutzte seine Laboratoriumskenntnisse in der Fabrik Schackensleben im Winter dazu, Mutterr\u00fcben durch Polarisation auszusuchen. Von der strengen Individualzucht der. Zuckerr\u00fcbe mit ihren vielen Entt\u00e4uschungen bei der Isolierung auf dem Felde und den vielen R\u00fcckschl\u00e4gen bei der Vererbung ging B. zur Kreuzung der Besten mit den Besten durch Anbau nebeneinander \u00fcber. Auch die vegetative Vermehrung der besten R\u00fcben wurde versucht. Das Resultat der z\u00fcchterischen Arbeit spricht sich kurz in folgendem aus: W\u00e4hrend 12 Jahren, 1893\u20141906, in welchen B. als Gesellschafter der Zuckerfabrik Schackensleben R\u00fcben von seinem eigenen gez\u00fcchteten Samen baute, war er von den gr\u00f6\u00dferen R\u00fcbenlieferanten an die Zuckerfabrik sowohl im R\u00fcbenertrage als im Zuckergehalt an erster Stelle. Der Anbau seinerseits war nur ein beschr\u00e4nkter, da er stark mit R\u00fcbenbaupflicht an der Zuckerfabrik beteiligt war. Des \u00f6fteren hatte B. 50 Zentner R\u00fcbensamen abzugeben au\u00dfer dem eigenen Bedarf. Jetzt wird nur eine Generation isoliert, um durch die Untersuchung der Nachkommen auf die Konstanz der Vererblichkeit im Zuckergehalt Schl\u00fcsse ziehen zu k\u00f6nnen. In den sp\u00e4teren Generationen werden immer wieder die besten Mutterr\u00fcben eines jeden Stammes miteinander gekreuzt. Die Auslese geschieht, wie wohl \u00fcberall, jetzt nur nach der Wertzahl der R\u00fcbe, welche sich aus Gewicht und Zuckergehalt zusammensetzt,, soda\u00df man also nicht einseitig auf Gewicht oder Zucker, sondern sowohl auf Erh\u00f6hung des Zuckergehalts als auch auf Erh\u00f6hung des Gewichts pro Ackereinheit z\u00fcchtet.\nSommerweizen (Abb. 106). Im allgemeinen steht B. zwar auf dem Standpunkt, da\u00df ein Mann in einer Wirtschaft nur eine Getreidepflanzengattung veredeln soll, da er hierdurch geistig und wirtschaftlich gen\u00fcgend in Anspruch genommen wird, trotzdem ist B. an die Z\u00fcchtung und Veredlung des Sommerweizens aus folgenden Gr\u00fcnden herangegangen :\nSeit etwa zehn Jahren zeigen die hochgez\u00fcchteten Dickkopfweizensorten eine auffallende Empfindlichkeit gegen die Winterfr\u00f6ste. Andererseits lohnte in solchen Jahren, wo der Winterweizen durch Frost dezimiert war, h\u00e4ufig der Sommerweizen bedeutend besser und hatte dabei ein viel besseres, sch\u00f6neres, runderes, volleres Korn, das die M\u00fchlen lieber kauften. Nachdem mehrere der gebr\u00e4uchlichsten Sommerweizensorten im Anbau ausprobiert waren, erkannte B. in dem von Rimpau-Schlanstedt bezogenen ,,Roten Schlanstedter\u201c den schon im Jahre 1891 f\u00fcr die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft im Vergleichsanbau gef\u00fchrten \u201eBordeauxweizen\u201c wieder. Dieser war von Rimpau zum Sommerweizen gezogen, und trotz seines starken","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n191\nStaubbrandes lieferte er B. die besten Ertr\u00e4ge. Jahrelang hat B. sich dann bem\u00fcht, einen staubbrandfreien roten Sclilanstedter Sommerweizen zu bekommen, jedoch vergeblich, und B. mu\u00dfte erkennen, da\u00df bisher kein Z\u00fcchter mit Erfolg an der Brandimmunit\u00e4t des Sommerweizens gearbeitet hatte. Ein fernerer Mangel des Sommerweizens war seine leicht gesch\u00e4digte Keimungsenergie.\nDa nun in den Zuckerr\u00fcbenwirtschaften der Provinz Sachsen der Anbau von Sommerweizen von Jahr zu Jahr gr\u00f6\u00dfer wurde, und nach B.\u2019s auf-\nBild 106.\nmerksamen Beobachtungen kein Z\u00fcchter eine Verbesserung der dem roten Schlanstedter Sommerweizen anhaftenden M\u00e4ngel vornahm, so beschlo\u00df er, trotz des Oben gesagten an die Verbesserung des Sommerweizens heranzugehen.\nAls alter Zuckerr\u00fcben- und Gerstenz\u00fcchter stellte B. nun zur Verbesserung des roten Schlanstedter Sommerweizens folgendes System der Fortzucht vom besten Korn wie bei der Gerste zusammen, um erstlich die Ertragsf\u00e4higkeit zu heben, und dann aus der Keimungsenergie und der Brandanf\u00e4lligkeit eines jeden Zuchtstammes eine Wertzahl zu schaffen, in welcher sowohl die Keimungsenergie als die Brandanf\u00e4lligkeit in Zahlen ausgedr\u00fcckt war (\u00e4hnlich wie bei den Zuckerr\u00fcben aus Gewicht und Zuckergehalt).","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nZuchtgersten 1909. Sommerweizen Rudolf Betliges.\nOrig.\nR.\tB.\nS.\t-W. Nr. III\nOrig.\nR.\tB.\nS.\t-W. Nr. II\nOrig.\nR.\tB.\nS.\t-W. Nr. I\nBeet I\tBeet II\tBeet III\tBeet IV\tBeet V\nK. = 50\tK. = 49\tK. = 49\tK. = 48\tK. = 54\nB. = \u2014\tB. = \u2014\tB. = 1\tB. = \u2014\tB. = 2\nW.= 50\tW. = 49\tW. = 48\tW. = 48\tW. = 52\nK.:8t,= 1:1,49\tK.: St. = 1:1,689\tV. = 1:1,731\tV. = 1:1,754\tV. = 1:1,764\nK. = 50\tK. = 46\tK. = 49\tK. = 44\tK. =42\nB. = 1\tB. .-= \u2014\tB. = \u2014\tB. = \u2014\tB. = 1\nW. = 49\tW. = 46\tIf. = 49\tW. = 44\tW. = 41\nV. = 1:1,637\tV. = 1:1,676\tV. = 1:1,698\tV., = 1:1,755\tV. = 1:1,757'\nK. = 41\tK. = 48\tK. = 46\tK. = 50\tK. = 46\nB. = \u2014\tB. = \u2014\tB. = \u2014\tB. = 1\tB. = \u2014\nW. = 41\tW. = 48\tW. = 46\tW. = 49\tW. = 46\nV. = 1:1, 702\tV. = 1,715\tV. = 1:1,715\tV. = 1:1,734\tV. = 1:1,776\nOrig. S.-W. Nr. I Beet 15\t\t\tX 15 qcm\t\n\u201e\t\u201e II\t\t\t\t\n\u00bb\t\u201eHI\t\t\t\t\n\tff\tff\t\u201e II\tft\t\n\tff\tff\tI\tff\t\nSommerweizen aus Beet 1 vom Jahre 1908\t\t\t\t\n\t\t9,\t\t\n\t\tff\tff\t-1\tft\tft\tft\t\n\tff\t\u201e\t\u201e\t3\t\u201e\tft\tff\t\n4 *\u00bb >* \u00bb\u00bb ^ \u00bb> >* *\u00bb\t\t\t\t\n\u00bb\t>>\t\u00bb>\t6\tff\t\u201e\tt,\t\t\t\t\n\tff\tft\tff\t(\tff\t\u201e\t\ntt\tff\tff\t9\ttf\tff\t\u00bb\u2022\t\t\t\t\n\u201e \u201e 12 \u201e\t\t\t\t\n\u00bb ,, 11 \u201e \u201e\t\t\t\t\nGerste III\t\t\t\t\nBedeutungen: K. = Keimungsenergie.\nB. = Anzahl der Brandpflanzen in einem Beet.\nW. = Wertzahl der betreffenden Pflanze des Vorjahres.\nV. = Verh\u00e4ltnis von Korn zu Strohgewicht der betreffenden Pflanze des Vorjahres. Die Kursiv gesetzten Pflanzen dienen zur Fortzucht des n\u00e4chsten Jahres.\nSommerweizen Nr. VIII","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n193\nJe h\u00f6her nun die Wertzahl des betreffenden Stammes, je besser der Stamm. Diese Wertzahlen werden nun auf folgende Weise geschaffen:\nVon etwa 300 nach dem Auge ausgesuchten hervorragenden Pflanzen mit komplett bek\u00f6rntem \u00c4hrenansatz suchte B. nach der Wertbestimmungsmethode des h\u00f6chsten Kornanteils zum Gesamtgewichte der Pflanze die 21 besten aus. Von diesen legte er eine gleiche Anzahl K\u00f6rner von jeder Pflanze in je einem Beete aus. Die Beete waren durch Fu\u00dfsteige voneinander getrennt. Je sieben Beete legte er nebeneinander, soda\u00df er drei\nBild 107. Braune-Bernburg, Selektionslaboratorium.\nparallel laufende gr\u00f6\u00dfere Beetreihen nebeneinander hatte. Als der Weizen etwa vier Wochen aufgegangen war, z\u00e4hlte er die wirklich in jedem Beete wachsenden Pflanzen. Trotz der sorgf\u00e4ltigsten Pflanzung mit Platte und Knebel schwankte die Keimungsenergie der K\u00f6rner zwischen 65 und 90. Die Anzahl der wachsenden Pflanzen in jedem Beete nannte er K.\nAls die Pflanzen nun scho\u00dften, lie\u00df er die mit Staubbrand behafteten vor dem Herauskommen entfernen und f\u00fcr jedes Beet allein notieren. Es schwankten hier die Zahlen von 0 \u00b0/0 (1 Beet) bis 7 \u00b0/0. Diese Brandprozente wurden mit B bezeichnet.\nDie Wertzahl f\u00fcr jede einzelne Pflanze war so sehr einfach zu finden. Keimungsenergie (K) minus Brandanf\u00e4lligkeit ( B) = Wertzahl (11). Auf Deutsche Pflanzenzucht.\t13","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ndiese Wertbestimmungsmethode erhielt die h\u00f6chste Wertzahl die Nr. 19, welche gar keinen Staubbrand gehabt hatte. Er nannte von jetzt an diesen Weizen Rudolf Bethges Sommerweizen Nr. 1. Die besten drei Pflanzen nahm er mit ihren Nachkommen in die Vermehrung unter stetiger Fortzucht und Veredlung nach den eben aufgef\u00fchrten Grunds\u00e4tzen.\nInteressant war es f\u00fcr ihn, in diesem Jahre mit einem befreundeten Z\u00fcchter \u00fcber die Bek\u00e4mpfung des Staubbrandes beim Sommerweizen zu sprechen. Letzterer hob besonders die Auswahl von Vierbl\u00fctern hervor. Diese\nseien staubbrandimmun. Als B. daraufhin seine drei St\u00e4mme untersuchte, fand er hei R, B. S.-W. Nr. I und III fast lauter Vierbl\u00fcter im \u00c4hrchen. Bethges Zuchtmethode hatte also die Ansicht dieses Herrn nur best\u00e4tigt. Sobald sich die Vier-bl\u00fctigkeit und Brandimmunit\u00e4t f\u00fcr 1910 sicher vererbt, gibt B. den Sommerweizen als sein Originalprodukt zur Saat heraus. Nach den 1910er Anbauversuchen hat der Weizen Nr. III die bei weitem kr\u00e4ftigste Keimungsenergie. Trotz gleicher Aussaat (11% Pfd. pro Hektar) ist der Bestand ein sichtbar besserer als der des Sommerweizen II.\nC. Braune, Bernburg,\nZuckerr\u00fcbensamenz\u00fcchter. Die 930 ha bebauende Firma Bild 108. Braune-Bernburg, Keimkammer.\tbesteht seit 1868 und be-\ntreibt in Bernburg Familienzucht ohne Isolierung der Mutterr\u00fcben. Au\u00dferdem wird besonderer Wert darauf gelegt, nicht aufschie\u00dfende R\u00fcben zu z\u00fcchten. Acht Bilder geben Einblick in diesen Z\u00fcchtungsbetrieb und die sorgf\u00e4ltigen Arbeiten des Z\u00fcchterlaboratoriums.\nDelitzscher R\u00fcbensamenzuclit G. m. b. H., Delitzsch, wurde im Jahre 1892 begr\u00fcndet. Der Betrieb umfa\u00dft rd. 400 ha. Au\u00dfer Massenveredlungsauslese auf Grund der Polarisation wird eine wiederholte Auslese nach Form und","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"195\n1. Trovinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\nStand der Bl\u00e4tter, nach Form der R\u00fcben durch Familienzucht mit Isolierung der Mutterr\u00fcben angewandt.\nE. Dietrich. Amt Iladmersleben, Bez. Magdeburg. M. d. Szg. Seit 1894 werden in der 700 ha gro\u00dfen Wirtschaft besonders bew\u00e4hrte und durch eigene Sortenversuche ermittelte Getreide-, Erbsen- und Kartoffelsorten zur Saat als Absaaten angebaut, und zwar:\nPetkuser Roggen, 3. Abs.\nSval\u00f6fs Perl-Sommerweizen, 4. Abs.\nBild 109. Braune-Bernburg, Parzelle Nr. 714 scho\u00dfreich, Nr. 713 und 715 scho\u00dffrei.\nRoter Bordeaux-Sommerweizen, 1. u. 2. Abs. Galiz. Kolben-Sommerweizen. Japhet-Sommerweizen.\nMammut-Wintergerste, 1. Abs.\nGroninger Wintergerste, 1. Abs. Prinzess-Gerste, 1. Abs.\nNolis Morawia-Gerste, 1. Abs.\nHannagerste, 4. Abs.\nLeutewitzer Gelbhafer, 1. Abs.\nSchlanstedter Hafer, 2. Abs.\nGr\u00fcne Folgererbsen 3.","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"Bild 110. Braune Bernburg, R\u00fcbensamenstaude: a Buschform.\tBild 111. Braune-Bemburg, R\u00fcbensamenstaude: b Stockform,\n196\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n197\nFr\u00fche Viktoriaerbsen, 1. Abs.\nBuxbaum Erbsen I, 2. Abs.\nAu\u00dfer gelegentlichem Neubezug von Originalsaaten findet auch \u00c4hrenauslese zur Reinerhaltung der Sorten statt, so beim Zeel\u00e4nder Roggen. Seit 1904 wird R\u00fcbensamen gez\u00fcchtet durch Auswahl hochpolarisierender Mutterr\u00fcben aus Nachkommen der Klein-Wanzlebener Zucht.\nVerteil utigdes Zuckers in der JJ\u00fcbe .\n$er Surctischnitt von 10 S\u00e4hen.\n3~a(el\nSarallel-Sohrnngen im \"Winkel vont 90 \u00dfr.\t4 5 Sr\nLaboratorium f\u00fcrS\u00e4bensamen-Zuchte.\u00a9raune.\n2895\nSafel 4.\n6 latte Seite\nX\nVerteilung des Zuckers in der j\u00ee\u00fbbe . Ser Surchschnitt von 10 j\u00ee\u00fcben.\n3\u00c0\u00cbI\nIM\nelf\n3-1*2'\nK|\nQuerschnitte\nX\nA\ntft\ne.\n\u201e v\\\n\"W\u00fcrzet Seite\n'S.\n'\u00e8\u00e8oii, l\nU:t \u00ab.S 15.\u00ce 15,1 IM\nWA\nHP.\nfGJs.\n3fr\nLaboratorium f\u00fcrj!\u00fcbensamen-Zucht G.Srautte.2896\nBild 112. Braune-Bernburg.\nBild 113. Braune-Bernburg.\nErfurt.\nWie Quedlinburg am Nordrande des Harzes so ist Erfurt in Th\u00fcringen einer der wichtigsten Mittelpunkte f\u00fcr den Samenhandel. Z\u00fcchterisch wird sowohl in manchen Zweigen der Blumenzucht als auch in der Gem\u00fcsezucht gearbeitet. Au\u00dferdem ist Erfurt einer der Hauptpl\u00e4tze des Handels mit derartigen S\u00e4mereien. Die Getreidesaatguterzielung tritt hier im Vergleich zu den grossen, wohl organisierten und in ihren Einrichtungen auf der H\u00f6he der Zeit stehenden landwirtschaftlichen Betrieben zur\u00fcck, die gerade in der Provinz Sacshen am zahlreichsten vertreten sind.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nAmtsrat Ferdinand Heine, Kloster Hadmersleben,\nBez. Magdeburg.\nDer Beginn der z\u00fcchterischen Arbeiten Heines f\u00e4llt in den Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war der Sitz der Zucht das seit 1869 von Heine erpachtete Rittergut Emersleben im Landkreise Halberstadt (276 ha gro\u00df), welches sowohl durch seine klimatischen Verh\u00e4ltnisse (in der Provinz Sachsen am Nordrande des Harzes belegen), als durch die Beschaffenheit des Bodens (zumeist milder, humoser Lehmboden auf L\u00f6\u00dflehmunterlage) f\u00fcr Getreide-, Kartoffeln- und Zuckerr\u00fcbenkultur vorz\u00fcglich geeignet war. Von hier wurde sie im Jahre 1889 nach dem noch heute den Mittelpunkt der Heineschen Saatgutzucht bildenden Klostergute Hadmersleben im Kreise Wanz-leben verlegt.\nZun\u00e4chst beschr\u00e4nkte sich die z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit Heines auf die Getreidearten. Im Jahre 1871 wurde mit dem Saatgetreidebau begonnen, und die Heineschen Saaten erlangten im Laufe weniger Jahre einen so guten Ruf, da\u00df bereits zu Beginn der 80er Jahre der gr\u00f6\u00dfere Teil der gesamten Getreideernte als Saatgut verkauft wurde.\nSeit Beginn seiner auf Heranzucht von Saatgetreide gerichteten T\u00e4tigkeit hat Heine weniger das Ziel verfolgt, v\u00f6llig neue Sorten zu z\u00fcchten, sondern er war in erster Linie bestrebt, alle ihm beachtenswert erscheinenden Formen, besonders auch solche des Auslandes einer vergleichenden Pr\u00fcfung auf ihren Anbauwert f\u00fcr mitteldeutsche Verh\u00e4ltnisse zu unterziehen und die als beste anerkannten durch Auslese weiter zu verbessern. Heines Wirtschaft ist deshalb seit 1872 eine ausgesprochene Versuchswirtschaft gewesen, in der allj\u00e4hrlich auf ausgedehnten Versuchsfeldern eine gro\u00dfe Anzahl Sorten der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen einer sorgf\u00e4ltigen vergleichenden Pr\u00fcfung unterzogen wurden. Insbesondere sind allj\u00e4hrlich Versuchsfelder angelegt worden f\u00fcr Roggen, Winterweizen, Sommerweizen, Sommergerste, Hafer, Kartoffeln und Zuckerr\u00fcben. Die wichtigsten der heute in Mitteleuropa bekannten und angebauten Sorten sind, soweit sie einigerma\u00dfen f\u00fcr deutsche Verh\u00e4ltnisse Erfolg versprachen, auf Emerslebener oder Hadmerslebener Versuchsfeldern gepr\u00fcft worden.\nDen gr\u00f6\u00dften Umfang nahm die Heinesche Versuchst\u00e4tigkeit bei der Pr\u00fcfung von Kartoffelsorten an, die seit 1877 regelm\u00e4\u00dfig durchgef\u00fchrt wurde. In den 33 Jahren von 1877 bis 1909 wurden 1364 verschiedene Kartoffel-\n5)ie zucketgleichen Zonen\n\u00a3aboratorium f\u00fcr j\u00eeiibensamen-Zucht _W1\t\u00df.Sraune. 28>9H\nBild 114. Braune-Bernburg.","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n199\nSorten, also j\u00e4hrlich durchschnittlich 41 neue Sorten, gepr\u00fcft, wobei zu ber\u00fccksichtigen ist, da\u00df in der Regel alle in den ersten Anbaujahren nicht v\u00f6llig unbefriedigende Ertr\u00e4ge liefernde Sorten wenigstens vier Jahre beobachtet wurden.\nDie eigentliche z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit Heines erstreckt sich in erster Linie auf Reinz\u00fcchtung und Veredlung von solchen Getreide- und Zuckerr\u00fcbensorten, die bei seinen Anbauversuchen als besonders wertvoll erkannt worden sind In der Hauptsache bestand demnach die Heinesche Z\u00fcchtung aus Veredlungsauslese.\nBeim Getreide wurden jedoch in wiederholten F\u00e4llen durch Auslese und Fortzucht spontaner Variationen (z. B. Emma-Sommerweizen und begrannter Squarehead) sowie durch Formentrennung (Klosterroggen) auch neue Sorten herangebildet.\nSeit 1879 wird die ausgedehnte Zuckerr\u00fcbensamenzucht betrieben, welche sich auf Veredlungsauslese bei den beiden damals als wertvollste anerkannten Sorten, der ,,Kleinwanzlebener Zuckerr\u00fcbe\u201c und der \u201ewei\u00dfen Vilmorin-Zuckerr\u00fcbe\u201c erstreckt. Andere Variet\u00e4ten sind zu Z\u00fcchtungsversuchen bei der Zuckerr\u00fcbe nie herangezogen worden.\nKeinerlei eigentlich z\u00fcchterische Bestrebung wurde auf den Kartoffelbau verwendet. Hier galt es allein, durch Auswahl tadellosen Saatgutes die wertvollsten Sorten m\u00f6glichst lange rein und anbauw\u00fcrdig zu erhalten, bzw. neu bew\u00e4hrte Sorten zur Erzielung von Verkaufssaatgut schnell zu vermehren.\nDa f\u00fcr die ausgedehnte, immer steigende Saatguterzeugung die Ackerfl\u00e4che des Klostergutes Hadmersleben sich auf die Dauer als nicht ausreichend erwies, sah s ch Heine veranla\u00dft, im Jahre 1890 die im Landkreise Halberstadt belegene, etwa 850 ha gro\u00dfe K\u00f6niglich Preu\u00dfische Dom\u00e4ne Zilly hinzuzupachten, welche seit 1901 von seinem Sohne, dem Dr. jur. Ferdinand Heine, bewirtschaftet wird.\nDer Boden der Dom\u00e4ne Zilly ist durchweg etwas schwerer und k\u00e4lter als der milde humose Acker des Klostergutes Hadmersleben. Auf Dom\u00e4ne Zilly wird ein Teil der in Kloster Hadmersleben herangez\u00fcchteten Eliten weiter vermehrt zur Gewinnung von verk\u00e4uflichem Saatgut. Einzelne Getreidesorten, z. B. die Goldthorpegerste und die Halberst\u00e4dter Feldbohne, werden ausschlie\u00dflich auf der Dom\u00e4ne Zilly angebaut, was den Wirtschaftsbetrieb von Hadmersleben wesentlich erleichtert.\nF\u00fcr die Erzeugung des Zuckerr\u00fcbensamens werden au\u00dfer den genannten Hauptwirtschaften Hadmersleben und Zilly die im Besitze Heines befindlichen Ritterg\u00fcter Schraplau (Mansfelder Seekreis) und Teuchern (Kreis Wei\u00dfenfels), ferner die K\u00f6niglich Preu\u00dfischen Dom\u00e4nen Schlo\u00df Querfurt und Weidenbach (Kreis Querfurt), durch Oberamtmann Dr. P. Behm, den Schwiegersohn Heines, erpachtet, herangezogen. F\u00fcr den in Ru\u00dfland abzusetzendene Samen sind mehrere Anbaustationen in Ru\u00dfland begr\u00fcndet.\nDen Mittelpunkt der eigentlichen Zucht bildet jedoch das Klostergut","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft\nHadmersleben, auf dem sich das Zuchtlaboratorium, die Zuchtg\u00e4rten, die gro\u00dfen Speicher sowie die Versuchsfelder befinden.\nDie im Kreise Wanzleben, Regierungsbezirk Magdeburg (Provinz Sachsen), belegene Wirtschaft umfa\u00dft etwa 700 ha, wovon rund 500 ha Eigentum, 200 ha hinzugepachtete L\u00e4ndereien sind.\nDas Klima von Hadmersleben (110 m \u00fcber N. N. gelegen) ist, wie das der ganzen Mitte der Provinz Sachsen, soweit sie nicht gebirgig ist, ein verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig mildes. Die j\u00e4hrliche Niederschlagsmenge ist etwas geringer als die der meisten \u00fcbrigen Teile der Provinz, da Hadmersleben im sogen. \u201eRegenschatten des Harzes\u201c liegt. Sie betrug im Durchschnitt der letzten zw\u00f6lf Jahre 499 mm.\nVon den Eigentums\u00e4ckern liegen etwa 400 ha, aus Diluviallehm bestehend, hart am Rande der \u201eMagdeburger B\u00f6rde\u201c. Der Boden ist in der Krume milder, humoser Lehm, welcher auf einer mehr oder weniger starken L\u00f6sslehmunterlage ruht. Unter dem L\u00f6sslehm steht Kies in sehr starker Schicht, der stellenweise sogar die Lehmlage durchbricht.\nNeben diesen 400 ha Diluvialboden sind 100 ha im Alluvialgebiet der Bode belegen. Sie bestehen aus 1 m m\u00e4chtigem, humosem, tonigem Lehmboden, der auf Kiesuntergrund lagert.\nDie 200 ha Pacht\u00e4cker sind durchweg im Gebiete des Diluviallehmes belegen und zu Versuchszwecken gr\u00f6\u00dftenteils hervorragend geeignet.\nDie Wirtschaftsweise ist eine sehr intensive und nur auf die Erzeugung von Saatgut zugeschnitten. Die Viehhaltung beschr\u00e4nkt sich auf das n\u00f6tige Spannvieh und eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl Nutzvieh zur Verwertung der Wirtschaftsabf\u00e4lle, insbesondere solcher der Brennerei und Zuckerfabrik.\nDurchschnittlich werden etwa 40 Pferde, 140 Zugochsen, 50 Maststiere und etwa 800 Mastschafe gehalten.\nDie Fruchtfolge muss als eine \u201efreie\u201c bezeichnet werden. Als Regel gilt der Wechsel zwischen Halm- und Blattfrucht, wobei die letztere, soweit es m\u00f6glich ist, Mistd\u00fcngung erh\u00e4lt. Da bei dem verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringen Umfange der Viehhaltung die Gewinnung von Stallmist keine grosse ist, findet erheblicher Zukauf von Stadtmist und au\u00dferdem ein umfangreicher Gr\u00fcnd\u00fcngungs-Zwischenbau statt.\nIm Jahre 1908 nahmen die einzelnen Feldfr\u00fcchte folgende Fl\u00e4chen ein:\nWinterweizen\t....\t93\tha\tErbsen....................31\tha\nSommerweizen\t....\t107\t,,\tZuckerr\u00fcben...............86\t,,\nWinterroggen\t....\t60\t\u201e\tZuckerr\u00fcbensamen ...\t76\t\u201e\nWintergerste\t....\t11\t\u201e\tKartoffeln................71\t,,\nSommergerste\t....\t56\t\u201e\tVerschiedene...............8\t,,\nHafer.................30 \u201e\nDie zahlreichen, mit der Bestellung und Aberntung der vielen Vermehrungs- und Versuchs-Parzellen verbundenen Arbeiten erfordern ein zuverl\u00e4ssiges und geschultes Personal; namentlich wird auf sachkundige und eingearbsitete Aufseher Wert gelegt.\nEbenso wichtig wie die ordnungsgem\u00e4\u00dfe Bestellung und Aberntung der Saatgutfelder ist eine sorgf\u00e4ltige Aufbewahrung der zahlreichen Sorten und Eliten nach der Ernte. Die umfangreichen Geb\u00e4ude des Klostergutes Hadmersleben erm\u00f6glichen es, s\u00e4mtliche Sorten auf getrennten B\u00f6den zu halten und dadurch jeder Vermischung vorzubeugen.\nIm Interesse der Zuckerr\u00fcbensamenzucht wurde im Jahre 1903 ein speziell f\u00fcr die Lagerung und Reinigung des Samens bestimmter gro\u00dfer Speicher (Abb. 115) erbaut, der nach den neuesten Erfahrungen der Technik eingerichtet ist und die Lagerung gro\u00dfer Mengen von Saatgut aller Art ge-","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n201\nstattet. S\u00e4mtliche zur Behandlung des R\u00fcbensamens n\u00f6tigen Einrichtungen (Trocknungsanlagen, Reinigungsmaschinen, Siebapparate) sind in diesen Speicher zweckm\u00e4\u00dfig eingebaut und werden elektrisch betrieben (vgl. R\u00fcbensamenzucht).\nAuf dem Hofe des Klostergutes befindet sich auch das in den letzten Jahren mehrmals umgebaute und erweiterte Laboratorium, das mit allen seinen zur Untersuchung der Mutterr\u00fcben und der Getreidepflanzen usw. sowie f\u00fcr die Pr\u00fcfung der S\u00e4mereien auf Wassergehalt, Reinheit und Keimf\u00e4higkeit n\u00f6tigen Einrichtungen den heutigen Anforderungen in jeder Weise entspricht.\nDem Oberg\u00e4rtner unterstehen unter Oberaufsicht des Saatzuchtleiters die meteorologische Beobachtungsstation und die f\u00fcr die Zwecke der Pflanzenzucht zeitweise ben\u00f6tigten Gew\u00e4chsh\u00e4user.\nDie Zuchtg\u00e4rten, die in der Regel an mehreren Stellen angelegt werden, haben ohne die Vermehrungsfelder eine Gr\u00f6\u00dfe von l1? bis 2 ha. Der Hauptgetreidezuchtgarten wechselt in dreij\u00e4hrigem Turnus zwischen mehreren in der N\u00e4he des Gutsgeh\u00f6ftes Telegenen , besonders gleichm\u00e4\u00dfigen Boden aufweisenden Ackerst\u00fccken. Dadurch wird es erreicht, da\u00df stets ein ganz gleichm\u00e4\u00dfiges Feld zur Verf\u00fcgung steht und nicht jedes-\tBlid 115. Hadmersleben, Speicher,\nmal der Boden des Zucht-\ngartens infolge der gro\u00dfen Anzahl kleinerer Parzellen Ungleichm\u00e4\u00dfigkeit aufweist. Ebenso wechselt der Platz f\u00fcr die Auspflanzung der wertvollen Stammr\u00fcben und R\u00fcbenstammeliten, deren vorz\u00fcglichste zum Schutz gegen Hagelschlag' in ein engmaschiges Drahthaus eingeschlossen werden. Unmittelbar an der Wohnung des Saatzuchtleiters befindet sich au\u00dferdem noch zu bequemerer Beobachtung ein kleiner st\u00e4ndiger Zuchtgarten, welcher zur Zeit der Reife durch \u00dcberziehen mit Netzen gegen die sonst innerhalb des Dorfes unvermeidliche Besch\u00e4digung durch Vogelfra\u00df gesch\u00fctzt wird.\nIn gleicher Weise werden die 'zahlreichen Vermehrungs- und Versuchsfelder allj\u00e4hrlich wechselnd auf verschiedenen Ackerpl\u00e4nen angelegt, entsprechend der f\u00fcr jede Fruchtart zweckm\u00e4\u00dfigsten Fruchtfolge. Da auf den Versuchsfeldern nicht al'ein neue Sorten, sondern auch die eigenen Zuchten gepr\u00fcft werden, wird auf eine genaue und einwandfreie Versuchsanstellung die gr\u00f6\u00dfte Sorgfalt verwendet.","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDie Ausf\u00fchrung der Anbauversuclie geschieht nach alten, durch jahrelange Erprobung bew\u00e4hrten Methoden.\nF\u00fcr Getreide und Zuckerr\u00fcben sind die Versuchsparzellen in der Regel 10 bis 25 a gro\u00df, und zwar haben sie die Form langer, nebeneinander herlaufender schmaler Streifen, die einen m\u00f6glichst sicheren Ausgleich etwa vorhandener Verschiedenheiten des Feldes in bezug auf Boden oder D\u00fcngung gestatten. S\u00e4mtliche Versuchsparze len werden doppelt angelegt.\nBeim Getreide erfolgt die Ertragsfeststellung der Versuchsfelder nach sofortigem, unmittelbar vom Felde aus erfolgenden Drusch; das dabei gewonnene, auf der Dreschmaschine stets mehr oder weniger verunreinigte Saatgut wird zur Weiterzucht nicht verwendet. Die Ernten der kleineren, die zum Weiterbau bestimmten Erzeugnisse eigener Zucht tragenden Vergleichsund Vermehrungsparzellen werden auf einer kleinen, eine schnelle und gr\u00fcndliche Reinigung erm\u00f6glichenden, durch einen Elektromotor angetriebenen Stiftdreschmaschine oder durch Flegeldrusch entk\u00f6rnt.\nVor der Ernte der R\u00fcbenparzellen wird nach den Maerckerschen Vorschriften eine genaue Durchschnittsprobe von etwa 80 bis 100 R\u00fcben (durch Abz\u00e4hlen der 100. oder 200. R\u00fcbe) genommen und diese im Laboratorium auf Gewicht, Blattanteil und Zuckergehalt untersucht.\nAuf dem Kartoffelversuchsfelde sind bei der gro\u00dfen Zahl der allj\u00e4hrlich nebeneinander angebauten Sorten (durchschnittlich 120 bis 150) die Versuchsparzellen wesentlich kleiner bemessen, doch soll ihre Gr\u00f6\u00dfe nicht unter 100 qm betragen. Das Auslegen und Auf nehmen der Kartoffelparzellen erfolgt mit dem Spaten, die Probenahme (zur Untersuchung auf St\u00e4rke) geschieht entsprechend dem bei der Zuckerr\u00fcbe geschilderten Verfahren.\nBei allen Fruchtarten wird der Grundsatz befolgt, da\u00df in der Regel jede zu pr\u00fcfende Sorte wenigstens drei bis vier Jahre angebaut werden soll, bevor ein endg\u00fcltiges Urteil \u00fcber ihren Wert abgegeben werden kann.\nAuf diese Weise wurden im Laufe der Jahre bis 1909 in Kloster Hadmers-leben bzw. fr\u00fcher in Rittergut Emersleben gepr\u00fcft: 112 Winterweizen-, 67 Sommerweizen-, 56 Roggen-, 58 Gersten-, 91 Hafer- und 1364 Kartoffelspielarten.\nDie wertvollsten unter den angebauten Getreidesorten werden zum Weiterbau bestimmt und zum Teil einer selbst\u00e4ndigen Z\u00fcchtung unterworfen. Eine betr\u00e4chtliche Anzahl von Spielarten wurde nach k\u00fcrzerer oder l\u00e4ngerer Zeit, sobald sie wiederholt von anderen \u00fcbertroffen wurden, wieder abgeschafft, eine kleinere Anzahl von Sorten hat jedoch unter dem Einfl\u00fcsse einer planm\u00e4\u00dfigen Weiterz\u00fcchtung dauernd ihren Platz behauptet.\nZ\u00fcchtung von Getreide- und H\u00fclsenfr\u00fcchten.\nEntsprechend den Heineschen Bestrebungen, mehr vorhandene gute Sorten zu verbessern als neue zu schaffen, nehmen in der Entwicklung der Hadmerslebener Pflanzenz\u00fcchtung die auf die Gewinnung von Neuz\u00fcchtungen","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n203\ngerichteten Zuchtmethoden eine untergeordnete Stellung ein. K\u00fcnstliche Bastardierung wurde bis vor kurzem \u00fcberhaupt nicht ausgef\u00fchrt. In einzelnen, F\u00e4llen wurde versucht, durch Fortz\u00fcchtung spontaner Variationen neue Sorten zu erzielen. Die hervorragendsten der auf diese Weise entstandenen Formen sind der begrannte Squarehead-Winterweizen und der Emma-Sommerweizen. Ihr Anbau wurde jedoch, da sie nicht gen\u00fcgende Vorz\u00fcge vor anderen, als ertragreicher anerkannten Sorten, wie dem glatten Squarehead-Winterweizen und dem Bordeaux - Sommerweizen aufzuweisen vermochten, nach wenigen Jahren wieder auf gegeben.\nEine gr\u00f6\u00dfere Rolle spielte die Formentrennung. Dadurch, da\u00df bei der Massenauslese von \u00c4hren und Pflanzen, wie sie lange Zeit fast ausschlie\u00dflich betrieben wurde, stets nur Fruchtst\u00e4nde ber\u00fccksichtigt wurden, die m\u00f6glichst genau dem zu erstrebenden Ideale glichen, ist auch unter Anwendung der Massenauslese die Isolierung einheitlicher Formen aus urspr\u00fcnglich nicht einheitlichen Sorten gelungen. Insbesondere ist hier zu erw\u00e4hnen die Z\u00fcchtung des Hadmerslebener Klosterroggens aus dem Zeel\u00e4nder Roggen, ferner die getrennte Z\u00fcchtung eines kurzen und eines langen Squarehead-Winterweizens, von denen die letztere sich gegen\u00fcber der kurzen Squareheadform als minder lohnend erwies und in neuerer Zeit wieder aufgegeben wurde, w\u00e4hrend die erstere als Grundlage des jetzt allein weitergez\u00fcchteten glatt-\u00e4hrigen \u201eHeines Squarehead\u201c dient.\nAuch die fast ausschlie\u00dflich durch Massenauslese herangezogene Hannagerste zeichnet sich aus durch gute Einheitlichkeit in der Form der feinen morphologischen Unterscheidungsmerkmale, nachdem seit Jahren bei der Untersuchung der \u00c4hren auf die Form und Behaarung der Basalborste. R\u00fccksicht genommen wurde.\nDer Haupterfolg der allj\u00e4hrlich in gro\u00dfem Ma\u00dfstab durchgef\u00fchrten Massenauslese ist darin zu erblicken, da\u00df bei allen der Zuchtwahl unterzogenen Sorten ein einheitlicher Typus geschaffen wurde, da\u00df allj\u00e4hrlich alle minderwertigen, degenerierenden Elemente, sowie selbstverst\u00e4ndlich alle Verunreinigungen streng zur Ausscheidung kamen und dadurch einer Entartung der Rasse vorgebeugt wurde. Durch Ausschaltung schlechter Individuen und Bevorzugung der besseren, durch stete Auswahl der besten Fruchtst\u00e4nde und der besten Pflanzen, \u00c4hren und K\u00f6rner in Verbindung mit einer intensiven Kultur unter Darbietung m\u00f6glichst g\u00fcnstiger Wachstumsbedingungen konnten auch bei Massenauslese innerhalb der Sorte die Ertr\u00e4ge reichlich gesteigert werden.\nAusschlie\u00dflich ist in Hadmersleben jedoch die Massenauslese keineswegs zur Anwendung gekommen, sondern schon seit Jahrzehnten ist in der z\u00fcchterischen T\u00e4tigkeit Heines in einzelnen F\u00e4llen durch reine Weiterzucht von Nachkommen einzelner vorz\u00fcglicher Pflanzen oder \u00c4hren zur Individualauslese \u00fcbergegangen worden, allerdings, ohne da\u00df fr\u00fcher durch Wiederholung der j\u00e4hrlichen Einzelauslese die Gr\u00fcndung einer Stammbaumzucht","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ndurchgef\u00fchrt worden w\u00e4re. Es wurde nur durch innerhalb der durch einmalige Auslese begr\u00fcndeten Linie unter Anwendung der Massenauslese f\u00fcr m\u00f6glichste Reinerhaltung gesorgt, und so ist auch zu Kloster Hadmersleben schon fr\u00fchzeitig in der Zucht ein Weg beschritten worden, der auch heute noch f\u00fcr die Z\u00fcchtung der Selbstbefruchter als durchaus erfolgversprechend angesehen wird.\nDie Durchf\u00fchrung der Massenauslese erfolgte in der Hauptsache in der Weise, da\u00df aus dem Feldbestande oder aus einer Parzelle des Zuchtgartens eine gr\u00f6\u00dfere oder geringere Anzahl vorz\u00fcglichster Pflanzen, bester \u00c4hren, Rispen oder Schoten ausgelesen und im Laboratorium auf bestimmte Eigenschaften untersucht wurden. Die besten \u00c4hren bzw. die besten K\u00f6rner wurden gemeinschaftlich im Zuchtgarten auf kleineren Parzellen ausgelegt und vermehrt, bis die Erntemenge gro\u00df genug f\u00fcr feldm\u00e4\u00dfigen Weiterbau war. Schon bei der ersten Vermehrung im Zuchtgarten wurde in der Regel die Auslese wiederholt.\nSeit mehreren Jahren bereits bildet bei den wichtigsten Spielarten, seit kurzem bei allen z\u00fcchterisch behandelten Sorten die Individualauslese die Grundlage der z\u00fcchterischen Ma\u00dfnahmen. Eine reine, strenge Stammbaumzucht jedoch gelangt nur bei einigen Sorten zur Durchf\u00fchrung.\nBei den Selbstbefruchtern besteht im allgemeinen, d. h. soweit nicht eine strenge Stammbaumzucht durchgef\u00fchrt wird, das Prinzip, durch ein oder mehrere Male wiederholte Individualauslese wertvolle, den Zuchtzielen m\u00f6glichst entsprechende Stamm\u00fctter heranzuziehen. Deren Nachkommenschaften werden, falls sie sich weiter bew\u00e4hren (gegebenenfalls unter Anwendung von Massenauslese von Pflanzen) vermehrt, bis nach Erprobung auf gr\u00f6\u00dferen, dem feldm\u00e4\u00dfigen Anbau entsprechenden Parzellen dar\u00fcber entschieden wird, ob sie zu weiterem Anbau und zur Verkaufssaatgut - Gewinnung gelangen sollen. Durch allj\u00e4hrliche Auslese von besonders sich auszeichnenden Pflanzen und \u00c4hren wird stets f\u00fcr Heranbildung neuer Zuchtst\u00e4mme Sorge getragen.\nBei der Z\u00fcchtung des Roggens tritt insofern eine Modifikation ein, als die Isolierung der Nachkommenschaften von Stamm\u00fcttern nicht bis zur Verkaufssaatgut-Gewinnung durchgef\u00fchrt wird, sondern in der Regel die besten Pflanzen gleichartiger St\u00e4mme zu Familien zusammengestellt werden.\nDer Anbau der Elitepflanzen und der zur Weiterzucht bestimmten Zuchtst\u00e4mme erfolgt im Zuchtgarten unter sorgf\u00e4ltigster Beobachtung aller Wachstumserscheinungen und aller morphologischen Merkmale. Das Auslegen der K\u00f6rner von Einzelpflanzen erfolgt mit dem Pflanzbrett oder nach dem Mark\u00f6r in bestimmten, f\u00fcr die einzelnen Pflanzengattungen verschiedenen Abst\u00e4nden. Auf den Vermehrungsparzellen erfolgt die Aussaat durch Auslegen in Rillen oder mit der Handdrillmaschine.\nZur Isolierung werden s\u00e4mtliche Parzellen einer Sorte durch Zwischenreihen anderer Getreidearten getrennt.\nNur die Ernte derjenigen Parzellen, die sich nach den Beobachtungen","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n205\nim Zuchtgarten als zum Weiterbau brauchbar erwiesen haben, gelangt zur Untersuchung in das Laboratorium. Die hier angestellten Ermittlungen erstrecken sich au\u00dfer auf die Ertragsfeststellung und die Untersuchung der \u00e4u\u00dferen morphologischen Merkmale insbesondere auf die Ermittlung des prozentischen Kornanteils und des Hundertkorngewichts, sowie auf die Bestockung, die Halml\u00e4nge und den Halmbau; bei Gerste und Weizen werden Untersuchungen \u00fcber den Prote\u00fcngehalt der K\u00f6rner vorgenommen.\n\u00dcber jede Pflanze werden im Zuchtregister genaue Aufzeichnungen gemacht, welche sich erstrecken auf: 1. Abstammung, 2. Eigenschaften der Pflanze, 3. Beschaffenheit, Leistung und Verbleib der Nachkommenschaft. Bei Ausf\u00fchrung der strengen Stammbaumzucht wird durch \u201eStammtafeln'1 eine \u00dcbersicht \u00fcber die AbstammungsVerh\u00e4ltnisse der einzelnen Jahrg\u00e4nge gegeben.\nW\u00e4hrend alle von kleineren Parzellen des Zuchtgartens geernteten Pflanzen mit der Hand entk\u00f6rnt werden, wird die Ernte der in feldm\u00e4\u00dfigem Anbau gebauten Eliten entweder sofort ausgedroschen oder in Diemen aufbewahrt, indem verschiedene Sorten, ebenso Eliten, die nicht miteinander in Ber\u00fchrung kommen sollen, in verschiedene Diemen gebracht werden. Gleichartige Eliten werden durch zwischengelegte Diemenplanen getrennt, wobei stets die wertvollsten zu oberst gelagert werden.\nDie Trennung und Beinerhaltung der verschiedenen Zuchtst\u00e4mme und Eliten wird dadurch erleichtert, da\u00df eine Reihe von Eliten zur Vermehrung auf die Dom\u00e4ne Zilly abgegeben werden kann. Au\u00dferdem wird von zweizeiligen Gersten die Goldthorpegerste ausschlie\u00dflich in Zilly angebaut, in Hadmersleben dagegen nur die Hannagerste, und so jede Verunreinigung der zweizeiligen Gersten vermieden.\nDie Herrichtung des auf der Dreschmaschine vorgereinigten Saatgutes zum Verkauf erstreckt sich, neben einer weiteren Reinigung mittelst der Windfegen, vor allem auf die Ausscheidung von leichten und kleinen K\u00f6rnern mittelst Zentrifuge und Sortierzylinder. Eine besondere Entfernung von Unkrauts\u00e4mereien ist fast nie notwendig, da durch die intensivste Kultur das Aufkommen jeglichen Unkrautes auf den Feldern unterdr\u00fcckt wird. Zuf\u00e4llig vereinzelt auftretende Verunreinigungen mit anderen Getreidearten werden zu geeigneter Zeit durch Ausziehen entfernt.\nDie H\u00fclsenfr\u00fcchte werden zun\u00e4chst mit der Kaffeebohnensortiermaschine (System Coleman) sortiert und dann mit der Hand verlesen.\nAugenblicklich werden in Kloster Hadmersleben bzw. Dom\u00e4ne Zilly von Getreide und H\u00fclsenfr\u00fcchten folgende Sorten z\u00fcchterisch bearbeitet:\nWinterroggen.\nEs werden angebaut die beiden Heineschen Z\u00fcchtungen: \u201eHeines Zee-l\u00e4nder Roggen\u201c und \u201eHadmerslebener Klosterroggen\u201c. Die Grundlage f\u00fcr beide Z\u00fcchtungen ist der im Jahre 1867 aus Holland bezogene Zeel\u00e4nder","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n20 6\nRoggen. Seit 1869 wurde diese Sorte einer fortgesetzten Veredlungsauslese durch Auswahl kr\u00e4ftiger, reich bestockter Stauden und typischer, langer, voll und regelm\u00e4\u00dfig besetzter \u00c4hren mit guter Begrannung unterworfen. Von den aus diesen Fruchtst\u00e4nden gewonnenen K\u00f6rnern wurden durch Verlesen mit der Hand die besten, durch L\u00e4nge und Gr\u00f6\u00dfe ausgezeichneten, ausgesucht und im Zuchtgarten vermehrt.\nDurch die st\u00e4ndige Auswahl gro\u00dfer und typischer \u00c4hrenst\u00e4nde und bester K\u00f6rner wurde nicht nur die Sortenreinheit erhalten und verbessert, sondern auch die W\u00fcchsigkeit und Ertragsf\u00e4higkeit erh\u00f6ht. Die so allm\u00e4hlich herangezogene Form entwickelt ihre h\u00f6chste Leistungsf\u00e4higkeit auf den reichen B\u00f6den Mitteldeutschlands, hat sich aber auch f\u00fcr B\u00f6den mittlerer G\u00fcte in hoher Kultur vorz\u00fcglich bew\u00e4hrt.\nAuf Grund angestellter ausgedehnter Beobachtungen \u00fcber die Kornfarbe des Roggens wurde seit 1895 die Heranzucht einer rein gr\u00fcnk\u00f6rnigen Sonderzucht des \u201eZeel\u00e4nder Roggens\u201c in Angriff genommen, welche den Namen \u201eHadmerslebener Klosterroggen\u201c erhielt. Durch sorgsam fortgesetzte Auswahl gr\u00fcnk\u00f6rniger Pflanzen und \u00c4hren und der in diesen enthaltenen besten gr\u00fcnen K\u00f6rner ist die Gr\u00fcnk\u00f6rnigkeit immer mehr eine konstante Eigenschaft des Klosterroggens geworden, der sich im \u00fcbrigen vor dem \u201eZeel\u00e4nder Roggen\u201c, bei dem die gelbe Kornfarbe vorherrscht, durch ein etwas gedrungeneres, kr\u00e4ftigeres Stroh und eine reichlich ebenso gute Winterfestigkeit auszeichnet, in der Form der \u00c4hren aber nicht merklich von ihm abweicht.\nNeuerdings erfolgt die Weiterz\u00fcchtung beider Roggensorten auf dem Wege der Individual-Auslese (Mutter-Stammbaumzucht) in Verbindung mit Gruppenzucht und gew\u00f6hnlicher Massenauslese von Pflanzen und \u00c4hren. Die besten Nachkommen von Mutterpflanzen, die aus reinen, gleichartigen Zuchtst\u00e4mmen hervorgegangen sind, und deren Nachkommenschaft sich als dem Zuchtziele entsprechend erwiesen hat, werden vereinigt. Bei der Fortzucht dieser Familien wird eine einmal oder \u00f6fters wiederholte Massenauslese vorgenommen.\nBei der Auswahl der Elitepflanzen wird besonders erstrebt: Gen\u00fcgend w\u00fcchsiges, aber nicht zu langes und nicht br\u00fcchiges, festes Stroh, reichliche Bestockung, regelm\u00e4\u00dfige, lange, gut begrannte \u00c4hre, langes, volles, fein-h\u00fclsiges Korn, welches beim Klosterroggen von gr\u00fcner bis blaugr\u00fcner Farbe sein soll. Besondere Aufmerksamkeit wird einer gen\u00fcgenden Winterfestigkeit zugewendet. An zahlenm\u00e4\u00dfigen Feststellungen f\u00fcr die Beurteilung der Elitepflanzen werden insbesondere Bestockungszahl, Halml\u00e4nge, Korngewicht pro Pflanze, Kornanteil und Hundertkorngewicht ermittelt.\nWinterweizen.\nAngebaut und z\u00fcchterisch behandelt werden heute noch folgende Sorten : Heine\u2019s Squarehead-, Heine\u2019s Teverson- und Heine\u2019s Rivetts bearded-Winterweizen.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n207\nBild 116. Original Heines Teverson-Winterweizen.\n\u201eHeine\u2019s Squarehead\u201c ist aus der seit 1877 durchgef\u00fchrter Veredlungsauslese eines im Jahre 1876 von S. D. Shirriff aus Schottland bezogenen Squarehead hervorgegangen. Bis vor einigen Jahren wurde haupts\u00e4chlich Massenauslese von typischen Pflanzen und \u00c4hren betrieben und dadurch gegen\u00fcber der wiederholt aus Schottland neu bezogenen Original-","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nsaat eine sehr erhebliche Ertragssteigerung erzielt. Aus der urspr\u00fcnglich einheitlichen Sorte wurden zwei Sonderzuchten, der \u201elange Squarehead\u201c und der \u201ekurze Squarehead\u201c isoliert, au\u00dferdem als spontan aufgetretene Variation der \u201ebegrannte Squarehead\u201c.\nHeute wird nur der kurze Squarehead weitergebaut, doch wird nicht mehr so ausschlie\u00dflich Gewicht auf kurze \u00c4hre und sehr kurzes Stroh gelegt wie fr\u00fcher, so da\u00df Stroh und \u00c4hre etwas l\u00e4nger geworden sind. Dem ist es wohl zuzuschreiben, da\u00df die jetzige Zucht \u201eHeine\u2019s Squarehead\u201c sich durch erh\u00f6hte Winterfestigkeit auszeichnet, welche sich sowohl 1906 07 als 1908/09 erwdesen hat.\nBei der Z\u00fcchtung, die auf dem Wege der Stammbaumzucht unter Hinzuziehung von Massenauslese erfolgt, wird ein kr\u00e4ftiges, grobes, nicht zu langes Stroh, kurze, kolbige \u00c4hre mit reichlichem Besatz von vollem, hellem Korn, mittlere Bestockung, Freiheit von Rost und m\u00f6glichst gro\u00dfe Winterfestigkeit erstrebt. Hauptbeurteilungsmomente der Elitepflanzen im Laboratorium sind: Ertragsh\u00f6he, Kornprozente, Hundertkorngewicht, Halml\u00e4nge und \u00c4hrendichte.\n\u201eHeine\u2019sTeverson\u201c (Abb. 116) wurde im Jahre 1892 vonWohltmann aus Schottland mitgebracht. Er besitzt mittellanges, kr\u00e4ftiges Stroh, sehr gedrungene, aber nicht keulige, glatte, rotspelzige \u00c4hre und volles rotbraunes Korn. Er hat vor dem Squarehead, dem er im Ertrage auf B\u00f6den mittlerer G\u00fcte gleichsteht, den Vorzug, da\u00df er auch unter weniger g\u00fcnstigen Wachstumsverh\u00e4ltnissen anbauw\u00fcrdig ist. Aus dem Auftreten von wei\u00df\u00e4hrigen und Squarehead-\u00e4hnlichen Individuen in dieser Sorte, besonders w\u00e4hrend der ersten Jahre des Anbaus, ist zu schlie\u00dfen, da\u00df es sich um ein bei der Einf\u00fchrung nach Deutschland noch nicht v\u00f6llig durchgez\u00fcchtetes Kreuzungsprodukt handelte. Durch z\u00fcchterische Behandlung, die sich zun\u00e4chst auf Massenauslese beschr\u00e4nkte, neuerdings aber aus Individualauslese und darauf begr\u00fcndeter Stammbaum- und Linienzucht besteht, wird erstrebt, die guten Eigenschaften dieses Weizens unter steter Erh\u00f6hung seiner Sortenreinheit und Ertragsf\u00e4higkeit zu steigern. Die Beurteilung der Pflanzen erfolgt \u00e4hnlich wie beim Squarehead.\n\u201eHeine\u2019s Rivetts bearded\u201c. Dieser, durch gro\u00dfe Konstanz, au\u00dferordentliche Ertr\u00e4ge und fast unvergleichliche Bestockungsf\u00e4higkeit ausgezeichnete und allbekannte \u201eRauhweizen\u201c wird von Heine seit 1869 durch Massenauslese von gro\u00dfen, durch guten Besatz hervorragenden \u00c4hren, sowie von kr\u00e4ftigen, \u00fcppigen, reichlich bestockten Pflanzen verbessert. Au\u00dferdem wird versucht, aus ihm durch Individualauslese reine Linien mit besonders guten Eigenschaften (hoher Ertrag, starke Bestockung, verbesserte Winterfestigkeit) zu isolieren.\nNeben den hier bereits genannten Sorten sind mehrere andere k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere Zeit in gr\u00f6\u00dferem Umfange angebaut worden, zum gr\u00f6\u00dften Teile aus dem Auslande eingef\u00fchrt.","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n209\nBesonders ist zu erw\u00e4hnen, \u201eMold\u2019s red prolific\u201c, ein anspruchsloser, sehr strohw\u00fcchsiger, lang\u00e4hriger Weizen, f\u00fcr k\u00e4ltere und geringere B\u00f6den, dessen seit 1880 betriebene Zucht 1907 aufgegeben wurde.\nWintergerste.\nL\u00e4ngere Jahre hindurch wurde \u201eBestehorns gro\u00dfk\u00f6rnige Wintergerste\u201c weitergebaut und zu verbessern gesucht mit dem besonderen Bestreben, durch Steigerung der Gro\u00dfk\u00f6rnigkeit und der Gleichm\u00e4\u00dfigkeit des Kornes eine f\u00fcr Brauzwecke geeignete Sorte zu erzielen. Da jedoch die Winterfestigkeit bisher nicht auf eine gen\u00fcgende H\u00f6he gebracht werden konnte und allzuh\u00e4ufig die ganze Wintergerste den Unbilden des Winters erlag, wurde 1908 die Weiterzucht dieser Gerste aufgegeben.\nSommerweizen.\nEs ist das besondere Bestreben Heine\u2019s gewesen, neue und hochertragreiche Sommerw'eizensorten zu beschaffen, geeignet, auf reichen B\u00f6den und unter intensiven Kulturverh\u00e4ltnissen an die Stelle der infolge mangelhafter Winterfestigkeit immer noch sehr unsicheren, anspruchsvollen Winterweizensorten zu treten.\nIn Gestalt der sp\u00e4t reifenden, gro\u00dfk\u00f6rnigen, z. T. aus Frankreich eingef\u00fchrten Sommerweizensorten ist heute auf besseren B\u00f6den dem Winter-weizen ein erfolgreicher Konkurrent entstanden, denn es kann nicht geleugnet werden, da\u00df die neuen Sommerweizensorten unter intensiver Kultur fast die gleichen, ja bisweilen h\u00f6here Ertr\u00e4ge geben, als die vorz\u00fcglichsten Winterweizensorten, dabei aber in ihrem Anbau wesentlich sicherer sind, w\u00e4hrend fr\u00fcher die Ertr\u00e4ge der Sommerweizensorten bedeutend geringere waren.\nVon solchen hochertragreichen Sorten sind zu Kloster Hadmersleben insbesondere der No\u00eb- und der Bordeauxweizen weiter gez\u00fcchtet worden, welchen bew\u00e4hrten Sorten neuerdings im \u201eJaphet\u201c und in Wohltmann\u2019s \u201eBlauer Dame\u201c sehr erfolgreiche Wettbewerber entstanden sind. Der ebenfalls in Kloster Hadmersleben gez\u00fcchtete \u201eHeine\u2019s Kolben\u201c-Sommerweizen dagegen ist infolge seiner sehr kurzen Vegetationszeit, haupts\u00e4chlich f\u00fcr besondere Zwecke, von Bedeutung.\nBordeaux-Sommer-Weizen : Diese mittelsp\u00e4t reifende Sorte mit mittellangem, festem Stroh, roten \u00c4hren und grossem braunen Korn entstammt (ebenso wie der rote Schlanstedter) einer urspr\u00fcnglich als Winterweizen gebauten, im Fr\u00fchjahr 1871 aus Bordeaux in das Seine-Departement eingef\u00fchrten und hier als Sommerweizen weiter kultivierten franz\u00f6sischen Stammform. Heine bezog ihn 1881 von Henri de Vilmorin zu Verri\u00e8res und hat ihn seitdem fortdauernd durch Massenauslese verbessert und zu hoher Ertragsf\u00e4higkeit gebracht. Seit 1905 ist auch bei dieser Sorte zur Individualauslese \u00fcbergegangen, und wird insbesondere auf z\u00e4hes, festes Stroh, lange, aber nicht zu lockere, reich besetzte \u00c4hren und dickes, volles Korn sowie hohen prozentischen Kornanteil gesehen.\nDeutsche Pflanzenzucht.\t14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nLeider sind alle aus Bordeaux-Weizen hervorgegangenen Zuchten empf\u00e4nglich f\u00fcr Flugbrandbef all. Dem wird entgegenzuwirken versucht durch Auswahl weniger empfindlicher und dabei doch ertragreicher Zuchtst\u00e4mme und durch gr\u00fcndliche Vertilgung jeder Brandpflanze im Zuchtgarten, so da\u00df wenigstens die zum feldm\u00e4\u00dfigen Anbau gelangenden Eliten brandfrei sind.\nBild 117. Original Heines Japhet-Sommerweizen.\nAu\u00dferdem werden nat\u00fcrlich dauernd alle zur Abt\u00f6tung der Brandsporen empfohlenen Mittel nachdr\u00fccklichst erprobt und allj\u00e4hrlich umfangreiche Versuche mit Verfahren zur Vertilgung des Elugbrandes angestellt. Mit Hei\u00dfwasser- und Hei\u00dfluftbehandlung wurden im letzten Jahre gute Erfolge erzielt.\nBlaue Dame-Sommer-Weizen : Bei dieser neuerdings mit sehr gutem Erfolge angebauten Sorte findet in Hadmersleben keine eigene","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n211\nZ\u00fcchtung statt, sondern es wird nur das vom Professor Dr. Wohltmann auf dem Versuchsfelde der Universit\u00e4t Halle a. S. herangez\u00fcchtete Elitesaatgut vermehrt.\nJaphet-Sommer -Weizen (Abb. 117) : Eine Sorte, welche seit ihrem im Jahre 1903 erfolgten Bez\u00fcge von Henri de Vilmorin, der sie urspr\u00fcnglich als Winterweizen z\u00fcchtete, wiederholt die \u00e4lteren, hochbew\u00e4hrten ertragreichen Sorten geschlagen hat. Da Heine den Japhet-Weizen f\u00fcr eine au\u00dferordentlich aussichtsreiche Sorte h\u00e4lt, ist eine umfangreiche Stammbaumzucht desselben gegr\u00fcndet worden. Heute kann der Weizen, welcher bei seinem Bez\u00fcge von Vilmorin noch h\u00e4ufig rote \u00c4hren zeigte, bereits als rein wei\u00df\u00e4hrige Sorte bezeichnet werden. Bei der Auslese wird die Befestigung folgender Eigenschaften dieses Weizens erstrebt: gute Bestockung, mittellanges, z\u00e4hes Stroh von vorz\u00fcglicher Lagerfestigkeit, lange, aber m\u00f6glichst gedrungene, wei\u00dfe \u00c4hre mit recht vollem Besatz, hoher prozentischer Kornanteil, volles, schweres gelbbraunes Korn, Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Rost und Brand, mittelsp\u00e4te Reifezeit. Seine vorz\u00fcgliche Leistungsf\u00e4higkeit hat Heine\u2019s Japhet im Jahre 1909 bewiesen, wo er sich in den Anbauversirchen der D. L. G. allen im Wettbewerb angebauten bew\u00e4hrten Sorten \u00fcberlegen zeigte.\nHeine\u2019s Kolben-Sommer -Weizen (Abb 118) : Der Kolben-Weizen wird seit 1871 von Heine aus Original Saumur-Saat, welche er aus dem franz\u00f6sischen Feldzuge mitbrachte, gez\u00fcchtet, und zwar zun\u00e4chst durch Massenauslese, neuerdings durch Individual- und Massenauslese. Der ziemlich lang\u00e4hrige, wei\u00dfspelzige Weizen ist bekannt durch seine kurze Vegetationsdauer, die eine sehr sp\u00e4te Bestellung erm\u00f6glicht. Wegen dieser Eigenschaft ist er in Hadmersleben f\u00fcr die Bestellung der im \u00dcberschwemmungsgebiete der Bode gelegenen Niederungen unentbehrlich. Ferner zeichnet er sich durch den au\u00dferordentlichen Kleberreichtum der kleinen, braunen K\u00f6rner aus. Besonders zu bemerken ist, da\u00df der Kolbenweizen in Jahren mit starken Flugbranderkrankungen fast g\u00e4nzlich brandfrei geblieben ist. Bei der Z\u00fcchtung wird auf kleberreiches Korn, fr\u00fche Reifezeit, z\u00e4hes Stroh und reichen Besatz der \u00c4hren, sowie gen\u00fcgend hohen Kornanteil gesehen.\nDer von Heine lange Jahre gez\u00fcchtete und sich eines vorz\u00fcglichen Rufes erfreuende No\u00eb-Sommervveizen ist, seitdem er vom Bordeaux- und Japhet-Sommerweizen im Ertrage \u00fcberfl\u00fcgelt wurde, aufgegeben worden, ebenso verschiedene andere, k\u00fcrzere Zeit angebaute Sommerweizensorten.\nSommer-Gerste.\nDie Z\u00fcchtung von Sommer-Gersten erstreckt sich jetzt noch auf folgende Sorten: Heine\u2019s Hanna-Gerste, Heine\u2019s Goldthorpe-Gerste und vierzeilige (m\u00e4rkische) Gerste. Die Z\u00fcchtung von \u201eHeine\u2019s Chevalier-Gerste\u201c, welche sich infolge ihrer sehr feinen Qualit\u00e4t unter den deutschen Braugersten einen besonderen Ruf erworben hatte, ist aufgegeben worden, weil der Anbau von","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 118. Original Heines Kolben-Sommerweizen.\nLand- und Chevalier-Gersten in einer Wirtschaft besondere Schwierigkeiten bez\u00fcglich der Reinerhaltung mit sich brachte, vor allem aber auch aus dem Grunde, weil die Ernte der wohl sehr feinen, aber etwas sp\u00e4ter reifenden Chevalier-Gerste hinter der der Hanna-Gerste zur\u00fcckbleibt, und die bessere","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\t213\nQualit\u00e4t des Kornes nicht mehr eine entsprechende Bezahlung findet. Die Chevalier-Gerste war aus 1875 bezogener Hallet\u2019scher Original-Saat durch fortgesetzte Massenauslese unter Auswahl von besonders langen und breiten \u00c4hren mit gro\u00dfer K\u00f6rnerzahl und von schweren, feinspelzigen, dicken K\u00f6rnern herangezogen worden. Ihr Eingehen wird von verschiedenen Seiten bedauert.\nEbenso wie die Z\u00fcchtung der Heine\u2019s Chevalier-Gerste wurde schon seit l\u00e4ngerer Zeit die der Goldfoil- und der Goldmelonengerste aufgegeben.\nHeine\u2019s Hanna-Gerste: Diese Z\u00fcchtung ist aus Original Kwassitzer Hanna-Gerste hervorgegangen, und zwar zun\u00e4chst durch Massenauslese von schwersten, langen, mit m\u00f6glichst zahlreichen, feinen und vollen K\u00f6rnern besetzten \u00c4hren und entsprechenden gut bestockten, fr\u00fchreifenden Pflanzen mit feinem, elastischem Stroh. Bei dieser Massenauslese wurde st\u00e4ndig auf Erhaltung der botanischen Reinheit und Einheitlichkeit durch Beobachtung der Form und Behaarung der Basalborste und der Bezahnung der Spelzennerven gehalten. Seit einigen Jahren kommt bei der Z\u00fcchtung der Hannagerste Individualauslese zur Anwendung, und es wird Stammbaumzucht bzw. Linienzucht mit ein- oder mehrmaliger Individualauslese und nachfolgender Massenauslese betrieben. Die Z\u00fcchtung erstrebt: m\u00f6glichste Fr\u00fchreife, kr\u00e4ftiges, nicht zu feines Stroh bei mittlerer ausgeglichener Bestockung, lange \u00c4hre, volles, feinspelziges, stickstoffarmes und vor allem gleichm\u00e4\u00dfiges Korn.\nHeine\u2019s Goldthorpe - Gerste (Abb. 119) : Der Anbau der Goldthorpe-Gerste ist erheblich ausgedehnt worden, nachdem sich in den letzten Jahren die Imperial-Gersten einer immer steigenden Beliebtheit erfreuen, und speziell auch die Heinesche Zucht auf den beschickten Ausstellungen eine sehr g\u00fcnstige Aufnahme fand. Der Anbau der Goldthorpe-Gerste erfolgt ausschlie\u00dflich auf der Dom\u00e4ne Zilly, deren schwerer, k\u00e4lterer und sehr strohw\u00fcchsiger Boden f\u00fcr diese Gerste sich besser eignet als der milde, warme, humose Hadmerslebener Lehm.\nDie Goldthorpe-Gerste wurde im Jahre 1895 von J. Carter & Co. in London bezogen und seitdem durch Auswahl gedrungener, schwerer \u00c4hren mit m\u00f6glichst zahlreichen, vollen und schweren K\u00f6rnern, sowie durch Auslese von steifhalmigen kr\u00e4ftigen Pflanzen mit hohem Kornanteil zu verbessern gesucht. Auch bei der Goldtliorpe-Gerste ist die Individualauslese eingef\u00fchrt und findet bei ihr Stammbaum- und Linienz\u00fcchtung statt, welche auf Dom\u00e4ne Zilly betrieben wird. Erstrebt wird insbesondere ein kurzes, festes Stroh, hoher Kornanteil, gedr\u00e4ngte und schwere \u00c4hre mit m\u00f6glichst vielen, dicken, feinspelzigen und eiwei\u00dfarmen K\u00f6rnern. Durch Isolierung eines sich sehr zeitig entwickelnden Stammes ist in den letzten Jahren der Versuch gemacht, neben der alten Zucht eine fr\u00fchreife, anspruchslosere aber gleich leistungsf\u00e4hige Gerste heranzuziehen.\nVierzeilige (m\u00e4rkische) Gerste.\nDiese Sorte wurde im","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 119. Original Heines Goldthorpe-Sommergerste.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n215\nJahre 1867 aus der Provinz Brandenburg bezogen. Sie findet in Hadmers-leben ihrer gro\u00dfen Fr\u00fchreife (sie reifte in den letzten Jahren vor der Wintergerste) und ihrer Anspruchslosigkeit wegen zur Bestellung einiger Ackerpl\u00e4ne Verwendung, auf welchen der unter der Diluviallehmschicht gelagerte Kies bis dicht an die Oberfl\u00e4che herantritt, und die deshalb sehr leicht austrocknen. Durch stete Auswahl von typischen, kr\u00e4ftigen Pflanzen und schweren \u00c4hren der auf diesen trockenen Stellen gewachsenen Gerste ist ihre Fr\u00fchreife und Anspruchslosigkeit erhalten, die Ertragsf\u00e4higkeit verbessert. Heute findet eine Linienz\u00fcchtung mit mehrmaliger Individual auslese statt. Bei der Beurteilung der Elitepflanzen und ihrer Nachkommenschaften wird auf Fr\u00fchreife, nicht zu langes Stroh, ziemlich lange, mit vollen K\u00f6rnern gut besetzte, normal gebaute \u00c4hren und hohen Kornanteil gesehen.\nHafer.\nSchon seit langen Jahren werden zwei Hafersorten, der wei\u00dfe \u201eertragreichste\u201c Hafer und der gelbe \u201eTrauben\u201c-Hafer gez\u00fcchtet. Bei beiden Sorten fand urspr\u00fcnglich fast ausschlie\u00dflich Massenauslese kr\u00e4ftiger Pflanzen, typischer, schwerer, nach Gewicht ausgesuchter Fruchtst\u00e4nde und bester K\u00f6rner statt. Die neuerdings eingef\u00fchrte Individualauslese dient beim ertragreichsten Hafer einer Stammbaumz\u00fcchtung, beim Trauben-Hafer einer einfachen Linienzucht unter Heranziehung von Massenauslese.\nHe ine\u2019s ertragreichster Hafer: Diese Z\u00fcchtung ist aus seit 1880 z\u00fcchterisch behandelter schwedischer Saat hervorgegangen und eignet sich besonders f\u00fcr reiche, tiefgr\u00fcndige B\u00f6den, wo sie reiche Ertr\u00e4ge an sehr feinspelzigem, gehaltreichem Korn liefert. Bei der Auslese werden ausgesucht: stark bestockte Pflanzen mit kr\u00e4ftigem, grobem, nicht zu langem Stroh, gro\u00dfen, schweren, wenig begrannten Rispen mit kr\u00e4ftigen, aufrecht stehenden \u00c4sten und vollem, feinspelzigem, wei\u00dfem Korn. Zahlenm\u00e4\u00dfige Ermittlungen an den Einzelpflanzen werden gemacht bez\u00fcglich der Halmzahl und L\u00e4nge, des Kornertrages, Kornanteiles und Hundertkorngewichts.\nHeine\u2019s Trauben - Ha f_e r. Der Traubenhafer ist g e 1 b s p e 1 z i g, etwas fr\u00fcher als der \u201eertragreichste\u201c und eignet sich mehr f\u00fcr etwas leichtere B\u00f6den. Bei der Auslese wird weniger auf kr\u00e4ftiges und massiges Stroh, dagegen mehr auf Fr\u00fchreife gehalten. Da die Nachfrage nach dieser Z\u00fcchtung geringer wurde, als nach dem anspruchsvolleren Wei\u00dfhafer wurde sie 1909 aufgegeben.\nErbsen.\nDie Z\u00fcchtung der Erbsen erfolgt durch Linienz\u00fcchtung unter mehrmals wiederholter Individual-Auslese fr\u00fchreifender Pflanzen, wobei besonders auf reichen Ansatz von l\u00fcckenlos besetzten Schoten mit zahlreichen, gro\u00dfen, typischen K\u00f6rnern gesehen wird. Die zahlenm\u00e4\u00dfigen Feststellungen an den Elitepflanzen erstrecken sich auf Kornertrag, Kornanteil, Zahl der Schoten, Zahl der K\u00f6rner pro Schote und Einzelkorngewicht.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDie \u201efr\u00fch reifende Victoria-Erbse\u201c, eine gro\u00dfe, feine, gelbe Kocherbse wird seit 1869 durch Auslese typischer gro\u00dfer K\u00f6rner gez\u00fcchtet, seit 1897 durch Auslese von Pflanzen, welche zuerst als Massen-Auslese, neuerdings als Individual-Auslese betrieben wurde.\nDie \u201egr\u00fcnbleibende Folger-Erbse\u201c, welche in erster Linie zu Konservenzwecken dient, besitzt ein kleineres, gr\u00fcnes Korn. Bei dieser Sorte wurde eine planm\u00e4\u00dfige z\u00fcchterische Behandlung erst seit kurzer Zeit in Angriff genommen.\nFeldbohnen.\nDie \u201egro\u00dfe Halberst\u00e4dter Feldbohne\u201c wird ausschlie\u00dflich auf der Domaine Zilly gebaut, deren schwerer kalter Boden ihr besser zusagt, als der Hadmerslebener. Sie wird seit 1890 durch Massenauslese kr\u00e4ftiger Pflanzen mit gedrungenem Halmbau, tiefem und reichlichem Schotenansatz, guter Schoten- und gr\u00f6\u00dfter K\u00f6rnerbildung gez\u00fcchtet, neuerdings durch Individualauslese.\nZuckerr\u00fcbensamenzucht.\nSeit 1879 wurden die \u201eKleinwanzlebener Zuckerr\u00fcbe\u201c und die \u201everbesserte wei\u00dfe Vilmorin-B\u00fcbe\u201c einer fortgesetzten Veredlungsz\u00fcchtung unterzogen.\nW\u00e4hrend bei der Kleinwanzlebener R\u00fcbe eine gleichm\u00e4\u00dfige Steigerung des Ertrages und des Zuckergehaltes in\u2019s Auge gefa\u00dft wurde, zielte die Zucht der Vilmorin-R\u00fcbe vornehmlich auf Steigerung des Zuckergehaltes hin. Im Laufe der Zeit sind aus beiden Rassen selbst\u00e4ndige Sonderz\u00fcchtungen von ganz bestimmtem Typus hervorgegangen.\nNeuerdings wird die Z\u00fcchtung der Vilmorin-R\u00fcbe aufgegeben, und es werden daf\u00fcr aus der Kleinwanzlebener zwei Zuchtrichtungen, eine zum Ersatz f\u00fcr die Vilmorin-R\u00fcbe bestimmte \u201eZuckerreiche\u201c und eine in erster Linie auf Ertragssteigerung berechnete \u201eErtragreiche\u201c, von der \u201eNormalzucht\u201c abgespalten.\nDie urspr\u00fcngliche Zuchtmethode war einfache Veredlungsauslese, indem allj\u00e4hrlich aus einer gro\u00dfen Menge zu diesem Zwecke angebauter \u201eMutterr\u00fcben\u201c die nach Blattwuchs, Form, Gewicht und Zuckergehalt besten R\u00fcben herausgesucht und zum gr\u00f6\u00dften Teil zur Gewinnung von Verkaufssaatgut (unter Zwischenschaltung einer sog. Stecklingsgeneration) ausgepflanzt wurden. Eine geringere Anzahl allerbester R\u00fcben wurde zur Weiterzucht ausgepflanzt, d. h. zur Gewinnung des Samens f\u00fcr die im \u00fcbern\u00e4chsten Jahre zu untersuchenden Mutterr\u00fcben.\nAuch bei der Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung ist allm\u00e4hlich zur \u201eStammbaum\u201c-bzw. \u201eFamilien\u201c-Zucht, d. h. zur Individualauslese \u00fcbergegangen. Heute gelangen nur solche Zuchtst\u00e4mme zur Weiterzucht, die sich durch hervorragende Eigenschaften im Sinne der einen oder der anderen Zuchtrichtung ausgezeichnet haben, und die zur Gewinnung des f\u00fcr die Stecklingsbestellung","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n217\nn\u00f6tigen Samens ausgepflanzten Samentr\u00e4ger enstammen nur solchen bew\u00e4hrten St\u00e4mmen.\nUm die wertvollsten St\u00e4mme zu ermitteln, werden allj\u00e4hrlich s\u00e4mtliche Zuchtst\u00e4mme auf kleineren Parzellen einem Vergleichsanbau unterzogen, wobei sorgf\u00e4ltig die Laubbildung, Neigung zu Erkrankungen, zur Bildung von Scho\u00dfr\u00fcben, fr\u00fche oder sp\u00e4te Reifezeit beobachtet werden. Proben von allen Parzellen werden auf prozentischen Blattanteil, Gewicht und Zuckergehalt (letzterer unter Ermittlung des Reinheitsquotienten) untersucht. Die besten R\u00fcben aus den besten Nachkommenschaften von \u201eStamm\u00fcttern\u201c bilden die \u201eSuper-Eliten\u201c, aus denen der Samen f\u00fcr die Bestellung der Mutterr\u00fcben gezogen wird. Die aus diesen ausgelesenen besten R\u00fcben geben dann die Samentr\u00e4ger f\u00fcr die Gewinnung des \u201eStecklingssamens\u201c.\nBei Beginn der Zucht diente zun\u00e4chst die Ermittlung des spezifischen Gewichts in Melassel\u00f6sungen von verschiedener Konzentration zur Voruntersuchung, um vor der Polarisation alle minderwertigen R\u00fcben auszuscheiden. Seit 1893 wurde jedoch auf diese Feststellung verzichtet und nur noch die Polarisationsmethode angewendet.\nHeute ist der Gang der R\u00fcbenuntersuchung etwa folgender:\nDie zur Fr\u00fchjahrsuntersuchung bestimmten R\u00fcben werden im Herbste beim Aufnehmen, bevor sie eingemietet werden, einer strengen Auslese nach Blattwuchs und \u00e4u\u00dferer Form unterzogen. Beim Einsetzen in die Mieten wird diese Auslese wiederholt, so da\u00df durchschnittlich nur etwa 25\u201430% der gewachsenen R\u00fcben eingemietet werden.\nAnfang Januar wird mit der Untersuchung im Laboratorium begonnen. Nachdem die R\u00fcben zun\u00e4chst durch Putzen und Waschen gr\u00fcndlich gereinigt sind, werden sie einer dritten Auslese, nach der Form, unterzogen und nunmehr nur die \u00e4u\u00dferlich tadellosen in das Laboratorium eingeliefert. Hier wird zun\u00e4chst das Gewicht festgestellt. Ist auch dieses gen\u00fcgend, dann erst gelangt die R\u00fcbe zur Polarisation.\nDer mittelst der Keil & Dolleschen Bohrmaschine gewonnene Brei wird auf dem Wege der kalten w\u00e4sserigen Digestion unter Benutzung der automatischen Pipetten von Fr\u00fchling & Schulz untersucht. Nach dem ermittelten Zuckergehalt in Verbindung mit dem Gewichte der R\u00fcben werden diese, abermals unter Ber\u00fccksichtigung der Form, in bestimmte Wertklassen, deren obere und untere Grenzen naturgem\u00e4\u00df allj\u00e4hrlich wechseln, eingeteilt. S\u00e4mtliche R\u00fcben der obersten Wertklasse, die allein zur Erzielung des Stecklingssamens herangezogeu wird, werden noch einmal gebohrt und einer Nachuntersuchung auf dem Wege der hei\u00dfen w\u00e4sserigen Digestion unterwarfen, die durch einen Berufschemiker ausgef\u00fchrt wird.\nDie Einrichtungen des wiederholt (besonders in den Jahren 1898 und 1904) ganz erheblich vergr\u00f6\u00dferten Laboratoriums gestatten die t\u00e4gliche Untersuchung von 3000 bis 3600 R\u00fcben, so da\u00df w\u00e4hrend der 70 bis","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n80 Tage w\u00e4hrenden Betriebsdauer etwa 200 000 bis 280 000 R\u00fcben untersucht werden k\u00f6nnen.\nDie bei dieser Untersuchung ausgelesenen R\u00fcben werden in ger\u00e4umigen Kellern aufbewahrt, um, sobald es die Witterung im Fr\u00fchjahr gestattet, ausgepflanzt zu werden, wobei gew\u00f6hnlich zur Erh\u00f6hung der Samenproduktion eine Zerlegung der R\u00fcben in mehrere Teile stattfindet.\nDer \u201eMuttersamen\u201c, zu dessen Gewinnung nur R\u00fcben der h\u00f6chsten Polarisationsklasse ausgepflanzt werden, wird in die Anbauwirtschaften abgegeben, von denen die haupts\u00e4chlichsten, unter Leitung Heines oder seiner n\u00e4chsten Verwandten stehenden, bereits oben genannt wurden. Zwei der\nBild 120. Heine-Hadmersleben, Apparate.\nZuchtwirtschaften, Dom\u00e4ne Zilly und Dom\u00e4ne Querfurt, sind mit eigenen Trocken- und Siebungsanlagen versehen, so da\u00df auf ihnen der R\u00fcbensamen sofort versandfertig gemacht werden kann. Aller \u00fcbrige angebaute Samen wird zun\u00e4chst nach Hadmersleben geschickt, um hier event, getrocknet, gereinigt und dann gesiebt zu werden. F\u00fcr die Trocknung steht au\u00dfer einem als Reserve benutzten \u00e4lteren Apparat ein neuer T\u00fccher-Trocken-apparat der Firma F\u00f6rster & Co., Magdeburg, zur Verf\u00fcgung (Abb. 120).\nDie Reinigung erfolgt, nachdem der Samen zun\u00e4chst \u00fcber eine Windfege gelaufen ist, durch dreimaliges Passieren von Stoppellese-Maschinen mit horizontaler Tuehbewegung. Hierauf wird die Siebung auf den Kaplerschen Siebmaschinen unter Benutzung des 3 mm-Siebes vorgenommen, und ist der Samen nunmehr versandbereit.","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n219\nDie Produktion von R\u00fcbensamen hat eine st\u00e4ndige Zunahme erfahren, und mu\u00dften deshalb auch Laboratorium und Speicheranlagen wiederholt vergr\u00f6\u00dfert werden. Der Betrieb des Laboratoriums wurde im Jahre 1898 auf das Doppelte, 1904 auf das Dreifache seines fr\u00fcheren Umfanges erh\u00f6ht. Die durchaus moderne und allen Anforderungen gen\u00fcgende R\u00fcbensamenspeicheranlage wurde im Jahre 1903 errichtet.\nDie Ausf\u00fchrung bzw. Leitung der z\u00fcchterischen Arbeiten, sowie die regelm\u00e4\u00dfige Berichterstattung \u00fcber die Versuchst\u00e4tigkeit wurde bis zum Jahre 1894 von Heine selbst durchgef\u00fchrt, zum Teil unter Mitwirkung des Geheimrats Dr. Max Maercker zu Halle a. S. Ausf\u00fchrliche Angaben \u00fcber z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit in Emersleben und Hadmersleben, sowie \u00fcber die sonstigen Wirtschaftsverh\u00e4ltnisse dieser G\u00fcter finden sich in den betreffenden Jahrg\u00e4ngen der ,,Magdeburgischen Zeitung\u201c (1886 bis 1890), in der \u201eDeutschen Landwirtschaftlichen Presse\u201c, in der \u201eIllustrierten Landwirtschaftlichen Zeitung\u201c und \u201eF\u00fchlings landwirtschaftlicher Zeitung\u201c. Eingehende Berichte \u00fcber die Kartoffelanbauversuche sind allj\u00e4hrlich in den Erg\u00e4nzungsheften der \u201eZeitschrift f\u00fcr Spiritusindustrie\u201c ver\u00f6ffentlicht. \u2014 Infolge \u00dcberlastung mit anderen beruflichen Arbeiten sah sich Heine von 1894 an veranla\u00dft, die Leitung der Saatzucht einem \u201eSaatzuchtleiter\u201c zu \u00fcbertragen; es waren als solche die Herren N. Westermeier (1894 bis 1897), K. Kittlausz (1898 bis 1903), Joh. M\u00f6ller (1903 bis 1908) und W. Oetken (seit 1908) zu Kloster Hadmersleben t\u00e4tig.\nAn Anerkennungen f\u00fcr seine z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit hat es Heine nicht gefehlt. Es sei hier nur darauf hingewiesen, da\u00df ihm auf den drei letzten gro\u00dfen Weltausstellungen (Antwerpen 1894, Paris 1900, St. Louis 1904) f\u00fcr das ausgestellte Saatgut sowie seine gesamte z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit die h\u00f6chste der zu vergebenden Anerkennungen, der \u201egro\u00dfe Preis\u201c zuteil wurde.\nIn den von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft veranstalteten Wettbewerben f\u00fcr Saatzuchtwirtschaften wurden Heine f\u00fcr die Wirtschaften Rittergut Emersleben und Kloster Hadmersleben im Jahre 1888 der I. Preis, f\u00fcr Kloster Hadmersleben 1892 der I. Preis, 1896 der I. Preis, 1900 der I. Preis, 1904 der II. Preis zuerkannt.\nGustav Jaensch & Co., Aktien-Gesellschaft f\u00fcr Samenzucht, Aschersleben. Die Firma besteht seit 1886 und wurde 1899 in eine Aktien-Gesellschaft umgewandelt. Sie besch\u00e4ftigt sich auf ihrem 880 ha umfassenden Betrieb mit Z\u00fcchtung von Jaenschs wei\u00dfem W in ter weizen (Abb. 122, 123), einem Squarehead \u00e4hnlichen Weizen mit sehr hellem, gleichm\u00e4\u00dfigen Korn, der h\u00e4ufiger bei Sortenversuchen gut abschnitt; ferner treten unter den Getreidez\u00fcchtungen ein askanischer Staudenroggen und ein ertragreicher Hafer hervor. Als Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtungen","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nsind zu nennen: Yictrix, Silesia und Imperial, als Futterr\u00fcbenz\u00fcchtungen: Askania, eine Runkelr\u00fcbe in Eckendorfer Form, Norma, eine Runkelr\u00fcbe in Lanker Form, Durana, eine Runkelr\u00fcbe der Mammutform, sowie ferner eine eigene Obern- und Eckendorfer Runkelr\u00fcbe; auch besch\u00e4ftigt sich die Firma mit der Z\u00fcchtung von Blumen- und Gem\u00fcsesamen, so insbesondere von Erbsen, Bohnen, Radies, Zwiebel usw. Die nachstehend aufgef\u00fchrten Erbsen, und Bohnen zeigen die Mannigfalitgkeit der gez\u00fcchteten Sorten:\nj|: w'-\t\t\nWL\tifiMB 'Sl'\tX 'y\tJSl\t\n\t\t\nK w\u00ef\u00dc?\t. '\u25a0}, c\u00efB\u00ca\t\t\nf '1\t-,\t^ h|\t\u2019s\u00e9?*\t\n\t\t1\nft\t- -i^BB\ti\u25a0..\ts\n\t\u2019 1 flBKBi\tSi\n\t\t\n1 r ISliR\u00dc\u2019vl\t1 l\u00fc\u00e4flHBBP /JBHb\t\n1 v\t\t\n\t\t\nBild 121.\nSchalerbsen: Allerfr\u00fcheste gr\u00fcne Mai, Allerfr\u00fcheste wei\u00dfe, Buchsbaum I, Folgers gr\u00fcnbleibende, Wei\u00dfe Schnabel, franz\u00f6sische Monopol, Lang-schotige Schnabel, 1/2 nain.\nMarkerbsen: Gradus, Telefon, Delikate\u00df Conserven, Conning; ferner\nKrupbohnen: Wei\u00dfgrundige Heinrich Riesen mit F\u00e4den, Wei\u00df-gr\u00fcndige Heinrich Riesen ohne F\u00e4den, Bunte Heinrich Riesen ohne F\u00e4den.\nPuffbohnen: wei\u00dfbl\u00fchende, wei\u00dfkeimende.\nStangenbohnen: Schlachtschwerte extrabreite, Rheinische Riesen,","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n221\nZucker Brecli, Serpetha \u00e0 grain vert verbesserte, Telephon Elite C, Gradus, Jaensch Liebling-Elite, Aldermann-Eilte, Germania-Elite, Leviathan-Elite, Stangenbohnen extrabreite, Schlachtschwert ohne F\u00e4den, Schlachtschwert mit F\u00e4den, Avantgarde, Riesenzuckerbrechbohnen ohne F\u00e4den, Heureka ohne F\u00e4den.\nvon Kalben, Vienau bei Brunau, Kreis Salzwedel. Diese Wirtschaft von 429 ha Fl\u00e4cheninhalt mit etwa 200 ha Ackerland liegt auf leichterem Boden in der Altmark 30\u201460 m \u00fcber dem Meere in der \u00dcbergangszone zwischen Land- und Seeklima. Seit 1903 wird aus fr\u00fcher von Vorpommern bezogenem Jubil\u00e4umsroggen Orig, von Kalbens Vienauer Jubil\u00e4umsroggen gez\u00fcchtet, und zwar legt der Z\u00fcchter nach seinen Be-\nBild 122. Jaensch, Aschersleben. Ernte.\nobachtungen besonderen Wert auf die Dreibl\u00fctigkeit. Ferner hat sich der Z\u00fcchter mit der Z\u00fcchtung von von Kalbens Orig. Vienauer Hafer, Stamm 34 und Stamm 49, aus Sval\u00f6fer Ligowo, befa\u00dft. Stamm 49 reift fr\u00fcher als Stamm 34. Es wird strengste Stammbaumzucht nach Formen-trennung betrieben. Bei Roggen und Hafer ging die Begr\u00fcndung des Stammbaumes von ausgew\u00e4hlten, von der Norm abweichenden Formen, und zwar bei Roggen in bezug auf Vielbl\u00fctigkeit mit dichtem, jedoch nicht \u00fcberm\u00e4\u00dfig gedr\u00e4ngtem \u00c4hrchen- und Kornbesatz an sehr langer Spindel, bei Hafer auf Grannenlosigkeit aus. Der Entschlu\u00df, die normalen Formen endg\u00fcltig aufzugeben, wurde jedoch erst durchgef\u00fchrt, nachdem Leistungspr\u00fcfungen und Konkurrenzanbauten derjenigen Beete, die aus diesen abweichenden Formen stammten, Veranlassung dazu gaben und auch feststand, da\u00df die Vielbl\u00fctigkeit des Jubil\u00e4umsroggens mit gr\u00f6\u00dferer W\u00fcchsigkeit, die Grannenlosigkeit des Ligowo-Hafers mit sehr geringem Spelzenprozentanteil in Korrelation stand. N\u00e4heres in Rudolf von Kalbens Brosch\u00fcre: Von Kalbens Orig.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nVienauer Jubil\u00e4umsroggen, eine vielbl\u00fctige Neuz\u00fcchtung mit Stammbaum und einer Skizze des Zuchtgartens. Mai 1909. Druck von Karl Pritschkow, Halle a. S., Bern burger Str. 28.\nM. Knauer, Gr\u00f6bers, Provinz Sachsen. Die bekannte Zuchtst\u00e4tte, die ein Areal von 375 ha umfa\u00dft, wurde im Jahre 1850 durch F. Knauer begr\u00fcndet, durch Titus Knauer fortgef\u00fchrt. Au\u00dfer Zuckerr\u00fcben wurden fr\u00fcher auch Futterr\u00fcben gez\u00fcchtet, und zwar besonders eine Walzenr\u00fcbe. Die z\u00fcchterischen Erfahrungen sind niedergelegt in dem Werk : Knauers R\u00fcbenbau (Thaer-Bib-\n,\t. r, ,\tliothek Bd. 19, Verlag Parev-Berlin).\nBild 123. Schutzmarke.\t\u2019\t6 J\t'\nM. Knauer.\nAugust Knoche, Zuckerr\u00fcbensamen-Kulturen, Wallwitz (Saalkreis).\nDie Firma z\u00fcchtet seit 40 Jahren auf den eigenen, etwa 575 ha gro\u00dfen Be-sitzungen Wallwitz, Trebitz, Sylbitz, Nauendorf, Fr\u00f6\u00dfnitz und auf anderen Anbaufl\u00e4chen in den verschiedensten Lagen Deutschlands ihre Zuckerr\u00fcbensamen-Spezialit\u00e4t: \u201eKnoches verbesserte Klein-Wanzlebener-Elite\u201c.\nMahndorf.\nMartha L\u00f6bbeckesches Fideikommi\u00df. M. d. Szg.\nFideikommi\u00dfherr: Hans Waldemar von Wulffen,\nZ\u00fcchter: Administrator W. Hacke, M. d. Szg.\nDas Fideikommi\u00df Mahndorf, 5,5 km westlich von Halberstadt, im Tal der unter dem Brocken entspringenden Holtemme gelegen, hat in den etwa\n570 ha landwirtschaftlich genutzter L\u00e4ndereien die verschiedenartigsten Bodenformationen vereinigt. Neben den Ablagerungen der Kreideformation, welche vielfach von j\u00fcngeren Bildungen, Schottern- und L\u00f6\u00dflehm \u00fcberdeckt sind, finden sich m\u00e4chtige Anschwemmungen der Holtemme vor, zum Teil aus eine schwache Humusschicht bildenden, dem Holtemmekies aufgelagerten Schl\u00e4mmboden, zum Teil aus tiefgr\u00fcndigem humosen Lehmboden bestehend, unterbrochen durch gro\u00dfe Ablagerungen von Kies, losen Sanden und lockerem Sandstein. Den kalten Brocken- und auch Ostwinden bieten die haupts\u00e4chlich von Osten nach Westen verlaufenden, starkwelligen Bodenerhebungen wenig Widerstand; hierdurch ist das Klima A^erh\u00e4ltnis-","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n223\nm\u00e4\u00dfig rauh. Die Niederschlagsmenge \u00fcbersteigt meist 500 mm im Jahr nicht. Die Bewirtschaftung des Gutes erfolgt in freier Fruchtfolge, doch wird nach M\u00f6glichkeit Halmfrucht und Blattfrucht im Wechsel angebaut.\nNachfolgender Bestellungsplan vom Jahre 1907/08 gibt eine \u00dcbersicht \u00fcber die Ausnutzung der zur Verf\u00fcgung stehenden Fl\u00e4che:\n13 ha Winterroggen\n58 ,, Winterweizen 145 ,, Zuckerr\u00fcben\n60\t,, R\u00fcbensamen\n79\t,, Sommergerste\n80\t,, Hafer\n61\t,, Sommerweizen\n18 ,, Erbsen\n18 ,, Kartoffeln\n18 ,, Luzerne\n5 \u201e Zuckerr\u00fcben, Stecklinge 1 ,, Futterm\u00f6hren 4 ,, Wiese\n13 ,, Weiden- und Obstpflanzungen 573 ha\nAls in den 70 er Jahren des vorigen Jahrhunderts die ertragreichen Getreidezuchten Englands in die Provinz Sachsen allgemein Eingang fanden, traten sie auch in Mahndorf sehr bald in erfolgreichen Wettbewerb mit den alten Landsorten. Besonders seitdem im Jahre 1878 mit dem Tode des damaligen Besitzers von Mahndorf die vormundschaftliche Oberleitung in die H\u00e4nde des jetzigen Amtsrats Ferd. Heine, Kloster Hadmersleben, \u00fcbergegangen war, erfolgte die Einf\u00fchrung und der Anbau der derzeitigen Getreideneuz\u00fcchtungen in umfangreichstem Ma\u00dfe. Die Nachfrage nach den Absaaten dieser Neueinf\u00fchrungen machte es n\u00f6tig, sich mit den erforderlichen Saatreinigungsmaschinen zu versehen und die Bodenr\u00e4ume zu vergr\u00f6\u00dfern. Ein betr\u00e4chtlicher Teil der Getreide- wie auch H\u00fclsenfruehternten wurde zu Saatzwecken abgesetzt; somit waren unwillk\u00fcrlich die ersten Anf\u00e4nge einer Saatzucht Wirtschaft geschaffen. Durch Anbauversuche wurden schon damals die f\u00fcr die Mahndorfer Verh\u00e4ltnisse geeignetsten Sorten festgestellt und in Gro\u00dfanbau genommen.\nNach der Abgabe der Vormundschaft im Jahre 1894 wurde seitens der jetzigen Verwaltung des Martha L\u00f6bbeckeschen Fideikommisses Mahndorf der sortenreine Anbau der durch den Amtsrat Ferd. Heine eingef\u00fchrten Getreidearten und H\u00fclsenfr\u00fcchte in gleicher Weise weitergef\u00fchrt und die Ernten zum gro\u00dfen Teil als Saatgut in den Handel gebracht.\nDie sich nicht bew\u00e4hrenden oder durch Neuz\u00fcchtungen \u00fcbertroffenen Sorten wurden ausgeschieden und durch bessere ersetzt. Ein Teil des","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\neigenen Saatguts wurde durch Ausschneiden typischer \u00c4hren und Rispen, also Massenauslese gewonnen, um eine h\u00f6here Stufe betreffs Ausgeglichenheit und Ertragsf\u00e4higkeit zu erreichen. Besonders sich auszeichnende \u00c4hren wurden seit dem Jahre 189G in einem Zuchtgarten ausgedrillt und ihre Absaat als Feldelite vermehrt, um in den folgenden Jahren als Saatgut f\u00fcr die gr\u00f6\u00dferen Feldschl\u00e4ge zu dienen.\nIm Jahre 1897 wurde mit dem Auslegen einzelner K\u00f6rner, welche den dem Augenschein nach besten und ausgeglichensten \u00c4hren entstammten, im\nBild 125. Mahndorf, Herrschaftshaus.\nBild 126. Malmdorf, Wirtschaftsgeb\u00e4ude mit Selektionsraum.\nBild 127. Mahndorf, Hauptspeicher.\nBild 128. Mahndorf, Torfsjreicher.\nZuchtgarten auf 19 cm2 begonnen. Die im Zuchtgarten einzeln geernteten Pflanzen wurden auf Gleichm\u00e4\u00dfigkeit und gute Entwicklung durchsichtet und die aus den f\u00fcr gut befundenen Pflanzen gewonnenen K\u00f6rner bildeten die Feldelite, w\u00e4hrend die K\u00f6rner der besten Pflanzen im Zuchtgarten durch Einzelauslegen auf 19 cm- weitere Vermehrung fanden.\nNebenher wurde, um schneller den angestrebten Typ im ganzen Feld-bestande zu erreichen, so lange bis aus dem Zuchtgarten hervorgegangenes Saatgut f\u00fcr den Gro\u00dfanbau vorhanden wrar, bei Winterweizen, Wintergerste, Sommergerste und Sommerweizen ein f\u00fcr mehrere Hektar ausreichendes","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n225\nSaat quantum aus ausgeschnittenen typischen \u00c4hren des Feldbestandes gewonnen.\nDa auf dem bisher beschrittenen Wege die angestrebte Ausgeglichenheit im gesamten Habitus der einzelnen Sorten nicht erreicht werden konnte, wurde im Herbst 1901 zu der schon seit einiger Zeit an verschiedenen Zuchtst\u00e4tten mit Erfolg angewandten Individualzucht und Stammesauslese \u00fchergegangen. In den ersten Jahren fanden die Nachkommenschaften derjenigen Zuchtgartenpflanzen eine gesonderte Vermehrung durch Auspflanzen im n\u00e4chstj\u00e4hrigen Zuchtgarten, die \u00e4u\u00dferlich den gestellten Anforderungen am meisten entsprachen. Die K\u00f6rner der ausgeschiedenen, aber immer noch befriedigenden Pflanzen fanden in verschiedenen Unterabteilungen, die in sich die einander \u00e4hnlichsten Pflanzen vereinigten, feldm\u00e4\u00dfigen Vergleichsanbau. Die beim Feldanbau am meisten befriedigende Unterabteilung wurde in Gro\u00dfkultur genommen, die anderen wurden ausgeschieden. Die \u00dcberzeugung, da\u00df auch bei der Familienzucht nur durch genaueste Gleichstellung und Beobachtung, peinlichste Gewinnung und Sachgem\u00e4\u00dfeste Verarbeitung der Zuchtgarteneliten und ihrer Vermehrungen Fortschritte und Verbesserung der Eigenschaften bei den einzelnen Sorten zu erzielen seien, f\u00fchrte im Jahre 1905 zur anf\u00e4nglich vor\u00fcbergehenden, sp\u00e4ter aber st\u00e4ndigen Anstellung eines Saatzuchtverwalters. Um aber die aus der Praxis hervorgegangene Zuchtmethode nach M\u00f6glichkeit auch wissenschaftlich zu vertiefen und auszubauen, war es das Streben der jetzigen Fideikommi\u00df-Verwaltung, einen st\u00e4ndigen wissenschaftlichen Berater und Mitarbeiter zu gewinnen: das ist ihr durch ein im Jahre 1908 mit Prof. Dr. Kemy, Vorsteher des Instituts f\u00fcr Bodenlehre und Pflanzenbau der Kgl. landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf, gezeitigtes Abkommen gelungen.\nSeit dem Jahre 1896 erfolgt allj\u00e4hrlich durch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, seit 1906 auch durch die Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz Sachsen, die Anerkennung der Mahndorfer Saaten. Auf den Ausstellungen der D. L. G. wurden in Danzig 1904 der Mahndorfer rote Schlanstedter Sommerweizen, in Berlin 1906 die Mahndorfer Strubeschen fr\u00fchen Viktoria-Erbsen mit dem ersten Preise im Preisbewerb f\u00fcr Samen ausgezeichnet. In den letzten Jahren ist nicht mehr im Wettbewerb ausgestellt.\nDer seit dem Jahre 1896 regelm\u00e4\u00dfig eingerichtete Zuchtgarten (Abb. 129) wurde auf allj\u00e4hrlich wechselnden, in der N\u00e4he des Gutshofes gelegenen, m\u00f6glichst ausgeglichenen Ackerst\u00fccken, anf\u00e4nglich 100 qm, sp\u00e4ter ziemlich bis 2000 qm gro\u00df, angelegt. Da die durch Vogelfra\u00df und Wildverbi\u00df entstehenden Sch\u00e4digungen eine genaue Leistungsfeststellung der einzelnen Pflanzen nicht zulie\u00dfen, wurde im Jahre 1905 ein 20 a gro\u00dfes Feldst\u00fcck in der N\u00e4he des Gutsgeh\u00f6fts mit einer festen Drahtumz\u00e4unung versehen und als Dauerzuchtgarten .festgelegt. In den ersten Jahren der Benutzung dieses Dauer-Deutsche Pflanzenzucht.\t15","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nzuclitgartens wurde gleich nach dem Legen der Veredlungseliten zur Abhaltung der V\u00f6gel ein mit 3 cm- gro\u00dfen Maschen versehenes Netz \u00fcber den Zuchtgarten gespannt. Neuerdings erfolgt die \u00dcberspannung erst einige Wochen vor der Ernte, um die st\u00e4ndige, wenn auch nur schwache Beschattung durch das Netz zu vermeiden.\nEin von S\u00fcden nach Norden durch den Zuchtgarten f\u00fchrender Mittelweg von 2,80 m Breite trennt die 39 m breite und 102 m lange Gesamtfl\u00e4che in eine westliche und eine \u00f6stliche H\u00e4lfte, deren jede wieder in\nBild 129. Mahndorf: Dauerzucht rarten.\n28 Beete von 48,15 qm geteilt ist. Zwischen den Beeten dienen 60 cm breite Zwischenwege als Zugang.\nDer Zuchtgarten befindet sich abwechselnd in dem einen Jahre westlich, im andern \u00f6stlich vom Mittelwege. Die auf der Zuchtgartenseite etwa f\u00fcr Eliten nicht erforderliche Fl\u00e4che wird zur Pr\u00fcfung von Vermehrungseliten benutzt, w\u00e4hrend auf der anderen Seite des Mittelwegs Fr\u00fchkartoffeln in Stallmist gepflanzt werden.\nSogleich nach der Aberntung der Fr\u00fchkartoffeln erfolgt die Einsaat wei\u00dfen Senfs, der einige Wochen vor dem Pflanzen der Wintergetreideeliten abgem\u00e4ht und verf\u00fcttert wird. Stickstoff in Form von Handelsd\u00fcnger wird den f\u00fcr die Veredlungseliten bestimmten Beeten nicht gegeben, wohl aber pro Hektar 32\u201436 kg wasserl\u00f6sliche Phosphors\u00e4ure als Superphosphat. F\u00fcr","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n227\ndie Zukunft wird beabsichtigt, durch Einschieben von Raps hinter den Fr\u00fchkartoffeln einen dreij\u00e4hrigen Fruchtfolgeturnus einzurichten, um eine durch die Ungleichm\u00e4\u00dfigkeit des Mistes auch noch in zweiter Gare bemerkbare verschiedene D\u00fcngereinwirkung auf die Veredlungseliten auszuschalten. Infolge der hierdurch erfolgenden Dreiteilung der eingez\u00e4unten Zuchtgartenfl\u00e4che wird es alsdann n\u00f6tig sein, die Vermehrungseliten s\u00e4mtlich ins Feld zu nehmen.\nDas Bepflanzen der Zuchtgartenbeete geschieht nach Einebnung und Walzen des meist im August gepfl\u00fcgten Bodens mit Hilfe eines quer \u00fcber das Beet reichenden 3 m breiten Pflanzbrettes. Dasselbe ist dem auf dem Poppelsdorfer Versuchsfelde gebr\u00e4uchlichen nachgebaut, ist zweireihig und mit 5 cm an der Unterseite hervorstehenden, auf 12,5 cm Entfernung fest eingelassenen runden Holzlochern versehen, mittels welcher die Pflanzl\u00f6cher durch Auftreten auf das Brett in der von 15\u201425 cm einzustellenden Reihenentfernung hergestellt werden. Bei Getreide wird zurzeit eine Entfernung von 12,5 X 15 cm, bei Erbsen eine solche von 25 X 25 cm gew\u00e4hlt. In die Pflanzl\u00f6cher werden die K\u00f6rner der Veredlungselite einzeln gelegt, mit Erde bedeckt und angedr\u00fcckt. Es werden von jeder Pflanze nur volle Reihen gelegt, und etwa \u00fcbrigbleibende K\u00f6rner als Reserve betrachtet. Nach Fertigstellung jeden Beetes wird ein flaches \u00dcberharken vorgenommen. An die Ost- und Westseite der Beete werden weniger wertvolle Familien gelegt, da von diesen die drei nach au\u00dfen befindlichen Reihen gleichwie die s\u00fcdlichen und n\u00f6rdlichen drei Pflanzen jeder Reihe als Randpflanzen bei dar n\u00e4chstj\u00e4hrigen Selektion unber\u00fccksichtigt bleiben. Die Nachkommenschaften der einzelnen Veredlungseliten werden durch mit den entsprechenden Stammbaumnummern versehene Etikette gekennzeichnet und die n\u00e4heren Merkmale in das Zuchtgartenbeobachtungsbuch eingetragen. (Siehe Schema.)\nSobald anzunehmen ist, da\u00df die keimf\u00e4higen K\u00f6rner s\u00e4mtlich aufgegangen sind, findet ein Ausz\u00e4hlen der sichtbaren Pflanzen statt. Ein gleiches Ausz\u00e4hlen wird, um die Zahl der ausgewinterten Pflanzen festzustellen, bei Wintergetreide im Fr\u00fchjahr und bei allen Eliten nochmals vor der Ernte vorgenommen.\nIn das oben erw\u00e4hnte Beobachtungsbuch f\u00fcr den Zuchtgarten werden unter den entsprechenden Rubriken die festgestellten Zahlen und Beobachtungen eingetragen. Eine gr\u00fcndliche Reinhaltung und gleichm\u00e4\u00dfige Durchl\u00fcftung der Elitebeete wird solange wie m\u00f6glich durch J\u00e4ten und Hacken vorgenommen. Eine st\u00e4ndige Beobachtung bez\u00fcglich Auftretens tierischer Schmarotzer und sonstiger Krankheitserscheinungen ist w\u00e4hrend der ganzen Entwicklung bis zur Ernte erforderlich. Die Ernte wird derartig ausgef\u00fchrt, da\u00df s\u00e4mtliche Pflanzen mit Wurzel aufgezogen werden. Um den st\u00f6renden Einflu\u00df von Standortsmodifikationen tunlichst auszuschalten, werden nur Pflanzen von normalem Standraum zur Elite genommen und zusammengebunden.\n15*","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nZucht- buch-\tStand\nkenn-\tort\nZeichnung\t\nZuchtgarten-\n\tPflan-\tTag\t\tZahl der\t\t\t\t\nRei- hen- zahl\tzen- zahl pro Reihe\tder Saat\tdes beginn. Auflaufes\tPflanz- stellen\taufge- laufenen Pflanzen\t\u00fcber- winterten Pflanzen\tin % der aufge-laufeuen Pflanzen\tbei der Ernte vorhandenen Pflanzen\n\tErmittlungen an der Pflanze\t\t\t\n\t\t\t\tEtwaige Be-\n\tGe-\t\tDurch-\tsonder-\n\twicht\tEnt-\tschnitt-\theiten in\n\tohne\twickel-\tliches\tHabitus,\n\tWur-\tte\tHalm-\tBewurze-\n25\tzel\tHalme\tgewicht\tlung, Farbe,\n\u00a9 N\t\t\t\tGesamt-\nfl\t\t\t\teindruck\n\u00a3\tg\t\tg\t\n\u00d6\n\u00a9\nd\n\u00d6\nfl\n\u00a9\nZuchtbuchschema f\u00fcr\nErmittlungen am Halme\nL\u00e4nge cm\t\t\tDicke\t\t\n\t\t\tdes\t\t\n\t\t\tunter-\t\t\n\t\t\tsten\t\tEtwaige\nHalm\t\t\tWurzel-\t\tBesonderheiten\n(ohne\t\u00c4hre\t2\tfreien\t\u00a9 CO CO\tder Halme\n\u00c4hre)\t\tSJ 5-(\tInter-\t\t\n\t\tTS \u00a9\tnodiums\tJ\t\n\t\t3\tmm\tc3 H\t\nZuchtbuchschem;\nErmittlungen an der Pflanze\nErmittlungen am Halme\n21\n'S N\n'S 3 !>\u00a3 o\n\u00a9\nfl\nW\n\u00a3\nB\nrcS\nW\n5-1 \u00c7Q\ng \u00a3\nP c3\nL\u00e4nge cm\nC K \u00ab\nw) a\nfl o\n3 CO\nb\u00df d\n\u00a9 _Q\ne|\n| d\n!> 5-1\n\u00a9 c3\nCO \u00a9\n3\u201c\nd \u25ba \u00a9 fl g \u00a9 d\n-t-s T3\n*\u00a9 .9\nd '\u00a9\n\nPS\n\u00a9 fl \u00df d d c8 O\nW '\n*0 S t\nPh\nd\no\nPS\nr\u00f6 fl\nN\nI rfl\nS \u00a3\n\u00a9 d\nft fl\n\u00a9 m \"U b\u00df\nN\nEtwaige\nBesonder-\nheiten\nErbsenzucht-\nErmittlungen an der Pflanze\t\t\t\nGesamt-\t-+-> d \u00a9\tL\u00e4nge\t'S N 5-i\nEindruck\t\u00a9 O\t\tTS .\u00a9\n\tg\tcm\td\nErmittlungen an der H\u00fclse\nSitz der unt. H\u00fclse am\nInter-\nnodium\nSamenanlagen\nZahl der H\u00fclsen mit\nZahl der H\u00fclsen\nt ci\nBeobachtungsschema f\u00fcr Feld-\nName, Be-\t5^\t\tCO\t\t\u00a9 b\u00df c \u00a9 B d e\u00f4 Ul\tSaatbeschaffenheit\t\tEntwicklungs-\t\t\t\nSchreibung, Kultur, D\u00fcngung, Pflege des Pr\u00fcfungs-feldes\tTeilst\u00fcck N\tZucht oder Sorte\tGr\u00f6\u00dfe des a Teilst\u00fcck\tSaattag\t\t1000 K\u00f6rner-t<5 gewicht\t-*a \u25a0\u00a7 Sonstige Be-! schaffenheit 0 (Befall,Beizung, \u00ab Keimf\u00e4higkeit, hg\tFarbe)\tAufgangstag\tWinter- # festigkeit\tLager-\t* festigkeit\tBefall durch Pilze und Ungeziefer","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n229\nbeobachtungsbuch.\nBemerkungen \u00fcber den Entwicklungsverlauf\t\t\t\t\u00c4hren\t\tGelb- reife\tGe- erntet\tHabitus. Besondere Eigent\u00fcmlichkeiten w\u00e4hrend der Ent-\nJugend-\tDurch-\tLager\tBefall von\ter- schie-\tBl\u00fcte am :\t\t\t\nentwicklung\tWinterung\t\tParasiten pp.\tam:\t\tam:\tam:\tWicklung. Bemerkungen.\nRoggen, Weizen, Gerste.\nErmittlungen an den K\u00f6rnern\n\u00c4hrchenzahl\np\n0)\n0\ny\n:0\n3\n-d\nc8\nN\nGewicht von 1000 K\u00f6rnern\nd\ncs\na\nSh\no\nO\n33\na\n'S<\n\u0153\n\u00a33\n:3\nBesondere Bemerkungen \u00fcber das Verhalten im Zuchtgarten (Auszug aus dem Zucht-garten-journal)\nSonstige\nBemerkungen\nf\u00fcr Hafer.\nErmittlungen an den K\u00f6rnern\nO\na\nSh\n:0\n3\nd\ncs:\n\u00ab I\no 2\n> 5\nIO O W \u00a7\n9\nS\na\nC3\nd\nSh\nO\nErmittlungen an den \u00c4hrchen\n-d\n1 bl\u00fctig 2 bl\u00fctig\nsd\ns\n\u00a9\nrd\ns\n.d\nd\n\u00a9\n\u00a9\n:d\n3\n\u00a3\n\u00a7\n3 bl\u00fctig\npd\npd\n3\nsd\n3\n\u00a9\nrQ\nd\nc3\n\t\t\t\td \u00a9\td \u00a9\t\tO\t\n\t1 \u00a9\td\t\t-d \u00a9\t-d \u00a9\tc3\tP-(\t\n\ta\t\t\t\t\t\tbO\t\n\u00a9 ^ d\ta d\t-U sd\t\u00a9 'd\tM\tS\trd \u00a9\t2\td\ns\u00fc a S\t-\u00a3> a c3 GO\tP4 j\u00a9\t\u00a9 1\tS d d\tO d\t\u00ab4H d\t\u00a9 h \u00a9 d $H\t\u00a9 pd O sh -d\nm ^\t0\t'c8\td 02\t\to >\t\u0153\t\t<5\nbuchschema.\nErmittlungen an den Samen\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nSamen\t\t\tGewicht der Samen\t\tGewicht\t\t\tVon 100 guten\tBesondere\n2\t% der unfruchtbaren\t\t\t\t\t\t\t\t\nc3 N a\t\tZahl der\tinsge-\tder\tvon 100 Samen\tante il\tSamen\tSamen sind\tBemerkungen\nc8\tSamen-\tguten\tsamt\tguten\t\t\t\t\t\n\u00a9 0\tanlagen\tSamen\t9\t9\t9\t0/ /o\t0/ /o\t7 mm 8 mm\t\nversuche mit Vermehrungseliten.\nverlauf\t\tErnte\t\t\t'\u00a9\tQualit\u00e4tspr\u00fcfung (verschieden nach der Getreideart\nSonstige Eigentum-\t\tTag und Reife-\tErtrag vom Teilst\u00fcck in kg 1. S.\t\td\t\n\tu <8\t\t\tin dz 1. S.\tSH \u00a9\t\nlichkeiten in der Entwicklung\t\u2019S \u00a3 \u00ab*f HO\tstadium bei der Ernte\tall! Stroh \u00a3\t1 :g\tund ; 0\tW\tSpreu\t2 Stroh :S\tUnd \u25ba2\t1 Spreu\tSh :0 \u00ab %\tI","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDie durch Fehlen schon einer ihrer Nachbarpflanzen einen abweichenden Stand aufweisenden Pflanzen werden mit den obenerw\u00e4hnten Randpflanzen zur eventuellen Vermehrung vereinigt. Die Pflanzenb\u00fcndel werden dann, genau signiert, in den entsprechenden Aufbewahrungsr\u00e4umen f\u00fcr Eliten und Vermehrungseliten an quergespannten Dr\u00e4hten zum Austrocknen und zum Schutz gegen M\u00e4usefra\u00df aufgeh\u00e4ngt.\nSogleich nach der Ernte beginnen die Selektionsarbeiten derart, da\u00df alle normal gestellten Pflanzen einer Nachkommenschaft nebeneinander gelegt, gez\u00e4hlt und alle dem angestrebten Zuchtziele am n\u00e4chsten kommenden Pflanzen von denen getrennt werden, die entweder infolge \u00e4u\u00dferer Besch\u00e4digungen einen sicheren Vergleich mit den anderen Eliten nicht zulassen oder die angestrebten Eigenschaften schon \u00e4u\u00dferlich erkennbar nicht aufweisen. Diese noch von den Eliten ausgeschiedenen Pflanzen werden gez\u00e4hlt, um nach dem Abschneiden der Wurzeln und der Feststellung des Gesamt- und K\u00f6rnergewichts die Unterlagen f\u00fcr die Ermittlung der Familienleistungen aller normal gestellten Pflanzen (einschlie\u00dflich der untersuchten Eliten) zu geben. Nach sorgsamer Handbonitierung und Entnahme einer Untersuchungsprobe werden diese K\u00f6rner vereinigt.\nEine genaue Qualit\u00e4tspr\u00fcfung findet bei Gerste und Hafer statt. Sie umfa\u00dft eine regelm\u00e4\u00dfige Stickstoff-, Hektolitergewichts- und Spelzenbestimmung. Bei der Gerste tritt gelegentlich noch eine Laboratoriumsverm\u00e4lzung erg\u00e4nzend hinzu. Bei Roggen und Weizen findet nur gelegentlich eine eingehende Laboratoriumsuntersuchung statt.\nZeigen sich bei einzelnen Pflanzen bedenkliche Krankheitserscheinungen oder starke Abweichungen im Typ, so werden sie von der Vermehrung g\u00e4nzlich ausgeschlossen.\nBei allen anderen, f\u00fcr die Einzeluntersuchung vorgesehenen Pflanzen werden die bei der Untersuchung festgestellten Merkmale und die rechnerisch zu ermittelnden Zahlen in die entsprechenden Spalten des Zuchtbuchs eingetragen. (Siehe Schema f\u00fcr Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Erbsen.) Sobald von allen Eliten einer Sorte diese Feststellungen vorliegen, werden s\u00e4mtliche Familienleistungen normal gestellter Pflanzen \u00fcbersichtlich zusammengefa\u00dft, und es wird in peinlicher Abw\u00e4gung der Vorz\u00fcge und Nachteile der einzelnen Familien eine Auswahl der f\u00fcr n\u00e4chstes Jahr im Zuchtgarten weiter zu pr\u00fcfenden Elitefamilien und innerhalb dieser der wertvollsten Elitepflanzen vorgenommen, die nunmehr die Veredlungselite f\u00fcr den n\u00e4chstj\u00e4hrigen Zuchtgarten bilden, nachdem etwa verk\u00fcmmerte K\u00f6rner noch ausgeschieden sind. Diese Veredlungseliten werden an der Hand der im Zuchtbuch eingetragenen Daten und auf Grund einer nochmaligen vergleichsweisen Besichtigung der K\u00f6rner aller in Frage kommenden Pflanzen aus den betreffenden Familien ausgesucht. S\u00e4mtliches Saatgut der nach der Untersuchung als Veredlungseliten nicht ausgew\u00e4hlten Pflanzen der n\u00e4chstj\u00e4hrigen Elitefamilien wird mit der entsprechenden Elitevermehrung","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n231\nvereinigt und dient zur Pr\u00fcfung der einzelnen Zuchtst\u00e4mme untereinander bei feldm\u00e4\u00dfigem Anbau. Da bei einj\u00e4hrigen Feldversuchen leicht Trugschl\u00fcsse unterlaufen k\u00f6nnen, werden die feldm\u00e4\u00dfigen An bau versuche einzelner Familien auf 2, meist auf 3 Jahre ausgedehnt. (Siehe Schema: Beobachtungsbuch f\u00fcr Feldversuche.) Familien, welche keine Vermehrungseliten liefern oder in ihren Gesamtleistungen nicht befriedigen, werden ausgemerzt.\nBild 130.\nZur Bearbeitung der Zuchtgartenernte sind vorhanden :\n1.\teine Grothaussche \u00c4hren- und K\u00f6rnerwage,\n2.\teine von Seelhorstsche \u00c4hrenwage,\n3.\teine chemische Wage,\n4.\teine Tellerwage,\n5.\teine Liebschersche Halmme\u00dfgabel,\n6.\tdiverse Bandmasse und Me\u00dfvorrichtungen,\n7.\tein Trockenschrank mit Exsikkator,\n8.\tein Sval\u00f6fer Apparat zur Ermittlung der Erbsengro\u00dfe,\n9.\teine Lanzsche G\u00f6peldreschmaschine,\n10.\teine Sval\u00f6fer Handdreschmaschine,\n11.\teine R\u00f6bersche Modell-Windfege \u201eTriumph\u201c,","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n12.\tein R\u00f6berscher Laboratoriumssiebsatz,\n13.\teine Sval\u00f6fer Siebmaschine.\nDie Auswahl und Untersuchung der Eliten findet im Selektionsraum statt. Es wird zurzeit in Mahndorf an folgenden Z\u00fcchtungen gearbeitet:\n1. Mahndorfer Zeel\u00e4nderRoggen (Abb. 130), hervorgegangen aus Heines Zeel\u00e4nder Roggen, kann seine Familienzucht bis auf das Jahr 1901 zur\u00fcckf\u00fchren. Bei mittlerer Bestockung und gro\u00dfer Winterfestigkeit zeigt der Mahndorfer Zeel\u00e4nder Roggen mit hellgrauen gro\u00dfen K\u00f6rnern gut besetzte\nBild 131.\n\u00c4hren mittlerer Dichtigkeit, die eine mittelstarke Begrannung aufweisen. Der Halm ist z\u00e4h und widersteht unter normalen Verh\u00e4ltnissen gut dem Lagern. Mahl- und Backversuche werden f\u00fcr die Zukunft mit den Ernten der Vermehrungseliten geplant.\n2. Mahndorfer Squarehead-Weizen (Abb. 131), aus Mettes Squarehead-Weizen seit 1900 durch \u00c4hrenauswahl, seit 1902 durch Individualzucht gewonnen, hat sehr kurzes, aber kr\u00e4ftiges Stroh mit mittellangen, gedr\u00e4ngten \u00c4hren, die den Squarehead-Typus zeigen. Es wird bei der Z\u00fcchtung darauf gesehen, da\u00df trotz Wahrung der Kolbenform ein allzustarkes Zusammendr\u00e4ngen der oberen \u00c4hrchen vermieden, am unteren Teile der Spindel aber eine gr\u00f6\u00dfere Dichtigkeit der \u00c4hrchen erreicht wird. Winter-","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n233\nfestigkeit, Lagersicherheit und Unempfindlichkeit gegen Rost sind neben hohen Kornertr\u00e4gen die haupts\u00e4chlich bei der Zuchtwahl ber\u00fccksichtigten Eigenschaften des Mahndorfer Squarehead-Weizens.\n3.\tMahndorfer roter Schlanstedter Sommerweizen (Abb. 131) ist von 1898 bis 1903 durch \u00c4hrenauswahl, von da ab durch Pflanzenauswahl aus dem 1898 von Rimpau bezogenen Original-Saatgut gez\u00fcchtet. Zur Individualzucht wurde erst im Jahre 1905 \u00fcbergegangen. Mit Staubbrand behaftete Pflanzen werden, sobald sie im Zuchtgarten sichtbar sind, entfernt. Es ist in den letzten Jahren angestrebt, f\u00fcr 'Staubbrand-Infektion wenig empf\u00e4ngliche Familien herauszufinden ; die nach dieser Richtung gehenden Bem\u00fchungen sind scheinbar von Erfolg gekr\u00f6nt. M\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfige Entwicklung von festen Halmen und langen, nicht zu lockeren \u00c4hren ist neben hohen Kornprozenten und hohem Tausend-Korngewicht ausschlaggebend bei der Selektion.\n4.\tStrubes Schlanstedter Hafer (Abb. 131), der im Jahre 1900 vom Z\u00fcchter bezogen wurde, ist seit 1902 in Mahndorf z\u00fcchterisch bearbeitet worden. Anf\u00e4nglich fand nur eine Auswahl der besten Pflanzen aus dem auf 19 cm2 im Zuchtgarten gewachsenen Pflanzenmaterial statt. Mit der Zuchtgartenernte 1903 begann die Individualauslese. Bei mittlerer Bestockung ein steifer, mittellanger Halm mit etwas steifer, steiler, gut besetzter Rispe, nur gleichm\u00e4\u00dfig gut besetzten \u00c4hrchen, sodann ein gutes, spelzenarmes Korn sind die bei der Auswahl ma\u00dfgebenden Eigenschaften. Dreibl\u00fctigkeit wird bevorzugt. Der Spelzenanteil wird, nachdem er einige Jahre au\u00dfer acht gelassen worden ist, neuerdings wieder bestimmt und findet neben hohen Kornprozenten und ebensolchem Tausend-Korngewiclit Ber\u00fccksichtigung.\nBild. 132.","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n5.\tMahndorfer Hannagerste (Abb. 130) ist seit 1900 aus von Proskowetz-Kwassitzer Hannagerste gez\u00fcchtet. Es wurde 1904 zur Individual -zucht \u00fcbergegangen. Untersuchungen auf den Eiwei\u00dfgehalt werden k\u00fcnftig regelm\u00e4\u00dfig bei den einzelnen Familien vorgenommen. Fr\u00fchreife bei hohem Korn-und mittlerem Strohertrag zeichnet die Mahndorfer Hannagerste aus. Die K\u00f6rner haben eine feine Kr\u00e4uselung und sind bei mittlerer Gr\u00f6\u00dfe ziemlich ausgeglichen.\n6.\tDieMahndorfer Prinzessingerste (Abb. 130) ist seit 1903 in Individualzucht genommen. Sie entstammt Sval\u00f6fer Originalsaatgut, und es wird unter Beibehaltung des gro\u00dfen, edlen Korns eine gr\u00f6\u00dfere Lagersicherheit und Fr\u00fchreife angestrebt. Neuerdings sind besonders in letzteren beiden Eigenschaften erfreuliche Fortschritte gemacht.\n7.\tBei der Mahndorfer fr\u00fchen Viktoria-Erbse (Abb. 132) wurde im Jahre 1901 mit der Individualzucht begonnen, indem aus einem Feldbestande von Strubes fr\u00fchen Viktoria-Erbsen 50 der fr\u00fchest und reichlichst bl\u00fchenden Erbsen gekennzeichnet und bei der Ernte einzeln gewonnen wurden. Durch sorgf\u00e4ltige Auswahl wurden die kleinfr\u00fcchtigen und stroh-reichsten Pflanzen ausgeschieden. Bis zum Jahre 1905 waren von den urspr\u00fcnglich 50 Pflanzen noch 6 Familien \u00fcbriggeblieben, die in feldm\u00e4\u00dfigen Vergleichsanbau genommen wurden. Im Jahre 1908 kamen noch 3 St\u00e4mme in Anbau und f\u00fcr das Jahr 1909 ist Stamm IV als einziger wertvoller geblieben, der nunmehr als Mahndorfer fr\u00fche Viktoria-Erbse weitergebaut wird. Sie weist mittleres Strohwachstum und reichen Behang mit meist paarweise sitzenden Schoten auf; die Bl\u00fcte und dementsprechend auch die Reife liegt ca. 14 Tage vor der der alten Viktoria-Erbse. Im Kornertrage \u00fcbertrifft sie letztere wie alle bekannteren Erbsenz\u00fcchtungen ganz bedeutend.\n8.\tMit der z\u00fcchterischen Bearbeitung der Luzerne ist im Jahre 1904 begonnen, doch haben verschiedene in dem perennierenden Charakter der Pflanze und der Fremdbefruchtung begr\u00fcndete Schwierigkeiten schnelle Erfolge bisher verhindert. Es wird jedoch das Zuchtziel: lange Lebensdauer bei hohem Produktionsverm\u00f6gen von Trockensubstanz in zielbewu\u00dfter Weise weiter verfolgt.\nDa zur Durchz\u00fcchtung einer neuen Pflanzensorte eine ziemliche Reihe von Jahren geh\u00f6rt, und der sorgf\u00e4ltige Z\u00fcchter bei Herausgabe einer Neuz\u00fcchtung sich dar\u00fcber klar sein soll, da\u00df diese gegen\u00fcber den \u00e4lteren Zuchten wesentliche Vorz\u00fcge aufweist, ist es bisher unterblieben, die Mahndorfer Neuz\u00fcchtungen an Sortenversuchen teilnehmen zu lassen. Erst im laufenden Jahre werden die Mahndorfer Z\u00fcchtungen nach dieser Richtung hin in Wettbewerb treten.\nWilhelm Moebius, Weferlingen (Prov. Sachsen), M. d. Szg. Seit 1899 besch\u00e4ftigt sich die Firma auf ihrer 85 ha umfassenden Wirtschaft mit dem Nachbau bekannter Originalsaaten, so von 1899 an mit F. von Lochows","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n235\nPetkuser Roggen, dann sp\u00e4ter mitCriewener Winterweizen Nr. 104, rotem Schlanstedter Sommerweizen, verschiedenen Nutans-gersten, Strubes Hafer, Strubes fr\u00fchen Viktoria-Erbsen als ersten Absaaten.\nDie Firma beabsichtigt, sich auf Grund ihrer wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungen von jetzt ab selbst z\u00fcchterisch zu bet\u00e4tigen auf dem Wege der Individualauslese.\nClirn. Mohremveiser, Alten-weddingen, M. d. Szg. Die Firma wurde im Jahre 1848 gegr\u00fcndet und besitzt eine Ackerfl\u00e4che von 125 ha. Der Familie Mohrenweiser entstammen nachweislich seit 1720 nicht weniger als 20 G\u00e4rtner, und so hat auch der jetzige Inhaber der Firma, Richard Mohren weiser, sich wieder der Z\u00fcchtung zugewandt, wobei er die Erfolge und Mi\u00dferfolge seiner Vorfahren nicht unber\u00fccksichtigt l\u00e4\u00dft.\nAu\u00dfer den nur den G\u00e4rtner interessierenden Gem\u00fcse- und Blumenarten, sowie Obstb\u00e4umen baut die Firma schon seit den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts 3 Arten Runkelr\u00fcben, die heute noch von keiner Z\u00fcchtung in bezug auf Gleichm\u00e4\u00dfigkeit in Form und Farbe \u00fcbertroffen werden.\nEs sind dies:\nOrig. Mohrenweisers Walzen-Runkeln, rot,\n\u00bb.\t\u201e\t\u201e\t\u00bb, gelb,\nOrig. Mohrenweisers Futterzuckerr\u00fcbe Veni Vidi Vici, wei\u00df.\nDie im Jahre 1885 zum ersten Male angebauten Eckendorfer Walzen wurden in der Folge durch strenge Auswahl der Samentr\u00e4ger sowohl in der 3135 Farbe als auch im Gehalt wesentlich verbessert,\nBild 134.","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nso da\u00df diese Eckendorfer mit den Originalsaaten in jederlei Wettkampf ein-treten k\u00f6nnen.\nDie Futterzuckerr\u00fcbe Veni Vidi Vici entstammt der uralten, sogenannten schlesischen Zuckerr\u00fcbe, wie solche in den 40\u201450 er Jahren zur Zuckerfabrikation benutzt wurde. W\u00e4hrend nun aber die Z\u00fcchter der Fabrikr\u00fcben dazu \u00fcbergegangen sind, den Zuckergehalt ihrer R\u00fcben so schnell wie m\u00f6glich in die H\u00f6he zu bringen, und zwar meist ohne R\u00fccksicht auf das Gewicht der R\u00fcben, wurde seitens der Firma M. stets in erster Linie die Vergr\u00f6\u00dferung der geernteten R\u00fcbenmengen im Auge behalten, so da\u00df jetzt ein Unterschied im Ertrag selbst gegen die Eckendorfer R\u00fcbe nicht mehr besteht, der Gehalt dagegen wesentlich gr\u00f6\u00dfer, ja doppelt so gro\u00df ist als bei der Eckendorfer, z. B. konnten in diesem Jahre die Eliter\u00fcben auf 13% Zucker und 20% Trockensubstanz ausgesucht werden.\nDadurch, da\u00df immer nur die ertragreichsten, also die l\u00e4ngsten R\u00fcben zur Zucht ausgew\u00e4hlt wurden, ist es auch erreicht worden, da\u00df heute die R\u00fcben der Veni Vidi Vici nur noch mit einem Drittel in der Erde stehen, sich also leicht roden lassen, etwa in der Art der bekannten Pfahl- oder Mammutr\u00fcbe. Versuchsanbaue mit Veni Vidi Vici wurden in einer Reihe wissenschaftlicher Versuchsanstalten ausgef\u00fchrt :\nBild 135. Der Quedlinburger Dom.\nQuedlinburg.\nDurch ausgedehnten Samenbau, besonders auch auf dem Gebiete des Gem\u00fcse- und Blumensamens, ist die am Nordrande des Harzes gelegene alte Stadt Quedlinburg sehr bekannt. Der Samenbau ist dort schon sehr alt,","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n237\nmindestens aus dem 18. Jahrhundert stammend, und vorteilhaft beeinflusst durch das verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig trockne Klima, g\u00fcnstige wechselnde Bodenverh\u00e4ltnisse und besseren bis ganz sandigen, aber durchweg warmen Boden, welcher einem guten Ausreifen des Saatgutes f\u00f6rderlich ist. Die Ertragsf\u00e4higkeit des Bodens ist eine hohe. Diesem Umstande ist es auch wohl zuzuschreiben, da\u00df Quedlinburger Getreidesorten bei den Sorten versuchen immer verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gut abgeschnitten haben, so fr\u00fcher der Mett esche Squarehead und jetzt der Himmelsche Roggen.\nNach Mitteilungen der Firma Heinr. Mette sind f\u00fcr das Klima der zwischen den n\u00f6rdlichen Vorbergen des Harzes gelegenen Feldmark Quedlinburgs besonders charakteristisch: ein kalter Winter, ein herbes, nachtfrostreiches Fr\u00fchjahr, der Mangel an warmen S\u00fcdwinden, welche durch den vorgelagerten Harz abgehalten bzw. erkaltet sind, und ein Sommer mit h\u00e4ufigem, schroffem Witterungswechsel. W\u00e4hrend dieses rauhe Klima jeden Schw\u00e4chling unter den Individuen vernichtet, erzieht es den \u00fcberlebenden Pflanzen eine gro\u00dfe Abh\u00e4rtung und Gen\u00fcgsamkeit, sowie ein sehr weitgehendes Anpassungsverm\u00f6gen an die verschiedensten klimatischen Verh\u00e4ltnisse an und erzeugt Samen, welcher auch unter den ung\u00fcnstigsten Bedingungen frohw\u00fcchsige Produkte, sowie infolge dieser unwillk\u00fcrlichen Zuchtwahl, konstant gezogene, nicht ausartende Pflanzen liefert.\nDie H\u00f6he \u00fcber NN. betr\u00e4gt 122,58 m, der durchschnittliche Barometerstand 749,5 mm; die mittlere Temperatur des Sommerhalbjahres + 14,16\u00b0 C., des Winterhalbjahres + 2,54\u00b0 C., vorherrschender Wind ist WSW., die mittlere Regenh\u00f6he 400 mm.\nDer tiefgr\u00fcndige, fruchtbare Boden wird gr\u00f6\u00dftenteils aus humosem, diluvialem Lehm gebildet, w\u00e4hrend tief im Untergrund die Ablagerungen des Lias und der Kreide ruhen. Diese Formation tritt in vereinzelten H\u00f6henr\u00fccken, welche von Ost nach West die Landschaft durchqueren, zutage und zeigt hier in ihren Verwitterungsb\u00f6den je nach dem Zustand der Verwitterung die mannigfaltigsten Zusammensetzungen und \u00dcberg\u00e4nge vom schweren Ton (Kley) zum leichten Sandboden. Dieser Wechsel der Bodenarten erm\u00f6glicht es, den extremen Anspr\u00fcchen der einzelnen Gew\u00e4chse gerecht zu werden.\nVon den genannten nat\u00fcrlichen Wachstumsfaktoren hat in erster Linie das Klima die Heranzucht von S\u00e4mereien beg\u00fcnstigt und dem Z\u00fcchter den Weg gewiesen, sich die hierdurch bedingte nat\u00fcrliche Auslese zunutze zu machen, so da\u00df im Verein mit den eben erw\u00e4hnten Bodenverh\u00e4ltnissen und mit dem Fortschreiten der Zuchttechnik die heutige Ausdehnung der Samenzucht in der hiesigen Gegend ihre Erkl\u00e4rung findet. Aus der gro\u00dfen Anzahl der dort ans\u00e4ssigen Firmen werden diejenigen, die f\u00fcr landwirtschaftliche S\u00e4mereien wichtig sind, nach den von ihnen selbst gegebenen Darstellungen aufgef\u00fchrt.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nCarl Beck&Comp., Samenbau- und Samengro\u00dfhandlung, Quedlinburg. Die seit 1899 z\u00fcchterisch t\u00e4tige Firma besch\u00e4ftigt sich in der Hauptsache mit der Z\u00fcchtung von Zuckerr\u00fcben- und Futterr\u00fcbensamen, bei einem R\u00fcbensamenanbau von 250 ha; ferner werden Gem\u00fcses\u00e4mereien verschiedener Art angebaut. J\u00e4hrlicher Versand f\u00fcr ann\u00e4hernd eine Million Mark.\nBild 136. Carl Beck & Comp.\nGebr\u00fcder Dippe, Samenzucht und Samenhandlung, Quedlinburg. Die Firma ist eine der bekanntesten \u00e4lteren Firmen Quedlinburgs, die sich besonders auch\nVerdienste auf dem Gebiete der Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung erworben hat, weil sie als eine der ersten die Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung auf Grund der Polarisation eingef\u00fchrt hat. Seit Anfang der 70 er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden die Mutterr\u00fcben nach Form, Blattwuchs, Quantum und spezifischem Gewicht ausgew\u00e4hlt. Seit dem Fr\u00fchjahr 1879 wurde nach vorausgegangenerForm-auslese der R\u00fcben die Auswahl der Elite-Mutterr\u00fcben mittels Polarisation vorgenommen. Au\u00dferdem wird seit dem Jahre 1886 die Individual- und Familienzucht ohne Isolierung der Mutterr\u00fcben durchgef\u00fchrt. Die Zuckerr\u00fcben\nBild 137. Original Himmels deutscher Champagnerroggen. der Gehr. Dippe sind auf (Vs nat. Gr\u00f6\u00dfe.)\th\u00f6chsten Zuckergehalt","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n231\u00bb\nund gro\u00dfes Quantum gez\u00fcchtet. Die eigenen Kulturen der Firma haben einen Umfang von 3100 ha; au\u00dferdem l\u00e4\u00dft dieselbe 4000\u20145000 ha aus ihren gelieferten Elitesaaten (Zuckerund Futterr\u00fcbensamen, Gem\u00fcse- und Blumensamen) von Anschlu\u00dfz\u00fcchtern unter ihrer Kontrolle anbauen.\nAu\u00dfer R\u00fcbenz\u00fcchtung werden auch Gem\u00fcse, Blumen, Fut-terrunkeln und Getreide einer fortgesetzten Zuchtwahl unterworfen und in ausgedehntem Ma\u00dfe zur Samengewinnung angebaut.\nMartin Graslioff, Samenz\u00fcchterei, Quedlinburg. Die Firma, welche im Anfang des 18. Jahrhunderts durch Martin Jacob Grashoff gegr\u00fcndet wurde, der auch zu gleicher Zeit der Begr\u00fcnder der ber\u00fchmten Quedlinburger Samenkulturen war, be -sch\u00e4ftigt sich z\u00fcchterich vorwiegend mit solchen Pflanzen, die eine Veredlung m\u00f6glichst aussichtsvoll erscheinen lassen, und legt ihr Augenmerk auch haupts\u00e4chlich auf Neuz\u00fcchtungen in Gem\u00fcse- und Blumensamen, zu welchem Zwecke j\u00e4hrlich viele Kreuzungen vorgenommen werden. Eine der neuesten Z\u00fcchtungen ist die bereits dem Handel \u00fcbergebene Pahlerbse (Schalerbse) \u201eGrashoffs unersch\u00f6pfliche Buchsbaum-Schnabel\u201c, Kreuzung\nBild 13S.\nOriginal Himmels goldene Melonen-Gerste. (2'3 nat. Gr\u00f6\u00dfe.)\naus einer Kreuzung von Pahlerbse allerfr\u00fcheste niedrige Buchsbaum- und Grashoffs verbesserter gro\u00dfschotiger Schnabelerbse hervorgegangen.","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nZweiter Teil : Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nHimmel (Besitzer Wilh. Himmel, Z\u00fcchter Richard Himmel), Quedlinburg, M. d. Szg.\nAuf ihrer 150 ha umfassenden Wirtschaft bet\u00e4tigt sich die Firma seit dem Jahre 1900 z\u00fcchterisch, und zwar bei Orig. Himmels deutschem Champagnerroggen (Abb. 137) seit 1901 durch Individualauslese und getrennte Vermehrung der Elitepflanzen in erster, zuweilen auch in zweiter Generation unter Beobachtung der einzelnen Nachkommen im Zuchtgarten, und 1904 und 1905 unter Pr\u00fcfung der entstandenen St\u00e4mme in kleinen Parzellen auf Ertragsf\u00e4higkeit und Beibehaltung der besten St\u00e4mme zur Weiterzucht. Als Weizenz\u00fcchtung ist der durch Individualauslese hervorgegangene Orig. Himmels Square-headwinterweizen zu nennen. Die Z\u00fcchtung der Orig. Himmels goldenen Melonengerste (Abb. 138) wird aufgegeben, und es werden an deren Stelle zwei im Jahre 1907 aus derselben durch spontane Variationen entstandene Z\u00fcchtungen treten, von welchen die eine etwa 8 Tage fr\u00fcher reift, die andere wesentlich steifhalmiger ist. Schon im Jahre 1909 stellte sich heraus, da\u00df die fr\u00fchreife wie auch die lagerfeste Z\u00fcchtung sich als bedeutend \u00fcberlegen im K\u00f6rnerertrage gegen\u00fcber der Mutterform erwiesen haben. Die Z\u00fcchtung der fr\u00fchreifen Melonengerste wird auf alle F\u00e4lle fortgesetzt werden. Bei der Z\u00fcchtung von Orig. Himmels fr\u00fchem Augusthafer ist Individual- und Stammauslese angewandt.\nNachgebaut wird Heines Bordeaux - Sommerweizen, von dem seit 1906 j\u00e4hrlich ein kleiner Teil auf einem isoliert liegenden Plane ges\u00e4t wird, um den sich zeigenden Flugbrand sofort entfernen zu k\u00f6nnen.\nA. Keilholz, Samenz\u00fcchter, Quedlinburg. Die seit 1822 bestehende Firma z\u00fcchtet Elite-Zuckerr\u00fcbensamen als sehr alte Zuckerr\u00fcbensamenfirma am Platze, au\u00dferdem Futterrunkeln, sowie die gangbarsten Gem\u00fcsesamen, besonders Erbsen und Bohnen.\nH. Mette, Quedlinburg, M. d. Szg.\nDie Firma Heinr. Mette, gegr\u00fcndet 1787, befa\u00dfte sich urspr\u00fcnglich, bis zu den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts, vornehmlich mit der Z\u00fcchtung von Gem\u00fcse- und Blumensamen, die den Hauptanteil der angebauten Gew\u00e4chse bildeten; erst mit der Entwicklung der Zuckerindustrie und mit ihr des vermehrten Anbaues der Zuckerr\u00fcben, sowie dem Streben nach ihrer z\u00fcchterischen Verbesserung, \u00e4nderten sich die Verh\u00e4ltnisse, und es trat die Zuckerr\u00fcbensamenz\u00fcchtung mit ihren schon allein r\u00e4umlich h\u00f6heren Anspr\u00fcchen an die erste Stelle. Alsbald gesellte sich in der Mitte","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n241\ndes Jahrhunderts die z\u00fcchterische Bearbeitung der Futterr\u00fcbe hinzu, und schlie\u00dflich gegen 1880 wurde die Z\u00fcchtung der vier Hauptgetreidearten mit aufgenommen.