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{"created":"2022-01-31T15:36:39.976850+00:00","id":"lit25188","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Mayer, A.","role":"author"},{"name":"J. Orth","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 1-13","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem Psychologischen Institut der Universit\u00e4t W\u00fcrzburg.)\nZur qualitativen Untersuchung der Association.\nVon\nA. Mayer und J. Orth.\nSchon von Marbe1 und einem der Verfasser* * wurde darauf hingewiesen, dafs K die \u00fcblichen Eintheilungen der Association alle mehr oder weniger an dem Fehler leiden, dafs sie ihre Eintheilungsgr\u00fcnde nicht aus dem Wesen der Association, sondern aus logischen Gesichtspunkten sch\u00f6pfen. Die selbstverst\u00e4ndliche Forderung, die Eintheilung der Associationen auf ihre Eigenth\u00fcmlichkeiten und nicht auf irgendwelche andere Momente zu basiren, legt eine gr\u00fcndliche Untersuchung der qualitativen Verschiedenheiten der Associationen nahe.\nDabei mufs man sich nat\u00fcrlich dar\u00fcber im klaren sein, dafs sehr verschiedenartige Erlebnisse unter den Begriff der Association fallen3, und dafs Thatsachen und Eintheilungen, welche an einer Gruppe von Associationen gewonnen worden sind, nicht ohne Weiteres auf Andere \u00fcbertragen werden d\u00fcrfen. Qualitative Untersuchungen und neue Eintheilungsversuche der Associationen m\u00fcssen sich demnach zun\u00e4chst auf eine bestimmte Classe der associativen Vorg\u00e4nge erstrecken, und erst sp\u00e4ter ist dann die Frage aufzuwerfen, ob innerhalb anderer Classen dieselben'Thatsachen vorhanden sind und dieselben Eintheilungen einen Sinn haben.\n1 Thumb und Marbe. Experimentelle Untersuchungen \u00fcber die psychologischen Grundlagen der sprachlichen Analogiebildung. Leipzig, W. Engel-ruann, 1901. S. 11 ff.\n\u201c J. Obth. Kritik der Associationseintheilungen. Zeitschr. f. p\u00e4day. Payckol. u. Pathol. 3. (1901.)\n* Thumb und Marbe a. a. O. S. 11 f.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie \u00fc6.\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nA. Mayer und J. Orth.\nAuf Grund derartiger Erw\u00e4gungen stellte uns Herr Dr. Marbe die Aufgabe, diejenigen Associationen zu untersuchen, bei welchen die Versuchsperson auf ein zugerufenes Wort mit einem gesprochenen Worte reagirt, und m\u00f6glicherweise eine sachgem\u00e4\u00dfe Eintheilung dieser Associationen zu gewinnen.\nDiese Untersuchung konnte nur unter der Voraussetzung zu einem Resultate f\u00fchren, dafs wir die vom Beobachter w\u00e4hrend des Experiments erlebten Vorg\u00e4nge m\u00f6glichst genau kennen lernten.\nDa es wahrscheinlich erschien, dafs die qualitativen Verschiedenheiten der zu unters\u00fcchenden Associationen in ihren Associationszeiten zum Ausdrucke kommen, so verbanden wir mit unseren Versuchen eine entsprechende Zeitmessung. Der Verlauf unserer Experimente gestaltete sich demnach im Einzelnen folgendermaafsen :\nDer Experimentator rief, nachdem er durch das Signal \u201efertig\u201c den Beobachter zur Sammlung aufgefordert hatte, das Reizwort zu und setzte beim Beginn des Sprechens eine F\u00fcnftel-secundenuhr in Gang. Sobald die Versuchsperson das Reactions-wort auszusprechen begonnen hatte, wurde die Uhr arretirt Hierauf erfolgte seitens des Beobachters die Angabe aller jener Bewufstseinsvorg\u00e4nge, die von dem Augenblicke des Aussprechens des Reizwortes an bis zum Schl\u00fcsse der Reaction in