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{"created":"2022-01-31T13:06:54.339539+00:00","id":"lit28841","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Skramlik, Emil v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 53: 36-78, 219-233","fulltext":[{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\n(Ans dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Freiburg i. B.)\nMischlingsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.1\nVon\nEmil y. Skkamlik, Freiburg i. B.\nInhalt.\nI.\tEinleitung. Fragestellung und \u00dcbersicht \u00fcber die bisher auf dem Gebiet der Komponentengliederung innerhalb des Geschmacksinns vorliegenden Ergebnisse.\nII.\tEigene Untersuchungen.\nA.\tVpn. und Geschmackstoffe.\n1.\tZahl der Vpn.\n2.\tWahl der Salze und der Vertreter der 4 Grundqualit\u00e4ten.\n3.\tSchwellenwertsbestimmungen.\nB.\tMethodik zur Erzielung von Mischungsgleichungen.\n1.\tSubjektive Analyse eines Salzgeschmackes.\n2.\tVerst\u00e4ndigung \u00fcber die Geschmacksempfindungen.\n3.\tDie Bedeutung unterschwelliger Komponenten.\n4.\tTrennung der reinen Geschmacksempfindungen von denen anderer benachbarter Sinne (Getast, Geruch).\n5.\tNachgeschmack und Umstimmung des Geschmacksapparates.\n6.\tIntensit\u00e4tsnachlafs der Geschmacksempfindung einer L\u00f6sung bei l\u00e4ngerem Verweilen in der Mundh\u00f6hle.\nC.\tGeschmacksgleichungen.\n1. NH4C1. 2. MgCl2. 3. K2S04\t4. NaHCO* 5. BeS04. 6. MgS04.\nD.\t\u00dcber das Vorkommen zeitlicher Unterschiede im Auftreten der einzelnen Komponenten.\nE.\tDas Verhalten der Mischungsgleichung bei Verd\u00fcnnung der urspr\u00fcnglichen Salzl\u00f6sung.\nIII.\tZusammenfassung der Versuchsergebnisse.\n1 Vgl. den Vortrag des Verf. auf dem Hamburger Physiologentag 1920. Bericht \u00fcber die ges. Physiol. II, 168. 1920.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n37\nBekanntlich kann man den Geschmack der chemischen K\u00f6rper nicht ausnahmslos auf eine der von Fick3 aufgestellten vier Geschmacksarten bitter, sauer, s\u00fcfs oder salzig zur\u00fcckf\u00fchren. Es gibt eine ganze Anzahl von Substanzen, die keinen einheitlichen Geschmack auf weisen. Diese besitzen neben einem Grundgeschmack noch Beigeschm\u00e4cke oder aber sie \u00e4ndern bei l\u00e4ngerem Verweilen auf der Zunge ihren Geschmack. Zu diesen K\u00f6rpern 'geh\u00f6ren vor allem die anorganischen Salze und zwar nicht nur diejenigen, die schon durch den chemischen Sprachgebrauch als saure gekennzeichnet sind (z. B. das NaHSOJ, sondern auch die vielen neutralen Kombinationen von Anionen und Kationen, die den salzigen Geschmack entweder nur in sehr geringem Grad aufweisen oder ganz vermissen lassen. Ich erinnere hier an das Magnesiumchlorid, das vorwiegend bitter schmeckt, sowie an die Salze des Berylliums, deren S\u00fcfsigkeit bekannt ist.\nF\u00fcr die Art, in der wir uns das Zustandekommen des merkw\u00fcrdigen, vom Salzigen so abweichenden Geschmackes vieler anorganischer Salze zu denken haben, ist nun offenbar die Beantwortung der Frage von grofser Wichtigkeit, ob es verschiedene Qualit\u00e4ten innerhalb des Salzigen gibt, die einander etwa so fern stehen wie salzig und bitter, oder nicht. Lassen sich n\u00e4mlich da eine Anzahl neuer Qualit\u00e4ten ausfindig machen, dann haben wir in ihm nicht mehr eine einheitliche Komponente der Geschmacksempfindungen zu erblicken. Dieses Problem kann gel\u00f6st werden durch den Versuch, ob der Geschmack eines Salzes mit einer Mischung aus den Vertretern des rein salzigen Geschmacks sowie der anderen angef\u00fchrten Geschmacksarten gleichgemacht werden kann. Ist dies der Fall, dann sind wir in der Lage auszusagen, dafs die Salze nicht allein auf das Substrat f\u00fcr das Auftreten der salzigen Empfindung einwirken, sondern auch auf das aller oder einiger der drei anderen Qualit\u00e4ten. Dann haben wir in den vier FiCKschen Geschmacksarten tats\u00e4chlich die Komponenten dieses Sinnesorgans zu erblicken. Bevor auf die Versuche eingegangen wird, sei es mir gestattet, diejenigen Arbeiten zu besprechen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Komponentengliederung im Bereich des Geschmacksinns zu ermitteln.\n1 Fick, A., Lehrbuch der Anatomie und Physiologie der Sinnesorgane. Lahr 1864.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nEmil v. Skramlik.\nIm Lauf des vorigen Jahrhunderts wurde die von Linn\u00e9 1 aus dem Jahre 1751 stammende Einteilung der Geschm\u00e4eke, die aus 10 Gliedern bestand und zwar 1. feucht, 2. trocken, 3. sauer, 4. bitter, 5. fett, 6. adstringierend, 7. s\u00fcfs, 8. scharf, 9. schleimig, 10. salzig, allm\u00e4hlich durch Ausmerzung derjenigen Bestandteile, die blofs auf die Tastnerven der Zunge einwirken, eingeengt. Zenneck2 und Valentin3 sind soweit gegangen, dafs sie nur noch bitter und s\u00fcfs als Geschmacksqualit\u00e4ten anerkannten, von denen zugegeben werden mufs, dafs die \u00fcberwiegende Mehrzahl ihrer Repr\u00e4sentanten selbst in den st\u00e4rksten Konzentrationen nur eine Geschmacksempfindung hervorruft. In der richtigen Erkenntnis, dafs das Gebiet des Geschmacks mit diesen zwei Qualit\u00e4ten nicht ersch\u00f6pft ist, hat Pick salzig und sauer wieder eingef\u00fchrt. Alle sp\u00e4teren Autoren, ich erw\u00e4hne hier nur Schief 4 5 und Br\u00fccke 5 haben sich der von Fick auf gestellten Einteilung angeschlossen. Sehr fr\u00fchzeitig aber hat sich die Frage erhoben, ob diese 4 Arten von Empfindungen wirklich die Komponenten des Geschmacksinnes darstellen und nicht weiter aufgespalten werden k\u00f6nnen. Zur L\u00f6sung dieses Problems wurde in der Regel so vorgegangen, dafs man pr\u00fcfte, ob z. B. bitterschmeckende Substanzen, wie Tinct. chinae, opii, gentianae oder \u00e4hnliche durch den Geschmack voneinander unterschieden werden k\u00f6nnen. Bleiben wir gleich bei den K\u00f6rpern mit bitterem Geschmack, so sind hier die Versuche von Win&6 zu erw\u00e4hnen, der Vpn. mit zugebundenen Augen und verschlossener Nase Chinatinktur und andere Bitterstoffe reichte. Diese wurden s\u00e4mtlich als bitter empfunden, es konnte aber keine Aussage gemacht werden, welches die dargebotenen K\u00f6rper waren. Ebenso bemerkt Guyot 7,\n1\tLinn\u00e9, Sapor medicamentorum 1751. Amoenitates acad. Bd. II, S. 379.\n2\tZenneck, Die Geschmackserscheinungen. Repertor. f. d. Pharmacie von Dr. B\u00fcchner, Bd. 65 oder II. Reihe, 15. Bd. N\u00fcrnberg 1839, S. 224.\n3\tValentin, G., De functionibus nervorum cerebratium et nervi sympathici Libri 4. Bernae et Sangelli. Helr. 1839.\n4\tSchiff, M., Le\u00e7ons sur la physiologie de la digestion. Florence et Turin 1867.\n5\tBr\u00fccke, E., Vorlesungen \u00fcber Physiologie. Wien 1875. II. Bd., S. 243.\n6\tWing, B. F., Fonctions de la membrane pituitaire. Arch, g\u00eaner, de Medic., II. Serie, Tome XII. Paris 1836. S. 92. Auszug aus The american journal. N. 32.\n7\tGuyot, J., Nouvelles exp\u00e9riences sur les sens du go\u00fbt chez l\u2019homme, suivies d\u2019un examen des traveaux principaux, publi\u00e9s r\u00e9cemment sur le","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n39\ndafs das Opium entschieden bitter schmeckt, dafs es aber mittels des Geschmacksinns nicht von Aloeextrakt, Gentianin und schwefelsaurem Chinin unterschieden werden kann. Auch v. Vintschgau 1 hat sich \u00fcberzeugt, dafs Chinin, Quassin und Gentianatinktur am Geschmack nicht zu erkennen sind. Das Gleiche gilt nach den Angaben von Oehbwall* 1 2 f\u00fcr Strychnin, Morphin, Chinin, sowie Pikrins\u00e4ure. Dieser Forscher hat auch einen Versuch des quantitativen Vergleichs des bitteren Geschmacks unternommen und findet, dafs eine L\u00f6sung von Strychnin 1:200000, Chinin 1:100000, Morphin 1:3000 und Pikrins\u00e4ure 1:100000 f\u00fcr seine 4 Vpn. gleich bitter waren.\nF\u00fcr die s\u00fcfsen Stoffe bestehen folgende Angaben: v. Vintschgau fand, \u201edafs das S\u00fcfse des Zuckers und Glyzerins nicht so verschieden voneinander sind, dafs diese Substanzen, sobald sie auf eine begrenzte Zungenstelle appliziert werden, mit Sicherheit zu erkennen sind.\u201c Oehbwall stellt die Versuche zur Entscheidung der Frage, ob es verschiedene Arten von S\u00fcls gibt, auf eine etwas breitere Basis. Er pr\u00fcft die verschiedenen Zuckerarten : \u201eRohrzucker, Traubenzucker, Milchzucker usw. haben ganz denselben s\u00fcfsen Geschmack, obgleich von ungleicher Intensit\u00e4t (Milchzucker ist bekanntlich weit weniger s\u00fcfs als Trauben-und Rohrzucker). Glyzerin schmeckt nach meiner Erfahrung aufser s\u00fcfs in hoher Konzentration auch schwach brennend und erweckt auch in verd\u00fcnnter L\u00f6sung zum Unterschied von den Zuckerarten eine schwach brennende oder herbe Empfindung. Abgesehen von dieser ist dessen s\u00fcfser Geschmack derselbe wie derjenige der Zuckerarten. Eine konzentrierte L\u00f6sung von Saccharin (1:230) schmeckt intensiv s\u00fcfs, aber zugleich auch sauer und bitter, und kann auch in mehr verd\u00fcnnten L\u00f6sungen und zwar ohne Zweifel durch diese begleitenden Empfindungen von Zucker unterschieden werden. Diese Erfahrungen Oehbwalls lehren, dafs es unter den bekannten s\u00fcfsen Stoffen auch einige gibt, wie das Glyzerin, die nicht allein auf die Geschmacksnerven sondern auch auf die Tastnerven der Zunge ein wirken, was\nm\u00eame sujet. Arch. g\u00e9n. d. Medic., Journ. compl\u00e9m. des sciences medic. II. Serie, Tome XII. Paris 1837.\n1\tv. Vintschgau, M., Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Geschmacksinnes.\nArch. f. d. ges. Physiol. 20, 225. 1879.\n2\tOehrwall, H., Untersuchungen \u00fcber den Geschmacksinn. Skand.\nArch. f. Physiol. 2, 1. 1891.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nEmil v. Skramlik.\nfr\u00fcher nicht bekannt war, oder nicht gen\u00fcgend gew\u00fcrdigt wurden Ferner weisen sie darauf hin, wie wichtig es ist, zu Untersuchungen des Geschmacksinns nur ganz reine Stoffe heranzuziehn. Nach den Feststellungen von Lemberger1 2 hat n\u00e4mlich die Kristallose, das reine Na-Salz des Orthosul-samin-Benzoes\u00e4ure-Anhydrids keinen Beigeschmack. Ihre Untere suchungen haben ferner gezeigt, dafs Kristallose- und Saccharosel\u00f6sungen desselben S\u00fcfsigkeitsgrades in bezug auf die Geschmacksempfindung in keiner Weise differieren. Bemerkenswert ist, dafs eine 0,00203 \u00b0/0 Kristallosel\u00f6sung gleich s\u00fcfs ist wie eine 1,4 \u00b0/0 Saccharosel\u00f6sung, dafs aber durchaus keine proportionalen Verh\u00e4ltnisse bei Steigerung des Kristallosegehalts in Erscheinung treten, denn eine etwa siebenfach st\u00e4rkere Kristallosel\u00f6sung (von 0,01485 \u00b0/o) entspricht an S\u00fcfsigkeit nur einer 5,62 \u00b0/0 Saccharosel\u00f6sung.\nAuch die Empfindung des Sauren ist wiederholt n\u00e4her unter* sucht worden. In einer Arbeit \u00fcber den Geschmack von S\u00e4uren wies Corin 2 an 12 Vertretern Salz-, Salpeter-, Schwefel, phos* phoriger, Phosphor-, Ameisen-, Essig-, Oxal-, Weinstein-, Citronen-, Apfel- und Milchs\u00e4ure nach, dafs sie v\u00f6llig gleichen Geschmack haben, wenn sie nur hinl\u00e4nglich verd\u00fcnnt sind oder der Experimentator sich die Nase zuh\u00e4lt. Oehrwall stellte Versuche mit Salz-, Salpeter-, Schwefel-, Essig-, Wein- und Oxals\u00e4ure an. Er erkennt, dafs eine Verd\u00fcnnung der Normals\u00e4ure mit 500 bis 1000 Teilen Wasser im allgemeinen f\u00fcr dergleichen Versuche passend ist, wenn 10 ccm bei jedem Experiment angewendet werden. \u201eEssigs\u00e4ure wird am Geruch auch bei einer Verd\u00fcnnung von n/1()00 (ungef\u00e4hr 1: 20000) erkannt. Bei Versuchen mit dieser S\u00e4ure mufs also der Geruch eliminiert werden.\u201c Weitere Untersuchungen, vor allem von Richards3, haben ergeben, dafs bei einer und derselben S\u00e4ure der Grad der Verd\u00fcnnung durch den Geschmack unterschieden werden kann, dafs dagegen beim Vergleich verschieden starker S\u00e4uren die gleich sauer schmeckenden\n1\tLemberger, F., Psychophysische Untersuchungen \u00fcber den Geschmack von Zucker und Saccharin (Saccharose und Kristallose). Arch. f. d. ges. Physiol. 123, S. 293. 1908.\n2\tCorin, J., Actions des acides sur le go\u00fbt. Bulletins de l\u2019Acad. des Sciences Royale de Bruxelles 1887. No. 11, 617.\n3\tRichards, F. W., The relation of the taste of acids to their degree of dissociation II. Journ. of physical chim. 4, 3, p. 257.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n41\nL\u00f6sungen nicht die gleiche Konzentration an H-Ionen besitzen. Dagegen fand Paul \\ dafs der saure Geschmack der Weine durchaus von der freien Zahl der H-Ionen abh\u00e4ngig ist. Bei der Beurteilung des S\u00e4urecharakters von Weinen kommt es weniger auf die durch Titration festzustellende S\u00e4uremenge an, als vielmehr auf den S\u00e4uregrad, der indentisch ist mit der Konzentration der im Wein enthaltenen H-Ionen.\nAm interessantesten sind die Erfahrungen \u00fcber den Geschmack von Salzen. Beobachtungen dar\u00fcber hat wohl als erster v. Vintschgau niedergelegt. Die Zahl der von ihm gepr\u00fcften Salze ist zwar gering \u2014 es handelte sich um die Chloride des Na, K und Ammoniums, um Kaliumjodid, Natrium- und Magnesiumsulfat sowie sekund\u00e4res Natriumphosphat. Sie w\u00e4re aber an sich ausreichend gewesen, um zu sicheren und greifbaren Ergebnissen zu gelangen. Dafs er nicht weiter gekommen ist als bis zur Ermittlung, \u201edafs unter den salzig schmeckenden Substanzen m\u00f6glicherweise kleine Unterschiede Vorkommen k\u00f6nnen, die ein Auf stellen von Gruppen gestatten werden\u201c, liegt vornehmlich an der gew\u00e4hlten Form der Applikation. Zur Pr\u00fcfung der Salze liefs er nur die Zungenspitze ben\u00fctzen, also ein engbegrenztes Gebiet, auf dem das Unterscheidungsverm\u00f6gen nach den sp\u00e4teren Untersuchungen von Kiesow 2 und Haenig 3 vorwiegend f\u00fcr s\u00fcfs entwickelt ist. Richtig gew\u00e4hlt war jedoch die Methode, an den Vpn. erst dann unwissentliche Versuche vorzunehmen, wenn sie den Geschmack der Salze durch l\u00e4ngere \u2022 \u2022\n\u00dcbung sicher zu erfassen gelernt hatten. Wir verdanken so v. Vintschgau vor allem die Feststellung, dafs die vorhin genannten Salze in verschiedenem Grade salzig schmecken und dafs sich ihr Geschmack sehr h\u00e4ufig von dem salzigen v\u00f6llig entfernt. Aufserdem hat er ermittelt, dafs diese Verbindungen alle in h\u00f6heren Konzentrationen auf die Tastnerven der Zunge einwirken. Im \u00fcbrigen war er sich wohl bewufst, dafs seine Versuche zu einer ersch\u00f6pfenden Darlegung der verwickelten Verh\u00e4ltnisse nicht ausreichten. Das geht aus seinen eigenen Worten\n1\tPaul, Th., Beziehungen zwischen saurem Geschmack und Wasserstoffionenkonzentration. Berichte der Deutschen Chem. Ges, 49, S. 2124. 1916.\n2\tKiesow, F., Beitr\u00e4ge zur physiologischen Psychologie des Geschmacksinns. Wundts philosophische Studien 10, S. 329. 1834.\n8 Haenig, D. P., Beitr\u00e4ge zur Psychophysik des Geschmacksinns. Wundts philosophische Studien 17, S. 576. 1902.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nEmil v. Skramlik.\nhervor: \u201eIch glaube, es wird in umsichtigen und viel Geduld in Anspruch nehmenden Versuchen gelingen, f\u00fcr die salzig schmeckenden K\u00f6rper Gruppen aufzustellen. Selbstverst\u00e4ndlich m\u00fcfste man bedacht sein, auch auf die Konzentration R\u00fccksicht zu nehmen, besonders bei jenen Salzen, welche auch in m\u00e4fsiger Konzentration auf die Gef\u00fchlsnerven wirken.\u201c Diesen Worten v. Vintschgaus k\u00f6nnte wohl entnommen werden, dafs er aus seinen Versuchen doch auf die Existenz verschiedener Arten des Salzgeschmacks schlofs. Er widerlegt diesen Gedanken jedoch an anderer Stelle: \u201eAus den vorstehenden Beobachtungen geht ganz gewifs hervor, dafs wir vorderhand nicht berechtigt sind zu behaupten, es k\u00f6nne eine weitere Einteilung des bitter, des s\u00fcfsen und des salzigen Geschmacks unternommen werden ; denn wenn auch oben die M\u00f6glichkeit einer Gruppierung salzig schmeckender Substanzen gegeben wurde, so erflofs dieselbe eben nicht aus dem Geschmack als solchen, sondern aus einer Reihe begleitender Nebenumst\u00e4nde.\u201c Weitere Erfahrungen \u00fcber den Geschmack von Salzen stammen von Oehrwall. Er bemerkt von ihnen: \u201eBeinahe die meisten salzigen Substanzen haben einen mehr oder minder komplizierten Geschmack, der zuweilen recht schwer zu analysieren ist. Auch bei Versuchen mit salzigen Substanzen ist es wichtig, dafs hinl\u00e4nglich verd\u00fcnnte L\u00f6sungen angewandt werden. Denn konzentrierte k\u00f6nnen auch auf die Gef\u00fchlsnerven einwirken, wodurch verschiedene Salze m\u00f6glicherweise unterschieden werden k\u00f6nnen, ohne einen verschiedenen Geschmack zu besitzen. Zu bestimmen, ob es verschiedene Gattungen des Salzgeschmackes gibt, ist mifslich genug, denn es ist schwer, Salze zu finden, die nur salzig (nicht gleichzeitig auch sauer, bitter usw.) schmecken. C1K 1 \u00b0/0 schmeckt ungef\u00e4hr ebenso stark wie CINa 5 \u00b0/0, unterschied sich aber von diesem Salz durch einen schwach bitteren Beigeschmack. Chlorammonium 0,5 \u00b0/0 schmeckte aufser salzig auch sauer und m\u00f6glicherweise auch bitter. Cl2Mg schmeckt bitter nebst salzig usw. Trotz vielen Suchens habe ich keine verschiedenen Arten von Salzgeschmack beobachten k\u00f6nnen.