\nS\u00e4mtliche in der Wirtschaft erzeugten Bodenprodukte dienen zur Heranzucht der Zuchtst\u00e4mme bzw. zum Verkauf als Saatware. Neben der Aufzucht der Elitepflanzen, deren Samen die Aussaat f\u00fcr die Vermehrungsfelder liefert, konnte der Anbau der Verkaufsware auf dem eigenen Areal schon lange nicht mehr dem Absatz entsprechend stattfinden; es mu\u00dften deshalb in der Umgegend bei zuverl\u00e4ssigen Landwirten und G\u00e4rtnern unter st\u00e4ndiger Kontrolle der Firma ausgedehnte Anbaustationen f\u00fcr Zucker- und Futterr\u00fcbensamen, Gem\u00fcse- und Blumensamen, sowie Saatgetreide eingerichtet werden. Um ein Bild zu geben von der Gr\u00f6\u00dfe des S\u00e4mereienanbaues mag die Erw\u00e4hnung der im Jahre 1908 allein mit dem verh\u00e4ltnis-h\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig nebens\u00e4chlichen Artikel, dem Radiessamen, bestellten Fl\u00e4che in H\u00f6he von ca. 80 ha, dienen.\nIm nachstehenden sollen je nach ihrer Bedeutung f\u00fcr den Anbau bei den einzelnen Pflanzenarten die angewandten Z\u00fcchtungs- und Auslesemethoden, sowie die hier \u00fcbliche Arbeitsweise und ihre Hilfsmittel beschrieben werden.\n/\nA. Zucker r\u00fcbensamenz\u00fcch tun g.'j\nWie oben erw\u00e4hnt, wurde die Z\u00fcchtung des Zuckerr\u00fcbensamens um das Jahr 1825 aufgenommen und hatte bereits im Jahre 1836 eine gro\u00dfe Bedeutung erlangt, was aus einem im Archiv Vorgefundenen Rundschreiben hervorgeht :\n,,Mit R\u00fccksicht auf den Stand der R\u00fcbenzuckerfabrikation habe ich seit mehreren Jahren der Kultur des Samens von\u2019echten, wei\u00dfen, kurzen, dicken, ganz in der Erde wachsenden Zuckerrunkelr\u00fcben, den vorz\u00fcglichsten der Zuckerfabrikation, besondere Aufmerksamkeit gewidmet, und obgleich ich im vorigen Jahre eine nicht unbedeutende Quantit\u00e4t dieses Samens erntete, so war\u2019s jmir doch nicht m\u00f6glich, s\u00e4mtliche bei mir eingelaufenen Bestellungen zu effektuieren ; viele konnten nur teilweise, mehrere gar nicht erledigt werden. Hierdurch habe ich mich veranla\u00dft gefunden, f\u00fcr dieses Jahr eine ungleich gr\u00f6\u00dfere Fl\u00e4che des geeigneten Landes als im vorigen Jahre mit besonders dazu ausgew\u00e4hlten Samenr\u00fcben zu bepflanzen, um meine geehrten Abnehmer in betreff der zu beordernden Quantit\u00e4ten nach Wunsch befriedigen zu k\u00f6nnen. Ich habe keine M\u00fche gescheut, gute, reine und vollkommene Kerne zu erzielen und darf deshalb meinen Zuckerr\u00fcbensamen den Herren Besitzern von Zuckerfabriken und \u00d6konomen mit Recht als ganz vorz\u00fcglich empfehlen, kann auch bei h\u00f6chst solider Preisstellung\nDeutsche Pflanzenzucht.\tic","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\numsomehr f\u00fcr Echtheit und Zuverl\u00e4ssigkeit Garantie leisten, als ich nur Samen eigener Ernte verkaufe.\nRecht angenehm w\u00fcrde es mir sein, wenn die auf meine ergebene Offerte reflektierenden Herren Konsumenten Gelegenheit nehmen wollten, sich durch eigene Ansicht meiner Samenfelder von der Echtheit des Samens bis zum Beginn der Ernte, Mitte September, zu \u00fcberzeugen.\nDiejenigen Herren Konsumenten, welche auf eine namhafte Quantit\u00e4t mit mir abzuschlie\u00dfen geneigt sein m\u00f6chten, ersuche ich h\u00f6flichst, mir ihren werten Willen m\u00f6glichst bald in franko Briefen zugehen zu lassen.\nGleichzeitig empfehle ich meine Gem\u00fcse-, Holz-, Gras- und Blumens\u00e4mereien mit ergebener Bitte, das reichhaltige Preisverzeichnis dar\u00fcber nach beendigter Ernte im Monat Oktober gefl. von mir abzufordern .\nQuedlinburg bei Magdeburg, im September 1836.\nHeinr. Mette\nKunst- und Handelsg\u00e4rtner.\u201c\nI\nDie sogenannte schlesische Zuckerr\u00fcbe mit wei\u00dfem Fleisch und wei\u00dfer Haut, wie sie uns im wesentlichen heute noch begegnet, hat urspr\u00fcnglich auch f\u00fcr die hiesige Zucht die Unterlage abgegeben. Welchen Weg sie genommen hat, ob direkt von Krayn in Schlesien, ihrem ersten Anbauort in Deutschland, oder auf Umwegen durch einen H\u00e4ndler hierher, l\u00e4\u00dft sich leider heute nicht mehr nachweisen.\nDie z\u00fcchterischen Arbeiten erstreckten sich urspr\u00fcnglich nur auf eine Auslese nach Form und Gr\u00f6\u00dfe der R\u00fcbe. Ein weiteres Auslesemoment, die Beschaffenheit der Bl\u00e4tter, deren feinerer oder gr\u00f6berer Bau einen R\u00fcckschlu\u00df auf den Zuckergehalt gestattete, brachte bald eine, wenn auch geringe, Verbesserung. Eine Trennung der R\u00fcben nach ihrem spezifischen Gewicht mittels Einlegen der R\u00fcben oder eines Ausstiches in Salz- oder Zuckerl\u00f6sung von bestimmter Dichte stellte einen weiteren Fortschritt in der Z\u00fcchtung dar und gew\u00e4hrleistete schon eher im Verein mit den zuerst angef\u00fchrten Selektionsmerkmalen eine Auswahl der besseren R\u00fcben zu treffen.\nDann machte man sich die spezifische Schwere des abgepre\u00dften Saftes von einem Ausstich aus der R\u00fcbe durch Eintauchen einer Senkwage (Balling u. \u00e4.) oder Ermittlung seines Gewichtes im Pyknometer zunutze. Erst mit der Erfindung des Polarisationsapparates, mit dessen Hilfe die zuckerreichen von den zuckerarmen Individuen genau nach dem Prozentzuckergehalt auf bequeme Weise ermittelt werden k\u00f6nnen, war es m\u00f6glich, durch Massenuntersuchungen einen gro\u00dfen Schritt in den Z\u00fcchtungserfolgen vorw\u00e4rts zu tun.","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n243\nMit der Massenauslese nach dem Zuckergehalt fand somit die anf\u00e4nglich in Deutschland allgemein \u00fcbliche Ausleseweise, die Veredlungsauslese mit Gruppenz\u00fcchtung ihre Anwendung. Die raschen Fortschritte in den nun folgenden Jahrzehnten nach Einf\u00fchrung der Polarisation, welcher eine gewaltige Steigerung des Zuckergehaltes in der R\u00fcbe folgte, ist bekannt. Mit der Erreichung einer gewissen H\u00f6he des Durchschnittszuckergehaltes in der Masse der R\u00fcben geriet jedoch dieser Fortschritt ins Stocken. Denn trotz der Sch\u00e4rfe der Selektion nur h\u00f6chstpolarisierender R\u00fcben blieb der Durchschnittszuckergehalt der davon geernteten R\u00fcben immer noch weit\nBild 139. Mette - Quedlinburg. R\u00fcbenselektion.\ngeringer als die ausgelesenen Mutterr\u00fcben erwarten lassen konnten. Der Zuckergehalt in den besten R\u00fcben selbst konnte nicht mehr viel erh\u00f6ht werden und schien an der Grenze des M\u00f6glichen angelangt zu sein, wohl aber galt es, den sehr schwankenden Zuckergehalt ihrer Nachkommen auszugleichen und eine Erh\u00f6hung des Durchschnittszuckergehaltes der R\u00fcben durch Vermehrung der Zahl der hochwertigen und Verringerung der Zahl der minderwertigen zu erzielen. Nach vielen Versuchen kam man zu der Ansicht, da\u00df nur eine \u00c4nderung der Z\u00fcchtungsweise, und zwar die Einf\u00fchrung der Individualz\u00fcchtung, weiteren Erfolg bringen k\u00f6nnte.\nVerschiedene Beobachtungen f\u00fchrten dahin: einmal stellte man fest, da\u00df die aufs sorgf\u00e4ltigste ausgelesenen Eliter\u00fcben ihre Eigenschaften nicht immer oder nur unvollkommen vererben, m. a. W. da\u00df auch bei den Nach-","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nkommen die individuelle Variation neben ihren guten auch ihre ung\u00fcnstigen Einfl\u00fcsse geltend macht. Dann sah man, wie bei jeder Z\u00fcchtung \u2014 und bei der R\u00fcbenz\u00fcchtung ganz besonders \u2014, R\u00fcckschl\u00e4ge zutage treten und ihre sch\u00e4digende Wirkung aus\u00fcben; endlich \u00fcberzeugte man sich, da\u00df unter die Mutterexemplare durch die Polarisationsmethode R\u00fcben gelangen, die nur besonders g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden ihren hohen Zuckergehalt und ihr Gewicht verdanken. Es sind jene Zufallsprodukte, die man gemeinhin Polarisations- und Gewdchtsblender nennt. Werden nun die durch Polarisation ausgew\u00e4hlten Eliten auf gro\u00dfen Feldern durcheinander gepflanzt, so k\u00f6nnen alle diese Momente ihren Einflu\u00df bei der ungehinderten gegenseitigen Best\u00e4ubung aus\u00fcben, wobei die konstanten R\u00fcben sich mit denen, die ihre\nBild 140: Mette - Quedlinburg. Aus der Zuckerr\u00fcben-Selektion. R\u00fcbentablett w\u00e4hrend der\nDigestion mit Nickelschalen.\nguten Eigenschaften schlecht vererben, befruchten, so da\u00df die besseren R\u00fcben durch Best\u00e4ubung mit den weniger guten verschlechtert, die letzteren etwas verbessert werden, das Gesamtniveau, d. h. der urspr\u00fcnglich gleich hohe Zuckergehalt der Elitem\u00fctter, aber heruntergesetzt und die Konstanz verringert wird.\nDie Firma ging aus diesen Gr\u00fcnden zur Individualz\u00fcchtung \u00fcber und ihre heutige z\u00fcchterische Arbeit besteht darin, die vermeintlich guten R\u00fcben auf Vererbbarkeit ihrer Eigenschaften zu pr\u00fcfen und aus ihnen neue, zuverl\u00e4ssige Zuchtst\u00e4mme zu entwickeln, was durch fortgesetzte Individualauslese mit Reinhaltung der Nachkommenschaft jeder Stammmutter bis zur Leistungspr\u00fcfung erreicht wird.\nEine kurze Schilderung des Ausleseweges, wie er heute in Anwendung ist, mag dieses veranschaulichen:","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt nnd Braunschweig.\n245\nUm die durch Fremdbest\u00e4ubung zu bef\u00fcrchtende Verschleierung der individuellen Eigenschaften zu verhindern, werden die edelsten R\u00fcben, die in jeder Hinsicht in Form, Gr\u00f6\u00dfe und Zuckergehalt dem Z\u00fcchtungsideal entsprechen, f\u00fcr sich gepflanzt und jede einzelne unter einem Drahtgestell mit Gazeh\u00fclle vor Beginn der Bl\u00fcte bis zu ihrem Abschlu\u00df isoliert. Der von diesen isolierten R\u00fcben (Extra-Eliten, wie sie hier bezeichnet werden) gewonnene Samen wird parzellenweise f\u00fcr sich ausgelegt, und die aus demselben erwachsenden R\u00fcben stellen eine Familie dar. Familienweise werden nun im Winter diese R\u00fcben s\u00e4mtlich auf Zucker und Gewicht untersucht, beide Ergebnisse in Tabellen aufgezeichnet und nur diejenigen Familien, welche im Durchschnitt einen dem Jahrgange entsprechenden h\u00f6chsten Zuckergehalt und ein normales Gewicht aufweisen, zur Weiterzucht benutzt. Die allerbesten R\u00fcben der auf diese Art als konstant ermittelten Familien, die Extraeliten, dienen wieder als Grundlage zur Bildung neuer Zuchtst\u00e4mme\nBild 141: Mette - Quedlinburg. R\u00fcbentablett mit Gl\u00e4sern.\nk\u00fcnftiger Generationen. Der von den anderen R\u00fcben, der Masse der konstanten Zuchtfamilien, den sogenannten Eliten, oder nunmehr den verschiedenen St\u00e4mmen gewonnene Samen soll diejenigen Stecklinge bringen, die endlich den Verkaufsr\u00fcbensamen tragen.\nSelbstvers\u00e4ndlich mu\u00df dann und wann eine rechtzeitige Blutauffrischung durch vermischtes Auspflanzen von Extra-Eliten stattfinden, welche Abk\u00f6mmlinge nicht verwandter, in ihrer Konstanz absolut sicherer Zuchtst\u00e4mme sind. Auch wechseln sogenannte Feldisolationen, d. h. vereinzeltes Auspflanzen von Extra-Eliten auf weite Entfernung im Getreide, mit den oben erw\u00e4hnten unter Gazehauben generationsweise ab, um die bei ung\u00fcnstigen Bl\u00fchverh\u00e4ltnissen, wie sie infolge der Isolation unter einer Gazehaube nun einmal sind, st\u00e4rker auftretenden Degenerationserscheinungen, auf deren Ursache hier nicht n\u00e4her eingegangen werden kann, m\u00f6glichst zu umgehen.\nDa, wie gesagt, s\u00e4mtliche R\u00fcben doppelt gepr\u00fcft werden, das erstemal als Extraeliten, das zweitemal als Eliten, so ergibt sich daraus eine' gro\u00dfe Wahrscheinlichkeit guter Vererbungskraft, denn auf diese Weise werden an","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"Zuckergehalt und Gewicht der Nachkommen einer R\u00fcbe. Mutterr\u00fcbe Nr. 4, untersucht M\u00e4rz 1906, Gewicht 625 g mit 19,4 % Zucker.\n246\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nc3\nS\nB\na\nm\niO\no\no\no\niO\noT\nOl\tOl\nOl rH\tCC\ntp 01 tp co cd T-i 03\no\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nOl\t\tH\tOl\t\tOl\t\tT\u2014H\trH\tOl\trH\t\t\t\t\trH\t\t\tCO\nrH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n05\t\tCD\txO\tCO\t05\ttP\toc\t-P\t\tOl\trH\tOl\tOl\t\t\t\t\tOl\n\u25a0H\t\t\trH\t\trH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tD-\niO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nL>\u00bb\t\tCO\to\trH\to-\tco\tco\tTP\tco\tTP\trH\tOl\t\t\t\t\t\t36\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\niO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\noo\t\ttP\tCO\tCO\txO\t00\t[>\t00\t00\tTP\tOl\tOl\tT\u20141\trH\t-rH\t\t\tOl\n\t\t\t\t\t7-4\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t00\n\u00bbo\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tco\tCO\tTP\tCD\txD\tCD\tOl\to\tco\t\t\ty\u2014,\t\t\t\t\t00\noo\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tTP\ntH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t1\to\to\to\to\to\to\to\to\t\t\to\to\to\to\to\to\tO\t\n\u00abft\t\txO\to\txO\to\txO\to\t\to\t\to\t\tC )\t\t<_>\txD\to\t\n\t\ttp\txO\txO\tCD\tCD\tL'-\tL'-\t00\tOO\t05\t05\to\to\t\t\tOl\t\n\ttp\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\trH\t\trH\trH\t1\u20141\t\nCO\t\ttp\tTP\t\txO\t05\tI>\tCD\to\tCO\tCO\tt_,\t\t\trH\t\t\tO\nr\t\t\t\t\tTH\t\t\t\ttH\t\t\t\t\t\t\t\t\t00\nIO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tOl\tTP\tOl\tCD\tTP\tco\trH\tco\tT\u2014|\trH\t\trH\t\ty\u2014|\t\t\t05\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tOl\nT\u2014(\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\no\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tOl\to\tCO\tCO\t05\tco\tCO\txO\tco\tCO'\tOl\tOl\t\t\t\t\tco\nr-1\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\txO\n\u00bbo\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tOl\tCO\tT-I\tTP\tCO\tCD\t\tTp\ty\u2014|\tOl\tT\u2014|\t\t\t\t\t\tOl\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tco\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nt>-\t\tCO\t\u00bbo\tTp\tCO\tCO\t05\tTP\tCD\ttH\tOl\tCO\t\t\t\t\trH\tTP\n\t\t\tT\u201c\u2018\t\trH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t[>\u2022\nxO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nCD\t\tOl\t\tOl\tTp\tT\u2014(\tCD\tCO\trH\tOl\t\t\t\t\t\t\t\t22\nCD\t\t\tTp\tOl\tCD\tOl\tOl\t\tOl\trH\t-\trH\t\t\t\t\t\trH Ol\nxO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nxd '\t\t\trH\t\tOl\tco\trH\t\tT-I\t\t\t\t\t\t\t\t\tCO\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nxd\t\tT\u2014(\tOl\t\t\t\tT\u201d'\t\t1-1\t\t1-1\t\t\t\t\t\t\t\noooooooo\noooooooo iO O rO O xO o xo o\n00050500rHrH01\no\no\nS-i\nMittel von 633 R\u00fcben = 650 g mit 17,98 \u00b0/0 Zucker.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle II.\nZuckergehalt und Gewicht der Nachkommen einer R\u00fcbe.\nMutterr\u00fcbe Nr. 12, untersucht M\u00e4rz 1906, Gewicht 585 g mit 19,2 \u00b0/0 Zucker.\n1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig,\n247\n\t\t\t\tco\tCD\tCO\tO\tOl\to\tin\tco\tOl\tco\tOl\to-\tTp\tCD\tTP\tCO\n\u25a0Rnnnr.g\t\tCO CO\tlO TP\to tp\tCD CO\tO CO\ttH Ol\t05 T\u2014t\tco\t00\t\tCO\t>n\tOl\tH\t\t\t\tr\u2014 Ol\nCM\t\t\t\t\t\tOl\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tOl\nCM\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u00bbO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tT\u2014<\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tT-H\nH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nCM\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nO 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CM\t\tm\tCD\tm\tCD\tTp\tCO\tco\tCO\t\tm\tco\trH\t\t\t\t\t\t99\n\u00d6\t\t1\u20141\tT\u2014t\tT\u2014t\tT\u2014t\tT\u20141\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nOl\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\no\t\t\txO\t\tCO\t05\tOU\tOl\tCD\t05\to\tco\t\tTT\tT-H\t\t\t\t\nOl\t\tTP\tCD\tTP\tm\ter:\tOl\tOl\t7-1\t\tt-H\t\t\t\t\t\t\t\tco\nio\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t05\n\t\t00\trH\tOl\ttp\tCD\t05\tTP\tT\u2014t\tOl\t05\t\tOl\t\tT-H\t\t\t\tt-H\nO'.\t\tOl\ttP\tco\tOI\tOl\tC4\tT\u2014t\tT\u2014t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tOl\nH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nin\t\tCO\ttP\tco\tm\tOl\tOl\to\to\tTP\t05\tco\t\tOl\tin\t\t\trH\tTp 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TP\nT\u2014t\t\tCD\tCD\tL'*\tiD\tm\tGM\tTP\tOl\t\tT\u2014t\tT\u2014t\tT-H\t\t\t\t\t\t\n\u00bbo\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\to\tGO\tCO\tm\tOl\t05\tco\tm\tCD\tCO\t\tin\tT\u2014t\t\t\tT\u2014t\tT\u2014t\t\n\t\tOl\tOl\tT\u2014t\tCO\tT\u2014t\tT\u2014t\tT\u2014t\tT\u2014t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tCD\n\t\t\t\tOl\to\tr-\to\tT-H\tm\tOl\to\tTp\tm\tT\u2014t\tT\u2014t\tT\u2014t\tT\u2014t\tOl\tOl\n\u25a0H\t\tCO\tCO\tOl\tCO\tOl\tOl\t\tT\u2014t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tOl\nxO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tTP\nOl\t\t\t(\tIO\t00\to\tTp\tO-\tm\tCD\tco\t\tCD\tT\u2014t\t\tT\u2014(\t\tt-H\t\n\t\tT\u2014t\tT\u2014t\tT\u2014t\t\tT\u2014t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nGO\t\to\tTp\tTp\t\u00a3>\to\tTP\tCO\tin\tm\tt>\tt-H\tCO\tTp\tT-H\t\tT\u2014t\tOl\tCD\n\t\t\tt-H\tT\u2014t\t\tT\u2014t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nxO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tSS\nD-\t\tOl\ttp\tTp\tco\tT\u20141\tco\t\tT\u2014t\t\ttH\ttH\tr\u2014t\t\t\t\tt-H\t\t\nD-\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u25a0H\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\niO\t\tco\tCD\tTP\tOl\tOl\tT\u2014t\tTp\tco\tT\u2014t\tC0\t\t\t\t\tOl\t\tOl\t33\nT\u2014t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\niO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nSh 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\u00d6s\t\t\to\tIO\to\tm\to\tm\to\tm\to\tm\to\tm\to\tin\to\t\u00a3 <=>\t\u2022 0\no -r?\t\tTP\to\tlO\tCD\tCD\tL'-\tIC-\tuo\tCO\t05\t05\tCD\to\t\t\tOl\t\u00a3\t\n\ttP\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tt-<\tT\u2014t\t7-1\tt-H\tT\u2014t\t\t\nProzent- 0,3 %\t1,3 %\t5,8 %\t35,3 %\t26,4 %\t20,3 %\t8,3 %\t2,0 %\t0,3 \u00ab/,\nan teil der R\u00fcben an d. Zuckergraden.\tMittel von 2748 R\u00fcben 625 g mit 19,36 \u00b0/0 Zucker.","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nzwei Stellen des Zuchtweges von der Ausgangspflanze an bis zum Verkaufsprodukt die Minusvarianten ausgeschaltet.\nVorstehende zwei Tabellen erl\u00e4utetn die gute und die schlechte Vererbungskraft zweier Stamm\u00fctter:\nTabelle I stellt die Nachkommen einer Mutterr\u00fcbe mit geringer Konstanz dar; Mutterr\u00fcbe Nr. 4, im M\u00e4rz 1906 untersucht, hatte 625 g mit 19,4% Zucker, das Durchschnittsgewicht ihrer 633 Nachkommen betrug 650 g, der Durchschnittszuckergehalt 17,98 %.\nBild 142: Mette - Quedlinburg. Extra-Eliten unter der Haube.\nTabelle II stellt eine Mutter und ihre Nachkommen dar mit sicherer Konstanz; Mutterr\u00fcbe Nr. 12, im M\u00e4rz 1906 untersucht, hatte 585 g Gewicht mit 19,2 % Zucker, Durchschnittsgewicht der hiervon geernteten 2748 R\u00fcben 625 g mit 19,36 % Zucker im Durchschnitt.\nDie Untersuchung der R\u00fcben auf ihren Zuckergehalt findet in der Zeit vom Januar bis April im Laboratorium (Abb. 139) statt. Die abgebildete Einrichtung gestattet es, die zahlreichen R\u00fcben, w\u00e4hrend sie zwecks Untersuchung durch das Laboratorium wandern, auf einfache Weise auseinander zu halten und die durch Polarisation zur Elite bestimmten am Schlu\u00df ihrer Wanderung mit Sicherheit zu ermitteln.\nX) a) R\u00fcbenbrett (Abb. 142) f\u00fcr je 10 R\u00fcben nebst dazu geh\u00f6rigem Tablett zur Aufnahme des erbohrten Breies.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n249\nb) Dasselbe Tablett (Abb. 141), w\u00e4hrend der Digestion mit den dazu dienenden Nickelschalen, nebst dahinter in den Ausschnitten stehenden Gl\u00e4sern f\u00fcr das zu erwartende Filtrat. Mit dem Ergebnis der Untersuchung, das mit Kreide auf die freie Stelle vor die Nummern geschrieben wird, gelangt das Tablett auf das R\u00fcbenbrett zur\u00fcck, und die Polarisationszahl zeigt an, welche unter ihr liegende R\u00fcbe zur Elite bestimmt ist.\nNeben diesen Massenuntersuchungen werden von den zu Extra-Eliten bestimmten oder sonst f\u00fcr sich zu beobachtenden R\u00fcben noch genauere und sich auf die Qualit\u00e4t des Saftes u. \u00e4. beziehende, sowie mikroskopische Untersuchungen vorgenommen. Zuchtregister, Stammb\u00e4ume, sowie Photogramme der Extra-Eliten geben Aufschlu\u00df \u00fcber innere und \u00e4u\u00dfere Eigenschaften der St\u00e4mme und ihrer Stamm\u00fctter. Im Laufe der Vegetationszeit, vom Juli ab, werden w\u00f6chentliche Untersuchungen der einzelnen St\u00e4mme zun\u00e4chst zur eigenen, dann aber auch zur Information der Abnehmer und sonstiger Interessenten in gedruckten Berichten bekanntgegeben (Abb. 143).\nEin einseitiges Aussuchen der Elitemutterr\u00fcben nur nach ihrem Zuckergehalt ohne Ber\u00fccksichtigung des Gewichts hat naturgem\u00e4\u00df eine immer kleiner werdende R\u00fcbe zur Folge. Es ist nicht schwer, eine kleine, hochzuckerreiche R\u00fcbe zu z\u00fcchten; manche Z\u00fcchter haben dies zum Leidwesen der Anbauer gezeigt. Die R\u00fcbe wird durch einseitig \u00fcbertriebene Steigerung des Zuckergehalts aber nicht nur kleiner, sie wird, wie alle \u00fcberz\u00fcchteten Produkte, seien es Pflanzen oder Tiere, dadurch in ihrer Konstitution geschw\u00e4cht und ist nicht mehr in dem Grade imstande, Krankheiten und klimatischen Einfl\u00fcssen gen\u00fcgend zu trotzen, wie ein Individuum, das zugleich eine kr\u00e4ftige Konstitution aufweist. Die Firma Heinr. Mette hat daher stets die Gr\u00f6\u00dfe der R\u00fcbe auch bei ihrer hochzuckerreichen Zuchtrichtung im Auge behalten, um den Ertrag und die Widerstandsf\u00e4higkeit ihrer Zuchten nicht auf Kosten der Zuckerleistung zu verringern. W\u00e4hrend es nicht m\u00f6glich ist, h\u00f6chsten Zuckergehalt mit h\u00f6chsten quantitativen Ertr\u00e4gen zu vereinigen, ist es wohl zu erzielen, h\u00f6chsten Zuckergehalt mit mittleren Ertr\u00e4gen zu verbinden. Um den verschiedenen Anspr\u00fcchen gerecht zu werden, wird die Zucht der Zuckerr\u00fcben daher nach zwei Richtungen betrieben:\n1.\tZuckerrichtung: d. h. Erzeugung einer hochzuckerreichen R\u00fcbe mit normalem Gewicht.\n2.\tZucker-Ertragsrichtung: d. h. Erzeugung einer gr\u00f6\u00dferen R\u00fcbe mit hohem Zuckergehalt.\nB. Futterr\u00fcbensamenz\u00fcchtung.\nSie erstreckte sich zun\u00e4chst nur auf Form, Gr\u00f6\u00dfe und Haltbarkeit; erst, in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig neuerer Zeit kam die Veredlung innerer Eigenschaften","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nhinzu, und es fanden hierbei die bei der Z\u00fcchtung der Zuckerr\u00fcben gesammelten Erfahrungen gleichfalls Verwendung. Die einzelnen Sorten werden nach den Leistungen, die man von ihnen verlangt, gez\u00fcchtet, und damit ergeben sich die verschiedenen Zuchtrichtungen :\nBei der einen Sorte ist ein h\u00f6chster Massenertrag verbunden mit mittlerem N\u00e4hrwert, bei der anderen ein mittlerer Massenertrag mit h\u00f6chstem N\u00e4hrwert; viele Sorten halten wiederum die Mitte zwischen beiden Extremen.\nEs werden folgende Sorten gez\u00fcchtet: die Eckendorfer in den Farben gelb, rot, wei\u00df, Oberndorfer gelb und rot, rheinische Lanker wei\u00df und gelb, Zucker-Futterr\u00fcbe wei \u00df und rosa, Mammut oder Elvetham Riesen rot und gelb, Erfurter Pfahl rot und gelb, Leutewitzer gelb, Oliven gelb und rot, Flaschen gelb und rot, Tannenkr\u00fcger gelb und rot, Tankard gelb, Vauriac gelb.\nMit s\u00e4mtlichen Sorten wird Veredlungsauslese getrieben, und zwar auf dem Wege der Massenauslese mit Gruppenbildung und auf dem der Individualauslese mittels Feldisolation. Die Elitemutterr\u00fcben liefern im Herbst den Muttersamen, welcher teils zur Aussaat f\u00fcr die eigenen Eliter\u00fcbenfelder, teils f\u00fcr den nach zwei Jahren zu erntenden Verkaufssamen dient.\nDie Selektionsarbeit nimmt im wesentlichen folgenden Gang (Abb. 145): Aus den in gro\u00dfen Fl\u00e4chen in jedem Jahre angebauten Sorten werden bei der Ernte durch ein erfahrenes Personal die typisch geformten, farbenechten, normal gro\u00dfen R\u00fcben ausgesucht; sie gelangen Anfang April in das Laboratorium, zu welcher Zeit sich bereits durch die lange Lagerzeit Unterschiede in der Haltbarkeit und im R\u00fcckgang polarisierbaren Zuckers bemerkbar machen, werden hier nochmals auf Form und Gr\u00f6\u00dfe gepr\u00fcft, wobei jede R\u00fcbe gewogen wird, um dann auf N\u00e4hrwert durch Bestimmung des Zuckergehalts und zum Teil auch der Trockensubstanz untersucht zu werden. Ein entsprechendes Gewicht vorausgesetzt, wird nach den hier gemachten Erfahrungen der Zuckergehalt als das ma\u00dfgebende Selektionsmoment angesehen. Bei der Pr\u00fcfung jeder einzelnen Sorte wird die oben erw\u00e4hnte Zuchttendenz erwogen und dementsprechend R\u00fcben im Durchschnitt von mindestens 1,5 bis 2 kg je nach dem niedrigen oder h\u00f6heren Anspruch an die Ertragsf\u00e4higkeit und mit mittlerem oder h\u00f6chstem N\u00e4hrwert ausgesucht. Wertzahltabellen, f\u00fcr jede Sorte in den betreffenden Grenzen gehalten, gestatten objektiv die jeweilige Wahl zur Elite.\nC. Gem\u00fcse- und Blumensamenz\u00fcchtung.\nEs ist unm\u00f6glich, in diesem Rahmen bei den vielen hier gez\u00fcchteten Arten, die ihnen eigenen Z\u00fcclitungs- und Auslesemethoden einzeln zu schildern, da die verschiedensten Verfahren zur Anwendung kommen. Je nachdem es sich um wertvollere oder minder wertvolle S\u00e4mereien handelt,","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n251\nBild 143. Aussuchen von Elitefutterr\u00fcben. Heinr. Mettes rote Mammut.","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nwird von den g\u00e4rtnerisch geschulten Angestellten, von denen jahraus, jahrein jeder einen bestimmten Pflanzenkreis zu bearbeiten hat, Veredlungsz\u00fcchtung wie Neuz\u00fcchtung, sei es auf Grund von Formentrennung, Fortzucht von Mutationen oder von Bastardierungen, entweder auf dem Wege der Massenauslese oder auch der Individualauslese, ausge\u00fcbt.\nBei den in gro\u00dfen Fl\u00e4chen angebauten Arten findet gew\u00f6hnlich Massenauslese mit und ohne Gruppenbildung statt. Die besten Exemplare werden auf dem Felde bezeichnet, gesondert geerntet und wieder zur Aussaat als Eliten benutzt; w\u00e4hrend man R\u00fcckschl\u00e4ge und entartete Pflanzen entfernt, werden vermeintliche Mutationen, mit deren Nachzucht man eine neue, noch unbekannte Sorte in den Handel zu bringen glaubt, sorgf\u00e4ltig in abgesonderter Aussaat beobachtet; der Rest wird zur Verkaufssaat vermehrt.\nAus der mannigfaltigen, oft m\u00fchsamen Z\u00fcchtungsarbeit dieser beiden gro\u00dfen Z\u00fcchtungsgebiete sollen nachstehende Beispiele ein Bild geben.\nI. Aus der Gem\u00fcsesamenz\u00fcchtung:\nBei der Pr\u00fcfung der Wurzelgew\u00e4chse, wie Radies, Rettich, Herbstr\u00fcben, Petersilienwurzel usw. liegt der Zuchtwert in der Bildung einer echt geformten Wurzel mit entsprechender Farbe, Gr\u00f6\u00dfe und Belaubung. Es kommt also darauf an, in jedem Jahre sorgf\u00e4ltig nach dieser Richtung hin die bestgestalteten Individuen zur Grundlage neuer Eliten herauszusuchen, um vor R\u00fcckschl\u00e4gen bewahrt zu bleiben und die Sorten zu verbessern.\nUm schnellw\u00fcchsige, fr\u00fchreife Radies zu erzeugen, belegt man etwa 40 Fr\u00fchbeetk\u00e4sten mit einzelnen K\u00f6rnern, beispielsweise der Non plus ultra-Sorte, in Entfernungen von 3 zu 3 cm, beseitigt dann beim Herausnehmen die groblaubigen Pflanzen und w\u00e4hlt nur die mit den gr\u00f6\u00dften Wurzeln aus, da sie bei dem Wachstum auf gleichem Raum als die schnellw\u00fcchsigsten und demgem\u00e4\u00df zartesten zu betrachten sind. Eine langj\u00e4hrige Auslese in genannter Hinsicht hat bei dieser Sorte jetzt wesentlich fr\u00fchreifere und zartere Wurzeln als vordem gezeitigt.\nBei der Z\u00fcchtung der roten Salatr\u00fcben (Beta) entfernt man w\u00e4hrend des Wachstums als Stecklinge im ersten Jahre diejenigen Pflanzen, welche nicht typisch gef\u00e4rbte Bl\u00e4tter haben; im n\u00e4chsten Fr\u00fchjahr vordem Auspflanzen werden die Stecklinge auf Form der Wurzeln untersucht und St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck angeschnitten, um die hellere oder dunklere F\u00e4rbung zu erkennen; durch dieses Verfahren werden R\u00fcben erzeugt, welche eine tiefschwarzrote Farbe besitzen.\nDie z\u00fcchterischen Arbeiten an der Zichorie (Abb. 144), mit der seit einigen Jahren auch im Laboratorium zwecks Qualit\u00e4tsverbesserung Untersuchungen angestellt werden, verdienen ein etwas n\u00e4heres Eingehen. W\u00e4hrend bis dahin nur auf Form, Gewicht und m\u00f6glichstes Freisein von Nebenwurzeln","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n253\ngez\u00fcchtet wurde, ist jetzt bei der Individualauslese neben diesen Merkmalen der Trockensubstanzgehalt selbst als ausschlaggebend hinzugekommen. Um recht hohe Ausbeute von einem Zentner frischer Wurzeln zu erzielen, verlangt der Zichoriendarrer eine Ware, welche \u201egut in der Darre steht\u201c, d. h. einen m\u00f6glichst hohen Trockensubstanzgehalt hat. Hoher Ertrag mit gro\u00dfem Trockensubstanzgehalt sind also zu vereinen.\nDie fremdbest\u00e4ubende Eigenschaft der Zichorie erschwert die Arbeiten, da eine r\u00e4umliche Trennung oder Isolation der herangezogenen Elitepflanzen erforderlich wird, um Leistungspr\u00fcfung an ihren Nachkommen\nBild 144: Mette - Quedlinburg. Z\u00fcchtung von Zichorien.\nvornehmen zu k\u00f6nnen. Im gro\u00dfen und ganzen wrird Massenauslese mit Gruppenbildung getrieben, wodurch schon wesentliche Erfolge erzielt sind. Der durchschnittliche Trockensubstanzgehalt der Masse der Zichorien wurzeln betr\u00e4gt rund 20%, w\u00e4hrend die Eliten 24\u201425%, ja hervorragend gute Exemplare bis 28 % Trockensubstanz aufweisen, mithin gro\u00dfe Unterschiede, welche die Notwendigkeit der z\u00fcchterischen Arbeit darlegen.\nWie bei den Zucker- und Futterr\u00fcben, wird aus der Mitte des R\u00fcben-k\u00f6rpers ein Ausschnitt genommen, rasch mittelst Messers zerkleinert, die erhaltene Schnitzelmenge ungef\u00e4hr geteilt und zwei Kontrollbestimmungen auf einer analytischen Wage abgewogen. Das Trocknen geschieht wie bei Trockensubstanzbestimmungen der Futterr\u00fcben zun\u00e4chst im dampfgeheizten Yortrockenschrank, in dessen 3 Etagen aufsteigende Temperaturen von 40,","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n60 und 80\u00b0 C herrschen. Um s\u00e4mtliches Wasser zu entfernen, ist zun\u00e4chst ein etwa 3st\u00fcndiges Verweilen in jeder Etage und schlie\u00dflich noch ein \u00fcst\u00fcndiger Aufenthalt in einem Thermostat von 100\u2014105\u00b0 C erforderlich. Ein abermaliges W\u00e4gen ergibt den Gewichtsverlust und somit den Gehalt an Trockensubstanz, nach welcher die Eliten bestimmt werden.\nWo es auf die Bildung der oberirdischen Organe ankommt, wie bei der Petersilie, werden nur die Pflanzen, welche die entsprechende Blattbildung in der h\u00f6chsten Vollendung zeigen, durch St\u00f6ckchen ausgezeichnet und liefern den Muttersamen f\u00fcr die n\u00e4chstj\u00e4hrige eigene Aussaat, ein Ver-\nBild 145. Samenkultur von Zwiebeln, Heinr. Mettes gelbe Zittauer Riesen.\nfahren, nach welchem alle anderen Blattgew\u00e4chse ebenfalls behandelt werden. Besonderer Wert wird im Wege der Individualauslese auf die Z\u00fcchtung von Erbsen und Bohnen gelegt; es wird Veredlungs- und Neuz\u00fcchtung vermittelst k\u00fcnstlicher Kreuzung vorgenommen. Zur Beobachtung der einzelnen Erbsenpflanzen werden die K\u00f6rner in gleichm\u00e4\u00dfigen, weiten Abst\u00e4nden an Drahtgeflecht ausgelegt. Die Erbsen ranken an diesem empor und gestatten individuell die Beobachtung auf Fr\u00fchreife, Sortenechtheit, H\u00fclsenbildung, reichen Ansatz usw. So werden z. B. bei den fr\u00fchen Sorten die ersten Bl\u00fcher durch B\u00e4ndchen gekennzeichnet. Ebenso erhalten die reichtragendsten Pflanzen ein B\u00e4ndchen. Die so ausgezeichneten werden jede f\u00fcr sich geerntet, im Winter entk\u00f6rnt und nur diejenigen Exemplare, welche den h\u00f6chsten Ertrag geben, liefern im n\u00e4chsten Jahre die Aussaat","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n255\nf\u00fcr die Elite, um wieder an diesem Drahtgeflecht ausgelegt und auf ihre Vererbungskraft gepr\u00fcft zu werden.\nDer Erbsenzuchtgarten umfa\u00dft z. Zt. ca. 7000 Ijd. m Drahtgeflecht zur Pr\u00fcfung von 34 Hauptsorten und bietet somit eine Spalierfl\u00e4che von 14 000 lfd. m.\nDie Zucht der Bohnen findet nach denselben Grunds\u00e4tzen statt, gestaltet sich aber etwas einfacher, da die einzelnen Pflanzen leichter zu erkennen sind. Besondere Arbeit wird auf die Heranzucht von fadenlosen Bohnen verwandt, da diese f\u00fcr einen billigeren und einfachen Betrieb der\nBild 146. Samenkultur von Karotten, Heinr. Mettes verbesserte Nantaise.\nKonservenfabriken von h\u00f6chster Bedeutung sind. Von jeder einzelnen Pflanze wird hierbei je eine H\u00fclse angebrochen, um das Fehlen der F\u00e4den festzustellen. Auf diese Weise ist die Sorte Hinrichs Riesen ohne F\u00e4den, welche die F\u00e4den vollkommen verloren hat, entstanden.\nNebenstehende Abbildungen (145 u. 146) zeigen zwei Felder mit zur Samengewinnung angebauten Zwiebeln und Karotten.\nVon Kartoffelsorten werden einige fr\u00fche im Wege der vegetativen Auslese fr\u00fchester, reichtragendster Pflanzen mit typischen, m\u00f6glichst gleich gro\u00dfen, voll entwickelten Knollen veredelt, indem die Nachkommenschaften dieser besten Pflanzen im Zuchtgarten einzeln ausgelegt, beobachtet und pflanzen weise verarbeitet werden. Bastardierungsz\u00fcchtung findet nicht statt. Im \u00fcbrigen werden 20 Sorten im Nachbau vermehrt.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nII. Aus der Blumensamenz\u00fcchtung:\nEs werden in den G\u00e4rten, Gew\u00e4chsh\u00e4usern und im freien Lande etwa 3700 Sorten Blumen gez\u00fcchtet; als besondere Spezialit\u00e4ten gelten Stiefm\u00fctterchen, Astern, Petunien, Begonien u. a. Die Heranzucht dieser Blumen, ihre Verbesserung, die Verh\u00fctung der Befruchtung der verschiedenen Sorten, sowie ihrer Vermischung bei der Ernte, bei der Reinigung und dem Versand ist ungew\u00f6hnlich schwierig und erfordert ein gut geschultes, absolut zuverl\u00e4ssiges Beamten- und Arbeiterpersonal, vorz\u00fcglichste Einrichtung der B\u00f6den, wie der Maschinen und eine dauernde \u00dcberwachung des Betriebes.\nDa die Blumen vielfach fremdbest\u00e4ubend sind, sch\u00fctzen oft gro\u00dfe r\u00e4umliche Trennungen nicht vor ungewolltem Besuch von Insekten, dem l\u00e4stige Bastardierungen folgen. Ein scharfes Ausmerzen aller nicht typischen Pflanzen und allj\u00e4hrliches Auszeichnen der sch\u00f6nsten Individuen zur Schaffung konstanter Sorten ist hier mehr als bei jeder anderen Z\u00fcchtung unbedingtes Erfordernis, da ein Unterlassen der Selektion auch nur in einem Jahre R\u00fcckschl\u00e4ge zur Folge hat, die einen kaum wieder gutzumachenden Schaden in z\u00fcchterischer Beziehung bedeuten w\u00fcrden. W\u00e4hrend die Fruchtbildung bei den frei bl\u00fchenden Sorten durch die Natur in gen\u00fcgendem Ma\u00dfe besorgt wird, warten Gew\u00e4chshauspflanzen, wie Begonien, Gloxinien, aber auch manche freibl\u00fchende, wie Petunien und Calceolarien, auf die Hand des G\u00e4rtners, da f\u00fcr sie keine Insekten vorhanden sind, die ihnen bei ihrer fremdbest\u00e4ubenden Eigenart den Pollenstaub zutragen k\u00f6nnten. Eine gro\u00dfe Rolle in der Blumenz\u00fcchtung spielt selbstverst\u00e4ndlich die Schaffung neuer Formen, welche durch Bastardierungen oder auf Grund spontaner Variationen entstanden sind.\nEs werden gez\u00fcchtet: Erbsen (64 verschiedene Sorten), Krupbohnen (61), Stangenbohnen (36), Gartenbohnen (12), Bohnenkraut (2), Borretsch, Zichorien (5), Dill, Endivien (8), Esdragon, Gurken (36), Isop, Kerbel (3), Kerbelr\u00fcben (2), Blumenkohl (17), Weisskohl (21), Rotkohl (12), Wirsing (15), Rosenkohl (6), Bl\u00e4tterkohl (21), Kohlrabi (19), Kohlr\u00fcben (20), Kresse (6), Speisek\u00fcrbis (15), Tomaten (20), Majoran, Mangold (6), Melisse, M\u00f6hren (31), Pastinake (4), Petersilie (8), Petersilienwurzel (3), Pimpinelle, Porro (6), Portulak (2), Radies (26), Rapunzel (5), Raute, Rettich (26), Mair\u00fcben (4), Herbstr\u00fcben (12), Rote R\u00fcben (7), Kopfsalat (45), Pfl\u00fccksalat (2), Schnittsalat (5), Bindsalat (5), Salbei, Sauerampfer (2), Sellerie (9), Spinat (12), Thymian, Zwiebeln (14) usw. usw., etwa 850 Sorten.\nD. Getreidez\u00fcchtung.\nDa die Z\u00fcchtungs- und Auslesemethoden bei den vier Getreidearten die gleiche Entwicklung genommen haben, ist eine Zusammenfassung derselben ausreichend, um ihren Werdegang in der Firma zu schildern. Wie \u00fcberall, fand urspr\u00fcnglich einfache Veredlungsz\u00fcchtung mit Massenauslese statt, und zwar anfangs von Fruchtst\u00e4nden, dann von ganzen Pflanzen. Erst","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt lind Braunschweig.\n257\nallm\u00e4hlich entwickelte sich die Individualauslese bis zur jetzigen Vervollkommnung, und es wird heute fortgesetzte Individualauslese mit Auseinanderhaltung und Leistungspr\u00fcfung der einzelnen St\u00e4mme ausgef\u00fchrt. Neben der Veredlungsauslese, die bei den einzelnen Pflanzen nach der einen oder der anderen Seite hin das Ausma\u00df bestimmter Eigenschaften zu ver\u00e4ndern die Aufgabe hat, wird auch Neuz\u00fcchtung auf Grund spontaner Variationen oder Bastardierung getrieben.\nDie Veredlung hat in letzter Hinsicht eine Ertragssteigerung _der einzelnen Individuen und damit der Ernte im Auge. Dieses Ziel wird von\nBild 147: Mette - Quedlinburg. Getreideselektion.\nder Firma Mette dadurch zu erreichen gesucht, da\u00df man vor allem die Steifheit und Widerstandsf\u00e4higkeit des Halmes bei h\u00f6chstens mittlerer L\u00e4nge und mittlerer Bestockung zu vergr\u00f6\u00dfern sucht. Erst ein kr\u00e4ftiger, nicht zu langer Halm ist in der Lage, schwere \u00c4hren zu tragen und starken D\u00fcngergaben, wie Unbilden der Witterung standzuhalten. Dementsprechend findet als erstes Selektionsmoment bei der Verarbeitung der Elite die Auswahl nach der Festigkeit des Strohes statt, und erst wenn dieses den gestellten Anforderungen gen\u00fcgt, wird auf die Ermittlung und Pr\u00fcfung der Ertr\u00e4ge von Pflanze und Halm und der sonstigen Eigenschaften eingegangen.\nZur Heranzucht der Eliten und zur Aufnahme der Parzellen f\u00fcr die Leistungspr\u00fcfung der St\u00e4mme dient ein ausgedehnter Zuchtgarten. Er be-\nDeutsche Pflanzenzucht.\t17","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nForm. A.\nHeinr. Mette, Samenz\u00fcchterei, Quedlinburg. Jahr 191\nK\u00f6rner\nAbstam-\nmung\nAnzahl\nAusge-\nglichen-\nheit\nGewicht\nPflanze\nHalm\nPflanze Halm\nI. II. III.\nForm. B.\nHeinr. Mette, Samenz\u00fcchterei, Quedlinburg. Jahr .......................\nr\u00f6\nH\u2014\u00ab\nhP\nAbstam-\nmung\na. b.\nNr. ! Jahr\n4.\t5.\n\u00a9 \u00a9 b\u00df S3\n:p G\nS3 C\u00d6\n03 g\nSh \u00a3\n03 3\nG\nO \u201e m bi 03 03\n6.\nZahl der a. b. c.\n03\n:c3 03\nCG cl\n\u00a9 \u00c8J b\u00df:G\nc3\nG \u00a9\nc3 S3\n\u00d6D G\n\u00ab G\n1 s\n> g\n\u00a9 HH\n\u00c6 P-f :G\nin % a. b.\n\u00f6 \u00a9 G ^ \u2022\u00a9 .\u00d6C\n*1\nSh \u00a9 \u00a9 M\nd.\u201c\n9.\nZeit der a. b. c. d.\ns i\n\u0153 I H\n10.\nBesondere Bemerkungen \u00fcber\na. I b. I c.\nWetter Lager\nKrank-\nheit\nfindet sich im Felde und wechselt mit 54 angrenzenden gleich gro\u00dfen Ackerpl\u00e4nen, um stets anderseiben Stelle in der Fruchtfolge : H\u00fclsenfrucht, R\u00fcben, Halmfrucht, Fr\u00fchkartoffeln (ged\u00fcngt), Getreidezuchtgarten wiederzukehren. Die K\u00f6rner der Elitepflanzen werden in 3 m breiten Beeten nach dem Lineal, das mit Marken versehen ist, in vorher gezogene Reihen auf 20 : 10 cm bei Winterung und auf 20 : 6 cm bei Sommerung ausgelegt. Bei der Ernte werden die Pflanzen eines Beetes, soweit nicht schon \u00e4u\u00dfere Umst\u00e4nde, wie Lager, Krankheit, Unausgeglichenheit u. a. eine Fortzucht verbieten, mit der Wurzel dem Boden entnommen und mit Ausschlu\u00df der Randpflanzen","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n259\nIndividual-Auslese von\nForm. A.\n8.\nHalm\na.\nb.\nGewicht des Strohs inkl. Spreu pro\nPflanze Halm\nFestig-\nkeit\ngegen\nBruch\nI. IL III.\nd.\n43 G\nS\u00f6lS\nSx\nS \u00f6\ng ja\n:3 53\nAusge-\nglichen-\nheit\n!l. II. III\n9.\n\u00c4hre\nb.\n34\nVoller\nBesatz\nI. II. III.\nd.\nO\n\u2022*3\n<\u00fc\n1 2 L_, \u2022\u2014>\n\u00ab\u00d6 \u00fc\nS-H\n\u00d6 :<1\nP\ne.\n10. Wurzel\nBe-\nwurze-\nlung\nI. II. III.\n11.\nGesamt-\nKlasse\nb. : c. II. III.\n12.\nec\na\n3\n34\ns\nCD\nX\nForm. B.\nStamm-Auslese von\n11.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t12. Ver- erbung\t13.\nGeerntete Pflanzen\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nKlasse\t?\tAnzahl\ttr\tGe c. \u00f6 ce fl \u00d6 & \u00a3 N\tsvicht der d. [ e. 31 'S :0 <v\tt-, m e\t&\t\tpro P f. K\u00f6r- ner\tflanze er. \u00bb Stroh\th. Durchschnittliche Anzahl der Halme\tpro i. K\u00f6r- ner\tlalm k. Stroh\tErtrag pro Morgen (2500 qm) 1.\t, m. K\u00f6r' | Stroh ner 1\t\t\t\nI\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nII\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nIII\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nzu einem Bund vereinigt, das, mit der Nummer des Beetes versehen, ins Laboratorium gelangt. Dort werden die Bunde einzeln, Pflanze f\u00fcr Pflanze, durchgesehen, die dem Zuchtideal entsprechenden Individuen herausgelesen und mit ihnen die im nebenstehenden Formular A angegebenen Untersuchungen vorgenommen. Vom Rest wird noch die Halmzahl pro Pflanze einzeln, dann aber gemeinsam nach Drusch und Reinigung durch Maschinen der Ertrag der einzelnen Beete festgestellt. Formular B, das zum Teil im Zuchtgarten w\u00e4hrend der Vegetationszeit gef\u00fchrt wird und neben dem Nachweis der Pflanzen- und Beetertr\u00e4ge (I und II) auch die Stamm-\n17*","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"2 60\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nPr\u00fcfungsergebnisse (III) aufzunehmen hat, liefert den Nachweis der wertvollsten St\u00e4mme, Formular A den der besten Pflanzen dieser St\u00e4mme, der Eliten.\nDas erste Jahr nach der Auslese zeigt mithin die Nachkommen der K\u00f6rner einer Pflanze in einem Beet. Von diesem werden die besten Pflanzen, soweit ihre n\u00e4here Pr\u00fcfung nicht ein Ausschlie\u00dfen von der Weiterzucht veranla\u00dfte, wiederum als Eliten, die K\u00f6rner einer jeden Pflanze f\u00fcr sich, ausgelegt, w\u00e4hrend der Rest als Stamm zur Aussaat kommt und als solcher beobachtet, geerntet und gepr\u00fcft wird. Erst wenn diese Stammpr\u00fcfung zur Zufriedenheit ausf\u00e4llt, wird der von den besten St\u00e4mmen geerntete Samen im dritten Jahre zur Vermehrung im Felde ausgedrillt und im Herbst des vierten Jahres fr\u00fchestens zum Verkauf bestimmt.\nEs werden gez\u00fcchtet:\nHeinr. Mettes Squarehead-(Dickkopf-)Weizen.\nDieser wurde im Jahre 1880 aus England bezogen. Zuchtziel: typische Squarehead-\u00c4hre, nicht zu langes starkes Stroh, mittlere Bestockung, gro\u00dfe Winterfestigkeit, hoher Halmkornertrag und kleberreiches Korn.\nHeinr. Mettes Rauhweizen (Rivetts bearded).\nZuchtziel: Starkes, widerstandsf\u00e4higes, mittellanges Stroh, lange, grannenhaltende, dicht besetzte, volle \u00c4hre, mittelsp\u00e4t reifend.\nHeinr. Mettes Zeel\u00e4nder Roggen.\nDie Originalsaat wird seit 1882 bearbeitet.\nZwei Zuchtrichtungen: 1. im Stroh ziemlich lang, anspruchsloser, mehr f\u00fcr mittlere Bodenarten, lange vollbesetzte, vierkantige \u00c4hre, hoher Halmkornertrag, mittlere Bestockung, gro\u00dfe Winterfestigkeit, Lagerfestigkeit; 2. etwa 10 cm k\u00fcrzer im Stroh als 1, mittellange, vollbesetzte vierkantige \u00c4hre, hoher Halmkornertrag, mittlere Bestockung, gro\u00dfe Winterfestigkeit, mehr f\u00fcr bessere B\u00f6den, Lagerfestigkeit.\nHeinr. Mettes Sommerweizen, roter Bordeaux.\nZuchtziel: Starkes, lagerfestes, mittellanges Stroh, mittlere Bestockung, hoher Halmkornertrag, mittellange dichte \u00c4hre, an der \u00c4hrenspindel festsitzende \u00c4hrchen, K\u00f6rner nicht leicht ausfallend.\nHeinr. Mettes Ligowohafer.\nZuchtziel: Starkes, widerstandsf\u00e4higes, kurzes Stroh, hoher Halmkornertrag, Fr\u00fchreife.\nHeinr. Mettes Hannagerste.\nZuchtziel: Starkes, kurzes Stroh, mittlere Bestockung, feines, stickstoffarmes Korn, Fr\u00fchreife; mehr f\u00fcr mittlere B\u00f6den.\nHeinr. Mettes Chevaliergerste.\nZuchtziel: Starkes, kurzes Stroh, mittlere Bestockung, feines, stickstoffarmes Korn, mittelfr\u00fch reifend; f\u00fcr mittlere und bessere B\u00f6den.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n261\nDie Durchf\u00fchrung der Z\u00fcchtung der vielen S\u00e4mereien in der besprochenen Weise ist nur erm\u00f6glicht durch das Vorhandensein gro\u00dfer Ackerfl\u00e4chen, welche auch au\u00dferdem r\u00e4umlich voneinander getrennt liegen m\u00fcssen, sowie durch ausgedehnte Boden- und Speicheranlagen. Die Firma Heinr. Mette bewirtschaftet zurzeit etwa 750 ha, wovon ein geschlossener Komplex von etwa 350 ha um das Rittergut Gersdorfer Burg (3 km von Quedlinburg entfernt) und der Rest in der ungef\u00e4hr 9000 ha gro\u00dfen Flur Quedlinburgs verteilt liegt. Die S\u00e4mereien werden im Fruchtwechsel mit Getreide, R\u00fcben und Kartoffeln angebaut. Es werden bedeutende Quantit\u00e4ten animalischen D\u00fcngers verwendet und au\u00dfer dem bei starker Mastviehhaltung selbst gewonnenen D\u00fcnger noch gro\u00dfe Mengen Pferdedung aus der Stadt zugekauft, auch werden gro\u00dfe Gaben Kunstd\u00fcnger, besonders Phosphors\u00e4ure, gegeben.\nAn Maschinen sind vorhanden:\n1 elektrische Licht- und Kraftanlage mit 2 Dampfmaschinen \u00e0 20 HP., 3 Samendreschmaschinen,\n3 Dampfdreschmaschinen,\nferner viele Reinigungsmaschinen, als:\n16 Stoppelmaschinen, Auskernmaschinen, Sortiermaschinen, elektrisch betriebene Aufz\u00fcge, Gasmotore, Hobelmaschine, Bohrmaschine usw.\nEs werden besch\u00e4ftigt:\n2 Oberbeamte,\t75 G\u00e4rtner,\n18 Beamte im Kontor,\t800 Leute.\nIm Laboratorium, das mit allen Mitteln des modernen Pflanzenzuchtbetriebes ausgestattet ist und fachkundiger Leitung untersteht, sind im Herbst bzw. Winter 1907 u. a. folgende Untersuchungen ausgef\u00fchrt worden:\nN\u00e4her bestimmt\na) bei Getreide\tPflanzen zur Untersuchung gelangt im ganzen\tauf Korn-, Strohertrag, Bestockung, L\u00e4nge, Festigkeit, Kornbeschaffenheit\tZur Elite ausgew\u00e4hlt Anzahl\n\t\tusw. usw.\t\nRoggen, Zeel\u00e4nder .\t12 600\t1806\t148\nWeizen, Square head .\t21 000\t1452\t295\n\u00bb\tRivetts bearded .\t6 000\t450\t120\nHafer, Ligowo ....\t10 000\t1735\t190\nGerste, Chevalier. .\t.\t15 000\t1372\t170\n\u00bb\tHanna ....\t16 000\t1626\t125\nSommerweizen, Bordeaux\t14 500\t3468\t279\n\tauf Form\tauf Zucker-\t\n\tund Gr\u00f6sse\tgehalt\t\nb) bei Zuckerr\u00fcben .\t699 120\t445 440\t17 913","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nauf Form und\nc)\tbei Futterr\u00fcben .\t40 000\nd)\tbei Zichorien\nMagdeburger spitzk\u00f6pfige\t5 000\ne)\tGebrauchswertbestimmungen (Feuchtigkeits-, Reinheits-mungen)\nf)\tGebrauchswertbestimmungen samen\nGr\u00f6\u00dfe\tauf N\u00e4hrwert\n6200\nauf Gewicht und Trockensubstanz\n1600\t380\nvon R\u00fcbensamen:\nund Keimf\u00e4higkeitsbestim-\netwa 6 000\nvon Gem\u00fcse- und Blumen-\netwa 10 000\nIm Saatgetreidezuchtgarten sind u. a. ausgelegt zur Einzelbeobachtung\nRoggen .\t45 220 K\u00f6rner auf 20:10\t\nWeizen .\t160 960\t,,\t\u201e 20:10\nRauhweizen\t24 000\t,, 20:10\nLigowohafer .\t39 000\t\u201e 20: 6\nChevaliergerste\t22 650\t\u201e 20: 6\nHannagerste .\t19150\t\u201e 20: 6\nSommerweizen\t41 850\t,,\t\u201e 20: 6\nQuedlinburg.\nHeinr. Mette-Schlossmarke.\nBild 148.\nWilly Mette, M.d. Szg., Quedlinburg. Die Firma z\u00fcchtet nach Individualauslese: Willy Mettes Zeel\u00e4nder Roggen, Willy Mettes Squareheadweizen, Spezialzucht, Willy Mettes Sommer-Squareheadweizen, Neuz\u00fcchtung; nach Massenauslese : Willy Mettes Ligowohafer, sowie verschiedene Erbsensorten : Mark-Erbsen, Telephon gro\u00dfschotige, Exelsior-Erbsen, fr\u00fche gro\u00dfschotige, Canning - Erbsen, mittelfr\u00fche Mark ; ferner folgende Sorten Krupbohnen : Kaiser Wilhelm, wei\u00dfgrundige Hinrichs Riesen, breite Schlachtschwert. Nachgebaut werden: Goldthorpe-Gerste und Hanna-Gerste 1. Abs.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n263\nDavid Sachs, M. d. Szg., Quedlinburg. Seit dem Bestehen der Firma David Sachs (1879) besch\u00e4ftigt sich dieselbe mit der Veredlung und Vervollkommnung aller Gem\u00fcse- und Blumenarten, sowie mit der daraus resultierenden Einf\u00fchrung einer sehr gro\u00dfen Anzahl von Neuz\u00fcchtungen in fast allen Gattungen von Gem\u00fcsen und Blumen. Stets ist dabei das leitende Prinzip gewesen, eine Neuheit nur dann einzuf\u00fchren, wenn sie nicht nur von der bisherigen Form abwich, sondern wenn es erwiesen war, da\u00df sie in der Tat so wertvolle Eigenschaften besa\u00df, um dem gesamten Welthandel von Nutzen zu sein und somit von ihm aufgenommen zu werden.\nBild 149: Schobbert- Quedlinburg. R\u00fcbensamenfeld.\nErw\u00e4hnt seien hier nur als von der Firma David Sachs eingef\u00fchrt Krupbohnen, Saxonia; Stangenbohnen, Sachs\u2019 Korbf\u00fcller; Erbsen, Sachs\u2019 Mai, Sachs\u2019 Ideal; Rotkohl Othello; Kohlrabi Delikate\u00df; Salat Maik\u00f6nig; Tomate Goliath; Reseda Bismarck und Neunzehnhundert; die ersten kompakten Verbenen und zahlreiche andere Gem\u00fcse- und Blumenarten.\nDer eigene Betrieb umfa\u00dft 200 ha, die in erster Linie zur Heranzucht von Elitesaaten dienen. Au\u00dferdem werden allj\u00e4hrlich von zuverl\u00e4ssigen Landwirten der Provinz Sachsen und angrenzender Distrikte etwa 1500 ha mit den verschiedensten S\u00e4mereien aus den Elitesaaten und unter Kontrolle der Firma bebaut, wovon etwa 800 ha allein auf den Erbsen bau entfallen.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n\u00dcberhaupt bildet die Erbsenzucht eine Spezialit\u00e4t der Firma, welche als erste damit begann, Eliteerbsen an Dralitspalieren zu ziehen, nachdem sie durch Versuche festgestellt hatte, da\u00df nur auf diese Weise die M\u00f6glichkeit gegeben war, eine wirklich einwandfreie Elite zu z\u00fcchten und besonders auch Familienzucht zu treiben. Als bekannteste Sorten seien hier erw\u00e4hnt: Sachs\u2019\u00dcberreich, Ideal, Emir, Saxonia, Sensation, Goldk\u00f6nig, Aller-fr\u00fcheste Mai.\nCarl Schobbert & Comp., Quedlinburg. Die seit 1857 auf ihrer 375 ha gro\u00dfen Wirtschaft Zuckerr\u00fcben z\u00fcchtende Firma wendet folgende Methode an : Im Herbst werden die Mutterr\u00fcben nach Form, Blattwuchs und Gewicht ausgesucht, im eigenen Laboratorium durch Berufschemiker auf Zucker in der R\u00fcbe nach eigener erprobter Methode polarisiert. Die Auswahl der Mutterr\u00fcben geschieht nicht nur nach Zucker in der R\u00fcbe, sondern auch noch nach anderen besonderen Gesichtspunkten. Familienzucht findet statt. Die Z\u00fcchtung wird als Quedlinburger Zuckerr\u00fcbensamen, und zwar als ,,Schobberts Spezialit\u00e4t\u201c und \u201eSchobberts Ideal\u201c, in den Handel gebracht.\nI\nI\n2928 I\nBild 150: Schobbert- Quedlinburg. Mutterr\u00fcben.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n265\nBild 151: Schobbert-Quedlinburg. R\u00fcbenfeld (Mutterr\u00fcben).","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nSam. Loi'. Ziemann, Quedlinburg. Die im Jahre 1788 begr\u00fcndete Firma z\u00fcchtet in eigener Kultur auf einem Areal von etwa 250 ha seit etwa 80 Jahren haupts\u00e4chlich Elite - Zuckerr\u00fcbensamen, daneben aber auch in sachverst\u00e4ndigster Weise und in gro\u00dfem Umfang erlesenen Futterr\u00fcbensamen, sonstige \u00f6konomische Samen, sowie Gem\u00fcse- und Blumensamen aller Art.\nJ. Raecke, Hemsdorf bei Gro\u00df-Rodensleben. M. d. Szg. Hemsdorf liegt am nordwestlichen Rande, aber innerhalb der Grenze der Magdeburger B\u00f6rde, 18 km westlich von Magdeburg, 127\u2014135 m \u00fcber dem Meere. Der Boden zeigt die bekannte Art des B\u00f6rdebodens, der eine gute Milde mit einer verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig hohen Wasserkapazit\u00e4t vereinigt und zugleich hohen Humusgehalt besitzt. Die humushaltige Ackerkrume ist 0,50\u20141 m tief und lagert auf durchl\u00e4ssigem L\u00f6\u00dflehm. Die durchschnittliche j\u00e4hrliche Niederschlagsmenge ist nach der Hellmannschen Regenkarte 527 mm.\nDie erst neuere Zuchtwirtschaft hat es sich zur Aufgabe gesetzt, einen Squareheadweizen zu z\u00fcchten, der den Ertragreichtum und die Lagerfestigkeit der bekannten Squareheadarten mit zuverl\u00e4ssiger Winterfestigkeit vereint. Als Ausgangspunkt der Z\u00fcchtung diente ein von der Samenhandlung Willi. Werner & Co. in Berlin bezogener d\u00e4nischer .Squarehead, der sich als besonders winterfest und widerstandsf\u00e4hig gegen Befall erwies. Unter Anwendung der Individualauslese oder gew\u00f6hnlichen Stammbaumzucht wurde dieser Weizen dann weiter z\u00fcchterisch bearbeitet, unter besonderer Ber\u00fccksichtigung einer Blau- oder Rotf\u00e4rbung der Bl\u00fctenorgane, die nach eigenen Beobachtungen bei Winterweizen und nach den Angaben von Professor v. Tschermak und G. Fischer bei Wintererbsen, Roggen und wild wachsenden Gr\u00e4sern auf Winterfestigkeit hinweist. Unter der Bezeichnung ,,0rig. Raeckes Dickkopfwinterweizen\u201c wurde dieser Weizen im Jahre 1909 zu den Sorten Versuchsvorpr\u00fcfungen der D. L. G. hinzugezogen.\nAuch den roten Bordeaux-Sommerweizen hat Raecke z\u00fcchterisch in Arbeit genommen und erstrebt neben erh\u00f6hter Leistungsf\u00e4higkeit als Ziel besonders Unempf\u00e4nglichkeit f\u00fcr Flugbrand.\nH. Rimpau, Anderbeck. Nach \u00dcbernahme des Gutes von Beseler sind die von ersterem beim Anderbecker Hafer vorgenommenen Z\u00fcchtungen weiter fortgef\u00fchrt, auch der rote Sommerweizen ist durch \u00c4hrenauslese veredelt. Beselers z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit in Anderbeck ist mit unter \u201eWeende\u201c geschildert.","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n267\nBild 152. Gesamtansicht von Schlanstedt.\nSchianstedt.\nDurch den Namen Wilhelm Rimpaus und neuerdings durch die anderen beiden Firmen, H. Strube und Behrens & Co., ist Schlanstedt als Zuchtst\u00e4tte sehr bekannt geworden. Es lag daher nahe, die drei Schlanstedter Wirtschaften zusammenzufassen.\nW. Rimpau, Dom\u00e4ne Schlanstedt, Bez. Magdeburg.\nDas Dorf Schlanstedt liegt im Kreise Oschersleben zwischen dem Huywalde und dem sog. Oschersleber\u2014Jerxheimer Bruche. Auf einer Anh\u00f6he von etwa 100 m \u00fcber dem Meere erhebt sich die alte Burg Schlanstedt im Dorfe, und unmittelbar daran schlie\u00dfen sich die Geb\u00e4ude des Dom\u00e4nengeh\u00f6ftes; im unteren Teile des Dorfes liegt ein zweites Geh\u00f6ft und 5 hm \u00f6stlich das Vorwerk Neudamm.\nBis dorthin erstrecken sich die Acker und Wiesen der Dom\u00e4ne.\nDer gr\u00f6\u00dfte Teil des Ackerlandes, etwa 500 ha, besteht aus humosem, mildem, kalkreichem Lehm von g\u00fcnstiger physikalischer Beschaffenheit mit durchl\u00e4ssigem L\u00f6\u00dfmergeluntergrund; ein anderer Teil des Ackers, etwa 50 ha, in den Niederungen, welche den \u00dcbergang zu dem oben erw\u00e4hnten Bruche bilden, hat eine flache humose Krume mit stark gipshaltigem Tonmergeluntergrunde. Diese B\u00f6den versagen leicht in extremen, sowohl nassen wie trockenen Jahren. Etwa 50 ha Acker befinden sich auf der Anh\u00f6he, auf","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nderen \u00f6stlichem Ende das Dorf liegt ; dieser H\u00f6henboden zeigt sehr verschiedenartige Beschaffenheit: teils flachgr\u00fcndigen, steinigen, schwach liumosen Sand, teils strengen, schwer zu bearbeitenden Ton und Tonmergel. Au\u00dferdem sind 100 ha fr\u00fchere Wiesen im Bruche zu Ackerland gemacht worden, die aus sehr feinerdereichem, schwach lehmigem Humus mit gipshaltigem Tonmergeluntergrunde bestehen; diese \u00c4cker sind, ebenso wie die \u00e4hnlich beschaffenen Wiesenb\u00f6den, leicht \u00dcberschwemmungen ausgesetzt und liefern unsichere Ertr\u00e4ge.\nDas Klima ist als ein gleichm\u00e4\u00dfiges, gem\u00e4\u00dfigt-kontinentales zu bezeichnen. Die Regenh\u00f6he betr\u00e4gt 547 mm im Durchschnitt von 19 Jahren, von denen das trockenste Jahr 378 mm und das feuchteste 789 mm Niederschl\u00e4ge brachte.\nVon 19 Jahren hatten:\nunter 400 mm\tNiederschl\u00e4ge\t\t1\tJahr\n4\u2014500 \u201e\t??\t\t4\tJahre\n5\u2014600 ,,\t? >\t\t10\t> ?\n6\u2014700 \u201e\t> ?\t\t3\t} i\n\u00fcber 700\t,,\tJ >\t\t1\tJahr.\nDiese Regenmengen verteilen sich auf durchschnittlich 153 Regentage im Jahre; die geringste Zahl Regentage betrug 104, die h\u00f6chste 195. Die durchschnittliche Sonnenscheindauer im Mittel von 14 Jahren ist 1552 Stunden pro Jahr; das Maximum betrug pro Jahr 1695, das Minimum 1391 Stunden. Infolge der gen\u00fcgenden Verteilung von Regen und der zeitigen Entwicklung der Vegetation im Fr\u00fchjahr kommen auch die langlebigen, ergiebigsten Getreidesorten zur vollen Entwicklung, um normal ausreifen zu k\u00f6nnen.\nIm Jahre 1836 pachtete der Gro\u00dfvater des jetzigen Inhabers der Firma, August Wilhelm Rimpau, die Dom\u00e4ne, gr\u00fcndete 1839 die Zuckerfabrik und f\u00fchrte damit schon damals starken R\u00fcbenbau ein. Schianstedt war eine der ersten Zuckerr\u00fcbenwirtschaften und war dadurch anderen Wirtschaften in fortschrittlicher Entwicklung voraus. Der kultivierende Einflu\u00df des R\u00fcbenbaues auf die \u00c4cker und die Ernten der \u00fcbrigen Fr\u00fcchte blieb nicht aus. 1861 wurde neben der Zuckerfabrik eine Spiritusbrennerei errichtet, durch die der Kartoffelbau erweitert wurde. 1865 trat der Vater des jetzigen P\u00e4chters, Amtsrat Dr. W. Rimpau, in die Wirtschaft ein und begann zwei Jahre darauf seine pflanz;enz\u00fcchterische T\u00e4tigkeit.\nDie Anwendung von k\u00fcnstlichen D\u00fcngemitteln nahm zu und steigerte die Ertr\u00e4ge in den 70er Jahren; die sehr verst\u00e4rkte Anwendung von Kunstd\u00fcnger und die Einf\u00fchrung und Z\u00fcchtung neuer Getreidesorten trug zu der pl\u00f6tzlichen Steigerung der Ertr\u00e4ge vom Jahre 1880 ab bei, wie aus beifolgender Tabelle zu ersehen ist.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n269\nrclischnittli\t\tche Ernten pro M\t\torgen in Zentne\t\n\t\tWeizen\tRoggen\tGerste\tHafer\n\t1860/64\t10,77\t9,40\t10,92\t12,25\n\t1865/69\t10,81\t9,53\t11,17\t12,29\n\t1870/74\t11,80\t9,41\t11,10\t13,18\n\t1875/79\t12,70\t9,78\t10,37\t14,74\n\t1880/84\t11,66!)\t12,39\t13,88\t15,86\n\t1885/89\t15,30!)\t11,56\t16,37\t17,00\n\t1890/94\t16,76!)\t12,76\t16,39\t15,84\n\t1895/98\t16,40!)\t12,27\t15,05\t16,30\n\tWinterweizen Sommerweizen Roggen\t\t\tGerste\tHafer\n1899\t15,09\t11,84\t13,56\t14,99\t16,15\n1900\t16,97\t14,31\t12,28\t14,79\t16,91\n1901\t16,53\t12,61\t15,94\t15,83\t16,31\n1902\t17,00\t14,80\t12,51\t14,00\t18,69\n1903\t19,37\t17,76\t16,03\t16,00\t20,66\n19041 2)\t13,00\t12,00\t12,50\t15,00\t15,00\n19052)\t11,88\t10,42\t13,72\t13,04\t13,27\n19063)\t14,76\t13,40\t13,32\t14,04\t14,95\n19074)\t\u2014\t17,48\t15,40\t15,44\t17,58\n1908\t15,18\t12.11\t16,32\t12,72\t15,36\nIn den 70 er Jahren arbeitete Amtsrat Dr. W. Rimpau z\u00fcchterisch haupts\u00e4chlich theoretisch, um sich durch Versuche \u00fcber die Grundlagen der Z\u00fcchtung zu informieren, wenn er auch schon den \u201eSchlanstedter Roggen\u201c gez\u00fcchtet und als Saatkorn verkauft hatte. In den 80er Jahren kam die z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit zur vollen Entfaltung, basierend auf der gewonnenen Grundlage.\nDas in Schianstedt gez\u00fcchtete Saatkorn wurde auf eigenen \u00c4ckern vermehrt und nur selbstproduzierte Ware kam zum Verkauf; in sp\u00e4teren Jahren wurde ein Teil des Saatkorns auf dem Rittergute Langenstein bei Halberstadt gebaut, um die Trennung der einzelnen Sorten zu erleichtern. Der n\u00f6tige Bodenraum zur Herrichtung des Saatkorns wurde durch den Ausbau der im Jahre 1885 eingegangenen Zuckerfabrik zum Getreidespeicher gewonnen und damit eine zweckm\u00e4\u00dfige Anlage geschaffen. Nach dem Tode des Amtsrats Dr. Rimpau (1903) f\u00fchrte sein Sohn W. Rimpau, Dom\u00e4nenp\u00e4chter in Schianstedt und Rittergutsbesitzer in Langenstein, die z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit des Vaters in gleicher Weise fort. Es wurden in den folgenden Jahren noch einige Anlagen f\u00fcr die Z\u00fcchtung notwendig: so wurde 1903 ein neues Laboratorium (Abb. 153) zur Untersuchung der\n1)\tWinter- und Sommerweizen.\n2)\tStark verhagelt 30 \u00b0/o-\n3)\tUnwetter, Sturm und Regen.\n4)\tAusgewintert.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nMutterr\u00fcben und der Elitepflanzen des Getreides erbaut mit einer elektrisch betriebenen Bohr- und Dreschmaschine nach einem noch von Amtsrat Dr. W. Rimpau entworfenen Plane. Ferner wurde eine Trocknungsanlage f\u00fcr R\u00fcbenkerne im Anschlu\u00df an die Spiritusbrennerei gemacht.\nEine Erweiterung erfuhren die Bodenr\u00e4ume im Jahre 1907 durch den Ausbau eines neuen Speichers mit mechanischem Antrieb der Reinigungsmaschinen f\u00fcr Roggen und R\u00fcbensamen.\nVon dem gesamten Ackerlande der Dom\u00e4ne werden 2/6 mit R\u00fcben und R\u00fcbensamen, V6 mit Kartoffeln und Gem\u00fcse und 3/6 mit Halmfr\u00fcchten bebaut.\nBild 153. Rimpau-Schlanstedt: Laboratorium mit Bohrmaschine.\nDie pflanzenz\u00fcchterische T\u00e4tigkeit in Schianstedt l\u00e4\u00dft sich folgenderma\u00dfen einteilen:\nI.\tGrundlegende Untersuchungen und Aufstellung von z\u00fcchterischen Methoden. Beginn der Z\u00fcchtung des Roggens 1867\u201480.\nII.\tErzeugung neuer Formen durch Kreuzung. Z\u00fcchtung durch \u00c4hrenauslese. R\u00fcbenz\u00fcchtung 1880-90.\nIII.\tFortsetzung der Z\u00fcchtung in gleicher Weise und beginnende Individualauslese 1890\u20141900.\nIV.\tSeit 1900. Das geschaffene Material wird durch Individualauslese mit nachfolgender reiner Familienzucht gez\u00fcchtet. \u00c4hrenauslese verschwindet.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n271\nAls Amtsrat Dr. W. Rimpau 1865 anfing zu wirtschaften, kannte man noch keine Getreidez\u00fcchtung in Deutschland im heutigen Sinne, sondern au\u00dfer den alten Landsorten baute man ausl\u00e4ndische Sorten, besonders aus England bezogene, dessen Z\u00fcchter uns Deutschen voraus waren und manches in der Z\u00fcchtung geleistet hatten ; es waren Sorten wie Rivetts Bearded und verschiedene Halletsche Sorten, Spalding, Goldendrop u. a. m. Meistens wurden aber noch die alten Landsorten gebaut, wie Probsteier Roggen und deutscher Landweizen. Im Jahre 1867 begann Amtsrat Rimpau die erste Auswahl des sp\u00e4teren sog. ,,Schlanstedter Roggens\u201c durch \u00c4hrenauslese aus Probsteier Roggen und sprach drei Jahre sp\u00e4ter zum ersten Male seine z\u00fcchterischen Ideen in einem Vortrage im landwirtschaftlichen Verein zu Halberstadt mit folgenden Worten aus1): \u201eIch glaube, da\u00df man aus den importierten Variet\u00e4ten durch sorgf\u00e4ltige Kultur zum speziellen Zwecke der Saatkornerzeugnis durch \u00c4hrenauswahl, durch zweckm\u00e4\u00dfige Behandlung des gedroschenen Saatgutes wiederum bessere Variet\u00e4ten heranz\u00fcchten kann.\u201c\nZun\u00e4chst arbeitete er weiter an der Z\u00fcchtung des Roggens durch \u00c4hrenauslese, indem er besonders kr\u00e4ftige \u00c4hren vom Rande des Feldes aus-schnitt und vermehrte. Bald stellte sich jedoch heraus, da\u00df diese \u00c4hren zur Zucht untauglich seien, und nun wurden sch\u00f6ne, ausgebildete \u00c4hren aus vollem Best\u00e4nde ausgew\u00e4hlt. Der Erfolg war, da\u00df der \u201eSchlanstedter Roggen\u201c sich von anderen Sorten durch auffallende L\u00e4nge der \u00c4hren und Halme auszeichnete und bessere Ertr\u00e4ge gab. Gleichzeitig wurden neben dieser Veredlungsauslese neue Formen gesucht durch Auswahl spontaner Variationen, z. B. wurden mehrere Formen des deutschen Landweizens, be-grannte, wei\u00dfe und kurze, gefunden, weitergebaut und teilweise bei sp\u00e4tem Kreuzungen benutzt.\n1875 machte Amtsrat Dr. W. Rimpau die ersten Versuche, neue Formen zu erzeugen durch k\u00fcnstliche Kreuzungen verschiedener Weizensorten, in der Absicht, die Ertr\u00e4ge des Landweizens durch Kreuzung mit englischen Sorten zu erh\u00f6hen, und die Qualit\u00e4t und Widerstandsf\u00e4higkeit der englischen Sorten zu verbessern. Um nat\u00fcrliche Kreuzungen zu beobachten und mehrere Sorten vergleichen zu k\u00f6nnen, baute er viele Sorten nebeneinander an; so zeigten die Versuchsfeldregister der 70er Jahre 60\u2014-150 Nummern verschiedener Sorten und Kreuzungen; von diesen sind hervorzuheben :\nGoldendrop cf X deutscher Landweizen $, deutscher Landweizen cT X Goldendrop $, Goldendrop cf X deutscher Landweizen (begrannte Variation)?, deutscher Landweizen cf X Rivetts Bearded ?, kurze Variation von Spalding-Weizen, sp\u00e4t reifender Roggen u. a. m. Gleichzeitig machte Amtsrat Dr. W. Rimpau Beobachtungen \u00fcber das Bl\u00fchen des Getreides, insbesondere des Roggens, dessen Selbststerilit\u00e4t er nachwies, und legte seine Erfahrungen\n1) Mitteilungen aus den Verhandlungen des landwirtschaftlichen Vereins f\u00fcr das F\u00fcrstentum Halberstadt und der Grafschaft Wernigerode. M\u00e4rz-April-Mai 1870 S. 34.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nZweiter Teil : Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nnieder in den Schriften: \u201eZ\u00fcchtung neuer Getreidevariet\u00e4ten\u201c1) und \u201eDie Selbststerilit\u00e4t des Roggens.\u201c \u201eDas Bl\u00fchen des Getreides\u201c2), \u201eZ\u00fcchtung auf dem Gebiete landw. Kulturpflanzen\u201c3). Das Ergebnis der Arbeit eines Jahrzehnts war die Erkenntnis und der Beweis, da\u00df sich durch verschiedene Methoden der Z\u00fcchtung neue Formen erzeugen und vorhandene Formen verbessern lassen; ferner waren Unterlagen geschaffen, auf denen planm\u00e4\u00dfig weitergebaut werden konnte. Schon damals sprach sich Amtsrat W. Rimpau gegen die extremen Ansichten \u00fcber Z\u00fcchtungsmethoden aus, deren Vertreter Hallet und Shirreff waren (vgl. Jahrbuch 1892 S. 227), Hallet z\u00fcchtete nicht neue, von den vorhandenen verschiedene Formen, sondern war bestrebt, durch Auswahl der besten Pflanzenindividuen die vorhandenen Variet\u00e4ten des Weizens zu verbessern, w\u00e4hrend Shirreff die M\u00f6glichkeit, durch Pflanzenauslese und durch sorgf\u00e4ltige Kultur erbliche Ver\u00e4nderungen an den Pflanzen herbeizuf\u00fchren, bestreitet; er h\u00e4lt die Auffindung und Erhaltung neuer, in der Natur von selbst entstehender Formen, sowie deren Erzeugung durch Kreuzung f\u00fcr das einzige Mittel Cerealien zu verbessern. Aus den Erfolgen mit der zun\u00e4chst noch primitiven Roggenz\u00fcchtung, sowie nach einem Besuche bei Hallet in Brighton 1879 erkannte Amtsrat W. Rimpau, da\u00df eine Zuchtwahl nach Hallets Methode zu Fortschritten f\u00fchren und nachahmungsw\u00fcrdig sein w\u00fcrde.\nEbenso aber sah er ein, da\u00df eine Erzeugung neuer Formen nach Shirreffs Methode durch Auswahl spontaner Variationen oder Kreuzungsprodukte ebenfalls wertvoll sei zur Schaffung neuer Formen, die dann ein Ausgangsmaterial f\u00fcr sp\u00e4tere Veredlungszucht bilden k\u00f6nnten. \u2014\nIn den achtziger Jahren setzte Amtsrat W. Rimpau die Kreuzungsversuche, welche bezweckten, die Variabilit\u00e4t der Kreuzungsprodukte zu beobachten, mit Weizen und besonders mit Gersten fort. Die meisten dieser Versuche sind beschrieben in dem Buche \u201eKreuzungsprodukte landwirtschaftlicher Kulturpflanzen\u201c 1891.\nEs wurden k\u00fcnstlich gekreuzt:\nS\u00e4chsischer roter Landweizen X Kessingland (wechselseitig) und roter deutscher Grannenweizen $ X Kessingland cf, in der Hoffnung, einen winterfesten Weizen zu erzielen mit der Ergiebigkeit des englischen Kessingland. Diese Hoffnung erf\u00fcllte sich zum Teil in bezug auf die Winterfestigkeit, wie das Fr\u00fchjahr 1881 zeigte; da aber inzwischen der ergiebigere Squarehead eingef\u00fchrt war, wurde keins von diesen Kreuzungsprodukten in Gro\u00dfkultur genommen.\nDie Nachkommenschaft der Kreuzung zwischen Rivetts Bearded ? X rotem deutschen Grannenweizen cf sah so wenig versprechend aus, da\u00df der Nachbau aufgegeben wurde.\n1)\tLandwirtschaftliche Jahrb\u00fccher 1877, Bd. 6 S. 193; S. 1073.\n2)\tLandwirtschaftliche Jahrb\u00fccher 1882, Bd. 11 S. 875.\n3)\tLandw. Kalender von Mentzel und v. Lengerke, 1883.","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n273\nDie Kreuzung von wei\u00dfem Kolbenspelz 2 X rotem deutschem Grannenweizen cf zeigte, da\u00df \u2014 ohne R\u00fccksicht auf praktische Zwecke \u2014 ein Bastard zwischen zwei verschiedenen Triticum-Formen m\u00f6glich ist.\nEine Kreuzung von Rivetts Bearded X Squarehead 1882 sollte die Vorz\u00fcge beider Sorten vereinigen; bis 1890 waren vier Formen der Nachzucht konstant geworden ; es wurden von diesen eine wei\u00dfe und eine braune Kolben weizenform bis 1905 weitergebaut, dann aber verworfen, da sie wegen mangelhafter K\u00f6rnerausbildung keinen Erfolg versprachen.\nGleichzeitig wurde gekreuzt :\nFr\u00fcher roter amerikanischer Weizen 2 X Squarehead cf, in der Absicht, einen fr\u00fcher als Squarehead reifenden Weizen zu erzielen, ein Versuch, der v\u00f6llig gelungen ist.\nDas Kreuzungsprodukt der ersten Generation zeigteeine der Mutter \u00e4hnliche Form; in der Nachzucht 1884 traten die verschiedenartigsten Formen auf, von denen die Squarehead-typen vermehrt wurden. Bis 1888 war eine squareheadartige Form zur Konstanz durchgez\u00fcchtet und wurde sp\u00e4ter unter dem Namen \u201eRimpaus Fr\u00fcher Bastard14 (Abb. 154) in Gro\u00dfkultur genommen und verkauft. 1889 \u00fcbertraf dieser Weizen alle Squareheadsorten im Ertrage infolge seiner Winterfestigkeit, 1890 stand er ihnen wenig nach, reifte aber in beiden Jahren zehn Tage fr\u00fcher. Die Weiterzucht des Weizens wurde durch \u00c4hrenauslese betrieben und erst seit f\u00fcnf Jahren durch Individualzucht, Die Erwartungen, die sich an diese Sorte kn\u00fcpften,\nDeutsche Pflanzenzucht.\tlg\nBild. 154. Orig. Rimpaus fr\u00fcher Bas tard weizen","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nwurden erf\u00fcllt; die Sorte ist brauchbar geworden f\u00fcr bessere B\u00f6den, wo sie fr\u00fcher als Squarehead reift und dadurch zur Ernteverteilung beitr\u00e4gt, ohne im Ertrage ihm nachzustehen; ferner ist der Bastardweizen bedeutend winterfester, wie der strenge Winter 1906/07 zeigte, wo aller Squarehead in Schianstedt erfror; au\u00dferdem eignet sich der Bastard f\u00fcr B\u00f6den, auf denen Squarehead nicht mehr gedeihen will.\nDie Kreuzung Mainstag \u00c7 x Squarehead sollte einen wei\u00dfk\u00f6rnigen, ertragreichen Weizen erzeugen, da sich aber bald herausstellte, da\u00df alle Wei\u00dfweizen auf Schlanstedter Boden in wenigen Jahren gelb werden, mi\u00dflang der Versuch.\nBild 155: Rimpau-Schlanstedt.\nKreuzungsprodukte von Fr\u00fchem rotem amerikanischen Weizen o X Mainstag und s\u00e4chsischem roten Landweizen ? X Squarehead d wurden mehrere Jahre versuchsweise gebaut, aber nicht in Gro\u00dfkultur genommen.\n1888 wurde die wissenschaftlich interessante Kreuzung zwischen Roggen a7' X Weizen?) (Abb. 155) mit Erfolg ausgef\u00fchrt und in dem oben erw\u00e4hnten Buche 1891 beschrieben. In der Nachkommenschaft fanden sich begrannte und unbegrannte Spelz- und Weizenformen von wei\u00dfer und brauner Farbe.\nEine squareheadartige Form, die offenbar durch nochmalige nat\u00fcrliche Kreuzung mit Weizen entstanden ist, zeigte einen ungew\u00f6hnlich starken Halm und sch\u00f6ne \u00c4hren und wurde deswegen vermehrt. Da sie aber trotz-","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n275\ndem nicht lagerfest und die Kornqualit\u00e4t schlecht war, wurde der Weiterbau auf gegeben.\nVon allen diesen zahlreichen Weizenkreuzungen ging als einziges brauchbares Produkt der fr\u00fche Bastard hervor, ein Zeichen daf\u00fcr, wie schwer und langwierig es ist, ohne Kenntnis des Mendel-schen Gesetzes aus Kreuzungen brauchbare Sorten zu z\u00fcchten.\n1885 machte Amtsrat W. Rimpau die ersten Gerstenkreuzungen in der Absicht, die M\u00f6glichkeit einer Kreuzung heterogener Gerstensorten na chz u weisen und die Variationen der Produkte zu beobachten.\nZu diesem Zwecke wurden k\u00fcnstlich gekreuzt :\nSteudels Gerste ?\nX Gabelgerste cf, Pfauengerste $ X Gabelgerste \u00f6*. Au\u00dferdem fand Amtsrat Rimpau mehrere nat\u00fcrliche Kreuzungen und beobachtete deren Nachzucht, z. B. Hordeum Actrastichum violarum $\nX Hordeum distichum nutans cf, Hordeum Ac-trastic/ium violarum $\nX Steudels Gerste cf,\nHordeum Actrastichum\tBild\t156.\ncoeleste ? X Hordeum Orig- Rimpaus Schlanstedter Roggen. Dicht\u00e4hrige Keuz\u00fcchtung. compositum cf, Hordeum\nActrastichum pallidum \u00a5 X Hordeum distichum nutans cf. Alle diese Formen sind in dem Buche \u00fcber Kreuzungsprodukte 1891 beschrieben.\nSp\u00e4ter wurde Hannagerste gekreuzt mit einer grannenlosen (nicht etwa grannenwerfenden) wei\u00dfen zweizeiligen Gerste, die als Neuheit aus der Kreuzung Steudels Gerste $. x Gabelgerste cf hervorgegangen war; aus\n18*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ndieser Kreuzung entstand die sog. ,.grannenlose Hannagerste\u201c. \u2014 Diese wollte Amtsrat W. Rimpau in Gro\u00dfkultur nehmen; sein Sohn mu\u00dfte den Versuch aber aufgeben, weil die Gerste zu stark zum Staubbrandbefall neigte. 1905 fand er aus der grannenlosen Hanna durch die sehr heterogene\nnat\u00fcrliche Kreuzung mit sechszeiliger schwarzer Gabelgerste eine gro\u00dfe Menge neuer Formen, von denen besonders eine grannenlose schwarze und wei\u00dfe Pfauengerste als Neuheit zu bemerken sind.\nMit Hafer machte Amtsrat W. Rimpau keine k\u00fcnstlichen Kreuzungen, jedoch beobachtete er nat\u00fcrliche Kreuzungen von Rispen- und Fahnenhafer. In kleinerem Ma\u00dfstabe kreuzte er noch einige Erbsensorten und Runkelr\u00fcben.\nNeben diesen z\u00fcchterischen Versuchen auf dem Gebiete der Kreuzung arbeitete er eifrig durch \u00c4hrenauswahl an der Z\u00fcchtung des Schlanstedter Roggens (Abb. 156) ebenso u'urde die Z\u00fcchtung des Square-heads (Abb.157) begonnen. \u2014 Ferner machte er den Versuch mit dem Anbau von drei\u00dfig verschiedenen Winterweizensorten im Fr\u00fchjahr, um zu sehen, welche von den Sorten sich am besten f\u00fcr den Anbau als Sommerweizen eigne.\nBild 157. Orig. Rimpaus Squarehead-Weizen.\tAm besten scho\u00dfte der\nfranz\u00f6siche Bordeaux weizen, der nun als Sommerweizen 1890 in Gro\u00dfkultur genommen wurde und unter dem Namen ,,Roter Schlanstedter Sommerweizen\u201c (Abb. 158) in den Handel kam. Die Z\u00fcchtung beruhte zun\u00e4chst ebenfalls auf \u00c4hrenauswahl; es wurden im Felde die sch\u00f6nsten \u00c4hren ohne R\u00fccksicht auf das Individuum und dessen Nachzucht ausgew\u00e4hlt und der Erdrusch als Elite vermehrt.\nIn den 90er Jahren fing Amtsrat W. Rimpau an, nach dem Muster von Beseler-Weende die vorhandenen Z\u00fcchtungen au\u00dfer durch \u00c4hrenauswahl","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n277\ndurch Individualauslese mit anschlie\u00dfender Stammbaumzueht zu verbessern. So entstanden die Zuchten von Squarehead, Rotem Schlanstedter Sommerweizen, Hannagerste (Abb. 159) Miltonhafer (Abb. 160) und die Neuz\u00fcchtung des Schlanstedter Roggens. Diese Zuchtmethode ist nun weiter ausgebildet und wird heute vom jetzigen P\u00e4chter in folgender Weise ausgef\u00fchrt: Im Zuchtgarten auf einem Beete von 4\u20146 m Breite werden die K\u00f6rner einzelner Pflanzen auf 15 qcm ausgelegt und der Ertrag als einzelne Pflanze geerntet, nach einer \u00e4u\u00dferlichen Auswahl der Eliten, wobei beachtet wird, da\u00df jede Elitepflanze auch Nachbarn hat und nicht an L\u00fccken steht, wird die eingehende Untersuchung der Einzelpflanzen vorgenommen. Hierbei wird in der Regel festgestellt: L\u00e4nge der Halme, der \u00c4hren, auch Dichtigkeit der \u00c4hre (z. B. beim Roggen), Gewicht der ganzen Pflanze und der K\u00f6rner, Prozent Korn vom Gesamtgewicht, Gewicht der K\u00f6rner jeder \u00c4hre und das Korngewicht.\nFolgendes Zuchtregisterformular wird gebraucht :\nNr. der Pflanze\tDurch- schnitts- l\u00e4nge der Halme cm\tAnzahl der Halme\tGewicht der\t\tu / 0 Korn vom Ge- samt- ge- wicht\tZahl der K\u00f6rner\tGewicht\t\t\t\t\tBemerkungen\n\t\t\t0 N 1 <-w Ch 9\tf-i O \u00f6 Sh :0 W 9\t\t\tder K\u00f6rner pro \u00c4hre\tvon lOOK\u00f6rnern\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nVon der Ernte eines Jahres werden nur wenige Elitepflanzen (5\u201410 St\u00fcck) ausgew\u00e4hlt, deren s\u00e4mtliche K\u00f6rner zur Weiterzucht benutzt werden. Der Rest bildet die erste Vermehrung.\nBei dieser Z\u00fcchtungsmethode wurde bez\u00fcglich des Roggens besonders Gewicht auf vollen \u00c4hrenbesatz und straffes, k\u00fcrzeres Stroh gelegt, da der Roggen durch die einseitige Z\u00fcchtung in den 70 er und SO er Jahren auf L\u00e4nge des Strohes und der \u00c4hren mangelhaften Besatz auf wies. Es wurde erreicht, da\u00df binnen 10 Jahren der neue Roggen im Ertrage die alten Sorten bei weitem \u00fcbertraf und seit 1903 uur noch allein angebaut wird.\nSeit 1900 findet die Individualzucht fast allein Anwendung bei allen Sorten. Die Sorten, die noch nicht von Amtsrat Rimpau in Stammbaumzucht genommen waren, hat W. Rimpau seit 1903 auch in dieser Weise weiter gez\u00fcchtet, so z. B. den \u201eRivett\u2019s Bearded\u201c (Abb. 161), \u201eFr\u00fchen Bastardweizen\u201c, \u201eMolds red \u201eProlific\u201c.\nIn den letzten Jahren hat W. Rimpau die Nachzucht der einzelnen Elitepflanzen getrennt vermehrt, um im gro\u00dfen Anbau Lagersicherheit, Rostempf\u00e4nglichkeit und andere Eigenschaften, die man beim Individuum nicht beurteilen kann, besser pr\u00fcfen zu k\u00f6nnen.","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nNeuerdings hat W. Rimpau au\u00dfer in Schianstedt einen Zuchtgarten auf seinem Rittergut Langenstein angelegt, um dieselben Z\u00fcchtungen unter anderen klimatischen Verh\u00e4ltnissen mit k\u00fcrzerer Vegetationszeit und auf geringem, magerem Sandboden anzubauen und ihre Eigenschaften unter ver\u00e4nderten Verh\u00e4ltnissen zu pr\u00fcfen. Gleichzeitig gew\u00e4hrt der doppelte Anbau\nmehr Sicherheit f\u00fcr die Erhaltung des Zuchtmaterials, wenn im strengen Winter das Getreide an einem Ort v\u00f6llig erfrieren sollte.\nZuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung.\nIn den 80 er Jahren fing Amtsrat Wilhelm Rimpau neben der Getreidez\u00fcchtung eine intensive Z\u00fcchtung der Zuckerr\u00fcben an, nachdem schon vorher R\u00fcbenkerne aus R\u00fcben gezogen waren, die nach Form ausgelesen waren.\nAusgangsmaterial war die Klein-Wanzlebener Zuckerr\u00fcbe. Amtsrat W. Rimpau f\u00fchrte die Polarisation der R\u00fcben ein und danach eine Einteilung der Mutterr\u00fcben in Klassen, deren erste f\u00fcr die Weiterzucht der Elite bestimmt war, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen den Stecklingssamen lieferten. Um die Neigung der R\u00fcbe zum Auf schu\u00df zu vermindern, wurde die Nachkommenschaft der bes-Bild 158. Orig. Rimpaus roter Schlanstedter Sommerweizen, ten R\u00fcben getrennt ausges\u00e4t\nund auf diese Weise Familien gebildet; in der Nachzucht zeigten sich dann St\u00e4mme, die mehr oder weniger zum Aufschu\u00df neigten und ausgeschieden wurden. Durch Fortsetzung dieser Zucht wurde Material geschaffen zur Weiterzucht der R\u00fcben in Familien. Von allen polarisierten R\u00fcben eines Jahres werden die besten f\u00fcr sich gepflanzt und der Same jeder Staude getrennt geerntet; dieser Same wird ausges\u00e4t, von jeder Staude f\u00fcr sich, und diese R\u00fcben bilden das Zucht-","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n279\nmaterial f\u00fcr das n\u00e4chste Jahr; die \u00fcbrigen polarisierten R\u00fcben werden in Klassen geteilt und liefern Samen f\u00fcr die Stecklingszucht.\nDie Auslese der R\u00fcben beginnt mit dem Aufroden der Eliter\u00fcben im Felde, wobei alle schlechten Formen ausgeschieden werden, nachdem schon\nBild 159. Orig. Rimpaus Hannagerste.\nalle Familien mit viel Aufschu\u00df ausgeschieden sind; gleich danach wird eine Massenvoruntersuchung der Familien vorgenommen, die den Zweck hat, geringwertige Familien gleich im Herbst auszuschlie\u00dfen und nur wertvolle Familien zur Einzeluntersuchung im Winter aufzubewahren.\nZu den Einzeluntersuchungen werden die R\u00fcben aus der mit Laub be-","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ndeckten Gruft geholt, mit der Hand geputzt und gewogen, wobei noch eine sorgf\u00e4ltige Auslese nach Form vorgenommen wird. Darauf wird ein zylindrischer Teil aus der R\u00fcbe ausgebohrt f\u00fcr die Zuckerpolarisation, welche mit dem Apparat von Schmidt und Haenschel festgestellt wird.\nNach Gewicht nnd Zuckergehalt wird die Wertzahl bestimmt, indem die\nZahl um eins steigt mit der Erh\u00f6hung des Zuckergehaltes um 0,1 % und mit der Steigerung des Gewichtes um 100 g bei schweren, um 50 g bei leichten R\u00fcben.\nDarauf erfolgt die Einteilung nach Klassen. Um den am Ende der Polarisationsperiode polarisierten R\u00fcben gegen\u00fcber den am Anfang polarisierten R\u00fcben gerecht zu werden, wird die Zuckerabnahme in den R\u00fcben dadurch ber\u00fccksichtigt, da\u00df die untere Wertgrenze f\u00fcr die einzelnen Klassen von Woche zu Woche herabgesetzt wird. Nachdem die Klasseneinteilung erfolgt ist und die erste Klasse einer Kontrolluntersuchung unterworfen ist, kommen die R\u00fcben nummeriert zur Aufbewahrung in einen Keller. Zum Schlu\u00df werden aus der ersten Klasse die besten R\u00fcben f\u00fcr die Individualzucht herausgesucht. Original Rimpaus Klein-Wanz-lebor.er Zuckerr\u00fcbe ist ein-Bild 160. Orig- Rimpaus Milton-Hafer.\tgetragen als D. L. G. Hoch-\nzucht.\nWenn man am Schl\u00fcsse dieser Schilderung einen R\u00fcckblick tut, wird man die Empfindung haben, da\u00df eine m\u00fchevolle lange Arbeit von Jahrzehnten dazu geh\u00f6rt hat, um von den ersten Anf\u00e4ngen an in der Z\u00fcchtung etwas Positives zu erreichen. Die Erfolge der Gegenwart zeigen, was die Vergangenheit schuf.\nDas Zuchtmaterial ist bei den wichtigsten Sorten bedeutend vergr\u00f6\u00dfert und ein Teil des Zuchtgartens nach Langenstein verlegt. Der ganzen Zucht","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n281\nist damit eine sicherere, gr\u00f6\u00dferere Basis gegeben, als Amtsrat W. Rimpau sie gehabt hat.\nAls neue Sorten nahm W. Rimpau in Zucht : Rivetts Bearded, Molds red Prolific, Scandiaweizen u. a. m. W\u00e4hrend es beim Beginn der\nBild 161. W. Rimpau: Rivetts bearded.\nZ\u00fcchtung mehr darauf ankam, die Ausgeglichenheit des Typus zu fixieren, ist dies jetzt erreicht, und es kann bei der Auslese das Augenmerk auf Eigenschaften wie Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Frost, Lager, Krankheiten usw., gerichtet werden. Ferner ist die Herrichtung des Saatkornes zum Teil dadurch verbessert, da\u00df neuere, bessere Reinigungsmaschinen beschafft worden","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nsind, die mit elektrischer Kraft betrieben werden. \u2014 Wenn es auch nie gelingen wird, die dem Z\u00fcchter vorschwebende Idealform seiner Zucht zu erreichen, so zeigt doch der sichtbare Erfolg, da\u00df die Ertragsf\u00e4higkeit und Anbausicherheit allm\u00e4hlich erh\u00f6ht werden.\nBild 162. Rimpau-Sehlanstedt.\nC. Behrens & Co., Schianstedt.\nM. d. Szg. Z\u00fcchter: C. Behrens.\nDas hiesige Klima in 90\u2014110 m Meeresh\u00f6he ist zur R\u00fcbensamen- wie zur Getreidezucht sehr geeignet. Der Boden wechselt von leichtester bis zur schwersten Beschaffenheit; im Durchschnitt ist jedoch milder humoser Lehmboden vorherrschend.\nDie Gesamtgr\u00f6\u00dfe der Wirtschaft betr\u00e4gt 550 ha, davon sind 488 ha Acker und 62 ha Wiesen. Die Fruchtfolge wechselt fast durchweg in Haimund Hackfrucht. Es werden angebaut: etwa 90 ha Hafer, 120 ha Weizen, 25 ha Gerste, 28 ha Kartoffeln, 238 ha R\u00fcben und R\u00fcbensamen.\nBild 163. Behrens, Schianstedt: Laboratorium und Speicher.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n288\nBeim Dreschen des R\u00fcbensamens wird mit dem Dreschkasten noch ein Apparat (R\u00fcbsamenvorreiniger) verbunden, durch welchen der Samen schon bis auf einen kleinen Prozentsatz gereinigt wird (Abb. 164).\nDie Original Behrens Schlanstedter Zuckerr\u00fcbe (Abb. 165) ist direkte Klein-Wanzlebener Abstammung, mit deren Z\u00fcchtung im Jahre 1890 begonnen wurde. Die ersten R\u00fcben wurden im Herbst 1889 aus einem Plan\nBild 164. Behrens - Schianstedt: Das Dreschen des R\u00fcbensamens mit Vorreiniger.\nR\u00fcben (Klein-Wanzlebener Zucht) nach Auswahl der besten Formen entnommen und zur Aufbewahrung in Mieten gelegt.\nIm Januar und Februar wurden diese R\u00fcben dann auf ihren Zuckergehalt im Laboratorium untersucht, nach Wertzahl unter Ber\u00fccksichtigung des Zuckergehalts und des Gewichts in vier Klassen eingeteilt und im Fr\u00fchjahr jede Klasse getrennt ausgepflanzt. Der Samen aus Klasse 1 wird zur Auswahl von Mutterr\u00fcben ausgedrillt, der Samen aus Klasse II wird zu Stecklingen bestimmt, w\u00e4hrend der Samen aus den \u00fcbrigen Klassen und der Rest von I und II zur Reserve zur\u00fcckgestellt wird.\nBei dem Zuchtverfahren sind mit ganz besonderer Sorgfalt folgende Hauptpunke ber\u00fccksichtigt worden:","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n1.\tAuswahl der R\u00fcben nach Form,\na)\tDie m\u00f6glichste Vermeidung der Sch\u00f6\u00dflinge,\nb)\tAuswahl solcher Formen, die beim Roden das Abbrechen der R\u00fcben und das Anhaften von Schmutz m\u00f6glichst vermindern, und die einen kleinen, nicht zu sehr zusammengeschn\u00fcrten Kopf mit m\u00e4\u00dfigem Blattansatz haben.\n2.\tAuswahl der R\u00fcben nach Zuckergehalt unter Ber\u00fccksichtigung der h\u00f6chsten (Ertr\u00e4ge) Zuckermengen pro Hektar.\nDie erste Auswahl der Mutterr\u00fcben findet schon beim Roden auf dem Felde statt. Hierbei wird auf das genaueste darauf geachtet, da\u00df keine\nR\u00fcben genommen werden, die irgend welche Anlage zum Schossen zeigen ; denn es ist sicher, da\u00df die schie\u00dfenden R\u00fcben die Anlage hierzu schon in sich haben und deshalb auch fr\u00fchzeitig an ihrem Blattansatz zu erkennen sind. Ferner ist es auch sehr wichtig, da\u00df die R\u00fcben nicht zu langschw\u00e4nzig sind und nicht zu starke Nebenwurzeln haben, da die langwurzeligen R\u00fcben bedeutend leichter abbrechen und die mit starken Nebenwurzeln versehenen mehr Schmutz halten.\nDie Untersuchung auf Zuckergehalt derjenigen R\u00fcben, welche hinsichtlich der Formen allen Anspr\u00fcchen gen\u00fcgen, geschieht durch Berufs-Chemiker in einem eigens dazu gebauten Laboratorium mittels w\u00e4ssriger und Alkoholdigestion. Es wird dabei wie folgt verfahren: Nachdem die R\u00fcben aus den Mieten genommen sind, werden sie zuerst gewaschen, gewogen, nach Nummern in Regale gelegt und das Gewicht jeder R\u00fcbe in das Zuchtregister eingetragen. Hiernach erfolgt die Durchbohrung der R\u00fcben, das Abw\u00e4gen des Breies usw., sowie die w\u00e4sserige Digestion. Die gefundenen Zuckerprozente werden wieder in das Zuchtregister eingetragen, worauf nach Feststellung der Wertzahl die R\u00fcben in Klassen geordnet werden. Zur Elite I werden nur R\u00fcben genommen, die \u00fcber 19% Zucker haben und mindestens 700 g wiegen. Zur Kontrolle der w\u00e4ssrigen Digestion wird noch von je 25 R\u00fcben eine Alkoholdigestion gemacht.\nIm Jahre 1905 wurde dann die Elite I geteilt und mit der einen H\u00e4lfte zur Stammbaumzucht \u00fcbergegangen, w\u00e4hrend mit der anderen H\u00e4lfte in der bisherigen Weise fortgefahren wurde.\nDie Getreidez\u00fcchtung erstreckt sich auf Winterweizen und Hafer.\nBild 165.\nOrig. Behrens Schlanstedter Zuckerr\u00fcbe.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n285\nim Sommer\n1.\tOriginal Behrens Squarehead weizen, hervorgegangen aus dem im Jahre 1882 von England bezogenen Shirreff Squarehead.\n2.\tOriginal Behrens Sclilanstedter Hafer, hervorgegangen aus dem im Jahre 1883 von Anderbeck bezogenen Hafer. (Abb. 167.)\nMit der Z\u00fcchtung der genannten beiden Sorten wurde 1883 begonnen. Es wurden aus den fraglichen Weizen-und Haferbreiten, die je 5 ha gro\u00df waren, die schwersten und formvollendetsten \u00c4hren und Rispen ausgesucht und die K\u00f6rner jeder \u00c4hre und Rispe einzeln geerntet. Von jedem Korn wurde dann das Gewicht festgestellt und nur die schwersten K\u00f6rner ausgew\u00e4hlt. Im Herbst 1883 bzw.\nFr\u00fchjahr 1884 wurden die so gewonnenen K\u00f6rner auf ein im Zuchtgarten zubereitetes gro\u00dfes Beet auf 30 cm im Quadrat einzeln ausgepflanzt. (Diese gro\u00dfe Standweite ist erforderlich, um jeder einzelnen Pflanze eine vollkommene Entwicklung zu gestatten, wodurch sie auf ihre Vererbung genau gepr\u00fcft werden kann.) Aus diesen Beeten wurden nun, sobald die Vollreife eingetreten war, durch sorgf\u00e4ltige Auslese die n\u00e4chstj\u00e4hrigen Elitepflanzen entnommen, und nachdem sie gut getrocknet waren, zur n\u00e4heren Pr\u00fcfung in das Laboratorium gebracht. Bei der Auswahl der Elitepflanzen werden stets folgende Hauptpunkte aufs genaueste beobachtet.\n1.\tAuswahl gesunder, ohne jeden Tadel bestbestockter Stauden mit vollbesetzten \u00c4hren und Rispen.\n2.\tPr\u00fcfung der Stauden auf Lagerfestigkeit.\n3.\tVon den \u00c4hren und Rispen Auswahl der vollkommensten und schwersten K\u00f6rner.\n4.\tBeim Squareheadweizen Auswahl nur solcher Pflanzen, die den Winter tadellos \u00fcberstanden haben.\nIm Laboratorium wird nun, nachdem das Gewicht jeder einzelnen Pflanze und \u00c4hre bzw. Rispe festgestellt ist, eine nochmalige Sortierung vorgenommen und die Pflanzen in zwei Klassen geschieden (Elite I und II). Von der ersten Elite wird dann jede Pflanze einzeln geerntet, jedes Korn gewogen und von jeder Pflanze nur die K\u00f6rner \u00fcber 60 mg zur Weiterzucht genommen. Die zweite Elite wird zusammen geerntet, mit einer kleinen Dreschmaschine gedroschen und nach Sortierung durch Sortiersieb mit Windfege auf dem Felde mit einer Handdrillmaschine in Reihen ausgedrillt.\nOriginal Behrens Squarehead ist sehr ertragreich, zeigt den echten Squarelieadtypus, hat eine gute Bestockungsf\u00e4higkeit und dicke, kolbige, vollbesetzte \u00c4hren. Das Korn ist voll und von hellbrauner Farbe,\n3\nBild 166. Orig. Behrens Squarehead.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ndas Stroh ist ziemlich kurz, daher auch sehr lagerfest. Durch Anbau des Weizens auf h\u00f6her gelegenem, k\u00e4lterem Boden ist es gelungen, die f\u00fcr das Klima Schianstedts gr\u00f6\u00dftm\u00f6gliche Winterfestigkeit zu erzielen. Die Felder zeigen einen sehr ausgeglichenen Stand.\nOriginal Behrens Schlanstedter Hafer geh\u00f6rt infolge seines dicken, steifen Halms zu den lagerfestesten Sorten, er berechtigt, wie der Weizen,\nzu den h\u00f6chsten Ertr\u00e4gen und hat lange, vollbesetzte Rispen mit bis acht Abstufungen. Das Korn ist von l\u00e4nglicher Form und von hellgelber Farbe.\nBehrens Schlanstedter Hafer eignet sich zum Anbau f\u00fcr schwere und leichte B\u00f6den, und es darf infolge seiner gro\u00dfen Bestockungsf\u00e4higkeit, besonders auf schnellw\u00fcchsigem Boden, nicht zu \u25a0\u2022gro\u00dfe Einsaat verwandt werden.\nErfolge bei Preisbewerben:\nAuf den Ausstellungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 1896 Stuttgart-Cannstatt f\u00fcr Samen Bronzene Medaille, 1898 f\u00fcr Hafer Silberne und Bronzene Medaille, Posen II. Preis f\u00fcr Samen 1900, 1902 Mannheim I. Preis auf Zuckerr\u00fcben, 1905 M\u00fcnchen I. Preis f\u00fcr R\u00fcben-zuchtwirtschaft.\n1904 auf der Weltausstellung in St. Louis Goldene Medaille.\nZ\u00fcchterische Einrichtungen:\nDas Laboratorium nebst Speicher und Trockenanlage wurde im Jahre 1903 neu gebaut. Vor dem Laboratorium befindet sich der Waschraum; hier werden die R\u00fcben in zwei gro\u00dfen Schwemmschalen gereinigt. Im Laboratorium sind zu-n\u00e4chst die beiden R\u00fcbenbohrmaschinen, die Orig. Behrens Schlanstedter Hafer, durch zwei kleine Elektromotore betrieben werden,\nangebracht.\nZum Abw\u00e4gen des R\u00fcbenbreies werden zwei chemische Wagen benutzt. Das Zusetzen von Bleiessig zu dem R\u00fcbenbrei wird durch automatische Pipetten ausgef\u00fchrt, es ist dadurch ausgeschlossen, da\u00df irgend welche Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten Vorkommen. Die Feststellung des Zuckergehalts geschieht durch zwei Polarisationsapparate neuester Konstruktion. Au\u00dfer verschiedenen anderen Apparaten ist noch die Einrichtung zur Alkoholdigestion, ein Keimschrank, um die Keimkraft des R\u00fcbensamens und Getreides, und ein","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n287\nTrockenschrank, um die Feuchtigkeit des Samens festzustellen zu erw\u00e4hnen. Der Raum in dem die Getreideselektion stattfindet, liegt im zweiten Stock und ist mit allen dazu erforderlichen Apparaten ausgestattet. Die Reinigung und Sortierung des R\u00fcbensamens und Getreides geschieht in dem an das Laboratorium angebauten Speicher durch acht Stoppelausleset\u00fccher, zwei Sortiermaschinen und zwei R\u00f6bersche Windfegen, welche durch ein 11 PS. elektrischen Motor in Betrieb gesetzt werden. Ein Sackaufzug eiserner Konstruktion, der die S\u00e4cke bis in die oberste Etage bef\u00f6rdert, ist au\u00dferhalb des Speichers angebaut und wird ebenfalls von dem Motor getrieben.\nIn der Mitte, in den Speicher eingebaut, befindet sich die Trockenanlage eigener Konstruktion.\nFr. Strube, Inhaber H. Strube, Schianstedt.\nDie seit 25 Jahren bestehende Saatzucht Wirtschaft, welche von dem gegenw\u00e4rtigen Besitzer nach dem Tode seines im Jahre 1897 verstorbenen Vaters \u00fcbernommen wurde, umfa\u00dft 237 ha, wovon etwa 200 ha Acker und 25 7m Wiesen sind. Die 29 Pl\u00e4ne liegen f\u00fcr die Bewirtschaftung sehr ung\u00fcnstig \u00fcber die ganze Feldmark der Gemeinde Schianstedt zerstreut.\nDie Bodenbeschaffenheit und die klimatischen Verh\u00e4ltnisse von Schianstedt sind in der Beschreibung Rimpaus geschildert.\nDie meteorologischen Angaben werden durch die Wetterstation (s. Abb. 168), die mit Regenmesser, Maximum- und Minimumthermometer, Erdbodenthermometer auf 20, 50 und 100 cm Tiefe, Sonnenscheinautograph, Barograph, Thermograph und Hygrograph ausger\u00fcstet ist, festgestellt.\nNach der Fruchtfolge ist die Wirtschaft als freie Handelswirtschaft nach dem Prinzip der Fruchtwechselwirtschaft aufzufassen. Zwei Halmfr\u00fcchte folgen nur ausnahmsweise aufeinander. Erbsen werden in der Regel als Hackfr\u00fcchte betrachtet und sind, wie R\u00fcbensamen und Kartoffeln, meistens Vorfrucht f\u00fcr Wintergetreide. Nach R\u00fcben folgt gew\u00f6hnlich, da der Acker selten zeitig genug ger\u00e4umt ist, Sommergetreide.\nBild 168. Strube-Schianstedt: Wetterstation.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nNeben Sorten, die vergleichenden Anbauversuchen dienen, werden die eigenen Saaten angebaut, und zwar:\nOriginal Strubes Squareheadweizen (eingetragene D. L. G.-Hochzucht),\nWinterweizen,\n,,\t,,\tKreuzung 56 |\n,,\t,,\tKreuzung 210 J\n,,\t,,\tRoter Schlanstedter\tSommerweizen.\n,,\t,,\tSchlanstedter Hafer\t(eingetragene\tH. L. G.-Hochzucht),\n,,\t,, fr\u00fche gelbe Viktoriaerbse (eingetragene D.L.G.-Hochzucht),\n,,\t,, gr\u00fcne Viktoriaerbse (eingetragene D. L. G.-Hochzucht),\n,,\tKleinwanzlebener Zuckerr\u00fcbe (eingetragene D. L. G.-Hoch-\nzucht),\nund Zuckerr\u00fcbensamen.\nBild 169. Laboratorium von Strube, im Hintergrund Silo-Speicher im Bau.\nF\u00fcr die Zukunft werden noch eine Feldbohnenzucht sowie einige durch Kreuzungen gewonnene Winterweizen-Neuz\u00fcchtungen mit Squareheadtypus, die sich durch besondere Winterfestigkeit auszeichnen, dazu kommen.\nKartoffeln werden nur als Deputatkartoffeln f\u00fcr die Leute und f\u00fcr den Bedarf des Haushaltes gebaut, Zuckerr\u00fcben (au\u00dfer dem Zuchtmaterial) und Gerste, soweit es eine rationelle Bewirtschaftung im Interesse der Futtergewinnung, Arbeitsteilung usw. verlangt.\nS\u00e4mtliche f\u00fcr Hackfr\u00fcchte bestimmten Felder werden m\u00f6glichst zeitig im Herbst auf 30 cm Tiefe, die f\u00fcr Getreide bestimmten Hackfruchtfelder mit dem Zweischarpflug auf 24 cm Tiefe gepfl\u00fcgt.","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n289\nZur ferneren Bearbeitung dienen Kultivatoren, schwere und leichte Eggen, glatte und Cambridge-Walzen.\nDie Drillweite betr\u00e4gt bei Getreide 21,5 cm, Erbsen 27 cm, R\u00fcben 37,5 cm, die Standweite des R\u00fcbensamens 70 X 70 cm. An Einsaat wird verwendet f\u00fcr Winterweizen, je nach Jahreszeit, 140\u2014180 kg pro Hektar; Sommerweizen fr\u00fcher 180\u2014200 kg, jetzt nach Pr\u00e4parierung gegen Staubbrand nach dem Appelschen Verfahren 140\u2014100 kg; Hafer 80\u201490 kg, Erbsen 200 kg, R\u00fcben 32 kg.\nDie erste und zweite Vermehrung der Zuchtgartenernte wird, um mit\n\ti\tjri\u00f6i\n\t\nL WS\u00dff\u201c. *\t\nBild 170. Strube-Schianstedt : Trockenapparat (System E. F\u00f6rster & Co., Magdeburg, mit einer t\u00e4glichen Leistung von 1500 Zentnern zum Trocknen und Desinfizieren des Saatgetreides.)\ndem wertvollen Material m\u00f6glichst weit zu reichen, bedeutend schw\u00e4cher gedrillt, z. B. Squarehead 70 kg, Hafer 40 kg pro Hektar.\nDie Ertr\u00e4ge belaufen sich im Mittel beim Squarehead- und Sommerweizen ungef\u00e4hr auf etwa 34 dz, Hafer auf 42 dz. Erbsen auf 32 dz, R\u00fcbensamen auf 30 dz, R\u00fcben auf 400 dz pro Hektar. Die erzielten Durchschnittsh\u00f6chstertr\u00e4ge von s\u00e4mtlichen Pl\u00e4nen waren beim Squarehead 44 dz, beim Hafer im Mittel der drei Jahre 1902/1904 \u00fcber 46 dz.\nDer Hauptspeicher hat au\u00dfer dem Erdgescho\u00df drei bis vier Etagen von je 80 m L\u00e4nge und 16 m Tiefe. Die Fugen der Dielen sowie Ecken, die zu einer Verunreinigung des Saatgutes f\u00fchren k\u00f6nnten, sind mit Blechstreifen benagelt. Getreidek\u00e4fer und deren Larven sowie M\u00e4use finden somit keine Brutst\u00e4tten und Verstecke und sind daher eine Seltenheit. Der Speicher besitzt\nDeutsche Pflanzenzucht.\t19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nzwei Reinigungsanlagen f\u00fcr Getreide mit normal t\u00e4glich 50 000 bzw. 25000 kg (1000 bzw. 500 Ztr.) Leistung und eine f\u00fcr R\u00fcbensamen f\u00fcr 600 Ztr. t\u00e4glicher Leistung. Windfege und andere staubentwickelnde Maschinen sind in der obersten, Trieure und Stoppelt\u00fcclier in der dritten Etage montiert. Zu ebener Erde stehen drei Trockenapparate, so da\u00df jede Reinigungsanlage einen Trockenapparat besitzt. Der T\u00fcchertrockenapparat f\u00fcr R\u00fcbensamen (Abb. 171) nach dem System F\u00f6rster wird durch den Abdampf der Betriebsmaschine, die zwei Trommelapparate werden durch Hei\u00dfluft von 200\u00b0 C. erhitzt. Die Handarbeit beschr\u00e4nkt sich auf das Abwiegen und Zubinden der S\u00e4cke. Staub und andere Abf\u00e4lle der Getreide- und R\u00fcbensamenreinigung, die nicht als Marktware abgesetzt werden k\u00f6nnen, werden durch ein Gebl\u00e4se gesammelt und in einen\nbesonderen Raum geblasen ; diese Abf\u00e4lle werden mit Melasse vermischt und verf\u00fcttert. Der Speicher ist infolge der Entst\u00e4ubungsanlage nahezu staubfrei. Der Gang der Getreidereinigung ist folgender : Mittels Gebl\u00e4ses mit einer st\u00fcndlichen Leistung von 15 000 kg (300 Ztr.) gelangt das Getreide in eine Mischsiloanlage, die 20 000 kg (400 Ztr.) fa\u00dft. Schnecken, Elevatoren und Transportt\u00fccher bringen es zun\u00e4chst \u00fcber eine Windfege zum Trockenapparat, wo der Winterweizen durch Hei\u00dfluft gegen Steinbrand, Sommerweizen nach vorhergegangener Vorquellung auch gegen Staubbrand desinfiziert wird. Alsdann passiert das Getreide eine Siebmaschine, Trieur und nochmals Windfege, worauf es in einen als Sammelbeh\u00e4lter dienenden Speicherabteil \u00fcber dem Absackraum f\u00e4llt. Windfegen und Trieurs sind mit Siebwerk versehen. S\u00e4mtliche Siebe werden durch geeignete B\u00fcrsten Vorrichtungen automatisch gereinigt. Das Getreide macht daher folgenden Reinigungsproze\u00df durch :\n1.\tWindfege,\n2.\tSch\u00fcttelsieb mit 2,25\u20142,50 mm Schlitzlochung, je nach Getreideart,\n3.\tTrockenanlage,\n4.\tSch\u00fcttelsieb mit 3\u20144 mm Lochung zum Ausscheiden grober Verunreinigungen,\n5.\tSch\u00fcttelsieb, 2,25\u20142,50 mm,\n6.\tRotierendes Sieb, 2,25\u20142,50 mm,\n7.\tTrieur,\n8.\tWindfege,\n9.\tSch\u00fcttelsieb, 2,25\u20142,50 mm.","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n291\nDie Abf\u00e4lle bei dieser Reinigung betragen z. B. beim Hafer etwa 50 %.\nDer Antrieb der Maschinen erfolgt durch eine 60-PS.-Dampfmaschine sowie durch eine Anzahl Elektromotoren von 3\u201425 PS.\nSofern das gereinigte Getreide nicht sofort versandt werden kann, wird es durch ein Gebl\u00e4se von den Reinigungsmaschinen direkt in den 125 m entfernten Silospeicher bef\u00f6rdert, da die sonstigen R\u00e4ume des Hauptspeichers zur Lagerung des R\u00fcbensamens ben\u00f6tigt werden. Dieser Silospeicher enth\u00e4lt neben einer Anzahl Sch\u00fcttb\u00f6den, die zur getrennten Aufbewahrung kleinerer Getreidemengen dienen, 16 Silos mit sechs- bzw. f\u00fcnfeckigem Querschnitt und hat ein Fassungsverm\u00f6gen von 2 000 000 hg (40 000 Ztr.). Das\nBild 172. Strube-Schianstedt: Ausdreschen der Vermehrunssparzellen des Zuchtgartens mittels einer Spezialdreschmaschine.\nganze, 20 m hohe Geb\u00e4ude, einschlie\u00dflich Fundament und Dach, ist aus Eisenbeton gebaut, so da\u00df es eine absolute Feuersicherheit besitzt. Zur Beschickung der Silos sowie zur Umlagerung von einer Zelle in die andere und zur gleichzeitigen Durchl\u00fcftung des Getreides dient wiederum ein Hochdruckgebl\u00e4se.\nDer mit einem Drahtzaun eingefriedigte Zuchtgarten ist auf einer exponierten Anh\u00f6he n\u00f6rdlich vom Dorfe gelegen. Die eine H\u00e4lfte des Zuchtgartens wird im Interesse einer geregelten Fruchtfolge allj\u00e4hrlich mit einer Hackfrucht (R\u00fcben oder Kartoffeln) bestellt, zu der eine schwache Stallmistd\u00fcngung gegeben wird. Die Fr\u00fcchte erhalten sonst im Zuchtgarten dieselbe D\u00fcngung wie im Feldbestande. Um die von Natur gut ausgeglichene Bodenbeschaffenheit zu erhalten, ist der Zuchtgarten in eine Anzanl 20 X 20 m\n19*","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ngro\u00dfer Beete geteilt, von denen jedes stets mit einer bestimmten, allj\u00e4hrlich wechselnden Fruchtart bepflanzt wird. Der Zuchtgarten enth\u00e4lt das Elitematerial der verschiedenen, in z\u00fcchterischer Bearbeitung befindlichen Getreide- usw. Sorten. Das R\u00fcbenzuchtmaterial erfordert eine gr\u00f6\u00dfere Fl\u00e4che und befindet sich auf j\u00e4hrlich wechselnden, gut ausgeglichenen Ackerpl\u00e4nen. Aus dem Elitematerial des Zuchtgartens wird allj\u00e4hrlich das beste zur Weiter-\nBild 173. Strube-Schianstedt: Sicherung des Sommerweizen-Elitefeldes gegen Staubbrand.\nzuclit ausgew\u00e4hlt und wiederum, die Nachkommen jeder Pflanze getrennt, in den Zuchtgarten gepflanzt. Der nicht zur Aussaat im Zuchtgarten kommende Teil der Zuchtgartenernte, mithin das Gros, wird in feldm\u00e4\u00dfigem Best\u00e4nde in Parzellen von etwa 50\u2014200 qm Gr\u00f6\u00dfe vermehrt, und auch die Ernte dieser Vermehrungsparzellen wird nochmals getrennt angebaut und geerntet.\nDas Elitematerial setzt sich also zusammen :\n1. Aus der Vermehrung einzelner Pflanzen im Zuchtgarten, die in Fl\u00e4chen von 1\u20148 qm angebaut werden, den \u201eZuchtfamilien\u201c.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"29-3\n1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n2.\tAus der getrennten Vermehrung der Zuchtgartenernte (der zweiten Vermehrung einzelner Pflanzen), Parzellen von etwa 50\u2014-200 qm Gr\u00f6\u00dfe, den ,,A-St\u00e4mmen\u201c.\n3.\tAus der Vermehrung letzterer Parzellen, den ,,B-St\u00e4mmen\u201c.\nAus diesen drei Gruppen wird allj\u00e4hrlich das Schlechteste ausgemerzt, und nur solche Familien, die sich als allen Anforderungen entsprechend bew\u00e4hrt haben, bilden die Einsaat f\u00fcr das zum Verkauf kommende Originalsaatgut.\nNachstehend eine kurze Beschreibung der praktischen Durchf\u00fchrung vorstehenden Auslese Verfahrens, der Veredlungsz\u00fcchtung, beim Squareheadwinterweizen.\nDie Elitepflanzen, die im Zuchtgarten im Verb\u00e4nde von 20 : 10 cm stehen, werden nach Zahl der Halme, L\u00e4nge und Dicke der Halme, Gesamtgewicht, Korngewicht und Kornzahl jeder \u00c4hre, Gesamt- und Durchschnittsgewicht der \u00c4hren einer Pflanze sowie dem Strohgewicht aus den wertvollsten \u201eZuchtfamilien\u201c des Vorjahres ausgew\u00e4hlt. Die Nachkommen jeder einzelnen Elitepflanze werden wiederum als \u201eFamilien\u201c auf einer kleinen Fl\u00e4che (zwei bis vier je 10 m lange Reihen) nebeneinander gebaut und getrennt von den Nachkommen anderer Pflanzen gehalten. Von den Familien, bei denen Feststellung von Korn- und Strohgewicht, Zahl der durchwinterten Pflanzen, Zahl der \u00c4hren, Zahl und Gewicht der voll entwickelten schwersten \u00c4hren der Pflanze, Stroh- und Kornertrag pro Pflanze, der beobachteten Krankheiten und der Lagersicherheit erfolgt, werden die nach Sch\u00e4tzung besten ausgesucht und Pflanze f\u00fcr Pflanze untersucht. Die \u00fcbrigen werden familienweise ausgedroschen und wiederum getrennt vermehrt. Diese ersten Vermehrungen der Familien, nunmehr \u201eA-St\u00e4mme\u201c genannt, nehmen eine Fl\u00e4che von je 100\u2014200 5m ein. Von den A-St\u00e4mmen werden wiederum die wichtigsten Bestimmungen \u00fcber Stroh- und Kornertrag, Lagersicherheit, Winterfestigkeit usw. gemacht, und diese Resultate werden bei der Selektion der verwandten Familien im Zuchtgarten relativ hoch bewertet, da die gr\u00f6\u00dferen Fl\u00e4chen der A-St\u00e4mme erheblich zuverl\u00e4ssigere Resultate ergeben, als die wenigen Quadratmeter der Familien des Zuchtgartens. Je ein Teil der A-St\u00e4mme wird als Parallelversuch zwecks Beobachtung der Winterfestigkeit in einem Versuchsfeld in rauherem, ostdeutschem Klima angebaut. \u2014 Die Ernte der A-St\u00e4mme wird nochmals getrennt vermehrt. Da diese B-St\u00e4mme bereits eine zu gro\u00dfe Fl\u00e4che einnehmen w\u00fcrden, als da\u00df sichere Vergleichszahlen zu erzielen w\u00e4ren, wird je ein Teil derselben in Fl\u00e4chen von je 300 qm angebaut. Diese Fl\u00e4chen werden dann im \u00fcbrigen genau wie die A-St\u00e4mme behandelt. -\u2014 Etwa je 20% der weniger wertvollen Parzellen, sowohl derFamilien als auch der A- und B-St\u00e4mme, scheiden allj\u00e4hrlich von der Vermehrung aus. Falls sich bestimmte Zuchtst\u00e4mme als den anderen zweifellos \u00fcberlegen erweisen, so werden dieselben nochmals getrennt vermehrt, andernfalls wird die Ernte der bew\u00e4hrten B-St\u00e4mme nunmehr nicht mehr getrennt gehalten","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n294\n(die Ausgeglichenheit der Zucht wird dadurch nicht gef\u00e4hrdet, da s\u00e4mtliche St\u00e4mme bei der langen Dauer des Ausleseverfahrens einander verwandt sind), sondern bilden die Einsaat f\u00fcr das zum Verkauf kommende Originalsaatgut. Von allen Eliten wird j\u00e4hrlich eine gr\u00f6\u00dfere Menge als Reserve ein Jahr aufbewahrt, um gegen eine ev. vorkommende Vernichtung der laufenden Generation gesichert zu sein.\nErw\u00e4hnt sei, da\u00df in den letzten Jahren j\u00e4hrlich \u00fcber 600 Parzellen Winterweizen angebaut imd getrennt geerntet wurden.\nZu der Z\u00fcchtung des Roten Schlanstedter Sommerweizens, die im \u00fcbrigen im allgemeinen analog der Squareheadzucht erfolgt, sei bemerkt, da\u00df sich in den A-St\u00e4mmen des Jahres 1906 ein Stamm mit auffallend wenig Staubbrand befand. Die Nachkommenschaft dieses Stammes erwies sich in den folgenden Jahren als nicht konstant, sondern es spaltete sich eine Linie mit mehr Staubbrand ab. Die brandfreien Linien erwiesen sich in bezug auf Ertrag und Lagersicherheit den anderen St\u00e4mmen gegen\u00fcber, wie nachstehende Tabelle zeigt, als erheblich \u00fcberlegen.\nDie entsprechenden Werte der anderen Zuchtst\u00e4mme schwankten\nPflanze 1904 Nr.\nErnte 1906 [ Ertragsklasse*) A-St\u00e4mme Jrand rn %\n[ Lagerschein.-)\nPflanze 1905 Nr.\nErtragsklasse Brand in % Lagersieherh.\n105\n1\n0,03\n5\nErnte 1907 A-St\u00e4mme\n455\n1\n0,13\n451\n2\n0,06\n186\n2\n0,32\n3\n187\n9\n188 177 3\t1\n0,03 0,27 0,07 3 2\t4\n181\n1\n0,02\n3\n448\n1\n0,03\n2\nTto\n1\n0,07\n9\n457\n2\n0,02\n2\nTg\"?\n2\n0,05\n9\nPflanze 1907 Ernte 1909\n252\no\n237 239 242 246 247 250 111111 0,13 0,18 0,10 0,40 0,12 0,10 0,13 1-2 1-2 1-2 1-2 1-2 1-2 1-2\nPflanze 1906 Nr.\nErnte 1908 { Ertragsklasse\nA-St\u00e4mme \u201c \u201c %\n[ Lagersicliern.\nNr.\t257 260 279\n( Ertragsklasse 5\t2\t5\nBrand in % 1,131,051,09\nT\t-11\t\u25a0>\t.\u00bb\n-Lagersieherh. o\to\to\nZum definitiven Anbau als Original-Saatgut kommen nat\u00fcrlich nur die besten und zwar werden zur direkten Gewinnung des Original - Saatgutes angebaut 1910\nt\u00df 0) ? \u00b1?\n1\t! 5 0,31 1,36\n2\t' 7\n1\n0,14\n2\n1\n0,15\n1-2\n1\n0,70\n1\n5\n0,42\n4\n5\n0,53\n5\n5\n1,38\n7\n2,6\n0,68\n6,8\n3.1 0,29 2,8\n3.2 0,31 3,5\n3,1\n0,92\n3,4\nmehrung der Pflanzen 1904 Nr. 105, Nr. 451, 448 und 457 u. s. f.\nSt\u00e4mme, die Ver-\nim Jahre 1911 die Nachkommen der Pflanzen 1905\n1)\tErtragsklasse 1 umfa\u00dft das ertragreichste F\u00fcnftel aller St\u00e4mme, Klasse 2 das n\u00e4chste F\u00fcnftel usf.\n2)\tDie Lagersicherheit wird mit 1 bewertet, wenn die Parzellen keine Spur von Lagern zeigen, mit 10, wenn ein vollst\u00e4ndiges Lagern eingetreten ist.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n295\nAus vorstehender Tabelle ergibt sich auch, wie au\u00dferordentlich wichtig es ist, mehrere Generationen getrennt zu halten. Selbst der ausgeglichenste Boden ergibt bei den kleinen Zuchtgartenfl\u00e4chen so au\u00dferordentlich hohe\nDifferenzen, da\u00df eine sichere Beurteilung an der Hand der Zuchtgartenernte f\u00fcr das Zuchtmaterial absolut unm\u00f6glich ist. Naturgem\u00e4\u00df ist es nicht'gerade eine Kleinigkeit, die A- und B-St\u00e4mme getrennt zu ernten, und tats\u00e4chlich","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nllild 175. Strube-Seldanstedt: Sommerweizen, Elitefeld.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"297\n1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\nBild 176. Zuchtfamilien von Strubes Schlanstedter Hafer (Vermehrung einzelner Pflanzen im Zuchtgarten).","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nh\u00e4ufen sich die Arbeiten in der Ernte in einer Weise, wie es eine normale Landwirtschaft nicht kennt. Wenn au\u00dferdem beim Dreschen der Versuchsparzellen, beim Aufbewahren, Drillen usw. nicht die allergr\u00f6\u00dfte Sorgfalt beobachtet wird, so kann die Sortenreinheit, die durch wiederholtes Durchgehen der Parzellen w\u00e4hrend der Vegetation und durch Entfernen aller nicht typischen Pflanzen und sonstigen fremden Verunreinigungen auf das peinlichste erreicht ist, sehr leicht gef\u00e4hrdet werden.\nEs ist selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df solche St\u00e4mme, die st\u00e4rker als normal zur Bildimg spontaner Variationen neigen, ohne weiteres von der Vermehrung ausgeschlossen werden.\nBevor die Bek\u00e4mpfung des Sommerweizenflugbrandes nach dem Appelschen Verfahren m\u00f6glich war, wurden die Sommerweizenpflanzen des Zuchtgartens durch Einzelgl\u00e4ser gegen eine Infektion gesch\u00fctzt und auf diese Weise 8600 Pflanzen isoliert. Die Durchf\u00fchrung diese Verfahrens war mit sehr hohen Kosten und mit viel Arbeit verkn\u00fcpft, es war jedoch die einzige M\u00f6glichkeit, bei dem bereits vorhandenen, nur schwach infizierten Zuchtmaterial nahezu v\u00f6llige Brandfreiheit zu erzielen. Trotzdem nun aber jetzt zwar die Desinfektion gegen Plugbrand nach Appel (Vorquellen und Erhitzen) vollen Erfolg bringt, so wird die Anwendung dieses Verfahrens in der gro\u00dfen Praxis nicht sobald durchf\u00fchrbar sein, weil dasselbe einerseits doch noch sehr umst\u00e4ndlich ist, andererseits aber auch die Keimf\u00e4higkeit leicht sch\u00e4digen oder gar vernichten kann. Aus diesem Grunde ist es sehr erfreulich, da\u00df sich hier die relativ wenig zu einer Infektion neigenden und auch in der Ertragf\u00e4higkeit \u00fcberlegenen St\u00e4mme gefunden haben.\nBei der Z\u00fcchtung des Hafers, der Erbsen und Feldbohnen kommen wiederum andere Momente in Betracht, die bei der Selektion von Bedeutung sind, so z. B. beim Hafer die Feinspelzigkeit, die, als in korrelativer Beziehung zum Mangel an Lagersicherheit stehend, nicht \u00fcber Geb\u00fchr ber\u00fccksichtigt werden darf, die Dreibl\u00fctigkeit, Neigung zur Bildung mehrerer Rispen usw.\nDie Z\u00fcchtung der Zuckerr\u00fcben weicht in wesentlichen Punkten von der Getreidez\u00fcchtung ab. Die R\u00fcbe liefert eine so gro\u00dfe Samenmenge, da\u00df diese f\u00fcr einen feldm\u00e4\u00dfigen Anbauversuch gen\u00fcgt. Au\u00dferdem operiert man nicht mit zweiten und dritten Vermehrungen, weil bereits die direkte Vermehrung der einzeln polarisierten Mutterr\u00fcben das Verkaufssaatgut bildet. Von Zuckerr\u00fcben werden zwei Spezialarten gez\u00fcchtet :\n\u201eZuchtrichtung E\u201c als Qualit\u00e4tsr\u00fcbe mit gleichzeitig hohem Gewicht, \u201eZuchtrichtung Z\u201c mit etwas h\u00f6herem Zuckergehalt, bei gleichzeitig m\u00f6glichster Erhaltung des Ertrages.\nDie R\u00fcbenzuchtfamilien werden in Parzellen von je etwa 120\u2014300 qm angebaut. D\u00fcngung, Bestellung, Hackarbeiten usw. sind wie sonst beim R\u00fcbenbau \u00fcblich. W\u00e4hrend der Vegetation wird der Aufschu\u00df gez\u00e4hlt und Beobachtungen \u00fcber Wachstum, Blattwuchs usw. notiert. Im Herbst werden","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n299*\ndie Parzellen getrennt geerntet und mit den Bl\u00e4ttern in flachen Mieten schichtweise und getrennt eingemietet. Vorher werden solche Familien ausgemerzt, die nach der Probepolarisation im Herbst bez\u00fcglich des Zuckergehaltes nicht gen\u00fcgten, besonders hohen Prozentsatz Auf schu\u00df auf wiesen, in der Form nicht befriedigten, Krankheitserscheinungen zeigten usw.