ihm abgelaufen waren. Diese Aussagen wurden durch den Experimentator notirt. Auch die Associationszeit, die sich aus dem Ablesen der F\u00fcnftelsecundenuhr ergab, fand Aufnahme ins ProtokolL Diese verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig ungenaue Ablesung erwies sich f\u00fcr derartige Versuche als ausreichend und als durchaus zweckm\u00e4fsig. Die angegebenen Zeiten sind allerdings etwas zu grofs; doch spielt das hier keine Rolle, da es sich f\u00fcr uns nicht um eine genaue Feststellung der Associationszeiten handelte. Zudem ist der Fehler, welcher sich in Folge der Anwendung der beschriebenen Methode ergiebt (abgesehen von dem Einflufs der verschiedenen L\u00e4ngen der zugerufenen Worte), ein constanter, so dafs also durch ihn die Brauchbarkeit unserer Resultate nicht wesentlich beeinflufst wird.1 W\u00e4hrend des ganzen Versuchsverlaufes schlofs der Beobachter die Augen, um eine St\u00f6rung oder Beeinflussung\n1 Diese Methode wurde auch in der oben citirten Arbeit von Thumb und Marbe mit gutem Erfolg benutzt.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Zur qualitativen Untersuchung der Association.\n3\ndes Associationsablaufes durch Gesichtswahrnehmungen zu vermeiden. Die Versuche wurden in zwei Gruppen ausgef\u00fchrt: Verfasser Mayer entnahm 153 einsilbige Substantiva einer Arbeit Trautscholdt\u2019s \\ w\u00e4hrend Verfasser Orth 255 Substantiva aus dem ersten Theil von Aschaefenb\u00fcro\u2019s experimentellen Studien \u00fcber Associationen 1 2 verwendete. Reagenten f\u00fcr beide Gruppen waren die Herren Privatdocent Dr. Kinkel aus Giefsen und stud. phil. Kercher. Verfasser Mayer war Beobachter f\u00fcr die Reihe des Versuchsleiters Orth und umgekehrt, so dafs also im Ganzen 3 X 408 = 1224 Associationen zu Stande kamen.\nBei der Betrachtung des so gewonnenen Materials ergab sich zun\u00e4chst, dafs bei einer Reihe von Associationen das Reizwort direct reactionsausl\u00f6send wirkt, d. h. ohne dafs sich irgend ein Bewufstseinsvorgang als Zwischenglied zwischen Reiz- und Reactionswort einschiebt. Wir wollen diese Reactionen als Re-actionen ohne eingeschaltete Bewufstseinsvorg\u00e4nge bezeichnen im Gegensatz zu jeuen, bei welchen sich psychische Thatsachen zwischen Reiz- und Reactionswort einschalten.\nWir stellten uns nun die Aufgabe, die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige H\u00e4ufigkeit und Dauer dieser Associationen zu ermitteln. Um den Werth f\u00fcr die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige H\u00e4ufigkeit- zu gewinnen, wurde die absolute Anzahl dieser Associationen festgestellt und in Procenten aller \u00fcberhaupt erhaltenen Associationen ausgedr\u00fcckt Die mittlere Dauer ergab sich dadurch, dafs man aus allen hierher geh\u00f6rigen Associationszeiten das arithmetische Mittel zog. Ueber die Resultate ertheilen die Tabellen I a und I b Aufschlufs. Tab. Ia ist aus der Reihe des Versuchsleiters Mayer, Tab. Tb dagegen aus der des Experimentators Orth gewonnen worden. Jede Tabelle enth\u00e4lt drei durch senkrechte Doppelstriche geschiedene Columnen. Die erste enth\u00e4lt die Gattung der Associationen; Columne 2 enth\u00e4lt in Procenten die Angabe, wieviele Associationen einer Gattung von jeder einzelnen Versuchsperson geleistet wurden. In Columne 3 schliefslich finden wir die mittlere Associationszeit f\u00fcr den einzelnen Beobachter verzeichnet. Wir theilen zun\u00e4chst die Tab. Ia mit:\n1 Ph\u00fcos. Studien 1, S. 213 ff. 1883.