Open Access
{"created":"2022-01-31T15:31:56.444592+00:00","id":"lit29135","links":{},"metadata":{"alternative":"Gesammelte Abhandlungen zur allgemeinen Muskel-und Nervenphysik, ErsterBand","contributors":[{"name":"Du Bois-Reymond, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Gesammelte Abhandlungen zur allgemeinen Muskel-und Nervenphysik, ErsterBand, 1-12. Leipzig: Veit & Co.","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"I.\nUeber Polarisation an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte.\n(Gelesen in der Gesammtsitzung der K\u00f6nigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 17. Juli 1856.)1\nAn der Grenze von Metallen und Elektrolyten erzeugt der elektrische Strom bekanntlich die zuerst von J. W. Ritter beobachtete elektromotorische Gegenkraft, deren Ursprung Yolta sofort richtig in der elektromotorischen R\u00fcckwirkung der ausgeschiedenen Zersetzungsstoffe suchte. An der Grenze verschiedener Metalle tritt nach Peltieb\u2019s Entdeckung gleichfalls, wenn auch auf sehr verschiedenem Wege entsprungen, eine elektromotorische Gegenkraft auf. An der Grenze verschiedener Elektrolyte dagegen fehlte es bisher an einer entsprechenden Wahrnehmung. Durch die folgenden Beobachtungen wird diese L\u00fccke ausgef\u00fcllt.\nUm diese neue Art von Polarisation nachzuweisen, bedarf es sehr kr\u00e4ftiger elektromotorischer und h\u00f6chst empfindlicher strompr\u00fcfender Vorrichtungen. Ich bediente mich einer S\u00e4ule aus dreissig GnovE\u2019schen Gliedern der kleineren in meinen \u2018Untersuchungen\u20192 beschriebenen Art, und meines Multiplicators von 24160 Windungen.\nDas allgemeine Princip der Beobachtung ist das n\u00e4mliche, welches f\u00fcr die RiTTEE\u2019sche und die oben bezeichnete Peltier'scIic Polarisation gilt, und darin besteht, dass der die polarisirbare Reihenfolge von Leitern enthaltende Kettentheil A erst eine gewisse Zeit hindurch einen Tlieil des S\u00e4ulenkreises bildet, dann aber, nach einer Zwischenzeit, die man gew\u00f6hnlich m\u00f6glichst abzuk\u00fcrzen strebt, zu einem Theile des Multiplicatorkreises gemacht wird. Hierzu reicht aus, dass, w\u00e4hrend der dem S\u00e4ulen-\n1\tMonatsberichte der Akademie. 1856. S. 395. \u2014 Auch abgedruckt in Mole-schott\u2019s Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Thiere. 1858. Bd. IV. S. 144.\n2\tBd. I. S. 446.\nE. d u B o is-Reymon d, Ges. Abb. I.\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nI. Ueber Polarisation\nund deni Multiplicatorkreise gemeinsame Kettentheil A mit der S\u00e4ule verbunden ist, der Multiplicatorkreis [396] an einer Stelle a ge\u00f6ffnet werde, wenn aber A am Multiplicator auf secund\u00e4r-elektromotorische Wirkung1 gepr\u00fcft wird, die L\u00fccke a geschlossen werde, unmittelbar nachdem der S\u00e4ulenkreis an einer Stelle \u00df ge\u00f6ffnet wurde. Bei Anwendung so kr\u00e4ftiger S\u00e4ulen indess und so empfindlicher Multiplicatoren, wie wir ihrer bed\u00fcrfen, gen\u00fcgt diese Versuchsweise nicht. Es w\u00fcrden dabei am Multiplicator die von mir in meinen \u2018Untersuchungen\u20192 3 beschriebenen Wirkungen st\u00f6rend auftreten, welche man wahmimmt, wenn man eines seiner Enden, oder nach Einschaltung eines hinl\u00e4nglichen Widerstandes, den die Verkn\u00fcpfungsstelle nicht symmetrisch h\u00e4lftet, auch seine beiden Enden, mit dem einen Ende einer S\u00e4ule verkn\u00fcpft. Um diese und alle \u00e4hnlichen St\u00f6rungen sicher abzuschneiden, wurde folgende Anordnung getroffen.\nKg. i.\n\u00ae \u00a9\n1 Unter secund\u00e4r-elektromotorisclier Wirkung verstehe ich in dieser und den folgenden Abhandlungen jede Art elektromotorischer Wirkung, welche in einer irgendwie beschaffenen Eeihe von Leitern als Folge des Durchgangs eines\nStromes, der der urspr\u00fcngliche genannt wird, auftritt.\n3 Bd. II. Abth. I. S. 496.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte.