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{"created":"2022-01-31T15:25:19.051182+00:00","id":"lit22457","links":{},"metadata":{"alternative":"Archiv f\u00fcr die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere","contributors":[{"name":"Marbe, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Archiv f\u00fcr die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere 120: 205-209","fulltext":[{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"205\n(Aus dem psychologischen Institut der Akademie in Frankfurt a. M.)\nRegistrierung\u2019\nder Herzt\u00f6ne mittels ras sender Flammen.\nVon\nKarl Karte.\n(Mit 1 Textfigur und Tafel IV.)\nZur Aufzeichnung der Herzt\u00f6ne haben sich H\u00fcrthle1), Einthoven und Geluk2 3) und Holowinski8) eines Mikrophons bedient, dessen Ver\u00e4nderungen sie mittelst komplizierter Methoden graphisch Wiedergaben. Einen einfacheren Weg schlug Frank4 5) ein, der die Herzt\u00f6ne auf eine d\u00fcnne Gummimembran und mittels einer Spiegelvorrichtung auf einen photographischen Film \u00fcbertrug.\nIch habe nun gezeigt6), dass man die Schwingungszahl russender \u2022K\u00f6nig\u2019scher Flammen exakt aufzeichnen kann, wenn man durch ihren oberen Teil einen Papierstreifen hindurchzieht. Der leuchtende Mantel der Flamme dr\u00fcckt sich dann bei jeder Flammenschwingung einmal als schwarzer Ring auf dem Papierstreifen ab. L\u00e4sst man z- B. auf eine K\u00f6nig\u2019 sehe Membrane eine Stimmgabel von 100 Schwingungen einwirken, und zieht man \u00fcber eine zugeh\u00f6rige Acetylenflamme einen Papierstreifen hinweg, so erh\u00e4lt man Bilder nach Art des in Fig. 1 der Taf. IV mitgeteilten.\nDer Papierstreifen, der hier und bei allen sp\u00e4ter zu beschreibenden Versuchen zur Verwendung kam, wurde, wie schon in meiner oben stierten Arbeit n\u00e4her beschrieben ist, von einer Walze auf eine \u00e4ndere abgerollt. Zwischen beiden Walzen befand sich eine tiefer \u00a7elegene, unter welcher der Papierstreifen hinwegglitt. Die Flamme\n1)\tDeutsche medizin. Wochenschr. 1892 Nr. 4.\n2)\tPfl\u00fcg er\u2019s Arch. Bd. 57 S. 617 ff. 1894.\n3)\tZuletzt: Zeitschr. f. klin. Medizin Bd. 42 H. 8/4. 1901.\n4)\tM\u00fcnchener medizin. Wochenschr. 1904 Nr. 22.\n5)\tPhysik. Zeitschr. 7. Jahrg. Nr. 15 S. 548 ff. 1906.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nKarl Marbe:\nbrannte unter dieser mittleren Walze, jedoch nicht unter einer tiefsten Stelle des Papiers, sondern etwas vor einer solchen. Bei dieser Flammenstellung werden die Ringe (Ellipsen) sch\u00e4rfer, als wenn die Flamme unter einem tiefsten Punkt des vom Papier zur\u00fcckgelegten Weges brennt1).\nMittels solcher Russbilder2) kann man nicht nur die Schwingungszahl der Flammen exakt bestimmen, sie k\u00f6nnen vielmehr auch einen ungef\u00e4hren Anhalt \u00fcber die Amplitude der Flammenschwingungen geben. Diese ist n\u00e4mlich innerhalb gewisser Grenzen um so gr\u00f6sser, je gr\u00f6sser die kurzen Achsen der Ellipsen sind3.\nAls ich von den zitierten Arbeiten \u00fcber die graphische Wiedergabe der \u201eHerzt\u00f6ne\u201c Kenntnis genommen hatte, lag f\u00fcr mich der Versuch nahe, diese Ger\u00e4usche auf eine Membrane und dann auf eine Flamme zu \u00fcbertragen. Nach anderen vergeblichen Bem\u00fchungen gelang es mir, einen Apparat zu konstruieren, welcher die \u00dcbertragung der Herzt\u00f6ne auf eine Flamme erm\u00f6glicht. Ich lasse zun\u00e4chst die Beschreibung dieses Apparates folgen. (Siehe Figur auf folgender Seite.)