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{"created":"2022-01-31T15:30:28.459251+00:00","id":"lit29130","links":{},"metadata":{"alternative":"Gesammelte Abhandlungen zur allgemeinen Muskel-und Nervenphysik, ErsterBand","contributors":[{"name":"Du Bois-Reymond, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Gesammelte Abhandlungen zur allgemeinen Muskel-und Nervenphysik, ErsterBand, 145-227. Leipzig: Veit & Co.","fulltext":[{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"vni.\nBeschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen zu elektrophysiologischen Zwecken.\n(Im Auszuge gelesen in der Gesammtsitzung der K\u00f6nigl. Akademie der Wissenschaften' zu Berlin am 30. Mai 1861.)1\nHierzu Taf. I\u2014III.\nIch habe, seit dem Erscheinen meiner \u2018Untersuchungen \u00fcber thi'erische Elektricit\u00e4t\u2019, zu dem, was dort \u00fcber Vorrichtungen und Versuchsweisen zu elektrophysiologischen Zwecken gesagt ist, allerlei hinzuzusetzen gefunden, wovon ich Einiges hier zusammenstellen will, um mich gelegentlich darauf beziehen zu k\u00f6nnen. Ein Theil davon hat zwar bereits auf anderem Wege, durch meine Vortr\u00e4ge, durch pers\u00f6nlichen Verkehr, durch die aus meinem Laboratorium hervorgegangenen Arbeiten, eine ansehnliche Verbreitung, ja einige Bedeutung f\u00fcr den Fortschritt unserer Wissenschaft erlangt. Ich erf\u00fclle aber einen oft gegen mich ausgesprochenen Wunsch, indem ich ausdr\u00fcck\u00fcch und im Zusammenhang eine Schilderung auch dieser schon bekannteren H\u00fclfs-roittel gebe.\n\u00a7. I. Vom Multiplicator.\nDie Multiplicatoren f\u00fcr thierisch-elektrische Versuche, wie sie Hr. \u2018A\u00fcerwald auf meine Anregung zu bauen begonnen hat, weichen in Mehreren Punkten von dem von mir a. a. 0. Bd. H. Abth. I. S. 477 geschriebenen Instrument ab. Sie sind aber in Deutschland, ja im Aus-ai\u201c e> jetzt so verbreitet, dass eine Beschreibung derselben f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig bet611 darf\u2019 Un(1 die sie zu behandeln kann auch als so allgemein g a^ut vorausgesetzt werden, dass h\u00f6chstens einzelne minder auf der an< liegende Bathschl\u00e4ge noch am Platze scheinen m\u00f6chten.\nBerlin1 ^bbaudlungen der K\u00f6nigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1862. E\tA\u00b0. Physikalische Klasse. S. 75.\n\u00bb Bois-Reymond, Ges. Alb. I.\n10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nFolgendes Verfahren heim Aufstellen des Multiplicators f\u00fchrt schnell und sicher zum Ziel. Ich nehme an, dass der einfache Coconfaden mit seinem H\u00e4kchen bereits eingebracht ist. Man gieht dem Theodohtenfusg [76] des Instrumentes einen beliebigen, durch R\u00fccksichten der Symmetrie oder Bequem\u00fcchkeit empfohlenen Stand auf einem Wandconsol, hei dessen Befestigung man nicht \u00e4ngstlich Eisen zu vermeiden braucht. Unter jede Stellschraube legt man eine der auf ein quadratisches St\u00fcck Spiegel-glas angekitteten Messingplatten, und befestigt das St\u00fcck Glas an das Consol, indem man es^niit Kolophoniumkitt umgiesst. Man entfernt die Theilung, und stellt das Instrument wagerecht mittels einer auf den Rahmen aufgesetzten Dosenlibelle. Man h\u00e4ngt (an das H\u00e4kchen des Coconfadens eine einfache Nadel, und stellt die Windungen ihr parallel Um diese Stellung k\u00fcnftig nieder zu finden, liest man sie an der unteren Theilung ab.\nNun streicht man die Nadeln bis zur S\u00e4ttigung auf die a. a. 0. S. 484 beschriebene Art, und h\u00e4ngt sie unter einer Glocke \u00fcber einer Theilung auf, deren Nulllinie im Meridian steht. Man sieht zu, wenn man das Nadelpaar nicht bereits kennt,1 welche Nadel die st\u00e4rkere ist, und schw\u00e4cht diese mittels der Streichnadel bis zu dem Maasse der freiwilligen Ablenkung, das Geschick und Gl\u00fcck, und, wie ich unl\u00e4ngst in Poggemdobff\u2019s Annalen gezeigt habe,2 der Parallelismus der Nadeln zu erreichen gestatten. Die Theorie verschiedener F\u00e4lle stabilen und labilen Gleichgewichtes der Nadelpaare, auf die man dabei stossen kann, habe ich dort, mit R\u00fccksicht auf eine Beobachtung des Hrn. Sauebwald, entwickelt. Beim Handhaben der Nadeln vergesse man nicht, dass man das Zwischenst\u00fcck aus Schildpatt besser nicht mit der Hand ber\u00fchrt, durch deren feuchte W\u00e4rme es leicht verkr\u00fcmmt werden k\u00f6nnte,3 die Nadeln selber aber nicht mit Metallen, auch scheinbar ganz unmagnetischen, weil im Augenblick der Ber\u00fchrung mit einem Magnete, oder der Trennung von demselben, jedes Metall, wegen der darin erzeugten In-ductionsstr\u00f6me, sich magnetisch verh\u00e4lt. Einige [77] r\u00fchmen das Ver-\n1\tZur Kenntniss eines Nadelpaares geh\u00f6rt, dass man wisse: 1. welche Nadel\ndie st\u00e4rkere, 2. welches der Sinn der freiwilligen Ablenkung des Nadelpaares sei. \u2014 Wenn man sich in der Lage befindet, einen unbekannten Streichmagnet anwenden zu m\u00fcssen, vers\u00e4ume man nicht, zuerst dessen Pole auf die Richtigkeit ihrer Be-' Zeichnung zu pr\u00fcfen. Sonst l\u00e4uft man Gefahr, wie es mir einst begegnete, i\u00ae ferneren Verlaufe der Operation, die schw\u00e4chere statt der st\u00e4rkeren Nadel 1 schw\u00e4chen, und vergeblich auf das Eintreten der Astasie zu warten.\t1\n2\tS. die vorige Abhandlung.\n3\tAluminium w\u00fcrde als Material f\u00fcr das Zwischenst\u00fcck jetzt vielleicht den Vorzug vor dem Schildpatt verdienen.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 1. Vom Multiplicator.\n147\nfahren, der Nadel die letzten Striche durch Papier oder Glimmer hindurch zu ertheilen. Leider kann man sich nicht auf Astatischmachen eines bestimmten Nadelpaares mittels einer bestimmten Streichnadei ein-\u00fcben, weil durch das Yerkehrtstreichen auch die Streichnadel selber an Magnetismus verliert. Es ereignet sich wohl, dass man mit der Streichnadel keine Schw\u00e4chung der st\u00e4rkeren Nadel mehr erh\u00e4lt, wenn man sie an bestimmten Punkten ihres Umfanges, die sich am bequemsten zur Ber\u00fchrung bieten, verkehrt streicht. Alsdann gen\u00fcgt es, die Nadel an einem anderen minder zug\u00e4nglichen, und deshalb bisher verschont gebliebenen Punkte zu ber\u00fchren, um einen neuen Fortschritt der Astasie zu bewirken.\nIst das Nadelpaar so astatisch wie m\u00f6glich, so stellt man die Windungen des Multiplicators mit H\u00fclfe der unteren Theilung in die Ebene der freiwilligen Ablenkung, und h\u00e4ngt das Nadelpaar ein. Es folgt die Compensation der Ablenkungen durch die Drahtmassen, wenn dergleichen vorhanden sind, nach den in meinem Werke1 gegebenen Kegeln, zu denen ich nichts hinzuzuf\u00fcgen w\u00fcsste, als dass man zum Compensator statt der Spitze der dort empfohlenen Perlnadeln, die nicht aus hartem Stahl bestehen, besser die der Aachener N\u00e4hnadeln Nr. 12 (lang) benutzt.\nHr. Tyndall hat k\u00fcrzlich die Bemerkung gemacht, dass die gew\u00f6hnlich zum Bespinnen angewendete gr\u00fcne Seide Eisen enthalte und magnetisch wirke, und es ist ihm gelungen, v\u00f6llig anziehungsfreie Drahtmassen herzustellen, indem er weisse Seide zum Bespinnen nahm.2 Ich hatte, als ich im Beginn meiner Multiplicatorversuche mit den Ablenkungen durch die Drahtmassen k\u00e4mpfte, keinen Grund auf die Seide einen Yerdacht zu werfen, da ich nicht unterlassen hatte, mich durch chemische Analyse zu \u00fcberzeugen, dass mein Draht, selbst nach dem Aufl\u00f6sen der vielleicht durch das Ziehen verunreinigten Schicht, Eisen enthielt, und dass St\u00fccke von demselben Kupfer, aus dem er gezogen war, stark magnetisch wirkten.3 Der Kupferdraht, den Hr. Satjebwald neuerdings zu seinen Multiplicatoren ver- [78J wendet hat, ist durch Stein gezogen, und trotzdem magnetisch, auch wenn er mit weisser Seide besponnen wird. Es w\u00fcrde also T\u00e4uschung sein, wenn man hoffte, fortan\n1 Bd. II. \u00c0bth. I. _S. 485 ff. \u2014 Auf S. 494 [ist ein verwirrender Druckfehler stehen geblieben. Es ist n\u00e4mlich daselbst der Satz \u201eSie bleibt gestaltet etwa wie die kurzpunktirte Curve in Pig. 126\u201c (Z. 14 und 15 von oben) zu streichen, da diese urve> um die Figur nicht noch mehr zu verwickeln, fortgelassen wurde.\nJ Philosophical Transactions etc. For the Year 1861. p. 2; \u2014 Poooekdorfe\u2019s Annalen u. s. w. Bd. CXIII. 1861. S. 2.\n3 Untersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 164. 187.\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\ndurch blosse Anwendung weisser Seide zum Bespinnen sich vor den Ablenkungen durch die Drahtmassen zu sch\u00fctzen. Sondern die n\u00e4chste Aufgabe wird bei uns noch immer sein, sich eisenfreies Kupfer zu verschaffen. Nach Urn. Magnus\u2019 Versuchen1 ist galvanoplastisches Kupfer keinesweges ohne Weiteres als eisenfrei anzusehen; es kann erst durch ein so m\u00fchseliges und kostspieliges Verfahren eisenfrei erhalten werden,, dass es vermuthlich in jeder Beziehung vortheilliafter w\u00e4re, Silber zu verwenden. Die Schwierigkeiten, auf die Hr. Magnus hei Herstellung eines, eisenfreien Gewindes zu thermoelektrischen Zwecken stiess, d\u00fcrften sich aber noch steigern, wenn es sich darum handelte aus dem galvano-plastischep Kupfer so feine Dr\u00e4hte zu ziehen, wrie man ihrer zu thierisch-. elektrischen Versuchen bedarf. Unter diesen Umst\u00e4nden wird das Ge-rathenste sein, den Draht aus England zu beziehen, wo von elf Proben neun sich Hrn. Tyndall diamagnetisch zeigten.\nDas Nadelpaar muss gut centrirt sein, nicht allein wegen der Kehler der Ablesung, die aus der mangelhaften Centrirung entspringen, sondern auch aus folgenden Gr\u00fcnden. H\u00e4ngt es exeentrisch, so wird es erstens bei starken das Gewinde durchkreisenden Str\u00f6men leichter nach einer Seite hin gezogen und dadurch in Pendelschwingungen versetzt. Zweitens, ist zu bedenken, dass die Anziehungen, welche nicht eisenfreie Drahtmassen und das Berichtigungsst\u00e4bchen auf das Nadelpaar aus\u00fcben, von der H\u00f6he abhangen, in der dasselbe im K\u00e4hmen schwebt, oder von der L\u00e4nge des Fadens. Diese L\u00e4nge unterliegt, wenn nicht besondere Maassnahmen getroffen sind, wegen der wechselnden Feuchtigkeit der Luft, fortw\u00e4hrenden Schwankungen, deren gr\u00f6ssere Werthe man bei einiger Aufmerksamkeit leicht beobachten kann. Nun aber kommt das Gleichgewicht des Nadelpaares im Azimuth zu Stande durch Zusammensetzung jener beiden Kr\u00e4fte mit der Kichtkraft der Erde. Aendern sich also jene Kr\u00e4fte in Folge einer H\u00f6henschwankung der Nadeln, so muss auch im. Allgemeinen die Gleichgewichtsstellung der Nadeln eine andere werden. Abgesehen von anderen denkbaren F\u00e4llen, die kein [79] praktisches Interesse haben, trifft dies nur dann nicht zu, wenn 1. die magnetischen Axen beider Nadeln in einer Ebene hegen, und wenn 2. diese Ebene zusammenf\u00e4llt mit der, welche das in sich v\u00f6llig gleichartig gedachte Gewinde der L\u00e4nge nach h\u00e4lftet. Alsdann n\u00e4mlich werden die obigen drei Kr\u00e4fte gleichzeitig in jeder H\u00f6he Null, und folglich die Stellung des Nadelpaares unabh\u00e4ngig von der L\u00e4nge des Fadens. Allein dies setzt,\ni Physikalische Abhandlungen der K\u00f6nigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahr 1851. 4. S. 6. (8); \u2014 Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w-1851. Bd. LXXXIII. S. 474.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 1. Vom Multiplicator.\n149\n\u2022ffie man sieht, wiederum voraus, dass das Nadelpaar centrisch h\u00e4nge. Bei der Schwierigkeit, die hier vorgeschriebenen Bedingungen in Strenge zu erf\u00fcllen, und der verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig geringen Sorgfalt, die wohl darauf verwendet worden ist, bin ich \u00fcberzeugt, dass dies der wahre und einfache, wenn auch ziemlich verborgene Grund jener ewigen Schwankungen der Gleichgewichtslage des Nadelpaares ist, welche den fr\u00fcheren Beobachtern, und vormals mir selber, so viel zu schaffen machten, und die man sich durch Luftstr\u00f6mungen, durch thermisch bewirkte Aenderungen in der Intensit\u00e4t der Nadeln u. d. m. stets nur d\u00fcrftig erkl\u00e4rte.1 2 Man sehe z. B. die Hypothesen, in denen sich dar\u00fcber Melloni ergeht, der \u00fcbrigens die freiwillige Ablenkung astatischer Nadelpaare, deren Theorie schon Nobili richtig gegeben hatte, unbegreiflicherweise von der Torsion des Badens ableitete.3\nNat\u00fcrlich wird man sich jetzt nicht damit begn\u00fcgen, die Nadeln m\u00f6glichst zu centriren, sondern man wird zugleich suchen, die L\u00e4nge des Badens best\u00e4ndig zu erhalten, indem man die Luft unter der Glocke austrocknet. In der That habe ich, seit ich dies thue, von jenen Schwankungen nichts mehr versp\u00fcrt, obschon ich den erhabenen Band um die Theilung, den ich zum Schutze der oberen Nadel gegen Luftstr\u00f6mungen empfahl,3 l\u00e4ngst aufgegeben habe. Die Austrocknung kann \u00fcbrigens nur einen g\u00fcnstigen Einfluss auf den Isolationszustand des Gewindes aus\u00fcben. Als Austrocknungsmittel gebe ich aus verschiedenen Gr\u00fcnden dem Kali kausticum fusum (in baculis) den Vorzug. Um das Kali zu beherbergen, habe ich Porzellangef\u00e4sse von geeigneter Gestalt anfertigen lassen, die jederseits vom ^Rahmen zwischen demselben und dem die Nadeln tragenden B\u00fcgel Platz finden. Wenn l\u00e4ngere Zeit nicht gearbeitet wird, thut man wohl, die [80] Gef\u00e4sse zu entfernen, damit nicht \u00fcberkletterndes kohlensaures Kali Schaden stifte.\nNobili wollte bekanntlich, dass die untere Nadel die st\u00e4rkere sei, we\u00fc dabei die Summe der elektrodynamischen Wirkungen, die das System erf\u00e4hrt, gr\u00f6sser ausfalle.4 Man k\u00f6nnte einwenden, dass daf\u00fcr die Astasie des Syst\u00e8mes dadurch vermindert werde, dass die ohnehin st\u00e4rkere untere Nadel mehr als die schw\u00e4chere obere durch den Strom gest\u00e4rkt werde. Auf alle B\u00e4lle glaube ich, dass wenn ja ein Verlust an Empfindlichkeit daraus entspr\u00e4nge, dass die obere Nadel die st\u00e4rkere ist, er durch den Northeil aufgewogen w\u00fcrde, dass man gelegentlich, ohne das Nadelpaar\n1\tUntersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 192.\n2\tLa Thermochr\u00f4se ou la Coloration calorifique etc. Naples 1850. p. 33 et suiv.\n3\tUntersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 485.\n4\tUntersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 173.","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\naus dem Bahmon zu entfernen, der Astasie naclihelfen kann. Dazu braucht man nur den Faden herabzulassen, so dass die obere Badei auf der Theilung ruht, und diese Nadel wieder mit der Streichnadel verkehrt, zu streichen. W\u00e4hrend man die eine H\u00e4lfte der Nadel streicht, h\u00e4lt, man die andere mittels eines aufgedr\u00fcckten Haarpinsels fest.\nSchliesst man einen Multip\u00fccator durch einen Draht von verschwindendem Widerstande, so \u00fcben die Windungen auf die schwingende Nadel eine d\u00e4mpfende Wirkung aus, die im Allgemeinen mit der Masse der Windungen w\u00e4chst, aber unabh\u00e4ngig davon ist, ob die Windungen zu halber L\u00e4nge und doppelter Dicke, oder zu ganzer L\u00e4nge und einfacher Dicke verbunden sind. Bei den Nerven- und auch schon hei den Muskel-Multiplicatoren erreicht diese Wirkung einen solchen Grad, dass die Nadel dadurch ziemlich eben so schnell beruhigt wird, als man dies, selbst bei ansehnlicher Hebung, durch ein Magnetst\u00e4bchen zu thun vermag.1 Lasse ich die Nadel meines Multiplicators von 24160 Windungen von 90\u00b0 fallen, das einemal bei offenem, das anderemal hei geschlossenem Multiplicatorgewinde, so erhalte ich folgende Beihe von Ausschl\u00e4gen:\nGewinde\noffen:\t+ 90 \u2014 60 + 26 \u2014 18 + 10 u. s. w.\ngeschlossen: + 90 \u2014 28 + 8 \u2014 6 +\t2.\nDer n\u00e4chste negative Ausschlag kann wegen des Ausschnittes in der Theilung zum Durchl\u00e4ssen der unteren Nadel nicht mehr abgelesen werden. Bei Versuchsreihen, wo man rasche Beruhigung der Nadel braucht und ander- [81] weitig zu thun hat, namentlich aber in Vorlesungen, ist dies Verfahren sehr n\u00fctzlich.\nHr. Saueewald giebt, auf meine Veranlassung, seinen grossen Multiplicatoren einen Stromwender bei, der mit Leichtigkeit verschiedene Combinationen der beiden Multiplicatordr\u00e4hte mit der Kette und mit einer Nebenschliessung herzustellen erlaubt. Mit H\u00fclfe davon kann man 1) die Kette, mit Ausschluss des Multiplicators, in sich schliessen, 2) den Strom nur durch eine bestimmte Windung, 3) durch beide Windungen hintereinander oder 4) zugleich hindurchlassen, 5) eine Nebenschliessrolle aus Neusilberdraht zum Multiplicator anbringen, wodurch er, bei ganzer L\u00e4nge und einfacher Dicke, die passende Empfindlichkeit f\u00fcr den Muskel-strom erlangt; endlich 6) den Strom im Multiplicator bei irgend einer dieser Combinationen umkehren. Ich selber verdanke den Hrn. Siemens und Halske einen noch vollst\u00e4ndigeren Stromwender, welcher n\u00e4mlic den Strom auch noch beliebig durch die eine oder die andere der beiden\ni Untersuchungen u. s. w. Bel. I. S. 192.","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 1. Vom Multiplicator.\n151\nWindungen zu senden erlaubt. Yon Wichtigkeit unter diesen Combi-nationen sind indess nur die mit 1., 3., 5. und 6. bezeichneten. Mit p\u00fclfe geeigneter Nebenschliessungen l\u00e4sst sich dem Multiplicator jeder gew\u00fcnschte Grad von Unempfindlichkeit geben. Die Verminderung des Widerstandes des Multiplicators durch gleichzeitige Benutzung beider Dr\u00e4hte kommt bei thierisch-elektrischen Versuchen kaum jemals vor. Ja, da neuerdings mehrmals Multiplicatorgewinde dadurch unbrauchbar geworden sind, dass die beiden Dr\u00e4hte sich irgendwo im Inneren metallisch ber\u00fchrten, die Anwendbarkeit des Multiplicators als BECQUEEEL\u2019sches Differentialgalvanometer aber vollends entbehrlich erscheint, so habe ich Hm. Saueewald gerathen, das einst von Nobili eingef\u00fchrte Bewickeln der Bahmen mit zwei Dr\u00e4hten \u00fcberhaupt ganz aufzugeben. Freilich wird das Bewickeln mit nur einem Drahte insofern m\u00fchsamer, als doppelt so viele Windungen aufzutragen sind. Daf\u00fcr legt sich indess ein Draht leichter zurecht als zwei, und man hat die Sicherheit, dass durch einen etwa entstehenden Isolationsfehler nie mehr als h\u00f6chstens zwei Lagen ausser Wirkung kommen.\nDer Stromwender muss nicht auf dem Consol angebracht sein, da das Handhaben der Vorreiber die Nadeln ersch\u00fcttern k\u00f6nnte.\nUnter den Combinationen des Stromwenders fehlt zwar die, deren man bedarf, um die Beruhigung der Nadeln durch D\u00e4mpfung m\u00f6glichst voll- [82] kommen zu bewerkstelligen, n\u00e4mlich das Schliessen des Multiplicators durch einen kurzen metallischen B\u00fcgel. Inzwischen leistet das Schliessen durch die Nebenschliessrolle (Combination 5) fast das N\u00e4mliche, da es an meinem Multiplicator, beim Fallenlassen der Nadel von der Hemmung, folgende Reihe von Ausschl\u00e4gen liefert: + 90 \u2014 32 + 8-5 \u2014 6 + 3, die, wie man sieht, mit der ohne Bolle gewonnenen so zusammenf\u00e4llt, dass es auf den Unterschied nicht ankommt.1\nUm die Uebersicht der Versuche zu erleichtern, ist es vortheilhaft, die Verbindungen so herzustellen, dass das beobachtete Ende der Nadel sich im gleichen Sinne bewegt, wie der Strom zwischen den Zuleitungs-gef\u00e4ssen.\nSollen Ablenkungen, oder Ver\u00e4nderungen derselben, von nur wenigen Graden beobachtet werden, so wird es, um T\u00e4uschungen durch die Parallaxe der Nadel in Bezug auf die Theilung zu vermeiden, noth-wendig, sich eines Fernrohres zu bedienen, welches so aufgestellt sein muss, dass es der Nadel in ziemlich hohe Ablenkungen folgen kann. Statt auf die in meinem Werke, a. a. 0. S. 484. 485, beschriebene Art,\n1 [Bei der zuletzt angenommenen Form des Stromwenders wird der Multipli-cator beim Schliessen der Kette in sich stets zugleich auch in sich geschlossen.]\n/","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nkann dies auch so geschehen, dass das Fernrohr auf einem kreisf\u00f6rmigen Schlitten um den Multiplicator l\u00e4uft. Eine solche Einrichtung hatte Hr. Halske die G\u00fcte, f\u00fcr mich auszuf\u00fchren. Beiden Anordnungen wobei das Fernrohr die Nadel schr\u00e4g durch die Glocke betrachtet, ist wohl die schon vor langer Zeit von Hm. Lenz angewendete vorzuziehen bei der \u00fcber der Spiegelplatte, die oben die Glocke scliliesst, ein passend geneigter Spiegel oder ein Prisma angebracht wird, worin ein wagerechtes Fernrohr das Bild der Nadel erblickt.1\nSchliesslich stelle ich die Literatur \u00fcber Hydro- und Thermo-multiplicatoren, seit dem Eingangs bezeiclmeten Zeitpunkte, so weit sie uns angeht und in dem Vorigen noch nicht ber\u00fchrt wurde, hier zusammen.\n1.\tLenz, Poggendoree\u2019s Annalen u. s. w. 1849. Bd. LXXVI. S. 500.\n2.\tBeuben Philips, The Philosophical Magazine etc. 1849. Vol. XXXIV.\np. 502; \u2014 L'Institut. 1849. t. XVII. No. 819.\n3.\tDonovan, Transactions of the Royal Irish Academy. Vol. XXII,\nDublin 1849. 4. P. III. p. 233.\n4.\tBufe, Annalen der Chemie und Pharmacie. 1854. Bd. XC. S. 186.\n5.\tDe la Provostaie, Annales de Chimie et de Physique. Octobre\n1858. 3 me S\u00e9rie, t. LTV. p. 129.\n[83] 6. Wiedemann, Die Lehre von den Wirkungen des galvanischen Stroms in die Ferne. Braunschweig 1861. S. 210.\n7.\tDub, Der Elektromagnetismus. Berlin 1861. S. 27.\n8.\tMagnus, Monatsberichte der Akademie. 1861. S. 248.\n\u00a7. II. Vom Gebrauch der Spiegelbussolen zu thieriscli-elektrischen Versuchen.\nSchon in meinen \u2018Untersuchungen\u2019 vom Jahr 18482 habe ich die Vermuthung ausgesprochen, dass man zur messenden Beobachtung der thierisch-elektrischen Str\u00f6me sich der Po&GENDORFE\u2019schen, von Gauss und Hm. Weber vervollkomnmeten Methode der Spiegelablesung w\u00fcrde bedienen k\u00f6nnen. Auch habe ich bereits im April 1851 im physika-lischen Cabinet zu Leipzig mit Hrn. Hankel den Muskelstrom am Elektrodynamometer beobachtet, und Hr. Helmholtz hat das Jahr darauf in K\u00f6nigsberg seinen Zuh\u00f6rern meine Versuche an einer Spiegelbussole mittels des sp\u00e4ter von mir beschriebenen Verfahrens gezeigt, wobei die Ablenkung des Spiegels durch die Bewegung eines davon zur\u00fcckge*\ni Po\u00f6gendobfp\u2019s Annalen u. s. w. 1835. Bd. XXXIV. S. 387.\n2.A. a. O. Bd. I. S. 197.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 2. Vom Gebrauch der Spiegelbussolen.\n153\nworfeneu Lichtb\u00fcndels sichtbar wird.1 So lange indessen die Ladungen der Platinelektroden messende Versuche in diesem Gebiet \u00fcberhaupt vereitelten, fehlte es an einer bestimmten Veranlassung, den Multiplicator f\u00fcr die Spiegelbussole aufzugeben. Als aber durch Erfindung der un-polarisirbaren Elektroden dies Hinderniss beseitigt war, wies ich sogleich auf den Vortheil hin, den jetzt die Spiegelablesung hier verspreche. \u201eMit den absolut gleichartigen, unpolarisirbaren verquickten Zinkelektroden \u201ezur Ableitung; mit dem Princip der Nebenleitung zur Erzeugung auf\u2019s \u201eFeinste abgestufter elektromotorischer Kr\u00e4fte jeder Ordnung; endlich \u201emit der Spiegelbussole, die, bei gleicher Empfindlichkeit mit dem Nerven-\u201eMidtiplicator, keiner schwierigen und verg\u00e4nglichen Gradidrung mehr \u201ebedarf: steht jetzt nichts mehr in diesem Gebiete,\u201c sagte ich damals, \u201eder Ausf\u00fchrung messender Versuche entgegen, und eine neue 6ahn \u201ewichtiger Untersuchungen ist er\u00f6ffnet.\u201c 2\n[84] In demselben Aufsatz, S. 49. 50, f\u00fchrte ich an, dass meine von Hm. Saueewald nach Hrn. Wiedemann\u2019s Modell gebaute Bussole, mit 12000 Windungen feinen Drahtes versehen, bei 2285mm Abstand der Scale vom Spiegel, ohne dass diesem etwas von seiner Kichtkraft genommen werde, bereits eine Empfindlichkeit zeige, die sich der des Nerven-Multiplicators n\u00e4here, indem dieser, zwei seiner Grade auf einen Scalentheil' gerechnet, innerhalb der ersten 55\u00b0 allerdings die gr\u00f6ssere relative, und innerhalb der ersten 65\u00b0 die gr\u00f6ssere absolute Empfindlichkeit besitze, dar\u00fcber hinaus jedoch der Bussole mehr und mehr nachstehe.3\n1\tS. oben S. 131. Abh. VI.\n2\tS. oben Abh. IV. S. 76. 77.\n3\tUm dies zu pr\u00fcfen, hatte ich durch beide Instrumente hintereinander einen von einer best\u00e4ndigen Kette abgeleiteten Stromzweig geschickt, dessen St\u00e4rke durch Verl\u00e4ngern der Nebenschliessung schrittweise erh\u00f6ht wurde. Mit gleicher abso-luter Empfindlichkeit ist im Obigen gemeint, dass die beiden Instrumente um dieselbe Zahl gleichwerthiger, d. h. also z. B. durch Sch\u00e4tzung gleich sicher in Zehntel zu theilender Abschnitte ihrer Theilung abgelenkt werden, mit gleicher relativer Empfindlichkeit, dass ein gleicher Stromzuwachs einen gleichen Ablenkungszuwachs bewirkt. Tr\u00e4gt man auf eine Abscissenaxe, welche die wachsenden Stromst\u00e4rken bedeutet, die entsprechenden Ablenkungen des Multiplicators und der Spiegelbussole\nOrdinaten auf, so liegt die stark gegen die Abscissenax'e concave Multiplicator-\u00aeuf're anfangs \u00fcber der Geraden, welche den Gang der Bussolenablenkungen darstellt, ei eWa 55\u00ab ist die Tangente an der Multiplicatorcurve dieser Geraden parallel, \u25a0 h. die relativen Empfindlichkeiten sind gleich, bei etwa 65\u00b0 schneiden sich die urve und die Gerade, oder die absoluten Empfindlichkeiten sind dieselben, endlich ei 90o schliesst sich die Curve einer der Abcissenaxe parallelen Geraden asympto-\ntisch\nan> w\u00e4hrend die Gerade bis zu den Grenzen der Scale, 1000 Graden oder\n')()0 Scalentheilen entsprechend, ihre Richtung beh\u00e4lt.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154 VIH. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nF\u00fcr die meisten Versuche \u00fcber den Muskelstrom reicht die Empfind lichkeit der Bussole in dem bezeichneten Zustand aus. Ein Adductor magnus vom Frosch, auf die Thonschilder der sogleich zu beschreibenden neuen Zuleitungsgef\u00e4sse mit L\u00e4ngsschnitt und k\u00fcnstlichem Querschnitt aufgelegt, giebt gegen 300 sc (Scalentheile) best\u00e4ndiger Ablenkung. den Nervenstrom dagegen ist die Bussole, wegen der linearen Gestalt ihrer Intensit\u00e4tencurve, unter denselben Umst\u00e4nden noch nicht empfindlich genug, da ein Ischiadnerv vom Frosch h\u00f6chsten 25 sc best\u00e4ndiger Ablenkung giebt; und ebensowenig w\u00fcrde sie f\u00fcr die negative Schwankung des Muskelstromes des einen Armes ausreichen. Um die Empfindlichkeit zu erh\u00f6hen, gebietet man \u00fcber verschiedene Mittel. Man kann die Anzahl der Windungen, die Entfernung der Scale vom Spiegel, die Ver-gr\u00f6sserung des Fernrohres steigern; man kann [85] endlich auch die Kichtkraft des Spiegels vermindern, indem man die Wirkung der Erde durch die eines passend gen\u00e4herten Magnetes zum Theil aufhebt. Bei dem letzteren Verfahren gelingt es sehr leicht, auch f\u00fcr die Versuche ah Nerven \u00fcberfl\u00fcssige Empfindlichkeit herzustellen.\nWelch grosser Vortheil aus dem linearen Gange der Intensit\u00e4tencurve an der Spiegelbussole entspringe, auch wenn man keine Messungen bezweckt, bedarf nicht der Erw\u00e4hnung. Die relative Empfindlichkeit bleibt bei jeder noch verwendbaren Ablenkung die n\u00e4mliche, und von' dem Verh\u00e4ltniss grosser und kleiner Stromst\u00e4rken erh\u00e4lt man unmittelbar eine richtige Vorstellung, statt des mehr oder weniger verzerrten Bildes, welches jede andere galvanometrische Vorrichtung davon entwirft. Die \" Spiegelbussole erf\u00fcllt ohne Weiteres das Bed\u00fcrfniss der Elektrophysiologie nach einem Galvanoskop von grosser Empfindlichkeit bei kleiner Schwingungsdauer des magnetischen Systems. Die starke D\u00e4mpfung der Schwingungen durch die Kupferh\u00fclse ist in unseren Versuchen, wo es sich, wie ich zeigen werde, auch bei unpolarisirbaren Zuleitungsgefisse\u00c9 noch stets um unbest\u00e4ndige Str\u00f6me handelt, von unsch\u00e4tzbarem Nutz\u00ae Nimmt man hinzu, dass die Spiegelbussole von allen Schwierigkeiten der Handhabung, die dem Multiplicator mit astatischem Nadelpaar stets an* haften werden, frei ist, und dass ihr Preis, mit Inbegriff eines SteiSv HEiL\u2019schen Fernrohrs, den eines Multiplicators ersten Banges lange nicht erreicht, so dr\u00e4ngt sich die Frage auf, ob nicht \u00fcberhaupt der Multipik cator ganz f\u00fcr die Spiegelbussole aufzugeben sei. Wirklich muss sagen, dass ich selber mich seit jenem Zeitpunkte mit grossem Vorth*! der Bussole fast ausschliesslich zu meinen Untersuchungen bedient hab8>;\nInzwischen hat diese auch ihre M\u00e4ngel. Sie verlangt zu ihrer AU\u00ae Stellung B\u00e4umlichkeiten, \u00fcber die nicht Jeder verf\u00fcgt; und obschon ^ Multiplicator, wie eben bemerkt wurde, theurer sein kann, als BussoF","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 2. Vom Gebrauch der Spiegelbussolen.