\n3\n[897] Im nebenstehenden Schema bedeutet S die S\u00e4ule, M den Multiplicator, A den polarisirbaren Kettentheil. s s, a a stellen demgem\u00e4ss zwei L\u00fccken im S\u00e4ulenkreise, m m, p p' zwei L\u00fccken im Multiplicatorkreise vor. Die beiden Kreise sind mit Inbegriff der acht Enden ihrer beiden Unterbrechungsstellen, m m, p p', s s, <j a, auf das vollkommenste von einander isolirt. W W ist eine Wippe, welche aus zwei H\u00e4lften, W und W besteht, die zwar in einem St\u00fccke bewegbar, doch jede f\u00fcr sich gleichfalls h\u00f6chst vollkommen isolirt sind. Je nachdem die Wippe sich an s s, a a, oder an mm, p p' lehnt, l\u00e4sst sie den Strom der S\u00e4ule durch A hindurch, s oder macht sie die in A erzeugten secund\u00e4r-elektromotorischen Wirkungen am Multip\u00fccator sichtbar.\nDa die St\u00e4rke der Polarisation wesentlich von der Dauer des S\u00e4ulenschlusses und von der Zeit abh\u00e4ngt, welche zwischen Oeffnung des S\u00e4ulen-und Sch\u00fcessung des Multiplicatorkreises verstreicht, ist es zweckm\u00e4ssig, um vergleichbare Wirkungen zu erhalten, die Wippe durch ein Uhrwerk bewegen zu lassen, welches die Uebertragung der Schliessung vom einen Kreis auf den anderen stets in hinl\u00e4nglich gleicher, nach Belieben bald k\u00fcrzerer, bald l\u00e4ngerer Zeit vollf\u00fchrt, und ausserdem die Dauer des S\u00e4ulenschlusses auch innerhalb so kurzer Zeitr\u00e4ume zu regeln erlaubt, dass es ohne betr\u00e4chtliche Fehler nicht gelingen w\u00fcrde, die Wippe mit der Hand umzulegen.\nIn dem Schema bedeuten ferner die Kreise 91?, 9)?' meine gew\u00f6hnlichen Zuleitungsgef\u00e4sse, mit Platinenden in ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung. @, \u00a9' dagegen sind \u00e4hnliche Zuleitungsgef\u00e4sse, in denen, um nicht die Best\u00e4ndigkeit der S\u00e4ule zu gef\u00e4hrden, das Platin durch Kupfer, und die Kochsalz- durch ges\u00e4ttigte schwefelsaure Kupferoxydl\u00f6sung ersetzt ist.\nII und IT end\u00fcch sind Hiilfsgef\u00e4sse, die durch Heberr\u00f6hren mit den beiderseitigen Zuleitungsgef\u00e4ssen verbunden sind. Auf Seiten des Multiplicators sind die E\u00f6hren mit Kochsalz-, auf der der S\u00e4ule mit Kupferl\u00f6sung gef\u00fcllt, und ihre in die H\u00fclfsgef\u00e4sse tauchende M\u00fcndung ist mit Blase verschlossen. Zwischen den H\u00fclfsgef\u00e4ssen kann man nunmehr, wie man sieht, heberf\u00f6rmige B\u00f6hren mit beliebigen Fl\u00fcssigkeiten gef\u00fcllt anbringen, ja man kann die H\u00fclfsgef\u00e4sse selber mit be- [398] liebigen Fl\u00fcssigkeiten anf\u00fcllen, ohne dadurch die Beinheit und Gleichartigkeit der in den Zuleitungsgef\u00e4ssen befindlichen L\u00f6sungen, mit anderen Worten, ohne das Gleichgewicht im Multiplicator- und die Best\u00e4ndigkeit des Stromes im S\u00e4ulenkreise zu gef\u00e4hrden.\nDie mit Fl\u00fcssigkeiten gef\u00fcllten Heberr\u00f6hren zwischen den H\u00fclfsgef\u00e4ssen durften, wie eine sp\u00e4tere Folge lehren wird, nicht f\u00fcglich mit Blase oder Fliesspapier verschlossen werden. Die darin befindlichen Fl\u00fcssigkeiten mussten deshalb stets denen in den H\u00fclfsgef\u00e4ssen an Dichte\nl*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nI. Ueber Polarisation\nnachstehen. \"Um die R\u00f6hren im gef\u00fcllten Zustande in die H\u00fclfsgef\u00e2sse Umst\u00fcrzen zu k\u00f6nnen, waren ihre Enden capillar ausgezogen,1 wenn der Widerstand der Fl\u00fcssigkeit es erlaubte, ihren Querschnitt stellenweise dergestalt zu verkleinern. Im anderen Falle wurden Papierscheiben auf die M\u00fcndungen der R\u00f6hren gelegt, die der atmosph\u00e4rische ' Druck so gegen deren abgeschliffene R\u00e4nder presste, dass man die R\u00f6hren umkehren und ihre Enden mit aller Ruhe in die Fl\u00fcssigkeit der H\u00fclfs-gef\u00e4sse eintauchen konnte, worauf die Papierscheiben wieder entfernt wurden.