\n* Kbaepeliw, Psychologische Arbeiten 1, S. 209 ff. 1896.\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nA. Mayer und J. Orth.\nTabelle la.\nGattung\nH\u00e4ufigkeit in \u00b0/0 I Mittlere Dauer in Sec.\n1. Associationen ohne\neingeschaltete Bewufst- |\nseinsvorg\u00e4nge\n\nKercher :\t7,2\nOrth :\t19,6\nDr. Kinkel : 31,4\nKercher: 1,27 Orth :\t1,19\nDr. Kinkel : 1,62\n2. Associationen mit eingeschalteten Bewufst-seinsvorg\u00e4ngen\nKercher : 92,8 Orth :\t80,4\nDr. Kinkel : 68,6\nKercher : 1,68 Orth :\t1,51\nDr. Kinkel : 2,65\nNach dieser Tabelle (Colurane 2) vertheilen sich die Associationen der einzelnen Versuchspersonen derart, dafs bei Beobachter Kercher 7,2 %, bei Orth 19,6 \u00b0/0 und bei Dr. Kinkel 31,4 \u00b0/0 ohne eingeschobene Bewufstseinsvorg\u00e4nge ablaufen. Dagegen sind 92,8 % (Kercher), 80,4 \u00b0/o (Orth) und 68,6 \u00b0/0 (Dr. Kinkel) aller F\u00e4lle Associationen mit eingeschobenen Bewufstseinsvor-g\u00e4ngen. Diese Tabelle scheint zu lehren, dafs die Associa-tionen mit eingeschalteten Bewufstseinsvorg\u00e4ngen im Allgemeinen weit h\u00e4ufiger auftreten als jene ohne eingeschaltete Bewufstseinsvorg\u00e4nge.\nDie mittlere Dauer f\u00fcr die Associationen ohne eingeschobene Bewufstseinsvorg\u00e4nge betr\u00e4gt f\u00fcr Kercher 1,27 Sec., f\u00fcr Orth 1,19 Sec. und f\u00fcr Dr. Kinkel 1,62 Sec. Die Associationen mit Bewufstseinsvorg\u00e4ngen weisen eine verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig viel l\u00e4ngere Dauer auf. Kercher reagirte in dieser Form mit 1,68 Sec. Orth mit 1,51 Sec. und Dr. Kinkel mit 2,55 Sec. mittlerer Dauer. Wenn auch diese Angaben grofse individuelle Differenzen aufweisen, so scheint doch ohne Weiteres daraus zu erhellen, dafs den Associationen mit eingeschalteten Bewufstseinsvorg\u00e4ngen eine relativ gr\u00f6fsere Dauer zukommt als jenen ohne eingeschaltete Bewufstseinsvorg\u00e4nge. Dieselben Resultate ergeben sich aus der vom Versuchsleiter Orth gewonnenen","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Zur qualitativen Untersuchung der Association.\nO\nTabelle Ib\nGattung\nH\u00e4ufigkeit in \u00b0/0 Mittlere Dauer in Sec.\n1. Associationen o h n e jj eingeschaltete Bewufst- ;! seinsvorg\u00e4nge\nMayer :\t30,6\nKescher :\t19,2\nDr. Kinkel : 35,7\nMayer :\t1,39\nKercher :\t1,52\nDr. Kinkel : 1,79\n2. Associationen m i t ein* f\nMayer :\t69,4\nKercher :\t80,8\nDr. Kinkel : 64,3\nMayer:\t1,83\nKercher :\t1,85\nDr. Kinkel : 2,73\ngeschalteten BewuTst- ::\nr\nseinsvorg\u00e4ngen\nIn dieser Tabelle tritt ein neuer Beobachter (Mater) auf. Aber auch sie zeigt f\u00fcr alle Versuchspersonen, dafs bei aller individuellen Verschiedenheit der Resultate die Associationen mit eingeschalteten Bewufstseinsvorg\u00e4ngen h\u00e4ufiger auftreten und langsamer verlaufen als die ohne eingeschobene Bewufstseins-vorg\u00e4nge.\nDie Tabellen II a und II b besch\u00e4ftigen sich mit einer eingehenderen Classificirung der Associationen mit eingeschalteten Bewufstseinsvorg\u00e4ngen.