\u201c Wichtige Untersuchungen \u00fcber den Geschmack von Salzen r\u00fchren von Hoeber und Kiesow 1 her. Sie fanden, dafs der Salzgeschmack von KCl, NaCl, Mg Cl2, Methyl-\n1 Hoeber, R. und Kiesow, F., \u00dcber den Geschmack von Salzen und Laugen. Zeitschr. f. physik. Chem. 27, S. 601. 1898.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n43\nammonium- und \u00c4thylammoniumchlorid, Natriumbromid und -Jodid, Kalium- sowie Natriumsulfat durch die Anionen verursacht wird. Die Salzschwelle liegt bei einer Konzentration von ungef\u00e4hr 0,02\u20140,025 Grammionen auf den Liter. Auch der Salzgeschmack von Ammoniumchlorid, -bromid, -sulfat steht in bestimmtem Verh\u00e4ltnis zur Konzentration der Anionen, nur liegt die Schwelle bei den Ammonium salzen viel tiefer, bei ungef\u00e4hr 0,009 Grammionen auf den Liter. Auf die Arbeit von Sternberg der eine grofse Zahl von Salzen auf ihren Geschmack untersucht hat, soll in einer weiteren Abhandlung genauer ein-gegangen werden. Weitere Erfahrungen \u00fcber den Geschmack von Salzen hat in j\u00fcngster Zeit Henning 2 beigebracht. Er spricht von einer eigenen Qualit\u00e4tenreihe innerhalb der Salzigen und entwickelt f\u00fcr seine Vertreter die verschiedensten Kombinationen von \u00c4hnlichkeiten zwischen einfachen Qualit\u00e4ten. Nach Henning sind die Salzgeschm\u00e4cke wohl einfache Erlebnisse, die aber bei weiterer Pr\u00fcfung zwei oder mehr \u00c4hnlichkeiten mit anderen Qualit\u00e4ten zeigen k\u00f6nnen. Geschm\u00e4cke mit zwei Empfindungsseiten sind nach ihm zwischen salzig und sauer bei Natriumkarbonat und -bikarbonat, Ammonchlorid, Kaliumaluminiumsulfat, salzig und bitter bei Kaliumbromid und -Jodid, salzig und s\u00fcfs bei den Laugen, s\u00fcfs und bitter bei Azeton, s\u00fcfs und sauer bei Bleiazetat, sauer und bitter bei Kaliumsulfat zu finden.\nAus diesen Erfahrungen \u00fcber den Geschmack von Vertretern der vier FiCKschen Hauptqualit\u00e4ten geht wohl unzweideutig hervor, dafs es bisher nicht gelungen ist, verschiedene Arten von bitter, s\u00fcfs und sauer zu finden. Wir k\u00f6nnen also diese drei Empfindungen als Komponenten 'des Geschmacksinnes ansehen, denn die K\u00f6rper der genannten Gruppen weisen bei gleicher Verd\u00fcnnung nur Unterschiede in der Geschmacksst\u00e4rke auf. Es wird von grofsem Interesse sein, die quantitativen Verh\u00e4ltnisse eingehend zu studieren, vor allem aber die Beziehungen aufzudecken, die zwischen der Geschmacksintensit\u00e4t eines K\u00f6rpers und seiner Konstitution bestehen. Anders dagegen als beim bittern, s\u00fcfsen und saurem Geschmack liegen die Dinge beim\n1\tSternberg, W., Der salzige Geschmack und der Geschmack der Salze\nArch. f. (Anat.) und Physiol. 1904. S. 483.\n2\tHenning, H., \u00dcber die Qualit\u00e4tenreihe des Geschmacks. Zeitschr. f.\nPsychologie 74, S. 203. 1916.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nEmil v. Skramlik.\nsalzigen. Hier sind wir in unserer Erkenntnis eigentlich nicht weiter gekommen, als dafs Salze verschiedene Geschmacksqualb t\u00e4ten besitzen, die mit dem Salzigen als solchen oft gar nichts mehr zu tun haben. Hier erweisen sich neue Beobachtungen als notwendig, insbesondere zur Beantwortung der Frage, ob sich der Geschmack der anorganischen Salze auf die bekannten vier Grundqualit\u00e4ten zur\u00fcckf\u00fchren l\u00e4fst. Systematische Untersuchungen \u00fcber diesen Gegenstand hegen nicht vor. Daher habe ich es unternommen, an die L\u00f6sung der Frage nach dem Geschmack der Salze heranzutreten.\nII. Eigene Untersuchungen.\nA. Versuchspersonen und Geschmackstoffe.\n1. Das aufgeworfene Problem wurde, wie schon eingangs erw\u00e4hnt, dadurch einer L\u00f6sung zugef\u00fchrt, dafs man Gemische aus bitter, f\u00fcfs, sauer und salzig herzustellen versuchte, die sich durch den Geschmack von dem einheitlichen K\u00f6rper, in diesem Fall einer anorganischen Salzl\u00f6sung nicht unterscheiden lassen. Schon ein erster Versuch mit Magnesiumchlorid hatte gelehrt, dafs dies m\u00f6glich ist. Es hat sich aber auch bald als notwendig herausgestellt, die Experimente vorerst auf eine ganz bestimmte Anzahl von Salzen zu beschr\u00e4nken. Es sollen also im K\u00e4hmen dieser Untersuchung die Erfahrungen mit blofs 6 Salzen mitgeteilt werden. Erscheint diese Zahl im Verh\u00e4ltnis zur Menge der bekannten Salze auch auferordentlich gering, so wird die weitere Beschreibung ergeben, dafs die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen mit den hier erzielten Ergebnissen mit grofser Wahrscheinlichkeit ersch\u00f6pft ist. Dies wage ich um so mehr zu behaupten, als mir Erfahrungen mit weiteren 20 Salzen zur Verf\u00fcgung stehen. Auf die Zahl von etwa 30 engt sich n\u00e4mlich die grofse Zahl der anorganischen Salze, die auf etwa 1200 wohlbekannte Verbindungen zu veranschlagen ist, f\u00fcr derartige Geschmacksver-suche ein. Eine ganze Anzahl, ich erinnere an die Cyan Verbindungen, ist giftig, eine andere, vor allem die Schwermetallsalze, adstringieren auch noch in hohen Verd\u00fcnnungen sehr heftig, aufserdem verlieren sie bei zunehmender Verd\u00fcnnung viel von ihrem Geschmack.\nDagegen hat sich herausgestellt, von welcher Wichtigkeit es ist, m\u00f6glichst viele Vpn. zur Geschmackspr\u00fcfung heranzuziehen.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n45\nIch habe mit 10 gearbeitet. Es waren t\u00e4tig die Herren: 1. Prof. Dr. Ernst Mangold, 2. Priv.-Doz. Dr. Otto Olsen, 3. Dr. Kurt Poehlmann, 4. Dr. Wilhelm Senner, 5. Verfasser und die Damen 6. cand. med. Erika Herrmann, 7. cand. med. Luise Keller, 8. cand. med. Greta Krauss, 9. Dr. Alice von Skramlik, 10. cand. med. Helene von Wild. Es liegt mir am Herzen, den Genannten auch an dieser Stelle f\u00fcr die viele M\u00fche und Sorgfalt, sowie f\u00fcr das grofse Interesse, das sie an die Versuche gewandt haben, aufrichtigst Dank zu sagen. Man mufs selbst eine Anzahl der verwendeten Salzl\u00f6sungen geschmeckt haben, um zu wissen, welche \u00dcberwindung dazu geh\u00f6rt, sie l\u00e4ngere Zeit im Mund zu halten, was zu einer strengen Pr\u00fcfung unerl\u00e4fslich ist.\n2. Die Salze wurden so ausgew\u00e4hlt, dafs nach den bisher vorliegenden Erfahrungen alle bin\u00e4ren Kombinationen der vier Geschmacksarten einfach vertreten waren: Es waren dies: f\u00fcr bitter-salzig das Magnesiumchlorid, f\u00fcr bitter-sauer das neutrale Kaliumsulfat, f\u00fcr bitter-s\u00fcfs das Magnesiumsulfat, f\u00fcr salzig-sauer das \u00c4mmonchlorid, f\u00fcr salzig-s\u00fcfs das Natriumbikarbonat, f\u00fcr sauer-s\u00fcfs das Berylliumsulfat. Dafs die Wahl f\u00fcr den Vertreter des sauers\u00fcfsen Geschmackes auf das Berylliumsulfat fiel und nicht etwa auf das Bleiazetat, hat seinen Grund in der weitaus geringeren Giftigkeit des Berylliumions. Das Bleiazetat hinterl\u00e4fst aufserdem selbst in einer Konzentration von 0,1 \u00b0/0 einen lang-, bis etwa 2 Stunden anhaltenden Nachgeschmack. Dieser ist zwar an und f\u00fcr sich nicht unangenehm (er erinnert mich an ge-zuckerte N\u00fcsse), hindert aber bei weiteren Versuchen, \u00fcberdies adstringiert die S\u00e4ure sehr stark und das Pb-Jon l\u00f6st die Empfindung des Metallischen aus. Alle angef\u00fchrten Salze waren zudem so ausgesucht, dafs sie durch Sp\u00fclen m\u00f6glichst leicht von der Zunge entfernt werden konnten. Es waren s\u00e4mtlich Pro-analysi Pr\u00e4parate der Firma Merk in Darmstadt und wurden nur in solchen Verd\u00fcnnungen verwendet, dafs keine Wirkung auf die Tastnerven wahrzunehmen war, die ein Erkennen des einheitlichen K\u00f6rpers zweifellos erm\u00f6glicht h\u00e4tte.\nZur Herstellung der Mischung wurden jeweils herangezogen : Als Vertreter von Bitter eine 0,0063 n Chin, hydrochl. L\u00f6sung; von S\u00fcls eine 2,22 n Traubenzuckerl\u00f6sung ; von Salzig eine 3,42 n NaCl-L\u00f6sung; von Sauer eine 0,119 n Weinsteins\u00e4urel\u00f6sung. Traubenzucker- und Weinsteins\u00e4urel\u00f6sung mufsten \u00f6fter im str\u00f6menden Wasserdampf sterilisiert werden, um das Wachstum","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nEmil v. Skramlik.\nvon Algen zn verh\u00fcten. F\u00fcr Bitter und Sauer wurden aufser-dem Stamml\u00f6sungen vorr\u00e4tig gehalten, n\u00e4mlich eine 0,0504 n Chin, hydrochl. L\u00f6sung und eine 0,595 n Weinsteins\u00e4urel\u00f6sung. Auch diese Pr\u00e4parate waren mit Ausnahme des Chinins Purissima von Merck. Zur Herstellung der L\u00f6sungen wurde stets distilliertes Wasser verwendet. Die Abmessung der Dosen geschah mit Hilfe von Pipetten, die in Hundertstel ccm eingeteilt waren. Die Genauigkeit der Bestimmung findet also ihre Grenze f\u00fcr Bitter bei 0,000025 g Chin, hydrochl., f\u00fcr S\u00fcfs bei 0,004 g Traubenzucker, f\u00fcr Salzig bei 0,002 g NaCl, f\u00fcr Sauer bei 0,0002 g Weinsteins\u00e4ure in 10 ccm Fl\u00fcssigkeit, entsprechend einer 0,0000063 n Chin, hydrochl.-, 0,00222 n Traubenzucker-, 0,00342 n NaCl-, 0,000119 n Weinsteins\u00e4urel\u00f6sung, die meist weit unter der Schwelle liegen. Diese Genauigkeit ist, wie die sp\u00e4teren Ausf\u00fchrungen lehren werden, erforderlich, aber auch hinreichend.\nDie Versuchsl\u00f6sungen wurden s\u00e4mtlich bei Zimmertemperatur\ngehalten, die w\u00e4hrend der Dauer eines Experiments, etwa eine\n\u2022 \u2022\nStunde, praktisch keine \u00c4nderung erfuhr.\n3. Als Erstes erfolgte eine Bestimmung der Schwellenwerte, wobei die Vpn. Gelegenheit hatten, die 4 Geschmacksarten kennen zu lernen und scharf auseinander zu halten. Dabei wurde auch gleichzeitig ermittelt, ob s\u00e4mtliche Grundqualit\u00e4ten empfunden wurden. In der nebenstehenden Tabelle 1 sind die Ergebnisse der Schwellenwertsbestimmungen f\u00fcr alle Vpn. zusammengestellt. Die Zahlen erheben keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit. F\u00fcr Chinin liegt der Fehler in der 6., f\u00fcr NaCl in der 4., f\u00fcr Weins\u00e4ure in der 5., f\u00fcr Traubenzucker in der 3. Dezimale.\nTabelle 1. Schwellenwerte.\nVpn.\tChin. hydr.\tNaCl\tWeins\u00e4ure\tTraubenz.\n1\t0,000006 n\t0,0332 n\t0,00092 n\t0,078 n\n2\tdest. H20\t0,0171 n\t0,00024 n\t0,044 n\n3\t0,000012 n\t0,0342 n\t0,00024 n\t0,067 n\n4\t0,000006 n\t0,0325 n\t0,00059 n\t0,045 n\n5\t0,00005 n\t0,0171 n\t0,00012 n\t0,044 n\n6\t0,000003 n\t0,010 n\t0,000075 n\t0,045 n\n7\t0,000002 n\t0,0342 n\t0,00006 n\t0,044 n\n8\t0,000008 n\t0,0850 n\t0,00012 n\t0,022 n\n9\t0,000002 n\t0,0113 n\t0,00059 n\t0.033 n\n10\tdest. HaO\t0,0342 n\t0,000119 n\t0,066 n","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n47\nIn der Tabelle bedeutet die Zahl die St\u00e4rke einer L\u00f6sung in Bruchteilen ihres Normalgehaltes, von der 10 ccm auf die Zunge genommen gerade noch eine deutliche Empfindung ausl\u00f6sen. F\u00fcr 2 Vpn. schmeckte destilliertes Wasser bereits bitter. Stets mufsten 10 ccm Salzl\u00f6sung mit 10 ccm Mischung verglichen werden. Es empfiehlt sich, diese Menge mit aller Strenge einzuhalten, weil manche Vpn. kleine Volumschwankungen sicher wahrzunehmen verm\u00f6gen und ein st\u00e4ndiger Wechsel in den gereichten Quanten bei dem komplizierten Urteilsprozefs eine empfindliche St\u00f6rung bedeutet.\nB. Methodik zur Erzielung von Mischungsgleichungen.\n1. \u00dcber die Art der Vergleichung von Salzl\u00f6sung und Mischung sei folgendes hervorgehoben. Zwischen der letzten Mahlzeit und der Geschmacksprobe lagen in der Regel f\u00fcr jede Vp. zwei Stunden. Zuerst wurde darauf hin gearbeitet, dafs der Geschmack der Salzl\u00f6sung durch h\u00e4ufiges Ein\u00fcben streng und sicher erfafst war. Die 10 ccm von Salzl\u00f6sung und Mischung wurden in den Mund genommen, also mit dem ganzen Geschmacksorgan gepr\u00fcft. Das Unterscheidungsverm\u00f6gen f\u00fcr die einzelnen Geschmacksarten ist auf der Zunge bekanntlich \u00f6rtlich ungleich verteilt. Will man daher einen brauchbaren Gesamteindruck erzielen, d. h. die verschiedenen Geschmacksqualit\u00e4ten eines Salzes sicher kennen lernen, dann ist es wohl geboten, die Fl\u00fcssigkeit \u00fcber die ganze Zunge zu verteilen. Dabei werden nat\u00fcrlich die Empfindungen des Bitteren deutlicher mit dem Zungengrund, die des S\u00fcfsen mit der Spitze, die des Sauren an den R\u00e4ndern, des Salzigen an Spitze und R\u00e4ndern sicherer wahrgenommen, was f\u00fcr den Gang der Untersuchung nur von Vorteil ist. Man l\u00e4fst die Salzl\u00f6sung am besten bei der ersten Pr\u00fcfung durch 5 Minuten im Munde behalten und bei ruhig gehaltener aber auch hin- und herbewegter Zunge untersuchen. H\u00e4ufig tritt erst bei diesem Vorgang, wie auch schon fr\u00fcher beobachtet wurde, ein anf\u00e4nglich undeutlicher Geschmack, dessen sichere Beurteilung auf Schwierigkeiten st\u00f6fst, mit gr\u00f6fserer Bestimmtheit hervor. Es ift dies meist dann der Fall, wenn man die Zunge leicht an der Innenfl\u00e4che der Z\u00e4hne oder am Gaumen reibt, ein Verfahren, das z. B. von Weinpr\u00fcfern befolgt wird. Ob dabei die Fl\u00fcssigkeit durch den erzeugten Druck leichter in","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nEmil v, Skramlik.\ndie Geschmacksporen eindringt, mnfs dahingestellt bleiben. Es hat sich bew\u00e4hrt, die gesamte Fl\u00fcssigkeit nach 5 Minuten in ein Mefsglas auszuwerfen. Man kann n\u00e4mlich aus der Menge des zugeflossenen Speichels gewisse Schl\u00fcsse ziehen. Bekanntlich ist beim Auf bringen saurer Substanzen selbst in ganz schwachen Konzentrationen, die Menge des Verd\u00fcnnungsspeichels recht betr\u00e4chtlich und es hat sich herausgestellt, dafs dies auch f\u00fcr Salze gilt, die einen sauren Beigeschmack auf weisen und zwar auch dann, wenn dieser nicht ganz sicher zum Bewufstsein kommt. In Tabelle 2 sind f\u00fcr dies Verhalten einige Zahlenbelege zusammengestellt.\nTabelle 2.\nMenge Speichel in ccm, die bei verschiedenen Salzl\u00f6sungen ausgeschieden wird, wenn 10 ccm davon durch 5 Minuten gepr\u00fcft\nwerden.\nVp.\n2\n3\n5\n0,374 n NH4C1\n11,0\n12,0\n12,0\n0,098 n MgCl2\n4.0 5,5\n3.0\n0,275 n K2S04 8,5 8,0 6,0\nZu der Tabelle ist zu bemerken, dafs die 0,374 n NH4C1-L\u00f6sung deutlich, die 0,275 n K2S04 schwach sauer schmeckt, die 0,098 in MgCl2-L\u00f6sung nur bitter. Man sieht, wie die zugeflossenen Speichelmengen mit dem sauren Geschmack eines Salzes steigen.\nNach Einnehmen einer Salzl\u00f6sung hat man ein kurze Zeit anhaltendes einheitliches Erlebnis. Dies w\u00e4hrt nach wiederholt angestellten Messungen, von denen noch ausf\u00fchrlich die Rede sein wird, meist 1--2 Sekunden, worauf sich ein psychischer Zustand einstellt, bei dem die Erkennung der vorhandenen Geschmacksqualit\u00e4ten m\u00f6glich ist. Es ist ausgeschlossen, zwei Ge-schm\u00e4cke etwa gleichzeitig zu perzipieren ; um von einem zum anderen zu gelangen, ist ein Aufmerksamkeitssprung notwendig.1 Nach erfolgter Pr\u00fcfung l\u00e4fst man die Versuchsperson angeben, welche Geschmacksarten sie empfunden hat. Es ist von Wichtigkeit, darauf zu dringen, dafs das Geschmackserlebnis genau beschrieben wird. Jegliche Beeinflussung auch in der harmlosen Form einer blofsen Nachhilfe unterbleibt besser, wenn man die\n1 v. Kries, J., \u00dcber die Bedeutung des Aufmerksamkeitssprunges f\u00fcr -den Zeitsinn. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilkunde 47\u201448, S. 352. 1913.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmachsinns.\n49\nUnterscheidungsf\u00e4higkeit durch den Geschmackssinn bei einer Vp. rasch und sicher ausbilden will. Die erteilten Antworten dienen nat\u00fcrlich nur zur Orientierung. Man wiederholt den Geschmacksversuch nach gr\u00fcndlichem Aussp\u00fclen des Mundes mit Trinkwasser am besten noch einmal. Zur Ein\u00fcbung des Geschmackes einer Salzl\u00f6sung gen\u00fcgt es nun nicht, dieselbe mehrmals hintereinander kosten zu lassen. Die Erkennung der Eigent\u00fcmlichkeit eines Salzgeschmackes wird wesentlich gef\u00f6rdert, wenn man zwischendurch eine Mischung pr\u00fcfen l\u00e4fst, die in den Komponenten nach den Angaben der Versuchsperson, in den quantitativen Verh\u00e4ltnissen nach Belieben zusammengestellt ist; dabei begegnet man sehr h\u00e4ufig der Bemerkung : \u201eDas schmeckt aber sehr \u00e4hnlich.\u201c Diesen Angaben darf man nat\u00fcrlich kein Vertrauen schenken. Gibt man n\u00e4mlich nach gr\u00fcndlichem Aussp\u00fclen des Mundes, das nach jeder Probe vorgenommen werden mufs, wieder das Salz, dann heifst es sofort: \u201eDas schmeckt doch ganz anders.\u201c Bei fortgesetzter Pr\u00fcfung des Salzes l\u00e4fst man allm\u00e4hlich immer mehr auf die Intensit\u00e4t der Komponenten achten und stellt danach die Mischung zusammen, deren Mengenverh\u00e4ltnisse fortlaufend protokolliert werden m\u00fcssen; besonders bei Anf\u00e4ngern erfordert die Pr\u00fcfung viel Geduld nicht nur von Seiten des Versuchsleiters, sondern auch der Vp. Doch darf man sich auch durch erstmalige Mifserfolge nicht abschrecken lassen. Je langsamer und gr\u00fcndlicher man bei den Proben vorgeht, um so schneller erlebt man die Freude, dafs die Vp. im geschmacklichen Erkennen sicher wird; und ist sie das einmal, dann fallen alle weiteren Proben sehr leicht.