\nMan denke sich nun zun\u00e4chst die H\u00fclfsgef\u00e2sse sowohl als die sie verbindende Heberr\u00f6hre, gleich den Zuleitungsgef\u00e4ssen des Multiplicators und den Heberr\u00f6hren zwischen diesen und den H\u00fclfsgef\u00e4ssen, mit ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung gef\u00fcllt. Die Wippe W W ist gegen die Enden rn m, j\\i u gelehnt, und h\u00e4lt also den Multiplicatorkreis gesclilossen. Die Nadel steht auf Null, und die Platinenden des Multiplicators sind so gleichartig, dass auch nach mehreren Minuten Offenstehen des Multiplicatorkreises bei dessen Schliessen keine in Betracht kommende Wirkung erfolgt. Jetzt wird das Uhrwerk ausgel\u00f6st und \u00fcbertr\u00e4gt durch Umlegen der Wippe die Schliessung von den Enden des Multiplicatorkreises mm, fi u, auf die Enden des S\u00e4ulenkreises \u00ab's,\u00ab7 a. Die H\u00fclfsgef\u00e2sse und die sie verbindende Heberr\u00f6hre voll Kochsalzl\u00f6sung werden von dem Strom der dreissiggliederigen GnovE\u2019schen [399] S\u00e4ule durchkreist, ohne dass eine Spur davon ihren Weg in den Multiplicatorkreis f\u00e4nde. Wir lassen, durch Anhalten des Uhrwerks, die Kette beliebig lange Zeit geschlossen, vorausgesetzt, wie gesagt, dass wir darauf rechnen k\u00f6nnen, dass das Offenstehen des Multiplicatorkreises die Gleichartigkeit der Platinplatten nicht zu sehr gef\u00e4hrde, dann l\u00f6sen wir wieder das Uhrwerk aus. Nach gegebener Zeit \u00fcbertr\u00e4gt es im Nu die Schliessung vom S\u00e4ulen- auf den Multiplicatorkreis, die Nadel aber bleibt, wenn Alles in Ordnung ist, durchaus unbewegt'. Dies dient beil\u00e4ufig noch zum Zeichen, dass, w\u00e4hrend des vorhergehenden Zeitraumes des Versuches, kein Theil des Stromes seinen Weg auch nur bis durch die Platinenden des Multiplicators hindurch gefunden hat, was ja h\u00e4tte der Fall sein k\u00f6nnen, ohne dass der w\u00e4hrend jenes Zeitraumes davon abgeschnittene Multiplicator etwas verriethe. Aber nachtr\u00e4glich w\u00fcrden wir, wenn etwas der Art stattgefunden h\u00e4tte, durch die auf den Platinenden entwickelten Ladungen am Multiplicator davon Kunde erhalten.\n1 Vergl. Walkek in Poggendorff\u2019s Annalen u. s. w. 1825. Bd. IV. S. 319; \u2014 Fechner ebendas. 1839. Bd. XLVIII. S. 5; \u2014 Becquerel in den Comptes rendus etc. 29 Mars 1847. t. XXIV. p. 505.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte.\n5\nNun wiederholen wir genau denselben Versuch, mit der einzigen Ab\u00e4nderung, dass wir das mit Kochsalzl\u00f6sung gef\u00fcllte Heberrohr durch ein mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure gef\u00fclltes ersetzen.1 L\u00e4sst man jetzt den S\u00e4ulenstrom auch nur 5\" lang durch die Reihe der Elektrolyte: Kochsalzl\u00f6sung, verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure, Kochsalzl\u00f6sung hindurchgehen, so fliegt, beim Schliessen des Multiplicatorkreises, die Nadel mit Heftigkeit an die Hemmung, einen Strom in der Elektrolytenreihe von umgekehrter Richtung von der des S\u00e4ulenstromes anzeigend. Der secund\u00e4re Strom ist innerhalb' gewisser Grenzen, die ich noch nicht n\u00e4her bestimmt habe, um so st\u00e4rker, je gr\u00f6sser St\u00e4rke und Dauer des urspr\u00fcnglichen Stromes. Er ist nur von sehr kurzer Dauer. L\u00e4sst man zwischen Oeff-nung des S\u00e4ulen- und Schliessen des Multiplicatorkreises einen Zeitraum von nur 10\", so erfolgt bereits nur noch ein sehr schwacher Ausschlag. Bei einer noch l\u00e4ngeren Zwischenzeit bleibt die Nadel v\u00f6llig in Ruhe. Ob diese Ausgleichung bei geschlossenem Kreise [400] noch schneller vor sich gehe, was wohl m\u00f6glich w\u00e4re, habe ich noch nicht zur Entscheidung gebracht.\nWerden auch die H\u00fclfsgef\u00e4sse mit der verd\u00fcnnten Schwefels\u00e4ure gef\u00fcllt, so ist der Erfolg der n\u00e4mliche, als ob sie und das sie verbindende Heberrohr Kochsalzl\u00f6sung enthielten, d. h. es findet keine secund\u00e4r-elektromotorische Wirkung statt. F\u00fcllt man aber jetzt das Heberrohr mit Kochsalzl\u00f6sung, wobei, wie gesagt, die S\u00e4ure diesmal solche Dichte haben muss, dass die L\u00f6sung sicher darauf schwimmt,2 so erfolgt ein Ausschlag von gleicher Richtung, als ob die H\u00fclfsgef\u00e4sse die L\u00f6sung und das Rohr die S\u00e4ure enthalten h\u00e4tten.\nAehnlich der verd\u00fcnnten Schwefels\u00e4ure verhielten sich hinsichtlich der Richtung der Wirkung noch folgende Fl\u00fcssigkeiten: Chlorwasserstoffs\u00e4ure; gew\u00f6hnliche Salpeters\u00e4ure; dieselbe mit dem gleichen Volum destillirten Wassers verd\u00fcnnt; Ammoniak; ges\u00e4ttigte Salpeterl\u00f6sung.3 Die Wirkung war aber schon bei der Chlorwasserstoffs\u00e4ure schw\u00e4cher als bei der verd\u00fcnnten Schwefels\u00e4ure, und nahm bei den \u00fcbrigen Fl\u00fcssigkeiten noch mehr an St\u00e4rke ab, in der Ordnung, wie sie genannt sind.