\nWir theilen hier die inneren psychischen Thatsachen, d. h. die BewufBtseinsVorg\u00e4nge excl. der Wahrnehmungen, ein in Vorstellungen, die ihrerseits mehr oder weniger zusammengesetzt and mehr oder weniger gef\u00fchlsbetont sein k\u00f6nnen und in Willensacte, die gleichfalls mehr oder weniger zusammengesetzt and mehr oder weniger gef\u00fchlsbetont sein k\u00f6nnen. Wir wollen indessen mit dieser Eintheilung zur Frage nach der M\u00f6glichkeit, ob die Willensacte sich auf Vorstellungen und Gef\u00fchle zur\u00fcck-fQhren lassen, durchaus nicht Stellung nehmen oder gar diese Frage in negativem Sinne beantworten. Aufser diesen beiden Classen von Bewufstseinsvorg\u00e4ngen m\u00fcssen wir aber noch eine dritte, in der bisherigen Psychologie nicht gen\u00fcgend betonte Gruppe von Bewufstseinsthatsachen statuiren, auf deren Vorhandensein wir im Laufe unserer Experimente immer und immer wieder unwillk\u00fcrlich hingewiesen wurden. Die Versuchspersonen machten sehr h\u00e4ufig die Aussage, dafs sie gewisse Bewufstseins-Yorg\u00e4nge erlebten, welche sie ganz offenbar weder als bestimmte Vorstellungen, noch auch als Willensacte bezeichnen konnten.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nA. Mayer und J. Orth.\nSo machte Versuchsperson Mayer die Beobachtung, dafs sich im Anschl\u00fcsse an das geh\u00f6rte Reizwort \u201eVersmaafs\u201c ein eigen* th\u00fcmlicher, nicht n\u00e4her zu charakterisirender Bewufstseinsvorgang einstellte, an welchen sich das laut gesprochene Wort \u201eTroch\u00e4us\u201c anschlofs. In anderen F\u00e4llen gelang es der Versuchsperson, diese psychischen Thatsachen n\u00e4her zu bezeichnen. So beobachtete Orth, dafs das Reizwort \u201eSenf\u201c einen solchen eigenth\u00fcmlichen Bewufstseinsvorgang ausl\u00f6ste, den er als \u201eErinnerung an eine gel\u00e4ufige Redensart\u201c charakterisiren zu k\u00f6nnen glaubte. Daran schlofs sich die Reaction \u201eKom\u201c an. In allen derartigen F\u00e4llen konnte jedoch die Versuchsperson von dem Vorhandensein der Vorstellungen im Bewufstsein, durch welche sie die psychische Thatsache in ihren Aussagen n\u00e4her bezeichnete, nicht das Mindeste bemerken. Alle diese Bewufstseinsvorg\u00e4nge fassen wir trotz ihrer offenbaren, vielfach g\u00e4nzlich verschiedenen Qualit\u00e4t unter dem Namen der \u201eBewufstseinslagen\u201c zusammen. Die Antworten der Beobachter zeigen, dafs diese Bewufstseinslagen mitunter gef\u00fchlsbetont, mitunter aber auch ohne jeden Gef\u00fchlston waren.\nUnser Material zeigte nun, dafs sich des Oefteren nur eine psychische Thatsache zwischen Reiz- und Reactionswort einschaltet: So gab Versuchsperson Dr. Kinkel an, dafs sich an das Reizwort \u201eStift\u201c ein deutliches Gesichtsbild eines Freundes gleichen Namens anschlofs, worauf sich die Reaction \u201eStudent\u201c einstellte. Ferner l\u00e4fst sich aus dem Protokoll ersehen, dafs auch zwei Bewufstseinsvorg\u00e4nge zwischen Reiz und Reaction treten k\u00f6nnen : So l\u00f6ste bei der Versuchsperson Orth das Reizwort \u201eBlei\u201c ein deutliches Gesichtsbild eines platt gedr\u00fcckten, weifsgrauen Bleist\u00fcckchens aus ; darauf stellte sich die akustischmotorische Wortvorstellung \u201eschwer\u201c ein, welche ihrerseits die Reaction \u201eschwer\u201c associirte. Endlich zeigte unser Material, dafs sich auch drei und mehr Bewufstseinsvorg\u00e4nge zwischen Reiz-und Reactionswort einschieben k\u00f6nnen.\nIn den beiden folgenden Tabellen II a und II b ist in Columne 1 die Anzahl der sich zwischen Reiz- und Reactionswort einschiebenden Bewufstseinsthatsachen verzeichnet. Col. 2 giebt in Procent f\u00fcr die verschiedenen Versuchspersonen die zugeh\u00f6rigen Anzahlen der Associationen an ; Col. 3 enth\u00e4lt die entsprechenden mittleren Associationszeiten.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Zur qualitativen Untersuchung der Association.\n7\nTabelle lia.\nAnzahl der eingesch. !| Bewufetseinsthatsachen '!