\nNach erzielter Einsch\u00e4rfung des Salzgeschmackes wird weiter so vorgegangen, dafs man die Mischung in ihrer geschmacklichen Zusammensetzung dem Salze m\u00f6glichst gleichartig macht. So geht man allm\u00e4hlich zu unwissentlichen Versuchen \u00fcber. W\u00e4hrend dieser \u00fcberzeugt man sich durch wiederholtes Darreichen des Salzes auch \u00f6fter unmittelbar nacheinander, dafs dessen Geschmack mit Sicherheit erkannt wird und nun arbeitet man, ohne aber die Vp. zu erm\u00fcden, darauf hin, dafs die Mischung in der Intensit\u00e4t ihrer Komponenten derart abge\u00e4ndert wird, dafs gelegentlich Verwechslungen mit dem Salz Vorkommen. Es empfiehlt sich nun, die sichere Erfassung des Salzgeschmackes zu unterst\u00fctzen, indem man st\u00e4ndig nach der Zusammensetzung\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 53.\t4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nEmil v. Skramlik.\nder Mischung fragt, z. B. ob gen\u00fcgend Salz vorhanden ist, ob sie nicht saurer gemacht werden mufs u. \u00e4., wodurch die Aufmerksamkeit der Yp. st\u00e4ndig wachgehalten wird. Dies ist viel wichtiger als etwa kontinuierliches Proben. Stets mufs darauf geachtet werden, dafs keine Erm\u00fcdung der Vp. eintritt. Davor sch\u00fctzt man sich am besten, wenn man eine Sitzung nicht viel \u00fcber eine Stunde ausdehnt. Die Zahl der in dieser Zeit vorgenommenen Geschmacksproben sollte 40 nicht \u00fcbersteigen. Hat man es nun soweit gebracht, dafs sich die Verwechslungen von Salz und Mischung h\u00e4ufen, dann wird die letzte Peilung so vorgenommen, dafs man fortlaufend in unwissentlichen Versuchen Salz und Mischung abwechselnd reicht und die Vp. pr\u00fcfen und aussagen l\u00e4fst, nicht, was sie erhalten hat, sondern wie sich der Geschmack der beiden Proben zueinander verh\u00e4lt. Dabei erzielt man Ausgleichungen von ganz ungeahnter Sch\u00e4rfe. Meist heifst es dann : \u201eIch weifs nicht, ob ich das Salz oder die Mischung erhalten habe, aber das erste war (z. B.) salziger als das zweite.\u201c Nach vollzogener Korrektur wird weiter geprobt, bis endlich ausgesagt wird: \u201eJetzt weifs ich keinen Unterschied mehr anzugeben.\u201c Damit ist eine Gleichung erreicht. Diese Methode hat zweifellos den Vorzug vor der Ausz\u00e4hlung der richtigen und unrichtigen F\u00e4lle, weil dabei alles Raten entf\u00e4llt, wobei \u00f6fter das Richtige getroffen werden kann.\n2. Die Verst\u00e4ndigung mit den Vpn., auf die man bei der Herstellung einer Mischung von dem gleichen Geschmack wie ein Salz, v\u00f6llig angewiesen ist, st\u00f6fst im allgemeinen auf keine besonderen Schwierigkeiten. Indessen gibt es doch F\u00e4lle schwankender Angaben, die die Erzielung einer Mischungsgleichung sehr erschweren. Bei diesen kann man nur dann zum Ziele gelangen, wenn man als Versuchsleiter bereits \u00fcber grofse Erfahrungen verf\u00fcgt. Deshalb m\u00f6chte ich hier auf einige Redewendungen hin weisen, die sich oft wiederholen und Anhaltspunkte f\u00fcr die Zusammensetzung der Mischung bieten, wenn man ihre Bedeutung kennt. \u201eDas Salz schmeckt w\u00fcrziger\u201c, bedeutet so viel, dafs man in der Mischung im Gehalt der Hauptkomponente hinaufgehen mufs. Ich bezeichne als Hauptkomponente eines Salzes die vorherrschende Geschmacksart; heifst es also beim Ammonchlorid, das ausnehmend salzig schmeckt, das Salz schmecke w\u00fcrziger, dann mufs man den Kochsalzgehalt der L\u00f6sung steigern. Der Gegenfall ist gegeben, wenn vom Salz.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n51\nausgesagt wird, dafs es milde schmeckt. Das sind einfach zu l\u00f6sende Vorkommnisse.\n3.\tSchwieriger werden die Verh\u00e4ltnisse, wenn geurteilt wird, \u201ees ist zwar gen\u00fcgend Salz in der Mischung vorhanden, aber die Nuance des Salzes ist beim einheitlichen K\u00f6rper anders als bei der Mischung\u201c. Meist wurde im Anschlufs daran auch ge\u00e4ufsert: \u201eIch erkenne die Mischung an dem milden Geschmack des Kochsalzes\u201c oder aber \u201edas Salz schmeckt herber\u201c. Hier hilft in der Regel nicht die weitere Steigerung des Kochsalzgehaltes, sondern das Einf\u00fchren einer Komponente in die Mischung, die beim Salz nicht mit Bestimmtheit herausgeschmeckt, ja oft gar nicht wahrgenommen wird. Das sind jene interessanten F\u00e4lle, die noch n\u00e4her besprochen werden m\u00fcssen, bei denen eine Mischungsgleichung f\u00fcr ein Salz nur durch Einf\u00fcgen einer Komponente erzielt werden kann, die, wenn auch nicht f\u00fcr sich allein genommen, so doch in Gegenwart anderer Schmecksubstanzen unter der Schwelle bleibt. Bekanntlich hat schon Hetmans 1 nachgewiesen, dafs eine Erh\u00f6hung der Reizschwelle f\u00fcr jede Geschmackssubstanz eintritt, wenn der Repr\u00e4sentant einer andern Geschmacksart eingef\u00fcgt wird. Er hat mit Rohrzucker, Natriumchlorid, Salzs\u00e4ure und Chinin gearbeitet und gefunden, dafs z. B. bei Anwesenheit von Chinin die S\u00fcfsschwelle wesentlich erh\u00f6ht wird. Die Komponente, die bei dem komplexen Geschmack von Salzl\u00f6sungen als unterschwellig bezeichnet werden mufste, war in meinen Versuchen meist bitter. F\u00fchrte man dies in einer passenden Konzentration in die Mischung ein, dann hiefs es sofort, \u201ejetzt schmeckt die Mischung dem Salz viel \u00e4hnlicher\u201c. Es ist wirklich merkw\u00fcrdig, wie durch Zusatz von Chinin eine Kochsalzl\u00f6sung herb gemacht werden kann. Im Gegensatz dazu ist es m\u00f6glich, durch Einf\u00fchrung von Traubenzucker den Geschmack einer Mischung weich oder milde zu machen. Wird einem anorganischen Salz eine dieser beiden Eigenschaften zugesprochen, dann mnfs man beim Herstellen einer Mischungsgleichung pr\u00fcfen, ob in die Mischung nicht s\u00fcfs geh\u00f6rt.\n4.\tAuf die Bedeutung der Tastnerven bei der Erkennung von Salzl\u00f6sungen wurde bereits mit Nachdruck hingewiesen und dabei aufmerksam gemacht, dafs wir einzig und allein in der st\u00e4rkeren Verd\u00fcnnung ein Mittel besitzen, um diese Wirkungen\n1 Heymans, G., Untersuchungen \u00fcber psychische Hemmung. Zeitschr. f. Psychol. 21, S. 321. 1893.\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nEmil v. Skramlik.\nauszuschalten. Dies hilft in allen denjenigen F\u00e4llen, bei denen vom Salze ausgesagt wird, dafs es \u201escharf\u201c schmeckt und weder eine Erh\u00f6hung des Kochsalzgehaltes noch eine Einf\u00fchrung von Chinin zu einer Mischungsgleichung f\u00fchrt. Nach meinen Erfahrungen ist das Auftreten eines \u201escharfen\u201c Geschmackes als erster Grad einer Einwirkung auf die Tastnerven anzuf\u00fchren. St\u00e4rkere Grade \u00e4ufsern sich in einem Prickeln, noch st\u00e4rkere in einem Brennen, das sich bis zu lebhaftem Schmerz steigern kann.\nIndessen ist es nicht immer das Getast, das dem Geschmack eines K\u00f6rpers ein eigent\u00fcmliches Gepr\u00e4ge verleiht. Ein Salz vermag auch eine Geruchsempfindung auszul\u00f6sen, sei es, dafs eine L\u00f6sung in schwachem Mafse riecht, sei es, dafs es bei l\u00e4ngerem Verweilen auf der Zunge aus den Epithelbestandteilen fl\u00fcchtige Riechk\u00f6rper entwickelt. Der erste Fall ist am deutlichsten gegeben beim Kaliumbromid, das auch im Glase einen intensiven Geruch hinterl\u00e4fst. Der zweite beim Natriumbikarbonat, das den von Frey 1 beschriebenen laugigen Geruch besitzt, der auf der Entwicklung fl\u00fcchtiger Basen (methyliertem Ammoniak) beruht. Diese stammen aus den Zerfallsprodukten der Epi-thelien und entstehen durch Wirkung des OH-Ions. Hier ist der Ort, auch diejenigen F\u00e4lle anzuf\u00fchren, bei denen angegeben wird: \u201eSalz und Mischung sind einander sehr \u00e4hnlich, nur schmecke ich aus der letzteren den Traubenzucker heraus.\u201c Hier handelt es sich niemals um Geschmacks-, sondern um begleitende Geruchsempfindungen, die bei einzelnen Vpn. festgestellt werden k\u00f6nnen. Tats\u00e4chlich besitzt der Traubenzucker in L\u00f6sungen einen schwachen aber charakteristischen Geruch, der von Leuten mit scharfem Geruchsverm\u00f6gen selbst in starker Verd\u00fcnnung wahrgenommen werden kann. Dabei erweist sich notwendig das Zuhalten der Nase sowohl bei der Pr\u00fcfung des Salzes wie der Mischung, wie das schon vor 100 Jahren Chevreul 2 angegeben hat. Dann ist auch das Eigenartige des Geschmacks von Traubenzucker verschwunden. In allen F\u00e4llen, wo Salz und Mischung an begleitenden Geruchsempfindungen erkannt werden kann, erweist sich eine andere Methode der Verst\u00e4ndigung notwendig. Ich habe mir so geholfen, dafs ich mit den Vpn. Zeichen verab-\n1\tv. Frey, M., Der laugige Geruch. Archiv f. d. ges. Physiol. 136, S. 275. 1910.\n2\tChevreul. Journal de phgsiol. exp\u00e9r. 4. Paris 1824.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n53\nredete f\u00fcr ihre Urteile, die sie noch w\u00e4hrend des Yerweilens der Probe im Munde abgeben mufsten.\n5. Gewisse Stoffe hinterlassen auf der Zunge einen charakteristischen Nachgeschmack. Mit diesem Namen sollte aus-schliefslich eine Empfindung bezeichnet werden, die eine gewisse Zeit nach Entfernung des Geschmackstoffes von der Zunge verbleibt, also den tats\u00e4chlichen Reiz \u00fcberdauert. Darin ist auch schon ausgesagt, dafs diese Empfindung nicht etwa auf Reste der Geschmackssubstanz im Munde zur\u00fcckgef\u00fchrt werden darf. Vor dieser Fehlerquelle sch\u00fctzt man sich am besten so, dafs man mit Trinkwasser gut aussp\u00fclt und nun beobachtet, ob die Empfindung weiter besteht. Ist das der Fall, dann haben wir es mit einem Nachgeschmack zu tun in strenger Analogie zu den Nachbildern.\nDer Nachgeschmack \u00e4ufsert sich in der Regel in zweierlei Weise; er vermittelt entweder dieselbe Empfindung wie die urspr\u00fcnglich reizende Substanz, dann kann man von einem gleichartigen Nachgeschmack sprechen. L\u00f6st er aber eine Empfindung anderer Qualit\u00e4t aus, dann empfiehlt es sich von einem andersartigen Nachgeschmack zu reden. Einen gleichartigen Nachgeschmack finden wir z. B. beim Chinin, das in L\u00f6sungen von 0,0025 n f\u00fcr 5 Minuten auf die Zunge gebracht, trotz energischen Aussp\u00fclens einen etwa 30 Minuten andauernden bitteren Geschmack hinterl\u00e4fst, der nach Abklingen im Munde wieder deutlicher wird, wenn man die Zunge vorstreckt. Ein andersartiger Nachgeschmack tritt z. B. nach Einnahme von Magnesiumsulfat auf, das f\u00fcr mich vorwiegend bitter schmeckt. Behalte ich das Salz in 0,406 n-L\u00f6sung durch 5 Minuten im Mund, dann tritt sofort nach Auswerfen der Fl\u00fcssigkeit und Aussp\u00fclen des Mundes eine deutliche S\u00fcfsempfindung auf, die mehr als 10 Minuten gleichm\u00e4fsig anh\u00e4lt, dann aber langsam abklingt.\nDer Nachgeschmack mufs streng geschieden werden von der Erscheinung, dafs nach beendeter Pr\u00fcfung eines Salzes das zur Aussp\u00fclung verwendete Trinkwasser der Vp. nicht geschmacklos erscheint, sondern einen besonderen Geschmack hat, der nach dem Auswerfen sofort verschwindet. Diese Erscheinung ist bereits von Nagel 1 beschrieben worden ; er hat gefunden, dafs\n1 Nagel, W. A., \u00dcber die Wirkung des chorsauren Kali auf den Geschmackssinn) Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorgane 10, 235. 1896.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nEmil v. Skramlik.\nnach Aussp\u00fclen des Mundes mit einer 5 \u00b0/0-L\u00f6sung von Kalium-chlorat, aber auch nach Anwendung schw\u00e4cherer (1 \u00b0/0) L\u00f6sungen, die man gew\u00f6hnlich zum Gurgeln verwendet, Trinkwasser oder destilliertes Wasser durch l\u00e4ngere Zeit s\u00fcfs s\u00e4uerlich schmeckt. Das gleiche wmrde an L\u00f6sungen von Kaliumnitrat und Kaliumchlorid beobachtet, nur ist der Geschmack von Wasser nach Einnahme von Kaliumnitrat neben S\u00fcfs viel saurer als bei den anderen angef\u00fchrten Salzen. Nagel leitet diese Erscheinung von einer tempor\u00e4ren U m s t i m m u n g des Geschmacksapparates her und es empfiehlt sich, diese Bezeichnung f\u00fcr diese Erscheinung festzuhalten. Meine Erfahrungen mit den 6 oben erw\u00e4hnten Salzen haben mich gelehrt, dafs beide Erscheinungen, Nachgeschmack sowie Umstimmung nicht bei allen Ypn. in gleicher Weise auftreten, ja dafs sie v\u00f6llig fehlen k\u00f6nnen.\nTabelle 3.\nN achgeschm\u00e4cke.\nVp. t\tNHt01\tMgCl2\tk2so4\tMgS04\tNaHCOg\tBeS04\n1\t\t\t\u2014\ts\u00fcfs\t\u2014\t\u2014\n2\t\t\u2014\t\u2014\tri\t\u2014\t\u2014\n3\t\ts\u00fcfs\t\u2014\th\ts\u00fcfs\tsauer\n4\t\t\ts\u00fcfs\tii\t\u2014\t\u2014\n5\tbitter\tbitter\tbitter\tn\t\u2014\t\u2014\n6\t\u2014\t\u2014\tsauer\tn\t\u2014\t\n7\t\u2014\t\u25a0\t\u2014\tii\t\u2014\t\n8\t\u2014\t\t\ts\u00fcfs\tr>\t\u2014\t\u2014\n9\t!\tsalzig\t\u2014\t\t\u2014\t\u2014\n10\t\u2014\t\t\u2014\ts\u00fcfs\t\u2014\u2014\t\nAus dieser Zusammenstellung (Tab. 3 u. 4) l\u00e4fst sich auch entnehmen, dafs in vereinzelten F\u00e4llen Nachgeschmack und Umstimmung vergesellschaftet Vorkommen, weiter, dafs bei den Umstimmungen das Trinkwasser stets s\u00fcfs erscheint. Bemerkenswert ist, dafs sich der andersartige Nachgeschmack, ich erinnere an MgCl3 und K2S04, sich bei verschiedenen Vpn. in verschiedenen Qualit\u00e4ten \u00e4ufsert.\n6. Zuletzt m\u00f6chte ich noch einige Worte dem Nachlassen der Empfindung widmen, die beim l\u00e4ngeren Verbleib eines Geschmacksk\u00f6rpers auf der Zunge eintritt. Wenn die verwendeten","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n55\nSubstanzen nicht einen ausnehmend intensiven Geschmack haben, wie das z. B. beim Ammonchlorid der Fall ist, dann hat man zumeist nach Ablauf von 5 Minuten kaum noch eine deutliche Empfindung. Als Ursache dieser Erscheinung k\u00f6nnte in Betracht kommen: 1. die Verd\u00fcnnung durch den zugeflossenen Speichel, 2. die Erm\u00fcdung des Geschmacksapparates. Wie einige orientierende Vorversuche gelehrt haben, scheint den beiden angef\u00fchrten Ursachen lange nicht die Bedeutung zuzukommen, wie man annehmen k\u00f6nnte. Es wird Aufgabe einer eigenen Untersuchung sein m\u00fcssen, hier Klarheit zu schaffen.\nTabelle 4.\nUmstimmungen.\nVp.\tNH4C1\tMgCl2\tk2so4\tMgS04\tNaHCOs\tBeS04\n1\t\u2014\t_\t\u2014\ts\u00fcfs\ts\u00fcfs\t\u2014\n2\t\u2014\ts\u00fcfs\ts\u00fcfs\tn\t\u201d\t\n3\ts\u00fcfs\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u00bb\t\t\n4\t\u2014\t\u2014\t\u2014\ts\u00fcfs\t\u00bb\t\n5\t\u2014\t\u2014\t\u2014\tn\t\u00bb\t\n6\t\u2014\t\u2014\t\tn\tn\t\n7\t\u2014\t\u2014\t_\t\u00bb\t\u00bb\t\u2014\n8\t\u2014\t\ts\u00fcfs\t5?\t\u00bb\t\u2014\n9\t\u2014\t\t\t\u2014\tn\tn\t\u2014\n10\t!\ts\u00fcfs :\t\u2014\t\u00bb\t\u2014\t\u2014\nAus den hier niedergelegten Erfahrungen geht hervor, dafs wir mit dem Geschmacksorgan eine komplexe Empfindung in ihre Komponenten zu zerlegen, also zu analysieren verm\u00f6gen, dafs die Bef\u00e4higung zur Analyse aber erst durch l\u00e4ngere \u00dcbung orlernt werden mufs. Ihre Sicherheit und Sch\u00e4rfe schwanken individuell. Wie weit man es in der geschmacklichen Analyse durch \u00dcbung und Erfahrung zu bringen vermag, konnte man am deutlichsten an Frl. Keauss beobachten, die sp\u00e4ter nach 2\u20143 maliger Pr\u00fcfung eines Salzes die zugeh\u00f6rige Mischungsgleichung in ihrer qualitativen Zusammensetzung mit Bestimmtheit, in ihrer quantitativen mit grofser Ann\u00e4herung angeben konnte.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nEmil v. Skramlik.\nC. Gesc hmacksgleichungen.\nDie Grundlage f\u00fcr die Aufstellung von Geschmacksgleichungen bilden die in den folgenden Abschnitten niedergelegten Erfahrungen \u00fcber die besonderen geschmacklichen Eigent\u00fcmlichkeiten von 6 anorganischen Salzen bei 10 Ypn. Solche Gleichungen lauten in ihrer allgemeinsten Form :\nN = xA-fyB-fzC-fyD\nund sie besagen, dafs die Empfindung N, die durch den Geschmack des einheitlichen K\u00f6rpers ausgel\u00f6st wird, gleich ist einer Empfindung, die aus der Zusammenwirkung der vier Komponenten A, B, C und D (Bitter, Salzig, Sauer und S\u00fcfs) hervorgeht. x, y, z und v sind Faktoren der Konzentration, die einem beliebig gew\u00e4hlten Mafssystem entstammen k\u00f6nnen. Sie zeigen die Mengen an, in denen die Komponenten auftreten und k\u00f6nnen zwischen 0 und einer positiven endlichen Zahl variieren. Als Mafssystem wurden Normall\u00f6sungen benutzt. Die Geschmacksgleichungen sind ebenso gebaut wie die physiologisch optischen Gleichungen, nur treten an die Stelle der drei Komponenten bei den Gesichtswahrnehmungen deren vier beim Geschmack. Als Hauptunterschied zwischen den beiden soll gleich an dieser Stelle hervorgehoben sein, dafs die Geschmacksgleichungen individuell verschieden sind, w\u00e4hrend bekanntlich die optischen f\u00fcr normale Trichromaten ann\u00e4hernd gleich sind. Doch stellen die Geschmacksgleichungen f\u00fcr jedes Individuum eine Konstante dar.