\nBild 177. Strube- Schianstedt: Kreuzung 210 (links), Kreuzung 56 (rechts).","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nSobald die Feldarbeiten beendet sind, beginnt Mitte November die Einzelpolarisation. Nach Familien getrennt kommen die R\u00fcben zun\u00e4chst in die W\u00e4sche. Alsdann werden sie gewogen, zum zweitenmal gez\u00e4hlt (die erste Z\u00e4hlung findet beim Roden statt) und nach Form sortiert. Von den schlecht geformten R\u00fcben wird nochmals eine Durchschnittspolarisation gemacht. Die gut geformten werden dann einzeln gewogen und einzeln nach der kalten w\u00e4ssrigen Digestionsmethode polarisiert. Auf Grund dieser Bestimmungen erhalten sie eine Zuchtwertzahl. Die besten R\u00fcben, etwa 1U %, werden, um etwaige Untersuchungsfehler auszuschlie\u00dfen, nochmals mittels warmer Alkoholdigestion polarisiert. Zum Schlu\u00df werden die Ergebnisse der Zuchtfamilien zusammengestellt und von den besten Familien aus der Zahl der zweimal polarisierten R\u00fcben das Material zur Weiterzucht sowie zur Anzucht der Stecklinge entnommen. \u25a0\u2014 R\u00fcbenw\u00e4sche und R\u00fcbenbohrmaschinen werden durch Elektromotore betrieben. Der Gang der Untersuchung ist so geregelt, da\u00df Verwechselungen nach M\u00f6glichkeit ausgeschlossen sind.\nDas Getrennthalten der vielen Z\u00fcchtungsparzellen erfordert naturgem\u00e4\u00df auch bei der R\u00fcbenzucht viel M\u00fche und Arbeit ; jedoch nur dadurch ist es m\u00f6glich, alle wichtigen Momente, wie Ertrag, Zuckergehalt, Nichtzucker. Aufschu\u00df, Reifezeit, Wurzelform, Krankheiten usw. richtig zu erkennen, die gew\u00fcnschten Eigenschaften zu erhalten und nicht gew\u00fcnschte zu beseitigen. Wie vorstehend beim Sommerweizen erw\u00e4hnt, finden auch bei anderen Pflanzen und speziell bei der der Fremdbefruchtung ausgesetzten R\u00fcbe Spaltungen in den Nachkommenschaften der einzelnen Zuchtlinien statt; es finden sich zuweilen Parzellen mit besonders guten Leistungen, die alsdann wiederum als Stammformen durchgebildet und vermehrt werden und die Leistung der Z\u00fcchtung somit sprungweise neben dem allm\u00e4hlichen Vorw\u00e4rtsschreiten erh\u00f6hen.\nNeben der Veredlungsz\u00fcchtung werden zahlreiche Kreuzungen durchgef\u00fchrt. Auf diesem Wege wurde \u201eStrubes gr\u00fcne Viktoria\u201c als Kreuzung der fr\u00fchen gelben Viktoria mit der braunschweigischen Folger, \u201eStrubes Kreuzung 56\u201c und \u201eStrubes Kreuzung 210\u201c (Abb. 178) aus Squarehead und No\u00e9 gewonnen. Eine gro\u00dfe Anzahl neuer Winterweizen-Kreuzungsprodukte ist dauernd in z\u00fcchterischer Behandlung, und manche neue Formen berechtigen zu gro\u00dfen Hoffnungen. Speziell scheint die brennende Frage nach einer ertragreichen, lagersicheren und winterfesten Winterweizenzucht durch geeignete Kreuzungen gel\u00f6st werden zu k\u00f6nnen. Als Unterlage f\u00fcr die Winterweizenkreuzungen dienen einerseits winterfeste Landsorten, speziell russische, die in der Winterfestigkeit selbst dem Roggen erheblich \u00fcberlegen sind, andererseits als ertragreich bekannte Sorten, wie der Squarehead. Rote Schlanstedter Sommerweizen usw.\nKreuzungen erzielt man, indem man die Staubgef\u00e4\u00dfe der als Mutter dienenden \u00c4hre vor dem Bl\u00fchen entfernt, die so kastrierte Bl\u00fcte vor Verletzungen durch ein Reagenzglas sch\u00fctzt und sie sp\u00e4ter mit dem Bl\u00fctenstaub","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n301\nder Vaterpflanze befruchtet. Die Kreuzungsprodukte zeigen eine gro\u00dfe Neigung, neue Formen zu bilden. Von besonderer Bedeutung ist, da\u00df sich bei Winterweizenkreuzungen, ganz gleich, was f\u00fcr Eltern benutzt wurden, oft der Square-headtypus einstellt, der stets f\u00fcr eine gewisse Lagersicherheit Gew\u00e4hr bietet.\nBereits wenige Jahre nach der vorgenommenen Kreuzung finden sich Typen, die sich in der Nachkommenschaft als konstant erweisen, w\u00e4hrend andere die Konstanz sp\u00e4ter zeigen, andere dauernd variieren. Die konstanten Typen werden nun, wenn sie sonst als wertvoll erscheinen, neben den Familien\nBild 178. Strube-Schianstedt: Kreuzungen.\nder bereits bestehenden Z\u00fcchtungen und deren Vermehrungen zum Vergleich angebaut und, sofern sie bessere Ergebnisse liefern als die bestehenden Sorten, als neue Sorten weiter vermehrt. Auch bei den Kreuzungen findet, sobald sie auf engere Wahl kommen und vermehrt werden, die Veredlungsauslese wie bei den bestehenden Z\u00fcchtungen statt.\nAllj\u00e4hrlich werden etwa 3000 Parzellen getrennt angebaut und geerntet.\nDer Anbau des zum Verkauf kommenden Originalsaatgutes findet nicht mehr in eigener Wirtschaft statt, sondern wird einer Anzahl geeigneter gr\u00f6\u00dferer G\u00fcter \u00fcbertragen, die sich verpflichten, das Saatgut sachgem\u00e4\u00df und sortenrein zu vermehren. W\u00e4hrend der Vegetation findet auch hier eine S\u00e4uberung","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"Bild 179. Schlieckmann-Anleben \u201eOriginal\u201c.\tBild 180. Sclilieckmann-Anleben \u201eSpezialit\u00e4t\u201c.\n-302\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n303\nder Felder von etwa auftretenden fremden Formen statt, vor der Ernte erfolgt dann die endg\u00fcltige Besichtigung sowie die Entscheidung, ob die Reinheit usw. allen Anforderungen entspricht. Von jedem zur Ablieferung kommenden Quantum wird Probe genommen, die auf Reinheit und Keimf\u00e4higkeit im Laboratorium untersucht wird. Au\u00dferdem werden die Durchschnittsproben ausgedrillt, um solche Verunreinigungen mit fremden Sorten nachweisen zu k\u00f6nnen, die am Korn selbst nicht festzustellen sind. Auch mit den bei dem Versand gezogenen Proben wird in gleicher Weise verfahren.\n0. Schlieckmann, Auleben, Station Aum\u00fchle (Halle-Cassel). Bei der im\nHerbst 1856 begonnenen R\u00fcbenz\u00fcchtung wird das \u00fcbliche Verfahren der Familienzucht angewandt. Au\u00dferdem wird in einigen anderen Wirtschaften R\u00fcbensamen angebaut und auch Gerste z\u00fcchterisch behandelt. Die beiden hier bildlich wiedergegebenen R\u00fcbenz\u00fcchtungen \u201eSpezialit\u00e4t\u201c und \u201eOriginal\u201c sind besonders bemerkenswert wegen ihrer typischen Blattform.\nG. Schreiber & Sohn, Nordhausern Die im Jahre 1820 begr\u00fcndete Firma, deren L\u00e4ndereien einen Fl\u00e4cheninhalt von 3500 ha einnehmen, betreibt keine Massenveredlungsauslese, sondern wendet als Zuchtverfahren strengste Individualzucht mit Veredlungsauslese nur innerhalb der Familien an, aus denen die Zuchtst\u00e4mme auf Grund der Familienauslese nach dem Prinzip der individuellen Naclikommenbeurteilung gebildet werden.\nSchurig, Spielberg und Stedten. M. d. Szg. In Spielberg, auf der 175 ha gro\u00dfen Wirtschaft werden seit 1902 verschiedene Weizen-, Gersten- und Hafersorten zum Verkauf nachgebaut. Die eigene Z\u00fcchtung, die im Jahre 1900 begonnen wurde und durch Individualauslese betrieben wird, erstreckt sich auf Original Schurigs,\nEckendorfer Pferdebohne.\nNeuerdings hat Schurig das Rittergut Stedten,\n300\u00c4\u00ab gro\u00df, \u00fcbernommen, wo er seine Z\u00fcchtungen fortsetzt. Au\u00dfer der oben erw\u00e4hnten eigenen Z\u00fcchtung, auf die der Hauptwert gelegt wird, werden folgende,\nSorten nachgebaut: F. v. Lochows Petkuser Winterroggen, Strubes Squareheadweizen, Rimpaus roter Schlanstedter Sommerweizen, Original Rud. Bethges Gerste I und III Strubes Schlanstedter Hafer, Strubes fr\u00fche Viktoriaerbse.\nBild 181. Schutzmarke Schurig.","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nAmtsrat J. Sperling, Buhlendorf bei Lindau in Anhalt. M. d. Szg.\nDie Saatzuchtwirtschaft Dom\u00e4ne Buhlendorf liegt im Herzogtum Anhalt, etwa 8 km n\u00f6rdlich von Zerbst, 120 \u00fc. N.-N. Sie umfa\u00dft ein nutzbares Areal von rund 600 ha.\nDer Boden diluvialen Ursprungs, ist ein kalkarmer, lehmiger Sand mit einem Gehalt von 8 bis 10\u00b0/0 abschl\u00e4mmbaren Teilen. Die Ackerkrume von 25 bis 30 cm M\u00e4chtigkeit steht auf undurchl\u00e4ssigem, nur vereinzelt mit Sandadern durchsetztem Lehm. Das gesamte Areal ist im Laufe der Zeit systematisch dr\u00e4niert worden, eine Ma\u00dfnahme, die sich als der Kultur in hohem Grade f\u00f6rderlich erwiesen hat.\nDie Niederschlagsh\u00f6he\tbetrug in den\nJahren\n1901\t507 mm\n1902\t589\t\u201e\n1903\t485\t\u201e\n1904\t396\t\u201e\n1905\t719\t\u201e\n1906\t739\t\u201e\n1907\t534\t\u201e\n1908\t494\t\u201e\nEine bestimmte Fruchtfolge wird nicht innegehalten. In der Regel werden angebaut Roggen 150 ha, Weizen 75, Gerste 50, Hafer 75, Zuckerr\u00fcben 125, Futterr\u00fcben 12,5, Kartoffeln 25, Klee und Luzerne 75, Wiesen 9 ha.\nZur Unterbringung des Getreides stehen zur Verf\u00fcgung;\n1\tmassive Scheune\tmit\teinem\tInhalt\tvon\t12 826\tcbm\n1\tFachwerkscheune\t,,\t\u201e\t.,\t,,\t10 656\t,,\n1\toffene Scheune\t,,\t,,\t,,\t,,\t10 659\t,,\n1\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t6 758\t\u201e\nSa. 40 899 cbm.\nDer Lagerung der K\u00f6rner dienen sieben B\u00f6den mit einem Fl\u00e4chenraum von 2283 qm.\nDas Ausdreschen erfolgt mit eigenem Dreschsatz.\nDie Bearbeitung des Saatgutes erfolgt auf einem dreist\u00f6ckigen Speicher, in den eine automatische Reinigungsanlage eingebaut ist, verbunden mit einer Trocknungsanlage.\nGegen das Auftreten von Staub- und Flugbrand bei Weizen und Gerste^ ist das Hei\u00dfluftverfahren in Gebrauch.\nBild 182. Schutzmarke.","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n305\nMit der Getreidez\u00fcchtung befa\u00dft sich der Z\u00fcchter seit l\u00e4ngeren Jahren und erschien als Produzent auf dem Saatgutmarkte seit dem Jahre 1902.\nBild 183. Original J. Sperlings Buldendorfer Roggen, gr\u00fcnk\u00f6rniger Zucht.\nDie z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit wurde von vornherein auf Weizen und Roggen beschr\u00e4nkt. Von den verschiedenen, in den ersten Jahren entwickelten Formen werden nur drei Zuchten f\u00fcr die Zukunft festgehalten: der \u201eBulilen-\n20\nDeutsche Pflanzenzucht.","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ndorfer gr\u00fcnk\u00f6rnige Roggen\u201c (Abb. 183), der \u201eBuhlendorfer braunk\u00f6rnige Weizen\u201c (Abb. 185) und der \u201eBuhlendorfer hellgelbk\u00f6rnige Weizen\u201c (Abb. 186).\nAlle drei Z\u00fcchtungen sind von der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft wie auch von der Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz Sachsen und dem Bund der Landwirte allj\u00e4hrlich als Originalsaatgat anerkannt. Der Buhlendorfer gr\u00fcnk\u00f6rnige Roggen ist in das Hochzuchtregister der D. L. G. f\u00fcr Pflanzenz\u00fcchtungen unter Nummer 28 eingetragen. Ferner sind alle drei Zuchten durch eine Schutzmarke patentamtlich gesch\u00fctzt.\nDie Roggenz\u00fcchtung hatte als Ausgangsmaterial K\u00f6rnerproben, welche dem Betriebe vom Professor Fischer-Leipzig \u00fcberlassen waren, und die dessen pflanzenz\u00fcchterischen Versuchen entstammten. Die K\u00f6rner wurden reihenweise in bestimmten Abst\u00e4nden voneinander ausgelegt. Aus dieser Saat wurden dann im n\u00e4chsten Jahre diejenigen Pflanzen ausgew\u00e4hlt, die zur Fortzucht am geeignetsten schienen. Das angestrebte Ziel war die Heranz\u00fcchtung eines Roggens, der auf bestimmter Fl\u00e4che die h\u00f6chsten K\u00f6rnerertr\u00e4ge bringt, wenig anspruchsvoll ist, gro\u00dfe Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Lager und Krankheiten besitzt, vollst\u00e4ndig winterhart ist, mittlere Bestockung hat, nicht zu sp\u00e4t reift und ein volles backf\u00e4higes Korn liefert. Im besonderen war das Ziel aufgestellt, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungen der letzten Jahre hinsichtlich der Beziehungen zwischen der Farbe des Kornes einerseits und dem Gesamtcharakter und der Leistungsf\u00e4higkeit der Pflanzen andererseits praktisch z\u00fcchterisch zu verwerten. Denn die Erkenntnis dieser Beziehungen schien f\u00fcr die landwirtschaftliche Praxis in R\u00fccksicht auf die weitere Steigerung der Getreideernten von gro\u00dfer Bedeutung zu sein.\nDie Buhlendorfer Elitebeete sind in einem etwa 4,25 ha gro\u00dfen Zuchtgarten vereinigt. Die Entfernung der einzelnen Pflanzen voneinander betr\u00e4gt 20 X 20 cm. Eine direkte D\u00fcngung erhalten die Eliten nicht, kommen dagegen in Brache zu stehen.\nW\u00e4hrend der gesamten Vegetationszeit wird sorgf\u00e4ltig dar\u00fcber gewacht, da\u00df Besch\u00e4digungen der Pflanzen durch tierische Feinde (Vogelfra\u00df) nicht Vorkommen, Sch\u00e4digungen, die einen objektiven Vergleich der Leistungen der einzelnen Pflanzen und Familien bei der Ernte illusorisch machen w\u00fcrden. Es wird weiterhin w\u00e4hrend des ganzen Vegetationsverlaufs die Entwicklung jeder einzelnen Familie sorgf\u00e4ltig beobachtet.\nDie Buhlendorfer Zuchtmethode ist Individualauslesez\u00fcchtung (auch Pedigree- und Stammbaumauslesez\u00fcchtung nach Fruwirth\u2019scher Bezeichnung genannt).\nDie Auswahl der Elite beginnt schon mehrere Wochen vor der Ernte. In der Roggenz\u00fcchtung kommt die Vorauslese auf dem frischen Halm ganz wesentlich mit in Betracht, namentlich in bezug auf die \u00c4hrenformen, denn beim Reifen des Roggens wird die \u00c4hre unansehnlicher, w\u00e4hrend beim Weizen auch im Stadium der Vollreife die \u00c4hrenform so gut wie unver\u00e4ndert bleibt.","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n307\nIn R\u00fccksicht auf diese Eigent\u00fcmlichkeit des Roggens werden zur Zeit der Milchreife, in der sich die \u00c4hrenform am besten markiert,\ndiejenigen Pflanzen besonders gekennzeichnet, welche einen viereckig gedr\u00e4ngten Kolben bis zu schwach keuliger Form am vollkommensten entwickelt haben, vorausgesetzt, da\u00df sie allen sonstigen Bedingungen gen\u00fcgen\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\tZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 185. Original J. Sperlings Buhlendorfer Weizen, braunk\u00f6rniger Zucht.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n309\nBild 186. Original J. Sperlings Buhlendorfer Weizen, hellgelbk\u00f6rniger Zucht.","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n(eine bestimmte Zahl gleichm\u00e4\u00dfig entwickelter, geradegewachsener, nicht zu langer Halme aufweisen usw.). Eingeerntet werden die Eliten im Stadium der Vollreife. Begonnen wird mit der Herausnahme der vorbezeichneten Stauden, welche die erste Klasse bilden. Jede Staude erh\u00e4lt ein Schild mit genauer Bezeichnung der Familienzugeh\u00f6rigkeit. Unter Beobachtung der gr\u00f6\u00dften Sorgfalt werden die Stauden in einem gro\u00dfen Trockenraum aufgeh\u00e4ngt. Nach sorgf\u00e4ltiger Pr\u00fcfung werden diejenigen Pflanzen herausgenommen, die \u00fcberhaupt nicht zur Fortzucht verwendet werden sollen.\nZuletzt erfolgt die Ernte der zweiten Klasse. Diese Pflanzen werden zur Vermehrung im Felde bestimmt. Auch hier werden die Pflanzen einer Familie in einem Bunde vereinigt.\nDas Entk\u00f6rnen der zweiten Klasse erfolgt familienweise.\nBei der ersten Klasse dagegen wird jede \u00c4hre f\u00fcr sich getrennt entk\u00f6rnt, und die K\u00f6rner in eine Glasr\u00f6hre gebracht. Die zu einer Staude geh\u00f6renden R\u00f6hren werden in eine Papierd\u00fcte zusammen gesteckt.\nDaraufhin wird die H\u00f6he der K\u00f6rnerernte jeder einzelnen Familie festgestellt; weiterhin die Zahl der Stauden, die sie zur ersten und zweiten Klasse geliefert hat.\nDie besondere Pr\u00fcfung der Elitepflanzen im Laboratorium beginnt damit, da\u00df die Abstammung gebucht wird.\nSodann werden festgestellt: Zahl, L\u00e4nge und St\u00e4rke der Halme, Zahl der Halmknoten, Gewicht des Halmes, L\u00e4nge, Besatz und Gewicht der \u00c4hre, Zahl der Spindelabs\u00e4tze in Summa und auf 1 cm, Gewicht und Zahl der K\u00f6rner, mittleres Einzelkorngewicht, Farbe und sonstige Beschaffenheit der K\u00f6rner sowie das Verh\u00e4ltnis von Korn zu Stroh. Nachdem diese Bearbeitung, die mehrere Wochen in Anspruch nimmt, durchgef\u00fchrt ist, und die Resultate in Zuchtb\u00fcchern festgelegt sind, erfolgt auf Grund der gewonnenen Zahlengrundlage und unter Ber\u00fccksichtigung der Form und des Aussehens der K\u00f6rner (Feinschaligkeit) die endg\u00fcltige und entscheidende Auswahl der Familien, Stauden und \u00c4hren, welche die Elite f\u00fcr das n\u00e4chste Jahr abgeben, und zwar sind folgende Grunds\u00e4tze f\u00fcr die Zuchtwahl ma\u00dfgebend.\n1.\tIn die n\u00e4chstj\u00e4hrige Elite kommen nur diejenigen Familen, welche die h\u00f6chsten K\u00f6rnerertr\u00e4ge geliefert haben.\n2.\tAus diesen besten, ertragreichsten Familien kommen nur die Stauden in die engere Wahl, die eine bestimmte Zahl von Halmen und \u00c4hren in m\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfiger Beschaffenheit entwickelten.\n3.\tAus diesen Stauden werden wiederum nur die beibehalten, welche, ohne dreibl\u00fctig zu sein, die gedr\u00e4ngtesten \u00c4hren mit bestem Besatz und h\u00f6chstem durchschnittlichen Korngewicht aufweisen.\n4.\tInnerhalb der Stauden wiederum gelangen nur die \u00c4hren in die engere Wahl, die nach Form und vor allem nach Besatz v\u00f6llig einwandfrei sind, ein bestimmtes, absolutes und Einzelkorngewiclit, sowie eine tiefgr\u00fcne Kornfarbe auf weisen.","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n311\nRein \u00e4u\u00dferlich und zahlenm\u00e4\u00dfig betrachtet, gestaltet sich das Bild der Heranzucht und Auslese der Elite folgenderma\u00dfen : Auf zwei Morgen Zuchtgartenfl\u00e4che werden 125 000 K\u00f6rner gleich zehn Pfund ausgelegt. Daraus erwachsen nach Abrechnung von etwa 4 % Verlusten 120 000 Stauden. Bei der Vorauslese auf dem Halm werden aus dieser Zahl die besten 1000 Stauden ausgew\u00e4hlt. Bei der Pr\u00fcfung im Laboratorium bleiben von diesen 1000 Stauden nur etwa 200 in der Elite mit durchschnittlich]'e 12 \u00c4hren gleich etwa 2400 \u00c4hren. Davon kommen endg\u00fcltig zum Auslegen in dem Zuchtgarten 2100 \u00c4hren mit durchschnittlich je 60 K\u00f6rnern gleich rund 125000 K\u00f6rner.\nVon je 600 im Zuchtgarten angebauten Stauden kommt also durchschnittlich nur eine wieder in die n\u00e4chstj\u00e4hrige Elite.\nDie Aussaat der Elite erfolgt Ende September bis Mitte Oktober.\nIn der ersten Vermehrung werden die Familien, abgesehen von feldm\u00e4\u00dfigen Leistungspr\u00fcfungen, nicht mehr getrennt gehalten. Die Aussaat erfolgt d\u00fcnn mit 50\u201456 kg auf den Hektar, bzw. bei der zweiten Vermehrung mit 60\u201480 kg.\nSchon die Ernte der zweiten Vermehrung kommt zum Verkauf.\nDas gleiche Verfahren und die gleichen Grunds\u00e4tze kommen mutatis mutandis auch bei der Weizenz\u00fcchtung in Anwendung. Es er\u00fcbrigt sich also hier eine eingehende Beschreibung der Methode. Z\u00fcchter hat daher auch nur kurz die besonders charakteristischen Merkmale seiner beiden Weizenzuchten, die sich von Squareheadpflanzen ableiten, hervorgehoben.\nDas Wertvolle und Neue beim braunk\u00f6rnigen Weizen liegt darin, da\u00df es hier wohl zum ersten Male gelungen ist, den hohen Klebergehalt der alten Landsorten zu vereinigen mit der Eigenart fund [den hohen Ertr\u00e4gen des Squarehead. Die starke Ber\u00fccksichtigung der braunen Kornfarbe und des damit verbundenen hohen Klebergehaltes bei der Zuchtwahl scheint der Ausbildung schwerer, vollentwickelter, ausgepr\u00e4gt kolbiger \u00c4hren noch besonders f\u00f6rderlich zu sein. Die Erscheinung, da\u00df mit steigendem Klebergehalt des Kornes gleichzeitig eine Tendenz zu gr\u00f6\u00dferer Massenw\u00fcchsigkeit und erh\u00f6hter Produktionsf\u00e4higkeit der Pflanze zutage tritt, findet w'ohl darin ihre Aufkl\u00e4rung, da\u00df eine Pflanze um so besser gef\u00f6rdert wird, je mehr Reservestoffe und speziell Proteinstoffe ihr in ihrem Jugendstadium zur Verf\u00fcgung stehen. Die kr\u00e4ftige, reichliche S\u00e4uglingsnahrung l\u00e4\u00dft die jungen Pfl\u00e4nzchen dann in ihrer ersten Entwicklung rasch vorw\u00e4rts eilen und bef\u00e4higt sie, sich schnell ein kr\u00e4ftiges Wurzel- und Blattwerk zu bilden, das nach Verbrauch des Samenvorrates f\u00fcr ihre weitere Ern\u00e4hrung sorgt.\nDie Pflanze erh\u00e4lt so einen Vorsprung f\u00fcr die Zeit ihrer ganzen Entwicklung und die Tendenz zu besonderer Leistung.\nDie Buhlendorfer hol1 gell)k\u00f6rnige Weizenzucht charakterisiert sich durch eine l\u00e4ngere, mehr vierkantige \u00c4hre und glasiges, hellgelbes bis wei\u00dfes Korn. Insbesondere vereint sie die Ertragsf\u00e4higkeit des Squarehead mit der Winterfestigkeit der alten Landsorten.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nGustav Sperling, Sinsleben b. Ermsleben a. Harz. M. d. Szg. Die Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft umfa\u00dft 100 ha. Der Boden hat eine humose, lehmige Oberkrume und gr\u00f6\u00dftenteils einen gelben Lehm von l\u00f6\u00dfartiger Beschaffenheit als Untergrund. Die j\u00e4hrliche Niederschlagsmenge betr\u00e4gt 490 mm. Seit 1886 wurde Nachbau von Originalz\u00fcchtungen getrieben. Seit 1902 wird Winterweizen, seit 1903 auch Hafer, seit 1906 schlie\u00dflich noch die Pferdebohne systematisch gez\u00fcchtet. Zuchtmethode bei allen drei Sorten: Individualauslese. Zuchtziele beim Weizen: Ertragreichtum, Winterfestigkeit, mittlere Bestockungsf\u00e4higkeit, Ausgeglichenheit der Halme, Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Lagern und Krankheiten. Da nach den strengen Wintern nur die allerwinter-festesten Familien zur Weiterzucht genommen wurden, gelang es, einen winterfesten, ertragreichen Squarehead, den \u201eOriginal Sperlings Sinslebener Square-head\u201c heranzuz\u00fcchten. Zuchtziele beim Original Sperlings Sinslebener Hafer: Ertragreichtum, Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Lagern und Krankheiten, Fr\u00fchreife, mittlere Bestockung, Ausgeglichenheit der Halme. Die Z\u00fcchtung erhielt 1909 auf der Ausstellung der D. L. G. in Leipzig den ersten Preis. Zuchtziele bei der Pferdebohne : Ertragreichtum, ovale Form der K\u00f6rner, mittlere Bestockung. Literatur \u00fcber die drei Z\u00fcchtungen: \u201eSinslebener Saaten\u201c von Dr. E. Sperling, Halle a. S. 1909.\nAd. Strandes, R\u00fcbensamen-Kulturen, Rittergut Zehringen\nbei C\u00f6then, Anh.\nAd. Strandes, der k\u00fcrzlich verstorbene Inhaber der Firma, ist aus der Zuckerindustrie hervorgegangen. Bis zum Jahre 1872 war er technischer Direktor einer benachbarten Zuckerfabrik, um alsdann seine T\u00e4tigkeit speziell der Zuckerr\u00fcbensamenz\u00fcchtung, zun\u00e4chst auf seinem Rittergute Zehringen, zuzuwenden ; sp\u00e4ter wurden dann das Gut Klepzig, die Dom\u00e4ne Merzien bei C\u00f6then und das Rittergut Sylda bei Aschersleben seinem Betriebe einverleibt, der insgesamt etwa 1200 ha umfa\u00dft.\nIn der ersten Zeit wurde die Zuckerr\u00fcbensamenzucht nach strenger Auslese der Form und durch Auswahl nach dem spezifischen Gewicht betrieben, indem die R\u00fcben in eine entsprechende Salzl\u00f6sung gelegt wurden, bis die Methode der Polarisation aufkam, welche nunmehr seit dem Jahre 1889 zur Anwendung kommt, und zwar mit Alkoholdigestion.\nDie Auswahl und Untersuchung der Mutterr\u00fcben wird in dem Laboratorium der Zuckerfabrik Elsnigk vorgenommen.\nDer Gang der Z\u00fcchtung ist folgender:\nEs werden nach besonderer Type und Blattwuchs gr\u00f6\u00dfere Mengen bester Beschaffenheit der f\u00fcr die Fortzucht produzierten Mutterr\u00fcben im Herbste sorgf\u00e4ltig ausgew\u00e4hlt, eingemietet und im n\u00e4chsten Fr\u00fchjahr durch nochmalige Auswahl und Polarisation ein Stamm gebildet; von diesem Stamm","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n313\nwerden diejenigen R\u00fcben, welche den h\u00f6chsten Zuckergehalt mit sch\u00f6nster Form und entsprechendem Gewicht, nicht unter 750 g, vereinen, herausgenommen und als Super-Elite-Mutterriiben eigener Beobachtung unterworfen. \u2014 Dieselben werden im Laboratorium nach ihren Dimensionen gemessen, in ein Buch eingezeichnet und photographiert, um alsdann auf besonderen Beeten\nBild 187. Strandes-Zehringen: Zuckerr\u00fchensamenfeld.\nin 1 qm Entfernung in sorgf\u00e4ltig vorbereitetem Boden ausgepflanzt zu werden ; diese Beete, auch Mutterriiben-Zuchtg\u00e4rten genannt, werden mit einem 1 m hohen Gitter umgeben und gegen Hagelschlag durch ein dachartig \u00fcbergeh\u00e4ngtes Netzwerk gesch\u00fctzt. \u2014 Diese Mutterriiben-Zuchtg\u00e4rten werden stets in einer allseitigen Entfernung von mindestens 500 m von anderen R\u00fcbensamenfeldern angelegt, um unerw\u00fcnschte Befruchtungen auszuschlie\u00dfen ; die Richtung dieser Zuchtg\u00e4rten ist stets von West nach Ost, weil durch den","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nvorherrschenden Westwind eine bessere Befruchtung der Mutterr\u00fcben unter sich gew\u00e4hrleistet werden d\u00fcrfte.\nDiese so gepflanzten R\u00fcben sind als Stammr\u00fcben zu betrachten und der im Herbst davon gewonnene Samen wird wiederum auf besonderen Beeten ausgelegt und von den gewonnenen R\u00fcben in der Weise, wie vordem beschrieben, wieder das Allerbeste zur Fortzucht ausgew\u00e4hlt, w\u00e4hrend von den \u00fcbrigbleibenden, diejenigen R\u00fcben, welche in Form und Type den \u201eSuper-Eliten\u201c am n\u00e4chsten kommen, ausgelesen und als \u201eEliten\u201c eingemietet werden, um im Fr\u00fchjahr gleich den Super-Eliten der Alkoholdigestion unterworfen zu werden. Es werden dann alle Exemplare, welche sich als haltbar in den Mieten erwiesen, den Kennzeichen nach einer tadellosen R\u00fcbe entsprechen und eine befriedigende oder \u00fcberwiegende Alkoholpolarisation zeigen, bis zur Zeit des Auspflanzens wieder in Mieten auf bewahrt und ergeben im Herbst denjenigen Samen, der zur Erzeugung der sogenannten Stecklingsr\u00fcben verwendet werden soll, aus denen dann sp\u00e4ter der Verkaufssamen gewonnen wird. \u2014 Es wiederholt sich der Vorgang, da\u00df aus den \u201eSuper-Eliten\u201c immer wieder \u201eSuper-Eliten\u201c ausgew\u00e4hlt und bestimmt werden, und da\u00df die \u201eEliten\u201c zur Gewinnung des Stecklingssamens Verwendung finden.\nUm eine Entartung zu vermeiden, werden auch auf anderen \u00c4ckern gebaute R\u00fcben mit zur Zucht herangezogen und daraus diejenigen Exemplare, die schon nach dem Au\u00dfenschein den Eindruck einer zuckerreichen R\u00fcbe machen, ausgew\u00e4hlt und, wenn die \u00fcbrigen Bedingungen, welche an die \u201eSuper-Eliten\u201c gestellt werden, Erf\u00fcllung finden, diesen einverleibt.\nWas nun den Stecklingssamen anbelangt, so wird solcher in 9 Zoll entfernten Reihen ausgedrillt und dann durch Verziehen ein Einzelstehen der jungen Pflanzen hervorgerufen. \u2014 Die Herausnahme der Stecklinge erfolgt nach guter Reife im Herbst und die \u00dcberwinterung geschieht in 1 m breiten, lang \u00fcber das Feld gezogenen Mieten.\nIm Fr\u00fchjahr werden die Stecklinge sorgf\u00e4ltig verlesen, jeder einzelne Steckling geht durch die Hand und wird verputzt, alle nicht tadellosen Formen, sowie gr\u00fcnk\u00f6pfige, wurzlige, gelbe oder r\u00f6tliche R\u00fcben werden streng ausgeschieden. \u2014 Das Auspflanzen der Stecklinge geschieht auf 25 Zoll im Quadrat.\nHiermit d\u00fcrften die Prinzipien eines R\u00fcbenz\u00fcchters dargelegt sein. Ein solcher mu\u00df sich bem\u00fchen, reine Rassen zu z\u00fcchten und danach streben, den h\u00f6chstm\u00f6glichen Zuckergehalt und Ackerertrag mit guter Haltbarkeit, edler Form, Saftreichtum und hohem Reinheitsquotienten zu vereinen, bei m\u00f6glichst v\u00f6lligem Fehlen von Scho\u00dfr\u00fcben.\nDie besondere Grundlage der Zehringer Z\u00fcchtung ist, die h\u00f6chste Menge leicht gewinnbaren Zucker auf einer gewissen Fl\u00e4che zu produzieren, d. h. m\u00f6glichst hohen Ackerertrag vereint mit einem entsprechenden Zuckergehalt in der R\u00fcbe.\nDie Zehringer Zuckerr\u00fcbensamenz\u00fcchtung umfa\u00dft zwei Sorten:","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n315\n1.\tDie Strandes Zehringer Elite, Marke B., ist diejenige R\u00fcbensorte, deren Selektion in den letzten Jahren die gr\u00f6\u00dften Fortschritte gemacht hat.\nDiese Sorte ergibt h\u00f6chsten Ackerertrag bei befriedigendem Zuckergehalt, wodurch die h\u00f6chste Zuckerproduktion pro Fl\u00e4che gew\u00e4hrleistet wird.\nSie weist h\u00f6chste Reinheit des Saftes auf und ist im allgemeinen die vorteilhafteste R\u00fcbe, sowohl f\u00fcr den Landwirt als auch f\u00fcr den Zuckerfabrikanten. \u2014 Diese Marke zeichnet sich auch ferner durch einen schnellen und kr\u00e4ftigen Aufgang aus, und das Wachstum in der Folge ist so \u00fcppig, da\u00df sie etwaigen Besch\u00e4digungen durch Insekten und Unkr\u00e4uter baldigst entgeht, und durch die gro\u00dfe Entwicklung ihrer Bl\u00e4tter und die gro\u00dfe Tiefe, bis zu welcher ihre Wurzel in die Erde dringt, verteidigt sie sich energisch gegen den sch\u00e4dlichen Einflu\u00df einer langen Trockenperiode. \u2014 Sie ist schlie\u00dflich ebenso willig und widerstandsf\u00e4hig in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leichten und trockenen B\u00f6den wie in den besten Kulturboden und ergibt in ersteren. bei hohem Zuckergehalt doch einen sehr befriedigenden Ackerertrag.\nDiese Sorte ist daher bestens f\u00fcr die gro\u00dfe Allgemeinheit der R\u00fcbenb\u00f6den geeignet, mit Einschlu\u00df der trockenen, tonigen und kalkhaltigen B\u00f6den erfreut sich bei allen R\u00fcbenbauern gro\u00dfer Beliebtheit.\n2.\tDie Strandes Zehringer zuckerreichste Elite, Marke C., vertritt heute eine v\u00f6llig selbst\u00e4ndige und konstante Sorte, weil ihre Selektion mehr als 30 Jahre fortgesetzt wurde, ohne irgend eine neue Kreuzung. \u2014 Diese Sorte ist nicht zu empfehlen f\u00fcr wenig fruchtbare, wenig tiefe, sehr durchl\u00e4ssige, trockene und leichte B\u00f6den, w\u00e4hrend sie in jeder Beziehung die besten Resultate ergibt in neueren, frischen, reichen Alluvialb\u00f6den, sowie in allen tiefen, gut kultivierten, nat\u00fcrlich stickstoffreichen oder reichlich ged\u00fcngten, sowie auch in bew\u00e4sserten B\u00f6den.\nDie mit R\u00fcben bepflanzten Felder werden nat\u00fcrlich stets unkrautrein gehalten durch Hacken mit der Maschine oder mit der Hand und soviel wie m\u00f6glich kultiviert.\nDer Same wird erst geerntet, wenn er vollkommen reif ist, um eine schnelle und hohe Keimkraft zu gew\u00e4hrleisten.\nSobald der Same gen\u00fcgend trocken ist, wird er in gro\u00dfe solide Scheunen eingefahren, sei es um sogleich gedroschen oder aufbewahrt zu werden, in welchem letzteren Falle das Dreschen w\u00e4hrend des Winters je nach Zeit und LTmst\u00e4nden stattfindet.\nUm einen in jeder Beziehung erstklassigen Samen liefern zu k\u00f6nnen, ist vor etwa 10 Jahren ein gro\u00dfer f\u00fcnfst\u00f6ckiger R\u00fcbensamenspeicher erbaut worden, der nur f\u00fcr die Behandlung und Aufbewahrung des Samens bestimmt ist. \u2014","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\tZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDieses Geb\u00e4ude ist mit Elektromotoren und den besten und modernsten Maschinen f\u00fcr den Transport, die Lagerung, Trocknung und Reinigung des Samens versehen; es k\u00f6nnen darin bequem 30 000 Ztr. R\u00fcbensamen gelagert werden.\nDer gedroschene Same wird durch einen Elevator direkt in eine Maschine bef\u00f6rdert, die ihn von den Stoppeln und groben Unreinigkeiten befreit; alsdann geht er vermittels eines Transportbandes in ein Silo, wo er einer zweiten Reinigung unterworfen wird, und, nachdem er von den noch \u00fcbrigen Fremdk\u00f6rpern, Erdklumpen, Steinen usw. befreit ist, f\u00e4llt er, wenn n\u00f6tig, in den Trockenapparat, wo er so lange getrocknet wird, bis er den normalen Feuchtigkeitsgehalt auf weist.\nWenn der Same den Trockenapparat verl\u00e4\u00dft, wird er durch einen Elevator nach dem K\u00fchlapparat bef\u00f6rdert, von wo er in eine Maschine f\u00e4llt, um von neuem noch sorgf\u00e4ltiger gereinigt zu werden. \u2014 Diese Maschine ist so beschaffen, da\u00df alle leichten, tauben Samenkn\u00e4ule, sowie diejenigen, welche unter 3 mm stark sind, von den guten abgesondert werden.\nDer so aufs sorgf\u00e4ltigste gereinigte Samen f\u00e4llt alsdann in die automatische Wage \u201eChronos\u201c, welche genau 50 kg abwiegt, und von dort in den Sack.\nJeder Sack wird vor der Verladung mit der Handelsmarke der Firma versehen und mit einer Firmenplombe verschlossen.\nM. Vollland, Holienpriesnitz b. Delitzsch baut seit 1908 auf der 400 ha gro\u00dfen Wirtschaft Saaten zum Verkauf an, und zwar: F. von Lochows Pet-kuser Winterroggen, Heinr. Mettes Squarehead-Winterweizen, Sval\u00f6fs Ligowo-hafer, Sval\u00f6fs Goldregenhafer, Kirsches Hafer.\nC. Vorstadt, R\u00fcbensamenz\u00fcchterei, Berssell, Station Wasserleben a. Harz. Die Firma ist 1872 begr\u00fcndet und betreibt im Zuckerr\u00fcbenbau Familienzucht. Die haupts\u00e4chlich z\u00fcchterisch behandelten Sorten sind : Vorstads verbesserte Klein-Wanzlebener, Vorstadts Elite, Vorstadts Original. Au\u00dferdem ist sie Vermehrungsstelle der deutsch-schwedischen Saatzuchtanstalt f\u00fcr Getreideanbau .\nFranz Walther, Kleinkugel b. Reideburg. M. d. Szg. Seit dem Jahre 1900 werden auf dieser verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kleinen Wirtschaft mit einem Fl\u00e4cheninhalt von 110 ha verschiedene R\u00fcbensorten gez\u00fcchtet, durch Auswahl typischer R\u00fcben nach Form und Blattwuchs, von denen Gewichtsfeststellungen und Zuckerbestimmungen vorgenommen werden, so da\u00df nur Stammeliten mit 1000 g Gewicht und \u00fcber 6% Zuckergehalt zur Vermehrung kommen, und zwar rote und gelbe Eckendorfer Runkeln. Als dritte Sorte wird Walthers orangengelbe Walzenrunkel angebaut, welche von Ferd. Knauer-Gr\u00f6bers 1895 \u00fcbernommen ist, und von welcher Stammeliten zur Vermehrung kommen, welche S00 g Gewicht haben und 8 % Zucker in der R\u00fcbe zeigen.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n317\nZuckerfabrik Klein-Wanzleben, vorm. Rabbethge & Giesecke.\nDer landwirtschaftliche Betrieb der Zuchtst\u00e4tte.\nDie Zuckerfabrik Klein-Wanzleben bewirtschaftet im Umkreise von etwa 12 km sechs Wirtschaften in den Kreisen Wanzleben und Wolmirstedt\nmit einer Gesamtfl\u00e4che von rund 4000 ha.\n1.\tWirtschaft Klein-Wanzleben............ 980\tha\n2.\tKommende Bergen....................... 460\t,,\n3.\tRittergut Meyendorf................... 485\t,,\n4.\tWirtschaft Seehausen.................. 580\t,,\n5.\tK\u00f6nigl. Preu\u00df. Dom. Dreileben......... 660\t,,\n6.\tRittergut Eggenstedt.................. 600\t,,\nZusammen . . .\t3765 ha\nDas Gel\u00e4nde ist gr\u00f6\u00dftenteils eben, der Boden weist mit wenigen Ausnahmen eine starke Humusschicht auf, darunter stellt Sand, sodann Lehm, darunter Keuper. Wegen der au\u00dferordentlichen Ausdehnung dieses Wirtschaftsbetriebes seien hier einige allgemeine Angaben \u00fcber denselben gemacht.\nDer landwirtschaftliche Betrieb beansprucht etwa 1000 Personen. Auf einen Arbeiter entfallen durchschnittlich 3,8 ha. Maschinenarbeit wird in weitgehendstem Ma\u00dfe verwendet. Ab September sind vier (20 PS.) Dampfpfl\u00fcge, w\u00e4hrend der R\u00fcbenernte zwei Dampf r\u00fcbenheber in Betrieb. Die Leistung betr\u00e4gt bei einer Arbeitsbreite des Hebers von 4m und Maschinen von 12\u201415 PS. t\u00e4glich bis zu 10 ha f\u00fcr das Ger\u00e4t.\nW\u00e4hrend der Getreideernte finden 90 M\u00e4hmaschinen, zur H\u00e4lfte Bindemaschinen Massey-Harris, zur H\u00e4lfte Plattform-Ablegemaschinen Albions Verwendung. Der Erdrusch erfolgt durch sechs Marshallsche Riesendreschs\u00e4tze, denen meist Welgersche Langstrohpressen angeschlossen sind, mit einer durchschnittlichen Tagesleistung von 400 dz marktf\u00e4higen Getreides. Zur Bedienung sind insgesamt je 18\u201420 Personen erforderlich ; au\u00dferdem finden einige Lohndampfdreschs\u00e4tze Verwendung. Der Antrieb der sechs Dreschs\u00e4tze erfolgt elektrisch durch Motore von 80 PS., denen ein in der elektrischen Zentrale der Zuckerfabrik erzeugter Strom von 3000 Volt mittels einer Hochspannungsleitung von 34 km L\u00e4nge und 90 Dreschanschl\u00fcssen auf allen gr\u00f6\u00dferen Pl\u00e4nen zugef\u00fchrt wird.\nDas Drillen erfolgt durch 16 Dehnesche Simplex-Maschinen, das Hacken durch 21 Dehnesche Hackmaschinen, das D\u00fcngerstreuen durch 20 Westfalia-Maschinen, s\u00e4mtlich mit einer Arbeitsbreite von 4 m.\nDas Fruchtfolgesystem ist die \u201efreie Wirtschaft\u201c, die auf Grund bestimmter Schlageinteilungen, den jeweiligen Verh\u00e4ltnissen der einzelnen Wirtschaften Rechnung tragend, erfolgt. In zwei Wirtschaften besteht die Vierfelder Fruchtfolge (jedes vierte Jahr R\u00fcben), in drei Wirtschaften ist die Sechsfelder Frucht-","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 188. Klein-Wanzleben : Speicher.\nBild 189. Klein-Wanzleben: Laboratorium.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n319\nfolge eingef\u00fchrt (innerhalb sechs Jahren zweimal R\u00fcben). In einer Wirtschaft folgen in jedem dritten Jahre R\u00fcben.\nD\u00fcngung: Volle Stalld\u00fcngung (200 dz auf den Hektar) erhalten stets R\u00fcben, Kartoffeln, Zichorien. Gr\u00fcnd\u00fcngung erfolgt in Form von Gelbklee (Einsaat in Roggen, au\u00dferdem in Winterweizen, sowie zum kleinen Teil in Sommergetreide), ferner in Form von Bohnengr\u00fcnd\u00fcngung nach Fr\u00fchkartoffeln und Wintergerste. Die Gr\u00fcnd\u00fcngung wird lediglich zu R\u00fcben angewandt. An k\u00fcnstlichem D\u00fcnger werden vor allem Chilisalpeter, Ammoniaksuperphosphat (9\u20149), Superphosphat, 40 % Kalisalz, sowie Kainit verwendet. Die Kalkd\u00fcngung erfolgt in Form von Scheidekalk der Zuckerfabrik (100 dz auf den Hektar), sowie in Form von Abfallkalk (40\u201460 dz auf den Hektar) ; 5 dz \u00c4tzkalk auf den Hektar und im Jahr.\nDie Feldbahnanlage erstreckt sich auf eine L\u00e4nge von rund 58 km, zum gro\u00dfen Teil Doppelgleis f\u00fcr Lokomotivbetrieb, mit einigen Anschl\u00fcssen an die Staatsbahn, und durchzieht s\u00e4mtliche Wirtschaften. Als Betriebsmittel dienen vier Lokomotiven mit insgesamt 300 PS., sowie 230 R\u00fcbenwagen.\nDie Zuckerfabrik verarbeitet an einem Tag (Doppelschicht) 24 000 Ztr. R\u00fcben, von denen etwa 1/5 seitens der Wirtschaften durch Feldbahn angeliefert wird.\nDie elektrische Zentrale der Zuckerfabrik hat eine Kapizit\u00e4t von 600 PS.\nDie Schnitzeltrocknung (System B\u00fcttner) stellt am Tag etwa 1500 Ztr. Trockenschnitzel her.\nAls Zuchtst\u00e4tte f\u00fcr Zuckerr\u00fcbensamenz\u00fcchtung hat Klein-Wanzleben immer an erster Stelle gestanden. Hier wurde schon in den 50er Jahren nach Vilmorins Beispiel das spezifische Gewicht der R\u00fcben bestimmt und 1862 wurde hier zuerst mit der Saftpolarisation begonnen. Auch sonst ist Klein-Wanzleben mit den Untersuchungsmethoden vorangegangen, so wurde 1879 dort zuerst der Zucker in der R\u00fcbe bestimmt. Selbstverst\u00e4ndlich wird bei den R\u00fcben auf besonders gute Vererbungsf\u00e4higkeit der einzelnen Individuen und ihrer Nachkommen gearbeitet. Die nebenstehenden Abbildungen zeigen das gro\u00dfe Laboratorium und einen der gro\u00dfen Speicher.\nG. Wesche, Raunitz, P. Nauendorf, Saalkreis. Die Firma betreibt seit 1884 auf ihrem etwa 300 ha gro\u00dfen Betriebe R\u00fcbensamenanbau. Ein Teil wird z\u00fcchterisch behandelt unter Anwendung von Familienzucht. Die Z\u00fcchtungen kommen in den Handel unter der Bezeichnung G. Wesches Zuckerreichste und G. Wesches Ertragreichste. Die zur Weiterzucht dienenden Mutterr\u00fcben werden nach Form, Blatt, Gewicht und Polarisation ausgew\u00e4hlt.\nVerwaltung der Waldemar von Wulffenschen Fideikomi\u00df- und Allodg\u00fcter, Gro\u00dfl\u00fcbars und Loburg II und III. M. d. Szg. In dieser Wirtschaft wird Nachbau von Roggen folgender Sorten in ausgedehntem Ma\u00dfe betrieben:","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft\nF. von Lochows Petkuser Winterroggen seit 1905, Sommerroggen seit 1897 und Sperlings Buhlendorfer gr\u00fcnk\u00f6rniger Winterroggen ebenfalls seit 1905.\nEdelsamenz\u00fcchterei Zalm & Comp., Ariern, z\u00fcchten ausschlie\u00dflich Zuckerr\u00fcbensamen. Die Zuchtarbeit begann 1890. Sie steht unter wissenschaftlicher Leitung und f\u00fcr ihre Zwecke ist eine umfangreiche Versuchs-Wirtschaft zur Verf\u00fcgung, deren L\u00e4ndereien zum Teil in h\u00f6heren Lagen zum Teil in Niederungsgebiet hegen, so da\u00df die Pr\u00fcfung der z\u00fcchterischen Leistungen auf beiden Bodenarten erm\u00f6glicht.\nAu\u00dfer dem gro\u00dfen Laboratorium zur Untersuchung der R\u00fcben sind alle Hilfsmittel f\u00fcr modernen Zuchtbetrieb (Vegetationsversuche, mikroskopische, statistische Arbeiten usw.) vorhanden.\nDer unter dem Namen \u201eOriginal Edelsamen\u201c in vier\nHauptvarie t\u00e4ten zum Verkauf kommende Samen wird fast\n\u201e ,\t.\t.\t' ausschlie\u00dflich in den alten bew\u00e4hrten Zuckerr\u00fcbensamen-\nZfihn & Co., Artern.\nAnbaugebieten s\u00fcdlich des Harzes in der goldenen Aue und Th\u00fcringen kultiviert und in eigenen Speichern mit Trocknungs- und Reinigungsanlagen gebrauchsfertig gemacht.\nDie F\u00f6rderung der Saatzucht durch die Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz Sachsen, Halle a. S.\nDie Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz Sachsen wirkt durch ihre Landeskulturabteilung f\u00fcr die F\u00f6rderung der Saatzucht. Dieselbe hat in \u00e4hnlicher Weise wie die D. L. G. seit einigen Jahren eine Saatenanerkennung eingerichtet. Von dieser Saatenanerkennung ist der Vertrieb der Saaten g\u00e4nzlich getrennt. Derselbe erfolgt durch die Provinzials\u00e4chsische Saatzuchtgenossenschaft. Die Provinzials\u00e4chsische Saatzuchtgenossenschaft e. G. m. b.H. Halle a. S., Kronprinzenstrasse, hat die Aufgabe, in allen die Saatzucht und den Saatguthandel betreffenden Fragen die Interessen der ihr als Mitglieder angeh\u00f6renden Originalsaatgut-z\u00fcchter bzw. Saatgutanbauer zu vertreten.\nBesonders hat sie den Verkauf des Saatgutes der provinzial-s\u00e4chsischen Originalz\u00fcchter und Nachbauer zu regeln, um ihren Mitgliedern f\u00fcr das Saatgut Absatz \u00fcber die Grenzen der Provinz hinaus zu schaffen.\nZur F\u00f6rderung des Absatzes dienen:\n1.\tdie F\u00f6rderungsmittel der Landeskultur, welche die Landwirtschaftskammer der Provinz Sachsen bietet,\n2.\tdie Veranstaltung bzw. gemeinsame Beschickung von Ausstellungen,\n3.\teine kaufm\u00e4nnisch geleitete, umfangreiche Propaganda.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.\n321\nDie Provinzials\u00e4chsische Saatzuchtgenossenschaft ist bez\u00fcglich der Saatgutanerkennung den jeweiligen Bestimmungen, die von der Kammer als ma\u00dfgebend aufgestellt werden, unterworfen. Die Kontrolle wird von dem zum Vorstande der Genossenschaft geh\u00f6renden Vorsteher der Abteilung f\u00fcr Landeskultur und Versuchs wesen der Landwirtschaftskammer ausge\u00fcbt.\nBeim Bez\u00fcge von Saatgut durch die Provinzials\u00e4chsische Saatzuchtgenossenschaft werden dem K\u00e4ufer die weitgehendsten Garantien daf\u00fcr geboten, ein sachgem\u00e4\u00df gebautes, gut hergestelltes Saatgut zu erhalten.\nBei denjenigen Betrieben (Saatzuchtwirtschaften, Firmen usw.), die Mitglied der Provinzials\u00e4chsischen Saatzuchtgenossenschaft sind, haben wir den Vermerk: Mitglied der Provinzials\u00e4chsischen Saatzuchtgenossenschaft bzw. abgek\u00fcrzt: M. d. Szg. gemacht. (S. Anm. S. 181).\nAls vorher nicht besonders aufgef\u00fchrte Mitglieder der Provinzials\u00e4chsischen Saatzuchtgenossenschaft sind noch zu nennen :\nRichard Seibicke, Burkersroda b. Klosterh\u00e4seler.\nNachbauer von :\nPetkuser Roggen, 1. Abs.\nStrubes Squarehead weizen, 1. Abs.\nStrubes Schlanstedter Hafer, 1. Abs.\nBeselers Hafer II, 1. und 2. Abs.\nAlbin Wadsack, Horns\u00f6mmern und Kutzleben.\nIn Horns\u00f6mmern wird die bekannte kleine Th\u00fcringer Pferdebohne durch K\u00f6rnerauslese rein erhalten; nachgebaut wird Sval\u00f6fs Hannchengerste und Bore-Weizen von frisch bezogener Originalsaat in Horns\u00f6mmern (Tennstedt), Sval\u00f6fs Prinze\u00dfgerste und Rudolf Bethges Gerste II in Kutzleben (Gangloffs\u00f6mmern).\nAu\u00dfer den mehr oder weniger ausf\u00fchrlich geschilderten Zuchtst\u00e4tten nennt die Landwirtschaftskammer noch folgende Z\u00fcchter bzw. Nachbauer von Originalsaaten zur Saatgutgewinnung:\nC. Fleischhauer, Gr. - Rottmersleben, M. d. Szg.\nNachbauer von:\nRoter Schlanstedter Sommerweizen, 1. und 2. Abs.\nF. Hacke, Sargstedt b. Halberstadt, M. d. Szg.\nNachbauer von :\nStrubes Squareheadweizen, 1. Abs.\nStrubes Schlanstedter Hafer, 1. und 2. Abs.\nRoter Schlanstedter Sommerweizen.\nNolcs Original-Bohemia-Gerste, 1. Abs.\nDeutsche Pflanzenzucht.\t21","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nAllerfr\u00fcheste Gerste, 1. Abs.\nMorawia-Gerste, 1. Abs.\nTh. von Han stein, Siemerode, M. d. Szg.\nNachbauer von :\nPetkuser Roggen, 1. und 2. Abs.\nStrubes Hafer, 1. Abs.\nRud. Bethges Gerste II und III. 1. Abs.\nRoter Schlanstedter Sommerweizen. 1. Abs.\nDr. G. Humbert, Da m men dor f, M. d. Szg.\nNachbauer von:\nPetkuser Roggen, 1. Abs.\nHannagerste, 1. Abs.\nRud. Bethges Gerste II. 1. Abs.\nStrubes Schlanstedter Hafer, 1. und 2. Abs.\nRieh. Koch, Sch\u00f6ne wer da b. Ar tern. M. d. Szg.\nNachbauer von:\nBethges Braugerste, 1. Abs.\nFr. Otto, Passendorf b. Halle a. S., M. d. Szg.\nNachbauer von:\nStrubes Squarehead weizen, 1. Abs.\nStrubes Squareheadweizen, 1. und 2. Abs.\nStrubes Schlanstedter Hafer, 1. Abs.\nStrubes fr\u00fche Viktoriaerbsen, 1. Abs.\nStrubes fr\u00fche Viktoriaerbsen. 2. Abs.\nEd. Quast hoff, H o r b e c k b. Abberode, M. d. Szg.\nNachbauer von:\nPetkuser Roggen, 1. Abs.\nSval\u00f6fs Hanncliengerste, 1. Abs.\n0. Rackwitz, Q u e i \u00df b. Reu\u00dfen, M. d. Szg.,\nz\u00fcchtet unter Anwendung der Individualauslese Quei\u00dfer Sval\u00f6fs Renodlade weizen.\nH. Schartau, Kerkaub. Kalle h ne, Kr. Osterburg, M.d.Szg. Nachbauer von :\nPetkuser Roggen, 1. Abs.\nPetkuser Roggen, 2. Abs.\nBuhlendorfer Roggen, 1. Abs.\nLigowohafer II, 2. Abs.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"2.\tHannover.\n\u2022323\nW. S c li e 1 e , Schladebach, M. d. Szg. Nachbauer von:\nLochows Petkuser Winterroggen, 1. Abs. Strubes Squarelieadweizen, 1. Abs. Strubes Sclilanstedter Hafer, 1. Abs. Sval\u00f6fs Ligowohafer II, 1. Abs.\nStrubes fr\u00fche Viktoriaerbse, 2. Abs.\n2. Hannover.\nDie Arbeiten auf dem Gebiete der Pflanzenz\u00fcchtung in der Provinz Hannover sind keine sehr umfangreichen. Dies scheint in dem Umstand begr\u00fcndet, da\u00df die benachbarten Provinzen Sachsen und Brandenburg mit ihren ann\u00e4hernd gleichen Boden-, Klima- und wirtschaftlichen Verh\u00e4ltnissen Saatzuchtwirtschaften in gr\u00f6\u00dferer Anzahl besitzen, die gen\u00fcgend gute und leistungsf\u00e4hige Sorten zur Verf\u00fcgung stellen.\nDie Pflanzenz\u00fcchtung im engeren Sinne betreiben :\n1.\tdas Klostergut Weende bei G\u00f6ttingen,\n2.\tRittergutsbesitzer Breustedt in Schladen am Harz,\n3.\tdie Kartoffelzuchtanstalt von W. Richter in Hameln a. W.,\n4.\tdas landwirtschaftliche Institut in G\u00f6ttingen,\n5.\tdie Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz Hannover.\nIm Auftr\u00e4ge der letzteren leitet der Generalsekret\u00e4r Dr. W armbold-\u00dclzen die z\u00fcchterische Bearbeitung des L\u00fcneburger Kleihafers im Wege der Veredelungsauslese in reinen Linien. Der Zuchtgarten befindet sich auf dem Demonstrationsfelde der Ackerbauschule Ebstorf bei \u00dclzen. Die Arbeiten sind seit Fr\u00fchjahr 1908 aufgenommen.\nFerner bem\u00fchen sich einige Wirtschaften, durch \u00c4hrenauslese gute Getreidesorten l\u00e4nger ertragreich zu erhalten:\n1.\tdas Rittergut D\u00f6tzum bei Gronau,\n2.\tdie Aktien-Zuckerfabrik Neuwerk in Gehrden bei Hannover.\nDer Saatbau wird in allen Wirtschaften mit Zuckerr\u00fcbenbau schon seit der Einf\u00fchrung dieser Fruchtart sehr gepflegt. Seinen gegenw\u00e4rtigen Stand in r\u00fcbenbauenden Betrieben zeigen von der Landwirtschaftskammer durchgef\u00fchrte, vergleichende Roggenanbauversuche im Regierungsbezirk Hannover 1904\u20141907 (vgl. Hannoversche land- und forstwirtschaftliche Zeitung, Jahr-\n21*","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ngang 61, Nr. 29, S. 696, Versuchsreihe 1), in denen die im eigenen Betriebe vorhandene Sorte im Ertrage an zweiter Stelle steht. Die Ursache hierf\u00fcr ist zu suchen in der betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit, die h\u00f6chsten Bruttoertr\u00e4ge vom Getreide zu erringen, damit bei dem erh\u00f6hten Arbeitsaufwand, mit dem der r\u00fcbenbauende Landwirt wirtschaften mu\u00df, ein entsprechender Reinertrag \u00fcbrig bleibt. Grundlegend f\u00fcr die Fortschritte des Saatbaues in den Geestdistrikten ist die Begr\u00fcndung der Saatenanerkennung im Jahre 1906. Wenn auch eine Anzahl intelligent geleiteter Betriebe, namentlich Gro\u00dfbetriebe, schon vor dieser Zeit recht gutes Saatgut absetzte und f\u00fcr dessen Erzeugung alle einschl\u00e4gigen Momente beobachtete, so ist doch die Allgemeinheit erst durch die Aus\u00fcbung der Saatenanerkennung durch die Landwirtschaftskammer und durch die sp\u00e4tere Bekanntgabe einer Reihe von Wirtschaften als anerkannte Saatgutwirtschaften in jedem Fr\u00fchjahr und Herbst auf eine sorgf\u00e4ltige Saatguterzeugung und -Bereitung hingelenkt. Gerade in j\u00fcngster Zeit sind weitere Wirtschaften bestrebt, die Anerkennung der Landwirtschaftskammer zu erwerben. Zur Kl\u00e4rung der Sortenwahl f\u00fcr die hiesigen Verh\u00e4ltnisse werden von der Landwirtschaftskammer vergleichende Sortenanbauversuche mit verschiedenen Fruchtarten durchgef\u00fchrt, von denen solche mit Winterroggen abgeschlossen sind. Der Petkuser Roggen hat in unseren vergleichenden Roggenanbau versuchen im mehrj\u00e4hrigen Durchschnitt mit seinen Ertr\u00e4gen an erster Stelle gestanden durch seine hohe Sicherheit, mit der er seine \u00dcberdurchschnittsertr\u00e4ge in jedem Jahre einbringt.\nAuf Marsch- undPolderboden \u2014 der nat\u00fcrlichen Heimat der hannoverschen Weiden \u2014 steht naturgem\u00e4\u00df die Viehzucht im Vordergr\u00fcnde des Interesses. Jene Gegenden stehen allen anderen nach in bezug auf Ackerwirtschaft, weil auf dem sehr schweren Ton- bzw. Marschboden, der von alters her durch tiefe Gr\u00e4ben zerschnitten ist, und auf dem sich hierdurch sehr schmale Beete gebildet haben, die die Kultur erleichternden Maschinen (Drill- und Hackmaschinen) nur schwer oder gar nicht zu verwenden sind, wodurch die Vertilgung des Unkrautes und der rationelle Anbau neuer anspruchsvoller Sorten fast unm\u00f6glich wird.\nHaferverkaufsgenossenschaft Badbergen. Die Mitglieder der Genossenschaft bewirtschaften zusammen eine Ackerfl\u00e4che von ann\u00e4hernd 500 ha Gr\u00f6sse. Seit Jahrhunderten wird der Badberger Saathafer nach den Geestgegenden der Provinz Hannover und Westfalen verkauft und ist dort sehr gesch\u00e4tzt und unentbehrlich als Ersatz der ausgearteten Sorten. Der Badberger Saathafer ist seit alters her unter diesem Namen verkauft worden. Sorgf\u00e4ltigere Ma\u00dfnahmen zur Erzielung guten Saatgutes sind erst seit der Gr\u00fcndung der Genossenschaft 1896 insoweit vorgenommen, als eine sorgf\u00e4ltige Reinhaltung der \u00c4cker stattfindet. Der auszus\u00e4ende und zum Verkauf kommende Saathafer wird mittels Zentrifuge und Patentwindfege auf das sorgf\u00e4ltigste hergestellt.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n325\nBild 191. Weende: Wohnhaus auf dem Klostergutshof.\nBeseler, Anderbeck und Weende.\nBeseler begann seine z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit im Jahre 1870 als P\u00e4chter des im Kreise Oschersleben, Provinz Sachsen, gelegenen Klostergutes Anderbeck, dessen Boden- und klimatische Verh\u00e4ltnisse dem Getreidebau besonders g\u00fcnstig sind. Der tiefgr\u00fcndige, dunkle, liumose Lehmboden bietet einen Kulturboden von au\u00dferordentlich gleichm\u00e4\u00dfiger Beschaffenheit; er ist warm und von gro\u00dfer wasserhaltender Kraft, so da\u00df nur selten die Pflanzen unter Wassermangel zu leiden haben trotz verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringen Regenfalls von etwa 500 mm j\u00e4hrlich. Der ausgedehnte R\u00fcbenbau gab der ganzen Wirtschaft das typische Gepr\u00e4ge einer intensiv betriebenen R\u00fcben Wirtschaft. Im Jahre 1887 ging das Klostergut Anderbeck in die H\u00e4nde seines jetzigen Besitzers, Hermann Rimpau, \u00fcber, welcher dort die Getreidez\u00fcchtung weiter fortsetzte.\nErst 1890 gelang es Beseler, das im Kreise G\u00f6ttingen, Provinz Hannover, gelegene Klostergut Weende zu pachten.\nDas Klostergut Weende besteht aus dem Hauptgut Weende und dem Vorwerk Deppoldshausen.\nDas Hauptgut Weende liegt 3 km n\u00f6rdlich von der Stadt G\u00f6ttingen entfernt. Westlich ist die Feldmark begrenzt durch den Leineflu\u00df, \u00fcber den Klostergutshof flie\u00dft der Weendebach. 168 ha Ackerland und 3,5 ha Wiesen liegen im Leinetal, etwa 150 ra \u00fcber dem Meeresspiegel im Diluvium, bzw. Alluvium der Leine und des Weendebaches, so da\u00df hier die Ackerkrume als milder, schwach humoser Lehmboden bezeichnet werden kann, wo nicht Kalktuff zutage tritt. Im Untergrund finden sich vielfach Kies und Kalktuff unter dem Lehmboden an. 88 ha im sog. Bovender Felde, etwa 180 m \u00fcber dem Meeresspiegel haben eine Ackerkrume, welche aus strengem","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nLehm, Kalktuff und Keuper besteht. Im Leinetal sind s\u00e4mtliche \u00c4cker, im Bovender Felde etwa 50 ha r\u00fcbenf\u00e4hig.\nDie r\u00fcbenf\u00e4higen B\u00f6den erhalten st\u00e4rkere, die nicht r\u00fcbenf\u00e4higen schw\u00e4chere Stallmistgaben. An Stickstoff und Phosphors\u00e4ure in k\u00fcnstlichem D\u00fcnger wird soviel angewandt wie n\u00f6tig erscheint zur Erzielung der h\u00f6chsten Ernten.\nAuf den r\u00fcbentragenden \u00c4ckern werden au\u00dfer R\u00fcben: Weizen, Hafer, Kartoffeln, Erbsen und Bohnen angebaut in m\u00f6glichster Abwechslung zwischen Halm- und Blattfrucht. Auf den nicht r\u00fcbenf\u00e4higen \u00c4ckern besteht Dreifelderwirtschaft. Das Winterfeld tr\u00e4gt Roggen, das Sommerfeld Hafer und Sommerweizen, w\u00e4hrend das dritte Feld mit Erbsen, Kartoffeln und Futterkr\u00e4utern bestellt wird.\nFolgende Getreidesorten werden angebaut:\nWinterroggen : Petkuser,\nWinterweizen : Beseler Squarehead Nr. II und III, Molds red prolific, Sommerweizen : Roter Schlanstedter,\nHafer: Beselers Nr. I und II, \u2022\nErbsen: Victoria und Folgers,\nBohnen: Halberst\u00e4dter Feldbohnen.\nVorwerk Deppoldshausen liegt 7 km nord\u00f6stlich von G\u00f6ttingen, 3 km \u00f6stlich von Weende entfernt, auf der Hochebene des G\u00f6ttinger Waldes, von Buchenwald rings umgeben, 330 m \u00fcber dem Meeresspiegel. Deppoldshausen enth\u00e4lt 150 ha Ackerland und rund 34 ha fast wertloser Weiden. Das Ackerland ist Verwitterungsboden der Muschelkalkformation. Davon liegen etwa 45 ha im oberen Muschelkalk. Diese Ackerkrume, ein 20\u201450 cm m\u00e4chtiger toniger Lehmboden, lagert auf sehr schwer verwitterbarem, kristallinischem Trochitenkalk. Etwa 100 ha liegen im mittleren Muschelkalk; hier lagert die durch Dampfpflug bis auf 30 cm vertiefte Ackerkrume, ein Kalkboden von sehr starker bis schwacher Tonbeimischung, auf mergeligem, leicht verwitterbarem Kalkstein. Etwa 5 ha Ackerland liegen im unteren Muschelkalk; hier stellt sich die Ackerkrume als leichter, toniger Kalkboden dar, stark durchsetzt mit schwer verwitterbaren Kalksteinplatten.\nDa in dieser H\u00f6henlage auf dem oberen Muschelkalkboden infolge der zum Teil sehr flachen Ackerkrume die Ernten unsicher sind, auf dem mittleren, sehr b\u00fcndigen Muschelkalk die Bodenbearbeitung eine sehr teure ist, die Ernten ebenfalls unsicher und auf beiden B\u00f6den verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig niedrig sind, so kann ein entsprechender Reinertrag nur bei vorsichtiger Anwendung von wenig Arbeit und D\u00fcnger erzielt werden.\nAngebaut werden: 20 ha Klee, 20 ha Wintergerste, 30 ha Winterroggen und -weizen, 10 ha Sommerweizen, 30 ha Hafer, 20 ha Bohnen und Erbsen, 20 ha bleiben als schwarze Brache liegen.\nFolgende Getreidesorten, welche besonders f\u00fcr diesen Boden und diese H\u00f6henlagen geeignet sind, werden angebaut:","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n327\nWinterweizen: Beselers Squarehead Nr. il und Molds red prolific, Winterroggen : Petkuser,\nWintergerste : Mammut,\nSommerweizen: Galizischer Kolben,\nHafer: Beselers Nr. II und III,\nErbsen : Folger und blaugr\u00fcne englische,\nBohnen: Halberst\u00e4dter Feldbohnen.\nKlee: Gemisch von Rotklee, Wei\u00dfklee und Gelbklee.\nDas Klima in Weende ist Gebirgsklima. Der Regenfall betrug in den letzten f\u00fcnf Jahren durchschnittlich j\u00e4hrlich in Weende 722 mm, in Deppoldshausen 679 mm. Die Temperatur ist in Deppoldshausen 2\u20143\u00b0 niedriger als auf dem Hauptgut Weende. Die Ernte f\u00e4llt daher in Deppoldshausen etwa 14 Tage sp\u00e4ter als in Weende. Die allergr\u00f6\u00dfte Sorgfalt wird in beiden Wirtschaften auf Vertilgung des Unkrauts verwendet.1)\nAn Maschinen speziell f\u00fcr die Getreidez\u00fcchtung sind in Gebrauch : 1 Handdreschmaschine, 1 Handdrillmaschine, 4 Getreidereinigungsmaschinen mit Sieben, 3 R\u00f6bersche Windfegen, 1 Kalkscher Trieur,\n1 Colemansche Sortiertrommel f\u00fcr Erbsen, 3 Colemansche Sortiertromme ln f\u00fcr Getreide, 1 Cribleur, 1 Gerstenentgranner.\nZuchtverfahren\nDie Methode, welche Beseler im Jahre 1870 zun\u00e4chst in Anderbeck bei der Z\u00fcchtung seines Hafers anwandte, war eine h\u00f6chst einfache. Er schnitt aus einem Probsteier Haferfelde eine Anzahl gro\u00dfer Rispen aus, welche sich durch Vollk\u00f6rnigkeit besonders auszeichneten, und verfuhr nun in folgender Weise : Er richtete im Felde einen kleinen Zuchtgarten ein, in welchem er zun\u00e4chst auf 1 Fu\u00df im Geviert einzelne K\u00f6rner auslegte von diesen dem gro\u00dfen Feldbestand entnommenen Rispen. Gleich bei der ersten Ernte des Zuchtgartens entnahm er als Zuchtpflanzen zur Aussaat im Zuchtgarten f\u00fcr das n\u00e4chste Jahr diejenigen Pflanzen, welche am vollkommensten seinem Ideal entsprachen,\n1) O. Beselers \u201eKampf gegen das Unkraut\u201c, Abhandlung im II. Teil des Landw. Kalenders von v. Menzel und Lengerke. 1910.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nindem er sich nur auf sein Auge verlie\u00df und nicht etwa diese Pflanzen sp\u00e4ter durch Wiegen und Messen noch einer eingehenderen Pr\u00fcfung unterwarf. Die K\u00f6rner der \u00fcbrigen im Zuchtgarten geernteten Pflanzen wurden zur Vermehrung im Felde ausges\u00e4t. Die Auswahl der Zuchtpflanzen und deren Anbau spielte sich also immer nur im Zuchtgarten ab. Wir werden weiter unten sehen, wie\nschon dieses einfache Verfahren nicht ohne g\u00fcnstigen Erfolg blieb.\nIm Jahre 1884 setzte Beseler mit der z\u00fcchterischen Arbeit beim Winterweizen ein. Die Erfahrung, welche er gleich im ersten Jahre, wie weiter unten beschrieben ist, beim Entstehen seiner Square-headfamilien machte, lehrte ihn, wieviele verschiedene Pflanzentypen in einer Sorte enthalten sein k\u00f6nnen. Um diese aber herauszufinden und durch die Zucht festzuhalten, gen\u00fcgte das bisherige Verfahren durchaus nicht, sondern es war absolut notwendig, die Nachkommen der einzelnen Pflanze scharf beobachten zu k\u00f6nnen und die Zuchtpflanzen bez\u00fcglich ihrer verschiedenen Eigen-Bild 193. Weende: Zuchtbeet im Zuchtgarten.\tsch\u00e4ften eingehender zu\npr\u00fcfen. So wurde ein\nneues Zuchtverfahren eingef\u00fchrt, welches allerdings in Anderbeck nur kurze Z eit noch angewandt werden konnte, und zwar bis zum Jahre 1887. Da Beseler die Pachtung des Klosterguts Weende erst 1890 erwarb, so konnte um diese Zeit erst dort das neue Zuchtverfahren fortgesetzt werden, wie es heute daselbst noch betrieben wird.\nIm Garten hinter dem Klostergutshofe sind 4\u00ab Land von sehr gleichm\u00e4\u00dfiger Bodenbeschaffenheit als Zuchtgarten (Abb. 193/94) eingerichtet, auf","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n329\nwelchem im Wechsel Weizen, R\u00fcben, Hafer und Kartoffeln angebaut werden. Dieser Zuchtgarten wird nur mit k\u00fcnstlichem D\u00fcnger ged\u00fcngt, da bei einer Stall-mistdiingung immer die Gefahr vorhanden ist, da\u00df durch K\u00f6rner des darin enthaltenen Strohs falsche Pflanzen unter die Zuchtpflanzen sich einschleichen. Sobald die \u00c4hren herausgetreten sind, wird das mit Getreide bestandene Zuchtbeet mit einem Netz \u00fcberspannt, um die \u00c4hren vor Vogelfra\u00df zu sch\u00fctzen.\nDie Beschickung der einzelnen Beete erfolgt in der Weise, da\u00df zun\u00e4chst auf dem zur Saat hergerichteten Acker 15 cm weite Reihen gezogen und in diese in vorher markierte, 3 cm tiefe L\u00f6cher zwei K\u00f6rner dicht nebeneinander gelegt werden. Je zwrei L\u00f6cher sind 10 cm von den folgenden entfernt; wenn\nBild 194. Weende: Zuehtbeet im Zuclitgarten.\nim Fr\u00fchjahr die Pflanzen zu wachsen beginnen und noch zwei Pflanzen in n\u00e4chster N\u00e4he vorhanden sind, so wird die schw\u00e4chere entfernt, so da\u00df dann auf 15x10 cm noch eine Pflanze stehen bleibt. Jede Reihe des Zuchtgartens wird mit den K\u00f6rnern einer einzigen Pflanze, von denen die minderwertigen K\u00f6rner vorher durch Auslese entfernt sind, beschickt. Bis zur Ernte werden die Pflanzen auf dem Zuchtbeet aufmerksam durch den Z\u00fcchter beobachtet und kurze Notizen gemacht \u00fcber au\u00dfergew\u00f6hnliche Erscheinungen beim Schossen, \u00fcber Krankheiten, hervorgerufen durch tierische oder pflanzliche Sch\u00e4dlinge, \u00fcber den Zeitpunkt des Eintritts der Gelbreife u. a. m. Die Ernte der in Gelbreife befindlichen Pflanzen beginnt damit, da\u00df Beseler aus jeder Reihe zun\u00e4chst diejenigen Pflanzen, welche am vollkommensten den Typus","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nder Sorte bzw. Rasse darstellen, mit der Wurzel entnimmt, nachdem er sich \u00fcberzeugt hat, da\u00df diese Pflanze nach allen Richtungen hin in normaler Entfernung Nachbarn hatte, da\u00df also weder in der vorliegenden Reihe noch in den beiden Nachbarreihen eine L\u00fccke vorhanden war, durch welche der aus-gew\u00e4hlten Pflanze mehr N\u00e4hrstoffe zur Verf\u00fcgung standen als den Konkurrenten, so da\u00df der besonders kr\u00e4ftige Wuchs als eine Ern\u00e4hrungsmodifikation angesehen werden m\u00fc\u00dfte, wodurch diese Pflanze zur Zucht unbrauchbar wird. Wenn eine dieser ausgerissenen Pflanzen durch irgend welche Eigenschaft dem Augenschein nach sich von den anderen der Reihe besonders auszeichnet, so wird dar\u00fcber sofort eine Bemerkung gemacht und die Pflanze mit besonderem Schild versehen, um, wenn die besonderen Eigent\u00fcmlichkeiten im n\u00e4chsten Jahre wieder auf-treten, diese Pflanzen als besondere St\u00e4mme weiterzuz\u00fcchten und endlich auf ihren Anbauwert zu pr\u00fcfen, also zu sehen, ob eine praktisch wertvolle Mutation aufgetreten ist. Im \u00fcbrigen werden die ausgew\u00e4hlten Zuchtpflanzen einer Reihe zusammengebunden und mit Schild versehen. Nachdem die Zuchtpflanzen herausgenommen sind, werden die \u00fcbrigen Pflanzen jeden Stammes mit der Sichel abgeschnitten und in ein Bund zusammengebunden, um die davon geernteten K\u00f6rner im n\u00e4chsten Jahre im Vermehrungsfeld auszus\u00e4en. Selbstverst\u00e4ndlich werden Pflanzen, welche von dem Typus der Sorte derartig ab-Bild 195. Weende: Vermehrungsfeld. weichen, da\u00df sie als minderwertig oder\neiner anderen Sorte angeh\u00f6rig angesehen werden m\u00fcssen, sofort verworfen, also auch nicht f\u00fcr das Vermehrungsfeld verwertet.\nNachdem die Zuchtpflanzen auf dem Boden getrocknet sind, werden die Pflanzen aus einer Reihe nebeneinander hingestellt und von diesen wieder die normalsten mit mittlerer Bestockung und m\u00f6glichst viel ungef\u00e4hr gleich langen Halmen, einer eingehenden Pr\u00fcfung unterworfen. Nachdem die Be-wurzelung gepr\u00fcft ist, wird die Wurzel von den Hahnen getrennt und zu-","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n331\nn\u00e4chst das Gewicht aller Halme zusammen festgestellt. Sodann werden die Halme gez\u00e4hlt und die L\u00e4nge des ganzen Halmes und der einzelnen Internodien sowie die St\u00e4rke des Halmes, an einer bestimmten Stelle gemessen, festgestellt. Ebenso wird die L\u00e4nge der \u00c4hre gemessen und die Anzahl der \u00c4hrchenstufen gez\u00e4hlt; bei Hafer werden au\u00dferdem die aus jeder Stufe hervorgewachsenen \u00c4ste gez\u00e4hlt. Nachdem die \u00c4hren bzw. Rispen einer Pflanze entk\u00f6rnt sind, werden die K\u00f6rner in eine T\u00fcte gesch\u00fcttet und gewogen. Dieses Gewicht wird von dem Gewicht der ganzen Pflanze abgezogen und damit das Verh\u00e4ltnis von Korn zu Stroh festgestellt. S\u00e4mtliche auf die beschriebene Weise ermittelten Zahlen werden in das Zuchtregister eingetragen, in welchem es m\u00f6glich ist, jede Pflanze durch alle Jahre hindurch bis zum Anfang des Zuchtregisters zu verfolgen. Da mindestens noch einmal soviel Pflanzen dieser Prozedur unterworfen sind, als man zur Beschickung des Zuchtbeets n\u00f6tig hat, so werden nur die K\u00f6rner derjenigen Pflanzen dort ausgelegt, welche nach den Aufzeichnungen im Zuchtregister die wertvollsten Eigenschaften am vollkommensten in sich vereinigen. Die K\u00f6rner der verworfenen Pflanzen werden mit der restlichen Ernte des Zuchtgartens im Vermehrungsfeld ausges\u00e4t.\nDas Vermehrungsfeld ( Abb. 195) befindet sich im freien Felde so weit ab vom Wirtschaftshofe, da\u00df eine besondere Besch\u00e4digung der\u00c4hren durchVogel-fra\u00df nicht zu bef\u00fcrchten ist. Das Vermehrungsfeld ist 2,5 ha gro\u00df, wird, wie der Zuchtgarten, nicht mit Stallmist, sondern nur mit k\u00fcnstlichem D\u00fcnger ged\u00fcngt und unterliegt derselben Fruchtfolge: Weizen, R\u00fcben, Hafer und Kartoffeln. Die Saatfrucht wird mittels einer mit einem Esel bespannten kleinen vierreihigen, 75 cm breiten Drillmaschine ausgedrillt. Die wachsenden Pflanzen werden hier aufmerksam beobachtet und Aufzeichnungen gemacht ebenso wie bei Beobachtung des Zuchtbeets. Besonderes Augenmerk wird auf die Lagerfestigkeit gerichtet, die hier zuerst festgestellt werden kann. Vor der Ernte wird der Pflanzenbestand mehrere Male durchschritten und jede Pflanze entfernt, welche von dem Sortentypus abweicht. Der Ausdrusch der Sorten bzw. St\u00e4mme wird mit der Handdreschmaschine oder, wenn es sich um wenige Garben handelt, mit dem Flegel ausgef\u00fchrt. Falls das Erntewetter es irgendwie gestattet, findet dieser Ausdrusch gleich an Ort und Stelle im Vermehrungsfelde statt. Im n\u00e4chsten Jahre werden die kleinsten Posten Saatgut noch einmal im Vermehrungsfelde ausges\u00e4t, w\u00e4hrend die gr\u00f6\u00dferen schon im gro\u00dfen Felde angebaut werden.\nEs braucht wohl kaum erw\u00e4hnt zu werden, da\u00df Beseler bem\u00fcht ist, die m\u00fchsam gez\u00fcchteten Sorten auch sortenrein zu erhalten, da\u00df dieselben nicht aus den Augen gelassen werden und vor Vermischung mit anderen Sorten von der Ernte ab geh\u00fctet werden: auf dem Erntewagen, in der Scheune, in der Dreschmaschine, im Transportsack, auf dem Boden, in der Reinigungs- und Sortiermaschine, bis sie in dem gr\u00fcndlich gereinigten Sack des K\u00e4ufers, der nur selten ganz rein von Getreidek\u00f6rnern irgend einer Sorte eingesandt wird, angelangt sind.","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBeseler gibt seine Neuz\u00fcchtungen erst in den Handel, wenn er sich durch wiederholte vergleichende Anbauversuche davon \u00fcberzeugt hat, da\u00df die Neuz\u00fcchtungen die Konkurrenz mit anderen Sorten von hervorragender Leistungsf\u00e4higkeit nicht zu scheuen brauchen; ebenso pr\u00fcft er seine \u00e4lteren Z\u00fcchtungen von Zeit zu Zeit durch einen Anbauversuch, um zu ermitteln, -ob sie durch neu auf tauchende Sorten nicht \u00fcberfl\u00fcgelt werden.\nBeschreibung der einzelnen Z\u00fcchtungen.\nWenn nunmehr auf die einzelnen Z\u00fcchtungen Beselers eingegangen werden soll, so werden dieselben am besten in der Reihenfolge besprochen, wie sie entstanden sind. Beim Beschreiben von Beselers Zuchtmethode wurde schon erw\u00e4hnt, da\u00df die z\u00fcchterische Arbeit 1870 in Anderbeck mit Massenauslesen beim Hafer einsetzte und fortgef\u00fchrt wurde mit j\u00e4hrlicher Auswahl von Zuchtpflanzen, welche abstammten von den besonders k\u00f6rnerreichen Rispen, die er dem Feldbestand des Probsteier Originalhafers entnommen hatte. Das beschriebene einfache Zuchtverfahren blieb schon nicht ohne Erfolg; denn durch einen vergleichenden Anbauversuch mit Probsteier Originalhafer und acht anderen, als besonders ertragreich ger\u00fchmten Sorten konnte er feststellen, da\u00df seine Z\u00fcchtung nicht nur die acht Sorten im K\u00f6rnerund Strohertrag ganz erheblich \u00fcbertraf, sondern auch den Original Probsteier-hafer schlug mit einem Mehrertrag pro Hektar von 350 kg K\u00f6rnern und 840 kg Stroh. Wie sehr das landwirtschaftliche Publikum Beselers Z\u00fcchtung sch\u00e4tzte, ist daraus zu ersehen, da\u00df er bald seine ganze Haferernte als Saathafer verkaufen konnte. Auch in der Heimat dieses Hafers, der Probstei, blieb dieser Erfolg nicht unbemerkt, indem Abgesandte aus der Probstei in Anderbeck erschienen, um Beselers Zuchtverfahren zu studieren.\nBei Lieferung seines Saathafers erlebte es Beseler verschiedene Male, da\u00df ihm von Empf\u00e4ngern der Vorwurf gemacht wurde, in der Lieferung bef\u00e4nden sich viele Auswuchs k\u00f6lner. Er konnte in jedem Falle feststellen, da\u00df man die langen dunklen Grannen f\u00fcr Auswuchs gehalten hatte. Um aber diesen Mi\u00dfverst\u00e4ndnissen zu begegnen, z\u00fcchtete Beseler seinem Hafer die Grannen ab. Es gelang ihm dieses Experiment nach dreij\u00e4hriger m\u00fchevoller Arbeit ; doch blieb bei dem grannenlosen Hafer die Neigung bestehen, immer wieder Grannen zu bilden, so da\u00df, um den Hafer grannenlos zu erhalten, allj\u00e4hrlich eine scharfe Kontrolle der Zuchtpflanzen n\u00f6tig war. Da nun der vergleichende Anbauversuch ergab, da\u00df der grannenlose Hafer nicht ertragreicher war als der begrannte und sonst irgendwelche Vorz\u00fcge vor diesem nicht hatte, so wurde die Z\u00fcchtung des grannenlosen Hafers wieder aufgegeben. Es ist also ein Irrtum, wenn h\u00e4ufiger behauptet wird, Beselers Hafer, wie er jetzt in den Handel kommt, sei grannenlos\nDer g\u00fcnstige Erfolg der Z\u00fcchtung seines Hafers veranla\u00dfte Beseler, es nun auch mit der Z\u00fcchtung von Winter weizen zu versuchen.","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n333\nEr w\u00e4hlte zu diesem Zweck aus seinem Squareheadfelde drei in ihrer \u00e4u\u00dferen Erscheinung ganz gleiche \u00c4hren aus, mittellang, mit sehr dichtem \u00c4hrchenstand, einer Form, wie sie seinem Ideal entsprach, in der Hoffnung, in - den Nachkommen dieser Muster\u00e4hren Pflanzen zu bekommen, welche diesen \u00e4hnliche \u00c4hren tr\u00fcgen. Das Gegenteil davon trat ein; denn die Ernte 1884\nBild 196. Beselers Squarehead Nr. I.\npr\u00e4sentierte ihm ein Gemisch der verschiedensten Typen. Da gab es Pflanzen mit sehr langem Halm, auf dem lange \u00c4hren mit sehr lockerem \u00c4hrchenstand sa\u00dfen, so da\u00df diese Pflanzen kaum mehr als Squareheads anzusprechen w7aren. Andere Pflanzen trugen auf sehr kurzem Halm k\u00fcrzeste \u00c4hren mit dichtem \u00c4hrchenstand, welcher an der Spitze so dicht wurde, da\u00df die \u00c4hre als \u00fcberbildet kolbig bezeichnet werden mu\u00dfte. Eine Pflanze hatte sogar auf","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nkurzem Halm \u00c4hren, welche nach Art des sogenannten Mumienweizens ver\u00e4stelt waren, und zwischen diesen Extremen bewegten sich die Typen der \u00fcbrigen Pflanzen, so da\u00df es nicht schwer hielt, die 1884 geernteten Pflanzen in 16 verschiedene Typen einzuordnen. Die K\u00f6rner dieser Ernte\nBild 197, Beselers Squarehead Nr. II.\nwurden noch einmal nach Typen gruppiert auf einem Beet ausgelegt, und wiederum, zu Beselers Verwunderung, zeigte es sich 1885, da\u00df die geernteten Pflanzen im Gegensatz zu der Erfahrung im Jahre 1884 fast durchweg gro\u00dfe \u00c4hnlichkeit mit den Mutterpflanzen hatten mit Ausnahme der Nachkommen von der einen Pflanze mit ver\u00e4stelten \u00c4hren; diese hatten nur mittellange \u00c4hren von normalem Squareheadtypus, aber nicht eine einzige ver\u00e4stelte","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n335\n\u00c4hre. Beseler stellte nun an 20 Pflanzen einer langen, einer mittellangen und einer kurzen Familie fest, da\u00df dieselben nicht nur durch Halm- und \u00c4hrenl\u00e4nge voneinander verschieden waren, sondern auch in ihrem Bestockungsverm\u00f6gen. Die Pflanzen der langen Familien hatten durchschnittlich 13,6 Halme bei einer Halml\u00e4nge von 111,9 cm, der mittellangen 14,3 Halme hei einer Halml\u00e4nge von 103,5 cm, der kurzen 10,6 Halme bei einer Halml\u00e4nge von 95,7 cm. Prof. Maercker ermittelte dann noch in seinem Labora-\nBild 198. Beselers Squarehead Nr. III.\ntorium gro\u00dfe Verschiedenheit der 15 Familien \u2014 die sechszehnte Familie, d. h. die Nachkommen der Pflanze mit ver\u00e4stelten \u00c4hren, war ausgeschieden \u2014 bez\u00fcglich ihres Protein- und Klebergehalts; die mittellangen Familien besa\u00dfen den h\u00f6chsten Gehalt an Protein und Kleber. So konnte Beseler auf der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts - Gesellschaft in Frankfurt a. M. im Jahre 1887 seine 15 S quarehead-Familien vorf\u00fchren in Garben und K\u00f6rnern; vor jeder Garbe lagen kleine Zylinder des getrockneten Klebers, an welchen man die verschiedene Steigh\u00f6he des Klebers sehen konnte, und endlich die aus der Familie gebackenen Br\u00f6dclien","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"336\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nvon sehr verschiedenem \u00c4u\u00dferen. Diese ganze Ausstellung wurde dem Museum der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin einverleibt. Es soll bei dieser Gelegenheit nicht unerw\u00e4hnt bleiben, da\u00df Beseler es war, der zum erstenmal kleine Garben mit ganzen Pflanzen auf der Ausstellung vorf\u00fchrte, w\u00e4hrend man bis dahin nur \u00c4hrenb\u00fcndel und K\u00f6rner auszustellen pflegte. Seitdem ist es selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df man ganze Pflanzen mit Wurzel ausstellt, um den Habitus der ganzen Pflanze zu veranschaulichen.\nBild 199. Beselers Squarehead Nr. IV.\nMit der Frankfurter Ausstellung beschlo\u00df Beseler seine praktische T\u00e4tigkeit in Anderbeck und setzte dieselbe, wie schon erw\u00e4hnt, 1890 in Weende fort. W\u00e4hrend dieser dreij\u00e4hrigen Unterbrechung wurden seine Squarehead-Familien durch Dr. Rimpau in Schianstedt und Dr. Albert in M\u00fcnchehof weiter angebaut. So war es Beseler m\u00f6glich, diese Familien von dort wieder nach Weende zu verpflanzen und seine z\u00fcchterischen Arbeit an denselben fortzusetzen. In den drei Jahren hatten sich allerdings die 15 verschiedenen Typen mehr oder weniger verwischt, so da\u00df Beseler nur f\u00fcnf, welche ihren Charakter besonders ausgepr\u00e4gt bewahrt hatten, zur weiteren Bearbeitung ausw\u00e4hlte; er taufte sie Nr. I, II, III, IV und V (Abb. 196\u2014200), und","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n337\nzwar die langhalmigste Nr. I, die kurzhalmigste Nr. V. Um die typischen Eigenschaften der Familien zu erhalten, mu\u00dfte in jedem Jahre eine sehr aufmerksame Auswahl der Zuchtpflanzen vorgenommen werden, da man die Neigung zum Variieren ihnen nicht ganz abgew\u00f6hnen kann. Je l\u00e4nger die \u00c4hre, desto mehr neigt sie zu einem immer lockerer werdenden \u00c4hrenstand, so da\u00df sie zuletzt spitzk\u00f6pfig wird und damit ihren Squareheadtypus ganz einb\u00fc\u00dft; Familie 1 machte daher immer die meiste Arbeit. Die hiernebenstehenden Bilder zeigen typische \u00c4hren der f\u00fcnf Familien.\n2333\nBild 200. Beselers Squarehead Nr. 5.\nNicht uninteressant ist es, dass die \u00c4hren von Familie II in ihrer Form den drei Mutter\u00e4hren entsprechen, aus welchen im Jahre 1884 d e Familien mit so verschiedenartigam Charakter hervorgingen.\nHesel er stellte nun durch vergleichende Anbauversuche die Leistungsf\u00e4higkeit seiner Squarehead-Familien fest. Dabei ergab sich, da\u00df Familie I verm\u00f6ge ihres langen Halmes sehr wenig lagerfest war, Familie IV und V konnten fast absolut lagerfest genannt werden. Familie I wurde daher, trotzdem sie in g\u00fcnstigen Jahren gute K\u00f6rnerertr\u00e4ge lieferte, wegen zu geringer Lagerfestigkeit vom kaufenden Publikum wenig begehrt ; Nr. IV und V lieferten einen zu geringen K\u00f6rnerertrag infolge ihrer zu kurzen \u00c4hren,\nDeutsche Pflanzenzucht.\t22","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n3:58\nwelche in den obersten \u00c4hrchen nur kleine verkr\u00fcppelte K\u00f6rner hatten ; diese fanden daher trotz ihrer Lagerfestigkeit nur selten einen Abnehmer, dem gerade die Lagerfestigkeit \u00fcber alles ging. Familie II und III vereinigten am gl\u00fccklichsten hohen K\u00f6rnerertrag und Lagerfestigkeit in sich. Diese beiden Familien waren es daher, welche bald in ganz Deutschland eine gro\u00dfe Verbreitung fanden, und zwar Nr. II f\u00fcr solche Verh\u00e4ltnisse, unter welchen Lagerfrucht von vornherein nicht zu bef\u00fcrchten ist. w\u00e4hrend Nr. III \u00fcberall\nda verlangt wurde, wo man in der Regel durch Lager viel zu leiden hat. Maercker konnte feststellen, da\u00df bei den vergleichenden Anbauversuchen in Lauchst\u00e4dt Beselers Squarehead Nr. III vier Jahre lang bei starken Stickstoffgaben einen h\u00f6heren K\u00f6rnerertrag als die s\u00e4mtlichen versuchsweise ange h\u00e4ufen Squarehead- und anderen Weizensorten lieferten.\nWenn jetzt zur Besprechung von Beselers Haferz\u00fcchtung in Weende \u00fcbergegangen wird, so sei daran erinnert, da\u00df Beseler im Jahre 1887 den von ihm in Anderbeck gez\u00fcchteten Hafer dort zur\u00fccklie\u00df und im Jahre 1890 dies Saatkorn von Hermann Rimpau wieder erhielt.\nDie Erfahrungen bei Z\u00fcchtung seiner Squarehead-Familien hatten ihn gelehrt, da\u00df in einer Getreidesorte verschiedene Typen enthalten sein k\u00f6nnen und sich solche Typen vererben, und da\u00df es m\u00f6glich ist, durch aufmerksame Behandlung bald Bild 201.\teine gro\u00dfe Konstanz zu erzielen. So\nisolierte er im Jahre 1892 aus seiner Anderbecker Z\u00fcchtung drei Typen, welche erheblich von dem stets bevorzugten Typus seiner Anderbecker Zucht abwichen. Diese drei Typen seien folgenderma\u00dfen charakterisiert :\nA trug lange Rispen mit weit voneinander stehenden Rispenstufen und fast wagerecht gerichteten \u00c4sten auf verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kurzem Halm und reifte etwa acht Tage fr\u00fcher als Beselers Anderbecker Zucht.\nB trug k\u00fcrzere Rispen als A mit nicht so weit voneinander stehenden Rispenstufen und nahe an der Spindel anliegenden, nach einer Seite ge-","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n339\nrichteten \u00c4sten nach Art des Fasernhafers. Der Halm war etwa 20 cm l\u00e4nger, die Reife trat etwa acht Tage sp\u00e4ter ein als bei A.\nC. Die Rispe war so lang wie die der Anderbecker Zucht, vielstufig, die \u00c4ste waren ziemlich eng an der Spindel anliegend; der Halm war so kurz wie bei A; ebenso war die Reifezeit die gleiche. Das Korn war von ausgesprochen gelber Farbe.\nW\u00e4hrend Beseler noch mit Vermehrung dieser drei Zuchten besch\u00e4ftigt war, erschien im Jahre 1894 auf seinem mit der Anderbecker Zucht beschickten Beet eine einzige Pflanze, welche ganz auffallend in ihrer Erscheinung von allen \u00fcbrigen Pflanzen abwich. Die besonders vollk\u00f6rnige Rispe war k\u00fcrzer, die \u00c4ste waren mehr von der Spindel abstehend, der kr\u00e4ftige Halm war 35\u201440 cm k\u00fcrzer, das Korn k\u00fcrzer und bauchig und von hellerer, wei\u00dflicher Farbe; die Reife trat etwa acht Tage fr\u00fcher ein. Als im n\u00e4chsten Jahre eine Reihe des Zuchtbeeis mit den K\u00f6rnern dieser Pflanze beschickt war, zeigten s\u00e4mtliche Pflanzen dieser Reihe genau denselben Typus wie die Mutterpflanze. Da auch die folgenden Generationen durchweg den Typus der Mutterpflanze repr\u00e4sentierten, konnte diese Form als echte Mutation angesehen werden.\nBei den vergleichenden An-\nbauversuchen, welche Beseler nun mit seiner Anderbecker Zucht und\tBild 202.\nden Neuz\u00fcchtungen A, B und C\nvornahm, stellte es sich heraus, da\u00df A und B kaum soviel zu leisten vermochten als die Anderhecker Zucht, w\u00e4hrend C die letztere im K\u00f6rnerertrag erheblich \u00fcbertraf, und als endlich der Mutant auf dem Plan erschien, wurde auch C im K\u00f6rnerertrag durch denselben, wenn auch nicht erheblich, geschlagen. Bei den Anbauversuchen stellte sich au\u00dferdem noch heraus, da\u00df der Mutant, wohl haupts\u00e4chlich wegen seines kurzen Halmes, weit lagerfester war als die \u00fcbrigen Zuchten, da\u00df die Rispen weniger taube \u00c4hrchen hatten, und offenbar die Pflanze weit weniger anf\u00e4llig gegen Staubbrand war.\ny\n90*","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\nZweiter Teil: Die Saatzucht in-der praktischen Landwirtschaft.\nBeseler lie\u00df daher die Zuchten A und B wieder fallen und baute von da ab nur seine alte Anderbecker Z\u00fcchtung an, welche er nun mit Nr. I bezeichnet, ferner den Mutanten, welcher Nr. 11 getauft, und die Z\u00fcchtung C, welche Nr. III genannt wurde1). (Abb. 201/03.)\nIm Jahre 1890 f\u00fchrte Maercker in Lauchst\u00e4dt mit Beselers Haferz\u00fcchtungen Nr. 1, II und III und einer anderen Sorte, welche sich auch dort als besonders ertragreich bew\u00e4hrt hatte, einen Anbauversuch aus. Das Ergebnis dieses Versuches war folgendes :\nErnte pro Hektar Korn\tStroh\nBeselers Hafer\tNr.\tI....................... 3285\t6788\nBeselers Hafer\tNr.\tII ..................... 4157\t5805\nBeselers Hafer\tNr.\tIII..................... 4135\t5643\nDie fremde Sorte............................ 3039\t6197\nBei den sp\u00e4ter durch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft vorgenommenen dreij\u00e4hrigen Anbauversuchen mit einer Anzahl der bekannten besten Hafersorten war Beseler Nr. II stets unter den ertragreichsten zu finden. Das kaufende Publikum verlangt daher Beselers Nr. II wegen seiner h\u00f6heren Lagerfestigkeit neben hoher Ertragsf\u00e4higkeit besonders f\u00fcr stroh-w\u00fcchsige, n\u00e4hrstoffreiche Niederungsb\u00f6den, Nr. III f\u00fcr solche B\u00f6den, auf welchen Lagerfurcht kaum zu bef\u00fcrchten ist, und endlich Nr. I wegen seiner hohen Strohertr\u00e4ge in einigen Gegenden, wo, wie in der Rheinprovinz und Elsa\u00df-Lothringen, besonderer Wert auf hohe Strohertr\u00e4ge gelegt wird. Diesen Anforderungen entsprechend, sieht man heute in Weende von dem gesamten Haferfeld 70 % mit Beselers Hafer Nr. II bestellt, 10 % mit Nr. III, 10 % mit Nr. I und 10 % mit Duppauer Hafer.\nSeit sieben Jahren hat Beseler seine z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit weiter auf folgende, schon lange Jahre hindurch von ihm angebaute Sorten ausgedehnt: Molds red Prolific-Winterweizen, Galizischen Kolbensommerweizen und Duppauer Hafer. Alle drei Sorten, welche f\u00fcr geringere B\u00f6den hoch gesch\u00e4tzt sind, neigen stark zum Lagern. Daher wird in erster Linie besonderes Gewicht gelegt auf die Z\u00fcchtung kurzhalmiger Rassen, welche, wie sich auch hierbei bereits herausgestellt hat, weit widerstandsf\u00e4higer gegen Lagern sind als die langlialmigen. Die Kurzhalmigkeit ist offenbar keine Eigenschaft, welche sich von vornherein sicher vererbt; denn allj\u00e4hrlich m\u00fcssen vom Zuchtbeet wieder langhalmige Pflanzen entfernt werden aus solchen Reihen, welche nur mit den K\u00f6rnern einer kurzhalmigen Pflanze beschickt waren.\n1) S. \u201eDrei deutsche Hafersorten und einige Besonderheiten des Rispenhafers\u201c Inaugural-Dissertation von Hermann Domines zur Erlangung der Doktorw\u00fcrde an der Universit\u00e4t Breslau (s. Mitt. d. landw. Inst. Breslau).","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n341\nEndlich ist noch ein nat\u00fcrliches Kreuzungsprodukt von Squarehead und ,,Molds red prolific\u201c in Arbeit. Als echter Bastard liefert derselbe in seinen Nachkommen immer noch neue Formen, so da\u00df von einer Konstanz vor-l\u00e4uhg keine Rede sein kann. Es erscheint aber sehr wahrscheinlich, da\u00df schlie\u00dflich einige sehr brauchbare Rassen festgehalten werden k\u00f6nnen.\nDie sehr g\u00fcnstigen Ergebnisse, welche die dreij\u00e4hrigen Erbsenanbauversuche der D. L. G. f\u00fcr die Weender Viktoria-Erbse lieferten, haben Beseler veranla\u00dft, nunmehr seine z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit auch dieser Frucht zuzuwenden.\nBeselers Zuchten wurden au\u00dfer durch Diplome und Medaillen auf zahlreichen Provinzialausstellungen von der D. L. G. bei jedem Preisbewerb von Saatzuchtwirtschaften seit der ersten Ausstellung 1887 in Frankfurt a. M. f\u00fcnfmal durch die gro\u00dfe silberne Preism\u00fcnze, also den ersten Preis, ausgezeichnet.\nAu\u00dferdem erhielt Beseler 1894 den Siegerpreis des Klubs der Landwirte in Berlin, 1896 \u201ef\u00fcr hervorragende Leistungen\u201c die silberne Medaille der K\u00f6nigl.\nW\u00fcrttembergischen Zentralstelle f\u00fcr Landwirtschaft, 1900 den \u201eGrand Prix\u201c auf der Weltausstellung zu Paris, 1904 den Sieger-Ehrenpreis der Deutschen Land-wirtschafts-Gesell.schaft.\nBeselers Squarehead Nr. III und Beselers Hafer Nr. II und III sind im Jahre 1905 in das Hoch-\tBild 203.\nzuchtregister der Deutschen Landwirtschafts - Gesellschaft eingetragen. Wenn in der vorstehenden Besprechung von Beseler als dem Z\u00fcchter die Rede ist, so trifft diese Darstellung heute nicht mehr genau zu; denn seit dem Fr\u00fchjahr 1908 hat Beseler das Pachtgut Weende an Herrn August Lohmann abgetreten und seine Z\u00fcchtungen in dessen H\u00e4nde gelegt.","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n3 42\nOtto Breustedt, Schladen am Harz.\nDie z\u00fcchtende Firma besteht seit 1878, das Areal derselben umfa\u00dft 1500\u20141800 ha. Sie hat nacheinander begonnen, sich mit Zuckerr\u00fcben-, Getreide- und auch Kartoffelz\u00fcchtung zu befassen. Die Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung nach der im Herbst und Fr\u00fchjahr erfolgten Formenauslese, wobei die letztere eine Kontrolle der Herbstauslese darstellt, erfolgt bei einer Gesamtmutterr\u00fcbenzahl von allj\u00e4hrlich 200 000\u2014300 000 St\u00fcck durch Polarisation mittels der w\u00e4sserigen Digestion unter Feststellung des Gewichts jeder einzelnen\nR\u00fcbe. Die Kontrollanalyse der besten R\u00fcben findet ebenso und durch Alkoholbreipolarisation statt. Die Eliten, Supereliten und voraussichtlichen Zuchtspitzen werden durch weitere Selektionsarbeiten, wie das Bielmannsclie Verfahren, zwecks Herabdr\u00fcckung des Nichtzuckergehalts auf Saftreichtum, Saftreinheit, S\u00e4uregehalt, Rhodogen und enzymatisch gebildete Farbstoffe gepr\u00fcft. Dieses Verfahren steht dem Z\u00fcchter laut Vertrat\n\u00a9\nmit dem Erfinder allein zu. Von den besten Exemplaren werden in Quer- und L\u00e4ngsschnitten mikroskopische Bilder hergestellt, um auch auf diesem Wege Selektionsmerkmale zu finden. Die besten R\u00fcben werden \u2014 einzeln isoliert \u2014 vermehrt und zu Familien herangezogen, welche vergleichenden Anbauversuchen auf Leistungsf\u00e4higkeit unterworfen werden. Nur diejenigen Familien, welche die besten Eigenschaften zeigen, werden in die Vermehrung im gro\u00dfen \u00fcberf\u00fchrt. Fr\u00fcher wurde auch das Verfahren der vegetativen Vermehrung (Professor Nowoczek-sche Knospen Vermehrung zwecks Erzielung rascher Vergr\u00f6\u00dferung guter St\u00e4mme von R\u00fcben) in ausgedehntem Ma\u00dfe angewandt, aber wieder aufgegeben, da sich Sch\u00e4den der verschiedensten Art bei der Nachzucht bemerkbar machten. Die rasche Vermehrung ist weniger wichtig als sorgf\u00e4ltige Pr\u00fcfung der einzelnen Familien auf Leistungsf\u00e4higkeit. Die vegetative Vermehrung wird noch angewandt zur schnellen Erkennung von bestimmten Eigenschaften der Einzelr\u00fcbe, so z. B. bei der Beurteilung in bezug auf das sog. Schossen der R\u00fcbe.\nAuch die Getreidez\u00fcchtung nimmt einen erheblichen Raum ein. So sind zu nennen:\nBild 204. Breustedts \u201eElite A\u201c.","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n343\n1.\tOriginal Breustedts Harzer Viktoriaroggen. Dieser Roggen ist urspr\u00fcnglich aus einer Pflanze Probsteier Roggens hervorgegangen und seit 1886 allj\u00e4hrlich durch methodische Zuchtwahl, durch Auslese einzelner Pflanzen zwecks Familienzucht, weitergez\u00fcchtet. Neben den Messungen spielen die Feststellungen der Kornprozentanteile und die Auslese auf Kornfarbe eine Hauptrolle. Es wird ein mittellanger, starker Hahn mit gut besetzter \u00c4hre angestrebt und ein graues Korn.\n2.\tBreustedts neuer Professor Hein rieh-Roggen. Aus 1899 bezogener Originalsaat wurde eine ausgeglichenere Form des Professor Heinrich - Roggens herausgezogen mit kurzem, starkem Halm, kurzer, breiter \u00c4hre, mit gedr\u00e4ngter K\u00f6rnerstellung und kurzem, hellem Korn. Die \u00c4hre ist l\u00e4nger und vollbesetzter als beim Professor Heinrich-Roggen.\n3.\tOriginal Breustedt Squareheadweizen \u201eNeue Hauptzucht\u201c wird aus 1881 bezogener schottischer Originalsaat unter usrpr\u00fcnglichem Ausgang von einer Pflanze durch allj\u00e4hrliche methodische Zuchtwahl von Pflanzen mittlerer Bestockung und mit ausgepr\u00e4gt kolbigen, schweren \u00c4hren weitergez\u00fcchtet. Besonderer Wert wird auf Winterfestigkeit gelegt.\n4.\tBreustedts neuer verbesserter Extra-Square-head weizen, aus 1900 bezogener Sval\u00f6fer Originalsaat, wird durch allj\u00e4hrliche Zuchtwahl kolbiger schwerer \u00c4hren mit kurzem, kr\u00e4ftigem Stroh und vollen dicken K\u00f6rnern erzielt. Die Winterfestigkeit ist erheblich.\n5.\tOriginal Breustedts Harzer Gerste. Diese \u00c4hre stammt aus einer \u00c4hre einer D-Gerste (Hordeum clistic. erect.) mit vollem feinem Korn; zur Zeit der Reife werden die Grannen abgeworfen.\n6.\tOriginal Breustedts ertragreichster Fr\u00fchhafer. Auch dieser Hafer stammt urspr\u00fcnglich aus einer Pflanze und wird durch Individualauslese besonders fr\u00fchreifender Pflanzen veredelt. Er ist ein h\u00e4ufig dreibl\u00fctiger Rispenhafer mit dicken, wei\u00dfgelben K\u00f6rnern und kr\u00e4ftigem Kurzstroh. Die Reifezeit ist verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig fr\u00fch.\n7.\tOriginal Breustedts ertragreichster Sp\u00e4thafer. Die Zuchtkennzeichen sind \u00e4hnlich wie beim Fr\u00fchhafer; die Reifezeit ist die normale der besseren Hafersorten.\n8.\tBreustedts roter Schlanst\u00e4dter,\n9.\tBreustedts Viktoriaerbse,\n10.\tBreustedts Halberst\u00e4dter Bohne,\n11.\tBreustedts Petkuser Roggen u. a.\nAuch die Schladener Kartoffelz\u00fcchtung hat eine gro\u00dfe Ausdehnung ; so sind als besondere Z\u00fcchtungen hervorzuheben : Harzer Fr\u00fche, Schladener Erste, Harzer Rotauge, Frauengunst als feine Speisekartoffel auch f\u00fcr schwere B\u00f6den, Barbarossa als Massenkartoffel, ferner Brocken als Industriekartoffel, die sich durch Massenertr\u00e4ge und hohen St\u00e4rkegehalt","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nauszeichnet; dieselbe ist eine wei\u00dfe Kartoffel mit auffallend rauher Schale. Au\u00dferdem wird eine gro\u00dfe Anzahl der bekannteren Sorten anderer Kartoffelz\u00fcchter als Saatkartoffel mit angebaut.\nDer Zuchtbetrieb wie auch die Laboratorien sind in der modernsten und ger\u00e4umigsten Weise eingerichtet.\nRittergut D\u00f6tzum bei Gronau i. H. Seit 1908 werden auf einer 210 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che Saaten zum Verkauf angebaut. Bei Strubes Sommerweizen findet j\u00e4hrlich \u00c4hrenauslese statt. Bei Bohnen wird seit drei Jahren Veredlungsauslese angewandt, wobei auf starken Stengel mit sehr viel Sclioten-ansatz und volles Korn Gewicht gelegt wird.\nLand- und forstwirtschaftlicher Provinzialvcrein f\u00fcr das F\u00fcrstentum L\u00fcneburg.\nVeranlassung zur Einleitung der Z\u00fcchtungsarbeiten mit dem L\u00fcneburger Kleyhafer gab die \u00fcberraschende Feststellung, da\u00df in den dreij\u00e4hrigen vergleichenden Sortenanbauversuchen der Landwirtschaftskammer der L\u00fcneburger Kleyhafer auf allen leichteren Bodenarten im Kornertrage an zweiter Stelle stand und diesen Platz in Konkurrenz mit Hochzuchten erworben hatte.\nJene Anbauversuche hatten gleichzeitig die Vorz\u00fcge und Nachteile des L\u00fcneburger Kleyhafers gegen\u00fcber Hochzuchten erkennen lassen. Als hervorstechendster Vorzug ergab sich die relativ hohe Widerstandsf\u00e4higkeit dieser Sorte gegen ung\u00fcnstige Boden- und Witterungsverh\u00e4ltnisse (D\u00fcrre), als Nachteile die sehr geringe Lagerfestigkeit, die ihn in seiner jetzigen Form ungeeignet macht zum Anbau auf allen n\u00e4hrstoffreicheren B\u00f6den, ferner seine Neiguug, in der Gesamternte einen geringeren Kornanteil als andere Sorten zu erzeugen. Aus den angedeuteten Vorz\u00fcgen und Nachteilen dieser Landsorte ergibt sich klar das Zuchtziel, das eine Veredlungsz\u00fcchtung sich zu stecken hat: Erhaltung der Anpassungsf\u00e4higkeit und Widerstandsf\u00e4higkeit gegen ung\u00fcnstige Boden- und klimatische Verh\u00e4ltnisse, Erh\u00f6hung der Lagerfestigkeit, Steigerung des Kornprozentanteils bei m\u00f6glichster Vermeidung einer Verl\u00e4ngerung der Vegetationszeit.\nDas gesteckte Ziel soll auf dem Wege der Veredlungsauslese erreicht werden. Da es sich um eine selbstbefruchtende Pflanze handelt, scheint der Weg der Aufl\u00f6sung der bisher keiner z\u00fcchterischen Arbeit unterworfenen Landsorte in reine Linien der gangbarste zu sein. Ausgehend von der heute allgemein anerkannten Anschauung, da\u00df der Charakter reiner Linien, abgesehen von Linienmutationen und hie und da eintretenden Fremdbefruchtungen, gut vererbt, hat sich die Veredlung der Landsorte in der Weise zu vollziehen, da\u00df alle dem aufgestellten Zuchtziele zuwiderlaufenden","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover\n345\nLiniencharaktere auszuscheiden, die dem Zuchtziele entsprechenden zu erhalten sind.\nIn zweij\u00e4hriger Arbeit sind auf dieser Basis folgende Resultate erzielt worden. Im ersten Jahr wurden aus den Zuchtgartenbest\u00e4nden 134 typische Mutterpflanzen ausgelesen. Hiervon dienten 69 zur Linienbegr\u00fcndung. Der Rest wurde verworfen. Die Nachkommenschaften der zur Linienbegr\u00fcndung auserlesenen Mutterpflanzen wurde im Zuchtgarten unter Netz getrennt angebaut, geerntet und verarbeitet. Es ergab sich, da\u00df die morphologischen Eigenschaften der Mutterpflanzen mit wenigen Ausnahmen mit gro\u00dfer Treue vererbt waren. * W\u00e4hrend der Vegetationszeit waren au\u00dferordentlich gro\u00dfe Unterschiede unter den einzelnen Nachkommenschaften zu beobachten. Bei der Ernte wurden besonders folgende Merkmale festgestellt : Rispenbau und Besatz, Begrannung, Kornform, Kornfarbe, Strohfestigkeit, Strohl\u00e4nge, Gesamtertrag, Kornertrag und Kornprozent. Zur Charakteristik der au\u00dferordentlich gro\u00dfen Unterschiede in den Eigenschaften der Nachkommenschaften seien hier nur folgende Notizen gegeben. Der auf 100 Stauden mit einwandsfreiem Standort berechnete Ertrag der angebauten 69 Linien schwankte a) beim Gesamterntegewicht von 2062\u20143493 g, b) beim Kornertrage von 580\u20141143 g, c) beim Kornanteil von 21,3\u201442,2 %. Aus den 69 Nachkommenschaften wurden 30 f\u00fcr den weiteren Anbau beibehalten, die \u00fcbrigen verworfen. Der Anbau dieser Nachkommenschaften erfolgt 1. mittels Samen von typischen Plusvarianten im Zuchtgarten; 2. mittels des Samens aller \u00fcbrigen typischen Pflanzen auf Pr\u00fcfungsfeldern unter feldm\u00e4\u00dfigen Bedingungen, und zwar einmal auf Sand und zweitens auf Moor, um die Leistungsf\u00e4higkeit jeder Nachkommenschaft f\u00fcr jede dieser Bodenarten kennen zu lernen.\nIm zweiten Versuchsjahre wurden aus 12 000 im Zuchtgarten gezogenen Pflanzen unveredelten Saatguts 234 Elitepflanzen zur Linienbegr\u00fcndung neu ausgelesen. Hiervon gelangten die Nachkommenschaften von 67 Mutterpflanzen zum getrennten Anbau im Zuchtgarten. In ein bis zwei Jahren wird es m\u00f6glich sein, die Leistungsf\u00e4higkeit und Vererbungstreue einer gr\u00f6sseren Anzahl von Linien zutreffend zu beurteilen und ihre Vermehrung als Veredlung in den Handel zu bringen. Die Vermehrung ist dem Saatbauverein f\u00fcr L\u00fcneburger Kleyhafer E. V. mit dem Sitze in \u00dclzen, der unter Kontrolle der Landwirtschaftskammer in Hannover steht, \u00fcbertragen.\nAktien-Zuckerfabrik Neuwerk bei Gehrden (Hannover). Auf der 1100 ha gro\u00dfen Wirtschaft werden zum Verkauf folgende Sorten angebaut: F. v. Lochows Petkuser Roggen, Heinr. Mettes Squareheadweizen, roter Schlanstedter Sommerweizen, Ligowohafer, Strubes Schlanstedter Hafer Sval\u00f6fs Siegerhafer.","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nWilhelm Richter, Hameln, fr\u00fcher Zwickau, \u201eOriginal-Zucht-Station f\u00fcr neue Kartoffelsorten\u201c.\nNach dem Tode Richters am 8. Juli 1909 ist die Firma an den langj\u00e4hrigen Saatzuchtleiter Kurt Gebhardt \u00fcbergegangen. Die Wirtschaft liegt 75 m \u00fcber der Nordsee, weist in der Hauptsache einen humusreichen, sandigen Lehmboden auf und dient ausschlie\u00dflich der Kartoffelzucht.\nBehufs Fruchtwechsels folgt Weizen und Hafer. Da die Wirtschaft, in Gr\u00f6\u00dfe von ' 16 ha, f\u00fcr die Erzeugung gen\u00fcgenden Saatgutes nicht ausreicht, nur gelegentlich vergr\u00f6\u00dfert werden kann und am Platze Sandboden nicht zur Verf\u00fcgung steht, so wurden zur Vermehrung des Originalsaatgutes in der Provinz Sachsen, Posen, der Altmark und der Lausitz mehrere Anbaustationen eingerichtet.\nDie ersten Arbeiten z\u00fcchterischer T\u00e4tigkeit reichen zur\u00fcck bis in das Jahr 1865 und erstreckten sich damals auf g\u00e4rtnerische Kulturpflanzen, wie Nelken (Dianthus Caryophyllus), Fuchsien usw.\nErst im Jahre 1869, als die sehr gro\u00dfknollige amerikanische Kartoffelneuz\u00fcchtung \u201eEarly Rose\u201c in den Handel kam, die wegen ihres Bild .205. Wilhelm Richter.\tgeringen St\u00e4rkegehalts in\nZwickau polizeilich f\u00fcr ungenie\u00dfbar erkl\u00e4rt wurde, wurde mit Verbesserungsversuchen der Kartoffel begonnen. Die vielfachen und beachtenswerten Fortschritte, welche durch Neuz\u00fcchtung mittels Kreuzung bei verschiedenen anderen Kulturgew\u00e4chsen erzielt worden waren, er\u00f6ffneten die Aussicht, da\u00df Bem\u00fchungen, auf dieselbe Weise auch die Verbesserung unserer so wichtigen, fast unentbehrlichen Kartoffel anzustreben, nicht vergebens sein d\u00fcrften.\nDie Versuche, die daraufhin zur Verbesserung der Early Rose mittels","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n347\nKreuzung vorgenommen wurden, waren von Erfolg gekr\u00f6nt. \u2014 Die Resultate dieser Versuche (Imperator usw.) befestigten die Meinung, da\u00df es m\u00f6glich sei, durch Auswahl der besten Sorten zur Samenzucht, durch planm\u00e4\u00dfig wiederholte Kreuzungen und durch Neuz\u00fcchtungen aus dem hierdurch gewonnenen Samen die Kartoffeln hinsichtlich ihres Ertrages, St\u00e4rkegehaltes, Wohlgeschmackes und ihrer Widerstandsf\u00e4higkeit auf eine h\u00f6here Kulturstufe zu bringen.\nDieses Problem kann, Hand in Hand mit einer besseren Bodenkultur, als gel\u00f6st betrachtet werden. Den Beweis daf\u00fcr trat Geh. Rat Prof. Dr. F. Wohltmann-Halle an. Letzterer f\u00fchrt aus, da\u00df die Z\u00fcchtungserfolge in den letzten 30 Jahren (1875\u20141905) ganz wesentlich gesteigert sind, und bei der Kartoffel im Durchschnitt\nder Ertrag von 140 dz auf 260\u2014400 dz auf den Hektar, und der St\u00e4rkegehalt von 14 % auf 20 % gestiegen ist.\nAber auch aus den sorgf\u00e4ltig gef\u00fchrten Zuchtb\u00fcchern ist eine Ertragssteigerung in derselben Weise zu ersehen. Der h\u00f6chste in dem der Produktion von St\u00e4rke nicht besonders g\u00fcnstigen Boden erzielte St\u00e4rkegehalt fr\u00fcherer Jahre betrug 19,89 %. ln den letzten Jahren finden sich viele Sorten, die einen solchen von 26,75\u201428 % erreicht haben. Auch die Ertr\u00e4ge haben sich gegen\u00fcber \u00e4lteren Sorten verdoppelt und verdreifacht. Die Widerstandsf\u00e4higkeit ist bedeutend gehoben. W\u00e4hrend in dem ung\u00fcnstigsten Jahre 1884 78 % der \u00e4lteren Sorten erkrankten, gab es unter den S\u00e4mlingssorten 16 % Kranke, es blieben 84 % der letzteren krankheitsfrei, auf demselben Acker und bei derselben Kultur, w\u00e4hrend einzelne \u00e4ltere Sorten 40\u201460 % kranke Knollen lieferten.\nDamit soll jedoch nicht gesagt sein, da\u00df, der Kartoffelz\u00fcchter sein Ziel f\u00fcr immer erreicht hat. Im Gegenteil, es ist in erster Linie Aufgabe des Z\u00fcchters, die der Sorte angez\u00fcchteten Eigenschaften auf der H\u00f6he der Kultur zu erhalten, sie hochzuz\u00fcchten, n\u00e4chstdem aber durch Neuz\u00fcchtung zu versuchen, die bisherigen Leistungen zu \u00fcbertreffen, den verschiedenen klimatischen und Bodenverh\u00e4ltnissen Rechnung zu tragen und f\u00fcr ausscheidende Sorten Ersatz zu finden. Denn es ist von den Z\u00fcchtern im allgemeinen und von der Wissenschaft im besonderen anerkannt, da\u00df die einer Kulturpflanze angez\u00fcchteten Eigenschaften fr\u00fcher, sp\u00e4ter oder auch sehr sp\u00e4t sich der Urform wieder n\u00e4hern. Ein R\u00fcckgang findet bei Kulturgew\u00e4chsen immer statt, ob fr\u00fcher oder sp\u00e4ter und in welchem Grade ist abh\u00e4ngig von der Kultur, den Kulturbedingungen und der Individualit\u00e4t der betreffenden Sorte.\nJede Kartoffelz\u00fcchtung ist dem Abbau ausgesetzt. Wenn in dem Jahrbuch der DeutschenLandwirtschafts-Gesellschaft, Bd. 22, S. 303Bf., darauf hingewiesen ist, da\u00df einzelne Z\u00fcchter an einen sog. \u201eAbbau\u201c der Kartoffeln nicht glauben, so ist das eine irrt\u00fcmliche Auffassung, die nur dadurch Platz gegriffen haben mag, da\u00df man sich gegen den Nachbau wandte, wie er teilweise gesch\u00e4ftlich ausgenutzt wird. Es wird vielmehr ein zweifacher Abbau unterschieden: je nachdem er sich auf ein gewisses Absatzgebiet beschr\u00e4nkt, einen \u201elokalen\u201c","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\noder, wenn die Entartung ganz allgemein beobachtet ist, einen \u201eallgemeinen\u201c Abbau. Ersterer, der lokale Abbau, wird nach Richters Ansicht bedingt durch ungeeignete Kultur, Witterungsverh\u00e4ltnisse, physikalische Beschaffenheiten und spezifische Eigenschaften des Bodens, letzterer, der allgemeine Abbau, durch Nachlassen der Lebensenergie (Ertrag usw.) und Widerstandsf\u00e4higkeit trotz aller aufgewandten Kulturbedingungen der betreffenden Sorte selbst. Beispiele daf\u00fcr sind : Graue Lerche, S\u00e4chsische Wei\u00dffleischige Zwiebel, Martinshorn usw.\nGegen den sog. lokalen Abbau gibt es als einfaches und bew\u00e4hrtes Mittel den \u201eSaatwechsel\u201c; Ersatz abgebauter Saat durch solche, die auf chemisch und physikalisch anders zusammengesetztem Boden erbaut ist, gen\u00fcgt teilweise schon; empfehlenswert ist jedoch der Bezug hochgez\u00fcchteten Saatgutes als Originalsaat oder Hochzucht vom Z\u00fcchter. Gegen den allgemeinen Abbau tritt der Z\u00fcchter selbst ein. der sein reichhaltiges Zuchtmaterial fortgesetzt vermehrt, sondiert und die sehr wenigen auserkorenen Sorten der Landwirtschaft \u00fcbergibt.\nAls Z\u00fcchtungsmethode wird, wie schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt, die Hybridisation angewandt, aber auch die Pfropfung und die Selektion. Letztere beiden Verfahren hatten bei den Kartoffeln jedoch nicht den gew\u00fcnschten Erfolg, was dazu Veranlassung gab, die gesamte Aufmerksamkeit der Hybridisation zuzuwenden. Im Laufe der Jahre haben sich nun Erfahrungen herausgebildet, die bei Wahl der Eltern f\u00fcr Hybridisation, wie auch bei der Pr\u00fcfung der Varianten grunds\u00e4tzlich benutzt werden.\nIm allgemeinen folgt der Hybridisation Auslese bis zur Konstanz. Von diesem Zeitpunkt an beginnt die Vermehrung und fortgesetzte Auslese der Individuen (Hochzucht).\nEine zielbewu\u00dfte Z\u00fcchtung durch Kreuzung erfordert eine ausgedehnte Erfahrung und die aus den Kreuzungen hervorgegangenen Variet\u00e4ten eine langj\u00e4hrige Pr\u00fcfung im Versuchsfelde und im Laboratorium, ehe ein Urteil \u00fcber den Wert einer Variet\u00e4t gef\u00e4llt werden kann. Wenn in neuerer Zeit die Behauptung aufgestellt wurde, da\u00df ein ge\u00fcbtes Auge die k\u00fcnftige \u201ebew\u00e4hrte Kartoffelneuz\u00fcchtung\u201c bereits als S\u00e4mling in der Keimschale erkenne, so ist das nur die Ansicht eines einzelnen, die nicht zutreffend ist und an den Grunds\u00e4tzen der deutschen Kartoffelz\u00fcchter nichts \u00e4ndern wird.\nF\u00fcr die z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit stand dem verstorbenen Herrn Richter Herr Gebhardt als langj\u00e4hriger, praktisch und wissenschaftlich erfahrener Saatzuchtleiter zur Seite.\nF\u00fcr Z\u00fcchtungszwecke sind vorhanden:\n1.\tein zweckm\u00e4\u00dfig eingerichtetes Gew\u00e4chshaus,\n2.\teinige Lagen Fr\u00fchbeete,\n3.\tein Zuchtgarten von 75 a Gr\u00f6\u00dfe,\n4.\tVersuchsfelder f\u00fcr S\u00e4mlinge, Nummersorten und vergleichenden Sortenanbau,","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n\u2022349\nBild 206. Richter-Hameln: Laboratorium.","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n350\n5.\tAnbaufelder f\u00fcr Eliteauslese,\n6.\tAnbaufelder f\u00fcr Vermehrung,\n7.\tein Laboratorium (Abb. 206),\n8.\tAnbaustationen f\u00fcr Gro\u00dfanbau in wechselnder Gr\u00f6\u00dfe, entsprechend dem Bedarf und den zeitweiligen Abmachungen mit den betreffenden G\u00fctern,\n9.\tneben den erforderlichen Betriebsgeb\u00e4uden ein neu eingebauter Kellerrraum f\u00fcr \u00dcberwinterung des Zuchtmaterials und kleiner, f\u00fcr den Verkauf bestimmter Sortenvorr\u00e4te.\nDer Kellerraum ist 12 m breit, 34 m lang und 2,30 m tief. Die Sohle liegt 1,60 m unter der Erdoberfl\u00e4che und ist, wie auch die Seitenw\u00e4nde, mit Bitumenemulsion zum Schutze gegen Grundwasser verputzt. Erh\u00f6hten sich durch die Bitumenemulsion auch die Kosten der Anlage um 1100 M, so kann doch konstatiert werden, da\u00df sich die Vorkehrung trotz h\u00e4ufigen Hochwasserstandes der Weser vorz\u00fcglich bew\u00e4hrt hat. Die Kellerw\u00e4nde bestehen aus einer zwei Steine starken Hohlmauer, die mit 20 Fenstern versehen ist. Mit Eintritt des Winters werden die Fenster geschlossen, Laden vorgesetzt und der in Mauerst\u00e4rke entstandene Hohlraum wird mit Torfmull ausgef\u00fcllt. Auf diese Weise verschlossen, sank die Temperatur im Keller, bei anhaltender K\u00e4lte von 1\u201418\u201420\u00b0, nicht unter 1 + 3\u00b0 C.\nDie Einteilung besteht aus ger\u00e4umigen Stellagen f\u00fcr Nummersorten und 56 Fachabteilungen, die so angebracht sind, da\u00df sie s\u00e4mtlich von dem 2 m breiten Hauptweg aus zug\u00e4ngig sind, ein Quantum von je 90, 45, 30, 15, 7,5 bis 3,5 dz fassen und nach Belieben vergr\u00f6\u00dfert werden k\u00f6nnen. Die z\u00f6lligen Fachbretter sowie die n\u00f6tigen St\u00e4nder \u2014 ausschlie\u00dflich der 12 eisernen Tr\u00e4gers\u00e4ulen \u2014 sind in der Weise angebracht, da\u00df sie s\u00e4mtlich leicht auswechselbar sind. Durch d'e elektrische Beleuchtungsanlage ist es m\u00f6glich, in demselben jede Arbeit auch im Winter nach Abschlu\u00df jeder Lichtquelle von au\u00dfen her, ausf\u00fchren zu lassen. Mit Hilfe einer sinnreich angebrachten Ventilation nach oben und seitlich l\u00e4\u00dft sich die Kellertemperatur mit Leichtigkeit derma\u00dfen regulieren, da\u00df sich die Temperatur innerhalb 1 + 3\u20146,5\u00b0 C. bewegt.\nDie Aufz\u00e4hlung 1 bis 7 gibt den Gang der Z\u00fcchtung an, dazu ist noch folgendes zu bemerken : Die j\u00e4hrlichen Aussaaten finden im Gew\u00e4chshause statt; die S\u00e4mlinge werden alsdann pikiert, behufs Abh\u00e4rtung in die Fr\u00fchbeete gebracht und zur geeigneten Zeit im Zuchtgarten auf 60x50cto Entfernung ausgepflanzt. In dem darauf folgenden Jahre werden diese S\u00e4mlinge bereits in den feldm\u00e4\u00dfigen Versuchsanbau aufgenommen und auf den sog Versuchsfeldern ausgepflanzt. Von dieser Zeit ab beginnen die eigentlichen Pr\u00fcfungen an der k\u00fcnftigen Neuheit. Die Aufzeichnungen \u00fcber die Pr\u00fcfungsergebnisse finden sich eingetragen in den Zuchtb\u00fcchern. Zeichnet sich eine dieser Sorten in allen Pr\u00fcfungsjahren fortgesetzt durch besonders gute Eigenschaften aus, so wird dieselbe zwecks Nachpr\u00fcfung in der Regel an f\u00fcnf bis sechs Versuchs-","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"2 Hannover.\n351\nStationen abgegeben, und erst nach \u00fcbereinstimmenden g\u00fcnstigen Ergebnissen erfolgt die Vermehrung und Herausgabe der betreffenden Sorte als Neuz\u00fcchtung. Hierzu sei bemerkt, da\u00df aus Richters 1800\u20143100 S\u00e4mlingsnummersorten (im Jahre 1909 = 2665), die durchschnittlich einer sechs- bis achtj\u00e4hrigen, im Ausnahmefalle bis 22j\u00e4hrigen Pr\u00fcfung unterworfen wurden, in der Regel nur ein bis zwei Neuz\u00fcchtungen j\u00e4hrlich in den Handel gebracht werden k\u00f6nnen. Bevor jedoch eine Sorte nicht mindestens f\u00fcnf Jahre in den eigenen Kulturen die g\u00fcnstigsten Resultate ergeben hat, die Konstanz gefestigt und mehrfach von unparteiischer Seite nachgepr\u00fcft ist, wird dieselbe nicht in den Handel gebracht.\nDie Anzucht des Originalsaatgutes geschieht aus der Stammelite, im ersten Jahre auf dem Felde f\u00fcr Eliteauslese, im zweiten Jahre auf dem Vermehrungsfelde und im dritten Jahre auf den betreffenden Anbaustationen f\u00fcr Gro\u00dfanbau. Es ist mithin m\u00f6glich, schon den dritten Nachbau der fortgesetzten Individuenauslese als \u201eOriginalsaatgut\u201c zum Verkauf zu bringen.\nDie Anbaustationen bauen nur gangbare Sorten auf den geeigneten Bodenarten in gr\u00f6\u00dferen Posten und stehen unter Kontrolle. Neuere und neueste Z\u00fcchtungen werden auf den eigenen Feldern angebaut.\nDie Pr\u00fcfungen auf St\u00e4rkegehalt, Geschmack usw. beginnen vier Wochen nach der Ernte im Laboratorium und werden, soweit sie die Ermittlung der St\u00e4rke betreffen, mit Hilfe der Reimannschen Wage und des Kartoffelprobers nach Krocker ausgef\u00fchrt. Zur Beurteilung des Gesamtwertes einer neuen Sorte ist mit Vorteil eine neue Bewertungsmethode nach Punktiersystem eingef\u00fchrt worden, die eine Zusammenfassung der Einzelwerte und somit ein richtiges Gesamtbild \u00fcber die Sorte erm\u00f6glicht.\nZuchtziel :\n1.\tf\u00fcr alle Sorten: hoher Ertrag, reicher St\u00e4rkegehalt, gr\u00f6\u00dfte Widerstandsf\u00e4higkeit, kr\u00e4ftige, m\u00e4\u00dfige Krautbildung, kurze Sto-lonen und mittelsp\u00e4te Reife;\n2.\tf\u00fcr Industriezwecke: Gro\u00dfknolligkeit, leichte wirtschaftliche Bearbeitung, vorteilhafte technische Ausbeute;\n3.\tf\u00fcr Speisezwecke: Vorz\u00fcglicher Geschmack, gute Kocheigenschaften, sch\u00f6ne Form.\nRichters Imperator.\nEingetragene Hochzucht der D. L. G. Nr. 27.\nRichters Imperator ist ein Kreuzungsprodukt von Early Rose und Pattersons Viktoria vom Jahre 1869 und wurde 1875 in den Handel gegeben. Imperator ist noch heute hochertragreich, au\u00dferordentlich gro\u00dfknollig und von mittelsp\u00e4ter Reifezeit. Der St\u00e4rkegehalt betr\u00e4gt durchschnittlich 18,5 bis 22 %. Die Knolle ist gro\u00df, rundlich, wei\u00dfschalig, wei\u00dffleischig und neigt zum Rei\u00dfen in schweren B\u00f6den oder bei andauernd nasser Witterung. Die Schale","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n352\nist rauh, auf schweren B\u00f6den erbaut mehr glatt. Nach der Ernte zeigt Imperator meist einen lila Schein am Nabel und Kronenauge. Die Augen sind nicht zahlreich und wenig vertieft. Keimung sp\u00e4t, violett und nur am Kronenteil.\nDie Pflanze ist reichlich mittelhoch und macht durchschnittlich drei bis f\u00fcnf sehr kr\u00e4ftige, aufrechte, je ein- bis zweimal verzweigte Stengel. Das Blatt ist gro\u00df, dunkelgraugr\u00fcn, wenig blasig, zur\u00fcckgekr\u00fcmmt; die Fiederbl\u00e4ttchen breit-eirund. Der Bl\u00fctenstengel ist kurz, der Bl\u00fctenstand gedr\u00fcckt, die Bl\u00fcte wenig zahlreich, violett, mit wei\u00dfen Spitzen und zur\u00fcckgekr\u00fcmmt.\nDie Imperatorkartoffel bevorzugt sandigen Boden und eignet sich von allen \u00fcbrigen Sorten am besten auch f\u00fcr in Kultur befindliche B\u00f6den 7. Klasse. Imperator findet ausgedehnte Verwendung als Fabrikkartoffel; bereits w\u00e4hrend der Bl\u00fctezeit im August geerntet als sehr schmackhafte Fr\u00fchkartoffel, und, in geeigneten Gegenden gebaut, als \u201eHoll\u00e4ndische Netz\u201c, \u201eWei\u00dfe runde\u201c und auch unter andern Namen in den Handel gebracht, ist die Sorte eine gern gekaufte Speisekartoffel. Imperator kann mithin im besten Sinne des Wortes als \u201eUniversalkartoffel\u201c bezeichnet werden.\nImperator dient seit dem Jahre 1888 der Deutschen Kartoffel-Kultur-Station als Standardkartoffel und wurde vielfach pr\u00e4miert.\nRichters Prof. Maercker.\nEingetragene Hochzucht der D. L. G. Nr. 26.\nDie Z\u00fcchtung entstammt einem Kreuzungsprodukt der Imperator und Trophime vom Jahre 1884 und kam 1891 in den Handel. Die Sorte ist mittel-sp\u00e4t, sehr ertragreich und zeichnet sich besonders aus durch Ertragssicherheit. Die Knolle ist reichlich mittelgro\u00df, rundlich, wei\u00dfschalig, wei\u00dffleischig, auf Sandb\u00f6den erbaut wenig rauhschalig, auf schweren B\u00f6den mehr glattschalig und zeigt nach der Ernte meist einen violetten Schein am Nabel und Kronenauge. Der St\u00e4rkegehalt betr\u00e4gt durchschnittlich 17,5\u201420 %. Die Augen sind wenig vertieft; die Keimung ist violett.\nDie Pflanze ist mittelhoch, aufrecht. Die kr\u00e4ftigen, bl\u00e4ulichgr\u00fcnen Stengel entwickeln sich durchschnittlich zu vier bis sechs und die Verzweigung ist zwei- bis dreifach. Das Blatt ist mittelgro\u00df, wenig zur\u00fcckgekr\u00fcmmt, graugr\u00fcn (behaart), die Fiederbl\u00e4ttchen sind eirund, zugespitzt. Der Bliiten-stengel ist lang, der Bl\u00fctenstand locker, die Bl\u00fcten reich, gro\u00df, lebhaft violett, mit nur kleinen wei\u00dfen Spitzen.