\nIn einer kreisrunden Messingplatte von 6 mm Dicke befindet sich ein Loch von 3 mm und seitlich davon ein Loch von 0,5 mm Durchmesser; zwei R\u00f6hrenforts\u00e4tze a und b \u00fcber den L\u00f6chern dienen zum Anbringen von Gummischl\u00e4uchen. Die untere glatte Seite der Messingplatte ist abgeschlossen durch eine Membran aus d\u00fcnnstem Gummi, welche \u00fcber einen Ring aus steifem Papier gespannt ist. Diese Membran liegt unmittelbar auf der Messing-platte auf. Ein Messingring mit drei Schrauben h\u00e4lt sie an ihrem Platze fest. Unter dem Messingring ist ein Gummiring von gleichen Dimensionen wie der Messingring angebracht. An den R\u00f6hren a und b befinden sich Schl\u00e4uche. Derjenige der R\u00f6hre b f\u00fchrt nach einem Gasometer mit Acetylengas4), der andere ungef\u00e4hr 30 cm lange nach einem Brenner von 0,5 mm Durchmesser.\n1)\tGutzmann, Medizin.-p\u00e4dagog. Monatsschr. f. d. ges. Spracbheilk. 16. Jahrg. H. 11/12. 1906.\n2)\t\u00dcber andere Anwendungen russender Flammen im Dienste der Akustik und Elektrizit\u00e4tslehre vergleiche man Marbe, Physik. Zeitschr. 8. Jahrg. Nr.\nS. 9211'. und Nr. 12 S. 415ff., sowie D\u00e9guisne und Marbe, Physik. Zeitscbr 8. Jahrg. Nr. 7 S. 200 ff. 1907.\n3)\tVgl. D\u00e9guisne, Annalen der Physik, 4. Folge, Bd. 23 S. 311-\n4)\tDas kleine Gasometer, das bei allen von mir bisher angestellten suchen benutzt wurde, ist mit einem Azetylenerzeugungsapparat unmittelbar v","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Registrierung der Herzt\u00f6ne mittels rossender Flammen.\n207\nWenn nun aus dem Gasometer Gas nach der Membran zu entstr\u00f6mt, so wird diese um weniges von der Messingscheibe entfernt, und das Gas kann dann nach dem Brenner gelangen. Wird es hier entz\u00fcndet, entsteht eine Koni g\u2019sehe Flamme von sehr grosser Empfindlichkeit. Legt man den Gummiring des beschriebenen Apparats einem Menschen an einer geeigneten Stelle auf die Brust, so dass dieser Ring m\u00f6glichst luftdicht abschliesst, und l\u00e4sst man die Flamme auf einen Papierstreifen schreiben, so erh\u00e4lt man Russ-ringe, die als graphische Wiedergabe der Herzt\u00f6ne anzusehen sind. Die zu untersuchende Person liegt dabei am besten ungef\u00e4hr horizontal.\nb\nMessingplatte\nPapierring m. Membrane\nMessingring\nGummiring\nIch erhielt so f\u00fcr mich selbst eine grosse Anzahl von Bildern der Herzt\u00f6ne. Die Membran befand sich dabei \u00fcber dem dritten Interkostalraum am linken Sternalrand. Die Bilder zeigten auf den ersten Blick den bekannten Unterschied der Intervalle zwischen dem ersten und zweiten Ton einerseits und dem zweiten und ersten andererseits.\nIch teile in Fig. 2 Taf, IV ein Bild des ersten und ein Bild des zweiten Tones mit. Will man die Anzahl der Luftst\u00f6sse feststellen, aus denen die T\u00f6ne bestehen, so wird man diejenigen Seiten der Ellipsen zugrunde legen, die am h\u00e4ufigsten ausgebildet SInd> also die oberen. Man kann dann beim ersten Ton (I) in Fig. 2 Taf. IV deutlich sechs Ringe und daher St\u00f6sse abz\u00e4hlen. Doch scheint eher, dass man deren mehr anzunehmen hat, da an einzelnen teBen, insbesondere an der mit Pfeilen versehenen, die Russringe\nancien. Der Versuch aus, einem Azetylengaserzeuger Gas in ein grosses Gaso-eter zu leiten und es daselbst l\u00e4ngere Zeit aufzubewahren scheiterte, da das as> wenn es l\u00e4ngere Zeit \u00fcber Wasser steht, zur Russerzeugung nicht mehr Eignet ist.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nJv a r 1 M a r b e :\nso breit sind, dass sie wahrscheinlich aus einer Nebeneinanderla rung mehrerer hervorgegangen sind. Bei dem zweiten Ton (II) hat man daher mindestens drei St\u00f6sse anzunehmen. Diese Resultate stimme im Prinzip mit denen von Einthoven und Geluk1) \u00fcberein Allerdings ist die Isoliertheit des letzten Stosses beim ersten Ton auff\u00e4llig und einer Erkl\u00e4rung bed\u00fcrftig.