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{"created":"2022-01-31T16:08:13.127565+00:00","id":"lit22975","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Biologie","contributors":[{"name":"Tigerstedt, Robert","role":"author"},{"name":"Bergquist, Jakob","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Biologie 19: 5-44","fulltext":[{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntniss der Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nVon\nDr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\n(Aus dem physiologischen Laboratorium des Carolinischen medico-chirurgischen\nInstituts in Stockholm.)\n(Mit Tafel I.)\n1. Ueber die verschiedenen Methoden, die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Vorstellungen zu bestimmen.\nNachdem Helmholtz die Leitungsgeschwindigkeit der Erregung in den peripherischen Nerven bestimmt hatte, unterzog Donders.im Jahre 1865 die Frage von der Zeitdauer der einfachsten psychischen Vorg\u00e4nge einer eingehenden Pr\u00fcfung. Dabei wandte er folgende drei Methoden an.\nDie \u00ab-Methode: ein einziger bestimmter Eindruck wird erwartet; durch eine bestimmte Bewegung, Herabdr\u00fccken eines elektrischen Tangents, wird reagirt, sobald der Eindruck apper-cipirt worden ist.\nDie \u00d6-Methode: zwei verschiedene Eindr\u00fccke, x und y, k\u00f6nnen sich darstellen ; die Reaction geschieht mittels verschiedener Muskeln (z. B. rechter oder linker Hand), je nachdem der eine oder der andere Eindruck erschienen ist.\nDie c-Methode: zwei verschiedene Eindr\u00fccke, x und y, k\u00f6nnen sich dar bieten, f\u00fcr den einen, x, wird durch eine bestimmte Bewegung reagirt, f\u00fcr den anderen, y, keine Reaction l).\n1) Don ders, Onderzoekingen, gedaan in het physiologisch Laboratorium der Utrecht\u2019sche Hoogeschool. Tweede Reeks, II. S. 93\u2014120, 1868\u201469. \u2014 De Jaager: De physiologische Tijd bij psychische Processen. Utrecht 1865.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nDiejenige Zeit, welche durch die \u00ab-Methode bestimmt wurde, die einfache Reactionszeit, setzt sich nach der Analyse von Einer aus folgenden einzelnen Zeittheilen zusammen:\n1.\tAus der Zeit, welche verfliesst, w\u00e4hrend der Sinnesapparat die einwirkenden lebendigen Kr\u00e4fte in einen Nervenreiz umsetzt. Diese Zeit f\u00e4llt in gewissen F\u00e4llen fort, z. B. wenn man durch einen elektrischen Schlag den Nerven direct reizt;\n2.\taus der Zeit, w\u00e4hrend welcher der Reiz die Nervenstrecke bis zum Centralnervensystem durchl\u00e4uft;\n3.\taus der Zeit, w\u00e4hrend welcher der Reiz das R\u00fcckenmark passirt; auch diese Zeit f\u00e4llt nat\u00fcrlich in gewissen F\u00e4llen weg;\n4.\taus der Zeit des centralen Umsatzes in den Bewegungsreiz ;\n5.\t- aus der Zeit der r\u00fcckf\u00fchrenden R\u00fcckenmarksleitung; dieselbe f\u00e4llt nat\u00fcrlich auch in gewissen F\u00e4llen weg ;\n6.\taus der Zeit der Leitung im motorischen Nerven;\n7.\taus der Zeit der Ausl\u00f6sung der Muskelbewegung 1).\nVon diesen Zeittheilen ist nur Nr. 4 von psychologischer Bedeutung, die \u00fcbrigen haben ausschliesslich ein physiologisches Interesse.\nWundt hat den hierbei stattfindenden eigentlich psychischen oder richtiger psycho-physischen Vorgang in drei Einzeltheile gesondert: 1. Der Eintritt des Eindruckes in das Blickfeld des Bewusstseins oder die Perception; 2. der Eintritt in den Blickpunkt des Bewusstseins oder die A p p e r c e p t i o n ; 3. die Willens-erregung, welche im Central organe die registrirende Bewegung ausl\u00f6st2).\n1)\tExner, Archiv f\u00fcr die ges. Physiol. Bd. 7 (1873) S. 628 ff.\n2)\tWundt, Physiologische Psychologie; 2. Aufl. Bd. 2 (1880) S. 211. Wir werden in dieser Abhandlung der Auffassung Wundt\u2019s \u00fcber Perception und Apperception durchweg folgen, und erlauben uns daher seine ausf\u00fchrlichere Auseinandersetzung dieser Begriffe hier abzudrucken. \u201eNeben dem Gehen und Kommen der Vorstellungen nehmen wir in uns nicht selten mehr oder weniger deutlich eine innere Th\u00e4tigkeit wahr, welche wir als Aufmerksamkeit bezeichnen. In der unmittelbaren Selbstauffassung gibt sie sich dadurch zu erkennen, dass das Bewusstsein den Zusammenhang der Vorstellungen, auf den es sich bezieht, keineswegs zu jeder Zeit in gleicher Weise gegenw\u00e4rtig hat. sondern dass es bestimmten Vorstellungen in h\u00f6herem Grade zugewandt ist als anderen. Diese Eigenschaft l\u00e4sst sich durch die Vergleichung mit dem Blick-","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\t7\nDerselbe Verfasser hat ferner diese Vorg\u00e4nge eingehend studirt, und ist dabei zu folgenden Schl\u00fcssen gekommen: \u201eWir werden die drei mittleren Vorg\u00e4nge, die Perception, die Apperception und die Entwicklung des Willensimpulses als psycho-physische bezeichnen d\u00fcrfen, insofern sie gleichzeitig eine psychologische und eine physiologische Seite haben. Unter ihnen ist nun die Perception h\u00f6chst wahrscheinlich mit der Erregung der centralen Sinnesfl\u00e4chen unmittelbar gegeben. Wir haben allen Grund anzunehmen, dass ein Eindruck, der auf die Centraltheile mit der zureichenden St\u00e4rke einwirkt, dadurch an und f\u00fcr sich schon in dem allgemeinen Blickfeld des Bewusstseins liege. Eine besondere Th\u00e4tigkeit, die wir auch subjeetiv wahrnehmen, ist erst erforderlich, um nun einem solchen Eindruck die Aufmerksamkeit zuzuwenden. Unter der Perceptionsdauer werden wir daher ebenso wohl die physiologische Zeit, welche die den centralen Sinnescentren zugef\u00fchrte Beizung braucht, um hier Erregung hervorzubringen, als die mit ihr zusammenfallende psychologische Zeit der Erhebung des Eindrucks in das Blickfeld des Bewusstseins verstehen m\u00fcssen. Aehn-lich verh\u00e4lt es sich mit demjenigen Vorgang, welchen wir als Willen sze'it bezeichnen. Es w\u00e4re eine h\u00f6chst unwahrscheinliche Annahme, dieselbe f\u00fcr einen besonderen psychologischen Act zu halten, der abgelaufen sein m\u00fcsse, wenn die motorische Erregung im Centralorgane beginnen solle. Vielmehr ist, was sich unserer Selbstbeobachtung als Anwachsen des Willensimpulses zu erkennen gibt, offenbar gleichzeitig eine centrale motorische Reizung. Auch die Willenszeit ist daher ein psycho-physischer Zeitraum\u201c1).\nDer aus diesen drei Vorg\u00e4ngen (Perception, Apperception und Willenserregung) zusammengesetzte psycho-physische Process muss\nfeld des Auges verdeutlichen, indem man dabei von jener bildlichen Ausdrucksweise Gebrauch macht, welche das Bewusstsein ein inneres Sehen nennt. Sagen wir von den in einem gegebenen Moment gegenw\u00e4rtigen Vorstellungen, sie bef\u00e4nden sich im Blickfeld des Bewusstseins, so kann man denjenigen Theil des letzteren, welchem die Aufmerksamkeit zugekehrt ist, als den inneren Blickpunkt bezeichnen. Den Eintritt einer Vorstellung in das innere Blickfeld wollen wir die Perception, ihren Eintritt in den Blickpunkt die A p p e r c e p t i ou nennen\u201c (Wundt a. a. O. S. 205 \u2014 206).\n1) Wundt, a. a. O. Bd. 2 S. 221.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nsich in folgenden zwei Zeitabschnitten gliedern : 1. die Zeit zwischen der Perception und der wahren Apperception; diese Zeit ist die Apperceptionszeit, welche wir mit aZ bezeichnen wollen; nachdem die Apperception stattgefunden hat, folgt : 2. die Zeit zwischen ihr und dem Beginn des Willensimpulses; diese Zeit nennen wir mit Wundt Willenszeit und bezeichnen sie mit WZ. Wenn wir mit PZ die Zeitdauer der centripetalen Leitung bis zur Perception bezeichnen, sowie die Zeitdauer der centrifugalen Leitung vom Beginn des Willensimpulses an FZ nennen, so ist die einfache Reac-tionszeit EB, durch folgende Gleichung ausgedr\u00fcckt :\nEB = PZ+aZ+WZ+ FZ\t(1\nDurch die fr-Methode Don ders\u2019 wird der zu untersuchende Vorgang erheblich complicirt durch das Hinzutreten der Wahl zwischen den beiden m\u00f6glichen Reactionsweisen. Die zur Wahl n\u00f6thige Zeit, die Wahlzeit, bezeichnen wir mit VZ. Die Dauer zwischen Perception und Apperception ist hier nicht dieselbe wie in der \u00ab-Methode, denn hier gilt es ja zwei sich darbietende Eindr\u00fccke zu unterscheiden; es ist nicht genug nur einen einfachen Reiz zu appercipiren, man muss auch eine bestimmte Eigenschaft dieses Reizes erkennen. Die hierzu erforderliche Apperceptionszeit nennen wir A'Z und k\u00f6nnen also die, durch die fr-Methode bestimmte Zeit, bZ, in ihren einfachen Factoren folgendermaassen ausdr\u00fccken :\nbZ \u2014 PZ-j- AZ-\\- VZ-\\- WZ -f- FZ\t(2\nin welcher Gleichung die \u00fcbrigen Termen ganz dieselbe Bedeutung wie in Gleichung (1) haben. Wenn wir einmal die einfache Reac-ti\u00f6nszeit und ein anderes Mal die fr-Zeit bestimmen, so erhalten wir : bZ\u2014 EB = (A'Z\u2014 aZ) + VZ\nmit anderen Worten, durch eine Combination der a- und fr-Methode k\u00f6nnen wir nicht die Apperceptionszeit bestimmen.\nDieses ist auch nicht m\u00f6glich durch eine Combination der \u00ab-Methode mit der c-Methode. Bei Anwendung der letzteren hat man zwar nicht zwischen zwei auszuf\u00fchrenden Bewegungen zu w\u00e4hlen, weil man ja nur f\u00fcr das eine der sich darstellenden Objecte reagiren darf. Man muss dennoch auch hier eine Wahl treffen, n\u00e4mlich","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Von Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\t9\nSt '\u25a0\nzwischen reagiren und nichtreagiren ; der Versuch wird also auch hier durch eine Wahl complicirt, obgleich diese Wahl viel leichter ist als die Wahl zwischen zwei auszuf\u00fchrenden Bewegungen. Wenn wir die Wahlzeit in den Versuchen nach der c-Methode mit V Z bezeichnen und f\u00fcr die \u00fcbrigen hier in Betracht kommenden Zeit-aBschnitte dieselbe Bezeichnung wie in der Gleichung (2) anwenden, so erhalten wir f\u00fcr die nach dieser Methode bestimmte Zeit, cZ, folgende Gleichung:\ncZ= PZ+-A'Z+ VZ + WZ+ FZ\t(3\nwelche ebenso viele Termen als die Gleichung (2) enth\u00e4lt und somit ebenso wenig wie sie eine Bestimmung der einzelnen psycho-physi-schen Zeiten erlaubt. Zwar wird durch eine grosse Uebung und grosse Aufmerksamkeit bei den Versuchen die Zeit VZ allm\u00e4hlich k\u00fcrzer, aber sie einfach gleich Null zu setzen, wird dennoch nimmer erlaubt sein1).