\tU g 61 m /\u2022 i<\t\tMittlere Dauer in Sec.\nil Kebcher :\t32,0 Eine\tObth :\t46,4 Dr. Kinkel : 37,9\t\tKercher: 1,54 Orth :\t1,34 Dr. Kinkel : 2,60\nZwei\tKercher :\t40,6 Orth :\t25,5 Dr. Kinkel : 20,3\tKercher : 1,69 Orth :\t1,57 Dr. Kinkel : 2,69\nDrei und mehr\t1' i\t| Kercher:\t20,3\tKercher: 1,93 Orth:\t8,5\t1\tOrth:\t2,23 Dr. Kinkel : 10,5\tDr. Kinkel : 2,73\t\nTabelle IIb.\t\t\nAnzahl der eingesch.\t^ , .. .\t0( Bewufstseinsthatsachen\tu g ei m Io\t\tMittlere Dauer in Sec. i\nEine\tMayer :\t36,9 Kercher :\t14,9 Dr. Kinkel : 37,6\tMayer :\t1,59 Kercher:\t1,65 Dr. Kinkel : 2,47\nZwei i Drei und mehr ,\tMayer:\t19,6 Kercher :\t45,5 7\tj Dr. Kinkel : 18,4 f Mayer:\t12,9 Kercher :\t20,4 Dr. Kinkel :\t8,2\t;\tMayer:\t1,68 Kercher:\t1,79 Dr. Kinkel : 3,04 Mayer:\t2,40 Kercher:\t2,14 Dr. Kinkel : 3,20\nDiese Tabellen weisen insofern Verschiedenheiten der Reac-ionsweise der einzelnen Beobachter nach, als sie f\u00fcr 3 Versuchspersonen (Orth, Dr. Kinkel, Mayer) zeigen, dafs dieselben am \u00e4ufigsten einen, seltener aber zwei, drei und mehrere Bewufst-?insvorg\u00e4nge zwischen Reiz und Reaction einschieben, w\u00e4hrend ch hingegen bei dem 4. Beobachter (Kercher) verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig \u2018Itener eine, am h\u00e4ufigsten aber zwei psychische Thatsachen","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nA. Mayer und J. Orth.\nzwischen Reiz und Reaction einschalten. Doch ergeben die Tabellen bei aller individuellen Verschiedenheit der einzelnen Beobachter ganz offenbar das Gesetz, dafs die mittlere Associationszeit mit der Zahl der eingeschobenen Bewufstseinsvorg\u00e4nge zunimmt.\nWeiter stellten wir uns die Aufgabe, die Reactionen, bei welchen sich nur ein Bewufstseinsvorgang zwischen Reiz und Reaction einschiebt, n\u00e4her ins Auge zu fassen.\nUnser Material zeigt, dafs diese eine psychische Thatsache nicht selten eine Wortvorstellung ist. So l\u00f6ste bei der Versuchsperson Mayer das Reizwort \u201eSeele\u201c die akustisch - motorische Wortvorstellung \u201eK\u00f6rper\u201c aus, welche alsdann die Reaction \u201eGeist\u201c associirte. Ferner war des Oefteren der eine eingeschobene Bewufstseinsvorgang eine Sachvorstellung. So gab Beobachter Kerch er an, dafs sich bei ihm nach dem Zuruf des Reizwortes \u201eSchornstein\u201c das Gesichtsbild eines Kaminkehrers einstellte, an welches sich die Reaction \u201eKaminkehrer\u201c anschlofs. Dafs auch eine Bewufstseinslage den einzigen, zwischen Reiz- und Reactions-wort ablaufenden seelischen Vorgang bilden kann, zeigen die auf S. 6 angef\u00fchrten Beispiele. Schliefslich bezeichneten die Beobachter nicht selten diese eine eingeschobene Bewufstseins-thatsache als einen Willensact : So veranlafste bei der Versuchsperson Dr. Kinkel das zugerufene Reizwort \u201eGlanz\u201c ein Suchen nach Verbindung, wodurch alsdann die Reaction \u201eSonne\u201c ausgel\u00f6st wurde. Wir legten uns nun die Frage vor, ob sich h\u00e4ufiger eine Wortvorstellung, eine Sachvorstellung, eine Bewufstseinslage oder eine Willensbeth\u00e4tigung zwischen Reiz und Reaction einschaltet; zugleich suchten wir das Problem zu l\u00f6sen, ob die eine oder andere Art der eingeschobenen Bewufstseins-thatsaehen den Reactionsvorgang verlangsamt oder beschleunigt. Trotz der eingehenden Untersuchung des Materials fanden wir jedoch wenig Gesetzm\u00e4fsigkeit nach dieser Richtung. Es zeigte sich nur die von vornherein sehr nahe liegende Thatsache, dafs sich h\u00e4ufiger Vorstellungen einschieben als Be-wufstseinseinlagen und Willensbeth\u00e4tigungen, und das allerdings werthvollere Ergebnifs, dafs die Willensbeth\u00e4tigungen den Associationsablauf verlangsamen.