Open Access
{"created":"2022-01-31T15:42:14.160959+00:00","id":"lit24515","links":{},"metadata":{"contributors":[{"name":"Meyen, Franz Julius Ferdinand","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Berlin: Haude & Spener","fulltext":[{"file":"a0005.txt","language":"de","ocr_de":"Neues System\nd er\nPflanzen-Physiologie\nvon\nF. J, F. Me y en,\nDoctor der Philosophie, der Medizin und der Chirurgie, und aufserordentlicher Professor an der K\u00f6nigl. Friedrich \"Wilhelms-\nUniversit\u00e4t zu Berlin.\ns t e r Band.\nMit sechs Kupfer tafeln in\n* -\u25a0 *\nQuart.\nSSSS9\nBerlin, 1837,\nHau de und S pen ersehe Buchhand inner.\n'S. J. Joseephy.)","page":0},{"file":"a0006.txt","language":"de","ocr_de":"( CO-/ n \\ y T f\\. ^ *\n% \\\n|#*X.\u00bbL**(CK.tW8TITUT __\npfg Wl\u00e4tiNtCH\u00c4FT\u00dfSIiCMItSWI\nBibliothek\nT~","page":0},{"file":"a0007.txt","language":"de","ocr_de":"Herrn\nH, F r. Link,\ndem\nGr\u00fcnder der deutschen Pflanzen-Physiologie,\nseinem Lehrer,\nder Verfasser.","page":0},{"file":"a0008.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n'\n\n\n\n\n\n\n","page":0},{"file":"a0009introduction.txt","language":"de","ocr_de":"Hochverehrter G\u00f6nner und Freund!\nIndem ich es wage Ihnen dieses Buch ergebenst zu widmen, suche ich durch \u00f6ffentliche Darlegung der Dankbarkeit einen kleinen Theil meiner grofsen Schuld abzutragen, mit welcher ich Ihnen, als meinem Lehrer und hochverehrten Freunde, dessen reiche Erfahrungen mir so oft den Weg meines Studiums vorgezeichnet haben, verpflichtet bin.\nEine lange Reihe von Jahren haben andere Berufs-Pflichten meine Th\u00e4tigkeit dergestalt in Anspruch genommen, dafs ich, erst in der letzteren Zeit, mich wieder der Lieblingswissenschaft zuwenden konnte, deren Bearbeitung die Aufgabe meines k\u00fcnftigen Lebens sein soll.\nIch w\u00fcnschte, dafs Sie dieses Buch als eine Fortsetzung und Verbesserung meiner Phytotomie ansehen, welche im Jahre 1830 erschien; der Titel desselben m\u00f6chte durch die neue Anordnung der bearbeiteten Gegenst\u00e4nde, und durch die allgemeine Durchf\u00fchrung gewisser neuer Ansichten, wie es bisher noch nicht geschehen ist, gerechtfertigt werden. Ich m\u00f6chte glauben, dafs vielleicht die","page":0},{"file":"a0010.txt","language":"de","ocr_de":"Zeit gekommen w\u00e4re, in welcher man versuchen k\u00f6nnte die Pflanzen-Physiologie ganz in der Art, wie die Physiologie der Thiere zu bearbeiten. In dem ersten Theile dieses Buches sind die Organe der Verdauung, der Respiration und der Secretion der Pflanzen er\u00f6rtert; der zweite Theil (welcher im k\u00fcnftigen Jahre erscheint), wird die Bewegung der S\u00e4fte, die Vegetation und die Generation enthalten, und die Aehnlichkeit, welche in den Erscheinungen des Lebens der Pflanzen und der Thiere herrscht, wird in demselben noch deutlicher hervortreten.\nDen gr\u00f6fsten Lohn f\u00fcr diese Arbeit hoffe ich in Ihrer g\u00fctigen Beurtheilung derselben zu finden.\nJ Me je ii.","page":0},{"file":"a0011content.txt","language":"de","ocr_de":"Inhalt.\nSeite.\nEinleitung\t1\nErste Abtheilung.\nAllgemeine vergleichende Untersuchungen \u00fcber den Bau und\ndie Function der Elementar-Organe der Pflanzen\t.\t.\t8\nErstes Buch. Yon dem Bau und den Verrichtungen der Assimilations- und Bildungs-Organe.\nErstes Capitel.\nSpecielle Darstellung \u00fcber den Bau der Zellenw\u00e4nde\t.\t12\nZweites Capitel.\nUeber den spiralf\u00f6rmigen Bau, welcher in den W\u00e4nden der Parenchym-Zellen in so aufserordentlich vielen F\u00e4llen mehr oder weniger deutlich hervortritt. .....\t45\nDrittes Capitel.\nAllgemeine Darstellung'\u00fcber den Bau der Membran, welche\ndie Prosenchym-Zellen bildet. ......\t72\nViertes Capitel.\nAllgemeine Darstellung \u00fcber den Bau der Membran, welche\ndie Pleurenchym- oder Faser-Zellen bildet. ...\t97\nF\u00fcnftes Capitel.\nSp ecielle Untersuchung \u00fcber den Bau der Membran, welche\ndie Spiralr\u00f6hren der Pflanzen darstellt. .\t.\t.\t.\t117\nSechstes Capitel.\nUeber die Verbindung der Zellen unter sich. .\t.\t.\t160\nSiebentes Capitel.\nUeber die Function und die Bildungen der Pflanzen-Zellen.\t178\nUeber die Function der parenchymatischen Zellen. .\t.\t179\nI.\tUeber das Vorkommen der gef\u00e4rbten Zellens\u00e4fte. .\t.\t181\nII.\tAuftreten der ungef\u00e4rbten K\u00fcgelchen im Safte der Pflanzen-Zellen.\t.........\t189\nIII.\tAuftreten der gef\u00e4rbten Zellensaft-Kiigelchen. .\t,\t200\nIV.\tUeber den Nucleus im Safte der Zellen. .\t.\t.\t207\nV.\tAuftreten verschiedener fester Sekrete im Inneren der Zellen, 209","page":0},{"file":"a0012.txt","language":"de","ocr_de":"Seite.\nVI. Von den Krystallen und den anorganischen Substanzen \u00fcberhaupt, welche in dem Zellengewebe der Pflanzen Vorkommen. ..........\nUeber die Function der Prosenchym- und Pleurenchym-Zellen. ..\u2666\u2022\u2022\u2022\t....\nUeber die Function der Spiralr\u00f6hren.\t....\nZweites Buch. Ueber den Bau und das Vorkommen der Respirations- und Secretions-Beh\u00e4lter.\nAchtes Capitel.\nDas Respirations-System in den Pflanzen. ....\nN\u00e4here Betrachtung der Organe, welche die Respiration der 'v Pflanzen vermitteln. ........\nUeber die grofsen Luftbeh\u00e4lter im Inneren der Pflanzen.\nNeuntes Capitel.\nAnderweitige Secretionsbeh\u00e4lter........................ .\nZweite Abtheilung.\nAllgemeine vergleichende Darstellung \u00fcber die Typen, nach welchen sich die Elementarorgane zur Bildung der Pflanzen aneinanderreihen.\t.......\nErstes Capitel.\nUeber den Stamm der Monocotyledonen. .... Ueber die Theilung der Holzb\u00fcndel und \u00fcber das Verh\u00e4ltnifs der Zahl derselben zur Zahl der Geschlechtsorgane.\nZweites Capitel.\nUeber den Stamm der Dicotyledonen.\t....\nDer Holzk\u00f6rper. .........\nDie Markstrahlen.\t........\nDas Mark. .,\u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\u25a0\u2022\u2022\nDer Pvindenk\u00f6rper.\t........\nUeber die Bildung der neuen Holz- und Rindenschichten. .\nDrittes Capitel.\nUeber den Stamm der Acotyledonen. ....\n212\n246\n248\n259\n268\n294\n317\n323\n331\n352\n358\n358\n373\n377\n380\n390\n413\nErkl\u00e4rung der Abbildungen auf beiliegenden Tafeln.\n421","page":0},{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Nur wenige F\u00e4cher cler Naturwissenschaften sind seit den letzteren Jahren so vielfach bearbeitet worden, als die Physiologie der Gew\u00e4chse; eine Reihe der gl\u00e4nzendsten Entdeckungen in der feineren Zergliederung der Pflanzen haben zu Ansichten gef\u00fchrt, welche der Physiologie zur sichersten Grundlage dienen und derselben den Gang vorschreiben k\u00f6nnen, welchen sie bei ihren gegenw\u00e4rtigen Forschungen einzuschlagen hat. Ja es m\u00f6chte die Zeit gekommen sein, dafs die Pflanzen-Physiologie in die Reihe derjenigen Wissenschaften treten mufs, welche in jeder Hinsicht die h\u00f6chste Beachtung verdienen; die Anatomie der Pflanzen, welche der Physiologie allein zur Grundlage dient, besteht nicht mehr wie sonst, aus einer Menge von widersprechenden Beobachtungen und eben so widersprechenden Meinungen, sondern es zeigt sich endlich eine Uebereinstimmung in der Erkl\u00e4rung der beobachteten Gegenst\u00e4nde, welche wenigstens bei denjenigen Botanikern zu finden ist, die sich mit der Bearbeitung dieses Theiles der Botanik anhaltend besch\u00e4ftigen. Diese Uebereinstimmung m\u00f6chte aber auch f\u00fcr die Richtigkeit der Auffassung des Gegenstandes sprechen, und somit kann man gegenw\u00e4rtig mit gr\u00f6fserer Sicherheit auf diese Beobachtungen weiter bauen.\nDie neueste Zeit hat in vieler Hinsicht gezeigt, von welcher hohen Wichtigkeit f\u00fcr den Wohlstand der V\u00f6lker eine genaue Kenntnifs \u00fcber die geheimen Prozesse w\u00e4re, welche das Leben der Pflanzen in ihrem einfachen Gewebe ausf\u00fchrt; es ist bekannt, wie gegenw\u00e4rtig schon eine Menge von vegetabilischen Produkten durch die Kunst\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nerzeugt werden, welche das Pflanzenlehen unter anderen Verh\u00e4ltnissen selbst hervorbringt. In vielen anderen F\u00e4llen mufs der Vegetations-Akt k\u00fcnstlich geleitet werden, bald bef\u00f6rdert, bald zur\u00fcckgehalten um die Pflanze zur Erzeugung dessen zu zwingen, was man gerade bezweckt. Zwar hat man die meisten dieser Operationen schon lange vorher betrieben, ehe man die Erkl\u00e4rung dazu geben konnte, um so langsamer schritt auch ihre \\ ervollkommnung vor. Gegenw\u00e4rtig aber tritt die Pflanzen-Physiologie in das praktische Leben hinein; der Gebildete wird darin einen Schatz von interessanten Thatsachen kennen lernen, welche auch hier, wie \u00fcberall in der Natur die h\u00f6chste Zweck-m\u00e4fsigkeit erweisen, selbst in den bewunderungsw\u00fcrdig kleinsten Gebilden; und eine Anschauung von dem Lebensprozesse dieser Organisationen, von deren Dasein unsere ganze Existenz abh\u00e4ngt, wird der heutige Zustand dieser Wissenschaft ebenfalls zu geben im Stande sein. Aber auch der Techniker wird durch die Pflanzen-Physiologie in vieler Hinsicht belehrt, er wird in den Stand gesetzt werden, die besten Methoden anzuwenden, um, bei der vielfachen technischen Benutzung der Pflanzen auf dem leichtesten und Schnellesten Wege zum Ziele zu gelangen.\nEinen grofsen Antheil bei der neueren Ausbildung der Pflanzen-Physiologie hat die Chemie, aber den gr\u00f6fs-ten Nutzen hat offenbar die vielfache Anwendung des Mikroskop\u2019s bei der Erforschung dieses Gegenstandes gezeigt; dieses Instrument, welches f\u00fcr das Studium der Na turwissenschaften die wichtigste Erfindung sein m\u00f6chte, ist in neuester Zeit so aufserordentlich vervollkommnet, dafs man gegenw\u00e4rtig viele der schwierigsten Gegenst\u00e4nde der Pflanzen-Anatomie augenblicklichst erkennt, welche noch vor 10 Jahren fast unm\u00f6glich zu sehen waren; ja es ist zu hoffen, dafs das Mikroskop noch weit mehr vervollkommnet werden, und dafs es t\u00e4glich immer allgemeiner und allgemeiner in Anwendung gesetzt werden wird.\nEine kurze Anweisung \u00fcber den Werth und den Gebrauch der Mikroskope m\u00f6chte demnach an diesem Orte","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"nicht unpassend sein, wenigstens wird sie dem Anf\u00e4nger in diesen Untersuchungen von Nutzen sein, und ihn vor manchem Irrthume bewahren. In fr\u00fcheren Zeiten zeichneten sich ganz besonders die einfach ausgef\u00fchrten zusammengesetzten Mikroskope aus, welche man in England verfertigte, und es sind noch manche, sehr gute Instrumente aus jener Zeit vorhanden; sie geben, in Bezug auf Deutlichkeit der kleinsten Theilchen vorzugsweise scharfe Bilder, und selbst bei starken Vergr\u00f6fserungen, welche aber nicht \u00fcber 250mal hinausgehen, zeigen sie hinreichende Fokalabst\u00e4nde. Diese Mikroskope wurden sp\u00e4ter von Frauenhofer mit achromatischen Gl\u00e4sern versehen, und zeichneten sich nun, sowohl in Hinsicht der Gr\u00f6fse des Gesichtsfeldes als auch durch Sch\u00e4rfe der Bilder ganz besonders aus. Als aber Selligue zu Paris, im Jahr 1826 die Vorrichtung der sogenannten aplanatischen Linsen (Objective welche \u00fcber einander zu schrauben sind) erfunden hatte, verfertigte Chevalier mit Anwendung derselben neue Mikroskope, welche alle \u00fcbrigen an Vergr\u00f6-fserung \u00fcbertrafen, und diese Vorrichtung ward von jener Zeit an \u00fcberall bei den neuen Mikroskopen angebracht.\nAmici zu Modena, ein ber\u00fchmter Physiker, verfertigte schon einige Jahre fr\u00fcher katoptrische Mikroskope, welche zwar von besonderer G\u00fcte waren, indessen dennoch den dioptrischen Mikroskopen weichen mufsten, welche derselbe Physiker bald darauf erfand. Diese dioptrischen Mikroskope, wie sie Amici seit 1832 anfertigt, haben 5 Okulare und 5 Objective und zeigen die st\u00e4rksten Vergr\u00f6fserungen, welche man bis jetzt durch Mikroskope erreicht hat, doch leider werden die Bilder, bei den st\u00e4rksten Vergr\u00f6fserungen sehr dunkel, ganz besonders bei bezogenem Himmel. Es ist noch zu bemerken, dafs bei diesen Mikroskopen von Amici ein Prisma angebracht ist, wodurch die Lichtstrahlen, welche durch die aplanatischen Objective durchgehen, in einem Winkel von 90\u00b0 abgelenkt werden, wodurch man im Stande ist in derselben Art zu beobach-\n1 ^","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nten, wie mittelst gew\u00f6hnlicher Fernr\u00f6hre, indem der Tubus des Instruments horizontal gestellt ist.\nSeit dem Jahre 1832 werden von PJ\u00f6ssl in Wien *) und von Pistor und Schick zu Berlin, ganz ausgezeichnet gute Mikroskope nach dem Selligueschen Principe angefertigt, welche sich auch durch ihre Wohlfeilheit auszeichnen. Die Pl\u00f6sslschen Mikroskope ohne Mikrometer zu 100 Gulden Conv. M\u00fcnze, so wie die Schickschen zu 70 Thaler sind nicht nur den Anf\u00e4ngern recht sehr zu empfehlen, sondern man wird, auch bei sp\u00e4teren Untersuchungen, in den meisten F\u00e4llen damit auskommen. Die gr\u00f6fseren Mikroskope kosten bei Pl\u00f6ssl 160 Gulden, doch der Mikrometer vertheuert das Instrument noch um 50 \u2014 60 Thaler.\nIn England sollen gegenw\u00e4rtig bei Dollarn! Mikroskope zu 80 Guineen angefertigt werden, welche die Pl\u00f6sslschen und Schickschen \u00fcbertreffen sollen!\nDie einfachen Mikroskope sind zur Bearbeitung der Pflanzen-Anatomie weniger zu empfehlen; die kleinen Linsen, durch welche man hinreichend starke Vergr\u00f6fse-rung erlangen kann, sind so aufserordentlich klein, dafs ihre kurzen Fokalabst\u00e4nde, so wie der kleine Gesichtskreis den Beobachtungen mit solchen Instrumenten viele Hindernisse in den Weg legen. Mit gr\u00f6fserem Zeitaufwande kann man allerdings auch mit guten einfachen Mikroskopen sehr wohl beobachten, indessen die Vergr\u00f6fserungen derselben sind lange nicht so stark, als die unserer gegenw\u00e4rtigen zusammengesetzten Mikroskope. Auch glaube man nicht, dafs die Beobachtungen mit dem einfachen Mikroskope weniger den Irrthiimern unterworfen sind, als jene mit dem zusammengesetzten Mikroskope, und bringt man noch dabei in Anschlag, dafs das Beobachten mit einfachen und sehr starken Linsen die Augen bedeutend angreift, so kann dar\u00fcber kein Zweifel herrschen, dafs f\u00fcr\n*) G. S. Pl\u00f6ssl, Optiker und Mechaniker. Alte Wieden, Feldgasse am Eck der Scbra\u00f6llergasse Nr. 215.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"D\ndie Bearbeitung der Pflanzen-Anatomie das zusammengesetzte Mikroskop den Vorzug erhalten mufs. Die einfachen Taschen-Mikr o sk o p e, welche Pl\u00f6ssl und andere Optiker ebenfalls mit aplanatischen Linsen verfertigen, sind indessen mehr zu physiologischen Beobachtungen zu empfehlen, wie z. B. zur genauem Kenntnifs \u00fcber die Structur der Bliithe, der Frucht und der Saamen; in diesen F\u00e4llen wird man nur selten mit dem zusammengesetzten Mikroskope ausreichen.\nMan hat auch bei diesen kleinen Taschen-Mikroskopen durch einzelne, einfache Linsen, sehr starke Vergr\u00f6-fserungen zu erreichen gesucht. Pl\u00f6ssl in Wien verfertigt dergleichen Glas-Linsen von Linie Brennweite, und in England hat man verschiedene Mineralien zur Anferti-gung dieser kleinen Linsen benutzt. Pritchard in London verfertigt Saphirlinsen von\tTo und engl. Zoll\nBrennweite, deren Liniarvergr\u00f6fserung 100, 200, 300 und 400mal ist und 2 Guineen kosten. Linsen von ^ und Z. Fokalabstand kosten 3 Guineen und von und engl. Zoll sogar 4 Guineen. Die Demantlinsen kosten bei Pritchard 10 bis 20 Guineen, w\u00e4hrend eine Demantlinse zum einfachen Taschenmikroskop, mit 500maliger Liniarvergr\u00f6fserung bei Pl\u00f6ssl nur 150 Gulden, und eine Saphirlinse von 400maliger Vergr\u00f6fserung nur 20 Gulden kostet.\nBei den mikroskopischen Beobachtungen wende man das gew\u00f6hnliche Tageslicht an, und an weniger hellen Tagen gebrauche man zur Beleuchtung des Objects einen Concav-Spiegel. Der directen Sonnenstrahlen bediene man sich zur Beleuchtung nur in solchen F\u00e4llen, wo der zu beleuchtende Gegenstand bei gew\u00f6hnlichem Lichte undurchsichtig erscheint, und ebenso ist eine solche Beleuchtung zu benutzen, um die Bewegung einer Fl\u00fcssigkeit in einem d\u00fcnnen, aber dennoch undurchsichtigen Objecte zu erkennen. Will man jedoch die Structur der Elementar-Organe der Pflanzen kennen lernen, so darf das directe Sonnenlicht zur Beleuchtung nicht angewendet werden, und ebenso verh\u00e4lt es sich mit der Beleuchtung durch Lampenlicht;","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nich kenne keinen Fall, wo man bei der Anwendung des Lampenlichtes, ein so reines, scharfes und so richtiges Bild erh\u00e4lt, wie es die Beleuchtung eines gew\u00f6hnlichen, guten Mikroskop\u2019s mit dem Tageslichte darbietet.\nZum Objecttr\u00e4ger gebrauche man gew\u00f6hnliches weites planes Glas, doch presse man nicht den zu beobachtenden Gegenstand zwischen Glasplatten, sondern man lasse ihn, mit Wasser umh\u00fcllt, frei und offen liegen, aber vermeide auch, dafs er im Wasser schwimmt; die Meng*e des Wassers darf nur so grofs sein, dafs das Object nicht zusammentrocknet und gleichm\u00e4fsig damit bedeckt wird. Zuweilen ist es bei mikroskopisch-phytotomischen Untersuchungen von grofsem Vortheile, wenn man einen und denselben Gegenstand in Fl\u00fcssigkeiten von verschiedener Strahlenbrechungskraft eingeh\u00fcllt untersucht; das Eiweifs, welches eine st\u00e4rkere Strahlenbrechungskraft besitzt als Wasser, bringt Herr Ure hiezu vorzugsweise in Vorschlag. Zur Beobachtung getrockneter vegetabilischer Stoffe ist das Terpenthin\u00f6l zur Einh\u00fcllung des Objectes, ganz besonders zu empfehlen; es dringt sehr schnell durch die Membranen und treibt die Luft mit Gewalt hinaus, was durch Wasser nicht so bald bewirkt wird. Weniger em-pfehlenswerth ist zu diesem Zwecke der Canada-Balsam, u. s. w.\nFr\u00fcher war es sehr im Gebrauche, dafs man bei mikroskopischen Untersuchungen das zu beobachtende Object zwischen zwei Glasplatten zusammendr\u00fcckte, und noch vor einiger Zeit hat Herr Purkinje *) einen eigenen Quetsch-Apparat erfunden und denselben als unentbehrlich anempfohlen. Es giebt manche F\u00e4lle, besonders bei der Untersuchung der Elementar-Organe der Thiere, wo die Anwendung des Quetsch-Apparats sehr vorteilhaft ist, doch zur Bearbeitung der Pflanzen Anatomie m\u00f6chte derselbe nicht\n*) Feber den inikrotomischen Quetscher; ein bei mikroskopischen Untersuchungen unentbehrliches Instrument. \u2014 In M\u00fcllers Archiv. 1834. p. 385.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"7\nnur zu entbehren sein, sondern seine Anwendung w\u00fcrde hier sehr viele Irrth\u00fcmer herbeif\u00fchren.\nZu den gew\u00f6hnlichen Untersuchungen \u00fcber den Bau der Pflanzen wende man wenigstens 200malige Vergr\u00f6fse-rungen an, und nur f\u00fcr einzelne F\u00e4lle benutze man die st\u00e4rkeren und st\u00e4rksten Vergr\u00f6fserungen. Es ist \u00fcberhaupt vorteilhaft, wenn man das Auge an eine bestimmte Vergr\u00f6fserung gew\u00f6hnt; es erh\u00e4lt hiebei durch langj\u00e4hrige Uebung eine besondere Sch\u00e4rfe. Auch f\u00fcrchte nan nicht, dafs gesunde Augen durch mikroskopische Beobachtungen leiden m\u00f6chten; sie pflegen allerdings in den ersten Tagen anhaltender Beobachtungen etwas angegriffen zu erscheinen, aber bald verschwindet auch dieses Gef\u00fchl und die Augen werden im Gegenteile immer sch\u00e4rfer, doch anhaltende Beobachtungen mit Fernr\u00f6hren zur Nacht und mikroskopische Beobachtungen bei Tage, k\u00f6nnen dem Auge in sehr kurzer Zeit sch\u00e4dlich werden.\n1","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nErste Abtheilung.\nAllgemeine vergleichende Untersuchungen \u00fcber den Bau und die Funktion der Elementar - Organe der Pflanzen.\nDie unendliche Mannigfaltigkeit, welche die Pflanzen in ihrer \u00e4ufseren Form zeigen, ist weniger in dem inneren Bau derselben zu finden, und die Zahl der Elementar-Organe, welche die Pflanzen zusammensetzen, ist nur sehr klein, doch sie sind es, welche in Hinsicht ihrer Form, ihrer Gr\u00f6fse, Stellung und ihrer Th\u00e4tigkeit eine eben so grofse Mannigfaltigkeit zeigen, wie wir dieselbe an der \u00e4ufseren Form der Pflanzen t\u00e4glich zu beobachten Gelegenheit haben.\nDie wesentlichsten Elementar-Organe, woraus die Pflanzen zusammengesetzt werden, sind die Zellen, welche bei aller Mannigfaltigkeit in ihrer Form, ihrer Gr\u00f6fse, ihrer Stellung und ihrem Inhalte, den einfachsten Bau zeigen, denn es sind kleine Beh\u00e4lter, welche von einer zarten Haut dargestellt werden, die nirgends mit Oeffnun-gen versehen ist, so dafs man die Zellen mit geschlossenen S\u00e4ckchen vergleichen kann. Treten die Zellen in Menge neben einander auf, so bilden sie eine Masse, welche man Zellengewebe oder Zellgewebe nennt, und dieses Gewebe fehlt keiner der vollkommeneren Pflanzen. Bei den niedrigsten Pflanzen, als bei den untersten Abtheilungen der Pilze und der Algen, da treten nur einzelne Reihen von Zellen auf, und diese bilden selbstst\u00e4ndige Individuen, wie z. B. bei den Conferven und den Faden-Pilzen, wozu unsere gew\u00f6hnlichen Schimmel-Arten geh\u00f6ren; jeder Utriculus ist hier eine einzelne Zelle, und jede dieser Zellen ist verm\u00f6gend, f\u00fcr sich allein zu beste-","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"9\nhen, sich zu bilden und sogar Fr\u00fcchte zu tragen, daher kann man sagen, dafs diese Pflanzen aus einer Menge von kleineren Pfl\u00e4nzchen zusammengesetzt sind. Das Wesentlichste hiebei, worauf sich jedoch die ganze Ansicht st\u00fctzt, ist die Selbstst\u00e4ndigkeit, welche die Zellen des Zellengewebes zeigen; und diese ist es, welche in einem niedern Grade auch noch bei den Zellen der vollkommensten Pflanzen zu beobachten ist.\nSp\u00e4ter werden wir viele F\u00e4lle kennen lernen, wo oftmals Zellen, welche dicht neben einander liegen und aus einer und derselben Quelle den Nahrungssaft erhalten, wie diese dennoch die verschiedenartigsten Stoffe erzeugen; ja es m\u00f6chte.das Unbegreiflichste in den Vorg\u00e4ngen des Pflanzenlebens sein, wie die Zellen, meistens so klein und so \u00e4hnlich, ja gleichartig gebaut, dennoch in einer und derselben Pflanze die verschiedenartigsten Stoffe erzeugen k\u00f6nnen.\nDie unvollkommensten Pflanzen bestehen aus einem gleichm\u00e4fsigen Zellengewebe, d. h. die Zellen desselben sind von gleicher oder \u00e4hnlicher Form; bei den vollkommeneren Pflanzen treten Zellen von verschiedener Form auf, und die gleichgeformten sind zusammengruppirt. Hier sind besonders die Zellen mit langgestreckter Form zu beachten, welche in kleinen B\u00fcndeln vereint auftreten und mit dem Namen der Gef\u00e4fsbiindel belegt worden sind, weil sie es offenbar sind, welche mit Schnelligkeit den rohen Nahrungssaft durch die ganze Pflanze leiten. Bei noch vollkommeneren Pflanzen tritt eine eigene Modification der langgestreckten Zellen auf, welche die meisten Botaniker, als eigenthiimliche Gefifse erkennen m\u00f6chten, und sie mit dem Namen der Fasergef\u00e4fse belegt haben, doch diese sogenannten Fasergef\u00e4fse bilden keine besondere Klasse von Elementar-Organen, sondern es sind nur modificirte langgestreckte Zellen, welche ihren Ursprung durch hundertf\u00e4ltige Uebergangsstufen nachweisen. Bei den vollkommeneren Pflanzen treten jedoch zwischen den Zellen noch eigenth\u00fcmlich gestaltete Elementar-Organe","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"io\nauf, welche unter dem Namen der Spiralgef\u00e4fse, Spiral r\u00f6hren u. s. w. bekannt sind, und besonders in fr\u00fcheren Zeiten als die wichtigsten Elementar-Organe der Pflanzen angesehen wurden. Gegenw\u00e4rtig haben die Spiralr\u00f6hren jene hohe Wichtigkeit verloren; eine vielf\u00e4ltige Untersuchung hat mich gelehrt, dafs dieselben bei allen so auffallenden Eigenth\u00fcmlichkeiten, welche ihr Bau zeigt, dennoch mit den Zellen in eine und dieselbe Klasse von Elementar-Organen zu stellen sind. Die Spiralr\u00f6hren und die Zellen haben, dem Wesen nach, einen und denselben Bau und eine und dieselbe Entstehungsart, wenn sie auch in ihren Extremen noch so verschiedenartig auftreten, so dafs die ausgesprochene Meinung anfangs selbst grundlos erscheinen m\u00f6chte. Die Spiralr\u00f6hren sind eigenthiimlich modificirte Zellen, ebenso wie die sogenannten Faserge-f\u00e4fse, und demnach werde ich im Verlaufe dieser Schrift, wie ich es schon in meiner Phytotomie gethan habe, jene beiden Formen von Elementar-Organen nicht zu den Ge-f\u00e4fsen z\u00e4hlen, sondern ich werde nachzuweisen suchen, dafs sie in Hinsicht ihrer Funktionen mit anderweitigen Organen des thierischen K\u00f6rpers zu vergleichen sind; die einen nenne ich Spiral r\u00f6hren, die anderen Faser-Zellen.\nBei einer sehr grofsen Anzahl vollkommener Pflanzen findet man zwischen den Zellen noch eine eigenth\u00fcmliche Klasse von Elementar-Organen, und diese bestehen in einem zusammenh\u00e4ngenden Systeme eigener Gef\u00e4fse, welche einen Saft f\u00fchren, der sich durch Consistenz wie durch F\u00e4rbung, meistens sehr auffallend von dem Safte der Zellen unterscheidet und unter dem Namen des Milchsaftes bekannt ist. Dieses Gef\u00e4fssystem mit seinem Inhalte, wird man am Besten mit dem Blutgef\u00e4fs - Systeme in den Thieren vergleichen, wor\u00fcber in der Folge ausf\u00fchrlich gehandelt werden soll.\nDie Elementar-Organe der Pflanzen sind demnach Zellen, welche unter den mannigfachsten Modificationen auftreten, und wovon diejenigen, welche in Form langer","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"11\nR\u00f6hren erscheinen, schon seit den fr\u00fchesten Zeiten der Pflanzen-Anatomie mit dem Namen der Fasergef\u00e4fse, Spi-ralgef\u00e4fse u. s. w. belegt worden sind. Nur einem gro-fsen Theile der vollkommeneren Pflanzen kommt ein eigenes Gef\u00e4fssysstem zu, welches zwischen den Zellen verl\u00e4uft, \u00e4hnlich demjenigen, worin das Blut in den Thie-ren bewegt wird; zwar treten diese Gef\u00e4fse nicht bei allen Pflanzen auf, sie m\u00fcssen aber dennoch zu den Elementar-Organen gerechnet werden, denn auch die Spiralr\u00f6hren und die Faserzellen treten nicht bei allen Pflanzen auf.\nMehrere andere Physiologen, worunter neuerlichst noch Herr Treviranus *) sind der Meinung, dafs die Elementar-Organe der Pflanzen in Zellgewebe, Fasergewebe und Gef\u00e4fsen (Spiralr\u00f6hren werden n\u00e4mlich darunter verstanden) bestehen; sie sprechen noch nicht von den eigenen Gef\u00e4fsen, worin sich der Milchsaft bewegt, weil dieselben bei ihren Beobachtungen noch \u00fcbersehen sind.\nAus diesen vorangeschickten Bemerkungen geht schon hervor, dafs die Zellen es sind, denen die gr\u00f6fste Wichtigkeit in den Pflanzen zukommt; sie sind es, welche zuerst die Pflanze bildet, und in ihnen werden alle die mannigfaltigen Stoffe dargestellt und abgelagert, welche f\u00fcr die Ern\u00e4hrung der Thiere und Pflanzen so \u00e4ufserst wichtig sind. Demnach m\u00fcssen wir die gr\u00f6fste Aufmerksamkeit auf den Bau, die Bildung und den Inhalt der Zellen richten, denn aus einem genaueren Studium dieser Gegenst\u00e4nde werden wir zuerst eine Vorstellung von dem Leben der Pflanzen erhalten; schon gegenw\u00e4rtig sind wir hier\u00fcber zu sch\u00f6nen Resultaten gelangt, denn es wird sich zeigen, dals die Th\u00e4tigkeit, welche in der Pflanze wirkt, wahrscheinlich in allen ihren Bildungen den Lauf der Spirale verfolgt, sowohl bei der Bildung der einfachen Ele-mentar-Organe, wie bei der Aneinanderreihung der zusammengesetzten Theile der Pflanze. Ebenso l\u00e4fst es sich in allen F\u00e4llen nachweisen, dafs die neuen Bildungen fester\n*) Physiologie der Gew\u00e4chse. I. pag. 24,","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nStoffe in den Pflanzen, durch best\u00e4ndige Anlagerung (Iuxtapositio) geschehen. Diese Resultate der neueren Pflanzen-Physiologie sind nicht als blofse Theorien anzu-sehen, sondern sie sind aus Tausenden von Beobachtungen gezogen, worin sich jene Aeufserungen des Pflanzenlebens mehr oder weniger klar vor Augen stellten; und gerade diese Beobachtungen sind es, welche wir eigentlich allein der Verbesserung der Mikroskope verdanken, welche dieselben seit den letzten 10 Jahren erfahren haben.\nE r s t e s Buch.\nVon dem Bau und den Verrichtungen der Assimilationsund Bildungs - Organe.\nErstes CapiteL\nSpecielle Darstellung \u00fcber den Bau der Zellenw\u00e4nde.\nEhe wir zur speciellen Betrachtung \u00fcber den Bau der Zellenw\u00e4nde \u00fcbergehen, wird es n\u00f6thig sein, eine kurze Darstellung der Eintheilung des Zellengewebes nach den verschiedenen Formen zu geben, indem wir, im Verlaufe der Schrift, unsere Beobachtungen stets auf ganze nat\u00fcrliche Abtheilungen zu beziehen suchen werden. Eine solche Eintheilung habe ich in meiner Phytotomie (\u00a7. 38.) gegeben, und habe daselbst jene Eintheilung sehr speciell durchgef\u00fchrt; hier wiederhole ich nur die Characteristik der haupts\u00e4chlichsten Gruppen, um mich \u00fcber die Benennungen zu verst\u00e4ndigen, welche im Verlaufe dieser Schrift in Anwendung gesetzt worden sind.\nDas regelm\u00e4fsige Zellengewebe zerf\u00e4llt in:\nI. Mer enchyma. Merenchym.\nAus sph\u00e4rischen Zellen bestehend, welche sich bei","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"13\nihrer Vereinigung zum Zellengewebe nur theilweise ber\u00fchren.\nA.\tIn Hinsicht der Lagerung der Merenchym-Zellen giebt es:\n1)\tRegelm\u00e4fsiges Merenchym.\n2)\tUnregelm\u00e4fsiges Merenchym.\nB.\tIn Hinsicht der Form der Merenchym - Zellen giebt es:\n1)\tKugelf\u00f6rmiges Merenchym.\n2)\tEllipsoidisches Merenchym.\nH. Parenchyma. Parenchym.\nDie Zellen stehen mit horizontalen und vertikalen Fl\u00e4chen neben und \u00fcbereinander.\nA.\tDas Parenchym in Hinsicht der Form der Zellen.\nEs zerf\u00e4llt in:\n1)\tW\u00fcrflichtes Parenchym. Parenchyma cubicum.\n2)\tS\u00e4ulenf\u00f6rmiges Parenchym. Parenchyma co-lumnale.\na)\tCylindrisches Parenchym. Parenchyma cy-lindricum.\nb)\tPrismatisches Parenchym. Parenchyma pris-maticum.\n3)\tDodeka\u00ebdrisches Parenchym. Parenchyma do-deca\u00ebdrotum.\n4)\tSternf\u00f6rmiges Parenchym. Parenchyma stel-latum.\n5)\tTafelf\u00f6rmiges Parenchym. Parenchyma tabu-latum.\nB.\tDas Parenchym in Hinsicht der Lage der Zellen.\n1)\tLanggelagertes Parenchym, auch longitudinales Parenchym.\n2)\tHorizontales Parenchym.\nEs tritt auf als: Markgewebe, als Rindengewebe und als Markstrahlen.\n3)\tSchiefgelagertes Parenchym,","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nIII.\tP rose ne h y ma.\tProsenchym.\nDie Zellen sitzen mit schief abgeplatteten Grundfl\u00e4chen aufeinander.\nIV.\tPleurenchyma. Pleurenchym oder Faserzellen- Gewebe.\nSehr langgestreckte, dickh\u00e4utige Zellen, welche mit ihren Seitenfl\u00e4chen nebeneinander verbunden sind.\nV.\tSpiralr\u00f6hren.\nDie Spiralr\u00f6hren z\u00e4hlte ich fr\u00fcher, wie alle \u00fcbrigen Phytotomen, einem eigenen Systeme von Elementar-Organen zu, doch in der vorliegenden Schrift glaube ich nachgewiesen zu haben, dafs sie dem Wesentlichen nach, ganz ebenso wie Zellen gebauet sind, demnach nur eine eigene Modification der Zellen in ihnen zu erkennen ist.\nGegen diese Eintheilung des Zellengewebes haben sich verschiedene Stimmen erhoben, so dafs ich versuchen mufs, die haupts\u00e4chlichsten Einwendungen, welche man dagegen macht, zu beseitigen. Zuerst hat sich Herr Mold *) \u00fcber diesen Gegenstand tadelnd ausgesprochen; er meint, dafs dergleichen Gruppen des Zellengewebes, wegen der vielen Ueberg\u00e4nge, in der Natur nicht begr\u00fcndet w\u00e4ren, und dafs man verleitet werden k\u00f6nne zu glauben, dafs den verschiedenen Zellenformen auch verschiedene Functionen zukommen. Der erste Einwurf m\u00f6chte bei einer genaueren Betrachtung seine Kraft verlieren, denn wir glauben, dafs es die Beobachtungen bei einer jeden Pflanze ganz deutlich zeigen, wie dergleichen Gruppirungen des Zellengewebes wirklich in der Natur begr\u00fcndet sind. So auffallend, wie sich die langgezogenen Faser-Zellen von dem blasenf\u00f6rmigen Zellengewebe unterscheiden, so auffallend sind allerdings die Unterschiede nicht, welche sich zwischen dem s\u00e4ulenf\u00f6rmigen, dem cylindrischen und dem dodeka\u00fcdrischen Parenchym zeigen, doch das sternf\u00f6rmige und das tafelf\u00f6rmige Parenchym sind dagegen wieder h\u00f6chst verschieden von einander und diese Formen sind doch sicherlich in\n) De palmarum structura, p. VI.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"15\nder Natur begr\u00fcndet. Ja man mufs sogar, wie es in der Folge nachgewiesen werden wird, den haupts\u00e4chlichsten Gruppen des Zellengewebes eine, in vieler Hinsicht sehr verschiedene Function zugestehen, wodurch auch der zweite Einwand ganz beseitigt wird, obgleich er, schon an und f\u00fcr sich, zur Bestreitung unserer Eintheilung des Zellengewebes nicht pafst, denn dabei ist nirgends von der Function der verschiedenen Zellengruppen die Rede gewesen.\nSp\u00e4ter hat Herr Treviranus *) die Benennungen, womit wir die verschiedenen Pflanzenzellen-Gruppen belegt haben, f\u00fcr willk\u00fchrlich erkl\u00e4rt, weil sich in der Natur so viele Ueberg\u00e4nge zeigen. Allerdings sind die Benennungen willk\u00fchrlich gew\u00e4hlt, wie es einem Jeden erlaubt ist, der unbenannten Gegenst\u00e4nden Namen giebt, doch die aufgef\u00fchrten Zellengruppen sind dadurch nicht entstanden, sondern sie sind wirklich in der Natur vorhanden und durch m\u00fchsame, und oftmals wiederholte Beobachtungen hat man gesucht, dieselben durch besondere Charactere von einander zu unterscheiden. In Bezug auf die vielen Ueberg\u00e4nge, welche sich zwischen den verschiedenen Zellengruppen zeigen sollen, machen wir auf die Methode aufmerksam, nach welcher die Terminologie der Pflanzen begr\u00fcndet ist; man hat z. B. ein linienf\u00f6rmiges, ein lanzettf\u00f6rmiges, ein l\u00e4ngliches, ein ovales und ein eirundes Blatt, und gewifs wird jeder Botaniker die grofse Menge von Ueberg\u00e4ngen kennen, welche sich zwischen jenen Hauptformen zeigen, aber dennoch wird er diese Benennungen beibehalten um sich gegenseitig verst\u00e4ndigen zu k\u00f6nnen. Mehrere Beispiele aufzuf\u00fchren, um die Nothwendigkeit einer Kunstsprache auch f\u00fcr die Pflanzen - Anatomie dar-zuthun, w\u00e4re wohl \u00fcberfl\u00fcssig. Ich mache nur noch auf die systematische Botanik \u00fcberhaupt aufmerksam, indem, wie es vielen Botanikern bekannt sein wird, zwischen den Arten einer und derselben Gattung oftmals so viele Ue-\n\u00d6 Physiologie der Gew\u00e4chse. I. p. 26 u. p. 31.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nbergangsformen giebt, dafs mehrere Botaniker diese auf-gestellten Arten nicht anerkennen wollen, und dennoch giebt man allen diesen Formen bestimmte Namen und unterscheidet sie, als wenn die Natur diese Arten auf das bestimmteste von einander geschieden h\u00e4tte.\nEine mehr begr\u00fcndete Einwendung, welche man gegen meine Eintheilung des Zellengewebes machen k\u00f6nnte, w\u00e4re die in Bezug auf die Trennung des Merenchym\u2019s von dem Parenchym, indem man das Merenchym als sph\u00e4risches Parenchym bezeichnen, und die eine Gruppe kugelf\u00f6rmiges Parenchym, die andere ellipsoidisches Parenchym nennen k\u00f6nnte, wogegen sich nichts weiter sagen l\u00e4fst, als dafs die Art der Aneinanderreihung, welche die sph\u00e4rischen Parenchym-Zellen zeigen, in den Begriff des Parenchym\u2019s nicht hineinpafst.\nDie Zellen des Pflanzengewebes werden, wie es schon vorhin angegeben wurde, durch eine zarte Membran gebildet, daher eine genauere Untersuchung dieses Gegenstandes f\u00fcr alle Gruppen des Zellengewebes vorangehen mufs.\nDa die Zellenmembran, welche die geschlossenen Beh\u00e4lter (Zellen) bildet, ohne alle sichtbare Oeffnungen ist, so sind auch die Zellen ohne dergleichen; wenigstens sind bei unseren gegenw\u00e4rtigen Vergr\u00f6fserungen, welche in der That schon sehr bedeutend sind, noch keine Oeffnungen in den W\u00e4nden der Zellen zu beobachten, durch welche der Durchgang der Fl\u00fcssigkeiten von Zelle zu Zelle stattfinden k\u00f6nnte. Man sieht zwar auf das Deutlichste, dafs ein solcher Durchgang durch die W\u00e4nde der Zellen stattfindet, doch wir sind noch nicht im Stande, den Vorgang dabei ganz genau zu erkl\u00e4ren.\nMacht man z. B. aus einer frischen Kartoffel feine Schnitte und beobachtet dieselben unter dem Mikroskope, so wird man die W\u00e4nde der einzelnen Zellen als eine feine, ungef\u00e4rbte und wasserhelle Membran sehen, welche keine sichtbaren Oeffnungen zeigt, und dennoch gehen die","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"17\nFl\u00fcssigkeiten mit grofser Schnelligkeit durch diese Membran hindurch. Im Inneren dieser Zellen der Kartoffel ist bekanntlich das Amylum in Form von K\u00fcgelchen abgelagert; benetzt man aber die Zellen mit einer Aufl\u00f6sung der Jodine, so werden die Amylum-K\u00fcgelchen im Inneren jener geschlossenen Zellen fast augenblicklichst blau gef\u00e4rbt, wodurch der schnelle Durchgang eines Thei-les der Jodine-L\u00f6sung durch die Zellenmembran erwiesen wird. Fast eben so schnell wirken die mineralischen S\u00e4uren durch die Zellenmembran hindurch, was man bei solchen Schnitten aus der Kartoffel nach Benetzung mit Salpeters\u00e4ure, durch das Anschwellen der Amylum-K\u00f6rner im Inneren der unverletzten Zellen erkennen kann.\nWill man dagegen die Einwendung machen, dafs vielleicht an irgend einer Stelle die Wand der Zellen ge\u00f6ffnet sein kann, wodurch jene \u00fcberaus schnelle Einwirkung der chemischen Agentien auf die Contenta der Zellen zu erkl\u00e4ren w\u00e4re, so kann man sich durch folgenden Versuch von der Nichtigkeit dieses Einwandes \u00fcberzeugen. Wenn man n\u00e4mlich jene feinen Schnitte aus der Kartoffel, von denen vorher die Rede war, in flachen Glasschalen, wie z. B. in Uhrgl\u00e4sern kocht und dann wieder beobachtet, so wird man einmal sehen, dafs sich die Zeilen von einander getrennt und eine mehr sph\u00e4rische, d. h. abgerundete Form angenommen haben, so dafs alle fr\u00fcheren Ecken und Kanten verschwunden sind, dann sieht man aber auch, dafs diese Zellen ganz mit gekochtem Amylum gef\u00fcllt sind, welches gewifs zu den Zellen hinausgetreten, wenn in den W\u00e4nden derselben irgend eine Oeff-nung befindlich w\u00e4re. Wenn man diese gekochten Zellen der Kartoffel mit Jodine-Aufl\u00f6sung in Ber\u00fchrung bringt, so wird sogleich die ganze Masse, welche die Zellen vollkommen erf\u00fcllt, tief blau gef\u00e4rbt, und nur die Membran der Zellen erscheint dann als ein durchsichtiger und ungef\u00e4rbter Rand, welcher die blau gef\u00e4rbte Masse umschliefst.\nDas Mehlige einer gekochten Kartoffel entsteht durch\n2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\ndie Trennung der Zellen; im frischen Zustande derselben sind die Zellen, mit ihren anliegenden Fl\u00e4chen ziemlich fest verbunden; sie l\u00f6sen sich aber aus dieser Verbindung durch Kochen, wie durch F\u00e4ulnifs u. s. w. *) Die St\u00e4rke jedoch, welche in der Kartoffel in so grofser Menge enthalten ist, findet sich bei der gekochten in einem aufgequollenen Zustande (als Kleister) im Inneren der einzelnen aber unz\u00e4hlbaren Zellen. W\u00fcrde sich diese Membran, welche jene Zellen bildet, durch Kochen aufl\u00f6sen, so w\u00fcrde die gekochte Kartoffel ein unappetitliches, kleisterartiges Ansehen erhalten, was auch, im geringeren Grade, bei den sogenannten w\u00e4sserigten Kartoffeln der Fall ist, und dieser Zustand besteht in einer geringeren Festigkeit der Membran der Zellen ; vielleicht in einem gr\u00f6fseren Wassergehalt derselben.\nDie vegetabilische Membran, welche die W\u00e4nde der Zellen bildet, ist im Allgemeinen ein zartes, gleichm\u00e4fsiges und wasserhelles H\u00e4utchen **), welches in den meisten F\u00e4llen ohne wahrnehmbare besondere Structur erscheint. In einigen F\u00e4llen zeigt es sich jedoch ganz deutlich, dafs die Zellenmembran aus \u00e4ufserst zarten und spiralf\u00f6rmig gewundenen Fasern besteht, welche man zu jeder Zeit mit Leichtigkeit auseinander ziehen kann, um sich auf die Weise auf das Bestimmteste von dem Vorhandensein dieser Structur der Membran zu \u00fcberzeugen. In der Fig, 6. Tab. IV. ist eine solche Zelle aus dem Blatt -Diachyme der Stelis gracilis nob. dargestellt; die feinen dunkeln Streifen, welche in paralleler Lage, spiralf\u00f6rmig gewunden \u00fcber die Zellenwand verlaufen, sind die Vereinigungs-Linien der neben einander liegenden Fasern, welche nur leise mit einander befestigt sind. Dagegen bemerkt man an den Enden dieser Zellen ein vollkommenes Verwachsen und Verschmolzensein dieser Fasern, so dafs hier die Membran ganz gleichf\u00f6rmig, wie gew\u00f6hnlich erscheint.\n\u00a5) S. Phytotomie. \u00a7. 23.\n**) S. Grew, The Anatomy of Plants, etc. 1682. p. 64","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"19\nWir werden sp\u00e4ter, wenn die verschiedenen Formen der T\u00fcpfel abgehandelt sein werden, nochmals und ausf\u00fchrlicher darauf zur\u00fcckkommen, hier bemerken wir nur noch, dafs sich ein \u00e4hnlicher, \u00e4ufserst fein gestreifter Bau noch in unendlich vielen andern F\u00e4llen nachweisen l\u00e4fst, wenngleich es nicht mehr m\u00f6glich ist, die Membran in solche feine Fasern zu trennen. Auch ist es leicht einzusehen, dafs die Richtung der Faser in allen diesen F\u00e4llen um so schreger sein mufs, je mehr dergleichen nebeneinander liegen, und je breiter das, sich spiralf\u00f6rmig windende Band ist, welches dadurch gebildet wird. In solchen F\u00e4llen, wo die Membran aus einer einzelnen Faser gebildet wird, da verlaufen die einzelnen Windungen fast ganz vollkommen horizontal. Nach dem gegenw\u00e4rtigen Zustande der Beobachtungen ist der Schlufs nicht mehr zu voreilig, dafs die Zellenmembran aus feinen spiralf\u00f6rmig gewundenen Fasern gebildet wird, welche meistentheils so innig mit einander verwachsen, dafs selbst im fr\u00fchesten Zustande, nur noch selten einige Spuren davon \u00fcbrig bleiben. In sehr vielen F\u00e4llen kann man jedoch, selbst noch im hohen Alter der Pflanze, die feinen Streifen in der Membran erkennen, welche offenbar nichts Anderes, als Ueberbleibsel von den feinen, mit einander verwachsenen Fasern sind, aus welchen die Membran bei ihrer Bildung zusammengesetzt wurde. Der schon vorhin angef\u00fchrte Fall bei der Stelis, spricht f\u00fcr diese Annahme ganz deutlich, und wir werden sp\u00e4ter noch sehr viele andere F\u00e4lle anf\u00fchren, wo die gleichm\u00e4fsig und structurlos erscheinende Membran durch geringes Auseinanderzerren in ein, spiralf\u00f6rmig sich windendes Band auseinander gezogen werden kann, wozu sich auch in Fig. 14. Tab. IV. eine Abbildung eines Wurzelh\u00e4rchens von Epidendron elongatum befindet.\nDiese Ansicht \u00fcber die Structur der Zellenmembran, welche wir so eben vorgetragen, beruhet eigentlich auf ganz neueren Beobachtungen, obgleich Mehreres hier\u00fcber schon fr\u00fcher beobachtet, aber anders gedeutet worden ist.\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nSp\u00e4ter werde ich alle diese Beobachtungen, welche unsere Ansichten \u00fcber die Verwandtschaft zwischen Zellen und Spiralr\u00f6hren so erfolgreich erweitert haben, einzeln auff\u00fchren und zu w\u00fcrdigen suchen. Hier m\u00f6chte ich nur noch die Ansichten unserer \u00e4lteren Phytotomen er\u00f6rtern, welche \u00fcber die Zusammensetzung der Pflanzenmembran aus Fasern gesprochen haben. Ich habe schon in der Phytotomie \u00a7. 18. die Bemerkung gemacht, dafs Grew *) die Ansicht hatte, dafs die Membran der Zellen aus Fasern zusammengesetzt sei. Wenn auch Grew\u2019s sehr dunkele Aeufserungen, welche an verschiedenen Stellen seines ber\u00fchmten Werks zu finden sind, hier\u00fcber zuweilen eine doppelte Auslegung erlauben, so sprechen doch die angef\u00fchrten Abbildungen, welche er hiezu gegeben hat, so deutlich, dafs man sich wundern mufs, wie Herr Treviranus das Gegentheil behaupten kann. Allerdings hat Grew noch besondere Ansichten \u00fcber die Vereinigung der angeblichen Fibern hinzugef\u00fcgt; die Fibern Grew\u2019s sind jedoch, nach den Beobachtungen aller Phytotomen, als nicht vorhanden anerkannt worden; und ich f\u00fcge hier nur noch hinzu, dafs \u00fcberhaupt von dem Allen, was Grew \u00fcber die Zusammensetzung der Membran aus Fasern gesprochen und abgebildet hat, durchaus nichts, auch nicht eine Spur zu beobachten ist. Es giebt einige Pflanzen-Anatomen, welche die Schriften von Grew sehr genau gelesen haben und von Allem, was neuerlichst in der Pflanzen-Anatomie entdeckt worden ist, schon im Grew einige Spuren aufzufinden glauben; obgleich diese Schriftsteller gegenw\u00e4rtig bestreiten, dafs Grew jene Ansicht \u00fcber die Zusammensetzung der Pflanzenmembran aus Fasern ausgesprochen habe, so werden sie doch sicherlich die erste Spur meiner Ansicht, welche ich vorhin \u00fcber den Bau der Zellenmembran anf\u00fchrte, sogleich auf Grew\u2019s Beobachtungen zur\u00fcckf\u00fchren wollen. Defshalb bemerke\nY) Anat. of plants, p. 121. PI. 40, 38 etc. pag. 76. Physiologie der Gew\u00e4chse, 1. p. 26 u. 33.","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"21\nich nochmals, dafs Grew\u2019s horizontal und vertikal verlaufende Fibern, woraus die Zellenw\u00e4nde einiger Pflanzen zusammengesetzt sein sollten, durchaus gar nicht vorhanden sind, und dafs auch in denjenigen Pflanzen, von welchen Grew \u00fcber diesen Gegenstand spricht, nichts von jenen spiralf\u00f6rmig verlaufenden Fibern zu sehen ist, woraus nach den neueren Beobachtungen die Pflanzen-Membran zusammengesetzt wird.\nAehnlich der Grew\u2019schen Ansicht ist eine, ebenfalls sehr dunkele Stelle, welche sich \u00fcber diesen Gegenstand bei Moldenhauer sen. vorfindet, woselbst es heifst: \u201eRetia subtilissima in tenui pellucida vesicularum mem-brana nectunt, et vix nisi optimis microscopiis conspici possunt.\u201c\nAndere Botaniker glaubten dagegen, dafs die Zellenmembran aus K\u00fcgelchen zusammengesetzt sei und diese Idee wurde besonders von den Naturphilosophen aufge-fafst, welche in diesen K\u00fcgelchen abgestorbene Monaden zu sehen glaubten. Wenn es nun allerdings auch wahr ist, dafs bei der Bildung der Zellenmembran zuweilen kleine K\u00fcgelchen sichtbar werden und mit einander verT schmelzen, so sind doch in der ausgebildeten Membran dergleichen nicht zu beobachten. Ganz neuerlichst glaubt Herr Hartig *) **) die Beobachtung gemacht zu haben, dafs die Zellenmembran aus Bl\u00e4schen bestehe, welche in der Richtung des Zellendurchmessers so zusammengedr\u00fcckt sein sollen, dafs sie sich zu einer scheinbar einfachen Membran gestalten. \u201eIn den Ecken der Zellen\u201c sagt Herr Hartig, \u201eerh\u00e4lt sich bei schw\u00e4cherem Drucke die blasige Bildung l\u00e4nger und deutlicher; woher es denn theilweise kommen^ mag, dafs wir sie im ausgebildeten Zellgewebe nur an den Scheidew\u00e4nden der Zellen deutlich wahrnehmen.\u201c\n*) D e vasis plant, p. 16,\n**) Abhandl. \u00fcber die Verwandlung der polycotyledonischen Pflanzenzelle in Pilz- und Schwamm - Gebilde, etc. Berlin, 1833 pag. 7.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nH\u00e4tte HerrHartig niclit zugleich einige Abbildungen zur Erl\u00e4uterung seiner Ansicht publicirt, so w\u00fcrde es schwer halten zu errathen, was derselbe unter diesen Bl\u00e4schen, welche in den Scheidew\u00e4nden der Zellen Vorkommen sollen, verstanden hat, doch die Figuren 18, 19 und 20 seiner Schrift \u2666 geben uns sogleich den erw\u00fcnschten Aufschlufs, denn wir sehen daraus, dafs H. Hartig die dicken Stellen der Zellenmembran, welche jedesmal zwischen zwei T\u00fcpfeln liegen, als Bl\u00e4schen angesehen hat, woraus die Zellenmembran an den Kanten der Zellen zusammengesetzt sein sollte. Auch war dieser Gegenstand, schon mehrere Jahre vorher, durch Herrn Mohl abgebildet und richtig erkl\u00e4rt.\nDie Zellenmembran ist gr\u00f6fstentheils ungef\u00e4rbt und mehr oder weniger durchsichtig; bei den vollkommeneren Pflanzen, als bei den Monocotyledonen und den Dicotyle-donen ist dieses fast ganz allgemein, dagegen findet man unter den kryptogamischen Gew\u00e4chsen ganze Familien, welche gef\u00e4rbte Zellenmembranen aufzuweisen haben. So kann man eine braun gef\u00e4rbte Zellenmembran bei den meisten Fucoideen, bei sehr vielen Laubmoosen und bei einem grofsen Theile der Jungermannien beobachten. Die braunen Zellen bei den Farm sind schon lange bekannt, und es findet sich im Stamme der baumartigen Farm, dafs das ganze Zellengewebe, sowohl das kurze, als das langgestreckte, eine mehr oder weniger tiefbraune Farbe zeigt, so wie auch alles Zellengewebe in den St\u00e4mmen der wahren, st\u00e4mmigen Palme braungelblich oder ganz tief braun gef\u00e4rbt auftritt. Doch auch bei den \u00fcbrigen vollkommeneren Pflanzen finden sich viele F\u00e4lle, wo die ganze Holzmasse, noch h\u00e4ufiger aber die Rindenmasse mehr oder weniger dunkel gef\u00e4rbt ist. In allen diesen F\u00e4llen liegt die Ursache der F\u00e4rbung in der chemischen Zusammensetzung der Zellenmembran; von der Rinde einiger Pflanzen wissen wir, dafs ihre dunkele F\u00e4rbung in einem gr\u00f6fseren Gehalte an Kohlenstoff beruht, so dafs wir auf \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse auch in andern F\u00e4llen schlie-fsen m\u00f6chten.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"23\nDie sch\u00f6nen hellen Farben, welche die krautartigen Gew\u00e4chse, so wie das Laub und die Bl\u00fcthen der \u00fcbrigen darbieten, sind nicht in der F\u00e4rbung der Zellenmembran begr\u00fcndet; diese ist hier ungef\u00e4rbt, aber die gef\u00e4rbten Contenta der Zellen scheinen durch dieselbe, und geben dem ganzen Gewebe jene, oft- so mannigfaltigen Farben, wor\u00fcber sp\u00e4ter, wenn von dem Inhalte der Zellen die Rede sein wird, ausf\u00fchrlicher gehandelt werden soll. Zuweilen ist indessen nicht zu verkennen, dafs das stark f\u00e4rbende Pigment, welches im Inneren der Zellen abgelagert ist, auch auf die umschliefsende Zellenmembran eine geringe F\u00e4rbung verursacht. Neuerlichst ist auch durch Herrn Roeper ' ) die wichtige Entdeckung bekannt gemacht, dafs die Membran, welche die \u00e4ufseren W\u00e4nde der Epidermis-Zellen (Cuticula) von Viscum album bildet, mit einer sch\u00f6nen gr\u00fcnen F\u00e4rbung durchdrungen ist, dafs also in diesem Falle die F\u00e4rbung nicht durch die Contenta verursacht wird, welche im Inneren der Zelle, also unter oder hinter der Membran gelagert sind. Herr Link hat eine solche F\u00e4rbung der Cuticula bei den Bl\u00e4ttern der Ruellia Sabini und am Blattstiele der Cycas revoluta beobachtet, doch diese Erscheinung kommt bei der Cuticula sehr vieler Pflanzen vor, und ganz aufserordentlich sch\u00f6n ist sie in den Bl\u00e4ttern der Cycas- und Zamia-Arten zu beobachten. Unter besonderen Eigenth\u00fcmlichkeiten tritt die gr\u00fcne F\u00e4rbung dieser Cuticula auf den Bl\u00e4ttern des Phormium tenax auf, wor\u00fcber sp\u00e4ter nochmals die Rede sein wird. Eine ausgezeichnet sch\u00f6ne orangerothe F\u00e4rbung der Cuticula findet sich auf der bulbusartigen Anschwellung des Blattstieles mancher tropischer Orchideen; dem blofsen Auge erscheint dieser K\u00f6rper mehr oder weniger goldgelb gef\u00e4rbt, aber diese ganze F\u00e4rbung liegt in der F\u00e4rbung der Cuticula.\nDie Zellenmembran ist gew\u00f6hnlich ein \u00e4ufserst feines H\u00e4utchen, welches man, selbst nicht mit den feinsten In-\n*) S. dessen Uebersetzung von De Candolle\u2019s Pflanzen-Physio-logic, II. p. 713.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nstrumenten der Fl\u00e4che nach theilen kann; indessen die Dicke der Zellenmembran ist, sowohl bei verschiedenen Pflanzen sehr verschieden, als auch in verschiedenen Zellen einer . und derselben Pflanze. Dergleichen Pflanzen mit zartem und saftigem Gewebe haben nur \u00e4ufserst feine Pflanzenmembranen aufzuweisen, doch findet man zuweilen im Inneren solcher feinh\u00e4utigen Zellenmassen auch einzelne, oder in mehr oder weniger grofsen H\u00e4ufchen zusammengereihte Zellen liegen, welche mit dicken und \u00e4ufserst festen Membranen verseilen sind. Als Beispiel f\u00fchre ich hier die Abbildung des Zellengewebes aus der verh\u00e4rteten Substanz einer Winterbirne an, welche sich in Fig. 11. Tab. I. findet. In diesem Falle ist die Zellenmembran einzelner Zellen ganz aufserordentlich dick, w\u00e4hrend die der meisten nebenanliegenden Zellen sehr fein und zart, wie gew\u00f6hnlich ist. Etwas Aehnliches findet man auch nicht selten in dem feinh\u00e4utigen Zellengewebe der Rhipsalis- und \u00fcberhaupt der Cactus-Arten, wovon Fig. 5. Tab. I. ebenfalls eine kleine Darstellung giebt. Die Membran dieser dickh\u00e4utigen Zellen ist \u00f6fters 6, 8 ja wohl lOmal dicker, als die Membran der angrenzenden Zellen. Auf das Vorkommen dieser dickh\u00e4utigen Parenchym-Zellen ist eigentlich erst durch Herrn Mold *) aufmerksam gemacht worden, dagegen waren dergleichen dicke Membranen schon fr\u00fcher an den langgestreckten Holzzellen, besonders bei den Coniferen, so wie auch an den Faserzellen (den sogenannten Faser-Gef\u00e4fsen) der \u00fcbrigen Pflanzen allgemein bekannt.\nHerr Mold beschrieb dergleichen aufserordentlich dickh\u00e4utige Parenchym-Zellen aus dem Marke der Hoya car-nosa und der Banisteria auriculata, und gab hiezu in seinen beiden ersten Schriften verschiedene Abbildungen. Sie treten bald ganz einzeln in dem gew\u00f6hnlichen Parenchyme auf, oder was gew\u00f6hnlicher der Fall ist, in mehr oder weniger langen Reihen, oder auch in keinen Massen\n*) Ueber die Poren des Pflanzen-Zellgewebes. 1828.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"25\nzusammenliegend. Die Verdickung der W\u00e4nde ist hierdurch Aneinanderlagerung neuer Schichten auf der innern Fl\u00e4che der urspr\u00fcnglichen Zeilenwand so bedeutend geworden, dafs zuletzt die H\u00f6hle der Zelle fast ganz verschwindet, doch, von dieser H\u00f6hle aus, laufen die T\u00fcpfel-Kan\u00e4le durch alle innern Schichten der dicken Wand, mehr oder weniger re-gelm\u00e4fsig radial nach der urspr\u00fcnglichen Schicht der Zellenmembran, ganz \u00e4hnlich, wie es in Fig. 11. Tab. I. dargestellt ist. Durch diese Verdickung werden die W\u00e4nde dieser Zellen sehr hart, oft ganz hornartig und selbst steinartig; in dem Marke der Hoya carnosa kann man diese Zellen durch ihre gelbbr\u00e4unliche Farbe schon mit blofsem Auge unterscheiden, und durch ihre H\u00e4rte widerstehen sie oftmals mehr oder weniger dem Schnitte des sch\u00e4rfsten Messers.\nDergleichen Zellen kommen jedoch sehr h\u00e4ufig vor, ganz besonders bei den tropischen Schlingpflanzen und zwar nicht nur im Marke, sondern auch im parenchyma-tischen Gewebe der Rinde. Die sogenannte steinige Concretion, welche so h\u00e4ufig in der weichen Substanz der Winterbirnen auftritt, und diese oftmals ganz ungeniefs-bar macht, besteht ebenfalls in nichts Anderem, als in der starken Verdickung der W\u00e4nde jener Parenchym-Zellen. Hier treten n\u00e4mlich die Zellen mit verdickten W\u00e4nden in sehr grofser Anzahl auf, oft kommen aber auch kleinere Gruppen derselben, von 3, 4 und mehr Zellen mitten in dem zarten Gewebe vor, und bei schwacher Ver-gr\u00f6fserung glaubt man Krystallmassen vor sich zu haben, doch fallt es bei starker Vergr\u00f6fserung und guter Beleuchtung nicht schwer, die Menge der Schichten zu erkennen, woraus diese W\u00e4nde zusammengesetzt sind.\nDie Art und Weise, wie dergleichen Zellen durch dauerndes Wachsthum so aufserordentlich dicke Membranen bilden, wurde ebenfalls zuerst durch Herrn Mohl gelehrt. Mit guten Vergr\u00f6fserungs- Gl\u00e4sern und bei heller Beleuchtung kann man beobachten, dafs dergleichen dicke Zellenmembranen aus einer gewissen Anzahl von feinen","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nMembranen gebildet werden, welche mehr oder weniger fest mit einander verbunden sind, und nur bei sehr sorgf\u00e4ltig gefertigten Schnitten, und vermittelst des einfachen Mikroskopes, von einander getrennt werden k\u00f6nnen. Bei den besonders dickh\u00e4utigen Faser-Zellen in dem Stamme der baumartigen Farm und der Palmen, wo die Membran gelblichbraun und selbst ganz dunkelbraun gef\u00e4rbt ist, da kann man auf feinen Vertikalschnitten diesen gebl\u00e4tterten Bau der Pflanzenmembran aufserordentlich deutlich sehen, ganz besonders wenn die Schnitte nicht zu fein angefertigt sind. In Fig. 7. Tab. I. sind dergleichen Zellen nach Querschnitten dargestellt, und in der Zelle a a sind auch die concentrischen Schichten gezeichnet, woraus die W\u00e4nde zusammengesetzt sind. Bei diesen Zellen ist es mir auch zuerst gelungen, die verschiedenen feinen Schichten der Membran vermittelst feiner Messer und unter dem einfachen Mikroskope von einander zu trennen, so dafs so viele einzelne Ringe dargestellt wurden, als vorher Schichten zu sehen waren. Hat man diese gebl\u00e4tterte Structur der Membran erst an den dickh\u00e4utigen und gef\u00e4rbten Zellen beobachtet, so wird man sie auch sehr bald an der ungef\u00e4rbten Membran und zwar am leichtesten auf den Querschnitten wahrnehmen.\nIch f\u00fchre hier noch mehrere F\u00e4lle auf, wo diese Zusammensetzung der Zellenmembran aus concentrischen Schichten ganz besonders leicht zu beobachten ist, und wozu auf beiliegenden Tafeln Abbildungen zu finden sind. In Fig. 8. u. 9. Tab. I. sind Querschnitte aus den dickh\u00e4utigen Faser-Zellen des Cactus grandiflorus dargestellt; man sieht hier nicht nur die concentrischen Schichten auf das deutlichste, sondern man bemerkt auch, dafs manche dieser Schichten st\u00e4rker, andere dagegen schw\u00e4cher ausgebildet sind, ganz \u00e4hnlich der verschiedenen Dicke und der verschiedenen Dichtigkeit, welche die Jahresringe eines Baumes bilden. In Fig. 10. ist eine Darstellung eben derselben Zellen nach einem L\u00e4ngenschnitte, und hier sind jene Schichten durch L\u00e4ngslinien bei a a ange-","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"27\ndeutet. In Fig. 4. eben derselben Tafel findet sich ein Querschnitt aus dem Blattstiele der Cycas revoluta dargestellt ; hier zeigen die dicken Zellen b, b, b eine grofse Anzahl von Schichten in ihren W\u00e4nden, w\u00e4hrend es schwer f\u00e4llt, diese Schichten in den, ebenfalls dicken W\u00e4nden der \u00fcbrigen Parenchym-Zellen zu erkennen.\nDieses Wachsthum durch Anlage neuer und immer neuerer Schichten ist der starren vegetabilischen Substanz ganz eigent\u00fcmlich, w\u00e4hrend ein Solches bei dem Wachs-thurne der thierischen Gebilde fast niemals stattfindet. Bei der st\u00e4rkeren Entwickelung der Zellenmembran legt sich die neue Schicht auf die innere Fl\u00e4che der \u00e4lteren Membran, und so wird mit der allm\u00e4ligen Zunahme dieser Schichten die innere H\u00f6hle der Zelle immer kleiner und kleiner. Bei den Faser-Zellen in dem Holzk\u00f6rper baumartiger Farm, und haupts\u00e4chlich bei den Palmen, findet man in alten St\u00e4mmen gar nicht selten, dafs die H\u00f6hlen der Zellen, durch die Anlagerung einer grofsen Anzahl von feinen Schichten fast ganz und gar geschlossen sind; hier kann nat\u00fcrlich von einem Durchg\u00e4nge der S\u00e4fte nicht mehr die Rede sein, und man sieht auch, dafs an solchen Stellen, wo das Holz meistens eine H\u00e4rte wie Horn und Elfenbein erlangt hat, dafs hier schon l\u00e4ngst alles Wachsthum aufgeh\u00f6rt haben mufs. Am bekanntesten war bisher ein solches schichtenf\u00f6rmiges Wachsen bei den Pflanzen in dem Holz- und in dem Rinden-K\u00f6rper derselben, wo sich bekanntlich die neue Schicht unmittelbar an die alte legt, aber f\u00fcr die ganze Lebensdauer der Pflanze genau zu unterscheiden ist. In neueren Zeiten ist dagegen ein \u00e4hnliches schichtenf\u00f6rmiges Wachsen auch an den Amylum-K\u00f6rnern beobachtet worden, welches wir sp\u00e4ter ausf\u00fchrlich kennen lernen werden. Dafs alle diese Schichten eine Folge der periodischen Erscheinungen der Vegetation sind, das sehen wir bei der Bildung der neuen Holzschichten ganz deutlich, denn deren Auftreten geschieht bei dem Erwachen der Vegetation, in der ersten Zeit des Fr\u00fchjahres, und die Bildung derselben wird in der Mitte des","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nSommers beendet. Hier sehen wir mit jeder Vegetations-Periode die Bildung einer einzigen Schicht erfolgen: ganz anders verh\u00e4lt es sich dagegen mit der Bildung der neuen Schichten, wodurch die Amylum-K\u00f6rner und die Zellenmembranen allm\u00e4lig vergr\u00f6fsert werden. Man kann zuweilen in den dicken Membranen der Faserzellen, welche erst ein Alter von einigen Monaten aufzuweisen haben, schon eine ganze Reihe von feinen Schichten beobachten; in anderen F\u00e4llen bemerkt man in der Zellenwand der einen Zelle eine gewisse Anzahl von Schichten und in anderen Zellen, welche dicht daneben liegen, eine geringere Anzahl von Schichten, so dafs aus den bisherigen Beobachtungen noch nicht angegeben werden kann, zu welcher Zeit, und in wie viel Zeit die Bildung der einzelnen Schichten der Zellenmembran erfolgt. Dasselbe findet bei den Amylum-K\u00f6rnern statt; auch an ihnen bemerkt man, selbst wenn die ganze Bildung, worin sie sich befinden, erst einige Monate alt ist, dafs einmal die Zahl der Schichten bei den einzelnen K\u00f6rnern sehr verschieden ist, und dafs ihre Bildung, wenigstens wie es scheint, mit keiner bestimmten Zeitperiode zusammenh\u00e4ngt. Es ist \u00fcbrigens gewifs, dafs sich viele der kleinen Amylum-K\u00f6rner erst dann bilden, wenn andere schon sehr grofs sind, und eine grofse Zahl von Schichten zeigen. Noch will ich hier die Bemerkung machen, dafs bei den Amylum-K\u00f6rnern die neuen Schichten auf die \u00e4ufsere Fl\u00e4che der \u00e4lteren Schichten abgelagert werden, w\u00e4hrend das Entgegengesetzte bei der Zellenmembran statt findet.\nSchliefslich f\u00fchre ich hier noch die Bildung einer inneren Membran in dem Utriculus mancher Conferven auf, woselbst diese neue Bildung zugleich als Sporen-Beh\u00e4lter auftritt und, wie ich glaube, nichts Anderes, als eine neue Zellenschicht ist, welche mit der Fruchtbildung bei diesen Gew\u00e4chsen zur vollkommenen Entwickelung kommt. Betrachtet man eine junge Conferve, z. B. eine Spirogyra princeps Link, so wird man an derselben aufser der einfachen, mit einer Schleimschicht \u00e4ufserlich iiberzo-","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"29\ngeilen Haut weiter keine dritte zu unterscheiden verm\u00f6gen; wohl aber bemerkt man sp\u00e4ter, wenn sich die einzelnen Schl\u00e4uche dieser Conferve behufs der Fruchtbildung trennen, dafs dann in jedem Utriculus noch eine innere, sehr zarte Haut sichtbar wird, welche alsdann die Sporenmasse einschliefst und f\u00fcr sich allein besteht, wenn sich die Schleimschicht und die \u00e4ufsere Haut aufgel\u00f6st und von ihr getrennt haben.\nIn Hinsicht der Dichtigkeit und der chemischen Beschaffenheit ist die Zellenmembran ebenfalls nicht nur bei verschiedenen Pflanzen-Familien, sondern auch in verschiedenen Theilen einer und derselben Pflanze sehr verschieden, und vor Allem ist die Membran des Zellengewebes der niederen Cryptogamen, als der Pilze, der Flechten und der Tangen von denjenigen der vollkommeneren Pflanzen sehr zu unterscheiden. Die Zellenmembran der Pilze ist entweder ganz weich, gleichsam fett oder talgartig, wie z. B. in den Agaricis, oder sie ist dick und fest wie Leder. Bei den Flechten und in den Tangen ist die Zellenmembran gew\u00f6hnlich sehr dick, und durch anhaltendes starkes Kochen in Wasser vermag man sie gew\u00f6hnlich ganz in Gallerte umzuwandeln. Gr\u00f6fstentheils bemerkt man auch schon an feinen Schnitten aus dem Gewebe der frischen Tangen und der Flechten, dafs gleichsam ein Theil der Membran noch gallertartig erscheint, wenigstens sieht man, dafs die Membran nicht in ihrer ganzen Dicke gleich dicht ist.\nBei den vollkommeneren Pflanzen ist die Zellenmembran im ausgebildeten Zustande mehr oder weniger fest und straff gespannt; auf ihre verschiedene H\u00e4rte und ihre verschiedenen physischen Eigenschaften ist kaum noch aufmerksam zu machen n\u00f6thig, denn die grofsen Verschiedenheiten, welche sich z. B. zwischen der Baumwollen-Faser, der Hanf-Faser, der Membran der harten Holzzellen und der feinen H\u00e4utchen in dem zarten Gewebe saftiger Fr\u00fcchte zeigen, sind zu grofs, als dafs sie nicht allgemein bekannt sein sollten. Doch werden wir noch sp\u00e4ter hie und da","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\ndie Ursachen anzugeben verm\u00f6gen, welche diese grofsen Verschiedenheiten hervorrufen.\nIm feuchten Zustande zeigt sich die zarte Membran der vollkommeneren Pflanzen straff gespannt, doch ihrer Feuchtigkeit beraubt, dehnt sie sich aus und zeigt Runzeln *), welche wieder verschwinden, wenn man sie abermals befeuchtet, doch darf hiebei die Austrocknung nur bis zu einem gewissen Grade vor sich gegangen sein, war sie zu stark, so bleiben die Runzeln zur\u00fcck. Herr Link macht schon am angef\u00fchrten Orte auf den Unterschied aufmerksam, welchen in dieser Hinsicht die vegetabilische Membran und die thierische Faser zeigt, indem sich Letztere im trocknen Zustande verk\u00fcrzt und im feuchten verl\u00e4ngert. Auch m\u00f6chte derselbe jene Verk\u00fcrzung der vegetabilischen Membran im feuchten Zustande dadurch erkl\u00e4ren, dafs die Feuchtigkeit, indem sie in die H\u00f6hle der Zellen tritt, dieselben ausdehnt und dadurch verk\u00fcrzt. Nimmt man aber an, was wir schon pag. 18. deutlich zu machen gesucht haben, n\u00e4mlich, dafs die ganze Zellenmembran aus spiralf\u00f6rmig gewundenen Fasern besteht, welche in denjenigen F\u00e4llen, wo sie, selbst bei starken Vergr\u00f6fserungen nicht sichtbar erscheinen, auf das Innigste mit einander verwachsen sind, so ist die Erkl\u00e4rung dieser Verk\u00fcrzung der Zellenmembran noch leichter. Von der grofsen hygroskopischen Kraft der Spiralfasern kann man sich sehr leicht \u00fcberzeugen; diese Faser zieht sich bei der Befeuchtung sogleich in ihre Windungen zusammen, sobald man sie vorher auseinander gezogen und getrocknet hatte, hiermit ist demnach eine Ausdehnung in die Breite mit einer Verk\u00fcrzung in der L\u00e4nge verbunden. Jene zu einer Membran verwachsenen Fasern, werden denn auch wohl diejenigen physischen Eigenschaften beibehalten, welche den einzelnen Fasern zukommen, und dann ist die Erkl\u00e4rung der Verk\u00fcrzung der Zellenmem-\n\u00a5) S. Link, Elementa phil. bot. p. 366.","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"31\nbran in feuchtem Zustande keinen Schwierigkeiten unterworfen.\nVon den mineralischen S\u00e4uren wirkt die concentrirte Schwefels\u00e4ure am zerst\u00f6rendsten auf die Zellenmembran; nur die Membran, welche das Pollenkorn bildet, wird von der Schwefels\u00e4ure nicht zerst\u00f6rt, h\u00f6chstens wird sie durch Einwirkung derselben gelblich oder br\u00e4unlich gef\u00e4rbt. Die Ursache dieser sehr auffallenden Erscheinung ist noch nicht erkl\u00e4rt; die \u00f6l- oder wachsartige Masse, welche den Pollen so h\u00e4ufig \u00fcberzieht, kann es nicht sein, denn auch nach Entfernung aller, davon m\u00f6glichst vorhandenen Partikelchen, zeigt die Schwefels\u00e4ure dennoch ihre geringe Einwirkung auf die Pollen-K\u00f6rner-H\u00fcllen, ja selbst nach anhaltender Kochung in Schwefels\u00e4ure werden diese H\u00fcllen nicht zerst\u00f6rt. Man kann in gewissen F\u00e4llen die concentrirte Schwefels\u00e4ure zur Zerst\u00f6rung der Pflanzenmembranen gebrauchen, um auf diese Weise die festen mineralischen Substanzen zu sondern, welche in der Membran abgelagert sind. In solchen F\u00e4llen, z. B. wo in der \u00e4u-fsern Wand der Epidermis-Zellen Kieselerde abgelagert ist, da kann man diese, durch blofses Kochen des Pflan-zentheiles in Schwefels\u00e4ure, als ein ganz feines Bl\u00e4ttchen absondern, welches dann meistens auf der Oberfl\u00e4che des Wassers schwimmt ; das Organische der Membran wird vollst\u00e4ndig verkohlt.\nWir haben im Vorhergehenden zu zeigen gesucht, dafs die Zellenmembran gew\u00f6hnlich als ein gleichm\u00e4fsiges, wasserhelles H\u00e4utchen erscheint, welches ohne alle sichtbare Oeffnungen ist, durch welche etwa der Durchgang der S\u00e4fte von der einen Zelle zur anderen erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnte. In anderen F\u00e4llen haben wir aber auch kennen gelernt, dafs diese Zellenmembran aus feinen, spiralf\u00f6rmig gewundenen Fasern besteht, welche bald mehr, bald weniger deutlich von einander zu trennen oder wenigstens in ihrer Verbindung noch zu erkennen sind. In aufseror-dentlich vielen anderen F\u00e4llen, bemerkt man dagegen an der Zellenwand noch eine andere, ganz besondere Eigen-","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nthiimliclikeit, welche schwer zu deuten war und erst in den letzten Jahren richtig erkannt worden ist.\nWenn man n\u00e4mlich eine Zelle der Art, wie sie in Fig. 5. Tab. I. aus Cactus alatus dargestelit ist, beobachtet, so bemerkt man, dafs an verschiedenen Stellen der Membran kleine, mehr oder weniger gleich grofse und regelm\u00e4fsige schattige Ringe erscheinen, und dafs im Innern dieser Ringe eine sehr kleine Oeffnung vorhanden zu sein scheint; man nannte diese Ringe defshalb Poren, und dergleichen Zellen, wo diese angeblichen Poren vorhanden waren, erhielten den Namen der por\u00f6sen Zellen. Gegenw\u00e4rtig belegt man diese Vorrichtung in der Membran der Zellen, deren wahren Bau wir sogleich n\u00e4her angeben werden, mit dem Namen der T\u00fcpfel, und dergleichen Zellen, welche diese T\u00fcpfel aufzuweisen haben, werden get\u00fcpfelte Zellen benannt.\t*\nHill*) scheint der erste gewesen zu sein, welcher die gew\u00f6hnlichen T\u00fcpfel auf den W\u00e4nden einiger Zellen beobachtet hat. Er glaubte diese T\u00fcpfel bei starker Ver-gr\u00f6fserung als Erh\u00f6hungen beobachtet zu haben, welche in ihrer Mitte eine Oeffnung h\u00e4tten. Herr Mirbel **) sprach sich \u00fcber das Vorkommen der T\u00fcpfel zuerst am deutlichsten aus, und er belegte sie mit dem Namen der Poren. Er beschreibt sie, dem gew\u00f6hnlichen Ansehen nach zu urtheilen, sehr genau, denn er sagt, dafs sie mit einem dr\u00fcsigen Rande umgeben w\u00e4ren, wof\u00fcr er offenbar den Schattenring erkl\u00e4rte, welchen man, bei der Beobachtung dieser T\u00fcpfel in ihrer horizontalen Lage wahrnimmt.\t\\\nDoch im Innern dieses schattigen Ringes wollte Herr Mirbel noch eine kleine Oeffnung beobachtet haben. Sp\u00e4ter ***) gab Herr Mirbel selbst zu, dafs dergleichen Poren nur selten auf den Zellenw\u00e4nden vork\u00e4men, und dafs diese W\u00e4nde meistens nicht por\u00f6s w\u00e4ren. Ja ganz \u00e4hn-\n\u00a5) Construction of timber. Lond. 1770. fol. pag. 16.\n**) Hist. nat. gener. et partie des plantes etc. 1800. I. p. 57.\n***) Exposition et Def. etc. 1808. p. 2t.","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"33\nlieh hat sich Herr Mirbel noch in einer seiner neuesten und ber\u00fchmtesten Arbeiten, n\u00e4mlich in der Schrift \u00fcber die Structur der Marchantien *) ausgesprochen; er erkennt hierin an, dafs die Membran der Marchantien-Zeilen keine sichtbaren Oeffnungen habe, welche zum Durchg\u00e4nge der Fl\u00fcssigkeiten und der Gase dienen m\u00f6chten, doch, setzt Herr Mirbel hinzu, in anderen Pflanzen existirten diese Poren in der Membran der Zellen ganz bestimmt, wo n\u00e4mlich dieselbe durchl\u00f6chert oder gespalten w\u00e4re (\u201eperc\u00e9es ou fendues\u201c). Wir werden jedoch bald beweisen k\u00f6nnen, dafs Herrn MirbeFs Ansicht \u00fcber den Bau der T\u00fcpfel nicht die richtige ist. Schon lange vor diesen Untersuchungen des Herrn Mirbel sprach J. H. D. Mol-denhawer **) von dergleichen kleinen Oeffnungen, welche auf der Membran vieler Pflanzen ganz deutlich sichtbar w\u00e4ren, und ich kann nicht mehr zweifeln, dafs derselbe die T\u00fcpfel damit meinte, welche auch von vielen anderen Beobachtern f\u00fcr Poren erkl\u00e4rt wurden. Bei aller K\u00fcrze und bei der grofsen Verworrenheit, welche in jener Schrift des \u00e4ltern Moldenhawer vorhanden ist, findet man in derselben auch Spuren von sehr feinen Beobachtungen. Gegen MirbeFs Poren trat K. Sprengel ***) in Deutschland auf; er erkl\u00e4rte jene Beobachtungen f\u00fcr Irrth\u00fcmer, indem er glaubte gefunden zu haben, dafs jene angebliche Poren nichts Anderes, als Bl\u00e4schen w\u00e4~en, welche im Zellensafte enthalten, also nur durch die Membran der Zellen durchschienen, und gar nicht in der Membran selbst ihren Sitz h\u00e4tten. Diese h\u00f6chst unrichtige Ansicht war offenbar daran Schuld, dafs dieser Gegenstand bis zur neuesten Zeit mit so weniger Aufmerksamkeit behandelt wurde; Sprengeles Ansicht wurde von den deutschen Phytotomen fast allgemein angenommen, obgleich schon Bernhardi f) die\n6) S. Nouv. Ann. du Mus. 1832. pag. 115.\n**) De vasis plantarum. 1779. pag. 21.: \u201eAn foramina ilia, in multorum membranis conspicua etc.\u201c\n***) Anleitung zur Kenntniss der Gew. 1802. p. 99.\nf) Ueber Pflanzengef\u00e4sse, etc. pag. 36.\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nMirbelschen Beobachtungen gegen SprengeFs falsche Erkl\u00e4rung in Schutz nahm. Diese Vertheidigung wurde lei der nicht sehr beachtet, da Bernhardi * *) sich mehr fiir das Fehlen der Poren aussprach. Ja Herr Mirbel **) beklagte sich selbst, dafs man ihn in Deutschland, in Hinsicht der Poren eines so groben Irrthumes beschuldige; aber dennoch fand seine Ansicht fast gar keinen Eingang; denn man hielt jene Poren bald f\u00fcr Bl\u00e4schen, bald f\u00fcr Schleim- oder Amylum-K\u00fcgelchen, welche im Zellensafte enthalten w\u00e4ren, oder auch f\u00fcr Rudimente solcher Bl\u00e4schen, welche dann an der inneren Wand der Zellenmembran angewachsen w\u00e4ren, und das Resultat aller dieser Streitigkeiten war, dafs die Zellenmembran keine sichtbaren Oeffnungen zeige. Durch die Schriften der deutschen Phytotomen, besonders der Herren Link, L. Treviranus, Rudolphi, Sprengel und Kieser wurde diese Thatsache festgestellt, und sie hat sich auch, bis auf sehr wenige Ausnahmen, welche sp\u00e4ter angef\u00fchrt werden sollen, als bew\u00e4hrt gezeigt, leider wurden hiebei jene Mirbelschen Beobachtungen unbeachtet gelassen, welche gegenw\u00e4rtig zu \u00e4ufserst interessanten Resultaten gef\u00fchrt haben.\nJ. P. Moldenhawer ***), welchen man gegenw\u00e4rtig den Gr\u00fcndlichen zu nennen pflegt, obgleich er sehr viele, so h\u00f6chst irrth\u00fcmliche Ansichten in der Pflanzen-Anatomie verbreitet hat, glaubte in der Zellenmembran vonCycas revoluta undSambucus nigra wirkliche Oeffnungen oder Poren entdeckt zu haben. Er sagt am angef\u00fchrten Orte, dafs wenn man die inneren Zellen der Blattstiele von Cycas revoluta in L\u00e4ngenschnitten untersuche, so bemerke man in denselben zwar verschiedene Saftk\u00fcgelchen, welche sogar in frischen Bl\u00e4ttern etwas gef\u00e4rbt erscheinen, aber zwischen denselben zeichnen sich einige sehr grofse, helle, durchaus flache Stellen aus, welche oft in\n*) l. c. P. 73-74.\n*\u00a5) Exp. et D\u00e9f. p, 81. etc.\n\u00a5\u00a5\u00a5) Beitr\u00e4ge sur Anatomie der Pflanzen. 1812. pag. 111\u2014113.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"35\ndie Quere oval, reihenweise geordnet und beinahe gleich weit von einander entfernt sind, und ihren Platz nie ver\u00e4ndern. Trennt man eine solche Zelle durch Maceration in Wasser und bringt sie dann unter das Mikroskop, sosiehtman durch solche Stelle, wie durch ein offenes Loch, die hintere Wand der Zelle hervorscheinen, und dadurch glaubt sich Moldenhawer zu der Annahme berechtigt, dafs jene besonderen Stellen wirkliche Oeffnungen w\u00e4ren. Ganz \u00e4hnlich werden dergleichen Erscheinungen auf den Zellenw\u00e4nden im Marke des Hollunders beschrieben und f\u00fcr Oeffnungen erkl\u00e4rt. Herr L. Treviranus * *) hatte schon fr\u00fcher diese merkw\u00fcrdige Erscheinung an den Zellen der Cycas revoluta beobachtet, doch jene verschieden gestaltete Flecke auf der Membran der Zellen hatte er f\u00fcr K\u00f6rner erkannt, welche im Inneren der Schl\u00e4uche enthalten w\u00e4ren. Sprengel hielt die Flecke bekanntlich f\u00fcr die Anf\u00e4nge neuer Zellen, welche sp\u00e4ter die alten Zellenw\u00e4nde zerrissen und neues Zellengewebe darstellten, was jedoch ganz grundlos war, und Herr Link **) erkl\u00e4rte diese Flecken ebenfalls f\u00fcr K\u00fcgelchen, welche sich jedoch, wie er hinzusetzt, in kochendem Wasser nicht aufl\u00f6sen lassen; auch sei es leicht, setzt er hinzu, dergleichen K\u00f6rner f\u00fcr Poren zu halten.\nErst im Jahr 1828 wurde dieser, durch Moldenhawer in Anregung gebrachte Gegenstand durch Herrn Mohl ***) in klares Licht gesetzt: dieser genaue Beobachter, mit guten Instrumenten versehen, zeigte zuerst, dafs jene Flecken, welche Moldenhawer f\u00fcr Oeffnungen erkl\u00e4rte, weder Poren noch K\u00f6rner sind, sondern, dafs sie in der Zellenmembran selbst ihren Sitz haben, und in einer pl\u00f6tzlichen Abnahme der Dicke der Zellenw\u00e4nde bestehen, also wahre Verd\u00fcnnungen der Zellenmembran sind. Diese Ansicht stimmt denn auch genau mit der Beobachtung \u00fcberein, und ich\nVom inwendigen Bau der Gew\u00e4chse. 1806. p. 130. Elementa philos. hot. p. 73.\n*\u00a5\u00a5) lieber die Poren des Pflanzen-Zellgewebes. pag. 12. etc.\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nhabe in den Figuren 3. und 4. Tab. I. versucht, diesen Gegenstand durch Abbildungen darzustellen, wobei ich aber nicht verschweigen will, dafs, selbst bei sehr starken Vergr\u00f6fserungen, es mir auf Querschnitten niemals gelungen ist, eine ganz klare Ansicht von den grofsen verd\u00fcnnten Stellen der Zellenmembran zu erhalten, obgleich deren Dasein bei der horizontalen Ansicht, besonders mittelst F\u00e4rbung durch Jodine, ganz deutlich hervortritt. Die kleineren Flecke, welche hie und da zerstreuet zwischen den grofsen stehen, haben stets einen starken schattigen Rand zur Einfassung, und diese erkennt man auf den Querschnitten sehr deutlich als kanalartige Vertiefungen in der Substanz der Membran, wie es auch in Fig. 4. Tab. I. bei e, e und f zu sehen ist. Diese kleineren T\u00fcpfel scheinen es \u00fcbrigens zu sein, welche Moldenhawer, wie wir es vorhin angef\u00fchrt haben, als verschiedene Saftk\u00fcgelchen angesehen hat, denn von diesen Saftk\u00fcgelchen ist im Inneren jener Zellen nur sehr selten etwas zu beobachten *).\nDie T\u00fcpfel auf der Membran der Markzellen des Hollunders verhalten sich ganz ebenso, auch sie sind mehr oder weniger bedeutende Vertiefungen in der Substanz der Zellenmembran, und hier kann man sich von dieser Ansicht auf Querschnitten um so leichter \u00fcberzeugen. Gew\u00f6hnlich sind auf den Zellen des Hollundermarkes die T\u00fcpfel nur sehr klein; in \u00e4lteren St\u00e4mmen findet man jedoch zuweilen einige, welche denen, auf der Membran der Cycas-Zellen an Gr\u00f6fse und Form sehr \u00e4hnlich sind.\nEine besondere Aufmerksamkeit haben die T\u00fcpfel auf der Membran der Zellen des Coniferen-Holzes auf sich gezogen, und zwar schon seit den fr\u00fchesten Zeiten, aber dennoch sind die Ansichten dar\u00fcber seit Malpighi *), welcher diese T\u00fcpfel als halbrunde Geschw\u00fclste (subrotundos tumores) beschrieb, bis zum heutigen Tage bei den ver-\n*) S. Phytotomie. 1830. pag. 120.\n\u00a5\u00a5) Opera orania Ed. Lugd. p. 10. Tab, b. Fig. 25.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"37\nschiedenen .Autoren noch nicht \u00fcbereinstimmend. Ihren wahren Bau werden wir sp\u00e4ter, wenn die prosenchymati-schen Zellen des Coniferen-Holzes n\u00e4her beschrieben werden, genauer angeben, hier nur das Geschichtliche, in soweit es sich auf das Vorhandensein von Poren in der Zellenmembran bezieht und zur Darstellung des Gegenstandes n\u00f6thig ist. Herr Kieser *) und Moldenhawer **) beschrieben die T\u00fcpfel, auf jenen Zellenw\u00e4nden in dem Holze der Coniferen als Poren, und dadurch erhielten diese Zellen den Namen der por\u00f6sen Zellen (Kieser), oder der por\u00f6sen Gef\u00e4fse. Im Allgemeinen erscheinen diese T\u00fcpfel, auf den W\u00e4nden der Coniferen-Zellen mit doppelten Kreisen bezeichnet, so dafs der Kleinere im Inneren gelegen ist, und die Pore nach Kieser und Moldenhawer andeuten sollte, w\u00e4hrend der \u00e4ufsere Ring einen bedeutend gr\u00f6fseren Kreis um den inneren beschreibt, wie es Fig. 1. Tab. III. zeigt. Diesen \u00e4ufseren Ring hielt Moldenhawer f\u00fcr eine Erhebung der Wand des Gef\u00e4fses nach Aufsen; er besteht aber in einer Erhebung nach Innen, und in einem Auseinandertreten der Zellenw\u00e4nde, wie es in Fig. 2. und 3. Tab. III. zu sehen ist. Gegen das Dasein der Oeffnungen in der Mitte dieser grofsen T\u00fcpfel, habe ich mich in der Phytotomie, so wie in der Schrift \u00fcber den Inhalt der Pflanzen-Zellen ausgesprochen, doch hielt ich damals diese T\u00fcpfel f\u00fcr W\u00e4rzchen, also f\u00fcr Verdickungen der Zellenmembran, wodurch, wie ich glaubte, die Entstehung solcher \u00e4ufseren Schattenkreise zu erkl\u00e4ren w\u00e4re, was aber nicht richtig war. Wenige Thatsachen in der Pflanzen-Anatomie m\u00f6chten gegenw\u00e4rtig fester stehen, als die, dafs diese T\u00fcpfel nicht durchl\u00f6chert sind, sondern auch hier ist der kleine T\u00fcpfel eine verd\u00fcnnte Stelle der Zellenmembran.\nSo verschwanden denn die fr\u00fcheren Ansichten \u00fcber die Poren in der Zellenmembran immer mehr und mehr,\n*) M\u00e9ra. sur l\u2019organisat. des plantes. Suppl\u00e9ment, pag. 302..\n\u00a5\u00a5) Beitr\u00e4ge etc. pag. 289.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\ndoch die Zahl der Beobachtungen \u00fcber das Vorkommen der get\u00fcpfelten Zellenmembran mehrte sich h\u00f6chst auffallend. Mit besonderem Fleifse ist dieser Gegenstand von Herrn Mohl* *) bearbeitet worden, und obgleich er die T\u00fcpfel zuerst f\u00fcr L\u00f6cher, oder wenigstens den L\u00f6chern sehr t\u00e4uschend \u00e4hnlich hielt, was er schon im darauf folgenden Jahre **) wiederrief, so hat Herr Mohl dennoch durch die Entdeckung mehrerer, h\u00f6chst auffallender Formen, unter welchen diese T\u00fcpfel bei verschiedenen Gew\u00e4chsen auftreten, diesen Gegenstand fast ganz ins Reine gebracht.\nWenn n\u00e4mlich die Zellenwand nicht besonders dick ist, wie man es gew\u00f6hnlich findet, so zeigt sich der T\u00fcpfel auf seiner Durchschnittsfl\u00e4che als ein schmales, in die Substanz der Membran hineinlaufendes Gr\u00fcbchen, wie es in Fig. 2. Tab. I. zu sehen ist, wo das get\u00fcpfelte Parenchym aus dem Fruchtstiele des K\u00fcrbis dargestellt ist. ab ist die Vereinigungslinie der W\u00e4nde beider, neben einander liegender Zellen e e und f f, und auf der Durchschnittsfl\u00e4che dieser W\u00e4nde bemerkt man bei c, c und d kleine, in die Substanz der Membran eindringende Gr\u00fcbchen von sehr regelm\u00e4fsiger Gestalt, welche die durchschnittenen T\u00fcpfel sind, die sich hier, auf den nebenanliegenden W\u00e4nden der Zellen e e und f f, als horizontal verlaufende Streifen in der Ansicht von Vorne zeigen; bei g g haben sie schon mehr die Form gew\u00f6hnlicher T\u00fcpfel. Tritt nun die Membran der Zellen dicker auf, als in dem angef\u00fchrten Falle, so wird auch diese vertiefte Stelle, welche den T\u00fcpfel in der Substanz der Membran bildet, immer l\u00e4nger, so dafs man dieselbe sehr passend mit dem Namen eines Kanales: also T\u00fcpfel-Kanal belegen kann. In Fig. 5. Tab. I. sieht man schon in der Abbildung aus dem Parenchym vom Cactus alatus dergleichen Zellen mit dicken\n\u00a5) Ueber den Bau und das Winden der Ranken und Schlingpflanzen. T\u00fcbingen 1827.\n*\u00a5) S. Ueber die Poren der Pflanzen-Zellen. 1828.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"39\nW\u00e4nden, wo die T\u00fcpfelkan\u00e4le deutlicher verlauten, aber schmaler, als im vorhergehenden Falle sind, da auch der T\u00fcpfel, von Vorne gesehen, wie er in den Zellenmembranen bei c, d und e aufgezeichnet ist, hier viel kleiner, als in den Parenchym-Zellen der K\u00fcrbis-Pflanze ist. Noch bedeutend dicker ist die Membran der Parenchym-Zellen in Eriophorum vaginatum, wovon in Fig. 5. Tab. II. eine Darstellung gegeben ist. Die hintere Wand der Zellen f ist hier mit T\u00fcpfel bedeckt, und auf dem Durchschnitte dieser dicken Zellenw\u00e4nde sind \u00fcberall, in grofser Anzahl, die T\u00fcpfel-Kan\u00e4le in ihrem ganzen Verlaufe zu erkennen; doch sieht man hier ebenfalls sehr deutlich, dafs die T\u00fcpfelkan\u00e4le nicht durch die ganze Zellenwand verlaufen, sondern in der N\u00e4he des \u00e4ufseren Randes blind enden. Da nun die Verdickung dieser Zellenw\u00e4nde, wie wir es auf pag. 25. nachgewiesen haben, durch Aneinanderlagerung neuer Schichten stattfindet, so sind alle die inneren Schichten der Membran durch die T\u00fcpfel-Kan\u00e4le wirklich durchbrochen, nur die \u00e4ufserste oder auch zuweilen die \u00e4u-fsersten Schichten der Zellenwand sind von dem T\u00fcpfel-Kanale nicht durchbrochen, und daher stehen diese nebeneinander liegenden Zellen durch jene T\u00fcpfel nicht in offener Communication, aber wohl wird die Communication durch die T\u00fcpfel-Kan\u00e4le erleichtert, besonders dadurch, dafs gr\u00f6fstentheils der T\u00fcpfel-Kanal in der Wand der einen Zelle auf einen T\u00fcpfel-Kanal in der daneben liegenden Wand st\u00f6fst, so dafs es oftmals erscheint, als wenn die beiden, den nebeneinanderliegenden W\u00e4nden angeh\u00f6ri-gen T\u00fcpfel-Kan\u00e4le in offener Verbindung stehen; doch vielfach wiederholte Beobachtungen lehren, dafs dieses nicht stattfindet, indem die \u00e4ufsere Schicht der Zellenwand fast jedesmal undurchbrochen ist.\nWie auch die Zeichnungen auf Tab. I. und II. zeigen, so ist es ziemlich ganz allgemein, dafs die T\u00fcpfel-Kan\u00e4le in den, nebeneinander liegenden Zellenw\u00e4nden mit einander gleichsam correspondiren, eine Erscheinung, welche ebenfalls zuerst durch Herrn Mohl beobachtet wurde.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nAuch Herr Unger *) macht darauf aufmerksam, dafs diese Verd\u00fcnnungen (T\u00fcpfel-Kan\u00e4le) der Zellenw\u00e4nde von beiden Seiten an denselben Punkten Zusammentreffen, wodurch selbst die betr\u00e4chtlichste Dicke der Scheidew\u00e4nde unbedeutend und der nat\u00fcrliche Zustand gleichsam gar nicht \u00fcberschritten wird Dieses Correspondiren der T\u00fcpfel in nebeneinander liegenden Zellenw\u00e4nden ist jedoch nicht allgemeine Regel ; es kommen einmal, sowohl in solchen Zellenw\u00e4nden einzelne T\u00fcpfel vor, welche mit anderen Zellenw\u00e4nden ohne correspondirende T\u00fcpfel verbunden sind, als auch in solchen W\u00e4nden, welche frei liegen, und zum Beispiel unmittelbar einen erweiterten Intercellulargang bilden helfen, wie es bei e Fig. 6. Tab.\n1.\tzu sehen ist.\nSind die W\u00e4nde der Zellen noch dicker, als in den angef\u00fchrten F\u00e4llen, so erscheint das Auftreten der T\u00fcpfel-Kan\u00e4le, immer interessanter, und es kommt nicht selten vor, dafs sich diese Kan\u00e4le in der Substanz der Membran f\u00f6rmlich ver\u00e4steln, wie man es bei b in Fig. 7. und bei c, c, in Fig. 11. 2. Tab. I. sehen kann. In dieser letztem Figur sind jene dickh\u00e4utigen Zellen dargestellt, welche die sogenannten steinigen Concretionen in dem Parenchyme der Winterbirnen bilden. In der Zelle 1. und\n2.\tsind die hinteren W\u00e4nde a, a zu sehen, und diese sind mit den kreisrunden T\u00fcpfeln bedeckt, w\u00e4hrend in den Durchschnittsfl\u00e4chen der Seitenw\u00e4nde die concentrischen Schichten und die durchschnittenen T\u00fcpfel-Kan\u00e4le zu sehen sind. In den W\u00e4nden der beiden Zellen bei 3, sieht man das Correspondiren dieser Kan\u00e4le, und bei c, c in 1. und 2. sind auch die ver\u00e4stelten Kan\u00e4le vorhanden. In den dickh\u00e4utigen Faser-Zellen aus dem Stengel von Cactus grandiflorus, welche gleichsam die Bast-Zellen dieser Pflanze darstellen, sind die Kan\u00e4le in den W\u00e4nden sehr fein und strahlenf\u00f6rmig, von dem H\u00f6hlenrande der Zelle nach dem Umfange verlaufend und auch hier mit\n*) Flora v. 1832. 7. Oct.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"41\ndem T\u00fcpfelkanal der nebenanliegenden Zellenwand cor-respondirend. Deutlicher sind jene T\u00fcpfelkan\u00e4le auf den L\u00e4ngenschnitten dieser Zellen zu sehen, wie sie in Fig. 10. Tab. I. abgebildet sind, g, g sind die Kan\u00e4le in der durchschnittenen Zellenwand b a, und diese stofsen auf die T\u00fcpfel-Kan\u00e4le f, f der Zellenwand a e.\nSehr merkw\u00fcrdig sind die T\u00fcpfel in den dicken W\u00e4nden der Parenchym-Zellen sowohl durch ihre Form, als durch ihre aufserordentliche Gr\u00f6fse, bei dem Cactus gran-diflorus. Es liegen hier, dicht .unter der Epidermis des Stengels dieser Pflanze, etwa 2 \u2014 3 Schichten von dickwandigen Zellen, welche diese grofsen T\u00fcpfel in so gro-fser Anzahl zeigen, dafs die Zellen dadurch ein ganz ei-genth\u00fcmliches Ansehen erlangen, wie es in Fig. 1. Tab. I. dargestellt ist. Die Zelle k, k, deren \u00e4ufserer Rand durch die zarten Linien 1,1,1,1 angedeutet ist, zeigt in ihrer dicken Wand mehrere, mehr oder weniger grofse Vertiefungen, als bei i, i, i, i, u. s. w. und diese Vertiefungen corre-spondiren mit andern Vertiefungen auf der angrenzenden Zellenwand. In den neben einander liegenden Zellen m, m und n, n ist dieses ganz besonders deutlich an den Zwischenw\u00e4nden 1,1 zu sehen; hier sind p, p, o, o die Vertiefungen und q, q, q die \u00fcbrig gebliebenen dicken Stellen der Zellenw\u00e4nde. Alles dieses spricht daf\u00fcr, dafs wir hier ebenfalls mit dergleichen T\u00fcpfel-Kan\u00e4len zu thun haben, welche aber eine Gr\u00f6fse erlangt haben, wie sie bis jetzt noch bei keiner anderen Pflanze beobachtet worden ist. Dafs bei einem solchen Baue der Zellenw\u00e4nde der Durchgang der Fl\u00fcssigkeiten und der Gase sehr erleichtert wird, f\u00e4llt klar in die Augen.\nEin sehr merkw\u00fcrdiges Verh\u00e4ltnis in Hinsicht des Vorkommens, zeigen die T\u00fcpfelkan\u00e4le in dem sternf\u00f6rmigen Zellengewebe von Eriophorum vaginatum, wozu wir auf die Abbildung in Fig. 7. Tab. II. verweisen. Bei diesem Gewebe, welches in einer einfachen Lage fl\u00e4chenf\u00f6rmig aneinander gereihter Zellen besteht, findet die Verbindung der nebeneinander liegenden Zellen durch die Endfl\u00e4chen","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nder Strahlen statt, in welche die einzelnen Zellen aus-wachsen. In Fig. 7. ist eine solche Verbindungsstelle mit d, d bezeichnet, und in Fig. 6. sieht man dieselbe in e. Diese sternf\u00f6rmigen Zellen sind mit sehr dicken Zellenw\u00e4nden versehen; gerade an den Enden der Stiahlen schwellen diese Membranen fast wulstig an und werden durch eine Menge von zarten T\u00fcpfel-Kan\u00e4len durchzogen, welche mit denen der anliegenden Zellenwand correspon-diren, doch ist auch hier keine offene Communication zwischen diesen T\u00fcpfelkan\u00e4len zu beobachten. Die Zeichnung macht es ganz deutlich, wie sich gleichsam die H\u00f6hle f des Strahles cc in die einzelnen T\u00fcpfelkan\u00e4le g, g unmittelbar fortsetzt, und wie auf diese Weise die Communication mit der H\u00f6hle der Zelle e e erleichtert wird.\nSchon in meiner Phytotomie habe ich die Beobachtung bekannt gemacht, dafs die T\u00fcpfel auf den Zellenw\u00e4nden in ihrer Stellung gewissen, parallel verlaufenden und spiralf\u00f6rmig gewundenen Linien entsprechen, d. h. mit andern Worten ausgedr\u00fcckt, dafs die T\u00fcpfel auf den W\u00e4nden der Zellen spiralf\u00f6rmig gestellt sind. Ueberall, wo die Stellung der T\u00fcpfel unregelm\u00e4fsig erscheint, da entsteht dieses nur dadurch, dafs eine sehr grofse Anzahl von zwischenliegenden T\u00fcpfeln gar nicht zur Ausbildung gekommen ist, wodurch man an den \u00fcbrigen, welche zu weit auseinander liegen, nicht mehr die spirale Stellung beobachten kann. Neuerlichst ist jene Angabe \u00fcber die spiralf\u00f6rmige Stellung der T\u00fcpfel auch durch H. Valentin*) wiederholt und die Ursache, durch welche jene re-gelm\u00e4fsige Stellung bewirkt wird, ist nach dem gegenw\u00e4rtigen Stande der Beobachtungen leicht zu erkl\u00e4ren. Die T\u00fcpfel erscheinen n\u00e4mlich immer zwischen zwei Windungen der Spiralfaser, welche mit einander an verschiedenen Stellen verwachsen, und zwischen diesen verwachsenen Stellen eine Vertiefung zur\u00fccklassen, welche durch die\n*) Repertorium f\u00fcr Anatomie und Physiologie. I. Berlin 1836\u00bb pag. 85.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"43\n\u00e4ufserste Schicht der Zellenwand geschlossen wird. Bei ganz zartwandigen Zellen, bei welchen also die Zellenmembran wohl nur aus einer einzelnen Schicht besteht, d akommen keine T\u00fcpfel vor, doch fast immer erscheinen die T\u00fcpfel, sobald die Zellenmembran durch Anlagerung n euer S chichten dicker wird. Die Bildung der inneren Schichten der Zellenmembran ist n\u00e4mlich ebenfalls durch Verwachsen von zarten Spiralfasern zu erkl\u00e4ren, wor\u00fcber sp\u00e4ter noch viele Beobachtungen beigebracht werden sollen. Die Windungen der Spiralfasern in allen aufeinander liegenden Schichten der Zelienmembran sind fast immer so entsprechend, dafs die T\u00fcpfel durch Anlagerung neuer Schichten immer gr\u00f6fser oder vielmehr tiefer werden, so dafs dadurch endlich wahre Kan\u00e4le gebildet werden. Ganz auf dieselbe Weise ist die Entstehung der Streifen und der T\u00fcpfel auf den verschiedenen Metamorphosen-Stufen der Spiralr\u00f6hren zu erkl\u00e4ren. Auch auf den W\u00e4nden der Parenchym-Zellen kommt es nicht selten vor, dafs die T\u00fcpfel in Form mehr oder weniger langer Streifen auftreten, wie z. B. auf den Zellen aus dem Fruchtstiele des K\u00fcrbisses, wozu Fig. 2. Tab. I. eine Abbildung giebt. An dem Verlaufe dieser Streifen, erkennt man erst die Lagerung derselben zwischen den Windungen der Spiralfasern, wenn auch von diesen durch Verwachsung keine Spur \u00fcbrig geblieben ist. Auch treten die T\u00fcpfel auf den Holzzellen der Cy-cadeen, wozu Fig. 4. und 5. Tab. III. Darstellungen geben, ebenfalls mehr als elliptische Streifen auf, und diese Streifen laufen genau nach der Richtung der Windungen der Spiralfasern, durch deren Verwachsung die get\u00fcpfelten W\u00e4nde jener Zellen entstehen.\nDie Form der T\u00fcpfel-Kan\u00e4le ist bei verschiedenen Pflanzen, wie wir es zum Theil schon kennen gelernt haben, sehr verschieden, im Allgemeinen ist sie f\u00fcr bestimmte Gruppen von Zellen einer und derselben Pflanzen-Art immer dieselbe, doch in verschiedenartigen Zellen eben derselben Pflanze sehr verschieden, und dieses bezieht","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nsich nicht nur auf die L\u00e4nge des Kanales, welche von der Dicke der Zellenw\u00e4nde abh\u00e4ngig ist, sondern auch auf die Form des Anfanges und des Endes desselben. Herr Valentin hat hier\u00fcber allgemeine Regeln aufzustellen gesucht, doch m\u00f6chten sich in allen den, von ihm angegebenen F\u00e4llen so viele Abweichungen nachweisen lassen, dafs die Regel schwer festzuhalten sein w\u00fcrde. Herr Valentin *) nennt den T\u00fcpfelkanal noch immer Porenkanal, und bringt mehrere Benennungen in Vorschlag, welche sich auf die verschiedenen Theile des T\u00fcpfels beziehen, so nennt er die M\u00fcndung des T\u00fcpfelkanales, womit derselbe mit der H\u00f6hle der Zelle in offener Verbindung steht: Eingangstrichter, und es ist auch durch Beobachtungen zu best\u00e4tigen, dafs die M\u00fcndung des Kanales fast immer, mehr oder weniger trichterf\u00f6rmig gestaltet ist. Das geschlossene Ende des Tiipfelkanales nennt Herr Valentin: L\u00fcckentrichter, eine Benennung, welche auf einer irrth\u00fcmlichen Ansicht \u00fcber den Bau des T\u00fcpfels und des Hofes auf den Zellenw\u00e4nden des Coniferen-Holzes beruht, wor\u00fcber sp\u00e4ter eine Nachweisung erfolgt. Wenn man auf den beiliegenden Tafeln die Abbildungen der T\u00fcpfelkan\u00e4le betrachtet, so wird man das Ende derselben so einfach finden, dafs es keine besondere Benennung bedarf. Nur zuweilen ist das Ende des T\u00fcpfelkanales etwas breiter, als das Lumen des Kanales, und dieses breitere Ende wird nur durch die\u00e4ufserste Schicht der Zellenmembran geschlossen. Dieses Ende des T\u00fcpfelkanales ist eigentlich der Anfang des T\u00fcpfels, denn hier trat derselbe zuerst auf, und durch Anlagerung neuer Schichten der W\u00e4nde, wurde derselbe immer l\u00e4nger und l\u00e4nger nach seiner trichterf\u00f6rmigen Oeffnung zu.\n*) Ueber die verschiedenen Formen des Porenkanales in den por\u00f6sen Zellen und Gef\u00e4ssen. 1. c. p. 87.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"45\nZweites Capitel.\nlieber den spiralf\u00f6rmigen Bau, welcher in den W\u00e4nden der Parenchym-Zellen in so aufser-ordentlich vielen F\u00e4llen mehr oder weniger deutlich hervortritt.\nSchon vorhin (p. 19.) habe ich darauf hingedeutet, dafs die Zellenmembran aus spiralf\u00f6rmig sich windenden, feinen Fasern zusammengesetzt sei, und hier werden wir diesen Gegenstand noch n\u00e4her er\u00f6rtern, so wie den Zusammenhang auseinander setzen, welcher zwischen dem Erscheinen der T\u00fcpfel und dem Laufe jener spiralf\u00f6rmigen Fasern auf das Genaueste zu beobachten ist.\nWir haben bisher kennen gelernt, wie die Zellenmembran durch Anlagerung neuer Schichten w\u00e4chst; doch in sehr vielen, ja wohl in den meisten F\u00e4llen, findet die Verdickung der Zellen w\u00e4nde nicht statt, und es bleibt dann immer die urspr\u00fcngliche Zellenhaut zur\u00fcck. Wenn wir nun den spiraligen Bau beobachten wollen, welchen die Parenchym-Zellen so h\u00e4ufig zeigen, so ist es wesentlich zuerst zu wissen, ob die Zellenmembran blofs aus der urspr\u00fcnglichen Schicht bestehe, oder ob sie durch Anlagerung neuer Schichten verdickt ist, denn die M\u00f6glichkeit ist durch Beobachtungen nachgewiesen, dafs sich der Bau in diesen verschiedenen Schichten verschieden darstellt.\nWir betrachten zuerst eine Reihe von solchen F\u00e4llen, wo die Zellenw\u00e4nde aus der urspr\u00fcnglichen Zellenmembran bestehen, und wo diese mehr oder weniger deutlich ihre spiralf\u00f6rmige Structur nachweist. Ich habe schon fr\u00fcher pag. 18. die Pflanze aufgef\u00fchrt, wo die Zusammensetzung der Zellenmembran am deutlichsten zu beobachten ist; es ist eine neue Stelis-Art, welche ich aus den W\u00e4ldern von Lu\u00e7on mitgebracht habe. Alle Parenchym-Zellen dieser Pflanze, welche unter der Epidermis liegen, zeigen auf ihren W\u00e4nden ungemein feine, spiralf\u00f6rmig sich","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nwindende Streifen, und diese entstehen durch Aneinanderlagerung der Windungen feiner viereckiger Spiralfasern, welche zu 10 und zu 12 nebeneinander liegen, und in Form eines breiten Bandes verbunden sind, welches sich spiralf\u00f6rmig um einen cylindrisehen Raum, die Zellenh\u00f6hle n\u00e4mlich, windet und diesen ganz genau einschliefst. Wenn man eine solche zarte und noch unverletzte Zelle dieser Pflanze mit H\u00fclfe des einfachen Mikroskopes etwas zerrt, so geht das spiralf\u00f6rmig gewundene Band aus seinen Verbindungen, und bei der leisesten Bewegung gehen auch die feinen Fasern von einander, woraus dieses Band besteht. Bei hinreichender Vergr\u00f6fserung kann man diese Trennung so weit verfolgen, dafs man das Gesondertsein der einzelnen Fasern mit Bestimmtheit erkennen kann; keine Spur einer umschliefsenden Substanz und keine Spur einer zerrissenen Membran ist hier an den R\u00e4ndern der Fasern zu beobachten. In den Bl\u00e4ttern und in den Bracteen dieser Pflanze sind die Zellen besonders lang und sch\u00f6n geformt, und in ihrem ganzen Verlaufe, bis zu den Enden hin, zeigen sie die unverwachsenen spiralf\u00f6rmigen Fasern, woraus die W\u00e4nde zusammengesetzt sind. Man sehe hiezu Fig. 5. und Fig. 6. Tab. IV., woselbst die Zeichnungen von den Zellen eines Blattes nach einem getrockneten Exemplare angefertigt sind. Da diese Zellen durch den Druck bei dem Trocknen der Pflanze zu-sammengeprefst sind, so beobachtet man ein Kreuzen der Fasern, was durch die, auf der unteren Wand der Zelle in entgegengesetzter Richtung verlaufenden Windungen der Spiralfasern veranlafst wird. Nur an denjenigen Stellen, wie z. B. an den Enden bei a, a, wo sich die nebeneinander liegenden Zellen gegenseitig dr\u00fccken, da sind die Spiralfasern mit einander verwachsen, und hier zeigt sich die gleichm\u00e4fsige Membran, welche, wie gew\u00f6hnlich, structurlos erscheint. Mehrere andere Zeichnungen sind hiezu, besonders von den kurzen Parenchym-Zellen dieser Pflanze auf Tab. IX. A. zu meiner Harlemer Preisschrift zu finden.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"47\nIn Fig. 7. Tab. IV. findet sich eine kleine Stelle aus einer Wand von Fig. 6. nach einer 540maligen Ver-gr\u00f6fserung dargestellt, man beobachtet hier ganz deutlich die breiten Fasern (a, a), welche mit ihren R\u00e4ndern, die sich als zwei schattige Streifen (b, b) zeigen, nebeneinander liegen. Die Faser c theilt sich sogar in zwei, parallel nebeneinander verlaufende Fasern.\nDie langgestreckten Parenchym-Zellen, welche in der N\u00e4he der wahren Spiralr\u00f6hren dieser Stelis liegen, sind wie gew\u00f6hnlich etwas dickh\u00e4utig und get\u00fcpfelt, wenn man aber viele derselben beobachtet, so wird man gewifs wenigstens einzelne Stellen finden, wo die Zusammensetzung der Zellenw\u00e4nde aus jenen Spiralfasern noch ganz deutlich zu erkennen ist, w\u00e4hrend die Fasern an den \u00fcbrigen Stellen der Zellen zusammengewachsen sind, wobei die Membran mit T\u00fcpfel bedeckt erscheint.\nNur an den Zellen der Epidermis, welche die Bl\u00e4tter und den Stengel dieser Pflanze umkleidet, ist keine Spur von jener faserigen Structur zu beobachten, dagegen zeigen diejenigen Zellen, welche die weifse, pergamentartige H\u00fclle der Luftwurzeln dieser Pflanze bilden, gleichfalls die spiralen Streifen, doch sind dieselben hier schon so stark verwachsen, dafs sie sich nicht mehr in einzelne Fasern auseinander ziehen lassen; hier wird man aber wohl nicht mehr zweifeln d\u00fcrfen, dafs die spiralen Linien an den W\u00e4nden dieser Zellen nichts Anderes, als die Fasern bedeuten, woraus die W\u00e4nde der inneren Parenchym-Zellen zusammengesetzt sind. Daher wird es ganz nat\u00fcrlich erscheinen, wenn wir gleiche Erscheinungen, die sich bei anderen Pflanzen zeigen, auf eben dieselbe Weise deuten. Ich meine hiermit das Vorkommen dieser spiraligen Streifen auf den Zellenw\u00e4nden, welche die Luftwurzeln umkleiden, wor\u00fcber ich die ersten Beobachtungen im Jahre 1828, in meiner Schrift \u00fcber den Inhalt der Pflanzen-Zel-len bekannt machte, doch erst gegenw\u00e4rtig glaube ich jene Erscheinung richtig zu deuten.\nBei den Luftwurzeln der Gattungen Pothos, Epiden-","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\ndrum, Vanilla und \u00fcberhaupt bei vielen parasitischen Orchideen, wird die \u00e4ufsere Rinde durch eine d\u00fcnne, pergamentartige Schicht von mehr oder weniger weifser und gl\u00e4nzender Farbe gebildet ; eine Erscheinung, wor\u00fcber Hr. Dutrochet *) und Hr. Link **) n\u00e4heren Aufschlufs gegeben haben. Die W\u00e4nde der Zellen dieser weifsen Rindenschicht zeigen spiralf\u00f6rmig gewundene Streifen von aufser-ordentlicher Zartheit und in grofser Menge; auch hier sind es 15 \u2014 20, welche parallel neben einander liegen. In Fig. 1. Tab. XI. meiner Phytotomie ist ein Vertikalschnitt aus der Luftwurzel von Epidendrum elongatum abgebildet ; a a a a ist daselbst die pergamentartige Schicht, deren W\u00e4nde die spiralf\u00f6rmig verlaufenden Streifen zeigen. In Fig. 2. daselbst ist ein L\u00e4ngenschnitt aus dieser Rindenschicht dargestellt; der Schnitt wurde in der Gegend von g g Fig. 1. gef\u00fchrt. Fr\u00fcher habe ich diese spiraligen Streifen als Spiralfasern gedeutet, gegenw\u00e4rtig habe ich jedoch durch Anwendung st\u00e4rkerer Vergr\u00f6fserung erkannt, dafs es nur die Vereinigungs-Linien der nebeneinander liegenden Windungen der Fasern sind, woraus die Zellenw\u00e4nde, ganz wie bei der Stelis zusammengesetzt werden. Auf den Seitenw\u00e4nden dieser Zellen, wo der Druck durch gegenseitige Verwachsung offenbar st\u00e4rker wirkt, da ist oft keine Spur mehr von diesem Baue zu beobachten, oft aber sind noch einzelne, ziemlich unregelm\u00e4fsig verlaufende Streifen zu bemerken.\nWir haben im Vorhergehenden kennen gelernt, dafs sich die feinen Fasern, woraus die Zellenmembran zusammengesetzt ist, in den angegebenen F\u00e4llen wenigstens, in Form eines Bandes aneinanderreihen, und dafs man nicht nur dieses Band aus seinen aneinander gelagerten Windungen, sondern auch die einzelnen Fasern, woraus das Band besteht, von einander ziehen kann. Gegenw\u00e4rtig wollen wir einige F\u00e4lle betrachten, wo sich die Zellen-\n*) M\u00e9m. d. Mus. Tora. VII. pag. 393.\nEiern, phil. bot. pag. 395.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"49\nmembran nur in Form des spiralf\u00f6rmig verlaufenden Bandes auseinander ziehen l\u00e4fst. Die Gegner meiner Ansicht, welche ich hier \u00fcber die Structur der Zellenmembran ausgesprochen habe, werden es f\u00fcr zu gewagt halten, wenn man auch in diesem Falle die Zusammensetzung des Bandes aus feinen, aber verwachsenen Fasern annimmt, da diese Zusammensetzung noch nicht beobachtet ist. Ich finde indessen diesen Schlufs sehr nat\u00fcrlich, und gegenw\u00e4rtig hat ihn mir die Erfahrung auch best\u00e4tigt.\nDie Erscheinung, von welcher hier die Rede ist, findet n\u00e4mlich bei den gegliederten und ungegliederten Haaren mancher Pflanzen statt, und ist daselbst eigentlich von Herrn R. Brown zuerst beschrieben worden, obgleich seine Deutung derselben mit der meinigen nicht \u00fcbereinstimmt. Herr R. Brown h\u00e4lt n\u00e4mlich dergleichen Zellen f\u00fcr \u00e4ufser-lich liegende Spiralr\u00f6hren, obgleich sich, wie ich glaube, ihre Zellennatur ganz deutlich nachweisen l\u00e4fst. Herr R. Brown fand solche ungegliederte Haare mit spiraliger Structur auf den Luftwurzeln von Renanthera coccinea, auf der Corolla einiger Ceropegia-Arten und in der Wolle einiger Mammillarien und Melocactus-Arten. \u201eIn ihrem nat\u00fcrlichen Zustande\u201c sagt Herr Brown *) \u201ezeigen sie in den meisten F\u00e4llen kaum eine Spur von spiraliger Structur; aber die Membran, woraus sie bestehen, ist elastisch genug, um sich auszudehnen, und zugleich fast auf das Doppelte die L\u00e4nge des R\u00f6hrchens aufrollen zu lassen. Sie bildet dann ein breites, linienf\u00f6rmiges und spiralf\u00f6rmig von der Rechten zur Linken gedrehtes Band etc. \u201c\nIch untersuchte bald darauf die Luftwurzeln der Renanthera coccinea, und fand ihre weifse H\u00fclle ebenso ge-bauet, wie die der Luftwurzeln von Epidendrum und Po-thos, doch die Haare mit gedachter Structur, konnte ich auf den lebenden Exemplaren dieser Pflanzen, welche im\n*) Erg\u00e4nzende Beobachtungen \u00fcber Orchideen und Asclepiadeen Juli 31.\t1833. In R. Brown\u2019s vermischten Schriften. Herausgeg.\nv. Kees v. Esenbedk. V. pag. 451.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nbotanischen Garten zu Berlin gezogen werden, nicht vorfinden. Erst nach langem Suchen fand ich auf einer dieser Luftwurzeln eine kleine, genau begrenzte Stelle, welche eine gr\u00fcnliche F\u00e4rbung zeigte und etwas erhaben war; die Untersuchung dieser Stelle ergab, dafs daselbst die obere Wand der kleinen Zellen in Form eines kleinen^ und sehr kurzen Haares ausgewachsen war, welches noch immer die 4eckige Basis, ganz nach der Form der Zelle aufzuweisen hatte. Indessen an diesem kleinen H\u00e4rchen war die spiralige Structur noch nicht zu beobachten. Nach fortgesetzten Untersuchungen fand ich jedoch solche H\u00e4rchen an den Wurzeln verschiedener parasitischer Orchideen, welche ich aus den tropischen Gegenden mitgebracht hatte, und an diesen H\u00e4rchen war die Zusammensetzung aus einem spiralf\u00f6rmig gewundenen Bande ganz deutlich zu erkennen; doch selten, oder fast niemals gelang es, dafs das Haar in seiner ganzen L\u00e4nge auseinander zu ziehen war. Auf Tab. IV. Fig. 14. findet sich eine Abbildung eines Haares von der Luftwurzel von Epiden-drum elongatum; die Membran ist in das spiralf\u00f6rmige Band auseinander gezogen, woraus dieselbe besteht, und an einer Stelle bemerkt man auch die Trennung einiger Fasern, woraus das breite Band wieder zusammengesetzt ist, obgleich hiervon durch inniges Verwachsen dieser Th eile vorher nichts zu beobachten war.\nMit eben demselben Interesse untersuchte ich die Haare der Melocacten und der Mammillarien, wozu mir der botanische Garten zu Berlin eine so aufserordentliche Menge von Material darbot. Ich fand hiebei, dafs eine sehr grofse Verschiedenheit in der Structur dieser Haare zu beobachten ist, dafs aber h\u00e4ufig und, wie ich glaube, am gew\u00f6hnlichsten die Haare der Cacten aus einfachen gegliederten Zellenreihen bestehen. Fast immer sind diese Haare platt gedr\u00fcckt, so dafs sie gleichsam ein Band darstellen, und dieses Band zeigt nicht selten mehrere spiralf\u00f6rmige Drehungen. Diese plattgedr\u00fcckten Haare, m\u00f6gen sie gegliedert oder ungegliedert sein, lassen sich mit H\u00fclfe","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"51\neines einfachen Mikroskopes in ein breites spiralf\u00f6rmiges Band auseinander ziehen, wie es die Figuren 31. 32. und 33. Tab. IX. B. meiner Harlemer Schrift von Cactus cylin-dricus zeigen; ja zuweilen geschieht diese Trennung der spiralf\u00f6rmigen Windungen in Folge des Alters von selbst, was aber doch nur selten vorkommt; aber an den W\u00e4nden der Haare sehr alter Cactus-Gew\u00e4chse, erkenne ich fast immer die spirale Structur.\nWerfen wir noch einen R\u00fcckblick auf die Structur der H\u00e4rchen, welche auf den Wurzeln der parasitischen Orchideen Vorkommen und vergleichen wir hiemit die Structur, welche die W\u00e4nde der Zellen zeigen, aus denen jene H\u00e4rchen hervorwachsen, so werden wir einmal das bestimmte Resultat erhalten, dafs die H\u00e4rchen nicht etwa als eine blofse Ausdehnung der oberen Zellenwand anzusehen sind, sondern dafs ihre W\u00e4nde das Resultat einer neuen Bildung sind, in welcher die bildende Kraft einer neuen spiralf\u00f6rmigen Bahn folgte. In den W\u00e4nden der Epidermis-Zellen ist fast die ganze Zahl der feinen Fasern zu erkennen, aus welchen dieselben zusammengesetzt ist, und diese winden sich um die L\u00e4ngenachse der Zelle; in dem Haare aber, welches aus der oberen Wand dieser Epidermis-Zelle aus w\u00e4chst, ist nur das spiralf\u00f6rmig gewundene Band zu erkennen und dieses l\u00e4uft um die L\u00e4ngenachse des Haares.\nSo ist man in anderen F\u00e4llen, n\u00e4mlich bei den sogenannten Pollen-Schl\u00e4uchen, geneigt zu glauben, dafs diese durch Ausdehnung der inneren Haut des Pollen-Bl\u00e4schens entstehen, obgleich der Pollen-Schlauch oft 50- bis 60mal l\u00e4nger, als jenes wird, und obgleich man einigemal die Bildung dieses Schlauches, d. h. die Coagulirung seiner Membran, aufserhalb des Pollen-Bl\u00e4schens genau beobachtet hat, was aber, wie es scheint, Niemand glauben will.\nZwei andere F\u00e4lle haben wir hier noch anzuf\u00fchren, wo die W\u00e4nde der gew\u00f6hnlichen Parenchym-Zellen ganz und gar aus Spiralfasern bestehen, welche sich schon bei der leisesten Befeuchtung mit Wasser von einander tren-\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nneu. Ich meine hiemit jene merkw\u00fcrdige Erscheinung, welche man an den Saamen der Casuarinen und der Col-lomien beobachtet hat. Bei dem Saamen der Casuarinen findet sich dicht unter der Testa, welche aus einer einfachen Schicht sehr schmaler und braungef\u00e4rbter Zellen besteht, eine bedeutende Schicht von l\u00e4nglichen cylindri-schen Zellen, welche mit ihrer L\u00e4ngenachse parallel der Epidermis liegen, und deren W\u00e4nde ganz aus Spiralfasern zusammengesetzt sind. Diese Schicht ist zuerst von La Billardi\u00e8re aufgefunden und dann zu verschiedenen Zeiten von den Herren Mirbel, R. Brown und Link beschrieben. Herr R. Brown deutete dieselbe als eine Schicht von Spi-ralgef\u00e4fsen, welche zwischen den beiden Membranen der Testa gelegen w\u00e4ren, und Herr Link stimmt hierin im Allgemeinen bei, glaubt aber, dafs hier die Spiralgef\u00e4fse aus langen parenchymat\u00f6sen Zellen entstehen, wozu er eine sch\u00f6ne Abbildung auf Tab. III. Fig. 1. gegeben hat. Mir erscheinen diese Gebilde als einfache Zellen, in deren W\u00e4nden die Spiralfasern unverwachsen bleiben; in ganz jungen Saamen sind diese Zellen zuweilen in ihrer ganzen Umgrenzung zu erkennen, doch in ausgebildeten Saamen ist es mir niemals gelungen. Wenn man die Casuarinen-Saamen befeuchtet, so bildet sich bekanntlich bald darauf eine sehleimige H\u00fclle um den ganzen Saamen, und untersucht man dieselbe, so findet man, dafs sie aus unz\u00e4hligen feinen Spiralfasern, besteht, welche vorhin die W\u00e4nde der Zellen in der eigenth\u00fcmlichen Schicht bildeten und durch ihre starke Hygroscopicit\u00e4t nicht nur aus ihrer eigenen, gegenseitigen Verbindung treten, sondern sogar die Testa mit Gewalt zersprengten, so dafs die einzelnen langen und schmalen Zellen der Testa, als braune Streifen zwischen den aufgerollten Spiralfasern zu sehen sind, und schon zu Verwechselungen Anlafs gegeben haben.\nEine \u00e4hnliche Erscheinung ward durch H. Lindley\n*) Elem. phil. bot. Edit. alt. 187. **) Bot. Reg. 1828. Tab. 1166","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"53\nan den Saamen der Collomia linearis beobachtet, doch schon viele Jahre fr\u00fcher hat Herr Horkel dieselbe seinen Sch\u00fclern mitgetheilt; sie ist der Gattung Collomia allgemein eigen. Es ist bekannt, dafs die Saamen der Collo-mien ebenfalls sogleich mit einer starken Schleimschicht bedeckt werden, wenn man sie mit Wasser befeuchtet. In dieser schleimigen H\u00fclle findet man eine Unsumme von aufgerollten Spiralfasern, welche vertikal auf die Fl\u00e4che des Saamens gestellt sind und gleichsam wie Zellen nebeneinander stehen. Herr Lindley deutete diese Gebilde defs-halb f\u00fcr frei liegende Spiralgef\u00e4fse, mit welchen die Oberfl\u00e4che des Saamens bekleidet sei; Herr R. Brown erkl\u00e4rte' dagegen, dafs diese Spiralgef\u00e4fse nicht frei, sondern zwischen den beiden Membranen der Testa gelegen w\u00e4ren. Ich mufs gestehen, dafs ich die \u00e4ufsere Testa, welche diese Spiralfaser-Zellen umschliefsen soll, noch nicht beobachtet habe, obgleich ich dieselbe bei dem Casuarina-Saamen sehr leicht finde. Wenn man aber sehr feine Querschnitte durch die H\u00fcllen der Collomia Saamen bereitet und diese, w\u00e4hrend man sie befeuchtet unter dem Mikroskope beobachtet, so geniefst man einen h\u00f6chst interessanten Anblick, denn die Schleimmasse, welche in den Spiralfaser-Zellen enthalten ist, dehnt sich durch das aufgenommene Wasser pl\u00f6tzlich aus und treibt auf diese Weise die Windungen der Spiralfasern auseinander, welche nun die langen abgerollten Spiralfaser-Zellen zeigen; in diesem Zustande erscheint es, als wenn die aufgerollten Spiralfasern im Inneren eines wasserhellen Schlauches gelegen ist, wor\u00fcber indessen schwer in das Reine zu kommen ist. Salpeters\u00e4ure zerst\u00f6rt diese umh\u00fcllende Masse zum Theil.\nDiese Beobachtungen, welche auf den vorhergehenden Seiten angef\u00fchrt wurden, m\u00f6chten wohl weniger Zweifel \u00fcber die Entstehung der Zellenmembran aus verwachsenen Spiralfasern \u00fcbrig lassen, es sind indessen noch eine grofse Menge von Beobachtungen anzuf\u00fchren, welche ebenfalls, nur nicht so schlagend wie die fr\u00fcheren, f\u00fcr jene Ansicht sprechen.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nIn meiner Phytotomie habe ich eine Reihe von Erscheinungen unter der Rubrik: Faserbildung im Inneren der Zellen, aufgef\u00fchrt, welche wir hier, verbunden, mit allen den neueren Entdeckungen der Art, in Bezug auf Parenchym-Zellen n\u00e4her er\u00f6rtern wollen.\nBei einer grofsen Anzahl von Pflanzen, und oft unter ganz eigenth\u00fcmlichen Verh\u00e4ltnissen, treten Parenchym- ... Zellen mit zarten Membranen auf, welche auf ihrer inneren Fl\u00e4che spiralf\u00f6rmig sich windende Fasern aufzuweisen haben. Dafs die Zellenmembran hier die urspr\u00fcngliche Bildung ist, und dafs sich die Fasern erst sp\u00e4ter bilden, wobei sie sich der inneren Fl\u00e4che der Membran anlegen, aber meistenteils auf das Innigste mit ihnen verwachsen auftreten, das ist in manchen F\u00e4llen ganz deutlich nachzuweisen. In anderen F\u00e4llen ist es dagegen schwer, ja ziemlich unm\u00f6glich dahinter zu kommen, ob die Spiralfaser auf der innern Fl\u00e4che der urspr\u00fcnglichen Zellenwand liegt, und dann gleichsam die zweite Schicht derselben bildet, oder ob sie nicht in der \u00e4ufseren Zellenwand liegt und also diese darstellen hilft; was in einigen F\u00e4llen wenigstens ganz gewifs zu sein scheint. Im Allgemeinen ist die Bildung der Spiralfaser-Zellen der Art, dafs einmal die Windungen der Spiralfaser so dicht neben-einander liegen, dafs sie allein die ganze Zellenwand dar- * stellen, oder sie liegen mehr oder weniger entfernt von einander, und die Zwischenr\u00e4ume werden durch eine zarte Haut, welche dar\u00fcber ausgespannt ist, ausgef\u00fcllt. Beispiele hiezu finden sich auf Tab. IV. dargestellt, und ganz eben \u2022 dieselbe Verschiedenheit im Baue zeigen die wahren Spiralr\u00f6hren, von denen k\u00fcnftig die Rede sein wird.\nDergleichen Zellen, welche an ihren W\u00e4nden Spiralfasern zeigen, nennen wir Spiralfaser-Zellen; Herr Link *) hat dieselben fibr\u00f6se Zellen oder Faserzellen genannt, doch habe ich letzteren Namen schon fr\u00fcher f\u00fcr die sogenannten Fasergef\u00e4fse in Anwendung gebracht und\nl) Eiern, philos. bot. Edit. alt. I. p. 185.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"55\nohne Verwechselungen zu veranlassen, k\u00f6nnte ich die Namen nicht leicht mehr um\u00e4ndern.\nDie niedrigste Familie der Gew\u00e4chse, welche Zellen mit Spiralfasern aufzuweisen haben, sind die Lebermoose, woselbst jene Gebilde unter dem Namen der Schleuderen (Elateres), ganz besonders bei den Jungermannien bekannt sind, ln Marchanda polymorpha sind die Schleuderer ganz ungemein lang und dabei sehr fein. Die \u00e4ufsere oder urspr\u00fcngliche Zellenmembran ist hier sehr zart, und diese Zellen sind nach den Enden zu zugespitzt; die Spiralfasern im Inneren bilden dagegen gleichsam die innere Schicht. Nach Hedwig\u2019s und meinen eigenen Beobachtungen scheint es ein festes Gesetz zu sein, dafs hier best\u00e4ndig nur zwei Spiralfasern in jedem Schleuderer Vorkommen. Hedwig *) bildet den Schleuderer von Marchanda polymorpha ohne umschliefsende Haut ab, doch dieselbe ist nur ihrer grofsen Zartheit und der dabei angewendeten schwacnen Vergr\u00f6fserung wegen \u00fcbersehen worden. Die Marchanda conica L. bietet in dieser Hinsicht einen interessanteren Bau dar **).\nEinen \u00fcberaus merkw\u00fcrdigen und sehr schwer zu erkl\u00e4renden Bau zeigt die Gattung Sphagnum. Hedwig ***) hat hiezu die erste Beobachtung mitgetheilt; er bemerkte in den Blattzellen von Sphagnum palustre querlaufende Gef\u00e4fse der feinsten Art, wof\u00fcr er offenbar die feinen Spiralfasern hielt, welche sich so h\u00e4ufig an den Zellen-w\u00e4nden dieser Pflanze zeigen. Moldenhawer f) handelte \u00fcber diesen Gegenstand sehr umst\u00e4ndlich, brachte jedoch hierbei die eigenth\u00fcmlichsten Ansichten \u00fcber den Bau der Pflanzensubstanz zum Vorscheine.