\nKeine der drei Methoden von Donders ist also gen\u00fcgend, um die Apperceptions- und die Willenszeit, einzeln oder zusammen, zu bestimmen. Um diese f\u00fcr das ganze Gebiet der psycho-physischen Zeitmessungen,so hochwichtige Frage zu l\u00f6sen, hat Wundt eine neue Methode, welche wir als die ci-Methode bezeichnen wollen, ersonnen. Diese Methode, welche eigentlich nichts anderes als eine folgerichtige Ausbildung der \u00ab-Methode ist, besteht darin, dass, wenn zwei \u00f6der mehrere verschiedene Objecte, x, y, z, sich darstellen, die Versuchsperson immer durch eine und dieselbe bestimmte Bewegung reagiren soll, sobald sie das Object appercipirt hat. Der psycho-physische Process besteht hier, wie in der \u00ab-Methode, nur aus d\u00e8r Apperceptions- und der Willenszeit; wenn das zu untersuchende Object von gr\u00f6sserer Complicirtheit ist, z. B. eine ein-, zwei-, drei- u. s. w. stellige Zahl, so muss die Apperceptionszeit gr\u00f6sser ausfallen, als bei Reaction auf einen einfachen Lichtreiz, deren Zeitdauer durch die \u00ab-Methode bestimmt wird. Wenn wir die durch die d-Methode bestimmte Zeit dZ nennen, und die dabei stattfindende Apperceptionszeit mit A'Zbezeichnen, so erhalten wir: __________ dZ= PZ+ A'Z+WZ+ FZ.\t(4\n1) Vgl. Wundt, Physiologische Psychologie; 1. Aufl. (1874) S. 744, 745.","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10 lieber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nDie Differenz dZ\u2014EB w\u00fcrde also (A'Z \u2014 a Z) gleich sein. aZ ist, wie schon gesagt, die Apperceptionszeit eines einfachen Lichtreizes, die Zeit \u00c4Z muss gr\u00f6sser als aZ ausfallen, weil in A\u2019Z nicht nur der einfache Reiz, sondern auch eine bestimmte Eigenschaft dieses Reizes appercipirt worden ist. Die Differenz {A'Z\u2014 aZ) lehrt uns also kennen die Zeit, um welche die Apperceptionszeit eines zusammengesetzten Objects gr\u00f6sser ist, als die Apperceptionszeit eines einfachen Lichtreizes, d. h. die zur Apperceptionszeit eines einfachen Lichtreizes hinzukommende Zeit, welche n\u00f6thig und zureichend ist, um eine bestimmte Eigenschaft des Objects zu unterscheiden. Nennen wir diese wahre Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Vorstellung A\"Z, so ist also:\nA!Z= aZ+A\"Z\nund A'Z \u2014 aZ = \u00c4'Z1).\nDiese Betrachtungen sind dennoch nicht ganz einwurfsfrei. Sie setzen voraus, dass in den Gleichungen (1) und (4) WZ gleich sein soll, oder mit anderen Worten, dass der Willensimpuls in beiden F\u00e4llen in ganz derselben Weise verl\u00e4uft. Dieses ist jedoch gar nicht bewiesen. Vielmehr scheint mit grosser Wahrscheinlichkeit die Willenszeit bei Versuchen nach der \u00ab-Methode k\u00fcrzer zu sein als bei Versuchen nach der cf-Methode. Denn nach der \u00ab-Methode wartet man nur auf einen bestimmten Reiz, und reagirt sofort, sobald dieser Reiz erschienen ist, ' denn man braucht hier keine besondere Eigenschaft des Reizes zu erkennen. Nach einiger Uebung wird allm\u00e4hlich die ganze Reaction fast wie eine Reflexbewegung ausgef\u00fchrt, und-dann nat\u00fcrlich die Willenszeit mehr und mehr Null sich n\u00e4hern2). Anders verh\u00e4lt es sich, wenn die Versuche nach der (^-Methode angestellt werden. Dann darf und kann man nicht fr\u00fcher reagiren, als das \u00e4ussere Object wirklich appercipirt ist, erst dann kann der Willensimpuls beginnen sich geltend zu machen. Wir finden also hier \u00e9inen bestimmten Beschluss, \u201ejetzt ist Zeit zu reagiren\u201c, wodurch nat\u00fcrlich die Willenszeit in der ^-Methode\n1)\tWundt, Philosophische Studien Bd. 1 (1881) S. 32; vgl. derselbe: Physiologische Psychologie 2. Aull. Bd. 2 (1882) S. 256 ff.\n2)\tWundt, Physiologische Psychologie 1. Aull (1874) S. 735.","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\t11\nl\u00e4nger wird als die Willenszeit in der \u00ab-Methode, welche ja durch fortgesetzte Uefeung sich Null n\u00e4hert. Bezeichnen wir diese wie vorher mit WZ und jene mit WZ, so erhalten wir die Differenz:\n<IZ\u2014 EM = (A'Z\u2014 aZ) -\\~iW'Z - WZ)\t(5\nund haben also durch die Combination der \u00ab-Methode mit der d-Metho.de noch nicht die wirkliche Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Vorstellung bestimmt.\nDurch eine kleine Modification der d-Methode l\u00e4sst sich dieses dennoch thun3 n\u00e4mlich wenn man den Versuch in der Art anstellt, dass man, ohne dass die Versuchsperson die Ordnung kennt, in welcher die verschiedenen Objecte ihm dargeboten werden, einen einfachen Reiz mit zusammengesetzten Objecten wechseln l\u00e4sst. Nehmen wir an, dass es die Untersuchung der Apperceptionszeit bei Gesichtsvorstellungen gilt. Weil die Versuchsperson nicht vorher weiss, ob z. B. eine Zahl oder nur ein einfacher Lichtreiz hervortreten soll, kann sie die Reaction nicht fr\u00fcher ausf\u00fchren, als sie sich von der Beschaffenheit des Eindruckes \u00fcberzeugt hat; die Art, den motorischen Willensimpuls auszul\u00f6sen, wird daher in beiden F\u00e4llen dieselbe. Wenn ein Unterschied bei den Reactionszeiten sich geltend macht, je nachdem ein einfacher Lichtreiz oder ein zusammengesetztes Object hervortritt, so kann dieser Unterschied nur darin seinen Grund haben, dass die Apperception eines zusammengesetzten Objectes eine l\u00e4ngere Zeit fordert, als die Apperception eines einfachen Lichtreizes. Wir m\u00fcssen also durch diese Methode, welche wir die modificirte d-Methode nennen wollen, eben dasjenige bestimmen k\u00f6nnen, was wir fr\u00fcher als die wahre Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Vorstellung bezeichnet haben. Wenn wir mit AZ die Apperceptionszeit eines einfachen Lichtreizes in der nach der modificirten d-Methode bestimmten Reactions-zeit, dEB, mit dVB die nach derselben Methode bestimmte Re-actionszeit f\u00fcr eine zusammengesetzte Vorstellung und mit WZ die zugeh\u00f6rige Willenszeit bezeichnen, sowie f\u00fcr die \u00fcbrigen hier in Betracht kommenden Zeiten, die in Gleichung (4) gebrauchten Bezeichnungen anwenden, so erhalten wir:\ndEB = BZ + AZ-\\- W'Z-j- FZ) d VB = P Z + A!Z + TF'^ + FZ j\n(6","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nDie Differenz dVR \u2014 dE R ist dann deutlich gleich \u00c4 Z \u2014 AZ, d. li. gleich der wahren Apperceptionszeit.\nDasselbe Resultat kann auch mittels einer Modification der c-Methode yon Don der s erhalten werden. Wenn man n\u00e4mlich die Versuche nach dieser Methode so anstellt, dass man in jeder Reihe zuerst eine Anzahl Bestimmungen macht, in welchen man nur f\u00fcr einen einfachen Lichtreiz, nicht aber f\u00fcr zusammengesetzte Objecte reagirt, und dann wieder eine gleich grosse Anzahl Bestimmungen ausf\u00fchrt, in welchen man nur f\u00fcr zusammengesetzte Objecte, nicht aber f\u00fcr einfache Lichtreize reagirt, muss selbstverst\u00e4ndlich der Unterschied zwischen den beiden solcher Art bestimmten Zeiten von nichts anderem bedingt sein als davon, dass die Apperceptionszeit eines zusammengesetzten Objects l\u00e4nger als die Apperceptionszeit eines einfachen Lichtreizes ist. Wir erhalten somit folgende Gleichungen : cVR = PZ + A'Z+ TZ + WZ + FZ 1 e ER = RZ AZ V Z -\\-W' Z -f- FZ J\nin welchen cVR die Zeit beim Reagiren auf eine zusammengesetzte Vorstellung, cER die Zeit beim Reagiren auf einen einfachen Lichtreiz, A'Z die Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Vorstellung und A Z die Apperceptionszeit eines einfachen Lichtreizes bedeuten ; die \u00fcbrigen Bezeichnungen haben ganz dieselbe Bedeutung wie in der Gleichung (6). Wir erhalten somit auch hier: cVR \u2014 cER = AZ \u2014 AZ-\nd. h. die wirkliche Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Vorstellung ist gleich der Differenz (cVR \u2014 cER).\nDie Apperceptionszeit eines einfachen Lichtreizes in der modi-ficirten c- und d-Methode ist wahrscheinlich gr\u00f6sser wie die Apperceptionszeit des einfachen Lichtreizes nach der \u00ab-Methode, denn hier gilt es ja vor dem Reagiren sich zu \u00fcberzeugen, dass man einen einfachen Lichtreiz und nicht ein zusammengesetztes Object vor sich hat. Auch wollen wir nicht behaupten, dass die Willenszeit in der modificirten c-Methode mit derjenigen in der modificirten d-Methode vollst\u00e4ndig \u00fcbereinstimmt, obgleich dieses uns sehr wahrscheinlich erscheint. Die Willenszeiten kommen aber hier gar nicht in Betracht, denn sie m\u00fcssen in allen nach der modi-","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Von Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\t13\nficirten d-Methode ausgef\u00fchrten Versuchen einander gleich sein; dasselbe muss nat\u00fcrlich auch mit allen nach der modificirten c-Methode angestellten Versuchen der Fall sein. Jedenfalls erhalten wir also nach den modificirten Methoden die wahre Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Vorstellung ohne Einmischung der Willens- oder der Wahlzeit.\nWenn wir die d-Methode Wundt\u2019s mit der \u00ab-Methode com-biniren, erhalten wir, wie schon gesagt,\ndZ\u2014 ER \u2014 (A'Z \u2014 aZ) -\\-(WfZ \u2014 WZ).\nDie Differenz (A\u2019Z\u2014aZ) ist, wie eben hervorgeboben, ein wenig gr\u00f6sser als die nach den modificirten Methoden bestimmte, wahre Apperceptionszeit [A'Z \u2014 A Z), weil die Zeit aZ k\u00fcrzer als AZ s\u00ebin muss. Die Differenz (AZ\u2014aZ) kann jedoch nicht sehr gross sein, und wir k\u00f6nnen daher, mit der eben gemachten Reservation, die Differenz (A'Z-\u2014aZ) als aufs N\u00e4chste gleich der Differenz (A'Z\u2014AZ), d. h. der wahren Apperceptionszeit, A\"Z, auffassen. Wenn wir mit 0 die Differenz (AZ-\u2014aZ) bezeichnen, so erhalten wir:\ndZ \u2014 ER = (A'Z\u2014 AZ) -f (W'Z \u2014 WZ) -f C = A\"Z + (W'Z\u2014 WZ)+ 0.\nWird also von der Differenz (dZ \u2014ER) die wahre Apperceptionszeit subtrahirt, so erhalten wir eine Zeit \u2014 (W'Z \u2014 WZ) -|~ C, wo C wahrscheinlich eine fast verschwindend kleine Gr\u00f6sse ist. Wie schon bemerkt, n\u00e4hert sich durch grosse Uebung die Zeit WZ allm\u00e4hlich mehr und mehr zu Null, ohne diesen Grenzwerth jemals zu erreichen. Die durch Subtraction von A\"Z von der Differenz (dZ\u2014ER) bestimmte Zeit ist also nicht die eigentliche Willenszeit, wie wir dieselbe oben definirt haben, sondern nur ein Werth, welcher sich derselben n\u00e4hert und somit eine Approximation derselben erlaubt.\n2. Die Versuche Friedrich\u2019s \u00fcber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nDie d-Methode Wundt\u2019s wurde in der folgenden Weise von Friedrich bei einer Untersuchung \u00fcber die Apperceptionsdauer","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\neinfacher und zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen benutzt1). Die Arbeit besch\u00e4ftigte sich mit der Apperception verschiedener f\u00e4rben und verschiedener, bis zu sechsstelligen Zahlen. \u201eIn der Seitenwand eines aus Pappe gefertigten ringsum geschlossenen Kastens b'efand sich in passender H\u00f6he eine runde Oeffnung, vor welche der ' Reagirende beim Versuche sein rechtes Auge brachte. An der Innenseite des oberen, als Schieber eingerichteten und ausziehbaren Theiles der gegen\u00fcber befindlichen Seitenwand wurde durch zwei Messingfedern ein Blatt weisses Papier so befestigt, dass es leicht durch ein anderes ersetzt werden konnte. In der Mitte des Blattes war dem Auge gerade gegen\u00fcber das zu erkennende Object (Farbe oder Zahl) aufgetragen.