\nDie folgenden Tabellen lila und IIIb zeigen in der ersten Columne die H\u00e4ufigkeit aller Reactionen mit eingeschalteten Be wufstseinsvorg\u00e4ngen exclusive derjenigen, bei welchen sich","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Zur qualitativen Untersuchung der Association.\n9\nzwischen Reiz und Reaction Willensbeth\u00e4tigungen einschieben. In der zweiten Columne enthalten diese Tabellen die zugeh\u00f6rigen mittleren Associationszeiten, w\u00e4hrend die dritte Columne die mittleren Zeiten f\u00fcr diejenigen Reactionen mittheilt, bei welchen sich Willens Vorg\u00e4nge zwischen Reiz und Reaction einschalten; in der letzten Columne schliefslich finden wir die zugeh\u00f6rigen H\u00e4ufigkeiten.\nTabelle lila.\nV ersuch\u00bb person\tReactionen mit eingesch. Bewufstseinsvorg\u00e4ngen, aber ohne Willensbeth\u00e4tigungen\t\tReactionen mit eingesch. Bewufstseinsvorg\u00e4ngen, aber mit Willensbeth\u00e4tigungen\t\n\tH\u00e4ufigkeit in Procent\tMittl. Dauer in Sec.\tMittl. Dauer in Sec.\tH\u00e4ufigkeit in Procent\nKescher :\t81,7\t1,63\t2,11\t11,1\nOrth:\t65,4\t1,41\t1,98\t15,0\nDr. Kirkel:\t30,1\t2,12\t2,89\t38,6\nTabelle IIIb.\nVersuchsperson\tReactionen mit eingesch. Bewufstseinsvorg\u00e4ngen, aber ohne Willensbeth\u00e4tigungen\t\tReactionen mit eingesch. Bewufstseinsvorg\u00e4ngen, aber mit Willensbeth\u00e4tigungen\t\n\tH\u00e4ufigkeit in Procent\tMittl. Dauer in Sec.\tMittl. Dauer in Sec.\tH\u00e4ufigkeit in Procent\nMater:\t52,9\t1,67\t2,36\t16,5\nKercher :\t71,8\t1,78\t2,48\t9,0\nDr. Kirkel:\t'\t29,4\t2,45\t2,96\t34,9\nDie beiden Tabellen lehren ganz offenbar, dafs die Willensvorg\u00e4nge den Associationsablauf verlangsamen.\nUnser Material ergab ferner, dafs die Bewufstseinsvorg\u00e4nge, welche sich zwischen Reiz und Reaction einschieben, entweder gef\u00fchlsbetont sind oder nicht gef\u00fchlsbetont. Kercher beobachtete Z.B., dafe bei ihm das Reizwort \u201eWald\u201c ein von einem positiven Gef\u00fchle begleitetes Gesichtsbild eines Waldes ausl\u00f6ste, worauf die Reaction \u201egr\u00fcn\u201c erfolgte. Die nachstehenden Tabellen IV a","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nA. Mayer und J. Orth.\nund IV b geben in Columne 2 die H\u00e4ufigkeit der gef\u00fchlsbetonten und der nicht gef\u00fchlsbetonten Associationen an, w\u00e4hrend die 3. Columne die zugeh\u00f6rigen mittleren Dauern enth\u00e4lt\nTabelle IVa.\n1] Gattung\tji\tH\u00e4ufigkeit in \u00b0/0 J\t\tMittlere Dauer in Sec.\n1 Associationen mit ein- gesch. gef\u00fchlsbetonten Bewufstseinsvorg\u00e4ngen\tKercher :\t21,6 Orth :\t3,3\ti Dr. Kinkel: 0,7 i I\tKercher:\t1,96 Orth :\t1,84 Dr. Kinkel : 3,20\nAssociation, m. eingesch. nicht gef\u00fchlsbetonten Bewufstseinsvorg\u00e4ngen j\tKercher :\t78,4\t'\tKercher :\t1,54 Orth:\t96,7\tOrth:\t1,44 Dr. Kinkel : 99,3\tDr. Kinkel : 2,32\t\nTabelle IVb.\t\t\nGattung\tH\u00e4ufigkeit in \u00ae/0\tMittlere Dauer in Sec.\nAssociationen mit eingesch. gef\u00fchlsbetonten Bewufstseinsvorg\u00e4ngen Association, m. eingesch. nicht gef\u00fchlsbetonten Bewufstseinsvorg\u00e4ngen\tMayer :\t12,5 Kercher : 2,4 Dr. Kinkel :\t3,1\tMayer :\t2,26 Kercher :\t2,27 Dr. Kinkel : 3,43\n\tMayer :\t87,5 Kercher :\t97,6 Dr. Kinkel : 96,9\tMayer :\t1,62 Kercher :\t1,78 Dr. Kinkel : 2,36\nBei aller offenbaren individuellen Verschiedenheit der Beobachter zeigen diese Tabellen deutlich, dafs die eingeschalteten Erlebnisse in den meisten F\u00e4llen nicht gef\u00fchlsbetont sind ; aufserdem aber erkennen wir, dafs die mittlere Dauer der Associationen mit eingeschalteten gef\u00fchlsbetonten BewufstseinsVorg\u00e4ngen erheblich l\u00e4nger ist als die der \u00fcbrigen.