\n1. F\u00fcr die weiteren Darlegungen ist es von Vorteil, die Mischungsgleichungen f\u00fcr die einzelnen Salze der Reihe nach zu besprechen und zuletzt in einer \u00dcbersicht die allgemeinen Gesichtspunkte hervorzuheben. Wenden wir uns als dem ersten dem Ammonchlorid zu, so ist vor allem zu bemerken, dafs seine Wirkung auf die Tastnerven der Zunge bereits bei einer 0,4 n-L\u00f6sung einsetzt. Auch diese Erscheinung ist individuellen Schwankungen unterworfen, so zwar, dafs der eine bei dieser Konzentration schon von einer Tastempfindung in Form eines feinen Prickelns sprechen wird, w\u00e4hrend der andere bei der gleichen nur ein reines Geschmackserlebnis hat. Deshalb wurde die St\u00e4rke der L\u00f6sung auf 0,374 n herabgesetzt. Bei dieser wurde von keiner Vp. eine Nebenwirkung angegeben. Das Schmecken des Ammonchlorids ist von einem unangenehmen Gef\u00fchlston be-","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n57\ngleitet, der vorwiegend auf den intensiven Salzgeschmack zur\u00fcckgef\u00fchrt wird. Dieser ist indessen von dem salzigen Geschmack einer hochkonzentrierten Natriumchloridl\u00f6sung weit entfernt und es sind die Beigeschm\u00e4cke, die ihn so widerlich machen. Bei der erstmaligen Pr\u00fcfung des Salzes treten seine Beigeschm\u00e4cke ganz allm\u00e4hlich vor; der Grund hierf\u00fcr liegt darin, dafs sie nicht jene Reinheit besitzen, die wir von ihren Repr\u00e4sentanten her gew\u00f6hnt sind. So findet f\u00fcr einen Anf\u00e4nger eine st\u00e4ndige Wechselwirkung zwischen den einzelnen Komponenten statt, bis er durch l\u00e4ngere \u00dcbung im Erkennen der Qualit\u00e4ten und ihrer Intensit\u00e4t sicher wird. Es gelingt bei den meisten Vpn. nach einigem Herumprobieren verh\u00e4ltnism\u00e4fsig leicht eine Mischung herzustellen, die auf die beschriebene Weise ermittelt wird und von der Salzl\u00f6sung geschmacklich nicht zu unterscheiden ist. Eine solche Geschmacksgleichung wird nach meinem Ermessen am besten in folgender Weise angeschrieben:\n(Mangold) 0,374 n NH4CI gg., [1,71 n NaCl + 0,000595 n W.].\nDies, besagt, dafs f\u00fcr die Vp. Mangold eine 0,374 n NH4C1-L\u00f6sung im Geschmacke gleich (gg.) ist mit einer L\u00f6sung, die zugleich 1,71 n ist f\u00fcr NaCl und 0,000595 n f\u00fcr Weinsteins\u00e4ure. Wegen der individuellen Verschiedenheit mufs f\u00fcr jede Geschmacksgleichung der Name der Vp. angeschrieben werden. Bei der Pr\u00fcfung dieser f\u00fcr Prof. Mangold ermittelten Gleichung durch andere Vp. hat sich n\u00e4mlich herausgestellt, dafs von ihnen die ihm gleichschmeckende Mischung mit Leichtigkeit von NH4C1 unterschieden werden konnte. Das ist nicht etwa darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dafs andere ein sch\u00e4rferes Unterscheidungsverm\u00f6gen besitzen, sondern eben darauf, dafs die Gleichungen f\u00fcr jeden verschieden sind. Weiterhin ist zu bemerken, dafs sich diese Unterschiede nicht nur in der quantitativen Zusammensetzung \u00e4ufsern, sondern auch in der qualitativen. Das NH4C1 schmeckt wohl f\u00fcr die meisten Vp. salzig und sauer, doch wird man nicht immer imstande sein, aus Kochsalz und Weinsteins\u00e4ure die entsprechende Mischung zu erzielen. F\u00fcr viele ist der Geschmack des Ammonchlorids ein herber und wir stehen hierin jenem bereits angedeuteten Fall gegen\u00fcber, bei dem zur Erzielung einer Gleichung eine Komponente in die Mischung eingef\u00fchrt werden mufs, die als solche eigentlich gar nicht erkannt wird, aber den Geschmack der Mischung derartig ver\u00e4ndert, dafs sie nun mit","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nEmil v. Skramlik.\ndem Salz gleich erscheint. Wie schon fr\u00fcher angedeutet wurde, kann die Herbheit durch Einf\u00fchren von Chinin in die Kochsalzl\u00f6sung erzielt werden. In der folgenden Tabelle 5 sind die Mischungsgleichungen f\u00fcr 10 Vpn. niedergelegt.\nTabelle 5.\n0,374 n NH4C1 gg.\nVp.\tNaCl.\t\u00bb\tCh.\t\tT.\n1\t[1,71\tn\t\u2014\t\t\n2\t[0,61\tn\t0,000032\tn\t\u2014\n3\t[1,37\tn\t\u2014\t\t\u25a0\t\n4\t[0,957\tn\t0,0002\tn\t\u2014\n5\t[1,2\tn\t0,00019\tn\t\u2014\n6\t[1,71\tn\t0,00039\tn\t\n7\t[0,683\tn\t0,00016\tn\t\n8\t[1,02\tn\t0,00016\tn\t\n9\t[1,37\tn\t0,00016\tn\t\n10\t[0,855\tn\t0,000063\tn\t\u2014\nW.\n0,000595 n] 0,00595 nj 0,00178 n] 0,00475 n] 0,0039 n]\n0,00178 n] 0,00356 n] 0,00715 n] 0,00957 n]\nIn der Tabelle bedeuten gg. gesehmacksgleich, Cb. Chinin, T. Trauben-\nzucker, W. Weinsteins\u00e4ure.\nDie Tabelle lehrt, dafs die individuellen Verschiedenheiten des Geschmacks sich nicht nur in der quantitativen Zu-sammensetung der Mischungsgleichungen \u00e4ufsern sondern auch in Zahl und Art der notwendigen Komponenten. W\u00e4hrend das Salz f\u00fcr 2 Vpn. salzig und sauer schmeckt, empfindet es eine weitere als salzig rund bitter und alle \u00fcbrigen haben entwede die Empfindung der Herbheit des Salzes, die ein Bitter in der Mischung notwendig macht, oder sie empfinden das Bitter als solches, so dafs wir in der Mischungsgleichung 3 Komponenten vertreten haben, n\u00e4mlich salzig, sauer und bitter. Auf Grund von Zahl und Art der Komponenten kann man verschiedene Typen von Geschmacksgleichungen unterscheiden und zwar 2- und 3-komponentige, wobei sich die letzteren noch in solche mit den Komponenten salzig und sauer und salzig und bitter gliedern lassen. F\u00fcr das NH4C1 \u00fcberwiegen die 3 - komponentigen, die in 7 von 10 F\u00e4llen vorkamen. Der Rest verteilt sich dann auf die 2 - komponentigen mit salzig und sauer in 2 F\u00e4llen, mit salzig und bitter in einem.\nEntsprechend der Verschiedenheiten der Mischungsgleichungen ist eine Verst\u00e4ndigung \u00fcber den Geschmack dieses Salzes wohl","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n59\nsehr erschwert, doch nicht v\u00f6llig aufgehoben. Mit grofser \u00dcbereinstimmung wird angegeben, dafs das Ammonchlorid \u00e4ufserst salzig schmeckt. Das geht auch aus den quantitativen Daten hervor: f\u00fcr 2 Vpn. schmeckte die 0,374 n NH4C1 L\u00f6sung so salzig wie eine 1,71 n NaCl L\u00f6sung und bis zu der geringsten bei Vp. 2 gefundenen NaCl Konzentration von 0,61 n finden wir dazwischen alle Abstufungen. In 9 von 10 F\u00e4llen war auch eine Verst\u00e4ndigung \u00fcber den saueren Geschmack m\u00f6glich. Auch dessen St\u00e4rke ist grofsen Schwankungen unterworfen, von 0,000595 n W. bei Vp. 1 bis zu 0,00957 n W. bei 10. \u00dcber das Bitter ist die Verst\u00e4ndigung sehr erschwert, weil es vielfach unterschwellig bleibt und dann nur als eine Herbheit des Salzes imponiert. Der Grad dieser Herbheit oder des ganz schwach bitteren Geschmackes kann von einzelnen Vpn. allerdings mit grofser Genauigkeit angegeben werden. Das lehrt folgende Zusammenstellung f\u00fcr die Vp. 8.\n1.0.\t374 n NH4C1 gg. [1,02 n NaCl + 0,00016 n Ch. + 0,00356 n W.]\n2.0.\t374 n NH4C1 [1,02 n NaCl + 0,000152 n Ch. + 0,00356 n W.]\n3.0.\t374 n NH4C1 [1,02 n NaCl + 0,000164 n Ch. + 0,00356 n W.]\n1.\tRepr\u00e4sentiert hier die Mischungsgleichung, 2. und 3. erscheinen dem Salz gegen\u00fcber bereits andersartig, trotzdem sie sich im Chiningehalt um Milliontstel einer Normall\u00f6sung unterscheiden. Vp. 5 hat nach Auswerfen des Ammonchlorids einen kurz anhaltenden aber intensiv bitteren Nachgeschmack; das bedeutet aber keinen Unterschied gegen\u00fcber der Mischung, weil das Chinin die gleiche Wirkung hervorruft. F\u00fcr 3 erzeugt das Salz eine Umstimmung des Geschmacksapparates, so dafs das Trinkwasser s\u00fcfs schmeckt. Diese kann nat\u00fcrlich nicht nachgeahmt werden und es mufste ein Urteil abgegeben werden, noch w\u00e4hrend das Salz im Munde war.\n2.\tAls n\u00e4chstes Salz wurde MgCl2 in einer 0,098 n L\u00f6sung gepr\u00fcft. Der unangenehme begleitende Gef\u00fchlston ist bei diesem Salz vor allem dem bitteren Geschmack zuzuschreiben, der sich bei einer erstmaligen Pr\u00fcfung trotz seiner St\u00e4rke nur allm\u00e4hlich vordr\u00e4ngt, weil er nicht in jener Reinheit vorhanden ist, die wir vom Geschmack einer Chininl\u00f6sung her kennen. Der Grund f\u00fcr dieses vom rein Bittern abweichende Verhalten liegt in einer weiteren Geschmacksqualit\u00e4t, deren Erfassen bei Anf\u00e4ngern auf Schwierigkeiten st\u00f6fst. Es handelt sich bei mir um ein salzig, das nach einigem Proben ins Bewufstsein tritt, besonders dann,","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nEmil v. Skramlik.\nwenn man ihm die Aufmerksamkeit zuwendet. Man erleichtert sich dabei das Erkennen wenn man die Zunge etwas am Gaumen oder an den Z\u00e4hnen reibt. In der folgenden Tabelle 6 sind wieder die Mischungsgleichungen f\u00fcr 10 Vpn. zusammengestellt.\nTabelle 6.\n0,098 n MgCl2 gg.\nVp\tNaCl\tCh.\t\tT.\t\tw.\n1\t[0,171 n\t0,002\tn\t\u2014\t\t-]\n2\t[0,051 n\t0,00012\tn\t0,089\tn\t-]\n3\t[0,002 n\t0,0015\tn\t0,067\tn\t-J\n4\t[0,03 n\t0,0003\tn\t0,2\tn\t\u2014]\n5\t[0,027 n\t0,00028\tn\t\u2014\t\t-]\n6\t[0,033 n\t0,00025\tn\t\u2014\t\t-]\n7\t[ -\t0,00005\tn\t0,222\tn\t-]\n8\t[ -\t0,000038 n\t\t0,089\tn\t-]\n9\t[0,017 n\t0,000176 n\t\t0,089\tn\t-]\n10\t[0,034 n\t0,00088\tn\t0,078\tn\t-]\nIn der Tabelle bedeuten gg. gesehmacksgleich, Ch. Chinin, T. Traubenzucker, W. Weinsteins\u00e4ure.\nAus der Tabelle geht hervor, dafs auch f\u00fcr dieses Salz 2- und 3-komponentige Mischungsgleichungen bestehen und zwar in je 5 von 10 F\u00e4llen. Die 2 - komponentigen gliedern sich weiter in solche mit salzig und bitter und solche mit bitter und s\u00fcfs. Allen Gleichungen ist die Komponente bitter gemeinsam und auf Grund ihrer Anwesenheit ist es verst\u00e4ndlich, dafs das MgCl2 als bitteres Salz bezeichnet wird. Wenden wir uns den quantitativen Verh\u00e4ltnissen zu, so ist zu bemerken, dafs das Salz von Vp. 1 im Vergleich zu den anderen am salzigsten und bittersten empfunden wird. Vergleicht man die Mischungsgleichungen von Vpn. 5 und 6, die einander auf den ersten Blick sehr \u00e4hnlich sehen, dann erkennt man, dafs das Salz f\u00fcr 6 st\u00e4rker salzig, f\u00fcr 5 st\u00e4rker bitter ist. Von besonderem Interesse sind diejenigen Mischungsgleichungen, in denen die S\u00fcfskomponente vertreten ist1, vor allem die mit\n1 Henning erw\u00e4hnt in seiner bereits zitierten Abhandlung, dafs der bittersalzige Geschmack des MgCl2 etwas prinzipiell Verschiedenes ist von dem einer Mischung aus Kochsalz und bitterer Aloel\u00f6sung. Er erw\u00e4hnt leider nicht, in welcher Konzentration das Salz angewendet wurde, so dafs ich nicht entscheiden kann, ob die Differenz zwischen den beiden L\u00f6sungen auf st\u00e4rkere Konzentration des MgCl2 oder etwa darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, dafs seine Vp. der S\u00fcfskomponente bedurfte.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n61\nBitter und S\u00fcfs allein (Vpn. 7 und 8). Entsprechend der gr\u00f6fseren Variationsf\u00e4higkeit unterscheiden sich die 3 - komponentigen Gleichungen noch mehr von einander. Aus diesen Tatsachen geht hervor, warum eine Verst\u00e4ndigung \u00fcber den Geschmack dieses Salzes so viel schwieriger ist als beim NH4C1. Personen mit Gleichungen desselben Typus k\u00f6nnen noch \u00fcber die Qualit\u00e4t der Komponenten ins Reine kommen, wenn auch nicht \u00fcber deren Intensit\u00e4t. Unter Personen mit Gleichungen von verschiedenem Typus ist nur eine Verst\u00e4ndigung \u00fcber das Bitter des Salzes m\u00f6glich, denn dieses kommt in allen Gleichungen vor. Auch bei diesem Salze hatte ich Gelegenheit die Sch\u00e4rfe der Unterscheidungsf\u00e4higkeit f\u00fcr Bitter zu pr\u00fcfen und war tats\u00e4chlich \u00fcberracht von der Sicherheit der Angaben. Im folgenden gebe ich daf\u00fcr einen Beleg bei Vp. 8 :\n1.\t0,098 n MgCl2 gg. [0,000038 n Ch. + 0,089 n T.]\n2.\t0,098 n MgCl2 [0,000044 n Ch. + 0,089 n T.J\n3.\t0,098 n MgCl2 [0,000032 n Ch. + 0,089 n T.]\nIn 1. ist die Mischungsgleichung angeschrieben; Mischung 2. ist dem Salze gegen\u00fcber zu stark, Mischung 3. zu schwach bitter.\nErg\u00e4nzend m\u00f6chte ich noch hinzuf\u00fcgen, dafs das MgCl.2 einen kurz anhaltenden Nachgeschmack erzeugt. Dieser ist f\u00fcr 5 gleichartig (bitter), f\u00fcr 3 und 9 andersartig (s\u00fcfs und salzig). Gelegentlich kommt auch eine Umstimmung des Geschmacksapparates durch dieses Salz vor, und zwar bei Vpn. 2 und 10 in S\u00fcfs.\nEs war bereits die Rede davon, dafs der Geschmack einer anorganischen Salzl\u00f6sung f\u00fcr kurze Zeit ein einheitliches Erlebnis darstellt. Es hat sich nun gezeigt, dafs f\u00fcr eine Vp. (6) bei angespannter Aufmerksamkeit gewisse kleine zeitliche Unterschiede im Auftreten der beiden Komponenten (bitter und salzig) Vorkommen, die beim Salz und der gleichschmeckenden Mischung verschieden sind. Diese gestatten eine Unterscheidung von Salz und Mischung, aber auch nur dann, wenn die Vp. sich ganz auf die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse konzentriert. Zur Sicherstellung dieser merkw\u00fcrdigen Erscheinung habe ich die Verh\u00e4ltnisse graphisch festgehalten, indem ich den Zeitpunkt der Einnahme der L\u00f6sung und des Auftretens der einzelnen Komponenten mit Hilfe eines Tasterschl\u00fcssels und Registriermagneten auf einer Trommel registrierte. Von dieser Methodik soll noch an anderer Stelle ausf\u00fchrlicher Rede sein. Durch","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nEmil v. Skramlik.\nAusmessung der Kurve wurde gefunden, dafs der salzige Geschmack beim MgCl2 und der Mischung mit 1,3 bzw. 1,4 Sekunden im Durchschnitt fast gleich lang nach der Einnahme auftritt. Dagegen folgt der bittere Geschmack dem salzigen beim MgCl2 nach durchschnittlich 0,4 Sek., bei der Mischung nach 2,3 Sekunden. In diesem Fall kann also von einer Geschmacksgleichung nur bedingt die\nRede sein, denn eine Nachahmung der zeitlichen Verh\u00e4ltnisse\n\u2022 \u2022\nist mir hier nicht gelungen. \u00c4ndert man n\u00e4mlich die Zusammensetzung der Mischung im Salzigen oder Bittern, dann wird auch beim Niehtbeachten der zeitlichen Verh\u00e4ltnisse eine Unterscheidung von Salz und Mischung m\u00f6glich.\n3. In der nachfolgenden Tabelle sind die Gleichungen f\u00fcr ein weiteres Salz, das neutrale K2S04 zusammengestellt. Es wurde in einer 0,275 n L\u00f6sung verwendet ; erstaunlich ist, welch schwachen Geschmack es in dieser Konzentration aufweist. Aus der Tabelle kann man entnehmen, dafs s\u00e4mtliche Gleichungen 3-kom-ponentig sind und dafs man unter ihnen blofs 2 Typen zu unterscheiden vermag : Gleichungen mit den Komponenten salzig, bitter, sauer in 9 von 10 F\u00e4llen, bitter, sauer, s\u00fcfs in einem einzigen. F\u00fcr die \u00fcberwiegende Mehrzahl der Vpn. war also eine Verst\u00e4ndigung \u00fcber s\u00e4mtliche Geschmacksqualit\u00e4ten m\u00f6glich; f\u00fcr alle \u00fcber 2, n\u00e4mlich bitter und sauer.\nTabelle 7.\nVp. NaCl\n1\t[0,467 n\n2\t[0,205 n\n3\t[0,086 n\n4\t[0,205 n\n5\t[0,05 n\n6\t[0,017 n\n7\t[0,008 n\n8\t[ -\n9\t[0,051 n 10 [0,013 n\nIn der Tabelle bedeuten\n0,275 n K2S04 gg.\nCh. 0,00028 n 0,00021 n\tT.\n0,00029 n\t\u2014\n0,00035 n 0,00022 n 0,000025 n\t\n0,000078 n\t\u2014\n0,000063 n\t0,099 n\n0,00028 n\t\u2014\n0,000013 n\t\u2014\ng. geschmacksgleich, Ch.\t\nW.\n0,0119 n]\n0,00297 n]\n0,0012 n]\n0,0042 n]\n0,00119 n]\n0,00083 n]\n0,00009 n]\n0,00095 n]\n0,00119 n]\n0,00095 n]\nChinin, T. Trauben-\nzucker, W. Weinsteins\u00e4ure.\nDer milde Geschmack des KaS04 dr\u00fcckt sich auch in Mengen der f\u00fcr die Gleichungen erforderlichen Substanzen aus. Nur f\u00fcr","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n6\u00e4\ndie Vpn. 1, 2 und 4 sind gr\u00f6fsere Quantit\u00e4ten NaCl erforderlich n\u00e4mlich 0,476 n und 0,205 n NaCl. L\u00f6sungen. Meist gen\u00fcgen Konzentrationen von weniger als 0,1 n. Auffallend ist, dafs in 3 von 10 F\u00e4llen die Menge Yon S\u00e4ure die gleiche ist, n\u00e4mlich\n0.\t00119.n W. und dafs 3ie in weiteren 2 F\u00e4llen mit 0,00095 n W. nicht viel davon abweicht. F\u00fcr einzelne Vpn. hat das K2S04 einen Nachgeschmack und ruft auch gelegentlich eine Umstimmung des Geschmacksapparates hervor. Von beiden ist bereits an anderer Stelle die Rede gewesen, darum m\u00f6chte ich hier etwas anderes hervorheben, n\u00e4mlich dafs das Salz einen starken Brechreiz aus\u00fcbt, besonders wenn man es \u00fcber den hinteren Zungenanteil fliefsen l\u00e4fst. Indessen handelt es sich hier, wie eigens darauf hinzielende Versuche gelehrt haben, nicht um eine Eigent\u00fcmlichkeit des Salzes, sondern um eine Eigenschaft der sauer-bittern Kombination. Denn man kann den gleichen Erfolg mit der Mischung erzielen. Ein Erkennungszeichen f\u00fcr das Salz ist also damit nicht gegeben. Bemerkenswert ist auch beim K2S04 die Sch\u00e4rfe des geschmacklichen Unterscheidungsverm\u00f6gens, die ich bei der Komponente salzig und sauer gemessen habe.\nVp. 6.\n1.\t0,275 nK2S04gg. [0,017 n NaCl + 0,0000252 nCh. +0,00083 nW.]\n2.\t0,275n K2S04\t[0,017 n NaCl + 0,0000252 n Ch. + 0,00095nW.J\n3.\t0,275 n K2S04\t[0,017 n NaCl + 0,0000252 n Ch. -f 0,00060nW.]\nBei 1. handelt es sich um die Geschmacksgleichung, Mischung 2. und 3. waren den Salz gegen\u00fcber ver\u00e4ndert, so zwar, dafs die 2. zu stark, die 3. zu schwach sauer empfunden wurde. Es k\u00f6nnen also Unterschiede von weniger als 20 X LU4 n W. wahrgenommen werden. Ebenso interessant liegen die Verh\u00e4ltnisse f\u00fcr salzig als unterschwellige Komp.\nVp. 7.\n1. 0,275 n K2S04 gg. [0,008 n NaCl + 0,000078 nCh. + 0,000089 nW.]\n2.0. 275nK2S04\t[0,010 n NaCl -f 0,000078 nCh. + 0,000089 nW.]\n3.0. 275 n K2S04\t[0,0069 n NaCl + 0,000078 nCh. + 0,000089 nW.]\nBei 1. handelt es sich um die Mischungsgleichung, Mischung 2. und 3. erscheinen dem Salz gegen\u00fcber ver\u00e4ndert, woraus hervorgeht dafs Unterschiede von 2 X IO-3 nNaCl L\u00f6sung erkannt werden k\u00f6nnen.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nEmil v. Skramlik.\n4. Als viertes Salz gelangte NaHC03 in einer 0,594 n L\u00f6sung zur Untersuchung. Bei der Pr\u00fcfung dieses K\u00f6rpers mufs, wie bereits erw\u00e4hnt, der Geruchssinn ausgeschaltet werden. Das geschieht am einfachsten durch Zuhalten der Nase vor Einnahme des Salzes wie auch der Mischung. Im allgemeinen kann man sagen, dafs der Geschmack des NaHC03 sehr wenig ausgesprochen ist in dem Augenblick, wo der Geruchssinn an der Erkennung nicht mehr beteiligt ist. Schwach salzig, schwach bitter, in geringem Grade sauer, gelegentlich s\u00fcfs lauten die Angaben der Vpn. Die Mischungsgleichungen selbst zeigen dementsprechend keine besonderen Intensit\u00e4ten der vorhandenen Qualit\u00e4ten an.