\u201c Das Innere des Kastens war also dunkel. \u201eUm das Auge bereits vor der Beleuchtung des Objectes auf die richtige Entfernung einstellen zu k\u00f6nnen, war etwa 20\u2122m \u00fcber dem Objecte eine kleine Oeffnung im Schieber und im Papier angebracht, welche sich deutlich gegen das dunkle Innere des Kastens abhob. Zwischen dem Auge und dem Objecte befand sich unterhalb der Sehlinie eine Geissler\u2019sche R\u00f6hre, welche das Object hinreichend beleuchtete, ohne direct Licht in das Auge zu senden.\u201c\n\u201eDie Zeit wurde durch ein Hipp\u2019sches Chronoskop gemessen, dessen Zeigerwerk bekanntlich so lange spielt, als der durch den Elektromagneten des Uhrwerks circulirende Strom ge\u00f6ffnet ist. Der Versuch war so eingerichtet, dass zuerst vom Ablesenden gleichzeitig das Object beleuchtet und das Zeigerwerk der Uhr ausgel\u00f6st wurde, und dass bei erfolgender Reaction der Reagirende gleichzeitig das Zeigerwerk anhielt und die Beleuchtung aufhob\u201c2). Einzelheiten, die Versuchsanordnung betreffend, k\u00f6nnen hier /\u00fcbergangen werden. Nur das muss noch angef\u00fchrt werden, dass der Reagirende und der Ablesende in demselben Zimmer sich befanden; dass eine Art Avertissement gegeben wurde, dadurch, \u201edass die Feder des Chronoskops beim Ingangsetzen desselben ein klirrendes Ger\u00e4usch verursachte. Doch war absichtlich die Zeit vom Beginn\n1)\tMax Friedrich in Wundt\u2019s Philosophische Studien Bd. 1 (1881) S. 39 \u2014 77.\n2)\tMax Friedrich a. a. O. S. 44\u201446,","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr. Robert Tig\u00e9rstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\t15\ndieses Ger\u00e4usches bis zur erfolgenden Beleuchtung ganz der Willk\u00fcr des Ablesenden \u00fcberlassen und fiel deshalb bald k\u00fcrzer, bald l\u00e4nger aus\u201c.\nF\u00fcr die vorliegende Untersuchung sind unter den von Friedrich ver\u00f6ffentlichten Versuchen nur diejenigen \u00fcber Zahlenvorstellungen von Bedeutung. Diese Versuche wurden, wie gesagt, nach der d-Methode vorgenommen ; in jeder Reihe wurde das Mittel der gefundenen d- Zeiten genommen und davon die durch fr\u00fchere, nicht gleichzeitige Versuche bestimmte einfache Reactionszeit sub-trahirt. 'Dass diese Zeit jedoch nicht die wahre Apperceptionszeit ist, haben wir oben dargethan.\nDie von Friedrich als Mittel aller seiner Versuche gefundenen Werthe f\u00fcr (dZ\u2014ER) sind in folgender Tabelle verzeichnet. Die Columnen x enthalten die Anzahl der einzelnen Versuche, deren Mittel hier aufgenommen sind.\nTabelle I.\ndZ \u2014 EM nach Friedrich1).\nReagirende\t1-stellig\tX\t2-st.\tX\t3-st.\tX\t4-st.\tX\t5-st.\tX\t6-st.\tX\nW\t0,344\t20\t0,361\t21\t0,354\t20\t0,459\t21\t0,573\t17\t0,817\t21\nE\t0,379\t10\t0,423\t11\t0,657\t11\t0,900\t11\t1,203\t11\t1,595\t10\nT\t0,290\t19\t0,380\t19\t0,493\t18\t0,709\t19\t0,849\t18\t1,197\t20\nF\t0,320\t16\t0,346\t16\t0,344\t19\t0,481\t14\t0,670\t20\t1,043\t16\nDass diese Zahlen allzu gross sind, geht unmittelbar daraus hervor, dass die Differenz {dZ \u2014 ER) nicht die wirkliche Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Gesichtsvorstellung ist, sondern diese plus der Zeit (WZ-\u2014WZ). Aber auch davon abgesehen, k\u00f6nnen diese Zahlen kein vollst\u00e4ndiges Zutrauen einfl\u00f6ssen, denn die experimentelle Anordnung der Versuche schliesst eine Menge Fehlerquellen ein, welche das ganze Resultat vollst\u00e4ndig unsicher machen. Erstens spielt in den Bestimmungen Friedrich\u2019s die Adaptationszeit eine sehr hervorragende Rolle. Der Reagirende blickt in eine fast ganz dunkle Kammer hinein ; dann wird pl\u00f6tzlich dieselbe beleuchtet und der Reagirende soll jetzt die Zahlen ent-\n1) Friedrich a. a. O. S. 64 \u2014 66.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nZiffern. Aber ehe er es thun kann, muss sich das Auge dem starken Licht anpassen, d. h. adaptiren. Die Zeit der Adaptation ist nach den Bestimmungen von Br\u00fccke undExner nicht k\u00fcrzer als 0,186 resp. 0,166 Sec.1). Freilich findet Friedrich, dass \u201ediese Zahl jedenfalls nicht mehr g\u00fcltig ist, wenn sofort bei der ersten Lichtempfindung reagirt wird, ohne dem Auge Zeit zu lassen, sich v\u00f6llig zu adaptiren, da es nicht wahrscheinlich ist, dass diese ganze Zeit verfliessen muss, namentlich nicht bei einfachen Unterscheidungen. Auch ist es zweifelhaft, ob die Zeit des Ansteigens der Erregung bis zum Maximum als Adaptationszeit bezeichnet werden darf\u201c2). Gegen diese Betrachtung kann aber bemerkt werden, dass es hier eben nicht die Frage von einfacher Unterscheidung ist, sondern dass es sich im Gegentheil um verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig sehr zusammengesetzte Wahrnehmungen handelt; ferner hat der Verfasser gar keinen Beweis daf\u00fcr geliefert, dass er nicht die ganze Adaptationszeit braucht, und schliesslich kann man unm\u00f6glich es dahin bringen, beim ersten Lichtreiz zu reagiren, wenn man vorher das Object wirklich appercipirt haben soll.\nDazu kommt noch, dass es dem Auge hei schwacher Lichtst\u00e4rke schwerer ist Objecte genau wahrzunehmen, als, bei voller Tagesbeleuchtung. Die Gr\u00f6sse der Lichtst\u00e4rke in den Versuchen Friedrich\u2019s ist zwar nicht angegeben, es ist aber nicht wahrscheinlich, dass diese nur ann\u00e4hernd der St\u00e4rke de's Tageslichtes gleich war. Auch dieser Umstand muss die Apperceptionszeit vergr\u00f6ssert haben.\nVersuche, welche wir nach einer Versuchsanordnung ausi\u00fchrten, welche in allen Hauptz\u00fcgen mit derjenigen Friedrich\u2019s \u00fcbereinstimmte, lehrten uns die grosse Bedeutung dieser Umst\u00e4nde f\u00fcr die vorliegende Untersuchung kennen. W\u00e4hrend wir nach dieser Methode f\u00fcr die einfache Reactionszeit Werthe erhielten, welche mit denjenigen anderer Forscher sowie unter einander ganz gut \u00fcbereinstimmten,, erhielten wir sehr grosse und schwankende Werthe, sobald wir die Versuche Friedrich\u2019s nachahmen wollten. Bald\n1)\tS. Aubert in Graefe\u2019s und Saemisch\u2019s Handb. der ges, Augenheilkunde Bd 2 2. Tbl. (1876) S. 505.\n2)\tFriedrich a. a. O. S. 48.","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Von Dr. Robert Tigerstedt mid stud. med. Jakob Bergqvist.\n17\nfanden wir durch eigene Selbstbeobachtung, dass die Ursache dieser Schwankungen nicht in einem ver\u00e4nderten Zustande der Centralorgane, auch nicht in fehlerhafter Aufmerksamkeit lag, sondern, mindestens zum gr\u00f6ssten Theil in der Schwierigkeit, einen Eindruck von dem beleuchteten Object zu erhalten und in der zur Adaptation nothwendigen Zeit. Der von uns angewandte Ruhmkorff\u2019sche Inductionsapparat war von zwei Bunsen\u2019sehen Kohlenzinkelementen gespeist.\nEine Fehlerquelle anderer Art findet sich in den Versuchen Friedrich\u2019s darin, dass die beiden Personen, der Reagirende und der Ablesende, sich in demselben Zimmer befanden. Hierdurch wurde der Reagirende nothwendigerweise gest\u00f6rt durch das Ger\u00e4usch der bei der Untersuchung gebrauchten Apparate, d. h. das Klirren des Hipp-schen Chronoskops und durch das Ger\u00e4usch des Unterbrechers im Inductionsapparate, von welchen mindestens das letztere sehr intensiv ist. Auch die Gegenwart mehrerer Leute im Versuchszimmer, das unaufh\u00f6rliche Wechseln des Objectes u. s. w., d\u00fcrften eine st\u00f6rende Wirkung auf das Gem\u00fcth des Reagirenden ausge\u00fcbt haben. Nun weiss man z. B. durch die Versuche Wundt\u2019s, dass dergleichen st\u00f6rende Einfl\u00fcsse die Reactionsdauer sehr betr\u00e4chtlich verl\u00e4ngern. So fand W u 11 d t, dass die Reactionsdauer f\u00fcr einen Funken im Mittel 0,222 Sec. ohne Nebenger\u00e4usch, mit Nebenger\u00e4usch aber 0,300 Sec. ist; f\u00fcr einen m\u00e4ssigen Schall war die Reactionsdauer ohne Nebenger\u00e4usch im Mittel 0,189 Sec., mit Nebenger\u00e4usch 0,313 Sec. x) Durch die eben hervorgehobenen st\u00f6renden Einfl\u00fcsse m\u00fcssen also die in den Versuchen Friedrich\u2019s bestimmten Zeiten vergr\u00f6ssert sein.\nEin Umstand, welcher vielleicht auch nicht ohne Bedeutung gewesen ist, ist, dass in den Versuchen Friedrich\u2019s das Auge eine kleine, etwa 20mm Iber dem Objecte angebrachte Oeflnung als Fixationspunkt benutzte. Wenn das Object beleuchtet wurde, war also das Auge nicht f\u00fcr dasselbe eingestellt und musste also eine kleine Bewegung machen, um sich f\u00fcr dasselbe einzustellen. Auch hierdurch wurde also die Apperceptionszeit in den Versuchen Friedrich\u2019s vergr\u00f6ssert.\n1) Wundt, Physiologische: Psychologie 1. Aufl. (1874) S. 746.\nZeitschrift f\u00fcr Biologie Bd. XIX.","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nAlle diese Umst\u00e4nde zusammengenommen, lassen keinen Zweifel dar\u00fcber, dass die von Friedrich bestimmte Apperceptionszeit viel zu lang ist. Man konnte es auch von vorn herein unm\u00f6glich finden, dass die Apperception einer einstelligen Zahl gegen 0,3 Sec. brauche. Wie w\u00e4re es dann m\u00f6glich \u00fcberhaupt zu schreiben oder zu lesen, wenn die App\u00e9rception eines jeden Buchstabens und einer jeden Ziffer mehrere Zehntel einer Secunde erfordern sollte?\n3. Unsere Versuchsanordnung.\nNachdem wir uns \u00fcberzeugt hatten, dass es unm\u00f6glich war exacte Resultate mit der Versuchsanordnung Friedrich\u2019s zu erhalten, suchten wir eine andere, mehr befriedigende Methode auszubilden. In folgender Versuchsanordnung, welche in ihren Hauptz\u00fcgen einer schon von Donders und de Jaager angewandten1) entspricht, glauben wir die meisten Fehlerquellen Friedrich\u2019s vermieden zu haben.\nFig. 1\nDie vordere Wand A (siehe Fig. 1) eines Kastens von 13cm H\u00f6he, 18,5cm Breite und 20,5cm Tiefe ist mit einem Loch von\n1) Vgl. de Jaager, De physiologische tijd bij psychische Processen (Utrecht 1865) Taf. II.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"19\nVon Dr. Robert Tigerstedt und stud. rned. Jakob Bergqvist.