\nDie Bl\u00e4tter der Sphagnum-Arten bestehen aus einer einfachen Schicht von Zellen, welche sich seitlich an einander gelegt haben und so das zarte Bl\u00e4ttchen bilden.\nTheor. generat. Tab. XXVI. f. 5.\n**) S. meine. Phytotomie, pag. 160 etc,\n***) Fundam. Hist. musc. i. 25. 1 ab. III. f, 13, b.\n\u25a0j*) Beitr\u00e4ge etc. pag, 117 \u2014 119 und 105\u2014212,","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nDiese Zellen sind jedoch zweifacher Art, die einen sind gr\u00f6fser, von bedeutendem Umfange und enthalten fast immer spiralf\u00f6rmig verlaufende Fasern, welche auf der inneren Fl\u00e4che der Zellenwand befestigt sind, was man in Fig. 10. Tab. III. in der Zelle a a ganz deutlich sehen kann, die anderen Zellen dagegen sind kleiner, \u00e4ufserst schmal aber langgezogen; sie liegen immer einzeln zwischen den gr\u00f6fseren, mit Spiralfasern gezeichneten Zellen, und enthalten K\u00fcgelchen, welche h\u00e4ufig sch\u00f6n gr\u00fcn gef\u00e4rbt auftreten. In Fig. 10. Tab. III. sind b, b, c und d dergleichen schmale Zellen, welche die gr\u00f6fseren gleichsam einfassen. Deutlicher kann man diesen Unterschied der verschieden geformten Zellen, woraus die Sphagnum-Bl\u00e4tter bestehen, in Fig. 11. Tab. III. bemerken, woselbst die Fasern in den gr\u00f6fseren Zellen fehlen; a a und f sind die gr\u00f6fseren Zellen und diese werden durch die schmalen Zellen eingefafst; bei der Zelle a a erkennt man, dafs dieselbe von 5 kleineren Zellen, n\u00e4mlich von b, c, b, c und e eingefafst wird, und dafs diese schmalen Zellen zwar verschieden geformt sind, dafs aber eine gewisse Regel in der Stellung gleichgeformter Zellen stattfindet. So ist die Zelle g gleich der von b zwischen den gekr\u00fcmmten Zellen h und c gestellt und diese gekr\u00fcmmten, knief\u00f6rmigen Zellen geben noch immer einen Theil zur Begrenzung einer anliegenden Z.elle ab. Der Stengel der Sphagnum-Arten besteht dagegen aus einem B\u00fcndel braungef\u00e4rbter, langgestreckter Parenchym-Zellen, welche noch mit einer einfachen Schicht von grofsen cylindrischen Parenchym-Zellen \u00e4ufserlich umschlossen sind. Die Bl\u00e4tter sind als Forts\u00e4tze jener \u00e4ufseren Zellenschicht anzusehen, welche 3, 4 bis 5 Zellen seitlich zu jedem Blatte abgiebt; doch mit dem B\u00fcndel der braunen Zellen des Stengels stehen die Bl\u00e4tter in keinem unmittelbaren Zusammenh\u00e4nge.\nDie grofsen cylindrischen Parenchym-Zellen, welche die \u00e4ufsere Zellenschicht des Stengels der Sphagnum-Arten zeigen, sind zuweilen auf das sch\u00f6nste mit Spiral-","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"57\nfasern ausgekleidet. Man findet solche Spiralfaser-Zellen zuweilen an jungen Exemplaren, welche im Wasser wachsen, aber auch an alten Stengeln, welche nicht mehr im Wasser wachsen; w\u00e4hrend Andere, die dicht daneben stehen, keine Spur davon zeigen. In jeder dieser Zellen findet sich eine ganze Menge von Spiralfasern, welche parallel nebeneinander liegen und sich gemeinschaftlich spiralf\u00f6rmig winden, aber stets mit der innern Wand der Zellenmembran verwachsen sind, so dafs sie gleichsam die innere Schicht derselben bilden. Hier findet man zuweilen die regelm\u00e4fsigsten Formen in dem Verlaufe der Spiralfasern, wozu ich einige Abbildungen auf den Tafeln zur Harlemer Schrift mitgetheilt habe, und hier darf Niemand mehr bezweifeln, dafs diese feinen Streifen, auf der inneren Fl\u00e4che der Zellenwand nicht Spiralfasern w\u00e4ren; ja ich habe in diesen F\u00e4llen, mit H\u00fclfe des einfachen Mi-kroskopes, die Spiralfasern von der inneren Wand der Zellen trennen k\u00f6nnen, und zwar auf bedeutende Strek-ken, was mir allerdings bei den Fasern in den Zellen der Sphagnum-Bl\u00e4tter niemals gelungen ist; daher wird man gegenw\u00e4rtig vielleicht nicht mehr glauben, dafs dieses Alles nach meiner Vorstellung und nicht nach der Natur beobachtet ist. Herr Mohl hat zu zeigen gesucht, dafs diese meine Ansicht ganz unstatthaft ist, worin Herr Treviranus gefolgt ist; er glaubt, dafs jene Fasern durch ungleiches Wachsthum der Zellenw\u00e4nde in die Dicke hervorgerufen w\u00fcrden, doch die, vorhin angef\u00fchrten Beobachtungen \u00fcber diesen Gegenstand, besonders die Trennung der Fasern von der Membran werden meine Ansicht hinreichend rechtfertigen.\nWenn man eine grofse Menge von Sphagnum-Bl\u00e4ttern beobachtet, so wird man die Ansicht fassen, dafs es spiralf\u00f6rmig sich windende Fasern oder Streifen sind, welche auf der inneren Wand der grofsen Zellen der Bl\u00e4tter zu bemerken sind, wie z. B. in Zelle a a Fig. 10. Tab. III. Besonders deutlich ist dieses in sehr jungen Bl\u00e4ttern zu beobachten, indessen auch hier nicht immer","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nganz deutlich. In Fig. 10. Tab. III. ist nur die Spiralfaser in der Zelle a a ganz vollst\u00e4ndig, indessen man mufs erst beide Zellenw\u00e4nde in den Fokus des Instrumentes bringen, um dieselbe in ihrem ganzen Verlaufe zu erkennen, da die Seitenw\u00e4nde dieser Zellen eine bedeutende Dimension haben. Wird die Pflanze \u00e4lter, so verwandelt sich die Spiralfaser in ringf\u00f6rmige Fasern, und in solchen F\u00e4llen, wo die Zellen lang und schmal sind, da ist diese Umwandlung zu beobachten. Es scheint mir aber auch, als wenn diese Fasern in den Zellen der Sphagnum-Bl\u00e4tter, sehr h\u00e4ufig gleich als ringf\u00f6rmige Faser auftreten, was mitunter ziemlich deutlich zu beobachten ist. Man findet zuweilen Bl\u00e4tter, wo noch nicht alle Zellen mit Fasern versehen sind und hier kann man beobachten, wie sich die erste Faser gerade in der Mitte der Zelle zeigt und wie die Faserbildung in den Zellen des Blattes mehr von der Basis desselben anf\u00e4ngt und nach der Spitze zu fortgeht. In eben solchen Bl\u00e4ttern konnte ich deutlich bemerken, dafs noch in vielen anderen Zellen nur vollkommene Ringe von Fasern vorkamen, w\u00e4hrend dieselbe Pflanze in den Zellen des Stengels und in einigen andern Bl\u00e4ttern die vollkommensten Spiralfasern aufzuweisen hatte.\nSehr auffallend ist es, dafs zuweilen an den R\u00e4ndern der Spiralfaser-Zellen, und zwar immer zwischen zwei Windungen der Fasern, wie in Fig. 10. Tab. III., einzelne, ziemlich regelm\u00e4fsig gestaltete Ringe auftreten, welche mit e, e, e daselbst bezeichnet sind. Meistentheils zeigen diese Ringe eine doppelte Einfassung und Moldenhawer, der sie zuerst beobachtete, und Kieser erkl\u00e4rten diese Ringe f\u00fcr L\u00f6cher, wogegen ich in der Phytotomie mit hinreichenden Gr\u00fcnden aufgetreten bin. Sp\u00e4ter hat jedoch Herr Mohl*) und Herr Fiirnrohr **), auf MohPs Mittheilungen sich\n*) Ueber den Bau des Cycadeen-Stammes, 1. c. pag. 415.\n\u00a5\u00a5>) Versuch einer Lebens- und Formgeschichte der Gattung Sphagnum; \u2014 Flora v. 1833. v. 7. Jan,","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"59\nst\u00fctzend, diese Ringe wieder als Einfassung der grofsen Poren geschildert. Ja diese Sphagnum-Zellen sollen an den Seiten mit einer Reihe von Oeffnungen besetzt sein? welche bald von gleicher Gr\u00f6fse, bald etwas kleiner, als jene Kreise erscheinen, indem sich die Zellenmembran noch eine Strecke weit \u00fcber den, aus dem Faserringe gebildeten Kreis ausdehnen soll. Wenn man aber durch anhaltende Beobachtungen die Bildung dieser Ringe verfolgt, so wird man sich sehr bald \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, dafs innerhalb jener Ringe keine Oeffnungen Vorkommen, wohl aber mufs man die Membran, welche den Ring bekleidet, als eine, etwas verd\u00fcnnte Stelle ansehen. F\u00e4rbungsversuche mit Jodine und Beobachtung dieses Punktes bei gef\u00e4rbtem Lichte, zeigen ganz deutlich, d\u00e4fs die angebliche Pore mit einer Haut ausgef\u00fcllt ist.\nJe \u00e4lter die Pflanze wird, um so gr\u00f6fser wird die Anzahl dieser Ringe auf den vordem und hintern, oder oberen und unteren W\u00e4nden der grofsen Zellen ; zuweilen treten zwei solche Ringe nebeneinander auf und man kann auch F\u00e4lle beobachten, wo diese Ringe selbst auf den Windungen der Faser zu liegen scheinen, dieses wird aber durch die Windungen der Faser von der darunter liegenden Zellenwand verursacht.\nEinen ganz \u00e4hnlichen Bau wie die Parenchym-Zellen des Sphagnum-Stengels, zeigen die h\u00e4utigen Fruchtbeh\u00e4lter der Equisetum-Arten: sie bestehen aus einer einfachen Schicht von seitlich aneinander gelagerten Zellen und zeigen eine sehr grofse Menge von Fasern, welche in dichten Windungen die innere Fl\u00e4che der Zellenw\u00e4nde bekleiden. Herr L. Treviranus *) entdeckte diese auffallende Structur und gab eine richtige Abbildung dazu; Herr G. W. Bischoff**) dagegen, welcher diesen Gegenstand mit zu schwacher Vergr\u00f6fserung betrachtete, hat eine Darstel-\n0 Vom inwendigen Ban d. GeW. p. 89 u. 120. Tab. II. Fig. 29. Die kryptogamischen Gew\u00e4chse etc. I. Heft. N\u00fcrnberg 1828.\npag. 40.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nlung gegeben, als wenn diese Fruchtbeh\u00e4lter der Equiseten aus lauter Spiralgefafsen best\u00e4nden, denen die umschlie-fsende Zellenmembran fehlt, was aber nicht der Fall ist. Gew\u00f6hnlich winden sich hier, an der inneren Wand einer jeden Zelle zwei Fasern, scheinbar in entgegengesetzter Richtung, so dafs sie sich \u00fcberall kreuzen.\nAber noch viel h\u00e4ufiger treten dergleichen Zellen, + worin sich Spiralfasern in auseinanderstehenden Windungen zeigen, in den h\u00f6heren Pflanzen auf, und fast ganz allgemein ist diese Erscheinung bei den tropischen Orchideen. Die ersten Beobachtungen der Art sind wohl die 4 von Moldenhawer * *), welcher ein fein gestreiftes Zellengewebe in der Sanseviera und in Aucuba japonica aufgefunden hat. Einige andere F\u00e4lle wurden sp\u00e4ter von mir und von Herrn Mohl beobachtet, bis endlich Herr R. Brown **) dergleichen Eigent\u00fcmlichkeiten der Structur der Zellenmembran bei den Orchideen gar nicht selten fand, besonders in den Gattungen Stelis und Pleurothallis. Seit dieser Zeit haben sich meine Beobachtungen \u00fcber diesen Gegenstand sehr vervielfacht und kaum ist es noch n\u00f6thig, alle die Pflanzen einzeln aufzuf\u00fchren, welche eine \u00e4hnliche Structur zeigen. Ohne zu viel zu wagen, kann man schon gegenw\u00e4rtig den allgemeinen Satz aufstellen, dafs die Zellenmembran der Orchideen entweder ganz allein ! aus spiralf\u00f6rmig sich windenden Fasern bestehe, oder dafs sie aus Fasern bestehe, welche \u00e4ufserlich noch mit einer feinen Membran, der ersten oder urspr\u00fcnglichen Schicht der Zellenmembran n\u00e4mlich, umfafst ist. Ich i verweise zuerst auf die Abbildungen, welche sich aus verschiedenen Pflanzen auf Tab. IV. befinden; Fig. 1. zeigt eine Abbildung aus einem Dendrobium von La Guayra; mehrere Zellen zeigen die spiralf\u00f6rmigen Fasern ganz deutlich, w\u00e4hrend in den daneben liegenden davon nichts\n*) Beitr\u00e4ge p. 84.\n*\u00a5) On the Sexual Organs and Impregnation in Orchideae and\nAsclepiadeae, 1831. pag. 22. etc.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"61\nzu beobachten ist. In Fig. 2. und 3. sind Abbildungen einiger Zellen, welche in den \u00e4ufseren Schichten der Bl\u00e4tter der Vanda teretifolia safsen, und zwar nach Querschnitten, woraus sich ergiebt, dafs diese Zellen, wie in den fleischigen Bl\u00e4ttern vieler anderer Orchideen, mit ihrer L\u00e4ngenachse horizontal gelagert sind. Die Spiralfaser, welche sich auf der inneren Fl\u00e4che dieser Zellen windet, ist aufserordentlieh deutlich zu erkennen, und ihre h\u00f6chst eigenth\u00fcmliche Form sieht man in 1, 1, 1, auf dem kurzen Durchschnitte bei i k. Spiralfasern, von so aufserordent-licher Dicke sind wohl sehr selten. In Fig. 4. Tab. IV. ist ein Querschnitt aus einem jungen Blatte von Oncidium maximum zu beobachten; die Zellen der Epidermis und der dicht darunter liegenden Zellenschichten zeigen keine Spiralfasern, sind aber stark mit gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen gef\u00fcllt, dagegen zeigen alle \u00fcbrigen Zellen, welche das Innere des Blattes ausf\u00fcllen, dergleichen breite Spiralfasern auf ihrer inneren Fl\u00e4che, wie sie in der Zellenmasse g h i zu sehen sind. Auch hier zeigt sich ,die Ver\u00e4stelung der Spiralfaser sehr deutlich und sehr h\u00e4ufig, und dergleichen Spiralfaser-Zellen enthalten ebenfalls gr\u00fcngef\u00e4rbte Zellensaft-K\u00fcgelchen, wie bei i daselbst undinFig.3.\nDie Spiralfasern in den Zellen des Oncidiums sind so aufserordentlieh breit, dafs sie bei einer starken Ver-gr\u00f6fserung einen eigenthiimlichen Bau zeigen, welcher in Fig. 8. Tab. IV. dargestellt ist. ab, ab sind hier die breiten Spiralfasern und zwischen diesen ist die feine Zellenhaut cd, cd zu sehen, welche die \u00e4ufsere oder urspr\u00fcngliche Schicht der Zellenwand bildet, so dafs also die darauf liegenden Spiralfasern der zweiten Schicht der Zellenwand angeh\u00f6ren. Die Spiralfaser zeigt in dieser genannten Pflanze einmal eine zarte Einfassung der R\u00e4nder und zweitens eine Gliederung, welche sich durch feine Streifen verr\u00e4th, die quer \u00fcber die Faser verlaufen. Die einzelnen Glieder der Faser sind fast gleichseitig viereckig, doch aufserordentlieh auffallend ist die Hervorragung, welche diese Spiralfaser so h\u00e4ufig an denjenigen Stellen","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"zeigt, wo die Querstreifen am Rande auslaufen, wie bei f und bei g, g in angef\u00fchrter Fig. 8. Tab. IV. Bisher ist es mir noch nicht gegl\u00fcckt, eine \u00e4hnliche Gliederung an den Spiralfasern anderer Pflanzen aufzufinden, doch sehr starke Vergr\u00f6fserung bei guter Beleuchtung, wird bei diesen Beobachtungen ganz besonders n\u00f6thig.\nNicht nur durch aufserordentliche Sch\u00f6nheit, sondern auch durch eigenth\u00fcmliche Stellung, zeichnen sich diese Spiralfaser-Zellen in den Bl\u00e4ttern der Gattung Pleurothal-lis aus. Zuerst liegt eine einfache Schicht solcher Zellen dicht unter der Epidermis der unteren Blattfl\u00e4che, wozu Fig. 18. Tab. JVf eine Darstellung nach einem Querschnitte giebt. a b ist daselbst die Epidermis mit der darin liegenden Hautdr\u00fcse c ; e e sind die Spiralfaser-Zellen , welche unmittelbar unter der Hautdr\u00fcse die Athemh\u00f6hle durch Auseinandertreten bilden, und f g ist eine Schicht von ellipsoidischem Merenchym, welches die innere Masse des Blattes bildet und stark mit gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen gef\u00fcllt ist. In den beiden Spiralfaser-Zellen, welche zwischen c d und f gelegen sind, kann man den gleichm\u00e4fsigen Lauf der Windungen der Spiralfaser in beiden, nebeneinander liegenden Zellen beobachten, so dafs Fasern und Zwischenr\u00e4ume die W\u00e4nde beider Zellen immer gleichartig aufeinander liegen; ein Gegenstand, der offenbar von Wichtigkeit ist, indem sich dadurch das Cor-respondiren der T\u00fcpfel, zweier nebeneinander liegender Zellen ganz deutlich erkl\u00e4ren l\u00e4fst. In Fig. 15. ist ein kleiner Theil, aus eben demselben Blatte bei st\u00e4rkerer Vergr\u00f6fserung dargestellt, und hier sieht man in der Zelle e die wahren Structurverh\u00e4ltnisse schon ganz deutlich. Die breiten weifsen Streifen sind n\u00e4mlich die Spiralfasern, und zwischen den nebeneinander liegenden Windungen bleibt ein schmaler Raum zur\u00fcck, welcher von der \u00e4ufse-ren Schicht der Zellenmembran bedeckt ist. Sehr interessant ist der Anblick des Verlaufes der Spiralfasern an den Enden dieser Spiralfaser-Zellen, welchen man jedesmal erh\u00e4lt, wenn man einen Schnitt parallel mit der Epi-","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"63\ndermis fuhrt, und zwar so, dafs noch ein Theil der Spiralfaser Zellen auf den Zellen der Epidermis zur\u00fcckbleibt\u00bb In Fig. 16. Tab. IV. ist eine kleine Stelle von der unteren Blattfl\u00e4che von Pleurothallis ruscifolia auf diese Weise nach einer 540maligen Vergr\u00f6fserung dargestellt, und da die Abbildung solcher, sich vereinigender Fasern \u00e4ufserst schwierig ist, so habe ich dieselben nur an den beiden Zellen b b b b und c c c c ausgef\u00fchrt. Diese Spiralfaser-Zellen liegen hier mit ihrer oberen Grundfl\u00e4che unmittelbar auf der Epidermis, welche mit aaaaaa bezeichnet ist; sie stellt hier das Netz dar, welches durch die Seitenw\u00e4nde der zusammenstofsenden Zellen gebildet wird. Bei d und bei e ist der Mittelpunkt der oberen Grundfl\u00e4che der Spiralfaser-Zellen, wo sich n\u00e4mlich die Windungen der verschiedenen Fasern durch Zusammenschmelzen miteinander vereinigen. Auf der oberen Blattfl\u00e4che zeigt die Pleurothallis ruscifolia eine sehr dicke Schicht von Spiralfaser-Zellen, welche unmittelbar unter der Epidermis beginnen und bis zur Mitte des Blattes fortlaufen. Erst unter dieser dicken und sehr festen Zellenschicht, liegt die dunkele Schicht mit gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen.\nSchon bei einigen Orchideen sind die Spiralfasern auf der inneren Fl\u00e4che der Zellenmembran so aufseror-dentlich zart und durchsichtig, dafs man sie nur mit M\u00fche erkennt ; auch habe ich schon fr\u00fcher das \\ orkommen solcher \u00fcberaus zarten Streifen in der Zellenmembran der fleischigen H\u00fclle beobachtet, welche den Saamen der Granate umschliesst, und \u00e4hnliche Streifen sind in den Zellenw\u00e4nden sehr vieler anderer Pflanzen mit sehr zartem Gewebe zu beobachten. Zuweilen erkennt man sie erst auf Querschnitten, wobei man n\u00e4mlich in die durchschnittenen Zellen hineinsieht, w\u00e4hrend die W\u00e4nde dieser Zellen auf den L\u00e4ngsschnitten keine Spur von Spiralfasern zeigen. Ja selbst die grofsen Parenchym-Zellen im Inneren des Stammes der Zamia eaffra, welche mehrere Jahre hindurch in Weingeist gelegen hatten, zeigen mir noch diese spiralf\u00f6rmigen Streifen ganz deutlich.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nEinen \u00e4hnlichen Bau findet man auch in den Zellen, welche die inneren Lagen der Antheren-F\u00e4cher bilden; und wenn auch diese Zellen, bei dem ersten Anblicke, oftmals ein sehr verschiedenes Ansehen zeigen von jenen, wor\u00fcber in den vorhergehenden Paragraphen die Rede war, so lassen sich doch, durch die grofse Anzahl von Mittelformen, die allm\u00e4ligen Ueberg\u00e4nge nachweisen, welche zwischen allen diesen verschiedenen Formen bestehen. In den W\u00e4nden der Antheren-F\u00e4cher sind n\u00e4mlich nur die Zellen der Epidermis aus glatten, d. h. gleichm\u00e4fsigen Zellenmembranen gebildet; alle \u00fcbrigen Zellen dagegen, welche unter der Epidermis liegen, zeigen auf ihrer inneren Fl\u00e4che mehr oder weniger deutliche Spiralfasern, welche zu der umschliefsenden Zellenmembran ganz in demselben Verh\u00e4ltnisse stehen, wie die Spiralfasern auf der inneren Fl\u00e4che der Orchideen-Zellen. Diese Spiralfasern in den Zellen der Antheren sind meistens sehr breit und \u00fcberhaupt stark, und oft, wie z. B. bei den Liliaceen \u00e4ufserst deutlich zu beobachten. Diese Fasern zeichnen sich jedoch vor allen anderen darin aus, dafs ihre Windungen eine besondere Neigung zu netzartigen Verwachsungen und Verzweigungen zeigen, ganz so, wie man es an der Faser der Spiralr\u00f6hren mancher Monocotyledonen oder saftiger Dicotyledonen beobachtet. Und jene netzartigen Verwachsungen zwischen den Windungen dieser Spiralfasern in den Antheren-Zellen kommen haupts\u00e4chlich an denjenigen Stellen vor, wo sich die Zellen bei dem Aneinanderlegen bedeutend dr\u00fccken. Diese Angaben waren das Resultat der Untersuchungen, welche ich seit dem Jahre 1825 \u00fcber diesen Gegenstand an verschiedenen Pflanzengattungen anstellte und im Jahre 1828 als eine neue Beobachtung publicirte *).\nZwei volle Jahre sp\u00e4ter machte Herr Purkinje **)\nS. Ueber den Inhalt der Pflanzen-Zellen. Berlin 1828. p-53. De cellulis antherarum hbrosis nec non de granorum polli-narum formis. Yratislaviae 1830. 4to.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"65\nseine ber\u00fchmte Schrift \u00fcber denselben Gegenstand bekannt, und deutete in derselben darauf hin, dafs er diese Entdeckung der Spiralfasern in den Antheren-Zellen vielleicht dennoch fr\u00fcher, als ich gemacht habe *). Die Schrift des Herrn Purkinje erschien nach dem Abdrucke meiner Phytotomie und kurz vor meiner Abreise, so dafs ich damals keine Gelegenheit hatte, die grofse Verschiedenheit nachzuweisen, welche zwischen den Ansichten des Herrn Purkinje und den meinigen \u00fcber diesen so einfachen Gegenstand obwalten. Herr Mohl hat aber in einer sehr gehaltreichen Abhandlung **) die Irrth\u00fcmer nachgewiesen, welche sich in jene Arbeit des Herrn Purkinje eingeschlichen haben, und hat mit Hinzuf\u00fcgung vieler neuen Beobachtungen die ganze Menge von Erscheinungen auf allgemeine Gesetze zur\u00fcckzuf\u00fchren gesucht, wobei er sich jedoch zugleich bem\u00fchete nachzuweisen, dafs meine Ansicht \u00fcber diesen Gegenstand irrig sei. Herr Mohl wollte n\u00e4mlich die Meinung, dafs jene Streifen auf den W\u00e4nden der Antheren-Zellen wirkliche Fasern sind, welche verwachsen mit der Membran sich spiralf\u00f6rmig um die H\u00f6hle der Zelle winden, nicht gelten lassen, sondern erkl\u00e4rte jene Fasern f\u00fcr blofse partielle Verdickun-\n*) Sp\u00e4ter haben Herr v. Schlechtendahl und Herr Unger ebenfalls die Ansicht ausgesprochen, dass jene Entdeckung wohl fr\u00fcher von Herrn Purkinje gemacht sei; sie haben indessen vergessen hier\u00fcber hei mir Erkundigungen einzuziehen, ich w\u00e4re wahrscheinlich im Stande gewesen die entgegengesetzte Ansicht, als die richtigere nachzuweisen. Doch bald nachher wollte Herr Mirbel (N. Ann* du Mus. 1822. p. 116) die Priorit\u00e4t f\u00fcr diese Entdeckung in Anspruch nehmen, indem er sich auf eine Stelle bezog, welche er im Jahre 1808 (V. M\u00e9m. de l\u2019Institut* an. 1808. pag. 331) publicirt hat. Ich theile diese Stelle mit, um zu zeigen, dass darin nichts von jener eigenth\u00fcmlichen Structur angedeutet ist, welche sp\u00e4ter von mir in den Antheren-Zellen aufgefunden wurde: \u201eLa nature du tissu, qui compose les lames contractiles lat\u00e9rales et dorsales m\u00e9rite d\u2019\u00eatre connue: les premi\u00e8res fort ouvrir les valves, les secondes recourbent les anth\u00e8res en arri\u00e8re.\u201c\n**) S. Ueber die fibr\u00f6sen Zellen. Flora v, 1830, p. 697. etc.\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\ngen der Zellenw\u00e4nde. Herr Mold ist indessen ein viel zu scharfsinniger Naturforscher, als dafs er gegenw\u00e4rtig, nachdem ich besonders in dieser Schrift eine so grofse Anzahl von Beobachtungen \u00fcber die Zusammensetzung der Zellenmembran aus Spiralfasern bekannt gemacht habe, noch l\u00e4nger gegen meine Deutung der Structur der Spiralfaser-Zellen auftreten wird.\nHerr Purkinje hat in der angef\u00fchrten Schrift die Structur der Antheren- Zellen bei einer sehr grofsen Anzahl von Pflanzen beschrieben und auf 18 Tafeln mit mehreren hundert Abbildungen verdeutlicht. Man wird aus diesen Abbildungen die aufserordentliche Verschiedenheit erkennen, welche die Spiralfaser-Zellen der Antheren verschiedener Pflanzen darbieten, doch in anatomischer Hinsicht sind sie nicht genau und nicht scharf genug. So glaubt Herr Purkinje, dafs jene Fasern bald in den Zel- f len, bald zwischen den Windungen der Zellen Vorkommen, ja dafs sie bei den Liliaceen sehr bestimmt aufser-halb der Zellen Vorkommen. Sicherlich kommen dagegen diese Fasern nur auf der inneren Fl\u00e4che der Zellenw\u00e4nde vor, und die irrth\u00fcmliche Angabe des Herrn Purkinje ist durch die Art und Weise veranlafst, in welcher derselbe diesen Gegenstand beobachtet hat. Herr Purkinje benutzte n\u00e4mlich bei diesen anatomisch mikroskopischen | Untersuchungen einen Quetsch apparat, durch welchen die feinen Schnitte zwischen zwei Glasplatten breitgedr\u00fcckt und dann getrocknet wurden. Nach solchen gequetschten Pr\u00e4paraten sind jene Abbildungen in der angef\u00fchrten $ Schrift gefertigt, und daher ist es leicht zu erkl\u00e4ren, dafs jene Abbildungen so h\u00e4ufig mit der Natur nicht \u00fcbereinstimmen. Wenn Substanzen von ungleichen Dimensionen und ungleicher Dichtigkeit einem gleichm\u00e4fsigen Drucke -ausgesetzt werden, so m\u00fcssen ihre Dimensions-Verh\u00e4ltnisse ver\u00e4ndert werden, und daher kam es, dafs die Fasern so h\u00e4ufig aufserhalb der Zellen zu liegen schienen.\nEben so h\u00e4ufig sind die T\u00fcpfel und Streifen, welche zwischen den mit der Zellenmembran verwachsenen Fa-","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"67\nsern liegen, mit den Windungen der Faser selbst verwechselt, lind die angebliche H\u00f6hlung der Fasern, welche sich zuweilen auf beiden Seiten, n\u00e4mlich auf der Lokular und auf der Epidermal-Seite \u00f6ffnen soll, sind nur durch den Anblick der gequetschten Durchschnitte der Fasern entstanden, welche sicherlich niemals hohl und auch niemals aus gedoppelten Membranen besteht, wie es Herr Purkinje angegeben hat. So kommen auch niemals jene Spiralfasern in den Antheren allein vor, sondern immer sind sie mit der Zellenmembran umschlossen.\nAuch in diesem Falle hat Herr Mohl *) zu zeigen gesucht, dafs jene Fasern integrirende Theile der Zellenmembran sind, w\u00e4hrend ich mir dieselben freischwimmend im Zellensafte gedacht haben soll. Zu einer solchen Zu-muthung, welche mir Herr Mohl macht, findet sich jedoch wohl nirgends in meinen Schriften irgend eine entsprechende Stelle, und aus der K\u00fcrze meiner Darstellung, darf man so etwas wohl nicht folgern. Uehrigens ist es mir und auch Herrn Brown mehrmals gegl\u00fcckt, diese Faser von den Zellenw\u00e4nden der Antheren verschiedener Liliengew\u00e4chse zu trennen, und sie dann sehr bestimmt f\u00fcr Fasern zu erkennen. Demnach that ich sowohl fr\u00fcher, wie noch gegenw\u00e4rtig gewifs nicht Unrecht, wenn ich diese Spiralfaser-Zellen der Antheren mit allen jenen Erscheinungen im Zusammenh\u00e4nge betrachtete, wo sich spiralf\u00f6rmig windende Fasern an den W\u00e4nden der Zellen zeigen; und gegenw\u00e4rtig m\u00f6chte auch Herr Mohl erkannt haben, dafs er mit Unrecht so h\u00e4ufig dagegen geeifert habe.\nZur leichteren Verst\u00e4ndigung hat Herr Purkinje einige Benennungen f\u00fcr die verschiedenen Theile der Antheren-f\u00e4cher eingef\u00fchrt. Die \u00e4ufserste Zellenschicht, welche die W\u00e4nde der Antherenf\u00e4cher bildet, nennt er: Exothecium; sie ist aber nichts Anderes, als die Epidermis, welche h\u00e4ufig noch mit Hautdr\u00fcsen versehen die Antheren umschliefst. Die inneren Zellenschichten dagegen, welche\n*) Flora V. 1830. p. T07.\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\ndie Pollenmasse unmittelbar umschliefseii, werden Endo-thecium genannt, lind diese sind es, deren Zellen so h\u00e4ufig spiralf\u00f6rmige Streifen auf ihren W\u00e4nden zeigen.\nDie grofsen Verschiedenheiten, welche die Zellen der Antheren in Hinsicht ihres streifigen Baues zeigen, sind ganz auf dieselbe Weise zu erkl\u00e4ren, wie die verschiedenen, sogenannten Metamorphosen-Stufen der Spiralfaser in den Spiralr\u00f6hren, wovon erst sp\u00e4ter die Rede sein kann; aber auch schon in den vorhin angef\u00fchrten F\u00e4llen, wie z. B. bei den Sphagnum-Arten, finden wenigstens einige von diesen Umwandelungen der Spiralfaser auf den inneren W\u00e4nden der Zellen statt, welche in den Antheren-Zellen so h\u00e4ufig zu beobachten sind.\nHerr Purkinje hat eine solche streifige Structur der Antheren-Zellen bei Pflanzen von einigen 80 verschiedenen Familien nachgewiesen, so dafs meine fr\u00fchere Annahme, dafs diese Structur f\u00fcr die Zellen der Antherenf\u00e4cher eine ganz allgemeine Erscheinung sei, dadurch best\u00e4tigt wird. Einige Pflanzen zeigen diese Structur allerdings nicht so deutlich, als man sie in anderen Pflanzen beobachtet, und hiezu sind besonders die Gr\u00e4ser zu z\u00e4hlen, so wie die Ericen und Solanum-Ar ten. In den grofsen Antheren der Liliaceen ist dagegen der ganze Bau dieser Zellen so deutlich zu beobachten, dafs dar\u00fcber gar kein Zweifel \u00fcbrig bleiben kann. Gew\u00f6hnlich sind es zusammenh\u00e4ngende, spiralf\u00f6rmig sich windende Fasern, welche auf den inneren W\u00e4nden dieser Zellen sitzen; doch sehr h\u00e4ufig treten diese Fasern gleich in Form von geschlossenen Ringen auf, so dafs jede Windung der Faser einen eigenen Ring bildet, ganz so, wie es in den Blattzellen der Sphagnum-Arten h\u00e4ufig zu sehen ist, obgleich bei anderen Zellen eben derselben Pflanze ganz gew\u00f6hnlich nur zusammenh\u00e4ngende Spiralfasern Vorkommen. Ueberall, wo statt der einzelnen Windungen der Faser, f\u00fcr sich bestehende geschlossene Ringe auftreten, sogenannte Ringfasern, da findet sich immer nur eine einzelne Spiralfaser in jeder Zelle, deren Windungen von einander reissen.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"69\nWenn mehrere Spiralfasern in einer und derselben Zelle, parallel nebeneinander liegen, so verlaufen die Windungen in schiefer Richtung und dann k\u00f6nnen sich die Ringe nicht wohl so leicht bilden.\nDie vollkommen ausgebildeten Ringfasern, welche in so grofser Anzahl auf den inneren W\u00e4nden der Antheren-Zellen Vorkommen, kann man in einer grofsen Anzahl von Abbildungen, welche Herr Purkinje in der angef\u00fchrten Schrift mitgetheilt hat, ganz deutlich erkennen. In aufserordentlich vielen anderen F\u00e4llen zeigt sich eine besondere Neigung zwischen den Windungen der Spiralfaser zu netzf\u00f6rmigen Verwachsungen, ein Vorgang, welchen wir ebenfalls erst sp\u00e4ter n\u00e4her er\u00f6rtern k\u00f6nnen, ja in anderen F\u00e4llen zeigt die Haut der Antheren-Zellen ein gestreiftes oder ein get\u00fcpfeltes Ansehen, ganz so, wie es die gestreiften und get\u00fcpfelten Spiralgef\u00e4fse zeigen. Durch diese gegenseitigen Verwachsungen der Spiralfaser-Windungen kommen in diesen Zellen oftmals die sonderbarsten und zugleich die niedlichsten Figuren zum Vorscheine. Nicht selten ist es, dafs die Fasern nur auf der Epidermal-und der Lokular-Seite der Zellenw\u00e4nde verwachsen, und hier mehr oder weniger deutliche Sterne darstellen, w\u00e4hrend auf den anderen Seiten dieser Zellen, die Fasern ganz unverwachsen Zur\u00fcckbleiben. Bei den gew\u00f6hnlichen Tulpen, bei der weifsen Lilie und bei der Kaiser-Krone sind diese Formverschiedenheiten sehr deutlich zu beobachten, aber auch auf die gleichm\u00e4fsige Grundbildung zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nAls ich die ersten Beobachtungen \u00fcber diese Spiralfaser-Zellen der Antheren bekannt machte, nannte ich dieselben: Zellen mit Spiralfasern, oder Spiralfaser- haltende Zellen. Herr Purkinje nannte diese Zellen: cellulae fi-brosae, und Herr Link *) nannte sie: Fibr\u00f6se Zellen oder Faser-Zellen. Diese letztere Benennung habe ich dagegen schon f\u00fcr die sogenannten Fasergef\u00e4fse benutzt, und ich\n*) Elements phil, bol. Ed. alt. 1. p. 185.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nmache defshalb hierauf besonders aufmerksam, um Verwechselungen zu verh\u00fcten. Neuerlichst hat Herr Mold *) den Vorschlag gemacht, diese fibr\u00f6sen Zellen Purkinje\u2019s: netzf\u00f6rmige Zellen zu nennen; doch diese Benennung m\u00f6chte wohl noch weniger entsprechend sein, als die des Herrn Purkinje, denn nur in selteneren F\u00e4llen zeigen jene Zellen einen netzf\u00f6rmigen Bau ihrer W\u00e4nde.\nDa wir nun in diesem ganzen Abschnitte den Zusammenhang nachgewiesen haben, in welchem diese Zellen der Antheren mit den \u00fcbrigen Parenchym-Zellen stehen, deren W\u00e4nde eine spiralf\u00f6rmige Structur zeigen, so mufs nat\u00fcrlich auch die Benennung beider Erscheinungen auf den gleichartigen Ursprung hindeuten, und defshalb, nenne ich alle diese Zellen: Spiralfaser-Zellen. Will man aber die einzelnen Metamorphosen-Stufen andeuten, welche diese Spiralfaser-Zellen der Antheren eingehen , so mufs man diese Zellen mit denselben Beinamen belegen, durch welche jene Metamorphosen-Stufen der Spiralr\u00f6hren angedeutet werden. Demnach sind jene Zellen der Antheren: Spiralfaser-Zellen, Ringfaser-Zellen, netzf\u00f6rmige Zellen, sternf\u00f6rmige Zellen und por\u00f6se oder get\u00fcpfelte Zellen. Mehrere dieser Metamorphosen-Stufen treten jedoch auch bei den Spiralfaser-Zellen anderer Pflanzen auf, jedoch nur selten. Mit vollkommen netzf\u00f6rmigen W\u00e4nden beobachtet man die Spiralfaser-Zellen nicht selten bei den tropischen Orchideen mit fester Substanz, u. s. w.\nSchliefslich haben wir noch einige wenige F\u00e4lle aufzuf\u00fchren, wo man ebenfalls an den W\u00e4nden der Zellen, mehr oder weniger deutlich, eine streifige oder spiralf\u00f6rmige Structur wahrnimmt; ich f\u00fchre hier zuerst die dickh\u00e4utigen Zellen an, welche die gr\u00fcne Zellenschicht in der Rinde des Hollunders bilden, wozu Fig. 17. Tab. III. eine Abbildung nach einem L\u00e4ngenschnitte darstellt. Dafs auch hier die Windungen der Spiralfasern zu bemerken sind, welche sich hie und da ver\u00e4steln, an anderen Stellen mit\n*) Pflanzen-Substanz, etc. p. 25.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"71\neinander verwachsen, und an noch anderen Stellen durch ein gleichm\u00e4fsiges Verwachsen mit der Zellenwand ganz verschwinden, das ist 'wohl leicht zu erkennen, noch deutlicher ist diese Structur an den Zellenw\u00e4nden des Helleborus foetidus in Fig. 24. Tab. III. dargestellt. Aber auch die Zellen in dem niedlichen Gewebe der Marchantia poly-morpha, welche noch neuerlichst durch Herrn Mirbel*) in so vielfacher Hinsicht beobachtet worden sind, zeigen gr\u00f6fstentheils auf den Seiten w\u00e4nden, welche durch Verti-kalsclmitte zur Ansicht kommen, ganz \u00e4hnliche, ja noch viel deutlichere Spiralfaser-Bildung, so dafs es nur auffallend ist, wie dieselbe neuerlichst \u00fcbersehen worden ist.\nAuf die spiralen Streifen, welche die W\u00e4nde der Zellen der gegliederten Tradescantien-H\u00e4rchen zeigen, hat schon Herr R. Brown aufmerksam gemacht; auch sie deuten wohl ebenso, auf die Zusammensetzung der Zel-lenmembran jener Haare aus Spiralfasern, wie in den vielen anderen aufgef\u00fchrten F\u00e4llen.\nJa selbst die W\u00e4nde der grofsen Haare der Gattung Urtica und Jatropha, welche durch ihren \u00e4tzenden Saft bekannt sind, zeigen auf ihrer inneren Fl\u00e4che eine Anzahl von kleinen K\u00f6rnern und Streifen, welche in Form von Spirallinien geordnet sind und wohl der inneren Schicht dieser Zellenmembran angeh\u00f6ren **).\nCompl\u00e9ment des observations sur le Marchantia polymorpha, suivi de recherches sur les m\u00e9tamorphoses des utricules, et sur l\u2019origine, des d\u00e9veloppements et la structure de l\u2019anth\u00e8re et du Pollen des v\u00e9g\u00e9taux phan\u00e9rogames. Paris 1835. 4to.\nMeyen: U eher die Secretionsorgane der Pflanzen. Berlin; 1837. 4to. Tab, VIII. Fig. 6. und 15","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nDrittes CapiteL\nAllgemeine Darstellung \u00fcber den Bau der Membran, welche die Prosenchjm - Zellen bildet.\nDas prosenchymatische Zellengewebe bildet den Holzk\u00f6rper der Coniferen und der Cycadeen und erscheint in vieler Hinsicht so h\u00f6chst eigenthiimlich gebauet, dafs wir uns schon fr\u00fcher berechtigt glaubten, dasselbe zu einer besonderen Gruppe von Zellengewebe zu stellen; es bildet einerseits den Uebergang zwischen Parenchym und Pleur-enchym, und anderseits ist darin ein Zwischengebilde zwischen langgestreckten Zellen und sogenannten Spiralge-f\u00e4fsen zu erkennen. Das straffe ZellengewTebe anderer Pflanzen, welches ich noch in meiner Phytotomie p. 121 etc. ebenfalls zum Prosenchym zog, mufs von dem eigen-th\u00fcmlichen Gewebe des Coniferen-Holzes getrennt und als eine Modification des Pleurenchynfis betrachtet werden, wor\u00fcber nach genauerer Untersuchung in dem folgenden Artikel ausf\u00fchrlich gehandelt werden wird. Herr Link *) unterschied zuerst das Prosenchym von dem Parenchym, er begriff jedoch unter diesem Namen ganz andere Gebilde, als diejenigen, von denen hier die Rede ist, und diejenigen, welche Herr Link darunter verstand, geh\u00f6ren nach unserer Einteilung theils zum Parenchym, theils zu dem kurzen Pleurenchym. Man k\u00f6nnte mir defshalb Vorw\u00fcrfe machen, indem ich Gelegenheit zu Verwechselungen gegeben habe, doch m\u00f6ge man die grofsen Verschiedenheiten, welche das Zellengew7ebe des Coniferen-Holzes auf-zuweisen hat, als einen Entschuldigungsgrund f\u00fcr mich ansehen. Herr Link betrachtete auch gew\u00f6hnliche Parenchym-Zellen als Prosenchym, sobald dieselben mit schiefen Grundfl\u00e4chen auf einander safsen; indessen eine absolute Regelm\u00e4fsigkeit in Hinsicht der Lage der Grundfl\u00e4chen besteht wohl auch bei dem Parenchym nicht, auch hier\n*) Eleraenta philos, botan, Ed, alt. p. 77.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"73\nfindet man sie bald mehr, bald weniger von der Horizontalen abweichend. Wir haben defshalb bei der Aufstellung unserer verschiedenen Zellengewebe-Arten mehr auf die ganze Menge der Charactere geachtet, als auf die Lage der Querw\u00e4nde; auch hat Herr Link in der neueren Ausgabe der Philosophia botanica weniger Werth auf seine fr\u00fchere Eintheilung gelegt.\nDas prosenchymatische Zellengewebe der Coniferen ist von aufserordentlicher Festigkeit und die seitliche Vereinigung derselben ist durch die Regelmafsigkeit der Seiten und durch die Sch\u00e4rfe der Kanten der Zellen so genau, dafs zwischen diesen Prosenchym-Zellen keine Intercellularg\u00e4nge auftreten. Bei den Cycadeen sind diese Zellen weniger fest, aber ebenfalls so genau mit einander verbunden, dafs keine Intercellularg\u00e4nge Zur\u00fcckbleiben. Bei den Coniferen so wie bei den Cycadeen bilden die Prosenchym-Zellen ganz allein den Holzk\u00f6rper, der nur durch horizontal verlaufendes Parenchym, welches die Markstrahlen bildet, durchbrochen wird. Im Stamme anderer Pflanzen ist das Holz aus sehr verschiedenartigen Gebilden zusammengesetzt, wie z. B. aus Faserzellen, aus Spiralr\u00f6hren und langgestreckten Zellen, hier aber, im Holze der Coniferen, sind nur Prosenchym-Zellen, welche wenige Verschiedenheiten unter sich zeigen, die sp\u00e4ter n\u00e4her er\u00f6rtert werden sollen. Die W\u00e4nde dieser Zellen verdicKen sich, werden fest und bilden auf diese Weise das Holz der Coniferen und der Cycadeen, und dasjenige, was man in diesem Holze mit dem Namen der Spiralgef\u00e4fse belegt hat, ist nichts Anderes, als eben solche Zellen, deren W\u00e4nde noch nicht fest verwachsen und weniger verholzt geblieben sind.\nIn dem Holzk\u00f6rper der meisten Coniferen finden sich zwei verschiedene Formen der Prosenchym-Zellen und zwar in bestimmten, nebeneinander liegenden Schichten geordnet, wie man es bei unseren ganz gemeinen dannen und Fichten sehr deutlich, und zwar schon mit blofsem Auge sehen kann. Ein jeder Jahresring in diesem Holze besteht","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\naus zwei \u00fcbereinander liegenden Schichten, die innere ist weifslich, die \u00e4ufsere dagegen br\u00e4unlich gef\u00e4rbt; doch bei genauerer Betrachtung ist ein allm\u00e4liger Uebergang aus der einen Farbe, n\u00e4mlich aus der weifsen in die gelbliche und aus dieser in die br\u00e4unliche zu verfolgen, und diese Farbenverschiedenheit der zwei, zu einem und demselben Jahresringe geh\u00f6rigen Schichten ist mit H\u00fclfe starker Ver-gr\u00f6fserungen durch die anatomische Verschiedenheit zu erkl\u00e4ren, welche zwischen den Zellen der beiden verschieden gef\u00e4rbten Schichten stattfinden. Die Zellen der inneren Schicht, der weifslichen n\u00e4mlich, sind gr\u00f6fser und k\u00fcrzer gestreckt als die der braunen Schicht, welche aus kleineren und sehr langgestreckten Prosenchym-Zeilen besteht. Aufserdem sind die W\u00e4nde der Zellen der inneren Schicht nicht bedeutend dick, obgleich man auch in ihnen die Zusammensetzung aus mehreren Schichten sehr deutlich erkennen kann, dagegen verdicken sich die W\u00e4nde der Zellen in der \u00e4ufseren oder braunen Schicht des Jahresringes so bedeutend, dafs die H\u00f6hle der Zellen beinahe ganz verschwindet, und die ganze Masse ein br\u00e4unliches Ansehen erh\u00e4lt. Die br\u00e4unliche F\u00e4rbung entsteht nur durch Uebereinanderlagerung sehr vieler feiner, einzeln betrachtet, fast ungef\u00e4rbter Schichten, aus welchen die Zellenw\u00e4nde zusammengesetzt sind, und da die Menge dieser Schichten in den W\u00e4nden dieser Zellen immer zu-zunehmen scheint, je mehr sie nach Aufsen liegen, so wird auch die br\u00e4unliche F\u00e4rbung dieser Zellen in eben demselben Grade immer bedeutender, je mehr sie sich dem \u00e4ufseren Rande des Jahresringes n\u00e4hern.\nMan kann sich von der verschiedenen Gr\u00f6fse, Form und Dicke der W\u00e4nde dieser Zellen einen richtigen Begriff machen, wenn man gute Querschnitte aus dem Holze der gew\u00f6hnlichen Tannen untersucht; wenn man aber dergleichen Querschnitte nicht zart genug anfertigt, so kann man den allm\u00e4ligen Uebergang der Zellen der weifsen Schicht in die der br\u00e4unlichen Schicht nicht verfolgen. In dem Holze der Ephedra-Arten kann man, bei","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"75\ndem ersten Anblicke, mit blofsem Auge keine Jahresringe unterscheiden, da die besondere braune Schicht fast ganz und gar fehlt; wenn man dagegen eine 200malige Ver-gr\u00f6fserung anwendet, so erkennt man die Grenzen des Jahresringes durch breiter gezogene und etwas dickwandi-\u2019 gere Zellen, welche einen sehr schmalen Streifen bilden.\nDie Dicke der braunen und der weifsen Schicht in dem Jahresringe der Coniferen ist \u00fcberhaupt bei verschiedenen Arten und Gattungen recht sehr verschieden; bei \u00bb der Kiefer (Pinus sylvestris) bildet die braune Schicht zuweilen einen ganz feinen Streifen, w\u00e4hrend die weifse Schicht meistens eine 4\u20145m al dickere Holzlage darbietet, doch auch hierin herrschen grofse Verschiedenheiten, wor-| \u00fcber in der folgenden Abtheilung dieses Buches die Rede sein wird.\nHerr Nicol machte auf die verschiedene Form aufmerksam, welche die Zellen der inneren Schicht des Jahresringes bei den Kiefern darbietet, und er glaubt gefunden zu haben, dafs diese Form bei den, in den amerikanischen W\u00e4ldern wachsenden B\u00e4umen mehr regelm\u00e4fsig viereckig sei, als bei den einheimischen; indessen dieses ist nicht der Fall, denn beide Formen sind auch bei uns zu finden, sowohl die regelm\u00e4fsige, als die unregelm\u00e4fsige : letztere scheint immer mit breiteren Jahresringen, also mit schnellem Wachsthume verbunden zu sein.\nDie Angaben der Phytotomen \u00fcber das Dasein der Spiralgef\u00e4fse in den Coniferen waren lange Zeit hindurch h\u00f6chst widersprechend, und sie sind es noch bis zum heutigen Tage, obgleich es sich gegenw\u00e4rtig nur noch um Ansichten dreht, da die Beobachtungen von allen Seiten \u00fcbereinstimmen und also offenbar richtig sind. Zwar spricht Moldenhawer *) von Spiralgef\u00e4fsen, woraus die Zellen der \u00e4ufseren Schicht des Jahresringes von Pinus Abies bestehen sollen, aber eben diese Organe sind es, - welche zu einer anderen Ansicht \u00fcber diesen Gegenstand\nY) Beitr\u00e4ge etc. pag. 290-","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nzwingen. Diejenigen Gebilde dagegen, welche man sp\u00e4ter allgemein f\u00fcr gew\u00f6hnliche Spiralgef\u00e4fse bei den Coniferen hielt, wurden von Herrn Link in jungen Zweigen der Coniferen, so wie auch in alten St\u00e4mmen aber nur in der N\u00e4he des Markes beobachtet. Herr Kieser * *) sagte, dafs die einfachen Spiralgef\u00e4fse dieser B\u00e4ume \u00e4ufserst klein und nur mit M\u00fche zu erkennen sind ; sie liegen hart am Marke und in dem Mittelnerv der Bl\u00e4tter, und bestehen aus einer einfachen Faser, welche dicht aneinander liegende Windungen bildet, daher auch das Gefafs ganz undurchsichtig erscheint. Diese aus spiralf\u00f6rmig sich windenden Fasern bestehenden Gebilde sind es, welche man meinte, wenn die Phytotomen von Spiralgef\u00e4fsen der Coniferen sprachen, und mehrere Botaniker, denen dieselben nicht zu Gesicht gekommen waren, bestritten den Coniferen die Spiralgef\u00e4fse, wie neuerlichst selbst Herr Hartig, obgleich man dieselben schon lange vorher aus der Tanne und aus der Ephedra abgebildet hatte, und auch Herr Kieser solche Gebilde aus der Thuja occidentalis dargestellt hat. Die Spiralgef\u00e4fse der Coniferen, von denen Herr Link und Kieser sprechen, waren also, wenigstens nach dem damaligen Standpunkte der Phytotomie, ganz verschiedenartige Organe von den Moldenhawerschen, denn diese Spiralgef\u00e4fse bildeten ganze Holzmassen und im Taxus baccata wollte Moldenhawer schon erkannt haben, dafs das ganze Holz aus lauter eigentlichen Spiralgef\u00e4fsen bestehe, dagegen fanden sich Link\u2019s und Kieser\u2019s Spiralgef\u00e4fse selbst im Taxusholze nur ganz allein am Marke der St\u00e4mme.\nDie letzteren Spiralr\u00f6hren-artigen Gebilde kennend, aber Moldenhawer\u2019s sch\u00f6ne Entdeckung \u00fcbersehend, erkl\u00e4rte ich in meiner kleinen Schrift: lieber den Inhalt der Pflanzen-Zellen **), dafs das Holz der Coniferen aus prosenchymatischen Zellen bestehe, und dafs im Inneren dieser Zellen Spiralfasern zu beobachten seien, \u00e4hnlich\n*) Phytonomie. p. 143.\n*\u00a5) Berlin 1828. pag. 53 u. 57.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"77\ndenen, welche Herr Kieser aus dem Holze des Taxus beschrieben und abgebildet hat. Ich hatte schon damals beobachtet, dafs man auch an den jungen Zellen aller \u00fcbrigen Coniferen bei genauer Untersuchung jene spiralf\u00f6rmig gewundenen Fasern beobachten k\u00f6nne; sie wachsen jedoch sp\u00e4ter mit der Zellwand so innig zusammen, dafs von ihnen keine Spur \u00fcbrig bleibt. Nach dieser Verwachsung der einzelnen Windungen der Spiralfaser geht die Zellwand dieser Holzmasse in jene merkw\u00fcrdige Metamorphose ein, durch welche dieselbe mit h\u00f6chst niedlich geformten T\u00fcpfeln bedeckt wird.\nIn der Erkenntnifs dieser Gebilde als Zellen, woraus das ganze Holz der Coniferen besteht, wurde ich durch Herrn Kieser\u2019s *) sch\u00f6ne Darstellung dieses Gegenstandes geleitet. Er sagt an jenem Orte: \u201eDie gr\u00f6fste Merkw\u00fcrdigkeit in der Pflanzenanatomie sind die, die Spiralgefafse des Holzk\u00f6rpers ersetzenden, por\u00f6sen Zellen der Zapfenb\u00e4ume, welche als eine Intermediarbildung zwischen Zellen und Spiralgefafsen angesehen werden k\u00f6nnen.\u201c\nSp\u00e4ter hat Herr Ad. Brongniart **) die h\u00f6chst interessante Entdeckung gemacht, dafs das Holz der Cyca-deen aus \u00e4hnlichen Zellen wie das der Coniferen bestehe. Diese beiden Familien, die Coniferen und die Cycadeen, dem Habitus nach so un\u00e4hnlich, doch dem Wesen nach so \u00e4hnlich, sind den Botanikern sehr beachtenswerthe Erscheinungen. Herr Brongniart bestritt demnach den Cycadeen wie den Coniferen die Spiralgef\u00e4fse, und hielt die Organe, woraus das Holz dieser Pflanzen gebildet wird, f\u00fcr verl\u00e4ngerte Zellen, er folgte also Herrn Kieser s und meiner Ansicht. Einige Jahre sp\u00e4ter erkl\u00e4rte jedoch Herr Mohl ***), dafs das Holz der Cycadeen einzig und allein\n*) Phyton, pag. 172.\nRecherches sur la structure des tiges des Cycad\u00e9es. \u2014\u25a0 Ann. des scienc. nat. 1829. Avril.\n***) Ueber den Bau des Cycadeen-St\u00e2mmes etc. p. 17. \u25a0\u2014 Akten der M\u00fcnchener Akademie der Wissenschaften. Bd. X. p. 39/, 410 etc.\n1","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\naus Spiralgef\u00e4fsen und deren Modification, ohne alle Bei\u2122 mischung von Holzzellen besteht, und \u00fcber den Bau des^ Coniferen-Holzes folgte er Moldenhawer\u2019s Ansicht, wonach : auch dieses aus lauter Spiralgef\u00e4fsen zusammengesetzt ist*). Bei dieser grofsen Verschiedenheit in den Ansichten \u00fcber die Natur dieser Gebilde d\u00fcnkt es Herrn Treviranus **) am passendsten, dieselben der gestreiften Gef\u00e4fs- -form (worunter gestreifte Spiralr\u00f6hren verstanden werden) beizugesellen!\nWenn man aber die verschiedenen Ansichten, weiche \u00fcber die Natur der Holz-Zellen bei den Coniferen und Cycadeen ausgesprochen sind, n\u00e4her erw\u00e4gt, so m\u00f6chte man schon aus dieser allein die Ansicht fassen, dafs diese fraglichen Gebilde zwischen langgestreckten Zellen und zwischen Spiralgef\u00e4fsen in der Mitte stehen m\u00fcssen, doch die neuere Ansicht, welche ich im Vorhergehenden \u00fcber' den Bau der Zellenmembran und \u00fcber die Verwandtschaft zwischen Zellen und Spiralr\u00f6hren ausgesprochen habe, wird, wie ich hoffe, den Schl\u00fcssel zur L\u00f6sung dieses Streites geben. Unsere Eintheilungen und Benennungen der Elementar-Organe der Pflanze, sind nur als Erleichterungs-Mittel des Studiums zu betrachten, sie d\u00fcrfen aber nicht gegen die Mannigfaltigkeit gerichtet werden, welche uns die Natur in ihren Bildungen immer mehr und mehrkennen lehrt; je mehr wir dieselbe beobachten.\nIm Vorhergehenden haben wir kennen gelernt, dafs sich in den W\u00e4nden der prosenchymatischen Zellen der meisten Coniferen ungemein feine, spiralf\u00f6rmig sich win-1 dende Streifen beobachten lassen. Im jugendlichen Alter des Holzes sind sie besonders deutlich, sp\u00e4ter verwachsen sie jedoch mit der umschliefsenden Membran und man bemerkt nur hie und da einzelne feine, spiralf\u00f6rmig verlaufende Linien, welche alsdann nur noch die Stellen der Verwachsung andeuten. Ganz besonders deutlich sind\n*) S. Mohl, De struct, palmarum. pag. XII. \u00a7. 29.\n\u00a5\u00a5) Physiologie der Gew\u00e4chse. I. p. 111.\n*","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"79\ndiese feinen Streifen in dem langgestreckten Prosenchym zu beobachten, welches die \u00e4ufsere Schicht des Jahresringes bildet, woselbst sie auch von Moldenhawer beobachtet und beschrieben wurden. Untersucht man aber einen jungen Sch\u00f6fsling irgend einer Conifere, am besten von sol-t chen, wo diese Sch\u00f6fslinge eine bedeutende Dicke erlangen, wie z. B. bei Pinus uncinata, so wird man sich sehr bald \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, dafs die W\u00e4nde aller dieser Zellen, welche sp\u00e4ter zu den festen Holzzellen verwachsen, f aus lauter feinen, spiralf\u00f6rmig sich windenden Fasern bestehen, welche man, in ganz jungen Gebilden, ganz nach Belieben auseinanderziehen kann, ebenso wie es bei den einfachen Spiralgef\u00e4fsen bekannt ist. Wenn I man einen solchen Holzring aus einem jungen Sch\u00f6fslinge * zuerst durch Querschnitte untersucht, so wird man finden, dafs die inneren Schichten des jungen Holzes schon ganz vollkommen ausgebildet sind; hier haben die Zellen nicht nur ihre regelm\u00e4fsige 4seitige Form, sondern die Fasern,\n; woraus die Zellenw\u00e4nde bestanden, sind fest mit einander verwachsen und die T\u00fcpfel, von denen sp\u00e4ter die Rede sein wird, sind mehr oder weniger vollkommen ausgebildet. Die \u00e4ufsere Schicht dieses jungen Holzringes besteht f dagegen noch aus ganz unvollkommen ausgebildeten Zellen; es ist eine weiche, gallertartige Masse, in welcher man schmale Streifen von unregelm\u00e4fsiger Stellung beobachtet, die nichts anderes, als die H\u00f6hlen der jungen Holz-h zellen und Bastzellen sind, welche sich sp\u00e4ter zu so re-gelm\u00e4fsigen Formen umwandeln. Wenn man aber diese jungen Zellen auf den L\u00e4ngenschnitten beobachtet, so findet man die Darstellung ihrer W\u00e4nde durch spiralf\u00f6rmig \u25a0 sich windende Fasern ganz unverkennbar. Demnach wird man schon hieraus schliefsen k\u00f6nnen, dafs die feinen, spiralf\u00f6rmig verlaufenden Streifen, welche man in den W\u00e4nden der alten Prosen-chym-Zellen eben derselben Pflanze beobachtet, nichts anderes, als die an deutenden U eberbleib sei von verwachsenen Spiralfasern sind.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nDafs diese Streifen in den Zellenw\u00e4nden des alten Holzes so undeutlich zu erkennen sind, das hat haupts\u00e4chlich in der Dicke der W\u00e4nde seinen Grund, welche -bekanntlich aus einer ganzen Menge von zarten, aufeinanderliegenden Schichten bestehen; die \u00e4ufseren dieser Schichten sind im alten Holze wohl immer zu einer gleich-m\u00e4fsigen Haut verwachsen, und es sind in ihnen keine Fasern zu unterscheiden, in den inneren Schichten dage- * gen bleiben sie zuweilen, mehr oder weniger innig verwachsen zur\u00fcck. In der \u00e4ufsersten Schicht der Zellenwand sind die Windungen der Spiralfasern ganz dicht auf einander liegend, in den inneren Schichten dagegen verlaufen sie weitl\u00e4uftig, oft sogar sehr weitl\u00e4uftig, und diese sind es eben, welche in den Prosenchym-Zellen des Taxus-Holzes so deutlich zu sehen sind, besonders in jungen Aesten dieser Pflanze, w\u00e4hrend sie in ganz altem Holze # weniger deutlich sind. Ich bin der Ansicht, dafs die, deutlich zu erkennenden Spiralfasern auf der inneren Wand der Zellenmembran im Taxus-Holze, gleichsam, als eine eigene Schicht der Membran, und zwar als die innerste anzusehen sind, w\u00e4hrend in den \u00e4ufseren Schichten die Windungen der Fasern mit einander ganz verschmolzen sind.\nMoldenhawer *) und Herr Kieser **) entdeckten je- | nen merkw\u00fcrdigen Bau der Zellenw\u00e4nde im Taxus-Holze; Ersterer glaubte, dafs es hier nicht feine F\u00e4den w\u00e4ren, welche sich in der Zellenwand spiralf\u00f6rmig winden, sondern dafs es ein betr\u00e4chtlich breites Band w\u00e4re, das all- j m\u00e4lig schm\u00e4ler und dann wieder breiter w\u00fcrde. Zu einer solchen Ansicht konnte man allerdings bei Betrachtung dieser Bildung in altem Holze gelangen, doch im jungen sehe ich auf das deutlichste die feinen Spiralfasern, deren * sich bald 3 bald 4 in weitl\u00e4ufigen Windungen an der inneren Fl\u00e4che der Zellenwand hinschl\u00e4ngeln, und ver\u00e4n-\n*) Beitrage etc. pag. 291.\n\u00a5\u00a5) M\u00e9m. sur l\u2019organ. etc.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"81\ndert man den Focus des Instrumentes, so dafs die andere Wand der Zelle zu Gesicht kommt, so kann man das Kreutzen der Windungen der Spiralfaser beobachten.\nIn den aufseren Theilen der Coniferen und der Cy-cadeen, als in den Bl\u00e4ttern, Blumen und Fr\u00fcchten derselben, sind stets dergleichen sogenannte wahre Spiralr\u00f6hren zu beobachten, welche meistens mit dichten Windungen, oft aber auch mit weitl\u00e4uftig auseinanderstehenden Windungen auftreten und neben sich auch fast immer einige, zu get\u00fcpfelten Zellen verwachsene R\u00f6hren aufzuweisen haben.\nHerr Mohl*) hat die Ansicht, dafs jene spiralf\u00f6rmig sich windenden Streifen, welche auf den inneren W\u00e4nden der Holzzellen der Coniferen Vorkommen, als Fasern zu betrachten sind bestritten, und erkl\u00e4rt dieselben f\u00fcr blofse Verdickungen der Zellenmembran, weil er die Spiralfasern niemals in den Zellen habe umher liegen gesehen, was mir aber ebenfalls niemals gegl\u00fcckt ist; auch habe ich niemals behauptet, dafs diese Faser anfangs frei in der Zelle umherliege, was mir Herr Mohl zuzumuthen scheint. Dagegen ist es mir gegl\u00fcckt, diese feinen Fasern von der inneren Fl\u00e4che der Zellen zu trennen, welche als parenchy-matische H\u00fclle des Stengels bei der Gattung Sphagnum auftreten. Ich kann diesen Fall hieselbst anf\u00fchren, indem Herr Mohl auch hier nur eine, in spiralf\u00f6rmiger Richtung verlaufende Verdickung der Zellenw\u00e4nde sehen wollte.\nSobald nun die Verwachsung der einzelnen Windungen der Spiralfaser zur gleichm\u00e4fsigen Membran der Prosen chym-Zelle stattfindet, mag sie allgemein oder nur theil-weise auftreten, so erfolgt sogleich eine eigenth\u00fcmliche Bildung auf den verwachsenen Stellen, wodurch dieselben ein get\u00fcpfeltes Ansehen erhalten, was einstens die Veranlassung war, dafs man die Holz-Zellen der Coniferen mit\n*) Schriften der Baierschen Akademie der Wissenschaften zu M\u00fcnchen, Bd. X, pag. 444.\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"dem Namen der por\u00f6sen Gef\u00e4fse oder der por\u00f6sen Zellen belegte; eine Benennung, welche offenbar unpassend ist, da jene T\u00fcpfel, wie ich es schon in der Phytotomie auseinandergesetzt habe, durchaus keine Oeffnun-gen haben. Passender nenne man diese Gebilde des Coni-feren-und Cycadeen-Holzes: get\u00fcpfelte Prosenchym-Zeilen, denn diese T\u00fcpfelung hat bei den Prosenchym-Zellen dieselbe Bedeutung, wie die T\u00fcpfelung bei den Parenchym- und den Pleurenchym - Zellen.\nDie eigenthiimliche Form der T\u00fcpfel des Coniferen-H\u00f6lzes hat indessen schon sehr fr\u00fch die Aufmerksamkeit der Pflanzen-Anatomen auf sich gezogen, doch erst die neueste Zeit hat \u00fcber diesen Gegenstand hinreichenden Aufschlufs gegeben.\nMalpighi*) beschrieb die get\u00fcpfelten Zellen des Co-niferen-Holzes, z\u00e4hlte dieselben zu den Gef\u00e4fsen der Pflanze und gab sehr getreue Abbildungen davon; er erkannte ^chon, dafs jene T\u00fcpfel keine Poren sind. Herr L. Treviranus **) best\u00e4tigte Malpighi\u2019s Beobachtung und setzte noch hinzu, dafs in der Mitte jener Tuberkeln (T\u00fcpfel der Neueren) ein kleiner Punkt zu sehen sei, was er auch durch Abbildungen in Fig. 1/I. und Tab. II. der angef\u00fchrten Schrift erl\u00e4uterte. Auch in seinem neuesten Werke ist Herr Treviranus ***) noch nicht zur richtigen Ansicht \u00fcber den Bau der T\u00fcpfel auf dem Coniferen-Holze gekommen. Er giebt an: \u201eBetrachte ich die mit T\u00fcpfel besetzten Gefafse auf einem, parallel mit der Oberfl\u00e4che gef\u00fchrten L\u00e4ngsschnitte, so weichen die sich zun\u00e4chst gelegenen W\u00e4nde in gleichen Entfernungen, wie jene Organe sie beobachten, etwas von einander, wie wenn ein kleiner K\u00f6rper dazwischen l\u00e4ge. Alle diese Beobachtungen scheinen f\u00fcr die Ansicht, dafs es kugelf\u00f6rmige Erhabenheiten seien, zu sprechen. Wie es sich aber auch\n\u00a5) Opera omnia, Ed. Lugrl. p. 10. Tab. 6. Fig. 25.\n**) Vom inwendigen Bau der Gew\u00e4chse. 1808. p.| 58.\n\u00a5\u00a5\u00a5) Physiologie der Gew\u00e4chse. I. pag. 114.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"83\ndamit verhalten m\u00f6ge, so sind sie meistens mit einem kreisf\u00f6rmig begrenzten Rande umgeben, der breiter oder schm\u00e4ler, und zuweilen doppelt ist. Dieser Kreis, der gew\u00f6hnlicherweise hell, manchmal aber auch dunkel erscheint, ist f\u00fcr eine Erh\u00f6hung der Gef\u00e4fswand, verbunden mit einer entsprechenden Vertiefung derselben auf der R\u00fcckseite, mit grofser Wahrscheinlichkeit zu halten.\u201c Im n\u00e4chsten Abschnitte werden wir dagegen zeigen, dafs sich die Sache ganz einfach verh\u00e4lt.\nMoldenhawer *) hielt die T\u00fcpfel auf den Zellenw\u00e4nden des Coniferen-Holzes f\u00fcr Erhebungen der Wand, welche in ihrer Mitte durchl\u00f6chert w\u00e4ren, daher nannte er jene Elementar-Organe por\u00f6se Gef\u00e4lse. Auch Herr Kie~ ser**) erkl\u00e4rte die kleinen Kreise, weiche in dem Mittelpunkte der gr\u00f6fseren Kreise stehen, f\u00fcr Poren, eine Meinung, welche schon Leeuwenhoeck ***) aussprach. Herr C. H. Schultz f ) hielt dagegen alle diese Beobachtungen f\u00fcr falsch, da es ihm noch nicht gelungen war, diese grofsen T\u00fcpfel mit doppelten Kreisen aufzufinden; er glaubt vielmehr, dafs dieselben nichts weiter, als durchschnittene Mark-strahlen-Zeilen w\u00e4ren, doch will er es noch unentschieden lassen, was denn eigentlich seine Vorg\u00e4nger f\u00fcr W\u00e4rzchen oder f\u00fcr Poren angesehen haben. Herr Link ff) stellte fr\u00fcher \u00fcber den Bau der mit T\u00fcpfel besetzten Prosenchym-Zellen eine eigene Meinung auf; er hielt die W\u00e4rzchen der fr\u00fcheren Beobachter f\u00fcr kugelf\u00f6rmige Zellen, doch verliefs er alsbald diese Ansicht. In der neueren Ausgabe der Philosophia botanica fff) erkl\u00e4rt dagegen Herr Link, dafs das Innerste der sogenannten Poren, wo also die Oeffnung sein soll, \u00f6fters gr\u00fcn gef\u00e4rbt auftritt, und dafs also diese Stellen ohne Zweifel zu den Bl\u00e4schen ge-\n*) Beitr\u00e4ge etc. pag. 28.9.\n\u00a5\u00a5) M\u00e9m. sur l\u2019organ. des pl. Suppl\u00e9m. pag. 302.\n\u00a5*\u00a5) Are. nat. det. Delph. pag. 60.\np) Bie Natur der lebenden Pflanze, pag. 457\u2014460. pp) Elem. phil. bot. 1834. pag. 80. ppp) 1836. pag. 181.\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nh\u00f6ren. Die Abbildungen, welche Herr Link *) hiezu gegeben hat, lassen hier\u00fcber keinen Zweifel, aber \u2019vielleicht w\u00e4re diese Beobachtung anders zu deuten, da auf den Abbildungen nicht nur die inneren Kreise der grofsen T\u00fcpfel, sondern hie und da auch die \u00e4ufseren Kreise, ja selbst ganze Stellen der Zellenw\u00e4nde gr\u00fcngef\u00e4rbt auftre-ten. Vielleicht war es eine blofse gr\u00fcne F\u00e4rbung der Zellenwand, welche an diesen Stellen beobachtet wurde; ich habe wenigstens \u00e4hnliche F\u00e4rbung zuweilen an der Zellenmembran in der Blattsubstanz von Cycas revoluta und selbst am Blattstiele beobachtet. Im Coniferen-Holze mufs diese F\u00e4rbung jedoch \u00e4ufserst selten auftreten, denn ich habe dieselben noch niemals beobachten k\u00f6nnen.\nHerr Mohl*4*') betrat zuerst den Weg zur richtigen Erkl\u00e4rung \u00fcber den Bau der T\u00fcpfel auf den Zellen des Coniferen-Holzes. Er wies nach, dafs diese T\u00fcpfel nicht Protuberanzen nach Aufsen sein k\u00f6nnten, wie wir es bis dahin fast allgemein angenommen hatten, sondern zeigte, dafs es kleine Protuberanzen nach der H\u00f6hle der Zellen w\u00e4ren, welche durch Auseinandertreten der W\u00e4nde nebeneinander liegender Zellen entstehen, und dafs dieses Auseinandertreten innerhalb eines genau begrenzten Kreises stattfinde. \u201eIn der Mitte dieses Kreises verd\u00fcnnt sich die Zellwandung pl\u00f6tzlich so, dafs nur eine \u00e4ufserst feine Membran \u00fcbrig bleibt und diese verd\u00fcnnte Stelle bildet nun den von Moldenhawer und Kieser f\u00fcr eine Oefinung gehaltenen Kreis.\u201c Die Beschreibung dieses Baues der T\u00fcpfel ist gewifs ganz richtig, sie stimmt auch ganz mit den Beobachtungen \u00fcberein, welche ich sogleich \u00fcber denselben Gegenstand vortragen werde, nur die Abbildungen, welche Herr Mold \u00fcber diese T\u00fcpfel nach Querschnitten und nach L\u00e4ngenschnitten gegeben hat, sind noch nicht\n\u00a5) Anatomisch - botanische Abbildungen zur Erl\u00e4uterung der Grundlehren der Kr\u00e4uterkunde. Berlin 1836. Fol. Tab. VII. Fig. 3. und Fig. 4.\n**) Leber die Poren des Pflanzen-Zellgewebes. 1828. pag. 17.","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"85\n\nganz richtig; offenbar waren die Schnitte noch nicht fein genug, wonach jene Abbildungen gefertigt wurden.\nHerr Hartig * *) hat dagegen noch im Jahre 1833 eine ganz andere Ansicht \u00fcber diesen Gegenstand aufgestellt, welche aber schon durch Mold\u2019s sch\u00f6ne Darstellung widerlegt war. Er glaubte in den dr\u00fcsigen Organen, (worunter die T\u00fcpfel verstanden werden) nur Kugelabschnitte zu sehen, welche mit ihren Schnittfl\u00e4chen der Membran der Zellen aufsitzen und in der Mitte durchbohrt sind (Fig. 1.). Er giebt jedoch ebenfalls an, dafs jene dr\u00fcsigen Organe nicht von aufsen auf der Membran, sondern wirklich im Inneren der Zellenh\u00f6hlung sitzen. Herr Hartig **) beschrieb auch grofse Oeffnungen, welche in den Zellen dieser H\u00f6lzer Vorkommen sollen, welche aber nichts Anderes, als die durchschnittenen Markstrahlen-Zellen sind, welche \u00fcber die Prosenchym-Zellen fortlaufen; auch sind diese quer-ovalen Oeffnungen schon von Herrn Kieser ***) abgebildet und richtig gedeutet.\nHerr Lindley f) und Herr Guillemin j-j-) haben neuerlichst die grofsen T\u00fcpfel wieder f\u00fcr dr\u00fcsige Organe erkl\u00e4rt; nach Herrn Lindley sitzen sie den Seiten der Zellen auf und nach Herrn Guillemin werden sie von der Zelle eingeschlossen und dienen sogar zur Secretion des' Harzes. Die Auseinandersetzung des Baues dieser T\u00fcpfel, wie wir sie im folgenden Abschnitte geben, wird das Unhaltbare dieser Ansichten zeigen. Gerade in denjenigen Theilen des Holzes wird das meiste Harz abgesondert, wo die wenigsten und die kleinsten T\u00fcpfel Vorkommen.\nBetrachtet man die T\u00fcpfel, wie sie auf den Zellenw\u00e4nden unserer gew\u00f6hnlichen Tannen und Fichten vor-\n*j Ueber die Verwandlung der polykotyledonischen Pflanzen-Zelle, etc. pag. 15.\n*\u00a5) pag. 12.\n*\u00a5<) Pbytonomie. Tab. V. Fig. 45,\n*1*) Introduct. to bot. pag. 16. Tab. 2. big. 3.\nM\u00e9m sur les effets des l\u2019enl\u00e8vement d\u2019un anneau d\u2019e'corce\nsur la tige d\u2019un Pinus sylvestris. \u2014 L\u2019Institut, Nro. 88. pag. 10,","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nkommen, wozu eine Abbildung aus der letzteren Pflanze in Fig. 4. Tab. III. nach einem L\u00e4ngenschnitte gegeben ist, bei hinreichend starker Vergr\u00f6fserung, so bemerkt man in der Mitte des Ganzen einen kleinen, mit einem schattigen Ringe versehenen Kreis und von diesem, bis zu dem aufseren Ringe, welcher in der Zeichnung mit f, f, bezeichnet ist, kann man bei guter Beleuchtung eine Menge von concentrischen Kreisen beobachten, welche nichts Anderes, als die verschiedenen Schichten andeuten, woraus die Membran zusammengesetzt ist. Der kleinere oder innere Kreis, welcher mit e, e, etc. bezeichnet ist, bildet den T\u00fcpfel, und den aufseren Kreis (f, f,) nennt man den Hof des T\u00fcpfels, w\u00e4hrend wir das Ganze von dem \u00e4u-fseren Hofe eingefafste St\u00fcck die Scheibe nennen k\u00f6nnen. Wenn man bei einer mehr cds 400maligen Vergr\u00f6fserung * diese Scheiben betrachtet, so erkennt man, schon bei verschiedener Stellung des Focus ganz deutlich, dafs der T\u00fcpfel und der Hof nicht in einer und derselben Ebene liegen, und hievon wird man durch Querschnitte, welche man der Breite und der L\u00e4nge nach durch die T\u00fcpfel f\u00fchrt, vollkommen \u00fcberzeugt. In Fig. 2. dicht daneben, ist ein Querschnitt aus dem Holze der Fichte dargesteilt; in der Zelle q ist hh die Scheibe, weiche etwas in die H\u00f6hle der Zelle hervorragt und i ist der T\u00fcpfel, welcher eine kleine Vertiefung auf der inneren Fl\u00e4che der Zellenwand, gerade im Mittelpunkte der Scheibe darstellt. Liegen die get\u00fcpfelten Zellenw\u00e4nde nebeneinander, wie es in eben derselben Figur sehr deutlich zu sehen ist, so zeigt sich ein schmaler Raum, mit f, f daselbst bezeichnet, welcher durch Auseinandertreten der Zellenw\u00e4nde entsteht, und dieses Auseinandertreten nebeneinanderliegender Zellenw\u00e4nde geschieht dadurch, dafs sich das scheibenf\u00f6rmige St\u00fcckchen der Zellenwand, welches durch den \u00e4ufseren Hof eingefafst war, nach der H\u00f6hle der Zelle zu gew\u00f6lbt hat. Die kleinen Kreise, d. h. die eigentlichen T\u00fcpfel, sieht man jedesmal auf der inneren Fl\u00e4che dieser Schei-","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"87\nb en St\u00fcckchen als kleine Gr\u00fcbchen oder als verd\u00fcnnt\u00ab Stellen, und sie sind in der Zeichnung mit e, e bezeichnet.\nIn Fig. 3. Tab. III. ist dieser Bau der T\u00fcpfel noch deutlicher zu bemerken; der Schnitt ist, der L\u00e4nge der Zellen nach, mitten durch die T\u00fcpfel gef\u00fchrt und zwar so, dafs er auch die Zellen der Markstrahlen (kkkkk) in einem rechten Winkel durchschnitten hat. a a ist die Vereinigungslinie der beiden \u00e4ufseren Fl\u00e4chen zweier nebeneinander liegender Zellen; cc ist die innere Fl\u00e4che der einen Zellenwand und 11 die innere Fl\u00e4che der angrenzenden Zellenwand. An den Stellen g, g, g treten diese Zellenw\u00e4nde auseinander und in der Mitte einer jeden von diesen dadurch entstandenen Hervorragungen findet sich auf der inneren Fl\u00e4che der kleine T\u00fcpfel e, e, e, welcher mit dem T\u00fcpfel f, f, f der gegen\u00fcber liegenden Zellenwand sehr genau correspondit.\nDieses ist der Bau der grofsen mit einem besonderen Hofe versehenen T\u00fcpfel auf den W\u00e4nden der Zellen des Coniferen-Holzes; ihre Bildung geschieht schon sehr fr\u00fch, denn meistens findet man in dem jungen Sch\u00f6fslinge dm W\u00e4nde der Zellen noch ganz aus wirklich abrollbareu Spiralfasern bestehend, w\u00e4hrend schon an einzelnen Stel~ len, wie z. B. bei der Fig. 13. Tab. IV., die Windungen der Faser auseinander treten und aus der, sich dazwischen bildenden Haut der ganze T\u00fcpfel mit seinem Hofe entsteht: dicht daneben sind dann noch die deutlichen Windungen der Spiralfaser zu beobachten. Soviel ist hiebei ganz bestimmt zu beobachten, dafs der kleine T\u00fcpfel gerade zwischen zwei Windungen der Spiralfaser erscheint. Auch Herr Mold*) best\u00e4tigt dieses, obgleich er meine Ansicht zu widerlegen suchte, indem er anf\u00fchrt, dafs die Fasern (z. B. bei Taxus) immer zwischen den Poren (T\u00fcpfeln) verlaufen.\nIn den jungen Prosenchym-Zellen won Pinus uncinata und P. sylvestris, welche der inneren oder weifsen Schicht\n\u2019*j lieber den Stamm der Cycadeen etc. pag. 414,","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\ndes Jahrringes angehenden, habe ich auf Querschnitten das Auseinandertreten der Zellenw\u00e4nde zur Bildung des Hofes schon ganz ausgebildet beobachten k\u00f6nnen, obgleich noch die W\u00e4nde, fast in ihrem ganzen Verlaufe, aus spiralf\u00f6rmig sich windenden Fasern bestanden. Auch kann man ziemlich allgemein in solchen F\u00e4llen beobachten, dafs sich der Hof des T\u00fcpfels, also die Erhebung der Zellenwand nach der H\u00f6hle der Zelle zu fr\u00fcher bildet, als der T\u00fcpfel im Inneren des Hofes.\nEs m\u00f6chte passender sein, dafs ich erst an diesem Orte die Beobachtungen des Herrn Valentin *) anf\u00fchre, welche in ganz neuester Zeit bekannt gemacht sind und \u00fcber den Bau der T\u00fcpfel im Coniferen-Holze eine ganz eigenth\u00fcmliche Ansicht verbreiten, welche wir jedoch, in Folge unserer Beobachtungen, nicht nur nicht beistimmen k\u00f6nnen, sondern vielmehr als wirklich irrthiimlich darstellen m\u00f6chten. Herr Valentin giebt an, dafs unter schw\u00e4cherer Vergr\u00f6fserung ein jeder querdurchschnittener T\u00fcpfel aus dem Holze von Pinus sylvestris, als ein ziemlich gleich-m\u00e4fsiger, mehr oder minder langer, schmaler Kanal erscheint, der sich nach aufsen ziemlich pl\u00f6tzlich in einen dreieckigen Raum erweitert. Dieser dreieckige Raum soll den Hof des T\u00fcpfels bilden und soll durch eine feine Membran geschlossen sein, welche Herr Valentin f\u00fcr die erste oder urspr\u00fcngliche Schlauchschicht der Zellen h\u00e4lt, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Schichten, welche sich immer der inneren Fl\u00e4che der \u00e4ufseren Schicht anlegen, Verholzungsschichten genannt werden. So oft ich die T\u00fcpfel der Coniferen und der Cycadeen, sowohl auf Querschnitten, als auf L\u00e4ngenschnitten beobachtet habe, ist mir niemals eine Spur von einer solchen \u00e4ufseren Schicht zu Gesicht gekommen, welche die L\u00fccke \u00e4ufserlich umschliefst, und gewifs eben so wenig wird auch Herr Mold, nachdem wir diesen Gegenstand von Neuem untersucht haben,\n*) Repertorium f\u00fcr Anatomie und Physiologie. I. Berlin 1836. pag. 81.","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"89\neine solche Haut beobachtet haben.' Es kann nur eine besondere Verwechselung Veranlassung dazu gegeben haben, dafs Herr Valentin diese irrige Ansicht \u00fcber den Bau des T\u00fcpfels bei den Coniferen verbreitet hat. Der T\u00fcpfel, er mag klein sein, oder einen langen Kanal (Po-ruskanal wie ihn Herr Valentin nennen will) bilden, dringt niemals von Aufsen in die Substanz der ^Zellenmembran, sondern immer von der inneren Fl\u00e4che der Zellen wand durch die inneren Schichten derselben. Wenn man aber das Holz eines schnell gewachsenen Fichtenstammes, besonders die inneren Jahresringe auf sehr feinen Querschnitten untersucht, so wird man gar nicht selten von denjenigen Seiten der Zellenwand, welche ohne T\u00fcpfel sind, wie z. B. bei k Fig. 13. Tab. IV., eine mehr oder weniger tief in die Zellenh\u00f6hle hineinragende Wulst beobachten, welche bei genauer Betrachtung gar nichts Anderes ist, als eine Partie von losgetrennten Schichten der\nZellenmembran, w\u00e4hrend die \u00e4ufseren oder die \u00e4ufsersten 7 o \u2022 Schichten noch in ihrer nat\u00fcrlichen Lage zur\u00fcckgeblieben\nsind. Hier lassen sich also die feinen Schichten, woraus die Membran besteht, mit Leichtigkeit von einander trennen, und man h\u00fcte sich, dafs man die W\u00fclste, welche dadurch entstehen, nicht etwa f\u00fcr T\u00fcpfel mit ihrem Hofe ans ehe.\nEinen \u00e4hnlichen Bau haben die T\u00fcpfel auf den W\u00e4nden der Prosenchym-Zellen des Cycadeen - Holzes, wozu die Abbildungen in Fig. 4., 5. und 6., so wie die Darstellungen in Fig. 7. und 8. Tab. III. die n\u00f6thige Erkl\u00e4rung geben. Die Verschiedenheit zwischen den T\u00fcpfeln bei den Cycadeen und denen bei den Coniferen, besteht eigentlich nur in der Form. Bei den Coniferen ist der eigentliche T\u00fcpfel, welcher im Mittelpunkte des Hofes gelegen ist kreisrund, bei den Cycadeen ist er dagegen langgezogen, elliptisch und steht meistens sehr schr\u00e4g; der Hof umschliefst dann den .T\u00fcpfel, hat aber ebenfalls gew\u00f6hnlich eine mehr elliptische Form. Wie sehr verschieden indessen die Form des Hofes auf den Holzzellen der Cycadeen","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nist, das kann man schon in den drei angef\u00fchrten Zeichnungen sehen; doch es kommen hierin noch gr\u00f6fsere Verschiedenheiten vor, ja oft ist der Hof noch unregelm\u00e4fsi-ger gestaltet, als in Fig. 6. Auch hier ist der langgezogene elliptische T\u00fcpfel nichts Anderes, als eine verd\u00fcnnte Stelle in der inneren Fl\u00e4che der Zellenwand, w\u00e4hrend der Hof durch Auseinandertreten der \u00e4ufseren Fl\u00e4chen der Zellenw\u00e4nde gebildet wird, wie es in Fig. 7. und Fig. 8. Tab. III. zu sehen ist.\nDie Richtung des inneren Kreises, welcher den wahren T\u00fcpfel andeutet, ist von der Richtung der Windungen der Spiralfaser abh\u00e4ngig, weil die T\u00fcpfel immer zwischen zwei Fasern, welche sp\u00e4ter ganz verwachsen sind, auftre-ten, und daher entspricht auch die Richtung dieser T\u00fcpfel in solchen F\u00e4llen dem Laufe spiralf\u00f6rmiger Linien, wo mehrere Reihen von diesen grofsen T\u00fcpfeln auf einer Wand nebeneinander stehen, wie z. B. in big. 4. bei der verwachsenen Prosenchym-Zelle aaaa. Die Linien *b, b, b, welche auf dieser Wand und zwischen den T\u00fcpfeln verlaufen, sind die Stellen, wo die angrenzenden Zellen mit ihren R\u00e4ndern und Kanten befestigt waren.\nBesonders beachtenswerth m\u00f6chte hier noch die Stelle a in Fig. 5. Tab. III. sein; in dieser Figur ist ein Theil der R\u00f6hre aaaa Fig. 4. bei einer 420maligen Vergr\u00f6fse-rung dargestellt. Der elliptische T\u00fcpfel im Inneren des Hofes war in der gew\u00f6hnlichen schr\u00e4gen Stellung zu beobachten, wenn man aber bei diesem Objekte den Fokus ver\u00e4nderte, so dafs der T\u00fcpfel der angrenzenden Zellenwand zu Gesicht kam, so bemerkte man, dafs sich die Richtung desselben mit der des T\u00fcpfels in der dar\u00fcber liegenden Zellen wand kreuzte. Das Holz eines Cycas-Stammes von der Insel Lu\u00e7on zeigt mir dieses Kreutzen seiner T\u00fcpfel in \u00fcbereinander liegenden Zellenw\u00e4nden ganz allgemein. Die Erscheinung ist offenbar leicht zu erkl\u00e4ren, indem man in den Parenchym-Zellen ganz deutlich beobachten kann, wie die Spiralfasern, woraus die W\u00e4nde bestehen, nicht immer in nebeneinander liegenden","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"91\nZellen gleiche Richtung in ihrem Laufe verfolgen. Hiebei mache ich gleich auf eine \u00e4hnliche Erscheinung aufmerksam, welche in \u00a7. 113. meiner Phytotomie beschrieben ist, aber damals noch nicht gedeutet werden konnte. Macht man n\u00e4mlich einen L\u00e4ngenschnitt aus dem Holze von Pinus Abies und zwar in der, durch die Linie e f Fig. 1. Tab. XIII. daselbst angedeuteten Richtung, so kann man an demselben beobachten, dafs der gew\u00f6hnliche kreisrunde T\u00fcpfel im Inneren des Hofes nicht vorhanden ist, dafs aber die Stelle desselben durch zwei kleine, elliptische Kreise ausgef\u00fcllt wird, welche nach Oben zusammen-stofsen und sich nach Unten von einander trennen, etwa so, wie es die Abbildung zur Phytotomie in Fig. 8. Tab. XIII. zeigt. Es ist offenbar, dafs hier durch den schr\u00e4gen Schnitt die T\u00fcpfel von zwei nebeneinander liegenden Zellenw\u00e4nden nebeneinander zu liegen kommen, und es erscheint nun, als wenn sie in einer und derselben Fl\u00e4che l\u00e4gen.\nDie Vertheilung und das Auftreten dieser grofsen T\u00fcpfel auf den Zellenw\u00e4nden des Holzes der Coniferen und der Cycadeen ist aufserordentlich bemerkenswerth, aber es herrschen hierin bei verschiedenen Gattungen grofse Verschiedenheiten. A\u2019or Allem ist zu bemerken, dafs sich die grofsen T\u00fcpfel meistens nur auf denjenigen Seiten der Zellen zeigen, welche den Markstrahlen zugewendet sind, dafs dagegen diejenigen Seiten der Zellen, welche dem Rande und dem Marke zugewendet sind, ganz glatt und ohne T\u00fcpfel erscheinen. Da nun die Zellen des Holzes der Coniferen meistens regelm\u00e4fsige 4seitige Figuren zeigen, wie z. B. in Fig. 2. Tab. III. aus der gemeinen Fichte zu sehen ist, so sind immer nur zwei Seiten der Zellen mit T\u00fcpfel bedeckt, w\u00e4hrend die beiden anderen Seiten ohne T\u00fcpfel sind. Macht man also L\u00e4ngenschnitte durch das Holz dieser Pflanze, welche im rechten Winkel die Markstrahlen durchschneiden, so kann man h\u00f6chstens die Durchschnitte von den T\u00fcpfeln auf den Seitenw\u00e4nden der Zellen beobachten.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nDie Menge der T\u00fcpfel auf den Wanden der Pros-enchym-Zellen ist bei unseren gemeinen Kiefern sehr verschieden, aber die Verh\u00e4ltnisse, welche ihr Auftreten bef\u00f6rdern oder verhindern, sind noch unbekannt. Gew\u00f6hnlich stehen diese grofsen T\u00fcpfel in einer Reihe, welche mehr oder weniger ununterbrochen die ganze Wand bedeckt. Mitunter kommen Unterbrechungen auf lange Strecken vor, wo die Zellenwand auch keine Spur von T\u00fcpfel zeigt. Die Prosencliym-Zellen der inneren weifsen Schicht des Holzringes sind reicher an T\u00fcpfel, als die Zellen der \u00e4ufseren Schicht, und dann treten dieselben hier sehr h\u00e4ufig ohne Hof, also ganz so, wie die kleinen T\u00fcpfel in den W\u00e4nden der Parenchym-Zellen auf.\nBei allen unseren einheimischen Coniferen findet sich auf den entsprechenden W\u00e4nden der Zellen, immer nur eine einzelne Reihe jener grofsen, mit einem Hofe umgebenen T\u00fcpfel; doch zuweilen treten, auch bei diesen, mehrere Reihen von kleinen T\u00fcpfeln auf den entsprechenden Zellenw\u00e4nden auf; diese kleinen T\u00fcpfel, welche ohne den \u00e4ufseren Hof erscheinen, sind gleichsam Stellvertreter der grofsen T\u00fcpfel. Diese kleinen T\u00fcpfel kommen ebenfalls nur auf denjenigen Seiten der Zellen vor, welche den Markstrahlen zugewendet werden, und ganz besonders h\u00e4ufig an denjenigen Stellen, wo sich die W\u00e4nde der Prosencliym-Zellen mit denjenigen der Markstrahlen-Zellen verbinden. Aeufserst selten ist die ganze Zelle dieser Umwandlung unterworfen, h\u00e4ufiger sind nur einzelne Stellen dieser mit doppelten Reihen kleiner T\u00fcpfel bedeckt, w\u00e4hrend dicht daneben nur einfache Reihen von T\u00fcpfel mit doppelten Kreisen Vorkommen. Durch diese doppelten Reihen kleiner T\u00fcpfel erhalten die Prosencliym-Zellen das Ansehen gew\u00f6hnlicher get\u00fcpfelter Zellen.\nSowohl Moldenhawer als Kieser haben diese eigent\u00fcmliche Ab\u00e4nderung in der Structur der Coniferen-Zelle beobachtet; mit Unrecht sagt jedoch Herr Kieser*) dafs\n*) Phyton, p. 145.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"93\nsie nur an denjenigen Stellen verkomme, wo Markstrah-len und Prosenchym-Zellen zusammenstofsen, und dafs 2 \u2014 4 dieser T\u00fcpfel die ganze Stelle einnehmen, welche eine Zelle der Markstrahlen deckt. Einen interessanten Fall beschreibt Hr. Moldenhawer aus dem Holze der Wurzel des Lerchenbaumes, wozu er eine Abbildung in Fig. 4. Tab. YI. giebt. Hier sind n\u00e4mlich die get\u00fcpfelten R\u00f6hren sehr breit, so dafs zwei Reihen solcher grofser, mit einem Hofe umgebener T\u00fcpfel neben einander Vorkommen. An denjenigen Stellen aber, wo die Zellen der Markstrahlen \u00fcber diese Zellen fortlaufen, da verschwinden die grofsen T\u00fcpfel und an ihrer Stelle treten 4 Reihen kleiner T\u00fcpfel auf, so dafs also auch hier f\u00fcr jeden grofsen T\u00fcpfel zwei kleine auftreten.\nZuweilen, was jedoch nur sehr selten ist, treten eine Menge kleiner T\u00fcpfel rund um den kleinen T\u00fcpfel in der Mitte des Hofes auf, so dafs sie dem ganzen Rande der Scheibe ein get\u00fcpfeltes Ansehen geben, wie es bei k k Fig. 1. Tab. III. zu sehen ist.\nDas Erscheinen einer doppelten Reihe von grofsen T\u00fcpfeln auf der entsprechenden Wand der Prosenchym-Zelle, h\u00e4ngt mit der Breite der Zelle unmittelbar zusammen, so kann man an den Zellen junger Pfl\u00e4nzchen, z. B. der Araucarien, welche in alten St\u00e4mmen immer mehrere Reihen von T\u00fcpfel zeigen, meistens nur eine Reihe derselben beobachten,. So verh\u00e4lt es sich auch im Holze des Lerchenbaums; die gew\u00f6hnlichen R\u00f6hren haben nur eine Reihe von T\u00fcpfel, die grofsen dagegen in der Wurzel zeigen deren sogleich zwei Reihen. Bei der Gattung Ephedra, sind ebenfalls die gr\u00f6fseren R\u00f6hren mit zwei Reihen grofser T\u00fcpfel bedeckt, w\u00e4hrend die kleinen immer nur eine Reihe zeigen. Bei dem Holze alter Araucarien-St\u00e4mme kommen immer wenigstens zwei Reihen von grofsen T\u00fcpfeln vor, ja man hat selbst noch mehr Reihen auf einer und derselben Wand der Zelle dieses Holzes beobachtet. So zeigen besonders fossile Coniferen-St\u00e4mme, zu drei, vier und auch mehr Reihen dieser grofsen T\u00fcpfel, wor\u00fc-","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nber ich auf Hrn. Nieol's Untersuchungen aufmerksam machen m\u00f6chte. Nach dem, was wir in diesem Abschnitte \u00fcber die Form und die Structur-Verh\u00e4ltnisse der Prosenchym-Zellen gesagt haben, wird es sehr leicht sein, selbst unter den versteinerten H\u00f6lzern die Coniferen aufzufinden. Ja man kann sogar durch die verschiedenen Verh\u00e4ltnisse der Jahresringe, durch die Zahl und Stellung der T\u00fcpfel und durch die Form der Zellen auf Gattungen schliefsen, aber niemals, wie ich bemerken mufs, mit der systematischen Gewifsheit.\nBesonderer Erw\u00e4hnung verdient das Holz der Gattung Ephedra, welches sich, in Hinsicht der Structur von demjenigen der \u00fcbrigen Coniferen recht sehr unterscheidet; Hr. Kieser*) machte zuerst auf diese Verschiedenheit aufmerksam und gab auch eine richtige Deutung derselben. Die Prosenchym-Zellen des Holzes der Ephedra-Arten ist, gleich demjenigen der \u00fcbrigen Coniferen, ebenfalls mit T\u00fcpfel besetzt, welche in Reihen geordnet stehen. Die T\u00fcpfel sind aber meistens sehr klein und auf den langen und dickh\u00e4utigen Zellen, welche die \u00e4ufserste Schicht des Jahresringes bilden, finden sich fast einzig und allein nur kleine T\u00fcpfel, welche ohne besonderen Hof versehen sind. Diese kleinen T\u00fcpfel finden sich aber auch nicht selten auf den gr\u00f6fseren Zellen, welche die innere Schicht des Holzringes bilden, und ganz besonders h\u00e4ufig in jungen Aesten der Ephedra distachya, weniger dagegen auf dem Holze der dicken St\u00e4mme von Ephedra ameri-cana, wozu mehrere grofse Abbildungen auf Tab. VI. A. und Tab. VI. B. zu meiner Harlemer-Preisschrift gegeben sind, auf welche ich verweisen mufs. Das Auffallendste bei der Structur des Holzes der Gattung Ephedra ist, dafs mitten in der Holzmasse einzelne Zellen von besonderer Gr\u00f6fse auftreten, gleichsam in demselben Verh\u00e4ltnisse, wie sonst die grofsen get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren in dem Holze der gew\u00f6hnlichen Dikotyledonen erscheinen. Diese grofsen\n*) M\u00e9m, 1. c. Tab. XXII. Fig. 109.","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"R\u00f6hren im Holze der Ephedra-Arten sind ebenfalls Pros-enchvm-Zellen : ilire schief verlaufenden Grundfl\u00e4chen womit sie au feinanderstehen, sind ganz deutlich zu erkennen. Auch diese grossen Zellen*) sind wie die \u00fcbrigen Zellen dieses Holzes von allen Seiten mit T\u00fcpfeln bedeckt, also nicht nur auf den, den Markstrahlen zugewendeten Seiten, wie bei den gew\u00f6hnlichen Coniferen, sie haben aber, da ihre W\u00e4nde so breit sind, fast immer doppelte Reihen aufzuweisen, und zwar von den grofsen, mit einem \u00e4ufseren Hofe versehenen T\u00fcpfeln, w\u00e4hrend die angrenzenden Zellen deren nur eine Reihe zeigt. Wenn man aber diese grofsen Zellen auf denjenigen Seiten betrachtet, welche den Markstrahlen-Zellen zugewendet sind, so bemerkt man, dafs, meistens an den Enden der Zellen, eine Menge von grofsen, gr\u00f6fstentheils in zwei Reihen gestellten T\u00fcpfeln erscheinen, in deren Mitte aber der kleine Kreis fehlt, welcher sonst den eigentlichen T\u00fcpfel oder die verd\u00fcnnte Stelle der Membran andeutet. Hr. Kieser erkl\u00e4rte schon diese grossen Ringe, welche besonders deutlich aus dem Holze der Ephedra americana auf den Tafeln zu meiner Harlemer Preisschrift abgebildet sind, f\u00fcr L\u00f6cher, und dieser Angabe stimme ich gegenw\u00e4rtig ebenfalls bei, nachdem ich selbst die Entstehung derselben mehrmals habe verfolgen k\u00f6nnen. F\u00e4rbt man die \"W \u00e4nde solcher Zellen mit Jodine, so sind die darin befindlichen grofsen L\u00f6cher ganz deutlich zu sehen, und sie entstehen durch wirkliches Ausfallen des Scheibchens der Membran, welche den kleinen T\u00fcpfel und den umschliefsenden Hof umfafst. Dieses Scheibchen ist, wie wir es fr\u00fcher kennen gelernt haben, blasenf\u00f6rmig nach der H\u00f6hle der Zelle ausgedehnt und wahrscheinlich durch die starke Ausdehnung der Zellenmembran, da sich diese grofsen Zellen um das doppelte und dreifache ihres Volumens vergr\u00f6fsern, reifst das Scheibchen aus seiner Verbindung; oftmals findet man es noch zum Theil in seiner Lage, doch endlich trennt es\nS. g g in Fig. 9, Tab. X\u00cfII. zur Phytotomie.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nsich mit seinem ganzen Rande und f\u00e4llt in die H\u00f6hle der Zelle* Die Zellen der Markstrahlen sind in dem Holze der Ephedra-Arten sehr stark mit kleinen T\u00fcpfeln besetzt, r welche ganz den Bau der T\u00fcpfel bei den gew\u00f6hnlichen Parenchym-Zellen haben; daher denn auch die durchschnittenen Zellenw\u00e4nde ein \u00e4hnliches Ansehen zeigen. Ueber-haupt mache ich noch die Bemerkung, dafs die Structur -des kleinen T\u00fcpfels auch in den W\u00e4nden der Prosenchym-Zellen der Gattung Ephedra mehr \u00fcbereinstimmend mit dem Baue derselben, bei gew\u00f6hnlichen dickwandigen Parenchym-Zellen ist, was ich durch viele Abbildungen auf Tab. VI. A. Fig. 4, 5, 6, 9 etc. der Harlemer-Preisschrift dargestellt habe. Der \u00e4ufsere Hof, welcher den kleinen T\u00fcpfel umgiebt, entsteht auch hier durch blofses Auseinandertreten der Zellenw\u00e4nde.\nBei den Cycadeen sind die T\u00fcpfel auf den Prosen-chym-Zellen des Holzes ganz ebenso, wie bei den Coni-feren gestellt, n\u00e4mlich nur auf denjenigen W\u00e4nden der Zellen, welche den Markstrahlen zugewendet sind, w\u00e4hrend die anderen W\u00e4nde ganz glatt sind. Dagegen zeigen die get\u00fcpfelten R\u00f6hren in den Holzb\u00fcndeln des Blattstieles auf allen ihren Seiten dergleichen T\u00fcpfel, wie z.\nB. in Fig. 7. Tab. III. aus Cycas revoluta dargestellt ist, w\u00e4rend der erstere Fall, wo nur die zvvei gegeniiberste- * henden W\u00e4nde mit T\u00fcpfel besetzt sind, in Fig. 8. Tab.\nIII. aus dem Holze einer Cycas-Art von Manila zu sehen ist. In diesem Stamme von 4 Zoll Durchmesser sind die einzelnen Zellen zuweilen so breit, dafs sie, wie in Fig. 1 6. Tab. III., 4 bis 5 Reihen von grofsen T\u00fcpfeln neben einander stehend haben, und die Schnittfl\u00e4chen dieser dicken W\u00e4nde zeigen, wie es auch die Abbildung darstellt, ihre Zusammensetzung aus vielen sehr feinen Schichten ganz deutlich. Der Anblick, welchen die get\u00fcpfelten R\u00f6hren aus dem Holze der Cycas-St\u00e4mme darbieten, ist in der That oftmals bewunderungsw\u00fcrdig sch\u00f6n und kaum . eine Darstellung m\u00f6glich. Hr. Mohl*) sagt schon bei\n0 1. c. P. 407.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"97\nGelegenheit seiner Untersuchung des Cycadeen-Stammes, dafs die T\u00fcpfel daselbst in viel gr\u00f6fserer Menge, als bei den Coniferen auftreten, doch kann ich nicht beistimmen, wenn man sagt, dafs sie selten so regelm\u00e4fsig wie bei den Tannen Vorkommen. Ich habe Schnitte vor mir, wo die Regelm\u00e4fsigkeit in der Stellung und Form dieser T\u00fcpfel im h\u00f6chsten Grade ausgezeichnet ist. Aber fast immer liegen zwei Reihen von T\u00fcpfeln nebeneinander, und sehr selten ist die Vertheilung unregelm\u00e4fsig zu nennen.\nViertes Gapitel.\n*\nAllgemeine Darstellung \u00fcber den Bau der Membran, welche die Pleurencbym- oder Faser - Zellen bildet.\nDie Membran, welche die W\u00e4nde der Faserzellen bildet, wird wie schon fr\u00fcher mehrmals bemerkt worden ist, \u00f6fters ganz aufserordentlich dick; auf gl\u00fccklich gef\u00fchrten Querschnitten erkennt man, bei einer guten Erleuchtung des Instrumentes, verschiedene schattige Kreise, welche in der Substanz der Zellenwand concentrisch um den Mittelpunkt, oder vielmehr um die H\u00f6hle der Zelle gelagert sind. Diese schattigen Kreise sind die verschiedenen Schichten, woraus die dicke Membran der Faser-Zellen besteht. Auch hier hat Hr. Mohl*) diese schichtenf\u00f6rmige Zusammensetzung der Zellenmembran entdeckt und dieselbe aus Cocos botryophora abgebildet. Die Faserzellen der baumartigen Farm verhalten sich in Hinsicht der Structur fast ganz so, wie die der Palmen, und \u00fcberhaupt ist diese Schichtung der Zellenwand besonders in solchen Fallen deutlich zu beobachten, wo die Zellenw\u00e4nde gef\u00e4rbt erscheinen, obgleich es mit einem guten Instrumente\n*) De structura palraarurn. Tab. N. Fig. 8.\n7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nsehr leicht ist, auch bei vollkommen ungef\u00e4rbter Zellenwand, die verschiedenen feinen Schichten zu erkennen. So sind diese concentrischen Kreise besonders leicht an den durchschnittenen W\u00e4nden der Faserzellen aus den Bl\u00e4ttern der Hakeen zu beobachten; oft sieht man,hier ganz deutlich, dafs die Membran zuweilen nur aus zwei, oder aus flrei Schichten besteht *). Die Erkl\u00e4rung dieser Erscheinung ist ganz nat\u00fcrlich, wenn man in diesen concentrischen Kreisen die Begrenzungen der Schichten von verschiedener Dichtigkeit erblickt, welche die Membran zu verschiedenen Zeiten ihres Wachsthumes auf der inneren Fl\u00e4che der Zellenwand ansetzte. Dieses ist indessen nicht etwa eine blofse Erkl\u00e4rung, sondern das Dasein dieser verschiedenen Schichten l\u00e4fst sich ganz bestimmt nacliwei-sen. In Fig. 7. Tab. I. sind einige dieser Faserzellen aus der harten Schicht eines baumartigen Farren nach einem Querschnitte dargestellt; wenn man solche gut gelungene, feine Schnitte unter das Mikroscop legt und sie mit geh\u00f6rig feinen Nadeln von einander zerrt, so gelingt es nicht selten, dafs man die einzelnen Schichten, woraus die dicke Zellenwand besteht, von einander zieht, und nun sieht man ganz bestimmt, dafs die verschiedenen Schichten durch die concentrischen Kreise, welche auf dem Querschnitte der Zellenwand zu sehen sind, angedeutet werden. Dieses Trennen der einzelnen Schichten der Zellen ist jedoch bei anderen Pflanzen nicht immer so leicht.\nAuch hier ist es nicht leicht m\u00f6glich die Zeitr\u00e4ume zu bestimmen, in welchen sich die einzelnen Schichten dieser W\u00e4nde gebildet haben; Jahresringe darf man darin nicht erkennen, denn einmal zeigen nicht alle Zellen eines und desselben Pleurenchym-B\u00fcndels eine gleiche Anzahl von solchen Ringen, ja viele zeigen gar keine, wenn andere 3 und 4 derselben concentrische Kreise zeigen. Es kommt aber auch vor, dafs die Faserzellen in j\u00e4hrigen\nS. die Abbildung eines Querschnittes aus dem Blatte der Hakea nitida in Fig. 2. Tab. V. meiner Harlemer Preisschrift.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"99\nPflanzen und j\u00e4hrigen Pflanzentheilen mit verschiedener Anzahl von Schichten erscheinen. Soviel ist aber gewifs, dafs mit zunehmendem Alter die Zahl der Schichten in der Zellenmembran zunimmt, und dafs zuletzt, da sich diese Schichten immer auf der inneren Zellenwand absetzen, die ganze H\u00f6hle der Faser-Zelle geschlossert wird. Dieses Verstopfen der Zellen-H\u00f6hle in den R\u00f6hren welche das Holz bilden, hat schon Hr. Mirbel*) beobachtet, ohne jedoch das Dickerwerden der Membran durch Anlage neuer Schichten erkannt zu haben.\nAuf dem Querschnitte der Faser-Zellen, welche wir in Fig. 7. Tab. I. gegeben haben, wird man noch eine zweite Eigenthiimlichkeit bemerken, welche in der Struc-tur dieser Membran begr\u00fcndet ist. Ich meine hiemit die dunkeln Streifen, welche von der H\u00f6hle aus radial nach den R\u00e4ndern der Zellen verlaufen. Diese dunkeln Streifen sind feine Kan\u00e4le in der Zellenwand, wie es besonders gut in Fig. 8. Tab. I. zu sehen ist; sie sind nichts Anderes, als die T\u00fcpfel in den W\u00e4nden der Parenchvm-Zellen, nur dafs jene viel feiner oder enger sind, dabei aber auch viel l\u00e4nger, weil die W\u00e4nde viel dicker sind.\n*\tEs laufen diese Kan\u00e4le durch alle die concentrischen Schichten der Wand hindurch bis zur \u00e4ufseren Begrenzung derselben; es ist mir aber nicht m\u00f6glich gewesen in dem Auftreten derselben eine gewisse Regel zu erkennen. Es ist allerdings h\u00e4ufig, ja vielleicht fast immer der Fall, dafs diese feinen Kan\u00e4le, welche die Membran durchziehen, zu den Kan\u00e4len der nebenanliegenden Zellen verlaufen; es ist dieses aber nicht immer der Fall, ganz so, wie wir\n*\tdieses schon bei dem Auftreten der T\u00fcpfel-Kan\u00e4le in angrenzenden Parenchym-Zellen angegeben haben. Ja diese langen Kan\u00e4le in der Zellenwand ver\u00e4steln sich zuweilen, wie bei h Fig. 7. Tab. I. u. s. w.\nAuch diese radial verlaufenden Streifen, wie die concentrischen Schichten in den W\u00e4nden der Faser-Zellen,\nAphorism, pag. 1.\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nsind von Hrn. Mohl*) bei der Untersuchung der braunen Holzr\u00f6hren im Palmenst\u00e4mme entdeckt; er hielt sie f\u00fcr G\u00e4nge, welche eine freie Communication zwischen den H\u00f6hlen der nebeneinander liegenden Zellen vermittelten, indem diese Gange, wie er angab, immer so gestellt w\u00e4ren, dafs ihre M\u00fcndungen von zwei aneinandergrenzenden Zellen aufeinander stiefsen. Dafs diese letztere Angabe wohl -nicht immer der Fall ist, davon wie ich glaube, kann man sich durch die Beobachtung \u00fcberzeugen. Hr. Mold erkl\u00e4rte die besondere Dicke dieser Zellenw\u00e4nde durch Einschachtelung der einen Zelle in die andere, wobei jedoch die inneren oder die eingeschachtelten Zellen keine vollkommen geschlossene Blasen w\u00e4ren, sondern gr\u00f6fsere und kleinere L\u00fccken h\u00e4tten, und dafs sich diese, in allen sp\u00e4ter sich bildenden eingescliaehtelten Zellenmembran-Schich-ten einander ganz genau entspr\u00e4chen, d. h. immer ganz \" genau \u00fcbereinander l\u00e4gen, so dafs auf diese Weise die ununterbrochenen Kan\u00e4le in der sieh verdickenden Membran entstehen.\nWenn man dergleichen Faser-Zellen auf den L\u00e4ngsschnitten untersucht, so wird man zuweilen die T\u00fcpfel unter der Form kleiner Kreise, ganz wie bei den Paren-chvm-Zellen beobachten, doch mufs hiezu die obere Wand, der Zelle unverletzt sein. Ist der Schnitt dagegen durch* die H\u00f6hle der Zelle gef\u00fchrt, so sind die Durchschnitte der Zellenwand auf beiden Seiten der H\u00f6hle zu beobachten und in diesen, oft sehr dicken Durchschnitten findet man die, der ganzen Lange nach durchschnittenen Kan\u00e4le, welche im Vorhergehenden von den Enden aus gesehen, als kleine Kreise oder T\u00fcpfel erschienen. Herr Mirbel giebt schon an, dafs die Membran der dicken R\u00f6hren, welche das Holz bilden, bisweilen mit sehr feinen Poren durchl\u00f6chert ist. Offenbar hat Herr Mirbel diese T\u00fcpfel\n\u00a5) De structura palraarum. pag. V. \u00a7, 9. etc. und ITora v. 1831 pag. 443. etc.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"101\nf\u00fcr die feinen Poren gehalten. In der auf Tab. I. in Fig. ^ gegebenen Zeichnung eines solchen L\u00e4ngenschnittes, wird man das Gesagte zum Theil ganz vollst\u00e4ndig dargestellt finden; es ist auch leicht einzusehen, dafs bei der grofsen Dicke der Zellenwand, so wie bei der grofsen L\u00e4nge der T\u00fcpfel-Kan\u00e4le nur sehr wenige Schnitte genau in der Richtung gef\u00fchrt werden k\u00f6nnen, so dafs der Kanal in der durchschnittenen Wand seiner ganzen Lange nach zu sehen ist. Wendet man schw\u00e4chere Vergr\u00f6fse-\u2022f rungen bei Untersuchung dieses Gegenstandes an, so kann man dickere Schnitte beobachten, und dann gelingt es \u00f6fters den Kanal seiner ganzen L\u00e4nge nach zu beobachten.\nSchwerlich m\u00f6chte man den Bau der Faser-Zellen j bei einer anderen Pflanze deutlicher erkennen, als bei alten Aesten von Cactus grandiflorus, wo dicht aufserhalb des Holzringes einige kleine B\u00fcndel von Bastzellen auf-treten. Diese Zellen, welche in Fig. 8. und 9. lab. I. abgebildet sind, zeigen einmal die deutlichsten Schichten, woraus die Wand derselben zusammengesetzt ist, dann zeigen sie auch die, von der H\u00f6hle der Zelle aus radial nach, der Peripherie verlaufenden Kan\u00e4le, und auf den - L\u00e4ngenschnitten sind diese, wie Fig. 10. ebendaselbst zeigt, auf das deutlichste in den Seitenw\u00e4nden der Zellen zu selten. wo sie ganz ansehnlich lange Kan\u00e4le bilden.\nDie Faser-Zellen sind im Verh\u00e4ltnifse zu den \u00fcbrigen Zellen der Pflanzen ganz aufserordentlich lang, und in einigen Pflanzen zeichnen sie sich dadurch noch ganz besonders aus. Durch die L\u00e4nge, so wie durch die Festigkeit und Feinheit dieser Gebilde, k\u00f6nnen dieselben zu vielfach verschiedenen technischen Zwecken benutzt werden. Der Flachs, der Hanf und andere dergleichen Substanzen bestehen ganz aus Faser-Zellen und werden theils durch F\u00e4ulnifs, theils durch starke Erhitzung und nach-heriges starkes Klopfen von allen anderen umgebenden Substanzen, als von den Parenchym-Zellen, den Spiralge-f\u00e4fsen u. s. w. getrennt. Je genauer die einzelnen Faser-Zellen zur Bereitung jener Substanzen von einander ge-","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\ntrennt sind, um so feiner sind die Faden derselben. Hanfoder Flachs-F\u00e4den erscheinen dem unbewaffneten Auge oftmals ganz einfach, w\u00e4hrend das Mikroskop noch ihre Zusammensetzung aus mehreren Fasern nachweist. So kann also der Flachs wie der Hanf, schon durch blofse genaue Bearbeitung einen viel h\u00f6heren Grad von Feinheit erlangen, als derselbe gew\u00f6hnlich zeigt.\nDa die Faser-Zellen bei verschiedenen Gew\u00e4chsen so sehr verschieden in ihrer Dicken-Dimension sind, so sind auch die Gewebe, welche man aus den Faser-Zellen so verschiedener Pflanzen bereitet, sehr verschieden fein, und in eben demselben Grade sind sie bei verschiedenen Pflanzen mehr oder weniger fest oder z\u00e4he. Der Neu-Seel\u00e4ndische Hanf besteht aus den Faser-Zellen der Bl\u00e4tter von Phormium tenax und zeichnet sich durch aufseror-dentliche Festigkeit aus, ja er \u00fcbertrifft vielleicht noch das sogenannte Aloe-Garn, welches die Faser-Zellen aus den Bl\u00e4ttern einiger Agaven-Arten ist, und von Amerika aus zu uns in den Handel kommt. In den tropischen Gegenden Indiens wird gegenw\u00e4rtig sehr viel Hanf aus den St\u00e4mmen der Pisang-Pflanze, besonders aus denen der Musa textilis R. auf den Philippinischen Inseln zubereitet, und da auch, bei einer und derselben Pflanze, die Faser-Zellen verschiedener Lagen sehr verschieden fein sind, so kann man aus dem Stamme jener Musa sehr verschiedene Sorten von Hanf und Flachs bereiten. Die Faser-Zellen, welche in den \u00e4ufseren Blattscheiden des Stammes liegen, sind gr\u00f6ber, da die inneren Scheiden dagegen feiner und die im innersten Theile des Stammes am feinsten; diese letzteren Fasern sind so fein, dafs man sie mit Seide zu sehr feinen Geweben verwebt, w\u00e4hrend die gr\u00f6beren zu Schn\u00fcren und zu Tauwerk verbraucht werden. Diese Pisang-St\u00e4mme erreichen eine H\u00f6he von 7 und von8Fufs und die Faser-Zellen, welche man aus ihnen durch F\u00e4ul-nifs und durch Klopfen scheidet, sind dann von eben derselben L\u00e4nge. Da die St\u00e4mme der Musa-Arten eine so grofse Anzahl von Spiralr\u00f6hren aufzuweisen haben, welche","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"103\nsich mit Leichtigkeit abrollen lassen, so dais man von dieser Pflanze ganze Massen der feinen Spiralfasern sammeln kann, so hat man mitunter geglaubt, dafs es die Spiralfasern w\u00e4ren, welche aus jener Pflanze zur Bereitung der feinen Zeuge benutzt wurden, was aber nicht der Fall ist.\nGanz aufserordentlich fein sind die Faser-Zellen in den Bl\u00e4ttern der Ananas-Gew\u00e4chse und man bereitet defs-halb aus ihnen die feinsten und kostbarsten Zeuge.\nBesonders beachtungswerth ist es noch, dafs die Faser-Zellen, welche den Bast in der Rinde dikotyledoner B\u00e4ume darstellen, dafs diese im getrockneten Zustande br\u00fcchig sind und daher auch nicht zur Verwebung benutzt werden k\u00f6nnen.\nDie Faser-Zellen der Gew\u00e4chse sind indessen nicht immer von so aufserordentlicher L\u00e4nge und nicht immer in jeder Hinsicht so verschieden geformt wie die \u00fcbrigen Zellen, welche die Masse der Pflanzensubstanz bilden. Bei vielen der saftigen Cactus - Gew\u00e4chse liegen hie und da die Faser-Zellen ganz vereinzelt in der Parenchym-Masse, und diese sind schon \u00e4hnlicher den langgestreckten Zellen. Bei den verschiedenen Arten der Gattung Rhipsalis und Pereskia sind dergleichen sehr leicht und von sehr verschiedener L\u00e4nge zu beobachten; sie sind hier sehr dickh\u00e4utig und stark mit T\u00fcpfel besetzt, welche auf den Durchschnitten der starken trichterf\u00f6rmigen Kan\u00e4le in der Zellenwand zeigen. Bei den Cactus-Arten mit einem wahren Holzcylinder findet man einzelne B\u00fcndel dieser Faser-Zellen auf der \u00e4ufseren Fl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers gelagert und diese, wie auch Fig. 10. Tab. I. zeigt, sind wahre Ueberg\u00e4nge in langgestreckte Parenchym-Zellen.\nDen allm\u00e4ligen Uebergang der Faser-Zellen in langgestreckte Parenchym-Zellen, kann man, ganz besonders sch\u00f6n im Inneren der Holzb\u00fcndel monocotyledonischer Gew\u00e4chse verfolgen. Man betrachte z. B. den Querschnitt eines Holzb\u00fcndels aus Scirpus lacustris, wovon in Fig. 2. Tab. II. eine Darstellung gegeben ist. Hier sieht man an","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\ndem oberen Theile desselben, bei 11, eine Menge gew\u00f6hnlicher dickwandiger Faser-Zellen mit \u00e4ufserst kleinen H\u00f6hlen, und eine eben so grofse Masse dieser Zellen ' kommt dicht am unteren Theile des Holzb\u00fcndels, bei m n vor. Zwischen letzteren Zellen treten jedoch zwei einzelne Zellen (n z. B.) auf, welche eine gr\u00f6fsere H\u00f6hle und eine d\u00fcnnere Wand haben, und ebenso verhalten sich die \u00fcbrigen Zellen, welche die ganze Masse des Holzb\u00fcndels zwischen den Spiralr\u00f6hren i, i und dem Luftkanale k ausf\u00fcllen. Diese Zellen zeigen einmal auf dem Querschnitte gew\u00f6hnliche feine Wandungen von vielfach verschiedener Form, und auf den L\u00e4ngenschnitten zeigen sie sich als langgestreckte Parenchym-Zellen, welche mit ganz horizontalen Grundfl\u00e4chen aufeinander stehen; je n\u00e4her sie den dickwandigen Faser-Zellen gelagert sind, um so l\u00e4nger sind sie auch gestreckt.\t-\nAlle die Faser-Zellen, von denen hier die Rede war, zeigten in ihrem ganzen Verlaufe eine mehr oder weniger regelm\u00e4fsige Prisma-Form mit allm\u00e4lich zugespitzten Enden, um so auffallender erscheinen diese Gebilde bei den Apocyneen und Asclepiadeen, wo sie in der Zellenschicht zwischen dem Holzringe und der inneren Rinde hie und da zerstreuet oder in kleinen B\u00fcndeln Vorkommen, und sowohl auf den L\u00e4ngsschnitten, als auf den Querschnitten ! die verschiedenartigsten Formen zeigen, welche leichter durch Abbildungen als durch Worte zu beschreiben sind. Diese R\u00f6hren bilden den Bast jener Gew\u00e4chse. Auf Tab.\n\\ I. sind dergleichen Zellen aus der gr\u00fcnen Rindenschicht s von Sarcostemma aphyllum (Ceropegia aphylla), Neriuni Oleander und Hoya carnosa abgebildet ; es ist sehr schwer, dergleichen Gebilde auf lange Strecken durch den Schnitt blofs zu legen, es gelingt indessen viel besser, wenn man * sie durch Maceration von den umgebenden Parenchym-Zellen trennt, und auf diese Weise sind auch die Pr\u00e4parate zubereitet, welche in den Figuren 2. bis 7. Tab. VI. abgebildet sind. Die L\u00e4nge dieser Zellen ist mcistentheils sehr bedeutend und daher sind immer nur einzelne Enden","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"105\nderselben abgebildet. Am h\u00e4ufigsten m\u00f6chten diese Faser-Zellen in der Art auftreten, wie sie in den Figuren 4. bis 5. dargestellt sind: die breiten Enden verlaufen pl\u00f6tzlich in eine feine Spitze, und diese ist bald mehr bald weniger lang, wie man es schon bei Vergleichung dieser hi-guren sehen kann. Auch bemerkt man an diesen Abbil-d\u00fcngen, dafs die Zellen in ihrem Verlaufe bald mehr bald weniger breit, ja oft ganz zusammengezogen sind, was besonders Fig. 2. zeigt. In Fig. 4. bemerkt man bei a und bei b gewisse krumme Linien, welche die breiteren Stellen der Zelle vor ihrer Verengerung begrenzen und diese Linien halte ich f\u00fcr die Begrenzung der H\u00f6hlen in der Zeile, denn in der schmalen Stelle bei e ist keine H\u00f6hle im Inneren zu beobachten. In big. 5. sind diese verschiedenen H\u00f6hlen besonders in der Zelle c d zu sehen, und in Fig. 6. sind sie bei i und bei k ganz besonders auffallend. Wenn man diese Faser-Zellen auf dem Querschnitte beobachtet, so erscheinen sie mehr oder weniger bandf\u00f6rmig zusammengedr\u00fcckt und ihre H\u00f6hle ist aufserordentlich klein, ja, wie wir schon vorhin bemerkten, sogar an vielen Stellen ganz geschlossen. Fig. 5. bei e f zeigt sogar einen Fall, wo die Faser-Zelle in ihrem ganzen Verlaufe ohne H\u00f6hle ist; auch solche Formen sind auf dem Querschnitte etwas breitgedr\u00fcckt.\nAm interessantesten und zugleich am abweichendsten von der Form der gew\u00f6hnlichen Faser-Zellen sind dergleichen Formen, wie sie bei a b Fig. 5. und bei a b Fig. 6. dargestellt sind. Die Eindr\u00fccke, welche hier zu beiden Seiten der Zelle zu sehen sind, wurden durch die angrenzenden Parenchym-Zellen ausgef\u00fcllt und es ist, als wenn diese durch den gegenseitigen Druck jene Eindr\u00fccke und Vertiefungen in der Wand veranlafst h\u00e4tten. Weniger stark sind diese Eindr\u00fccke f\u00fcr die angrenzenden Zellen bei e f Fig. 5. zu sehen, und dergleichen breite Stellen in der Zelle, wie sie bei i und bei k in der Zelle g h Fig. i\u00df- zu sehen sind, m\u00f6chten ebenfalls durch den Druck von angelagcrteir Parenchym-Zellen zu erkl\u00e4ren sein. Das","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nAuftreten solcher Unebenheiten auf den W\u00e4nden der Faser-Zellen ist aber eigentlich nach den gegenw\u00e4rtigen Beobachtungen nur bei Pflanzen aus den Familien der Apo-cyneen und der Asclepiadeen bekannt; in den \u00fcbrigen F\u00e4llen sind die W\u00e4nde der Faser-Zellen von besonderer Festigkeit, und der Verlauf der angrenzenden Parenchym-Zellen mufs sich nach diesen richten. Fast ganz in derselben Art erscheinen diese eigenth\u00fcmlich gestalteten Faser-Zellen bei dem Oleander, in der Hoya carnosa und in den Vinca-Ar ten, wovon man sich durch Maceration einzelner Stengel-Stiicke am leichtesten \u00fcberzeugen kann.\nNoch auf einen anderen Fall mache ich hier aufmerksam, wo die Seitenw\u00e4nde der Faser-Zellen nicht \u00fcberall parallel verlaufen, sondern mehr oder weniger bogenf\u00f6rmige Vertiefungen zeigen, worin kleine kugelrunde Zellen von gleicher Gr\u00f6fse zur H\u00e4lfte aufgenommen werden, so dafs die andere H\u00e4lfte dieser kleinen kugelf\u00f6rmigen Zellen von der Wand der nebenanliegenden Faser-Zelle umschlossen wird. Es liegt also hier eine Reihe von kugelf\u00f6rmigen Zellen jedesmal zwischen zwei Faser-Zellen, in deren W\u00e4nde sie gleichsam hineingelagert sind, wie ich dieses bei einigen Orchideen ganz deutlich sehen kann. Diese Eigenth\u00fcmlichkeit scheint nur in den Holz-B\u00fcndeln einiger Monocotyledonen vorzukommen, auch sind in den einzelnen B\u00fcndeln vielleicht nur wenige solcher Reihen von kugelf\u00f6rmigen Zellen eingelagert, vielleicht nur 4 oder 5, doch ist es schwer hier\u00fcber in das Reine zu kommen. Ich habe das Vorkommen solcher kugelf\u00f6rmiger Zellen neben den Faser-Zellen schon fr\u00fcher bei Marantha Zebrina und in Bambusa arundinacea *) beobachtet, doch eine speciellere Arbeit \u00fcber diesen Gegenstand w\u00fcrde wahrscheinlich den Zweck dieses eigen-th\u00fcmlichen Baues erkl\u00e4ren.\nAuf das Vorkommen dieser eigenth\u00fcmlichen Faser-Zellen, welche einzeln oder in B\u00fcndeln in der Parenchym-\n*) Phytotomie, pag. 67.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"107\nMasse der Rinde verlaufen, glaube ich bei der Gattung Sarcostemma in meiner Phytotomie zuerst aufmerksam gemacht zu haben. Sp\u00e4ter erkl\u00e4rte Herr Mirbel * *) dergleichen r\u00f6hrenf\u00f6rmige Zellen in den inneren Rinden-Schich-ten des Oleanders f\u00fcr Lebenssaft-Gef\u00e4fse, wogegen ich zu beweisen suchte, dafs sie nichts Anderes w\u00e4ren, als was die deutschen Phytotomen unter fibr\u00f6sen R\u00f6hren oder Faser-Zellen verstehen **). Herr Mold ***) hat jene Ansicht des Herrn Mirbel ebenfalls in Zweifel gezogen und ein \u00e4hnliches Verhalten dieser Bast-Zellen, wie er sie nennt, bei Vinca major, Apocynum androsaemifolium, Cy-nanchum nigrum, C. acutum, Asclepias syriaca und A. incarnata nachgewiesen. Er sagt von ihnen, dafs sie wreit, an den Enden pl\u00f6tzlich stark verengert, nicht sehr dickwandig, aber deutlich aus mehreren Schichten zusammengesetzt sind. Ganz neuerlichst hat auch Herr Valentin f) \u00fcber den Bau dieser Bast-Zellen von Nerium odorum geschrieben; auch er giebt an, dafs diese Zellen an gewissen l\u00e4nglichen Stellen bauchigt angeschwollen, dazwischen aber verd\u00fcnnt und parallelwandig sind. Die angeschwollenen Theile sind mit H\u00f6hlen im Inneren versehen, w\u00e4hrend in den dazwischen liegenden Enden keine H\u00f6hlung enthalten ist; diese Angaben stimmen mit meinen Beobachtungen und Abbildungen ganz \u00fcberein.\nH\u00f6chst auffallend ist es jedoch, dafs die Structur dieser Bast- oder Faser-Zellen aus den Bl\u00e4ttern der Hoya carnosa bisher so ganz unbeachtet oder verkannt geblieben ist. ln den Fig. 6. bis 8. Tab. VI. sind dergleichen\nRemarques sur la nature 'et 1 origine des couches corticales et du liber des arbres dicotyl\u00e9dones. \u2014 Lues \u00e0 1 Acad. d. scienc. le 2. Mars 1835. \u2014 Ann. des Scienc. nat. 1835. I. p. 143 etc.\n*0 S. meinen Jahresbericht in Wiegmann\u2019s Archiv der \u00eesatur-geschichte. Berlin 1836. Heft 3. pag. 63 etc.\n***) Lieber Pllanzen-Substanz etc. T\u00fcbingen 1836. pag. 32.\nf) Leber den Bau der vegetabilischen Membran, insbesondere der secund\u00e4ren Verholzungsschichten. \u2014 S. dessen Repertorium der Anatomie und Physiologie etc. Berlin, 1836. pag. 89.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nZellen abgebildet und man wird an diesen Figuren erkennen, dafs sie sich im Allgemeinen ganz wie die abgebildeten Faser-Zellen von Sarcostemma aphyllum verhalten, nur dafs sie , was aber eben so auffallend ist, sogar ver\u00e4stelt auftreten. Diese Ver\u00e4stelung ist eben die Ursache gewesen, wefshalb man diese Gebilde f\u00fcr die Milchsaft-f\u00fchrenden Gef\u00e4fse angesehen hat und wodurch man sogar ganz bestimmt beweisen wollte, dafs die Circulation des Milchsaftes gar nicht stattfinden k\u00f6nne, indem die Enden dieser Beh\u00e4lter geschlossen w\u00e4ren, was allerdings auch in den Abbildungen auf Tab. VI. zu sehen ist. Indessen die grofse Verschiedenheit, welche zwischen den Milchsaft-Gef\u00e4fsen und zwischen diesen, so eigenth\u00fcmlichen Faser-Zellen herrscht, kann man am besten durch Vergleichung der Abbildungen dieser Gegenst\u00e4nde erkennen, welche sich in den Fig. 1. bis 9. Tab. VI. und in Fig. 10. Tab. VI. befinden; die letztere Zeichnung giebt eine Darstellung der \u2022wahren Milchsaftgef\u00e4fse aus der gr\u00fcnen Rinde von Sarcostemma aphyllum, w\u00e4hrend in den vorhergehenden Figuren die Faser-Zellen abgadnldet sind, welche in derselben Rinde jener Pflanze nur etwas tiefer gelegen sind.\nAuch hier bei den ver\u00e4stelten Faser-Zellen aus den Bl\u00e4ttern der Hoya carnosa wird man an einzelnen Stellen H\u00f6hlen erblicken, w\u00e4hrend dieselben an anderen Stellen ganz geschlossen sind, ja die Enden sind ver\u00e4stelt, keulenf\u00f6rmig angeschwollen, oder platt gedr\u00fcckt, und an den seitlichen Eindr\u00fccken erkennt man \u00fcberall die Form der Parenchym-Zellen, welche unmittelbar neben den W\u00e4nden dieser Gebilde safsen, aber durch Maceration davon getrennt sind. Dieses Mittel ist auch hier sehr gut anzuwenden, denn durch Horizontal-Schnitte wird man selten eine solche L\u00e4nge des Blattes durchschneiden, als zur geh\u00f6rigen Uebersicht des ganzen Beh\u00e4lters noting ist.\nIn Hinsicht der Structur der Faser-Zellen bleibt uns noch die Betrachtung der feinen, spiralf\u00f6rmig verlaufenden Streifen \u00fcbrig, welche man auf den W\u00e4nden dieser Zellen, besonders bei einigen Pflanzen so aufserordentlicli","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"109\ndeutlich sehen kann. Seit dem Jahre 1833, als ich die Zusammensetzung der Zellenmembran aus feinen spiralf\u00f6rmig* sich windenden Fasern bei der Gattung Stelis ent-\nO\t#\ndeckte und im darauf folgenden Jahre in der Harlemer Preisschrift publicirte, habe ich mich best\u00e4ndig bem\u00fcht, die Allgemeinheit dieser Structur f\u00fcr die Membran s\u00e4mmtlicher Zellen nachzuweisen, und wie ich glaube, so ist mir dieses schon seit einigen Jahren hinreichend gelungen, ganz besonders in Bezug auf die Faser-Zellen; doch!sind mir die Iler-ren Mold und Valentin in der Publikation dieses Gegenstandes zum Theil zuvor gekommen. Ich habe schon aut pag. 21 angegeben, dafs der \u00e4ltere Moldenhawer in der Membran der Zellen Netze, von feinen Fasern beobachtet habe; diese Beobachtung bezieht sich offenbar auf dergleichen Faser Zellen, welche er in einzelnen F\u00e4llen mit vasa nu-trientia bezeichnet. Seit jener Zeit bis zum Jahre 1836 hat keiner der Botaniker jene niedlich verlaufenden Netze von schattigen Streifen auf den W \u00e4nden der Faser-Zellen n\u00e4her beobachtet. Ich erinnere mich dieselben schon vor vielen Jahren gesehen zu haben, doch es ging mir, wie es anderen Beobachtern gegangen ist, dats ich diese Zeichnung der Membran \u00fcbersah.\nln der neuen, schon im vorhergehenden Paragraphen angef\u00fchrten Schrift des Herrn Mold*) beschreibt derselbe das Ansehen der W\u00e4nde dieser Faser-Zellen mit der ihm eigenen Genauigkeit. Er sagt von den Faser-Zellen der Vinca minor: \u201eAn den weicheren Stellen war ihre Membran mit spiralf\u00f6rmigen, steil ansteigenden Linien besetzt, und. zwar so, dafs ein Theil dieser Linien rechts, dei andere links gewunden und dadurch die Membran in kleine, rhombenf\u00f6rmige Felder getheilt war. \u2014 Jedenfalls geht hieraus deutlich hervor, dafs die Schichten, woraus die Zellenmembran zusammengesetzt wird, nicht vollkommen homogen sind, sondern eine faserige lextur besitzen.\u201c Dasselbe Ansehen beobachtete Herr Mold an der M and\n*) Ueber Pflanzen-Substanz. 1836. p. 23.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\ndieser Zellen bei dem Oleander und deutet die Erscheinung auf eine Verwandtschaft in Hinsicht der Structur-verh\u00e4ltnisse der Zellenwand dieser verschiedenen Pflanzen.\n\u201eSoll man nun,\u201c sagt Herr Mold, \u201eaus diesem fasri-gen Ansehen der Bastr\u00f6hren der angef\u00fchrten Pflanzen die Ansicht, die schon von Grew (gewifs mit Unrecht, wird hier Grew\u2019s Ansicht aufgef\u00fchrt, wefshalb ich auf pag. 20 nochmals verweise) u. A. gesagt wurde, herleiten, dafs die Zellenmembran aus Fasern zusammen gewoben sei? Ich glaube nicht. So viel man an dieser aufserordentlich zarten, nur mit guten Instrumenten bei g\u00fcnstiger Beleuchtung erkennbaren Bildungen wahrnehmen kann, so scheint die Substanz jener scheinbaren Fasern vollkommen dieselbe zu sein, wie die, welche ihre Zwischenr\u00e4ume ausf\u00fcllt und es scheint jenes fasrige Aussehen nicht sowohl auf die Existenz von wirklichen, getrennten Fasern hinzuweisen, als vielmehr auf geringe Unterschiede in der Dicke der Zellenmembran, vielleicht auf eine abweichende Anlagerung der Molek\u00fcle an einzelnen Stellen, vielleicht auf geringe Unterschiede in der Dichtigkeit der Membran, etc.\u201c\nAn einer anderen Stelle (p. 25) f\u00fchrt Herr Mohl an, dafs diese faserige Bildung der Zellenmembran auch mit Poren-Bildung gemeinschaftlich auftreten kann, und ich glaube den innigen Zusammenhang dieser beiden Erscheinungen nachgewiesen zu haben. Gerade von dieser faserigen Structur der verschiedenen Schichten der Zellenmembran, ist die spiralf\u00f6rmige Stellung der T\u00fcpfel in den W\u00e4nden der Zellen abh\u00e4ngig, welche ich in meiner Phytotomie zuerst nachgewiesen habe.\nNach dem Erscheinen der Schrift des Herrn Mold hat Herr Valentin *) diesen Gegenstand ausf\u00fchrlicher behandelt, er glaubt durch seine Untersuchungen \u00fcber mehrere Punkte Aufschl\u00fcsse erhalten zu haben, welche f\u00fcr die gesammte Pflanzenphysiologie von wichtigem Einfl\u00fcsse\n*) Ueber den Bau der vegetabilischen Membran, insbesondere der secund\u00e4ren Verholzungsschichten. 1. c. p. 83.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Ill\nsein d\u00fcrften. Unter verholzt sein der Zellenmembran versteht Herr Valentin die Zusammensetzung derselben aus einer gr\u00f6fseren oder geringeren Anzahl von \u00fcbereinander liegenden Lamellen, eine Begriffsbestimmung, welche offenbar ganz abweichend von der bisherigen \u00fcber diesen Gegenstand ist, und auch wohl nicht angenommen werden kann, denn diese Zusammensetzung der Zellen w\u00e4nde aus verschiedenen Schichten zeigt sich sehr h\u00e4ufig auch bei solchen Zellen, welche ihre ganze Lebensdauer hindurch weich und unverholzt bleiben.