\n155*\n\u2022und Fernrohr, so kann er doch auch weit billiger hergestellt werden. In dem St\u00fcbchen, wo ich den gr\u00f6ssten Theil meiner Untersuchungen geweht habe, h\u00e4tte ich keine Spiegelbussole aufstellen k\u00f6nnen, selbst wenn meine Mittel mir damals erlaubt h\u00e4tten, eine solche anzuschaffen, anstatt juir einen Multiplicator zu bauen. Dies sind Verh\u00e4ltnisse, die heute, wo jede Universit\u00e4t ihr physiologisches Laboratorium hat, nicht \"wieder-kehren [86] k\u00f6nnen. Aber Anderes bleibt zum Tr\u00f6ste derer zu erw\u00e4gen,, die sich jetzt vielleicht ungern auf den Gebrauch des Multiplicators angewiesen sehen. Das leichte Nadelpaar eines Multiplicators ist f\u00fcr Ersch\u00fctterungen viel weniger empfindlich als der Spiegel. Die St\u00f6rungen durch die elektromagnetischen Eisenkerne, z. B. des Magnetelektromotors, des Fallhammers, machen sich an der Bussole auf viel gr\u00f6ssere Entfernungen sichtbar als am Multiplicator. Die Unstetigkeit des Nullpunktes an der Bussole ist l\u00e4stig, selbst wenn dem Magnet nichts von seiner Richtkraft genommen wird. Sie w\u00e4chst mit wachsender Astasie zuletzt zu einem unertr\u00e4glichen Missstande.1 Nachts bleibt Beleuchtung der Scale in solcher Ausdehnung, wie sogenannte qualitative Versuche es erheischen, bei denen man oft nicht vorher weiss, in welcher Richtung und Gr\u00f6sse der Ausschlag erfolgen wird, stets eine missliche Aufgabe. Namentlich aber ist an der Spiegelablesung auszusetzen, dass man dabei nicht, w\u00e4hrend man mit einem Versuch besch\u00e4ftigt ist, zugleich aus der Ferne und mit einem B\u00fcck \u00fcbersieht, was im-Kreise vorgeht. Die Stellung der Nadel auf der Multiplicatortheilung, der Sinn ihrer Bewegung, verrathen selbst im indirecien Sehen sofort den elektrischen Vorgang; die Spiegelbussole dagegen verlangt immer eine mit dem Auge am Fernrohr gemachte Ablesung. Ist der Versuch der Art, dass man ihn erst vollst\u00e4ndig einrichten, und dann ohne hinzusehen durch eine einfache Handbewegung die beabsichtigte Wirkung herbeif\u00fchren kann, so hat dies nichts zu bedeuten. Viele Versuche erlauben aber nicht solches Verfahren,, und alsdann braucht man zum Ablesen der Bussole einen Geh\u00fclfen, Was namentlich bei qualitativen Versuchen unbequem ist, wo die Beobachtungen sich nicht regelm\u00e4ssig folgen, sondern jeden Augenb\u00fcck durch Feberlegungen und durch Vorbereitungen, deren Bed\u00fcrfniss sich ein-stellt, unterbrochen werden k\u00f6nnen. Auch zur Demonstration ist die Spiegelbussole nicht geeignet, wenn man nicht schon f\u00fcr zwei Personen 211 (Fni ziemlich umst\u00e4ndlichen Verfahren greifen will, dessen oben S. 152. 153 gedacht wurde.\n^ Es bleiben somit den Multiplicatoren f\u00fcr jetzt auch noch einige-\u00b0rz\u00fcge, und da sie ohnehin zur Zeit die am meisten verbreitete\n1 S. unten, \u00c4bh. XV.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w\ngalvanometrische Vorrichtung' sind, so habe ich nicht f\u00fcr unn\u00fctz gehalte hier noch einmal auf deren Handhabung zur\u00fcckzukommen.\t\u2019\n[87] Die Theorie der Spiegelbussolen findet sich an verschiedenen Stellen so vollst\u00e4ndig entwickelt und ihre Behandlung ist so einfach, dass dar\u00fcber nichts weiter zu sagen ist. Doch will ich bemerken, dass ich mich Bei l\u00e4ngerem Gebrauch der Spiegelablesung zu elektrophysiologischen Zwecken nicht in die von den magnetischen Beobachtungen herstanunende Gewohnheit habe finden k\u00f6nnen, eine in 1000mm getheilte Scale so an-zuwenden, dass der Baden ungef\u00e4hr mit der Mitte ihrer L\u00e4nge zusammen-f\u00e4llt. Bei messenden Versuchen nach vorher bestimmtem Plane, deren Ergebnisse rechnend verwerthet werden sollen, mag dieses Verfahren am Platze sein. Bei qualitativen Versuchen dagegen, wo es- darauf ankommt, das Ergebnis^ augenblicklich zu fassen um darauf weiter zu bauen, ziehe wenigstens ich die unmittelbare Anschauung einer Zahl, deren Gewinnung durch Subtraction zweier vierstelligen Zahlen von einander vor. Meine Scale hat daher den Nullstrich in der Mitte, und ich verschiebe sie vor jedem Versuch mittels Zahn und Trieb so, dass der Baden den Nullstrich deckt. Entsprechend der oben S. 151 f\u00fcr die Aufstellung der Multiplicatoren gegebenen Begel ist die Anordnung getroffen, dass der Baden sich im Bernrohr \u00fcber die Scale scheinbar in der Richtung bewegt, 'wie der Strom zwischen den Zuleitungsgef\u00e4ssen auf dem Tisch vor mir. Um aber auch, wenn das Scalenbild unbeweglich abgelenkt ist, den Sinn sofort zu erkennen, in dem dies geschah, sind die Zahlen der im Bemrohr rechts erscheinenden Scalenh\u00e4lfte roth, die der anderen wie gew\u00f6hnlich schwarz mit der Schablone aufgetragen.1\n1 Zu meiner Freude erfuhr ich, nachdem der vorliegende Paragraph im Wesentlichen druckfertig war, auf der Reise durch G\u00f6ttingen gegen Ende April d. J., von Hm. Professor Meissner, dass er sich mit dem im Bau der Instrumente mit Spiegelablesung so erfahrenen Hrn. Inspector Meyerstein verbunden habe, um ein f\u00fcr elektrophysiologisehe Zwecke geeignetes Galvanometer der Art zu Stande zn bringen. Dasselbe ist seitdem unter dem vielleicht nicht ganz bezeichnenden Namen eines Elektrogalvanometers in Henle\u2019s und Pfeueeer\u2019s Zeitschrift (3. Reihe. Bd. XL S. 193) und in Poggendorfe\u2019s Annalen (1861. Bd. CXIV. S. 132) beschrieben worden, und seine Leistungen lassen, wie es scheint, kaum etwas zu w\u00fcnschen \u00fcbrig. Der Magnetstab, mit dessen H\u00fclfe die Richtkraft des beweglichen Magnetes verkleinert wird, ist hier gleich an dem Instrument in passender Weise angebracht, wodurch die Aufstellung sehr erleichtert wird.\nSinnreich, und den Verfassern eigent\u00fcmlich, ist die Spaltung dieses H\u00fclfe-magnetes in einen st\u00e4rkeren unverr\u00fcckt bleibenden, und einen schw\u00e4cheren verschiebbaren, wodurch erreicht wird, dass man, um eine hinreichend kleine Ab\u00e4nderung der Wirkung auf den aufgeh\u00e4ngten Magnet auszu\u00fcben, nicht, wie es sonst der F\u00bbl\u2019 sein w\u00fcrde, einer ausserordentlich feinen Einstellung des festen Magnetes bed?","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 3. Yon den Zuleitungsgef\u00e4ssen.\n15T\nj-gg-j\t\u00a7. HI. Yon den Zuleitungsgef\u00e4ssen.'\nDas cylindrische Grlasgef\u00e4ss, mit innen angekitteter Holznase zum Unterst\u00fctzen der B\u00e4usche, wie es in meinen \u2018Untersuchungen\u2019 als Zu-\npje Verfasser irren jedoch, wenn sie die Anwendung eines festen Magnetes zum \\statischmachen eines beweglichen f\u00fcr etwas Neues halten, und Hrn. W. Weber. znschreiben, da dies allbekannte und l\u00e4ngst zum Gemeingut gewordene Verfahren nicht nur der Anwendung der Doppelnadel im Multiplicator durch Nobili, sondern sogar ihrer Erfindung durch Amp\u00e8re vorherging. Hauy gab dies Verfahren 1817 an, um die Compassnadel der Mineralogen zu bef\u00e4higen, schwache Spuren von Magnetismus sichtbar zu machen. (M\u00e9moires du Mus\u00e9um d\u2019Histoire naturelle etc. 4, t. III. 1817. p. 172; \u2014 Annales des Mines etc. 1817. t. II. p. 329; \u2014 Gilbert\u2019s-Annalen der Physik. 1816, Bd. LXIH. S. 104.) Dieses Kunstgriffes bedienten sich sodann Hr. Biot und Savart im Jahr 1820 bei ihrer Untersuchung \u00fcber das Gesetz, wonach die Wirkung des Stromes auf die Magnetnadel mit der Entfernung abnimmt, um die schwingende Nadel der Erdkraft zu entziehen. (Annales de Chimie et de Physique. 1820. t. XV. p. 222; \u2014 Amp\u00e8re et Babinet, Expos\u00e9 des nouvelles D\u00e9couvertes sur l\u2019Electricit\u00e9 et le Magn\u00e9tisme. Paris 1822. p. 59; \u2014 Fechner\u2019s Bearbeitung von Biot\u2019s Lehrbuch der Expe'rimental-Physik u. s. w. Leipzig 1829. Bd. IV. S. 158.) In der Abhandlung vom Jahr 1825, worin er den Multiplicator mit Doppelnadel beschreibt, f\u00fchrt Nobili selber an, dass die Physiker sich bisher, um die. Empfindlichkeit des ScHWEiGGER\u2019schen Galvanometers zu erh\u00f6hen, eines darunter angebrachten Magnetstabes bedient h\u00e4tten, welcher die richtende Kraft der Erde verminderte. (Memorie ed Osservazioni ec. Firenze 1834. vol. I. p. 2.) Als Melloni 1841 vorschlug, die Astasie eines Nadelpaares auf diese Weise zu ver-gr\u00f6ssem (Archives de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9. 1841. t. I. 656), erinnerte Hr. Poggenborfe sogleich wieder daran, dass in Deutschland dieses Mittel bei einfachen Nadeln l\u00e4ngst angewandt worden. (Poggendoref\u2019s Annalen u. s. w. 1842. Bd. LVI. S. 370.) kh selber habe mich desselben, seit ich den Multiplicator mit der Bussole vertauscht h*be, stets bedient, um, wo es noting war, die Richtkraft des Spiegels zu schw\u00e4chen ; wie aus meinen dben S. 153 angef\u00fchrten Worten erhellt, mit denen nicht gemeint sein konnte, dass ich dem Spiegel selber Magnetismus nahm, da-nanntlich die St\u00e4rke des Magnetismus einer Nadel aus dem Ausdruck f\u00fcr die f sse ihrer Ablenkung durch den Strom verschwindet (Untersuchungen u. s. w, Bd- k S. 166. 167).\nBei dem Verdammungsurtheil, welches sie \u00fcber das astatische Nadelpaar en\u2019 scheinen die Verfasser die eigentliche Spitze der NoBiLi\u2019schen Erfindung zu. du/8\u2122611\u2019 c^en gl\u00fccklichen Umstand n\u00e4mlich, dass die Wirkung der oberen Win-g\u00abn auf die obere Nadel die ablenkende Kraft um fast die H\u00e4lfte vermehrt, j^ren\u00ae \u00fcberdies die eine Nadel die andere verst\u00e4rkt, statt dass bei ihrem Ver-* ,en die Nadel durch den festen Magnet geschw\u00e4cht wird. Da es gerade die 8ch \u2022 6 *S**\u2019 \u201c^gl\u00fchst grosse Empfindlichkeit bei m\u00f6glichst kleiner Astasie (d. h. ^\u2018\u2018^-ngmigsdauer des Syst\u00e8mes) zu erzielen, so bin ich gar nicht so gewiss, ob es w, . der von den Hrn. Meissner und Meyerstein getroffenen Einrichtung- nicht (G\u00f6tt-'1 . ^er w\u00e4re, wie Gauss selber es vor bald dreissig Jahren vorschlug llngische Gelehrte Anzeigen. 1832. St. 206. 207. S. 2055; \u2014 Poggendorff\u2019s.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nleitungs- [89] gef\u00e4ss bei tbierisch-elektrischen Versuchen beschrieben und .abgebildet ist, habe ich l\u00e4ngst mit einleuchtendem Vortheil ersetzt durch ein viereckiges Porzellangef\u00e4ss, dessen vorderer innerer Wand ein Karnies aus demselben Stoffe angeformt ist.\nWas die Behandlung der Platinplatten betrifft, so hat so mancherlei Neues, was ich dar\u00fcber sagen k\u00f6nnte, sein Interesse eingeb\u00fcsst durch die Entdeckung der merkw\u00fcrdigen Eigenschaften des verquickten Zinkes in schwefelsaurer Zinkoxydl\u00f6sung.* 1 2 Ich w\u00fcsste keinen Fall, wo nicht diese Combination dem Platin in Kochsalzl\u00f6sung unbedingt vorzuziehen w\u00e4re, und begn\u00fcge mich daher mit der Berichtigung eines Irrthums, in den ich bei meinen fr\u00fcheren Aeusserungen \u00fcber diesen Gegenstand verfallen bin.\nIch habe mir n\u00e4mlich immer vorgestellt, dass wenn an die Grenze der Messingklemmen und der Platinplatten an meiner Vorrichtung Salzl\u00f6sung hingelangt, das Platin der betroffenen Seite positiv erscheine.8 Die beiden einander ber\u00fchrenden Metalle mit dem die Ber\u00fchrungsstelle benetzenden Elektrolyten dachte ich mir als flaches Erregerpaar in dem von mir aufgestellten Sinne,3 und glaubte, dass wenn man die beiden Metalle durch den Multiplicator verkn\u00fcpfe, der Stromzweig sichtbar werde, der sich bei dieser Anordnung, trotz der Nebenschliessung durch die Ber\u00fchrungsstelle selber, doch auch durch den Multiplicator ergiessen muss. Der unmittelbare Versuch hat mich aber des Gegen-theiles belehrt. Ich l\u00f6thete einen Kupfer- und einen Zinkdraht, beide von l-3mm Durchmesser, aneinander, brachte sie in den Multiplicatorkreis, und benetzte die L\u00f6thstelle mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure. Es gab sich selbst mit halber L\u00e4nge und doppelter Dicke des Muskel-Multiplicato rs keine Spur von Wirkung zu erkennen. An der Spiegelbussole erschien, bei nur 53 Windungen dicken Drahtes, eine Ablenkung von etwa 1 sc. Da aber dadurch das Kupfer, statt negativ, positiv gegen das Zink angezeigt [90] wurde, so war sie wohl thermoelektrischen Ursprunges-Wenn also durch ein scheinbar die Grenze der Messingklemmen und Platinplatten benetzendes Tr\u00f6pfchen Salzl\u00f6sung eine Ungleichartigke\u00e4\nAnnalen u. s. w. 1833. Bd. XXVIII. S. 251.. Anm.), eine Doppelnadel von Verh\u00e4ltnissen mit D\u00e4mpfung und Spiegelablesung zu versehen, wobei Einem noch unbenommen bliebe, die Astasie nach Melloni\u2019s Vorschlag mittels HAVY\u2019schen Verfahrens zu erh\u00f6hen. Auch w\u00fcrde so die l\u00e4stige Empfindlich gegen magnetische Fernwirkungen vermindert sein. (Nachtr\u00e4gliche Anme: [vom Jahr 1862].)\n1\tS. oben S. 42, Abh. IV.\n2\tUntersuchungen u. g. w. Bd. I. S. 218. 220.\n3\tEbendas. S. 581.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 3. Von den Zuleitungsgef\u00e4ssen.\n159\nentsteht, so geschieht dies vermuthlich so, dass die L\u00f6sung in dem Qapiilarspalt zwischen den Metallen bis zu Stellen eindringt, die von solchen Punkten, wo die Metalle einander wirklich ber\u00fchren, hinreichend ffeit entfernt sind, damit der Widerstand der dadurch gebotenen Bahn nicht v\u00f6llig verschwinde gegen den des Multiplicatorkreises.\nMan kann nat\u00fcrlich die allgemein verbreiteten viereckigen Zuleitungs-gef\u00e4sse aus Porzellan mit ihren St\u00e4ndern, Messingklemmen und Sicherheitsplatten. wie sie zur Aufnahme zweier Platinplatten bestimmt waren, jetzt auch mit einer verquickten Zinkplatte anwenden, und wird dies in den Versuchen ohne B\u00e4usche, z. B. \u00fcber die negative Schwankung des Muskelstromes des einen Armes, mit allem Vortheil thun. Viel bequemer zu den Versuchen mit B\u00e4uschen ist die in Pig. 1. Taf. I dargestellte,1 von Hm. Saueewald nach meiner Angabe verfertigte, kleine Vorrichtung; ja wer sie bisher gehandhabt hat, ist einig mit mir dar\u00fcber, dass sich wohl nur noch wenig daran verbessern lasse.\nAuf einen isolirenden Puss von Kammmasse ist das aus Zink gegossene Zuleitungsgef\u00e4ss geschraubt. Ausser dem eingetauchten Theile des Bausches fasst es nur wenige Cubikcentimeter L\u00f6sung. Innen wird es mit Beejot\u2019s Fl\u00fcssigkeit2 verquickt, aussen und an den B\u00e4ndern, welche aber vorher gleichfalls verquickt worden sind, mit Lack \u00fcberzogen. Der der Hinterseite des Gef\u00e4sses angegossene Hals tr\u00e4gt einen Knopf aus Kammmasse zum St\u00fctzen des Ballens bei feinen Verrichtungen auf den B\u00e4uschen; auch dient er als Henkel zum Anfassen des Gef\u00e4sses beim Verquicken, Lackiren, Aussp\u00fchlen u. d. m. k ist eine Doppelklemme zur Aufnahme erforderlichenfalls zweier Dr\u00e4hte. Der Bausch nimmt wie hei den Porzellangef\u00e4ssen die ganze Breite des Gef\u00e4sses ein. Mit dem unteren Ende seines senkrecht in das Gef\u00e4ss hinabragenden Theiles st\u00fctzt er sich unmittelbar auf dessen Boden, mit der unteren Fl\u00e4che seines wagerecht vorgestreckten Theiles ruht er auf der verquickten Fl\u00e4che eines Karuieses, welches [91] eine Verbreiterung des vorderen Bandes des Gef\u00e4sses vorstellt. Von den seitlichen B\u00e4ndern des Gef\u00e4sses erheben sich Wangen, welche den Bausch vollends gegen seitliche Verschiebung sichern Und die Zinkobqrfi\u00e4che vergr\u00f6ssem, die auf m\u00f6glichst kurzem Wege durch die L\u00f6sung von den dem Bausch aufliegenden thierischen Theilen aus erreicht wird. Das Gleiten des Bausches nach r\u00fcckw\u00e4rts wird verhindert durch ein Schild aus Kammmasse, welches mittels eines in die Hohlkehle des Karnieses gelegten Kautschukringes gegen den B\u00fccken des Bausches\n1\tDer Maassstab von 0-66 bezieht sich auf die dem Beschauer zugekehrte senkrechte Kante des Gef\u00e4sses.\n2\tComptes rendus etc. 9 Ao\u00fbt 1858. c. XLVII. p. 273.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\n'I '\nfedert. Der hintere Band der Wangen ist nach der Gestalt dieses *' K\u00fcckens ausgeschnitten. Der Bausch muss so dick sein, dass er das^ Schild \u00fcberall von diesem Bande abh\u00e4lt und so den Druck des Schildes t vollst\u00e4ndig erf\u00e4hrt. Das Schild ist in Fig, 2 a von hinten besonders dargestellt. Ausschnitte \u00ab, a am seitlichen Bande des Schildes verh\u00fcten ' das Ausspringen des Kautschukringes. Der untere Band des Schildes verschiebt sich auf dem oberen Bande des Gef\u00e4sses, den die Figur im \u25a0, Durchschnitt zeigt (r, r), und zwei von jenem unteren Bande in\u2019s Gefasst ragende Zapfen fr, z) verhindern, dass das Schild seitlich ausweiche. Diese Einrichtung bietet gegen die \u00e4ltere den Yortheil, dass die obere G Fl\u00e4che des Bausches von allen Seiten her zug\u00e4nglich ist. Sonst n\u00e4mlich wurde dem K\u00fcekw\u00e4rtsgleiten des Bausches dadurch vorgebeugt, dass; man die Platinplatten aus der Fl\u00fcssigkeit hob und gegen den B\u00fccken ' ' des Bausches dr\u00fcckte,1 wo dann die den Bausch \u00fcberragenden Messing-fe*\" klemmen dessen obere Fl\u00e4che nach hinten oft st\u00f6rend beschr\u00e4nkten.\nDer wesentliche Unterschied zwischen der Handhabung der neuen\nund der der alten Zuleitungsgef\u00e4sse besteht darin, dass w\u00e4hrend diese, IV . \u2019 ' < um gleichartig zu bleiben, ausser der Arbeitszeit, ja zwischen je zwei \u2018\nVersuchen, sorgf\u00e4ltig mussten geschlossen gehalten werden, diese Noth- V\nwendigkeit bei den neuen Gef\u00e4ssen fortf\u00e4llt. Sobald und so oft man die '\nVorrichtung zusammenstellt, ist sie gleichartig; sollte sie mit der ZeittJ\netwas ungleichartig werden, so gen\u00fcgt erneutes Verquicken, um den yl\nbesten Zustand wieder herzustellen. Die einzige Sorge ist also die,1\ndass die Fl\u00fcssigkeit in den B\u00e4uschen und Gef\u00e4ssen gleichartig bleibe, am,\nsichersten ges\u00e4ttigt, jedoch ohne dass das Zinksalz auskrystallisire. Dazu :\nist nur n\u00f6thig die Vorrichtung, mit einem Vorrath ungel\u00f6ster Krystalle 1\nam Boden der Gef\u00e4sse, in der feuchten Kammer aufzubewahren.\n[92]\n\u00a7. IV. Von den B\u00e4uschen.\n'\u25a0i\nEin anderes Material zum Ersatz der Fliesspapierb\u00e4usche ist mir zu\\' finden noch nicht gelungen. Doch giebt es einen Kunstgriff, der ihre Anfertigung sehr erleichtert, n\u00e4mlich sie im feuchten Zustande mit einer \u25a0 langen geraden und breiten Klinge (einem Tischmesser) zu schneiden; wobei das durch Capillaranziehung bewirkte Haften der Bl\u00e4tter aneinander 1 den Druck der Presse ersetzt. Das Messer sch\u00e4rft man jedesmal, nach- 'ja dem man eine Fl\u00e4che am Bausch hergestellt hat, mit einer Schmirgel- V feile, welche genau die passende Art von Schneide erzeugt. Fern\u00ae pflege ' \u2022 ich die B\u00e4usche jetzt an dem Ende, womit sie in die L\u00f6sung tauchen,\n1 Untersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 222. Taf. I. Fig. 12.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 5. Vom Modellirthon als Ersatzmittel der Eiweissh\u00e4utchen. l\u00dfl\n\u00efusainmenzun\u00e2heii, wie ich dies zur Befestigung des Keilbausches an den Zuleitungsbausch angegeben habe.1 * * * Dies erlaubt sie gelegentlich, wenn gje l\u00e4ngere Zeit ruhen sollen, unter L\u00f6sung aufzubewahren, ohne dass jjjre Bl\u00e4tter sich verschieben, auch wohl g\u00e4nzlich von einander l\u00f6sen. Das Aufbewahren geschieht am besten- in weiten und niedrigen Stand-gef\u00e4ssen mit aufgeschliffenem Glasdeckel, wie man sich ihrer zu Gehim-pr\u00e4paraten u. d. m. bedient.\ny. Vom Modellirthon als Ersatzmittel der Eiweissh\u00e4utchen.\nMit den von mir sogenannten und fr\u00fcher empfohlenen Eiweissh\u00e4utchen hatte ich l\u00e4ngst Ursache wenig zufrieden zu sein. Die Blase ist oft ungleich dick, fett, fault leicht und steckt das zum Aufweichen benutzte H\u00fchnereiweiss an, so dass man die aufgeweichten H\u00e4utchen nicht vorr\u00e4thig halten kann. Das Eiweiss selbst ist auch nicht immer von gleicher Beschaffenheit, unangenehm zu handhaben, und es ist sehr fraglich, ob dessen organische Substanz irgend einen Dienst leiste. Die Eiweissh\u00e4utchen schmiegen sich nicht geh\u00f6rig den B\u00e4uschen an, so dass sich Luftblasen darunter fangen u. d. m. Was aber mehr zu bedeuten hat als dies Alles, ihr Widerstand ist kein best\u00e4ndiger, vielmehr ist er, wenn sie mit Zinkl\u00f6sung getr\u00e4nkten B\u00e4uschen auf hegen, \u2019in raschem Wachsen begriffen, wie ich beim Untersuchen des Muskelstromes mit unpolarisirbaren Elektroden an der Spiegelbussole bald erfuhr.\n[93] Es zeigte sich n\u00e4mlich, dass trotz der Beseitigung der Polarisation der Elektroden der Strom stets rasch sank. Mit H\u00fclfe des unten zu beschreibenden \u201eCompensators\u201c (\u00a7. XI) stellte ich fest, dass dabei die elektromotorische Kraft in viel geringerem Maass abnahm, als die Stromst\u00e4rke. Es hatte also jedenfalls auch der Widerstand des Kreises zuge-uommen, und dass die Zunahme die Eiweissh\u00e4utchen betraf, ging daraus hervor, dass bei deren Erneuerung der Strom ansehnlich in die H\u00f6he - Diese Widerstandszunahme der Eiweissh\u00e4utchen r\u00fchrt nicht von -\u2018cund\u00e4rem Widerstand her, von dem bekannt ist, dass er zu seiner utstehung gr\u00f6sserer Stromst\u00e4rken bedarf; auch tritt sie, obschon in\n1 S. oben Abh. V. S. 89. Anm.\nauf 2 ^er ^eh der Stromabnahme, der sich nicht auf diese Weise erkl\u00e4rt, sondern\neiner Verminderung der elektromotorischen Kraft beruht, r\u00fchrt von innerer msation des Muskelgewebes her, wie ich anderswo darthun wprde. [Vergl. ^ er die Abhandlung: Ueber die Erscheinungsweise des Muskel- und Nerven-\nes. bei Anwendung der neuen Methoden zu deren Ableitung, im Archiv f\u00fcr ^attunT'e U\" S\" W'\t\u2014 t). diese Abhandlung im zweiten Bande dieser\nu Bois-Reymond, Ges, Abh. L\n11","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\ngeringerem Maass, ein, wenn man die H\u00e4utchen durch mehrere mit Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkte Fliesspapierlagen von der Zinkl\u00f6sung trennt.1 Ebensowenig stammt sie von Austrocknung an der Luft her, da sie im feuchten Raume nicht ausbleibt, und \u00fcberdies gerade die vom Muskel ber\u00fchrten Stellen der H\u00e4utchen vor der Trockniss aus diesem Grunde gesch\u00fctzt sind. Sondern ihre Ursache ist zu suchen in der Wasser-entziehung durch die Zinkl\u00f6sung, die sich auch darin ausspricht, dass die H\u00e4utchen homartig trocken und durchscheinend werden und sich\nstark einrollen.\nDa, wie gesagt, auch die Dazwischenk\u00fcnft von Kochsalzl\u00f6sung diesen Uebelstand nicht ganz beseitigt, so bin ich neuerdings dazu gelangt, di\u00ab,. Eiweissh\u00e4utchen ganz zu verwerfen. Den Ersatz, den ich daf\u00fcr gefunden habe, betrachte ich als eine der gl\u00fccklichsten Bereicherungen der elektro^ \u25a0 physiologischen Technik. Hr. Dr. Rosenthal hatte mich schon darauf aufmerksam gemacht, dass an Stelle des Eiweisses der Eiweissh\u00e4utchen sich vermuthlich eine Kochsalz- oder phosphorsaure Natron-L\u00f6sung von solcher Concentration mit Yortheil w\u00fcrde anwenden lassen, dass Nerven oder Muskeln nicht davon leiden.2 Seine Absicht war, statt der [94] Blase, sogenanntes vegetabilisches Pergament3 zu tr\u00e4nke\u00ab* Ich kam auf den Gedanken, den mir bereits von meinen Studien \u00fcb\" secund\u00e4r-elektromotorische Erscheinungen und den secund\u00e4ren Wider der feuchten por\u00f6sen Leiter wohl vertrauten Modellirthon damit anzo* kneten, der eine sehr geringe innere Polarisation besitzt, keinen secund\" Widerstand annimmt, jeder Form sich schmiegt, stets in gleicher schaffenheit erhalten, vor Trockniss gesch\u00fctzt so lange man will bra bar auf bewahrt werden kann, endlich f\u00fcr Salzl\u00f6sungen sich in Fristen, die hier in Betracht kommen, so gut wie undurchdringlich verb In der Abhandlung \u00fcber den secund\u00e4ren Widerstand gab ich an, solle, um letzteren zu vermeiden, die thierischen Theile und Eiwe: h\u00e4utchen von den mit Zinkl\u00f6sung getr\u00e4nkten B\u00e4uschen stets noch duifll Kochsalzb\u00e4usche trennen, zwischen diesen und den Zinkb\u00e4uschen ab um die Diffusion der Salzl\u00f6sungen zu verz\u00f6gern, ein mehrere Mil\u00fcmeW dickes Blatt Modellirthon anbringen.4 Die Vorschrift, die ich jetzt ist Hel einfacher; sie besteht darin, die Eiweissh\u00e4utchen und Koch\n1\tS. oben Abli. V. S. 123. 124.\tV 1\u00dc\n2\tK\u00f6llikeb, Verhandlungen der W\u00fcrzburger physikalisch-medizinischen\nschaff. Bd. VH. 1856. S. 145.\tA\n3\tA. W. Hofmann, Report on Vegetable Parchment, adressed to\nThomas de la Rue and Co. London 1858.\t\u2019($\n4\tS. oben Abh. V. S. 124.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 5. Vom Modellirthon als Ersatzmittel der Eiweissh\u00e4utchen. J\u00df3\nbausche fortzulassen, und die thierischen Theile unmittelbar mit dem 'Thon in Ber\u00fchrung zu bringen, diesen aber, um seine Leitungsf\u00e4higkeit 2U erh\u00f6hen, statt mit Wasser, mit einer 0- 75\u20142%igen Kochsalzl\u00f6sung zu tr\u00e4nken. Man knetet aus dem Thon eine Platte von der angegebenen picke, legt sie auf eine Glastafel, und schneidet daraus mittels einer langen und geraden Klinge (abermals eines Tischmessers) St\u00fccke von etwa 20mm L\u00e4nge und 15mm Breite, die man wie fr\u00fcher die Eiweiss-Ji\u00e4utchen verwendet, um die B\u00e4usche an den Stellen, wo man Muskeln oder Nerven aufzulegen beabsichtigt, damit zu bekleiden. (S. Fig. 1.) Diese Anordnung l\u00e4sst in der That wenig zu w\u00fcnschen \u00fcbrig. Der Widerstand ist gering und best\u00e4ndig; man kann den Thon leicht in viel bequemere Formen dr\u00fccken, als die Eiweissh\u00e4utchen sie darboten, welche die an sich nicht scharfen Formen oft gebrauchter B\u00e4usche nur noch mehr abstumpften; der Thon l\u00e4sst sich vorr\u00e4thig halten, so dass man nicht mehr n\u00f6thig hat, ehe man einen Versuch anstellen kann, auf das Aufweichen der Blase im Eiweiss zu warten; endlich die thierischen Theile werden weniger angegriffen, da, wie ich mich \u00fcberzeugt habe, eine so verd\u00fcnnte Kochsalz- [95] l\u00f6sung auf die parelektronomische Schicht am nat\u00fcrlichen Querschnitt von Gastroknemien nicht merklich entwickelnd wirkt, was das H\u00fchnereiweiss thut,1 welches auch h\u00e4ufig eine Zuckung ausl\u00f6st, wenn ein Muskel mit frischem k\u00fcnstlichem Querschnitt damit in Ber\u00fchrung gebracht wird.2\n\u00a7. VI. Von den Zuleitungsr\u00f6hren mit Thonspitzen.3\nUm das elektromotorische Verhalten sehr beschr\u00e4nkter Stellen eines thierischen Theiles, z. B. der verschiedenen Punkte des Querschnittes eines Muskels, zu erforschen, reichen die gew\u00f6hnlichen Zuleitungsb\u00e4usche aicht aus, und ich habe fr\u00fcher, wo dieser Fall eintrat, dieselben mit spitzen Forts\u00e4tzen aus mehreren Lagen F\u00fcesspapier versehen, wie es in Kg- 37. Taf. IV. des ersten Bandes meines- Werkes dargestellt ist, was Aber mehrere Unbequemlichkeiten hatte.\n! Vergl. meine \u2018Untersuchungen\u2019 u. s. w. Bd. II. Abth. II. S. 49 ff.; \u2014 Monats-\nDichte u. s. w. 1851. S. 387.\n.. .\t2 [Ueber den Wassergehalt des Modellirthones in dem Zustande, wie er zu\ncnsch-elektrisehen Versuchen dient, und \u2022 \u00fcber dessen Leitungswiderstand vergl.\nStr ^er ^handlung: \u2018Ueber den Einfluss k\u00f6rperlicher Nebenleitungen auf den om des M. gastroknemius des Frosches\u2019 im Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. 1871 n im zweiten Bande dieser Sammlung.]\nr\u00f6l 3 ^chO'\u00e4glich [1862] einger\u00fcckter Paragraph. [Man nennt die Zuleitungs-en mit Thonspitzen in den Laboratorien mit einem ihnen von A. v. Bezold^ mals in Jena, ertheilten Namen h\u00e4ufig kurz \u201eThonstiefelelektroden.\u201c]\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nHr. Czekmak hat k\u00fcrzlich eine Vorrichtung empfohlen, welche n\u00e4in\u00fcchen Zweck zu erf\u00fcllen bestimmt ist. \u201eMeine Zuleitungsgef\u00e4 sagt er, \u201ewerden durch zwei Glasspritzen dargestellt, wie man si \u201emedicinischen Zwecken gebraucht, nur wird der Stempel durch i \u201eGlasr\u00f6hre ersetzt, welche vom mit einem Fliesspapierpfropf oder \u201eGoldschl\u00e4gerh\u00e4utchen, hinten mit einem Kork verschlossen ist. \u201eInnern der E\u00f6hre befindet sich concentrirte Zinkvitrioll\u00f6sung, durch \u201eKork geht ein amalgamirter Zinkdraht, der sich zu einer langen \u201eaufrollt, und aussen ist die Bohre mit Baumwollenf\u00e4den umwickelt, , \u201edass sie als Stempel wirken kann. Die Spitze der Spritze wird \u201eZur\u00fcckziehen des B\u00f6hrenstempels mit frischem H\u00fchnereiweiss \u201ejede Luftblase sorgf\u00e4ltig entfernt, und auf diese Weise eine ablei! \u201eVorrichtung hergestellt, welche gleichartig und unpolarisirbar ist, \u201emit freier Hand, oder in ein nach allen Bichtungen bewegliches \u201eeingespannt, ganz genau bestimmten Punkten angelegt werden ki\nHrn. Czebmak\u2019s Spritzen sind, wie man sieht, eine geschickte \u00e4nderung der PEL\u00dcGEE\u2019sehen Eiweissr\u00f6hren, wodurch diese, abg< [96] vom Ersatz des Kupfers in Kupferl\u00f6sung durch verquicktes Zink Zinkl\u00f6sung, beweglicher und besser leitend gemacht werden. Ich glai dass es mir seitdem gelungen ist, das N\u00e4mliche, in mancher B\u00fcel noch vollkommener und einfacher, zu erreichen.\nMeine Zuleitungsr\u00f6hren, deren man eine, mit der Art ihrer Stellung, in Fig. 2 Taf. HI. im i 2/3-Maassstabe abgebildet sieht, wie Hr. Saueewald liefert, sind aus plattgedr\u00fcckten Glasr\u00f6hren geschnii deren Querschnitt Fig. 2 a in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6sse zeigt. Das untere der Bohre wird mit dem oben erw\u00e4hnten Thon wasserdicht verschmii und es wird daran eine Spitze geknetet, die zum Ber\u00fchren der thierisd Theile bestimmt ist. Dieser Spitze kann man in jedem Augenblick j' gew\u00fcnschte Gestalt, Bichtung und Feinheit ertheilen. In die mit l\u00f6sung gef\u00fcllte Bohre taucht ein verquickter Streifen Zinkblech, einen schmalen Seite der Bohre ist ihrem oberen Ende nahe auf J H\u00fctte ein Stiel angeschmelzt, dessen Axe, nach einer kurzen Bie| der Axe der Bohre parallel l\u00e4uft. Der Stiel ist in eine H\u00fclse geW die bei * in ein Messingst\u00fcck geschraubt ist, welches sich in die Kugel eines Kugelscharniers fortsetzt. Dadurch wird es m\u00f6glich; Bohre jede erforderliche Lage im Baum zu ertheilen. Von dem M< st\u00fcck erstreckt sich ein Fortsatz ff,, wenn die Bohre darin festgescl ist, \u00fcber diese fort, in einer Ebene mit der L\u00e4ngsaxe ihres Querschnitt\ni Allgemeine Medicinische Central-Zeitung vom 5. Juni 1861. XXX. Ja\n45. St\u00fcck. S. 353.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 6. Von den Zuleitungsr\u00f6hren mit Thonspitzen.\n165\nobere Ende des Zinkstreifens ist hakenf\u00f6rmig gebogen, und wird \u00fcber \u2022 en Fortsatz geh\u00e4ngt und daran mittels der Schraube s festgeklemmt. J (|as Hessingst\u00fcck ist ausserdem noch ein besponnener Kupferdraht Ijraubt, der zur Fortf\u00fchrung des Stromes bestimmt, in gewohnter frt zun\u00e4chst um einen Elfenbeinknopf an der das Kugelschamier tragenden H\u00fclse gewickelt wird, damit eine Zerrung am Drahte nicht unmittelbar die Bohre treffe. Die H\u00fclse ist an einer Messings\u00e4ule beweglich, die sich auf dem einen Brennpunkt, eines elliptischen Bleifusses erhebt. Die S\u00e4ule hat nur gerade die n\u00f6thige H\u00f6he, so dass eine feuchte Kammer, in der man ein oder zwei Paare solcher Vorrichtungen aufstellt, deshalb noch nicht so gross wird, dass sich ihr Kaum nicht leicht mit Wasser-\ndampf s\u00e4ttigte.