\nProf. Maercker findet als Fabrikkartoffel wie als Speisekartoffel Verwendung und gedeiht auch vorz\u00fcglich auf schweren und anmoorigen B\u00f6den.\nDie Z\u00fcchtung \u201eProf. Maercker\u201c wurde u. a. auf der D. L. G.-Ausstellung Berlin 1894 mit dem \u201eTausend Mark Z\u00fcchterpreis\u201c ausgezeichnet.\nRichters Vor der Front (Abb. 207).\nEingetragene Hochzucht der D. L. G. Nr. 25.\nDiese Kartoffel ist ein Kreuzungsprodukt von Imperator und Nummersorte 306 vom Jahre 1890. 1905 in den Handel gegeben, zeichnete sie sich aus durch","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n353\nhohen Ertrag, Gro\u00dfknolligkeit, hohen St\u00e4rkegehalt, verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig fr\u00fche Reife und Anspruchslosigkeit. Der St\u00e4rkegehalt betr\u00e4gt durchschnittlich 18\u201422%. Die Knolle ist wenig l\u00e4nglich - plattrund, wenig gelbfleischig, gelbdickschalig und nach dem Kronen teil zunehmend rauhschalig. Die Augen sind ziemlich flach. Ke'mung ist sp\u00e4t, wei\u00df.\nDie Pflanze ist mittelhoch aufsteigend. Die Stengel sind hellgr\u00fcn und zahlreich verzweigt. Das Blatt ist hellgr\u00fcn, mittelgro\u00df, blasig und stark zur\u00fcckgekr\u00fcmmt, die Fiederbl\u00e4ttchen eirund.\nDer Bl\u00fctenstand erhebt sich wenig \u00fcber Krauth\u00f6he und ist dicht, die Bl\u00fcte gro\u00df, wei\u00df und das Pistil deutlich dreiteilig.\n\u201eVor der Front\u201c eignet sich vornehmlich als Fabrikkartoffel, aber auch als Dauer- und Speisekartoffel.\nVon den allgemein anerkannten besten Sorten, die in der Landwirtschaft die weiteste Verbreitung gefunden haben, seien ferner erw\u00e4hnt:\nAls fr\u00fche Sorten:\nRichters ovale Fr\u00fchblaue. Gesch\u00e4tzt wegen ihrer sehr fr\u00fchen Reife, des verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig hohen Ertrages und St\u00e4rkegehaltes, findet sie ausgiebige Verwendung f\u00fcr den Gro\u00dfanbau. Die Knolle ist von sch\u00f6ner, plattovaler Form, mittelgro\u00df, sehr bla\u00dfblau, ohne merkliche Augenvertiefung und gelbwei\u00dffleischig. Das Kraut ist niedrig, etwas aufsteigend buschig; das Blatt gro\u00df, glatt, zur\u00fcckgebogen, zugespitzt; die sehr selten vorkommende Bl\u00fcte ist blau.\nDie Sorte ist speziell f\u00fcr Sand- oder doch leichten Boden zu empfehlen und zeitig auszupflanzen, da sie in Keller oder Miete im Monat Mai gern fault.\nRichters Vorbote. Eine der allerfr\u00fchesten Kartoffelsorten. Knolle wei\u00df, rundlich, mittelgro\u00df bis gro\u00df, wei\u00dffleischig, zuweilen etwas rauhschalig und von bestem Wohlgeschmack. Das Kraut ist niedrig, wenig verzweigt; das Blatt ziemlich gro\u00df, wellig, die Bl\u00fcte abfallend.\nRichters Zwickau er Fr\u00fche. Ersatz f\u00fcr M\u00fchlh\u00e4user. Eine sehr ertragreiche, ziemlich gro\u00dfknollige, tiefgelbfleischige und wohlschmeckende Fr\u00fchkartoffel. Die Schale ist gelb, glatt und das Auge mitteltief. Das Kraut ist niedrig, buschig, wenig verzweigt, \u00fcppig deckend, das Blatt gro\u00df, hellgr\u00fcn, Deutsche Pflanzenzucht.\t23\nBild 207. Richter-Hameln: Vor der Front.","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ngl\u00e4nzend, zur\u00fcckgekr\u00fcmmt, das Fiederbl\u00e4ttchen breit-eirund zugespitzt, und die Bl\u00fcte wei\u00df, teils abfallend. Zwickauer Fr\u00fche rangierte 1909 auf dem Berliner Versuchsfelde der Deutschen Kartoffel-Kultur-Station im Knollen-St\u00e4rkeertrag von s\u00e4mtlichen gepr\u00fcften Fruchtsorten an erster Stelle.\nRichters Edelstein. Knolle l\u00e4nglich-oval, abgeplattet, formsch\u00f6n, ohne Augenvertiefung, von un\u00fcbertroffenem Geschmack. Das Kraut ist mittelhoch, aufrecht, ver\u00e4stelt, mit besonders breit-eirunden, gl\u00e4nzenden Fiederbl\u00e4ttchen; weiter besitzt diese Kartoffel eine reichliche wei\u00dfe Bl\u00fcte und zeichnet sich durch reichen Ertrag und verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig hohen St\u00e4rkegehalt aus.\nAls mittelfr\u00fche Sorten:\nRichters Saxonia ist eine vorz\u00fcglich gelungene Imperatorkreuzung vom Jahre 1883 sie ist gleichm\u00e4\u00dfig in der Knolle, wei\u00df, v\u00f6llig glattschalig und\nBild 208. Richter-Hameln: F\u00fcrstenkrone.\nflach\u00e4ugig. Das Kraut ist mittelstark, wenig verzweigt, der Stengel gefl\u00fcgelt, etwas br\u00e4unlich und das Blatt mittelgro\u00df, graugr\u00fcn, zur\u00fcckgebogen. Bl\u00fcte abfallend. Saxonia bevorzugt leichtere B\u00f6den.\nRichters K\u00f6nigin Carola. Wei\u00dfe, wei\u00dffleischige, rundliche, etwas genetztschalige, sch\u00f6ne, gleichm\u00e4\u00dfig mittelgro\u00dfe, dicht am Stock liegende, vorz\u00fcgliche Speisekartoffel von sehr gutem Geschmack. Das Kraut ist hellgr\u00fcn, kaum mittelhoch, verzweigt buschig; die Bl\u00fcte hellblau mit wei\u00dfen Spitzen.\nRichters Oberstabsarzt Behrens. Knolle wei\u00df, wei\u00dffleischig, plattoval, gleichm\u00e4\u00dfig, sehr wohlschmeckend. Kraut aufrecht buschig, kaum mittelhoch, Stengel kantig, Blatt hellgr\u00fcn, ziemlich gro\u00df, breit-eirund zugespitzt, Bl\u00fcte verwaschen hellblau.","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n355\nRichtersF\u00fcrstenkrone (Abb. 208). Eine der Magnum bonum in Form und Geschmack sehr \u00e4hnliche, gute Speisekartoffel von au\u00dferordentlich hohen Ertr\u00e4gen bei mittelfr\u00fcher Reifezeit. Die Knolle ist wei\u00df, fein und glattschalig, wei\u00dffleischig, Auge flach. Das Kraut ist kaum mittelhoch, verzweigt, \u00fcppig deckend, das Blatt gro\u00df, glatt, hellgr\u00fcn, zur\u00fcckgekr\u00fcmmt, die Bl\u00fcte reich, wei\u00df, beeren tragend.\nF\u00fcrstenkrone stellt keine besonderen Anspr\u00fcche an den Boden und bew\u00e4hrte sich in den von der Deutschen Kartoffel-Kultur-Station Berlin 1907 angestellten Versuchen als widerstandsf\u00e4higste von s\u00e4mtlichen gepr\u00fcften 168 Sorten.\nRichters Rheingold ist ein sehr beliebter Ersatz f\u00fcr ,,M\u00fchlh\u00e4user\u201c und ..Hamburger Eierkartoffel\u201c. Die Knolle ist l\u00e4nglich und mittelgro\u00df, gelb und festfleischig. Das Kraut ist mittelhoch, auch recht buschig, die Bl\u00fcte wei\u00df, abfallend. Rheingold ist eine der vorz\u00fcglichsten Qualit\u00e4tskartoffeln und bleibt heil beim Kochen.\nRichters Helene. Eine sehr gleichm\u00e4\u00dfige, ertragreiche, mittelgro\u00dfe, wei\u00dfe, wei\u00dffleischige Speisekartoffel. Das Kraut ist mittelhoch, aufrecht verzweigt; Stengel und Blatt hellgr\u00fcn, die Bl\u00fcte wei\u00df.\nRichters Koppe Wollup. Sehr sch\u00f6ne runde, wei\u00dfe, wei\u00dffleischige Speisekartoffel von besten Kocheigenschaften und gutem Geschmack. Knolle gesund, gleichm\u00e4\u00dfig mittelgro\u00df. Das Kraut ist ziemlich aufrecht, verzweigt, Blatt mittelgro\u00df, Fiederbl\u00e4ttchen eirund, abstehend, Bl\u00fcte wei\u00df, au\u00dferordentlich reich, gro\u00df und langgestielt.\nAls mittelsp\u00e4te Sorten:\nRichters Minister Miquel. Eine wei\u00dfe, wei\u00dfgelbfleischige Speisekartoffel von l\u00e4nglich-walziger Form und mit flachen Augen. Das Kraut ist niedrig, hellgr\u00fcn, buschig verzweigt; das Blatt klein, zur\u00fcckgekr\u00fcmmt; die Bl\u00fcte wei\u00df, violett, abfallend.\nRichters Geheim rat Vodel. Eine ganz vorz\u00fcgliche Speisekartoffel von rundlich plattovaler Form. Das Kraut ist mittelhoch, aufrecht, kr\u00e4ftig, das Blatt dunkelgr\u00fcn, mittelgro\u00df und die Bl\u00fcte wei\u00df.\nRichters Martinshorn. Eine Kreuzung, die im wissenschaftlichen Interesse vorgenommen, im Jahre 1872 aus Imperator und der schwarzen Cabr\u00e9 tas Michune\u00df Chili hervorgegangen ist und 1886 in den Handel gegeben wurde. Die Knolle von Martinshorn ist formsch\u00f6n, glatt, wei\u00dfschalig, gleichm\u00e4\u00dfig sichelf\u00f6rmig gebogen von einer Gr\u00f6\u00dfe bis zu 4% cm Durchmesser und 25 cm L\u00e4nge, ohne merkliche Augenvertiefung, von fester Konsistenz und einem St\u00e4rkegehalt von 22\u201425 %. Fleisch wei\u00df, vortrefflich im Geschmack, Kraut mittelhoch, buschig verzweigt; Blatt nur mittelgro\u00df, wenig blasig, hellgr\u00fcn, Bl\u00fcte wei\u00df mit schwach violettem Stern und der Bl\u00fctenstand gedr\u00fcckt.\nMartinshorn gab in fr\u00fcheren Jahren einen durchschnittlichen Ertrag von 400\u2014500 Ztr. pro Hektar, ist jedoch in den letzten Jahren so zur\u00fcckgegangen,","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"356\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nda\u00df sie seit 1903\u20141904 nicht mehr anbauw\u00fcrdig ist. In den beiden letzten Jahren wurden von Martinshorn an den verschiedensten Orten weder das Aussaatquantum, noch ausgewachsene Knollen geerntet. Der St\u00e4rkegehalt betrug 11\u201413,5 %.\nRichters W. Heim b\u00fcrg. Sch\u00f6ne, etwas rauhschalige, ziemlich gro\u00dfe runde Speise- und Wirtschaftskartoffel. W. Heimburg kocht sich durchmehlig und ist sehr wohlschmeckend. Das Kraut ist reichlich mittelhoch, stark, aufrecht; der Stengel etwas braun getupft, das Blatt mittelgro\u00df, hellgr\u00fcn; die Bl\u00fcte wei\u00df.\nRichters General Cronje. Knolle wei\u00df l\u00e4nglich, wenig platt, wei\u00dfgelbfleischig. Ansatz sehr reich, dicht am Stock. Das Kraut ist kaum mittelhoch, straff aufrecht, buschig verzweigt; das Blatt mittelgro\u00df, kleinblasig, dunkelgr\u00fcn, abstehend; Bl\u00fcte lila, abfallend.\nRichters Freiherr von Wangenheim ist in der Knolle l\u00e4nglich-rund, meist gro\u00df, wei\u00df, rauhschalig, wei\u00dffleischig; das Kraut ist mittelhoch, aufrecht, wenig verzweigt, das Blatt ist dunkelgr\u00fcn, mittelgro\u00df, wenig blasig, die Bl\u00fcte reich und violett.\nFreiherr von Wangenheim ist vorz\u00fcglich als Speise- wie auch als Fabrikkartoffel, ergab immer gute Versuchsresultate und nahm 1905 in den Heineschen Versuchen im Knollen- und St\u00e4rkeertrag die erste Stelle ein.\nRichters Professor Orth. Eine ziemlich gro\u00dfe, wei\u00dfe, wei\u00df-fleischige, wenig plattovale, gleichm\u00e4\u00dfige Speise- und Wirtschaftskartoffel. Das Kraut ist ziemlich hoch, aufrecht, sehr gesund und kr\u00e4ftig; die Bl\u00fcte violett und hat wei\u00dfe Spitzen.\nRichters Dr. von Eckenbrecher ist eine der Imperator \u00e4hnliche wei\u00dfe, wei\u00dfgelbfleischige, l\u00e4nglich plattovale, gro\u00dfknollige Speise- und Wirtschaftskartoffel von hohem Ertrag und St\u00e4rkegehalt. Das Kraut ist reichlich mittelhoch, kr\u00e4ftig, aufrecht, hellgr\u00fcn; das Blatt mittelgro\u00df und die Bl\u00fcte violett mit wei\u00df.\nRichters Geheimrat Thiel ist eine Schwestersorte von \u201eProfessor Maercker\u201c, von welch letzterer sie sich nur durch eine 10\u201412 Tage sp\u00e4tere Reifezeit und einen durchschnittlich etwas h\u00f6heren Ertrag auszeichnet. Geheimrat Thiel ist eine Speise- und Massenkartoffel, gleichm\u00e4\u00dfig in der Knolle und widerstandsf\u00e4hig.\nRichters Elbe. Knolle gro\u00df, voll, rund, wei\u00df, glattschalig, wei\u00dffleischig, Auge mittel tief. Das Kraut ist mittelhoch, kr\u00e4ftig, aufrecht, wenig verzweigt, Stengel hellgr\u00fcn, das Blatt mittelgro\u00df, zur\u00fcckgekr\u00fcmmt, Bl\u00fcte wei\u00df. Elbe eignet sich besonders als Speise- und Dauerkartoffel.\nRichters Ge heim rat Nobbe. Die Knolle ist von sch\u00f6ner runder Form, rauhschalig, tiefgelbfleischig. Sie ist vorz\u00fcglich im Geschmack, kocht sich sch\u00f6n und hat einen durchschnittlichen St\u00e4rkegehalt von 19,5 bis 23,5 %. Das Kraut ist hoch, aufrecht, kr\u00e4ftig, wenig verzweigt; das Blatt klein, dunkelgr\u00fcn; die Bl\u00fcte lila mit wei\u00df, s\u00fc\u00dflich wohlriechend.","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n35 7\nRichters Deutscher Reichskanzler. Ein Kreuzungsprodukt von Seed und Daher, eine pr\u00e4chtig dunkelrote, meist genetztschalige, mittelgro\u00dfe, feine Speisekartoffel von etwas gedr\u00fcckter, platt-ovaler Form, mit reinwei\u00dfem Fleisch und einem St\u00e4rkegehalt von durchschnittlich 24\u201427 %. Das Kraut ist mittelhoch, aufrecht, verzweigt, sehr gesund, Bl\u00fcte lila, Stengel rotbraun und Stolonen rot. Deutscher Reichskanzler produziert die h\u00f6chste Trockensubstanz (bis 32,2 %), beansprucht aber auch einen n\u00e4hrstoffreichen, besseren Boden. Die Sorte ist gleich gesch\u00e4tzt als Speise-, Fabrik- und Dauer kar tof f el.\nAls sp\u00e4te Sorten:\nRichters Oygnea gibt bei geeigneter Kultur unter g\u00fcnstigen Bodenverh\u00e4ltnissen h\u00f6chste Massenertr\u00e4ge bei mittlerem St\u00e4rkegehalt und eignet sich f\u00fcr alle Zwecke. Die Knolle ist gro\u00df, l\u00e4nglich, wenig platt, glatt wei\u00df-schalig. Das Fleisch ist wei\u00df, in verschiedenen Jahren vereinzelt violette Flecken aufweisend. Der Nabel zeigt meist einen violetten Schein. Das Kraut ist hoch, aufrecht, verzweigt; der Stengel etwas gebr\u00e4unt, das Blatt graugr\u00fcn, schmal, lang gespitzt. Die Bl\u00fcte ist wei\u00df mit schwach lila, faltig, gro\u00df.\nRichters Niedersachsen zeichnete sich immer durch besonders hohe Ertr\u00e4ge aus, sie stand 1907 in den Heineschen Versuchen im Knollen-und St\u00e4rkeertrage an erster Stelle und wurde als \u201evorz\u00fcglich\u201c f\u00fcr Speise-und gewerbliche Zwecke bewertet. Niedersachsen ist sch\u00f6n rot-rauhschalig, wei\u00dfgelbfleischig, gro\u00df, ziemlich gleichm\u00e4\u00dfig und flach\u00e4ugig. Das Kraut ist mittelhoch, kr\u00e4ftig, Stengel und Stolonen rot, Blatt mittelgro\u00df, blasig; Bl\u00fcte lila.\nRichters Ferdinand Heine. Knolle meist eckig-rundlich, gro\u00df, gleichm\u00e4\u00dfig, wei\u00dffleischig, durchmehlig. Knollenansatz reich, dicht am Stock. Das Kraut ist ziemlich hoch, aufrecht, buschig verzweigt, das Blatt mittelgro\u00df, dunkelgraugr\u00fcn, die Bl\u00fcte reich, wei\u00df. Diese Sorte ergab in den Heineschen Versuchen, Hadmersleben, immer hohe Knollen- und St\u00e4rkeertr\u00e4ge. Ferdinand Heine eignet sich besonders als Fabrikkartoffel.\nRichters Dr. Schultz-Lupitz zeichnet sich durch au\u00dferordentliche Gro\u00dfknolligkeit, Ertrag und St\u00e4rkegehalt als vorz\u00fcgliche Wirtschaftskartoffel aus. Die Knolle ist wei\u00df, wei\u00dfgelbfleischig, vollrundlich, auf Sandboden rauhschalig. Das Kraut ist ziemlich hoch, aufrecht, starkstengelig verzweigt, das Blatt reichlich mittelgro\u00df, abstehend, graugr\u00fcn, die Bl\u00fcte sehr reich, wei\u00df und sehr lange anhaltend. Dr. Schulz-Lupitz ist nur f\u00fcr Sand- oder doch leichte B\u00f6den zu empfehlen. Die Sorte erfreut sich als Saatkartoffel eines regelrechten Exports nach England.\nAls neueste und neuere Sorten:\nRichters Zeppelin (1909). Eine h\u00f6chst ertragreiche neueste Z\u00fcchtung, die unter anderen auf den Heineschen Versuchsfeldern als Nr. 533 1*1 immer beste Resultate ergab und 1906 im Knollenertrag an erster und im","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nSt\u00e4rkeertrag an zweiter Stelle stand. Die Knolle ist gro\u00df, wei\u00df, rauhschalig, plattrund, wei\u00dffleischig und sehr st\u00e4rkereich. Das Kraut ist mittelhoch, straff, aufrecht, kr\u00e4ftig; das Blatt dunkelgr\u00fcn, wenig blasig, mittelgro\u00df, die Bl\u00fcte gedrungen, wei\u00df. \u201eZeppelin\u201c eignet sich auch vorz\u00fcglich als Speisekartoffel und reift Ende September.\nRichters Admiral (1909). Reift bereits Ende August und \u00fcbertrifft alle \u00fcbrigen mittelfr\u00fchen Sorten weit im Ertrag. Die Knolle ist wei\u00df, ovalrund, wei\u00dffleischig, wohlschmeckend und reichlich mittelgro\u00df. Das Kraut ist niedrig, buschig verzweigt, \u00fcppig deckend, gro\u00dfbl\u00e4ttrig; die Bl\u00fcte wei\u00df; beerentragend.\nBild 209. Richter-Hameln: Jubelkartoffel.\nRichtersJubelkartoffel (Abb.209) (1908). Erhielt als vorz\u00fcglicher St\u00e4rkeproduzent auf Anregung des Vereins der Spiritusfabrikanten gelegentlich der 50j\u00e4hrigen Jubelfeier des erw\u00e4hnten Vereins ihren Namen. Jubelkartoffel ist au\u00dferordentlich gro\u00dfknollig, widerstandsf\u00e4hig, Mitte September reif und liefert laut Bericht auf leichtem Sandboden Riesenkartoffeln. Von verschieden Seiten (Heine usw.) wird dieselbe als \u201egute Speisekartoffel\u201c bezeichnet.\n\u201eJubelkartoffel\u201c ist sehr gro\u00dfknollig, l\u00e4nglich-rund, wenig platt, wei\u00df, rauhschalig, wei\u00dffleischig, das Kraut ist kr\u00e4ftig, reichlich mittelhoch, wenig verzweigt, Stengel br\u00e4unlich, Blatt kaum mittelgro\u00df, wenig blasig, zur\u00fcckgekr\u00fcmmt, Bl\u00fcte lila.\nRichters Hannover (1908). Zeichnet sich aus durch sch\u00f6ne Form, vorz\u00fcglichen Geschmack und Widerstandsf\u00e4higkeit. Die Knolle ist l\u00e4nglich, walzig und flach\u00e4ugig, wei\u00df, etwas rauhschalig, wei\u00dffleischig und kocht sich","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n359\nmehlig. Das Kraut ist kaum mittelhoch, sehr kr\u00e4ftig verzweigt, hellgr\u00fcn, das Blatt gro\u00df, zur\u00fcckgekr\u00fcmmt; die Bl\u00fcte wei\u00df.\nRichters Hohenzollern (1907). Knolle frischrot, gro\u00df, plattrund, glattschalig, Auge flach, Fleisch wei\u00df, teils mit etwas r\u00f6tlichem Schein. Das Kraut ist sehr kr\u00e4ftig, buschig verzweigt, reichlich mittelhoch, das Blatt mittelgro\u00df, schwarzgr\u00fcn, blasig, zur\u00fcckgekr\u00fcmmt, die Bl\u00fcte lila. Hohenzollern ist sehr wohlschmeckend, bleibt heil beim Kochen, ist ferner sehr ertragreich und eignet sich besonders als Speise- und Massenkartoffel.\nNachfolgende Liste enth\u00e4lt alle gez\u00fcchteten Sorten alphabetisch\ngeordnet, in Klammern das Jahr, in welchem die Sorte erstmalig in den\nHandel gegeben wurde, und eine kurze botanische Beschreibung:\nAdmiral ( 1909) s. oben.\nBavaria (1895). Runde blaue, mittelfr\u00fche Speisekartoffel. Stengel wenig verzweigt, aufrecht, braun. Blatt gro\u00df, braunrippig, gl\u00e4nzend. Bl\u00fcte reich, gro\u00df, dunkellila mit wei\u00dfen Spitzen.\nOberstabsarzt Behrens (1903) s. oben.\nBlaue Zwickauer (1898). Eine plattrunde, blaue, fr\u00fchmittelfr\u00fche Speisekartoffel. Kraut mittelhoch, aufrecht verzweigt. Blatt dunkelgr\u00fcn, gro\u00df, gl\u00e4nzend. Bl\u00fcte abfallend.\nBorussia (1892). Plattovale, dunkelrote, rauhschalige, gelb wei\u00dffleischige Speisekartoffel. Kraut kaum mittelhoch, verzweigt, aufsteigend. Stengel braun. Blatt klein. Bl\u00fcte lila mit wei\u00dfen Spitzen.\nLouis Botha (1901). Knolle wei\u00df, rund, wei\u00dfgelbfleischig. Kraut mittelhoch. Blatt kurz, breit-eirund, abstehend. Bl\u00fcte reich, violett mit wei\u00dfen Spitzen. Reifezeit mittelfr\u00fch.\nGeneral Cronje (1900) s. oben.\nCygnea (1897) s. oben.\nProf. Delbr\u00fcck (1893). Mittelfr\u00fch, rundlich, wei\u00df mit flachem Auge. Kraut kr\u00e4ftig, aufrecht. Blatt ziemlich gro\u00df, dunkelgr\u00fcn, abstehend. Bl\u00fctenstand locker. Bl\u00fcte lila, gro\u00dfblumig.\nDeutscher Reichskanzler (1886) s. oben.\nD \u00f6 11 y (1904). Wei\u00dfe, runde, rauhschalige, mittelfr\u00fche Speise- und Fabrikkartoffel. Kraut kaum mittelhoch, hellgr\u00fcn. Bl\u00fcte wei\u00df.\nDr. von Eckenbrecher (1889) s. oben.\nEdelstein (1875) s. oben.\nMax E y t h (1893). Mittelfr\u00fche wei\u00dfe, walzig zugespitzte, wei\u00dffleischige, Magnum bonum \u00e4hnliche Speisekartoffel mit aufrecht mittelhohem Kraute, dunkelgr\u00fcnem, oval zugespitztem Blatt. Bl\u00fcte reich und gro\u00dfblumig, lilarot mit gro\u00dfen wei\u00dfen Zipfeln.\nElbe (1902) s. oben.\nErnst August (1905).","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nFidelio (1879). Dunkelblau, gro\u00df, sch\u00f6n nierenf\u00f6rmig. Fleisch reinwei\u00df. Bl\u00fcte violett.\nFr\u00fche Zwiebelkartoffel ( 1880). Rotschalige, tief\u00e4ugige, wei\u00dffleischige Zwiebelspeisekartoffel. Reife Ende Juli. Kraut mittelhoch. Bl\u00fcte wei\u00df.\nF\u00fcrstenkrone (1905) s. oben.\nGoethe (1900). Schale grau-wei\u00df, sehr rauh. Knolle kaum mittelgro\u00df, gleichm\u00e4\u00dfig rund, wei\u00dffleischig, gekocht trocken mehlig. Kraut mittelhoch, verzweigt.\nH annover (1908) s. oben.\nW. Heimburg (1900) s. oben.\nFerdinand Heine (1901). Knolle, gro\u00df, wei\u00df wei\u00dffleischig, meist rundlich-eckig. Kraut buschig, mittelhoch, aufrecht, sehr dunkelgr\u00fcn. Bl\u00fcte reich, wei\u00df.\nHoh enzollern (1907) s. oben.\nImperator (1875) s. oben.\nJubelkartoffel (1908) s. oben.\nJuwel (1882). Mittelsp\u00e4te wei\u00dfe, wei\u00dffleischige, gro\u00dfknollige Speisekartoffel. Kraut aufrecht, wenig verzweigt, reichlich mittelhoch. Bl\u00fcte violett mit wei\u00dfen Spitzen.\nKaiserin Augusta (1891). Sch\u00f6ne runde, blau- und wei\u00dfschalige, rein wei\u00dffleischige Speisekartoffel von mittelsp\u00e4ter Reifezeit. Kraut ziemlich hoch aufrecht, verzweigt. Stengel braun. Bl\u00fcte reichlich dunkelviolett.\nKiepert-Marienfelde (1892). Ziemlich gro\u00dfknollige, wei\u00dfe, wei\u00dffleischige Speise- und Wirtschaftskartoffel mit mittelhoch aufrecht verzweigtem Kraute. Blatt dunkelgr\u00fcn, nervig, abstehend. Bl\u00fcte reich, wei\u00df.\nK\u00f6nigin Carola (1901) s. oben.\nKoppe-Wo 11 up (1892). Eine runde, wei\u00dfe, wei\u00dffleischige Speisekartoffel. Kraut ziemlich hoch, aufrecht verzweigt. Blatt breit-eirund, mittelgro\u00df, abstehend. Bl\u00fcte gro\u00dfblumig, wei\u00df, au\u00dferordentlich reich, langstielig. Reife mittelfr\u00fch, beerentragend.\nKroenchen (1903). Wei\u00dfe, l\u00e4nglich-plattovale, gleichm\u00e4\u00dfig mittelgro\u00dfe wei\u00dffleischige Speisekartoffel von sch\u00f6ner Form. Kraut kaum mittel-hoch aufsteigend. Bl\u00fcte wei\u00df.\nGeh. \u00d6konomierat v. Langsdorff (1902). Knolle wei\u00df, rundlichplatt, dicht am Stock liegend. Kraut mittelhoch. Blatt mittelgro\u00df. Bl\u00fcte reich, wei\u00df.\nLiebig (1888). Wei\u00dffleischige, mehlreiche, wei\u00dfe Speisekartoffel mit amarantrotem Anflug. Kraut mittelhoch. Blatt klein, dunkelgr\u00fcn, zur\u00fcckgebogen. Bl\u00fcte lilarot, mit wei\u00dfen Spitzen. Reifezeit mittelfr\u00fch.","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"2. Hannover.\n361\nE. Lierke (1895). Mittelfr\u00fche, wei\u00dfgelbfleischige, rote Speisekartoffel mit flachem Auge und l\u00e4nglich-platter Form. Kraut mittelhoch, buschig verzweigt, gleichm\u00e4\u00dfig. Stengel braun. Bl\u00fcte bla\u00dflila mit wei\u00dfer Spitze.\nDr. Loges (1897). Wei\u00dfe, runde, gelbwei\u00dffleischige, gleichm\u00e4\u00dfig mittelgro\u00dfe Speisekartoffel. Kraut hoch, aufrecht, kr\u00e4ftig, unverzweigt und wenig stengelig. Bl\u00fcte dunkel violett mit wei\u00dfen Spitzen. Knolle dicht am Stock.\nMinister Lucius (1889). Runde, wei\u00dfe, wei\u00dffleischige, gleichm\u00e4\u00dfige Speise- und Fabrikkartoffel. Kraut gesund und kr\u00e4ftig, mittelhoch, aufrecht, wenig verzweigt. Bl\u00fcte bla\u00dfblau mit wei\u00dfen Spitzen und etwas faltiger Blumenkrone. Reifezeit sp\u00e4t.\nM a g n i f i c (1877). Knolle gro\u00df, bla\u00dfrot, l\u00e4nglich-plattgedr\u00fcckt, wei\u00dffleischig mit meist etwas rauher Schale. Kraut mittelhoch. Bl\u00fcte wei\u00df, meist abfallend.\nProf. Maercker (1892) s. oben.\nMarie (1898). Wei\u00dfe, plattrunde, etwas rauhschalige, gute Speisekartoffel mit ziemlich hohem, buschigem Kraut und dunkelgr\u00fcnen Bl\u00e4ttern. Knollenansatz reich, dicht am Stock. Reifezeit mittelsp\u00e4t.\nMartha (1899). Ziemlich fr\u00fche, wei\u00dfe, wei\u00dffleischige Speisekartoffel von l\u00e4nglich-ovaler Form, vorz\u00fcglichem Geschmack und einem St\u00e4rkegehalt bis 23 %. Knolle mittelgro\u00df, Ansatz reich, dicht am Stock. Kraut mittelhoch, buschig, hellgr\u00fcn. Bl\u00fcte abfallend.\nMartinshorn (1886) s. oben.\nMinister von Miquel (1901) s. oben.\nDr. M\u00fcller (1899). Der Daher \u00e4hnliche Speisekartoffel. Knolle sch\u00f6n dunkelrot, wei\u00dffleischig, rund, rauhschalig. Kraut schwach, mittel-hoch, buschig, Stengel etwas braun. Bl\u00fcte bla\u00dfblau mit wei\u00dfen Spitzen.\nNiedersachsen (1905) s. oben.\nGeheimrat Nobbe (1902) s. oben.\nProf. Geh mich en (1888). Mittelfr\u00fche, l\u00e4nglich-runde Speise- und Wirtschaftskartoffel von schwach r\u00f6tlich-wei\u00dfer Farbe mit sch\u00f6nem purpurrotem Auge. Stengel mittelhoch, br\u00e4unlich, gefl\u00fcgelt. Blatt hellgr\u00fcn, mit ziemlich gro\u00dfen, breit-eirunden Fiederbl\u00e4ttchen. Bl\u00fcte lila mit wei\u00dfen Spitzen.\nP r o f. 0 r t h (1891). Ziemlich gro\u00dfe wei\u00dfe, wei\u00dffleischige, plattovale, gleichm\u00e4\u00dfige, mittelsp\u00e4te Speise- und Wirtschaftskartoffel, Kraut ziemlich hoch, aufrecht, sehr gesund und kr\u00e4ftig. Bl\u00fcte violett mit wei\u00dfen Spitzen.\nOvale Fr\u00fchblaue (1900) s. oben.\nDr. Roesicke (1900). Wei\u00dfe, etwas plattovale, mittelgro\u00dfe, gelbwei\u00dffleischige Speise- und Wirtschaftskartoffel. Das Kraut ist mittelhoch, aufrecht, verzweigt, buschig und kr\u00e4ftig. Bl\u00fcte violett mit wei\u00dfen Spitzen.","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nRuprecht Ransern (1893). Runde rote, rauhschalige, wei\u00dffleischige, feste Speisekartoffel. Kraut mittelhoch, buschig. Bl\u00e4tter mittelgro\u00df mit brauner Rippe. Bl\u00fcte abfallend.\nD r. Roth (1898). Karminrot, plattrund, gelbfleischig. Kraut aufrecht, verzweigt. Stengel braun, gr\u00fcn gefl\u00fcgelt. Bl\u00e4tter mittelgro\u00df, dunkelgr\u00fcn, spitz aufrecht. Bl\u00fcte lilarot mit wei\u00dfen Spitzen.\nSaxonia (1888) s. oben.\nSchneerose (1876). Wei\u00dfe, l\u00e4ngliche, zuweilen ziemlich runde, mittelfr\u00fche Speisekartoffel. Kraut kr\u00e4ftig, aufrecht, dunkelgr\u00fcn. Bl\u00fcte wei\u00df. I) r. Schulz-Lupitz (1895) s. oben.\nStern (1903). Mittelfr\u00fche, l\u00e4nglich-plattovale, wei\u00dfe, Magnum bonum-artige Speisekartoffel. Kraut aufrecht, buschig. Stengel hellgr\u00fcn, gefl\u00fcgelt. Bl\u00e4tter l\u00e4nglich-ovalrund. Bl\u00fcte bla\u00dflila mit wei\u00dfen Spitzen. Geheimrat Thiel (1893) s. oben.\nGeheimrat Vodel (1902) s. oben.\nVorbote (1898) s. oben.\nVor der Front (1905) s. oben.\nProf. Witt mack (1891). Eckig-rundlich, wei\u00df, wei\u00dffleischige Speise-und Wirtschaftskartoffel. Kraut ziemlich hoch. Bl\u00fcte dunkellila mit wei\u00dfen Spitzen, gro\u00dfdoldig.\nZeppelin (1909) s. oben.\nZwick au er Fr\u00fche (1893) s. oben.\nZwickau er Niere (1899). Sch\u00f6ne gro\u00dfe, platte, rotblaue, gelbfleischige Niere. Kraut hoch und aufrecht, buschig. Stengel und Blattrippe dunkelblau. Bl\u00fcte abfallend.\nWenn verschiedene Sorten nicht den Platz einnehmen, der ihnen geb\u00fchrt, also nicht die rechte Verbreitung gefunden haben, so mag der Grund wohl darin liegen, da\u00df sie zum Teil in fr\u00fcheren Jahren, in ungen\u00fcgendem Vorrat vorhanden, bereits in den Handel gegeben wurden ; zum Teil aber kamen die Sorten auch nicht in die rechten H\u00e4nde, die f\u00fcr eine Verbreitung derselben sorgten, und schlie\u00dflich fielen auch die wenigen von einer Neuheit verkauften kleinen Posten nicht immer unter den g\u00fcnstigsten Umst\u00e4nden auf den besten Boden. Aber auch andere Umst\u00e4nde m\u00f6gen dazu beigetragen haben, da\u00df die eine oder andere Sorte gelegentlich au\u00dfer Kurs gesetzt wurde. Fa\u00dfte Imperator, imponierend durch ihre Gro\u00dfknolligkeit trotz der Neigung in fr\u00fcheren Jahren zur Kr\u00e4uselkrankheit leicht festen Fu\u00df, so geschah bei anderen Sorten, wie: Dr. M\u00fcller, Goethe usw. das Gegenteil. Letztere Sorten wurden unter besonderer Ber\u00fccksichtigung des hohen St\u00e4rkegehaltes in den Handel gegegeben, fanden aber keine Aufnahme, da sie nicht gen\u00fcgend gro\u00dfknollig waren. Wieder andere Sorten lassen in fr\u00fcheren oder sp\u00e4teren Jahren auf unerkl\u00e4rliche Weise in den ihnen angez\u00fcchteten Eigenschaften pl\u00f6tzlich nach und werden durch lohnendere Sorten ersetzt. Und schlie\u00dflich ist es nicht zu verkennen, da\u00df das Bessere das Gute verdr\u00e4ngt, und die neueren","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"3. K\u00f6nigreich Sachsen.\n363\nZ\u00fcchtungen die \u00e4lteren in bezug auf Anbauwiirdikgeit \u00fcbertreffen, da\u00df sich f\u00fcr jeden speziellen und kombinierten Pall, z.B.: schwere und leichte B\u00f6den, klimatisch bevorzugte oder benachteiligte Lagen, Reife, Verwendungszweck usw. besonders geeignete Sorten finden, mit Hilfe derer es m\u00f6glich ist, dem Boden die h\u00f6chsten Ertr\u00e4ge abzugewinnen.\nBild 210. Richter-Hameln: Schutzmarke.\n3. K\u00f6nigreich Sachsen.\nAuch im K\u00f6nigreich Sachsen hat die Saatzucht nicht diejenige Ausdehnung wie in der Provinz Sachsen, was zum Teil dadurch hervorgerufen sein mag, da\u00df die klimatischen Verh\u00e4ltnisse nicht so g\u00fcnstige sind und die Zahl der gr\u00f6\u00dferen Wirtschaften zur\u00fccktritt. An bedeutenderen Saatzuchtbetrieben k\u00f6nnen nur zwei aufgef\u00fchrt werden : das altber\u00fchmte Leutewitz und die Pirnaer Saatzuchtgenossenschaft, au\u00dferdem eine Reihe kleinerer Wirtschaften, deren Hauptt\u00e4tigkeit im Nachbau besteht. So:\nC. Dietze, Pratersch\u00fctz bei Ziegenhain (Sa.). Auf der 45y\u00b1ha gro\u00dfen Wirtschaft werden seit 1903 Strubes Schlanstedter Squarehead und Kirsches Winter-Squarehead Nr. 27, sowie Eckendorfer Mammut-Wintergerste und Mansholts Groninger Nr. II zum Verkauf angebaut, seit 1904 Kirsches Hafer und verschiedene Kartoffelsorten. An Winterweizen, Sommerhafer und Kartoffeln wird seit den letzten Jahren z\u00fcchterisch gearbeitet ; die angewandte Z\u00fcchtungsmethode ist besonders Bastardierung und Kreuzung.\nFr. Jung, Rittergut M\u00fchlbach, Post Burkartshain. Auf der 208 ha gro\u00dfen Wirtschaft werden folgende Saaten zum Verkauf angebaut: Petkuser Roggen (seit Ernte 190b), Sval\u00f6fs Renodlade-Weizen (seit Ernte 1908), Leutewitzer Hafer (seit Ernte 1906).","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 211. l\u2019irna.\nZucht- und Verkaufsgenossenschaft f\u00fcr Original Pirnaer\nSaatroggen.\nDie Genossenschaft hat ihren Sitz in Pirna (Iv\u00f6nigr. Sachsen) und bezweckt Zucht und Veredlung des Pirnaer Roggens und Verkauf desselben durch eine gemeinsame Gesch\u00e4ftsstelle (\u00d6konomische-Gesellschaft im K\u00f6nigreich Sachsen zu Dresden).\nGegenw\u00e4rtig sind der Genossenschaft 10 G\u00fcter mit einer Gesamtfl\u00e4che von 1504,39 ha angeschlossen, wovon 1010,63 ha Ackerland sind und 187,85 ha der Saatgutgewinnung dienen. Die Bewirtschaftung der Mitgliedswirtschaften ist intensiv; die Fruchtfolgen sind verschieden, haben aber im allgemeinen folgenden Umlauf : Hackfrucht, Sommerung, Klee, Winterung, Hackfrucht, Sommerung, Winterung. Die Gr\u00f6\u00dfe der G\u00fcter schwankt bei den Ritterg\u00fctern zwischen 140 und 250ha, bei den kleineren Besitzern zwischen 22 und 38ha.\nDer Pirnaer Roggen ist eine urspr\u00fcnglich wahrscheinlich von b\u00f6hmischem Winterroggen abstammende Naturrasse, die ihr nat\u00fcrliches Zuchtgebiet in dem Pirnaer Hochland, welches etwa 12 km oberhalb von Dresden in der Umgebung von Pirna besonders ausgepr\u00e4gt auf dem linken Elbufer ist, aber auch auf das rechte Elbufer \u00fcbergreift und eine von 150 m allm\u00e4hlich bis zu 400 m aufsteigende Hochebene bildet, die durch zahlreiche Taleinschnitte und Erhebungen etwas h\u00fcgeliges Gepr\u00e4ge erhielt. Die Bodendecke besteht teils aus den Verwitterungsgebilden des oberen Quadersandsteines, teils aus diluvialen Ablagerungen des Erzgebirges und ist pedologisch vorwiegend als Geh\u00e4ngelehm und sandiger H\u00f6henlehm zu bezeichnen. In klimatischer Beziehung zeichnet sich das Pirnaer Hochland durch Vorgebirgsklima aus: durch zeitiges Fr\u00fchjahr, warmen Sommer, mittlere Niederschlagsmengen und verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig rauhen, aber kurzen Winter. Unter diesen Verh\u00e4ltnissen entwickelte der Pirnaer Roggen bereits als Naturrasse eine Anzahl wertvoller Eigenschaften, und zwar ganz hervorragende Winterh\u00e4rte, starke Bestockung und gute sichere Ertr\u00e4ge bei gr\u00f6\u00dfter Anspruchslosigkeit, sowie Feinsclialig-","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"3. K\u00f6nigreich Sachsen.\n365\nkeit des Kornes. Diesen Vorz\u00fcgen verdankt er seinen alten guten Ruf. Seine Hochsch\u00e4tzung und gro\u00dfe Verbreitung veranla\u00dften den Vorstand der landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Dresden, Prof. Dr. St eg lieh1, (vergl. I. Teil, S. 47 ff.) zu umfangreichen Erhebungen \u00fcber den im Pirnaer Bezirk heimischen Roggen, welche einen vollst\u00e4ndig \u00fcbereinstimmenden Typus desselben ergaben. Infolgedessen bewog Prof. Steglich bereits im Jahre 1892 eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl von Landwirten des Pirnaer Bezirks, durch Massenauslese typischer K\u00f6rner und \u00c4hren und Anlegen von Zuchtg\u00e4rten Nachz\u00fcchtungen des Pirnaer Roggens vorzunehmen.\nBild 212. Kgl. Pflanzcnphysiologische Versuchsstation zu Dresden. Selektionsgeb\u00e4ude und Speicher f\u00fcr Pflanzenz\u00fcchtung.\nDie nur geringen Fortschritte, welche auf diesem Wege erzielt wurden, veranla\u00dften Prof. Steglich zur Gr\u00fcndung der Zucht- und Verkaufsgenossenschaft f\u00fcr Original Pirnaer Saatroggen, welche am 11. Juli 1896 unter Beitritt von 17 Landwirten erfolgte. Die wissenschaftlich-technische Leitung der Z\u00fcchtung wurde mit Genehmigung des S\u00e4chsischen Ministeriums der landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Dresden unterstellt. Damit wurde die planm\u00e4\u00dfige Veredlungszucht mit Pflanzenauslese und Bonitierung, aber noch ohne Getrennthaltung der Familien eingef\u00fchrt. An Stelle der Zuchtg\u00e4rten der einzelnen Mitglieder trat der gemeinsame Zuchtgarten und die einheitliche Selektion durch die Versuchsstation.","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nIm Jahre 1904 wurde von der allgemeinen Veredlungszucht zur strengen Individualauslese und Familienzucht \u00fcbergegangen. Die Genossenschaft hat seit dem Bestehen der Saatenanerkennung der D. L. G. ihre Saatfelder regelm\u00e4\u00dfig mit Erfolg anerkennen lassen. Im Jahre 1898 beschickte sie die Ausstellung der D.L. G. in Dresden und trat in Preisbewerb f\u00fcr Saatzuchtgenossenschaften wobei ihr f\u00fcr ausgestelltes Saatgut der I. Preis und f\u00fcr genossenschaftliche Einrichtungen und Erfolge der II. Preis zuerkannt wurde. Ebenso erwarb die Genossenschaft 1900 auf der Ausstellung zu Posen den I. Preis f\u00fcr ausgestelltes Saatgut und 1907 im Preisbewerb f\u00fcr Saatzuchtgenossenschaften den I. Preis, die gro\u00dfe silberne Medaille der D. L. G. Au\u00dferdem wurde ihr auf der Weltausstellung zu Paris 1900 die goldene Medaille zuerkannt.\nBild 213. Kgl. Pflanzenpliysiologische Vei Suchsstation zu Dresden. Schutzgeh\u00e4use gegen Fremdbest\u00e4ubung bei Boggen.\nDie Einrichtungen zur Z\u00fcchtung und Aufbereitung des Saatgutes bestehen in einem Zuchtgarten mit Zucht- und Vermehrungsfeldern und bei den einzelnen Genossenschaftsmitgliedern in guten Dresch- und Reinigungsmaschinen, Trieur, Windfege und Normalsortierzylinder. Letzterer ist seit 1901 in Anwendung und nach Angaben von Prof. S t e g 1 i c h f\u00fcr die Zwecke der Genossenschaft besonders konstruiert worden. Er scheidet sowohl das schwache, als auch das starke Korn aus und erm\u00f6glicht die Gewinnung eines gleichm\u00e4\u00dfigen Saatgutes von mittlerer Gr\u00f6\u00dfe. Die Selektion wird von der landwirtschaftlichen Abteilung der K\u00f6nigl. Pflanzenphysiologischen Versuchsstation zu Dresden besorgt; hierbei sind lediglich Ma\u00dfstab, Wage und Rechenschieber in Gebrauch. Die Bouitierungsergebnisse und die Vegetationsbeobachtungen werden familienweise getrennt in besondere Zuchtregister eingetragen.","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"K\u00f6nigreich Sachsen.\n367\nDas Zuchtverfahren ist folgendes :\n1.\tTypus des Pirnaer Roggens (Abb. 215). Langes, schlankes, d\u00fcnnschaliges, mehlreiches Korn von charakteristisch heller, gr\u00fcnlich-grauer Farbe (Querdurchmesser zum L\u00e4ngsdurchmesser von 1 : 3). Die normalen \u00c4hren deutlich vierkantig, regelm\u00e4\u00dfig vollbesetzt und von mittlerer L\u00e4nge. Die Spelzen sind hellgelb und umschlie\u00dfen das Korn etwa bis zu zwei Drittel seiner L\u00e4nge. Die Grannen sind mittellang. Der Halm ist mittellang und von mittlerer St\u00e4rke. Die Bestockung ist reichlich und kr\u00e4ftig. Das Herbstblatt ist von dunkelblaugr\u00fcner Farbe und kr\u00e4ftiger Entwicklung. Der Pirnaer Roggen vertr\u00e4gt verm\u00f6ge seiner starken Bestockung sp\u00e4te Saat und entwickelt sich rasch, so da\u00df er zu den zeitig reifenden Sorten geh\u00f6rt. Ganz hervorragend ist die Winterh\u00e4rte des Pirnaer Roggens.\n2.\tZuchtziel. Dasselbe richtet sich darauf, die Ertragsf\u00e4higkeit durch Erh\u00f6hung des Kornanteils an der Gesamternte sowie die Widerstandsf\u00e4higkeit gegen das Lagern stetig zu verbessern und in der Konstanz zu befestigen, ferner m\u00f6glichste Gleichm\u00e4\u00dfigkeit in der Reife und Entwicklung herbeizuf\u00fchren, und endlich, die Winterh\u00e4rte zu erhalten bzw. zu ver-\nmehren.\tBild 214.\n3. Zuchtwahl. Dieselbe er- Kgl. Pflanzenphysiologische Versuchsstation zu Dresden, folgt grunds\u00e4tzlich aus den leben- Schutzkappen gegen Fremdbest\u00e4ubung bei Roggen, den Pflanzenbest\u00e4nden der Familienst\u00e4mme des Zuchtgartens, und zwar zur Reifezeit, damit der Habitus der ganzen Staude beurteilt und die Ernte unmittelbar vorgenommen werden kann. Es werden normal entwickelte Pflanzen mit kr\u00e4ftigen, nicht zu lang gestreckten Halmgliedern ausgew\u00e4hlt, die keinerlei Neigung zum Lagern verraten. Die \u00c4hren m\u00fcssen den Typus des Pirnaer Roggens so vollkommen wie m\u00f6glich tragen und m\u00fcssen tadellos gebaut und besetzt sein. Zu dicht gespelzte und besetzte \u00c4hren (mit schmalem Korn), ebenso locker besetzte, losejgespelzte und l\u00fcckenhafte \u00c4hren mit leicht aus-\nfallendem, oft ungew\u00f6hnlich gro\u00dfem Korn sind sorgf\u00e4ltig zu vermeiden. Die Seitentriebe sollen gleichm\u00e4\u00dfig entwickelt sein und nicht als sog. Nachwuchs","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nauf treten. Die ausgew\u00e4hlten Pflanzen werden mit der Wurzel ausgehoben und in der Sonne getrocknet unter Schutz vor Vogelfra\u00df und Unbilden der Witterung. Nachdem dies geschehen ist, werden die Elitepflanzen nochmals streng auf die Echtheit des \u00c4hrentypus und auf die Ausgeglichenheit der Familie gepr\u00fcft.\nVon den zuchttauglichen Stauden werden hierauf die Haupthalme kurz \u00fcber dem Wurzelhalse abgeschnitten und nach mittlerer \u00c4hrenl\u00e4nge (12 bis 14 cm) sortiert. Nach Befinden wird hierbei auch die Sortierung nach der Zahl der Halmglieder zu erfolgen haben.\nBild 215. \u00c4hrentypus des Original Pirnaer Roggens.\nDie nunmehr ausgew\u00e4hlten zu einer Pflanze geh\u00f6rigen Halme werden einzeln gewogen und entk\u00f6rnt. Der Korninhalt jeder \u00c4hre wird vorl\u00e4ufig getrennt gehalten und ebenfalls gewogen, um hierdurch das Verh\u00e4ltnis zwischen Korn und Stroh f\u00fcr jeden einzelnen Halm der Staude festzustellen.\nIst dieses Verh\u00e4ltnis befriedigend (eine feste Norm hierf\u00fcr ist nat\u00fcrlich nicht aufzustellen, da sich dasselbe nach Jahrgang und Vererbung \u00e4ndert), so wird der Typus des \u00c4hreninhalts gepr\u00fcft, und nur wenn der Adel desselben bei der Staude gleichm\u00e4\u00dfig vorhanden ist, werden diejenigen K\u00f6rner, welche aus Halmen mit engstem Korn- und Stroh Verh\u00e4ltnis stammen, zur Elite genommen.","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"3. K\u00f6nigreich Sachsen.\n369\nDie aus einer Staude stammenden Elitesamen werden schlie\u00dflich nochmals einer Auslese unterworfen, wobei auf mittlere Gr\u00f6\u00dfe, normale morphologische Entwicklung und Gesundheit geachtet wird. Besonderer Wert wird darauf gelegt, da\u00df nicht einzelne \u00c4hrenindividuen ausgew\u00e4hlt werden, sondern da\u00df die ganze Staude der Beurteilung unterliegt, ferner da\u00df alle Extreme, ungew\u00f6hnlich lange Pflanzen oder \u00c4hren, riesenhafte K\u00f6rner usw. ausgeschieden werden, und da\u00df nur das normale Korn zur Elite gelangt. Seit Gr\u00fcndung der Genossenschaft von 1896 bis zum Jahre 1903 wurde die auf oben\nBild 216. Saatgutfeld (Roggenfeld im Stand) auf Rittergut R\u00f6hrsdorf b. Pirna.\nbeschriebene Weise gewonnene Elite, ohne sie ihrer Abstammung nach getrennt zu halten, im Zuchtgarten zur Aussaat gebracht. Aus dem Zucht-gartenbestande wurde einerseits wiederum die Elite entnommen, w\u00e4hrend der \u00fcbrige Ertrag derselben andererseits auf dem Zuchtfelde zur Vermehrung gelangte.\nDas Zuchtverfahren lief mithin auf Veredlungszucht mit Individualauslese der Eliten hinaus.\nSeit 1904 werden die von einer Pflanze ausgehenden Familienst\u00e4mme teilweise isoliert im Zuchtgarten und, soweit sie Zuchtwert besitzen, auch auf dem Zuchtfelde getrennt gehalten.\nDeutsche Pflanzenzucht.\t24","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDie nach Abstammung und Leistung wertvollsten St\u00e4mme werden auf dem Zuchtfelde zur Vermehrung gebracht und liefern den Samen f\u00fcr die Ver-\nBild 217. Teilansicht des Zuchtgartens in R\u00f6hrsdorf b. Pirna.\nmehrungsfelder. Damit ist die Genossenschaft von der Veredlungszucht zur strengen Individualauslese und Familienzucht \u00fcbergegangen.\n4. Zuchtgarten, Zucht-, Vermehrungs- und Saatgutfelder.","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"3. K\u00f6nigreich Sachsen.\n371\nDer Zuchtgarten ist dauernd an einer Stelle, in freier, sonniger Lage, m\u00f6glichst fern von Roggenfeldern angelegt. Die Bodenbeschaffenheit ist den Anspr\u00fcchen des Roggens angemessen und fehlerfrei, ohne \u00fcberm\u00e4\u00dfigen Reichtum an Pflanzenn\u00e4hrstoffen, aber in alter Kraft und guter Kultur. Die Bodenbearbeitung ist m\u00f6glichst feldm\u00e4\u00dfig.\nDas Zuchtgartengel\u00e4nde ist durch einen Weg in zwei H\u00e4lften geteilt, welche abwechselnd Roggen und Fr\u00fchkartoffeln tragen.\nDie erforderliche D\u00fcngung wird zu den Kartoffeln gegeben. Die Roggenh\u00e4lfte wird jeweils in Beete von 1 m Breite geteilt, auf denen das Elitesaatgut, familienweise getrennt, in 20 cm Reihenabstand und 10 cm Entfernung in der Reihe ausgelegt wird.\nDie Beeteinteilung und der weite Standraum im Zuchtgarten bezwecken einmal, den Pflanzen Spielraum zur Entfaltung ihrer Individualit\u00e4t zu geben, sodann, die \u00dcbersicht und Beobachtung der Pflanzen zu erleichtern.\nDie Einsaat darf im Zuchtgarten weder zu fr\u00fch, noch zu sp\u00e4t erfolgen, sie mu\u00df zur mittleren Saatzeit geschehen. Die Zuchtsaaten sind sorgf\u00e4ltig vom Unkraut rein zu halten und zur Lockerung des Bodens mehrere Male zu behacken.\nAus dem Best\u00e4nde des Zuchtgartens werden zum Fr\u00fchjahr alle d\u00fcrftigen, schlecht \u00fcberwinterten Pflanzen entfernt, ebenso werden Schw\u00e4chlinge oder mangelhaft entwickelte Pflanzen vor der Bl\u00fcte beseitigt. Beim Eintritt der Bl\u00fcte werden ferner alle vereinzelt vorzeitig und alle sp\u00e4ter nachbl\u00fchenden \u00c4hren, behufs Erzielung gleichm\u00e4\u00dfiger Entwicklung und Reife ausgeschnitten.\nAus dem Zuchtgartenbestande wird hiernach in eingangs beschriebener Weise wiederum die Elite ausgew\u00e4hlt. Der nicht zur Gewinnung von Elite ben\u00f6tigte Teil des Zuchtgartenbestandes wird nach Aussortierung aller fehlerhaften Stauden familienweise geerntet und gelangt nach sorgf\u00e4ltiger Sortierung, wiederum nach Familien getrennt, als \u201eEdelkorn\u201c auf dem Zuchtfelde zum Anbau. Der Zuchtfeldbestand wird durch mehrmaliges Behacken gepflegt und von Unkraut sorgf\u00e4ltig rein gehalten. Bis einschlie\u00dflich des Anbaues auf dem Zuchtfelde erfolgt die Anzucht in der bei einem Genossenschaf tsmitgliede angelegten Zuchtstation.\nDie Zuchtfeldst\u00e4mme werden durch Feststellung des Ertrages auf ihre Leistungsf\u00e4higkeit gepr\u00fcft und, wenn sie sich bew\u00e4hren, als \u201everedeltes Saatgut I. Generation\u201c an die Mitglieder der Genossenschaft abgegeben und von diesen auf den Vermehrungsfeldern, unter gleicher Behandlung wie auf dem Zuchtfelde der Station, angebaut. Der auf den Vermehrungsfeldern gewonnene Samen kommt auf den Saatgutfeldern zur Aussaat. Das Ernteprodukt hiervon gibt den \u201eOriginal Pirnaer (Genossenschafts-) Roggen\u201c als Verkaufsware. Das auf den Vermehrungs- und Saatgutfeldern der Mitglieder gewonnene Saatgut wird sorgf\u00e4ltig durch Trieur und Windfege gereinigt und mit dem Normalsortierzylinder sortiert. Die Vermehrungsfelder werden von den Roggenfeldern \u00e4lterer Generation m\u00f6glichst entfernt angelegt.\n24*","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n\u00dcber die Entwicklung der Roggensaaten im Zuchtgarten sowie im Zucht-und Vermehrungsfelde werden regelm\u00e4\u00dfige Aufzeichnungen betreffs des Aufganges, der Bestockung, der L berwinterung, des Schossens, der Bl\u00fcte, des Gesundheitszustandes und der Ernte gemacht.\nDie Bestellung der Saatgutfelder geschieht mit gr\u00f6\u00dfter Sorgfalt unter Anwendung von Drillmaschinen; Unkraut wird durch J\u00e4ten entfernt. Der Schnitt des Roggens erfolgt im Zustand der Gelbreife, wenn sich das Korn leicht \u00fcber dem Nagel brechen l\u00e4\u00dft. Der in Puppen stehende Roggen wird durch Aufsetzen von Hauben m\u00f6glichst vor dem Beregnen gesch\u00fctzt. Die Ernte, die Aufbewahrung, der Drusch, das Reinigen und Sortieren des zum Verkaufe bestimmten Saatgutes geschieht mit peinlichster Sorgfalt.\nDas Dreschen erfolgt so sp\u00e4t wie m\u00f6glich nach der Ernte, damit das sog. Schwitzen des Getreides vor\u00fcber ist. Nach dem Drusch bleibt das Saatgut in flachen Scheiben auf dem gut gel\u00fcfteten Sch\u00fcttboden liegen und wird \u00f6fters gewendet. Das Sacken geschieht erst unmittelbar vor dem Versand.\nBeim Verkaufe wird Reinheit, Keimf\u00e4higkeit und Gebrauchswert ausdr\u00fccklich garantiert.\nDie Beurteilung, welche der Original Pirnaer (Genossenschafts-) Roggen durch die Anbauer und bei den Anbauversuchen erf\u00e4hrt, ebenso der Absatz, hat sich im Laufe der 14 Jahre des Bestehens der Genossenschaft immer g\u00fcnstiger gestaltet: Nach Anbauversuchen der D. L. G. bis 31 dz Kornertrag, nach Anbauversuchen der Versuchsstation Dresden bis 37 dz Korn und 59 dz Stroh auf 1 ha. Bez\u00fcglich der Winterfestigkeit ist au\u00dferdem zu verweisen auf \u201eArbeiten\u201c der D. L. G., Heft 62, S. 192: \u201eDie Frostsch\u00e4den an den Wintersaaten 1900/01\u201c.\nBild 218.\nSchutzmarke der Genossenschaft Pirna.\nArndt Ro\u00dfberg, Trebanitz bei Zscliaitz. Seit 1890 werden auf der 282 ha gro\u00dfen Wirtschaft Saaten zum Verkauf angebaut. Z\u00fcchterisch bearbeitet wird Squareheadweizen seit 1890, Schottischer red king-Weizen seit 1903, Gelbhafer seit 1890.","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"3. K\u00f6nigreich. Sachsen.\n373\nArno Schade, G\u00e4rtitz bei D\u00f6beln. Die Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft umfa\u00dft 240 ha. Seit 1904 wird daselbst der von Prof. Dr. Krantz an der h\u00f6heren Landwirtschaftsschule gez\u00fcchtete D\u00f6belner Roggen angebaut. Es sind bei demselbon auch z\u00fcchterische Ma\u00dfnahmen vorgenommen, bestehend in der Auswahl typischer Pflanzen, \u00c4hren und K\u00f6rner, sowie in Stickstoffbestimmungen. Mahl- und Backversuche sind seit 1893 gemacht.\nAugust Schmatz, Schm\u00f6lln bei Bischofswerda, Post Schm\u00f6lln, Bez. Dresden.\nZum Verkauf wurden seit 1905 auf der 183,98 ha gro\u00dfen Wirtschaft Schm\u00f6llner Gebirgsweizen, Gelbhafer, Hannagerste und Timothugras angebaut.\nSchm\u00f6lln eignet sich seiner H\u00f6henlage mit rauhem Klima wegen gut zur Saatzuchtwirtschaft. Da verschiedene Anbauversuche ergeben haben, da\u00df besonders mit Roggen und Hafer gute Erfolge zu erzielen sind, so sollen in Zukunft neben dem Original Oberlausitzer Timothugras nur diese beiden Getreidearten angebaut und gez\u00fcchtet werden, um jede Verunreinigung durch Weizen, Gerste oder Mengkorn zu verh\u00fcten. Beim Roggen wird als Zuchtziel angestrebt: Absolute Winterfestigkeit, Steifhalmigkeit, welche Lagern ausschlie\u00dft, unter Beibehaltung mittellanger, mit schweren K\u00f6rnern vollbesetzter, gut begrannter, breiter, sich in der Reife um ihre Spindel drehender \u00c4hren, die erst aufrecht stehend, sich reifend infolge ihrer Schwere neigen. Der gez\u00fcchtete Schm\u00f6llner Granitroggen ist aus dem Petkuser hervorgegangen\nBeim Hafer wird danach getrachtet, da\u00df K\u00f6rnerertrag mit Strohreichtum gleichen Schritt h\u00e4lt und die Halme mit schweren wei\u00dfen K\u00f6rnern vollbesetzte Rispen auf weisen. Der gez\u00fcchtete Schm\u00f6llner Granithafer ist aus dem Ligowo-hafer hervorgegangen. Das seit \u00fcber 20 Jahren gebaute Oberlausitzer Thimothugras hat sich in hiesiger Lage durch stete Verwendung der schwersten K\u00f6rner zur Saat in der Reihe der Jahre seines Anbaues zu einem ertragreichen, wertvollen Futtergras entwickelt, welches sich bereits durch die Gr\u00f6\u00dfe und Schwere seiner Samenk\u00f6rner vorteilhaft von den allgemein auf den Markt k\u00e4uflichen Thimothugrassorten unterscheidet. Im Samenpreisbewerb der D. L. G. Ausstellung in Leipzig erhielt es den I. Preis.","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 219. Rittergut Leutewitz.\nSteiger, Rittergut Leutewitz bei Mei\u00dfen.\nDas Rittergut Leutewitz mit Vorwerk Kleinprausitz und dem zugepachteten Rittergut Sornitz liegt 8 km westlich von Mei\u00dfen in einer H\u00f6henlage von durchschnittlich 157 m \u00fcber NN. in fruchtbarer Gegend mit hoch-entwickelter Landwirtschaft. Das Klima ist mild, die j\u00e4hrliche Niederschlagsmenge betr\u00e4gt etwa 600 mm und die mittlere Jahrestemperatur 8,1\u00b0 C. Der Boden geh\u00f6rt agronomisch zum reichen, tiefgr\u00fcndigen L\u00f6\u00dflehm, die Oberfl\u00e4chengestaltung ist stark wellig, teilweise sogar bergig.\nDas Rittergut Leutewitz mit dem Vorwerk Kleinprausitz umfa\u00dft etwa 250 ha und das Pachtgut Sornitz 84 ha. Von dieser Gesamtfl\u00e4che von 334 ha sind 295 ha Ackerland und 35 ha Wiese, der Rest entf\u00e4llt auf Holzland, Wege, G\u00e4rten und Hofraum.\nDie Bewirtschaftung ist der umfangreichen Saatzucht entsprechend intensiv. Wie aus nachstehenden, \u00fcbrigens je nach den Konjunkturen ab\u00e4ndernden Fruchtfolgen, ersichtlich ist, nehmen die Halmfr\u00fcchte etwra 50 %, die Hackfr\u00fcchte (Runkelr\u00fcben, Zuckerr\u00fcben und Kartoffeln) etwa 25\u201430 % und die Futterpflanzen etwa 25 % der Ackerfl\u00e4che ein.","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"K\u00f6nigreich Sachsen.\n375\nFruchtfolge I. 1. Klee, Rotklee mit Timotheegras, 2. Klee, Rotklee mit Timotheegras, 3. Raps oder Hackfr\u00fcchte, 4. Weizen, 5. Zuckerr\u00fcben oder andere Hackfr\u00fcchte, 6. Hafer, 7. Klee (Gelbklee mit Raygras), 8. Weizen, 9. Kartoffeln oder andere Hackfr\u00fcchte, 10. Weizen, 11. Kartoffeln oder andere Hackfr\u00fcchte, 12. Hafer, 13. Weizen, 14. Roggen, 15. Klee (Rotklee), 16. Weizen, 17. Kartoffeln oder andere Hackfr\u00fcchte, 18. Hafer.\nFruchtfolge II. 1. Klee oder Futtergemenge, 2. Weizen, 3. Kartoffeln, 4. Hafer.\nFruchtfolge III. 1. y2 Rotklee, y2 Gelbklee und Gras, 2. Weizen, 3. Kartoffeln oder Zuckerr\u00fcben, 4. Hafer, 5. Kartoffeln, 6. Weizen, 7. Zuckerr\u00fcben oder Kartoffeln, 8. Hafer.\nZur Unterbringung der gesamten Getreideernte sind ausreichende ger\u00e4umige Scheunen bzw. Feldscheunen vorhanden, und zwar in Leutewitz und Kleinprausitz sechs massive Scheunen (21 200 cbm) und eine Feldscheune (5000 cbm), dazu 1350 qm Sch\u00fcttbodenfl\u00e4che, in Sornitz zwei massive Scheunen (6200 cbm), eine Feldscheune (2400 cbm) und 450 qm Sch\u00fcttbodenfl\u00e4che.\nDie Leutewitzer Saatz\u00fcchterei erstreckt ihre T\u00e4tigkeit auf:\na)\tZ\u00fcchtung der Original Leutewitzer Runkelr\u00fcbe, (rot und gelb),\nb)\tZ\u00fcchtung des Leutewitzer Gelbhafers,\nc)\tZ\u00fcchtung des Original Leutewitzer Squarelieadweizens.\nS\u00e4mtliche drei Sorten sind eingetragene D. L. G.-Hochzuchten.\nAm l\u00e4ngsten wird in Leutewitz die Runkelr\u00fcbenz\u00fcchtung betrieben, dieselbe wurde bereits im Jahre 1825 von dem damaligen Besitzer, J. G. Steiger, begonnen. Die Z\u00fcchtung des Gelbhafers ist im Jahre 1876 und die Z\u00fcchtung des Squareheadweizens im Jahre 1880 von Otto Steiger aufgenommen worden.\nUrspr\u00fcnglich wurde die Z\u00fcchtung nur empirisch durch Massenauswahl entsprechend typischer Pflanzen betrieben, sp\u00e4ter, insbesondere seit 1897, sind wissenschaftliche Zuchtmethoden unter Zuhilfenahme exakter Untersuchungen des Zuchtmaterials eingef\u00fchrt, und es ist zur Familienzucht \u00fcbergegangen worden.\nDie Z\u00fcchtung steht unter pers\u00f6nlicher Leitung des Besitzers (gegenw\u00e4rtig Adolf Steiger als P\u00e4chter) unter Mitwirkung eines Chemikers und eines G\u00e4rtners. Au\u00dferdem sind die Leutewitzer Saatz\u00fcchtungen und die Pr\u00fcfung der Zuchtergebnisse der st\u00e4ndigen Kontrolle der K\u00f6niglichen Landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Dresden unterstellt.\nAls besondere Einrichtungen f\u00fcr die Zuchtzwecke sind vorhanden: der Zuchtgarten mit Isolierh\u00e4uschen, das Laboratorium zur chemischen Untersuchung und Selektionspr\u00fcfung der Eliter\u00fcben und der Hafer- und Weizeneliten, ferner die teils durch Dampf, teils durch Elektrizit\u00e4t angetriebenen Maschinen zur Reinigung und Sortierung des Saatgutes, insbesondere ein","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"376\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nR\u00f6berscher Ventilator, verschiedene Sortierzylinder, Trieure, Entgranner, R\u00fcbenkernsortierer usw. Das ungereinigte Saatgut wird mittels Elevator in die oberste Etage der Reinigungsanlage emporgehoben und l\u00e4uft von hier aus automatisch durch die einzelnen Apparate herab, um dann wiederum auf die Lagerb\u00f6den hinaufgehoben zu werden. An verk\u00e4uflichem Saatgut wird in Leutewitz j\u00e4hrlich durchschnittlich erzeugt 15 000 kg Runkelr\u00fcbensamen, 125 000 kg Gelbhafer und 125 000 kg Squareheadweizen.\nDen Leutewitzer Saat-\ngutz\u00fcchtungen wurde bei der D. L. G.-Konkurrenz von Saatgutwirtschaften in den Jahren 1888, 1892, 1896, 1900 und 1904 jeweils die Gro\u00dfe silberne Preism\u00fcnze, die h\u00f6chste Auszeichnung der D. L G. zuerkannt, au\u00dferdem auf der Weltausstellung in Paris 1900 und auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 der gro\u00dfe\n1. Runkelr\u00fcbenz\u00fcchtung.\nDas Ausgangsmaterial f\u00fcr die Z\u00fcchtung der Leutewitzer Runkelr\u00fcbe\nBild 220. Leutswitz: Apparats f\u00fcr Selektionszwecke,\t(Abb. 221)bildete die ge-\nR\u00fcbenbohrer, Halmst\u00e4rkemesser.\twohnliche Oberndorfer\nRunkelr\u00fcbe. Das Zuchtziel ist von Anfang an auf die Erh\u00f6hung des Ertrages und auf Steigerung des Futtejwertes gerichtet gewesen und wird noch heute in ErkenntnisWessen, da\u00df die Nutzbarkeit der Runkelr\u00fcbe naturgem\u00e4\u00df und wirtschaftlich ihren Schwerpunkt in der Erzeugung leicht verdaulicher Kohlehydrate hat, unentwegt verfolgt. In diesem Bestreben wurde der Leutewitzer Runkelr\u00fcbe zur Erzielung h\u00f6chstm\u00f6glicher Fl\u00e4chenleistung ein hoher N\u00e4hrstoffgehalt in Verbindung mit korrelativ h\u00f6chstem Massen ertrage angez\u00fcchtet. Die Erzeugung von .,Riesenr\u00fcben\u201c mit maximalen Rohertr\u00e4gen ist hierbei erfahrungsgem\u00e4\u00dfjausgeschlossen. Die Leutewitzer Runkelr\u00fcbe wird in gelber und roter Variet\u00e4t gez\u00fcchtet, ein merklicher Unterschied in der Produktivit\u00e4t oder Qualit\u00e4t der beiden Variet\u00e4ten ist nicht festgestellt worden. Die urspr\u00fcngliche typische Ge-","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"3. K\u00f6nigreich Sachsen.\n377\ns t a 11 der Leutewitzer Runkelr\u00fcbe ist kugelig ; die etwas zwiebelf\u00f6rmige Gestalt der ehemaligen Oberndorfer R\u00fcbe ist mithin unter dem Einfl\u00fcsse der Zuchtwahl ver\u00e4ndert worden. Gegenw\u00e4rtig ist bei der Selektion ein etwas l\u00e4ngerer, eif\u00f6rmiger Typus bevorzugt worden, um das Volumen und damit den Massenertrag ma\u00dfvoll, d. h. ohne Beeintr\u00e4chtigung der Qualit\u00e4t zu steigern.\nDer Blattansatz der Leutewitzer R\u00fcbe ist ziemlich gro\u00df (Verh\u00e4ltnis 1 : 3,3) gegen\u00fcber anderen Sorten. Durch mehrfache Untersuchungen haben sich indessen zwischen dem Trockensubstanzgehalte, also der N\u00e4hrstoffproduktion, und dem Blattans\u00e4tze direkte Beziehungen ergeben, die es nicht ratsam erscheinen lassen, das Blattverm\u00f6gen der Leutewitzer Runkelr\u00fcbe zugunsten einer etwa daraus resultierenden gr\u00f6\u00dferen Massenproduktion z\u00fcchterisch wesentlich einzuschr\u00e4nken. Bei der Selektion ist lediglich darauf geachtet worden, den grobstieligen Blattansatz der alten Oberndorfer Form etwas feiner zu gestalten.\nDie Bewurzelung der Leutewitzer R\u00fcbe charakterisiert sich durch eine d\u00fcnne Pfahlwurzel ohne Verzweigung, an die sich nur feine Seitenwurzeln ansetzen. Infolgedessen und wegen der kugeligen Form sitzt die R\u00fcbe sehr flach im Erdboden und gestattet bei der\tBild 221. Original Leutewitzer Runkelr\u00fcbe.\nErnte ein leichtes Ausheben.\nIn bezug auf das Kulturverfahren eignet sich die Leutewitzer R\u00fcbe sowohl zur Kernsaat als auch zur Pflanzung.\nDie Zuchtwahl erfolgt aus den R\u00fcbenbest\u00e4nden der Zuchtfelder zun\u00e4chst nach Ertrag und Aussehen. Aus den als ertragsf\u00e4hig und im Typus als konstant erwiesenen Familien werden R\u00fcben ehemals von typisch kugeliger, jetzt von mehr eif\u00f6rmiger Gestalt mit mittelstarkem, feinstieligem Blattansatz, feiner Bewurzelung und von mittlerer durchschnittlicher Gr\u00f6\u00dfe aus-","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ngew\u00e4hlt und zur Qualit\u00e4tsuntersuchung aufgenommen. Die Qualit\u00e4tsuntersuchung erfolgt im Herbste, bald nach der Ernte, und erstreckt sich auf :\n1.\tabsolutes Gewicht,\n2.\tspezifisches Gewicht,\n3.\tTrockensubstanz,\n4.\tGesamtstickstoff (Rohprotein),\n5.\tRohfaser und\n6.\tstickstofffreie Extraktstoffe.\nDer Zuckergehalt wird zur Kontrolle bei den einzelnen Familien festgestellt.\nDie Untersuchungsproben werden aus den einzelnen Eliter\u00fcben mit Hilfe eines besonderen Bohrinstrumentes entnommen. Die Bohrung geschieht etwas seitlich von der Peripherie des Blattkranzes aus schr\u00e4g abw\u00e4rts, die Vertikalachse der R\u00fcbe etwa in der Mitte schr\u00e4g durchschneidend. Das Bohrloch wird sorgf\u00e4ltig verstopft.\nNach den bei den Leutewitzer Untersuchungen gewonnenen Ergebnissen l\u00e4\u00dft sich der Massenertrag nur Dis zu einem gewissen Grade mit der Qualit\u00e4tsproduktion vereinigen. Die absolut schwersten und namentlich nach dem Exterieur gr\u00f6\u00dften R\u00fcben sind in der Regel wasserreicher und n\u00e4hrstoff-\u00e4rmer als die leichteren, kleineren Exemplare. Sache des Z\u00fcchters ist es, darauf zu achten, da\u00df das auf die Anbaufl\u00e4che bezogene Produkt aus Masse und Qualit\u00e4t die erreichbar gr\u00f6\u00dfte Zahl erlangt bzw. beh\u00e4lt.\nDie Selektionsuntersuchungen der Leutewitzer Zuchtr\u00fcben haben ferner zwischen dem spezifischen Gewicht und dem Gehalt an Trockensubstanz, Kohlehydraten und Stickstoff derartige Korrelationen ergeben, da\u00df das spezifische Gewicht zur Trockensubstanz in direkter Beziehung steht, da\u00df aber mit dem Ansteigen des Stickstoffgehaltes eine Verminderung des Gehaltes an Trockensubstanz und Kohlehydraten eintritt. Umgekehrt haben sich stickstoffarme R\u00fcben als reich an Trockensubstanz und Kohlehydraten erwiesen.\nIn Erw\u00e4gung dieses Umstandes und der Tatsache, da\u00df von den stickstoffhaltigen Bestandteilen der Runkelr\u00fcbe au\u00dferdem nur etwa die H\u00e4lfte in Fo:m von verdaulichem Eiwei\u00df vorhanden ist, erscheint es nicht nur unrationell, z\u00fcchterisch eine Steigerung der Eiwei\u00dfstoffe in der R\u00fcbe anzustreben, sondern hoher Stickstoffgehalt mu\u00df f\u00fcr die Leutewitzer Zuchtrichtung direkt als nachteilig bezeichnet werden. Au\u00dferdem gibt es rationellere Wege f\u00fcr die Landwirtschaft, eiwei\u00dfreiche Putterzusammensetzung zu erzielen. Von den bei den chemischen Untersuchungen ermittelten Werten wird das spezifische Gewicht, der Gehalt an Rohprotein und die Menge der stickstofffreien Extraktstoffe zur Bildung von Zucht wertszahlen benutzt, wobei aus den oben entwickelten Gr\u00fcnden der steigende Stickstoffgehalt in negativer Richtung zum Ausdruck gebracht wird.\nDie auf Grund ihrer Zuchtqualit\u00e4t ausgew\u00e4hlten Eliter\u00fcben werden","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":". K\u00f6nigreich Sachsen.\n379\nim Zuchtgarten einzeln in eigens konstruierten Isolier h\u00e4 use h en (Abb. 222) kultiviert, wodurch die Fremdbest\u00e4ubung ausgeschlossen und\nsorgf\u00e4ltigste Reinzucht erm\u00f6glicht wird. Die Befruchtung und Entwicklung der Elitepflanzen erfolgt in den Isoliergeh\u00e4usen durchaus normal, ebenso ist die Ausbildung des Samens tadellos.\nBild 222. Zuchtgarten in Leutewitz mit Isolierh\u00e4usern f\u00fcr Runkelr\u00fcben.","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDer von den isolierten Mutterr\u00fcben gewonnene Samen wird familienweise im Zuchtgarten angebaut, und die hieraus entwickelten R\u00fcben werden nach ihrem Exterieur f\u00fcr die Weiterz\u00fcchtung ausgew\u00e4hlt.\nDie typisch vererbten Familien werden zur Reinhaltung des Typus auf getrennten Zuchtfeldern zur Samengewinnung und weiteren Pr\u00fcfung auf Vererbung und Ertrag angebaut. Die auf den Zuchtfeldern unter sich und im Vergleichsanbau mit fremden Z\u00fcchtungen als leistungsf\u00e4hig erwiesenen Familien liefern einerseits die Eliter\u00fcben f\u00fcr weitere Zuchtgenerationen, andererseits das Mutterr\u00fcbenmaterial f\u00fcr die R\u00fcbensamenfelder. \u00dcber die Ergebnisse der Untersuchung und Bonitierung werden besondere Zuchtregister gef\u00fchrt.\nSystematisch ist das Leutewitzer Zuchtverfahren mithin als familienweise Veredlungszucht mit versch\u00e4rfter Zuchtwahl zu bezeichnen.\nSamenzucht aus Eliter\u00fcben in Isolierh\u00e4uschen\nZuchtgarten\nI\tII\nFamilienanzucht\nvon\nEliter\u00fcben\nSamenbau aus Eliter\u00fcben familienweise\nZuchtfeld III\tIV\nEliter\u00fcben f\u00fcr den Zuchtgarten\nPr\u00fcfungsanbau\nund\nVermehrung\nY\nMutterr\u00fcben f\u00fcr Samenfelder\nNeben der Anzucht wird dem feldm\u00e4\u00dfigen Samenbau die gr\u00f6\u00dfte Aufmerksamkeit gewidmet. Zur Erzielung hoher Keimf\u00e4higkeit und gro\u00dfer Keimungsenergie, die f\u00fcr den Gesundheitszustand (Wurzelbrand) sehr wesent-","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"3. K\u00f6nigreich Sachsen.\n381\nlieh ist, werden die Samentr\u00e4ger unter pers\u00f6nlicher Aufsicht des Z\u00fcchters in einem ganz bestimmten, erfahrungsgem\u00e4\u00df g\u00fcnstigem Reifezustande geschnitten und geerntet.\nDie Sortierung und Aufbereitung des Samens geschieht mittels geeigneter Sortierzylinder und der R\u00f6berschen Auslesemaschine, wodurch ein besonders hoher Grad von Reinheit und Gleichm\u00e4\u00dfigkeit in der Qualit\u00e4t erzielt wird.","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDie Ertr\u00e4ge sind hoch, sie erreichen nach den Anbanversuchen der 1). L. G., der akademischen Versuchswirtschaft Poppelsdorf, des Instituts f\u00fcr Versuchswesen an der K\u00f6niglichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, der Versuchswirtschaft Lauchst\u00e4dt (vgl. Mitteilungen der Saatzucht-\nBild 224. Original Leutewitzer Gelbhafer.\nstelle der D. L. G. Nr. 5, 1907/08) 900\u20141000 dz auf 1 ha, etwa 13,5 % Trockensubstanz und etwa 7,5 % Zucker. Infolge des hohen Trockensubstanzgehaltes ist auch die Haltbarkeit der Leutewitzer R\u00fcbe eine sehr gute, worauf bei einem Futtergew\u00e4chs, das, wie die Runkelr\u00fcbe, als St\u00fctze der Winterf\u00fctterung dienen soll und deshalb den Charakter eines Dauerfutters haben mu\u00df, ganz besonderer Wert zu legen ist.","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"3. K\u00f6nigreich Sachsen.\n383\n2. Gelb haferz\u00fccht un g.\nDer Original Leutewitzer Gelbhafer ist durch z\u00fcchterische Verbesserung und Veredlung aus dem s\u00e4chsischen gelben Gebirgshafer, einer im Erzgebirge akklimatisierten Abart des gew\u00f6hnlichen s\u00e4chsischen Gelbhafers, hervorgegangen. Dieser Hafer zeichnete sich beim Anbau in Leutewitz durch hohe Ertr\u00e4ge und gute Eigenschaften aus und wurde deshalb als Ausgangsmaterial f\u00fcr die Leutewitzer Haferz\u00fcchtung gew\u00e4hlt.\nBei der Z\u00fcchtung des Leutewitzer Gelbhafers ist das Augenmerk neben Steigerung der Ertr\u00e4ge und der Widerstandsf\u00e4higkeit gegen das Lagern auf m\u00f6glichste Erhaltung der Fr\u00fchreife gerichtet, die den s\u00e4chsischen gelben Gebirgshafer auszeichnet.\nDer Original Leutewitzer Gelbhafer (Abb. 224) kennzeichnet sich durch dichtbesetzte Rispen mit zahlreichen (sechs bis sieben) Rispenstufen aus. Das Korn ist gelb, nur mittelgro\u00df, aber voll, d\u00fcnnschalig und n\u00e4hrstoffreich. Das Stroh ist straff und dabei feinfaserig, deshalb als Eutterstroh besonders wertvoll.\nDie Bestockung ist stark, die Reife mittelfr\u00fch.\nW\u00e4hrend sich die Zuchtwahl urspr\u00fcnglich nur auf sorgf\u00e4ltige Auswahl der kr\u00e4ftigsten Pflanzen mit den vollsten Rispen und auf Vermehrung des Korninhaltes derselben beschr\u00e4nkte, findet seit 1897 familienweise Veredlungszucht mit versch\u00e4rfter Zuchtwahl statt.\nDie Zuchtwahl geschieht zun\u00e4chst nach dem Exterieur, teils aus den Best\u00e4nden des Zuchtgartens, teils aus den Zuchtfeldern, und zwrar werden mittelfr\u00fchreifende typische Pflanzen mit kr\u00e4ftigem Halmbau und vollbesetzten, aufw\u00e4rts stehenden Rispen\u00e4sten gew\u00e4hlt. Die Elitepflanzen werden weiterhin im Laboratorium eingehend mittels Ma\u00dfstab, Wage und Halmst\u00e4rkemesser untersucht. Anderweite Apparate sind nicht im Gebrauch, da das Auge des Z\u00fcchters hierdurch nicht ersetzt werden kann. Der Rispenbau wird auf die Zahl der Stufen, sechs bis sieben, gepr\u00fcft unter Beachtung, da\u00df der Besatz der Rispe mit \u00c4hrchen von oben nach unten m\u00f6glichst in geometrischer Progression fortschreitet.\nFerner wird die Dichtigkeit des Besatzes durch Z\u00e4hlung und Messung, sowie das Einzelkorngewicht, das Verh\u00e4ltnis von Korn zu Stroh und das Spelzgewicht durch W\u00e4gung festgestellt.\nDie Ergebnisse der Untersuchung werden in besondere Zuchtregister eingetragen.\nVon den Pflanzen mit den g\u00fcnstigsten Verh\u00e4ltnissen wird der Korninhalt der besten Rispen familienweise im Zuchtgarten zur Pr\u00fcfung auf Vererbung angebaut. Die sich als konstant erweisenden Familien werden auf dem Zuchtfelde getrennt weiter kultiviert und in ihrer Ernte auf Leistung \u2014 Ertrag, Hektolitergewicht usw. \u2014 gepr\u00fcft. Aus den konstant vererbenden leistungsf\u00e4higsten Familien werden einerseits Elitepflanzen f\u00fcr","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen LadnWirtschaft.\n\u2022den Zuchtgarten entnommen, andererseits liefern sie das Saatgut f\u00fcr die Vermehrungsfelder .\nAuf den Vermehrungsfeldern findet eine Trennung der Familien nicht mehr statt, die Ernte derselben liefert den Samen f\u00fcr die Saat-g u t f e 1 d e r.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"3. K\u00f6nigreich. Sachsen.\n385\nDie Leistung des eigenen Z\u00fcchtungsproduktes gegen\u00fcber anderen Sorten wird durch vergleichende Anbauversuche gepr\u00fcft.\nI. Zuchtgarten\nFamilienweise getrennter Anbau der Elitepflanzen, teils aus dem Zuchtgarten-bestande, teils von den Zuchtfeldem stammend.\nA\nII. Zuchtfeld\nAnbau konstant und typisch vererbender Familien. Pr\u00fcfung auf Leistung und Selektion von Elitepflanzen.\nSelektion\nf\u00fcr den Zuchtgarten\nGemischter Anbau der leistungsf\u00e4higsten Familien vom Zuchtfelde. Liefert Samen f\u00fcr die Saatgutfelder.\nSaatgutfelder\nDie Saatgutfelder werden mit gr\u00f6\u00dfter Sorgfalt bestellt, gepflegt und abgeerntet. Das auf denselben gewonnene Saatgut wird mittels Entgranner, Windfege und Sortierzylinder in sorgf\u00e4ltigster Weise gereinigt, sortiert und aufbereitet.\nDie Ertr\u00e4ge des Original Leutewitzer Gelbhafers sind hoch ; sie erreichten nach den Mitteilungen der Saatzuchtstelle der D.L.G. Nr. 6, 1907/08, auf 1 ha 42 dz Korn und 66 dz Stroh, mithin 39 % Kornanteil der Gesamternte.\nDeutsche Pflanzenzucht.\n25","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nLeutewitzer Square head Weizen\nDer Leutewitzer Hafer eignet sich gleich gut f\u00fcr schwere und leichte B\u00f6den, ferner ist er wenig empfindlich gegen das Klima und sehr widerstandsf\u00e4hig gegen das Lagern.\n3. Square headz\u00fcch tu ng.\nDie Z\u00fcchtung des Original Leutewitzer Squareheadweizens ist eine Akklimatisations- und Veredlungsz\u00fcchtung urspr\u00fcnglich aus D\u00e4nemark im-\nBild 226.\nportierten Squareheadweizens mit dem Zuchtziel, die Widerstandsf\u00e4higkeit des Squareheadweizens gegen Frost und Lager m\u00f6glichst zu vergr\u00f6\u00dfern, die Ertragsf\u00e4higkeit nicht nur zu erhalten, sondern wom\u00f6glich noch zu steigern und die Qualit\u00e4t durch Erh\u00f6hung des Klebergehaltes zu verbessern.\nDer unter dem Einfl\u00fcsse dieser z\u00fcchterischen Bestrebungen entstandene Typus des Leutewitzer Squarehead charakterisiert sich durch eine am Scheitel","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"3. K\u00f6nigreich Sachsen.\n387\nbesonders breite, nicht gespitzte, dicht besetzte, nach abw\u00e4rts dagegen etwas verj\u00fcngte und d\u00fcnner besetzte unbegrannte \u00c4hre mit r\u00f6tlich-gelbem Korn\nDer Halm ist mittellang und kr\u00e4ftig, die Bestockung ist reichlich.\nDie Z\u00fcchtung des Leutewitzer Squarehead erfolgte urspr\u00fcnglich nach dem Exterieur durch Auswahl besonders stark bestockter, gut durchwinterter kr\u00e4ftiger Pflanzen mit langen, m\u00f6glichst dicht besetzten, im Querschnitt gleichm\u00e4\u00dfig vierkantigen \u00c4hren. Diese Zuchtwahl erwies sich indessen ungeeignet zur Erreichung des oben dargelegten Z\u00fcchtungszieles. Die Stroh-w\u00fcchsigkeit vergr\u00f6\u00dferte sich auf Kosten des Kornanteiles an der Gesamternte, die Widerstandsf\u00e4higkeit gegen das Lagern verminderte sich infolge der Langhalmigkeit. Die \u00c4hren wurden lang und an der Spitze locker.\nBild 227. Schutzmarke Steiger-Leutewitz.\nDiese Nachteile traten am meisten bei Pflanzen hervor, die zur Erh\u00f6hung der Winterh\u00e4rte in ganz besonders exponierten Lagen gebaut und als einzig \u00fcberwinterte Individuen zur Zuchtwahl gebracht wurden. Hieraus geht hervor, da\u00df sich die gesch\u00e4tzten Vorz\u00fcge des Squarehead z\u00fcchterisch nur bis zu einem gewissen Grade mit absoluter Winterh\u00e4rte vereinigen lassen, und da\u00df diese wieder einseitig angestrebt werden darf, noch da\u00df teilweiser Mangel daran einer Z\u00fcchtung zum Vorwurf gemacht werden kann.\nGegenw\u00e4rtig werden bei der Zuchtwahl nur unter normalen Verh\u00e4ltnissen gut \u00fcberwinterte, kr\u00e4ftige, starkhalmige Pflanzen ausgelesen mit \u00c4hren, welche am Scheitel besonders breit und dicht besetzt sind.\nDie Selektion erfolgt derart, da\u00df vorerst aus dem Best\u00e4nde des Zuclit-gartens, teilweise auch vom Zuchtfelde, nach dem Exterieur typische Pflanzen","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nI. Zuchtgarten\nI\nFamilienweise getrennter Anbau der Elite, teils aus dem Zuchtgarten, teils vom Zuchtfelde stammend.\nA\nII. Zuchtfeld\nGetrennter Anbau der typisch und konstant vererbten Familien. Pr\u00fcfung auf Leistung.\nIII. Vermehrungsfeld\nGemeinsamer Anbau der leistungsf\u00e4higsten Familien vom Zuchtfelde. Liefern Samen f\u00fcr die Saatgutfelder.\nT\nSaatgutfelder\nausgew\u00e4hlt und alsdann im Laboratorium mit Hilfe von Ma\u00dfstab und Wage nach den oben dargelegten Grunds\u00e4tzen unter Feststellung von Halml\u00e4nge, \u00c4hrenl\u00e4nge, \u00c4hrenbesatz, Dichte, Korninhalt und Kornanteil am Gesamtgewicht bonitiert werden. Von den hierbei ermittelten Pflanzen mit den besten Verh\u00e4ltnissen wird der Korninhalt getrennt familienweise im Zuchtgarten angebaut. Von der Ernte des Zuchtgartens werden die am besten vererbten Familien zur Pr\u00fcfung auf dem Zuchtfelde getrennt weiter gebaut. Von den typischen Familien des Zuchtfeldes wird die Leistung \u2014 Ertrag, Hektolitergewicht und Proteingehalt \u2014 festgestellt.\nDer von den leistungsf\u00e4higsten Familien gewonnene Samen kommt gemeinsam auf dem Vermehrungsfelde zum Anbau. Au\u00dferdem werden auf dem","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n389\nZuchtfelde Elitepflanzen f\u00fcr den Zuchtgarten ausgew\u00e4hlt. Die Ernte des Vermehrungsfeldes liefert den Samen f\u00fcr die Saatgutfelder. Die Leistung der eigenen Z\u00fcchtung wird zeitweise durch vergleichende Anbauversuche mit anderen Sorten gepr\u00fcft. Das Leutewitzer Zuchtverfahren ist systematisch als familienweise Veredlungszucht mit versch\u00e4rfter Zuchtwahl zu bezeichnen.\nDie Ertr\u00e4ge des Original Leutewitzer Squarehead sind hervorragend, sie erreichen nach den Mitteilungen der Saatzuchtstelle der D. L. G. Nr. 12, 1907/08 bei entsprechender Kultur \u00fcber 4600Korn und \u00fcber 6000 kg Stroh auf den Hektar. Bez\u00fcglich der Winterh\u00e4rte geh\u00f6rt die Leutewitzer Square-lieadz\u00fcchtung zu den widerstandsf\u00e4higsten indem z. B. in dem harten Winter 1900/01 von ihr etwa 40% \u00fcberwinterten, w\u00e4hrend andere Z\u00fcchtungen stellenweise g\u00e4nzlich erfroren sind.\n4. Th\u00fcringen.\nDie politischen Verh\u00e4ltnisse Th\u00fcringens bringen es mit sich, da\u00df von einer erheblichen F\u00f6rderung der Saatzucht, und zwar auch erst neuerdings, nur in denjenigen Teilen, welche zur Provinz Sachsen geh\u00f6ren, die Rede sein kann. Au\u00dferdem ist wohl noch ein f\u00f6rderlicher Einflu\u00df von dem landwirtschaftlichen Institut der Universit\u00e4t Jena ausgegangen, dessen umfangreiche T\u00e4tigkeit auf dem Gebiete der Pflanzenz\u00fcchtung und des Pflanzenbaus schon im ersten Teil des Buches (siehe Seite 136 ff.) gew\u00fcrdigt ist. Trotzdem haben sich in Th\u00fcringen einige namhafte Saatzuchten entwickelt durch die Unternehmungslust einzelner Z\u00fcchter, deren Betriebe einer eingehenden Schilderung bedurften. Altbekannt ist auch als St\u00e4tte des Samenbaues und Samenhandels Erfurt, welches ebenfalls wie die anderen s\u00e4chsischen Teile bei der Provinz Sachsen erledigt ist.\nMax Friedrich, Rittergut Schilbacli bei Tanna (Reu\u00df). Die Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft umfa\u00dft ein Areal von 182 ha in einer H\u00f6henlage von 550 m \u00fcber dem Meere. Im Jahre 1898 wurde mit dem Anbau von Saatgetreide zum Verkauf begonnen, derselbe erstreckte sich in der Hauptsache auf folgende Sorten: Petkuser Roggen, Dividenden weizen, Molds red prolific-Winterweizen und fr\u00fche Hannagerste. Die z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit begann im Jahre 1901, und zwar wurde Individualauslese bei Gerste, Hafer und","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 228. Friedrich Schilbach: Orig. Friedrichs Dividenden weizen.","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n391\nWeizen angewandt. Die bekanntesten Z\u00fcchtungen sind: Original Friedrichs Dividendenweizen (Abb. 228), Original Friedrichs dicht\u00e4hriger Braunweizen, Original Friedrichs Hannagerste, Original Friedrichs Fichtelgebirgshafer (Abb. 229).\nBild 229. Orig. Friedrichs Fichtelgebirgshafer.\nOberamtmann H. Heydenreich, Oberweimar i. Th\u00fcr. Das Kammergut Oberweimar, dessen Fl\u00e4cheninhalt mit Einschlu\u00df des Ritterguts 342 ha betr\u00e4gt, liegt etwa 250\u2014300m \u00fcber dem Meeresspiegel; das Klima ist rauh; der Boden ist schwerer Lehmboden mit Ton auf Kalkstein. Nachdem im Jahre 1898 mit dem Anbau von Saatgetreide begonnen wurde, setzte schon im darauffolgenden Jahre die z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit, die gute Erfolge zu erzielen vermochte, ein. Unter Anwendung der Individualauslese und","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 230. Orig. Heydenreichs Riesenroggen","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n393\nFamilienzucht, wobei durch Laboratoriumsuntersuchungen das Gewicht der Pflanzen und K\u00f6rner sowie der prozentische Kornanteil festgestellt werden, ist Original Heydenreichs Riesenroggen (Abb. 230) aus in Th\u00fcringen angebautem K\u00f6nigs Riesenroggen entstanden, der sich durch eine lange, starke \u00c4hre auf langem, dickem Halm mit dicken, graugr\u00fcnen K\u00f6rnern auszeichnet. Bei Gerste ist als Zuchtverfahren \u00c4hrenauslese angewandt. Die daraus hervorgegangene Original Heydenreichs Goldthorpegerste ist ein Imperialtypus mit straffem Stroh und gro\u00dfem Korn. Zur Saatgewinnung werden au\u00dferdem folgende Sorten angebaut : Strubes Squareheadweizen, brauner Dickkopf weizen, Eckendorfer Mammuth-Wintergerste, Strubes Schlan-stedter Hafer, Edlers G\u00f6ttinger Hafer, Sval\u00f6fs Goldregen - Hafer, Sval\u00f6fs Grauwicke, Eckendorfer Runkelsamen.\nBild 231. Zuchtgarten in Silberfeld.\nBruno Hoffmann, Rittergut Silberfeld bei Auma. Auf der etwa 145 ha gro\u00dfen Saatgutwirtschaft werden seit 1902/03 sowohl Saaten zum Verkauf angebaut, als auch eine ganze Reihe verschiedener Sorten z\u00fcchterisch bearbeitet. Der Zuchtboden liegt etwa 400 m hoch in sehr rauher Lage auf schottrigem Boden ; der sonstige Boden des Gutes ist Tonschiefer, Grauwacke und vereinzelt Diabas Verwitterung. Beim Petkuser Roggen hat seit 1904 \u00c4hrenauslese von den bestentwickelten Pflanzen hinsichtlich Bestockung,","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n\u00c4hrenform und guten Besatzes stattgefunden, wobei das Zuchtziel Erhaltung der Sortenreinheit und Akklimatisation ist. \u00c4hrenauslese, versch\u00e4rft durch K\u00f6rnersortierung, erfuhr seit 1905/06 auch der einheimische \u201eVogt-l\u00e4ndische Braunweizen\u201d (Abb. 233). Seit 1907/08 hat bei\ndiesem sehr winterfesten und backf\u00e4higen Weizen Linienz\u00fcchtung begonnen mit dem Ziel : lagerfeste, dicht\u00e4hrige, grannenfreie, brandfreie, braunbespelzte Qualit\u00e4tsund Quantit\u00e4tsware. Fife-Weizen wurde 1906/07 direkt aus England bezogen und seitdem in allen Jahrg\u00e4ngen als Winter- und Sommerform weitergebaut ; er wird als Wechselweizen fortgez\u00fcchtet. Ferner werden durch \u00c4hrenauslese ein einheimischer Sommerweizen (Abb. 232) und eine Landgerste zu veredeln und botanisch rein zu z\u00fcchten gesucht. Mit der Z\u00fcchtung von Futterr\u00fcben (gelber Walzen typ) ist im Jahre 1900 begonnen, und zwar durch Massenveredlungsauslese unter besonderer Wertlegung auf Gr\u00f6\u00dfe, Gewicht, Haltbarkeit und Gesundheitszustand einerseits und Zucker- bzw. Trockensubstanzgehalt andererseits. Die untersuchten Exemplare werden gem\u00e4\u00df ihrer Wertziffern gruppenweise in weiter Entfernung voneinander im Zuchtgarten angepflanzt und dienen zur Gewinnung des Elitesaatgutes.\nWas die Kartoffeln anbetrifft, so wurden bislang einige Neuz\u00fcchtungen mittels nat\u00fcrlicher und k\u00fcnstlicher Kreuzung gewonnen, z. B. die \u201eVogtl\u00e4ndische Perle\u201c (aus Kaiserkrone mit M\u00fchlh\u00e4user). Auch wurde begonnen, nach Horstentwicklung, Knollenansatz, St\u00e4rkegehalt und Form der Knolle zu\nBild 232.\nHoffmann-Silberfeld: Vogtl\u00e4ndiscker Sommerweizen.","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n395\nselektieren. Es liegt auch noch die Fortzucht einer oberirdischen, in den Blattachseln gewachsenen Ceresknolle vor mit dem Namen \u201eSchwarz-Gold-Gr\u00fcn\u201c.\nNachgebaut zur Saatgewinnung werden folgende Sorten : Rimpaus Bastard-Weizen und Ligowohafer; als Kartoffelsorten: die neueren Z\u00fcchtungen von Cimbal, Richter, Dolkowski, Paulsen usw.\nA. Kirsche - Pfiffelbach, Dom\u00e4ne Sundhausen (Herzogtum Gotha).\nDie Saatgutz\u00fcchterei A.Kirsclie-Pfiffelbach umfa\u00dft die beiden Wirtschaften Dom\u00e4ne Sundhausen im Herzogtum Gotha und das Saatzuchtgut Pfiffelbach, Kreis Apolda, im Gro\u00dfherzogtum Sachsen-Weimar.\nDie Dom\u00e4ne Sundhausen hegt 3 hn von der Haupt- und Residenzstadt Gotha entfernt an der Eisenbahnlinie Berlin-Frankfurt a. M. Sie ist rund \"200 ha gro\u00df. Mit Ausnahme von 10 7m Wiesen wird das gesamte Areal als Ackerfl\u00e4che genutzt. Der Boden ist schwer, mit teilweise lehmigem, meist tonigem Untergrund.\nDie Felder hegen in\nBild 233. Hoffmann-Silberfeld: Vogtl\u00e4ndischer Braunweizen. elner H\u00f6he bis zu 400 m\ndirekt vor dem Ostabhang\ndes Th\u00fcringer Waldes. Infolge der kalten Winde, oft bis in den Mai hinein, haben die Saaten stark unter dem rauhen Klima zu leiden, ein Vorzug, auf den die relativ hohe Winterfestigkeit der Kirsche\u2019schen Roggen- und Weizenzuchten, abgesehen von dem Einflu\u00df der Z\u00fcchtung, zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nDie Niederschl\u00e4ge sind reichlich.\nDas Saatzuchtgut Pfiffelbach, 250\u2014300 m \u00fcber dem Meere gelegen, umfa\u00dft rund 100 ha, die fast ausschlie\u00dflich als Ackerland genutzt werden,","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nund liegt 8 km von Apolda entfernt. Das Klima ist rauh, die Niederschl\u00e4ge sind geringer als in Sundhausen, besonders macht sich ihr Mangel in der Vegetationsperiode h\u00e4ufig f\u00fchlbar.\nStalld\u00fcnger wird in gr\u00f6\u00dferen Mengen zugekauft.\nF\u00fcr die Fruchtfolge in beiden Wirtschaften gilt als Regel: Wechsel zwischen Halm-, Blatt- und Hackfrucht. Im allgemeinen ist jedoch die Bewirtschaftung infolge des starken R\u00fcbensamenbaues, \u00fcberhaupt mit R\u00fccksicht auf die Saatguterzeugung, eine freie, indem je nach Bedarf und Umst\u00e4nden f\u00fcr Kartoffeln und Bohnen Samenr\u00fcben eintreten.\nBild 234. Kirsche-Sundhausen: Elitefeld w\u00e4hrend der Ernte.\nUm eine Herrichtung des Saatgutes zu erm\u00f6glichen, die den weitesten Anforderungen entsprechen kann, werden folgende Maschinen verwendet:\nDer Drusch erfolgt mit der Dampfdreschmaschine. Dann wird das K\u00f6rnermaterial einer selbstt\u00e4tig arbeitenden Reinigungsanlage \u00fcbergeben, die aus einem System verschiedener Maschinen besteht. Der Runkelsamen passiert der Reihe nach folgende:\n1.\tKlapper und Windfege kombiniert,\n2.\tStoppelmaschinen mit aufw\u00e4rts rotierenden T\u00fcchern,\n3.\tTrockenapparat System J\u00e4ger, bestehend aus zwei Zylindern,\n4.\tSortierzylinder,\n5.\tWindfege mit Steinf\u00e4nger und Sackvorrichtung.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n397\nDer Antrieb dieser Maschinen erfolgt durch eine Lokomobile, welche gleichzeitig zur Beheizung des Trockenapparates dient.\nZur Herrichtung der Getreidesaaten dienen mit Benzinmotor oder mit Dampf betriebene Windfegen, Trieure und Sortierzylinder.\nDie Hauptreinigungsanlage befindet sich in Sundhausen.\nDie Z\u00fcchtungst\u00e4tigkeit erstreckt sich auf folgende Sorten:\n1. Original\n2.\n3.\n4.\n5.\n6. 7.\n5 ?\nRunkelr\u00fcbe \u201eKirsches Ideal\u201c,\nKirsches Lobbericher Futterm\u00f6hre, Kirsches Hafer,\nKirsches Pferdebohne,\nKirsches Winter-Squarehead weizen Nr. 27, Kirsches Roggen,\nKirsches Sommer- Squareheadwe ' zen.\nDie Getreidez\u00fcchtung in Pfiffelbach wurde ungef\u00e4hr um das Jahr 1886 begonnen und erstreckte sich zun\u00e4chst auf Hafer und Squareheadwinterweizen. Die Auslese bestand in den ersten Jahren darin, da\u00df aus geeigneten Feldern die besten Fruchtst\u00e4nde ausgeschnitten und nach Trennung in verschiedene Klassen zur Heranzucht von Elitesaatgut verwendet wurden. Die auf diese Weise gewonnenen Eliten lieferten sowohl das Auslesematerial als auch das eigene Saatgut f\u00fcr das n\u00e4chste Jahr. Ungef\u00e4hr 1890 wurde zur Pflanzenauswahl \u00fcbergegangen. Die Individualauslese hat mit der systematischen Untersuchung einzelner Elitepflanzen 1897 begonnen.\nDer Beginn der Futterr\u00fcbenzucht liegt im Anfang der 90er Jahre. Damals wurde die Selektion lediglich nach \u00e4u\u00dferen Merkmalen, Form, Farbe und W\u00fcchsigkeit betrieben. Um auch die Qualit\u00e4t nach M\u00f6glichkeit zu verbessern, findet seit 1896 die chemische Untersuchung der Eliter\u00fcben statt. Diese Untersuchungen wurden urspr\u00fcnglich durch die Landwirtschaftliche Versuchsstation Jena, durch Zuckerfabriken und Handelschemiker ausgef\u00fchrt. Seit 1903 geschehen sie im eigenen Laboratorium, das 1906 nach Sundhausen verlegt worden ist.\nZuchtverfahren und z\u00fcchterische Einrichtungen.\n1. Die Original-Runkelr\u00fcbe \u201eKirsches Ideal\u201c (Abb. 235) hat eine ausgesprochene Walzenform mit geringer Einschn\u00fcrung, die aber auch fehlen kann. Die Farbe ist gelb. Die R\u00fcbe w\u00e4chst zur H\u00e4lfte bis zu zwei Dritteln \u00fcber der Erde. Auf dem m\u00f6glichst abgestumpften Kopf sitzen rosettenf\u00f6rmig die Blattstiele mit den feinen Bl\u00e4ttern, die herabh\u00e4ngend ihre ganze Fl\u00e4che dem Sonnenlichte darbieten sollen. Die Wurzelseite treibt nur eine Pfahlwurzel in die Erde.\nDie rosettenf\u00f6rmige Stellung der Bl\u00e4tter auf dem flachen, abgestumpften Kopfe erm\u00f6glicht ein leichtes K\u00f6pfen, ohne da\u00df viel R\u00fcbenmasse verloren geht. Die stumpfe Wurzelseite gew\u00e4hrleistet eine leichte, schmutzfreie Ab-","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nZweiter Teil: Die Saatzucht in oer praktischen Landwirtschaft.\nerntung. F\u00fcr die Durchf\u00fchrung der Z\u00fcchtung wird das Verfahren der \u201eStammbaumzucht mit Leistungspr\u00fcfung\u201c angewendet.\nUnter Ber\u00fccksichtigung des Umstandes, da\u00df die Futterr\u00fcbe zu den Kreuz-befruclitern geh\u00f6rt, ist f\u00fcr die erfolgreiche Durchf\u00fchrung dieser Z\u00fcchtungsmethode der Schutz gegen Fremdbest\u00e4ubung erforderlich. Je nachdem es sich um Einzelexemplare oder ganze St\u00e4mme handelt, findet k\u00fcnstliche oder\nnat\u00fcrliche \u2014 r\u00e4umliche \u2014 Isolierung statt.\nDiejenigen Eliter\u00fcben, welche in bezug auf W\u00fcchsigkeit, Form und Gehaltreichtum den gestellten Anforderungen entsprechen und zur Bildung neuer St\u00e4mme bestimmt sind, werden auf je 1 qm als Samentr\u00e4ger ausgepflanzt. Kurz vor Beginn der Bl\u00fcte wird jede einzelne Staude vermittels einer Gazehaube isoliert. Diese Umh\u00fcllungen (Abb. 236) sind aus einem f\u00fcr Luft und Wasser durchl\u00e4ssigen, f\u00fcr Insekten und Bl\u00fctenstaub undurchl\u00e4ssigen Stoff gefertigt. Die Deckel sind der bequemeren Kontrolle halber zum Abnehmen eingerichtet.\nDer Samen jeder einzelnen Staude wird getrennt geerntet, gedroschen und zur Saat vorbereitet. Die Aussaat geschieht m\u00f6glichst zeitig im Fr\u00fchjahr auf dem R\u00fcben Versuchsfeld, und zwar so, da\u00df von jeder Staude je nach der Samenmenge eine oder mehrere Parzellen gleicher Gr\u00f6\u00dfe mit der Hand gelegt werden. Die Reihen sind mit dem Marqueur kreuzweise gekennzeichnet, so da\u00df die R\u00fcben, auf das Kreuz gelegt, in einer Entfernung von 33y3 an im Quadrat zu stehen kommen. Die Aussaat s\u00e4mtlicher St\u00e4mme wird innerhalb m\u00f6glichst kurzer Zeit beendet, um den gleichzeitigen Aufgang aller Parzellen zu erm\u00f6glichen. Die weitere Behandlung ist f\u00fcr alle Parzellen gleich, um die Sicherheit des Vergleichsanbaues nicht zu beeintr\u00e4chtigen. Gegen Ende Juli oder Anfang August, zu einer Zeit, wo die Unterschiede zwischen den einzelnen St\u00e4mmen am sichtbarsten sind, beginnen die Vorpr\u00fcfungen,\nBild 235. Kirsche-Sundhausen. Original Runkelr\u00fcbe \u201eKirsches Ideal\u201c.","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n399\ndie sich in der Hauptsache auf die Bl\u00e4tter und deren Eigenschaften, auf Pflanzenkrankheiten und Ausgeglichenheit erstrecken.\nDie wichtigste Pr\u00fcfung f\u00e4llt in die Ernteperiode und umfa\u00dft die Feststellung :\n1.\tder Ausgeglichenheit nach Form und Farbe,\n2.\tdes Ertrages an Wurzeln und Bl\u00e4ttern.\nDie Ausgeglichenheit nach Form wird in der Weise festgestellt, da\u00df ge\u00fcbte M\u00e4dchen die Vorauslese besorgen und die formenechten R\u00fchen auf jeder Parzelle sammeln. Die definitive Pr\u00fcfung der Form und die Entscheidung \u00fcber die Brauchbarkeit des Stammes geschieht durch einen Leiter der Zucht-\nBild 236. Kirsche-Sundhausen: Schutzkappsn gegen Fremdbest\u00e4ubung.\nWirtschaft. Von den brauchbar befundenen St\u00e4mmen werden die gut und minder gut geformten Exemplare gez\u00e4hlt und daraus die Wertzahl der Ausgeglichenheit berechnet. Bei der Auswahl nach Form wird haupts\u00e4chlich darauf geachtet, da\u00df Exemplare, die nach unten spitz statt flach, also keilf\u00f6rmig werden, ferner solche mit hohen K\u00f6pfen und zur Kugelform neigende ausgeschlossen werden. Auch st\u00e4rkere Einschn\u00fcrung ist nicht erw\u00fcnscht, da die angef\u00fchrten Entartungen s\u00e4mtlich nicht nur die Ausgeglichenheit in der Form beeintr\u00e4chtigen, sondern vor allem eine Verminderung des Massenertrages herbeizuf\u00fchren geeignet sind.\nIm Anschlu\u00df an die Selektion nach Form und Farbe geschieht die Ertragsfeststellung der R\u00fcben: 1. mit Bl\u00e4ttern, 2. ohne Bl\u00e4tter.\nDie als brauchbar befundenen St\u00e4mme werden getrennt in Mieten aufbewahrt und im Laufe des Winters untersucht. Diesem Zwecke dient das","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nZweiter Teil : Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nseit zwei Jahren nach Sundhausen verlegte Laboratorium, dessen Einrichtungen ganz auf die auszuf\u00fchrenden Analysen zugeschnitten sind. Die Leitung des Laboratoriums liegt in den H\u00e4nden des Sohnes des Z\u00fcchters, Dr. Kirsche; au\u00dferdem werden gew\u00f6hnlich zu den wissenschaftlichen Arbeiten drei ge-\nBild 237. Kirsche-Sundhausen. Schrank zur Trocknung des R\u00fcbenbreies.\npr\u00fcfte Chemikerinnen und ein technischer Beamter angestellt, w\u00e4hrend 12 ge\u00fcbte M\u00e4dchen die gr\u00f6beren Arbeiten verrichten:\nDie Ausf\u00fchrung der Analysen und die dazu verwendeten Apparate seien in folgendem kurz erl\u00e4utert :\nJeder R\u00fcbe wird ein Bohrstich entnommen. Unter Ber\u00fccksichtigung der ungleichen Verteilung des Zuckers in der R\u00fcbe geschieht die Bohrung ungef\u00e4hr 5 cm unterhalb des Blatthalses nach dem untersten Viertel der ent-","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n401\ngegengesetzten Seite. Von dem durch die Bohrung gewonnenen Brei wird ein Viertel des Normalgewichtes (26,048 g) abgewogen und in diesem Gewichte entsprechende 50-ccm-Kolben gesp\u00fclt und mit Bleiessig versetzt. Anstatt der in der Zuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung allgemein \u00fcblichen Kaltwasserdigestion wendet Kirsche die Warmwasserdigestion an und l\u00e4\u00dft die Kolben 20 bis 25 Minuten im Wasser kochen. Sie ist zwar zeitraubender und kostspieliger als erstere, hat sich aber nach seinen Erfahrungen und Versuchen als zweckm\u00e4\u00dfiger erwiesen.\nAuf die Digestion folgt die Polarisation. Letztere geschieht mit dem Halbschattenapparat unter Verwendung der Pelletschen R\u00f6hre f\u00fcr ununterbrochene Polarisation.\nEin weiterer Teil des R\u00fcbenbreies dient zur Trockensubstanzbestimmung. Dieser Analyse werden alle R\u00fcben mit hohem Zuckergehalt unterworfen, wof\u00fcr die untere Grenze jedes Jahr neu bestimmt wird. Alle Exemplare mit geringem Zuckergehalt scheiden von der Weiterzucht aus.\nDas Hauptgewicht wird bei der Beurteilung des Wertes einer Zuchtr\u00fcbe neben der Ertragsf\u00e4higkeit auf den Trockensubstanzgehalt gelegt, der allein endg\u00fcltig \u00fcber die Zuchttauglichkeit entscheidet, w\u00e4hrend die Polarisation gewisserma\u00dfen als Vorpr\u00fcfung dient.\nDie Anzahl der zur Untersuchung herangezogenen Mutterr\u00fcben ist j\u00e4hrlich gesteigert worden, und zwar:\n1905\t.....................auf\t14 000\tSt\u00fcck\n1906\t......................\u201e\t18\t000\n1907\t......................\u201e\t24\t000\n1908\t......................\u201e\t25\t000\nDa 40\u201450 % der untersuchten Exemplare auf Trockensubstanzgehalt gepr\u00fcft werden, sind t\u00e4glich 4\u20145 Wagen f\u00fcr diese Bestimmung in T\u00e4tigkeit. Zur Trocknung des R\u00fcbenbreies dient ein gro\u00dfer Schrank, in dessen acht F\u00e4chern \u00fcbereinander gleichzeitig gegen 2500 Trockengef\u00e4\u00dfe [untergebracht werden k\u00f6nnen (Abb. 237).\nDurch die eigenartige Konstruktion wird die Substanz allm\u00e4hlich h\u00f6heren Temperaturen, bis 80\u00b0, ausgesetzt, da durch pl\u00f6tzliche Einwirkung zu starker Hitze eine Verkrustung der \u00e4u\u00dferen Schichten des Breies ein treten kann. Die letzte Nachtrocknung geschieht in Schr\u00e4nken, die h\u00f6here W\u00e4rmegrade zulassen und eine m\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfige Temperatur halten.\nAuf Grund der Ernte- und Qualit\u00e4tszahlen findet die definitive Auswahl und Klassifizierung statt, wobei schonungslos alle St\u00e4mme mit nicht sicherer Vererbung ausgemerzt werden. Die zur Weiterzucht tauglichen Familien werden in zwei Klassen r\u00e4umlich isoliert ausgepflanzt, so da\u00df eine Fremdbest\u00e4ubung durch andere R\u00fcbensamenbest\u00e4nde ausgeschlossen ist.\nDie gleiche Leistungspr\u00fcfung, wie vorstehend f\u00fcr die erste Generation beschrieben, wird an den n\u00e4chsten Generationen wiederholt. Die besten\nDeutsche Pflanzenzucht.\t26","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nSt\u00e4mme liefern das Elitesaatgut f\u00fcr die eigenen und fremden Vermehrungs-st\u00e4tten.\nFolgende Zahlen m\u00f6gen die sichere Vererbung einiger St\u00e4mme vor Augen f\u00fchren und zeigen, wie die Verbesserung der erw\u00fcnschten Eigenschaften durch Auswahl g\u00fcnstiger Variationen langsam, aber stetig fortschreitet:\nGeneration\tStamm-Nr.\tAbsolutes Gewicht\tZucker o/ /o\tTrocken- substanz 0/ /o\tWertzahl\nI1)\t\t19/78/03\t1300\t8,00\t10,01\t163\n\tf\t1470\t7,53\t11,16\t168\nII\t\t\\\t\t\t\t\n\tl\t1537\t8,40\t11,87\t182\nIII \t\t\t1780\t8,05\t12,11\t186\nI \t\t17/44/03\t1250\t8,00\t10,37\t163\n\tr\t1510\t7,58\t11,92\t173\nil\t\t\t\t\t\t\n\ti\t1640\t7,57\t11,95\t176\nIll \t\t\t1959\t8,13\t12,71\t194\nI \t\t17/97/03\t1250\t8,00\t11,04\t166\n\t/\t1400\t7,70\t11,50\t170\n\ti\t1469\t8,14\t11,75\t177\nIll \t\t\t1602\t8,12\t12,47\t184\nI \t\t30/70/03\t1300\t8,00\t10,65\t166\n\tf\t1986\t7,06\t10,95\t175\n\t1\t2050\t7,30\t11,23\t180\nIll \t\t\t2064\t7,93\t11,07\t187\n1) Die erste Zahlenreihe enth\u00e4lt die Eigenschaften der Mutterr\u00fcbe, die zweite den Durchschnitt s\u00e4mtlicher untersuchter Nachkommen. Die dritte Zahlenreihe gibt den Durchschnitts-Gewichtsgehalt usw. der von der II. Generation zur Weiterzucht verwendeten Exemplare, also der Eltern der III. Generation an. Die Eigenschaften der letzteren sind in der vierten Reihe angegeben.\nDie Originalverkaufssaat wird nicht, wie allgemein \u00fcblich, aus kleinen Stecklingen gezogen, sondern die zu Samentr\u00e4gern bestimmten R\u00fcben werden wie Futterr\u00fcben verhackt und verzogen (vereinzelt). Diese Methode gestattet jeder einzelnen R\u00fcbe eine normale Ausbildung, so da\u00df bei der Ernte und vor dem Auspflanzen alle nicht typischen Exemplare entfernt werden k\u00f6nnen. Nach diesem Verfahren reichte 1 ha Samentr\u00e4ger im Durchschnitt der letzten sieben Jahre zu 2, h\u00f6chstens 3 ha Samen aus, w\u00e4hrend bei Verwendung von Stecklingssaat von einem Hektar 10\u201412 ha Samen gepflanzt werden k\u00f6nnen.\nDie Vermehrung der Originalsaat findet in den beiden eigenen und in anderen unter Kontrolle des Z\u00fcchters stehenden Wirtschaften statt.","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"4 Th\u00fcringen.\n403\n2. Original Kirsches Lobbericher Futterm\u00f6hre. Die Z\u00fcchtung der Mohrr\u00fcbe geschieht in \u00e4hnlicher Weise wie die der Runkelr\u00fcbe Ideal mit Hilfe der Bestimmung der Trockensubstanz. Sie zeichnet sich durch hohe Ertr\u00e4ge an R\u00fcben und N\u00e4hrstoffen pro Fl\u00e4che und gute Haltbarkeit im Winterlager aus. Die Originalm\u00f6hrensaat wird ebenso wie die Runkelsaat nicht aus kleinen Stecklingen, sondern aus gro\u00dfen Mutterr\u00fcben gezogen.\nGetreide- und Bohnenz\u00fcchtungen.\nDie Verbesserung der Getreide- und Bohnenz\u00fcchtungen geschieht gleichfalls nach der Methode ,,Stammbaumzucht\u201c mit \u201eLeistungspr\u00fcfung\u201c. Die praktische Z\u00fcchtungsarbeit wird in folgender Weise durchgef\u00fchrt:\nDie auf dem Felde nach Sch\u00e4tzung ausgew\u00e4hlten Elitepflanzen werden im Laboratorium einer ins einzelne gehenden Untersuchung unterworfen, die sich auf Feststellung de3 Gewichtes der Pflanze, Rispen oder \u00c4hren, K\u00f6rner, Halme und Internodien, der L\u00e4nge der Rispen oder \u00c4hren und Halme, ferner der Bestockung, des Kornprozent- und Spelzenanteils, des 100-Korn-gewichts, der Kornbeschaffenheit und der Tragf\u00e4higkeit der einzelnen Internodien erstreckt. Alle weiteren zur Charakteristik erforderlichen Merkmale werden auf rechnerischem Wege gewonnen.\nDie zur Weiterzucht ausgew\u00e4hlten Pflanzen dienen zur Bildung neuer St\u00e4mme. Ihre K\u00f6rner werden im Zuchtgarten bei einer Reihenentfernung von 20 cm und 5 cm in der Reihe mit Hilfe des Brettes ausgelegt.\nDer Zuchtgarten ist j\u00e4hrlich wechselnd, einerseits um den Elitepflanzen keine g\u00fcnstigeren Lebensbedingungen zu] schaffen als den \u00fcbrigen Feldbest\u00e4nden, andererseits um der Einnistung bestimmter Krankheitskeime und tierischer Sch\u00e4dlinge nach besten Kr\u00e4ften vorzubeugen.\nBei der Ernte wird jede Pflanze mit einem schmalen Spaten einzeln ausgehoben und die Wurzel m\u00f6glichst sauber von der anhaftenden Erde befreit. Gleichzeitig findet eine Sortierung s\u00e4mtlicher Pflanzen in drei Klassen statt, von denen Klasse I das Material zur Einzeluntersuchung liefert. Die Pflanzen der II. Klasse werden im Laboratorium nochmals auf \u00c4hren- bezw. Rispenbildung, Strohbeschaffenheit usw. gepr\u00fcft. Ferner wird der Korn- und Strohertrag s\u00e4mtlicher Klassen ermittelt, ebenso die Kornbeschaffenheit und der prozentische Spelzenanteil.\nDie III. Klasse scheidet als unbrauchbar von der Weiterzucht aus, die II. Klasse liefert bei gen\u00fcgender Gesamtleistung des Stammes das Saatgut f\u00fcr die Vermehrung, w\u00e4hrend die vollkommensten Pflanzen der I. Klasse als beste Elite im n\u00e4chsten Jahre weiter gebaut werden. Die Leistungspr\u00fcfung wird mehrere Generationen hindurch fortgesetzt. Neben der strengen Stammbaumzucht wird in bestimmten Abst\u00e4nden und nach Bedarf die Massenauslese betrieben, welcher j\u00e4hrlich 21/2\u20145 Jia der verschiedenen Z\u00fcchtungssorten unterworfen werden. Die am besten bew\u00e4hrten St\u00e4mme dienen zur Heranzucht des Original-Verkaufssaatgutes.\n26*","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nw\nw\nca\no\nM\nCO\nK>\no\nBild 238. Orig. Kirsches Hafer.","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n405\nDie Originalsaat wird in den beiden eigenen und in einigen Nachbarwirt-scliaften vermehrt.\n1.\tOriginal Kirsches Hafer (Abb. 238) stammt von einem Schwedenhafer ab und wird seit 1886 in Sundhausen gez\u00fcchtet.\nDas Zuchtziel ist ein mittelsp\u00e4ter, hochertragreicher, lagerfester Hafer mit dicht besetzter Rispe und m\u00f6glichst feinen Spelzen. Kirsches Hafer hat seine hohe Ertragsf\u00e4higkeit in vielen Anbauversuchen bewiesen, unter anderm in den Vorpr\u00fcfungen der D. L. G. 1906 und 1907.\nDen bis /etzt erreichten H\u00f6chstertrag von 117,60 Ztr. K\u00f6rner auf den Hektar lieferte 1907 die letzte Vermehrungselite einer Familie auf einer Parzelle von 37,5a Gr\u00f6\u00dfe.\n2.\tOriginal Kirsches Pferdebohne. Sie stammt von der Halberst\u00e4dter Feldbohne ab. Das Zuchtziel ist eine hochertragreiche Bohne von mittlerer Stroliergibigkeit und mittlerer Korngr\u00f6\u00dfe. Die Bohne ist au\u00dferordentlich lohnend, sie brachte 1907 in Pfiffelbach im Durchschnitt von 40 ha einen Kornertrag von 92 Ztr. auf den Hektar. Pflanzen mit 20 bis 30 Schoten an einem Halme sind oft gefunden worden.\n3.\tOriginal Kirsches S q u ar e h e a d we i z en Nr. 27. Seit 1886 aus einem aus D\u00e4nemark bezogenen Squarehead gez\u00fcchtet. Das Zuchtziel ist ein mittelsp\u00e4ter, hochertragreicher, winterfester, lagersicherer, gegen Rost widerstandsf\u00e4higer Weizen.\nDer Squareheadstamm Nr. 27 hat seine hohe Winterfestigkeit in den harten Wintern 1900/01, 1902/03, 1906/07 und 1908/09 nicht nur hier, sondern in vielen anderen Gegenden Deutschlands wiederholt bewiesen. Infolge der hohen Lage und des das Auswintern beg\u00fcnstigenden kalten Bodens werden in Sundhausen hohe Anspr\u00fcche an die Widerstandsf\u00e4higkeit der Wintersaaten gege Frost gestellt. Nach dem harten Winter 1908/09, welcher das Auswintern verschiedener hochgez\u00fcchteter Squareheadsorten in vielen Gegenden bewirkte, brachte der Stamm Nr. 27 in Pfiffelbach einen Durchschnittsertrag von 85 Ztr. auf den Hektar.\n4.\tOriginal Kirsches Winter-Grannenweizen (Neuz\u00fcchtung) stammt von einem aus B\u00f6hmen eingef\u00fchrten Landweizen ab. Durch Massenauslese und Individualzucht ist die typische \u00c4hrenform befestigt, ebenso die Ertragsf\u00e4higkeit und die Lagerfestigkeit gesteigert worden. An Winterfestigkeit \u00fcbertrifft er den Squarehead und ist wegen seiner im Vergleich zum Squarehead bescheidenen Anspr\u00fcche besonders f\u00fcr wenige r reiche, sehr zum Auswintern neigende B\u00f6den geeignet. In sandigem Boden nahe bei Leipzig ergab dieser Weizen nach dem strengen Winter 1908/09 einen Kornertrag von 87,20 Ztr. auf den Hektar. Er reift 10\u201414 Tage fr\u00fcher als Squarehead und erm\u00f6glicht infolgedessen eine gleichm\u00e4\u00dfigere Verteilung der Ernte. Ein weiterer Vorzug besteht in der relativ hohen Rostsicherheit, so da\u00df er stets ein gleichm\u00e4\u00dfiges Korn von hohem Hektolitergewicht und hohem Kleberreichtum liefert.","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n5.\tOriginal Kirsches Roggen ist hervorgegangen aus Probsteier und Schlanstedter Roggen. Das Zuchtziel ist ein hochertragreicher Roggen mit nicht zu langem, kr\u00e4ftigem Stroh und dicht besetzten \u00c4hren. Der Roggen wird in Sundhausen vorwiegend auf den h\u00f6her gelegenen Feldern bis 400 m \u00fcber dem Meere angebaut, wodurch seine nat\u00fcrliche Winterh\u00e4rte bedingt ist. Infolgedessen erlitt er in den frostreichen Jahren, in denen andere Roggensorten vollkommen vernichtet wurden, niemals Schaden. Er brachte 1909 nach dem strengen Winter in Sundhausen einen Ertrag von 80 Ztr. auf den Hektar.\n6.\tOriginal Kirsches Sommersquare head weizen ist eine spontane Variation, welche in dem vor Jahren zu Sommerweizen umgez\u00fcchteten Squareheadwinterweizen gefunden wurde.\nDas Zuchtziel ist ein ertragreicher Weizen mit kurzem, kr\u00e4ftigem Halm und einer braunspelzigen Squarehead\u00e4hre.\nBild 239. Ansicht von Friedrichswerth.\nMeyer, Friedrichswerth, Herzogtum Gotha.\n1. Geographische und politische Lage.\nDie Dom\u00e4ne Friedrichswerth und die mit ihr vereinigten Wirtschaftsbetriebe liegen auf der dem Th\u00fcringer Wald n\u00f6rdlich vorgelagerten welligen Hochebene in einer H\u00f6henlage von 260\u2014400 m \u00fcber dem Meeresspiegel. Die beiden herzoglich-gothaischen Dom\u00e4nen Friedrichswerth und Neufrankenroda werden seit 1885 von Dom\u00e4nenrat Meyer bewirtschaftet. Hinzugepachtet sind seit 1901 das Rittergut Sonnehorn, seit 1903 und 1905 die Ritterg\u00fcter Wangenheim und seit 1905 das Gut Metebach.\nII. Boden-, Untergrunds - und Feuchtigkeitsverh\u00e4ltnisse.\nDer Boden ist geologisch L\u00f6\u00dflehm-, Muschelkalk- und Keuper-Verwitterungsboden. In den Tallagen ist er tiefgr\u00fcndig und humos, in den H\u00f6henlagen geringwertig, steinig und teilweise sehr flach, vielfach na\u00df und sehr bindig. Der Bearbeitung setzt er erhebliche Schwierigkeiten entgegen,","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n407\nerw\u00e4rmt sich im Fr\u00fchjahr nur langsam und l\u00e4\u00dft deshalb gew\u00f6hnlich nur eine verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig sp\u00e4te Bestellung zu. Der Untergrund ist durchweg sehr undurchl\u00e4ssig. Die Pl\u00e4ne sind deshalb s\u00e4mtlich dr\u00e4niert.\nIII. Gr\u00f6\u00dfenverh\u00e4ltnisse und Anbaufl\u00e4chen.\n\tGr\u00f6\u00dfen in Hektar\t\t\tBebaut in\t\tProzenten der Ackerfl\u00e4che mit\t\t\t\t\n\tAckerland\tWiesen\t\u00d6 \u00fc TJ \u20183 \u25a0s\tHalmfr\u00fcchte\tR\u00fcben-, M\u00f6hren-, Kohlr\u00fcbensamen\tR\u00fcben, Karto fein, M\u00f6hren\tBohnen und Erbsen\tKlee und Wick- futter\tBaumschule, Korb- weiden\tDauerweiden\nFriedrichswerth . . .\t195\t22\t4\t45,7\t25\t24\t\t3\t0,3\t2\nNeufrankenroda . . .\t200\t\u2014\t81\t35\t20\t14\t2\t\u2014\t1,0\t28\nMetebach\t\t63\t\u2014\t15\t1 40\t\t\t\t\t\t\nSonneborn \t\t137\t13\t\u2014\t\t20\t18\t\u2014\t15\t\u2014\t7\nWangenheim- Schiefer-\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nschloj\t\t106\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nWangenheim-Rotehof\t143\t\u25a0 46\t\u2014\t35\t19,5\t16\t5,5\t14\t\u2014\t10\nWangenheim-Hannov.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nGut\t\t229\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nIV. Klima.\nBringt es die Lage von Friedrichswerth auch mit sich, da\u00df der nach Nordwesten streichende Th\u00fcringer Wald sowie das sich daran anschlie\u00dfende hessische Bergland einen betr\u00e4chtlichen Teil der aus westlicher Richtung kommenden Niederschl\u00e4ge abfangen, so ist eine j\u00e4hrliche Durchschnittsmenge von 595 mm an 170 Niederschlagstagen (20j\u00e4hriger Durchschnitt!) immer noch ziemlich hoch.\nVon den Niederschl\u00e4gen fallen die weitaus gr\u00f6\u00dferen Mengen w\u00e4hrend der sommerlichen Vegetationszeit; allein die Monate Juni, Juli und August weisen etwa den dritten Teil des j\u00e4hrlichen Niederschlages auf.\nDie vorherrschende Windrichtung ist die westliche bis s\u00fcd- und nordwestliche. Die warmen s\u00fcdlichen Winde werden durch den vorgelagerten Th\u00fcringerwald aufgehalten und abgek\u00fchlt, und bei der vielfach nach Norden und Osten stark geneigten Lage der Feldfl\u00e4chen ist auch die Bestrahlung der Erdoberfl\u00e4che eine ung\u00fcnstige.\nDie mittleren Temperaturen betragen im Durchschnitt f\u00fcr den Januar \u20141,9\u00b0C., f\u00fcr den Juli + 17,1\u00b0 C., und das Jahresmittel ist + 6,2\u00b0 C.\nDer allgemeine Charakter de : Wetters ist etwa der, da\u00df auf ein sp\u00e4t beginnendes, k\u00fchles Fr\u00fchjahr ein m\u00e4\u00dfig warmer sowie feuchter Sommer","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nund ein sehr k\u00fchler Herbst folgen. Die Belichtung ist wegen der N\u00e4he des Gebirges nur eine m\u00e4\u00dfige; der in der Luftlinie etwa 12 km entfernte Inselsberg geh\u00f6rt zu den sonnenschein\u00e4rmsten Gegenden Deutschlands. Die Frostperiode dauert ziemlich lange. Sehr niedrige Temperaturen sind nicht selten, h\u00e4ufig auch mit einer nur sehr geringen Schneedecke verbunden. Wo das Land nach Osten hin offen ist, treten die mit \u00f6stlichen Winden verbundenen, sehr starken Temperaturerniedrigungen mitunter ganz pl\u00f6tzlich auf. Einzelne Fr\u00f6ste im Mai sind ziemlich h\u00e4ufig.\nBild 240. \u00c4u\u00dfere Ansicht des Laboratoriums in Friedrichswerth.\nV. Die Friedrichs wert her Pflanzenzucht.\nA. Allgemeine Einrichtungen.\n1. D as La bor a t or i um (Abb. 240). Nachdem das Laboratorium eine Reihe von Jahren in dem ger\u00e4umigen und gr\u00f6\u00dftenteils leerstehenden Schlo\u00df von Friedrichswerth untergebracht war, wurde es im Jahre 1900 in ein eigenes, neues Geb\u00e4ude auf dem Hofe der Dom\u00e4ne verlegt. Es hat eine Grundfl\u00e4che von 10,5 x7 to, eine H\u00f6he von 3,50 m und wird durch vier gro\u00dfe Bogenfenster erhellt. Neben diesem Laboratorium und durch eine T\u00fcr mit ihm verbunden, befindet sich das Arbeitszimmer des Leiters der Pflanzenzucht. Beide R\u00e4ume sind mit elektrischem Licht- und Kraftanschlu\u00df versehen. Das Laboratorium ist sehr vollst\u00e4ndig eingerichtet und enth\u00e4lt zun\u00e4chst alle f\u00fcr tdie R\u00fcbenzucht notwendigen Apparate, als da sind: eine Bohrmaschine, welche durch Elektromotor angetrieben wird, mehrere Wagen zum Abwiegen des R\u00fcben-","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n409\nbreies, die erforderliche Anzahl von Me\u00dfk\u00f6lbchen, Trichter und Filtrierst\u00fctzen sowie Polarisationsapparat. Die Ermittlung des Trockensubstanzgehaltes bei Futterr\u00fcben, Kohlr\u00fcben und M\u00f6hren erfolgt in einem gro\u00dfen doppelwandigen Trockenschrank aus Kupfer mit kontinuierlichem Luftzug, Wasserstandsrohr, Abflu\u00dfhahn, drei Tuben, durchl\u00f6cherten, einschiebbaren Platten und doppelwandiger T\u00fcr zur Aufnahme von Chlorkalcium. Der innere Arbeitsraum ist 50 X 30 cm gro\u00df und kann gleichzeitig 120 Proben aufnehmen. Letztere werden in nummerierten W\u00e4gegl\u00e4schen mit eingeschliffenem Deckel abgewogen.\nDer Getreide- und Hiilsenfruchtz\u00fcchtung dienen: eine Staudenwage nach von Vogelsang, mehrere K\u00f6rnerwagen, Me\u00dflatten, ein Rechenstab nach Dr. Lang zu \u00c4hrenmessungen und den erforderlichen Berechnungen, sowie ein Kaliberma\u00dfstab f\u00fcr Dickenmessungen an den Halmen. Ein Sortierkasten mit zehn auswechselbaren Schlitzsieben von 1,75\u20144 mm Schlitzweite erm\u00f6glicht die Reinigung und Sortierung der Elitesaaten sowie die schnelle Erkennung der Korngr\u00f6\u00dfen.\nF\u00fcr die Zwecke der Kartoffelz\u00fcchtung endlich sind vorhanden: eine Reimannsche Wage, sowie eine spezifische Wage nach Mohr f\u00fcr feste und fl\u00fcssige K\u00f6rper mit Reimanns Patentk\u00f6rper, au\u00dferdem noch eine Reihe von Ar\u00e4ometern. Die Untersuchung des feineren Aufbaues von Pflanzen und Pflanzenteilen erm\u00f6glicht ein Mikroskop mit Revolvereinrichtung und \u00d6limmersion. F\u00fcr genaue W\u00e4gungen ist eine gute, chemische Wage im Glaskasten bestimmt. Die Kontrolle des Saatgutes, besonders des R\u00fcbensamens, erfolgt in einem elektrisch heizbaren Trockenschrank, sowie in einem mit Asbestumh\u00fcllung, kontinuierlichem Luftstrom und Heizraum versehenen Keimschrank nach Plahn, welcher 24 Keimschalen gleichzeitig aufnehmen kann und das Innehalten intermittierender Temperaturen erm\u00f6glicht.\n2.\tAufbewahrungsr\u00e4ume. Zur Aufbewahrung der Pflanzenb\u00fcndel, bevor sie zur Untersuchung ins Laboratorium kommen, der Ausstellungspflanzen und der Elitesaaten dienen gro\u00dfe R\u00e4umlichkeiten im nahe gelegenen ehemaligen Waisenhaus. Die Pflanzen werden an starken Dr\u00e4hten recht hoch aufgeh\u00e4ngt, um sie vor Verletzungen und Besch\u00e4digungen durch M\u00e4use zu beh\u00fcten. Zwei weitere R\u00e4ume lassen die Ger\u00e4tschaften, Tonkinst\u00e4be, Etikettenst\u00e4be, Isoliergeh\u00e4use, Handdrillmaschinen, Zuchtgartennetze u. dgl. bequem unter bringen. Ein ger\u00e4umiger und trockener Keller erm\u00f6glicht die frostfreie Aufbewahrung der Kartoffelzuchten und Eliter\u00fcben, soweit diese nicht eingemietet sind. Was sich von den Vermehrungen bei der Ernte nicht gleich abdreschen l\u00e4sst, wird in einer nur f\u00fcr diese Zwecke benutzten Scheune untergebracht und im Laufe des Winters daselbst gedroschen und gereinigt.\n3.\tDer Zuchtgarten. F\u00fcr die Zwecke der Getreidez\u00fcchtung sowie teilweise der Bohnen-, Erbsen- und Kartoffelz\u00fcchtung ist der Zuchtgarten bestimmt, w\u00e4hrend die R\u00fcben-, M\u00f6hren- und Kohlr\u00fcbenzuchten meist im freien Felde stehen. Der Zuchtgarten liegt im Schlo\u00dfgarten der","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDom\u00e4ne in unmittelbarer N\u00e4he des Laboratoriums, so da\u00df er unter st\u00e4ndiger Beobachtung gehalten werden kann. Er ist in f\u00fcnf Schl\u00e4ge geteilt, von denen vier in einer bestimmten Fruchtfolge bebaut werden, w\u00e4hrend ein Schlag f\u00fcr perennierende Gew\u00e4chse und f\u00fcr Bastardierungen, Kreuzungen, besondere Pr\u00fcfungen und kleinere Versuche reserviert bleibt. Die einzelnen Schl\u00e4ge sind wieder in f\u00fcnf Beete geteilt, deren jedes 5x5 m im Quadrat mi\u00dft. Durch diese quadratische Anordnung wird an Fl\u00e4che gewonnen und an Randpflanzen gespart, da zwei bis drei Reihen am Rande bei der Beurteilung ausscheiden m\u00fcssen, weil sie unter abweichenden Verh\u00e4ltnissen, besonders hinsichtlich der Ern\u00e4hrung und Belichtung gewachsen sind. Die f\u00fcr die Aussaat im Zuchtgarten bestimmten K\u00f6rner des Elitesaatgutes werden mit Hilfe eines sog. Legerahmens auf 20 X 10 cm Entfernung ausgelegt, so da\u00df jeder Pflanze ein Wachsraum von 200 qcm zur Verf\u00fcgung steht. Der Legerahmen bildet ein aus Holzleisten gefertigtes Rechteck, in das Stahldraht so eingespannt ist, da\u00df die verl\u00f6teten Kreuzungsstellen des Drahtes die Saatstellen anzeigen. Er erm\u00f6glicht die Aussaat der K\u00f6rner einer \u00c4hre oder Pflanze in quadratischer oder rechteckiger Anordnung, wodurch die Beobachtung der Entwicklung der einzelnen Nachkommenschaften bedeutend leichter und sicherer vor sich gehen kann, als wenn diese in langen Reihen neben- oder hintereinander stehen. Die Gefahren der Fremdbest\u00e4ubung werden dabei auch besser vermieden.\nDer Zuchtgarten ist zum Schutz gegen Vogelfra\u00df, Hunde, Kaninchen u. dgl. oben und an den Seiten durch ein dichtmaschiges Hanfnetz, das auf Eisenstangen ruht, und unten durch ein Drahtnetz vollst\u00e4ndig abgeschlossen.\n\u00dcber alle Arbeiten im Zuchtgarten, die Bestellung, Entwickelung und Ernte der einzelnen Zuchtst\u00e4mme, den Verlauf der Witterung, sowie etwa auf tretende Wachstumsst\u00f6rungen und Krankheitserscheinungen wird ein sorgf\u00e4ltiges Tagebuch gef\u00fchrt, in dem auch der Standort der einzelnen Zuchten bei der Bestellung auf das genaueste aufgezeichnet wird, um Irrt\u00fcmer bei der Etikettierung zu vermeiden und um von der mancherlei F\u00e4hrlichkeiten ausgesetzten Kennzeichnung im Garten unabh\u00e4ngig zu sein.