\nHerr Valentin hat jenes streifige Ansehen der Bast-Zellenw\u00e4nde ebenfalls bei sehr vielen Pflanzen beobachtet und dadurch die Allgemeinheit dieser Structurverh\u00e4ltnisse f\u00fcr die Membran der Bast-Zellen angedeutet, Beobachtungen, welche mit den meinigen \u00fcbereinstimmend sind. Wir k\u00f6nnten noch eine weit gr\u00f6fsere Zahl von Pflanzen anf\u00fchren, worin die W\u00e4nde der Faser-Zellen, sowohl die des Bastes als auch die des Holzes eine solche streifige Structur zeigen, indessen es w\u00fcrde zu nichts Weiterem f\u00fchren, da wir schon jetzt den Schlufs ziehen d\u00fcrfen, dafs diese Erscheinung ganz allgemein ist; in F\u00e4llen aber, wo dieselbe nicht deutlich genug auftritt, da m\u00f6ge man nur unter verschiedenen Zeitverh\u00e4ltnissen beobachten, denn in \u00e4lteren Pflanzen tritt sie immer deutlicher und deutlicher hervor. Herr Valentin sucht es deutlich zu machen, dafs das Vorkommen dieser Spirallinien eine Folge des Verholzungsprozesses sei, indessen diese Ansicht wird wohl ganz beseitigt, wenn man die Zusammensetzung der Membran, selbst in den krautartigsten Pflanzen, als bestehend aus spiralf\u00f6rmig gewundenen Fasern erkennt. Herr Valentin *) hat sogar eine Bildungsgeschichte der aus faserigem Baue bestehenden inneren Schichten dieser Faserzellen gegeben, welche allerdings sehr interessant ist, aber wohl schwerlich als ein Resultat der Beobachtung angesehen werden d\u00fcrfte; bei allem m\u00f6glichen Fleifse,\n1. c. p. 94 etc.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nwelchen ich auf diesen Gegenstand richtete, war ich nicht im Stande, so etwas verfolgen zu k\u00f6nnen, wohl aber schien es mir klar zu werden, dafs der wirkliche Vorgang bei dieser Bildung der spiraligen Streifen ein anderer sei.\nVor Allem m\u00f6chte ich zuerst bemerken, dafs ich meine Ansicht \u00fcber die Zusammensetzung der Zellenmem-bran aus spiralf\u00f6rmig sich windenden Fasern, welche ich bei den Parenchym- und vden Prosenchym-Zellen wohl deutlich genug auseinandergesetzt und bewiesen habe, auch auf die W\u00e4nde dieser Faser-Zellen ausdehnen m\u00f6chte, und dafs ich dadurch geleitet bin, zu erkl\u00e4ren, dafs die spiralf\u00f6rmig laufenden feinen schattigen Linien, welche auf den W\u00e4nden dieser Faser-Zellen beobachtet werden, gerade die Vereinigungslinien der aneinanderliegenden Fasern sind, und dafs also die gleichm\u00e4fsige, zwischen zwei feinen Streifen verlaufende Substanz die wirkliche Faser ist, welche aber mit den nebenanliegenden gleich im Anf\u00e4nge der Bildung so innig verw\u00e4chst, dafs man sie nicht mehr von einander trennen kann. Nur bei ganz jungen Faser-Zellen der Art kann man, durch sorgf\u00e4ltiges Schaben der Membran mit einem scharfen Messer mehr oder weniger genau einzelne Fasern aus derselben trennen.\nHerrn Mold\u2019s Ansicht, welche gleich im Anf\u00e4nge des vorhergehenden Abschnittes mitgetheilt wurde, dafs diese Streifen vielleicht durch eine spiralf\u00f6rmige Anlagerung der Molek\u00fcle entstehen, ist gewifs die richtige, welche ich aber auch zugleich f\u00fcr das Wachsthum der Zellenmembran allgemein aufzustellen w\u00fcnschte. In dem vorliegenden Falle kann uns freilich nur die Analogie dahin f\u00fchren, dafs die Membran der Faser-Zellen ebenfalls aus Spiralfasern besteht, welche durch jene schattigen Streifen angedeutet werden, indem es nicht gelingt, diese Fasern von einander zu trennen. Bei den Prosenchym-Zellen der Coniferen verhielt es sich jedoch ganz ebenso; in den jungen Sch\u00f6fs-lingen zeigten sich die urspr\u00fcnglichen W\u00e4nde der Zellen ganz deutlich aus diesen spiralf\u00f6rmig gewundenen Fasern bestehend und alsbald verwuchsen diese Fasern so innig,","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"113\ndafs kaum noch eine Spur zur\u00fcckblieb, an welcher diese Vereinigung der Fasern zu erkennen war. Aber ebenso, wie bei den Prosenchym-Zellen auch die \u00e4ufserste Schicht der Zellenwand aus Spiralfasern besteht, ebenso verh\u00e4lt es sich bei den Faser-Zellen, w\u00e4hrend Herr Valentin der Ansicht ist, dafs die \u00e4ufserste Schicht dieser Zellen gleich-m\u00e4fsig ist, und dafs nur erst die Inneren, wodurch die Verholzung der Zellen geschieht, solche streifige Structur erlangen.\nWenn man die W\u00e4nde dieser Faser-Zellen bei starker Vergr\u00f6fserung betrachtet, so erscheint ein Bau wie der, welcher in Fig. 9. Tab. VI. aus dem Oleander dargestellt ist, mehr oder weniger deutlich, und es ist hier der einzige bis jetzt bekannte Fall zu beobachten, wo die Richtung der Spiralfasern in den verschiedenen Schichten, \u25a0woraus die W\u00e4nde bestehen, deutlich als verschieden auf-tritt. Die horizontalen Streifen, welche ganz besonders bei sehr jungen Faser-Zellen der Art zu beobachten sind, geh\u00f6ren der \u00e4ufsersten Schicht an, die schief verlaufenden dagegen bilden die inneren Schichten der Membran, und hier verlaufen die Fasern, wie es scheint, in allen \u00fcbereinanderliegenden Schichten in einer und derselben Richtung, und die kreuzenden Fasern, welche man, wie es auch die Zeichnung zeigt, sehr gew\u00f6hnlich in den inneren Schichten dieser W\u00e4nde sieht, geh\u00f6ren der entgegengesetzten Wand der Zelle an. Es ist nicht leicht, \u00fcber diesen Gegenstand ganz in das Reine zu kommen, doch bei sehr starken Vergr\u00f6fserungen gelingt es, dafs man durch Ver\u00e4nderung des Fokus bald die eine, bald die andere Schicht der Zellenwand, ganz nach Belieben zu Gesicht bringt, was man aber durch die verschiedene Richtung der Spiralfasern erkennt, woraus dieselben zusammengesetzt sind. Bei den mehr gleichwandigen R\u00f6hren, sieht man oft nur die horizontal verlaufenden Streifen, welche der \u00e4ufseren Schicht angeh\u00f6ren, aber an den breiten und platten Stellen dieser Faser-Zellen des Oleanders oder der Vinca wird das Durchkreuzen der Fasern defs-\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nhalb so h\u00e4ufig beobachtet, weil die Zellen an diesen Stellen oft ganz platt zusammengedriickt sind, daher die Spiralen der unteren Wand mit den der oberen Wand zu -gleicher Zeit zu sehen sind, was indessen bei cylindrischen oder prismatischen Zellen der Art nicht vorkommt. Siehe hiezu die Abbildung aus Nerium Oleander in Fig. 9. Tab. VI.\nIn Bezug auf die Richtung, d. h. das mehr oder we- \u00ab niger steile Ansteigen der Spiralen in diesen Zellenw\u00e4nden, gilt alles dasjenige, was wir \u00fcber diesen Gegenstand schon pag. 19. gesprochen haben; je gr\u00f6fser die Zahl der Fasern ist, welche parallel laufend zu einem Bande verbunden sind, um so schr\u00e4ger mufs die Richtung der einzelnen Windungen der Faser sein, und Ringe k\u00f6nnen nur entstehen, wenn die Wand durch die Windungen einer oder einiger Fasern gebildet werden! Die geringe Eleva- i tion der Spiralwindungen wird durch die Zahl der Fasern bestimmt, welche nebeneinander parallel verlaufen, aber keineswegs durch das verschiedene Alter, worin sich diese Gebilde befinden, wie Herr Valentin *) an einem anderen Orte glaubt nachgewiesen zu haben. Es verh\u00e4lt sich dieser Gegenstand sehr einfach; die Elevation der Spiralwindungen wird immer bedeutender, je gr\u00f6fser die Zahl der Fasern ist, welche parallel neben einander verlaufen, j Wenn eine einzelne Faser die Windungen veranlafst, so liegen diese, d. h. wenn die Windungen der Faser dicht nebeneinander liegen, fast ganz horizontal und nun kann die Faser zerreifsen und sich in Ringe umgestalten, was s wir bei der Betrachtung der Spiralgef\u00e4fse n\u00e4her er\u00f6rtern werden.\nAufs er ordentlich bemerkenswerth ist es, dafs diese langen R\u00f6hren der Apocyneen und Asclepiadeen, von wel- . chen bisher die Rede war, zu verschiedenen Zeiten mehr oder weniger mit einer Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt sind, welche sehr reich an kleinen und gleichgrofsen K\u00fcgelchen ist,\n+) 1. c. pag. 95.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"115\ndie jenen des wahren Lebenssaftes \u00e4hnlich sind. Nirgends ist dieser Inhalt deutlicher zu sehen, als in diesen grofsen R\u00f6hren des Oleanders, doch wird man die K\u00fcgelchen nicht zu jeder Zeit und auf jedem Schnitte finden, und diese K\u00fcgelchen sind es wohl, von welchen Herr Valen-' tin beobachtet haben will, dafs sie sich spiralf\u00f6rmig aneinander reihen und die faserige Structur der Membran zeigen, wozu sie aber wohl viel zu grofs sein m\u00f6chten. Ebenso wie die K\u00fcgelchen des wahren Milchsaftes, zeigen \u00bb auch diese, in den R\u00f6hren des Oleanders jene Molekiilar-bewegung, welche einst R. Treviranus zuerst an den K\u00fcgelchen der Milch von Vinca beobachtete. Ob eine Bewegung des Saftes in diesen Zellen vorhanden ist, ob die-| selbe eine Rotationsstr\u00f6mung ist, wie in den Zellen der Charen, oder ob sie in einer anderen Art erscheint, das ist mir noch nicht gegl\u00fcckt zu beobachten, eine Circulation, wie in den anastomosirenden Gef\u00e4fsen des Sch\u00f6llkrautes u. s. w., kann nicht vorhanden sein, da diese Faser-Zellen stumpf oder spitz enden, wenn sie auch, wie bei der Hoya, in den Bl\u00e4ttern selbst ver\u00e4stelt auftreten. Durch alle diese Eigenth\u00fcmlichkeiten erhalten jedoch jene $ Faser-Zellen derApocyneen und Asclepiadeen eine eigen-th\u00fcmliche Wichtigkeit, denn nicht nur an ihrer Form, sondern auch durch ihre Ver\u00e4stelung, Stellung und haupts\u00e4chlich durch ihren Inhalt unterscheiden sie sich so auffallend von den Faser-Zellen, und n\u00e4heren sich den Milch-saft\u2019sgef\u00e4fsen so sehr, dafs man dieselben als eine Mittelbildung betrachten mufs, welche zwischen den Faser-Zellen und den Milchsafts-Gef\u00e4fsen steht; wir d\u00fcrfen diese Ele-* mentar-Organe nicht mit Gewalt der einen oder der anderen Reihe jener Gebilde zuz\u00e4hlen, weil solche Abtheilungen einmal in unserer Wissenschaft vorhanden sind, sondern wir m\u00fcssen uns freuen, auch hier, zwischen den langen Zellen und den eigenth\u00fcmlichen, anastomosirenden *- Gef\u00e4fsen Uebergangsformen gefunden zu haben.\nDieses System eigenthiimlicher Faser-Zell\u00e7n in de Gattung Ceropegia, Nerium, Hoya u. s. w., tritt neben\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\njenen des wirklichen Gef\u00e4fssystemes auf, wodurch auf das Bestimmteste erwiesen wird, dafsjene langen R\u00f6hren nicht f\u00fcr Milchsaftsgef\u00e4fse zu halten sind, daher auch aus der : Structur derselben keine Gr\u00fcnde gegen die Bewegung des Milchsaftes zu entnehmen sind. Verfertigt man feine Querschnitte aus dem Stamme der Ceropegia aphylla oder aus anderen Arten dieser Gattung, so kann man den Ring von kleinen B\u00fcndeln jener langen Faser-Zellen oder Bast-' Zellen neben dem Holzk\u00f6rper beobachten, aber \u00e4ufserlich vonjenemRinge, also etwas n\u00e4her der Epidermis des Stammes, findet man die einzelnen Aeste der eigent\u00fcmlichen Milchsafts-\n-i\ngef\u00e4fse durchschnitten ; in einem alten Stamme sieht man die eigenen W\u00e4nde dieser Gef\u00e4fse sehr deutlich, und der L\u00e4ngenschnitt, welcher auf diese Gef\u00e4fse gef\u00fchrt wird, zeigt das vielfach anastomosirende Gef\u00e4fsnetz, ganz in der Art, wie es Fig. 19. Tab. VI. der Abbildung zeigt. Auch in-der Rinde von Nerium Oleander ist dieses eigene Gef\u00e4fs-system, unmittelbar vor jenen Faser-Zellen liegend zu beobachten.\nSchliefslich noch einige Beobachtungen \u00fcber das Vorkommen einzelner Faser-Zellen dicht unter der Epidermis der Bl\u00e4tter; wir haben hierauf schon fr\u00fcher bei verschiedenen Monocotyledonen aufmerksam gemacht, doch hier laufen diese Zellen ganz gerade, parallel mit dem Durchmesser,! w\u00e4hrend sie sich in den Bl\u00e4ttern verschiedener Dicotyle-donen \u00e4ufserst niedlich geschl\u00e4ngelt zeigen, ganz eben so, wie der Verlauf der Bast-Zellen, wenn sich dieselben um die Markstrahlen des Rindengewebes winden. Macht mans z. B. einen Schnitt parallel der Epidermis durch das Blatt des Olivenbaumes, so dafs die Epidermis mit den, zun\u00e4chst auf ihr liegenden Zellen von der oberen Blattfl\u00e4che blofs-gelegt wird, so wird man jenen Verlauf der sich schl\u00e4n- * gelnden Faser-Zellen mehr oder weniger deutlich beobachten. Es liegt n\u00e4mlich dicht auf dieser Epidermis eine Lage von Faser-Zellen, welche immer in kleinen B\u00fcndeln, zu 2, 3 und 4 nebeneinander liegenden Zellen auftreten, und von diesen B\u00fcndeln verlaufen seitlich einzelne Zellen","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"117\nzu den nahe gelegenen B\u00fcndeln, an deren Seiten sie dann weiter gehen, wodurch eben der geschl\u00e4ngelte Lauf dieser Zellen verursacht wird; es ist aber keine Ver\u00e4stelung der Zellen.\nHerr Link *) hat diese Art von Faser-Zellen: gedrehte Zellen genannt. Besonders bemerkenswerth m\u00f6chte der Umstand sein, dafs diese Faserzellen dicht unter der Epidermis ganz cylindrisch gestaltet sind, so dafs sie auf den Querschnitten kreisrunde Figuren mit \u00e4ufserst dicken W\u00e4nden zeigen, dafs oft fast alle H\u00f6hlung fehlt. Dergleichen F\u00e4lle sind h\u00e4ufig bei dicken und lederartigen Bl\u00e4ttern der Dicotyledonen zu beobachten. Die dicken W\u00e4nde zeigen dann immer die Zusammensetzung aus concentrischen Schichten und die radial verlaufenden T\u00fcpfelkan\u00e4le,\nF\u00fcnftes C a pi te L\nSpecielle Untersuchung \u00fcber den Bau der Membran 5 welche die Spiralr\u00f6hren der Pflanzen\ndarstellt\nDie Spiralr\u00f6hren sind mehr oder weniger regelm\u00e4-fsige cylindrische oder prismatische R\u00f6hren, welche durch spiralf\u00f6rmig gewundene Fasern und einer sehr zarten, dieselben umschliefsenden Membran gebildet werden, oder, wie Herr. Link **) ganz vortrefflich sagt: Das Spiralgef\u00e4fs besteht aus einer h\u00e4utigen R\u00f6hre, in welcher sich eine spiralf\u00f6rmig oder vielmehr schraubenf\u00f6rmig gedrehte Faser befindet.\nDiese zarte Membran, welche die R\u00f6hren der Spiral-faserwind\u00fcngen umschliefet, ist allerdings nicht immer ganz\n*) Elem. phil. bot. Edit. alt. I. pag. 95.\n**) Elem. phil. bot. Ed. alt, I. pag. 195.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"418\nklar vor Augen liegend, daher sie schon so oft tibersehen und selbst noch in Schriften der neuesten Zeit, ich meine z. B. die von Herrn Treviranus bestritten worden ist. Als Grund hievon m\u00f6ge man die schwache Vergr\u00f6fserung ansehen, welche meistentheils von jenem Botaniker bei seiner Beobachtung angewendet wurde. Vier- oder f\u00fcnfhundertmalige Vergr\u00f6fserung und F\u00e4rbung der Spiralr\u00f6hren mit Jodine, zeigten mir noch sehr h\u00e4ufig die feine umschliefsende Membran, wenn schw\u00e4chere Vergr\u00f6fserun-gen davon keine Spur vor Augen legten. Man kann, wie ich glaube, auch hier bei den Spiralr\u00f6hren dieselbe Ansicht aufstellen, welche ich fr\u00fcher pag. 54. \u00fcber die SpL ralfaser-Zellen vorgetragen habe; die zarte membran\u00f6se R\u00f6hre, welche die Spiralfasern umschliefst, halte ich n\u00e4mlich f\u00fcr die urspr\u00fcngliche erste Bildung, und die Fasern im Inneren derselben f\u00fcr die innere Schicht dieser R\u00f6hrenbildung. Demnach, was wir auch sp\u00e4ter noch vielfach nachzuweisen gedenken, haben die Spiralr\u00f6hren einen Bau, welcher mit demjenigen der Spiralfaser-Zelien \u00fcbereinstimmend ist, so dafs man Spiralr\u00f6hren f\u00fcr eigenth\u00fcmliche mehr oder weniger lange Zellen halten m\u00fcfste, welche cylindrisch geformt sind, wenn sie einzeln stehen, dagegen prismatisch erscheinen, wenn mehrere nebeneinander liegen.\nDie Spiralr\u00f6hren der Pflanzen standen fr\u00fcher in sehr hohem Ansehen; einige Botaniker und Philosophen glaubten darin das Nervensystem der Pflanzen erkennen zu m\u00fcssen, und Andere erkannten an dem Dasein der Spiralr\u00f6hren die hohe Organisation eines Gew\u00e4chses, Doch schon seit langer Zeit haben die Spiralr\u00f6hren, wenigstens bei uns, im Ansehen verloren, und ich betrachte dieselben nur als H\u00fclfsorgane, welche ein schnelleres Wachsthum der Pflanze bef\u00f6rdern k\u00f6nnen, indem sie einen starken Zustrom der S\u00e4fte zu gewissen Zeiten vermitteln.\nDer Engl\u00e4nder Henshaw hat die Spiralr\u00f6hren in dem Blattstiele des Wallnufsbaumes schon im Jahre 1661 entdeckt; man hat gegen diese Angabe neuerlichst einige","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"119\nZweifel erhoben, da Grew in seiner ersten Schrift vom Jahre 1671, noch nichts von Spiralr\u00f6hren spricht. Wenn man aber Grew\u2019s h\u00f6chst untergeordnete Stellung zu den Mitgliedern der K\u00f6nigl. Societ\u00e4t zur damaligen Zeit betrachtet, denn erst 1668 erhielt er von derselben ein j\u00e4hrliches Geschenk von 50 Pfund Sterl., welche Summe durch freiwillige Subscription zusammen gebracht wurde, und zugleich bedenkt, dafs jene Verhandlungen der Societ\u00e4t erst viel sp\u00e4ter dem Drucke \u00fcbergeben wurden, so wird man es erkl\u00e4rlich finden, dafs Grew von jener Beobachtung Henshaw noch nichts wufste; wohl aber geht daraus hervor, dafs Malpighi die Spiralr\u00f6hren viel fr\u00fcher entdeckt hat als Grew.\nDie feine Spiralfaser, welche den auffallendsten Theil der Spiralr\u00f6hre bildet, ist in vieler Beziehung n\u00e4her zu er\u00f6rtern; sie ist ein \u00e4ufserst feines, fadenartiges Gebilde der gleichm\u00e4fsigen vegetabilischen Materie, welche stets in spiraler Richtung um einen walzenf\u00f6rmigen Raum gewunden erscheint. Eine solche gewundene Spiralfaser hat das Ansehen einer Springfeder von Metalidrath, wie sie zu Hosentr\u00e4gern gebraucht werden, doch ist sie so aufser-ordentlich fein, dafs man die ganze R\u00f6hre wohl mit un-bewaffnetem Auge als einen sehr feinen Faden von sil-berweifser Farbe erkennt, aber die Windungen derselben in ihrem nat\u00fcrlichen Zustande, durchaus nicht zu unterscheiden im Stande ist.\nVerschiedene Gelehrte haben versucht eine Erkl\u00e4rung \u00fcber die Entstehung der Spiralfaser zu geben, doch so etwas ist, wie ich glaube, nicht zu erkl\u00e4ren, und die gegebenen Erkl\u00e4rungen zeigen eben, wie weit man von dem Standpunkte entfernt gewesen ist, von welchem aus diese Erkl\u00e4rung erfolgen mufste. Das Unerkl\u00e4rliche ist eben die charakteristische Eigenthiimlichkeit der vegetabilischen Lebenskraft, dafs sie ihre Th\u00e4tigkeit best\u00e4ndig in Form der Spirallinie ausdr\u00fcckt; alles Anreihen der Partikelehen der vegetabilischen Materie zur festen Masse, geschieht immer in der Richtung der Spirale; so zeigt sich die bil-","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\ndende Th\u00e4tigkeit der Pflanze im Kleinen und so auch im Grofsen, wie bei dem Auftreten der Bl\u00e4tter, Knospen u. s. w. Wir haben im Vorhergehenden kennen gelernt, wie die gleichm\u00e4fsige Zellenmembran auf die angef\u00fchrte W eise gebildet wurde, und ich habe schon in meiner Phytotomie (p. 268) die Beobachtung bekannt gemacht, dafs in krankhaften F\u00e4llen auch die wirklichen Spiralr\u00f6hren zu gleichm\u00e4fsigen Zellenw\u00e4nden verwachsen k\u00f6nnen. Ich beobachtete n\u00e4mlich einen Faulbaum (Prunus Padus), dessen Stamm, nachdem er schon eine lange Zeit hindurch krank gewesen, vom Winde umgeworfen worden war. Das Holz zeigte dieselbe krankhafte Ver\u00e4nderung, welche wir unter dem Namen des trockenen Krebses zu kennen pflegen; ich untersuchte grofse St\u00fccken dieses Stammes und fand in Hunderten von Schnittten durchaus keine Spur von Spiralr\u00f6hren. Auf Vertikal-Schnitten fand ich hin und wieder gr\u00f6fsere L\u00f6cher, welche ich, durch Vergleichung mit dem Baue des gesunden Holzes eben desselben Baumes, f\u00fcr die Durchschnitte der punktirten gro-fsen Spiralr\u00f6hren halten mufste; ich f\u00fchrte nun die Horizontalschnitte unmittelbar auf die W\u00e4nde dieser grofsen R\u00f6hren und nun beobachtete ich, dafs sie zu gleichm\u00e4fsigen Zellenmembranen verwachsen waren, und wie langgestreckte, cylindrisehe Zellen erschienen.\nDas Aneinanderreihen organischer Partikelchen kann so innig und so genau erfolgen, dafs keine Spur von dem Zusammenwachsen derselben \u00fcbrig bleibt, und so sehen wir denn, wie selbst eine zarte Zellenmembran der Pflanze, wo alles Wachsthum durch Juxtapositio vor sich geht, als eine ganz gleichm\u00e4fsige Membran erscheint, obgleich sie einmal aus feinen Spiralfasern und diese wieder aus kleinen, der Linie nach aneinandergereihten Partikelchen besteht. Aber eben dasselbe ist auch in der anorganischen Welt zu verfolgen. Die rhombo\u00e4drischen Krystalle von kohlensauerem Kalke, welche sich auf den Schl\u00e4uchen der Charen bilden, lagern sich in grofser An-","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"121\nzahl zu einer gleichm\u00e4fsigen Masse aneinander, deren Zusammensetzung sp\u00e4ter nicht mehr zu bemerken ist.\nDie Form der Spiralfaser, welche die Spiralr\u00f6hre bildet, ist von verschiedenen Phytotomen sehr verschieden angegeben worden. Malpighi erkl\u00e4rte die Spiralfaser f\u00fcr ein schmales Band, w\u00e4hrend sie Grew f\u00fcr v\u00f6llig runde Fiber ansah, doch wufste Letzterer schon, dafs die Spiralfaser auch als ein schmales Band auftrete, welches aus vielen feinen und v\u00f6llig runden Fibern zusammengesetzt sei, eine Beobachtung, auf die wir sp\u00e4ter noch mehrmals zuriickkommen werden. Hedwig*), der zu seiner Zeit ein sehr ber\u00fchmter Beobachter war, glaubte bemerkt zu haben, dafs die Spiralfaser hohl sei, und dafs sie daher zur F\u00fchrung von Fl\u00fcssigkeiten bestimmt, w\u00e4hrend die R\u00f6hre, welche durch die Windungen der Spiralfaser gebildet wird, nur mit Luft gef\u00fcllt sei, ja bei der k\u00fcnstlichen Anf\u00fcllung der Spiralr\u00f6hren mit gef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeiten, sei es eben nur die Faser, welche damit gef\u00fcllt werden sollte. IIedwig\u2019s Ansicht \u00fcber den Bau der Spiralfaser und \u00fcber die zusammengesetzte Function der Spiralr\u00f6hren fand jedoch nur wenig Beifall, ja sie wurde von Bern-hardi, Rudolphi, Mirbel, Sprengel und A. m. durch wahrhaft schlagende Gr\u00fcnde und Beobachtungen widerlegt. Herr Link**) hielt die Spiralfaser f\u00fcr ein sohmales Band, welches auf der inneren Fl\u00e4che concav und auf der \u00e4u-fseren convex ist, doch sp\u00e4ter***) erkl\u00e4rte er mit Hedwig die Spiralfaser f\u00fcr eine hohle R\u00f6hre, und dieser Ansicht ist Herr Link j-) noch gegenw\u00e4rtig, denn er sagt; \u201eIch halte die Spiralfaser f\u00fcr hohl, wegen einiger, wie es scheint, angeschwollenen Stellen, dann auch wegen des Aussehens, da, wo sie \u00e4stig wird, doch will ich die Meinung Niemanden aufdringen.\u201c Ganz die alte Hedwigsche Ansicht\n*) De febr, anim. et veget. ortu. pag. 19 et Fund. hist. nat. muss, frond. I. pag. 53,\n**) Grundl. pag. 46 und Nachtr\u00e4ge, p. 10.\n\u00a5\u00a5\u00a5) Eleraenta philos. botan, p. 92.\n*J*) Elementa pbiL bot. Ed. alt. I. p. 159.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\n\u00fcber den Bau und die Function der Spiralr\u00f6hre finden wir wieder in einem Werke von Viviani *) wiederholt undvertheidigt. Rudolphi **) hielt die Spiralfaser f\u00fcr solide und von flachrunder Form, und Herr Kieser ***) erkl\u00e4rte sie in den meisten F\u00e4llen f\u00fcr rund; er macht aber auch auf die bandf\u00f6rmigen Spiralfasern bei Arundo Donax aufmerksam. Andere Beobachter geben noch die Spiralfaser als vier- ... eckig aus. Wenn man indessen die Spiralfasern einer grofsen Anzahl von verschiedenartigen Pflanzen bei hinreichend starker Vergr\u00f6fserung betrachtet, so wird man nicht nur fast alle die vorhin angegebenen Formen wie-derfinden, sondern man wird sich \u00fcberzeugen, dafs die Spiralfaser noch viel verschiedenartiger gebauet ist. Sehr zarte Fasern sind meistens rund; weniger zarte Fasern sind mehr flachrund, wie es Rudolphi angab, aber viereckig ist die Spiralfaser ganz aufserordentlich h\u00e4ufig, und bald ist dieser Viereck auf dem Querschnitte der Faser ganz gleichseitig, oder es ist mehr oder weniger parallele-pipedisch, so dafs die Faser zuletzt in die vollkommene Bandform \u00fcbergeht, und diese letztere Form kommt besonders bei grofsen Monocotyledonen, als in grofsen Gr\u00e4sern und in Rohrpalmen vor. Zuweilen ist die Spiralfaser zwar bandf\u00f6rmig, aber sie liegt mit ihrer schmalen Seite an der umschliefsenden Haut, wie man dieses so * besonders sch\u00f6n in den grofsen, tonnenf\u00f6rmig eingesclm\u00fcr-ten Spiralr\u00f6hren sehen kann, welche im Cactus cylindricus Vorkommen. Hier kann man sehr deutlich sehen, dafs diese Fasern nicht hohl sind; und hierin wird man noch siche- 1 rer, wenn die Faser vorher durch Jodine gelblich gef\u00e4rbt wird, denn man beobachtet hier statt der erwarteten H\u00f6hlung eine Zusammensetzung aus concentrischen Schichten.\nIn anderen F\u00e4llen zeigt die Spiralfaser eine aufser- \u2018 ordentliche Dicke, ist aber\u2019an ihren zwei freiliegenden Kanten\n*) Sulla struttura etc. p. 126 \u2014131.\n**) Anatomie der Pflanzen, p. 195.\n***) Phyton, pag. 109.,","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"123\nabgerundet; auf dem Querschnitte erkennt man dann in der durchschnittenen Faser die H\u00e4lfte einer der L\u00e4nge nach gespaltenen Ellipse, welche mit der breiten Spaltungsfl\u00e4che der \u00e4ufseren umschliefsenden Spiralr\u00f6hrenhaut ansitzt. In diesen letzten F\u00e4llen bieten selbst Querschnitte, durch die Spiralfaser gef\u00fchrt, so grofse Fl\u00e4chen dar, dafs man bei Sund 900 maliger Vergr\u00f6fserung auf das deutlichste sehen kann, wie die Faser durch und durch aus fester Substanz besteht, welche gleichfalls durch schichtenf\u00f6rmige Anlagerung wie die Zellenwand w\u00e4chst und also keine H\u00f6hle enth\u00e4lt. Dieser Ansicht ist auch Herr Mold und andere neuere Phvtotomen, welche einstimmig der Spiralfaser die H\u00f6hle absprechen, und Beobachtungen und Abbildungen der Art, wie sie neuerlichst durch M. Girou de Buzarein-gues*) bekannt gemacht worden sind, k\u00f6nnen nicht gegen dieses Resultat der genauesten Beobachtungen auftreten.\nWohl aber bemerkt man, und ganz besonders bei den mehr breiteren Spiralfasern, dafs dieselben an ihren R\u00e4ndern einen etwas lichteren Saum zeigen, woraus man auf eine Verschiedenheit in der Dichtigkeit der Substanz schlie-fsen k\u00f6nnte, welche die Faser zusammensetzt, und ganz neuerlich hat Herr Mohl **) die Beobachtung bekannt gemacht, dafs man auf scheibenf\u00f6rmigen Querschnitten der Spiralfaser sehr bestimmt sehe, dafs die Spiralfaser aus zwei verschiedenen Schichten bestehe, gleichsam aus einem Mittelstrange und aus einer Scheide. Ich habe dergleichen Querschnitte an Spiralfasern ebenfalls beobachtet, und ebenfalls an ihnen einen lichten Rand bemerkt, doch derselbe fehlt ganz bestimmt an der \u00e4ufseren Fl\u00e4che der Spiralfaser, mit welcher sich dieselbe an die umschliefsende Spiralr\u00f6hremMembran anlegt. Etwas mehr kann man zuweilen an den grofsen und breiten Spiralfasern beobachten, welche in den Zellen der Orchideen Vorkommen und\n*) Sur la distribution et le mouvement des fluides dans les plantes \u2014 An. des sciens. nat. 1837. I. p. 227.\nPflanzen-Substanz u, s. w. pag. 29.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nich glaube, dafs gegenw\u00e4rtig Niemand den Einwand machen wird, dals diese Fasern etwas ganz Anderes, als die Fasern der wirklichen Spiralr\u00f6hren w\u00e4ren. Die Spiralfasern in den Zellen von Oncidium maximum, wozu eine Abbildung in Fig. 8. Tab. IV. befindlich ist, zeigen einen gegliederten Bau, und aufserdem bemerkt man an ihnen jenen lichten Rand, von welchem vorher die Rede war, ganz aufseror-dentlich deutlich; auch die einzelnen kleinenHervorragun-gen, welche sich \u00fcber den Rand der Faser erheben, gerade an der Stelle der Gliederung sind besonders beachtungs-wertli, doch von einer H\u00f6hle im Inneren der Faser ist auch hier nichts zu beobachten.\nDas Vorkommen eines Randes bei der Spiralfaser ist in vielen F\u00e4llen sehr deutlich zu beobachten, sowohl mit vollkommen achromatischen Gl\u00e4sern, als auch mit weniger guten Instrumenten, und es ist derselbe keineswegs als ein optisches Ph\u00e4nomen zu betrachten, wie Herr Valentin meint. In den meisten F\u00e4llen scheint mir jedoch ein solcher Rand nicht sichtbar zu sein, doch erkennt man sehr deutlich verschiedene Schichten, woraus die Faser, wenn sie besonders dick erscheint, zusammengesetzt ist. In der schmalen aber sehr dicken Spiralfaser aus Cactus cylin-dricus sind die concentrischen Schieliten, woraus die Ringe bestehen, wenigstens bei 1000 und 2000 maliger Vergr\u00f6-fserung sehr gut zu sehen.\nDie Faser, welche die Spiralr\u00f6hre bildet, ist entweder einfach oder es sind mehrere, welche parallel neben einander liegen und sich gemeinschaftlich, gleich einem breiten zusammengesetzten Bande, spiralf\u00f6rmig um einen r\u00f6hrenf\u00f6rmigen Raum winden. Letzteres ist es, was Grew unter der Zusammensetzung der Spiralfasern verstand. Herr Link*) meint, da in der jungen Pflanze die Faser der Spiralr\u00f6hre fast immer einfach ist, und da sie in der erwachsenen Pflanze und ihren Theilen vielfach wird, dafs diese mehrfachen Fasern immer durch Theilung der einfachen\n*) Elem, philos. bot. Edit. alt. I. p. 165.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"125\nentstehen, und Herr Link nennt dergleichen Spiralr\u00f6hren: vielfache Spiroiden. Dieser gegebenen Erkl\u00e4rung \u00fcber die Entstehung der mehrfachen Spiralfasern mufs ich nicht nur beistimmen, sondern ich habe dieselbe durch Beobachtung wirklich verfolgen k\u00f6nnen. Da es nun nicht so leicht ist, die Querschnitte so genau auf das Ende oder auf den Anfang der Spiralr\u00f6hre zu f\u00fchren, wie es wohl n\u00f6thig w\u00e4re um den Anfang der Fasern zu beobachten, so habe ich dieses meistens durch Querschnitte kennen zu lernen gesucht, welche in vertikaler Richtung (auf die Achse der Pflanze) die Basen der Spiralfaser-Zellen blofs legten, und ich habe hierzu in Fig. 20. Tab. III. eine kleine Abbildung aus einem Blatte von Pleurothallis ruscifolia gegeben. Hier sieht man sehr deutlich, wie durch Theilung immer mehr und mehr Fasern entstehen.\nDie Zahl der Fasern, welche vielfache Spiralr\u00f6hren darstellen, ist nicht nur in verschiedenen Pflanzen, sondern auch in einem und demselben Theile einer Pflanze, oft in dicht neben einander liegenden Spiralr\u00f6hren gar sehr verschieden; man hat, wie z. B. die Herren Mirbel, Sprengel, Bernhardi u. A. m. die Zahl der Spiralfasern gez\u00e4hlt; so haben Herr Kieser und Link 9, 12 bis 15 Fasern in einer Spiralr\u00f6hre gez\u00e4hlt, ja De la Chesnaye hat deren 22 in den Spiralr\u00f6hren derMusa paradisiaca beobachtet, und ich habe noch einige mehr darin gez\u00e4hlt, doch war die Zahl derselben bei neben einanderliegenden R\u00f6hren sehr verschieden. Ganz dasselbe ist denn auch bei den Spiralfaser-Zellen zu beobachten, wie man dieses durch Vergleichung der Figuren auf Tab. IV. mit den Abbildungen der Spiralr\u00f6hren aus derMusa in Fig. 9. und 10. ebendaselbst ersehen kann. Spiralr\u00f6hren, welche durch eine einfache Spiralfaser gebildet werden, erkennt man schon daran, dafs die Windungen derselben ganz horizontal verlaufen. Winden sich aber mehrere Fasern parallel neben einander, so nehmen die Windungen eine schr\u00e4ge Richtung an, welche immer bedeutender und bedeutender wird, je gr\u00f6fser die Zahl der Fasern ist. In den Spiralr\u00f6hren aus der Musa","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nparadisiaca, kann man die Zahl der Spiralfasern nicht mehr so leicht angeben, da hier die R\u00f6hren so grofs sind, dafs man die hintere Wand derselben nur durch Ver\u00e4nderung des Fokus erblicken kann. Bei der Abbildung der Spiralr\u00f6hre aus der Musa von Fig 9. Tab. III. ist dieses nach einer sehr starken Vergr\u00f6fserung deutlich dargestellt. Doch, wie ich schon vorher bemerkt habe, so sind nicht \u2019 alle Spiralr\u00f6hren in einer und derselben Pflanze durch eine gleiche Anzahl von Spiralfasern gebildet.\nUeber die Richtung, in welcher sich die Spiralfaser bei der Bildung der H\u00e4ute in den Pflanzen windet, herrscht noch heutigen Tages eine sehr grofse Meinungs-Verschiedenheit. Nach Grew\u2019s Angabe soll sich die Spiralfaser in dem Stamme der Pflanzen mit dem Laufe der Sonne winden, d. h. sie solle sich von Osten durch S\u00fcden nach Westen drehen; dagegen soll in der Wurzel der Pflanzen die Faser dem Laufe der Sonne entgegen gewunden sein. Herr Link*) hat dagegen beobachtet, dafs sich die Fasern in einem und demselben B\u00fcndel bald rechts, bald links drehen k\u00f6nnen, und auch Herr Kieser**) hat beobachtet, dafs die Richtung der Spiralfaser von der Rechten zur Linken eben so h\u00e4ufig, als die von der Linken zur Rechten vorkomme. Ich glaubte in meiner Phytotomie (v. 241) nicht bestimmt \u00fcber diesen Gegenstand, der aufserordentlich schwierig ist, urtheilen zu k\u00f6nnen, doch schien es mir, dafs die Spiralfaser nur rechts gewunden vorkomme ; Herr Slack glaubt gerade das Gegentheil beobachtet zu haben, dafs sich n\u00e4mlich die Faser nur links drehe, und Grew\u2019s * haupts\u00e4chlichste Verehrer stimmen wieder der Grew\u2019schen Ansicht bei. Indessen die Beobachtungen der Herren Link und Kieser sind ganz richtig, und ich habe mich gegenw\u00e4rtig in verschiedenen F\u00e4llen sehr wohl \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, dafs in nebeneinanderliegenden Spiralr\u00f6hren so wie\n\u00a5) Grundlehren etc. p. 52 und neue Ausgabe der Phil. Bot. I. p. 167.\n**) Phyton, p. 112.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"127\nin nebeneinanderliegenden Spiralfaser-Zellen die Richtung der Faser gerade entgegengesetzt ist. Um aber die Richtung der Faser angeben zu k\u00f6nnen, mufs man den Anfang oder das Ende der Spiralfaser genau kennen, und man mufs sich in die H\u00f6hle der Spiralr\u00f6hren hineindenken, denn sonst sind alle die Bestimmungen nur fiir die vorliegende Richtung des Organes g\u00fcltig, dreht mandas Objekt um, so wird man gerade das Gegentheil beobachten, und wie schwer es ist, bei der Beobachtung mit dem Compositum, zu wissen, welche Fl\u00e4che oben oder unten, welches Ende vorn oder hinten ist, das ist jedem Beobachter bekannt.\nZieht man die Windungen einer unverwachsenen Spiralr\u00f6hre auseinander und l\u00e4fst man dann die ziehende Gewalt nach, so tritt die Spiralfaser mehr oder weniger in ihre fr\u00fchere Lage zur\u00fcck, doch gelingt dieses niemals ganz vollkommen. Man kann dieses mit blofsem Auge beobachten ; man zerbreche nur einen Blatt- oder Blumenstiel von Sambucus nigra, einen Theil von einer Pisang-Pflanze oder von einem gew\u00f6hnlichen Liliengew\u00e4chse u. s. w. und ziehe die Bruchenden langsam auseinander, so wird man sehen, dafs die Fasern von vielen Spiralr\u00f6hren nicht zerrissen sind, dafs sie sich aber aus ihrer fr\u00fcheren R\u00f6hre abrollen und dafs sie so stark sind, dafs man ein mehr oder weniger grofses St\u00fcck des abgebrochenen Theiles daran h\u00e4ngen lassen kann. So viel mir bekannt ist, so zeigt kein anderer Pflanzentheil eine so grofse Anzahl von Spiralr\u00f6hren, welche sich s\u00e4mmtlich abrollen, wenn man denselben zerbricht, als der Frucht- oder Bliithenschaft der Pisang-Pflanze; hier sind die einzelnen Fasern \u00fcberdiefs sehr breit und noch dazu zu 12 \u2014 20 und noch mehr zu einem spiralf\u00f6rmigen Bande vereinigt, wodurch die sich abrollende Masse sehr bedeutend wird. Ja man hat aus diesem Grunde selbst vermuthet, dafs die feinen Fasern, welche man aus der Pisang-Pflanze bereitet, vielleicht gerade die Spiralfasern wT\u00e4ren, was aber nicht der Fall ist. Die Spiralfasern der Musa verfaulen eben so schnell, als die","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nW\u00e4nde der Parenchym-Zellen und in getrocknetem Zustande sind sie \u00fcberaus zart und reifsen sehr leicht.\nMit vorschreitendem Alter pflegt die Spiralfaser in -den meisten F\u00e4llen mit der sie einschliefsenden Membran zu verwachsen, und dann l\u00e4fst sie sich nur schwer, ja \u00f6fters gar nicht mehr abrollen. Dergleichen Spiralr\u00f6hren nennt man unabrollbare Spiralr\u00f6hren, im Gegens\u00e4tze zu den abrollbaren. Bei den Dicotyledonen pflegen die * Spiralr\u00f6hren nur in der fr\u00fchesten Zeit abrollbar zu sein, doch treten in den appendikul\u00e4ren Theilen dieser Pflanzen, welche sich j\u00e4hrlich erneuern, immer wieder abrollbare Spiralr\u00f6hren auf, und in einersehr grofsen Anzahl saftiger Mono-cotyledonen und Dicotyledonen findet man zu jeder Lebens-Periode eine sehr grofse Anzahl von abrollbaren Spiralr\u00f6hren; ja abrollbare und unabrollbare liegen sehr oft dicht neben einander. In den verholzten Spiralr\u00f6hren- * B\u00fcndeln ist es sehr selten, abrollbare Spiralr\u00f6hren zu finden, und in der grofsen Familie der Gr\u00e4ser pflegen die verwachsenen Spiralr\u00f6hren sehr allgemein zu sein und zwar schon in der fr\u00fchesten Jugend. Dergleichen abrollbare Spiralr\u00f6hren begreift Herr Link unter den echten Spiroiden.\nEine grofse Mannigfaltigkeit bieten die einfachen Spiralr\u00f6hren in Hinsicht der Dichtigkeit der Windungen dar, | welche die Spiralfaser darstellt. Im Allgemeinen sind die Windungen der Faser dicht aufeinander liegend und dann sind sie selbst im Stande die R\u00f6hre zu schliefsen, obgleich keine weitere Verwachsung der aufeinanderliegenden Win- s d\u00fcngen dabei vorkommt, sondern es verh\u00e4lt sich hier ungef\u00e4hr in der Art, wie bei der Bildung der Zellenmembran in dem Parenchym der Stelis (S. pag. IS.) nachgewiesen wurde. Dergleichen Spiralr\u00f6hren nennt man dichte Spiralr\u00f6hren, im Gegens\u00e4tze zu den weitl\u00e4uftigen, bei welchen die einzelnen Windungen der Spiralfasern mehr oder weniger weit aus einander stehen. Ueber die Entfernung der Spiralfaser-Windungen l\u00e4fst sich nichts Allgemeines sagen; dieselbe ist nicht nur an Spiralr\u00f6hren ver-","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"129\nschiedener Pflanzen verschieden, sondern auch in Spiralr\u00f6hren einer und derselben Pflanze; ja selbst von solchen Spiralr\u00f6hren, welche in einem und demselben B\u00fcndel, dicht neben einander liegen, ist die Entfernung der Windungen gar sehr verschieden, und wie aufserordentlich grofs diese Verschiedenheiten sein k\u00f6nnen, das wird man schon an den Abbildungen der Spiralr\u00f6hren aus der Musa paradisiaca in den Fig. 9 \u201412 Tab. IV. sehen k\u00f6nnen.\nBei allen dichtgewundenen Spiralr\u00f6hren ist keine Spur * einer umschliefsenden \u00e4ufseren Membran zu bemerken, und zieht man die Faser der R\u00f6hre auseinander, so wird man an den R\u00e4ndern der Fasern ebenfalls keine Spur einer zerrissenen Membran beobachten. Aus diesen Beobachtun-| gen folgert man, dafs dergleichen Spiralr\u00f6hren mit keiner \u00e4ufseren Membran umschlossen sind, was auch ganz richtig sein kann, obgleich keinesweges als erwiesen anzusehen, denn die umschliefsende Membran ist selbst in denjenigen F\u00e4llen, wo sie deutlich sichtbar ist, nur bei sehr starken Vergr\u00f6fserungen und oft auch nur durch F\u00e4rbung derselben zu erkennen. Bei der weitl\u00e4uftig gewundenen Spiralr\u00f6hre tritt dagegen die \u00e4ufsere, umh\u00fcllende Membran mehr oder i weniger deutlich auf, und zwar um so deutlicher, je entfernter die Windungen der Faser von einander abstehen, ja noch deutlicher ist dieselbe in solchen F\u00e4llen zu erkennen, wo dergleichen Spiralr\u00f6hren hie und da zusammengeschn\u00fcrt erscheinen, indem man hier, durch den schregen Lauf, die Membran der Spiralr\u00f6hre deutlich an der, in gerader Richtung verlaufenden angrenzenden Zellenmembran unterscheiden kann.\nUeber den Bau der Spiralr\u00f6hre, wie wir denselben in dem vorhergehenden Abschnitte auseinander gesetzt haben, sind indessen die Pflanzen-Anatomen, seit\u2018den fr\u00fchesten Zeiten sehr verschiedener Ansichten gewesen, welche indessen gegenw\u00e4rtig fast g\u00e4nzlich verschwunden sind.\n\u25a0 Die fr\u00fcheren Ansichten findet man in meiner Phytotomie pag. 228 nachgewiesen.\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nErst in neuerer Zeit erkl\u00e4rte sich Herr Link*) f\u00fcr das Dasein der umschliefsenden Membran, welche er zuerst, und zwar ganz unumst\u00f6fslich bei den sogenannten netz- oder fensterf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren beobachtet hatte. Um so mehr mufs man sich wundern, dafs Herr L. Treviranus **) in der neuesten Zeit seine fr\u00fchere Ansicht ge\u00e4ndert hat, und das Dasein einer besonderen Haut, welche die Spiralr\u00f6hre der Faser umschliefst, verneint. Gegenw\u00e4rtig m\u00fcssen indessen solche Widerspr\u00fcche ganz beseitigt werden, denn bei hinreichend starker \\ ergr\u00f6fse-rung ist diese umschliefsende Haut ganz deutlich zu sehen, und auch Herr Mold ist gegenw\u00e4rtig mit mir \u00fcber diesen Gegenstand einer Meinung.\nDie Gr\u00f6fse der Spiralr\u00f6hren ist sehr verschieden, in der juligen Pflanze sind sie sehr klein, oft kaum zu bemerken, selbst bei starken Vergr\u00f6fserungen; mit dem Alter der Pflanzen werden sie dagegen gr\u00f6fser, so dafs sie zuweilen, wie z. B. auf dem Querschnitte im erwachsenen Kiir-bisstengel und im spanischen Rohre schon mit blofsem Auge zu erkennen sind. Die Spiralr\u00f6hren sind indessen in einer und derselben Pflanze nicht von gleicher Gr\u00f6fse, die eine Spiralr\u00f6hre ist zuweilen 6, 7 und 8 mal gr\u00f6fser, als eine dicht daneben liegende; eine Erscheinung, welche besonders h\u00e4ufig bei grofsen Monocotyledonen und bei saftigen Dicotyledonen vorkommt. Die Gr\u00f6fse der Spiralr\u00f6hren ist selbst in den verschiedenen Organen einer und derselben Pflanze verschieden; am gr\u00f6fsten werden die Spiralr\u00f6hren im Stengel, kleiner sind sie dagegen in der Wurzel und in den Bl\u00e4ttern; an kleinsten sind sie in den Blumenbl\u00e4ttern und in den Geschlechtstheilen. Selbst in Fr\u00fcchten, welche eine ungeheuere Gr\u00f6fse erreichen, wie die der Riesen-K\u00fcrbisse, (welche oft 2 bis 3 Centner schwer werden) sind die Spiralr\u00f6hren immer nur sehr klein.\n\u00a5) Philos. Bot. p. 92 und Ed. alt. pag. 159.\n**) Physiologie der Gew\u00e4chse. !. p. 91.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\nIm Allgemeinen erreichen die Spiralr\u00f6hren in succu-lenten Pflanzen die bedeutendste Gr\u00f6fse; die der Musaceen und einiger anderer Monocotyledonen sind besonders ausgezeichnet durch ihre Gr\u00f6fse- Dagegen haben Pflanzen mit trockenerem und festerem Gewebe viel kleinere Spi-\u25a0 ralr\u00f6hren; die kleinsten sind aber, nach Herr Link\u2019s Beobachtung, nicht nur in den trockensten Gew\u00e4chsen, sondern auch in einigen Wasserpflanzen, z. B. in Potamogeton, Hydrocharis, Azolla u. s. w. Einige Arten der Gattung * Potamogeton haben etwas gr\u00f6fsere Spiralr\u00f6hren, welche dann leicht zu finden sind, war end sie in anderen Arten so klein sind, dafs sie oftmals \u00fcbersehen wurden.\nDie Spiralr\u00f6hren verlaufen eigentlich immer in der [ L\u00e4ngenachse der Pflanze, und weichen sie von dieser Richtung ab, so pflegt es nur zu geschehen, um sich mit einander scheinbar zu verzweigen, oder zu einem neuent-stehenden Theile der Pflanze \u00fcberzugehen; nur in sehr seltenen F\u00e4llen verlaufen die Spiralr\u00f6hren auch in horizontaler Richtung, und dieses geschieht bei ihrem Verlaufe durch die Querw\u00e4nde der L\u00fccken und Luftkan\u00e4le, die aus sternf\u00f6rmigen Zellengewebe bestehen. Hier kommt es f nicht selten vor, dafs eine einzelne Spiralr\u00f6hre zwischen den sternf\u00f6rmigen Zellen jener einfachen Wand durchl\u00e4uft; die der R\u00f6hre zun\u00e4chst liegenden Zellen sind dann s\u00e4ulenf\u00f6rmig, und an diese schliefsen sich erst die sternf\u00f6rmigen Zellen. Das Auffallendste hierbei ist aber, dafs die Spiralr\u00f6hre, welche durch eine solche Querwand verl\u00e4uft, nach beiden Seiten hin, mit welchen sie in die beiden Lufth\u00f6hlen hineinragt, ganz frei liegt. Es ist dann \u25ba eine einfache, etwas weitl\u00e4uftig gewundene Spiralr\u00f6hre, deren \u00e4ufsere Membran sehr deutlich zu sehen ist. Es m\u00f6chte dieses der einzige bekannte Fall sein, wo die Spiralr\u00f6hre so frei der Luft ausgesetzt liegt, denn in allen \u00fcbrigen F\u00e4llen liegen die Spiralr\u00f6hren im Inneren der Zellenmasse, und sind rund herum mit Zellen dicht umschlossen, so dafs oft nicht einmal Intercellularg\u00e4nge daneben auftreten. Hierbei ist allerdings noch auf Zea Mays auf-\n9 *","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nmerksam zu machen, wo in dem Inneren der einzelnen Holzbiindel des Stengels jene langen Luftkan\u00e4le oder L\u00fccken auftreten, von denen sp\u00e4ter die Rede sein wird ; man findet hier sehr gew\u00f6hnlich, dafs sich diese Lufth\u00f6hle soweit ausgedehnt hat, dafs die eine der Spiralr\u00f6hren ganz frei in die Wand der H\u00f6hle hineinragt.\nDie Spiralr\u00f6hren sind im Allgemeinen cylinderisch geformt, und zeigen daher auf den Querschnitten kreisrunde Figuren, nur selten weichen sie von dieser Form ab und dieses geschieht nur dann, wenn mehrere Spiralr\u00f6hren unmittelbar neben einander liegen. Zuweilen, wenn z. B. 2 oder 3 Spiralr\u00f6hren neben einander stehen, wachsen diese in der Art zusammen, dafs sie im Ganzen einen cylinderisch geformten Strang bilden. Wenn aber die Spiralr\u00f6hren in so grofser Menge neben einander auftreten, wie dieses in den Holzb\u00fcndeln des Farrnstammes der Fall ist, wozu wir auf die Abbildungen dieses Gegenstan-standes verweisen, welche Herr Mold*) und ich selbst in meiner Harlemer Schrift **) mitgetheilt haben, so zeigen sie auf den Querschnitten oft sehr regelm\u00e4fsige, vielseitige Figuren, wie wenn es durchschnittene gew\u00f6hnliche Zellen w\u00e4ren.\nWenn die Spiralr\u00f6hren von der Spitze der Wurzel bis zu den \u00e4ufsersten Enden der Pflanze verliefen, so w\u00fcrden sie Cylinder darstellen, deren Enden mehr oder weniger kegelf\u00f6rmig zugespitzt w\u00e4ren, doch dieses ist nicht der F all, denn die Spiralr\u00f6hren sind gegliedert, bald mehr bald weniger, d. h. sie sind aus einzelnen kleineren Schl\u00e4uchen, welche die Glieder derselben bilden zusammengesetzt. Die Glieder der Spiralr\u00f6hren sind in einer und derselben Pflanze nicht von bestimmter L\u00e4nge; in den verschiedenen Tliei-len derselben sind sie verschieden lang. In einigen Pflanzen kommt die Gliederung sehr h\u00e4ufig vor, in anderen dagegen ist die Gliederung der Spiralr\u00f6hre nur sehr selten\n*) De struct, filic. etc.\n**) Tab. VIL, A. und B,","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"133\nund zuweilen werden diese Glieder der R\u00f6hre so kurz, dafs sie sich von den angrenzenden Zellen nur wenig unterscheiden, und hier ist die Verwandtschaft zwischen Zellen und Spiralr\u00f6hren, welche wir im Verlaufe dieses Buches schon so oft angedeutet haben, ganz klar vor Augen liegend. Diese Gliederung ist in der That schon bei der ersten Bildung der Spiralr\u00f6hre zu beobachten, und ist also nicht etwa eine blofse Folge der sp\u00e4teren Ausdehnung der Spiralr\u00f6hre.\nt Die Glieder der Spiralr\u00f6hre legen sich theils mit horizontal abgestumpften Enden, theils mit schief abgestutzten Enden, nach Art der Prosenchym-Zellen auf einander. Geschichtlich ist zu bemerken, dafs Herr Treviranus*) j eigentlich zuerst etwas Bestimmtes \u00fcber die Gliederung der Spiralr\u00f6hren sagte, jedoch bezweifelte er dieselbe. Die Herren Link**) und Schultz***) lehrten dagegen die Gliederung der Spiralr\u00f6hren ganz entschieden, und bei manchen Pflanzen ist auch nichts leichter als dieses zu beobachten. Die H\u00f6hlung der Spiralr\u00f6hre wird durch die Gliederung derselben nicht unterbrochen, sondern sie steht in allen ihren Theilen in offener Communication, wenn = nicht etwa die Enden der Glieder ganz auseinanderstehen, was zuweilen vorkommt und vielleicht sogar nur in zuf\u00e4lligen Ursachen seinen Grund hat. Es liegt in der Natur der Sache, dafs es nur sehr selten gelingt, die Querw\u00e4nde zu beobachten, welche zwischen den Enden der Spiralr\u00f6hren-Glieder gelagert sind, wenn man aber, durch einen gl\u00fccklich gef\u00fchrten Schnitt, eine solche Querwand zur Ansicht erh\u00e4lt, so wird man in derselben mehr oder , weniger breite T\u00fcpfel und Spalten beobachten, welche offenbar als Mittel zur offenen Communication zwischen den verschiedenen Gliedern der Spiralr\u00f6hren dienen. Die Bildung dieser offenen Communication, scheint aber mit\n*) Vom inneren Bau der Gew\u00e4chse p. 45.\n**) Elementa philos. bot. p. 93.\n\u00a5\u00a5\u00a5) Die Natur der lebenden Pflanze, pag. 427\u201428.","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\ndem Bildungsakte der R\u00f6hre selbst im innigsten Zusammenh\u00e4nge zu stehen, auch ist sie leicht erkl\u00e4rlich, wenn man annimmt, dafs, gleich bei der Bildung der umschliefsen- ~ den Haut der Spiralr\u00f6hre, die offene Communication durch den aufsteigenden Saftstrom dargestellt wurde, und dieses konnte stattfinden, selbst zwischen den, nur etwas von einandergeschobenen Windungen der Spiralfaser.\nWenn man die Spiralr\u00f6hren aus einem sehr alten Gliede eines Stammes von Cactus truncatus durch Maceration trennt, so kann man an denselben sehr wohl beobachten, dafs die offene Communication zwischen den schief aufeinanderliegenden Gliedern durch runde oder elliptische Oeffnungen bewirkt wird.\nAuf diese Zusammensetung der Spiralr\u00f6hren aus aneinandergereiheten Gliedern, ist erst in neuerer Zeit aufmerksam gemacht worden, obgleich die kurzgegliederten ~ Spiralr\u00f6hren schon sehr fr\u00fch bekannt, nur nicht richtig gedeutet waren. Besondere Aufmerksamkeit erhielten die kurzgegliederten gestreiften, und die kurzgegliederten get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren ; sie wurden durch Herrn Mirbel*) rosenkranzf\u00f6rmige Gef\u00e4fse (vaisseaux en chapelet) genannt. Herr Bernhardi und Link nannten sie halsbandf\u00f6rmige K\u00f6rper; Herr Treviranus **) glaubte sie am besten mit dem Namen der wurmf\u00f6rmigen K\u00f6rper zu bezeichnen, \u00ce aber Herr Kieser nannte sie, im Allgemeinen Mirbel folgend, rosenkranzf\u00f6rmige Gef\u00e4fse, indem sich hier die einzelnen Glieder \u00e4hnlich aneinanderreihen sollen, wie die Glieder eines Rosenkranzes. Ich selbst habe statt aller * jener Benennungen f\u00fcr dergleichen Formen den Beinamen kurzgegliedert vorgeschlagen, denn hierin liegt eben das Wesentliche dieser Abweichung der Spiralr\u00f6hren von ihrem normalen Baue, und da bei allen Formen der Spi- * ralr\u00f6hren, bald hie bald dort dergleichen kurze Gliederung auftritt, so wird man sich \u00fcberzeugen, dafs man nicht\n*) Ann. d. Mus. T. V. p. 83. t. 8. etc.\n**) Vom inwend. Bau, etc, 69","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"135\nmit besonderen Gebilden zu thun hat. Wir haben demnach kurzgegliederte einfache Spiralr\u00f6hren, kurzgegliederte ringf\u00f6rmige Spiralr\u00f6hren, kurzgegliederte netzf\u00f6rmige Spiralr\u00f6hren, u. s. w., doch ist hiebei wohl zu bemerken, dafs in sehr vielen F\u00e4llen, wo man wirkliche Gliederung zu sehen glaubt, nichts Anderes, als blofse Einschn\u00fcrung stattfindet. Die Herren Link, Sprengel, Moldenhawer, Kieser und Andere mehr sind dar\u00fcber einig, dafs diejenigen Elementar-Organe, welche ich hier mit kurzgegliederten Spiral r\u00f6hren bezeichnet habe, gleichsam aus Spiralr\u00f6hren entstehen; die Herren Mirbel und Treviranus dagegen, sprachen die Meinung aus, dafs die wurmf\u00f6rmi-gen K\u00f6rper aus Zellen hervorgerufen w\u00fcrden, und dafs sich dann aus diesen die einfachen Spiralr\u00f6hren bilden. Gegenw\u00e4rtig hat Herr Treviranus *) seine Meinung \u00fcber diesen Gegenstand ge\u00e4ndert und ist meiner Ansicht gefolgt, welche ich in der Phytotomie ausgesprochen habe, dafs n\u00e4mlich diese kurze Gliederung bei allen Metamorphosen-Typen der Spiralr\u00f6hren Vorkommen k\u00f6nne. Es liefsen sich noch einige Botaniker nennen, welche selbst in neueren Schriften die Meinung ausgesprochen haben, dafs die einfachen Spiralr\u00f6hren aus get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren entstehen, und besonders soll die kurzgegliederte b oral dieser R\u00f6hren gleichsam der erste Anfang dieser Bildungen sein, doch solche Ansichten sind nicht aus wirklichen Beobachtungen hervorgegangen.\nDie kurzen Glieder der Spiralr\u00f6hren treten ganz besonders h\u00e4ufig in gewissen Theilen der Pflanze auf, wie z. B. in den Knoten, von wo aus die Ver\u00e4stelung und Verzweigung der Holzb\u00fcndel vor sich geht. Im Wurzelstock, im Fruchtknoten, im Nabelknoten, kurz in allen solchen Theilen, von wo aus neue Bildungen hervorgehen, sieht man die kurze Gliederung der Spiralr\u00f6hren mehr oder weniger allgemein; indessen es ist auch schon durch Herrn Kieser beobachtet worden, dafs die Spiralr\u00f6hren\n*) Physiologie der* Gew\u00e4chse. I. pag. 109.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nauch ohne Gliederung, ununterbrochen durch den Knoten verlaufen. Besonders bemerkenswerth m\u00f6chte es jedoch sein, dafs gewisse Pflanzen in allen ihren Tlieilen, mehr oder weniger h\u00e4ufig gegliederte und oft sogar sehr kurzgegliederte Spiralr\u00f6hren zeigen. Die Balsamine ist z. B. als solch eine Pflanze zu nennen, in deren Stengel man besonders sch\u00f6ne Gliederung sowohl bei den get\u00fcpfelten, als bei den netzf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren beobachten kann. Auch die Cactus-Gewachse zeigen aufserordentlich h\u00e4ufige Gliederung der Spiralr\u00f6hren, ja in den einzelnen Theilen des Stammes der Opuntien findet man so kurzgegliederte netzf\u00f6rmige und get\u00fcpfelte Spiralr\u00f6hren, dafs die einzelnen Glieder oft gerade die L\u00e4nge der angrenzenden Zellen zeigen. Im Fruchtknoten der Cactus-Gew\u00e4chse sind diese Gliederungen bei einfachen und bei metamorphosirten Spiralr\u00f6hren zu beobachten. Die auffallendste aller Formen von Spiralr\u00f6hren m\u00f6chte jedoch die der ringf\u00f6rmigen R\u00f6hren mit starken Einschn\u00fcrungen und h\u00e4ufiger Gliederung sein, welche im Cactus cylindricus ganz allgemein, jedoch zuweilen auch am Fruchtknoten anderer Cactus-Gew\u00e4chse Vorkommen. Es ist sehr auffallend, dafs auch im Cactus cylindricus diese ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren nicht immer in gleicher Anzahl auftreten; oft sind sie in dem Stamme einer solchen Pflanze nur sehr selten, in anderen F\u00e4llen dagegen sogar sehr h\u00e4ufig, und sie liegen alsdann rund herum um das kleine B\u00fcndel von einfachen Spiralr\u00f6hren. Will man diese Gebilde beobachten, so mufs man den Schnitt genau parallel dem Holzb\u00fcndel f\u00fchren.\nBei diesen Spiralr\u00f6hren sind die Einschn\u00fcrungen so stark, dafs die dazwischen liegenden Enden gleichsam ton-nenf\u00f6rmig angeschwollen sind, und hat man den Schnitt recht gut gef\u00fchrt, so wird man auf weite Strecken die regelm\u00e4fsigen Einschn\u00fcrungen und Anschwellungen abwechselnd sehen k\u00f6nnen. Hie und da wird man aber auch das Ende einer solchen R\u00f6hre und das Ansetzen eines neuen Gliedes beobachten. Und dieses scheint sich \u00fcberall zu wiederholen; Gliederung und starke Einschn\u00fcrung der","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"137\nSpiralr\u00f6hre liegen gewifs sehr oft neben einander, doch ist es nicht so leicht in allen vorliegenden F\u00e4llen das Eine oder das Andere zu erkennen, ja vielleicht entsteht zuweilen die Gliederung aus einer Einschn\u00fcrung.\nDie kurzgegliederten Spiralr\u00f6hren haben jedoch nicht mehr den geraden und regelm\u00e4fsigen Verlauf, welchen man bei den einfachen Spiralr\u00f6hren ganz allgemein beobachten kann, sondern die einzelnen Glieder dieser R\u00f6hren laufen bald rechts, bald links von der geraden Linie ab, ja sehr h\u00e4ufig sind sie bald nach der einen, bald nach der anderen Seite hin etwas gekr\u00fcmmt, wodurch man ihre Aehnlichkeit mit W\u00fcrmern erkennen wollte. In gewissen Pflanzentheiien, als in der Wurzel und im Fruchtknoten ist ein solcher geschl\u00e4ngelter Lauf der kurzgegliederten Spiralr\u00f6hren sehr gew\u00f6hnlich; besonders in sehr grofsen Wurzeln, welche durch die Gultur knollig geworden sind; hier glaubt man oftmals wirkliche Ver\u00e4stelung der R\u00f6hre zu beobachten, welche jedoch nur in der Anlagerung neuer Glieder bestehet.\nDie Spiralr\u00f6hren werden gr\u00f6fstentheils von Zellen umschlossen, und diese sind dann fast immer schmal und langgestreckt, nur dann, wenn die Spiralr\u00f6hren einzeln im Gewebe der Pflanze verlaufen, pflegen die der Spiralr\u00f6hre zun\u00e4chst liegenden Zellen nur wenig oder gar nicht ihre Form zu \u00e4nderen. Zuweilen liegen aber auch mehrere Spiralr\u00f6hren unmittelbar neben einander, und dann verlieren sie meistentheils ihre cylindrische Form und erhalten auf den Querschnitten das Ansehen von gew\u00f6hnlichen prismatischen Zellen. Zuweilen liegen sogar Lebenssaft-Gef\u00e4fse unmittelbar an den W\u00e4nden der Spiralr\u00f6hren. Im Holze der Dicotyledonen liegen gew\u00f6hnlich dicht um die Spiralr\u00f6hre kurze pleurenchymatische Zellen, w\u00e4hrend dieselben bei den Monocotyledonen zum langgestreckten s\u00e4ulenf\u00f6rmigen Parenchym geh\u00f6ren. Nur sehr selten verlaufen die Spiralr\u00f6bren einzeln im Gewebe der Pflanze, fast immer treten sie in gr\u00f6fserer Anzahl auf und bilden B\u00fcndel, Die Zahl der Spiralr\u00f6hren, welche in einen Biin-","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\ndel auftritt, ist nicht bestimmt; in den B\u00fcndeln der Dico-tyledonen pflegt sie jedoch gr\u00f6fser zu sein, als bei den Monocotyledonen, indessen in gr\u00f6fster Anzahl treten sie ~ im Inneren der Holzb\u00fcndel bei den baumartigen Farm auf, wo sie oft zu Tausend neben einander liegen und nur hie und da eine kleine Partie von Zellengewebe zwischen sich zu liegen haben. Die Spiralr\u00f6hren stehen aber in _ den B\u00fcndeln in einer gewissen Ordnung, welche sich zum Theil in allen gleichgeformten B\u00fcndeln einer und derselben Pflanze wiederholt, und bei den Monocotyledonen wie bei den Dicotyledonen ist diese Stellung ganz besonders characteristisch.\nUeber die Metamorphose der Spiralr \u00d6hren, wodurch der urspr\u00fcngliche Bau der W\u00e4nde der Spiralr\u00f6hren mannigfaltig ver\u00e4ndert wird.\nDie einfachen Spiralr\u00f6hren gehen mit vorschreiten-dem Alter vielfache Ver\u00e4nderungen ein; die Spiralfaser verw\u00e4chst mit der sie umschliefsenden Membran, oder sie zerreifst zuerst in ihre einzelnen Windungen, welche dann als geschlossene Ringe auftreten, und diese verwachsen dann mit der \u00e4ufseren Haut, welche die ganze Spiral r\u00f6hre einschliefst. Durch das Verwachsen der Spiralfaser unter | sich, gehen diese R\u00f6hren die mannigfaltigsten Formver\u00e4nderungen ein, was man bisher mit dem Namen der Metamorphose der Spiralr\u00f6hren bezeichnet hat.\nL\u00e4fst man Pflanzen-Saamen keimen und untersucht g man die junge Pflanze oft genug, um den Gang der Bildung der Spiralr\u00f6hre zu verfolgen, so findet man zuerst einfache Spiralr\u00f6hren, welche man an den Windungen der Faser erkennt, die man aber nicht leicht abrollen kann, sp\u00e4ter aber wird die Faser vollkommen ausgebildet und dann l\u00e4fst sie sich abrollen. Stehen die Windungen der Spiralfaser weit auseinander, so ist schon fr\u00fch die um-scl\u00fciefsende Membran zu erkennen; im entgegengesetzten Falle jedoch nicht. Verwachsen die Windungen der Spi-","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"139\nralfasern mit einander, oder verwachsen sie mit der um-schliefsenden Membran, so l\u00e4fst sieh die Spiralr\u00f6hre nur \u00e4ufserst selten abrollen, und auch dann nur in Form des Bandes; die einzelnen Fasern, woraus das Band besteht, sind jedoch nicht mehr von einander zu trennen. Herr Link*) hat die abrollbaren Spiralr\u00f6hren, wozu noch die Metamorphose derselben in Ringr\u00f6hren kommt, mit dem Namen der echten Spiroiden belegt, dagegen alle die anderen F\u00e4lle, wo sich die Spiralr\u00f6hre nicht mehr abrollen l\u00e4fst, nennt er unechte Spiroiden.\nDie verschiedenen Typen, unter welchen die unechten Spiralr\u00f6hren auftreten, bilden die Metamorphosen-Stufen der Spiralr\u00f6hren, die wir der Reihe nach in Bezug auf die Ver\u00e4nderung, welche die W\u00e4nde dieser R\u00f6hren eingehen, n\u00e4her er\u00f6rtern werden. Vier Typen sind deutlich zu unterscheiden, in welche sich die Spiralr\u00f6hren allm\u00e4lich verwandeln; die eine derselben tritt h\u00e4ufiger, als die andere auf, aber nur sehr selten ist gleichsam ein F)urchgang der einen Form durch die andere zu beobachten.\nDie einfache Spiralr\u00f6hre ist gegliedert und diese Gliederung tritt theils nach der Individualit\u00e4t, theils nach dem Organe der Pflanze, worin dieselbe vorkommt, mehr oder weniger h\u00e4ufig auf. Die Gliederung ist aber eine Eigenschaft der Spiralr\u00f6hre, und diese wiederholt sich also auch in jeder der genannten Metamorphosen-Stufen der Spiralr\u00f6hren, wobei aber nicht zu verkennen ist, dafs gewisse Typen der metamorphosirten Spiralr\u00f6hren vorherrschend Gliederung zeigen.\nHerr Link hat das grofse Verdienst um die Phytotomie, dafs er die Lehre von der Metamorphose der Spiralr\u00f6hren zuerst ganz entschieden vorgetragen hat, und die Herrn Sprengel und Kieser sind ihm gefolgt; besonders hat Herr Kieser diese Lehre weiter ausgebauet und aus derselben sehr geistreiche Combinationen entwickelt, ja\n*) Elem. phil. bot. Ed. alt. 1. pag. 159.","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\ndieser Gegenstand ist f\u00fcr die allgemeine Physiologie von aufserordentlichem Erfolge gewesen. Leider hat man in neuester Zeit alles M\u00f6gliche hervorgeholt, um die ganze Lehre von der Metamorphose der Spiralr\u00f6hre zu verd\u00e4chtigen und sie zu bestreiten, doch sie ist zu sehr begr\u00fcndet, als dafs diese Versuche im Stande w\u00e4ren, eine solche Wahrheit zu ersch\u00fcttern, und die Reihe von Metamorphosen, welche die Zellenmembran, ganz in derselben Art eingeht, wie die Spiralr\u00f6hren, da diese Organe offenbar, dem Wesen nach, einer und derselben Art sind, wor\u00fcber wir im Vorhergehenden sehr ausf\u00fchrlich gehandelt haben, wird die Lehre von der Metamorphose der Spiralr\u00f6hren um so unumst\u00f6fslicher machen.\nEs ist besonders Herr Treviranus*), welcher sich, auf die Beobachtungen Amici\u2019s st\u00fctzend, in neuester Zeit oft sehr heftig gegen die Metamorphose der Spiralr\u00f6hren erkl\u00e4rt hat. Einer weitl\u00e4ufigen Auseinandersetzung dieses Gegenstandes gegen Herrn Treviranus Meinung, ziehe ich hier die kurze Bemerkung vor, dafs derselbe die Ansicht, welche der Lehre von der Metamorphose der Spiralr\u00f6hren zum Grunde liegt, vielleicht mifsverstanden hat. Es entsteht nicht etwa aus einer ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hre eine netzf\u00f6rmige, und aus dieser eine gestreifte und aus der gestreiften endlich eine get\u00fcpfelte, wie es Herr Treviranus als behauptet aufgenommen hat, sondern die Sache ist ganz anders zu verstehen. Alle jene genannten Typen der metamorphosirten Spiralr\u00f6hren gehen von der einfachen Spiralr\u00f6hre aus, welche sehr oft eben so schnell verw\u00e4chst und sich in ihrer Structur \u00e4ndert, wie dieses von uns bei der Zusammensetzung der Zellenmembran in den Coniferen (pag. 79.), und an anderen Orten vielfach nachgewiesen wurde. Aber zur Darstellung aller jener verschiedenen Metamorphosen-Stufen der Spiralr\u00f6hre bedient sich die Natur eines und desselben Weges, doch bleibt sie bald hier und bald dort auf diesem Wege\n\u00a5) Physiologie der Gew\u00e4chse. I. p. 169.","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"141\nder Bildung stehen, und dadurch entstehen die mannigfaltigsten Formen, welche man, nur zur leichteren Auffassung, in die genannten Hauptformen zu bringen sucht. Die eine Metamorphosen-Stufe der Spiralr\u00f6hre ertheilt dieser gewifs denselben Werth, wie die andere Metamorphosen-Stufe, und unter einer h\u00f6heren Entwickelung der Spiralr\u00f6hren, n\u00e4mlich bei ihrem Uebergange in netzf\u00f6rmige, gestreifte und get\u00fcpfelte R\u00f6hren, wie sich die Naturphilosophen ausdr\u00fcckten, ist nur eine weiter vorgeschrittene Bildung zu verstehen, welche ihren Grund in der Form und Festigkeit der angrenzenden Elementarorgane zu haben scheint. Ich weifs sehr wohl, dafs gestreifte Spiralr\u00f6hren oder get\u00fcpfelte Spiralr\u00f6hren oftmals schon sehr fr\u00fch erscheinen, aber man untersuche noch fr\u00fcher, was freilich etwas m\u00fchsam ist, und man wird deutliche Spuren der zum Grunde liegenden einfachen Spiralr\u00f6hre finden, welche so schnell wie die Fasern der Zellenmembran in den meisten F\u00e4llen verw\u00e4chst. Man untersuche z. B. ein ganz junges Glied eines Cactus truncatus, worin sehr viele einfache Spiralr\u00f6hren enthalten sind, w\u00e4hrend in den Gliedern eines alten Stammes dieser Pflanze nur grofsgetiipfelte Spiralr\u00f6hren zu Anden sind u. s. w.\nHerr Agardh *) handelt \u00fcber diesen Gegenstand mit bemerkenswerther K\u00fcrze. Nach seinen Ansichten giebt es zwei Arten von Gefafsen, die membran\u00f6sen n\u00e4mlich, in welchen die Membran immer sichtbar ist, und die Aber\u00e4hnlichen, wo die Membran zerst\u00f6rt wurde und statt deren der K\u00f6rnerstoff zur Derbheit erh\u00e4rtet und Fiber geworden ist !\nDie Spiralr\u00f6hrenw\u00e4nde verdicken sich mit vorschreitendem Alter, ganz in derselben Art, wie die Zellenw\u00e4nde, n\u00e4mlich durch Anlagerung neuer Schichten auf der inneren Fl\u00e4che, m\u00f6gen die Windungen der Spiralfaser dicht oder entfernt stehen, m\u00f6gen sie mit dem umschliefsenden Schlauche innig oder nur wenig verschmolzen sein ; auf\n*) Organographie. pag. 149.","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\ngut gef\u00fchrten Querschnitten ist diese Verdickung bei starker Vergr\u00f6fserung zu erkennen, doch kommt es hier nur sehr selten zu so bedeutenden Verdickungen, wie man sie bei den Zellenw\u00e4nden sehr oft beobachtet.\nNur mit wenigen Worten will ich noch darauf hin-weisen, dafs alle T\u00fcpfel und Streifen, welche auf den W\u00e4nden der verwachsenen und verdickten Spiralr\u00f6hren auftreten, ebenfalls verd\u00fcnnte Stellen sind, welche ganz wie die T\u00fcpfel in den W\u00e4nden der Zellen zur seitlichen Fortf\u00fchrung der aufgenommenen Fl\u00fcssigkeiten dienen, und da gerade die Spiralr\u00f6hren als sehr lange Zellen auftreten, welche einer beschleunigten Fortf\u00fchrung der S\u00e4fte dienen, so findet man auch bei ihnen die grofse Zahl von T\u00fcpfel und Kan\u00e4le, welche diese Funktion auch in seitlicher Richtung beschleunigen k\u00f6nnen.\nEine der gew\u00f6hnlichsten Ver\u00e4nderungen der Spiralfaser ist ihre Theilung in Ringe, welche geschlossen und horizontal liegend, in perpendicul\u00e4rer Richtung und in bestimmten Zwischenr\u00e4umen untereinanderstehen, so dafs sie eine ununterbrochene cylindrische R\u00f6hre bilden, welche \u00e4ufserlich mit der zarten Spiralr\u00f6hren-Haut umschlossen wird.\nEs bilden sich die ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren aus der einfachen auf die Weise, dafs sich die einzelnen Windungen der Spiralfaser von einander ziehen, an bestimmten Stellen abbrechen, so dafs dabei stets eine ganze Windung unverletzt bleibt, deren Enden sich aus der spiralen Richtung in die horizontale zur\u00fcckziehen, fest mit einander verwachsen und somit ganz geschlossene Ringe darstellen. In solche Ringe zerf\u00e4llt nun die ganze Spiralr\u00f6hre, doch kann diese an dem einen Ende schon in Ringr\u00f6hren umgewandelt sein, w\u00e4hrend sich ihre Faser an dem anderen Ende noch ganz in vollkommener Integrit\u00e4t befindet, ja man findet dieses zuweilen in kurzen Strek-ken mehrmals wechselnd, indem die Faser bald spiralf\u00f6rmig bald in Ringe zerfallen ist. Ringf\u00f6rmige Spiralr\u00f6hren entstehen indessen nur in solchen F\u00e4llen, wo die Spiral-","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"143\nfaser einfach ist, oder doch nur wenige Fasern parallel nebeneinander laufen, demnach ihre einzelne Windungen fast ganz horizontal liegen.\nDieses Zerreifsen der Spiralfaser in einzelne Ringe, welche jedesmal eine vollst\u00e4ndige Windung der Spiralfaser ausmachen, denke man sich nicht etwa, als etwas rein Zuf\u00e4lliges, etwa durch zu grofse Ausdehnung oder durch zu schnelles Wachsthum Begr\u00fcndetes, sondern es ist etwas von den Gesetzen, wonach sich das Leben der Species bildet, Bestimmtes, dafs die Faser gewisser Spiralr\u00f6hren nach einer gewissen Zeit in ihre einzelne Windungen zerf\u00e4llt un*d die Ringe bildet. Schon das genaue Verwachsen der beiden Enden einer jeden Windung der Spiralfaser, was bei der Bildung des Ringes erfolgt, zeigt die gr\u00f6fste Bestimmtheit der daselbst bildenden Th\u00e4tigkeit. Ueber das Zeitalter der Spiralfaser-Ringe sind die Beobachtungen an Monocotyledonen ganz besonders zu empfehlen; die Gattung Tradescantia, deren Untersuchung in vieler Hinsicht der Phytotomie grofsen Nutzen gebracht hat, ist auch hier ganz besonders zu empfehlen. Aber auch die Balsamine und der Cactus cylindricus, so wie alle dergleichen saftige Pflanzen mit sehr grofsen Spiralr\u00f6hren, zeigen den Uebergang der Spiralfaser in Ringe sehr deutlich.\nUeberali, wo ringf\u00f6rmige Spiralr\u00f6hren in den Pflanzen erscheinen, da sind in noch j\u00fcngeren Zust\u00e4nden einfache Spiralr\u00f6hren zu finden, und dieses ist selbst bei den Gr\u00e4sern der Fall, wo es aber etwas m\u00fchsam zu verfolgen ist. Das Auftreten der ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hre ist auch keineswegs mit einem schnellen Wachsthume der Pflanze verbunden, oder gar davon als abh\u00e4ngig zu betrachten. In schnell wachsenden vergeilten Kartoffeln, wo der Stengel oft eine aufserordentliche L\u00e4nge erh\u00e4lt, sind die Spiralr\u00f6hren einfach und sogar mit dichten Windungen zu beobachten, ganz so, als wenn diese Pflanze unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen gewachsen w\u00e4re. Indessen, was am meisten gegen eine solche Ursache zur Entstehung der Ringr\u00f6hre spricht, ist der Umstand, dafs man in einem","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nund demselben B\u00fcndel von Spiralr\u00f6hron sowohl solche antrifft, welche noch ganz vollst\u00e4ndig und abrollbar sind, w\u00e4hrend gleich dicht daneben wirkliche Ringr\u00f6hren auf-treten; und auch unter diesen, oft unmittelbar neben einander liegenden R\u00f6hren findet in Hinsicht der Entfernungen, worin die einzelnen Ringe von einander stehen, die gr\u00f6fste Verschiedenheit statt, w\u00e4hrend sie bei allen R\u00f6hren gleich sein miifste, wenn eine und dieselbe ziehende Gewalt auf s\u00e4mmtliche R\u00f6hren eines B\u00fcndels wirkte.\nIn meiner Phytotomie \u00a7. 275. habe ich die verschiedenen Ansichten der fr\u00fcheren Phytotomen \u00fcber die Entstehung dieser Ringr\u00f6hren nachgewiesen, und man durfte sich fr\u00fcher in der That nicht wundern, dafs von verschiedenen Autoren oft ganz entgegengesetzte Ansichten ausgesprochen wurden, denn so etwas findet man zuweilen noch heutigen Tages, wie wir es an verschiedenen Stellen dieser Schrift nachgewiesen haben.\nNeuerlichst hat Herr Treviranus *) die ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren zu der KJasse der gestreiften gebracht, weil, wie er meint, der Theilung kein Ende sein w\u00fcrde, wollte man dem Vorschl\u00e4ge anderer Physiologen folgen. Indessen diese Meinungs-Verschiedenheit des Herrn Treviranus beruhet erstlich auf einem Irrthume, denn diejenigen Bildungen auf den W\u00e4nden der gestreiften Spiralr\u00f6hren, welche zu ihrer Benennung Anlafs geben, sind nicht die Windungen der Spiralfaser, welche eben bei den ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren die Streifen bilden, sondern es sind die verd\u00fcnnten Stellen zwischen den Windungen der Spiralfaser, und demnach ist die gleiche Benennung so verschieden geformter Spiralr\u00f6hren, wie sie Herr Treviranus einzuf\u00fchren w\u00fcnscht, nicht annehmbar.\nEine sehr grofse Verschiedenheit herrscht unter den Ringr\u00f6hren in Bezug auf die Entfernung, in welcher die einzelnen Ringe von einander stehen, ja solche Verschiedenheit kommt bei den einfachen Spiralr\u00f6hren niemals vor;\n*) Physiologie der Gew\u00e4chse. I. pag. 95.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"145\noft zeigen neben einander liegende Ringr\u00f6hren hierin die auffallendste Verschiedenheit. Herr Kieser glaubte beobachtet zu haben, dafs die Entfernung oder der Zwischenraum zwischen zwei Ringen dem Durchmesser des Ringes gleich komme; dieses kommt allerdings auch \u00f6fters vor, doch es ist nicht Regel. Zuweilen sind die Entfernungen zwischen zwei Ringen 10, 12 \u2022\u2014 15mal l\u00e4nger, als der Durchmesser des Ringes betr\u00e4gt, und unmittelbar daneben liegen andere Ringr\u00f6hren, in welchen die Ringe um sehr r Vieles n\u00e4her gestellt sind, ja zuweilen auch noch einfache Spiralr\u00f6hren mit ganz dichten Windungen u. s. w. Dergleichen R\u00f6hren mit sehr entfernt stehenden Ringen sind gew\u00f6hnlich \u00e4ufserst klein und liegen neben den grofsen j Spiralr\u00f6hren, welche oftmals 5 \u2014 20mal gr\u00f6fser sind, als jene. Auch pflegt sich f\u00fcr gewisse Familien die Stellung der ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren ganz bestimmt zu wiederholen; so liegen in den Holzb\u00fcndeln der Monocotyledonen die grofsen Spiralr\u00f6hren nach Aufsen zu, w\u00e4hrend die kleineren ringf\u00f6rmigen R\u00f6hren nach dem Inneren zu Vorkommen.\nBei den ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren ist es meistens i sehr leicht, die feine Membran zu erkennen, welche die ganze R\u00f6hre umschliefst, und hier kommen dergleichen L\u00e4ngenstreifen sehr deutlich vor, von denen in allen phy-totomischen Schriften die Rede ist; diese Streifen, welche durch die Eindr\u00fccke der Kanten der angrenzenden Zellen entstehen, k\u00f6nnten gar nicht Vorkommen, wenn nicht eine feine Haut da w\u00e4re, welche die ganze R\u00f6hre umschliefst. Herr Kieser bestreitet den Ringr\u00f6hren wie den einfachen * Spiralr\u00f6hren die umschliefsende Membran, obgleich dieselbe in so vielen F\u00e4llen, als bei der Balsamine, bei den Cucurbitaceen, der Tradescantia u. s. w. auf das deutlichste zu sehen ist, so wie auch in allen anderen F\u00e4llen, wenn man hinreichend starke Vergr\u00f6fserung bei der Beobach-- tung anwendet.\nSind die einzelnen Glieder der ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hre tonnenf\u00f6rmig angeschwollen, etwa wie im Cactus\n10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\ncylindricus, so ist die umscliliefsende Haut am deutlichsten zu erkennen, da sie in diesem Falle nicht parallel den angrenzenden Zellenw\u00e4nden verlaufen, daher man sie -auch mit solchen nicht verwechseln kann, ln diesem Falle wird der Rand eines jeden Ringes von der um-schliefsenden Membran genau eingefafst oder, was dasselbe ist, der Rand des Ringes liegt hier in einer entsprechenden Vertiefung des umschliefsenden Schlauches. Im ganz 4 jugendlichen Zustande sind die Ringe mit der umschliefsenden Membran wenig oder gar nicht verbunden, so dafs man, schon bei den leisesten Schnitten, die einzelnen Ringe aus ihrer horizontalen Stellung reifst und sie umwirft; zuweilen bleibt dieser Zustand f\u00fcr die ganze Lebensdauer der Pflanze, zuweilen verwachsen aber auch die Ringe mit der umschliefsenden Membran in Folge des Alters der Pflanze.\t-\nIn manchen F\u00e4llen, wo die Ringe der R\u00f6hre sehr weit auseinander stehen, ist indessen auch zu beobachten, dafs die umschliefsende Haut zerreifst und endlich ganz verschwindet. Ganz deutlich kann man dieses im Stamme des Riesen-Mays sehen, wo unmittelbar an dem Rande des Luft-f\u00fchrenden Kanales eine Ringr\u00f6hre gestellt ist, deren Ringe weit auseinander stehen und meistens immer ganz frei in die H\u00f6hle des Luftkanales hineinreichen. Hier ist 1 die umschliefsende Haut nach der Seite der Lufth\u00f6hle zu, ganz deutlich als zerrissen zu beobachten, wenn man die allm\u00e4lige Entstehung jenes Luftkanales verfolgt.\nDie netzf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren sind in der Metamor- i phose der einfachen Spiralr\u00f6hre weiter vorgeschritten, als die ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren; es sind gleichsam ringf\u00f6rmige Spiralr\u00f6hren, deren Ringe durch seitliche Ver\u00e4stelung und schr\u00e4g verlaufende Fasern mit einander verbunden * sind, so dafs die Windungen der Spiralfaser, welche die Wand der R\u00f6hre bilden, ein netzf\u00f6rmiges Gewebe darstellen.\nWir haben schon fr\u00fcher von der Ver\u00e4stelung der Spiralfaser gesprochen; sie ist gleich mit der ersten Bildung der Faser gegeben und die daraus entstehenden Aeste","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"147\nlaufen parallel neben einander, wie wenn gleich urspr\u00fcnglich mehrere Spiralfasern die R\u00f6hre bilden. Die Ver\u00e4stelung und Verwachsung der Windungen der Spiralfaser\u00bb von denen hier, bei der Bildung der netzf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren die Rede ist, sind jedoch ganz anderer Art, sie verlaufen von der einen Windung zur n\u00e4chstliegenden, und meistens geschieht dieses nach einer gewissen Regel, so dafs s\u00e4mmtliche Windungen in einer ganz geraden Linie mit einander verwachsen sind, und diese Linie ent-spricht offenbar der Kante der anliegenden Zellen. Jene feinen Streifen, welche selbst auf den W\u00e4nden der einfachen Spiralr\u00f6hren gelegen waren, haben mit diesen einen gemeinschaftlichen Ursprung, doch zeigen sich die Letzte-I ren sehr bedeutend breit, fast immer so breit, als die Faser der Windung breit ist, und Herr Link *) schl\u00e4gt vor dergleichen Spiralr\u00f6hren l\u00e4ngsgestreifte zu nennen. Doch bei dieser einreihigen regelm\u00e4fsigen Verwachsung der Spiralfaser - Ringe, pflegt es nur sehr selten stehen zu bleiben, und die Balsamine selbst zeigt, im ausgewachsenen Zustande hierin die auffallendsten Bildungen. N\u00e4mlich aufser jenen kurzen, von einem Ringe zum an-i deren verlaufenden Ausw\u00fcchse, treten noch andere hervor, welche entweder ebenfalls nach einer bestimmten Linie gestellt sind, oder auch wohl in schiefer Richtung von einem Ringe zum anderen verlaufen; auf diese Weise entsteht meistentheils ein sehr unregelm\u00e4fsiges aber oftmals sehr niedlich geformtes Netz, worin es zuweilen schwer wird, die Folge der Bildungen nachzuweisen. Eine allgemeine Regel ist es', dafs die Fasern mit der umschlie-: fsenden Membran innig verwachsen. Die Mannigfaltigkeit in der Form der netzf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren l\u00e4fst sich nicht mit Worten, sondern nur durch Zeichnungen nachweisen, deren Anzahl aber bekanntlich bei Werken dieser Art nicht zu grofs sein darf. Sehr niedlich sind die netzf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren in dem Stengel der Lathraea.\n\u00a5) Elem. phil. bot. Ed. alt. I. p. 167.\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"14B\nDie netzf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren sind zwar haupts\u00e4chlich bei saftreichen Monocotyledonen, z. B. bei den Can-naceen, Scitamineen und bei den Palmen vorkommend, aber auch eine grofse Menge von saftigen Dicotyledonen haben diese eigenth\u00fcmliche Metamorphose der Spiralr\u00f6hren aufzuweisen, welche sich jedoch fast in jeder Pflanze anders ausdr\u00fcckt, aber mit Leichtigkeit auf einer und derselben Weise zu erkl\u00e4ren ist. Netzf\u00f6rmige Verwachsungen der Spiralfasern finden aber nur in solchen F\u00e4llen statt, wo die einzelnen Windungen ziemlich weit auseinander stehen, ist dieses nicht der Fall, ja stehen die Windungen der Spiraifaser dicht neben einander, so entstehen aus solchen Verwachsungen die gestreiften Spiralr\u00f6hren und deren Ab\u00e4nderungen. Auffallend m\u00f6chte es sein, dafs diese netzf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren h\u00e4ufiger in den Wurzeln der Pflanzen Vorkommen, als im Stamme und im Stengel, dagegen fehlen sie in den Bl\u00e4ttern wohl g\u00e4nzlich.\nSo wie die \u00fcbrigen Formen der Spiralr\u00f6hren, so treten auch diese in den Knoten der Pflanze sehr kurzgegliedert auf, und erhalten alsdann die gr\u00f6fste Aehnlichkeit mit dergleichen netzf\u00f6rmigen Zellen, welche durch Verwachsungen der Spiralfaser-Zellen entstehen.\nDie erste Characteristik derjenigen metamorphosirten Spiralr\u00f6hren, welche wir unter den gestreiften Spiralr\u00f6hren verstehen, gab Herr Mirbel*), indem er sagte: Die falschen Tracheen sind mit Querspalfcen durchzogen oder durchschnitten, welche nicht um den ganzen Kanal gehen, so dafs man diese Gef\u00e4fse weder in besondere Ringe trennen, noch als ein spiralf\u00f6rmiges Band ab-rollen kann, da sich der Zusammenhang dieser unter einander leicht mit geringer Aufmerksamkeit entdecken l\u00e4fst. Herr L. Treviranus *) stimmte darin mit jener Erkl\u00e4rung \u00fcberein, dafs die W\u00e4nde dieser Gef\u00e4fse mit Querspalten versehen w\u00e4ren, obgleich es, schon bei Beobachtungen mit\ni\n!\n\n\u00a5) Trait. d\u2019Anat. etc. pag, 64.\n**) Vom inwendigen Ban der Gew\u00e4chse. 1806.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"149\nmit gew\u00f6hnlichen Mikroskopen sehr leicht war das Ge-gentheil daran zu erkennen. Die Bildungen auf den W\u00e4nden der Spiralr\u00f6hren, welche die Herren Mirbel und Treviranus einstens f\u00fcr Spalten erkl\u00e4rten, nennen wir jetzt Streifen, und sie sind nicht etwa Oeffnungen in denW\u00e4n-* den der Spiralr\u00f6hren, sondern es sind verd\u00fcnnte Stellen, ganz \u00e4hnlich gebauet den T\u00fcpfeln in der Zellenmembran, welche \u00f6fters ebenfalls in Form von Streifen auftreten, wie ich dieses aus dem Fruchtstiele des K\u00fcrbisses in Fig, w 2, Tab. I. dargestellt habe.\nSo wie die T\u00fcpfel auf den Zellenw\u00e4nden immer nur an den Stellen zwischen nebeneinander liegenden Windungen der Spiralfaser, woraus die Membran zusammenge-! wachsen ist, entstehen, so verh\u00e4lt es sich auch mit dem Auftreten der Streifen und der T\u00fcpfel auf den W\u00e4nden der metamorphosirten Spiralr\u00f6hren; demnach sind die Streifen auf den gestreiften Spiralr\u00f6hren nicht aus den Windungen der Spiralfaser entstanden, sondern es sind die schmalen R\u00e4ume zwischen den Windungen der Faser, welche mit der umschliefsenden Haut zusammengenommen dicker ist, als die zarte Haut allein, so sind jene Streifen \u00a7 sehr verd\u00fcnnte Stellen, welche durch die zarte Membran geschlossen werden, die sich \u00e4ufserlich \u00fcber die Windungen der Spiralfaser hinzieht. S. Fig. 15. Tab. III. u.s. w. Demnach sind die Ansichten derjenigen Schriftsteller unrichtig, welche die Metamorphose der Spiralr\u00f6hren durch ein hlofses Zerfallen der Spiralfaser in mehr oder weniger lange St\u00fccke erkl\u00e4ren, denn die Streifen, welche die Unterbrechungen zeigen, sind eben, wie vorhin gezeigt s- wurde, nicht etwa die zerfallenen Faserwindungen, sondern es sind die R\u00e4ume zwischen den Windungen, und ihre Unterbrechung geschieht durch inniges Verwachsen der einschliefsenden Windungen der Spiralfaser.\nWenn dergleichen Streifen auf den W\u00e4nden der metamorphosirten Spiralr\u00f6hren in neben einander liegenden Windungen ungleich lang sind, wie z.B. in Fig. 12. Tab. III. u, s. w., so nannte sie einst C. Sprengel: Treppeng\u00e4nge","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nwahrscheinlich aus der, etwas sehr entfernt \u00e4hnlichen Stellung der Streifen mit den Stufen einer Treppe; Herr Mirbel nannte sie Tubes mixtes, und sagte, dafs sie ihrer L\u00e4nge nach abwechselnd von Poren durchl\u00f6chert, quer gespalten und dann wieder wie ein Kugelzieher einge-schnitten w\u00e4ren. Diese sogenannten Poren sind die T\u00fcpfel, welche als zerfallene Streifen angesehen werden k\u00f6nnten; die Spalten sind die Streifen und das Ende der gleichf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hre wird mit einem Kugelzieher verglichen. Mehrere Modificationen von gestreiften Spiralr\u00f6hren findet man in den Figuren 9. und 12. Tab. III. dargestellt, und hierbei, besonders aus der Abbildung in Fig. 12. wird man erkennen, dafs die Unterbrechung der Streifen im Allgemeinen nach einer Regel stattfindet, und dafs diese im Verlaufe der Kanten der angrenzenden Zellen sich zeigt. Demnach zeigt sich hierauf ein Einflufs der angrenzenden Organe, denn die Breite der Streifen hangt fast ganz re-gelm\u00e4fsig von der Breite der Organe ab, welche zun\u00e4chst der Spiralr\u00f6hre gestellt sind; es ist indessen nicht allgemeine Regel.\nWir glauben, dafs es aufser allem gegr\u00fcndeten Zweifel gestellt ist, dafs die gestreiften Spiralr\u00f6hren eine Metamorphosen-Stufe der einfachen Spiralr\u00f6hren sind, aber so, wie die ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren nur Durchgangsform f\u00fcr die netzf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren sind, so verhalten sich auch die gestreiften Spiralr\u00f6hren zu den get\u00fcpfelten oder den sogenannten punktirten Spiralr\u00f6hren, welche im Holze der Dicotyledonen so ganz allgemein Vorkommen. Bei manchen Pflanzen-Familien bleibt die Verwandlung der Spiralr\u00f6hren auf der Stufe der gestreiften R\u00f6hren stehen, wie dieses z. B. bei den Farm, sowohl bei den baumartigen, als bei den krautartigen der Fall ist. Da bei diesen Pflanzen die Spiralr\u00f6hren meistens in grofser Anzahl in Form von B\u00fcndeln Vorkommen, und durch gegenseitigen Druck gleichsam die Form von langgestreckten prismatischen Zellen erhalten, dabei aber ein sehr grofses Lumen haben, so sind auch die einzelnen Seiten-","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"151\nw\u00e4nde dieser R\u00f6hren sehr breit, und dadurch wird das Auftreten sehr langer Querstreifen auf diesen Spiralr\u00f6hren bedingt, was man z. B. auf der Abbildung in Fig. 12. Tab. III. ersehen kann. Man darf aber aus diesen Beobachtungen keineswegs den Schlufs ziehen, dafs gestreifte Spiralr\u00f6hren entstehen, wenn andere Spiralr\u00f6hren unmittelbar angrenzen, dafs aber eine andere Bildung erfolgt, wenn Zellen statt der Spiralr\u00f6hren unmittelbar den Spiralr\u00f6hren anliegen. Wenn man eine Anzahl von Farm in Hinsicht dieser gestreiften Spiralr\u00f6hren untersucht, so wird man, ganz besonders an der Wurzel dieser Pflanzen deutlich verfolgen k\u00f6nnen, wie die Metamorphose der W\u00e4nde der Spiralr\u00f6hren, eine und dieselbe ist, wenn die Zellen oder die Spiralr\u00f6hren, welche jenen zun\u00e4chst angrenzen, mit gleich breiten Seitenw\u00e4nden anliegen; demnach liegt die Art der Metamorphose dieser Spiralr\u00f6hren nicht in der Natur der angrenzenden Organe, sondern vielmehr in der Form derselben und der Festigkeit, mit welcher sich diese angrenzenden Organe mit einander verbinden.\nDieses ist nun zwar die Regel, aber es fehlt auch nicht an Ausnahmen, und man findet nicht selten, dafs mitten zwischen gleichlangen Streifen, welche die Breite einer angrenzenden Zelle entsprechen, dafs mitten zwischen diesen auch einige Streifen Vorkommen, welche in kleinere Theile abgetrennt sind, wodurch so kurze Streifen entstehen, dafs sie schon den gew\u00f6hnlichen T\u00fcpfeln \u00e4hnlich werden; hier kann man keine Ursache nachweisen, wefs-halb ein nochmaliges Verwachsen nebeneinander liegender Windungen statt fand, wodurch die Streifen in kleinere Theile getrennt wurden. Auffallend ist es, dafs die gestreiften Spiralr\u00f6hren gewissen Familien von Pflanzen, ganz ausschliefslich zukommen, aber ebenso tritt dieses f\u00fcr einzelne Theile der Pflanzen auf, denn in den Wurzeln z. B. findet man, fast bei allen vollkommeneren Pflanzen die gestreiften Spiralr\u00f6hren. Auch ist es gar nicht selten, und fast von allen Phytotomen beobachtet","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nworden, dafs sich gestreifte Spiralr\u00f6hren auf mehr oder weniger lange Strecken in Form eines spiralf\u00f6rmig gedrehten Bandes abwickelen lassen. Oefter habe ich solche -abgewickelte B\u00e4nder beobachtet, welche meistens aus drei parallelen Spiralfasern bestanden und daher immer nur zwei Streifen zeigten.\nBei den get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren ist die ganze Wand mit kleinen T\u00fcpfeln bekleidet, welche in ihrer Lage dem 4 Verlaufe der Spiralfasern entsprechen, woraus die R\u00f6hre durch Verwachsung zusammengesetzt ist. Die einzelnen Fasern von einander zu trennen, das ist hier noch niemals gelungen, wohl aber kann man auch diese Spiralr\u00f6hren in Form des spiralf\u00f6rmigen Bandes auseinander ziehen, was mir bei der K\u00fcrbifs-Pflanze \u00f6fters gegl\u00fcckt ist und ebenfalls als ein Beweifs f\u00fcr die Metamorphose dieser R\u00f6hren aus einfachen Spiralr\u00f6hren angesehen werden kann. =\nDie Haut der get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hre ist von aufser-ordentlicher Festigkeit, obgleich ihre Dicke nicht bedeutend ist; eigentlich besteht sie nur aus zwei Schichten, wovon die \u00e4ufsere Haut, welche die ganze Spiralr\u00f6hre umschliefstr, die \u00e4ufsere Schicht und die Spiralr\u00f6hre die innere Schicht bildet, doch diese innere Schicht verdickt sich durch Anlagerung neuer Schichten, die freilich sehr zart sind, aber doch wahrnehmbar, wie es z. B. die Ab- | bildung in Fig. 15. Tab. III. u. s. w. zeigt. Die Festigkeit der W\u00e4nde der get\u00fcpfelten R\u00f6hren ist so bedeutend, dafs sie, bei der Maceration der Gew\u00e4chse, neben den Faser-Zellen am l\u00e4ngsten ausdauern.\t*\nDie get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren, welche durch ihre Gr\u00f6fse und durch ihre Richtung in manchen Pflanzen so aufser-ordentlich auffallend sind, waren auch schon von den \u00e4ltesten Pflanzen-Anatomen beobachtet und mehr oder we- * niger gut abgebildet, doch hat erst Herr Mirbel dieselben genauer beobachtet, und sie von den \u00fcbrigen Formen der Spiralr\u00f6hren unter dem Namen der por\u00f6sen Gef\u00e4fse getrennt, denn die T\u00fcpfel, welche in so grofser Anzahl auf den W\u00e4nden dieser R\u00f6hren Vorkommen, hielt Herr","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"153\nMirbel fiir Poren, welche sich \u00e4hnlich verhalten sollten den Poren in den Zellenw\u00e4nden, deren Nichtvorhandensein wir schon fr\u00fcher nachgewiesen haben.\nIch habe in meiner Phytotomie die Meinung ge\u00e4u-fsert, dafs sich die Zellenmembran der Spiralfaser-Zellen zuerst entwickele, und dafs die Spiralfaser innerhalb dieser Zellen eine secund\u00e4re Bildung sei, dafs es sich dagegen bei den Spiralr\u00f6hren gerade umgekehrt verhalte, indem hier die Spiralfaser die urspr\u00fcngliche und die um-schliefsende Membran die secund\u00e4re Bildung sei; indessen gegenw\u00e4rtig, nachdem ich die nahe Verwandtschaft, ja die Gleichheit zwischen Zellen und Spiralr\u00f6hren nachgewiesen zu haben glaube, gegenw\u00e4rtig bin ich der Meinung, dafs sich die Bildung der Spiralr\u00f6hren ebenso wie die der Spiralfaser-Zellen verhalte, und dafs hier wie dort die Verwachsungen und Verwandlungen auf ganz \u00e4hnliche Weise entstehen. Auch Herr Mold *) beschreibt die Bildung der get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren in Tamus und Dioscorea ganz auf dieselbe Weise; der grofse cylindrische Schlauch von einer sehr feinen und wasserhellen Membran, welcher urspr\u00fcnglich beobachtet wird, zeigt sp\u00e4ter auf seiner inneren Fl\u00e4che \u00e4ufserst zarte und spiralf\u00f6rmig gewundene Fasern, welche als eine zweite Schicht der urspr\u00fcnglichen Schlauchhaut anzusehen sind. Erst wenn die Windungen dieser inneren Schicht mit der \u00e4ufseren Membran verwachsen und unter sich verschmelzen, dann entstehen jene Verwandlungen, die wir als gestreifte und als punktirte Spiralr\u00f6hren kennen gelernt haben.\nMehrere andere Phytotomen, als Herr Mirbel, Bern-hardi, L. Treviranus und H. Schultz haben sich gegen die Entstehung der get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren aus einfachen Spiralr\u00f6hren erkl\u00e4rt, doch diese Sache ist gegenw\u00e4rtig, wenn man n\u00e4mlich den Begriff der Metamorphose richtig auffafst, so entschieden, dafs jene abweichenden Ansichten nur noch historischen Werth haben, und noch im Verlaufe\n*) De palmaruni struct, p\u00ab XII. \u00a7. 29.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\ndieses Capitels werde ich den Ungrund nachzuweisen suchen, worauf einige der genannten Phytotomen ihre Ansicht gegen die Metamorphose der Spiralr\u00f6hren gest\u00fctzt haben.\nDie T\u00fcpfel auf den W\u00e4nden der get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren zeigen in mehrfacher Hinsicht grofse Verschiedenheiten; sie stehen meistens in sehr regelm\u00e4fsig verlaufenden Reihen, welche entweder ganz horizontal oder mehr oder weniger schr\u00e4g gestellt sind, ganz so, wie die Richtung der Windungen der Spiralfasern war, woraus die R\u00f6hre bei ihrer Entstehung zusammengesetzt ist. Auch in Hinsicht der Form sind diese T\u00fcpfel, so wie in Hinsicht der Gr\u00f6fse bei verschiedenen Pflanzen ganz aufserordentlich verschieden; bei einigen Pflanzen sind die T\u00fcpfel sehr klein, bei anderen dagegen sehr grofs; Ersteres findet bei sehr harten H\u00f6lzern, Letzteres dagegen bei weicheren H\u00f6lzern statt. Bei einigen Pflanzen sind die T\u00fcpfel in der Jugend klein und werden sp\u00e4ter immer gr\u00f6fser, bis zu einem gewissen Grade, wie z. B. Cissus tuberculata BL, Laurus Sassafras, etc. Bei anderen Pflanzen sind die T\u00fcpfel dagegen in fr\u00fcherer Zeit grofs und. werden erst mit zunehmendem Alter kleiner und kleiner, wobei sie auch ihre Form bedeutend ver\u00e4nderen.\nZuweifen stehen die Reihen der T\u00fcpfel sehr dicht nebeneinander, in anderen F\u00e4llen dagegen stehen sie weniger dicht. Dicht stehende Windungen der Spiralfasern sind die Veranlassung zu dicht stehenden T\u00fcpfelreihen; wo die Windungen weitl\u00e4uftig stehen, da sind auch die Reihen der T\u00fcpfel weitl\u00e4uftig stehend, wie dieses bei den Monocofryledonen und bei succulenten Pflanzen \u00fcberhaupt ganz gew\u00f6hnlich ist, dagegen haben harte H\u00f6lzer fast immer get\u00fcpfelte Spiralr\u00f6hren mit sehr dicht stehenden Reihen-\nIm Allgemeinen ist die Form der T\u00fcpfel elliptisch und oft so breit gezogen, dafs sie wie die Streifen in den gestreiften Spiralr\u00f6hren erscheinen ; selten sind sie dagegen rund. Die elliptischen T\u00fcpfel stehen stets mit ihrem","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"155\nL\u00e4ngendurchmesser nach dem Verlaufe der Spiralfaser-Windung, aus Ursachen, welche wir schon fr\u00fcher pag. 90, als von der Lage der T\u00fcpfel auf den Zellenw\u00e4nden die Rede war, auseinandergesetzt haben.\nDer Bau der T\u00fcpfel auf den W\u00e4nden dieser Spiralr\u00f6hren ist mit demjenigen der Streifen auf den gestreiften Spiralr\u00f6hren ganz \u00fcbereinstimmend, beobachtet man diese oder jene mit hinreichend starker Vergr\u00f6fserung, so findet man, dafs sie zwei Kreise zeigen, wovon der innere, welcher durch einen st\u00e4rkeren Schattenring eingefafst wird, den wahren T\u00fcpfel darstellt, der in einer Vertiefung auf der inneren Fl\u00e4che der Membran besteht, wodurch die Wand der R\u00f6hre eine verd\u00fcnnte Stelle, offenbar zum Durchg\u00e4nge der enthaltenen Fl\u00fcssigkeiten zeigt. Der \u00e4ufsere Kreis ist dagegen mit dem sogenannten Hofe bei den T\u00fcpfeln im Coniferen-Holze zu vergleichen, und er wird durch eine warzenf\u00f6rmige Erhebung nach der H\u00f6hle der R\u00f6hre hervorgebracht, ganz so, wie wir es bei der Bildung des Hofes an den T\u00fcpfeln im Coniferen-Holze auf pag. 86. nachgewiesen haben. Auch haben wir diesen Bau der Streifen durch L\u00e4ngsschnitte und Querschnitte, welche in den Figuren 12., 13., 14., 15. und 16. Tab. III. zu sehen sind, ausf\u00fchrlich dargestellt. In der Abbildung der Fig. 12. erkennt man noch Nichts von dem Hofe, welcher die einzelnen Streifen umgiebt. In Fig. 19. dagegen erkennt man bei einer 680maligen Vergr\u00f6fserung den Hof, welcher einen jeden der Streifen umgiebt, schon ganz deutlich, doch erst bei einer lOOOmaligen Vergr\u00f6fserung, wie in Fig. 13., dicht daneben, sieht man, dafs der Hof eines jeden Streifens ganz f\u00fcr sich besteht und getrennt von dem Hofe des daneben liegenden Streifens verl\u00e4uft. In den Figuren 15. und 16. sind diese Streifen mit ihren H\u00f6fen auf Querschnitten dargestellt, o o ist der Raum zwischen den auseinander getretenen W\u00e4nden der nebenbei liegenden R\u00f6hren, und die Einfassung dieses Zwischenraumes, auf einem L\u00e4ngenschnitte betrachtet, bildet gerade den Hof eines jeden Streifes. Der Streifen selbst, welcher","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"456\nin einer rinnenf\u00f6rmigen Vertiefung der inneren Fl\u00e4che der Membran besteht, ist durch die seitlichen Einfassungsw\u00e4nde p, p angedeutet. Das ganze St\u00fcck der Spiralr\u00f6hrenwand, welches innerhalb der Querlinien p, p liegt, erscheint viel heller, als die dicht angrenzenden Stellen von q, q u. s. w., und zwar wird diese Verschiedenheit gerade durch die mindere Dicke des Schnittes an der Stelle des Streifens veranlafst. Durchschneidet man dagegen diese Streifen nach der L\u00e4nge der R\u00f6hre, so bemerkt man jedesmal an der Stelle des Streifes eine Einkerbung, wie sie bei den Seitenw\u00e4nden c d in Fig. 12. Tab. III. dargestellt sind. Ganz ebenso verh\u00e4lt sich die Structur der T\u00fcpfel auf den W\u00e4nden der get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren; sehr oft tritt die Hofbildung fr\u00fcher ein, als die Bildung des T\u00fcpfels, welche ganz allgemein erst mit dem Dickerwerden der Membranen erscheint. Auch bei den T\u00fcpfeln auf den W\u00e4nden des Prosenchym\u2019s der Coniferen habe ich schon diese Bemerkung angegeben. Es ist aber wohl nicht immer der Fall; obgleich man den Hof meistens erst bei sehr starker Vergr\u00f6fserung erkennt.\nDie Phytotomen waren fr\u00fcher \u00fcber ;die Structur der T\u00fcpfel auf den W\u00e4nden dieser get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren gar sehr verschiedener Meinung und vielleicht m\u00f6chte die vorhin angegebene Erkl\u00e4rung derselben ebenfalls von verschiedenen Seiten Einwendung finden, indessen beobachtet man diese T\u00fcpfel bei hinreichend starker Vergr\u00f6fserung, auf gl\u00fccklich gef\u00fchrten Querschnitten, und vergleicht man hiemit das Bild, welches die T\u00fcpfel auf ihrer Ansicht der Fl\u00e4che nach zeigen, so wird man sich von der Richtigkeit der gegebenen Erkl\u00e4rung \u00fcberzeugen.\nHerr Agardh **) dagegen best\u00e4tigt in seinem ber\u00fchmten Werke, dafs sich die T\u00fcpfel (Punkte wie er sie nennt) und die Streifen bei den gestreiften Spiralr\u00f6hren auf chemischem Wege ganz ebenso verhielten, wie es Herr Du-\n*) S* Phytotomie. \u00a7. 295.\n**) Organ, pag. 140.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"157\ntrocliet bei den Zellensaft-K\u00fcgelchen gefunden h\u00e4tte. Da nun Herr Dutrochet jene K\u00f6rner in den Zellen f\u00fcr die Nervensubstanz der Pflanzen erkl\u00e4rt hat, so m\u00f6chte Herr Agardh diese Organe wohl auch f\u00fcr Nerven halten und die Pflanzen dadurch h\u00f6her beleben lassen. Indessen jene angeblichen Beobachtungen, worauf sich diese Ansicht ba-sirt, habe ich niemals best\u00e4tigen k\u00f6nnen.\nDie T\u00fcpfel kommen auf allen Seiten der get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren vor, und nicht etwa nur auf denjenigen, welche den Markstrahlen zu gelegen sind, wie dieses im Holze der Coniferen durchschnittlich der Fall ist. Nach Moldenhawer s Angabe sollen die umschliefsenden Organe, d. h. diejenigen, welche der Wand der Spiralr\u00f6hren unmittelbar anliegen, auf die Erzeugung der einen oder der anderen Metamorphosen-Stufe grofsen Einflufs haben; eine Ansicht, welche gegenw\u00e4rtig so grofsen Beifall findet, dafs wir etwas umst\u00e4ndlicher die Gr\u00fcnde daf\u00fcr und dagegen anf\u00fchren m\u00fcssen. Diese Ansicht des j\u00fcngeren Molden-hawer\u2019s ist neuerlichst durch Herrn Mohl*) von Neuem ausgesprochen, und noch mehrere andere Phytotomen scheinen sich derselben mehr oder weniger bestimmt an-zuschliefsen, obgleich es in der That sehr leicht ist, das Gegentheil zu erweisen, dafs n\u00e4mlich die Metamorphose der Spiralr\u00f6hren nicht von der Natur der angrenzenden Theile abh\u00e4ngig ist. Die Sache verh\u00e4lt sich ganz so, wie wir dieses schon bei der Entstehung der grofsen T\u00fcpfel auf den Zellenw\u00e4nden des Coniferen-Holzes nachgewiesen haben. Hier treten zwar die T\u00fcpfel auf denjenigen Seiten der Zellen auf, welche den Markstrahlen zugewendet sind, also ganz so, wie es Herr Kieser bei dem Sassafrafs-Holze beobachtete; doch wir haben auch Coniferen kennen gelernt, wo die T\u00fcpfel auf allen Seiten der Prosen-chym-Zellen auftraten.\nBei den Farm treten bekanntlich die Spiralr\u00f6hren in Form grofser B\u00fcndel auf, es liegen hier also eine sehr\n*) De palm, stxuct. XI. \u00a7. 25.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\ngrofse Anzahl von Spiralr\u00f6hren unmittelbar nebeneinander, und dennoch sind es nur gestreifte Spiralr\u00f6hren, welche hier auftreten, und eine herablaufende Reihe von T\u00fcpfel kommt auf den W\u00e4nden dieser Spiralr\u00f6hren nur dann vor, wenn irgend ein anderes Elementar-Organ, mag es eine Spiralr\u00f6hre, mag es eine Zelle sein, mit einer ganz schmalen Seitenwand jene Spiralr\u00f6hre unmittelbar anliegt, so dafs man hieraus den Schlufs ziehen k\u00f6nnte, dafs die Breite, oder \u00fcberhaupt die Form der angrenzenden Organe, so wie die Festigkeit der Verbindung auf die Gestaltung der Spiralr\u00f6hren Einflufs habe. In anderen F\u00e4llen verh\u00e4lt es sich dagegen wieder ganz anders. Es ist eine leicht zu beobachtende Erscheinung, dafs die grofsen Spiralr\u00f6hren im Stengel der K\u00fcrbis-artigen Pflanzen theils ganz metamorphosirt und als get\u00fcpfelte Spiralr\u00f6hren auftreten, oder dafs sie ganz unverwachsen als einfache Spiralr\u00f6hren Zur\u00fcckbleiben. Viele dieser grofsen R\u00f6hren liegen ganz einzeln und zerstreuet in dem Parenchym des Stengels, ja wohl selten sind die umschliefsenden Zellen sehr innig mit der Wand der Spiralr\u00f6hren verwachsen, so dafs sie, selbst bei der Maceration dieses Pflanzenthei-les den Spiralr\u00f6hrenw\u00e4nden anh\u00e4ngend bleiben, und dennoch sieht man, unter diesen Verh\u00e4ltnissen get\u00fcpfelte und unget\u00fcpfelte Spiralr\u00f6hren, w\u00e4hrend in dem vorhergehenden Beispiele, wo meistens nur Spiralr\u00f6hren neben Spiralr\u00f6hren lagen, meistens nur gestreifte Spiralr\u00f6hren zum Vorscheine kamen, und sich T\u00fcpfelreihen nur alsdann zeigten, wenn sich andere Organe mit schmalen Seitenw\u00e4nden den Spiralr\u00f6hren anlegten. Da es nun aber eine ganz richtige Beobachtung ist, dafs die Spiralr\u00f6hren bei vielen Di-cotyledonen auf denjenigen Seiten, mit welchen sie den Markstrahlen zu gelegen sind, eine ganz andere Form zeigen, als auf den \u00fcbrigen Seiten, so ist dieses auf dieselbe Weise zu erkl\u00e4ren, als das Auftreten der T\u00fcpfel im Coniferen-Holze unter \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnissen, oder es ist uns vielmehr auf eben dieselbe Weise unerkl\u00e4rlich. Schliefslich verweise ich noch auf die Untersuchungen","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"159\ndieses Gegenstandes bei den grofsen get\u00fcpfelten Spiral-r\u00f6hren des Eichenholzes. Diese R\u00f6hren sind rund herum mit schmalen und kurzen Pleurenchym-Zellen, welche die harte Holzmasse dieser Pflanze bilden, umgeben, und ganz genau nach der Breite dieser angrenzenden Zellen, stehen die T\u00fcpfel auf den W\u00e4nden jener R\u00f6hren in L\u00e4ng\u2019sreihen.\nAufser den L\u00e4ng\u2019sstreifen, von welchen schon oft gesprochen wurde, kommen auf den W\u00e4nden der get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren, auch quer und schr\u00e4g verlaufende Streifen vor, welche von ganz anderer Bedeutung sind und zu sehr verschiedenen Ansichten Veranlassung gegeben haben. Diese horizontalen und schr\u00e4g verlaufenden Streifen erstrecken sich der Breite nach von dem einen Rande der Spiralr\u00f6hre bis zum anderen.\nFr\u00fcher erkl\u00e4rte man dieselben meistentheils f\u00fcr Risse in der Membran der Spiralr\u00f6hre, welche durch zu grofse Ausdehnung derselben entstehen sollten; gegenw\u00e4rtig hat man sich jedoch \u00fcberzeugt, dafs viele derselben den wirklichen Artikulationen zuzuschreiben sind, die \u00fcbrigen m\u00f6chten dagegen blofsen Einschn\u00fcrungen angeh\u00f6ren, von deren Dasein man sich durch Beobachtung grofser get\u00fcpfelter R\u00f6hren schon vermittelst der Loupe \u00fcberzeugen kann, wenn man n\u00e4mlich diese R\u00f6hren der L\u00e4nge nach spaltet, was z. B. bei dem Eichenholze sehr leicht ist. Diese grofsen get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren aus dem Eichenholze, dem Buchenholze u. s. w. zeigen auf ihrer inneren Fl\u00e4che, wenn man sie auf die, vorhin angegebene Weise beobachtet, in mehr oder weniger regelm\u00e4fsigen Entfernungen kleine Einschn\u00fcrungen, und diese sind, auf der oberen Fl\u00e4che der R\u00f6hre betrachtet, meistens als solche helle Querstreifen zu sehen, ohne dafs ihnen irgend eine Spur einer Querwand im Inneren der H\u00f6hle zukommt. Diese Einschn\u00fcrungen kommen \u00fcbrigens noch bei den anderen Metamorphosen - Stufen der Spiralr\u00f6hren vor, so sind sie z. B. am sch\u00f6nsten gerade in den grofsen ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren des Cactus cylindricus, im Fruchtknoten des Cactus grandiflorus u. s. w.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"460\n\u2713\nBemerken s werth ist noch die eigent\u00fcmliche Structur, * welche die zarte Wand aufzuweisen hat, durch welche die Scheidew\u00e4nde in der Artikulation zweier Glieder der metamorphosirten Spiralr\u00f6hren dargestellt werden. Eine offene Communication herrscht fast zwischen allen Gliedern der Spiralr\u00f6hre, wie wir dieses pag. 133. kennen gelernt haben, und die Scheidew\u00e4nde, welche zwischen den aufeinandersitzenden Gliedern Vorkommen, sind entweder mit sehr grofsen T\u00fcpfeln, d. h. mit verd\u00fcnnten Stellen bedeckt, oder sie sind fast siebartig durchbrochen, oder sie sind endlich durch eine einzelne grofse Oeffnung durchl\u00f6chert. Auch k\u00f6nnen hier immer einige Stellen durchbrochen sein, ohne dafs sie der Beobachter erkennt, denn nur sehr selten gelingen die Schnitte so gut, dafs man diese Querw\u00e4nde (die schon an und f\u00fcr sich sehr klein sind) auf bedeutende Strecken \u00fcbersehen kann; doch in der alten, ausgewachsenen Pflanze, wie z. B. im Holze der B\u00e4ume, da sind diese Querw\u00e4nde entweder mehr oder weniger zerrissen oder dieselben sind an einzelnen Stellen gleich einem Siebe durchbrochen.\nSechstes Capitel.\nUeber die Verbindung* der Zellen unter sieb.\nWenn man die Zellenmasse der Pflanzen in Hinsicht der Vereinigung der Zellen betrachtet, woraus das Gewebe besteht, so wird man finden, dafs die Zellen bald mehr bald weniger fest mit einander verbunden sind. Im Allgemeinen beobachtet man, dafs die W\u00e4nde der Zellen mit ihren \u00e4ufseren Fl\u00e4chen unmittelbar neben einander liegen, oft ganz, oft nur theilweise, aber von einer besonderen Substanz, welche etwa die einzelnen Zellen umh\u00fcllt und dann mit einander zusammenkittet, ist wenigstens bei den vollkommenen Pflanzen, gerade nichts zu beobachten. Ich","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"161\nstimme Herrn L. Treviranus*) ganz bei, wenn er sagt dafs das Mittel, wodurch die Natur diesen Zusammenhang der Zellen unter einander bewirkt, nichts weiter als die Gerinnbarkeit der Materie ist, denn die Elementarorgane, wenn sie sich bilden und neben einander treten, sind noch in einem weichen Zustande, so dafs sie, durch ihre gegenseitige Ber\u00fchrung, in Folge der eintretenden Erh\u00e4rtung mehr oder weniger fest mit einander verwachsen.\nEine solche Vereinigung der Zellen glauben wir bei Pflanzen mit vollkommenem Zellengewebe als Regel aufstellen zu m\u00fcssen, doch werden wir sp\u00e4ter auch diejenigen F\u00e4lle n\u00e4her betrachten, woselbst eine andere Art der Verbindung der Zellen vorhanden zu sein scheint. Es war bekanntlich der ber\u00fchmte Moldenhawer, welcher glaubte gefunden zu haben, dafs in dem Raume, welchen die Zellen zwischen sich lassen, ein eigenes Gewebe vorkomme, wodurch die Zellen mit einander verbunden w\u00fcrden. Er nannte dieses Gewebe Zellengewebe, w\u00e4hrend er die wirkliche Masse der Zellen mit dem Namen zelligte Substanz belegte. Das Irrige dieser Annahme ist indessen von vielen Seiten aufgedeckt und dieselbe ist als beseitigt anzusehen. Sp\u00e4ter sprach der scharfsinnige Herr Agardh**) von einer Zwischensubstanz in dem Zellengewebe der Pflanzen, welche sich daselbst wie das Schleimgewebe bei den Thieren verhalten sollte. Herr Agardh glaubt n\u00e4mlich, dafs die Zellen durch einen, in ihren Zwischenr\u00e4umen zusammen gedr\u00e4ngten, verh\u00e4rteten Schleim mit einander verwachsen w\u00e4ren, und dafs daher gar keine Intercellularg\u00e4nge in den Pflanzen vork\u00e4men. Es sind f\u00fcr diese Annahmen keine Beobachtungen bei h\u00f6heren Pflanzen angef\u00fchrt, und offenbar ist Herr Agardh zu derselben durch die Beobachtung der Algen gekommen; dafs es sich aber bei h\u00f6heren Pflanzen ganz anders verhalte, das ist so leicht\n\u00a5) Physiologie der Gew\u00e4chse. I. pag. 73.\n\u00a5\u00a5) Biologie der Gew\u00e4chse, pag. 129. und Organographie etc. pag. 93,\n11","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nnachzuweisen, und ist auch so allgemein bekannt, dafs wir dar\u00fcber fortgehen k\u00f6nnen.\nDagegen wurde in neuester Zeit durch Herrn Mold *) r dieser Gegenstand von Neuem in Anregung gebracht; er sprach die Meinung aus, dafs die Gelatina, aus welcher viele Cryptogamen, als die Gattungen: Ulva, Palmelia, Hy-drnrus, \u00dfatrachospermum etc. gr\u00f6fstentheils bestehen, einem bei den h\u00f6heren Pflanzen beinahe v\u00f6llig verschwun- * denen Bestandtheile entspricht, welcher zwischen den Zellen liegt und die Verbindung derselben unter einander vermittelt, dessen anatomische Darstellung aber nur noch bei wenigen Gefafspflanzen m\u00f6glich ist. Herr Mold suchte seine ausgesprochene Ansicht damals nur bei der \u00e4ufseren Haut des Pollenkornes geltend zu machen, und meinte, dafs dieselbe entweder entschieden aus Zellen bestehe oder aus kleinen, zellen\u00e4hnlichen K\u00f6r-nern, und aus einer gleichf\u00f6rmigen, lialbgelatinosen Masse, welche jene K\u00f6rner zu einer Membran verbindet. Ja Herr Mold **) glaubte durch die von ihm angegebenen Beobachtungen erwiesen zu haben, \u201edafs eine Vergleichung der \u00e4ufseren Haut des Pollens mit einer Pflanzenzelle v\u00f6llig unpassend sei, und dafs man dieselbe als ein aus Zellen oder deren Anf\u00e4ngen und einem homogenen Bindemittel zusammengesetztes Organ zu betrachten, und defs- j halb dieselbe nicht mit der einfachen Membran einer Pflanzen - Zelle, sondern mit zusammengesetzten H\u00e4uten, wie z. B. die Eih\u00e4ute sind, zu vergleichen habe.\u201c Schon bei einer fr\u00fcheren Gelegenheit sprach ich mich dahin \u00ab aus, dafs jene Ansicht \u00fcber den Bau der Pollenhaut offenbar unstatthaft sei***), und bald darauf hat auch Herr\n\u00a5) Ueber den Bau und die Form der Pollenk\u00f6rner. Bern 1834. 4to. pag. 17.\n\u00a5\u00a5) 1. c. pag. 19.\n\u00a5\u00a5\u00a5) S. meinen Jahresbericht v. 1834. \u2014 Tn Wiegmann\u2019s Archiv v. 1835. p, 152.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"163\nMirbel *) jene Ansicht des Herrn Mohl bestritten und erkl\u00e4rt, dafs die H\u00fcllen der Pollenbl\u00e4schen als einfache Zellen zu betrachten sind, eine Meinung, der ich gegenw\u00e4rtig gcinz beistimme und auch durch direkte Beobachtungen erweisen kann.\nEine ausf\u00fchrliche Widerlegung der Ansichten des Herrn Mohl, \u00fcber den Bau der Pollenh\u00e4ute, war fr\u00fcher von weniger Wichtigkeit, als jetzt, da derselbe in einer neueren Schrift **) das allgemeine Vorkommen einer Intercellularsubstanz nachzuweisen sucht, welche die Zellen umh\u00fcllt und mit einander verkittet.\nZiemlich allgemein war fr\u00fcher die Ansicht unter den Pflanzen-Anatomen, dafs die Pollenk\u00f6rner in gewissen F\u00e4llen aus einzelnen Zellen bestehen, dafs sie aber in anderen F\u00e4llen durch eine, aus Zellen zusammengesetzte Haut gebildet w\u00fcrden. Eine solche zellige Structur in der Haut des Pollenkornes glaubte man sehr deutlich bei der weifsen Lilie, wie bei vielen anderen Pflanzen zu beobachten, und ich selbst war fr\u00fcher, bei dem Gebrauche der unvollkommenen Mikroskope eben derselben Ansicht. Gegenw\u00e4rtig aber, bei der Anwendung st\u00e4rkerer Vergr\u00f6-fserungen bei hellerer Beleuchtung, ist es nicht schwer zu erkennen, dafs auch diese, scheinbar aus Zellen zusammengesetzte Haut der Pollenk\u00f6rner, nur ein einfaches Bl\u00e4schen ist, welches auf der \u00e4ufseren Fl\u00e4che durch ein Netz hervorragender R\u00e4nder umgeben ist. Was man f\u00fcr Zellen hielt, das sind nur die Maschen jenes Netzes, welche durch die eigentliche Haut des Pollenkornes gleichsam bekleidet sind. In Fig. 13. Tab. VI. ist ein kleiner Theil von der scheinbar zelligen Pollenhaut der weifsen Lilie nach einer 620maligen Vergr\u00f6fserung treu abgebildet. Der dunkele Rand a b ist von der Einfassung der Spalte,\nExamen critique d\u2019un passage du Mein. de M. Hugo Mohl, sur la structure et les formes de grain de pollen. \u2014 Ann. des scienc. nat. 1835. II. p. 5.\nY\u201c) Erl\u00e4uterung und Yertheidigung meiner Ansicht von der Structur der Pflanzen-Substanz. T\u00fcbingen, 1836.\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nwelche sich hei dem Aufplatzen dieser Pollenk\u00f6rner der L\u00e4nge nach zeigt und vorher als eine dunkele L\u00e4ngenfalte zu beobachten ist. Wie die Zeichnung zeigt, so werden die sogenannten Zellen der Pollenhaut nach dem Spaltenrande zu immer kleiner und kleiner, und ganz in der N\u00e4he des Randes fehlen sie ganz ; nach der anderen Seite dagegen, werden die Zellen bis zur Mitte der Membran immer gr\u00f6fser und gr\u00f6fser, und zugleich auch regelm\u00e4fsi-ger geformt. Wenn man von diesen Punkten des Pollenkornes den Rand bei einer guten Lage beobachtet, so wird man sich \u00fcberzeugen, dafs die Streifen, welche die scheinbaren Zellen einfassen, in einem, \u00fcber die Fl\u00e4che der Membran hervorragenden Wulste bestehen. Diese Hervorra-gungen sind, der Spalte des Pollenbl\u00e4schen zu, immer enger und enger verflochten, so dafs sie am Rande ganz zusammenlaufen und eine gleichm\u00e4fsige Masse bilden, welche der Membran eine bedeutende Dicke und Festigkeit giebt.\nBei starken Vergr\u00f6fserungen erscheinen jene Streifen mit einer gelben Farbe und etwas dunkel en R\u00e4ndern, w\u00e4hrend die Membran, welche von den Streifen eingefafst erscheint, viel weniger gef\u00e4rbt, oft fast ungef\u00e4rbt ist, doch, n\u00e4her dem Rande der Spalte zu, wird auch sie allm\u00e4lich etwas gelblich. Man hielt diese Streifen einmal f\u00fcr die Vereinigungslinien der nebeneinander liegenden Zellen, \u00e4hnlich den sogenannten lymphatischen Gef\u00e4fsen der Epidermis, und in der That, bei einer schwachen Vergr\u00f6fse-rung glaubt man dieses auf das Bestimmteste zu sehen. Indessen bei starken Vergr\u00f6fserungen sieht man nicht nur jenen Streifen zuweilen mitten in einer scheinbaren Zelle blind enden, wie z. B. bei r, s, k, 1 Fig. 13. Tab. VI., sondern man findet auch zuweilen einzelne Stellen, wo diese Streifen g\u00e4nzlich unterbrochen sind, w\u00e4hrend die Haut des Pollenbl\u00e4schens gleichm\u00e4fsig unter dieser Unterbrechung fortl\u00e4uft. Endlich kann man noch beobachten, wenn man diese, scheinbar zellige Pollenhaut von der inneren Fl\u00e4che betrachtet, dafs jene Streifen nicht durch die ganze Membran verlaufen, sondern nur der \u00e4ufseren\ni","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"165\nFl\u00e4che angeh\u00f6ren, auf der inneren Fl\u00e4che ist dagegen keine Spur von jenen Streifen zu sehen, was doch auch der Fall sein m\u00fcfste, wenn sie durch die Vereinigung nebeneinander liegender Zellen entstanden w\u00e4ren.\nNeuerlichst, n\u00e4mlich nach Herrn MohFs Ansicht, will man jene Streifen, welche dafs grofsmaschige Netz bei cdef Fig. 13. Tab. VI. bilden, gleichsam f\u00fcr Intercellularsubstanz halten, welche, als eine homogene Masse die Zellen mit einander verkittet; indessen, wie ich vorher\n*\tschon bemerkt habe, so besteht die Haut des Pollenkornes nicht aus nebeneinander liegenden Zellen, und daher kann auch keine Intercellularsubstanz daselbst vorhanden sein.\nIndessen der Bau dieser Pollenhaut ist bei verschie-\n*\n( denen Pflanzen gar sehr verschieden, aber nirgends ist eine Zusammensetzung aus Zellen oder aus zellen\u00e4hnlichen K\u00f6rperchen zu beobachten. Es w\u00fcrde hier weit \u00fcber die Vorgesetzten Grenzen f\u00fchren, wollte ich \u00fcber diesen Gegenstand specieller eingehen; nur einige allgemeine Bemerkungen m\u00f6gen hier noch Platz finden. Wir haben vorhin, n\u00e4mlich bei dem Pollen der weifsen Lilie kennen gelernt, dafs die scheinbaren Zellen aus der ein-t fachen Membran gebildet wurden, und dafs die R\u00e4nder jener scheinbaren Zellen in einem hervorragenden Wulste auf der oberen Fl\u00e4che bestehen. Bei sehr vielen Pflanzen findet sich ein Bau der Pollenhaut, welcher jenem der weifsen Lilie sehr \u00e4hnlich ist, doch h\u00e4ufig werden die scheinbaren Zellen kleiner und kleiner, treten mehr abgerundet in den Ecken auf und die Substanz der ein-fassenden R\u00e4nder nimmt zu. Bei anderen Pflanzen findet * dagegen fast ein entgegengesetzter Bau statt, n\u00e4mlich die scheinbaren Zellen treten als dunkeier gef\u00e4rbte Stellen auf, welche gleichsam wie Zellen nebeneinander liegen und durch helle und sehr zarte Streifen miteinander verbunden sind. Hier w\u00fcrde man diese hellen Streifen f\u00fcr die Intercellularsubstanz halten, welche als eine homogene Masse die Zellen mit einander verkittet, die Zellen sind nicht vorhanden; jene zellenartigen Bildungen, wie sie in","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nFig. 14. Tab. VI. aus der Pollenhaut der Amarillis Regi-nae hybr. dargestellt sind, bestehen nur in dunkelgef\u00e4rb-ten schwachen Verdickungen der Membran, welche \u00fcber die \u00e4ufsere Fl\u00e4che derselben hinausragen. In anderen F\u00e4llen werden diese scheinbaren Zellen immer kleiner, runden sich mehr ab, und erscheinen dann in Form von mehr oder weniger stark hervorragenden P\u00fcnktchen, W\u00e4rzchen, T\u00fcpfel u. s. w., welche bald in grofser Anzahl \u00fcber die ganze Pollenhaut verbreitet sind, bald in geringer Zahl und oft nur an gewissen Stellen derselben auftreten. Man kann alle diese \u00e4ufseren Bildungen, sowohl die W\u00e4rzchen, als die hervorragenden R\u00e4nder, welche das niedliche Netz auf der Oberfl\u00e4che mancher Pollenk\u00f6rner bilden, mit einem scharfen Instrumente entfernen, ohne das Bl\u00e4schen zu verletzen. Da nun die \u00e4ufsere Pollenhaut nicht aus Zellen zusammengesetzt ist, so kann man diesen auch nicht die Absonderung der \u00f6ligen Stoffe zuschreiben, welche die \u00e4ufsere Fl\u00e4che der Pollenk\u00f6rner meistens \u00fcberzieht; so viel ist aber zu beobachten, dafs dieser abgesonderte Stoff in gr\u00f6fserer Menge von allen den Hervorragungen der Membran abgelagert ist.