\nNichts Leichteres giebt es mit einem Paar dieser R\u00f6hren als, was sonst unm\u00f6glich schien, am Frosch das elektromotorische Verhalten der verschiedenen Punkte des k\u00fcnstlichen Querschnittes eines einzelnen Obersten- [97] kelmuskels, oder, wie es die Figur zeigt, der Achillessehnen-Aus-breitung zu pr\u00fcfen. Es versteht sich, dass man sich der R\u00f6hren ebensowohl zum Zuleiten fremder Str\u00f6me, als zum Ableiten der thierisch-elektrischen Str\u00f6me bedienen kann, und es h\u00e4lt nicht schwer, die Thonspitzen von vier R\u00f6hren einem Nerven auf einer Strecke von kaum ebensovielen Millimetern anzulegen.\nDie plattgedr\u00fcckte Gestalt des Querschnittes der R\u00f6hren ist zwar nicht wesentlich, gew\u00e4hrt aber mehrere Vortheile. Erstens ist es leichter, solche R\u00f6hren wasserdicht mit Thon zu sehliessen, als runde R\u00f6hren von gleichem Querschnitt. Zweitens braucht man den Streifen Zinkblech nicht, wie es bei gleicher Breite desselben und bei runder R\u00f6hre von gleichem Querschnitt erforderlich w\u00e4re, zu einer Rinne zu biegen. Drittens kann man wegen der Capillarit\u00e4t die platten R\u00f6hren wagerecht stellen ja hinten\u00fcberneigen, ohne dass die L\u00f6sung ausfliesst.1 Viertens und ^ haupts\u00e4chlich nehmen mehrere, in einer Reihe aufgestellte, die platten Seiten einander zukehrende R\u00f6hren weniger Platz ein, als wenn sie rund w\u00e4ren, und man hat weniger Schwierigkeit, die Thonspitzen zwei einander sehr nahen Punkten anzulegen.\nDie Gleichartigkeit und TJnpolarisirbarkeit der R\u00f6hren ist gef\u00e4hrdet, wenn das verquickte .Zink den nicht mit Zinkl\u00f6sung getr\u00e4nkten Thon beehrt. Bei der beschriebenen Form der. Vorrichtung ist dem dadurch v\u00b0rgebeugt, dass die Zinkplatte durch die Klemme in gegebener H\u00f6he\n1 [Vergl. die Abhandlung \u00fcber das Gesetz des Muskelstromes mit besonderer ^r\u00fccksichtigung des M. gastroknemius des Frosches. Archiv f\u00fcr Anatomie u. s, w. J36s- S. 545. Arim. \u2014 S. diese Abhandlung im zweiten Bande dieser Sammlung.]","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nfestgehalten wird. Man kann dasselbe aber auch erreichen, indem vor dem Verquicken das Zinkblech so biegt, dass es sich in der B\u00f6\" mit Reihung verschiebt. Auf alle F\u00e4lle bleibt es gerathen von un her in die R\u00f6hre, ehe man sie mit Thon verschmiert, einen mit w l\u00f6sung getr\u00e4nkten Fliesspapierpfropf zu schieben, welcher nicht nur Zink vom Thone trennt, sondern auch die Diffusion der Zinkl\u00f6sung der verd\u00fcnnten Kochsalzl\u00f6sung im Thone verz\u00f6gert.1\nGanz best\u00e4ndig ist nat\u00fcrlich der Widerstand der R\u00f6hren nicht, der Thon theils an der Luft austrocknet, theils durch die Zinkl\u00f6sung gesogen wird. Der erstere Umstand kommt indess weniger in Betr: weil man feinere Versuche in diesem Gebiete doch nicht mehr and als in der feuchten Kammer anstellen nord, und der letztere Vor, wird durch den mit Zinkl\u00f6sung getr\u00e4nkten Fliesspapierpfropf sehr \\ z\u00f6gert. Ja man kann die zum Gebrauch fertigen R\u00f6hren mehrere T lang in tauglichem Zustande in der feuchten Kammer bewahren, w man die Thonspitzen lose mit feuchtem Fliesspapier umh\u00fcllt.2 Auch Widerstand der Czebmak\u2019- [98] sehen Spritzen kann \u00fcbrigens kein best\u00e4ndiger sein, da die Zinkl\u00f6sung mit dem Wasser des Eiweisses dirt, und sie sind nicht frei vom Verdacht auf secund\u00e4ren Widerstand!\nUm Anderen vergebliche M\u00fche zu sparen, sei noch bemerkt, ich versucht habe, aussen und an ihrem unteren Ende auch innen firnisste verquickte Zinkr\u00f6hren, statt der, Zinkbleche enthaltenden Glas r\u00f6hren, anzuwenden. Dies scheint nicht zu gehen wegen der Unsicherhe\u00fc dass nicht die verd\u00fcnnte Kochsalzl\u00f6sung des Thones durch Spr\u00fcnge ni Lack dennoch zur Ber\u00fchrung mit dem verquickten Zink gelange, wo fl dann mit der Gleichartigkeit und Unpolarisirbarkeit zu Ende ist.3 *\n\u25a0m\ni\n1\t[Ungleich vortheilhafter ist es, die R\u00f6hre zuerst mit Thon zu verschmiere] der mit ges\u00e4ttigter schwefelsaurer Zinkl\u00f6sung angeknetet ist. Ueber diesen Vej schluss kommt dann erst der zur Ber\u00fchrung der thierischen Theile bestimmte, ni der verd\u00fcnnten Kochsalzl\u00f6sung angeknetete Thonstiefel. Vergl. die in der vorigfl Anmerkung angef\u00fchrten Stellen.]\n2\t[Nach l\u00e4ngerer Erfahrung muss ich doch gegen dies Verfahren warnen. Thonspitzen fallen h\u00e4ufig ab, und durch ungleiche Wasseranziehung in den bei R\u00f6hren wird die Vorrichtung ungleichartig. Man bringt es \u00fcbrigens leicht da zwei Paar Zuleitungsr\u00f6hren in zehn Minuten zusammenzusetzen und sie in dersel Zeit auseinanderzunehmen und zu reinigen, so dass sie zu neuem Gebrau fertig sind.]\n3\t[Man hat sich oft bei mir \u00fcber mangelhafte Gleichartigkeit der unpola-baren Zuleitungsr\u00f6hren beschwert. Folgende Zahlen beweisen, dass die von Ande wahrgenommenen Ungleichartigkeiten nicht meinen Einrichtungen und Vorschri zur Last zu legen sind.\nDie am runden Compensator (s. unten \u00a7. XI) gemessene elektromotorische","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 6. Von den Zuleitungsr\u00f6hren mit Thonspitzen.\n167\n\u00a7. VII. Vom feuchten Arbeitsraume.\nWie hei den Reizversuehen ist es auch hei den thierisch-elektrischen Versuchen gerathen, soviel wie m\u00f6glich in einem mit Wasserdampf ges\u00e4ttigten Raume zu arbeiten. F\u00fcr die Versuche, wobei Nerven in!s Spiel kommen, versteht sich dies von seihst; aber auch f\u00fcr die Versuche an Muskeln ist es oft des Thones halber w\u00fcnschenswerth, einen feuchten Arbeitsraum zu besitzen.\nMir dient als solcher eine aus Glas und Holz gefugte Kammer von 350mm L\u00e4nge, 250mm Breite und 230mm H\u00f6he. So ist sie gross genug, um die Zuleitungsgef\u00e4sse, und was von H\u00fclfsvorrichtungen gew\u00f6hnlich gebraucht wird, aufzunehmen, und nicht zu gross, um sich nicht noch leicht mit Wasserdampf zu s\u00e4ttigen, wenn man von ihren W\u00e4nden die, an deren Durchsichtigkeit gerade nichts hegt, mit feuchtem Fliesspapier belegt, und ausserdem darin ein paar por\u00f6se Thontr\u00f6ge als Alkarazzas aufsteht.\nDas Grundhrett, auf dem die Kammer steht, ist sorgf\u00e4ltig geebnet, und ruht mit seinen kurzen Seiten auf 25mm hohen Leisten, sodass darunter Dr\u00e4hte, die durch das Brett in die Kammer treten, isolirt verlaufen.\nDie Kammer ist auf dem Grundhrett befestigt, aber die dem Arbeiten-\neines Paares Zuleitungsr\u00f6hren, deren Thonspitzen einander ber\u00fchrten, betrug an zehn aufeinanderfolgenden Versuchstagen :\n1\t 0-00037\tDaniell\n2\t................. 0-00022\n3\t.................. 0-00004\n4\t................... 0-00012\n5\t................. 0-00020\n6\t\t 0-00012\n7\t\t 0-00008\n8\t................... 0-00056\n9\t................... 0-00012\n10\t\t 0-00015\nIm Mittel 0-00019 Daniell.\nDie mittlere elektromotorische Kraft des Nervenstromes betr\u00e4gt bekanntlich t'twa das lOOfache des Mittels, n\u00e4mlich 0-02000, nicht weniger als das 500fache des kleinsten, und noch immer das 36fache des gr\u00f6ssten unter den obigen Werthen (Vergl. \u00a7. IV der Abhandlung \u201eUeber die elektromotorische Kraft der Nerven und Vuskeln\u201c im Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. 1867 und im zweiten Bande dieser Sammlung).\nDen Widerstand eines Paares unpolarisirbarer Thonstiefelelektroden hat Hr. Kanke je nach dem Feuchtigkeitszustande des Thones zu 105\u2014112 Meilen Telegraphendraht, die Meile zu 64 SiEMENs\u2019schen Einheiten, also zu etwa 6720\u20147168 E\u00ab bestimmt (Tetanus. Eine physiologische Skizze. Leipzig 1865. S. 26)].","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nden zugekehrte Wand l\u00e4sst sich ganz oder theilweise entfernen, wodurch das Innere zug\u00e4nglich wird. Diese Wand besteht n\u00e4mlich aus zwei Spiegelscheiben, welche in der Mitte senkrecht aneinanderstossen, und sich seitlich verschieben. Da die L\u00e4nge der einen Scheibe drei Viertel von der der Kammer betr\u00e4gt, so kann rnian leicht ^bewirken, dass sie irgendwo zwischen sich einen Schlitz lassen, breit genug um die Hand einzuf\u00fchren, ohne dass die [99] feuchte innere Luft zu einem erheblichen Theile durch trockene \u00e4ussere ersetzt wird.\nDie feuchte Kammer mit abzuhebendem Geh\u00e4use, das in einer mit Wasser gef\u00fcllten Rinne steht, wie ich sie zum'Aufbewahren der Zuleitungs-gef\u00e4sse empfahl,1 kann man auch als Arheitsraum benutzen. Sie hat jedoch den Nachtheil, dass sich \u00fcber die Rinne fort den innerhalb befindlichen Gegenst\u00e4nden schlecht beikommen l\u00e4sst, und dass der Rand des Geh\u00e4uses beim Ahheben trieft. Die geringe Wasseroberfl\u00e4che der Rinne macht zudem das feuchte Fliesspapier und die Alkarazzas kaum \u00fcberfl\u00fcssig. Das Abheben des Geh\u00e4uses geschieht beil\u00e4ufig am besten, indem man es auf eine seiner langen Seitenfl\u00e4chen umlegt. Man macht es dazu mit Scharnieren am Grundbrett beweglich, deren Axe man m\u00f6glichst weit abr\u00fcckt. Die Zarge des Geh\u00e4uses muss eisenfrei sein, um unbedenklich in der N\u00e4he des Multiplicators oder der Spiegelbussole gehandhabt zu werden.2\n\u00a7. VIEL Von den Vorrichtungen zum elektrischen Tetanisiren.3\nDer Sch\u00fctten-Magnetelebtromotor ist, seit ich ihn im Jahre 1849 beschrieb,4 so vielfach von Physiologen und Aerzten angewendet worden,\n1\tUntersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 219.\n2\t[Noch besser ist es die feuchte Kammer an zwei Schn\u00fcren aufzuh\u00e4ngen und sie durch Gewichte zu aequilibriren.]\n3\tNachtr\u00e4glich [1862] einger\u00fcckter Paragraph.\n4\tIch habe seitdem gefunden, dass schon 1839 Hr. Jos. Henry (damals in Princeton, New-Jersey, sp\u00e4ter in Washington) vorschlug, durch Entfernung der beiden Bollen von einander die St\u00e4rke der Inductionsschl\u00e4ge zu \u00e4rztlichen Zwecken abzustufen (Transactions of the American Philosophical Societjf, held at Philadelphia, etc. New Series. 4. 1839. vol. VI. p. 315. \u00a7.52; \u2014 The . .. Philosophical Magazine etc. New and united Series, vol. XVI. p. 256; \u2014 Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. Erg\u00e4nzungsband J). 1842. S. 291). Um so sonderbarer ist es, dass man in Frankreich noch immer, statt dieses einfachsten und zweckm\u00e4ssigsten Mittels, sich zum Abstufen der Str\u00f6me eines Kupferrohres bedient, das man zwischen die Haupt- und die sie umgebende Nebenrolle schiebt, wobei einmal der Strom nicht Null, zweitens der zeitliche Verlauf auch des Endstromes so ver\u00e4ndert wird, dass die Ordinaten nicht","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 8. Von den Vorrichtungen zum elektrischen Tetanisiren.\n169\ndass ihm von allen elektrophysiologischen Vorrichtungen wohl die gr\u00f6sste Verbreitung zukommt.\nfl 00] Eine wichtige Ver\u00e4nderung des Magnetelektromotors ist neuer-(jings von Hrn. Helmholtz angegeben worden. Da ich diese in den Monatsberichten der Akademie ausf\u00fchrlich besprochen habe, so verweise ich auf jene Stelle.1 Dort findet sich auch das N\u00f6thige gesagt f\u00fcr den pall, dass man congruenter Wechselstr\u00f6me bedarf. Hier bleibt mir danach nur wenig zu erw\u00e4hnen \u00fcbrig.\nBei fortgesetzter Erfahrung hat es sich gezeigt, dass die L\u00e4nge des Geleises, wie ich sie urspr\u00fcnglich f\u00fcr physiologische Zwecke angab, wobei die Mittelpunkte der Axen beider Bollen h\u00f6chstens 35cm von einander entfernt wurden, nicht ausreicht, indem der Oeffnungsschlag oft noch weit \u00fcber diesen Abstand hinaus Zuckung erregt. Die HH. Siemens und Halske liefern die Magnetelektromotore f\u00fcr physiologische Zwecke daher jetzt mit einem Geleise, welches jenen Mittelpunkten etwa 90om Abstand zu geben gestattet. Da dies Geleise f\u00fcr gew\u00f6hnlich unbequem w\u00e4re, so besteht es aus zwei durch ein Scharnier verbundenen H\u00e4lften, von denen die von der Hauptrolle entferntere, wenn sie nicht gebraucht wird, unter die vordere geklappt wird. Eine auf Papier gedruckte Millimetertheilung ist der einen Schiene des Geleises entlang geklebt, und ein dar\u00fcber gleitender Zeiger am Schlitten erlaubt mit ausreichender Sch\u00e4rfe dessen Stellung abzulesen.\nZu den Vorrichtungen, die im elektrophysiologischen Laboratorium unentbehrlich sind, geh\u00f6rt der HALSKE\u2019sche Unterbrecher.2 Er dient als elektromagnetische Maschine um den Nerven mechanisch zu tetanisiren.3 Er l\u00e4sst sich in jedem Augenblick mit jedem beliebigen Paar Bollen verkn\u00fcpfen, und stellt alsdann einen Magnetelektromotor dar. Als solcher erlaubt er eine viel langsamere Folge der Inductionsstr\u00f6me, als der mit dem gew\u00f6hnlichen Magnetelektromotor verbundene Unterbrecher, was manchmal von Wichtigkeit ist. So gew\u00e4hrt er z. B. die M\u00f6glichkeit, das Verschmelzen einzelner Zuckungen zu einem stetigen Tetanus zu veranschaulichen, indem man ihn bei ganz freier H\u00fclfsfeder und schwach\ndasselbe Verh\u00e4ltniss zu einander behalten, was beim Entfernen der beiden Rollen Von einander nur f\u00fcr den Anfangsstrom der Fall ist, dessen physiologische Wirkung neben der des Endstromes verschwindet. S. den in der folgenden Anmerkung ange-\"duten Aufsatz, S. 387. \u2014 Vergl. auch Fortschritte der Physik im Jahre 1850 und ^ Q' s. w. VI. und VII. Jahrgang. Berlin 1855. S. 736.\n1\tSitzung vom 26. Juni 1862. \u201eUeber den zeitlichen Verlauf der Inductions-sw\u00f6me\u201c. _ s. unten Abh. X.\n2\tPoggendorfe\u2019s Annalen u. s. w. 1856. Bd. XCVH. S. 641.\n3\tHeidenhain, Physiologische Studien. Berlin 1856. S. 129.\t'","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170 Vin. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\ngespannter Hauptfeder zuerst mit m\u00f6glichst gehobenem Contactstift gehen l\u00e4sst, wobei die Zahl der Unterbrechungen nur etwa f\u00fcnf in der Secunde ' betr\u00e4gt, und dann den Contactstift allm\u00e4hlich senkt. Um die Zahl der Unterbrechun- [101] gen einer gr\u00f6sseren Zuh\u00f6rerschaft zu vergegenw\u00e4rtigen bringe ich an Stelle des Elfenbeinhammers, der zum mechanischen Teta-nisiren dient, einen metallischen Hammer an, und lasse diesen eine Glocke treffen. Die Art, die Zuckung selber weithin sichtbar zu machen, wird sp\u00e4ter beschrieben werden (s. unten \u00a7. XY).\nEine besonders sch\u00f6ne und lehrreiche Weise, den Muskel mittelbar durch Wechselstr\u00f6me zu tetanisiren, ist die von Hrn. R. Gbossmaot ersonnene,1 die man den akustischen Tetanus nennen kann. Man spannt einen stark magnetisirten Stahlstab, von etwa 250mm L\u00e4nge, IO\u201d\u2122 Breite und 3mm Dicke, in der Mitte seiner L\u00e4nge in ein Gestell ein, wie es zu Versuchen mit Klangscheiben \u00fcblich ist. Unter dem einen Pol des Magnetes stellt man die aus dem Geleise genommene Nebenrolle des Magnetelektromotors so auf, dass ihre Axe die flache Seite des Magnetes in der Gegend des Pols senkrecht trifft; die Rolle muss so nahe gebracht werden wie m\u00f6glich, ohne die Schwingungen des Magnetes zu st\u00f6ren. Die Enden der Rollen f\u00fchren in gewohnter Art zum Nervmuskelpr\u00e4parat. Wird nun die freie H\u00e4lfte des Magnetstabes mittels des Violinbogens in t\u00f6nende Schwingung versetzt, so ger\u00e4th der Muskel in Tetanus, bei einem. Stabe von den angegebenen Maassen jedoch nur, wenn der Stab, abge- \u2022 sehen von seiner eingespannten Mitte, ohne Knoten schwingt. Bilden sich Knoten, was die schrillende Erh\u00f6hung des Tones verr\u00e4th, so bleibt der Muskel in Ruhe. Hr. Geossmann hat bereits die Gr\u00fcnde entwickelt, aus denen sich ergiebt, dass alsdann die indueirten Str\u00f6me schw\u00e4cher sind. Doch w\u00e4re es nicht \u00fcberfl\u00fcssig, dar\u00fcber das Elektrodynamometer zu vernehmen. Auch ist jetzt hier noch an einen Umstand zu denken/ n\u00e4mlich daran, ob bei dem Schwingen mit Knoten die Str\u00f6me sich nicht zu schnell folgen um zu tetanisiren.2 3\n1 Amtlicher Bericht \u00fcber die 32. Versammlung deutscher Naturforscher und\nAerzte zu Wien im September 1856. Wien 1858. 4. S. 221.\n3 Vergl. Untersuchungen u. s. w. Bd. I. 1848. S. 418 if.; \u2014 Habless, in den Gelehrten Anzeigen der K. bayerischen Akademie der Wissenschaften. lO.Tuli 18M* Nr. 5. S. 47; \u2014 Heidenhain, Studien des physiologischen Instituts zu Bresl*\u00ae Heft 1. Leipzig 1861. S. 64\u2014C6. \u2014 [Bei dem h\u00f6chsten Tone, den der Stab giehk zeigt er ausser der queren Knotenlinie an der Stelle, wo er eingespannt ist, eu\u00bb seine Seitenfl\u00e4che der L\u00e4nge nach h\u00e4lftende Knotenlinie. Er schwingt also dann 8\u00bb dass seine Fl\u00e4chen windschief werden. Da seine Pole sich dabei kaum von der Stelle bewegen, und die Wirkung der einen L\u00e4ngsh\u00e4lfte nothwendig die der andere\u00ae aufhebt, so bedarf man keines weiteren Grundes, um das Ausbleiben des Tetan\u00ae unter diesen Umst\u00e4nden zu erkl\u00e4ren.]","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 8. Von den Vorrichtungen zum elektrischen Tetanisiren.\n171\n[102]\t\u00a7\u2022 IX. Vom Schl\u00fcssel.\nSeit der Erfindung der Schraubenklemmen statt der Quecksilber-verbindungen zur Verkn\u00fcpfung von Leitungsdr\u00e4hten1 pflegte man wenigstens da, wo der Kreis \u00f6fter ge\u00f6ffnet und wieder geschlossen werden sollte, noch immer ein N\u00e4pfchen mit Quecksilber anzubringen, das eine Ende des Kreises darin zu befestigen, und durch abwechselndes Herausziehen und Eintauchen des anderen jenen Zweck zu erreichen. Viel bequemer ist dazu die nachstehend abgebildete Vorrichtung,2 deren Form ich mit Hm. Halske festgestellt habe, und die ich im Vergleich mit\nFig. 8.\ndem bekannten Organ des MonsE\u2019schen Telegraphen den Schl\u00fcssel nenne, obgleich f\u00fcr beide der Name Schloss passender w\u00e4re, da man m den bedenklichen Fall kommt, vom Schliessen oder Oeffnen des Schl\u00fcssels zu sprechen. Sie besteht aus zwei Doppelklemmen b und c! welche auf einer Platte aus Kammmasse a isolirt sind, und zwischen denen der federnde Vorreiber d mit Elfenheingriff spielt. Mittels einer\n1\tPoggendobit in seinen Annalen u. s. w. 1840. Bd. XLIX. S. 39..\n2\tDer Holzschnitt ist aus Hm. Wiedemann\u2019s \u201eLehre vom Galvanismus\u201c (Braun-. \"veig 1861) entlehnt, indem ein Abklatsch davon mir durch die G\u00fcte des Ver-\n6ers dieses Werkes zur Benutzung \u00fcberlassen wurde.","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172 YIH Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\n\u2018Tischlerzwinge l\u00e4sst sie sich \u00fcberall und in jeder Lage anbriagen, Hat \u25a0 b das eine, c das andere Ende eines Kreises aufgenommen, so schliesst und \u00f6ffnet der Schl\u00fcssel den Kreis. Die Doppelklemmen erlauben aber auch ihn so anzuwenden, dass b und c an zwei Stellen des Kreises ein~ geschaltet sind, zwischen denen der Vorreiber eine gut leitende Nebenschliessung herstellt und abbricht.\nDer Schl\u00fcssel gew\u00e4hrt den Vortheil, erstens, dass er stets bereit ist, keiner Reinigung und Erneuerung bedarf, wie die Quecksilber-Vorrichtung, und zweitens, dass man damit vollkommen sicher und auf ann\u00e4hernd gleiche Weise \u00f6ffnen und schhessen kann, ohne hinzusehen. Beim Gre, brauche des Schl\u00fcssels ist indess wohl zu beachten, dass sein Widerstand [103] nicht ganz best\u00e4ndig ist. Ist der Schl\u00fcssel in einen, Kreis von geringem Widerstande eingeschaltet, und man dr\u00fcckt den Vorreiber entweder st\u00e4rker gegen die Klemme b, oder davon fort, so dass seine Be-, r\u00fchrung beziehlich eine mehr oder minder innige wird, so schwankt der1.'.. Widerstand des Kreises ab und auf um eine kleine Gr\u00f6sse. Wo dies von Belang ist, thut man besser daran, beim Quecksilber zu bleiben,1 es sei, denn, dass man ohne Schaden den Widerstand des Kreises so vergr\u00f6ssem kann, dass der ver\u00e4nderliche Theil des Widerstandes des Schl\u00fcssels dagegen verschwindet. Bei galvanischen Reizversuchen darf man sich deshalb, wo gr\u00f6ssere Sorgfalt erheischt wird, in der Hauptleitung des Rheochords (s. unten \u00a7. XII) und im prim\u00e4ren Kreise von Inductions- \u2022 Vorrichtungen des Schl\u00fcssels nicht ohne Weiteres bedienen, um die Kette zum Zweck der Reizung zu schhessen und zu \u00f6ffnen. Die Schwankung \u00ab der Stromdichte, die dadurch entsteht, dass der Vorreiber beim Schhessen , nach der ersten Ber\u00fchrung noch in gr\u00f6sserer Ausdehnung oder st\u00e4rker, ' .' beim Oeffnen vor dem letzten Abreissen zuerst in kleinerer Ausdehnung* oder schw\u00e4cher angedr\u00fcckt wird, verschwindet nicht gegen die beim\nSchhessen durch die erste Ber\u00fchrung, beim Oeffnen durch das letzte Abreissen bewirkte Schwankung, und die St\u00e4rke der Reizung wird so von : , der Geschwindigkeit beeinflusst, womit man den Vorreiber bewegt.2\n1 S. die Beschreibung eines Quecksilberschl\u00fcssels in der Abhandlung X. \u00a7. Will 3 Die ersten Galvanisten pflegten bekanntlich das St\u00fcck Wirbels\u00e4ule des \u00e4cbt$fl.7| GALVANi\u2019schen Pr\u00e4parates (Untersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 467) mit Stanniol armiren, wie sie es nannten, und dann zwischen den Muskeln oder Nerven einerseiu und der Armatur andererseits mit einem Bogen aus einem anderen Metalle schliessen. Dabei zeigte sich, dass die Zuckungen st\u00e4rker und sicherer auftrateHis| wenn man den Bogen erst an die Muskeln oder Nerven, dann an die Armatur an-* legte, als wenn man umgekehrt verfuhr. (Vergl. Moscati und Galvani in Al. Gal-j vani de Viribus Electricitatis in Motu musculari Commentarius etc. Mutinae iTftfljjL 4. p. 26; \u2014 Al. Gal vani, Abhandlung \u00fcber die Kr\u00e4fte der thierischen Elektriojfllf","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 9. Vom Schl\u00fcssel.\n173\n1104] Der Schl\u00fcssel wird auch sehr n\u00fctzlich, indem man ihn an das Galvanometerconsol befestigt, und seine beiden Klemmen statt der sonst \u00fcblichen, mit Holzschrauben in das Consol eingebohrten Klemmen benutzt;, der Vorreiber dient alsdann zum D\u00e4mpfen. Ebenso kann man den\nu_ g. w. Eine Uebersetzung u. s. w. von Johann Mayer. Prag 1793. S. IX; \u2014 Valli in Gren\u2019s Journal der Physik. 1792. Bd. VI. S. 393; \u2014 Derselbe in Bozier, Journal de Physique. 1792. t. XLI. p. 72. 73; \u2014 Derselbe in Reinhold\u2019s Geschichte des Galvanismus u. s. w. Leipzig 1803. S. 31; \u2014 Gren in seinem Journal der Physik. 1792. Bd. VI. S. 405; \u2014 B. Fowler, Experiments and Observations relative to the Influence lately discovered by M. Galvani etc. Edinburgh 1793. p. 36;,\n__Alex. Monro\u2019s und B. Fowler\u2019s Abhandlung \u00fcber thierische Elektricit\u00e4t u. s. w.\nLeipzig 1796. S. 75. 76; \u2014 Pfaff, Commentatio de Electricitate sic dicta animait Stuttgardiae 1793. p. 13. 14. 41. 67; \u2014 Derselbe in Gren\u2019s Journal der Physik. 1794. Bd. VIII. S. 202\u2014204. 230. 254. 272. 276; \u2014 Derselbe, Ueber thierische Elektricit\u00e4t und Beizbarkeit. Leipzig 1795. S. 10. 22; \u2014 v. Humboldt, Versuche \u00fcber die gereizte Muskel- und Nervenfaser u. s. w. Posen und Berlin 1797. Bd. I. S. 101. [Subjectiv, an Blasenpflasterwunden]; \u2014 Beinhold, De Galvanismo Specimen IL etc. Lipsiae 1798. 4. p. 38; \u2014 Bericht der Commission des National-Instituts von Frankreich u. s. w. in Bitter\u2019s Beitr\u00e4gen u. s. w. Bd. I. St. I. 1800. S. 55. 102. 103 ; \u2014 P. Erman in den Abhandlungen der K\u00f6nig! Akademie der Wissenschaften in Berlin. Aus den Jahren 1812\u20141813. S. 158. 163. 164. Fig. 2. 3; \u2014 Bellingeri, Memorie della Beale Accademia della Scienze di Torino, t. XXni. 1818. p. 160. 161; \u2014 Fechner, Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie u. s. w. Leipzig 1829. S. 497 ; \u2014 Cima in Zantedeschi\u2019s Baccolta fisico-chimica italiana ec. 1848. vo! III. p. 449. \u00a7. 57. [1844].! Als Hr. Pfl\u00fcger im Jahre 1857 anfing sich mit Elektrophysiologie zu besch\u00e4ftigen, forderte ich ihn auf, die Erkl\u00e4rung jenes r\u00e4thselhaften Umstandes zu versuchen. Hr. Pfl\u00fcger gelangte bald zu einer sehr scharfsinnigen L\u00f6sung der Aufgabe, wodurch sie zu dem im Texte Gesagten in nahe Beziehung tritt. Nach ihm w\u00fcrde n\u00e4mlich der Unterschied in der St\u00e4rke der Zuckungen wesentlich darauf beruhen, dass das einemal die Kette rein metallisch,, das anderemal durch Ber\u00fchrung eines Metalls mit- einem feuchten, d. h. mit einem ausserordentlich viel schlechteren Leiter geschlossen wird. Im letzteren Falle nimmt, der Widerstand des Kreises vom Augenblick der ersten Ber\u00fchrung bis zum vollendeten Schl\u00fcsse noch merklich ab, im ersteren Falle erlangt der Strom sofort die ganze St\u00e4rke, deren er nach den sonstigen Umst\u00e4nden des Versuches f\u00e4hig ist. Diese St\u00e4rke wird also hier in raschem Sprunge erreicht, dort in vergleichsweise langsamer Steigung; und nach dem allgemeinen Gesetze der Nervenerregung durch den ktrom wird so der Beiz zur Zuckung bei rein metallischem Kettenscbluss st\u00e4rker als bei gemischtem ausfallen. \u2014 Mit der so erledigten Frage ist die nicht zu verwechseln, was an der in der \u00e4lteren Literatur der Beiz versuche \u00f6fter wiederkehren-Hen Behauptung sei, dass bei sich gleichbleibender Art der Schliessung deren Ort einen Einfluss auf die Zuckung \u00fcbe. (Vergl. v. Humboldt, a. a. O. S. 36; \u2014\nI Ritter in Gilbert\u2019s Annalen der Physik. 1801. Bd. VH. 'S. 452. 456. 457; \u2014 W.i.isgeiu . Ivi p. 188; \u2014 Person in Becquerel\u2019s Trait\u00e9 de l\u2019\u00c9lectricit\u00e9 et du lagn\u00e9tisme etc. t. IV. Paris 1836. p. 240; \u2014 Moser in Dove und Moser, Beper-\u00b0rium der Physik. Bd. I. S. 190.) Hier bleibt etwas aufzukl\u00e4ren \u00fcbrig.","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nSchl\u00fcssel anwenden, wo von einer Vorrichtung zur anderen Dr\u00e4hte durch das Zimmer zu f\u00fchren sind, um zu verh\u00fcten, dass durch Zerren an den Dr\u00e4hten die Vorrichtungen ersch\u00fcttert oder herabgerissen werden.1\n\u00a7. X. Vom Gebrauch des Schl\u00fcssels beim Tetanisiren [105]\tdurch Inductionsstr\u00f6me.\nBesondere Erw\u00e4hnung verdient der Gebrauch des Schl\u00fcssels heim Tetanisiren durch Inductionsstr\u00f6me. Es handelt sich darum, die Str\u00f6me des Magnetelektromotors oder der SAXTON\u2019schen Maschine in einem gegebenen Augenblick auf Nerv .oder Muskel m\u00f6glichst bequem und ohne die Gefahr einwirken zu lassen, dass unipolare Zuckungen den wirklich beabsichtigten voraufgehen. Zu verwerfen ist im Allgemeinen das Verfahren, die beiden Enden des inducirten Kreises, w\u00e4hrend die Feder des Magnetelektromotors spielt oder das Rad der Maschine gedreht wird, den thierischen Theilen anzulegen. Nicht allein, weil dabei unipolare Zuckung stattfinden kann, sobald das Anlegen beider Enden nicht vollkommen gleichzeitig oder innerhalb eines stromlosen Zeitabschnittes geschieht, sondern auch, weil man die Enden nicht sofort in die Lage an den thierischen Theilen zu bringen vermag, in der man die Wirkung der Str\u00f6me zu beobachten w\u00fcnscht, und weil man die Freiheit der H\u00e4nde f\u00fcr andere gleichzeitige Verrichtungen, und die der Aufmerksamkeit f\u00fcr den Erfolg des Tetanisirens selber, einb\u00fcsst. Man wird also, wie ich dies von Anfang an empfohlen habe, die thierischen Theile zuerst sicher auf den Elektroden einrichten, und dann die Str\u00f6me in sie einbrechen lassen. Dies darf aber nicht etwa so geschehen, dass man, w\u00e4hrend die Feder spielt oder das Rad gedreht wird, den inducirten Kreis schliesst. Dabei w\u00fcrden\n1 Um den Verkehr nicht zu hemmen, werden die Dr\u00e4hte dabei von den Vorrichtungen zuerst steil empor und dann erst wagerecht Schn\u00fcren entlang gef\u00fchrt, die in Reichh\u00f6he in den n\u00f6thigen Richtungen dauernd ausgespannt sind. Man h\u00e4ngt die Dr\u00e4hte daran mittels Haken aus Glas oder Guttapercha auf.\nEin Fehler, der heim Zusammenstellen elektrophysiologischer Vorrichtungen oft begangen wird, und der grosse Unbequemlichkeiten verursacht, ist der Gebrauch zu dicker Leitungsdr\u00e4hte. Abgesehen von dauernden Leitungen, wozu mit Kautschuk u. d. m. isolirte Telegraphendr\u00e4hte am besten sind, werden in meinem Laboratorium drei Drahtdicken gef\u00fchrt: Draht von 0-61\u2122 Durchmesser f\u00fcr prim\u00e4re Inductions* kreise; von 0-4\u2122m f\u00fcr die F\u00e4lle, wo thierische Theile im Kreise sind; und solcher von nur etwa 0-15mm f\u00fcr sehr bewegliche Verbindungen. Die beiden ersten Sorten sind mit Baumwolle von verschiedener Farbe besponnen, und diese mit Wachs g\u00ae\", tr\u00e4nkt; die dritte ist der zu thierisch-elektrischen Multiplicatoren \u00fcbliche mit Seide besponnene Draht. Von gr\u00f6sster Wichtigkeit ist, dass s\u00e4mmtliche Schraubenklemm\u00ae auch den feinsten Draht sofort sicher fassen.