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{"created":"2022-01-31T15:46:53.931505+00:00","id":"lit29139","links":{},"metadata":{"alternative":"Gesammelte Abhandlungen zur allgemeinen Muskel-und Nervenphysik, ErsterBand","contributors":[{"name":"Du Bois-Reymond, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Gesammelte Abhandlungen zur allgemeinen Muskel-und Nervenphysik, ErsterBand, 80-130. Leipzig: Veit & Co.","fulltext":[{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"y.\nUeber den secund\u00e4ren Widerstand, ein durch den Strom bewirktes Widerstandsph\u00e4nomen an fenchten por\u00f6sen K\u00f6rpern.\n(Gelesen in der Gesammtsitzung der K\u00f6nigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 20. December I860.)1\n\u00a7. 1. Einleitung.\nIn meiner ersten Mitthe\u00fcung \u00fcber innere Polarisation por\u00f6ser, mit Elektrolyten getr\u00e4nkter Halbleiter2 habe ich zweifelhaft gelassen, ob diese Polarisation im Kreise der S\u00e4ule selber, die sie hervorrief, mit gew\u00f6hnlichen H\u00fclfsmitteln bemerkt werden k\u00f6nne. Ich hatte damals besondere Beobachtungen \u00fcber den Gang des urspr\u00fcnglichen Stromes w\u00e4hrend des Polarisirens, nach dem Entladen u. s. f. noch nicht angestellt. Heist hielt ich den Strom nicht l\u00e4nger geschlossen als n\u00f6thig war uni zu entscheiden, ob der ihm ausgesetzte feuchte por\u00f6se K\u00f6rper innere Polarisation in , bemerkbarem Grade annehme oder nicht, wozu wenige Minuten ausreichten. Auch befand sich im urspr\u00fcnglichen Kreise, zur Aufsicht \u00fcber die S\u00e4ule, nur ein Yertical-Galvanoskop von Siemens und Halske, wie sie in Telegraphenbufeaus angewendet werden. Allein mir war unter diesen Umst\u00e4nden bereits eine r\u00e4thselhafte Erscheinung aufgestossen, die zu weiteren Nachforschungen aufforderte. Es zeigte sich n\u00e4mlich h\u00e4ufig, bei Gegenwart der innerlich polarisirbaren K\u00f6rper im Kreise, dass der urspr\u00fcngliche Strom, trotz den sorgf\u00e4ltigsten Vorkehrungen, nicht best\u00e4ndig blieb. Sobald ich die Kette irgend l\u00e4nger geschlossen liess, sank die Ablenkung an dem Yertical-Galvanoskop um einen oft sehr ansehnlichen Bruchtheil, n\u00e4herte sich aber wieder ihrem urspr\u00fcnglichen Werthe, wenn die Kette einige Zeit offen gehalten wurde. Die Schw\u00e4chung des Stromes, die bei l\u00e4ngerer Schliess- [847] ung eintrat, war meist viel zu betr\u00e4chtlich, um sie auf die elektromotorische Gegenkraft der inneren Polarisation\n1\tMonatsberichte u. s. w. 1860. S. 816; \u2014 Auch abgedruckt in Moleschott\u2019s Untersuchungen u. s. w. 1862. Bd. VIII. S. 354.\n2\tS. oben S. 13. Abh. II.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 1. Einleitung.\n81\nbeziehen zu k\u00f6nnen, wollte man nicht dieser Kraft, w\u00e4hrend der Dauer des urspr\u00fcnglichen Stromes, eine beispiellose Gr\u00f6sse, und nach dessen Aufh\u00f6ren, eine ebenso beispiellose Fl\u00fcchtigkeit beimessen. Und doch war nichts leichter, als sich davon zu \u00fcberzeugen, dass die Unbest\u00e4ndigkeit des Stromes allein von Gegenwart der feuchten por\u00f6sen K\u00f6rper im Kreise herr\u00fchrte. Wurden die mit ges\u00e4ttigter schwefelsaurer Kupferoxydl\u00f6sung gef\u00fcllten Zuleitungsgef\u00e4sse, worin die Kupferelektroden der S\u00e4ule tauchten, unmittelbar durch ein mit derselben L\u00f6sung gef\u00fclltes Schliessungsrohr, oder die mit jener L\u00f6sung getr\u00e4nkten Zuleitungsb\u00e4usche durch einen eben solchen Schliessungsbausch verbunden, so sah man die Nadel, so lange und so genau als nur zu erwarten war, auf dem Theilstrich verharren, auf den sie sich nach ihren ersten Schwingungen eingestellt hatte.