\nBei der Verteidigung der angef\u00fchrten Ansicht \u00fcber die Structur der \u00e4ufseren Pollenhaut, glaubte Herr Mold in dem Baue einiger niederen Algen ein Analogon gefunden zu haben, n\u00e4mlich bei den Gattungen Ulva, Pal-mella, Hydrurus u. s. w., wo in der gelatin\u00f6sen Masse, woraus diese Pflanzen gr\u00f6fstentheils bestehen, erst wenige Uranf\u00e4nge von Zellen, unter der Form von kleinen K\u00f6rnern erscheinen. Wie ich glaube, so verh\u00e4lt sich der Bau und die Fortpflanzung der Pflanzen jener Gattungen ganz gleich demjenigen der Gattung Nostoc, wo ich die Fortpflanzung deutlicher habe verfolgen k\u00f6nnen, als bei den Ulven und Palmellen. Die gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00f6rner, oder die sph\u00e4rischen Zellen, welche in der Gallerte der Nostoc-Arten auftreten, sind zugleich die Keime zur Fortpflanzung oder die k\u00fcnftigen jungen Nostoc-Individuen,\n4\nt\nii","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"167\nwie ich es schon an einem anderen Orte *) nachgewiesen habe. Sobald der alte Nostoc zerf\u00e4llt, treten alle die kleinen Bl\u00e4schen aus der gallertartigen Masse hervor, welche sie zuerst einh\u00fcllte und die Benennung der Intercellularsubstanz erhalten hat, und jedes jener Bl\u00e4schen kann sich nun zu einem neuen Individuum umbilden. Das kleine Bl\u00e4schen, d. i. die Nostoc-Spore, besteht aus einer H\u00fclle von einer wenig festen Membran, und ist im Inneren mit einer schleimigen, wasserhellen Fl\u00fcssigkeit angef\u00fcllt. Sobald das Bl\u00e4schen selbstst\u00e4ndig zu wachsen beginnt, schwillt die gallertartige Membran auf und das Bl\u00e4schen wird dabei immer gr\u00f6fser und gr\u00f6fser, je nachdem es unter g\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen mehr oder weniger Nahrungsstoff einzuziehen hat. Bei einer gewissen Gr\u00f6fse des neuen Individuums beginnt eine Tr\u00fcbung der hellen Fl\u00fcssigkeit, welche das Bl\u00e4schen f\u00fcllt, und es bilden sich wie durch pl\u00f6tzliche Krystallisation die neuen Keime, welche etwas sp\u00e4ter wiederum, als sph\u00e4rische Zellchen erscheinen. Die wasserhelle Gallerte ist also bei diesen Pflanzen das Urspr\u00fcngliche und die K\u00f6rner oder Zellen, welche darin auftreten, sind als die Saamen anzusehen, und schwerlich kann man das Erscheinen derselben mit demjenigen der Zellen in vollkommenen Pflanzen in Parallele stellen, wo die Bildung der Zellen gerade das Urspr\u00fcngliche ist.\nHerr Mohl hat das Vorkommen einer solchen schleimig gallertartigen Masse, wie sie in der genannten Gattung erscheint, noch bei vielen anderen Cryptogamen n\u00e4her beleuchtet, und zu zeigen gesucht, dafs sie \u00fcberall von gleicher Bedeutung sei. Es w\u00fcrde uns viel zu weit f\u00fchren, wollten wir hier alle jene einzelnen F\u00e4lle n\u00e4her er\u00f6rtern, daher beschr\u00e4nke ich mich nur auf die Betrachtung der schleimigen H\u00fclle, welche alle im Wasser wachsenden Conferven aufzuweisen haben, und von Herrn\n*) S. Meyen\u2019s Reise um die Erde. III. Zoologischer Theil. pag, 285.","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nMohl fiir ein Analagon der Intercellularsnbstanz der vollkommeneren Pflanzen erkl\u00e4rt wird. Vor Allem m\u00f6chte ich jedoch die Bemerkung voraus schicken, dafs nicht nur die gr\u00f6fste Zahl der Wassergew\u00e4chse, sondern auch fast alle, ganz im Wasser lebenden Thiere, von den kleinsten Acalephen bis zu den riesigen Cetaceen u. s. w. mit ei-Schieimlage oder einer, derselben entsprechenden Masse \u00fcberzogen sind, als wenn sich die Natur dieses Mittels bei den Wassergesch\u00f6pfen bedient, um dieselben gegen die Einwirkung des Wassers zu sch\u00fctzen. Bei denjenigen Pflanzen, welche im Wasser wachsen und eine solche Schleimschicht nicht aufzuweisen haben, wie z. B. die Po-tamogetonen, da ist die Cuticula der Epidermis mit einem eigenthiimlichen, firnisartigen Glanze versehen. So wie die schleimige Masse, welche die Oberhaut der Wasser-thiere \u00fcberzieht, das Produkt einer Absonderung der Haut ist, so verh\u00e4lt es sich auch mit der schleimigen H\u00fclle, welche die niederen Wasserpflanzen \u00fcberzieht; sie ver-gr\u00f6fsert sich mit zunehmendem Alter der Pflanze, und einige haben Viel, andere nur sehr Wenig von jener Masse aufzuweisen. Es sprach schon fr\u00fcher Herr L. Treviranus *) die Meinung aus, dafs die Conferven aus schleimigt gallertartigen Schl\u00e4uchen und darin sitzenden, aneinandergereihten Gliedern (sporangia) bestehen. So erscheint die Sache allerdings, wenn man entwickelte Conferven beobachtet; die schleimige H\u00fclle umschliefst den ganzen Con-ferven-Faden und erscheint besonders deutlich in den Vertiefungen bei den Artikulationen, jedoch nicht in der Art, wie es Herr Mohl**) dargestellt hat, sondern die schleimige H\u00fclle f\u00fcllt die Vertiefung, und der dreieckige Raum; welcher hier zwischen der Zellenmembran und der schleimigen H\u00fclle mit einer besonderen Substanz erf\u00fcllt zu sein scheint, ist nur das Produkt der nat\u00fcrlichen Strahlenbrechung. Zwar glaubt Herr Treviranus seine Ansicht durch\n4\nt\n*) Weber\u2019s und Mohr\u2019s Beitr\u00e4ge etc. pag. 163.\n\u00a5\u00a5) Pflanzen-Substanz etc. Tab. 1. Fig. 15. b, oder Fig. 11. bei a.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"169\ndie Entwickelungs-Geschichte der Conferven zu erweisen, doch mir scheint es, dafs sich durch diese gerade das Gegentheil erweisen l\u00e4fst, dafs n\u00e4mlich hei denselben die Haut des Utriculus das Urspr\u00fcngliche ist, und dafs die Schleimh\u00fclle erst von dieser Haut abgesondert wird. Bei den Spirogyren Link\u2019s (Zygnema Ag.) *), wo die entwickelten F\u00e4den mit einer so bedeutenden Schleimh\u00fclle \u00fcberzogen sind, dafs sie sich ganz schl\u00fcpfrig anf\u00fchlen, da kann man beobachten, wie die junge Pflanze noch keine Spur von jener Schleimh\u00fclle zeigt, und wie sich endlich bei der alten Pflanze, wenn sie nach der Fruchtbildung zerf\u00e4llt, die dicke Schleimh\u00fclle allm\u00e4lich l\u00f6st oder sich all-m\u00e4lich aufl\u00f6st. Die merkw\u00fcrdige Vereinigung zweier Schl\u00e4uche verschiedener Individuen zur Bildung der Fruchtkapsel, welche unter dem Namen der Conjugation bekannt geworden ist, findet haupts\u00e4chlich bei den Spirogyren statt, kommt jedoch, wie ich es nachweisen kann, noch bei vielen anderen Conferven zuweilen vor, so dafs die Erscheinung nicht zum Gattungs-Character benutzt werden kann, wie es Herr Agardh u. A. m. gethan haben. Wenn die gr\u00fcne, zum Theil schleimige, zum Theil harzig k\u00f6rnige Masse aus dem einen Utriculus in den gegen\u00fcber stehenden Utriculus des conjungirten Fadens tritt, so vereinigen sich die Contenta der beiden Schl\u00e4uche und bilden einen mehr oder weniger elliptischen K\u00f6rper von sch\u00f6ner gr\u00fcner Farbe, welcher auf seiner Oberfl\u00e4che sehr bald gerinnt und dadurch eine sehr dicke, feste und etwas gr\u00fcnlich gef\u00e4rbte Haut erh\u00e4lt, welche als Fruchtkapsel auftritt, denn die darin enthaltene Masse bildet sich zu Sporen oder zu der jungen Pflanze um. Dieses Sporangium liegt bei den Spirogyren gew\u00f6hnlich mitten im Utri-\n*) Ich erlaube mir liier eine Bemerkung, welche ziemlich allen systematischen Schriftstellern im Felde der Algenkunde gilt; schwerlich m\u00f6chte ein anderes Feld der Naturwissenschaften mehr Verst\u00f6sse gegen die Priorit\u00e4t der Gattungsnamen aufzuweisen haben, als gerade die Algenkunde, ein Uebelstand, dem in dem neuesten Werke hier\u00fcber wohl etwas h\u00e4tte abgehoben werden k\u00f6nnen.","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\ncuius, ist bekanntlich mehr oder weniger grofs und zuweilen fast kugelf\u00f6rmig rund. Nach vollkommener Reife dieses Sporangium\u2019s, welches meistens erst im darauf folgenden Jahre eintritt, springt dasselbe an dem einen Ende auf, bald mit einer, bald mit mehreren, unregelm\u00e4fsig verlaufenden Spalten, \u00e4hnlich wie es schon von Vaucher abgebildet ist. Aus dem ge\u00f6ffneten Sporangium treten nun -entweder eine Menge von kleinen, aber regelm\u00e4fsig geformten und gleichgrofsen Sporen hervor, welche sich in junge Conferven umwandeln, oder es tritt eine junge Spi-rogyre hinaus, deren Utriculi noch so zart sind, dafs man -+ daran deutlich den g\u00e4nzlichen Mangel einer umschlie-fsenden Schleimschicht beobachten kann. Die erste Bildung der jungen Spirogyre im Inneren des Sporangium\u2019s ist sehr einfach; es bildet sich eine innere Haut, welche bei dem Hervorkeimen die Haut des ersten Utriculus darstellt und in die L\u00e4nge ausw\u00e4chst. Gew\u00f6hnlich ist die k\u00f6rnige Masse im Inneren der Kapsel ebenfalls spiralf\u00f6rmig aneinander gereihet.\nDemnach glaube ich nachgewiesen zu haben, dafs auch die Schleimh\u00fclle bei den Conferven von einer anderen Bedeutung ist, als die, welche Herr Mold der Intercellularsubstanz zuschreibt.\tj\nWir kommen endlich zur Betrachtung dessen, was man bei den vollkommenen Pflanzen mit dem Namen der Intercellularsubstanz belegen kann. Herr Mold *) giebt schon an, dafs es wohl keine Pflanze geben m\u00f6chte, bei welcher man nicht in einem oder dem anderen Organe die Intercellularsubstanz deutlich nachweisen k\u00f6nnte. Dieses ist allerdings der Fall, doch man findet, dafs die Intercellularsubstanz nur in einem sehr kleinen Theile des Zellengewebes der Pflanzen auftritt, dafs sie immer nur an gewissen Stellen erscheint, wo die Verbindung dickwandiger Zellen sehr innig ist, und dafs alles \u00fcbrige Zeilengewebe,\n*) 1. c. p. 8.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"171\nwelches den gr\u00f6fsten Theil der Pflanze bildet und die mehr lockeren Theile derselben ausf\u00fcllt, auch keine Spur von Intercellularsubstanz zeigt. Ja man kann durch Beobachtungen verfolgen, dafs die Intercellularsubstanz mit zunehmendem Alter der Pflanzentheile, worin sie ^orkommt, immer st\u00e4rker wird, und dafs von derselben, in einer ganz jungen Pflanze, oftmals mit Bestimmtheit keine Spur vorhanden ist. Letzteres ist z.B. an den jungen Trieben der Nadelh\u00f6lzer zu sehen, wenn die Spiralfasern, woraus die Alande s der Prosenchym-Zellen gebildet sind, noch nicht verwachsen erscheinen; im alten Holze der Coniferen sieht man jedoch nicht selten, eine mehr oder weniger grofse Masse zwischen den Kanten angrenzender Zellen gelagert, welche man f\u00fcr Intercellularsubstanz erkl\u00e4rt. Da also das Auftreten der Intercellularsubstanz so \u00e4ufserst beschr\u00e4nkt ist, und da diese Substanz mit zunehmendem Alter der Pflanze in gr\u00f6fserer Masse auftritt, so kann dieselbe schon von keiner so hohen Bedeutung sein, als man ihr zuschreiben m\u00f6chte, was auch, wie ich hoffe, durch die folgenden Untersuchungen dieses Gegenstandes erwiesen werden m\u00f6chte.\nDie gew\u00f6hnlichen Parenchym-Zellen, welche in allen f krautartigen Theilen der Pflanzen die gr\u00f6fste Masse bilden, zeigen nur unter folgenden Verh\u00e4ltnissen die Intercellularsubstanz: Wenn n\u00e4mlich dickwandige Parenchym-Zellen die \u00e4ufseren Schichten des umkleidenden Zellengewebes irgend eines Theiles der Pflanzen bilden, und dergleichen \u00e4ufsere Schichten pflegen immer innig mit einander verwachsen zu sein. Sie sind es, welche man auf der Oberfl\u00e4che der Bl\u00e4tter f\u00fcr eine mehrfache Epidermis * erkl\u00e4rt hat, und welche in anderen F\u00e4llen sehr bedeutende Massen, oft grofse, wulstartige Anschwellungen bilden. In allen diesen F\u00e4llen sind zwar die Zellen sehr fest verwachsen, doch hie und da treten auch noch kleine Intercellularg\u00e4nge dazwischen auf. Untersucht man diese Zellen-massen vermittelst gut gef\u00fchrter Querschnitte, so wird man die Beobachtung machen, dafs gr\u00f6fstentheils nur diejenigen W\u00e4nde der Zellen dick angeschwollen sind, welche der Epider-","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"mis des Pflanzentheils mehr oder weniger parallel verlauten, etwa wie es die Zeichnungen in Fig. 22., 23. u. 25. Tab. 111. zeigen. Am gew\u00f6hnlichsten findet man die Vereinigung der Zellen in jenem festeren Gewebe in der Art, wie es in Fig. 2fr Tab III. aus dem Rande des Stammes von Helleborus foetidus und in Fig. 17. Tab. III. aus der gr\u00fcnen Rindenschicht von Sambucus nigra dargestellt ist. Man bemerkt hier die dicken W\u00e4nde der Zeilen, wie in Fig. % Tab. III., und zwischen diesen Zellen, z. B. zwischen f, i, g, h beobachtet man eine Substanz (k k), welche durch eine hellere F\u00e4rbung, als die anstofsenden Zellenw\u00e4nde zeigen, auf eine eigene, von den W\u00e4nden der Zellen verschiedene Substanz schliefsen l\u00e4fst, und diese ist es, welche Herr Mohl gegenw\u00e4rtig mit dem Namen der Intercellularsubstanz belegt hat. In Fig. 17. Tab. III. verh\u00e4lt es sich ganz ebenso, nur dafs hier die R\u00e4ume, f\u00fcr die Intercellularsubstanz g, g, dreieckig geformt sind. Verfertigt man aus dergleichen Zellengewebe sehr feine Schnitte und beobachtet diese Stellen der vereinigten Zellenkanten bei hellem Lichte und sehr starker, \u00fcber 1000-facher Vergr\u00f6fserung, so wird man eine Verschiedenheit in der Substanz der Zellen w\u00e4nde und der dazwischen liegenden Masse wahrnehmen k\u00f6nnen, eine Verschiedenheit, welche offenbar in einer verschiedenen Dichtigkeit beruht, die sich aber auch, je nachdem das Instrument mehr oder weniger achromatisch ist, durch verschiedene F\u00e4rbung und verschiedene Durchsichtigkeit darthut. Die Intercellularsubstanz ist um so weicher, und um so mehr wasserhell, je entfernter sie von den angrenzenden Zellenw\u00e4nden gelagert ist, und hierauf beruht auch wohl ihre Hygroscopi-cit\u00e4t, welche gr\u00f6fser als die der Zellenmembran ist, was schon durch Herrn Mohl angegeben wurde.\nMeistens liegt diese Intercellularsubstanz an denjenigen Stellen angeh\u00e4uft, wo sich die Zellen mit ihren Kanten vereinigen, wo die gew\u00f6hnlichen Parenchym-Zellen die Intercellularg\u00e4nge aufzuweisen haben; in anderen F\u00e4llen zieht sich die Intercellularsubstanz \u00fcber die ganzen","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"173\nSeitenfl\u00e4chen der Zellen, wie es z. B. in Fig. 27. zu sehen ist. Aber in keinem der angef\u00fchrten F\u00e4lle sind durch scharfe Linien die Grenzen zu erkennen, wo die W\u00e4nde der Zellen mit der sogenannten Intercellularsubstanz sich ber\u00fchren, was eigentlich der Fall sein m\u00fcfste; dagegen kann ich mehrere Beispiele auff\u00fchren, wo es deutlich zu sehen ist, wie diejenige Masse, welche man f\u00fcr Intercellularsubstanz erkl\u00e4rt, aus so vielen St\u00fccken zusammengesetzt ist, als verschiedene Zellen daran theilnehmen, wefshalb ich auf die Abbildungen in Fig. 21., 22. und 23. Tab. III. aufmerksam mache, die aus den \u00e4ufseren Zellenschichten des Blattstieles von Beta Cicla nach Querschnitten angefdfcgt sind. Dieses eigent\u00fcmlich verbundene Zellengewebe beginnt von der Epidermis a b und zeigt oft eine Dicke von y bis einer ganzen Linie; die Zellen sind in dieser \"Masse so innig verwachsen, dafs man das Ganze gleich einer Epidermis abziehen kann, und auf den Querschnitten zeigt es ein so h\u00f6chst niedliches Ansehen, wie es Fig. 21. darstellt. Die hellen R\u00e4ume, wie e, e, e, g, g etc. sind die durchschnittenen Zellenh\u00f6hlen, und die dazwischen liegenden dunkeieren Massen f, f, f, f, g, g etc. machen die sogenannte Intercellularsubstanz aus, welche aber hier in einer Zusammenlagerung von verdickten W\u00e4nden der angrenzenden Zellen besteht, was aufs Deutlichste durch die Linien zu erkennen ist, welche durch die dicke Masse verlaufen. Die zwischen liegende dicke Masse besteht jedesmal aus ebenso vielen St\u00fccken, als Zellenh\u00f6hlen rund herum liegen, und sie zeigt auch eben so viele Linien,' welche das Zusammenstofsen der Seitenfl\u00e4chen von den verschiedenen verdickten Membranen andeuten. In den Fig. 22. und 23. Tab. III. sind einzelne Punkte aus eben demselben Pflanzen-Theile bei st\u00e4rkerer Vergr\u00f6fserung dargestellt und hier wird die Zusammenlagerung der verdickten Zellenw\u00e4nde um so deutlicher erscheinen. So z. B. findet man in Fig. 23. durch die Vereinigung der Zellen a, h, g und i eine Masse gebildet, welche ebenfalls aus 4 den genannten Zellen angeh\u00f6rigen","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nSt\u00fccken besteht, n\u00e4mlich aus den St\u00fccken k, 1, m und n. Bei denjenigen Zellenreihen, welche der Epidermis zun\u00e4chst liegen, wie z. B. in Fig. 22., da finden sich die ganzen W\u00e4nde der Zellen, welche der Epidermis gerade gegen\u00fcber liegen, verdickt, wie es in der angef\u00fchrten Abbildung deutlich zu sehen ist; an einigen Stellen jedoch, wie z. B. bei i, da findet man noch eine besondere Verdickung, wodurch gerade der Raum zwischen den Kanten der angrenzenden Zellen, wo sonst Intercellularg\u00e4nge zu liegen pflegen, ausgef\u00fcllt wird. Aehnlich verh\u00e4lt es sich auch auf dem Querschnitte aus den tieferen Parenchymschichten des Stammes von Helleborus foetidus; w\u00e4hrend die \u00e4u-^ /* fseren Schichten, welche daneben in Fig. 2A dargestellt sind nach der Intercellularsubstanz zu zeigen scheinen, geben die daneben liegenden, inneren Schichten durch die hindurch laufenden Linien ganz deutlich zu erkennen, dafs die, scheinbar zwischen den Zellen liegende Substanz, nichts weiter ist, als zusammengesetzt aus den anstofsen-den verdickten Zellenw\u00e4nden. Das Merkw\u00fcrdigste hiebei ist, dafs die Verdickung der Zellenw\u00e4nde nur theilweise stattfindet, und dafs diese zuweilen, wie in der Beta (Fig. 21. Tab. III.) so h\u00f6chst auffallend ist, so dafs die verdickte Stelle gleichsam einen prismatischen K\u00f6rper bildet; doch wie diese auffallende Verdickung allm\u00e4lich in die Verdickung der ganzen Seitenw\u00e4nde der Zellen \u00fcbergeht, das kann man an jener Abbildung, wie z. B. bei g, f, i u. s. w. verfolgen.\nWir haben also im Vorgehenden kennen gelernt, dafs zuweilen zwischen den Zellen eine mehr oder weniger wasserhelle Substanz gelagert ist, welche mit dem Namen der Intercellularsubstanz belegt worden ist, ich habe aber auch die Bemerkung gemacht, dafs man die Grenze zwischen der Intercellularsubstanz und der \u00e4ufseren Fl\u00e4che der angrenzenden Zellenw\u00e4nde nicht mit einer so scharfen Linie sehen kann, wie es in anderen F\u00e4llen stattzufinden pflegt, sondern der Unterschied ergiebt sich aus der verschiedenen Helligkeit und bei minder achromati-","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"175\nsehen Gl\u00e4sern auch aus der verschiedenen F\u00e4rbung der Substanz; doch sind tausendfache Vergr\u00f6fserungen hierzu wenigstens anzuwenden. In anderen F\u00e4llen haben wir aber auf das Bestimmteste kennen gelernt, dafs die zwischenliegende Substanz aus den verdickten Zellenw\u00e4nden zusammengesetzt ist, indem Linien auftreten, welche das Zu-sammenstofsen der angrenzenden Zellenw\u00e4nde andeuten. Da es sich nun auch durch Beobachtung verfolgen l\u00e4fst, dafs diese zwischenliegende Substanz mit zunehmendem \u00bb Alter dicker wird, so mufs man wohl annehmen, dafs dieselbe wenigstens von den W\u00e4nden der Zellen abgesondert wird, oder den Zellenw\u00e4nden selbst angeh\u00f6rt, also keine besondere, die Zellen umfliefsende Substanz ist. Freilich * sind in den meisten F\u00e4llen keine solche Linien zu beob-\u2019* achten, welche die Zusammensetzung der Intercellularsubstanz aus verdickten Zellenw\u00e4nden andeuten, indessen in allen diesen F\u00e4llen sind auch keine bestimmte Linien vorhanden, welche die Grenze zwischen Zellenmembran und Intercellularsubstanz anzeigen m\u00fcfsten. Da ferner bei dem gr\u00f6fsten Theile des parenchymatischen Zellgewebes keine Spur von jener Intercellularsubstanz vorkommt, so glaube ich um so mehr berechtigt zu sein, der Inter-cellularsubstanz jene Wichtigkeit abzusprechen, welche ihr durch Herrn Mold beigelegt worden ist. Meine Beobachtungen f\u00fchren mich zu dem Schl\u00fcsse, dafs jene Substanz immer den angrenzenden Zellenw\u00e4nden angeh\u00f6rt, *' was auch in sehr vielen F\u00e4llen deutlich zu erweisen ist.\nEin solches partielles Verdicken der einzelnen Zellenw\u00e4nde kommt noch sehr h\u00e4ufig bei den Pflanzen vor, und zuweden sogar unter h\u00f6chst eigenth\u00fcmlichen Verh\u00e4ltnis-~ sen. Die Epidermis der oberen Blattfl\u00e4chen von Begonia maeuiata besteht aus prismatischen Zellen, welche, als Ausnahme von der allgemeinen Regel, nicht tafelf\u00f6rmig sind, ausser dieser Eigenthiimlichkeit zeigen jene prisma-tischen Zellen an ihren Kanten, womit sich dieselben seitlich vereinigen, eine sehr auffallende Verdickung, so dafs die drei Kanten der drei zusammenstofsenden Zellen einen","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nziemlich regelm\u00e4fsig dreiseitig prismatischen K\u00f6rper bilden, der sich, von der oberen Fl\u00e4che der Epidermis aus gesehen, in der Art darstellt, wie Fig. 26. Tab. III. zeigt. Die Doppel- -linien von a, b und c deuten die Seitenw\u00e4nde der in d zusammenlaufenden Zellen und e, f und g sind die angeschwollenen Kanten der drei zusammenstofsenden Zellen. Nur in seltenen F\u00e4llen, und nur bei heller Beleuchtung sieht man die Linien, welche in d zusammenstofsen, und die j Vereinigungsfl\u00e4chen der drei verdickten Kanten der Zellen andeuten; ja zuweilen ist selbst eine schichtenf\u00f6rmige Zusammensetzung an diesen verdickten Kanten zu beobachten.\nBei der Begonia macuiata ist also die Verdickung der Zellenmembran auf den Seitenw\u00e4nden zu beobachten, ein Fall, der bei der Epidermis gewifs nur \u00e4ufserst selten vorkommt, dagegen kommt es bei diesen ganz gew\u00f6hnlich i vor, dafs sich die \u00e4ufseren W\u00e4nde der Epidermis-Zellen verdicken und dann die sogenannte Cuticula bilden *).\nEs herrschten schon seit langer Zeit zwei sehr verschiedene Ansichten \u00fcber die Cuticula; die Einen hielten dieselbe f\u00fcr die blofse Verdickung der oberen Zellenw\u00e4nde der Epidermis, und diese Ansicht habe ich selbst stets ver-theidigt, w\u00e4hrend die Anderen die Cuticula als eine besondere Membran ansehen, welche die \u00e4ufsere Fl\u00e4che der j Epidermiszellen \u00fcberzieht. Neuerlichst hat Herr Mohl noch eine dritte Ansicht \u00fcber die Natur der Cuticula auf-gestellt, indem er glaubt, dafs dieselbe in nichts anderem bestehe, als in der \u00e4ufsersten, die Epidermiszellen iiberzie- * henden Lage der Intercellularsubstanz, und hierin ist auch Herr Valentin ***) gefolgt, welcher die Cuticula Intercellularsubstanz nennt, und durch Messen ihrer Dicke die Existenz derselben noch mehr zu erweisen glaubt. Da * es sich nun sehr leicht verfolgen l\u00e4fst, dafs die Cuticula\nS. meine Abhandlung \u00fcber die Epidermis der Gew\u00e4chse in Wiegmann\u2019s Archiv f\u00fcr Naturgeschichte. 1837. Fol. II.\n**) 1. c. p. 13.\n\u00a5\u00a5\u00a5) Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie I. pag. 101.","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"177\nmit zunehmendem Alter des Pflanzentheiles immer dicker wird, so ist nicht leicht einzusehen, wie dieselbe mit der Intercellularsubstanz gleichbedeutend sein soll, welche die Zellen urspr\u00fcnglich umschliefsen mufs.\nEin Querschnitt aus der Rinden-Epidermis von Ale-tris fragrans, wozu Hr. Mold zur Erweisung seiner Ansicht eine Abbildung gegeben hat, erscheint mir, mit einem achromatischen Glase betrachtet, ganz anders, und ich sehe daran die Cuticula als eine Verdickung der \u00e4ufser-s sten Zellenw\u00e4nde, wobei auch ein Theil der Seitenw\u00e4nde dieser Zellen verdickt ist u. s. w. Man betrachte \u00fcbrigens den ungleiehm\u00e4fsigen Ueberzug, welchen die Cuticula in solchen F\u00e4llen zeigt, wie sie aus dem Querschnitte der\n*\tAgave- und der Aloe-Bl\u00e4tter in Fig. 1\u20143. Tab. V. darge-\n*\tstellt sind. Dafs sich auch hier, aufserhalb aller Zellen, die Intercellularsubstanz an einzelnen Stellen mehr, an anderen weniger entwickelt, das kann man sich wohl schwerlich vorstellen; auch eben so wenig alsdann, wenn man diese Masse f\u00fcr eine f\u00fcr sich bestehende homogene Membran h\u00e4lt. H\u00e4lt man aber die Cuticula f\u00fcr die verdickten oberen W\u00e4nde der Epidermiszellen, so ist die Entstehung der eigenthiimlichen Verdickungen, wie hier bei\n*\tFig. 3. Tab. V. zu sehen sind, schon leichter denkbar; auch sind solche partielle Verdickungen der Zellenhaut schon in andern F\u00e4llen bekannt geworden, wie z. B. bei den Spitzen der oberen Enden der Zellen mancher Haut-\nh driisen, wo doch Niemand von der Anwesenheit eines St\u00fcckchens der Cuticula sprechen wird. Aber ganz auf dieselbe Weise mufs man die Cuticula erkl\u00e4ren, n\u00e4mlich f\u00fcr eine Verdickung der \u00e4ufseren Zellenw\u00e4nde. Sehr be-~ merkenswerth sind die seitlichen Ausw\u00fcchse, welche die Cuticula sehr h\u00e4ufig an dem Grunde des Walles zeigt, und die sich in eine Kr\u00fcmmung \u00fcber die Spalt\u00f6ffnung hinziehen, aber ebenfalls eine Oeffnung zwischen sich lassen, wie es in Fig. 1. Tab. V. aus dem Aloe intermedia und in Fig. 3. Tab. V. aus der Agave mexicana dargestellt ist. Sollen auch diese seitlichen Ausw\u00fcchse mit zur Intercel-\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nlularsubstanz gerechnet werden? Ich glaube, dafs diese Ansicht unhaltbar ist.\nWas ich hier \u00fcber die Intercellularsubstanz im pa-renchymatischen Zellengewebe gesagt habe, das gilt auch f\u00fcr alle anderen F\u00e4lle, wo eine solche Substanz zwischen den Elementarorganen auftritt.\nSiebentes CapiteL\nUeber die Function und die Bildungen der Pflanzen - Zellen.\nWir haben bisher die Zellen als die Organe der Assimilation und der Bildung bezeichnet, und nichts kann in der Pflanzen-Physiologie bestimmter nachgewiesen sein, als dafs die Zellen assimiliren und neue Stoffe bilden. Wir haben aber in den vorhergehenden Abschnitten sehr verschiedene Gruppen von Zellengewebe kennen gelernt, in welchen die Zellen, schon durch ihre eigent\u00fcmliche Structur, auf einige Verschiedenheit in dem Zwecke ihres Dasein schliefsen liefsen, und dasselbe glauben wir auch im Folgenden sehr bestimmt nachweisen zu k\u00f6nnen. Die Zellen des Merenchyms und des Parenchyms haben eine ganz andere Function, als die des Prosenchyms und der Faserzellen; die Funktion der letzteren kommt offenbar mit derjenigen der Spiralr\u00f6hren in vieler Hinsicht \u00fcberein, und somit best\u00e4tigt es sich, dafs die Zellen mit verschiedener Form auch verschiedenen Functionen vorstehen, wenn auch diese Verschiedenheit in manchen F\u00e4llen nur sehr geringe ist. Alle die Formen der sehr lang gestreckten Zellen, als der Zellen des Profenchyms und. des Pleu-renchyms, und vor Allen die einzelnen Glieder (Zellen) der Spiralr\u00f6hren sind es, welche mehr oder weniger nur zur Fortf\u00fchrung der aufgenommenen Nahrungss\u00e4fte dienen, w\u00e4hrend die Verarbeitung und Umwandlung dersel-","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"179\nben in wahre Bildungss\u00e4fte ii. s. w. nur den Zellen des Merenchyms und des Parenchyms zukommt. Keine gef\u00e4rbten S\u00e4fte, kein Amylum und keine Krystalle findet man in den Prosenchym-, Pleurenchym- und Spiralr\u00f6hren-Z eilen !\nUeber die Function der parenchymati-s ch en Zellen.\nIm vorliegenden Theile dieses Buches k\u00f6nnen wir die Function der Zeilen nur in Bezug auf sichtlich wahrnehmbare Bildungen er\u00f6rtern, welche das Mikroskop im Inneren der Zellen nachweist; der n\u00e4chste Theil wird diese Bildungen in Bezug auf ihre Ursache n\u00e4her nachzuweisen suchen.\nDie Zellen sind bei ihrem fr\u00fchesten Auftreten mit einer wasserhellen, durchsichtigen, farbelosen oder gef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt, und man nennt dieselbe den Zellensaft. Erst in sp\u00e4teren Perioden \u00e4ndert sich dieser Inhalt der Zellen und, nach Maafsgabe des \u00f6rtlichen Vorkommens und der Determination der Bildungsgesetze bildet sicli derselbe in verschiedene anderweitige Stoffe um, oder auch die Funktion der Zellen erlischt und sie bleiben dann, gleichsam abgestorben passiv in der Pflanze zur\u00fcck. Die Zellen des Markes, und oft auch die eines Theiles der Rinde sterben in vielen Pflanzen ab, sobald ihre Wirkungssph\u00e4re erreicht ist; die Ver\u00e4nderung des Inhaltes, n\u00e4mlich das Verschwinden des Zellensaftes, l\u00e4fst hier auf eine Ver\u00e4nderung in der Function derselben schliefsen. Mit dem Verschwinden der w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit, welche diese Zellen erf\u00fcllte, tritt die Luft in denselben auf, und die festen Stoffe, welche vorher in dem Safte gel\u00f6st waren, condensiren sich und werden auf die inneren W\u00e4nde der Zellen niedergeschlagen. Die Zusammensetzung dieser Luft, welche nach dem Verschwinden des Zellensaftes die Zellen erf\u00fcllt, hat noch nicht ermittelt werden k\u00f6nnen, denn die Massen sind leider zu gering, welche man sich hiervon verschaffen kann, um sie einer Analyse zu\n12 *","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"unterwerfen; dergleichen Untersuchungen w\u00fcrden jedoch der Lehre von dem Vegetations-Prozesse von h\u00f6chstem Nutzen sein.\nWir haben schon fr\u00fcher kennen gelernt, dafs die Membran der Zellen meistens ungef\u00e4rbt auftritt, und dafs bei den gef\u00e4rbten Theilen der Pflanze diese F\u00e4rbung durch den Inhalt der Zellen bewirkt wird. Die f\u00e4rbende Substanz, welche im Inneren der Zellen auftritt, ist in dem Zellensafte enthalten, und zwar bald im gel\u00f6sten, bald im festen oder halbfesten Zustande. Die Zellen selbst, welche wir als geschlossene Beh\u00e4lter kennen gelernt haben, bilden sich aus dem aufgenommenen rohen Safte alle diese Stoffe; sie sind als f\u00fcr sich bestehende K\u00f6rper, gleichsam als Dr\u00fcsen zu betrachten, welche zwar den zu verarbeitenden Nahrungstoff aus der allgemeinen Pflanze aufnehmen, ihn aber, und zwar eine Jede f\u00fcr sich, eigentlnimlich umwandeln. Sind die Produkte dieser chemisch vitalen Umwandelung des Zellensaftes von auffallend abweichender chemischer Zusammensetzung, so nennt man den ganzen Vorgang eine Secretion und den abgesonderten Stoff das Secret. Wir werden jedoch sp\u00e4ter eine Menge von Thatsachen kennen lernen, welche alle Grenzen aufheben, die man bei der Lebensth\u00e4tigkeit der Zellen zwischen Secretion und Nutrition aufzustellen sich bem\u00fchen m\u00f6chte. Die Bildung des Zuckers und des Schleims im Safte der Zellen ist ein Akt der Nutrition, es treten diese Stoffe entweder durch Umbildung des Zellensaftes auf, oder durch R\u00fcckbildung des Amylums, welches fr\u00fcher im Safte der Zellen gebildet ward. Erscheinen aber im Inneren der Zellen Stoffe von der Natur der Harze, der \u00e4therischen Oele u. s. w., so belegt man diese mit dem Namen der Secrete. Ueberg\u00e4nge dieser beiden Lebens\u00e4ufserungen, n\u00e4mlich die Erscheinungen zwischen der Nutrition und der Secretion in den Zellen der Pflanzen, sind jedoch zu augenscheinlich, als dafs man von ihnen noch l\u00e4nger so entschieden sprechen d\u00fcrfte, wie dieses in der Physiologie der Thiere der Fall ist. Die Bildung des gr\u00fcnen, wachs-","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"181\nartigen Stoffes, welcher im Zellensafte der gr\u00fcngef\u00e4rbten Pflanzentlieile meistens in Form von K\u00fcgelchen auftritt, ist ebensowohl eine Secretion zu nennen, als die Bildung von Harz- oder Oelk\u00fcgelchen, welche in den Zellen vieler aromatisch schmeckenden Pflanzen auftritt, in Hin-T sicht der chemischen Zusammensetzung grenzen diese Stoffe offenbar an einander, und dennoch kann man durch Beobachtungen verfolgen, wie dieser gr\u00fcnf\u00e4rbende Stoff allm\u00e4hlich, selbst in den indifferentesten vegetabilischen\n*\tSubstanzen, als im Schleim, im Amylum und selbst in der\nZellenmembran auftritt. Wir haben schon fr\u00fcher die F\u00e4lle kennen gelernt, wo selbst die Zellenmembran in den \u00e4ufsersten W\u00e4nden der Epidermis - Zellen sch\u00f6n gr\u00fcn gell\tf\u00e4rbt auftrat, und es ist gar nicht schwer, in den frischen\n*\tBl\u00e4ttern der Cycas-Arten einzelne Zellen anzutreffen, welche hie und da eine Spur von einer eigentli\u00fcmlichen gr\u00fcnen F\u00e4rbung zeigen. Die Bildung dieser gr\u00fcnf\u00e4rbenden Substanz ist aber auch in den Bl\u00e4ttern der Cycas-Ar-ten so bedeutend, dafs selbst mehr oder weniger grofse Kugeln dieser Substanz, gleichsam wie Tr\u00f6pfchen eines gr\u00fcngef\u00e4rbten Oeles im Inneren der Zellen auftreten, w\u00e4hrend die gr\u00fcngef\u00e4rbte Substanz daselbst noch wie gew\u00f6hnlich, n\u00e4mlich in Form kleiner K\u00fcgelchen erscheint.\nI. Ueber das Vorkommen der gef\u00e4rbten Zellens\u00e4fte.\nEs ist offenbar eine auffallende Erscheinung, dafs die blaue, die rothe und alle hiervon abh\u00e4ngigen F\u00e4rbungen der Pflanzentheile durch den gef\u00e4rbten Saft der Zellen gebildet werden, w\u00e4hrend die gr\u00fcne F\u00e4rbung, die gelbe und die hiermit verwandten Farben durch feste Stoffe hervoi-gerufen werden, welche im Zellensafte im ungel\u00f6sten Zustande enthalten sind. Die braune F\u00e4rbung besteht meistens in der F\u00e4rbung der Zellenmembranen, der Saft in der-::\tgleichen Zellen ist ungef\u00e4rbt, wovon man sich bei der Be-\nobachtung der braunen Zellen \u00fcberzeugen kann, welche so h\u00e4ufig in der N\u00e4he der Spiralr\u00f6hren bei den Farm","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nauftreten; in den baumartigen Farm sind bekanntlich alle Zellen des Stammes braun gef\u00e4rbt. Bei Strutiopteris germanica liegen im Blattstiele nur einige wenige dergleichen Zellen, und zwar zu jeder Seite der beiden Holzb\u00fcndel; sie bilden gew\u00f6hnlich nur eine einfache Reihe von kurzen, s\u00e4ulenf\u00f6rmigen, der Linie nach aufeinander gestellten Zellen. Diese Zellen sind dickh\u00e4utig im Vergleiche zu den angrenzenden ungef\u00e4rbten Zellen, und die F\u00e4rbung; liesrt in der Membran, w\u00e4hrend der darin enthaltene Zellensaft ganz wasserhell ist. Auf diesen dunkelbraunen, dickh\u00e4utigen Zellen finden sich einige T\u00fcpfel, und da diese T\u00fcpfel in einer Verd\u00fcnnung der Zellenmembran bestehen^ indem sie gleichsam einen Kanal in der Membran darstellen, welcher nun durch die \u00e4ufserste Lage der Zellenmembran geschlossen ist, so erscheint jeder T\u00fcpfel in der dunkelbraun gef\u00e4rbten Zellenmembran als ein hellgef\u00e4rbtes kreisrundes Fleckchen; nur ein gelbweifslicher Schimmer \u00fcberzieht es, sonst k\u00f6nnte man sehr geneigt sein, dergleichen T\u00fcpfel f\u00fcr wirkliche Poren in diesen Zellenw\u00e4nden zu halten, was auch wirklich durch Herrn Treviranus*) bei den braunen Zellen von Polypodium Filix mas geschehen ist. Die dunkelbraune F\u00e4rbung dieser dickh\u00e4utigen Zellen geschieht aber nur durch die Uehereinanderlage-rung einer grofsen Anzahl von einzelnen Schichten, wovon die einzelne Schicht nur hell gelblichbraun gef\u00e4rbt ist; liegen jedoch viele dieser gelblichen Schichten \u00fcbereinander, so wird die ganze Membran braun gef\u00e4rbt, die T\u00fcpfel aber, welche wahrscheinlich nur durch eine Schicht der Membran, n\u00e4mlich durch die \u00e4ufserste bedeckt sind, erscheinen deshalb so hellgef\u00e4rbt gegen die Umgebung.\nZuweilen treten aber auch in ungef\u00e4rbtem Zellensafte von dergleichen braunen Zellen kleine, braungef\u00e4rbte K\u00fcgelchen auf, welche aus einem dem Chlorophylle sehr \u00e4hnlichen Stoffe zu bestehen scheinen. Ja, die braunen Zellensaft-K\u00fcgelchen sind sogar bei einigen Gattungen\n*) Vom inwendigen Bau der Gew\u00e4chse pag. 60.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"183\nvon Pflanzen ganz allgemein, sie sind aber immer von einer braunen F\u00e4rbung der Zellenmembran begleitet, wie z. B. bei der Gattung Azolla und bei allen braungef\u00e4rbten Jungermannien.\nDie blaue, r\u00f6thliche und violette Farbe der Pflanzen-theile wird durch den gef\u00e4rbten Zellensaft veranlafst, welcher durch die wasserhelle und ungef\u00e4rbte Zellenmembran durchscheint. In solchen gef\u00e4rbten Pflanzentheilen sind entweder alle nebeneinander liegenden Zellen mit dem gef\u00e4rbten Zellensafte gef\u00fcllt, oder es sind nur mehr oder weniger grofse Massen von Zellen gleichm\u00e4fsig gef\u00e4rbt, w\u00e4hrend die dazwischen liegenden Zellen entweder ganz ungef\u00e4rbt auftreten, oder eine ganz andere Farbe haben. Diejenige Farbe, welche die meisten Zellen zeigen, erh\u00e4lt die Oberhand, und die dazwischen liegenden Zellen, wenn sie auch ganz anders gef\u00e4rbt sind, werden dem unbewaffneten Auge unsichtbar. Als Beispiele hierzu f\u00fchre ich die violett gef\u00e4rbten Bl\u00e4tter der Tradescantia discolor und der Dracaena terminalis, var. ferruginea an. Bei der ersteren Pflanze sind es mehr oder weniger grofse Massen von Zellen der Epidermis und der, dicht darunter liegenden Zellen, welche jene violettrothe F\u00e4rbung durch ihren gef\u00e4rbten Zellensaft veranlassen. Zwischen diesen gef\u00e4rbten Zellen liegen die \u00fcbrigen ungef\u00e4rbten Epidermis-Zellen und die gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellen des Diachym\u2019s, doch diese treten nur dann \u00fcber die violettrothe Farbe hervor und ver\u00e4ndern diese in ein schmutzig braunr\u00f6thliches Ansehen, wenn ihre Anzahl weit gr\u00f6fser ist, als die der rothen Zellen. Bei der Dracaena terminalis verh\u00e4lt es sich ganz \u00e4hnlich, nur sind hier die Epidermis-Zellen ganz ungef\u00e4rbt, und die rothen Zellen liegen gruppenweis dicht unter den Zellen der Epidermis. Die obere Blattfl\u00e4che zeigt daselbst weniger gef\u00e4rbte Zellen, als die untere Blattfl\u00e4che, wefs-halb auch die letztere bei dieser Pflanze dunkeier gef\u00e4rbt erscheint. Dem blofsen Auge erscheint die ganze Blattfl\u00e4che dieser Pflanze gleichm\u00e4fsig gef\u00e4rbt, durch die Ver-","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\ngr\u00f6fserung findet man dagegen noch viele ungef\u00e4rbte Zellen, welche zwischen den gef\u00e4rbten liegen.\nIn dem bl\u00e4ulich gef\u00e4rbten Stiele der Muscari botryoi- : des, sind nur die Zellen der \u00e4ufsersten Zellenschicht, welche dicht unter der Epidermis liegt, mit blaugef\u00e4rbtem Zellensafte gef\u00fcllt, w\u00e4hrend in der Corolla dieser Pflanze nicht nur mehrere Zellenschichten, sondern auch die Epi-dermis einen blau gef\u00e4rbten Zellensaft enthalten. Im Blattstiele der Primula sinensis sind in der Epidermis und den angrenzenden Zellenschichten einzelne Zellen mit einem rothen Safte gef\u00e4rbt, aber auch die s\u00e4ulenf\u00f6rmigen Zellen, welche im Inneren des Stieles, dicht um die Holzb\u00fcndel liegen, zeigen eben dieselbe F\u00e4rbung, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Zellen, theils Amylum-, theils Chlorophyll- K\u00fcgelchen enthalten.\nSobald Zellenmassen von verschiedener F\u00e4rbung dicht * neben einander auftreten, so entsteht eine gesprenkelte F\u00e4rbung und dieses Gesprenkelte kann sich in verschiedenen Zeitperioden der Pflanze allm\u00e4hlich ver\u00e4ndern, indem sich n\u00e4mlich die Farbe der einen oder der anderen Zellenmasse ver\u00e4ndert, oder indem neue Farben in den noch ungef\u00e4rbten Zellen auftreten. Der Stengel der Balsamine ist oft r\u00f6thlich gesprenkelt, oder wohl auch vollkommen roth gef\u00e4rbt, hier sind es dann wenigstens die I gegliederten und ver\u00e4stelten Haare, welche den Stengel dicht bedecken und deren Zellen mit einem rothen Safte angef\u00fcllt sind. Es kommt jedoch noch aufserdem die F\u00e4rbung einzelner Zellengruppen im Inneren der Balsami- s nen vor. Die sch\u00f6nen dunkeln Flecke auf der unteren Fl\u00e4che der Bl\u00e4tter von Cypripedium venustum, besteht in der blauvioletten F\u00e4rbung des Saftes kleiner Haufen von Epidermis - Zellen.\nDie blaue oder r\u00f6thliche F\u00e4rbung des Zellensaftes in einzelnen Zellen der Pflanze, ist eine sehr h\u00e4ufig vorkommende Erscheinung, welche besonders bei den Wassergew\u00e4chsen fast allgemein ist. Hier sind diese Pflanzen ganz vollkommen gr\u00fcn gef\u00e4rbt, und nur durch starke Vergr\u00f6-","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"185\nfserung erkennt man einzelne Zellen, deren Saft roth, blau oder violett gef\u00e4rbt ist. Bei Ceratopliyllum, Myriophyllum, Acorus, Sparganium und vorz\u00fcglich bei den Utricularien ist dieses immer zu beobachten. Sehr oft tritt diese blaue F\u00e4rbung einzelner Zellen erst im Alter der Pflanze ein, und vorher waren diese Zellen ungef\u00e4rbt.\nDa ich an diesem Orte nur eine anatomische Auseinandersetzung \u00fcber die Ursachen geben kann, welche die F\u00e4rbung der Pflanzen bewirken, und die physiologische * Bearbeitung dieses Gegenstandes auf den folgenden Theil dieses Buches verweisen mufs, so m\u00f6gen die wenigen Worte hinreichen, welche ich hier \u00fcber die Natur der f\u00e4rbenden Substanzen sagen mufs; sie werden hinreichen, um | das Folgende verst\u00e4ndlicher zu machen.\nHerr Marquart *) zu Bonn hat ganz neuerlichst gefunden, dafs einer jeden der beiden Farbenreihen der Pflanzen, n\u00e4mlich der blauen Reihe und der gelben Reihe ein eigenth\u00fcmlicher Farbestoff zukomme, welcher allen anderen Farben eben derselben Reihe zum Grunde liegt; eine Entdeckung, welche f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der Farben in den Pflanzen von der h\u00f6chsten Wichtigkeit ist. Das Anthokyan p ist der erste jener beiden Farbestoffe, welche Herr Marquart entdeckt hat; es ist der f\u00e4rbende Stoff in allen blauen, rothen und violetten Pflanzens\u00e4ften, der durch verschiedene Grade der S\u00e4urung diese Verschiedenheit zeigt. Die gelbe F\u00e4rbung der Pflanzen wird dagegen durch einen anderen Stoff verursacht, welchen Herr Marquart An-thoxanthin nennt.\nDie Darstellung des Anthokyan\u2019s geschieht durch Di-geration von abgepfl\u00fcckten Blumenbl\u00e4ttern, deren Farbe zur blauen Reihe geh\u00f6rt, mittelst Weingeist von 85 pro Cent, oder, wenn die Extraction des blauen Farbe-stofTs damit noch nicht gelingt, so nimmt man einen noch schw\u00e4cheren Weingeist. Durch Verdampfen dieser Tink-::\ttur erh\u00e4lt man eine Substanz, welche aus einem blafsgelb-\n*) Die Farben der Bl\u00fcthen. Bonn 1835. pag. 55,","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nlichen oder gr\u00fcngelblichen Harze und einem blauen oder ro-then Extractivstoffe besteht, welcher eben das Anthokyan darstellt. Dieser besondere Stoff, welcher im Safte der Zellen erzeugt wird, ist in Wasser leicht l\u00f6slich und daher kommt es, dafs derselbe immer im gel\u00f6sten Zustande in den Pflanzen auftritt. Die w\u00e4ssrige L\u00f6sung des Antho-kyan\u2019s ist meistens blau, wird aber durch S\u00e4uren roth gef\u00e4rbt, und zwar ist schon die Kohlens\u00e4ure hinreichend, um diese rothe oder eine violette F\u00e4rbung hervorzu-rufen.\nDas Anthoxanthin ist dagegen ein harziger Extractiv-stoff, der nur sehr selten in Wasser l\u00f6slich ist, ja selbst in starkem Alkohol viel schwerer, als das Anthokyan zu l\u00f6sen ist, daher es auch im Zellensafte in Form fester Massen erscheint.\nSehr interessant ist es, zu sehen, wie gewisse Zwischenfarben durch Vermischung von Zellen mit verschiedenen Grundfarben entstehen, wor\u00fcber ebenfalls Herr Marquart sehr interessante Beobachtungen bekannt gemacht hat. Im Allgemeinen geht schon aus fr\u00fcheren Beobachtungen hervor, dafs die eigenth\u00fcmlichen Farben, sowohl auf den Blumenbl\u00e4ttern, als auf den \u00fcbrigen Pfian-zentheilen mehr nach Aufsen liegen, w\u00e4hrend die gr\u00fcne Farbe in den tiefer liegenden Zellen vorkommt. Einige Beispiele, welche wir hierzu auff\u00fchren, werden das Gesagte am besten erkl\u00e4ren. Die Blumenbl\u00e4tter sind zwar \u00e4ufserst verschieden gebauet, indessen 2 \u00e4ufsere Zellenschichten, die Epidermis der unteren und die der oberen Blattfl\u00e4che darstellend, und eine mehr oder weniger stark ausgebildete mittlere Zellenschicht mit Spiralr\u00f6hrenbiin-deln, das ist die gew\u00f6hnliche Struktur der Blumenbl\u00e4tter. Sehr zarte Blumenbl\u00e4tter haben nicht nur auf grofse Ausdehnungen die einfachste Struktur, indem sie blofs aus den beiden Oberh\u00e4utchen bestehen, sondern an den R\u00e4ndern gehen diese beiden Zellenschichten sogar in eine einzelne Zellenschicht \u00fcber. Bei den dickeren und mehr fleischigen Blumenbl\u00e4ttern ist dagegen eine starke Zellen-","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"187\nSchicht zwischen den beiden Schichten der \u00e4ufseren Zellenlagen, und diese ist zuweilen mit einer grofsen Anzahl von mehr oder weniger grofsen, mit Luft angef\u00fcllten H\u00f6hlen versehen. Verschiedene gemischte Farben, wie z. B, br\u00e4unlich roth, pommeranzenfarbig u. s. w., werden hier it durch Mischung von Zellen mit verschiedener Grundfarbe erzeugt. Die Pommeranzen-Farbe entsteht aus gelben und aus rothen Zellen, wobei die rothen Zellen die gelben \u00fcberdecken; in den Blumenbl\u00e4ttern von Calycanthus florist dus sind die Zellen der Epidermis nach Herrn Marquart\u2019s Untersuchung violett gef\u00e4rbt, w\u00e4hrend die Zellenschicht zwischen den beiden \u00e4ufseren Zellenschichten gr\u00fcn gef\u00e4rbt ist. Bei der Fritillaria imperialis liegt nach eben dersel-| ben genauen Beobachtung der gelbe Farbestoff unter der farbelosen Oberhaut, w\u00e4hrend die rothen Streifen auf der inneren Seite der Blumenkrone aus rothen Zellen der Oberhaut bestehen, welche immer auf einem Spiralr\u00f6hrenb\u00fcndel liegen.\nBekanntlich giebt es viele F\u00e4lle, wo die gelbe Farbe der Blumen allm\u00e4hlig immer mehr und mehr dunkel braun-roth gef\u00e4rbt wird, so dafs das Gelb oftmals ganz ver-g schwindet. Hier sind es nicht verschiedene Zellen, welche die verschiedene Farbe erzeugen, sondern es bildet sich der rothe Farbestoff offenbar nachtr\u00e4glich in eben denselben Zellen, wo vorher der gelbe Farbestoff enthalten war. Der bekannte Goldlack (Cheiranthus Cheiri) wird dadurch zuletzt ganz purpurroth.\nDie Vertheilung der Bl\u00fcthenfarben bei Tulipa Oculus solis L. ist nach Herrn Marquart *) folgende: Die \u00e4u-fsere Seite eines Blumenblattes dieser Tulpe ist roth, doch nicht so sch\u00f6n karminroth, als der obere Theil der inneren Seite. Dieser obere Theil der inneren Seite wird durch einen rein schwefelgelben Ring von dem schwarzen blecke am Grunde des Blumenblattes, dem sogenannten p Auge getrennt. Schneidet man ein solches Blumenblatt\n*) h c- pag. 74.\nJ","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nquer durch, so bemerkt man deutlich drei verschiedene Schichten. Die innere Schicht ist gelb, die beiden \u00e4ulse-ren sind anders gef\u00e4rbt und lassen sich leicht von der in- : neren, deren Parenchym aus l\u00e4nglichen Zellen besteht, abziehen. Die Schicht der \u00e4ufseren Seite hat Zellen mit rothem Safte, dagegen besteht das Auge auf der inneren Fl\u00e4che dieser Blumenbl\u00e4tter in mehreren Schichten von Zellen mit dunkelindigblauem Safte, wodurch es eben dem Auge fast schwarz erscheint; ja auch in der \u00e4ufsersten Zellenschicht ist hier diese Farbe zu finden. An der Stelle aber, wo der gelbe Ring zu bemerken ist, da sind die Zellen der Epidermis farbenlos und das Gelb scheint aus den darunterliegenden Zellenschichten durch. Der rothe Farbestoff des oberen Theiles des Blattes liegt dagegen ebenfalls in den Zellen der Epidermisschicht.\nSchliefslich noch einige Bemerkungen \u00fcber das Auf- -treten der schwarzen Farbe. Man kann behaupten, dafs es eigentlich gar keine schwarze Farbe in der Pflanzenwelt giebt, denn Alles, was man bisher daf\u00fcr gehalten hat, ist nur ein tiefes Dunkel von Blau oder Violett, oder auch, wie Herr Nees v. Esenbeck sagt, ein untergehendes Roth, Gr\u00fcn oder Blau. Liegen viele Zellen, deren Saft tief indigblau oder violett gef\u00e4rbt ist, aufeinander, so erscheinen sie dem blofsen Auge so dunkel, dafs man die | Farbe f\u00fcr schwarz h\u00e4lt.\nN\u00fcancirungen der gebildeten Farben k\u00f6nnen durch eine eigenth\u00fcmliche Struktur der Zellen der \u00e4ufseren Zellenschicht hervorgerufen werden, indem durch diese ei- s genth\u00fcmliche Struktur bei jeder verschiedenen Strahlenbrechung eine Farbenver\u00e4nderung eintritt. Diese Strukturver\u00e4nderung der Epidermis besteht meistens in warzenf\u00f6rmigen Erh\u00f6hungen oder Anschwellungen der \u00e4ufseren * Wand der Epidermis-Zellen, und die warzigen Erh\u00f6hungen sind entweder mitgef\u00e4rbt, oder sie sind ungef\u00e4rbt; Letzteres ist bei den gelben Blumen der Fall, wo bekanntlich der Farbestoff in Form von K\u00fcgelchen im Zellensafte liegt. Die W\u00e4rzchen oder Papillen der blau oder","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"189\nroth gef\u00e4rbten Zellen der Epidermis sind ebenfalls gef\u00e4rbt, weil hier der Farbestoff im gel\u00f6sten Zustande im Zellensafte vorhanden ist, und, wenn der Saft sp\u00e4ter verschwindet, so schl\u00e4gt sich der r\u00fcckbleibende Farbestoff auf der inneren Wand der Membran nieder. Ueberall, wo auf den Blumenbl\u00e4ttern oder auf den \u00fcbrigen Pflanzen-theilen eine Art von Sammetfarbe vorkommt, und diese bei jeder Ver\u00e4nderung des Einfallens der Lichtstrahlen schillert, da ist die' Epidermis stets mit Papillen besetzt,\n*\tworauf Jurine und Herr Link zuerst aufmerksam gemacht haben.\nII. Auftreten der ungef\u00e4rbten K\u00fcgelchen im |\tSafte der Pflanzen-Zellen.\nDer Zellensaft, sowohl der gef\u00e4rbte, als der ungef\u00e4rbte, enth\u00e4lt noch eine Menge verschiedener Stoffe im gel\u00f6sten Zustande, welche durch das Mikroskop nicht wahrnehmbar sind, als z. B. Zucker, Schleim, Gummi, S\u00e4uren, Salze u. s. w. Der Schleim tritt indessen zuweilen so condensirt in dem Zellensafte auf, dafs er dadurch sichtbar wird, aber in Form von K\u00fcgelchen erscheint er ^ wohl niemals. Bei dergleichen Pflanzen, welche sehr viel Schleim in ihren Zellen enthalten, da wird derselbe, wenn die Feuchtigkeit verdunstet, in kleinen, mehr oder weniger unregelm\u00e4fsigen Kl\u00fcmpchen auf die innere Wand der Zellen niedergeschlagen. In den Zellen der Althaea-Wurzel sollen Schleimk\u00f6rner Vorkommen, doch durch Anwendung der Jodine wird man sich \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, dafs alle die K\u00fcgelchen, welche in jenen Zellen auftreten, nur\n*\taus Amylurn bestehen, denn sie werden dadurch sch\u00f6n blau gef\u00e4rbt. Aufser diesen Amylurn-K\u00f6rnern findet sich jedoch Schleim im gel\u00f6sten Zustande im Safte dieser Zellen der Althaea-Wurzel. Ebenso habe ich in den vielen anderen F\u00e4llen, wo Schleim oder Gummi in grofser Masse\nf in den Zellen der Pflanzen gebildet ist, auch keine Spur von K\u00fcgelchenbildung beobachten k\u00f6nnen. Aufser dem Schleime, welcher zuweilen durch Condensirung in dem","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nZellensafte sichtbar wird, kann man dieses auch von den Salzen bemerken, welche, nachdem sie sich in grofser Menge in dem Safte angeh\u00e4uft haben, zur Krystallisation kommen und nur dadurch sichtbar werden.\nDie haupts\u00e4chlichsten Bildungen fester Stoffe im Inneren der Zellen sind K\u00fcgelchen, welche im Safte der Zellen auftreten, sie sind im Allgemeinen doppelter Art, die einen sind ungef\u00e4rbt, die anderen sind gef\u00e4rbt. Die ungef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen bestehen aus Amylum oder St\u00e4rkemehl, welches bekanntlich in den Pflanzen aufserordentlich verbreitet ist, und in denselben eine wichtige Rolle spielt; es tritt als Reservenahrung auf, welche wichtiger den Pflanzen ist, als das Fett den Thieren, womit man gew\u00f6hnlich das Amylum zu vergleichen pflegt. Aus Schleim und Zucker bildet die Pflanze das Amylum, und in Schleim und Zucker bildet sie dieses wieder um, wenn sie die Reservenahrung zu anderweitigen Bildungen verbraucht.\nDas Amylum erscheint eigentlich nur im Merenchym und im Parenchym; nur in \u00e4ufserst seltenen F\u00e4llen, und dann in Form \u00e4ufserst kleiner K\u00fcgelchen, tritt es in den kurzen Faser-Zellen des Holzes auf. Die Amylum-K\u00fcgel-chen finden wir fast in allen Saamenlappen der Dicotyle-donen, wie in dem Albumen und dem Embryo der Mono-cotyledonen, besonders der Gr\u00e4ser. Ferner in den Zellen aller wahren Wurzelknollen und knollenartigen oder fleischigen Wurzeln u. s. w., wor\u00fcber in der Phytotomie pag. 177 gehandelt ist. Demnach sind die genannten Pflanzenlheile zur Aufspeicherung der Reserve-Nahrung bestimmt, welche sp\u00e4ter f\u00fcr die junge Pflanze verbraucht wird.\nDie Form und die Gr\u00f6fse der Amylum-K\u00fcgelchen ist sowohl bei verschiedenen Pflanzen, als auch bei einer und derselben Pflanze sehr verschieden. Bei einigen Pflanzen sind die Amylum-K\u00fcgelchen fast kugelrund, etwas zusammengedr\u00fcckt und mehr oder weniger gleich grofs, in anderen sind sie elliptisch, in anderen spindelf\u00f6rmig, ja in","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"191\nvielen Pflanzen haben sie die unregelm\u00e4fsigsten Formen, auf ihrer Oberfl\u00e4che oft mit warzenf\u00f6rmigen, mehr oder weniger grofsen Hervorragungen bedeckt. Hat man diese Formen f\u00fcr bestimmte Pflanzen einmal kennen gelernt, so kann man die Pflanze, welcher die Amylum- K\u00fcgelchen angeh\u00f6ren, mit grofser Sicherheit bestimmen, selbst wenn zu technischen Zwecken damit Verf\u00e4lschungen stattgefunden haben. So kann man die k\u00e4ufliche Sago vermittelst des Mikros-kope\u2019s pr\u00fcfen, ob dieselbe wirklich aus dem Amylum der Palmen oder aus dem Amylum der Kartoffeln bereitet ist. In Bezug auf die Form und die Verschiedenheit in der Gr\u00f6fse der Amylum-K\u00fcgelchen verweise ich auf eine Abhandlung, welche Herr Fritzsche*) im Jahre 1834 puhlicirt hat, wobei sich auch eine Reihe von Abbildungen verschiedener Amylum-Kiigelchen befinden. Die Gr\u00f6fse der Amylum-K\u00fcgelchen ist nicht nur bei verschiedenen Pflanzen, sondern selbst bei einer und derselben Pflanze ganz aufserordentlich verschieden, so dafs sie von Linie bis Tg- llI1(l noch dar\u00fcber variirt. Bei einigen Pflanzen, ganz besonders im Marke einiger baumartigen Farm und einiger Cycadeen und Palmen sind sie so aufserordentlich grofs, dafs man selbst die einzelnen K\u00fcgelchen mit blofsem Auge verfolgen kann.\nNicht selten findet man an einzelnen Stellen der Pflanzen, dafs sich das Amylum im Inneren der Zellen in Form kleiner Kl\u00fcmpchen darstellt, indem n\u00e4mlich eine mehr oder weniger gr\u00f6fse Anzahl von Amylum-K\u00fcgelchen mit einander vereinigt sind. Gew\u00f6hnlich ist die Anordnung der kleinen K\u00fcgelchen in einem solchen gr\u00f6fseren Ballen ganz unregelm\u00e4fsig, indem kleine und gr\u00f6fsere K\u00fcgelchen durcheinander liegen und mit einander verwachsen sind, wie z. B. im Marke der Zamien. Zuweilen ist jedoch in der Anordnung der kleineren Amylum-K\u00fcgelchen in dem gr\u00f6fseren Ballen eine gewisse Regelm\u00e4fsig-\n*) lieber das Amylum. PoggendorfPs Annalen, Bd. XXXII. Nro. 9.","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nkeit zu beobachten; man sieht z.B. dafs ein gr\u00f6fseres K\u00fcgelchen im Mittelpunkte des Ballens liegt, und dafs sich die kleinen K\u00fcgelchen rund um das gr\u00f6fsere angelegt haben, gleich- -sam strahlenf\u00f6rmig nach allen Richtungen hin. In diesem Falle habe ich, sowohl bei der Primula sinensis zur Herbstzeit, wie auch in den grofsen Zellen der K\u00fcrbisfrucht beobachten k\u00f6nnen, dafs die Amylum-K\u00fcgelchen nicht vollkommen rund, sondern mit Kanten und Ecken * versehen waren. Bei der Primula sinensis findet man haupts\u00e4chlich in den s\u00e4ulenf\u00f6rmigen Zellen, welche im Blattstiele in der N\u00e4he der Spiralr\u00f6hrenb\u00fcndel liegen, dergleichen Anh\u00e4ufungen von Amylum-K\u00f6rnern, und man sieht hier wie oftmals, selbst in nebeneinander liegenden Zellen, sowohl die Form, als die Gr\u00f6fse der Amylum-K\u00fcgelchen sehr verschieden ist.\nIn einer und derselben Zelle kommen mehrere der- * gleichen Amylum-Kl\u00fcmpchen von krystallinischem Ansehen vor; je gr\u00f6fser aber die einzelnen K\u00fcgelchen sind, um so geringer ist ihre Anzahl in den Zellen des Blattstieles der Primula sinensis, je kleiner sie sind, desto zahlreicher treten sie auf, wie in der angef\u00fchrten Abbildung zu sehen ist. Zuweilen sind die Zellen gewisser Pflanzen so stark mit Amylum-K\u00fcgelchen angef\u00fcllt, dafs sie dadurch ganz undurchsichtig werden, selbst auf den feinsten Schnitten, | wie dieses z. B. in den Cotyledonen und im Eiweifs vieler Pflanzen zu finden ist; ja zuweilen treten mitten im Parenchym einzelne Zellen auf, welche ganz stark mit kleinen Amylum-K\u00fcgelchen gef\u00fcllt sind, w\u00e4hrend alle an- * grenzenden Zellen ohne alle Spur von Amylum sind. Im Gewebe von Rhipsalis pendula habe ich einmal zur Herbstzeit beobachtet, dafs einzeln stehende Zellen mit einer dickeren und festeren Haut versehen waren, und dafs ge- * rade in ihnen eine Menge von Amylum-Kiigelchen enthalten waren, w\u00e4hrend in den nebenanliegenden Zellen nur einzelne und ganz kleine gef\u00e4rbte Saftk\u00fcgelchen auftraten.\nIn ungeheueren Massen ist das Amylum zur Herbstzeit in den Wurzeln der Umbellaten zu beobachten; hier sind","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"193\ndie Zellen aufserordentlich stark mit K\u00fcgelchen gef\u00fcllt und in vielen Zellen kommen grofse Kl\u00fcmpchen von Amylum-K\u00fcgelchen vor.\nDie Amylum-K\u00fcgelchen sind wasserhell, so lange sie im Wasser befindlich sind; selbst im gef\u00e4rbten Safte der Zellen sind die darin liegenden Amylum-K\u00fcgelchen ungef\u00e4rbt. So beobachtete schon Herr Kieser*), dafs weifse Amylum-K\u00f6rner im rothgef\u00e4rbten Safte der gesprenkelten Kartoffel Vorkommen, und bei Primula sinensis ist es eben-* falls leicht zu sehen.\nBei vielen Wassergew\u00e4chsen und auch bei einigen saftigen Landpflanzen, wo die Amylum-K\u00fcgelchen in den Zellen der ganzen Pflanze Vorkommen, da findet man sie | zuweilen in der N\u00e4he derjenigen Theile, welche dem Lichte ausgesetzt sind, etwas gr\u00fcnlich gef\u00e4rbt und sie zeigen hier, wie sich, selbst der gr\u00fcnf\u00e4rbende Stoff aus dem Amylum bildet. Bei der Vallisneria und der Zanichellia **) habe ich diese allm\u00e4lige gr\u00fcne F\u00e4rbung der Amylum-K\u00f6rner verfolgen k\u00f6nnen; dieselben wurden immer mehr gr\u00fcn, je n\u00e4her sie der gr\u00fcngef\u00e4rbten Oberfl\u00e4che der Pflanze zu liegen kamen; auch im Stengel mancher Tradescantien ist \u00ef es zu beobachten.\nDie Amylum-K\u00fcgelchen sind specifisch schwerer als Wasser, und daher sinken sie darin zu Boden; hierauf gr\u00fcndet sich bekanntlich die Trennung des Amylum\u2019s aus der Pflanzensubstanz im Grofsen.\nUeber den Bau der Amylum-K\u00fcgelchen herrschten, besonders in fr\u00fcheren Zeiten, sehr grofse Verschiedenheiten in den Ansichten der Phytotomen ***). Leeuwenhoeck\n*\u00a3 ___________\n*) Phytonomie. p. 51.\n**) Nouv. observ. sur la circulation etc. Ann. des scienc. nat. 1835. Nov.\nS. Sur Pamidon. Extr. d\u2019un Rapport fait \u00e0 PAcad. des Scienc. I de Paris, le 7. Juillet 1834 sur plusieurs M\u00e9m. de M. M. Payen et Persoz, Gouverchel, Gu\u00e9rin-Varry et Lassaigne par M. Chevreul, Rapporteur. L\u2019Institut, 1834, p. 236. et Ann. du Mus. 1834, pag. 240-306.\n13","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nhatte schon im Jahre 1716 gefunden, dafs jedes Amylunt-K\u00f6rnchen aus einer H\u00fclle und aus einer inneren, von der H\u00fclle sehr verschiedenen Substanz bestehe. Sp\u00e4ter schenkte man diesem Gegenst\u00e4nde keine Aufmerksamkeit und erst Herr Raspail *), welcher zuerst chemisch mikroskopische Untersuchungen \u00fcber diese Gebilde anstellte, gab eine neue Ansicht \u00fcber den Bau der Amylum-K\u00fcgelchen. Herr Raspail behauptete, dafs jedes Amylum-K\u00fcgelchen aus einer glatten H\u00fclle und einer aufl\u00f6slichen Substanz bestehe, eine Meinung, welche von Leeuwenhoeck\u2019s Ansicht nicht weit verschieden ist. Die glatte H\u00fclle der Amylum-K\u00f6rner, welche Herr Chevreul Amidine nennt, soll bei gew\u00f6hnlicher Temperatur weder von Wasser noch von Sauren aufgel\u00f6st werden, sie soll aber verm\u00f6gend sein, sich durch Jod blau zu f\u00e4rben. Die aufl\u00f6sliche Substanz der St\u00e4rkemehl-K\u00f6rner ist von der glatten H\u00fclle umschlossen und soll sich \u00e4hnlich dem Gummi verhalten; Chevreul nannte sie Amidine. Th. de Saussure verstand dagegen unter diesem Namen die H\u00fcllen der Amylum-K\u00fcgelchen. Diese Ansicht wnrde fast allgemein mit grofsem Beifalle angenommen, so dafs man auf diejenigen Stimmen, welche sich dagegen erkl\u00e4rten, gar keine Achtung gab ! Ja selbst Herr Mold **) versuchte die Raspailsche Ansicht, als ganz richtig und sogar sehr leicht zu verfolgen darzustellen, und selbst in der neuesten Zeit, nachdem man nun un-umst\u00f6fslich die Unrichtigkeit jener Ansicht nachgewiesen hat, sind einzelne Stimmen dennoch wieder daf\u00fcr aufgetreten.\nDie Amylum-K\u00fcgelchen sind solide K\u00f6rper und man kann an ihnen, so lange sie im frischen Zustande sind, weder eine H\u00fclle, noch einen fl\u00fcssigen Inhalt beobachten; diese Meinung habe ich zuerst im Jahre 1828 in einer kleinen Schrift: Ueber den Inhalt der Pflanzen-Zellen aus-\n*) D\u00e9veloppement et analyse micr. de la f\u00e9cule. \u2014 seiene. nat. Torn. UI. p, 388 ete.\n**) Flora v. 1831. Bd. 2.\nAnn. des","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"195\ngesprochen, und sie ist durch die neuesten Untersuchungen von Herrn Fritzsche, und A. m. best\u00e4tigt. In Hinsicht der Dichtigkeit herrscht jedoch einige Verschiedenheit zwischen der Substanz, welche die Oberfl\u00e4che des Amylum-K\u00f6rnchen bildet und derjenigen, welche das Innere derselben darstellt. Im unverletzten Zustande sind die Amy-lum-Kiigelchen im kalten Wasser unl\u00f6slich, wird indessen ihre \u00e4ufsere H\u00fclle durch Reiben zersprengt, so lost sich ein grofser Theil ihrer inneren Substanz im Wasser auf; ja diese aufl\u00f6sliche Substanz soll nach Herrn Guerin\u2019s Untersuchung bis auf 41,3 pro Cent belaufen.\nUnter den fr\u00fcheren Mikroskopen, welchen allgemein eine helle Beleuchtung fehlte, erschienen die Amylum-\n| K\u00fcgelchen als eine, durch und durch gleichartige Masse, dagegen erkennt man bei einer guten Beleuchtung vermittelst der neueren Mikroskope, dafs jedes Amylum-Korn aus verschiedenen, oft sehr vielen Schichten zusammengesetzt ist, welche entweder concentrisch \u00fcber einen bestimmten Punkt (von Herrn Fritzsche Kern genannt) gelagert sind, welcher sich mehr oder weniger in der Mitte des K\u00fcgelchen befindet, oder nur als concave Scheiben\n*\t\u00fcbereinander liegen. Den ersteren Fall findet man z. B. bei der Kartoffel, den Erbsen, Bohnen u. s. w., den Letzteren vielleicht bei allen Scitamineen, und hier ist dann der sogenannte Kern, d. h. derjenige Punkt, von dem die Schich-tung ausgeht, nahe der Spitze des einen Endes gelegen. Die Zusammensetzung des Amylum-K\u00fcgelchen durch con-centrische Schichten erkennt man an den feinen schattigen Streifen, welche concentrisch um den Kern des K\u00fcgel-\n*\tchens gelagert sind. Schon Herr Raspail kannte diese concentrischen Kreise auf den Amylum-K\u00fcgelchen der Kartoffel, er glaubte jedoch, dafs dieselben ihren Sitz in der H\u00fclle des Amylum-K\u00fcgelchen h\u00e4tten. Herr Turpin *) hat die erste gute Abbildung \u00fcber den Bau dieser Amy-\n\" lum-K\u00fcgelchen aus der Kartoffel gegeben, aber auch er\n*) M\u00e9m. du Mus\u00e9um. 1827.\n13 *","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"496\n\nhielt das Amylum-Kiigelchen f\u00fcr ein Bl\u00e4schen; er glaubte, dafs die schattigen Ringe in der H\u00fclle desselben ihren Sitz h\u00e4tten, und dafs das Bl\u00e4schen mit demjenigen Punkte an die Wand der Zellen befestigt w\u00e4re, welchen man, zur leichteren Verst\u00e4ndigung, den Kern nennen kann, dafs also dieser Punkt gleichsam den Nabel des Amylum-K\u00fcgelchen darstelle.\nEine richtige Deutung jener concentrischen Schattenringe auf der Oberfl\u00e4che der Amylum-K\u00f6rner hat zuerst Herr Fritzsche in der angef\u00fchrten Abhandlung gegeben, nach demselben zeigen alle Amylum-K\u00f6rner auf ihrer Oberfl\u00e4che concentrische Ringe, welche in gr\u00f6fserer oder geringerer Deutlichkeit, Anzahl und Regelm\u00e4fsigkeit sichtbar werden. Diese concentrischen Ringe gehen von einem sph\u00e4rischen Punkte, dem sogenannten Kerne aus, der sich allezeit aufserhalb des Centrums des K\u00fcgelchen befindet, und zwar gew\u00f6hnlich an irgend einer Stelle der L\u00e4ngen-axe des K\u00fcgelchen *). Um diesen sph\u00e4rischen Kern herum liegen die concentrischen Ringe, und zwar so, dafs die ersteren denselben gleichf\u00f6rmig umgeben, w\u00e4hrend sich die darauf folgenden Schichten besonders nach der einen Richtung hin ausdehnen. Durch das Rollen der K\u00fcgelchen unter dem Mikroskope \u00fcberzeugt man sich, dafs jene concentrischen Ringe im Inneren der Substanz des K\u00fcgelchen liegen, denn die Ringe behalten ihre Form und bleiben geschlossen, man mag die K\u00fcgelchen drehen und wenden wie man will, was nat\u00fcrlich nicht stattfinden k\u00f6nnte, wenn dieselben in der blofsen H\u00fclle der Amylum-K\u00fcgelchen ihren Sitz h\u00e4tten. Es folgt vielmehr daraus, dafs jedes einzelne Korn aus so vielen concentrischen Schichten besteht, als man an demselben Ringe beobachtet. Diese Schichten sind nur Folge des Wachsthumes, und die Vergr\u00f6fserung der Amvlum-K\u00fcgelchen hat durch Ue-bereinanderlagerung neuer Schichten stattgefunden, also durch Juxtapositio, ganz \u00e4hnlich der Art und Weise, wie\n*) S. 1. c. p, 130.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"497\nsich die Membran der Zellen verdickt, nur dafs hier die Anlagerung der neuen Schichten nach Innen stattfindet, w\u00e4hrend sich bei dem Amylum die neuen Schichten \u00e4u-fserlich anlegen. So wie es zuweilen m\u00f6glich ist, selbst die einzelnen Schichten einer Zellenmembran (S. pag. 26) von einander zu trennen, so gelingt es, selbst die Schichten der Amylum-K\u00fcgelchen, oftmals mehr oder weniger deutlich von einander zu trennen. Wenn man n\u00e4mlich eine Menge frischer Amylum-Kiigelchen mit Gummi-Schleim zusammenbackt und diese Masse ganz langsam trockenen l\u00e4fst, so erh\u00e4lt man ein Mittel, um selbst die einzelnen Amylum-Kiigelchen, so klein sie auch sind, unmittelbar durchsclmeiden zu k\u00f6nnen. Unter einer grofsen Menge feiner Schnitte, welche man aus dieser Masse verfertigt, finden sich gewifs mehrere, welche theils mitten durch die Substanz der Amylum-K\u00fcgelchen gef\u00fchrt sind, und mehr oder weniger deutlich, auch hier den schichtenf\u00f6rmigen Bau im Inneren der Substanz nach weisen. An anderen feinen Schnitten bemerkt man jedoch eine Trennung der verschiedenen, \u00fcbereinander gelagerten Schichten, welche durch den gewaltigen Eingriff mit dem Messer veranlafst worden ist.\nEs ist sehr schwer die Anzahl der Schichten zu bestimmen, woraus die einzelnen Amylum-K\u00f6rner zusammengesetzt sind, bei ganz kleinen K\u00fcgelchen scheint mir dieses nach dem Zustande unserer Instrumente ganz unm\u00f6glich, bei den gr\u00f6fseren aber, wie z. B. bei denen der Kartoffeln, der Tulpe u. s. w., da erkennt man, bei der Anwendung immer st\u00e4rkerer Vergr\u00f6fserungen, auch immer mehr und mehr dergleichen Schichten, welche oft ganz aufserordentlich fein sind. Wenn man bei Anwendung starker Vergr\u00f6fserungen und der Tagesbeleuchtung nicht mehr im Stande ist, eine gr\u00f6fsere Zahl von Schichten zu unterscheiden, so gelingt dieses noch bei Anwendung eines hellen Lampenlichts. Da nun einmal schon die Bestimmung der Schichtenzahl so aufserordentlich schwer, ja oft wohl gar nicht ausf\u00fchrbar ist, so kann man natiir-","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nlieh auch noch nichts Bestimmtes \u00fcber die Zeitperioden sagen, in welchen sich diese einzelnen Schichten gebildet haben k\u00f6nnen.\tr\nZur Best\u00e4tigung der einzelnen Punkte \u00fcber die Struc-tur der Amylum-K\u00fcgelchen, welche ich im Vorhergehenden vorgetragen habe, kann man sich noch verschiedener chemischen Operationen bedienen, welche unter dem Mikroskope auszuf\u00fchren sind. Eine L\u00f6sung der Jodine in * Alkohol l\u00e4fst sich z. B. \u00fcberall anwenden, wo man \u00fcber die chemische Zusammensetzung der Zellensaft-K\u00fcgelchen nicht ganz im Reinen ist, denn die K\u00fcgelchen, wenn sie aus Amylum bestehen, werden fast in dem Augenblicke der Zusetzung blau gef\u00e4rbt, selbst wenn auch die Zellen, worin sie enthalten sind, vollkommen geschlossen und ohne Oeflnungen sind. Die blaue Farbe ist, nach der Menge der Jodine, mehr oder weniger dunkel gef\u00e4rbt, und in = diesem gef\u00e4rbten Zustande kann man durch Zerdr\u00fccken der K\u00fcgelchen mehr oder weniger deutlich sehen, dafs die Substanz im Inneren nicht fl\u00fcssig, sondern ebenfalls fest ist und blau gef\u00e4rbt wird.\nDie mineralischen S\u00e4uren l\u00f6sen das Amylum mehr oder weniger schnell und vollkommen auf, selbst wenn sich dasselbe noch innerhalb der Zellen befindet, und man kann sich defshalb dieses Mittels in solchen F\u00e4llen bedie- | nen, wo selbst die F\u00e4rbung mit Jodine noch nicht klar \u00fcber die Amylum-Natur dieser K\u00fcgelchen entscheidet. Wenn sich hiebei die dunkel gef\u00e4rbten Amylum-K\u00fcgelchen allm\u00e4lich vergr\u00f6fseren, so wird die blaue F\u00e4rbung ganz * deutlich hervortreten. Bei dieser Aufl\u00f6sung des ungef\u00e4rbten Amylum\u2019s durch S\u00e4uren bemerkt man immer noch einige feine R\u00fcckst\u00e4nde von der \u00e4ufseren Substanz der K\u00fcgelchen, und wenn es scheint, als w\u00e4ren auch diese -schon verschwunden, so braucht man nur etwas Jodine hinzuzuthun und die einzelnen Flocken werden durch ihre blaue F\u00e4rbung sogleich wieder sichtbar.\nDie Aufl\u00f6sung der Amylum-K\u00f6rner in kochendem Wasser beruht bekanntlich in einem blofsen Anschwellen","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"199\n%\n\u00ef\n*\ndurch Aufsaugung der Fl\u00fcssigkeit, und man kann diesen ganzen Hergang unter dem Mikroskope verfolgen. Schon Leeuwenhoeck*) beobachtete, dafs die Amylum-K\u00f6rner der Bohnen und des Weizens in kochendem Wasser aufgel\u00f6st w\u00fcrden. Wenn man die Amylum-K\u00fcgelchen dem kochendem Wasser aussetzt, so kann man folgende Ver\u00e4nderungen beobachten, welche das K\u00fcgelchen allm\u00e4lich eingeht: Es bildet sich sofort ein Rifs in den \u00e4ufseren und festeren Schichten des Amylum-Kornes und durch diesen Rifs tritt mit aufserordentlicher Schnelligkeit derjenige Theil aus dem Inneren hervor, welcher mit dem Namen des Kornes belegt wurde. Sowohl \u00fcber diesen Gegenstand, so wie \u00fcber die Aufl\u00f6sung der Amylum-K\u00fcgelchen w\u00e4hrend des Keimungs-Prozesses von der Oberfl\u00e4che aus, wird in dem Capitei \u00fcber die Verdauung ausf\u00fchrlich die Rede sein. Ein solcher, ganz \u00e4hnlich gestalteter Rifs bildet sich auch in den Amylum K\u00fcgelchen, wenn sie durch den Keimungs-Prozefs des Saamens angegriffen und allm\u00e4lich aufgel\u00f6st werden, aber noch auffallender ist es, dafs sich, wie Herr Fritzsche zuerst beobachtet hat, an den Amylum-K\u00fcgelchen der Tulpen-Zwiebel zu jeder Zeit dergleichen Risse in den \u00e4ufseren Schichten, welche aber bis zum Kerne dringen, vorfinden. Bei dem Kochen der Amylum-K\u00fcgelchen in Wasser verschwindet sogleich jener Rifs und die inneren Schichten dehnen sich ganz besonders stark aus. Kocht man dagegen, sagt Herr Fritzsche? das Amylum in concentrirter Essigs\u00e4ure, welche nur h\u00f6chst wenig Wasser an das Amylum abgiebt, so kann man diese Spalte an jedem Korne deutlich sehen, und zwar bemerkt man beim Rollen der so behandelten K\u00f6rner, dafs die Ursache des Entstehens der Spalte nach allen Richtungen gewirkt hat, und dafs der Ort, wo sie entsteht, jedesmal der ist, wo der Durchmesser des Kornes am geringsten ist. __ Man kann hiezu auch andere Fl\u00fcssigkeiten benut-\nzen, welche aber nur sehr geringen Gehalt an Wasser be-\nOpera omnia. Delph. 1719- T. I. P. 423.\n/'","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nsitzen d\u00fcrfen. Wenn man das Kochen feiner Schnitte aus der Kartoffel weiter fortsetzt, so kann man mit dem Mikroskope verfolgen, wie sich die Amylum-K\u00fcgelchen der r einzelnen Zellen immer mehr und mehr ausdehnen, endlich zusammenstofsen und sich gegenseitig einzw\u00e4ngen, so dafs jede Zelle von den in ihr enthaltenen K\u00fcgelchen ganz vollkommen gef\u00fcllt wird, und man erkennt dann nur an einzelnen, nach verschiedenen Seiten auslaufenden feinen 4 Strichen die Linien, wo sich die \u00e4ufseren Fl\u00e4chen der nebeneinander liegenden K\u00fcgelchen nach ihrem Aufschwellen verbanden, und diese Streifen, die mehr oder weniger lang und zusammenh\u00e4ngend sind, werden durch das geronnene Pflanzeneiweifs erzeugt, welches vorher im Zellensafte gel\u00f6st war.\nIII. Auftreten der gef\u00e4rbten Zellensaft-Kii- 4\ngelchen.\nDie gef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen treten eben so h\u00e4ufig, ja vielleicht noch h\u00e4ufiger, als die Amylum-K\u00fcgelchen in dem Safte der Zellen auf. Bei allen gr\u00fcn gef\u00e4rbten Pflanzen oder Pflanzen-Theilen sind die K\u00fcgelchen des Zellensaftes gr\u00fcn gef\u00e4rbt, und sie sind es, welche die gr\u00fcne F\u00e4rbung der Pflanze hervorrufen. Die gr\u00fcne F\u00e4rbung der Zellensaffc-K\u00fcgelchen wird durch einen eigen- j thiimlichen Stoff verursacht, der sich von den K\u00fcgelchen entfernen l\u00e4fst. Herr Link*) suchte zuerst diesen Farbestoff zu unterscheiden und erkl\u00e4rte ihn f\u00fcr einen harzigen Stoff. Sp\u00e4ter erhielt dieser Farbestoff durch die Herren \u00bb Pelletier und Caventou **) den Namen: Chlorophyll oder Blattgr\u00fcn. Herr Berzelius ***) hat die wachsartige Natur des Chlorophyll\u2019s dargethan; es ist in fetten wie in \u00e4therischen Oelen, so wie in absolutem Alkohol und in Aether . l\u00f6slich.\n*) Grundlehren etc. pag. 36.\n\u00a5\u00a5) Journal de pharmacie. 1817. T. III. pag. 486, und Ann. de Chemie. IX. 1818. pag. 1,94.\n\u00a5\u00a5\u00a5) Lehrbuch der Chemie. UL p. 411.","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"201\nEs herrscht sehr allgemein die Ansicht, dafs die gr\u00fcn-gef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen nichts Anderes, als Chloro-phyll-Kiigelchen w\u00e4ren, dieses ist indessen keineswegs der Fall, sondern die Zellensaft-Kiigelchen haben eine ungef\u00e4rbte, halb erh\u00e4rtete Masse zur Basis, und diese wird nur durch das Chlorophyll durchdrungen. L\u00f6st man das Chlorophyll durch Digeration in Aether oder Alkohol, so bleiben die ungef\u00e4rbten Zellensaft-Kiigelchen zur\u00fcck, welche dadurch nur sehr Wenig von ihrer fr\u00fcheren Form verloren haben, die Substanz aber, woraus diese ungef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen bestehen, ist noch nicht bestimmt, sie ist unl\u00f6slich in kaltem wie in warmem Wasser. Vielleicht ist es der Pflanzenleim und erh\u00e4rtetes Pflanzeneiweifs, weiches diese Zellensaft-Kiigelchen bildet, die durch Chlorophyll sch\u00f6n gr\u00fcn gef\u00e4rbt werden.\nFr\u00fcher war ich der Ansicht, dafs die gr\u00fcnen Zellensaft-K\u00fcgelchen wirkliche Bl\u00e4schen w\u00e4ren, und dafs nur die innere Fl\u00e4che dieser Bl\u00e4schen mit Chlorophyll belegt w\u00e4re; zu dieser Ansicht, welche unrichtig ist, ward ich durch zu schwache Vergr\u00f6fserung und durch die gr\u00fcnen Bl\u00e4schen verleitet, welche im Inneren der Conferven-Zelien sehr h\u00e4ufig erscheinen und allerdings auch wirkliche Bl\u00e4schen sind, hier aber auch die Stelle von kleinen Sporen vertreten.\nDie gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen sind weder in kaltem noch in kochendem Wasser l\u00f6slich. Digeration mit Alkohol entf\u00e4rbt sie zwar, wie schon vorhin bemerkt wurde, aber die K\u00fcgelchen bleiben ungel\u00f6st zur\u00fcck. Die gr\u00fcne Farbe einer Pflanze ist stets um so dunkeier, je mehr sich dergleichen gr\u00fcngef\u00e4rbte K\u00fcgelchen in den Zellen vorfinden, und je tiefer das Chlorophyll gef\u00e4rbt ist. Bei dergleichen Pflanzen, welche im Dunkeln, also entfernt vom Sonnenlichte, aufgezogen werden, findet sich dieser gr\u00fcnf\u00e4rbende Stoff entweder gar nicht, oder doch nur in \u00e4ufserst geringer Menge, und defshalb dergleichen Pflanzen die gr\u00fcne Farbe entbehren. Die K\u00fcgelchen aber, welche sonst den gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen zum Substrat","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\ndienen, sind auch in diesen sogenannten vergeilten Pflanzen (bleichs\u00fcchtigen Pflanzen), aber ungef\u00e4rbt zu finden.\nDie gr\u00fcnen Zellensaft-K\u00fcgelchen sind mehr oder weniger rund (S. Tab. II. Fig. 10.), oder mehr elliptisch (S. Tab. V. Fig. 7.), aber fast immer linsenf\u00f6rmig zusammengedr\u00fcckt. Bei sehr starken Vergr\u00f6fserungen erscheinen sie als eine gleichm\u00e4fsige, gr\u00fcngef\u00e4rbte Masse, worin hie und da kleine schwarze P\u00fcnktchen zu bemerken sind. Oft findet man aber auch mehr oder weniger grofse und ausgebreitete Massen im Inneren der Zellen, welche aus eben derselben gr\u00fcngef\u00e4rbten Substanz bestehen, woraus die K\u00fcgelchen gebildet wurden. Diese unregelm\u00e4fsig geformten Massen sind an der inneren Wand der Zellen ausgebreitet, oftmals noch mit gew\u00f6hnlichen gef\u00e4rbten K\u00fcgelchen in einer und derselben Zelle begleitet. Dieses Auftreten der gr\u00fcngef\u00e4rbten Masse in unregelm\u00e4lsigen Formen ist ganz besonders in der vertikalen Zellenschicht der Bl\u00e4tter zu finden, und hier kommt es zuweilen vor, dafs fast die ganze innere Fl\u00e4che der Zellen mit dieser Substanz belegt ist, wovon man sich z. B. bei den Bl\u00e4ttern der Cycadeen, \u00fcberhaupt bei solchen, die sehr dunkel gef\u00e4rbt sind, \u00fcberzeugen kann. In fast allen \u00fcbrigen F\u00e4llen tritt diese gr\u00fcngef\u00e4rbte Substanz in Form von K\u00fcgelchen auf, welche sich in dem vollkommen ungef\u00e4rbten Zellensafte befinden.\nIn den Zellen des Stammes sehr alter Cactus-Gew\u00e4chse findet man sehr regelm\u00e4fsig gestaltete, elliptische Zellensaft-K\u00fcgelchen mit Chlorophyll gef\u00e4rbt, und im Inneren dieser K\u00fcgelchen kommen nicht selten noch zwei kleinere K\u00fcgelchen von dunkelerer Farbe vor.\nDurch jenes massige Vorkommen der gr\u00fcnf\u00e4rbenden Substanz in den Zellen der Bl\u00e4tter, ist Herr Treviranus *) zu einer eigenen Ansicht \u00fcber diesen, so leicht zu beobachtenden Gegenstand gelangt. Er giebt an, dafs der Salt der zelligen Theile, welche der Oberfl\u00e4che der Organe\n*) Physiologie der Gew\u00e4chse. I. p. 42.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"203\nnaher liegen, mit Ausnahme der Bliithentheile griin sei. \u201eMan sieht\u201c sagt Herr Treviranus \u201edaher den Zellensaft in solchen Zellen, so lange sie noch unverletzt sind, in Gestalt einer hellgr\u00fcnen, sehr durchscheinenden Gallerte der inneren Oberfl\u00e4che anh\u00e4ngen, und wo eine Zerreifsung der Haut stattgefunden, langsam austreten.\u201c Wenn man aber mit hinreichend starker Vergr\u00f6fserung (und diese hat Herrn Treviranus bei seinen Beobachtungen gefehlt) dieses Austreten der gr\u00fcngef\u00e4rbten Masse aus den Zellen beobachtet, so wird man auch sehen k\u00f6nnen, dafs diese Masse in der frischen Pflanze in einer Fl\u00fcssigkeit, n\u00e4mlich dem Zellensafte schwimmt, und wenn dieser verdunstet ist, dann legt sich die erh\u00e4rtende Masse an die innere Wand der Zellenmembran an.\nAufser jener gr\u00fcngef\u00e4rbten gallertartigen Masse, welche Herr Wahlenberg mit dem Namen : glutinosum viride belegt haben soll, denkt sich Herr Treviranus noch eine Fl\u00fcssigkeit von elastischer Art, welche die Zellenr\u00e4ume anf\u00fcllt, gesteht aber selbst, dafs von dieser Substanz kein deutlicher Begriff zu geben ist.\nDie gr\u00fcnen Zellensaft - K\u00fcgelchen sind in einer und derselben Zelle ziemlich von gleicher Gr\u00f6fse, obgleich allerdings auch Ausnahmen Vorkommen. Im Allgemeinen sind sie ohne alle Ordnung in den Zellen gelagert und meistentheils an der inneren Fl\u00e4che der Zellenmembran etwas befestigt, wenn sich aber der Zellensaft bewegt, wor\u00fcber sp\u00e4ter die Rede sein wird, so sieht man meistens diese K\u00fcgelchen frei umher schwimmen. Nur sehr selten findet man, dafs die gr\u00fcnen Zellensaft-K\u00fcgelchen nach einer gewissen Regel, im Inneren der Zelle gelagert sind. So habe ich zuweilen beobachtet, dafs diese K\u00fcgelchen in den Zellen der Epidermis von Cactus pendulus, in einer regelm\u00e4fsL gen Kreisstellung vereinigt sind, und sehr h\u00e4ufig habe ich diese Erscheinung in den Zellen mehrerer Aloe - Arten beobachtet. Aber f\u00fcr gew\u00f6hnlich liegen diese K\u00fcgelchen ohne alle Regel, bald an diesem, bald an jenem Orte der Zelle, doch h\u00e4ufig, besonders in den Zellen succulenter","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nPflanzen, sind sie zu mehr oder weniger grofsen H\u00e4ufchen vereinigt. In den Zellen vieler Cactus-Arten findet man die gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen zu kleinen Kl\u00fcmpchen vereinigt und mehrere solcher Kl\u00fcmpchen befinden sich in einer und derselben Zelle ; es scheint, dafs eine schleimige, ganz ungef\u00e4rbte Masse diese \u00e4ufserst kleinen K\u00fcgelchen mit einander verbindet. Doch zu gleicher Zeit wird man in anderen, dicht daneben liegenden Zellen auch wieder einzelne und gr\u00f6fsere dieser gr\u00fcnen Zellensaft-K\u00fcgelchen beobachten. Sehr niedlich und regelm\u00e4fsig findet man zuweilen die Stellung der gr\u00fcnen K\u00fcgelchen in den Zellen des Blattstieles von Helleborus foetidus.\nDie regelm\u00e4fsige kreisf\u00f6rmige Stellung, welche diese Zellensaft-K\u00fcgelchen zuweilen zeigen, m\u00f6chte wohl durch die Rotations-Str\u00f6mung des Zellensaftes veranlafst wTorden sein.\nBesonders bemerkenswerth ist noch, dafs in den i-Schl\u00e4uchen der Charen sowohl gr\u00fcngef\u00e4rbte Zellensaft-K\u00fcgelchen, als ungef\u00e4rbte Amylum-K\u00fcgelchen und mehr oder weniger grofse Schleimkl\u00fcmpchen Vorkommen. Die gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen sitzen bei diesen Pflanzen auf der inneren Fl\u00e4che der Zellenmembran befestigt und zwar in regelm\u00e4fsigen, spiralf\u00f6rmig sich windenden Reihen. Eine grofse Anzahl solcher Reihen gr\u00fcner K\u00fcgelchen, die ebenfalls linsenf\u00f6rmig zusammengedr\u00fcckt sind, verlaufen j parallel und dicht neben einander, und bilden gleichsam ein breites Band, welches fast so breit, als die H\u00e4lfte des Umfanges des Schlauches ist. In einer kleinen Entfernung von dem Rande dieses gr\u00fcnen Bandes, liegt ein zweites, i eben so breites, welches parallel mit dem ersteren verlaufend, sich ebenfalls spiralf\u00f6rmig um die innere Fl\u00e4che der Charen-Schl\u00e4uche windet und wodurch fast die ganze innere Fl\u00e4che derselben bedeckt wird. Nur ein sehr * schmaler, gleichm\u00e4fsig breiter Streifen windet sich zwischen den beiden breiten B\u00e4ndern gr\u00fcner K\u00fcgelchen hindurch und dieser allein ist nicht mit jenen K\u00fcgelchen bekleidet. In den jungen Charen-Schl\u00e4uchen, und besonders sch\u00f6n ist dieses bei der Chara flexilis zu sehen, sind die","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"205\ngr\u00fcnen K\u00fcgelchen in den, spiralf\u00f6rmig sich windenden Reihen zwar nebeneinander liegend, aber eine feine schleimig gallertartige Masse vereinigt sie mit einander, und mit dieser sind sie der inneren Fl\u00e4che der Zellenmembran angeheftet. Oft beobachtet man, dafs sich diese Zellensaftk\u00fcgelchen mit vorschreitendem Alter der Charen-Pflanze vergr\u00f6fseren und nun, gleichsam durch den gegenseitigen Druck, eine viereckige Form annehmen; in solchem Zustande scheint es, als wenn die ganze Zellenmembran mit lauter kleinen viereckigen gr\u00fcnen Zellchen bekleidet ist.\nDie gr\u00fcnen Zellensaft-K\u00fcgelchen in der Vallisneria spiralis sind mit einem elliptischen Anh\u00e4nge versehen, welcher etwas heller gr\u00fcn gef\u00e4rbt ist, als das K\u00fcgelchen und aus einer schleimigen, halb erh\u00e4rteten Materie besteht. Ich habe bei einer fr\u00fcheren Gelegenheit, als ich die Entdeckung der Rotations-Str\u00f6mung in den Zellen der Vallisneria spiralis publicirte **), auf diese Anh\u00e4ngsel der Zellensaftr K\u00fcgelchen aufmerksam gemacht, und habe sie f\u00fcr eine Reserve-Nahrung erkl\u00e4rt, welche sich die Pflanze zur Sommerzeit, wenn sie in gr\u00f6fster Feppigkeit vegetirt, als Vorrath f\u00fcr den Winter und zur Bildung neuer Triebe darstellt. Im Fr\u00fchjahre, sp\u00e4testens im Sommer, verschwindet die letzte Spur von diesem Anh\u00e4ngsel, welches ich der K\u00fcrze wegen mit dem Namen der Schleimatmosph\u00e4re des K\u00fcgelchen belegt habe. So wie man zu gewissen Zeiten auch keine Spur von dieser Schleimatmosph\u00e4re an den K\u00fcgelchen des Zellensaftes der genannten Pflanze findet, so wird man wiederum zu einer anderen Zeit, wenn dieselben sehr allgemein auftreten, ebenfalls eine Menge von K\u00fcgelchen, und zwar oft in dicht nebeneinander liegenden Zellen beobachten, welche keine Spur von dieser Atmosph\u00e4re zeigen. Ja solche gr\u00fcnlich gef\u00e4rbte und oft ziemlich regelm\u00e4fsig elliptische Anh\u00e4ngsel,\n\u00a5) S. Nova acta Acad. C. L. C. nat. cur. Tora. XIII. Vol. II. pag. 856 und Tab. XLY.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nhabe ich neuerlichst bei mehreren succulenten Pflanzen zur Winterzeit beobachtet.\nAufser den gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen treten in den Zellen der Pflanzen noch braune und gelbe Saft-K\u00fcgelchen auf. Die braunen Zellensaft-K\u00fcgelchen haben eine sehr feste F\u00e4rbung, und es gelingt nicht so leicht den f\u00e4rbenden Stoff von diesen K\u00fcgelchen zu trennen, wie dieses bei den gr\u00fcnen K\u00fcgelchen der Fall war. Meisten-theils erscheinen in allen Zellen braune Zellensaft-K\u00fcgelchen, deren W\u00e4nde durch braungef\u00e4rbte Membranen gebildet wrerden, wie es z. B. ganz allgemein im Holze der Baumfarrn und weniger allgemein auch in allen \u00fcbrigen Farm der Fall ist. Auch unter den Lebermoosen giebt es eine grofse Anzahl, deren Zellenmembran br\u00e4unlich gef\u00e4rbt ist, und hier sind die braunen Zellensaft-K\u00fcgelchen ganz allgemein vorkommend.\nWir k\u00f6nnten noch eine Menge anderer niederer Pflanzen auff\u00fchren, wo die K\u00fcgelchen ebenfalls braun sind, doch wir machen vorz\u00fcglich auf die interessante Gattung Azolla aufmerksam, deren Zellenw\u00e4nde ganz braun gef\u00e4rbt sind. Bei dieser Gattung sind die Saft-K\u00fcgelchen in den Zellen elliptisch und verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig sehr grofs, und oft liegen, eine ganze Anzahl derselben, rosenkranzf\u00f6rmig aneinander gereiht an den Seitenw\u00e4nden der Zellen.\nIn den braun gef\u00e4rbten Theilen der h\u00f6heren Pflanzen, als in der braunen Rinde der St\u00e4mme, wie in den braunen Zellenschichten, welche die Peripherie der Wurzeln zu bilden pflegen, finden sich immer nur braungef\u00e4rbte Zellensaft-K\u00fcgelchen. In der Wurzel sind wohl niemals gr\u00fcne Zellensaft-K\u00fcgelchen zu finden; die \u00e4ufseren Zellen derselben pflegen braungef\u00e4rbte K\u00fcgelchen zu enthalten, die inneren Zellen dagegen enthalten nur Amylum-K\u00fcgel-chen. Im Allgemeinen sind die braunen Zellensaft-K\u00fcgelchen nicht so grofs, als die gr\u00fcnen und in den Zellen der Wurzel treten sie nicht so h\u00e4ufig auf, als die gr\u00fcnen in den Zellen der Bl\u00e4tter etc.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"207\nIV* Ueber den Nucleus in dem Safte der Zellen.\nIn neuerer Zeit hat Herr R. Brown *) auf das Vorkommen eines besonderen sph\u00e4rischen K\u00f6rpers aufmerksam gemacht, der in den Zellen sehr vieler Pflanzen zu finden ist. Herr Brown nannte diesen K\u00f6rper: Nucleus r oder den Kern der Zelle, und gab an, dafs derselbe am h\u00e4ufigsten bei den Monocotyledonen vorkomme, und zwar bei diesen am h\u00e4ufigsten bei den Orchideen, Liliaceen, He-merocallideen, Asphodeleen, Irideen und Commelineen. In s den tafelf\u00f6rmigen Zellen der Epidermis der Orchideen ist der Kern gew\u00f6hnlich in gleichem Verh\u00e4ltnisse abgeplattet; in den tiefer liegenden Zellen ist er dagegen oft fast sph\u00e4risch, Der Kern zeigt sich nach Hrn. Brown\u2019s Beob-| achtung auch in der Narbe der Orchideen, und in den gegliederten Haaren, welche zuweilen bei diesen Pflanzen, wie bei Cypripedium auftreten, und besonders sch\u00f6n ist derselbe in den gegliederten Haaren zu beobachten, welche so oft auf den Staubf\u00e4den der Tradescantien und diesen \u00e4hnlichen Gew\u00e4chsen auftreten. In den Haaren der Tra-descantia virginica ist dieser Kern durch Herrn Brown sehr genau beobachtet und beschrieben worden, er ist hier 1 eben so deutlich als regelm\u00e4fsig gebildet, und leicht trennt er sich bei einem angebrachten Drucke von der inneren Wand der Membran. Frei liegend erscheint er vollkommen rund aber linsenf\u00f6rmig zusammengedr\u00fcckt und sein k\u00f6rniger \u00bbInhalt wird, wie Herr Brown sagt, entweder durch einen geronnenen, nicht sichtbaren hornigen Schleim, oder, was ebenso wahrscheinlich ist, durch eine ihn ein-schliefsende Membran zusammen gehalten.\n*\tDieser Nucleus im Safte der Zellen, von dem im\nVorhergehenden die Rede war, ist keineswegs mit dem zusammengeballten, griingef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen\n*) Observations on the organs and mode of fecundation in Or-chideae and /Ysclepiadeae. London 1831. 8vo. J. d. Deutsche \u00fcbersetzt in IL Browns Vermischten Schriften. Herausgegeben von Nees von Esenbech, Bd. V. N\u00fcrnberg 1834. pag. 117.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nzu verwechseln, welche ebenfalls nicht selten in den Zellen saftiger Gew\u00e4chse auftreten, sondern es ist eine ei-genth\u00fcmliche, fast ganz ungef\u00e4rbte, halberh\u00e4rtete Schleim-masse, welche aus vielen sehr kleinen K\u00fcgelchen besteht, die in einer durchsichtigen und weichen Masse eingeschlossen sind. Von einer feinen Membran, welche das Ganze umschliefsen soll, ist selbst bei starken Vergr\u00f6fserungen nichts zu beobachten; auch geben F\u00e4rbungs-Versuche mit Jodine eine gleichm\u00e4fsig braungef\u00e4rbte Masse, welche die ganze Substanz des Kernes ausmacht. Die chemische Beschaffenheit dieses Kernes ist noch nicht ermittelt, auch m\u00f6chte es schwer sein, dar\u00fcber durch direkte Versuche zu entscheiden; mir scheint es, als wenn dieser Kern aus condensirtem Schleime und Pflanzenleim besteht, vielleicht zeigt er dieselbe Substanz, welche der gr\u00fcnen Farbe in den Zellensaft-Kugeln zum Substrat dient. Eine wirkliche F\u00e4rbung dieses Kernes durch Chlorophyll habe ich noch nicht beobachten k\u00f6nnen.\nEs ist nicht selten der Fall, dafs der Kern in dem Safte der Zelle ganz allein, als der einzige feste K\u00f6rper auftritt, welcher darin enthalten ist. In den Epidermis-Zellen der Liliaceen ist dieses fast ganz allgemein. Sehr h\u00e4ufig tritt in jeder Zelle nur ein einzelner Nucleus auf, und dieses ist sogar in den kurzen Zellen die Regel; doch in langgestreckten Zellen treten sehr h\u00e4ufig zwei bis drei dergleichen Nuclei auf, und sehr oft bemerkt man, noch aufser diesen, bestimmt gerundeten Ballen einzelne, un-regelm\u00e4fsig geformte Schleimmassen, welche in der Zelle umher liegen und ebenfalls aus sehr kleinen, in einen Schleim geh\u00fcllten K\u00fcgelchen bestehen. Es scheint, dafs sich die Nuclei aus solchen unregelm\u00e4fsigen Schleimmassen bilden.\nDiese sogenannten Nuclei treten aber auch in Gesellschaft von Zellensaft-K\u00fcgelchen auf, sowohl mit kleinen Amylum-K\u00fcgelchen, als haupts\u00e4chlich mit gr\u00fcnen K\u00fcgelchen und gew\u00f6hnlich ist der Zellensaft, worin \u00a7ich der Nucleus befindet, sehr schleimig. In den Zellen der Haut-","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"209\ndr\u00fcsen, welche bekanntlich ganz dicht mit gr\u00fcnen Zellen-saft-K\u00fcgelchen gef\u00fcllt sind, kommen ebenfalls solche Nuclei von einer ungef\u00e4rbten Substanz vor, und zwar findet sich in jeder Zelle ein einzelner Nucleus. Schon Herr R. Brown beobachtete dieses Vorkommen, und Herr Krocker**) vervielf\u00e4ltigte diese Beobachtungen; er fand die Kerne besonders sch\u00f6n in den Zellen der Hautdr\u00fcsen bei Aspl\u00e9nium maximum und Aspidium exaltatum, wo diese runden ungef\u00e4rbten Gebilde, wie gew\u00f6hnlich auch bei den \u00fcbrigen Pflanzen, gerade in der Mitte einer jeden Dr\u00fcsen-Zelle sitzen.\nDas Vorkommen dieser Nuclei im Inneren der Zellen scheint nicht zu allen Zeiten bei der Pflanze statt zu finden, und wenn sie Vorkommen, so sind es eigentlich doch nur wenige Zellen, welche diese Gebilde aufzuweisen haben; in den meisten Zellen finden sie sich nicht. Vielleicht ist der Nucleus ebenfalls eine Art von Reservenahrung; in den Knollen keimender Orchideen fand ich wenigstens in jeder Zelle einen solchen Nucleus von sehr bedeutender Gr\u00f6fse.\nDie Befestigung des Nucleus an der inneren Fl\u00e4che der Zellenwand ist eben so leicht, als die der gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen, wenn sich dieselben auf der Zellenwand angesetzt haben. Schon ein feiner Strom des rotirenden Zellensaftes reicht zuweilen hin, um die Verbindung des Nucleus mit der Zellenwand aufzuheben, wor\u00fcber wir im folgenden Abschnitte nochmals sprechen werden.\nV. Auftreten verschiedener fester Sekrete im Inneren der Zellen.\nDas Vorkommen des Harzes und der harzartigen Stoffe im Inneren der Zellen als mehr oder weniger feste Massen und inForm von K\u00fcgelchen, ist eine aufserordentlich\n\u00a5) 1. c. pag, 21.\nDe struct, epid, 1833. p. 11,\n14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nauffallende Erscheinung, welche verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig nur sehr selten vorkommt. Die Aloe-Arten besitzen z. B. keine Milchsaft-Gefafse, obgleich man ihnen dieselben schon oft- 1 mais zugeschrieben hat, offenbar verleitet durch die ei-genth\u00fcmliche Form, in welcher die Sekrete abgelagert werden.\nEs sind n\u00e4mlich die langgestreckten Parenchym-Zellen, welche zun\u00e4chst den Spiralr\u00f6hren der Aloe-Pflanzen V liegen, und schon bei sehr jungen Pfl\u00e4nzchen eine auffallend gelbgriinliche F\u00e4rbung des Zellensaftes zeigen. Im sp\u00e4teren Alter der Pflanze wird diese F\u00e4rbung des Zellensaftes immer concentrirter, oder es bilden sich in demselben mehr oder weniger grofse Harzkugeln, welche eine sch\u00f6ne braungelbe Farbe zeigen und neben den Zellensaft-K\u00fcgelchen Vorkommen. Oft ist nur ein einzelnes Harzk\u00fcgelchen in jeder Zelle vorhanden, oft sind deren I mehrere. In eben denselben Zellen, worin solche Harzk\u00fcgelchen Vorkommen, findet man den Zellensaft fast ganz ungef\u00e4rbt, doch auch hier wird in sp\u00e4teren Zeiten wieder von Neuem in den Zellen dieses Harz secernirt, und der Zellensaft f\u00e4rbt sich endlich so stark, dafs man bald bemerkt, wie an die Stelle des Saftes eine Masse eines fl\u00fcssigen Harzes eingetreten ist, und dieses Harz ist es, welches den Stoff liefert, der in den Apotheken unter dem 1 Namen Aloe aufbewahrt wird. Wenn die Bl\u00e4tter der Aloe-Pflanze so alt geworden sind, dafs sie allm\u00e4lich absterben, dann findet man in diesen Zellen, welche den Spiralr\u00f6hren zun\u00e4chst liegen, eine sehr grofse Menge von * jenem gelbbraunen Harze abgelagert; oft wird die ganze Zelle von einem einzigen, zusammenh\u00e4ngenden St\u00fccke ausgef\u00fcllt, und oft ist die Masse durch Spr\u00fcnge in mehrere kleinere St\u00fccke zerspalten, deren fr\u00fcheren Zusammenhang man leicht erkennt. Zu dieser Zeit findet man das Harz nur noch sehr selten in Form von K\u00fcgelchen abgelagert. Bemerkenswerth ist es noch, dafs einzelne der Harzk\u00fcgelchen in diesen Zellen gleichsam wie hohl erscheinen, oder wie eine Blase, welche mit einem helle-","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"211\nren Stoffe gef\u00fcllt ist, oder auch wie eine Kugel, welche aus vielen kleineren Kugeln zusammengesetzt ist. Zuweilen findet man die Harzmasse in diesen langgestreckten Zellen nur in Form langer Streifen abgelagert; hier hat sich die Masse, welche fr\u00fcher die ganze Zelle f\u00fcllte, bei dem Erh\u00e4rten zusammengezogen und an irgend einer der Seitenw\u00e4nde der Zellen abgelagert, und hat man dicke Schnitte hiervon zur Untersuchung unter dem Mikroskope, so kann man diese schmalen Harzstreifen sehr leicht als in langen Gef\u00e4fsen abgelagert ansehen, was aber bei den Aloe-Pflanzen durchaus nicht der Fall ist. Auch ist es in alten Aloe-Pflanzen nicht selten, dafs diejenigen Zellen, welche den, mit Harz gef\u00fcllten zun\u00e4chst liegen, ebenfalls noch einen hellgelben Zellensaft f\u00fchren, was wohl durch den Farbestoff des nahe liegenden Harzes bewirkt wird; ja es kommen nicht selten F\u00e4lle vor, dafs selbst die Spiralr\u00f6hren an solchen Stellen mit gelbem Safte gef\u00fcllt auftreten, ein Fall, der auch noch in manchen anderen Monocotyledonen nicht so selten anzutreffen ist.\nNoch um Vieles einfacher ist die Ablagerung des se-cernirten Harzes an vielen anderen Pflanzen; bei den Valeriana-Arten z. B. findet es sich in denjenigen Zellen, welche die \u00e4ufsersten Schichten der Wurzel bilden. In der Wurzel der Valeriana Phu sind wohl die 8 \u201412 \u00e4ufsersten Zellenschichten mit dem bekannten Valeriana-Harze gef\u00fcllt, indem n\u00e4mlich in einer jeden Zelle dieser Schichten entweder ein oder mehrere, ziemlich gleiehgrofse Harzk\u00fcgelchen liegen, ln der Wurzel der offizinellen Valeriana verh\u00e4lt es sich ganz \u00e4hnlich, und es sind hier ebenfalls nicht nur die Zellen der Epidermis, welche dieses Harz enthalten, wie Herr Schultz*) es angiebt, sondern in den darunter liegenden Zellenschichten findet man es ebenfalls. Man kann sich \u00fcbrigens sehr leicht davon \u00fcberzeugen, dafs hier nichts von Oels\u00e4cken vorhanden ist, denn die angegebenen Harzk\u00fcgelchen, welche mitten in\n*) Die Natur der lebenden Pflanze. I. p. 674.\n14*","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nden einzelnen Zellen liegen, l\u00f6sen sich in erw\u00e4rmten Alkohol mit Leichtigkeit vollkommen auf. Die Harzkiigel-chen kommen hier niemals mit Amylum-K\u00fcgelchen in ei- r ner und derselben Zelle vor, sondern die Zellen, welche im Inneren der Wurzel, n\u00e4mlich innerhalb der harzf\u00fchrenden Zellenschichten liegen, sind sehr stark mit Amylurn-K\u00fcgelchen gef\u00fcllt.\nBei Amomum-Arten war das Auftreten der gef\u00e4rbten \u00e4 Harzk\u00fcgelchen im Inneren der Zellen schon seit l\u00e4ngerer Zeit bekannt, und es verh\u00e4lt sich auf \u00e4hnliche Weise bei allen Scitamineen. Haupts\u00e4chlich findet man in der Wurzel dieser Pflanzen einzelne Zellen, oft mitten unter denen, welche mit Amylum gef\u00fcllt sind, die mit einem gr\u00fcnlichen, gelblichen oder gelbbr\u00e4unlichen Harzk\u00fcgelchen versehen sind, worin gerade das \u00e4therisch Aromatische besteht, was die Pflanzen dieser Familie so besonders aus- ^ zeichnet. Bei den Curcuma-Arten tritt dieser harzige Stoff in besonders grofsen Massen auf, so dafs sehr viele Zellen solche Harzk\u00fcgelchen aufzuweisen haben, und in manchen Zellen sogar mehrere dergleichen erscheinen. Auch im Zellengewebe des Stengels treten bei den Scitamineen nicht selten solche Harztr\u00f6pfchen im Inneren der Zellen auf, ganz besonders in den \u00e4ufsersten Zellenschichten, und hier sind sie anfangs noch fl\u00fcssig und aus einem Oele 1 bestehend, welches gleichsam die ganze Zelle ausf\u00fcllt, sp\u00e4ter, wenn es erh\u00e4rtet, zieht es sich etwas von den W\u00e4nden der Zellen zur\u00fcck. Auch in den Parenchym-Zellen der Piper-Arten findet man nicht selten einzelne K\u00fcgel- % chen, welche fast die ganze Zelle f\u00fcllen und von harziger Natur sind u. s. w.\nVI. Von den Krystallen und den anorganischen Substanzen \u00fcberhaupt, welche in dem Zellengewebe der Pflanzen Vorkommen.\nDie Zahl der anorganischen Stoffe, welche im Gewebe der Pflanzen auftreten, ist gewifs sehr grofs; bald sind sie in den S\u00e4ften der Pflanze im gel\u00f6sten Zustande enthalten,","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"213\nbald sind sie in der festeren Substanz, welche die W\u00e4nde der Elementarorgane darstellt, ausgebreitet und nur selten in diesem Zustande dem Auge des Beobachters erkenntlich. Sehr h\u00e4ufig treten dagegen die anorganischen Stoffe der Pflanze in Form von Krystallen auf, die bald mehr bald weniger regelm\u00e4fsig ausgebildet sind, und diese krystallinischen Massen sind meistentheils im Inneren der Zellen vorkommend, also aus dem Zellensafte heraus kry-stallisirt. Nur in aufserordentlich seltenen F\u00e4llen kommen f Krystalle im Inneren der Lufth\u00f6hlen vor, aber in den In-tercellularg\u00e4ngen giebt es keine Krystalle. Alle diese F\u00e4lle werden wir im Folgenden specieller er\u00f6rtern; doch wir beginnen mit dem Vorkommen der Krystalle in den Zel-J len der Pflanze. Das Geschichtliche \u00fcber diesen Gegenstand findet man in unserer Phytotomie pag. 168.\nBis zu der neueren Zeit kannte man eigentlich nur die spiefsigen oder nadelf\u00f6rmigen Krystalle in den Pflanzen, und selbst die Herren De Candolle's *) hatten sich von der anorganischen Natur dieser Gebilde noch nicht \u00fcberzeugt und nannten sie defshalb : Raphides. Obgleich die sogenannten Raphides schon lange vorher, als Krystalle i erkannt, und spiefsige Krystalle genannt worden waren, so ging doch jene unrichtigere Benennung des Herrn De Candolle fast in alle Handb\u00fccher der Botanik \u00fcber. Im Jahre 1828 habe ich in meiner Schrift: Ueber den Inhalt der Pflanzen-Zellen nachgewiesen, dafs die, bis dahin bekannten spiefsigen Krystalle der Pflanzen nicht zwischen, sondern immer in den Zellen Vorkommen, eine Beobachtung, welche sp\u00e4ter von Herrn Mold in seiner Arbeit * \u00fcber die Structur der Palmen, und von Herrn Unger best\u00e4tigt worden ist; sicherlich werden die Best\u00e4tigungen der genannten genauen Beobachter gr\u00f6fsere Auctorit\u00e4t haben, als eine, offenbar unrichtige Beobachtung des Herrn Treviranus **), wonach diese Krystalle bei Orchideen und\n*) Org. v\u00e9g. I. p. 126.\n**) Physiolog. I. pag. 47. Fig. 9. Tab. I.","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nbei Bulbine frutescens nicht in den Zellen, sondern in den R\u00e4umen zwischen den Zellen Vorkommen sollen.\nSp\u00e4ter schrieb Herr Turpin *) eine Abhandlung, r worin er das Vorkommen der Krystalle in den Pflanzen speciell erwegte, aber leider zu sehr unrichtigen Resultaten kam, zugleich alle Arbeiten der Deutschen mit Stillschweigen \u00fcbergehend. Herr Turpin giebt an, dafs die Krystalle _ in den Pflanzen auf folgende Weise Vorkommen: 1) Im Inneren der Zellen des Zellengewebes. 2) In den eckigen G\u00e4ngen, welche durch Zusammenstofsen von 5 sph\u00e4rischen Zellen gebildet werden. (Offenbar werden hiermit die In-tercellular-G\u00e4nge gemeint, welche auch durch Zusammenstofsen von drei Zellen, und zwar ganz gew\u00f6hnlich auf diese Weise entstehen.) 3) Im Inneren der r\u00f6hrenf\u00f6rmigen Gef\u00e4fse und 4) in den L\u00fccken, welche durch Zerrei-fsung oder durch gegenseitige Entfernung dieser Gef\u00e4fse entstehen. Der genaue Beobachter wird sich jedoch sehr bald \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, dafs alle diejenigen Krystalle, von welchen Herr Turpin spricht, und wovon auch allein, fast alle anderen Phytotomen gehandelt haben, dafs diese Krystalle einzig und allein nur im Inneren der Zellen Vorkommen.\nFerner hat Herr Turpin eine Ansicht \u00fcber das Vorkommen der Krystalle in den Pflanzen ausgesprochen, 1 welche ebenfalls mit der Natur nicht \u00fcbereinstimmt. Er glaubt n\u00e4mlich beobachtet zu haben, dafs gewisse Arten einer bestimmten Gattung Krystalle aufzuweisen haben, w\u00e4hrend andere Arten darin keine Spur zeigen. So glaubt \u00ab Herr Turpin, dafs nur der offizinelle Rhabarber Krystalle besitze, w\u00e4hrend ich dieselben auch in allen anderen Rhabarber - Arten\tgefunden, welche\tich untersucht\nhabe. Rhipsalis\tsalicornioides soll\tebenso keine *\nKrystalle zeigen, w\u00e4hrend dieselben bei allen anderen Rhipsalis - Arten Vorkommen. Indessen auch bei Rhipsalis salicornioides habe ich Krystalle beobachtet und zwar ein-\n*) Ann. des scienc. nat, 1832. Avr.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"215\nmal sehr viele. Sp\u00e4ter hat Herr Turpin *) angegeben,\ndafs in den Gattungen der Geraniaceen und der Melia-\nceen, welchen die Gattungen Vitis und Cyssus so nahe\nstehen, noch keine Krystalle beobachtet worden sind,\nw\u00e4hrend sie doch bei Vitis und Cvssus Vorkommen.\n*\nNach den Ansichten, welche wir gegenw\u00e4rtig \u00fcber das Auftreten der Krystalle in den Pflanzen aussprechen k\u00f6nnen, und wor\u00fcber in den folgenden Abschnitten die Rede sein wird, w\u00e4re so etwas allerdings m\u00f6glich, indessen dergleichen negative Beobachtungen sind immer mit sehr grolser Vorsicht auszusprechen; ich selbst habe wenigstens in den Pelargonien aufserordentlich viele Krystalle beobachtet.\nDie Krystalle, welche im Inneren der Zellen auftre-ten, sind in einer und derselben Pflanze von verschiedener Form, oft kommen zwei, drei bis vier Arten von Krystallformen vor ; ja man findet auch zuweilen, dafs die Krystalle in einer und derselben Zelle von verschiedener Form auftreten. In diesem letzteren Falle kann man allerdings durch die Beobachtungen verfolgen, dafs s\u00e4mmt-liche Krystalle von einer und derselben Grundform sind, also auch wohl aus einer und derselben Substanz bestehen; in den anderen F\u00e4llen kann man schon mit [Bestimmtheit angeben, dafs die verschieden geformten Krystalle auch verschiedenen Substanzen angeh\u00f6ren. So wichtig es w\u00e4re, diesen Gegenstand zur bestimmten Entscheidung zu bringen, eben so schwer, ja oftmals ganz unm\u00f6glich, ist die Ausf\u00fchrung desselben; fr\u00fcher gelang es sogar nur in sehr wenigen F\u00e4llen die Form der Krystalle zu bestimmen, indessen gegenw\u00e4rtig hoffen wir, dafs auch dieser Gegenstand ziemlich ins Reine gebracht worden ist.\nGanz besonders bemerken wir noch, dafs diese Krystalle, welche in den Zellen der Pflanzen Vorkommen, nicht etwa als jene Alkaloide anzusehen sind, welche in manchen Pflanzen so reichhaltig auftreten, und bei so vielen\n\u00a5) Ami. des scienc. nat. 1834. Tom. I. pag. 228.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nmedicinischen Pflanzen, als die allein wirksamen Substanzen zu betrachten sind, sondern diese Krystalle sind Salze, welche entweder durch ein, aus der Erde aufgenommenes Alkali und einer, in der Pflanze gebildeten S\u00e4ure entstehen, und zwar sobald, als der Saft der Zellen mit diesen Stoffen in hinreichender Masse concentrirt ist. Oder es werden beide Stoffe, sowohl die S\u00e4ure, als die Erde durch die Pflanze aufgenommen, und sobald sie sich in den Zellen der Pflanze begegnen, kommen sie zur Krystallisation. In anderen F\u00e4llen k\u00f6nnen sich Doppelsalze bilden, wenn n\u00e4mlich verschiedene Erden oder Alkalien durch die Pflanze aus dem Boden aufgenommen werden. Der kohlensaure Kalk dagegen, der so oft in den Pflanzen kry-stallisirt gefunden wird, bildet sich wohl aus dem im gel\u00f6sten Zustande aufgenommenen neutralen kohlensauren Kalke, welchem durch die Pflanze ein Theil der Kohlens\u00e4ure entzogen wird, worauf dann der basisch kohlensaure Kalk krystallinisch zu Boden f\u00e4llt. In der Folge werden wir einzelne dergleichen F\u00e4lle n\u00e4her kennen lernen.\nObgleich nach dieser Darstellung das Auftreten der Krystalle in den Pflanzen gleichsam durch \u00e4ufsere Verh\u00e4ltnisse bedingt ist, indem einzelne Substanzen zur Bildung der Krystalle aus dem Boden gezogen werden m\u00fcssen, daher die Krystalle nicht zur Ausbildung kommen k\u00f6nnen, wenn jene Substanzen dem Boden fehlen, so m\u00fcssen wir dennoch in dem Auftreten der Krystalle in der Substanz der Pflanzen mehr, als etwas rein Zuf\u00e4lliges erkennen. Es ist bekannt, dafs wenn in einer Gattung von Pflanzen eine gewisse, jener allgemeinen vegetabilischen S\u00e4uren, als Klees\u00e4ure, Apfels\u00e4ure etc. auftritt, dafs dann alle Arten dieser Gattung jene S\u00e4uren aufzuweisen haben, die eine Art zwar mehr, die andere weniger ; ihr Vorkommen ist aber allgemein. Kommen nun diese Pflanzen auf einem kalkhaltigen Boden vor, und dieser ist wohl der gew\u00f6hnlichste, so werden nat\u00fcrlich in allen Arten jener Gattung Krystalle von kleesaurem Kalke auftreten, da dieser Stoff unl\u00f6slich im Wasser ist, und somit ist es","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"217\neinzusehen, dafs dergleichen Ausnahmen, wie sie nach Turpin\u2019s Angaben stattfinden sollten, nicht so leicht Vorkommen k\u00f6nnen. Es kommen indessen bei dem Auftreten der Krystalle andere Eigenthiimlichkeiten vor, auf welche wohl zu achten ist. Man findet z. B. sehr h\u00e4ufig, dafs ein junges Individuum einer gewissen Pflanzenart keine Krystalle in den Zellen zeigt, w\u00e4hrend eine alte Pflanze der Art oft \u00fcberaus reich daran ist; zuweilen kann man beinahe sagen, an welchem Tage sich die Krystalle einfanden. Ganz besonders reich sind die Pflanzen an Krvstal-len, wenn sie nicht nur vollkommen ausgewachsen sind, sondern schon anfangen zu altern. Treten in dieser Lebensperiode der Pflanze in ihren Zellen S\u00e4uren auf, so ist auch das Vorkommen der Krystalle ganz allgemein.\nDergleichen succulente Pflanzen, als Aloe-, Agave- und Cactus-Arten, zeigen in den Zellen alter Individuen eine \u00fcberaus grofse Menge von Krystallen, w\u00e4hrend ganz junge Exemplare davon oftmals gar keine zeigen. Auch kann man, wie ich glaube erkennen, dafs die einmal im Inneren der Zellen gebildeten Krystalle, mit zunehmendem Alter der Pflanze allm\u00e4hlich immer gr\u00f6fser werden; dieses kann nat\u00fcrlich nur mit einem Gr\u00f6fserwerden der Zellen selbst begleitet sein. Daher findet man denn auch in ganz alten Cactus- und Agave-Arten ganz aufserordentlich grofse Krystalle, welche man ziemlich leicht in Hinsicht ihrer Form erkennen kann. Zuweilen treten dergleichen Krystalle besonders h\u00e4ufig in solchen Organen oder Theilen der Pflanze auf, welche, nach beendeter F unction, sogleich abzusterben anfangen, z. B. in den Bliithen-stielen, bei Monocotyledonen besonders. In der Spatha mehrerer Aroideen habe ich, gleich nach dem Befruchtungs-Acte, eine ganz aufserordentliche Anzahl von Krystallen beobachtet. Auch in diesen F\u00e4llen scheint die Bildung der Krystalle erst bei einer gewissen Concentration der Zellens\u00e4fte einzutreten, und diese erfolgt durch das anhaltende Aushauchen der Feuchtigkeit eines solchen","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nPflanzentheiles, w\u00e4hrend der Zuflufs der Safte nach demselben aufh\u00f6rt.\nTreten dergleichen Krystalle in der Pflanze in sehr grofsen Massen auf, so sind sie in dem Gewebe der Pflanzen schon mit blolsem Auge zu sehen, und erscheinen n\u00e4mlich, als kleine milchweifse Stellen. Dieses ist besonders h\u00e4ufig bei den Aloe-Arten zu sehen, und dann finden sich an den nebenliegenden Zellen gar keine Krystalle. Bei der Phytolacca decandra hat man, dicht unter der Epidermis, diese Krystalle so h\u00e4ufig beobachtet, dafs die Zellenschicht davon ganz weifs erschien. Doch erinnere ich mich nirgends mehr Krystalle in den Zellen der Pflanzen gesehen zu haben, als bei alten Rheum- und Cactus-Arten.\nBesondere Aufmerksamkeit mufs man der Art der Vertheilung schenken, welche die Krystalle bei ihrem Vorkommen in einer und derselben, oder in verschiedenen Zellen zeigen, denn hierin liegt, wie ich glaube, der Beweis, dafs das Auftreten gewisser Krystallformen in bestimmten Pflanzen und sogar in bestimmten Pflanzenthei-len nicht etwas, durch \u00e4ufserliche Verh\u00e4ltnisse allein Bedingtes ist, sondern dafs sie offenbar mit zu denjenigen, durch das Leben der Pflanze mittelbar gebildeten und der Art bestimmt angeh\u00f6rigen Gebilden zu rechnen sind.\nZuweilen kommen die Krystalle in den Zellen einzeln vor, d. h. man beobachtet in jeder Zelle nur einen einzelnen Krystall. Bei dem Papyrus Antiquorum ist diese Art des Vorkommens der Krystalle sehr allgemein, doch nicht zu jeder Zeit des Wachsthumes zu beobachten. Aeu-fserst selten findet man in einer und derselben Zelle dieser Pflanze 2, oder sogar 3 Krystalle. Besonders merkw\u00fcrdig m\u00f6chte hiebei sein, dafs der einzelne Krystall fast immer genau in der Mitte der Zelle liegt und hier gegen die eine Wand derselben gelagert ist. Kommen 2 Krystalle vor, so liegen sie fast regelm\u00e4fsig \u00fcber Kreuz und bilden vollkommene Zwillingskrystalle, welche bei einigen Pflanzen so ausgezeichnet sch\u00f6n auftreten, und eben so","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"ist es bei drei Krystallen, welche in einer und derselben Zelle Vorkommen, wovon zwei gew\u00f6hnlich einen Zwillings-krystall bilden.\nH\u00e4ufiger kommen mehrere Krystalle in den einzelnen Zellen zu gleicher Zeit vor, und sie liegen dann entweder zerstreut, ganz ohne alle Regel, in den Zellen umher, oder sie treten mehr oder weniger regelm\u00e4fsig grup-pirt auf.\nBei der Urania speciosa sind die Krystalle ebenfalls sehr regelm\u00e4fsig gruppirt, dagegen liegen sie in den Zellen der Maranta Zebrina h\u00f6chst unregelm\u00e4fsig.\nBei den Tradescantien-Arten, welche \u00fcberhaupt sehr reich an Krystallen sind, findet es sich ebenfalls sehr h\u00e4ufig, dafs viele dieser Krystalle von mehr oder weniger gleicher Gr\u00f6fse und von gleicher Form in einer und derselben Zelle Vorkommen, w\u00e4hrend in anderen Zellen fast regelm\u00e4fsig immer nur einzelne Krystalle auftreten.\nAm h\u00e4ufigsten kommt aber der Fall vor, dafs viele Krystalle von einem nadelf\u00f6rmigen Ansehen und von vollkommen gleicher Gr\u00f6fse und Form b\u00fcndelweis vereinigt im Inneren der einzelnen Zellen auftreten. Dieses sind die sogenannten spiefsigen Krystalle, welche man z. B. in Fig. 3 Tab. V. in der Zelle bei a, a, aus der Agave me-xicana bemerkt. Wir werden sp\u00e4ter \u00fcber die Form dieser Krystalle sprechen; hier nur Einiges noch in Bezug auf ihr Auftreten:\nMeistens sind es nur einzelne Zellen in dem Parenchyme der Pflanzen, welche in ihrem Inneren ein solches B\u00fcndel von gleich langen und gleich geformten Krystallen enthalten; das B\u00fcndel besteht aus 10 \u2014 20 und noch mehreren einzelnen Krystallen, welche zusammen einen undurchsichtigen K\u00f6rper bilden. Es liegen diese Krystalle zwar mit ihren ganzen Seitenfl\u00e4chen neben einander, doch eine innigere Verbindung findet zwischen denselben nicht statt, wenigstens fallen sie sogleich aus einander, sobald man die Zelle durchschneidet, worin sie b\u00fcndelf\u00f6rmig gelagert sind. Dieses Auseinanderfallen der Krystalle ist","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nauch die Ursache, wefshalb alle fr\u00fcheren Phytotomen dieselben zwischen den Zellen, also in den Intercellularg\u00e4ngen gelagert glaubten. Ich glaube diesen Irrthum zu- -erst berichtet zu haben, sp\u00e4ter fand ich aber auch, dafs schon Jurine in der, vorhin angef\u00fchrten Abhandlung das Vorkommen dieser spiefsigen Krystalle in Form von B\u00fcndel, im Inneren der Zellen, ganz richtig abgebildet hat; _ doch hob er die Wichtigkeit dieser Beobachtung nicht hervor, ja er hielt diese Spiefse noch nicht einmal f\u00fcr Krystalle. Macht man ferner Schnitte durch das Gewebe solcher Pflanzen, welche diese spiefsigen Krystalle und nebenbei auch Luftkan\u00e4le besitzen, so kommt es zuweilen vor, dafs die Krystalle aus den durchgeschnittenen Zellen durch den Wassertropfen, den man auf den Schnitt fallen l\u00e4fst, abgewaschen und in die H\u00f6hle des Luftkanales gef\u00fchrt werden.\t?\nSo ist bekanntlich das Vorkommen von spiefsigen Krystallen in den Lufth\u00f6hlen der Calla aethiopica von H. Kieser angegeben und von Buch zu Buch \u00fcbertragen worden. In diesem Falle ist indessen das Hineinfallen der losen Krystalle aus den durchschnittenen Zellen, in die H\u00f6hle des Luftkanales um so leichter, da hier einzelne Zellen, mit solchen Krystallen gef\u00fcllt, aus den Seitenw\u00e4nden der Luftkan\u00e4le weit hervorstehen *).\t1\nDergleichen spiefsige, b\u00fcndelf\u00f6rmige Krystalle kommen aber in manchen Pflanzen viel l\u00e4nger vor, als die gew\u00f6hnlichen Zellen, welche das Parenchym dieser Pflanzen bilden, und dann scheint es, als wenn diese langen Kry- -stalle nicht in den Zellen, sondern zwischen den Zellen liegen, oder, wie sich Andere ausdr\u00fcckten, dafs sie durch mehrere Zellen durchsetzen. Doch man untersuche in diesen F\u00e4llen nur recht genau, und man wird finden, dafs 4 die langen Krystalle ebenfalls jedesmal im Inneren einer Zelle liegen, welche aber viel gr\u00f6fser, als alle daneben liegenden Zellen ist, ja diese oft um das 20 \u2014 30fache\n*) S. Meyen\u2019s Phytotomie Tab, V. f, 5. d* d\u00a5.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"221\n\u00fcbertrifft und daher das B\u00fcndel von so langen Krystallen fassen kann. Ich habe schon fr\u00fcher das Auftreten dieser langen Krystalle aus dem Gewebe einer Aloe dargestellt, } aber noch deutlicher ist es in Fig. 3. Tab. V. aus dem/y Gewebe eines alten Blattes der Agave mexicana zu sehen. Auch ist der Fall nicht selten, dafs an einer und derselben Pflanze sowohl kurze, als lange spiefsige Krystalle auftreten, die Ersteren liegen dann in den kleinen Zellen, w\u00e4hrend die l\u00e4ngeren in ganz besonders grofsen und einzeln gelegenen Zellen befindlich sind.\nWir kommen an diesem Orte zu den Entdek-kungen, welche Herr Turpin*) neuerlichst in den Bl\u00e4ttern einiger Aroideen gemacht hat, worin er n\u00e4mlich ganz besondere Organe, welche er Biforines nennt, gefunden zu haben glaubt. Indessen die Sache verh\u00e4lt sich etwas anders, als sie von H. Turpin dargestellt ist. Bei den Aroideen kommen n\u00e4mlich, wie es in Deutschland schon seit 10 Jahren bekannt ist**), sowohl nadelf\u00f6rmige Krystalle, als Krystalldrusen in den einzelnen Zellen vor, und gerade die Zellen, welche in den Seitenw\u00e4nden der Luftkan\u00e4le sitzen, zeigen B\u00fcndel von nadelf\u00f6rmigen Krystallen, wie dieses ja auch durch Hrn. Brongniart ***) an Colocasia odora nachgewiesen ist. In den Bl\u00e4ttern von Caladium esculentum, wo eben Hr. Turpin die Hauptentdeckung gemacht hat, da sind diese Zellen mit dem B\u00fcndel nadelf\u00f6rmiger Krystalle auffallend l\u00e4nger wie gew\u00f6hnlich, und liegen mit der Mitte in der Seitenwand der Luftkan\u00e4le befestigt, welche in aufserordentiicher Anzahl das ganze Gewebe des Blattes durchziehen. Die Befestigung\n*) Observations sur les Biforines, organes nouveaux situ\u00e9s entre les v\u00e9sicules du tissu cellulaire des feuilles dans un certain nombre d\u2019esp\u00e8ces v\u00e9g\u00e9tales appartenant \u00e0 Aroid\u00e9es. \u2014 Ann. des scienc. nat. 1836. II. pag. 1.