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 10. Vom Gebrauch des Schl\u00fcssels beim Tetanisiren durch Inductionsstr\u00f6me. 175\nunipolare Wirkungen nur durch sehr vollkommene Isolation der thie-lischen Theile u. s. w. zu vermeiden sein. Besser schon ist es, hei geschlossenem inducirtem Kreise das Bad der SAXTON\u2019schen Maschine, oder aIn Magnetelektromotor die Feder in Gang zu setzen. Letzteres kann entweder durch Anstossen an die Feder, oder durch Senken des Stiftes, oder endlich durch Schliessen des prim\u00e4ren Kreises an einer anderen Stelle geschehen. Allein das Bad hat [106] nicht sofort die passende Geschwindigkeit, und der Magnetelektromotor versagt manchmal in den ersten Augenblicken seine Dienste. Weit vorz\u00fcglicher ist es daher, w\u00e4hrend die Feder spielt oder das Bad gedreht wird, die in der inducirten Bolle entstehenden Str\u00f6me von den thierischen Theilen durch eine so gute Nebenschliessung abzublenden, dass kein merklicher Stromzweig diese Theile trifft, und die Nebenschliessung im geeigneten Augenblick hinwegzur\u00e4umen, wo dann die Str\u00f6me in der St\u00e4rke, welche durch die \u00fcbrigen Umst\u00e4nde des Versuches bedingt ist, in die Theile einbrechen. Die erste Art, wie ich dies in\u2019s Werk setzte, bestand darin, dass ich in jeden der beiden von der secund\u00e4ren Bolle kommenden Dr\u00e4hte ein Quecksilbem\u00e4pfchen einschaltete, und zwischen beiden N\u00e4pfchen mittels eines an beiden Enden verquickten Kupferb\u00fcgels schloss. Sollten die Str\u00f6me zugleich umgekehrt werden, so war es sehr bequem, w\u00e4hrend die Dr\u00e4hte der Bolle zu den Gefiissen a und b des Stromwenders f\u00fchrten, zwischen den Gef\u00e4ssen a und \u00df, oder A und B1 den nebenschliessenden B\u00fcgel anzubringen. Der B\u00fcgel schw\u00e4cht die Str\u00f6me in den thierischen Theilen dergestalt, dass auch bei ganz aufgeschobener secund\u00e4rer Bolle der empfindlichste Froschschenkel, dessen Nerv jenseits des B\u00fcgels die Enden der Bolle \u00fcberbr\u00fcckt, in Buhe verharrt. In dem Augenblicke, wo man den B\u00fcgel entfernt, was man ohne hinzusehen thun kann, ist der Tetanus da.\nIn dieser Form hatte ich das Verfahren schon seit 1851 bei meinen Untersuchungen und Vortr\u00e4gen angewendet, und ist es von Hrn. Pfl\u00fcgeb, dem es bei seinen Versuchen \u00fcber den N. splanchnicus grossen Vorschub leistete, in seiner Dissertation bekannt gemacht worden.2 Inzwischen Hegt Einem h\u00e4ufig ebensoviel daran, in einem gegebenen Augenblick das Tetanisiren aufh\u00f6ren, wie daran, es beginnen zu lassen, und dazu ist jene Anordnung ungeeignet, weil man ohne hinzusehen nicht wohl den B\u00fcgel\n1\tUntersuchungen u. s. w. Bd. II. Abtk. II. S. 343.\n2\tDe Nervorum splanchnicorum Punctione. Berolini 1855. p. 9. 10; \u2014 Ueber as Hemmungs-Nervensystem f\u00fcr die peristaltischen Bewegungen der Ged\u00e4rme.\nr\u00fcn 1857. S. 17; \u2014 Untersuchungen \u00fcber die Physiologie des Electrotonus. Berlin \"\u2022 S. 129. \u2014 Vergl. A. v. Bezold, Ueber den Einfluss der Wurali-Vergiftung u die Rami cardiaci des Nervus vagus. Allgemeine Medicinische Central-Zeitung. erlin, 19. jun; i\u00a75g. 27. Jahrgang. 49. St\u00fcck. S. 386. 387.","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nwieder \u00fcber die N\u00e4pfchen br\u00fccken kann. Der Schl\u00fcssel in der oben beschriebenen [107] Gestalt leistet aber in diesem Fall Alles, was man braucht wenn man jede seiner Doppelklemmen mit dem einen Ende der inducir-ten Rolle imd mit der einen Elektrode verkn\u00fcpft, und sich des Vorreibers an Stelle des Kupferb\u00fcgels zwischen den Quecksilbem\u00e4pfchen bedient. Soll die Richtung der Inductionsstr\u00f6me umgekehrt werden, so muss man freilich noch ausserdem vor oder hinter dem Schl\u00fcssel einen Stromwender einschalten.\n\u00a7. XI. Vom Compensator, einer Vorrichtung zum Messen der elektromotorischen Kraft der Nerven und Muskeln.\nAuf einem Brett, einer Latte, u. d. m., denke man sich nach Art einer Klaviersaite \u00fcber zwei Stege mittels einer Oese an dem einen, eines Wirbels an dem anderen Ende einen Messingdraht NS (s. Fig. 9) von\nFig. 9.\nD\netwa 2 m L\u00e4nge und 1 \u2022 75 mm Dicke ausgespannt, und dessen Enden durch einen PoHL\u2019schen Gyrotropen G mit dem Zink und Kupfer einer Daniei* ' sehen Kette D verkn\u00fcpft. Dieser Draht heisst der NebenschliesS-draht. An dessen einem Ende N ist das eine Ende des Multiplicator-kreises NfiMr angel\u00f6thet. Das andere Ende dieses Kreises, r, ist a\u00bb","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7.11. Vom Compensator, einer elektromotorischen Messvorrichtung. 177\ndem Nebenschliessdraht irgendwie beweglich gemacht, sei\u2019s mit H\u00fclfe des einfachen, von Hrn. Kibchhoff beschriebenen Kunstgriffes,1 2 wobei aber der Draht wagerecht liegen muss, sei\u2019s indem man jenes Ende um den Draht, \u00e4hnlich wie die Basssaiten eines Klaviers bewickelt sind, in einer dichtgewundenen Spirale von etwa 1em L\u00e4nge aufwickelt, welche gleichsam eine federnde, am Drahte mit Reibung verschiebbare H\u00fclse vorstellt. Man kann auch an Stelle des Messingdrahtes einen Eisendraht von gleicher reducirter L\u00e4nge nehmen, und das Ende r so [108] daran verschiebbar machen, dass man es mit dem Quecksilber im Inneren eines an jedem Ende durch einen Kork verschlossenen St\u00fcckes Glasrohr verbindet, das der Nebenschliessdraht, die Korke durchbohrend, durchsetzt. Mittels der Korke kann man das Quecksilber dem Draht andr\u00fccken, auch halten sie die Oberfl\u00e4che des Drahtes w\u00e4hrend des Gebrauches rein.3 Welcher von diesen Anordnungen man auch den Vorzug gebe, man muss daf\u00fcr sorgen, dass das bewegliche Ende r des Multiplicatorkreises seinem festen Ende N so nahe gebracht werden k\u00f6nne, dass der Widerstand der zwischen ihnen begriffenen Strecke des Drahtes NS gegen den des Multiplicatorkreises verschwinde. In dem Falle des zu einer federnden H\u00fclse am Nebenschliessdraht aufgerollten Endes r muss deshalb die H\u00fclse von N abgewendet sein, da sie sonst verhindern w\u00fcrde, r und N mit einander in Ber\u00fchrung zu bringen.\nDies ist die einfachste Form einer sehr n\u00fctzlichen Vorrichtung, die ich den Compensator nenne, und die an keinem Galvanometer fehlen sollte. Sie dient, wie man leicht begreift, dazu, von dem Strome des Daniells einen beliebig gerichteten, und unterhalb einer gewissen Grenze, die durch den Widerstand des Nebenschliessdrahtes bestimmt wird, beliebig starken Zweig in den Multiplicatorkreis \u00fcberzuleiten. Mit seiner H\u00fclfe kann man jede beliebige Ablenkung bewirken, deren man bedarf, und umgekehrt jede beliebige vorhandene Ablenkung vernichten, d. h. die Madel daraus auf Null zur\u00fcckf\u00fchren. Schon vor Jahren habe ich mich dieser Anordnung bedient, um behufs gewisser Controlversuche im Hultiplicatorkreise einen Strom von gleicher Ordnung mit den thierisch-elektrischen Str\u00f6men zu erzeugen.3 Auch diente sie mir schon l\u00e4ngst, um vor Erfindung der gleichartigen Elektroden aus verquicktem Zink die Ungleichartigkeiten der Platinplatten unsch\u00e4dlich zu machen, die auch\n1\tPoggendobff\u2019s Annalen u. s. w. 1857. Bd. C. S. 180. Taf. III. Fig. 5.\n2\tDiese Anordnung ist einer \u00e4hnlichen von Hm. Neumann nachgebildet, die r- Kibchhoff und Hr. Wiedemann beschrieben haben. Poggendobff\u2019s Annalen\nU' s- w. 1849. Bd. LXXVI. S. 422; \u2014 1856. Bd. XCIX. S. 226. Anm.\n3\tUntersuchungen u. s. w. Bd. H. Abth. I. 1849. S. 441.\n1 Uu Bois-Reymond, Ges. Abh. I.\t*\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nbei der sorgf\u00e4ltigsten Behandlung theils zur\u00fcckzubleiben, theils pl\u00f6tzlich aufzutauchen, und den Gang der Versuche auf das L\u00e4stigste zu unterbrechen pflegten.1 Ana Nerven-Multiplicator kann der Compen- [109] sator in dieser Art auch bei Anwendung des verquickten Zinks noch gute Dienste leisten. Er hilft ferner noch stets, wo eine Ver\u00e4nderung der Stromst\u00e4rke am Multiplicator beobachtet werden soll, z. B. die negative Schwankung des Nerven- oder des Muskelstromes, die Nadel auf Null zu bringen, und so die gr\u00f6sstm\u00f6gliche Empfindlichkeit, und ein deutlicheres Bild von der Gr\u00f6sse der Ver\u00e4nderung, zu erzielen. Bei den Versuchen \u00fcber negative Schwankung des Muskelstromes am lebenden menschlichen K\u00f6rper hebt er die Str\u00f6me wegen der Hautungleichartigkeiten auf, die dabei so h\u00e4ufig hinderlich werden. Allein noch mehr, der Compensator ist bestimmt, die Bolle eines Messwerkzeuges im Gebiete der thierisch-elektrischen Str\u00f6me zu \u00fcbernehmen; indem er n\u00e4mlich gestattet, Vergleichungen des ohne Erage wichtigsten Elementes in jenen Erscheinungen, der elektromotorischen Kraft der Nerven und Muskeln, auszuf\u00fchren.\nEs sei\nE die elektromotorische Kraft der Daniel/sehen Kette, an deren Stelle man sich eine best\u00e4ndige Kette irgend welcher Art denken kann, die die Maasskette heissen soll;\nW der Widerstand der diese Kette enthaltenden Leitung gemessen bis zum Nebenschliessdraht;\nL der Widerstand des ganzen Nebenschliessdrahtes ;\n1 der Widerstand der eigentlichen Nebenleitung, d. h. des Nebenschliessdrahtes zwischen den Enden des Multiplicatorkreises;\nM der Widerstand des Multiplicatorkreises; und endlich\ny eine in diesem Kreise befindliche elektromotorische Kraft, von entgegengesetztem Zeichen wie E, z. B. die des in Fig. 9 bei y bemerkbaren Muskels, dessen Strom der punktirte Pfeil anzeigt.\nSetzen wir L + W = C, so hat die St\u00e4rke der beiden sich deckenden Str\u00f6me im Multiplicatork reise zum Ausdruck:\n(C \u2014 A) {M + A) + MX\tv '\nSie wird also = 0 wenn El = yC. Umgekehrt wird diese letztere Beziehung hergestellt jedesmal, dass man bei entgegengesetzten E und y durch passende Ver\u00e4nderung von A den Strom im Multiplicatorkreise zum Verschwinden bringt. Man hat alsdann\nV _ '\u2022\nE ~ C\u2019\n1 S. oben Abb. IV. S. 75. 76.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 11. Vom Compensator, einer elektromotorischen Mess Vorrichtung. 179\n\u00a3110] und man braucht nur das Verh\u00e4ltniss X : C zu bestimmen, oder, ffenu L in Bezug auf W bekannt ist, das von X : L, um das Verh\u00e4lt-DigS %j : E, oder den Werth von y als Bruchtheil der elektromotorischen graft der Maasskette, zu erfahren.\nDies ist, wie ich kaum zu sagen brauche, nichts als eine leichte Ab\u00e4nderung der von Hm. Poggendokfe angegebenen Compeiisations-methode zur Messung der elektromotorischen Kraft unbest\u00e4ndiger Ketten.1 Die Vortheile dieser Methode sind wesentlich folgende. 1. Man umgeht die Schwierigkeiten, die bei jedem anderen Verfahren aus der Polarisation der Elektroden erwachsen, dadurch dass man den Strom gar nicht zustande kommen l\u00e4sst, sondern, wie Hr. Poggendokfe sich ausdr\u00fcckt, gleichsam nur die Tendenz zu seiner Entstehung misst. 2. Eine einzige Bestimmung, wobei die zu messende Kraft in Betracht kommt, liefert deren Werth. Die Genauigkeit der Messung selber wird also auch durch solche Schwankungen der Kraft nicht beeintr\u00e4chtigt, welche unabh\u00e4ngig von der Herstellung des Stromes eintreten. 3. Der Widerstand des Multiplicatorkreises f\u00e4llt aus der Bedingungsgleichung f\u00fcr das Verschwinden des Stromes in diesem Kreise heraus. Dieser Widerstand braucht kein best\u00e4ndiger zu sein, und-es kommt auf die Widerstands-Schwankungen nicht an, deren Sitz die Ber\u00fchrungsstelle des Nebcnschliessdrahtes und des beweglichen Endes r des Multiplicatorkreises leicht wird. 4. Die genaue numerische Vergleichung der elektromotorischen Kr\u00e4fte kann dergestalt geschehen ohne einen graduirten Multiplicator oder sonst eine galvanometrische Vorrichtung, da es sich nicht darum handelt, wie stark ein zu beobachtender Strom sei, sondern nur d\u00e4mm, ob ein Strom vorhanden sei oder nicht.\nDa aus den thierisch-elektrischen Versuchen die Polarisation der metallischen Elektroden jetzt verbannt ist, so k\u00f6nnte es scheinen, als habe der unter 1. aufgef\u00fchrte Umstand f\u00fcr uns an Gewicht verloren, ^egen der inneren Polarisation sind indess die thierischen Erreger noch immer den Ketten von unbest\u00e4ndiger Kraft beizuz\u00e4hlen (vergl. oben 161- Anm. 2), und die durch das Absterben u. d. m. bedingte Ab-\u00fcahme ihrer Kraft macht auch den zweiten Punkt im h\u00f6chsten Grade sch\u00e4tzbar. Der Compensationsmethode in einer oder der anderen Form '' lr:* man sich daher noch stets am besten [111] bedienen, um die elek-roniotorisehe Kraft der Muskeln und Nerven mit derjenigen bekannter Satanischer Combinationen, z. B. eines Daniells, in Beziehung zu setzen.3\nj Annalen u. s. w. 1841. Bd. LIV. S. 161. j Br. Jules Regnauld hat dies mit H\u00fclfe seines CompenSationsverfahrens 1854 ^enno\u00eblektrische Ketten zu thun angefangen (Comptes rendus etc. 15 Mai \u2022 b XXXVIII. p. 891). Hr. Poggendobef hat bereits mit Recht bemerkt, dass\n12*","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nInzwischen ist die Erforschung dieses Verh\u00e4ltnisses mehr eine Sache der wissenschaftlichen Neugier, als dass sich vor der Hand wichtige Folgerungen daran kn\u00fcpften; und besonders stellt sich dies so dar, wenn man die von mir entwickelte Ansicht gelten l\u00e4sst, wonach die nach Aussen gelangenden elektromotorischen Wirkungen der Nerven und Muskeln nur ein unbestimmbarer Bruchtheil der inneren Wirkungen sind.* 1 Ohnehin werden wenige Messungen gen\u00fcgen, jenes Verh\u00e4ltniss ein f\u00fcr allemal festzustellen; f\u00fcr die wahrhaft lehrreichen Versuche aber, \u00fcber die Kraft der thierischen Erreger im Vergleich zu der elektrochemischer Combi-nationen, ist die unmittelbare Entgegensetzung beider Stromquellen im n\u00e4mlichen Kreise vorzuziehen, wovon ich anderswo ein Beispiel gegeben habe.2 * * *\nDagegen was von der h\u00f6chsten Wichtigkeit erscheint, ist, die elektromotorischen Kr\u00e4fte der Nerven und Muskeln unter verschiedenen Umst\u00e4nden rasch, sicher und bequem vergleichen zu k\u00f6nnen, ja die Reihe der Fragen, die sich zudr\u00e4ngen, sobald einmal die M\u00f6glichkeit einer solchen Bestimmung er\u00f6ffnet ist, hat gar kein Ende. Dies w\u00fcnschens-iverthe Ziel nun scheint durch die Methode der Compensation in der oben beschriebenen Gestalt, welche von der UoGGENDOKFF\u2019schen etwas abweicht, erreicht zu sein.\nDiese Abweichung besteht darin, dass, w\u00e4hrend wir das Ende r des Multiplicatorkreises am Nebenschliessdraht verschieben, Hr. Poggendobff dies Ende fest l\u00e4sst, daf\u00fcr aber die L\u00e4nge der eigentlichen Nebenleitung, deren Widerstand wir l nannten, ver\u00e4ndert bis der Strom verschwindet. Bei Hrn. Poggendobff bleibt also der Widerstand des die Maasskette enthaltenden Zweiges best\u00e4ndig. Bei uns wird dieser Widerstand stets um [112] ebensoviel vergr\u00f6ssert oder verkleinert, wie der der Nebenleitung verkleinert oder vergr\u00f6ssert.\nIn Folge davon nimmt die Bedingungsgleichung f\u00fcr das Verschwinden des Stromes im Multiplicatorkreise in Hrn. Poggendobff s und in unserem Falle eine wesentlich verschiedene Gestalt an. In unserem Falle heisst sie\ny = f\tW\nderselbe Zweck weit vollkommener und bequemer durch die fr\u00fcher von ihm ang9* gebene Methode erreicht werde (Annalen u. s. w. 1854. Bd. XCI. S. 628).\n1\tUntersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 689.\n2\tDe Fibrae muscularis Reactione ut Chemicis visa est acida. Auctore\ndu Bois-Reymond. Berolini 1859. 4. p. 43. \u2014 [S. indess im zweiten Bande dies\nSammlung die Abhandlung \u00fcber die elektromotorische Kraft der Nerven und\nkein, \u00a7. XI.]","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 11. Vom Compensator, einer elektromotorischen Messvorrichtung. 181\nDa E und (\u25a0 Constanten sind, so ist y, die zu messende elektromotorische graft, eine lineare Function von X, und zwar X einfach proportional, gicht so hei Hrh. Poggendoepf. Um seinen Fall mit dem unseren in Vergleich zu bringen, ist nur n\u00f6thig, sich zu denken, die Nebenleitung von ver\u00e4nderlichem Widerstande X sei unmittelbar zwischen den Punkten jV und S unseres Schema\u2019s (Fig. 9) angebracht. Nennen wir diesmal u die zu messende elektromotorische Kraft im Multiplicatorkreise, so hat die St\u00e4rke der beiden darin sich deckenden Str\u00f6me zum Ausdruck:\nEX \u2014 u (A + W)\nW [M + X) + MV\nan Stelle von C \u2014 X in unserer Formel (I) ist W getreten. Die Bedingungsgleichung (II) lautet demgem\u00e4ss jetzt\nEX r EW\nu ~ x + w - * x + W-\nd. h. u als Function von X wird dargestellt, indem man die Ordinaten einer gleichschenkhgen, auf ihre Asymptoten bezogenen Hyperbel, deren Asymptoten zu Gleichungen haben u = E, und X \u2014 \u2014 W, und deren Potenz E W, ahzieht von den Ordinaten der den Abscissen parallelen Asymptote. S. die Curve 0 u in Fig. 10, worin die Gerade 0 y zugleich\nFig. 10.\n^Wl Gang der linearen [113] Function y in unserem Falle vorstellt.\n\u2022^\u00fcr A = w ist u = y'-> X = C \u2014 W = L schneidet die Gerade\nj\u00aeseres Schema\u2019s die Hyperbel des PoGGENDOEFP\u2019schen, verm\u00f6ge einer ^kannten Eigenschaft dieser Curve. F\u00fcr /. = C ist die Ordinate unseres kema\u2019s = E, welche Gr\u00f6sse die des PoGGExnoEFP\u2019schen erst f\u00fcr & oo erreicht.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nEs bedarf also, bei letzterem Schema, noch stets einer gewissen Rechnung, um die relative Gr\u00f6sse der Kraft zu finden, w\u00e4hrend m unserem Falle dazu nichts geh\u00f6rt, als die Messung der Strecke Nr (Fig. 9), der Entfernung der Enden des Multiplicatorkreises auf dem Nebenschliessdraht, der ja der Widerstand l proportional ist. Mit einem. Wort, am Nebenschliessdraht, wie wir ihn anwenden, misst sich die-elektromotorische Kraft, wie das Zeug an der Elle. So viel ich weiss,. ist diese merkw\u00fcrdige Eigenschaft unseres Schema\u2019s bisher der Aufmerksamkeit der Elektriker entgangen.\nHr. Poggendoref empfiehlt die Messung so anzustellen, dass man hei einer passenden L\u00e4nge der Nebenleitung den Multiplicatorkreis einen Augenblick schliesst, um zu sehen, ob und wohin noch ein Ausschlag: erfolge, oder oh und in welchem Sinne man jene L\u00e4nge noch zu ver\u00e4ndern habe um sich dem Gleichgewicht zu n\u00e4hern, und so tastend fortf\u00e4hrt, bis man die L\u00e4nge getroffen hat, bei der die Nadel auf Null verharrt. Zu dieser Vorschrift zwangen ihn die Ladungen der unbest\u00e4ndigen , Combination, deren elektromotorische Kraft zu messen er sich vorgesetzt hatte. Bei Abwesenheit merklicher metallischer Ladungen in unserem Falle k\u00f6nnte man jetzt so verfahren wollen, dass man bei geschlossenem Multiplicatorkreise die L\u00e4nge der Nebenleitung so lange ver\u00e4nderte., bi&. die Nadel nach dem Nullpunkt zur\u00fcckkehrte. Inzwischen\u2019 bleibt noch immer rathsam, die Messung nach der von Hrn. Poggendobee angegebenen Art zu leiten, weil man so die innere Polarisation der thierischen. Theile vermeidet (s. oben S. 161. Anm. 2). Ausserordentlich bequem zeigt sich \u00fcbrigens dabei, wegen der D\u00e4mpfung der Schwingungen, der Gebrauch der Spiegelbussole, so dass sie dadurch sofort an Bedeutung, f\u00fcr dieses Gebiet wiedergewinnt, was ihr der Compensator, indem er die Messungen von Stromst\u00e4rken \u00fcberhaupt in den Hintergrund dr\u00e4ngt* daran zu nehmen drohte. Das beste Multiplicatorgewinde wird aber auch hier, wie leicht ersichtlich, das sein, welches sonst f\u00fcr den Nerven- oder Muskelstrom das passendste gewesen w\u00e4re.\n[114] Bereits an der vorher beschriebenen rohen Vorrichtung kann man die L\u00e4ngenmessung des Nebenschliessdrahtes mit einer f\u00fcr die meisten Zwecke hinreichenden Genauigkeit vornehmen, wenn man unter den Messingdraht eine gedruckte Millimeterscale klebt. Bei dem angegebenen Verh\u00e4ltnissen gen\u00fcgt der Messingdraht, um von dem Strom,, eines einzigen Daniells einen Zwreig abzuleiten, der den Muskelstrom l\u00ae Multiplicatorkreise \u00fcberwiegt. Nichts verhindert, wenn dieser Draht* gelegentlich nicht ausreichen sollte, ihn durch einen l\u00e4ngeren oder duM neren zu ersetzen, zwei Daniell nebeneinander anzuwenden, oder noch! besser, die DANiELL\u2019sche Kette durch die GnovE\u2019sche zu ersetzen*","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7 il. Vom Compensator, einer elektromotorischen Messvorrichtnng. 183\nHehrere Daniell hintereinander helfen nicht viel, weil der Widerstand (les Messingdrahtes schon gegen den eines Daniells nur klein ist.\nVollkommener und bequemer wird der Vorgesetzte Zweck erreicht durch das in Mg. 6 Taf. I im Aufriss und in halber nat\u00fcrlicher Gr\u00f6sse vorgestellte Instrument, welches die Werkstatt der Hm. Siemens und HmsKE liefert. Diese Figur ist nur bestimmt, eine allgemeine Vorstellung von der Gestalt des Instrumentes zu gehen, dessen s\u00e4inmtliche Theile im Einzelnen verst\u00e4ndlich zu machen, zu viel Abbildungen erfordert h\u00e4tte. Der Stromlauf in dem Instrument erhellt aus Mg. 11.\nAn Stelle des Messingdrahtes tritt hier ein Platindraht von 1mm Dicke hei gleicher reducirter L\u00e4nge mit jenem, n\u00e4mlich nur etwa 370mm lang. Anstatt diesen Draht gerade auszuspannen, das eine Multiplicatorende daran verschiebbar, und dessen Entfernung vom anderen an einer L\u00e4ngen-theilung messbar zu machen, zog Hr. Halske es vor, ihn gleichsam in Gestalt einer einzigen, sehr sorgf\u00e4ltig gearbeiteten Agometer-Windung um den isolirenden Umfang einer kreisrunden Scheibe zu biegen, und an Stelle der Messung jener Entfernung die Messung einer Drehung der Scheibe um ihre Ave zu setzen. Diese Einrichtung verspricht einen dreifachen Vortheil. Erstens nimmt das Instrument keinen gr\u00f6sseren Kaum ein, als etwa ein f\u00fcnfz\u00f6lliger Azimuthaikreis. Zweitens bewegt sich der Draht, und das daran verschiebbare Multiplicatorende bleibt stehen. Man hat also diesem nicht mit dem Auge behufs der Ablesung \u00fcber eine Strecke von fast vier Decimetern zu folgen, sondern die Ablesung geschieht an einem festen Zeiger. Drittens stellt sich der Preis des Instrumentes niedriger als hei der anderen Gestalt, weil die Anfertigung winkelmessender Instrumente gel\u00e4ufiger, als die von [115] L\u00e4ngen-Messvorrichtungen ist, und die meiste Arbeit daran sich auf der Drehbank ausf\u00fchren l\u00e4sst.\nln Mg. 11 ist NOr'rS der Nebenschliessdraht. Man sieht ihn in Fig. 6 Taf. I. hei rr in einer Nuth am Umfang eines gut abgedrehten Hinges aus Kammmasse, von 65mm Halbmesser, aufgewunden, welcher eine Messingscheibe umgiebt, deren Oberfl\u00e4che den getheilten Kreis tr\u00e4gt. Die beiden Enden des Drahtes N, S, welche in Eig. 6 unsichtbar sind, stehen ein f\u00fcr' allemal in Verbindung mit den Kl\u00f6tzen v, a eines St\u00f6psel-nnischalters, der in der Mitte der Scheibe angebracht ist. Die beiden anderen Kl\u00f6tze 1 und 2 des Umschalters stehen ihrerseits durch die in %. 11 sichtbaren Schraubenklemmen 1*, 2*, und durch Dr\u00e4hte, welche in der hohlen Axe des Instrumentes verlaufen, in Verbindung mit den Klemmen I und H an dessen h\u00f6lzernem Fussgestell. Diese sind zur Aufnahme der Enden der Maasskette D bestimmt, und der Umschalter bird so gestellt, dass der im Multip\u00fccatordraht kreisende Stromzweig der","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nMaasskette die entgegengesetzte Richtung des Stromes der in diesem Zweige befindlichen thierischen Kette, also z. B. des Muskels g, hat (s. Big. 11). Am Punkte 0, der in Big. 6 gleichfalls versteckt ist,\u2019geht der Webensehliessdraht \u00fcber einen scharfen Platinsteg, der durch\u2019einen abermals in der Axe verlaufenden Draht mit der Klemme IV und dadurch mit dem einen Ende des Multiplicatorkreises verkn\u00fcpft ist. Endlich r ist ein Platinr\u00f6llchen, dessen Platinaxe an einer Beder befestiot ist, die dasselbe gegen den Nebenschliessdraht dr\u00fcckt. Die Beder ist\nBig. li.\nr'\n6 ^\nwie Big. 6 zeigt, an einer S\u00e4ule befestigt, die zugleich den festen Zeiger und dar\u00fcber die Lupe zum Ablesen der Drehung tr\u00e4gt. Eine hier befindliche Schraubenklemme 3 steht in Ver- [116] bindung mit der Schraubenklemme III am Bussgestell, die das andere Ende des Multipli-catorkreises aufnimmt. L\u00f6st man die Schraube g in der Hauptfigur, so kann man die Scheibe aus der Hand mittels der Her daran nach unten ragenden Stifte drehen. Zieht man g an, so gew\u00e4hrt in bekannter Weise / eine mikrometrische Einstellung. In Wirklichkeit befinden sich","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 11. Vom Compensator, einer elektromotorischen Messvorrichtung. 185\n\u00fcbrigens die vier Schrauben I\u2014IV an der Seite des Instrumentes, wo sich 4ie das B\u00e4llchen, den Zeiger und die Lupe tragende S\u00e4ule erhebt.\nDie Theilung ist keine gew\u00f6hnliche Kreis-, sondern eine Decimal-theilung', und zwar ist der Umfang der Scheibe, in der Ausdehnung in der sie vom Draht umspannt wird, in 1000 Theile getheilt. Um den Nullpunkt dieser Theilung mit dem Zeiger zusammenfallen zu machen bei der Stellung des R\u00f6llchens, wobei der Stromzweig der Maasskette im Multiplicatorkreise Null ist, oder wobei der \u2018Ber\u00fchrungspunkt von R\u00f6llchen und Draht mit dem von Draht und Platinsteg zusammenfallen w\u00fcrde, wenn der Draht keine merkliche Dicke bes\u00e4sse, diente mir folgender Kunstgriff. Es heisse der gesuchte Ber\u00fchrungspunkt 0, so ist klar, dass, wenn das R\u00f6llchen einen Punkt des Nebenschliessdrahtes zwischen N und 0 ber\u00fchrt, der Stromzweig der Maasskette im Multiplicatorkreise die umgekehrte Richtung hat von der die ihm zukommt, wenp sich das R\u00f6llchen von N aus jenseits 0 befindet. Ich brachte also an Stelle der Maasskette zwei als zusammengesetzte Kette verbundene GnovE\u2019sche Elemente der gr\u00f6sseren Art, verband DI und IV durch einen Multiplicator, und suchte die Stellung des Nebenschliessdrahtes am R\u00f6llchen auf, die ach mit \u00e4usserster Sch\u00e4rfe bestimmen liess, wobei der Stromzweig im Multiplicator seine Richtung wechselte. Bei dieser Stellung schraubte ich den bis dahin seitlich verschiebbaren Zeiger dergestalt fest, dass der Strich darauf mit dem Nullstrich der Theilung zusammenfiel. In der n\u00e4chsten Umgebung des Punktes 0 ist es nicht zu verlangen, dass die, sonst an dem Instrument zu erwartende, einfache Beziehung zwischen y und der L\u00e4nge der Strecke Or stattfinde, weil der Platindraht verh\u00e4lt-nissm\u00e4ssig zu dick ist, um als linearer Leiter zu gelten. Doch scheint dieser Umstand, wie wir sogleich sehen werden, schon in sehr geringer Entfernung keinen Einfluss mehr zu \u00fcben.\nDie Leistungen des Instrumentes im Versuch zu pr\u00fcfen, m\u00fcsste man eine Anzahl best\u00e4ndiger elektromotorischer Anordnungen nehmen, deren Gesammtkraft der eines Muskels etwa gleichk\u00e4me, und bei ver-schie- [117] denen Widerst\u00e4nden im Maasskettenzweige 1, 2, 3 ... da-Ton im Multiplicatorzweige compensiren. Das Verh\u00e4ltniss der dazu n\u00f6thigen L\u00e4ngen des Nebenschliessdrahtes m\u00fcsste dabei stets dasselbe eiben. Als ich diesen Versuch mittels S\u00e4ure-Alkali-Ketten in\u2019s Werk 8e^e> fand sich, dass diese durchaus nicht hinreichend best\u00e4ndig waren, sie zur Pr\u00fcfung eines Messwerkzeuges zu verwenden.1 Thermoelemente,\n~ ,:!ch deiieu von Hm. Jules Regnauld, deren etwa 6 dem Strom\njj [Vergl. \u00a7. VII. der Abhandlung: \u201eUeber die elektromotorische Kraft der di.\tMuskeln\u201c im Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. 1867 und im zweiten Bande\n*eser Sammlung.]","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nzwischen nat\u00fcrlichem L\u00e4ngs- und k\u00fcnstlichem Querschnitt die Wage halten (s. oben S. 179. Anm. 2), w\u00fcrden vielleicht das \u00dfichtige sein Ich habe noch nicht Zeit gehabt, den Versuch mit solchen Ketten zu wiederholen.\nEs gab aber noch eine andere, mittelbare Art, sich der Brauchbarkeit des Instrumentes zu vergewissern. Bei der Sicherheit der Theorie, aus der das Princip seiner Construction gesch\u00f6pft ist, k\u00f6nnte diese Brauchbarkeit nur dadurch beeintr\u00e4chtigt sein, dass der Widerstand des Nebenschliessdrahtes nicht proportional seiner L\u00e4nge w\u00fcchse. Man braucht also, um das Instrument zu pr\u00fcfen, nur irgend eine Beihe von Messungen damit anzustellen, bei denen sich ergiebt, ob gleichen L\u00e4ngen des Platindrahtes gleiche Widerst\u00e4nde entsprechen oder nicht. Eine Pr\u00fcfung der Art beruht auf der Bemerkung Peteina\u2019s, 1 dass, wenn ein Kreis irgendwo in zwei Nebenleitungen A und B gespalten ist, und der Widerstand von A verschwindet gegen den von B und gegen den der Hauptleitung, wie wir die ungespaltene Stromstrecke nennen wollen, die St\u00e4rke des Stromzweiges in B dem Widerstande von A ann\u00e4hernd proportional sei. Beh\u00e4lt man die oben gebrauchten Bezeichnungen hei, so ist die St\u00e4rke des Stromzweiges der Maasskette im Multiplicatorkreise\n{C \u2014 \u00c0) (M + X) + Ml\t[ \u2019\nL\u00e4sst man l gegen C und M verschwinden, so bleibt \u00fcbrig\nI- -E l \u201c CM\nUm diese Beziehung zur beabsichtigten Pr\u00fcfung zu verwenden, nahm ich zwischen die Klemmen III und IV die Tangentenbussole mit Spiegelablesung und 12000 Windungen auf, an der die Ablenkungen den Stromst\u00e4rken so [118] nahe proportional sind, dass die Abweichung zu vernachl\u00e4ssigen ist; zwischen die Klemmen I und II aber eine mehrgliederige GnovE\u2019sche S\u00e4ule und einen angemessenen Widerstand. Es zeigte sich, selbst innerhalb der ersten 5 Tausendtel, einer Strecke also von noch nicht 2mm vom Nullpunkte, che bestm\u00f6gliche Uebereinstimmung. Di08 Ergebniss war um so befriedigender, als bei dieser Art des Versuches, der ver\u00e4nderliche Widerstand zwischen Platinr\u00f6llchen und Nebenscbliess-draht nicht aus der Rechnung f\u00e4llt, wie bei der Anwendung des In* strumentes zum Compensiren. Es lehrt zugleich, dass, wemi man es w\u00fcnschen sollte, man sich des Compensators sehr bequem bedienen kann, um die empirische Graduirung eines Multiplicators nach Petrus auszuf\u00fchren.\ni Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1842. Bd. LVI. S. 328. Anm.; **' Bd. LVII. S. 111.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 11. Vom Compensator, einer elektromotorischen Messvorrichtung. 187\nAm Ende S ist der Platindraht wieder \u00fcber eine scharfe Platinkante gespannt, welche dem tausendsten Strich der Theilung entspricht. X)a man somit das Verh\u00e4ltnis 1 : L stets unmittelbar abliest, so geh\u00f6rt Siefs, um die am Compensator gewonnenen Bestimmungen der elektromotorischen Kraft auf die Kraft der Maasskette als Einheit zu beziehen,, nur noch, dass man das Verh\u00e4ltnis L zu W kenne. Dies zu finden hat nat\u00fcrlich im Allgemeinen keine Schwierigkeit, doch ist zu bemerken, dass in gegenw\u00e4rtigem Falle die Bestimmung der Natur der Dinge nach keine sonderlich scharfe werden kann, weil das Verh\u00e4ltnis ein zu kleines ist.