\nMan sieht, das mit einer dieser Fl\u00fcssigkeiten gef\u00fcllte Heberrohr zwischen den H\u00fclfsgefassen voll Kochsalzl\u00f6sung verh\u00e4lt sich, abgesehen von der freilich unvergleichlich geringeren St\u00e4rke der Wirkungen, nicht anders, als es ein an dessen Stelle \u00fcber die H\u00fclfsgef\u00e4sse gebr\u00fcckter Streif mes polarisirbaren Metalles, z. B. Platinblech, thun w\u00fcrde.\n* HS04 : HO : : 1 : 8 dem Volum nach. Dichte etwa 1-13.\nN\u00e4mlich mindestens HS04 : HO : : 1 : 4, Dichte etwa 1-22.\n3 1*1377 Dichte bei 17\u00ae C.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nI. Ueber Polarisation\nSehr verschieden gestaltet sich der Erfolg mit einigen anderen Fl\u00fcssigkeiten, n\u00e4mlich mit concentrirter Kalihydratl\u00f6sung, Brunnenwasser, destillirtem Wasser, H\u00fchnereiweiss und den hinsichtlich des Widerstandes und der elektrochemischen Beschaffenheit nahestehenden thierischen S\u00e4ften.\nZwar was die Umst\u00e4nde, die die St\u00e4rke der secund\u00e4r-elektromoto-rischen Wirkung bestimmen, und den zeitlichen Verlauf letzterer betrifft, so giebt sich kein Unterschied zu erkennen. [401] W\u00e4hrend aber bei den erstgenannten Fl\u00fcssigkeiten die secund\u00e4r-elektromotorische der urspr\u00fcnglichen Wirkung entgegengesetzt ist, ist sie ihr hier gleich gerichtet. Bezeichnet man jene Art der Polarisation als negativ, so hat man es hier mit positiver Polarisation zu thun, wozu im Gebiete der Ladungserscheinungen an der Grenze von Metallen und Elektrolyten h\u00f6chstens die von Martens und Beetz an Eisen und von mir an verquicktem Zink beobachtete positive Polarisation ein Seitenst\u00fcck bietet.1 Mit der Kalihydratl\u00f6sung zwischen Kochsalz aber schien mir die positive Wirkung kaum weniger stark als die negative mit der verd\u00fcnnten Schwefels\u00e4ure; mit dem Wasser und H\u00fchnereiweiss, besonders dem letzteren, ist sie zwar betr\u00e4chtlich schw\u00e4cher, doch vollkommen regelm\u00e4ssig und ausgesprochen, und in Betracht des grossen Widerstandes dieser Fl\u00fcssigkeiten ist es noch die Frage, ob wirklich die secund\u00e4r-elektromotorische Kraft eine bedeutend kleinere war.\nAuch mit den \u00fcbrigen genannten Fl\u00fcssigkeiten kann man nat\u00fcrlich dieselbe Versuchsreihe durchmachen, wie mit der verd\u00fcnnten Schwefels\u00e4ure, n\u00e4mlich nachweisen, dass wenn die H\u00fclfsgef\u00e4sse dieselbe Fl\u00fcssigkeit enthalten wie das sie verbindende Heberrohr, keine secund\u00e4r-elektromotorische Wirkung erfolgt, aber sofort, und in der gleichen Richtung wiederkehrt, wenn jetzt das Heberrohr mit Kochsalzl\u00f6sung gef\u00fcllt wird.\nMan kann, mit Beobachtung gewisser R\u00fccksichten, diesen Versuchen noch eine andere Gestalt geben, die zwar weniger vollkommen, daf\u00fcr aber mehr geeignet ist, gewisse, zur Entscheidung einiger Punkte dienliche Ab\u00e4nderungen zuzulassen. Sie besteht darin, anstatt die Fl\u00fcssigkeiten, deren Grenze der Sitz der Polarisation werden soll, in R\u00f6hren und Gef\u00e4ssen zu beherbergen, Fliesspapierb\u00e4usche damit zu tr\u00e4nken, und durch deren Ber\u00fchrungsstellen den Strom hindurchzusenden. Die Zu-leitungsgef\u00e4sse S0\u00ce, 9JT nehmen alsdann die gew\u00f6hnlichen, mit ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkten Zuleitungsb\u00e4usche auf. Die Zuleitungsgef\u00e4sse \u00a9, \u00a9' erhalten dergleichen mit ges\u00e4ttigter schwefelsaurer Kupferoxydl\u00f6sung getr\u00e4nkt. An [402] Stelle der H\u00fclfsgef\u00e4sse treten H\u00fclfsb\u00e4usche,\ni Untersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 236. 610.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte.\n7\nwelche f\u00fcr gew\u00f6hnlich mit Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkt sind, und nach Art des Schliessungsbausches dauernd \u00fcber die in 5D\u00ce und \u00a9 und die in 3JT und \u00a9' befindlichen Zuleitungsb\u00e4usche gebr\u00fcckt werden. Von den mit Kupferl\u00f6sung getr\u00e4nkten B\u00e4uschen \u00a9 und \u00a9' sind sie zur Verh\u00fctung dauernder gegenseitiger Verunreinigung durch Sicherheitsb\u00e4usche getrennt, d. h. durch einige Lagen Fliesspapier, die auf Seiten der Zuleitungsb\u00e4usche mit Kupfer-, auf Seiten der H\u00fclfsb\u00e4usche mit Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkt sind.\nAuf den H\u00fclfsb\u00e4uschen k\u00f6nnen nunmehr, wie zwischen den Hiilfs-gef\u00e4ssen die Heberr\u00f6hren, balkenf\u00f6rmige B\u00e4usche, d. h. vierseitig prismatische B\u00e4usche, aus einer grossen Anzahl Fliesspapferlagen bestehend, von etwa 60mm L\u00e4nge, 15mm Breite, 10mm Dicke, mit beliebigen Fl\u00fcssigkeiten getr\u00e4nkt, angebracht werden. Die H\u00fclfsb\u00e4usche sch\u00fctzt man abermals durch Sicherheitsb\u00e4usche gegen dauernde Verunreinigung mit den zu pr\u00fcfenden Fl\u00fcssigkeiten. Es versteht sich, dass man die H\u00fclfsb\u00e4usche nach Bed\u00fcrfniss auch mit anderen Fl\u00fcssigkeiten als mit Kochsalzl\u00f6sung tr\u00e4nken kann, gerade wie man die H\u00fclfsgef\u00e4sse mit dergleichen anf\u00fcllen kann; alsdann m\u00fcssen sie auch von den Zuleitungsb\u00e4uschen des Multiplicators in \u00e4lt, Sit' durch Sicherheitsb\u00e4usche getrennt werden.\nMit H\u00fclfe dieser Vorrichtung lassen sich alle obigen Versuche bequem und sicher mit dem n\u00e4mlichen Erfolg ausf\u00fchren. Ein balkenf\u00f6rmiger Bausch mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure getr\u00e4nkt, zwischen den mit Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkten H\u00fclfsb\u00e4uschen durchstr\u00f6mt, giebt negative Polarisation. Ein \u00e4hnlicher Bausch mit Ka\u00fclauge getr\u00e4nkt, an Stelle jenes gesetzt, giebt positive Polarisation u. s. w.\nNur in dem Falle, dass man die B\u00e4usche mit verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig schlecht leitenden Fl\u00fcssigkeiten, mit Wasser, H\u00fchnereiweiss u. d. m. tr\u00e4nkt, giebt sich damit ein anderer Erfolg zu erkennen, als mit denselben Fl\u00fcssigkeiten in Gef\u00e4ssen und R\u00f6hren. Alsdann n\u00e4mlich mischen sich secund\u00e4r-elektromotorische Wirkungen einer ganz anderen Art ein, die den Gegenstand einer sp\u00e4teren Mittheilung1 ausmachen werden.\n[403] Bei dieser Form des Versuches kann man nun auch so verfahren, dass man, nach Entfernung der H\u00fclfsb\u00e4usche, den balkenf\u00f6rmigen, z. B. mit Schwefels\u00e4ure getr\u00e4nkten Bausch unmittelbar \u00fcber die Zuleitungsb\u00e4usche der S\u00e4ule in \u00a9, \u00a9' br\u00fcckt, auf denen in ihren oberen Schichten mit Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkte Sicherheitsb\u00e4usche ruhen. Nachdem der Strom einige Zeit hindurchgegangen, \u00fcbertr\u00e4gt man den Schwefels\u00e4urebausch rasch auf die Zuleitungsb\u00e4usche des Multiplicators,\n1 Es ist die folgende Abhandlung.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nI. Ueber Polarisation\noder vielmehr auf deren Sicherheitsb\u00e4usche, und beobachtet auch so die negative Polarisation des durchstr\u00f6mt gewesenen Bausches. Nat\u00fcrlich wird es hierbei nur selten gelingen, die Nadel nicht in der einen oder der anderen Richtung ausschlagen zu sehen, auch wenn der Schwefels\u00e4urebausch gar keinem Strom ausgesetzt gewesen ist. Indessen ist es stets leicht, die Wirkung der Durchstr\u00f6mung nachzuweisen, und daf\u00fcr hat dies Verfahren, welches das der Uebertragung heissen mag, den Vortheil, dass es die Vorkehrungen zur Isolation des S\u00e4ulen- und Multiplicatorkreises, die Wippe, und die \u00fcbrigen etwas k\u00fcnstlichen Vorrichtungen der ersten Versuchsweise entbehrlich macht.