\n**) S. z. B. Meyen\u2019s Phytotomie Tab. XII. Fig. 1.\n\u00a5\u00a5*) Note sur le Colocasia. \u2014 Nouv, Ann. du Mus. 1834. T. III. Livr. II.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\ndieser Krystalle-haltenden Zellen ist in der Art, dafs die Zellen mit dem einen Ende in den einen Luftkanal, und\n\\\t-i\nmit dem anderen gleichlangen Ende in den daneben liegen- -den Luftkanal liineinragen, ganz eben so, wie ich es schon an den Querw\u00e4nden der Luftkan\u00e4le der Pontederia cor-data nachgewiesen und in meiner Phytotomie auf Tab. V. Fig. 6 bei e abgebildet habe.\nDiese Krystalle-haltenden Zellen in den Aroideen zei-* gen in den erwachsenen Bl\u00e4ttern dickere Membranen, als die \u00fcbrigen daneben liegenden Parenchym-Zellen, doch zeigen sich an den Enden derselben, welche sich sehr oft etwas zuspitzen, verd\u00fcnnte Stellen. Im Inneren liegt das B\u00fcndel von \u00e4ufserst feinen nadelf\u00f6rmigen Krystallen, und aufserdem ist eine Menge von einer gelblich gef\u00e4rbten gummiartigen Substanz darin aufgeh\u00e4uft, welche, wie gew\u00f6hnliches Gummi, sehr hygroskopisch ist. Aus die- ^ sem Grunde ist die Erscheinung zu erkl\u00e4ren, dafs diese Krystalle-haltenden Zellen, die sogenannten Biforines des Hrn. Turpin, an ihren Enden, wo die verd\u00fcnnten Stellen der Membran Vorkommen aufplatzen, wenn man sie in Wasser legt, und dafs nach diesem Aufplatzen, mehr oder weniger schnell, die zarten nadelf\u00f6rmigen Krystalle bald zu dieser, bald zu jener Oeffnung heraustreten, was allerdings bei dem ersten Anblicke wunderbar aber sehr er- | kl\u00e4rlich erscheint.\nSehr h\u00e4ufig kommen die Krystalle in den Zellen drusenf\u00f6rmig mit einander verwachsen vor. Eine solche Druse besteht aus vielen kleinen Krystallen, meistens aus s\u00e4ulenf\u00f6r- a migen, welche mit dem einen ihrer Enden mit einander verwachsen sind. Es ist eine ziemlich bestimmte Regel, dafs immer nur eine solcher Krystalldrusen in einer und derselben Zelle liegt. Auch diese Zellen mit den * Krystalldrusen treten im Allgemeinen sehr zerstreuet in dem Zellgewebe der Pflanzen auf, aber es scheint mir, als w\u00e4ren sie allgemeiner vorkommend in den Dicotyledo-nen, als in den Monocotyledonen. Indessen h\u00e4ufig habe ich beobachten k\u00f6nnen, dafs diese Krystalldrusen in ge-","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"223\nwissen Reihen von Zellen Vorkommen, worin die einzelnen Zellen horizontal \u00fcber einander liegen, und diese Reihen liegen parallel mit der L\u00e4ngenachse der Pflanze. Solche Reihen sind mehr oder weniger lang, und in jeder Zelle dieser Reihen findet sich eine einzelne Krystalldruse, w\u00e4hrend in den dicht daneben liegenden Zellen nur gew\u00f6hnliche Zellensaft-K\u00fcgelchen Vorkommen. Hier kann man sehr leicht durch darunter liegende Zellen, welche ebenfalls solche Krystalle f\u00fchren, get\u00e4uscht werden, so dafs man glaubt zwei solcher Krystalldrusen in einer und derselben Zelle zu sehen. Bei den Gattungen Chenopodium, Urtica etc. kann man dieses oft sehr sch\u00f6n sehen.\nBei einigen Pflanzen finden sich mitten im Zellengewebe einzelne Gruppen von Zellen, wovon jede einzelne Zelle eine solche Krystalldruse aufzuweisen hat, w\u00e4hrend die angrenzenden Zellen davon nichts zeigen. Zuweilen zeigen die Zeilen, welche eine solche Krystalle-f\u00fchrende Gruppe bilden, auch eine abweichende Form, und ihre W\u00e4nde sind ganz besonders zarth\u00e4utig. Man findet dieses z. B. in der Rinde von Viburnum Lantana, worin sich, besonders in der gr\u00fcnen Zellenschicht, mehr oder weniger grofse und unregelm\u00e4fsige L\u00fccken befinden, welche mit feinerem Zellgewebe angef\u00fcllt sind, dessen Zellenform auch von der Form der umgebendeu Zellen abweicht. Die einzelnen Krystalle, welche hier mit ihren Spitzen \u00fcber die Oberfl\u00e4che der Druse herausragen, sind \u00e4ufserst fein, und ihre Krystallform ist nicht immer so leicht zu erkennen. Doch nicht selten kommen dann noch einzelne Krystalle in anderen Zellen dieser Pflanzen vor, und an diesen kann man die Form leichter erkennen. Ein ganz \u00e4hnliches Auftreten der Krystalle an einzelnen, besonders bezeichnten Gruppen von Rinden-Zellen, ist bei sehr vielen Pflanzen zu beobachten. Aber noch auffallender ist das Auftreten einzelner Krystalldrusen in den Bl\u00e4ttern von Ficus elastica. L\u00e4fst man n\u00e4mlich ein altes ausgewachsenes Blatt dieser Pflanze, nachdem es vom Stamme abgeschnitten ist, langsam trocknen, so erheben","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nsich \u00fcber die obere Blattfl\u00e4che desselben eine grofse Menge kleiner H\u00f6cker, welche in bestimmten, fast ganz regelm\u00e4-fsigen Entfernungen zum Vorschein kommen. Untersucht ./ man ein frisches Blatt in eben denselben Richtungen, in welchen am trockenen Blatte die H\u00f6cker hervortreten, ft- /\u00c44 durch Vertikalschnitte, so findet man zwischen den prismatischen Zellen, dicht unter der oberen Blattfl\u00e4che, etwa in bestimmten Entfernungen von 12 \u201413 Zellen, eine einzelne gr\u00f6fsere Zelle, welche eine l\u00e4ngliche, aber sehr grofse Druse von Krystallen enth\u00e4lt. Hier findet man also eigenthiimlich gestaltete Zellen, welche gleichsam zur Aufnahme der Krystalle bestimmt sind, daher kann das Erscheinen derselben in diesen Zellen nicht etwas zuf\u00e4lliges sein.\nEine andere Eigenth\u00fcmlichkeit ist, in Hinsicht des Vorkommens der Krystalle in gewissen Zellenformen zu bemerken, w\u00e4hrend sie anderen Zellenformen g\u00e4nzlich fehlen; ja diese Erscheinung tr\u00e4gt, wie ich glaube, y. Vieles dazu bei, um die verschiedenartigen Functionen zu erkennen, welche man den einzelnen Zellengruppen beilegen mufs, wenngleich, der Hauptsache nach, die Function der Zellen in allen verschiedenen Gruppen immer dieselbe ist. Die Krystalle, von denen im Vorhergehenden die Rede war, finden sich n\u00e4mlich in den Zellen des Merenchym\u2019s und in denen des Parenchyms, aber niemals findet man Krystalle in den Zellen des Prosenchym\u2019s und in denen des Pleurenchym\u2019s, noch in den Gliedern der Spiralr\u00f6hren, obgleich diese Zellenformen so oft ganz dicht neben einander stehen, wobei die parenchymatischen Zellen Krystalle enthielten, w\u00e4hrend die angrenzende Faserzelle davon keine Spur zeigt. Es fragt sich, wodurch diese so auffallende Erscheinung zu erkl\u00e4ren sein m\u00f6chte, und ich glaube, dafs man hier eine Verschiedenheit in der Function dieser, so verschieden geformten Zellen annehmen mufs, denn dafs sowohl die einen als die anderen dieser Zellen einen und denselben Nahrungssaft erhalten, das ist als ganz gewifs anzunehmen. Die Parenchym-Zellen sind","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"225\naber die eigentlichen Secretions-Organe in den Pflanzen* und in ihnen werden jene S\u00e4uren, welche zur Bildung der Krystalle erforderlich sind, gebildet, w\u00e4hrend die langgestreckten Zellen, welche zur Classe des Prosenchym\u2019s und zur Classe des Pleurenchym\u2019s geh\u00f6ren, offenbar weniger als Secretions-Organe auftreten, sondern ziemlich ganz allein zur Fortf\u00fchrung der S\u00e4fte und zur Organisirung derselben dienen m\u00f6chten.\nIn den fr\u00fcheren phytotomischen Schriften habe ich die Ansicht aufgestellt, dafs die Krystalle nur in solchen Zellen des Merenchym\u2019s und des Prosenchym\u2019s auftreten, welche keine Zellensaft-K\u00fcgelchen enthalten, oder dafs Zellen, welche Zellensaft-K\u00fcgelchen enthalten, keine Krystalle zeigen, und so wieder umgekehrt. Meine neueren Beobachtungen haben mich dagegen gelehrt, dafs diese Behauptung zu allgemein ist, und dafs sie eingeschr\u00e4nkt werden mufs. Die spiefsigen Krystalle, welche bekanntlich in Form von B\u00fcndeln in den Zellen auftreten, zeigen gewifs niemals andere Gebilde in einer und derselben Zelle neben sich; mit spiefsigen Krystailen kommen demnach niemals Zellensaft-K\u00fcgelchen vor, und fast eben so gewifs m\u00f6chte ich dieses auch in Bezug auf die Krystalldru-sen aussprechen, denn auch hier ist es mir noch nicht gegl\u00fcckt, in eben derselben Zelle Zellensaft-K\u00fcgelchen zu beobachten, worin eine Krystalldruse vorkommt. Daher kann ich Hrn. Turpin\u2019s Angabe nicht beistimmen, dafs sich diese Krystalldrusen um die Zellensaft-Bl\u00e4schen ansetzen, und dafs sie zu ihrer Bildung durchaus einen fremden K\u00f6rper haben m\u00fcfsten. Ich m\u00f6chte dafiirhalten, dafs die bildliche Darstellung dieses Gegenstandes unrichtig ausgefallen ist.\nDagegen habe ich mich vollkommen \u00fcberzeugt, dafs bei den Tradescantien, wo in den Zellen eine grofse Menge von s\u00e4ulenf\u00f6rmigen Krystailen Vorkommen, dafs hier, besonders im Wurzelstocke der Tradescantia discolor, in ei-\n*) Ann. des scienc. nat. Tom. XX, p. 32.\n15","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nner und derselben Pflanze und zwar neben einander, Kry-stalle und kleine Amylum-Kiigelchen Vorkommen, ein Fall der sonst gewifs sehr selten ist. Bei den Cactus-Gew\u00e4ch-sen findet man meistens immer drusenf\u00f6rmig verwachsene Krystalle; es kommt jedoch an sehr alten Individuen vor, dafs in manchen Zellen auch einzelne Krystalle liegen, und diese sind dann von derselben Form, wie jene an den Drusen, n\u00e4mlich vollkommen vierseitige Prismen mit vierseitig zugespitzten Enden. Dergleichen einzelne Krystalle kommen dann mit Zellensaft-K\u00fcgelchen zusammen im Innern der Zellen vor.\nIm vorhergehenden Abschnitte wurde schon bemerkt, dafs die Krystalle nur in den Zellen der Merenchym\u2019s und des Parenchyms Vorkommen; wir haben aber auch verschiedene Gruppen von Parenchym kennen gelernt, und auch hier zeigt sich ein bedeutender Unterschied in Hinsicht der Menge der Krystalle, welche in den Zellen der einzelnen Gruppen des Parenchym\u2019s Vorkommen. Im Allgemeinen kann man aber behaupten, dafs in allen Formen von Parenchym-Zellen Krystalle auftreten, doch in dieser mehr, in jener weniger h\u00e4ufig. Aufserordentlich selten sind z. B. die Krystalle in den sogenannten sternf\u00f6rmigen oder strahligen Zellen, dagegen treten sie sehr h\u00e4ufig mitten zwischen solchen sternf\u00f6rmigen Zellen auf, doch zeigt dann die Zelle, welche den Krystall enth\u00e4lt, eine ganz andere Form, wie man dieses in den Darstellungen dieses Gewebes aus dem Blattstiele der Pontederia cordata sehen kann, welche in den Figuren 3. und 6. Tab. V. zur Phytotomie befindlich sind. Hier sind es grofse ellipsoidische Zellen, welche zwischen den sternf\u00f6rmigen gelegen sind und \u00fcber die allgemeine Fl\u00e4che derselben weit hinausragen. Es ist wohl zu bemerken, dafs hier in diesen Scheidew\u00e4nden der Luftkan\u00e4le verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig sehr viele Krystalle auftreten, w\u00e4hrend sie in dem Parenchyme, welches die Seitenw\u00e4nde dieser Luftkan\u00e4le in der Pontederia bildet, nur sehr selten auftreten. Vielleicht h\u00e4ngt dieses damit zusammen, dafs die sternf\u00f6rmigen Zellen, welche die","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"227\nScheidew\u00e4nde der Luftkan\u00e4le bilden, meistens schon sehr fr\u00fch ihren Zellensaft verlieren, dafs sie also gleichsam mehr oder weniger absterben. Wir haben aber auch F\u00e4lle kennen gelernt, wo sich die Anzahl der Krystalle in einem Pflanzentheile mehrte, sobald derselbe abgelebt hatte.\nHr. Unger hat die Bemerkung gemacht, als ginge aus meinen Beobachtungen hervor, dafs in den Zellen der Oberhaut keine Krystalle vork\u00e4men, indessen ich habe dieselben in den Zellen der Epidermis von Tradescantia dis-f color beobachtet und selbst abgebildet. In einem anderen Falle habe ich Krystalldrusen in den Epidermis-Zellen der Begonia maculata abgebildet. Allerdings kommen die Krystalle in den Zellen der Epidermis seltener vor, als in | den darunter liegenden Parenchym-Zellen; und im Diachym der Bl\u00e4tter kommen sie wieder seltener vor, als in den Zellen des Blattstieles und der Blattnerven, was auch durch Hrn. Unger *) best\u00e4tigt worden ist. Im Diachym der Bl\u00e4tter von Rheum-Arten sind die Krystalldrusen gar nicht selten. Der haupts\u00e4chlichste Grund hiervon liegt wohl darin, dafs die Zellen im Diachym der Bl\u00e4tter, wenigstens ein grofser Theil derselben, sehr stark mit gr\u00fcngef\u00e4rbten t K\u00fcgelchen und mit ganzen, unregelm\u00e4fsig geformten und gr\u00fcn gef\u00e4rbten Schleimmassen gef\u00fcllt sind, wobei aber, wie schon vorher bemerkt wurde, keine Krystalle auftreten.\nGegenw\u00e4rtig sind die kleinen Krystalle in den Zellen + schon bei einer aufserordentlich grofsen Menge von Pflanzen beobachtet, und, wie ich glaube sagen zu d\u00fcrfen, so kann es jetzt nicht mehr darauf ankommen, neue Pflanzen zu nennen, welche dergleichen Krystalle ebenfalls enthal-* ten, denn die Erscheinung ist unter gewissen Verh\u00e4ltnissen ganz allgemein, sondern man mufs die n\u00e4heren Verh\u00e4ltnisse er\u00f6rtern, unter welchen diese Krystalle auftreten; man mufs ihre Form und ihre chemische Beschaffenheit bestimmen, und zugleich untersuchen, ob eben dieselben ~ Bestandteile, woraus jene Krystalle bestehen, auch im Bo-\n*) Die Exantheme etc. pag. 12.\n15*","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nden zu finden sind, auf welchem die Pflanze wuchs. Die chemische Analyse dieser Krystalle zu veranstalten, ist nat\u00fcrlich wegen der \u00fcberaus kleinen Masse, mit welcher man r meistens zu arbeiten hat, sehr schwer, und dadurch mufs denn auch die grofse Verschiedenheit in den Resultaten der Analysen, welche von verschiedenen Chemikern \u00fcber diese Krystalle gegeben sind, erkl\u00e4rt werden; sie ist aber auszuf\u00fchren, denn wenn man grofse Massen solcher Pflanzen benutzt, so erh\u00e4lt man auch ziemlich bedeutende Quantit\u00e4ten jener Krystalle. Zu diesen Untersuchungen m\u00fcssen die Krystalle mit dem Mikroskope aus den Parenchymmassen ausgesucht werden, oder man mufs die Zellenw\u00e4nde durch F\u00e4ulnifs aufl\u00f6sen, und auf diese, ebenfalls h\u00f6chst schwierige, aber auszuf\u00fchrende Weise, zu den gesonderten Kry-stallen gelangen, denn eine Analyse derselben, w\u00e4hrend sie noch mit dem Zellensafte und den umschliefsenden ? Zellenw\u00e4nden verbunden sind, kann durchaus nicht als brauchbar anerkannt werden, oder man miifste die Resultate derselben mit der Form der Krystalle \u00fcbereinstimmend finden. Es w\u00e4re sehr wichtig, die Form dieser kleinen Krystalle in allen F\u00e4llen ganz genau zu bestimmen, einmal n\u00e4mlich um daraus die Natur des Salzes abzuieiten, und zweitens einzusehen, ob nicht alle diese, oftmals so verschieden aussehenden Krystalle, wie ich es schon vorhin 1 angegeben habe, dennoch nur einem und demselben Stoffe angeh\u00f6ren, oder ob die verschiedenen Krystalle auch verschiedene Bestandtheile haben. Das Erkennen der Kry-stallformen ist jedoch unter dem Mikroskope ebenfalls au- \u00ab fserordentlich schwer auszuf\u00fchren, denn man sieht meistens nur die Umrisse solcher durchscheinenden Gegenst\u00e4nde, und Erhabenheiten, wie Kanten und Ecken, sind nur durch vielfaches Drehen und Wenden bei solchen kleinen Kry- * stallen zu erkennen, was aber unter dem Mikroskope nicht so leicht ist. Ganz besonders hinderlich ist der Schatten, welchen die Seiten der Krystalle werfen. Bei allen diesen Schwierigkeiten ist es gegenw\u00e4rtig aber dennoch gelungen, die verschiedenen Krystallformen, welche im Inneren","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"229\nder Pflanze Vorkommen, ziemlich vollst\u00e4ndig zu erkennen, wobei es freilich sehr zu Statten kam, dafs alle diese Kry-stalle von sehr einfacher Form sind.\nBei der speciellen Auff\u00fchrung \u00fcber das Vorkommen der verschiedenen Formen von Krystallen in den Zellen der Pflanzen, beginnen wir mit den spiefsigen oder nadelf\u00f6rmigen Krystallen, welche f\u00e4lschlich mit dem Namen Ra-phides belegt waren. Die eigentliche Form dieser nadelf\u00f6rmigen Krystalle war fr\u00fcher, bei Anwendung schw\u00e4cherer Vergr\u00f6fserung, sehr schwer zu erkennen, und daher auch die verschiedenen Angaben, welche dar\u00fcber vorhanden sind. Hr. R. Brown glaubt, dafs sie eylindrisch mit unkenntlichen Kanten und kurz gestutzten Enden w\u00e4ren. Hr. Raspail beschwert sich, dafs die Raphides bei De Candolle nicht richtig abgebildet w\u00e4ren, denn er h\u00e4tte sie stets als tetra\u00ebdrische Krystalle in ihrem trockenen Zustande beobachtet, was aber ganz gewifs unrichtig ist; ja die langen spiefsigen Krystalle beschrieb Hr. Raspail *) **) als \u00dfseitige Prismen mit \u00f6seitiger pyramidaler Zuspitzung, andere beobachtete er dagegen richtiger als 4seitige Prismen. Hr. Unger ***) hat die grofsen spiefsigen Krystalle bei der Aloe prolif\u00e9ra untersucht, und giebt an, dafs sie sich in der Form dem Prisma mit scharf zugespitzten Enden n\u00e4heren. Nach meinen neueren Untersuchungen halte ich die spiefsigen Krystalle f\u00fcr 4seitige rechtwinklichte S\u00e4ulen mit pyramidalisch zugespitzten Enden, doch habe ich meistens sehr wohl erkennen k\u00f6nnen, dafs diese S\u00e4ulen tafelf\u00f6rmig platt gedr\u00fcckt sind. Am schwierigsten ist es, den Punct der pyramidalisehen Zuspitzung an diesen Krystallen wahrzunehmen; es scheint meistens, als wenn die Zuspitzung an den Enden allm\u00e4hlig beginne und keine wirkliche Kante zur\u00fccklasse; zuweilen ist dieselbe aber deutlich zu sehen. Gleich im Anf\u00e4nge dieses Capi-tels wurde die Bemerkung gemacht, dafs die Krystalle\n*) On the Sexual Organ etc. p. 23.\n**) Ess. de China, org. p. 500.\n***) Exantheme etc. p. 12.","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nder Pflanzen nicht in den Intercellularg\u00e4ngen Vorkommen. Die Agaven sind Pflanzen der Art, welche die spiefsigen Krystalle im Inneren der Zellen in sehr grofser Menge zeigen; in Fig. 3. Tab. V. habe ich eine Darstellung von dem Vorkommen dieser Krystalle gegeben, welche immer gr\u00f6fser aufzutreten scheinen, je grofser oder je \u00e4lter die Agave-Pflanze ist. Aufser diesen sehr feinen nadelfor-migen Krystallen, kommen jedoch in dem Gewebe dieser Pflanze noch andere verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig sehr grofse Krystalle vor, welche scheinbar zwischen den Zellen liegen und zwar einzeln, nur in seltenen F\u00e4llen zu zwei mit einander verwachsen. Als ich diese eigenthiimlichen K\u00f6rper in den Bl\u00e4ttern der Agaven auffand, hielt ich dieselben*) f\u00fcr eigenth\u00fcmliche Zellen von krystallinischer Form, denn ich hatte beobachtet, dafs diese Zellenw\u00e4nde, selbst nach der Einwirkung der st\u00e4rksten S\u00e4ure, zur\u00fcckblieben. Einige botanische Schriftsteller, ich nenne nur Hrn. G. W. Bischoff, welche nur die Abbildung dieses Gegenstandes in meiner Phytotomie gesehen, ohne die Erkl\u00e4rung dazu im Texte nachzulesen, haben mit Unrecht angef\u00fchrt, dafs ich selbst Krystalle zwischen den Zellen abgebildet h\u00e4tte, und dennoch behaupte, dafs die Krystalle nur in den Zellen Vorkommen. Gegenw\u00e4rtig bin ich \u00fcber diesen Gegenstand im Reinen; diese einzeln vorkommenden Krystalle bei den Agaven sind nicht zwischen den Zellen liegend, sondern sie liegen ebenfalls jedesmal in den Zellen. Doch diese Zellen haben ziemlich genau eben dieselbe Gr\u00f6fse und Form, welche den einzelnen Krystallen selbst zukommt. So wird also jeder dieser Krystalle mehr oder weniger genau von seiner Zelle umschlossen. Am leichtesten \u00fcberzeugt man sich von der Richtigkeit dieser Angabe, wenn man die gedachten Krystalle durch F\u00e4ulnifs aus dem Zellengewebe der Agaven trennt; unter diesen Verh\u00e4ltnissen wird man, noch lange Zeit hindurch, ganz deutlich die Zellenmembran unterscheiden k\u00f6nnen, welche diese einzelnen\n*) S. Phytotomie p. 56.","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"231\ngrofsen Krystalle umschliefst; oft ist der Krystall nicht so lang als die Zellen, welche alsdann doch eben so schmal weiter fortl\u00e4uft. Hat man sich hiervon erst auf die angegebene Weise \u00fcberzeugt, so findet man die um-schliefsenden Zellenw\u00e4nde auch in der lebenden Pflanze vermittelst feiner L\u00e4ngenschnitte. Betrachtet man den Raum, welchen eine solche, den Krystall f\u00fchrende Zelle einnimmt, so wird man denselben wohl eben so grofs als den in den einzelnen angrenzenden Merenchym-Zellen finden; daher m\u00f6chte ich glauben, dafs der Krystall es ist, welcher die einzelne Zelle in die L\u00e4nge ausdehnte, und die Zelle dehnt sich immer l\u00e4nger, je gr\u00f6fser der Krystall wird, was bekanntlich mit zunehmendem Alter der Pflanze auch immer weiter fortgeht. Die Form dieser einzelnen Krystalle ist ebenfalls sehr einfach, und nur wenig von derjenigen der spiefsigen Krystalle in eben derselben Pflanze verschieden; es sind n\u00e4mlich 4seitige S\u00e4ulen, mehr oder weniger stark tafelf\u00f6rmig, aber mit zugesch\u00e4rften Enden versehen, w\u00e4hrend die anderen Krystalle 4seitig zugespitzt sind. Man kann hieraus schliefsen, dafs diese verschieden geformten Krystalle ein und derselben Substanz angeh\u00f6ren. Sehr oft sieht man ganz deutlich, dafs die S\u00e4ule dieser Form etwas geschoben ist, und es ist auch nicht selten, in diesem Falle Zwillingskrystalle zu finden. Die Analysen, welche man an diesen spiefsigen Krystallen verschiedener Pflanzen angestellt hat, gaben sehr verschiedene Resultate; offenbar k\u00f6nnen wir noch nicht ganz bestimmt sagen, welche von denselben die allein richtige sei. Buchner\u2019s*) Fntersuchung ist die \u00e4lteste; erfand, dafs die spiefsigen Krystalle der Meerzwiebel aus phosphorsaurem Kalke bestehen, dafs ihnen aber auch der scharfe Stoff der Meerzwiebel anh\u00e4nge, indem er sich durch Digeration mit Weingeist davon trennen lasse. Man m\u00f6chte hiebei auch an Jurine\u2019s Erfahrung erinnern, indem derselbe auf der Haut des Gesichts eine leichte Entz\u00fcndung bemerkte,\n*) Dobereiner\u2019s Neues Jahrb. d. Pharm. 1. p> 11.","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nnachdem er sich dasselbe zuf\u00e4llig mit dem Finger gerieben, an welchem noch mehrere Krystallchen sitzen geblieben waren. Nach Raspail*) bestehen diese Krj^stalle aus kleesaiirem Kalke, worin auch verschiedene andere Beobachter \u00fcbereinstimmen. Eine interessante Untersuchung dieses Gegenstandes haben wir dagegen neuerlichst durch Hrn. F. Nees v. Esenbeck**) erhalten; er untersuchte die grofsen spiefsigen Krystalle einer alten Aloe arborescens, und machte die Entdeckung, dafs dieselben aus einem Doppelsalze, n\u00e4mlich aus Kalk, Magnesia und Phosphors\u00e4ure bestehen, ganz aus eben denselben Bestandteilen, woraus er schon fr\u00fcher die Zusammensetzung der Krystalle von Mirabilis longiflora nachgewiesen hat #**). Herr Nees von Esenbeck untersuchte damals auch 'die Erde, woraus die Mirabilis-Pflanze genommen war, und fand in derselben ebenfalls das genannte Doppelsalz. Es m\u00f6ge erlaubt sein, gegen das Resultat jener Analyse einige Zweifel zu erheben, denn es w\u00e4re unbegreiflich, wie jenes unl\u00f6sliche Doppelsalz aus der Erde in die Pflanze \u00fcbergehen sollte. Aber auch von chemischer Seite lassen sich Zweifel gegen das Vorhandensein der Phosphors\u00e4ure in jenen Krystallen aufstellen, und vor Allem ist gegen diese Analyse einzuwenden, dafs durch Digeration der genannten Wurzel mit Salpeters\u00e4ure, nicht nur die wirklichen spiefsigen Krystalle aufgel\u00f6st worden sind, sondern auch alle \u00fcbrigen Erden und Alkalien, welche in der Wurzel vorhanden waren, und dadurch mag der Gehalt an Kalkerde und Phosphors\u00e4ure entstanden sein. Ich habe sp\u00e4ter die spiefsigen Krystalle der Agaven auf verschiedene Weise untersucht und mich von dem Fehlen der Phosphors\u00e4ure in denselben vollst\u00e4ndig\n\u00a5) Exp\u00e9r. de Chimie microscopique p. 204. Nouv. observ\u00e2t, sur les crist. calc. d. tissu des v\u00e9g\u00e9t. vivans. \u2014\u25a0 M\u00e9m. de la Soc. d\u2019Hist. nat. T. IV. p. 13. \u2014 Literaturbl\u00e4tter f\u00fcr reine und angewandte Botanik. N\u00fcrnberg 1828. Bd. 1. Heft 1. p. 117.\n\u00a5\u00a5) Flora von 1835 p. 411.\n***) S. Buchner\u2019s Repertorium Bd. 42. p. 106.","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"233\n\u00fcberzeugt. Durch Gl\u00fchen werden sie einmal in kohlensauren Kalk umgewandelt, und getrennt aus ihren umschliefsen-den Zellengeweben, was durch Mineration ziemlich vollst\u00e4ndig gelingt, geben sie bei der chemischen Untersuchung auf nassem Wege keine Spur von Phosphor-S\u00e4ure.\nDie nadelf\u00f6rmigen Krystalle sind wohl am h\u00e4ufigsten beobachtet; ich selbst habe die kurzen Krystalle von dieser Form, welche gew\u00f6hnlich die L\u00e4nge einer kleinen Parenchym-Zelle besitzen, bei einer grofsen Menge von Gattungen beobachtet *).\nDie langen nadelf\u00f6rmigen Krystalle, welche l\u00e4nger als die gew\u00f6hnlichen Parenchym-Zellen sind, wefshalb man fr\u00fcher nicht glauben wollte, dafs sie ebenfalls im Inneren der Zellen liegen**), kommen nicht so h\u00e4ufig, als die kleinen nadelf\u00f6rmigen Krystalle vor* In einigen Pflanzen jedoch, wie z. B. in den Bl\u00e4ttern der Agave-Arten, kommen im hohen Alter derselben nur grofse spiefsige Krystalle vor, w\u00e4hrend dieselben in ganz jungen Pflanzen der Art noch s\u00e4mmtlich zu den kleinen, oder kurzen spiefsigen Krystallen zu z\u00e4hlen sind. Es scheint demnach, als wenn sich auch diese Krystalle allm\u00e4hlig vergr\u00f6fsern, und dafs auch die Zelle, worin sie enthalten sind, mit der Vergr\u00f6-fserung der Krystalle gr\u00f6fser wird, doch m\u00fcssen hier\u00fcber wohl noch besondere Untersuchungen angestellt werden. In allen anderen bekannten F\u00e4llen kommen lange nadelf\u00f6rmige Krystalle und kurze nadelf\u00f6rmige Krystalle in einer und derselben Pflanze vor, und ich selbst habe dergleichen bei den Gattungen Aloe, Listera, Tritoma und Bulbine beobachtet, und Hr. Treviranus***) hat sie bei Cypripedium und Neottia gefunden, sie scheinen demnach wohl den Orchideen sehr allgemein zuzukommen.\nNach den nadelf\u00f6rmigen Krystallen treten die sternf\u00f6rmigen Krystalle, oder die sogenannten Krystalldru-\n*) S. Meyen\u2019s Phytotomie p. 171.\n**) S. Fig. 3. Tab. V.\n***) Physiol. I. p. 47.","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nsen, am h\u00e4ufigsten in den Zellen der Pflanzen auf. Es scheint, als wenn das Auftreten dieser Krystalle h\u00e4ufiger bei den Dicotyledonen stattfindet, w\u00e4hrend die spiefsigen Krystalle allgemeiner bei den Monocotyledonen erscheinen, was auch neuerlichst Hr. Link best\u00e4tigt hat.\nEs war schon schwer, die spiefsigen Krystalle zu bestimmen, aber fast noch schwerer ist es, die Form der einzelnen Krystalle zu erkennen, welche dergleichen Drusen durch Zusammenwachsung bilden : nur mit einem Theile ihrer Enden wachsen sie \u00fcber die undurchsichtige Masse hinaus, und an diesen Theilen mufs ihre Form beobachtet werden. Mehrere Botaniker wollen an diesen Kry stallen eine sechsseitige S\u00e4ulenform beobachtet haben; Hr. Mohl*) giebt dagegen an, dafs er sie als vierseitige rechtwinklige S\u00e4ulen mit pyramidalisch zugespitzten Enden beobachtet habe. Eine solche vollst\u00e4ndig vierseitig prismatische Kry-stallform mit pyramidalisch zugespitzten Enden beobachtete ich schon einmal, vor vielen Jahren, in einer einzelnen Zelle des Cactus triangularis; der Krystall war von aufserordentlicher Gr\u00f6fse und lag ganz einzeln in der Zelle. Weniger grofse und weniger leicht zu erkennende Krystalle kommen in den Zellen dieses Cactus h\u00e4ufiger zu 2 bis 3 St\u00fcck in einer und derselben Zelle vor, man wird sich aber sehr bald \u00fcberzeugen, dafs sie von derselben Krystallform sind, welche in anderen Zellen dieser Pflanze zu ganzen Drusen zusammengewachsen auftreten. Zuweilen setzen sich einige ganz kleine Krystalle auf die Seitenfl\u00e4chen eines solchen grofsen Kry stalks. Malpighi**) hat schon eine solche Druse von Krystallen aus den Bl\u00e4ttern der Opuntia beobachtet und abgebildet, er erkannte aber die Natur dieses Gebildes nicht, und mir blieb es Vorbehalten, auf diese Art der Krystalle in den Pflanzen zuerst aufmerksam zu machen.\n*) De struct, palmarum pag. XXVIII.\n**) Opera omnia I. p. 36. Tab. XX. Fig. 105. C.","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"235\nDiese Drusen sind es auch, welche in den Zellen der Rhabarber-Wurzel Vorkommen und eine und dieselbe Kry-stallform mit jenen aus den Cactus-Gew\u00e4chsen zeigen, nur scheinen mir die Krystalle im Rhabarber etwas sch\u00e4rfer zugespitzt zu sein. Bekanntlich h\u00e4lt man die Rhabarber-Wurzel um so besser, je mehr man weifse P\u00fcnktchen in derselben antrifft, und diese weifsen P\u00fcnktchen sind nichts Anderes, als solche angegebene Krystalldrusen, welche nach Scheele\u2019s *) herrlicher Untersuchung aus sauerkleesaurem\n1 Kalke bestehen. Ein Pfund indischer Rhabarber gab 3y Loth dieser sogenannten Rhabarbererde. Diese Krystalle des Rhabarbers, so wie diejenigen der Cactus-Arten wurden von Neuem untersucht und ihre Zusammensetzung aus sauerkleesaurem Kalke best\u00e4tigt. Herr Turpin hat eine Beschreibung der Krystalle aus dem Cactus peruvia-nus gegeben, und die Untersuchung dieser Krystalle von Chevreul gab ihre Zusammensetzung aus sauerkleesaurem Kalke, ganz nach Art der Scheele\u2019schen Analysen. Oxal-saurer Kalk zeigt jedoch, k\u00fcnstlich bereitet, keine Kry-stallform.\nVon besonderem Interesse m\u00f6chte dagegen folgende\n#\tBeobachtung sein, worauf ich durch Hrn. Prof. G. Rose aufmerksam gemacht worden bin. N\u00e4mlich die Krystalle der Drusen, welche in einem sehr alten Stamme einer Opuntia vulgaris vorkamen, zeigten ebenfalls, wie jene Krystalle aus Cactus triangularis, C. truncatus, C. alatus u. s. w. vierseitige rechtwinkeligte S\u00e4ulen, doch waren die Zuspitzungsfl\u00e4chen bei den Krystallen der Opuntia auf die Kanten gesetzt, w\u00e4hrend sie bei den Krystallen der\n*\tanderen Cactus-Gew\u00e4chse von den Fl\u00e4chen ausgingen. Um die Krystalle zur chemischen Untersuchung zu erhalten, habe ich dieselben mittelst Maceration aus einer hohen und 10j\u00e4hrigen Opuntia geschieden; ich erhielt im\nSammtliche physische und chemische Werke. II, Berlin 1793. p. 361. und in Crell\u2019s Anal. 1785. 1. B.","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nGanzen etwa 10\u201411 Gran, aber bei allen diesen unz\u00e4hlbaren Krystallen fand ich immer eine und dieselbe Art der Zuspitzung. Es kommt also in den Pflanzen vor, dafs ein und dasselbe Salz bei verschiedenen Arten Abweichungen in der Krystallform zeigt, und diese Abweichungen sind ganz in der Art, wie die, wodurch sich Zirkon und Hyacinth von einander unterscheiden. Im Cactus triangularis, wo die Krystalle von der Zirkonform sind, da finden sich zuweilen auch die sch\u00f6nsten Kreuzkrjstalle ; ich beobachtete einen, an welchem der eine Arm doppelt so lang als die \u00fcbrigen waren.\nDie rhomboedrische Form der Krystalle in den Zellen der Pflanzen geh\u00f6rt zu den wenigen, welche ich schon seit l\u00e4ngerer Zeit mit ziemlicher Gewifsheit erkannt habe; es w\u00e4re indessen leicht m\u00f6glich, dafs es dennoch zum Theil geschobene S\u00e4ulen sind, denn diese beiden Formen sind, unter dem Mikroskope, oft sehr schwer zu unterscheiden.\nMan findet n\u00e4mlich bei sehr vielen vollkommeneren Pflanzen, haupts\u00e4chlich in den Blattstielen, so wie auch in den Bl\u00e4ttern, dafs die Reihen der Zellen, welche unmittelbar neben dem Holzb\u00fcndel liegen, und meistens sehr regelm\u00e4fsig prismatisch gestaltet sind, eine Menge von grofsen Krystallen zeigen. Gew\u00f6hnlich ist die L\u00e4ngen di-mension bei diesen Zellen nicht viel bedeutender, als die Breitendimension, und jede dieser Zellen ist meistentheils mit einem einzelnen grofsen Krystalle gefidlt, welcher am h\u00e4ufigsten die Form des Rhomboeders zeigt; doch sind in anderen F\u00e4llen auch Abkantungen, Entscheitelkantung und Verschwinden der Kernfl\u00e4chen bei diesen Krystallen zu beobachten, eben so vielfach verschieden, wie es die rhomboedrischen Krystalle des Kalkspaths zeigen. Die Regel ist bei der ausgewachsenen Pflanze, dafs diese einzelnen Krystalle so grofs sind, dafs sie die Zelle, worin dieselben Vorkommen, fast ganz, oder doch mehr oder weniger ausf\u00fcllen, und nur selten kommen mehrere soi-","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"237\ncher Krystalle in einer und derselben Zelle vor; ist dieses aber der Fall, so pflegt der eine Krystall sehr grofs zu sein, w\u00e4hrend der andere nur klein bleibt. Sehr deutlich beobachtet man diese rhomboedrischen Krystalle in dem Blattstiele von Cycas revoluta, bei den Mimosen, Acacien, und in hundert anderen F\u00e4llen.\nIn dem Blattstiele von Hoya carnosa habe ich dergleichen rhomboedrische Krystalle sehr grofs und in grofser Anzahl beobachtet, so dafs hier mir \u00fcber die Form derselben, wenig Zweifel \u00fcbrig blieb. Interessant ist die Zusammensetzung der Krystalldrusen aus den Tafeln rhom-boedrischer Krystalle zu verfolgen. Diese Tafeln legen sich entweder zu zwei von gleicher Gr\u00f6fse \u00fcber Kreuz, oder es legen sich mehrere kleinere Krystalle auf einen grofsen; aber immer findet hiebei eine gewisse Regel statt, so dafs die Spitzen der einzelnen Krystalle \u00fcber die Oberfl\u00e4che der ganzen Druse hinausragen. Nirgends kommen h\u00e4ufiger Zwillingskrystalle in den Pflanzen vor, als gerade bei dieser Krystallform. Am h\u00e4ufigsten kommen dergleichen rhomboedrische Krystalle in den Zellen der Rinde bei B\u00e4umen und Str\u00e4uchern vor; ja man kann sehr oft beobachten, dafs die Krystalle in den Zellen der \u00e4ufseren Rindenschichten von rhomboedrischer Form sind, w\u00e4hrend die in den inneren Rindenschichten als Drusen von vierseitigen Prismen auftreten und aus jenem genannten Salze von Kalkerde und Klees\u00e4ure bestehen. Es scheint, als wenn die rhomboedrischen Krystalle aus Kalkspath bestehen; sie l\u00f6sen sich in Salpeters\u00e4ure 'sehr bald, doch habe ich kein Aufbrausen bemerkt. Gerade diese S\u00e4uren, n\u00e4mlich die Klees\u00e4ure und die Kohlens\u00e4ure, welche auch in ihrer Zusammensetzung so \u00e4hnlich sind, treten am h\u00e4ufigsten in der Substanz der Pflanzen auf.\nBei dieser Gelegenheit mache ich zugleich auf eine Beobachtung der Art aufmerksam, welche schon der ber\u00fchmte Scheele *) angiebt. Bei Gelegenheit des Aufsu-\n*) 1. c. II. p. 372.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nchens der Rhabarbererde (Kleesaure Kalkerde) fand n\u00e4mlich Scheele, dafs die Krystalle in der Oberfl\u00e4che der Rinde von einigen B\u00e4umen eine kohlensaure Kalkerde enthielten. Diese wie die fr\u00fcheren sch\u00f6nen Untersuchungen der Rhabarbererde sind bisher leider von den Botanikern \u00fcbersehen worden.\nAufser den octaedrischen Krystallen, welche bei den Tradescantien-Arten, vorz\u00fcglich in den Epidermis-Zellen der Tradescantia discolor auftreten, findet man in eben denselben Pflanzen noch sogenannte spiefsige Krystalle von der angegebenen Form, und in anderen Zellen auch einzeln liegende, in mehr oder weniger grofser Anzahl vorkommende Krystalle, welche die Form von regelm\u00e4fsi-gen rechtwinklichen S\u00e4ulen, mit vierseitig zugespitzten Enden zeigen. Unter der grofsen Anzahl solcher Krystalle, welche oft in einer und derselben Zelle ohne alle Regel umherliegen, findet man einige, deren K\u00f6rper bedeutend l\u00e4nger, als bei andern ist, ja bei manchen dieser Krystalle verschwindet er fast ganz und dadurch erhalten sie, von den Enden gesehen, die Form eines quadratischen Octa\u00eb-ders; ja es k\u00f6nnte sein, dafs die Octa\u00ebder in diesen Pflanzen immer nur solche vierseitige Prismen sind, von denen die Seitenfl\u00e4chen fast ganz verschwunden sind. Auch bei diesen Krystallen kommen Zusammenwachsungen mehrerer Krystalle vor, und diese Formen sind dann nicht so leicht unter dem Mikroskope zu erkennen, am sch\u00f6nsten aber erscheinen hier wahre Zwillingskrystalle, welche in der Form der Kreuzkrystalle auftreten, und bewunderungsw\u00fcrdig sch\u00f6n aussehen. Zuweilen scheinen diese s\u00e4ulenf\u00f6rmigen Krystalle ohne alle Zuspitzung aufzutreten, sie mufs wenigstens so gering sein, dafs sie des Schattens wegen nicht mehr zu erkennen ist. Hier kann man bei aller Verschiedenheit, welche die einzelnen Krystalle in einer solchen Zelle zeigen, dennoch mit Bestimmtheit annehmen, dafs sie s\u00e4mmtlich einem und demselben Salze angeh\u00f6ren, und es ist sehr wahrscheinlich, dafs auch die-","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"239\nses Salz mit jenem des Rhabarbers ein und dasselbe ist; n\u00e4mlich kleesaurer Kalk.\nEs scheint demnach, dafs die meisten Krystalle, welche in den Zellen der Pflanzen auftreten, aus kleesauerem Kalke bestehen; selbst in Pflanzen, welche sehr vielen weinsteinsauren Kalk enthalten, kommt dieser niemals in Form von Krystallen vor. Man kann hier\u00fcber mit einiger Gewifsheit sprechen, indem die Krystalle des weinsteinsauren Kalkes eine sehr auffallende Krystallform zeigen. Der Grund, dafs der weinsteinsauere Kalk nicht kry-stallinisch in den Pflanzen vorkommt, m\u00f6chte in der gr\u00f6-fseren L\u00f6sbarkeit desselben zu suchen sein. Ebenso sind die Verbindungen der Kalkerde mit Citronens\u00e4ure, Apfels\u00e4ure u. s. w. leicht l\u00f6slich in Wasser und kommen daher nicht krystallinisch in den Pflanzen vor. Sehr wahrscheinlich ist es mir dagegen, dafs schwefelsaurer Kalk in den Pflanzen-Zellen krystallinisch vorkommt, und zwar in der Form des Gypsspath. Die \u00fcberaus kleinen und niedlichen Krystalle, welche in den Zellen der Gattung Maranta erscheinen, wahrscheinlich auch die bei der Gattung Musa, Urania u. s. w. m\u00f6chten dem Gypsspathe angeh\u00f6ren. Diese Krystalle sind geschobene rektangul\u00e4re S\u00e4ulen, die fast immer in der Hauptaxe stark verl\u00e4ngert sind; Hemitropieen sind bei diesen Krystallen in der Gattung Maranta ganz gew\u00f6hnlich. Wenn die genannten Pflanzen ausgewachsen sind, so kommen diese Krystalle in den Zellen in grofserMengevor ; sieliegen gew\u00f6hnlich ohne alleRegelin den Zellen umher, einzelne sind gr\u00f6fser, andere sind kleiner, und in Salpeters\u00e4ure l\u00f6sen sie sich allm\u00e4lich vollkommen. Es kann sein, dafs viele von den Krystallen, welche ich fr\u00fcher unter den rhomboedrischen auff\u00fchrte, ebenfalls hieher geh\u00f6ren, und auch aus Gyps bestehen; bei ihrer Aufl\u00f6sung in S\u00e4uren konnte ich wenigstens kein Aufbrausen beobachten. In den genannten Pflanzen, wo diese Gypskrystalle Vorkommen, da habe ich nur noch ganz feine nadelf\u00f6rmige Krystalle gefunden, und diese k\u00f6nnten hier vielleicht ebenfalls aus schwefelsaurer Kalkerde be-","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nstehen. Vielleicht ist das Auftreten dieser schwefelsauren Kalkverbindung nur in dem g\u00e4nzlichen Fehlen der Klees\u00e4ure begr\u00fcndet; wo diese vorhanden ist, da treten natiir- -lieh kleesaure Kalkverbindungen auf.\nFeberhaupt bin ich der Hoffnung, dafs k\u00fcnftige Untersuchungen best\u00e4tigen m\u00f6chten, wie die krystallinisehen Substanzen, welche in den lebenden Pflanzen auftreten, sich auf wenige Stoffe mehr, als auf kleesaueren, schwe- * felsauren, kohlensauren Kalk und auf Kiesel beschr\u00e4nken. Sollte nicht auch kieselsaurer Kalk krystallinisch in den Pflanzen gefunden werden?\nSchon fr\u00fcher (p. 230) habe ich umst\u00e4ndlich nachgewiesen, dafs die, einzeln vorkommenden Krystalle in dem Gewebe der Agaven-Bl\u00e4tter, nicht in den Intercellular-G\u00e4ngen, sondern gleichfalls in den Zellen selbst liegen, und eben dasselbe kann ich gegenw\u00e4rtig von den langen ? zugespitzten Krystallen angeben, welche unter so h\u00f6chst eigenthiimlichen Verh\u00e4ltnissen, n\u00e4mlich in den Querw\u00e4nden der Luftkan\u00e4le bei der Pontederia cordata Vorkommen, so dafs sie mit dem einen Ende in die eine Abtheilung des Luftkanales und mit dem andern Ende in die andere Abtheilung hineinragen. Ich glaubte fr\u00fcher, dafs diese einzeln vorkommenden Krystalle in den Interstitiel! jenes sternf\u00f6rmigen Gewebes gelagert w\u00e4ren, welches die Quer- 1 w\u00e4nde der Luftkan\u00e4le bildet; doch auch in diesen F\u00e4llen habe ich mich jetzt \u00fcberzeugt, dafs jene Krystalle immer von einer Zelle umschlossen werden; werden sie sehr lang, so reifst meistens die Zelle, und hie und da sieht man * wohl die Spitzen der Krystalle hervorragen. Die Membran der umschliefsenden Zelle liegt aber dem Krystalle so genau an, dafs man dieselbe nur selten mit Leichtigkeit erkennen kann. Die Krystalle scheinen ebenfalls ge- -schobene rektangul\u00e4re S\u00e4ulen zu sein, auffallend verl\u00e4ngert in der Hauptaxe, ganz wie bei dem Gypsspathe; ihre Form ist indessen schwer zu erkennen, weil die umschlie-fsende Zellenmembran die Sch\u00e4rfe der Kanten verdeckt.","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"241\nSehr h\u00e4ufig liegen zwei auch wohl drei solcher Krystalle neben einander; dann ist aber immer der eine von ihnen besonders lang.\n> Zu meiner Phytotomie (Fig. 6. Tab. V.) sind diese Krystalle in ihrer nat\u00fcrlichen Lage, nach einem L\u00e4ngenschnitte aus dem Blattstiele der Pontederia cordata abgebildet. Die Zellenreihen aa, a a etc. sind die Durchschnitte der Seitenw\u00e4nde der Luftkan\u00e4le, welche durch die Querw\u00e4nde c c, cc, cc u. s. w., die aus sternf\u00f6rmigem Zellengewebe bestehen, in einzelne Abtheilungen getheilt werden, die jedoch unter sich durch die Interstitia, d. h. die erweiterten Intercellularg\u00e4nge des sternf\u00f6rmigen Zellengewebes, in offener Communication stehen. Einzelne dieser Zwischenr\u00e4ume sind mit jenen zugespitzten Kry-stallen ausgef\u00fcllt, und diese Krystalle ragen mit den Enden in die Luftkan\u00e4le hinein, wobei sie immer mit der Hauptachse der Pflanze parallel gelagert sind. In Fig. 11. Tab. II. findet sich eine Abbildung jenes sternf\u00f6rmigen Zellengewebes der Pontederia nach einer 420maligen Ver-gr\u00f6fserung; bei k ist ein solches Interstitium, durch welches ein solcher grofser spiefsiger Krystall mit seiner um-schliefsenden Zelle gelagert war.\nEs giebt indessen in der That einige F\u00e4lle, wo sich Krystallmassen aufserhalb der Zellen entwickeln; und zwar findet man diese bei den vollkommenen Pflanzen in den Luftkan\u00e4len. Bei Myriophyllum spicatum z. B. findet man nicht selten, dafs die Fl\u00e4che der Zellenw\u00e4nde, welche die Luftkan\u00e4le in dem Stengel der Pflanze bilden, mehr oder weniger stark mit kleinen Drusen \u00e4ufserst feiner und zugespitzter Krystalle besetzt ist. Diese Krystalle scheinen aus kohiensaurem Kalke zu bestehen, sie brausen auf bei der Behandlung mit S\u00e4uren. Die Anzahl dieser Drusen, welche sich unter den angegebenen Verh\u00e4ltnissen darstellen, wird immer gr\u00f6fser, je \u00e4lter die Pflanze ist, und je kalkhaltiger dasY/asser ist, worin dieselbe w\u00e4chst. Diese Krystalldrusen sitzen also nicht in den Zellen der W\u00e4nde der Luftkan\u00e4le, sondern sie sind auf der \u00e4ufseren Fl\u00e4che\n16","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nder Zellenw\u00e4nde befestigt, und ragen also in die H\u00f6hle der Luftkan\u00e4le hinein. Hier bleibt in der That nichts Anderes \u00fcbrig, als anzunehmen, dafs ein durchschwitzen : der Salzmasse durch die Zellenw\u00e4nde statt findet; wahrscheinlich geht der neutrale kohlensaure Kalk im gel\u00f6sten Zustande mit dem Wasserdampfe durch die Zellenw\u00e4nde, und krystallisirt daselbst nach dem Verluste eines Theiles der Kohlens\u00e4ure.\nDiese niedlichen Krystalldrusen in Myriophyllum wurden durch Herrn Mirbel *) schon sehr fr\u00fch beobachtet, doch derselbe erkannte nicht die krystallinische Natur dieser K\u00f6rper und hielt sie f\u00fcr sternf\u00f6rmige H\u00e4rchen, welche mit denen im Inneren der Nymphaeen zusammen zu stellen w\u00e4ren. In meiner Harlemer Schrift (1834) habe ich diese Gebilde f\u00fcr Krystalle erkl\u00e4rt, und ihr Vorkommen in Fig. 3. Tab. IV. daselbst dargestellt. Herr * Treviranus dagegen hat diese Gebilde in seiner Physiologie ebenfalls noch f\u00fcr haarartige Organe erkl\u00e4rt, was aber nicht mit den physischen Eigenschaften derselben \u00fcbereinstimmt. Fast ganz in derselben Art, kommen dergleichen Krystalldrusen auch auf den W\u00e4nden der L\u00fccken bei den Equiseten vor.\nEs ist beobachtet worden, dafs in den dicken Schuppen oder Bl\u00e4ttern, welche den unterirdischen Theil des I Stengels der Lathraea Squamaria bedecken, mehrere, der L\u00e4nge nach neben einander liegende Lufth\u00f6hlen verkommen. Zwar zeigen diese Luftbeh\u00e4lter nichts von der re-gelm\u00e4fsigen Gestalt, welche sonst den Luftkan\u00e4len, beson- s ders den sogenannten zusammengesetzteren ZelJen zukommen, indem sie bald gewunden auftreten, bald Vertiefungen, bald Erhabenheiten zeigen; sie sind indessen offenbar auf gleiche Weise, n\u00e4mlich durch blofses allm\u00e4liges Aus- \u2022 einandertreten der Zellenmassen entstanden, und ihre W\u00e4nde werden sp\u00e4ter mit eigenth\u00fcmlichen Dr\u00fcschen be-\n*) Anatomie des naiades. Journ. de Phys. Tab. LUI. p. 64. Fig. 102. PI. I.","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"243\ndeckt. Diese Dr\u00f6schen sind von zweifacher Form, bald gestielt bald ungestielt; die ersteren, welche sich in meiner Schrift \u00fcber die Secretionsorgane der Pflanzen, auf Tafel I. Fig. 24. abgebildet finden, zeigen, dafs sie mit einer cylindrischen Zelle auf der Oberfl\u00e4che des Luftbeh\u00e4lters sitzen, welche daselbst mit a a dargestellt ist. Die Zellen b, b, b, b sind jene Stielchen, auf denen die Dr\u00fcsen c, c und d, d befestigt sind. Diese Letzteren bestehen aus 2 Zeilen, wie es bei d, d und in 3, eben derselben\n*\tFigur ganz deutlich zu sehen ist; sie haben demnach fast eben denselben Bau, wie die meisten solcher gestielten einfachen Dr\u00fcsen. Die ungestielten Dr\u00fcsen dagegen, welche neben den gestielten liegen, sind von der Form eines\n| der L\u00e4nge nach durchschnittenen Ellipsoides; sie sind oft dreimal so grofs, als die K\u00f6pfchen der gestielten Dr\u00fcsen und werden ebenfalls aus zwei Zellen gebildet, die der L\u00e4nge nach zusammengewachsen sind und nur wenig \u00fcber die allgemeine Oberfl\u00e4che der Wand hervorragen.\nIch habe schon fr\u00fcher beobachtet, dafs sich in den Lufth\u00f6hlen dieser Bl\u00e4tter grofse St\u00fccken von kohlensaurem Kalke vorfinden und ich stellte, aus verschiedenen\n*\tGr\u00fcnden die Ansicht auf, dafs dieser Kalk gerade von den Dr\u00fcsen abgesetzt sein m\u00f6chte. Mit dem Auftreten des Kalkes im Inneren jener H\u00f6hlen hat es seine Richtigkeit, doch mich haben anderweitige Beobachtungen gelehrt, dafs\n, diese Absonderung des Kalkes erst in einer bestimmten Zeitperiode erscheint, denn w\u00e4hrend der Bl\u00fcthezeit fand ich in den Schuppen jener Pflanze noch nichts von jener abgelagerten Kalkmasse, welche im sp\u00e4teren Alter der\n*\tPflanze oftmals die ganzen H\u00f6hlen derselben anf\u00fcllt, jedoch konnte man beobachten, dafs schon mehrere der Dr\u00fcsen auf der Oberfl\u00e4che des Luftbeh\u00e4lters, mit einem gelblich-weifsen Anfluge bedeckt waren, dafs also die Absonderung des Kalkes nach der H\u00f6hle zu, schon w\u00e4hrend der Bl\u00fcthezeit anfing. Uebrigens ist es ganz wahrscheinlich, dafs sich auch hier das fr\u00fchere oder sp\u00e4tere Auftreten der Kalkmasse, so wie dessen Quantum ganz nach der Menge\n16 *","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\ndes Kalkes richten wird, welche sich im Boden befindet, worin die Pflanze w\u00e4chst, wovon \u00fcberhaupt das Vorkommen der Krystalle in den Pflanzen abh\u00e4ngig ist.\nNachtr\u00e4glich habe ich noch anzuf\u00fchren, dafs Herr Bowmann beobachtet haben will, dafs zn den, vorhin beschriebenen H\u00f6hlen in den Bl\u00e4ttern der Lathraea gewisse Oeffnungen f\u00fchren, welche an der Basis der Bl\u00e4tter vorhanden sein sollen. Es ist mir h\u00f6chst auffallend, dafs ich diese Oeffnungen, welche zu den H\u00f6hlen im Inneren der Bl\u00e4tter f\u00fchren sollen, nicht habe finden k\u00f6nnen, und ich habe einige dieser Pflanzen vor der Bl\u00fcthezeit, und auch einige nach der Bl\u00fcthezeit zu diesem Zwecke untersucht. An den von mir untersuchten Bl\u00e4ttern habe ich, durch wiederholte Querschnitte, welche ich an der Spitze anfing und weiter hinab bis zur Basis f\u00fchrte, ganz bestimmt die blinde Endigung der einzelnen Lufth\u00f6hlen des Blattes verfolgen k\u00f6nnen, und sie zeigte keine offene Communication mit der Luft, daher m\u00f6chte ich glauben, dafs, wo solche Oeffnungen an der Basis dieser Lufth\u00f6hlen auftre-ten, dieselben durch zu starke Ausdehnung der Masse sich bilden, indem das Zellengewebe, welches fr\u00fcher die Lufth\u00f6hle umschlofs, einen zuf\u00e4lligen Rifs bekommt; doch dieses ist nicht der nat\u00fcrliche Zustand. Etwas Aehnliches findet man an dem Mittelstocke eines noch unbekannten Dendrobium\u2019s, welches gegenw\u00e4rtig im botanischen Garten zu Berlin cultivirt wird; dasselbe zeigt in seiner Parenchymmasse mehrere, nach einer gewissen Ordnung gestellte L\u00fccken von aufserordentlicher Gr\u00f6fse, welche mit Luft gef\u00fcllt sind. Bei sehr alten Individuen bemerkt man aber, dafs sich an der Basis hie und da eine kleine Spalte bildet, wodurch die L\u00fccken in offene Communication mit der Luft stehen. Solche Spalten sind jedoch nicht immer vorhanden, und wo sie Vorkommen, findet man sie nicht bei einer jeden L\u00fccke, meistens nur bei einer oder bei einigen. An der Spalte ist das Zellengewebe ganz abgestorben!\nDer kohlensaure Kalk kommt zuweilen im Inneren","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"245\nder Pflanzen unter ganz eigent\u00fcmlichen Verh\u00e4ltnissen vor, besonders wenn das Wasser, worin die Pflanzen wachsen, sehr kalkhaltig ist. So beobachtete ich im vergangenen Sommer eine grofse Menge von Spirogyren-F\u00e4den, welche so eben im Zustande der sogenannten Copulation befindlich waren. Hierbei war eine interessante Abweichung \u00fcber das Auftreten der rhomboedrischen Kalkkry-stalle zu beobachten, indem sich diese, \u00e4ufserst kleinen Krystalle auf der Oberfl\u00e4che der griingef\u00e4rbten K\u00fcgelchen, im Inneren der Conferven-Schl\u00e4uche ansetzten und zwar in einer ganz regelm\u00e4fsigen strahligen Stellung; ja zuweilen setzte sich noch ein zweiter Kranz solcher Krystalle um den ersteren, und dadurch erhielt das K\u00fcgelchen oder Bl\u00e4schen ein \u00e4ufserst niedliches Ansehen. Sind mehrere solcher K\u00fcgelchen oder Sporenbl\u00e4schen in einem und demselben Schlauche der Conferven, so pflegen s\u00e4mmt-lich mehr oder weniger stark mit Krystallen bedeckt zu sein. Dieses Ablagern der kleinen Kalkkrystalle hatte offenbar seinen Grund in dem starken Gehalte des Wassers an neutralem kohlensaurem Kalke, denn dieses Wasser bedeckte sich auf seiner Oberfl\u00e4che, in Zeit von einer einzigen Nacht, mit lauter kleinen Krystallen von basischem kohlensaurem Kalke.\nSo hat auch Herr Pouchet *) in den Zellen der Za-nichellia palustris einzelne gr\u00f6fsere K\u00fcgelchen beobachtet, welche mit Spitzen besetzt waren, aber diese Spitzen waren nichts Anderes, als Kalkkrystalle; sie kommen jedoch keinesweges h\u00e4ufig in den Zellen jener Pflanze \\or, werden vielmehr ebenfalls nur durch grofsen Kalkgehalt des Wassers veranlafst.\nBei den Charen, wo der kohlensaure Kalk in so gro-fser Masse auftritt, da legen sich die rhomboedrischen Krystalle ohne alle Regel, theils auf die innere, meistens\nSur les globules circu\u00eeationes de la Zanichellia palustris. L\u2019lnstit. Nro. 92.\t\u2014 Etude des globules circrdationes de la Zam-\nchellia palustris L. \u2014- Ann. des scienc, nat. Janv. 1835.","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\naber nur auf die \u00e4ufsere Fl\u00e4che der Zellenw\u00e4nde, und zuletzt bilden sie dicke Lagen von Kalk, worin keine Kry-stallformen mehr zu beobachten sind.\nSchliefslich f\u00fchren wir noch das Vorkommen der Krystalle in der Substanz kryptogamischer Gew\u00e4chse auf; diese Krystalle bestehen meistens aus kohlensaurem Kalke, und sind zuweilen \u00e4ufserst niedlich und regelm\u00e4fsig zu ganzen Drusen zusammengewachsen, wie z. B. die Kalk-spath - Krystalle in der Gallertmasse des Hydrurus crystai-lophorus, wor\u00fcber Schiibler *) sehr ausf\u00fchrlich gehandelt hat. Indessen das Vorkommen der Krystallmassen in dem gallertartigen Gewebe der Nostochineen, besonders der Rivularien, ist eine sehr alte und bekannte Sache. Zur Herbstzeit sind diese Gew\u00e4chse fast immer mit Krystallen gef\u00fcllt.\nDas Vorkommen aller dieser Krystalle von kohlensau- * rem Kalke in den Pflanzen ist ganz leicht zu erkl\u00e4ren, indem der Kalk als neutraler kohlensaurer in allen unseren Gew\u00e4ssern im gel\u00f6sten Zustande befindlich ist; wird demselben ein Theil der Kohlens\u00e4ure entzogen, was au-fserordentlich leicht geschieht, so krystallisirt derselbe als basisch kohlensaurer Kalk. Diese Entziehung der Kohlens\u00e4ure geschieht aber wohl durch die Pflanze selbst, welche diese Kohlens\u00e4ure zur Vegetation verbraucht.\nUeber die Function der Prosenchjm - und Pleurenchjm - Zellen.\n\u00e4\nIn den Parenchym-Zellen haben wir die eigentlichen Organe kennen gelernt, welche die mannigfachsten Stoffe bilden, welche die Pflanzen aufzuweisen haben; sie empfangen den rohen Nahrungssaft, welcher zu jenen Stoffen * umgewandelt wird, durch eigenth\u00fcmliche Organe zugef\u00fchrt, welche wir in der Form der Prosenchym-, der Pleuren-chym-Zellen und der Spiralr\u00f6hren kennen gelernt haben.\n*) Flora V. 1828. No. 5.\n+-+","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"247\nDie Spiralr\u00f6hren sind diejenigen dieser Elementarorgane, welche die Leitung des Saftes in Folge ihres Baues am schnellsten bewirken k\u00f6nnen; die Prosenchym-Zellen und die Faser-Zellen dagegen, obgleich ebenfalls dieser Function vorstehend, f\u00fchren dieselbe langsamer aus. Die Pros-enchym-Zellen bilden, wie wir es pag. 73 kennen gelernt haben, bei den Nadelh\u00f6lzern und den Cycadeen den gr\u00f6fs-ten Theil des Holzk\u00f6rpers, und die Faser-Zellen haben im Holze der anderen B\u00e4ume, so wie bei den vollkommeneren Pflanzen \u00fcberhaupt, ebenfalls den gr\u00f6fsten Antheil bei der Bildung des Holzes. Der Holzk\u00f6rper der Pflanzen ist es aber, in welchem jenes schnelle Aufsteigen der grofsen Menge von rohem Nahrungssafte geschieht, was man zuweilen so deutlich beobachten kann; ja auch die seitliche Fortf\u00fchrung dieses Saftes durch die W\u00e4nde der genannten langgestreckten Elementarorgane ist ganz deutlich zu erweisen, auch haben wir im Vorhergehenden die Wege kennen gelernt, wodurch eine solche seitliche Bewegung durch die W\u00e4nde der Prosenchym- und Pleuren-chym-Zellen erleichtert wird; es sind dieses die T\u00fcpfel von der mannichfachsten Form, welche die W\u00e4nde jener Zellen aufzuweisen haben, die selbst in Form von langen Kan\u00e4len auftreten, sobald die W\u00e4nde dicker als gew\u00f6hnlich erscheinen. Auch in den W\u00e4nden der Spiralr\u00f6hren sind die Streifen und T\u00fcpfel, welche daselbst so zahlreich auftreten, nichts Anderes, als verd\u00fcnnte Stellen, welche zum schnelleren Durchg\u00e4nge der fortzuf\u00fchrenden S\u00e4fte dienen.\nIndessen man darf nicht glauben, dafs der Durchgang der rohen Nahrungss\u00e4fte durch die Prosenchym- und Pleurenchym-Zeilen so ganz ohne Ver\u00e4nderung desselben vor sich gehe; zwar sieht man fast niemals, dafs im Inneren dieser Zellen Bildungen der Art auftreten, wie wir sie im Inneren der Parenchym-Zellen kennen gelernt haben, denn weder gef\u00e4rbte S\u00e4fte, noch Krystalle finden sich in jenen Zellen, und nur in den kurzen Pleurenchym-Zellen des Holzk\u00f6rpers kommen zuweilen Amylum-K\u00fcgel-","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\ndien vor. Man beobachtet aber sehr leicht, dafs sich die W\u00e4nde dieser Zellen allm\u00e4lich mit zunehmendem Alter vergr\u00f6fsern, indem sich neue Schichten der inneren Fl\u00e4che der Zellenmembran ansetzten, und zu diesen Bildungen wird offenbar der weniger verarbeitete Saft verwendet, welcher im Inneren jener Zellen enthalten ist.\nLieber die Function der Spiralr\u00f6hren.\nSo lange die Anatomie der Pflanzen bearbeitet ward, so lange herrscht die gr\u00f6fste Verschiedenheit in den Ansichten \u00fcber die Function der Spiralr\u00f6hren, und dieser Gegenstand ist heutigen Tages noch keinesw^eges so entschieden abgehandelt, wde wir es wdinschen m\u00f6chten, denn gewifs sind noch viele Botaniker vorhanden, welche unserer Ansicht \u00fcber denselben eine Menge von Scheingr\u00fcnden entgegenzustellen haben.\nIm Allgemeinen herrschten zu allen Zeiten \u00fcber die Function der Spiralr\u00f6hren zwrei Meinungen; nach der einen Meinung sollen die Spiralr\u00f6hren Luft f\u00fchren, dagegen nach der anderen Saft f\u00fchren *).\nNicht entschieden f\u00fcr die eine oder f\u00fcr die andere dieser Ansichten sprachen sich folgende Autoren aus: Grew war der Meinung, dafs die Spiralr\u00f6hren zu gewissen Zeiten mit einem w\u00e4sserigten Dunste gef\u00fcllt w\u00e4ren, dafs sie dagegen zu anderen Zeiten nur Luft enthielten. So steigt der Saft, nach Grew\u2019s sehr richtigen Beobachtungen, zur Zeit des Fr\u00fchlinges, wenn die Pflanzen nach dem Anschneiden bluten, in den Gef\u00e4fsen des Holzes in die H\u00f6he, im Sommer dagegen, wie zu allen \u00fcbrigen Zeiten sollen dieselben Spiralr\u00f6hren nur Luft f\u00fchren, indem alsdann die neuentstandenen Gef\u00e4fse der Rinde das Ge-\n*) Herr Kieser hat in seinem M\u00e9m. sur Torgan. d. plant, die Namen der \u00e4lteren Autoren aufgef\u00fclirt und ihre Werke genau angegeben, welche f\u00fcr die verschiedenen Ansichten \u00fcber die Function der Spiralr\u00f6hren geschrieben haben, wesshalb ich hierauf verweisen kann.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"249\nsch\u00e4ft der Saftf\u00fchrung \u00fcbernehmen sollen. Diese Angaben stimmen allerdings mit unseren eigenen Beobachtungen \u00fcber diesen Gegenstand, welche bei unseren gew\u00f6hnlichen Pflanzen angestellt sind, ganz genau \u00fcberein, ich glaube jedoch, dafs man schon hieraus und besonders aus denje-r nigen Beobachtungen, welche wir noch in der Folge angeben werden, den bestimmten Schlufs ziehen k\u00f6nnen, dafs die Spiralr\u00f6hren bestimmt sind, den aufgenommenen rohen Nahrungssaft zu f\u00fchren, und % dafs sie nur dann in ihrer Function sind, wenn sie damit mehr oder weniger gef\u00fcllt sind. Findet man dagegen die Spiralr\u00f6hren mit Luft gef\u00fcllt, so ist in ihnen die Function erloschen, welche aber in bestimmten Perioden wieder-j kehrt oder f\u00fcr immer erloschen bleibt. Aber auch dann noch, wenn die Spiralr\u00f6hren deii Saft enthalten, wird man mehr oder weniger Luft in ihnen beobachten k\u00f6nnen, ja Haies sah schon, dafs selbst aus dem Stamme einer blutenden Rebe viele Luftblasen aufstiegen, und ebenso wird man in der Luft, welche die Spiralr\u00f6hren zu gewissen Zeiten f\u00fcllt, mehr oder weniger Wasserdunst beobachten k\u00f6nnen. Ueber den Ursprung dieser Luft in der Folge, i\tWir haben in dem Abschnitte \u00fcber das Zellengewebe\nhinreichend bewiesen, dafs Spiralr\u00f6hren und Zellen dem Wesen nach eine und dieselbe Structur haben und daraus w\u00fcrde man schon folgern k\u00f6nnen, dafs sie auch einer und derselben Function vorstehen. Von den Zellen wissen wir es doch ganz gewifs, dafs sie da sind, um Saft zu f\u00fchren und denselben entweder zu verarbeiten oder weiter fort zu leiten, und dennoch sind die Zellen des Markes * stets mit Luft gef\u00fcllt, sobald das Mark seine Function verrichtet hat, und so bleiben sie auch, weil hier niemals ihre urspr\u00fcngliche Function von Neuem erwacht. Wer wird aber heutigen Tages behaupten wollen, dafs die Zellen des Markes zum Luftf\u00fchren bestimmt sind? Ganz \u00e4hnlich verh\u00e4lt es sich mit den Spiralr\u00f6hren, und hier sind sogar F\u00e4lle bekannt, welche die Saftf\u00fchrung der Spiralr\u00f6hren f\u00fcr alle Zeiten der Pflanze erweisen, indem man","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\ndas Ausfliefsen des Saftes aus den zerschnittenen grofsen Spiralr\u00f6hren mit H\u00fclfe einer Lupe ganz deutlich beobachten kann. Es ist bekannt, dafs Aublet schon in den W\u00e4ldern der Guyana die Beobachtung gemacht hat, dafs die Lianen das ganze Jahr hindurch bluten, worunter man bekanntlich den starken Ausflufs des Nahrungssaftes aus der Schnittfl\u00e4che des Stengels oder der Aeste versteht. Ich selbst habe diese Erscheinung bei sehr verschiedenen Lianen in den W\u00e4ldern der Insel Lu\u00e7on beobachtet, und da hier die Spiralr\u00f6hren im Stengel dieser Pflanzen so aufserordentlich grofs sind, so war es leicht zu sehen, dafs der ausfliefsende Saft gerade aus den Oeffnungen der durchschnittenen Spiralr\u00f6hren str\u00f6mte, und dieses geschieht oft in so grofser Menge, dafs Reisende hiermit zur Noth ihren Durst stillen k\u00f6nnen. Dieses Ausfliefsen des Saftes aus den Spiralr\u00f6hren habe ich jedoch auch bei uns, mit H\u00fclfe einer Loupe, an dem Durchschnitte einer blutenden Rebe beobachten k\u00f6nnen, denn auch hier sind diese R\u00f6hren sehr grofs. Herr Dutrochet hat dieselbe Beobachtung gemacht, doch will Bernhardi das Gegentheil gesehen haben; vielleicht hat er zurZeit beobachtet, wenn das Bluten zu Ende war, oder der Stengel vielleicht von seinem Zusammenh\u00e4nge mit der Wurzel getrennt war. Auch bei der K\u00fcrbispflanze habe ich unter gewissen Verh\u00e4ltnissen einen Saft als Inhalt der Spiralr\u00f6hren beobachtet, welche hier ebenfalls sehr grofs sind. Schneidet man n\u00e4mlich den Stengel einer alten K\u00fcrbispflanze nahe der Frucht quer durch, so kann man mit H\u00fclfe einer guten Loupe bemerken, dafs aus deiq Oeffnungen der Spiralr\u00f6hren eine schleimige Fl\u00fcssigkeit in mehr oder weniger grofser Menge hervortritt; in Zeit von einigen Minuten gerinnt diese ausgeflossene Masse zu einer durchsichtigen Gallerte, in welcher das Mikroskop eine unendliche Zahl \u00e4ufserst kleiner Molek\u00fcle entdeckt, ja selbst im Inneren der Spiralr\u00f6hren erh\u00e4rtet diese Masse zu kleinen Tr\u00f6pfchen. Indessen nicht alle K\u00fcrbispflanzen zeigen diesen schleimigen Saft im Inneren der grofsen","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"251\nR\u00f6hren, wohl aber die kr\u00e4ftig wachsenden Pflanzen des Riesen-K\u00fcrbisses. Auch Moldenhawer *) sah aus den B\u00fcndeln von Spiralr\u00f6hren, welche in dem Stengel der Os-munda regalis befindlich sind, eine mit Luftblasen vermischte Feuchtigkeit sprudeln, welche bei dem gelindesten Drucke noch h\u00e4ufiger austrat. Ich selbst kann diese Beobachtung best\u00e4tigen.\nAus der k\u00fcnstlichen F\u00fcllung der Spiralr\u00f6hren mit gef\u00e4rbten S\u00e4ften zog man fr\u00fcher den Schlufs, dafs diese r R\u00f6hren auch im gew\u00f6hnlichen Zustande zum Saftf\u00fchren dienen miifsten; indessen dieser Schlufs wurde alsbald von allen Seiten her angegriffen, und man kann auch jene k\u00fcnstliche F\u00e4rbung in der That keinesweges als beweisend I f\u00fcr die Meinung ansehen, dafs die Spiralr\u00f6hren Saft f\u00fchren. Nach den Beobachtungen des Hrn. Link, welche ich nur best\u00e4tigen kann, gehen die gef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeiten niemals bei unverletzten Wurzelspitzen in die Spiralr\u00f6hren der Pflanze hinein. Hr. De Candolle giebt dagegen allerdings an, dafs er das Eindringen der gef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeiten auch bei unverletzten Wurzelspitzen beobachtet habe; ersah dieselben durch Wurzel-Faser-Schw\u00e4mmchen\n#\teindringen, welche sich in der gef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeit gebildet hatten. Schade, dafs der Versuch nicht ganz speciell vorgetragen ist, dann w\u00fcrde es wohl noch leichter sein, denselben in Zweifel ziehen zu k\u00f6nnen.\nDa nun jene F\u00e4rbungs-Versuche keinesweges unum-st\u00f6fslich die Function der Spiralr\u00f6hren erwiesen, so sann man auf andere Mittel, um endlich zum Ziele zu gelangen. Hr. Link \"***) nahm ganze Pfl\u00e4nzchen mit den T\u00f6-\n*\tpfen, worin sie wuchsen, von Rhagodia Billardieri, Begonia divaricata, Stvlidium fruticosum u. s. w., und setzte sie in einen Tr\u00e4nker, der mit einer Aufl\u00f6sung von Eisen-\n\u00a5) L. c. pag. 530.\nPflanzen-Physiologie I. p. 70.\n***) Ann. des scienc. nat. XXIII. Paris 1831. p. 145, und Elem. phil. bot. Ed. altera I. p. 191.","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\ncyankalimn in 32 Theilen Wasser gef\u00fcllt war. Nach Verlauf yon 8 Tagen erhielten sie eine Aufl\u00f6sung von schwefelsaurem Eisen in 32 Theilen Wasser, und schon nach 24 Stunden zeigten die Spiralr\u00f6hren, sowohl die einfachen als die metamorphosirten, dafs sie mit einer blauen Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt waren, welche durch die Vereinigung jener beiden Fl\u00fcssigkeiten entstanden war. Herr Link sah diese Versuche, und gevvifs mit allem Rechte, als beweisend f\u00fcr die Saftf\u00fchrung der Spiralr\u00f6hren an, sie wurden jedoch von Hrn. De Candolle ganz anders gedeutet und von Hrn. Treviranus sogar in Zweifel gezogen, obgleich die Versuche, worauf er diese gr\u00fcndete, nicht einmal in der Art angestellt wurden, wie sie Hr. Link beschrieben. Beiden Botanikern hat Hr. Link sehr treffend ihre Meinung widerlegt. Ich selbst habe jene Beobachtungen des Hrn, Link an einer grofsen Menge von kr\u00e4ftigen Balsaminen- -Pflanzen, an jungen Pflanzen der Vicia Faba und des Mays angestellt, und kann dieselben nicht nur best\u00e4tigen, sondern noch auf einige Nebenerscheinungen, welche dabei Vorkommen, aufmerksam machen. Die F\u00e4rbung geschah nicht bei allen Pflanzen, einige starben schon fr\u00fcher, bei der Aufnahme des blausauren Kali\u2019s, andere vegetirten dabei ganz gut; war aber die F\u00e4rbung gut gelungen, so zeigten nicht nur die Spiralr\u00f6hren einen blauen Inhalt, j sondern auch alle Faserzellen und langgestreckten Zellen, welche neben den Spiralr\u00f6hren gelegen waren und die Holzb\u00fcndel ausmachten, und hieraus kann man einmal schliefsen, dafs nicht nur die Spiralr\u00f6hren, sondern auch t die \u00fcbrigen Zellen der Holzb\u00fcndel den Saft f\u00fchren, oder auch, dafs der von den Spiralr\u00f6hren in die H\u00f6he gef\u00fchrte Saft sogleich seitlich, durch die T\u00fcpfel in die angrenzenden langen Zellen gef\u00fchrt wurde, wozu die T\u00fcpfelkan\u00e4le, j welche in den W\u00e4nden dieser Zellen Vorkommen, den Weg sehr erleichtern. Uns scheint es jedoch, dafs sowohl\n*) Pflanzen-Phys. I. pag. 16. \u00a5\u00a5) Physiologie I. pag. 193.","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"253\ndie Spiralr\u00f6hren, als auch die \u00fcbrigen langen R\u00f6hren, welche die Holzb\u00fcndel ausmachen, zur Fortf\u00fchrung des Nahrungssaftes bestimmt sind, und dafs durch die zahlreichen T\u00fcpfel und T\u00fcpfelkan\u00e4le, welche unter den mannigfaltigsten Formen in den W\u00e4nden jener Organe Vorkommen, die seitliche Fortbewegung des aufgenommenen Saftes vor sich geht.\nEs giebt noch mehrere andere Thatsachen, welche mehr oder weniger bestimmt erweisen, dafs die Spiralr\u00f6hren, wenigstens zu gewissen Zeiten, Fl\u00fcssigkeiten f\u00fchren; als solche f\u00fchre ich an das Vorkommen von Zellen im Inneren der Spiialr\u00f6hren* Diese Zellen sind nicht etwa, Ausw\u00fcchse an den inneren W\u00e4nden der Spiralr\u00f6hren, sondern es sind ganz f\u00fcr sich bestehende Gebilde, welche doch unm\u00f6glich aus der Luft hervorgegangen sein k\u00f6nnen, welche die Spiralr\u00f6hren f\u00fchren sollten. Auch ist es schon \u00f6fters von mir und von einigen anderen Phytotomen beobachtet worden, dafs die Spiralr\u00f6hren zuweilen mit einem gef\u00e4rbten Safte gef\u00fcllt sind, ja dieses ist bei alten schilfartigen Monocotyledonen gar nicht selten zu beobachten. Somit halte ich die Ansicht, dafs die Spiralr\u00f6hren zur Saft-fiihrung in den Pflanzen vorhanden sind, als ganz erwiesen; ich weifs aber auch sehr wohl, dafs in den meisten Pflanzen die Spiralr\u00f6hren zu gewissen Zeiten nur Luft enthalten; man hat diese Luft aufgefangen und sie sehr sauerstoffhaltig gefunden (Bischoff), Andere dagegen (Focke) fanden dieselbe sehr reich an Kohlens\u00e4ure, was auch in den verschiedenen Tageszeiten sehr verschieden sein mufs. Die Lage der Spiralr\u00f6hren ist bekanntlich zwischen den Zellen, und so ist auch die Lage ihrer Enden, welche gleichsam mit den \u00e4ufsersten Spitzen in die Intercellular-G\u00e4nge m\u00fcnden. Je nachdem nun die Spiralr\u00f6hren Fl\u00fcssigkeiten oder Gase enthalten, wird ein Theil derselben, welcher im Verlaufe durch die ganze Pflanze noch nicht verbraucht oder umge\u00e4ndert ist, durch jene Spitzen der Spiralr\u00f6hren in die Intercellular-G\u00e4nge ausgehaucht, und von hier gelangt derselbe in die Athmungsh\u00f6hlen, um","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\ndurch die Spalt\u00f6ffnungen, oder \u00fcberhaupt von der Epidermis ausgestofsen zu werden. Die Luftarten, welche die Spiralr\u00f6hren zu gewissen Zeiten f\u00fcllen, sind jedoch immer -sehr reich an Wasserdampf, und aus dieser Quelle mag wohl haupts\u00e4chlich die Feuchtigkeit kommen, welche zu jeder Zeit durch die Spalt\u00f6ffnungen der Pflanze ausgehaucht wird. Man m\u00f6ge doch ja nicht dagegen einwenden, dafs nicht immer Spiralr\u00f6hren und Spalt\u00f6ffnungen zusammen * Vorkommen, denn wo das eine oder andere dieser Organe fehlt, da wird die Function derselben durch andere Theile ersetzt, was sich ja bei jeder Gelegenheit erweisen l\u00e4fst.\nEs w\u00fcrde mich weit \u00fcber die Grenzen dieses Buches f\u00fchren, wollte ich alle die Gr\u00fcnde und Scheingr\u00fcnde wiederlegen, welche zu der Annahme, als w\u00e4ren die Spiralr\u00f6hren Luftf\u00fchrende Organe, verleitet haben, doch habe ich \u00fcber diesen Gegenstand ausf\u00fchrlicher in meiner Harlemer Preis- -Schrift \u00a7. 109 gehandelt.\nEs ist schon von Malpighi, Leeuwenhoeck, Sprengel und Kieser angegeben worden, dafs sich im Inneren der Spiralr\u00f6hren, besonders bei den gr\u00f6fseren punctirten Spiralr\u00f6hren, kleine Blasen oder Membranen befinden, welche sogar get\u00fcpfelt sind, daher man sie por\u00f6se Blasen nannte und f\u00fcr luxurirende Production der get\u00fcpfelten Membranen der Spiralr\u00f6hren erkl\u00e4rte. Malpighi nannte sie Pul- 1 monares vesiculae, und Leeuwenhoeck; Tenuissimi mem-branuli. Hr. Kieser sagt von diesen Gebilden, dafs sie aus den W\u00e4nden der grofsen Spiralr\u00f6hren entspringen, dafs sie oft die ganze H\u00f6hlung derselben einnehmen und * nur bei den Dicotyledonen gefunden worden sind.\nDieses eigenth\u00fcmliche Vorkommen von Zellen innerhalb der Spiralr\u00f6hren ist von vielen Botanikern nicht beobachtet und daher g\u00e4nzlich bestritten worden, Andere 4 haben dagegen diesen Gegenstand ganz anders aufgefafst und demselben eine ganz verschiedene Deutung gegeben.\nDem scharf\u00e4ugigen Leeuwenhoeck konnten diese Gebilde am Holze der Eichen, wo sie so ausgezeichnet sch\u00f6n","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"255\nsind, nicht entgehen, und er sagt *) von ihnen : \u201eFig. 2. EEE, sunt adrnodum magna sursum tendentia vasa, singulis annis in hoc ligno tempore verno provenientia, inci-piente ipsius accremento haec vasa intrinsecus repleta sunt vesiculis quibusdam, compositis ex tenuissimis membranu-lis, quaeque hic in uno majorum vasorum oblongorum in fig. 3. Ap. LK1M designatin'.\u201c Auch in der Ulme hat Leeuwenhoeck diese Blasen in den get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren beobachtet, doch kommen sie hier nur sehr selten, im Eichenholze dagegen fast immer vor. Auch Hr. Mirbel**) hat diese Gebilde bei der Ulme beobachtet; er fand im Holze dieses Baumes sehr grofse get\u00fcpfelte Spiralr\u00f6hreiq welche er auf Tab. 1. mit aufserordentlich sch\u00f6nen Zeichnungen in vertikaler und in horizontaler Ansicht dargestellt hat, und sie \u201egros vaisseaux cribl\u00e9s\u201c nennt.\nWenn man das Holz der Eichen mit einem scharfen Instrumente quer durchschneidet, so bemerkt man schon mit blofsem Auge kleine Oeffnungen, welche in regelm\u00e4-fsigen Kreisen, jedesmal der inneren Lage des Jahresringes entsprechend, gestellt sind. Diese Oeffnungen sind die Durchschnitte von sehr grofsen get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren, welche der ganzen L\u00e4nge nach durch das Holz verlaufen und auf den Spaltungsfl\u00e4chen des Holzes zu verfolgen sind. Die Durchschnitte dieser Spiralr\u00f6hren sind mehr oder weniger elliptisch oder vollkommen rund, und unmittelbar neben der Wand der R\u00f6hre sind die festen und kurzen Pleurenchym-Zellen zu finden, welche die feste Substanz des Holzes bilden; auf denjenigen Seiten, welche den Markstrahlen zu gelegen sind, findet man dagegen die schmalen aber langen Markstrahlen-Zellen unmittelbar an der Wand der R\u00f6hre verlaufend und meistentheils darauf Eindr\u00fccke zur\u00fccklassend. Die get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren von geringerer Gr\u00f6fse findet man dagegen in der \u00e4ufseren Schicht eines jeden Jahrringes des Eichenholzes, und diese\n*) Opera omnia. 1722. T. 1. pag. 14.\n**) M\u00e9m. du Mus. Tom. XVJ.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nsind meistens nur y\u00f6 bis -^V so gr\u00b0fg> als die grofsen R\u00f6hren, welche jedoch, ebenfalls erst mit vorschreitendem Alter eine so aufserordentliche Gr\u00f6fse erlangen; in zwei-, r drei- und f\u00fcnfj\u00e4hrigen Eichenst\u00e4mmehen sind die Oeffnun-gen dieser get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren noch nicht mit blofsem Auge zu sehen.\nWas nun den zelligen Inhalt dieser R\u00f6hren anbetrifft, so ist derselbe, wie ich mich gegenw\u00e4rtig \u00fcberzeugt habe, in verschiedenen B\u00e4umen und an verschiedenen Stellen einer und derselben Spiralr\u00f6hre gar sehr verschieden. In den ersten Jahren findet man oftmals sehr regelm\u00e4fsiges Parenchym, welches die H\u00f6hlung dieser get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren f\u00fcllt; in der R\u00f6hre eines Stammes fand ich 10 bis 15 Zellen, welche dieselbe in der Breiten-Dimension ausf\u00fcllten und auf dem Querschnitte als vier-, f\u00fcnf- und sechsseitige Zellen zu Gesicht kamen. In anderen F\u00e4llen fan- -den sich nur drei und vier solcher Zellen, welche die Oeff-nung der durchschnittenen R\u00f6hre ausf\u00fcllten, und in alten, ganz ausgewachsenen St\u00e4mmen fanden sich meistens nur zwei solcher Zellen neben einander liegend, ja in sehr vielen F\u00e4llen wird die ganze Oeffnung mit einer einzelnen Zelle gef\u00fcllt, und diese ist dann immer sehr regelm\u00e4fsig rund oder ellipsoidisch. Mit H\u00fclfe einer Loupe kann man diese blasenf\u00f6rmigen Zellen aus der Rinne der ! gespaltenen Spiralr\u00f6hren entfernen, und man \u00fcberzeugt sich alsdann, dafs diese blasenf\u00f6rmigen Zellen weder unter sich, noch mit der umschliefsenden Spiralr\u00f6hrenwand in einer innigen Verbindung stehen, sondern nur noch \\ ganz lose derselben anliegen. Da diese Blasen in dem jungen Eichenholze noch in Form polyedrischer Parenchym-Zellen auftreten, und genau neben einander liegen, so m\u00fcssen sich dieselben, in Folge der grofsen Ausdeh- 4 nung der R\u00f6hre, mit vorschreitendem Alter von einander trennen, und zuletzt liegen sie oftmals einzeln und ganz frei in der R\u00f6hre, und zeigen auf ihrer ziemlich festen Zellenmembran kleine runde oder elliptische Flecken, wel-","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"257\nche man vielleicht ebenfalls f\u00fcr T\u00fcpfel oder verd\u00fcnnte Stellen ansehen kann.\nHr. Schultz *) war der erste Botaniker, welcher diese grofsen, mit Zellen gef\u00fcllten R\u00f6hren des Eichenholzes nicht f\u00fcr metamorphosirte Spiralr\u00f6hren, oder \u00fcberhaupt f als gar nicht zu den Spiralr\u00f6hren geh\u00f6rig erkl\u00e4rte, und hierin bin ich selbst in meiner Phytotomie gefolgt; ich hielt dieselben f\u00fcr lange Kan\u00e4le, welche mit Zellengewebe gef\u00fcllt w\u00e4ren, beschr\u00e4nkte indessen ihr Vor-\n*\tkommen ganz allein auf das Eichenholz. Auch Herr G. W. Bischoff**) hat jene irrige Darstellung dieses Gegenstandes ganz nach Hrn. Schultz Ansicht aufgenommen, doch mufs man sich wundern, dafs Hr. Treviranus in sei-\nj ner Physiologie der Gew\u00e4chse, wo die Fehler der Phyto-tomen zahlreich aufgef\u00fchrt sind, nicht auch diesen nachgewiesen hat.\nWenn man ..das Eichenholz durch Querschnitte und L\u00e4ngenschnitte vermittelst des Mikroskopes untersucht, so kommt man in der That nicht leicht zur Erkenntnifs der Structur jener grofsen R\u00f6hren; man erkennt sie aber sehr bald, wenn man diese gespaltenen R\u00f6hren mit der ^ Loupe untersucht. Es ist gar nicht schwer die feine get\u00fcpfelte Membran abzuziehen, welche die ganze Wand der R\u00f6hre ausf\u00fcllt und die get\u00fcpfelte Spiralr\u00f6hre darstellt, so dafs \u00fcber die eigentliche Bedeutung dieser grofsen R\u00f6hren gar kein Zweifel mehr Vorkommen kann. Dergleichen Zellen und Blasen, wie sie in diesen grofsen R\u00f6hren des Eichenholzes Vorkommen, sind nun auch dann und wann in den Spiralr\u00f6hren anderer Pflanzen zu finden, wenngleich\n*\tniemals so h\u00e4ufig als bei der Eiche; nur das Teckholz zeigte eine \u00e4hnliche Structur wie das Eichenholz. Herr Molil ***) hat solche Bl\u00e4schen auch in den get\u00fcpfelten R\u00f6hren der Palmen gefunden, und ich habe sie sogar in\n*) Die Natur d. lebendigen Pflanze, pag. 456 etc.\n\u00a5*) De vera vasor. spiraliura struct. Bonnae 1829. 8m,\n\u00a5\u00a5\u00a5) De palm, struct, p. XII.\n17","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nden grofsen und einfachen, abrollbaren Spiralr\u00f6hren aus dem Bliithenschafte der Musa paradisiaca beobachtet, wo sie sehr grofs auftraten und in Form elliptischer Blasen der Reihe nach an einander gestellt waren.\nHerr Schultz stellte aufserdem die Ansicht auf, dafs alle diejenigen Organe in den Pflanzen, welche bisher unter dem Namen der punctirten oder por\u00f6sen Spiralr\u00f6hren bekannt waren, dafs diese nichts Anderes, als solche punc-tirte Zellen w\u00e4ren, wie sie an den grofsen R\u00f6hren des-Eichenholzes Vorkommen; er glaubte, dafs diese Zellen Luft enthalten, und sie wurden daher Luftzellen genannt. Aufser diesen, bei den Eichen vorkommenden und im vorhergehenden Paragraphen ausf\u00fchrlich beschriebenen get\u00fcpfelten R\u00f6hren, waren es die grofsen Spiralr\u00f6hren im Stengel der Cucumis- und Cucurbita-Arten, welche Hrn. Schultz zu jener Ansicht verleiteten. Hier sind n\u00e4mlich diese R\u00f6hren sehr h\u00e4ufig mit get\u00fcpfelten Zellen umgeben und mit diesen genau verwachsen; bei der Maceration erhalten sie sich lange Zeit und werden mit den R\u00f6hren zusammen aus der Masse getrennt, wodurch man glauben k\u00f6nnte, dafs das Ganze aus solchen Zellen zusammengesetzt ist. Wenn man aber diese R\u00f6hren unter dem einfachen Mikroskope der L\u00e4nge nach durchschneidet, so wird man die darin liegende Spiralr\u00f6hre erkennen, welche zuweilen noch unverwachsen, meistens aber get\u00fcpfelt ist, sich jedoch gar nicht selten in Form des spiralf\u00f6rmigen Bandes abrollen l\u00e4fst.\nHerr Kieser hat auch im Inneren dieser get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren der K\u00fcrbis-Pflanze solche Bl\u00e4schen beobachtet, wie sie bei den Eichen gew\u00f6hnlich Vorkommen, und er hat dieselben in Fig. 36. Tab. IV. seines vortrefflichen Werks abgebildet; aber auch hier mufs ihr Vorkommen sehr selten sein, denn mir kamen sie noch nicht zu Gesicht.","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"259\nZweites Buch.\nUeber den Bau und das Vorkommen der Respirations- und\nSecretions - Beh\u00e4lter.\nAchtes Capiteh\nL Das Respirations - Sjstem in den Pflanzen.\nBei der Aneinanderlagerung der Zellen zum Gewebe . der Pflanzen bleiben bin und wieder verschieden geformte I R\u00e4ume zur\u00fcck, welche meistens in Form von Kan\u00e4len an den Kanten der Zellenw\u00e4nde verlaufen, und durch die W\u00e4nde der aneinander stofsenden Zellen eingeschlossen werden. Man nennt dergleichen Kan\u00e4le: Intercellularg\u00e4nge (meatus seu ductus intercellulares), und von ihnen ist vor Allem zu bemerken, dafs sie keine eigenen W\u00e4nde besitzen, sondern durch die W\u00e4nde der angrenzenden Zellen dargestellt werden. Damit man sich sofort einen richtigen f Begriff von dem Dasein der Intercellularg\u00e4nge mache, verweise ich auf die Darstellung des Querschnittes aus dem Stengel der Cycas revoluta in Fig. 4. Tab. I., wo die dreieckigen Zwischenr\u00e4ume c, c, c und d die querdurch--t schnittenen Intercellularg\u00e4nge andeuten, welche hier immer zwischen den neben einander liegenden Zellen auftreten. Je nachdem die Zahl und die Form der Zellen verschieden ist, welche die Intercellularg\u00e4nge darstellen, je nachdem - mufs auch die Form dieser G\u00e4nge verschieden sein; so beobachtet man dieselben bei a und b Fig. 6 Tab. I. vierseitig, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen, wie bei c ebendaselbst, nur dreiseitig sind. Drei Zellen sind eigentlich zur Bildung eines Intercellularganges durchaus n\u00f6thig; wahre Intercellularg\u00e4nge treten wohl nicht zwischen zwei neben einander gelagerten Zellen auf.\nDie Intercellularg\u00e4nge kommen \u00fcberall in den Pflan-\n47*","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nzen vor, wo das Ge web 6 derselben nicht ganz dicht ist d. h. wie z. B. bei dem Zellgewebe, wo die Zellen nicht . mit den ganzen Fl\u00e4chen ihrer W\u00e4nde und Kanten vereinigt sind. Im Merenchym, wo die Zellen kugelf\u00f6rmig oder elliptisch sind, da sind auch die Intercellularg\u00e4nge ganz gew\u00f6hnlich und sehr grofs, weil bei der Aneinanderlagerung solcher sph\u00e4rischen Zellen immer Zwischenr\u00e4ume \u00fcbrig bleiben m\u00fcssen. Im parenchymatischen Zellengewebe sind die Intercellularg\u00e4nge ebenfalls sehr allgemein? am gr\u00f6fsten und meistens aus dreieckigen Kan\u00e4len bestehend, findet man dieselben im cylindrischen Parenchym, _ doch kommen sie auch bei den anderen Arten des Parenchyms vor, wenn das Gewebe der Pflanze sehr zart und saftig ist. Macht man zarte Querschnitte aus dem Stengel der Vicia Faba, Helleborus foetidus, von Solanum tubero-sum, Orchis latifolia, Ornithogalum nutans u. dgl. m., so \" wird man mehr oder weniger grofse und meistens dreieckig geformte Durchschnitte der Intercellularg\u00e4nge beobachten ; sie erscheinen gew\u00f6hnlich als dunkele, stark schat-tirte R\u00e4ume, und dieser Schatten wird durch die Luft (in Folge verschiedenartiger Strahlenbrechung) veranlafst, welche in den Intercellularg\u00e4ngen enthalten ist. Untersucht man z. B. das Zellengewebe aus dem Stengel der Vicia ^ Faba auf L\u00e4ngenschnitten, so kann man die langen Inter-\u2019 cellularg\u00e4nge, welche den Kanten der Zellen entlang laufen, meistens nur durch die starke Schattirung erkennen, welche durch die darin enthaltene Luft verursacht wird, und hiebei erkennt man auch, dafs die grofse Menge1 dieser G\u00e4nge unter sich in offener Communication stehen. Sowohl im Stengel der genannten Pflanze, wie in dem Gewebe der Agave-Bl\u00e4tter, wird man bei dieser Untersuchung der Intercellularg\u00e4nge nach L\u00e4ngenschnitten dann und wann bemerken, dafs die G\u00e4nge nicht immer, ihrer ganzen L\u00e4nge nach, mit Luft gef\u00fcllt sind, sondern zum Theil auch Fl\u00fcssigkeiten von eben derselben Durchsichtigkeit als der Zellensaft f\u00fchren, doch wahrscheinlich ist schon die","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"261\nFl\u00fcssigkeit nach dem Durchschneiden der Intercellularg\u00e4nge mehr oder weniger tief eingedrungen.\nIn sehr festem und straffem Zellengewebe sind die lntercellularg\u00e4nge entweder sehr klein, oder sie fehlen fast ganz und gar. So sind die Zellen, welche die Epidermis t der Pflanzen bildet, in ihrer seitlichen Verbindung so innig, dafs keine Spur von Intercellularg\u00e4ngen darin zu beobachten ist, was ganz besonders auf Vertikalschnitten, wie in Fig. 1. 2. und 3. Tab. V. sehr deutlich zu sehen ist.\n*\tDie sogenannten lymphatischen Gef\u00e4fse, welche man zwischen den Zellen der Epidermis beobachtet haben wollte, sollten die lntercellularg\u00e4nge in der \u00e4ufseren Zellenschicht sein; sie sind jedoch nicht vorhanden. In dem sternf\u00f6r-\n| migen oder strahligen Zellengewebe sind die Intercellularg\u00e4nge durch die eigenth\u00fcmliche Stellung der Strahlen sehr grofs und eigenth\u00fcmlich geformt, wor\u00fcber in der Folge noch gehandelt werden wird, und man hat auch f\u00fcr diesen Fall die Benennung: Interstitia cellularum gegeben.\nSchon zwischen den prismatischen langgestreckten Zellen, welche in der N\u00e4he der Spiralr\u00f6hren liegen, kommen die lntercellularg\u00e4nge nur sehr selten vor, aber zwi-^ sehen den Zellen des Prosenchynrs, so wie zwischen den Zellen des Pleurenchynfls, da fehlen sie g\u00e4nzlich, indem hier die regelm\u00e4fsig geformten Zellen gegenseitig mit ihren ganzen Fl\u00e4chen und Kanten innig verwachsen sind.\nSchon aus dem, im Vorhergehenden Vorgetragenen geht deutlich hervor, dafs die Intercellular-G\u00e4nge nicht in allen Theilen der Pflanze Vorkommen, sondern dafs sie gewissen Theilen derselben vorz\u00fcglich angeh\u00f6ren, w\u00e4hrend\n*\tsie in anderen, wo ein festeres Gewebe auftritt, ganz und gar fehlen. Ja in einer und derselben Art von Parenchym k\u00f6nnen lntercellularg\u00e4nge in grofser Anzahl Vorkommen, w\u00e4hrend sie an anderen Stellen dieses Gewebes, wo die Zellen inniger mit einander verbunden sind, mehr\n; oder weniger ganz fehlen.\nDas Vorkommen dieser lntercellularg\u00e4nge, welche die Parenchym-Zellen im Inneren der Pflanze begleiten, oder","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\ngleichsam rund um dieselben gelegen sind, scheint bei n\u00e4herer Betrachtung von hoher Wichtigkeit zu sein, ja die Vermuthung m\u00f6chte dadurch noch mehr best\u00e4rkt werden, -dafs die Prosenchym- und Pleurenchym-Zellen ohne dergleichen umschliefsende Luftkan\u00e4le Vorkommen, da diese letzteren Zellen, wie wir es vorhin nachgewiesen haben, auch nur zum Fortfiihren der rohen S\u00e4fte dienen, w\u00e4hrend die Parenchym-Zellen jene rohen S\u00e4fte organisiren, und * den Ueberschufs aushauchen.\nSeitdem das Dasein der Intercellolarg\u00e4nge deutlich nachgewiesen worden war, waren fast alle Phytotomen der Ansicht, dafs diese IntercelJularg\u00e4nge zur Fortf\u00fchrung des Nahrungssaftes dienen, eine Meinung, welche zuerst von Hedwig, und ganz besonders von Hrn. L. Treviranus aufgestellt wurde. Auch Hr. Kieser *) wies nach, wie auf diesem Wege der Nahrungssaft nach allen Richtungen hin -bewegt werden k\u00f6nnte. In neuerer Zeit hat haupts\u00e4chlich Hr. De Candolle **) zu zeigen gesucht, dafs sich der Nahrungssaft der Pflanzen in den Intercellularg\u00e4ngen bewege, eine Meinung, welche \u00fcbrigens fast alle Botaniker theilten, welche die Spiralr\u00f6hren der Pflanzen f\u00fcr Luftgef\u00e4fse hielten. Sehr treffend bemerkt hiergegen Hr. Link ***), dafs der Nahrungssaft, der doch ganz besonders reich im Holzk\u00f6rper der Pflanzen aufsteige, andere G\u00e4nge einneh- \u00ce men m\u00fcsse, da die Intercellularg\u00e4nge, wie selbst Hr. De Candolle zugiebt, in dem Holzk\u00f6rper selten oder gar nicht zu bemerken sind.\nMit Anwendung der neuen guten, besonders der achro- * matischen Instrumente, ist es indessen sehr leicht zu erkennen, dafs in den Intercellularg\u00e4ngen wirklich Luft vorhanden ist, eine Meinung, welche zuerst Hr. Amici ausge-spiochen hat, und seitdem haben auch die Herren Unger, * Mold und Link diese Ansicht vertheidigt, zu welcher auch\n\u00a5) Phyto norme p. 209.\n**) Organ. 1. p. 20. 28. und Physiolog. 1. Cap. 3.\n) S. dessen neue Ausgabe der Philosophra botamra J. pag. 115.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"263\nich durch Beobachtungen mit guten Instrumenten gelangt bin. Auch Hr. Treviranus hat seine Ansicht \u00fcber diesen Gegenstand ge\u00e4ndert, und ist jetzt ebenfalls der Meinung, dafs die Interceilularg\u00e4nge Luft f\u00fchren.\nMan hat, besonders in fr\u00fcheren Jahren, das Vorkom-' men verschiedener fester Stoffe in den Intercellularg\u00e4ngen beobachten wollen; so sollten die feinen spiefsigen Kry-stalle, wor\u00fcber pag. 233. die Rede war, ebenfalls in den Intercellularg\u00e4ngen vorhanden sein, was von Rudolphi,\n*\tSprengel, De Candolle, Kieser und fast von allen anderen Phytotomen, neuerlichst noch von Hrn. Treviranus behauptet worden ist, obgleich es durchaus nicht der Fall ist.\nAndere Phytotomen haben eine grumose Masse in | den Intercellarg\u00e4ngen zu beobachten geglaubt; Hr. Kieser giebt kleine K\u00fcgelchen an, welche in ihnen Vorkommen sollen, doch habe ich diese Angaben niemals zu best\u00e4tigen Gelegenheit gehabt. Wahrscheinlich hatte man in solchen F\u00e4llen, wo man dergleichen Stoffe in den Intercellularg\u00e4ngen zu beobachten glaubte, ganz andere Gebilde, n\u00e4mlich die Milchsaft- oder Lebenssaft-Gef\u00e4fse vor sich, deren eigene Membranen nicht immer so leicht zu erkennen sind. ^ Zwischen den feinen Intercellularg\u00e4ngen und den gro-fsen Luftkan\u00e4len und L\u00fccken der Pflanzen, welche als Luftbeh\u00e4lter in den Pflanzen auftreten, finden so viele Uebergangsstufen statt, dafs es sehr schwer f\u00e4llt, diese Luft-f\u00fchrenden Raume ihrer Form nach zu characterisi-ren. Eine sehr auffallende Verschiedenheit erkennt man zwischen den Intercellularg\u00e4ngen des Stengels und zwischen denen der Bl\u00e4tter und aller blattartigen Organe;\n*\thier sind sie gr\u00f6fser als im Gewebe des Stengels, und un-regelm\u00e4fsig nach allen Richtungen hin verlaufend, da die Zellen daselbst mehr sph\u00e4risch sind und meistens nur in einer sehr lockeren Verbindung stehen, oft sogar mehr oder weniger weit von einander getrennt auftreten. Auf diese\n- Weise erhalten die Interceilularg\u00e4nge eine sehr unregel-m\u00e4fsigeForm, sie sind bald grofs, bald klein, bald h\u00f6hlenartig, bald wieder kanalartig. Am bemerkenswerthen ist","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\njedoch die offene Communication, in welcher diese Intercellularg\u00e4nge des Merenehyms der Bl\u00e4tter mit den sogenannten Athemh\u00f6hlen stehen, welche sich in den h\u00e4ufigsten F\u00e4llen unmittelbar unter den Hautdr\u00fcsen befinden und oftmals sehr grofs sind.\nDiese Lufth\u00f6hlen, welche unmittelbar unter den Hautdr\u00fcsen der meisten Pflanzen gelegen sind, stehen zwar mit den Intercellularg\u00e4ngen in der offensten Verbindung, doch ihre Form und ihr Vorkommen ist so verschiedenartig, dafs sie eine n\u00e4here Darstellung verdienen. Schon in den Fig. 1. 2. und 3. Tab. V. kann man dicht unter den vertikal durchschnittenen Hautdr\u00fcsen mehr oder weniger grofse leere R\u00e4ume bemerken, welche nichts Anderes, als jene H\u00f6hlen sind, welche neuerlichst Herr Unger*) mit dem Namen der Athemh\u00f6hlen belegt hat. In Fig. 18. Tab. III. ist, auf dem Querschnitte aus dem Blatte der Pleurothallis ruscifolia, jene H\u00f6hle, unter der Hautdr\u00fcse, ihrem ganzen Umfange nach dargestellt. Verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig sehr grofs sind diese H\u00f6hlen in solchen F\u00e4llen, wo ein \u00e4hnlicher Bau der Hautdr\u00fcsen und der angrenzenden Epi-dermis-Zellen vorkommt, wie bei den Tradescantien und Begonien, was man schon an den Querschnitten in Fig. 12. 13. und 14. Tab. V. aus ersteren Pflanzen wahrnehmen kann. In solchen F\u00e4llen, wo die Hautdr\u00fcsen rosettenf\u00f6rmig zusammengruppirt sind, wie auf den Bl\u00e4ttern der Begonien, da ist diese H\u00f6hle, dicht unter der Epidermis, f\u00fcr alle Hautdr\u00fcsen einer solchen Gruppe gleichsam zusammengeflossen und gew\u00f6hnlich, wie in Begonia nitida (Tab. V. Fig. 5.), nur durch eine, oder h\u00f6chstens durch einige Zellen-Reihen, von den angrenzenden gro-fsen Lufth\u00f6hlen getrennt. Bei Saxifraga sarmentosa, wo auf der unteren Fl\u00e4che der Bl\u00e4tter die Hautdr\u00fcsen ebenfalls rosettenartig gelagert sind, da erscheint statt der grofsen Athemh\u00f6hle wie bei den Begonien, eine Masse von sehr lockerem Parenchym, welches nach allen Richtungen\n\u2019) Die Exantheme etc, pag. 43.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"265\nhin stark mit sehr erweiterten Intercellularg\u00e4ngen durchzogen ist. Wie ich es indessen schon fr\u00fcher behauptet habe, so mufs ich es auch hier wiederholen, dafs nicht alle Pflanzen dergleichen Athemh\u00f6hlen unter den Hautdr\u00fcsen aufzuweisen haben. Auf der oberen Blattfl\u00e4che der Nym-phaea alba und lutea, in den Bl\u00e4ttern vieler Myrtaceen *) und bei vielen anderen Pflanzen ist auch keine Spur von diesen Lufth\u00f6hlen unter den Hautdr\u00fcsen zu beobachten, und dennoch verrichten auch diese Pflanzen den sogenannten Athmungs-Prozefs.\nDie Athemh\u00f6hlen der Pflanzen waren theilweise schon mehreren fr\u00fcheren Phytotomen bekannt, doch legten dieselben noch keinen so hohen Werth auf diese Erscheinung, wie man gegenw\u00e4rtig anzunehmen gen\u00f6thigt wird. Auch Herr Amici hatte diese mit Luft gef\u00fcllten H\u00f6hlen beobachtet und nannte sie ovale Luftbeh\u00e4lter, in deren Mitte die Hautdr\u00fcse, gleichsam ein Beutel, gelegen sei, der sich durch einen Schliefsmuskel, je nach den Umst\u00e4nden bald schliefst, bald \u00f6ffnet.\nDiese Athemh\u00f6hlen, sagt Herr Unger **), stehen nicht nur durch- erweiterte und luftf\u00fchrende Intercellularg\u00e4nge gr\u00f6fstentheils untereinander, sondern selbst mit den L\u00fccken und Luftg\u00e4ngen der \u00fcbrigen Theile des Gew\u00e4chses in Verbindung, so dafs also durch diese Organisation ersichtlich ist, wie die Gemeinschaft der atmosph\u00e4rischen Luft selbst bis zu den innersten Theilen einer Pflanze stattfindet. Eine solche offene Communication, welche ich fr\u00fcher zu bezweifeln suchte, habe ich auch gegenw\u00e4rtig nur bei wenigen Pflanzen beobachten k\u00f6nnen, wenn auch Hr. Unger sich bem\u00fcht hat, das Irrige dieser Angabe nachzuweisen. Aber leicht ist es zu beobachten, dafs die Athemh\u00f6hlen, wo dergleichen Vorkommen, mit den erweiterten und ganz mit Luft gef\u00fcllten Intercellularg\u00e4ngen, welche\nS. die Abbildung eines Querschnittes aus dem Blatte von Melaleuca salicifolia in Fig. 4. Tab. Y., wo d die Hautdr\u00fcse ist.\n**) 1. c. p. 44.","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nin dem Merenchym und Parenchym auftreten, in offener Verbindung stehen. Das Zellengewebe, welches jene Lufth\u00f6hlen bildet, und gleichsam auch die erweiterten Intercellularg\u00e4nge darstellt, zeigt im Uebrigen nicht selten eine so innige Verbindung, dafs ich in den W\u00e4nden dieser G\u00e4nge keine Intercellularg\u00e4nge zwischen denjenigen Zellen beobachten kann, welche jene W\u00e4nde bilden. Ueberall bemerkt man hier, dafs die Zellen, rund um die Luft-f\u00fchrenden H\u00f6hlungen herum, sehr dicht verwachsen sind und keine Intercellularg\u00e4nge zeigen. Macht man die Schnitte in verschiedenen Richtungen, so findet man zwar verschie-den gestaltete Lufth\u00f6hlen und Luftg\u00e4nge im Diachym der Bl\u00e4tter aber Intercellularg\u00e4nge, welche zwischen den Zellen dieser W\u00e4nde liegen und mit den H\u00f6hlen in Communication stehen, habe ich doch niemals beobachten k\u00f6nnen. Zwar meint Herr Unger, dafs aus solchen Beobachtungen * noch immer nicht zu folgern ist, dafs die Intercellularg\u00e4nge mit jenen H\u00f6hlen nicht in Verbindung st\u00e4nden.\nAuf welche Weise ist aber Herr Unger zu der Ueber-zeugung gekommen, dafs die Intercellularg\u00e4nge mit den H\u00f6hlen und Athemh\u00f6hlen in der Blattsubstanz und in allen denjenigen Theilen, welche der Respiration vorstehen, in offener Verbindung stehen? Die Beobachtung, welche ich vorhin angef\u00fchrt habe, die auch nicht bestrit- I ten wird zeigt, wie es scheint, das Gegentheil. Es ist mir wahrscheinlicher, dafs die wirklichen Intercellularg\u00e4nge der Pflanzen ein eben so geschlossenes System bilden, wie das System der Luftg\u00e4nge im Inneren derjenigen Gew\u00e4chse, * welche ganz unter Wasser wachsen; diese Pflanzen haben in ihrem sehr fest vereinigten Zellengewebe nur selten eine Spur von Intercellularg\u00e4ngen aufzuweisen. Das ganze System der H\u00f6hlen und h\u00f6hlenartigen Kan\u00e4le, welches das Gewebe der Bl\u00e4tter durchzieht, und sich bei vielen\nPflanzen in den Stengel und in andere Theile derselben\n:\nhineinzieht, m\u00f6chte ich f\u00fcr getrennt von den wirklichen Intercellularg\u00e4ngen betrachten, obgleich sie selbst, wie die Beobachtung nachweist, aus diesen entstehen. Dieses","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"267\nSystem von H\u00f6hlen und erweiterten Intercellularg\u00e4ngen in den Bl\u00e4ttern und den damit in Verbindung stehenden Theilen, m\u00f6chte es auch allein sein, welches durch die Spalt\u00f6ffnungen der Hautdr\u00fcsen mit der atmosph\u00e4rischen Luft in Verbindung steht, und auf diese Weise zur Respiration der Gew\u00e4chse dient. Die wirklichen Intercellularg\u00e4nge dagegen, so wie das System der Luftg\u00e4nge in den, g\u00e4nzlich unter Wasser wachsenden Pflanzen ; erhalten die Luft durch Scheidung aus der aufgenommenen rohen Nahrungsfl\u00fcssigkeit, so dafs diese Ausathmung oder Secretion der Luft als ein Akt der Nutrition, gleichsam als eine Correction derselben anzusehen ist, wie es k\u00fcrzlich auch einer der scharfsinnigsten Physiologen unserer Zeit angab. Ja es ist mir sehr wahrscheinlich, dafs die einzelnen Zellen, von eben denselben Gasarten zu einer anderen Zeit wieder aufnehmen, welche sie vorhin ausgehaucht, und in die Intercellularg\u00e4nge deponirt hatten. Zu diesem Zwecke scheint mir das System der Luftbeh\u00e4lter im Inneren der Wasserpflanzen, welche ganz unterWasser wachsen, so aufserordentlich ausgebildet zu sein. Wir wissen in Folge von Beobachtungen, dafs Pflanzen eine gewisse Gasart unter bestimmten Verh\u00e4ltnissen aushauchen, w\u00e4hrend sie dieselbe Gasart unter anderen Verh\u00e4ltnissen wieder einathmen; dasselbe geschieht, wie es mir scheint, bei der Absonderung und Aufh\u00e4ufung der Luft in den Luftg\u00e4ngen der Wasserpflanzen. Diejenigen Wasserpflanzen, welche ganz unter Wasser wachsen, haben immer ein fest verbundenes Zellengewebe, und die W\u00e4nde der Luftbeh\u00e4lter sind so dicht, dafs die Luft nicht durch Intercellularg\u00e4nge fortgef\u00fchrt werden kann, auch stehen diese Beh\u00e4lter durchaus in gar keiner offenen Communication mit der Oberfl\u00e4che der Pflanzen. Bei denjenigen Wasserpflanzen dagegen, welche nur in der Jugend unter Wasser wachsen, dann aber auf die Oberfl\u00e4che desselben kommen, da ist das System der Luftbeh\u00e4lter schon in der fr\u00fchesten Zeit vorhanden und die Respiration mag alsdann auf diese Weise erfolgen; sp\u00e4ter aber, wenn die Pflanze \u00fcber das","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nWasser kommt und mit der atmosph\u00e4rischen Luft in offener Verbindung tritt, dann geht eine Respiration anderer Art vor sich, indem eine offene Communication zwischen den Athemh\u00f6hlen und den Intercellularg\u00e4ngen der blattartigen Theile mit der atmosph\u00e4rischen Luft, durch die Hautdr\u00fcsen oder Spalt\u00f6ffnungen derselben vermittelt wird. Wir haben aber auch dergleichen Wasserpflanzen, welche auf der Oberfl\u00e4che des Wassers schwimmende Bl\u00e4tter zeigen, aber doch vermittelst der Spalt\u00f6ffnungen wenige oder gar keine offene Respiration mit der Atmosph\u00e4re unterhalten k\u00f6nnen, da die Spalt\u00f6ffnungen sehr klein und verwachsen mit den darunter liegenden Zellen auftreten, worin keine Athemh\u00f6hlen und keine erweiterten Intercellularg\u00e4nge Vorkommen; als solche nenne ich die Gattung Nymphaea, hier mag die Respiration durch die grofse Menge von Luftbeh\u00e4lter fortgehen, welche im Inneren dieser Pflanzen auftreten und in keiner offenen Communication mit der Atmosph\u00e4re stehen. Ich komme sp\u00e4ter auf die eigenthiimliche Structur zur\u00fcck, welche gleichsam als Erg\u00e4nzungsmittel bei den Nymphaeen auftritt.\nHerr Dutrochet hat die Beobachtung gemacht, dafs die Luft in den Luftbeh\u00e4ltern der Nymphaea lutea um so reicher an Sauerstoff ist, je n\u00e4her diese den Bl\u00e4ttern stehen; sp\u00e4ter hat er die Ansicht aufgestellt, dafs der Sauerstoff in den Bl\u00e4ttern, als den Respirationsorganen erzeugt, und vermittelst der Luftbeh\u00e4lter durch die ganze Pflanze getrieben werde. Indessen wir werden an einem anderen Orte dieses Buches nachweisen, dafs dieses nicht der l'ail sein m\u00f6chte.\nJV\u00e4here Betrachtung* der Organe ? welche die Respiration der Pflanzen vermitteln.\nDie vollkommenere Respiration der Pflanzen zeigt sich zun\u00e4chst in einer offenen Verbindung zwischen der Luft in den erweiterten Intercellularg\u00e4ngen, den Athemh\u00f6hlen und der Atmosph\u00e4re, und diese Communication","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"269\nwird durch eigent\u00fcmliche Organe bewirkt, welche in der Epidermis derjenigen Pflanzentheile sitzen, die der Respiration vorstehen.\nDie ganze Pflanze wird, wie wir es schon fr\u00fcher kennen gelernt haben, durch eine eigenthiimliche Haut umkleidet, welche als die \u00e4ufserste Zellenschicht der Pflanze anzusehen ist, und Epidermis genannt wird *).\nWenn man die Epidermis von jungen und saftigen Monocotyledonen, z. B> von den Bl\u00e4ttern junger Hyacin-then oder Iris-Arten u. s. w. abzieht, und dieselbe auf ihrer inneren Fl\u00e4che mit einem scharfschneidenden Instrumente recht vorsichtig schabt, oder der Maceration unterwirft, so erh\u00e4lt man nach der Zerst\u00f6rung der weichen W\u00e4nde der Epidermis-Zellen die sogenannte Cuticula zur\u00fcck, und in dieser wird man an gewissen Stellen mehr oder weniger runde Oeffnungen beobachten; welche zwischen den Zellen safsen und vorher, n\u00e4mlich im unverletzten Zustande, mit gewissen zelligen Organen ausgef\u00fcllt waren, welche den Namen der Spalt\u00f6ffnungen oder Hautdr\u00fcsen f\u00fchren.\nDieses Trennen der Spalt\u00f6ffnungen aus der Epidermis\n*\tist jedoch sehr schwer, und gelingt meistens nur bei sehr junger oder bei sehr dicker Epidermis; hier kann man den Schnitt so f\u00fchren, dafs man die Zellen der Spalt\u00f6ffnungen von den W\u00e4nden der Epidermis-Zellen trennen kann. Meistens zerreifst die Epidermis fr\u00fcher, ehe die Trennung der Hautdr\u00fcsen-Zellen mit dem Messer zu Stande kommt, doch durch Maceration gelingt es immer.\nAufser diesen L\u00f6chern, welche mit den Zellen der\n*\tSpalt\u00f6ffnungen geschlossen sind, hat die Epidermis der Pflanzen keine Oeffnungen aufzuweisen.\nDa die Spalt\u00f6ffnungen oder Hautdr\u00fcsen auf das Innigste mit der Epidermis verwachsen sind, so mufs man dieselben als integrirende Theile der Epidermis betrachten. Diese Gebilde, welche die Oeffnungen zwischen den Epi-\n*) S, Phytotomie, p. 87 etc.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\ndermis-Zellen schliefsen, aber niemals im Inneren der Epidermis-Zellen Vorkommen, wie es oftmals scheint, be- 4 stehen ans zwei halbmondf\u00f6rmigen oder sichelf\u00f6rmigen f Zellen, welche mit ihren concaven R\u00e4ndern gegen einander gestellt und mit den Enden dieser inneren R\u00e4nder genau verbunden sind. Nur der mittlere Theil der inneren R\u00e4nder bleibt unverwachsen und stellt die sogenannte r Spalt\u00f6ffnung dar; demnach mufs schon das ganze Organ, welches diese Spalt\u00f6ffnung aufzuweisen hat, eine andere Benennung erhalten, und ich habe daf\u00fcr in der Phytotomie den Namen Hautdr\u00fcse in Vorschlag gebracht, welcher 4 zuerst von Herrn Link gebraucht wurde. Auch Herr R. Brown hat diese Benennung beibehalten.\nOffenbar ist Grew *) als der Entdecker der Hautdr\u00fcsen anzusehen; er bildet dieselben, wenn auch sehr un- ^ vollkommen, aus verschiedenen Pflanzen ab und sagt, dafs sich die Oberhaut der Pflanzen ganz so verhalte, wie die der Thiere, indem sie n\u00e4mlich mit mehreren Oeffnungen versehen sei, welche zum besseren Durchg\u00e4nge der Fl\u00fcs- t sigkeiten bestimmt sind; auch bemerkt schon Grew, dafs besonders manche Th eile der Pflanzen mit diesen Poren oder Oeffnungen versehen sind. Malpighi hat diese Gebilde in der Epidermis der vollkommeneren Pfian- j, zen ganz \u00fcbersehen ; nur bei einer Marchantiacee, der Lu-naria Mich, hat er dieselben, wo sie ganz aufserordentlich grofs sind, bemerkt und h\u00f6chst unvollkommen abgebildet **).\nEr sagt von denselben, dafs sie gleichsam wie Dr\u00fcsen mit einer Oeffnung erscheinen, und es ist wohl nicht schwer l\u00e4 einzusehen, dafs Malpighi hiermit die Wall\u00f6ffnung und nicht die Spalt\u00f6ffnung dieser Organe gemeint hat. Ausf\u00fchrlicher hat Guettard ***) diese Organe beschrieben, er hielt dieselben f\u00fcr Dr\u00fcsen, welche der Oberhaut ansitzen und nannte sie glandes milliaires ; sp\u00e4ter hat man die Be-\n*) The anat. of pl. p, 153. Tab. XLVIII.\nS. Malpighi\u2019s Opera omnia. Lond. 1686. p. 50. Tab. XXVII.\n***) M\u00e9m. de l\u2019Acad, Roy. de Paris. 1745. pag. 268.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"271\nnennung in glandes miliaires oder hirsef\u00f6rmige Dr\u00fcsen (glandulae miliares) umgewandelt. Auch H. B. de Saussure *) beschreibt diese dr\u00fcsenartigen Gebilde und nennt sie glandes corticales, v. Gleichen und Hedwig gaben in ihren ber\u00fchmten Schriften die ersten besseren Abbildungen von den Hautdr\u00fcsen oder Spalt\u00f6ffnungen, und Com-paretti**) macht schon die Bemerkung, dafs die Spalt\u00f6ffnungen bei Tage offen stehen. Die Oeffnung in diesen Organen wollte Grew beobachtet haben, obgleich er eigentlich wohl nur diese Oeffnungen annahm, um der Haut den Durchgang der S\u00e4fte und der Luft zu erleichtern. Mit den damaligen Instrumenten konnte man hier\u00fcber wohl schwerlich zur Gewifsheit kommen, wor\u00fcber spater Mehreres mitgetheilt werden wird.\nNach den sch\u00f6nen Untersuchungen von Hedwig***), von Herrn Alexander v. Humboldt f) und von Krocker ff) erkannte man ganz allgemein, und ganz besonders in Deutschland, dafs die Hautdr\u00fcsen Oeffnungen in der Epidermis der Pflanzen w\u00e4ren, doch erhielten dieselben au-fs er ordentlich verschiedene Benennungen; so nannte sie Hedwig: Spiracula und Pori exhalantes, De Candolle fff) dagegen: Pores corticaux; Krocker nannte sie Rimae annu-latae, Mirbel: Pores along\u00e9es, ext\u00e9rieurs ff ff ) ou grands, De la M\u00e8therie: Glandes \u00e9pidermoidales. Sprengel nannte sie Spalt\u00f6ffnungen, Rudolphi und Moldenhawer nannten sie: Poren der Oberhaut und Herr Link belegte sie in seinen fr\u00fcheren Schriften mit dem Namen der Stomata,\n*) Obs. sur l\u2019ecorce de fev. G\u00e9n\u00e8ve, 1760. p. 21.\n**) Prodromi de fis. veg. pag. 5.\n***) Samml. zerstreut. Abhandl. pag. 116 etc. f) S. dessen geistreiche und reichhaltige Vorrede zu Fischer\u2019s Uebersetzung von Ingenhouss Schrift \u00fcber die Ern\u00e4hrung der Pflanzen, u. s. w.\nff) De plantarura epidermide. Halae, 1800. 8vo. fff) M\u00e9m. sur les pores de Pecorce des fevilles. 1797 im Bulletin des scienc. par le Soc. philom. Nro. 44. ffff) J\u00b0urnal de Phys. an. 9. pag. 217.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nwelche Benennung von den meisten franz\u00f6sischen Botani-kern, als von den Herren de Candolle, Ad. Brongniart und Mirbel beibehalten und in Stomates umgewandelt fc worden ist. Herr Link nannte diese Organe sp\u00e4ter wieder Hautdr\u00fcsen, und hierin bin ich gefolgt und zwar aus Gr\u00fcnden, welche sp\u00e4ter aufgef\u00fchrt werden sollen. Einige Botaniker, wie z. B. Herr R. Brown sind darin gefolgt, und da diese Benennung f\u00fcr diese Organe bei den meisten 4 \u00e4lteren Phytotomen wenigstens sehr \u00e4hnlich ist, so werde ich dieselbe auch in der Folge beibehalten. Einige andere Phytotomen nennen die Hautdr\u00fcse: Porus.\nDie Form der Hautdr\u00fcsen ist bei verschiedenen Pflanzen etwas verschieden, doch liegen diese Verschiedenheiten nur zwischen der runden und der ellipsoidischen Gestalt; sehr selten sie ganz vollkommen rund, meistens elliptisch und zwar bald mehr bald weniger l\u00e4nglich ellip- ^ tisch. Hautdr\u00fcsen, die als stumpfe Vierecke und Parallel-epipeden erscheinen sollen, wie Herr Treviranus noch neuerlichst angiebt, sind in der Natur nicht vorhanden, und die Ursache dieses Irrthumes wird sp\u00e4ter er\u00f6rtert < werden. Nach den sch\u00f6nen Abbildungen, welche Hedwig, Herr Alexander von Humboldt und Herr Krocker zu ihren Untersuchungen \u00fcber den Bau der Hautdr\u00fcsen mitgetheilt haben, geht schon hervor, dafs diese Organe stets aus S zwei Zellen bestehen, ja Jurine***) spricht dieses schon ganz bestimmt aus, was dann sp\u00e4ter auch fast von allen Phytotomen anerkannt worden ist. Ueberhaupt mufs ich hier die Bemerkung machen, dafs Jurine zuerst durch An- \u00ab Wendung der Querschnitte \u00fcber den Bau der Epidermis und deren Hautdr\u00fcsen den richtigen Aufschlufs gegeben hat; leider ist diese ausgezeichnete Arbeit von Jurine, der Seltenheit des 56sten Bandes des Journal de Physique * **) wegen, so ganz \u00fcbersehen worden. (Zu Berlin befindet\n\u00a5) Suppl. Prodr. flor. Novae Hollandiae. Londini, 1830.\n**) Physiologie der Gew\u00e4chse. I. pag. 463.\n\u00a5\u00a5\u00a5) Journ. de Phys. LVI, pag. 179.","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"273\nsich dieser Band gar nicht.) Die Resultate Jurine\u2019s stimmen im Allgemeinen ganz mit denen \u00fcberein, welche uns Herr Brongniart *) mitgetheilt hat, der uns wieder zuerst den wahren Bau des Oberh\u00e4utchens kennen lehrte. Bald darauf machten die Herren Mold**), Unger***) und H. Krocker -j-) ihre vielseitigen Untersuchungen \u00fcber diesen Gegenstand bekannt, und gegenw\u00e4rtig herrscht sowohl \u00fcber den Bau der Epidermis, als \u00fcber die Structur der Hautdr\u00fcsen meistens nur eine und dieselbe Ansicht, was in der Pflanzen-Anatomie wohl der beste Beweis ist, dafs der Gegenstand richtig erkannt ist.\nDie Hautdr\u00fcsen werden durch zwei Zellen gebildet, welche mehr oder weniger halbmondf\u00f6rmig gestaltet und mit der abgeschnittenen Fl\u00e4che neben einander gestellt sind, so dafs sie zusammen eine mehr oder weniger eif\u00f6rmige Figur darstellen, ja zuweilen ist dieselbe fast kugelrund, w\u00e4hrend sie in anderen F\u00e4llen ganz l\u00e4nglich elliptisch ist. Es ist dieses zwar als sehr bekannt vorauszusetzen, doch habe ich auf beiliegender Tab. V. noch einige Abbildungen zur Erkl\u00e4rung beigef\u00fcgt. In Fig. 7. u. 8. finden sich Darstellungen zweier Hautdr\u00fcsen von der unteren Blattfl\u00e4che von Piper spurium; in Fig. 8. ist die Dr\u00fcse geschlossen und in Fig. 7. ist sie ge\u00f6ffnet. Die 420malige Vergr\u00f6fserung, wonach auch die Zeichnungen in Fig. 9-, 10. und 11 dargestellt sind, lassen die ganze Structur dieser Gebilde sehr leicht erkennen; aundb deuten die beiden Zellen, welche die Hautdr\u00fcse darstellen, sie enthalten in ihrem Inneren gr\u00fcngef\u00e4rbte Zellensaft-K\u00fcgelchen, welche in der Zeichnung ebenfalls angegeben sind. An den Linien, welche mit c, c bezeichnet sind,\n*) Rech. s. 1. fevilles. \u2014 Ann. des scienc. nat. T. XXI*\nlieber die Spalt\u00f6ffnungen auf den Bl\u00e4ttern der Proteaceen. \u2014 Nova acta Acad. C. L. C. nat. cur. Tom. XVI. pag. 788.\n***) Die Exantheme der Pflanzen u. s. w. Wien 1833. p. 37. \u2022{\u2022) De plantarum epidermide observationes. WVatislaviae 1833.\n48","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nstofsen beide Zellen a und b zusammen lind verbinden sich hier so fest, dafs man eher die Zellen zerreifst, als ^ sie aus dieser Vereinigung zu trennen, im Stande ist. j: Der dazwischen liegende Tlieil zeigt keine Verbindung, sondern die R\u00e4nder der beiden Zellen e und e sind so weit von einander abstehend, dafs sie die Oeffnung f zwischen sich lassen, und diese ist die sogenannte Spalt\u00f6ff- _ nunsr der Hautdr\u00fcse, weiche bis zu der neuesten Zeit von * Mehreren bestritten wurde, wozu offenbar die Anwendung schwacher Vergr\u00f6fserungen und minder guter Instrumente die Veranlassung gab. Diese Spalt\u00f6ffnung der Hautdr\u00fcsen ist indessen nicht immer so grofs und so deutlich zu sehen, ja in noch h\u00e4ufigeren F\u00e4llen ist sie gar nicht zu erkennen, wenn n\u00e4mlich die beiden Dr\u00fcsen-Zellen auf ihrer ganzen L\u00e4nge mit den beiden R\u00e4ndern nebeneinander liegen, wie dieses in Fig. 8. von eben derselben Pflanze und in Fig. -11. bei Tradescantia n. sp. zu sehen ist. In Fig. 8. sieht man die Linie d mitten durch den Raum laufen, welche in Fig. 7. die Spalt\u00f6ffnung darstellt, und diese Lime ist . die Fortsetzung der vereinigten R\u00e4nder der beiden Dr\u00fcsen-Zellen bei c und c. Die R\u00e4nder e und e in Fig. 8. sind die oberen R\u00e4nder der Seitenfl\u00e4chen dieser Dr\u00fcsen-Zellen, sie stehen auseinander, w\u00e4hrend sich die unteren R\u00e4nder dieser Seitenfl\u00e4chen nebeneinander gelegt haben, I und liiemit die Spalt\u00f6ffnung geschlossen ist. Diese Verbindung der beiden Zellenw\u00e4nde in den geschlossenen Hautdr\u00fcsen ist ein blofses Aneinanderliegen und daher auch sehr locker, so dafs man in gewissen F\u00e4llen, schon * durch blofsen Druck auf die Masse ein Oeffnen der Spalt\u00f6ffnungen und Hervortreten von Wasser bewirken kann, was mir an den halbfaulen Blattscheiden, welche den Stamm des Pisangs umgaben, \u00f6fters gelungen ist. Nimmt * man nun von einem solchen Stamme eine Blattscheide ab und untersucht die Hautdr\u00fcsen, welche daselbst in kleinen Vertiefungen liegen, so wird man ihre Spalte fast ganz allgemein geschlossen finden, dr\u00fcckt man aber mit einiger Gewalt vorher auf die ganze Masse, so treten aus","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"275\nallen den kleinen Gr\u00fcbchen, wo die Hautdr\u00fcsen sitzen, Wassertropfen hervor und die Dr\u00fcsen erscheinen dann ge\u00f6ffnet.\nZuweilen bemerkt man, dafs die Spalte, welche zwischen den beiden Zellen liegt, mit doppelten Linien ein-gefafst ist, wie z. B. in Fig. 9. und 10. Tab. V.; dieses wird offenbar durch die doppelten R\u00e4nder der inneren Kr\u00fcmmung der Hautdr\u00fcsen-Zellen veranlafst, wor\u00fcber gut gef\u00fchrte Vertikalschnitte geh\u00f6rigen Aufschlufs geben.\nDie Hautdr\u00fcsen sind immer mehr oder wenig-er brei-ter und l\u00e4nger, als es die Oeffnungen zwischen den Zellen der Epidermis sind, worin jene befestigt sind. Auf dem Vertikalschnitte, der durch die Epidermis-Zellen gef\u00fchrt ist, wird man bei den meisten Pflanzen beobachten, dafs die Oeffnung zwischen den Zellen schmaler, als die Dr\u00fcse ist, so dafs diese oftmals gleichsam nur in jene Oeffnung hineinragt und sich dann nach Unten weiter ausbreitet. Beobachtet man solche Hautdr\u00fcsen in ihrer horizontalen Lage, so erscheinen sie ganz anders, je nachdem man die Epidermis von Innen oder von Aufsen betrachtet, indem n\u00e4mlich bald die R\u00e4nder der Zellen von der darunter liegenden Hautdr\u00fcse gedeckt werden, bald werden diese von den R\u00e4ndern der angrenzenden Epidermis-Zellen gedeckt, was denn auch Veranlassung zu vielen Verwechselungen gegeben hat.\nIm Anf\u00e4nge des Abschnittes wurde schon bemerkt, dafs die Verbindung der beiden Zellen der Hautdr\u00fcsen, nicht im ganzen Verlaufe der inneren Zellenw\u00e4nde stattfinde; diese Verbindung geschieht aber auch nicht mit der ganzen Fl\u00e4che der inneren Seitenr\u00e4nder dieser Zellen, sondern sie erfolgt auf die Weise, dafs am oberen Theile der Seitenfl\u00e4chen eine kleine Vertiefung \u00fcbrig bleibt', wie bei den Hautdr\u00fcsen der weifsen Lilie, oder sie erfolgt mehr in der Mitte der Seitenfl\u00e4chen dieser Zellen und es bleibt oben und unten eine kleine Vertiefung, wie z. B. bei Agave lurida. H\u00e4ufig sind diese Zellen der Hautdr\u00fcse an ihren oberen R\u00e4ndern mit einander verwachsen, und\n18*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nnach Unten stehen sie weit auseinander, wie bei Zamia horrida, Crinum americanum, Scirpus palustris u. s. w.\nIn anderen F\u00e4llen verbinden sich dagegen diese Driisen-Zellen an ihrem unteren Rande und an ihrem oberen bleibt dagegen eine kleine Grube zur\u00fcck. Zu allen diesen Beispielen finden sich auf den Tafeln zu meiner Har-lemer Schrift die n\u00f6thigen Abbildungen nach Vertikal-schnitten.\nAuch sind jene kleinen Dr\u00fcsen-Zellen auf ihren inneren Seitenr\u00e4ndern, mit welchen sie sich gegenseitig verbinden, nicht ganz eben, sondern zuweilen am oberen \u25a0Rande etwas vertieft, doch ragt diese Ausschweifung des Randes nicht ganz bis zu den Enden der Zellen der Dr\u00fcse, was man z. B. auf guten Querschnitten aus den Bl\u00e4ttern der weifsen Lilie sehr gut sehen kann.\ti\nIn der Epidermis der zarten, saftigen und weichen Bl\u00e4tter findet man die Hautdr\u00fcsen so genau zwischen den Zellen der Epidermis liegend, dafs sie mit diesen ganz in einer Ebene gestellt sind; aber meistens liegen sie bei Bl\u00e4ttern von einer festen Substanz mehr oder weniger tiefer, als die Oberfl\u00e4che der \u00e4ufseren Wand der Epidermis-Zellen, und dadurch entsteht zwischen dieser eine Vertiefung oder ein Gr\u00fcbchen, in deren Tiefe die Haut- j dr\u00fcse gelegen ist, wovon man sich bei der Ansicht der Vertikalschnitte aus verschiedenen Pflanzen \u00fcberzeugen wird, welche z. B. aus Aloe intermedia (Tab. V. Fig. 1. u. 2.), aus Agave mexicana (Tab. V. Fig. 3.), aus Mela- f leuca salicifolia (Tab. V. Fig. 4.) auf beiliegenden Tafeln zu sehen sind.\nSehr h\u00e4ufig sind die R\u00e4nder der angrenzenden Epi-dermis-Zellen, welche die Oeffnung f\u00fcr die Aufnahme der Hautdr\u00fcsen bilden, rund um das Gr\u00fcbchen mehr oder weniger stark erhoben und bilden dadurch einen besondern Rand, welchen Herr Mohl in seiner sch\u00f6nen Abhandlung \u00fcber den Bau der Epidermis bei den Proteaceen etc. mit dem Namen eines Walles belegt hat. Dieser Wall, dessen \u00e4ufserer Rand sich meistens trichterf\u00f6rmig in die Tiefe","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"277\ndes Gr\u00fcbchen fortsetzt, ist zuweilen mehr oder weniger an seiner Oeffnung geschlossen, wie man es z. B. bei der Melaleuca salicifolia (Tab. V. Fig. 4.) und aus Aloe intermedia sehen kann, und diese Oeffnung nennt man nach Herrn Mohl: die Wall \u00d6ffnung, w\u00e4hrend die Hautdr\u00fcse, welche f ganz in der Tiefe des Gr\u00fcbchens liegt, in ihrer Mitte die Spalt\u00f6ffnung zeigt. Demnach sind die Wall\u00f6ffnung und die Spalt\u00f6ffnung nicht zu verwechseln, was allerdings fr\u00fcher und auch wohl noch in den neuesten Zeiten ge-* schehen ist, denn wenn man, wie Herr Treviranus thut, von viereckigen Spalt\u00f6ffnungen spricht, so hat mein statt der Spalt\u00f6ffnung nur die Wall\u00f6ffnung beobachtet.