\nWir stellten uns nun die Frage, ob wohl die Richtung der den Associationsvorgang begleitenden Gef\u00fchle die Associationsdauer beeinflusse. Um dieses Problem zu l\u00f6sen, haben wir die","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Zur qualitativen Untersuchung der Association.\n11\nTabellen V a und V b zusammengestellt. Diese theilen in Co-himne 2 die H\u00e4ufigkeiten der mit lust- und der mit unlustbetonten Zwischengliedern verlaufenden Reactionen und in Co-lrnnne 3 die dazu geh\u00f6rigen Dauern mit. Die H\u00e4ufigkeiten sind in beiden Tabellen bezogen auf die Anzahl der gef\u00fchlsbetonten Associationen.\nTabelle Va.\nGattung\tH\u00e4ufigkeit in \u00b0/0\t' Mittlere Dauer 'i 1\tin Sec.\nAssociationen mit lust*\tKercher :\t42,4\t,\tKercher :\t1,79\nbetonten Zwischen*\tOrth :\t40,0\tOrth:\t1,40\ngliedern\tDr. Kinkel :\t\u2014\t1\tDr. Kinkel:\t\u2014\nAssociationen mit nnlust-\tKercher :\t57,6\tKercher :\t2,08\nbetonten Zwischen-\tOrth :\t60,0\tOrth :\t2,13\ngliedern\tDr. Kinkel: 100,0\tDr. Kinkel :\t3,20\nTabelle Vb.\t\t\n\u00bb Gattung\tJ 1\tH\u00e4ufigkeit in \u00b0,0\tMittlere Dauer in Sec. i.\t\ni Associationen mit lust-1 betonten Zwischengliedern i\tMayer:\t15,6\tMayer:\t1,64 Kercher:\t66,7\tKercher:\t2,25 Dr. Kinkel :\t37,5\tDr. Kinkel :\t3,13\t\nAssociationen mit unlustbetonten Zwischengliedern\tMayer :\t84,4 Kercher :\t33,3 Dr. Kinkel : 62,5 L\tMayer :\t2,37 Kercher :\t2,30 Dr. Kinkel : 3,60\nDiese Tabellen zeigen deutlich, dafs der negative Ge-f\u00f6hlston der eingeschalteten Bewufstseinsvorg\u00e4nge die Geschwindigkeit der Association beeintr\u00e4chtigt.\nSchliefslich fanden wir noch bei der Betrachtung unseres Materials, dafs sich sowohl parallel dem Reizworte, als auch parallel dem Reactionsworte andere Bewufstseinsvorg\u00e4nge (die Gef\u00fchle eingeschlossen) einstellen k\u00f6nnen: So war bei der Versuchsperson Okth die unmittelbar auf das Reizwort \u201eBand\u201c","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nA. Mayer und J. Orth.\nfolgende Reaction \u201eWurm\u201c von dem Gesichtsbilde eines Bandwurmes begleitet. In dem Beobachter Mayer entstand beim Anh\u00f6ren des Reizwortes \u201eChoral\u201c ein Lustgef\u00fchl, worauf sich sofort die Reaction \u201esingen\u201c einstellte. Die geringe Anzahl der in unserem Material vorhandenen hierher geh\u00f6rigen F\u00e4lle gestattet uns jedoch nicht, irgend welche allgemein g\u00fcltige weitere Schl\u00fcsse von Bedeutung zu ziehen. Es m\u00fcssen daher die Fragen, ob die psychischen Parallelvorg\u00e4nge h\u00e4ufiger das Reiz- oder das Reactionswort begleiten, sowie ferner die Fragen, ob irgend eine Gruppe von psychischen Vorg\u00e4ngen besonders h\u00e4ufig begleitend auftritt, ob und in welcher Richtung ein Einflufs dieser Parallelerscheinungen auf die Associationsdauer stattfindet, sp\u00e4teren Untersuchungen zur L\u00f6sung Vorbehalten bleiben. Wir k\u00f6nnen nur sagen, dafs bald mit dem Reiz-, bald mit dem Reactionswort andere begleitende Erlebnisse (inclusive der Gef\u00fchle) parallel gehen k\u00f6nnen ; obgleich unser Material keine directe St\u00fctze daf\u00fcr bietet, d\u00fcrfen wir es als selbstverst\u00e4ndlich betrachten, dafs auch innerhalb eines Associationsvorganges sowohl mit dem Reizwort als auch mit dem Reactionswort andere Erlebnisse einhergehen k\u00f6nnen.