\n4. Die Zucht- und Vermehrungsfelder. Bei dem verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig beschr\u00e4nkten Raum des Zuchtgartens kann sich die Pr\u00fcfung der Zuchten nur auf eine beschr\u00e4nkte Anzahl von Exemplaren erstrecken, wenn sie auch ganz besonders sorgf\u00e4ltig und nach vielen Richtungen hin ausge\u00fcbt wird. Es ist deshalb wichtig und zweckm\u00e4\u00dfig, auch noch von einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl von Individuen ein Bild \u00fcber die Leistungsf\u00e4higkeit und die Eigenschaften einer Zucht zu bekommen. Dies geschieht durch den Anbau auf den Zucht- und Vermehrungsfeldern. Da in Friedrichswerth mehrere, sich gegenseitig durch Fremdbest\u00e4ubung beeinflussende Sorten derselben Art gez\u00fcchtet werden, sind deren zwei vorhanden. Das eine Zuchtfeld, etwa 1 ha gro\u00df, liegt in der N\u00e4he des Gartens und des Geh\u00f6fts, rings umgeben von Wiesen und Weiden, so da\u00df keine Fremdbest\u00e4ubung und keinerlei","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\t411\nInfektion mit Pflanzenkrankheiten von Nachbarfeldern stattfinden kann. Das zweite Zuchtfeld (etwa 3 ha) ist von dem ersten ungef\u00fchr 400 m entfernt und in lange, schmale Streifen geteilt, welche in einer bestimmten Fruchtfolge bewirtschaftet werden. Die Anordnung in langen schmalen Streifen erm\u00f6glicht es auch wieder, selbst kleinere Mengen Saatgutes auf einer rechtwinkligen Fl\u00e4che auszus\u00e4en und damit die \u00dcbersicht \u00fcber die Entwicklung zu erleichtern. Soweit der Zuchtgarten zum Auslegen besonderer Elitepflanzen nicht ausreicht, werden die Zuchtfelder dazu benutzt, indem dann die Aussaat in derselben Weise stattfindet wie im Zuchtgarten.\nB. Darstellung der Z\u00fcchtungsarten und Auslese me thoden.\n1. Getreidez\u00fcchtung. Die meist ge\u00fcbte Z\u00fcchtungsart ist die sog. Veredelungsz\u00fcchtung. Daneben wird gegebenenfalls eine Formentrennung und Isolierung spontaner Variationen vorgenommen, die auch gleichzeitig mit einer Veredelungsz\u00fcchtung verbunden ist. Die im Zuchtgarten in einer Entfernung von 20 X 10 cm gewachsenen Pflanzen werden bei der Ernte nach Nachkommenschaften getrennt, einzeln aufgezogen, in kleine B\u00fcndel zusammengebunden und getrocknet. Nach der vollst\u00e4ndigen Trocknung werden die B\u00fcndel ins Laboratorium gebracht und die Pflanzen einzeln untersucht. Die Untersuchung erstreckt sich auf Ausbildung der \u00c4hren und der Halme, etwa vorhandenen Nachwuchs und Befall mit Krankheiten, insbesondere Rost, ferner auf Staudengewicht, Bestockung, L\u00e4nge, Korngewicht, Kornzahl, Einzelkorngewicht, Kornanteil und Halmertrag.\nDie Auslese wird erst vorgenommen, nachdem s\u00e4mtliche Nachkommenschaften einer Sorte untersucht sind. Tunlichst werden auch alle Pflanzen einer Nachkommenschaft untersucht, um einen \u00dcberblick \u00fcber die Variationsgrenzen zu erhalten. Sind alle Pflanzen durchgearbeitet, so werden die Ergebnisse f\u00fcr die einzelnen Nachkommenschaften zusammengezogen, und die Auslese beginnt mit einem Vergleich der Nachkommenschaften untereinander. Die im Ertrag besten sowie in sonstigen Eigenschaften, wie Fr\u00fchreife, Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Krankheiten und Auswinterung, Halmst\u00e4rke, Kornanteil hervorragenden Nachkommenschaften werden dann dazu benutzt, die besten Elitepflanzen f\u00fcr die Weiterzucht im Zuchtgarten auszuscheiden (Individualauslesez\u00fcchtung mit fortgesetzter Auslese). Dazu werden innerhalb der Nachkommenschaften die einzelnen wertbestimmenden Eigenschaften in der folgenden Reihenfolge in Betracht gezogen: 1. Ertrag, 2. Kornanteil, 3. Einzelkorngewicht, 4. Halmertrag, 5. Bestockung, 6. Gleichm\u00e4\u00dfigkeit der Halml\u00e4nge, 7. Halml\u00e4nge, 8. Gesundheit und Festigkeit des Strohes.\nNach dem Abscheiden der Elite 1 a wird noch eine Elite 1 b gebildet, w\u00e4hrend die besten Nachkommenschaften f\u00fcr sich, die anderen zusammen auf den Zuchtfeldern ausges\u00e4t werden, um nochmals Unterlagen f\u00fcr eine vergleichende Pr\u00fcfung zu bieten. Das \u00fcbrige Material, nach Abscheidung deutlich minderwertiger Pflanzen und Nachkommenschaften, kommt auf die Ver-","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\tZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nmehrungsfelder. Die dritten bis vierten Absaaten des Zuchtgartens liefern Saatgut zum Verkauf.\nDie Ergebnisse der Auslese werden in ausf\u00fchrlichen und sorgf\u00e4ltig gef\u00fchrten Zuchtregistern niedergelegt, in denen besondere Abstammungsnachweise das Auffinden der Elitepflanzen erleichtern.\nGez\u00fcchtet werden:\n1.\tOriginal Friedrichs wert her Roggen. Stammt ab von einer \u00e4lteren Petkuser Z\u00fcchtung. Neben Ertragsf\u00e4higkeit wird vor allem bei der Auslese Winterh\u00e4rte und nicht zu sp\u00e4te Reife ber\u00fccksichtigt.\n2.\tOriginal Friedrichswert her glatter Squarehead, aus langj\u00e4hrig angebautem Squarehead, dessen Ursprung nicht mehr festzustellen ist, gez\u00fcchtet, wobei besonders die Winterh\u00e4rte bei der Wahl der Linien den Ausschlag gegeben hat.\n3.\tOriginal Friedrichswerth er begrannter Square-head. Etwas ertragreicher als der vorgenannte, aber begrannt.\n4.\tOriginal Friedrichs wert her Molds red prolific. Dieser locker\u00e4hrige Weizen ist auf den flachgr\u00fcndigen H\u00f6henb\u00f6den sicherer als der Squarehead.\n5.\tOriginal Friedrichs wert her Schlo\u00dfweizen. Eine Z\u00fcchtung aus dem sog. Wunderweizen, einem Rauhweizen mit traubenartig verzweigter \u00c4hrenspindel und entsprechend unregelm\u00e4\u00dfigem K\u00f6rnerbesatz, \u00fcbertrifft in n\u00e4hrstoffreichen, tiefgr\u00fcndigen, humosen B\u00f6den alle anderen genannten Weizenzuchten im Ertrage.\n6.\tOriginal Friedrichswerther Mammuthwinter-g erste. Z\u00fcchtung nur winterharter und ertragreicher Linien.\n7.\tOriginal Friedrichswerther Hafer. Aus langj\u00e4hrig angebautem Hafer gez\u00fcchtet. Wei\u00dfspelzig, mit mittlerer Reifezeit.\n9.\tOriginal Friedrichswerther Bordeaux-Sommerweizen. Sp\u00e4treif, standfest und ertragreich, f\u00fcr n\u00e4hrstoffreiche B\u00f6den und fr\u00fche Aussaat.\n10.\tOriginal Friedrichswerther begrannter Sommerweizen. Ausgang: ein schottischer Weizen, kleink\u00f6rnig, aber sehr kleberhaltig. Sehr fr\u00fchreif, gen\u00fcgsam, mit feinem Stroh.\n11.\tOriginal Friedrichswerther Bergsommerweizen. Ausgang: d\u00e4nischer Sommerweizen, sehr steifhalmig und fr\u00fchreif, widerstandsf\u00e4hig gegen Rost.\n2. H\u00fclsenfruchtz\u00fcchtung. Die Z\u00fcchtungsarten und Auslesemethoden sind im wesentlichen dieselben wie bei der Getreidez\u00fcchtung. Die wert bestimmen den Eigenschaften werden innerhalb der einzelnen Nachkommenschaften in der folgenden Reihenfolge in Betracht gezogen: 1. Ertrag, 2. Einzelkorngewicht, 3. Kornzahl pro Schote, 4. L\u00e4nge, 5. Reife, 6. Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Wurmstich und Befall.","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n413\nGez\u00fcchtet werden:\n1.\tgro\u00dfe Halberst\u00e4dter Viehbohne,\n2.\tkleine Th\u00fcringer Viehbohne,\n3.\tfr\u00fche gelbe Viktoriaerbse.\n3.\tKartoffelz\u00fcchtung. Wie bei der Getreidez\u00fcchtung ist auch hei der Kartoffelz\u00fcchtung die meist ge\u00fcbte Z\u00fcchtungsart die Veredelungsz\u00fcchtung. Eine Reihe bew\u00e4hrter und sich unter den hiesigen Verh\u00e4ltnissen durch Ertrag sowie sonstige Eigenschaften besonders auszeichnende Sorten werden der Veredelungsauslese unterworfen, indem die St\u00f6cke einzeln geerntet werden, und ihr Ertrag, St\u00e4rkegehalt, die Gr\u00f6\u00dfe, Form und Farbe der einzelnen Knollen, sowie die Ausbildung und Farbe der Schale festgestellt wird.\nDiejenigen St\u00f6cke, welche durch ihre Krautentwickelung, den Eintritt der Bl\u00fcte oder Reife, abweichende Bl\u00fctenfarbe u. dgl. besonders auffallen, werden w\u00e4hrend der Vegetationszeit schon gekennzeichnet. Daneben wird besonders auch darauf geachtet, welche St\u00f6cke sich gegen die Kartoffelkrankheit besonders widerstandsf\u00e4hig erweisen, um widerstandsf\u00e4hige Familien heranzuziehen. Bei der Ernte werden die einzelnen Nachkommenschaften zun\u00e4chst f\u00fcr sich auf die Gleichm\u00e4\u00dfigkeit der Vererbung gepr\u00fcft und dann aus den im Ertrage besten Nachkommenschaften das Material f\u00fcr die Weiterzucht entnommen, das \u00fcbrige nach Abscheidung geringer St\u00f6cke zur Vermehrung verwendet.\nSeit 1907 ist auch die Z\u00fcchtung aus Samen, der durch Bastardierung gewonnen wird, in Angriff genommen.\n4.\tZuckerr\u00fcbenz\u00fcchtung. Die Z\u00fcchtung wurde lange Jahre als Veredelungsz\u00fcchtung durch Massenauslese mit Gruppenbildung betrieben. In neuerer Zeit ist dazu noch eine Familienzucht gekommen, welche wesentlich bezweckt, die Vererbung der hervorragendsten Individuen festzustellen, bevor sie zur Weiterzucht bzw. Regeneration des der Massenauslese unterworfenen Materials benutzt werden. Ausgang: die Klein-Wanzlebener R\u00fcbe.\nZuchten :\na)\tFriedrichswerther Ertragreichste. Das Ziel bei der Z\u00fcchtung dieser R\u00fcbe ist, m\u00f6glichst hohe R\u00fcbenertr\u00e4ge mit einem entsprechend hohen Gehalt an Zucker zu verbinden, so da\u00df der h\u00f6chste Ertrag an Zentnern Zucker pro Fl\u00e4cheneinheit gewonnen wird. Die Form ist schlank mit voller Taille, die Bebl\u00e4tterung ziemlich gering. Infolgedessen gibt diese R\u00fcbe, besonders auf leichteren, trockneren B\u00f6den und in einem mehr kontinentalen Klima sehr hohe R\u00fcben- und Zuckerertr\u00e4ge. Sie ist gegen Trockenperioden widerstandsf\u00e4hig und hat eine ziemlich lange Vegetationszeit.\nSorten. Versuche aus den letzten Jahren:\nb)\tFriedrichswerther Zuckerreichste. Zuchtziel: h\u00f6chster Zuckergehalt bei mittleren Ertr\u00e4gen. Dieser Typus ist erst in den letzten Jahren herangez\u00fcchtet worden, hat nicht die starke Massenw\u00fcchsigkeit der vorigen, aber einen h\u00f6heren durchschnittlichen Zuckergehalt und ist fr\u00fchreifer. Auch der","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBlattwuchs ist st\u00e4rker entwickelt. Diese R\u00fcbe gibt auf tiefgr\u00fcndigen, humosen, n\u00e4hrstoffreichen B\u00f6den mit gen\u00fcgender Feuchtigkeit gute Ertr\u00e4ge bei sehr hohem Zuckergehalt.\n5. M\u00f6hren - und Kohlr\u00fcbenz\u00fcchtung. Aus den Elitefeldern werden die schwersten, bestgeformten Exemplare ausgesucht, im Fr\u00fchjahr im Laboratorium auf ihren Gehalt an Trockensubstanz untersucht und diejenigen, welche gro\u00dfes Gewicht mit relativ hohem Gehalt vereinigen, zur Weiterzucht verwendet. Weiterhin wrird durch getrennten Anbau der Nachkommenschaften die Vererbung der angestrebten Eigenschaften gepr\u00fcft und\nBild 241. Friedrichswerth: Die Isolierung hervorragender Muttemiben im Zuehtgartea.\naus den gut vererbenden Nachkommenschaften das Material f\u00fcr eine Mutter-Stammbaumz\u00fcchtung entnommen. Die Samentr\u00e4ger werden teils r\u00e4umlich, teils k\u00fcnstlich in Gazeh\u00e4uschen isoliert.\nGez\u00fcchtet werden:\na)\tFriedrichswerther Riesenfutterm\u00f6hre.\tAusgang: eine orangerote,\netwas gr\u00fcnk\u00f6pfige, ziemlich lange M\u00f6hre, die hohe Ertr\u00e4ge bringt.\nb)\tFriedrichswerther Kohlr\u00fcbe (Wracke). Ausgang: eine rotgr\u00fcnh\u00e4utige Kohlr\u00fcbe mit gelbem Fleisch.\n6. Futterr\u00fcbenz\u00fcchtung. Die Friedrichswerther Futterr\u00fcbe ist hervorgegangen aus einer Bastardierung h\u00f6chstpolarisierender Eckendorfer mit ebensolchen Oberndorfer R\u00fcben, vorgenommen zu dem Zweck, die Massen-w\u00fcchsigkeit der Eckendorfer R\u00fcbe nach M\u00f6glichkeit mit dem relativ hohen","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"4. Th\u00fcringen.\n415\nGelialt an Trockensubstanz und Zucker zu vereinigen, welchen die Oberndorfer R\u00fcbe aufweist. Indem die Varianten in Form und Farbe fortw\u00e4hrend ausgemerzt, und jedes Jahr im Fr\u00fchjahr nach vier- bis f\u00fcnfmonatlicher Lagerung viele Tausende von Exemplaren auf ihren Zuckergehalt untersucht wurden, gelang es mit der Zeit, einen durchaus originalen Typus herauszuz\u00fcchten, welcher bei gro\u00dfer Massenw\u00fcchsigkeit einen relativ hohen Gehalt an Zucker hatte. Als Typus der Form wurde eine Walzenform gew\u00e4hlt, deren L\u00e4nge nur wenig \u00fcber die Breite hinausging.\nIn neuerer Zeit ist an die Stelle der Massenauslese mit Gruppenbildung eine strenge Stammbaumz\u00fcchtung getreten, wobei durch r\u00e4umliche und k\u00fcnstliche Isolierung der Mutterr\u00fcben eine Vermischung verschiedenartiger Vererbungssubstanzen verhindert und durch getrennten Anbau der Nachkommenschaften die Vererbung der angestrebten Eigenschaften an einer m\u00f6glichst gro\u00dfen Zahl von Nachkommen gepr\u00fcft wird.\n, UNO HAI M,\nEild 242. Schutzmarke.\nC. Geschichtlicher R\u00fcckblick.\nMit der Zuckerr\u00fcbensamenzucht wurde 1886, bald nach der \u00dcbernahme der Dom\u00e4nen Friedrichswerth und Neufrankenroda, begonnen und zun\u00e4chst mehrere Jahre hindurch lediglich eine Auslese nach dem spezifischen Gewicht durch Schwemmung in Salzl\u00f6sungen vorgenommen. Seit 1893 wird nur noch die Bestimmung des Zuckers in der R\u00fcbe zur Auslese verwendet. Die ersten Anf\u00e4nge der Futterr\u00fcbensamenzucht datieren aus dem Jahre 1893. In der Getreide- und H\u00fclsenfruchtz\u00fcchtung lassen sich drei Perioden unterscheiden. Von 1886\u20141896 wurde eine gro\u00dfe Anzahl von Sorten, welche teils hier schon seit langen Jahren angebaut, teils neu eingef\u00fchrt wurden, durch vergleichende Anhauversuche gepr\u00fcft, um diejenigen herauszufinden, welche sich f\u00fcr die hiesigen Boden- und klimatischen Verh\u00e4ltnisse am besten eigneten. Dabei stellte sich heraus, da\u00df unter den hiesigen, relativ ung\u00fcnstigen Kulturverh\u00e4ltnissen nur wenige Sorten allen Anforderungen entsprachen und vor allem in der Ertragssicherheit und bei Herbstsaat in der Winterh\u00e4rte zu w\u00fcnschen \u00fcbrig lie\u00dfen. Es wurde deshalb versucht, durch \u00c4hrenausschnitte entsprechende Typen zu gewinnen und ein akklimatisiertes Saatgut heranzuziehen. Auf die Dauer befriedigte dieses Verfahren jedoch nicht, so da\u00df seit 1896 zur Auslese ganzer Pflanzen \u00fcbergegangen wurde, welche zu Massenauslesen vereinigt","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nwurden. Seit 1902 wird reine, strenge Stammbaumz\u00fcchtung durch fortgesetzte Individualauslese getrieben. Mit der Kartoffelz\u00fcchtung wurde 1904 begonnen, nachdem in den vorhergehenden Jahren schon durch vergleichende Anbauversuche eine gro\u00dfe Anzahl von Sorten gepr\u00fcft war, von denen die geeignetsten zum Saatgutbau verwendet werden. Seit 1904 bzw. 1907 ist auch Kleez\u00fcchtung in Angriff genommen, indem die Wiesenplatterbse (Lathyrus pratensis) und eine deutsche Luzerne z\u00fcchterisch behandelt werden.\n5. Hessen-Nassau, Waldeck und Hessen-Darmstadt.\nIm Regierungsbezirk Cassel gibt es nur eine Saatzuchtwirtschaft, die zu erw\u00e4hnen ist:\nR. Rusche, Kleinenglis bei Borken. Seit 20 Jahren werden auf der 180 ha gro\u00dfen Wirtschaft Saaten zum Verkauf angebaut, und seit 1894 ist bei Zuckerr\u00fcben mit der Z\u00fcchtung begonnen worden. Es werden unter Anwendung der Familienzucht nur Wurzeln von denjenigen Zuckerr\u00fcben zur Weiterpflanzung benutzt, welche sich nach Form, Gewicht und Zuckergehalt am geeignetsten zeigen, wobei als Zuchtziel h\u00f6chster Zuckerertrag der Anbaufl\u00e4che erstrebt wird.\nAuch im Regierungsbezirk Wiesbaden ist keine gro\u00dfe Saatzuchtwirtschaft zu nennen. F\u00fcr den Saatenanbau besteht ein unter Kontrolle der Landwirtschafts-Kammer stehender Saatbau verein, der \u00e4hnlich organisiert ist wie die Saatbauvereine in anderen Provinzen. Ein Z\u00fcchter sei hier genannt :\nR. Wobig, Weilburg. Auf der 10% ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che werden seit 1901 Weizen und Kartoffeln zur Saatgewinnung angebaut. Bei Weizen ist die Zucht von nassauischem Rotweizen seit 1896 durchgef\u00fchrt, um neben m\u00f6glichster Erhaltung der hohen Winterfestigkeit, der guten Bestockung und Anspruchslosigkeit eine steifhalmige, ertragreiche Pflanze zu erzielen, die f\u00fcr die hiesigen Kleinbetriebe geeignet ist. In den Jahren 1896\u20141904 fand beim nassauischen Rotweizen Massenauslese statt, von 1904 ab wurde Familienzucht ohne Isolierung betrieben, und es wurden neue St\u00e4mme sowohl durch Formentrennung, als auch durch Benutzung der Mutation gez\u00fcchtet. Bei","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"5. Hessen-Nassau, Waldeck und Hessen-Darmstadt.\n417\nder Kartoffelzucht wird ebenfalls Familienzucht betrieben; die Kartoffeln werden aus Samen gez\u00fcchtet. Auch mit der Kleesamenzucht befa\u00dft sich die Wirtschaft unter Anwendung der Veredlungsauslese, der sich voraussichtlich die Auswahl durch Formentrennung und Variation anschlie\u00dfen wird.\nOberamtmann K. Dreves, Dom\u00e4ne B\u00fcllinghausen bei Wetterburg (Waldeck). Seit 1876 werden auf der 200 ha gro\u00dfen Wirtschaft verschiedene Sommer- und Wintergetreide zur Saatgewinnung angebaut. Aus dem Jahre 1883 stammen die eigenen Z\u00fcchtungen mit Massenauslese: Original Waldecker Staudenroggen und B\u00fcllinghausener Urtobaweizen. Ersterer befindet sich zurzeit in den Roggenhauptpr\u00fcfungen der D. L. G.\nBild 243. Schutzmarke Dreves.\nDie Saatbaustellen der Landwirtschaftskammer f\u00fcr das Gro\u00dfherzogtum Hessen.\nBereits im Jahre 1898 hatte der Hessische Landwirtschaftsrat die Durchf\u00fchrung von Sortenanbau versuchen mit den verschiedensten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen in Aussicht genommen, ebenso wie im weiteren Verfolg dieser Ma\u00dfnahmen die etwaige Z\u00fcchtung neuer Sorten und Schaffung von Saatgutstellen. Nachdem im Jahre 1903 der Landwirtschaftsrat durch ausreichende Mittel in die Lage versetzt war, vorstehende Ma\u00dfnahmen zur Durchf\u00fchrung zu bringen, wurde zuerst mit der Anlage von Sortenanbauversuchen mit Hafer und Gerste begonnen. Die Schaffung von Saatgutstellen, welche, als ein wichtiges Mittel zur F\u00f6rderung des Ackerbaues, ebenfalls schon im Beschlu\u00df des Landwirtschaftsrates von 1903 in Aussicht genommen war, konnte 1904 unter Mitwirkung des Direktors des Landwirtschaftlichen Instituts Gie\u00dfen, Prof. Gisevius - Gie\u00dfen, so erfolgen, da\u00df bereits in diesem Jahre die ersten K\u00f6rungen (Feldbesichtigungen) vorgenommen werden konnten. An nicht weniger als 43 Landwirte konnte je eine Saat bau stelle \u00fcbertragen werden, wovon allerdings im Laufe der Jahre einzelne aufgegeben wurden, nachdem deren Inhaber die mit der ordnungsgem\u00e4\u00dfen T\u00e4tigkeit einer solchen Saatbaustelle verbundenen Schwierigkeiten und Einfl\u00fcsse auf die gesamte Wirtschaft als nicht f\u00fcr ihren Betrieb geeignet erkannt hatten. Heute ist die Anzahl der bestehenden Saatbaustellen noch 30, wovon sich in den Provinzen Starkenburg 10, Oberhessen 11, Rheinhessen 9 befinden.\nDie Saatbaustellen wurden der Kontrolle des Landwirtschaftsrates und sp\u00e4ter dessen Nachfolgerin, der Landwirtschaftskammer, unterstellt.\nDer Antrag auf Errichtung einer Saatbaustelle ist bei der Landwirtschaftskammer zu stellen, und der Vorstand entscheidet auf Grund einer Besichtigung des ganzen Wirtschaftsbetriebes durch einen Beauftragten \u00fcber die Genehmigung des Antrages.\nDeutsche Pflanzenzucht.\t27","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDer Zweck der Saatbaustellen ist:\n1.\tDie Gewinnung sortenechten Saatgutes bester Qualit\u00e4t der auf eine Sortenliste gestellten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen.\n2.\tDie F\u00f6rderung der Verbesserung einheimischer Sorten sowie Neuz\u00fcchtung solcher.\n3.\tDie F\u00f6rderung der Verbreitung und der Wertsch\u00e4tzung der in Vermehrung genommenen Sorten durch gemeinsame Veranstaltungen (Saatvermittlungsstelle, gemeinsames Angebot auf Saatgutm\u00e4rkten, gemeinsame Beschickung von Ausstellungen usw.).\nSobald gemeinsame Veredlung von Sorten vorgeschlagen wird oder eine Saatbaustelle sich mit der Neuz\u00fcchtung oder Verbesserung von Sorten befa\u00dft, die f\u00fcr die gegebenen Verh\u00e4ltnisse geeignet erscheinen, so k\u00f6nnen die Inhaber ihre Saatbaustellen bei der Landwirtschaftskammer zugleich als Saatzuchtstellen anmelden. Gelegentlich der Saatenk\u00f6rung wird die Befolgung der Zuchtvorschriften, die Einrichtung der Buchf\u00fchrung sowie des Laboratoriums, die Pr\u00fcfung des Auswahlverfahrens zur Nachzucht, der Zustand des Zuchtgartens und der Vermehrungsfelder sowie der Erfolg der Z\u00fcchtung gepr\u00fcft.\nDie K\u00f6rung der Saaten setzt sich zusammen aus der Feld-besicbtigung und der Pr\u00fcfung der Probe, bei Kartoffeln kommt noch hinzu die Besichtigung in den Aufbewahrungsr\u00e4umen.\nDie Feldbesichtigungen erstreckten sich auf folgende Fl\u00e4chen in Hektar:\n\tWintergetreide\tSommergetreide\tKartoffeln und Zuckerr\u00fcben\tZusammen\n1904 \t\t227,7\t239,7\t21,0\t548,4\n1905 \t\t\u00a392,3\t287,1\t23,9\t603,3\n1906 \t\t270,8\t246,1\t45,0\t561,9\n1907 \t\t338,9\t269,9\t79,7\t688,5\n1908 \t\t301,9\t193,1\t66,6\t561,6\n1909 \t\t370,7\t244,6\t85,4\t706,7 b\nAls ein wichtiger Zweck neben dem Vermehrungsbau anerkannt ertragreicher Sorten wird die Verbesserung einheimischer Landsorten betrachtet, mit welchen sich auch heute schon eine Anzahl Saatbaustellen befa\u00dft.\nWas hessische Neuz\u00fcchtungen anbetrifft, so sei hier besonders auf die Kartoffelz\u00fcchtungen von Gg. Fr. B\u00f6hm II-Gro\u00df-Gieberau im Odenwald, sowie auf Stolls Zuckerr\u00fcben, eine Z\u00fcchtung von \u00d6konomierat Stoll-Georgenhausen, verwiesen.\n1) Einschi. 6 ha Erbsen.","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"5. Hessen-Nassau, Waldeck und Hessen-Darmstadt.\n419\nVon einheimischen Landsorten werden zurzeit z\u00fcchterisch verbessert :\nI.\tIn der Provinz Starkenburg:\nRiedgerste von H. Kraft-Hof Wasserbiblos bei Crumstadt.\nII. In der Provinz Rheinhessen:\na) Pf\u00e4lzer Landroggen und Pf\u00e4lzer Landgerste von\n1.\t\u00d6konomierat Schickert-Schniftenbergerhof, Post Niederwiesen,\n2.\tAugust Biegler-Dornd\u00fcrkheim,\n3.\tE. H. Fuchs-Grolsheim.\nMit der Verbesserung einer Imperialgerste befa\u00dft sich Gutsbesitzer August Biegler-Dornd\u00fcrkheim, mit der des begrannten Odenw\u00e4lder Rotweizens soll begonnen werden. N\u00e4heres \u00fcber die Arbeiten auf diesem Gebiete ist aus den Sonderbeschreibungen der betreffenden Wirtschaften zu ersehen.\nDas Ziel dieser z\u00fcchterischen T\u00e4tigkeit soll die Heranzucht hessischer, f\u00fcr die gegebenen Boden-, klimatischen und wirtschaftlichen Verh\u00e4ltnisse besonders geeigneter Sorten sein. Das Saatgut dieser Sorten soll eine m\u00f6glichst weite Verbreitung in erster Linie in Hessen finden, um so beizutragen zur F\u00f6rderung des heimischen Pflanzenbaues. Sobald die z\u00fcchterischen Arbeiten bei den Gersten weit genug gediehen sind, wird in Fortsetzung dieser f\u00fcr die speziellen Verh\u00e4ltnisse ausgef\u00fchrten z\u00fcchterischen Arbeiten auf den Anbau dieser Sorten in bestimmt abgegrenzten Bezirken durch besondere Ma\u00dfnahmen hingewirkt werden. F\u00fcr die T\u00e4tigkeit der Saatbaustellen werden alle die Ma\u00dfnahmen als bedeutsame Ziele gelten, nicht viele, sondern nur einige gute und geeignete Sorten anzubauen.\nInwieweit die einzelnen Sorten f\u00fcr bestimmte Verh\u00e4ltnisse besonders geeignet und anbauw\u00fcrdig sind, wird durch die Ausf\u00fchrung von vergleichenden Sortenanbauversuchen gepr\u00fcft, in welchen auch die Neuz\u00fcchtungen und Veredlungen von Land- und anderen Sorten Aufnahme finden.\nF\u00fcr neuere, nicht von hessischen Z\u00fcchtern stammende Sorten findet eine Vorpr\u00fcfung zurzeit auf dem Versuchsfeld des Landwirtschaftlichen Instituts Gie\u00dfen unter Leitung von dessen Direktor statt.\nDas Landwirtschaftliche Institut Gie\u00dfen ist auch bestrebt, die z\u00fcchterischen Arbeiten der einzelnen Saatbaustellen zu f\u00f6rdern. Ein wesentliches Hilfsmittel hierzu stellen die in Gemeinschaft mit dem Landwirtschaftlichen Institut der Landesuniversit\u00e4t Gie\u00dfen in dessen R\u00e4umen von der Landwirtschaftskammer veranstalteten Saatzuchtkurse dar.\nAu\u00dfer auf die Vermehrung obengenannter verbesserter Landsorten, wie der anderen Sorten, an welchen z\u00fcchterisch gearbeitet wird, erstreckt sich der Vermehrungsanbau zurzeit auf folgende Sorten :\nI. Winterroggen:\na)\tf\u00fcr alle B\u00f6den: Petkuser,\nb)\tf\u00fcr kalkreiche, trockene B\u00f6den in Rheinhessen: Pf\u00e4lzer Landroggen.\n27*","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nII.\tWinterweizen:\na)\tf\u00fcr tiefgr\u00fcndige, feuchte B\u00f6den in bester Kultur: Strubes Square-head, Beseler Squarehead Kr. III, ferner in je einerWirtschaft in h\u00f6heren Lagen: Mettes, Kirsches, Cimbals und Extra-Squarehead,\nb)\tf\u00fcr trockene B\u00f6den: Criewener 104 und Rimpaus Bastardweizen,\nc)\tf\u00fcr hohe Lagen auf leichten B\u00f6den: Rotweizen, auf schweren B\u00f6den : Urtoba und Maines stand up.\nIII.\tSommerweizen:\nRoter Schlanstedter und Japhet-Weizen.\nIV.\tWintergerste:\nHeines gro\u00dfk\u00f6rnige Eckendorfer Mammuth, Mansholts und Groninger.\nV.\tSommergerste:\na)\tf\u00fcr feuchte, schwere, tiefgr\u00fcndige B\u00f6den in guter Kultur: Gold-thorpe, Imperialgerste (Zucht Biegler), Nolcs Imperial, Webhs bartlose, New burton malting und Hannagerste,\nb)\tf\u00fcr trockene B\u00f6den : Ried-, Pf\u00e4lzer- und Hannagerste,\nc)\tf\u00fcr Mittelb\u00f6den : Goldenkorn.\nVI.\tHafer:\na)\tf\u00fcr feuchte, schwere, tiefgr\u00fcndige B\u00f6den in guter Kultur : Strubes Schlanstedter, Beseler Nr. II und Kirsches Ertragreichster,\nb)\tf\u00fcr trockene B\u00f6den: Leutewitzer Gelbhafer und Ligowo,\nc)\tf\u00fcr Mittelb\u00f6den: Sval\u00f6fs Goldregen.\nVII.\tKartoffeln:\nverschiedene ertragreiche Sorten, besonders hessische Z\u00fcchtungen aus der Kartoffelzuchtstation und Saatbaustelle Georg Fried r. B\u00f6hm II-Gro\u00df-Bieberau.\nVIII.\tZuckerr\u00fcben:\nStolls Zuckerr\u00fcbe. Z\u00fcchtung aus der Saatbau- und Saatzuchtstelle von \u00d6konomierat Stoll-Georgenhausen.\nDa aber der wichtigste Zweck der Saatbaustellen die F\u00f6rderung der Zucht und des Anbaues solcher Sorten ist, die f\u00fcr gewisse gegebene Verh\u00e4ltnisse als am ertragreichsten anzusehen sind, mu\u00df eine in engster Beziehung mit den Saatbaustellen stehende Einrichtung vorhanden sein, welche den Absatz und die Einf\u00fchrung des Saatgutes regelt und vor allem den praktischen Landwirten mit Rat an die Hand geht.\nDiese Einrichtung ist vorhanden in der kostenlosen Saatvermittlung durch die Landwirtschaftskammer selbst, welche die von dem Besteller eingehenden Auftr\u00e4ge an die Saatbaustellen weitergibt, auf Wunsch Proben versendet und vor allem zu Ausk\u00fcnften jeder Art \u00fcber die Beschaffung von Sorten, D\u00fcngung usw. zur Verf\u00fcgung steht und die Kontrolle \u00fcber die ordnungsgem\u00e4\u00dfe Lieferung soweit m\u00f6glich aus\u00fcbt und Beschwerden \u00fcber etwaige nicht ordnungsgem\u00e4\u00dfe Lieferung auf Antrag weiter verfolgt. Die Landwirt-","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"5. Hessen-Nassau, Waldeck und Hessen-Darmstadt.\t421\nSchaftskammer \u00fcbernimmt aber keinerlei Verpflichtung und Verantwortung weder gegen\u00fcber dem Besteller noch dem Verk\u00e4ufer \u00fcber etwaige aus der Lieferung von Saatgut durch die Saatbaustellen entstehende Anspr\u00fcche.\nDie rege Verbindung der Saatank\u00f6rung und der Saat Vermittlung erm\u00f6glicht allein die F\u00f6rderung des Hauptzweckes der Saatbaustellen, n\u00e4mlich die Beschaffung von nur bestem Saatgut ertragreichster Sorten, und scheidet von vornherein die vorwiegend gesch\u00e4ftsm\u00e4\u00dfige Ausnutzung dieser Einrichtung aus. Unterst\u00fctzt wird dies noch dadurch, da\u00df die Saatbaustellen gehalten sind, nur gek\u00f6rtes Saatgut zu verkaufen.\nEine weitere F\u00f6rderung des Absatzes von Saatgut wird bedingt durch die in den einzelnen Teilen des Landes abgehaltenen Saatgutm\u00e4rkte, auf welchen Proben der einzelnen Saaten ausgestellt werden, und auf welchen die Landwirte in der Lage sind, Bestellungen auszuf\u00fchren und sich Rat zu holen \u00fcber die Auswahl und den Anbau der einzelnen Sorten.\nDurch die Abhaltung von Vortr\u00e4gen und die Veranstaltung von Saatgutausstellungen in Verbindung mit diesen wird in den Kreisen der Landwirte in Hinsicht auf die Bedeutng der Saatbaustellen f\u00f6rderlich gewirkt.\nDie Ver\u00f6ffentlichung der angek\u00f6rten Saaten sowie Saatlisten f\u00fcr den Fr\u00fchjahrs- und Herbstsaatgutverkauf und die Ausgabe besonderer Saatlisten, welche neben einem Auszug aus den Bestimmungen der Saatbaustelleneinrichtung die Beschreibung der wichtigsten, auf der Saatliste stehenden Sorten enth\u00e4lt, tr\u00e4gt dazu bei, den Absatz der Saaten zu erleichtern.\nAn gr\u00f6\u00dferen Ausstellungen mit Erfolg waren die Saatbaustellen 1905 auf den Wanderausstellungen der D. L. G. in M\u00fcnchen und 1908 in Stuttgart vertreten. Wenn die seitherige rege T\u00e4tigkeit der Saatbaustellen auch in Zukunft in gleichem Ma\u00dfe anh\u00e4lt, so wird das Gro\u00dfherzogtum Hessen in nicht allzu ferner Zeit auch seine Landespflanzenzucht besitzen.\nIn der Provinz Starkenburg gibt es zehn Saatbaustellen :\nB\u00f6hm - Gross-Bieberau, Fritsch-Dilshofen b. Reinheim, Heil-Habitzheim i. Odenw., Hoffarth-Rehbach, Gebr. Kraft, Hof Gr\u00e4benbruch und Hof Wasserbiblos b. Crumstadt, Matthes-Stierbacli b. N.-Kains-bach, Siefert-Fronhof b. Reichelsheim, Stoll-Georgenhausen b. Reinheim i. 0., Walter-Lengfeld i. Odenw. und Helfrich-Litzel-Rimbach i. O.\nIn Oberhessen sind elf Saatbaustellen zu nennen :\nAlles - N.-Florstadt, Breidenbach - Dorheim, Breidenbach - Melbach, Brennemann-Ober-Erlenbach, Br\u00fcckmann-Nonnenhof b. Ilbenstadt, Geyer-Hof Sassen b. Lauterbach, Heil & Chelius-Wickstadt, Jakobi-Utphe b. Berstadt, Frhr. Riedeselsche Gutsverwaltung-Sickendorf und Stockhausen, Schade-Altenburg b. Alsfeld.\nIn Rheinhessen neun:\nBiegler-Dornd\u00fcrkheim, Fuchs-Grolsheim, Graef-Monsheim, Koester-Ober-Saulheim, H. Opelsche Gutsverwaltung-Westerhaus b. Ingelheim,","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nSch\u00e4tzel - Selzen, Schickert - Schniftenbergerhof bei Niederwiesen, Wechsler - Westhofen, Zimmermann-Lonsheim b. Alhig.\nEinige Z\u00fcchter haben sich schon jetzt einen guten Ruf erworben:\nAugust Biegler, Dornd\u00fcrkheim. Auf der 50 ha gro\u00dfen Wirtschaft wird seit 1905 Pf\u00e4lzer Gerste und Kirsches ertragreichster Hafer zum Verkauf angebaut. Gerste wird auch z\u00fcchterisch bearbeitet, und zwar eine Landgerste und eine Imperialgerste durch Familienzucht in Verbindung mit Individualauslese.\nGg. Fr. B\u00f6hm II, Groll-Bieberau (Hessen). Hier werden auf einer Ackerfl\u00e4che von 15 ha seit 1905 Petkuser Roggen, Strubes Weizen und Ligowohafer angebaut.\nBei Kartoffeln ist seit 1 9 0 0 mit der Z\u00fcchtung durch Kreuzung begonnen; die bereits erprobten eigenen Z\u00fcchtungen werden durch Veredlungsauslese auf der H\u00f6he ihrer Leistungen zu erhalten und weiter zu verbessern gesucht.\nJedes Jahr werden 3000 bis 4000 S\u00e4mlinge im Zuchtgarten herangezogen. Davon werden bereits im ersten Jahr auf Grund verschiedener Beobachtungen eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl ausgeschieden. Bereits Ende des zweiten Jahres wird schon der Knollenansatz ber\u00fccksichtigt, der vom dritten S\u00e4mlingsjahr ab neben dem St\u00e4rkegehalt und besonders der Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Krankheiten in erster Linie ma\u00dfgebend f\u00fcr die Beurteilung der S\u00e4mlinge ist. Auch wird darauf gesehen, da\u00df f\u00fcr die verschiedenen Zwecke entsprechende Formen der Knollen ausgew\u00e4hlt werden.\nAuf Grund der Feststellungen und Beobachtungen w\u00e4hrend der Vegetation, Untersuchung der Ernte usw. werden jedes weitere Jahr die nicht geeigneten S\u00e4mlinge ausgeschieden. Sobald einige sich besonders auszeichnen, werden sie in gr\u00f6\u00dferer Menge zum Vergleich mit anderen Sorten feldm\u00e4\u00dfig angebaut.\nDie Auswahl wird so sorgf\u00e4ltig getroffen, da\u00df von den im ersten Jahr herangezogenen S\u00e4mlingen nach Verlauf von sechs Jahren nur etwa zwei bis drei Sorten \u00fcbrig bleiben, die vor der Ausgabe in Sortenanbau versuchen gepr\u00fcft werden.\nDie neuen Sorten unterstehen regelm\u00e4\u00dfig der Pr\u00fcfung in den Sortenanbauversuchen der Landwirtschaftskammer f\u00fcr das Gro\u00dfherzogtum Hessen. Au\u00dferdem finden einzelne Sorten regelm\u00e4\u00dfig jedes Jahr zur Pr\u00fcfung Aufnahme in den Anbauversuchen der deutschen Kartoffelkulturstation.\nEs sind zurzeit folgende Sorten dem Handel \u00fcbergeben, die mit Erfolg angebaut werden :\nNeuz\u00fcchtungen 1910.\nW o d a n. Sp\u00e4te Reifezeit. Beste Wirtschaftskartoffel f\u00fcr alle B\u00f6den.\nUndine. Mittelfr\u00fch. Speise- und Wirtschaftskartoffel f\u00fcr nicht zu nasse B\u00f6den.","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"5. Hessen-Nassau, Waldeck und Hessen-Darmstadt.\n423\nNeuz\u00fcchtungen 1909.\nB\u00f6hms Ideal. Mittelfr\u00fch bis mittelsp\u00e4t. Sehr gute Speisekartoffel, f\u00fcr leichtere und trockene B\u00f6den besonders geeignet.\nB\u00f6hms Oden w\u00e4lder Blaue. Mittelfr\u00fch. Gute Speise- und Wirtschaftskartoffel. Sehr widerstandsf\u00e4hig.\nNeu Z\u00fcchtungen 1908.\nLoreley. Mittelfr\u00fch. Sehr gute Speisekartoffel, besonders f\u00fcr leichtere B\u00f6den.\nAlice. Mittelfr\u00fch, acht Tage fr\u00fcher wie Loreley. Sehr gute Speisekartoffel, f\u00fcr alle B\u00f6den geeignet.\nNeuz\u00fcchtungen 1907.\nStarkenburger Fr\u00fche. Fr\u00fchkartoffel. Zehn Tage fr\u00fcher als B\u00f6hms Fr\u00fche. Gute Speisekartoffel, besonders f\u00fcr leichtere B\u00f6den geeignet.\nRodensteiner. Mittelsp\u00e4t. Gute Speise- und Brennkartoffel. Besonders f\u00fcr leichte B\u00f6den geeignet.\nSchnellerts. Mittelsp\u00e4t. Sehr gute Speise- und Fabrikkartoffel.\nNeu Z\u00fcchtungen 1906.\nVater Rhein. Mittelsp\u00e4te, zu allen Zwecken verwendbare Kartoffel, f\u00fcr jeden Boden, vertr\u00e4gt auch nassen Boden.\nHassia. Mittelsp\u00e4te Speise- und Wirtschaftskartoffel. F\u00fcr leichtere B\u00f6den geeignet.\nErfolg. Mittelsp\u00e4te bis sp\u00e4te Speise- und Wirtschaftskartoffel mit sehr hohem St\u00e4rkegehalt. Vertr\u00e4gt gut feuchte B\u00f6den.\nNeuz\u00fcchtungen 1905.\nB\u00f6hms Fr\u00fche. Fr\u00fch bis mittelfr\u00fch. Gute Speisekartoffel. Vertr\u00e4gt schwere und feuchte B\u00f6den gut. Sehr widerstandsf\u00e4hig.\nGe heim rat Haas. Mittelfr\u00fch. Sehr gute Speise- und Wirtschaftskartoffel.\nErste des Odenwald es. Sp\u00e4t. Gute Wirtschafts- und Speisekartoffel. Vertr\u00e4gt feuchtere und schwere B\u00f6den gut. Diese Sorte keimt im Fr\u00fchjahr sehr sp\u00e4t.\nGro\u00df-Bieberauer Ertragsreichste. Mittelsp\u00e4t. Wirtschafts- und Speisekartoffel. Vertr\u00e4gt trockenen Boden. Dankbar f\u00fcr etwas \u00fcber normale Reihenweite und D\u00fcngung.\nEmil H. Fuchs, Grolsheim, Post Gensingen, Kreis Bingen. Es werden auf dieser Wirtschaft, deren Ackerfl\u00e4che 25 ha umfa\u00dft, Pf\u00e4lzer Roggen und Pf\u00e4lzer Gerste gez\u00fcchtet; ersterer unter Anwendung der Familienzucht, letztere unter Anwendung der Individualauslese.\nBeim Pf\u00e4lzer Roggen (Abb. 244) ist im Jahre 1904 mit der Z\u00fcchtung begonnen . Zuchtziel ist die Ausscheidung l\u00fcckiger\u00c4hren und die Zucht von Pflanzen","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nmit vollbesetzten \u00c4hren unter gleichzeitiger Erh\u00f6hung der Lagerfestigkeit des alten Pf\u00e4lzer Landroggens.\nBei der Pf\u00e4lzer Gerste (Abb. 245) ist mit der Zucht im Jahre 1905 begonnen. Ein Produkt aus der alten Pf\u00e4lzer Landgerste, zeichnet sich diese Gerste durch\nBild 244. Fuchs-Grolsheim : Pf\u00e4lzer Roggen.\nSortenreinheit, Gleichm\u00e4\u00dfigkeit der \u00c4hren und Entwicklung der ganzen Pflanze sowie gr\u00f6\u00dfere Lagerfestigkeit gegen\u00fcber der alten Landgerste aus. Bei der Z\u00fcchtung wird beachtet, da\u00df die Pflanzen keine erheblich gr\u00f6\u00dferen Anspr\u00fcche an den D\u00fcngungsstand des Bodens wie \u00fcberhaupt keine gr\u00f6\u00dferen Anspr\u00fcche an das Wasserbed\u00fcrfnis desselben stellen als die alte Pf\u00e4lzer Landgerste.","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"5. Hessen-Nassau, Waldeck und Hessen-Darmstadt.\n425\nAdam Hoffarth, Rehbach bei Michelstadt. Seit 1905 werden auf der 75 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che Saaten zum Verkauf angebaut, und zwar Petkuser Roggen, Odenw\u00e4lder Rotweizen, Criewener Weizen 104 und Ligowohafer. Z\u00fcchterische Bearbeitung ist beabsichtigt und wird beim Odenw\u00e4lder Rotweizen unter Anwendung der Massenauslese begonnen werden.\nBild 215. Fuchs-Grolsheim: Pf\u00e4lzer Gerste.\nGebr. Kraft, Hof Wasserbiblos und Gr\u00e4benbruch, Post Crumstadt. Auch diese Saatbaustelle besch\u00e4ftigt sich auf ihrer 150 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che mit dem Nachbau von Originalsaaten. Petkuser Roggen wird seit 1907, Riedgerste seit 1902 zum Verkauf angebaut und durch Individualauslese weiter veredelt, wobei recht g\u00fcnstige Resultate erzielt sind.","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 246. Schickerts Pf\u00e4lzer Roggen.\nL. Scliickert, Sclinifteiibergerhof bei Alzey. Die Wirtschaft umfa\u00dft einen Fl\u00e4cheninhalt von 71,5 ha. Seit dem Jahre 1904 ist mit dem Anbau von Saatgetreide zum Verkauf begonnen worden, und zwar mit Pf\u00e4lzer Roggen, Pf\u00e4lzer Gerste und Hannagerste; in demselben Jahre hat auch die z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit begonnen, wobei beim Pf\u00e4lzer Roggen (Abb. 247) als Zuchtziel erstrebt wird: Winterfestigkeit, Anspruchslosigkeit in Bezug auf Feuchtigkeit, Lagerfestigkeit, Widerstand gegen Pflanzenkrankheiten, grosses volles Korn von gr\u00fcner und graugr\u00fcner Farbe, hoher Kornertrag und hoher Anteil der K\u00f6rner am Gesamtertr\u00e4ge sowie typische vierkantige, vollbesetzte \u00c4hre. Das Z\u00fcchtungsverfahren war derart, da\u00df dem Feldbestand 1000 \u00c4hren entnommen wurden, von denen nach Messung und Wiegung unter den im Zuchtziel niedergelegten Gesichtspunkten 13 \u00c4hren zur Begr\u00fcndung der Stammzucht auserw\u00e4hlt wurden.\nBei der Pf\u00e4lzer Gerste (Abb. 248) ist das Zuchtziel : Kr\u00e4ftige Bewurzelung, mittlere Bestockung, Halme gleichlang und ohne N\u00e4chwuchs ; Stroh mittellang, mittelstark, die unteren Glieder m\u00f6glichst stark (lagerfest), die \u00c4hre mittellang und regelm\u00e4\u00dfig besetzt, volle und gleichm\u00e4\u00dfige K\u00f6rner mit hohem Einzelkorngewicht und hellwei\u00dfer bis strohgelber Farbe, ferner hoher prozentischer Kornanteil und Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Pflanzenkrankheiten. Es wurde","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"5. Hessen-Nassau, Waldeck und Hessen-Darmstadt.\n427\nBild 247. Schickerts Pf\u00e4lzer Roggen.\tBild 248. ScliickertsH\u2019f\u00e4lzer Gerste.","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nvon der Bearbeitung der Nachzucht von 400 typischen K\u00f6rnern zur Begr\u00fcndung einer Familienstammzucht ausgegangen. Im n\u00e4chsten Jahre wurden 47 Pflanzen ausgew\u00e4hlt, diese in ihren Eigenschaften n\u00e4her bestimmt und auf Grund dieser Ermittlungen 15 Pflanzen als Eliten und Mutterpflanzen zur Weiterzucht ausgew\u00e4hlt.\nBild 249. Stoll-Georgenhausen: Elite-Mutterr\u00fcben 1905 von Stolls Zuckerr\u00fcbe.\nPli. Stoll, Georgenliausen bei Beinheim (Hessen). Die Saatbaustelle besch\u00e4ftigt sich seit 1888 mit dem Anbau von R\u00fcbensamen, Getreide und Kartoffeln; mit R\u00fcbensamen allein wurden etwa 9 ha bebaut. Seit 1889 wurde bei den R\u00fcben mit der z\u00fcchterischen T\u00e4tigkeit begonnen, und zwar unter Anwendung der Familienzucht mit Einzelisolierung der Mutterr\u00fcben durch Gaze nach vorheriger Gruppenisolierung der Stecklinge.\nJakob Storck IV, Lengfeld (Hessen). Auf der 25 ha umfassenden Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft werden seit 1890 Petkuser Roggen, Rimpaus Bastard-weizen, Goldenkorngerste und Strubes Hafer angebaut. Z\u00fcchterische Ma\u00dfnahmen werden durch anf\u00e4ngliche Massenauslese und sp\u00e4tere Einzelauslese bei Japhetweizen von Vilmorin und bei Goldenkorngerste vorgenommen.","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"6. Westfalen und Lippe.\n429\n6. Westfalen und Lippe.\nDie Bestrebungen zur F\u00f6rderung der Saatgutzucht in dem Bezirke der Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz Westfalen sind erst im Jahre 1905 auf genommen.\nNachdem die Bestimmung f\u00fcr die Anerkennung der Saaten festgestellt und eine dreigliedrige Kommission zu diesem Zwecke gew\u00e4hlt war, wurden im Jahre 1907 zum ersten Male Saaten anerkannt, und zwar auf sieben Wirtschaften 224,75 ha Frucht.\nEs handelte sich fast ausschlie\u00dflich um Nachbau, nur bei Gutsbesitzer Cronemeyer zu Tannenkrug (Lippe-Detmold) und Gutsbesitzer H. Beckmann zu Stieghorst wurden Original Z\u00fcchtungen anerkannt; letzterer z\u00fcchtete auf hohen Trockensubstanzgehalt und Festfleischigkeit.\nIm Jahre 1908 wurden ebenfalls direkt von der Landwirtschaftskammer anerkannt 1078,50 ha Frucht, und zwar:\nRoggen.................................... 93,25 ha\nWeizen...........^........................34,12 ,,\nHafer........................................113,5\t\u201e\nWintergerste ................................... 4,75\t,,\nErbsen.......................................... 9,00\t,,\nRunkelr\u00fcben.....................................15,00\t,,\nAuch in diesem Jahre handelte es sich wesentlich um Nachbau. F\u00fcr die Runkelr\u00fcben gilt das 1907 Gesagte.\nDie Landwirtschaftskammer war vom Beginn der Bewegung zur Z\u00fcchtung besseren Saatgutes bestrebt, die Landwirte bestimmter Bezirke zu Saatbauvereinen zusammenzuschlie\u00dfen.\nSo wurde erstens am 27.M\u00e4rz 1908 der Saatbauverein f\u00fcr den Hauptvereinsbezirk Paderborn, der die politischen Kreise B\u00fcren, H\u00f6xter, Paderborn und Warburg umfa\u00dft, gegr\u00fcndet.\nDie T\u00e4tigkeit dieses Vereins begann 1908, indem bei den Mitgliedern von einer Kommission, der ein Beamter der Landwirtschaftskammer angeh\u00f6rt, Saaten angek\u00f6rt und von der Landwirtschaftskammer anerkannt wurden.\nIm ganzen wurden 189,25 ha Frucht anerkannt.\nAuch hier kam fast nur Nachbau in Frage, und ein selbstgez\u00fcchteter Weizen (Imberger Weizen) war im dritten Nachbau vorhanden. Er konnte nicht mehr als Originalsaat bezeichnet werden, weil in den letzten Jahren keinerlei Z\u00fcchtungsma\u00dfnahmen mehr getroffen worden waren.\nII.\t\u201eSaatbaustelle des landwirtschaftlichen Hauptvereins f\u00fcr den Regierunsbezirk M\u00fcnster\u201c, gegr\u00fcndet am 5. Juni 1908. Sie umfa\u00dft den Regierunsbezirk M\u00fcnster. Ihre T\u00e4tigkeit hat 1909 begonnen.\nIII.\t\u201eMinden-Ravensbergscher Saatbauverein\u201c, konstituiert am 14. Januar 1909, umfa\u00dft die politischen Kreise Bielefeld, Halle, Herford, Minden,","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nL\u00fcbbecke, Wiedenbr\u00fcck und das F\u00fcrstentum Lippe-Detmold; er z\u00e4hlt 14Mitglieder.\nAlle die genannten Saatbauvereine sind der Landwirtschaftskammer angeschlossen und k\u00f6nnen satzungsgem\u00e4\u00df eine selbst\u00e4ndige Anerkennung von Saaten nicht aussprechen. Letzteres geschieht vielmehr durch die Landwirtschaftskammer, die in die einzelnen Besichtigungskommissionen als Mitglied den Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer f\u00fcr Landeskultur entsendet.\nDer Regierungsbezirk Arnsberg, dem 38 l\u00e4ndliche Kreise angeh\u00f6ren, soll erst in den n\u00e4chsten Jahren zu Saatbauvereinen zusammengeschlossen werden. Da bei ihm die klimatischen und wirtschaftlichen Verh\u00e4ltnisse au\u00dferordentlich verschieden sind, wird es vielleicht erforderlich werden, mehrere Vereinigungen zum Anbau passenden Saatgutes ins Leben zu rufen.\nH. Beckmann, Stieghorst bei Hillegossen. Auf dieser kleinen Zuchtwirtschaft f\u00fcr Futterr\u00fcben, die mit einfachen, aber f\u00fcr den Zweck ausreichenden Apparaten f\u00fcr R\u00fcbenuntersuchung ausgestattet ist, werden seit l\u00e4ngeren Jahren unter Anwendung der Individualauslese verbunden mit Leistungspr\u00fcfung mit ganz vorz\u00fcglichem Erfolge R\u00fcben gez\u00fcchtet. Die R\u00fcben haben bei den Sortenversuchen der D. L. G. stets gut abgeschnitten, und die Original-Stieg-horster Walzenrunkelr\u00fcbe ist in das Hochzuchtregister der D. L. G. eingetragen. Bei dem 1905 von der genannten Gesellschaft veranstalteten Wettbewerb deutscher R\u00fcbenz\u00fcchter erhielt Beckmann den ersten II. Preis. Professor Dr. Remy in Bonn-Poppelsdorf, der in den Jahren 1902 bis 1904 mit den besten Runkelsaaten in vielen Wirtschaften Anbauversuche veranla\u00dft hat, schreibt in seinem Versuchsbericht in Nr. 22 der Deutschen Landwirtschaftlichen Presse vom 18. M\u00e4rz 1905: ,,Das schon im Vorjahre ausgesprochene","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"6. Westfalen und Lippe.\n431\nUrteil, nach welchem die Stieghorster Walze eine vortreffliche Runkelr\u00fcbe ist, in der Ergiebigkeit und gute Qualit\u00e4t in sehr gl\u00fccklicher Weise vereinigt sind, wurde durch den Gesamtausfall der Versuche best\u00e4tigt.\u201d\nDie Stieghorster R\u00fcbe hat mittellange Walzenform und ziemlich schwache Beblattung. Gez\u00fcchtet wird die Sorte in zwei Spielarten, als gelbe und als rote R\u00fcbe. Bei beiden ist die Ertragsf\u00e4higkeit in bezug auf Trockensubstanz und Zucker ungef\u00e4hr gleich gro\u00df; die gelbe R\u00fcbe ist jedoch am gehaltreichsten, w\u00e4hrend die rote den gr\u00f6\u00dften Massenertrag liefert. Dieser Unterschied wurde durch passende Zuchtwahl absichtlich hervorgerufen, um damit den verschiedenartigen Anforderungen der Landwirte Rechnung zu tragen. Der\nBild 251. Beokmann-Stieghorst: Einfache Apparate f\u00fcr R\u00fcbenuntersuchungen. In der Mitte: Wage zum Wiegen der Ausstiche, Handbohrer, rechts getrocknete, links ungetrocknete R\u00fcbenausstiche.\nZ\u00fcchter ist bestrebt, eine Futterr\u00fcbe mit hohem Trockensubstanzgehalt und gro\u00dfem Massenertrage zu gewinnen, die sich leicht abernten l\u00e4\u00dft und lange haltbar ist. Dieses Ziel wurde zuerst, vor 19 Jahren, durch Kreuzung der Eckendorfer Walzen mit einer wasserarmen Erfurter Flaschenrunkel zu erreichen gesucht. Seit 1895 wurde die Auswahl der Zuchtr\u00fcben nach ihrem Trockensubstanzgehalt, ihrem Gewicht, ihrer Form und \u2014 sobald dies mit Hilfe der Zuchtlisten m\u00f6glich war \u2014 ihrer Abstammung vorgenommen. Um hierf\u00fcr die erforderlichen Unterlagen zu gewinnen, wurde vom genannten Jahre an erstens allj\u00e4hrlich eine gen\u00fcgende Anzahl gut geformter, schwerer R\u00fcben aus den besten Zuchtst\u00e4mmen auf ihren Gehalt an Trockensubstanz untersucht und zweitens der Wert der Nachzucht durch vergleichenden Anbau mit Feststellung des Ertrages, des Gehalts und der \u00fcbrigen Eigenschaften","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nregelm\u00e4\u00dfig gepr\u00fcft. In mehreren Jahren fand auch eine Bestimmung des Zuckers in den R\u00fcben in beschr\u00e4nktem Umfange durch die landwirtschaftliche Versuchsstation in M\u00fcnster statt. Im \u00fcbrigen wurde die R\u00fcbenuntersuchung und die andere z\u00fcchterische Arbeit von dem Z\u00fcchter selbst ausgef\u00fchrt. Viel Gewicht wurde hierbei auf die scharfe Auslese der Zuchtr\u00fcben und die genaue Pr\u00fcfung der Zuchtst\u00e4mme durch den Anbauversuch gelegt, damit immer nur die in jeder Beziehung dazu am meisten geeigneten R\u00fcben zur Verbesserung der Sorte verwendet werden konnten. Aus dem Feld best\u00e4nde der besten St\u00e4mme wurden h\u00f6chstens 10 % der R\u00fcben bei der Ernte derselben f\u00fcr die weitere Bearbeitung zur\u00fcckgelegt und von diesen im folgenden Fr\u00fchjahre etwa 5 % als Elite I und 30 % als Elite II ausgew\u00e4hlt. Diese Eliter\u00fcben\nBild 252. Beckmann-Stieghorst: Orig. Stieghorster Walzenrunkelr\u00fcbe.\nwurden gruppenweise, mindestens jedesmal zwei St\u00fcck zusammen, so ausgepflanzt, da\u00df jede Gruppe durch gen\u00fcgend weite Entfernung von anderen Saatrunkeln vor Befruchtung durch letztere gesch\u00fctzt war. Der Same der Elite I wurde zur Vermehrung und Verbesserung der Zuchtst\u00e4mme benutzt. Elite II lieferte Samen zur Gewinnung von Mutterr\u00fcben f\u00fcr den Anbau von Verkaufssamen.","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"(i. Westfalen und Lippe.\n433\nBild 253. v. Borries-Eckendorf, Eckendorfei' Legenelz (nach Dr. Lang) im Betrieb.\nH. H. v. Borries und H. v.Vogelsang, Eckendorf bei Bielefeld.\n4. Allgemeines.\nDie v. Borriesschen Ritterg\u00fcter Eckendorf und Hovedissen bei Bielefeld befinden sicli seit etwa IGO Jahren im Besitz der Familie v. Borries. Sie umfassen etwa 500 ha und werden teils landwirtschaftlich, teils forstwirtschaftlich benutzt. Das Rittergut Schackenburg (125 lia) und Iggenhausen (210 ha) sind zugepachtet. Unter dem Pflug stehen etwa 520 ha.\nDer Boden wechselt au\u00dferordentlich stark, und es kommen alle Zwischenstufen vom schwersten blauen Ton bis zum Flugsand vor. Ebenso verschiedenartig ist auch der Untergrund. Die Meeresh\u00f6he betr\u00e4gt im Mittel 125 m. Die Witterungsverh\u00e4ltnisse sind wenig g\u00fcnstig. Zwar betr\u00e4gt die Regenh\u00f6he selten \u00fcber 700mm im Jahr; aber die Niederschl\u00e4ge fallen meist in langandauernden Perioden, und die Feldarbeit wird dann oft um Wochen verz\u00f6gert.\nDie Fruchtfolge ist im allgemeinen folgende:\n1.\tKlee,\t5.\tHafer und Bohnen,\n2.\tWintergerste,\t6.\tWinterroggen,\n3.\tSamenr\u00fcben,\t7.\tRunkelr\u00fcben,\n4.\tWinterweizen,\t8.\tWeizen mit Kleeeinsaat.\nII. Die geschichtliche Entwicklung der Pflanzenz\u00fcchtung in Eckendorf.1)\nA. F u 11 e r r \u00fc b e.\nMan kann bei der Futterr\u00fcbe eine deutsche und eine franz\u00f6sische Zuchtrichtung unterscheiden. Letztere strebt einen m\u00f6glichst hohen Gehalt an\n1) Literatur: \u00dcber den Eckendorfer Saatzuchtbetrieb und seine einzelnen Zweige liegt eine gro\u00dfe Zahl von literarischen Arbeiten vor; dieselben stammen haupts\u00e4chlich aus dem letzten Deutsche Pflanzenzucht.\t-JS","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\nZweiter Teil: Die Saatzucht iu der praktischen Landwirtschaft.\nN\u00e4hrstoffen an, wogegen erstere den Massenertrag voranstellt, aber gleichzeitig auch den Gehalt tunlichst zu erh\u00f6hen sucht.\nZu den Massenertragsr\u00fcben geh\u00f6rt vor allem die E c k endo r f e r , und sie ist der Ausgangspunkt wohl aller \u00fcbrigen, zum Zweck der Erzielung m\u00f6glichst gro\u00dfer Ernten angebauten Sorten. Diese letzteren sind teils Kreuzungen irgendwelcher anderer R\u00fcben mit der Eckendorfer, teils aber sind sie noch viel n\u00e4her mit ihr verwandt, so da\u00df sie trotz abweichender Namen und Bezeichnungen ohne weiteres als N a c h b a u bzw. weitere Auslese zu betrachten sind.\nDie Eckendorfer ist eine N e u Z\u00fcchtung, denn sie ging aus einer nat\u00fcrlichen Kreuzung hervor, die durch ihren ersten Z\u00fcchter, W. v. Borries (1848\u20141888), dadurch erzielt wurde, da\u00df er die verschiedenen damals bekannten deutschen und englischen Sorten nebeneinander abbl\u00fchen lie\u00df. Aus den mannigfachen Formen, die so entstanden, suchte er, zum erstenmal 1849, den Typus aus, der als Eckendorfer Typus weltber\u00fchmt wurde. Damals sah man in Eckendorf das einzige Z\u00fcchtungsziel der R\u00fcbe in der Ernte von m\u00f6glichst viel Masse, und diesem Ziel entsprach die Walzenform am besten (vgl. Abb. 256 typische Form der Eckendorfer Futterr\u00fcbe.)\nDie Eckendorfer R\u00fcbe soll beinahe doppelt so lang wie breit und au\u00dferdem oben und unten flach sein. Einschn\u00fcrung der Flanken (\u201eTaille\u201c) wird von jeher als ein Zeichen von Entartung derForm betrachtet. Oben an der R\u00fcbe findet sich ein verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig schmaler, feiner Laubansatz mit teils herabh\u00e4ngenden, teils aufrecht stehenden Bl\u00e4ttern. Diese sind verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig klein, hellgr\u00fcn, d\u00fcnn und flach und im allgemeinen nicht sehr zahlreich. Da\nJahrzehnt, reichen zum Teil aber auch viel weiter zur\u00fcck. Ausf\u00fchrliche Beschreibungen des ganzen Betriebes finden sich insbesondere in den Berichten \u00fcber die Besichtigungen von Saatzuchtwirtschaften durch die D. L. G. in deren Jahrb\u00fcchern. Besonders eingehende Darlegungen \u00fcber die Zuchtgrunds\u00e4tze sind enthalten:\n1.\tim Jahrbuch der D. L. G. 1907: Futterr\u00fcbenz\u00fcchtung, Vortrag, gehalten in der Sitzung der Saatzuchtabteilung der D. L. G. am 7. Juni 1907 zu D\u00fcsseldorf von Kammerherrn v. Vogelsang, Hovedissen (Eckendorf);\n2.\tin Heft V der Ver\u00f6ffentlichungen der Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz Westfalen: Z\u00fcchtung und Leistung unserer Getreidearten, Vortrag, gehalten beim Kursus praktischer Landwirte in Soest, Februar 1908, von Kammerherrn v. Vogelsang;\n3.\tin F\u00fchlings Landwirtschaftlicher Zeitung 1908, Heft 14: Einiges aus dem Gebiet der Feldbohnenz\u00fcchtung, von Dr. H. Lang;\n4.\tin den Bl\u00e4ttern f\u00fcr Zuckerr\u00fcbenbau 1908, Heft 3 und Heft 7: Isolierung der Mutterr\u00fcben und das spezifische Gewicht bei der R\u00fcbenselektion, von Dr. H. Lang.\nKleinere Arbeiten finden sich in vielen landwirtschaftlichen Zeitungen, insbesondere von v. Vogelsang, Dr. Wacker, Lehrenkrau\u00df, Schmelzer und Dr. H. Lang.\nFerner sind zu nennen die zahlreichen Ver\u00f6ffentlichungen \u00fcber Anbauversuche. Diese sind gr\u00f6\u00dftenteils zusammengestellt in Nr. 5 der Mitteilungen der Saatzuchtstelle der D. L. G. \u00fcber wichtige Sortenversuche, au\u00dferdem in den j\u00e4hrlich erscheinenden Preislisten der Firma.\nEndlich ist anzugeben, da\u00df in den Werken \u00fcber Pflanzenbau und Pflanzenz\u00fcchtung Eckendorf ein h\u00e4ufig zitiertes Beispiel bildet.","page":434},{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"435\n<>. Westfalen und Lippe.\nletzteres ein Kennzeichen massenertragreicher R\u00fcben ist, wurde fr\u00fcher stets aufmerksam nach ganz feinem Blatt ausgelesen. Jetzt l\u00e4\u00dft sich dieses Zuchtziel nicht mehr durchf\u00fchren, da es mit dem zunehmenden Gehalt der R\u00fcbe nicht vereinbar ist. Unten ist die R\u00fcbe ebenfalls flach und treibt neben vielen ganz feinen und bei der Ernte leicht abrei\u00dfenden Faserwurzeln eine einzige, verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig recht d\u00fcnne Pfahlwurzel in den Boden.\nDie Walzenform der R\u00fcbe gew\u00e4hrt au\u00dfer den hohen Ertr\u00e4gen noch einige andere h\u00f6chst wichtige Vorteile, so vor allem die bequeme Ernte und sehr geringe Schmutzprozente. Viele Landwirte sehen sie f\u00fcr weniger haltbar an als die mehr keilf\u00f6rmigen, gehaltreicheren R\u00fcben. Wer sie aber frostsicher\nBild 254. Wohngeb\u00e4ude des Rittergutes Eckendorf bei Bielefeld.\nund dabei doch luftig einmietet, bei dem h\u00e4lt sie sich wohl ebenso lange wie andere Sorten (vgl. Illustrierte Landw. Zeitung 1907, Nr. 88, Lang, Das Einmieten von Futterr\u00fcben).\nIn einer Ver\u00f6ffentlichung \u00fcber Ver\u00e4nderungen und Verluste der Futterr\u00fcben in der Miete (Mitteilungen der Landwirtschaftlichen Versuchsstation M\u00fcnster i. W.) kommen Geheimrat Dr. J. K\u00f6nig, Dr. A. B\u00f6rner und Dr. A. Schell zu folgenden Schl\u00fcssen: ,,Die R\u00fcben wachsen in den Mieten aus, und zwar die ungek\u00f6pften, an Trockensubstanz und Zucker reichen R\u00fcben-sorten durchweg st\u00e4rker\u201c .... \u201eAuch zwischen dem Faulwerden und der chemischen Zusammensetzung der R\u00fcben lassen sich in diesen Versuchen keine bestimmten Beziehungen erkennen ; dagegen nimmt das Faulwerden der R\u00fcben im allgemeinen in der w\u00e4rmeren Jahreszeit verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig rasch und in erheblichem Ma\u00dfe zu, wie nicht anders erwartet werden kann; aber auch dann verhalten sich die wasserreichen Sorten \u00fcbereinstimmend nicht ung\u00fcnstiger als die wasserarmeren Sorten.\u201c .... \u201eIn den wasserreicheren und zucker\u00e4rmeren R\u00fcben verlaufen die Um- und Zersetzungen w\u00e4hrend des Einmietens in der k\u00e4lteren Jahreszeit etwas st\u00e4rker.\u201c .... \u201eIn der w\u00e4rmeren Jahreszeit, von Ende M\u00e4rz bis Anfang Juni, ist der Verlust an Trockensubstanz zwei- bis f\u00fcnfmal gr\u00f6\u00dfer als in der k\u00e4lteren Jahreszeit (Oktober bis Ende M\u00e4rz), und es macht sich alsdann das umgekehrte Verh\u00e4ltnis geltend, indem die zuckerreicheren\n28*","page":435},{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft\nR\u00fcben, ohne Zweifel infolge des vorhandenen gr\u00f6\u00dferen Vorrats, in der gleichen Zeit mehr Zucker und Trockensubstanz verlieren als die zucker\u00e4rmeren R\u00fcben.\u201c Wenn auch diese S\u00e4tze allerdings aus ihrem Zusammenh\u00e4nge gerissen sind und zu ihrem besseren Verst\u00e4ndnis an Ort und Stelle nachgelesen werden m\u00fcssen, so treten sie doch unter allen Umst\u00e4nden der oben erw\u00e4hnten Ansicht erfolgreich entgegen.\nNachdem der von W. v. Borries erstrebte Typus gefunden war, wurde er vier Jahrzehnte lang in der Richtung auf Ertragf\u00e4higkeit weiter veredelt und durch gewissenhafte Formenauswahl rein gehalten. Letzteres ist bei der au\u00dferordentlichen Variabilit\u00e4t der R\u00fcbe nur unter den gr\u00f6\u00dften Opfern m\u00f6glich.\nBild 255. v. Borries-Eckendorf: Blick in das Laboratorium f\u00fcr Futterr\u00fcbsnuntersuchung.\nIn den achtziger Jahren trat bei dem 1886 in den Betrieb eir.getretenen Kammerherrn H. v. Vogelsang, dem Schwiegersohn des erw\u00e4hnten W. v. Borries, der Gedanke allm\u00e4hlich in den Vordergrund, ob nicht auch der Gehalt der Futterr\u00fcbe bei ihrer Z\u00fcchtung eine gro\u00dfe Rolle spielen m\u00fc\u00dfte. Zahlreiche Untersuchungsatteste der Versuchsstation M\u00fcnster aus jener Zeit beweisen, wie eifrig man sich damals bereits mit der chemischen Zusammensetzung der Futterr\u00fcbe besch\u00e4ftigt hat. Die gro\u00dfen Differenzen zwischen den einzelnen Exemplaren wiesen immer mehr darauf hin, da\u00df auch der Gehalt z\u00fcchterisch zu bearbeiten sei. Diesem Gedanken verschaffte v. Vogelsang 1893 vollends Durchbruch, indem er ein eigenes Laboratorium ein-richtete und als erster von allen Futterr\u00fcbenz\u00fcchtern die Mutterr\u00fcben auf","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"li. Westfalen und Lippe.\n437\nGehalt untersuchen und nur die im Gehalt besten von ihnen weiterbauen lie\u00df. Auch wurden sogleich diese besten von den \u00fcbrigen durch Gazeh\u00e4uschen getrennt, eine Ma\u00dfregel, mit der Eckendorf ebenfalls den \u00fcbrigen Zuchtbetrieben voranging [Abb. 260: Eckendorfer Gazeb\u00e4uschen f\u00fcr Isolierung von Mutterr\u00fcben gegen Fremdbest\u00e4ubung]. (Vergl. Bl\u00e4tter f\u00fcr Zuckerr\u00fcbenbau, 1908, Nr. 3, Dr. Lang, Die Isolierung der Mutterr\u00fcben).\nNat\u00fcrlich bedeuteten diese Neuerungen einen gro\u00dfen Umschwung in der ganzen Handhabung der R\u00fcbenz\u00fcchtung, und zwar schon insofern, als durch die hohen Kosten des Verfahrens der Wert der einzelnen Elitemutterr\u00fcben\nein sehr betr\u00e4chtlicher wrar. Deshalb wurde von Anfang an genau Buch \u00fcber sie gef\u00fchrt, und au\u00dferdem wurde im folgenden Jahre und so fort das neue Elitematerial so ausschlie\u00dflich wie nur m\u00f6glich aus der Nachzucht der untersuchten und als besonders gut befundenen R\u00fcben entnommen.\nDie Zuchtb\u00fccher in Ecken-dorf gestatten jetzt, 17 Jahre weit r\u00fcckw\u00e4rts jede untersuchte R\u00fcbe und jede zur Weiterzucht gelangte Mutterr\u00fcbe nachzuschlagen. Sie lassen gleichzeitig einen Gesamt\u00fcberblick \u00fcber die ganze z\u00fcchterische Arbeit seit 1893 zu und erlauben endlich, Schl\u00fcsse auf die seither gemachten Fortschritte zu ziehen. Diese sind f\u00fcr die rote und die gelbe Variation au\u00dferordentlich gro\u00df; nur auf die wei\u00dfe, die immer zur\u00fccktreten mu\u00dfte, erstrecken sie sich nicht. Sowohl die Bild 25G. V. Borries-Eckendorf.\tgelbe als auch die rote Original Ecken-\nTypische Form der Eckendorfer Futterr\u00fcbe, dorfer Futterr\u00fcbe sind eingetragene\nD. L. G.-Hochzuchten.\nDie neun besten der jeweils untersuchten R\u00fcben enthielten durchschnittlich :\nGramm Trockensubstanz\nim Mittel der\tbei der roten\tbei der gelben\nJahre\tEckendorfer R\u00fcbe\tEckendorfer R\u00fcbe\n1894\u20141896 .................... 170,3 g\t160,3 g\n1897\u20141901 ..................... 210,0,,\t196,4,,\n1902\u20141906 .................... 225,0 .,\t215,2 ,,","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 257.\nBild 258.\tBild 259.\nv. Bornes, Eckendorf.\nBild 257. Typische \u00c4hre von Orig. Eckendorfer Mammut-Wintergerste.\nBild 258. Typische \u00c4hre von Orig. Eckendorfer begranntem Dickkopf-Winlerweizen.\nBild 259. Typische \u00c4hre von Orig. Eckendorfer glattem Di ck k\u00f6pf - Wi nt er weizen.","page":438},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"6 Westfalen und Lippe.\n439\nB. Getreide.\nNicht ganz so weit wie die R\u00fcbenz\u00fcchtung reicht in Eckendorf die Getreidez\u00fcchtung zur\u00fcck.\nGez\u00fcchtet werden:\n1.\tEckendorfer Mammutwintergerste (eingetragene D. L. G.-Hochzucht, Abb. 257: Typische \u00c4hre von Eckendorfer Mammutwintergerste.)\n2.\tEckendorfer begrannter Dickkopfwinterweizen (Abb. 258: Typische \u00c4hre von Eckendorfer begranntem Dickkopfwinterweizen).\n3.\tEckendorfer glatter Dickkopf win terweizen. (Eingetragene D.L. G.-Hochzucht, Abb. 259: Typische \u00c4hre von Eckendorfer unbegranntem Dickkopf winterweizen. )\nDie Mammutwintergerste wird auf den v. Borriesschen Ritterg\u00fctern Eckendorf und Hovedissen seit etwa 1884 angebaut und seit etwa 1888 z\u00fcchterisch bearbeitet.1)\nNat\u00fcrlich hat die Methode der Z\u00fcchtung in dieser Zeit mehrfache Ver\u00e4nderungen erlitten; denn man mu\u00dfte einerseits auf die im Laufe der Jahre gemachten Erfahrungen, andererseits auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiete der Getreidez\u00fcchtung Bedacht nehmen.\nDie etwa in den Jahren 1888\u20141898 betriebene \u00c4hrenauswahl aus dem Feldbestande mit darauf folgender K\u00f6rnerauswahl krankte an dem Hauptfehler, da\u00df man neben manchem Guten und zur Weiterzucht Geeigneten vielfach Ergebnisse besonders g\u00fcnstiger Entwdcklungsbedingungen weiter z\u00fcchtete : gro\u00dfe und wohlausgebildete K\u00f6rner stammen oft genug aus schartigen \u00c4hren, und gro\u00dfe und vollbesetzte \u00c4hren sind nicht selten Produkte einer ein-halmigen Staude oder eines bevorzugten Platzes auf dem Felde.\nDeshalb war es ein entschiedener Fortschritt, als man von 1898 an statt K\u00f6rner und \u00c4hren ganze Stauden ausw\u00e4hlte. Freilich besteht ja auch hier die Gefahr, da\u00df man \u2014 sofern die Auswahl der Stauden aus dem Feldbestande geschieht -\u2014 zuweilen solche bekommt, die ihre hervorragenden Eigenschaften ebenfalls nur dem Standort verdanken.\nAber man kann diese Gefahr verringern, wenn man besonders d\u00fcrftige und besonders \u00fcppige Stellen des Feldes vermeidet, namentlich aber, wenn man die Elitepflanzen in eigentlichen Zuchtg\u00e4rten im Verb\u00e4nde anbaut, um ihnen gleichen Wachstumsraum zu geben.\nVon einer Elitestaude verlangt man in Eckendorf sowohl bei Mammutwintergerste als auch bei Dickkopfwinterweizen, da\u00df sie folgende Eigenschaften aufweist :\n1.\tKr\u00e4ftigen, aufrechten Wuchs,\n2.\tmittlere Bestockung.\n1) Vgl. Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung, Jahrgang 1904, Nr. 74, Lang, Die Z\u00fcchtung der Eckendorfer Mammutgerste.","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"440\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nEinzelne Halme werden ausgeschlossen, weil sie entweder Bruchst\u00fccke von mehrhalmigen Stauden sind oder aber \u2014 wenn sie selbst die Staude darstellen \u2014 die Gefahr in sich bergen, da\u00df sich ihre geringe Bestockungsf\u00e4higkeit vererbt. Ebenso werden Stauden mit sehr vielen Halmen nicht zur Elite gelegt, weil sie ihre \u00fcppige Entwicklung meist der Gunst des Standorts verdanken und au\u00dferdem im allgemeinen reicher an mangelhaft entwickelten Halmen sind.\n3.\tGro\u00dfe, gedrungene, gleichm\u00e4\u00dfig mit K\u00f6rnern besetzte \u00c4hren mit den bez\u00fcglichen Rassemerkmalen.\n4.\tAlle \u00c4hren der Staude gleich voll entwickelt und auf gleicher H\u00f6he stehend (keine Nachtriebe!).\nHierzu kommt seit 1899 noch als weitere Anforderung an eine gute Staude :\n5.\tG\u00fcnstiges Verh\u00e4ltnis zwischen K\u00f6rnergewicht und Staudengewicht.\nDer Umfang, in dem die Getreideselektion in Eckendorf betrieben wird,\nist ganz ungew\u00f6hnlich gro\u00df : schon 1903 wurden allein von Mammutwintergerste rund 6000 Stauden verarbeitet und 400 qm mit einzelnen K\u00f6rnern auf 10 cm im Quadrat von Hand ausgelegt.1) In den letzten Jahren erstreckte sich die Z\u00fcchtungsarbeit auf das Material, welches die etwa 0,8 ha gro\u00dfen Zuchtg\u00e4rten lieferten, und von dem nach vorauf gegangener Selektion auf \u00e4u\u00dfere Merkmale etwa 12 000 Stauden mit der Eckendorfer Stauden wage verwogen und in die Zuchtregister eingetragen wurden.\nC. Feldbohnenz\u00fcchtung.\nDie Eckendorfer Feldbohne, eine eingetragene D. L. G.-Hochzucht, wird in Eckendorf seit sehr langer Zeit gebaut. Ihre z\u00fcchterische Bearbeitung begann etwa um das Jahr 1890. Die erste Nachricht in der Literatur findet sich im Jahrgang 1897 der Mitteilungen der D. L. G., wo in dem Bericht \u00fcber die Besichtigung der Saatzuchtwirtschaften im Jahre 1896 Geh. Hofrat Prof. Dr. F. Nobbe-Tharandt folgendes schreibt: ,,Die Z\u00fcchtung der Pferdebohne (Weserbohne), mit welcher 32,5\u201437,5 ha bestellt sind, geht von dem Grundsatz aus, da\u00df die Pflanze mindestens 10 H\u00fclsen tragen mu\u00df, von denen die besten K\u00f6rner mit der Hand ausgelesen und auf 6 Zoll gedrillt werden. Die Weserbohne ist nicht sehr lang (140 im Mittel, die h\u00f6chste 165). Die Ernte schwankt zwischen 3,5 und 8,5 (zumeist 7\u20147,5) dz. Trockene Jahre liefern die besten Ertr\u00e4ge.\u201c Im Jahrgang 1907 der Mitteilungen \u00e4u\u00dferte sich dann Geh. Regierungsrat Professor Dr. L. Wittmack im Bericht \u00fcber \u201eSamen\u201c folgenderma\u00dfen \u00fcber die Z\u00fcchtung der Feldbohne: \u201eGanz besonders wichtig ist f\u00fcr Eckendorf die Zucht der Feld-, Pferde- oder Saubohnen ( Vicia Faba); ja man kann wohl geradezu behaupten, da\u00df \u00fcberhaupt die Z\u00fcchtung dieser Pflanze in Eckendorf ihren Anfang nahm. Schon 1896 sahen wir dort ein bestimmtes Prinzip in der Auslese walten, und dieses besteht noch heute. Es\n1) Vgl. Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung, a. a. O.","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"6. Westfalen und Lippe.\n441\nwerden Pflanzen aus normalen Best\u00e4nden ausgew\u00e4hlt, aber nur solche, die mindestens 10 H\u00fclsen am Stengel haben. Die Eckendorfer Sorte zeichnet sich auch durch Widerstandsf\u00e4higkeit gegen ung\u00fcnstige Witterung in der Bl\u00fcte aus, was eben ihre hohen Ertr\u00e4ge erkl\u00e4rt.\u201c\n1904 wurde zum erstenmal ein eigentlicher Zuchtgarten angelegt, in dem die Pflanzen genau im Verband standen. Es kam damals ein aus drei unter sich verbundenen, unten mit regelm\u00e4\u00dfig angeordneten Zapfen, oben mit einem Gestell und Handhaben versehenen Querh\u00f6lzern bestehendes Pflanzholz zur Anwendung. In jedes mit demselben eingedr\u00fcckte Loch kam eine Bohne. (Vergl. F\u00fchlings Landw. Zeitung, 57. Jahrg. Heft 14, Lang, Einiges aus dem Gebiet der Feldbohnenz\u00fcchtung).\nI). Sonstiges.\nAu\u00dfer Futterr\u00fcbe, Wintergerste, Dickkopfweizen und Feldbohne werden noch Steckr\u00fcbe, Riesenfutterkohl und Pferdem\u00f6hre z\u00fcchterisch bearbeitet. Hier werden aber nur ganz einfache Zuchtmetlioden angewandt, und es ist nichts weiter dar\u00fcber zu sagen, zumal der Umfang des Samenverkaufs im Rahmen des Gesamtbetriebs nur eine geringe Rolle spielt.\nIII. Die Durchf\u00fchrung der Z\u00fcchtung in Eckendorf.\n1. F u t t e r r \u00fc b e.\n\u00dcber das Zuchtziel sprach sich Kammerherr v. Vogelsang in dem oben erw\u00e4hnten Vortrag folgenderma\u00dfen aus: \u201eTrotzdem wir in Eckendorf die ersten waren, die mit einer Qualit\u00e4tszucht der R\u00fcbe vorgingen und trotzdem es uns auch gelungen ist, die Trockensubstanz in den 14 Jahren um etwa 3 % zu heben, legen wir doch den gr\u00f6\u00dften Wert darauf, den Massenertrag unserer Z\u00fcchtung nicht zu verringern, da es nach unserer Ansicht darauf ankommt, in m\u00f6glichst viel R\u00fcbenmasse eine m\u00f6glichst gro\u00dfe Gewichts menge von N\u00e4hrstoffen auf die Fl\u00e4che zu g e w i n n e n.\u201c\nUm diesem Zuchtziel zu folgen, ist nachstehendes Zuchtschema aufgestellt worden :\nHaupt-\nauslese\nVorauslese im Laboratorium\nVorauslese auf dem Feld . Vorauslese im Winterkeller\nAbstammung,\nFarbe,\nForm,\nSpezifisches Gewicht, Absolutes Gewicht, Zucker,\nZuckerwert, Trockensubstanz, Trockensubstanz wert, Klassen wert.","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"442\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n\u00dcber die einzelnen Ausleseeigenschaften ist folgendes zu sagen:\n1.\tDia Auslese nach Farbe und Form geschieht durch Leute, die diese Arbeit schon seit Jahrzehnten besorgen. Es wird ihr die gr\u00f6\u00dfte Sorgfalt gewidmet, und sie wird im Winter noch zweimal wiederholt, so da\u00df von den urspr\u00fcnglich ausgelesenen R\u00fcben wieder die H\u00e4lfte und mehr zum Wegfall kommt.\n2.\tDer Bestimmung des spezifischen Gew ich ts wurde fr\u00fcher gr\u00f6\u00dfere Bedeutung beigemessen, und sie wurde mittels eines von v. Vogelsang erdachten Apparates festgestellt (vgl. Julius K\u00fchn-Nummer der Deutschen Landw. Presse 1895). Neuerdings dient\nsie nur noch zur Vorselektion und besteht in\nBild 260. v. Borries-Eckendorf. Gazeh\u00e4uschen f\u00fcr Isolierung von Mutterr\u00fcben gegen Fremdbest\u00e4ubung.\neiner einfachen Schwimmprobe. Die Gr\u00fcnde daf\u00fcr, da\u00df man von dem fr\u00fcheren Modus abging, sind in den Bl\u00e4ttern f\u00fcr Zuckerr\u00fcbenbau (Jahrg. 1908, Nr. 7, Lang, Das spezifische Gewicht bei der R\u00fcbenselektion) angegeben.\n3.\tDie W\u00e4gung der R\u00fcben und die Probeentnahme f\u00fcr die chemische Untersuchung wird im Bohrraum vorgenommen.\n4.\tDie Untersuchung auf Zucker geschieht nach der Kr\u00fcgerschen Methode, die f\u00fcr die Gewinnung von Vergleichszahlen vollkommen ausreicht.\n5.\tDieT r ockensubstanzbestim-m u n g ist nach den in Eckendorf herrschenden Anschauungen nicht zu umgehen und gibt bei den im Zuckergehalt gen\u00fcgenden R\u00fcben in letzter Instanz Aufschlu\u00df dar\u00fcber, ob sie zuchtw\u00fcrdig und welches die besten von ihnen sind.\n6.\tAn der Hand einer Formel, in der die einzelnen Selektionsmerkmale vertreten sind, wird zuletzt f\u00fcr jede Elitemutterr\u00fcbe eine Klassifikationsziffer berechnet. Nacli ihr werden die R\u00fcben zuerst in den B\u00fcchern und dann im Fr\u00fchjahr vor dem Auspflanzen auch in Wirklichkeit geordnet.\nSeit 1894 wird das Auspflanzen der Eliten in erster Linie so vorgenommen, da\u00df neun nach Form und Gehalt besonders hervorragende Mutterr\u00fcben gemeinsam in einem Gazeh\u00e4uschen isoliert werden. Unter ihrer Nachkommenschaft wird dann von neuem Auslese gehalten.\nZu diesem Verfahren, das als Mutterstammbaumzucht bezeichnet werden kann, tritt ein Massen ausleseverfahren hinzu. Alle guten R\u00fcben, die in der Form tadellos sind und bei der Untersuchung eine f\u00fcr jedes Jahr neu festgesetzte Untergrenze im Gehalt \u00fcberschritten haben, aber nicht zur Isolation gelangen, werden auf einem gro\u00dfen Beet gemeinsam angepflanzt. Dieses liefert immerhin 1\u20142 Ctr. Samen f\u00fcr jeden der drei Farbenschl\u00e4ge, wei\u00df, gelb und rot, und die aus diesem Samen erwachsenden","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"6. Westfalen und Lippe.\n443\nR\u00fcben, denen durch Auslegen des Samens von Hand im Verb\u00e4nde tunlichst gleiche Wachstumsbedingungen geboten werden, bilden ein umfangreiches und \u00e4u\u00dferst wertvolles Material f\u00fcr die weitere Auslese. Au\u00dferdem gew\u00e4hrt dieses Verfahren neben anderen technischen und \u00f6konomischen Vorz\u00fcgen haupts\u00e4chlich auch eine sehr rasche Vermehrung des Elitematerials, so da\u00df verkaufsf\u00e4higer Samen schon in der zweiten Generation nach der Auslese gewonnen wird, was bei einer so schnell entartenden Pflanze wie der Futterr\u00fcbe von unsch\u00e4tzbarem Vorteil ist.\nEinzelne R\u00fcben werden seit 1894 ^regelm\u00e4\u00dfig ebenfalls isoliert. Man nahm dazu meist solche, die sich in einer bestimmten Richtung besonders hervortaten; sie wurden dann k\u00fcnstlich untereinander gekreuzt. Seit 1905 werden einzelne R\u00fcben nun auch zum Zweck der Durchf\u00fchrung einer reinen strengen Stammbaumz\u00fcchtung isoliert. Ihre Nachkommenschaften werden mehrere Generationen lang in Vergleichsanbau genommen und auf Massenertrag, Ausgeglichenheit und Reinheit der Form, Gehalt an Zucker und Trockensubstanz, Widerstandsf\u00e4higkeit und anderes gepr\u00fcft. -\u2014\nDer Verkaufssamenbau wird ausschlie\u00dflich mit voll ausgewachsenen Mutterr\u00fcben betrieben, so da\u00df auch in der dem Verkauf vorangehenden Generation nochmals peinlich genau nach der Form ausgelesen werden kann. Dabei kommen Durchschie\u00dfer (Scho\u00dfr\u00fcben) niemals zur Vermehrung, weil bez\u00fcgliche Neigungen an den ausgewachsenen R\u00fcben ohne weiteres zu erkennen sind.1)\nBeim Samenbau treten folgende Zahlen in Kraft :\nStandweite der R\u00fcben im Feldanbau........... 25 X 45 cm,\ndaher auf den Hektar etwa............... 80 000 St\u00fcck.\n1) Vgl. dazu auch folgenden Absatz aus dem mehrerw\u00e4hnten Vortrag von v. Vogelsang:\n\u201eLeider ist der Stecklingssamenbau der Runkelr\u00fcbe sehr verbreitet, und nur die Z\u00fcchter der bekannten Sorten Leutewitz, Eckendorf, Tannenkrug usw. halten an dem alten, bew\u00e4hrten, aber auch sehr kostspieligen Prinzip fest, w\u00e4hrend der meiste andere Same, der billig angeboten wird, sich der Stecklinge bedient.\nBedenkt man, da\u00df bei der Zucht von Samen aus gro\u00dfen, ausgewachsenen R\u00fcben von einem Morgen R\u00fcben im ersten Jahre kaum so viel Mutterr\u00fcben gewonnen werden, um damit wieder einen Morgen f\u00fcr die Samengewinnung vollpflanzen zu k\u00f6nnen, w\u00e4hrend man auf einem Morgen Stecklinge so viele h\u00fchnereigro\u00dfe Stecklinge erzeugen kann, um damit zehn Morgen vollzupflanzen, so ist es erkl\u00e4rlich, warum derartig gewonnener Samen so viel billiger sein kann, ganz abgesehen von den erheblichen Mehrkosten, die das Auspflanzen von rund 400 dz gro\u00dfer R\u00fcben auf den Hektar mit dem Spaten gegen das Ausstecken der Setzlinge mit dem Pflanzholze macht, und abgesehen auch von dem Zusammenfahren der Riibenmassen im Herbst, dem Einmieten, \u00dcberwintern und Wiederausfahren im Fr\u00fchjahr.\nEs wird nun vielfach behauptet, da\u00df eine einmalige Zwischengeneration von Stecklingen nicht schade, ich habe ebenfalls Versuche in dieser Richtung gemacht und eine entschiedene Verschlechterung der Form festgestellt sowie ferner eine gr\u00f6\u00dfere Neigung zum Durchschie\u00dfen, und das ist sehr erkl\u00e4rlich, da eine Auswahl von Stecklingen nach diesem Gesichtspunkte eben nicht m\u00f6glich ist, da man bei ihnen nicht erkennen kann, ob sie Neigung haben, einen langen Hals anzusetzen.","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\nZweiter' Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nStandweite der Mutterr\u00fcben im Feldanbau . .\t70 X 70 cm,\ndaher auf den Hektar etwa.................' 20 000 St\u00fcck.\nHa nun einem Hektar Mutterr\u00fcben jedesmal ungef\u00e4hr ein Hektar R\u00fcben entspricht, so wird hiernach etwa jede vierte R\u00fcbe des Feldbestandes im Jahrgang darauf Mutterr\u00fcbe: so streng wird vor dem Anbau des Verkaufsamens nochmals ausgelesen. Der ganze Rest gelangt zur Verf\u00fctterung.\nDer Same wird von Hand geerntet und mit der Dampfdreschmaschine gedroschen. Nach dem Drusch gelangt er sofort in die weiter unten zu schildernde Dampftrocken- und Reinigungsanlage, in der er in absolut tadelloses Saatgut verwandelt wird. Den ganzen Winter \u00fcber werden Keimversuche teils an landwirtschaftlichen Versuchsanstalten, teils im eigenen Keimapparat vorgenommen, um jederzeit die Garantie zu haben, da\u00df die Magdeburger Norm \u00fcberschritten ist. So gut wie regelm\u00e4\u00dfig keimt der Eckendorfer Same nach jahrelangen Erfahrungen mit mehr als 200 %.\nDa\u00df das oben angef\u00fchrte Zuchtziel erreichbar ist, und da\u00df auf diesem Wege die Eckendorfer R\u00fcbe einen nennenswerten Vorsprung hat, das beweisen bei weitem die meisten von den ungemein zahlreichen Anbauversuchen mit Futterr\u00fcben. H. v. Vogelsang sagte hier\u00fcber in dem erw\u00e4hnten Vortrag folgendes :\n\u201eSehr interessant ist gerade mit Bezug auf diese Frage ein vergleichender Anbauversuch, den Herr Prof. v. Seelhorst mit einer gr\u00f6\u00dferen Zahl von Runkelr\u00fcben und Zuckerr\u00fcben durch mehrere Jahre ausf\u00fchrte. Es geht aus demselben hervor, da\u00df der Ertrag an Zucker auf die Fl\u00e4che, wie ihn die besten Zuckerr\u00fcben erbringen, von den Runkelr\u00fcben teilweise erheblich \u00fcbertroffen wird, und da\u00df die h\u00f6chste Zuckerernte auf die Fl\u00e4che von den massenertragreichsten Futterr\u00fcben hervorgebracht wird. Ich habe aus der Reihe der Versuchsjahre das Jahr 1902 herausgegriffen, weil in demselben sowohl bei Zucker- wie bei Runkelr\u00fcben die h\u00f6chsten Zuckerernten erreicht wurden. Die beste Zuckerr\u00fcbe war Schreibers verbesserte, die in 379,8 dz vom Hektar bei 17,47 % Zucker 6635,1 kg Zucker vom Hektar erbrachte, die beste Futterr\u00fcbe war die Wei\u00dfe Eckendorfer, von ihr wurden 1132 dz vom Hektar mit 8,4 % Zucker und vom Hektar 9512,9 kg Zucker geerntet, also 2878 kg Zucker vom Hektar mehr als von der besten Zuckerr\u00fcbe bei einem Mehrertrage an R\u00fcbenmasse von 752 dz, ein Ergebnis, das sich auch mit Versuchsergebnissen des Herrn Prof. Gisevius deckt, der feststellte, da\u00df innerhalb der Runkelr\u00fcben diejenigen mit h\u00f6chsten Massenertr\u00e4gen oft die meiste Trockensubstanz auf die Fl\u00e4che her Vorbringen. \"\n2. Getreide.\nDie Getreidez \u00fcchtung strebt nach m\u00f6glichst hohen und m\u00f6glichst sicheren Ernten. Man l\u00e4\u00dft in Eckendorf bei der Verfolgung dieses Zuchtziels Massenausleseverfahren und Individualauslese nebeneinander herlaufen.\nBeim Massenausleseverfahren wird eine sehr gro\u00dfe Anzahl (2000\u20145000 und mehr) Pflanzen untersucht, bei denen zwar die fernere Abstammung nicht ganz genau bekannt ist, von denen man aber in dieser Beziehung wenigstens soviel sicher wei\u00df, da\u00df sie von Elitepflanzen'des Vorjahres stammen, da\u00df sie damit Enkel von Eliten des vorhergehenden Jahres sind usw.. da\u00df sie ferner alle unter denselben Wachstumsbedingungen aufgewachsen sind, da\u00df","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"(i. Westfalen und Lippe.\n445\nsie sich endlich schon in ihrem \u00c4u\u00dferen vor ihren Nachbarpflanzen auffallend hervorgetan haben. Diese Pflanzen werden ganz einfachen Selektionsarbeiten unterworfen (bei denen die bekannte Eckendorfer Stauden- und K\u00f6rnerwage nach v. Vogelsang [Abb. 261] die Hauptrolle spielt) und nach den Ergebnissen gruppiert. Namentlich kommt es dabei auf das Verh\u00e4ltnis des K\u00f6rnergewichts\nzum Gesamtpflanzengewicht, auf die Kor n-Prozente, an, was schon deshalb zu erw\u00e4hnen ist, weil die Auslese hiernach noch nicht bekannt war, als sie in Eckendorf in Aufnahme kam.1) Der Z\u00fcchter geht bei dem bez\u00fcglichen Zuchtverfahren davon aus, da\u00df der K\u00f6rnerertrag der bei weitem wichtigste Teil des Ertrages ist, sowie davon, da\u00df mit einem hohen Anteil des Gewichts der K\u00f6rner hohe Ergibigkeit \u00fcberhaupt und insbesondere gute Lagerfestigkeit korrelativ verbunden zu sein pflegen. Es zeigte sich namentlich bei der Eckendorfer Mammut-wintergerste, da\u00df sie im Laufe der Jahre an Lagerfestigkeit gewonnen hat, ohne da\u00df auf diese direkt gez\u00fcchtet wurde. Offenkundig lager-\nschwache Pflanzen, ^ Nach- BM 261 v Borries-Eckendorf. Eckendorfer Staudenkommenschaf ten und St\u00e4mme\tund K\u00f6rnerwage (nach v. Vogelsang) im Betrieb,\nwerden allerdings bei der\nAuswahl der Eliten stets peinlichst ausgemerzt. (Vergl. D. Landvv. Presse, 1905, S. 267, Lang, Die Bedeutung des Bestockungsverm\u00f6gens f\u00fcr die Z\u00fcchtung der Halmfr\u00fcchte.)\nNeben der Massenauslesez\u00fcchtung wird eine Art der Individualauslese betrieben, wie sie Fruwirth als deutsches Ausleseverfahren schildert, also mit j\u00e4hrlich erneuerter Auslese und st\u00e4ndiger vergleichender Pr\u00fcfung der Nach-\n1) Vgl. den erw\u00e4hnten Vortrag von v. Vogelsang \u00fcber Getreidez\u00fcchtung.","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nkommenschaften. Die n\u00e4here Schilderung der Einzelheiten der sehr sorgf\u00e4ltigen und zeitraubenden Arbeiten, die hierbei n\u00f6tig werden, w\u00fcrde zu weit f\u00fchren.\n3. Feldbohne.\nAuch hier kann auf Einzelheiten nicht eingegangen werden, zumal alles Wissenswerte \u00fcber die Durchf\u00fchrung der Z\u00fcchtung und \u00fcber die Erfahrungen, die'dabei in Eckendorf gemacht worden sind, in dem Aufsatz \u00fcber Feldbohnenz\u00fcchtung in Fiihlings Landwirtschaftlicher Zeitung niedergelegt ist.\nIV. Die Einrichtungen des Eckendorfer Saatzuchtbetriebes.\nDas seit 1893 bestehende Eckendorfer Laboratorium ist mit allen Apparaten und Hilfsmitteln f\u00fcr die R\u00fcbenuntersuchung ausgestattet. Hierzu geh\u00f6ren insbesondere eine Anzahl von Wagen, der Polarisationsapparat, der Trockenschrank, das Mikroskop und die Einrichtung f\u00fcr die Stickstoffbestimmung. Namentlich zu erw\u00e4hnen sind auch der Vortrockenschrank und der Keimschrank, die beide mit der Hei\u00dfwasserheizung in Verbindung stehen und von ihr auf die gew\u00fcnschte Temperatur gebracht werden (Abb. 255: Blick in das Laboratorium f\u00fcr Futterr\u00fcbenuntersuchung).\nAuch der Auslesespeicher, der haupts\u00e4chlich der Getreideselektion dient, ist reichlich mit Vorrichtungen ausgestattet. Insbesondere ist die Eckendorfer Staudenwage zu nennen, die Mechaniker Grotthaus in Danzig nach v. Vogelsangs Angaben anfertigt und die immer mehr an Verbreitung gewinnt (Abb. 261: Eckendorfer Stauden- und K\u00f6rnerwage nach v. Vogelsang im Betrieb). Au\u00dfer dem Auslesespeicher sind etwa 5000 qm Bodenraum vorhanden, und auch die Ausdehnung der Scheunen ist so gro\u00df, da\u00df Vermischungen der Sorten in denselben so gut wie ausgeschlossen sind.\nF\u00fcr die Aussaat der Eliten in den Zuchtg\u00e4rten dient unter anderem das seit 1903 im Gebrauch befindliche, in ganz einfacher Weise konstruierte Legenetz f\u00fcr Eliten (Abi). 253 : Eckendorfer Legenetz nach Dr. Lang im Betrieb), ferner eine kleine Handdrillmaschine und eine Anzahl weiterer Vorrichtungen.\nDie Zuchtg\u00e4rten selber werden in Eckendorf stets mitten in ein Feldst\u00fcck der betreffenden Frucht gelegt, so da\u00df die Pflanzen in ihnen ganz \u00e4hnliche Wachstumsbedingungen genie\u00dfen wie die Pflanzen des feldm\u00e4\u00dfigen Bestandes. Dabei dienen die Zuchtg\u00e4rten haupts\u00e4chlich drei verschiedenen Zwecken. Erstens nehmen sie die K\u00f6rner der Elitepflanzen auf, die unter Zuhilfenahme jenes Legenetzes oder anderer Vorrichtungen einzeln von Hand ausgelegt werden, und zwar im Verb\u00e4nde, damit jede aus dem Elitekorn wachsende Pflanze von Anfang an tunlichst den gleichen Standraum hat wie alle anderen ; letzterer betr\u00e4gt je nach Pflanzenart , Jahreszeit usw. 7,5 X 15 oder 15 X 15 oder 5 x 20 oder 10 X 20 usw. cm. Ferner werden im Zuchtgarten solche K\u00f6rner einzeln ausgelegt, die zu irgend welchen","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"G. Westfalen und Lippe.\n447\nVersuchen (Bestockungsversuchen, Verer bungs versuchen usw.) dienen sollen. Drittens endlich werden in ihm diejenigen K\u00f6rner ausges\u00e4t, die von den Nachkommenschaften der Elitepflanzen des V o r -j a h r e s geerntet wurden und nun stammweise auf ihre Leistungen gepr\u00fcft werden sollen. Dadurch werden die Zuchtg\u00e4rten stets dreiteilig. Jener erste Teil aber, der f\u00fcr die eigentlichen Eliten bestimmt ist, hat wiederum zwei Unterabteilungen, entsprechend dem oben erw\u00e4hnten\n\u2014 i u i im u ft-? \u00bbrf n \u00f9vorc\nBild 262. v. Borries-Eckendorf. Getreidereinigungsanlage.\nUmstand, da\u00df neben der eigentlichen Individualauslese auch Massenauslesez\u00fcchtung betrieben wird.\nSolcher Zuchtg\u00e4rten gibt es in Eckendorf im Winter zwei: einen f\u00fcr die Mammutwintergerste und einen f\u00fcr die beiden Dickkopf winterweizen und ihre Variationen. Im Sommer aber kommt noch der R\u00fcbenzuchtgarten, ferner die drei Pflanzordnungen der besten Mutterr\u00fcben jedes Farbenschlags und endlich der Bohnenzuchtgarten hinzu, so da\u00df dann nicht weniger als sieben Zuchtg\u00e4rten mit teilweise recht betr\u00e4chtlicher Ausdehnung (bis zu je etwa V3 ha) vorhanden sind.\nAls ein unentbehrlicher Teil der Einrichtung des Eckendorfer Saatzuchtbetriebes ist noch zum Schlu\u00df die Dampfreinigungs- und Trockenanlage","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"448\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nzu nennen, die folgenderma\u00dfen arbeitet (Abb. 262: Getreidereinigungsanlage in Eckendorf).\nDas durch die Dampfdreschmaschine vorgereinigte Getreide gelangt zuerst durch die \u00d6ffnung A in der Durchfahrt des Speichergeb\u00e4udes nach dem Aufsch\u00fcttrumpf B des Elevators C, der es in die im obersten Stockwerk des Speichers befindliche Getreidereinigungsmaschine Ideal D bef\u00f6rdert. Auf dieser wird eine Abscheidung der gr\u00f6beren und der kleineren Beimischungen\n\u2014louqgjc-bni ff\ntiiicYi 11tcVc4\\a 11l\u2019a\u00e8re \u00fcw\tnIvnja mm mit g'lVlv\nBild 2G3. v. Borries-Eckendorf. R\u00fcbensamenreinigungsanlage.\nund Unkr\u00e4uter sowie des gr\u00f6\u00dften Teils der schwachen K\u00f6rner bewirkt. Nach dieser Vorbehandlung gelangt das Getreide durch das Abfallrohr E in den Trockenapparat F (System K\u00f6nig), von wo es durch den Ablauf G in den Elevator H ausm\u00fcndet. Von da aus gelangt es in den Aufscli\u00fcttrumpf K des Elevators L, der es wiederum nach dem im obersten Stockwerk befindlichen Sortierzylinder M schafft. Um der Korngr\u00f6\u00dfe Rechnung zu tragen und zugleich Vermengungen vollkommen auszuschlie\u00dfen, wird f\u00fcr jede Getreideart ein besonderer Zylinder verwendet. Die durch denselben hindurchfallenden kleinen K\u00f6rner gelangen durch das Rohr P auf die Windfege Q, die sie als Mahl- oder Futterkorn verlassen. Dagegen gelangen die guten K\u00f6rner durch die Rohre N und N1 in die beiden R\u00f6bertrieure O und 01; wo die Auslese der runden Unkrautsamen sowie der halben K\u00f6rner geschieht.","page":448},{"file":"p0449.txt","language":"de","ocr_de":"6. Westfalen und Lippe.\n449\nDie im darunter befindlichen Stockwerk aufgestellten Windfegen \u201eTriumph\u201c R und Rv befreien sodann das Getreide von leichten K\u00f6rnern usw.\nEndlich transportiert die unter den Ausl\u00e4ufen der Windfegen angebrachte Schnecke 8 das fertige Saatgut entweder zum direkten Einsacken nach den Saatgutstutzen X und Xx oder nach der Auslaufrinne T in den Elevator U. Durch letzteren k\u00f6nnen die Lagerr\u00e4ume der beiden oberen Stockwerke nach Belieben besch\u00fcttet werden.\nDie gleiche Anlage dient auch f\u00fcr die Reinigung Sortierung und Trocknung des R\u00fcbensamens. Soll sie mit solchem beschickt werden, so ersetzt man die Vorreinigungsmaschine D durch einen Vorstoppler und die beiden Trieure 0 und 01 durch zwei gro\u00dfe Stoppelauslesemaschinen. Au\u00dferdem wird die gro\u00dfe Sortiertrommel M entsprechend ausgewechselt (Abb. 263: R\u00fcbensamenreinigungsanlage).\nBei einer derartigen Behandlung des Saatgutes ward eine ganz besonders sorgf\u00e4ltige Reinigung und Sortierung desselben erzielt, einmal dadurch, da\u00df die einzelnen Maschinen in ihren Leistungen genau gegeneinander abgepa\u00dft sind, und weiterhin durch den Ersatz des unzuverl\u00e4ssigen Handantriebs durch den vollkommen gleichm\u00e4\u00dfigen Maschinenantrieb; ferner erh\u00f6ht die Anlage durch die Trocknung s\u00e4mtlicher Saatfrucht deren Qualit\u00e4t, insbesondere deren Keimungsenergie ; endlich findet sie neuerdings eine sehr bedeutungsvolle Anwendung auf dem Gebiet der Bek\u00e4mpfung von Pflanzenkrankheiten, insbesondere des Gerstenflugbrandes nach dem kombinierten Appel - v. Vogelsangschen Verfahren. (Vgl. dar\u00fcber Dr. Langs Ausf\u00fchrungen in Nr. 70 des Jahrgangs 1908 der Illustrierten landwirtschaftlichen Zeitung, sowie diejenigen von Landwirtschaftslehrer Schmelzer in Nr. 42 der Mitteilungen der D. L. G. 1908.)\nnach |photo9ta,J\nSGHUTZ-MARKE\nBild 264. Schutzmarke v. Borries-Eckendorf.\nDeutsche Pflanzenzucht.\n29","page":449},{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"450\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nC. (Tonemeyer, Tannenkrug bei Leopoldsh\u00f6lle i. L. Die Original Tannenkr\u00fcger Futterr\u00fcbe (rot und gelb) wird seit 1884 auf dem Gute Tannenkrug,\nJessen Ackerfl\u00e4che 50 ha umfa\u00dft, in n\u00e4chster N\u00e4he von Eckendorf durch Einzelauslese der auf Zucker- und Trockensubstanzgehalt untersuchten Eliten gez\u00fcchtet und hat mit der Original Eckendorfer R\u00fcbe viele \u00c4hnlichkeiten, wenn sich auch bei den vergleichenden Anbau versuchen derD.L.G. zeigt, da\u00df die Form etwas l\u00e4nger und auch die Belaubung in der Regel etwas anders ist. Die R\u00fcbe hat eine gr\u00f6\u00dfere Verbreitung angenommen; der zum Verkauf gebrachte Same ist ausschlie\u00dflich einzeln ausgesuchten Mutterr\u00fcben entnommen.\n\nBild 265.\nSchutzmarke.\nBild 266. Paulsen-Nassengrund, Gr\u00fcnder der Zuchtwirtschaft.\nW. Paulsen, Nassengrund bei Blomberg (Lippe).\nGut Nassengrund, 82 ha gro\u00df, liegt vollst\u00e4ndig isoliert etwa 3 km von der Bahnstation Blomberg in Lippe entfernt und wird vom Z\u00fcchter seit dem Tode des \u00d6konomierats W. Paulsen (t 6. 2. 1901), des Begr\u00fcnders der Zuchtwirtschaft, vom Jahre 1901 an bewirtschaftet. Die Lage ist nicht dem Namen entsprechend, sondern ziemlich hoch, etwa 190 m \u00fcber dem Meere, von Norden und Nordwesten von Wald umgeben. Die Bodenlage hat teilweise Neigung.\nDer Boden wechselt zwischen mittelschwerem Lehm- und Mergelboden;","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"(i. Westfalen und Lippe.\n451\nder Untergrund ist ebenfalls sehr wechselnd, besteht teilweise aus Lehm, teilweise aus blauem Mergel. Er ist undurchl\u00e4ssig; die Felder sind, soweit es notwendig, dr\u00e4niert.\nDie \u00fcbliche Fruchtfolge ist: Klee, Roggen, Kartoffeln, Weizen, Hafer, Kartoffeln, Winter- oder Sommerhalmfrucht. Zur Saatkartoffelgewinnung dienen alle mit Kartoffeln bebauten Schl\u00e4ge mit Ausnahme des Versuchsfeldes, etwa 12 ha.\nZur Aufbewahrung der Kartoffeln stehen zwei Keller von etwa 1200 cbm Gr\u00f6\u00dfe zur Verf\u00fcgung, wo die einzelnen Sorten in entsprechend hohen Lagern\nBild 267. Paulsen-Nassengrund: Teilansicht eines Versuchsfeldes.\nvoneinander getrennt sind, so da\u00df ein Vermischen ausgeschlossen ist. Was die Keller nicht fassen, wird eingemietet.\nDer Kartoffelbau hat in der Kassengrunder Wirtschaft von jeher eine gro\u00dfe Rolle gespielt. Mit der Gutswirtschaft war seinerzeit Brennereibetrieb verbunden, die Wirtschaft also auf ausgedehnten Kartoffelbau angewiesen. Die 1845 in Deutschland stark auf tretende Kartoffelf\u00e4ule machte sich auch in Kassengrund sehr bemerkbar, was wohl die Veranlassung dazu gab, Versuche anzustellen, aus Samen einer nicht krank werdenden Sorte brauchbare Sorten zu erzielen. 1846 und 1847 wurden Versuche dieser Art vom derzeitigen Besitzer, Dr. phil. Carl Paulsen, gemacht, blieben aber ohne Erfolg und wurden einstweilen nicht wiederholt. Sp\u00e4ter war der \u00d6konomierat W. Paulsen nach \u00dcbernahme der Wirtschaft 1855 darauf bedacht, die speziell f\u00fcr seine Verh\u00e4ltnisse beste Kartoffelsorte zu ermitteln. Eine solche fand er in","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nder gr\u00fcnen Heiligenst\u00e4dter und sp\u00e4ter in der Sieberh\u00e4user. Erst in den sechziger Jahren wurde der Versuch, aus Samen neue Sorten zu z\u00fcchten, wiederholt, und zwar durch die Gattin des Besitzers in ihrem Gem\u00fcsegarten. Durch g\u00fcnstige Erfolge ermuntrte, setzte nun Paulsen diese Versuche Jahr f\u00fcr Jahr fort, und es gelang ihm mit der Zeit, wirklich widerstandsf\u00e4hige Sorten zu erzielen, zuerst im Jahre 1871. Hier fielen ihm S\u00e4mlinge auf, die noch Ende September gr\u00fcnes Kraut zeigten, w\u00e4hrend alle \u00e4lteren Sorten schon l\u00e4ngst abgestorben waren. Die an diesen S\u00e4mlingspflanzen gewachsenen Knollen wurden im Oktober sorgf\u00e4ltig gesammelt und in den folgenden J \u00e4hren weitergebaut. Die einzige hieraus gezogene Sorte, die im Laufe der Jahre\nBild 268. Pauisen-Nassengrund : Abdul Hamid.\nf\u00fcr gut befunden wurde, erhielt den Namen \u201eErste von Nassengrund\u201c. Nachdem so ein erster Erfolg erzielt war, wurde die Zucht aus Samen mit neuer Tatkraft und Sorgfalt aufgenommen. Allj\u00e4hrlich wurden die gewonnenen S\u00e4mlinge neben den am meisten empfohlenen deutschen und neueren amerikanischen Sorten zum Vergleich im Garten gebaut, beobachtet und sorgf\u00e4ltig gepr\u00fcft auf Ertrag und Gehalt. Hierbei bildete die auf den Nassengrunder Feldern ausschlie\u00dflich gebaute \u201eSieberh\u00e4user\u201c gleichsam den Pr\u00fcfstein. Bei stetig zunehmendem Erfolge konnte 1875 die Zucht- und Pr\u00fcfungsstation f\u00fcr neue Kartoffelvariet\u00e4ten gegr\u00fcndet werden.\nIm Laufe der Jahre richtete Paulsen sein Augenmerk besonders darauf, gegen Krankheit widerstandsf\u00e4hige, f\u00fcr alle Zwecke geeignete Sorten zu z\u00fcchten, was ihm in hohem Ma\u00dfe gelungen ist. Die Kartoffelzucht war seine Lebensaufgabe.\nNach dem Tode des \u00d6konomierat Paulsen \u00fcbernahm der jetzige Besitzer","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"6. Westfalen und Lippe.\n453\ndie Wirtschaft, welche er seitdem in unver\u00e4nderter Weise, ganz im Sinne seines Oheims, fortf\u00fchrt. Er war hierzu um so mehr imstande, als ihm schon einige Jahre vor dem Ableben des Begr\u00fcnders der Kartoffelzuchtwirtschaft die Leitung dieser und die Bearbeitung des Versuchsfeldes \u00fcbertragen worden war, so da\u00df er mit allen Einrichtungen vertraut war.\nDie z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit Paulsens erstreckt sich auf Neuz\u00fcchtung von Kartoffeln aus Samen, welcher durch k\u00fcnstliche Kreuzung von verschiedenen Sorten gewonnen wird, und in den letzten Jahren auch auf eine Verbesserung der Sorten in sich durch Staudenauswahl unter Ber\u00fccksichtigung der Gestaltung der Staude, der Beblattung, der Beschaffenheit des Stengels und des Ertrages der Staude. Das Ziel der Z\u00fcchtung ist die Erzeugung widerstandsf\u00e4higer, ertrag- und gehaltreicher, f\u00fcr alle Zwecke geeigneter Kartoffelsorten.\nDie Kartoffelz\u00fcchtung geht in folgender Weise vor sich. Die Kreuzung (k\u00fcnstliche Befruchtung) wird auf dem Versuchsfelde zu geeigneter Zeit an den daf\u00fcr geeigneten Stauden solcher Sorten, welche die gew\u00fcnschten Eigenschaften in besonders ausgepr\u00e4gtem Ma\u00dfe besitzen, vorgenommen. Nach der Befruchtung wird die Bl\u00fcte mit einem T\u00fcllbeutel \u00fcberzogen, um einer Fremdbest\u00e4ubung bzw. Besch\u00e4digung vorzubeugen.\nNachdem die Beeren gereift sind, werden sie abgenommen, der Same ausgewaschen, getrocknet und im Fr\u00fchjahr fr\u00fchzeitig im Warmkasten ausges\u00e4t. Sobald die Samen aufgegangen, werden die entstandenen Pflanzen verschiedene Male pikiert und, wenn sie gro\u00df genug sind, im Garten ausgepflanzt, und zwar in Abst\u00e4nden von 60 X 60 cm. Im Herbst des ersten Jahres findet eine Auswahl unter den S\u00e4mlingen nur nach dem Aussehen statt. Die Knollen jeder Pflanze, welche man behalten will, werden in kleine Beutel gesammelt, numeriert und mit Abstammungsvermerk versehen auf bewahrt. Im zweiten und in den folgenden Jahren werden die entstandenen Sorten auf dem Versuchsfelde angebaut. Jede Sorte ist durch Pf\u00e4hle begrenzt, welche die Nummern des Versuchsfeldbuches tragen. Auf diesem Versuchsfelde werden auch fast s\u00e4mtliche Namensorten, die in Nassengrund gez\u00fcchtet wurden, sowie\nBild 269. Paulsen-Nassengrund: Ideal.","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nSorten anderer Z\u00fcchter zum Vergleich mit angebaut. Im Laufe des Sommers werden bei den verschiedenen Sorten Beobachtungen \u00fcber die Entwicklung der Stauden, \u00fcber die Bl\u00fcte, das Verhalten gegen Krankheit und die Vegetationsdauer angestellt und die n\u00f6tigen Bemerkungen im Feldbuche gemacht.\nAuf einem zweiten Versuchsfelde werden die bew\u00e4hrten Neuz\u00fcchtungen bei feldm\u00e4\u00dfigem Anbau weiter gepr\u00fcft. Erst wenn die Sorten in mindestens f\u00fcnf Jahren v\u00f6llig befriedigt haben, erhalten sie Namen und werden in den Handel gebracht, w\u00e4hrend die sich nicht bew\u00e4hrenden m\u00f6glichst bald ausscheiden.\nBeim Roden wird f\u00fcr jede Sorte das Erntegewicht ermittelt. Jede Sorte wird auf St\u00e4rkegehalt untersucht und bei jeder das Aussehen der Knollen nach Form, Farbe und Beschaffenheit der Schale und des Fleisches und nach\nBild 270. Paulsen-Nassengrund: Montana.\nLage der Augen festgestellt. Alle Befunde werden in das Zuchtbuch, welches mit der gr\u00f6\u00dften Gewissenhaftigkeit gef\u00fchrt wird, eingetragen und die hiernach nicht gut erscheinenden Z\u00fcchtungen ausgemerzt. Eine Pr\u00fcfung auf Koch- und Speiseeigenschaften findet erst im vierten und f\u00fcnften Jahre statt.\nSeit dem Bestehen des Zucht be triebes, also seit 1875, sind einige Hundert in Nassengrund gez\u00fcchtete neue Kartoffelsorten in den Handel gebracht worden. Erw\u00e4hnt seien hier von den vielen: Anderssen, Gelbe Rose, Juno, Blaue Riesen, Athene, Aspasia, Simson, Schwan, Gloria, Hannibal, die beliebte und allgemein bekannte Juli; ebenso die der Magnum bonum \u00e4hnlichen Sorten: Galathee, Abdul Hamid (Abb. 268), Johanna und Isolde; ferner die Neueinf\u00fchrungen: Asta, Alba, Ideal (Abb. 269) und Rosa und schlie\u00dflich die sehr beliebt gewordenen Sorten : Montana (Abb. 270) und Bund der Landwirte, erstere als Speisekartoffel, letztere als Fabrikkartoffel mit sehr hohem Gehalt.","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Verzeichnis von den bew\u00e4hrtesten der bis jetzt in den Handel gebrachten Paulsenschen Kartoffelziiehtungen.\n(Die mit * gezeichneten Sorten werden jetzt noch f\u00fcr den Handel angebaut.)\n6. Westfalen und Lippe.\n455\nb\u00df\nG\nG\nG\n\u00a3 \u00a3 \u00a3 N N N\nN\n03\n44\n?\nN\nCft .s\nUl\nftftftfta303G3 03\t03\t03 C3 03\t03\ncS cS.a2.cc .oc ^ #a2 .ce .\u0153 .ao .c\u00df\n,\t, \u2019S *3 'S \u2019S \u2019S \u2019S \u2019S \u2019S\n44 ^3 & \u00fc 0 ftft\nA 2- ft\nft ft\nU1U1U1U1U1U1U1U1 Ul fi\nrG\ncS\n.2\t&, ft ft .5\n& Ul Ul Ul '<\u00a3\nft\ncc\nG\n0)\nTJ\nG\n05 X CC O O O O O 05 ci 05 o:\n[>C\u00a3150C0GC\u00a3)>Ot0iC^\noooooooooo\n050503 02 050505050505\n\u25a0t CO (M (M (M \u00ceO\no o o o o o o\n05 05 05 05 05 05 03\nft\tft\tft\n<Z2\tce\tt/2\ns\ts\ts\nI\n3\n\u00e7a \u2014; \u00e7a 03 _i \u00ab\n\u2019S .2 \u2019S \u2019S .2 *03 03 .2 .G 03 03\n^ C2 G G ft ^\n& > tz \u00a3\n\u2019\u00a3 > >\n\u00e7a ta \u00e7a _j ^ \u2019S \u2019S \u2019S .2 .2 \u00a3 \u00a3 \u00a3 > \u00a3>\ncS\nH0SI9U\nO o 02 02\naimpg\n3 3 3 3 3 3\nO'\u2014*\t03 i\u2014\u25a0\t03 >\u2014\nt>\t02\tt>\tC-\t>\t03\n^\tb\u00df\tr\tb\u00df\t'\u25a0*\tb\u00df\nG G css'll 02 02 a; \u25a0\u2014\n^ ^ \u00ef Mi \u00e4\nJ \u00c6 O \u00c6 2 \u00a3\n_ 3 3 3 :\n03 'S 'S \"S\nb\u00df b\u00df b\u00df b\u00df\nG G G rj\nO\nfi\nG G > > c o\nxs .2 .2 -s .2\nC C 2, P G G\nb\u00df b\u00df > b\u00df b\u00df G \u00ee> G CCOG\u00f6goC ic\u00f4 :cS :c\u00f4 :G\nG r-G G b\u00dfC^-2 G G G G S \u201c\nb\u00df\nG\nG\nS\nG\nG\n-t-i\nco\n4b\nO\nG\n03\nb\u00df\nB a\n.G G\n<1\n<\n-t-i 03\t+3 04\tG\t>\t>\tG\tO\u00ee\tG\t\t\n\u00a3\t\u00a3\tG\tGO\t00\tG S\tOl\tG S\tG S\tq\n03\t03\tS\t<\t\tS\tfi\ts\ts\tCI\nO\tfi\tO\t<\t<1\to\t\to\to\t<1\niO \u2018G \u2022 G\u00ef\nK*\nCb >\t^\nGO\n< ec \u00e6\n.2 c3\nS ~\nG ^ o ^ > ,2 N\n* i\nfi \u0153\nN fi\npLj h-3\nG \u00dbO\n03 O b\u00df th\n\u00a7 \u00fb2\nJ N\nS K:\nfi\nfi\ns: -t\n44\n03\niO\nS)\nc:\n>\nrG\no \u2019S 'S 'S\nH G G\nG -G \u00a3 >>\nG 4\n5 f\u00e9\nfi G\nG G 03 si t-: l-j ui pq\nG\nfi\n44 G\nfi fi\nG3 4b G G\n< <1\ni\u2014(030T-HTH-r--T-H-H'-H\nOOiCbOOOOOO\nH\tl>\tt\u00bb\tX\t(N\nO\t03\t02\t05\t05\n05\tGO\tGO\tGO\tCO\nCD\tCD\tiO\tO\t\u00bbO\ti\u00fb\t\u00dc\n05\t05\t05\t05\t05\t05\t05\nGO\tGO\tGO\tGO\t00\tGO\tGO\ni 1 \u00a7 1 3 -8 .\u00a7 o -g g 3 -S s \u00e8fc \u00a7> j .\n*T*,*,*<**********\t* * \u2022>\nG\nG S rg I\n.2\t03\n03\n\u00a7 %\nG\nG g .2 \u00a7 u\nG\n*c\nG\n\u2014\nb\u00df\nbO\nO J\n'S ^\nb\u00df\nG\nG rG G 2 ^ G\nTJ\nJ\nS\nfi","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nt\u00df\n3\ntji co co\n\u00a9 \u00a9 o\nft ft ft\n\u00a9\t\u00a9\tO\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a3 PS S3 S3 N\n\u00fc \u00ae o\n*c8 \"\"c\u00f4 c\u00f6\nft\no\n\u00a9\n\u00a3\nS3\nft\nc\u00f6\npH\nT3\n\u00d6\nPS\n\u2022 Sh C3 .02\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\nCG CO 02 CO\nft ft A.rt\nui ui ui\n:ft :ft\n\u00a9.,\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9,\t\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\n& :\u00a7\tft \u00d6H ft ift\nJi^uiuiuiuiuiui^uiuiuiui\nP3 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\ncg co co co co\n\u2019\u00a9 *\u00a9 \u2019\u00a9 \u2019\u00a9\nS3\n\u00a9\n*^0\n:ft\nft r\u00f6 \u00a9\n\u00e4 3-1\tt\u00df\n2 2\nCO GO CO GO CO CO GO GO GO 00\no\to\to\tfti\t^\tft\t\u00a3\ti\trft\to\nft\tft\tft\tt\u00df\tco\tco\t^\t^\tco\tftft\n\"\t\u201c\t\u201c\t\u00e0\ts\t\u00e4\t3\t3\t\u00e4\t\u201c\n.2\noft\tft\tft\tft\tft\n\"\u00a9\t\u2019\u00a9\t\u2019\u00a9\t\u2019\u00a9\t\u2019\u00a9\n\u00a3\t\u00a3\t\u00a3\t\u00a3\t\u00a3\n.2 .2 .2\n\u2019> i> \u2019>\nft\n'S .2 \u00a3 !>\nipsiau\neiuxpS\n339932 \u00a9\t.\u2014'\t\u00a9\t\u00a9\tft\t\u00a9\n>\t\u00a9\t>\t>\t\u00a9\t>\nt\u00df\t^\tt\u00df\n\u00c6 Cft ft ft ft\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\nft -q -o c3 \u00ae3 ft\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\nC2 cg ,d cg cq ^\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\n^ t\u00df fi f\u00a3 fc\u00df\nt\u00df >\t3 t\u00df\nC O \u00a3 C\nft\nft .2 t\u00df^ d 2 \"\u00f6\u00df p t> 2\n? rt ^ o S\n^ \u00f6 ft ft\nc\u00f6 c\u00f6 ft c\u00f6\nc\u00f6 C\u00d6\nt> > O O\nft\nft\nft\n3\nc\u00f6\nCb\n>\ntji\no\nPh\nS3\nGO 4^\u00bb CO\n\t\tft\t\tco\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tc\t\n\t\to\t\t\tfc\u00df\tt\u00df Cb\t\t\tt\u00df\t\t\t\tCb\t\t2\to\t\n\t92\tco g\t\u00a9\t>\t,\u00f6\t\u00d6\tCO\t\t_ft\tCft\tCD\t\u00a9 -P\tCO\t\t:c\u00f6 co\t2\t\n\t>\t'ui >\t-ft .2 \"s*\tO CM i\u00df\t2 :c\u00f6 co\t2 :c\u00f6 co\t> o co\t\t2 :k5 co\tCO >\tCO >\t.2 *S\u00a3 S3\t> TJI Cb t-H\t\t3 's c\t'ui . ft > .2\t\n\t<M\tt\u00df\tS3\tP^\tc\u00f6 -ft\t? -ft\ti\u00df\tCO\tc8 -ft\tTji\tTji\t\t\t\tc\u00f6 ft\tt\u00df W\tXfl\n\u00f6\tO T\u2014t\t_\u00f6\t\tPh\t'ft\t'S\tft\tft ft\t'S\tTji i\u00df\tTji i\u00df\tft Cft\tUl\tCO _o\tco -ft\tft ft\tft ft\n\u00d6 ci\tc\ts !C\u00d6\tft ft\t\tft c\u00f6\t\u00a7\tPh\t:0 ft3\tft\tft\tft\t3\tPh\t\t.\u00a9 \u2019\u00a9\t2 g\t:0\nX\tX\tUl\t\tPh\tft\tK\t\u2022-D\tft\tw\t\tft\t\t*^)\tPi\tPh\tUl\tS\n3\n\u00a9a\n.ft\nft\nft ;c3 ,\tft^ *\nC\u00d6\t\u00a9 \u00ceH\n^ \u00a9\n\u00d6\np\n>1 TJI\nrft ^\nft ^\nJS \u00ab\nN\nS Sc <j m\n5 o O 'S\nCft \u00a9\n<3 H\n\n>\nS3\ng o> S 00\nPh\n\tPh\tft ft\t-S\tft ft\td ft\t02\t>\tft ft\t\u00a9 J3\tN\ni\u00df Tji\tCO (M\tft\tft o\t:0 ft\tr\u00a9\tfi\tTji Tji\tft\tc\u00f6\tH\ni\u00df\t00\tPh\tUl\tPh\tO\t<\ti\u00df\tP4\ts\tm\na a\nO (M >0 (M \u00bbG N Cb Ci Cb Ob Ob CO GO GO CO CO GO CO\niOCCDCO(MCO\u00abCGeClHH(M(M\tCM\nOb Cb Cb Cb Ob Cb Cb Cb Cb Cb Cb Cb Cb Cb\ncococococococococococococo\tco\n3\n:\u00a3\nt\u00df\nft\n............... .......................TJ...............\nCO\t\u2018ft\n\u00a7 \u2022 \u25a0 \u201e..........................s \u25a0 I...................\n^\t-S\ti\t\u00a7\t'I\t'\t-g\t'\t'\t'\ta\tg\tw\ts\t.$\tg\t'\t.s\nI\t|\t1\t*\t.3\tI\tI\tis\t-\t\u25a0\tg\tI\t||\t1\tS\t!\t\u2019S\tI\nft\tc\u00f6\t5\td\t\u00fc\tj3\tft\tft\t\u00a9\t\u00a9ft\tft\tft\tF-S\to\to\t\u2022ft,\ts.\nCl,\tCO\tft\tft\t^3\to\ta\t\u00a9\t0,-2\t\u00a3\tft\tO\tft\tc\u00f6\t3h\tft\t3\nO P? ^ O ^ *\t<1 * \u2022* j-P o o * * * <^<^<3*\nft-t\no\no","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"6. Westfalen und Lippe.\n457\nto\n\u00d6\nft\n\"ft\n\u00d6\nft ft\nft\n\u00a9 \u00a9\t\u00a9\n\u00a3 \u00a3\t\u00a3\nNN\tN\n\u00a9 \u00a9\nN\n\u00a3 \u00a3 N N\n-\t-\to\tM\t\u00a9\n\u00a9\t\u00a9\t<x>\t;z3\tft\to\tC^\n#co\t.22\tft\tft\t.22\tft\t\"\t,\u0153\tc\u00f6\t#<\u00ab\n\u2019\u00a9\t\u2019\u00a9\t.\t.\t\u2019\u00a9\t,\tft\t\u2019\u00a9\t.\t\u2019\u00a9\t,\na a .3 .3 a .b \u00ab a .\u00fc a .\u00f6\n\u00e6 OO S \u00cf \u00e4\u00fc S so :R cn :-\n\u00a9\n\u00a9 ft\n\" c\u00f6\n\u00ee-i\nO \u00a9\t*\u201c'\n.22 .2 -2 \u2019S '\u00a9 -g ft & ft 02 02 ft\nft ft \u00a9 \u00a9\n\u00a9 \u00a9\n\u00a3 \u00a3\nN N\n\u00a9 \u00a9\nJr< ft\tft\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\nc\u00f6\tc\u00f6\t,22\t.\u00abJ\t.ce\t\u0153\nW\u00a9WW-\nft ft ft ft P\n02 02 02 02 ft\nft\n\u00d6\nW\nft\n\u00a9\nto\nCOCOOOCOOOCOOOXON^^ \u00a90505\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9 GO GO GO GO 00 GO 00 00 CO GO GO 00\n05 05 05 05) 05 05 05 05 05 05 05 CO GO GO GO GO GO GO GO CO GO GO\nCG CG CG CG\n\u2022\t\u2022\t\u2022 Cu ft \u2022\nftftftc\u00df cg ft ft ft .H\nCGCCCGggCGCGCG\nft\ns\na\ta\ta\ta\tca\n2\t2\tS\t9\t'S\n>\t>\t'S\t>\t!\u00e4\na ca a .9 'S .2 > ^ >\nca a 'S .2 & >\ntpS18U[\nC\u00d6\nPu\n8I'GXl\u00b0S\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\nfs fs\na fs\n\u25a0*=>\t45\u00bb\nO O O O -\t\u201c\n\u00a9 \u00a9 \u2018 \u00a3\nft ft '\u00a9 \u2019\u00a9\n? p\u00a3\no .2 .2\nu > >\nO\nft\nft c\u00f6 to > ft O\nft ft ft ft O ft\nft c\u00f6\nto >\u2022\nft O :c\u00f6\nft\tc\u00f6\tc\u00f6\nto\t>\t>\nft\to\to\nft\nft^^ft^[2^fti2ftft\nf\u2014I\t>\u2014H\t03\tI\u2014I\tt\u2014<\tr\u2014I\t<\u2014I\tI\u2014I\tCo CO\nft to> ft to to to a to > >\ngftO^ftftftgftOO\nft\tft\tft\tft\tft\nto\nft\nft\nft\na\nft\n<\n>\na\nft\ngoo\n\u00a9 GO GO\nto\nft\n^ \u2019\u2019cfl , O\n> \u2022\nto \u25a0\nft 2\nT3\n> > > >\n\u00b0 a a\n^ ^ o ft Q \"<3\n3 !=\nO\np; pq W\to\to\t\u00a9\nTji\teo\tco\t(M\nto to\tto\tft\tft\tft\tGO\nft\tft\tft\t...\t.\nft\tft\tft\nto to\n.a .a\n11 ft ft cg co ro Jrj\n-s j\nn\n\u00ab\nft\nft\n:0\nC\u00d6 C\u00d6\nft ft 'ft 'ft ft ft\nC\u00d6 C\u00d6\nW S K\n00\n>\nft)\n3\n'\"S\nft ft C\u00d6\n^ ft ft\nC\u00d6 ft ft ftft C\u00d6 -,\nP\\ <3 <1 <1 (ft O \u00cb4\n05\niO iO ^\n\u00a91 (M\n\u00ab \u00ab to\nCM ^ ^ CO CO GO\n\u00a9\no ft\nGO\n. ^ > ft\nto\nft\na\n:c\u00f6\nto\nft\n\u00a9a\tCO\ttU \u00a9\t'CT>\t\tO <-rJ\nft\t.2\t-U> CG ft\tO\t's\tc\u00f6 +3\n00\tft X\t:ft ft\t\u00cfH X\t:c\u00f6 m\tC\u00d6 s\n<1\nS) a -s\nO ft\n(M(MN(M(M(5]WCONhh(M 05 05 05 05 05 05 05 05 05 05 05 05 00 CO GO GO GO OO GO GO GO GO GO GO\n1-HOOOCM05 05 05 05 C0G0 05 05 05 05 05 GO GO CO CO GO GO COOOCOCOCOOOCOOOCOCOCO\n\nC\u00d6\nft j\u00e0 '\u00a9\n'\u00a9 'ft ft rJl\na ^ J o\n-1 >-i p\na g\nft ft\n\u00a7 & '3 \u00a3 t3 a\n* ft;","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nb\u00df\nft\nT5\nft\n-ft\nc\u00f6\n?\nN\nN\n05\n_t\u00df \u00e6 cj\n'S \u2019S . A .V ui ui n\n*\nN\n05\t05\t05\t05\t05\t05\t\u00a33\nvi\tvi\tvi\tm\tvi\tm\t&\n44 44 \u00fc o 05\t05\n\u00a3 \u00a3\nN N\n05\t05\n05\t05\tS\tS\t05\t05\t05\nvi\tvi c\u00f6\tc\u00f6\tvi\tco\txn\nNJ\n05\t05\n44 44\n\u00a3 \u00a3 N csa\n05\t05\n44\n05\t05\n05\t05\n\u00a3 \u00a3\nN S3\nft ft ft A ft ft i ft ft \u00ef p, n, o, H 02 Ul Ul Ul Ul Ul \u00a3 Ul Ul \u00a3\u00a3 02 Ul Ul p\u00a3i\n05\t05\t05\t05\t05\nc\u00f6\tc\u00f6\tc\u00f6\tc\u00f6\n44 44 .t\n:ft :ft :ft :ft :ft\n\u2019\u25a0'f (M (M (M (M <M \u25a0\u00bb\u2014(t-I^-H-t\u2014It\u2014Ir-l-T\u2014<T\u2014It\u2014lr-<Ol>*C^l>'l>-t>-CD 05C5ffiCJ0505050505050505050505050505000000000000 GO GO GO 00 GO GO GO CC 00 GO GO CO GO GO CO GO CO GO GO GO GO CO GO (50\na a\n\u2022 p I\t\u2022\t\u2022 ft ft a \u2022\n44 j/2 ftft \u00a34 ftn \u0153 co \u00a34 \u00a34 44 Ph cc\u00f4\u0153\u00e6aigggco\u0153Mai\nCO CO CO\n.2\t05\n> \u00a3\n2 2 9 *> \u2019> \u2019>\no 2 > \u2019>\n2 2 2 2 > V V \u2019>\nd\nqosioi\u00ef\n0l^lpg\n^ C2 C2 C2 p p p\n\"S \u2019S \u2019S \u2019S \u2019S \u2019S \u2019S\nb\u00df S\u00cf\n-+3\t-4-3\t+3\n-4 \u00c72 ~\nP?\t05 .2 O\t05\t05\t05 \u2019\u2019S '\u00fc O\t.2\n'2\t\u00a3\t>\tb\u00df ^\tp\u00ef\t\u00a3\t\u00a3 b\u00df b\u00df ^\t>\nH* cq ^ cg cq ^ \u2019S \u2019S 2 iS i=\no\n\u00ab\n.2 .2 .2 ^3 b\u00df -ft b\u00df -ft -2 '\u00f6b'b\u00dfU) \u00a7 \u00a7 S S 3 ^ \u00a7 \u00c7\u00c7fid4^4hO^ :ca :cc :cc\nr\u00d6'ftrft.2.2rftrftFT2'\u201cJ\nSSSrb\u00df'b\u00df5t>>>\nggg\u00e4ftgooo\n1 1?\nb\u00df\nft\n42\n<3\nGO\n> . c >\nO CO\nN CC ft GO\n.\u2022\t>\t.\u2022\t>\t>\n> >\nO\tCO\tPI\niO\t?1\tiC\tC\tC\u00db\nGO\tt-h\tOC\tiC\tH\nft ft 44 44\nC\u00d6\n-ft\nft\nC\n05\t^\nC3 PS\n<4 *n & & tz\ns\n\u2022+P\u00bb\nft\nCO iO CO\nS' t- \u2019S\tp 'S S s\u2019 g s \u00ae S\u2019UJ s n '\u00a3. 3 3 s \u2019a '\u25a0'* s\nSonZfi^^OtPO^Wfiflfibb^bbb\u00f6flDS\nM\nW S- \u00ab\nS ca g ca\nc\n1\no ce\nc\u00f6 ci b\u00df b\u00df g5\n\u00ab \u00a3 \u00b0\n4\t4.. ft \u00e4 2\n05\t05\t-S\nco co :ft O .O\nGO\nO\n-ft\nc\u00f6\n*\u201c5\nCOGOC^C^COC^C^COCOCOCDCDCDCOCOCOCOiOCOCObOCOCOP] GO GO GO GO GO GO GO GO GO GO GO GO GO GO GO CO CO GO GO CO GO GO GO GO COGOCOGOCOCOCOCOGOCOCOCOGOGOGOGOCOOOCOGOCOCOCOCO\n>i C rft 03\ng\no -\u00a7\nb\u00df\n3 vi\n\u00a7 .2\ng ft 42\n\u2022 ft \u00d6 C5 iw I\u2014I w w \u2022>--\t3 s \u2014 \u2022 /-\u00ab\ng\u00e0SOOP\u00eeS^Sh\u00d4M\u00dc\nC\u00d6\nm c\nb\u00df^ g\nc a-?\n44\n44\n\u00ab\nnft\n:ft\n05\nG\no\n-ft\n.g >\nCO +3\nPh\nC\u00d6 c/j\nA 2\nco -ft\n<3 <] Ph m\na","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"7. Rheinprovinz.\n459\nDie Beschreibungen der jetzt noch im Handel befindlichen Sorten sind aus den allj\u00e4hrlich erscheinenden Preislisten zu ersehen; hier n\u00e4her darauf einzugehen, w\u00fcrde zu weit f\u00fchren.\nDie Kartoffelzuchtwirtschaft wurde auf verschiedenen Ausstellungen mit dem ersten Preise ausgezeichnet und erhielt beim Preisbewerb der D. L. G. im Jahre 1894 und 1906 den ersten Preis, die gro\u00dfe silberne Medaille.\n7. Rheinprovinz.\nDie F\u00f6rderung der Saatzucht und des Saatgutbaues l\u00e4\u00dft sich in der Rheinprovinz der im Jahre 1904 gegr\u00fcndete Rheinische Saatbau -verein angelegen sein. Sein Zweck ist die F\u00f6rderung der Zucht und die Gewinnung hochwertigen Saatgutes in der Rheinprovinz. Der Verein sieht es zu dem Zwecke als sein Hauptziel an, den Nachban solcher Sorten, die f\u00fcr rheinische Verh\u00e4ltnisse geeignet sind, qualitativ zn f\u00f6rdern. Die z\u00fcchterische Bet\u00e4tigung der Vereinsmitglieder hielt sich bisher in engen Grenzen, da von den Mitgliedern des Vereins nur Herr Krafft - Buir seit l\u00e4ngerer Zeit erfolgreich auf dem Gebiete der Saatgutzucht t\u00e4tig gewesen ist. Den Vereinsbestrebungen dienen :\n1.\tSitzungen zur Regelung der Vereinsangelegenheiten, belehrende Vortr\u00e4ge, Exkursionen und \u00dcbungskurse.\n2.\tDie Einrichtung eines Saatenanerkennungswesens.\n3.\tGemeinsame Ausstellung anerkannter Saaten.\n4.\tVergleichende Sortenanbauversuche.\n5.\tF\u00f6rderung des Absatzes anerkannter Saaten und Bek\u00e4mpfung von Mi\u00dfbr\u00e4uchen im Saatguthandel.\n6.\tVereinbarungen mit anderen, \u00e4hnliche Ziele verfolgenden K\u00f6rperschaften zwecks gemeinsamer Vertretung der Interessen des Saatbaues.\nDie Gesch\u00e4ftsstelle des Vereins ist mit dem Institut f\u00fcr Bodenlehre und Pflanzenbau an der Kgl. landw. Akademie Bonn-Poppelsdorf verbunden.\nAdministration der Ii\u00f6nigl. Eifeldom\u00e4ne B\u00fctgenbach. Die Administration umfa\u00dft die Dom\u00e4nen B\u00fctgenbach, Rurhof, Lauscherb\u00fcchel und Bertrath mit einem Gesamtfl\u00e4cheninhalte von 657 ha und besch\u00e4ftigt sich seit 1903 mit dem Anbau von Saatgetreide.\nMath. Conzen, Blessen (Bez. C\u00f6ln). Nachdem auf der 125 ha gro\u00dfen Wirtschaft mit dem Anbau von Saatgetreide 1899 begonnen wurde, erfolgten in","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ndemselben Jahre auch die ersten z\u00fcchterischen Ma\u00dfnahmen bei der gelben und wei\u00dfen rheinischen Lanker Futterrunkel durch Auslese einzelner Pflanzen und sp\u00e4tere Veredlungsauslese. Auch der Sommerweizen Wohltmanns blaue Dame wird seit 1903 z\u00fcchterisch bearbeitet.\nAkademisches Out Dikopshof bei Sechtem, in Besitz der K\u00f6nigl. Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf. Auf der USA\u00ab gro\u00dfen Wirtschaft werden seit 1904 Saaten zum Verkauf angebaut.\nF. Dorenkamp, Gillrathcrhof bei Gillrath (Bez. Aachen). Auf der 87 ha\ngro\u00dfen Wirtschaft werden seit 1896 Saaten zum Verkauf angebaut; seit 1902 ist mit der Z\u00fcchtung eines Roggens, der durch Kreuzung von Petkuser und Zeel\u00e4nder Roggen entstanden ist, begonnen worden. Das erstrebte Zuchtziel ist : kurzes Stroh, vollbesetzte \u00c4hre, tief in den Spelzen sitzendes grobes Korn von gr\u00fcnlicher Farbe. Durch Staudenauslese werden die sich diesem Ziele am meisten n\u00e4hernden Pflanzen ausgesucht und isoliert angebaut. Die erstrebte Gr\u00fcnk\u00f6rnigkeit ist bereits mit 100 % voll erreicht. Teverson Weizen wird seit 1905 durch \u00c4hrenauslese zu verbessern gesucht, ebenso wird eine gro\u00dfbl\u00e4ttrige ganz besonders hochwachsende Sorte Rheinischer Rotklee zu erhalten gesucht.