\nDie Tiefe und die Breite des Gr\u00fcbchens sind bei ver-| schiedenen Pflanzen ganz aufserordentlich verschieden und dadurch wird auch die Wall\u00f6ffnung bei der horizontalen Ansicht der Epidermis sehr verschieden geformt erscheinen. In der Darstellung eines Vertikalschnittes aus der Epidermis von Agave mexicana in Fig. 3. Tab. V. findet man die Grube mit g bezeichnet, und die Hervorragungen h, h sind die Durchschnitte des Wallrandes. Die beiden Zellen der Hautdr\u00fcse sind mit d, d bezeichnet und ganz f offen liegt hier die Spalt\u00f6ffnung dazwischen, welche hier noch etwas durch die her\u00fcberragenden R\u00e4nder der angrenzenden Zellen in n gedeckt wird. Auf den Bl\u00e4ttern der Cycas revoluta ist die Form des Walles noch niedlicher und sie zeigt auf der horizontalen Ansicht der Epidermis eine ganz runde Wall\u00f6ffnung. Die Grube mit dem Walle bildet hier einen vollkommen konischen H\u00fcgel, was nach Hrn. Mold bei den meisten Proteaceen vorkom-r men soll. (Es giebt indessen auch hier bedeutende Ausnahmen.) Bei Protea wird nach Hrn. Mold der Rand nur durch den Vorsprung der oberen dicken Zellenwand gebildet, ohne dafs die Zellenh\u00f6hle dabei Antheil nimmt. Bei der Zamia horrida ist das Gr\u00fcbchen, welches zur Hautdr\u00fcse - f\u00fchrt, sehr tief, aber so schmal, dafs es bei einem alten Blatte fast ganz geschlossen erscheint; dagegen ist das Gr\u00fcbchen bei den Hackeen ganz aufserordentlich grofs\n\u00ab","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nund sehr regelm\u00e4fsig gestaltet. Dagegen sehe man noch die Darstellung einiger F\u00e4lle, wo die Hautdr\u00fcse ganz in der oberen Fl\u00e4che der Epidermis-Zellen gelegen ist, wie ~ z. B. bei der Tradescantia discolor (Tab. V. Fig. 12.); in diesen F\u00e4llen pflegt sich durch die Vereinigung der beiden Hautdriisen-Zelien ein kleines Gr\u00fcbchen zu bilden, was durch die Ausschweifung der inneren R\u00e4nder dieser Zellen geschieht.\t*\nIn einigen selteneren F\u00e4llen tritt sogar die Hautdr\u00fcse \u00fcber die obere Fl\u00e4che der Epidermis hinaus, und dieses geschieht entweder durch blofse Spitzchen, welche sich aus der Membran der kleinen Zellchen erheben, wie auf den Bl\u00e4ttern von Crinum asiaticum ; oder auch dadurch, dafs sich der obere Theil der Dr\u00fcsen-Zellen \u00fcber die Fl\u00e4che der Epidermis erhebt, wie es zuweilen bei der Hoya carnosa zu sehen ist, auch bei einer, unter dem \u00ee Namen Crinum africanum vorkommenden Art dieses sch\u00f6nen Liliengew\u00e4chses, und aus dem Blatte von Pleurothal-lis ruscifolia in Fig. 18. Tab. III. dargestellt ist.\nBesteht die Epidermis aus zwei oder aus mehreren Zellenschichten, wor\u00fcber in der Phytotomie die Rede war, so pflegt die Hautdr\u00fcse gleichsam in der zweiten Zellenreihe zu liegen, und durch die ganze erste Zellenschicht setzt sich das Gr\u00fcbchen fort, welches zur Hautdr\u00fcse f\u00fchrt. | Man wird in den schon \u00f6fters angef\u00fchrten Abbildungen auf beiliegenden Tafeln hier\u00fcber Aufschlufs erhalten.\nGanz besondere Beachtung verdient es, dafs bei gewissen Pflanzen die Zellen der Epidermis, welche zun\u00e4chst * der Hautdr\u00fcse gelegen sind, zu diesen eine ganz eigen-thiimliche Stellung annehmen, wodurch oftmals die Erkennung der Structur der Dr\u00fcse sehr erschwert wird. Der bekannteste dieser F\u00e4lle ist der bei derTradescantia discolor; * derselbe Bau kommt jedoch bei allen Tradescantien, bald mehr bald weniger regelm\u00e4fsig vor. In Fig. 14. Tab. V. befindet sich eine Abbildung der Oberhaut von der \u00e4ufse-ren Blattfl\u00e4che der Tradescantia discolor, und zwar von der inneren Seite gesehen. Das Oblongum d d d d, wel-","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"279\nches unmittelbar \u00fcber der Hautdr\u00fcse gelegen ist, deutet die untere Begrenzung der Epidermis-Zellen, welche rund um die Hautdr\u00fcse mit ihren angrenzenden Zellen e, e etc. gelagert sind. In Fig. 6. Tab. III. meiner Phytotomie ist eine solche Hautdr\u00fcse mit den angrenzenden Zellen, von der \u00e4ufseren Fl\u00e4che gesehen dargestellt, daher liegt hier das Oblongum aaaa unter diesen Zeilen der Hautdr\u00fcse. Vergleicht man mit der Darstellung in Fig. 14. Tab. V. die Darstellung des Querschnittes, welcher quer durch die Hautdr\u00fcse ebenderselben Pflanze gef\u00fchrt und dicht daneben in Fig. 12. befindlich ist, so wird man die wahre Structur des Ganzen sogleich erkennen. Betrachtet man also das Ganze in der horizontalen Lage, so, dafs zuerst die \u00e4u-lsere Fl\u00e4che dieser Epidermis mit ihrer Hautdr\u00fcse in den Fokus kommt, und hebt man dann allm\u00e4lich das Ganze, so dafs endlich auch die unteren Punkte von den Linien d d in den Fokus kommen, so erscheint das regelm\u00e4fsige Oblongum, und von dieser Linie bis zur Linie d Fig. 12. verl\u00e4uft die Seitenwand der beiden zusammenstofsenden Zellen so sclireg, wie es die Linie d in Fig. 12. darstellt. Aus diesen Schnitten geht schon deutlich hervor, dafs die Hautdr\u00fcse der Tradescantia von jeder Seite mit einer kleineren Zelle (c und f Fig. 14.) eingefafst ist, w\u00e4hrend am oberen und am unteren Ende der Hautdr\u00fcse gr\u00f6fsere Zellen, n\u00e4mlich e und e gelegen sind. Macht man nun einen Querschnitt, welcher der L\u00e4nge nach durch die Hautdr\u00fcse geht, so erh\u00e4lt man ein Bild, wie das in Fig. 13. Die dunkele, mit K\u00fcgelchen gef\u00fcllte Zelle b ist hier die durchschnittene Dr\u00fcsen-Zelle, und c und c sind die zwei gr\u00f6fseren Zellen, welche an den Enden der Dr\u00fcse gelagert und in Fig. 14. mit e und e bezeichnet sind.\nAuf die eigenth\u00fcmliche Form der Epidermis-Zellen, welche zun\u00e4chst der Hautdr\u00fcse liegen, hat auch Herr Krocker jun. in seiner, schon mehrmals angef\u00fchrten Schrift bei verschiedenen Pflanzen aufmerksam gemacht, und man sehe hiezu die von ihm mitgetheilten Abbildungen. Z. B. aus der Epidermis von Sempervivum urbicum","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\n(Fig. 41. Tab. 3.), von Cotyledon arborescens (Fig. 47. Tab. III.) u. s. w. Aber ganz besonders abweichend von der regelm\u00e4fsigen Gestalt sind die Zellen, welche rund um die Hautdr\u00fcse bei Piper spurium *) und bei anderen Arten dieser Gattung gelegen sind, so wie auch fast allgemein auf der Epidermis der Bl\u00e4tter von Begonien**).\nDie Stellung der Hautdr\u00fcsen in der Epidermis der Pflanzen ist ganz aufserordentlich verschieden, und dieses findet nicht nur bei verschiedenen Pflanzen, sondern auch auf verschiedenen Theilen einer und derselben Pflanze statt, ja \u00f6fters ist die Stellung der Hautdr\u00fcsen auf der oberen und der unteren Blattfl\u00e4che ganz verschieden. Im Allgemeinen kann man sagen, dafs die Hautdr\u00fcsen bei den meisten Pflanzen ohne eine gewisse Ordnung, gleichsam un-regelm\u00e4fsig gestellt auftreten, und sie sind dann in ziemlich gleichen Entfernungen \u00fcber das ganze Diachym der Bl\u00e4tter verbreitet. Bei einer grofsen Anzahl von Pflanzen treten dagegen die Plautdr\u00fcsen in regelm\u00e4fsigen Reihen auf, und diese Reihen stehen parallel den Blattnerven, unmittelbar \u00fcber dem Parenchym des Blattes, w\u00e4hrend die Epidermis, welche unmittelbar \u00fcber Holzbtindel oder Bast-biindel verl\u00e4uft, keine Hautdr\u00fcsen aufzuweisen hat. Diese regelm\u00e4fsige Stellung der Hautdr\u00fcsen in parallel verlaufenden Reihen ist z. B. bei den Gr\u00e4sern ganz allgemein, so wie auch bei aufserordentlich vielen anderen Gattungen und Familien der Monocotyledonen mit \u00e4hnlich gestalteten Bl\u00e4ttern. Zuweilen verl\u00e4uft eine solche Reihe von Hautdr\u00fcsen ganz einzeln \u00fcber das Blatt hinweg, w\u00e4hrend wohl 10 und noch mehr Reihen von angrenzenden Epidermis-Zellen keine Hautdr\u00fcsen zeigen. In anderen F\u00e4llen dagegen stehen mehrere Reihen von Hautdr\u00fcsen fast dicht neben einander und dann kommt ein, fast eben so breiter Streifen von Epidermis ohne alle Hautdr\u00fcsen, wie z. B. bei Phormium tenax. Sehr auffallend ist es,\n*) S. Tab. Y. Fig. 7. und 8.\n**) S. Tab. V. Fig. 6.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"281\ndafs die Hautdr\u00fcsen auf den Blattern der Pinus-Arten ebenfalls in solchen regelm\u00e4fsigen Reihen auftreten, wie es zuerst von Grew *) und sp\u00e4ter von Herrn Kieser **) beobachtet worden ist. Bei den Gr\u00e4sern und den anderen Pflanzen, wo solche linienf\u00f6rmige Reihen von Hautdr\u00fcsen in der Epidermis auftreten, da w\u00e4re man geneigt\u2019 diese Stellung von dem Verlaufe der Bast- oder Holzbiin-del abzuleiten, denn die Bastb\u00fcndel liegen hier sehr oft und zwar ganz regelm\u00e4fsig dicht unter der Epidermis. In den Bl\u00e4ttern der Coniferen kommt indessen eine solche Structur nicht vor; hier verl\u00e4uft mitten durch das Blatt die Holzhiindelmasse, und in der N\u00e4he der Epidermis sind nur merenchymatische, stark mit gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen gef\u00fcllte Zellen aber keine Bast-Zellen u. s. w.\nObgleich hier noch nicht der Ort ist, um \u00fcber den Inhalt der Pflanzen-Zellen zu sprechen, so m\u00fcssen wir dieses doch mit wenigen Worten in Bezug auf die Verschiedenheit, welche in dieser Hinsicht zwischen den Zellen der Hautdr\u00fcsen und den der Epidermis stattfindet. Wie auch die Abbildungen auf beiliegenden Tafeln zeigen, so sind die Zellen der Epidermis meistens ungef\u00e4rbt und wasserhell; ja nur in sehr seltenen F\u00e4llen finden sich feste Gebilde darin, als z. B. gr\u00fcngef\u00e4rbte K\u00fcgelchen oder mehr oder weniger grofse und einzeln vorkommende ungef\u00e4rbte Ballen. Die Zellen der Hautdr\u00fcsen sind dagegen immer mit mehr oder weniger stark gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen gef\u00fcllt, so dafs sie meistens ganz undurchsichtig werden, wie man es an der Abbildung dieses Organes aus einer Tradescantia beobachten kann. Bei eben dieser Pflanze sind die gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen im Inneren der Zellen viel gr\u00f6fser und ganz elliptisch, w\u00e4hrend die der Hautdr\u00fcsen fast ganz vollkommen rund und kleiner sind. Aufser diesen festen gr\u00fcngef\u00e4rbten Massen finden sich auch noch \u00f6fters ganz weiche und gr\u00fcngef\u00e4rbte Schleimmassen, welche\nThe anatomy of pi. Tab. XLVIII. M\u00e9m. sui' Porgan. des plant, pag. 3G8.","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\ndann mehr oder weniger die innere Fl\u00e4che der Hautdr\u00fcsen-Zellen bekleiden, wodurch diese ganz gr\u00fcn erscheinen, w\u00e4hrend alle anderen, rund um die Hautdr\u00fcse stehenden -Epidermis-Zellen wasserhell und ohne feste Stoffe in ihrem Inneren auftreten. Ausf\u00fchrlicher kann hier\u00fcber erst in der Folge gesprochen werden, hier bemerke ich nur noch, dafs durch Herrn R. Brown zuerst darauf aufmerksam gemacht wurde, dafs sehr h\u00e4ufig aufser den gr\u00fcnen * K\u00fcgelchen noch in jeder Zelle der Hautdr\u00fcse ein einzelnes gr\u00f6fseres und ungef\u00e4rbtes K\u00fcgelchen vorkommt, welches er mit dem Namen des Kernes der Zelle belegte. Auch Herr Krocker *) best\u00e4tigte diese Beobachtung und machte zuerst darauf aufmerksam, was, wie ich glaube, sehr wichtig ist, dafs diese Kerne gerade in der Mitte einer jeden Zelle liegen, so dafs die Spalt\u00f6ffnung zu jeder Seite einen solchen Kern zu liegen hat. Herr Krocker \u00a7 fand diese gr\u00f6fseren Zellensaft-K\u00fcgelchen zuerst in den Dr\u00fcsen-Zellen einiger Farm, als bei Aspl\u00e9nium murinum und Aspidium exaltatum; sie kommen indessen sehr h\u00e4ufig, ja vielleicht auch bei allen Monocotyledonen vor, bei den Liliaceen sind sie sehr grofs.\nDurch den so eben geschilderten Inhalt der Zellen der Hautdr\u00fcsen, werden diese offenbar noch viel \u00e4hnlicher den gew\u00f6hnlichen Parenchym-Zellen im Inneren der Pflanze, j denn von den \u00fcbrigen Zellen der Epidermis unterscheiden sich diese Hautdriisen-Zellen nicht nur durch ihren, meistens so ganz verschiedenartigen Inhalt, sondern auch durch ihre verschiedene Festigkeit; bei der Mac\u00e9ra- 4 tion der Epidermis verschwinden die Hautdr\u00fcsen-Zellen eben so schnell, als die \u00fcbrigen Parenchym-Zellen des Gew\u00e4chses. Aus dieser Aehnlichkeit zwischen den Haut-dr\u00fcsen-Zellen und den Parenchym-Zellen im Inneren der . Pflanze, scheint auch eine \u00e4hnliche Function dieser beiden, so verschieden gelagerten Arten von Zellen abzuleiten zu\n*) 1. c. p 11.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"283\nsein, wenigstens mufs in ihnen ein viel th\u00e4tigerer Lebens-prozefs als in den \u00fcbrigen Zellen der Epidermis stattfinden, also auch eine st\u00e4rkere Aushauchung der Wasserd\u00e4mpfe erfolgen, wor\u00fcber in dem folgenden Abschnitte mehr gesprochen werden wird.\nNach dieser speciellen Betrachtung \u00fcber den Bau und das Auftreten der Zellen, welche die Hautdr\u00fcse bilden, kommen wir nochmals auf die Spalte zur\u00fcck, welche zwischen den beiden inneren R\u00e4ndern der Hautdr\u00fcsen-Zellen gelegen ist. Es wurde schon fr\u00fcher bemerkt, dafs man, gleich bei der Entdeckung dieser Organe, in der Mitte der beiden Zellen eine Oeffnung erkannte, welche sp\u00e4ter den Namen der Spalt\u00f6ffnung erhielt. Da diese Spalt\u00f6ffnung bei manchen Pflanzen so aufserordentlich grofs ist, dafs sie schon bei schw\u00e4cheren Yergr\u00f6fserun-gen deutlich als eine offene Spalte erscheint, welche zuweilen, wie z. B. bei den Tradescantien (Tab. V. Fig. 9.), bei Piper spurium (Tab. V. Fig. 7.) u. s. w. fast ganz rund auftritt, so erkannte man hierin eine wirkliche Oeffnung, welche zwischen den beiden Hautdr\u00fcsen-Zellen gelegen ist, und von diesen zu gewissen Zeiten geschlossen werden kann, ja dafs durch diese Oeffnungen der Hautdr\u00fcsen eine offene Communication zwischen der Atmosph\u00e4re und der Luft im Inneren der Pflanzensubstanz vor sich gehen kann.\nComparetti glaubte beobachtet zu haben, dafs die Spalte der Hautdr\u00fcsen bei Tage ge\u00f6ffnet und Nachts geschlossen w\u00e4re ; Moldenhawer fand sie bei regnigtem Wetter geschlossen und Sprengel gab an, dafs die Spalt\u00f6ffnungen des Morgens mehr und Abends weniger ge\u00f6ffnet w\u00e4ren. Schon aus diesen, sich etwas widersprechenden Beobachtungen wird man erkennen, dafs es sich mit dieser Erscheinung keineswegs so regelm\u00e4fsig verh\u00e4lt, auch wird man sich durch eigene Beobachtungen zu jeder Tageszeit und bei der verschiedensten Witterung \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, dafs man immer stark ge\u00f6ffnete Spalt\u00f6ffnun-","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\ngen neben weniger ge\u00f6ffneten und neben ganz geschlossenen vorfindet, wie ich mich bei den Mohn-Pflanzen und bei dem Tropaeolum majus noch im vergangenen Sommer : durch eine Reihe von Beobachtungen \u00fcberzeugt habe. Mir schien es dagegen, dafs die Breite der Spalt\u00f6ffnung durch die verschiedene Turgescens der Driisen-Zellen ver\u00e4ndert w\u00fcrde. Die Spalte schliefst sich, wenn die Haut der Dr\u00fcsen-Zellen trocken wird, dagegen \u00f6ffnet sie sich * wieder durch Zuflufs von Feuchtigkeit.\nAuch l\u00e4fst sich beobachten, dafs die Spalt\u00f6ffnungen einer abgezogenen zarten Epidermis durch Einwirkung von Alkohol reagiren; zuweilen sah ich, dafs sich einige geschlossene Hautdr\u00fcsen \u00f6ffneten, doch in anderen F\u00e4llen fand ich wieder, dafs sich ge\u00f6ffnete Hautdr\u00fcsen durch Einwirkung desselben Stoffes schlossen. Ich zweifele jedoch nicht, dafs sich auf diese Weise, durch fortgesetzte -Beobachtungen etwas Bestimmtes \u00fcber diesen Gegenstand wird ermitteln lassen.\nIch m\u00f6chte indessen die Ansicht vertheidigen, dafs die Hautdr\u00fcsen bei ihrem Nebengesch\u00e4fte, n\u00e4mlich dem Oeffnen und Schliefsen der darunter liegenden Luft-f\u00fchrenden H\u00f6hlen, die Natur der Dr\u00fcsen besitzen, dafs sie n\u00e4mlich die Ausbauchung der Wasserd\u00e4mpfe und der darin enthaltenen Gasarten bewirken. Diesen Vorgang, welchen I man die Transpiration der Pflanzen nennt, mufs man den Hautdr\u00fcsen zuschreiben, und dafs er eine wahre Excretion ist, hat schon Herr Link *) mit Bestimmtheit ausgesprochen. Dafs diesen Hautdr\u00fcsen das Gesch\u00e4ft der Se- * cretion und Excretion gar nicht fremd ist, geht schon aus der fr\u00fcheren Beobachtung des Herrn Link hervor, dafs n\u00e4mlich die Hautdr\u00fcsen auf den Bl\u00e4ttern der Coniferen der Diosma-Arten u. s. w., sehr h\u00e4ufig mit einer Masse -Harz bedeckt sind; Herr Brongniarthat diese Harz-\n*) Elementa philos. bot. p. 397.\n\u00a5\u00a5) Recherch. sur la structure des feuilles. \u2014\nnat. T. XXI. p. 420. PI. 18. Fig. 1.\nAnn. des scienc.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"285\nablagerung auf einer Zeichnung recht gut dargestellt und von der Richtigkeit der Angabe kann man sich, an alten Coniferen-Bl\u00e4ttern, t\u00e4glich \u00fcberzeugen. Neuerlichst hat Herr Unger*) auch an den W\u00e4nden der Dr\u00fcsen-Zellen von Splachnum ampulaceum eine harzige Excretionsmasse beobachtet, und ich selbst habe eine schleimig harzige Masse auf der Oberfl\u00e4che und in den Spalten der Hautdr\u00fcsen bei sehr verschiedenen Pflanzen, als bei Piper spurium, bei Tradescantien, bei dem Mohne etc. beobachtet, doch sind 400malige Vergr\u00f6fserungen zu diesen Beobachtungen am vorteilhaftesten, bei schwachen Vergr\u00f6fserungen erkennt man davon gar nichts. Ja bei Aloe-Arten finde ich zuweilen die ganze Grube, welche zur Spalt\u00f6ff-\nI nung f\u00fchrt, mit einem, dem Aloe-Harze ganz \u00e4hnlichem Stoffe gef\u00fcllt.\nAuch ist noch ganz besonders zu bemerken, dafs die Hautdr\u00fcsen selbst aus Zellen von einer zarteren und saftigeren Structur gebildet werden, als diejenigen Zellen, welche die Epidermis darstellen, worin die Dr\u00fcsen sitzen; es ist bekannt, wie die Dr\u00fcsen-Zellen mit gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen gef\u00e4rbt sind und dals sie noch Zellen-\n*\tsaft enthalten, w\u00e4hrend oft die Zellen der angrenzenden Epidermis mit Luft gef\u00fcllt sind, was ebenfalls sehr wohl zu erkennen ist. Aus dieser Structur l\u00e4fst sich schliefsen, dafs die Vegetation in diesen Hautdr\u00fcsen eine viel lebhaf-\n+ tere sein mufs, als in den angrenzenden Epidermis Zellen, daher auch hier die Transpiration in so grofsen Massen sich zeigt.\nEs war indessen eine Zeit, in welcher das \\ orhan-\n*\tdensein der Spalten zwischen den Zellen dieser Dr\u00fcsen von mehreren Phytotomen in Zweifel gestellt wurde, so z. B. von Herrn Mirbel **). Herr Nees v. Esenbeck ***) trat dieser Ansicht bei und meinte, dafs die Spalten, ge-\nDie Exantheme etc. pag. 42.\n**) Ann. du Mus. XV. et Elemens d. Phys. I. pag. 36. *\u00a5\u00a5) Handbuch der Botanik. I. pag. 615.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nnaiier betrachtet, durch eine feine Membran geschlossen w\u00e4re. Auch ich habe eine \u00e4hnliche Ansicht in der Phytotomie \u00fcber die Spalt\u00f6ffnung ausgesprochen; ich glaubte beobachtet zu haben, dafs \u00fcber der Hautdr\u00fcse noch eine besondere Zelle gelegen sei, an welcher eigentlich die Driise befestigt und dadurch auch geschlossen w\u00e4re. Die Spalte zwischen den beiden Zellen der Hautdr\u00fcse habe ich eben sowohl gesehen, wie andere Beobachter, und auch dieselbe auf den Tafeln hinreichend grofs abgebildet, auch habe ich bald nachher auf gut gelungenen Querschnitten das Nichtvorhandensein jener Zellen erkannt, welche \u00fcber den Hautdr\u00fcsen gelagert sein sollten. Doch alle diese Beobachtungen finden sich schon in der angef\u00fchrten Abhandlung von Jurine, und hier\u00fcber haben die neuesten Beobachter nur wenig Neues bekannt zu machen gehabt. Die Herren Amici, Brongniart, Mold, linger, Krocker und Andere, haben in den letzteren Zeiten das Dasein der Spalt\u00f6ffnung auf das Bestimmteste nachzuweisen gesucht, wozu sie \u00f6fters besondere Operationen mit dem zu beobachtenden Objekte Vornahmen. Herr Brongniart *) giebt an in einem Falle beobachtet zu haben, dafs sich in der Spalt\u00f6ffnung eine Luftblase befand, wozu er eine Abbildung auf Tab. VI. Fig. 1. bei b seiner Abhandlung mitgetheilt hat. Herr Mold **) erhielt aus seinen Untersuchungen \u00fcber die Hautdr\u00fcsen der Proteaceen das Resultat, dafs die Pflanzen wirkliche, wenn auch in den meisten F\u00e4llen sehr schmale Spalt\u00f6ffnungen besitzen. Herr Unger***) spricht sich ebenfalls auf das Bestimmteste \u00fcber das Dasein der Spalte zwischen den Dr\u00fcsen-Zellen aus, und giebt Abbildungen, mit welchen er zeigt, wie selbst die kleinen Hautpilze aus den Spalt\u00f6ffnungen der Hautdr\u00fcsen hervorwachsen. Auch machte er ein kleines Experiment mit der abgezogenen Epidermis, welches mir ebenfalls mehrmals gegl\u00fcckt\n*) 1. c. p. 429.\n*\u00a5) 1. c. P. 793.\n***) I. c. p. 40.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"287\nist und welches sehr wohl fiir das Dasein der wirklichen Oeffnung zwischen den Zellen der Hautdr\u00fcse spricht. Herr Unger legte n\u00e4mlich angefeuchtete St\u00fcckchen abgezogener und unverletzter Epidermis auf weifses Papier und tr\u00f6pfelte etwas Tinte darauf; nach dem Trocknen dieser Epidermis fand er, dafs die Tinte durch die kleinen Spalt\u00f6ffnungen gedrungen war, und dafs dadurch das Papier mit feinen schwarzen P\u00fcnktchen bedeckt worden war. Ich selbst machte den Versuch mit der Epidermis von der unteren 1 Blattfl\u00e4che der Vicia Faba, und mit einer Loupe konnte ich die feinen schwarzen P\u00fcnktchen sehr wohl unterscheiden, welche auf diese Weise durch den Durchgang der Tinte entstanden waren. Herr Krocker *) hat sogar den j Durchgang der Lichtstrahlen durch die Spalt\u00f6ffnung beobachtet, so dafs also gegenw\u00e4rtig, nachdem auch Herr Mir-bel in seinen neuesten Arbeiten das Dasein der Spalte nicht mehr bestreitet, ganz allgemein die sogenannte Spalt\u00f6ffnung zwischen den beiden Zellen der Hautdr\u00fcse, als eine wirkliche Oeffnung anerkannt, was denn auch bei den starken Vergr\u00f6fserungen, welche die neueren Mikroskope darbieten, ganz besonders bei gewissen Pflanzen, wie z. B. \u00ab bei den saftigen Monocotyledonen ganz leicht und deutlich zu sehen ist.\nZur Beweisf\u00fchrung, dafs die Hautdr\u00fcsen mit wirklichen Spalten versehen sind, stellte schon Jurine die interessanten Versuche mit der Luftpumpe an, welche neuerlichst von Herrn Dutrochet **) wiederholt und sehr erweitert worden sind. Jurine\tlegte Bl\u00e4tter der Olea\nfragans unter Wasser und stellte das Ganze unter den * Recipienten einer Luftpumpe. Sobald er die Luft verd\u00fcnnte, traten auf der unteren Fl\u00e4che jener Bl\u00e4tter kleine Luftbl\u00e4schen hervor und zwar gerade aus denjenigen Stel-\n*) \u00ce. c. P. 11.\n\u00a5\u00a5) Ann. des scienc. nat. Tora. XXV. Mars 1832. \u2014 setzt in Froriep\u2019s Notizen von 1832. Bd. XXXIV. pag. 73\u00df. \u00a5\u00a5\u00a5) 1. c. Jonrn. de Pliys. LVI. pag. 185.\nUeber-","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nlen, wo die Spalt\u00f6ffnungen gelagert waren. Herr Dutrochet stellte viele \u00e4hnliche Experimente an und er fand, dafs nachdem die Luft aus dem Inneren der Bl\u00e4tter durch die Spalt\u00f6ffnung gepumpt worden war, dafs dann sogleich das Wasser in die Spalt\u00f6ffnungen hineintrete, wenn man wieder den aufgehobenen Luftdruck nachlasse. So sah Herr Dutrochet, wie Bl\u00e4tter mit weifser Unterfl\u00e4che, oder mit weifsen Flecken auf der Oberfl\u00e4che, unter der Luftpumpe behandelt, ihre Farbe verloren, sobald das Wasser in Stelle der Luft durch die Spalt\u00f6ffnungen der Hautdr\u00fcse trat.\nBei den Bl\u00e4ttern der Nymphaea alba und der N. lutea gl\u00fcckte dieses Experiment nicht, was aber leicht zu erkl\u00e4ren ist, indem einmal die untere Fl\u00e4che dieser Bl\u00e4tter ohne Hautdr\u00fcsen ist und weil auf der oberen Blattfl\u00e4che die Hautdr\u00fcsen so aufserordentlich klein und mit den darunter liegenden Zellen auf das Innigste verwachsen sind, dafs die Luft, welche in den Luftg\u00e4ngen der unteren Substanz des Blattes befindlich sein m\u00f6chte, nicht hindurchdringen kann.\nWie gewaltig indessen diese Versuche sind, und wefs-halb sie eigentlich auch nicht als beweisend anzusehen sind, das wird man daraus sehen, dafs Herr Dutrochet selbst in die Zellen der Haare das Wasser eintreten sah, und wefshalb er zu dem unrichtigen Schl\u00fcsse kam, dafs auch die H\u00f6hlen der Haare mit den Lufth\u00f6hlen im Inneren des Blattes im offenen Zusammenh\u00e4nge stehen, was aber durchaus nicht der Fall ist.\nDie Gr\u00f6fse und die Anzahl der Hautdr\u00fcsen ist bei verschiedenen Pflanzen und auf verschiedenen Pflanzen-theilen gar sehr verschieden. Bei succulenten Pflanzen, wie z. B. bei den Cactus-, Aloe- und Agave-Arten, wie auch bei den Liliaceen sind die Hautdr\u00fcsen sehr grofs; ja im Allgemeinen sind hier die gr\u00f6fsten beobachtet worden. Dagegen haben Pflanzen von fester, lederartiger, so wie auch von sehr zarter Struktur nur \u00e4ufserst kleine Hautdr\u00fcsen. Die Monocotyledonen haben im Allgemeinen gr\u00f6fsere Haut-","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"289\ndriisen als die Dicotyledonen, aber je gr\u00f6fser diese Organe sind, um so geringer ist ihre Anzahl auf einem bestimmten Raume, und so auch umgekehrt; sie treten n\u00e4m_ lieh in gr\u00f6fserer Anzahl auf um so kleiner sie sind. Im Allgemeinen m\u00f6chte Rudolphi\u2019s *) Ausspruch, dafs die f Gr\u00f6fse der Hautdr\u00fcsen in einem directen Verh\u00e4ltnisse mit der Substanz des Blattes steht, ganz richtig sein.\nDie Gr\u00f6fse der Hautdr\u00fcsen ist jedoch an einer und derselben Pflanze nicht immer gleich ; so sind sie z. B. klei-1 ner auf der unteren Blattfl\u00e4che, als auf der oberen bei Sac-charum officinarum. Auf den Bl\u00e4ttern der Impatiens Bal-samina verh\u00e4lt es sich daselbst noch anders; die Epidermis der unteren Blattfl\u00e4che hat bei dieser Pflanze sehr | unregelm\u00e4fsig geschl\u00e4ngelte Zellen und linienf\u00f6rmig elliptische Hautdr\u00fcsen, w\u00e4hrend die der oberen Blattfl\u00e4che etwas k\u00fcrzer und fast oval sind. Dergleichen kleine Verschiedenheiten kommen fast bei allen Pflanzen vor.\nBei der Z\u00e4hlung der Menge der Hautdr\u00fcsen f\u00fcr einen bestimmten Raum sei man wegen der Stelle vorsichtig, wo man diese Z\u00e4hlung vornimmt, denn dadurch k\u00f6nnen sehr gr\u00f6fse Verschiedenheiten in den Resultaten entstehen, ff wenn man die Z\u00e4hlung an verschiedenen Theilen eines Blattes vornimmt. An der Basis der Bl\u00e4tter, besonders wenn sie ungestielt sind, ist die Anzahl der Hautdr\u00fcsen um vieles geringer, als in der Mitte der Blattfl\u00e4che. Auch haben junge, noch nicht v\u00f6llig ausgewachsene Bl\u00e4tter, verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig auf gleich grofsem Raume viel mehr Hautdr\u00fcsen, als alte und ausgewachsene Bl\u00e4tter. So z\u00e4hlte Herr Alexander von Humboldt auf einer Quadrat-Linie eines \u00bb Blattes der Agave 55 Hautdr\u00fcsen, und Herr Krocker jun. z\u00e4hlte 130; ich selbst fand auf der Oberfl\u00e4che eines Blattes von Fufs L\u00e4nge nur 110 Hautdr\u00fcsen. Aber auch noch in anderer Hinsicht ist die Zahl der Hautdr\u00fcsen an verschiedenen Stellen der Bl\u00e4tter sehr verschieden; bei \" solchen Pflanzen z. B. wie bei den Coniferen, den Equi-\n\u00a5) Anatomie der Pflanzen pag. 99,\n19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nsetaceen und den Gr\u00e4sern etc., wo diese Organe reihenf\u00f6rmig gestellt und nur auf gewisse Stellen der Bl\u00e4tter beschr\u00e4nkt sind, da zeigen die angrenzenden R\u00e4ume der Epidermis wenig oder gar keine Hautdr\u00fcsen und daher kommt es, dafs die Anzahl derselben bei den Coniferen und den Gr\u00e4sern verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig so sehr gering ist.\nDie Z\u00e4hlung der Hautdr\u00fcsen verrichtet man am leichtesten mit einer Glasplatte, worin eine Quadratlinie vielfach getheilt einge\u00e4tzt ist, wie man sie bei den Mikroskopen von Herrn Ploessl miterh\u00e4lt. Herr Ploessl hat eine Duodecimal-Quadratlinie mit 29 Linien durchzogen und diese abermals mit 29 Linien getheilt, so dafs man dadurch 300 Quadrate erhalten hat, \u00fcber welche man die zu beobachtende Epidermis legt; es ist gewifs hinreichend, wenn man nur die Menge der Hautdr\u00fcsen z\u00e4hlt, welche \u00fcber 12 bis 16 solcher kleiner Quadrate gelagert ist, denn die Fehler w\u00fcrden gewifs noch gr\u00f6fser werden, wollte man die vielen Hunderte und Tausende dieser Organe z\u00e4hlen, welche oftmals eine einzelne Quadratlinie bedecken.\nSchon Sprengel z\u00e4hlte die Hautdr\u00fcse bei der weifsen Lilie, und fand auf der oberen Blattfl\u00e4che, in einem Raume von einer Quadratlinie nur 24, dagegen auf der unteren Fl\u00e4che 120. Hedwig z\u00e4hlte bei Lilium bulbiferum auf einer Quadratlinie 577. Herr Kieser fand bei der gemeinen Bohne 2000. Bei der Tradescantia discolor fand Sprengel 56 u. s. w. Nach diesen und mehreren eigenen Z\u00e4hlungen giebt Herr Unger im Allgemeinen an, dafs etwa 120 von den gr\u00f6fseren Hautdr\u00fcsen auf einer Quadratlinie vork\u00e4men, dafs dagegen ihre Anzahl bei sehr kleinen Hautdr\u00fcsen \u00fcber 5 und 600 steige.\nDie gr\u00f6fste Menge von Z\u00e4hlungen der Hautdr\u00fcsen bei verschiedenen Pflanzen, verbunden mit Messungen \u00fcber die L\u00e4nge der Hautdr\u00fcsen, hat Herr Krocker jun. auf einer Tabelle zu seiner, so oft angef\u00fchrten interessanten Dissertation geliefert, ln geringster Anzahl beobachtete er die Hautdr\u00fcsen bei Pinus halepensis, n\u00e4mlich nur 19 auf der Quadratlinie und sie waren 0,037 Linien lang. Pinus Abies","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"291\nhatte 25 von 0,021 Linie L\u00e4nge. Aloe nigricans 50 bei 0,031 Linie L\u00e4nge. Dagegen zeigte Asclepias curas-savica 1000 Hautdr\u00fcsen auf einer Quadrat-Linie; ihre Gr\u00f6fse betrug dagegen nur 0,016 Linie. Ein junges Blatt von Portulaca oleracea zeigte 1040 bei 0,017 Linie L\u00e4nge, w\u00e4hrend das alte Blatt dieser Pflanze nur 130 Hautdr\u00fcsen von 0,03 Linie L\u00e4nge auf der Quadratlinie zeigte. Nvmphaea coerulea zeigte 2216 bei 0,012 Linie L\u00e4nge, Citrus aurantium 2846 bei 0,01 Linie L\u00e4nge und Solanum sanctum sogar 3116 bei 0,01 Linie L\u00e4nge. 1500\u20141600 Hautdr\u00fcsen kommen auf der Quadratlinie bei sehr vielePflanzen vor.\nZ\u00e4hlungen der Art sind gegenw\u00e4rtig leicht zu veran-stalten, indem allen neueren Mikroskopen dergleichen I Mefsapparate mitgegeben werden.\nEinige besondere Bemerkungen m\u00fcssen wir noch nachtr\u00e4glich \u00fcber die Hautdr\u00fcsen auf den Bl\u00e4ttern des Oleanders beif\u00fcgen, da die Phytotomen schon seit langer Zeit \u00fcber diesen Gegenstand im Streite leben. Es kommen n\u00e4mlich auf der untern Blattfl\u00e4che des Oleanders kleine Gr\u00fcbchen vor, welche ganz mit feinen H\u00e4rchen gef\u00fcllt sind; man kann sie schon mit blofsem Auge bemerken, und p Malpighi in seiner Pflanzen-Anatomie bildete dieselben schon in Fig. 106. Tab. XX. wenn gleich sehr roh ab. Man sah diese H\u00f6hlen f\u00fcr Oeffnungen an, und brachte sie auch mit den sogenannten Spalt\u00f6ffnungen in eine und dieselbe f Klasse, bis endlich Rudoiphi nachwies, dafs es ganz eigen-thiimliche Gebilde w\u00e4ren, und dafs aufser ihnen noch kleine Hautdr\u00fcsen auf der Epidermis der unteren Blattfl\u00e4che des Oleanders Vorkommen. Neuerlichst hat dagegen Herr : Brongniart den Bl\u00e4ttern des Oleanders von Neuem die Hautdr\u00fcsen abgesprochen; er sah daf\u00fcr jene, mit H\u00e4rchen gef\u00fcllten H\u00f6hlen f\u00fcr Stellvertreter der Hautdr\u00fcsen an, ganz wie es Krocker sen. in seiner bekannten Schrift \u00fcber die Epidermis der Pflanzen that. Ja auch Herr Krocker jun. *) erkl\u00e4rt die Beobachtung Rudolphi\u2019s \u00fcber das Vorkommen\nG L. c. pag 13..\n19 *","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nder Hautdr\u00fcsen bei dem Oleander f\u00fcr unrichtig, beobach-tete jedoch, dafs die Hautdr\u00fcsen in der Tiefe jener, mit -H\u00e4rchen gef\u00fcllten H\u00f6hlungen befindlich w\u00e4ren. Ich weifs : nicht, wie man dazu gekommen ist, Rudolphi\u2019s Beobachtung in diesem Punkte zu bestreiten, denn mir gelingt es, fast auf jedem Schnitte die Hautdr\u00fcsen auf der Epidermis der Oleander-Bl\u00e4tter zu beobachten; allerdings treten sie nur in sehr geringer Anzahl auf, doch an den W\u00e4nden jener mit Haaren gef\u00fcllten H\u00f6hlen kommen die Hautdr\u00fcsen in um so gr\u00f6fserer Anzahl vor.\nDiese eigenthiimlichen Gr\u00fcbchen auf der unteren Blatt-fl\u00e4che von Nerium-Pflanzen, welche mit wollartigen Haaren ausgef\u00fcllt sind, kommen auch noch bei anderenPflan-zen vor, als z. B. bei mehreren Gattungen der Proteaceen. Bemerkenswerth ist es, dafs alle diese Pflanzen entweder ^ gar keine Hautdr\u00fcsen oder nur \u00e4ufserst wenige derselben haben. Dryandra plumosa hat L\u00f6cher und kleine in sehr geringer Anzahl auftretende Hautdr\u00fcsen. Dryandra pte-rioides hat nur L\u00f6cher, die stark mit Wolle gef\u00fcllt sind und keine Hautdr\u00fcsen, so wie auch der Dryandra falcata und curuata die Hautdr\u00fcsen fehlen, wenn sie nicht, wie es wahrcheinlich ist, an den W\u00e4nden jener Gruben liegen. Die letzteren Pflanzen haben dagegen auf einzelnen Zellen j der Epidermis ganz kurze stumpfendende H\u00e4rchen, welche nicht selten br\u00e4unlich gef\u00e4rbt sind; auf der horizontalen Ansicht der Epidermis erscheinen sie als kleine doppelte Kreise. Diese kleinen braunen und ganz eigenth\u00fcmlich abgestutzten W\u00e4rzchen, kommen auch noch bei anderen Dryandra-Arten vor.\nDie Banksia Baueri hat dieselben grofsen H\u00f6hlen auf der unteren Blattfl\u00e4che, ganz wie bei Dryandra floribunda, doch sind die H\u00e4rchen daselbst so lang, dafs sie aus den M\u00fcndungen der Gr\u00fcbchen hervortreten und fast die ganze Fl\u00e4cfie des Blattes bedecken. Fast alle Dryandra-Arten haben diesen merkw\u00fcrdigen Bau, ebenso auch viele Bank-sien, aber den Hackeen fehlen diese Gruben, dagegen treten bei diesen die Hautdr\u00fcsen in um so gr\u00f6fserer Anzahl U","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"293\nauf und aufserdem noch ganz eigenth\u00fcmliehe Schl\u00e4uche, welche unmittelbar von der Epidermis zu den Holzb\u00fcn-deln im Inneren des Blattes verlaufen.\nWie es scheint, so ist auch Herr Mold *) der Meinung, dafs die meisten Hautdr\u00fcsen bei den Dryandra- und Banksia-Arten gruppenweise in den mit Haaren besetzten Vertiefungen der unteren Blattfl\u00e4che Vorkommen. Herr R. Brown **) spricht nur von den Hautdr\u00fcsen, welche auf der Epidermis zwischen jenen Vertiefungen liegen. Herr r R. Brown hat n\u00e4mlich schon in jener, so eben angef\u00fchrten Schrift darauf aufmerksam gemacht, dafs diese Gr\u00fcbchen***) nur den Gattungen Banksia und Dryandra zukommen, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Gattungen der Proteaceen mei-I stens die Hautdr\u00fcsen auf allen Seiten der Bl\u00e4tter aufzuweisen haben. Wir haben schon vorhin die Bemerkung gemacht, dafs diese Gr\u00fcbchen meistens nur mit wenigen Hautdr\u00fcsen begleitet sind, dafs dagegen diejenigen Proteaceen, welche keine Gr\u00fcbchen auf der unteren Fl\u00e4che der Bl\u00e4tter besitzen, dafs diese die gew\u00f6hnliche Anzahl von Hautdr\u00fcsen zeigen. Man m\u00f6chte hieraus den Schlufs ziehen, dafs jene Gr\u00fcbchen, welche mehr oder weniger tief i in das Diachym der Bl\u00e4tter eindringen und ganz mit langen H\u00e4rchen ausgekleidet sind, gleichsam die Function der Spalt\u00f6ffnungen \u00fcbernehmen, d. h. dafs sie eine erleichterte Communication zwischen der atmosph\u00e4rischen Luft und , der inneren Substanz der Bl\u00e4tter vermitteln. Jene Gr\u00fcbchen sind an ihrem \u00e4ufseren Rande meistentheils rund oder elliptisch; bei vielen Banksien sind sie dagegen mehr oder weniger unregelm\u00e4fsig geformt. Auf Querschnitten ist es * hier am leichtesten die Hautdr\u00fcse zu beobachten, welche an der inneren Fl\u00e4che dieser Gr\u00fcbchen liegen.\nNach dieser speciellen Untersuchung \u00fcber den Bau der Hautdr\u00fcsen, welche die offene Respiration der Pflan-\n*) L. c. Ueber die Spalt\u00f6ffnungen der Proteaceen pag. 793.\n**) Proteaceae novae, etc. Londini 1830 pag. 34.\n\u00a5Y*) Foveolae seu Lacunae.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nzen vermitteln, bleiben uns noch einige Betrachtungen \u00fcber die Art und Weise \u00fcbrig, wie sich die Epidermis -und die darin befindlichen Hautdr\u00fcsen mit den darunter- | liegenden Zellen verbinden. Ist die Blattsubstanz bedeutend fest, etwa lederartig, so ist auch die Epidermis mit den darunterliegenden Zeilenschichten so fest verbunden, dafs selbst die Intercellular-G\u00e4nge fehlen, und daher das -\n4h\nAbziehen einer solchen Epidermis oft ganz unm\u00f6glich ist.\nIst das innere Gewebe der Bl\u00e4tter sehr weich und locker, so ist auch die Verbindung zwischen der Epidermis und den darunter liegenden, meistens merenchymatischen Zel- _i-len sehr leicht, so dafs man mit Leichtigkeit die ganze Epidermis abziehen kann, ja oftmals treten gleich mehr oder weniger stark erweiterte Intercellular-G\u00e4nge dicht unter der Epidermis auf. In solchen F\u00e4llen aber, wo die Epidermis aus mehreren Schichten besteht, da sind die Schichten stetsso innig verbunden, dafs eine Trennung nicht m\u00f6glich ist, ja es bleiben nicht einmal lnterceilularg\u00e4nge \u00fcbrig*\nUeber die grofsen Luftbeli\u00e4lter im Inneren der\nPflanzen.\nDie Luftg\u00e4nge oder Luftkan\u00e4le, welche im Zellenge- g webe der Pflanzen auftreten, sind von den erweiterten * Intercellularg\u00e4ngen, den eigentlichen Respirationsorganen sehr wesentlich verschieden, obgleich auch sie, ganz wie diese durch Auseinandertreten der Zellenreihen entstehen . und mit keinen eigenen W\u00e4nden versehen sind. Bei der s Bildung der Luftg\u00e4nge treten jedoch die Zellenreihen nach einer gewissen Regel auseinander; sie ordnen sich dann und verwachsen zu regelm\u00e4fsigen W\u00e4nden, welche den mit Luft gef\u00fcllten Raum genau umschliefsen.\nDafs die Luft, welche in diesen Luftkan\u00e4len enthalten ist, von den Zellen abgesondert wird, und nicht etwa aus der Atmosph\u00e4re mittelst der Spalt\u00f6ffnungen und der Intercellularg\u00e4nge hineingedrungen ist, das beweisen die Wasserpflanzen, welche ganz unter Wasser wachsen und we-","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"295\nder Hautdr\u00fcsen mit Spalt\u00f6ffnungen, noch Intercellularg\u00e4nge besitzen; demnach mufs man die Luftkan\u00e4le als wirkliche Secretions-Organe oder als Secretions-Beh\u00e4lter betrachten. Die Art und Weise, wie diese Luftsecretion durch die Zellen vor sich geht, und wesshalb die Ablagerung des Secretes nur nach einer gewissen Richtung von den, die Luftkan\u00e4le einschliefsenden Zellen veranlafst wird, das wissen wir hier ebensowenig, wie bei jeder anderen Secretion, welche im K\u00f6rper der Pflanzen oder der Thiere auftritt. H\u00e4tten wir erst genaue Analysen von der Luft, welche die Luftkan\u00e4le zu verschiedenen Zeiten des Wachsthums der Pflanzen enthalten, so w\u00fcrde es schon leichter werden \u00fcber \u00bb diesen Gegenstand Vermuthungen aufzustellen, welche aber * gegenw\u00e4rtig fast ganz grundlos sein m\u00fcfsten. Indessen scheint es mir annehmbar, dafs die Erzeugung der Luft in den Luftkan\u00e4len ganz auf dieselbe Weise vor sich geht, wie bei dem Auftreten der Luft in den wahren Intercellularg\u00e4ngen, nach welchen die Zellen wahrscheinlich einen Theil derjenigen Luft austreiben, welche mit den aufgenommen, rohen Nahrungsfl\u00fcssigkeiten verbunden waren. Und da das Zellengewebe, welches die Seitenw\u00e4nde, sowie die E Enden der Luftkan\u00e4le darstellt, meistens aucli nicht eine Spur von Intercellularg\u00e4ngen aufzuweisen hat, sondern innig mit einander verwachsen ist, so mufs die grofse Masse der Luft in den gemeinschaftlichen Zwischenkanal, wenn t ich die Luftkan\u00e4le hier so nennen darf, getrieben werden. Was sp\u00e4ter mit der angesammelten Luft f\u00fcr eine Ver\u00e4nderung vor sich geht, das ist noch Alles unbekannt, obgleich es eigentlich sehr leicht w\u00e4re, dar\u00fcber durch Expe-~ rimente ins Reine zu kommen.\nDiese regelm\u00e4fsig gestalteten Luftg\u00e4nge sind von prismatischer Form; bald sind sie vierseitig, bald 5, 6 und noch mehrseitig, und auch in Hinsicht ihrer Gr\u00f6fse und besonders in Hinsicht ihrer L\u00e4nge sind sie aufserordentlich verschieden unt^r sich. Bei einigen Pflanzen verlaufen diese Luftg\u00e4nge eine gewisse Strecke und enden dann mehr oder weniger stumpf, bei anderen Pflanzen verlau-","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nfen dagegen diese Kan\u00e4le durch die ganzen Theile der Pflanze, worin sie Vorkommen, und sind oft mehrere Fufs lang. In beiden Arten bestehen die Seitenw\u00e4nde dieser Kan\u00e4le aus s\u00e4ulenf\u00f6rmigen, innig mit einander verwachsenen, etwas l\u00e4nglichen Zellen, so dafs sie keine Intercellularg\u00e4nge zwischen sich lassen, und stets sind diese Luftkan\u00e4le mit ihrer L\u00e4ngenachse nach der L\u00e4nge der Pflanze gelagert. Jene langen Luftg\u00e4rige, welche ununterbrochen, oft durch die ganzen Theile der Pflanze verlaufen, zeigen hie und da sehr zarte Querw\u00e4nde, welche in der herangewachsenen Pflanze aus einer fl\u00e4chenf\u00f6rmigen Lage von sternf\u00f6rmigen Zellengewebe bestehen, eine eigenth\u00fcmliche Bildung, wor\u00fcber in meiner Phytotomie pag. 85. gesprochen ist. Da diese sternf\u00f6rmigen Zellen zwischen ihren Strahlen grofse Zwischenr\u00e4ume haben, so findet eine ganz offene Communication zwischen den einzelnen Abtheilungen dieser Luftkan\u00e4le statt.\nAufserdem ist noch besonders auf die Luftkan\u00e4le aufmerksam zu machen, welche in den Holzb\u00fcndeln sehr vieler Monocotyledonen Vorkommen und als solche zuerst durch Herrn Mohl* *) erkannt wurden. Bekanntlich treten in den Holzb\u00fcndeln von Scirpus lacustris *) drei grofse R\u00f6hren auf, welche man nach den Querschnitten, als die Oeffnungen der grofsen Spiralr\u00f6hren ansah. Herr Mohl erkannte jedoch, dafs nur die beiden, neben einanderliegenden und nach Innen gerichteten R\u00f6hren, (i. i.), als Spiralr\u00f6hren zu erkennen sind, dafs dagegen die dritte R\u00f6hre (k), welche nach dem Rande des Schaftes liegt, als eine H\u00f6hle anzusehen ist, welche durch Auseinander treten der Zellen gebildet wird, ganz so wie die Bildung der \u00fcbrigen Luftg\u00e4nge stattfindet. Herr Mohl fand dergleichen Gebilde noch bei Alisma Plantago, Sagittaria sagittifoiia, Cyperus Papyrus etc. Bei dieser letztenPflanze sind sie, wenn man einen recht alten Schaft untersucht, sehr sch\u00f6n\n*) De struct, palm. p. XV.\n*) S. Tab. II. Fig. 2.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"297\nvon den daneben liegenden metamorphosirten Spiralr\u00f6hren zu unterscheiden. Man findet n\u00e4mlich bei dieser Pflanze gar nicht selten, dafs einzelne der Spiralr\u00f6hren mit einem gelben und festen Stoffe gef\u00fcllt sind, so wie auch einzelne Zellen, welche in der N\u00e4he der Holzb\u00fcndel liegen, mit einem orangegelben Stoffe gef\u00e4rbt sind. Die dritte Oeff-nung in dem Holzbiindel, welche dem durchschnittenen Luftkanale angeh\u00f6rt, ist dagegen niemals mit einem solchen Safte gef\u00fcllt. Auffallend ist es, dafs im Schafte einer sehr alten Papyrus-Pflanze selbst die Membran der Faser-gef\u00e4fse, welche die R\u00e4nder der grofsen Holzbiindel um-schliefsen oder darstellen, ebenfalls mit einer gelben jedoch sehr hellen Farbe durchdrungen ist, w\u00e4hrend die Membran der \u00fcbrigen angrenzenden Zellen, wie immer, wasserhell und ungef\u00e4rbt erscheint.\nEs scheint, dafs jene Luftkan\u00e4le ohne irgend eine Unterbrechung durch die ganze L\u00e4nge der Pflanze verlaufen.\nBei Zea Mays sind noch einige Eigenth\u00fcmlichkeiten zu bemerken, welche sich bei der Ausbildung dieser Luftg\u00e4nge wahrnehmen lassen. Bei dieser Pflanze stehen in den grofsen Holzb\u00fcndeln einmal zwei sehr grofse get\u00fcpfelte Spiralr\u00f6hren nebeneinander; in dem Winkel, welcher durch ihre Stellung neben einander entsteht, liegen 2 ringf\u00f6rmige Spiralr\u00f6hren von kleinerer M\u00fcndung, welche hintereinander gestellt sind, und dicht neben der letzteren, dieser ringf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hre befindet sich der Luftgang, welcher im ausgewachsenen Stengel grofser Pflanzen aufser-ordentlich grofs wird, oft so, dafs die ringf\u00f6rmige Spiralr\u00f6hre darin zum gr\u00f6fsten Theile frei liegt und dann, was sehr auffallend ist,* bemerkt man keine Haut, welche die einzelnen Ringe zu einer zusammenh\u00e4ngenden R\u00f6hre umschliefst, w\u00e4hrend dieselbe doch unter anderen Verh\u00e4ltnissen recht deutlich zu sehen ist.\nUm sich zu \u00fcberzeugen, dafs die Luftg\u00e4nge der ersten Art, wovon im vorhergehenden Abschnitte die Rede war, blind enden, mache man nicht nur L\u00e4ngenschnitte, sondern auch Querschnitte durch die einzelnen Theile der Pflanze","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nund wiederhole diese Querschnitte in kurzen Entfernungen. Durchschneidet man z. B. das Blatt von Ceratophyl-lum demersum auf die angegebene Weise, so wird man bald 2 bald 3 und oft auch noch mehr Oeffnungen von durchchnittenen Luftg\u00e4ngen auf den einzelnen Schnittfl\u00e4chen bemerken, wenn dieselben in gewissen Entfernungen \u00fcber einander gefertigt waren. Macht man sp\u00e4ter L\u00e4ngenschnitte durch die Substanz dieses Blattes, so wird man sich vollkommen \u00fcberzeugen, dafs jene Luftkan\u00e4le hie und da blind enden und dafs dann in kleinen Entfernungen wieder andere zum Vorscheine kommen. Dergleichen Luftkan\u00e4le kommen bei sehr vielen Wasserpflanzen vor, welche ganz unter Wasser wachsen, z. B. bei der Vallisneria, bei Stratiotes, Ceratophyllum, Myriophyllum, aber auch bei Caltha palustris, Nymphaeen, u. A. m. Das interessante Farren-kraut mit der weichen, parenchymat\u00f6sen Substanz, welches unter dem Namen Ceratopteris thalictroides am bekanntesten ist, zeigt dergleichen Luftkan\u00e4le ebenfalls in den Blattstielen. Bei Myriophyllum sind dagegen die Luftkan\u00e4le des Stengels sehr regelm\u00e4fsig geformt und radial um den Mittelpunkt gestellt, wobei sie in den Knoten desselben durch dicke Querw\u00e4nde enden ; demnach verlaufen sie durch das ganze Internodium ununterbrochen fort. In dem Stengel der Potamogetonen enden die Luftkan\u00e4le auf dieselbe Weise gerade in den Knoten, dagegen sind die Luftkan\u00e4le in dem Blattstiele des Potamogeton natans, hie und da mit Querw\u00e4nden von zartem sternf\u00f6rmigen Zellengewebe durchzogen. Bei Menyanthes trifoliata scheinen diese Luftkan\u00e4le ununterbrochen durch den ganzen Blattstiel zu laufen, wenigstens gl\u00fcckte es mir nicht das sternf\u00f6rmige Gewebe darin zu beobachten.\nIn Hinsicht der Stellung, welche die Luftkan\u00e4le im Inneren der verschiedenen Gew\u00e4chse zeigen, findet ebenfalls sehr grofse und h\u00f6chst bemerkenswerthe Verschiedenheit statt, welche man durch Querschnitte sehr bald auffassen kann. Bald sind die Luftg\u00e4nge scheinbar ohne alle Regel in der Substanz der Pflanze vertheilt ; so findet","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"299\nman im Stiele von Caltha palustris eine Menge von Luftkan\u00e4len, aber sie liegen zerstreuet, ohne alle scheinbare Ordnung, hie und da bald einzelne, bald mehrere dieser Kan\u00e4le, und \u00e4hnlich findet man es in vielen solchen Pflanzen, welche in sumpfigtem Boden oder an den Ufern der Quellen wachsen, als bei dergleichen Veronica- und Ra-nunculus-Arten.\nWohl in der gr\u00f6fsten Zahl von Pflanzen sind die Luftkan\u00e4le regelm\u00e4fsig gestellt, d. h. bald mehr bald weniger, und diese Stellung steht in gewisser Beziehuug zu der Vertheilung der Holz- und Bastbiindel, obgleich auch regelm\u00e4fsig gelagerte Luftkan\u00e4le selbst in solchen Pflanzen Vorkommen, welche dergleichen zusammengesetzte Theile nicht aufzuweisen haben; wie z. B. bei den Lemna-Arten, vorz\u00fcglich aber bei Lemna gibba.\nBei einigen Pflanzen, wie z. B. im Stengel von My-riopliyllum spicatum, stehen die Luftkan\u00e4le rund um die Mitte in radialer Vertheilung, und werden auf ihren Seiten nur durch eine Wand von einfachen Zellen von einander getrennt. In den Wurzeln von Stratiotes aloides entsteht durch die Stellung der Luftkan\u00e4le eine niedliche Bildung, welche auf Querschnitten sichtbar wird. Hier stehen n\u00e4mlich im Mittelmarke eine Anzahl von kleineren Luftg\u00e4ngen, welche im ausgewachsenen Zustande der Pflanze radial geordnet sind; rund um diesen kleinen Stern von Luftkan\u00e4len, ist noch ein zweiter Stern mit gr\u00f6fseren, aber weiter auseinander stehenden Strahlen. Zu vielen der Beispiele, welche ich hier, so wie im Folgenden anf\u00fchre, sehe man die Abbildungen, welche zu meiner Harlemer Preisschrift so wie zu der Abhandlung \u00fcber die Secretions-organe erschienen sind.\nIn den h\u00e4ufigeren F\u00e4llen ist die Substanz eines Pflan-zentheiles, in welcher die Luftkan\u00e4le Vorkommen, mehr oder weniger ganz damit durchzogen, und auf dem Querschnitte solcher Theile bemerkt man ein niedlich geformtes Netz, dessen Maschen durch die W\u00e4nde der Luftkan\u00e4le dargestellt werden, weiche aus einfachen Reihen von s\u00e4ulenf\u00f6r-","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nmigeii Zellen bestehen. Ein \u00e4ufserst niedlich geformtes Netz der Art bietet ein Querschnitt aus dem Blattstiele von Patamogeton natans dar, welcher in Fig. 4. Tab. VI. B. ~ der Harlemer Schrift abgebildet ist. Auch im Stengel des Papyrus Antiquorum, wie in sehr vielen andern Cypera-ceen ist die Stellung der Luftkan\u00e4le bewunderungsw\u00fcrdig sch\u00f6n. Hier ist das Verh\u00e4ltnifs zu den grofsen Holzb\u00fcn-dein, worin sie offenbar stehen, sehr deutlich zu sehen, denn sie sind gleichsam radial um dieselben gestellt.\nDie Zeiten, welche die Seitenw\u00e4nde dieser zusammengeh\u00e4uften Luftkan\u00e4le bilden, sind sehr fest mit einander _j verwachsen, so dafs, wie dieses schon fr\u00fcher mehrmals bemerkt wurde, keine Intercellularg\u00e4nge Zur\u00fcckbleiben und dafs also dadurch auch keine offene seitliche Communication zwischen diesen Luftkan\u00e4len stattfindet. In einigen seltenen F\u00e4llen ist indessen zu beobachten, dafs in alten Pflanzen, wo sich dergleichen Luftkan\u00e4le sehr stark ausdehnen, und vergr\u00f6fseren m\u00fcssen, dafs da auch in einzelnen Massen der Zellen der Seitenw\u00e4nde mehr oder weniger grofse Intercellularg\u00e4nge entstehen, indem sich die Zellen in ihrer seitlichen Verbindung von einander trennen, doch geschieht dann die Bildung der Intercellularg\u00e4nge ganz in der Art, wie sich die Interstitia in dem sternf\u00f6r- . migen Zellengewebe bilden; ja dergleichen Zellen zeigen * sp\u00e4ter auch eine Form, welche offenbar in die der sternf\u00f6rmigen Zellen \u00fcbergeht. Diese letzteren Bildungen treten \u00fcbrigens nur an denjenigen Stellen auf, wo die Seitenw\u00e4nde der Luftg\u00e4nge mit den Querw\u00e4nden zusammen- \u2022 stofsen, wie ich es besonders deutlich und sch\u00f6n in den angeschwollenen Basen der Blattstiele von Sagittaria in-dica beobachtet habe. An anderen Stellen der Seitenw\u00e4nde, wie z. B. im Stengel der Utricularien u. s. w. da sind es mehr oder weniger grofse und unregelm\u00e4fsige Zwischenr\u00e4ume, welche sich durch Trennung der seitlichen Verbindung der Zellen bilden.\nIn allen denjenigen F\u00e4llen, wovon in den beideu vor-","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"301\nhergehenden Abschnitten die Rede war, sind die Luftg\u00e4nge in der Art gestellt, dafs sie gleichsam unmittelbar nebeneinander liegen, und nur durch eine einfache Wand von Parenchym-Zellen getrennt werden; man kann dergleichen Luftkan\u00e4le: geh\u00e4ufte Lnftkan\u00e4le nennen, um sie von den zerstreut stehenden Luftkan\u00e4len zu unterscheiden, wor\u00fcber im Folgenden die Rede sein wird. Bei den geh\u00e4uften Luftkan\u00e4len sind die Zellen, wie schon vorher n\u00e4her beschrieben wurde, in der Art aneinander gereiht, dafs man das ganze Gewebe, zusammengesetztes Zellengewebe nennen k\u00f6nnte, daher auch Herr Link jene Luftkan\u00e4le mit Querw\u00e4nden, mit dem Namen der zusammengesetzten Zellen belegte, w\u00e4hrend sie Herr Kieser Luftzellen nannte.\nIn einigen anderen F\u00e4llen sind die Seitenw\u00e4nde der Luftkan\u00e4le durch zwei und drei Lagen von Zellen gebildet, wie man es zuweilen in der Binse findet, doch sind sie auch in dieses Pflanze am h\u00e4ufigsten nur einfach; ja einfache und gedoppelte W\u00e4nde gehen hier oftmals von einem und demselben Holzb\u00fcndel aus, wie dieses selbst in Fig. 2. Tab. II. zu sehen ist.\nBei den zerstreuet stehenden Luftg\u00e4ngen findet man dieselben in gewissen, regelm\u00e4fsigen Entfernungen gestellt, so dafs sie durch mehr oder weniger grofse Massen von Zellengewebe von einander getrennt sind. Diese Art des Auftretens der Luftg\u00e4nge ist bei den Cannaceen, Scitami-neen und Musaceen ganz allgemein; durchschneidet man bei solchen Pflanzen den Blattstiel, so sieht man eine ganze Reihe von Luftg\u00e4ngen, welche stets in bestimmten Entfernungen von einander stehen.\nSchon in sehr jungen Pflanzen treten die Luftg\u00e4nge auf, doch wird ihre Anzahl immer gr\u00f6fser, bis dafs die Pflanze erwachsen ist. Wir haben im Vorhergehenden darzustellen gesucht, dafs sie nur durch ein geregeltes Auseinandertreten der Zellenreihen entstehen; hiemit stimmen aber nicht alle Phytotomen \u00fcberein. Schon Rudol-","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nphi*), dessen Untersuchungen \u00fcber die Luftg\u00e4nge und L\u00fccken der Pflanzen so aufserordentlich zahlreich sind und zugleich die erste genauere Darstellung \u00fcber diesen Gegenstand veranlafste, machte die Bemerkung, dafs nie eine Spur von zerrissenen Zellengeweben an den W\u00e4nden der Luftkan\u00e4le der Nymphaea zu finden w\u00e4re. Molden-hawer**) dagegen meinte, dafs man nur einen kleinen, ungef\u00e4hr zwei bis drei Zoll langen Blattstiel der Nymphaea untersuchen d\u00fcrfe, um die aus sehr kleinen, gew\u00f6hnlich sechseckigen Zellen bestehende Substanz zu entdecken, welche urspr\u00fcnglich diese L\u00fccken ausf\u00fclle und man d\u00fcrfe diese Zellen nur in allm\u00e4lich \u00e4lteren Blattstielen verfolgen, um sie allm\u00e4lich verschrumpfen und in Gestalt einer runzeligen Haut den W\u00e4nden der L\u00fccken an-h\u00e4ngen zu sehen. Diese so ausf\u00fchrlich mitgetheilte Beobachtung Moldenhawer\u2019s scheint mir ein Falsum zu sein, denn ich habe mehrere, so eben aussprossende Blattstiele und Bl\u00fcthenstiele dieser Pflanze, welche im Winter in meiner Stube trieben, genau beobachtet und daran keine Spur von jenen zerrissenen Zellen zu sehen bekommen, wohl aber habe ich immer das Gegentheil beobachtet und selbst bei Stielen, die weniger, als einen Zoll L\u00e4nge hatten.\nDie sternf\u00f6rmigen Zellen, welche die Querw\u00e4nde in so vielen Luftkan\u00e4len bilden, sind anfangs ebenfalls gew\u00f6hnliche tafelf\u00f6rmige Parenchym-Zellen, und eben dasselbe ist von dem sternf\u00f6rmigen Zellengewebe zu beobachten, welches in manchen F\u00e4llen die einzelnen Abtheilungen der Luftkan\u00e4le erf\u00fcllt, wozu das Sparganium ra-mosum das sch\u00f6nste Beispiel liefert. Bei dieser Pflanze sind die einzelnen Abtheilungen der Luftg\u00e4nge sehr grofs und daher sind auch die sternf\u00f6rmigen Zellen sehr lang und fein auseinander gezogen.\nDie Stellung der Querw\u00e4nde in den geh\u00e4uften Luftkan\u00e4len ist sehr oft nach einer gewissen Regel; man findet n\u00e4mlich, dafs die Querw\u00e4nde in einer grofsen Anzahl\n4\n4*\n-i\n\nI\ni\n\u25a0*\ni\n4\n*) Anatomie der Pflanzen, pag. 145*\n**) Beitr\u00e4ge, pag. 168.","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"303\nnebeneinander liegender, gleichgrofser Luftkan\u00e4le in einer und derselben Fl\u00e4che liegen, w\u00e4hrend sie in einer Menge nahebei liegender Kan\u00e4le zwar etwas h\u00f6her oder tiefer gestellt sind, jedoch auch hier wieder in einer und derselben Ebene liegen. Man sehe z. B. den Blattstiel der Sagittarien, den Stengel der Binse u. s. w. ; besonders deutlich ist dieses bei der jungen Binse zu beobachten, wenn dieselbe noch nicht \u00fcber die Oberfl\u00e4che des Wassers hervorgetreten ist. W\u00e4chst die Pflanze sp\u00e4ter immer mehr und mehr aus, so verschieben sich auch sehr h\u00e4ufig die Querw\u00e4nde, und die meisten derselben zerreifsen sogar in Folge der zu starken Ausdehnung der Luftg\u00e4nge, und dann findet man nur einzelne Fetzen an den Seitenw\u00e4nden derselben anh\u00e4ngen.\nDie Blattstiele der Pontederia cordata haben in ihrer Mitte einen sehr grofsen cylindrischen Luftkanal, der in gewissen sehr regelm\u00e4fsigen Entfernungen seine Querw\u00e4nde von sternf\u00f6rmigem Zellengewebe aufzuweisen hat. Rund um diesen grofsen Kanal liegen eine Menge von geh\u00e4uften Luftg\u00e4ngen, in denen die Querw\u00e4nde nach ganz anderen Gesetzen auftreten. In den Luftkan\u00e4len mancher Pflanzen ist es sehr schwer, diese Querw\u00e4nde vom sternf\u00f6rmigen Zellengewebe zu entdecken, und man hat sie manchen Pflanzen abgesprochen, wo sie sp\u00e4ter einmal zuf\u00e4llig beobachtet wurden. So habe ich gegenw\u00e4rtig dergleichen Querw\u00e4nde in den Luftkan\u00e4len der Calla aethio-pica und in Papyrus Antiquorum, so wie in dem Blattstiele von Alisma Plantago beobachtet.\nDa die eigenthiimliche Form der Zellen es ist, wodurch die Querw\u00e4nde der Luftkan\u00e4le vielfach durchl\u00f6chert werden, so dafs die verschiedenen, \u00fcbereinander stehenden Abtheilungen derselben in offener Communication mit einander stehen, so wird eine n\u00e4here Beschreibung der verschiedenen Formen dieser Zellen und der dazwischen liegenden erweiterten Intercellular-G\u00e4nge n\u00f6thig sein.\nBei ganz jungen Pflanzen, wo die Luftkan\u00e4le noch nicht zur vollst\u00e4ndigen Entwickelung gekommen sind, da","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nsind die Zellen der Querw\u00e4nde, welche spater sternf\u00f6rmig werden, noch ganz gew\u00f6hnliche vier, f\u00fcnf, sechs oder siebenseitige Parenchym-Zellen von etwas zusammenge-dr\u00fcckter, tafelf\u00f6rmiger Gestalt. Mit dem Gr\u00f6fs er werden der Luftkan\u00e4le dehnen sich auch diese Zellen der Querscheidew\u00e4nde aus, und nun kann man bemerken, dafs sich diese Zellen gerade an den Ecken, wo sie mit den Ecken der daneben liegenden Zellen zusammenstiefsen, von ein- * ander trennen, so dafs zuerst an einer jeden solchen Ecke ein kleiner, runder Intercellulargang entsteht. Bei einigen Pflanzen bleibt diese Form f\u00fcr die ganze Lebensdauer, wie z. B. im Blattstiele des Patamogeton natans. Werden diese Intercellularg\u00e4nge immer gr\u00f6fser, so erhalten sie den Namen der Interstitia cellularum, welche nichts weiter als erweiterte Intercellularg\u00e4nge sind.\nDehnen sich mit zunehmendem Alter die Zellen in -den Querw\u00e4nden z. B. bei der Pontederia immer mehr und mehr aus, so werden jene Interstitia allm\u00e4lig dreieckig, und geht diese Entwickelung noch weiter vor sich, so werden diese Interstitia immer gr\u00f6fser und gr\u00f6fser, und ihre dreieckige Form verwandelt sich in eine, mehr oder weniger abgerundete *). Mit dieser aufserordentli-chen Vergr\u00f6fserung der Interstitia werden nat\u00fcrlich die strahlenf\u00f6rmigen Forts\u00e4tze der Zellen immer l\u00e4nger und | der K\u00f6rper der Zellen wird dadurch immer kleiner, wie man es bei r, r in Fig. 2. Tab. II. aus der Binse, und in den langen und feinen sternf\u00f6rmigen Zellen sehen kann, welche die Luftkan\u00e4le in Sparganium ramosum n anf\u00fcllen.\nDurch die Zahl der Interstitia wird nat\u00fcrlich die Zahl der Strahlen dieser Zellen bedingt, und die Interstitia richten sich wieder nach der Zahl der Ecken und Seiten, + welche diese Zellen aufzuweisen haben. Wrar eine solche Zelle in der Jugend auf der horizontalen Ansicht sechsseitig, so hatte sie auch sechs Ecken, und da sich in jeder\n*) S. Tab. II. Fig. 11.","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"305\n\\\nI\ndieser Ecken ein dreieckiges Interstitium bildet, dessen Winkel gerade in die Seitenfl\u00e4chen der Zelle hineinragen, so entsteht aus jeder fr\u00fcheren Seitenfl\u00e4che der Zelle ein strahlenf\u00f6rmiger Fortsatz, welcher sich mit demjenigen der angrenzenden Zelle verbindet. Diese Form des sternf\u00f6rmigen Zellengewebes ist eigentlich die einfachste, und ich mache hierbei nur noch auf eine ganz eigent\u00fcmliche Modification desselben aufmerksam, welche sich in den Querw\u00e4nden von Eriophorum vaginatum vorfindet. Die Figuren 5. und 6. Tab. II. geben von diesen so h\u00f6chst eigent\u00fcmlich gestalteten Zellen Darstellungen; auch sie entstehen aus gew\u00f6hnlichen sternf\u00f6rmigen, wie man in Fig. 8. ebendaselbst sehen kann, wo erst an den einzelnen Strahlen, wie bei a und b, die sonderbare Ver\u00e4nderung der Form entsteht, wodurch die Zellen in diesem Falle so sehr von den gew\u00f6hnlichen sternf\u00f6rmigen ab weich en. Bei den strahligen Zellen in Fig. 6. bemerkt man zuerst die aufserordentlich dicke Membran, welche hier durch b bezeichnet ist; in Fig. 7. ist diese dicke Membran wegen der st\u00e4rkeren Vergr\u00f6fserung noch viel deutlicher zu sehen. In Fig. 7. findet sich eine einzelne dieser strahligen Zellen nach einer 7 bis SOOmaligen Vergr\u00f6fserung dargestellt, und daher wird es bei dieser Figur am leichtesten sein, die eigentliche Organisation dieser Zellen n\u00e4her nachzuweisen. Der Raum im Inneren, welcher durch a bezeichnet ist, stellt die Zellenh\u00f6hle dar, welche rund umher durch die \u00e4ufserst dicke Wand b, b, b umschlossen wird. Diese Zellenwand zeigt die seitlichen Ausw\u00fcchse, welche sich strahlenf\u00f6rmig nach den verschiedenen Richtungen hin fortsetzen, und sich z. B. bei d d mit dem Strahle der angrenzenden Zelle verbinden, c c deutet jedesmal den Anfang eines solchen Strahles an, der sich bis zu seinem Ende immer mehr und mehr in die Breite ausdehnt, und mit dem breiten Ende des angrenzenden Strahles e e, bei d d verbunden ist. Die feinen Kan\u00e4le, welche bei der Verbindungslinie d d zu sehen sind, liegen in der dicken Membran, welche hier das Ende eines jeden Strahles der\n20","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"beiden verschiedenen Zellen schliefst Die Zellenh\u00f6hle setzt sich, wie bei den \u00fcbrigen sternf\u00f6rmigen Zellen unmittelbar in den Strahl fort, doch in diesem Falle, wo die Membran so \u00e4ufserst dick wird, da bleibt nur ein schmaler Kanal \u00fcbrig, der sich aus der H\u00f6hle des Zellenk\u00f6rpers a nach dem Strahle hin bei f begiebt, und dieser Kanal theilt sich wieder in mehrere kleinere, die mit den Kan\u00e4len g, g, g in unmittelbarer Communication stehen, welche sich als T\u00fcpfel in der dicken Scheidewand befinden. In dem grofsen Strahle bei H, kann man den Verlauf des Kanales f und dessen mehrfache Theilung sehr deutlich sehen; aber noch deutlicher sieht man an dem Strahle bei I, wie daselbst die Kan\u00e4le in den dicken Zellenw\u00e4nden unmittelbar auf einander stofsen, ganz so, wie es bei den \u00fcbrigen T\u00fcpfeln in den dicken Zellenw\u00e4nden dieser Pflanze statt findet, und wovon Fig. 5. eine sehr getreue Darstellung giebt. Wenn die mit einander verwachsenen Strahlen noch in vollkommener Integrit\u00e4t sind, so ist nur \u00e4ufserst selten eine Spur von dieser Verwachsungslinie zu erkennen, und dennoch ist die Trennung an dieser Stelle mit Leichtigkeit zu vollziehen. Wenn man diese sternf\u00f6rmigen Zellen auseinanderreifst, so geschieht die Trennung derselben fast immer an diesen Vereinigungslinien der Strahlen.\nIn Fig. 5. Tab. II. ist der Querschnitt aus ebenderselben Pflanze durch die Seitenscheidewand zweier Luftkan\u00e4le gef\u00fchrt, und zwar unmittelbar auf die Querscheidew\u00e4nde, welche hier zu beiden Seiten liegen und aus sternf\u00f6rmigen Zellen bestehen. Die Zellenmasse e e e e ist die durchschnittene L\u00e4ngenscheidewand der angrenzenden Luftkan\u00e4le, und in diesen Luftkan\u00e4len liegen die Zellen a, a, a etc., deren Strahlen hier, wie bei b und c sehr deutlich zu sehen sind, erst auf der anderen Seite der Zelle stofsen sie mit den Strahlen der angrenzenden Zellen zusammen. Nicht immer ist der Bau dieser dicken Anschwellung an den Vereinigungslinien der Strahlen so deutlich zu sehen, wie in Fig. 8. Tab. II.; meistens","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"307\nerscheint die wulstige Anschwellung so tr\u00fcbe und schattig, wie sie in Fig. 6. ebendaselbst dargestellt ist\nSo h\u00f6chst eigent\u00fcmlich in diesem Falle die Form der Zelle ist, so sind hier dennoch nur grofse Interstitia vorhanden,, und diese erhalten ihre niedliche Form durch \u25ba jene wulstigen Anschwellungen, welche die Strahlen an ihrem \\ ereinigungs-Punkte aufzuweisen haben.\nBei einer anderen Reihe von sternf\u00f6rmigen Zellen treten aufser den grofsen Interstitiell, welche, wie fr\u00fcher \u00bbschon bemerkt worden ist, nur an den Ecken der Zellen erscheinen, auch noch kleinere, oblongische oder elliptische Interstitia auf, und zwar auf den Seiten dieser Zellen, d. h. die Scheidew\u00e4nde der nebeneinander liegenden ijZellen zeigen zwischen den zwei grofsen Interstitien noch ein kleineres. Auch dieses Letztere entsteht durch Tren-ra nung der Zellenw\u00e4nde. Dieser Gegenstand, der schwer zu beschreiben ist, l\u00e4fst sich um so leichter an Zeichnungen demonstriren, und ich mache zuerst auf die Abbildungen zu meiner Phytotomie aufmerksam.\nIn dem sternf\u00f6rmigen Gewebe der Sagittaria sagitti-folia *) findet man, ganz regelm\u00e4fsig, nur ein einzelnes -kleines Interstitium zwischen zwei grofsen. Deutlicher wird man diese ganze Bildung in der Fig. 9. Tab. II. erkennen, wo solche Zellen aus der Basis des Blattstieles von Sagittaria indica dargestellt sind. Hier ist a, a der K\u00f6rper jeder einzelnen Zelle; b, b, b etc. sind die grofsen \"Interstitia, welche sich an den Ecken der Zellen finden und deren so viele auftreten, als die Zelle Seitenfl\u00e4chen besitzt. An den verschiedenen W\u00e4nden dieser beiden pZellen, welche immer von einem grofsen Interstitium zum \"anderen verlaufen, kann man abermals kleinere Interstitia bemerken, welche eine ziemlich regelm\u00e4fsige oblongische Form zeigen. Bald tritt nur ein einzelnes kleines Interstitium auf, wie die mit c, c, c bezeichneten, bald sind ideren zwei, wie bei d, d, bald drei, wie in den Seitenw\u00e4n-\n*) S. Fig. 11. Tab. I. B. zu meiner Harlemer Preisschrift.\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nden ee, ee u. s. w.; ja in der Seitenscheidewand von ff sind dieser kleineren Interstitia 4, und auf der langen Scheidewand gg, sind deren sogar 7 St\u00fcck, welche ganz 7 regelm\u00e4fsig gestellt, zwischen den beiden grofsen Intersti-tien von b b gelagert sind. In solchen F\u00e4llen wird nat\u00fcrlich die Zahl der, Strahlen, welche seitlich vom K\u00f6rper der Zelle, zwischen den verschiedenen Interstitiell liegen, sehr grofs; so hat die eine dieser sechseckigen Zellen in * Fig. 9. nicht weniger als 25 Strahlen, w\u00e4hrend die andere nur 22 hat.\nEs kommen aber auch F\u00e4lle vor, wo bei dem sternf\u00f6rmigen Zellengewebe die grofsen Interstitia, welche sich \" sonst an den Ecken der Zellen bilden, ganz und gar fehlen, und statt dessen die kleineren Interstitia in desto gr\u00f6-fserer Anzahl auf den Seiten der Zellen auftreten, Hierdurch erh\u00e4lt ein solches Gewebe ein ganz anderes Anse- f hen, als das bisher betrachtete sternf\u00f6rmige, und hier ist denn auch diese Benennung ganz unpassend; doch setzt man die Beobachtungen \u00fcber diesen Gegenstand anhaltend fort, so wird man auf das Entschiedenste dergleichen Ue-berg\u00e4nge auffinden, welche darthun, dafs es nur eine Modification des gew\u00f6hnlichen sternf\u00f6rmigen Zellengewebes ist.\nDer Scirpus lacustris, unsere gemeine Binse, ist die| einzige Pflanze, in welcher ich bisher dieses Zellengewebe habe auffinden k\u00f6nnen. Seitdem ist mir eine Abbildung aus Scirpus lacustris aufgefallen, welche Herr Kieser in seiner ber\u00fchmten Harlemer Preisschrift (Fig. 5. Tab.* II. f.) \u00fcber denselben Gegenstand mitgetheilt hat. Offenbar ist nur die schwache Vergr\u00f6fserung daran Schuld, , dafs Herr Kieser den Gegenstand ganz verkannte; er giebt n\u00e4mlich an*), dafs diese Querscheidewand in dem Luft-, kanale der Binse, welche er dargestellt hat, aus lauter runden und aufserordentlich kleinen Zellen zusammengesetzt sei. Wie ich sogleich zeigen werde, so sind diese angeb-\n*) L. c. pag. 314.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"209\nlieh kleinen und runden Zellen nichts Anderes, als die vielen Interstitia, welche sich hier in den Seitenw\u00e4nden der Zellen bilden, w\u00e4hrend die grofsen Interstitia ganz fehlen. In Fig. 2. Tab. II. habe ich eine kleine Abbildung von diesen, so merkw\u00fcrdig gestalteten Zellen gege-t ben, wor\u00fcber gegenw\u00e4rtig ausf\u00fchrlich die Rede ist.\nBei ganz jungen Exemplaren von Scirpus lacustris, welche noch unter Wasser wachsen, sieht man sehr deutlich, dafs das sternf\u00f6rmige Zellengewebe einfache W\u00e4nde * wie gew\u00f6hnlich bildet, und dafs dadurch die Luftkan\u00e4le in verschiedene kleinere Abtheilungen getheilt werden, welche jedoch durch die Interstitia der Querw\u00e4nde mit einander in ganz offener Communication stehen. Und zwar !j liegen die meisten dieser Querw\u00e4nde der verschiedenen Luftkan\u00e4le in einer und derselben Ebene durch den ganzen Schaft, wodurch derselbe, so lange er noch ganz hellgr\u00fcn ist, eine Art von Gliederung erh\u00e4lt, welche aber auch nur bei ganz jungen Exemplaren zu bemerken ist. Wird die Pflanze gr\u00f6fser, treten die W\u00e4nde der Luftkan\u00e4le immer mehr und mehr auseinander, so zerreifsen meistens diese Scheidew\u00e4nde und bleiben dann, wie Fig. 1. Tab. II. = zeigt, in mehr oder weniger grofsen St\u00fccken an den W\u00e4nden der Luftkan\u00e4le h\u00e4ngen. In dem oberen Theile der Binse findet man dagegen das sternf\u00f6rmige Zellengewebe in gr\u00f6fseren, k\u00f6rperf\u00f6rmig aneinander gereiheten Massen theils die Querw\u00e4nde der Luftkan\u00e4le bildend, theils in lockeren Massen die H\u00f6hle selbst ausf\u00fcllend.\nUnter diesen gew\u00f6hnlichen Querw\u00e4nden von sternf\u00f6rmigen Zellengewebe, welche in dem Schafte des Scir-^ pus lacustris Vorkommen, findet man hin und wieder ein-\u2019 zelne Querw\u00e4nde, welche von so ganz eigenth\u00fcmlichen Ansehen sind, wie es Fig. 2. Tab. II. bei ddhh zeigt* Hier bemerkt man zuerst eine Anzahl von linienf\u00f6rmig aneinander gereiheten Interstitien, welche in den Seiten-~ w\u00e4nden der nebeneinander liegenden Zellen Vorkommen. Man sehe z. B. die Linien e e und f f, welche nichts Anderes sind, als die seitlichen Vereinigungslinien der drei","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nnebeneinanderliegenden Zellen. Die W\u00e4nde der nebenanliegenden Zellen haben sich hier an den verschiedenen Punkten von einander getrennt und es sind dadurch die kleinen Interstitia entstanden, ganz auf dieselbe Weise, wie wir dieses bei den grofsen Interstitiell des gew\u00f6hnlichen sternf\u00f6rmigen Zellengewebes kennen gelernt haben. H\u00f6chst eigent\u00fcmlich ist es, dafs in diesem Gewebe des Scirpus, wie die Abbildung es darstellt, immer mehrere Zellen von \u00e4hnlicher Form nebeneinander liegen, gleichsam als wenn sie zusammen eine gr\u00f6fsere Zelle ausmachten, und gleich daneben kommen wieder anders geformte und anders gestaltete Zellen vor, welche abermals wie zu einer eigenen Gruppe geh\u00f6ren.\nDie Zahl der kleinen Interstitia ist hier sehr grofs, sie sitzen aber nur in den Seiten der Zellen, w\u00e4hrend die gew\u00f6hnlichen grofsen Interstitia, welche in den Ecken der Zellen auftreten, hier g\u00e4nzlich fehlen. Diese kleinen Interstitia sind indessen nicht immer von gleicher Form und gleicher Gr\u00f6fse, bald sind sie elliptisch, bald ganz rund, wie in Fig. 4., bald oblongisch, und nur an den gr\u00f6fseren erkennt man deutlich, dafs es offene Zwischenr\u00e4ume zwischen den nebenanliegenden Zellen sind. Zuweilen findet man aber auch grofse Abweichungen von den vorher beschriebenen Formen, indem n\u00e4mlich, mehr oder weniger deutlich, die grofsen Interstitia an den Ecken der Zellen auftreten, so wie es in Fig. 3. dargestellt ist, und diese Form giebt uns ganz deutlich den Zusammenhang dieses sonderbaren Zellengewebes mit dem sogenannten sternf\u00f6rmigen Zellengewebe. Die Zelle a ist eine sternf\u00f6rmige; b, b, b, b, b sind die grofsen Interstitia an den 5 Ecken dieser Zelle, w\u00e4hrend die Seiten dieser Zelle mit einem (c), mit 2 (d) und auch mit 3 (e) kleinen Interstitiell besetzt sind. Die Scheidewand ff dagegen, welche den beiden angrenzenden Zellen angeh\u00f6rt, ist gleich mit 8 kleinen Interstitien durchbrochen, wobei aber die grofsen an den Ecken der Zelle fehlen.\nEine besondere Beachtung verdienen die eigenth\u00fcm-","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"311\nlieh geformten H\u00e4rchen, welche in manchen F\u00e4llen auf der Oberfl\u00e4che der Luftg\u00e4nge zu beobachten sind, indem sie offenbar zum Respirations-Gesch\u00e4fte der Pflanzen in einer gewissen Beziehung stehen. Die merkw\u00fcrdigsten Gebilde der Art sind die sternf\u00f6rmigen get\u00fcpfelten K\u00f6rper und die strahlenf\u00f6rmig ausgewachsenen get\u00fcpfelten Haare, welche in den Luftkan\u00e4len der Nymphaeen zu beobachten sind, wor\u00fcber in meiner Phytotomie p. 201 etc. schon sehr ausf\u00fchrlich gehandelt ist, doch die neuen * Thatsachen, welche ich \u00fcber das Vorkommen derselben aufgefunden habe, geben \u00fcber die Function dieser H\u00e4rchen ein neues Licht.\nWeder Ypey *), noch Jurine **), noch Rudolphi ha~ | ben diese get\u00fcpfelten Haare in den Luftkan\u00e4len der Nymphaeen entdeckt, sondern sie waren schon lange vorher dem vielerfahrenen Guettard ***) bekannt, der sie f\u00fcr H\u00e4rchen erkl\u00e4rte, w\u00e4hrend sie Jurine noch f\u00fcr Krystalle hielt. Diese Gebilde sind wirkliche membran\u00f6se K\u00f6rper von \u00e4hnlicher Gestalt, wie die Haare auf der Oberfl\u00e4che der Pflanzen, und sie entstehen durch Auswachsen der W\u00e4nde einzelner Zellen, welche die Luftkan\u00e4le einfassen m helfen, wobei aber vorher eine sehr bedeutende Verdickung der W\u00e4nde dieser Zellen stattfindet, welche dann zugleich mit T\u00fcpfelung der Membran begleitet ist. Die Zellen, welche in solche get\u00fcpfelte Haare auswachsen, sind immer in den W\u00e4nden gelagert, welche zwei oder drei nebeneinander liegende Luftkan\u00e4le von einander trennen.\nDie Form dieser get\u00fcpfelten Haare, deren Membran eine hornartige H\u00e4rte erlangt, ist sehr verschieden und \u00bb rein dem r\u00e4umlichen Verh\u00e4ltnisse der Luftkan\u00e4le angemessen. Sind diese nur sehr schmal, so w\u00e4chst die Zelle nach Unten und nach Oben aus.\n*) Verhand. uitgegev. door de Hollands. Maatschappijy der Wet-- ensch. te Haarlem. Deel XD p. 367*\n**) Journ. de Phys. LYI. pag. 187. 188. T. VIII. f. 3.\n***) Observ. s. 1. plantes. II. 1747. pag. 184.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nAufs er ordentlich selten ist es, dafs man diese dickh\u00e4utigen Haare unget\u00fcpfelt beobachtet, was mir einigemal im Inneren der Blattsubstanz yorgekommen ist.\t:\nIndessen am auffallendsten ist das Vorkommen solcher get\u00fcpfelten Haare in der dichten gr\u00fcn gef\u00e4rbten Substanz, welche unter der Epidermis der oberen Blattfl\u00e4che gelagert ist, wie ich es bei der Nymphaea alba beobachtet habe. Dicht unter der Epidermis der oberen Blattfl\u00e4che * jener Pflanze sitzen in ziemlich regelm\u00e4fsigen Entfernungen dickh\u00e4utige cylindrische Schl\u00e4uche, welche auf ihrer Oberfl\u00e4che ebenso get\u00fcpfelt sind, wie die sternf\u00f6rmigen und strahligen Ausw\u00fcchse der Zeilen in den W\u00e4nden der Luftkan\u00e4le. Sie beginnen dicht unter der Epidermis mit einer breiten Basis, und verlaufen alsdann durch die ganze dicke, gr\u00fcngef\u00e4rbte Schicht von vertikalen Zellen in vertikaler Richtung bis in die Lufth\u00f6hlen, welche die lockere i Substanz der unteren \u2022\u00a7 des Blattes durchziehen; hier in den Lufth\u00f6hlen wachsen die Enden dieser get\u00fcpfelten Haare mehr oder weniger lang aus, oder sie ver\u00e4steln sich, je nachdem der Raum der Lufth\u00f6hle es gestattet. Die Anzahl dieser get\u00fcpfelten Schl\u00e4uche, welche ebenso mit Luft gef\u00fcllt zu sein scheinen, wie die der Seitenw\u00e4nde der Luftkan\u00e4le, ist in der Blattsubstanz aufserordentlich grofs; sie treten meistens in Entfernungen von 6 bis 8 j Zellen auf, und zwar nach allen Richtungen hin. Wie es mir scheint, so dienen diese vertikalen Schl\u00e4uche zu einer Erleichterung der Communication zwischen der atmosph\u00e4rischen Luft und den H\u00f6hlen auf der unteren Seite der * Bl\u00e4tter. So aufserordentlich grofs auch die Zahl der Hautdr\u00fcsen auf der oberen Blattfl\u00e4che der beiden gemeinen Nymphaeen ist, so habe ich denn doch weder Athemh\u00f6h-len unterhalb dieser Hautdr\u00fcsen, noch Intercellularg\u00e4nge -in der dichteren Zellenschicht beobachten k\u00f6nnen, welche unmittelbar zwischen den Lufth\u00f6hlen und der Epidermis gelegen ist. Um den Mangel dieser so wichtigen Luftf\u00fchrenden Kan\u00e4le zu ersetzen, sind wie mir scheint, jene get\u00fcpfelten cylindrisehen Schl\u00e4uche, welche von der in-","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"313\nneren Fl\u00e4che der Epidermis bis in die Tiefe der Luft-li\u00f6hlen gehen, angebracht. Und ebenso scheinen diese get\u00fcpfelten sternf\u00f6rmigen Haare, welche in den seitlichen Scheidew\u00e4nden der Luftkan\u00e4le Vorkommen, gleichfalls nur als Mittel zur Communication der Luft in nebeneinander liegenden Luftkan\u00e4len zu dienen, denn da ihre ganze Oberfl\u00e4che so stark mit T\u00fcpfel bedeckt ist, so mufs der Durchgang der Luft dadurch sehr erleichtert werden.\nGegenw\u00e4rtig kenne ich nur noch eine einzige Gattung, n\u00e4mlich die sch\u00f6ne Gattung Hackea, deren Bl\u00e4tter \u00e4hnliche Schl\u00e4uche aufzuweisen hat, wie jene in den Bl\u00e4ttern der Nymphaea alba. Dort sind es ebenfalls sehr dickh\u00e4utige aber unget\u00fcpfelte Schl\u00e4uche, welche unmittelbar auf der inneren Fl\u00e4che der Epidermis liegen und in vertikaler Richtung nach der Mitte des Blattes verlaufen, woselbst sie entweder stumpf oder spitz, einfach oder ver\u00e4stelt enden, ganz wie es in der Abbildung eines Vertikalschnittes dargestellt ist, welche ich aus dem Blatte der Hackea nitida in Fig. 2. Tab. V. meiner Harlemer Schrift mitgetheilt habe. In den Bl\u00e4ttern der Hackeen sind diese, oftmals sehr dickh\u00e4utigen Schl\u00e4uche auf beiden Blattfl\u00e4chen vorkommend, und wenn die Bl\u00e4tter nadelf\u00f6rmig sind, so verlaufen sie, von der Oberfl\u00e4che des Ringes der Holzb\u00fcndel bis zur Epidermis in radikaler Richtung.\nDie L\u00fccken, welche im Inneren der Pflanzen auftreten, sind dagegen diejenigen Luft-f\u00fchrenden R\u00e4ume oder Aush\u00f6hlungen im Zellengewebe, welche durch Zerreifsen und Verschwinden des Zellengewebes entstehen; sie sind nicht nur erweiterte Intercellularg\u00e4nge wie die Luftkan\u00e4le, von denen im Vorhergehenden die Rede war, sondern sie treten zuerst durch wirkliches Zerreifsen der Zellen und nachheriges Auseinandertreten der Zellenmasse auf, wodurch sie sich zuweilen zu einer aufserordentlichen Gr\u00f6fse entwickeln. Mitunter sind dergleichen Stellen, wo sich sp\u00e4ter die grofsen L\u00fccken entwickeln, auf irgend eine Weise angedeutet, doch in den meisten F\u00e4llen findet dieses nicht statt. So wird z. B. der Blumenstiel von Leon-","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\ntodon Taraxacum, das Blatt von Allium-Arten, der Stengel der Gr\u00e4ser u. s. w,, wo in der erwachsenen Pflanze so grofse L\u00fccken auftreten, in der fr\u00fchesten Jugend noch ganz mit blasenf\u00f6rmigem Zellengewebe geschlossen, allm\u00e4-lig, w\u00e4hrend sich der Umfang dieser Theile ausdehnt, rei-fsen die Zellen im Inneren entzwei, und somit tritt die L\u00fccke auf, die sich t\u00e4glich immer mehr und mehr vergr\u00f6fsert, und an den W\u00e4nden die Rudimente der zerrissenen Zellen aufzuweisen hat.\nHerr Link*) rechnet zu den L\u00fccken, welche er von den Luftkan\u00e4len eigentlich nicht scharf trennt, die R\u00f6hren im Stamme, im Blattstiele und dem Rhizome, die mit zunehmendem Alter eine sehr bedeutende Erweiterung erleiden. Sie befinden sich meistens in der Achse des Stammes, doch sowohl hier, wie auch im Wurzelstocke, findet man nicht selten, dafs dergleichen L\u00fccken in der Mitte und aufserdem noch rund um die Mitte, in Form eines Kreises auftreten. Ein hohler, mit einer Luft-f\u00fchrenden L\u00fccke durchzogener Stamm, ist bekanntlich auch bei den Dicotyledonen gar nicht selten; der Stamm der Umbel-laten, der Syngenesisten, der Labiaten u. s. w. ist mei-stentheils hohl, doch tritt er auch, und zwar h\u00e4ufig in ganz nahestehenden Pflanzen, bald hohl, bald voll auf.\nIn den Nodien der Pflanze sind die L\u00fccken gew\u00f6hnlich durch Querw\u00e4nde in mehr oder weniger grofse F\u00e4cher getheilt, sehr oft treten aber auch dergleichen Querw\u00e4nde in den Internodien, also ganz unabh\u00e4ngig von den Nodien auf, und dann erhalten diese L\u00fccken noch gr\u00f6fsere Aehnlichkeit mit den wirklichen Luftg\u00e4ngen, welche so oft auf das Regelm\u00e4fsigste mit Querw\u00e4nden durchschnitten sind.\nDer regelm\u00e4fsigen Stellung wegen, welche die Luftbeh\u00e4lter in dem Stengel der Hippuris- und Equisetum-Pflanzen zeigen, so wie die regelm\u00e4fsige Form und Stellung derselben in den Blattnerven und im Blattstiele oder der Blattscheide der Musaceen, veranlafst mehrere Botani-\n*) Elemt. phil. Bot. Ed. altera I. p. 209.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"315\nker, diese Luftbeh\u00e4lter zu den wahren Luftg\u00e4ngen zu bringen, doch die Beobachtungen derselben in verschiedenen Perioden des Lebens der Pflanze, zeigen ganz deutlich, dafs alle diese Luftbeh\u00e4lter zu den L\u00fccken gebracht werden m\u00fcssen, indem sie durch Zerreifsen des Zellengewebes entstehen und f\u00fcr die ganze Lebensdauer der Pflanze die zerrissenen Zellen an ihren W\u00e4nden aufzuweisen haben. Ganz von derselben Art sind die langen Luftbeh\u00e4lter in den Bl\u00e4ttern vieler Liliaceen und Pandaneen, welche zwischen den einzelnen Holzb\u00fcndeln parallel der L\u00e4ngenachse des Blattes verlaufen und hie und da sogar mit Querw\u00e4nden versehen sind, welche aus sternf\u00f6rmigen Zellengewebe bestehen; durch diese Querw\u00e4nde laufen gew\u00f6hnlich einzelne Spiralr\u00f6hren oder ganze kleine Holzbiindel von der Seite der L\u00fccke zu dem Holzbiindel der anderen Seite* Zwischen diesen parallel verlaufenden Holzb\u00fcndeln treten die L\u00fccken auf; sie sind von unbestimmter L\u00e4nge und hie und da mit Querw\u00e4nden durchbrochen, welche aus sternf\u00f6rmigen Zellengewebe gebildet sind, das daselbst in Massen auftritt.\nBesonders bemerkenswerth sind dergleichen F\u00e4lle, wo diejenigen Stellen, in welchen sich sp\u00e4ter L\u00fccken bilden, anfangs mit einem zarten und eigenth\u00fcmlich geformten Zellengewebe ausgef\u00fcllt sind; dieses Zellengewebe allein ist es dann, welches bei der gr\u00f6fseren Ausdehnung des Pflanzentheiles zerreifst und endlich spurlos verschwindet, dafs man in der alten Pflanze gewifs nur noch selten etwas auffinden kann, was auf das fr\u00fchere Dasein desselben schlie-fsen liefse. In diesen F\u00e4llen sind jedoch die sp\u00e4teren W\u00e4nde der L\u00fccke schon in der jungen Pflanze ganz genau vorgezeichnet und der, durch diese W\u00e4nde umschlossene Raum ist es eben, welcher mit einem sehr zartrandigen und anders geformten Zellengewebe ausgef\u00fcllt wird. In den Bl\u00e4ttern der Carices treten die L\u00fccken mitten im dunkelgr\u00fcngef\u00e4rbten Merenchym auf, doch die ganz jungen Liik-ken sind mit einem grofsmaschigen, sehr zarten und g\u00e4nzlich ungef\u00e4rbten Parenchym gef\u00fcllt, welches dann sp\u00e4ter","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nzerreifst und g\u00e4nzlich verschwindet, so dafs die L\u00fccken in den alten Bl\u00e4ttern dieser Pflanzen ganz glatte W\u00e4nde von Merenchym aufzuweisen haben, dessen Zellen sehr stark mit gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen gef\u00fcllt sind.\nIn den ganz jungen, in dem Sch\u00f6fslinge noch zusammengewickelten Bl\u00e4ttern von Phragmites communis findet man auf der unteren H\u00e4lfte der Blattsubstanz, jedesmal zwischen zwei Holzb\u00fcndeln, eine oder zwei grofse Zellen ganz ohne gef\u00e4rbten Inhalt, w\u00e4hrend die umgebenden Merenchym-Zellen sehr stark mit gr\u00fcnen K\u00fcgelchen gef\u00fcllt sind. Diese einzeln vorkommenden grofsen Zellen verlaufen unmittelbar von der Epidermis der unteren Blattfl\u00e4che bis weit \u00fcber die Mitte der Blattsubstanz, und sie sind es, welche sp\u00e4ter, wenn sich das Blatt mehr ausdehnt, zerreifsen und den Ursprung zu der L\u00fccke geben, die in dem erwachsenen Blatte durch Auseinandertreten der Zellenmasse oft zu so aufserordentlicher Gr\u00f6fse gelangen.\nOffenbar sind diese, zuletzt angef\u00fchrten F\u00e4lle als die Ueberg\u00e4nge zwischen L\u00fccken und Luftkan\u00e4len anzusehen, aber dennoch, wenn auch dergleichen Ueberg\u00e4nge vorhanden sind, mufs man diese, besonders in ihrem Auftreten so verschiedenartigen Beh\u00e4lter im Inneren der Pflanzen von einander trennen, ihnen besondere Namen beilegen, und sie so genau wie m\u00f6glich zu characterisiren suchen.\nZu den L\u00fccken sind auch die vielen verschiedenartigen Luftbeh\u00e4lter zu z\u00e4hlen, welche sich bei verschiedenen Wasserpflanzen in der Form von angeschwollenen Blattstielen zeigen, so wie auch endlich alle blasenf\u00f6rmigen Anschwellungen, welche in so mannigfaltiger Form bei den Tangen auftreten; sie bilden sich durch Auseinanderweichen der beiden Schichten, woraus die blattartige Ausbreitung der Tangen besteht, und das feine und \u00e4ufserst zarte Netz von ver\u00e4stelten Zellenreihen, welches zwischen diesen beiden Schichten gelagert ist, zerreifst zum Theil, zum Theil aber bleibt es im Inneren als jene zarten F\u00e4den zur\u00fcck, welche man in diesem Luftbeh\u00e4lter der Tangen von einer Wand zur andern ausgebreitet findet. Um so","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"317\nauffallender ist das Auftreten ziemlich regelm\u00e4fsig gestalteter Luftbeh\u00e4lter in dem stengelartigen Theile des Fucus antarcticus Cham., womit derselbe ganz und gar gef\u00fcllt ist. Auf dem Vertikal- oder Querschnitte zeigen sich diese Luftbeh\u00e4lter von derselben L\u00e4nge, als der stengelartige Theil, worin sie Vorkommen, dick ist, demnach sind sie in vertikaler Richtung auf die Fl\u00e4che dieser Theile gestellt und liegen, gleichsam wie Linienzellen, mit den langen Seitenw\u00e4nden nebeneinander. Auf den L\u00e4ngenschnitten, welche mit den Fl\u00e4chen des stengelartigen Theiles parallel gef\u00fchrt sind, erkennt man dagegen die Unregelm\u00e4fsigkeit in dem Laufe der W\u00e4nde dieser Luftkan\u00e4le ; sie sind zwar bald 4, 5 oder 6seitig, die W\u00e4nde verlaufen aber oftmals mehr oder weniger gewunden, ja zuweilen sehr unregel-m\u00e4fsig und im Inneren dieser prismatisch geformten H\u00f6hlen sind hie und da kleine St\u00fccken von dem zarten Tangen-gewebe, woraus die ganze Pflanze besteht, an den W\u00e4nden anh\u00e4ngend, oder sogar von einer Wand zur anderen aufgespannt.\nNeuntes Capitel. Anderweitige Secretionsbeh\u00e4lter.\nEbenso wie die Luftkan\u00e4le und L\u00fccken, welche als Beh\u00e4lter einer abgesonderten Luft anzusehen sind, eigentlich keine eigenen Organe sind, sondern nur Beh\u00e4lter, welche von dem umschliefsenden Zellengewebe gebildet werden, ebenso sind auch die \u00fcbrigen Secretions-Beh\u00e4lter, welche Gummi, Harz, Balsame und \u00e4therische Oele f\u00fchren, von denen hier die Rede sein wird, eigentlich nur als regelm\u00e4fsig erweiterte Intercellularg\u00e4nge zu betrachten, denen demnach die eigenen W\u00e4nde fehlen.\nMan pflegte fr\u00fcher alle dergleichen Beh\u00e4lter, welche einen eigenthiimlichen, abgesonderten Saft enthielten, mit dem Namen der eigenen Gef\u00e4fse (yasa propria) zu","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nbelegen, welchen man auch auf die Milchsaft- oder Lebenssaft-f\u00fchrenden wirklichen Gef\u00e4fse bezog, wodurch nat\u00fcrlich eine grofse Verwirrung \u00fcber diesen Gegenstand herrschend .. wurde. Sp\u00e4ter trennte Herr Link *) die Secretionsbeh\u00e4l-ter von den wirklichen Gef\u00e4fsen, nannte die ersteren Saftbeh\u00e4lter und begriff die anderen unter dem Namen der vasa propria. Herr Kieser**) erkl\u00e4rte, dafs die Secre-tionsbeh\u00e4lter nur erweiterte Intercellularg\u00e4nge w\u00e4ren, und leider wurde diese Ansicht auch auf die Milchsaft-f\u00fchrenden Beh\u00e4lter ausgedehnt, welche jedoch ganz eigenth\u00fcm-liche Gef\u00e4fse sind, von denen im n\u00e4chsten Buche, bei der Betrachtung des Circulations-Syst\u00e8mes der Pflanzen die Rede sein wird, lieber den Bau der wahren Secretions-beh\u00e4lter hatte schon Grew ***) ganz richtige Ansichten, indem er die der Gattung Rhus und der Tannen beschreibt und abbildet, auch er erkannte schon, dafs sie keine eige- ? nen W\u00e4nde besitzen, sondern nur durch gedr\u00e4ngtes ZeL lengewebe gebildet werden. Indessen wie wir es bald bei der speciellen Beschreibung dieser Gebilde kennen lernen werden, so ist auch dieses besondere gedr\u00e4ngte Zellengewebe, zur Darstellung dieser G\u00e4nge nicht absolut n\u00f6thig, denn sehr h\u00e4ufig erscheinen sie mitten in den gew\u00f6hnlich getrennten Parenchym - Zellen. Herr Link -J-) nennt diese Saftbeh\u00e4lter Opangia, und hat von Neuem erkl\u00e4rt, dafs die Harz - f\u00fchrenden G\u00e4nge in den Coniferen mit einer eigenth\u00fcmlichen Membran umkleidet sind, welche wenigstens in der jungen Pflanze deutlich zu beobachten w\u00e4re. Auf den Abbildungen von L\u00e4ngsschnitten, % welche Herr Link -j~j-) \u00fcber diesen Gegenstand publicirt hat, findet sich eine solche Membran der Harzgef\u00e4fse dargestellt, doch vermisse ich dieselben g\u00e4nzlich auf den da-\n*) Nachtr\u00e4ge. Heft I. p. 27 und Heft II. p. 32.\n**) Phytonomie. p. 82.\nAnat. of pl. pag. 93 u. s. w.\n*b) Elem. philos. bot. Ed. alt. I. p. 207. \u00e9 t) Anatomisch-botanische Abbildungen. Tab. VII. f. 2. u. f, 3.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"319\nneben stehenden Querschnitten in Fig. 1. und Fig. 5., wo die Abbildungen der durchschnittenen Harzg\u00e4nge ganz mit meinen Beobachtungen \u00fcbereinstimmen. In der keimenden Conifere ist dieser Gegenstand der Zartheit des Zellengewebes wegen, sehr schwer zu untersuchen, doch leicht erkennt man die Entstehung und den Bau der Harzg\u00e4nge in den ganz jungen Trieben der mehrj\u00e4hrigen Coniferen, so wie auch in den Bl\u00e4ttern derselben, wozu in Fig. 16. Tab. VI. eine Abbildung aus. dem Blatte von Pinus sylvestris gegeben ist, und hier ist nirgends eine Spur von einer eigenen Membran zu beobachten. Bei den Gummi-gangen verh\u00e4lt es sich ganz \u00e4hnlich, doch zuweilen, wie z. B. im Blattstiele der Cycas revoluta findet man, dafs die'ganze Wand des Ganges durch eine besondere Schicht eigenth\u00fcmlich geformter Zellen gebildet wird, wovon Fig. 12, Tab. I. eine Darstellung nach einem Querschnitte giebt.\nHier sind n\u00e4mlich die einzelnen Zellen, welche die allgemeine Wand zusammensetzen, in Form von kleinen W\u00e4rzchen erhoben, dafs aber auch dieser Bau zur Absonderung des Gummis gerade nicht wesentlich ist, das kann man wohl daraus erkennen, dafs bei der Gattung Zamia die W\u00e4nde der Gummig\u00e4nge ganz glatt sind. Auch die angef\u00fchrte Abbildung auf Tab. VI. aus dem Blatte von Pinus sylvestris zeigt eine ganz eigenthiimliche Schicht von dickwandigen Pleurenchym-Zellen, welche unmittelbar den Harzgang bilden.\nWir haben schon im Verlaufe dieser Schrift an verschiedenen Stellen angedeutet, dafs die Zeilen es sind, welche alle die verschiedenen Stoffe der Pflanzen bilden, auch haben wir in dem ganzen Abschnitte \u00fcber die Function der Parenchym-Zellen dergleichen Bildungen der Zellen kennen gelernt, ja es wurde schon pag. 209. bis 212. gezeigt, wie selbst ganz eigenthiimliche Stoffe, welche man als Secrete oder als Excrete ansehen kann, gerade in den Zellen gebildet und daselbst auch abgelagert wurden, so dafs die Zellen selbst als Secretionsbeh\u00e4lter anzusehen sind. Doch in den meisten F\u00e4llen treten f\u00fcr die","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nAbsonderung eigent\u00fcmlicher Stoffe ganz besondere Beh\u00e4lter auf, deren W\u00e4nde aus Zellen bestehen, welche jene Stoffe absondern und in die Beh\u00e4lter hineinlagern, ganz auf \u00e4hnliche Weise, wie bei der Erzeugung und Ablagerung der Luft in den Intercellularg\u00e4ngen und Lufth\u00f6hlen u. s. w. Ja nach dem Stoffe, womit diese Secretions-beh\u00e4lter gef\u00fcllt sind, erhalten sie ihre Benennung, und so haben wir Harz-, Gummi-, Balsam- und Oel-G\u00e4nge zu unterscheiden gesucht. Viele von diesen G\u00e4ngen haben in ihrer Form und ihrem Auftreten die gr\u00f6fste Aehnlichkeit mit den wirklichen Gef\u00e4fsen des Circulations-Systemes der Pflanze, doch auf welche Weise diese dennoch zu unterscheiden sind, das haben wir sehr ausf\u00fchrlich in einer Schrift: Ueber die Secretionsorgane der Pflanzen'*), welche mit diesem Buche zu gleicher Zeit erschienen ist, nachgewiesen, worauf ich den geneigten Leser verweise.\nZuweilen treten solche Secretionsbeh\u00e4lter, wie z. B. die Oelg\u00e4nge, Gummig\u00e4nge u. s. w. nur in einzelnen Theilen der Pflanze auf, haben also ein sehr beschr\u00e4nktes Vorkommen, w\u00e4hrend die Harzg\u00e4nge und Gummig\u00e4nge in vielen anderen Pflanzen sehr ausgedehnt sind, und gleichsam ein grofses, zusammenh\u00e4ngendes System durch die ganze Pflanze darstellen. Die einzelnen dazu geh\u00f6rigen G\u00e4nge sind nach bestimmten Gesetzen ver\u00e4stelt, und diese communiciren wiederum mit den anderen, daneben liegenden G\u00e4ngen derselben Art, oft ganz in derselben Art, wie es bei den eigenen, Milchsaft-f\u00fchrenden Gef\u00e4fsen der Fall ist, und man kann wohl auf die Ansicht kommen, dafs solche Systeme von Secretionsorganen als Stellvertreter der wirklichen Gef\u00e4fssysteme auftreten, worin sich der darin enthaltene Saft bewegt. Ja vielleicht bewegt sich auch jenes Secret, als das Gummi, das fl\u00fcssige Harz u. s. w. wenigstens zu gewissen Zeiten in seinen Beh\u00e4ltern, wie es Herr Link bereits vermuthet, doch so etwas w\u00fcrde schwer zu beobachten sein. Es w\u00e4re in der That\n\u00a5) Berlin 1837. in 4to. Mit 9 Tafeln in 4to.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"321\nnicht mehr so wunderbar, wenn sich diese Vermutung best\u00e4tigen sollte, denn wir haben kennen gelernt, dafs selbst der \u00e4tzende Saft in den Haaren der Loasen jene Rotationsstr\u00f6mung zeigt, wor\u00fcber in neueren Zeiten so sehr viel geschrieben ist.\nAuch lehrt die Beobachtung, dafs Pflanzen mit einem solchen ausgebreiteten Systeme von Harz- oder Gummig\u00e4ngen, keine Spur von jenem eigenen Gef\u00e4fssysteme zeigen, worin eine Circulation des Saftes zu beobachten ist, ja es zeigt sich sogar, dafs der, in solchen G\u00e4ngen abgesonderte Saft, nicht selten eine ganz \u00e4hnliche chemische Mischung zeigt, wie der wahre Milchsaft anderer Pflanzen; nur in den quantitativen Verh\u00e4ltnissen, worin diese Stoffe zu einander stehen, herrscht die gr\u00f6fste Verschiedenheit, und, was ganz allgemein ist, ein Jeder solcher S\u00e4fte zeigt zugleich irgend einen oder mehrere eigen-th\u00fcmliche Stoffe.\nDie sogenannten Gummi-Harze, welche in unseren Apotheken in so grofser Anzahl Vorkommen, sind meistenteils das Produkt der Wurzeln Dolden tragender Gew\u00e4chse. Es sind aber, wohl in allen F\u00e4llen, nur die eingedickten und an der Luft erh\u00e4rteten Secrete, welche in den Wurzeln der Umbellaten in grofsen eigent\u00fcmlichen Secretionsbeh\u00e4ltern abgesondert werden, aber keineswegs sind sie aus wirklichen Milch- oder Lebenss\u00e4ften entstanden.\nMan findet eine Menge solcher eingetrockneter S\u00e4fte aus den Wurzeln der Umbellaten in Herrn Berzelius Pflanzen-Chemie aufgef\u00fchrt, und ihre Analysen sind mit angegeben. Das Verh\u00e4ltnis des Harzes und des Gummi\u2019s ist in folgenden Stoffen:\nAssa foetida\tAmmoni- akgummi\tGalbanura\tMyrrhe\nHarz :\t48,85\t72,0\t65,8\t23,0\nGummi:\t19,4\t23,4\t27,6\t46,0\nFl\u00fcchtiges Oel: 4,6\t4,0\t3,7\t2,5 21\nSagape-\nnum\n50,29\n32,72\n3,73","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"Gummi und Harze sind aber auch diejenigen Stoffe, welche im Milchs\u00e4fte mancher Pflanze die vorherrschendsten Bestandteile bilden, ja das Gummigutt zeigt 80 Theile Harz und 19 Theile Gummi; Opium 30,4 Theile Gummi und nur 9 Theile Harz u. s. w.\nIch habe hier nur auf die Aehnlichkeit zwischen den Erzeugnissen einiger Secretionsorgane und denen der wahren Milchs\u00e4fte hingedeutet; im zweiten Theile dieses Buches wird von dem Circulations-Systeme der Pflanzen die Rede sein, und da werden wir die Zusammensetzung aller solcher Safte ausf\u00fchrlich er\u00f6rtern, ein Gegenstand, der schon gegenw\u00e4rtig zu sehr \u00fcberraschenden Resultaten gef\u00fchrt hat.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"323\nZweite Abtheilung.\nAllgemeine vergleichende Darstellung \u00fcber die Typen, nach welchen sich die Elementarorgane zur Bildung der Pflanzen\nan ein an d er r ei h en.\nIn der vorhergehenden Abtheilung haben wir die Struc-tur der einfachen Elementarorgane kennen gelernt, welche | die Pflanzen zusammensetzen, doch geschah dieses unbek\u00fcmmert der Art und Weise, wie die Aneinanderreihung dieser Organe in den verschiedenen Theilen der Pflanzen, und wie sie in den verschiedenen kleineren und gr\u00f6fseren Gruppen derselben vorkommt. Zwar wurde schon hie und da im Vorhergehenden angedeutet, wie sich die Elementarorgane aneinanderreihen, um die zusammengesetzten Elementar-Organe, wie z. B. Holzb\u00fcndel, Bastb\u00fcn-* del, u. s. w. darzustellen, doch eine speciellere Untersuchung dieses Gegenstandes wird uns in diesem Abschnitte besch\u00e4ftigen.\nSchon bei der Betrachtung des Zellengewebes der +. Pflanzen wurde nachgewiesen, dafs die unendlich grofse Zahl der niederen Pflanzen, welche man zu den Pilzen, Flechten, Algen und Moosen z\u00e4hlt, dafs diese nur aus Zellengewebe bestehen, ja es zeigte sich, dafs die Pflanzen \\ganzer Familien nur aus einzelnen Zellenreihen bestehen, in welchen die einzelnen Zellen noch einen solchen Grad von Selbstst\u00e4ndigkeit zeigen, dafs man sie gleichsam als eigene, f\u00fcr sich bestehende Individuen betrachten k\u00f6nnte; ja bei dergleichen Gattungen der niedrigsten Pflanzen, wie \u2019 bei Protococcus, Palmella, Lepra u. s. w. wird sogar jedes einzelne Individuum aus einer einzelnen Zelle dargestellt, und zu Hunderten und zu Tausenden liegen solche Zellen\n21 *","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\n(1. h. solche selbstst\u00e4ndige Individuen dicht neben einander und werden meistens durch einen zarten Schleim nmfafst; aber ihre Selbstst\u00e4ndigkeit beweisen sie dadurch, dafs sie I auch einzeln sich ern\u00e4hren und fortpflanzen.\nDiese Angaben, welche allerdings auf Beobachtungen beruhen und als wirkliche Thatsachen anzuerkennen sind, gaben haupts\u00e4chlich die Veranlassung zu der, bei vielen Naturforschern sehr beliebten Ansicht von der Me- \u00fc tamorphose der einfachsten Pflanzen in zusammengesetztere und vollkommenere Pflanzen; diese Letzteren sollten n\u00e4mlich durch blofse Aneinanderreihung und Verwachsung einer Menge von einfacheren Pfl\u00e4nzchen entstehen. Die + sogenannte Priestleysche gr\u00fcne Materie, noch ehe sie entsprechend dem neueren Zustande der Algenkunde untersucht worden war, sollte sich bald in Conferven, bald in Infusorien, in Diven, Flechten und selbst in Moose um- \u00a7 wandeln, Das ganze Moosst\u00e4mmchen und die Bl\u00e4tter der Moose sollten aus zusammengeflochtenen Conferven-F\u00e4den entstanden sein, ja selbst die h\u00f6heren Pflanzen w\u00e4ren nur als Aneinanderreihungen von Conferven-F\u00e4den anzusehen. Die Herren Agardh *) und Hornschuch **) waren die haupts\u00e4chlichsten Begr\u00fcnder dieser Ansichten, welche in neuester Zeit durch die Herren Turpin***) und K\u00fctzingf) so weit ausgef\u00fchrt worden sind, dafs wohl Niemand mehr { von denjenigen Botanikern, welche sich speciell mit jenen niederen Pflanzen besch\u00e4ftigt haben, an die Darstellung der genannten Botaniker glauben wird. Da man nun fr\u00fcher die Priestleysche gr\u00fcne Materie f\u00fcr eine Masse hielt, j welche theils aus noch lebenden, theils aus todten und in Pflanzen umgewandelten Infusorien best\u00e4nde, so glaubt man sagen zu k\u00f6nnen, dafs sich die niederen Pflanzen aus todten Infusorien entwickeln; ja der Protococ-cus viridis soll, wie Herr Hornschuch sagt, ein durch\n*) Be metamorphosi Algarum Lund. 1820. 8.\n\u00a5\u00a5) Nova Acta Acad. C. L. C. X. P. II. pag. 412. etc.\n***) Organographie v\u00e9g\u00e9t. \u2014 M\u00e9ra. d. Mus, 1827.\n\u2022f) Linnaea v, 1833.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"325\ndie Sonne get\u00f6dtetes Thier sein.*) Genaue Beobachtungen haben noch nicht gezeigt, dafs Pflanzen aus Infusorien entstehen, oder dafs Infusorien aus Pflanzen hervorgehen! Wenn man in einer Fl\u00fcssigkeit zuerst die Entstehung von Infusorien beobachtet, und dann das Erscheinen der Algen, f gleichzeitig mit dem Verschwinden der Infusorien beobachtet haben will (was gewifs sehr schwer sein m\u00f6chte!), so ist aus diesen Beobachtungen noch nicht der Schlufs zu ziehen, dafs die Algen aus den verschwundenen Infusorien * entstanden sind. Diese Einwendung gilt auch f\u00fcr die neuesten Beobachtungen, welche Herr Hornschuch **) zur Best\u00e4tigung seiner fr\u00fcheren Ansichten beigebracht hat, und eine andere Ansicht, welche k\u00fcrzlich Herr Treviranus***), || gleichsam als vermittelnd zwischen den schroffentgegen-stehenden Ansichten \u00fcber diese sogenannte Metamorphose der Thiere in Pflanzen und umgekehrt aufgestellt hat, dafs n\u00e4mlich die gr\u00fcne Materie, welche bei den Wasseralgen einen Bestandtheil von ihrem Organismus macht, sich unter Umst\u00e4nden in der Form von Infusorien, unter anderen wieder in ihrem urspr\u00fcnglichen gebundenen Zustande darstellen solle, ist wohl ebenfalls nicht auf Beobachtungen der Natur gegr\u00fcndet.\nEben so leicht sind die Gr\u00fcnde zu entkr\u00e4ften, welche man f\u00fcr die Ansicht aufgestellt hat, dafs die h\u00f6heren Pflanzen gleichsam durch Aneinanderreihung einer grofsen Zahl von kleinen und unvollkommenen Pflanzen bestehen. Schon Paula von Schrank f ) setzte das Irrige einer solchen Ansicht gegen H. Agardli auseinander; sehr richtig sagte er, dafs wenn auch die Zellen in der Hyacinthe\n*) Man sehe hier\u00fcber meine Abhandlung: Ueber die Pi'iestley-sche gr\u00fcne Materie, wie \u00fcber die Metamorphose des Protococcus viridis in Priestleya botryoides und in Ulva terrestris, Linnaea von\n1827 p. 388.\n**) Ueber die Entstehung und Metamorphose den niederen Vege-tabilien. \u2014 Flora v. 1838. p. 433 \u2014 446.\n***) Physiolog. der Gew\u00e4chse I. p. 20.\n*j-) S. Flora v. 1823.","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":":rn\nconfervenartige Cylinder darstellen, dais sie dann noch immer keine wirkliche Conferven sind. Indessen h\u00e4tte man die Hyacinthe genau untersucht, so w\u00fcrde man gefunden haben, dafs der Bau des Zellengewebes in derselben so verschieden von dem der Conferven-Zellen ist, dafs eine solche Vergleichung schon gar nicht anging. Mit Leichtigkeit trennt man die einzelnen Zellen aus den Reihen, worin sie bei der Hyacinthe zu finden sind, doch die Zellen der Conferven hat noch Niemand zu trennen verm\u00f6gt und es scheint, als 'wenn hier in der That nur eine zarte Scheidewand zwischen zwei aufeinanderstehenden Schl\u00e4uchen der Conferve zu finden ist. Wenn auch Herr Kie-ser* *) die Pflanze als eine Reihe mit Fl\u00fcssigkeit erf\u00fcllter Schl\u00e4uche ansieht, so ist sie doch noch nicht eine Anh\u00e4ufung von Conferven, und Herr Kieser wufste sehr wohl, dafs so etwas nur vergleichungsweise gesagt werden d\u00fcrfe. Bei der Bildung der vollkommeneren Pflanzen findet die ewige Wiederholung der einfachen und unvollkommenen Formen statt, ganz so, wie es \u00fcberhaupt-in der organischen Natur der Fall ist. Die angebliche Zusammenflechtung des Moosst\u00e4mmchen und der Bl\u00e4tter des Mooses aus Con-ferven-F\u00e4den, beruht ebenfalls auf einer unrichtigen Beobachtung, wie ich dieses ausf\u00fchrlich genug, wie ich glaube, auseinandergesetzt habe.**) Die junge Moospflanze entsteht nicht etwa aus Conferven, sondern der Saamen der Moose keimt zuerst und seine ersten Bildungen sind con-fervenartige F\u00e4den, welche mau mit dem Namen der Moos-Cotyledonen belegt hat; erst aus der Mitte dieser sogenannten Moos-Cotyledonen erhebt sich das St\u00e4mm-chen! Man beobachte es nur, und man wird in demselben eine andere Struktur finden, als die der confervenartigen F\u00e4den. Leider sind diese Anf\u00e4nge der verschiedenen Moosarten, als wirkliche Conferven beschrieben und benannt.\n*) Phytonomie p. 8.\n*\u00a5) S. meine Beitr\u00e4ge zur Physiologie und Systematik der Al-\ngen. Acta Acad. C. L, C. T. XIV. P. II4","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"In einigen grofsen Familien niederer Pflanzen, welche ebenfalls ganz aus Zellengewebe bestehen, tritt dasselbe in verschiedenen Formen auf; gew\u00f6hnlich sind es einzelne B\u00fcndelchen von langgestreckten, prismatischen Zellen, welche im Inneren des gew\u00f6hnlichen Parenchym\u2019s Vorkommen, und sie scheinen offenbar mehr zur schnelleren Fortf\u00fchrung der S\u00e4fte zu dienen, als zur Verarbeitung des aufgenommenen Nahrungssaftes, ein Zweck, welcher in den anderen, den sogenannten vollkommeneren Pflanzen durch - die Anwesenheit der Faserzellen und der Spiralr\u00f6hren noch mehr erleichtert und erreicht wird. Daher vertreten die B\u00fcndel der langgestreckten Zellen in den Moosen und Lebermoosen, die Stelle der Holzb\u00fcndel in den h\u00f6heren I Pflanzen, daher auch bei vielen Wassergew\u00e4chsen, welche zwar Wurzeln besitzen, aber, da sie ganz unter dem Wasser wachsen, mit der ganzen Oberfl\u00e4che dasselbe einsaugen, keine Spiralr\u00f6hren n\u00f6thig sind und defshalb auch hier blofse B\u00fcndel von langgestreckten prismatischen Zellen in Stelle der Holzb\u00fcndel erscheinen, wie z. B. bei Vallisneria, Ceratophyllum, Najas, u. s. w. Ja selbst in denjenigen Thei-len der vollkommensten Pflanzen, worin die Bewegung f des Saftes nur langsam vor sich zu gehen braucht, wiez. B. in der Rinde, da sind ebenfalls zur Ausf\u00fchrung dieses Zweckes nur einzelne B\u00fcndel von langgestreckten Zellen vorhanden.\nAufser den verschiedenen Gruppen verschieden ge-+ formter Zellen, den verschiedenen Entwickelungsstufen der Spiralr\u00f6hren und den verschiedenen Beh\u00e4ltern, welche durch die Vereinigung jener Gebilde dargestellt werden, treten in den vollkommensten Pflanzen noch die eigenen 1- Gef\u00e4fse auf, welche einen Saft f\u00fchren, welcher dem Blute der Thiere analog ist. Wie aufserordentlich verschieden die Form und die Gr\u00f6fse jener genannten Gebilde beider grofsen Zahl von Pflanzen ist, das haben wir in den vorhergehenden Abschnitten nachgewiesen, und hier soll nur \u2022 die verschiedene Stellung dieser Gebilde, wie sie den verschiedenen grofsen Gruppen der Pflanzen zukommt n\u00e4her betrachtet werden.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nDie nat\u00fcrlichste Einteilung der Pflanzen ist noch immer die in Acotyledonen, in Monocotyledonen und in Dicotyledonen, Abtheilungen, welche bekanntlich auf die Struktur und auf die Art der Keimung der Saamen begr\u00fcndet sind, welche aber auch durch die verschiedenen Verh\u00e4ltnisse zu characterisiren sind, worin die einzelnen anatomischen Systeme gegen einander auftreten, wenn auch nicht immer so leicht und so bestimmt, wie es durch die Zahl der Cotyledonen geschieht, womit die Saamen dieser Pflanzen keimen. Indessen sowohl hier als dort fehlt es nicht an Ausnahmen und an Ueberg\u00e4ngen, welche die jedesmalige Erkennung dieser verschiedenen Abtheilungen der Gew\u00e4chse erschweren.\nDen niedrigsten Gew\u00e4chsen fehlten, wie vorher gezeigt wurde die Holzb\u00fcndel, oft zeigen sie keine Spur davon, oft werden sie durch einzelne B\u00fcndel langgestreckter Zellen -versehen. Die Anwesenheit oder das Fehlen dieser Holzb\u00fcndel gab Veranlassung zur Aufstellung zweier grofsen Gruppen unter den Pflanzen, welche Herr Delandolle *) mit den Namen der Zeilenpflanzen (plantae cellulares) und der Gef\u00e4fspflanzen (plantae vasculares) belegte ; diese Abtheilungen sind zwar von vielen Naturforschern angenommen worden, doch glaube ich nachweisen zu k\u00f6nnen, dafs sie viel weniger richtig sind, als jene, welche sich auf 1 die Zahl der Cotyledonen st\u00fctzen. Viele Pflanzen, welche durch die Zahl der Cotyledonen, womit sie keimen, zu ganz anderen nat\u00fcrlichen Abtheilungen geh\u00f6ren, werden aus diesen gerissen und zu ganz anderen Gruppen gebracht, * wenn man das Fehlen oder das Vorhandensein der Holzoder sogenannten Gef\u00e4fsb\u00fcndel in Anschlag bringt. Diejenigen Wassergew\u00e4chse, als die Gattungen, Najas, Vallis-neria, Ceratophyllum, Lemna u. s. w. denen die Spiralr\u00f6h- 4 ren fehlen, geh\u00f6ren in Hinsicht ihrer Zusammensetzung aus kurzen und langgestreckten Parenchym-Zellen (welche daselbst die Gef\u00e4fsb\u00fcndel vertreten), ganz und gar den\n*) Syst. nat. rcgn. vcg. I. Paris, 1818.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"329\nden Moosen an, oder m\u00fcssen doch mit diesen in eine Abtheilung gestellt werden, obgleich sie durch ihre Fruc-tifications-Werkzeuge und durch die Fr\u00fcchte so weit von einander verschieden sind. Dagegen giebt es wieder Aco-tyledonen, wie z. B. die baumartigen Farm, welche einen sehr starken Holzring zeigen und dadurch von den \u00fcbrigen Zellenpflanzen, welche meistens den Acotvledonen angeh\u00f6ren, ganz entfernt werden. Aber am wenigsten ist es zu billigen, wenn man die Acotyledonen mit dem Namen der Zellen-Pflanzen und die Mono- und Dicotyledo-nen mit dem Namen der Gef\u00e4fspflanzen belegt.\nMehrere Jahre sp\u00e4ter gab Herr Schultz *) eine Ein-theilung des Pflanzenreichs in zwei grofse Abtheilungen; er unterschied die Gew\u00e4chse in Holzpflanzen (plantae xylinae) und in holzlose Pflanzen (plantae axylae). Diese Eintheilung der Gew\u00e4chse f\u00e4llt jedoch mit jener des Herrn Delandolle ganz zusammen, denn die holzlosen Pflanzen sind nichts Anderes als Delandolle s Zellenpflanzen, und die Holzpflanzen fallen mit den Gef\u00e4fspflanzen zusammen. Herr Schultz ging allerdings tiefer ein, um auch die Gr\u00fcnde darzulegen, welche die Aufstellung seiner Abtheilungen rechtfertigen sollten; ich glaube jedoch, dafs diese Gr\u00fcnde nach dem gegenw\u00e4rtigen Zustande der Pflanzen-Physiologie nicht nur hypothetisch, sondern sogar als unzureichend nachzuweisen sind. Herr Schultz glaubt n\u00e4mlich, dafs die Holzpflanzen mit deutlich getrennten Assimilations- und Bildungsorganen versehen sind, w\u00e4hrend in den holzlosen Pflanzen diese beiden Systeme noch in einer ununterscheidbaren Einheit vorhanden sind. Hieraus k\u00f6nnte man schliefsen, dafs die Zellen dem Bildungssysteme und die sogenannten Gef\u00e4fse, welche die Grundlage der Holzb\u00fcndel bilden, dem Assimilations-Systeme angeh\u00f6ren sollen, eine Annahme, welche jedoch wohl rein hypothetisch sein m\u00f6chte. Die Zellen sind es, welche die aufgenommene Nahrungsfl\u00fcssigkeit assimiliren und auch zugleich die neuen\n*) Die Natur der lebendigen Pflanze, I. pag. 308. 1823.","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nStoffe bilden, w\u00e4hrend die langen R\u00f6hren, so wie die Spiralr\u00f6hren nur zum Zuf\u00fchren der aufgenommenen Nahrungss\u00e4fte dienen. Die Amylum K\u00f6rner, welche von den Zellen gebildet werden, sind wohl sicherlich aus einem, im Inneren der Zellen selbst assimilirten Nahrungssafte hervorgegangen !\nAufser dem Saamen, welcher durch die Art seines Keimens so \u00e4ufserst characteristisch f\u00fcr die Eintheilung der Gew\u00e4chse in gr\u00f6fsere Gruppen ist, eigenet sich kein anderer Theil hiezu, als der Stamm oder Stengel der Gew\u00e4chse; die Struktur desselben zeigt jene grofsen Abtheilungen in Monocotyledonen, in Dicotyledonen und Acotyledonen fast eben so genau, als die Keimung des Saamens, und daher wollen wir diesen Pflanzentheil zum Gegenst\u00e4nde einer specielleren anatomisch-physiologischen Untersuchung machen, an welchem zugleich die Art des Wachsthumes der Pflanzen am deutlichsten nachgewiesen werden kann.\nIn dem Stamme der Pflanzen ist der Holzk\u00f6rper der vorz\u00fcglichste Theil, der durch seine Struktur eine anatomische Charakteristik der grofsen Abtheilungen zul\u00e4fst, daher nannte ihn Grew; Hauptk\u00f6rper (mainbody) und Andere nannten ihn: Holzring, Holzlage, Holzschicht, holziger Theil u. s. w. Dieser Holzk\u00f6rper des Stammes liegt zwischen Rinde und Mark und er besteht entweder aus einem mehr oder weniger dickem Ringe verwachsener Holzb\u00fcndel, oder aus einem Ringe, worin die einzelnen Holzb\u00fcndel durch dazwischen liegendes Zellengewebe von einander getrennt sind, oder auch aus ganz zerstreut stehenden Holzb\u00fcndeln, welche mitten in einem sehr saftigen Zellengewebe auftreten, welches mit dem des Centralmar-kes der dikotyledonischen Baumst\u00e4mme ganz gleich ist.","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"331\nErstes CapiteL\nlieber den Stamm der Monocotyledonen.\nDer Holzk\u00f6rper des Stammes der Monocotyledonen\n*\tunterscheidet sich von demjenigen der Dicotyledonen, schon bei dem ersten Anblicke; Daubenton*) zeigte diese Verschiedenheit in dem Baue des Holzes der Palmen und der \u00fcbrigen baumartigen Gew\u00e4chse, und Desfontaines **)\n*\tzeigte, dafs eine solche auffallende Verschiedenheit in dem Baue aller Mono- undDicotyledonen zu finden sei, woraus zu schliefsen ist, dafs das Dasein von einem oder von zwei Saamenlappen, seinen tiefen Grund in dem eigenthiimlichen\nIj Baue zeige, welcher jeder dieser grofsen Abtheilungen angeh\u00f6rt.\nBei den Monocotyledonen stehen n\u00e4mlich die Holz-und Bastbiindel einzeln, d. h. durch Zellengewebe von einander getrennt, und mehr oder weniger ganz ohne Regel, w\u00e4hrend sie bei den Dicotyledonen unmittelbar neben einander liegen und somit einen zusammenh\u00e4ngenden festen Holzk\u00f6rper bilden, oder sie sind wenigstens ganz\n\u20191 regelm\u00e4fsig gestellt. Allerdings zeigt auch das Holz der Monocotyledonen, wie z. B. dasjenige der Palmen einen zusammenh\u00e4ngenden und zwar sehr festen Holzk\u00f6rper, aber wenn man hier die Sache genauer betrachtet, so wird man bemerken, dafs die einzelnen Holzb\u00fcndel, woraus das Palmenholz gebildet wird, immer getrennt auftreten, wenn auch zuweilen sehr dicht und selbst nebeneinander liegend; aber keine Spur einer solchen Vereinigung findet\n*\tbei diesen Holzb\u00fcndeln statt; wie es bei der Bildung des Holzringes in den Dicotyledonen der Fall ist, und ebenso\n\u00a5) M\u00e9m. sur l\u2019organisation du bois. Journal Fourcr. 1791. Vol. III. p. 325.\n**) M\u00e9m. -sur l\u2019organisation des monocotyledones. M\u00e9m. de l\u2019Institut national des sciences et arts. Sciences math, et phys. T. I.\n1803.","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nwenig sind die regelm\u00e4fsigen Schichten zu finden, welche bei den Dicotyledonen die Jahresringe zeigen.\nSchon seit langer Zeit sind durch Herrn Link *) 1 dergleichen F\u00e4lle von Dicotyledonen bekannt geworden, * wo die einzelnen Holzbiindel niemals in einen Ring zusammenwachsen, sondern immer getrennt bleiben, also ganz \u00e4hnlich wie bei den Monocotyledonen. Herr Link nennt solches Holz biindeif\u00f6rmig; indessen in allen * diesen F\u00e4llen ist die Stellung der einzeln stehenden Holz- 1 biindel ganz regelm\u00e4fsig, und man findet diesen Zustand meistens in allen jungen St\u00e4mmchen der Dicotyledonen, -ja selbst der Stamm der Coniferen zeigt in der Jugend, und in jeder jungen Sprosse getrennt stehende Holzbiindel. Daher kann man mit einem gewissen Rechte die Meinung aufstellen, dafs der Dicotyledonen-Stamm bei seiner Bildung die Form des Monocotyledonen-Stammes \u00e9 durchl\u00e4uft.\nUmgekehrt findet man wieder Monocotyledonen, bei denen zuweilen ein scheinbar regelm\u00e4fsiger Holzring auf-tritt; so glaubt Herr Duvernoy***) die Entdeckung gemacht zu haben, dafs die Gattung Piper, in Hinsicht ihrer inneren Organisation den vollkommensten Uebergang zwischen Mono- und Dicotyledonen zeige; indessen die Sache verh\u00e4lt sich denn doch wohl etwas anders. Im Stengel der I jungen Pfefferpflanzen stehen die Holzbiindel zerstreut, ganz so, wie in den keimenden Dicotyledonen, und bei den krautartigen Pfeffer-Arten bleibt diese Anordnung der Holzbiindel f\u00fcr die ganze Lebensdauer der Pflanze, doch ^ bei denjenigen Arten, welche einen holzigen Stamm entwickeln, da bildet sich schon im zweiten Jahrestriebe, rund um den Rand des Stengels ein regelm\u00e4fsiger, vollkommen geschlossener Holzring, w\u00e4hrend im Inneren die- +\n*) Grundlehren der Anatomie und Physiologie der Pflanzen, pag. 146.\n**) Elem. phil. bot. Ed. alt. I. p. 243.\n***) Untersuchung \u00fcber Keimung, Rau und Wachsthum der Mo-nocotyledonen. Mit 2 Steindrucktafeln, Stuttgart 1834.","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"333\nses Ringes die \u00fcbrigen Holzb\u00fcndel einzeln und ganz zerstreut stehen. Bei der Bildung dieses geschlossenen Holzringes, welcher mit zunehmendem Alter der Pflanze immer breiter und breiter wird, geschieht nichts weiter, als dafs das Zeilengewebe, welches zwischen den einzelnen Holzb\u00fcndeln dieses Ringes liegt, durch Vergr\u00f6fserung der Holz-biindel zusammengeprefst und dabei horizontal gezogen wird; allerdings entstehen hiedurch Markstrahlen, welche denen in den Wurzeln der Dicotyledonen ganz \u00e4hnlich werden. Durch strahlenf\u00f6rmiges Anwachsen der neuen Holzmasse vergr\u00f6fsert sich in solchen F\u00e4llen der Holzring, ganz wie in \u00e4hnlichen F\u00e4llen bei Dicotyledonen zu beobachten ist.