\n3cm Durchmesser durchbohrt, und in demselben eine 4<\u2122 lange R\u00f6hre a eingepasst. Die hintere Wand des Kastens, B, tr\u00e4gt genau gegen\u00fcber dem Loch der vorderen Wand, eine 5 \u2122 lange und l,3cm breite Spalte; dicht dahinter befindet sich in horizontaler Richtung ein Cylinder, G, aus Messing von 5\u2122 Radius. Die Achse dieses Cylinders geht durch in die Seitenw\u00e4nde des Kastens gebohrte L\u00f6cher. Der Cylinder kann durch eine aut der linken Seite befindliche Kurbel herumgedreht werden; auf der rechten Seite tr\u00e4gt der Cylinder ein Sperrrad, B, mit 14 Z\u00e4hnen, durch welches er immer eine bestimmte Lage einnimmt. Die beiden Bodenplatten des Cylinders tragen je eine Korkscheibe, D. Die Objecte, Zahlen oder Buchstaben, deren Apperceptionszeit untersucht werden sollte, wurden auf 2cm breite und 13cra lange Papierstreifen x x, aufgetragen. Diese Papierstreifen wurden mittels Heftstiftchen an die Korkscheiben befestigt, und zwar der Art, dass immer einer dieser Streifen in der Spalte der hinteren Wand des Kastens hervortrat, wenn der Cylinder durch einen Sperrhaken in Ruhe gehalten war. Der Cylinder ist so nahe der betreffenden Wand gestellt, dass in die Spalte die Papierstreifen sich immer gleichsam hineinschleichen. F\u00fcr die F\u00e4lle, in welchen nur ,auf einen einfachen Lichtreiz reagirt werden sollte,, waren auf dem Cylinder unseres Apparates ausser den mit Ziffern versehenen Papierstreifen einige ganz weisse Streifen geheftet.\nDie Spalte der hinteren Wand ist zugedeckt durch einen vor derselben befindlichen Schirm aus sehr d\u00fcnnem Fichtenholz, S, welcher um eine auf der \u00e4usseren Seite einer Seitenwand des Kastens angebrachte Achse, Y, beweglich ist. Das ausserhalb des Kastens befindliche Ende des Schirmes tr\u00e4gt einen eisernen Anker, F ; gerade darunter steht ein sehr kr\u00e4ftiger mit 800 Windungen eines lmm dicken Drahtes versehener Elektromagnet, FE. Sobald man den Strom durch den Magneten schliesst, wird der Schirm vor der Spalte heraufgezogen; sobald er ge\u00f6ffnet wird, f\u00e4llt der Schirm wieder herab. Durch ein kleines Stiftchen, g, welches sich an dem unteren Rand der Spalte befindet, ist die Lage des Schirmes derart regulirt, dass er bei seiner tiefsten Lage die Spalte zudeckt, nicht aber tiefer steht. Damit er nicht allzu grosse\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nExcursionen nach oben machen kann, ist oberhalb der Spalte ein Band aus Kautschuk, h, gespannt in solcher H\u00f6he, dass die Spalte beijn h\u00f6chsten Stand des Schirmes eben ge\u00f6ffnet ist. Bei diesem Stand des Schirmes ber\u00fchrt der Anker noch nicht den Elektromagnet; hierdurch wird bezweckt, dass der Schirm augenblicklich nach dem Oeffnen des Stromes wieder herabf\u00e4llt und somit die Spalte wieder zudeckt. Das Licht f\u00e4llt in den Kasten von oben hinein, indem derselbe bis zur hinteren Wand eines Daches entbehrt. Das Object wird also vom vollen Tageslichte beleuchtet. Dagegen ist der hintere Theil des Kastens, welcher den Cylinder einschliesst, von oben bedeckt (das Dach ist im Bilde weggenommen, um den Cylinder sichtbar zu machen), von hinten aber offen, um die Befestigung der Papierstreifen zu erlauben.\n'!\nDie einzigen Objecte, deren Apperceptionsdauer wir unter-suchten, waren ein- bis dreistellige Zahlen. Die Ziffern, welche wir benutzten, waren 1,1cm hoch und im Durchschnitt h\u00f6chstens 0,9cm breit. Der Abstand zwischen dem Auge und den Ziffern betrug 25\u2122. Eine dreistellige Zahl nahm in der Breite eine L\u00e4nge von 27mm ein und wurde also unter einem Sehwinkel von 6\u00b0 11' gesehen. Nach Schwalbe ist der horizontale Durchmesser des gelben Flecks ungef\u00e4hr 2mm, entsprechend dem Gesichtsfelde eines Sehwinkels von 7\u00b040'1). Wie man sieht, fiel in unseren Versuchen das Bild des Objectes vollst\u00e4ndig innerhalb des gelben Flecks.\nDie Versuche wurden folgendermaassen angestellt. Um ganz frei von st\u00f6renden Einfl\u00fcssen zu sein, befand sich der Reagirende ganz allein, in einem anderen Zimmer als der Ablesende; auch war das Fenster grossentheils durch einen Schirm gedeckt und zwar in der Weise, dass volles Tageslicht auf das Object fiel, ohne dass aber der Reagirende auf die Strasse blicken und dadurch zerstreut werden konnte. Die Wand zwischen den beiden Zimmern repr\u00e4sentirt die Linie ZZ in der Fig. 2. Der Strom wurde von zwei Buns en\u2019sehen Kohlenzink-Batterien, BB, genommen und durch zwei Morse \u2019sehe Tangenten (1\\ und T,,) zum Electromagnet, E,\n1) Schwalbe in Graefe\u2019s und Sae misch\u2019s Handb. der ges. Augenheilkunde Bd. 1 1. Thi. S. 429.","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"21\nYon Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\nunseres Apparates, sowie weiter durch ein elektrisches Signal, S) zur\u00fcck zu den Batterien geleitet. Die Zeitbestimmung ge-\nMg. 2.\nschah mittels der graphischen Methode; dabei wurde ein mit dem Regulator Foucault\u2019s versehener Registrirapparat Marey\u2019s, welcher sich ausserordentlich regelm\u00e4ssig bewegte, benutzt. Auf der Trommel des Registrirapparates entsprach je ein Millimeter einer Zeit von 0,0038 Sec. Der Strom war geschlossen nur so lange als die beiden Tangenten herabgedr\u00fcckt waren. Dies geschah, indem zuerst der Reagirende seinen Tangent herabdr\u00fcckte, nachdem der Ablesende ihm ein \u201eAufpassen\u201c zugerufen hatte. Dann Hess dieser eine k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere Zeit verfliessen, ehe er seinen Tangent niederdr\u00fcckte, erst dann wurde der Strom geschlossen, der Electromagnet, E, zog den Schirm herauf und in demselben Augenblicke zeichnete das Signal einen Strich auf die Trommel. Jetzt hatte der Reagirende, sobald er das Object appercipirte, nur seinen Tangent loszulassen: dep Strom wurde ge\u00f6ffnet, der Elektromagnet demagnetisirt und das Signal zeichnete einen neuen Strich auf die Trommel.\nF\u00fcr die Brauchbarkeit der Methode war es von gr\u00f6sster Wichtigkeit zu wissen, wie der Schirm sich bewegte, wenn der Strom geschlossen wurde. Wir benutzten zwei derartige Apparate. F\u00fcr den ersten bestimmten wir die betreffende Zeit dadurch, dass wir den Schirm seine Bewegungen unmittelbar auf eine rotirende Trommel auf-","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nzeichnen Hessen; mit dem zweiten Apparat verfuhren wir so, dass der Schirm, wenn er zum h\u00f6chsten Punkt seiner Excursion gekommen war, den Strom zu einem elektrischen Signal schloss. Durch diese Versuche fanden wir, dass die betreffende Zeit im Apparat I 0,023 Sec. und im Apparat\u2019 II 0,018 Sec. betrug. Die Versuche bis zum 6. Juni wurden mit Apparat I, die \u00fcbrigen mit Apparat II gemacht. Durch Selbstbeobachtung \u00fcberzeugten wir uns, dass wir, auch wenn wir nur auf einen einfachen Lichtreiz reagirten, es niemals fr\u00fcher thaten, als der Schirm schon seine ganze Excursion gemacht hatte. Wir haben deshalb in den folgenden Tabellen diese Zeit immer von unseren Versuchsbeobachtungen abgezogen. Wir sehen gen\u00fcgend ein, dass hierdurch der Willk\u00fcr ein gewisser Spielraum gegeben ist, aber andererseits ist diese Zeit von 0,018\u20140,023 Sec. f\u00fcr unsere Resultate von gar keiner Bedeutung, wie ein Blick auf unsere Tabellen lehrt. Denn ein kleiner Unterschied von 0,010-\u2014-0,020 Sec. auf der einen oder der andern Seite kann unm\u00f6glich den Versuchsergebnissen eine andere Deutung als die unsrige geben.\nWeil Versuche dieser Art sehr erm\u00fcdend sind, und die Erm\u00fcdung ihrerseits sehr st\u00f6rend auf die Reactionszeiten wirkt, suchten wir mit gr\u00f6sster Sorgfalt zu vermeiden, uns durch allzu grosse Serien zu erm\u00fcden. In einer jeden einzelnen Sitzung machten wir daher im ganzen nur sechs bis zehn Bestimmungen; nur bei Anwendung der modificirten e-Methode waren wir gen\u00f6thigt, zuweilen eine etwas gr\u00f6ssere Anzahl von Versuchen jedesmal auszuf\u00fchren. Zwischen den einzelnen Sitzungen wurde immer geraume Zeit, 10\u201415 Min., zur Erholung eingeschaltet. Um die Versuche so exact wie m\u00f6glich zu machen, tauschten wir von Zeit zu Zeit die Zahlen auf dem Cylinder unseres Apparates um. W\u00e4hrend einer Sitzung stellte der Reagirende selber durch Umdrehen des Cylinders verschiedene Stellen desselben in die Spalte, wobei nat\u00fcrlich der Schirm dieselbe deckte. Durch das Sperrrad konnte man jedesmal \u00fcberzeugt sein, einen Papierstreifen in die Spalte richtig eingestellt zu haben. Wenn es sich darum handelte, ein Mal eine Bestimmung der einfachen Reactionszeit, ein anderes Mal eine Bestimmung der Apper-ceptionszeit einer Zahl zu machen, war die Kurbel des Cylinders mit einem Zeiger versehen, welcher zu erkennen gab, wenn nur ein reiner","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\t23\nPapierstreifen in die Spalte eingestellt war. In den Versuchen, in welchen der Reagirende nicht vorher wissen sollte, ob er eine Zahl oder einen reinen Papierstreifen in der Spalte sehen sollte, war der Zeiger nat\u00fcrlich weggenommen.\nDiese Anordnung, dass der Reagirende selber die zu apper-cipirenden Objecte durch eine einfache Umdrehung des Cylinders wechseln kann, halten wir f\u00fcr einen der gr\u00f6ssten Vortheile uns\u00e9res Verfahrens, denn dadurch kann er allein in dem Zimmer sein und wird nicht dadurch gest\u00f6rt, dass ein Gehilfe immer zur Seite sein muss, um die Objecte zu wechseln.\n4. Die Methode die Versuchsergebnisse zu berechnen.\nIn dem Gebiete der psycho-physischen Zeitmessungen hat man bisher bei Berechnung der Resultate das Mittel von allen Bestimmungen genommen und dieses als g\u00fcltiges Versuchsergebniss angenommen. Diese Methode die Resultate zu berechnen, ist freilich die einfachste und die Mittel selbst sind sehr handlich; sie erlauben mit gr\u00f6sster Leichtigkeit Vergleichungen einzelner Bestimmungen mit einander zu machen und bringen also eine grosse Anschaulichkeit der betreffenden Erscheinungen. Sie haben aber den wesentlichen Uebelstand, dass die Einfachheit und die Ordnung, welche sie bringen, nur illusorisch sind, weil durch dieselben die gr\u00f6ssten Variationen der einzelnen Versuche ganz und gar unmerklich werden und somit ein scheinbar einfaches Ergebniss thats\u00e4chlich gar nicht so einfach sein mag.\nEine Durchsicht der neuesten Arbeit \u00fcber diesen Gegenstand, derjenigen von Friedrich, wird dieses n\u00e4her beleuchten. Die ganze Zeit, also nicht nur die Apperceptionszeit, welche der Reagirende W. gebraucht hat, um die Reaction f\u00fcr eine einstellige Zahl auszuf\u00fchren, betr\u00e4gt im Mittel 0,540 Sec. Die einzelnen Bestimmungen, von welchen dieser Werth das Mittel ist, sind in folgender Tabelle nebst den Mittelvariationen und der Anzahl der Versuche verzeichnet.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24 Ueher die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nDatum\tReactionszeit\tAnzahl der Versuche\tMittlere Variation\n17. Jan. 1880\t0,668\t1\t0,000\n21. \u201e \u201e\t0,558\t4\t0,015\n24. \u201e\t0,610\t4\t0,073\n31- n\t\u201e\t0,531\t4\t0,061\n4. Fehr. \u201e\t0,428\t3\t0,066\n7. \u201e\t0,503\t3\t0,018\n11. ,\t0,315\t1\t0,000').