\n0. Esser, Mettmann (Rheinland). Auf dieser Wirtschaft, die haupts\u00e4chlich Nachbau betreibt, werden seit 1902 Petkuser Roggen, Sval\u00f6fweizen, Gimbals Weizen, Beselers Hafer II und Kirsches Hafer angebaut, und zwar nicht nur auf der eigenen, 40 ha umfassenden Ackerfl\u00e4che, sondern auch auf der gleichgro\u00dfen beaufsichtigten Nachbarwirtschaft.\nC. Krafft, Buir (Bez. C\u00f6ln).i\na) Wirtschaftsbeschreibung.\nDie Wirtschaft umfa\u00dft die G\u00fcter Krafftshof und Voigtsburg mit einem Gesamtareal von 190 An, wovon 180 An Ackerland und der Rest Wiese, Weide, G\u00e4rten und Geb\u00e4udefl\u00e4chen sind. Die Bodenoberfl\u00e4che liegt 100\u2014120?\u00bb \u00fcber dem Meere. Die mittlere Jahrestemperatur betr\u00e4gt 9\u201410\u00b0 G. und die mittlere Niederschlagsmenge 650 m?\u00bb. Der Boden besteht zum [gr\u00f6\u00dften Teile aus mildem Lehm mit einer darunter liegenden, meist undurchl\u00e4ssigen, tonigen Kiesschicht und ist \u00fcberall da, wo diese undurchl\u00e4ssige Schicht nahe an die Oberfl\u00e4che tritt, dr\u00e4niert. Stellenweise tritt der Kies v\u00f6llig zutage, so da\u00df Zuckerr\u00fcben- und Weizenbau nicht mehr lohnen.\nDie Bewirtschaftung des Ackerlandes erfolgt in einer Weise, f\u00fcr welche nachstehe nde Fruchtfolgen als Richtschnur dienen :","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"7. Rheinprovinz.\n461\nI. F\u00fcr guten Boden (Lehm): 1. Zuckerr\u00fcben, 2. Weizen, 3. 2/3 Hafer nach Wei\u00dfkleegr\u00fcnd\u00fcngung und y3 Rotklee, 4. 2/3 Roggen und y3 Hafer, 5. 1/3 Pferdebohnen und 2/3 Zuckerr\u00fcben, 6. 1/3 Roggen 2/3 Hafer und 7. Weizen.\nII. F\u00fcr geringeren Boden (toniger Sand und Kies) : 1. Kartoffeln, 2. Hafer, 3. einsch\u00fcriger Klee oder H\u00fclsenfrucht und 4. Roggen.\nStallmist wird nur zu R\u00fcben, Kartoffeln und Bohnen gegeben. Von k\u00fcnstlichen D\u00fcngemitteln finden neben Kalk vorzugsweise 18% Superphosphat, 40% Kalisalz, schwefelsaures Ammoniak und Chilisalpeter Verwendung. Die Ertr\u00e4ge schwanken je nach Lage und Jahr ziemlich erheblich und betragen im Mittel auf den Hektar bei den Wurzelgew\u00e4chsen 320 dz Zuckerr\u00fcben und 200 dz Kartoffeln, beim Rotklee 80 dz Heu, bei Weizen und Roggen 32 dz, bei Hafer 38 dz und bei Pferdebohnen 26 dz K\u00f6rner.\nZur Unterbringung der Getreideernte dienen vier Scheunen, von welchen jede gleichzeitig zur Aufnahme nur einer Fruchtart dient. Das mit der Dampfdreschmaschine ausgedroschene Getreide gelangt sofort \u00fcber die auf dem Krafftshofe befindliche, durch einen Motor angetriebene Reinigungsanlage in die Scheune, von wo die verschiedenen Sorten auf die einzelnen Lagerspeicher verteilt werden. Auch hier wird zur Verh\u00fctung von Verunreinigungen auf jeden mit besonderem Eing\u00e4nge versehenen Speicher nur eine einzelne Sorte gebracht.\nb) Geschichtliches.\nSeit der \u00dcbernahme der Gutswirtschaft im Jahre 1890 befa\u00dft sich Krafft mit Getreideanbauversuchen, bei denen neben einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl Z\u00fcchtungssorten auch eine Reihe einheimischer oder eingef\u00fchrter Landsorten gepr\u00fcft wurden.\nIn den ersten Jahren wurden die bei diesen Versuchen als f\u00fcr die dortigen Verh\u00e4ltnisse geeignetst erscheinenden Sorten im gro\u00dfen angebaut und die K\u00f6rnerernte als Saatgut verwertet. Es zeigte sich aber schon im ersten Jahre, da\u00df manche sonst recht brauchbare Sorte aus einem mehr oder weniger gro\u00dfen Gemisch verschiedener Formen bestand. Deshalb wurde im Jahre 1892 damit begonnen, aus dem gro\u00dfen Feldbestande eine gro\u00dfe Anzahl gleichf\u00f6rmiger, sch\u00f6n gebauter \u00c4hren mit reichem K\u00f6rnerbesatz auszuscheiden, deren K\u00f6rner auf einem kleinen Beete zur Aussaat zu bringen und weiter zu vermehren, so da\u00df davon in zwei bis drei Jahren der ganze Saatgutbedarf der Wirtschaft gedeckt werden konnte. Von 1895 ab wurden anstatt der \u00c4hren ganze Pflanzen ausgew\u00e4hlt und deren K\u00f6rner familienweise in gleichen Abst\u00e4nden im Zuchtgarten ausges\u00e4t. Bei der Ernte wurden dann alle Familien, die nicht befriedigten, von der Weiterzucht ausgeschlossen. Die K\u00f6rner der besten Pflanzen der nach \u00e4u\u00dferer Beurteilung besten Familien wurden im folgenden Jahre zur Aussaat im Zuchtgarten verwendet. Alle \u00fcbrigen guten Pflanzen derselben Familien wurden vereinigt und lieferten das Saatgut f\u00fcr das Vermehrungsfeld.","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nEin Zuclitregister wird erst von 1900 ab gef\u00fchrt, anf\u00e4nglich in der einfachsten Weise. Es sollte dazu dienen, festzustellen, wie sich die einzelnen Mutterpflanzen vererbten. Von dieser Zeit an werden die besten Familien zum ersten Male getrennt vermehrt und dabei auf ihren Ertrag und sonstige Eigenschaften gepr\u00fcft. Zur weiteren Vermehrung werden dann die K\u00f6rner der ertragreichsten Vermehrungsfelder vereinigt, sofern sie Verschiedenheiten nicht aufweisen. Ergibt sich aber, da\u00df die Nachkommenschaft einer einzigen Mutterpflanze sich vor allen anderen ganz besonders auszeichnet, so kommt nur diese allein noch zur Vermehrung. Letzteres ist bei vier von den nachstehend beschriebenen sechs Sorten bereits durchgef\u00fchrt. Seit 1904 werden bei der Ernte der ersten Vermehrung von Roggen und Pferdebohnen alle Pflanzen einzeln mit der Hand ausgezogen und in zwei Gruppen, gute und schlechte Pflanzen, sortiert, von welchen nur die erste Gruppe zur weiteren Vermehrung kommt. Bei allen \u00fcbrigen Sorten werden vor der Ernte der ersten Vermehrung alle etwa auftretenden, durch nat\u00fcrliche Bastardierung im Zuchtgarten oder sonstwie entstandenen fremden Formen beseitigt, um auf diese Weise bei der weiteren Vermehrung m\u00f6glichst sortenreine Best\u00e4nde zu erzielen. Eine k\u00fcnstliche Bastardierung findet nicht statt, jedoch wird ein gro\u00dfer Teil der im Zuchtgarten und im Feldbestande auftauchenden Bastarde und sonstigen Ver\u00e4nderungen im Zuchtgarten in der sorgf\u00e4ltigsten Weise auf ihren Wert gepr\u00fcft. Um den gesamten Entwicklungsgang der verschiedenen Sorten vergleichend verfolgen zu k\u00f6nnen, um vor allem die W\u00fcchsigkeit, Lagerfestigkeit und Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Pflanzenkrankheiten festzustellen, werden Aufzeichnungen in ein Zuchtgarten journal gemacht. Das Wichtigste aus diesen Aufzeichnungen wird dann sp\u00e4ter in das Zuchtregister \u00fcbertragen.\nc) Z\u00fcchterische Einrichtungen.\nDie z\u00fcchterischen Einrichtungen sind in dem zum Krafftshofe geh\u00f6rigen alten Wohnhause in drei R\u00e4umen untergebracht. Ein Raum dient zum Trocknen und Aufbewahren der zur Untersuchung bestimmten Pflanzen. Die Pflanzenb\u00fcndel werden an einem 2 m hohen Stellger\u00fcst mit den \u00c4hren nach unten' in der Weise aufgeh\u00e4ngt, da\u00df ein durch das B\u00fcndel in der N\u00e4he der Wurzeln hindurchgeschobener Stab an beiden Enden auf je einer Latte liegt. Ein zweiter Raum dient zur] Untersuchung der Pflanzen. Die zur Verf\u00fcgung stehende Einrichtung ist \u00e4u\u00dferst einfach, es sind vorhanden : ein 4 m langer verstellbarer Tisch zum Sortieren, ein Me\u00dftisch von 2 m L\u00e4nge, 1 m Breite und 1 m H\u00f6he, beiderseits mit Zentimetereinteilung zum Messen von Halmen und \u00c4hren, eine nebenan befindliche kleine Wage zum Wiegen der Pflanzen, Einzelhalme und \u00c4hren. Auf einer weiteren Wage wird das Korngewicht der einzelnen \u00c4hren und Pflanzen sowie das Tausendkorngewicht derselben bestimmt. Zur Erleichterung der Aussonderung verk\u00fcmmerter K\u00f6rner dienen kleine Sortiersiebe. Au\u00dferdem finden Brauers Getreidepr\u00fcfer, ein Granometer und eine kleine","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"7. Rheinprovinz.\n463\nDezimalwage f\u00fcr die Bestimmung des Gesamt-, Hektoliter- und Tausendkorn-gewichts der Vermehrungselite sowie eine kleine R\u00f6bersche Windfege Verwendung. Ein dritter Raum dient zur Aufbewahrung der Elitesaaten und ein Vorraum zum Sortieren der Pflanzen sowie zum Ausreiben und Reinigen der K\u00f6rner.\nd) Z\u00fcchtungen.\nI.\tOriginal Kraffts Zeel\u00e4nder Roggen.\nDerselbe reift fr\u00fch und besitzt kurzes, festes, gegen Lagern sehr widerstandsf\u00e4higes Stroh. Die \u00c4hren sind gut geformt, mittellang und gleichm\u00e4\u00dfig mit K\u00f6rnern besetzt; die K\u00f6rner mittelgro\u00df, sch\u00f6n vollkommen, von graugr\u00fcner Farbe und hohem Hektolitergewicht. Die Backf\u00e4higkeit ist eine vorz\u00fcgliche.\nIm Kornertrage d\u00fcrfte er auf besseren B\u00f6den, gen\u00fcgende Niederschl\u00e4ge vorausgesetzt, wohl von keiner anderen Sorte \u00fcbertroffen werden. Er eignet sich aber auch sehr gut f\u00fcr geringere B\u00f6den und Lagen und wird mit sehr gutem Erfolge in der hohen Eifel bei 600 m Meeresh\u00f6he angebaut.\nKraffts Zeel\u00e4nder Roggen wurde seit dem Jahre 1901 aus einem Landroggen der holl\u00e4ndischen Provinz Zeeland gez\u00fcchtet, der sich bei den hiesigen Roggenanbauversuchen in den Jahren 1898\u20141902 durch auffallend hohe Kornertr\u00e4ge auszeichnete. Er eignet sich durch seine Kurzstroliigkeit ganz besonders f\u00fcr solche Wirtschaften, welche darauf angewiesen sind, den Roggen mit Hilfe des Binders zu m\u00e4hen, und durch seine Fr\u00fchreife f\u00fcr alle Betriebe mit ausgedehntem Weizen- und Haferbau. Er reift n\u00e4mlich fast allj\u00e4hrlich so fr\u00fch, da\u00df es gelingt, denselben einzubringen, auszudreschen und K\u00f6rner und Stroh zu verkaufen, bevor mit dem Schnitt von Weizen und Hafer begonnen wird. Es ist dadurch m\u00f6glich, die vorhandenen Scheunen nachher zum Einbringen von Weizen und Hafer zum zweiten Male zu verwenden.\nII.\tOriginal Kraffts Dickkopf weizen.\nDieser seit 1895 aus Mettes Squarehead gez\u00fcchtete Weizen hat mittel-langes, kr\u00e4ftiges, gesundes Stroh und sch\u00f6n gebaute, mittellange, keulenf\u00f6rmige, mit K\u00f6rnern dicht besetzte \u00c4hren. Er liefert sehr hohe Kornertr\u00e4ge und eignet sich sowohl f\u00fcr zeitige, wie auch ganz besonders f\u00fcr sp\u00e4te Aussaat, z. B. nach Zuckerr\u00fcben und Kartoffeln.\nDie Aussaat des Weizens im Zuchtgarten erfolgte bis vor zwei Jahren allj\u00e4hrlich in der f\u00fcr den Weizen gef\u00e4hrlichsten Aussaatzeit, im letzten Drittel des Oktober und in den ersten Novembertagen. Im darauffolgenden Jahre wurden alle Pflanzenfamilien, die nicht tadellos durch den Winter gekommen waren, beseitigt und nur die Familien zur Weiterzucht benutzt, die zur normalen Entwicklung kamen und sich in der Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Lagern und Krankheiten, im Kornertrage, in der Kornbeschaffenheit und durch Ausgeglichenheit in allen Teilen ganz besonders auszeichneten.\nInfolge dieser Z\u00fcchtungsmethode hat sich nun der Dickkopfweizen u. a.","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nin der Winterfestigkeit so erheblich gebessert, da\u00df er in dieser Hinsicht wohl von keiner anderen Sorte \u00fcbertroffen wird.\nIII. Original Kraffts verbesserter Siegerl\u00e4nder Landweizen.\nNach vorheriger Pr\u00fcfung der in der Rheinprovinz noch auf gr\u00f6\u00dferen Fl\u00e4chen angebauten Land weizensorten hat Krafft sich seit mehreren Jahren\nu. a. auch der Verbesserung des auf dem H\u00f6henland des Siegkreises gebauten Landweizens, dort Fuchsweizen genannt, gewidmet. Durch Formentrennung ist es ihm gelungen, aus demselben eine Neuz\u00fcchtung zu gewinnen, die als eine ganz erhebliche Verbesserung der Landsorte anzusehen ist.\nDas Stroh ist ganz besonders widerstandsf\u00e4hig gegen Rost, kr\u00e4ftig und kaum l\u00e4nger als beim Dickkopfweizen, die \u00c4hre mittellang, aufrechtstehend, kolbig, rotspelzig, unbe-grannt und gleicht einer etwas gestreckten Dickkopfweizen\u00e4hre. Die Ausgeglichenheit der Pflanzen und die Winterfestigkeit sind vorz\u00fcglich. Das Korn ist, genau wie bei der Landsorte, braun bis gelbbraun, meist glasig und Bild 271. Orig. Kraffts verbesserter Siegerl\u00e4nder Landweizen. von vorz\u00fcglicher Qualit\u00e4t,\nnur etwas gr\u00f6\u00dfer.\nKraffts verbesserter Siegerl\u00e4nder Landweizen stellt nur m\u00e4\u00dfige Anforderungen an Boden und D\u00fcngung. Er entwickelt sich schon zeitig im Fr\u00fchjahre und reift eine Woche vor dem Dickkopf weizen. Er ist daher in der Lage, die Winterfeuchtigkeit in der vorteilhaftesten Weise auszunutzen und eignet sich dadurch wohl in erster Linie f\u00fcr alle mittleren und trockenen B\u00f6den und weniger gute Lagen. Auch hat er sich auf guten B\u00f6den bei sp\u00e4ter","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"7. Rheinprovinz.\n465\nAussaat und bei weniger gutem Kulturzustande bereits ganz vorz\u00fcglich bew\u00e4hrt.\nIV. Original Kraffts Bordeaux-Sommerweizen.\nBordeaux-Sommerweizen wurde bereits Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts aus Frankreich, woselbst er als Wechselweizen gebaut wird, eingef\u00fchrt und gelangte am Niederrhein infolge seiner hohen Kornertr\u00e4ge und seiner gro\u00dfen Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Windschlag zu einer immer gr\u00f6\u00dferen Beliebtheit, so da\u00df die Anbaufl\u00e4che sich von Jahr zu Jahr vergr\u00f6\u00dferte, und er auf guten B\u00f6den bald alle anderen Sommerweizensorten verdr\u00e4ngte.\nSeine Verunreinigung mit anderen Getreidesorten, besonders sein Besatz mit Gerste, welch letzterer durch Reinigungsmaschinen nicht zu beseitigen ist, veranla\u00dften K. bereits 1892, mit der Z\u00fcchtung durch \u00c4hrenausschnitt zu beginnen, welche Methode dann sp\u00e4ter in der beschriebenen Weise verbessert wurde.\nDas jetzt zum Verkaufe kommende Saatgut entstammt einer Pflanze, welche sich in ihrer Nachkommenschaft vor den \u00fcbrigen Pflanzen durch reicheren Kornbesatz, besonders der untersten und obersten \u00c4hrchen, auszeichnete, so da\u00df schon hieraus auf einen erheblich h\u00f6heren Ertrag geschlossen werden konnte.\nBei den Anbauversuchen auf dem zur K\u00f6nigl. landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf geh\u00f6rigen Gute Dikopshof lieferte Kraffts Bordeaux-Sommerweizen (Abb. 272) in jedem der drei Jahren 1906, 1907 und 1908 von allen zugleich gepr\u00fcften Sorten den h\u00f6chsten Kornertrag und \u00fcbertraf die n\u00e4chstbeste Sorte so erheblich, da\u00df an seiner \u00dcberlegenheit nicht mehr zu\nDeutsche Pflanzenzucht.\t3Q","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nSchema f\u00fcr das\na) Zahlenm\u00e4ssige Ermittlung der den\nPflanze Nr.\tErmittlungen an der Pflanze\t\t\tErmittlungen am Halme\t\t\t\t\t\n\tGewicht ohne Wurzel\tZahl der ent- wickelten Hai aie\tEtwaige Besonderheiten (Habitus, Bewurzelung, Farbenbesonderheiten, Gesamteindruck usw.)\tKennzeichen\tL\u00e4nge\t\tGliederzahl\tGewicht mit \u00c4hre\tEtwaige Besonderheiten der einzelnen Halme\n\t\t\t\t\tdes Halmes (ohne Wurzel)\tder \u00c4hre\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nb) Verzeichnis der\nPflanze\ndes\nZucht-\nbuches\nNr.\nAbstammung von der Zuchtgartennummer des J ahres\n19061190711908\nErmittlungen an der Pflanze\n\u00ae gl\nc, c3\n-\u00a7w\n03\nN\np \u00c4 \u00a9 \u2019S \u2022'S tc'-a S rO G \u00d6 S\n^ - C c3\nco ~\n. <D\n|| \u00a7\n\u00e4 *\u00a9 'S\nDQ*'Pq \"S \u2022\u00a3 N \u00a9 \u00a9\n\u00ab3 ES\n33 ~\nErmittlungen am Hahn im Durchschn.\nL\u00e4nge\ns S\nc8 m\n*Jg\n\u00ae O.\n^3\nO\nErmittlungen an den \u00c4hren im Durchschnitt\n\u00c4hrchenzahl\nGesamt- spindel- abs\u00e4tze\tverk\u00fcm- merte \u00c4hrchen\na\tb\ncd \u00e0 .2 :g <D\nS-l\n|N\n\u00f6 g\n.sj\no 2\nS-1 T-1\n_\u00dc \u00ab+-\nSchema f\u00fcr das Zuchtgarten-\nLaufende\nNr.\nAbstammung von derZucht-garten- bzw. Vermehrungsfeldnummer des Jahres\n1906 190711908\n1909\n60\na\na\nffl\ns\nAussaat\nIm\nganzen\nver-\nf\u00fcg-\nbar\nkg\nGe-\nwicht\nvon\n1000\nK\u00f6r-\nnern\nS\n\tAussaat-\t\nHekto-\tquantum\t\nliter-\t\t\nge-\tpro\tpro\nwicht\tPar-\tHek-\n\tzelle\ttar\nkg\tkg\tkg\n60\nC3\nH\nQualit\u00e4t\nund\nFarbe\nder\nK\u00f6rner","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"467\n7. Rheinprovinz.\nZuchtbuch.\nZuchtwert bestimmenden Eigenschaften.\nErmittlungen an der \u00c4hre\t\t\t\tErmittlungen an den K\u00f6rnern\t\t\t\t\tBesondere Bemerkungen \u00fcber das Verhalten im Zuchtgarten (Auszug aus dem Zuchtgartenjournal)\tSonstige Bemer- kungen\n\u00c4hrchenzahl\t\t\t\tGe- wicht\tZahl der K\u00f6r- ner\tGe- wicht von 1000 K\u00f6r- nern\tKorn- anteil 0/ /o\tQualit\u00e4t, Farbe, Durchsichtigkeit und \u00e4hnliche Besonderheiten\t\t\nGesamt-a spindelabs\u00e4 tze\tganz ver-k\u00fcmmerte \u00c4hrchen\tteilweise ver-\u00ab k\u00fcmmerte \u00c4hrchen\tS \u00a7 \u00fc o \u00e4 TH II \u00a7 d\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nElitepflanzen.\nErmittlungen an den K\u00f6rnern\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tIm Zucht-garten\t\t\tBemer- kungen\nKornge wicht pro ^ Pflanze\tKorngewicht pro \u00c4hre (im Durchschnitt)\tZahl der K\u00f6rner pro \u00c4hre (im Durchschnitt)\tGewicht von 1000 K\u00f6rnern\t05 Kornanteil\tQualit\u00e4t\t\tSortierte K\u00f6rner\t\t\tNummer\tReihenzahl\tTag der Aussaat\t\n\t\t\t\t\t\tFarbe usw.\tAnzahl\tGewicht im ganzen\tGewicht \u00aba von 1000 K\u00f6rnern\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nund Vermehrungsfeldregister.\nEntwicklung im Zuchtgarten bzw. Vermeh- rungsfeld\tErnte\t\t\t\t\t\t\t\t\tWeiter- zucht\n\tgelb- reif am\tmitt- lere Halm- l\u00e4nge cm\tErtrag in Kilogramm\t\t\t\tKorn- anteil 0/ /O\tQualit\u00e4t und Farbe der K\u00f6rner\tHekto- liter- ge- w'icht kg\t\n\t\t\tpro Parzelle\t\tpro Hektar\t\t\t\t\t\n\t\t\tS-t <X> s :0 '\u00abS' kg\tO H Oh 2 6 kg\tcg' a) K\u00f6rner\t0 2 Sh \u00a3 ui Ul 2* kg\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n30*","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nzweifeln ist. Bordeaux-Sommerweizen verlangt zeitige Aussaat und kr\u00e4ftige D\u00fcngung und liefert sehr oft die gleichen, manchmal noch h\u00f6here Durchschnittsertr\u00e4ge als der Winterweizen.\nV. Original Kraffts Beselerhafer II.\nAls im Jahre 1901 Beselers Hafer Nr. II zum ersten Male vom Z\u00fcchter\nzu den Anbauversuchen der D. L. G. geliefert und im folgenden Jahre in den Handel gebracht wurde, zeigte derselbe einen so hohen Prozentsatz anderer Formen, da\u00df Krafft sich in Anbetracht der sonstigen ganz hervorragenden Eigenschaften dieses Hafers entschlo\u00df, sich seiner weiteren Verbesserung zu widmen.\nDie aus dem gro\u00dfen Feldbestande ausgew\u00e4hlten typischen Pflanzen von gedrungenem Bau, kr\u00e4ftigem Halm, sch\u00f6nen Rispen und vollem Korn zeigten in ihrer Nachkommenschaft sowohl im Zuchtgarten wie im Vermehrungsfelde deutliche Unterschiede in der Halml\u00e4nge, Lagerfestigkeit und im Kornertrage, so da\u00df K. die besten Familien vereinigt weiter vermehrte und im gro\u00dfen anbaute. Kraffts Beselerhafer II besitzt kr\u00e4ftiges, gegen Lagern sehr widerstandsf\u00e4higes Stroh und ist in allen Teilen ganz vorz\u00fcglich ausgeglichen. Er eignet sich f\u00fcr alle nicht zu trockenen B\u00f6den der Ebene und wird auch mit ganz besonders gutem Erfolge im Gebirge bis \u00fcber 600 rn Meeresh\u00f6he angebaut. Unter diesen Verh\u00e4ltnissen liefert er die h\u00f6chsten Kornertr\u00e4ge und erfreut sich aus diesem Grunde und auch wegen seiner anderen hervorragenden Eigenschaften einer sehr gro\u00dfen Beliebtheit.\nVI. Original Kraffts Pferdebohnen.\nDiese Sorte (Abb. 273) wurde seit 1899 mit der allergr\u00f6\u00dften Sorgfalt aus der auf den besseren B\u00f6den Mitteldeutschlands haupts\u00e4chlich angebauten Halberst\u00e4dter Pferdebohne gez\u00fcchtet. Sie besitzt kr\u00e4ftige, bruchfeste, mit H\u00fclsen gut besetzte Halme und aufrecht stehende, am Halm anliegende H\u00fclsen. Letztere enthalten meist vier gr\u00fcnlichgelbe, sch\u00f6n abgerundete, reichlich mittelgro\u00dfe K\u00f6rner. Bei der Veredlung dieser Sorte zeigten sich schon in den ersten Jahren zwischen den Nachkommen der aus dem gro\u00dfen Feldbestande ausgew\u00e4hlten Mutterpflanzen ganz erhebliche Unterschiede in der Sch\u00e4digung\n\u00ce\nI\n2991 *\nBild 273. Orig. Kraffts Pferdebohne.","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"7. Rheinprovinz.\n469\ndurch die Bohnenlaus. W\u00e4hrend bei den meisten Familien s\u00e4mtliche Pflanzen vorzeitig zugrunde gingen, brachten einzelne Familien es zu einer fast normalen Entwicklung, so da\u00df bei diesen wohl mit Recht auf eine gewisse Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Besch\u00e4digung durch die Bohnenlaus geschlossen werden konnte.\nDurch fortgesetzte Individualauslese und sorgf\u00e4ltige Ausmerzung der hei der ersten Vermehrung auftretenden minderwertigen Formen ist es gelungen, die Sorte zu einer hohen Vollkommenheit zu bringen.\nDurch die am Halm anliegenden H\u00fclsen ist es m\u00f6glich, die Bohnen fast ohne Verlust an K\u00f6rnern mit dem Binder zu m\u00e4hen, eine Eigenschaft, welche ganz besonders wertvoll erscheint, weil an vielen Orten das M\u00e4hen der Pferdebohnen mit gro\u00dfen Schwierigkeiten verbunden ist und haupts\u00e4chlich aus diesem Grunde keine Bohnen angebaut werden.\n* rrt........................................\nWitwe Hubert M\u00fcngersdorff I, Frohnliof in Esch bei Coin - Longericli.\nSeit 1884 werden auf der 150 ha umfassenden Wirtschaft Getreide und Runkelsamen zum Verkauf angebaut. Als Originalz\u00fcchtung ist zu nennen \u201eM\u00fcngersdorffs verbesserte Lanker Runkelr\u00fcbe\u201c. Dieselbe wird seit 1890 auf Zucker und seit 1899 auch auf andere N\u00e4hrstoffe untersucht. Letztere Untersuchungen wurden jedoch seit 1904 wieder fallen gelassen. Das Z\u00fcchtungsverfahren ist derart, da\u00df aus den hinsichtlich des Wasser- wie Zuckerertrages leistungsf\u00e4higssten Familien die schwersten typischen R\u00fcben durch Polarisation (warme Alkoholdigestion) auf Zucker untersucht werden.\nDie unter Ber\u00fccksichtigung des absoluten Gewichtes am besten polarisierenden R\u00fcben werden als I. Elite zur Stammzucht weiter verwandt und zur Samengewinnung isoliert ausgepflanzt. Der hiervon gewonnene Samen wird, um ein m\u00f6glichst einwandfreies Resultat der Leistungsf\u00e4higkeit der einzelnen Familien zu erhalten, von jeder R\u00fcbe f\u00fcr sich auf getrennten nebeneinander liegenden Zuchtfeldern mit der Hand in einem Abstande von 40x50 cm ausgelegt. \u2014 Au\u00dfer der I. Elite Bild 274. Schutzmarke wird aus den besten Familien noch eine II. Elite gebildet M\u00fcngersdorff-Esch. und zwar einesteils aus denjenigen R\u00fcben, welche nur\nwegen geringer Abweichung von der typischen Form nicht zur Einzeluntersuchung gelangten, die jedoch wegen ihrer vorz\u00fcglichen Abstammung eine weit \u00fcber dem Durchschnitt stehende Leistungsf\u00e4higkeit gew\u00e4hrleisten, andernteils aus den bei der chemischen Untersuchung ausgeschiedenen R\u00fcben, die jedoch hinsichtlich ihres Zuckergehaltes den Durchschnitt \u00fcberschritten haben. Diese II. Elite liefert in der II. Generation den zum Verkauf bestimmten Samen.\n\"\u00abAt - iie#1","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Teil: Die'Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n470\nGutsverwaltung der Erben Kayser, Rittergut Nieder-Trierweiler bei Trier.\nAuf der Wirtschaft, die 165 ha umfa\u00dft, werden seit 1905 Saaten zum Verkauf angebaut, und zwar durch eigene Anbauversuche erprobte Weizen-, Hafer-und Kartoffelsorten; seit 1907 wird unter Anwendung der Familienzucht daran gearbeitet, eine f\u00fcr rauhere Verh\u00e4ltnisse passende Weizensorte zu z\u00fcchten.\nFr. Pflug (Inh. Heinrich Pflug), Baltersbach bei Ottweiler (Bez. Trier).\nDie Firma baut auf ihrer 375 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che seit 1897 Saaten zum Verkauf an. Z\u00fcchterisch bearbeitet werden Futterpflanzen seit 1902, seit mehreren Jahren auch Roggen, Weizen, Hafer, Erbsen, Wicken, Ackerbohnen, Buchweizen, Lupinen, Mais. Aus der Ernte 1910 werden Z\u00fcchtungen von Winter-Weizen, Seradeila, Buchweizen und voraussichtlich von Luzerne und Mais dem Verkauf \u00fcbergeben.\nHub. P\u00f6ll, Rittergut Haus Sch\u00fcller bei Dornap, Rheinland. Seit 1899 wird auf der 125 ha gro\u00dfen Wirtschaft Nachbau folgender Getreidesorten betrieben : Petkuser und Kraffts Zeel\u00e4nder Roggen, Struhes und Kraffts Square-headweizen sowie Kraffts verbesserter Siegerl\u00e4nder Landweizen, Struhes Schianstedt er Hafer, Beselers Hafer II und Leutewitzer Gelbhafer; an Kartoffeln werden angebaut: Industrie, Up to date, Roter Ulan und F\u00fcrstenkrone.\nFritz Zilcken, Klein-Altendorf baut auf seiner 130 ha gro\u00dfen Wirtschaft seit 1902 Originalsorten von Roggen, Weizen und Hafer zum Verkauf an.\nC. Zilcken, Rittergut Haus Forst bei Buir, Bez. Coin. Die 300 ha umfassende Wirtschaft betreibt seit 1908 Nachbau von Petkuser Roggen, Struhes Squarehead winterweizen, Rotem Schlanstedter Sommerweizen, Mansholts Groninger Wintergerste, Struhes Schlanstedter Hafer, Beselers Hafer Nr. II, Sval\u00f6fs Goldregen-Hafer.\nP. Zillikens, Haus Asperschlag, Kreis Bergheim. Seit 1908 werden auf der lOO\u00c4ffl gro\u00dfen Wirtschaft Zeel\u00e4nder Roggen, Struhes Weizen, Struhes Schlanstedter Hafer als Saatgetreide angebaut.\nAu\u00dferhalb des Rheinischen Saatbauvereins steht:\nK. E. Hoevels, St. Nicolas bei Capellen, Kreis Grevenbroich. Es werden auf der 150 ha gro\u00dfen Wirtschaft seit 1900 folgende Saaten zum Verkauf angebaut: Petkuser Roggen, Struhes und Leutewitzer Squareheadweizen, Man-holts Groninger Wintergerste und Leutewitzer Gelbhafer, ferner seit 1894 Eckendorfer Runkelsamen, seit 1907 Lanker Runkelsamen.","page":470},{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"8. Elsa\u00df-Lothringen.\n471\n8. Elsa\u00df-Lothringen.\nBestrebungen zur F\u00f6rderung der Saatzucht sind in Elsa\u00df-Lothringen erst in den letzten Jahren auf breiterer Grundlage an die \u00d6ffentlichkeit getreten. In Privatbetrieben beschr\u00e4nken sich die Ma\u00dfnahmen zur Verbesserung des Saatgutes im wesentlichen auf Massenauslese ohne strenge Stammbaumzucht. Gr\u00f6\u00dferen Umfang haben dieselben im Kreise Chateau-Salins. Sie erstrecken sich dort fast ausschlie\u00dflich auf Verbesserung des Lothringer Landweizens (Weizen von der C\u00f4te de Delme, Seilleweizen). Die von dem verstorbenen Z\u00fcchter M a y e r u s aufgenommenen Bestrebungen werden unter Mitwirkung des landwirtschaftlichen Kreisvereins von Samson und B\u00fcrgermeister B a s t i e n in Aulnois bei Delme fortgesetzt. Zuchtziel ist in erster Linie Gewinnung eines w\u00fcchsigen, widerstandsf\u00e4higen und auch bez\u00fcglich der Lagerung verbesserten Landweizens. Der Verkauf des Saatgutes wird in erster Linie durch den landwirtschaftlichen Kreisverein Ch\u00e2teau-Salins vermittelt.\nDie staatlichen Ma\u00dfnahmen zur F\u00f6rderung der Saatzucht sind in der Hauptsache der Kaiserl. landwirtschaftlichen Versuchsstation f\u00fcr Elsa\u00df-Lothringen in Colmar i. Eis. \u00fcbertragen. Die genannte Anstalt ist seit f\u00fcnf Jahren damit besch\u00e4ftigt, die einzelnen Variet\u00e4ten des Landweizens, die in den verschiedenen Gegenden erhebliche Abweichungen untereinander aufweisen, unter Erhaltung ihres allgemeinen Charakters hinsichtlich ihrer Leistungen zu verbessern. Ausgehend von der Erfahrung, da\u00df die Hochzuchten anderer Gebiete auf den wenig intensiv bewirtschafteten Feldern der in Elsa\u00df-Lothringen weit \u00fcberwiegenden b\u00e4uerlichen Betriebe, zumal in trockenen und hei\u00dfen Sommern, eine wenig befriedigende Leistung zeigen, soll versucht werden, die an die gegebenen Verh\u00e4ltnisse, namentlich an geringe Niederschlagsmengen, angepa\u00dften Landsorten namentlich hinsichtlich ihrer Lagerfestigkeit und der K\u00f6rnerertr\u00e4ge durch Auswahl geeigneter St\u00e4mme und Vermehrung derselben in strengster Familienzucht zu verbessern. Daneben gehen Bestrebungen, einen den Anspr\u00fcchen der M\u00fcllerei bez\u00fcglich Backf\u00e4higkeit in weitgehendem Ma\u00dfe entsprechenden Weizen durch Z\u00fcchtung zu gewinnen.\nDie einschl\u00e4gigen Arbeiten sind zurzeit soweit gediehen, da\u00df eine Reihe von St\u00e4mmen des Landweizens nunmehr zur Versuchsanstellung im gro\u00dfen an die praktische Landwirtschaft abgegeben werden kann. Die bisherigen Ergebnisse der Versuche lassen erwarten, da\u00df eine Verbesserung der Landweizen hinsichtlich der Lagerfestigkeit, Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Rost und auch bez\u00fcglich des K\u00f6merertrages sehr wohl innerhalb gewisser Grenzen m\u00f6glich ist.","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"472\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n9. Baden.\nIm Gro\u00dfherzogtum Baden gibt es bis jetzt erst einen selbst\u00e4ndigen Zuchtbetrieb, n\u00e4mlich denjenigen von P h. H. S t o 11 in Meckes-heim. Neuerdings entstehen nun aber \u2014 von der Gro\u00dfh. Saatzuchtanstalt Hochburg (s. Seite 105ff.) gef\u00f6rdert \u2014 Zuchtstellen f\u00fcr Landsorten von Halm-, Hack- und H\u00fclsenfr\u00fcchten, f\u00fcr Handelsgew\u00e4chse und f\u00fcr Futterpflanzen.\nAn Landsorten sind z\u00fcchterisch in Angriff genommen : die im badischen Oberland heimischen glasigen Landweizen (f\u00fcr die die Schweiz einen sehr guten Abnehmer bildet), ferner der Odenw\u00e4lder Fahnenhafer, der Gai-berger Spelz, die Pf\u00e4lzer Gerste und eine in der Mosbacher Gegend von altersher gebaute Erbse, au\u00dferdem einige Kartoffelsorten (\u201eFroschmaul\u201c, \u201eHecklen\u201c, ,, Bodensprenger' \u2018 ).\nVon den in Baden kultivierten Handelspflanzen erwecken vor allem Spargel und Tabak z\u00fcchterisches Interesse. Letzterer wird auf den elf badischen Tabaksaatbaustellen in einfacher Weise der Veredlungsauslese unterworfen, und an einzelnen Orten wird bereits mit buchm\u00e4\u00dfiger Individualauslese begonnen. Mit Spargelz\u00fcchtung hat die Schwetzinger Firma Bassermann unter Anleitung der Gro\u00dfherzoglichen Saatzuchtanstalt und unter \u00f6rtlicher Leitung durch den Gro\u00dfherzoglichen Landwirtschaftslehrer \u00d6konomierat Kuhn- Ladenburg einen bemerkenswerten Anfang gemacht.\nWichtig ist f\u00fcr Baden jetzt \u2014 und sp\u00e4ter vielleicht noch mehr \u2014 die Z\u00fcchtung und der Samenbau von Futterpflanzen. Es kommt hier namentlich der in S\u00fcddeutschland und in der Schweiz sehr beliebte Schwarzw\u00e4lder Rotklee (neben ihm auch wohl die Schwarz w\u00e4lder Esparsette) in Betracht; wenigstens ebenso beachtenswert ist die Altfr\u00e4nkische Luzerne aus der Boxberger Gegend, die der starken Nachfrage wegen schwer erh\u00e4ltlich ist. Beide Provenienzen sind richtige, bodenst\u00e4ndige Landsorten und zeichnen sich vor allem durch Anspruchslosigkeit und Widerstandsf\u00e4higkeit aus. Dies gilt ganz besonders f\u00fcr die Altfr\u00e4nkische Luzerne, die auf Weinbergl\u00e4ndereien angebaut wird und hier auf schutthalden\u00e4hnlichen St\u00fccken, die kaum landwirtschaftlich benutzbar scheinen, oft 20\u201430 Jahre lang ausdauert. Beiden Sorten fehlt einigerma\u00dfen die Einheitlichkeit und insbesondere wird vielfach die ungen\u00fcgende Qualit\u00e4t des Samens getadelt. Die kleinen Landwirte, die den Samenbau betreiben, sind naturgem\u00e4\u00df nicht imstande, den Anspr\u00fcchen an Reinigung und Sortierung vollauf zu gen\u00fcgen. Es konzentriert sich jetzt aber der Handel in steigendem Ma\u00dfe auf die Lagerh\u00e4user, und diese sind recht wohl in der Lage, ein tadelloses Saatgut auch in gr\u00f6\u00dferen Mengen zu liefern. Das in Boxberg beispielsweise setzt j\u00e4hrlich 1000 Ztr. Altfr\u00e4nkische Luzerne um. Au\u00dferdem befa\u00dft sich die Gro\u00dfherzogliche Saatzuchtanstalt in Verbindung mit den zust\u00e4ndigen Landwirtschaftslehrern, vor allem mit Landwirtschafts-","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"9. Baden.\n473\nInspektor Vielhauer - Mosbach, mit der z\u00fcchterischen Bearbeitung der genannten Sorten. So wird noch mancher andere Mangel beseitigt werden k\u00f6nnen; es wird u. a. bei der Altfr\u00e4nkischen Luzerne der Versuch gemacht, die bekannte Hartschaligkeit ihrer Samen durch sinngem\u00e4\u00dfe Auslese zu bek\u00e4mpfen.\nLandwirtschaftliches Lagerhaus f\u00fcr das Frankenland, Tauberbischofsheim vertreibt die in dortiger Gegend durch Mitglieder angebaute altdeutsche fr\u00e4nkische Luzerne zur Saatgewinnung und vermittelt auch den Ankauf von Saatgetreide an seine Mitglieder, sowie den Verkauf von Saatkartoffeln in gr\u00f6\u00dferem Umfange.\nLudwig Keller, Oberscli\u00fcpf, Amt Boxberg. Diese Wirtschaft liegt im Weinklima, 245 m \u00fcber dem Meeresspiegel. Der Boden ist Verwitterungshoden aus Kalkgestein. Die angebaute Luzerne ist die altdeutsche fr\u00e4nkische Luzerne, die schon seit altersher auf der Feldmark angebaut wurde; es ist eine hartschalige, aber ausdauernde Sorte. Die zur Saatgewinnung bestimmten Pflanzen werden durchweg in den Weinbergen angebaut. Die St\u00f6cke tragen vereinzelt wei\u00df bl\u00fchende Blumen, sonst sind die Bl\u00fcten von hell- bis dunkelblauer Farbe. Die Reinigung des Samens findet durch Klapper und Siebe statt.\nPh. Heinrich Stoll, Meckesheim.\nMeckesheim liegt 18 km s\u00fcd\u00f6stlich von Heidelberg an der Elsenz, einem Nebenfl\u00fc\u00dfchen des Neckars, und an der Bahnlinie Heidelberg-Heilbronn.\nDas Gebiet, zu dem die Gemarkung Meckesheim geh\u00f6rt, kann als s\u00fcdliche Abdachung des vorderen Odenwaldes bezeichnet, mu\u00df aber geologisch dem Kraichgau, \u201eder Kornkammer Badens\u201c, hinzugerecbnet werden. Der Buntsandstein, welcher im nahen Gebirge allenthalben zutage tritt, ist hier unter der Oberfl\u00e4che verschwunden und wird von Muschelkalk und Lettenkohlenkeuper \u00fcberlagert. Aber auch diese Formationen kommen nur selten, und zwar lediglich an den Talr\u00e4ndern der Gew\u00e4sser zum Vorschein. Der gr\u00f6\u00dfte Teil der Fl\u00e4che, \u00fcber 80 %, wird vom L\u00f6\u00df eingenommen, der alle H\u00f6hen \u00fcberdeckt und verschwemmt, alle kleinen T\u00e4ler und Wasserrinnen erf\u00fcllt. Auf den H\u00f6hen pflegt der L\u00f6\u00df einen bedeutenden Kalkgehalt \u2014 bis zu 25 % \u25a0\u2014 aufzuweisen, w\u00e4hrend nach den Rinnen und T\u00e4lern zu die Verlehmung mehr und mehr fortgeschritten ist, und der Gehalt an kohlensaurem Kalk dementsprechend geringer wird.\nDie Bodenerhebungen sind nicht bedeutend und schwanken zwischen 141 und 230 m \u00fcber dem Meeresspiegel. Dieselben verleihen der","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nLandschaft den Charakter eines sanftwelligen H\u00fcgellandes, das f\u00fcr einen intensiven Ackerbau in hohem Ma\u00dfe geeignet erscheint.\nDie klimatischen Verh\u00e4ltnisse sind durch das nahe Gebirge stark und vorteilhaft beeinflu\u00dft. Langanhaltende Trockenperioden geh\u00f6ren zu den Seltenheiten.\nDie Jahrestemperatur erreicht im zehnj\u00e4hrigen Durchschnitt etwa 10\u00b0 C., die Regenmenge 722 mm.\nDer Grundbesitz des Z\u00fcchters betr\u00e4gt rund 40 ha und ist par-\nBild 275. Stoll-Meckesheim: Squarehead-F\u00f6rmen aus der Bastardierung Rivetts bearded (Rauhweizen) x roter Tiroler Spelz cf.\nzelliert, wodurch der Betrieb nicht unwesentlich erschwert wird. Die kleineren Parzellen sind verpachtet.\nDie Betriebsweise kann als viehschwache Gr\u00fcnd\u00fcngungswirtschaft bezeichnet werden mit nachstehender Fruchtfolge :\nHackfrucht,\nWinterung,\nKlee, reife H\u00fclsenfr\u00fcchte oder Hackfrucht,\nWinterung,\nHafer.\nMit der Getreidez\u00fcchtung wurde im Jahre 1894 begonnen. Es wurde zun\u00e4chst die Hauptbrotfrucht S\u00fcd Westdeutschlands, der Spelz,","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"9. Baden.\n475\nauch Dinkel oder Vesen genannt, Triticum spelta, ins Auge gefa\u00dft, welcher bis dahin noch keinerlei z\u00fcchterische Behandlung erfahren hatte.1)\nDas anf\u00e4nglich betriebene Aufsuchen von Spontanmutationen war nicht sehr von Erfolg begleitet; die wenigen, welche gefunden wurden, erwiesen sich zudem als wertlos.\nUm die z\u00e4he Konstanz des Spelzes zu ersch\u00fcttern und ein plastisches Material f\u00fcr die Z\u00fcchtung zu gewinnen, wurde deshalb die k\u00fcnstliche Kreuzung einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl von Spelz- und Weizensorten beschlossen und durchgef\u00fchrt.\nEs m\u00f6gen von diesen Bastardierungen hier nur einige der interessantesten Erw\u00e4hnung finden :\n1.\tMain\u2019s Standup-Weizen \u00c7 X roter Winterspelz \u00a3.\n2.\tHeines Squareheadweizen \u00e7 X roter Tiroler Winterspelz \u00f4 .\n3.\tRoter Tiroler Winterspelz \u00a7 x Heines Squareheadweizen 0.\n4.\tBordierweizen X roter Tiroler Winterspelz S.\n5.\tRivett\u2019s bearded (Rauhweizen) $ X roter TirolerWinterspelz $ (Abb.275).\nPraktisch verwertbare Resultate haben nur die Kreuzungen 1 und 5\ngeliefert. Besonderes Interesse beansprucht Bastardierung 5 durch den au\u00dferordentlichen Reichtum der daraus entstandenen Formen, vor allem durch die zahlreichen, gut ausgepr\u00e4gten Squarehead typen, von denen Abb. 274 einige der charakteristischsten wiedergibt. \u00c4hren 1 und 2 sind rot, 3 und 4 wei\u00df, 5 und 6 bl\u00e4ulichbraun-behaart.\nSp\u00e4terhin wurde die z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit noch auf den im n\u00f6rdlichen Boden beliebten Odenw\u00e4lder Fahnenhafer, welcher zur Verbesserung der Kornqualit\u00e4t mit Beselers Hafer gekreuzt wurde, und auf die kleink\u00f6rnige Ackerbohne ausgedehnt. In allerletzter Zeit befa\u00dft sich der Z\u00fcchter auch mit der Erzeugung neuer, gro\u00dfk\u00f6rniger Weizensorten, von denen einige zurzeit durch feldm\u00e4\u00dfigen Anbau auf ihren praktischen Wert gepr\u00fcft werden.\nDie Bastardierungsarbeiten pflegen in Meckesheim im geschlossenen Raume vorgenommen zu werden unter strenger Beobachtung aller zur Verh\u00fctung einer Fremdbefruchtung gebotenen Vorsichtsma\u00dfregeln. Die ersten zwei Bastardgenerationen werden im Hausgarten, die sp\u00e4teren im Zuchtgarten beobachtet. Hat sich eine Form nach mehrj\u00e4hriger Beobachtung als konstant und wertvoll erwiesen, so wird zum feldm\u00e4\u00dfigen Versuchsanbau geschritten, und hat auch dieser w\u00e4hrend zwei bis drei Versuchsjahren ihren Wert best\u00e4tigt, so wird mit der Veredlungsauslese begonnen.\nAls Zuchtgarten dienen abwechselnd zwei auf freiem Felde, doch nicht weit vom Dorfe und nahe beieinander gelegene Parzellen von 23 und 29 a Gr\u00f6\u00dfe, welche jeweils im Zwischenjahre mit Kartoffeln bestellt werden.\nDie Zuchtbeete sind 5,2 m breit. Das Auslegen der K\u00f6rner geschieht in Rillen, welche mittels eines mit kleinen H\u00e4ufelscharen versehenen Sackschen\n1) Vgl. Stoll, \u201eDer Spelz, seine Geschichte, Kultur und Z\u00fcchtung\u201c. Verlag von P. Parey, Berlin.","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"476\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nHackrechens gezogen werden. Die Entfernung der Reihen betr\u00e4gt 25 cm, die Entfernung der Pflanzen in den Reihen 10 cm, so da\u00df jede Elitepflanze einen Standraum von 250 qcm erh\u00e4lt. Zur Erzielung gleicher Pflanzenabst\u00e4nde wird eine Markierlatte neben die Rille gelegt.\nDie in Meckesheim in Anwendung gelangende Methode der Hoch-Z\u00fcchtung mu\u00df als Stammbaumz\u00fcchtung mit fortgesetzter Individualauslese bezeichnet werden. Das Verfahren ist kurz folgendes: Als Elite A werden allj\u00e4hrlich die 50 besten Pflanzen der besten, d. li. derjenigen St\u00e4mme, welche sich durch h\u00f6chsten K\u00f6rnerertrag, beste Kornqualit\u00e4t, St\u00e4rke des Strohs und Winterfestigkeit hervorgetan haben, ausgew\u00e4hlt. Die Punkte, auf welche bei der Selektion besonders Gewicht gelegt wird, ergeben sich aus nachfolgendem Zuchtbuchschema :\nStolls brauner Winterkolbenspelz 1908.\nPflanze Nr.\tAbstammung von Pflanze Nr. 1907\tPflanzengewiclit\tVesengewicht\tKomgewicht\tSch\u00e4lprozente\tKornprozente\tKorn glasig oder mehlig\tHalmzahl\tBemerkungen\tDer Ernte\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tGesamt- gewicht\tVesen- gewicht\tK\u00f6rner- gewicht\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nVon jeder Elitepflanze werden 104 K\u00f6rner in zwei Reihen im Zuchtgarten ausgelegt. Am Anfang und Ende eines jeden Elitebeetes befinden sich vier Reihen, welche mit restlichen Elitek\u00f6rnern verschiedener Abstammung bestellt sind und bei der nachfolgenden Selektion au\u00dfer Betracht bleiben.\nBei der Ernte werden nun von jeder Nachkommenschaft (je zwei zusammengeh\u00f6riger Reihen) zun\u00e4chst nach dem Auge die besten Pflanzen ausgew\u00e4hlt, gekennzeichnet und zusammengebunden. Hierauf werden die \u00fcbrigen Pflanzen des Stammes hart \u00fcber dem Boden mit der Sichel abgeschnitten, mit jenen zu einem B\u00fcndel vereinigt und etikettiert. Im Laboratorium werden darauf wiederum die erw\u00e4hnten genaueren Feststellungen gemacht: 1. bez\u00fcglich des Stammes, 2. bez\u00fcglich der einzelnen Elitepflanzen. St\u00e4mme mit geringer Leistung werden vollkommen ausgeschieden, alles \u00fcbrige wird nach Auswahl der Elite A als Elite B auf dem Vermehrungsfelde mit einer einreihigen Handdrillmaschine ausges\u00e4t. Die dritte Absaat hiervon pflegt als Originalsaatgut in den Handel zu kommen. Da die Nachfrage nach solchem die eigene Produktion regelm\u00e4\u00dfig \u00fcbersteigt, sind mit zwei benachbarten gr\u00f6\u00dferen Landwirten Vertr\u00e4ge abgeschlossen worden, wonach dieselben die letzte Elitevermehrung einzelner Sorten unter Kontrolle des Z\u00fcchters vorzunehmen sich verpflichten.","page":476},{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"9. Baden.\n477\nAls Z u c h t z i e 1 ist zu bezeichnen :\n1.\tBeim Spelz, a) Erhaltung aller wertvollen Eigenschaften dieser Getreideart, als da sind: bescheidene Bodenanspr\u00fcche, Winterfestigkeit, kleberreiches Korn; b) Erh\u00f6hung der Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Rost, Lagerfestigkeit, Verk\u00fcrzung der \u00c4hrenspindel, um das verlustbringende Abbrechen derselben in der Vollreife zu verh\u00fcten, Dreik\u00f6rnigkeit der \u00c4hrchen, Steigerung der K\u00f6rnerertr\u00e4ge.\n2.\tBeim Hafer. Erhaltung der Eahnenform der Rispe und der Sp\u00e4treife, starkes, lagerfestes Stroh,\nVollk\u00f6rnigkeit, Erh\u00f6hung der K\u00f6rnerertr\u00e4ge.\n3.\tBei der kleink\u00f6rnigen Ackerbohne. Erhaltung der Kleink\u00f6rnigkeit, Steigerung der K\u00f6rnerertr\u00e4ge, starke Krautw\u00fcchsigkeit, um dieselbe f\u00fcr Gr\u00fcnd\u00fcngungszwecke m\u00f6glichst geeignet zu machen.\nAn Originalz\u00fcchtungen sind zurzeit vorhanden :\n\u201eStolls brauner Winter kolbenspelz\u201c (Abb. 276).\nStammbaumz\u00fcchtung mit fortgesetzter Individualauslese. Derselbe ist aus der 1894 ausgef\u00fchrten Bastardierung Main\u2019s Standup-Weizen \u00a7 X roter Winterspelz o hervorgegangen und kam 1902 erstmals auf den Markt.\nDie \u00c4hre ist braun, ziemlich gedrungen, die \u00c4hrchen haben die gew\u00fcnschte kurze, breite Form, die K\u00f6rner sind voll, rund, meist glasig, das Stroh ist gelb, mittellang, kr\u00e4ftig, Bestockungsf\u00e4higkeit und Winterfestigkeit sind gut. Er erfreut sich in ganz S\u00fcddeutschland bereits hoher Wertsch\u00e4tzung wegen seiner guten Kornertr\u00e4ge. Bei den durch die K\u00f6nigliche Saatzuchtanstalt Hohenheim geleiteten vergleichenden An bau versuchen stand Stolls brauner Winterkolbenspelz 1907 unter vier Sorten bei 20 einwandfreien Versuchen elfmal im K\u00f6rnerertrage an erster Stelle. Von der landwirtschaftlichen Winterschule in Simmern (Hunsr\u00fcck) sind vergleichende Anbauversuche zwischen obiger Sorte und dem Hunsr\u00fccker Spelz ausgef\u00fchrt worden. Hier stand Stolls brauner Winterkolbenspelz bei sechs Versuchen an K\u00f6rner- wie an Strohertrag sechsmal an erster Stelle.\n,,Stolls wei\u00dfer Winterkolbenspelz\u201c (Abb. 277) ist\t976. Orig. Stolls\ngleichen hybriden Ursprungs wie der braune und brauner Winterkolbenspelz, wird seit 1901 feldm\u00e4\u00dfig angebaut. Die \u00c4hre ist\nsch\u00f6n gelblich-wei\u00df, noch gedrungener als bei der Schwestersorte, von welcher sich derselbe bez\u00fcglich der sonstigen Eigenschaften, auch hinsichtlich der","page":477},{"file":"p0478.txt","language":"de","ocr_de":"478\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft\nErtragsf\u00e4higkeit, wenig unterscheidet. W\u00e4hrend der Vegetation l\u00e4\u00dft er sich durch seine bl\u00e4ulich-gr\u00fcne Blattfarbe leicht vom braunen Winterkolbenspelz unterscheiden, auch ist er gegen Rost weniger widerstandsf\u00e4hig als jener. Da die Nachfrage nach wei\u00dfem Spelz nicht gro\u00df ist \u2014 solcher pflegt vorwiegend f\u00fcr die Gr\u00fcnkerngewinnung angebaut zu werden \u2014, lohnt sich bei dieser\nSorte die Hochzucht nicht. Dieselbe wird durch einfache Pflanzenauslese auf der H\u00f6he ihrer Leistungsf\u00e4higkeit zu erhalten gesucht.\n,,Stolls fr\u00fcher Riesenspelz\u201c (Abb. 278). Stammbaumzucht mit fortgesetzter Individualauslese, hervorgegangen aus der Kreuzung Rivett\u2019s bearded (Rauhweizen) \u00a3 x roter Tiroler Spelz \u00ff und seit 1904 konstant. Derselbe wurde so benannt wegen der von der Vatersorte ererbten Fr\u00fchreife und der au\u00dfergew\u00f6hnlich gro\u00dfen \u00c4hren. Er stellt nur geringe Anspr\u00fcche an den Boden, ist winterfest und fast unempfindlich gegen Rost. Auf besseren B\u00f6den tritt hin und wieder Lagerung ein, da das Stroh im Verh\u00e4ltnis zu der sehr gewichtigen \u00c4hre etwas lang und d\u00fcnn ist. Bei derVeredlungszucht wird darum auch die Verk\u00fcrzung und Verst\u00e4rkung des Halmes ganz besonders ins Auge gefa\u00dft. Die \u00c4hren sind rotbraun, m\u00e4\u00dfig gedrungen, die K\u00f6rner gro\u00df, rot, glasig.\n,,Stolls Fahnenhafer\u201c (Abb. 279), Stammbaumzucht mit fortgesetzter Individualauslese, ist ein Bastard zwischen Odenw\u00e4lder Fahnenhafer \u00e7 und (dem alten) Beselers Hafer S. Er stellt im wesentlichen eine Verbesserung der Muttersorte dar, mit welcher er Fahnenform der Rispe und Sp\u00e4treife gemein hat, die er aber an Schnellw\u00fcchsigkeit, St\u00e4rke des Strohs und Korngr\u00f6\u00dfe \u00fcbertrifft. Wegen ihrer langen Vegetationszeit eignet sich diese Spielart nur f\u00fcr klimatische Verh\u00e4ltnisse, welche sich von jenen des Rheintals und des badischen H\u00fcgellandes nicht allzu sehr unterscheiden.\nBild 277. Orig. Stolls wei\u00dfer Winterkolbenspelz.","page":478},{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"9. Baden.\n479\nBild 278. Orig. Stolls fr\u00fcher Riesenspelz.","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"480\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n\t\t\t\nFl \u2022- i>:: y /\u25a0\t' im\tWmjf\t\nij Jj\t1 ij\t1W\u00caI J;\t\nBild 279. Orig. Stolls Fahnenhafer.","page":480},{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"10. W\u00fcrttemberg.\n481\n\u201eStolls kleine rote Ackerbohne\u201c verdankt ihren Ursprung einer Spontanmutation, welche im Zuchtgarten gefunden worden ist. Die K\u00f6rner sind klein und sch\u00f6n bordeauxrot, auch der untere Teil des Stengels ist in der Jugend teilweise rot gef\u00e4rbt. Die ersten Generationen brachten immer wieder gelbk\u00f6rnige Pflanzen, so da\u00df zur Vermeidung der Insektenbefruciitung eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl Pflanzen unter Isolierh\u00fcllen gezogen werden mu\u00dfte, worauf denn auch alsbald Konstanz in der Kornfarbe ein trat. Die Selektion ist zurzeit auf guten Besatz mit k\u00f6rnerreichen H\u00fclsen gerichtet. Durch ihre Kleink\u00f6rnigkeit und au\u00dferordentliche Krautw\u00fcchsigkeit eignet sich diese Variet\u00e4t besonders f\u00fcr Gr\u00fcnd\u00fcngungszwecke.\nAn Preisen wurden dem Z\u00fcchter neben zahlreichen Geldpreisen und Diplomen bei kleineren Ausstellungen zuerkannt auf der:\nJubil\u00e4umsausstellung Karlsruhe 1906: die Goldene Staatsmedaille,\nJubil\u00e4umsausstellung Mannheim 1907, wissenschaftliche Abteilung: die Silberne Medaille,\nAusstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Stuttgart 1908: der I. Preis f\u00fcr Stolls braunen Winterkolbenspelz.\n10. W\u00fcrttemberg.\nIn W\u00fcrttemberg sind schon sehr fr\u00fch durch die Forschungen Camerarius\u2019, Koelreuters und G\u00e4rtners auf dem Gebiete der Bastardierung Beitr\u00e4ge zu den Grundlagen der Pflanzenz\u00fcchtung geliefert worden. Aber mit der Durchf\u00fchrung der Saatzucht im Betrieb wurde, wie auch in vielen anderen Staaten, erst sp\u00e4t begonnen. Man kann sagen, da\u00df bis zum Jahre 1903, wo auf der Kgl. Hofdom\u00e4ne Sindlingen beim Wetterauer Fuchsweizen, um ihn standfester zu machen, eine Veredlungsauslesez\u00fcchtung nach Strohfestigkeit auf dem Wege der Massenauslese begonnen wurde, in keiner Wirtschaft des Landes landwirtschaftliche Pflanzenz\u00fcchtung betrieben wurde. Die ganze Entwicklung der Z\u00fcchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen im Lande steht- mit der Errichtung und T\u00e4tigkeit der Kgl. Saatzuchtanstalt in Hohenheim in engem Zusammenh\u00e4nge. Es kann daher auch hinsichtlich der Saatzuchtverh\u00e4ltnisse in W\u00fcrttemberg auf die bez\u00fcglichen Mitteilungen in dem Abschnitt \u00fcber die Hohenheimer Saatzuchtanstalt (Seite 116 ff.) verwiesen werden.\nDeutsche Pflanzenzucht.\t31","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"482\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nIn bezug auf den Saatfruchtbau hat man insbesondere nach Einf\u00fchrung der brauchbaren Reinigungs- und Sortiermaschinen in der zweiten H\u00e4lfte des verflossenen Jahrhunderts angefangen, in den Wirtschaften, deren Felder in gutem Zustande waren, der Reinigung und Sortierung des Saatguts besondere Aufmerksamkeit zu schenken und gute Saatware zu verbreiten. Eine wesentliche F\u00f6rderung des An- und Verkaufs guten Saatguts und damit auch des Saatgutbaus wurde erzielt durch die allj\u00e4hrlich im Fr\u00fchjahr und Herbst stattfindenden Saatfruchtm\u00e4rkte, welche in Stuttgart seit 1890, in Ulm seit 1892, in Heilbronn seit 1904, in M\u00fcnsingen seit 1906 und in Hall\nBild 280. Zuchtgarten auf Sindlingen: Weizen, Ackerbohnen.\nseit 1907 bestehen. Durch die Schaffung der Saatzuchtanstalt im Jahre 1905 erfuhr nun aber der Saatfruchtbau die kr\u00e4ftigste F\u00f6rderung, welche insbesondere in der Anerkennung geeigneter Betriebe als Saatbauwirtschaften und in der Anerkennung von Saatbaufeldern innerhalb dieser Wirtschaften durch die Saatzuchtanstalt besteht.\nIm \u00fcbrigen k\u00f6nnen Einzelheiten betreffs Saatzucht und Saatfruchtbau hinsichtlich derjenigen Wirtschaften, welche mit der Kgl. Saatzuchtanstalt in Hohenheim in Beziehung stehen und von dieser als Saatbauwirtschaften bzw. Kartoffelbaustationen anerkannt sind, aus nachfolgender Auff\u00fchrung ersehen werden.\nAdlung, Sindlingen bei Herrenberg (Abb. 280). Angebaut werden: Petkuser Winter- und Sommerroggen, Leutewitzer Gelbhafer; z\u00fcchterisch bearbeitet","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"10. W\u00fcrttemberg.\n4815\nwerden: Wetterauer Fuchsweizen und die Orig, graugr\u00fcnsamige Wicke. I5ei ersterem findet zun\u00e4chst Veredlungsz\u00fcchtung durch Massenauslese statt, sodann Z\u00fcchtung durch Auslese spontaner Variationen und durch Auslese nach einer Bastardierung mit Squarehead; bei der Wicke wird die Z\u00fcchtung durch Formentrennung unter Anwendung der Individualauslese bewirkt. Im \u00fcbrigen werden noch verschiedene Z\u00fcchtungsversuche unternommen, so z. B. Bastardierungen von Sindlinger Sommerweizen mit Squarehead u. a. An Kartoffelsorten werden angebaut: Abdul Hamid, Bojar, Industrie, K\u00f6nigin Karola, Wei\u00dfe K\u00f6nigin, Primel, Prof. Wohltmann, Switez, Prof. Nilsson, Erste von Nassenheide, Blochinger.\nBild 281. Zuchtgarten auf Neuhaus: Franken-Gerste.\nAldinger, Steinersches Schlo\u00dfgut Gro\u00df-Laupheim bei Laupheim baut Beselers Hafer II an und bearbeitet den roten Tiroler Dinkel unter Anwendung von Veredlungs- und Individualauslese z\u00fcchterisch.\nBleher, Kgl. Privatgest\u00fct Scharnhausen und Weil bei E\u00dflingen betreibt Nachbau von Wetterauer Fuchsweizen und Ligowohafer II.\nK\u00f6stlin, Kgl. Dom\u00e4ne und Ackerbauschule Ochsenhausen, O.-A. Biberach baut roten Kolbendinkel und Ligowohafer II nach und z\u00fcchtet die Orig, fr\u00fche Goldthorpegerste durch Auslese einer konstanten spontanen Variation mit nachfolgender Veredlungs- und Tndividualauslese.\nMarstaller, Kgl. Hofdom\u00e4ne Aichholzhof bei Markgr\u00f6ningen, O.-A. Ludwigsburg baut nach: Strubes Squarehead-Winterweizen, Beselers Hafer II, Strubes Schlanstedter Hafer.\n31*","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"484\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nMayer, Willenbach bei Oedheim, Nachbauer von Goldthorpegerste und Strubes Schlanstedter Hafer.\nSchenzle, Kgl. Gest\u00fctshof St. Johann bei Urach z\u00fcchtet unter Anwendung von Individual- und Veredlungsauslese Fichtelgebirgshafer.\nVon Strebei, Kgl. landw. Institut in Hohenheim bei Stuttgart. Nachbauer von: Petkuser Winterroggen, Mammut-Wintergerste, Ligowohafer II und rotem Tiroler Dinkel. Z\u00fcchterisch bearbeitet wird unter Anwendung von Individual- und Veredlungsauslese der Hohenheimer Sommerweizen; bei der Orig, rosabl\u00fchenden schwedischen Futtererbse wird die Z\u00fcchtung durch Individual- und Veredlungsauslese nach vorheriger Formentrennung bewirkt. \u2014 An Kartoffelsorten werden nachgebaut: Switez, Bojar und Pluto.\nZeiner, Kgl. Staatsdom\u00e4ne Neuhaus ;bei Mergentheim (Abb. 281), Nachbauer von Petkuser Winterroggen und Strubes Schlanstedter Hafer ; z\u00fcchterisch wird unter Anwendung von Individual- und Veredlungsauslese die Frankengerste und der Orig. Schlegeldinkel bearbeitet, au\u00dferdem wei\u00dfsamiger Schlie\u00dfmohn.\n11. Bayern.\nDie Lage des Saatgutbaus und der Saatgutz\u00fcchtung in Bayern ist im ersten Teil des Buches, S. 154 ff., von der Kgl. Bayerischen Landessaatzuchtanstalt Weihenstephan geschildert worden.\nDie Zahl der einzelnen Genossenschaften und Vereine, die von der Kgl. Saatzuchtanstalt ins Leben gerufen wurden, und die durch dieselbe stets weiter beraten und unterst\u00fctzt werden, ist gerade in allerneuester Zeit sehr gestiegen; nachstehend sind die \u00e4lteren aufgef\u00fchrt:\nFichtelgebirgsverkaofsgenossenschaft (Oberpfalz und Oberfranken), e. G. m. b. H., Regensburg. Angeschlossen sind folgende Einzelvereine (Darlehnskassenvereine): Arzberg, Ebnath, Mitterteich, Leonberg, Waldsassen, Konners-reuth, M\u00fcnchenreuth, Neualbenreuth, Wernersreuth, Wiesau, Falkenberg, Fuchsm\u00fchle, Waldershof, Lengfeld II, Leutendorf, Poppenreuth, Pullenreuth, Riglasreuth, Kulmain, Windisch-Eschenbach, Nabdemenreuth, Pressath, Riggau, Waldthurn. Gesch\u00e4ftssitz : Regensburg. Gegenstand des Unternehmens ist die Vermittlung des Verkaufs landwirtschaftlicher Produkte und des Einkaufs landwirtschaftlicher Bedarfsartikel, ferner die Saatgutz\u00fcchtung nach","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"11. Bayern.\n485\nwissenschaftlichen Grunds\u00e4tzen und der Verkauf von Fichtelgebirgs- und Sechs\u00e4mtersaathafer aus den im Fichtelgebirge gelegenen Lagerh\u00e4usern. Zur Verbesserung und Reinzucht des Fichtelgebirgshafers betreibt die Genossenschaft drei Zuchtg\u00e4rten in Meu\u00dfelsdorf, Konnersreuth und Ebnath; insgesamt wurden 1908 ungef\u00e4hr 500 ha mit Zuchtsaat bestellt. Die Z\u00fcchtung, welche im Jahre 1899 begonnen wurde, erstreckt sich ausschlie\u00dflich auf Fichtel-gebirgshafer. Die Grundlage der Z\u00fcchtung bildete anfangs Massenauslese, 1902 wurde zur Individualauslese \u00fcbergegangen. 1907 trat durch Mutation eine neue Form auf, die vorl\u00e4ufig neben der bisherigen weiterverfolgt wird. Die hier gewonnene Edelsaat wird zun\u00e4chst gemarkungsweise im Gebiet der Einzel vereine verbreitet, und die Absaaten der Einzel vereine werden von den verschiedenen Lagerh\u00e4usern der Genossenschaft gesammelt, marktfertig geputzt und nach Anweisung der Gesch\u00e4ftsstelle versandt.\nSechs\u00e4mter-(Fichtelgebirgs-)Produzentenvereine im Amtsbezirk Wunsiedel (Oberfranken), e. G. m. b. H. Haag, Oberr\u00f6slau, H\u00f6chst\u00e4dt und S e u \u00df e n. Die beiden erstgenannten haben Lagerhausbetrieb. Zweck der Vereine ist die Verbesserung und der genossenschaftliche Vertrieb des dort gebauten Sechs\u00e4mter-(Fichtelgebirgs-)Hafers, dessen Herkunftsechtheit durch Siegelung gesichert wird. Die Einrichtung von Zuchtg\u00e4rten ist eingeleitet.\nStiftlandsverkaufsgenossenschaft (Oberpfalz). Angeschlossen sind folgende Einzelvereine: Gro\u00dfkonreuth, Schwarzenbach bei Tirschenreuth, Lohnsitz,Griesbach, M\u00e4hring,\nEllenfeld, Hohenthan, Wondreb, Lengenfeld I,\nLiebenstein. Gesch\u00e4ftssitz:Tirschenreuth, wo ein gro\u00dfes genossenschaftliches Lagerhaus betrieben wird. Zweck der Genossenschaft ist in erster Linie die Vermittlung von Einkauf und Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Hilfsmittel und besonders der Vertrieb des an den Ausl\u00e4ufern des Fichtelgebirges und B\u00f6hmerwaldes (500\u2014800 m \u00fcber dem Meere) gebauten Stiftlandhafers. Zum Zweck der z\u00fcchterischen Veredlung dieses Hafers betreibt die Genossenschaft in Schwarzenbach bei Tirschenreuth einen Zuchtgarten, dessen Produkte von den Einzelvereinen zur Vermehrung und Verbreitung \u00fcbernommen werden.\nDarlehnskassenverein Stambach (Oberfranken) mit Lagerhaus. Gesch\u00e4ftssitz : Stambach. Die Genossenschaft bezweckt die Verbesserung der Produktions-, Kredit- und Absatzverh\u00e4ltnisse f\u00fcr ihre angeschlossenen Betriebe. Das Lagerhaus f\u00fchrt die in der rauhen Gebirgslage gebauten Saatfr\u00fcchte, besonders Fichtelgebirgshafer, aus. Zur Verbesserung dieses Hafers besteht\nBild 282. Schutzmarke Stiftland verkaufsgenossenschaft Tirschenreuth.","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"486\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nunter Leitung des Gesch\u00e4ftsf\u00fchrers ein Zuchtgarten, dessen Produkte zun\u00e4chst unter die Mitglieder der Genossenschaft verbreitet werden, w\u00e4hrend deren Absaaten dann weiterhin als Saatgut zum genossenschaftlichen Verkauf kommen.\nHaferbauverein K\u00f6tzting und Umgebung (Niederbayern). Zweck des Vereins ist die Hebung des Haferbaues durch Erzeugung und Verwendung guter Saatfrucht, durch gute Kultur, D\u00fcngung und Pflege der Haferfelder, sowie durch gemeinschaftliche Verwertung der Ernten. Die Mitglieder haben die Verpflichtung, den Waldler Stutzhafer als Einheitssorte anzubauen. Er wird unter Leitung des Vorstandes einer st\u00e4ndigen z\u00fcchterischen Veredlung in einem eigenen Zuchtgarten in K\u00f6tzting unterworfen; die Zuchtprodukte \u00fcbernimmt der Verein zur Vermehrung und Verbreitung unter Vermittlung der Lagerhausgenossenscbaft K\u00f6tzting.\nHaferbauverein Regen gliedert sich in zw\u00f6lf Gruppen nach politischen Gemeinden. Zweck wie bei vorgenanntem. Einheitssorte ist der Waldler Stutzhafer, der in einem bei Gutsbesitzer J anka in Zwiesel befindlichen Zuchtgarten z\u00fcchterisch veredelt wird. Der Verkauf erfolgt zurzeit ohne Vermittlung eines Lagerhauses.\nVerband der Gerstenbauvereine im Bezirk Moosburg und dessen Umgebung (Oberbayern und angrenzender Teil von Niederbayern) wird gebildet von 22 Einzel vereinen. Gesch\u00e4ftssitz und Lagerhausbetrieb: Moosburg. Zweck ist die Erzeugung einer guten Braugerste unter Verwendung v\u00f6llig einheitlicher Saat in hochgez\u00fcchteter Sorte, Verbesserung des Gerstenbaues in jeder Beziehung und gemeinschaftliche Verwertung der Ernten. Der Zuchtgarten wird von der Kgl. Saatzuchtanstalt in Weihenstephan gef\u00fchrt.\nRottalerverband der Gerstenbauvereine (Niederbayern) besteht aus zehn Einzelvereinen des Rottals. Zweck wie bei vorstehendem. Der Zuchtgarten wird vom Vorstand gef\u00fchrt.\nAidenbacher Gerstenbauverband (Niederbayern) besteht aus neun Einzelvereinen. Zweck wie bei Moosburg. Die Einheitszuchtsaat wird von der Zuchtstelle J. Ackermann in Irlbach gestellt.\nLandauer Gerstenbauverband (Pfalz) mit 9 Vereinen zur Verbreitung der Kwassitzer Hannagerste. Zweck sonst wie bei Moosburg.\nAmberger Gerstenbauverband bestehend aus 15 Vereinen. Der Zuchtgarten (Amberger Gerste) wird von der Kgl. landwirtschaftlichen Winterschule in Amberg gef\u00fchrt. Zweck wie bei Moosburg.\nGerstenbau verb\u00e4nde Neumarkt und Parsberg, bestehend aus 8 bezw. 6 Vereinen. Der Zuchtgarten (Juragerste) wird von der Kgl. landwirtschaftlichen Winterschule in Neumarkt gef\u00fchrt. Zweck wie bei Moosburg.","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"11. Bayern.\n487\nGerstenbau vereine im Bezirk Beiingries (Oberpfalz), 11 Einzelvereine. Zweck wie bei Moosburg.\nGerstenbauverb\u00e4nde in den Verb\u00e4nden Uffenheim und Windsheim (Mittelfranken), bestehend aus 12 bzw. 13 Einzel vereinen. Die Zuchtsaat wird von der Zuchtstelle G. Heil in T\u00fcckelhausen gestellt. Zweck wie bei Moosburg.\nGerstenbauverein Buchbrunn b. Kitzingen (Unterfranken) arbeitet an der Veredlung der Frankengerste. Als Zuchtmethode dient die Individualauslese und stammweise Vermehrung im Zuchtgarten. Der Zuchtgarten wird vom Vorstand gef\u00fchrt. Zweck wie bei Moosburg.\nGerstenbauverein Z\u00f6schingen b. Lauingen (Schwaben). Zweck wie bei Moosburg. Der Zuchtgarten liegt in Haunsheim und wird von der Kgl. landwirtschaftlichen Winterschule in Lauingen gef\u00fchrt. Weitere Gerstenbauvereine in der dortigen Gegend (Bachtal) werden sich anschlie\u00dfen.\nVesensaatbauverein Illertissen (Schwaben). Der Verein bezweckt die Hebung des Spelz-(Vesen-)baues in der dortigen Gegend, insbesondere durch Erzeugung und Verbreitung guter Spelzsaaten. Der Vorstand betreibt einen Zuchtgarten, wo er Spelzweizen (Kreuzung zwischen Dividendenweizen und Spelz) und gew\u00f6hnlichen Spelz z\u00fcchtet. Die Edelsaaten werden von den Vereinsmitgliedern vermehrt und dann genossenschaftlich weiterverbreitet.\nSaatzuchtverein f\u00fcr altfr\u00e4nkische Luzerne in Iphofen (Mittelfranken).\nDer Verein bezweckt die Z\u00fcchtung und Erzeugung von Saatgut der altfr\u00e4nkischen, einheimischen, lang ausdauernden, ertragreichen Luzerne, sowie den gemeinschaftlichen Verkauf der erzielten Samenernte. Die Mitglieder sind verpflichtet, nur die alteinheimische Iphofener Luzerne mit dunkelblauer Bl\u00fcte auf ihren Feldern zum Anbau zu bringen.\nOriginal-Oberndorfer R\u00fcbensamenz\u00fcchtergenossenschaft, Oberndorf bei Schweinfurt (Unterfranken), e. G. ni. b. II. Die Genossenschaft bezweckt die Z\u00fcchtung des in der Ortschaft Oberndorf heimischen Original-Oberndorfer Runkelr\u00fcbensamens und die gemeinschaftliche kaufm\u00e4nnische Verwertung der Ernten. Die Z\u00fcchtung erfolgt nach wissenschaftlichen Grunds\u00e4tzen unter Ber\u00fccksichtigung aller wichtigen Wertmerkmale, wie Form (typische Kugelform), Farbe (orangegelb), Zuckergehalt, Ertrag, Haltbarkeit usw. Die Genossenschaft hat eigenen Zuchtgartenbetrieb.\nR\u00fcbensamen-Zuchtgenossenschaft Remlingen b. W\u00fcrzburg (Unterfranken).\nDie Genossenschaft will die in Remlingen einheimische gelbe Walzenr\u00fcbe durch z\u00fcchterische Auswahl unter Ber\u00fccksichtigung aller wichtigen Wertmerkmale (Form, Farbe, Haltbarkeit, Zuckergehalt, Ertrag usw.) verbessern und die Samenernten der einzelnen Mitglieder genossenschaftlich verwerten. Eigener Zuchtgartenbetrieb.","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"488\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nFerner gibt es in ganz Bayern verteilt Zuchtstellen unter Oberleitung der Kgl. Saatzuchtanstalt, deren Zahl im Jahre 1909 auf 50 gestiegen ist. In der Mehrzahl bearbeiten diese Zuchtstellen die einheimischen Landsorten, denen auch stets das Ausgangs material entnommen wurde, wie auch das Hauptziel der gesamten bayerischen Saatzuchtorganisation darauf gerichtet ist, an der Veredlung der altbew\u00e4hrten, f\u00fcr die betreffenden Gegenden typischen und vorl\u00e4ufig unersetzbaren Landrassen zu arbeiten.\nDie folgende Aufstellung enth\u00e4lt einzelne Zuchtstellen mit kurzen Angaben \u00fcber die in Bearbeitung befindlichen Sorten.\nJakob Ackermann, Irlbach, B.-A. Straubing (Abb. 283, 284, 285). Auf der 237 ha gro\u00dfen Wirtschaft werden seit 1904 die Hauptgetreidearten zum Verkauf angebaut; z\u00fcchterisch bearbeitet wurden seit 1903 der bayerische braune Landkolbenweizen und die bayerische Landgerste, beide unter An-\nBild 283. Schutzmarke: Ackermann, Irlbach.\nwenclung der Individualauslese und getrennten Vermehrung in reinen Linien. 1903 wurde mit Veredlungsauslese und strenger Stammbaumzucht begonnen. Bei Weizen aufgetretene Mutationen werden seit 2 Jahren besonders intensiv bearbeitet. 1909 wurden zum erstenmal Eigenz\u00fcchtungen dem Verkauf \u00fcbergeben.\nGg. Jos. Altheimer, Schlo\u00df Odelzhausen, B.-A. Dachau. Schon seit 25 Jahren werden auf der 58 ha gro\u00dfen Wirtschaft Koggen, Weizen und Gerste zum Verkauf angebaut; seit drei Jahren wird an allen drei Getreidearten z\u00fcchterisch gearbeitet, und zwar wird bei Roggen und Weizen Familienzucht betrieben, bei ersterem unter Anwendung der Individualauslese, bei Weizen und Gerste findet Massenauslese statt.\nHeinrich Freiherr v. Aretin auf Schlo\u00df Haidenburg, B.-A. Vilshofen. Die\nAckerfl\u00e4che dieser Wirtschaft umfa\u00dft 166 ha, und es werden seit 1906 Roggen. Weizen, Gerste und Hafer durch Anwendung von Individual- und Veredlungs-auslese z\u00fcchterisch behandelt.","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"11. Bayern.\n489\nBild 284. Ackermann-Irlbach: Saatfruchtspeicher.\nBild 285. Ackermann-Irlbach: Dreschraum.","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nJohann Bauer, G\u00e4nheim, B.-A. Karlstadt. Auf der 18 ha umfassenden Ackerfl\u00e4che werden seit sechs Jahren Saaten zum Verkauf angebaut; seit\n1903\tist die unterfr\u00e4nkische Gerste in Zucht genommen, und zwar findet Massenauslese ganzer Pflanzen und fortgesetzte Veredlungsauslese statt.\nWol\u00ee Bauernfeind, Nabdemenreuth, B.-A. Neustadt a. Waldnaab. Seit 1907 werden auf der 35 ha gro\u00dfen Wirtschaft Saaten zum Verkauf angebaut; seit 1898 ist mit der Z\u00fcchtung von Bauernfeinds Winterroggen und Edellandroggen unter Anwendung der Individual- und Veredlungsauslese begonnen worden.\nHohenaltheim, Marktoffingen und Betzenm\u00fchle, B.-A. N\u00f6rdlingen,\n3 Zuchtg\u00e4rten f\u00fcr Riesen-Landgerste.\nCarl Engelen, B\u00fcchling b. Wallersdorf, Niederbayern. Auf dieser Wirtschaft, welche 115 ha Ackerland und etwa 17 ha Wiesen umfa\u00dft, werden folgende Originalsaaten zur Saatgewinnung angebaut : Heinrich Mettes Square-headweizen, Molds red prolific-Weizen, roter Schlanstedter Bordeaux-Sommerweizen, ferner Ligowohafer und Beselers Hafer II. Neuerdings Z\u00fcchtung von Hafer und Winterweizen.\nFriedrich Endress, Horlachen b. Stambach (Mitglied des Stambacher Lagerhauses) baut auf seiner 23 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che seit 1908 Saaten zum Verkauf an. Z\u00fcchterische Ma\u00dfnahmen wurden nur beim Fichtelgebirgs-hafer vorgenommen und bestehen in Individual- und Familienauslese, sowie in der Schaffung neuer Formen; zurzeit sind zwei verschiedene Formen in Bearbeitung,\nKgl. Landwirtschaftliche Winterschule und Feldversuchsstation, Frankenthal, Rheinpfalz. Der Winterschule stehen 5 ha Land zur Verf\u00fcgung, die im Herbst 1909 zuerst mit Saaten, die dem Verkauf \u00fcbergeben werden sollen, angebaut wurden. Die z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit wurde 1902 aufgenommen und erstreckt sich auf Weizen und Gerste. Ein Landsquarehead ist von 1902 bis\n1904\tdurch Massenauslese, sodann durch Familienzucht unter Anwendung der Individualauslese veredelt worden. Pf\u00e4lzer Landweizen und Squarehead sind durch Veredlungsauslese und sp\u00e4tere Familienzucht mit Individualauslese veredelt worden. Der Frankenthaler braune Squarehead ist durch Mutation entstanden, der Frankenthaler Bastardweizen aus einer Kreuzung von Pf\u00e4lzer Landweizen und Squarehead. \u2014 Als Zuchtverfahren bei der Pf\u00e4lzer Gerste wird die Veredlungsauslese angewandt; bis jetzt f\u00fchren die Gersten die Namen: Frankenthaler Zucht I, Frankenthaler Zucht V 2 und Frankenthaler Zucht V 6. Im Jahre 1903 wurde auch mit der Kartoffelz\u00fcchtung begonnen; durch das Auftreten verheerender Krankheiten sind indes die erhofften Ergebnisse noch nicht erreicht worden.\nDem Zuchtgarten in Frankenthal sind zwei Zuchtg\u00e4rten angeschlossen, und zwar f\u00fcr Gersten bei B\u00fcrgermeister Rei\u00df in Kleinniedesheim, B.-A.","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"11. Bayern.\n491\nFrankenthal, f\u00fcr Gerste und Weizen bei B\u00fcrgermeister Janson in Klein-bochenheim, B.-A. Frankenthal. In beiden Zuchtg\u00e4rten werden die z\u00fcchterischen Arbeiten durch die Kgl. Winterschule vorgenommen.\nLandwirtschaftslehrer Grimm, Alsenz. Auf einer 45\u00ab gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che wird seit 1907 die Pf\u00e4lzer Landgerste unter Anwendung der Individual- und Veredlungsauslese gez\u00fcchtet.\nWilli. V. G\u00fcnther, Ernestgr\u00fcn. Seit 1895 werden auf der 104 ha umfassenden Wirtschaft Roggen und Hafer zur Saatgewinnung f\u00fcr den lokalen Bedarf angebaut. Es wird durch Variation eine neue Form zu schaffen gesucht und als Zucht-verfahren Individual- und Veredlungsauslese angewandt.\nKgl. landwirtschaftliche Winterschule Lauingen, Zuchtgarten in Hauns-heim, B.-A. Dillingen, Z\u00fcchter von einheimischer Landgerste, Spelz und Spelzweizen.\nG. und S. Heil, T\u00fcckeihausen, Unterfranken. Auf einer Ackerfl\u00e4che, die aus 60 ha, eigenem Land und aus 302 ha Pachtland besteht, werden folgende Saaten zum Verkauf angebaut: F. von Lochows Petkuser Roggen seit 1902, jetzt als Vermehrungsstelle des Z\u00fcchters, Gimbals Weizen seit 1908 und Heils Frankengerste seit 1903. In z\u00fcchterische Bearbeit ungsind genommen: Weizen, sowie Franken- und Hannagerste. Nach einmaliger Massenauslese findet allj\u00e4hrlich Individualauslese statt, beim Weizen wird au\u00dferdem Bastardierung angewandt.\nMich. Herz, Niederrieden (Schwaben) baut auf einer 38 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che seit 1867 die Hauptgetreidearten zum Verkauf an. Seit 1907 ist bei Weizen, Gerste und Hafer mit Massenauslese und gew\u00f6hnlicher Stammbaumz\u00fcchtung begonnen worden.\nKgl. Moorkulturstation Karlshuld, Karlshuld im Donaumoose, Reg.-Bez. Schwaben. Zur Kgl. Moorkulturstation geh\u00f6ren 7 ha Versuchsfelder, w\u00e4hrend die \u00c4cker der Landwirte, die sich mit der Vermehrung des Roggens befassen, 35 ha Fl\u00e4cheninhalt besitzen. Seit 1904 wird hier Sommersaatroggen zum Verkauf angebaut. Seit demselben Jahre wurde der einheimische Donaumoosroggen in z\u00fcchterische Bearbeitung genommen. Als Zuchtmethode dient die Individualauslese; einzelne Elitepflanzen werden vermehrt und aus den Elitesaaten die edelsten Pflanzen zur Fortz\u00fcchtung benutzt.\nKgl. landwirtschaftliche Winterschule Kirchheimbolanden, Pfalz. Auf der\n60 a gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che werden die Landsorten von Roggen, Gerste und Hafer zu veredeln gesucht. Bei ersterem wird als Ausleseverfahren Familienzucht angewandt, bei letzteren findet Individualauslese statt.\nBild 286.\nSchutzmarke Heil, T\u00fcckelhausen.","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nWilhelm Lang, Niedertranbling b. Regensburg. Seit 1892 wird auf der 203 a gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft Traublinger Braunweizen zur Saatgewinnung und zum Verkauf angebaut. Seit 1892 wurde bei diesem Weizen mit der \u00c4hrenauslese begonnen, seit 1905 die Individualauslese angewandt.\nFichtelgebirgsverkaufsgenossenschaft, Zuchtg\u00e4rten in Meu\u00dfelsdorf, B.-A. Wunsiedel und in Konnersreutli B. A. Tirschenreuth. Z\u00fcchter von Fichtel-gebirgshafer.\nKgl. Landwirtschaftsschule Pfarrkirchen, Niederbayern. Das Versuchsfeld der Kgl. Landwirtschaftsschule umfa\u00dft 1 y2 ha. Seit 1903 wird Hafer und seit 1906 Weizen zur Saatgewinnung angebaut, und zwar sind beide Sorten erste Absaaten von Originalsaaten. Die Z\u00fcchtung beschr\u00e4nkt sich auf die einheimischen niederbayerischen Landweizen-, Gerste- und Hafersorten. Es wurde mit Massenauslese begonnen; nachdem jedoch damit keine Erfolge erzielt wurden, wurde auf Anraten der Kgl. Saatzuchtanstalt Weihenstephan zur Individualauslese unter getrennter Vermehrung einzelner Eliten \u00fcbergegangen.\nSigm. Freiherr v. Pfetten-Arnbacli, Niederarnbach. Niederarnbach und Oberarnbach umfassen zusammen 193 ha Ackerland. Schon seit alter Zeit wurde Getreide zur Saatgewinnung angebaut, aber nur f\u00fcr den lokalen Bedarf abgegeben; erst seit 1887 wurden Winter- und Sommerroggen in gr\u00f6\u00dferen Mengen, und seit 1897 auch Gerste f\u00fcr weitere Kreise angebaut. Mit der Zucht wurde im Jahre 1903 beim Niederarnbacher Winterroggen und 1904 beim Petkuser Winterroggen und Ligowohafer begonnen. Von der anf\u00e4nglichen Massenauslese wurde zur Individualauslese \u00fcbergegangen und auf Anraten der Kgl. Saatzuchtanstalt Weihenstephan vom Niederarnbacher Winterroggen zwei Typen ausgeschieden und nur ein Typus a weitergez\u00fcchtet.\nJ. B. Prinstner, Paulushofen z\u00fcchtet auf einer 42 ha gro\u00dfen Wirtschaft durch Individualauslese mit getrennter Vermehrung einzelner Eliten Juragerste.\nJ. Sachsenhausen, Oberronning, B.-A. Rothenburg arbeitet z\u00fcchterisch an der Veredlung der Landgerste.\nKreisackerbauschule Sch\u00f6nbrunn, B.-A. Landshut z\u00fcchtet Fichtelgebirgs-hafer und Lupinen verschiedener Formen, bei denen als Zuchtziel eine fr\u00fchreife, reichtragende, dabei kalkholde Variet\u00e4t erstrebt wird.\nA. Stadler, Regensburg, B.-A. Regensburg z\u00fcchtet die Landgerste.\nH. Stauffer II, Obers\u00fclzen, Bheinpfalz. Auf der 75 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che wird seit 1905 Roggen, seit 1903 Weizen, seit 1905 Gerste und seit 1907 Hafer zum Verkauf angebaut. Die Veredlung der Pf\u00e4lzer Gerste wird seit 1899 betrieben. Genaueres \u00fcber die Zuchtmethode ist in der deutschen Landwirtschaftlichen Presse, Jahrgang 35, Nr. 47 und 48 enthalten. Es findet Individualauslese sowie Pedigreezucht einer durch Mutation entstandenen e-Form statt.","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"11. Bayern.\n493\nJ. Stetter, Teising, B.-A. Deggendorf z\u00fcchtet Waldlerhafer.\nGeorg Oskar Streng, Aspachhof b. Uffenheim. Im Jahre 1904 wurden die ersten zur Saatgewinnung angebauten Gersten dem Verkauf \u00fcbergeben. Z\u00fcchterisch bearbeitet wird die Frankengerste unter Anwendung der Massen-und Individualauslese.\nF\u00fcrstl. Thurn und Taxissche Regiegutsverwaltung, Barbing b. Regensburg. Die zur Vermehrung in Betracht kommenden Regieg\u00fcter umfassen 1080 ha Ackerland. Als Saaten zum Verkauf werden seit 1903 Weizen und seit 1900 Gerste angebaut. Bei beiden Sorten findet Massenauslese der besten Pflanzen auf dem Felde statt, und es ist beabsichtigt, zur Individualauslese \u00fcberzugehen.\nReichsrat Graf von T\u00f6rring-Jettenbach, P\u00f6rnbach, B.-A. Pfaffenhofen,\nNachbauer von Himmels Champagnerroggen. Z\u00fcchtung dieses Roggens durch Individualauslese seit 1905.\nSaatzuchtstelle Triesdorf b. Ansbach. Auf der 150 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che werden seit 1870 Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Erbsen zum Verkauf angebaut. Bei den f\u00fcr den eigenen Bedarf bestimmten Saaten findet Handauslese statt, sonst wurden Trieur und Windfege angewandt. Als Ausleseverfahren wurde Massenauslese und nur bei der Gerste Individualauslese sowie fortgesetzte Veredlung der Pedigreezuchtst\u00e4mme angewandt.\nPhilipp Vogel, Rottendorf b. W\u00fcrzburg. Auf der 180 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft werden seit 1889 Saaten zum Verkauf angebaut. Z\u00fcchterisch bearbeitet wird die gelbe Oberndorfer Futterr\u00fcbe. Die vollkommensten Mutterr\u00fcbenexemplare werden zur Weiterzucht benutzt, auch wird die Schaffung neuer Formen durch Formentrennung erstrebt.\nG. Weinzierl, Gro\u00dfk\u00f6llnbach, B.-A. Landau a. Isar z\u00fcchtet die einheimische Gerste.\nGeorg Westernacher, Katterbach b. Ansbach. Die Ackerfl\u00e4che umfa\u00dft 18 ha. Es wird seit 1905 an der Veredlung der Frankengerste gearbeitet, wobei als Zuchtyerfahren Familienzucht und Veredlungsauslese angewandt wird.\nEinige Genossenschaften, welche Zuchtstellen sind, wurden schon in der Auff\u00fchrung der einzelnen Genossenschaften erw\u00e4hnt, so: Kgl. Landw. Winterschule Amberg, Lagerhausgenossenschaft K\u00f6tzting, Fichtelgebirgsverkaufs-genossenschaft Konnersreuth, Orig. Oberndorfer R\u00fcbensamen-Z\u00fcchtergenossenschaft, R\u00fcbenz\u00fcchtergenossenschaft Remlingen, Stiftlandsverkaufsgenossenschaft Tirschenreuth.","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"494\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n12. Brandenburg.\nDie Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz Brandenburg hat sich neuerdings mit der F\u00f6rderung der Saatzucht und des Saatbaues durch Ausf\u00fchrung von Sorten-Anbauversuchen und durch Einrichtung der Saatenanerkennung nach dem Muster der D. L. G. befa\u00dft und vor kurzem einen Saatbauverein gegr\u00fcndet. Jedoch sind schon eine Reihe von bedeutenden Z\u00fcchtern seit l\u00e4ngerer Zeit in der Provinz t\u00e4tig, wie F. von Lochow-Petkus, von Arnim-<hieven, J\u00e4ger-K\u00f6nkendorf u. a., welche den Hauptanteil der nachstehenden Schilderung einnehmen.\nBild 287. Schlo\u00df Criewen.\nv. Arnim-Criewen, Criewen b. Schwedt a. O.\nCriewen liegt eine Meile s\u00fcdlich von Schwedt a. O. Sein jetziger Besitzer ist der Staatsminister von Arni m. Criewen ist 916 ha gro\u00df, wovon 461 ha Acker, 226 ha Wiesen und 229 ha Wald sind. Der Ackerboden besteht zum gr\u00f6\u00dften Teil aus sandigem Lehm, zu geringen Teilen aus lehmigem Sand.\nDer f\u00fcr den Zuchtbetrieb in Frage kommende Teil des Ackers ist in zw\u00f6lf Schl\u00e4ge eingeteilt mit nachstehender Fruchtfolge :","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n495\nR\u00fcbensamen u. Wruckensamen, Weizen,\ny2 Gemenge, y2 Gerste, y2 Gerste, y2 M\u00f6hrensamen,\nRotklee,\nR\u00fcbensamen u. Wruckensamen, Weizen,\nHackfrucht,\nGerste,\nGelbklee.\ny2 M\u00f6hrensamen, y2 Hackfrucht,\nHafer,\nDas Z\u00fcchten landwirtschaftlicher Kulturpflanzen findet in Criewen seit \u00fcber 25 Jahren unter pers\u00f6nlicher Leitung des Besitzers statt, und zwar nach folgenden, auf langer Erfahrung aufgebauten Grunds\u00e4tzen:\nJede Nutzpflanze l\u00e4\u00dft sich durch Hoch- oder Stammbaumzucht verbessern. Nur durch Hochzucht sind h\u00f6chste Leistungen zu erreichen. Wirklich gute, f\u00fcr die betreffenden Verh\u00e4ltnisse passende Hochzuchten sind daher stets allen Landsorten \u00fcberlegen. Zwar gibt es durchaus noch nicht f\u00fcr alle, wohl aber doch f\u00fcr die meisten Verh\u00e4ltnisse passende Hochzuchten; in zahllosen Wirtschaften lie\u00dfe sich daher durch Anbau derselben der Ertrag wesentlich steigern.\nBei der Z\u00fcchtung von Saatgut mu\u00df man zwei Kategorien landwirtschaftlicher Pflanzen unterscheiden :\n1.\tsolche, bei denen Fremdbefruchtung die Regel ist, wie Runkeln, Mohrr\u00fcben, Roggen usw.,\n2.\tsolche, bei denen Selbstbefruchtung die Regel bildet, wie Weizen, Gerste, Hafer, Wicken, Erbsen usw.\nad 1. Runkeln, M\u00f6hren usw\\ Hier mu\u00df jede Z\u00fcchtung, also auch die Hochz\u00fcchtung, von mehreren Pflanzen ausgehen, die sich gegenseitig befruchten. Infolge dieser Kreuzbefruchtung zeigt die Nachzucht stets das Bestreben, zu variieren. Je konstanter sich die Elternpflanzen vererben, je \u00e4hnlicher sie sich sind, ohne doch zu nahe verwandt zu sein, um so mehr l\u00e4\u00dft diese Neigung zu variieren nach. Aufgabe des Z\u00fcchters ist es also, sich eine Anzahl Elternfamilien heranzuz\u00fcchten, die die gewollten Eigenschaften auf-weisen und vererben. Je gewissenhafter er darin ist, je mehr Erfahrung er sammelt, je l\u00e4nger er eine Sorte nach denselben Grunds\u00e4tzen z\u00fcchtet, um so konstanter wird dieselbe, um so besser werden ihre Eigenschaften, um so mehr steigen die Ertr\u00e4ge, um so wertvoller wird das so gewonnene Saatgut. Bei allen R\u00fcbensorten, also bei Runkeln, M\u00f6hren, Wracken, die auf m\u00f6glichste Entwicklung der Wurzel, also auf eine Art Mastf\u00e4higkeit gez\u00fcchtet werden, nimmt ebenso wie bei Tieren mit der Mastf\u00e4higkeit die Fruchtbarkeit, also der Samenertrag, ab. Schon aus diesem Grunde ist die Produktion eines hochgez\u00fcchteten Samens teurer als die gew\u00f6hnlicher Marktware.\nad 2. Weizen, Gerste, Hafer usw. Bei diesen Pflanzen mu\u00df die Hochz\u00fcchtung stets von einer Pflanze ausgehen, sei es, da\u00df man diese erste Pflanze durch k\u00fcnstliche Kreuzbefruchtung gewinnt, oder da\u00df man sie einem Fehlbest\u00e4nde entnimmt. Es wird zwar vielfach nur so gez\u00fcchtet, da\u00df eine gr\u00f6\u00dfere Zahl \u00c4hren oder ganzer Pflanzen dem Feldbestande entnommen","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"496\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nund alles zusammen ausges\u00e4t wird; es ist wohl auch m\u00f6glich, dadurch Verbesserungen vorhandener Sorten zu erzielen, nie aber ist damit der gleiche Erfolg wie durch Stammbaumzucht zu erreichen, bei der es sich um die gepr\u00fcfte, konstant erhaltene Nachzucht einer, und zwar der besten Pflanze handelt. Die Schwierigkeit ist nur, diese beste Pflanze zu finden, denn was f\u00fcr einen Zuchtwert eine Pflanze hat, das kann man erst feststellen, wenn man ihre Nachzucht mehrere Jahre lang im feldm\u00e4\u00dfigen Anbau gepr\u00fcft hat. Das ist aber eine langwierige und kostspielige Arbeit, die zudem meistens einen Mi\u00dferfolg und nur selten einen Treffer bringt. Seit zwei Jahrzehnten wird in Criewen z. B. Weizen gez\u00fcchtet; Hunderte von neuen Sorten sind herangez\u00fcchtet und probiert worden, und nur eine Sorte ist davon \u00fcbrig geblieben.\nMit dem Auffinden der besten Pflanze ist aber die Aufgabe des Z\u00fcchters nicht erf\u00fcllt, es handelt sich vielmehr f\u00fcr ihn darum, die guten Eigenschaften in der Nachzucht zu erhalten und stetig zu verbessern, indem er zur Nachzucht nur ausgesuchte Pflanzen aus den besten Zweigen der Familie benutzt. Denn wenn auch die selbstbefruchtenden Pflanzen verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig konstant sind, etwas variieren sie doch stets. In den allermeisten F\u00e4llen aber stellen die Variationen R\u00fcckschritte dar; nur selten zeigt eine Variation einen Fortschritt; sie kann dann aber auch zur weiteren Verbesserung der Z\u00fcchtung f\u00fchren, wenn der Z\u00fcchter sie zu finden wei\u00df. Von der richtigen Leitung der Elitezucht h\u00e4ngt es also ab, ob eine Zucht vorw\u00e4rts oder r\u00fcckw\u00e4rts geht.\nAnbauversuche. Damit ist die Aufgabe des Z\u00fcchters ersch\u00f6pft; Aufgabe des Landwirts ist es nun, die f\u00fcr seine Verh\u00e4ltnisse beste Z\u00fcchtung zu finden. Das kann nur durch Anbauversuche geschehen, die leider viel zu wenig angestellt werden. Hauptsache ist dabei, da\u00df jeder Versuch mindestens doppelt ausgef\u00fchrt wird, denn ohne Kontrollparzellen kann man nie wissen, ob nicht Boden, fr\u00fchere Kulturen usw. den Versuch st\u00f6rend beeinflu\u00dft haben. Ein falscher Versuch ist aber schlechter als gar keiner, denn er f\u00fchrt zu falschen Schl\u00fcssen und verkehrten Ma\u00dfregeln.\nKlima. Die Niederschl\u00e4ge sind in Criewen gering, unter 50 cm, der Winter ist entsprechend der \u00f6stlichen Lage ziemlich kalt mit wenig Schnee. Die gez\u00fcchteten Pflanzen sind daher hart, wenig anspruchsvoll und widerstandsf\u00e4hig gegen D\u00fcrre.\nDas Reinigen, Sortieren und Trocknen des Saatguts erfolgt in einer gro\u00dfen, mit eigener Dampfmaschine und den verschiedensten Spezialmaschinen ausger\u00fcsteten Reinigungs- und Sortieranlage und in einer mit Dampfheizung und Exhaustor versehenen Trockenanlage. Besonderer Wert wird dabei auf ein hohes Litergewicht des Samens gelegt; es kommen deshalb zur Entfernung der spezifisch leichten K\u00f6rner besondere, auf Grund langj\u00e4hriger Versuche in Criewen konstruierte Maschinen zur Anwendung. Neuerdings ist f\u00fcr R\u00fcbensamen eine Mischvorrichtung gebaut worden, bestehend aus 26^Silos, deren Inhalt zusammenflie\u00dft. Diese Mischvorrichtung erm\u00f6glicht es, gro\u00dfe Posten von vollst\u00e4ndig gleicher","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n497\nQualit\u00e4t herzustellen. Da jeder dieser Posten auf Keimf\u00e4higkeit untersucht wird, kann mit Sicherheit die Keimf\u00e4higkeit von jedem versandten Sack angegeben werden, da jeder einzelne mit einem Schild versehen ist, welches die Kummer des betr. Postens angibt.\nIn Criewen ist die Z\u00fcchtung folgender Kulturpflanzen durchgef\u00fchrt worden :\n1. Die Heranz\u00fcchtung einer Runkelr\u00fcbe, deren wesentlichste Vorz\u00fcge Deutsche Pflanzenzucht.\t82","page":497},{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"498\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ndie Lieferung sehr gro\u00dfer Masse bei ausreichendem Gehalt an Trockensubstanz bildet. Dazu kommt, da\u00df, dem hiesigen Klima entsprechend, die R\u00fcbe eine gro\u00dfe Widerstandsf\u00e4higkeit gegen D\u00fcrre besitzen mu\u00df.\nCriewen er gelbe Eckendorfer.\nVon allen Runkelr\u00fcbensorten ist die Eckendorfer diejenige, die ihrer vorz\u00fcglichen Eigenschaften wegen die weiteste Verbreitung gefunden hat. Auch auf dem stark sandigen, trockenen Lehmboden und lehmigen Sandboden hat sie stets alle bekannteren in- und ausl\u00e4ndischen Sorten im Ertrage geschlagen, so da\u00df sie f\u00fcr die eigene Wirtschaft ausschlie\u00dflich angebaut wird.\nSeit langen Jahren ist nun, anfangs nur f\u00fcr den eigenen Bedarf, sp\u00e4ter f\u00fcr den Samenverkauf, die Eckendorfer Runkel, und zwar die gelbe Variet\u00e4t (Abb. 289), rein fortgez\u00fcchtet und durch peinlichste Sorgfalt bei der Auswahl der Eliter\u00fcben und durch jahrelange Beobachtung der getrennt weitei'gez\u00fcchteten einzelnen Familien auf der H\u00f6he erhalten worden; denn es ist eine bekannte Tatsache, da\u00df keine landwirtschaftliche Kulturpflanze so schnell entartet, keine aber auch sich durch sorgf\u00e4ltige Z\u00fcchtung so im Ertrage steigern l\u00e4\u00dft wie die Runkelr\u00fcbe.\nBei dem gro\u00dfen Unterschied im Ertrage und dem geringen Saatbedarf spielt der Samenpreis nur eine untergeordnete Rolle, macht doch jede Mark pro Zentner Samen nur etwa 60Pf. f\u00fcr den Hektar R\u00fcben aus. Dementsprechend hat denn auch trotz h\u00f6herer Preise die Nachfrage nach Runkelsamen in den letzten Jahren so zugenommen, da\u00df trotz stetiger Vermehrung des Anbaues auf eine Fl\u00e4che von fast 250 ha der Nachfrage kaum gen\u00fcgt werden konnte. Es werden daher zuverl\u00e4ssige Landwirte in derselben Weise zum Anbau des Samens herangezogen, wie dies bei dem Anbau des Zuckerr\u00fcbensamens \u00fcblich ist, d. h. es wird ihnen allj\u00e4hrlich der gez\u00fcchtete Elitesamen \u00fcbergeben und ihnen die daraus erzeugte Absaat abgenommen.\n2. Die Vauriac-Runkelr\u00fcbe.\nUnter den vielen Runkelsorten, die gepr\u00fcft wurden, hat sich die Vauriac, eine franz\u00f6sische Z\u00fcchtung, besonders ausgezeichnet. Seit einer Reihe von Jahren ist daher daran gearbeitet worden, zun\u00e4chst ein gutes Elitematerial heranzuz\u00fcchten. Der Anbau des Samens findet auf einem anderen Gute statt, so da\u00df eine Verbastardierung mit der Eckendorfer Runkelr\u00fcbe ausgeschlossen ist.\nDie Vauriac ist eine lange gelbe R\u00fcbe, die zu 2/s \u00fcber der Erde w\u00e4chst. Sie ist nicht so frei von Nebenwurzeln wie die Eckendorfer und erntet sich nicht so leicht, stellt auch h\u00f6here Anspr\u00fcche an den Boden, gibt aber auf gutem, tiefgr\u00fcndigem Boden sehr hohe Massenertr\u00e4ge und ist dabei besonders gehaltreich und haltbar. Nie werden die R\u00fcben auf solchem Boden hohl. Das Blatt zeigt die krause Form der Zuckerr\u00fcbe und damit h\u00e4ngt wohl der hohe N\u00e4hrstoffgehalt der R\u00fcbe zusammen.","page":498},{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n499\n32*\nBild 289. Orig. Criewener gelbe Eckend\u00f6rfer Futterrunkel.","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"500\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 290. Aussuchen v\u00f6n Eliter\u00fcben der wei\u00dfen Criewener.\n3. Mohrriibensame n.\nKeine Wurzelfrucht verdient so einen vermehrten Anbau in der Landwirtschaft, wie die Mohrr\u00fcbe oder M\u00f6hre. In gesundheitlicher Beziehung, in ihrer di\u00e4tetischen Wirkung \u00fcbertrifft sie Runkelr\u00fcbe, Kohlr\u00fcbe und Kar-","page":500},{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n501\ntoffel ; sie steht hierin obenan und ist daher das beste Wurzelfutter f\u00fcr alle jungen, wachsenden Tiere, seien es Pferde, Rinder oder Schafe.\nMohrr\u00fcben machen leider stets ziemlich viel Schosser. W\u00e4hrend es gelungen ist, bei den Runkeln die Neigung zum Schossen fast ganz fortzuz\u00fcchten, setzt die Mohrr\u00fcbe allen dahingehenden Bem\u00fchungen einen sehr viel energischeren Widerstand entgegen. Immerhin ist es gelungen, diesen Fehler einzuschr\u00e4nken. Abgegeben wird nur abgeriebener Same, und zwar wird derselbe so scharf abgerieben, da\u00df er ebenso wie jeder andere Same mit der Drillmaschine tadellos ausges\u00e4t werden kann, w\u00e4hrend unab-geriebener Same sich nur mit der Hand und auch dann nur ungleichm\u00e4\u00dfig auss\u00e4en l\u00e4\u00dft. Durch das Abreiben und die damit verbundene scharfe Reinigung entsteht ein Gewichtsverlust bis zu 50 %.\nDie wei\u00dfe Criewener Futtermohrr\u00fcbe (Abb. 290). Von allen Mohrr\u00fcbensorten bringt die gro\u00dfe wei\u00dfe Futtermohrr\u00fcbe die h\u00f6chsten Massenertr\u00e4ge. Sie wird in verschiedenen Formen, teils ganz lang, teils k\u00fcrzer teils aus der Erde, teils ganz in der Erde wachsend gez\u00fcchtet und dementsprechend unter verschiedenen Namen, wie : verbesserte wei\u00dfe gr\u00fcnk\u00f6pfige Riesenm\u00f6hre, desgleichen lang aus der Erde wachsend, wei\u00dfe vogesische usw. auf den Markt gebracht. Sie stellt die geringsten Anforderungen an den Boden. Wo Roggen und Kartoffeln nicht gedeihen, da bringt sie noch gute Ertr\u00e4ge. Die Z\u00fcchtung ist mittellang, wenig aus der Erde wachsend und unten gut voll, wodurch ein hohes Gewicht der R\u00fcbe erzielt wird.\nDie gelbe Criewener Futtermohrr\u00fcbe. Die gelben Mohrr\u00fcben sind etwas anspruchsvoller an' den Boden als die wei\u00dfen und bringen nicht ganz so hohe Ertr\u00e4ge, sind aber gehaltreicher und werden deshalb in manchen Gegenden vorgezogen. Die gelbe Criewener ist kaum mittellang, ann\u00e4hernd zylindrisch und hat eine sehr gleichm\u00e4\u00dfige, edle Form. Da sie f\u00fcr besseren Boden bestimmt ist, auf dem das Kraut sich leicht auf Kosten der Wurzel zu stark entwickelt, ist sie auf kleinen Bl\u00e4tterkopf gez\u00fcchtet.\nEbenso wie bei den Runkeln ist auch bei der Z\u00fcchtung der M\u00f6hren und der Wrucken seit einer Reihe von Jahren die Familienzucht streng durcho-ef\u00fchrt, d. h. es ist die Nachzucht besonders hervorragender Pflanzen getrennt weiter beobachtet worden. Trotz der Fremdbefruchtung der R\u00fcben l\u00e4\u00dft sich mit Sicherheit eine st\u00e4rkere Vererbungsf\u00e4higkeit der Mutterpflanzen feststellen. Auf diese Weise gelingt es, schneller und sicherer einen gew\u00fcnschten Typ zu konsolidieren.\n4. Kohlr\u00fcben- (W rucken-, Steckr\u00fcben-) Samen.\nEs gibt zwei Hauptarten von Kohlr\u00fcben, wei\u00dfe und gelbe, aus denen von den verschiedenen Z\u00fcchtern eine gro\u00dfe Zahl von Sorten herausgez\u00fcchtet worden ist. Die Kohlr\u00fcbe hat einen h\u00f6heren N\u00e4hrstoffgehalt als die Runkelr\u00fcbe, aber einen geringeren als die Mohrr\u00fcbe. Sie ist in erster Linie ein Mastfutter, welches von Rindvieh, Schafen und Schweinen gern genommen","page":501},{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"502\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nwird. Die Kohlr\u00fcbe hat eine k\u00fcrzere Vegetationszeit als die Runkelr\u00fcbe und verlangt sehr viel weniger Sonnenw\u00e4rme; sie wird deshalb in Gegenden mit k\u00fchlem, feuchtem oder mit kurzem Sommer, wie in K\u00fcstengebieten, Gebirgslagen und dem Nordosten Deutschlands, in England, D\u00e4nemark und Schweden besonders viel angebaut. Ihre gro\u00dfe Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Frost gestattet es, die Ernte im November nach Beendigung der gesamten Hackfruchternte vorzunehmen. Alles, was bez\u00fcglich des Samenbaues bei Runkeln und Mohrr\u00fcben gesagt worden ist, trifft im gro\u00dfen und ganzen auch auf die Kohlr\u00fcbe zu. Die Neigung, eine gro\u00dfe R\u00fcbe zu bilden, ist ihr k\u00fcnstlich angez\u00fcchtet und verschwindet um so mehr, je nachl\u00e4ssiger gez\u00fcchtet wird. Von der Sorgfalt des Z\u00fcchters h\u00e4ngt also der Ertrag ab. Gez\u00fcchtet werden nachstehend beschriebene drei Sorten :\na)\tPommersche Kannenwrucke, wei\u00dffleischig mit gr\u00fcnem Kopf. Sie geh\u00f6rt in Deutschland, besonders im Osten, zu den verbreitetsten Kohlr\u00fcbensorten und zeichnet sich besonders durch Anspruchslosigkeit, Widerstandsf\u00e4higkeit gegen ung\u00fcnstige Witterungseinfl\u00fcsse und Sch\u00e4dlinge vor allen \u00fcbrigen Sorten aus. Den Erdfl\u00f6hen wird sie infolge ihrer schnellen und starken Krautentwicklung bald entzogen. Die R\u00fcbe wird sehr gro\u00df, doch war es bisher trotz aller Sorgfalt nicht m\u00f6glich, ihr die gleichm\u00e4\u00dfige, edle Form anzuz\u00fcchten, welche die gelbe Criewener zeigt.\nb)\tDie wei\u00dfe Criewener Kohlr\u00fcbe, wei\u00dffleischig mit r\u00f6tlich gr\u00fcnem Kopf, ist das Produkt langj\u00e4hriger Z\u00fcchtung. Sie hat eine hervorragend sch\u00f6ne, edle, wurzelreine Form und kleinen Bl\u00e4tterkopf und d\u00fcrfte in ihrer Ertragsf\u00e4higkeit von keiner anderen Sorte \u00fcbertroffen werden. Ihre Anspr\u00fcche an den Boden sind gering.\nc)\tDie gelbe Criewener Kohlr\u00fcbe (Abb. 291), gelbfleischig mit rotgrauem Kopf, ist aus englischen R\u00fcben herausgez\u00fcchtet worden, nachdem alle besseren in England gebr\u00e4uchlichen Sorten auf ihren Anbauwert gepr\u00fcft worden sind. Sie ist anspruchsvoller als die vorige, gibt aber auf Boden, der nicht allzu gering ist, hohe Ertr\u00e4ge und zeichnet sich durch Schmackhaftigkeit und hohen N\u00e4hrwert aus. Der Bl\u00e4tterkopf ist klein; die R\u00fcbe glatt und edel in der Form.\n5. Kartoffeln.\nIn jedem Jahre findet ein ausgedehnter, vergleichender, feldm\u00e4\u00dfiger Anbau von Kartoffelneuheiten statt. Der dazu benutzte Boden ist ein trockner, stark sandhaltiger Lehmboden dritter bis f\u00fcnfter Grundsteuerklasse. Ein besonderes Augenmerk wird darauf gerichtet, da\u00df die Kartoffeln neben hohem Ertrag, Widerstandsf\u00e4higkeit und St\u00e4rkegehalt auch gute Speiseeigenschaften besitzen, denn selbst f\u00fcr Wirtschaften, die f\u00fcr gew\u00f6hnlich keine Kartoffeln verkaufen, wird es erw\u00fcnscht sein, eine Kartoffel zu besitzen, die sich bei hohen Kartoffelpreisen als Speisekartoffel verwerten l\u00e4\u00dft. Hohe Kartoffelpreise treten aber in kalten, nassen Jahren ein; Kartoffelsorten, die dann gesicherte Ernten bringen, sind also doppelt wertvoll.","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n503\nVon der gro\u00dfen Zahl der gepr\u00fcften Sorten werden diejenigen, die sich w\u00e4hrend einer Reihe von Jahren unter verschiedenen Witterungsverh\u00e4ltnissen bew\u00e4hrt haben, im Gro\u00dfen angebaut und in gr\u00f6\u00dferen Mengen als Saatkartoffeln abgegeben.\n6. Criewener Weizen Nr. 104.\nDer Umstand, da\u00df die vorhandenen hochgez\u00fcchteten und ertragreichen Weizensorten f\u00fcr Criewener Verh\u00e4ltnisse zu anspruchsvoll und nicht winterfest genug waren, f\u00fchrte schon vor mehr als 20 Jahren dazu, mit der Z\u00fcchtung\nBild 291. Gelbe Criewener Kohlr\u00fcbe.\nneuer Sorten zu beginnen. Dabei erwies sich als Hauptschwierigkeit die Vereinigung von Steifhalmigkeit mit Winterfestigkeit und Anspruchslosigkeit ; denn in den meisten F\u00e4llen war mit der Vermehrung der Steifigkeit eine Verminderung der Winterh\u00e4rte und eine Zunahme der Anspr\u00fcche an den Boden verbunden. Steifes Stroh ist aber eine Eigenschaft, die von allen Halmfr\u00fcchten durchaus gefordert werden mu\u00df, einmal weil Lagern den Ertrag um so mehr gef\u00e4hrdet, je besser das Korn steht, dann aber auch, weil die heutigen Arbeitsverh\u00e4ltnisse die Anwendung von M\u00e4hmaschinen zur Notwendigkeit machen.","page":503},{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"504\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nNach jahrelangen Versuchen gelang es, im Criewener Weizen Nr. 104 (Abb. 293) einen diesen Anspr\u00fcchen gen\u00fcgenden Weizen herauszuz\u00fcchten. Sein Stroh ist mittellang ; er ist einer der steifsten aller bisher gez\u00fcchteten Sorten. Er war in Criewen so steif wie Squarehead, kann daher stets mit der Maschine, besonders mit dem Bindem\u00e4her, gem\u00e4ht werden. Die \u00c4hre ist gro\u00df, mittellang, das Korn gro\u00df und dunkelgelb.\nDen Squarehead \u00fcbertraf er stets im Ertrage. Durch den Winter 1900/01, dem ein gro\u00dfer Teil des Weizens in Deutschland zum Opfer fiel, wurde er zwar auch stark gesch\u00e4digt, aber durchaus nicht mehr als die gew\u00f6hnlichen Landsorten. Auch anderw\u00e4rts fiel er zwar vielfach der au\u00dfergew\u00f6hn-\nBild 292. v. Arnim-Criswen: Zuchtfelcl.\nliehen Winterk\u00e4lte zum Opfer, vielfach widerstand er derselben aber sehr gut und zeigte sich den englischen Sorten weit \u00fcberlegen; auch in anderen Jahren bew\u00e4hrte er sich als winterfest, nur aus Ostpreu\u00dfen lauten die Berichte verschieden. W\u00e4hrend er an einem Ort besch\u00e4digt wurde, ist er an einem Nachbarort tadellos durchgewintert. Trotzdem hat er auf den guten B\u00f6den der Provinz, die das Bed\u00fcrfnis nach einem steifen, ertragreichen Weizen haben immer mehr Verbreitung gefunden. Ganz besonders aber zeichnet er sich durch seine Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Rost aus. Wie fast alle Abnehmer betonen, \u00fcbertraf er darin die vergleichsweise angebauten Sorten.","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n505\nAls Resultat der langj\u00e4hrigen Erfahrungen darf folgendes ausgesprochen werden :\n1.\tNr. 104 steht im Ertrage und in der Steifheit dem Squarehead nicht nach.\n2.\tEr ist sehr widerstandsf\u00e4hig gegen Rost.\n3.\tEr ist sehr widerstandsf\u00e4hig gegen D\u00fcrre.\n4.\tEr ist sehr viel winterfester als Square-head, erreicht aber nicht die Winterh\u00e4rte der im \u00e4u\u00dfersten Osten angebauten Landsorten.\nDie Nachfrage war infolgedessen so gro\u00df, da\u00df sie nicht ann\u00e4hernd befriedigt werden konnte. Es ist deshalb an zuverl\u00e4ssige Landwirte der Anbau von Saatweizen f\u00fcr die Criewener Wirtschaft vergeben worden, derart, da\u00df ihnen allj\u00e4hrlich die dazu n\u00f6tige Elitesaat geliefert wird. Die Anzucht von Elitesaatist dementsprechend stark vermehrt worden.\nW ie schon anfangs erw\u00e4hnt, ist der Criewener Nr. 104 eine Pe-digreeziichtung, d. h. er ist aus einer Pflanze herausgez\u00fcchtet. Zur Erhaltung undVerbesse-rung seiner Eigenschaften wird dauernd strenge Familienzucht getrieben, d. h. es wird j\u00e4hrlich die Ernte von Hunderten von ausgew\u00e4hlten Pflanzen, und zwar die K\u00f6rner jeder Pflanze gesondert, auf je einem Beet ausgelegt, wobei die Abstammung jeder Pflanze notiert wird. Soweit die Pflanzen sich gut ver-\nBild 293. Orig. Criewener Weizen 104.","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nerben, wird ihre Nachzucht benutzt, und zwar werden daraus zun\u00e4chst die Elitepflanzen f\u00fcr das n\u00e4chste Jahr ausgew\u00e4hlt. Im \u00fcbrigen wird die Ernte, und zwar von jedem Beet getrennt, mit einer Handdrillmaschine ausges\u00e4t. Die so entstandenen gr\u00f6\u00dferen St\u00fccke werden nun, ebenso wie im Vorjahre die kleinen Beete, genau beobachtet und jedes St\u00fcck, welches keine gute Vererbung zeigt, ausgemerzt, w\u00e4hrend der Ertrag der guten St\u00fccke gemeinsam auf dem Felde ausges\u00e4t wird. Die hiervon gewonnene Ernte ergibt nun gen\u00fcgendes Material zur Bestellung aller \u00c4cker, von denen im folgenden Jahr das Saatgut zum Verkauf kommt.\nDie geschilderten Vorg\u00e4nge wiederholen sich jedes Jahr. Dann und wann kommt es dabei vor, da\u00df einzelne Pflanzen eine besonders gute Vererbung zeigen. Die Nachzucht solcher Pflanzen wird dauernd getrennt gehalten. Bew\u00e4hren sie auf dem Versuchsfelde mehrere Jahre hindurch ihre \u00dcberlegenheit, so bilden sie die Grundlage f\u00fcr einen neuen Typ der Zucht; so kommt z. B. 1909 zum erstenmal ein Saatgut zum Verkauf, welches einen solchen gesonderten Typ bildet und sich durch gr\u00f6\u00dfere Winterfestigkeit auszeichnet.\nNachbau wird betrieben von Strubes Hafer und Hannchengerste.\nAu\u00dferdem ist noch eine Baumschule vorhanden und Kulturen von zwei Sorten Rhabarber zum Abgeben von Stecklingen.\nBild 294. Schutzmarke.\nVon Arnim, Suckow b. Wilmersdorf (Uckermark). Auf dieser Wirtschaft, deren Ackerfl\u00e4che 220 ha umfa\u00dft, werden seit 1908 folgende Saaten nachgebaut: F. von Locliows Petkuser Winterroggen, Criewener Weizen 104, Hannagerste, Strubes Sclilanstedter Hafer, Ligowohafer.\nVon Arnim, Z\u00fcsedom (Uckermark). Die Feldmark Z\u00fcsedom umfa\u00dft 875 ha. Im Jahre 1900 wurde mit dem Anbau von Saatgetreide begonnen. Petkuser Winter- und Sommerroggen, Beselers Squarehead II, Strubes Schlan-","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n507\nstedter Squarehead und Leutewitzer Squarehead werden als erste Absaaten angebaut, ebenso die gelbe Eckendorfer Runkel, die auch in z\u00fcchterische Bearbeitung genommen ist. Ferner wird bei dem Schottischen Hochlandweizen \u00c4hrenauslese betrieben; auch Hannchen Gerste und die Mahndorfer Viktoriaerbse sind in z\u00fcchterische Bearbeitung genommen.\nBolinstedt, Dom. Benau, Kr. Sorau, N.-L. Seit 1900 werden auf der 300 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che Petkuser Roggen, Hannchengerste und Ligowo-hafer, seit 1905 Bohnstedts Benauer Roggen, Bohnstedts Benauer Wei\u00dfhafer und Bohnstedts Benauer Goldhafer zum Verkauf angebaut. Die letzten drei Sorten sind seit 1900 in z\u00fcchterische Bearbeitung genommen; als Zuchtverfahren wird Individualauslese mit nachfolgender Familienzucht angewandt. Au\u00dferdem werden seit 1910 f\u00fcr die Brandenburgische Landwirtschaftskammer Rigaer und Pernauer Flachs durch Pedigreezucht (Stammbaumzucht) verbessert.\nBoguslav Dohrn, Dom. Wilhelmshof, Kr. Prenzlau baut auf seiner 630 ha gro\u00dfen Wirtschaft seit 1903 Criewener Weizen 104, sowie Extra Squarehead-(Sval\u00f6f-)weizen nach.\nW. Jaeger, Dom. K\u00f6nkendorf b. Sadenbeck, Kr. Ostprignitz.\nDie Dom\u00e4ne K\u00f6nkendorf ist Eigentum des adligen Damenstiftes zum Heiligengrabe und seit 1872 von Oberamtmann J a e g e r in Pacht genommen. K\u00f6nkendorf liegt im Bereich des Ural-Baltischen H\u00f6henzuges auf einem breiten, ziemlich ebenen und nur nach Norden sich etwas neigenden R\u00fccken, der die Wasserscheide zwischen den Fl\u00fcssen Stepenitz und Dosse bildet.\nDer Boden zeigt durchweg sandigen Charakter, nur einige Schl\u00e4ge weisen einen gr\u00f6\u00dferen Anteil lehmiger Bestandteile auf. Am besten wird die Bodenbeschaffenheit durch den Gehalt an abschlemmbaren tonigen Teilen gekennzeichnet, der meistens nur 10 bis 13 % ausmacht und nur auf einigen besseren Schl\u00e4gen bis auf 18 %, in einem Falle bis auf 26 % hinaufsteigt. Der Untergrund ist bis zu einer Tiefe von 0,70 bis 1,0m mehr oder weniger der Oberkrume \u00e4hnlich, doch findet sich nicht selten Eisenerde beigemischt,\nDie gesamte, fast kreisf\u00f6rmig gelegene Feldmark umfa\u00dft etwa 400 ha, wovon ungef\u00e4hr 25 ha in der N\u00e4he des Geh\u00f6ftes in Dauerweiden angelegt sind, w\u00e4hrend die \u00fcbrige Fl\u00e4che zurzeit in neun fast gleich gro\u00dfen Schl\u00e4gen bewirtschaftet wird. Die Fruchtfolge ist in den 36 Jahren der Bewirtschaftung wiederholt gewechselt worden.\nDie fr\u00fchere und die jetzige Wirtschaftsweise ist durch nachstehende Fruchtfolge gekennzeichnet :","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n1 2\n3\n4\n5\n6\n7\n8\n9\nIII. Fruchtfolge von 1909.\n1.\tRoggen.\n2.\t72 Klee, i/2 Kartoffeln oder R\u00fcben.\n3.\tHafer.\n4.\tRoggen.\n5.\tKartoffeln oder R\u00fcben.\n6.\tHafer.\n7.\tRoggen.\n8.\tKartoffeln oder R\u00fcben.\n9.\tHafer.\nI. Fruchtfolge 1872\u20141895. . Roggen.\n. Klee.\n. Roggen.\n. Kartoffeln.\n. Hafer.\n. Roggen.\n. Kartoffeln.\n. Hafer.\n. F\u00fcnf kleine Schl\u00e4ge in freier Fruchtfolge.\nII. Fruchtfolge 1896\u20141908\n1.\tRoggen.\n2.\tKlee.\n3.\tRoggen.\n4.\tKartoffeln.\n5.\tR\u00fcben (Zucker- u. Futter-).\n6.\tHafer.\n7.\tRoggen.\n8.\ty2 Kartoffeln, y2 R\u00fcben.\n9.\tHafer.\nEin ganz besonderes Augenmerk wurde seit dem Jahre 1896 auf den Anbau des Roggens und seine z\u00fcchterische Verbesserung gelegt. Um das Jahr 1850 war n\u00e4mlich der franz\u00f6sische Champagnerroggen wegen seiner die damaligen Roggensorten \u00fcberragenden Ertragsf\u00e4higkeit in die Nordprignitz eingef\u00fchrt worden. Obgleich derselbe anfangs sehr empfindlich gegen Frost war, und die Ertr\u00e4ge dadurch zuweilen sehr beeintr\u00e4chtigt wurden, so \u00fcbertrafen doch die Durchschnittsertr\u00e4ge diejenigen anderer Sorten bei weitem; deshalb wurde er in den Wirtschaften der J\u00e4ger sehen Familie unentwegt weiter-gebaut.\nMit \u00dcbernahme des Gutes K\u00f6nkendorf 1872 wurde dieser Roggen auch dort als einzige Sorte eingef\u00fchrt und dadurch sein Anbau in gr\u00f6\u00dferem Umfange erm\u00f6glicht. Der fortgesetzte Anbau in rauher Gegend auf einem Boden, der zu den k\u00e4ltesten zu z\u00e4hlen ist, und dem nur wenig Niederschl\u00e4ge zuflie\u00dfen, lie\u00df aus diesem Roggen nach und nach eine eigenartige Sorte hervorgehen, die im direkten Gegensatz zu ihrer Muttersorte eine au\u00dfergew\u00f6hnliche Winterfestigkeit erlangte und mit geringen Feuchtigkeitsmengen so vortrefflich haush\u00e4lt, da\u00df dennoch eine reiche Ernte dabei heran wachsen kann.\nDie nebenstehenden Tabellen geben eine \u00dcbersicht \u00fcber die Niederschlagsmengen in den einzelnen Monaten, sowie an den einzelnen Tagen des Jahres.","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"Bild 295. Jaeger, K\u00f6nkendorf. Niederschl\u00e4ge in mm im Jahr an Tagen.\n12. Brandenburg.\n509\nCO iO o\nCO TJ H (M\nO O CO O-O O h U]\nH CO O CM t> CO\nO iC\too\nCO CO (M CM\nCO iO CM ^ CO L'- GC O\nO GO 00 O\nH CO\tD-\nTT\tTli o\n-Tf rH\t00\tT\u2014\n1^ CO W H (M UO O O\nd co co\nH\t-f\nC0 I\u00df CO !\u2014> O\tT-*\n\u00a9\nCO O CO co\nco\toi\niTO\no\nco\nCO\no\nco\nGO\no\n\n\nH gm d- o\nco\nT-t CO CO CO\n1904\n1905 190G\n1907\n1908","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"510\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDie geringe Menge der Niederschl\u00e4ge hat aber den Roggen bef\u00e4higt, auf gutem wie auf leichtem Boden, bei reichlichen wie bei knappen Niederschl\u00e4gen stets sich als eine \u00e4u\u00dferst dankbare und ertragreiche Sorte zu bew\u00e4hren, und es erschien daher auch angezeigt, durch z\u00fcchterische Arbeit die Eigenschaften und Leistungen dieses Roggens zu veredeln, zu festigen und zu heben.\nHierzu ermutigten zun\u00e4chst die g\u00fcnstigen Erfahrungen, die schon in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in den verschiedensten Gegenden Deutschlands beim Anbau dieses Roggens gemacht wurden, so da\u00df im Jahre 1896 die ersten Versuche zur Veredlung unternommen wurden. In diesem Jahre trat auch dieser Champagnerroggen zum ersten Male unter einem besonderen Namen, n\u00e4mlich als \u201eJ\u00e4gers Norddeutscher Champagnerroggen\u201d (Abb. 297, 298) auf, eine Bezeichnung, die ebenso seine ehemalige Herkunft wie die Tatsache rechtfertigten, da\u00df er durch fast f\u00fcnfzigj\u00e4hrigen Anbau in Norddeutschland unter wenig g\u00fcnstigen Klima- und Bodenverh\u00e4ltnissen sich voll und ganz das Heimatsrecht erworben hatte.\nDie guten Eigenschaften dieser Sorte wurden auch schon im Jahre 1898 durch die ersten Anbauversuche der D. L. G. erkannt, da bei diesen der Norddeutsche Champagnerroggen als eine sehr ertragreiche Sorte bezeichnet wurde. Eine gleich g\u00fcnstige Beurteilung ergaben bald darauf die Anbauversuche der D. L. G. in den Jahren 1900 bis 1902, bei denen seine Widerstandskraft gegen den Frost des Winters 1900/01 und gegen die D\u00fcrre des Sommers 1902 als besonders beachtenswerte Eigenschaften in Erscheinung traten.\nDurch alle diese Erfolge, nicht weniger aber durch die immer mehr wachsende Beachtung, die dem Norddeutschen Champagnerroggen von seiten der Praxis entgegengebracht wurde, veranla\u00dft, wurde seit dem Jahre 1900 das z\u00fcchterische Verfahren immer mehr entwickelt und vervollkommnet. Die nach dieser Richtung bet\u00e4tigten z\u00fcchterischen Bestrebungen fanden im Jahre 1907 ihre volle Anerkennung, indem der Norddeutsche Champagnerroggen in das Hochzuchtregister f\u00fcr Pflanzenzucht der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft unter Nr. 24 eingetragen wurde. Au\u00dferdem ist dieser Roggen durch die Kommission des Bundes der Landwirte anerkannt als Originalsaat des Bundes der Landwirte.\nUber das Zuchtverfahren ist in kurzen Z\u00fcgen folgendes hervorzuheben :\nDen Ausgangspunkt der z\u00fcchterischen Arbeiten bildeten 65 Pflanzen, die im Jahre 1900 als besonders hervorragende Pflanzen aus dem Eeldbestande ausgew\u00e4hlt wurden. Jede derselben lieferte eine \u00c4hre, die nach Bau, L\u00e4nge, Gewicht, Besatzdichte, Kornertrag, Korngr\u00f6\u00dfe und Kornform den damaligen h\u00f6chsten Anforderungen entsprach. Die dazu geh\u00f6rigen K\u00f6rner gelangten darauf zum Anbau im Zuchtgarten, um die daraus hervorgegangenen Pflanzen besonderer Beobachtung zu unterwerfen. Als Ergebnis dieser Arbeit ist zu verzeichnen, da\u00df von den Nachkommen dieser zahlreichen Stamm\u00e4hren nur einige wenige den gesteigerten Anforderungen fortgesetzter Pr\u00fcfungen zu gen\u00fcgen vermochten ; gegenw\u00e4rtig ist es eigentlich nur noch eine einzige Stamm-","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n511","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"512\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n\u00e4hre, die mit ihren Nachkommen die ganze Zucht beherrscht. Naturgem\u00e4\u00df haben sich diese Nachkommen wieder in Sonderfamilien gespalten, denen die Bezeichnung Elite-Stammpflanzen beigelegt ist. F\u00fcr jede Familie wird allj\u00e4hrlich nur eine Elite-Stammpflanze ausgew\u00e4hlt, die nach Form und Leistung den h\u00f6chsten Anforderungen entspricht und gleichzeitig den vorteilhaftesten Entwicklungsgang w\u00e4hrend des Wachstums gezeigt hat. Die \u00fcbrigen Pflanzen der betreffenden Familie werden als Elite-Pr\u00fcfungspflanzen mit erweitertem Standraum dem Anbau unterworfen, um auf ihre Ertr\u00e4ge gepr\u00fcft zu werden. Ganz besonderer Wert wird aber hierbei auf die Ausgeglichenheit in der \u00e4u\u00dferen Erscheinung gelegt, was bei der Fremdbest\u00e4ubung des Roggens von wesentlicher Bedeutung ist.\nNur diejenigen Pflanzen, die bei dieser Pr\u00fcfung voll befriedigen, gelangen zum Vermehrungsanbau, der im ersten Jahre ausschlie\u00dflich noch im Zuchtgarten erfolgt, um nochmals die Gesamtentwicklung verfolgen und die Ertr\u00e4ge nach den verschiedensten Richtungen ermitteln zu k\u00f6nnen. Die n\u00e4chstj\u00e4hrigen Vermehrungen erfolgen durch feldm\u00e4\u00dfigen Anbau unter st\u00e4ndiger Ermittlung der Ertr\u00e4ge, so da\u00df mit der vierten und f\u00fcnften Vermehrung nur allseitig gepr\u00fcftes Saatgut in den Handel gelangt.\nZur Ermittlung des z\u00fcchterischen Fortschrittes wird stets ein kleiner Anbau von altem, au\u00dferhalb der z\u00fcchterischen Bearbeitung stehendem Saatgut als Standard durchgef\u00fchrt.\nUnter den Eigenschaften, deren weitere Entwicklung und Vervollkommnung durch die Hochzucht den Zuchtpflanzen anerzogen werden soll, und die bisher schon immer dem Norddeutschen Champagnerroggen in den weitesten Kreisen Verbreitung und eine geradezu hervorragende Stellung unter den jetzigen bekannteren Roggensorten verschafft haben, sind besonders die folgenden hervorzuheben : Winterfestigkeit, Bestockungsf\u00e4higkeit, schnelle Entwicklung im Fr\u00fchjahr, Fr\u00fchreife, Ertragsf\u00e4higkeit, Ertragssicherheit und Lagerfestigkeit.\nZur Erzielung einer m\u00f6glichst gro\u00dfen Winterfestigkeit wird nicht nur mit dem nat\u00fcrlichen Einflu\u00df des rauhen Klimas \u00fcberhaupt gerechnet, sondern es findet die zahlenm\u00e4\u00dfig erwiesene winterliche Widerstandskraft auch bei der Auswahl der Zuchtpflanzen entsprechend Ber\u00fccksichtigung. Besonderes Gewicht wird auf die Erhaltung der Fr\u00fchreife gelegt. Obwohl diese, wie bereits gezeigt, durch die Niederschlagsverh\u00e4ltnisse zum gro\u00dfen Teil bedingt wird, mu\u00df diese wichtige und seltene Eigenschaft mit gr\u00f6\u00dfter Sorgfalt erhalten werden, da hochgez\u00fcchtete Pflanzen dazu neigen, eine gewisse sp\u00e4tere Reife sich zu eigen zu machen. Es bedarf kaum eines Hinweises, da\u00df eine fr\u00fchreife Roggensorte nicht nur f\u00fcr Gegenden mit leichtem Boden und mit wenig Niederschl\u00e4gen im Monat Juni von allergr\u00f6\u00dfter Wichtigkeit ist, sondern da\u00df sie gerade auch bei Bewirtschaftung besserer B\u00f6den in g\u00fcnstigster Weise auf bessere Verteilung der Bestellungsarbeiten im Herbst und der Erntearbeiten im Sommer einwirkt.","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n513\nBis jetzt ist es dauernd gelungen, den Norddeutschen Champagnerroggen um 10\u201414 Tage fr\u00fcher reifend als andere Sorten zu erhalten, eine Eigent\u00fcmlichkeit, die er \u00fcberall, wo er auch nur angebaut wurde, bewahrt hat.\nAuf die Ertragsf\u00e4higkeit wird durch die Gewinnung von gedrungenen, mittellangen \u00c4hren von kantiger Form mit engem K\u00f6rnerbesatz hingearbeitet.\nBild 299. Orig. J\u00e4gers Duppauer Hafer.