\nEigent\u00fcmlich ist dem Monocotyledonen-Stengel das Vorkommen der einzeln stehenden Bastbiindel, welche mehr oder weniger grofs, oft dicht unter der Oberfl\u00e4che liegen; diese Bastb\u00fcndel kommen nicht nur im Stengel der Gr\u00e4ser und der Palmen vor, sondern sie sind wohl sehr allgemein und ebenso in den Blattstielen und in den Bl\u00e4ttern, oft dicht unter der Epidermis liegend zu finden. Diese B\u00fcndel von Faser-Zellen vertreten wenigstens zum Theil, die Stelle des Bastes bei den Dicotyledonen, denn sie scheinen den Saft zuriickzuf\u00fchren. Macht man n\u00e4mlich Schnitte durch diese B\u00fcndel, so wird man, schon nach einigen Wochen, eine knotenartige Anschwellung an dem unteren Ende der durchschnittenen Faser-Zellen beobachten, w\u00e4hrend an dem oberen Ende des nach der Wurzel verlaufenden abgeschnittenen St\u00fcckes keine Spur davon zum Vorschein kommt. Untersucht man aber die Faser-Zellen, welche jenen Knoten bilden, so wird man finden, dafs sie sich durch blofse Vergr\u00f6fserung ihrer Holde auszeichnen, daher kann man hieraus auf eine Anh\u00e4ufung des herabsteigenden Saftes schliefsen.\nDie Gr\u00f6fse dieser B\u00fcndel von Faser-Zellen ist aufser-ordentlich verschieden, doch meistens ist in ihrem Vorkommen eine gewisse regelm\u00e4fsige Stellung zu beobachten : zwar stehen sie in sehr bestimmten Verh\u00e4ltnissen zu","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nder Stellung der Holzb\u00fcndel, doch kann man nicht sagen, dafs sie um so kleiner sind, je mehr sie an der Oberfl\u00e4che des Stengels liegen, wovon man n\u00e4mlich das Gegentheil auf den Abbildungen der Querschnitte aus der Binse in Fio- 1 Tab. II. u. s. w. sehen kann. Dafs die Parenchym-Zellen zwischen diesen B\u00fcndeln von Faser-Zellen kleiner als gew\u00f6hnlich sein sollen, wie es Herr Treviranus beobachtet haben will, ist eben so wenig der Natur entsprechend; wohl aber werden in diesen F\u00e4llen die Zellen immer kleiner und dichter, je n\u00e4her sie der Epidermis des Stengels kommen.\nWenn man den Stamm einer Monocotyledonen-Pflanze, z. B. den einer Palme auf dem Querschnitte betrachtet und ihn mit dem Stamme eines dicotyledonischen Baumes vergleicht, so wird man allerdings in Verlegenheit kommen, alle diejenigen Theile aufzufinden, welche den Stamm der Dicotyledonen zusammensetzen, indessen die Verschiedenheiten sind, dem Wesen nach, keineswegs so grofs, wie es wohl anfangs scheinen m\u00f6chte. Eine Zellensubstanz, wie diejenige, welche das Mark im Stamme der Dicotyledonen bildet, ist im Palmen-Stamme allerdings nicht zu finden, denn hier ist diese zellige Substanz, welche oft in so grofser Masse das Mark der Palmen bildet, durch und durch mit zerstreut stehenden Holzb\u00fcndeln oder mit einfachen Bastb\u00fcndeln durchzogen; ja bei der Gattung Calamus, und \u00fcberhaupt bei den Rohr-Palmen verholzt selbst dieses markige Zellengewebe und so verliert es fast alle Aehnlichkeit, welche man zwischen demselben und dem Marke der Dicotyledonen aufstellen m\u00f6chte. Bekanntlich stirbt das Mark im Stamme der Dicotyledonen meistens schon mit dem Ende des ersten Jahres ab, jenes markige Zellengewebe im Stamme der Palmen bleibt dagegen f\u00fcr die ganze Lebensdauer in Th\u00e4tigkeit, und dieses ist derjenige Theil, in welchem die Palme ihre Reservenahrung niederlegt; daher die grofse Menge von Amylum, welches die Palme zu gewissen Zeiten in ihrem","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"335\nMarke zeigt, und diese Menge von reinem Nahrungsstoffe wird zu der Zeit, wenn die Palme den Spadix treibt, und das Holz gerade in Saft steht, ebenso assimilirt, wie das Amylum, welches sich zur Winterzeit in den Zellen der Markstrahlen der Dicotyledonen-B\u00e4ume befindet. Auch in vielen anderen Monocotyledonen bleibt das Markgewebe, welches das Innere des Stengels f\u00fcllt, ausdauernd und f\u00fcllt sich zu gewissen Zeiten mit Reservenahrung, ja es giebt auch viele Dicotyledonen, bei welchen das Mark lange Zeit hindurch ausdauert und ebenfalls mehr oder weniger mit Amylum gef\u00fcllt ist. Bei einer sehr grofsen Zahl von Monocotyledonen vertrocknet dagegen das Mark in derselben Art, wie das Mark in dem Stamme der Dicotyledonen.\nEine Trennung des markigen Zellengewebes in wirkliches begrenztes Mark und in Markstrahlen, wie es im Stamme der Dicotyledonen vorkommt, ist allerdings im Stamme der Palmen nicht zu finden, aber man wird ge-wifs sehr bald einsehen, dafs das Innerste dieses Gewebes, welches immer grofsmaschiger wird, je mehr es im Mittelpunkte des Stammes liegt, die Stelle des wahren Markes der Dicotyledonen vertritt; dagegen vertritt derjenige Theil des markigen Zellengewebes, welcher zwischen den Holzb\u00fcndeln gelagert ist, die Stelle der Markstrahlen in den Dicotyledonen. Diese stellvertretenden Markstrahlen k\u00f6nnen jedoch nicht von der regelm\u00e4fsigen Form wie bei den Dicotyledonen sein, da dort die Stellung der Holzb\u00fcndel ohne Regel stattfindet, und dieselben, durch die allm\u00e4lige Ausdehnung des Stammes in die Breite noch immer mehr und mehr auseinander gezogen werden.\nIndessen es sind gegenw\u00e4rtig verschiedene Beobachtungen bekannt geworden, wonach sich zuweilen auch im Stamme der Monocotyledonen, mehr oder weniger regel-m\u00e4fsige Markstrahlen zeigen, wie z. B. in dem \u00e4ufseren Holzk\u00f6rper der alten Glieder st\u00e4mmiger Pfeffer-Arten; ja selbst in alten St\u00e4mmen der Aloe-Arten kommt so etwas","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"336\nvor, und ist von Herrn Link *) durch Abbildungen klar nachgewiesen worden.\nIn fr\u00fcheren Zeiten waren die Botaniker \u00fcber die Deutung der verschiedenen Theile des Monocotyledonen-Stammes ganz anderer Ansicht, welche aber gegenw\u00e4rtig wohl nur noch bei einigen wenigen franz\u00f6sischen Botanikern Anklang finden mag. Herr De Candolle theilte die Monocotyledonen in Endogenen und Exogenen ein, oder in Pflanzen, welche von Innen und in Pflanzen, welche von Aufsen wachsen, eine Eintheilung, weiche zwar sehr beliebt wurde, aber auf einer irrigen Ansicht beruhte, wor\u00fcber sp\u00e4ter die Rede sein wird. Herr De Candolle ist der Meinung, dafs das Holz der Palmen dem Holze unserer dicotyledonischen B\u00e4ume zu vergleichen sei, das Innere jener B\u00e4ume stelle dagegen eine Art von Splint dar. Das Merkw\u00fcrdigste dabei ist aber, dafs diese beiden Gebilde bei den Monocotyledonen in einer umgekehrten Reihenfolge, wie in den Dicotyledonen stehen sollen, denn bei diesen liegt der Splint auf der \u00e4ufseren Fl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers. So sonderbar uns gegenw\u00e4rtig eine solche Ansicht zu sein scheint, so nat\u00fcrlich erschien sie fr\u00fcher allen denjenigen, welche der bekannten Hypothese Desfontaines \u00fcber das Wachsthum der Monocotyledonen beistimmten.\nDie Holzb\u00fcndel, welche zerstreut in dem markigen Gewebe stehen und den Holzk\u00f6rper des Monocotyledonen-Stammes bilden, sind sowohl in Hinsicht ihrer Stellung, als in Hinsicht ihrer Form bei verschiedenen Familien von Monocotyledonen so sehr verschieden, dafs wir hier eine n\u00e4here Betrachtung derselben f\u00fcr n\u00f6thig halten.\nDie Holzb\u00fcndel der Monocotyledonen bestehen zwar, wie die der Dicotyledonen aus Spiralr\u00f6hren, langgestreckten prismatischen Parenchym-Zellen und Faser-Zellen, zu dem sich zuweilen noch einige Milchsaftsgef\u00e4fse gesellen,\n*) Anatomisch-botanische Abbildungen etc. Tab, V. F, 3. \u00a5\u00a5) Organographie, etc. I. pag. 183*","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"337\ndoch sind diese zur Bildung eines Holzb\u00fcndels wesentlich nicht n\u00f6thig. Schneidet man solche Holzbiindel der Mo-nocotyledonen quer durch, ein solcher Querschnitt aus der Binse ist z. B. Fig. 2. Tab. II. dargestellt, so findet man den gr\u00f6fsten Theil desselben aus Zellen zusammengesetzt, welche in Hinsicht ihrer Dimensionen und in Hinsicht der Dicke ihrer. Zellenw\u00e4nde, unter sich sehr grofse Verschiedenheiten zeigen. Diejenigen Zellen, welche \u00e4u-fserst dicke, aus vielen Lagen zusammengesetzte Zellen-, w\u00e4nde zeigen und mit \u00e4ufserst kleinen H\u00f6hlen versehen sind, sind die Faser-Zellen; Herr Mohl *) hat dieselben Bast-Zellen genannt, doch aus Gr\u00fcnden, welche bei einer kritischen Beurtheilung unhaltbar sein m\u00f6chten. Diese \u201e Faser -Zellen bilden gew\u00f6hnlich einen grofsen halbmond-I f\u00f6rmigen Ring, welcher meistens das Holzb\u00fcndel nach der Rindenseite des Stammes umschliefst, oder auch sich rund um das ganze Holzbiindel fortsetzt, so dafs auch die innere, dem Marke zugekehrte Seite des B\u00fcndels damit umschlossen wird. Wo dieses aber nicht der Fall ist, wo also die Faser-Zellen nicht rund um das Holzb\u00fcndel liegen, da wird der innerste Theil des Holzb\u00fcndels, welcher dem Mittelpunkte des Stengels zu gelegen ist, durch lang-E gestreckte d\u00fcnnh\u00e4utige Parenchym-Zellen gebildet, und diese liegen dann unmittelbar um die Spiralr\u00f6hren. In jenem, mehr oder weniger deutlich ausgebildeten Ringe von Faser-Zellen, findet man eine Anzahl von d\u00fcnnh\u00e4utigen, sehr langgestreckten prismatischen Zellen, welche meistens eine gr\u00f6fsere Breitendimension als die Faser-Zellen des umschliefsenden Ringes zeigen; sie sind indessen, selbst unter sich, sowohl in Hinsicht ihrer Form als - ihrer Gr\u00f6fse sehr verschieden, und man kann F\u00e4lle nachweisen, wo sie noch kleiner als die Faser-Zellen sind, so wie andere F\u00e4lle, als in den Holzb\u00fcndeln der Dracaena cernua, wo sie sich von den angrenzenden Zellen, welche das markige Parenchym bilden, ganz und gar nicht unter-\n*) De structura palmarum, p. 41\u201443.\n22","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nscheiden, sondern allm\u00e4iig in einander \u00fcbergehen. Diese Zellen sind es eben, welche Herr Mold eigene Gef\u00e4l'se nennt, sie umschliefsen unmittelbar die Spiralr\u00f6hren und f\u00fcllen meistens die ganze Mitte, ja oft auch die Seiten der einzelnen Holzb\u00fcndel. Diese prismatischen Zellen im Inneren der Holzb\u00fcndel bei den Monocotyledonen unterscheiden sich allerdings von den gew\u00f6hnlichen, meistens auch noch in eben denselben Pflanzen vorkommenden Zellen sehr bedeutend, aber diese Unterschiede sind nicht wesentlich, sondern beschr\u00e4nken sich mehr auf eine geringere Festigkeit der W\u00e4nde, welche ganz aufserordentlieh zart sind ; auch zeigen die W\u00e4nde dieser Zellen niemals ein get\u00fcpfeltes Ansehen, w\u00e4hrend die \u00e4hnlich geformten Zellen aufserhalb der Holzb\u00fcndel fast immer einzelne T\u00fcpfel zeigen. Und ebenso bemerkenswerth ist es, dafs diese Zellen niemals dergleichen Zellensaft-K\u00fcgelchen zeigen, wie sie in den \u00fcbrigen Zellen des Parenchym s Vorkommen. Wohl aber kann man zuweilen Pflanzen Anden, wo diese Zellen mit einem dicklichen und etwas gef\u00e4rbten Safte gef\u00fcllt sind, doch dieser Saft kommt dann auch noch in vielen anderen Zellen dieser Pflanzen vor, wie ich es z. B. in den parasitischen Orchideen beobachtet habe.\nHerr Mold *) hat diese prismatischen Zellen im Inneren der Holzb\u00fcndel mit dem Namen der vasa propria belegt, eine Benennung, welche nicht beibehalten werden kann, da dieser Name schon so verschiedenartigen Gegenst\u00e4nden beigelegt worden und zu so vielen Verwechselungen Anlafs gegeben hat, und da ferner nichts berechtigt, diese Gebilde von den Zellen zu trennen. Sie sind zwar \u00f6fters sehr lang gestreckt, aber deutlich erkennt man ihre Querw\u00e4nde und fast ebenso leicht kann man ihren allm\u00e4ligen Uebergang in die dickwandigen Faser-Zellen verfolgen. In Fig. 2. Tab. II. befindet sich ein Querschnitt aus einem Holzb\u00fcndel von Scirpus lacustris ganz genau dargestellt; i, i sind die durchschnittenen Spi-\n\u00a5) De structura palroarum. p. 34","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"339\nralr\u00f6hren, k, ein durchschnittener Luftkanal, der im Inneren des Holzbiindels liegt, 11 und m m sind die Fasern oder Bast-Zellen und alle \u00fcbrigen d\u00fcnnwandigen Zellen, welche hier im Inneren des Holzb\u00fcndels liegen, sind langgestreckte prismatische Parenchym-Zellen, welche, wie es f die Zeichnung zeigt, vielfach verschieden, ihrem Volumen nach sind. Herr Mohl giebt an, dafs dergleichen Zellen im Inneren der Holzb\u00fcndel mit einem opakem Safte gef\u00fcllt w\u00e4ren, dieses ist aber, nach meinen Beobachtungen t nur ein sehr seltener Fall und wenn derselbe vorkommt, so sind auch noch andere Zellen mit einem solchen Safte gef\u00fcllt, daher dieser opake Inhalt der Zellen von keiner so aufserordentlichen Bedeutung sein kann. Wohl aber | w\u00e4re es diesen Zellen zu w\u00fcnschen, dafs sie durch einen eigenen Namen bezeichnet w\u00fcrden, denn sie haben den gr\u00f6fsten Antheil bei der Bildung des Holzb\u00fcndels, und da sie im Inneren des B\u00fcndels liegen und gleichsam das Mark bilden, so k\u00f6nnte man sie Holzb\u00fcndel-Mark zellen nennen, wodurch auch zugleich ihre Function angedeutet w\u00fcrde. Herr Treviranus *) glaubt auszureichen, wenn er diese Zellen mit dem Namen der verl\u00e4nger-f ten Zellen belegt, zum Unterschiede von den fibr\u00f6sen R\u00f6hren (Faser-Zellen), welche mit jenen die Holzb\u00fcndel darstellen.\nIn dem Rhizome von Carex arenaria sind die Holzb\u00fcndel ganz rund auf ihren Querschnitten, wie dieses auch Herr Treviranus in seiner Physiologie Tab. III. Fig. 26. dargestellt hat; hier bilden die Faser-Zellen einen geschlossenen Ring, die Spiralr\u00f6hren bilden innerhalb dieses r Ringes einen zweiten Ring, und in der Mitte der Spiralr\u00f6hren liegen jene langgestreckten Parenchym-Zellen von prismatischer Form, welche man f\u00fcr eigene Gef\u00e4fse halten m\u00f6chte. Dieser Fall ist gewifs sehr selten, h\u00e4ufiger dagegen zeigen die Hoizb\u00fcndel der Monocotyledonen auf ~ ihrem Querschnitte eine ovale Form oder die eines Kei-\n*) Physiologie der Gew\u00e4chse. I. pag. 194.\n22*","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"les, dessen dickes Ende nach der Rinde und dessen zugespitztes Ende nach dem Mittelpunkte des Stammes gelagert ist. Herr Link*) hat eine Reihe von Abbildungen aus dem Stamme verschiedener Monocotyledonen gegeben, an welchen man die verschiedene Form und Gr\u00f6fse, so wie die verschiedenartige Stellung dieser Holzb\u00fcndel sehen kann. In den Holzb\u00fcndeln der Monocotyledonen sind gew\u00f6hnlich mehrere Spiralr\u00f6hren von sehr verschiedener Gr\u00f6fse ; die gr\u00f6fsten derselben zeigen jedoch eine sehr re-gelm\u00e4fsige Stellung, welche sich in allen, ziemlich gleich-grofsen Holzbiindeln einer und derselben Pflanze wiederholt. Meistentheils treten in den Holzbiindeln, welche den Stamm oder Stengel der Monocotyledonen bilden, zwei sehr gr\u00f6fse aber gleichgeformte Spiralr\u00f6hren auf, und diese sind es, welche auf das Bestimmteste ihre regelm\u00e4fsige Stellung zeigen und wohl 6\u2014~7mal gr\u00f6fser sind, als die anderen Spiralr\u00f6hren, welche aufserdem noch in den Holzb\u00fcndeln Vorkommen. Bei den Palmen und den meisten Monocotyledonen liegen diese grofsen Spiralr\u00f6hren, welche zu den get\u00fcpfelten geh\u00f6ren, nach der Rindenseite des Stammes und die kleineren, welche Ringr\u00f6hren oder gestreifte Spiralr\u00f6hren sind, liegen nach dem Mittelpunkte des Stammes gerichtet, und sind meistens sehr regelmafsig zwischen den unteren Theilen der grofsen Spiralr\u00f6hren gestellt. Bei einigen Pflanzen kommen Ausnahmen vor, indem n\u00e4mlich die grofsen Spiralr\u00f6hren an denjenigen Enden der Holzb\u00fcndel liegen, welche nach Innen gestellt sind; auf dergleichen F\u00e4lle hat Herr Mold bei Ruscus und Hypophyllum aufmerksam gemacht. Man findet dagegen sehr h\u00e4ufig auf den Abbildungen der Querschnitte aus Monocotyledonen, dafs im Inneren der Holzb\u00fcndel drei gr\u00f6fse Oeffnungen in Form eines Triangels gestellt sind, doch die dritte gr\u00f6fse Oeffnung, welche nach der Markseite des Holzb\u00fcndels gelegen ist, geh\u00f6rt nicht einer durchschnittenen Spiralr\u00f6hre an, wie ich selbst und die \u00fcbrigen\n*) De structura caulis plantarum Monocotylearum,","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"341\nPhytotomen geglaubt haben, sondern es ist der Durchschnitt eines Luftkanales, der durch das ganze Holzhandel der L\u00e4nge nach verl\u00e4uft. In den Holzb\u00fcndeln der Gr\u00e4ser, bei den Cyperaceen und bei \u00e4hnlichen Familien findet diese Bildung der Holzbiindel ganz allgemein statt. t Die Holzbiindel im Stamme der Monocotyledonen sind entweder mehr oder weniger gleichm\u00e4fsig durch den ganzen Stamm zerstreut, oder sie sind im Inneren desselben weitl\u00e4uftig stehend, w\u00e4hrend sie sich gegen den Rand ji hin mehr zusammen dr\u00e4ngen. Das Erstere ist z. B. im Stamme des Mays, der Dracaenen u. s. w. der Fall, das Letztere dagegen mehr im Stamme der Palmen und vieler baumartigen Gr\u00e4ser, besonders bei den Bambusen. Bei s diesen letzteren Pflanzen tritt eine grofse H\u00f6hle im Inneren des Stammes auf, bei den Palmen aber, wo dieses nicht der Fall ist, da liegen die Holzb\u00fcndel am Rande am dichtesten, und immer mehr und mehr dem Mittelpunkte des Stammes n\u00e4her, liegen sie um so entfernter von einander, und auch die Zellen, welche das dazwischen liegende Markgewebe bilden, sind immer grofsmaschiger, je n\u00e4her man dem Mittelpunkte des Stammes kommt.\nSo bilden die Holzbiindel im ganzen Umfange des Stammes einen Holzring, der sich bekanntlich durch eine ganz aufserordentliche H\u00e4rte auszeichnet, so dafs oftmals das sch\u00e4rfste Messer in denselben nicht einzudringen vermag. Die Zahl dieser Holzbiindel, welche zur Bildung eines h solchen Holzringes noting sind, ist nat\u00fcrlich sehr grofs, aber schwerlich ist in ihrer Stellung eine Regelm\u00e4fsigkeit zu erkennen, welche mit derjenigen der Lage der Jahresringe im Stamme der Dicotyledonen einigermafsen zu vergleichen \u2018 w\u00e4re. Aber recht sehr bemerkenswerth ist es, dafs die Holzb\u00fcndel in den verschiedenen Schichten des Stammes nicht einmal immer von gleicher Structur sind. In den Holzb\u00fcndeln, welche dem Rande des Stammes der Palmen : n\u00e4her liegen, sind die Faser-Zellen me|r vorherrschend, w\u00e4hrend diese an den B\u00fcndeln, welche zerstreuet im Marke stehen, immer mehr und mehr verschwinden, so","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\ndafs zuletzt sehr oft nur Spiralr\u00f6hren und langgestreckte Zellen \u00fcbrig bleiben. So verh\u00e4lt es sich wenigstens sehr allgemein bei den Palmen wie bei vielen anderen Monocotyledonen, an Ausnahmen fehlt es indessen nicht. Auch ist es schon lange bekannt, dafs die Holzb\u00fcndel im Stamme der Monocotyledonen, welche dem Rande zu gelegen sind, bedeutend kleiner werden; Herr Link schlofs daraus, dafs sie die j\u00fcngeren Bildungen ausmachen, was wohl nicht immer der Fall sein m\u00f6chte, denn, wie z. B. bei den Gr\u00e4sern, da sind diese kleineren B\u00fcndel, im \u00e4ufsersten Umfange eines Internodium's nur die abgegangenen Aeste von den gr\u00f6fseren B\u00fcndeln, und diese Aeste gehen dann in die Bl\u00e4tter hinein.\nNach der ber\u00fchmten Hypothese Desfontaines, sollten die Monocotyledonen von Innen nach Aufsen wachsen und sich vergr\u00f6fsern, die Dicotyledonen dagegen, sollten sich von Aufsen nach Innen vergr\u00f6fsern; hier setzt sich, wie es schon sehr lange bekannt ist, die neue Holzschicht an die \u00e4ufserste Fl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers. Bei den Monocotyledonen dagegen, sollte die Vergr\u00f6fserung des Stammes durch das Dazwischentreten neuer Fasern, vorz\u00fcglich nach dem Mittelpunkte des Stammes hin erfolgen. Es sollte sich n\u00e4mlich innerhalb der ersten, aus dem Mittelsfcock entwickelten Bl\u00e4tterreihe eine zweite Reihe von Bl\u00e4ttern entwickeln, und so weiter fort, wodurch dann die Holzb\u00fcndel mit Gewalt nach Aufsen getrieben w\u00fcrden, bis dafs sie durch das Alter so hart w\u00fcrden und so stark mit einander verw\u00fcchsen, dafs sie der Ausdehnung durch die neuen, im Inneren des Stammes entstandenen Hoiz-b\u00fcndel nicht mehr nachgeben. Nun erst sollte die \u00e4ufserste Holzschicht fest werden und dann nicht mehr an Dicke zunehmen, w\u00e4hrend die inneren Holzb\u00fcndel, als noch nicht fest gewordene B\u00fcndel zu betrachten w\u00e4ren.\nDiese Ansicht \u00fcber das Wachsthum der Monocotyle-donen ist gegenw\u00e4rtig auf das Bestimmteste als unrichtig nachgewiesen; sie hat l\u00e4nger, als ein Viertel Jahrhundert in Frankreich geherrscht, ist aber von den haupts\u00e4chlich-","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"343\n?ten Pflanzen-Physiologen Deutschlands niemals angenommen worden. Sowohl die Palmen, wie alle \u00fcbrigen Mo-nocotyledonen wachsen und vergr\u00f6fsern sich auf dieselbe Art, wie es bei den Dicotyledonen zu beobachten ist, nur geht bei jenen die Breitenausdehnung des Stammes nicht immer in das Unendliche fort, wie es eigentlich doch bei den vielj\u00e4hrigen Dicotyledonen der Fall ist. Ganz vortrefflich hat Herr Link *) einen Vergleich gestellt zwischen der Entwickelung eines jungen Palmenstammes und derjenigen einer Knospe einer Dicotyledone.\nDie Ausdehnung eines Palmenstammes in die L\u00e4nge dauert ebenso, wie bei den Dicotyledonen ununterbrochen, doch geht die Dicke desselben nur bis zu einem gewissen Grade fort; die Bildung neuer Holzb\u00fcndel im Umfange des Stammes hat schon lange vorher aufgeh\u00f6rt, und die Vergr\u00f6fserung des Stammes geschieht dann nur noch im geringen Grade, und zwar durch allm\u00e4liges Ausdehnen des Zellengewebes, welches in der Mitte des Stammes die markige Substanz bildet* Auf diese Weise werden die Zellen dieses Markgewebes nicht nur zuweilen sehr grofs, sondern sie trennen sich von einander und nehmen ganz eigenthiimliche Formen an, wodurch sie den bekannten sternf\u00f6rmigen Zellen \u00e4hnlich werden, welche in so vielen Monocotyledonen, z. B. im Marke der Juncoideen Vorkommen. So wie im Stamme der Dicotyledonen die Holzmasse zun\u00e4chst dem Marke am geeignetesten ist, um die Nahrungsfl\u00fcssigkeit fortzuf\u00fchren, indem sie am wenigsten verholzt und sich hier auch eine Menge von Amylum bildet, so verh\u00e4lt es sich auch mit den innersten Holzb\u00fcndeln der Palmen und \u00fcberhaupt der Monocotyledonen; diese inneren Holzb\u00fcndel sind lange nicht so stark verholzt, obgleich sie die \u00e4lteren sind, und hier steigt auch die gr\u00f6fsere Menge von rohem Nahrungssafte auf, welcher, am oberen Ende des Stammes, den Stoffzu den neuen Bildungen hergiebt, und dann sp\u00e4ter dem umgebenden Zellengewebe die Mittel zur Bildung der grofsen Masse Amylum darreicht.\nV Eiern, phil. bot. Ed. alt. 1. p. 302.","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"Durch diesen starken Zuflufs der S\u00e4fte nach dem Inneren, wird dessen Masse allm\u00e4lig mehr ausgedehnt und prefst nun die \u00e4ufseren Holzbiindel immer mehr und mehr nach Aufsen, wodurch zwar eine gr\u00f6fsere H\u00e4rte des Holzringes der Palmen mit zunehmenden Alter des Baumes eintritt, aber keineswegs mit entsprechender Zunahme an Dicke begleitet wird. An jungen Palmenst\u00e4mmen, wenn sie eine gewisse Dicke erreicht haben, findet man schon die unz\u00e4hlbare Menge von Holzbiindeln, doch sind dieselben alsdann durch den ganzen Stamm mehr gleichm\u00e4fsig vertheilt, d. h. die Holzbiindel am Rande sind nicht viel dichter stehend, als diejenigen, welche das Innere des Stammes f\u00fcllen, und das Zellengewebe, welches zwischen diesen Holzbiindeln steht, ist noch sehr kleinmaschig. Ein solcher Stamm kann dann im sp\u00e4teren Alter, und zwar durch blofse Ausdehnung, ohne dafs neue Holzlagen oder neues Zellengewebe hinzutritt, allm\u00e4lig sehr bedeutend ausgedehnt werden, bis dafs endlich die \u00e4ufseren Holzbiindel in eine zusammenh\u00e4ngende feste Schicht n\u00e4her aneinander gedr\u00e4ngt worden sind, w\u00e4hrend die inneren dadurch weiter auseinander ger\u00fcckt werden, was im j\u00fcngeren Stamme noch nicht der Fall ist. So habe ich es an jungen Palmst\u00e4mmen beobachtet, und ein mitgebrachtes Exemplar, wovon das dazwischen liegende Zellengewebe, im ] ganzen Verlaufe der Holzbiindel verfault ist, kann es beweisen.\nMoldenhawer jun. *) hatte schon die Beobachtung gemacht, dafs die Holzbiindel der Blattstiele der Palmen, ; immer um so tiefer in das Innere des Stammes dringen, je \u00e4lter die dazu geh\u00f6rigen Bl\u00e4tter waren, so dafs man die \u00e4lteren Bl\u00e4tter als den inneren Holzbiindeln angeh\u00f6rig, ansehen k\u00f6nnte. Dadurch wird es erkl\u00e4rlich, dafs die Holzbiindel bei den Palmen nicht alle parallel verlaufen k\u00f6nnen, wie es bei den Dicotyledonen der Fall ist, sondern dafs h\u00e4ufig eine Kreuzung zwischen den inneren und den\n*) Beitr\u00e4ge zur Anatomie der Pflanzen, pag. 53.","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"345\n\u00e4ufseren Holzb\u00fcndeln zu bemerken ist, welche auch, mehr oder weniger deutlich, auf jedem, der L\u00e4nge nach gespaltenen Palmenstamme vorkommt. Dieses schr\u00e4ge Durchlaufen der Holzb\u00fcndel aus dem Inneren nach dem Rande zu, wodurch eben die Kreuzung entsteht, wird n\u00e4mlich dadurch erkl\u00e4rt, dafs die, der L\u00e4nge nach herablaufenden Holzb\u00fcndel, sp\u00e4ter entstanden, und sich der fr\u00fcheren Oberfl\u00e4che des Stammes anlegten. Dieses ist auch von Herrn Mohl, bei seiner speciellen Untersuchung der, von Herrn v. Martius mitgebrachten Palmen best\u00e4tigt worden *), und somit ist die alte Ansicht \u00fcber das Wachsen der Mono-cotyledonen - St\u00e4mme als irrig nachgewiesen. Herr Mir-bel**), der ebenfalls schon auf dem Wege war, den fr\u00fcheren Irrthum \u00fcber das Wachsen der Monocotyledonen aufzufassen, erkannte, dafs sich bei den Gattungen Dracaena, Yucca, Aloe, Ruscus, Smilax etc. ebenfalls, ganz wie bei den Dicotyledonen, eine neue Holzschicht auf der \u00e4ufseren Fl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers bilde, er nahm aber auch, folgend der Ansicht Desfontaines, eine neue Bildung des Holzes im Inneren des Stammes bei diesen Gew\u00e4chsen an, w\u00e4hrend diese letztere Art des Wachsens allein nur bei den Palmen und den Gr\u00e4sern Vorkommen sollte. Dafs auch diese Ansicht nicht die richtige ist, geht wohl ebenfalls aus dem Vorhergehenden hervor.\nIn einem vorliegenden jungen Palmen-Stamme, den ich von der Insel Manila mitgebracht habe, welchen ich noch im frischen Zustande untersuchen konnte, findet man in allen Holzb\u00fcndeln, welche zun\u00e4chst der \u00e4ufseren Rinde liegen, die unverholzten und noch ganz leicht abrollbaren Spiralr\u00f6hren, w\u00e4hrend diese in den Holzbiindeln der \u00e4ufseren Schicht der alten, und nach der Breite zu ausgewachsenen Palmen-St\u00e4mme nicht mehr zu finden, sondern schon in ihre Metamorphosen-Stufen \u00fcbergegangen sind. Dieses ist derselbe Stamm, von welchem ich fr\u00fcher be-\n*) S. De structura palraarum. \u00a7. 5. etc.\n**) El\u00e9m, de Phys. v\u00e9g. I. pag. 121 etc.","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"348\nnoy *) oder eine besondere Fnnktion zuertheilt haben. Letzteres gilt Herrn De Candolle **) welcher der Meinung ist, dafs die zellige Schicht, welche die Rinde des Stengels der Liliaceen und anderer Monocotyledonen bildet, eigentlich die Stelle des Markes derDicotyledonen zu vertreten scheint. Andere Botaniker dagegen, wie die Herren Mirbel, Du Petit-Thouars und Mohl, erkennen in der zelligen Umkleidung des Stengels der Monocotyledonen, schlechtweg die Rinde, und dieser Ansicht mufe man nach eigenen Untersuchungen vollkommenen Beifall geben. Bei vielen Monocotyledonen, als bei Liliaceen, Orchideen, Musaceen und sehr vielen anderen, da ist diese Rinde ganz aus parenchymatischem Zellengewebe bestehend, welches wenig oder gar keinen Unterschied von dem Zellengewebe zeigt, welches die markige Substanz zwischen den Holzbiindeln darstellt, und hier, da man die Rinde auch nicht einmal mit solcher Leichtigkeit abtrennen kann, wie es bei den Dicotyledonen der Fall ist, war es am leichtesten die Ansicht von dem Fehlen der Rindensubstanz zu gewinnen. Bei den Palmen dagegen, und ebenso im Stengel der Gr\u00e4ser ist die Rindensubstanz des Stammes sehr leicht zu erkennen, wenn sie sich auch nicht immer so leicht trennen l\u00e4fst, wie es doch bei einigen Palmenst\u00e4mmen im hohen Alter der Fall ist. Hier in der Rinde der Palmen und der Gr\u00e4ser treten zwischen den parenchymatischen Zellen mehr oder weniger grofse B\u00fcndel von Faserzellen auf, welche, ganz ebenso wie in der Rinde der Dicotyledonen, einmal mehr in der innersten Schicht gelagert sind, und zweitens auch ebenso wie dort, mehr oder weniger grofse Massen paren-chymatisches Zellengewebe zwischen sich zu liegen haben. Regelm\u00e4fsig geformte Markstrahlen k\u00f6nnen hier in der Rinde der Monocotyledonen um so weniger erwartet wer-\n*) Unters, \u00fcber Keimung, Bau und Wachsthum der Monoco-tyledonen. Stuttgart. 1834 p. 19 etc.\n**) Organographie der Gew\u00e4chse, L pag. 188.","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"347\nEin begrenztes Wachstimm in die Dicke mufs auch hier nachzuweisen sein; am wichtigsten w\u00e4re aber wohl die Nachweisung \u00fcber den Ursprung der horizontal verlaufenden Holzb\u00fcndel, ob dieselben nicht, wie ich glauben m\u00f6chte, durch blofses Umbiegen der in der Mitte des Stammes verlaufenden Holzb\u00fcndel entstehen. Die Erkl\u00e4rung dagegen, welche Herr De Candolle \u00fcber diesen, so h\u00f6chst auffallenden Bau gegeben hat, kann offenbar nicht die richtige sein.\nAuch ist noch zu bemerken, dafs die Holzb\u00fcndel in dem Palmen-Stamme keineswegs so gerade und parallel verlaufen, wie dieses im Dicotyledonen-Stamme der Fall ist, sondern viele B\u00fcndel wenden sich bald rechts bald links, so dafs sie einen wellenf\u00f6rmigen Lauf zeigen, wodurch um so weniger eine Spur von regelm\u00e4fsig geformten Markstrahlen \u00fcbrig bleiben kann, obgleich man die Ueberbleibsei derselben noch sehr gut in den, dem Radius nach, breit gedr\u00fcckten Parenchym - Zellen finden kann, welche zwischen den einzelnen Holzb\u00fcndeln des Randes vorhanden sind. Auch liegt der Querschnitt aus dem Stamme einer Cocos-Palme vor mir, wo man am Rande, auf eine ganze Strecke hin, eine sehr regelm\u00e4fsige Stellung der Holzb\u00fcndel in l\u00e4ngliche H\u00e4ufchen, von 12 bis 16 und noch mehr B\u00fcndel, beobachten kann, die durch eine breite Zellenschicht, eine wirkliche Markstrahle, von einander getrennt sind, und zwar so regelm\u00e4fsig, dafs die kleinen Markstrahlen immer in den Radien des Stammes verlaufen.\nViele Botaniker haben den Monocotyledonen die Rindensubstanz abgesprochen, w\u00e4hrend andere Botaniker, welche wenigstens das Vorhandensein einer eigenth\u00fcmli-chen Gewebeschicht an denjenigen Orten erkannt haben, wo bei den Dicotyledonen die Rinde sitzt, dieser Schicht entweder eine besondere Benennung, als zeilige Substanz nach Laharpe *), Rindensubstanz nach Duver-\n*) Ann. des scienc. nat. VI. pag, 24-","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"34S\nnoy*) oder eine besondere Funktion zuertheilt haben. Letzteres gilt Herrn De Candolle **) welcher der Meinung ist, dafs die zellige Schicht, welche die Rinde des Stengels der Liliaceen und anderer Monocotyledonen bildet, eigentlich die Stelle des Markes derDicotyledonen zu vertreten scheint. Andere Botaniker dagegen, wie die Herren Mirbel, Du Petit-Thouars und Mohl, erkennen in der zelligen Umkleidung des Stengels der Monocotyledonen, schlechtweg die Rinde, und dieser Ansicht mufe man nach eigenen Untersuchungen vollkommenen Beifall geben. Bei vielen Monocotyledonen, als bei Liliaceen, Orchideen, Musaceen und sehr vielen anderen, da ist diese Rinde ganz aus parenchymatischem Zellengewebe bestehend, welches wenig oder gar keinen Unterschied von dem Zellengewebe zeigt, welches die markige Substanz zwischen den Holzbiindeln darstellt, und hier, da man die Rinde auch nicht einmal mit solcher Leichtigkeit abtrennen kann, wie es bei den Dicotyledonen der Fall ist, war es am leichtesten die Ansicht von dem Fehlen der Rindensubstanz zu gewinnen. Bei den Palmen dagegen, und ebenso im Stengel der Gr\u00e4ser ist die Rindensubstanz des Stammes sehr leicht zu erkennen, wenn sie sich auch nicht immer so leicht trennen l\u00e4fst, wie es doch bei einigen Palmenst\u00e4mmen im hohen Alter der Fall ist. Hier in der Rinde der Palmen und der Gr\u00e4ser treten zwischen den parenchymatischen Zeilen mehr oder weniger grofse B\u00fcndel von Faserzellen auf, welche, ganz ebenso wie in der Rinde der Dicotyledonen, einmal mehr in der innersten Schicht gelagert sind, und zweitens auch ebenso wie dort, mehr oder weniger grofse Massen paren-chymatisches Zellengewebe zwischen sich zu liegen haben. Regelm\u00e4fsig geformte Markstrahlen k\u00f6nnen hier in der Rinde der Monocotyledonen um so weniger erwartet wer-\n*) Unters, \u00fcber Keimung, Bau und Wachsthum der Monocotyledonen. Stuttgart. 1834 p. 19 etc.\n**) Organographie der Gew\u00e4chse, L pag. 188.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"349\nden, da sie, der Stellung der Holzb\u00fcndel wegen, nicht einmal in der Holzsubstanz dieser Gew\u00e4chse auftreten. Herr Mohl, welcher die Rinde der Palmen ebenfalls erkannte, wenn sie auch, wie es ganz nat\u00fcrlich ist, von der Rinde der Dicotyledonen-St\u00e4mme sehr verschieden erscheint, f glaubt annehmen zu k\u00f6nnen, dafs die langen Faser-Zellen, welche den Ring, dicht unter der Rindensubstanz dieser Monocotyledonen bilden, nichts weiter als Parenchym-Zellen mit dicken W\u00e4nden w\u00e4ren, eine Ansicht, * welche wahrlich auf blofse Spitzfindigkeit hinausgeht, denn ich kann keinen Unterschied von Bedeutung zwischen den einzeln stehenden wahren Bastzellen der Dicotyledonen und diesen, in der Rinde der Monocotyledonen auf-| finden. Auch in der Rinde der Dicotyledonen sind nicht alle Bastzellen so lang, wie diejenigen, welche die innerste Schicht der Rinde der B\u00e4ume bildet.\nUntersucht man z. B, die Rinde des Cactus-Stengels solcher Arten, welche einen cylindrischen Holzk\u00f6rper bilden, so wird man den Bast, als die innerste Schicht der Rinde in Form einzelner B\u00fcndel dicht an der \u00e4ufseren Fl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers finden, und diesen Bast, wovon ^ kleine St\u00fcckchen in Fig. 10. Tab. I. abgebildet sind, kann man, \u00f6fters mit allem Rechte, als B\u00fcndel von langgestreckten, dickwandigen Parenchym - Zellen ansehen; dieses zeigt nach meiner Meinung ganz klar, dafs die Bast-Zellen nichts weiter, als eine Modification langgestreckter Zellen sind, welche durch Mittelformen allm\u00e4lig zu den langgestreckten prismatischen Zellen \u00fcbergehen; und wenn nun diese Formen in Stelle der Faser-Zellen auftreten, so + m\u00fcssen auch sie als Bastzellen angesehen werden.\nWenn man die grofse Verschiedenheit betrachtet, welche sich in dem Baue der Rinde bei den grofsen dico-tyledonischen B\u00e4umen und in der Rinde der saftigen Kr\u00e4uter, wie der succulenten Dicotyledonen zeigt, und dann die \u00e4ufseren Schichten des Stengels der Monocotyledonen hiemit in Vergleich stellt, so wird man gewifs sehr bald","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\neinsehen, dafs auch bei diesen Pflanzen in denjenigen Schichten, welche den Holzk\u00f6rper umkleiden, alle die wesentlichen Elementarorgane vorhanden sind, welche die Darstellung der Rinde bedingen. Dicht unter der Epidermis liegt meistenteils eine dicke zeliige Schicht, und in dieser sind die Bastb\u00fcndel nach einer gewissen Regel zerstreut stehend; zuweilen stehen sie freilich schon dicht unter der Epidermis, dann sind aber auch noch in den folgenden Zellenschichten ganze R\u00f6hren von mehr oder weniger grofsen Bastb\u00fcndeln. Auch in dem Querschnitte aus dem Stengel der Binse, welcher in Fig. 1. Tab. II. dargestellt ist, findet man, dicht unter der Epidermis, vollkommene Bastb\u00fcndel. In sehr vielen anderen F\u00e4llen befindet sich unter der Epidermis eine mehr oder weniger dicke Zellenschicht, und dann treten die Kreise von zerstreut stehenden Bastb\u00fcndeln auf.\nAuch im Wurzelstocke und in den analogen Gebilden der Monocotyledonen ist die Rindensubstanz sehr deutlich zu beobachten und Herr Duvernoy *) machte hierauf besonders aufmerksam; er nannte die innere Substanz jener Theile die Kernsubstanz und die \u00e4ufseren Schichten begriff er unter Rindensubstanz. In der Familie der Iri-deen, so wie bei vielen Liliaceen u. s. w. ist die Ausbildung dieser zwei Substanzen ganz besonders deutlich, und die \u00e4ufsere oder Rindensubstanz derselben l\u00e4fst sich hier oftmals sehr leicht abziehen. Mit Recht bemerkte Herr Duvernoy, dafs sich das Dasein der Rindensubstanz und der Kernsubstanz in dem Wurzelstocke noch bei sehr vielen anderen Monocotyledonen nachweisen lasse, doch nur in den ausdauernden, bei den krautartigen Pflanzen dieser Abtheilung gew\u00f6hnlich unterirdisch vorkommenden Stamme; bei dem \u00fcberirdisch vorkommenden Stamme sind sie dagegen nicht so leicht zu unterscheiden. Alles dieses findet sich best\u00e4tigt und durch eine grofse Menge von Abbildungen dargestellt in dem pr\u00e4chtigen Werke, wel-\n*) L. c. p. 20 etc.","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"351\nches ganz neuerlichst Herr Giuseppe Meneghini *) zu Padua herausgegeben hat.\nBei Globba nutans und G. angustifolia solle dagegen nach Herrn Duvernoy\u2019s Angabe der Unterschied zwischen Rinden- und Kernsubstanz im Wurzelstocke darin bestehen, dafs in der Kernsubstanz die Holzb\u00fcndel viel gedr\u00e4ngter stehen, als in der Rindensubstanz. Im Allgemeinen kann man mit Herrn Link die Meinung aufstellen, dafs die Rinde auf den Wurzeln der Monocotyledonen deutlicher getrennt, als am Stamme derselben auftritt.\nDie auffallende Entwickelung der Rinde auf dem Wurzeistocke von Tamus Elephantipes L. ist neuerlichst durch Herrn Mohl **) beobachtet; es zeigt sich hier eine entschiedene Korkbildung, doch fehlt, wie bei so vielen Monocotyledonen die Bastschicht. Auch Herr Link und Dutrochet erkennen bei diesem sonderbaren Gew\u00e4chse die deutliche Korkschicht der Rinde.\nAuffallend ist es, dafs man im Stamme der Palmen keine Theilung oder Ver\u00e4stelung einzelner Holzb\u00fcndel beobachten kann, wie sie doch, zur Bildung der Bl\u00e4tter, bei den \u00fcbrigen Monocotyledonen vorhanden ist, und auch den Dicotyledonen allgemein zukommt. Es laufen n\u00e4mlich, wie es Herr Treviranus ***) zuerst ganz trefflich nachgewiesen hat, nicht immer die ganzen Holzb\u00fcndel zur Bildung eines Blattes seitlich ab, sondern die Holzb\u00fcndel theilen sich und der \u00e4ufsere Theil der einzelnen B\u00fcndel geht zu dem neuen Blatte, w\u00e4hrend der innere zum Knoten verl\u00e4uft und daselbst eine abermalige Verbindung mit den \u00fcbrigen Holzb\u00fcndeln erf\u00e4hrt, welche mehr oder weniger vollst\u00e4ndig sein kann. Bei Lolium perenne findet sich nach Treviranus Beobachtung im Halme nur ein einziger\n*) Ricerche sulla struttura del caule nelle piante Monocotiledoni. Padova 1836. fol. m.\nv\u00a5) Untersuchungen \u00fcber den Mittelstock von Tamus Elephantipes. T\u00fcbingen 1836. 4to.\nVom inwendigen Bau der Gew\u00e4chse pag. 132.","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nKreis von Holzbiindeln, welche sich beim Urspr\u00fcnge eines Blattes theilen, so clafs sie dann zwei concentrische Kreise bilden, wovon der \u00e4ufsere zur Scheide des Blattes abgeht, w\u00e4hrend sich der innere zum Knoten hin fortsetzt.\nUeber die Theilung der Holzb\u00fcndel und \u00fcber das Verh\u00e4ltnifs der Zahl derselben zur Zahl der Geschlechtsorgane.\nEs ist schon seit langer Zeit durch Herrn Kieser *) auf das Verh\u00e4ltnifs aufmerksam gemacht, worin die Anzahl der Staubf\u00e4den der Pflanzen zu der Zahl der Holzb\u00fcndel in denselben auftritt, und dieses ist sowohl in den Mono-cotyledonen, als in den Dicotyledonen zu beobachten. Herr Schultz **) hat dieses Verh\u00e4ltnifs, worin die Zahl der Holzb\u00fcndel zu den Staubf\u00e4den und den \u00fcbrigen von dem Stengel abgehenden Organen besteht, bei zwei sehr interessanten Pflanzen umst\u00e4ndlicher untersucht und ich selbst habe es bei Anderen zu erforschen gesucht, wor\u00fcber noch sp\u00e4ter gesprochen werden soll. Herr Schultz untersuchte die Zahl und die Art der Vervielf\u00e4ltigung derHolz-biindel in Paris quadrifolia und in Trillium erectum, zwei Monocotyledonen, welche in Hinsicht ihrer regelm\u00e4fsigen Theilung so \u00e4ufserst merkw\u00fcrdig sind.\nUnterhalb des Ursprunges der 4 Bl\u00e4tter bei Paris quadrifolia zeigt der Stengel auf dem Querdurchschnitte drei concentrische Kreise von Holzb\u00fcndeln, wovon der \u00e4ufsere Kreis 8 kleine, zu 2 und 2 kreuzweis gegen\u00fcberstehende B\u00fcndel besitzt. Der zweite Kreis hat acht grofse Holzb\u00fcndel, welche den vorigen alternirend stehen, und der dritte und innerste Kreis zeigt nur 4 Holzb\u00fcndel, wovon jedes einzelne B\u00fcndel den, jedesmal zu 2, im \u00e4ufser-sten Kreise gelegenen B\u00fcndeln entsprechend, liegt, doch\n*) Phytonomie pag. 106.\n\u00a5\u00a5) Die Natur der lebendigen Pflanze, II. pag. 24 etc.","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"353\ndarf man bei der Stellung dieser B\u00fcndel und der Kreise keine mathematische Genauigkeit verlangen.\nIm Knoten der Paris, von wo aus die 4 Bl\u00e4tter zur Seite auslaufen, zeigt sich folgende Theilung und Umstellung der vorhin angegebenen Holzb\u00fcndel. Die \u00e4ufsersten f Holzb\u00fcndel ziehen oder dehnen sich etwas in die Breite, wobei sie zu 2 und 2 etwas n\u00e4her r\u00fccken, und gerade zwichen solchen zwei, nahe bei einander liegenden Holzb\u00fcndeln entsteht die Theilung der Bl\u00e4tter, so dafs, nahe f dem \u00e4ufseren Rande eines jeden der 4 Bl\u00e4tter dieser Pflanze ein einzelnes von jenen zwei \u00e4ufseren B\u00fcndeln zu stehen kommt. Aufserdem theilen sich die 4 jener entsprechend stehenden Holzb\u00fcndel aus dem Inneren, aus 8 B\u00fcndel ge-j bildeten Kreise, jedes in drei kleinere B\u00fcndel, wovon die beiden \u00e4ufseren ebenfalls zu den Bl\u00e4ttern abgehen, das innere dritte sich aber zum innersten Kreise wendet und mit diesem zum Blumenstiele verl\u00e4uft, welcher hier die gerade Fortsetzung des Stengels ist. Die beiden \u00e4ufseren B\u00fcndel, welche aus der Theilung eines grofsen B\u00fcndels entstanden sind, sind aber ebenfalls so gestellt, dafs, gerade zwischen ihnen die Theilung entsteht, und dafs sie daher ~ nicht zusammen zu einem Blatte verlaufen, sondern immer zu zwei, neben einander stehenden und entsprechenden Bl\u00e4ttern. Demnach haben sich f\u00fcr die Bildung der 4 Bl\u00e4tter 30 Gef\u00e4fsbiindel gebildet, w\u00e4hrend nur 8 B\u00fcndel, n\u00e4mlich 4, urspr\u00fcnglich aus dem innersten Kreise und 4 hinzugetretene aus dem zweiten Kreise, f\u00fcr die Fortsetzung des Stengels \u00fcbrig bleiben. Jedes Blatt erh\u00e4lt 5 Holzb\u00fcndel und zwar steht ein grofses B\u00fcndel aus dem zwei-F ten Kreise, welches nicht getheilt wurde in der Mitte, und zwei andere B\u00fcndel liegen jenen zur Seite, wovon das eine, n\u00e4mlich das innere B\u00fcndel dem zweiten Kreise und das \u00e4ufsere, welches am Blattrande liegt, dem \u00e4ufsersten Kreise angeh\u00f6rte.\n- Es wird hierdurch sehr deutlich bewiesen, dafs eine Theilung des Holzb\u00fcndels, sowohl nach den Seiten hin, als auch nach Aufsen und Innen vor sich geht; auch habe\n23","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nich bei anderen Pflanzen die Art und Weise etwas n\u00e4her bestimmen k\u00f6nnen, wie diese Theilung eines Holzb\u00fcndels allm\u00e4lich vor sich geht. Wenn ein Holzbiindel von vollkommen cylindrischer Form sich zur Seite hin in zwei B\u00fcndel theilen will, so wird es vorher aus der runden Form im mer mehr und mehr breit, und endlich bemerkt man das Auseinander treten der einzelnen Theile des B\u00fcndels in zwei St\u00fccken, zwischen welche sich dann immer mehr und mehr Zellen legen, so dafs sie, etwas h\u00f6her hinauf ganz vollkommen getrennt erscheinen. Diese Theilung der Holzb\u00fcndel geschieht aber nicht nur im Knoten, sondern \u00fcberall im Internodium, schon lange vorher, ehe dieselben zu den einzelnen Organen abgehen, zu welchen sie bestimmt sind. Als Beispiel hiezu gebe ich die Verzweigung der Holzbiindel, bei der Vicia Faba speciell an, denn es verh\u00e4lt sich hier, bei den Dicotyledonen, ganz ebenso, wie bei den Monocotyledonen. Es ist diese Theilung der Holzbiindel, mehr oder weniger deutlich, ein b\u00fcschelf\u00f6rmiges Auseinandertreten der einzelnen Theile eines B\u00fcndels, und nirgends ist dieses sch\u00f6ner zu beobachten, als bei einigen Cactus-Gew\u00e4chsen, wie bei Rhipsalis salicornioides und anderen dieser Gruppe, wo die Holzbiindel in den Endgliedern b\u00fcschelf\u00f6rmig auseinandergewichen stehen, wie electrisirte Glasfaden-B\u00fcndel.\nDicht an der Basis des Stengels einer jungen Pflanze von Vicia Faba findet man 10 Holzbiindel, wovon 6 einen Kreis um das Markgewebe machen und 4, je zwei und zwei diametral gegen\u00fcber, frei im Zellengewebe aber aufser-halb jenes Kreises stehen. Etwas weiter hinauf theilt sich das eine der Holzbiindel des Kreises, indem es einen kleinen Ast seitlich abgiebt, welcher, gerade um den vierten Theil des Kreises, von den vorhergenannten frei liegenden Holzbiindeln entfernt ist, und sp\u00e4ter in das erste Nebenblatt \u00fcbergeht, welches sich ganz unten am Stengel bildet. Noch etwas h\u00f6her hinauf trennt sich, dem vorherigen ebenfalls diametral entgegengesetzt, ein anderes kleines Holzbiindel aus einem der 6 B\u00fcndel des Kreises, welches zum","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"355\nzweiten Nebenblatte \u00fcbergeht. So zeigten sich also, schon bei dem ersten Knoten, n\u00e4mlich von dem Abg\u00e4nge des ersten Nebenblattes, 12 Gef\u00e4fsb\u00fcndel, von denen 6 den inneren und 6 den \u00e4ufseren Kreis bildeten. Im zweiten Kreise trat dagegen eine ganz andere Stellung der Holz-biindel ein; das eineHolzb\u00fcndel des inneren Kreises ging im Knoten seitlich zur Bildung der Knospe ab und aus den \u00fcbrigen 5 B\u00fcndeln entstanden durch Theilung 10 B\u00fcndel, welche b Nur bis zum Ende des dritten Internodiums den Holz-r ring bildeten und sich dann abermals theilten und 23 B\u00fcndel darstellten, welche aber, da der Stengel 4eckig wird, zu 5 auf jeder Seite des Viereckes auftreten. Von den vorhin angegebenen 6 Holzb\u00fcndeln des \u00e4ufseren Kreises I ging das eine B\u00fcndel seitlich zum ersten Nebenblatte ab, es wurde aber im zweitenInternodio durch ein neues B\u00fcndel ersetzt, welches sich, in eben derselben Stellung, seitlich aus dem Holzringe absonderte und nun weiter hinauf, bis zum dritten Internodio verlief, wo schon wirkliche Bl\u00e4tter auftreten. Die 4 anderen B\u00fcndel des zweiten Kreises, welche zu zwei und zwei gestellt waren, wurden aber, sobald sie durch den ersten Knoten durchgelaufen waren, wieder zu zwei mit einander vereinigt, so dafs nun im \u00e4ufseren Kreise des zweiten und dritten Internodiums nicht 6, sondern nur 4 Holzb\u00fcndel verliefen. Wie wenig wichtig es indessen f\u00fcr die Art ist, ob diese B\u00fcn-t- del im \u00e4ufseren Kreise getheilt oder ungetheilt verlaufen, dafs hat mich die Untersuchung verschiedener Individuen eben derselben Pflanze gelehrt; bald fand ich die grofsen B\u00fcndel im \u00e4ufseren Kreise gleich im ersten Internodio * getheilt, so dafs sie zu zwei und zwei neben einander verliefen, und sich im zweiten oder im dritten Internodio wieder vereinigten, und dann nur in zwei B\u00fcndel bestanden, oder diese Holzb\u00fcndel erschienen im ersten Internodio als zwei einzelne B\u00fcndel, welche sich im zweiten Internodio etwas seitlich ausdehnten und sich dann in 4 B\u00fcndel trennten, wovon immer zwei und zwei neben einander verliefen.\n23*","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"Es geht demnach aus diesen Untersuchungen hervor, dafs sich die Zahl der Holzh\u00fcndel in einer Pflanze, durch ganz einfache Theilung, um das doppelte, dreifache und vierfache vergr\u00f6fsern kann, dafs sich diese einzelnen B\u00fcndel aber auch wieder miteinander verbinden k\u00f6nnen, und diese Anastomosen, welche nur durch blofses Nebeneinanderlegen entstehen, sind in dem Knoten grofser, ausgewachsener Kr\u00e4uter mit hohlen Stengeln ganz besonders deutlich zu erkennen.\nH\u00f6chst bemerkenswerth ist das \u00fcbereinstimmende Ver-h\u00e4ltnifs zwischen der Zahl der Holzb\u00fcndel einer Pflanze ! und den m\u00e4nnlichen Geschlechtsorganen derselben, worauf der geistreiche Kieser zuerst aufmerksam gemacht hat: leider ist dieser Gegenstand, obgleich er sehr leicht zu verfolgen ist, nicht viel weiter gebracht, als ihn Herr Kieser vor l\u00e4nger als 20 Jahren, hingestellt hat. Nur die spe- i ciellen Untersuchungen \u00fcber die Vertheilung der Holz-biindel in Paris quadrifolia und in Trillium erectum, welche wir durch Herrn Schultz erhalten haben, sind neben wenigen Anderen hinzugef\u00fcgt worden.\nBei der Bestimmung der Zahl der Holzb\u00fcndel einer Pflanze sei man jedoch sehr vorsichtig, denn nur selten zeigt die Pflanze gleich in den untersten Internodien die richtige Zahl der B\u00fcndel, welche ihr eigentlich zukommt, | und im richtigen Verh\u00e4ltnisse zur Zahl der Staubf\u00e4den steht. So z. B. giebt Herr Kieser f\u00fcr Vicia Faba*) zehn Holzb\u00fcndel an, wovon 6 B\u00fcndel in der Mitte und 4 im Umkreise stehen sollen; es geht daraus ganz klar hervor, l8 dafs hier das unterste Internodium untersucht worden ist, und dafs es gerade ganz zuf\u00e4llig ist, dafs an dieser Steile, wo Herr Kieser den Schnitt gemacht hat, die Zahl der Holzb\u00fcndel, \u00fcbereinstimmend mit der der Staubf\u00e4den ge- * funden wurde, denn von den B\u00fcndeln des \u00e4ufseren Kreises kann hier gar nicht die Rede sein, da zwei davon erst innerhalb des Internodiums entstehen und zu den Neben-\n*) S Phytonomie pag, 106\nTW","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"bl\u00e4ttern ablaufen, und ferner geht ein B\u00fcndel von den 6 des inneren Kreises seitlich zur Knospe im Winkel des ersten Nebenblattes ab, und nun entstehen 10 Holzb\u00fcndel durch Theilung der \u00fcbrig gebliebenen 5 B\u00fcndel. Wollte man die B\u00fcndel des \u00e4ufseren Kreises bei diesen Pflanzen mitz\u00e4hlen, so w\u00fcrde, in keinem der \u00fcbrigen Internodien ein richtiges Verh\u00e4ltnifs zwischen den Holzb\u00fcndeln und den Staubf\u00e4den hervorgehen, sondern diese \u00e4ufseren B\u00fcndel m\u00fcssen aus der Z\u00e4hlung bleiben. Cucurbita Pepo zeigt 'r an der Basis des Stengels, noch ehe die Cotyledonen auseinandergetreten sind, einen einfachen Kreis von 6 Holzb\u00fcndel, welche daselbst ganz eben so frei stehen, als die Holzb\u00fcndel bei den Monocotyledonen, und dennoch hat I diese Pflanze sp\u00e4ter 10 Holzb\u00fcndel in zwei Kreisen, doch ist die Entstehung derselben nocli nicht nachgewiesen.\nMan wird daraus erkennen k\u00f6nnen, dafs man bei diesem Gegenst\u00e4nde sehr umsichtig zu Werke gehen mufs, besonders dann, wenn man keine Uehereinstimmung zwischen der Zahl der Holzb\u00fcndel und der der Staubf\u00e4den anzutreffen glaubt. Wo man glaubt in der Zahl derHolz-biindel das Doppelte oder das Dreifache der Zahl der f Staubf\u00e4den zu finden, da wird man in einem tieferen In-ternodio noch die gleiche Zahl auffinden. Vier ist die Zahl der Holzb\u00fcndel des inneren Kreises bei Paris qua-drifolia, und 4 ist auch die Zahl der Staubf\u00e4den, und diese ; erhalten auch die Holzb\u00fcndel von diesen 4 B\u00fcndeln des innersten Kreises.\nIn der Zahl der Holzb\u00fcndel liegt also das mathematische Prinzip begr\u00fcndet, welches die Pflanze durch die * Zahlenverh\u00e4ltnisse nachweist, die man in der Form und Anzahl ihrer \u00e4ufseren Organe auffindet* Geschieht eine unregelm\u00e4fsige Vertheilung irgend eines Holzb\u00fcndels einer Pflanze, so wird die ihr zukommende Zahl in irgend einem ihrer Organe ebenfalls unregelm\u00e4fsig,undso entsteht z*B. eine \" 5bl\u00e4ttrige Corolle aus einem 4bl\u00e4ttrigen, oder ein 4bl\u00e4t~ triges Kleeblatt statt eines dreibl\u00e4ttrigen u. s. w. Und ganz eben so leicht, entstehen vollst\u00e4ndige Verdoppeiun-","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\ngen der Theile eines einzelnen \u00e4ufseren Organes, indem sich schon fr\u00fcher die Zahl der Holzb\u00fcndel im Inneren verdoppelt hatte.\nZweites Capitel.\nLieber den Stamm der Dicotjledonen.\nDer Stamm der Dicotyledonen characterisirt sich sehr genau durch folgende, immer deutlich zu unterscheidende Massen oder Theile, welche zu seiner Zusammensetzung wesentlich noting sind, n\u00e4mlich durch Rinde, Holz und Mark. Das Mark liegt gerade im Mittelpunkte des Stammes und der ganze Holzk\u00f6rper, aus mehr oder weniger regelm\u00e4fsigen, concentrischen Kreisen bestehend, durchschnitten von radial verlaufenden Markstrahlen, umgiebt das Mark, und wird auf seiner \u00e4ufseren Fl\u00e4che von der Rinde umschlossen. Bei den Monocotyledonen waren alle diese Theile des Stammes wohl vorhanden, wie ich es im Vorhergehenden gezeigt habe, aber keiner von ihnen ist dort so deutlich und so regelm\u00e4fsig ausgedr\u00fcckt, wie dieses bei den Dicotjledonen der Fall ist; ja es ist schwer eine regelm\u00e4fsige, in concentrischen Kreisen bestehende Stellung der Holzb\u00fcndel in Stamme der Monocotyledonen zu erkennen, denn meistens stehen die vereinzelten B\u00fcndel ganz zerstreut, ohne alle auffallende Ordnung im Stamme.\nSo wie ich dort, bei der Betrachtung des Stammes der Monocotyledonen die genannten Theile desselben einzeln specieller betrachtete, so werde ich es auch hier, bei dem Stamme der Dicotyledonen verfolgen, und mit dem Holzk\u00f6rper des Stammes beginnen, da dieser auch bei den Dicotyledonen der haupts\u00e4chlichste Theil des Stammes ist.\nDer Holzk\u00f6rper.\nWenn man den Stamm eines Baumes von bestimmtem Alter quer durchschneidet und dessen Holzk\u00f6rper genauer","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"359\nbetrachtet, so wird man finden, dafs derselbe aus eben so vielen concentrisehen Schichten besteht, als er an Jahren z\u00e4hlt, und die einfachsten Experimente, z. B. Kreisschnitte rund um die Rindensubstanz, oder Einschneiden von Schrift-z\u00fcgen in die Oberfl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers, so wie Einschlagen von N\u00e4gel und Einschiebung von anderen fremden K\u00f6rpern, k\u00f6nnen es beweisen, dafs sich j\u00e4hrlich ein neuer Holzring um die \u00e4ufsere Fl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers, also dicht unter die Rinde legt, w\u00e4hrend nichts daf\u00fcr spricht, dafs sich auch auf der inneren Fl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers, also unmittelbar um das Mark eine neue Holzlage bildet, was fr\u00fcher von mehreren Botanikern angenommen wurde.\nIch komme hier auf die Ansicht des Herrn Link zur\u00fcck, welcher eine Vergr\u00f6fserung des Holzk\u00f6rpers, nicht nur auf dessen \u00e4ufseren Umfange, sondern auch nach dessen Medullar-Seite hin annimmt; eine Meinung, welche der ber\u00fchmte Botaniker in seinen Grundlehren der Anatomie und Physiologie der Pflanzen (pag. 151), weniger deutlich aussprach, so dafs dieselbe unrichtig verstanden, fast von Buch zu Buch \u00fcbergegangen ist, obgleich gar nicht in dem Sinne des Herrn Link. In den sp\u00e4teren Schriften *) spricht sich Herr Link dar\u00fcber ganz deutlich aus, und diese letztere Ansicht stimmt auch gewifs mit der Natur \u00fcberein. Der Holzk\u00f6rper soll sich n\u00e4mlich nicht nur im Umfange, sondern auch nach dem Marke zu vergr\u00f6fsern, doch ist von der Bildung neuer Schichten gar nicht die Rede. Diese Vergr\u00f6fserung des Holzk\u00f6rpers nach der Markseite zu, ist aber kein Zuwachsen neuer Theile, sondern ein blofses Vergr\u00f6fseren der schon vorhandenen, wodurch die inneren Jahresringe gr\u00f6fser werden, als die sp\u00e4teren, welche im Umfange liegen.\nMalpighi scheint schon der Entdecker der Thatsache zu sein, dafs die Anzahl der concentrisehen Schichten des Holzes eines Stammes, ganz genau der Zahl der Jahre\n*) S. Elementa. phil. bot, pag. 158.","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nentspricht, welche der Baum gerade alt ist, und somit nannte man diese Schichten des Holzes mit allem Rechte Jahresringe. Wenigstens in unserem Clima, wo j\u00e4hrlich nur eine Vegetations-Periode herrschst, welche mit dem Winterschlafe in der anderen H\u00e4lfte des Jahres abwechselt, da bildet sich allj\u00e4hrlich nur eine solche Schicht, welche sich immer \u00e4ufserlich anlegt. Diese Ueber-einstimmung der Jahresringe mit der Zahl der Jahre, welche der Baum alt ist, hat auch ein gewisser Schober * *) an einer Fichte ganz bestimmt nachgewiesen und wahrscheinlich wird gegenw\u00e4rtig wohl jeder Botaniker dergleichen Z\u00e4hlungen der Jahresringe eines Baumes zu machen versucht haben. Indessen es fehlt aber nicht an Botanikern, welche geglaubt haben eine gr\u00f6fsere Anzahl von Jahresringen im Stamme der B\u00e4ume zu finden, als dieselben Jahre z\u00e4hlten, wie denn \u00fcberhaupt wohl keine einzige Thatsache mderPflanzen Physiologie ohneWiderspruch dastehen m\u00f6chte. Es ist jedoch nichts leichter zu beweisen, als dafs sich J.Hill ebenso wohl wie Adanson geirrt habe; Letzterer giebt an*), dafs die Holzringe gewisser Jahre in einander verschmelzen k\u00f6nnen. Adanson glaubt n\u00e4mlich beobachtet zu haben, dafs 100j\u00e4hrige Ulmen, welche auf den Champs-Elys\u00e9es bei Paris gepflanzt waren, von 94 bis 100 Jahresringe gezeigt haben. Hier ist das Abweichende von der vorhergehenden Angabe, dafs sich allj\u00e4hrlich ein Jahresring erzeuge, nur dadurch zu erkl\u00e4ren, dafs man annimmt, was auch wohl ganz nat\u00fcrlich ist, dafs die jungen B\u00e4ume, als sie gepflanzt wurden, nicht alle von gleichem Alter waren; dafs einige eingingen, andere nachgepflanzt wurden u. s. w.\nDafs der Holzk\u00f6rper der Dicotyledonen tropischer Gegenden ebenfalls Jahresringe zeigt, das ist ganz bestimmt, indessen wir wissen noch nicht mit geh\u00f6riger\n*) Hamburger Magazin. T. XI. pag. 590,\n*\u00a5) S. De Candolle\u2019s Org. v\u00e9g, 1. p. 180,","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"361\nGewifsheit, ob dergleichen Gew\u00e4chse, welche in Gegenden Vorkommen, wo allj\u00e4hrlich zwei Vegetations-Epochen herrschen, ob diese nicht auch j\u00e4hrlich zwei besondere Holz-schichten bilden, was mir nach einigen unbestimmten Beobachtungen auf der Insel Lu\u00e7on wahrscheinlich wurde. In einem grofsen Theile der tropischen Gegenden ist das Clima von der Art, dafs allj\u00e4hrlich, eben so wie bei uns, nur eine Vegetations-Periode bedingt wird, indem dastrok-kene Clima in der anderen H\u00e4lfte des Jahres die zweite\n1 Vegetations-Periode verhindert. In solchen tropischen Gegenden aber, wo ein feuchter Zustand der Atmosph\u00e4re und des Bodens das ganze Jahr hindurch anh\u00e4lt, da findet im Sommer die eine und im Winter die andere Erndte\n<\u00bb\nI statt, und hier m\u00fcssen auch die Dicotyledonen allj\u00e4hrlich zwei Holzschichten ansetzen.\nIndessen wie es Herr Link *) schon seit langer Zeit beobachtet hat, dafs es sowohl inl\u00e4ndische als auch ausl\u00e4ndische B\u00e4ume und Str\u00e4ucher giebt, wo der Holzk\u00f6rper nicht durch bestimmte Schichten vergr\u00f6fsert werde, wo sich also keine Jahresringe zeigen, so verh\u00e4lt es sich auch in der Natur, doch sind die angef\u00fchrten F\u00e4lle mehr ein-\n*\tzuschr\u00e4nken. Auch beobachtete Herr Link, dafs die Zahl der Schichten bei den Pflanzen unserer Gew\u00e4chsh\u00e4user keinesweges mit dem Alter \u00fcbereinstimme; so hatte ein lOj\u00e4hriger Ast einer Araucaria excelsa nur drei Schichten\n( und ein Cactus von mehreren Jahren zeigte gar keine Jahresringe. Ich habe den Holzk\u00f6rper sehr alter St\u00e4mme von Cactus chilensis mitgebracht, und derselbe zeigt keine Spur von Jahresringen, sondern er ist vom Mark bis zur\n*\tRinde mit grofsen ununterbrochenen Markstrahlen durchzogen. Auch den Holzk\u00f6rper eines alten Stammes einer Opuntia sah ich in Brasilien ohne Jahresringe, und ein lOj\u00e4hriger Stamm dieser Pflanze, welcher bei uns im Zimmer gezogen war, zeigte ebenfalls keine Jahresringe.\nDieser Mangel an Jahresringen bei gewissen Gew\u00e4chsen\n*) Klein, phil. bot. p. 156.","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nist offenbar durch das fortw\u00e4hrende Wachsthum derselben zu erkl\u00e4ren, was bei unseren Gew\u00e4chshaus-Pflanzen sehr gew\u00f6hnlich ist, und bei den Cacteen sowohl in den Tropen wie auch bei uns best\u00e4ndig' statt findet. Aul diese Weise ist es zu erkl\u00e4ren, wefshalb alte St\u00e4mme von unseren Gew\u00e4chshauspflanzen niemals so viel Schichten zeigen, als sie Jahre z\u00e4hlen, ja zuweilen ganz ohne Jahresringe sind, was bei mehrj\u00e4hrigen Rosenst\u00e4mmen z. B. gar nicht selten ist, obgleich unseren wildwachsenden Rosen stets Jahresringe zukommen. Ueberhaupt zeigen sich dergleichen Anomalien bei den immergr\u00fcnenden B\u00e4umen sehr h\u00e4ufig, ja selbst bei den Cycadeen m\u00f6chte ich hierin die Ursache suchen, dafs in ihrem Holzk\u00f6rper so selten periodische Ablagerungen zu unterscheiden sind.\nBei der Gattung Ephedra gab ich fr\u00fcher an, dais das Holz derselben keine Jahresringe zeige; ich wollte damit nichts weiter sagen, als dafs man hier die Jahresringe nicht mit blofsem Auge unterscheiden k\u00f6nne, wie es bei den \u00fcbrigen europ\u00e4ischen Coniferen-Gattungen der Fall ist. Ich habe seitdem das Holz der Ephedra americana untersucht und gefunden, dafs es sich hier mit den Jahresringen ganz ebenso verhalte; man erkennt ihre Begrenzung bei starker Vergr\u00f6fserung, aber mit dem blofsen Auge h\u00e4lt es schwer. Die \u00e4ufsere Fl\u00e4che eines jeden Jahresringes bei der Gattung Ephedra unterscheidet sich von der inneren Fl\u00e4che des zun\u00e4chst angrenzenden \u00e4lteren Jahresringes nur dadurch, dafs dort die einzelnen Zellen, woraus das Holz besteht, viel kleiner und mehr breit gezogen sind, als die innersten des angrenzenden Ringes.\nDie Ursache, wodurch die Trennung der nebeneinander liegenden Holzschichten sichtbar wird, ist bei verschiedenen Gew\u00e4chsen mehr oder weniger verschieden; die Jahresringe selbst sind nicht nur durch die verschiedene Dicke, sondern auch in Hinsicht der Anordnung der einzelnen Elementar - Organe sehr verschieden. Durchschnittlich sind alle die r\u00f6hrenf\u00f6rmigen Organe, welche","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"363\ndie innere Schicht der Jahresringe bilden, gr\u00f6fser und lockerer verbunden, als diejenigen, welche die \u00e4ufsere Schicht dieser Ringe bilden. Bei der Eiche z. B. beginnt die neue Holzlage mit aufserordentlich grofsen get\u00fcpfelten Spiralr\u00f6hren, welche bekanntlich auf Querschnitten schon dem blofsen Auge sichtbar sind, indem sie einen lOmal gr\u00f6fseren Durchmesser zeigen, als die gew\u00f6hnlichen Spi-ralr\u00f6hren, welche hier zun\u00e4chst den grofsen R\u00f6hren, aber mehr nach dem \u00e4ufseren Rande des Holzringes zu gele-\nm\ngen sind. Zuletzt kommt noch eine Masse von sehr dickwandigen und fest verbundenen Faser-Zellen mit \u00e4ufserst kleinen H\u00f6hlen, womit dann der Jahresring beschlossen wird. Die neue Schicht des darauf folgenden Jahresringes I beginnt wieder mit den grofsen R\u00f6hren und d\u00fcnnwandigen Zellen, daher denn auch der Unterschied zwischen der alten und der neueren Holzschicht so h\u00f6chst auffallend ist.\nBeobachtet man dagegen den Jahresring im Stamme der Fichten, so wird man, worauf ich schon fr\u00fcher (p. 73) aufmerksam gemacht habe, stets zwei Schichten in jedem Jahresringe unterscheiden k\u00f6nnen, wovon die innere Schicht * aus k\u00fcrzeren und breiteren Zellen, die \u00e4ufsere dagegen aus sehr langen und feineren Prosenchym-Zellen besteht. Die Organe der inneren Schicht sind hier mit den Spiral-r\u00f6hren und die der \u00e4ufseren Schicht mit den Faser-Zellen -4- oder Bast-Zellen zu vergleichen. Bei einigen Gattungen der Coniferen, als bei Ephedra, Araucaria etc. sind diese Trennungen des Holzes eines Jahresringes in zwei Schichten nicht mehr so deutlich, ja oft kaum noch erkennbar, Z- denn bei der Ephedra americana sind nur die \u00e4ufsersten Zellen jeder Holzschicht dickh\u00e4utiger und etwas breit gezogen, wodurch sie sich von den gr\u00f6fseren R\u00f6hren der darauf folgenden neuen Holzschicht unterscheiden. Oft sind diese Zellen so breit gezogen, dafs ihre W\u00e4nde ganz untereinander liegen *).\n*) S. Link, Elemt. lste Aufl. 157 etc.","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nEs ist allerdings der Fall, dafs die \u00e4ulseren Lagen der Jahresringe durch l\u00e4ngere Faser-Zellen gebildet werden, welche dem Baste sehr \u00e4hnlich sind, daher man denn wohl auch diese \u00e4ufserste Schicht die Bastschicht zu nennen pflegt, was aber nicht zu billigen ist, denn diese Schicht von Bast-Zellen geh\u00f6rt zum Holzringe, ganz eben so bestimmt, wie die Masse von Faser-Zellen, welche die Holzb\u00fcndel der Monocotyledonen an ihren Kanten, und zuweilen auch von den Seiten umschliefsen. Nur in sehr wenigen F\u00e4llen, und diese scheinen nur bei tropischen H\u00f6lzern vorzukommen, findet sich zwischen den verschiedenen Holzringen eine feine Schicht von Zellengewebe, welche die Jahresringe auf das Bestimmteste trennt, sich aber zugleich in die Masse der grofsen Markstrahlen unmittelbar fortsetzt, so dafs dadurch die einzelnen, radial verlaufenden B\u00fcndel, woraus die Holzringe bestehen, ganz jj und gar von einander getrennt werden.\nDie Jahresringe der dicotyledonischen Gew\u00e4chse bilden gew\u00f6hnlich geschlossene R\u00f6hren, welche sich \u00fcber den Stamm und dessen Aeste und Zweige ununterbrochen hinziehen; die innerste dieser R\u00f6hren umschliefst unmittelbar das Mark und von den \u00fcbrigen legt sich stets die j\u00fcngere um die \u00e4ltere, ganz so, wie man es auf einem Querschnitte eines Baumes an den concentrischen Schich- j ten sehen kann. Der Ast eines Baumes, welcher mehrere Jahre sp\u00e4ter entstand, als der Stamm desselben, der mufs nat\u00fcrlich eben so viel Jahresringe weniger zeigen, als er sp\u00e4ter als der Stamm entstand.\nAuch ist es allgemein bekannt, dafs die verschiedenen Jahresringe eines Baumes sehr verschieden dick sind. Wenn man alte B\u00e4ume f\u00e4llt, welche in einem Walde sehr dicht neben einander standen, so wird man durchschnittlich finden, dafs die innersten Holzringe (bis zum 20sten und BOsten Jahresringe in sehr dicken St\u00e4mmen, bis zum 15ten bis 20sten in weniger dicken St\u00e4mmen), ganz besonders breit sind, ja wohl 10 \u2014 12mal so breit, als die einzelnen Jahresringe an dem Rande des Stammes. Wenn","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"365\nman aber auch die Jahresringe unter sich vergleicht, welche nach dem Rande des Stammes gelagert sind, so wird man auch hier in den nebeneinander liegenden Ringen sehr bedeutende Verschiedenheiten in der Dicke finden; gew\u00f6hnlich sind einzelne Partieen, oft aus 4, 5 bis 7 und noch mehr Jahresringen von gleicher Dicke, und dann kommt eine andere Partie, wo die Jahresringe viel bedeutender dick sind.\nIndessen diese Ansicht steht keinesweges unangefochten da, ja es fehlt auch hier nicht an Botanikern, welche gerade das Gegentheil davon beobachtet haben, so wie Andere wiederum eine ganz andere Reihenfolge in den Perioden haben wahrnehmen wollen, als die, welche vorhin\niw\nI angedeutet wurde. Duhamel * * ***)) sprach ebenfalls die Ansicht aus, dafs die \u00e4ufseren, also die j\u00fcngeren Jahresringe im Allgemeinen immer d\u00fcnner w\u00e4ren, als die \u00e4ltesten Jahresringe ; dagegen hat Herr Treviranus auf eine Stelle bei Ray aufmerksam gemacht, worin dieser Naturforscher das Gegentheil von dem Vorhergehenden angiebt; er sagt n\u00e4mlich, dafs die inneren Holzlagen allezeit d\u00fcnner als die \u00e4ufseren seien; Ray setzt jedoch Gr\u00fcnde f\u00fcr diese * Ansicht auseinander, woraus man schliefsen m\u00f6chte, dafs dieselbe auf theoretischem Wege und nicht durch wirkliche Beobachtungen entstanden ist.\nSicherlich verh\u00e4lt sich dieser Gegenstand so, dafs man dar\u00fcber kein ganz allgemein g\u00fcltiges Gesetz aufstellen kann, sondern die verschiedene Dicke der Holzlagen mufs von Ursachen abgeleitet werden, welche in der G\u00fcte des Bodens, in der Beschaffenheit der Witterung u. s. w. zu y suchen sind.\nHerr De Candolle ist der Ansicht, dafs der Baum selbst einen ziemlich regelm\u00e4fsigen Einflufs auf die Dicke der verschiedenen Jahresringe aus\u00fcbt: er hat mit dieser\n*) Naturgeschichte der Baume. II. pag. 29.\nPhysiologie der Gew\u00e4chse, p. 238.\n***) Organographie. v\u00e9g, I. p. 181.","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\nAnsicht die Jahresringe an sehr alten Eichen untersucht, welche bis 300 und 333 Jahre z\u00e4hlten. Die Dicke der Holzschichten nahm bei diesen B\u00e4umen bis zum 30sten und selbst bis zum 40sten Jahre zu: vom 30sten bis zum 50sten und selbst bis zum 60sten Jahre nahm die Dicke wieder ab, und von hier an wurde die Dicke der Jcihres-ringe ziemlich regelm\u00e4fsig bis zu dem h\u00f6chsten Alter. Vom 60sten Jahre an nahm der Durchmesser jener Eichen in Zeit von 10 Jahren, um 8 bis 10 Linien zu, und in der Zeit vom 20sten bis zum 30sten Jahre zeigte sich f\u00fcr 10 Jahre eine Zunahme in die Dicke um 2 bis 3 Zoll. Herr De Candolle glaubt hieraus schliefsen zu d\u00fcrfen, dafs die F\u00e4llung des Holzes alle 30 Jahre vortheilhafter w\u00e4re, als alle 20 Jahre. Dieses stimmt auch mit den Erfahrungen der Forstleute ganz \u00fcberein, welche ganz bestimmt nachgewiesen haben, dafs z. B. ein hundertj\u00e4hriger Schlag um sehr Vieles vortheilhafter ist, als ein dreifsigj\u00e4hriger, u. s. w. Vergleicht man j\u00fcngere St\u00e4mme mit sehr alten, die auf einem und demselben Boden nebeneinander wuchsen, so wird man finden, dafs die Anzahl der breiten Jahresringe, im Inneren des Stammes, immer in einem gewissen Verh\u00e4ltnisse zur gr\u00f6fseren Dicke des ganzen Stammes steht, dafs ihre Zahl n\u00e4mlich gr\u00f6fser ist, je \u00e4lter der Baum \u00fcberhaupt ist, woraus man dann wohl schliefsen kann, dafs sich mit zunehmendem Alter die \u00e4ufseren Holzringe etwas ausdehnen, wodurch dem Gewebe der inneren Holzrin^e ebenfalls einige Ausdehnung m\u00f6glich wird; und dieses wird auch durch die anatomische Untersuchung best\u00e4tigt. Bei den Coniferen z. B. wo dieser Gegenstand so \u00e4ufserst leicht zu untersuchen ist, wird man, schon anf jedem Vertikal- oder Querschnitte die Beobachtung machen k\u00f6nnen, dafs die Zellen, woraus hier das Holz besteht, viel gr\u00f6fser, d. h. mehr ausgedehnter sind, als diejenigen, welche die \u00e4ufseren Holzschichten darstellen, und eben in dieser \\ ergr\u00f6fserung der einzelnen Elementarorgane, welche diese Holzschichten bilden, liegt der Grund, dafs dieselben oftmals 10 und 12mal breiter sind, als die \u00e4ufseren Jahres-","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"367\nringe. Es ist bekannt, dafs die Baume eines Waldes, wenn sie sehr dicht stehen, nur \u00e4ufserst schmale Holzringe hervorbringen und dadurch nat\u00fcrlich auch sehr langsam wachsen; wenn man aber solche W\u00e4lder durchforstet, und dadurch dieselben etwas lichter macht, so kann man ein f pl\u00f6tzliches st\u00e4rker werden der einzelnen Holzringe beobachten, und ebenso stark werden auch die Holzringe an B\u00e4umen eben derselben Art, wenn sie recht weitl\u00e4uftig gepflanzt sind. Man hat aber auch schon l\u00e4ngst die Er-% fahrung gemacht, dafs solche B\u00e4ume, welche im dichten Walde wuchsen, wo sich also die Holzringe nur ^ehr schmal entwickelten, viel st\u00e4rker sind, als solche mit \u201ebreiten Holzringen ; daher werden die M\u00e4ste aus dichten W\u00e4l-| dern mehr gesch\u00e4tzt, als solche, welche k\u00fcnstlich angepflanzt waren.\nEs scheint mir, dafs man, durch Vergleichung junger Baumst\u00e4mme mit alten Baumst\u00e4mmen, beweisen kann, dafs die breiten Holzringe im Inneren der alten St\u00e4mme nicht durch eine gr\u00f6fsere Anzahl von Elementarorganen entstehen, sondern nur durch Ausdehnung der vorhandenen.\nWenn man die Jahresringe eines quer durchschnitte-1 neu Stammes in ihrem ganzen Verlaufe beobachtet, so wird man selten einen Baum finden, dessen Jahresringe vollkommen concentrisch verlaufen, und ebenso selten wird man das Mark des Stammes vollkommen im Mittel-H punkte gelagert finden. Die Ursache dieser Erscheinung ist die ungleiche Dicke der Jahresringe in ihrem Verlaufe, wodurch sogleich die Regelm\u00e4fsigkeit in der Lage der \u00fcbrigen Holzringe aufgehoben wird; gew\u00f6hnlich aber wer-* den die \u00fcbrigen Holzringe an eben derselben Stelle, wo der erstere Holzring dicker wurde, ebenfalls dicker, und so entsteht eine seitliche Hervorragung irgend eines Thei-les des Stammes, wodurch alle Holzringe, die daran Theil genommen haben, excentrisch geworden sind. Diese st\u00e4rkere Entwickelung einzelner Stellen des Stammes begr\u00fcndet sich auf eine st\u00e4rkere Entwickelung der Wurzeln, welche jenen Stellen des Stammes entsprechen, und diese","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nWurzeln werden wieder durch einen besseren, oder wenigstens wasserreicheren Boden zu einer st\u00e4rkeren Entwickelung angereizt.\nIndessen die haupts\u00e4chlichste Ursache der Excentrici-t\u00e4t der Jahresringe, m\u00f6chte wohl in der ungleichen Verkeilung der Aeste zu finden sein, denn eine gr\u00f6fsere Anzahl von Knospen, welche ein gr\u00f6fserer Ast entwickelt, ist auch die Ursache einer partiellen Verdickung des neuen Jahresringes, und gr\u00f6fsere Aeste, oder st\u00e4rkere Belaubung an irgend einer Seite der Krone eines Baumes k\u00f6nnen wieder durch den Einflufs des Lichtes u. s. w. hervorge-rufen werden. Bei den B\u00e4umen unserer nordischen Gegenden ist die Excentricit\u00e4t der Jahresringe nicht bedeutend, in den w\u00e4rmeren Gegenden dagegen, besonders in den feuchten Gegenden innerhalb der Tropen, da kommen in dieser Hinsicht oftmals die allermerkw\u00fcrdigsten Bildungen zum Vorscheine, weiche sich jedoch leichter durch Abbildungen, als durch Beschreibungen verdeutlichen lassen. Ja es kommt hier auf irgend einer Seite des Stammes mit der Excentricit\u00e4t der Jahresringe so weit, dafs sich der ganze besonders hervorragende Theil des Holzk\u00f6rpers von dem eigentlichen Stamme trennt und nun, f\u00fcr sich allein wachsend, ebenfalls mit concentrischen Jahresringen \u00fcberzieht, was durch die seitliche Fortbewegung des, durch die Rinde herabsteigenden Stoffes zur Bildung des neuen Jahresringes bewirkt wird. Diese seitliche Fortbewegung jener herabsteigenden Masse, aus welcher der Holzring sich bildet, ist ganz deutlich zu erweisen; selbst abgestorbene Aeste werden auf diese Weise, oft auf weite Strecken mit der neuen Holzschicht, welche sich seitlich hinbewegt, \u00fcberzogen. Nicht selten findet man auch an den grofsen Wurzeln unserer gew\u00f6hnlichen Waldb\u00e4ume sehr merkw\u00fcrdige Bildungen in Bezug auf die Excentricit\u00e4t der Jahresringe; diese Wurzeln, welche sich zuweilen bei fortdauerndem Wachsthume gleichsam zusammenquetschen, so dafs sie 2 und 3mal breiter, als dick werden, diese zeigen auf Querschnitten nach denjenigen","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"369\nSeiten hin, wo sie zum Ausdehnen Platz hatten, 6 und lOmal breitere Jahresringe als auf den beiden anderen Seiten, auf welchen sie von anderen Wurzel-Aesten im Wachsen verhindert wurden.\nNachdem wir den Holzk\u00f6rper der Dicotyledonen in Hinsicht seiner Zusammensetzung aus Jahresringen betrachtet haben, bleibt uns noch die Er\u00f6rterung \u00fcber die Zusammensetzung desselben aus den verschiedenen, schon mit blofsem Auge zu unterscheidenden grofsen Abtheilungen, welche bei manchen B\u00e4umen mehr oder weniger deutlich hervortreten, bei anderen dagegen fehlen. Man unterscheidet an dem Holzk\u00f6rper der dicotyledonischen B\u00e4ume den Splint, den Kern, oder das Kernholz und die Markscheide. Der Splint nimmt die \u00e4ufsersten Schichten des Holzk\u00f6rpers ein und besteht aus dem jungen noch nicht vollkommen erh\u00e4rteten Holze. Bei B\u00e4umen mit sehr weichem Holze, wie z. B. bei der Linde, der Weide, der Pappel u. s. w., da fehlt der Splint, aber der ganze Holz-k\u00f6rper ist von der Art, dafs er in Hinsicht seiner H\u00e4rte, mit dem Namen des Splintes belegt werden k\u00f6nnte. Bei anderen, ebenfalls sehr weichen H\u00f6lzern, als denen der Tanne, der Fichte u, s. w., da ist der Splint von dem Kernholze leicht zu unterscheiden. Noch auffallender, als die verschiedene H\u00e4rte, welche Splint und Kernholz zeigen, ist die F\u00e4rbung dieser beiden Holzmassen. Die Splintmasse ist in allen F\u00e4llen heller gef\u00e4rbt, als das Kernholz, und diese F\u00e4rbung liegt in der F\u00e4rbung der Membran, welche die einzelnen Elementarorgane des Splintes bildet. Und als Ursache dieser dunk eieren F\u00e4rbung des Kernholzes m\u00f6chte eine st\u00e4rkere Karbonisation der Zellenmembran anzusehen sein, denn es ist erwiesen, dafs das innere Holz, n\u00e4mlich das Kernholz st\u00e4rker hitzt als der Splint. Auch wird der Splint, wegen der geringeren Dauerhaftigkeit, bei der Benutzung der St\u00e4mme zu technischen Zwecken vorher entfernt.\nBei denjenigen H\u00f6lzern, welche auffallend gef\u00e4rbt sind, da ist auch der Unterschied in der F\u00e4rbung zwischen\n24","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nSplint und Kernholz sehr bedeutend; am Bedeutendsten ist dieser Unterschied bei dem Ebenholze, was schon zu Theophrast\u2019s Zeiten bekannt war. Der Splint des Eben baumes (Diospyros Ebenum Retz) ist ganz weifs, w\u00e4hrend das Kernholz eine ganz dunkele, fast schwarze F\u00e4rbung zeigt. Bei dem Sapanholz (Caesalpinia Sapan L.) ist das Kernholz dunkel gelbroth, w\u00e4hrend der Splint gelblichweifs erscheint. Bei Cercis Siliquastrum L. ist das Kernholz gelb und der Splint weifs u. s. w. Diese Verschiedenheiten zwischen Splint und Kernholz sind jedoch nicht im anatomischen Baue desselben begr\u00fcndet.\nDie Splintlage umfafst eine mehr oder weniger grofse Anzahl der \u00e4ufsersten Jahresringe des Stammes, doch ist dieses bei verschiedenen Individuen einer und derselben Art nicht nur verschieden, sondern es trifft sich nicht selten, dafs die Splintlage auf den verschiedenen Seiten eines Stammes eine verschiedene Anzahl von Jahresringen einnimmt; sie ist oft an einzelnen Stellen um 5 und noch mehr Jahresringen dicker oder d\u00fcnner, kurz man k\u00f6nnte sagen, dafs die Splintlage \u00f6fters ebenso excentrisch verl\u00e4uft, wie es bei den Jahresringen beobachtet wird. Mit vorschreitendem Alter wandeln sich die innersten Splintlagen zu Kernholz um, doch dieses findet bei verschiedenen B\u00e4umen und unter verschiedenen Verh\u00e4ltnissen sehr verschieden statt. In Herrn De Candolle's Organographie *) findet man diesen Gegenstand sehr speciell behandelt, Man fand den Splint in einer Eiche von 6 Zoll Durchmesser dem Holze gleich an Dicke; in einer Eiche von 1 Fufs Durchmesser verhielt sich derselbe zum Kernholze = 2:7, und in einem, 2 Fufs dicken Stamme gleich 1 : 9. Doch sind auch diese Verh\u00e4ltnisse bei verschiedenen Individuen nicht constant. Ja Herr Lichtenstein**) hat beobachtet, dafs Eichen, welche am Cap der guten Hoffnung gezogen waren, bei einer Dicke von 2 Fufs nur\n*) I. pag. 150 u. s. w.\n**) Reise im s\u00fcdlichen Afrika, 1. pag. 276.","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"371\neinen Kern von 2 Zoll Dicke erlangten. In Bezug auf dergleichen Verschiedenheiten, so wie auch in Hinsicht der excentrischen Lage des Splintes sind schon Duhamels Erkl\u00e4rungen, als die richtigen anzusehen. Auch hier liegen dieselben Ursachen zum Grunde, welche die Excen-tricit\u00e4t der Jahresringe verursachen u. s. w.\nDer innerste Theil des Holzk\u00f6rpers, welcher unmittelbar das Mark umschliefst, heifst die Markr\u00f6hre, besser Markscheide, Markhiille oder Markkanal. Hill *) ist der erste Botaniker gewesen, welcher diesen innersten Theil des Holzk\u00f6rpers unterschied, und ihm seiner Form wegen, welche bei einigen Gew\u00e4chsen so auffallend ist, corona nannte ; auch sprach er die Meinung aus, dafs dieser Theil I des Holzk\u00f6rpers gerade der Bedeutendste sei.\nDie Markh\u00fclle bildet einen Kreis mit mehr oder weniger regelm\u00e4fsig einspringenden Winkeln, der durch die seitliche Verwachsung der urspr\u00fcnglichen Holzb\u00fcnde] entsteht, welche anfangs getrennt und mit gew\u00f6hnlichem Parenchym umgeben standen. Die, nach dem Marke zu hervorspringenden Winkel sind die ersten Anf\u00e4nge des Holzk\u00f6rpers, und die einspringenden Winkel sind mit 1 Markgewebe gef\u00fcllt, welches sich unmittelbar in die Markstrahlen fortsetzt, welche aber durch das seitliche Verwachsen der ersten Holzb\u00fcndel ganz zusammengedr\u00fcckt sind. Man hat der Markh\u00fclle in mehrfacher Hinsicht grofse + Wichtigkeit zugeschrieben, und ich m\u00f6chte eine solche Ansicht, in Bezug auf die Vegetation der Pflanze ebenfalls vertheidigen. Es ist eine allgemein anerkannte Thatsache, dafs die Spiralr\u00f6hren, selbst in der Markhiille der \u00e4lte-\\ sten B\u00e4ume, nur wenig verwachsen, gew\u00f6hnlich sogar noch, wenn auch nur auf kleine Strecken, abrollbar sind. Man m\u00f6chte schon hieraus schliefsen, dafs diese R\u00f6hre f\u00fcr die ganze Lebensdauer des Baumes der urspr\u00fcnglichen Function dieser Organe, n\u00e4mlich der Saftf\u00fchrung vorstehen. Die Wichtigkeit der Markh\u00fclle tritt aber noch mehr her-\nConstruct, of. titrilt ch, VTII.\n24*","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nvor, wenn man beobachtet, dafs die Zellen, sowohl die langgestreckten verholzten Parenchym-Zellen, als die kurzen Pleurenchym - Zellen und die der Markstrahlen mehr oder weniger stark mit Amylum-K\u00fcgelchen gef\u00fcllt sind: diese Bildung einer so grofsen Menge von Reservenahrung findet schon gegen Ende des Sommers statt, und im Winter, haupts\u00e4chlich im Friihlinge wird dieselbe verbraucht. Ja es ist nicht selten, besonders bei jungen B\u00e4umen, dafs die Markh\u00fclle eine gr\u00fcnliche Farbe zeigt, und untersucht man dieselbe alsdann mit dem Mikroskop, so findet man in den Zellen die gr\u00fcnlich gef\u00e4rbten Amylum-K\u00fcgelchen, und diese Farbe ist durch Entwickelung von Chlorophyll, welches sich unmittelbar in den Amylum-Kiigelchen zeigt, hervorgegangen.\nBeobachtungen und Theorien haben mich zu der Ansicht gef\u00fchrt, dafs das Chlorophyll, als ein h\u00f6chst karbonreicher Stoff \u00fcberall, auch ohne unmittelbaren Einflufs des Sonnenlichtes entstehen kann, wo eine starke Anh\u00e4ufung von Kohlenstoff vor sich geht. Also auch das Auftreten der gr\u00fcnlichen Farbe in der Markh\u00fclle mufs f\u00fcr einen \u00fcppigen Vegetations-Prozefs sprechen, welcher in diesem Theile des Holzes vor sich geht.\nSchon die \u00e4lteren Botaniker haben in der Form der Markh\u00fclle die verschiedensten Beziehungen zu den Pflanzen aufzufinden geglaubt, wor\u00fcber Herr Treviranus *) sehr umst\u00e4ndlich und gut referirt hat. Am Wichtigsten m\u00f6chte die Ansicht von Palisot-Beauvois **) sein, welcher in der Form der Markscheide ein Verh\u00e4ltnifs zu der A'ertheilung der Aeste und der Bl\u00e4tter des Stammes zu finden glaubte; zur Erreichung seiner Ansicht giebt er zwar eine Menge sch\u00f6ner Beispiele an, doch die sp\u00e4teren Untersuchungen anderer Botaniker, worunter besonders die von Herrn Treviranus ***) zu nennen sind, zeigen, dafs die Form\n*) Physiolog. der Gew\u00e4chse I. p. 247.\n\u00a5Y) Mem. de Plnstit. XTT. p. 436 etc.\n\u00a5\u00a5*) 1. c. p. 248.","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"373\nder Markhiille in keiner Beziehung- zur Stellung der Bl\u00e4tter oder zur Form des Stengels steht.\nAuch ist es bei manchen Pflanzen sehr leicht zu erkennen, dafs die Form der Markhiille, auf weite Strecken des Stammes nicht immer gleich ist, dafs sich die Zahl der Vorspr\u00fcnge und der Einspr\u00fcnge oft vergr\u00f6fsert und oft vermindert, denn nicht selten geschieht eine seitliche Verbindung der nebeneinander liegenden und nur durch Markstrahlen getrennten Holzb\u00fcndel, welche an einer anderen Stelle wieder auseinander treten und sich mit anderen B\u00fcndeln von Neuem vereinen.\nDie Markstrahlen.\nVon besonderer Wichtigkeit bei der Zusammensetzung des Holzk\u00f6rpers sind die Markstrahlen, welche unter den Benennungen: Utriculi transversales Malp. Insertions, In-sertments Grew, Productions m\u00e9dullaires Duhamel, Royons m\u00e9dullaires, Actinenchym Hayne, Klammersubstanz Schrank, Spiegelfasern, Markverl\u00e4ngerungen u. s. w. bekannt sind.\nDie Markstrahlen zeigen sich auf Querschnitten aus dem Stamme der Dicotyledonen als mehr oder weniger breite und lange Streifen, welche in radialer Richtung von dem Marke zur Rinde, oder umgekehrt von der Rinde zum Marke verlaufen. Sie bestehen aus horizontal verlaufenden Parenchym-Zellen, welche seitlich mehr oder weniger tafelf\u00f6rmig zusammengedr\u00fcckt sind. Die Markstrahlen sind jedoch in Hinsicht ihrer Form, ihrer Gr\u00f6fse und L\u00e4nge bei verschiedenen Pflanzen recht sehr verschieden; sie verlaufen nicht immer ohne Unterbrechung zwischen Rinde und Mark, und diese Unterbrechungen sind entweder unbestimmt in ihrem Auftreten, oder sie beziehen sich ganz genau auf die einzelnen Jahresringe des Holzes, so dafs in diesem Falle alle Markstrahlen eines Jahresringes gleich lang sind und durch die Breite des Ringes ununterbrochen durchlaufen.\nMan kann die Markstrahlen, wie es schon Herr","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nKieser *) gethan hat, in zwei Klassen bringen, n\u00e4mlich in grofse Markstrahlen und in kleine Markstrahlen, doch m\u00f6chte ich die grofsen Markstrahlen, welche ununterbrochen vom Marke bis zur Rinde verlaufen, als urspr\u00fcngliche ansehen, denn sie entstehen aus dem parenchymati-schen Zellengewebe, welches im jungen Stamme der Di-cotyledonen zwischen den noch einzeln stehenden Holzb\u00fcndeln gelagert ist, und die unmittelbare Fortsetzung des Parenchym\u2019s des Markes und der Rinde darstellen. Standen die Holzb\u00fcndel im jungen Stamme weit auseinander, so entstehen nach dem Verwachsen der Holzb\u00fcndel zu einem festen Holzringe jene breiten oder grofsen Markstrahlen, welche ununterbrochen zwischen Rinde und Mark verlaufen und auf Querschnitten schon mit blofsem Auge zu erkennen sind. Bei der Bildung der folgenden Jahresringe setzen sich nun diese Markstrahlen ununterbrochen, in eben derselben Richtung weiter fort, oder dieselben werden durch eine Zellenschicht, in welche die \u00e4ufsersten Enden der Markstrahlen eines jeden Jahresringes auslau-fen, von einander getrennt und dann verlaufen die Markstrahlen der \u00e4ufseren Jahresringe nicht mehr in eben derselben Richtung fort, worin die des innersten Jahresringes liegen. Dieses kann dann auch um so weniger der Fall sein, da die Holzmasse in den neueren Jahresringen immer gr\u00f6fser auftritt; d. h. die Zahl der einzelnen Holzhandel, und daher auch die der dazwischen verlaufenden Markstrahlen nimmt immer verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu. So finde ich in dem Stamme einer Cissampelos - Art in dem innersten Jahresringe 21 einzeln stehende und durch urspr\u00fcngliche Markstrahlen gesonderte Holzb\u00fcndel, w\u00e4hrend der zweite Jahresring deren schon 76, und der vierte Jahresring schon 152 Holzb\u00fcndel und eben so viele Markstrahlen aufzuweisen hat u. s. w.\nIm Holzk\u00f6rper eines Stammes von Cactus chilensis Colla, welcher keine Spur von Jahresringen zeigt, ist das\n') Phytononne p. 65 elc.","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"375\nAuftreten der Markstrahlen auf den Querschnitten sehr gut zu beobachten. Die Zahl der spitzen Hervorragungen der Markh\u00fclle ist auch die Zahl der grofsen Markstrahlen, welche ununterbrochen von dem Marke bis zur Rinde verlaufen und immer in den einspringenden Winkeln, d. i. zwischen zwei Holzb\u00fcndel der Markh\u00fclle beginnen. Hier wie \u00fcberall, wo im Holzk\u00f6rper keine Jahresringe auftre-ten und grofse Markstrahlen denselben durchziehen, da ist derselbe gleichsam aus radial gestellten, keulenf\u00f6rmigen 1 Holzb\u00fcndeln zusammengesetzt, welche mit der zugesch\u00e4rften Kante in das Mark hineinragen, und mit dem breiteren Ende nach der Rinde zu gelegen sind. Indessen in jedem dieser strahlenf\u00f6rmig gestellten Holzb\u00fcndel treten I wieder neue Markstrahlen auf, welche ebenfalls ununterbrochen zur Rinde zu verlaufen, und ihre Zahl wird immer gr\u00f6fser, je breiter der keulenf\u00f6rmige Strahl wird. So finde ich zuweilen zwei, drei, ja vier und selbst sechs grofse Markstrahlen in der Masse der einzelnen Holzb\u00fcndel, welche sich von denen, die zwischen diesen Holzb\u00fcndeln liegen, nur durch geringere Breite und geringere L\u00e4nge unterscheiden. Ganz ebenso verh\u00e4lt es sich bei\n*\tdem Weinstocke.\nDurch sehr einfache Experimente, von welchen sp\u00e4ter noch umst\u00e4ndlich die Rede sein wird, l\u00e4fst es sich erweisen, dafs die Markstrahlen von der Rinde aus gebildet + werden, doch gilt dieses nur f\u00fcr die sp\u00e4teren Jahresringe des Holzes, denn die Markstrahlen des innersten Holzringes sind unmittelbare Forts\u00e4tze des Parenchyms der Rinde wie des Markes. Bei manchen B\u00e4umen, z. B. bei unserer\n*\tBuche kann man beobachten, dafs sich die Markstrahlen der Rinde unmittelbar in das Holz hinein fortsetzen.\nSehr bemerkenswerth erscheint es, dafs die Zellen der Markstrahlen in manchen Pflanzen mit gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen auftreten, was z. B. in den j\u00e4hrigen Trieben\n*\tdes Weinstockes, wie in vielen anderen Schlingpflanzen, deutlich zu sehen ist. Untersucht man diese H\u00f6lzer auf Querschnitten, so findet man, dafs sich diese gr\u00fcnlich ge-","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"376\nf\u00e4rbten Markstrahlen des Holzes unmittelbar in die Markstrahlen der Rinde fortsetzen, hier die B\u00fcndel von Bastr\u00f6hren umschliefsen und durch ihre Vereinigung die gr\u00fcne Schicht oder die sogenannte zellige H\u00fclle der Rinde bilden, welche bei der Rebe aufserordentlich schmal ist. Auch in Hinsicht der Form, wie des Inhaltes sind die Zellen dieser verschiedenen Bildungen so \u00fcbereinstimmend, dafs man auch auf eine gleiche Funktion der Markstrahlen und der gr\u00fcnen Schicht der Rinde schliefsen m\u00f6chte. In den einj\u00e4hrigen Trieben des Weinstockes findet man, den Winter hindurch, eine sehr grofse Menge von Amylum-K\u00fcgelchen in den Zellen des Markes und in allen Faser-Zellen des Holzes, welche dem Marke zun\u00e4chst gelegen sind. Im Fr\u00fchlinge des folgenden Jahres, schon lange vor dem Steigen des Saftes im Holze, sieht man , wie sich die Zellen des Markes mit Saft f\u00fcllen, und wie die Amylum-K\u00fcgelchen aufspringen und sich zu Schleim und Zucker verwandeln.\nAufser den grofsen oder urspr\u00fcnglichen Markstrahlen, welche vom Marke bis zur Rinde verlaufen, findet man in den meisten H\u00f6lzern noch kleinere, welche nur kleinere Strecken durchlaufen, im Umfange des Stammes am h\u00e4ufigsten auftreten, gegen den Mittelpunkt desselben j aber immer mehr und mehr verschwinden, jedoch nicht durch blofses Zerdr\u00fccktwerden, sondern durch g\u00e4nzliches Fehlen. Diese kleinen Markstrahlen werden durch mehrere Reihen horizontal gestreckter Parenchym-Zellen gebildet, welche in einer geraden Fl\u00e4che vertikal \u00fcbereinander gelagert sind. Die Form dieser Zellen ist die einer zusammengedr\u00fcckten vierseitigen S\u00e4ule; sie sind nicht so breit, als die Zellen der umliegenden Holzmasse, und sind \u00fcberhaupt um so mehr zusammengedr\u00fcckt, je h\u00e4rter das Holz ist. Bei den Nadelh\u00f6lzern sind sie weniger zusammengedr\u00fcckt, so dafs sie zuweilen in der Form erscheinen, welche Fig. 3. Tab. III. aus dem Fichtenholze zeigt, k k k k sind hier die durchschnittenen Zellen der Markstrahle. Zuweilen sind diese Zellen im jungen Holze auf","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"377\ndem Durchschnitte gleichseitig viereckig u. s. w. In manchen H\u00f6lzern sind diese kleinen Markstrahlen auf den Spaltungsfl\u00e4chen schon mit blofsem Auge sehr deutlich zu erkennen, besonders bei der Buche* wo sie sich durch eine besondere F\u00e4rbung von den L\u00e4ngsfasern des Holzes unterscheiden; hier sieht man \u00fcberall, wo sie beginnen und wo sie aufh\u00f6ren, auch erkennt man ihre geringe Breiten - Ausdehnung.\nDer Zweck der Markstrahlen, sowohl der grofsen wie der kleinen, ist offenbar eine leichtere seitliche Verbindung zwischen Rinde und Mark, so wie \u00fcberhaupt zwischen den nebeneinander liegenden Schichten zu bewerkstelligen, und zwar zum Durchg\u00e4nge der S\u00e4fte. Auch werden gerade diese Parenchym-Zellen der Markstrahle sehr oft zur Aufspeicherung der Reservenahrung benutzt.\nDas Mark.\nDas Mark der Dicotyledonen liegt in der Mitte der Holzsubstanz und f\u00fcllt den Cylinder, welchen die Mark-l\u00fcille, als die innerste Schicht des Holzk\u00f6rpers bildet. -Das Mark ist offenbar von hoher Bedeutung f\u00fcr die Pflanze, doch k\u00f6nnen wir dieselbe noch nicht erkl\u00e4ren. Bei aller Bildung neuer Knospen, bei jeder Astbildung u. s. w., da nimmt das Mark zuerst daran Theil, denn es ist, als wenn gerade das Mark das Holz durchbricht; und \u00fcberall an den Enden der Zweige, wo das Wachsthum weiter fortgeht, da ist gerade die Markmasse verh\u00e4ltnifs-m\u00e4fsig am bedeutendsten. Ist der Jahrestrieb ausgebildet, so erstirbt das Mark meistentheils, aber an allen neuen Trieben des alten Stammes ist es um so tli\u00e4tiger, und wie Herr Treviranus *) sehr gut sagt: Der Umfang des Markes steht in genauer Verbindung mit der Lebhaftigkeit des Wachsthumes und ist daher nicht nur in verschiedenen Stengeln, sondern auch in den verschiedenen Theilen eines und des n\u00e4mlichen Stengels verschieden. \u2014 Die erste Bildung der jungen Knospe, ist ein blofses Auswachsen\nD Physiologie der Gew\u00e4chse, I. p. 249.","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"der Marksubstanz, und sp\u00e4ter, wenn sich jene junge Knospe selbstst\u00e4ndig entwickelt, dann tritt eine genaue Scheidewand zwischen dem alten und dem neuen Marke ein, Dieses kann man ganz besonders deutlich an den Endknospen beobachten, wenn man sie der L\u00e4nge nach spaltet; macht man aus solchen Spaltungsfl\u00e4chen feine Schnitte und beobachtet sie unter dem Mikroskope, so kann man die Grenzlinie zwischen dem alten und dem jungen Marke auf das Bestimmteste erkennen, indem die Zellen des Letzteren noch frisch und mit Saft gef\u00fcllt, die des alten Markes aber ungef\u00e4rbt und mit Luft gef\u00fcllt erscheinen.\nEs ist ein alter Streit unter den Botanikern, ob das Mark mit zunehmendem Alter an Umfang abnehme, oder ob dasselbe die erlangte Gr\u00f6fse beibehalte. Grew, Duhamel, Mirbel u. A. m. geben an, dafs das Mark mit zunehmendem Alter allm\u00e4hlig immer kleiner werde und endlich ganz verschwinde. Knight und Du Petit-Thouars dagegen, haben ganz entchieden jene Angaben bestritten, und dieses stimmt auch mit der Natur \u00fcberein. Es liefen Durchschnitte von sehr alten B\u00e4umen vor mir, deren Mark ganz eben so grofs ist, als man es in den zwei-und dreij\u00e4hrigen Trieben eben derselben B\u00e4ume beobachtet, auch bemerkt man hier, obgleich gegen 200 Jahresringe die Markr\u00f6hre umschliefsen, keine Spur eines gewaltsamen Zusammengedr\u00fccktseins, sondern die Zellen des Markes sind wohl eben so grofs und ebenso geformt, wie ich sie in den j\u00fcngeren Aesten eben derselben Art vorfinde. Diejenigen Botaniker, welche fr\u00fcher das Gegentheil von dieser Thatsache behaupteten, dafs n\u00e4mlich das Mark im Baume mit zunehmendem Alter alim\u00e4lig ganz verschw\u00e4nde, wurden offenbar durch den dicken Markcylinder verleitet, welchen man in den Wassersch\u00fcssen einiger B\u00e4ume, z. B. bei dem Hollunder, der Rofskastanie u. s. w. ganz gew\u00f6hnlich beobachtet. Werden nun dagegen alte St\u00e4mme oder alte Aeste eben desselben Baumes untersucht, welche nicht aus Wassersch\u00f6fslingen entstandem sind, so findet man in ihnen eine weit kleinere Markr\u00f6hre und dieses","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"379\ngab zu der Ansicht Veranlassung, dafs das Mark mit zu-h' nehmendem Alter allm\u00e4lig ganz verschwinde. Herr Link hat schon die Beobachtung gemacht, dafs das Mark in einem dreij\u00e4hrigen Zweige von Aesculus flava dicker war, als in einem j\u00e4hrigen Zweige eben desselben Baumes, und \u00bb diese Beobachtung finde ich an jedem Baume best\u00e4tigt, so wie auch die*), dafs das Mark in einem j\u00e4hrigen ausgewachsenen Zweige kleiner ist, als in einem solchen j\u00fcngeren noch nicht ausgewachsenen Zweige. i Es folgt hieraus, was auch bei jedem Baume zu beobachten ist, dafs sich das Mark bei der Verholzung der Markhiille etwas zusammenzieht, dafs es sich jedoch in \u2022der n\u00e4chst folgenden Zeit wieder etwas durch Ausdehnung jiider Zellen vergr\u00f6fsert, und dafs es alsdann bald, oft schon im 2ten, oft erst im 3 und 4ten Jahre in den Zustand kommt, in welchem es f\u00fcr die ganze Lebensdauer des d Baumes verbleibt.\nWenn die Th\u00e4tigkeit des Markes aufh\u00f6rt, was ganz i gew\u00f6hnlich gegen das Ende der ersten Vegetations-Epoche statt zu finden pflegt, so verlieren die Markzellen ihren iSaft und f\u00fcllen sich dann mit Luft; die Farbe, welche sie \u25a06in diesem Zustande annehmen, ist weifs oder weifsgelblich, doch man findet auch nicht selten, dafs die Zellen-Membran der Markzelle eine \u00e4hnliche dunkele Farbe annimmt, wie sie die Membran des Holzes zeigt, ln anderen F\u00e4llen zeigt das alte Mark eine mehr oder weniger dunkele Farbe und diese wird haupts\u00e4chlich durch harzige Contenta veranlafst, welche dieselben in ihrem Inneren aufzuweisen haben. Dieses ist bei den Coniferen ganz alJge-i%mein, doch bei den Ephedra-Arten ganz besonders bemerkenswerte Bei Ephedra americana finde ich grofse Harzkugeln, welche die H\u00f6hle der Markzellen im alten dicken St\u00e4mme f\u00fcllen, und den Zellen ein scheinbar durchl\u00f6chertes Ansehen geben. Bei dem Trockenwerden des Markes h nimmt die Membran der Zellen eine gewisse H\u00e4rte und\n*) 8. Link\u2019s Liera, phiI. bot. Ed. ait. \u00ee. p. 282-","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nSpr\u00f6digkeit an, welche man sehr gew\u00f6hnlich bei solchen mit Luft gef\u00fcllten, oder in Lufth\u00f6hlen hineinragenden Zellen zu beobachten pflegt.\nDoch finde ich das Mark in einer zweij\u00e4hrigen Weinrebe, etwa 44 Tage vor der Zeit des Saftsteigens, ganz frisch und saftig, so dafs sich das Wasser aus den Zellen desselben durch Druck entfernen l\u00e4fst, demnach ist auch dieser Gegenstand noch nicht so ganz erledigt.\nIm Allgemeinen findet sich das Mark bei den Dico-tyledonen nur im Stamme, und in der Wurzel fehlt dasselbe, doch es giebt eine Menge von F\u00e4llen, wo das Mark auch in der Wurzel der Dicotyledonen, und zwar als eine Fortsetzung des Markes vom Stamme her erscheint, doch wird es um vieles kleiner und h\u00f6rt, der Spitze zu, allm\u00e4- j lig ganz auf. Bernhardi hat zuerst nachgewiesen, dafs sich das Mark in der Wurzel, wie z. B. bei der Balsamine selbst | bis zur Spitze hinzieht, und Herr Link hat hier\u00fcber vortreffliche Bemerkungen bekannt gemacht. Nach diesen Angaben kommen die Aeste der Wurzel aus dem Holze, aber das Mark zieht sich oft bis in die Aeste hinein, was ich auch in allen unseren grofsen Waldb\u00e4umen bemerken kann. Die Knospen aber, welche aus der Wurzel entspringen, kommen nach Herrn Link\u2019s Untersuchungen aus dem Marke oder aus den Markstrahlen. In den Luftwurzeln ist das Mark dagegen meistens sehr grofs und ein geschlossener Holzring schliefst dasselbe ein, selbst bei den Monocotyledonen.\n3\nDer R i il d e n k \u00f6 r p e r.\nEine genauere Kenntnifs des Rindenk\u00f6rpers haben wir sp\u00e4ter als die des Holzk\u00f6rpers erhalten; zwar haben die meisten Phytotomen auch diesen Gegenstand untersucht, und seit Malpighi und Grew die Resultate ihrer Untersuchungen bekannt gemacht, doch dieselben waren immer nur einseitig; man hatte die Rinde dieser oder\n*) Phfiosophia boian. Ed. alt. pag. 369.","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"381\njener Pflanze untersucht, meistens nur zu einer gewissen Periode, oft nicht einmal von ihrem fr\u00fchesten Entwickelungszustande an und zog aus dem Baue der einzelnen untersuchten Pflanzen allgemeine Resultate. Wie wahr diese Behauptung ist, kann man aus den Resultaten der f interessanten Abhandlung ersehen, welche neuerlichst von Herrn H. Mohl *) publicirt worden ist.\nIm Allgemeinen erkannte man, dafs die Rinde der dicotyledonischen B\u00e4ume und Str\u00e4ucher aus verschiedenen\n*\tSchichten bestehe, doch \u00fcber die Anzahl dieser Schichten, \u00fcber die Bedeutung derselben bei verschiedenen B\u00e4umen, so wie \u00fcber deren Entwickelung war man durchaus uneinig. Grew unterschied an der Rinde blofs die Oberhaut und\n| den Rindenk\u00f6rper, erstere bestehe aus kleineren, im sp\u00e4teren Wachsthume vertrocknenden Bl\u00e4schen, und der Rindenk\u00f6rper bestehe aus Parenchym und aus Gef\u00e4fsen, welche besonders im innersten Theile der Rinde angeh\u00e4uft sind und sp\u00e4ter mit den \u00e4ufseren Theilen der Rinde, welche in verschiedener Richtung aufspringt, ab fallen. Malpighi dagegen unterschied an der Rinde junger Aeste von Weiden etc. drei verschiedene Lagen, n\u00e4mlich eine Cuticula, f unter dieser einige concentrische Schichten von Zellen, und drittens die netzf\u00f6rmigen Bastschichten.\nDuhamel unterschied ebenfalls drei Schichten in der Rinde, welche er jedoch genauer, als Malpighi characteri-sirte. Die Epidermis bildet nach ihm einen allgemeinen d\u00fcnnen und trockenen Ueberzug \u00fcber die St\u00e4mme der B\u00e4ume, sie finde sich \u00fcbrigens auch an allen \u00fcbrigen Theilen, jedoch an verschiedenen Stellen mit verschiedener\n*\tStructur. In Folge grofser Ausdehnung der Aeste und St\u00e4mme zerreifst die Epidermis in Lappen, und sie soll ein bedeutendes Reproductions-Verm\u00f6gen besitzen, was jedoch von den sp\u00e4teren Phytotomen nicht best\u00e4tigt wurde.\n*) Untersuchungen \u00fcber die Entwickelung des Korkes und der Borke auf der Rinde der baumartigen Dicotyledonen, T\u00fcbingen, 1836. etc.","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nDie zweite Schicht nennt Duhamel die zeitige H\u00fclle (enveloppe cellulaire), er versteht darunter die Schichten von gr\u00fcnen saftigen Zellen, welche eine \u00e4hnliche Structur wie das Mark der B\u00e4ume zeigt, und aus Zellengewebe besteht. Auch diese Schicht soll ein Reproductionsver-m\u00f6gen zeigen und sogar zur Wiedererzeugung der Epidermis dienen.\nDie dritte Schicht der Rinde ist diejenige, welche zwischen der zelligen H\u00fclle und dem Holze liegt und eine ganz besondere Zusammensetzung zeigt; sie besteht nehm-lich aus Bastr\u00f6hren, welche netzf\u00f6rmig mit einander verwachsen sind, und wobei die daraus entstehenden Maschen mit Zellengewebe gef\u00fcllt sind, eben dieses Zellengewebe sei es auch, welches in seine Fortsetzung die zeliige H\u00fclle und zuletzt auch die Epidermis bilde. Die meisten sp\u00e4- i teren Physiologen folgten der Angabe Duhamel\u2019s, hie und da einige eigenth\u00fcmliche, einander sehr widersprechende Beobachtungen anf\u00fchrend. Herr Treviranus *) spricht nur von einer \u00e4ufseren und einer inneren Rindenlage, und versteht unter ersterer nichts weiter, als die sogenannte zel-lige H\u00fclle, \u201eenveloppe cellulaire\u201d nach Duhamel; die Zellenmassen, welche so h\u00e4ufig oberhalb dieser zelligen H\u00fclle, und zwar sehr bedeutend auftreten, sind nach sei- j ner Ansicht nur Ver\u00e4nderungen der \u00e4ufsersten Schichten der zelligen H\u00fclle, welche durch \u00e4ufsere Einfl\u00fcsse veran-lafsfc werden, was aber sicherlich nicht der Fall ist, wie es die Beobachtung der Rinde an jungen Stammchen zeigt.\nWill man \u00fcber die Zusammensetzung der Rinde geh\u00f6rigen Aufschlufs erhalten, so mufs man dieselbe zuerst in ihrem normalen Zustande untersuchen, so, wie sie bei ihrem ersten Auftreten erscheint; und wenn man dann immer \u00e4ltere und \u00e4ltere Rinde untersucht, so wird man die Ver\u00e4nderungen kennen lernen, welche die verschiedenen Schichten der Rinde in Folge des Wachsthumes erleiden. Vergleicht man jedoch den Bau der Rinde von ver-\n\u00a5) Physiologie I. p. 211","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"383\nschiedenen alten B\u00e4umen, so wird man gewifs nur selten eine Uebereinstimmung finden. Die Herren Mohl und Link *) haben dieses in ihren neuesten Schriften dar-gethan und in verschiedenen F\u00e4llen erkl\u00e4rt.\nDie Rinde der dicotyledonischen B\u00e4ume und Str\u00e4ucher\n-\tbesteht aus drei deutlich zu sondernden Schichten, welche noch aufserdem durch die Epidermis umschlossen werden, die an den jungen St\u00e4mmen fast ganz gew\u00f6hnlich mit Spalt\u00f6ffnungen und mit Haaren bekleidet ist, aber gr\u00f6fstentheils\nn sehr bald zerreifst und mit dem Dickerwerden des Stammes allm\u00e4lig ganz und gar verschwindet. Hierauf kommt die \u00e4ufsere Rindenschicht zum Vorschein ; sie ist es, welche von vielen Physiologen mit dem Namen der Epidermis jdes Stammes belegt wurde. Herr Link nennt sie mit \u00e4lteren Botanikern: Epiphloeum, Oberrinde, und Herr Mohl schl\u00e4gt daf\u00fcr, die Benennung Rindenhaut, Periderma vor; ich selbst m\u00f6chte sie Korkschicht nennen, indem sich, gerade aus dieser Schicht bei gewissen B\u00e4umen eine ungeheuere Masse von Korksubstanz entwickelt. Diese Korkschicht zeigt ein parenchymatisches Zellengewebe, welches sich in vieler Hinsicht von demjenigen der \u00fcbrigen Rin-^ denschichten unterscheidet, die Zellen der Korkschicht sind anfangs ziemlich ganz ungef\u00e4rbt, sp\u00e4ter br\u00e4unt sich die Membran derselben, sie bleiben aber immer ohne k\u00f6rnigen Inhalt. Die Form und die Stellung der Zellen in der Korkschicht ist \u00fcberaus regelm\u00e4fsig; es sind meistens w\u00fcrfelf\u00f6rmige Zellen, doch mehr oder weniger tafelf\u00f6rmig zusammengedr\u00fcckt, welche die einzelnen Zellenlagen der Korkschicht bilden, besonders die der \u00e4ufsersten Schichten. * Ja oft sind auch diese Zellen auf ihrem horizontalen Durch-messer l\u00e4nger, als auf dem L\u00e4ngendurchmesser, und so bilden sie dann jenes Gewebe, welches man unter dem Namen des mauerf\u00f6rmigen Zellengewebes kennen gelernt hat. Bei der grofsen Regelm\u00e4fsigkeit in der Form dieser\n-\tZellen, so wie bei der gleichen Gr\u00f6fse derselben, wird es\nv) Phil. hot. Ed, alt. I ]> 274.","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\n\nm\u00f6glich, dafs sie auf das Regelm\u00e4fsigste in Schichten gestellt sind, welche concentrisch um den ganzen Stamm, verlaufen; dergleichen Schichten von Zellen, woraus die Korksubstanz besteht, sind freilich bei verschiedenen Pflanzen sehr verschieden in der Zahl, doch durchschnittlich m\u00f6chten sie zwischen 3, 4 bis 8 und dar\u00fcber betragen, sp\u00e4ter jedoch, wenn sich die Korksubstanz durch Anlage neuer Schichten auf ihrer inneren Fl\u00e4che vergr\u00f6fsert, dann wird diese Masse sehr bedeutend, ln anderen F\u00e4llen kommt es zu keiner besonderen Entwickelung der Korksubstanz und dann bleibt die Zahl der Zellenschichten in derselben, bis sie etwa von der Oberfl\u00e4che der Rinde ab-schelvern.\nDie darauf folgende Schicht der Rinde ist die gr\u00fcne Zellenschicht, welche man gew\u00f6hnlich die zellige H\u00fclle zu nennen pflegt, eine Benennung, welche aber offenbar nicht genug bezeichnend ist. Da die Zellen dieser Schicht durch ihren Inhalt eine sch\u00f6ne gr\u00fcne Farbe zeigen, welche nur in sehr seltenen F\u00e4llen, auch einigen | anderen Theilen der Rinde zukommt, so w\u00e4re es passen- \\ der, wenn man diese Schicht nach ihrer Farbe benennen wollte, obgleich sich auch diese im Alter der Pflanzen sehr oft \u00e4ndert und meistens br\u00e4unlich wird. Zwar ist diese gr\u00fcne j Rindenschicht in der Mitte zwischen Korkschicht und Bastschicht gelegen und k\u00f6nnte demnach sehr wohl Mittelrinde genannt werden, doch sehr h\u00e4ufig ist bald die Oberrinde ( bald die Bastschicht mehr oder weniger stark entwickelt, ja zuweilen ist die Oberrinde abgeworfen und dann w\u00e4re diese Benennung eben so wenig bezeichnend wie jene der gr\u00fcnen Rindenschicht, wo die Zellen durch Einwirkung der Luft u. s. w. braun geworden sind. Herr Link*) hat den Begriff: Mittelrinde, Mesophloeum aufgestellt, er um-fafst damit aber tlieilweise zugleich die Korkschicht, welche, wie es besonders Herr Mold nachgewiesen hat, so ganz verschieden von der gr\u00fcnen Rindenschicht ist.\n\u00a5) L. c. p. 278,","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"385\nDie Zellen der gr\u00fcnen Rindenschichten sind meistenteils sehr dickh\u00e4utig und ungef\u00e4rbt, w\u00e4hrend die der Korkschicht d\u00fcnnh\u00e4utig und zum Theil br\u00e4unlich gef\u00e4rbte Membranen aufzuweisen haben. Dagegen sind die Zellen der gr\u00fcnen Zellenschicht mit gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellensaftk\u00fcgelchen, ja oft mit ganzen Massen einer, durch Chlorophyll gr\u00fcngef\u00e4rbten Substanz gef\u00fcllt. Diese gr\u00fcnf\u00e4rbende Substanz liegt hier meistens der inneren Fl\u00e4che der Membran genau an, kommt aber auch in Form regelm\u00e4fsiger Zel-lensaft-Kiigelchen vor. Auf die streifige Textur der W\u00e4nde dieser Zellen ist schon fr\u00fcher (pag. 70) aufmerksam gemacht.\nMitten in dieser gr\u00fcnen Zellenschicht treten bei sehr vielen B\u00e4umen und Str\u00e4uchern einzelne, mehr oder weniger grofse, theils ungef\u00e4rbte, tlieils weifsiich gef\u00e4rbte Zellenmassen auf, welche fast immer aus sehr d\u00fcnnh\u00e4utigen Zellen bestehen und Krystalle enthalten. *) Indessen auch die \u00fcbrigen Zellen der gr\u00fcnen Rindenschicht pflegen h\u00e4ufig mit Krystallen gef\u00fcllt zu sein, und zwar sind es, wenigstens in B\u00e4umen und Str\u00e4uchern meistens Krystalle von der Form des Kalkspathes und des Gypsspathes.\nDie Vereinigung der Zellen der gr\u00fcnen Schicht ist nicht so fest, als die in der Korkschicht; die Intercellularg\u00e4nge treten darin in grofser Anzahl und von aufser-ordentlicher Gr\u00f6fse auf, ja sehr h\u00e4ufig ist das ganze Gewebe \u00e4ufserst locker und von unz\u00e4hlbaren unregelm\u00e4fsi-gen Luftbeh\u00e4ltern durchzogen, welche durch Auseinander-tretung der Zellen entstanden sind.\nDie innerste Schicht der Rinde (Endophloeum, Innerrinde nach Link) ist unter dem Namen der Bastschicht am bekanntesten, sie besteht aus parenchymatischem Zellengewebe, welches als eine Fortsetzung der gr\u00fcnen Rindenschicht zu betrachten sein m\u00f6chte, und aus mehr oder weniger grofsen B\u00fcndeln von Faserzellen, welche man auch Bastzellen nennt, indem sie gerade den Bast der B\u00e4ume\n*) S. die Abbildung in Fig. 7. Tab* 1. zu meiner Phytotomie,\n25","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"bilden. Diese Bastbiindel laufen bald ganz parallel der L\u00e4ngenachse des Stammes, bald zeigen sie einen, etwas geschl\u00e4ngelten Lauf, der mit zunehmendem Alter der Pflanze immer bedeutender wird.\nDurch diesen geschl\u00e4ngelten Lauf der Bastb\u00fcndel entstehen regelm\u00e4fsig geformte Zwischenr\u00e4ume, wodurch das Ganze ein sehr niedliches, netzartiges Ansehen erh\u00e4lt, und die Maschen dieses Netzes sind mit Parenchym-Zellen gef\u00fcllt, welche man als die Markstrahlen der Rinde betrach-j ten kann.\nDiese Markstrahlen der Rinde kannte einst schon Leeu-wenhoeck, sie liegen, wie schon angegeben wurde, zwischen den geschl\u00e4ngelt verlaufenden B\u00fcndeln von Bastzellen und bestehen entweder nur aus einer einz einen Reihe vertikal \u00fcbereinanderliegender Zellen, oder, wie es gew\u00f6hnlich der Fall ist, aus mehreren Reihen. Diese Markstrahlen verlaufen in der Rinde ganz in derselben Richtung wie im Holze, und sie sind dort auch nur die Fortsetzungen der Markstrahlen des Holzes, obgleich die einzelnen Zellen derselben in dem Rindengewebe allerdings eine ganz andere Form erhalten. Die horizontale L\u00e4nge dieser Markstrahlen der Rinde ist oft sehr unbedeutend, denn man findet, dafs sie zuweilen nur einige Zellen breit sind, in anderen F\u00e4llen treten sie dagegen zu 3, 4 und noch mehr Zellen breit auf. Wie sich unmittelbar die Markstrahlen der Rinde aus denen des Holzes fortsetzen oder umgekehrt, das kann man an dem Stamme mancher B\u00e4ume sehr deutlich beobachten, wenn man einen L\u00e4ngenschnitt durch den \u00e4ufseren Rand des Holzk\u00f6rpers und den inneren Rand der ansto\u00dfenden Rinde verfertigt. Ganz besonders leicht ist es an der Buche zu sehen.\nDie Zellen der Markstrahlen der Rinde sind meistens ellipsoidisch gestaltet, ja zuweilen fast kugelrund, und dieses ist immer ein Zeichen von einem sehr lockeren Gewebe der Rinde.\nDer Verlauf der Markstrahlen der Rinde geht von der \u00e4ufseren Fl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers durch die Bastschicht","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"bis zur gr\u00fcnen Zellenschicht der Rinde, hier enden die Markstrahlen, oder vielmehr von hieraus entstehen die Markstrahlen und verlaufen durch die neugebildeten Bastschichten bis zu den Markstrahlen des Holzk\u00f6rpers. Ja zuweilen sind die Zelien der Markstrahlen der Rinde, wie auch die des Holzk\u00f6rpers mit gr\u00fcnen K\u00fcgelchen gef\u00fcllt und haben also ganz denselben Bau, als die gr\u00fcne Zellenschicht der Rinde, wie z. B. bei dem einj\u00e4hrigen Weinstocke. Auf der inneren Fl\u00e4che der Rinde, d. h. in den ' inneren Schichten derselben, findet man bei den Weiden, den Kastanien, bei unseren gew\u00f6hnlichen Obstb\u00e4umen und fast bei allen anderen mehrj\u00e4hrigen St\u00e4mmen ein aufser-^ordentlich niedliches Netz, welches durch die Markstrahllien gebildet wird, indem durch ihr Zwischentreten die Bastb\u00fcndel und die einzelnen Bastzellen in solcher Art auseinander gedr\u00e4ngt erscheinen, dafs sie einen geschl\u00e4ngelten Verlauf zeigen, welcher mit zunehmendem Alter bis zu meinem gewissen Grade, immer bedeutender wird. Bei den meisten Dicotyledonen vergr\u00f6fsert sich bei fortdauerndem Wachsthume die Bastlage durch unmittelbare Anlage neuer Schichten, und in allen diesen, aufeinanderliegenden Schichten, welche man zuweilen durch Maceration sehr leicht von einander trennen kann, findet ein Correspondiren in der Lage zwischen gleichartigen Gebilden statt. So liegen die Markstrahlen der einen Schicht unmittelbar auf den AMarkstrahlen der anderen Schicht, und Bastzellen unmittelbar auf Bastzellen, doch geht dieses nicht durch alle Schichten durch, wie man es bei sehr vielen Pflanzen auf Querschnitten sehen kann; es treten neue Markstrahlen :der Rinde auf, wenn die Bastb\u00fcndel in den \u00e4ufseren Schichten wieder zusammengetreten sind.\nEs ist leicht einzusehen, dafs die Bastschicht der Rinde, welche den Holzk\u00f6rper eines einj\u00e4hrigen Stammes umschliefst, dafs diese in einem alten Stamme in Folge der Ausdehnung durch das Wachsthum desselben sehr grofse Ver\u00e4nderungen erlitten haben mufs. Diese Ver\u00e4nderungen bestehen zum Theil in einer Ausdehnung der\n25*","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nMaschen des Bastnetzes, indem die Zellen, welche die Maschen f\u00fcllen und die Markstrahlen der Rinde bilden, sich vergr\u00f6fsern und durch neue Bildungen auch vermehren, und zum Theil in neueren Bildungen von Bastb\u00fcndeln, welche aber nur durch Trennung der schon vorhandenen Bastzellen entstehen. Dieses best\u00e4ndige Auseinandertreten der Bastzellen mit zunehmender Dicke des Stammes, ist wohl als eine passive Bildung anzusehen, indem diese Masse mechanisch durch die Verdickung des Holzk\u00f6rpers von einander getrennt wird; dagegen die Hineinbildung neuer Zellenmassen, als eine neue Bildung, gleichsam als eine Reproduction der Rindensubstanz zu betrachten ist, denn \u00fcberall, wo man diese innere Bastschicht verletzt, da dringt solch neues Zellengewebe in die Wunde hinein um dieselbe auszuf\u00fcllen, und dieses Zellengewebe entsteht aus dem herabsteigenden Safte der Rinde. Herr Dutro-chet hat dieses Wachsthum in die Breite mit: accroissement en langeur par production mediane, bezeichnet, und in der That, es findet hier derselbe Vorgang statt, wie bei der Zwischenlagerung der kleinen Markstrahlen in den \u00e4ufseren Schichten des Holzk\u00f6rpers, doch bleibt hier im Holze die einmalige Bildung f\u00fcr die ganze Lebensdauer unver\u00e4ndert.\nWir haben also im Vorhergehenden kennen gelernt, dafs die Rinde eigentlich aus 4 verschiedenen Zellenschichten besteht. Herr Dutrochet hat eine sehr sinnreiche Hypothese \u00fcber die Aehnlichkeit in der Aneinanderreihung der Rindenschichten mit denjenigen der Holz- und Mark-Lagen aufgestellt, welche im Allgemeinen auch von Herrn De Candolle vorgetragen worden ist. Diese beiden Botaniker sprechen von einem Rindensystem (Systeme cortical) und einem Centralsystem (Systeme central); die Grenze zwischen beiden ist die Linie, wo die Bastschicht der Rinde mit der \u00e4ufsersten Lage des Holzk\u00f6rpers zusammenst\u00f6fst. Die Anordnung der einzelnen Schichten, woraus der Holzk\u00f6rper und der Rindenk\u00f6rper besteht, soll eine und dieselbe sein, nur in umgekehrter Ordnung. Die zellige","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"389\nMasse (die gr\u00fcne Rindenschicht n\u00e4mlich) soll einen Gegensatz zum Marke darstellen, indem dieses ebenfalls aus Zellen zusammengesetzt ist, aus welchem Grunde auch Letzteres die Benennung Medulle centrale und Ersteres Medulle corticale erhalten hat.