\nTabelle 8.\n\t\t0,594 n NaHC03\tgg-\t\nVp.\tNaCl\tCh.\tT.\tW.\n1\t[0,23 n\t0,00020 n\t0,056 n\t- ]\n2\t[0,017 n\t0,000078 n\t0,043 n\t0,00029 n]\n3\t[0,239 n\t\t0,044 n\t0,00059 n]\n4\t[0,256 n\t0,00025 n\t0,051 n\t0,0019 n]\n5\t[0,019 n\t0,000075 n\t\t0,0012 n]\n6\t[0,033 u\t0,000013 n\t\u2014\t- ]\n7\t[0,069 n\t\u2014\t0,022 n\t0,00012 n]\n8\t[0,112 n\t0,000006 n\t0,122 n\t- ]\n9\t[0,051 n\t0,00013 n\t\u2014\t- J\n10\t[0,272 n\t0,000013 n\t0,022 n\t- ]\nIn der Tabelle bedeuten gg. gescbmacksgleich, Ch. Chinin, T. Traubenzucker, W. Weinsteins\u00e4ure.\nDie Tabelle lehrt, dafs f\u00fcr das NaHC03 5 verschiedene Typen von Gleichungen Vorkommen, 2 -kompo-nentige mit salzig und bitter, 3-komp onentige mit salzig, bitter, s\u00fcfs, aber auch salzig, bitter, sauer und salzig, sauer, s\u00fcfs; hiezu kommen in 2 F\u00e4llen, den einzigen der ganzen Sammlung 4-komponentige Gleichungen, in denen also alle Qualit\u00e4ten vertreten sind. Besitzen die Salze keinen ganz ausgesprochenen Geschmack, (dies gilt aufser beim NaHC03 nur noch f\u00fcr K2S04) dann ist das sichere Erkennen von 3, aber auch allen Komponenten m\u00f6glich. Es mufs sich sich also da nicht immer um unterschwellige Intensit\u00e4ten handeln, die wir besonders beim stark salzig schmeckenden NH4C1 kennen gelernt haben, bei dem das Bitter zumeist nur","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n65\nals Herbheit empfunden wurde. Von den beiden Vpn. 2 und 4 mit den 4 - komponentigen Mischungsgleichungen wurden freilich nur von 4 alle 4 Komponenten mit Sicherheit festgestellt. Bei 5 Typen von Gleichungen f\u00fcr das NaHC03 ist eine Verst\u00e4ndigung \u00fcber den Salzgeschmack nat\u00fcrlich schwer m\u00f6glich. Gemeinsam empfinden alle Vpn. das Salzige, wenn auch in wechselnder St\u00e4rke. Das S\u00fcfs der Mischung wurde in den 3-komponentigen Mischungsgleichungen nur von 8 mit Sicherheit verlangt. Zumeist verleiht es der Mischung eine gewisse Weichheit, die dem NaHCOs zu eigen ist. Es ist noch zu erw\u00e4hnen, dafs das Salz f\u00fcr Vp. 3 einer kurz anhaltenden s\u00fcfsen Nachgeschmack besitzt. Bei allen mit Ausnahme von 10 ruft es eine Umstimmung des Geschmacksapparates hervor, die das zu Sp\u00fclung verwendete Trinkwasser s\u00fcfs erscheinen l\u00e4fst, wie schon bei anderen Salzen in vereinzelten F\u00e4llen, so mufs hier insgesamt das Urteil abgegeben werden, solange sich das Salz noch in der Mundh\u00f6hle befindet.\n5. Als n\u00e4chstes Salz pr\u00fcfte ich das BeS04, das auch noch in der sehr grofsen Verd\u00fcnnung einer 0,00477 n L\u00f6sung intensiv s\u00fcfs schmeckt. Es adstringiert aber zumeist auch noch in dieser schwachen Konzentration, wenn auch nur in sehr geringem Grade. Die Wirkung selbst \u00e4ufsert sich in einer Empfindung des Stumpfwerdens der Z\u00e4hne. Ist dabei der saure Geschmack sehr deutlich ausgepr\u00e4gt, dann kann es gelegentlich Vorkommen dafs die erforderlichen st\u00e4rkeren Grade von Weinsteins\u00e4ure dasselbe verursachen. In diesem allerdings seltenen Falle (1) besitzt die Vp. in dem Adstringieren kein sicheres Erkennungszeichen, das sonst bei der Aufstellung der Mischungsgleichungen sehr hinderlich ist. Es bedarf dann schon gr\u00f6fserer \u00dcbung und Erfahrung seitens der Vp., dafs die Angaben unter diesen schwierigen Bedingungen nicht ihre Sicherheit und Bestimmtheit ein-b\u00fcfsen. Hier kommt allerdings zuhilfe, dafs das Adstringieren in seiner Heftigkeit nachl\u00e4fst, wenn man wiederholt probt. Der begleitende Gef\u00fchlston des Salzes wird allgemein als angenehmer bezeichnet. Es schmeckt, das geht aus dem Beigeschmack sauer hervor, wie eine Limonade, aus der die Duftteilchen entwichen sind.\nAus der beigef\u00fcgten Tabelle 9 geht hervor, dafs in die \u00fcberwiegenden Mehrzahl, 8 von 10 F\u00e4llen, 2-komponentige\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 53.\t*\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nEmil v. Skramlik.\nGleichungen Vorkommen, mit den Qualit\u00e4ten s\u00fcfs und sauer. In den 2 \u00fcbrigen kommt noch als 3. Komponente ein Bitter hinzu, das bei Vp. 3 unterschwellig ist, bei 4 mit einiger Sicherheit erkannt wird. F\u00fcr beide Personen weist das Salz eine gewisse Herbheit auf. \u00dcberraschend ist die grofse S\u00fcfsigkeit des BeS04, das in der erw\u00e4hnten Verd\u00fcnnung f\u00fcr eine Vp. (8) genau so s\u00fcfs schmeckt wie eine 0,5o5 n Traubenzuckerl\u00f6sung,\u00bb\nVp.\tNaCl\tTabelle 9. 0,00477 n BeS04 gg Ch.\tT.\t\n1\t[- [- [-\t\u2014\t0,266 n\n2\t\t\u2014\t0,222 n\n3\t\t0,000006 n\t0,333 n\n4\t[-\t0,000038 n\t0,255 n\n5\t[-\t\u2014\t0,444 n\n6\t[-\t\u2014\t0,333 n\n7\t[-\t\t0,453 n\n8\t[-\t\t0,555 n\n9\t[-\t\u2014\t0,443 n\n10\t[-\t\u2014\t0,277 n\nIn der Tabelle bedeuten gg. geschmacksgleich, Ch.\nzucker, W. Weinsteins\u00e4ure.\nw.\n0,0054 n]\n0,0012 nj 0,00083 n]\n0,0014 n]\n0,0024 n]\n0,0086 n]\n0,0029 n]\n0,00060 n]\n0,00095 n]\n0,0024 n]\nChinin, T. Trauben-\nZweifelles ist das Be-Jon ein aufserordentlich s\u00fcfser K\u00f6rper. Ob wir in ihm den s\u00fcfsesten zu erblicken haben* kann auf Grund der vorliegenden Untersuchungen nicht ausgesagt werden. F\u00fcr Vp. 3 hat das BeS04 einen kurz anhaltenden sauren Nachgeschmack. Eine Verst\u00e4ndigung \u00fcber den Geschmack des Salzes ist auf Grund der Anwesenheit der allen gemeinsamen Komponenten s\u00fcfs und sauer ohne weiteres m\u00f6glich. Bemerkenswert ist, dafs sich f\u00fcr 3 Vpn. (1, 3 und 5) gewisse Schwierigkeiten in der Herstellung einer Mischungsgleichung ergaben, indem f\u00fcr sie der S\u00fcfsgeschmack des Salzes nicht sofort in voller H\u00f6he da war, sondern diese erst allm\u00e4hlich in einem zwischen 10 und 20 Sekunden wechselnden Zeitraum erreichte. Von da ab besteht in der Intensit\u00e4t des s\u00fcfsen Geschmacks durchaus Gleichheit mit dem S\u00fcfs der Mischung, das nach Ablauf von durchschnittlich 3 Sekunden den H\u00f6hepunkt erreicht. Es ist mir nicht gelungen, diesen langsamen Anstieg nachzuahmen, in dem. wir eine Eigent\u00fcmlichkeit des BeS04 zu erblicken haben.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\t\u00df7\n6. Sehr viel verwickelter als bei den 5 besprochenen Salzen deren Gleichungen im grofsen ganzen einfach ermittelt werden konnten, liegen die Verh\u00e4ltnisse beim 6., dem MgS04. Es konnte in einer Konzentration von 0,406 n zur Verwendung gelangen in der es auf die Tastnerven der Zunge nicht einwirkt. Bei der \u00fcberwiegenden Mehrzahl, in 6 von 10 F\u00e4llen konnten auch f\u00fcr dieses Salz Geschmacksgleichungen nach den fr\u00fcherenen Regeln ermittelt werden. Bei den 4 \u00fcbrigen stiefs die Herstellung von Mischungsgleichungen auf gewisse Widerst\u00e4nde. Diese haben ihre Ursache darin, dafs sich bei manchen Menschen zeitliche Unterschiede im Auftreten der einzelnen Komponenten geltend machen. Sie sollen im folgenden Abschnitt gesondert behandelt werden\nVerweilen wir vorerst bei den leicht herstellbaren Gleichungen so ist zu bemerken, dafs der begleitende Gef\u00fchlston des Salzes trotz seiner ausgesprochenen Bitterkeit zumeist als nicht unangenehm angegeben wird. Das ist zweifellos auf die Anwesenheit der S\u00fcfskomponente zur\u00fcckzuf\u00fchren. Weitere Beigeschm\u00e4cke sind salzig und sauer, in allerdings selteneren F\u00e4llen.\n\t\tTabelle\t10. \u2019\n\t\t0,406 n MgS04 gg.\t\nVp.\tNaCl.\tCh.\tT.\n1\t[ -\t0,0001 n\t0,111 n\n2\t[ -\t0,0002 n\t0,092 n\n5\t[0,017 n\t0,00024 n\t\n8\t[ -\t0,000023 n\t0,051 n\n9\t[0,017 n\t0,00020 n\t\n10\t[0,017 n\t0,000032 n\t0,037 n\nIn der Tabelle bedeuten gg. geschmacksgleich, Ch.\nzucker, W. Weinsteins\u00e4ure.\nw.\n0,0001 n]\n0,0006 n]\n- ]\n- ]\n- ]\n- ]\nChinin, T. Trauben-\nDie Tabelle lehrt, dafs wir 4 Typen von Gleichungen unterscheiden k\u00f6nnen, 2 - komponentige mit Bitter und S\u00fcfs, sowie Bitter und Salzig, und 3 komponentige mit S\u00fcfs, Bitter, Sauer und S\u00fcfs, Bitter, Salzig. \u00dcbereinstimmend geben alle Vpn. an, dafs das MgS04 vorwiegend bitter schmeckt, so dafs sein \u00fcblicher Name Bittersalz gerechtfertigt ist. Der S\u00fcfs-geschmack ist bei einigen Vpn. sehr deutlich ausgepr\u00e4gt, was sich in den Mengen 0,111 n und 0,092 n T. kundgibt. Bei den \u00fcbrigen ist er nicht so ausgesprochen, kann aber noch deutlich wahrgenommen werden. In einem Fall (2) erreichte der sauere\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nEmil v. Skramlik.\nGeschmack mit 0,000595 n W. st\u00e4rkere Grade. Alle diejenigen, denen das MgSO\u201e salzig schmeckte, gaben an, dafs diese Qualit\u00e4t wenig ausgesprochen war. Das Salz erzeugt bei fast allen Vpn. (mit Ausnahme von 9) einen intensiv s\u00fcfsen Nachgeschmack. Parallel damit geht eine Umstimmung des Geschmacksapparates, so dafs Trinkwasser nachher eingenommen s\u00fcfs schmeckt. Ich hatte auch bei MgS04 Gelegenheit, die Sch\u00e4rfe der Unterscheidungsf\u00e4higkeit bei einzelnen Vpn. zu pr\u00fcfen und m\u00f6chte f\u00fcr die Komponenten Bitter und S\u00fcfs je ein Beispiel geben :\nVp. 1:\n1.\t0,406 n MgS04 gg. [0,0001 n Ch. + 0,11 InT.-f- 0,0001 n W.]\n2.\t0,406\tn MgS04\t[0,000095 n\tCh. 0,111 n\tT. + 0,0001 n W.]\n3.\t0,406\tn MgS04\t[0,000106 n\tCh. -j- 0,111 n\tT. + 0,0001 n W.]\n1. ist die Geschmacksgleichung. Mischung 2 erscheint dem Salz gegen\u00fcber zu schwach, 3. zu stark bitter. Unterschiede von 5 X 10^6 n Ch. konnten also angegeben werden. Folgendes Beispiel lehrt uns die Unterscheidungssch\u00e4rfe f\u00fcr S\u00fcfs:\nVp\t8:1. 0,406\tn MgS04 gg. [0,000025 n\tCh. + 0,051 n T.]\n2 0 406\tn MgS04\t[0,000025 n\tCh. + 0,049 n T.J\n3. 0,406\tn MgS04\t[0,000025 n\tCh. + 0,053 n T.]\n1. ist die Geschmacksgleichung, die Mischung 2 ist dem Salz gegen\u00fcber zu schwach, 3 zu stark s\u00fcfs. Es wurden also Unterschiede im Gehalt an Traubenzucker von 2 X 10~8 einer Normal-l\u00f6sung erkannt.\nD. Das Vorkommen zeitlicher Unterschiede im Auftreten der einzelnen Komponenten.\nWenden wir uns nun der merkw\u00fcrdigen Erscheinung zu, dafs sich im Geschmack des MgS04 zeitliche Unterschiede im Auftreten seiner Komponenten bemerkbar machen, so ist hervorzuheben, dafs das Salz zuerst eine starke Bitterempfindung verursacht, die nach Ablauf einer gewissen Zeit einem allm\u00e4hlich ansteigenden S\u00fcfs weicht. Durch Verwendung eines Tasterschl\u00fcssels in Verbindung mit einem elektrisch betriebenen Registriermagneten gelingt es ganz leicht, die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse des Auftretens der beiden Qualit\u00e4ten auf der berufsten Trommel eines LuDwio-BALTZARschen Kymographions aufzunehmen. Dieses bewegte sich durchschnittlich mit einer Schnelligkeit von 1 cm in der Sekunde, so dafs Zehntel-Sekunden mit aller Sicherheit","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n69\nabgelesen werden konnten. Es empfiehlt sich, durch kurzes Niederdr\u00fccken des Tasterschl\u00fcssels 3 Zeitpunkte festzuhalten : den Augenblick, wo das Salz in den Mund genommen wird, sowie den der ersten Bitter- und ersten S\u00fcfsempfindung. Nach einiger \u00dcbung halten die Vpn. diese Zeiten mit einer gen\u00fcgend grofsen Genauigkeit fest, wie aus den beifolgenden Daten hervorgeht :\nVp. 7:\nerste Bitterempfindung nach\t1,19\" 1,23\" 1,22\" 1,20\"\nerste S\u00fcfsempfindung nach weiteren 32,46\" 28,02\" 26,5\" 34,98\"\nEs mufs hervorgehoben werden, dafs auch die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse individuellen Schwankungen unterworfen sind.\nAuf den ersten Blick erscheint es ganz ausgeschlossen, dafs es gelingen k\u00f6nnte, die zeitlichen Unterschiede, die durch eine Eigent\u00fcmlichkeit in der Wirkung des MgS04 bedingt sind, durch eine Mischung aus Traubenzucker und Chinin nachzuahmen. Indessen ist es doch bei 2 meiner Versuchspersonen (3 und 7) m\u00f6glich gewesen, durch sorgf\u00e4ltiges Abmessen des Traubenzuckers gegen\u00fcber dem Chinin die Mischung dem Salze so \u00e4hnlich zu machen, dafs auch die zeitlichen Unterschiede \u00fcbereinstimmten, so dafs eine Unterscheidung unm\u00f6glich wurde. Die Genauigkeit, mit der die Bestimmung durchgef\u00fchrt werden mufste, geht f\u00fcr die beiden Vpn. aus folgenden Belegen hervor:\nVp. 7:\n1.\t0,406 n MgS04 [0,000095 n Ch. + 0,1365 n T. + 0,00012 n W.]\n2.\t0,406 n MgS04 gg. [0,000095 n Ch. + 0,1350 n T. + 0,00012 n W.]\n3.\t0.406 n MgS04 [0,000095 n Ch. + 0,1330 n T. + 0,00012 n W.]\nBeim MgS04 kam f\u00fcr diese Vp. das Bitter durchschnittlich 1,21 Sekunden nach Einnahme, das S\u00fcfs nach weiteren 30,24 Sekunden, bei Mischung 2 kam das Bitter im Durchschnitt nach 1,12 Sekunden nach Einnahme, das S\u00fcfs nach weiteren 28,64 Sekunden, Die geringen zeitlichen Differenzen k\u00f6nnen auch bei gespannter Aufmerksamkeit nicht als verschieden erkannt werden, daher repr\u00e4sentiert 2 die Geschmacksgleichung. Bei Mischung 1 kommt das S\u00fcfs nach durchschnittlich 20 Sekunden, bei Mischung 3 tritt es \u00fcberhaupt nicht auf. In beiden F\u00e4llen kann von einer geschmacklichen \u00dcbereinstimmung nicht mehr gesprochen werden.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nEmil v. Skramlik.\nEbenso vermochte ich beim zweiten Fall die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse nachzuahmen :\nVp.\t3:\t1.\t0,406\tMgS04\t[0,00019 n Ch. + 0,062 nT.]\n2.\t0,406\tMgS04\tgg.\t[0,00019 n Ch. + 0,060 n T.]\n3.\t0,406\tMgS04\t[0,00019 n Ch. + 0,0578 n T.]\nBei\tMgS04 kam f\u00fcr diese Vp. das Bitter durchschnittlich\n7,8 Sekunden nach Einnahme, das S\u00fcfs durchschnittlich nach weiteren 51,2 Sekunden. Bei Mischung 2 kam das Bitter im Durchschnitt 10,0 Sekunden nach der Einnahme, das S\u00fcfs nach weiteren 59,0 Sekunden. Diese zeitlichen Differenzen konnten auch bei gespannter Aufmerksamkeit nicht auseinander gehalten werden und daher repr\u00e4sentiert 2 die Geschmacksgleichung. Bei Mischung 1 kommt das S\u00fcfs im Durchschnitt nach 34 Sekunden, also zu fr\u00fch, bei Mischung 3 tritt es \u00fcberhaupt nicht auf. Bei beiden kann also von einer Mischungsgleichung nicht gesprochen werden. Bei diesen zwei Personen konnte also durch genaue Abstufung des Traubenzuckergehaltes der Mischung die Gleichung erzielt werden. Es kommt auf Mengen von + 0,002 n des Traubenzuckergehalts an, Mengen, die f\u00fcr sich genommen, beim gew\u00f6hnlichen Schmecken gar nicht erkannt werden w\u00fcrden.\nIm Anschlufs daran erhebt sich die Frage, worauf denn \u00fcberhaupt die zeitlichen Unterschiede im Auftreten der beiden Komponenten zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. Es k\u00f6nnte daran gedacht werden, dafs das l\u00e4ngere Verweilen der MgS04-L\u00f6sung auf der Zunge eine Umstimmung des Geschmacksapparates hervorruft, welche von einem bestimmten Augenblick an ein S\u00fcfs vort\u00e4uschp Dieser Gedanke liegt um so n\u00e4her, als wir ja wissen, dafs das MgS04 einen s\u00fcfsen Nachgeschmack erzeugt und bei den meisten Leuten auch eine Umstimmung hervorruft, die, wie bereits erw\u00e4hnt, das zur Sp\u00fclung verwendete Trinkwasser s\u00fcfs erscheinen l\u00e4fst. Dieses Ph\u00e4nomen k\u00f6nnte als ein sukzessiver Geschmackskontrast angesprochen werden, in Analogie zu dem physiologisch optischen, der uns in Form der Nachbilder bekannt ist. Wir m\u00fcfsten dann nur ein unterschiedliches geschmackliches Verhalten bei einzelnen Vpn. annehmen und zwar in dem Sinne, dafs gelegentlich die Umstimmung noch w\u00e4hrend der Pr\u00fcfung des Salzes eintritt. Einige Versuche, die ich zur L\u00f6sung dieser Frage angestellt habe, haben indessen gelehrt, dafs die Ursache in etwas anderem liegt. F\u00fcr Vp. 3 ist n\u00e4mlich der","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n71\nSpeichel ausschlaggebend. F\u00fcgte sie zu der MgS04-L\u00f6sung im Reagenzglase die gleiche Menge Speichel, die sie durchschnittlich bei der Pr\u00fcfung des Salzes in 5 Minuten sezernierte (2 bis 3 ccm), dann schmeckte ihm die mit Speichel gut durchsetzte Salzl\u00f6sung yon vornherein nicht bitter, sondern gleich s\u00fcfs. Diese Versuche stellen an die Aufopferungsf\u00e4higkeit f\u00fcr wissenschaftliche Interessen grofse Anspr\u00fcche. Welche K\u00f6rper es im Speichel sind, durch die der Bittergeschmack des Salzes aufgehoben wird, habe ich bisher nicht feststellen k\u00f6nnen und es soll Aufgabe einer eigenen Untersuchung sein, diese verwickelten Zusammenh\u00e4nge zu kl\u00e4ren.\nIndessen gelingt es nicht immer, durch genaue Abmessung des Traubenzuckergehaltes der Mischung die zeitlichen Unterschiede im Auftreten der Komponenten beim Salz nachzuahmen.\nDie Ursache davon kann nach meinen Erfahrungen in zweierlei\n\u2022 \u2022\ngelegen sein : Entweder es vollzieht sich der \u00dcbergang vom Bitter zum S\u00fcfs so unvermittelt, dafs bei der oben angef\u00fchrten minimalen Steigerung der Konzentration das S\u00fcfs, das zuvor, selbst bei langem Zuwarten nicht wahrgenommen wurde, nun gleichzeitig mit dem Bitter auftritt, wie dies das beigef\u00fcgte Beispiel lehrt. Bei Vp. 6 tritt beim MgS04 das Bitter durchschnittlich 4,46\" nach Einnahme des Salzes auf, das S\u00fcfs durchschnittlich nach weiteren 33,6\".