\nUm diesen Umstand aufzukl\u00e4ren und um zugleich der inneren Polarisation in dem urspr\u00fcnglichen Kreise selber nachzugehen, wurde jetzt in diesen Kreis, anstatt des Vertical-Galvanoskops, die fr\u00fcher1 erw\u00e4hnte WrEDEMAira\u2019sche Bussole mit magnetischem Spiegel, d\u00e4mpfende/ Kupferh\u00fclse und verschiebbaren Bollen aufgenommen. Diese Art von Bussolen eignet sich, der darin stattfindenden starken D\u00e4mpfung halber, ganz besonders dazu, den Gang eines unbest\u00e4ndigen Stromes zu verfolgen, w\u00e4hrend der grosse Spielraum ihrer Empfindlichkeit hier gleichfalls von Nutzen wird. Auch ist gelegentlich von grossem Vortheil, dass man beiderseits vom Spiegel eine Bolle, ja, wenn man will, mehrere Bollen hintereinander anbringen, und so, ohne das Auge vom Fernrohr zu wenden, mittels einer passenden Schaltung abwechselnd den Str\u00f6mungsvorgang in zweien, beziehlich mehreren Kreisen \u00fcberwachen kann. Die Bussole war bei diesen Versuchen gew\u00f6hnlich mit nur wenigen Windungen (53 oder 106) versehen. Ein Pour/scher Stromwender wurde ferner so angebracht, dass er die Bichtung des Stromes in den Zuleitungsgef\u00e4ssen und den dazwischen befindlichen feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern umkehrte, w\u00e4hrend sie in der Bussole die- [848] selbe bheb. Er war an den Tisch befestigt, und seine Wippe drehte sich, wie stets an meinen Stromwendern, um eine feste Achse, so dass die Zeit zwischen dem Oeffnen des Stromes m der einen und dessen erneutem Schliessen in der anderen Bichtung nicht nur durch passende Anf\u00fcllung der Quecksilbern\u00e4pfe, sondern auch durch rasche Bewegung der Wippe m\u00f6glichst klein gemacht werden konnte. Bei der langen Dauer vieler der folgenden Versuche war es nothwendig, sich \u00fcberzeugen zu k\u00f6nnen, dass die S\u00e4ule an sich best\u00e4ndig geblieben sei. Dies geschah mit H\u00fclfe einer Schaltung, welche an Stelle der Zuleitungsgef\u00e4sse und des zwischen ihnen befindlichen feuchten por\u00f6sen\n_ 1 S. oben, Abh. IV. S. 49.\ndu Bois-Reymond, Ges. Abh. I.\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nV. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\nK\u00f6rpers, einen solchen metallischen Widerstand in den Kreis der S\u00e4ule und der Bussole und zugleich eine solche Nebenschliessung zu letzterer anbrachte, dass die Ablenkung eine angemessene Gr\u00f6sse hesass.\nMit diesen vollkommneren Mitteln best\u00e4tigte ich nun zun\u00e4chst die Thatsache, dass bei Abwesenheit eines feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpers im Kreise, wenn entweder die B\u00e4usche einander ber\u00fchrten, oder ein Scldiessungsrohr die Zuleitungsgef\u00e4sse verband, der Strom ganz best\u00e4ndig blieb. Nicht nur sank die Ablenkung nicht, auch hei noch so langer Dauer der Schliessung, innerhalb der durch die Natur der Dinge gesteckten Grenzen, sondern man sah sie anfangs sogar bis zu einem gewissen Punkte wachsen, unstreitig in Folge der mit der Hand f\u00fchlbaren Erw\u00e4rmung des Schliessungs-Rohres' oder -Bausches. Wurde die Wippe umgelegt, so sah man den Spiegel um ein paar Scalentheile zur\u00fcckweichen, und dann \u00e4usserst nahe wieder seine vorige Stellung einnehmen. Kupfer in ges\u00e4ttigter schwefelsaurer Kupferoxydl\u00f6sung ist zwar der Polarisation nicht ganz unf\u00e4hig;1 allein diese Polarisation ist doch kleiner, als dass der\nFig. 4.\ndaraus entspringende Zuwachs an elektromotorischer Kraft in den ersten Augenblicken nach der Umkehr des Stromes in den Zuleitungsgef\u00e4ssen, selbst bei nur Einer GnovE\u2019schen Kette im Kreise, vermocht h\u00e4tte, den Ausfall an ablenkenden Kr\u00e4ften w\u00e4hrend des Umlegens der Wippe zu decken, geschweige zu \u00fcber- [849] wiegen.\nUm die Erscheinung, um die es sich im Folgenden handeln wird, sofort in deutlichster Auspr\u00e4gung und in ihrer ganzen Gr\u00f6sse kennen zu lernen, denke man sich jetzt zwischen die Zuleitungsb\u00e4usche ein Prisma aus hart gesottenem Eiweiss2 von den \u00fcblichen Maassen3 gebracht, und eine zwanziggliederige Gnovn\u2019sche S\u00e4ule dadurch geschlossen. Fig. 4 ist bestimmt, den Gang der Erscheinungen unter diesen Umst\u00e4nden zu ver-\n1\tS. oben, Abh. IV. S. 56.