\nDas Mittel der Versuche w\u00e4hrend der einzelnen Tage wechselt also zwischen 0,315 und 0,668 Sec.; addiren wir hierzu die mittlere Variation, welche f\u00fcr die Mehrzahl der Tage \u00fcber 0,060 Sec. betr\u00e4gt (diejenigen Tage nat\u00fcrlich ausgenommen, wo nur ein einziger Versuch gemacht wurde), so finden wir, dass der Unterschied zwischen den einzelnen Versuchen noch gr\u00f6sser wird, und dass also, aller Wahrscheinlichkeit nach, die gefundenen Werthe mindestens zwischen 0,300 und 0,700 Sec. gewechselt haben. Die Bedeutung der von Friedrich angegebenen exacten, auf drei Decimals teilen ausgef\u00fchrten Mittel ist schwer einzusehen.\nJe verwickelter und schwieriger die vorliegenden Aufgaben sind, desto, gr\u00f6sser wird dann auch der Unterschied zwischen den einzelnen Bestimmungen, desto falscher wird das Ergehniss der Versuche, wenn man es nur durch ein Mittel angeben will. Wir haben darum uns einer anderen Methode die Versuche zu berechnen zugewandt, welche auch in der Anthropologie und in der Statistik zuweilen angewandt worden ist.\nDiese Methode besteht darin, dass man das Vorkommen der ungleich grossen Bestimmungen in Procent der Gesammtzahl derselben berechnet. Wir theilten also s\u00e4mmtliche einer und derselben Reihe zugeh\u00f6rigen Bestimmungen in Gruppen, von welchen jede s\u00e4mmtliche Werthe innerhalb gewisser Grenzen umfasste, und berechneten darauf ein wie grosses Procent der ganzen Reihe jede Gruppe ausmachte. Die Grenzen der einzelnen Gruppen bestimmten wir also: 0,101\u20140,150, 0,151-0,200, 0,201\u20140,250,0,251\u20140,300, 0,301\u20140,350 Sec. u. s. w. Hierdurch erhielten wir eine Uebersicht der wirklichen Ergebnisse unserer Versuche,' keine einzige Beob-\n1) Friedrich a. a. 0. S. 62.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\t25\nachtung wurde willk\u00fcrlich weggelassen und, was das wichtigste ist, jede einzelne Bestimmung trat deutlich in den Hauptresultaten hervor. Anstatt eines einzigen Mittels erhielten wir nun eine kleine Tabelle. Die Vergleichung zwischen den verschiedenen Beobachtungsreihen ist freilich hierdurch ein wenig erschwert, aber andrerseits treten auch sehr feine Nuancen vollkommen deutlich hervor, wenn man nur mit geh\u00f6riger Aufmerksamkeit die Tabellen durchliest und mit einander vergleicht.\nNeben den nach diesen Betrachtungen berechneten Tabellen, in welchen alle unsere Bestimmungen aufgenommen sind, werden wir.auch die Mittel der Versuche besserer Uebersicht halber mittheilen. Bei der Berechnung dieser Mittel haben wir theils alle einschl\u00e4gigen Bestimmungen aufgenommen, theils alle diejenigen weggelassen, welche in der betreffenden Reihe weniger als 10\u00b0/o betragen haben, um das Resultat durch die abweichenden Werthe nicht allzu viel zu tr\u00fcben. Wir wollen jedoch noch einmal ausdr\u00fccklich hervorheben, dass wir den Mittelwerthen in unserer Untersuchung nur dann eine Bedeutung zuerkennen, wenn diese mit den aus unseren procentischen Tabellen hervorgegangenen Resultaten \u00fcbereinstimmend\n5. Uebersicht der Versuchsergebnisse.\nUm die jetzt folgende Darstellung abzuk\u00fcrzen und \u00fcbersichtlicher zu machen, werden wir in derselben folgende Bezeichnungen anwenden :\nER = die einfache Reactionszeit nach der \u00ab-Methode Don der s\u2019;\ndER = die Reactionszeit f\u00fcr einen einfachen Lichtreiz nach der modificirten d-Methode.\ndVR = die Reactionszeit f\u00fcr eine zusammengesetzte Gesichtsvorstellung nach der modificirten d-Methode.\ncER = die Reactionszeit f\u00fcr einen einfachen Lichtreiz nach der modificirten c-Methode.\ncVR \u2014 die Reactionszeit f\u00fcr eine zusammengesetzte Gesichtsvorstellung nach der modificirten c-Methode.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nAZ \u2014 die Apperceptionszeit f\u00fcr einen einfachen Lichtreiz in den Versuchen nach den modificirten c- und d-Methoden.\naZ \u2014 dieselbe Zeit in den Versuchen nach der a-Methode.\nA'Z \u2014 die ganze Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Gesichtsvorstellung.\n\u00c4'Z\u2014\u00c4Z\u2014AZ, die Gr\u00f6sse, um welche die ganze Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Gesichtsvorstellung l\u00e4nger ist als die Apperceptionszeit eines einfachen Lichtreizes; wir haben oben diese Zeit als die wirkliche Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Gesichtsvor-stellung bezeichnet.\nG \u2014 AZ \u2014 aZ, der Unterschied zwischen der Apperceptionszeit f\u00fcr einen einfachen Lichtreiz in den modificirten c- und d-Methoden und derselben Zeit in der \u00ab-Methode.\nW'Z= die Willenszeit in Versuchen, welche nach der c- oder d-Methode ausgef\u00fchrt wurden.\nWZ \u2014 die Willenszeit in Versuchen, welche nach der a-Methode ausgef\u00fchrt sind.\nV\u2019Z = die Wahlzeit nach der c-Methode.\nFZ \u2014 die Zeitdauer der centripetalen Leitung.\nFZ = die Zeitdauer der centrifugalen Leitung.\nNach den oben entwickelten Ansichten haben wir dann :\nER = FZ -f aZ -(- WZ -f FZ dER = PZ + AZ -f WZ -j- FZ d VR \u2014 FZ -f- A'Z + WZ + FZ cER = PZ+AZ+ V'Z-f WZ-f FZ c VR \u2014 FZ + A!Z + V'Z + WZ + FZ.\nAlso ist\ndVR\u2014dER= A'Z\u2014AZ \u2014 A\" Z cVJl \u2014 cEIl = A'Z \u2014 AZ \u2014 A\"Z\ndVR \u2014 ER \u2014 A\u2019Z -aZ+ WZ\u2014 WZ = A!'Z+ WZ\u2014WZ + C\nund also\ndVR-ER \u2014 \u00c4\u2019Z \u2014 {W'Z \u2014 WZ) + G.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\t27\nUnsere Versuche haben bezweckt, zu bestimmen die Gr\u00f6ssen (d VB\u2014 EB), (dVB \u2014 dEB), (cVB \u2014 cEB). Wir werden unsere Ergebnisse in der genannten Ordnung mittheilen.\n\u00ab) Die Bestimmung von dVB \u2014 EB.\nUnsere Versuche zur Bestimmung der Differenz dVB \u2014 EB wurden vom 21.\u201423., 27.\u201431. Mai, 1., 5.\u20148. Juni 1882 aus-gef\u00fcbrt. Wir machten dieselben in der Art, dass wir in jeder einzelnen Sitzung, in welcher wir im Allgemeinen nur 6 Beobachtungen anstellten, zuerst eine Bestimmung von EB, dann eine von dVB, dann wieder von EB u. s. w. machten. Diese Versuche sind in der folgenden Tabelle verzeichnet; in derselben bezeichnen die r\u00f6mischen Ziffern die Anzahl der Stellen und 2 die Anzahl s\u00e4mmtlicher Bestimmungen einer und derselben Reihe.\nTabelle II. B.\nEB.\nZeit\tReihe\t\t\t\t\t\t\n\t' l 21. \u2014 23. Mai\t2 27. \u2014 28. Mai\t8 30. \u2014 31. Mai\t4 1. Juni\t5 5.-6. Juni\t6 6.-7. Juni\t7 7.-8. Juni\n0,101\u2014 0,150\t8,2\t1,9\t15,4\t8,3\t13,4\t29,6\t26,7\n0,151\u2014 0,200\t34,7\t42,3\t65,4\t79,2\t66,6\t63,6\t64,4\n0,201\u20140,250\t57,1\t53,9\t19,2\t12,5\t20,0\t6,8\t8,9\n0,251\u2014 0,300\t\u2014\t1,9\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n2\t49\t52\t52\t24\t45\t44\t45\ndVB.\n\t1 I\t2 II\t3 III\t4 II\t5 III\t6 II\t7 I\n0,101\u20140,150\t4,1\t\u2014\t\u2014 .\t\u2014\t\t:\t4,6\t11,1\n0,151- 0,200\t38,8\t14,0\t26,4\t33,3\t22,7\t72,7\t68,9\n0,201\u2014 0,250\t57,1\t60,0\t47,2\t33,3\t45,4\t6,8\t17,8\n0,251\u20140,300\t\u2014\t12,0\t18,8\t20,9\t22,7\t11,3\t2,2 -\n0,301- 0,350\t\u2014\t8,0\t5,7\t12,5\t4,6\t4,6\t\t\t\n0,351\u2014 0,400\t\u2014\t2,0\t1,9\t\u2014\t4,6\t\u2014\t\t\n0,401\u2014 0,450\t\u2014\t4,0\t\t\u2014\t\t\u2014-\t\u2014\n2\t49\t50\t53\t24\t44\t44\t45","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28 lieber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellimgen.\nTabelle III. T.\nER.\nZeit\tReihe\t\t\t\t\t\t\n\tl 21. \u2014 23. Mai\t2 27. \u2014 28. Mai\t3 30. \u2014 31. Mai\t4 1. Juni\t5 5.-6. Juni\t6 6.-7. Juni\t7 7.-8. Juni\n0,101\u2014 0,150\t\u2014\t\u2014\t7,4\t12,5\t2,3\t6,7\t\u2014\n0,151\u2014 0,200\t23,2\t31,5\t50,0\t41,7\t61,3\t64,4\t66,7\n0,201\u2014 0,250\t60,5\t57,4\t- 35,2\t37,5\t34,1\t26,7\t33,3\n0,251\u2014 0,300\t16,3\t11,1\t7,4\t8,3\t2,3\t2,2\t\n2\t43\t54\t54\t24\t44\t45\t45\navR.\n\t1 I\t2 II\t3 III\t4 II\t5 III\t6 II\t7 I\n0,101\u2014 0,150\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t.\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n0,151\u2014 0,200\t6,7\t\u2014\t1,8\t12,5\t9,2\t9,5\t17,7\n0,201\u2014 0,250\t28,9 '\t14,8\t14,8\t25,0\t\u25a0 60,9\t66,7\t66,7\n0,251\u2014 0,300\t53,3\t48,2\t40,7\t45,9\t25,3\t19,0\t13,4\n0,301\u2014 0,350\t8,9\t24,1\t16,7\t16,6\t2,3\t4,8\t2,2\n0,351- 0,400\t2,2\t11,1\t18,5\t\t2,3\t\u2014\t\u2014\n0,401\u2014 0,450\t\u2014\t1,8\t7,4\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n2\t45\t54\t54\t24\t44\t42\t45\nBevor wir die in diesen Tabellen angef\u00fchrten Versuche machten, hatten wir uns durch eine grosse Zahl von Versuchen schon viel ge\u00fcht. Dennoch nahm die Uehung w\u00e4hrend dieser Versuchsreihen noch zu, wie deutlich hervorgeht, wenn man die Resultate der einzelnen Tage bez\u00fcglich der einfachen Reactionszeit mit einander vergleicht.\nDie Vergleichung zwischen ER und d VE muss darum zwischen derselben Reihe zugeh\u00f6rigen Versuchen geschehen. Wir finden dann bei JB einen sehr kleinen Unterschied zwischen dVRi1) und ER (Reihe 1); f\u00fcr dVRn (Reihe 2) ist die Verschiebung gegen die gr\u00f6sseren Zeitintervalle viel bedeutender, obgleich sowohl ER als d VR ii ihr procentisches Maximum zwischen 0,201\u20140,250 Sec. haben. F\u00fcr dVRm (Reihe 3) tritt die Verschiebung noch aus-\n1) Durch den Index I, II, III werden wir die Anzahl der Stellen ausdrticken.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Von Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\n29\ngepr\u00e4gter hervor; das procentische Maximum von EB liegt jetzt zwischen 0,151\u20140,200, f\u00fcr dVB\\i\\ zwischen 0,201\u20140,250.\nAuch die \u00fcbrigen Reihen geben dasselbe Ergebniss, n\u00e4mlich dass f\u00fcr einstellige Zahlen dVB i nahe mit Eli zusammenf\u00e4llt, dass die Verschiebung f\u00fcr zweistellige Zahlen gr\u00f6sser ist, dass aber auch hier die procentischen Maxima f\u00fcr dVBn und f\u00fcr EB zwischen denselben Zeitintervallen sich finden, sowie schliesslich dass f\u00fcr dreistellige Zahlen das Maximum eine Stufe h\u00f6her liegt als f\u00fcr die entsprechende einfache Reactionszeit.\nBetrachten wir die Tab. III n\u00e4her, so finden wir, dass dasselbe Verh\u00e4ltnis auch hier stattfindet. In den Reihen 1\u20143 ist die Verschiebung von dVB gegen die gr\u00f6sseren Zeitintervalle bedeutender als bei B und als es bei T in den folgenden Reihen sich zeigt. Dieses hat seinen Grund darin, dass T, nach dem Vorgang Friedrich\u2019s1), in diesen Reihen beim Reagiren laut die Zahl aussprach; durch dieses Verfahren wurde die kleine Versp\u00e4tung im Reagiren verursacht. Wir werden also von diesen Reihen absehen und uns nur den folgenden Reihen zuwenden. Dann finden wir, dass die Verschiebung von dVB gegen die h\u00f6heren Zeitintervalle im Allgemeinen gr\u00f6sser als die entsprechende Verschiebung bei li ist; bei einstelligen Zahlen kleiner als bei zwei- und dreistelligen, f\u00fcr die beiden letzteren ist sie ungef\u00e4hr gleich gross, und zwar betr\u00e4gt sie ungef\u00e4hr 0,05 Sec.