\nDa weder die Kochsalzl\u00f6sung noch eine der in Ber\u00fchrung damit gepr\u00fcften Fl\u00fcssigkeiten an und f\u00fcr sich eine secund\u00e4r-elektromotorische Wirkung zeigt, so kann es nicht zweifelhaft sein, dass es die Grenze der beiden ungleichartigen Fl\u00fcssigkeiten ist, die in Folge des Stromes der Sitz einer negativen oder positiven elektromotorischen Kraft wird. Indessen gelingt es, bei der eben beschriebenen Methode des Uebertragens, dies auch noch unmittelbar durch den Versuch darzuthun, indem man n\u00e4mlich den polarisirten Schwefels\u00e4urebausch dergestalt auf die Multipli-catorb\u00e4usche bringt, dass er sie mit anderen Stellen seiner Oberfl\u00e4che ber\u00fchrt, als die, mit denen er auf den S\u00e4ulenb\u00e4uschen auflag, oder indem man die Schichten Fliesspapier davon abl\u00f6st, mit denen er diese B\u00e4usche ber\u00fchrte.\nDie durch den S\u00e4ulenstrom bewirkte Ungleichartigkeit des Bausches ist also eine ebenso oberfl\u00e4chliche und \u00f6rtliche wie die eines Pl\u00e4tinstreifes sein w\u00fcrde, den man- an Stelle des Bausches \u00fcber die S\u00e4ulenb\u00e4usche gebr\u00fcckt h\u00e4tte; und, wie hier, setzt sich ohne Zweifel auch dort die elektromotorische Wir- [404] kung aus zweien zusammen, die an den beiden durchstr\u00f6mten Grenzen ungleichartiger Elektrolyte ihren Sitz haben.\nUm dies durch den Versuch zu erh\u00e4rten, dient eine Anordnung, welche an Peltiek\u2019s thermoelektrisches Kreuz erinnert. In dem Schema oben S. 2 denke man sich die Zuleitungsb\u00e4usche in <3 und Die', also \u00fcber\u2019s Kreuz, durch einen balkenf\u00f6rmigen Kochsalzbausch, hingegen die in 3' und 30\u00ce durch einen eben solchen Schwefels\u00e4urebausch verbunden. An der Kreuzungsstelle l\u00e4sst man die beiden ungleichartigen B\u00e4usche einander ber\u00fchren. Dabei l\u00e4uft die Gleichartigkeit des Multiplicatorkreises keine Gefahr, weil darin verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure beiderseits ges\u00e4ttigte Kochsalzl\u00f6sung ber\u00fchrt. L\u00f6st man aber das Uhrwerk aus und l\u00e4sst die Wippe auch nur wenige Secunden lang die S\u00e4ule durch die Ber\u00fchrungsstelle der beiden ungleichartigen B\u00e4usche Schl\u00fcssen, so erh\u00e4lt man eine kr\u00e4ftige negative Wirkung, gleichviel ob der Strom vom Salz zur S\u00e4ure, oder umgekehrt floss. Ich habe den Versuch auch mit","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte.\t9\nBrunnenwasser anstatt mit der S\u00e4ure angestellt, was in diesem Falle aus gewissen Gr\u00fcnden, die sp\u00e4ter einleuchten werden, erlaubt war. Gleichviel ob der Strom vom Wasser zur Salzl\u00f6sung, oder umgekehrt floss, es er-folgte ein schwacher positiver Ausschlag. Nach diesen beiden allerdings nur unvollkommenen Erfahrungen zu urtheilen, w\u00fcrde die secund\u00e4r-elektromotorische Kraft an der Grenze zweier ungleichartigen Elektrolyte, \u201eleich der an der Grenze von Metallen und Elektrolyten, nicht nur ihrem Zeichen, sondern auch ihrer Gr\u00f6sse nach unabh\u00e4ngig sein von der Richtung des urspr\u00fcnglichen Stromes.\nHi\u00e7r war der Sitz der secund\u00e4r-elektromotorisehen Kraft auf eine einzige Grenze zweier ungleichartigen Elektrolyte beschr\u00e4nkt. Umgekehrt vermag man aus ungleichartigen Elektrolyten eine Ladungss\u00e4ule gleich der RiTTEK\u2019schen, nur freilich viel schw\u00e4cher wirksam, aufzubauen.\nDies gelingt gut genug, um die Richtigkeit des Princips zu beweisen, mit H\u00fclfe runder Pappscheiben, wie man sie, mit Fl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkt, als Zwischenleiter bei den VoLTA\u2019schen S\u00e4ulen alter Bauart anzuwenden pflegte. Man weicht davon eine Anzahl in Kochsalzl\u00f6sung, eine gleiche Anzahl [405] in verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure auf, und baut auf jedem der H\u00fclfsb\u00e4usche eine H\u00e4lfte der S\u00e4ule auf, indem man mit Salz beginnt, S\u00e4ure folgen l\u00e4sst, dann Salz, dann S\u00e4ure, u. s. f. bis man mit S\u00e4ure schliesst, und zuletzt beide S\u00e4ulenh\u00e4lften durch einen Salzbausch verbindet. Es hat keine Schwierigkeit, bei Gegenwart eines hinreichenden ausserwesentlichen Widerstandes, das Wachsen der secund\u00e4r-elektromoto-rischen Kraft mit wachsender Anzahl der Wechsel zwischen Salz und S\u00e4ure nachzuweisen.\nEine S\u00e4ule aus abwechselnd mit Kochsalz- und Kalihydratl\u00f6sung getr\u00e4nkten Pappscheiben aufgebaut, gew\u00e4hrt das merkw\u00fcrdige Schauspiel einer Ladungss\u00e4ule, deren Strom dem urspr\u00fcnglichen gleichgerichtet ist.