\nL\u00e4sst man auf denselben Streifen etwa eine Herztonflarnnie und eine andere schreiben, welche die Schwingungen einer Gabel von 100 Schwingungen wiedergibt, so kann man nat\u00fcrlich mancherlei Schl\u00fcsse \u00fcber die Dauer der T\u00f6ne und der Intervalle ziehen.\nDie Herzt\u00f6ne, von denen Big. 2 Taf. IV zwei darstellt, sind sp\u00e4ter von dem Kliniker Herrn Prof. Dr. Roos ('Freiburg i. Br.) auf Grund einer auskultativen Untersuchung als klinisch normal, wenn auch nicht ganz rein bezeichnet worden.\nIn Fig. 3 Taf. IV teile ich das Russbild eines ersten und eines zweiten Tones eines jungen Mannes von 10 Jahren mit, dessen Herz nach der sp\u00e4teren Untersuchung des Herrn Prof. Roos nicht als normal bezeichnet werden kann. Die T\u00f6ne sind der auskultativen Pr\u00fcfung zufolge abnorm stark, der zweite Ton bisweilen gespalten. Diesem Befund entsprechend erhielt ich bei allen T\u00f6nen einzelne Ellipsen, deren kurze Achse abnorm gross war und in einzelnen F\u00e4llen zweite T\u00f6ne von grosser L\u00e4nge. Fig. 3 zeigt drei besonders breite Ellipsen und einen abnorm langen zweiten Ton. Der Apparat lag hier \u00fcber dem vierten Interkostalraum, 3\u20144 cm nach innen von der Mamillarlinie.\nIch nahm die Herzt\u00f6ne auch hei einem Mann von 30 Jahren auf, welcher nach der sp\u00e4teren auskultativen Untersuchung des Herrn Prof. Roos gelegentlich ein systolisches Ger\u00e4usch hat. Mit diesem Befund h\u00e4ngt es vielleicht zusammen, dass ich hier in einzelnen F\u00e4llen einen langen ersten Ton erhielt, an den sich der zweite unmittelbar anschloss. (Vgl. Fig. 4 Taf. IV.)\nAlle von mir hergestellten Russbilder scheinen \u00fcbrigens durch den Herzspitzenstoss nicht beeinflusst zu sein, wie auch Frank mit' teilt, dass in seinen Kurven nichts von der eigentlichen Herzstoss-kurve zu entdecken war.\nObgleich die vorliegenden Untersuchungen gewiss in praktischer und theoretischer Hinsicht verbesserungsbed\u00fcrftig sind, und obgleich\n1) a. a. 0. S. 626 ft'.\nJ","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Registrierung der Herzt\u00f6ne mittels missender Flammen.\t209\nsje nichts Abschliessendes bieten k\u00f6nnen und wollen, scheinen sie doch zu zei?en\u2019 dass meine Methode eine klinische Verwertung zul\u00e4sst, zumal sie viel leichter zu handhaben ist als eines der bisher beschriebenen Verfahren. Herr Prof. Roos und ich haben denn auch im Sommer dieses Jahres in meinem Institut die Herzt\u00f6ne von acht m\u00e4nnlichen und acht weiblichen Patienten aufgenommen, die von dem Oberarzt des Heilig-Geist-Spitals in Frankfurt a. M., Herrn Prof. Dr. Treupel, in entgegenkommender Weise zur Verf\u00fcgung gestellt wurden. In allen F\u00e4llen erhielten wir gute Bilder. Herr Prof. Roos wird die Ergebnisse dieser sowie anderer neuerer Untersuchungen demn\u00e4chst im Deutschen Archiv f\u00fcr klinische Medizin publizieren.\nOb die Methode mit Erfolg in der Psychologie angewandt werden bann, etwa zur Untersuchung der Abh\u00e4ngigkeit der Herzt\u00e4tigkeit von psychischen Vorg\u00e4ngen, bleibt noch zu pr\u00fcfen.\nNeuerdings habe ich \u00fcbrigens gefunden, dass man auch gute Russbilder der Herzt\u00f6ne erh\u00e4lt, wenn man die Membran aus dem Apparat entfernt, und wenn dieser gasdicht auf den K\u00f6rper aufgedr\u00fcckt wird. Die menschliche Haut dient dann wohl gewisser-maassen als Membran.","page":209},{"file":"p0252s0001table4.txt","language":"de","ocr_de":"Tn/:n:\nvo ri Mart in Ha rj en, B mut.\n.Riri. IT//i\\','T\\S.\nv/n H. 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