\nDie Tab. IV und V (S. 28) enthalten eine Zusammenstellung aller Reihen, welche \u00fcber gleich vielstellige Zahlen ausgef\u00fchrt wurden, nebst den zugeh\u00f6rigen einfachen Reactionszeiten. F\u00fcr T sind der schon hervorgehobenen Ursache wegen die Reihen 1\u20143 der Tab. III hier nicht ber\u00fccksichtigt. Die letzte Columne theilt die Resultate der procentischen Berechnung aller einfachen Reactions-zeiten mit.\nUm eine genauere Vorstellung der Art und Weise zu geben, wie die Verschiebung gegen h\u00f6here Zeitintervalle von dVB im Verh\u00e4ltniss zu EB sich zu erkennen gibt, theilen wir dar\u00fcber einige Curven (s. Taf. I, Bild 1\u20143 [2?], Bild 4\u20146 | T |) mit. In den\n1) Friedrich, a. a. 0. S. 60.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30 lieber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstelluiigen.\nTabelle IV. B.\nER.\nZeit\t\tR e\th e\t\n\t1 u. 7\t2, 4 u. 6\t3 ii. 5\t1 \u2014 7\n0,101\u2014 0,150\t17,0\t13,3\t14,4\t14,8\n0,151\u2014 0,200\t48,9\t57,5\t66,0\t57,6\n0,201- 0,250\t34,1\t28,4\t19,6\t27,3\n0,251\u20140,300\t\u2014\t0,8\t\u2014\t0,3\n2\t94\t120\t97\t311\ndVR.\n\t1 u. 7 I\t2, 4 u. 6 II\t3 ii. 5 III\t\n0,101\u2014 0,150\t7,4\t1,7\t\u2014\t\n0,151\u20140,200\t53,2\t39,8\t24,7\t\n0,201\u20140,250\t38,3\t34,8\t46,4\t\n0,251\u2014 0,300\t1,1\t13,6\t20,6\t\n0,301\u2014 0,350\t\u2014\t7,6\t5,2\t\n0,351\u2014 0,400\t\u2014\t0,8\t3,1\t\n0,401\u2014 0,450\t\u2014\t1,7\t\u2014\t\n2\t94\t118\t97\t\nTabelle V. T.\nEU.\nZeit\tR e\ti h e\n\t4 u. 6\t1 \u2014 7\n0,101\u2014 0,150\t8,7\t3,5\n0,151\u20140,200\t56,5\t48,5\n0,201\u2014 0,250\t30,4\t41,1\n0,251\u2014 0,300\t4,4\t6,9\n2\t69\t309\ndVR.\n\t4 u. 6 II\n0,101\u20140,150\t\u2014\n0,151\u20140,200\t10,6\n0,201\u20140,250\t51,5\n0,251- 0,300\t28,8\n0,301\u2014 0,350\t9,1\n2\t66","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr. Bobert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\t31\nAbscissen bedeutet jedes Millimeter eine Zeit von 0,005 Sec., die Ordinaten bedeuteil die jedem Zeitintervalle entsprechenden Procente und sind an den Endpunkten jedes zugeh\u00f6rigen Abscissenwerthes gestellt; also steht z. B. die Ordinate, welche dem Zeitintervalle 0,101\u20140,150 Sec. entspricht, am Strich 0,150. Die Einheit der Ordinate (lmm) bedeutet 1 Procent. Als Grundlage der Curven sind benutzt, f\u00fcr B: einstellige Zahlen Tab. IV Reihe 1 und 7, zweistellige Zahlen Tab. IV Reihe 2, 4 und 6, dreistellige Zahlen Tab. IV Reihe 3 und 5; f\u00fcr T: einstellige Zahlen Tab. III Reihe 7, zweistellige Zahlen Tab. V Reihe 4 und 6, dreistellige Zahlen Tab. III Reihe 5. Die ER sind durch die vollst\u00e4ndig ausgezogenen Linien, die dVR durch die abgebrochenen Linien dargestellt.\nWie man sieht zeigen die einzelnen Curvenpaare eine ziemlich grosse Congruenz. Man kann darum, wenn man die horizontale Verschiebung' zwischen je zwei zugeh\u00f6rigen Curven bestimmt, eine ungef\u00e4hre Vorstellung von der Gr\u00f6sse [d VR \u2014 ER) erhalten. Es scheint einleuchtend zu sein, dass Werthen, welche nur durch einige wenige Procente in einer ganzen Reihe vertreten sind, keine grosse Bedeutung zugemessen' werden kann, obgleich sie auf der anderen Seite nicht ganz zu vernachl\u00e4ssigen sind, denn sie zeigen jedenfalls eine gewisse Neigung der betreffenden Werthe, sich nach einer bestimmten Richtung zu verschieben und k\u00f6nnen daher in gewissen F\u00e4llen eine charakteristische Bedeutung haben. Wir sehen z. B. in den Curven 2, 3 und 6, dass einige Werthe f\u00fcr dVR sehr hoch sind, w\u00e4hrend dergleichen hohe Werthe f\u00fcr ER nicht Vorkommen. Wenn wir also diese h\u00f6heren Werthe, welche, wie aus den Tabellen hervorgeht, nur wenige Procente ausmachen, ganz wegliessen, w\u00fcrden wir ohne Zweifel ein f\u00fcr den Vorgang charakteristisches Merkmal verlieren.\nMit der Reservation, die in diesen Betrachtungen liegt, werden wir die Curven n\u00e4her untersuchen. F\u00fcr einstellige Zahlen zeigt sich bei' B eine Verschiebung von h\u00f6chstens 2,5mm, entsprechend einer Zeit von 0,013 Sec., f\u00fcr zweistellige Zahlen betr\u00e4gt die Verschiebung ungef\u00e4hr 3,5 \u20144,5mm, d. h. 0,018 \u20140,022 Sec., f\u00fcr dreistellige Zahlen ist die Verschiebung bedeutender, bis zu 9mm, d. i. 0,045 Sec. Die entsprechenden Verschiebungen sind bei T f\u00fcr","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\neinstellige Zahlen 6 \u2014 lmm \u2014 0,030 \u2014 0,035 Sec., f\u00fcr zweistellige Zahlen 10mm = 0,050 Sec. und f\u00fcr dreistellige Zahlen 8 \u2014 9mm = 0,040 \u2014 0,045 Sec.\nDiese Werthe sind nat\u00fcrlich nur approximativ; wir wollen ausdr\u00fccklich hervorheben, dass wir ihnen keine gr\u00f6ssere Bedeutung zuerkennen als eine ungef\u00e4hre Vorstellung der Zeit dVB\u2014 EB d. i. A\"Z-\\~ ( W'Z \u2014 WZ)-j-C zu erlauben.\nDer Vergleichung halber werden wir noch hier anf\u00fchren die Mittel EB und d VB. In den folgenden Tabellen haben wir aufgenommen: l. Mittel s\u00e4mmtlicher Bestimmungen und 2. ein redu-cirtes Mittel, bei dessen Berechnung wir alle diejenigen Bestimmungen weggelassen haben, welche weniger als 10 Procent der Gesammt-zahl der Beobachtungen ausmachten. In den Tabellen bezeichnen M das Mittel s\u00e4mmtlicher Bestimmungen, rM das reducirte Mittel, A die Differenz (dVB \u2014 EB) bei Anwendung von M, und rA dieselbe Differenz bei Anwendung von rM. In den Spalten ZZ, ist die Anzahl der einzelnen Versuche verzeichnet.\nTabelle VI. B.\nReihe ' .\t1\t\t2\t\t3\t\t4\t\t5\t\t6\t\t7\t\n\tSec.\tZ\tSec.\tZ\tSec.\t\u00a3\tSec.\tZ\tSec.\t2\tSec.\tZ\tSec.\tZ\nt M\t0,197\t49\t0,202\t52\t0,179\t52\t0,177\t24\t0,178\t45\t0,162\t44\t0,163\t45\nEB\\rM\t0,202\t45\t0,202\t50\t0,179\t52\t0,182\t22\t0,178\t45\t0,159\t41\t0,161\t41\n\t\t\tI\t\tII\tI\t\t\tn\t\ti\t\t\t\n( M\t0,201\t49\t0,238\t50\t0,228\t53\t0,227\t24\t0,230\t44\t0,196\t44\t0,178\t45\nd V U\\rM\t0,205\t47\t0,218\t43\t0,220\t49\t0,227\t24\t0,219\t40\t0,193\t40\t0,177\t44\nJ A\t0,004\t\t0,036\t\t0,049\t\t0,050\t\t0,052\t\t0,034\t\t0,015\t\nVa\t0,003\t\t0,016\t\t0,041\t\t0,045\t\t0,041\t\t0,034\t\t0,016\t\n\t\t\t\tT\tab eil e\t\tVII.\t1\t\t\t\t\t\t\nReihe .\t1\t\t2\t\t3\t\t4\t\t5\t\t6\t\t7 \u2022\t\n\tSec.\t2\tJ Sec.\tZ\tSec.\tZ\tSec.\tZ\tSec.\tZ\tSec.\tZ\tSec.\tZ\n( M\t0,219\t43\t0,212\t54\t0,195\t54\t0,195\t24\t0,196\t44\t0,189\t45\t0,192\t45\nMB\\rM\t0,219\t43\t0,212\t54\t0,193\t46\t0,189\t22\t0,196\t42\t0,191\t41\t0,192\t45\n\t\tI\tII\t\tIII\t\t\u2018\tI\tIII\t\t\tI\t\t\n1 M\t0,261\t,45\t0,292\t54\t0,302\t54\t0,260\t24\t0,242\t44\t0,234\t42\t0,221\t45\ndvli\\rM\t0,257\t37\t0,290\t53\t0,292\t49\t0,260\t24\t0,242\t38\t0,235\t36\t0,219\t44\nI A\t0,042\t\t0,080\t\t0,107\t\t0,065\t\t0,046\t\t0,045\t\t0,029\t\nVa\t0,038\t\t0,078\t\t0,099\t\t0,071\t\t0,046\t\t0,044\t\t0,027\t","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Von Dr. Robert Tigeistedt und stud. med. Jakob Bergqvist. 33\nDie folgenden Tabellen enthalten die Mittel aus s\u00e4mmtlichen Versuchen \u00fcber Zahlen mit gleich vielen Stellen. Wegen des oben angef\u00fchrten Umstandes sind f\u00fcr T die Reihen 1 \u2014 3 auch hier weggelassen.\nTabelle VIII. B.\nReihe .\t.\t\t1\t. 7\t2, 4\tu. 6\t3 u. 5\t\t1 -\t-7\n\t\tSec.\tZ\tSec.\tz\tSec.\tZ\tSec.\tz\n\t1 M\t0,182\t94\t0,182\t120\t0,177\t97\t0,182\t311\nER\t\\rM\t0,182\t94\t0,183\t119\t0,177\t97\t0,182\t310\n\t\t\t\t11\t\tIII\t\t\t\n\t( M\t0,191\t94\t0,220\t118\t0,229\t97\t\t\ndVR\t\\rM\t0,195\t86\t0,208\t104\t0,219\t89\t\t\n\t! A\t0,009\t\t0,038\t\t0,052\t\t\t\n\tVa\t0,013\t\t0,025\t\t0,042\t\t\t\nTabelle IX. T.\nReihe .\t4 u\t6\t1 -\t- 7\n\tSec.\tz\tSec.\tz\n\t0,191\t69\t0,205\t309\nEB 1 rM\t0,193\t60\t0,198\t277\n\t\tI\t\t\n( M\t0,244\t66\t\t\ndVBi \u2122 {rM\t0,236\t60\t\t\nf A\t0,053\t\t\t\n1 rA\t0,043\t\t\t\nVergleichen wir jetzt die aus den Mitteln erhaltenen Differenzen unter einander und mit den mittels der graphischen Darstellungen gewonnenen Differenzen, so erhalten wir folgende Resultate:\nTabelle X. B.\nDie Differenz dVJt \u2014 ER.\nReihe 1 u. 7\t1\t1\t7-\t7\t1 u. 7\t1 u. 7\ngraphisch\tA\t\u00bb'A\tA\t\u00bb'A\tA\trA\nI\t0,013\t0,004\t0,003\t0,015\t0,016\t0,009\t0,013\nReihe . 2,4 u. 6\t2\t2\t4\t4\t6\t6\t2,4 u. 6 2,4 u. 6\ngraphisch A rA A rA A -\t\u00bb'A A >A\nII\t0,020\t0,036\t0,016\t0,050\t0,045\t0,034\t0,034\t0,038\t0,025\nReihe\t.\t3 u. 5\t3\t3\t5\t5\t3 u. 5\t3u.5\ngraphisch\tA\trA\tA\t\u00bbA\tA\t\u00bbA\nHI\t0,045\t0,049\t0,041\t0,052\t0,041\t0,052\t0,042\nZeitschrift f\u00fcr Biologie Bd. XIX.\t3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34 lieber die Apperceptionsflauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nTabelle XI. T.\nDie Differenz dVJt -ER.\nSeihe\t7\t117\t7\ngraphisch\tA\t?\u2019A\tA\t\u00bb\"A\nI\t0,030\t0,042\t0,038\t0,029\t0,027\nReihe\t.\t4 u. 6\t2\t2\t4\t4\t6\t6\tlu.\t6\t4u.\t6\ngraphisch A rA A \u00bb'A A\tr A\tA rA\nII\t0,050\t0,080\t0,078\t0,065\t0,071 0,045 0,044 0,053\t0,043\nReihe\t.5\t3\t3\t5\t5\ngraphisch\tA\trA\tA\t\u00bb'A\nIII\t0,045\t0,107\t0,099\t0,046\t0,046\nS\u00e4mmtliche Bestimmungen zeigen unter einander eine auffallende Uebereinstimmung. Mit der Reservation, welche wir schon im Beginn machten, k\u00f6nnen wir also schliessen, dass die durch die Differenz (dVR\u2014 ER) ausgedr\u00fcckte Zeit f\u00fcr ein- bis dreistellige Zahlen nicht mehr als ungef\u00e4hr 0,050 Sec. ausmacht.\n\u00df) Die Bestimmung von (dVR \u2014 dER).\nWie schon gesagt, modificirten wir die d-Methode Wundt\u2019s derart, dass wir Zahlen und leere Stellen unregelm\u00e4ssig auf den Cylinder unseres Apparates vertheilten; der Reagir ende wusste also nicht, ob eine Zahl oder ein einfacher Lichtreiz sich ihm darbieten w\u00fcrde. Die Reaction sollte ausgef\u00fchrt werden, sobald der Reagirende das erschienene Object wirklich appercipirt hatte; die Willenszeit musste also in beiden F\u00e4llen dieselbe sein, der Unterschied zwischen den so bestimmten Zeitabschnitten musste demnach sich nur auf die verschiedene Apperceptionsdauer eines einfachen Lichtreizes und einer zusammengesetzten Vorstellung beziehen. Diese Differenz w\u00e4re also das, was wir als die wirkliche Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Vorstellung oben bezeichnet haben.