\nVp. 6: 1. 0,406 n MgS04 gg. [0,000095 n Ch. + 0,246 n T.]\nf\u00fcr die Dauer von 30\".\n2. 0,406 n MgS04 [0,000095 n Ch. + 0,248 n T.]\nBei Mischung 1 tritt selbst bei langem Zuwarten kein S\u00fcfs In Erscheinung, bei 2. tritt das S\u00fcfs 1\u20142\" nach dem Bitter auf. In diesem Fall ist die Mischung 1 geschmacksgleich mit dem Salz w\u00e4hrend der Dauer von etwa 30\". Von da ab weifs die Vp., welche L\u00f6sung ihr gereicht wurde. Tritt das S\u00fcfs nach Ablauf dieser Zeit, die wohl gesch\u00e4tzt werden kann, in Erscheinung, dann handelt es sich um das Salz, sonst um die Mischung.\nEs kann aber auch geschehen, dafs der Geschmack des Salzes von vornherein kein mildes Bitterist, wie sich dies in den bisher beschriebenen 3 F\u00e4llen verhielt, sondern ein ganz reines Bitter, das blofs einer Chininl\u00f6sung zukommt. Dann darf man nat\u00fcrlich keinen Traubenzucker in die Mischung tun und diese ist dem Salze im Geschmack v\u00f6llig gleich, so lange das S\u00fcfs des","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nEmil v. Skramlik.\nletzteren erfahrungsgem\u00e4fs nicht zum Vorschein kommt. Bei Vp. 4 tritt beim MgS04 das Bitter im Durchschnitt 6,6\" nach Einnahme des Salzes auf, das S\u00fcfs durchschnittlich nach weiteren 63,5\". Wir k\u00f6nnen also schreiben:\nVp. 4: 0,406 n MgS04 gg. [0,0002 n Ch.] f\u00fcr die Dauer\nvon 60\".\nAlles in allem kann man sagen, dafs die Mannigfaltigkeit der geschmacklichen Erscheinungen beim MgS04 am gr\u00f6fsten ist. Denn wir finden 4 Typen von Gleichungen, doch lassen sich sowohl die 2- wie die 3 - komponentigen Gleichungen noch weiter einteilen in je 2 Gruppen mit und ohne Vorkommen von zeitlichen Unterschieden im Auftreten der Komponenten. Entsprechend der Mannigfaltigkeit der Ph\u00e4nomene ist eine Verst\u00e4ndigung \u00fcber den Geschmack dieses Salzes vor allen \u00fcbrigen am schwierigsten.\nFassen wir die Erfahrungen \u00fcber den Geschmack der sechs Salze bei 10 Vpn. in einem \u00dcberblick zusammen, dann l\u00e4fst sich feststellen, dafs aufser in ganz besonderen und seltenen F\u00e4llen, die allein durch das zeitlich verschiedene Auftreten der Geschmackskomponenten gegeben sind, f\u00fcr alle Salze Mischungen aus den Vertretern der 4 FiCKschen Grundqualit\u00e4ten ermittelt werden k\u00f6nnen, die von dem einheitlichen K\u00f6rper geschmacklich nicht zu unterscheiden sind. Diese Geschmacksgleichungen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dafs sie individuell verschieden sind und zwar nicht nur in ihrer quantitativen, sondern auch qualitativen Zusammensetzung. Nach Zahl und Art der Komponenten kann man verschiedene Gleichungstypen unterscheiden und zwar 2-, 3- und 4-komponentige, von denen die beiden ersteren wieder verschiedene Komponenten aufweisen k\u00f6nnen.1\nTrotz der individuellen Verschiedenheit ist eine Verst\u00e4ndigung \u00fcber den Geschmack eines Salzes m\u00f6glich, freilich nur in sehr beschr\u00e4nktem Grade. Meist ist sie begrenzt durch die \u00fcbereinstimmende Angabe des Vorhandenseins einer einzigen Qualit\u00e4t, in selteneren F\u00e4llen auch von zweien. So\n1 Mit Ausnahme von salzig-s\u00fcfs und sauer-bitter sind in den Gleichungen alle Kombinationen der 4 Grundqualit\u00e4ten vertreten.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n73\nschmeckt das Ammonchlorid f\u00fcr alle intensiv salzig, das Magnesiumchlorid intensiv bitter, das MgS04 deutlich bitter, das NaHC03 schwach salzig, das K2S04 f\u00fcr alle Vpn. bitter und sauer, das BeS04 s\u00fcfs und sauer. Vorzugsweise interessant ist, dafs die einmal ermittelten Gleichungen f\u00fcr ein Individuum unver\u00e4nderlich sind. Ich habe Gelegenheit gehabt, sie unter den verschiedensten Bedingungen nachzupr\u00fcfen, zu verschiedener Tageszeit, nach Einnahme einer Mahlzeit, und sie stets unver\u00e4ndert gefunden. Sie \u00e4ndern sich auch nicht, soweit bisher festgestellt wurde, nach Ablauf gr\u00f6lserer Zeitr\u00e4ume. Die Nachpr\u00fcfung vieler Gleichungen nach mehr als einj\u00e4hriger Zwischenzeit hat stets den gleichen Wert ergeben. Da die Gleichungen also f\u00fcr jeden einzelnen konstant, individuell aber verschieden sind, bedeuten sie ein pers\u00f6nliches Merkmal.\nE. Das Verhalten der Mischungsgleichungen bei Verd\u00fcnnung der urspr\u00fcnglichen Salzl\u00f6sung.\nIm Anschlufs an diese Feststellungen ist es von Interesse zu erfahren, wie sich die Mischungsgleichungen verhalten, wenn man die urspr\u00fcngliche L\u00f6sung des Salzes verd\u00fcnnt. Meine Befunde an 4 Versuchspersonen (4, 5, 7, 8) zeigen, dafs die Verh\u00e4ltnisse nicht f\u00fcr alle Salze gleichartig liegen und es hat sich ergeben, dafs auch hierbei individuelle Unterschiede Vorkommen. Die augenf\u00e4lligen Erscheinungen werden am besten an den einzelnen Salzen in der fr\u00fcheren Reihenfolge besprochen.\n1. 0,374 n NH3C1.\nVerd\u00fcnnt man Salz und Mischung in gleichem Mafse auf das 2-, 4-, 8-, 16- und 32 fache, dann gab Vp. 7 an, dafs Salz und die der Geschmacksgleichung entsprechende Mischung als Ausgangspunkt bis in die st\u00e4rkste, fast an destilliertes Wasser erinnernde Verd\u00fcnnung gleich schmecken. In Sfacher Verd\u00fcnnung haben Salz und Mischung noch dieselben Qualit\u00e4ten wie die urspr\u00fcnglichen L\u00f6sungen, also Salzig, Sauer und Bitter. In der 16fachen Verd\u00fcnnung verschwindet das Bitter, in 32 f\u00e2cher das Sauer und es verbleibt nur ein ganz schwach salziger Geschmack, Hier vollzieht sich also die Geschmacksabnahme bei Salz und Mischung durchaus parallel und man kann sich durch Vergleich der","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nEmil v. Skramlik.\nSchwellenwerte mit dem Gehalt der verd\u00fcnnten L\u00f6sungen rechnerisch \u00fcberzeugen, welche Qualit\u00e4t als unterschwellig zuerst verschwinden mufs. Indessen tritt der gleichm\u00e4fsige Abfall nur ausnahmsweise ein. F\u00fcr Vp. 4 wird von der 8 fachen Verd\u00fcnnung an die Mischung salziger als das verd\u00fcnnte NH4C1, f\u00fcr 5 und 8 saurer. Man m\u00fcfste also von da ab neue Mischungsgleichungen auf stellen.\n2.\t0,098 n MgCl2.\nF\u00fcr Vp. 5 und 8 vollzieht sich der geschmackliche Abfall beim Salz und der zugeh\u00f6rigen Mischung bis in die 32 fache Verd\u00fcnnung ganz gleichm\u00e4fsig und parallel. F\u00fcr Vp. 4 schmeckt in 16 f\u00e2cher Verd\u00fcnnung die Mischung noch bitter, w\u00e4hrend das Salz fast gar keinen Geschmack hat. Von hier ab gehen also verd\u00fcnnte Salzl\u00f6sung und Mischung geschmacklich auseinander, w\u00e4hrend sie bisher durchaus gleich waren. F\u00fcr Vp. 7 geben Salz und Mischung von der 8 fachen Verd\u00fcnnung an keine S\u00fcfs-empfindung mehr. In der 16- und 32 fachen Verd\u00fcnnung schmeckt die Mischung schw\u00e4cher bitter als das Salz.\n3.\t0,275 n K2S04.\nBei Vp. 5 und 8 stimmt die Mischungsgleichung bis in die 16 fache Verd\u00fcnnung. Die 32 fache schmeckt nur wie destilliertes Wasser. F\u00fcr Vp. 8 verliert Salzl\u00f6sung und Mischung in doppelter Verd\u00fcnnung ihr S\u00fcfs, in 16 f\u00e2cher schmecken beide nur noch schwach bitter. F\u00fcr Vp. 5 schmecken beide in 8facher Verd\u00fcnnung nicht mehr sauer, in 16 f\u00e2cher nur noch schwach salzig. F\u00fcr Vp. 7 ist schon in 4 f\u00e2cher Verd\u00fcnnung die Mischungsgleichung aufgehoben. F\u00fcr Vp. 4 schmeckt das Salz von der 4 fachen Verd\u00fcnnung an weniger sauer als die Mischung.\n4.\t0,594 n NaHC03.\nF\u00fcr Vp. 7 und 8 besteht die Mischungsgleichung bis in die 16fache Verd\u00fcnnung; f\u00fcr 8 verlieren dabei Salz und Mischung in 4 f\u00e2cher Verd\u00fcnnung ihren salzigen, in 8 f\u00e2cher ihren s\u00fcfsen Geschmack; f\u00fcr 7 verschwindet in 16f\u00e2cher das Saure, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Qualit\u00e4ten wenn auch in sehr geschw\u00e4chtem Mafs bestehen bleiben. F\u00fcr Vp. 4 und 5 kann von der 4 fachen Verd\u00fcnnung an von einer Mischungsgleichung nicht mehr gesprochen werden, weil die Mischung salziger schmeckt als das Salz.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Mischwntjsglcichung&n im Gebiete des Geschmacksinns.\n75\n5.\t0,00477 n BeS04.\nDie Mischungsgleichungen bleiben bei diesem Salz bis in die st\u00e4rksten Verd\u00fcnnungen aufrecht. F\u00fcr Vp. 8 schmecken Salz und Mischung von der 4 fachen Verd\u00fcnnung an nur noch s\u00fcfs, f\u00fcr Vp. 4 und 5 von der 8 fachen Verd\u00fcnnung an nur noch sauer, f\u00fcr 7 ist erst in der 16 fachen das Saure verschwunden.\n6.\t0,406 n MgS04.\nF\u00fcr Vp. 8 und 5 bleiben die Mischungsgleichungen bis in die st\u00e4rksten Verd\u00fcnnungen bestehen, f\u00fcr Vp. 7 stimmte die Mischungsgleichung in der doppelten Verd\u00fcnnung nicht in den zeitlichen Verh\u00e4ltnissen, weil das S\u00fcfs der Mischung 20\u201c sp\u00e4ter kam als beim Salz. Von der 4 fachen Verd\u00fcnnung an stimmt Salz und Mischung wieder vollkommen \u00fcberein, da das S\u00fcfs in beiden nicht mehr in Erscheinung tritt. F\u00fcr Vp. 4 besteht keine Gleichung mehr von der 8 fachen Verd\u00fcnnung, weil die Mischung noch ein schwaches Bitter aufweist, w\u00e4hrend das Salz \u00fcberhaupt keinen Geschmack mehr besitzt.\nDaraus ergibt sich, dafs der Geltungsbereich der Gleichungen mit zunehmender Verd\u00fcnnung zumeist ein eng begrenzter ist. Er schwankt individuell stark. Von einer bestimmten Verd\u00fcnnung ab weicht der Geschmack des einheitlichen K\u00f6rpers von dem der Mischung ab, indem die eine oder andere Komponente schw\u00e4cher wird oder ganz ausf\u00e4llt. Bei einzelnen Vpn. kann es Vorkommen, dafs sich Abnahme und Ausfall der einzelnen Komponenten bis in die st\u00e4rksten an destilliertes Wasser erinnernden Verd\u00fcnnungen ganz gleichm\u00e4fsig vollzieht, so dafs die Mischungsgleichungen unbegrenzt g\u00fcltig sind. Der Ausfall der Komponenten geht bei zunehmender Verd\u00fcnnung stets in der Beihen-folge ihrer geschmacklichen Intensit\u00e4t vor sich.\nIII. Zusammenfassung.\nVon den Ergebnissen der Untersuchung seien im folgenden die wichtigsten hervorgehoben.\n1. Der Geschmack von L\u00f6sungen anorganischer Salze, der bei einer erstmaligen Pr\u00fcfung als einheitliches Erlebnis imponiert, l\u00e4fst sich in die Grundqualit\u00e4ten salzig, bitter, sauer und s\u00fcfs auf l\u00f6sen. Die F\u00e4higkeit zur Analyse kann durch \u00dcbung und Erfahrung in hohem Mafs entwickelt werden. Auf Grund von","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nEmil v. Skramlik.\nsubjektiven Angaben lassen sich aus den Vertretern der 4 reinen Qualit\u00e4ten Mischungen herstell en, die mit Hilfe des Geschmackssinns von der L\u00f6sung des einheitlichen K\u00f6rpers nicht zu unterscheiden sind. Man gelangt so zu Geschmacksgleichungen, die sich dadurch auszeichnen, dafs sie f\u00fcr jede Person eine Konstante darstellen, individuell aber verschieden sind. Sie weisen Unterschiede auf in ihrer quantitativen, aber auch qualitativen Zusammensetzung; nach Zahl und Art der in der Mischung erforderlichen Komponenten kann man verschiedene Gleichungstypen auf stellen und zwar 2-, 3- und 4-komponentige, von denen die beiden ersteren wieder verschiedene Komponenten aufweisen k\u00f6nnen. Am h\u00e4ufigsten sind die 3-komponentigen, weniger h\u00e4ufig die 2-, am seltensten die 4-komponentigen.\n2.\tDie in dem Geschmack einer Salzl\u00f6sung vertretenen Komponenten besitzen ungleiche Intensit\u00e4t. Von besonderem Interesse ist, dafs eine Komponente als solche \u00fcberhaupt nicht wahrgenommen zu werden braucht, weil sie in Anwesenheit der anderen unterschwellig ist: Ihre Gegenwart ist aber in der Mischung unbedingt erforderlich, wenn eine Gleichheit mit dem Salzgeschmack erzielt werden soll. Erstaunlich ist die Sch\u00e4rfe des geschmacklichen Unterscheidungsverm\u00f6gens. So k\u00f6nnen \u00c4nderungen in der Zusammensetzung der Mischung um 1 X IO-3 einer n Traubenzucker- oder NaCl-L\u00f6sung, 2 X IO-4 einer n Weinsteins\u00e4ure-, 6 X 10~6 einer n Chininl\u00f6sung beim Vergleich mit der Salzl\u00f6sung mit Sicherheit festgestellt werden.\n3.\tZur Herbeif\u00fchrung von Gleichungen m\u00fcssen die reinen Geschmacksempfindungen von denen des Getasts und Geruchs streng gesondert werden. Das Erste gelingt leicht, indem man die Salzl\u00f6sungen, die in h\u00f6herer Konzentration stets auf die Tastnerven der Zunge einwirken, entsprechend verd\u00fcnnt. Der Geruch wird durch Zuhalten der Nase ausgeschaltet. Unter Umst\u00e4nden st\u00f6fst die Herstellung von Mischungsgleichungen auf gewisse Schwierigkeiten. Diese lassen sich umgehen, solange es sich um einen Nachgeschmack oder eine Umstimmung des Geschmacksapparates handelt, die durch das Salz erzeugt werden. Die Urteile m\u00fcssen dann eben abgegeben werden, solange sich die zur Pr\u00fcfung gereichte L\u00f6sung im Munde befindet. Sehr viel schwieriger werden die Verh\u00e4ltnisse, wenn sich zeitliche Unterschiede im Auftreten der Komponenten geltend machen. Durch genaue Abstufung der Intensit\u00e4t der Komponenten in der","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns.\n77\nMischung kann es bei einzelnen Ypn. gl\u00fccken, auch diese Eigent\u00fcmlichkeit des Salzes nachzuahmen, indessen ist das nicht immer der Fall und wir finden die Grenzen f\u00fcr die Aufstellung von Heschmacksgleichungen vor allem in den zeitlichen Verh\u00e4ltnissen.\n4. Verd\u00fcnnt man Salzl\u00f6sung und eine ihr geschmacksgleiche Mischung im gleichen Verh\u00e4ltnis, dann bleibt, f\u00fcr einzelne Vpn. und Substanzen freilich nur in einem ganz bestimmten Bereich, die Mischungsgleichung aufrecht. Vielfach gehen von einer bestimmten Verd\u00fcnnung ab, die individuell verschieden ist, Salzl\u00f6sung und Mischung auseinander.\nDie individuelle Verschiedenheit der Mischungsgleichungen lehrt, dafs eine Verst\u00e4ndigung \u00fcber die Geschmacksempfindung auf grofse Schwierigkeiten st\u00f6fst. Diese bestehen jedoch vorwiegend auf dem Gebiete der quantitativen Verh\u00e4ltnisse, denn \u00fcber die Anwesenheit einer Qualit\u00e4t, in seltenen F\u00e4llen auch \u00fcber die von zweien im Geschmack der verschiedenen Salzl\u00f6sungen vermochten sich alle Versuchspersonen zu einigen. Die Tatsache, dafs dieselben K\u00f6rper geschmacklich verschieden empfunden werden, bildet einen Hinweis darauf, wie wichtig es ist, bei Geschmacksuntersuchungen sehr viele Versuchspersonen heranzuziehen, wenn man die Befunde verallgemeinern will. Die Ergebnisse der Untersuchung beweisen, dafs eine eigene Qualit\u00e4tenreihe im Salzigen nicht besteht. Die Aufstellung der Mischungsgleichungen zeigt, dafs der eigent\u00fcmliche Geschmack anorganischer Salze durchaus auf die 4 Grundqualit\u00e4ten zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann. Er ist eine vierfach ausgedehnte Mannigfaltigkeit mi t den Komponent en bitter, salzig, sauer und s\u00fcfs. Zieht man eine Parallele zu anderen Sinnesorganen, dann hat der Geschmackssinn mit dem Auge gemeinsam, dafs wir Mischungsgleichungen aufstellen k\u00f6nnen, mit dem Ohr, dafs wir die mit dem einheitlichen K\u00f6rper ausgel\u00f6ste Empfindung nach einiger \u00dcbung mit Sicherheit in ihre Komponenten aufzul\u00f6sen verm\u00f6gen. Die individuelle Verschiedenheit der Geschmacksgleichungen stellt ein Analogon dar zu den aus der physiologischen Optik bekannten RAYLEiGHschen Gleichungen. W\u00e4hrend diese aber nur eine Abweichung von","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nEmil v. Skramlik.\nden bei den normalen Trichromaten gefundenen Gesetzm\u00e4fsig-keiten sind, k\u00f6nnen wir beim Geschmack \u00fcberhaupt keine Norm ermitteln. Im Gegensatz zu anderen Sinnesorganen l\u00f6sen hier objektiv gleiche Reize subjektiv verschiedene Empfindungen aus, von denen wir uns mit Hilfe der Geschmacksgleichungen ein Bild zu machen verm\u00f6gen*\nDie vorliegende Untersuchung wurde mit Unterst\u00fctzung der Freiburger wissenschaftlichen Gesellschaft durchgef\u00fchrt, der auch an dieser Stelle hierf\u00fcr bestens gedankt sein soll.","page":78},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"219\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Freiburg i. B.)\nMischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns. n.\nVon\nEmil v. Skramlik, Freiburg i. B.\nIn einer fr\u00fcheren Abhandlung1 ist dargelegt worden, dafs man aus Vertretern der vier Geschmacksgrundqualit\u00e4ten (bitter, salzig, sauer und s\u00fcfs) Mischungen herstellen kann, die sich von den L\u00f6sungen anorganischer Salze durch den Geschmackssinn nicht unterscheiden lassen. Diese Geschmacks gleichungen sind von \u00e4hnlicher Bedeutung wie die physiologisch optischen, sie unterscheiden sich aber von diesen in mannigfacher Weise ; vor allem dadurch, dafs sie individuell verschieden sind. Ferner ist ihr G\u00fcltigkeitsbereich ein begrenzter: \u00c4ndert man n\u00e4mlich den Gehalt der urspr\u00fcnglichen L\u00f6sung des einheitlichen K\u00f6rpers und der ihr gleichschmeckenden Mischung im selben Grade, so bleibt die Gleichung nicht immer aufrecht. Es l\u00e4fst sich nun nicht entscheiden, wieweit diese bei zunehmender Konzentration der Salzl\u00f6sung ung\u00fcltig wird, da die Ausgangsl\u00f6sung so gew\u00e4hlt war, dafs eine geringgradige Steigerung auf die Tastnerven der Zunge eingewirkt h\u00e4tte. Dann wird aber eine Unterscheidung von Salzl\u00f6sung und Mischung auf Grund von Empfindungen m\u00f6glich, die durch ein weiteres Sinneswerkzeug ausgel\u00f6st werden. Dagegen l\u00e4fst sich mit Bestimmtheit\n1 Emil v. Skramlik, Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmackssinns. Berichte \u00fcber die ges. Physiol. II, 168. 