\nZuerst hat man bei diesen sehr geistreichen Hypothesen, die Rinde in drei verschiedene Schichten getheilt, n\u00e4mlich in den Bast, die eigentlichen Rindenlagen und die zellige Hiille, eine Eintheilung, welche aber nach der vor-* hergegangenen Auseinandersetzung \u00fcber die Structur der Rinde, nicht ganz richtig ist. Um nun auch drei entsprechende Schichten im Central-System herauszubringen, hat man den Splint als die eine Schicht, das Kernholz | als zweite Schicht und das Mark als dritte Schicht aufgestellt, eine Eintheilung oder Ansicht, welche jedoch ebenfalls wohl ganz unstatthaft ist. Der Splint kann wohl nicht als eine eigene Schicht betrachtet werden, etwa wie man die Bastschicht von der zeitigen H\u00fclle unterscheidet, denn der Splint ist ja nur das junge Holz, welches noch nicht die Festigkeit des Kernholzes erhalten hat. Die verschiedenen Schichten der Rinde unterscheiden sich jedoch f nicht blos durch das Alter, sondern haupts\u00e4chlich durch ihre Structur. Die gr\u00fcne Farbe der zelligen H\u00fclle sollte durch die Lage gegen das Licht begr\u00fcndet sein, und das Mark sollte defshalb ungef\u00e4rbt oder weifs sein, weil es von der Einwirkung des Lichtes ganz gesch\u00fctzt ist. Wir kennen gegenw\u00e4rtig verschiedene Thatsachen, welche solcher Erkl\u00e4rungsart g\u00e4nzlich im Wege stehen, auch haben wir im Vorhergehenden kennen gelernt, dafs die griinge-? f\u00e4rbte zellige H\u00fclle noch durch mehrere andere Zellenlagen bedeckt wird, als durch das Korkgewebe und durch die Epidermis, welche dem Lichte noch n\u00e4her liegen und doch nicht mit gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen gef\u00fcllt sind. Herr De Candolle meint, dafs die zellige H\u00fclle eine Art \u00e4ufseres - Mark sei, denn, sagt er, untersucht man dieselbe in ihrer Jugend, so bietet sie, wie das Mark, ein regelm\u00e4fsiges rundliches Zellengewebe dar, welches sich vom eigentlichen","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"Marke nur durch seine Lage und seine Farbe unterscheidet. Indessen von diesem regelm\u00e4fsigen rundlichen Zellengewebe kann man weder im Marke, noch in der gril-' nen Rindenschicht etwas finden.\nHat man erst eine richtige Einsicht \u00fcber die Zusammensetzung der Rinde in den vollkommensten Dicotyledo-nen erhalten, so wird es sehr leicht sein auch in allen \u00fcbrigen F\u00e4llen, wo die Rinde weniger ausgebildet ist, den wahren Bau derselben zu erkennen; es w\u00fcrde aber die vorgesteckte Grenze dieses Buches \u00fcberschreiten, wollte ich auch hier\u00fcber n\u00e4her eingehen. Rinde ist bei allen vollkommenen Pflanzen, und die meisten unvollkommenen haben eine unvollkommenere Rinde.\ni\nUeber die Bildung der neuen Holz- und Bin\u00ab\ndenschichten.\nNachdem wir nun die Zusammensetzung der einzelnen Theile des Stammes der Dicotyledonen kennen gelernt haben, gehen wir zur Betrachtung der Art und Weise \u00fcber, wie sich die neue Holzschicht, welche in Form eines Ringes an der \u00e4ufseren Fl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers auftritt, allmalig bildet. Ueber diesen Gegenstand haben, seit dem Anf\u00e4nge der Pflanzenanatomie, die verschiedensten Meinungen geherrscht, und leider sind noch heutigen Tages die verschiedenen Autoren keinesweges einer und derselben Meinung, obgleich sich die Sache, wie wir es sogleich zeigen werden, wenigstens der Hauptsache nach sehr einfach verh\u00e4lt.\nDie verschiedenen Meinungen, welche \u00fcber die Bildung des neuen Holzringes herrschen, findet man in Hrn. Treviranus neuestem Werke *) sehr umst\u00e4ndlich aufgef\u00fchrt, daher wollen wir das Historische \u00fcber diesen Gegenstand soviel wie m\u00f6glich \u00fcbergehen. Man glaubte im Allgemeinen, dafs es der innere Theil der Rinde, also der\n*) Physiologie der Gew\u00e4chse, I. p. 222 ctc\\","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"391\nBast w\u00e4re, welcher sich allj\u00e4hrlich in den neuen Holzring umwandele, eine Meinung, welche jedoch nicht nur durch viele Experimente als unrichtig erwiesen ist, sondern auch durch einfache Vergleichung des anatomischen Baues der innersten Rindenschicht mit dem Baue der j\u00fcngsten Holzschicht sogleich in die Augen f\u00e4llt. Auf diese Verschiedenheit in dem Baue jener beiden Tlieile hat vorz\u00fcglich Herr Kieser aufmerksam gemacht, und schon aus dieser Verschiedenheit erkennt man ganz deutlich, dafs sich der innerste Theil der Rinde nicht in junges Holz umwan dein kann.\nNach einer anderen Meinung bildet sich allj\u00e4hrlich zwischen der Oberfl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers und der inneren Fl\u00e4che der Rinde eine neue Schicht, und diese Schicht w\u00fcrde sp\u00e4ter zu Holz. Grew, der diese Meinung aussprach, erkannte in dieser Schicht einen Ring von Lymphgef\u00e4fsen, worunter er die Bast- oder Kaser-Zellen verstand. Duhamel nannte diese neue Schicht, woraus sp\u00e4ter der Holzring entsteht, das Cambium, ein Ausdruck, welchen schon Grew f\u00fcr einen sehr concentrirten Bildungssaft gebraucht hatte. Diejenige Substanz, welche Duhamel unter Cambium verstand, ist jedoch nicht ein blofser Saft, sondern es ist das zarte, noch nicht erh\u00e4rtete Gewebe der neuen Holzlage, wor\u00fcber zuerst Herr Mirbel \u00a5) ausf\u00fchrliche Un-tersuchungen bekannt gemacht hat, indem er zugleich diese Substanz mit dem Namen der Bildungsschicht (couche r\u00e9g\u00e9n\u00e9ratrice) belegte.\nDa die Bildungsschicht, aus welcher sich der neue Holzring darstellt, genau zwischen Holz und Rinde gelagert ist, so schrieb man die erzeugende Ursache dieser Schicht bald dem Holze, bald der Rinde, bald dem Holze und der Rinde zu, und f\u00fcr jede dieser drei, so verschiedenen Ansichten sind eine Menge von Beobachtungen aufgef\u00fchrt worden, welche wir hier im Kurzen vortragen m\u00fcssen. Zuerst ist jedoch nachzuweisen, dafs jede Bil-\n\u00a5) Mein, du Mus. Xl\\r.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\ndung einer neuen Holzschicht von Oben nach Unten vor sich geht, dafs also das neue Holz nicht etwa von dem Wurzelenden des Stammes allm\u00e4lig immer h\u00f6her und h\u00f6her hinauf, nach den Aesten steige, sondern dafs es von den oberen Theilen des Baumes anfange und allm\u00e4lig nach Unten hinabsteige. Um dieses zu erweisen, sind sehr einfache Versuche hinreichend. Zur Zeit des Friihlinges, wenn die Knospen eines Baumes aufbrechen, mache man an dem Stamme oder dem Aste eines Baumes eine Entrindung und zwar durch zwei Kreisschnitte, welche man durch die Rinde des ganzen Umfanges des Stammes f\u00fchrt, und dann das ringf\u00f6rmige St\u00fcck der Rinde, welches zwischen beiden Schnitten liegt, entfernt. Die entbl\u00f6fste Fl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers trockene man vorsichtig ab, so dafs nichts von den Theilen der innersten Rinde daran sitzen bleibt, und nun lasse mau dieselbe, entweder frei der Luft ausgesetzt, oder man bedecke sie und warte das Ende des Sommers ab. Schneidet man alsdann den Pflanz en theil, woran jenes Experiment gemacht wurde, ab und untersucht denselben, so findet man, dafs der obere Schnittrand bedeutend stark angeschwollen ist, w\u00e4hrend der untere Schnittrand nur eine sehr kleine Anschwellung zeigt. Spaltet man aber einen solchen Holzk\u00f6rper, so wird man beobachten k\u00f6nnen, dafs die neue Holzschicht nur an dem oberen Ende desselben, und zwar nur bis zum oberen Schnittrande ausgebildet ist; an dem Theile des Holzk\u00f6rpers, unterhalb des unteren Schnittrandes, findet sich zwischen der Rinde und dem Holze keine neue Bildung und ebenso wenig ist die Oberfl\u00e4che des entrindeten Holzk\u00f6rpers mit einer neuen Bildung bedeckt. W\u00e4re es der Holzk\u00f6rper, welcher den Stoff zur Bildung des neuen Holzringes hergiebt, so k\u00f6nnte, wenigstens eine theilweise Bildung der Art auch am entrindeten Holzk\u00f6rper stattfinden, besonders dann, wenn man denselben mit feuchter Erde umlegt und geh\u00f6rig verbindet. In dieser Art habe ich den Versuch mehrmals gemacht, aber niemals hat sich eine Spur von neuer Bildung auf der Ober-","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"393\nfl\u00e4che des entrindeten Holzes gezeigt, wenn dieselbe vorher geh\u00f6rig gereinigt worden war.\nHerr Schultz*) hat einige interessante Versuche angestellt, um zu zeigen, von welchem Einfl\u00fcsse es ist, wenn man die Oberfl\u00e4che des entrindeten Holzk\u00f6rpers von allen + Anh\u00e4ngseln reinigt, oder wenn man dieses nicht thut. Kurz nach dem Ausbruche der Bl\u00e4tter entrindete Herr Schultz mehrere Eichen, Buchen und Elsen stellenweise, und reinigtedie entbl\u00f6fsteHolzfl\u00e4che mit einem Schwamme so ^vollkommen wie m\u00f6glich; bei anderen, nebenbei stehenden B\u00e4umen geschah dieses aber nicht. Im folgenden Herbste zeigte es sich, wie die Oberfl\u00e4che der gereinigten Holzk\u00f6rper keine Spur einer neuen Bildung aufzuweisen hat-J te. Es ist indessen eine, fast t\u00e4glich zu beobachtende Erscheinung, dafs die Oberfl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers von zuf\u00e4llig entrindeten Buchen oder Eichenst\u00e4mmen mit mehr oder weniger grofsen warzenf\u00f6rmigen K\u00f6rpern bedeckt ist, welche nichts Anderes als neue aber unvollkommene Ausbildungen von Holz sind, und diese haben ihren Anfang in den Vertiefungen genommen, worin die Markstrahlen der Rinde zu sitzen pflegen. Diese Vertiefungen blie-I ben bei der Entrindung mit einem Theile des Stoffes gef\u00fcllt, aus welchem der neue Holzring gebildet werden sollte. Entfernt man diese Bildungsschicht gleich nach der Entrindung, so erfolgt keine neue Bildung. Dadurch werden wir in den Stand gesetzt, einige sehr bekannte Versuche zu w\u00fcrdigen, welche Duhamel **) angestellt hat, und von Knight***) an verschiedenen B\u00e4umen wiederholt worden sind. Duhamel entrindete n\u00e4mlich verschiedene, * kr\u00e4ftig wachsende B\u00e4umchen mehr oder weniger stark, und beobachtete alsdann, dafs sich die Rinde dieser B\u00e4umchen reproducirte, wenn man sie gegen den Einfluss des Lichtes und den freien Zutritt der Luft auf die entrin-\n*) Die Natur der lebendigen Pflanze, I. pag. 640. 1823\u00ab\n\u00a5\u00a5) 1. c, II. p 47.\n\u00a5\u00a5*) S. Treviranus Beitr\u00e4ge etc, p, 223.","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\ndete Stelle verwahrte. Eine Gallerte sei hier aus der Oberfl\u00e4che des entbl\u00f6fsten Holzk\u00f6rpers hervorgetreten und aus dieser habe sich die neue Rinde gebildet, unter welcher dann auch sehr bald eine neue Splintlage zum Vorschein kam. Ich glaube nicht, dafs man den angegebenen Resultaten dieser Versuche unbedingten Glauben schenken darf, indem sehr viele, sehr bestimmte Versuche ganz gegen eine solche Erzeugung der Rinde und des Holzes durch die entrindete Oberfl\u00e4che sprechen; vor Allem m\u00fcfste man die neu entstandene Masse ganz genau anatomisch untersuchen.\nEine Menge von Versuchen, welche \u00fcber die Wiedererzeugung der Rinde von Seiten des Holzk\u00f6rpers angestellt sind, findet man in dem interessanten Werke von Herrn. Hundeshagen *) aufgef\u00fchrt. Nach den Beobachtungen von Werneck, welche an Obstb\u00e4umen und an Eichen angestellt sind, soll die Wiedererzeugung der Rinde nur dann gelingen, wenn 1) das Absch\u00e4len um Johannis geschieht; 2) wenn die St\u00e4mme noch jung sind und 3) die verwundete Stelle sehr sorgf\u00e4ltig durch einen hohl und nicht zu dicht anliegenden Verband gegen Austrocknung etc. gesch\u00fctzt wird. Hiernach w\u00e4re denn auch die Ursache der Wiedererzeugung der Rinde leicht einzusehen.\nWir haben also durch den vorhin angef\u00fchrten Versuch zu beweisen gesucht, dafs die Masse, welche den Stoff zur Bildung des neuen Holzringes giebt, von Oben herabkommt, und dafs es die Rinde ist, welche diesen Stoff von Oben herab f\u00fchrt, das l\u00e4fst sich ebenfalls sehr leicht erweisen. Trennt man n\u00e4mlich die Rinde eines Baumes von dem darunter liegenden Holzk\u00f6rper von Unten nach Oben, so dafs das obere Ende des Rindenst\u00fcckes mit dem oberen Theile des Baumes im Zusammenh\u00e4nge bleibt, und l\u00e4fst man alsdann die verwundete Stelle den Sommer hindurch wachsen, so wird man finden, dafs sich\n*) Die Anatomie, der Chemismus und die Physiologie der Pflanzen. T\u00fcbingen 1829. pag. 293,","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"395\nauf der inneren Fl\u00e4che der freih\u00e4ngenden Rinde die neue Ilolzschicht bildet. Untersucht man diese neue Holzschicht in anatomischer Hinsicht, so wird man finden, dafs dieselbe ganz vollkommenes Holz darstellt; ja die Markstrahlen sind eben so sch\u00f6n und so regelm\u00e4fsig verlaufend, als wenn die Rinde auf dem Holzk\u00f6rper festgesessen h\u00e4tte. Man hat fr\u00fcher schon eine grofse Menge von Experimenten angestellt, wodurch erwiesen wurde, dafs die Rinde den gr\u00f6fsten Antheil bei der Bildung des neuen Holzringes habe. Duhamel steckte n\u00e4mlich Metallplatten zwischen Holz und Rinde, wodurch eine unmittelbare Verbindung zwischen dem Holzk\u00f6rper und der Rinde aufgehoben wurde, und dennoch beobachtete man, dafs sich die neuen Jahresringe zwischen der Metallplatte und der inneren Fl\u00e4che der Rinde angelegt hatten. Aehnliche Versuche sind noch von Anderen angestellt worden* und sie haben immer dieselben Resultate geliefert, wenn man die Versuche richtig ausf\u00fchrte. Somit kommen wir zu dem Schl\u00fcsse, dafs die Rinde es ist, welche den Stoff herabf\u00fchrt, ans dem die neue Holzmasse gerinnt, und dieser Stoff ist nichts Anderes, als ein r\u00fcckstr\u00f6mender, in den Knospen und Bl\u00e4ttern h\u00f6her organisirter Nahrungssaft. Dafs dieser Saft nicht etwa von der Oberfl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers ausgeschwitzt, etwa durch die Markstrahlen dahin gef\u00fchrt werde, das ist durch viele Versuche aut das Bestimmteste erwiesen, und dafs jener r\u00fcckstr\u00f6mende Saft von der Knospe oder den Bl\u00e4ttern ausgeht, das kann man ebenfalls mit ziemlicher Gewifsheit erweisen. Entrindet man den Ast eines Baumes und bricht man zugleich alle jungen Bl\u00e4tter ab, welche an den Spitzen dieses Astes sitzen, so bildet sich keine neue Holzschicht, ja der Ast stirbt ab. Das Herabsteigen dieses verarbeiteten Saftes beginnt mit dem Ausbruche der Bl\u00e4tter, zu welcher Zeit auch das Ausfliefsen des aufsteigenden Saftes aufh\u00f6rt, wenn man den Holzk\u00f6rper eines Baumes anbohrt. . Dadurch wird es wahrscheinlich, dafs die grofse Menge von Salt, welche bis zum Ausbruche der Knospen in die Spitzen der B\u00e4ume","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nhinein steigt, in den Bl\u00e4ttern verarbeitet wird und dann durch die innerste Schicht der Rinde zur Bildung des neuen Holzringes zur\u00fcckkehrt. Auch durch den schon vorhandenen Holzk\u00f6rper dringt ein Theil des zur\u00fcckstr\u00f6-menden verarbeiteten Bildungssaftes, und macht das Holz fester u. s. w., ob aber dieser, durch den Holzk\u00f6rper zu-r\u00fcckgehende Saftstrom von Oben nach Unten steigt, oder ob er seitlich von der Rinde aus eindringt, das scheint mir durch Versuche noch nicht ganz erwiesen zu sein. Ich mufs bei dieser Gelegenheit auf die Operation aufmerksam machen, welche die G\u00e4rtner unter dem Namen des Ringeins der B\u00e4ume verstehen. Diese Operation besteht in dem einfachen Durchschneiden s\u00e4mmtlicher Theile der Rinde, so dafs durch den Schnitt eine Unterbrechung zwischen dem oberen und dem unteren St\u00fccke der Rinde bewirkt wird. Vollf\u00fchrt man einen solchen Ringelschnitt an der Basis eines Astes, so beobachtet man, dafs ein solcher Ast eine verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig gr\u00f6fsere Menge von Blii-then und Fr\u00fcchten tr\u00e4gt, als derselbe ohne die Ringelung gezeigt haben w\u00fcrde. Ja man hat auch beobachtet, dafs manche B\u00e4ume in Folge des Ringelschnittes ihre Fr\u00fcchte zur Reife gebracht haben, w\u00e4hrend sie dieselben ohne Ringelschnitt allj\u00e4hrlich vor der Reife abwarfen. Alles dieses erweist, dafs der in der Rinde zur\u00fcckstr\u00f6mende Saft eine h\u00f6here Ausbildung besitzt, und wenn derselbe durch den Ringel- oder Zauberschnitt in seinem Herabstr\u00f6men aufgehalten wird, so wird die stagnirende Masse dieses Saftes zur vollkommeneren Ausbildung aller der Theile oberhalb des Ringelschnittes verwendet. Die Versuche von Knight und die von Pollini haben auch ergeben, dafs der Holzk\u00f6rper eines Baumes oberhalb eines Ringelschnittes eine gr\u00f6fsere specifische Schwere erh\u00e4lt, als dem Holze dieses Baumes unterhalb des Schnittes zukommt. Das Holz einer Eiche zeigte z. B. eine specifische Schwere von 112 (das Wasser n\u00e4mlich z.u 100\n\n\n\n*) Philos. Transact, f. 1806.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"397\ngerechnet), und nach dem Ringeln des Baumes zeigte das Holz oberhalb der Ringelschnitte eine specifische Schwere von 114, w\u00e4hrend das Holz unterhalb des Ringelschnittes nur eine Schwere von 111 zeigte. Ich habe alle diese F\u00e4lle angef\u00fchrt, um zu erweisen, dafs ein r\u00fcckstr\u00f6mender Saft in den vollkommenen Pflanzen vorhanden ist, und dafs derjenige Theil dieses Saftes, welcher durch die innere Rinde herabsteigt, gerade den Stoff zur Bildung des neuen Holzringes hergiebt. Dieser r\u00fcckstr\u00f6mende Saft ergiefst sich \u00fcber die ganze Oberfl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers, und daher eine gleichm\u00e4fsige, zusammenh\u00e4ngende Ablagerung des neuen Holzringes, in welchem niemals ein Getrenntsein der Holzb\u00fcndel zu beobachten ist, wie es in dem ersten \\ Jahresringe bei seiner Entstehung allerdings der Fall ist.\nDieser Saft, welcher den Stoff zur Bildung des neuen Jahresringes hergiebt, ist verm\u00f6gend, sich bei seinem Laufe von Oben nach Unten auch seitw\u00e4rts durch die angrenzende Zellenmasse durchzuziehen, und dieses erfolgt jedesmal, wenn man an irgend einer Stelle der Rinde die direkte Communication zwischen dem oberen und unteren St\u00fccke unterbricht. Ist die Unterbrechung nicht zu grofs, # so erh\u00e4lt der untere Rand dennoch seinen Zustrom von jenem Safte durch eine seitliche Fortbewegung. Sehr leicht kann man dieses beobachten, wenn man einen Ring der Rinde nur zur H\u00e4lfte abl\u00f6st, so dafs die andere H\u00e4lfte des Umfanges vom Holzk\u00f6rper mit seiner Rinde im nat\u00fcrlichen Zusammenh\u00e4nge bleibt; dann geschieht das Herabstr\u00f6men des Saftes wie gew\u00f6hnlich, und indem sich der Saft alsdann auch seitlich verbreitet, so wird auch unterhalb - des Ringelschnittes die ganze Oberfl\u00e4che des Stammes mit einer neuen Holzschicht belegt. Auf eine noch auffallendere Weise ist das Herabsteigen des Bildungssaftes in der Rinde der B\u00e4ume durch folgendes Experiment zu erweisen, welches ebenfalls schon durch Duhamel und ~ Cotta ausgef\u00fchrt worden ist; wenn man n\u00e4mlich von irgend einem Aste einen Streifen Rinde in Form einer Spirallinie abschneidet, und zwar so lang, dafs ebenfalls","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\ns\u00e4mmtliche Theile der Rinde ganz durchschnitten werden, so dafs dadurch eine direkte Communication zwischen dem St\u00fccke oberhalb des Schnittes und dem Rindenst\u00fccke unterhalb desselben aufgehoben ist, so wird man auch in diesem Falle beobachten, dafs der obere Schnittrand mehr oder weniger stark anschwillt, w\u00e4hrend der entsprechende untere Rand fast gar nicht anschwillt, und schneidet man am Ende des Sommers einen solchen Ast der L\u00e4nge nach durch, so wird man sehen, dafs sich der neue Holzring auch unterhalb des spiralf\u00f6rmigen Ringelschnittes gebildet hat. Der herabsteigende Saft bewegte sich also seitw\u00e4rts und durchlief auf diese Weise den zur\u00fcckgebliebenen spiralf\u00f6rmigen Streifen der Rinde, wobei er aber immer haupts\u00e4chlich herabstieg, und sich defshalb oberhalb des oberen Schnittrandes ansammelte ; daher entstand hier der gr\u00f6-fsere Wulst, welcher durch eine dicke Masse von neuer Holzsubstanz hervorgerufen wurde.\nWenn man die neue Holzmasse anatomisch untersucht, welche sich unter dem spiralf\u00f6rmig verlaufenden Rindenst\u00fccke erzeugt hat, so wird man finden, dafs der Lauf der Elementarorgane, woraus das Holz zusammengesetzt ist, ebenfalls dieselbe Richtung beobachtet, so dafs also nur eine gewisse Masse von den Bestandteilen des Holzes hinablief und sich seitlich legte, folgend dem spiralf\u00f6rmigen Laufe des Rindenst\u00fcckes; da aber diese Masse an dem oberen Rande der durchschnittenen Rinde viel st\u00e4rker auftritt, ohne dabei gr\u00f6fsere Elementarorgane zu besitzen, so m\u00f6chte sich eine gr\u00f6fsere Zahl derselben aus dem stagnirenden zur\u00fcckstr\u00f6menden Safte erzeugt haben.\nVom besonderen Interesse ist die Untersuchung der Art und Weise, wie sich die neue Holzschicht eines kr\u00e4ftigen Astes \u00fcber die abgestorbene Holzmasse eines danebenstehenden Astes ergiefst. Ich schnitt im Vorsommer 1835 den Hauptast eines Haselnufs-Strauches bis auf drei Zoll weit von dem Abg\u00e4nge eines starken Seitenastes ab und beobachtete alsbald, dafs das \u00fcbriggebliebene Ende des abgeschnittenen Astes, welches weder Bl\u00e4tter noch","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"399\nKnospen hatte, g\u00e4nzlich abstarb, doch bald nachher nahm der untere Tlieil desselben bis einige Linien hoch \u00fcber dem Abg\u00e4nge des Seitenastes an Dicke zu und zwar so bedeutend, dafs ein vollkommenes Abreifsen der Rinde des abgestorbenen Theiles von der Rinde des unteren -Theiles, welcher von dem Seitenaste mit einem neueren Holzringe bekleidet wurde eintrat; doch diese Lostrennung des Lebenden von dem Todten geschah so regelm\u00e4fsig rund um den Ast, als wenn dieselbe durch einen Zirkel-\n*\tschnitt k\u00fcnstlich bewirkt worden w\u00e4re. Im darauffolgenden Jahre vergr\u00f6fserte sich die Holzmasse abermals und nun steckte der abgestorbene Ast mitten im frischen Holzk\u00f6rper. Auf dem L\u00e4ngenschnitte kann man genau beobachten, wie der abgestorbene Holzk\u00f6rper von dem zur\u00fcckgebliebenen Ende des abgeschnittenen Astes von dem Seitenaste her, mit dem neuen Holzringe \u00fcberzogen worden ist, und zwar ist auch die Rinde von jenem Aste eben so weit erhalten, als sich die neue Holzmasse hineingelagert hat. Wenn man aber diesen neuen Holzring an seinem oberen Ende genau untersucht, so findet man, dafs alle die R\u00f6hren und langen Zellen, welche dieses Holz bilden,\n*\tnicht von Oben nach Unten herabsteigen, sondern seitlich fast ganz horizontal laufen, weil sich die Masse zu dieser Bildung um den abgestorbenen Holzk\u00f6rper, von dem Seitenaste her bewegte und dann erst wieder herabstieg. Dieser obere Theil des neuen Holzringes zeigt die gr\u00f6fste Unregelm\u00e4fsigkeit in dem Verlaufe der einzelnen Fasern und der Markstrahlen, aber selbst bei dieser Unregelm\u00e4fsigkeit gew\u00e4hrt der Anblick feiner Schnitte aus diesem\nr Holze sehr hohes Interesse.\nNach den verschiedenen Thatsachen, welche wir bisher \u00fcber die Entstehung der neuen Holzschicht aufgef\u00fchrt haben, wird es leicht sein eine Theorie \u00fcber diesen Gegenstand zu beurtheilen, welche Du Petit-Thouars*) auf-\n*) Essais sur la v\u00e9g\u00e9tation etc. A. Paris 1809. \u2014 Sec. Ess. Sur l\u2019Accroissement en diam\u00e8tre du Tronc des arbres Dicotyl\u00e9dones etc. pag. 11\u201431.","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\ngestellt hat; eine Theorie, welche eine sehr allgemeine Ber\u00fchmtheit erlangt hat, indem sie die Entstehung des Holzringes auf eine bildliche Weise darstellt, aber ohne irgend etwas mehr zu erkl\u00e4ren, als schon fr\u00fcher bekannt war. Du Petit-Thouars stellte n\u00e4mlich die Ansicht auf, dafs die ganze Bildung des neuen Holzringes durch die Knospen veranlafst werde; seiner Meinung nach ist eine Knospe auf dem Baume, von den Saamen der Pflanze wesentlich nicht verschieden, und bei der Entwickelung treibe dieselbe eine Menge von Wurzeln, welche zwischen Holz und Rinde mit aufserordentlicher Schnelligkeit hinabsteigen, sich mit den W\u00fcrzelchen der \u00fcbrigen Knospen verbinden und so die zusammenh\u00e4ngende Holzlage bilden. Diese W\u00fcrzelchen der Knospen sollen nichts Anderes, als die Fibern sein, woraus das Holz sp\u00e4ter besteht, der Stoff aber, welcher zur Bildung dieser Fibern n\u00f6thig ist, soll von dem Bildungssafte der Rinde entnommen werden.\nDie angef\u00fchrte Theorie \u00fcber die Entstehung des neuen Holzringes ist in der That sehr geistreich und, obgleich sehr Vieles f\u00fcr die Richtigkeit derselben zu sprechen scheint, so ist sie doch nichts Weiteres, als ein sch\u00f6nes Bild mit manchen M\u00e4ngeln. Es ist in der That ganz richtig, dafs die gesammte Bildung des neuen Holzringes von den Knospen ausgeht, und man kann es leicht verfolgen, wie von der Basis der Knospe aus die neue Holzlage \u00fcber den Holzk\u00f6rper des alten Astes abgelagert wird.*) Jabei der jungen Knospe sieht man sehr deutlich, wie die rneta-morphosirten Spiralr\u00f6hren einzeln, oder in kleinen B\u00fcndeln in der weichen Masse zwischen Holz und Rinde hineinreichen. Diese Bildungsschicht zeigt die zarten W\u00e4nde der Faser-Zellen, der Markstrahlen-Zellen und der Spiralr\u00f6hren, welche zusammen, nach ihrer Verholzung, den Holzring bilden. Wenn man nun auch zugiebt, dafs die Faserzellen und die Spiralr\u00f6hren, welche sich von der Basis der Knospen aus entwickeln, mit den Wurzeln der\nS. Link\u2019s Elem, phil. bot. Ed. alt. I. p. 260 etc.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"401\nPflanzen zu vergleichen und als die Wurzeln der Knospen anzusehen w\u00e4ren, obgleich f\u00fcr eine solche Vergleichung nichts weiter spricht, als dafs die angeblichen Knospen-wurzeln ebenso von Oben nach Unten wachsen, wie die wirklichen Wurzeln der Pflanzen, und es ganz wahrscheinlich ist, dafs jene Knospenwurzeln bis zu den Spitzen der Wurzeln laufen, dieselben vergr\u00f6fsern und in der folgenden Zeit, wenn sie vollkommen ausgebildet sind, ebenfalls den Nahrungssaft in die H\u00f6he f\u00fchren. Wenn nun gleich *ein solcher Vergleich statthaft w\u00e4re, so wird doch die Entstehung der Markstrahlen durch die Theorie nicht erkl\u00e4rt, und man mufs zur Bildung derselben entweder die Rinde oder den Holzk\u00f6rper mit in Th\u00e4tigkeit ziehen; f\u00fcr |die eine, wie f\u00fcr die andere dieser Meinungen sind That-saelien vorhanden, welche wir gleich nachher er\u00f6rtern wollen, um auch \u00fcber diesen Punkt ganz bestimmt in das Reine zu kommen.\nAllerdings ist die Bildung der neuen Holzschicht haupts\u00e4chlich eine vertikale, d. h. eine Bildung, welche von Oben nach Unten herabsteigt, und mit Unrecht glaubt Herr De Candolle*) als erwiesen anzusehen, dafs die Bildung =des neuen Holzringes in horizontaler Richtung vor sich gehe, denn man sieht ganz deutlich den spiralf\u00f6rmigen Lauf der Elementarorgane des neuen Holzringes, wenn man die Rinde eines Stammes in Form eines spiralf\u00f6rmigen Bandes stehen l\u00e4fst. Die Markstrahlen allein sind es, welche in horizontaler Richtung und zwar von der Rinde ausgebildet werden, die \u00fcbrigen Theile des Holzes aber, welche gerade die gr\u00f6fste Masse ausmachen, steigen von Oben nach Unten herab. Es ist bekannt, dafs die Bil--dung des neuen Holzringes nicht erfolgt, wenn man die Knospen bei ihrer Entwickelung abbricht; hieraus ist allerdings noch nicht zu schliefsen, dafs die neuen Holzmassen von der Basis der Knospen herablaufen, wenn man aber ein Pfropfreis von einem Baume mit weifsem oder mit\n*) Organogr. v\u00e9g\u00e9t. I. p, 207,\n26","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\ngelbem Holze auf den Ast eines anderen Baumes mit rothem Holze setzt, so wird man beobachten, dafs in Folge des Wachsthumes eine neue Holzschicht entsteht, welche, so weit die Rinde des Pfropfreises geht, auch die Farbe des Holzes des Pfropfreises zeigt, unterhalb desselben aber die Farbe des Holzes vom Wildlinge zeigt. Aus dieser Erscheinung hat man viele und sehr verschiedene Schl\u00fcsse gezogen; einmal glaubt man darin den Beweis zu finden, dafs Holz und Rinde bei der Bildung des neuen Holzringes Zusammenwirken und zwar in horizontaler Richtung. Es ist aber durch Versuche nachgewiesen, dafs die Bildung des Holzes nur von der Rinde aus (S. p. 394) erfolgt, und dafs der Stoff, welcher dazu verbraucht wird, von Oben herabkommt, daher die angef\u00fchrten Schl\u00fcsse, als beseitigt angesehen werden m\u00fcssen. Die gr\u00f6fsten Schwierigkeiten zeigen jedoch die Erscheinungen, bei der Bildung des neuen Holzringes durch aufgesetzte Pfropfreiser, f\u00fcr die Theorie von Du Petit-Thouars, denn w\u00e4ren die Fibern, woraus sich das junge Holz bildet, die Wurzeln der Knospen, so m\u00fcfsten sie, wie man es doch ganz nat\u00fcrlich erwarten kann, von der Knospe des Pfropfreises bis zur Wurzel des gepfropften Baumes eine und dieselbe Natur haben; und dennoch, wie die Beobachtung es lehrt, nehmen sie die Farbe des Holzes von dem gepfropften Baume an, sobald sie die Rinde des Pfropfreises verlassen. Dieser Punkt war immer der Pr\u00fcfstein f\u00fcr Du Petit-Thouars Hypothese und er l\u00e4fst sich offenbar auch nur sehr gezwungen erkl\u00e4ren. Die Holzfibern, welche von der Knospe herabsteigen, sollen n\u00e4mlich ihre Beschaffenheit beibehalten, so lange sie von dem Safte des Pfropfreises ern\u00e4hrt werden; sie werden aber ver\u00e4ndert, sobald sie ihre Nahrung von der Rinde oder dem Splinte des gepfropften Baumes erhalten. Die Entstehung der Holzfibern soll also von der Knospe ausgehen, w\u00e4hrend die Ern\u00e4hrung von Holz und Rinde stattfinden soll! Ich glaube, dafs alle diese Schwierigkeiten gehoben werden, wenn man annimmt, dafs der Saft, woraus die neuen Bildungen hervorgehen, von den","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"403\nKnospen aus herabsteigt, und zwar in den innersten Schichten derRinde ; von hier aus wird derselbe seitlich zwischen Rinde und Holz abgelagert und gerinnt daselbst zu Holzmasse. Diese Bildung, d. h. das Aneinanderlagern der angeh\u00e4uften Bildungsmaterie zu festen Theilen, geschieht hier von Oben aus und setzt sich allm\u00e4lig zwischen Rinde und Holz bis in die Tiefe der Wurzeln fort, aber \u00fcberall entstehen, an den entsprechenden Theilen, die Zellen der Markstrahlen von der Rinde aus, wie es das einfache ? Experiment erweist, welches auf pag. 394 angef\u00fchrt wurde. Eine solche herabsteigende Bildung geht ebenso nat\u00fcrlich vor sich, wie eine Hinaufsteigende; die bildende Th\u00e4tig-keit nimmt jene Richtung und aus dem abgelagerten, con-| centrirten Bildungssafte erzeugt sie die Elementarorgane, welche sp\u00e4ter den geschlossenen Holzring bilden, und es ist nur eine bildliche Vorstellung, wenn man jene herabsteigenden Elementarorgane mit den Wurzeln der Pflanzen vergleicht. Auch laufen diese Elementarorgane, sowohl die Spiralr\u00f6hren, wie die Faserzelien nicht ununterbrochen von der Knospe herab, sondern die Spiralr\u00f6hren sind gegliedert und an den Enden der Faserzellen entstehen wie-i der die Anf\u00e4nge der anderen Faserzellen. Dieses w\u00e4re doch sicherlich nicht durch die ersten herabsteigenden Elementarorgane der Art, welche von den Knospen ausgehen, zu erkl\u00e4ren. Herr Link *) hat neuerlichst diese treffliche Einwendung gegen die Hypothese Du Petit-Thouars gemacht, und ich wiifste nicht wie man diese, in Verbindung mit der vorhergehenden bek\u00e4mpfen will. Die Entstehung der Holzfasern geschieht \u00fcbrigens nicht mit Blitzesschnelle, P sondern sie geschieht allm\u00e4lig, und ist in der That zu verfolgen.\nIn Folge dieser Art des Wachsthumes der neueren Holzschicht wird es erkl\u00e4rlich, wie so h\u00e4ufig der ganze Stamm der B\u00e4ume erfriert und dieselben dennoch weiter fortwachsen, wenn nur eine geh\u00f6rige Anzahl von\n\u00a5) Elera. phil. bot. Ed. alt. I. p. 263.\n26*","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nKnospen auf den Aesten dieser B\u00e4ume lebendig bleiben. Von diesen neuen Aesten, welche sich aus den Knospen entwickeln, steigt das junge Bolz am erfrorenen Holzk\u00f6rper herab und schliefst denselben ein, ja ein grofser Theil desselben scheint durch die seitliche Bewegung des herabsteigenden verarbeiteten Saftes wieder von Neuem belebt zu werden, und so w\u00e4chst der erfrorene Baum weiter fort.\nDie Vergr\u00f6fserung des Holzk\u00f6rpers geschieht gleich-m\u00e4fsig mit derjenigen der Rinde, und da liegt es denn sehr nahe, eine und dieselbe Ursache aufzusuchen, welche beiden Erscheinungen zum Grunde liegt; die Hypothese Du Petit-Thouars erkl\u00e4rt nur theilweise die Entstehung des neuen Holzringes; f\u00fcr die Entstehung der neuen Rindenschichten miifste noch eine andere Erkl\u00e4rung gegeben werden, daraus folgt die Unvollkommenheit jener Hypothese. Aber auch die Betrachtung der Zahl und der Stellung der Spiralr\u00f6hren in dem Holzringe zeigt ziemlich deutlich, dafs diese in keinem Verh\u00e4ltnisse zur Zahl oder zur Stellung der Knospen stehen k\u00f6nnen.\nIn den letzteren Jahren sind von verschiedenen Botanikern gleichsam Modificationen der Theorie von Du Petit-Thouars in Vorschlag gebracht, und gerade durch diese wird man gegenw\u00e4rtig die Erscheinungen, welche bei der Bildung des neuen Holzringes stattfinden, wenigstens h\u00f6chst wahrscheinlich richtig aufgefafst haben, und dieselben richtig deuten. Herr Lindley*) und, schon lange vorher, Herr Dutrochet, haben geglaubt, die Erscheinung begreiflicher darzustellen, wenn man in dem Holzringe zwei verschiedene Systeme von Elementarorganen unterscheidet, n\u00e4mlich das System der Zellen und das der Fasern und Gef\u00e4fse, wie man zu sagen pflegt. Die zellige Masse des Holzringes, n\u00e4mlich der Markstrahlen w\u00fcrde von den \u00e4lteren Schichten des Holzes und der Rinde gebildet, die Fasern und Gef\u00e4fse dagegen stiegen von Oben herab.\n\u00aeeP- \u00b0f the Brit. Assoc, f. 1833 p- 38.","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"405\nHerr Lindiey glaubt, dais die Farbe des Holzes haupts\u00e4chlich von der Farbe der Markstrahlen abh\u00e4nge, und daher k\u00f6nne das Holz des neuen Jahresringes die Farbe des gepfropften Baumes zeigen, w\u00e4hrend die herabsteigenden Fasern die Natur des Pfropfreises behalten k\u00f6nnten. Indes-f sen die anatomische Untersuchung zeigt, dafs im gef\u00e4rbten Holze auch die Fasern u. s. w. eine \u00e4hnliche Farbe zeigen, und dafs die Farbe desselben nicht den Markstrahlen allein zuzuschreiben ist. Herr Dutrochet*) dagegen glaubte, dafs sich im Fr\u00fchlinge zwischen Holz und Rinde zwei zellige Schichten bildeten, wovon die eine dem Holzk\u00f6rper, die andere der Rinde angeh\u00f6re; diese zeitigen Schichten stie-fsen zusammen, und dann entwickelten sich zwei faserige J Zonen oder Schichten, wovon die eine dem Holze, die andere der Rinde angeh\u00f6re und den Bast darstelle. Die zeiligen Schichten w\u00fcrden von den anliegenden \u00e4lteren Schichten gebildet, die faserigen dagegen stiegen von Oben herab. Herr Dutrochet**) wurde neuerlichst in dieser Ansicht noch mehr best\u00e4tigt, indem er beobachtete, dafs bei einer ringf\u00f6rmigen Entrindung eines Astes nicht nur am oberen Schnittende eine Wulst entstehe, welche bekannt-\u00c9 lieh von dem neuen Holzringe gebildet wird, sondern dafs auch unterhalb des unteren Schnittes eine neue Bildung zwischen Holz und Rinde auftrete. Dieselbe Erscheinung war schon fr\u00fcher von Herrn Knight beobachtet, und ist ganz k\u00fcrzlich auch durch Herrn Emmons***) best\u00e4tigt. Herr Dutrochet untersuchte jene neue Holzschicht, welche sich unterhalb der entrindeten Stelle erzeugt hatte, und fand, dafs dieselbe ganz aus parenchymatischem Zellen-p gewebe, also aus demjenigen Gewebe bestehe, woraus die Markstrahlen gebildet werden. Diese neue Bildung zwi-\nSur l\u2019accroissement et la reproduce des v\u00e9g\u00e9t. M\u00e9m. du\nMus. 1823.\nDe la d\u00e9viation descendante et ascendante de l\u2019accroissement des arbres en diam\u00e8tre. Ann. du Mus. 1835. p. /5 \u2014 88.\n**\u00a5) Circulation in Vegetables. \u2014 Silliman\u2019s American Journ\nof Science and Arts. Vol. XXVI. 1834 p. 99 \u2014 402,","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nsehen Holz und Rinde unterhalb des entrindeten Astes ist nur selten zu beobachten, sie scheint nur bei sehr kr\u00e4ftigen B\u00e4umchen vorzukommen und wenn man die Operation der Entrindung recht sp\u00e4t verrichtet; die Masse aber, welche sich hier zeigt, ist eine Bildung der Rinde, denn, wie pag. 394 nachgewiesen wurde, sie allein erzeugt die Markstrahlen, w\u00e4hrend die anderen Theile des Holzes von Oben herabkommen, und von den in den innersten Theilen der Rinde stagnirenden S\u00e4ften gebildet werden.\nDemnach kommen wir zu dem Schl\u00fcsse, dafs die innere Rinde es ist, welche aus dem, in ihr herabsteigenden Bildungssafte, von den Knospen ausgehend, die neue Holzschicht bildet. Die Rinde kann von dem Holzk\u00f6rper abgetrennt sein, ja der Holzk\u00f6rper kann abgestorben sein, und die Rinde bildet neue Holzschichten, weiche den abgestorbenen Stamm einschliefsen, und somit halten wires als erwiesen, dafs der alte Ring des Holzk\u00f6rpers keinen unmittelbaren Einflufs auf die Bildung des neuen Holzringes hat.\nDie allm\u00e4lige Vergr\u00f6fserung des Holzk\u00f6rpers durch Anlagerung von neuen Schichten wurde also im Vorhergehenden erwiesen, und es bleibt uns jetzt noch die Betrachtung \u00fcber das Wachsthum der Rinde. Dais sich auch die Rinde mit zunehmendem Alter des Baumes vergr\u00f6fsert, das ist ebenfalls eine bekannte Thatsache, und wenn man diese verdickte Rinde auf Querschnitten untersucht, so zeigt sie weit mehr Schichten, als ihr im jungen Zustande zukommen. Hieraus kann man schon folgern, dafs sich auch die Rinde durch Anlagerung neuer Schichten vergr\u00f6fsert, und genauere Untersuchungen ergeben, dafs diese Anlagerungen neuer Rindenschichten gerade in entgegengesetzter Richtung, als bei dem Holzk\u00f6rper erfolgt; hier n\u00e4mlich lagern sich die neuen Holzschichten auf der \u00e4ufse-ren Flache des Holzk\u00f6rpers ab, bei der Rinde dagegen geschieht die neue Ablagerung auf der inneren Fl\u00e4che der entsprechenden Schicht. Die Bildung der neuen Rindenschichten ist indessen nicht so einfach, als die der neuen","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"407\nHolzschichten; sie ist bei verschiedenen Gew\u00e4chsen so sehr verschieden, dais die genauesten und anhaltendsten Beobachtungen erforderlich sind, um diesen \\ organg n\u00e4her aufzudecken und die Schwierigkeit liegt eben darin, dafs sich in der Rinde die verschiedenen Schichten, woraus dieselbe zusammengesetzt ist, nicht in gleichem Grade entwickeln, sondern hierin die gr\u00f6fste \\ erschiedenheit zeigen, welche bei verschiedenen Gew\u00e4chsen wiederum zu \\ei-schiedenen Zeiten, sehr verschieden ist.\nWenn man den Bast einiger B\u00e4ume genauer betrachtet, so wird man schon mit blofsem Auge beobachten k\u00f6nnen, dafs derselbe aus einer Menge von sehr leinen Schichten besteht, welche gleichsam wie die Bl\u00e4tter eines Buches \u00dcbereinanderliegen und sich meistens mit Leichtigkeit von einander trennen lassen. Die Untersuchungen Malpighi\u2019s an einem Kastanienbaume ergaben schon mit ziemlicher Gewifsheit, dafs sich allj\u00e4hrlich nur zwei Bastschichten bilden*), doch fand auch er schon in einem 2j\u00e4hrigen Aste 6 verschiedene Bastschichten. Herr Mii-bel **) beobachtete dagegen bei der Ulme und der Linde, dafs sich j\u00e4hrlich vier feine Bastschichten gebildet hatten, welche den Bastring darstellten. Herr Treviranus **' ) stimmt dagegen wieder den Resultaten Malpighis bei, ja er f\u00fchrt eine Menge von Pflanzen an, worin er immer eben so viele Bastschichten gefunden hat, dais immer zwei Schichten einem Jahresringe des Holzk\u00f6rpers entsprachen. Allerdings kommt dieses h\u00e4ufig vor, und besonders in einj\u00e4hrigen Aesten findet man fast immer zwei Schichten, selbst im einj\u00e4hrigen Zweige der Linde und der Ulme finde ich immer nur zwei aber niemals 4 Schichten: ja ich habe sogar zweij\u00e4hrige Lindenzweige vor mir, welche ebenfalls nur zwei Bastschichten zeigen, doch sind die einzelnen B\u00fcndel, woraus dieselben bestehen, weit gr\u00f6iser, al> in\n*) S. Anatome plant, lab. AUL t. 32\t36.\n**) M\u00e9m. d. Mus. Tom. XVI. PI. I. f. 3 und 5. PI. U- f. 1 ~ \u00a5\u00a5\u00a5) Phys. der Gew\u00e4chse. I. p. 221.","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\neinj\u00e4hrigen Aesten. Demnach scheint durchaus nicht immer ein genaues Verh\u00e4ltnis zwischen den Schichten des Bastes zu denen des Holzk\u00f6rpers statt zu finden, es h\u00e4ngt vielleicht die Zahl der Bastschichten von der Menge der Knospen und Bl\u00e4tter ab, welche sich auf einem Aste befinden, und von dem Grade der Ueppigkeit, womit derselbe vegetirt.\nMan hat schon in fr\u00fchem Zeiten von dem Reproduc-tions-Verm\u00f6gen der Rinde so viel gesprochen, dafs auch wir dieses Gegenstandes gedenken m\u00fcssen. Die Reproduction der Rinde beruhet auf blofser Erzeugung von par-enchymatisehern Gewebe, welches sowohl von der gr\u00fcnen Rindenschicht, als von der Korkschicht ausgehen kann; der wirkliche Bast wird aber nicht wieder erzeugt, er wird vielmehr, wenn die Lokalit\u00e4t es gestattet, von Neuem erzeugt und so verh\u00e4lt es sich auch eigentlich mit der Reproduction der parenchymatischen Masse der Rinde. Die Substanz, welche zu diesen Bildungen der Rinde verbraucht wird, kommt, wie ich glaube, ebenfalls von Oben herab; es bilden sich aus derselben neue Zellenmassen und diese f\u00fcllen die wunden Stellen der Rinde aus, ganz auf dieselbe Weise, wie die neue Holzmasse die Gruben von Namensz\u00fcgen ausf\u00fcllt, und wie sie sich in gewissen F\u00e4llen (S\u201e p. 399) seitlich fortbewegt und fremde K\u00f6rper umschliefst oder grofse Wunden vernarbt. Bei dem Holzk\u00f6rper kann man es mit Leichtigkeit nachweisen, dafs dieses keine Reproduction zu nennen ist, und so verh\u00e4lt es sich auch mit der Rinde. Dafs sich die Epidermis nicht wieder erzeugt, das ist in allen F\u00e4llen durch Versuche leicht zu erweisen.\nDie auffallendsten Ver\u00e4nderungen erleidet die Rinde durch starke Entwickelung der \u00e4ufseren Schichten, ja zuweilen, wie z. B. bei der Birke, der Korkeiche, der Me-laleucen, den Aristolochien u. s. w., wird sie so bedeutend, dafs die Rinde ein ganz fremdartiges Ansehen erh\u00e4lt. Diese Ver\u00e4nderungen der Rinde entstehen entweder durch blofse vorherrschende Entwickelung neuer Schichten auf der inneren Fl\u00e4che der Korkschicht, oder es entwickelt","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"409\nsich die gr\u00fcne Rindenschicht, oder auch die Bastschicht. Gew\u00f6hnlich pflegt sich irgend eine der Rindenschichten vorzugsweise zu verdicken, w\u00e4hrend die anderen Schichten, wenigstens doch in einer gewissen Zeitperiode, ebenfalls etwas daran Theil nehmen.\nDurch die Ausdehnung des Holzk\u00f6rpers wird das Aufspringen der Rinde bewirkt, indessen dieses findet gew\u00f6hnlich nur in solchen F\u00e4llen statt, wo sich die \u00e4ufse-ren Rindenschichten zu einer aufserordentlichen Dicke * entwickeln. Die Bildung von Schuppen auf der \u00e4ufseren Fl\u00e4che der Rinde, wodurch dieselbe abschuppt, geschieht nicht durch blofses Absterben des Zellengewebes dieser Theile, sondern, wie es auch neuerlichst Herr Mohl * *) | durch specielle Beobachtungen nachgewiesen hat, durch Entwickelung neuer Zellenschichten, welche diese Schuppen darstellen, die nach einer gewissen Reihenfolge zum Abfallen kommen, oder es werden durch das Zwischentreten jener neuen Zellenlagen ganze St\u00fccken von der alten Rinde abgetrennt. F\u00fcr diesen Fall meint Herr Mold*) k\u00f6nne man annehmen, dafs die Borke gleichsam aus vielen \u00fcbereinander liegenden Schuppen bestehe, wie ^ z. B. bei Quercus Robur, bei Tilia u. s. w. Doch \u00e4hnliche Bildungen finden sich auch im Korke, nur dafs dieser nicht in Form von Schuppen abbl\u00e4ttert.\nDiese Bildungen und Ver\u00e4nderungen der Rinde verbalten sich bei verschiedenen Pflanzen so sehr verschieden, dafs man hier\u00fcber nur schwer allgemeine Regeln aufstellen kann, w\u00e4hrend die specielle Untersuchung des Gegenstandes denselben sehr bald nachweist. Als Muster F solcher speciellen Untersuchungen \u00fcber das Wachsthum der Rinde sind diejenigen F\u00e4lle anzuf\u00fchren, wor\u00fcber Herr\n*) Untersuchungen \u00fcber die Entwickelung des Korkes und der Borke auf der Rinde der baumartigen Dicotyledonen. T\u00fcbingen\n1836. p. 24.\n*) 1. c. p. 25.","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nMohl in der angef\u00fchrten Schrift seine Beobachtungen bekannt gemacht hat, worauf ich hier verweise.\nUeber die Bildung der Birkenrinde habe auch ich vielfache Beobachtungen angestellt, und Herr Link hat in seinem neuesten Werke seine Untersuchungen hier\u00fcber mit Abbildungen begleitet, bekannt gemacht.\nSo h\u00f6chst eigenth\u00fcmlich die Rinde der Birke auch erscheint, so findet man einen analogen Bau noch bei sehr vielen anderen B\u00e4umen, ja man wird in der Rinde aller B\u00e4ume einen \u00e4hnlichen Bau und \u00e4hnliche Entwickelung dieser oder jener Schicht der Rinde nachweisen k\u00f6nnen.\nDie Epidermis, welche den Stamm der jungen Dico-tyledonen \u00fcberzieht, bleibt gew\u00f6hnlich nur eine kurze Zeit im unverletzten Zustande, doch auch hier\u00fcber ist keine Regel aufzustellen; bald reifst sie schon nach einigen Monaten, bald bleibt sie noch jahrelang zur\u00fcck. So lange die Epidermis unverletzt ist, findet keine bedeutende Entwickelung der inneren Rindenschichten statt, sp\u00e4ter aber tritt, bei verschiedenen B\u00e4umen, zu verschiedenen Zeiten bald die eine, bald die andere Schicht der Rinde besonders stark hervor. Die \u00e4ufsere Rindenschicht, welche sich in vielen F\u00e4llen zu einer sehr dicken Masse, dem bekannten Korke n\u00e4mlich entwickelt, besteht anfangs nur aus wenigen Schichten regelm\u00e4fsig gestellter und stark plattgedr\u00fcckter Zellen, wovon die \u00e4ufsersten Schichten br\u00e4unlich gef\u00e4rbt, die inneren dagegen ungef\u00e4rbt sind. Wo die Korkbildung besonders hervortritt, da wird dieser innere mehr ungef\u00e4rbte Th eil der \u00e4ufseren Rinde st\u00e4rk entwik-kelt, und bei jeder neuen Lage, welche sich dann zwischen der gr\u00fcnen Rindenschicht und der inneren Seite der gebildeten Korkschicht erzeugt, findet eine solche Wiederholung der beiden Lagen, n\u00e4mlich der braungef\u00e4rbten \u00e4ufseren und der mehr ungef\u00e4rbten inneren statt. Bei der Korkeiche laufen diese Schichten nicht immer concentrisch um den ganzen Stamm, sondern sie beginnen an verschiedenen Stellen und fehlen an anderen wieder ganz. Bei der Korkeiche, wo die Entwickelung der Korksubstanz","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"411\nmeistens erst im dritten oder vierten Jahre erfolgt, da f\u00e4ngt sie immer an den Stellen der Lenticellen an und verbreitet sich von hieraus nach den \u00fcbrigen Theilen der Rinde. In solchen F\u00e4llen, wie bei den Birken, wo die eigenth\u00fcmlichen, weifs und braungef\u00e4rbten Korkschichten \u2018 oft erst nach 8 Jahren und noch sp\u00e4ter, bei einigen Arten aber auch schon im 3. oder 4. Jahre zur Entwickelung kommen, da findet eine vollkommene Wiederholung der urspr\u00fcnglichen \u00e4ufseren Rindenschicht statt, indem sie auf *der inneren Seite immer wieder eine neue Schicht, bestehend aus einer braunen und einer ungef\u00e4rbten Lage von Zellen ansetzen. Bei den Metrosideren, wo im hohen Alter jene papierartigen Rindenschichten noch viel sch\u00f6ner \\ ausgebildet sind, als bei der Birke, wo sie sich selbst in Form grofser Lappen von den darunterliegenden Schichten trennen und abfallen, da findet man in einer viel fr\u00fcheren Zeit, z. B. auf 5 oder 6j\u00e4hrigen Aesten eine Art von br\u00e4unlichem Korke, welcher durch viele L\u00e4ngsrisse zer-theilt ist und in der \u00e4ufseren br\u00e4unlichen Zellenschicht der Rinde besteht. Nachdem diese runzeligte Korkschicht ab f\u00e4llt, findet nun die Bildung von papierartigen Kork-f schichten statt, worin ebenfalls die braune Schicht mit einer gelblichen wechselt. Dergleichen Korkbildung dauert bei manchen Pflanzen eine sehr lange Reihe von Jahren fort, bei einigen vielleicht bis zum h\u00f6chsten Alter; die \u00e4ufseren Schichten werden abgeworfen undneue erzeugen sich wieder.\nEs giebt aber eine sehr grofse Zahl von B\u00e4umen, bei denen die Korkbildung sehr gering ist, wo sich aber der innere Theil der Rinde zu einer aufserordentlichen St\u00e4rke P entwickelt und die Borke darstellt; bei anderen, wie z. B. bei der Birke, wird die Borke-Entwickelung erst dann so auffallend stark, wenn die Korkschichten der L\u00e4nge nach, offenbar durch zu starke Ausdehnnng zerreifsen und abfallen; dann wuchern die Zellenmassen der inneren Rin-denschichten sogleich hervor, es entstehen Risse und die Rinde erh\u00e4lt dann das rauhe und zerrissene Ansehen, welches der wahren Borke allgemein zukommt.","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\nUeber die Lenticellen.\nSchliefslich sind noch jene eigenthiimlichen Bildungen der Rinde zu betrachten, welche unter dem Namen der Lenticellen in neuester Zeit die Aufmerksamkeit der Botaniker auf sich gezogen haben, und vielfach untersucht worden sind. Diese Lenticellen sind warzenf\u00f6rmige Erhabenheiten, welche auf der Oberfl\u00e4che der Rinde junger B\u00e4ume und Str\u00e4ucher Vorkommen; sie wurden zuerst von dem genauen Guettard beschrieben und linsenf\u00f6rmige Dr\u00fcsen genannt. Herr De Candolle*) glaubte aus seinen Beobachtungen schliefsen zu k\u00f6nnen, dafs jene Gebilde nichts Anderes als Wurzelknospen w\u00e4ren, dafs sie sich n\u00e4mlich zu den entstehenden Wurzeln gerade ebenso, wie die sich entwickelnden Aeste zu den Knospen verhielten. Mehrere Botaniker haben dieser Ansicht Beifall geschenkt, obgleich man sich bei einem jeden Weidenzweige von der Unhaltbarkeit derselben \u00fcberzeugen kann. Herr De Candolle nannte jene Gebilde: Lenticellen, wohl erkennend, dafs sie nicht zu den Dr\u00fcsen geh\u00f6ren. Herr Mold**) zeigte dagegen sehr umst\u00e4ndlich, dafs Herrn De Candolle\u2019s Ansicht \u00fcber die Bedeutung der Lenticellen unrichtig sei, und ganz neuerlichst hat er dasselbe auch durch die anatomische Untersuchung der Lenticellen nachgewiesen ***), so wie auch die Herren Linkj-) und Unger-j-j-) diese Frage auf eine \u00e4hnliche Weise beantwortet haben.\nDie Lenticellen geh\u00f6ren nur den \u00e4ufseren Rindenschichten an; sie beginnen aus dem Parenchym der gr\u00fcnen Rindenschicht, und sind als blofse partielle Wucherungen der-\n*) Ann. des scienc. nat. Torn. VII. 1826. p. 8.\n**) Sind die Lenticellen als Wurzelknospen zu betrachten? \u2014 Flora von 1832. p. 65.\n*Y\u00a5) S. Mohl\u2019s Untersuchungen \u00fcber die Lenticellen. T\u00fcbingen.\n1836 4.\n*f) Philos. bot. Ed. alt. I. p. 281.\nUeber die Bedeutung der Lenticellen. Flora von 1836. pag. 577.","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"413\nselben zu betrachten. Wenn die Epidermis und die \u00e4ufseren Zellenlagen der Rinde, durch die hervorwuchernde Lenticelle der L\u00e4nge nach aufgerissen sind, dann treten die Zellen derselben mehr oder weniger \u00fcber die Oberfl\u00e4che der Rinde hervor und erhalten ein br\u00e4unliches Ansehen. Seit-' lieh werden sie, rund herum mit der braunen Rindenschicht umschlossen, welche meistens an den umgeworfenen Spal-ten-R\u00e4ndern ebenfalls etwas aufwuchert. Sp\u00e4ter wird die Lenticelle mehr in die Breite gezogen, was wohl nur durch i die Breitenausdehnung des Stammes erfolgt. Herr Mohl glaubt in der Lenticellen-Bildung ein Analogon der Korkbildung zu sehen, doch m\u00f6chte ich dieselbe mehr mit Herrn Unger mit der Respiration der Pflanzen in Bezie-| hung setzen, denn die Lenticellen vermitteln eine offene Communication zwischen den Intercellularg\u00e4ngen der gr\u00fcnen Rindenschicht und der \u00e4ufseren Luft.\nDrittes Capitel.\nlieber die Stammbildung der Acotjledonen,\nNachdem wir den Bau des Stammes der Monocoty-ledonen und der Dicotyledonen genauer er\u00f6rtert haben, wird es leicht sein eine richtige Ansicht \u00fcber den Bau des Stammes der Acotyledonen zu fassen, welcher nicht 1 mehr so gleichm\u00e4fsig in seiner Structur auftritt, wie dieses bei den beiden fr\u00fcheren Abtheilungen der Fall war, ja es treten hier bei den einzelnen Familien so grofse Verschiedenheiten auf, wie jene, wodurch der Stamm der Mono-\u2018 cotyledonen von demjenigen der Dicotyledonen unterschieden wird. Ein grofser Theil der cryptogamischen Gew\u00e4chse zeigt keine eigentliche Stammbildung, und wo eine solche bei den Pilzen, Flechten und Algen auftritt, da ist : der stammartige Theil dieser Gew\u00e4chse meistens fast ganz von eben derselben Structur, wie die \u00fcbrigen 1 heile eben derselben Pflanze, und durch den anatomischen Bau ist","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nhier wenigstens keine wahre Unterscheidung nachzuweisen. Die Familie der Farm dagegen, die vollkommenste unter den cryp togamisch en Gew\u00e4chsen, zeigt eine so ausgezeichnete Stammbildung, dafs man in derselben das Auftreten eines Holzk\u00f6rpers, einer Rinde und einer Markmasse zuweilen ganz deutlich unterscheiden kann. Doch dergleichen Verschiedenheiten sind auch bei den Monocotyledo-nen zu finden, denn kaum kann man sich entschliefsen, Gew\u00e4chse wie die Lemneen und die grofsen baumartigen Aroideen in eine und dieselbe Abtheilung zu bringen.\nErst bei den Laub- und Lebermoosen beginnt die Stammbildung und zwar noch in der einfachsten Art. Ein zartes B\u00fcndel von langgestreckten cylinderisch - prismatischen Parenchym-Zellen bildet hier die Mittelbildung des Stammes, gleichsam ein Gef\u00e4fs- oder Holz-Biindei der einfachsten Art, welches rund herum mit einer Lage von lockeren, grofsmaschigenParenchymzellen umschlossen wird.\nBei den Equiseten zeigt der Stengel einen regelm\u00e4-fsigen Kreis von getrennten Holzbiindein, ganz \u00e4hnlich der Stammbildung der krautartigen Monocotyledonen, und zu den Aesten scheinen immer die Spiralr\u00f6hren von zwei nebeneinanderliegenden Holzb\u00fcndeln \u00fcberzugehen. Bei den Lycopodien dagegen, findet sich wieder ein einzelnes Holzb\u00fcndel mitten im Stengel, welches fast ganz in der Art, wie die Holzb\u00fcndel der Farm gebauet ist; auch ist es bandf\u00f6rmig, wenn der Stengel mehr zusammengedr\u00fcckt erscheint. Durch dieses einzeln stehende Holzb\u00fcndel, welches eine grofse Zahl von Spiralr\u00f6hren in seiner Mitte hat, ist ein sehr bestimmtes Zeichen gegeben, durch welches man den Stamm der Lycopodien sowohl von demjenigen der Moose und der Farm, als auch von demjenigen der Sal-vinien, Azollen u. s. w. unterscheiden kann. Bei allen diesen Gew\u00e4chsen ist noch keine deutliche Sonderung der Rinde von dem Mitteltheile des Stammes zu bemerken, obgleich bei vielen schon eine ganz gesonderte Epidermis, bei den Equiseten sogar mit Spalt\u00f6ffnungen versehen, vorhanden ist.","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"415\nDer Stamm der Farm ist am zusammengesetztesten und verschiedene Botaniker haben \u00fcber den Bau und die Bedeutung desselben schon die verschiedensten Ansichten aufgestellt. Nach Herrn Mold\u2019s Ansicht steht der Farrn-Stamm in Hinsicht seines Baues dem Cycadeen-Stamme am n\u00e4chsten; nach Herrn Treviranus dagegen sollte er sich den Coniferen am meisten n\u00e4heren, doch m\u00f6chte ich die Gr\u00fcnde daf\u00fcr f\u00fcr unzureichend ansehen. Mir scheint es, dafs der Bau des Farrn-Stammes mit demjenigen der Monocotyledonen zusammenzustellen sei, und f\u00fcr diese Ansicht hat sich auch Herr Link*) ausgesprochen. Der Bau der stammartigen Bildung der Farm ist jedoch so sehr verschieden, bei verschiedenen Arten und Gattungen dieser Familie, dafs es schwer h\u00e4lt eine allgemeine Darstellung desselben zu geben; daher hat auch Herr Link in der angef\u00fchrten Abhandlung f\u00fcr den Stamm der Farm, in morphologischer Hinsicht betrachtet, eine Reihe von Anamorphosen aufgestellt und dieselben alsdann einzeln anatomisch characterising worauf ich verweisen mufs, indem ich hier, wie bei der Betrachtung des Baues des Monocotyledonen- und des Dicotyledonen-Stammes den Gegenstand nur allgemein abhandeln kann. Der Stamm der Farm, von weicher Art er auch sein mag, zeigt getrennte Holzb\u00fcndel, \u00e4hnlich dem Monocotyledonen-Stamme; diese Holzbiindel zeigen im Allgemeinen eine kreisf\u00f6rmige Stellung, ja oft, wie bei dem eigentlichen Stamme, einen sehr festen Holzcylinder, welcher bald innerhalb, bald aufserhalb, noch einzeln und zerstreut stehende Holzbiindel aufzuweisen hat. Diese Holzbiindel des Farrn-Stammes sind bald rund oder elliptisch, wie bei den Monocotyledonen, bald sind sie bandf\u00f6rmig in die Breite gezogen und etwas gebogen ; und diese sind es gerade, welche sich mit ihren Seitenw\u00e4nden aneinanderlegen und einen geschlos-\n*) Ueber den Bau der Farrnkr\u00e4uter. \u2014 Abhandl. d. K\u00f6nigl. Akad. der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem \u00abJahre 1834. Berlin 1836 pag. 375.\ni","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nsenen Ring bilden, der \u00fcberall nur da Oeffnungen zeigt, wo die Gef\u00e4fsbiindel f\u00fcr die Wedelstiele abgehen. Der Farrn-Stamm zeigt auf seinen Querschnitten immer getrennt stehende Holzb\u00fcndel, wenn man aber das parenchymati-sche Gewebe, welches alle diese Holzb\u00fcndel des Stammes umfafst, genau entfernt, so zeigt es sich, dafs der Holzk\u00f6rper in Form eines Cylinders auftritt, wie es Herr Mohl f\u00fcr den Stamm der Farm mit Unrecht ganz allgemein angiebt, und dieser Holzk\u00f6rper zeigt L\u00e4ngen-Spalten, wo die Wedel abgehen. Ein solcher Holzcylinder ist bei allen baumartigen St\u00e4mmen der Farm ganz deutlich zu sehen, indessen die Entstehung desselben ist wohl richtiger durch seitliches Verwachsen der getrennt stehenden Holzb\u00fcndel zu erkl\u00e4ren. An denjenigen Stellen, wo die Wedel abgehen, da bleiben diese Holzb\u00fcndel unvereinigt und lassen eine Spalte zwischen sich zur\u00fcck, deren R\u00e4nder sich nach Aufsen umlegen und hier, nachdem sich das braune umschliefsende Fasergewebe ge\u00f6ffnet hat, die kleinen B\u00fcndel von Spiralr\u00f6hren und den dazu geh\u00f6renden Elementarorganen austreten lassen. In den St\u00e4mmen einiger Farm, welche Herr Link zu den strauchartigen und den knollenartigen z\u00e4hlt, sind die Holzb\u00fcndel ganz rund, wie gew\u00f6hnlich bei den Monocotyledonen, und hier unterliegt es gar keinem Zweifel, dafs ihr Verlauf, ihre Thei-lung und ihre Vereinigung ganz in der Art stattfindet, wie bei den Monocotyledonen und Dicotyledonen. Ja dieser Bau, der wohl am h\u00e4ufigsten bei den Farm vorkommt, giebt uns einen Fingerzeig zur Beweisf\u00fchrung, dafs jene gegebene Erkl\u00e4rung \u00fcber die Entstehung des Holzcylinders durch seitliches Verwachsen der Holzb\u00fcndel eben die richtigere ist.\nDer Bau der Holzb\u00fcndel bei den Farm ist in vieler Hinsicht h\u00f6chst eigentlnimlich ; ein grofses B\u00fcndel von gestreiften und prismatisch geformten Spiralr\u00f6hren nimmt die Mitte desselben ein; eine d\u00fcnne Schicht von zartwan-digen, meistens stark mit Amyluin gef\u00fcllten Parenchym-Zellen schliefst sie unmittelbar ein und eine dicke Lage","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"417\nvon braungef\u00e4rbten Zellen bildet die \u00e4ufsere Einfassung des Holzb\u00fcndels, bei den krautartigen Farm und selbst bei den mehr kraut- oder blattartigen Theilen der Baum-Farrn, da sind diese braunen Zellen mehr oder weniger langgestreckte s\u00e4ulenf\u00f6rmige Parenchym-Zellen; bei dem verholzten, baumartigen Stamme dagegen, sind sie zur Klasse des Pleurenchyms geh\u00f6rig und von aufserordent-licher L\u00e4nge; ihre W\u00e4nde werden oft so dick, dafs die H\u00f6hle derselben ganz verw\u00e4chst, und eine H\u00e4rte entsteht dadurch, welche derjenigen der Hornsubstanz ziemlich gleichkommt, ia dieselbe oftmals noch iibertrifft. Die breiten, band-f\u00f6rmigen Holzb\u00fcndel haben ganz dieselbe Structur. Die einzelnen Elementarorgane, welche diese Holzb\u00fcndel Milden, haben wir schon in der ersten Abtheilung dieses Buches an verschiedenen Stellen kennen gelernt.\nBei dem baumartigen Stamme der Farm tritt eine sehr deutliche Scheidung in Holzk\u00f6rper, Mark- und Rin-dengewebe auf; das Mark f\u00fcllt im frischen Zustande die ganze H\u00f6hle des Holzcylinders, ist sehr saftig und aufser-ordentlich reich an grofsk\u00f6rnigem Amylum, \u00e4hnlich dem Marke der Cycadeen und der Palmen. Es giebt indessen * verschiedene Formen von Farrnst\u00e4mmen, z. B. bei den strauchartigen, worin auch keine Spur von Mark vorhanden ist, wo vielmehr das ganze Zellengewebe, welches zwischen allen den Holz- oder Spiralr\u00f6hren-B\u00fcndeln gele-_ gen ist, zu einem sehr bedeutendem Grade verholzt, und, was ganz bemerkenswerth ist, dafs hier die Holzb\u00fcndel eigentlich blofse B\u00fcndel von gestreiften Spiralr\u00f6hren sind, die von keinem besonderen Zellengewebe umschlossen [. werden, was doch bei den anderen Arten des Farmstammes der Fall war. Bei einer anderen Gelegenheit habe ich schon auf den eigenthiimlichen Bau eines gewaltig gro-fsen knollenartigen Farrn-Stammes aufmerksam gemacht, zu welchem auf Tab. X. und Tab. XI. meiner Harlemer Preisschrift die erkl\u00e4renden Abbildungen gegeben sind. In diesem an 3 Fufs hohen und 10\u201412 Zoll dicken Stamme verlaufen die Spiralr\u00f6hrenb\u00fcndel, ebenfalls von keinem\n27","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"I\n418\nbesonderen Zellengewebe, als dem f\u00fcllenden Mark-Parenchym umschlossen, h\u00f6chst unregelm\u00e4fsig nach allen Seiten hin; auf den Querschnitten sind bald runde B\u00fcndel, bald mehr oder weniger lange, bandf\u00f6rmige zu beobachten, doch diese letzteren sind nur horizontal verlaufende Aeste von den runden Spiralr\u00f6hren-B\u00fcndeln, und diese kommen bald in der N\u00e4he des Randes, bald mehr in der Mitte des Stammes vor, aber eine Regelm\u00e4fsigkeit in ihrer Stellung habe ich nicht finden k\u00f6nnen. Dagegen sind die beil\u00e4ufigen Wurzeln dieses Stammes*) h\u00f6chst regelm\u00e4fsig gebauet; ein grofses B\u00fcndel von gestreiften Spiralr\u00f6hren f\u00fcllt gerade die Mitte derselben, und in diesen B\u00fcndeln sind die Spiralr\u00f6hren ganz regelm\u00e4fsig strahlenf\u00f6rmig vom Mittelpunkte nach dem Umfange gestellt, und das Parenchym, welches eine dicke Rinde bei diesen Wurzeln bildet, setzt sich, selbst zwischen einzelnen Strahlen dieses B\u00fcndels fort und bildet gleichsam Markstrahlen. Fig. 22. Tab. VIII. B. der Harlemer Schrift zeigt eine vollst\u00e4ndige Abbildung des Spiralr\u00f6hrenb\u00fcndels nach einem Querschnitte, und von dem umschliefsenden Rinden-Parenchym dieser Wurzel findet sich eine kleine Abbildung in Fig. 12. der beiliegenden Tab. VI. An diesem Parenchyme, welches ebenfalls nach einem Querschnitte dargestellt ist, ist der unregel-m\u00e4fsige, geschl\u00e4ngelte Verlauf der Zellenw\u00e4nde sehr bemer-kenswerth. Ein solches geschl\u00e4ngeltes Zellengewebe findet sich auch noch bei vielen anderen Farm; so zeigt die Fig. 11. dicht daneben, das Gewebe aus dem verholzten Marke (wenn man es so nennen darf) des Stammes von Sadleria cyatheoides Kaulfi Untersucht man jedoch dieses Gewebe nach L\u00e4ngenschnitten, so findet man ganz regel-m\u00e4fsige, der Achse des Stammes parallel verlaufende Zellenw\u00e4nde; der geschl\u00e4ngelte Verlauf kommt hier also blofs der Richtung der Seitenw\u00e4nde zu; bei anderen Farm dagegen, z. B. bei Struthiopteris, findet man auch wohl einzelne Massen von Parenchvm-Zellen, deren Seitenw\u00e4nde\n*) S. 1. c. Tab. XI.","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"419\nwieder der L\u00e4nge nach geschl\u00e4ngelt sind, jedoch nicht so bedeutend, wie es uns die Zeichnungen aus den beiden vorhin angezeigten F\u00e4llen geben.\nNicht so deutlich ist die Sonderung der Rinde ; zwar j,sind die Zellen der \u00e4ufsersten Schichten des Stammes nicht nur kleiner, sondern auch bedeutend dickh\u00e4utiger, als diejenigen, welche im Inneren des Stammes zwischen den Holzb\u00fcndeln gelagert sind, aber man kann doch den .allm\u00e4ligen Uebergang in dieses Gewebe der \u00e4ufsersten Schichten verfolgen; viel deutlicher gesondert tritt zuweilen eine Schicht von Rindengewebe auf den Wurzeln der Farm auf, und es ist die Rinde des Stammes auch bei einigen .Farm deutlicher, als bei anderen zu unterscheiden. Herr luMohl ist sogar der Meinung, dafs die Rinde oder der \u00e4ufserste Theil des Farrnstammes aus zwei Schichten zusammengesetzt ist, welche allm\u00e4lig in einander \u00fcbergehen, aber \u00abohne sich durch verschiedene Zellenform auszuzeichnen; \u00abdie \u00e4ufserste Schicht bildet die Epidermis. Andere Phyto-tomen wollen es nicht billigen, dafs man die \u00e4ufsersten Lagen solcher dickh\u00e4utigen Zellen in der Peripherie des Stammes Rinde nennt; weil man unter Rinde in physiologischer Hinsicht etwas Anderes versteht, indessen Pflanzen von so verschiedenem Baue und so verschiedener Vegetations-Art, als Farm, Mono- und Dicotyledonen, die m\u00fcssen auch sehr verschieden gebaute Rinde besitzen.\nUeber das Wachsthum des Farrnstammes m\u00f6chte wohl noch Manches zu beobachten sein, obgleich wir \u00fcber diesen Gegenstand die prachtvolle Arbeit des Herrn Mohl*) erhalten haben; dafs die meisten Formen des Farrnstam--mes, als z. B. die sprossende, die strauchartige und baumartige nur in die L\u00e4nge wachsen, ohne Vergr\u00f6fserung in die Dicke, wie dieses doch bei dem Dicotyledonen-Stamme gleichsam in das Unendliche fortgeht, das ist gegenw\u00e4rtig ganz bestimmt erwiesen, und ganz in derselben Art\n\u00a5) De structura filicum, \u2014 S. Martius, Ic\u00f4nes selectae plantar, cryptagarn. brasiliensium. Monach. 1834. 4.\n27*","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nw\u00e4chst der Stengel der Equiseten, der Lycopodien und der Moose; Herr Mohl bezeichnet dieses Wachsthum mit vegetatio terminalis. Ein solches Wachsen kommt aber auch den Mono- und Dicotyledonen zu, denn das Wachsthum der Knospe scheint mir mit jenem des Farrnstam-mes \u00fcbereinzustimmen ; dort kommt, in Folge der weiteren Entwickelung eine gr\u00f6fsere Zahl von Holzbiindeln zum Vorschein, welche aber nur durch Theilung der urspr\u00fcnglichen entsteht, w\u00e4hrend bei dem Farrnstamme, dem Equise-ten-Stamme u. s. w. eine blofse Ver\u00e4stelung der B\u00fcndel zur Bildung der Wedel erfolgt. Das Dasein oder das Fehlen der Axillarknospen bedingt oder verhindert das ; Wachsthum des Stammes in die Breite. Die Terminalknospe begrenzt die vegetatio terminalis eines Dicotyledo-nen-Triebes, und kommt sie in der n\u00e4chsten Vegetations-Periode zur Entwickelung, so w\u00e4chst sie ebenso, als die vorhergegangene Knospe, nur noch Wurzel fassend im Umfange des \u00e4lteren schon ausgewachsenen Triebes. Wie aber der knollenartige Stamm der Farm, der oftmals zu einem ungeheuren Umfange heranw\u00e4chst, seine Vergr\u00f6fse-rung in die Breite ausf\u00fchrt, das ist durch Beobachtungen noch zu verfolgen.\n","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"\u00bbErkl\u00e4rung der Abbildungen auf beiliegenden\nTafeln*).\nT a b. i.\njFig. 1. Darstellung eines Querschnittes aus dem Stengel des Cactus grandiflorus. a a die Zellen der Epidermis, deren obere W\u00e4nde stark verdickt sind und blasenf\u00f6rmige Auftreibung zeigen. b, b, b, b, die Seitenw\u00e4nde der Epidermis-Zellen, welche hier fast ganz verschwunden sind und sehr verd\u00fcnnte Stellen der Zellen-Membran aufweisen.\nc, c, c, die H\u00f6hlen der einzelnen Epidermis-Zellen, und d, e und f die obere Wand dieser Zellen oder die sogenannte Cuticula. Bei allen diesen W\u00e4nden der Epidermis-Zellen sieht man eine Menge von feinen T\u00fcpfel-Kan\u00e4len in die sogenannte i Cuticula eindringen, was ebenfalls gegen die Selbstst\u00e4ndigkeit der Cuticula sprechen m\u00f6chte.\ng g die untere Wand der Epidermis-Zelle cbggb, lind h ein breiter T\u00fcpfel in dieser dicken Zellenwand.\ni, i, i mehrere andere T\u00fcpfel der grofsen Zelle k k, deren \u00e4ufsere Fl\u00e4che, wo sie mit den daneben liegenden Zellen zu-sammenst\u00f6fst, durch die feinen Linien 1111 bezeichnet wird.\nIn der Zelle m m sind die T\u00fcpfel p und o noch eigenthiim-licher geformt, indem die dicken Stellen der Zellenwand q, q, q nach einer gewissen Regel abgerundet sind. Auch sieht man hier das Correspondiren der breiten T\u00fcpfel-Kan\u00e4le mit denen der Wand der Zelle n n.\nFig. 2. Darstellung der get\u00fcpfelten Zellen aus dem Fruchtstiele des K\u00fcrbis nach einem L\u00e4ngenschnitte bei 420maliger Vergr\u00f6\u00dferung; ab die Scheidewand zweier Zellen mit vielen durchschnittenen T\u00fcpfel-Kan\u00e4len, wie bei c, c und d.\n\u00a5) Die Gr\u00f6fse des beobachteten Gegenstandes ist zu der, Vergr\u00f6\u00dferung in der Abbildung immer in Form eines Bruches angegeben","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"\n422\nee eine Zelle, wo die T\u00fcpfel in Form von Streifen mehr oder weniger breit auftreten, aber genau die Richtung verfolgen, als wenn sie zwischen horizontal verlaufenden Windungen von Spiralfasern entstanden sind. In der Zelle ff ebendasselbe, w\u00e4hrend die Zelle g g schon mehr die gew\u00f6hnlichen T\u00fcpfel zeigt.\nFig. 3. Darstellung der cylindrischen Parenchym-Zellen aus dem Blattstiele von Cycas revoluta nach einem L\u00e4ngenschnitte bei 380maliger Vergr\u00f6fserung. Die W\u00e4nde dieser Zellen sind mit mehr oder weniger grofsen und nur selten gleichgeformten T\u00fcpfeln bedeckt, welche auch hier zuweilen nach einer gewis- | sen Regel gestellt sind.\nFig. 4. Darstellung eines Vertikalschnittes aus dem Zellenge-wTebe des Blattstieles von Cycas revoluta. Die Vergr\u00f6fserung | ist 420mal, also noch st\u00e4rker, wie in vorhergehender Figur.\na,\ta, a die durchschnittenen cylindrischen Zellen, wTelche in Fig. 3. der L\u00e4nge nach mit stark get\u00fcpfelten W\u00e4nden zu beob- I achten waren.\nb,\tb, b, b schmalere cylindrische Zellen mit auffallend dicke- 1 ren W\u00e4nden; sie sind bedeutend l\u00e4nger, als die vorhergehen- | den, zeigen aber keine T\u00fcpfel. Dagegen erkennt man wohl nur bei wenigen Pflanzen jene Zusammensetzung der dicken Zellen-Membran aus einer grofsen Menge von feinen Schichten f deutlicher, als eben hier. Bei einigen dieser Zellen sind besonders einige der concentrischen Ringe ausgezeichnet stark ausgebildet, w\u00e4hrend bei anderen die Schichten s\u00e4mmtlich gleich stark sind.\nc,\tc, c, c durchschnittene Intercellular-G\u00e4nge, welche hier von der regelm\u00e4fsigsten dreiseitigen Form sind; ja selbst wo die dickh\u00e4utigen und l\u00e4nger gestreckten Zellen mit einander zusammenstofsen, wie bei d, d, sind die Intercellularg\u00e4nge ganz regelm\u00e4fsig gestaltet.\ne, e, e, e T\u00fcpfelkan\u00e4le in der Membran der Zellen; bei g ' und h dagegen, sind, durch geringe Vertiefung oder Verd\u00fcnnung in der Fl\u00e4che der Zellenw\u00e4nde, jene grofseren T\u00fcpfel angedeutet, welche auf dem L\u00e4ngenschnitte in Fig. 3. so deutlich zu sehen sind.\nFig. 5. L\u00e4ngenschnitt aus dem Rinden-Parenchym eines Stengels von Cactus alatus. a a und b b gew\u00f6hnliche Parenchym-Zellen, zwischen welchen einzelne dickh\u00e4utige, get\u00fcpfelte Zellen c, d und e auftreten. Wie fast immer mit den dicken W\u00e4nden der Zellen die T\u00fcpfelung derselben auftritt, so auch hier; die daneben liegenden, d\u00fcnnh\u00e4utigen Zellen haben keine T\u00fcpfel.","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"423\nFig. G, Querschnitt aus dem Blumenschafte einer Orchidee von der Insel Lu\u00e7on; die durchschnittenen Zell\u00e9n sind mehr oder weniger regelm\u00e4fsig cylindrisch geformt und ihre dicken W\u00e4nde zeigen, wie bei d, d, d, die Schichtung derselben ganz deutlich, a, b und c sind durchschnittene Intercellularg\u00e4nge und e und g sind T\u00fcpfel in der Zellenwand, welche gerade auf einen Intercellulargang auslaufen, w\u00e4hrend die T\u00fcpfel ganz gew\u00f6hnlich, wie bei f, f in zwei, nebeneinander liegenden Zellenw\u00e4nden auf das Genaueste mit einander correspondiren.\nFig. 7. Darstellung eines Querschnittes aus dem braungef\u00e4rbten Pleurenchyme des Stammes von Alsophila speciosa mihi. In der Zelle a a ist nur noch die kleine Zeilenh\u00f6hle b zur\u00fcckgeblieben, indem die Wand der Zelle, durch Anlagerung so vieler neuer Schichten, wie man sie in der Linie c genau erkennen kann, so aufserordentlich verdickt ist. Von der Zellenh\u00f6hle h laufen die Kan\u00e4le e, e, e nach dem Rande der Zelle und sie sind es, welche bei schwacher Vergr\u00f6fserung als einfache braune, radial verlaufende Streifen erscheinen. In der Zelle f f verlaufen eine gr\u00f6fsere Menge von Kan\u00e4len von der H\u00f6hle d nach dem Umfange der Zelle, und der T\u00fcpfelkanal bei h ist sogar ver\u00e4stelt. In der Zelle i i ist ebenfalls eine eigentli\u00fcmliche Stellung der T\u00fcpfelkan\u00e4le bei b zu beobachten, welche von der H\u00f6hle k breit anfangen und allm\u00e4lig spitz zulaufen.\nFig. 8. Darstellung eines Querschnittes aus den Faser-Zellen des Cactus grandiflorus, welche in Form kleiner B\u00fcndel dicht aufserhalb des Holzringes liegen. Die W\u00e4nde dieser Zellen sind ganz aufserordentlich dick und aus vielen, ganz deutlich zu unterscheidenden Ringen bestehend, welche die verschiedenen Schichten dieser Membran andeuten. Die H\u00f6hlen dieser Zellen sind ebenfalls nur noch sehr klein, wie bei a, e, g u. s. w. und der \\ erlauf der T\u00fcpfelkan\u00e4le ist sehr regelm\u00e4fsig. Die Kan\u00e4le, welche von der H\u00f6hle a nach der Zellenscheidewand ff verlauten, stofsen fast ganz auf jene, welche von der Zellenh\u00f6hle e ausgehen, u. s. w.\nFig. 9. Darstellung desselben Gegenstandes nach einem Schnitte aus einer anderen Stelle ; die Zahl der Schichten, w oraus hier die Zellenw\u00e4nde bestehen, ist noch gr\u00f6fser, oder vielmehr noch deutlicher zu erkennen.\nFig. 10. Darstellung eines St\u00fcckchens von dergleichen Faser-Zellen aus dem Stengel des Cactus grandiflorus, nach einem L\u00e4ngenschnitte und bei gleicher Vergr\u00f6fserung mit den Figu ren 8 und 9.","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"aaaa die \u00e4ufserste Schicht der dicken Wand, welche die Zelle cc bildet; b b b ist dagegen der Umfang der H\u00f6hle dieser Zelle und von dieser H\u00f6hle verlaufen die Kan\u00e4le der durchschnittenen T\u00fcpfel nach den \u00e4ufseren Schichten dieser Zellenwand. Die T\u00fcpfelkan\u00e4le g, g correspondiren genau mit den T\u00fcpfelkan\u00e4len f, f in der anliegenden Zellenwand derselben, wie es in dieser Zeichnung ganz deutlich zu sehen ist.\nBei der Zelle add ist die H\u00f6hle mit e e bezeichnet und die dicke durchschnittene Wand zeigt \u00fcberall dergleichen L\u00e4ngenstreifen, wie sie bei a e gezeichnet sind und diese zeigen die Zusammensetzung derselben aus verschiedenen Schichten. Bei der Zelle c c ist noch die hintere Wand mit ansitzend und hier sind eine Menge kleiner Kreise zu sehen, welche nichts Anderes als T\u00fcpfel sind, n\u00e4mlich jene langen Kan\u00e4le von Vorne gesehen.\nFig. 11. Darstellung mehrerer Zellen aus der versteinerten Masse einer Winterbirne. Diese Verh\u00e4rtung besteht in einer Verdickung der Zellenw\u00e4nde durch Anlagerung neuer Schichten, welche auch in der Zelle 1 und in der Zelle 3 dargestellt sind. Die beiden nebeneinander liegenden Zellen in 3 haben nur noch sehr schmale H\u00f6hlen, a und b \u00fcberbehalten, von denen aus eine grofse Anzahl von T\u00fcpfelkan\u00e4len nach den \u00e4ufseren Schichten der Zellenwand c d f\u00fchren, und dort mit denjenigen der nebenanliegenden Zellenwand correspondiren, aber dabei niemals in offener Communication stehen. Die Zellen 1 und 2 zeigen auf ihrer hinteren Fl\u00e4che, bei a, a kleine T\u00fcpfel, welche von \\ orne oder von Hinten gesehen, nat\u00fcrlich nur den Umfang des T\u00fcpfelkanales darstellen.\nFig. 12. Darstellung eines Gummiganges aus dem Blattstiele von Cycas revoluta nach einem Querschnitte, a a, die durchschnittene H\u00f6hle des Gummiganges, b b b b gew\u00f6hnliches cylindrisches Parenchym, welches das Diachym des Stengels bildet und c c c c eine Reihe kleiner, warzenf\u00f6rmiger Zellehen, welche den Umfang des Gummiganges unmittelbar darstellen.\nT a b. II.\nFig. 1. Querschnitt aus dem Rindentheile des Schaftes der gemeinen Binse (Scirpus lacustris L.).\na a \u00e4ufserste Zellenschicht, deren obere oder \u00e4ufsere Zellenw\u00e4nde verdickt sind und die sogenannte Cuticula b b bilden, c, c, c einzelne B\u00fcndel von Faser-Zellen, dd \u00e4hnliche B\u00fcndel von Faser- oder Bast-Zellen, e e eine dicke Schicht von prismatischen, horizontal gela-","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"425\ngerten Parenchym-Zellen, welche stark mit gr\u00fcngef\u00e4rbten Zel-lensaft-K\u00fcgelclien gef\u00fcllt sind und \u00fcberhaupt die gr\u00fcne Farbe der Binse veranlassen.\nf,\tf Durchschnitte der Luftkan\u00e4le.\ng,\tDurchschnitt eines Holzb\u00fcndels, welches unausgef\u00fchrt geblieben ist; h, h sind die durchschnittenen Spiralr\u00f6hren.\nFig. 2. Darstellung eines Querschnittes aus dem Inneren des Schaftes von Scirpus lacustris L. Es ist der Durchschnitt eines grofsen Holzb\u00fcndels mit den W\u00e4nden der anstofsenden Luftkan\u00e4le.\na b und a c die Seitenw\u00e4nde eines Luftkanales, welcher eine Querwand von eigenthiimlich gestalteten, aber zum sternf\u00f6rmigen Zellengewebe geh\u00f6rige Parenchym-Zellen enth\u00e4lt.\nd d d d ein Theil dieser Querwand, der aus 3 Zellen besteht, n\u00e4mlich aus der Zelle d d f f, der Zelle f f e e und der Zelle e e d d. Die seitlichen Scheidew\u00e4nde dieser Zellen, n\u00e4mlich ff, e e und g g sind mit elliptischen Zwischenr\u00e4umen durchbrochen, welche mit den Interstitiis des gew\u00f6hnlichen sternf\u00f6rmigen Zellengewebes zu vergleichen sind.\nhhhh ein anderer Theil des sternf\u00f6rmigen Zellengewebes, der ebenfalls aus 4 Zellen besteht, deren Seitenw\u00e4nde allein die bezeichneten Interstitia aufzuweisen haben. Die Zellen-Membran zeigt aufserdem noch einzelne oder doppelte Kreise, \u25a0welche entweder T\u00fcpfel oder warzenf\u00f6rmige Erhebungen sein m\u00f6gen.\ni, i Durchschnitte der grofsen Spiralgef\u00e4fse des Holzb\u00fcndels.\nk, der Durchschnitt des Luftganges, der durch das ganze Holzb\u00fcndel der L\u00e4nge nach verl\u00e4uft.\n11 und mm Faser-Zellen des Holzb\u00fcndels, deren dicke W\u00e4nde die H\u00f6hlen fast ganz schliefsen, \"welche defshalb nur als dunkele Punkte erscheinen.\nn eine einzelne d\u00fcnnh\u00e4utige Zelle zwischen den \u00fcbrigen dickh\u00e4utigen Faser-Zellen.\no o die seitliche Scheidewand eines anderen Luftkanales; sie ist ans zwei Reihen von Zellen zusammengesetzt, w\u00e4hrend drei andere W\u00e4nde nur aus einfachen Zellenreihen gebildet sind.\np p und r r sternf\u00f6rmiges Zellengewebe, welches in der j\u00fcngeren Pflanze die zusammenh\u00e4ngenden Querw\u00e4nde der Luftkan\u00e4le bildete, bei der \u00e4lteren aber nur in einzelnen Fetzen an den Seitenw\u00e4nden h\u00e4ngen bleibt.\nFig. 3. Darstellung einer kleinen Partie von dem eigenth\u00fcmlich geformten sternf\u00f6rmigen Gewebe, welches im Inneren der Binsen vorkommt. Man kann in diesem St\u00fcckchen sehr deutlich den Uebergang jenes Gewebes von d d d d tund hhhh Fig. 2,","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nzum wirklichen sternf\u00f6rmigen verfolgen, indem hier nicht nur die Seitenw\u00e4nde, wie z. B. ff, mit Interstitiell besetzt sind, sondern auch die grofsen Interstitiell an den Ecken der Zellen auftreten, wie b, b, b, b, b bei der Zelle a. So wie bei gew\u00f6hnlichem sternf\u00f6rmigem Parenchym in den Seitenw\u00e4nden der Zellen, zwischen zwei grofsen Interstitien ein oder mehrere kleine Interstitien auftreten, so findet man es auch schon in dieser Darstellung.\nFig. 4. Darstellung desselben Gew7ebes von einer anderen Stelle des Binsenschaftes. Deutlicher sind hier zwar die Interstitia zwischen den nebeneinander liegenden Zellen, als runde und stark erweiterte Intercellular - G\u00e4nge zu erkennen, aber w eniger deutlich sieht man hierin den Uebergang zum sternf\u00f6rmigen Gewebe. Nur e, e, e, e sind als grofse Interstitia zu erkennen, welche an den Ecken der Zellen aufgetreten, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Ecken dieser Zellen unver\u00e4ndert geblieben sind. Es herrscht hierin eine grofse Mannigfaltigkeit.\nFig. 5. Querschnitt aus dem Schafte von Eriophorum vaginatum. Der Schnitt ist durch eine Scheidewand (eeee) gegangen, welche zwischen zwei Luftkan\u00e4len liegt und zwar so, dafs gerade die Querw\u00e4nde der Luftkan\u00e4le dadurch blofsgelegt worden sind.\na,\ta, a sind sternf\u00f6rmige Zellen, welche die Querw\u00e4nde andeuten, die hier in jeden der beiden Luftkan\u00e4le gelagert waren.\nb,\tc und d sind die Strahlen der einzelnen sternf\u00f6rmigen Zelle von a und\neeee sind die Zellen der durchschnittenen Scheidewand, welche zwischen den beiden Luftkan\u00e4len liegt. Diese Zellen sind in der alten Pflanze, zur Zeit des Octobers ganz aufser-ordentlich dickh\u00e4utig und stark get\u00fcpfelt, wie es die hintere Wand der Zelle f zeigt.\ng, g, h zeigen einige der durchschnittenen T\u00fcpfelkan\u00e4le, welche in der dicken Haut dieser Zellen liegen.\nFig. 6. Einzelne sternf\u00f6rmige Zellen aus der Querwand eines Luftkanales von eben derselben Pflanze, wonach Fig. 5. angefertigt ist.\na,\ta, a drei ganz vollst\u00e4ndige sternf\u00f6rmige Zellen in ihrer gegenseitigen Verbindung.\nb,\tb die dicken W\u00e4nde dieser Zellen.\nc,\tc, c, c Interstitia zwischen den Strahlen der einzelnen Zellen.\nd ein auslaufender Strahl, getrennt von dem Strahle der angrenzenden Zelle.\ne die breit angeschwmllene Begrenzungsfl\u00e4che des Strahles","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"427\nd, mit welcher die Vereinigung mit dem angrenzenden Strahle stattfindet. Die Zellen-Membran, welche diese, zur Vereinigung bestimmte Fl\u00e4che bildet, ist get\u00fcpfelt und die T\u00fcpfelkan\u00e4le correspondiren mit denjenigen der angrenzenden Zellenwand.\nff sind dergleichen'vereinigte Enden der wulstig angeschwollenen Strahlen von nebeneinander liegenden Zellen; sie entstehen aus gew\u00f6hnlichen Strahlen, wie es Fig. 8. zeigt, wo die meisten Strahlen einer gew\u00f6hnlichen sternf\u00f6rmigen Zelle angeh\u00f6ren, w\u00e4hrend die beiden Strahlen bei a, a, schon beginnen an ihrer Vereinigungsstelle wulstig anzuschwellen.\nFig. 7. Darstellung einer einzelnen sternf\u00f6rmigen Zelle aus eben derselben Pflanze; nur die Enden der angrenzenden Strahlen sind mit aufgezeichnet, und die Vergr\u00f6fserung ist \u00fcber SOOfach\na,\tdie H\u00f6hle der Zelle.\nb,\tdie dicke Wand dieser Zelle.\nc c ein einzelner Strahl, und e e der Strahl der angrenzenden Zelle, bei d d sind diese beiden Strahlen mit einander verbunden.\nf,\tf, f, die engen Kan\u00e4le, durch welche sich die H\u00f6hle der Zelle in die Strahlen hinein fortsetzt.\ng,\tg, g sind die durchschnittenen T\u00fcpfelkan\u00e4le, welche durch die Substanz der dicken Scheidew\u00e4nde laufen, aber mit der correspondirenden des angrenzenden Strahles nicht in offener Verbindung stehen. Die Menge der T\u00fcpfelkan\u00e4le ist in diesen Scheidew\u00e4nden sehr grofs und daher werden bei der Ver\u00e4nderung des Fokus auch immer andere zu Gesicht kommen. Offenbar sind auch diese T\u00fcpfel zur Erleichterung der Communication zwischen diesen anliegenden dickh\u00e4utigen Zellen.\nFig. 9. Darstellung einiger strahlenf\u00f6rmigen Zellen aus den Querw\u00e4nden der Luftkan\u00e4le in der angeschwollenen Basis des Blattstieles von Sagittaria indica.\na,\ta, zwei solcher strahlenf\u00f6rmigen Zellen.\nb,\tb, b, b u. s. w. Interstitia an den Ecken dieser Zellen.\nc,\teine Wand der Zelle mit einem kleinen Interstitium.\nd,\td, zwei kleine Interstitia auf einer Seiten\u2019wand.\ne e. e e, Seitenw\u00e4nde mit 3 kleinen Interstitien.\nf f mit 4 Interstitien und der Scheidewand g g mit 7 solchen kleinen Interstitien.\nIn den Zellen liegen einzelne gr\u00fcngef\u00e4rbte Zellensaft-K\u00fcgelchen und bei h sind sie in Form eines Kreises aneinander ge-reiliet.\nFig. 10. Darstellung einer grofsen strahligen Zelle aus dem oberen Theile des Blattstieles der Sagittaria indica. Die Zellen sind hier sehr dickh\u00e4utig und die Interstitia sind niedlichei\nf","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\ngeformt. Zwischen den elliptischen Interstitien liegen hie und da ganz kleine Anschwellungen der Scheidew\u00e4nde, wie hei a, a, a; hei b ist dieselbe schon gr\u00f6fser und bei chat sich schon das Interstitium durch Auseinandertreten der Zellenw\u00e4nde gebildet.\nBei dem Interstitium d ist der schattirte Raum der erweiterte Intercellulargang und die breite helle Einfassung e ist die dicke Wand, welche sich rund um das Interstitium bildet, w\u00e4hrend die Zellenwand an anderen Stellen nicht angeschwollen ist.\nFig. 11. Darstellung des sternf\u00f6rmigen Zellengewebes aus einer Querwand des grofsen mittleren Luftkanales in dem Blattstiele der Pontederia cordata.\na,\tder K\u00f6rper der \u00f6strahligen Zelle.\ne, e, e, e, verschiedene Strahlen der Zelle.\nd,\td, d, d, d, grofse Interstitia.\nb,\tb, b, b, b, 5 sternf\u00f6rmige Zellen, welche um die runde Zelle c gelagert sind, und bei den Vereinigungslinien mit dieser Zelle keine Interstitien zeigen.\nDie Zelle c ist mit einem gelbbr\u00e4unlichen, harzigen Stoffe gef\u00fcllt und sehr dickh\u00e4utig.\nf eine eigent\u00fcmlich geformte Zelle, welche zwischen den Zellen g, h und i gelagert ist.\nk ein grofses Interstitium f\u00fcr die Aufnahme eines grofsen Krystalles (S. p. 241). Die W\u00e4nde der angrenzenden Zellen n, n, wie bei 1, 1 sind etwas von einander getreten, wahrscheinlich durch die Vergr\u00f6fserung des Krystalles allm\u00e4lig dazu gezwungen.\nT a b. III.\nFig. 1. L\u00e4ngenschnitt aus dem Holze der gemeinen Kiefer; der Schnitt ist parallel der Markstrahle gef\u00fchrt, und man sieht die grofsen T\u00fcpfel, welche in einer einfachen Reihe auf den Seitenw\u00e4nden der Parenchym-Zellen dieses Holzes Vorkommen.\na a a a ist die \u00e4ufsere Umgrenzung des dargestellten St\u00fcckchens der einen Zelle und\naabb die \u00e4ufsere Umgrenzung der nebenanliegenden Zelle.\na c c a und d a a d sind die Durchschnittfl\u00e4chen der beiden W\u00e4nde der Zelle a a a a, und auf diesen Fl\u00e4chen erkennt man die Zusammensetzung aus Schichten durch die grofse Anzahl feiner Streifen.\ne,\te, e, e, e sind die wahren T\u00fcpfel, welche sich von dem umschliefsenden Hofe f, f, f durch st\u00e4rkere Schattirung aus-","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"429\nzeichnen, wodurch man schon erkennt, dafs diese beiden Theiie des T\u00fcpfels nicht in einer und derselben Fl\u00e4che liegen.\nk, k zeigt eine sehr seltene Abweichung von der Regel; es fehlt n\u00e4mlich der umschliefsende Hof und an dessen Stelle sind 6 kleine T\u00fcpfel aufgetreten, welche rund um den siebenten T\u00fcpfel i stehen.\nahlia und b g g b sind die durchschnittenen Seitenw\u00e4nde der angrenzenden Zellen.\nFig. 2. Querschnitt aus einer anderen Stelle des Holzes von der gemeinen Kiefer, wo die W\u00e4nde nicht so dick, als in Fig. 12. sind. Der Schnitt geht mitten durch die T\u00fcpfel, welche immer nur auf zwei gegen\u00fcber stehenden Zellenw\u00e4nden Vorkommen, wie z. B. in der Zelle m auf den Seiten n, n; w\u00e4hrend die Seitenw\u00e4nde o, o keine T\u00fcpfel zeigen.\na c, a c die durchschnittenen Seitenw\u00e4nde der einen Zelle.\nf, f, linsenf\u00f6rmige Zwischenr\u00e4ume, welche sich durch Auseinandertreten der W\u00e4nde zweier nebeneinander liegender Zellen darstellen und die Veranlassung der Bildung des \u00e4ufseren Hofes geben, welcher den wahren T\u00fcpfel umgiebt, der wiederum, wie es bei e, e zu sehen ist, in einer blofsen Vertiefung oder Aush\u00f6hlung der inneren Fl\u00e4che der Zellenwand besteht.\nIn der Zelle g ist h h die scheibenf\u00f6rmige Erhebung, welche den Hof des T\u00fcpfels bildet, der in i als ein kleines Gr\u00fcbchen zu erkennen ist.\nBei k, k sind die inneren Schichten der dicken Zellenwand durch den mechanischen Druck von der \u00e4ufseren, 1,1 getrennt.\nFig. 3. L\u00e4ngenschnitt aus dem Holze eben desselben Kieferstammes; der Schnitt ist im rechten Winkel durch die Zellen der Markstrahle kkkk gef\u00fchrt, welche zwischen den beiden Zellenw\u00e4nden c a c a und a c c a gelagert ist.\na a a a die \u00e4ufsere Begrenzung der einen Zelle und aabb die \u00e4ufsere Begrenzung der anderen Zelle, zwischen welchen der Markstrahl gelegen ist,\na 1, a 1 die Wand der angrenzenden Zelle und zwischen dieser und jener Wand a c a c, liegen die Durchschnitte der drei linsenf\u00f6rmigen H\u00f6hlen g, g, g, welche durch Auseinandertieten der Zellenw\u00e4nde gebildet werden und den umschliefsenden Hof darstellen.\ne, e, e sind die Durchschnitte der kleinen T\u00fcpfel, welche mit den T\u00fcpfeln f, f, f genau in einer und derselben Ebene liegen. Ganz ebenso ist der durchschnittene T\u00fcpfel in der Zellenwand b b geh au et.","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"Fig. 4. L\u00e4ngenschnitt aus einem Blattstiele von Cycas revoluta. Der Schnitt geht gerade durch ein Holzb\u00fcndel und zeigt die W\u00e4nde dreier Zellen oder R\u00f6hren.\naaaa eine get\u00fcpfelte Rohre mit drei Reihen von T\u00fcpfel; die T\u00fcpfel sind elliptisch und liegen in regelm\u00e4fsiger Stellung, verfolgend den Lauf der Windungen der Spiralfasern, woraus die W\u00e4nde dieser Rohre durch Verwachsung entstanden sind. Der langgezogene elliptische T\u00fcpfel liegt zwischen zwei Faserwindungen, und der umschliefsende Hof besteht in einer Erhebung der Zellenwand.\nDas Netz von Linien, welches mit b b b bezeichnet, zwischen den T\u00fcpfeln liegt, ist durch die Angrenzung der Kanten der daneben liegenden Zellen entstanden.\nd d, ein sogenanntes Spiralgef\u00e4fs, dessen Windungen zu verwachsen beginnen.\nc c eine andere get\u00fcpfelte R\u00f6hre mit verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig gr\u00f6-fseren T\u00fcpfeln.\nFig. 5. Darstellung eines kleinen Theiles der get\u00fcpfelten Wand aus aaaa Fig. 15. nach einer 420maligen Vergr\u00f6fserung, wobei das Verh\u00e4ltnifs des Hofes zum elliptischen T\u00fcpfel deutlicher zu sehen ist. Bei a ist ein Kreuzen der beiden, auf den angrenzenden Zellenw\u00e4nden liegenden T\u00fcpfel zu sehen, was in alten St\u00e4mmen mancher Cycadeen fast allgemein zu beobachten ist und wohl beweist, dafs die Spiralfaser in den beiden nebeneinander liegenden Zellen in entgegengesetzter Richtung verlief, weil n\u00e4mlich die T\u00fcpfel immer zwischen zwei Windungen gelagert sind.\nIn der durchschnittenen Zellenwand c d sind auch kleine Vertiefungen, d. h. die Durchschnitte der T\u00fcpfel zu bemerken,\nFig. 6. Darstellung eines kleinen Theiles einer get\u00fcpfelten R\u00f6hre aus dem Holze eines Cycadeen-Stammes von der Insel Lu\u00e7on; der Schnitt ist parallel den Markstrahlen gef\u00fchrt, und auch hier haben nur die, den Markstrahlen zugewendeten Seiten dergleichen T\u00fcpfel aufzuweisen. Der Hof dieser T\u00fcpfel ist sehr grofs geworden und hat nicht mehr die regelm\u00e4fsige elliptische Form, sondern ist mehr vielseitig und eckig durch gegenseitige Begrenzung geworden. Die Durchschnittsfl\u00e4chen der dicken W\u00e4nde a b, u. s. w. zeigen ebenfalls die Zusammensetzung aus verschiedenen Schichten.\nFig. 7. Querschnitt aus einem Holzb\u00fcndel des Blattstieles von Cycas revoluta; hier sind auf allen Seiten T\u00fcpfel, wT\u00e4hrend an den Zellen des Holzk\u00f6rpers dieser Pflanze nur die, den Markstrahlen zugewendeten Seiten der Zellen mit T\u00fcpfel besetzt sind.","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"431\nFig. 8. Querschnitt aus dem Holzk\u00f6rper des alten Cycas-Stam-mes, nach welchem auch die Abbildung von Fig. 6. gemacht worden ist.\na und b sind die durchschnittenen Prosenchym-Zeilen, deren W\u00e4nde bei c, c auseinander getreten sind, und dadurch den Hof des T\u00fcpfels darstellen, welcher in der horizontalen Ansicht, wie bei Fig. 17. so deutlich zu sehen ist.\nd, d, d, d sind die Durchschnitte der wahren T\u00fcpfel und sie bestehen, wie alle andere T\u00fcpfel in einer kanalf\u00f6rmigen Vertiefung auf der inneren Fl\u00e4che der Zellenw\u00e4nde.\nFig. 9. Darstellung eines L\u00e4ngenschnittes aus dem Stamme von Cactus Opuntia L.\na b, einfache Spiralr\u00f6hren, deren Fasern schon mit der um-schliefsenden Membran fest verwachsen war und netzf\u00f6rmig zu werden beginnt,\nc d, ein einzelnes Glied einer vollkommen netzf\u00f6rmig verwachsenen Spiralr\u00f6hre und\ne f, eine Spiralr\u00f6hre, welche an ihrem unteren Gliede sehr deutlich zeigt, dafs sich die L\u00e4nge der Streifen und T\u00fcpfel am meisten nach der Breite der angrenzenden Organe richtet. In allen den, in vorliegender Figur dargestellten Spiralr\u00f6hren, ist die Gliederung, d. h. die Zusammensetzung der Spiralr\u00f6hre aus kurzen Schl\u00e4uchen oder Zellen ganz deutlich.\nFig. 10. Darstellung eines kleinen Theiles von dem Blatte von Sphagnum palustre L.\na a, eine grofse Zelle mit Spiralfasern auf der inneren Wand.\nb, b, c und d sind lange und schmale Zellen mit gr\u00fcngef\u00e4rbten K\u00fcgelchen, welche die R\u00e4nder der grofsen Zellen einfassen und zwischen denselben liegen.\ne, e, grofse Ringe auf der Zellenwand, welche man f\u00fcr L\u00f6cher zu halten pflegt, die aber h\u00f6chstens als verd\u00fcnnte Stellen der Membran zu erkl\u00e4ren sind.\nFig. 11. Abbildung eines Theiles von einem anderen Blatte eben derselben Pflanze; hier sind die Zellen sehr grofs und ohne Spiralfasern, auch sieht man hier um so deutlicher das Ver-h\u00e4ltnifs der schmalen Zellen zu den breiteren, wor\u00fcber ausf\u00fchrlich pag. 56 die Rede ist.\nFig. 12. Darstellung eines L\u00e4ngenschnittes aus der Spiralr\u00f6h-renmasse eines Stammes von Alsophila speciosa mihi. Es sind hier 3 nebeneinanderliegende, metamorphosirte Spiralr\u00f6hren, weiche sich gr\u00f6fstentheils als gestreifte Rohren zeigen, an einzelnen Stellen dagegen schon in get\u00fcpfelte verwachsen sind. Die Spiralr\u00f6hre a b c d ist am oberen Theile mit sehr kurzen Streifen bedeckt, indem die, dazwischen herablaufenden Linien,","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\nm\nwelche durch die Kanten der fr\u00fcher anliegenden Organe gebildet wurden, diese Theilung veranlafsten. Am unteren Ende sind die Verwachsungen an den breiten Streifen o o und o p so vollkommen, dafs weder Spuren von Fasern noch von Streifen zu sehen sind, dazwischen tritt aber eine Reihe vollkommener Streifen auf, welche schon durch die umgrenzende feine Linie die Breite einer angrenzenden Spiralr\u00f6hre zeigt. Aehnliche Vertheilung der breiten und kurzen Streifen findet sich auf der Spiralr\u00f6hre c d e f und e f g h.\nc d zeigt die beiden durchschnittenen W\u00e4nde der nebeneinander liegenden Spiralr\u00f6hre; man erkennt hieran die Dicke dieser H\u00e4ute und bemerkt die tiefen Einschnitte, welche in die W\u00e4nde hineinlaufen und gerade die durchschnittenen Streifen sind, welche sich auf dem Querschnitte ganz wie T\u00fcpfel verhalten.\nFig. 13. Es sind hier drei solcher Streifen von den Spiralr\u00d6h-ren aus Fig. 12. bei einer IQOOmaligen Vergr\u00f6fserung darge-stellt.\na, a, a sind die wahren Streifen, das sind n\u00e4mlich die verd\u00fcnnten Stellen der W\u00e4nde, dagegen ist jeder Streifen noch durch einen besonderen Hof umgeben, der hier mit b, b, b bezeichnet ist. Die Seiten-R\u00e4nder der H\u00f6fe zweier nebeneinander liegender Streifen laufen sehr dicht nebeneinander, so dafs es bei schw\u00e4cherer Vergr\u00f6fserung, wie in Fig, 14. erscheint, als wenn eine feine Linie zwischen zwei Streifen verliefe.\nFig. 15. Darstellung eines Querschnittes aus einer solchen gestreiften Spiralr\u00f6hre von eben derselben Pflanze, w\u00e4hrend in Fig. 16. ein Theil einer anderen R\u00f6hre der Art nach einer noch st\u00e4rkeren Vergr\u00f6fserung dargestellt ist. Die Bezeichnungen in beiden Figuren sind gleichbedeutend.\na ist die H\u00f6hle der 4seitigen Spiralr\u00f6hre b c d e, welche von allen 4 Seiten noch durch die W\u00e4nde der 4 angrenzenden Spiralr\u00f6hren eingefafst wird, f g, m n, h i und k 1 sind diese Wr\u00e4nde und zwischen diesen und den ihnen anliegenden W\u00e4nden der Spiralr\u00f6hre a finden sich schmale L\u00fccken, welche der Breite der Streifen und diese wieder der Breite der angrenzenden Organe entsprechen. So ist die L\u00fccke o o zwischen der W7and b d und f g gelegen, die L\u00fccke r zwischen der W and d e und k 1, u. s. w. Durch diese L\u00fccke wird der Hof erzeugt, welcher die Streifen, wenn man sie in horizontaler Lage, wie in Fig. 13. und 14. ansieht, umgeben. Der Streifen selbst zeigt sich jedoch als verd\u00fcnnte Stelle, welche durch p p dargestellt ist. Die Linien p, p, welche scheinbar wie Kan\u00e4le","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"durch die W\u00e4nde laufen, sind dagegen hier nur seitliche Einfassung der verd\u00fcnnten Stellen, welche sich als lange Gruben zeigen. Um so dunkeier zeigen sich diejenigen Stellen der W\u00e4nde, welche zwischen den Streifen und T\u00fcpfeln liegen, wie z, B. q, q, u. s. w.\nAufserdem ist an diesen Abbildungen noch zu beachten, dafs die W\u00e4nde dieser Spiralr\u00f6hren auf dem Querschnitte gleichfalls die Zusammensetzung der Membran aus vielen Schichten zeigen, ganz gleich jenem Baue der Zellenw\u00e4nde.\nAuch kommen in solchen F\u00e4llen, wo sich Spiralr\u00f6hren unmittelbar an Spiralr\u00f6hren legen, ebenfalls G\u00e4nge vor, welche zwischen den Kanten der Spiralr\u00f6hren verlaufen und gleich den Intercellularg\u00e4ngen erscheinen. Bei d und e sind solche Interspiralr\u00f6hreng\u00e4nge durchschnitten.\nFig. 17. Ein L\u00e4ngenschnitt aus der gr\u00fcnen Zellenschicht der Rinde von Sambucus nigra. Die Zellen sind dickh\u00e4utig,haben aber sehr weiche W\u00e4nde.\nDie Zelle a b zeigt auf der einen H\u00e4lfte der Wand eine Menge von Fasern, c, c, c, welche offenbar die Windungen von spiralf\u00f6rmig verlaufenden Fasern sind, die aber zum Theil mit der umschliefsenden Zellen-Membran vollkommen verwachsen sind.\nd, e, e, e sind \u00e4hnliche Spiralfasern, welche sich sogar ver\u00e4steln , ganz wie es bei den Spiralfasern in anderen F\u00e4llen beobachtet wird.\nf,\tf, f sind die dicken W\u00e4nde der Zellen, welche auf der inneren Fl\u00e4che, zwischen den einzelnen Windungen der Fasern mit der gr\u00fcnf\u00e4rbenden Substanz bekleidet sind.\ng,\tg, i sind durchschnittene Intercellularg\u00e4nge, welche durch eine wasserhelle Substanz gef\u00fcllt sind, die derjenigen der Zellenw\u00e4nde gleicht und derselben auch wahrscheinlich angeh\u00f6rt.\nFig. 18. Darstellung eines Vertikalschnittes, welcher durch die untere Blattfl\u00e4che von Pleurothallis ruscifolia gef\u00fchrt ist.\na a, Epidermis mit der darin sitzenden Hautdr\u00fcse c.\nd, die Athemh\u00f6hle unter der Hautdr\u00fcse.\nee einfache Schicht von cylindrischen Spiralfaser-Zellen ohne Zellensaft-K\u00fcgelchen.\nff das gew\u00f6hnlich merenchymatische Gewebe, welches stark mit gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen gef\u00fcllt ist und das\nDiachym des Blattes bildet.\nFig. 19. Ein \u00e4hnlicher Schnitt aus eben derselben Pflanze, wte in Fig. 14.\n28","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\na b, Epidermis und c d die obere Wand derselben oder die sogenannte Cuticula.\ne,\tSpiralfaser-Zelle, in welcher die Structur der Zellenw\u00e4nde deutlich zn sehen ist.\nFig. 20. Horizontalschnitt dicht unter der Epidermis der unteren Blattfl\u00e4che von eben demselben Blatte der Pleurothallis gef\u00fchrt.\nb a a a a, die Zellen der Epidermis, auf welcher die oberen Grundfl\u00e4chen der abgeschnittenen Spiralfaser-Zellen liegen, in die man hineinsieht und die Verwachsung der Enden ihrer Spiralfasern verfolgen kann.\nb b b b die eine dieser Zellen, deren Fasern in d zusammenlaufen, indem allm\u00e4lig immer mehr und mehr die nebeneinander liegenden Fasern zusammenlaufen und mit einander verschmelzen.\ncccc eine andere Zelle der Art, wo sich die Fasern in e vereinigen. In den beiden nebeneinander liegenden Zellen ist der Verlauf der Fasern nicht aufgezeichnet.\nf,\tf, sind grofse K\u00fcgelchen, welche sich in den Zellen dieser Epidermis sehr h\u00e4ufig finden, aber wasserhell gef\u00e4rbt sind.\nFig. 21. Darstellung eines Querschnittes aus den \u00e4ufsersten Zellenschichten des Blattstieles der bekannten rothen Spielart von Beta Cicla.\na b, die Zellen der Epidermis mit der zarten Cuticula.\nc d, eine dichte Zellenmasse von h\u00f6chst eigenth\u00fcmlichen Ansehen.\ne,\te, e, e, e sind die durchschnittenen Zellenh\u00f6hlen.\nf,\tf, f, f dagegen die verdickten Stellen der aneinander grenzenden Zellenw\u00e4nde, wTelche, besonders nahe der Epidermis, eine etwas braunr\u00f6thliche F\u00e4rbung zeigen, und aus so vielen St\u00fccken zusammengesetzt sind, als daselbst Zellen zusammen-stofsen. In\nFig. 22. u. 23. sind Querschnitte aus eben demselben Zellenge-webe nach st\u00e4rkeren Vergr\u00f6fserungen dargestellt. In Fig. 23. sieht man z. B. ganz deutlich, wie die 4 St\u00fccke k, n, 1 und m den entsprechenden Zellen h, i, g und a angeh\u00f6ren und so verh\u00e4lt es sich \u00fcberall.\nFig. 24. ir. 25. Querschnitte aus den \u00e4ufsersten Rindenschichten des Stammes von Helleborus foetidus.\na b, Epidermis und cd die dazu geh\u00f6rige Cuticula.\ne und netzf\u00f6rmige Zellen, durch Verwachsen der Spiralfaserschicht mit der umschliefsenden \u00e4ufseren Zellenschicht entstanden.","page":434},{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"435\nT a b. IV.\nFig. 1. Darstellung eines L\u00e4ngenschnittes aus einem Blatte von Oncidium juncifolium.\nab, cd und e f, Zellen, deren W\u00e4nde mit Spiralfasern bekleidet sind, w\u00e4hrend die daneben liegenden Zellen ohne dieselben sind.\ng, h, i und k zeigen einzelne, mehr oder weniger [grofse Kreise, welche f\u00fcr verd\u00fcnnte Stellen zu erkl\u00e4ren sind. Einige dieser Zellen haben mehrere solcher verd\u00fcnnten Stellen.\nFig, 2. Eine einzelne Spiralfaser-Zelle aus dem Blatte der Vanda teretifolia nach einem Querschnitte, a b und c d die dicken Spiralfasern.\n^e f die' urspr\u00fcngliche Zellen-Membran. g h eine sich ver\u00e4stelnde Spiralfaserwindung, i k Durchschnitt der Zellenwand und\n1,. 1, 1 zeigen die Durchschnitts-Fl\u00e4chen der Spiralfasern m, n, m.\nFig. 3. Querschnitt aus einer anderen Stelle eines Blattes von der Vanda teretifolia. Die Spiralfaser-Zellen sind sehr regel-m\u00e4fsig gezeichnet und enthalten sch\u00f6n gr\u00fcngef\u00e4rbte Zellensaft-K\u00fcgelchen.\nFig. 4. Querschnitt aus einem Blatte von Oncidium maximum, a b, die Zellen der Epidermis.\nc d, eine Zeilenmasse stark mit Chlorophyll gef\u00e4rbt, e, einen sogenannten Kern enthaltend, f ebenfalls ein solcher Kern, der aus einer durchsichtigen und meistens ganz ungef\u00e4rbten Substanz besteht.\ng h, Spiralfaser-Zellen, womit fast das ganze Diachym des Blattes gef\u00fcllt ist; einzelne dieser Zellen, wie bei i, enthalten gr\u00fcngef\u00e4rbte Zellensaft-K\u00fcgelchen.\nFig. 5. u. Fig. 6. Darstellung einzelner Spiralfaser-Zellen aus dem Blatte von Stelis gracilis mihi nach einem L\u00e4ngenschnitte.\na b, die Enden der langen Zelle, wo die Spiralfasern, woraus das Ganze besteht, vollkommen zu einer gleichm\u00e4fsigen Membran verwachsen sind.\nc,\teine einfache Wand der Zelle, welche ganz aus nebeneinander liegenden Spiralfasern besteht. Die spiralf\u00f6rmig sich windenden Streifen sind n\u00e4mlich die Linien, in welchen sich die Seiten der Spiralfaser-Windungen verbinden, und der helle und schmale Streifen zwischen solchen zwei dunkeln Streifen, ist eben die Windung der Spiralfaser.\nd.\tAn dieser Stelle sind auch die, nach entgegengesetzter Richtung verlaufenden Windungen der Spiralfaser zu sehen,","page":435},{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436\nwelche die hintere Wand der Zelle bilden. Die Zelle war bei dem Trocknen des Blattes stark zusammengedr\u00fcckt, so dafs beide W\u00e4nde aufeinander lagen.\nFig. 7. Ein kleiner Theil von der Wand der Zelle aus Fig. 6. nach einer 540maligen Vergr\u00d6fserung dargestellt, wodurch die Structur-Verh\u00e4ltnisse dieser Zellen-Membran ganz klar werden.\na a, a a, die breiten Fasern, welche in den Doppellinien bb, b b nebeneinander liegen.\nc, eine Spiralfaser-Windung, welche sich in die Aeste c nnd d theilt.\nFig. 8. Darstellung eines kleinen Theiles der Zellenwand von Oncidium maximum nach einer 540maligen Vergr\u00d6fserung.\nab, ab, einzelne Enden der Spiralfasern, welche hier, wie die Zeichnung es darstellt, einen gegliederten Bau aufzuweisen haben.\ncd, cd, die feine Zellen-Membran, welche sich \u00fcber die Spiralfasern fortzieht und die urspr\u00fcngliche Schicht der Zellenwand darstellt.\ne,\te, einzelne grofse gr\u00fcngef\u00e4rbte Zellensaft-K\u00fcgelchen, welche in diesen Spiralfaser-Zellen Vorkommen.\nf,\tg, g, die Querw\u00e4nde, welche die Gliederung der Spiralfasern veranlassen und \u00fcber die R\u00e4nder derselben hervorstehen.\nFig. 9. Abbildung des Endes einer grofsen Spiralr\u00f6hre aus dem Stamme der Musa paradisiaca; die R\u00f6hre erscheint hier wie eine Spiralfaser-Zelle.\nFig. 10. Ein kleiner Theil der Wand jener Spiralr\u00f6hre von Fig. 9. nach einer sehr starken Vergr\u00d6fserung dargestellt, wodurch der Bau derselben ganz klar wird.\nab und ab sind hier die wirklichen Faserwindungen und die breiteren hellen Streifen cd, cd sind der feinen Membran angeh\u00f6rig, welche die ganze R\u00f6hre der Spiralfaser umkleidet.\nFig. 11. Darstellung eines Theiles einer Wand von einer anderen Spiralr\u00f6hre, aus eben demselben Stamme der Musa paradisiaca L. Hier sind die Fasern sehr breit, wie bei ab, ab, und liegen mit ihren R\u00e4ndern fast unmittelbar nebeneinander, so dafs dadurch zwei dicht zusammen liegende Schattenlinien (c d) entstehen.\nFig. 12. Ein kleiner - Theil aus der Wand einer anderen Spiralr\u00f6hre aus eben demselben Stamme der Musa. Hierstehen die Windungen ab, ab, ab der Spiralfasern sehr weit auseinander, und um so deutlicher ist an den Seiten die zarte Haut zu erkennen, welche hier mit ad bezeichnet ist und die ganze R\u00f6hre \u00e4ufserlich einschliefst. Oft ist diese Haut so zart, dafs sie erst nach der F\u00e4rbung mit Jodine sichtbar wird.","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"437\nFig. 13. L\u00e4ngenschnitt aus dem Holzk\u00f6rper eines jungen Sch\u00d6fs-linges von Pinus uncinata. Man sieht hier die Prosenchym-Zellen, deren W\u00e4nde ganz aus Spiralfasern entstehen, die sp\u00e4ter durch inniges Verwachsen die gleichf\u00f6rmige Zellen-Membran darstellen.\na b eine solche Zelle mit ihrem Ende dargestellt.\nc, c dergleichen Stellen, wo sich die grofsen T\u00fcpfel durch Auseinanderschiebung der Windungen der Spiralfasern bilden.\nFig. 14. Darstellung eines Haares von der Luftwurzel von Epi-dendrum elongatum. Das Haar aus einer gleichm\u00e4\u00dfigen Zellen-Membran bestehend, ist unter dem einfachen Mikroskope auseinandergezogen und zeigt seine Zusammensetzung aus einem spiralf\u00f6rmig sich windenden Bande, ja dieses Band zeigt an der Stelle a seine Zusammensetzung aus Fasern, von welchen sich an jener Stelle mehrere von einander getrennt haben.\nTab. V.\nFig. 1. Querschnitt aus der Epidermis eines Blattes der Aloe intermedia.\na b die Keihe der Epidermis-Zellen.\nc,\tc, c, c, die innere Fl\u00e4che der oberen Wand der Epidermis-Zellen.\t. .\nd,\td, der Schatten von der zweiten Durchschmtts-Lmie der\noberen Zellenwand.\nef und g h, die Durchschnitts-Fl\u00e4che der verdickten oberen W\u00e4nde der Epidermis-Zellen, oder die sogenannte Cuticula.\nn,\tdie Grube der Epidermis, welche zur Hautdr\u00fcse f\u00fchrt.\no,\tder Punkt des Zusammenstofsens der dicken Membran von den nebenangrenzenden Zellen. Eine kleine Oeffnung bleibt zur\u00fcck, und durch jene Hervorragungen der Membran mit den darunter liegenden Zellen der Hautdr\u00fcse wird die kleine H\u00f6hle p gebildet, welche unmittelbar auf die Spalt\u00f6ffnung stofst.\ng s', Zellen der Hautdr\u00fcse mit sehr dicken W \u00e4nden und mit gr\u00fcnlich gef\u00e4rbten K\u00fcgelchen gef\u00fcllt.\ni und k zeigen die Fortsetzung der Querw\u00e4nde, welche die Zellen m und 1, und 1 und b von einander trennen, aber sehr innig miteinander verwachsen sind.\nr, s und t sind demnach nicht als eine, zwischen den beiden aneinander stofsenden Zellen hineingelageite Substanz zu betrachten, sondern vielmehr als Verdickungen der seitlichen Zellemv\u00e4nde, wTelche allm\u00e4lig in die verdickte Masse der oberen Zellenw\u00e4nde \u00fcbergeht.\t.,\t,\nFis. 2. Querschnitt von einer anderen Stelle der Epidermis des Blattes von eben derselben Aloe intermedia. Der Querschnitt ist aber nach der L\u00e4ngenachse des Blattes gemacht und die Epidermis-Zellen sind h\u00f6her, als in dem Schnitte der vorhergehenden Figur.\t.....\t,.\t.\t-\t,\nBoi dies ein Querschnitte ist nat\u00fcrlich nur die eine der bei-den Zellen der Hautdr\u00fcsen durchschnitten, und hier erscheint die Grube a mit ihrem Walle b ganz aufserordentlich deutlich. Eine Menge von br\u00e4unlichen, harzartigen K\u00fcgelchen lagen in der Grube, ja oftmals wird dieselbe damit ganz ausgef\u00fcllt und es scheint dieser Stoff ebenfalls von den Hautdr\u00fcsen abgesondert und daselbst abgelagert zu sein.\nDie Zusammensetzung der Cuticula aus \u00fcbereinander liegen^","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438\nden Schichten ist bei c c dargestellt, und die obere Wand der Zelle bei d zeigt denselben Verlauf der Schichten, demnach diese beiden Bildungen zusammen geh\u00f6ren m\u00fcssen. Die Verdickung der Seitenw\u00e4nde dieser Epidermis-Zellen f\u00e4ngt hier schon tiefer an. (f, f,).\nFig. 3. Querschnitt aus der Epidermis eines alten Blattes von Agave mexicana L.\na a, die Reihe der Epidermis-Zellen, b b, die Cuticula.\nc c, die Linie der durchschnittenen Cuticula, welche bei der Dicke des Schnittes sich nach hinten herumw\u00f6lbt, da die oberen W\u00e4nde aller dieser Zellen mehr oder weniger gew\u00f6lbt und warzenf\u00f6rmig erhaben erscheinen.\n_ d, d, durchschnittene Zellen der Hautdr\u00fcse, welche mit sehr dicken H\u00e4uten versehen sind, in ihrem Inneren einige wenig gef\u00e4rbte aber verschieden grofse K\u00fcgelchen enthalten.\ne, die durchschnittene Spalt\u00f6ffnung zwischen den beiden Dr\u00fcsen- Zellen d d; sie ist zum Theil durch die Vorspr\u00fcnge der Cuticula bei n geschlossen und zwischen n und der Dr\u00fcse selbst findet sich noch eine kleine H\u00f6hle, ganz so, wie in Fig. 1.\nhh, die durchschnittenen Einfassungs - R\u00e4nder der Wall-\u00d6ffnung.\nf f, die Athemh\u00d6hle dicht unter der Hautdr\u00fcse, g, die Grube des Walles.\nl,\t1, 1, allm\u00e4liges Dickerwerden des oberen Theiles der Seitenw\u00e4nde der Zellen.\nm,\teine Conglomeration von sehr hellgr\u00fcn gef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen, welche im Allgemeinen nur selten an den Zellen der Epidermis Vorkommen.\nFig. 4. Darstellung eines Vertikalschnittes aus dem Blatte der Melaleuca salicifolia.\na a, die Epidermis der oberen Blattfl\u00e4che mit der \u00fcberaus dicken Cuticula, worin die oberen W\u00e4nde der Epidermis-Zellen verschmolzen sind.\nb b, Epidermis der unteren Blattfl\u00e4che mit ihren Hautdr\u00fcsen, d, d, die Hautdr\u00fcsen, welche im Grunde der Grube f, f liegen, und durch die Wall\u00f6ffnung von e e halb abgeschlossen sind.\nc, eine innere Dr\u00fcse, welche ein gr\u00fcnliches, sehr kampferreiches Oel absondert und nur selten im Inneren eine kleine H\u00f6hle aufzuweisen hat.\nFig. 5. Vertikal schnitt aus der unteren H\u00e4lfte eines Blattes von Begonia nitida, a b die Epidermisschicht der unteren Blattfl\u00e4che, und g g die mit gr\u00fcnen Zellensaft-K\u00fcgelchen gef\u00fcllte Zellenschicht aus dem Diachyme des Blattes. Bei d, d, d sind die rosettenf\u00f6rmig gestellten Hautdr\u00fcsen vertikal durchschnitten, unter welchen .sich unmittelbar die grofsen Luft- oder Athemh\u00f6hlen e, e, e, e etc. befinden, welche durch die seitlichen Zellenschichten f, f, f, f etc. von einander abgeschieden werden.\nFig. 6. Darstellung der Epidermis der unteren Blattfl\u00e4che von Begonia nitida; es werden hier dieselben Punkte, wie in dem vertikalen Schnitte von Fig. 2. mit gleichen Buchstaben bezeichnet. Die rosettenf\u00f6rmige Stellung der Hautdr\u00fcsen ist hier besonders bemerkenswerth.\nHg. 7. u. 8. Darstellung zweier Hautdr\u00fcsen von der unteren","page":438},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"439\nBlattfl\u00e4che von Piper spurium; die eine der Dr\u00fcsen ist ge\u00f6ffnet, die andere geschlossen. Im Texte ist die n\u00e4here Beschreibung derselben enthalten.\nFig. 9. 10. 11. Darstellungen der Hautdr\u00fcse von einer noch unbeschriebenen Tradescantia; auch hier\u00fcber ist die ausf\u00fchrliche Beschreibung im Texte pag. 275 enthalten.\nFig. 12. 13. u. 14. geben Darstellungen von der Hautdr\u00fcse auf den Bl\u00e4ttern von Tradescantia discolor. Fig. 12. giebt die Darstellung nach einem Vertikalschnitte, welcher quer durch die Dr\u00fcsenzellen verl\u00e4uft, w\u00e4hrend in Fig. 13. der Schnitt so gef\u00fchrt ist, dafs er eine der Dr\u00fcsenzellen der L\u00e4nge nach durchschneidet. Unmittelbar unter der Dr\u00fcse befindet sich die Athemh\u00d6hle e, e. Das Uebrige findet sich ebenfalls sehr aus-! f\u00fchrlich im Texte pag. 279 erkl\u00e4rt.\nFig. 15. 16. 17. Darstellungen der kieseligen H\u00fclle, welche die Hautdr\u00fcsen des Equisetum hiemale, selbst nach einer sehr starken Gl\u00fchung vollkommen gut darstellen. Die Kieselerde ist hier n\u00e4mlich in der Membran abgelagert, welche die Zellen der Dr\u00fcse bildet, so wie sie \u00fcberhaupt in den oberen Zellen-! w\u00e4nden der Epidermis eine vollkommen zusammenh\u00e4ngende ' Masse bildet, wovon ein kleines St\u00fcckchen, ebenfalls zur\u00fcckgeblieben, nach einer sehr heftigen Gl\u00fchung und nachherigen Reinigung mit K\u00f6nigswasser in Fig. 18. dargestellt ist. Die Kieselerde bildet hier eine \u00e4ufserst zarte zusammenh\u00e4ngende membranartige Platte, worin man hie und da dergleichen warzenf\u00f6rmige Verdickungen bemerkt, welche hier in der Zeichnung durch einfache und doppelte feine Schattenringe zu erkennen sind. An einer Stelle sieht man auch, wie zwei solche Schattenringe, welche die warzenf\u00f6rmigen Verdickungen der Kieselplatte anzeigen, ineinander zusammenlaufen. In der jungen Pflanze ist die abgesonderte Kieselschale noch so zart,\n*\tdafs sie nach der Trennung aus der Membran ganz gleich-m\u00e4fsig und also ohne solche Verdickungen erscheint. Auch in den H\u00fcllen, welche die Hautdr\u00fcsen-Zellen in den Figuren 15., 16. u. 17. darstellen, sieht man noch nichts von Verdickungen, nur die schmalen Fl\u00e4chen, welche die Spalt\u00f6ffnung einschliefsen, zeigen feine Querstreifen, \u00e4hnlich denen, welche man so h\u00e4ufig in den kieseligen Schalen der Bacillarien sieht.\n!~Fig. 19. Darstellung eines L\u00e4ngenschnittes aus dem Blatte der Agave mexicana.\na b c d, grofszelliges Diachym des Blattes.\ne f, eine einzelne, besonders grofse Zelle mitten im Diachym, und enthaltend ein B\u00fcndel spiefsiger Krystalle, welches\n*\tmit g h bezeichnet ist.\ni k 1, Zellengewebe, welches \u00fcber der grofsen Zelle e f gelagert ist und bei der Beobachtung durch Ver\u00e4nderung des Fokus zu Gesicht kam.\nFig. 20. Epidermis von der oberen Fl\u00e4che eines Blattes von Zea Mays, a, a, a die grofsen Zellen der Epidermis und b, b, b die kleinen Zellen, deren obere W\u00e4nde in die feinen H\u00e4rchen _ c, c ausgewachsen sind.\nT a b. VI.\nFig. 1. bis 5. Darstellung der Faser- oder Bast-Zellen aus der Rinde des Stammes von Ceropegia aphylla.","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"440\nFig. 6., 7. u 8. Darstellung mehrerer ver\u00e4stelter Faser-Zellen aus einem Blatte von Hoya carnosa.\nFig. 9. Darstellung eines kleinen Theiles einer Faser-Zelle aus j dem Baste der Rinde von Nerium Oleander.\nFig. 10. Darstellung eines L\u00e4ngenschnittes aus der Rinde von Ceropepia aphylla; der Schnitt ist etwas \u00fcber die Bastschicht gef\u00fchrt und zeigt das eigene Gef\u00e4fssystem mit sich ver\u00e4stelnden Gef\u00e4fsen.\nFig. 11. Darstellung eines Querschnittes aus dem Stamme von Sadleria cyatheoides Kaulf. Die langgestreckten Zellen, welche das feste Holz dieses Stammes bilden, sind auf ihren Seitenw\u00e4nden geschl\u00e4ngelt-, auf L\u00e4ngsschnitten zeigen sie Iseitige Figuren.\nFig. 12. Ein Querschnitt aus dem Rindengewebe der Wurzel eines Farrnkrautes mit knolligem Stamme ; dessen Name leider j nicht zu bestimmen ist. Auch hier der geschl\u00e4ngelte Verlauf der Seitenw\u00e4nde der Zellen.\nFig. 13. Darstellung eines St\u00fcckchens der Pollenhaut von Lilium candidum, wozu die Erkl\u00e4rung auf pag. 163 u. s.w. gegeben ist.\nFig. 14. u. 15. Darstellungen aus der Pollenhaut von Amaryllis Reginae hybr., wozu die Erkl\u00e4rung auf pag. 166 gegeben ist.\nFig. 16. Darstellung einiger Glieder eines H\u00e4rchens von dem Staubfaden einer noch unbestimmten weifsbl\u00fchenden Trades-cantia, \u00e4hnlich der T. procumbens.\nDie Richtung der feinen Saftstr\u00f6me im Inneren dieser Zellen ist durch die Richtung der Pfeile angedeutet. Erst im 2ten Theile dieses Buches wird \u00fcber diesen Gegenstand die Rede j sein, da aber bis jetzt noch keine richtige Abbildung \u00fcber diese Bewegung in den Zellen vorhanden ist, so habe ich schon hier die Abbildung mitgegeben.\nFig. 17. Darstellung eines Qnerschnittes aus einem Blatte von Pinus sylvestris.\na b, die Epidermis mit der Cuticula c c; die Zellen der Epi- < dermis sind sehr dickh\u00e4utig, so dafs die Hohlen derselben fast ganz geschlossen sind; die W\u00e4nde derselben zeigen mehrere Schichten, woraus sie zusammengesetzt sind und von der Zel- ! h\u00f6hle aus laufen feine T\u00fcpfel-Kan\u00e4le nach den 4 Kanten der ' Zellen; daher die Kreuzlinien, welche die Zellen auf der Ab- ! bildung zeigen.\nd, das Gr\u00fcbchen, welches zur Hautdr\u00fcse e f\u00fchrt und\nf,\tdie Athemh\u00d6hle.\ng,\tDurchsehnitts-Oeffnung eines Harzganges im Blatte, welche rund herum durch sehr dickh\u00e4utige Faser-Zellen gebildet wird, die ebenfalls den schichtenf\u00f6rmigen Bau der W\u00e4nde zeigen und\nf hie und da auch zarte T\u00fcpfel-Kan\u00e4le; auch diese Zellen, wie die der Epidermis sind ungef\u00e4rbt, dagegen das umschliefsende ; Parenchym i i i i, ganz dicht miQgr\u00fcnen Zellensaft-K\u00fcgelchen gef\u00fcllt ist.\nAn den W\u00e4nden dieser Parenchym-Zellen wird man an verschiedenen Stellen mehr oder weniger grofse Hervorragungen, gleichsam Ausw\u00fcchse wahrnehmen, welche sehr eigenth\u00fcmlich \u2022 diesem Gewebe sind.\nGedruckt bei den Gebr Unger.","page":440},{"file":"p0440s0001table1.txt","language":"de","ocr_de":"4>\u00c7L0\n( 6\t\n\t","page":0},{"file":"p0440s0002.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n\n\n\n\n\n\n\n","page":0},{"file":"p0440s0006.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n\n","page":0},{"file":"p0440s0008.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n\n\n\n","page":0},{"file":"p0440s0009table5.txt","language":"de","ocr_de":"STaf.v\not\u00ab6.","page":0},{"file":"p0440s0012.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n\n\n\n\n","page":0}],"identifier":"lit24515","issued":"1837","language":"de","pages":"440","startpages":"440","title":"Neues System der Pflanzen-Physiologie: Erster Band","type":"Book","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:42:14.160965+00:00"}