\nStarke Grannen sind eine typische Erscheinung und deuten die besondere Fr\u00fchreife an. Die Spelzen fassen das Korn voll ein und verh\u00fcten einen leichten Ausfall. Das Korn hat eine l\u00e4ngliche Form und zeigt ein hohes Gewicht.\nZur Erzielung der Lagerfestigkeit wird auf nicht zu lange Halmbildung mit m\u00f6glichst kurzen unteren Internodien gesehen. Das Stroh ist infolgedessen verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kurz, zeigt aber ein gutes Gewicht, das durch ein\nDeutsche Pflanzenzucht.\t33","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"514\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nsehr festes Gef\u00fcge und eine dichte Zellstruktur hervorgerufen wird. Gerade die letzte Eigenschaft ist einer st\u00e4ndigen Kontrolle unterworfen und wird durch Untersuchungen der unteren vier Internodien auf Knickfestigkeit und Tragkraft ermittelt. Es geh\u00f6rt gar nicht zu den Seltenheiten, da\u00df das f\u00fcnfte Internodium (von oben nach unten gez\u00e4hlt) bei einer L\u00e4nge von 8 cm an seinen beiden Enden frei aufgeh\u00e4ngt, in der Mitte mit 2000 g belastet werden kann, ohne zu zerbrechen. Es gelangen nur solche Pflanzen zur Vermehrung, deren Halme eine bestimmte Tragkraft besitzen. Die Halml\u00e4nge ist trotz reicher Bestockung h\u00f6chst gleichm\u00e4\u00dfig, wodurch ein sehr ausgeglichener und sicherer Stand herbeigef\u00fchrt wird. Ein besonderer Vorteil des nicht \u00fcberm\u00e4\u00dfig langen und infolge seiner Festigkeit meist aufrecht stehenden Hahnes besteht in der M\u00f6glichkeit, ohne Schwierigkeiten auch M\u00e4h- und Bindemaschinen zur Ernte verwenden zu k\u00f6nnen.\nDer Zuchtgarten wandert nicht mit jedem Jahr von einem Feld zum andern, sondern ist eine st\u00e4ndige Einrichtung von etwa 3 ha Umfang. Die\nBild 300. Schutzmarke.\nGesamtfl\u00e4che besteht aus drei Abteilungen, die im Fruchtwechsel bebaut werden : Roggen, Kartoffeln und Hafer.\nZur Ausf\u00fchrung der Selektionsarbeiten ist ein sehr ger\u00e4umiges Laboratorium mit den erforderlichen Nebenr\u00e4umen zur sicheren Unterbringung und Aufbewahrung der Ernte vorhanden.\nNeben der Roggenhochzucht ist auch noch die Veredlung einer Hafersorte in Angriff genommen, und zwar ist dies \u201eJ\u00e4gers Duppauer H a f e r\u201d. Dieser Sommerhafer ist aus dem B\u00f6hmischen Hafer aus der Herrschaft Duppau gez\u00fcchtet worden. Infolge der Anspruchslosigkeit und Ertragsf\u00e4higkeit wurde diese Hafersorte vor 15 Jahren hier eingef\u00fchrt und rein weiter-gebaut. Bei vergleichenden Anbauversuchen in der Wirtschaft zeigte sich dieser Hafer auf dem kaltgr\u00fcndigen Boden und bei den verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringen Niederschl\u00e4gen anderen Sorten \u00fcberlegen und vor allem sicherer im Ertrage. Das Ergebnis der Feldertr\u00e4ge von 12 bis 16,5 Ztr. auf l/i ha (2400 bis 3300 kg auf den Hektar) konnte von anderen Sorten unter gleichen Bedingungen nicht erreicht werden, weil zumeist in trockenen Jahren der Wasservorrat f\u00fcr die anspruchsvolleren Sorten fehlte. Durch Auslese bester Pflanzen und deren Weiterzucht wurde unter Ber\u00fccksichtigung der Ertragsf\u00e4higkeit,","page":514},{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"515\n12. Brandenburg.\nW\u00fcchsigkeit und Festigkeit des Strohes die Veredlung dieser Landsorte durchgef\u00fchrt.\nDie Rispe tr\u00e4gt an nicht zu langen \u00c4sten ein wei\u00dfgelbes Korn. Das Korn neigt mehr der gedrungenen Form zu. Der Spelzenanteil findet bei der Zuchtwahl Beachtung und h\u00e4lt sich in den niedrigsten Grenzen aller sonst zum Versuch herangezogenen Sorten. Der Halm ist stark und von mittlerer L\u00e4nge und daher gegen Lager widerstandsf\u00e4hig, jedoch ist das Stroh nicht grob, so da\u00df es sich noch zu Futterzwecken eignet.\nHans Kofahl, Zernikow b. Gl\u00f6wen. Auf der 400 ha gro\u00dfen Wirtschaft wurden seit 1895 erste Absaaten von Petkuser Winterroggen, Hannagerste und Ligowohafer zum Verkauf angebaut. Im Jahre 1903 und 1905 wurden auch die eigenen Zuchten : Kofahls Prignitzer Squarehead und Kofahls Prignitzer Fr\u00fchhafer, an denen seit 1902 gearbeitet wurde, zum erstenmal dem Verkauf \u00fcbergeben. Beim Prignitzer Squarehead findet Individual- und Veredlungsauslese statt, und es wird als Zuchtziel gr\u00f6\u00dfere Winterfestigkeit erstrebt. Beim Prignitzer Fr\u00fchhafer findet Massenauslese statt.\nBild 301. F. v. Lochow- l'etkus: Ernte der einzelnen Pflanzen mit der Wurzel.\nF. v. Lochow, Petkus i. Mark.\nDas Rittergut Petkus liegt etwa 60 km s\u00fcdlich von Berlin im Kreise J\u00fcterbog-Luckenwalde, hat Diluvialsandboden, teils mit Sand, teils mit Lehm im Untergr\u00fcnde. Es liegt 80\u2014100 m h\u00f6her als die genannten St\u00e4dte des Kreises, hat 1058 ha Areal mit 359 ha Acker f\u00fcnfter bis achter Bodenklasse, ist seit 1816 im Besitze der Familie von Lochow und seit 1879 Eigentum des jetzigen Besitzers.\n33*","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"516\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nVeranla\u00dft einerseits durch die geringen Ertr\u00e4ge des Roggens und die Ungleichheit der \u00c4hren und des Besatzes, sowie anderseits durch die Beobachtung, da\u00df die von einer Probe Probsteier Roggen gewachsenen Pflanzen unter sich in der Halm- und \u00c4hrenform sehr ungleich waren, fa\u00dfte F. von Lochow 1881 den Plan, seinen Roggen zum eigenen Gebrauch durch Z\u00fcchtung zu verbessern. Da ihm damals keine fremde Zuchtmethode zu Gebote stand, die ihm als Richtschnur dienen konnte, war er auf sich selbst angewiesen. Es fiel ihm dabei ein Rat ein, den sein Lehrmeister Dr. Julius K\u00fchn in Halle dereinst im Kolleg ausgesprochen hatte: \u201eWenn Sie etwas z\u00fcchten wollen, so machen Sie sich zuerst ein Ideal von dem, was Sie z\u00fcchten wollen, und streben Sie diesem nach. Sie werden es zwar nicht erreichen, dadurch aber, da\u00df Sie demselben nachstreben, werden Sie etwas T\u00fcchtiges leisten.\u201d Zur Erreichung dieses Zieles stand es bei E. von Lochow fest, da\u00df eine Pflanzenz\u00fcchtung nur Erfolg haben k\u00f6nne, wenn die ganze Pflanze ber\u00fccksichtigt w\u00fcrde und nicht nur Teile derselben oder einzelne Eigenschaften. Er w\u00e4hlte deshalb eine Partie der besten \u00c4hren aus dem Feldbestande aus, entk\u00f6rnte dieselben und legte die K\u00f6rner in bestimmten Abst\u00e4nden reihenweise nebeneinander einzeln aus. Gleichzeitig setzte er die K\u00f6rner der besten Pflanzen, die von der vorher bezeichneten Probe Probsteier Roggen stammten, auf besonderen Beeten aus. Bei der Ernte wurden in den ersten Jahren die Pflanzen einzeln mit dem Messer abgeschnitten, die schlechten Pflanzen ganz von der Weiterz\u00fcchtung ausgeschlossen, die besseren Pflanzen zur Vermehrung im Felde bestimmt und die besten Pflanzen zur Elite f\u00fcr das n\u00e4chste Jahr. Die K\u00f6rner wurden teils mit den Fingern ausgedr\u00fcckt, teils sp\u00e4ter mit Glasst\u00f6pseln ausgestrichen. Von den besten Pflanzen wurden in den ersten Jahren nur die gr\u00f6\u00dften und besten K\u00f6rner zur Elite ausgesucht; es fand auch zuerst nicht ein pflanzenweises Entk\u00f6rnen statt.\nSehr bald machte F. von Lochow aber die Beobachtung, da\u00df die Halme jeder einzelnen Pflanze unter sich, die \u00c4hren, der Besatz der Pflanze und die K\u00f6rner derselben den gleichen ausgesprochenen Charakter haben, da\u00df besonders stets s\u00e4mtliche \u00c4hren einer Pflanze entweder voll oder l\u00fcckig besetzt sind. Er schlo\u00df daraus, da\u00df die Witterung auf den Besatz nicht den Einflu\u00df aus\u00fcbte, den man fr\u00fcher allgemein angenommen hatte, ohne unbegreiflicherweise diese Annahme nachzupr\u00fcfen.\nDa das Bl\u00fchen jeder \u00c4hre in der Mitte anf\u00e4ngt und nach den Enden fortschreitet und das Bl\u00fchen einer \u00c4hre in der Regel mehrere Tage dauert, da ferner sp\u00e4t nachgewachsene Halme oft eine Woche und mehr sp\u00e4ter bl\u00fchen und trotzdem der Besatz der einzelnen \u00c4hren einer Pflanze gleich ist, so mu\u00df derselbe abh\u00e4ngen von der Anlage oder dem Bau der \u00c4hre und erblich sein. Mehrj\u00e4hrig angestellte Versuche E. von Lochows haben dieses auch voll best\u00e4tigt. Es zeigte sich, da\u00df die L\u00fcckigkeit des Besatzes bis zu 75 % vererbte. Selbstverst\u00e4ndlich wird die L\u00fcckigkeit schw\u00e4cher werden, wenn die Pflanze von vollbesetzter Pflanze abstammt und durch Fremdbest\u00e4ubung den l\u00fcckigen","page":516},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n517\nBesatz erhielt, als wenn dieselbe unter l\u00fcckig besetzten Pflanzen stellt und von solchen abstammt.\nEin l\u00fcckiger Besatz des ganzen Bestandes ist von F. von Lochow au\u00dfer bei Roggensorten, die durch verkehrte Z\u00fcchtungsmethode allgemein L\u00fcckig-keit zeigten, seit 1881 nur beobachtet, wenn der Roggen zur Zeit der Bl\u00fcte schwachen Hagel bzw. Graupelwetter bekam. Dann sind durch starke Abk\u00fchlung die einzelnen Bl\u00fctchen unfruchtbar geworden.\nBild 302. v. Loohow-Petkus : Z\u00fcchtungsiaum.\nF. von Lochow beobachtete weiter, da\u00df die K\u00f6rner der l\u00fcckig besetzten \u00c4hren in der Regel erheblich gr\u00f6\u00dfer und schwerer sind als die der voll besetzten \u00c4hren, was ja auch erkl\u00e4rlich ist, da bei gleichem S\u00e4ftezuflu\u00df im Halm die vorhandenen N\u00e4hrstoffe sich bei voll besetzter \u00c4hre auf eine gr\u00f6\u00dfere Menge von K\u00f6rnern verteilten. Er stellte fest, da\u00df von gleicher Abstammung die K\u00f6rner der l\u00fcckig besetzten Pflanzen ein bis um 25 % und mehr h\u00f6heres Einzelgewicht hatten als die K\u00f6rner der vollbesetzten Pflanzen, da\u00df dagegen der Durchschnittsk\u00f6rnerertrag der Pflanze bei den l\u00fcckigen Pflanzen um 10 % und mehr hinter dem der vollbesetzten Pflanzen zur\u00fcckblieb. Es mu\u00dfte daher der alte Lehrsatz : \u201eW\u00e4hlt die gr\u00f6\u00dften und schwersten K\u00f6rner, so werdet ihr die h\u00f6chsten Ertr\u00e4ge haben\u201d, so allgemein gefa\u00dft falsch und direkt von","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"518\tZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nSchaden f\u00fcr die Landwirtschaft sein ; denn bei einseitiger Auswahl durch mechanische Auslese wird man, je mehr man die gr\u00f6\u00dften K\u00f6rner bevorzugt, einen um so h\u00f6heren Prozentsatz von K\u00f6rnern erhalten, die von l\u00fcckig besetzten Pflanzen abstammen, und da dieser llickige Besatz erblich ist, so wird man, je sch\u00e4rfer man die Sortierung nach Gr\u00f6\u00dfe betreibt, um so schneller nur l\u00fcckigen Roggen bekommen. F. von Lochow hat ferner durch direkte Versuche im Gro\u00dfen (die einzelnen St\u00fccke hatten eine Gr\u00f6\u00dfe von y4 ha), wie auch durch verschieden gro\u00dfe K\u00f6rner von einer Pflanze festgestellt, da\u00df ein gleiches Aussaatquantum dem Gewicht nach gleiche Erntemengen ergab, und zwar von gleichem Tausendkorngewicht. Er bek\u00e4mpfte deshalb stets aufs sch\u00e4rfste das alte Vorurteil und hat seine Ansicht zum ersten Male in seinem ersten Prospekt \u00fcber \u201eEntstehung, Z\u00fcchtung und Leistung des Petkuser Roggens\u201d im Mai 1895 zum Ausdruck gebracht. Wenn es sich allerdings bei der Z\u00fcchtung um zwei Pflanzen handelt, die unter denselben Verh\u00e4ltnissen gleich viel Halme und K\u00f6rner entwickelten, dann wird diejenige Pflanze die wertvollere sein, welche das h\u00f6here Einzelkorngewicht hat, denn damit h\u00e4ngt gleichzeitig in diesem Falle ein h\u00f6herer Gesamtertrag zusammen. Dieses relativ hohe Einzelkorngewicht vererbt bis zu einem gewissen Grade; bei obigem Versuch handelte es sich aber um verschieden gro\u00dfe K\u00f6rner einer Pflanze und verschieden gro\u00dfe K\u00f6rner aus der gro\u00dfen Menge, also ebenfalls von derselben Herkunft. So falsch es aber sein w\u00fcrde, nur die gr\u00f6\u00dften K\u00f6rner zur Saat zu w\u00e4hlen, so falsch w\u00fcrde es sein, nur die kleinsten K\u00f6rner zu benutzen, da nach und nach das Einzelkorngewicht zur\u00fcckgehen w\u00fcrde.\nWenn also, wie vorstehend ausgef\u00fchrt, die Halmbildung, die \u00c4hrenbildung, der Besatz und die K\u00f6rner einer Pflanze stets denselben ausgesprochenen Charakter tragen, dann m\u00fc\u00dften auch s\u00e4mtliche K\u00f6rner; einer Pflanze von der Mutterpflanze her dieselbe F\u00e4higkeit haben, die ererbten Eigenschaften weiter zu vererben, wenn sich auch selbstverst\u00e4ndlich der Einflu\u00df der Vaterpflanze mehr oder weniger geltend machen wird. Es mu\u00dfte deshalb nicht allein eine pflanzen weise Ernte, sondern auch eine pflanzenweise Entk\u00f6rnung und Feststellung der G\u00fcte und Menge der Ernte der Elitepflanzen stattfinden. Au\u00dferdem mu\u00dfte die Ernte derjenigen Pflanzen, die von einer bestimmten Menge K\u00f6rner einer Mutterpflanze gewachsen waren, festgestellt und verglichen werden mit den Ernteergebnissen anderer unter gleichen Verh\u00e4ltnissen angebauter Mutterpflanzen; denn ebenso, wie sich die \u00e4u\u00dferen Eigenschaften augenscheinlich vererbten, mu\u00dfte sich auch die Leistungsf\u00e4higkeit, die durch die \u00e4u\u00dferen Eigenschaften bedingt ist, vererben. Auf Grund vorstehender Beobachtungen und Erw\u00e4gungen entwickelte sich ohne fremde Einfl\u00fcsse die Zuchtmethode F. von Lochows, die deshalb mit Recht als seine Zuchtmethode bezeichnet werden kann, da von ihm, wie Professor Fruwirth1) festgestellt hat, diese Methode zuerst ausgef\u00fchrt ist.\n1) F\u00fchlin gs landw. Zeitung Jahrgang 57 (1908), Heft 16, Seite 547.","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n519\nVon den K\u00f6rnern der einzelnen Pflanze wird je eine bestimmte Menge, in der Regel 150 oder 200, in bestimmten Abst\u00e4nden in einer Reihe ausgelegt. Es werden die K\u00f6rner in Reihen und nicht auf quadratischer Fl\u00e4che ausgelegt, um etwaige Verschiedenheiten im Boden und in den D\u00fcngungsverh\u00e4ltnissen auszugleichen. Die Reihen werden senkrecht zur Pflugfurche gelegt, um den Einflu\u00df der Mittelfurche auf die verschiedenen Reihen gleichm\u00e4\u00dfig zu verteilen. F\u00fcr m\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfige D\u00fcngung wird selbstverst\u00e4ndlich Sorge getragen. Ein Entfernen einzelner Pflanzen vor der Bl\u00fcte findet nicht statt, da einerseits der Wert der Pflanze erst nach der Bl\u00fcte voll erkannt werden kann, und es z. B. den Pflanzen vorher nicht angesehen werden kann, ob der Besatz sp\u00e4ter voll oder l\u00fcckig sein wird ; anderseits w\u00fcrde das Entfernen einzelner Pflanzen aus dem Best\u00e4nde sehr schwierig auszuf\u00fchren sein. Es w\u00e4re dieses nur m\u00f6glich bei sehr weitem Stand der Pflanzen und vielen Zwischen wegen, wodurch aber die Wachstumsbedingungen unnat\u00fcrlich werden w\u00fcrden. Es w\u00fcrde auch durch diese Ma\u00dfregel der Ertrag der Reihe so beeinflu\u00dft werden, da\u00df man kein sicheres Urteil \u00fcber denselben gewinnt im Vergleich zu den Ertr\u00e4gen der Nachbarreihen. Da durch Versuche festgestellt war, da\u00df die ersten zwei Randreihen sicher, in der Regel auch die dritte Randreihe h\u00f6here Ertr\u00e4ge zeigen als die folgenden, so werden die drei ersten und letzten Randreihen jedes St\u00fcckes sowie zwei bis drei Querreihen von dem \u00fcbriggebliebenen K\u00f6rnergemisch der Pflanzen ausgesetzt, von welchen eine bestimmte Menge in den einzelnen Reihen ausgepflanzt ist.\nDie Abstammung der Pflanzen, deren K\u00f6rner in den einzelnen Reihen ausgesetzt sind, ist seit 1895 genau gebucht, so da\u00df von da an jeder Pflanze mit Ausnahme der Pflanzen, die in den ersten Jahren nach 1895 aus dem Feldbestande genommen wurden, die Abstammung m\u00fctterlicherseits nachgewiesen werden kann. Wie schon fr\u00fcher angef\u00fchrt, war es urspr\u00fcnglich nicht die Absicht E. von Lochows, seinen von ihm gez\u00fcchteten Roggen als Saatware in den Handel zu geben ; erst als er die Erfolge bei der Z\u00fcchtung sah und bei einem Anbauversuch der D. L. G., zu welchem er einige Zentner Saat frei zur Verf\u00fcgung gestellt hatte, die Erfolge so \u00fcber Erwarten gut ausgefallen waren, entschlo\u00df er sich hierzu. Er hatte deshalb in den ersten Jahren der Z\u00fcchtung, als dieselbe noch in sehr kleinem Ma\u00dfstabe betrieben wurde, keine Buchungen vorgenommen, sondern erst, nachdem infolge der Nachfrage die Z\u00fcchtung bedeutend erweitert werden mu\u00dfte.\nBei der Ernte werden die Pflanzen einzeln mit der Wurzel ausgestochen, der anhaftende Boden etwas abgeklopft, und dann werden die von einer Mutterpflanze abstammenden Pflanzen einer Reihe zu einem Bunde zusammengebunden und zum Trocknen aufgestellt. Eine Bearbeitung und Auswahl auf dem Felde findet also nicht statt.\nNachdem die Bunde gen\u00fcgend getrocknet sind, werden dieselben zur v\u00f6lligen Trocknung vorsichtig verladen und auf dem Speicherraum bzw. auf dem Hausboden so aufgestellt, da\u00df sich die einzelnen Bunde an dem oberen","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"520\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nEnde nicht dr\u00fccken, so da\u00df also weder \u00c4hren abgebrochen noch verbogen werden. Nach v\u00f6lliger Trocknung werden die einzelnen Bunde gewogen, um das Bruttogewicht festzustellen, und hierbei wird von F. von Lochow pers\u00f6nlich gleichzeitig die wirtschaftliche Form der einzelnen Bunde beurteilt. Hierauf werden die Pflanzen gez\u00e4hlt, um aus dem Verh\u00e4ltnis der Zahl der ausgelegten K\u00f6rner und der geernteten Pflanzen die relative Winterfestigkeit festzustellen. Es folgt danach die Sortierung der Pflanzen. Bunde, deren Bruttogewicht auffallend niedrig ist, oder deren wirtschaftliche Form nicht gen\u00fcgt, werden vom Weiteranbau von vornherein ganz ausgeschlossen. Zu gering oder fehlerhaft entwickelte Pflanzen sowie l\u00fcckig besetzte Pflanzen werden als dritte Sorte ausgeschieden und ebenso nicht zum Weiteranbau benutzt; dennoch wird aber auch hiervon das Korngewicht festgestellt, um das Gesamtkorngewicht der Reihe ermitteln zu k\u00f6nnen.\nVon den Bunden, welche das h\u00f6chste Bruttogewicht zeigten und deren wirtschaftliche Form die beste war, wrerden die besten Pflanzen zur Elite f\u00fcr das n\u00e4chste Jahr herausgestellt. Die \u00fcbrigen Pflanzen werden als zweite Sorte zur Vermehrung im freien Felde bestimmt und einzeln in der Weise entk\u00f6rnt, da\u00df die K\u00f6rner jeder einzelnen Pflanze in einer Pappschachtel mit einem zugeschnittenen harten Holz ausgestrichen, die Spreu abgeblasen und dann in einen Papp teller getan werden. Die K\u00f6rner jeder Pflanze werden dann auf ihre Brauchbarkeit untersucht, die unbrauchbaren K\u00f6rnermengen einzelner Pflanzen nach vorherigem Wiegen zur dritten Sorte getan und die zweite Sorte ebenfalls nach vorherigem Wiegen zusammengesch\u00fcttet.\nIst so das Korngewicht der dritten und zweiten Sorte ermittelt und die Zahl der zur Elite in Aussicht genommenen Pflanzen gebucht, so l\u00e4\u00dft sich bestimmen, ob die Reihen, von denen die Pflanzen zur Elite zur\u00fcckgesetzt waren, auch einen hohen Nettoertrag geben werden. Erst wenn dieses ermittelt ist, gelangen die zur Elite bestimmten Pflanzen zur Bearbeitung.\nVon diesen wird zuerst die Abstammung festgestellt, dann die Zahl und L\u00e4nge der Halme, die Beschaffenheit der Halme, besonders die Festigkeit derselben, die Beschaffenheit der \u00c4hren, des Besatzes, das Gesamtgewicht der Pflanze ausschlie\u00dflich Wurzeln, das Gewicht der K\u00f6rner und des Strohes, das Verh\u00e4ltnis von K\u00f6rnern zu Stroh, die Form und Farbe der K\u00f6rner, sowie die Zahl der brauchbaren und geringen K\u00f6rner und das Gewicht von hundert K\u00f6rnern.\nDie Gesichtspunkte, welche bei dieser Beurteilung ma\u00dfgebend waren, sind folgende: Wenn auch beim Roggen, der fast ausschlie\u00dflich durch Fremdbest\u00e4ubung befruchtet wird, der Einflu\u00df dieser Fremdbest\u00e4ubung sehr gro\u00df ist und zum Teil sehr abweichende Formen zur Folge hat, so zeigt sich doch oft der Charakter der Mutterpflanze noch mehrere Generationen hindurch. Es zeichnen sich auch einzelne Familien mehrere Generationen hindurch durch besondere Leistungsf\u00e4higkeit aus. Es ist deshalb von Wert, die Abstammung der Pflanze zu kennen.","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n521\nWesentlich ist ferner die Zahl und L\u00e4nge der Halme. Wenn auch die Pflanzen sich infolge der engeren oder weiteren Pflanzung weniger oder mehr bestocken, so ist eine relative, mittelstarke Bestockungsf\u00e4higkeit von gro\u00dfem Nutzen, damit die nach einem strengen, ung\u00fcnstigen Winter oder nach Sch\u00e4digung durch tierische und pflanzliche Parasiten stehengebliebenen Pflanzen durch st\u00e4rkere Bestockung, angeregt durch eine Stickstoffgabe, nach Beendigung des Winters die vorhandenen L\u00fccken m\u00f6glichst wieder auszunutzen verm\u00f6gen. Wie schon fr\u00fcher gesagt, verm\u00f6gen die einzelnen Pflanzen bis \u00fcber den Standraum der zweiten Reihe N\u00e4hrstoffe sich zunutze zu machen; bei einer Reihenweite von 20 cm w\u00fcrden die Wurzeln einer Pflanze 60 cm nach den Seiten gehen, also N\u00e4hrstoffe in einem Kreise von wenigstens 1 m Durchmesser auf nehmen k\u00f6nnen.\nEine zu gro\u00dfe L\u00e4nge der Halme beg\u00fcnstigt das Lagern des Getreides, eine zu geringe beeintr\u00e4chtigt das Strohgewicht. Mittellange, kr\u00e4ftige Halme haben oft dasselbe Gewicht wie erheblich l\u00e4ngere, aber schw\u00e4chere. Im ersteren Fall sind die Wandungen st\u00e4rker. Die zur Z\u00fcchtung benutzten ersten Pflanzen hatten stark gebogene Halme, an denen oft die \u00c4hre wie ein Fisch an der Angel hing. Es leuchtet ein, da\u00df derartiges Getreide bei st\u00fcrmischem Wetter sich verwirrt und der Aberntung erheblichen Widerstand entgegensetzt. Aufrechtstehende Halme erm\u00f6glichen bei starkem Best\u00e4nde besser das Eindringen des Lichtes in den Bestand und stellen sich deshalb auch dichter. E. von Lochow hat daher planm\u00e4\u00dfig nach und nach auf einen geraden, steifen Halm mit mehr oder weniger aufrechtstehender \u00c4hre hingez\u00fcchtet, und zwar allein durch Auswahl solcher Pflanzen, welche diesen Formen zuneigten. Er hat dabei aber niemals aus dem Auge gelassen, da\u00df der K\u00f6rnerertrag stets in erster Linie ber\u00fccksichtigt werden mu\u00df, und da\u00df die Pflanzen mit besserer Form erst zur Elite genommen werden, wenn der Ertrag auch voll gen\u00fcgt. Ebenso hat er den Stand und die Form der \u00c4hren planm\u00e4\u00dfig nach und nach von der anf\u00e4nglich langen, lockeren Form zur mehr k\u00fcrzeren, gedr\u00e4ngteren Form umgez\u00fcchtet. Wie aus den umstehenden Abbildungen hervorgeht, waren die \u00c4hren des F. von Lochowschen Winterroggens 1895 noch verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig lang und locker, 1899 zeigt sich schon die \u00c4hre k\u00fcrzer und weniger geneigt, 1903 stehen dieselben noch mehr aufrecht und 1908 stehen sie fast vollst\u00e4ndig aufrecht, veranla\u00dft durch ein starkes festes Halmende. Es ist weiter zu ersehen, da\u00df in den jetzigen k\u00fcrzeren \u00c4hren ebensoviel K\u00f6rner sitzen als in den fr\u00fcheren l\u00e4ngeren \u00c4hren ; die K\u00f6rner sitzen aber in den etwas k\u00fcrzeren \u00c4hren erheblich fester. Die Abbildung des \u00c4hrenfeldes von 1898 (Abb. 307) zeigt lange, mehr lockere und h\u00e4ngende \u00c4hren. Die zusammengebundenen und mit einem Zettel versehenen \u00c4hren stammen von einer Pflanze, die zur Elite ausgesucht war. Die in der Mitte stehende vielhalmige Pflanze befindet sich in der Nachzucht jetzt noch unter den Eliten, hat aber jetzt auch eine andere Form angenommen. Wesentlich aufrechter stehen die Pflanzen in der Abbildung von 1904 (Abb. 308). F. von Lochow h\u00e4lt im Gegensatz zu einigen anderen Z\u00fcchtern die","page":521},{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"522\nZweiter Teil-' Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 303. F. v. Lochows Petkuser Winterroggen: Elite\u00e4hren 1894. Bild 304. F. v. Lochows Petkuser Winterroggen: Elite\u00e4hren 1898.","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n523\nBild 305. F. v. L\u00fcchows Petkuser Winterroggen: Elite\u00e4hren 1903. Bild 306. F. v. Lochows Petkuser Winterroggen: Elite\u00e4hren 1908.","page":523},{"file":"p0524.txt","language":"de","ocr_de":"524\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 307. F. v. Lochows Petkuser Winterroggen, erster feldm\u00e4\u00dfiger Anbau der Elite 1898.","page":524},{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"525\n12. Brandenburg.\nBild 308. F. v. Loeliows Petkuser Winterroggen mit aufrechter \u00c4hre, erster feldm\u00e4\u00dfiger Anbau der Elite 1904.","page":525},{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"526\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nnormale zweibl\u00fctige \u00c4hrenform f\u00fcr die richtige. Er w\u00e4hlt deshalb als Elitepflanzen grunds\u00e4tzlich nicht dreibl\u00fctige Pflanzen; nur in einzelnen F\u00e4llen benutzt er gering dreibl\u00fctige Pflanzen. Dagegen nimmt er die dreibl\u00fctigen Pflanzen mit zur Vermehrung im freien Felde, da sich dort die Dreibl\u00fctigkeit bald verliert. Bei vergleichenden Versuchen fand F. von Lochow nicht, da\u00df die dreibl\u00fctigen Pflanzen in der Nachzucht einen h\u00f6heren Ertrag gaben als die zweibl\u00fctigen, dagegen scheinen ihm die K\u00f6rner dreibl\u00fctiger Pflanzen mehr l\u00fcckig besetzte \u00c4hren hervorzubringen als die zweibl\u00fctigen.\nWelchen Einflu\u00df der volle Besatz auf den K\u00f6rnerertrag aus\u00fcbt, wurde schon anderer Stelle hervorgehoben.\nSo wesentlich ferner das Gesamtgewicht der Pflanze ist, so ist das wichtigste doch der hohe Kornertrag; anderseits w\u00fcrde ein hoher Kornertrag durch zu niedrigen Strohertrag im Werte herabgesetzt. So w\u00fcnschenswert weiter ein enges Verh\u00e4ltnis von den K\u00f6rnern zum Stroh ist, so ist dasselbe erst von Wert, wenn die absoluten Ertr\u00e4ge auch hoch sind. Um festzustellen, ob die Ertragsf\u00e4higkeit und Winterfestigkeit der einzelnen Pflanzen unter gleichen Verh\u00e4ltnissen auch gleich vererbt, setzte F. von Lochow von mehreren Pflanzen mit gro\u00dfer Halmzahl und deshalb hoher K\u00f6rnerzahl wiederholt in mehrere Reihen je eine bestimmte Anzahl K\u00f6rner aus, und zwar in der Weise, da\u00df die Reihenfolge sich stets wiederholte. In nebenstehender Tabelle stehen die von derselben Mutterpflanze abstammenden Reihen in derselben Zeile. Es stammt also z. B. Nr. 1 unter A und 12 unter B von der Mutterpflanze 1 und ebenso Nr. 109 unter A, Nr. 113 unter B und Nr. 117 unter C von der Mutterpflanze 5 usw.\nEs geht aus dieser Tabelle hervor, da\u00df die Produktionsf\u00e4higkeit sowohl als auch die Winterfestigkeit bei der Nachzucht der einzelnen Pflanzen eine sehr verschiedene sein kann; da\u00df sie sich aber von derselben Pflanze auch in gleicher Weise vererbt. Auffallend ist, da\u00df bei h\u00f6herer Winterfestigkeit auch der Durchschnittsertrag der Pflanze ein h\u00f6herer ist, trotzdem also eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl Pflanzen auf der Reihe stand. Es l\u00e4\u00dft sich dieses dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df die winterfesteren Pflanzen sich im Fr\u00fchjahr schneller entwickeln, ihre Wurzeln auch nach den Nachbarreihen schicken und dort nicht allein die unbestandenen Stellen ausnutzen, sondern auch die schw\u00e4cheren Pflanzen sch\u00e4digen. Diese Beobachtung ist von F. von Lochow auch sp\u00e4ter wiederholt gemacht. So fand er, da\u00df, wenn von mehreren Pflanzen je drei Reihen von derselben Mutterpflanze hintereinander stehen und die drei Reihen von einer sehr leistungsf\u00e4higen Pflanze abstammen, die Nachbarreihen aber von weniger leistungsf\u00e4higen Pflanzen, dann der Ertrag der Mittelreihe niedriger als der der Au\u00dfenreihe von gleicher Abstammung ist; denn erstere k\u00e4mpfte mit gleichen Gegnern, die Seitenreihen mit schw\u00e4cheren. Stammen dagegen die mittleren drei Reihen von einer weniger leistungst\u00fcchtigen Pflanze, die Nachbarreihen von leistungst\u00fcchtigeren Pflanzen, so wird die mittelste Reihe einen h\u00f6heren Ertrag zeigen als die Nebenreihen, da letztere mit \u00fcberlegneren Gegnern zu","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n527\nqauqoa-iaq jrqrj0H ^ o.id equjg\t\t40.8 30.1 36,3 27.6 32.0 21.0 40.7 26.9 42.2 34.2 50.8 33,1\nazu-euj o.id S'Bjqj\u00a9 \u00a9-. -sqqiuqosqojnQ\t\t^\tTP\tOO OOCMTHCvJOOrOCiLOTPCOCOO <\tvH\tvH\tvT\tGS\tid\tCS\toT\tO\tcT\tof\tcT v-H\tt\u2014i\tH\tvHi\tvH\tvH\nd\t!}9(}U,I09\u00a7 aqiay oad & \u2022I0UJOVJ\t1282 1092 1668 1133 1505 2073 1450\n\t^j9^mAVJ9qri\t0 U9ZUUJJJ\tI\tI\tI\ti\tcd\tcs\tno\ttp\ti\tio\tvh\to 1\t1\t1\tI\tCD\tCD\tQO\t|\tt>\t00\tD-\n\tj^si9\u00a79j^q9nz im 9qi9^j J9p ,i9unun^\tI\tI\tI\t|\tr>-\tco\tco\to\ti\tt-i\t01\tco 1\t1\t1\t1\tT\u2014i\tT\u2014<\tvH\tOl\t|\t<D>\tCD\tCD\nm\t!)9qui99\u00a7 aqiay oad 5\u00bb J9UJOAJ\t1625 1209 1449 1069 1332 780 1614 1113 1782 1242 2102 1260\n\t^J9^UTAVJ9qn\t0 uozue|p[ \"c\tCStPiOtPOOtPC^OiOvHCDtP l>-\tCD\tCD\tiO\tCD\tlQ\tD-\tCD\tOO\tt>-\tGO\t0s-\n\tj9^fei\u00a79j^qon2 im 9qi9^; J9p ,i9iuran^\tOICOtPiOCOtPiOCDOvHOICO vHIt\u2014It\u2014IvH\u2014HvHvHvHiDiOlOO v\u20141\tv-H\tvH\ttH\n<\t!)0qUJ00S oiqojq oad os \u25a0raujo^j\t1642 1201 1459 1092 1244 842 1603 982 1592 1386 1918 1259\n\t^j9^uiAVjaqn\tc U9ZU'B{J(J \u00b0\t\u00bb.\tvHTPvPO!t>-\u00bbDOCDxOOtO r^c^iooiooococ^c^ooc'-\n\tj9^si\u00a79j^qon2 IUI Qqi9\u00a3[ J9p J9UIUin^[\tvHOlCOTPCCiOvHOlOvHOJeO OvHvHvHTPtPtPtP tH\tvH\tvH\tvH\nj\tMutterpflanze\tqoj;s nz\t\u00f6 u.iaiuq\u2019q uoa\tN siuqjutjja^ \"\t<rocoTji<Mcr>cooi>-ct>cooio iDiDCOCOOlTp-pcOvpcDiOCD vH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\n\tuaSaiAV jaujovioOT\t4.03 4,09 4,29 4,06 4.04 3,95 3,92 3,34 3,70 3,56 4,16 3,83\n\tJ9ujp}j J9p iq'BZ\tgut\t379 gering 3 gut\t386 gering\t5 gut\t560 gering 28 gut\t762 gering\t2 gut 1100 gering 53 gut\t620 gering 37 gut\t605 gering 30 gut\t624 gering 43 gut\t445 gering 55 gut\t680 gering 65 gut\t775 gering 22 gut 1150 gering 50\n\tarai-BH g J9p a\u00e4ireq u\tOOCO\tlOOlO^OiOvOOiO 0\tGO\tOO\tL^OI>t>-CDCDGOCD 01\tvH\tvH\tvH\tOl\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH 1 1 1 - 1 1 1 1 1 1 1 1 lOOxO\tOiOOOiOiOiQtO ooi>-io\tiocdcde>*tp\u00efo\u00bbotp vH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\n\t9raTBH J9p iq-ez\tCD\tCD\tO\tOl\tCi\tOl\t00\tO\tGO\tOl\tCO\tvH vH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tvH\tOl\nezuuuj\t\tvHOlCOTPiOCDC^aOCSO-HDl\nSue\u00e4njuf\t\t\n\t\t0061\tT06T\n1) Vielleicht um 10 Pflanzen verz\u00e4hlt.","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nk\u00e4mpfen hatten. Es k\u00f6nnen also die besonders hohen Ertr\u00e4ge einzelner Reihen nicht durch Multiplikation der bebauten Fl\u00e4che entsprechend auf den Hektar umgerechnet werden. Wenn dieses trotzdem in der Tabelle geschehen ist, so ist es nur geschehen, um die Unterschiede im Ertrage sch\u00e4rfer hervortreten zu lassen.\nDiese gro\u00dfen Ertragsunterschiede sind in den letzten Jahren erheblich zur\u00fcckgegangen, was ja auch erkl\u00e4rlicli ist, da mit dem Eortschreiten der Z\u00fcchtung die minderwertigen Pflanzen mehr und mehr ausgeschieden werden.\nSehr wesentlich ist dann die Form und Farbe der K\u00f6rner. Zu kurzes Korn ist meist im Gewicht nicht hoch, f\u00e4llt leichter aus und wird durch den Trieur zum Teil mit dem halben Korn ausgeschieden; zu langes Korn ist dagegen dem Zerschlagen mehr ausgesetzt. Deshalb scheint ein mittellanges kr\u00e4ftiges Korn das geeignetste. Sehr bedeutend hat sich die Farbe des F. von Lochowschen Roggens sowie die Gleichm\u00e4\u00dfigkeit ge\u00e4ndert. W\u00e4hrend das Korn zu Anfang der Z\u00fcchtung und auch noch im Jahre 1895 meist gelb und grau aussah, hat es jetzt eine fast gleichm\u00e4\u00dfige graue bis graugr\u00fcne Farbe. Die Beobachtung, da\u00df Roggen, dem eine besonders gute Backf\u00e4higkeit nachger\u00fchmt wurde, K\u00f6rner von mehr grauer Farbe hatte, und die Ergebnisse einiger auf Veranlassung F. von Lochows angestellter Untersuchungen zeigten, da\u00df die grauen und graugr\u00fcnen K\u00f6rner einen h\u00f6heren Eiwei\u00dfgehalt und eine bessere Backf\u00e4higkeit besa\u00dfen als die helleren und gelben K\u00f6rner. Durch direkte Versuche stellt F. von Lochow auch fest, da\u00df die von einer Mutter pflanze geernteten grau- und graugr\u00fcnk\u00f6rnigen Tochterpflanzen im Durchschnitt ein h\u00f6heres Korngewicht zeigten als diejenigen Pflanzen gleicher Abstammung, welche bei der Ernte gelbes oder hellgraues Korn besa\u00dfen. Geschrumpfte und schwarzspitzige K\u00f6rner werden nicht zum Weiteranbau benutzt, da auch diese Eigenschaften vererben.\nEbenso waren die K\u00f6rner einer Pflanze beim Beginn der Z\u00fcchtung des F. von Lochowschen Roggens sehr verschieden gro\u00df. Erst durch Auswahl solcher Pflanzen, die m\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfige und wenige kleine K\u00f6rner zeigten, wurde die Korngr\u00f6\u00dfe verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig sehr gleichm\u00e4\u00dfig und zeigt jetzt nur einige kleine K\u00f6rner am \u00c4hrenansatz.\nSind nach diesen Untersuchungen die Pflanzen herausgefunden, deren K\u00f6rner die n\u00e4chstj\u00e4hrigen Elitepflanzen liefern sollen, so erfolgt zuerst das Aussetzen derjenigen Pflanzen, die den gestellten Anforderungen am meisten entsprechen, und von denen wieder im n\u00e4chsten Jahr der gr\u00f6\u00dfte Teil zur Elite f\u00fcr das weiter folgende Jahr voraussichtlich genommen werden wird. Dann folgen die n\u00e4chstbesten Pflanzen und so weiter, bis die f\u00fcr den Bedarf n\u00f6tige Menge erreicht ist.\nDiese K\u00f6rner werden mit der Hand ausgelegt, und zwar werden zuerst auf 20 cm Reihen vorgezogen und dann mit einem Marqueur auf 10 oder 13,3 cm Vertiefungen von etwa 2 cm Tiefe eingedr\u00fcckt und hierein die K\u00f6rner gelegt. Diese werden durch Schleifen mit dem Fu\u00df durch die Setzer zugeschleift und","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n529\ndann das ganze St\u00fcck leicht abgeharkt. Der Acker wird dadurch glatt und das Ausfrieren beg\u00fcnstigt ; letzteres wird aber au\u00dferdem vorteilhaft beeinflusst durch sp\u00e4tes Aussetzen der Elitek\u00f6rner, das in der Regel Ende Oktober oder Anfang November erfolgt. Es handelt sich aber auch nicht darum, von der betreffenden Fl\u00e4che einen m\u00f6glichst hohen Ertrag zu erzielen, sondern Pflanzen von m\u00f6glichst hoher Widerstandsf\u00e4higkeit.\nSeit 1909 wird au\u00dferdem von der Ernte jeder Mutterpflanze und auch jeder Elitepflanze das Litergewicht festgestellt teils durch Umrechnung des kleinen Rauminhalts der K\u00f6rner und deren Gewicht auf das Gewicht eines Liters. Wenn auch durch die Versuchsm\u00fcllerei zu Berlin festgestellt ist da\u00df die Mehlausbeute nicht mit dem Litergewicht eng zusammenh\u00e4ngt, so wird doch neuerdings besonders vom Handel Wert gelegt auf ein hohes Litergewicht des Getreides. Es soll deshalb das Litergewicht erh\u00f6ht und ev. sp\u00e4ter festgestellt werden, ob diese Erh\u00f6hung des Litergewichtes wirklich einen so bedeutenden Einflu\u00df auf den Wert des Roggens hat.\nEs leuchtet ein, da\u00df diese Leistungszucht sehr viel Arbeit und besonders eigene geistige und k\u00f6rperliche Arbeit des Z\u00fcchters erfordert. F. von Lochow ist aber der \u00dcberzeugung, da\u00df diese Zuchtmethode, wenn auch vielleicht die m\u00fchsamste, so doch die sicherste und erfolgreichste ist. Die von ihm erzielten Erfolge scheinen diese Ansicht auch zu best\u00e4tigen, denn bei den Anbauversuchen der D. L. G. in den Jahren 1891 bis 1909 hat F. von Lochows Petkuser Winterroggen im Durchschnitt stets den ersten Platz behauptet und gab auf den Hektar einen etwa 200 kg h\u00f6heren K\u00f6rnerertrag als der n\u00e4chstertragsreiche Roggen. Ebenso stieg die Nachfrage nach diesem Roggen von Jahr zu Jahr nicht allein im Inlande, sondern besonders in Russisch-Polen, in \u00d6sterreich-Ungarn, in Holland, Belgien, D\u00e4nemark und Schweden, und zwar in einem Ma\u00dfe, da\u00df eine bedeutende Vermehrung der Eliten von Jahr zu Jahr n\u00f6tig wurde. So ist im Jahre 1908 fast 1 ha mit Elitek\u00f6rnern besetzt. Trotzdem konnte der Nachfrage nicht ann\u00e4hernd gen\u00fcgt werden, und dieses war vielfach die Veranlassung, da\u00df unkontrollierter und sehr alter Nachbau besonders in der Gegend von Petkus aufgekauft wurde in der irrigen Annahme, da\u00df die Boden- und klimatischen Verh\u00e4ltnisse besonders zu dem Erfolge beigetragen haben. Es scheint nicht ausgeschlossen und ist sogar wahrscheinlich, da\u00df sogenannter Petkuser Saatroggen verkauft ist, der mit dem ,,Orig. F. von Lochows Winterroggen\u201d nichts gemein hat.\nDa\u00df derartige Ma\u00dfnahmen die zuverl\u00e4ssig gez\u00fcchtete Saat in Mi\u00dfkredit zu bringen geeignet sind und zur Vermehrung der Z\u00fcchtung zwingen, um die Nachfrage zu befriedigen, ist wohl einleuchtend.\nDa es F. von Lochow schon seit 1900 nicht mehr m\u00f6glich wrar, auf seiner eigenen Besitzung die Vermehrung der Eliten allein vorzunehmen, so schlo\u00df er mit einigen ihm bekannten Landwirten, die in verschiedenen Gegenden Deutschlands und im Ausland wohnten, Vertr\u00e4ge dahingehend ab, da\u00df\nDeutsche Pflanzenzucht.\t34","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ndieselben allj\u00e4hrlich von F. von Lochow frisches Saatgut erhielten, und zwar die zweite Vermehrung derjenigen Ernte, die von den mit der Hand ausgelegten K\u00f6rnern und mit der Hand pflanzenweis entk\u00f6rnten Pflanzen stammten. Die von dieser Saat gewonnene Ernte haben die betreffenden Landwirte bestgereinigt zu einem vorher vereinbarten erh\u00f6hten Preise F. von Lochow zur Verf\u00fcgung zu stellen, welcher diese Saat als ,,F. von Lochows Petkuser Originalsaat\u201d zum Verkauf bringt. W\u00e4hrend Mitte der neunziger Jahre nur aus Petkus die Originalsaat verkauft wurde, dieselbe aber infolge der geringen Ausdehnung der Z\u00fcchtung die vierte bis f\u00fcnfte Vermehrung der Eliten war, ist es m\u00f6glich, seit 1900 trotz der bedeutend vervielfachten Menge des Absatzes die dritte Vermehrung der Eliten als Originalsaat zu verkaufen.\nAber auch die zweite Vermehrung der Eliten kann nicht mehr allein in Petkus vorgenommen werden, sondern erfolgt zum Teil auf einem in der N\u00e4he gepachteten, von dem Schwiegersohn F. von Lochows bewirtschafteten Gut, sowie auf einem 1909 neu gekauften Gut ebenfalls in der N\u00e4he von Petkus, das von dem \u00e4ltesten Sohn des Z\u00fcchters bewirtschaftet wird.\nEs bleibt somit die Z\u00fcchtung zentralisiert, w\u00e4hrend die Vermehrung dezentralisiert ist. Die Dezentralisierung der Vermehrung hat den Vorteil, da\u00df einerseits der Roggen sich den Boden- und klimatischen Verh\u00e4ltnissen der sp\u00e4teren Anbaugegend schon mehr anpa\u00dft, da die Saat in der Regel von der zun\u00e4chst gelegenen Vermehrungsstation geliefert wird ; andererseits werden die Gesamtertr\u00e4ge der Vermehrungsstationen durch strichweise ung\u00fcnstige Witterung oder durch Unwetter nicht so beeintr\u00e4chtigt, wie wenn die Vermehrung nur in einer bestimmten Gegend erfolgte. Auf die einzelnen Provinzen verteilt ist hier eine \u00dcbersicht \u00fcber die Anbaustellen gegeben.\nOstpreu\u00dfen: Willi. Eben, Ebenau b. Saalfeld. \u2014 P. Hopfner, B\u00f6hmenh\u00f6fen b. Braunsberg.\nWestpreu\u00dfen: A. Plehn, Kopitkowo b. Schmentau.\nPosen: J. Bardt, Lubosch, Krs. Birnbaum. \u2014 v. Borck, Dombrowken b. Mogilno. \u2014 Friederici, Georgenhof b. Osthausen. \u2014 Hoffmeyer, Zlotnik b. Posen. \u2014 F. v. Lekow, Gluski b. Kotowietzko. \u2014 Trustaedt, Marienberg b. Posen.\nSchlesien: Bannert, Radstein b. Z\u00fclz. \u2014 v. Foerster sehe Gutsverwaltung Mittlau. \u2014 F. Mathis, Klein Schwein b. Gramsch\u00fctz. \u2014 Fr. Westmann, Greisitz b. Sagan.\nBrandenburg: v. Arnim, Criewen b. Schwedt a. O. \u2014 W. Colsmann, Lindenberg b. Beeskow und Tauche b. Beeskow. \u2014 v. Freier, Hoppenrade b. Garz (Prignitz). \u2014 Freytag, Roitz b. Spremburg und Lindchen b. Petershain. \u2014 Graf v. Kalckreuth, Casel b. Golssen. \u2014 H. v. Klitzing, Charlottenhof b. Vietz. \u2022\u2014 F. von Lochow, Zieckau b. Luckau. \u2014 Gans Edler zu Putlitz, Gross-Pankow, Prignitz. \u2014 G. Roesicke, G\u00f6rsdorf b. Dahme.\nPommern: von Diest, Zeitlitz b. Labes. \u2014 G. von Hagen, Langen b.","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n531\nRedel. \u2014 G. von Heyden-Linden, Stretense b. Biese witz. \u2014 M. von Oppen-feld, Reinfeld, Kr. Belgard. \u2014 F. Schlote, Charlottenhof b. Simmatzig.\nMecklenburg-Schwerin: E. Gildemeister, Dummerstorf b. Kavels-\ntorf.\nSchleswig-Holstein: 0. K\u00f6stlin, Quarnbek b. Achterwehr. \u2014 F. Rudorf\u00ef, Glinde.\nHannover: W. Wrede, Ringelheim.\nBraunschweig: K. Vibrans, Calv\u00f6rde.\nProvinz Sachsen: E. v. K\u00f6nig, Z\u00f6rnigall b. Pr\u00fchlitz. \u2014 Schuster, Kl\u00e4den, Krs. Stendal.\nWestfalen: Barkhausen, Brandenburg b. Stadthagen. \u2014 H. H. v. Borries, Eckendorf b. Bielefeld.\nRheinprovinz: J. Limbourg, Gross Antonitterhof b. N\u00f6rvenitz.\nK\u00f6nigreich Sachsen: G. Andr\u00e4, Braunsdorf b. Tharandt.\nBayern: G. u. S. Heil, T\u00fcckeihausen.\nW\u00fcrttemberg: F. Adlung, Sindlingen b. Herrenberg.\nDie g\u00fcnstigen Ergebnisse der Z\u00fcchtung des Winterroggens und der Umstand, da\u00df es bisher keinen gut gez\u00fcchteten Sommerroggen gab, f\u00fcr viele Verh\u00e4ltnisse aber ein guter Sommerroggen erw\u00fcnscht ist, veranla\u00dften F. von Lochow, aus seinem Winter roggen einen Sommerroggen herauszuz\u00fcchten. Er legte zu diesem Zweck im Dezember 1895 und im Februar und M\u00e4rz 1896 je eine Partie K\u00f6rner seines Winterroggens aus. Der im Februar ausgelegte Roggen entwickelte noch Pflanzen, die voll ausreiften; die im M\u00e4rz ausgelegten K\u00f6rner brachten Pflanzen hervor mit einer gro\u00dfen Anzahl Nebentriebe, die aber nur zum geringen Teil sich vom Boden erhoben und nur einzelne sehr unvollkommen ausgebildete K\u00f6rner brachten. Von den Pflanzen, die von im Februar ausgelegten K\u00f6rnern stammten, legte F. von Lochow, und zwar alle Jahre etwas sp\u00e4ter, eine Partie K\u00f6rner aus, von denen die besten Pflanzen wieder zur Weiterz\u00fcchtung genommen wurden. Nur langsam trat in den ersten Jahren ein Unterschied im Wachstum hervor; nach und nach bildete sich aber der Winterroggen zur Sommerpflanze um. So wuchsen in der Stoppel aufgegangene Pflanzen nach der Ernte 1907 glatt in die H\u00f6he und setzten im Herbst sogar nochmals K\u00f6rner an. Im Jahre 1905 konnte dieser Sommerroggen in den Handel gebracht werden und hat, wenn auch sein Anbau stets beschr\u00e4nkt bleiben wird, von Jahr zu Jahr mehr Verbreitung gefunden. Es w\u00fcrde falsch sein, den Sommerroggen auf Boden zu bringen, der mit Vorteil Hafer und Gerste tr\u00e4gt, oder ihn nach dem 1. April noch anzubauen, da dann die Rentabilit\u00e4t in Frage gestellt wird. Im Jahre 1908 hat derselbe auch vielfach bedeutend durch die im Juni aufgetretene D\u00fcrre gelitten, so da\u00df er an einigen Orten fast vollst\u00e4ndig vertrocknet ist; in den vorhergehenden Jahren brachte er aber unter den f\u00fcr Sommerung g\u00fcnstigeren Witterungsverh\u00e4ltnissen sowohl in Petkus als auch in anderen Gegenden zum Teil h\u00f6here Ertr\u00e4ge als der unter gleichen Verh\u00e4ltnissen an-\n34*","page":531},{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"532\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ngebaute Winterroggen. Es war in diesen Jahren f\u00fcr den Winterroggen die Witterung relativ ung\u00fcnstiger.\nEbenso hat er bei den von der D. L. G. angestellten Anbauversuchen h\u00f6here Ertr\u00e4ge gegeben als die bisher angebauten Sommerroggensorten.\nBei der Beurteilung des Sommerroggens waren dieselben Grunds\u00e4tze ma\u00dfgebend wie beim Winterroggen.\nDie Erfolge beim Winter- und Sommerroggen veranla\u00dften F. v. L o c h o w, seine Zuchtmethode auch bei der Z\u00fcchtung von Hafer zu probieren. Er w\u00e4hlte dazu als Ausgangsmaterial Pflanzen eines gelben Landhafers, der in der Gegend von Petkus fast allgemein angebaut wird, der aber meist, wie auch von F. v. Lochow von Zeit zu Zeit frisch aus Baerwalde bei Sch\u00f6newalde bezogen war, wo er sich auf dem dortigen anmoorigen Boden besonders gut entwickelte. Dieser Hafer hatte zwar ein flaches Korn, und es kamen darin auch viel taube K\u00f6rner vor, dennoch gab er meist bei angestellten Anbauversuchen in Petkus h\u00f6here Ertr\u00e4ge als die \u00fcbrigen Hafersorten.\nNach einigen Vorversuchen in den Vorjahren legte F. v. Lochow im Fr\u00fchjahr 1903 die K\u00f6rner einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl Pflanzen, die teils von den Vorversuchen stammten, teils dem Fehlbest\u00e4nde im Vorjahre entnommen waren, in derselben Weise aus, wie er das beim Roggen erprobt hatte. Schon im ersten Jahre zeigten sich sehr erhebliche Unterschiede im Ertrage und in der Lagerfestigkeit. Durch fortgesetzte Pr\u00fcfung auf Leistung und sorgf\u00e4ltige Auswahl nach den bei der Roggenz\u00fcchtung als richtig erkannten Grunds\u00e4tzen gelang es, schon 1905 einige Ar mit K\u00f6rnern der als anbauw\u00fcrdig erkannten Familien zu bestellen. Da ging am 17. Juli, einen Tag nach der Besichtigung der Petkuser Felder durch eine Kommission der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und des Bundes der Landwirte, ein derartiges Unwetter nieder, da\u00df der gr\u00f6\u00dfte Teil des Hafers niedergedr\u00fcckt war. Hierbei zeigte sich aber, da\u00df einzelne Haferfamilien trotz des Unwetters stehen geblieben waren, und auch bei der nachfolgenden Ernte zeichneten sich diese durch h\u00f6here K\u00f6rnerertr\u00e4ge aus.\nIm allgemeinen war das Jahr 1905 ein schlechtes Haferjahr, so da\u00df in Petkus von dem Gemisch der Landsorte auf den Hektar 14 dz geerntet wurden, w\u00e4hrend andere Hafersorten weniger, und zwar bis 10 dz herunter gaben, die einzelnen Familien dagegen 15\u201421 dz auf den Hektar.\nIm Jahre 1907 machten einige Bekannte v. Lochows acht Anbauversuche mit der Vermehrung einer Familie, die ihrer guten Eigenschaften Avegen am anbauw\u00fcrdigsten erschien. Daneben wurden die bisher besten Hafersorten angebaut. In den acht Anbauversuchen stand der ,,Orig. F. v. L o c h o av sehe Gelbhafer\u201c (Abb. 309) Adermal an erster Stelle. Um diesen Hafer weiter einer eimvandsfreien Pr\u00fcfung zu unterziehen, stellte F. v. LochoAV im Fr\u00fchjahr 1908 400 kg zur freien Verf\u00fcgung der D. L. G. Die mit diesem Hafer im Jahre 1908 gemachten g\u00fcnstigen Erfahrungen","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n533\nveranla\u00dften die D. L. G. zu beschlie\u00dfen, denselben von 1909 an zu den Hauptpr\u00fcfungen mit heranzuziehen. Bei diesen nahm er bei den Anbauversuchen auf leichtem Boden im Kornertrage im Durchschnitt die erste Stelle ein.\nEs ist deshalb wohl mit Recht zu behaupten, da\u00df die Zuchtmethode F. v. L o c h o w s sich auch bei der Z\u00fcchtung von Hafer gut bew\u00e4hrt hat. Sehr erleichtert wird die Z\u00fcchtung des Hafers im Vergleich mit der Roggenz\u00fcchtung dadurch, da\u00df sich der Hafer selbst best\u00e4ubt, und deshalb nur geringe Ver\u00e4nderungen zeigt. F. v. Lochow h\u00e4lt es aber doch f\u00fcr n\u00f6tig, allj\u00e4hrlich neue Eliten anzubauen und nach den bew\u00e4hrten Grunds\u00e4tzen die Auswahl zu treffen.\nDie Vermehrung findet in gleicher Weise wie beim Roggen statt.\nWeiter beobachtete F. v. Lochow bei seinen von Landes-\u00d6konomierat C i m b a 1 gez\u00fcchteten und urspr\u00fcnglich bezogenen Wohltmannkartoffeln, da\u00df sich unter der gro\u00dfen Menge Pflanzen befanden, die sich in der Blattform,\nBlattfarbe, in der Reifezeit und in der Form und Farbe der Knollen sowie im St\u00e4rkegehalt unterschieden, wenn auch ihre Zugeh\u00f6rigkeit zur Wohlt-mannkartoffel ersichtlich war. Er beschlo\u00df also, bei den Kartoffeln zu versuchen, ob es durch seine Zuchtmethode auch auf vegetativem Wege ohne Fortpflanzung aus Samen m\u00f6glich sei, eine vorhandene Kartoffelsorte zu verbessern. Deshalb pflanzte er im Fr\u00fchjahr 1903 von einer\nBild 309. Orig. F. v. L\u00f6chows Gelbhafer.","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"534\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\ngr\u00f6\u00dferen Partie im Herbst 1902 geernteter und untersuchter Kartoffelstauden 58 in der Weise aus, da\u00df die einzelnen Knollen 50 cm im Quadrat zu liegen kamen. Die Knollen einer Staude kamen auch hier in eine Reihe; es wurde begonnen mit den Stauden, welche die meisten Knollen hatten, und geendet mit den Stauden, welche am wenigsten Knollen besa\u00dfen. Bei der Ernte wurden die Knollen jeder Staude in ein besonderes S\u00e4ckchen getan und die von einer Mutterstaude stammenden Tochterstauden in diesen S\u00e4ckchen verpackt in einen gro\u00dfen Sack gesteckt. Die Knollen der einzelnen Stauden wurden darauf mit Nagelb\u00fcrsten vom Schmutz befreit, gewogen und vermittelst einer R e i m a n n sehen Kartoffelwage durch Umrechnung auf 5 hg der St\u00e4rkegehalt bestimmt.\nAuch hier zeigten sich besonders im ersten Jahre ganz au\u00dferordentlich gro\u00dfe Unterschiede, so da\u00df die Fortsetzung dieser Auswahl Erfolg versprach. Dieses zeigte sich auch in den folgenden Jahren. Interessant war es, da\u00df die Familie 57 \u2014 drei Jahre hintereinander stets an letzter Stelle stand. Dieselbe war verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig fr\u00fchreif. Eine interessante Beobachtung konnte in dem sehr trockenen Jahr 1904 gemacht werden. Von 33 noch angebauten Familien hatten die 22 im Ertrage besten Familien verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig spitze Bl\u00e4tter, von den \u00fcbrigen 11 Familien dagegen 6 verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig breite Bl\u00e4tter, anscheinend ein Zeichen, da\u00df durch die breiteren Bl\u00e4tter mehr Feuchtigkeit verdunstet und dadurch der Ertrag vermindert war. Ferner hatten die Stauden mit breiteren Bl\u00e4ttern verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig viel Knollen, von denen 75 % durch ein 1 ^z\u00f6lliges Sieb fielen w\u00e4hrend von den mehr spitzbl\u00e4tterigen nur 25 % durch dieses Sieb fielen und einen geringeren St\u00e4rkegehalt hatten. Auch in dem trockenen Jahr 1908 gab die noch \u00fcbrig gebliebene beste breitbl\u00e4tterige Familie Nr. 10 einen erheblich geringeren Ertrag als in den drei vorhergehenden mehr feuchten Jahren.\nSeit 1907 sind einige dieser Familien feldm\u00e4\u00dfig angebaut, und es hat auch ein Anbauversuch im kleinen Ma\u00dfstabe im Jahre 1908 auf der Kartoffelkulturstation Marienfelde stattgefunden, bei dem 4 Familien, 2 spitz-bl\u00e4tterige und 2 breitbl\u00e4tterige, zum Anbau kamen. Von 121 Nummern standen diese 4 der Menge nach an 2., 3., 5. und 17. Stelle, dem St\u00e4rkeertrag nach an 1., 3., 5. und 14. Stelle. Die Familie mit dem geringen Ertrag war nur mitgegeben, um die Verschiedenheit zu zeigen; in Petkus war sie schon als unbrauchbar verworfen. Die bisher in Marienfelde angebaute Wohltmannkartoffel stand der Menge nach an 18., der St\u00e4rke nach an 20. Stelle. Im Jahre 1909 wurden 2 Familien zu den grossen Versuchen der Deutschen Kartoffel-Kulturstation mit herangezogen und zwar eine spitz-und eine breitbl\u00e4tterige. Dieses war wiederum geschehen, um den Unterschied der Familien weiteren Kreisen vorzuf\u00fchren. Die bessere spitzbl\u00e4tterige Familie Nr. 34 stand nach Feststellung der Ergebnisse im Knollen- und St\u00e4rkeertrag von allen angebauten Kartoffelsorten an erster Stelle. Wenn auch jetzt noch kein abschlie\u00dfendes Urteil abgegeben werden kann, so","page":534},{"file":"p0535.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n535\ngeht doch so viel aus vorstehenden Versuchen, sowie aus den Beobachtungen in Petkus hervor, da\u00df es wohl m\u00f6glich ist, aus vorhandenen Kartoffelsorten auf vegetativem Wege Pflanzen herauszufinden, die einen erheblich h\u00f6heren Ernteertrag liefern als das Gemisch der Sorte. Es findet also auch bei der Kartoffel eine \u00e4u\u00dferlich allerdings nicht immer erkennbare Ver\u00e4nderung statt; dieses wird um so mehr der Fall sein, wenn die Kartoffelsorte durch Bl\u00fctenkreuzung entstanden und aus Samen gezogen ist.\n\tm\n\t\nBild 310. Schutzmarke F. v. Lochow-Petkus.\nK. K. v. Lochow, Liibnitz b. Belzig. Die 500ha Ackerland umfassende Zuchtwirtschaft liegt in einer H\u00f6henlage von 150 bis 200 to \u00fcber dem Meeresspiegel, hat rauhes Klima und durchweg sandigen Lehmboden.\nMit dem Anbau von Saatgetreide wurde im Jahre 1898 begonnen. In z\u00fcchterische Behandlung wurde zuerst (1899) Roggen genommen, sp\u00e4ter (1900) auch Raps. Bei beiden Sorten wurde von der anf\u00e4nglichen Massenauslese zur Familienzucht \u00fcbergegangen. Das Zuchtziel erstreckt sich auf Strohl\u00e4nge, Ertrag, Kornfarbe, Winterfestigkeit, Lagerfestigkeit und Ertrag beim Original L\u00fcbnitzer Roggen (Abb. 312 und 313), auf Korngr\u00f6\u00dfe, Winterfestigkeit und Schotenansatz beim Original L\u00fcbnitzer Nordischen Winterraps (Abb. 314).\nE. Marschalleck, Rtg. Gross-Kreutz i. M. Die Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft umfa\u00dft 400 ha. Seit 1900 werden Saaten zum Verkauf angebaut und zwar: F. von Lochows Petkuser Winterroggen, Strubes Schlanstedter Hafer und Sval\u00f6fs Goldregenhafer.\nG. Neuhaus, Selchow i. M. Auf der 500 ha gro\u00dfen Wirtschaft werden seit 1872 Saaten zum Verkauf angebaut. Gerste, Hafer und Kartoffeln werden z\u00fcchterisch bearbeitet unter Anwendung der Veredlungsauslese und Familienzucht.\nBild 311.\nSchutzmarke K. K. v. Lochow-L\u00fcbnitz.","page":535},{"file":"p0536.txt","language":"de","ocr_de":"536\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nDr. Roesicke, Rtg. D\u00f6rsdorf bei Dahme i. M. Seit 1897 werden auf der 400 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che Saaten zum Verkauf angebaut, und zwar Sval\u00f6fs Hannchengerste und Sval\u00f6fs Ligowohafer. Seit 1907 ist G\u00f6rsdorf\nBild 312. Orig. Liibnitzer Roggen, Familie 109, 3 \u00c4hren vom leichtesten Sandboden p/j Gr\u00f6sse).\nAnbaustation f\u00fcr Orig. F. von Lochows Petkuser Sommer- und Winterroggen. Kartoffeln und M\u00f6hren (gr\u00fcnk\u00f6pfige Pferdem\u00f6hre) sind in z\u00fcchterische Bearbeitung genommen.","page":536},{"file":"p0537.txt","language":"de","ocr_de":"12. Brandenburg.\n537\nBild 313. K. K. v. Lochow-L\u00fcbnitz. Orig. L\u00fcbnitzer Roggen,\tBild 314. Orig. Liibnitzer Riesen-Winterraps von lehmige\n1 Pflanze, Familie 17 von 1909 (etwa V5 der nat. Gr\u00f6sse).\tSandboden (etwa Vis der nat. Gr\u00f6sse).","page":537},{"file":"p0538.txt","language":"de","ocr_de":"538\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nE. Schliephacke, Werblitz bei Soldin (Neumark).\nEine alte, erw\u00e4hnenswerte und dabei wenig bekannte Saatgutz\u00fcchterei d\u00fcrfte die des Pfarrers E. Schliephacke in Werblitz bei Soldin sein, welche seit dem Jahre 1883 besteht und, wie ein Blick in den Zuchtgarten mit seinen Hunderten von ganz neuen, sonst nirgends vorhandenen Kreuzungen zeigt, eigenartige Leistungen aufweist. Unter Anlehnung und nach dem Vorbilde der Arbeiten von Ri mp au und G. Beste horn hat der Z\u00fcchter sich die Aufgabe gestellt, die wichtigsten der Selbstbest\u00e4ubung unterliegenden Getreidearten und auch Leguminosen (Erbsen, Micken), sowie Klee und Luzerne, auf dem Wege der Bastardierung (k\u00fcnstliche Kreuzung durch Staub\u00fcbertragung) unter selbstverst\u00e4ndlich gleichzeitiger Verwendung des Ausleseverfahrens nach bestimmten Richtungen hin zu verbessern, wobei er sich nicht auf Verbesserungen innerhalb einer und derselben Sorte beschr\u00e4nkt hat, sondern unter Verwertung von ihm selbst entdeckter Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten auch Bastardierung verschiedener Arten z. B. von Getreide und Gr\u00e4sern vorgenommen hat.\nDiese schwere, undankbarste Z\u00fcchtungsarbeit bringt es mit sich, da\u00df abgeschlossene Ergebnisse erst in einer Reihe von Jahren zutage treten k\u00f6nnen, und der Umstand, da\u00df der Z\u00fcchter seine Arbeiten nicht in gesch\u00e4ftlichem Sinne, sondern aus Liebhaberei und wissenschaftlichem Interesse betreibt, haben es wohl verursacht, da\u00df die Neuz\u00fcchtungen im Pfarrgarten zu Werblitz wohl die Anerkennung der Sachkenner, nicht aber den Weg in die breite \u00d6ffentlichkeit gefunden haben.\nAmtsrat Wilhelm Schmidt, L\u00f6hme bei Seefeld i. M. Seit 1891 wird auf der 12b ha gro\u00dfen Wirtschaft der L\u00f6hmer Land weizen als Saatgetreide zum Verkauf angebaut. Dieser Weizen besteht seit dem Jahre 1873 und ist ein Gemisch von zun\u00e4chst f\u00fcnf ertragreichen Weiz en Sorten, denen in den Jahren 1882\u20141891 3\u20145 % andere ertragreiche Sorten hinzugemischt wurden.\nPaul Steinkopff, Leuthen, Bez. Frankfurt a. 0. Im Jahre 1907 wurde auf der 350 lia umfassenden Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft mit dem Anbau von Saaten f\u00fcr die Deutsch-Schwedische Saatzuchtanstalt Nassenheide begonnen; seit 1908 wird auf eigene Rechnung der Anbau von Originalsaaten betrieben. Der Nachbau erstreckt sich auf : F. von Lochows Petkuser Roggen, Criewener Weizen Nr. 104, Sval\u00f6fs Ligowohafer II, Bohnstedts Benauer Goldhafer und F. von Lochows Gelbhafer.\nGutsverwaltung' Zernikow bei Fischerwall. Die Gutsverwaltung z\u00fcchtet seit 1902 auf ihrer 500 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che von ArnimsZernikower","page":538},{"file":"p0539.txt","language":"de","ocr_de":"13. Schlesien.\n539\nWinterroggen. Als Zuchtmethode dient die Familienzucht: es werden gleichm\u00e4\u00dfig besetzte und an Gewicht schwerste Durchschnitts\u00e4hren einer gut bestockten Staude aus den in den Zuchtg\u00e4rten befindlichen Roggenpflanzen ausgew\u00e4hlt und von diesen im n\u00e4chsten Jahre die besten Pflanzen weitergez\u00fcchtet.\n13. Schlesien.\nIm Jahre 1904 wurde seitens der Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz Schlesien der Schlesische Saatbauverein gegr\u00fcndet, der zurzeit 43 Mitglieder z\u00e4hlt. Der Zweck des Vereins ist:\n1.\tdie Gewinnung sortenreinen Saatgutes in bester Qualit\u00e4t durch Vermehrung der auf die Sortenliste zu stellenden Sorten unserer Kulturpflanzen, insbesondere einheimischer, widerstandsf\u00e4higer Sorten;\n2.\tdie F\u00f6rderung der W\u00fcrdigung und des Absatzes der in Vermehrung genommenen Saaten durch gemeinsame Veranstaltungen (Saatvermittlungsstelle, Kollektivausstellungen auf den Saatm\u00e4rkten und auf den Ausstellungen der D. L. G., gemeinsame Anzeigen usw.).\n3.\tDie Ermittlung der f\u00fcr Schlesien anbauw\u00fcrdigsten Getreidesorten usw. durch exakte Anbauversuche.\nNeben der Getreidezucht bzw. dem Getreideanbau findet auch der Kleeanbau in der Provinz eine gr\u00f6\u00dfere Ausdehnung; die am h\u00e4ufigsten vorkommenden Sorten sind Schlesischer Rotklee und Sclnvedenklee.\nHugo Bieler, Seiffersdorf bei (\u00abrottkau. Die Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft, deren Bodenverh\u00e4ltnisse mit lehmiger Sand zu bezeichnen sind, umfa\u00dft 225 ha. Es wird daselbst Nachbau von F. von Lochows Petkuser Winter- und Sommerroggen, sowie von Beselers Hafer II betrieben. Ferner hat der Z\u00fcchter seit einer Reihe von Jahren schon auf seiner fr\u00fcheren Pachtung Lichinia an der Veredlung des Eppweizens, genannt Bielers Schlesischer Edel Eppweizen, gearbeitet unter Anwendung der Veredlungsauslese und der Familienzucht. Die im Laboratorium vorgenommenen Untersuchungen erstrecken sich auf Feststellung des Korn-, \u00c4hren- und Pflanzengewichts, auf Messung der \u00c4hren- und Halml\u00e4nge und der Halmst\u00e4rke.","page":539},{"file":"p0540.txt","language":"de","ocr_de":"540\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nOtto Cimbal, Fr\u00f6msdorf.\nDer Inhaber dieser Zuchtwirtschaft ist seit Mitte der siebziger Jahre in der Pflanzenz\u00fcchtung t\u00e4tig und begann mit der Kreuzung von Futterr\u00fcben, welcher bald die Z\u00fcchtung der Kartoffeln auf dem Wege der k\u00fcnstlichen Befruchtung folgte.\nIm Jahre 1888 wurde zur Kreuzung des Weizens \u00fcbergegangen.\nZu derselben Zeit wurden auch Hafer und Gerste mit in Arbeit genommen, nach einigen Jahren aber wieder aufgegeben, da die erstgenannten drei Feldfr\u00fcchte bei dem grossen Umfange, in welchem sie in Bearbeitung genommen wurden, die Arbeitskraft des Z\u00fcchters vollst\u00e4ndig in Anspruch nahmen.\nFerner wurden erfolgreiche Forschungsresultate \u00fcber die Ursachen des Abbaues bei Kartoffeln und Weizen, sowie exakte Feststellungen \u00fcber die Widerstandsf\u00e4higkeit von 257 Weizensorten \u2014 der gr\u00f6sste Teil bestand aus noch unbekannten S\u00e4mlingen vorhergehender Jahre \u2014 nach dem sehr harten Winter 1900/01 durchgef\u00fchrt. Dar\u00fcber ist in der \u201eIllustrierten landwirtschaftlichen Zeitung\u201c Jahrg. 1902 Kr. 18 und 19 berichtet worden.\nSchon die erste Kreuzung der Futterr\u00fcben, wozu als Mutterpflanze \u201ePohls gelbe Riesen\u201c und als Vaterpflanzen die englische \u201eYellow globe\u201d sowie die \u201eYellow Fleshed Tankard\u201d benutzt wurden, zeigte, in welch eminenter Weise durch eine erfolgreiche Kreuzung die Rassenkonstanz ersch\u00fcttert werden kann; denn es waren unter den zahlreichen S\u00e4mlingen von gelben R\u00fcben eine Menge S\u00e4mlinge mit bla\u00dfroter bis tiefroter Schale und gleichfarbigem Fleische. Koch mehr variierten aber die Formen. Eine Anzahl S\u00e4mlinge zeigte die ausgesprochene Form der Zuckerr\u00fcbe.\nUnter den zahlreichen S\u00e4mlingen wurden die dem Auge zun\u00e4chst am meisten zusagenden Formen, runde und olivenf\u00f6rmige Exemplare, zur Weiterzucht ausgew\u00e4hlt. Sp\u00e4ter wurde, als sich einige Gruppen konstant zeigten, auch zur Pr\u00fcfung des Ertrages und der Trockensubstanz mittels des Krocker-schen Probers geschritten; diese Methode ist bis auf den heutigen Tag fortgesetzt. Im weiteren Verlaufe der Zuchtwahl sind zwei Sorten festgehalten worden: \u201eCimbals orangegelbe Riesen\u201d und \u201eCimbals Fr\u00f6msdorfer gelbe Riesen\u201d, erstere ein S\u00e4mling aus der \u201e Yellow Fleshed Tankard\u201d, letztere aus \u201ePohls gelbe Riesen\u201d.\nSp\u00e4ter ist noch ein S\u00e4mling aus der Eckendorfer gelben und der orange-gelben Riesen entstanden, welcher weiter kultiviert wird.\nAuch Familienzucht ist vor 10\u201415 Jahren ge\u00fcbt, aber wieder aufgegeben worden, da sich bald die Kachteile der Inzucht bemerkbar machten.\nAnf\u00e4nglich erfolgte die Samenzucht nur aus ganz gro\u00dfen, sogenannten Mutterr\u00fcben. Sp\u00e4ter ist zur Samengewinnung aus faust- und apfelgro\u00dfen R\u00fcben geschritten worden, nachdem wiederholte Parallelversuche ergeben hatten, da\u00df diese kleineren R\u00fcben die Entwicklungsf\u00e4higkeit der Kachkommen","page":540},{"file":"p0541.txt","language":"de","ocr_de":"13. Schlesien.\n541\nnicht im mindesten beeintr\u00e4chtigen. Die heutige Zuchtmethode ist so, da\u00df auf dem Ackerst\u00fccke, auf welchem die Normalr\u00fcben wachsen, eine gr\u00f6\u00dfere Menge der nach Kraut, Form und Gr\u00f6\u00dfe sch\u00f6nsten R\u00fcben ausgew\u00e4hlt werden. Im Winter oder zeitig im Fr\u00fchjahre werden diese R\u00fcben auf Trockensubstanz gepr\u00fcft und sp\u00e4ter zur Samengewinnung ausgepflanzt. Der aus diesen Elite-riiben gewonnene Samen wird ausschlie\u00dflich zur Ansaat der Setzlinge und zur Weiterzucht von gro\u00dfen R\u00fcben benutzt. Die R\u00fcbensamen, welche in den Handel gegeben werden, sind s\u00e4mtlich nur einmal aus Setzlingen entstanden. Die herausgegebenen beiden R\u00fcbensorten haben eine kurze Walzenform.\nKartoffeln.\nMit der Z\u00fcchtung der Kartoffeln ist im Jahre 1879 begonnen worden. Im Jahre 1888 wurde die \u201eErste von Fr\u00f6msdorf\u201d herausgegeben, welcher kurz darauf die \u201ePr\u00e4sident Junker\u201d, \u201eD. von Seydewitz\u201d, \u201eGraf P\u00fcckler Burg-hau\u00df\u201d, \u201eWilhelm Korn\u201d und die \u201eNeue Zwiebelkartoffel\u201d folgten.\nNach zweij\u00e4hrigem Zwischenraum kamen dann \u201eMax Eyth\u201d, \u201eHero\u201d, \u201eCeres\u201d, \u201eNansen\u201d und \u201eNeue Exportkartoffel\u201d heraus. Diesen folgten in kurzen Unterbrechungen \u201ePh\u00f6nix\u201d, \u201eKlio\u201d, \u201eVesta\u201d, ,,Norma\u201d, \u201eFr\u00fche Ertragreiche\u201d, \u201eNeue Imperator\u201d, \u201eSilesia\u201d, \u201eProfessor Wohltmann\u201c, \u201eF\u00fcrst Bismarck\u201d, \u201eIduna\u201d, \u201eErna\u201d, \u201eElla\u201d, \u201eSophie\u201d, \u201ePr\u00e4sident Kr\u00fcger\u201d, \u201ePrimel\u201d, \u201eGelbfleischige Speisekartoffel\u201d, ,,Feodora\u201d, \u201eJsmene\u201d, \u201eEva\u201d, \u201eDoris\u201d, \u201eLucia\u201d, \u201eBellona\u201d, \u201eRecord\u201d, \u201eAlma\u201d, \u201eSchwarzblaue Salat-kartoffel\u201d, \u201eVictoria\u201d, \u201eHilde\u201d, \u201eNephrit\u201d, \u201eKupferhaut\u201d, \u201eFlora\u201d und zuletzt im Jahre 1909 \u201eProfessor Gerlach\u201d, \u201eGeheimrat Werner\u201d, \u201eConstantia\u201c, \u201eAstra\u201c und \u201eFlockenkartoffel\u201d.\nS\u00e4mtliche Kartoffelsorten sind aus k\u00fcnstlicher Befruchtung entstanden. Als Mutterpflanzen sind haupts\u00e4chlich die \u201eDaber\u201d, die \u201eWei\u00dffleischige s\u00e4chsische Zwiebelkartoffel\u201d, die \u201eF\u00fcrstenwalder Rote\u201d, die \u201eKutzko\u201d, \u201eRichters Reichskanzler\u201d, die \u201eFr\u00fche Rosenkartoffel\u201d, \u201eFr\u00fcher Sonnenaufgang\u201d, die \u201eEarly puritan\u201d, welche heute unter dem Namen \u201eKaiserkrone\u201d verbreitet ist, die \u201eJosef Rigault\u201d und andere benutzt worden. Die neu aus Samen entstandenen Kartoffeln werden in den ersten drei Jahren nach dem Auge ausgew\u00e4hlt, wobei in erster Linie auf Gesundheit, demn\u00e4chst auf Ertrag und Form, sowie auf die Beschaffenheit der Stolonen R\u00fccksicht genommen wird.\nNach dem dritten Lebensjahre tritt dann Pr\u00fcfung auf St\u00e4rke, auf Koch-und Speiseeigenschaften und auf Haltbarkeit ein. Alles, was sich nach irgend einer Richtung nicht als gut erweist, wird von dem Weiteranbau ausgeschlossen.\nVon etwa 10\u201412 000 Pflanzen des ersten Lebensjahres werden 800 bis 1600 zur Weiterzucht ausgew\u00e4hlt und in Beuteln, versehen mit Abstammungsvermerk und Nummer, in einem oberirdischen Raume, welcher Heizungsanlage hat, den Winter \u00fcber aufbewahrt. Zu Ende des Monats April oder Anfang Mai werden diese S\u00e4mlinge in D\u00e4mme auf 24 Zoll Breite und in","page":541},{"file":"p0542.txt","language":"de","ocr_de":"542\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\neinem Abstande von 10\u201412 Zoll im Damm ausgepflanzt. Da aus diesem Jahrgange doch nur wenig Knollen von einer Pflanze gewonnen werden \u2014 was zwischen 5 und 15 St\u00fcck variiert \u2014, so kommen auf so einen Damm, je nach der L\u00e4nge desselben, 10, 20 bis 40 Sorten. Zwischen jeder Sorte, deren Nummer und Abstammung im Pflanzplane verzeichnet ist, wird im Damm eine L\u00fccke von 1 m L\u00e4nge unbepflanzt gelassen und darin einige K\u00f6rner eines kleinen, fr\u00fchreifenden K\u00f6rnermaises gelegt. Dieser bildet ein sehr probates Mittel, um Vermischungen bei der sp\u00e4teren Ernte zu verhindern.\nVon diesen 800\u20141600 Pflanzparzellen des ersten Jahrganges wird alles ausgeschieden, was zur Weiterpflanzung als nicht geeignet angesehen werden kann. Diese Auswahl ist sehr scharf, um nicht die Zahl der Variet\u00e4ten zu sehr anwachsen zu lassen. Mehr als 300 bis 400 Parzellen werden zur Weiterpflanzung nicht ausgew\u00e4hlt.\nIm zweiten Jahre und in den folgenden sechs bis acht Z\u00fcchtungs- und Pr\u00fcfungsjahren wiederholt sich die Pflanzung in derselben Weise, nur da\u00df die Zahl der Pflanzparzellen abnimmt, ihre Gr\u00f6\u00dfe aber zunimmt. Man kann im Durchschnitt annehmen, da\u00df jedes Jahr etwa 1/5 bis x/6 der Sorten vom Weiteranbau ausgeschieden wird, so da\u00df im sechsten oder achten Jahre von den Tausenden von Pflanzen des ersten Jahrganges nur zwei bis drei Sorten verbleiben, die zum Herausgeben geeignet sind.\nEs kommt auch \u00f6fter vor, da\u00df aus all den Tausenden von S\u00e4mlingen des ersten Jahres auch nicht eine Variet\u00e4t herausgegeben werden kann. Dies hat schon mehrere Male in zwei hintereinander folgenden Jahren stattgefunden.\nEs ist eine tausendfach best\u00e4tigte Erfahrung, da\u00df Kartoffelneulinge bis ins f\u00fcnfte und sechste Lebensjahr sich hervorragend zeigen und dann pl\u00f6tzlich argen R\u00fcckgang im Ertrage, in St\u00e4rke und auch Koch- und Speiseeigenschaften zeigen. Was \u00fcber das sechste Lebensjahr gut ist, dauert in der Regel in den guten Eigenschaften auch l\u00e4nger. Die Pflanzung geschieht jedes Jahr in D\u00e4mmen von 24 Zoll Breite. Es ist dies die Entfernung, wie im allgemeinen die Kartoffeln im Osten gepflanzt werden, und dieser Gewohnheit mu\u00df der Z\u00fcchter Rechnung tragen, damit sich dessen Wahrnehmungen im sp\u00e4teren Anbau mit dem dort gewonnenen Resultate decken. Es wird eine Stallmistd\u00fcngung gegeben.\nW eizen.\nDer Beginn der Z\u00fcchtung von neuen Weizensorten f\u00e4llt in das Jahr 1888. Das Zuchtziel war, die ertragreichen Formen des Squarehead-Weizens mit der Winterfestigkeit und der guten Backf\u00e4higkeit der bekannten besseren Landsorten zu vereinigen und den Squarehead winterfest zu gestalten. Das erste Ziel ist durch k\u00fcnstliche Kreuzung des Squarehead mit Landsorten und darauf folgende jahrelange Zuchtwahl erreicht worden, wobei in allen F\u00e4llen, die erfolgreich verliefen, der Squarehead Vaterpflanze war, bzw. von","page":542},{"file":"p0543.txt","language":"de","ocr_de":"13. Schlesien.\n543\ndiesem der Pollenstaub zur Befruchtung der Landsorten genommen wurde. Wurde der Squarehead als Mutterpflanze und der Pollenstaub einer Landsorte zur Kreuzung benutzt, so war das Resultat stets ein negatives, und es kam dabei nichts weiter als eine Verschlechterung des Squarehead heraus. Die Abh\u00e4rtung des Squarehead wurde dadurch erreicht, da\u00df seit dem Jahre 1885 der Squarehead sp\u00e4t einges\u00e4t wurde, so da\u00df derselbe mit ein oder zwei Bl\u00e4ttchen durch den Winter kommen mu\u00dfte. Diese Entwicklungsperiode ist die ung\u00fcnstigste f\u00fcr die Durchwinterung in harten Wintern, denn in dieser Entwicklung sind die Bestandteile des Samenkornes, welche gleichsam die Amme der jungen Pflanze darstellen, von dieser aufgebraucht, und der junge Organismus ist in Blatt- und Wurzelverm\u00f6gen noch nicht gen\u00fcgend erstarkt, um nachteiligen Witterungseinfl\u00fcssen erfolgreich Widerstand leisten zu k\u00f6nnen. Es gleicht diese Entwicklungszeit dem Absatz junger animalischer Wesen von der Muttermilch. Auch die jungen pflanzlichen Wesen sind in dieser Periode am empfindlichsten.\nDie Erfahrung hat gezeigt, da\u00df diese Kombination richtig war. Heute wird kein Landwirt mehr die Winterfestigkeit des Elite-Squarehead von Cimbal anzweifeln k\u00f6nnen. Da\u00df hierbei sowie bei den Kreuzungsprodukten fortw\u00e4hrend sorgf\u00e4ltige Zuchtwahl stattfinden mu\u00df, um die Z\u00fcchtungsprodukte auf der H\u00f6he zu halten und rassenkonstant zu machen, ist selbstverst\u00e4ndlich.\nAus k\u00fcnstlicher Befruchtung mit Squarehead sind im Laufe der Jahre folgende Variet\u00e4ten hervorgegangen :\n1.\tCimbals neuer Gelbweizen, aus braunem Landweizen mit Squarehead.\n2.\tCimbals brauner Dickkopf weizen, aus braunem Landweizen mit Squarehead.\n3.\tGraf Zedlitz-Weizen, aus derselben Kreuzung hervorgegangen.\n4.\tCimbals Kaiser-Nikolaus-Weizen, aus Kreuzung des gelben Probsteier mit Squarehead.\n5.\t\u00d6konomierat Kutzleb-Weizen, aus Cimbals neuem Gelbweizen durch Kreuzung mit Squarehead.\n6.\tCimbals Centenarweizen, aus Kreuzung des braunen Landweizens und Squarehead.\n7.\tCimbals F\u00fcrst-Hatzfeld-Weizen, aus Kreuzung des Blumenweizens mit Squarehead.\n8.\tCimbals von Podbielski-Weizen, aus Cimbals neuem Gelbweizen mit Squarehead.\n9.\tPrinz-Carolath-Weizen, aus Banater mit Squarehead.\n10.\tCimbals Gro\u00dfherzog von Sachsen-Weizen, aus Schlesischem Wei\u00dfweizen, \u201eFrankensteiner\u201d genannt, mit Squarehead.\n11.\tCimbals F\u00fcrst-B\u00fclow-Weizen, aus derselben Kreuzung wie vorstehend.\n12.\tCimbals Geheimrat Wohltmann-Weizen, aus Kreuzung eines S\u00e4mlings aus dem Schlesischen Wei\u00dfweizen mit Squarehead, noch einmal mit Squarehead im Jahre 1899 gekreuzt.","page":543},{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"544\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nAu\u00dfer diesen Sorten werden in der n\u00e4chsten Zeit einige sehr gelungene Neuz\u00fcchtungen aus Banater und altem Wechselweizen mit Squarehead in den Handel gebracht werden; ebenso zwei sehr aussichtsvolle Variet\u00e4ten von Sommerweizen.\nDie letzten drei Weizen haben einen schwachen Wachsbelag auf der Blattspreite und am Stengel und haben sich in allen Versuchsjahren widerstandsf\u00e4higer gegen den Rostpilz gezeigt als alle anderen im Anbau befindlichen Variet\u00e4ten mit Ausschlu\u00df einiger ausdauernder Arten, welche auch diesen Wachsbelag besitzen.\nDie Notwendigkeit, so viele neue Weizenarten zu z\u00fcchten, ging aus der Verschiedenheit der \u00f6rtlichen Verh\u00e4ltnisse hervor. Wenn \u00fcberall die gleiche Bodenlage und Bodenmischung, die gleiche H\u00f6henlage, gleiches Klima, gleiche Vorfr\u00fcchte, gleiche Zeit der Einsaat und gleiche D\u00fcngeverh\u00e4ltnisse und Kulturarten vorhanden w\u00e4ren, so da\u00df auf das Gedeihen des Squareheadweizens gerechnet werden k\u00f6nnte, so w\u00fcrde es vielleicht richtiger gewesen sein, nur diesen ertragreichen Weizen durch z\u00fcchterische T\u00e4tigkeit zu gr\u00f6\u00dftm\u00f6glicher Vollkommenheit heranzuz\u00fcchten. Aber alle die abweichenden Eigenschaften von den oben genannten, in Betracht kommenden Weizenarten erforderten es, da\u00df der Versuch gemacht wurde, durch Kreuzung winterharter bzw. als klimahart erprobter und weniger anspruchsvoller Arten mit Squarehead gen\u00fcgsamere Variet\u00e4ten zu schaffen, welche dem Squarehead im Ertrage gleichstehen oder wenigstens sehr nahe kommen. Dieses Problem d\u00fcrfte heute als gel\u00f6st gelten.\nvon Foerstersclie Gutsverwaltung, Obermittlau, Kr. Bunzlau. Auf einer 880 ha umfassenden Ackerfl\u00e4che wird seit 1902 Nachbau folgender Originalsaaten betrieben : E. von Lochows Petkuser Roggen, Strubes, Leutewitzer und Sval\u00f6fs Extra-Squareheadweizen, Gimbals Squarehead und Gimbals F\u00fcrst B\u00fclow-Weizen. Weiter baut Z\u00fcchter auf seiner Wirtschaft Prinzenhof bei Krotoschin E. von Lochows Petkuser Winter- und Sommerroggen und Strubes begrannten Sommerweizen nach, ferner in Schmartsch Heines Klosterroggen, Wanzlebener Wintergerste, Rivetts Bearded, roten Schlan-stedter Sommerweizen und Ligowohafer II, sowie Hannagerste, Bethges Gerste, Strubes Schlanstedter Hafer und Ligowohafer.\nFritz Maetselike, Rittergut R\u00fcckersdorf, Kr. Sprottau. Auf der 250 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che wird seit 1903 Nachbau folgender Saaten betrieben: F. von Lochows Petkuser Winter- und Sommerroggen, Ligowohafer, Sera-della und Lupinen, seit 1909 ist Petkuser Hafer und seit 1910 Sval\u00f6fs Siegeshafer hinzugekommen.","page":544},{"file":"p0545.txt","language":"de","ocr_de":"13. Schlesien.\n545\nF. JIathis, Klein-Schwein bei Gramsch\u00fctz. Die Zuchtauswahl aus eigengez\u00fcchteten Mutterr\u00fcben des Zuckerr\u00fcbensamens besteht seit 1902. Vorher wurden die Mutterr\u00fcben aus Samen von Gebr. Dippes wei\u00dfer Klein-Wanz-lebener W. 1 - R\u00fcbe entnommen. Die Zucht beruht auf Individualauslese besonders gleichm\u00e4\u00dfig gewachsener Mutterr\u00fcben; dabei wird besonders Wert gelegt :\n1.\tauf eine aufrechtstehende, kr\u00e4ftige Blattform,\n2.\tauf nicht zu tief stehende, sondern mehr herauswachsende R\u00fcben.\nNachdem so die Mutterr\u00fcben auf den gro\u00dfen Schl\u00e4gen w\u00e4hrend der Ernte\nder R\u00fcben ausgew\u00e4hlt sind, werden sie einzeln im Monat Februar/M\u00e4rz einer genauen Untersuchung auf Zuckergehalt unterzogen.\nDie Methode des Untersuchens weicht insofern von der sonst \u00fcblichen anderer Z\u00fcchter ab, als die Mutterr\u00fcben s\u00e4mtlich in der L\u00e4ngsrichtung der ganzen R\u00fcbe gefr\u00e4st werden und so der Brei aus allen Teilen der R\u00fcbe zur Untersuchung kommt. Bei dem alten St\u00f6pselverfahren kommt nur ein seitlich nach der Mitte der R\u00fcbe eingestochener Keil zur Untersuchung. Beim Fr\u00e4sverfahren wird die R\u00fcbe von beiden Seiten in der L\u00e4ngsrichtung angeschnitten, und zwar tief bis ins Innere.\nVon den so untersuchten Mutterr\u00fcben (j\u00e4hrlich etwa 5000 St\u00fcck) werden nur R\u00fcben von \u00fcber 19 % Zuckergehalt zur Stecklingssamenzucht verwendet. W\u00e4hrend der Prozentsatz der \u00fcber 19 % Zucker enthaltenden R\u00fcben in den ersten Jahren nur 2\u20143 % aller untersuchten Mutterr\u00fcben war, ist er in den letzten Jahren sehr gestiegen und betr\u00e4gt jetzt 5\u20147 %.\nBesondere Sorgfalt wird dem Stecklingsbau gewidmet. Die Stecklinge werden hier richtig verzogen, so da\u00df jede Stecklingsr\u00fcbe ihren eigenen freien Stand erh\u00e4lt, um sich richtig entwickeln zu k\u00f6nnen. Dadurch werden kr\u00e4ftige, starke Stecklingsr\u00fcben von sehr gleichm\u00e4\u00dfiger Form erzeugt. Die Samen reifen infolgedessen zu gleicher Zeit und zeichnen sich durch hohe Keimkraft besonders aus.\nAu\u00dferdem wird Nachbau einer Reihe von Getreidesorten betrieben als Vermehrungsstelle von verschiedenen Z\u00fcchtern f\u00fcr Original-Saatgut.\nHeinrich Rohde, Kurtwitz i. Schles. Die Firma betreibt auf einer 200 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che Zuckerr\u00fcbensamenzucht. Der Same kommt unter dem Namen ,,Rohdes Elite\u201c in den Handel.\nKonrad Schliephacke, Panten hei Liegnitz.\nDas etwa 300 ha gro\u00dfe Gut mit teilweise mildem Auenboden (Alluviallehm), dann aber auch mit schwerstem Lette- und ganz leichtem Sandboden; erweist sich f\u00fcr Z\u00fcchtungszwecke besonders geeignet. Nachdem Schliephacke einige Jahre dazu angewandt hatte, die f\u00fcr die Gegend geeigneten, Deutsche Pflanzenzucht.\t35","page":545},{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":"546\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nneu gez\u00fcchteten Getreidevariet\u00e4ten durch Versuchsanbau im kleinen herauszufinden bzw. sie zu akklimatisieren, ist jetzt die gesamte Ackerfl\u00e4che mit eigenem Saatgetreide bestellt.\nBeim Roggen erstreckt sich das Zuchtziel auf Erh\u00f6hung der Halmfestigkeit. Schliep hacke w\u00e4hlte zu diesem Zwecke einige Pflanzen von F. von Lochows Petkuser Winterroggen und vermehrte im Zuchtgarten die Pflanzen, welche schwache Bl\u00e4tter, aber starke Halmknoten und kurze Internodien hatten. Dadurch ist erreicht, da\u00df der Roggen sehr schwer lagert und da\u00df er, falls er auf gutem Boden in niederschlagsreichen Jahren wirklich umf\u00e4llt, mit Hilfe seiner starken Halmknoten sich leicht wieder auf richtet.\nBei der Z\u00fcchtung neuer Winter weizen Variet\u00e4ten wurde in erster Linie darauf gesehen, m\u00f6glichst hohe Ertragsf\u00e4higkeit mit Winterfestigkeit zu vereinen. Zu diesem Zwecke wurden die widerstandsf\u00e4higen Weizensorten aus dem Kontinentalklima mit weniger widerstandsf\u00e4higen, aber sehr ertragreichen Sorten des Seeklimas teilweise mit gutem Erfolg gekreuzt. Ein gro\u00dfer Teil dieser Kreuzungsprodukte besitzt den Vorzug, da\u00df sie hohen Mehlgehalt, Feinschaligkeit und Kleberreichtum miteinander vereinigen, also im Korn wei\u00df und glasig erscheinen. Sie erm\u00f6glichen daher eine hohe Mehlausbeute und besitzen gleichzeitig eine gute Backf\u00e4higkeit.\nUm den Weizen m\u00f6glichst winterfest zu z\u00fcchten, sind nur diejenigen Kreuzungsprodukte vermehrt worden, welche kr\u00e4ftige Bewurzelung und m\u00f6glichst schmale, kielf\u00f6rmige Bl\u00e4tter besitzen.\nEine Getreidepflanze mit schwacher zarter Wurzel wird bei andauerndem Blachfrost dadurch Schaden leiden, da\u00df ihre Wurzeln von der sich hebenden obersten Erdschicht meist v\u00f6llig zerrissen werden, was bei einer Pflanze mit kr\u00e4ftigen, gewisserma\u00dfen der Quecke \u00e4hnlichen Wurzeln nur in geringem Ma\u00dfe der Fall sein wird.\nPflanzen mit gro\u00dfen, breiten Bl\u00e4ttern werden dadurch vom Blachfrost gesch\u00e4digt, da\u00df ihre Bl\u00e4tter, von der Mittagssonne beschienen, auftauen und sofort assimilieren und Wasser verdunsten, w\u00e4hrend die Wurzeln und die von den Sonnenstrahlen nicht getroffenen Teile noch in winterlicher Erstarrung verharren und keinen Ersatz f\u00fcr das verdunstete Wasser liefern k\u00f6nnen. Das in den Bl\u00e4ttern enthaltene Wasser ist bald verbraucht, wodurch sie austrocknen und absterben. Getreide mit schmalen, kielf\u00f6rmigen Bl\u00e4ttern, die von der Mittagssonne nicht so stark wie die breiten getroffen werden, widerstehen dem Blachfrost deshalb erheblich besser.\nAlle diese Eigenschaften besitzt von den in Panten angebauten Weizenvariet\u00e4ten der ,.Winterweizen Nr. 5\u201c im gr\u00f6\u00dften Ma\u00dfe.\nEs ist dieses ein Bastard aus dem allbekannten Frankensteiner Weizen, der als Mutterpflanze diente, und aus dem amerikanischen Kansasweizen, der bekanntlich im neuen Erdteil ganz gewaltige Ertr\u00e4ge bringt und dem deutschen Weizen auf dem Markte starke Konkurrenz bereitet.","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"13. Schlesien.\n547\nDer Sommerweizen, der auf ziemlich umst\u00e4ndlichem Wege gez\u00fcchtet wurde, ist eine Kreuzung aus Eppweizen mit Gommer (Triticurn polonicum); die Kreuzung war urspr\u00fcnglich dazu bestimmt, einen gegen Rostbefall widerstandsf\u00e4higen Winterweizen zu schaffen.\nDer Gommer oder polnische Weizen, der auch russischer Riesenroggen genannt wird, hat lange breitspelzige \u00c4hren und lange, meist glasige K\u00f6rner. Sein Halm ist mit Mark gef\u00fcllt und schilfig. Er wird nur selten, am h\u00e4ufigsten noch im s\u00fcdlichen Spanien angebaut.\nEin gro\u00dfer Vorzug des Gommers ist, was K \u00fc h n schon im Jahre 1859 beobachtet hat, da\u00df er niemals von Rost befallen wird. Deshalb wurde er zur Kreuzung mit Eppweizen benutzt ; die Bastarde erwiesen sich aber leider nicht als winterfest. Er wurde deshalb, um die interessante Kreuzung, die ganz seltsame \u00dcberg\u00e4nge auf wies, nicht unbenutzt zu lassen, als Sommerweizen angebaut. Anfangs schosste ein Teil des Weizens nicht aus, aber die Nachkommen der ausgeschossten Pflanzen erwiesen sich bald als brauchbar. Es entstand nun daraus neuer Sommerweizen, der sich durch Korngr\u00f6\u00dfe auszeichnet und im Ertrage sehr hoch steht. Er gab im Jahre 1908 bei einem Anbauer den stattlichen Ertrag von 76 Ztr. auf den Hektar, was im Osten eine bisher unerreichte Leistung ist.\nNachdem schon der Vater von Schliephacke, Pfarrer Schliephacke in Werblitz (s. S. 538), alle Win t e r g e r s t e n Sorten, die es gab, in seinem Zuchtgarten angebaut und sich jahrelang bem\u00fcht hatte, sie zu winterfester Saatgerste heranzuz\u00fcchten, wurde versucht, ebenfalls durch k\u00fcnstliche Kreuzung winterfeste Gersten herzustellen. Es wurden die durch rauhe W7inter gekommenen Pflanzen der vierzeiligen Wintergerste unter sich gekreuzt, wodurch endlich wirklich winterfeste Bastarde geschaffen wurden. Leider war aber die so gez\u00fcchtete Wintergerste der Sommergerste als Brauware nicht ebenb\u00fcrtig. Infolge der Vierzeiligkeit hatte sie verschieden gro\u00dfe K\u00f6rner, weshalb sie beim Einm\u00e4lzen ungleichm\u00e4\u00dfig wuchs und aus diesem Grunde von der Brauerei nicht als vollwertig anerkannt werden konnte.\nNachdem es Schliephacke wiederholt mi\u00dflungen war, zweizeilige Sommergerste an den Winter zu gew\u00f6hnen und so eine zweizeilige Wintergerste zu z\u00fcchten, die als Braugerste gute Bewertung finden sollte, kam er im Jahre 1898 darauf, die vierzeilige Wintergerste mit einer zweizeiligen Sommergerste zu kreuzen, die den milden Winter 1897/98 in einigen Pflanzen \u00fcberstanden hatte, und die gleichzeitig mit der Wintergerste bl\u00fchte.\nDer Versuch gl\u00fcckte, und es entstanden zweizeilige und vierzeilige Bastarde, von denen die zweizeiligen anfangs nicht so winterfest waren wie die vierzeiligen.\nDa die Wintergerste nicht nur infolge Zerrei\u00dfens der Wurzeln oder durch das oben beschriebene Austrocknen der aufgetauten Bl\u00e4tter bei Blachfrost auswintert, sondern sehr h\u00e4ufig einer dritten Art des Auswinterns, n\u00e4mlich dem Befall der Bl\u00e4tter durch einen Pilz (Fusarium nivale) zum Opfer f\u00e4llt,\n35*","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"548\tZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nbem\u00fchte er sich, die Wintergerste durch Z\u00fcchtung auch dagegen widerstandsf\u00e4hig zu machen. Es ist dieses durch Zuchtwahl im Laufe einiger Jahre gelungen.\nDas Fusarium nivale bef\u00e4llt die Pflanzen bereits im Herbst und bildet im Winter unter der Schneedecke Konidien, wodurch die Bl\u00e4tter wie mit einem feinen Flaum \u00fcberzogen erscheinen, unter dem sie absterben.\nDas Fusarium nivale bef\u00e4llt alle Getreidearten, am st\u00e4rksten aber Gerste und Hafer, weshalb man auch diese Getreidearten bisher nicht als absolut winterfestes Getreide auf den Markt bringen konnte. Aus diesem Grunde werden auch die bisherigen Wintergersten und Winterhafer nur selten angebaut.\nUm nun die neuen zweizeiligen Wintergersten widerstandsf\u00e4hig gegen das Fusarium nivale zu machen, wurden zur Weiterzucht nur diejenigen Individuen ausgew\u00e4hlt, welche einen so starken Wurzelstock besa\u00dfen, da\u00df sie, nachdem ihre Bl\u00e4tter im Winter abgestorben waren, \u00e4hnlich wie die Rhizome bildenden Pflanzen, neue Bl\u00e4tter aus den Wurzeln trieben.\nAuf diese Weise ist nun eine wirklich winterfeste, zweizeilige Wintergerste entstanden, die nach den im Laboratorium der Brauerei des Kommerzienrats Haase in Breslau gemachten Untersuchungen der besten Sommergerste in Qualit\u00e4t v\u00f6llig gleichwertig ist.\nDas Klima, der Boden und die verschiedensten betriebswirtschaftlichen Verh\u00e4ltnisse machen es schwer, in der Braugerstenproduktion den Konkurrenzkampf besonders mit b\u00f6hmischen Gersten siegreich zu bestehen.\nDas Brauereigewerbe verlangt von einer guten Braugerste, da\u00df sie Eiwei\u00dfarmut, Spelzenfeinheit und gute ausgeglichene Kornform in sich vereinigt.\nDurch k\u00fcnstliche Kreuzung wurden viele neue Variet\u00e4ten geschaffen, von denen jetzt eine D-Gersten-Z\u00fcchtung aus Imperial- mit Goldmelonengerste unter dem Kamen \u201eGermaniagerste\u201d auf den Markt gebracht wird. Die Germaniagerste erfreut sich eines ausgezeichneten Rufes und wird wegen ihrer hohen Ertragsf\u00e4higkeit und Gro\u00dfk\u00f6rnigkeit, ganz besonders aber wegen ihrer Lagerfestigkeit, mit Recht sehr gelobt.\nDie Lagerfestigkeit wurde dadurch erreicht, da\u00df nur Pflanzen mit starken Blattscheiden und schwachen Blattspreiten zur Weiterzucht verwendet wurden.\nUnter dem Namen \u201eHaraldhafer\u201d brachte Schliephacke eine Kreuzung aus Leutewitzer Gelbhafer mit einem sehr fein bespelzten schwarzen franz\u00f6sischen Hafer auf den Markt. Dieser Hafer, der ein dickes, hellgelbes, \u00e4u\u00dferst fein bespelztes Korn besitzt, liefert gute Ertr\u00e4ge.\nOtto Steuer, Malkwitz, Kr. Breslau. Seit 1902 werden auf der 303 ha umfassenden Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft Saaten zum Verkauf angebaut. Seit 1909 befindet sieh in Malkwitz eine Vermehrungsstation von Bethges Gerste II.","page":548},{"file":"p0549.txt","language":"de","ocr_de":"13. Schlesien.\n549\nBild 315. Strube - Nieder-Sohlaube:\tBild 316. Strube - Nieder-Schlaube:\nOrig. Strubes Grannen-Sommerweizen und Winter-Grannenweizen.\tOrig. Strubes schlesischer Dickkopfweizen.","page":549},{"file":"p0550.txt","language":"de","ocr_de":"550\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nPaul Stiller, Muckerau bei Deutsch-Lissa. Die Ackerfl\u00e4che umfa\u00dft 350 ha. Der Boden ist sandiger Lehm. Seit 1897 werden verschiedene Getreidesorten zur Saatgewinnung nachgebaut : F. vonLochows Petkuser Winter- und Sommerroggen, Hannagerste, Ligowohafer. Z\u00fcchterisch in Arbeit genommen sind Professor Heinrich-Roggen und Squarehead. Bei beiden Sorten wurde von der anf\u00e4nglichen \u00c4hrenauslese zur Pflanzenauslese \u00fcbergegangen. Vom 1. Juli 1910 ab werden die Z\u00fcchtungen nach Kl. Heydau b. Dt. Lissa verlegt.\nE. Strube, Dom. Sallsch\u00fctz und Nieder-Sclilaube, Kr. Guhrau. Die Dom\u00e4ne Nieder-Schlaube umfa\u00dft 185 ha Ackerfl\u00e4che, Sallsch\u00fctz 415 ha. Beide G\u00fcter haben etwas rauhes Klima, liegen 81 bis 105 m \u00fcber dem Meere und haben lehmigen Sandboden. Eigene Z\u00fcchtungen von Strube sind die im ganzen Osten bekannten und verbreiteten Sorten: Orig. Strubes begr. Sommerweizen (Abb. 315), Orig. Strubes Wintergranne n w e i z e n (umgez\u00fcchtet seit 1901 und jetzt winterhart; kein Wechselweizen), Orig. Strubes schlesischer Dickkopf weizen (Abb. 316). Bei ersterem wurde 1883 mit der Zucht begonnen und als Zuchtverfahren \u00c4hren- und Massenauslese angewandt. Das Zuchtziel ist eine sehr lange \u00c4hre mit schwerem, hartem, glasigem und rotem Korn. Innerhalb f\u00fcnf Jahren ist eine Verl\u00e4ngerung der \u00c4hren um sieben \u00c4hrchen erreicht. Beim Dickkopfweizen wurden nicht ausgewinterte Pflanzenb\u00fcschel von Squarehead tunlichst mit Auswinterungsgefahr \u2014 die Boden- und Saatzeit wird demgem\u00e4\u00df ausgew\u00e4hlt \u2014 unter Anwendung der \u00c4hrenmassenauslese weitergez\u00fcchtet.\n14. Posen.\nDer Saatgutbau und die Saatgutz\u00fcchtung in der Provinz Posen werden gef\u00f6rdert :\na) Durch Ma\u00dfnahmen des Staates. In Bromberg wurde im Jahre 1906 das Kaiser-Wilhelm-Institut f\u00fcr Landwirtschaft gegr\u00fcndet, dem eine \u201eAbteilung f\u00fcr Agrikulturchemie, Bakteriologie und Saatzucht\u201d angegliedert ist. Die T\u00e4tigkeit dieser Abteilung auf dem Gebiete der Saatzucht beschr\u00e4nkte sich bisher darauf, Sortenanbauversuche auf dem Versuchsgute M o c h e 1 n auszuf\u00fchren. Letzteres ist ebenfalls dem genannten Institute unterstellt. Die \u201eAbteilung f\u00fcr Pflanzenschutz\u201d des Kaiser-","page":550},{"file":"p0551.txt","language":"de","ocr_de":"14. Posen.\n551\nWilhelm-Instituts unterst\u00fctzt die Bestrebungen zur F\u00f6rderung des Saatgutbaus und der Saatzucht, indem sie Sorten auf ihren Versuchsfeldern und bei praktischen Landwirten auf Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Pflanzenkrankheiten, Lagern, Auswintern usw. pr\u00fcft. N\u00e4heres ist im Heft 1/08 1. Band und Heft 1/08 2. Band der Mitteilungen des Kaiser-Wilhelm-Instituts Bromberg enthalten.\nb)\tDurch Ma\u00dfnahmen der Landwirtschaftskammer. Die Landwirtschaftskammer war seit ihrer Gr\u00fcndung bestrebt, das Interesse der Landwirte durch Vortr\u00e4ge, Aufs\u00e4tze im Amtsblatt usw. \u00fcber Saatgutbau und Verwendung besseren Saatgutes zu wecken und zu heben. Recht bedeutende Mittel wurden von ihr aufgewandt, um die Einf\u00fchrung besseren Saatgutes zu f\u00f6rdern. Zu diesem Zwecke wurden seit Jahren einfachere Anbauversuche, die \u00fcber die ganze Provinz verteilt sind, angestellt. Ferner wurden in jedem Jahre auf dem 1900 von der Landwirtschaftskammer angekauften Versuchsgute Pentkowo eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl Anbau versuche ausgef\u00fchrt, durch welche insbesondere die Neuz\u00fcchtungen auf ihren Wert f\u00fcr die Provinz Posen gepr\u00fcft werden. N\u00e4heres ist aus den Berichten 1 bis 5 \u00fcber die Versuchsergebnisse Pentkowos zu entnehmen. Auf Veranlassung des Landwirtschaftsministeriums hat die Landwirtschaftskammer mit dem Saatgutz\u00fcchter Otto Cimbal in. Fr\u00f6msdorf einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem den Landwirten Posens das Vorkaufsrecht auf dessen Kartoffelz\u00fcchtungen und Winterweizen-z\u00fcchtungen zusteht. Durch diesen Vertrag haben insbesondere die Winterweizenz\u00fcchtungen Cimbals in der Provinz Posen eine sehr weitgehende Verbreitung gefunden. Seit Jahren wird im Februar von der Kammer in Posen ein Saatenmarkt abgehalten, der regelm\u00e4\u00dfig von etwa 1000 Personen besucht ist, und auf dem sehr bedeutende Quanten Saatgut, insbesondere Kleesaaten, umgesetzt werden.\nc)\tSaatbauverein f\u00fcr die Provinz Posen. Der Saatbauverein f\u00fcr die Provinz Posen wurde 1906 von der Landwirtschaftskammer gegr\u00fcndet. Ihm geh\u00f6ren zurzeit 15 Mitglieder an. Die Aufgaben und T\u00e4tigkeit des Saatbau Vereins erstreckten sich bisher auf folgende Ma\u00dfnahmen:\n1.\tAnerkennung von Saaten. Die Anerkennung geschieht nach den gleichen Grunds\u00e4tzen wie bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und fand da, wo gleichzeitig die D. L. G.-Anerkennung beantragt war, fast ausschlie\u00dflich gemeinsam mit den Vertretern der D. L. G. statt. Auch wurde wiederholt gemeinsam mit der Original-Saatgutabteilung des Bundes der Landwirte gearbeitet. Die Anerkennung hatte folgendes Ergebnis :\n1906\t1907\t1908\t1909\nEs wurden angemeldet\t.\t.\t.\t1025\tha\t1484\tha\t2039\tha\t2230,31\tha\nEs wurden aberkannt\t.\t.\t.\t204\t,,_______241\t,,_____208\t\u201e___216,25 ,,\nAnerkannte Fl\u00e4che....... 1229\tha\t1725\tha\t2247\tha\t2014,06\tha\n2.\tVermittlung von Saaten. Durch die Gesch\u00e4ftsstelle des","page":551},{"file":"p0552.txt","language":"de","ocr_de":"552\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nSaatbauvereins wurden die anerkannten Saaten der Mitglieder den Landwirten, landwirtschaftlichen Vereinen, Genossenschaften usw. vermittelt.\n3.\tF\u00f6rderung des Saatgutbaues und der Saatgutzucht. Durch Ver\u00f6ffentlichung geeigneter Aufs\u00e4tze und Mitteilungen, durch schriftliche und m\u00fcndliche Beratung der Landwirte, Abhaltung von Vortr\u00e4gen, die mit Ausstellungen von Saatgutproben verbunden sind, Beteiligung an Ausstellungen und Saatgutm\u00e4rkten, durch Ausf\u00fchrung von Anbau versuchen sucht der Saatbauverein das Interesse f\u00fcr Einf\u00fchrung ertragreicher Sorten zu wecken.\n4.\tF\u00fcr die Mitglieder des Vereins werden zur Ersparnis an Fracht und vorteilhaftem Einkauf Originalsaaten und andere f\u00fcr Saatgutwirtschaften geeignete Bedarfsartikel bezogen, wie es \u00fcberhaupt die Aufgabe der Gesch\u00e4ftsstelle des Saatbauvereins ist, die Interessen der Mitglieder des Saatbauvereins in jeder Beziehung zu f\u00f6rdern.\nd) Saatzucht. In der Provinz Posen wurde erst in den letzten Jahren mit Verbesserung von Pflanzen durch Z\u00fcchtung begonnen. Es wird zurzeit an der Z\u00fcchtung von Winterroggen, Sommer- und Winterweizen, Gerste, Hafer, Erbsen, Lupinen, Kartoffeln und Futterr\u00fcben gearbeitet. Fr\u00fcher z\u00fcchtete der Administrator Liberk\u00fcn auf dem Gute Orlowo Zuckerr\u00fcben, die von der Zuckerfabrik Amsee und einigen anderen Zuckerfabriken angebaut wurden. Nach dem Tode Liberk\u00fcns wurde diese Z\u00fcchtung aufgegeben.\nEinen \u00dcberblick \u00fcber die Kulturpflanzen, die zurzeit z\u00fcchterisch in Posen bearbeitet sind, geben die einzeln aufgef\u00fchrten Zuchtbetriebe.\nSchlie\u00dflich sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df von Arnim- Criewen eine Anbaustation f\u00fcr die Original Criewener Eckendorfer Futterr\u00fcbe, von Lochow-Petkus sechs Anbaustationen f\u00fcr seine Petkuser Originalz\u00fcchtungen : Winterroggen, Sommerroggen und Sommerhafer und B e t h -ge- Schackensleben eine Anbaustation f\u00fcr die Orig. Bethges Gerste Nr. III errichtet haben und C 1 a a \u00df e n die Vermehrung des \u201eOrig, von R\u00fcmkers gr\u00fcn- und gelbk\u00f6rnigen Winterroggens\u201c \u00fcbernommen hat. Ferner hat die Deutsch-Schwedische Saatzuchtanstalt Schlagenthin zwei Anbaustationen in Posen errichtet.\nDie Beschreibungen der Saatgutwirtschaften Wronow, Nagradowitz und Sobotka sind im Verlage des Landw. Zentralblattes erschienen.\nBleeker-Kohlsaat, Gro\u00df-Slupia hei Schroda\nz\u00fcchtet auf 596 ha Ackerfl\u00e4che seit 1880 die Ori-Bleeker-Kohlsaat, Gro\u00df-Slupia. ginal Substantia-Futterr\u00fcbe. Es findet Massenauslese","page":552},{"file":"p0553.txt","language":"de","ocr_de":"14. Posen.\n553\nder Eliter\u00fcben statt, wodurch eine Verbesserung der Form erstrebt wird. Durch Laboratoriumsuntersuchungen wird die Feststellung des Zuckergehalts im Herbst, die des Trockensubstanzgehalts im Fr\u00fchjahr vorgenommen.\nFritz Claa\u00dfen, Wronow bei Wolenice, Kr. Kosclimin. Anbauer von Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Bohnen. Besonders werden dort die von R\u00fcmker-schen Roggenz\u00fcchtungen (s. Breslau) f\u00fcr den Verkauf vermehrt.\nWilhelm Gerstenberg, Gernlieim bei Nakel (Netze). Auf der 475 ha gro\u00dfen Wirtschaft werden seit 1894 folgende Saaten zum Verkauf angebaut: F. von Lochows Petkuser Winterroggen, Galizischer Kolbensommerweizen, Strubes begrannter Sommerweizen, Cimbals F\u00fcrst Hatzfeld-Winterweizen, Sval\u00f6fs Hannchengerste, Heines Hanna-Gerste.\nZ\u00fcchterische Ma\u00dfnahmen, bestehend in Massen- und Veredelungsauslese, werden seit 1901 bei der Gernheimer Folger-Erbse vorgenommen; seit 1909 wurde mit Familienzucht begonnen. Im Jahre 1908 wurde auf dem Gute eine Kartoffelzuchtstation der Abteilung f\u00fcr Pflanzenkrankheiten des Kaiser Wilhelm Instituts f\u00fcr Landwirtschaft in Bromberg (Vorsteher Dr. Schandor) eingerichtet. Die hier gez\u00fcchteten Eliten werden seit 1910 feldm\u00e4\u00dfig vermehrt.\nSeit Winter 1910 ist Hei\u00dfwasserbeize (nach vorhergehendem Vorquellen der Saaten) f\u00fcr den Gro\u00dfbetrieb eingerichtet worden.\nC. Hildebrand, Kleschewo bei Deutscheck (Bez. Posen). Seit 1897 findet auf der 398 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft Nachbau folgender Originalsaaten statt: F. von Lochows Petkuser Winterroggen, Zeel\u00e4nderroggen, Cimbals Elite-Squarehead, Cimbals F\u00fcrst Hatzfeld-Weizen, Heines Japhet-Sommerweizen, Strubes begrannter Sommerweizen, Heines Hannagerste, Rud. Bethges Gerste III, Strubes Schlanstedter Hafer, Syal\u00f6fs Goldregenhafer. Durch anf\u00e4ngliche Massenauslese (seit 1904) und sp\u00e4tere Individual- und Veredlungsauslese (seit 1906) wurden verschiedene Getreidesorten in z\u00fcchterische Bearbeitung genommen mit dem Zuchtziel, eine einheitliche Form mit h\u00f6chster Leistung an Masse und Qualit\u00e4t zu schaffen. Bei Kartoffeln erstreckt sich die Z\u00fcchtung bei vegetativer Vermehrung auf Individualauslese hinsichtlich Gesundheit, Massen- und St\u00e4rkeertrag.\nDr. Th. von Jackowski, Wronczyn bei Pudewitz. Auf der 1592 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft werden folgende Originalsaaten nachgebaut: F. von Lochows Petkuser Roggen, Jaegers Nordd. Champagnerroggen, schlesischer Eppweizen und F. von Lochows Petkuser Hafer.","page":553},{"file":"p0554.txt","language":"de","ocr_de":"554\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nVon Stiegler, Sobotka, Bez. Posen. Sobotka liegt in einer H\u00f6henlage von 142 to \u00fcber dem Meeresspiegel, hat kontinentales, ziemlich rauhes Klima und gr\u00f6\u00dftenteils milden Lehmboden. Auf der 1678 ha gro\u00dfen Wirtschaft wird\nBild 318. von Stiegler: Sobotkaer Fahnenhafer.\nNachbau folgender Originalsaaten betrieben: Gimbals Gro\u00dfherzog-von -Sachsen-Weizen, Gimbals Geh. Rat Wohltmann-Weizen, Heines Teverson Winterweizen, Sperlings Buhlendorf er braunk\u00f6rniger Winterweizen, Sperlings Buhlendorfer hellgelbk\u00f6rniger Winterweizen, Heines Japhet Sommerweizen,","page":554},{"file":"p0555.txt","language":"de","ocr_de":"14. Posen.\n555\nWohltmanns blaue Dame-Sommerweizen, Bethges Gerste III, Noles allerfr\u00fcheste Gerste, roter Schlanstedter Sommerweizen, Cimbals Elite-Squarehead-weizen, Cimbals F\u00fcrst B\u00fclow-Weizen, von Proskowetz-Hannagerste, ferner Strubes gr\u00fcne Viktoriaerbse, Golderbse, Rotklee und Wei\u00dfklee.\nDie 1891 begonnene eigene Z\u00fcchtung erstreckt sich auf den Sobotkaer Fahnenhafer (Abb. 318) und besteht in Stammbaumzucht unter Anwendung der Individual- und Veredlungsauslese. 1907 wurde mit der F\u00fchrung von Zuchtb\u00fcchern begonnen. Au\u00dferdem werden z\u00fcchterisch bearbeitet: sechs Winterweizen, f\u00fcnf Sommergersten, vier Sommerweizen, ein Sommerhafer, Eckendorfer Mammuth-Wintergerste.\nJ. Wilke, Platau bei Schroda, baut seit 1901 auf der 375 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che Saaten zum Verkauf an. Eigene Z\u00fcchtungen sind: Platauer Ostmarkwinterroggen, Platauer Dickkopf-Ostmarkweizen, Platauer Goldgerste (aus der Goldthorpegerste gez\u00fcchtet) und Platauer Goldregenhafer. Als Ausleseverfahren bedient sich Z\u00fcchter bei Roggen der gemischten \u00c4hrenauslese, da derselbe urspr\u00fcnglich gemischt angebaut war mit Professor Heinrich-, Petkuser und Zeel\u00e4nder Roggen und aus dieser Mischung als konstant herangez\u00fcchtet ist, der reinen \u00c4hrenauslese bei Weizen, Gerste und Hafer. Die angewandte Familienzucht besteht in der Auswahl der besten \u00c4hren auf kurzen Halmen, von denen im n\u00e4chsten Jahre wiederum die besten Pflanzen zur Weiterzucht benutzt werden.\nBei Weizen und Gerste findet Typen\u00e4hrenauslese statt.\nDer Hafer ist durch Aussaat allerbester K\u00f6rner wreitergezogen und verbessert.\nVon Zoltowski, Alt-Bialcz bei Kosten. Auf der 1500 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che wird seit 1904 Saatgetreide zum Verkauf angebaut, haupts\u00e4chlich Petkuser Roggen, auch Sommerweizen und Hannagerste.\n15. Ostpreu\u00dfen.\nIn der Provinz Ostpreu\u00dfen haben die Saatzucht- und Saatanbauverh\u00e4ltnisse eine einheitliche Regelung erst durch Gr\u00fcndung des Ostpreu\u00dfischen Saatbauvereins im Jahre 1902 erfahren. Durch den Saatbauverein sind die Bestrebungen auf dem Gebiete des Sortenwesens und der Saatzucht gef\u00f6rdert","page":555},{"file":"p0556.txt","language":"de","ocr_de":"556\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nund in einheitliche Bahnen gelenkt worden. Der Saatbauverein hat zun\u00e4chst ein Normalsortiment aufgestellt und die Bestimmung getroffen, da\u00df sich die Anerkennungen durch den Saatbauverein nur auf die dem Normalsortimente entsprechenden Sorten zu erstrecken haben. Die klimatischen Verh\u00e4ltnisse der Provinz erfordern grosse Vorsicht bei der Aufstellung der Sortenliste. Es ist deshalb die Bestimmung getroffen, da\u00df Neuz\u00fcchtungen, welche sich in anderen Provinzen bew\u00e4hrt haben, f\u00fcr Ostpreu\u00dfen erst dann anzuerkennen sind, wenn sie sich mindestens f\u00fcnf Jahre lang im regelm\u00e4\u00dfigen Anbau bew\u00e4hrt haben.\nIn z\u00fcchterische Arbeit sind in Ostpreu\u00dfen in erster Linie Weizen, dann aber auch Roggen und Gerste genommen. Die gr\u00f6\u00dfte Aufmerksamkeit wird dem Weizen zugewandt, weil man die Erfahrung gemacht hat, da\u00df die in anderen Provinzen als winterhart und ertragreich ausprobierten Sorten in Ostpreu\u00dfen nicht immer die gleichen Erfolge aufzuweisen haben. Das Bestreben der Z\u00fcchter geht deshalb dahin, eine f\u00fcr Ostpreu\u00dfen besonders geeignete Sorte aus in der Provinz bew\u00e4hrten Sorten heranzuz\u00fcchten. Die bisherigen Erfolge berechtigen zu der Hoffnung, da\u00df dies in mehr oder weniger gro\u00dfem Umfange auch wirklich gelingen wird. Als Weizenz\u00fcchter sind in erster Linie zu nennen:\nMajoratsbesitzer Freiherr von Tettau-Tolks - Kraphausen bei Reddenau;\nGutsbesitzer Kuwert - Pogauen, Postort ;\nRittergutsbesitzer von Negen b or n- Loyden bei Bartenstein.\nVon Roggensorten ist besonders der Johannisroggen in z\u00fcchterische Arbeit genommen worden und hier Gutsbesitzer Quadt - Kleinheide bei Neuhausen als Z\u00fcchter zu nennen. Derselbe hat sich auch mit der ostpreu\u00dfischen kleinen Gerste z\u00fcchterisch besch\u00e4ftigt. Au\u00dferhalb des Saatbauvereins sind Bestrebungen zur Z\u00fcchtung von Saatgetreide in Ostpreu\u00dfen nicht vorhanden. Sortenanbauversuche werden dagegen \u00fcberall in gro\u00dfem Umfange durchgef\u00fchrt. Dieselben sind von der Landwirtschaftskammer in Gemeinschaft mit dem Saatbauverein und den landwirtschaftlichen Zentralvereinen organisiert.\nJulius Boehm, Glaubitten bei Korschen. Auf der 1250 ha Ackerland umfassenden Wirtschaft wird seit 1905 Nachbau von Petkuser Roggen, Strubes Schlanstedter Hafer und Sval\u00f6fs Extra-Squarehead betrieben.\nGr\u00e4fl. Eulenburgsches Wirtschaftsamt Prassen. Auf der 1250 ha gro\u00dfen Wirtschaft wird seit 1906 Nachbau von Originalsaaten betrieben, so von F. von Locliows Petkuser Winterroggen, Heinr. Mettes Zeel\u00e4nder Roggen, Criewener Weizen 104, Galizischem Kolbenweizen, Sval\u00f6fs Ligowohafer II, Beselers Hafer II.","page":556},{"file":"p0557.txt","language":"de","ocr_de":"15. Ostpreu\u00dfen.\n557\nMax Quadt, Kleinheide bei Neuhausen. Die Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft umfa\u00dft 350 ha, die Gesamtfl\u00e4che 475 ha. Auf Quadts fr\u00fcherem Gut Lengen bei Bartenstein wurde im Jahre 1902 mit dem Verkauf von Saatgetreide (Nachbau von anerkannten Originalsorten) und im Jahre 1904 au\u00dferdem mit der Z\u00fcchtung des Johannisroggens und der vierzeiligen Gerste begonnen. Die beiden Z\u00fcchtungen sind bei dem Wirtschaftswechsel mit nach Kleinheide her\u00fcber genommen. Zuchtziel ist bei beiden, die sich gerade in Ostpreu\u00dfen so sehr zusammendr\u00e4ngenden Ernte- und Bestellungsarbeiten nach M\u00f6glichkeit auf eine gr\u00f6\u00dfere Zeitdauer zu verteilen. Au\u00dfer Massen- und Veredelungsauslese wurde Familienzucht angewandt. Die jetzt in Kleinheide stehende Gerste ist Pedigreezucht, der Roggen stammt von 4 besonders guten Mutterpflanzen ab.\nKuwert, Pogauen bei Waldau, Ostpr. Pogauen liegt in einem wechselnden Temperaturen unterworfenen Klima in einer H\u00f6henlage von 70 m \u00fcber dem Meeresspiegel. Der Boden ist milder bis strenger Lehmboden. Auf einer 300 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che wird seit 1897Dickkopf-Winterweizen zumVerkauf angebaut. 1899 wurde mit der Z\u00fcchtung von Kuwerts Ostpreu\u00dfischem Dickkopf weizen begonnen. Als Zuchtverfahren wird Veredlungs- und Tndividualauslese, die in der Auswahl und getrennten Vermehrung einzelner Elitepflanzen besteht, angewandt. Das Zuchtziel ist, eine winterfeste, lagersichere und ertragsf\u00e4hige Winterweizensorte heranzuz\u00fcchten mit guter Korn qualit\u00e4t Die Laboratoriumsuntersuchungen erstrecken sich auf Gewichtsbestimmungen und Kornqualit\u00e4tsbesichtigung sowie auf Steifheit des Strohs.\nRaetbjen, Bollendorf bei Prassen betreibt auf seiner 450 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che seit 1902 Nachbau folgender Originalsaaten: Petkuser Roggen, Alt-Paleschkener Riesen-Staudenroggen, Strubes begranntem Sommerweizen, Galizischem Kolben-Sommerweizen, Criewener Weizen Nr. 104, Kuwerts Ostpreu\u00df. Dickkopf-Weizen, Hannagerste, Strubes Schlanstedter Hafer, Sval\u00f6fs Ligowohafer II.\nF. Soldat, Adl. Albehnen bei Brandenburg, Ostpr. Das Ackerland der Wirtschaft umfa\u00dft 312 ha. Seit 1905 findet Nachbau statt von: F. von Lochows Petkuser Winterroggen und einigen anderen Winterroggensorten, ferner von Gerste und Hafer.\nStoppel, Biindtken bei Saalfeld und Dom. Seeberg in Westpr. In B\u00fcndtken wird auf einer Ackerfl\u00e4che von 500 ha, auf der Dom\u00e4ne Seeberg in Westpreu\u00dfen auf einer Fl\u00e4che von 350 ha Nachbau von F. von Lochows Petkuser Winterroggen, Strubes begranntem Sommerweizen, Criewener Weizen 104 und der fr\u00fchen ostpreu\u00dfischen Feldbohne betrieben.","page":557},{"file":"p0558.txt","language":"de","ocr_de":"558\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n16. Westpreu\u00dfen.\nAuch in der Provinz Westpreu\u00dfen haben Saatzucht und Saatbau durch Gr\u00fcndung eines Saatbauvereins im Jahre 1903 erhebliche F\u00f6rderung erfahren. Der Verein z\u00e4hlt z. Zt. 33 Mitglieder und bezweckt in der Hauptsache die Vermehrung und Verbreitung von in Westpreu\u00dfen akklimatisierten und ertragreichen Sorten. Seit Herbst 1909 besitzt der Verein ein gr\u00f6\u00dferes Versuchsfeld in Oslanin, Kreis Petzig. Unterst\u00fctzt werden seine Bestrebungen durch die Landwirtschaftskammer, die auch die S\u00e4mereien frei zur Verf\u00fcgung stellt. Im Jahre 1910 konnten bereits 100 Sorten im Vergleich miteinander gepr\u00fcft werden.\nWir f\u00fchren einige der wichtigeren Saatbauer und Z\u00fcchter auf:\nWalther Albinus, Zaskotsch bei Hohenkirch. Auf der 726 ha gro\u00dfen Wirtschaft werden seit 1904 Saaten zum Verkauf angebaut: Sval\u00f6fs Extra-Square-head, Criewener Weizen 104, Sval\u00f6fs Svanhalsgerste, Hannagerste, Petkuser Roggen und Strubes fr\u00fche Victoria-Erbse.\nWilli. Fischer, Lindenhof bei Papau, Kr. Thorn, baut auf der 250 ha\numfassenden Ackerfl\u00e4che der Wirtschaft seit 1900 Primusgerste zum Verkauf an und bearbeitet dieselbe auch z\u00fcchterisch durch Anwendung der Massenauslese. Au\u00dferdem wird Nachbau von Petkuser Roggen und Edeleppweizen betrieben.\nWilli Flemming, Dom\u00e4ne Klein-Malsan bei Rukoscliin, Kreis Dirschan.\nSeit 1893 wird Nachbau anerkannter Saaten betrieben. Die Gr\u00f6\u00dfe der beackerten Fl\u00e4chen betr\u00e4gt 412 ha. Z. Zt. erstreckt sich der Nachbau auf: Petkuser Roggen, Sval\u00f6fs Extra Squarehead- und Jaensch\u2019 Standupweizen, Sval\u00f6fs Svanhals-Gerste, M\u00e4hrische Hannagerste, Sval\u00f6fs Ligowohafer II, Strubes Schlanstedter Hafer, Westpreu\u00dfische fr\u00fche, kleine, gelbe Erbsen.\nGrote, Glauchau bei Kulmsee, Station Glauchau, Westpr. macht seit 1901 die verschiedenartigsten Anbauversuche, haupts\u00e4chlich mit Weizensorten, u. a. mit Edeleppweizen, Sval\u00f6fs Bore, Criewener Nr. 104, sowie ferner mit Petkuser Roggen auf einer Fl\u00e4che von insgesamt etwa 70 ha; au\u00dferdem werden von den sich bereits bew\u00e4hrt habenden Sorten Originalabsaaten im gro\u00dfen weiter angebaut und nach Anerkennung zur Saat verkauft.","page":558},{"file":"p0559.txt","language":"de","ocr_de":"1(3. Westpreu\u00dfen.\n559\nModrow, Gwisdzyn bei Neumark, Westpr.\nDer Alt-Paleschkener Riesenstauden-Roggen. Die Z\u00fcchtung des Alt-Paleschkener Riesenstauden-Roggens begann im Jahre 1S82 zu Alt-Paleschken durch Auswahl von ganzen Roggenpflanzen mit schweren, gro\u00dfen \u00c4hren, wie sie bei dem Probsteier Vorkommen, und starken, langen Halmen, \u00e4hnlich den sch\u00f6nsten des G\u00f6ttinger Roggens. Das von diesen Pflanzen erhaltene Korn wurde ges\u00e4t und bei der Ernte hiervon nach denselben Gesichtspunkten die typischen Pflanzen zur Weiterzucht ausgew\u00e4hlt. Dieses Verfahren wurde allj\u00e4hrlich wiederholt. Im Jahre 1894 wurde das so erhaltene Saatgut mit einer gleichen Menge Gro\u00dfkopf-Roggen vermischt, um eine Kreuzung herbeizuf\u00fchren, und dann wieder wie vorher weitergez\u00fcchtet. Im Jahre 1896 kam das Korn von den einzelnen Pflanzen zusammenh\u00e4ngend, d. h. von jeder f\u00fcr sich gesondert, zur Auspflanzung, womit die Stammsaatzucht begann. 1899 nach Meischlitz im Kreise Neidenburg, Ostpr., gebracht, litt die Stammsaat so sehr durch die Frittfliegen, da\u00df s\u00e4mtliche Pflanzen eingingen. Es mu\u00dfte daher von neuem zur Auswahl geschritten werden, die nun, gerade im Jahre der furchtbaren Auswinterung, besonders unter Ber\u00fccksichtigung der winterfestesten Individuen geschehen konnte. Von Meischlitz wurde 1901 der Zuchtgarten nach Gwisdzyn verlegt und gleichzeitig begonnen, die Stammpflanzen im Zuchtbuch zu beschreiben und genaue Aufzeichnungen zu machen. Bei Auswahl der Zuchtg\u00e4rten wurde der Grundsatz befolgt, dieselben nicht an einer einzigen Stelle zu lassen, sondern mit der Stammsaat weiterzuwandern und sie zeitweise auf Brennstellen, zeitweise auf kaltem, schlumpigem Acker auszus\u00e4en, um die Anspruchslosigkeit und Widerstandsf\u00e4higkeit zu erh\u00f6hen.\nDer erste Erfolg der Arbeit zeigte sich, als vom Hektar 25,6 kg geerntet wurden, was bei der d\u00fcnnen Aussaat vom Z\u00fcchter nicht f\u00fcr m\u00f6glich gehalten war. Bei den Anbauversuchen der D. L. G. stand der Roggen im Kornertrage an zweiter Stelle, im Strohertrag und mit R\u00fccksicht auf die Winterfestigkeit an erster Stelle.\nDie gro\u00dfe Winterfestigkeit dieses Roggens wird nicht allein durch die demselben eigene Wetterh\u00e4rte bedingt, sondern ist auch durch die von allen anderen Arten verschiedenen, eigent\u00fcmlichen Wachstums Verh\u00e4ltnisse beg\u00fcnstigt, denn im Herbst, ebenso wie im zeitigen Fr\u00fchjahr entwickelt sich die Saat nicht allzu stark. Dagegen w\u00e4chst sie, wenn es warm geworden ist, in kalten Fr\u00fchjahren zeitweise erst Anfang Juni, schnell empor und \u00fcberholt spielend die vorher \u00fcppiger stehenden anderen Sorten.\nDie Zuchtprinzipien sind jetzt ein wenig ge\u00e4ndert. Der Roggen wird etwas kurzstrohiger gez\u00fcchtet; au\u00dferdem wird besonderer Wert auf ein sch\u00f6nes, volles, silbergraues Korn gelegt.\nModrows Preu\u00dfen weizen. Als in dem Auswinterungsjahr","page":559},{"file":"p0560.txt","language":"de","ocr_de":"560\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n1900/01 die Weizenfelder, darunter auch die Gwisdzyner, weit und breit total ausgefroren waren, hatte auf einem Nachbargute etwas Sandweizen den Winter \u00fcberstanden. Z\u00fcchter beschlo\u00df daher, aus den winterfestesten und besten Pflanzen dieses Feldes einen durchaus winterharten, reichlohnenden Weizen heranzuziehen. Die ausgew\u00e4hlte Stammpflanze, d. h. diejenige unter den vielen auserlesenen Pflanzen, welche sich als die beste von allen auszeichnete, und schlie\u00dflich die Mutter des gez\u00fcchteten Weizens wurde, war aber nicht Sandweizen, sondern wahrscheinlich eine nat\u00fcrliche Kreuzung von Sandomirund Sandweizen, denn das Stroh ist gelber als das des Sandweizens, aber st\u00e4rker als das des Sandomirweizens, und das Korn ist hellrot, in trockenen Jahren teils wei\u00df; die \u00c4hren werden viel gr\u00f6\u00dfer und schwerer als die jener beiden Sorten. Nach den Ergebnissen im Zuchtgarten wurden im Jahre 1904, der ersten gr\u00f6\u00dferen Vermehrung, von 0,3 ha 967 kg bei einer Aussaat von 5,9 kg, also auf % ha 803 kg geerntet. Seit jener Zeit sind in Westpreu\u00dfen schlechte Weizenjahre beobachtet; doch steht fest, da\u00df der Preu\u00dfenweizen durchschnittlich die h\u00f6chsten Ertr\u00e4ge gebracht hat; laut Bericht wurden von % ha 7\u2014900 kg gedroschen.