\nEs bleibt mir \u00fcbrig, einen Begriff von der absoluten St\u00e4rke der hier stattfindenden Wirkungen mitzutheilen. Folgendes ist Alles, was ich in dieser Beziehung vermag. Ein auf den H\u00fclfsb\u00e4uschen befindlicher, mit der verd\u00fcnnten Schwefels\u00e4ure von 1 \u2022 13 Dichte getr\u00e4nkter balkenf\u00f6rmiger Bausch wurde eine Minute lang dem Strome der dreissigliederigen GsovE\u2019schen S\u00e4ule ausgesetzt, und dann durch den Multiplicator von 4650 Windungen entladen, dessen halbe L\u00e4nge aber nur benutzt und dessen Empfindlichkeit ausserdem durch Yorlegen einer Nebenschliessung sehr vermindert wurde. Es erfolgten 6\u00b0 Ausschlag. Nachdem diese Wirkung unmerklich geworden war, wurde in den Multiplicatorkreis eine kleine S\u00e4ure-Alkalikette mit Platinelektroden aufgenommen. Obschon sie den Widerstand des Kreises um ihren eigenen vermehrte, trieb sie doch","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nI. lieber Polarisation\ndie Nadel im ersten Ausschl\u00e4ge bis auf 40\u00b0. Ihre elektromotorische Kraft ist also sehr viel gr\u00f6sser, obschon hei der grossen Schwingungsdauer der Nadel allerdings in Anschlag kommt, dass die Kraft der S\u00e4ure-Alkalikette ann\u00e4hernd best\u00e4ndig bleibt, w\u00e4hrend die der Polarisation im schnellen Sinken begriffen ist.\nVollends erscheint die secund\u00e4r-elektromotorische Kraft an der Grenze der Elektrolyte klein im Vergleich zu der des urspr\u00fcnglichen Stromes. Es w\u00fcrden Vorrichtungen von, wie ich glaube, bisher unerreichter Vollkommenheit dazu geh\u00f6ren, um diese neue Art der Polarisation bereits w\u00e4hrend der Dauer des [406] urspr\u00fcnglichen Stromes, durch Ver\u00e4nderung seiner St\u00e4rke bemerklich zu machen, wie dies mit der Polarisation an der Grenze von Metallen und Elektrolyten der Fall ist, und es ist deshalb leicht erkl\u00e4rlich, dass sie in den messenden Versuchen an Ketten mit mehreren fl\u00fcssigen Leitern nicht in die Augen gefallen ist.\nWas die Ursache der neuen secund\u00e4r-elektromotorischen Erscheinung betrifft, so k\u00f6nnte man vielleicht daran denken, ob nicht f\u00fcr die Elektrolyte etwas Aehn\u00fcches stattfinde, wie f\u00fcr die Metalle nach Peltiee. Aber abgesehen davon, dass thermoelektrische Str\u00f6me bei Elektrolyten noch nicht nachgewiesen sind \u2014 in den Versuchen von Nobili und mir1 handelt es sich um por\u00f6se Halbleiter, die mit Elektrolyten getr\u00e4nkt sind \u2014 habe ich mich auch mittels eines Thermometers, an dem ich Y600 C. ablesen konnte, ganz unmittelbar \u00fcberzeugt, dass die Temperatur an der von dem Strom der dreissiggliederigen GEOVE\u2019schen S\u00e4ule durchflossenen Grenze von Kochsalzl\u00f6sung und verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure von der Richtung des Stromes unabh\u00e4ngig ist.\nEs hegt denn auch wohl unstreitig n\u00e4her, die neue Art der Polarisation in Beziehung zu setzen zur elektrolytischen Wirkung des Stromes, auf der ja auch die Polarisation der metallischen Elektroden beruht. Indem der Strom die Grenze zweier ungleichartigen Elektrolyte \u00fcberschreitet, muss er die elektropositiven Bestandtheile der Fl\u00fcssigkeit, die er verl\u00e4sst, und die elektronegativen derjenigen, in die er eintritt, freimachen, und die freigewordenen zur Verbindung antreiben, wenn dieselbe m\u00f6glich ist. So kann zwischen den beiden Fl\u00fcssigkeiten eine Schicht einer dritten entstehen, und die M\u00f6glichkeit einer mit St\u00e4rke und Dauer des urspr\u00fcnglichen Stromes bis zu einer gewissen Grenze wachsenden secund\u00e4r-elektromotorischen Wirkung hegt am Tage.\ni Monatsberichte u. s. w. 1852. S. 117; \u2014 Moleschott\u2019s Untersuchungen u. s. w. Bd. II. S. 253; \u2014 Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. II. S. 201. \u2014 [Hr. Wild hat. seitdem reine Hydrothermostr\u00f6me entdeckt. Poggendokff\u2019s Annalen u. s. w. 1858. Bd. CIII. S. 353.]","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte.\n11\nDass wirklich etwas der Art stattfinde, lehrt folgender Versuch. Zwischen zwei Salzh\u00e4usche schaltete ich einen mit veilchenblauem Lackmuspapier bekleideten Wasserbausch. Nachdem der Strom der dreissig-diederigen Gbove\u2019scIicii S\u00e4ule [407] einige Zeit hindurchgegangen, fand ich das Lackmuspapier da, wo der Strom darin eingetreten war, entschieden gebl\u00e4ut, da, wo er es verlassen hatte, schw\u00e4cher ger\u00f6thet; Humphry Davy\u2019s Behauptung zuwider, wonach F\u00e4rbung von Keagenz-papieren durch Jonen nicht anders als an den Poldrahten stattfinden sollte.\t,\t... cu\nIn der That trifft an der ersten Stelle das mit dem positiven Strom\nwandernde Natrium den gegen den Strom wandernden Sauerstoff, der von der Zersetzung des Wassers herr\u00fchrt, und kann damit Natron bilden, w\u00e4hrend das elektronegative Chlor an der anderen Grenze mit dem Wasserstoff Chlorwasserstoffs\u00e4ure bildet. Das Natron und die Chorwasserstoffs\u00e4ure aber finden keine elektronegativen und -positiven Stoffe, mit denen sie sich verbinden k\u00f6nnten, und treten deshalb aus dem elektrochemischen Spiel der Molekeln aus, indem sie ihre Ladung bezieh-lieh dem Wasserstoff und Sauerstoff \u00fcbergeben.\nEs ist hiernach wohl sehr wahrscheinlich, dass die gegebene Erkl\u00e4rung der Polarisation an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte im Allgemeinen die richtige sei. Meine Bem\u00fchungen aber, m der Ausf\u00fchrung dieser Theorie noch einen Schritt weiter zu thun, sind erfolglos geblieben. Ich w\u00fcnschte n\u00e4m\u00fcch eine Anordnung herzustellen, die m Bezug auf diese neue Art der Polarisation dasselbe leistete, wie die GnovE\u2019sche Gaskette in Bezug auf die Ritter'scIr; Ladung. Als ich aber auf sehr mannigfaltige Art Ketten mit mehreren fl\u00fcssigen Leitern nach dem Schema anordnete: Chlomatrium, Chlorwasserstoffsaure, \\\\ asser, Natron, Chlomatrium, erhielt ich stets einen Strom in der Lichtung von der S\u00e4ure durch das Wasser zur Basis, oder, wie man leicht sieht, .negativer Polarisation entsprechend, wenn man sich S\u00e4ure und Basis durch den Strom ausgeschieden denkt, w\u00e4hrend Wasser zwischen Chlor-natriuml\u00f6sung, wie wir oben fanden, vielmehr positive Polarisation giebt.\nBefremdend ist denn auch, vom Standpunkt der obigen Theorie aus, der Mangel an Uebereinstimmung zwischen der elektrochemischen Beschaffenheit der Fl\u00fcssigkeiten und der Richtung, in der sie, zwischen Kochsalz durchstr\u00f6mt, secund\u00e4r-elektromotorisch wirken. Unter den Fl\u00fcssigkeiten, die nega- [408] tive Polarisation gaben, befinden sich saure, neutrale und alkalische; unter den positiv wirksamen, gleichfalls neutrale und alkalische.\nUnstreitig ist es jetzt noch nicht an der Zeit, eine in\u2019s Einzelne gehende Deutung dieser verwickelten Erscheinungen zu geben, wo sie","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12 I. Ueber Polarisation an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte.\nerst in so geringer Ausdehnung studirt sind und die Lehre von der Elektrolyse \u00fcberhaupt erst im Entstehen begriffen ist. Wenn ich aber diese Untersuchung schon jetzt ver\u00f6ffentliche, so geschieht es, weil ich vor der Hand keine Veranlassung habe, sie weiter fortzusetzen. Was ich selber dabei beabsichtigte, war nur, mich zum Zweck gewisser thierisch-elektrischen Versuche \u00fcber die verschiedenen secund\u00e4r-elektromotorischen Wirkungen zu unterrichten, die beim Durchstr\u00f6men einer irgendwie beschaffenen Reihenfolge von feuchten Leitern stattfinden. Dies mag es entschuldigen, dass sich z. B. unter den obigen Zusammenstellungen ungleichartiger Elektrolyte keine einzige findet, von der nicht Kochsalzl\u00f6sung das eine Glied ausmachte.","page":12}],"identifier":"lit29135","issued":"1875 ","language":"de","pages":"1-12","startpages":"1","title":"Ueber Polarisation an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte (Monatsberichte der K\u00f6niglich-Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1856, S. 395)","type":"Book Section","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:31:56.444598+00:00"}