\nWir fassen jetzt die wesentlichsten Ergebnisse dieser Arbeit in Folgendem zusammen:\nWenn der Versuchsperson die Aufgabe gegeben wird, auf ein zugerufenes Wort mit einem laut gesprochenen Wort zu reagiren, so k\u00f6nnen sich bei ihr verschiedene Bewufstseinsvor-g\u00e4nge einstellen. Erstens kann sich das Reactionswort an das Reizwort unmittelbar anschliefsen, zweitens k\u00f6nnen sich zwischen Reiz- und Reactionswort ein oder mehrere Bewufstseinsvorg\u00e4nge einschalten.\nDabei zeigt sich, dafs die Reactionen ohne eingeschobene Bewufstseinsvorg\u00e4nge schneller ablaufen als jene mit eingeschobenen Bewufstseinsthatsachen und dafs die Reactionen mit einem eingeschobenen Bewufstseinsvorgang von k\u00fcrzerer Dauer sind als jene, bei welchen sich mehrere psychische Thatsachen zwischen Reiz- und Reactionswort einschalten.\nDie Reactionen mit eingeschobenen Bewufstseinsvorg\u00e4ngen treten im Allgemeinen weit h\u00e4ufiger auf als jene ohne eingeschaltete Bewufstseinsthatsachen.\nFinden sich unter den eingeschobenen Bewufstseinsvorg\u00e4ngen-Willensbeth\u00e4tigungen, so wird hierdurch der Reactionsvorgang verlangsamt.","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Zur qualitativen Untersuchung der Association.\n13\nDie an die zugerufenen Worte sich anschliefsenden Bewufst* seinsvorg\u00e4nge sind in den wenigsten F\u00e4llen gef\u00fchlsbetont, in den meisten F\u00e4llen nicht gef\u00fchlsbetont\nDie Gef\u00fchlsbetonung der eingeschalteten Bewufstseinsvorg\u00e4nge verlangsamt den associativen Vorgang; die negative Gef\u00fchlsbetonung verz\u00f6gert ihn mehr als die positive.\nWenn man nun eine Eintheilung der Associationen zwischen zugerufenen und laut gesprochenen Worten versuchen wollte, welche auf der qualitativen Verschiedenheit dieser Associationen beruht, so m\u00fcfste dieselbe ungef\u00e4hr folgendermaafsen lauten:\nDie Associationen zerfallen entweder\na)\tin solche ohne eingeschobene Bewufstseinsvorg\u00e4nge, und\nb)\tin solche mit eingeschobenen Bewufstseinsvorg\u00e4ngen, die sich ihrerseits wieder nach Zahl, Art und Gef\u00fchlsbetonung der eingeschalteten Bewufstseinsthatsachen weiter gliedern lassen, oder\na)\tin solche ohne begleitende Bewufstseinsvorg\u00e4nge und\nb)\tin solche, bei welchen mit dem Reizworte begleitende Bewufstseinsvorg\u00e4nge ablaufen, und\nc)\tin solche, bei welchen mit dem Reactionsworte begleitende Bewufstseinsvorg\u00e4nge ablaufen, und\nd)\tin solche, bei welchen sowohl Reiz- als Reactionswort durch andere Erlebnisse begleitet werden.\nEine umf\u00e4ngliche Vermehrung des Materials d\u00fcrfte zeigen, dafs auch diese zweite Eintheilung einer weiteren Gliederung zug\u00e4nglich ist.\nZum Schl\u00fcsse gestatten wir uns noch, Herrn Privatdocent Dr. Mabbe f\u00fcr seine werthvollen Winke und Rathschl\u00e4ge, sowie den Versuchspersonen Herrn Privatdocent Dr. Kinkel und Herrn cand. phil. Kercher f\u00fcr ihre thatkr\u00e4ftige Unterst\u00fctzung dieser Arbeit unseren Dank auszusprechen.\n(Eingegangen am 28. Januar 1901.)","page":13}],"identifier":"lit25188","issued":"1901","language":"de","pages":"1-13","startpages":"1","title":"Zur qualitativen Untersuchung der Association","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:36:39.976856+00:00"}