\nUnsere diesbez\u00fcglichen Versuche sind am 2. \u2014 5. und 8. \u2014 9. Juni 1882 ausgef\u00fchrt. Ueber die dabei beachteten Maassregeln gilt, mutatis mutandis, alles was wir oben bei der Bestimmung von (dVR\u2014ER) hervorgehoben haben. Diese Versuche erstreckten sich nur \u00fcber zwei- und dreistellige Zahlen. Wir theilen zuerst eine Zusammenstellung der gewonnenen Resultate in den","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\t35\nfolgenden Tabellen mit, in welchen die Bezeichnungen die oben angegebene Bedeutung haben. In Tab. XII sind in der Columne 1 und 3 die beiden Reihen \u00fcber zweistellige Zahlen vereinigt; in beiden Tabellen sind s\u00e4mmtliche Bestimmungen von dER vereinigt in den Columnen 1 \u2014 3 (B) und 1\u20142 (1).\nTabelle XII. B.\ndER.\nZeit\t\tReih\t\te\t\n\t1 2.-3. Juni\t2 4.-5. Juni\ts 8.-9. Juni\t1 u. 3\t1-3\n0,101\u2014 0,150\t\u2014\t5,3\t\t\t\t\t1,6\n0,151\u2014 0,200\t33,4\t26,3\t69,4\t47,8\t41,4\n0,201\u2014 0,250\t51,8\t55,3\t30,6\t43,3\t46,9\n0,251\u2014 0,300\t14,8\t13,1\t\u2014\t8,9\t10,1\n2\t54\t38\t36\t90\t128\ndVR.\n\t1 II\t2 III\t3 II\t1 13. 3 II\t\n0,101\u2014 0,150\t\t.\t2,9\t11,4\t4,5\t\n0,151\u2014 0,200\t25,9\t47,1\t62,8\t40,4\t\n0,201\u2014 0,250\t38,9\t44,1\t25,7\t33,7\t\n0,251\u2014 0,300\t25,9\t2,9\t'\t\t15,8\t\n0,301\u2014 0,350\t9,3\t2,9\t\u2014\t5,6\t\n2\t54\t34\t35\t89\t\nTabelle XIII. T.\ndER.\nZeit\tReih\t\te\n\t1 2.-3. Juni\t2 4.-5. Juni\t1 \u2014 2\n0,101\u2014 0,150\t\u2014\t\t\u2014r\n0,151\u2014 0,200\t3,6\t7,5\t5,2\n0,201- 0,250\t67,3\t70,0\t68,4\n0,251\u2014 0,300\t25,5\t22,5\t24,2\n0,301\u2014 0,350\t1,8\t\u2014-\tbl\n0,351\u2014 0,400\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n0,401\u20140,450\t1,8\t\t \u2022\t, 1,1\n2\t55\t40\t95\n3","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36 \u00dceber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter C\u00fcesichtsvorstellungen.\nFortsetzung der Tab. XIII.\nam.\nZeit\tReihe\t\n\t1 II\t2 III\n0,101\u2014 0,150\t\u2014\t\u2014.\n0,151\u2014 0,200\t7,2\t8,8\n0,201\u2014 0,250\t56,4\t61,8\n0,251\u2014 0,300\t29,1\t23,5\n0,301\u2014 0,350\t5,5\t2,9\n0,351\u2014 0,400\t1,8\t\u2014\n0,401- 0,450\t\u2014\t\u2014\n0,451\u2014 0,500\t\u2014\t2,9\n2\t55\t34\nWenn wir die in diesen Tabellen f\u00fcr dEB und d VB aufgenommenen Werthe mit einander vergleichen, so finden wir zwar in einigen Reihen eine Verschiebung von d VB gegen die h\u00f6heren Zeitintervalle; diese Verschiebung ist aber viel kleiner als die Verschiebung f\u00fcr d VB gegen EB und in einigen Reihen kaum merkbar. Bei B f\u00e4llt f\u00fcr zweistellige Zahlen das procentische Maximum innerhalb 0,151\u20140,200 Sec. (s. Reihe 1 und 3); dasselbe ist der Fall mit den entsprechenden Werthen f\u00fcr dEB-, f\u00fcr dreistellige Zahlen liegt das Maximum dVBm zwischen 0,151 \u2014 0,200, w\u00e4hrend das entsprechende Maximum f\u00fcr dEB zwischen 0,201\u20140,250 liegt. Dieses wird aber dadurch compensirt, dass dEB eine gr\u00f6ssere Procentzahl zwischen 0,101\u20140,150 hat als d VB in. Im Allgemeinen ist also die Verschiebung von d VB gegen dEB viel kleiner als die Verschiebung von d VB gegen EB in den Tab. II und IV.\nDasselbe Verh\u00e4ltniss zeigt sich auch hei T\\ hier fallen die procentischen Maxima von dVBn und dVBm ganz zusammen mit den entsprechenden Maxima f\u00fcr dEB. Man bemerkt aber auch hier, dass die niederen Zeitintervalle in dEB zahlreicher als in d VB vertreten sind, w\u00e4hrend umgekehrt die h\u00f6heren Intervalle in der letzteren eine gr\u00f6ssere Procentzahl aufweisen. Eine Verschiebung gegen die .h\u00f6heren Zeitintervalle ist also dennoch hier unverkennbar. Vergleichen wir wieder die hier verzeichneten Werthe","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr, Robert Tigerstedt und stud, med, Jakob Bergqvist.\n37\nf\u00fcr dVB mit den fr\u00fcher gefundenen (Tab. I \u2014 IV), so finden wir eine vollst\u00e4ndige Uebereinstimmung, welche uns lehrt, dass die jetzt hervorgehobenen Resultate nicht ihre Ursache darin haben, dass die Zeit d VB k\u00fcrzer geworden w\u00e4re, sondern darin, dass die Zeit dEB wirklich l\u00e4nger ist als EB. Dass dieser Umstand unseren im Beginn dieser Abhandlung ausgesprochenen Ansichten eine gute St\u00fctze gibt, ist ohne weiteres einleuchtend.\nIn den nachfolgenden Tabellen theilen wir das aus diesen Versuchsreihen hervorgegangene Mittel mit. Die Bezeichnungen in den Tabellen sind ganz dieselben wie in den Tab. VI \u2014 XI.\nTabelle XIV. B.\nReihe .\t1\t\t2\t\t3\t\t1 u. 3\t\t1 \u2014\t3\n\tSec.\tZ\tSec.\t\u00a3\tSec.\t\tSec.\t2\tSec.\tz\n{ M\t0,213\t54\t0,211\t38\t0,186\t36\t0,202\t90\t0,205\t128\ndE K\\rM\t0,213\t54\t0,216\t36\t0,186\t36\t0,196\t82\t0,203\t126\n\tII\t\tIII\t\tII\t\tI\tI\t\t\n< M\t0,231\t54 .\t0,203\t34\t0,183\t35\t0,212\t89\t\t\ndVB\\rM\t0,222\t49\t0,200\t31\t0,183\t35\t0,209\t80\t\t\n/ A\t0,018\t\t-0,008\t\t-0,003\t\t0,010\t\t\t\nVa\t0,009\t\t-0,016\t\t-0,003\t\t0,013\t\t\t\nTabelle XV. I\nReihe .\t1\t\t2\t\t1 -\t- 2\n\tSec.\t\u00a3\tSec.\tZ\tSec.\tz\n( M\t0,243\t55\t0,232\t40\t0,238\t95\ndEE{rM\t0,241\t51\t0,236\t37\t0,238\t88\n\tII\t\tIII\t\t\t\n( M\t0,244\t55\t0,240\t34\t\t\ndVJt\\rM\t0,243\t47\t0,235\t29\t\t\n( A\t0,001\t\t0,008\t\t\t\n\\rA\t0,002\t\t-0,001\t\t\t\nAus diesen Tabellen geht dasselbe Resultat wie aus der pro-centischen Vergleichung der Versuchsergebnisse hervor, n\u00e4mlich dass die wahre Apperceptionszeit f\u00fcr zwei- bis dreistellige Zahlen sehr kurz ist, ja so kurz, dass sie innerhalb der unvermeidlichen Versuchsvariationen f\u00e4llt. Die negativen Werthe der Differenz (dVB dEB), welche sowohl hei B als bei T Vorkommen, deuten","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellimgen.\nnat\u00fcrlich auf dasselbe. Eine auch ann\u00e4herungsweise exacte Bestimmung der wahren Apperceptionszeit ist also nicht nach dieser Methode m\u00f6glich.\ny) Die Bestimmung von cVB\u2014 cEB.\nEine Fehlerquelle ist in Versuchen dieser Art, nach welcher Methode sie auch ausgef\u00fchrt werden m\u00f6gen, niemals mit vollkommener Sicherheit zu vermeiden. Man kann n\u00e4mlich immer f\u00fcrchten, dass der Reagirende allzu fr\u00fchzeitig reagirt, d. h. dass er den Tangent fr\u00fcher heraufl\u00e4sst, als er die Zahl wirklich apper-cipirt hat und dass also erst nachher die wirkliche Apperception stattfindet. Dieser Uebelstand ist, als bedingt durch die Persistenz des Retinalbildes, unm\u00f6glich ganz zu beseitigen, welche Versuchsanordnung man auch anwenden mag.\nUm die Frage noch von einem anderen Gesichtspunkte aus zu pr\u00fcfen, wollten wir zuletzt in einer langen Versuchsreihe versuchen, ob wir nicht nach der modificirten c-Methode ein bestimmteres Resultat erhalten k\u00f6nnten, als nach der modificirten d-Methode. Weil es hei Versuchen nach der c-Methode nothwendig ist, eine Wahl zwischen Reagiren oder Nichtreagiren zu treffen, war es zu hoffen, dass die Apperception wirklich vor dem Reagiren stattgefunden h\u00e4tte, und dass also hierdurch die Resultate sicherer ausfallen w\u00fcrden.\nUnsere Versuche nach dieser Methode behandelten nur dreistellige Zahlen und wurden vom 26. September bis zum 4. October 1882 ausgef\u00fchrt. Ehe wir diese Versuche machten, hatten wir uns in Versuchen dieser Art mehrere Tage ge\u00fcbt.\nDie Versuche wurden so angestellt, dass der Reagirende in jeder Sitzung zuerst z. B. f\u00fcr Zahlen, dann f\u00fcr einfache Lichtreize reagirte, und zwar so, dass vier Bestimmungen f\u00fcr Zahlen und vier f\u00fcr einfache Lichtreize in jeder Sitzung gemacht wurden.\nDie Versuchsresultate sind in folgenden Tabellen verzeichnet; um den Einfluss der fortgesetzten Uehung hervortreten zu lassen, haben wir sie in drei nach den Versuchstagen eingetheilte Gruppen geordnet. Die Columne 1 \u2014 3 theilt die procentische Berechnung s\u00e4mmtlicher Versuche mit. Uebrigens sind die Bezeichnungen dieselben wie die vorher angewandten.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\nTabelle XVI. B.\ncEJR.\n39\nZeit\t\tR e\ti h e\t\n\tl 26. \u2014 27. Sept.\t2 28. \u2014 30. Sept.\t3 1. \u2014 4. Oct.\t1 \u2014 3\n0,151-0,200\t\u2014\t1,7\t\t.\t0,6\n0,201\u2014 0,250\t9,3\t22,4\t23,5\t19,1\n0,251\u20140,300\t30,2\t39,7\t31,4\t34,2\n0,301-0,350\t30,2\t17,3\t17,6\t21,1\n0,351\u2014 0,400\t14,0\t6,9\t15,7\t11,8\n0,401\u2014 0,450\t16,3\t8,6\t9,8\t11,2\n0,451- 0,500\t\u2014\t3,4\t2,0\t1,9\n2\t43\t58\t51\t152\ncVM.\n\t1\t2\t3\t1-3\n0,151 - 0,200\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n0,201\u2014 0,250\t13,6\t3,3\t11,5\t9,0\n0,251\u2014 0,300\t29,6\t31,7\t23,1\t28,2\n0,301\u2014 0,350\t25,0\t43,3\t28,8\t33,3\n0,351- 0,400\t22,7\t16,7\t28,8\t22,4\n0,401\u2014 0,450\t9,1\t5,0\t7,7\t7,1\n2\t44\t60\t52\t156\nTabelle XVII. T.\ncER.\nZeit\t\tR e\ti h e\t\n\t1 26.-27. Sept.\t2 28. \u2014 30. Sept.\t3 1.-4. Oct.\t1 \u2014 3\n0,151\u2014 0,200\t\u2014\t\u2014\t1,6\t0,6\n0,201\u2014 0,250\t5,3\t16,3\t32,3\t20,0\n0,251\u2014 0,300\t42,1\t45,5\t43,5\t43,9\n0,301\u2014 0,350\t34,2\t20,0\t17,7\t22,6\n0,351\u2014 0,400\t15,8\t16,3\t3,2\t10,9\n0,401\u2014 0,450\t\u2014\t1,8\t1,6\t1,3\n0,451\u20140,500\t2,6\t\t\t0,6\n2\t38\t55\t62\t155","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40 Heber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstelluugen.\nFortsetzung der Tab. XVII. e VJ\u00ce.\nZeit\t\tR e\tli e\t\n\tl 26. \u2014 27. Sept.\t2 28. \u2014 30. Sept.\t3 1.-4. Oct.\t1 \u2014 3\n0,151-- 0,200\t\t \u2019\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n0,201\u2014 0,250\t\u2014\t1,7\t23,3\t9,7\n0,251\u2014 0,300\t23,1\t33,9\t46,7\t36,1\n0,301\u2014 0,350\t48,7\t42,8\t18,3\t34,9\n0,351- 0,400\t17,9\t14,5\t8,3\t12,9\n0,401\t 0,450\t10,3\t5,4\t1,7\t5,0\n0,451\u2014 0,500\t\u2014\t1,7\t1,7\t1,3\n2\t- 39\t56\t60\t155\nDiese Tabellen zeigen wieder eine Verschiebung von cVB gegen die h\u00f6heren Zeitintervalle. Bei 1! f\u00e4llt das procentische Maximum f\u00fcr cEB zwischen 0,251 \u2014 0,300 Sec., und f\u00fcr cVB zwischen 0,301\u20140,350 Sec. Die Werthe sind dennoch \u00fcber alle Zeitintervalle vertheilt derart, dass man nicht einen Werth von 0,05 f\u00fcr die Differenz (c Vli \u2014 cEB) annehmen kann, sondern diese Differenz ist viel kleiner. Bei T fallen beide Maxima in dieselben Zeitintervalle, 0,251 \u2014 0,300, die Werthe f\u00fcr cEB gehen aber gegen die niederen Zeitintervalle, diejenigen f\u00fcr c VII gegen die h\u00f6heren. Die Differenz kann also auch hier keine 0,05 Sec. betragen.\nDie in der Columne 1 \u2014 3 aufgenommenen Werthe sind in den Curven 7 (B) und 8 (T) graphisch wiedergegeben. Die Construction dieser Curven ist ganz dieselbe wie diejenige der fr\u00fcheren Curven (s. S. 29). Wenn man die horizontale Verschiebung der Curven gegen einander misst, so findet man f\u00fcr die Differenz cVB \u2014 cEB bei B einen Werth von ungef\u00e4hr 7,5mm, entsprechend 0,038 Sec., und bei T ungef\u00e4hr 5mra, entsprechend 0,025 Sec. Diese Werthe w\u00fcrden also die wahre Apperceptionszeit einer dreistelligen Zahl darstellen.