\nEin Umstand, der beim Gebrauch des Compensators Beachtung verdient , ist die Erw\u00e4rmung des Nebenschliessdrahtes durch den Strom. Nimmt man als Maasskette eine GnovUsche Kette, so wird die Erw\u00e4rmung sehr f\u00fchlbar, falls man nicht l\u00e4ngere Zuleitungsdr\u00e4hte an-wendet; mit einem Daniell ist sie unmerklich. Auf alle F\u00e4lle macht man sie, sofern es sich nicht um absolute Bestimmungen handelt, dadurch unsch\u00e4dlich, dass man den sich bald einstellenden station\u00e4ren Zustand abwartet.\nDass man bei allen Versuchen, wobei die Kette dauernd durch eine kurze Leitung geschlossen ist, besondere Sorgfalt auf deren Best\u00e4ndigkeit verwenden m\u00fcsse, braucht kaum bemerkt zu werden.\nZuletzt will ich nicht unterlassen, ausdr\u00fccklich hervorzuheben, dass durch die von Hrn. Helmholtz entwickelte Theorie1 der thierisch-elektrischen Str\u00f6me die Bedenken endg\u00fcltig erledigt sind, die ich am [119] Schl\u00fcsse des ersten Bandes meines Werkes (S. 723 ff.) gegen die Anwendung der Methode der Compensation zum Eliminiren des Widerstandes in thierisch-elektrischen Versuchen erhoben hatte.2\n\u00a7. XII. Vom Bheochord in seiner Anwendung zu elektro-physiologischen Versuchen.\nNachdem mir dergestalt die Anwendung des Princips der Nebenschliessung zur Abstufung schwacher elektrischer Str\u00f6me am Multiplicator gel\u00e4ufig geworden war, lag es sehr nahe, dasselbe auch auf den Fall zu \u00fcbertragen, wo Nerven und Muskeln Str\u00f6men von willk\u00fcrlich beherrschbarer St\u00e4rke unterworfen werden sollen, wo es sich z. B. darum handelt, Str\u00f6me die Nerven treffen zu lassen, welche nicht das Maximum der Zuckung bewirken.\n1\tPoggendokfe\u2019s Annalen u. s. w. 1853. Bd. LXXXIX. S. 211. 353.\n2\t[Weiteres \u00fcber den Compensator s. in der folgenden Abhandlung (IX).]","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nIm Gebiete der Induction gew\u00e4hrt die Ver\u00e4nderung des Abstandes der Nebenrolle von der Hauptrolle ein Mittel, die einzelnen Schl\u00e4ge oder den tetanisirenden Str\u00f6mungsvorgang mit aller nur w\u00fcnschenswerthen Feinheit abzustufen. Im Gebiete der best\u00e4ndigen Str\u00f6me schlugen die welche sich Aehnliches vorsetzten, nat\u00fcrlich zuerst den Weg ein, der bei physikalischen Versuchen leicht zum Ziele f\u00fchrte, Ver\u00e4nderung der Stromst\u00e4rke durch Ver\u00e4nderung des Widerstandes. Allein es fand sich, dass, wegen des grossen eigenth\u00fcmlichen Widerstandes und der Kleinheit der thierischen Theile, mit metallischen Widerst\u00e4nden hier nichts auszurichten sei, man m\u00fcsste denn solche in ganz riesigem Maassstabe ent-wickeln ; w\u00e4hrend die Anwendung feuchter Widerst\u00e4nde, wie Hr. Habuess sie versucht hat, m\u00fchsam und zeitraubend ausf\u00e4llt, und leicht zu Fehlem Anlass giebt.1\n1 Der feuchte Rheostat des Hrn. Hakless (Molekulare Vorg\u00e4nge in der Nervens\u00fcbstanz. I. Abhandlung: Voruntersuchungen. Aus den Abhandlungen der K. bayer. Akademie der Wissenschaften. 1858. II. Cl. VIII. Bd. II. Abth. S. 320. 321 [8. 9]) besteht aus drei mannshohen Glasr\u00f6hren von 3\u20144mm Durchmesser, die mit destillirtem Wasser oder mit verd\u00fcnnter schwefelsaurer Kupferoxydl\u00f6sung gef\u00fcllt werden. Die Umst\u00e4ndlichkeit dieser Operation, namentlich wenn die R\u00f6hren, nachdem sie die L\u00f6sung enthielten, mit destillirtem Wasser gef\u00fcllt werden sollen, kann nicht klein sein. Nach Bed\u00fcrfniss werden eine, zwei, drei dieser R\u00f6hren in den Kreis aufgenommen. Unterabtheilungen der einen R\u00f6hre erh\u00e4lt man, indem man einen Kupferdraht bis zu der erforderlichen Tiefe darin versenkt. Dies geschieht mittels eines Fadens, der \u00fcber eine Rolle am Gipfel einer etwa elf Fuss hohen S\u00e4ule geht, woran die R\u00f6hre aufgerichtet ist. Auch die Verbindungen der R\u00f6hren unter sich und mit dem anderen Ende des Kreises sind aus Kupfer, und somit enth\u00e4lt die Vorrichtung nicht weniger als drei Elektrodenpaare, an denen eine dreifache Ungleichartigkeit, und, da gewisse Gr\u00fcnde die Anwendung einer hinl\u00e4nglich concentrirten Kupferl\u00f6sung verbieten, dreifache, bei der Kleinheit der Fl\u00e4chen sogar sehr starke Polarisation stattfindet. Wie dabei der Strom habe auch nur einiger-maassen best\u00e4ndig bleiben, oder in verschiedenen Versuchen gleiche Stromst\u00e4rken denselben Rlieostatenst\u00e4nden haben entsprechen k\u00f6nnen ; wie der Einfluss der Stromrichtung erforscht werden konnte, da doch beim Umkehren des Stromes die Polarisation sich pl\u00f6tzlich zur Kraft der Kette hinzuf\u00fcgte statt sich davon abzuziehen, ist schwer zu begreifen. Wenn die Spitze des Kupferdrahtes, durch dessen Heben und Senken der Strom beherrscht werden sollte, negativ war, musste deren Bewegung nach bekannten Erfahrungen (Untersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 212. Anm. 1) von einer Hebung des Stromes begleitet sein. Diese Wirkung, die sich za der durch Ver\u00e4nderung des Widerstandes erzeugten algebraisch summirte, fehlte hingegen, wenn jene Spitze positiv war. Hr. Harless beschr\u00e4nkte sich aber nicht darauf, diese Vorrichtung zum Abstufen der Stromst\u00e4rke zu benutzen, sondern er maass damit auch Widerst\u00e4nde. In Vergleich mit den bezeichneten Fehlern wird es wenig zu sagen gehabt haben, dass die R\u00f6hren nicht cylindrisch waren, uno dass Hr. Harless, statt die R\u00f6hren zu calibriren, sich begn\u00fcgte, deren mittlere","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"j. 1?. Vom Kheochord f\u00fcr elektrophysiologische Zwecke.\n189\n[120] Die von mir eingef\u00fchrte Abstufung der Stromst\u00e4rken bei Beiz-versuchen mittels des Princips der Nebenschliessung ist anzusehen, als sei an Stelle der unthunhchen Ver\u00e4nderung des Widerstandes die der elektromotorischen Kraft gesetzt. Der Schliessdraht einer Kette bietet uns, verm\u00f6ge der darauf stattfindenden Anordnung der Spannungen, eine f^ike stetig wachsender Spannungsunterschiede dar, die wir den Enden des Nervenkreises \u2014 so soll hinfort der jetzt den Nerven, fr\u00fcher den jlultiplicator enthaltende Zweig heissen -\u2014 ertheilen k\u00f6nnen. Es kann sich nur darum handeln, die beste Gestalt zu ermitteln, die zu diesem neuen Zweck der Vorrichtung zu geben sei. Dabei kommt es auf folgende Punkte an. \u2022\nErstens muss die Ver\u00e4nderung des Widerstandes des Nebenschliess-drahtes so geschehen, dass weder, wenn man diese Ver\u00e4nderung durch Verschiebung des einen Endes des Nervenkreises am Nebenschliessdraht 'bewerkstelligt, eine Trennung beider, noch, wenn man den Nebenschliess-drakt selber verl\u00e4ngert, eine Oeffnung der Nebenschliessung zu bef\u00fcrchten sei. Im [121] einen Falle w\u00fcrde eine nicht zum Versuch geh\u00f6rige,, vielleicht sch\u00e4d\u00fcche, jedenfalls unn\u00fctze Erregung stattfinden. Im anderen w\u00fcrde der Nerv pl\u00f6tzlich dem ungeschw\u00e4chten Strom der Kette ausgesetzt sein. Dies sind B\u00fccksichten, die den Physikern bei der Erfindung der beweglichen Verbindungen an den Bheochorden fremd waren, und welche keine Wahl \u00fcbrig lassen, als zwischen der von Hrn. Neumann herr\u00fchrenden Quecksilberverbindung, und federnden Schiebern. Letztere lassen sich auf sehr verschiedene Art einrichten, sie haben aber immer den Nachtheil, dass sie bei h\u00e4ufigem Gebr\u00e4uche den Draht angreifen. Von diesem Fehler ist die NEUMANN\u2019sche Vorrichtung verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig frei und verdient schon darum den Vorzug.\nZweitens muss der Widerstand der Nebenleitung im Vergleich zu dem des Nervenkreises so klein gemacht werden k\u00f6nnen, dass bei der gew\u00f6hnlich angewendeten elektromotorischen Kraft keine merkliche Erregung des. Nerven erfolgt.\n. Drittens sollte der Widerstand der Nebenleitung auch wiederum so gross gemacht werden k\u00f6nnen, dass die durch den Draht bewirkte Schw\u00e4chung des Stromzweiges im Nerv\u00e9nkreise nicht mehr in Betracht\nQuerschnitt zu bestimmen. Wenn aber Hr. Harless so gemessene Widerst\u00e4nde tierischer Theile auf neun, ja. auf zehn Stellen genau angiebt, w\u00e4hrend beim Messen metallischer Widerst\u00e4nde mittels der WHEATSTora\u2019schen Br\u00fccke Hr. Sie-Mi\u00bbs z. B. sich mit h\u00f6chstens f\u00fcnf Stellen begn\u00fcgt (Poggendoree\u2019s Annalen s- w. i860. Bd. CX. S. 1 ff.), so ist dies gewiss nicht geeignet, das Misstrauen zu mildern, womit jeder Physiker sogar auf die erste Stelle in Hrn. Harless. 'Ahlen blicken wird.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nkomme. Dies ist bekanntlich der Fall, wenn der Widerstand der Haupt-leitung gegen den der beiden Nebenleitungen verschwindet. Alsdann nehmen die Enden dieser beiden Leitungen den n\u00e4mlichen Unterschied der Spannungen an, als ob deren jede allein vorhanden w\u00e4re und die elektromotorische Kraft enthielte.1 2 Behalten wir unsere obigen Bezeichnungen mit dem Unterschiede bei, dass wir N f\u00fcr M schreiben, da an Stelle des Multiplicatorkreises jetzt der Nervenkreis getreten ist, und setzen wir L und N sehr gross gegen W, so verschwindet, f\u00fcr l = L, das erste Glied des Nenners in (III) gegen das zweite, und die Stromst\u00e4rke wird im Nervenkreise\nEl _ E 1 ~ Nl~ N\u2019\nin der Nebenleitung\nEN _ E ' - IN ~ l -\n[122] Man wird also, wenn W gegen N und L zum Verschwinden gebracht werden kann, ohne eine neue elektromotorische Kraft zu H\u00fclfe zu nehmen, den Nerven einem eben so starken Strom aussetzen k\u00f6nnen, als ob gar keine Nebenleitung vorhanden w\u00e4re.\nViertens darf bei Stromschwankungen keine Induction im Neben-schliessdraht stattfinden, wodurch der zeitliche Verlauf des Stromes ge\u00e4ndert w\u00fcrde, auf den in Beizversuchen so viel ankommt. Kann der Draht, zu grosser L\u00e4nge halber, nicht gerade ausgestreckt bleiben, so ist er im Zickzack zu f\u00fchren, oder ein Theil davon ist auf Bollen halb im, einen, halb im anderen Sinne zu wickeln. So sind bereits wegen der Nachtheile, die auch bei anderen Versuchen aus der Induction erwachsen, die Bollen an dem St\u00f6pselrheostat von Siemens und Halske 2 gewickelt, den Hr. Moleschott, auffallenderweise ohne dieses wichtigen Umstandes zu gedenken, empfiehlt,3 der aber in seiner jetzigen Gestalt f\u00fcr elektro-physiologische Zwecke nicht wohl brauchbar ist, weil er nur aus Bollen besteht, folglich den Widerstand nur in Spr\u00fcngen abzustufen erlaubt.\nF\u00fcnftens und schliesslich scheint es n\u00e4mlich w\u00fcnschenswerth, dass der Widerstand der Nebenleitung zwischen den unter 2. und 3. angegebenen Grenzen stetig ver\u00e4ndert werden k\u00f6nne.\n1\tUntersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 572.\n2\tSiemens in Poggendokee\u2019s Annalen u. s. w. 1857. Bd. CIL S. 15. Taf. I. Fig. 4.\n3\tUntersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Thiere. Bd. VH-1860. S. 404; \u2014 Bd. VIII. 1861. S. 2.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 12. Vom Rheochord f\u00fcr elektrophysiologische Zwecke.\n191\nDie Form der Vorrichtung, der wir bis jetzt den Vorzug schenkten, \u25a0wobei die Hauptleitung immer um ebensoviel verk\u00fcrzt, wie die Neben-leitung verl\u00e4ngert wird, l\u00e4sst aus leicht ersichtlichen Gr\u00fcnden die Erf\u00fcllung der dritten unter diesen Bedingungen nicht wohl zu. Ohnehin b\u00fcsst f\u00fcr den gegenw\u00e4rtigen Zweck unser Schema den Vorzug ein, den es f\u00fcr den Zweck elektromotorischer Kraftmessungen vor dem Poggen-DOKF\u00ef\u2019schen Schema besitzt, wobei nur die Nebenleitung verl\u00e4ngert wird. Hr. Pfl\u00fcger, dem ich im Beginn seiner elektrophysiologischen Forschungen das hier in Rede stehende Verfahren mittheilte, und in dessen H\u00e4nden es rasch umgestaltend in die Lehre von den Reizversuchen eingriff,1 that deshalb wohl daran, bei dem Bau seines gr\u00f6sseren Rheochords zum PoGGF.XDORFF'schen Schema zur\u00fcckzukehren, wobei jene Bedingung leicht erf\u00fcllt wird. [123] Hr. Pfl\u00fcger bestimmte die L\u00e4nge eines 0-3mm dicken Neusilberdrahtes, welcher, bei einer zehngliederigen GROVE\u2019schen S\u00e4ule in der Hauptleitung, als Nebenleitung zum Nervenkreise den Strom in letzterem um nur etwa 1/y schw\u00e4cht, zu etwa 14m. Er empfand \u00fcbrigens das Bed\u00fcrfniss, zum Zweck feiner Abstufung sehr schwacher Str\u00f6me, noch ein kleineres Rheochord zu haben. Diesem \u00fcess er ganz meine erste Einrichtung, nur dass er daran mit der Spirale, wodurch ich das eine Ende des Nervenkreises am Nebenschliessdraht verschiebbar zu machen pflegte, den Eisendraht verband, der nur mit dem Quecksilberrohr n\u00f6thig wird; was nicht vortheilhaft erscheint, da Eisen schlechter leitet, und leichter rostet, als Messing.\nIch bin, nach vielen Ueberlegungen, im Verein mit Hrn. Sauerwald, bei der Gestalt des Rheochords f\u00fcr elektrophysiologische Zwecke stehen geblieben, die Taf. H. Fig. 7 im Grundriss und, bis auf die L\u00e4nge des Kastens, die etwa noch einmal so stark verkleinert ist, in 1/3 der nat\u00fcrlichen Gr\u00f6sse zeigt. Es liegt dieser Gestalt, wie dem gr\u00f6sseren Pfl\u00fc g kr\u2019 s eben Rheochord, das PogoendorfescIic Schema zu Grunde. Lie ganze Vorrichtung ist aber zu einem flachen, l\u00e4nglichen Kasten von nur 1178mm L\u00e4nge, 175 mm Breitq und 52mm H\u00f6he zusammengedr\u00e4ngt, so dass alle Handhabungen innerhalb der bequemen Reichweite eitl(,r sitzenden Person bleiben.\nAuf dem Boden dieses Kastens, den man sich umgest\u00fcrzt denken muss, verlaufen, der einen langen Seite entlang, zwei Platindr\u00e4hte s a w, s,(r,wl von 0-3mm Durchmesser und etwas \u00fcber ein Meter L\u00e4nge. Jeder dieser Dr\u00e4hte ist zwischen einem vorderen Platinsteg s, s, und einem hinteren Elfenbeinsteg a, o, mittels, eines Wirbels w, w, ausge-\n1 Untersuchungen \u00fcber die Physiologie des Electrotonus. Berlin 1859.\n121 ff.","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nspannt. Es schien nicht der M\u00fche werth den Einfluss zu ber\u00fccksichtigen, den die Spannung von Dr\u00e4hten auf ihren Widerstand \u00e4ussert, und den hier nothwendigen Zug an den Platindr\u00e4hten durch Gewichte aus\u00fcben zu lassen. Unter den Platindr\u00e4hten l\u00e4uft auf einer Holzleiste von sehwalbenschwanzf\u00f6rmigem Querschnitt ein Messingschlitten', der zwei mit Quecksilber gef\u00fcllte K\u00f6hren von polirtem Stahl tr\u00e4gt, durch welche die Platindr\u00e4hte hindurchgehen. Man sieht diese Anordnung in Fig. 7 a, by in halber nat\u00fcrlicher Gr\u00f6sse abgebildet, und zwar in Fig. 7 \u00ab im senkrechten Durchschnitt auf die Axe der K\u00f6hren, in Fig. 7 b im seitlichen Aufriss, bis auf die auch hier im Durchschnitt dargestellte, dem Beschauer n\u00e4here R\u00f6hre. An dem hinteren Ende sind die [124] R\u00f6hren durch Korke verschlossen, welche von den Dr\u00e4hten durchbohrt werden. Vom sind sie nach Art eines zugeblasenen Rohres gew\u00f6lbt und an der Kuppe mit einer glatten Oeffnung versehen, welche die Dr\u00e4hte, indem sie durch sie treten, so ausf\u00fcllen, dass das Quecksilber daneben erst unter einem merklichen, auf' den Kork ausge\u00fcbten Druck heraustr\u00e4ufelt.\nDurch den Schlitten und die ihm aufgel\u00f6theten beiden Stahlrohren wird zwischen den sonst von einander isolirten Platindr\u00e4hten eine gut\nleitende Br\u00fccke hergestellt, deren Widerstand nicht in Betracht kommen soll gegen den des St\u00fcckes der Dr\u00e4hte zwischen den Stegen s, s, und den R\u00f6hren. Steg s befindet sich an einem und demselben Messingklotz mit der doppelten Schraubenklemme P, welche das eine Ende der Kette und des Nervenkreises aufnimmt, Wie Fig. 7 zeigt. Steg s, steht durch die > gleich n\u00e4her zu betrachtende Leitung s, Q mit \u2022 der entsprechenden Doppelklemme Q in Verbindung, zu der die anderen Enden der Kette und des Nervenkreises gehen.\nDass die st\u00e4hlernen Quecksilberr\u00f6hren vorn nicht durch einen Kork verschlossen, sondern in eine metallene Kuppe endigen, hat zur Folge, dass, wenn man sie mit diesen Kuppen gegen die Platinstege s, s, dr\u00fcckt, die Nebenleitung f\u00fcr den Nervenkreis durch den Steg s, jene R\u00f6hren nebst dem Schlitten unmittelbar, den Steg s, und die Leitung s, Q gebildet wird. In diesem Fall ist der Widerstand der Nebenleitung so klein, dass, wenn nicht die Kette von ungew\u00f6hnlich grosser elektromotorischer Kraft ist, der Nerv in seinem Kreise keine Erregung erf\u00e4hrt. Auf alle F\u00e4lle w\u00fcrde es stets leicht sein, diesen Zustand dadurch herbeizuf\u00fchren, dass man in die Hauptleitung einen metallischen Widerstand aufnimmt, da f\u00fcr X sehr klein gegen W und N,\nEX\t...\tEl\n(W + N)1 + WN aimahernd \u201c wN\u2019 d. h. W umgekehrt proportional wird. L\u00e4ngs der Schlittenbahn ist eine 1m lange Millimeterscale (Fig. 7, 0\u20141000) aufgeklebt. Bei der ob'","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 12. Vom Rheochord f\u00fcr elektrophysiologische Zwecke.\n193\nbeschriebenen Stellung des Schlittens steht ein daran befindlicher Zeiger 2 auf dem Nullpunkte der Theilung. Durch Verschieben des Schlittens nach den Stegen a, a, am hinteren Ende des Rheochords kann man 2 m des Platindrahtes in die Nebenschliessung aufnehmen. Reicht dieser Widerstand nicht [125] aus, so l\u00e4sst er sich folgendermaassen noch bis nni das zwanzigfache vermehren.\nDie Leitung a, Q besteht aus einer Reihe von sechs parallelepipe-dischen Messingkl\u00f6tzen, die auf einer Platte von Kammmasse so befestigt sind, dass sie f\u00fcnf kleine Zwischenr\u00e4ume zwischen sich lassen.' Klotz 1 h\u00e4ngt unmittelbar zusammen mit Steg sn Klotz 6 tr\u00e4gt die Doppel-klemme Q. Die f\u00fcnf Zwischenr\u00e4ume zwischen den Kl\u00f6tzen sind f\u00fcr gew\u00f6hnlich, wie an den St\u00f6pselumschaltern, mit St\u00f6pseln ausgef\u00fcllt, die Fig. 7 im Querschnitt zeigt. Ausser durch die St\u00f6psel stehen aber die Kl\u00f6tze noch im Inneren des Kastens in Verbindung durch k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere Strecken Neusilberdraht, welche an der inneren El\u00e4che des Kastenbodens in Gestalt haarnadelf\u00f6rmiger Oesen, wo es n\u00f6thig ist, zickzackf\u00f6rmig ausgespannt sind. Diese Leitungen sind in Fig. 7, gleich der L\u00e4nge des Kastens in doppelt kleinerem Maassstabe als das Uebrige, punktirt gezeichnet. Die Dr\u00e4hte zwischen Klotz 1 und 2, und 2 und 3 (.I b, c) haben denselben Widerstand, wie die Platindr\u00e4hte, wenn z auf lOoo \u201cm gteht. Zwischen 3 und 4 betr\u00e4gt der Widerstand das doppelte (II), zwischen 4 und 5 das f\u00fcnffache (V), zwischen 5 und 6 das zehnfache (X) von jenem. Die St\u00f6psel bilden, in Bezug auf die Dr\u00e4hte, Xebenscliliessungen von verschwindendem Widerstande, welche nur entfernt zu werden brauchen, um den Widerstand der Nebenleitung um das ein-, zwei-, f\u00fcnf- oder zehnfache vom Widerstande der Platindr\u00e4hte zu erh\u00f6hen. Aus diesen Zahlen kann man von eins bis zwanzig jede beliebige Z\u00e4hl zusammensetzen.\nDie Widerst\u00e4nde werden mittels der WHEATSTONE\u2019schen Br\u00fccke ab-gestimmt. Um dies mit aller Feinheit thun, und dabei doch den Dr\u00e4hten die geh\u00f6rige Spannung geben zu k\u00f6nnen, dass sie nicht im Inneren des Kastens lose werden und mit einander in Ber\u00fchrung gerathen, wird Klgendermaassen verfahren. Das eine Ende des abzupassenden Drahtes fet bereits an den zu seiner Aufnahme bestimmten, von oben in\u2019s Innere (|es Kastens herabragenden Fortsatz des einen Messingklotzes gel\u00f6thet; das andere ist an dem entsprechenden Fortsatze des benachbarten Klotzes 'wl\u00e4ufig unter einer lose angeschraubten Platte mit Reibung verschieb-ar' Kiegt der Draht von Klotz zu Klotz nur in einer Oese um, wie ds der Fall ist f\u00fcr I b, I c, II, so wird die Oese in die Hohlkehle eines J enbeinscheibchens gelegt, das [126] excentrisch an einem Wirbel sitzt\n(Fig.\n7 a). Der Wirbel wird so in den Boden eingedreht, dass der\nau B o i s - R e y m on d, Ges. Abh. I\n13","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nWiderstand schon ungef\u00e4hr der verlangte, nur etwas kleiner ist; durch das Drehen der excentrischen Scheibe wird er dann auf das richtige Maass gebracht, w\u00e4hrend zugleich der Draht die geeignete Spannung erh\u00e4lt. Steht die Nadel des Galvanoskops in der Br\u00fccke auf Null ein, so wird auch das zweite Ende des Drahtes festgeschraubt und verl\u00f6thet. Hat der Draht zickzackf\u00f6rmig hiu und her zu laufen, wie es f\u00fcr die Widerst\u00e4nde V und X n\u00f6thig wird, so geschieht nur die letzte Biegung um eine excentrische Scheibe, die \u00fcbrigen um Pfl\u00f6cke, wie man in Big. 7 unterscheidet.\nZum Gesammtwiderstande des von Hrn. Pel\u00fcgek beschriebenen gr\u00f6sseren Kheochords verh\u00e4lt sich der des unsrigen etwa wie 1 : 0-6.1 Die vier ersten oben gestellten Bedingungen erf\u00fcllt also unsere Einrichtung vollst\u00e4ndig genug, um es zun\u00e4chst dabei bewenden zu lassen. Was aber die f\u00fcnfte Bedingung betrifft, so ist diese dabei allerdings zum Theil aufgegeben. Man kann zwar an unserem Rlieochord den Widerstand innerhalb eines Zwanzigtels seines Gesammtwerthes stetig erh\u00f6hen, und, im Gegensatz zum Rheostat von Siemens und Haeske, jeden verlangten Widerstand so genau hersteilen, wie die mechanische Vollkommenheit der Vorrichtung es gestattet ; gr\u00f6ssere Ver\u00e4nderungen jedoch kann man, wie an diesem Rheostat, auch nur in Spr\u00fcngen bewirken. Darin steht unser Rheochord dem gr\u00f6sseren PEL\u00fcGEn\u2019schen nach. Dies enthaft vier Paar Dr\u00e4hte, entsprechend unseren Platindr\u00e4hten, deren jedes einen federnden Schieber besitzt. Man kann also dort, wenn die L\u00e4nge eines oder mehrerer Drahtpaare nicht ausreicht, den Widerstand um ein beliebiges St\u00fcck des n\u00e4chsten Paares erh\u00f6hen, und so ihn stetig von Null bis zur \u00e4ussersten Grenze steigern. Will man dagegen an unserem Rheochord den Widerstand \u00fcber ein Vielfaches des Widerstandes der Platindr\u00e4hte hinaus um einen Bruchtheil dieses Widerstandes vermehren, so muss [127] man jedesmal erst wieder den Widerstand durch Zur\u00fcckf\u00fchren des Sch\u00fcttens auf Null um eine Einheit vermindern, und ausserdem die passenden Ver\u00e4nderungen vornehmen, bei denen manchmal der Strom im Nervenkreise ganz aufh\u00f6rt. Bin ich z. B. beim Widerstand 5, zusammengesetzt aus den beiden Platindr\u00e4hten (I a), Neusilberdraht Ib, Ic und II, angelangt, und er reicht nicht aus, so muss ich zuerst den Schlitten auf Null stellen und die drei St\u00f6psel Ib, Ic und II ersetzen, dann erst den St\u00f6psel V entfernen, und nun noch den Sch\u00fctten\n1 Der Widerstand meines Kheochords ist seitdem von Hrn. Dr. Joh. Kai\u00ab* in meinem Laboratorium zu 1-03 Meilen Telegraphendraht, die Meile zu 64 Ssft MENs\u2019schen Widerstandseinheiten (PoggendokfPs Annalen u. s. w. 1860. Bd. CX S. 1), bestimmt worden (Ranke, Der galvanische Leitungs-Widerstand des lebenden Muskels. Ansbach 1862. S. 19). (Nachtr\u00e4gliche Anmerkung [1862].)","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 12. Vom Rheochord f\u00fcr elektrophysiologische Zwecke.\n195\num die erforderliche Gr\u00f6sse verschieben. Unstreitig ist dies an und f\u00fcr \u25a0sich ein Mangel. Auch geht dabei Zeit verloren. Inzwischen hat sich beim Gebrauch noch kein ernstlicher Nachtheil als Folge hiervon herausgestellt, w\u00e4hrend unser Rheochord andererseits seine werthvollsten Eigenschaften gerade der Einrichtung verdankt, worauf jener Mangel beruht.\nSobald allein durch Verschiebung jeder beliebige Widerstand zwischen jfull und der Gesammtl\u00e4nge des Rheochords hergestellt werden soll, bleibt nichts \u00fcbrig, als die Anordnung, bei der jene Gesammtl\u00e4nge in ,eine Anzahl gleichlanger gerade ausgestreckter Drahtpaare abgetheilt wird, deren jedes seine verschiebbare Br\u00fccke hat, und damit steht man, wenn es sich um die feinere technische Ausf\u00fchrung handelt, vor einer Reihe von Schwierigkeiten. Die bewegliche Br\u00fccke macht f\u00fcr jedes Paar Dr\u00e4hte eine Schlittenbahn nebst Scale n\u00f6thig. W\u00e4hlt man als Br\u00fccke federnde Schieber, so kann man Neusilberdraht anwenden, allein dann muss der Draht stark genug sein um einige Zerrung und Abn\u00fctzung auszuhalten, und das Instrument wird sehr umfangreich. W\u00e4hlt man Quecksilberr\u00f6hren, wrie sie an unserem Rheochord als Br\u00fccke zwischen dem einen Paar Platindr\u00e4hten angebracht sind, so ist man auf Eisenoder Platindraht beschr\u00e4nkt. Jener rostet zu leicht, dieser ist kostspielig und wenig haltbar. Beide leiten im Vergleich mit dem Neusilber so gut, dass, wenn man sie nicht \u00fcberm\u00e4ssig fein nimmt, abermals der Umfang der Vorrichtung ein zu grosser sein wird. Der Preis wird fast in gleichem Verh\u00e4ltnis mit der Zahl der beweglich \u00fcberbr\u00fcckten Drahtpaare wachsen u. s. w.\nDiese Schwierigkeiten sind an unserem Rheochord dadurch umgangen, \u25a0dass, wie man an Messinstrumenten, Mikroskopen u. d. m. eine grobe und eine feine Einstellung hat, nur ein kleiner Theil des Nebenschliess-drahtes [128] dazu bestimmt ist, eine feine Abstufung seiner L\u00e4nge zu gestatten.1 Auf diese kurze Strecke und deren Einrichtung hat alle Sorgfalt verwendet werden k\u00f6nnen, und hier war, als Substanz der Dr\u00e4hte, Platin an seinem Platze. Der bei weitem gr\u00f6sste Theil des Nebenschliess-draktes dagegen durfte, da er keine andere Bedingung zu erf\u00fcllen hat al\u00ab die einen grossen Widerstand darzubieten, und im Inneren des Kastens Tor jeder Zerrung geborgen werden kann, aus Neusilber und beliebig fein genommen werden, um so das Instrument zu verkleinern. Daher \u2022Peses bei gleicher Leistung handlicher, einfacher, wohlfeiler und dauerhafter nicht leicht m\u00f6chte herzustellen sein, und dessen Gebrauch aus\n^\t1 Ein \u00e4hnlicher Kunstgriff ist schon von Hrn. Wiedemann beschrieben worden.\nogoendobff\u2019s Annalen u. s. w. 1856. Bd. XCIX. S. 226. Anm.\n13","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nden physiologischen Laboratorien sich sogar schon in die der Physiker auszuhreiten beginnt.\nDie Platindr\u00e4hte erleiden von der glatten M\u00fcndung der Quecksilber* r\u00f6hren keinen Schaden. Nur ganz in der N\u00e4he der Stege s, s, sind sie bedroht, weil sie hier am meisten gebraucht werden, und sich eine Abweichung der Axe der Quecksilberr\u00f6hren von der Gleichgewichtslage der gespannten Dr\u00e4hte hier am meisten f\u00fchlbar macht. Vor Verletzungen sind die Platindr\u00e4hte durch ein dar\u00fcber angebrachtes Dach gesch\u00fctzt,, welches gleichwohl den Schlitten zu verschieben und dessen Stellung abzulesen erlaubt. In Fig. 7 ist das Dach fortgelassen; man erkennt es. aber in Fig. 7 a und b.\nDie kleinen Schwankungen im Widerstande der Strecke s, Q in, Folge verschiedenen Einsetzens der St\u00f6psel k\u00f6nnten heim Gebrauch des Rheochords zu physikalischen Zwecken vielleicht Bedenken erregen. Diesem Uebelstande wird durch eine in einen St\u00f6psel auslaufende Doppelklemme abgeholfen. Indem man diese St\u00f6pselklemme statt des ersten St\u00f6psels braucht, den man, vom Widerstande Null an gerechnet, sonst eingesteckt haben w\u00fcrde, erreicht man, dass ausser ihr und den Queek-silberr\u00f6hren in der benutzten Strecke des Rheochords keine anderen als feste Verbindungen Vorkommen.\n[129] \u00a7. XU. Von einem heim Gebrauch des Rheochords in Reizversuchen zu beachtenden Umstande.\nBeim Gebrauch des Rheochords in Reizversuchen muss man auf eine besondere Erscheinung vorbereitet sein, welche sonst leicht T\u00e4u- , schlingen veranlassen kann.\nMan denke sich in die Hauptleitung und in den Nervenkreis Schl\u00fcssel eingeschaltet, durch deren Schliessung und Oeffnung der Strom-, zweig im Nervenkreise hergestellt und unterbrochen werden kann, den OHM\u2019schen Grunds\u00e4tzen muss es, um Zuckung zu erhalten, gleichg\u00fcltig sein, wo man die Kette schliesst und \u00f6ffnet, in der Hauptleitung oder im Nervenkreise, da in beiden F\u00e4llen die best\u00e4ndige Strom-, st\u00e4rke, die im Nervenkreise hergestellt und aufgehoben wird, dieselbe ist-. Als ich vor mehreren Jahren den Versuch einmal anstellte, ward ich\u00bb \u00fcberrascht, diese scheinbar so unbestreitbare Folgerung keinesweges st\u00e4tigt zu finden. Vielmehr musste ich, um z. B. beim Schliessen und\u00ab Oeffnen des Nervenkreises Zuckung zu erhalten, der Nebenleitung eu viel gr\u00f6ssere L\u00e4nge geben, als beim Schliessen und Oeffnen der Haup leitung. Mit anderen Worten, ich musste, um gleiche Erregung Nerven zu bewirken, mittels des Schl\u00fcssels im Nervenkreise in die:","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"?. 13. Vorsicht beim Gebrauch des Eheochords in Reiz versuchen.\t197\nKreise eine viel gr\u00f6ssere Stromst\u00e4rke hersteilen oder vernichten, als diejenige, deren Herstellung oder Vernichtung ausreichte, wenn ich mich des Schl\u00fcssels in der Hauptleitung bediente. Der Unterschied, um den es sich handelt, war ein sehr betr\u00e4chtlicher. Als Nebenschliessdraht benutzte ich eine Eisensaite von 0 \u2022 8 mra Durchmesser und etwa 2m L\u00e4nge, als Kette eine DANiELL\u2019sche von mittlerer Gr\u00f6sse. Schloss und \u00f6ffnete ich die Hauptleitung, so erfolgte Zuckung schon bei wenigen Centimetern L\u00e4nge der Nebenleitung, w\u00e4hrend' manchmal die ganze L\u00e4nge des Neben-schliessdrahtes nicht ausreichte, um beim Schliessen und Oeffnen des Nervenkreises Zuckung zu erlangen. Bei unmittelbarer Erregung der Muskeln zeigte sich derselbe Unterschied zwischen absolut h\u00f6heren Grenzen.