\nIn diesem Jahre ist der Preu\u00dfenweizen zu den Vorpr\u00fcfungen der D. L. G. mit locker\u00e4hrigen Weizensorten herangezogen worden.\nModi- ows Viktoriaerbsen. Diese Erbsen werden seit etwa zw\u00f6lf Jahren gez\u00fcchtet und sind vielleicht geeignet, den Erbsenbau wieder rentabel zu machen. Sie vertragen eine sp\u00e4te Aussaat, sind wetterhart, und wurden noch nie durch Mehltau gesch\u00e4digt.\nDie \u00fcbrigen Z\u00fcchtungen. Es wird ferner von Sommerkorn noch Magdalenengerste gez\u00fcchtet, und in letzter Zeit sind Wei\u00dfklee sowie Timothee hinzugenommen, Die erstere, eine Chevaliergerste, wird im gro\u00dfen angebaut und bringt hervorragende Ertr\u00e4ge.\nDer Wei\u00dfklee stammt aus Gwisdzyn, und die Elitepflanzen sind aus Hunderten von Wei\u00dfkleesorten ausgew\u00e4hlt. Sie berechtigen bis jetzt zu den besten Hoffnungen. Dasselbe gilt vom Timothee.\nDie Industriekartoffel. Durch die Befruchtung der Bl\u00fcte einer Richterschen Fr\u00fchkartoffel mit dem Pollen einer Simsonbl\u00fcte wurde 1902 das Samenkorn erzeugt, aus dem die,,Industrie\u201chervorging. Die Kartoffel ist gelblich-wei\u00df, das Fleisch gekocht gelb und von gro\u00dfem Wohlgeschmack, der St\u00e4rkegehalt mittelhoch. Sie ist augenblicklich eine gesuchte Exportkartoffel nach dem Westen Deutschlands, wo sie ihrer enormen Ertr\u00e4ge, des gro\u00dfen Wohlgeschmacks und der tadellosen Haltbarkeit wegen sehr gesch\u00e4tzt wird. Bei allen Anbauversuchen hat die \u201eIndustrie\u201c stets gut abgeschnitten. Sie wird noch allj\u00e4hrlich durch Hochzucht weiter gez\u00fcchtet, und es war ein Nachlassen der Ertragsf\u00e4higkeit bisher nicht zu bemerken. Im Jahre 1906 ist sie in das D. L. G.-Hochzuchtregister f\u00fcr Pflanzenz\u00fcchtung aufgenommen worden.\nDie Z\u00fcchtungsmethode. Bei allen in Gwisdzyn gez\u00fcchteten","page":560},{"file":"p0561.txt","language":"de","ocr_de":"1 <>. Westpreufien.\n561\nKulturpflanzen wird die Stanrmzucht (Pedigreezucht) angewandt, d. h. es wird von der vorz\u00fcglichsten Pflanze ausgegangen, die jedes Jahr neu ausgew\u00e4hlt wird.\nH. Scheunemann, Damerau bei Precldau. Auf der 760 ha gro\u00dfen Wirtschaft, deren Ackerfl\u00e4che 760 ha umfa\u00dft, werden seit 1894 Petkuser Winter- und Sommerroggen, Hannchengerste, Ligowohafer und andere Deutsche Pflanzenzucht.\t36\nHugo M\u00fcller, Kitt-nau b. Boguschau (Abb. 319,320,321). Kittnau, dessen Ackerfl\u00e4che 411 Hektar umfa\u00dft, liegt in einer H\u00f6henlage von 100 m \u00fcber dem Meeresspiegel in kontinentalem Klima. Der Boden ist sandiger Lehm. Es werden seit 1892 Petkuser Roggen, Heines Hannagerste und Beselers Hafer II zum Verkauf angebaut. Die Z\u00fcchtung erstreckt sich unter Anwendung von Massen-und Individualauslese auf Kittnauer Square-head, Kittnauer Winterweizen, Kittnauer Epp-weizen, KittnauerWech-selweizen; bei letzterem wird eine durch Formentrennung entstandene lang\u00e4hrige und eine kurz\u00e4hrige Form bearbeitet. Ferner wird die Kittnauer - Klein-Wanzlebener Zuckerr\u00fcbe durch Veredlungsauslese z\u00fcchterisch bearbeitet.\nBild 319.\nM\u00fcller-Kittnau : links Wechselweizen, rechts Eppweizen.","page":561},{"file":"p0562.txt","language":"de","ocr_de":"Bild 320. M\u00fcller-Kittnau: Eppweizen.\tBild 321. M\u00fcller-Kittnau: Wechselweizen.\n562\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.","page":562},{"file":"p0563.txt","language":"de","ocr_de":"17. Pommern.\n563\nHafersorten, sowie Kartoffeln nachgebaut; in z\u00fcchterische Bearbeitung ist seit 1888 der Damerauer Gelbhafer unter Anwendung der Massen-, Individual-und Veredlungsauslese genommen.\nHeinrich Wannow, Orle hei Melno, Kr. Graudenz. Auf der 750 ha umfassenden Wirtschaft wird seit 1901 Nachbau von folgenden Originalsorten betrieben: Orler Dankower Weizen, Criewener Weizen, Hannchengerste, Strubes Schlanstedter Hafer, Petkuser Roggen.\nVon Wuthenau, Poledno bei Terespol betreibt auf der 1000 ha gro\u00dfen Wirtschaft seit 1907 Nachbau von Originalsaaten, und zwar von Weizen, Petkuser Roggen, Preu\u00dfen weizen, Criewener Weizen, Chevaliergerste, Prinzessingerste, Hannagerste.\n17. Pommern.\nUm die Saatzucht und den Saatgutbau in der Provinz Pommern zu heben, wurde am 16. Januar 1906 der Pommersche Saatbauverein gegr\u00fcndet. Derselbe ist seit dem 1. Juli 1910 in Saatbaustellen umgewandelt, die der Landwirtschaftskammer unmittelbar unterstellt sind.\nBei s\u00e4mtlichen Mitgliedern findet allj\u00e4hrlich durch eine Kommission des Vereins Besichtigung der Wirtschaften und Anerkennungen der angemeldeten Saaten nach festgelegten Vorschriften statt. Die Wirtschaftsbesichtigungen und Saatenanerkennungen werden bei den Saatbaustelleninhabern in derselben Weise nach versch\u00e4rften Vorschriften fortgesetzt werden.\nDie Aufgabe der Saatbaustellen besteht :\na)\tin der Herstellung reinen und sortenechten, von bestimmten Originalsaaten abstammenden Saatgutes und in der Abgabe dieses Saatgutes an die Landwirte; die zur Verwendung zuzulassenden Originalsorten werden von der Kammer festgesetzt;\nb)\tin der Unterst\u00fctzung der Landwirtschaftskammer bei den von dieser angestellten Versuchen zur Verbesserung und Zucht einheimischer, zur Pr\u00fcfung fremder, und zur Weiterzucht von ausw\u00e4rts bezogener Saaten ;","page":563},{"file":"p0564.txt","language":"de","ocr_de":"564\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nc) in der F\u00f6rderung der Verbreitung und der Wertsch\u00e4tzung der in Vermehrung genommenen Sorten durch gemeinsame Veranstaltungen (Saatvermittelungsstelle, gemeinsames Angebot auf Saatgutm\u00e4rkten, gemeinsame Beschickung von Ausstellungen usw.).\nBild 322. Graf Arnim-Schlagenthin : Zuchtgarten.\nGraf Arnim-Schlagenthin, Nassenheide.\n(Deutsch-Schwedische Saatzuchtanstalt.1)\nI. Kartoffelz\u00fcchterei.\nDie Nassenheider Kartoffelzuchtanstalt verdankt ihr Entstehen dem Umstande, da\u00df Graf Arnim-Schlagenthin, als er vor 10 Jahren die Verwaltung der Herrschaft in eigene Hand nahm, vor der Notwendigkeit stand, die bis dahin angebauten Kartoffelsorten durch neue, bessere zu ersetzen.\nDie Besitzung, welche \u00fcber 2500 litt umfa\u00dft und f\u00fcnf Brennereien hat, ist durch ihre Bodenverh\u00e4ltnisse aitf Kartoffelbau angewiesen und gut dazu geeignet. Der Boden ist zum geringen Teil nur schwerer Lehmboden, im \u00fcbrigen sandig, auf der H\u00f6he mit wechselndem Lehmgehalt, in der Niederung teils leicht, teils stark anmoorig.\nSeit 1910 ist mit dem Verkauf von Nassenheide die Z\u00fcchtung nach Schlagenthin in der Provinz Sachsen \u00fcbertragen worden.\nZun\u00e4chst wurde der Versuch gemacht, an der Hand der von der Deutschen Kartoffelkulturstation und Amtsrat Heine ver\u00f6ffentlichten Anbau versuche die Auswahl der neuen Sorten zu treffen.\nDer Versuch hatte nicht ganz den gew\u00fcnschten Erfolg. Vielmehr wurde\n1) Die Z\u00fcchtungen sind im Sommer 1910 infolge Verkaufs von Nassenheide nach Schlagenthin (Provinz Sachsen) verlegt.","page":564},{"file":"p0565.txt","language":"de","ocr_de":"17. Pommern.\n565\nschon damals die \u00dcberzeugung gewonnen, da\u00df die Anbauversuche zum Teil deshalb nicht v\u00f6llig zutreffende Ergebnisse gezeitigt h\u00e4tten, weil Anbauversuche auf ganz kleinen Parzellen mit ungleichem Pflanzmaterial unm\u00f6glich \u00fcbereinstimmende Resultate liefern k\u00f6nnen. \u2014 Sehr ausf\u00fchrlich ist vom Z\u00fcchter auf Grund seiner weiteren Erfahrungen auf diesem Gebiet in E\u00fchlings Landwirtschaftlicher Zeitung, Heft 9 des 57. Jahrgangs, die Frage behandelt, wie wohl schl\u00fcssige Versuche angestellt werden m\u00fcssten. Es ist daher hier auf diese Frage nicht weiter eingegangen.\nEs wurde bald begonnen, mit etwa 100 und mehr Sorten auf gr\u00f6\u00dferen Versuchsst\u00fccken j\u00e4hrlich Anbauversuche anzustellen, daneben besch\u00e4ftigte sich Z\u00fcchter aber auch mit der Neuz\u00fcchtung von Sorten aus Samen, in der Hoffnung, auf diesem Wege vielleicht bessere Variet\u00e4ten erzeugen zu k\u00f6nnen, als sie damals von anderer Seite angeboten wurden.\nDie gro\u00dfe Schwierigkeit bestand darin, da\u00df die praktische und wissenschaftliche Literatur \u00fcber Kartoffelbau, trotz ihres gewaltigen Umfanges, wenig brauchbare Angaben \u00fcber Kartoffelz\u00fcchtung enth\u00e4lt. Die allerelementarsten Fragen scheinen nirgends systematisch behandelt worden zu sein; die Z\u00fcchter, die Erfolge hatten, haben offenbar f\u00fcr richtig befunden, ihre Erfahrungen geheim zu halten, zum Teil haben sie gar nicht systematisch, sonderff rein empirisch gearbeitet.\nVergeblich sucht man nach einer Anleitung, wie k\u00fcnstliche Kreuzungen praktisch am besten ausgef\u00fchrt werden, wie der Samen zu gewinnen und aufzubewahren ist, wie die S\u00e4mlinge zu behandeln sind, welche Resultate bei Kreuzung und Selbstbefruchtung zu erwarten sind usw.\nEs mu\u00dfte also zun\u00e4chst durch eigene Versuche die Grundlage in praktischer und wissenschaftlicher Beziehung gewonnen werden, und zwar um so mehr, als die landwirtschaftlichen Lehrb\u00fccher zum Teil Angaben enthalten, die geradezu falsch sind, wie z. B. die Angabe, da\u00df die aus Samen gezogenen Kartoffelstauden (erste Generation) meist nur kleine Knollen liefern, oder da\u00df Kreuzungen zwischen wei\u00df bl\u00fchenden Sorten meist wei\u00df bl\u00fchende Nachkommen haben. Die abgedruckte Photographie einer ganz aufs Geratewohl ausgew\u00e4hlten S\u00e4mlingspflanze (Abb. 323) zeigt, wie eine solche bei richtiger Behandlung aussehen mu\u00df; die Zeichnung einer Staude nach der Natur (Abb.324) zeigt, wie gro\u00df zuweilen aus Samen gez\u00fcchtete Pflanzen werden k\u00f6nnen.\nAllm\u00e4hlich wurde eine systematische Arbeitsmethode eingef\u00fchrt. Als wichtigstes Ergebnis aller Versuche ergab sich zun\u00e4chst die Tatsache, da\u00df, wenn z. B. eine Kartoffelfrucht 400 Kerne enth\u00e4lt, wahrscheinlich jeder dieser 400 Kerne 400 leicht voneinander zu unterscheidende Sorten liefert, und zwar auch dann, wenn die Beere nicht im Wege der Kreuzbefruchtung, sondern der Selbstbest\u00e4ubung entstand ; da\u00df ferner, wenn mehrere Bl\u00fcten einer Pflanze in gleicher Weise best\u00e4ubt wurden, z. B. also 4000 Pflanzen auf diesem Wege aus einer Kreuzung entstehen, unter diesen 4000 h\u00f6chstwahrscheinlich sich keine oder nur sehr wenige befinden, die untereinander nicht unterscheidbar","page":565},{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"566\nZweitei' Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nBild 323. Graf Arnim-Schlagenthin: S\u00e4mlingspflanze.\nBild 324. Graf Arnim-Schlagenthin: Aus Samen gez\u00fcchtete Kartoffelstaude, nach der Natur gezeichnet.","page":566},{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"17. Pommern.\n567\nsind, in der Regel also ann\u00e4hernd 4000 neue Sorten entstehen, die sich voneinander deutlich unterscheiden.\nDie logische Folgerung aus diesem Sachverhalt ist nat\u00fcrlich, da\u00df man nicht hoffen darf, aus der Kreuzung zweier guter Kartofifelsorten ohne weiteres gute Nachzucht zu gewinnen, da\u00df vielmehr die Wahrscheinlichkeit besteht, da\u00df \u2014 um bei obigem Beispiel zu bleiben \u2014 unter den 4000 S\u00e4mlingen aus einer Kreuzung nur einige wenige eine brauchbare Kombination der in den Eltern latent oder apparent vorhandenen Eigenschaften aufweisen werden.\nDaraus ergibt sich ohne weiteres, da\u00df die systematische Kartoffelz\u00fcchtung stets mit einer gro\u00dfen Zahl von S\u00e4mlingen arbeiten mu\u00df, wenn sie nicht damit rechnen will, da\u00df lediglich ein Zufall ihr eine gute Sorte unter einer kleinen Zahl in die Hand spielt.\nEs ist nat\u00fcrlich relativ leicht, 10 000 oder 100 000 S\u00e4mlinge aus Samen zu ziehen, aber die praktischen Schwierigkeiten werden sehr gro\u00df, sobald es sich darum handelt, diese gro\u00dfen Mengen genau, wie es z.B. bei dem Z\u00fcchter geschieht, im Verb\u00e4nde von 1 in umzupflanzen (man braucht dann f\u00fcr 10 000 S\u00e4mlinge 1 ha Gartenland), die 10 000 S\u00e4mlinge w\u00e4hrend ihrer weiteren Entwicklung sorgf\u00e4ltig zu beobachten, von allen eine genaue Beschreibung zu fertigen, die Knollen davon, nat\u00fcrlich von jeder einzelnen Pflanze getrennt, zu ernten, zu wiegen und aufzubewahren.\nDie Schwierigkeiten wachsen im folgenden Jahre; wenn von 10 000 S\u00e4mlingspflanzen jede nur 30 Knollen im Durchschnitt liefert, so hat man bei der zweiten Generation bereits 300 000 Pflanzen auf 10 000 Beeten. Daraus ergibt sich ohne weiteres:\n1.\tdie Notwendigkeit, schon bei den S\u00e4mlingen stark zu merzen,\n2.\tda\u00df die systematische Kartoffelz\u00fcchterei recht gro\u00dfe Fl\u00e4chen und recht viel Arbeit erfordert, die sich auf einen sehr kurzen Zeitraum zusammen dr\u00e4ngt.\nDenn da das Kraut mit der Ernte zugrunde geht, sind alle Beobachtungen am Kraut vor der Ernte zu machen, d. h. bei fr\u00fchen Sorten innerhalb etwa drei Wochen, bei sp\u00e4teren innerhalb einer etwas l\u00e4ngeren Frist.\nEs mu\u00dfte daher, wenn nicht mit unm\u00f6glichen Mengen gearbeitet werden sollte \u2014 denn allj\u00e4hrlich r\u00fccken viele Tausende neuer S\u00e4mlinge in den Betrieb ein \u2014, das Bestreben sein, wom\u00f6glich Korrelationen zwischen den inneren Eigenschaften und der \u00e4u\u00dferen Erscheinung zu finden. Bis zu einem gewissen Grade ist das auch gelungen, und es wird daher mit dem Merzen schon vor dem Umpflanzen der S\u00e4mlinge angefangen.\nDa ohne bildliche Darstellung eine Beschreibung der Merkmale unm\u00f6glich ist, solche aber von S\u00e4mlingen, die erst das vierte Blatt haben, nicht beschafft werden konnten, kann hier auf diese Frage nicht n\u00e4her eingegangen werden.\nDie weitere Behandlung der verpflanzten S\u00e4mlinge ist prinzipiell un-gemein einfach. Im ersten Jahre erfolgt nur die schriftliche Festlegung aller Kennzeichen, die irgend einen Wert haben k\u00f6nnen, und bei der Ernte","page":567},{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"568\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nwird wieder ein gro\u00dfer Prozentsatz ausgemerzt, vor allem s\u00e4mtliche Pflanzen, die irgend welche Krankheitszeichen zeigen. Es bekommen also allj\u00e4hrlich 6000 bis 10 000 Pflanzen (S\u00e4mlinge) zun\u00e4chst ein Blatt im \u201eVorzuchtbuch\u201d; von diesen werden nur die in das \u201eHauptbuch\u201d \u00fcbertragen, die bei der Ernte nicht ausgemerzt wurden. Im folgenden Jahre kommen die geernteten Knollen der zur\u00fcckbehaltenen Pflanzen \u2014 es sind selten mehr, oft weniger als 1000 Sorten, die erhalten werden \u2014 in den Vermehrungsgarten, und hier entsteht also die zweite Generation. Da nur Knollen von besseren Pflanzen und nur die besten Knollen von diesen gepflanzt werden, ist mit einem Durchschnitt von 40 bis 50 Pflanzen pro Sorte zu rechnen; es ist also bereits f\u00fcr die zweite Generation eine ziemlich gro\u00dfe Fl\u00e4che erforderlich.\nBild 325. Arnim-Schlagenthin: Vermehrungsfeld.\nDie Behandlung der zweiten Generation in dem Vermehrungsgarten ist selbstverst\u00e4ndlich \u00e4hnlich wie auf den S\u00e4mlingsbeeten, nur mu\u00df jetzt der schriftlichen Fixierung aller Entwicklungsmomente jeder Sorte, die jetzt bereits aus etwa 30 bis 150 Pflanzen besteht, gr\u00f6\u00dfere Aufmerksamkeit gezollt werden. Auch wird die Ernte nun anders behandelt; es werden jetzt bei der Ernte nicht blo\u00df innerhalb der Sorten etwa einzelne minderwertige Pflanzen ausgemerzt, sondern auch ganze Sorten, die aus irgend einem Grunde nicht gefallen.\nBei der zweiten und dritten Vermehrung bzw. Generation mu\u00df sehr peinlich darauf geachtet werden, ob Knospenvarianten entstehen. Die Sache ist relativ einfach, wenn z. B. eine Sorte mit roten Knollen pl\u00f6tzlich einzelne wei\u00dfe oder blaue Knollen treibt, zumal dann auch meist an der Staude oberirdisch abweichende Zweige auftreten; sehr kompliziert wird sie aber, wenn z. B. eine rote Sorte eine Knospen variante gleicher Farbe produziert; das","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"17. Pommern.\n569\nHerausfinden dieserVarianten, die selten mehr als 196,oft einen viel geringeren Prozentsatz betragen, ist ungemein schwierig und erfordert viel \u00dcbung und Sorgfalt .\nNach den bisherigen Beobachtungen des Z\u00fcchters ist es ziemlich sicher, da\u00df die aus Kreuzungen entstandenen Sorten bez\u00fcglich der einzelnen Kennzeichen nach den Mendelschen Gesetzen sich spalten. Da es sich um mehr als 16 Kennzeichen handelt, die allein schon \u00fcber 65 536 Kombinationen veranlassen k\u00f6nnen, ist es etwas schwierig, sich durchzufinden, zumal wahrscheinlich die Kennzeichen der einzelnen Teile in verschiedener Weise spalten. Die Sache wird nun noch viel komplizierter, wenn daneben die Pflanzen sich in sich spalten, d. h. z. B. teils wei\u00dfe, teils rote Knollen oder solche Knollen, die zur H\u00e4lfte wei\u00df, zur H\u00e4lfte rot sind, produzieren; kurzum wenn eine Pflanze sich genau so benimmt, als ob sie aus zwei zusammengewachsenen Pflanzen best\u00e4nde, obgleich sie sicher einem Korn entstammt. Eine sehr bedeutende Schwierigkeit liegt darin, da\u00df das Hauptkennzeichen, die Farbe, sehr schwer deutlich unterscheidbar ist. So gibt es unter der Bezeichnung \u201ewei\u00dfe Kartoffeln\u201c solche mit hellcr\u00eame, wei\u00dfer, hellgelber, dunkelgelber, unter den roten solche mit isabellfarbiger, hellrosa,dunkelrosa, karmoisinroter (radieschenroter), dunkelroter (kirschroter), braunroter Farbe, und ebenso variieren die sogenannten blauen von hellblau bis schwarzblau, oft mit einem Stich ins Rote. Zerlegt man die Ernte in diese vielen Kategorien, so kommt man zu keinen recht deutlichen Zahlen Verh\u00e4ltnissen. Zu etwas klareren Resultaten gelangt man, wenn man sich auf eine Einteilung nach den Hauptfarben beschr\u00e4nkt, wie umstehende Tabelle zeigt. In diesem Falle ergab sich eine Aufspaltung in zwei beinahe gleiche H\u00e4lften, wenn man alle gelben auf die eine rechnet, alle r\u00f6tlichen und blauen auf die andere. Innerhalb der beiden H\u00e4lften zeigt sich dann wieder eine Spaltung.\nNimmt man, was vielleicht mit R\u00fccksicht auf die Stengelfarben zul\u00e4ssig ist, worauf hier aber nicht n\u00e4her eingegangen werden kann, an, da\u00df unter den 36 bis 37 % der hellgelben die H\u00e4lfte eine eigene Kategorie bildet, und die rosa und lila gef\u00e4rbten virtuell zusammengeh\u00f6ren, so w\u00fcrde sich die ganze Ernte zerlegen lassen in sechs ziemlich gleiche Teile von etwa 16,66 %.\nUm weitere wissenschaftliche Schl\u00fcsse darauf aufzubauen, m\u00fc\u00dfte nat\u00fcrlich versucht werden, von den 1140 S\u00e4mlingen durch Selbstbest\u00e4ubung Fr\u00fcchte zu erzielen, und untersucht werden, wie nun das Farbenverh\u00e4ltnis in den weiteren Generationen bei den Knollen sich stellt.\nGanz abgesehen davon, da\u00df nicht alle Sorten Beeren tragen, \u00fcbersteigt diese Aufgabe nat\u00fcrlich die Kr\u00e4fte eines praktischen Z\u00fcchters. Denn wenn auch nur 400 von den Pflanzen Beeren tragen, so w\u00fcrden diese 400 Beeren doch 400x400 = 160 000 S\u00e4mlinge liefern, d. h. dieser eine wissenschaftliche Versuch w\u00fcrde ein Areal von mindestens 16 ha Land, mit den n\u00f6tigen Wegen noch mehr, und eine sehr gro\u00dfe Menge geschulter Arbeitskr\u00e4fte erfordern. Dazu k\u00e4me noch, da\u00df s\u00e4mtliche fruchttragende Bl\u00fcten vor Kreuzbest\u00e4ubung durch Insekten gesch\u00fctzt werden m\u00fc\u00dften, was nat\u00fcrlich die Sache sehr er-","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"570\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft. -\nErste von Nassenheide.\n1903\t1903\t1904\t1904\t1905\t1905\t1906\t1906\t1907\t1907\t1908\t1908\npro\nHektar\nKilo\n30 000\n/o\n22,0\npro\nHektar Kilo 30 000\n/o\n24,0\npro\nHektar\nKilo\n29 000\n22,9\npro Hektar Kilo\n40100\n19,0\npro\nHektar Kilo 20 000\no/\nIo\n24,5\npro\nHektar\nKilo\n20100\nJo\n24,0\n^ Kartoffeln || | : j : | St\u00e4rke M. 1 cm = 500 Kilo, 1 cm\nErkl\u00e4rung\nAus einer Kreuzung \u201eEigner S\u00e4mling\u201c X Grzymata wurden 1140 Kartoffel-S\u00e4mlinge gewonnen. Die Mutter hat gelbe Knollen, der Vater rote Knollen. Es fallen in der Knollenfarbe, laut Tabelle:\nhellgelb . . 36,90 gelb .... 16,80\t\u2022 = 53,70 % gelbe\nrotblau. . .\t8,80 ' schw'arzblau 6,51,2 hellblau . .\t0,35,2 dunkelblau .\t1,40,8\t\u2022 = 16,77,2 % blaue\nrot ....\t10,38,4' hellrot ...\t2,46,4 kirschrot . .\t1,67,2 dunkelrot. .\t0,70,4\t\u2022 = 15,22,4 % rote\nhellila . . .\t3,43,21 dunkellila. .\t2,90,4 lila ....\t1,84,8\t\u2022 = 8,18,4% lila\nschwarz . .\t0,08,8 \u2014 0,08,8% schwarz\t\nFehlstellen .\t1,58,4 = 1,58,4% Fehlstellen\t\nrosa ....\t1,58,4 gelbrosa\t.\t.\t1,40,4 wei\u00dfrosa\t.\t.\t0,61,6 buntrosa\t.\t.\t0,26,4 isabell .\t.\t.\t0,79,2-\t' = 4,66 % rosa\nder Tabelle Nr. 2.\n53,70\ngelb\n16,77.2\nblau\n15,22.4\nrot\n8,18.4\nlila\n4,66\no/\n/o\n0,08.8\no/\n1,58.4\nM. 1 : 50.","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"17. Pommern.\n571\nschwert. Der Versuch kann dadurch nicht vereinfacht werden, da\u00df man von jeder Beere eine geringere Zahl Kerne auss\u00e4t, will man nicht unberechenbare Fehlerquellen er\u00f6ffnen.\nBereits die Ernte der zweiten und jeder folgenden bis etwa zur f\u00fcnften Generation wird sorgf\u00e4ltig, wenigstens soweit es sich um Sorten handelt, die nicht ausschlie\u00dflich Speisekartoffeln sein sollen, auf ihren St\u00e4rkegehalt gepr\u00fcft. Die Pr\u00fcfung des St\u00e4rkegehalts geschieht meist mit der sogenannten Reimann-schen Wage, d. h. die Bestimmung des Gewichtsverlustes durch Eintauchen einer abgewogenen Menge in Wasser; diese Art der Feststellung des spezifischen Gewichts ist f\u00fcr den Z\u00fcchter nach Graf Arnims Ansicht unbrauchbar, da dasselbe Resultat herauskommen kann, wenn Knollen von 12 % und 24 % St\u00e4rke in einer Probe sich befinden, wie wenn sie ganz aus Knollen von 15 % besteht. Man kann so die Leistungsf\u00e4higkeit einer Sorte nicht kennen lernen und erf\u00e4hrt nicht, aus welchem Grunde etwa einzelne Knollen abnorm niedrigen St\u00e4rkegehalt haben. Es wird daher der St\u00e4rkegehalt einer Anzahl einzelner Knollen von jeder Sorte in Salzwasser festgestellt, wozu die einfache Vorrichtung einer Batterie verschiedener Salzl\u00f6sungen dient. Da die spezifischen Gewichte der Kartoffeln sowohl als der L\u00f6sungen in ziemlich merklicher Weise durch die Temperatur beeinflu\u00dft werden, wurden Ar\u00e4ometer mit Temperaturkorrektion in Gebrauch genommen. Es wird dadurch eine sonst leicht unbemerkt bleibende Fehlerquelle, die wichtig sein kann, wo nur kleine Versuchsproben zur Verf\u00fcgung stehen, leicht vermieden. Selbstverst\u00e4ndlich werden daneben Kostproben in tunlichst weitem Ma\u00dfe vorgenommen.\nDer systematische Betrieb der Kartoffelz\u00fcchtung, und zwar unter Benutzung eines sehr gro\u00dfen Materials (es sind \u00fcber 60000 S\u00e4mlinge im Laufe der Jahre bearbeitet), hat recht befriedigende Resultate gehabt. Es gelang u. a. die Ursache der mechanischen, also nicht aktiven, Immunit\u00e4t einzelner Sorten gegen Phytho-phtora festzustellen und damit eine bestimmte Form als Zuchtziel zu fixieren. Die Immunit\u00e4t beruht auf der Verringerung der Benetzbarkeit, die f\u00fcr gewisse Blattformen charakteristisch ist. Es handelt sich dabei nicht etwa, wie von einem Besucher der Versuchsfelder verbreitet worden ist, um die Kleinheit der Bl\u00e4tter; mit der Gr\u00f6\u00dfe h\u00e4ngt es gar nicht zusammen, sondern mit ganz bestimmten Kennzeichen, deren n\u00e4here Beschreibung und Verhalten einer Arbeit Vorbehalten bleibt, die demn\u00e4chst in einer wissenschaftlichen Zeitschrift erscheint. Ebenso glaubt Z\u00fcchter eine relative Immunit\u00e4t gegen Blattrollkrankheit auf z\u00fcchterischem Wege erreichen zu k\u00f6nnen. Die Sache ist aber zu neu, um darauf n\u00e4her einzugehen.\nDasselbe gilt von einer Reihe von Kreuzungen, die gelungen sind, wie z. B. von Solanum Commersonii violett mit einer Nassenheider Sorte, wobei bemerkenswerterweise die einzige fruchttragende Bl\u00fcte, die je von Solanum Commersonii erzielt wurde, eben die zur Kreuzung benutzte war.\nAbgesehen von einer Reihe Auszeichnungen auf verschiedenen Ausstellungen erhielt Graf Arnim den zweiten Z\u00fcchterpreis f\u00fcr Kartoffelz\u00fcchtung","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"572\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nder D. L. G., was in Anbetracht des Umstandes, da\u00df die Z\u00fcchterei mit mehr als 20 Jahre \u00e4lteren Zuchtanstalten konkurrierte, immerhin ein \u00e4u\u00dferlicher Erfolg war.\nNachstehend sind die im Gro\u00dfbetrieb und Handel befindlichen Sorten aufgef\u00fchrt, die beinahe ausnahmslos sich sehr gut bew\u00e4hrten ; ferner auch eine graphische Tabelle \u00fcber die Ergebnisse im Gro\u00dfanbau einer der \u00e4ltesten Z\u00fcchtungen, der \u201eErsten von Nassenheide\u201d.\nAgesilaus: Fleisch wei\u00df, Bl\u00fcte hellila mit wei\u00dfen Spitzen. Mittelgro\u00dfe, rundliche, rosawei\u00dfe Knolle. Ertrag 1905: 586,40 Ztr., 1906: 480 Ztr. auf den Hektar. St\u00e4rke 16\u201420 %. Gute Fr\u00fchkartoffel f\u00fcr alle Zwecke.\nAjax: Sehr gut verzweigtes, buschiges Kraut, wei\u00dfe Bl\u00fcte, nahe am Stamm sitzende, gro\u00dfe, runde, etwas tief\u00e4ugige Knollen. Kocht und schmeckt gut. St\u00e4rke 1904: 20,3 %, 1905: 20,5 %. Ertrag 480 Ztr. auf den Hektar bei Feldanbau.\nBarbara : Mittelgro\u00dfe, flach\u00e4ugige, wei\u00dfe, wei\u00dffleischige Knollen, Bl\u00fcte wei\u00df. Speise- und Massenkartoffel. Ertrag 1903: 650,00 Ztr., 1904: 400 Ztr., 1905: 456 Ztr. auf den Hektar.\n501/4 Beatrix: Sch\u00f6ne gro\u00dfe Pflanze mit wei\u00dfen Knollen und wei\u00dfem Fleisch. Ausgezeichnete Speisekartoffel von sehr regelm\u00e4\u00dfigem, gutem Ertrage. Ertrag 1904: 432 Ztr., 1905: 520 Ztr. auf den Hektar. Reifezeit mittelsp\u00e4t.\n600/3 Cadmus: Sehr gro\u00dfe Pflanze mit hohem, kr\u00e4ftigem Kraut und wei\u00dfen Bl\u00fcten, die unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden enorme Ertr\u00e4ge geben kann. Sie brachte z. B. in den Jahren 1904: 460 Ztr., 1905: 768 Ztr. auf den Hektar und dabei lauter gleichm\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Knollen. Die Knollen sind rot mit wei\u00dfem Fleisch. Sie kocht sich sehr gut und d\u00fcrfte f\u00fcr den westeurop\u00e4ischen Markt als Speisekartoffel sich gut eignen. Reifezeit mittelsp\u00e4t.\n600/15 Caesar: Hochstrebendes, mittleres Kraut, wei\u00dfe Bl\u00fcte mit nahe am Stamm liegenden, gro\u00dfen, langovalen, roten Knollen. Ertrag 1905: 848 Ztr. auf den Hektar. St\u00e4rke wechselnd 17,5 bis 19,4 %. Reife mittelfr\u00fch. Vorz\u00fcgliche Speisekartoffel.\n600/4 Calliope: Mittelhohe, dunkelgr\u00fcne Pflanze mit gro\u00dfen, lang-ovalen, blauen Knollen. Ertrag 1905: 510 Ztr. auf den Hektar. St\u00e4rke 17,5 %. Reift mittelfr\u00fch bis mittelsp\u00e4t. F\u00fcr alle Zwecke verwendbar.\n600/20 Callisto: Gedrungene, buschige Pflanze mit zartem Laub, hellrote Knollen (isabellfarbig); Fleisch wei\u00df, Bl\u00fcte wei\u00df. Der Ertrag hat etwas geschwankt; er war 1904: 880 Ztr., 1905 infolge ung\u00fcnstigen Standortes nur 450 Ztr. auf den Hektar, eine f\u00fcr eine mittelfr\u00fche Kartoffel ausgezeichnete Leistung. Sie ist eine sehr gute Speisekartoffel. Reifezeit mittelfr\u00fch bis mittelsp\u00e4t.\n602/45 Castor: Buschige, hohe Pflanze mit hellgelber Bl\u00fcte und runden, wei\u00dfen, gro\u00dfen Knollen. Ertrag 1905: 580 Ztr., 1906: 619 Ztr. auf den Hektar","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"17. Pommern.\n573\nbei 18 bzw. 19,4 % St\u00e4rke. Sehr gute Speisekartoffel, die sich gut kocht, mit gelblichem Fleisch und vorz\u00fcglichem Geschmack.\n602/83 Cerberus: Gro\u00dfe, hohe Pflanze mit wei\u00dfen Bl\u00fcten, gro\u00dfen,, runden Knollen. Ertrag 1905: 600 Ztr., 1906: 578 Ztr. auf den Hektar bei 16\u201418,4 % St\u00e4rke. Sehr gleichm\u00e4\u00dfige Fabrikkartoffel.\n602/86 Chiron: Mittelhohe, aufrechtstehende Pflanze mit sch\u00f6ner, gelblich wei\u00dfer Bl\u00fcte. Knollen gro\u00df, nahe am Stamm, wei\u00df, rund, mit mittel-tiefen Augen. Fleisch wei\u00df. Ertrag 1905: 600 Ztr. auf den Hektar. St\u00e4rkegehalt 17,5 %. Reife mittelsp\u00e4t bis sp\u00e4t.\n602/129 Cicero: Gro\u00dfe, aufrechte Pflanze mit wei\u00dfen Bl\u00fcten, dicht am Stamm liegenden, langovalen Knollen. Augen flach und zahlreich. Durchschnittsertrag im Jahre 1905 etwa 604 Ztr. auf den Hektar. St\u00e4rke 16,4 %. Gute Speisekartoffel. Reife sp\u00e4t.\n602/87 Claudius: Mittelgro\u00dfe, stark breitende Pflanze mit gelblich wei\u00dfer Bl\u00fcte; Knollen gro\u00df, gelb, mit gelblichem Fleisch. Ausgezeichnete Speisekartoffel. Durchschnittsertrag 1905: 530 Ztr. auf den Hektar. Reifezeit sp\u00e4t.\n602/67 College: Hohe Pflanze mit wei\u00dfer Bl\u00fcte, zahlreichen, mittelgro\u00dfen Knollen. Ertrag 1905: 530 Ztr., 1906: 475 Ztr. auf den Hektar bei 20 bzw. 22 % St\u00e4rke. Mehlige, gute, f\u00fcr alle Zwecke passende Sorte.\n611/72 Conon: Sch\u00f6ne, gut verzweigte Pflanze mit gro\u00dfen, nahe am Stamm liegenden, langovalen, flach\u00e4ugigen, wei\u00dfen Knollen. Bl\u00fctenfarbe wei\u00df. Recht gute Ertragsf\u00e4higkeit; sie brachte im Jahre 1905 mehr als 600 Ztr., 1906: 570 Ztr. auf den Hektar. St\u00e4rkegehalt 15\u201417%. F\u00fcr alle Koch- und Futterzwecke benutzbare Kartoffel. Reifezeit mittelsp\u00e4t.\n611/75 Constantius: Hochstrebende, grazile, reich bestockende Pflanze mit gro\u00dfen, langovalen, wei\u00dfen, flach\u00e4ugigen Knollen; Fleisch wei\u00df, Bl\u00fcte wei\u00df; Ertrag im Jahre 1904: 550 Ztr., 1905: 530 Ztr., 1906: 530 Ztr. auf den Hektar. Recht gute, f\u00fcr alle Zwecke, besonders aber als Speisekartoffel empfehlenswerte Kartoffel. Reifezeit mittelsp\u00e4t.\n600/44 Corrinna: Hochstrebende, gedrungene Pflanze mit dunkellila Bl\u00fcten, wei\u00dfen, runden, zahlreichen Knollen. Reifezeit mittelsp\u00e4t bis sp\u00e4t. 1905 hatte sie den immensen Ertrag von 1270 Ztr. auf den Hektar bei 15 % St\u00e4rke, im folgenden Jahre auf schlechtem Boden 352 Ztr. auf den Hektar bei 22 % St\u00e4rke. Eine etwas anspruchsvolle Sorte.\n602/145 Dagmar: Hochstrebende, buschbohnenartige, gro\u00dfe Pflanze mit spitzen, dunkelgr\u00fcnen Bl\u00e4ttern. Bl\u00fctenfarbe wei\u00df, gro\u00dfe bis mittelgro\u00dfe, nahe am Stamm liegende, runde, wei\u00dfe Knollen mit zahlreichen Augen. Ertrag und St\u00e4rkegehalt regelm\u00e4\u00dfig sehr gut. Ertrag 1905: 550 Ztr. auf den Hektar Ausgezeichnet mehlige Speisekartoffel.\n602/161 Dagobert: Hochstrebende, grazil gebaute, strauchartige, sehr ertragreiche Sorte mit wei\u00dfen Bl\u00fcten. Knollen mittelgro\u00df, wei\u00df, mit","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nflachen, zahlreichen Augen. Fleisch wei\u00df. St\u00e4rkegehalt 18,4 bis 20,9 %. Sie wird f\u00fcr alle Zwecke empfohlen. Reifezeit mittelsp\u00e4t.\n606/8 Dame: Runde, flach\u00e4ugige, wei\u00dffleischige, rote Kartoffel von ausgezeichneter Ertragsf\u00e4higkeit. Ertrag auf den Hektar 1905: 600 Ztr., 1906: 641 Ztr. St\u00e4rke zwischen 15,6 und 18,4 %. Bl\u00fctenfarbe hellila mit wei\u00dfen Spitzen. Sch\u00f6nes, gro\u00dfes Kraut; kocht sehr gut, platzt und hat guten Geschmack. Reifezeit sp\u00e4t.\n615/9 Deutschland: Hochstrebende Pflanze mit karminvioletter Bl\u00fcte mit wei\u00dfen Spitzen. Plattrunde, feinschalige, mittlere, r\u00f6tliche Knollen mit flachen Augen. Fleisch gelblich. Die Kartoffel kocht recht gut, schmeckt gut und ist etwas mehlig. Der St\u00e4rkegehalt schwankt zwischen 16 und 21 %. Der Ertrag auf den Hektar war 1904: 530 Ztr., 1905: 550 Ztr. Reifezeit mittelsp\u00e4t bis sp\u00e4t.\nErste von Nassenheide: Au\u00dferordentlich gelungene Z\u00fcchtung, welche bereits in weiten Kreisen beliebt ist. Sie ist sehr auffallend durch ihr graziles, hohes Kraut mit dunklen, kupfergr\u00fcnen, feinen Bl\u00e4ttern. Die Knolle ist rot mit gelblichwei\u00dfem Fleisch. Sie brachte hier nicht die h\u00f6chsten Ertr\u00e4ge auf den Hektar, aber die Ertr\u00e4ge waren ungemein gleichm\u00e4\u00dfig, zwischen 250 und 315 dz auf den Hektar. Der St\u00e4rkegehalt hat beinahe \u00fcberall \u00fcber 22 %, stellenweise \u00fcber 25 % betragen. Dabei schmeckt sie ausgezeichnet.\nJudex: Neu. Aus einer Richterschen Z\u00fcchtung hervorgegangen. Langovale, sehr gro\u00dfe, glattschalige, rote, dicht am Stamm sitzende Knollen mit mitteltiefen Augen. Bl\u00fcte hellila. Eine sehr ertragreiche Sorte mit 20 bis 21 % St\u00e4rkegehalt auf anmoorigem Boden, die voraussichtlich auf schwerem Boden sehr viel h\u00f6heren St\u00e4rkegehalt haben wird. Sehr schnell in weiteren Kreisen, auch zu Speisezwecken, beliebt gewordene Sorte. 1905 bei Feldanbau hatte sie 22,5 % St\u00e4rke. Der Knollenertrag ist wegen \u00dcberschwemmung eines Teiles des Feldes nicht festgestellt. Wegen ihrer sehr gro\u00dfen Knollen war sie stets ein Liebling der Arbeiter, da sie sich sehr leicht ernten l\u00e4\u00dft.\nGeneral Kuroki: Gro\u00dfe, wei\u00dfe, l\u00e4ngliche, glatte, flach\u00e4ugige, dicht am Stamm sitzende Knollen, hochstrebendes, gedrungenes Kraut. Bl\u00fcte wei\u00df. Ausgezeichnete, st\u00e4rkereiche, bereits viel angebaute, bew\u00e4hrte Z\u00fcchtung. Die Kartoffel ist f\u00fcr alle Zwecke geeignet und hat sich bereits im Gro\u00dfanbau bew\u00e4hrt.\nGeneral Nogi: Neu. Aus einer Richterschen Z\u00fcchtung. Gro\u00dfe, dicht am Stamm sitzende, rundliche, glatte, wei\u00dfe Knollen mit mitteltiefen Augen. Bl\u00fcte wei\u00df, mittelhohes, gut verzweigtes Kraut. St\u00e4rke 1904: 22 %, 1905: 18,4 %. Ertrag 648 Ztr. auf den Hektar. Ausgezeichnete Kartoffel f\u00fcr alle Zwecke.\nII. Lupine nz\u00fcchtun g.\nDie Lupine war bisher ein sehr wenig beachtetes Feldgew\u00e4chs; ihre relative Anspruchslosigkeit, ihre Verwendung zur Gr\u00fcnd\u00fcngung und ihre Gef\u00e4hrlichkeit als Futterpflanze f\u00fchrte zur Vernachl\u00e4ssigung der Kultur. Die","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"17. Pommern.\nLupinen des Handels sind daher meist ein wildes Sortengemisch; nur die Einteilung in gelbe, blaue, schwarze und wei\u00dfe, wobei also nur die Bl\u00fctenfarbe beachtet wird, ist beim Handel noch ma\u00dfgebend.\nWiederholt fehlgeschlagene Versuche, Lupinen als Zwischenfrucht hinter Roggen zu bauen, veranla\u00dften den Z\u00fcchter zu dem Versuch, eine Lupine zu z\u00fcchten, die wesentlich fr\u00fcher reift und sich zum Zwischenfruchtbau besser eignet als die gew\u00f6hnlichen Handelslupinen.\nAus sogenannten blauen Lupinen (lupinus angustifolius) wurde eine gro\u00dfe Zahl von Variet\u00e4ten herausgez\u00fcchtet, solche mit hell- und dunkelblauen, rosa, hellrosa, schwarzwei\u00dfen Bl\u00fcten, und vor allem ein Stamm von blauen, die etwa vier Wochen fr\u00fcher reifen als der Durchschnitt, daneben einige andere St\u00e4mme in verschiedenen Farben, die an Ertragsf\u00e4higkeit die Handelssorten sehr \u00fcber treffen. Die Rosalupinen lieferten einen Stamm, der an \u00dcppigkeit alles bis dahin Bekannte \u00fcbertraf. Das betreffende Feld zeigte bei einer ganz ungew\u00f6hnlich reichen Verzweigung der Einzelpflanzen eine Durchschnittsh\u00f6he der Pflanzen von etwa 1,65 m.\nLeider ist ein gro\u00dfer Teil der Eliten in wenigen Tagen durch den grauen R\u00fcsselk\u00e4fer, Sitones griseus, vernichtet worden, der in solchen Massen auftrat, da\u00df die Bek\u00e4mpfung unm\u00f6glich war. Es werden jedoch, da wenigstens einige der besten St\u00e4mme erhalten sind, bald wieder gr\u00f6\u00dfere Mengen Saatgut vorhanden sein.\nBruno B\u00f6ttger, Rittergut Wartin, Bez.\nStettin, R\u00fcbensainenkulturen, Zuchtvieh- und Saatgutwirtschaft, Das Gesamtareal des Gutes umfa\u00dft 1500 ha. Zuckerr\u00fcben-Samenbau wird in Wartin auf 50 ha Ackerland betrieben, au\u00dferdem im Reiche noch bei verschiedenen Anbauern. Bei den zur Samengewinnung angebauten R\u00fcben findet Massenauslese auf Grund der Polarisation nach vorheriger Form-und Gewichtsauslese und Familienzucht mit Isolierung der Mutterr\u00fcben statt. Von Getreidesorten sind Randower-Petkuser Roggen,\nCriewener Weizen, Hannagerste und Ligowo-hafer seit 1906 in z\u00fcchterische Bearbeitung genommen. Von jeder Sorte werden etwa 140 ha angebaut.\nE. Kutscher, Wobesde. Das Gut liegt 14\u201420 m \u00fcber dem Meeresspiegel und hat eine Bild 326. Schutzmarke.","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"576\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nAckerfl\u00e4che von 541 ha. Eine der Entstehung nach \u00e4lteste Z\u00fcchtung von Getreidesorten ist der Wobesder Hafer, welcher auf dem Rittergut Wobesde\nBild 327. Wobesder Hafer.\n1845 zuerst angebaut wurde aus einer kleinen Probe, welche der Gro\u00dfvater des jetzigen Besitzers, Landschaftsrat Kutscher, von einer Badereise nach","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"577\n18. Mecklenburg.\nKissingen mitbrachte. Der n\u00e4here Herkunftsort dieser Probe ist unbekannt. Seit dieser Zeit hat, wenn auch vielleicht nicht regelm\u00e4\u00dfig, Massenauslese stattgefunden. Die Sorte hat sich in der Gegend f\u00fcr leichtere B\u00f6den seit l\u00e4ngerer Zeit guten Absatz erworben. In den letzten Jahren wird von dem fetzigen Besitzer die Z\u00fcchtung streng nach Individualauslese betrieben. Der Hafer hat ein wei\u00dfes l\u00e4ngliches Korn mit wei\u00dfer Schale und ist wenig begrannt. Die Sorte f\u00e4llt besonders dadurch auf, da\u00df die einzelnen Abs\u00e4tze der Rispen sehr weit von einander stehen.\nLi\u00df, Behrenwalde bei Richtenberg, betreibt auf einer 800 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che Nachbau von Originalsaaten, und zwar von F. von Lochows Petkuser Winterroggen, Strubes Squarehead weizen, Lerchenborggerste, Rud. Bethges Gerste II, Ligowohafer, Strubes Schlanstedter Hafer und Strubes fr\u00fchen Viktoriaerbsen.\n18. Mecklenburg.\nDer Mecklenburgische Saatbauverein in Rostock hat die Aufgabe, bestes, sortenreines Saatgut zu gewinnen und durch gemeinsame Veranstaltungen zu verwerten; weiter will er durch Vornahme einwandsfreier Sortenanbauversuche Klarheit \u00fcber die Brauchbarkeit der einzelnen Sorten f\u00fcr die mecklenburgischen Verh\u00e4ltnisse im allgemeinen und f\u00fcr die gegebenen \u00f6rtlichen Verh\u00e4ltnisse im besonderen schaffen.\nZur Erreichung seiner Ziele bedient er sich der Kontrolle der zum Saatbau erforderlichen wirtschaftlichen Einrichtungen seiner Mitglieder und der Besichtigung der von diesen zum Verkauf angebauten Saaten auf dem Felde zwecks Pr\u00fcfung auf Sortenechtheit, Sortenreinheit und Freisein von sch\u00e4dlichen Unkr\u00e4utern und Pflanzenkrankheiten. Sp\u00e4ter werden dann noch die K\u00f6rnergarben gepr\u00fcft ; bei schlechtem Ausfall derselben kann eine bereits ausgesprochene Anerkennung wieder zur\u00fcckgezogen werden. Nui anerkanntes Saatgut darf zum Verkauf gebracht werden. Zur besseren Erf\u00fcllung seiner Aufgabe hat sich der Mecklenburgische Saatbauverein vertraglich der D. L. G. angeschlossen. Der Kontrolle der landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Rostock untersteht er ebenfalls.\nDer Mecklenburgische Saatbauverein ist Ende des Jahres 1908 mit dem Sitze in Rostock errichtet; die Zahl seiner Mitglieder betr\u00e4gt z. Zt. 20.\nDeutsche Pflanzenzucht.\n37","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"578\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nWilli. Brandt, M\u00f6nchhagen i. Mecklb., baut auf einer 45 ha gro\u00dfen Ackerfl\u00e4che seit 1902 den Original Professor Heinrich-Roggen f\u00fcr die Genossenschaft zur Z\u00fcchtung des Professor Heinrich-Roggens an und betreibt ferner Naclibau von Leutewitzer Squarehead-Weizen und Strubes Schlanstedter Hafer. Auch leitet Brandt jetzt die Z\u00fcchtung des Prof. Heinrich-Roggens, wobei die Auswahl der Pflanzen hinsichtlich Pflanzengewicht, \u00c4hrenl\u00e4nge und -Dichte, Halml\u00e4nge und -Dicke, K\u00f6rnerzahl und -Gewicht, Tausend-korngewiclit, Farbe der K\u00f6rner, Strohgewicht und Komanteil erfolgt. Auch Strubes Schlanstedter Hafer ist in z\u00fcchterische Bearbeitung genommen. Es wird Veredlungsauslese angewandt und auch eine seit 1906 entstandene \\ ariation weitergez\u00fcchtet, die jetzt als Neuz\u00fcchtung unter dem Namen \u201eOrig. Brandts Gretchen-Hafer\u201c anerkannt ist.\nGeorg v. Daacke, Carlsh\u00f6he bei Schwerin. Seit 1902 werden auf einer Ackerfl\u00e4che von 175 ha erste Absaaten von Originalsaaten zum Verkauf angebaut, und zwar : F. von Lochows Petkuser Roggen, Leutewitzer Square-head, Criewener Weizen 104, Extra-Squareheadweizen, Strubes Squarehead-weizen, Strubes Schlanstedter Hafer, Ligowohafer II, Strubes gr\u00fcne Viktoriaerbse und Eckendorfer Feldbohne.\nProf. Heinrich-Roggen\nOriginal-Saat.\nGesetzlich gesch\u00fctzt\nBild 328. Schutzmarke.\nGenossenschaft zur Z\u00fcchtung des Professor Heinrich-Roggens, e. G. m. u. H., Rostock i. M. Die Genossenschaft baut seit 1902 auf acht verschiedenen in der N\u00e4he von Rostock gelegenen Wirtschaften den Professor Heinrich-Roggen (Abb. 329) zur Saatgewinnung an. Mit der Z\u00fcchtung wurde 1880 durch Geh. \u00d6konomierat Prof. Dr. Heinrich aus einer einzelnen \u00c4hre, einer Mutation, begonnen; sp\u00e4ter wurde sie als Massenauslese fortgesetzt. Neuerdings hat W. Brandt- M\u00f6nchhagen die Z\u00fcchtung (s. oben) \u00fcbernommen und sich der Familienzucht zugewandt. Die Genossenschaft hat in Rostock einen eigenen Speicher mit modernen ReinigungsVorrichtungen. Das Klima der einzelnen Anbaustellen fast durchweg rauhes Seeklima, der Boden ist teilweise sandiger Lehmboden, teilweise humoser Boden mit Lehmuntergrund.","page":578},{"file":"p0579.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014..............................\n18. Mecklenburg.\n579\nBild 329. Genossenschaft Rostock: Orig. Professor Heinrich-Roggen.\n37*","page":579},{"file":"p0580.txt","language":"de","ocr_de":"580\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\n19. Schleswig-Holstein.\nIn der Provinz Schleswig-Holstein hat der Saatbau schon seit l\u00e4ngerer Zeit, wenn auch in einem kleineren Bezirk, eine St\u00e4tte gefunden. Es ist dies in der Probstei. Die Probsteier Sorten sind in der nachstehenden Beschreibung der Verkaufs-Genossenschaft des Probsteier land- und forstwirtschaftlichen Vereins zu Sch\u00f6nberg f\u00fcr Probsteier Saatkorn (e. G. m.u.H.) eingehend geschildert.\nIn neuerer Zeit hat in Schleswig-Holstein der Saatbau auch au\u00dferhalb der Probstei durch zwei Ma\u00dfregeln einen kr\u00e4ftigen Ansto\u00df erhalten, und zwar erstens durch die Einf\u00fchrung der Saatenanerkennung seitens der Landwirtschaftskammer und zweitens haupts\u00e4chlich durch Gr\u00fcndung eines Saatbauvereins nach dem Muster und nach Anleitung der D. L. G. Die Mitglieder dieses Vereins sind haupts\u00e4chlich an der rauhen Ostk\u00fcste der Provinz, beginnend im s\u00fcdlichsten Kreise, dem Herzogtum Lauenburg, die Probstei mit eingeschlossen, bis hinauf in den n\u00f6rdlichsten Kreis Hadersleben ans\u00e4ssig.\nFerner findet sich in Schleswig-Holstein auf der Insel Alsen (Lawaetz-Ulkeb\u00fcll) eine Zuchtstation f\u00fcr Futter- und Kohlr\u00fcbensamen, und Hofbesitzer Gottburgsen in Olderbeck bei Husum hat schon seit l\u00e4ngerer Zeit eine Kartoffelkulturstation.\nBild 330. Schutzmarke.\nBild 331. Schutzmarke H. Lawaetz, Ulkeb\u00fcll.\nH. Lawaetz, Ulkeb\u00fcll bei Sonderburg. Das Gut, dessen Ackerfl\u00e4che 190 ha umfa\u00dft, liegt in mildem Seeklima, direkt an der Ostsee, und hat meist humosen Lehmboden. Seit 1890 werden Saaten zum Verkauf angebaut. Der Nachbau von Originalsaaten erstreckt sich auf Strubes Squareheadweizen, Sval\u00f6fs Grenadierweizen II, Tystofte Printice - Gerste, Strubes Schlanstedter Hafer und gelben N\u00e4sgaardhafer (d\u00e4nischer lnselhafer). Bei allen Getreidesorten findet j\u00e4hrliche Massenauslese statt, seit","page":580},{"file":"p0581.txt","language":"de","ocr_de":"11). Selileswig-Holstein.\n581\n1909 ist zur Individualauslese und getrennten Vermehrung einzelner Elitepflanzen \u00fcbergegangen. Auch R\u00fcben werden zur Saatgewinnung angebaut, und zwar die gelbe und rote Eckendorfer, sowie Barres gelbe olivenf\u00f6rmige Dauerrunkelr\u00fcbe. Es findet Familienzucht mit Isolierung einzelner Eliten f\u00fcr die Nachzucht statt. Ferner werden noch angebaut: Bangholms gelbe rotk\u00f6pfige Riesenkohlr\u00fcbe, halblange, gelbe, dicke Riesenm\u00f6hre und englische Futterr\u00fcben: Tankard yellow green top.\nAls Saatzuchtwirtschaften sind noch zu nennen:\nPaul Paulsen, Imfelde hei Meldorf i. Holst. Seit 1890 werden von der 75 ha umfassenden Fl\u00e4che der Wirtschaft etwa 30 ha mit zum Verkauf bestimmten Saaten angebaut. Der Nachbau von Originalsaaten erstreckt sich auf : F. von Lochows Petkuser Winterroggen, roten Schlanstedter Sommerweizen, Strubes Squarehead, Extra-Squarehead und Strubes Schlanstedter Hafer. In z\u00fcchterische Bearbeitung genommen ist seit 1890 Paulsens holsteinische Pferdebohne. Von der anf\u00e4nglichen Massenauslese wurde 1905 zur Familienzucht mit Auslese einzelner Pflanzen f\u00fcr die Nachzucht (Isolierung) \u00fcbergegangen.\nVerkaufs-Genossenschaft des Probsteier land- und forstwirtschaftlichen Vereins zu Sch\u00f6nberg f\u00fcr Probsteier Saatkorn (e. G. m. u. H.).\nDie Kl\u00f6sterlich Preetzer Probstei, nord\u00f6stlich vom Kieler Hafen belegen, ist seit \u00fcber 60 Jahren bekannt durch den Anbau und Versand von Probsteier Saatgetreide,besonders von Roggen-und Hafersorten, welche sich zumWeiterbau in anderen Gegenden, sowohl in Mitteldeutschland als auch in Ostpreu\u00dfen, Posen und Schlesien, in W\u00fcrttemberg, K\u00f6nigreich Sachsen, Holland, B\u00f6hmen, Ru\u00dfland wie auch in Ungarn ausgezeichnet bew\u00e4hrten. Die Probstei hat fruchtbaren Boden. Das Klima ist infolge der Lage dicht an der Ostsee ziemlich rauh, das von dort bezogene Saatgut also wenig anspruchsvoll.\nTrotz aller in neuerer Zeit auf dem Gebiete des Saatgutbaues sich bemerkbar machenden Wettbewerbe wird das Probsteier Saatgetreide nach wie vor als Saatgut bezogen; sein Anbauwert ist auch durch verschiedene Sortenanbauversuche in neuerer oder neuester Zeit unzweifelhaft nachgewiesen. Wenn behauptet wird, es g\u00e4be kein Original-Probsteier Saatkorn mehr, so ist das ein Irrtum oder eine Entstellung der Tatsachen. Altber\u00fchmt ist der Probsteier Roggen, der Probsteier [Hafer und die Probsteier Gerste; es sind dies reine Natur-Rassen ; das z\u00fcchterische Moment besteht in der Auswahl der schwersten K\u00f6rner, welche in fr\u00fcheren Zeiten durch Werfen mit der Hand, in neuerer Zeit durch Kaisersche Zentrifugen und durch R\u00f6bersche Windfegen ausgelesen werden. Probsteier Hafer und Gerste haben ihren urspr\u00fcnglichen Typus mindestens 50 Jahre hindurch unver\u00e4ndert erhalten, dagegen ist der Probsteier Roggen infolge von Anbau versuchen auf dem Verkaufsfelde der Verkaufsgenossenschaft sowohl als bei Anbau versuchen einzelner in seiner Form","page":581},{"file":"p0582.txt","language":"de","ocr_de":"Zweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft,\n582\nver\u00e4ndert, aber nicht zu seinem Schaden. Er hat jetzt wieder vollbesetzte \u00c4hren, w\u00e4hrend sie fr\u00fcher schartig und l\u00fcckenhaft geworden waren. Durch Massenauslese und Anlage von Elitefeldern bei einigen Mitgliedern der Genossenschaft wird dieser Typus jetzt festgehalten. Der alte Probsteier Weizen wird wohl nirgends mehr angebaut; schon seit mehr als 20 Jahren ist Squarehead eingef\u00fchrt worden, welcher sich jetzt vollst\u00e4ndig dem dortigen Klima angepa\u00dft hat; er zeichnet sich durch Winterh\u00e4rte und hohen Ertrag aus.\nDas Probsteier Korn hat seinen guten Ruf als Saatgetreide fernerhin auch dadurch erlangt, da\u00df hier schon fr\u00fcher als in anderen Gegenden auf Gewinnung von tadellosem Saatgut gehalten wurde. Beg\u00fcnstigt wurde die Gewinnung von vorz\u00fcglichem Saatgut durch die reine Winterbrache, wodurch die peinlichste Reinhaltung des Ackers von jeglichem Unkraut erm\u00f6glicht wurde. Rade, Trespe und andere Unkr\u00e4uter, welche durch Saatgut verbreitet werden k\u00f6nnen, sind seit etwa 50 Jahren nicht mehr vorhanden. In fr\u00fcheren Zeiten, als noch keine Dreschmaschinen in Betrieb waren, geschah die weitere Sortierung vorzugsweise mittelst der Wurfschaufel, Staubm\u00fchle und Windfege, jetzt durch Dampfdreschmaschinen, Trieure, Windfege und Trommelsiebe; ausnahmsweise wird auch jetzt noch die Wurfschaufel angewandt.\nSeit Gr\u00fcndung der Verkaufs-Genossenschaft f\u00fcr Probsteier Saatgetreide im Jahre 1885 findet eine Besichtigung des Getreides auf dem Halme kurz vor der Ernte durch die dazu erw\u00e4hlte Pr\u00fcfungskommission unter Beihilfe eines wissenschaftlichen Sachverst\u00e4ndigen statt.\nAu\u00dfer den Getreidesorten werden auch Rotklee und Wei\u00dfklee zur Saat im gr\u00f6\u00dferen Umfange angebaut.\nBild 332. Schutzmarke.","page":582},{"file":"p0583.txt","language":"de","ocr_de":"19. Schleswig-Holstein.\n583\nDr. J. Struve, Kamerland bei Siethwende i. Holst. Die von Struve gez\u00fcchtete \u201eholsteinische Marschbohne\u201c hat ungef\u00e4hr die Form der th\u00fcringischen Feldbohne, ist aber erheblich gr\u00f6\u00dfer; ihr Einzelkorngewicht betr\u00e4gt etwas \u00fcber 1 g. Die holsteinische Marschbohne ist andererseits kleiner als die holl\u00e4ndische Marschbohne und hat nicht deren glatte Form und helle Farbe. Die holl\u00e4ndische Marschbohne ist auch erheblich fr\u00fchreifer und hat k\u00fcrzeres Stroh. Vergleichende Anbauversuche zeigten die \u00dcberlegenheit der holsteinischen Marschbohne, wenigstens in deren Ursprungsland, gegen\u00fcber der holl\u00e4ndischen Marschbohne und den kleink\u00f6rnigen Bohnensorten. Dieser Umstand und der, da\u00df die holsteinische Marschbohne noch nicht z\u00fcchterisch veredelt war, gaben Veranlassung, die Z\u00fcchtung in die Hand zu nehmen.\nDie Z\u00fcchtungsversuche, die von Struve zuerst an der holsteinischen Marschbohne in Angriff genommen sind, nahmen 1894 ihren Anfang. Planvoller und umfassender wurde dann seit 1898 vorgegangen und weiter fortgesetzt.\nMethode. Die Z\u00fcchtungsmethode ist derart, da\u00df zun\u00e4chst Pflanzen mit reichem H\u00fclsenansatz aus dem Fehlbest\u00e4nde ausgesucht werden. Diejenigen Pflanzen, die nach der Entk\u00f6rnung noch befriedigen durch Aussehen und Form der K\u00f6rner sowie durch Gesamtkorngewicht werden f\u00fcr das Elitebeet ausgew\u00e4hlt. Von den Elitepflanzen werden in den meisten Jahren 35 Bohnen von je einer Pflanze in die einzelnen Reihen ausgelegt. Die Reihenentfernung ist 45 cto, in den Reihen der Abstand 17 cm. Die anf\u00e4nglich ge\u00fcbte Pflanzung im Quadrat wurde aufgegeben, da dann bei \u00fcppiger Entwicklung die vom Sturm und Regen geknickten oder niedergedr\u00fcckten Pflanzen bei der Ernte schwer reihenweise auseinander zu halten sind; besonders ist dies der Fall, wenn jene Stengel schon gerottet sind. W\u00e4hrend des Wachstums werden des \u00f6fterenNotizen \u00fcber die Entwicklung gemacht. Bei der Ernte werden die Pflanzen einer Familie herausgezogen, gez\u00e4hlt und zu einem Bunde vereinigt, an dem die Reihennummer angebracht wird. Die Pflanzen werden sp\u00e4ter einzeln entk\u00f6rnt und die K\u00f6rner in D\u00fcten getan. Das Hauptgewicht wird sodann auf Feststellung des durchschnittlichen Kornertrages einer Familie, berechnet auf je eine Pflanze, gelegt. Im letzten Jahre war der H\u00f6chstertrag einer Familie 34,6 g auf die einzelne Pflanze. Die Familien mit unter 20 g auf die Pflanze werden v\u00f6llig verworfen. Aus den ertragreichsten Familien werden bis zu acht Pflanzen (1909) f\u00fcr die Elite des n\u00e4chsten Jahres ausgew\u00e4hlt, vorausgesetzt, da\u00df die Familie auch noch den \u00fcbrigen Anforderungen entspricht: im allgemeinen gen\u00fcgend lange H\u00fclsen; dabei d\u00fcrfen schartige H\u00fclsen (H\u00fclsen mit tauben Ans\u00e4tzen) selten Vorkommen. Die einzelnen Pflanzen der so gepr\u00fcften Familie wiederum haben, um als Elite ausgew\u00e4hlt zu werden, mindestens 35 K\u00f6rner aufzuweisen (die H\u00f6chstzahl 1909 war 65 St\u00fcck), welche gleichm\u00e4\u00dfig unter sich, voll und gen\u00fcgend gro\u00df sein, d. h. mindestens 1,1 g Einzelkorngewicht besitzen m\u00fcssen. Das h\u00f6chste durchschnittliche Einzelkorngewicht ist 1,5 g, Die H\u00fclsen enthalten gew\u00f6hnlich drei, seltener vier K\u00f6rner.","page":583},{"file":"p0584.txt","language":"de","ocr_de":"584\nZweiter Teil: Die Saatzucht in der praktischen Landwirtschaft.\nZur Vermehrung kommt etwa die H\u00e4lfte der \u00fcbrigen Ernte von dem Elitebeet, die andere H\u00e4lfte wird noch ausgemerzt. Die Vermehrungsbohnen werden einem K\u00e4tner zum Anbau \u00fcbergeben, der seine L\u00e4ndereien mit dem Spaten bearbeitet und die Bohnen mit der Hand auslegt. Hierdurch wird die zw\u00f6lf- bis f\u00fcnfzehnfache Aussaat wieder geerntet. Diese wird dann im n\u00e4chsten Jahre wieder auf dem Hofe angebaut. Zum Verkauf gelangt der dritte Nach bau des Elitebeetes.\n\u00dcber die Ergebnisse der Z\u00fcchtung wird ein Buch gef\u00fchrt, das jahrelang zur\u00fcckreicht und Abstammung und Leistung ersichtlich macht.\nDie gez\u00fcchtete Bohne wurde auf der Ausstellung in Hamburg 1910 zum ersten Male \u00f6ffentlich gezeigt und in den Handel gegeben.","page":584},{"file":"z0001.txt","language":"de","ocr_de":"Sachregister.\n(Die Ziffern geben die Seitenzahl an.)\nDie Einleitung ist in das Sachregister nicht mit aufgenommen.\nAckermann, Irlbach 486, 488.\nAderstedt 171 ff.\nAderstedter Roggen 177.\nAderstedt, Ver\u00f6ffentlichungen 173.\nAdl. Albehnen 557.\nAdlung, Sindlingen 482 \u00a3., 531.\n\u00c4hrenwage 100, 101.\nAichholzhof 483.\nAidenbacher Gerstenbauverband 486.\nAlbert 60, 336.\nAlbinus, Zaskotsch 558.\nAlbrecht, Ver\u00f6ffentlichungen 148, 149. Alclinger, Steinersches Schlo\u00dfgut 483. Alefeld, Berlin 9.\nAlles - N.-Florstadt 421.\nAlsenz 491.\nAlt-Bialcz 555.\nAltenburg 421.\nAltenweddingen 235 f.\nAltheimer, Odelzhausen 488.\nAltmittweida 58.\nAlt - Paleschkener Riesenstauden Roggen 559.\nAlves, Ver\u00f6ffentlichungen 144.\nAmberger Gerstenbauverband 486. Amerikanischer Sandweizen 147. Analysenwage 48.\nAnderbeck 266, 325 ff.\nAndr\u00e4, Braunsdorf 531.\nAndrieux & Co. 8.\nAnhalt 171 ff.\nAnnaberg 58.\nArbeiten der D. L. G., Heft 32, 1898\t93,\n141 ff.\nv. Aretin, Frhr., Haidenburg 488.\nv. Arnim-Criewen 494 ff., 530.\nArnim-Schlagenthin 564 ff.\n\u2014\t-Suckow 506.\n\u2014\tZernikower Winterroggen 538 f.\n\u2014\t-Z\u00fcsedom 506 f.\nArtern 320.\nAschersleben 219.\nAskanisoher Staudenroggen, Jaensch Original 219.\nAspachhof 493.\nAsperschlag 470.\nAuleben 303.\nAulnois 471.\nBadbergen 324.\nBadberger Saathafer 324.\nBaden 472 ff.\nBaltersbach 470.\nBannert, Radstein 530.\nBarbing 493.\nBardt, Lubosch 530.\nBarkhausen, Brandenburg 531. von Bassewitz-Levetzowsche G\u00fcterverwaltung, Kl\u00e4den 180.\nBastardweizen 126, 129.\nBastien-Aulnois 471.\nBauer, G\u00e4nheim 490.\nBauernfeind, Nabdemenreuth 490. Bauernfeinds Edellandroggen 490.\n\u2014\tWinterroggen 490.\nBayern 484 ff.\n\u2014, Wochenblatt des landw. Vereins 168. Bayerischer brauner Landkolbenweizen 488. Bayerische Landgerste 488.\nBayerischer Landweizen 160, 161.","page":0},{"file":"z0002.txt","language":"de","ocr_de":"586\nSachregister.\nBayrischer Landwirtschaftsrat, Vierteljahrsheft 167 f.\nBebitz 180 f.\nBeck, Quedlinburg 238.\nBeckmann, Stieghorst 429 f.\nBegrannter Squarehead 90, 139.\nBehm, Querfurt & Weidenbach 199.\nBehrens & Co., Schianstedt 282 ff.\nBehrens Schlanstedter Zuckerr\u00fcbe, Original 283 f.\n\u2014\tSquareheadweizen, Original 285 f.\n\u2014\tSchlanstedter Hafer, Original 285, 286. Behrenwalde 577.\nBeilngries 487.\nBenau 507.\nBenauer Goldhafer, Bohnstedts 507.\n\u2014\tRoggen, Bohnstedts 507.\n\u2014\tWei\u00dfhafer, Bohnstedts 507.\nBergmann, Weidenthal 180.\nBerlin 3, 4 ff.\nBernburg 194.\nBerssell 316.\nBeseler 171, 266, 276, 325 ff.\nBeselers Hafer, Orig. Nr. I, II, III 326, 338 ff.\nBeselers Squarehead Nr. I, II, III, IV und V, Original 326, 333 ff.\nBestehorn, Bebitz 171, 180 f., 538. Bestehorns Diamantgerste, Original 181.\n\u2014\tdick\u00e4hriger Riesenroggen 182.\n\u2014\tDividendenweizen, Original 180, 182.\n\u2014\tgro\u00dfk\u00f6rnige Wintergerste 209.\n\u2014\tRiesengrannenweizen, Original 180.\n\u2014\tRiesenroggen 182.\n\u2014\t\u00dcberflu\u00dfhafer 181.\n\u2014\tvierzeilige Wintergerste 182.\n\u2014\tzweizeilige Dreizackgerste, Original 181. Bethge, Schackensleben 181 ff.\nBethges Gerste I, II, III, V, Original 185, 186, 187 f.\n\u2014\tSommerweizen 189, 191.\n\u2014\tVer\u00f6ffentlichungen 188.\nBetzenm\u00fchle 490.\nBiegler, Dorn-D\u00fcrkheim 422.\nBieler, Seiffersdorf\nBl\u00e4tter f\u00fcr Gersten-, Hopfen- und Kartoffelbau 18, 23.\n\u2014\tf\u00fcr Zuckerr\u00fcbenbau 93, 434.\nBleher, Scharnhausen 483.\nBleeker-Kohlsaat, Gr. Slupia 552 f.\nBlue stem, Sommerweizen 89.\nBlumensamen 250 ff., 256, 262.\nBoehm, Glaubitten 556.\nB\u00f6hm II, Gro\u00df-Bieberau 418, 420, 422. B\u00f6hms Kartoffeln s. unter Kartoffelsorten. B\u00f6hmenh\u00f6fen 530.\nB\u00f6hmer, Ver\u00f6ffentlichungen 69.\nB\u00f6hmische Landgerste 158.\nB\u00f6hmischer Waldroggen 70.\nBohnstedt 507.\nBohne 156, 216, 220, 255 f., 262, 263, 298, 312, 344, 403, 412, 440 f\u201e 447. Bohnensorten:\nBreustedts Halberst\u00e4dter Feldbohne 343. Eckendorfer Feldbohne, Original 440. Gro\u00dfe Halberst\u00e4dter Feldbohne (Heine) 216.\n-----Viehbohne 413.\nJaensch Bohnen 220 f.\nHinrichs Riesen ohne F\u00e4den (Mette) 255. Kirsches Pferdebohne. Original 397, 405. Kleine Th\u00fcringer Pferdebohne 321.\n-----Viehbohne 413.\nKraffts Pferdebohnen, Original 468 f. Willy Mettes Bohnen 262.\nPaulsens holsteinische Pferdebohne 581. Sachs Bohnen 263.\nSchurigs Eckendorfer Pferdebohne 303. Stolls kleine rote Ackerbohne, Original 481, 487.\nBohnstedts Benauer Goldhafer 507.\n----Roggen 507.\n----Wei\u00dfhafer 507.\nBollendorf 557.\nBonn-Poppelsdorf 2, 10 ff., 84 ff., 90. v. Bock, Dombrowken 530.\nBordeaux- Sommerroggen 200 ff.\nBordeaux- Sommerweizen :\nFriedrichswerther 412.\nHeines Original 209, 240.\nKraffts Original 465.\nMettes roter 260 ff.\nRoeckes 266.\nv. Borries-Eckendorf 433 ff., 531.\nB\u00f6ttger, Wartin 575.\nBrandenburg 494.\n\u2014\tb. Stadthagen 531.\nBrandt, M\u00f6nchhagen 578.\nBrandts Gretchenhafer, Orig. 578.\nBrassica oleracea acephala 55.\n\u2014\t\u2014 capitata 55.\nBraugerste 486. 547 f.\nBraune, Bernburg 194.","page":0},{"file":"z0003.txt","language":"de","ocr_de":"Sachregister.\n5S7\nBrauner Manhattan 89, 90.\nBraunschweig 171 ff.\nBraunsdorf 531.\nBraunspelziger Squarehead 126, 129. Braunweizen, Friedrichs dicht\u00e4hriger, Original 391.\n\u2014, Vogtl\u00e4ndischer 24 f., 49, ff., 394 f. Bredtsche Bastardierung 82. Breidenbach-Dorheim 421.\n\u2014, Melbach 421.\nBrennemann, Ober-Erlenbach 421.\nBreslau 24 ff.\nBreslauer Mitteilungen 25.\nBreustedt, Schladen 323, 342 ff.\nBreustedts ertragreichster Fr\u00fchhafer, Original 343.\n----Sp\u00e4thafer, Original 343.\n\u2014\tHalberst\u00e4dter Feldbohne 343.\n\u2014\tHarzer Gerste, Original 343.\n----Viktoriaroggen, Original 343.\n\u2014\tneuer Professor-Heinrich-Roggen 343. \tverbesserter Extra - Squareheadweizen\n343.\n\u2014\tPetkuser Roggen 343.\n\u2014\troter Schlanstedter Roggen 343.\n\u2014\tSquareheadweizen \u201eNeue Hauptzucht\u201d, Original 343.\n\u2014\tViktoriaerbse 343.\nBriem 177.\nBroili, Ver\u00f6ffentlichungen 144.\nBromberg 549 ff.\n\u2014, Kaiser-Wilhelm-Institut 551.\nBr\u00fcckmann, Nonnenhof 421.\nBuchbrunn 487.\nBuchweizen 470.\nB\u00fcckling 490.\nBuhlendorf 304 ff.\nBuhlert 147.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 148.\nBuir 460 ff.\nB\u00fcllinghausen 417.\nB\u00fcllinghausener Urtobaweizen 417.\nBiinger, Ver\u00f6ffentlichungen 78, 79, 82. Burger, Konradsdorf 421.\nBurkersroda 321.\nBurmester, Ver\u00f6ffentlichung 69.\nBiitgenbach 459.\n('alv\u00f6rde 531.\nCamerarius 481.\nCarlsh\u00f6he 578.\nCasel 530.\nChampagnerroggen 239, 493, 510 ff. Charlottenhof b. Simmatzig 531\n\u2014\tb. Vietz 530.\nCh\u00e2teau-Salins 471.\nChevaliergerste:\nHeines 211.\nHeinr. Mettes 260.\nChrist-Berlin, Laboratoriumsbackofen 104. Cimbal, Fr\u00f6msdorf 533, 540 ff., 551.\nCimbals brauner Dickkopfweizen 543.\n\u2014\tCentenarweizen 543.\n\u2014\tElite-Squarehead 543.\n\u2014\tF\u00fcrst-B\u00fclow-Weizen 543.\n\u2014\tF\u00fcrst-Hatzfeld-Weizen 543.\n\u2014\tGeheimrat-Wohltmann-Weizen 543.\n\u2014\tGraf-Zedlitz-Weizen 543.\n\u2014\tGro\u00dfherzog-von-Sachsen-Weizen 543.\n\u2014\tKaiser-Nikolaus-Weizen 543.\n\u2014\tKartoffeln s. unter \u201eKartoffelsorten\u201d.\n\u2014\tneuer Gelbweizen 543.\n\u2014\t\u00d6konomierat-Kutzleb-Weizen 543.\n\u2014\tPodbielski-Weizen 543.\n\u2014\tPrinz-Carolath-Weizen.\nClaassen, Wronow 552, 553.\nColmar 471.\nColsmann, Lindenberg und Tauche 530. Conzen, Glessen 459.\nCorrens 96.\nCriewen 494 ff., 530.\nCriewener gelbe Eckendorfer Runkelr\u00fcbe, Original 498, 499.\n\u2014\tWeizen Nr. 104: v. Arnims 503 ff.\nB\u00f6ttgers 575.\nCronemeyer, Tannenkrug 429, 450.\nv. Kaacke, Carlsh\u00f6he 578.\nDamerau 561.\nDamerauer Gelbhafer 563.\nDammendorf 322.\nDelitzsch 194.\nDelitzscher R\u00fcbensamenzucht G. m. b. H. 194. Der Landwirt 92.\nDer rechnende Landwirt 1909\t168.\nDer Tropenpflanzer 93.\nDeutsche Landwirtschaftliche Presse 42, 43, 44, 87, 92 f.,\t142, 164, 168, 177, 219,\n445, 492.\n\u2014\tlandwirtschaftliche Tierzucht 93.\nDe Vries 88.","page":0},{"file":"z0004.txt","language":"de","ocr_de":"588\tSachregister.\nDickkopfweizen:\nEckendorfer 438 f.\nKraffts 463 f.\nRaeckes Original 266.\nDiest, Zeitlitz 530.\nDietrich, Hadmersleben 195.\nDietze, Pratersch\u00fctz 363.\nDikopshof 460.\nDilshofen 421.\nDinkel, hellbrauner 124.\n\u2014, wei\u00dfer Kolben- 126, 127.\n\u2014, Roter Kolben- 122, 123, 124.\n\u2014, Roter Tiroler 483.\n\u2014, Schlegel- 124, 125, 126, 484.\nDippe 1, 238.\nDividendenweizen 160, 162, 180, 182, 390, 391. D\u00f6belner Roggen 373.\nDohrn, Wilhelmshof 507.\nDombrowken 530.\nDomines, Ver\u00f6ffentlichungen 44, 340. Donaumoosroggen 491.\nDorenkamp, Gillratherhof 460.\nDorheim 421.\nDorn-D\u00fcrkheim 422.\nD\u00f6tzum 323, 344.\nDouglas, Machadhof 111.\nDrechsler, G\u00f6ttingen 71, 139,\nDresden 3, 47, 365, 366, 367.\n\u2014, Jahresbericht der landw. Versuchsstation 50, 51, 55 f.\nDrewes, B\u00fcllinghausen 417.\nDummerstorf 531.\nDuppauar Hafer:\nBeselers 340.\nJ\u00e4gers 513 ff.\nEben, Ebenau 530.\nEberliart, Ver\u00f6ffentlichungen 144.\nEckendorf 1, 433 ff., 531.\nEckendorfer begrannter Dickkopf-Winter-weizen, Original 438 ff.\n\u2014\tFeldbohne, Original 440.\n\u2014\tFutterr\u00fcbe, rot und gelb, Original 55, 236, 437 ff.\n- Mammut-Wintergerste, Original 438 ff., 555.\n\u2014\tunbegrannter Dickkopf-Winterweizen 438, 439.\nEdelsamen, Original (Zuckerr\u00fcbensamen) 320. Edler, Jena 136 ff.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 75, 141 f.\nEhrenberg, Ver\u00f6ffentlichungen 18, 20, 23.\nElefant (Weizen) 21.\n\u2014, schwarzer, s. Weizen 91. Elsa\u00df-Lothringen 471.\nEndre\u00df, Horlach 490.\nEngelen, B\u00fcchling 490.\nEppweizen, 34, 37, 147, 539, 561 f.\n\u2014, Schlesischer Edel- 539.\nErbse 125, 215f.,220, 234, 254ff.,262, 298, 412. Erbsensorten :\nBlaugr\u00fcne englische Erbse 125.\nBreustedts Viktoriaerbse 343.\nErbse IIc und III (Hohenheim) 125. Fr\u00fche gelbe Viktoriaerbse 413. Fr\u00fchreifende Viktoriaerbse (Heine) 216. Gernheimer Folgererbse 553.\nGrashoffs unersch\u00f6pfliche Buchsbaumschnabelerbse 239.\nGro\u00dfe graue Erbse (Gie\u00dfen) 67. Gr\u00fcnbleibende Folger-Erbse (Heine) 216. Gr\u00fcnk\u00f6rnige Viktoriaerbse (Hohenheim) 125, 126.\nJaenschs Erbsen 220 f.\nMahndorfer fr\u00fche Viktoriaerbse 225. 234. Willy Mettes Erbsen 262.\nModrows Viktoriaerbse 560.\nPisum arvense 67, 121, 122.\nRosabl\u00fchende Schwedische Futtererbse (Hohenheim) 121, 122, 125, 484.\nSachs Erbsen 263.\nStrubes fr\u00fche gelbe Viktoriaerbse, Original 288, 300.\n\u2014 gr\u00fcne Viktoriaerbse, Original 288, 300. Weender Viktoriaerbse 341?\nErfurt 197.\nErnestgr\u00fcn 491.\nErzgebirgischer Gelbhafer 58.\n\u2014 Sommerroggen 50.\nEsparsette 125.\n\u2014, Schwarzwalder 472.\nEsser, Mettmann 460.\nEulenburg\u2019sches Wirtschaftsamt Prassen, Gr\u00e4fl. 556.\nFahnenhafer 472, 475, 478 ff.\nFalke, Leipzig 149 ff.\nFeldmann, Ver\u00f6ffentlichungen 93. Fichtelgebirgshafer 159, 161, 391, 484, 485 f., 490, 492.\nFife-Weizen 394.\nFindling, Sommerweizen 91.\nFischer 94, 266, 306.","page":0},{"file":"z0005.txt","language":"de","ocr_de":"Sachregister.\n589\nFischer, Lindenhof 558.\nFlachs, Pernauer 507.\n\u2014, Rigaer 507.\nFleischhauer, Gr.-Rottmersleben 321. Flemming, Kl. Malsau 558.\nFlorstadt 421.\nFlugbrand 292, 298, 449.\nForgwer, Ver\u00f6ffentlichungen 144.\nForst, Haus 470.\nv. Foerstersche Guts Verwaltung, Obermittlau 530, 544.\nFranck, Oberaspach 117.\nFrankengerste 484, 491, 493.\nFrankensteiner Weizen 34, 37.\nFrankenthal 490.\nFrankenthaler Bastardweizen 490.\n\u2014\tbrauner Squarehead 490.\nFrankenthal, Jahresbericht der Kgl. Winterschule 17.\nFrechmann, Ver\u00f6ffentlichungen 76, 77, 82. v. Freier, Hoppenrado 530.\nFreytag, Roitz 530.\nFriederici, Georgenhof 530.\nFriedrich, Schilbach 389 f.\nFriedrichs dicht\u00e4hriger Braunweizen, Original 391.\n\u2014\tDividendenweizen, Original 390, 391.\n\u2014\tFichtelgebirgshafer, Original 391.\n\u2014\tHannagerste, Original 391. Friedrichswerth 406 ff.\nFriedrichswerther begrannter Sommerweizen, Original 412.\n\u2014\tbegrannter Squarehead, Original 412.\n\u2014\tBergsommerweizen, Original 412.\n\u2014\tBordeaux-Sommerweizen 412.\n\u2014\tglatter Squarehead, Original 412.\n\u2014\tHafer, Original 412.\n\u2014\tMammutwintergerste, Original 412.\n\u2014\tMolds red prolific, Original 412.\n\u2014\tRoggen, Original 412.\n\u2014\tSchlo\u00dfweizen, Original 412.\nFritsch, Dilshofen 421.\nFrohnhof 421, 469.\nFr\u00f6lich, Ver\u00f6ffentlichungen 76.\nFr\u00f6msdorf 540 ff.\nFruwirth 26, 116, 117, 125, 128, 130 ff., 135.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 131, 518.\nFuchs, Grolsheim 423 f.\nF\u00fchlings Landw. Zeitung 49, 95, 141 ff., 149, 168, 219, 434, 440, 446, 518.\nFusarium nivale 547 f.\nFutterpflanzen 180, 538.\nGans Edler zu Putlitz, Gro\u00df-Pankow 530. G\u00e4rtner 481.\nGaiberger Spelz 472.\nGalizischer Kolbensommerweizen 340. G\u00e4rtitz 372.\nG\u00e4nheim 490.\nGebhardt 346.\n\u2014, Gebr., Dammhof 111.\nGeerkens, Ver\u00f6ffentlichung 143.\nGelbhafer 372, 563.\n\u2014, Damerauer 563.\n\u2014, Erzgebirgischer 58.\n\u2014, Leutewitzer, Original 375, 382 ff.\n\u2014, v. Lochows 532 f.\n\u2014, Weihenstephaner 161.\nGem\u00fcse 250 ff., 538.\nGenossenschaft zur Z\u00fcchtung des Professor Heinrich-Roggens 578.\nGeorgenhausen 418, 428.\nGeorgenhof 530.\nGeorgs, Ver\u00f6ffentlichungen 77. Germaniagerste 548.\nGernheim 553.\nGerstenberg, Gernheim 553.\nGeyer, Hof Sassen 421.\nGillratherhof 460.\nGie\u00dfen 59 ff., 419.\nGie\u00dfener Winterweizen 65.\nGildemeister, Dummerstorf 531.\nGisevius, Gie\u00dfen 3, 59 ff., 146, 147, 417.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 69, 148.\nGlaubitten 556.\nGlauchau b. Kulmsee 558.\nGlessen 459.\nGlinde 531.\nGluski 530.\nGoldhafer 507.\nGoldthorpegerste 15.\n\u2014, Fruwirths fr\u00fchreifende 122 f., 135.\n\u2014, Heines 211, 213 f.\n\u2014, Heydenreichs, Original 393.\n\u2014, K\u00f6stlins fr\u00fche 483.\nGommer (Weizen) 547.\nG\u00f6rsdorf 530, 536.\nG\u00f6ttingen 1, 70 ff., 323.\n\u2014, begrannter Squareheadweizen 70, 74, 139. G\u00f6ttinger Hafer 70, 74, 139.\n\u2014 Roggen 70, 73, 74.","page":0},{"file":"z0006.txt","language":"de","ocr_de":"590\nSachregister.\nGr\u00e4benbrach 425.\nGraef, Monsheim 421.\nGranit- Sommerweizen 90.\nGr\u00e4ser 154, 180, 472 f.\nGrasarten:\nErzgebirgische Timotheegrassaat 58. Gro\u00df\u00e4hriger Wiesenschwingel 180. Oberlausitzer Timotheegrassaat, Original 373.\nSerradella 470.\nTimothee 560.\nGrashoff, Quedlinburg 238.\nGrashoffs unersch\u00f6pfliche Buchsbaumschnabelerbse 239.\nGreen Mountain- Sommerweizen 26.\nGreisitz 530.\nGrimm, Alsenz 411.\nGr\u00f6bers, 222.\nGrolsheim 423 f.\nGro\u00df-Antonitterhof 531.\nGro\u00df-Bieberau 418, 420, 422. Gro\u00df-K\u00f6llnbaeh 493.\nGro\u00df-Kreutz 535.\nGro\u00dfl\u00fcbars 319.\nGro\u00df-Pankow 530.\nGro\u00df-Rottmersleben 321.\nGro\u00df-Slupia 552 f.\nGrote, Glauchau 558.\nG\u00fcnther, Ernestgriin 491.\nGwisdzyn 559 ff.\nHaase, Breslau 548.\nHaberland 5.\nHabitzheim 421.\nHacke, Sargstedt 321.\nHadmersleben 195, 198 ff. v. Hagen, Langen 530.\nHaidenburg 488.\nHalberstadt und Wernigerode, Mitteilungen aus den Verhandlungen des landw. Vereins 271.\nHalbschattenapparat 103.\nHalle 82 ff.\n\u2014, Bericht aus dem physiologischen Laboratorium und Versuchsanstalt 96.\nHalle, Provinzials\u00e4chsische Saatzuchtgenossenschaft 320 f.\nHallet 272.\nHalmdickenmesser 163, 376.\nHalmma\u00dfstab 165.\nHannagerste 575.\nHannagerste:\nFriedrichs Original 391.\nHeines 211, 213.\nKwassitzer Original 15, 17.\nMahndorfer 231, 234.\nHeinr. Mettes 260 ff.\nRimpaus 277, 279.\nHameln 323, 346 ff.\nHannover 323 ff.\n\u2014, Landwirtschaftskammer 324.\nH\u00e4nstein, Siemerode 322.\nHaraldhafer 548.\nHecker, Ver\u00f6ffentlichungen 93. Heil-Habitzheim 421.\n\u2014, T\u00fcckeihausen 487, 491, 531.\n\u2014\t& Chelius, Wickstadt 421.\nHeine, Hadmersleben 198 ff. 564.\nHeines begrannter Squarehead-Winterweizen, Original 203.\n\u2014\tBordeaux-Sommerweizen, Original 209, 240.\n\u2014\tChevaliergerste, Original 211.\n\u2014\tEmma-Sommerweizen, Original 203.\n\u2014\tertragreichster Hafer, Original 215.\n\u2014\tGoldthorpegerste, Original 211, 213, 214.\n\u2014\tHadmerslebener Klosterroggen, Original 199, 205 f.\n\u2014\tHannagerste, Original 211, 213.\n\u2014\tJaphet-Sommerweizen, Original 210,211.\n\u2014\tKolben-Sommerweizen, Original 210, 211,\n212.\n\u2014\tRivetts bearded, Original 208.\n\u2014\tSquarehead, Original 207.\n\u2014\tTraubenhafer, Original 215.\n\u2014\tTeverson-Winterweizen, Original 207, 208.\n\u2014\tZeel\u00e4nder Roggen, Original 205 f.\nHeine, Zilly 199.\nHeinrich 578.\nHeinrich, Rostock 2. v. Heyden-Linden, Stretense 531. Hellbrauner Dinkel 124.\nHelmkampf 75.\nHemsdorf 266.\nHerz, Niederrieden 491.\nHessen-Darmstadt 416 ff.\n\u2014, Landwirtschaftskammer 417 ff. Hessen-Nassau 416 ff.\nHeydenreich, Oberweimar 391 ff. Heydenreichs Goldthorpegerste, Original 393.\n\u2014\tRiesenroggen, Original 392, 393. Hildebrand, Kleschewo 553.","page":0},{"file":"z0007.txt","language":"de","ocr_de":"Sachregister.\n591\nHimmel 239.\nHimmels fr\u00fcher Augusthafer, Original 240.\n\u2014\tdeutscher Champagnerroggen, Original 239, 493.\n\u2014\tgoldene Melonengerste, Original 239, 240.\n\u2014\tSquarehead-Winterweizen, Original 239. Hirsch-Lampertswalde 58.\nHochburg 105 ff.\nHochzuchtregister 8.\nHoevels, St. Nicolas 470.\nHoffarth, Rehbach 425.\nHoffmann, Scheckenbronnerhof 111.\n\u2014, Silberfeld 393 ff.\nHoffmeyer, Zlotnick 530.\nHof Sassen 421.\n\u2014\tWasserbiblos 418, 425.\nHohenaltheim 490.\nHohenheim 1, 3, 116 ff., 481, 484. Hohenheimer Sommerweizen 484.\n\u2014\tWetterauer Fuchsweizen 125, 134. Hohenpriesnitz 316.\nHoldeflei\u00df, Halle 84 ff., 93 ff., 105, 186.\n\u2014, Apparat zur Ermittlung der Knickfestigkeit von Halmen 101, 118.\nHopfen 20.\nHopfner, B\u00f6hmenhofen 530.\nHoppenrade 530.\nHorbeck 322.\nHordeum distichum erectum 122.\n\u2014\t\u2014 nutans 158.\nHorlach 490.\nHorns\u00f6mmern 321.\nHovedissen 433 ff.\nHumbert, Dammendorf 322. Humboldt-Binkel-Weizen 34, 37.\nIgel-Weizen 34, 37.\nIllertissen 487.\nIllustrierte landw. Zeitung 92, 142, 143, 219, 435, 439, 449, 540.\nImberger Weizen 429.\nImfelde 581.\nImmendorf, Jena 136.\nIndustrie (Modrom) 560.\nIphofen 487.\nIrlbach 488.\nIsoliergeh\u00e4use 48.\nIsolierkappen 48.\nv. Jackowski, Wronczyn 553.\n\u2022Jaensch & Co., Aschersleben 219.\nJaenschs Original-Askanischer Staudenroggen 219.\n\u2014\twei\u00dfer Winterweizen Original, 219, 220. J\u00e4ger, K\u00f6nkendorf 494, 507 ff.\nJ\u00e4gers Duppauer Hafer, Original 513 ff.\n\u2014\tNorddeutscher Champagnerroggen 510 ff. Jahrbuch der D. L. G. 12, 42, 49, 50, 51,\n141, 143, 181, 347, 434.\n\u2014\tdes Vereins der Spiritusfabrikanten 18. Jahresbericht der Vereinigung der Vertreter\nder angewandten Botanik 175.\nJakobi, Utphe 421.\nJanasz, Ver\u00f6ffentlichungen 44.\nJanson, Kleinbochenheim 491.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 144.\nJena 136 ff.\nJerseykohl 55.\nJohannisroggen 556, 557.\nJohannsen 38.\nJournal f\u00fcr Landwirtschaft 25, 42, 43, 45, 75, 76, 77, 78, 79, 82.\nJubil\u00e4umsroggen 221.\nJung, M\u00fchlbach 363.\nv. Kalben, Vienau 221 f.\nv. Kalbens Vienauer Hafer, Original 221.\n\u2014\t\u2014 Jubil\u00e4umsroggen, Original 221.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 222.\nv. Kalckreuth, Casel 530.\nKamerland 583 f.\nKansasweizen 546.\nKarlshuld 491.\nKarotten 255.\nKartoffeln 18 ff., 62, 76 ff., 102,\t110 f.,\n133, 146, 163, 198, 255, 343 f., 346, 394, 409, 413, 416 f., 422 ff., 451 ff., 502 f., 533 ff., 540 ff., 553, 560, 564 ff. Kartoffelkeller 10, 12.\nKartoffelsorten :\nAbdul Hamid (Paulsen) 452, 454, 456. Agesilaus 572.\nAgraria (Paulsen) 455.\nAjax 572.\nAlabaster (Paulsen) 456.\nAlarich (Paulsen) 456.\nAlba (Paulsen) 454, 455.\nAlice (B\u00f6hm II) 423.\nAlma (Cimbal) 541.\nAmalie (Paulsen) 455.\nAmbrosia (Paulsen) 456.\nAmylum (Paulsen) 457.","page":0},{"file":"z0008.txt","language":"de","ocr_de":"592\nSachregister.\nAnder\u00dfen (Paulsen) 454.\nAnna (Paulsen) 457.\nApollo (Paulsen) 457.\nArabella (Paulsen) 457.\nArion (Paulsen) 455.\nArminia (Paulsen) 456.\nAspasia (Paulsen) 454, 458.\nAsta (Paulsen) 454. 455.\nAstra (Cimbal) 541.\nAthene (Paulsen) 454, 458.\nBarbara (Arnim) 572.\nBarbarossa (Breustedt) 343.\nBeatrix (Arnim) 572.\nBellona (Cimbal) 541.\nBlaue Riesen (Paulsen) 454, 458. Bloehinger 133.\nB\u00f6hms Fr\u00fche 423.\n\u2014\tIdeal 423.\n\u2014\tOdenw\u00e4lder Blaue 423.\nBrocken (Breustedt) 343.\nBund der Landwirte (Paulsen) 454, 457. C\u00e4cilie (Paulsen) 455. .\nC\u00e4sar (Paulsen) 458.\nC\u00e4sar (Arnim) 572.\nCalliope (Arnim) 572.\nCallisto (Arnim) 572.\nCapit\u00e4n Lans (Paulsen) 456.\nCardunus (Arnim) 572.\nCarola (Paulsen) 457.\nCastor (Arnim) 572 f.\nCerberus (Arnim) 573.\nCeres (Cimbal) 541.\nChiron (Arnim) 573.\nCicero (Arnim) 573.\nClaudius (Arnim) 573.\nCollege (Arnim) 573.\nConon (Arnim) 573.\nConstantia (Cimbal) 541.\nCorona (Paulsen) 456.\nCorrinna (Arnim) 573.\nCupido (Paulsen) 458.\nCyclop (Paulsen) 456.\nDagmar (Arnim) 573.\nDagobert (Arnim) 573.\nDame (Arnim) 574.\nDeutschland (Arnim) 574.\nDe Wet (Paulsen) 456.\nD. von Seydewitz (Cimbal) 541.\nDiana (Paulsen) 455.\nDon Carlos (Paulsen) 455.\nDoris (Cimbal) 541.\nEarly Rose 346.\nElfriede (Paulsen) 455.\nElla (Cimbal) 541.\nErfolg, (B\u00f6hm II) 423.\nErica (Paulsen) 455.\nErna (Cimbal) 541.\nErste des Odenwaldes (B\u00f6hm II) 423.\n\u2014\tvon Fr\u00f6msdorf (Cimbal) 541.\n\u2014\tvon Nassengrund (Paulsen) 452.\n\u2014\tvon Nassenheide (Arnim) 570, 572, 574.\nEva (Cimbal) 541.\nFelicia (Paulsen) 456.\nFeodora (Cimbal) 541.\nFlockenkartoffel (Cimbal) 541.\nFlora (Cimbal) 541.\nFrz. Drake (Paulsen) 457.\nFrauengunst (Breustedt) 343.\nFreya ( Paulsen) 457.\nFr\u00fche Ertragreiche (Cimbal) 541.\nF\u00fchre Maus (Paulsen) 458.\nF\u00fcrst Bismarck (Cimbal) 541.\n\u2014\tv. Lippe (Paulsen) 458.\nGalathee (Paulsen) 454, 456.\nGeheimrat Haas (B\u00f6hm II) 423.\n\u2014\tWerner (Cimbal) 541.\nGelbe Rose (Paulsen) 454.\nGelbfleischige Speisekartoffel (Cimbal) 541. General Kuroki (Arnim) 574.\nGeneral Nogi (Arnim) 574.\nGermania (Paulsen) 458.\nGloria (Paulsen) 454, 458.\nGoldammer (Paulsen) 456.\nGraf P\u00fcckler-Burghau\u00df (Cimbal) 541. Granat (Paulsen) 455.\nGro\u00df-Bieberauer Ertragreichste (B\u00f6hm II) 423.\nGr\u00fcne Heiligenst\u00e4dter 451.\nHammerstein (Paulsen) 457.\nHannibal (Paulsen) 454, 458.\nHarzer Fr\u00fche (Breustedt) 343.\n\u2014\tRotauge (Breustedt) 343.\nHassia (B\u00f6hm II) 423.\nHebe (Paulsen) 458.\nHelios (Paulsen) 458.\nHero (Cimbal) 541.\nHilde (Cimbal) 541.\nHoldeflei\u00df, Apparat zur Bestimmung der Bruchfestigkeit 101, 118.\nIdeal (Paulsen) 453, 454, 455.\nIduna (Cimbal) 541.","page":0},{"file":"z0009.txt","language":"de","ocr_de":"Sachregister\n593\nIngeborg (I\u2019aulsen) 455.\nIrene (Paulen) 455.\nIrmgard (Paulsen) 456.\nIsabella (Paulsen) 455.\nIsmene (Cimbal) 541.\nIsolde (Paulsen) 454, 455.\nIrmgard (Paulsen) 456.\nIsolde (Paulsen) 454.\nJohanna (Paulsen) 454, 455.\nJuana (Paulsen) 457.\nJudex (Arnim) 574.\nJuli (Paulsen) 454, 458.\nJung Baldur (Paulsen) 458.\nJuno (Paulsen) 454, 458.\nKlio (Cimbal) 541.\nKupferhaut (Cimbal) 541.\nLeila (Paulsen) 457.\nLilie (Paulsen) 456.\nLorley (B\u00f6hm II) 423.\nLucia (Cimbal) 541.\nLueretia (Paulsen) 457.\nLydia (Paulsen) 457.\nMartha (Paulsen) 455.\nMax Eyth (Cimbal) 541.\nMeteor (Paulsen) 457.\nMonarch (Paulsen) 456.\nMontana (Paulsen) 454, 456. Morphy (Paulsen) 458.\nNansen (Cimbal) 541.\nNephrit (Cimbal) 541.\nNeue Exportkartoffel (Cimbal) 541.\n\u2014\tImperator (Cimbal) 541.\n\u2014\tZwiebelkartoffel (Cimbal) 541. Ninon (Paulsen) 458.\nNorma (Cimbal) 541.\nOhm Paul (Paulsen) 456.\nOlympia (Paulsen) 456.\nOpal (Paulsen) 456.\nPerle (Paulsen) 457.\nPh\u00f6bus (Paulsen) 458.\nPh\u00f6nix (Cimbal) 541.\nPluto (Paulsen) 457.\nPr\u00e4sident Junker (Cimbal) 541.\n\u2022\u2014 Kr\u00fcger (Cimbal) 541.\nPretiosa (Paulsen) 457.\nPrimel (Cimbal) 541.\nProfessor Gerlach (Cimbal) 541.\n\u2014\tWohltmann (Cimbal) 533, 541. Record (Cimbal) 541.\nRichters Admiral 358.\n\u2014\tBavaria 359.\nRichters blaue Zwickauer 359.\n\u2014\tBorussia 359.\n\u2014\tCygnea 357.\n\u2014\tDeutscher Reichskanzler 357.\n\u2014\tDr. Loges 361.\n\u2014\tDr. M\u00fcller 361.\n\u2014\tDr. Roesicke 361.\n\u2014\tDr. Roth 362.\n\u2014\tDr. Schulz-Lupitz 357.\n\u2014\tDr. von Eckenbrecher 356.\n\u2014\tD\u00f6lly 359.\n\u2014\tEdelstein 354.\n\u2014\tElbe 356.\n\u2014\tE. Lierke 361.\n\u2014\tErnst August 359.\n\u2014\tFerdinand Heine 357.\n\u2014\tFidelio 360.\n\u2014\tFreiherr von Wangenheim 356.\n\u2014\tfr\u00fche Zwiebelkartoffel 360.\n\u2014\tF\u00fcrstenkrone 354, 355.\n\u2014\tGeh. \u00d6konomierat v. Langsdorff 360.\n\u2014\tGeheimrat Nobbe 356.\n---Thiel 356.\n---Vodel 355.\n\u2014\tGeneral Cronje 356.\n\u2014\tGoethe 360.\n\u2014\tgraue Lerche 348.\n\u2014\tHannover 358.\n\u2014\tHelene 355.\n\u2014\tHohenzollern 359.\n\u2014\tImperator 351.\n\u2014\tJubelkartoffel 358.\n\u2014\tJuwel 360.\n\u2014\tKaiserin Augusta 360.\n\u2014\tKiepert-Marienfelde 360.\n\u2014\tK\u00f6nigin Carola 354.\n\u2014\tKoppe Wollup 355.\n\u2014\tKroenchen 360.\n\u2014\tLiebig 360.\n\u2014\tLouis Botha 359.\n\u2014\tMagnifie 361.\n\u2014\tMarie 361.\n\u2014\tMartha 361.\n\u2014\tMartinshorn 355.\n\u2014\tMax Eyth 359.\n\u2014\tMinister Lucius 361.\n---Miquel 355.\n\u2014\tNiedersachsen 357.\n\u2014\tOberstabsarzt Behrens 354.\n\u2014\tovale Fr\u00fchblaue 353.\n\u2014\tProfessor Delbr\u00fcck 359.\nDeutsche Pflanzenzucht.\n38","page":0},{"file":"z0010.txt","language":"de","ocr_de":"594\nSachregister.\nRichters Professor Maercker 352.\n----Oehmiclien 361.\n----Orth 356.\n----Wittmack 362.\n\u2014\tRheingold 355.\n\u2014\tRuprecht Ransern 362.\n\u2014\tS\u00e4chsische wei\u00dffleischige Zwiebel 348.\n\u2014\tSaxonia 354.\n\u2014\tSchneerose 362.\n\u2014\tStern 362.\n\u2014\tVorbote 353.\n\u2014\tVor der Front 352.\n\u2014\tW. Heimburg 356.\n\u2014\tZeppelin 357.\n\u2014\tZwickauer Fr\u00fche 353.\n\u2014\t\u2014 Niere 362.\nRodensteiner (B\u00f6hm II) 423.\nRoland (Paulsen) 455.\nRosa (Paulsen) 454, 455.\nRosalinde (Paulsen) 456.\nRotauge (Paulsen) 458.\nRothaut (Paulsen) 458.\nSchladener Erste (Breustedt) 343. Schnellerts (B\u00f6hm II) 423.\nSchwan (Paulsen) 454, 458.\nSchwarzblaue Salatkartoffel (Cimbal) 541. Schwarz-gold-gr\u00fcn (Hoffmann) 395. Sieberli\u00e4user 451, 452.\nSiegfried (Paulsen) 457.\nSilesia (Cimbal) 541.\nSimson (Paulsen) 454, 458.\nSirius (Paulsen) 458.\nSophie (Cimbal) 541.\nStambulow (Paulsen) 457.\nStarkenburger Fr\u00fche (B\u00f6hm II) 423. Suleika (Paulsen) 457.\nTeutonia (Paulsen) 456.\nUndine (B\u00f6hm II) 422.\nUnica (Paulsen) 457.\nVater Rhein (B\u00f6hm II) 423.\nVenus (Paulsen) 455.\nVesta (Cimbal) 541.\nVictoria (Cimbal) 541.\nViola (Paulsen) 458.\nVogtl\u00e4ndische Perle (Hoffmann) 394. Wodan (B\u00f6hm II) 422.\nWeser (Paulsen) 457.\nWilhelm Korn (Cimbal) 541.\nZulu (Paulsen) 457.\nKartoffelwagen 13.\nKatalog des Kgl. landw. Museums 8, 9.\nKatterbach 493.\nKayser, Niedertrierweiler 470.\nKeilholz, Quedlinburg 240.\nKeller, Obersch\u00fcpf 473.\nKerkau 322.\nKessingland-Weizen 272.\nKie\u00dfling, Weihenstephan 154 ff.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 164, 167, 168. Kinney, Sommerweizen 89, 90. Kirchheimbolanden 491.\nKirchner, Hohenheim 117, 149. Kirsche-Pfiffelbach, Sundhausen 395 ff. Kirsches Hafer, Original 397, 404 f.\n\u2014\tPferdebohne, Original 397, 405.\n\u2014\tRoggen, Original 397, 406.\n\u2014\tSquareheadweizen, Original 405.\n\u2014\tWinter-Grannenweizen, Original 405.\n\u2014\tWinter-Squareheadweizen, Original 397. Kissel, Ver\u00f6ffentlichungen 69.\nKittnau 561.\nKittnauer Eppweizen 561.\n\u2014\tSquarehead 561.\n\u2014\tWechselweizen 561.\nKl\u00e4den 180, 531.\nKl\u00e4dener Squareheadweizen 182. Kleberzellen 95.\nKlee, Jena 136, 180.\nKleez\u00fcchtung 416, 417.\nBucheggberger Mattenklee 180.\nRotklee 22, 96.\nSchlesischer Rotklee 539.\nSchwarzw\u00e4lder Rotklee 472.\nSchwedenklee 539.\nWei\u00dfklee 560.\nKlein-Altendorf 470.\nKleinbochenheim 491.\nKleinenglis 416.\nKleine Th\u00fcringer Pferdebohne 321. Kleinheide 556, 557.\nKlein-Heydau 549.\nKleinkugel 316.\nKlein-Malsau 558.\nKlein-Niedesheim 490.\nKlein-Schwein 530, 545.\nKlein-Wanzleben 1.\n\u2014, Zuckerfabrik 317 ff.\nKleschewo 553.\nv. Klitzing, Charlottenhof 530.\nKnauer, Gr\u00f6bers 222.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 222.\nKnoche, Wallwitz 222.","page":0},{"file":"z0011.txt","language":"de","ocr_de":"Sachregister.\n595\nKoch, Sch\u00f6newerda 322.\nKoelreuter 481.\nKoester, Ober-Saulheim 421.\nKofahl, Zcrnikow 515.\nKofahls Prignitzer Fr\u00fchhafer 515.\n\u2014\tPrignitzer Squarehead 515.\nKohlr\u00fcbe 23, 147, 414, 501. Kohlr\u00fcbensorten :\nFriedrichswerther Kohlr\u00fcbe 414.\nGelbe Criewener Kohlr\u00fcbe 502, 503. Wei\u00dfe Criewener Kohlr\u00fcbe 501, 502. Kolbensommerweizen 210 ff., 340.\nKonidien 548. v. K\u00f6nig, Z\u00f6rnigall 531.\nK\u00f6nigsberg 145 ff.\n\u2014, Bericht des landw. Instituts der Universit\u00e4t 148.\nK\u00f6nigsberger land- und forstwirtschaftliche Zeitung 148.\nK\u00f6nigsberg, Mitteilungen aus dem landwirtschaftlich-physiologischen Laboratorium 148. K\u00f6nigsberger Squarehead I und II 146. K\u00f6nkendorf 494, 507 ff.\nKonnersreuth 492.\nKonradsdorf 421.\nKopitkowo 530.\nK\u00f6rnerk\u00e4sten 165.\nK\u00f6rnerwagen 41, 72, 445.\nK\u00f6rnicke, Bonn 5.\nK\u00f6stlin, Ochsenhausen 483.\n-\u2014, Quarnbek 531.\nKothe, Aderstedt 171 ff.\nK\u00f6tzting 486.\nKrafft, Buir 460 ff.\nKraffts Beselerhafer II, 468.\n\u2014\tBordeaux-Sommerweizen, 465 f.\n\u2014\tDickkopfweizen, 463.\n\u2014\tverbesserter Siegerl\u00e4nder Land weizen 464.\n\u2014\tZeel\u00e4nder Roggen, 463.\nKraft, Gebr., Hof Wasserbiblos 425.\nKrantz 372.\nKraus, M\u00fcnchen 2, 155.\n\u2014, Halmbiegungsapparat 118.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 164, 167, 168. Kreuzungen, k\u00fcnstliche 274, 301, 474. Krogmann 118.\nKrzymowsky, Ver\u00f6ffentlichungen 78, 82. K\u00fchle, Gunsleben 171 ff.\nKuhkohl 55.\nK\u00fchle, Ver\u00f6ffentlichung 175.\nK\u00fchn, Halle 33, 96, 516. 547.\nKuhn, Ladenburg 472.\nKurtwitz 545.\nKutscher, Wobesde 576 f.\nKuwert, Pogauen 556, 557.\nKuwerts Ostpreu\u00dfischer Dickkopfweizen 557. Kutzleben 321.\nKwassitzer Original-Hannagerste 17, 213.\nLaboratoriumsbackofen 104.\nLandauer Gerstenbauverband 486. Landweizen, bayerischer 488.\n\u2014, L\u00f6hmer 538.\n\u2014, Lothringer 471.\n\u2014, niederbayerischer 492.\n\u2014, Pf\u00e4lzer 490.\n\u2014, Siegerl\u00e4nder 464.\nLandwirtschaftl. Jahrb\u00fccher 18, 23, 78, 272. Landwirtschaftlicher Kalender von Mentzel und v. Lengerke 272.\nLang, Hochburg 105 ff., 116, 118.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 434, 435, 449.\n\u2014, Niedertraubling 492.\nLangen b. Redel 530.\nLauingen 491.\nLawaetz, Ulkeb\u00fcll 580.\nLawson 8.\nLe Couteur 39.\nLegerahmen 410.\nLehrenkrau\u00df, Ver\u00f6ffentlichungen 434. Leidner, Ver\u00f6ffentlichungen 44.\nLeipzig 149 ff.\nF. v. Lekow, Gluski 530.\nLengen 557.\nLengfeld 421.\nLeonhard, Ver\u00f6ffentlichungen 44.\nLeutewitz 1, 373 ff.\nLeutewitzer Gelbhafer, Original 375, 382 ff. \u2014 Squareheadweizen, Original 375, 386 ff. Leuthen 538.\nLiberk\u00fcn, Orlowo 552. v. Liebenberg 44.\nLiebscher, G\u00f6ttingen 71, 75, 82.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 75.\nLigowo-Hafer 147, 260, 262, 492, 575. Limbourg, Gro\u00df-Antonitterhof 531. Lindenberg 530.\nLindenhof 558.\n' Linhart 175.\nLinsensorten:\nKrainer Landlinse 125.\nLinse I (Hohenheim) 125.","page":0},{"file":"z0012.txt","language":"de","ocr_de":"596\nSachregister.\nLippe 450.\nLippoldes, Ver\u00f6ffentlichungen 144.\nLi\u00df, Behrenwalde 577.\nL\u00f6bbeckesches Fideikommi\u00df 222 ff.\nLoburg 319. v. Lochow, L\u00fcbnitz 535.\n\u2014, Petkus 494, 515 ff.\nF. v. Lochows Gelbhafer Orig. 532 f.\n\u2014\tPetkuser Roggen Orig. 25, 94, 324, 521 ff., 531.\n\u2014\tVer\u00f6ffentlichungen 518. v. Lochow, Zieckau 530.\nLohmann, Weende 341.\nL\u00f6hme 538.\nL\u00f6hmer Landweizen 538.\nLothringer Landweizen 471.\nL\u00fcbnitz 535.\nLiibnitzer Nordischer Winterraps, Original 535, 537.\n\u2014\tRoggen, Original 535 ff.\nLubosch 530.\nL\u00fcneburg, Land- und forstw. Provinzialverein 344 f.\nL\u00fcneburger Kleyhafer 344.\nLupine 492. 574.\nLupinus angustifolius 575.\nLuxurierende Gerste 66, 67, 68.\nLuzerne 22 f\u201e 167, 180, 234, 416, 470.\n\u2014, Altfr\u00e4nkische 472 f., 487.\n\u2014, Iphofener 487.\nMaas, Ver\u00f6ffentlichungen 23.\nMaercker, Halle 2, 219, 335.\nMaetschke, R\u00fcckersdorf 544. Magdalenengerste 560.\nMagdeburgische Zeitung 219.\nMahndorf 222 ff.\nMahndorfer Hannagerste 231, 234.\n\u2014\tPrinzessingerste 231, 234.\n\u2014\troter Schlanstedter Sommerweizen 225, 233.\n\u2014\tSquareheadweizen 232.\n\u2014\tStrubes Hafer 232, 233.\n\u2014\tZeel\u00e4nder Roggen 231, 232.\nMais 96, 98, 470.\n\u2014, Pignoletto- 98.\nMalkwitz 548.\nMammutgerste 412.\nMammut-Winterweizen 91.\nManhattan, Wei\u00dfer 88, 89. 90,\nMarek, K\u00f6nigsberg 146.\nMark, Ver\u00f6ffentlichungen 148.\nMarienberg 530.\nM\u00e4rkische Gerste, Vierzeilige 213. Marktoffingen 490.\nMarschalleck, Gro\u00df-Kreutz 535.\nMarstaller, Aichholzhof 483.\nMartens, Stuttgart 9.\nMathes, Stierbach 421.\nMathis, Klein-Schwein 530. 545. Mayer-Willenbach 484.\nMayerus 471.\nMeckesheim 472 ff.\nMecklenburg 577 ff.\nMecklenburgischer Saatbauverein 577. Melbach 421.\nMendelsche Methode 34.\nMendelsches Vererbungsgesetz 97.\nMentzel und v. Lengerke, landw. Kalender 272 Me\u00dfgabel 128.\nMette, Heinr., Quedlinburg.\n\u2014, Chevaliergerste 260, 261, 262.\n\u2014, Hannagerste 260, 261, 262.\n\u2014, Ligowohafer, Original 260, 261, 262.\n\u2014, Rauhweizen (Rivetts bearded) 260, 261, 262.\n\u2014, roter Bordeaux-Sommerweizen 260, 261, 262.\n\u2014, Squareheadweizen, Original 260, 261, 262. \u2014, Zeel\u00e4nder Roggen, Original 260, 261, 262. Mette, Willy, Quedlinburg 262.\n\u2014, Ligowohafer 262.\n\u2014, Sommer-Squareheadweizen 262.\n\u2014, Squareheadweizen 262.\n\u2014, Zeel\u00e4nder Roggen 262.\nMettmann 460.\nMeyer, Friedrichswerth 406 ff.\nMiczyeski, Ver\u00f6ffentlichungen 75. Minden-Ravensbergscher Saatbauverein 429 f. Mitscherlich, K\u00f6nigsberg 145 ff.\nMitteilungen der D. L. G. 143, 440, 449. Modrow, Gwisdzyn 559 ff.\nModrows Preu\u00dfenweizen 559 f.\nMoebius, Weferlingen 235.\nM\u00f6gliner Annalen 1.\nM\u00f6nchhagen 578.\nMohrenweiser, Altenweddingen 235 f.\nMohn 124, 125.\n\u2014, graublausamig und braunsamig 125.\n\u2014, wei\u00dfsamiger 124.\n\u2014, wei\u00dfsamiger Schlie\u00df- 484.\nM\u00f6hre 495.","page":0},{"file":"z0013.txt","language":"de","ocr_de":"Sachregister\n597\nM\u00f6hrensorten :\nFriedrichswerther Riesenfutterm\u00f6hre 414. Gelbe Criewener Futtermohrr\u00fcbe 501. Gr\u00fcnk\u00f6pfige Pferdem\u00f6hre 536.\nKirsches Lobbericher Futterm\u00f6hre, Original 397, 403.\nWei\u00dfe Criewener Futtermohrr\u00fcbe 501. Mohrsche Wage 103.\nMolds red Prolific 50.\nBeselers 326, 340 f.\nFriedrichswerther 412.\nHeines 209.\nRimpaus 277, 281.\nMonatshefte f\u00fcr Landwirtschaft 16. Moosburg 486.\nMonsheim 421.\nMucherau 549.\nM\u00fchlbach 363.\nM\u00fcller, Kittnau 561.\nM\u00fcngersdorff, Frohnhof 469.\nMeu\u00dfelsdorf 492.\nM\u00fcnster i. W., Mitteilungen der landw. Versuchsstation 435 f.\n\u2014, Saatbaustelle des landw. Hauptvereins 429. M\u00fcther, Ver\u00f6ffentlichungen 77.\nNabdemenreuth 490.\nNassauer Milchweizen 90.\nNassauischer Rotweizen 416.\nNassengrund 450 ff.\nNassenheide 564 ff.\nNaturwissenschaftliche Zeitschrift f\u00fcr Land-und Forstwirtschaft 167, 168.\nNauener Hafer 70, 139. v. Negenborn, Loyden 556.\nNeuhaus, Selchow 535.\n\u2014 b. Mergentheim 483, 484.\nNeumarkt 486.\nNeuwerk, Aktien-Zuckerfabrik 323, 345. New York Spring, Sommerweizen 91. Niederarnbach 492.\nNiagara, Sommerweizen 91. Niederbayerische Landgerste 158. Niederbayerischer Landhafer 159, 161. Niederarnbacher Winterroggen 492. Niederbayerischer Landweizen 492. Niederrieden 491.\nNieder-Schlaube 549.\nNiedertraubling 492.\nNiedertrierweiler 470.\nNobbe-Tharandt, Ver\u00f6ffentlichungen 440.\nNo\u00ebweizen 209, 211.\nNonnenhof 421.\nNordstrandweizen 28 f., 303. Northcothe-Amber 91.\nNowoczek 342.\nOberbayerischer Freisinger Hafer 159. Oberbayerische Freisinger Landgerste 158. Ober-Erlenbach 421.\nObermittlau 544 Oberndorf 487.\nOberronning 492.\nOber-Saulheim 421.\nObersch\u00fcpf 473.\nObers\u00fclzen 492.\nOberweimar 391.\nOchsenhausen 483.\nOdelzhausen 488.\nOdenw\u00e4lder Fahnenhafer 472, 475.\n\u2014 Rotweizen 425.\nOhlmer 79, 80.\nOhlmersche \u00c4hrentafel 79 f.\nOhlmer, Ver\u00f6ffentlichungen 79.\nOntario, Sommerweizen 89, 90.\nOpelsche Gutsverwaltung, Westerhaus 421. ' Opitz, Ver\u00f6ffentlichungen 44. v. Oppenfeld, Reinfeld 531.\nOrle bei Melno 563.\nOrlowo 552.\nOrphal, Ver\u00f6ffentlichungen 144.\nOslanin 558.\nOsterspey, Frankenthal 17.\nOstpreu\u00dfen 555 ff.\n\u2014, Landwirtschaftskammer 556. Ostpreu\u00dfischer Saatbauverein 555 f.\nOtto, Passendorf 322.\nPaderborn, Saatbauverein f\u00fcr den Hauptvereinsbezirk 429.\nPanaotovic, Ver\u00f6ffentlichungen 76.\nPanten 545 ff.\nPantener Wintergerste 547 f.\n\u2014 Winterweizen Nr. 5.\t546.\nIMrsberg 486.\nPassendorf 322.\nPaulsen, Imfelde 581.\nPaulsen, Nassengrund 450 ff.\nPaulushofen 492.\nPellet 103.\nPentkowo 55 f.\nPetkus 494, 515 ff.","page":0},{"file":"z0014.txt","language":"de","ocr_de":"598\nSachregister.\nPetkuser Roggen 25, 94, 324, 343, 492, 521 ff., 531, 575.\nPerlitius, Ver\u00f6ffentlichungen 44.\nPetersilie 254.\nPf\u00e4lzer Gerste 65, 66, 423, 424f\u201e 426, 427, 492.\n\u2014\tLandweizen 490.\n\u2014\tLandhafer 67.\n\u2014\tRoggen 423 f\u201e 426, 427.\nPfarrkirchen 492.\nv. Pfetten-Arnbach, Niederarnbach 492. Pflanzenb\u00fcndelwage 165, 445. Pflanzenkrankheiten 20, 63, 151, 188, 292, 298, 449, 547, 553.\nPlatau 555.\nPlatauer Dickkopf-Ostmarkweizen 555.\n\u2014\tGoldgerste 555.\n\u2014\tGoldregenhafer 555.\n\u2014\tOstmark-Winterroggen 555.\nPflug, Ballersbach 470.\nPieper, Ver\u00f6ffentlichungen 144.\nPirna, 364 ff.\nPirnaer Roggen 55, 56, 364 ff., 367.\nPlehn, Ropitkowo 530.\nP\u00f6ll, Haus Sch\u00f6ller 470.\nP\u00f6rnbach 493.\nPogauen 557.\nPoledno 563.\nPolnischer Weizen 547.\nPommern 563.\nPosen 549 ff.\n\u2014, Landwirtschaftskammer 551. Pratersch\u00fctz 363.\nPrassen 556.\nPreul, Ver\u00f6ffentlichungen 78, 79. Primusgerste 558.\nPrinstner, Paulushofen 492.\nProbstei 332, 580 f.\nProbsteier Gerste 581 f.\n\u2014\tHafer 332. 581 f.\n\u2014\tRoggen 55, 516. 581,\n\u2014\tWeizen 581 f.\nProfessor-Heinrich-Roggen 549, 578 f. Professor-Heinricli-Roggen, Breustedts neuer 343.\nPropfhybriden 55 ff., 140, 348.\nProskau 1, 24.\nQuadt, Kleinheide 556, 557.\nQuarnbek 531.\nQuasthoff, Horbeck 322.\nQuecke 180.\nQuedlinburg 236 ff.\nQuei\u00df 322.\nQuei\u00dfer Sval\u00f6fs Renodlade-Weizen 322.\nRabbethge & Giesecke 317 ff.\nRackwitz, Quei\u00df 322.\nRadies 252.\nRadstein 530.\nRaecke, Hemsdorf 266.\nRaeckes Dickkopf-Winterweizen, Original 266. Raethjen, Bollendorf 557.\nRaps 58.\n\u2014, K. von R\u00fcmkers Pedigree Winter-, Orig. 42. LiibnitzernordischerWinterraps, Orig. 535.537. Raunitz 319.\nRechenstab nach Dr. Lang 127.\nRed Club, Sommerweizen 89, 90, 91.\nRegen 486.\nRegensburg 484 f., 492.\nRehbach 425.\nReinfeld, Kr. Belgard 531.\nRei\u00df, Kleinniedesheim 490.\nReiteiiieier, Ver\u00f6ffentlichungen 44. Remlingen 487.\nRemy, Bonn-Poppelsdorf 10 ff., 18, 225, 430. \u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 18, 23.\nRheinischer Saatbauverein 459. Rheinprovinz 459 ff.\nRhizome 548.\nRichter, Hameln 323, 346 ff.\nRichters Kartoffeln s. unter \u201eKartoffelsorten\u201d. Riedeselsche Gutsverwaltung, Sickendorf 421. Riedgerste 418, 425.\nRiesen-Landgerste 490.\nRiesenroggen 392 f.\nRiesenroggen, Heydenreichs, Original 392 f. \u2014, russischer 547.\nRimpau, Anderbeck 266.\n\u2014, Schianstedt 1, 5, 44, 171, 267 ff., 336, 538. Rimpaus fr\u00fcher Bastardweizen, Original 273, 277.\n\u2014\tgrannenlose Gerste 276.\n\u2014\tHannagerste 277, 279.\n\u2014\tMilton-Hafer, Original 277, 280.\n\u2014\tMolds red Prolific 277.\n\u2014\tRivetts bearded 277, 281.\n\u2014\troter Schlanstedter Sommerweizen, Original 191, 276, 278.\n\u2014\tSchlanstedter Roggen, Original 275, 276.\n\u2014\tSquareheadweizen, Original 276.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 2, 271.","page":0},{"file":"z0015.txt","language":"de","ocr_de":"Sachregister.\n599\nRingelheim 531.\nRivetts bearded:\nHeines 208.\nHeinr. Mettes 260.\nRimpaus 277, 281.\nRodewald, Kiel 2.\nRoemer, Ver\u00f6ffentlichungen 144.\nRoesicke, G\u00f6rsdorf 530, 536.\nRohde, Kurtwitz 545.\nRohdes Elite-Zuckerriibe 545.\nRoitz 530.\nRo\u00dfberg, Trebanitz 372.\nRoter Bordeaux-Sommerweizen 260 ff., 266. Rottalerverband der Gerstenbauvereine (Niederbayern) 486.\nRottendorf 493.\nR\u00fcben 55 ff., 77, 102, 163, 171, 173 ff., 180, 190, 195, 216, 222, 235, 238, 241 f., 264 ff., 268, 278 ff., 283 ff., 298 ff., 302 f\u201e 312, 316, 320, 323, 326, 342, 375, 394 ff., 408 f., 413 ff., 416, 428, 430 ff., 433 ff., 441 ff., 487, 495 ff., 540 ff. 545. 552f . 575.\nR\u00fcbenbohrer 14, 102, 376, 431. R\u00fcbensorten:\nBehrens Schlanstedter Zuckerr\u00fcbe, Original 283 f.\nGimbals Fr\u00f6msdorfer gelbe Riesen-Futter-r\u00fcbe 540.\n\u2014\torangegelbe Riesen-Futterr\u00fcbe 540. Eckendorfer Runkelr\u00fcbe, gelbe 55, 236,\n437, 507.\nFriedrichswerther ertragreichste Zuckerr\u00fcbe 413.\n\u2014\tFutterr\u00fcbe 415.\n\u2014\tzuckerreichste Zuckerr\u00fcbe 413.\nHeines Kleinwanzlebener Zuckerr\u00fcbe 216.\n\u2014\tverbesserte wei\u00dfe Vilmorinriibe 216, Kirsches Ideal Runkelr\u00fcbe, Original 397 ff. Klein-Wanzlebener Zuckerr\u00fcbe 545. Klein-Wanzleben-Kittnauer Zuckerr\u00fcbe 561. Knoches verbesserte Kleinwanzlebener Elite-\nZuckerriibe 222.\nLeutewitzer Runkelr\u00fcbe, gelb und rot, Original 375 ff.\n\u2014\tR\u00fcbe, rund 55.\nMohrenweisers Futterzuckerr\u00fcbe Veni, Vidi, Vici 235.\n\u2014\tWalzenrunkel, rot und gelb, Original 236.\nMiingersdorffs verbesserte Lanker Runkelr\u00fcbe 469.\nOberndorfer Runkelr\u00fcbe 376 f., 493. Oberndorfer Runkelr\u00fcbensamen, Original 487.\n\u201eOriginal\u201d-R\u00fcbe (Schlickmann) 303. Ovoide des Barres, Runkelr\u00fcbe 55. Pommersche Kannenwrucke 502. Rheinische Lanker Futterrunkel, wei\u00df und gelb 460.\nRimpaus Klein-Wanzlebener Zuckerr\u00fcbe, Original 278, 280.\nRohdes Elite Zuckerr\u00fcbe 545 Schlieckmanns Original-R\u00fcbe 302, 303.\n\u2014\tSpezialit\u00e4t, R\u00fcbe 302, 303.\nSchobberts Zuckerr\u00fcbe Ideal 264.\n-----Spezialit\u00e4t 264.\n\u201eSpezialit\u00e4t\u201d (Schlieckmann), R\u00fcbe 303. Stieghorster Walzenrunkelr\u00fcbe, Original\n430 ff.\nStolls Zuckerr\u00fcbe 464.\nStrandes Zehringer Elite, Zucker\u00fcbe 315.\n\u2014\t\u2014 zuckerreichste Elite, Zuckerr\u00fcbe 315. Substantia Futterr\u00fcbe 552 Tannenkruger Futterr\u00fcbe, rot und gelb 450. Vauriac-Runkelriibe 498.\nVorstadts Elite 316.\n\u2014\tOriginal 316.\n\u2014\tverbesserte Klein-Wanzlebener 316. Walthers orangegelbe Walzenrunkel 316. Wesches Ertragreichste 319.\n\u2014\tZuckerreichste 319.\nR\u00fcckersdorf 544.\nRudorff, Glinde 531.\nv. R\u00fcmker, Breslau 1, 3, 5, 24 ff. v. R\u00fcmkers gelbk\u00f6rniger Winterroggen, Orig.-K. 26, 42.\n\u2014 gr\u00fcnk\u00f6rniger Winterroggen, Orig.-K. 26, 42.\nv. R\u00fcmkersche K\u00f6rnerwage 41. v. R\u00fcmker, Pedigree-Winterraps, Orig.-K. 42. \u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 5, 42 ff., 75.\nRusche, Kleinenglis 416.\nRussischer Riesenroggen 547.\nSachs, Quedlinburg 263 f.\nSachsen, K\u00f6nigreich 363 ff.\n\u2014, Provinz 171 ff.\n\u2014, Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz 320 ff.\nSachsenhausen, Oberronning 492.\nSalatr\u00fcben, rote 252.\nSaliscber Sandweizen 147.","page":0},{"file":"z0016.txt","language":"de","ocr_de":"600\nSachregister.\nSamson 471.\nSt. Johann 484.\nSt. Nicolas 470.\nSargstedt 321.\nSaumur-Saat 211.\nScandiaweizen 281.\nSchackensleben 181 ff.\nSchade, Altenburg 421.\n\u2014, G\u00e4rtitz 372.\nSch\u00e4nder, Bromberg 553.\nScharnhausen 483.\nSchartau, Kerkau 322.\nScheie, Schladebach 323.\nSchenzle-St. Johann 484.\nScheunemann, Damerau 561.\nSchickert, Schniftenbergerhof 426. Schilbach 389 ff.\nSchindler 69.\nSchladen 323, 342 f.\nSchladebach 323.\nSchlagenthin 564.\nSchianstedt 267 ff.\nSchlanstedter Roggen 94, 275 f.\n\u2014 Sommerweizen:\nMahndorfer 225, 233.\nRimpaus roter 190, 276 ff.\nStrubes roter 288, 294.\nSchlesien 539 ff.\nSchlesischer Saatbauverein 539. Schleswig-Holstein 580 f.\nSchlieckmann, Auleben 303. Schliephacke, Panten 545.\nSchliephacke, Werblitz 538, 547. Schlote, Charlottenhof 531.\nSchmatz, Schm\u00f6lln 373.\nSchmelzer, Ver\u00f6ffentlichungen 434, 449. Schmidt, L\u00f6hme 538.\nSchm\u00f6lln 373.\nSchm\u00f6llner Gebirgsweizen 373.\n\u2014\tGranithafer 373.\n\u2014\tGranitroggen 373.\nSchniftenbergerhof 426.\nSchobbert & Co., Quedlinburg 264. Sch\u00f6ller, Haus 470.\nSch\u00f6nberg (Holstein) 581.\nSch\u00f6nbrunn 492.\nSch\u00f6newerda 322.\nSchottischer Hochlandweizen 507.\n\u2014\tred King-Weizen 372.\n\u2014\tSquarehead 139.\nSchreiber & Sohn, Nordhausen 303.\nSchulze, Jena 136.\nSchurig, Stedten 303.\nSchuster, Kl\u00e4den 531.\nSchwarzer Bartweizen 90.\nSchweizer, Fromental Sechs\u00e4mter-(Fichtelgebirgs- )Hafer 485. v. Seelhorst, G\u00f6ttingen 70 ff. v. Seelhorstsche K\u00f6rner und \u00c4hrenwage 72. Seelhorst, Ver\u00f6ffentlichungen 75, 76, 77, 82. Seibicke, Burkersroda 321.\nSeiffersdorf 539.\nSeignora, Sommerweizen 90.\nSelchow 535.\nSettegast, Leipzig 149.\nShirreff 39, 272.\nSickendorf 421.\nSiefert-Frohnhof 421.\nSiegerl\u00e4nder Landweizen 464.\nSiemerode 322.\nSilberfeld 393 ff.\nSindlingen 481, 482, 531.\nSinsleben 312.\nSitones grisena (R\u00fcsselk\u00e4fer) 575.\nSobotka 554 f.\nSobotkaer Fahnenhafer 555.\nSolanum Commersonii 6, 10, 571.\nSoldat, Adl. Albehnen 557.\nSpahr 69.\nSpargel 472.\nSpelz 472, 474, 476 ff., 487.\nSperling, Buhlendorf 304 ff.\nSperlings Buhlendorfer Weizen braunk\u00f6rniger Zucht, Orig. 306, 308 ff.\n\u2014\t\u2014 Roggen gr\u00fcnk\u00f6rniger Zucht, Original\n305.\n----Weizen hellgelbk\u00f6rniger Zucht, Original\n306,\t309 ff.\nSperling, Gustav, Sinsleben 312.\nSperlings Sinslebener Hafer, Original 312. ----Squarehead, Original 312.\n\u2014\tVer\u00f6ffentlichungen 312.\nSpielberg 303.\nSquarehead:\n\u2014, begrannter 90, 139.\n\u2014, Behrens 285 f.\n\u2014, Beseler 326, 333 ff.\n\u2014, braunspelziger 126, 129.\n\u2014, Breustedts 343.\n\u2014, Cimbals 543.\n\u2014, Frankenthaler brauner 490.\n\u2014, Friedrichswerther 412.","page":0},{"file":"z0017.txt","language":"de","ocr_de":"Sachregister.\n601\n\u2014, G\u00f6ttinger begrannter 70, 74, 139.\n\u2014, Heines 207.\n\u2014, Himmels 239.\n\u2014, Kirsches 397, 405, 406.\n\u2014, Kittnauer Squarehead 561.\n\u2014, Kl\u00e4dener 182.\n\u2014, Kofahls Prignitzer 515 \u2014, K\u00f6nigsberger 146.\n\u2014, Leutewitzer 376, 386.\n\u2014, Mahndorfer 232.\n\u2014, Mettes 260 ff.\n\u2014, Willy Mettes 262.\n\u2014, Prignitzer 515.\n\u2014, Rimpaus 276.\n\u2014, schottischer 139.\n\u2014, Sperlings 312.\n\u2014, Stolls 415 f.\n\u2014, Strubes 288 \u2014, Sval\u00f6fer G\u00f6teborger 147.\n\u2014, Sval\u00f6fer Topp 147.\nStadler, Regensburg 492.\nStambach 485 f.\nStanjek, Ver\u00f6ffentlichungen 44.\nStaubbrand 292, 298, 449.\nStauffer, Obers\u00fclzen 492.\nStebler, Z\u00fcrich 180.\nStedten 303.\nSteglich 47 ff., 365 f.\nSteiger, Leutewitz 373 ff.\nSteinkopff, Leuthen 538.\nSteuer, Malkwitz 548.\nStieghorst 429 f.\nStiegler, Sobotka 554 f.\nStierbach 421.\nStiller, Muckerau 549.\nStoll, Georgenhausen 418, 428.\nStolls kleine rote Ackerbohne 481.\n\u2014\tSquareheadweizen 475 f.\n\u2014\tVer\u00f6ffentlichungen 475.\nStoppel, B\u00fcndtken 557.\nSteinersches Schlo\u00dfgut 483.\nStetter, Teiding 493.\nStiftlandhafer 485.\nStoll, Meckesheim 472 ff.\nStolls brauner Winterkolbenspelz, Original 477.\n\u2014\tFahnenhafer, Original 478 ff.\n\u2014\tfr\u00fcher Riesenspelz, Original 478.\n\u2014\twei\u00dfer Winterkolbenspelz, Original 477 f. Strandes-Zehringen 312 ff.\nStrebei, Hohenheim 117, 484.\nStreng, Aspachhof 493 Stretense 531.\nStrube, Schianstedt 287 ff.\nStrubes Klein-Wanzlebener Zuckerr\u00fcbe, Original 288.\n\u2014\tKreuzung 56, Original (Winterweizen) 288,\n299,\t300.\n----210, Original (Winterweizen) 288, 299,\n300.\n\u2014\troter Schlanstedter Sommerweizen, Original 288, 294.\n\u2014\tSchlanstedter Hafer, Original 288, 297, 578.\n\u2014\t\u2014 Roggen 94.\n\u2014\tSquareheadweizen, Original 288.\nStrube, Nieder-Schlaube.\nStrubes begrannter Sommerweizen, Original\n549,\t550.\n----Sommerweizen, Original\n\u2014\tschlesischer Dickkopfweizen, Original 549,\n550.\n\u2014\tWintergrannenweizen, Original 549, 550. Struve, Kamerland 583 f.\nStruves holsteinische Marschbohne 583 f. Strunkkraut 55.\nSubstantia-Futterriibe, Original 552 f. Suckow 506.\nS\u00fcchting, Ver\u00f6ffentlichungen 18, 23, 82. Sundhausen 395 ff.\nSval\u00f6fer G\u00f6teborg Squarehead 147.\nSval\u00f6fs Renodladeweizen, Quei\u00dfer 322. Sval\u00f6fer Topp Squarehead 146.\nTabak 472.\nTannenkrug 429. 450.\nTauberbischofsheim 473.\nTeiding 493.\nv. Tettau-Tolks, Kraphausen 556.\nTeverson-Weizen 27, 28, 29, 50, 90, 270 f\u201e 460. Thaer 1, 59, 60.\nThiele, Ver\u00f6ffentlichungen 93.\nThiels landwirtschaftliche Jahrb\u00fccher 4, 5, 149.\nTh\u00fcringen 389 ff.\nTh\u00fcringer landwirtschaftliche Zeitung 143. Thurn und Taxissche Gutsverwaltung, Barbing 493.\nTietz, Ver\u00f6ffentlichungen 149.\nTirschenreuth 485.\nT\u00f6rring-Jettenbach, P\u00f6rnbach 493. Traublinger Braunweizen 492.","page":0},{"file":"z0018.txt","language":"de","ocr_de":"602\nSachregister.\nTrebanitz 372.\nTriesdorf 493.\nTriticum compactum 81.\n\u2014\tmonococcum 5.\n\u2014\tpolonicum 547.\n\u2014\trepens 180.\n\u2014\tsativum vulgare compactum 34.\n\u2014\tturgidum 21, 81.\nTrockenapparat 289, 290, 400, 448. Trustaedt, Marienberg 530.\nTschermak 266.\nT\u00fcckeihausen 491, 531.\nTucker, Ver\u00f6ffentlichungen 76.\nTuckermann 20.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 44.\nTurgidum weizen 21, 22, 81.\nTurkestanischer Weizen 91.\nUffenheim 487.\nUlkeb\u00fcll 580.\nUlrich, Ver\u00f6ffentlichungen 93, 144.\n\u00dclzen 323.\nUnterfr\u00e4nkische Gerste 490.\nUrtoba-Weizen 50.\nUtphe 421.\nVersuchsm\u00fchle von Gebr. Seck, Dresden 104. Vibrans, Calv\u00f6rde 531.\nVicia F aba 156.\nVilmorin 8, 209, 319.\nVicia saliva 156.\nVielhauer, Moosbach 473.\nVienau 221 f.\nVierzeilige Gerste 557.\nVogel, Rottendorf 493. v. Vogelsang, Eckendorf 433 ff. Vogtl\u00e4ndischer Braumveizen 24, 25, 49, 50 ff., 394, 395.\n\u2014\tSommerweizen 394.\n\u2014\tlandwirtschaftlicher Kreisverein, Mitteilung\n50.\nVohland, Hohenpriesnitz 316.\nVorstadt, Ber\u00dfel 316.\nWacker, Hohenheim 116 ff.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen 434.\nWadsack, Horns\u00f6mmern 321.\nWagh\u00e4usel, Zuckerfabrik, Kirschgartshausen\n111.\nWaldau 1.\nWaldeck 416 ff.\nWaldecker Staudenroggen, Original 417. Waldlerhafer 159, 160 f., 486, 493.\nWallwitz 222.\nWalter, Lengfeld 421.\nWalther, Kleinkugel 316.\nWannow, Orle 563.\nWarmbold, \u00dclzen 323.\nWartin 575.\nWaterstradt 18, 23.\nWeende 323, 325 ff.\nWeferlingen 235.\nWeidenthal 180.\nWeihenstephan 154 ff.\nWeinzierl, Gro\u00dfk\u00f6llnbach 493. von Weinzierl, Ritter, Wien 154.\nWei\u00dfhafer 507.\nWerblitz 538.\nWernicke, Magdeburg 182.\nWesche, Raunitz 319.\nWe\u00dfling, Ver\u00f6ffentlichungen 104. Westerhaus 422.\nWesternacher, Katterbach 493.\nWestfalen 429 ff.\n\u2014, Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz 464.\n\u2014, Ver\u00f6ffentlichungen der Landwirtschaftskammer f\u00fcr die Provinz 434.\nWestmann, Greisitz 530.\nWestpreu\u00dfen 558 ff.\nWestpreu\u00dfische landw. Mitteilungen 148. Wetterauer Fuchsweizen 125, 126, 134, 481, 483.\nWickenarten:\nWicke, graugriinsamige 483.\n\u2014, rosabl\u00fchend, schwarzbraunsamig (Hohenheim) 125.\n\u2014, violettbl\u00fchend und graugr\u00fcnsamig (Hohenheim) 124.\nWickstadt 421.\nWiener landw. Zeitung 92.\nWilhelmshof 507.\nWilke, Platan 555.\nWillenbach 484.\nWillner, Ver\u00f6ffentlichungen 18, 23.\nWilms, Ver\u00f6ffentlichungen 76.\nWindsheim 487.\nWittmaek, Ver\u00f6ffentlichungen 9.\n\u2014, Berlin 3, 4 ff., 440.\nWobesde 576 f.\nWobesder Hafer 576 f.\nWobig, Weilburg 416.","page":0},{"file":"z0019.txt","language":"de","ocr_de":"Sachregister.\n603\nWochenschrift f\u00fcr Brauerei 20, 23. Wohltmann, Halle 2, 3, 66, 82 ff., 208, 347. Wohltmanns blaue Dame Orig. ( Sommerweizen) 83, 85 ff., 90, 209, 210 f., 460.\n\u2014\tgr\u00fcne Dame Orig.(Sommerweizen) 90.\n\u2014\tVer\u00f6ffentlichungen 87, 92 f. 93,\nWrede, Ringelheim 531.\nWronczyn 553.\nWronow 553.\nW\u00fcrttemberg 481 ff.\nWiirttembergisches Wochenblatt f\u00fcr Landwirte 117, 134. von Wulffen, Mahndorf 222 ff. von Wulffensches Fideikommi\u00df 319 f. Wunsiedel 485. v. Wuthenow, Poledno 563.\nXenienbildung 961.\nZahn & Comp., Artern 320.\nZahns Original-Edelsamen (Zuckerr\u00fcbensamen ) 320.\nZeel\u00e4nder Roggen:\nHeines 205 f.\nMahndorfer 231 f.\nHeinr. Mettes 260 f.\nWilly Mettes 262.\nKraffts 463.\nZehringen 312 ff.\nZeiner, Neuhaus b. Mergentheim 484. Zeitlitz 530.\nZeitschrift des landwirtschaftlichen Vereins f\u00fcr Rheinpreu\u00dfen 92.\n\u2014\tf\u00fcr das gesamte Brauwesen 168.\n\u2014\tf\u00fcr Spiritusindustrie 219.\nZernikow 515, 538 f.\nZichorie 252 f., 262.\nZieckau 530.\nZiemann, Quedlinburg 266.\nZilcken, C., Haus Forst 470.\n\u2014, F., Klein-Altendorf 470.\nZillikens, Haus Asperschlag 470.\nZlotnik 530.\nZ\u00f6rnigall 531.\nZ\u00f6schingen 487.\nZoltowski, Alt-Bialcz 555. Zuchtbuchschemen 99 f., 228 f., 258 f., 277, 466 f\u201e 476.\nZiisedom 506 f.\nZwiebel 254.","page":0},{"file":"z0020.txt","language":"de","ocr_de":"Die Saatstelle der D. L. G.\ngegr\u00fcndet im Jahre 1888\n\u00fcbernimmt den Abschluss von Kauf und Verkauf jeglichen Saatguts f\u00fcr den landw. Betrieb zwischen Landwirt und Landwirt und den Saatenankauf von H\u00e4ndlern zu den besten und sichersten Bezugsbedingungen. Sie hat den Verkauf von ins D. L. G. Hochzuchtregister eingetragenen, anerkannten Saaten, sowie von anderen seitens der D. L. G. anerkannten Saaten. Angebote in ausf\u00fchrlichen Saatlisten, ferner Sonderangebote und auf Verlangen auch Proben, sind durch dieselbe erh\u00e4ltlich. Das Verlangen nach Angeboten, sowie die Bestellungen selbst sind zu richten an die\nDeutsche Landwirtschafts-Gesellschaft\nSaatstelle\nBerlin SW. 11, Dessauer Str. 14.","page":0},{"file":"z0021.txt","language":"de","ocr_de":"Die D. L. G. Saatzuehtstelle\n\u00fcbernimmt in Verbindung mit landwirtschaftlichen K\u00f6rperschaften Sortenversuche zwecks Ermittlung des Anbauwertes von neuen oder vielfach angebotenen Sorten.\nF\u00fcr die Erntejahre 1911/13 sind folgende Sorten f\u00fcr die Hauptpr\u00fcfungen in Aussicht genommen.\nF\u00fcr die Herbstaussaat:\n1.\tRoggen.\n1.\tF. von Lochows Petkuser Roggen 3. Heines Klosterroggen.\n(Vergleichssorte'.\t4.-5. Eigene und von den landwirtschaftlich.\nHimmels Champagner-Roggen.\tK\u00f6rperschaften vorgeschlagene Sorten.\n2.\tDickkopf- ( S quarehead- ) Winter weizen.\n1.\ta) St rubes Squarehead\t2. Kuwerts Squarehead,\naus Schianstedt (als Vergleichssorte f\u00fcr 3. Heinr. Mettes Squarehead, milderes Klima).\t4.\u20145. Eigene Sorten usw.\nb) Cimbals Elite-Squarehead (als Vergleichssorte f\u00fcr rauheres Klima).\n3.\tSonstige Winterweizen.\n1. a) Rimpaus Bastard-Weizen\n(als Vergleichssorte f. milderes Klima).\nb) Criewener 104-Weizen\n(als Vergleichssorte f. rauheres Klima).\nF\u00fcr die Fr\u00fchlingsaussaat:\n2.\tBuhlendorfcr hellgelbk\u00f6rniger Weizen.\n3.\tBielers Schlesischer Eppweizen.\n4.\t-5. Eigene Sorten usw.\n1. Sommerweizen.*)\n1. Roter Schlanstedter (bei fr\u00fcher Aus- 2. Wohltmanns blaue Dame, saat und gutem Boden) oder\t3. Japhet Sommerweizen.\nStrubes begrannter Sommerweizen\t4.\u20145. Eigene Sorten,\naus Sallsch\u00fctz, (bei sp\u00e4terer Aussaat u. leicht. Boden) (als Vergleichssorten'.\n2.\nA. F\u00fcr schweren und Mittelboden.\n1.\tStrubes Schlanstedter Hafer (V ergleichssorte).\n2.\tBehrens Schlanstedter Hafer.\n3.\tSval\u00f6fs Goldregen-Hafer.\n4.\t-5. Eigene Sorten usw.\n3.\n1.\tEckendorfer Feldbohne (Vergl.-S.)\n2.\tKleine Th\u00fcringer Feldbohne.\nHafer.*)\n1\u00ce. F\u00fcr leichtere Bodenarten.\n1.\tLeutewitzer Gelbhafer (Vergleichss.)\n2.\tF. von Lochows Gelbhafer.\n3.\tSval\u00f6fs Goldregen-Hafer.\n4.\t-5. Eigene Sorten usw.\nFeldbohnen.*)\n3.\tHalberst\u00e4dter Feldbohne.\n4.\t-5. Eigene Sorten usw.\n4.\tFutterr\u00fcben.*)\n1.\tOriginal Eckendorfer Runkelr\u00fcbe 3. Leutewitzer Runkelr\u00fcbe (gelb),\n(gelb). (Vergleichssorte).\t4.-5. Eigene Sorten usw.\n2.\tStieghorster Runkelr\u00fcbe (gelb).\n5.\tZuckerr\u00fcben.\n1.\tKlein-Wanzlebener \u201eN.\u201c\t3. Zuckerr\u00fcbe v. Heinr. Mette, Quedlinburg,\n(als Vergleichssorte).\t4. Rimpaus Kl. Wanzlebener f. unmittelbare\n2.\tZuckerr\u00fcbe von Meyer-Friedrichswerth. D.'L. G. Sortenversuche als 4. Pflichtsorte\nEine Reihe weiterer Sorten ist in die Vorpr\u00fcfungen aufgenommen.\nMeldungen zu Sortenversuchen haben zu erfolgen bis zum 1. Februar bzw. 1. August jeden Jahres.\nAusk\u00fcnfte \u00fcber Klee- und Grasmischungen f\u00fcr Wiesen, Weiden usw. werden durch den Sonderausschuss f\u00fcr Dauerweiden erteilt.\nAnmeldungen zum B.L.G. Hochzuchtregister sind bis zum 1. August d. J. einzureichen.\n*) \u00c4nderungen der beteiligten Sorten f\u00fcr 1911 in Aussicht genommen.","page":0},{"file":"z0022.txt","language":"de","ocr_de":"Druck von Gebr. Unger in Berlin, Bernburger Str. 30.\n<T\n<r\n\n\nD","page":0},{"file":"z0022table1.txt","language":"de","ocr_de":"~7?~\n\nSf\no\n\nTT\nTi\nE\n(f)\n<o .\nS C H W E -DEN\n\n\nSchleswig\n.Qi\nJmfelde\nKamerland\n\nAurich\no\n\n4\n\nLQbecyo/\n''jyj\nX\n\u25a0j r\n5-sStralsun\n\\\n0 RostockP\u2019M\u00f6nchhfyen\no\nPogauen ^K\u00f6nigsberg\n\u2022 Loy den\nKraphausen\nGumbinnen\no\nK\u00f6slin\nDummerstorf\nOldenburg t^.^\u00dfremen\nL\u00fcneburg Ebstorf \u2022\n\\ Schwerin\n- -\nK\u00d6nkendorf\u2022\n\u00a3 / --\nO -V1\tJfassenheide\\(\nC:\tt t'T \u2022 V\n/Stettin\n^e# Zernikow\nBadberqen 'i\t(*\n* /\t:>\nKl\u00e4den\nOsnabr\u00fcck \\\u201e.\no (Minden o '\nHannover\nSctfeagenthin\nn f*\nx TamSnl,ng\u00bb\\ Han*jln\\,\\ D\u00f6tzum\t----MerstohSz** HT s\no Berlin\nArnsberg\no\nu'#.\nKleinenglisN\n\n^\u00df\u00fcckeburg\tVefofingen\nHildesheim 'iBraunschweiq ''*ems.,SchaiZensleben\n\u00b0\t\u25a0\u201c*\t3 \u25a0\t-^Magdeourg\t\u2022 Lubnitz\no Potsdam\nPosen o\nSelchow\no tBljlliny$*i&(!rr-~~J 'Nordhaus^\"A^ut \u00c7\u00c7>\u00e9 GTSplZS \u2022\tL-\\\"~\nArojser,\tSon\u00a3\u00a3\u00ff?\u00ae*</e\"w,a'\t'%\t''\"Vw-\n\u201e\tV-^-\u201c\t.\t./\t^ Praierschut.\nG\u00e4rtitz\u2022\t\u2022\n\n-\t'Ijrfyrt Weimar \u00a3*\n>e.d\u00c4ecJotho\tZe. o. ojen\u00a3\u2019\nS Md halfst\u00a3til\nRudolstadt0\nO\u00dfera^-\nSi Iberfeld\t\u00abX\nC'l Greiz o\"*-? *\n, Trebanitz\nZwickau\nFraj^furf^\tOberndorr\nta\tG\u00e4dheim\n7asserbibii\n~'-J y\u00b0\\3\n'\u00c7b\u00eeijjbach* ^\nj Klein-Schwein\nSchm\u00f6lln\nDresden\nBautzen\nPanten\nLiegnitz\n54\nKlescheyto \u2022 GroQSlupia\t^\nPlat au\tk\u2018\\v\nSobotka *T\nV-\tN\n^.'fUedei^sSchlaube^^^\tj\n^ Fr\u00f6msdorf\nJ\nOberronning,.\tBerngau\nE\nR R\nH\n?\nK\u00f6tzting \u2022\nU E G A\nR N\n\\ 's\tAul non\n\\\t'''f\tJ\tStuttgart \u2122neaa,,ne\u2122.\n\\\tStra\u00dfburg X <7\t'*\t\u201ce C\nT\t- Hohenheim\n<\t/*\tJr\tf\t---------- >\nMa rktoffin cfenf Hohenaltheim\\9\tPaulushofen\u2022\n\\m Betzen nui hie\nBeilnqriesm Nieder- ^ar^'n9 traubimo\nZwiesel \u2022Teising\n* o ,,\nKolmar vL\n'________\nSindlingen\nX-_ OReutlingen\tAugsburg\t- Hamburg'\nV-jn. \" N'\\\t^'Ulm\to Schlo\u00df-* mMoosburg\t/\nGiiLaupfajcfr* \\ \u00ab Riedhof\tOdelzhausen\tPfarrkirchen ____\nS oA I i\t\\mJllerfissen\t'\n_J\t\\^\\0cnsennausen9\t>\n'l J \\ *j V\t/\nr\u00bb'Niede&rieden\n\no\nM\u00fcnchen\n2fe\nDeutsche Saatzuclitst\u00e4iteu.\no WisspJischaf'tlzcke Jnstiiide.\n\u2022 ZiLchtorte.\n50\n4-8,\nGeogr. lith. Jnst.v. Wilh.Greve, Berlin S.W.","page":0}],"identifier":"lit22174","issued":"1910","language":"de","pages":"603","startpages":"603","title":"Die deutsche landwirtschaftliche Pflanzenzucht","type":"Book","volume":"168"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:27:03.662690+00:00"}