\nDie nach den fr\u00fcher ausgesprochenen Principien berechneten Mittel sind in den Tab. XVIII und XIX aufgenommen.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Von Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\n41\nTabelle XVIII. B.\nReihe .\t.\t\t1\t\t2\t\t3\t\t1 ~\t- 3\n\t\tSee.\tZ\tSec.\tZ\tSec.\tZ\tSec.\tz\n\tj M\t0,324\t43\t0,29\u00f6\t58\t0,307\t51\t0,308\t152\ncEB\t\\rM\t0,333\t39\t0,271\t46\t0,290\t45\t0,305\t148\n\ti M\t0,314\t44\t0,325\t60\t0,323\t52\t0,322\t156\ncVB\t[rM\t0,303\t40\t0,322\t55\t0,316\t48\t0,323\t131\n\t! A\t-0,010\t\t0,029\t\t0,016\t\t0,014\t\n\tVa\t-0,030\t\t0,051\t\t0,026\t\t0,018\t\nTabelle XIX. T.\nReihe . .\t\t1\t\t2\t\t3\t\t1 -\t3\n\t\tSec.\tZ\tSec.\tZ\tSec.\tZ\tSec.\tz\ncE M\tj M\t0,311\t38\t0,299\t55\t0,273\t62\t0,291\t155\n\t\\rM\t0,311\t35\t0,297\t54\t0,269\t58\t0,289\t151\ncVB\t( M\t0,337\t39\t0,322\t56\t0,287\t60\t0,312\t155\n\t[rM\t0,337\t39\t0,315\t51\t0,274\t53\t0,313\t130\n\t1 A\t0,026\t\t0,023\t\t0,014\t\t0,021\t\n\tVa\t0,026\t\t0,018\t\t0,005\t\t0,024\t\nDas Resultat dieser Beobachtungen w\u00e4re also, dass die nach der modificirten c- Methode bestimmte, wirkliche Apperceptionszeit einer dreistelligen Zahl f\u00fcr uns ungef\u00e4hr 0,014\u20140,035 Sec. ausmachen w\u00fcrde. Dieses Ergebniss stimmt darin mit demjenigen nach der ^-Methode gewonnenen \u00fcberein, dass die wirkliche Apperceptionszeit an und f\u00fcr sich sehr kurz ist, sowie dass sie jedenfalls k\u00fcrzer als die Differenz (d VR\u2014EB) ist.\nd) Die Best immung von (WZ\u2014WZ).\nWir haben jetzt gefunden, dass die wahre Apperceptionszeit (Z'Z\u2014AZ) f\u00fcr dreistellige Zahlen nicht gr\u00f6sser als ungef\u00e4hr 0,014\u20140,035 Sec. ist, andrerseits haben wir f\u00fcr die Differenz (dVB\u2014ER) bei dreistelligen Zahlen einen Werth von ungef\u00e4hr 0,050 Sec. gefunden. Die Zeit (d VB \u2014 EB) ist gleich (J.' Z\u2014 aZ) -)-( W Z _ WZ) Oder A\" Z + ( W' Z \u2014 W Z) -f G, und also (d VB \u2014 EB) \u2014 A\"Z = ( W'Z\u2014 WZ) + G. Hieraus geht hervor, dass diese Zeit nicht gr\u00f6sser als 0,015 \u2014 0,035 Sec. sein kann. Wenn wir uns erinnern, dass die Zeit WZ bei grosser","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nUebung allm\u00e4hlig kleiner wird (s. S. 8), so muss die Differenz (WZ\u2014 WZ) mehr und mehr WZ sich n\u00e4hern, und wir finden also, dass die zwischen der Apperception und dem Beginn der Willenserregung in Versuchen nach der d-Methode verstreichende Zeit, die Willenszeit, gleich wie die Apperceptionszeit, nur wenige Hunderttheile einer Secunde betragen kann. Die Zeit G kann wahrscheinlich ganz vernachl\u00e4ssigt werden.\n6. Schlussfolgerungen.\nIn der vorhergehenden Abtheilung haben wir gefunden, dass die wahre Apperceptionszeit einer zusammengesetzten Vorstellung so kurz ist, dass sie h\u00f6chstens wenige Hunderttheile einer Secunde betragen kann. Wir haben schon da hervorgehoben, dass die von uns angewandten Methoden nicht mit vollst\u00e4ndiger Sicherheit uns vor einer wichtigen Fehlerquelle sch\u00fctzen konnten, n\u00e4mlich dass in Folge der Persistenz des Retinalbildes die Apperception erst nach der Reaction stattfinden konnte. W\u00e4re es so, so w\u00fcrde nat\u00fcrlich unsere ganze Arbeit kein anderes Resultat geliefert haben, als die Ueberzeugung, dass die betreffenden Methoden nicht f\u00fcr Untersuchungen, wie die vorliegende, benutzt werden k\u00f6nnen. Dasselbe gilt nat\u00fcrlich auch von der Versuchsmethode Friedrich\u2019s, denn auch hier kann die Wirkung der genannten Fehlerquelle niemals sicher ausgeschlossen werden, und nach unserem Daf\u00fcrhalten steht in dieser Hinsicht unsere Methode gar nicht zur\u00fcck gegen diejenige von Friedrich.\nWie es scheint, kann man diesen Uebelstand nur dadurch vermeiden , dass man augenblicklich nach der Apperception der zusammengesetzten Vorstellung das Retinalbild durch einen sehr starken Lichtreiz ausl\u00f6scht, denn in diesem Falle kann nat\u00fcrlich die Persistenz des Retinalbildes das Resultat der Versuche nicht tr\u00fcben.\nEine derartige Untersuchung hat schon vor mehreren Jahren Baxt unter Helmholtz\u2019 Leitung ausgef\u00fchrt, und wir finden in derselben eine sehr wichtige St\u00fctze f\u00fcr die Richtigkeit unserer Ergebnisse1). Baxt bestimmte die Zeit, welche n\u00f6thig war, damit\n1) Baxt, Archiv f. d. ges. Physiologie Bd. 4 (1873) S. 324\u2014336.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Yon Dr. Robert Tigerstedt und stud. med. Jakob Bergqvist.\n43\nein Gesichtseindruck zum Bewusstsein kommen sollte in der folgenden Weise.\nBei seinen Untersuchungen wandte er als Object theils Buchstaben, theils Lissaj ous\u2019sche Figuren an; wir werden hier nur seine Ergebnisse betreffend die Buchstaben ber\u00fccksichtigen. Eine k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere, jedenfalls genau bestimmte Zeit, nachdem ein Gesiebtseindruck, d. b. ein Buchstabe, das Auge getroffen batte, wurde derselbe durch einen anderen viel st\u00e4rkeren Lickteiudruck ausgel\u00f6scbt. Hierbei fand sich, dass diese Zeit u. a. von der Lichtst\u00e4rke des ausl\u00f6schenden Lichtes abb\u00e4ngt. Wenn diese sehr stark war, musste zwischen dem ersten Eindruck und dem ausl\u00f6schenden Reiz eine Zeit von 0,0303 Sec. verfiiessen, damit ein Buchstabe deutlich erkannt werden sollte. F\u00fcr zwei Buchstaben war dieselbe Zeit 0,0441 Sec. In der Abhandlung von Baxt ist nicht angegeben, ob in diesen Zahlen auch diejenige Zeit enthalten ist, w\u00e4hrend welcher die Buchstaben auf das Auge einwirkten. Diese Zeit betrug 0,0129 Sec. Wenn diese Zeit nicht mitgerechnet ist, wird also die Zeit, welche noth wendig ist, damit ein Gesichtseindruck zum Bewusstsein kommen soll, f\u00fcr einen Buchstaben 0,0432 Sec., f\u00fcr zwei Buchstaben 0,0570 Sec., und f\u00fcr drei Buchstaben 0,0708 Sec. Diese Werthe sind die gr\u00f6ssten, welche Baxt gefunden hat. W\u00e4hrend dieser Zeit hat also die Retina das ein wirkende Licht in den Nervenreiz umgesetzt, die Erregung hat die Nervenstrecke bis zum Centralnervensystem durchlaufen, der Eindruck ist in das Blickfeld des Bewusstseins eingetreten und schliesslich hat die eigentliche Apperception stattgefunden. Es ist nat\u00fcrlich unm\u00f6glich, aus diesen Versuchen zu berechnen, wie gross die wahre Apperceptions-zeit ist, denn wir kennen nicht die \u00fcbrigen hierbei in Betracht kommenden Zahlenwerthe. Weil aber diese ganze Zeit f\u00fcr drei Buchstaben nur 0,0708 Sec. ist, kann die eigentliche Apperceptions-zeit nicht gr\u00f6sser als wenige Hunderttheile einer Secundo sein. Die Versuche Baxt\u2019s geben also ganz dasselbe Resultat wie die unsngen und zeigen auch, dass die besprochene Fehlerquelle dieselben nicht getr\u00fcbt hat.\nAuch die Versuche von v. Kries und Auerbach sprechen daf\u00fcr, dass unsere Ergebnisse mit dem wahren Sachverhalt \u00fcber-","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44 Ueber die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\neinstimmen. Die genannten Verfasser fanden n\u00e4mlich, nach der c-Methode combinirt mit der \u00ab-Methode, folgende Werthe f\u00fcr Unterscheidungszeiten in Bezug auf das Sehorgan:\nOptische Bichtungslocalisation: 0,011\u20140,017 Sec.;\nFarbenunterscheidung: 0,012 \u2014 0,034 Sec.;\nOptische Entfernungslocalisation : 0,022 \u2014 0,030 Sec.1).\nWenn wir bedenken, dass die Differenz, welche v. Kries und Auerbach bestimmten, eine sehr complicirte war2), so finden wir, dass auch in diesen Versuchen die wahre Apperceptionszeit sehr kurz gewesen ist, \u2014 ja k\u00fcrzer noch als die von uns bestimmte, \u2014 welches nat\u00fcrlich seinen Grund darin hat, dass die betreffenden Unterscheidungen viel einfacher als in unseren Versuchen waren.\nWir k\u00f6nnen es also als bewiesen ansehen, dass die wahre Apperceptionszeit einer ein- bis dreistelligen Zahl f\u00fcr uns ungef\u00e4hr 0,015 \u2014 0,035 Sec. und dass die Zeit,(W'Z\u2014WZ) ungef\u00e4hr gleich gross ist. Solche kleine Zeitr\u00e4ume sind nat\u00fcrlich niemals vollkommen exact zu bestimmen, denn die unvermeidlichen Variationen hei derartigen Versuchen machen eine genaue Zeitbestimmung vollkommen illusorisch. Wir wollen auch diesen Werthen keine andere Bedeutung zuschreiben als ein ungef\u00e4hres Maass der Zeitdauer dieser Processe zu liefern. Die eigentlichen psycho-physischen Processe verlaufen also \u00e4usserst schnell, und man muss sich darum mit gr\u00f6sster Vorsicht h\u00fcten, die f\u00fcr dieselben gefundenen Werthe als absolute Bestimmungen anzusehen. Derartige Werthe k\u00f6nnen keine andere Bedeutung beanspruchen, als einen approximativen Ausdruck der Zeitdauer dieser Processe zu geben. In dieser Weise aufgefasst, sind sie aber von Bedeutung f\u00fcr jede empirische Psychologie, weil sie eine M\u00f6glichkeit er\u00f6ffnen, tiefer in das Wesen der psychischen Vorg\u00e4nge zu dringen, als es auch der strengsten Selbstwahrnehmung m\u00f6glich sein wird.\n1)\tv. Kries und Auerbach, Archiv f. Anatomie u. Physiologie; physiol. Abtheilung; (1877) S. 346, 347.\n2)\tDie Zeit eVB \u2014 ER ist = (A!Z\u2014 aZ)-\\- VZ-\\- {W'Z \u2014 WZ)-, siehe oben S. 6 u. 7.","page":44},{"file":"z0001tablei.txt","language":"de","ocr_de":"Zei\u00eesdijlilv\u00aeio? Biologie 1883\nFig. 1\n\\\t\t\n1 :\t\t\n\t\\\t\n\t\t\t\t\n\t\\ \\\t\n\t\\ \\\t\n\t\\ \\\t\n\t\\ \\\t\n\t\\ \\\t\n1 /\tVS\t\u25a0\n- / - fl\t\t\\ \\ \\\n- // ~ //\t\t\\ \\\n\u25a0/ 1 -/ 1 y /\t\t\\ \\\n11 f- /\t\t\\ \\\n-/\t\t\\\n2\t\tV\ni\t\t\\ \\\n\t\t\\\ni\t\t\n0.150\t0,200\t0.250\t0,300\nFig. \u00e0.\n\t\t\n\\\t1 A\t/ A\tL\t\\ \\ >\t\n\\\tI - \\\tl z \\\t!\t\\ \\\t\n- \\ / - \\ /\t\\ \\\t\nV\t\\ \\ \\\t\n1 1 \\ z i \\\t\\ \\\t\n- 1 \\ - *\t\\\t\\ \\\t\n: f\t\\ - 1\t\\\t\n- i Zf -i\t\\\t\nf\t\\ t\t\n:\t\\\t\nz\t\t< V-\n:\t\t\t \\ \\ \\\nz\t\t\\\n0,200\t0250\t0,300\t0,350\nZur Kenniniss der Apperceptions datier xtisarrunenpesetzter Gesichtsvor\n0,150\t0.200\t0,250\t0.3OO\t0,350\t0.U0O\t0.450\n0,250\t0.300\t0,350\n0,150\t0.200\t0,250\t0.300\n0,150\t0,2f)0\t0,250 O.SOO 0,350\nFiy. 7.\n0/ZOO O/Z50\t0,300\t0,350\n0/i00\t0/150\t0,500\n2\t\t\t\t\t\nZ\t\t\t\t\t\nz\t/\t>-\u2014A\t\t\t\nz\t/ / / /\t\tx\t \\ \\\t\t\nz\t/ / / / / /\t\t\\ \\\t\t\n:\t/ / / / f !\t\t\\ l\t\\ \\ \\\t\t\n- /\t/ /\t\t\\ ' \\ \\\t\t\nE /\t/ /\t\t\\\tc\\\t\nE /\t\t\t\tNi \\ VN\t\n\t\t\t\t\t\n0/ZOO 0,250\t0,300\t0,350 0/iOO 0,450\t0,500","page":0}],"identifier":"lit22975","issued":"1883","language":"de","pages":"5-44","startpages":"5","title":"Zur Kenntnis der Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:08:13.127571+00:00"}