1920 und Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiol. 53, S. 36. 1921,\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 53.","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nEmil v. Skraml\u00efk.\naussagen, dafs bei zunehmender Verd\u00fcnnung einer Ausgangsl\u00f6sung eines anorganischen Salzes und der ihr geschmacksgleichen Mischung die Mischungsgleichung in den meisten F\u00e4llen zu bestehen aufh\u00f6rt.\nIn der ersten Untersuchung habe ich mich auf die Pr\u00fcfung von blofs sechs Salzen beschr\u00e4nkt; wegen der individuellen Verschiedenheit der Geschmacksgleichungen sowie der nach Einnehmen von Salzl\u00f6sungen beobachteten Nachgeschm\u00e4cke und Umstimmungen des Geschmacksorgans war schon da die Mannigfaltigkeit der beobachteten Erscheinungen eine recht grofse. Es wurden nun eine weitere Anzahl anorganischer Salze auf ihr geschmackliches Verhalten untersucht, insbesondere zur Beantwortung der Frage nach dem Grade des salzigen Charakters der verschiedenen anorganischen Salze.\nDie Zahl der dazu geeigneten chemischen K\u00f6rper ist eine relativ geringe; sie wird in erster Linie beschr\u00e4nkt durch die Unm\u00f6glichkeit, alle Pr\u00e4parate in der erforderlichen Reinheit zu erhalten, die durch die Bezeichnung \u201epro analysi\u201c gew\u00e4hrleistet wird. Gerade darauf mufs bei Geschmacksuntersuchungen grofser Wert gelegt werden. Da ferner die Salzl\u00f6sungen bei Aufstellung von Geschmacksgleichungen selbst von ge\u00fcbten Versuchspersonen l\u00e4ngere Zeit im Munde gehalten werden m\u00fcssen, erscheint eine hohe Reinheit der Substanzen geboten, damit jegliche Gef\u00e4hrdung ausgeschlossen wird. Gewisse Salze, vor allem die Cyanverbindungen, scheiden wegen ihrer hohen Giftigkeit aus, andere wegen ihrer Schwerl\u00f6slichkeit (z. B. CaS04, BaS04). Die Salze der meisten Schwermetalle adstringieren oft auch noch in hoher Verd\u00fcnnung, wodurch die Aufstellung von Gleichungen sehr erschwert wird. So verbleiben eigentlich nur die Salze der Alkali-und Erdalkalimetalle, aus deren Reihen ich 18 ausgew\u00e4hlt habe. Bei den wenigen bisher vorliegenden Untersuchungen bestand die Pr\u00fcfung in einer blofsen Feststellung der Geschmacksqualit\u00e4ten. So hat Sternberg1 (bez\u00fcglich der \u00fcbrigen Literatur ver-\n1 W. Sternberg, Der salzige Geschmack und der Geschmack der Salze. Archiv f. [Anat.) und Physiol. 1904. S. 483.\nSternberg erw\u00e4hnt auf S. 503 dieser Abhandlung, dafs neben dem Kochsalz auch noch die Salze Na^HPCL, Natrium tartaricum, Natrium ammoniumphosphat, pyrophosphorsaures Eisenoxydnatron lediglich den salzigen Geschmack besitzen. Diese Angabe ist f\u00fcr die erstgenannten nicht","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns. II.\n221\nweise ich auf meine vorangegangene Mitteilung) recht umfassend eine grofse Anzahl von Salzen aller Metallgruppen auf ihr geschmackliches Verhalten hin gepr\u00fcft. Er bespricht kurz die von ihn\u00e8n ausgel\u00f6sten Empfindungen, wobei nur auf die Geschmacksqualit\u00e4t geachtet wurde, insbesondere ob die fragliche Substanz neben salzig auch noch bitter, sauer oder s\u00fcfs schmeckte. Zur Pr\u00fcfung wurden sehr viele Versuchspersonen herangezogen; leider fehlen aber alle Angaben \u00fcber die gew\u00e4hlten Salzkonzentrationen. Und wenn man z. B. vom Rubidiumsulfat liest, dafs sein Geschmack \u201esalzig und bitter\u201c ist, so kann man sich noch kein Bild davon machen, wie sich dieses vom Ammoniumnitrit unterscheidet, dessen Geschmack ebenso bezeichnet wird. Nur nebenbei sei bemerkt, dafs die Angaben \u00fcber die ausgel\u00f6sten Empfindungen nicht immer dem Geschmack allein zukommen, sondern vielfach dem Getast (\u201eherber, zusammenziehender Geschmack\u201c). Wirkliche Vergleichswerte lassen sich eben nur in Form von Geschmacksgleichungen gewinnen, aus denen man dann auch \u00fcber den Grad des salzigen Charakters eines anorganischen Salzes Aufschlufs gewinnen kann.\nDie vorliegenden Ergebnisse wurden an 3 Vpn. gewonnen. 1. Frl. cand. med. Greta Kraufs, 2. Dr. med. Wilhelm Senner, 3. Verfasser. Es liegt mir am Herzen, meinen Mitarbeitern f\u00fcr die viele Sorgfalt und M\u00fche zu danken, die sie an die Versuche gewendet haben. Von anorganischen Salzen gelangten zur Unter-\nzutreffend, pyrophosphorsaures Eisenoxydnatron stand mir nicht zur Verf\u00fcgung. So lauten z. B. die Mischungsgleichungen f\u00fcr Vp. 2.\nNaCl\tOh. h.\tT.\tW.\n1.\t0,24\tn NaNH4HP04\tgg.\t[0,12 n\t0.000126\tn\t0,0111\tn\t0,0024\tn]\nCOONa\n'\t2.\t0,43\tn (CHOH)2\t\u201e\t[0,21 n\t0,00031\tn\t\u2014\t0,0011\tn]\nCOONa\nBei 1. mufs der Geruch ausgeschaltet werden. Auch zitronensaures Natrium, das in Substanz gepr\u00fcft, blofs salzig zu schmecken scheint, hat Beigeschm\u00e4cke.\nxCH2COONa\n/ OH\n3. 0,165 n C \\C00N 88- [0,17 n NaCl + 0,000366 nCh.h.+ 0,080 nT.] \"^CH,COONa\nIch habe diese Salze nicht weiter in die vorliegende Abhandlung aufgenommen, weil es sich bei dem ersten um ein alkalisch reagierendes, beim zweiten und dritten um ein organisches Salz handelt. Beide Gruppen sollen noch ausf\u00fchrlicher untersucht werden.\n15*","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nEmil v. Skramlik.\nsuchung die Chloride von K und Li, die Jodide und Nitrate von Na, K, Li und NH4, die Sulfate von Na und NH4, weiter das KHCOj, und das CaCl2. Beigef\u00fcgt sind zum Vergleich aus der fr\u00fcheren Abhandlung die Werte f\u00fcr NH4C1, MgCl2, NaHC03, K2S04, MgS04 und BeS04. Die Methodik der Untersuchung war die gleiche, wie sie bereits ausf\u00fchrlich beschrieben wurde. Verglichen wurden stets 10 cm3 der Salzl\u00f6sung mit 10 cm3 der Mischung, zu deren Herstellung destilliertes Wasser verwendet wurde. Als Vertreter von bitter, salzig, sauer und s\u00fcfs dienten Chin, hydrochlor., NaCl, Weinsteins\u00e4ure und Traubenzucker. Die Konzentration der anorganischen Salzl\u00f6sung war stets so gew\u00e4hlt, dafs eine Einwirkung auf die Tastnerven der Zunge ausgeschlossen war.\nWie bei den Salzen der 1. Untersuchungsreihe wurden auch hier eine ganze Anzahl von Erscheinungen beobachtet, die bei der Aufstellung der Geschmacksgleichungen st\u00f6rend wirken. Es handelte sich um Nachgeschm\u00e4cke und Umstimmungen des Geschmacksorgans, die durch die Salzl\u00f6sungen hervorgerufen werden und ein Erkennen des einheitlichen K\u00f6rpers erm\u00f6glichen, wenn man nicht besondere Vorsichtsmafsregeln ergreift. Am zweckm\u00e4fsigsten erwies sich die Abgabe des Urteils, solange noch Salzl\u00f6sung oder Mischung im Munde gehalten wurden, vermittels verabredeter Zeichen. Wie bereits entwickelt, empfiehlt es sich, diese beiden Erscheinungen streng auseinanderzuhalten und mit Nachgeschmack ausschliefslich eine Empfindung zu bezeichnen, die eine gewisse Zeit nach Entfernung des Geschmacksstoffes von der Zunge verbleibt, also den tats\u00e4chlichen Reiz \u00fcberdauert, w\u00e4hrend von einer Umstimmung nur dann gesprochen werden kann, wenn nach beendeter Pr\u00fcfung eines Salzes das zur Aussp\u00fclung verwendete Trinkwasser einen besonderen Geschmack hat, der nach dem Aus werfen der Fl\u00fcssigkeit sofort verschwindet, und als Kontrastgeschmack bezeichnet werden soll. In der nachfolgenden Tabelle I sind die beobachteten Nach- und Kontrast-' geschm\u00e4cke f\u00fcr die einzelnen Vpn. und Salze bezeichnet. Es handelte sich bei beiden Erscheinungen stets um das Auftreten einer S\u00fcfsempfindung. Nachgeschm\u00e4cke wurden, wenn auch nicht ausnahmslos, vorwiegend bei den Jodiden und Nitraten angegeben. Umstimmungen besonders bei den Nitraten. Die Tabelle lehrt weiter, dafs in vereinzelten F\u00e4llen Nachgeschmack und Umstimmung vergesellschaftet Vorkommen. Hervorzuheben,","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle\nMischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns. II.\n223\n3\n\u00a9\nO\n\u00a9\nc3\ng\n\u00a9\n\u00a9\n\u00a9\n-\u00bb-3\n\u00a9\no3\n-4-3\n3\no\nM\n\u00a9\nM\n\u00a9\n:o3\ng\nrP\n\u00a9\n\u00a9\n\u00a9\nW)\n33\n\u00a9\n\u00f6S\n525\nP<\n>\nCO\np.\np>\nGM\n>\nA\n>\nCO\nP,\n>\n(M\n\u00c2\n>\nPh\n>\nS3\n\"\u00d43\n0Q\nVp. 3\t1 +\t+ 1 1\t, i ++,\t1 1 1 + !\t+ 1\nVp. 2\t| !\t+ l 1\t1 14\u2014bl\t1 1 1 + !\t+ 1\n! ! f-H\t!\t\t\t\t\n+\n+ ! 4- !\nQQ\nQQ\nQQ\n\u00ab\u2014i\n=3\nQQ\nzu\t.\u00a9\t\t\t\u00a9\t\u00a9\n1 I 1 1 3 1\t1 1 3\t<r>.\tK 1\t!\t<-!\tI 1\t:3\t1\t1\ti\tI i :0\n; \u00ae\t\u00a9\t\t\t\u00a9\t\u00a9\nMill\n\u00abg\n=3\nQQ\n5\u2014i\n=3\n5G\n\u00abg\n:3\nQQ\n\u00abg\n:P\n\u00a9\n\u00abg\n:3\n\u00a9\n\u00a9\t\t\u00a9\t\t\t*g\t\n\u00ab-H :3\tR 1\t\u00ab\u2014! !\t:3\t\t\u00ee; 1 !\t!\t:3 1 \u00a9\t1 t !\n\u00a9\t\t\u00a9\t\t\t\tOD\n.\u00a9 *\u2014i\ti\ti\t1 1 ^\n:3\t1\t1 ;P\n\u00a9\t\u00a9\n\u00ab2\n=3\n\u00a9\n5 5 p \u00ab m M 3 il M g\n5-t\nPQ h,\ng\u00e4\nt\u20145\nHS\n\u2022 rH\nhP\nCO\neo \u00ab \u00a3\u201c*)\nO \u00d6\n-\t03\t^\t^\tS\n\u00bb\tI\t\u00ab\ta\tg\n\u00eeO\nh\u00bb o\n\\Zr\na &\nw \u00f6S\n(N\nHl O \u00ab\nO CQ O\no o\n\u25a0<# hH 03\nw 3 o\n525 W\nm\n<N\no3","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nEmil v. Skramlik.\nist, dafs f\u00fcr manche Salze Nachgeschmack nnd Umstimmung in einer solchen Intensit\u00e4t aufzutreten verm\u00f6gen, dafs die Aufstellung von Gleichungen auf grofse Schwierigkeiten st\u00f6fst.\nSo dauern z. B, bei mir nach Einnahme von Na- oder NH4-Nitratl\u00f6sungen Nachgeschmack bzw. Umstimmung derart lange an, dafs die gleichen L\u00f6sungen durchaus verschiedenartig schmecken, auch wenn ich sie in einem Intervall von 2 Minuten und nach gr\u00fcndlichem Aussp\u00fclen des Mundes probe. Die sp\u00e4ter eingenommene schmeckt entsprechend der Umstimmung in S\u00fcfs sehr viel milder. Die Aufstellung einer Mischungsgleichung erforderte hier viel Geduld, vor allem aber eine hohe Anspannung der Aufmerksamkeit wegen der grofsen Pausen, die zwischen je 2 Proben eingeschaltet werden mufsten und gegen 4 Minuten betrugen.\nDie St\u00f6rungen, die durch den Geruch veranlafst werden, konnten einfach durch Zuhalten der Nase ausgeschaltet werden. Zumeist handelte es sich um die Erscheinung, dafs die L\u00f6sung des Salzes schon im Glase einen Geruch aufweist. Besonders auff\u00e4llig war dies beim KBr der Fall, dessen Geruch an Meeresluft erinnert und auch mit Z\u00e4higkeit am Glase haften bleibt. Beim LiJ, vor allem aber beim NH4J handelt es sich um den Jodgeruch, der auf die Unbest\u00e4ndigkeit der L\u00f6sungen dieses Salzes zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Sie wurden mit der Zeit gelb, so dafs zur Untersuchung stets frische L\u00f6sungen herangezogen werden mufsten. Das Na2S04 wies einen schwer zu beschreibenden Geruch auf, der am ehesten verglichen werden kann mit dem stark alkalischer L\u00f6sungen. Beim KHCOs war der gleiche Fall gegeben wie beim NaHC03 ,x indem hier der Geruch erst durch Abscheiden von methyliertem Ammoniak aus den Eiweifsk\u00f6rpern der Zunge auftritt1 2. In der Tabelle ist das Auftreten von Ger\u00fcchen durch ein Kreuz (-f-) bezeichnet.\nDie bisher aufgez\u00e4hlten Schwierigkeiten, Nachgeschmack, Umstimmung und Geruch, die durch den einheitlichen K\u00f6rper ausgel\u00f6st wurden, konnten beseitigt werden. Dagegen war dies nicht m\u00f6glich bei den im folgenden beschriebenen F\u00e4llen. Einmal jenem sehr seltenen, bei dem eine Geschmacksqualit\u00e4t des Salzes w\u00e4hrend der Pr\u00fcfung eine Intensit\u00e4tsschwankung erfuhr. Es handelte sich bei Vp. 2 um ein\n1\tVgl. Emil v. Skramlik, Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 53, S. 54. 1921.\n2\tM. y. Frey, Der laugige Geruch. Arch. f. d. ges. Physiol. 136, 275. 1910.","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns. II.\n225\n\u201eMilderwerden\u201c des Geschmacks von LiJ, das sehr bald nach der Einnahme eintrat und auf die Umstimmung des Geschmacksorgans in S\u00fcfs zur\u00fcckzuf\u00fchren sein d\u00fcrfte. Diese Erscheinung bildet aber einen Anhaltspunkt f\u00fcr die Unterscheidung, denn es ist mir nicht gelungen, diese Intensit\u00e4ts\u00e4nderung in der Mischung nachzuahmen. Bei etwas l\u00e4nger dauernder Pr\u00fcfung weifs hier die Vp., welche L\u00f6sung gereicht wurde. Der Gegenfall war bei der gleichen Vp.i>eim Na2S04 gegeben, dessen S\u00fcfsgeschmack bei l\u00e4ngerem Verweilen in der Mundh\u00f6hle an Intensit\u00e4t zunimmt. Diese Erscheinung konnte durch eine Erh\u00f6hung des Traubenzuckergehalts der Mischung nicht wettgemacht werden, da diese sonst von vornherein zu s\u00fcfs geschmeckt h\u00e4tte. In beiden F\u00e4llen gelten die ermittelten Gleichungen nur f\u00fcr eine begrenzte Zeit.\nEine weitere nicht zu umgehende St\u00f6rung bildeten zeitliche Unterschiede im Auftreten der einzelnen Geschmacksqualit\u00e4ten, die in dieser Sammlung allerdings nur ein einziges Mal1 zur Beobachtung gelangten und zwar bei Vp. 2 beim KHCOg. Die einzelnen Qualit\u00e4ten treten hier in der Reihenfolge bitter, salzig und sauer auf, wobei dann das letztere an Intensit\u00e4t stark zunimmt. Diese nicht nachzuahmenden Unterschiede betrugen in 3 Versuchen\nVp. 2. Erste Bitterempfindung\t0,2\"\t0,25\"\t0,18\"\nnach Einnahme der Salzl\u00f6sung.\n\u201e\tSalzig-\t\u201e\t\u201e\tweiteren 5,0\"\t4,8\"\t5,2\"\n\u201e\tSauer-\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t13,0\"\t14,0\"\t12,5\"\nIn diesen Verh\u00e4ltnissen liegt also der Grund, warum sich hier keine Mischungsgleichungen aufstellen lassen.\nIn der folgenden Tabelle 2 sind die Geschmacksgleichungen f\u00fcr 24 Salze und 3 Versuchspersonen zusammengestellt. Die Art ihrer Darstellung ist in der fr\u00fcheren Abhandlung eingehend beschrieben worden; der Einfachheit halber wiederhole ich nur, dafs\nVp. 1 0,268 n KCl gg. [0,273 n NaCl + 0,000019 n Ch.\n+ 0,0012 n W.]\nbedeutet, dafs f\u00fcr Vp. 1 eine 0,268 n KCl-L\u00f6sung geschmacksgleich ist mit einer L\u00f6sung, die zugleich 0,273 n ist f\u00fcr NaCl,\n1 Vgl. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 53, S. 66, auch wegen der Registrierung.","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nEmil v. Skramlik.\n0,000019 n f\u00fcr Chinin, hydrochl. und 0,0012 n f\u00fcr eine Weinsteins\u00e4urel\u00f6sung.\nEine genauere Betrachtung der Tabelle ergibt, dafs nicht bei allen Salzen die gew\u00e4hlte Konzentration f\u00fcr s\u00e4mtliche Vpn. die gleiche ist. Das h\u00e4ngt damit zusammen, dafs der Grad des Gehaltes an anorganischem Salz, bei dem eine Einwirkung auf die Tastnerven der Zunge eintritt, individuell schwankt. So konnte f\u00fcr Vpn. 1 und 3 in einer 0,241 n-L\u00f6sung dargereicht werden, ohne Tastempfindungen hervorzurufen, w\u00e4hrend f\u00fcr 2 die Konzentration auf die H\u00e4lfte herabgesetzt werden mufste, da die 0,241 n KJ-L\u00f6sung f\u00fcr ihn schon einen sehr \u201escharfen\u201c Geschmack besafs. Das gleiche war der Fall f\u00fcr Vp. 2 bei einer 0,470 n NaN03-, 0,579 nLiNOs-, f\u00fcr Vpn. 2 und 3 bei einer 0,470 nNH4N03-, f\u00fcr Vp. 3 bei einer 0,276 nNH4J-L\u00f6sung. W\u00e4hrend bei diesen allen eine Herabsetzung der Konzentration auf die H\u00e4lfte gen\u00fcgte, mufste f\u00fcr eine 0,303 n (NH4)2S04-L\u00f6sung bei Vp. 2 wegen des ausnehmend sauren Geschmacks auf ein Drittel herabgegangen werden, um das Erkennen des einheitlichen K\u00f6rpers durch die begleitende Tastempfindung (ein heftiges Adstringieren) zu verh\u00fcten. Besonders auff\u00e4llig war die individuelle Verschiedenheit im Ansprechen der Tastnerven bei der 0,091 n CaCl2 - L\u00f6sung. Vp. 1 konnte diese Konzentration ohne jegliche Empfindungen von seiten des Tastsinns ertragen, w\u00e4hrend Vpn. 2 und 3 dabei schon ein deutliches Brennen versp\u00fcrten. Man mufste bei diesen beiden sogar 4fach verd\u00fcnnen, um den \u201escharfen\u201c Geschmack einer auf das Doppelte verd\u00fcnnten auszuschalten.\nTabelle 2.\nIn der Tabelle bedeuten gg. geschmaeksgleich, Ch. h. Chinin hydrochl.,\nT. Traubenzucker, W. Weinsteins\u00e4ure.\nSalz\tVp.\t\t\tNaCl\t\tCh. h.\t\tT.\tW.\t\nKCl\t1\t0,268\tn\tKCl gg. [0,273\tn\t0,000019\tn\t\u2014 0,0012\tn]\n\t2\t0,268\t55\t\u201e\t\u201e\t[0,410\t55\t\u2014\t\t\u2014\t0,000475\t\u00bb]\n\t3\t0,268\t55\t\u201e\t\u201e\t[0,410\t55\t0,000063\tn\t\u2014\t0,00095\t\u00bb]\nLiCl\t1\t0,474\tn\tLiCl gg. [0,207\tn\t\u2014\t\t\u2014\t0,00178\tn]\n\t2\t0,474\t55\t\u201e\t\u201e\t[0,24\t55\t0,000113\tn\t\u2014\t0,000595\t\u201ei\n\t3\t0,474\t55\t\u201e\t\u201e\t[0,136\t55\t\u2014\t\t\u2014\t0,00095\t\u201e]\nNH4C1 1\t\t0,374\tnflH*Clgg. [1,02\t\tn\t0,00016\tn\t\u2014\t0,00356\tn]\n\t2\t0,374\t55\t\u25a0\t\u00bb\t[0,957\t55\t0,000202\t55\t\u2014\t0,00475\t\u201e ]\n\u2022\t3\t0,374\t55\t\u201e \u00bb [1,2\t55\t0,000158\t55\t\u2014\t0,0039\t\u201e]","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns. II.\n227\nSalz Yp.\t\t\t\tNaCl\t\tCh. h.\t\tT.\t\tW.