\nMein erster Gedanke war, dieser Unterschied l\u00e4ge an den Schl\u00fcsseln, aber theils indem ich die Schl\u00fcssel mit einander vertauschte, theils indem ich mittels einer geeigneten Schaltung einen und denselben Schl\u00fcssel abwechselnd in Nervenkreis und Hauptleitung brachte, \u00fcberzeugte ich mich von dem Ungrunde dieser Vermuthung. Ebensowenig konnte die Erw\u00e4r- [130] mung des Nebenschliessdrahtes die Ursache des Unterschiedes sein, da diese vielmehr im entgegengesetzten Sinne wirkt. Wird die Hauptleitung vor dem Nervenkreise geschlossen, so ist der Nebenschliessdraht w\u00e4rmer und schlechter leitend, und folglich, wie die Rechnung lehrt, der Stromzweig im Nervenkreise st\u00e4rker. Auch an Polarisation in der Kette war nicht zu denken, wodurch allerdings die Stromst\u00e4rke bei geschlossener Hauptleitung vor dem Sch\u00fcessen des Nervenkreises vermindert worden w\u00e4re, denn die Erscheinung zeigte sich auch mit einer GnovE\u2019schen Kette im besten Zustande. Dagegen ergab es sich bei weiterer Ueberlegung, dass es die Polarisation an den Platinblechen der anf\u00e4nglich zur Erregung benutzten stromzuf\u00fchrenden Vorrichtung war, worauf jener Unterschied beruhte. In der That wird letzterer unmerklich, sobald man die Platinbleche durch unpolarisirbare Elektroden aus verquicktem Zink in Zinkl\u00f6sung ersetzt, ja er kehrt sich sogar zuweilen um, so dass der Schl\u00fcssel im Nervenkreise etwas st\u00e4rkere Erregung giebt, als der in der Hauptleitung. Bringt man aber in den Nervenkreis ein Platinelektrodenpaar in verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure, so ist dw Unterschied wieder wie gew\u00f6hnlich da. Hiernach erkl\u00e4rt sich die kache folgendermaassen.\nSchliesst man die Hauptleitung nach dem Nervenkreise, so bricht ;u .letzteren der Zweigstrom in seiner vollen, durch das Verh\u00e4ltniss der widerst\u00e4nde bedingten Gr\u00f6sse ein. Oeffnet man die Hauptleitung, so \u00b0rt im Nervenkreise freilich nur der durch die Polarisation auf das eusserste geschw\u00e4chte Strom auf. Allein ihm folgt auf dem Eusse, da","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nihm die Bahn der Nebenleitung offen steht, der Polarisationsstrom im umgekehrten Sinne, dem im ersten Augenblicke ungef\u00e4hr die St\u00e4rke des prim\u00e4ren zukommt, und der also in hohem Grade bef\u00e4higt ist Zuckung zu bewirken. Im Polarisationsstrome gleichen sich im Nu die Ladungen zum gr\u00f6ssten Theile ab, so dass, wenn man den Schl\u00fcssel in der Hauptleitung wieder sch\u00fcesst, dasselbe Spiel von vorn beginnt.\nSchliesst man dagegen den Nervenkreis nach der Hauptleitung, so-wird das erste Mal freilich die Stromst\u00e4rke die n\u00e4mliche sein wie beim Schliessen der Hauptleitung nach dem Nervenkreise. Weil aber heim Oeffnen des Nervenkreises den sich alsbald entwickelnden Ladungen die-Gelegenheit zur Abgleichung genommen wird, so bleibt erstens die Oeff-nung selber vergleichsweise wirkungslos, zweitens wird auch f\u00fcr eine-binnen nicht allzu- [131] langer Frist darauf folgende Schliessung die Stromst\u00e4rke nicht wieder hergestellt.\nDass die Polarisation hier im Stande ist, einen so bedeutenden Unterschied zu bewirken, wird verst\u00e4ndlich aus der grossen absoluten Schw\u00e4che der Str\u00f6me, die bereits das Maximum der Zuckung herbeif\u00fchren, im Verein mit dem bekannten Gesetze, wonach die Polarisation mit Zeit-und Stromst\u00e4rke w\u00e4chst, Es handelt sich also, damit Alles klar sei,, nur noch um den Nachweis, dass, bei vollkommener Gleichartigkeit der Platinelektroden, wirklich die Schliessungszuckung vom Schl\u00fcssel im Nervenkreise aus bei derselben L\u00e4nge der Nebenleitung auftrete, wie die vom Schl\u00fcssel in der Hauptleitung aus. Dieser Nachweis gelingt, wenn man die Beobachtung darauf richtet, denn auch leicht; weil aber vom Schl\u00fcssel im Nervenkreise aus nur eben die erste Schliessungszuckung erfolgt und dann meistens keine wieder, so erh\u00e4lt man bei der ersten rohen Untersuchung den Eindruck jener ungeheuren Ueberlegenheit der Heizung vom Schl\u00fcssel in der Hauptleitung aus.\nEs geht hieraus die Weisung hervor, wenn man es nicht vermeiden kann, sich bei Keizversuchen am Eheochord polarisirbarer Elektroden zu bedienen, erstens, die Schliessung und Oeffnung im Nervenkreise vorzunehmen, um nicht T\u00e4uschungen durch den Polarisationsstrom ausgesetzt zu sein, zweitens, unter keinen Umst\u00e4nden die Erscheinungen beim Schliessen und Oeffnen des Nervenkreises mit denen beim Schliessen und Oeffnen der Hauptleitung in Vergleich zu bringen.\n\u00a7. XIV. Vom Schwankungsrheochord, einer Vorrichtung zum Erweise des allgemeinen Gesetzes der Nervenerregung durch den Strom.\nMit wie grosser Wahrscheinlichkeit das von mir sogenannte allge' meine Gesetz der Nervenerregung durch den Strom aus der Gesammthe'","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 14. Vom Schwankungsrheochord.\n199\nder Thatsachen hervorging, die ich im ersten Bande meiner \u2018Untersuchungen\u20191 daf\u00fcr beibrachte, so hatte ich es doch an einem ganz unmittelbaren Beweise daf\u00fcr fehlen lassen. In der That gebrach es mir Zu jener Zeit an [132] einem Mittel, um eine positive oder negative Stromschwankung von passender Gr\u00f6sse und nach Willk\u00fcr zu beherrschender Geschwindigkeit hervorzubringen. Zwar erschien mir schon damals die Ein- oder Ausschaltung von Widerst\u00e4nden nicht als das einzige brauchbare Mittel zur Ver\u00e4nderung der Stromst\u00e4rke. Vielmehr \u00fcbersah ich vollkommen, wie durch Verl\u00e4ngerung oder Verk\u00fcrzung einer Nebenleitung sich die Stromst\u00e4rke im Nervenkreise in ausreichende, und unter Umst\u00e4nden jenen L\u00e4ngenvqj\u00e4nderungen proportionale Schwankungen versetzen lasse.2 Was mich aber verhinderte, diesem Gedanken Folge zu geben, war erstens, dass ich mir auch sogleich vorsetzte, die Verl\u00e4ngerung der Nebenleitung mit gleichf\u00f6rmiger Geschwindigkeit zu bewirken, zum Zweck, eine lineare Stromschwankung und damit ein wichtiges H\u00fclfsmittel zur Zergliederung des Erregungsvorganges zu gewinnen; zweitens, dass mir ein Kunstgriff abging, um einen Draht an einem anderen sicher vor Trennung und doch mit hinreichender Geschwindigkeit zu verschieben, wozu ich Rollen, federnde Schieber u. d. m. nicht f\u00fcr ausreichend hielt. Ein solcher Kunstgriff scheint nunmehr durch Hrn. Neumann's bewegliche Quecksilberverbindung geboten zu sein, und wenn mar von der gleichf\u00f6rmigen Geschwindigkeit der Verschiebung absieht, und nicht unvorhergesehene Hindernisse dazwischen treten, m\u00fcsste es gl\u00fccken, den damaligen Plan zu verwirklichen. Dies habe ich jetzt mit H\u00fclfe folgender Vorrichtung versucht, die ich das Sclnvankungsrheochord nenne. Fig. 8. Taf. n zeigt diesen Apparat, wie ihn Hr. Sauerwajjd nach meiner Angabe gebaut hat, im Grundriss und in halber nat\u00fcrlicher Gr\u00f6sse, Fig. 8 a einen Theil davon im seitlichen Aufriss und in 2/3 der nat\u00fcrlichen Gr\u00f6sse.\nEin eichenes Grundbrett tr\u00e4gt zwei messingene Winkelst\u00fccke O und U, zwischen denen als Nebenschliessdraht eine 0-2mm dicke Eisensaite n s ausgespannt ist.\nDaran verschiebt sich das st\u00e4hlerne Quecksilberrohr Q R, dessen Deckel R abzuschrauben geht. Die Oeffnungen f\u00fcr den Nebenschliessdraht an beiden Enden des Rohres sind mit Kork gef\u00fcttert. Um das Dohr zu f\u00fcllen, wird das Grundbrett aufgerichtet, so dass das Ende Q des Quecksilberrohres nach upten sieht. Es wird so viel Quecksilber ein-S'-f\u00fcllt, dass [133] es beim Aufschrauben des Deckels R aus den capillaren\n1\tA. a. O. S. 262\u2014272.\n2\tA. a. 0. S. 272. 273. Anm.","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nOeffnungen spritzt. Da beim Gebrauch Quecksilber verloren geht, muss von Zeit zu Zeit welches nachgef\u00fcllt werden.\nDas Quecksilberrohr gleitet auf einem Sch\u00fctten zweien st\u00e4hlernen F\u00fchrungsdr\u00e4hten / d, f d, entlang, die jederseits vom Nebenschliessdraht und ihm parallel zwischen den Winkelst\u00fccken ausgespannt sind. An der unteren Fl\u00e4che des Sch\u00fcttens ist iso\u00fcrt ein doppelter Sperrhaken angebracht, dem von jedem der Winkelst\u00fccke aus ein \u00e4hn\u00fccher federnder Haken begegnet. Letzterer greift, wie Fig. 8 a zeigt, in den entsprechenden Haken am Sch\u00fctten ein, bei der Stellung, wobei die Kuppe des Quecksilberrohres gerade das Winkelst\u00fcck ber\u00fchrt, und verhindert alsdann den Sch\u00fctten, sich vom Winkelst\u00fcck zu entfernen. An jedem Winkelst\u00fccke kann mittels eines Stechers a, a, der federnde Haken niedergedr\u00fcckt, und dadurch der Sch\u00fctten freigegeben werden.\nDie Bewegung des Sch\u00fcttens zum Zweck der Stromschwankung erfolgt stets in der Richtung des Pfeiles von O, dem oberen, zu U, dem unteren Winkelst\u00fcck, oder, wie wir jetzt sagen wo\u00fcen, Anschlag. Sie kommt zu Stande durch die Zusammenziehung des vorher ausgedehnten Kautschukschlauches KS, der durch eine um zwei Rohen laufende Darmsaite am Sch\u00fctten zieht. Die Elasticit\u00e4t ist der Schwere als Triebkraft vorgezog\u00f6n worden, weil es auf die absolute Best\u00e4ndigkeit, welche die Schwere auszeichnet, hier nicht so sehr ankam, w\u00e4hrend, um durch die Schwere eine solche Geschwindigkeit zu erzeugen, wie sie hier gebraucht wird, die Vorrichtung zu umfangreich h\u00e4tte werden m\u00fcssen. Auch die F\u00fchrung der Darmsaite um die Rollen hat zum Zweck, den Umfang der Vorrichtung, der seihst beim Gebrauch der Federkraft zu gross zu werden drohte, zu vermindern.\nDas Ende S des Schlauches kann mittels einer starken, in einem Sch\u00fctze des Grundbrettes verschiebbaren Schraube in passender Entfernung vom oberen Anschl\u00e4ge, der Bahn des Zuges entlang gemessen, festgeste\u00fct werden. Die Spannung des Schlauches wird bewirkt, indem man den Sch\u00fctten nach dem oberen Anschlag f\u00fchrt, wo er durch den entsprechenden Haken festgehalten wird. Dr\u00fcckt man auf den Stecher, so fliegt der Sch\u00fctten die Ba\u00fcn des Nebensoliliessdrahtes und der F\u00fchrungsdr\u00e4hte hinab, je nach der Spannung des Schlauches mit gr\u00f6sserer oder geringerer Ge- [134] schwindigkeit. Ueberschreitet diese \u2019eine gewisse Grenze, so wird der Sch\u00fctten vom Haken am unteren Anschl\u00e4ge eingefangen, so dass er dem Anschl\u00e4ge gleich fest anliegt. Jene Grenze wird beil\u00e4ufig schon erreicht, wenn auch der Schlauch ziemlich fr\u00fch aufh\u00f6rt dem Sch\u00fctten Geschwindigkeit mitzutheilen, so dass die \u00fcbrige Bahn nur kraft der Tr\u00e4gheit durchlaufen wird. Die Verschiebung des Sch\u00fcttens von Anschlag zu Anschlag betr\u00e4gt 300mm. Der Ring r r,, io","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 14. Vom Scliwankungsrheochord.\n201\nwelchem der Kautschukschlauch lose spielt, dient dazu, das Schleudern des freien Endes des Schlauches w\u00e4hrend seiner Zusammenziehung zu verhindern. Der Sch\u00fctten ist durch einen sehr d\u00fcnnen hesponnenen Kupferdraht, wie er zu thierisch-elektrischen Multiplicatoren dient, mit einer festen Klemmschraube auf dem Grundbrett leitend verbunden, worunter seine Beweglichkeit gar nicht leidet (vergl. oben S. 180. Anm.). Endlich an jedem der Anschl\u00e4ge ist zu einem gleich zu erw\u00e4hnenden Zweck ein starker Kupferbolzen b, b, angel\u00f6thet.\nFig. 12 ist bestimmt, den Stromlauf in den Yersuchen mit dem Schwankungsrheochord, und zwar zun\u00e4chst in dem Falle zu versinnlichen, wo positive Schwankung stattfinden soll. SR ist schematisirt dies\nFig. 12.\nBheochord, HR dagegen ein gew\u00f6hnliches Kheochord, welches hier das H\u00fclfsrheochord genannt wird, KR ein zweites solches \u00dfheochord, das Kettenrheochord. Die Kette (einen Grove) und das Nervenmuskel-pr\u00e4parat erkennt man leicht. Letzteres ist in dem feuchten Baume des KrL\u00dcGER\u2019schen Myographions aufgestellt, wo ihm der Strom durch ein Paar meiner unpolarisirbaren Zuleitungsr\u00f6hren mit Thonspitzen zugef\u00fchrt \u2019n\u00abi Im Nervenkreis hat man sich noch einen Stromwender eingeschaltet zu denken. Die eine Klemme des H\u00fclfsrheochords u ist mit dem Bolzen b, am oberen Anschlag verbunden. Steht der Schieber 2 des H\u00fclfsrheochords auf Null, und der Sch\u00fctten am oberen Anschl\u00e4ge, So verschwindet die Stromdichte im Nerven, da die Nebenleitung nur v,er' [135] schwindende Widerst\u00e4nde, den oberen Anschlag in Ber\u00fchrung","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nmit dem Quecksilberrohr, den Kupferbolzen, die durch den Schieber und die St\u00f6psel verbundene Reihe der Messingkl\u00f6tze des H\u00fclfsrheochords bis zu dessen zweiter Klemme \u00df, enth\u00e4lt. Wird also jetzt der Sch\u00fctten in der Richtung des Pfeiles losgelassen, so erfolgt eine von NuU anhebende positive Stromschwankung, nach welcher der Strom im Nervenkreise die St\u00e4rke beh\u00e4lt, die durch den Widerstand des Nebenschliessdrahtes bedingt ist. Yon dem Sch\u00fcessen einer Kette, wodurch dieselbe Strom-dichte im Nerven erzeugt w\u00fcrde, unterscheidet sich der Vorgang nur durch die gr\u00f6ssere Langsamkeit, mit der jener Grenzwerth erreicht wird, und das abweichende, hier durch die Geschwindigkeit des Sch\u00fcttens an den verschiedenen Punkten seiner Balm bedingte Gesetz, wonach das Ansteigen des Stromes erfolgt. Es handelt sich also, damit unser Plan verwirklicht sei, noch darum, dass die Stromschwankung nicht von Null, sondern von einer be\u00fcebigen bereits im Nerven vorhandenen Stromdichte ausgehe. Dies geschieht einfach dadurch, dass der Widerstand des H\u00fclfsrheochords entfaltet wird.\nUm statt einer positiven eine negative Stromschwankung zu erhalten, ist nichts noting, als die beiden Verbindungen a und y mit einander zu vertauschen. Der obere Anschlag wird durch das Kettenrheochord mit der Kette, der untere durch seinen Kupferbolzen b mit der Klemme a des H\u00fclfsrheochords verbunden. Steht der Schieber des H\u00fclfsrheochords auf Null, so hebt jetzt die Schwankung bei der Stromst\u00e4rke an, die dem Widerstande des Nebensch\u00fcessdrahtes entspricht, und diese Stromst\u00e4rke wird durch die Schwankung auf Null gebracht. Die negative Schwankung' ist in diesem Palle der Oeffnung einer Kette zu vergleichen, die in dem Nerven die gleiche Stromdichte unterhielte, nur dass die Dichte langsamer und nach einem anderen Gesetze sinkt. Entfaltet man aber den Widerstand des H\u00fclfsrheochords, so l\u00e4sst die negative Schwankung eine immer gr\u00f6ssere Stromdichte im Nerven bestehen, sie betr\u00e4gt von der gesummten Stromdichte einen immer kleineren Bruchtheil.\nMan kann also dergestalt eine Stromschwankung von verschiedener Geschwindigkeit zwischen denselben Grenzen, und indem man, was leicht zu machen ist, die Entfernung der Anschl\u00e4ge ver\u00e4ndert, auch zwischen verschiedenen Grenzen hervorbringen. Aber es bietet sich uns hier zugleich die Gelegenheit zur Behandlung noch einer Aufgabe dar, die ich gleichfalls [136] damals gesteht, aber nicht zu l\u00f6sen gewusst hatte, der n\u00e4mlich zu bestimmen, welchen Einfluss auf die Gr\u00f6sse der durch eine gegebene Stromschwankung bewirkten Erregung die absolute H\u00f6he der Ordinaten \u00fcbt, zwischen denen die Schwankung stattfindet; oder mit anderen Worten, ob die Gr\u00f6sse der Erregung, welche durch eine Ver\u00e4nderung der Stromdichte bewirkt wird, auch noch Function dieser","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 14. Vom Schwankungsrheochord.\n203\nStromdichte selber ist, und wenn sie davon abh\u00e4ngt, ob sie mit wachsender Stromdichte steigt oder fallt. Ich begn\u00fcgte mich zur Zeit damit, die Frage dergestalt in\u2019s Licht zu stellen, die verschiedenen sich darbietenden M\u00f6glichkeiten zu erw\u00e4gen und die Unzul\u00e4nglichkeit der bereits vorhandenen, darauf bez\u00fcglichen Versuche darzuthun.1\nDiese Frage ist seitdem von Hm. Eckhard und von Hm. Pfl\u00fcger bearbeitet worden. Hr. Eckhard hat den guten Gedanken gehabt, die congruente Stromschwankung bei verschiedener bereits im Nerven herrschender Stromdichte dadurch zu erzeugen, dass er die Nebenrolle einer Inductionsvorrichtung in den Kreis aufnahm.2 Da ich aber damals noch nicht die Aufmerksamkeit der Elektrophysiologen auf das Rheochord gelenkt hatte, so fehlte ihm ein einfaches Mittel, die best\u00e4ndige Stromdichte im Nerven abzustufen, ohne den Widerstand des Kreises merklich zu ver\u00e4ndern. Er half sich, indem er die H\u00e4lfte der S\u00e4ulenglieder in umgekehrter Richtung in den Kreis brachte, und gelangte so zu dem an und f\u00fcr sich wichtigen Ergebniss, dass bei gr\u00f6sserer absoluter H\u00f6he der Ordinalen die n\u00e4mliche Stromschwankung weniger stark erregt.\nHr. Pfl\u00fcger, der mit dem Rheochord ausger\u00fcstet den Gegenstand aufnahm, \u00e4nderte Hrn. Eckhard\u2019s Versuchsweise, dem er bei dieser Gelegenheit,3 wie mir scheint, nicht volle Gerechtigkeit widerfahren l\u00e4sst, dahin ab, dass er die Nebenrolle der Inductionsvorrichtung in den Nerven-kreis des Rheochords brachte. Es gelang ihm nachzuweisen, dass die Erregung durch eine sich gleichbleibende Stromschwankung in Bezug auf die absolute Stromdichte ein Maximum hat. W\u00e4hlt man eine solche Stromschwankung, dass sie bei der Stromdichte Null im Nerven keine Zuckung bewirkt, so erh\u00e4lt man Zuckung durch dieselbe Stromschwankung, wenn [137] die Stromdichte eine gewisse Gr\u00f6sse erreicht; bei gr\u00f6sserer Stromdichte verschwindet wieder die Zuckung.\nDies Ergebniss erkl\u00e4rt Hr. Pfl\u00fcger daraus, dass der Indifferenz-punkt, der nach seiner grossen Entdeckung die intrapolare Strecke in eine Strecke erh\u00f6hter und eine solche herabgesetzter Erregbarkeit scheidet, mit wachsender Stromdichte von der Anode zur Kathode wandert, so dass fast die ganze intrapolare Strecke sich bei geringer Stromdichte im Zustand erh\u00f6hter, bei grosser in dem herabgesetzter Erregbarkeit befindet. Ehe totale Erregbarkeit der intrapolaren Strecke, d. h. nach Hm. Pfl\u00fcger der Integralwerth der Erregbarkeiten s\u00e4mmtlicher L\u00e4ngendifferentiale jener\n1\tUntersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 293 ff.\n2\tBeitr\u00e4ge zur Anatomie und Physiologie. Giessen 1858. 4. S. 28.\n3\tUntersuchungen \u00fcber die Physiologie des Electrotonus. Berlin 1859. 24. 394.","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nStrecke, hat somit ein Maximum in Bezug auf die Stromdichte, welchem ein Maximum der Erregung entspricht.1\nUnstreitig reicht diese Erkl\u00e4rung aus; man kann jedoch bezweifeln, dass damit die Erscheinung ersch\u00f6pfend zergliedert sei. Die Erregung, f\u00fcr die uns die Zuckung ein ungef\u00e4hres Maass abgiebt, ist um so gr\u00f6sser, je gr\u00f6sser die Erregbarkeit und je gr\u00f6sser der Beiz. Ich hatte mir, als ich die obige Frage stellte, ersteren Factor best\u00e4ndig gedacht. Wir wissen jetzt durch Hm. Pfl\u00fcger, dass er in der beschriebenen Art Function der Stromdichte ist. Er erweist sich als solcher auch bei Anwendung von Beizen, die, wie der der Kochsalzl\u00f6sung, unabh\u00e4ngig von der Strom-dichte sind. Es liegt also noch immer die M\u00f6glichkeit vor, dass, wenn man mit einer congruenten Stromschwankung bei verschiedener Stromdichte reizt, sich, ausser der Erregbarkeit, auch noch der Beiz, oder die Anregung zur Bewegung, die in dem Uebergang von der einen Strom-dichte zur anderen in gegebener Zeit liegt, nach irgend einem Gesetze \u00e4ndere. Der Erfolg k\u00f6nnte dabei der beobachtete sein, wenn nur die Ver\u00e4nderung des Beizes nicht im umgekehrten Sinne von der der Erregbarkeit stattf\u00e4nde und \u00fcberdies gewisse Grenzen \u00fcberschritte. Hrn. Pel\u00fc-gek\u2019s unsch\u00e4tzbare Versuche scheinen freilich experimentell die von mir gestellte Frage zu erledigen. Weit entfernt unless sie beantwortet zu haben, zeigen diese Versuche meiner Meinung nach vielmehr, dass die Frage so nicht zu beantworten sei, weil der andere Factor der Erregung, die Erregbarkeit, bei wachsender Stromdichte nicht best\u00e4ndig bleibe. Fm jetzt auch noch die Abh\u00e4ngigkeit des Beizes von der [138] Stromdichte auszumitteln, m\u00fcsste man untersuchen, ob z. B. die Erh\u00f6hung der Erregbarkeit, die man bei einer gewissen Stromdichte beobachtet, f\u00fcr den elektrischen Beiz ebenso gross ausfalle, wie f\u00fcr Beize, die der Natur der Dinge nach von der Stromdichte unabh\u00e4ngig sind, also f\u00fcr den mechanischen oder chemischen Beiz. Gel\u00e4nge es nachzuweisen, dass f\u00fcr eine positive Schwankung,' w\u00e4hrend welcher die totale Erregbarkeit noch gesteigert w\u00fcrde, eine geringere scheinbare Erh\u00f6hung der Erregbarkeit stattf\u00e4nde, als f\u00fcr den mechanischen oder chemischen Beiz, so w\u00e4re der Schluss gerechtfertigt, dass durch die congruente Stromschwankung zwischen h\u00f6heren Ordinaten eine geringere Anregung zur Bewegung gesetzt sei, als durch die zwischen niederen. Ich begn\u00fcge mich damit, den allgemeinen Plan der hier noch offenen Untersuchung anzudeuten, deren Ausf\u00fchrbarkeit ich \u00fcbrigens dahingestellt sein lasse.\nAm wenigsten machen die folgenden Versuche mit dem Schwankungs-rheochord Anspruch darauf, diese Angelegenheit zu f\u00f6rdern. Es hat\ni A. a. 0. S. 397.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 14. Vom Schwankungsrheochord.\n205\nzwar, wie bemerkt, keine Schwierigkeit, ihnen eine Gestalt zu geben, wobei sie so gut, ja in gewisser Beziehung besser als die PFL\u00fcGER\u2019schen Versuche, zur Beantwortung der Frage nach dem Einfluss der Stromdichte auf die Erregung durch congruente Stromschwankungen geeignet scheinen. Dazu ist nur n\u00f6thig, dass die Schwankung bei verschiedener fl\u00f6he der Ordinaten, zwischen welchen sie stattfindet, dieselbe absolute Gr\u00f6sse behalte; was dann zutrifft, wenn der Widerstand der Nebenleitung, d. h. des Nebenschliessdrahtes und des H\u00fclfsrheochords, verschwindet gegen den der beiden anderen Leitungen: des Nervenkreises, was von selber der Fall sein wird, und des Kettenkreises, was mit H\u00fclfe des Kettenrheochords, n\u00f6tigenfalls noch anderer Widerst\u00e4nde, auch stets leicht zu bewirken sein wird. Der Vorzug unserer Versuchsweise vor der durch Hm. Pfl\u00fcger vervoflkommneten EcKH\u00c6D\u2019schen k\u00f6nnte aber darin erblickt werden, dass, w\u00e4hrend es sich dort stets um eine positive und eine negative Schwankung zugleich handelt, wir im Stande sind, nach Belieben nur eine positive, oder nur eine negative Schwankung zu erzeugen, von denen erstere die Stromdichte erh\u00f6ht, letztere sie erniedrigt zur\u00fcckl\u00e4sst; was ein H\u00fclfsmittel mehr zur Zergliederung der Erscheinungen abgiebt.\nInzwischen hat das Schwankungsrheochord die Hoffnungen, die ich darauf setzte, bisher nicht erf\u00fcllt. Die Versuche daran sind von eigen-[139] th\u00fcmlichen Schwierigkeiten umgeben, die zu \u00fcberwinden mir erst zum Theil gelungen ist.\nEs zeigt sich n\u00e4mlich der unerwartete Umstand, dass sehr leicht Zuckungen entstehen, wenn bei geschlossener Kette der Schlitten irgendwo am Nebenschliessdraht steht und pl\u00f6tzlich mit den F\u00fchrungsdr\u00e4hten in schwingende Ersch\u00fctterung versetzt wird. Durch diese Ersch\u00fct-terungszuckungen, wie wir sie nennen wollen, verlieren solche Zuckungen, die man etwa bei schneller Verschiebung des Schlittens zu sehen bek\u00e4me, vorl\u00e4ufig jede Bedeutung, und unsere Sorge muss vor Allem dahin gehen, den Ersch\u00fctterungszuckungen ein, Ende zu machen.\nOffenbar k\u00f6nnen diese in nichts ihren Grund haben, als in einer raschen Ver\u00e4nderung des Widerstandes zwischen dem Quecksilber einerseits, andererseits dem Nebenschliessdraht und der Wand des Quecksilber-rahres; obschon dies dabei von Quecksilber strotzen kann, und obschon man glauben sollte, jener Widerstand, mithin auch dessen Schwankungen, m\u00fcssten vor dem des Nervenkreises verschwinden. Auch weiss ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen, wie diese Schwankungen zu Stande kommen, \u00efch kann nur daran erinnern, dass Hr. Siemens zwischen eisernen Cylin-f^rri, die er in Quecksilber tauchte, und letzterem, einen sehr grossen Widerstand gefunden hat, der wahrscheinlich auf einer an der Ober-","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nfl\u00e4che der festen Metalle condensirten Gasschicht beruhte, da er besonders stark war, wenn die Cylinder nach der Reinigung noch einige Zeit an der Luft gelegen hatten;1 und ich stelle mir vor, dass in unserem Falle eine \u00e4hnliche, Eisen und Quecksilber von einander trennende Gasschicht im Augenblick der Ersch\u00fctterung sehr schnell durchbrochen wird und wieder zusammenfiiesst.\nWie dem auch sei, ein sicheres Mittel, die Ersch\u00fctterungszuckungen zu beseitigen, w\u00e4re gewesen, den Widerstand des Nervenkreises so lange zu erh\u00f6hen, bis der Widerstand, auf dessen Schwankung sie beruhen, wirklich dagegen verschw\u00e4nde. Leider musste alsdann, bei der K\u00fcrze des Nebenschliessdrahtes, um noch hinl\u00e4ngliche Stromdichte im Nerven zu erhalten, in jenem Draht eine solche Stromst\u00e4rke hergestellt werden, dass er fast ergl\u00fchte. Es schien mir beil\u00e4ufig, als ob die Erw\u00e4rmung des Drahtes an und [140] f\u00fcr sich eine Verminderung der Ersch\u00fctterungszuckungen zur Folge hatte. Die Ber\u00fchrungsfl\u00e4che von Draht und Quecksilber schien danach der vorz\u00fcglichste Sitz des st\u00f6renden Vorganges zu sein. Ich versuchte deshalb, den Draht vor den Versuchen mit feinem Schmirgelpapier zu poliren, und in der That fand sich, dass danach die Ersch\u00fctterungszuckungen fast ganz verschwanden. Auch stellten sie sich stets erst oberhalb einer gewissen St\u00e4rke des Kettenstromes ein, so dass Entfaltung des Kettenrheochords gleichfalls ein Mittel abgab sich ihrer zu entledigen. Bei alledem sind sie es vorz\u00fcglich gewesen, die mich verhindert haben, die Versuche am Schwankungsrheochord ihrem Ziel zuzuf\u00fchren. Sie mochten n\u00e4mlich in einer bestimmten Versuchsreihe noch so sicher beseitigt scheinen, so tauchten sie aus unbekanntem Grunde pl\u00f6tzlich wieder auf, verhinderten die Fortsetzung der Versuche, und verd\u00e4chtigten das schon Beobachtete.\nIch habe es deshalb nicht weiter gebracht als bis zu folgenden Ergebnissen. Sowohl bei auf- als bei absteigendem Strom erh\u00e4lt man Zuckung sowohl durch positive als durch negative Schwankung bei geeigneter Stromst\u00e4rke und Geschwindigkeit des Schlittens. Diese letztere muss sehr bedeutend sein. Bei allm\u00e4hlich gesteigerter Spannung des Schlauches tritt die Zuckung pl\u00f6tzlich ein, und es h\u00e4lt sehr schwer, eine Abstufung ihrer St\u00e4rke durch Ver\u00e4nderung der Geschwindigkeit herbeizuf\u00fchren. Am sichersten erfolgt die Zuckung durch positive Schwankung, wenn man diese von Null ausgehen l\u00e4sst, durch negative Schwankung,\n1 Poggendobfp\u2019s Annalen u. s. w. 1860. Bd. CX. S. 11. Anm. \u2014 [Die Hoff\" nung ist demnach gering, dass vielleicht mit Platindraht die Ersch\u00fctterungszuckungen geringer ausfallcn oder ausblciben w\u00fcrden. Doch h\u00e4tte der Versuch nicht vers\u00e4umt werden m\u00fcssen.]","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 14. Vom Schwankungsrheochord.\n207\nwenn der Strom dadurch auf Null zur\u00fcckgef\u00fchrt wird. Sehr selten ist es mir gegl\u00fcckt, eine Verst\u00e4rkung der Zuckung dadurch zu bewirken, dass ich den Schieber des H\u00fclfsrheochords um wenige Centimeter von seinem Anschlag entfernte. Dagegen gelingt es ausnahmslos, durch weitere Entfaltung des H\u00fclfsrheochords die Zuckung zu schw\u00e4chen oder zum Verschwinden zu bringen; ein Ergehniss, zu dem ich in der That auch schon im Jahre 1857, vor dem Erscheinen von Hrn. Eckhaed\u2019s Versuchen, selbst\u00e4ndig gelangt war.\nEin Grund f\u00fcr mich, diese Versuche aufzugehen, ist endlich daraus erwachsen, dass ein j\u00fcngerer Forscher, Hr. Jul. Bernstein, in meinem Laboratorium begonnen hat, sich der L\u00f6sung der Aufgabe zu widmen, an die oben erinnert wurde, eine lineare Stromschwankung herzustelleu.1 *\n[141] Hr. Rosenthal hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass das von Hrn. Helmholtz entwickelte Gesetz, wonach der galvanische Strom in einem Kreise ansteigt, der eine Inductionsrolle enth\u00e4lt,3 ebenfalls benutzt werden k\u00f6nnte, um den Einfluss zu ermitteln, den die verschiedene Steilheit der Ansteigungscurve auf die Erregung \u00fcbt.\n\u00a7. XV. Vom Zuckungstelegraphen.\nWer \u00fcber allgemeine Physik der Nerven und Muskeln vor einer gr\u00f6sseren Versammlung vorgetragen hat, weiss, dass es nicht minder schwer h\u00e4lt, Zuckungen eines Gastroknemius auf einige Entfernung hin sichtbar zu machen, als Ausschl\u00e4ge der Multiplicatornadel. Vom Unterscheiden starker und schwacher Zuckungen seitens der Zuh\u00f6rer ist vollends keine Rede. Aus dem Drange, diesem Mangel abzuhelfen, entstand w\u00e4hrend der Vortr\u00e4ge, die ich im Fr\u00fchjahr 1855 in der Royal Institution hielt, die nachstehend beschriebene, Taf. I. Fig. 9 im seitlichen Aufriss und in halber nat\u00fcrlicher Gr\u00f6sse dargestellte, sehr einfache aber n\u00fctzliche Vorrichtung, die ich den Zuckungstelegraphen nenne und seitdem 111 dem betreffenden Theil meiner Vorlesungen fortw\u00e4hrend mit grossem Vortheil angewendet habe. Diese Vorrichtung ist somit urspr\u00fcnglich mehr f\u00fcr den H\u00f6rsaal, als f\u00fcr das Laboratorium bestimmt, obschon sie auch liier vortreffliche Dienste leistet.\nDas Pr\u00e4parat, worauf die Vorrichtung berechnet ist, ist das in neuerer Zeit so vielfach benutzte, welches aus dem im H\u00fcftgelenk abgel\u00f6sten Oberschenkelbein und dem M. gastrocnemius, je nachdem mittel-\n1 Eine vorl\u00e4ufige Anzeige seiner Untersuchung ist seitdem erschienen im Archiv\n\u00ae Anatomie u. s. w. 1862. S. 531. (Nachtr. Anm. [1862].)\n3 Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1851. Bd. LXXXIII. S. 510. 