\t\nNaBr\t1\t0,388\tn\tNaBr gg. [0,377\tn\t0,000019\tn\t\u2014\t\t\u2014\t]\n\t2\t0,388\t>5\t\u201e\t\u201e\t[0,410\tY)\t0,000095\t33\t\u2014\t\t\u2014\t]\n\t3\t0,388\t37\t\u00bb\t\u201e\t[0,273\tY)\t0,000050\t33\t\u2014\t\t0,0012\tn]\nKBr\t1\t0,336\tn\tKBr gg. [0,342\tn\t0,000107\tn\t\u2014\t\t0,00238\tn]\n\t2\t0,336\t37\t\u201e\t\u201e\t[0,496\tY)\t0,000252\t33\t\u2014\t\t0,00238\t\u201e]\n\t3\t0,336\t33\t\u201e\t\u201e\t[0,342\tY)\t0,000095\t33\t\u2014\t\t0,00179\t\u00bb]\nLiBr\t1\t0,460\tn\tLiBr gg. [0,437\tn\t\u2014\t\t0,056 n\t\t0,00118\tnj\n\t2\t0,460\t\t\u00bb\t\u00bb\t[0,410\t\u00bb\t0,000157\tn\t\u2014\t\t0,0012\t\n\t3\t0,460\t73\tn\t\u00bb\t[0,239\tY)\t0,000063\t33\t\u2014\t\t0,00143\t\u201e]\nNH4Br\t1\t0,408\tn\tNH4Br gg. [0,514\tn\t0,000063\tn\t\u2014\t\t0,00535\tn]\n\t2\t0,408\t\u00bb\t\u201e\t\u201e\t[0,684\t\u00bb\t\u2014\t\t\u2014\t\t0,00357\t\u201e]\n\t3\t0,408\t\u00bb\t\u201e * [1,16\tn\t0,000126\t37\t\u2014\t\t0,00536\t\u201e]\nNaJ\t1\t0,215\tn\tNaJ gg. [0,103\tn\t0,000006\tn\t0,078\tn\t0,000595\tn]\n\t2\t0,215\t77\t\u201e\t\u00bb\t[0,274\tY)\t0,000403\t33\t0,09 ,\tn\t\u2014\t]\n\t3\t0,215\tr>\t\u201e\t\u201e\t[0,119\tn\t0,0005\t33\t\u2014\t\t\u2014\t]\nKJ\t1\t0,241\tn\tKJ gg. [0,189\tn\t0,000176\tn\t\u2014\t\t0,00212\tn]\n\t2\t0,120\t\u00bb\t\u201e\t\u201e\t[0,0684\tY>\t0,000283\t33\t\u2014\t\t0,00083\t\u00bb]\n\t3\t0,241\t77\t\u201e\t\u201e\t[0,0685\tYI\t0,000695\t33\t\u2014\t\t\u2014\t]\nLiJ\t1\t0,213\tn\tLiJ gg. [0,0855\tn\t0,000069\tn\t0,067\tn\t0,00143\tn]\n\t2\t0,213\t\u00bb\t\u201e\t\u00bb\t[0,205\t\u00bb\t0,000278\t33\t0,089\t33\t0,00095\t\u201e]\n\t3\t0,213\t37\t\u201e \u201e [0,086\t33\t0,000346\t33\t\u2014\t\t0,00119\t\u00bb]\nNH4J\t1\t0,276\tn\tNH4J gg. [0,342\tn\t0,000031\tn\t\u2014\t\t0,00356\tn]\n\t2\t0,276\t37\t\u201e\t\u201e\t[0,308\t37\t\u2014\t\t\u2014\t\t0,00358\t\u00bb]\n\t3\t0,138\tn\t\u201e\t\u201e\t[0,684\t33\t0,00126\t33\t\u2014\t\t0,008\t\u201e]\nNaN03\t1\t0,470\tn\tNaNO, gg. [0,0512\tn\t0,000057\tn\t0,0433\tn\t\u2014\t]\n\t2\t0,235\t73\t\u201e\t\u201e\t[0,0684\t33\t0,000088\t33\t0,026\t33\t0,00107\tn]\n\t3\t0,470\t73\t\u201e\t\u201e\t[0,017\t33\t0,00005\t33\t\u2014\t\t0,00142\t>]\nKN03\t1\t0,396\tn\tKNO3 gg. [0,0512\tn\t0,000044\tn\t[0,0497\tn\t0,0032\tn]\n\t2\t33\t\u00bb\t\u00bb \u00bb [0,10\t33\t0,00029\t33\t\u2014\t\t0,0019\t.]\n\t3\t77\t73\t\u201e\t\u201e\t[0,017\t33\t0,000063\t33\t\u2014\t\t\u2014\t]\nLiN03\t1\t0,579\tn\tLiNOagg. [0,137\tn\t0,000013\tn\t0,111\tn\t0,00297 n]\t\n\t2\t0,289\t' \u00bb\t\u00bb\tn [0,133\t37\t0,000187\t33\t0,022\t33\t0,00096\t\u00bb]\n\t3\t0,579\t\u00bb\tY)\tY)\t[\t'\t33\t0,000038\t33\t0,167\t>3\t0,000071 \u201e]\t\nnh4no3\t1\t0,50\tn\tNH4N03gg. [0,684\tn\t\u2014\t\t\u2014\t\t0,0427\tn]\n\t2\t0,25\t37\t\u201e\t\u00bb\t[0,274\t33\t0,000126\tn\t\u2014\t\t0,00297\t\n\t3\t0,25\tn\t*\tn [0,136\t37\t0,000158\t33\t0,022\tn\t0,0071\t.]\nNa*S04\t1\t0,310\tn\tNa2S04gg. [0,41\tn\t0,000063\tn\t0,111\tn\t0,000595n]\t\n\t2\t0,310\t37\t\u201e\t\u00bb\t[0,41\t33\t0,000505\t33\t0,089\t33\t0,00238\t33\n\t3\t0,310\t33\t\u00bb\t\u00bb\t[0,342\t33\t0,000063\t33\t\u2014\t\t0,00476\t.]","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nEmil v. Skramlik\nSalz\tVp.\t\t\tNaCl\t\tCh. h.\t\tT.\t\tw.\t\nk*so4\t1\t0,275\tn\tK2SOt gg. [ -\t\t0,000063\tn\t0,10\tn\t0,00357\tn]\n\t2\t0,275\t\u00bb\t\u201e\t\u201e\t[0,205\tn\t0,000346\t77\t\u2014\t\t0,00416\t\u201e]\n\t3\t0,275\t\u00bb\t\u201e\t\u201e\t[0,05\t77\t0,00022\t77\t\u2014\t\t0,00119\t\u201eJ\n(NH4)sS041\t\t0,303\tn\t(NH4)\u00e4S04gg. [0,342\tn\t0,000189n\t\t\u2014\t\t0,038\tn]\n\t2\t0,101\t\u00bb\t\u201e \u201e [0,188\t77\t0,00027\t77\t\u2014\t\t0,0025\t\u00bbJ\n\t3\t0,303\t\u00bb\tn\t\u00bb\t[0,239\t>7\t0,000157\t77\t\u2014\t\t0,0119\t*]\nMgS04\t1\t0,406\tn\tMgS04 gg. [ \u2014\t\t0,00023\tn\t0,051\tn\t\u2014\t]\n\t2\t0,406\t77\t>7\t77\t[\t\t0,0002\t77\t\u2014\t\t\u2014\t]\n\t3\t0,406\tn\t\u201e\t\u201e\t[0,017\tn\t0,00024\t77\t\u2014\t\t\u2014\t]\nBeS04\t1\t0,00477\tn\tBeS04 gg. [ \u2014\t\t\u2014\t\t0,555\tn\t0,0006\tn]\n\t2\t0,00477\t\u00bb\t\u201e\t\u201e t -\t\t0,000038\tn\t0,258\t77\t0,0014\t\u201e]\n\to O\t0,00477\t77\t>7\t77\t[\t\t\u2014\t\t0,444\t7?\t0,0024\t\u201e]\nNaHCOa\t1\t0,594\tn !\tNaHCOs gg. [0,103\tn\t0,000006\tn\t0,118\tn\t\u2014\t]\n\t2\t0,594\t\u00ab\t\u201e\t\u201e\t[0,256\t77\t0,000252\t77\t0,051\t77\t0,0019\tn]\n\t3\t0,594\tn\t\u201e\t\u00bb\t[0,019\t77\t0,000075\t77\t\u2014\t\t0,0012\t\u00bb]\nKHCO3\t1\t0,50\tn\tKHC03 gg. [0,284\tn\t0,000252\tn\t0,067\tn\t0,005\tn]\n\t2\t0,50\t\u00bb\t77\t77\t[\t\t\t\t\t\t\t]\n\t3\t0,50\t\u00bb\t\u201e\t\u00bb\t[0,017\t77\t0,000283\t77\t\u2014\t\t\u2014\t]\nCaCl2\t1\t0,091\tn\tOaCl2 gg. [0,17\tn\t0,00007\tn\t\u2014\t\t0,00119 n]\t\n\t2\t0,0228\t77\t.\t\u00bb\t[0,017\t77\t0,000076\t77\t\u2014\t\t0,00042\tJ\n\t3\t0,0228\t77\t\u201e\t\u201e\t[0,0239\t77\t0,000157\t77\t\u2014,\t\t\u2014\t]\nMgCl\u00e4\t1\t0,098\tn\tMgCl2 gg. [\t\u2014\t\t0,000038\tn\t0,089\tn\t\u2014\t]\n\t2\t0,098\t\u00bb\t\u201e\t\u201e\t[0,03\tn\t0,0003\t77\t0,2\t77\t\u2014\t]\n\t3\t0,098\tri\t\u201e\t\u201e\t[0,027\t77\t0,00028\t77\t\u2014\t\t\u2014\t]\nAus der Tabelle geht hervor, dafs sich bis auf den einen schon besprochenen Fall (Vp. 2 f\u00fcr KHC03) f\u00fcr s\u00e4mtliche untersuchten anorganischen Salze in den angef\u00fchrten Konzentrationen Mischungsgleichungen hersteilen liefsen. Sie sind f\u00fcr jedes Salz und jeden Menschen verschieden und \u00e4hneln einander nur in ganz wenigen F\u00e4llen, z. B. die Gleichung f\u00fcr eine 0,336 n KBr-L\u00f6sung f\u00fcr Vpn. 1 und 3. Doch gibt es auch da einen geringen Unterschied im Gehalt an Chinin und einen gr\u00f6fseren in der Weinsteins\u00e4uremenge. Diese Feststellung gestattet die Aussage, dafs kein Salz d em anderen gleich schmeckt.\nBetrachtet man die 71 Gleichungen unter dem Gesichtspunkt der Komponentenzahl, so ist festzustellen, dafs mit 39 die 3gliedrigen \u00fcberwiegen, davon weisen auf; 31 die Kompo-","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns. II.\n229\nnenten salzig, bitter, sauer, 4 salzig, bitter, s\u00fcfs, 3 bitter, s\u00fcfs, sauer, 1 salzig, s\u00fcfs, sauer. An 2 komponentigen Gleichungen wurden 19 ermittelt, davon 9 mit den Komponenten salzig und bitter, 8 mit salzig und sauer, 2 mit bitter und s\u00fcfs. Die Ausdehnung der Untersuchung auf eine gr\u00f6fsere Anzahl von Salzen hat erwiesen, dafs die 4 komponentigen Gleichungen nicht so selten sind, wie nach den urspr\u00fcnglichen Ergebnissen angenommen werden konnte.1 Es l\u00e4fst sich ganz allgemein aus-sagen, dafs f\u00fcr jedes Individuum ein Salz auffindbar ist, f\u00fcr das eine 4komponentige Mischungsgleichung aufgestellt werden mufs. Der Fall einer 1 komponentigen Gleichung (Vp. 2 MgSOJ ist bereits in der fr\u00fcheren Abhandlung besprochen worden.2\nS\u00e4mtliche Vpn. vermochten sich \u00fcber die Anwesenheit einer Geschmacksqualit\u00e4t in den Salzl\u00f6sungen zu einigen, bei vielen sogar \u00fcber 2, nur bei wenigen \u00fcber 3. Es waren dies die Salze NH4C1, KBr, (NH4)2S04.\nAlle untersuchten anorganischen Salze weichen also im Geschmack von dem des reinen NaCl mehr oder minder ab. Das ist der Grund, warum wir das Kochsalz im t\u00e4glichen Gebrauch durch kein anderes Salz zu ersetzen verm\u00f6gen; am n\u00e4chsten kommt ihm das LiOl, das f\u00fcr 2 Vpn. den schwachen Beigeschmack sauer, f\u00fcr eine 3. dazu noch bitter besitzt.\nAuf Grund der Geschmacksgleichungen ist man imstande, den Grad des salzigen Charakters eines anorganischen Salzes zu bestimmen. Es gen\u00fcgt dazu die blofse Aufstellung des\nVerh\u00e4ltnisses\tein Konzentrationsquotient: n NaCl-L\u00f6sung\ngeteilt durch die ihr gleich schmeckende L\u00f6sung des anorganischen Salzes, wobei die \u00e4quimolekulare L\u00f6sung als Einheit genommen wird. In der Tabelle 3 sind diese Faktoren f\u00fcr die einzelnen Salze und Vpn. zusammengestellt; sie sind bei jedem Salz individuell verschieden. Am salzigsten schmecken danach die Ammonsalze, am wenigsten salzig sind in der Regel die Lithiumsalze. Na-, K- und Li-Jodid zeichnen sich durch ihren bitteren Geschmack aus, der besonders darum so deutlich hervor-\n1\tIn der ersten Sammlung fanden sich unter 60 Gleichungen blofs zwei 4 komponentige.\n2\t1. c. S. 72.","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nEmil v. Skramlik.\ntritt, weil sie alle 3 schwach salzig schmecken. Auffallend sauer sind NH4N08 und (NH4)2S04.\nTabelle 3.\n n NaCl n Salz\nSalz\tVp. 1\tVp. 2\tVp. 3\tSalz\tVp. 1\tVp. 2\tVp. 3\nNH4C1\t2,73\t2,56\t3,21\tLiJ\t0,41\t0,96\t0,41\nnh4j\t1,24\t1,12\t4,95\tKJ\t0,78\t0,57\t0,28\nNH4Br\t1,01\t1,67\t2,82\tLiCl\t0,44\t0,50\t0,28\nKCl\t1,02\t1,53\t1,53\tk2so4\t0,0\t0,75\t0,02\n(NH4)2S04\t1,13\t1.85\t0,79\tKHC03\t0,57\t\u2014\t0,03\nNaoS04\t1,32\t1,32\t1,10\tLiN03\t0,24\t0,46\t0,0\nCaCl2 j\t1,90\t0,75\t1,05\tNaHCOs\t0,17\t0,43\t0,03\nKBr\t1,01\t1,47\t1,01\tMgCl2\t0,0\t0,31\t0,28\nNaCl\t1,0\t1,0\t1,0\tNaN03\t0,18\t0,29\t0,04\nnh4no3\t1,36\t1,09\t0,54\tkno3\t0,13\t0,25\t0,04\nNaBr\t0,97\t1,05\t0,70\tMgS04\t0,0\t0,0\t0,04\nLiBr\t0,95\t0,89\t0,52\tBeS04\t0,0\t0,0\t0,0\nNaJ\t0,48\t1,27\t0,55\t\t\t\t\nMan kann die Salze entsprechend ihrem salzigen Charakter zu einer Reihe ordnen, und zwar in dem Sinn, dafs jedes folgende Glied schw\u00e4cher salzig schmeckt als das vorangehende. Diese Reihen weisen nat\u00fcrlich individuelle Unterschiede auf. Stets findet man eine Anzahl von Salzen, die fast gleich salzig schmecken wie eine \u00e4quimolekulare Kochsalzl\u00f6sung. Diese Reihen sind in der Tabelle 4 zusammengestellt, in der gleichzeitig auf eine Abstufung entsprechend ihrem salzigen Charakter, ermittelt auf Grund des vorhin beschriebenen Faktors, vorgenommen wurde. Die Zahl der Salze, die salziger schmecken als Kochsalz, wechselt individuell und zumeist auch in der Art der Glieder. F\u00fcr Vp. 1 sind es 9, Vp. 2 10, Vp. 3 7 Salze. Ganz allgemein kann man also aussagen, dafs die Mehrzahl der gepr\u00fcften Salze weniger salzig schmeckt als.eine \u00e4quimolekulare Kochsalzl\u00f6sung.\nAus der Untersuchung geht hervor, dafs der Geschmack der anorganischen Salze eine vier-dimensionale Mannigfaltigkeit mit den Komponenten bitter, salzig, sauer und s\u00fcfs ist. Man vermag also nach l\u00e4ngerer \u00dcbung","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle\nMischung sgleichun g en im Gebiete des Geschmacksinns. 11.\n\no\no\no\n(M\ncf\no\nlO\nD-\n\u00bbO\n03\nO Pt o o ^ &0 *\u00a7>\nM S S pq\n00\n\u00ab\t\u00ab o\nC j Q O\n^ ffl\n3 a | \u00ab\nco\nO\t_\n\u00fc \u00ab O \u00ce2\nW ^ 2 ^\nb4\n3\t\u00ab\t\u00a3\t3\tw\t\u00a3\n8\tW\tW\t5\t\u00a3\t3\n5^\no\nCG\n0\u00ab\n/ v\na\ns*\no o\nt\u00bb m \u00d6D \u00a9\nS M\n00\ng g\no3\nH3\n00\n\u2022e O \u00ab\n5 oo\n3 g <3 a M ^ ^\n\u00ab *\n3 g\n03 oj\nO L>\n3 !3 m\nC3 , j *i-i \u00bb ^ ^\nw\n1 r\u201c^\tco\t! 9 o \u00cf3 gg \u2022*$\tOl ffl \u00ab \u00ea *\n! t>\t\n1 ^\t\n\t\nI C2 1\to\n1\t\u00f6S\n\to\n\t1 r\u2014\u00ab\nGO\to\nI\tOJ\ti \u00a3\n\t1 S3\n1\tOl\t\nI cd'\t! 1\n1 \u00b0\ti i\n1 d\t\nc\u00e9\tTH\n1 \u00a9\t\u2022\n! \u00b0\tpW\n1\t\u00abH\t1\tK>\n\u00f6\nH ^ W\nW *\t03\n\u00c4 W\nO PQ 00\t*\nW W\t\u00ab3\n5Z5\nPQ\n\u2022*\nffl\n\u00eezi\no\nCG\nw\nw\nW\n53\nO\nW\n\u00a35\n01\n\u00e0\n>\nM\no o\n\u00c4 <\u00a3\n\u2022i-H \u00a9\ni-Q W\n^ eo M O Q\n^\t^\t\u00fc\tn\t^\n\u0153\t^\tz\th\ty\t\u00e6\nbo\tcs\tfj\tW\tffi\t. \u00ab\nS\t\u00ab\tg\tW\t\u00ab\nH o o\nM33\ncj\n00\no\n\u25a0*\nW\n\u00ee-i\nPQ\n9 *\n5 \u00ab\nh \u00f6S\ntu jz 53\nPQ \u00a7 \u00ab \u00bb\n0\u00ab\nT#\no\nm o\n\u00ab 5\nQ\nW\nSh\nPQ\n-*\ntG\no\n-*\nffl\nS3\n(\u201c5\n-#\nw\nS3\neo\nP4\n\u00ee>\n231\nIn dieser Tabelle sind die untersuchten Salze f\u00fcr die einzelnen Vpn. in einer Reihe geordnet, entsprechend dem Grade ihres salzigen Charakters, der durch die Aufstellung des Faktors f =\termittelt wurde. Man kann die St\u00e4rke des Salz-\ngeschmacks eines jeden Salzes sofort ablesen. Die Vertikalreihen tragen als Kopf den Faktor, dessen Gr\u00f6fse hier auf eine\nDezimale abgerundet ist.","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nEmil v. Skramlik.\nden urspr\u00fcnglich einheitlich erscheinenden Geschmack eines anorganischen Salzes in seine Komponenten aufzul\u00f6sen und entsprechend ihrer Intensit\u00e4t Mischungen aus den Vertretern des rein bitteren, salzigen, sauren und s\u00fcfsen Geschmacks herzustellen, die sich durch den Geschmackssinn von der L\u00f6sung des einheitlichen K\u00f6rpers nicht unterscheiden lassen. Diese Feststellung mufs mit grofser Entschiedenheit hervorgehoben werden, Um so mehr als Henning1 auch in seiner neuesten Abhandlung davon spricht, dafs \u201eder sinnenf\u00e4llige Unterschied zwischen der Qualit\u00e4t einer einheitlichen Mischung (etwa aus Kochsalz und Chinin) und einer entsprechend einfachen Qualit\u00e4t (bittersalzigem Chlormagnesium) sich nur erleben\u201c l\u00e4fst. Das gleiche wird vom KBr behauptet. \u201eChlormagnesium ist\u201c \u2014 so schreibt er weiter \u2014 \u201eauch einfacher, einheitlicher und in sich fester als die Mischung. Lassen sich aus letzterer leicht die Komponenten herausanalysieren, so dafs sie f\u00fcr sich vor den Erlebnishintergrund hervortreten, so gelingt ein gleiches beim Chlormagnesium nicht.\u201c Und noch an anderer Stelle: \u201eEin einfacher Geschmack mit 2 Empfindungsseiten oder \u00c4hnlichkeiten kann sinnlich also niemals mit einer entsprechend dosierten Mischung verwechselt werden.\u201c Diese Angabe steht im Widerspruch zu meinen Befunden. Ich nehme an, dafs Henning f\u00fcr seine Salzl\u00f6sungen eine solche Konzentration gew\u00e4hlt hat, bei der keine Einwirkung auf die Tastnerven stattfindet. Leider spricht er davon an keiner Stelle seiner Arbeiten. Besonderes Augenmerk ist weiter zu lenken auf die individuelle Verschiedenheit der Geschmacksgleichungen. Bei der Aufstellung einer Mischungsgleichung f\u00fcr die L\u00f6sung eines anorganischen Salzes ist man also ganz auf die Angaben seiner Vp. angewiesen. Diese sind nur dann verwertbar, wenn bereits gr\u00f6fsere \u00dcbung vorhergegangen ist. Niemand besitzt die Bef\u00e4higung zur Analyse mit dem Geschmackssinn von Anfang an, sie mufs vielmehr erst erworben werden, \u00e4hnlich wie dies beim Geh\u00f6r der Fall ist. Andererseits kann man eine Mischung nur dann entsprechend dosieren, wenn die betreffende Vp. analysieren kann: das aber wird von Henning f\u00fcr den einheitlichen K\u00f6rper abgelehnt. Henning spricht weiter von 2 Empfindungsseiten oder \u00c4hnlichkeiten, f\u00fcr Chlormagnesium von bitter und salzig. Nun liegen nach meinen Befunden f\u00fcr das MgCl2 die Verh\u00e4ltnisse so,\n1 H. Henning, Physiologie und Psychologie des Geschmacks, Ergebnisse der Physiologie XIX. Bd., S. 37, 38. 1921.","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns. II.\n233\ndafs es in 0,098 n-L\u00f6sung nur 3 von 10 gepr\u00fcften Vpn. blofs bitter und salzig schmeckt, 2 weiteren dagegen bitter und s\u00fcfs und den \u00fcbrigen 5 bitter, salzig und s\u00fcfs, dafs es also in der H\u00e4lfte der F\u00e4lle \u00dfkomponentige Mischungsgleichungen ergibt. Weiter lehrt eine Betrachtung der Gleichungen f\u00fcr KBr, dafs dieses Salz in 0,336 n-L\u00f6sung f\u00fcr alle 3 Vpn. bitter, salzig und sauer schmeckt, nicht blofs bitter und salzig. Ich f\u00fcge hier nochmals hinzu, dafs man bei der Erzielung einer Mischungsgleichung f\u00fcr dieses Salz den Geruch ausschalten mufs, an dem die KBr-L\u00f6sung sofort erkannt werden kann. Ich glaube, dafs sich auf Grund meiner Angaben die vorhandenen Unstimmigkeiten leicht werden beseitigen lassen, um so mehr als Henning seinen fr\u00fcheren extremen Standpunkt bereits verlassen hat. In der 1. Abhandlung (Zeitschr. f. Psychol. 74, 1916) schreibt er S. 219: \u201eDer bittersalzige Geschmack des MgCl2 ist etwas prinzipiell Verschiedenes von dem einer Mischung aus Kochsalz und bitterer Aloel\u00f6sung.\u201c In der letzten Arbeit in den Ergebnissen der Physiologie Bd. 19, 1921, schreibt er S. 38: \u201eImmerhin kommt der Geschmackseindruck des einfachen Geschmackes mit 2 \u00c4hnlichkeiten (Chlormagnesium) dem Eindruck einer entsprechend dosierten Mischung aus Kochsalz und Chinin viel n\u00e4her, als das Analoge im Felde der Ger\u00fcche und T\u00f6ne der Fall ist.\u201c\nAls ein einfaches aber nicht unwichtiges Ergebnis geht aus meiner Untersuchung hervor, dafs unter allen Salzen nur das NaCl den rein salzigen Geschmack besitzt. Dieser Befund ist von einer ganzen Anzahl von \u00e4lteren und neueren Forschern, ich erw\u00e4hne nur Valentin, Fick, v. Vintschgau und \u00d6hewall, wohl angenommen worden, hat aber seine exakte Best\u00e4tigung erst durch Aufstellung der Geschmacksgleichungen erfahren und er ist besonders bemerkenswert im Vergleich zu den Substanzen mit dem Geschmack der anderen Grundqualit\u00e4ten ; denn es gibt eine grolse Anzahl von K\u00f6rpern, die rein sauer schmecken (die meisten S\u00e4uren) und rein bitter (viele Bitterstoffe) und eine relativ begrenzte Anzahl von Stoffen, denen der rein s\u00fcfse Geschmack zu eigen ist, aber nur einen einzigen, der rein salzig schmeckt, n\u00e4mlich das Kochsalz.\nDie vorliegende Untersuchung wurde mit Unterst\u00fctzung der Freiburger Wissenschaftlichen Gesellschaft, ausgef\u00fchrt, der auch an dieser Stelle hierf\u00fcr bestens gedankt sein soll.","page":233}],"identifier":"lit28841","issued":"1922","language":"de","pages":"36-78, 219-233","startpages":"36","title":"Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmacksinns [I. und II.]","type":"Journal Article","volume":"53"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:06:54.339545+00:00"}