511.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nbar oder unmittelbar gereizt werden soll, mit oder ohne Ischiadnerv besteht.1\t5\n[142] Das Oberschenkelbein dieses Pr\u00e4parates wird von einer\nzange gefasst, die an einer senkrechten S\u00e4ule verstellbar ist. Die\nist um die Verl\u00e4ngerung des sie tragenden wagerechten Annes als Axe drehbar, damit, nachdem der Knochen aufs Gera the wohl eingespannt worden, die Insertion des X. tibialis bequem der Seite zugekehrt werden k\u00f6nne, wo man, aus sonst welchen Gr\u00fcnden, die stromzuf\u00fchrende Vorrichtung angebracht hat. Um die Zange in dieser Lage festzustellen, dient die Schraube s.\nDer die Zange tragenden S\u00e4ule gegen\u00fcber steht die andere H\u00e4lfte der Vorrichtung, Fahne genannt, auf einem Schlitten a an der zwischen zwei Leisten l\u00e4uft, von denen die Figur zwischen l l, die eine zeigt; die Schraube s, stellt den Schlitten fest.\nAn der S\u00e4ule auf dem Schlitten schiebt sich ein Axenlager auf und ab, in dessen Keml\u00f6chern eine K\u00f6lle mit st\u00e4hlernen Spitzen spielt. Die Rolle hat, nach Art des Wirtels einer Drehbank, zwei Hohlkehlen, die eine von 7-5mm, die andere von 15mm Halbmesser, die erstere bestimmt f\u00fcr unser gegenw\u00e4rtiges Pr\u00e4parat, die letztere f\u00fcr einen anderen, unten zu bezeichnenden Fall. In der gerade benutzten Hohlkehle ist ein Faden um die Rolle geschlungen. Damit er nicht gleite, wird er an ein Messingh\u00e4kchen gekn\u00fcpft, das sich dazu in jeder Hohlkehle befindet. An das eine Ende des Fadens ist ein Haken gekn\u00fcpft, der durch den Schlitz in der Achillessehne gesteckt wird, und auf den wir sogleich noch zur\u00fcck* kommen werden. Das andere Ende tr\u00e4gt einen aus Messingblech ge\u00ab, pressten Eimer mit Schrot. An der Rolle ist ein Zeiger befestigt, der eine runde, an der R\u00fcckseite rotli oder blau angestrichene Glimmerscheibe von 43 mm Durchmesser tr\u00e4gt. Dies ist die Fahne. Sie spielt vor einem gleich breiten Quadranten von weiss lackirtem Blech, so dass man nicht allein ihre Bewegungen gegen den hellen Grund leichter sehen, sondert-\n1 Folgendermaassen gewinnt man dies Pr\u00e4parat am schnellsten. Zuerst legt man den Nerven von der Kniekehle aus frei (vergl. Untersuchungen u. s. w. Bd. I S. 255) und schl\u00e4gt ihn \u00fcber den Gastroknemius zur\u00fcck. Dann ergreift man den Oberschenkel und durchschneidet mit der Scheere die Oberschenkelmuskeln dicht \u00fcber dem Kniegelenk quer bis auf den Knochen, fasst nun das Pr\u00e4parat an der Fusswnrzel, schabt mit dem Messer das Femur nach aufw\u00e4rts rein, und l\u00f6st e\u00bb aus der Pfanne. Jetzt erst trennt man die Achillessehne unterhalb des Sesam-knorpels, schl\u00e4gt den Gastroknemius, mit dem darauf feucht gebetteten Ischiadnervem vj nach oben zur\u00fcck, und schneidet die Tibia dicht unter dem Kniegelenk ab. Zuletzt legt man die Achillessehne mit ihrer vorderen Fl\u00e4che auf die Tischplatte [besser einfl , Korkplatte] und bringt mit einem spitzen Scalpell darin einen L\u00e4ngsschlitz an.","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7\u2022 15. Vom Zuckungstelegraphen.\n209\nauch ihre Stellung in der K\u00fche erkennen kann. Die Bewegungen der Tahne sind durch zwei Anschl\u00e4ge a, a, beschr\u00e4nkt. Unter dem Zuge des Schroteimers liegt sie gegen den Anschlag a, wie es die Figur zeigt, wagerecht, unter dem Zuge des Muskels kann sie sich bis zur Senkrechten erheben und trifft alsdann den Anschlag a,. Sobald man dem Faden, durch passende Entfernung der Fahne von der Zange, solche Spannung giebt, dass die Fahne den Anschlag a, oder die wagerechte Lage, eben verl\u00e4sst, wird jeder Zuckung des Muskels eine Hebung der Fahne entsprechen, die Zuckung weithin sichtbar machen, auch nach ihrer [143] (1 rosse und Heftigkeit deren St\u00e4rke einigermaassen zu beur-theilen erlauben. Beim Tetanus stellt sich die Fahne unbeweglich senkrecht in die H\u00f6he, bei dessen allm\u00e4hlichem Nachlassen sieht man sie ebenso allm\u00e4hlich herabsinken u. s. w.\nMit Vogeldunst gef\u00fcllt wiegt der Eimer 75grm. Nat\u00fcrlich steht nichts seiner Vergr\u00f6sserung entgegen. Indem man ihn nur zum Theil anf\u00fcllt, oder ihn ganz fortl\u00e4sst und auch das Moment der Fahne noch durch das Laufgewicht 1 aufhebt, kann man die zur Hebung der Fahne n\u00f6thige Leistung des Muskels beliebig verkleinern. Doch ist zu bemerken, dass dies eine durch die wagerechte Stellung des Muskels gebotene Grenze hat, n\u00e4mlich da, wo das statische Moment der Fahne nicht mehr ausreicht, um Faden und Muskel wagerecht ausgespannt zu erhalten. In dieser R\u00fccksicht w\u00e4re es vielleicht vortheilhafter den Muskel senkrecht und die Fahne unter ihm an einem und demselben Stativ aufzustellen. Zu manchen Versuchen ist es auch zweckm\u00e4ssig, Zange und Fahne auf getrennten Gestellen, \u00e4hnlich dem allgemeinen Tr\u00e4ger,1 zu haben.\nSoll der Muskel unmittelbar gereizt werden, so wird der eine Draht in die Klemme s\u201e an der Zange befestigt, und so der Strom durch die Zange selber dem Oberschenkelbein mitgetheilt. Um den anderen Draht mit der Achillessehne zu verbinden, dient der in der Figur in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6sse, also im doppelten Maassstabe des Uebrigen, vorgestellte Haken. Gs ist daran eine Platte und ein Gewinde angebracht, worauf eine Mutter sich wider die Platte schraubt. Zwischen Platte und Mutter wird ein feiner Multiplicatordraht (vergl. oben S. 174. Anm.) eingeklemmt. Dieser f\u00fchrt zun\u00e4chst zur Schraubenklemme sm, von der aus erst der Strom durch gew\u00f6hnlichen Draht fortgeleitet wird.\nMit dem Zuckungstelegraphen werden in meinen Vorlesungen alle elektrischen Reizversuche angestellt, und von den nicht elektrischen die\nmittelbarer Reizung. Ganz vorz\u00fcglich l\u00e4sst sich z. B. daran der Mechanische Tetanus nach Heidenhain darstellen (s. oben S. 169). F\u00fcr\n1 Untersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 448. Taf. III. Fig. 19.\nE- du Bois-Keymond, Ges. Abh. I.\n14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\ndie unmittelbare chemische oder kaustische Reizung bedarf es st\u00e4rk\u00ae vergr\u00f6ssernder Mittel, und einer Anordnung, wobei der Querschnitt zu-g\u00e4nglich bleibt. Hier tritt an die Stelle des Zuckungstelegraphen die in der folgenden Num- [144] mer beschriebene Vorrichtung. Diese dient auch f\u00fcr die Zuckung durch Zerschneiden des Muskels. Um die Reizung durch sonstige mechanische Misshandlung zu zeigen, bleibt nichts Anderes \u00fcbrig, als frisch zugerichtete Froschmuskeln mit Secimadel und Pincette unter den Zuh\u00f6rern umhergehen zu lassen.\nEs kann nicht meine Absicht sein, hier auf die Art n\u00e4her einzugehen, wie verschiedene Wahrheiten der Elcktrophysiologie mittels des Zuckung*, telegraphen zur Anschauung zu bringen sind. Es gen\u00fcge die Bemerkung, dass man dazu h\u00e4ufig zweier solcher Vorrichtungen bedarf, von der\u00ae Fahnen, welche alsdann vortheilhaft zweierlei Farbe haben, die eine nach rechts, die andere nach links in die H\u00f6he geht. So erweist man z. B. die gr\u00f6ssere Erregbarkeit des Nerven im Vergleich zum Muskel bri gleicher Stromdichte nach Hrn. Rosenthal\u2019s Angabe,1 indem man den unmittelbar zu reizenden Muskel, dem der Strom des Schlitten-Magnet-elektromotors mittels des eben beschriebenen Hakens zugef\u00fchrt wird, etwa an einer rothen, den mittelbar zu reizenden, dessen Nerv dem ersten Muskel entlang gelegt ist, an einer blauen Fahne arbeiten l\u00e4sst. N\u00e4hert man allm\u00e4hlich die Nebenrolle der Hauptrolle, so steht zuerst die blase, und erst bei merklich kleinerem Abstand die rothe Fahne auf; brim Entfernen der Rolle sinkt diese in die wagerechte Lage zur\u00fcck, w\u00e4hrend jene noch aufgerichtet bleibt.\nDie Hohlkehle von grossem Halbmesser am Wirtel der Fahne dient\u00bb um die Abh\u00e4ngigkeit des Hubes und der Kraft der Muskeln von L\u00e4nge und Dicke zu veranschaulichen. Man l\u00e4sst an dem darin befei ten Faden, bei unmittelbarer Erregung bis zum Maximum, abwechs\u00e9 einen langen und d\u00fcnnen Muskel, den Sartorius oder den Rectus intern^ und einen kurzen und dicken, den Gastroknemius, arbeiten. Es zrijt sich unter passenden Umst\u00e4nden, dass jene Muskeln den leeren, oder fi\u00c9f wenige Schrotk\u00f6mer enthaltenden Eimer so hoch heben, dass die Fab\u00bb dabei senkrecht zu stehen kommt; w\u00e4hrend der Gastroknemius zwar leio\u00bb den vollen Eimer, sogar mit einer bedeutenden weiteren Belastung\u00bb auf eine so kleine H\u00f6he hebt, dass die Fahne nur eben zuckt.2 3\n1 Moleschott\u2019s Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Tb*\n1857. Bd. III. S. 185.\n3 [Hr. Sigmund Exner hat neuerlich diesen Versuch in etwas anderer 4\u00ae?* nung gleichfalls als \u2018Schulversuch aus der Muskelphysiologie\u2019 beschrieben. wlT Sitzungsberichte, 23. Juli 1874. Bd. LXX. 3. Abth. S. 155.]","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 16. Vorrichtung zu Versuchen \u00fcber chemische Beizung der Muskeln. 211\n[145]\n\u00a7. XVI. Von einer Vorrichtung zu Versuchen \u00fcber chemische Beizung der Muskeln.\nDie in Fig. 10. Taf. III. abgebildete Vorrichtung hat zum'Zweck, die Versuche \u00fcber unmittelbare chemische Reizung der Muskeln, in der Gestalt, welche Hr. W. K\u00fchne ihnen ertheilt hat,1 einer gr\u00f6sseren Versammlung vorzuf\u00fchren, und mag hier auch Erw\u00e4hnung finden, obschon sie nicht der Elektrophysiologie angeh\u00f6rt. Sie besteht aus drei Theilen, welche an einem messingenen St\u00e4nder senkrecht \u00fcbereinander angebracht sind. Zu oberst bemerkt man, in einer H\u00fclse am freien Ende eines wagerechten Messingarmes senkrecht verschiebbar, eine Stahlstange, welche unten in eine mit einem Klemmringe versehene Pincette ausl\u00e4uft. Mittels der Pincette wird der Sartorius an seinem unteren Ende ergriffen und, sein oberes Ende nach unten, in passender H\u00f6he aufgeh\u00e4ngt. Die Fl\u00fcssigkeit, deren Wirkung auf den am letzteren Ende angebrachten Querschnitt gepr\u00fcft werden soll, wird in einem Porzellansch\u00e4lchen auf die Glasplatte gp gesetzt, die dem Muskel von unten her schnell mittels der H\u00fclse am St\u00e4nder, langsam mittels einer Mikrometerschraube gen\u00e4hert werden kann. IJm die Zuckung sichtbar zu machen, dient ein von Hrn. Rosenthal ersonnener Kunstgriff. Quer durch den Muskel, in geringer Entfernung vom Querschnitt, wird ein 20\u201430em langer, von einem Ende zum anderen verj\u00fcngter Glasfaden gestossen, der bestimmt ist, f\u00fchlhebelartig die Zuckung zu vergr\u00f6ssem. Ein dicht neben dem Muskel am St\u00e4nder befestigter gl\u00e4serner Haken giebt den Drehpunkt des Hebels ab, indem der Glasfaden mittels eines Ringes, zu dem sein dickeres Ende gebogen ist, daran eingelenkt wird, eine Verbindungsart, wobei die Reibung sehr klein ausf\u00e4llt. Die B\u00f6gen, die das entferntere, d\u00fcnnere Ende des Glasfadens beschreibt, werden durch ein dar\u00fcber geh\u00e4ngtes, der Leichtigkeit halber durchbrochenes Papierf\u00e4hnchen sichtbar gemacht.\nWie bemerkt (s. vorige Seite), kann man sich dieser Vorrichtung auch f\u00fcr die kaustische Reizung bedienen; und beim Herstellen eines neuen Querschnittes erfolgt jedesmal eine ausgiebige Bewegung des F\u00e4hnchens.\n[146]\t\u00a7. XVII. Von der feuchten Reizungsr\u00f6hre.\nIn allen F\u00e4llen, wo der Gastroknemius mittelbar gereizt werden und das Pr\u00e4parat lange leistungsf\u00e4hig bleiben soll, ohne dass man zugleich w\u00fcnscht, mit dem Orte der Erregung am Nerven zu wechseln, und ohne\n1 Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. 1859. S. 215.\n14*","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\ndass es auf die Polarisation ankommt, empfiehlt sich die hi Fig. n Taf. II perspectivisch1 dargestellte Vorrichtung, die ich die feuchte-Reizungsr\u00f6hre nenne. Damit das Pr\u00e4parat m\u00f6glichst lange leistungsf\u00e4hig hleibe, ist das Wesentliche, wenn nicht sch\u00e4dliche Einfl\u00fcsse besonderer Art obwalten, bekanntlich nur, dass der Nerv vor dem Vertrocknen gesch\u00fctzt sei. Der Muskel leidet wegen seiner im Vergleich zur Masse so sehr viel kleineren Oberfl\u00e4che bei weitem weniger unter der Verdunstung, als der Nerv. Die Schwierigkeit, die es oft hat, eine Anordnung zu treffen, wobei der Nerv vor der Trockniss gesch\u00fctzt sei, beruht in vielen F\u00e4llen darauf, dass man auch den Muskel in den feuchten Raum aufnehmen will. Bei der feuchten Reizungsr\u00f6hre ist dies aufgegeben, und nur der Nerv wird vor der Trockniss geborgen.\nDie R\u00f6hre ist etwa 60mm lang, im Lichten 6mm weit, an dem vorderen Ende aber in eine kurze Spitze von nur l-5mm Lichtung ausgezogen. Etwa in der Mitte ihrer L\u00e4nge, doch der capillaren Spitze n\u00e4her, hat sie eine mit einem Korke dauernd geschlossene Tubulatur. Hier sind innerhalb der R\u00f6hre, ihrer Wand anliegend, zwei ringf\u00f6rmige Platinelektroden von 5mm Breite angebracht. Durch Dr\u00e4hte, die neben dem Kork zur Tubulatur hinausgehen, stehen sie in Verbindung mit Klemmen an der isolirenden Fassung der R\u00f6hre. Diese Fassung besteht aus einem abgestumpften Holzkegel, gegen dessen gr\u00f6ssere Grundfl\u00e4che die R\u00f6hre durch Dr\u00e4hte geschn\u00fcrt ist. Die Dr\u00e4hte sind, um die Zeich-nung nicht zu verwirren, darin fortgelassen. Die Fassung wird von einem wagerechten Arme mittels eines Kugelschamiers getragen, wenn die Reizungsr\u00f6hre am Muskeltelegraphen gebraucht wird, an derselben S\u00e4ule, wie die Zange. Von den Klemmen an der Fassung gehen die Dr\u00e4hte nicht sogleich weiter zu anderen Vorrichtungen, sondern um Zerrung zu vermeiden sind sie in gewohnter Art (vgl. S. 165) erst noch um einen Elfenbeinknopf an der H\u00fclse des Armes gewickelt. Um die Rei- [147] zungsr\u00f6hre zum Gebrauch fertig zu machen, wird jetzt noch mittels einer Stopfnadel, die an L\u00e4nge die R\u00f6hre \u00fcbertrifft, ein langer Seidenfaden hindurch gezogen.\nNun wird die R\u00f6hre neben dem Gastroknemius so aufgestellt, dass deren vordere engere M\u00fcndung in Einer H\u00f6he mit der Eintrittsstelle des Nerven liegt, und dass, wenn der sie tragende Arm um die S\u00e4ule gedreht wird, jene M\u00fcndung auf diese Stelle trifft, w\u00e4hrend zugleich die Axe des Rohres mit der des Muskels einen nahezu rechten Winkel macht. Das Ende des Fadens, das zur engen M\u00fcndung heraush\u00e4ngt, wird an\n1 Der senkrechte Durchmesser der Grundfl\u00e4che des Holzkegels hat nat\u00fcrliche Gr\u00f6sse.","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022\t\u00a7. 17. Von der feuchten Reizungsr\u00f6hre.\t213\n<jaS centrale Ende des Nerven gekn\u00fcpft. Mittels des zur hinteren M\u00fcndung heraush\u00e4ngenden Endes des Fadens wird der Nerv in die Bohre gezogen. Er kommt darin, gleich dem Faden, nothwendig innerhalb der Platinringe zu liegen, wie die Figur zeigt, und ber\u00fchrt, falls er nicht gespannt wird, deren innere Fl\u00e4che. In dem Maasse, wie man den Nerven in die Bohre zieht, dreht man sie dem Muskel zu, so dass, wenn der ganze Nerv in der Bohre steckt, die seine Insertion umschliessende engere M\u00fcndung an den Muskel st\u00f6sst und sich in das Bindegewebe der Kniekehle eindr\u00fcckt. Dadurch ist hier ein ausreichender Verschluss gegeben, und wird die hintere weitere M\u00fcndung der Bohre mit einem Kork verschlossen, so ist der Nerv vor Trockniss gesichert, da er ohne merklichen Verlust an Feuchtigkeit den nur etwa 1 \u2022 5ecm betragenden Baum der Bohre bei der gew\u00f6hnlichen Temperatur mit Wasserdampf s\u00e4ttigen kann. Demgem\u00e4ss erh\u00e4lt er sich in der Bohre stundenlang leistungsf\u00e4hig. Soll der Versuch abgebrochen werden, so zieht man den Kork von der hinteren M\u00fcndung, dreht die Bohre von dem Muskel so weit fort, dass ein hinreichend langes St\u00fcck des Fadens heraush\u00e4ngt, um es bequem wieder einem Nerven anzubinden, setzt den Kork wieder auf und schneidet den Faden ab. So ist die Vorrichtung gleich zu neuem Gebrauche fertig.\nDie Vertrocknung, der der Muskel ausgesetzt bleibt, \u00fcbt, wie es scheint, sobald keinen sch\u00e4dlichen Einfluss aus. Erst nach einer Stunde beginnt die Achillessehne, als der d\u00fcnnste davon betroffene Theil, durchscheinend braun zu werden und, wie man an der in \u00a7. XIX beschriebenen Vorrichtung beobachtet, sich zu verk\u00fcrzen.\nHr. Bosenthal hat der Beizungsr\u00f6hre eine Gestalt gegeben, die zwar etwas weniger handlich, den Vortheil gew\u00e4hrt, dass man mit der erregten [148] Strecke wechseln, auch mehrere Strecken gleichzeitig erregen kann. Sie besteht aus einem gestreckt parallelepipedischen Guttapercha-K\u00e4stchen, auf dessen Boden mehrere Elektrodenpaare angebracht sind, und dessen eine kurze Seitenwand dem Muskel zugekehrt wird. Durch einen Sch\u00fctz in dieser Wand wird der Nerv eingef\u00fchrt, und innerhalb des zugedeckten K\u00e4stchens leicht vor Trockniss gesch\u00fctzt.1\n\u25a0\u00a7\u2022 XVHI. Vom Froschwecker, zum Gebrauch bei Versuchen \u25a0 an elektromotorischen Fischen.\nAus der Verbindung des Zuckungstelegraphen mit der feuchten Reizungsr\u00f6hre entsteht der Froschwecker, dessen ich mich bei den\n1 [S. unten Abh. XI. \u00a7. H. Anm.]","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w. '\nVersuchen am Zitterwels bediene.1 Doch tritt dabei an Stelle eine*1 optischen Signals ein akustisches, indem der Gastroknemius, anstatt einer Fahne, einen Hammer hebt, der an eine Glocke schl\u00e4gt (s. Fig. 13^, S. 218). Die Klemmen der Keizungsr\u00f6hre sind mit zwei Zinnplatten verbunden, die an einander gegen\u00fcber liegenden Punkten des Umfange\u00bb der Versuchswanne2 versenkt werden. Von jedem Schlage, den der Fisch ertheilt, welches auch seine Stellung in der Wanne sei, geht bei dieser Anordnung erfahrungsm\u00e4ssig ein hinl\u00e4nglicher Stromzweig durch den.. Nerven, um eine Maximalzuckung, oder nahezu eine solche, auszul\u00f6sen. Man wird so hei jedem Versuch benachrichtigt, ob der Fisch wirklich geschlagen habe, wor\u00fcber man keine Gewissheit hat, wenn im Versuchskreise eine erwartete Wirkung ausbleibt, da man nicht weiss, oh man nicht dem Schlag etwas Unm\u00f6gliches zugemuthet hat. Durch den Froschwecker erf\u00e4hrt man auch, dass der Fisch nicht selten ohne \u00e4ussere Veranlassung schl\u00e4gt, meist wenn er \u00fcber seine Lage in der geringen Wassermasse der Versuchswanne unwillig, sich in heftigen Anstrengungen gegen deren Wand ersch\u00f6pft.\nWenn der Fisch unerm\u00fcdet oder heftig gereizt ist, trifft der Hammer h\u00e4ufig zweimal und \u00f6fter die Glocke. Daraus ist zu schliessen, dass der Fisch mehr als einmal geschlagen hat. Wie oft er aber in der That schlug, l\u00e4sst sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Das Ert\u00f6nen dfer Glocke zeigt nur an, dass die Zusammenziehung rasch eine gewissei Gr\u00f6sse \u00fcber- [149] schreitet und wieder darunter sinkt. Die Gestalt der Dichtigkeitscurve eines Stromes aber, der mehrere solcher Maxima von bestimmter Lage in der Zeit entsprechen, kann nach bekannten Grunds\u00e4tzen eine sehr verschiedene, mit einer gr\u00f6sseren oder geringeren Zahl von Maxima versehene sein. Bei den Versuchen, die ich am Zitterwela mit der im folgenden Paragraphen beschriebenen Vorrichtung anstellte, hat sich freilich ergeben, dass die Zeitverh\u00e4ltnisse, die bei dem Schlag in\u2019s Spiel kommen, von einerlei Ordnung mit denen sind, welche den Verlauf der Zuckung beherrschen. Danach wird es wahrscheinlich, dass mehreren schnell auf einander folgenden Maximalzuckungen ebensoviel* Schl\u00e4ge entsprochen haben. Inzwischen geschieht es, dass man bei sub* jectiver Pr\u00fcfung mehr Maxima des Schlages versp\u00fcrt, als man Glockenschl\u00e4ge am Froschwecker h\u00f6rt, auf dessen Treue in dieser Beziehung also kein Verlass ist.\tft\n1\tMonatsberichte u. s. w. 1858. S. 95. \u2014 Vergl. die Abhandlung \u00fcber de?\nZitterwels im zweiten Bande dieser Sammlung.\t' ,\t_\n2\tEine flach cylindrische Wanne aus Gesundheitsgeschirr von 11\" Durchmesser' und 5\" Tiefe, die so viel Wasser enth\u00e4lt, dass der R\u00fccken des Fisches e en bloss liegt.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 18. Yom Froschwecker bei Versuchen an Zitterfischen.\n215\nManchmal kommt es vor, dass der Hammer zwar die Glocke trifft, aber nicht sobald wieder herabsinkt, sondern secundenlang daran klebt, wobei nat\u00fcrlich der Ton ged\u00e4mpft ausf\u00e4llt. Alsdann ist sicht\u00fcch der \u00ffferv tetanisirt. Von den Umst\u00e4nden des Versuches wird es abh\u00e4ngen, ob man Grund hat, diesen Erfolg der Art zuzuschreiben, wie sich der Fisch entlud, oder darin eine abnorme Eeactionsweise des Pr\u00e4parates auf einen einzelnen Schlag zu sehen, dem unter anderen Verh\u00e4ltnissen eine einfache Zuckung entsprochen h\u00e4tte.\n\u00a7. VTY. Vom Froschunterbrecher, zum Gebrauch bei denselben Versuchen.\nDie erste Schwierigkeit, auf die man bei Untersuchung des Schlages der elektromotorischen Fische st\u00f6sst, nachdem man gelernt hat, ihn in ann\u00e4hernd gleicher Art in den Versuchskreis abzuleiten, besteht darin, dass der Fisch, wie soeben gesagt wurde, auf jede Reizung mit einer unbestimmten Anzahl von Schl\u00e4gen antwortet, wodurch die Wirkungen, die er jedesmal hervorbringt, unvergleichbar werden. Ich will beispielsweise erfahren, in welchem von beiden F\u00e4llen der Fischschlag durch einen in den Versuchskreis eingef\u00fchrten Widerstand mehr geschw\u00e4cht werde, ob bei gr\u00f6sserem, oder bei kleinerem Abstand der Belegungen des dem Fisch aufgesetzten Deckels,1 welche Belegungen die Enden des Versuchskreises dar- [150] stellen. Die Beantwortung dieser Frage setzt vier Versuche voraus, bei denen die elektromotorische Th\u00e4tigkeit des Fisches muss f\u00fcr best\u00e4ndig gelten k\u00f6nnen, damit ein Schluss aus deren Ergebnissen zul\u00e4ssig sei. Sonderbarerweise findet sich diese Schwierigkeit meines Wissens bei keinem fr\u00fcheren Beobachter erw\u00e4hnt. Dagegen ist sie Hm. Eckhard, bei seinen in Triest am Zitterrochen angestellten Versuchen, fast zur n\u00e4mlichen Zeit aufgestossen, wo ich hier, im Herbst 1857, damit zu k\u00e4mpfen begann. Hr. Eckhard hat sie dadurch umgangen, dass er nicht am lebenden Thier, sondern an einem noch im Besitze der Lebenseigenschaften verharrenden Pr\u00e4parat experimentirte, an dem das Organ nur auf Reizung der elektromotorischen Nerven schlug.2 Da ich auf das lebende Thier angewiesen war, musste ich mir anders zu helfen suchen. Es handelte sich darum, ein Mittel zu finden, um den Versuchskreis entweder nach erfolgtem ersten Schlage, oder noch w\u00e4hrend dessen, alsdann aber nach einer, wenigstens f\u00fcr mehrere auf einander\n1\tMonatsberichte u. s. w. 1858. S. 97. 103. 104. \u2014 Vergl. die Abhandlung \u00fcber den Zitterwels im zweiten Bande dieser Sammlung.\n2\tBeitr\u00e4ge zur Anatomie und Physiologie. Bd. I. Giessen 1858. 4\u00b0. S. 166.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216 VIH. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nfolgende Versuche sich gleich bleibenden Frist, zu \u00f6ffnen. Mit den gew\u00f6hnlichen mechanischen Organen war hier nichts auszurichten, denn durch welches Zwischenglied sollte das Aufsetzen des Deckels, welches nicht einmal genau mit dem Anfang des Schlages zusammenf\u00e4llt, verkn\u00fcpft werden mit dem Mechanismus, dem das Absperren des Entladungsvorganges in einem gewissen Augenblick anvertraut w\u00e4re. Dm so n\u00e4her lag es, hier an dasselbe H\u00fclfsmittel zu denken, das sich im Froschwecker so gut bew\u00e4hrt hatte, an das Nervmuskelpr\u00e4parat vom Frosch, welches durch einen verschwindenden Zweig des Fischschlages bis zum Maximum gereizt, in einem kleinen Bruchtheil der Secunde zu jeder hier erforderlichen Leistung bereit ist. Einige Vorversuche an einem selbstverfertigten Modell beruhigten mich \u00fcber den Zweifel, oh nicht der Schlag doch zu fl\u00fcchtig sei, um seiner dergestalt mittels der Zuckung Herr im Versuchskreise zu werden; und so entstand die Fig. 12. Taf. III. perspectivisch abgebildete Vorrichtung,1 die Hr. Sauebwald nach meiner Angabe ausf\u00fchrte.\n[151] Auf einem viereckigen Fussbrett, das auf einem Stift und zwei Stellschrauben ruht, tragen zwei S\u00e4ulen aus Messing ein Tischchen aus demselben Metall empor, indem sie es an seinem hinteren Band unterst\u00fctzen. An seinem vorderen Rande sind auf einem Vorsprung von Kammmasse zwei doppelte Schraubenklemmen h, k, angebracht. Das Tischchen tr\u00e4gt zwei Axenlager, in denen-sich ein Hebel aus Rothguss aa,hpq zwischen st\u00e4hlernen Schraubenspitzen mit Gegenmuttern sehr leicht und sicher dreht.\nIn der Mitte des Hebels, bei h, sind oben und unten Haken, der obere f\u00fcr den Muskel, der untere f\u00fcr eine Wagschale, die durch eine Oeffnung im Tischchen herabh\u00e4ngt. Darauf folgen am Hebel, nach dessen freiem Ende zu, zwei Schrauben, die ihn von oben nach unten durchbohren, und deren Einstellung gleichfalls durch Gegenmuttern gesichert ist. Die erste dieser Schrauben, p, l\u00e4uft unten in einen Platinstift aus, der auf einer Platinplatte ruht, welche durch Kammmasse isolirt in dem Tisch befestigt, aber mit der Klemme k, leitend verbunden ist. Diese Platte heisst die St\u00fctz platte. Die zweite, am Ende des Hebels gelegene Schraube q endet in eine verquickte Kupferspitze, die in ein cylindrisches Quecksilbergef\u00e4ss aus Eisen taucht, welches gleichfalls isolirt in dem Tisch befestigt, und mit der anderen Klemme k leitend verbunden ist. Die Quecksilberkuppe in dem Gef\u00e4ss kann gehoben und gesenkt werden, indem eine eiserne Schraube s, welche fast die ganze Lichtung des Gef\u00e4sses einnimmt, von unten hinein- und herausgeschraubt wird, wie dies Fig. 12\u00ab\n1 Die dem Beschauer n\u00e4chste senkrechte Kante des Messingtischchens hat halbe nat\u00fcrliche Gr\u00f6sse.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 19. Vom Froschunterbrecher bei Versuchen an Zitterfischen.\n217\n^Paf. in. zeigt, worin dieser Theil der Vorrichtung im senkrechten Durchschnitt und im 2/3-Maassstabe besonders dargestellt ist.1\nIn der Mitte der hinteren Wand des Tischchens erhebt sich, abermals iso\u00fcrt, eine senkrechte Messings\u00e4ule, an der sich ein kurzer starker Arni auf und ab schiebt. Eine Nuth an der S\u00e4ule, in die ein Stift an der den Arm tragenden H\u00fclse eingreift, verhindert den Arm, sich zu drehen. An dem Arm befindet sich, durch eine Mikrometerschraube auf und ab stellbar, eine Zange zum Einspannen des Oberschenkelbeins, \u00e4hnlich der am Zuckungstelegraphen (s. oben S. 208). Die Achillessehne kommt beim Einspannen des gew\u00f6hnlichen Pr\u00e4parates in passender H\u00f6he \u00fcber dem Haken h zu schweben, und wird damit durch einen Fleisch-haken und durch ein isolirendes Zwischenst\u00fcck h i aus Schildpatt verkn\u00fcpft.\n[152] Der Schlag wird dem Verven zugef\u00fchrt durch eine feuchte Beizungsr\u00f6hre. Diese wird an einem Kugelscharnier getragen durch einen Stiel, welcher an der Zange mittels der Schraube a befestigt wird, so dass sich die R\u00f6hre mit der Zange in einem St\u00fcck hebt und senkt, mit anderen Worten, dass bei den Bewegungen der Zange zum Einstellen des Muskels die M\u00fcndung der R\u00f6hre am Muskel und der Nerv auf den Platinringen der R\u00f6hre unverr\u00fcckt bleiben.\nF\u00fcr den Fall, dass man den Muskel unmittelbar zu erregen w\u00fcnschte, w\u00fcrde die Klemme bei a statt des Stieles der Reizungsr\u00f6hre den einen Draht aufnehmen, der andere m\u00fcsste d\u00fcnner Multiplicatordraht (s. oben S. 174 Anm.) und am Fleischhaken befestigt sein.\nDer Gebrauch der Vorrichtung im Allgemeinen wird durch Fig. 13 verst\u00e4ndlich, welche das Schema eines Versuches am Zitterwelse giebt. Man erkennt leicht die Versuchs wanne, darin den Fisch mit zwei ihm aufgesetzten, zur Ableitung des Schlages in den Versuchskreis bestimmten Metalls\u00e4tteln. Von diesen S\u00e4tteln f\u00fchren Dr\u00e4hte zu den Klemmen k, k\u201e und der Versuchskreis, der bei B die Spiegelbussole enth\u00e4lt, ist durch das St\u00fcck p q des um a drehbaren Hebels so lange geschlossen, als der Stift bei p die St\u00fctzplatte und die verquickte Spitze bei q das Quecksilber ber\u00fchrt. Ausser dem Fisch mit seinen S\u00e4tteln sieht man in der Wanne die schon beim Froschwecker (s. oben S. 214) erw\u00e4hnten Zinnelektroden -\u00a3> En von deren jeder ein gegabelter Draht ausgeht. Von den beiden Zweigen der Gabelung geht der eine zur Reizungsr\u00f6hre des Froschweckers, dessen Gastroknemius, Hammer und Glocke man in GI} H und F erkennt, der andere zu der des Unterbrechers. Schl\u00e4gt der Fisch, wie er dies 101 Augenblick zu thun pflegt, wo [153] man ihm die S\u00e4ttel aufsetzt, so\n1 Das Messing im Durchschnitt ist von rechts und oben nach links und unten,\nle Kaminmasse ist umgekehrt und dichter schraffirt, das Eisen get\u00fcpfelt.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\ngehen Theile des Schlages, ausreichend um Maximalzuckungen auszul\u00f6sen durch die beiden Reizungsr\u00f6hren. Der Froschwecker schl\u00e4gt an; die Zuckung des Gastroknemius Gn im Unterbrecher aber trennt den Platinstift p von der St\u00fctzplatte und \u00f6ffnet so den Versuchskreis. Sobald die\nFig. 13.\nV__E\nZuckung nachl\u00e4sst, sinkt der Stift wieder herab, und wenn jetzt auch die verquickte Spitze wieder in das Quecksilber tauchte, w\u00fcrde der Kreis wieder geschlossen. Dem wird jedoch vorgebeugt, indem man mittels der Schraube s die Quecksilberkuppe vorher so tief senkt, dass der dure","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 19. Vom Froschunterbrecher hei Versuchen an Zitterfischen. 219\nCapillaranziehung getragene Quecksilberfaden bei der geringsten Hebung der Spitze reisst (Mg. 12 a, Taf. III).\nWie man leicht erkennt, ist nicht allein dieser Kunstgriff der Vorrichtung entlehnt, womit Hr. Helmholtz die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung im Nerven nach dem PouiLLET\u2019schen Verfahren maass, sondern unsere Vorrichtung ist \u00fcberhaupt nichts als eine bequemere und einfachere Gestalt der von ihm angewendeten.1 Der Hebel ersetzt das bei Hrn. Helmholtz sogenannte \u201estromf\u00fchrende Zwischenst\u00fcck\u201c, welches frei am Muskel h\u00e4ngt, und den doppelten Vortheil einer rein senkrechten und ganz ungehinderten Bewegung bietet. Dieser Vortheil ist in unserer Vorrichtung aufgegeben, da der Hebel sich im Kreise bewegt und dies nicht ohne eine gewisse Reibung vermag. Daf\u00fcr ist dessen Handhabung leichter, weil die Pendelschwankungen des Zwischenst\u00fccks und die Unsicherheit seiner Lage auf dem es st\u00fctzenden Querbalken MM (in den HELMHOLTz\u2019schen Figuren 1, 2) fortfallen. Die Abweichung von der Senkrechten bleibt bei der Art, wie die Vorrichtung gebraucht wird, ohne Einfluss. Selbst am Myographion, wo sie die Curven etwas entstellt, wird sie vernachl\u00e4ssigt. Dass die verquickte Spitze verm\u00f6ge ihrer Lage am Hebel einen um ein Drittel l\u00e4ngeren Weg beschreibt, als der Stift, und dieser einen um die H\u00e4lfte l\u00e4ngeren, als der Angriffspunkt des Muskels, sichert einestheils die Zerreissung des Quecksilberfadens, anderen-theils die Oeffnung des Kreises zwischen Stift und St\u00fctzplatte, bei Verk\u00fcrzungen, wo an der urspr\u00fcnglichen Vorrichtung Beides ausgeblieben w\u00e4re. Was die Reibung betrifft, so lehrt die Erfahrung am Myographion, wo zu der Reibung an der Hebelaxe noch zwei andere hinzutreten, dass daraus keine namhafte St\u00f6rung erw\u00e4chst. Unsere [154] Vorrichtung d\u00fcrfte sich daher zur Anstellung von Messungen \u00fcber den zeitlichen Verlauf der Zuckung nach dem PouiLLET\u2019schen Verfahren recht gut eignen, nachdem man sich \u00fcberzeugt h\u00e4tte, dass sie in ihrem gegenw\u00e4rtigen Zustande die hinreichende Stabilit\u00e4t besitzt, oder nachdem man ihr solche durch passende Verst\u00e4rkung ertheilt h\u00e4tte. Auch w\u00fcrde sich leicht noch am Ende des Hebels ein Zeichenstift wie am Myographion anbringen lassen, was Gelegenheit zu manchen wichtigen Versuchen b\u00f6te.\nWie dem auch sei, es ist klar, dass die damals von Hm. Helmholtz ermittelten Grundbestimmungen \u00fcber die bei sich gleichbleibender L\u00e4nge mit der Zeit wachsende Spannung des Muskels auf unsere gegenw\u00e4rtigen Versuche Anwendung finden. Indem man den Muskel mittels der Mikrometerschraube senkt, erreicht man, dass der Hebel durch die Platte gerade in der Stellung unterst\u00fctzt wird, in welcher der Muskel ihn\n1 Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. 1850. S. 276. Taf. VIII.","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\ntr\u00e4gt, wobei also letzterer in den von Hrn. Helmholtz sogenannten Zustand der Belastung ger\u00e4tli. Der Augenblick, wo dieser Zustand ein-tritt, wird mit ausreichender Sch\u00e4rfe daran erkannt, dass bei schnellendem Klopfen mit dem Finger auf die Stiftschraube, wie beim Percutiren zur \u00e4rztlichen Exploration, kein Klirren erfolgt.1 2 Um dies besser zu unterscheiden, m\u00fcssen die Dr\u00e4hte, an denen die Wagschale h\u00e4ngt, an diese gel\u00f6thet sein, weil sie sonst an sich schon beim Klopfen ein Klirren erzeugen. Es ist vortheilhafter, sich dem Zustand der Belastung durch Herablassen des Muskels zu n\u00e4hern, als durch Heben, weil im ersteren Falle der Muskel unter dem Einfluss der Belastung die ihm dabei zukommende L\u00e4nge bereits ann\u00e4hernd angenommen hat, und daher nach erfolgter Einstellung seine Spannung besser beh\u00e4lt, als wenn er fr\u00fcher unbelastet pl\u00f6tzlich der Beckung durch die Belastung ausgesetzt wirdA Der Zustand der Belastung bringt es bekanntlich mit sich, dass die kleinste Zunahme des Muskels an Spannung den Stift von der St\u00fctzplatte hebt. Bei verschwindender Dauer des erregenden Stromes, z. B. wenn dieser ein durch Oeffnen des prim\u00e4ren Kreises erzeugter Inductions-sclilag war, erfolgt nach Hm. Helmholtz eine merkliche Zunahme an Spannung erst nach Ablauf zweier Zeitr\u00e4ume. Der erste Zeitraum ist der, w\u00e4hrend dessen [155] die Beizung von der gereizten Stelle des Kernen zum Muskel gel\u00e4ngt. Er w\u00e4chst im Allgemeinen mit der Entfernung zwischen dem Muskel und, sofern es sich nicht um Oeffnungs-zuckung handelt, der katelektrotonisirten Xervenstrecke,3 und mit sinkender Temperatur. Der obere Band des unteren Platinringes der Beizungsr\u00f6hre hegt etwa 27mm vom Muskel. Kach den Helmhot,Tz\u2019schen Bestimmungen wird daher bei mittlerer Temperatur dieser Zeitraum in unseren Versuchen bestenfalls, d. h. wenn der Strom absteigt, nicht unter 1/980 Secunde betragen k\u00f6nnen. Der zweite Zeitraum ist das Stadium der latenten Beizung, welches \u00fcber die Vorbereitungen f\u00fcr die Zusammenziehung im Muskel selber hingeht und sich auf nahe Vioo Secunde bel\u00e4uft. Die Summe dieser beiden Zeitr\u00e4ume, etwa 1/93 Secunde, w\u00fcrde die kleinste Dauer sein, die wir dem Strom in einem den Froschunterbrecher enthaltenden Kreise ertheilen k\u00f6nnten, wenn in demselben\n1\tVergl. Helmholtz in Poggendobef\u2019s Annalen u. s. w. 1851. Bd. LXXXIIh S. 517.\n2\tVergl. Helmholtz im Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. a. a. 0. S. 312.\n3\tVergl. A. v. Bezold, Allgemeine Medicinische Central-Zeitung, 26. M\u00e4rz\n1859.\tSt. 25; \u2014 Derselbe in den Monatsberichten der Akademie, 29. November\n1860.\tS. 742; \u2014 in Moleschott\u2019s Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Thiere. 1860. Bd. VIL S. 587; \u2014 Derselbe, Untersuchungen \u00fcber die electrische Erregung der Nerven und Muskeln. Leipzig 1861. S. 287. 303. 304.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 19. Vom Froschunterbrecher bei Versuchen an Zitterfischen.\n221\nAugenblick, wo der Strom zu kreisen beginnt, eine Zuckung durch einen Strom von verschwindender Dauer ausgel\u00f6st w\u00fcrde. Dagegen sind wir im Stande, diese Dauer betr\u00e4chtlich zu verl\u00e4ngern, dadurch, dass wir, nachdem der Muskel in der angegebenen Weise belastet worden, auf die Wagschale Gewichte, als Ueberlastun g in dem von Hrn. Helmholtz gebrauchten Sinne, legen. Zu den beiden ersten Zeitr\u00e4umen tritt dann ein dritter hinzu, der im Allgemeinen mit der Ueberlastung w\u00e4chst, und sich mindestens bis auf das Dreifache der Summe jener ausdehnen kann, so dass die ganze Dauer des Vorganges vom Augenblick der Reizung an, bis die Spannung des Muskels der Summe der Belastung und Ueberlastung' gleich geworden ist, etwa 0\"-04 betr\u00e4gt.\nWie p\u00fcnktlich der Unterbrecher sein Gesch\u00e4ft versieht, oder wie gleich die Zeiten ausfallen, die er unter sonst gleichen Umst\u00e4nden vom Augenblick der Reizung bis zum Heben des Stiftes jedesmal verstreichen l\u00e4sst, ist leicht zu pr\u00fcfen, indem man wiederholt den Ausschlag beobachtet, den ein w\u00e4hrend jener Zeit kreisender best\u00e4ndiger Strom an der Bussole erzeugt. Wir k\u00f6nnten uns hier an Hm. Helmholtz\u2019 Versuche zur Bestimmung der Geschwindigkeit der Reizung halten, in denen zwei solche Reihen, [156] die von verschiedenen Nervenstellen aus gewonnen sind, mit einander verglichen werden. Diese Reihen, die in seinen Tabellen je eine Vertical-Columne einnehmen, lassen eine v\u00f6llig ausreichende Best\u00e4ndigkeit der Wirkungen von jeder Nervenstelle aus erkennen. Wir d\u00fcrfen uns aber nicht hierbei beruhigen, \u00e4uch abgesehen davon, dass es rathsam erscheint, die neue Vorrichtung vor dem Gebrauch auf irgend eine solche Probe zu stellen. Hr. Helmholtz liess, wie sein Zweck es mit sich brachte, seine Versuche ei\u00fcander unstreitig so schnell folgen, wie gewisse Umst\u00e4nde es erlaubten;1 und er hatte keinen Anlass, sie l\u00e4nger fortzusetzen als n\u00f6thig, um daraus auf die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung zu schliessen. Soll dagegen der Froschunterbrecher den von uns verlangten Dienst leisten, so muss er mindestens anderthalb Stunden lang gleichm\u00e4ssig arbeiten, w\u00e4hrend welcher man allerdings nur etwa alle zehn Minuten einen Versuch anstellt: weil dies die Art ist, wie man die Versuche am Zitterwels leitet, um das Thier nicht zu sehr zu erm\u00fcden.\nEs bedurfte also hier noch einer Pr\u00fcfung, zu der ich folgender-niaassen schritt. Ich brachte in einen Kreis 1. eine GnovE\u2019sche Kette, uni den zeitmessenden Strom zu liefern; 2. die Spiegelbussole mit 53 Windungen in 15mm Abstand vom Spiegel; 3. den Froschunterbrecher; 4- den von Hm. Pfl\u00fcger in die Elektrophysiologie eingef\u00fchrten Fall-\n1 Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. A. a. 0. S. 312. 313.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nhammer mit elektromagnetischer Ausl\u00f6sung, um den Kreis durch Eintauchen einer Platinspitze in Quecksilber zu schliessen;1 2 5. einen so ansehnlichen Widerstand, dass die im Kreise befindlichen ver\u00e4nderlichen Widerst\u00e4nde, wie der zwischen Stift und St\u00fctzplatte, der der Quecksilber-gef\u00e4sse am Unterbrecher und Hammer, dagegen verschwanden (s. oben S. 172); endlich 6. ein Kheochord, wodurch vom zeitmessenden Strom ein Zweig von angemessener St\u00e4rke zur Reizungsr\u00f6hre des Unterbrechers abgeleitet wurde. Dieser Stromzweig erhielt im Nerven die absteigende Richtung. Im Kreise der elektromagnetisirenden Rollen des Hammers befand sich ein Daniell nebst einem Stromwender zum Pallenlassen des Hammers durch Umkehren des Stromes. Nachdem bei [157] 100mm Entfernung des Multiplicatorgewindes der Bussole vom Spiegel die St\u00e4rke des zeitmessenden Stromes (I) war bestimmt worden, um sich am Schluss der Yersuchsreihe seiner Best\u00e4ndigkeit versichern zu k\u00f6nnen, wurde alle zehn Minuten durch Umlegen der Wippe des Stromwenders der Hammer fallen gelassen und eine Schliessungszuckung ausgel\u00f6st, welche den Kreis, durch dessen Schliessung sie entstand, sogleich wieder \u00f6ffnete. Das Multiplicatorgewinde war dabei dem Spiegel wieder so nahe gebracht, dass ein Ausschlag von angemessener Gr\u00f6sse erfolgte. Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse, die ich so an verschiedenen Pr\u00e4paraten bei verschiedenen Ueberlastungen erhielt. Eine Yersuchsreihe ohne Ueber-lastung fehlt, da ich, wie schon Hr. Helmholtz,3 fand, dass dabei auf keine Regelm\u00e4ssigkeit zu rechnen sei. Die Zahlen der Tabelle sind unmittelbar abgelesene, den Zeiten proportionale Ausschl\u00e4ge. Die der einen Reihe sind aus verschiedenen Gr\u00fcnden nicht vergleichbar mit denen der anderen, weshalb die Ausschl\u00e4ge nicht regelm\u00e4ssig mit den Ueberlastungen wachsen.3 [158]\n1\tDas Spritzen des Quecksilbers, welches Hrn. Pel\u00fcgeb zwang, das Queck-silbergef\u00e4ss auf eine andere Unterlage zu stellen, als den Hammer (Untersuchungen \u00fcber die Physiologie der Electrotonus. Berlin 1859. S. 114. 115), wird vermieden, wenn man das Grundbrett der Vorrichtung an der Stelle, wo der Hammer es trifft, unterst\u00fctzt, so dass es nicht federt.\n2\tArchiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. A. a. 0. S. 314.\n3\tBringt man an Stelle der Bussole das Vertical-Galvanoskop von Siemens und Halske und an Stelle des Pallhammers einen Schl\u00fcssel, und verst\u00e4rkt man geh\u00f6rig den zeitmessenden Strom, so gelingt es leicht mittels der beschriebenen Anordnung in der Vorlesung die Grundlage der HELMHOLTz\u2019schen Versuche vorzuf\u00fchren. Beim Schliessen des Kreises mittels des Schl\u00fcssels erfolgt auch ohne Ueberlastung ein kleiner Ausschlag, der von dem Stadium der latenten Reizung herr\u00fchrt; beim Auflegen wachsender Ueberlastungen erh\u00e4lt man immer gr\u00f6ssere Ausschl\u00e4ge. Es ist kein Grund da, weshalb man nicht mit H\u00fclfe der Spiegel\" bussole, bei Anwendung des von mir beschriebenen Verfahrens, um deren Ab-","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"TT et erlastungen \\\n\u00a7.19. Vom Froschunterbrecher bei Versuchen an Zitterfischen.\n223\nten.\t0\t10\t20\t30\t40\t50\t60\t70\t80\t90\t100\t110\t120\tI\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tvorher\tnachher\n5\t30-0\t29-6\t29-0\t27-0\t27-3\t26-8\t26-9\t25-8\t24-0\t26-7\t26-6\t26-0\t26-0\t118-2\t116-0\n50\t63-6\t66-2\t65-2\t64-4\t65-6\t63-5\t62-2\t63-4\t62-9\t63-0\t64-4\t62-6\t64-0\t191-3\t189-7\n100\t58-0\t56-7\t56-0\t56-5\t55-0\t54-6\t55-3\t55-8\t56-4\t56-7\t56-8\t59-5\t60-3\t191-4\t193-2\n150\t57-0\t56-7\t57-2\t57-3\t58-5\t56-5\t56-8\t54-8\t56-4\t57-7\t58-0\t58-8\t57-3\t185-3\t182-8\nUeber zwei Stunden hinaus wuchsen die Ausschl\u00e4ge rasch, und bei den h\u00f6heren Ueberlastungen wurde bald der Hebel nicht mehr hoch genug gehoben, um den Quecksilberfaden zu zerreissen.* 1\nBei der Betrachtung der obigen Zahlenreihen springt zun\u00e4chst das\nlenkungen Mehreren zugleich sichtbar 'zu machen (s. oben S. 152), dun Zeitverlust im Nerven gleichfalls zur Anschauung sollte bringen k\u00f6nnen. Hr. Czekmak hat k\u00fcrzlich zu diesem Zweck sein Myochronoskop beschrieben (Allgemeine medicinische Central-Zeitung, 5. Juni 1861. XXX. Jahrgang. St. 45. S. 354; \u2014 Sitzungsberichte der Wiener Akademie, 4. Juli 1861. Bd. XLIV. S. 231; \u2014 Moleschott\u2019s Untersuchungen zur Natur des Menschen und der Thiere. 1862. Bd. VIII. S. 478). So sinnreich dies ist, so scheint es mir f\u00fcr den Vortrag den Nachtheil zu haben, dass seine Wirkungsweise schwerer zu erkl\u00e4ren ist, als was es erl\u00e4utern soll. Bedenklich ist auch, dass, w\u00e4hrend Hr. Helmholtz, worin ich ihm beistimme (s. oben), es unm\u00f6glich fand, ohne Ueberlastung regelm\u00e4ssige Ausschl\u00e4ge von der n\u00e4mlichen Nervenstelle aus zu erhalten, und deshalb nie einen Zeitmessungsversuch ohne Ueberlastung anstellte, am Myochronoskop nicht nur keine Einrichtung zum Ueber-lasten vorhanden ist, sondern auch in der Beschreibung der damit angestellten Versuche der Hinweis auf die ungemeine Sorgfalt fehlt, womit das Einstellen auf Belastung alsdann geschehen musste, sollte es nicht v\u00f6llig dem Zufall \u00fcberlassen bleiben, welcher der beiden Muskeln zuerst den Kreis \u00f6ffnete. (Nachtr\u00e4gliche Anmerkung [1862].)\n1 Beim Herabsinken des Stiftes auf die St\u00fctzplatte wird alsdann der Kreis wieder geschlossen, was eine neue Zuckung zur Folge hat, ein Vorgang, der sich so oft erneuert, als die Erregbarkeit des Pr\u00e4parates es zul\u00e4sst. Am frischen Pr\u00e4parat und bei kleiner Ueberlastung kann man dasselbe bewirken, indem man die Quecksilberkuppe so hoch schraubt, dass die Spitze beim Herabsinken wieder eintaucht. Dies ist die ausgebildetste Form jenes elektrischen Froschschenkel-Tanzes, den schon Dalvani in seinem Commentar mit ungleichartigen Metallen (De Viribus Electri-\u00abitatis in Motu musculari Commentarius etc.\tMutinae 1792.\t4\u00b0. p.\t19;\t\u2014 Ueber-\nsetzt von Joh. Mayee u. s. w. Prag 1793.\tS. 39; \u2014 Op\u00e9r\u00e9 \u00e9dit\u00e9\ted\tinedite ec.\nologna 1841. 4\u00b0. p. 82), im'Trattato dell\u2019 Uso aber sogar mit dem Muskelstrom ^schrieben hat (Trattato delT Uso e dell\u2019 Attivit\u00e0 delT Arco\tconduttore\tnelle Con-\nD'azioni dei Muscoli. Bologna 1794. p. 83; \u2014\tOp\u00e9r\u00e9 \u00e9dit\u00e9 ed\tinedite\tec.\tp. 210). \u2014\n\u00bbgl. meine Untersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 63. \u2014 Hr. Czermak hat unl\u00e4ngst lese Erscheinung als neu beschrieben (Sitzungsberichte der Wiener Akademie,\n\u2022\tJuli 1861. Bd. XLIV. S. 239; \u2014 Moleschott\u2019s Untersuchungen u. s. w. Bd. VIH.\n\u2022\t487. (Nachtr\u00e4gliche Anmerkung [1862].)","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224 VIII. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nGesetz in die Augen, dass die Ausschl\u00e4ge, oder die ihnen proportionalen Schliessungszeiten, zuerst ab- und dann wieder zunehmen. Die Er\u00f6rterung dieses Umstandes wird besser in eine Anmerkung verwiesen,1 da [159J\n1 Eine Spur desselben Verhaltens l\u00e4sst sich, wie ich finde, in den Helm-HOLTz\u2019schen Versuchsreihen entdecken. Einmal in der Reihe I. (a. a. O. S. 303), in der zwar mit den Ueberlastungen gewechselt, dieselbe Ueberlastung aber in ziemlich weitem Zeitabstande dreimal nach einander aufgelegt wurde. Der mittlere Ausschlag ist der kleinste. Zweitens in einigen der Reihen, in denen, zur Bestimmung der Geschwindigkeit der Reizung, bei gleicher Ueberlastung bald von einer n\u00e4heren, bald von einer entfernteren Stelle aus gereizt wurde. Diese Art Reihen kommt, wie bemerkt, ganz mit den unsrigen \u00fcberein, bis auf das Wechseln mit der gereizten Stelle des Nerven, und bis auf die Zeiten, die zwischen den einzelnen Versuchen verflossen. Demgem\u00e4ss sieht man in Hrn. Helmholtz' Reihe X. B und XI. A (S. 342. 343) die Ausschl\u00e4ge in derselben Vertical-Columne, die von der n\u00e4mlichen Nervenstelle aus erfolgt sind, gleichfalls zuerst ab- und dann wieder zunehmen.\nDie sich zuletzt einstellende Zunahme r\u00fchrt von der Abnahme der Leistungsf\u00e4higkeit her, in Folge welcher dieselbe Spannung sp\u00e4ter eintritt, als auf fr\u00fcheren Stufen der Erregbarkeit. Es fragt sich aber, woher die zuerst beobachtete Abnahme der Ausschl\u00e4ge stamme.\nSie k\u00f6nnte erstens kommen von einem Sinken der St\u00e4rke des zeitmessenden Stromes, dessen Einfluss sp\u00e4ter durch die Abnahme der Leistungsf\u00e4higkeit \u00fcberwogen w\u00fcrde. Die Tabelle lehrt jedoch, dass die Abnahme der Stromst\u00e4rke selbst nach zwei Stunden nicht ausreicht, die Abnahme des Ausschlages nach einer Stunde zu erkl\u00e4ren. In einem Falle (dem mit 100 \u00bbr Ueberlastung) war sogar die St\u00e4rke des zeitmessenden Stromes nach zwei Stunden etwas gr\u00f6sser als anfangs, w\u00e4hrend , die Ausschl\u00e4ge das n\u00e4mliche Gesetz zeigten.\nEtwa w\u00e4hrend der ersten H\u00e4lfte jeder Versuchsreihe muss man von Versuch zu Versuch den Muskel etwas heben, um die richtige Einstellung des Stiftes auf der St\u00fctzplatte zu bewirken. Hingegen w\u00e4hrend der zweiten H\u00e4lfte muss man, um dasselbe zu erreichen, den Muskel etwas senken. Das Erste r\u00fchrt daher, dass der Muskel durch die dauernde Belastung gedehnt wird und an Spannung verliert, das. Zweite vom Austrocknen der Sehne (s. oben &. 213). Diese Ver\u00e4nderungen schreiten auch w\u00e4hrend des Zeitraumes fort, der zwischen dem erneuten Einstellen des Stiftes auf der St\u00fctzplatte, welches jedem Versuch vorhergeht, und dem Versuch selber verfliesst, und wie klein sie auch w\u00e4hrend dieses Zeitraumes ausfallen m\u00f6gen, so m\u00fcssen sie doch dahin wirken, die Dehnung, einen Theil der Belastung in Ueberlastung zu verwandeln, und so die Schliessungszeit zu vergr\u00f6ssern (HelmholMr a. a. O. S. 312), die Verk\u00fcrzung, diese Zeit zu verkleinern. Von diesen beiden Wirkungen n\u00e4hert sich die erste von Anfang an einer Grenze; die zweite hingegen , kann erst in Wirksamkeit treten, nachdem die der Sehne oberfl\u00e4chlich anhaftende Fl\u00fcssigkeifsschicht verdunstet ist. Es nimmt also von Anfang an eine Wirkung welche die Schliessungszeiten zu verl\u00e4ngern, und es entwickelt sich mit der Ze eine Wirkung', welche jene Zeiten abzuk\u00fcrzen strebt. Man k\u00f6nnte daran denken, hieraus die Abnahme der Ausschl\u00e4ge zu erkl\u00e4ren. Sie w\u00fcrde nur w\u00e4hrend ersten Versuchsh\u00e4lfte bemerkbar werden, weil w\u00e4hrend der zweiten H\u00e4lfte die Z n\u00e4hme wegen sinkender Leistungsf\u00e4higkeit die Oberhand erhielte. In Hrn. fl\u00ae1'*1","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 19. Vom Froschunterbrecher hei Versuchen an Zitterfischen. 225\nsie uns Mer zu weit f\u00fchren w\u00fcrde. Sieht man ab von einigen aus der Ordnung fallenden Zahlen, welche wohl nur EinstellungsfeMem zuzuschreiben [160] sind, so ergiebt sich, dass der Froschunterbrecher volle zvvei Stunden lang mit einer f\u00fcr unsere Zwecke gen\u00fcgenden P\u00fcnktlichkeit die Aufgabe erf\u00fcllt, einen Kreis nach einer durch die Ueberlastung bemessenen Frist zu \u00f6ffnen.\nDemn\u00e4chst w\u00e4re zu zeigen, welchen Einfluss das Einschalten des Froschunterbrechers in den Yersuchskreis des Zitterwelses \u00fcbt. Es ist indess meine Absicht nicht, Mer ausf\u00fchrlich darauf einzugehen. Das allgemeine Ergebmss dieser Versuche habe ich schon anderswo mitgetheilt.1 Gem\u00e4ss dem oben S. 214 Gesagten, besteht es darin, dass keineswegs der Zitterwelsschlag zu fl\u00fcchtig ist, um inittels der Zuckung seinen Eintritt in eine strompr\u00fcfende Vorrichtung zu regeln; dass vielmehr die Dauer des Schlages mit der der Zusammenziehung von einerlei Ordnung ist; und dass man so mittels des Froschunterbrechers nicht allein bei wiederholtem ScMagen des Fisches den sp\u00e4teren ScM\u00e4gen den Weg. versperren kann, sondern es sogar in seiner Gewalt hat, vom ersten Schlage nur einen im Allgemeinen mit der Ueberlastung wachsenden Bruchtheil durchzulassen. Man kann auch umgekehrt so verfahren, dass man das St\u00fcck p q des Hebeln zu einer Nebenleitung zum Versuchskreise macht, welche durch die Zuckung ge\u00f6ffnet wird. Alsdann werden die Aus-\nholtz\u2019 Versuchen war indess der Muskel, wenn auch nicht so vollkommen wie der Nerv, vor der Trockniss gesch\u00fctzt, und in einem von mir angestellten Controlversuch, wo er ganz ebenso gesch\u00fctzt war, erfolgte die Abnahme der Ausschl\u00e4ge wie sonst. Von der Trockniss also, als Ursache dieser Abnahme, ist jedenfalls abzusehen. Was die Dehnung betrifft, so ist nicht wohl denkbar, dass ihr Einfluss gross genug ausfalle, in Erw\u00e4gung, dass es sich dabei nur um Unterschiede einer sehr kleinen und langsamen abnehmenden Gr\u00f6sse handeln w\u00fcrde.\nMit Erkl\u00e4rungsgr\u00fcnden dieser Art d\u00fcrfte hier nichts auszurichten sein. Dagegen m\u00f6chte Folgendes in Betracht kommen. Hr. Hermann Munk hat k\u00fcrzlich gezeigt, dass das Erregungsmaximum des Nerven, gemessen durch die gr\u00f6sste, nach augenblicklicher Beizung erreichte Zuckungsh\u00f6he, in der ersten Zeit nach der Zurichtung sehr rasch betr\u00e4chtlich ansteigt, um dann erst langsamer zu sinken. (Archiv f\u00fcr. Anatomie u. s. w. 1860. S. 810. 814. 815). Einem \u00e4hnlichen Gesetze folgen gleichzeitig s\u00e4mmtliche Ordinaten der Curve der Erhebungsh\u00f6hen, also auch die der Curve der Spannungen bei gleicher L\u00e4nge. Dann ist klar, dass eine gewisse Zeit nach der Zurichtung die gleiche Spannung schneller nach der Beizung euitreten werde, als fr\u00fcher und als sp\u00e4ter, mit anderen Worten, dass, wie wir es fanden, die Schliessungszeiten ein Minimum haben m\u00fcssen. (Hr. Munk ist seitdem. z]i der Ueberzeugung gelangt, dass das Ansteigen des Erregungsmaximums von einer Temperaturerh\u00f6hung des Pr\u00e4parates abh\u00e4nge. A. a. 0. 1861. S. 425 ff.; \u2014 l8\u00ae2. 8. 1 ff. (Nachtr\u00e4glicher Zusatz [1862].)\n1 Monatsberichte u. s. w. 1858. S. 96. 102. \u2014 Vergl. die Abhandlung \u00fcber le Zitterwelse im zweiten Bande dieser Sammlung.\ndu Bois-Reymond, Ges. Abh. I.\n15","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226 TOI. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen u. s. w.\nschlage um so kleiner, je h\u00f6her die Feberlastungen. Man kann also dergestalt mittels der Zuckung beliebige St\u00fccke vom Anfang oder vom Ende der Entladung gleichsam abschneiden, und nur den Rest zur Wirkung im Yersuchskreise zulassen.\nMan k\u00f6nnte, heim ersten Blick, an diese Versuche die Hoffnung auf noch viel weiter gehende Erfolge kn\u00fcpfen. Die Dauer der Zuckung eines Frosehgastroknemius, die Zeit, deren ein solcher nach der Reizung bedarf, um eine bestimmte Spannung zu erlangen, ist gleichsam eine Constante der Natur. Warum sollte man nicht, wenn einmal die zum Erlangen einer bestimmten Spannung n\u00f6thige Zeit bekannt ist, daraus, dass der Muskel diese Spannung erlangt hat, umgekehrt schliessen, dass jene Zeit verflossen sei? [161] Es scheint, als b\u00f6te sich so in passend geleiteten Versuchsreihen am Froschunterbrecher ein Mittel dar, mit H\u00fclfe der HELMHOLTz\u2019schen Curve der Spannungen bei gleicher L\u00e4nge,1 die Dauer des Zitterwelsschlages wahrhaft zu messen, und dessen zeitlichen Verlauf wenigstens ungef\u00e4hr anzugeben.\nInzwischen lauern in diesen Bestimmungen noch mehrere Fnbe-kannte, die einen so raschen Fortschritt vorl\u00e4ufig untersagen.\nEin erster Fmstand, der einen solchen Gebrauch der HELMHOLTz\u2019schen Zahlen unm\u00f6glich macht, ist der Einfluss der Gr\u00f6sse des Muskels auf die Curve der Spannungen. Die folgende Tabelle giebt einen Begriff von diesem Einfluss, den Hr. Helmholtz zu ber\u00fccksichtigen keinen Grund hatte. Sie zeigt das Ergebniss von Versuchen, welche ganz wie die oben S. 222 beschriebenen mit Gastroknemien von verschiedener L\u00e4nge angestellt wurden. Die Zahlen sind das abgerundete Mittel dreier Versuche, zwischen denen drei Minuten verflossen.\nFeberlastung 100 ^\nL\u00e4nge in MM. \u25a0\t19\t22\t26\t33\t35\nAusschl\u00e4ge in Sc.\t72\t60\t68\t64\t52\nWie zu erwarten war, f\u00e4llt die Schliessungszeit bei gleicher Feber-lastung im Allgemeinen um so kleiner aus, je gr\u00f6sser der Muskel; doch nimmt, sie langsamer ab, als im umgekehrten Verh\u00e4ltniss der Gr\u00f6sse.\nMau sieht zweitens, an dem Beispiel des 22mm langen Muskels, dass ausser der Gr\u00f6sse des Muskels auch noch dessen Leistungsf\u00e4higkeit in\u2019s Spiel kommt, und gelegentlich den Einfluss der Gr\u00f6sse \u00fcberwiegt.\nDrittens aber, und haupts\u00e4chlich, setzt der Gebrauch der Zuckung zu Zeitmessungen in der angedeuteten Art eine gleichm\u00e4ssige Reizung des Nerven voraus. In Hm. Helmholtz\u2019 Versuchen geschah diese stets mittels eines Oeffnungsinductionsschlages von verschwindender Dauer\n1 A. a. O. Taf. VIII. Fig. 4. \u2014 Vergl. dazu S. 306\u2014309.","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 19. Vom Froschunterbrecher bei Versuchen an Zitterfischen. 227\nseiner reizenden Tlieile. In den Fischversuchen dagegen geschieht die Beizung durch einen Zweigstrom, der auf sehr verschiedene Weise dem Tlieil des Schlages entlehnt wird, welcher durch das Wasser der Versuchswanne geht. Insofern der Reiz dabei stets ein Maximalreiz bleibt, kommt darauf weniger an, [162] dass er oberhalb des Maximums bald gr\u00f6sser, bald kleiner ausf\u00e4llt. Was dagegen sehr in Betracht kommt, ist, dass der Reiz in unserem Falle keine zu vernachl\u00e4ssigende, ja nicht einmal eine best\u00e4ndige Dauer hat. Man kann ihn n\u00e4mlich offenbar als einen an Dauer die Schliessungszeit \u00fcbertreffenden Maximalreiz auffassen; da die sp\u00e4teren Stadien des Vorganges ohne'Bedeutung f\u00fcr die Schliessungszeit sind, also gleichsam als w\u00fcrde der Nerv w\u00e4hrend der ganzen Schliessungszeit, sie sei kurz oder lang, mittels einer stetigen, sehr ausgiebigen Stromschwankung bis zum Maximum tetanisirt. Die Schliessungszeit f\u00fcr eine bestimmte Ueberlastung wird, alles fiebrige gleich gesetzt, in den Fischversuchen also kleiner sein, als in den Helm-HOLTz\u2019schen oder in den oben S. 222 von uns angestellten Versuchen, und die Schliessungszeiten und Ueberlastungen werden dort durch eine andere und mehr verwickelte Beziehung verkn\u00fcpft sein, als hier. Unter diesen Umst\u00e4nden ist es klar, dass, um aus den Versuchen am Froschunterbrecher auf Verlauf und Dauer des Zitterwelsschlages weitere Schl\u00fcsse zu ziehen, zuerst noch Messungen der Zeit anzustellen w\u00e4ren, die beim Tetanisiren in obiger Art zwischen Beginn der Reizung und lieben der Ueberlastung verfliesst.\nBei alledem bleibt noch die M\u00f6glichkeit zu erw\u00e4gen, wodurch auch diese Auskunft entwerthet w\u00fcrde, dass es sich am Zitterwels nicht immer um einen Maximalreiz handele, und dass auch noch so der wechselnde Verlauf des Schlages von Einfluss auf die Schliessungszeit werde.1\n1 [Der Froschunterbrecher hat sich noch in anderen Versuchen, als solcher an Zitterfischen, n\u00fctzlich gezeigt. Indem Hr. Rosenthal zwischen 1c und k, ein elektromagnetisches L\u00e4utewerk einschaltete, welches jede Oeffnung des Kreises mit einem Glockenschlage beantwortet, bef\u00e4higte er den Unterbrecher, so kleine Verk\u00fcrzungen von Muskeln anzugeben, dass sie anders nicht wohl zu bemerken w\u00e4ren. U dieser Form diente ihm der Unterbrecher zur Bestimmung der Kraft von Froschmuskeln (Comptes rendus etc. 1867. t. LXIV. p. 1113); auch erlaubt er bequem den HERMANN\u2019schen Versuch zu wiederholen, in welchem trotz wachsender Belastung (im HELMHOLTz\u2019schen Sinne) stets fast dieselbe Stromst\u00e4rke minimale Zuckung ausl\u00f6st (Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. 1861. S. 369).]\n15*","page":227},{"file":"p0398s0003tablei.txt","language":"de","ocr_de":"F. du Bois \u2014 HeyTTLOTid, Bes. Abh. I.\nTaf.l.\nFig i. _ 0. 66.\nFig-, 6._0. 5.\nE. d.B-d. CfCiL-.\nLeipydg, Verlag von Veit u. Comp.\nP. Kadeder gest.","page":0},{"file":"p0398s0004tableii.txt","language":"de","ocr_de":"E. dw Bois - Reymond, (res. Ab7i. I. b\nTeuf. JT.\nFi#. 8. _ 0.5.\nFi#. 17. _ / o.\n^\u2014!\u2014\u2014-\t\t\t\n\te%\t\t\n\t\t\t^sf\n\t\t''-J\t^\u2014\u2014t--\t\nFi#. 8 cu.-0.66.\n-S\nFi#. 7cu.\nO. 3.\nFi#. 7b.\nF d. B - R, you.\nLeipzig, Verlag 'von. Veit u. Comp.\nP. Karierter crest.","page":0},{"file":"p0398s0005tableiii.txt","language":"de","ocr_de":"Tfj. du Boie - Reymond, (res. Ahn\nTtuf.IH.\nFiy. 12 (u.O. 66\\\nFd.\u00dfB.y-^.\nLei.py.zy, Verlag von Veit u. Comp.\nKcuLedcr greet.","page":0}],"identifier":"lit29130","issued":"1875 ","language":"de","pages":"145-227","startpages":"145","title":"Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen zu elektrophysiologischen Zwecken (Abhandlungen der K\u00f6niglich-Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1862, S. 75)","type":"Book Section","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:30:28.459257+00:00"}