\n2\tIch verschaffe mir ein solches, indem ich Eiweiss in ge\u00f6lten Eeagirgl\u00e4sern im Wasserbade zmn Gerinnen bringe, den Boden des Glases zertr\u00fcmmere, und den Eiweisscylinder mittelst eines Stempels ausstosse. (Vgl. oben Abh. II. S. 22. 23.)\n3\tS. oben, Abh. II. S. 17.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"S. 1. Einleitung.\n88\nsinnlichen. Die Abscissenaxe Ot stellt darin die Zeit vor, die Ordinaten bedeuten in Scalentheilen ausgedr\u00fcckte, der Stromst\u00e4rke proportionale Spiegelablenkungen.\nBei der Abscisse Null wird die Kette geschlossen. Nachdem der Spiegel sich beruhigt hat, erscheint die Ablenkung in den ersten Augenblicken manchmal best\u00e4ndig, anderemale w\u00e4chst sie sogar, meist jedoch findet man sie sogleich im Sinken begriffen. Dies Sinken ist entweder anfangs noch langsam, und wird erst mit der Zeit geschwinder, oder es geht gleich von vorn herein mit reissender SchneUe vor sich. Allm\u00e4hlich indess wird in ahen F\u00e4llen das Sinken langsamer, und endlich, oft erst nach 10\u201420 und noch mehr Minuten ist eine best\u00e4ndige Ablenkung erreicht. Jetzt ist von der urspr\u00fcnglichen Stromst\u00e4rke, wie man sie aus dem ersten Hin- und Hergang des Scalenbildes folgern kann, oft nicht mehr als der zehnte Theil \u00fcbrig, wie man bei t2 in der Figur ungef\u00e4hr sieht.\nWird nun die Wippe umgelegt, wie der Pfeil in der Figur andeutet, .so k\u00f6nnte man erwarten, einen m\u00e4chtigen Aus- [850] schlag erfolgen zu sehen, da es scheint als habe sich in dem Kreise eine bedeutende elektromotorische Gegenkraft entwickelt. Man sagt sich indessen schon, wie unwahrscheinlich es sei, dass diese in einer 50mm langen Strecke geronnenen Eiweisses der Kraft von achtzehn G rove\u2019sehen Gliedern gleichkommen solle. Der Versuch liefert denn auch ein ganz anderes Ergeb-niss. Man beobachtet n\u00e4mlich im Augenblick des Umlegens nur einen kleinen negativen Ausschlag, der von dem Ausfall an ablenkenden Kr\u00e4ften w\u00e4hrend des Umlegens herr\u00fchrt (s. die Figur bei t2). Von der inneren Polarisation wird also, trotz der langen Dauer der Durchstr\u00f6mung, nichts bemerkbar, was sich leicht erkl\u00e4rt, wenn man die grosse elektromotorische Kraft der S\u00e4ule erw\u00e4gt. Unmittelbar darauf aber ist die Ablenkung in langsamem Wachsen begriffen, der Art, dass, wenn die urspr\u00fcngliche Ablenkung einige Hundert Scalentheile betrug, in der Secunde anfangs etwa 10, zuletzt nur noch in der Minute so viel Scalentheile am Faden vorbeiziehen. In Folge dieses Wachsens erreicht die Ablenkung bei t3 zuletzt ungef\u00e4hr die n\u00e4mliche Gr\u00f6sse wieder, die sie bei t1} unmittelbar \u00fcaeh der ersten Schliessung des Kreises, besass. Allein abermals verweilt sie nur einen Augenblick auf dieser H\u00f6he. Sofort beginnt das Sinken von Neuem, und findet zuerst langsam, dann schnell, dann wieder langsam statt, bis abermals die Ablenkung (bei #4) einen unteren Grenzwerth erreicht hat, wo denn abermaliges Umlegen abermals langsames Wachsen der Stromst\u00e4rke hervorruft. Und so kann man, so oft als die -Natur der Dinge es zul\u00e4sst, diesen Wechsel der Erscheinungen beobachten.\nIhre n\u00e4here Ursache ist nicht schwer anzugeben. Was das in einigen\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84 V. lieber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w. \u2014 \u00a7. 2. Von den feuchten\nF\u00e4llen anf\u00e4nglich bemerkbare Steigen der Ablenkung betrifft, welches sich andere Male nur als eine Verz\u00f6gerung des bald \u00fcberhand nehmenden Sinkens kundgiebt, so ist es wohl einerlei mit dem Steigen, welches man auch ohne das Eiweissprisma, beim Schliessen des Kreises durch ein mit der Kupferl\u00f6sung gef\u00fclltes Kohr, wahrnimmt, d. h. es ist auf die Verminderung des Widerstandes der Elektrolyte durch Erw\u00e4rmung zu Schiebern\u00ab Das darauf folgende Sinken aber, die Erscheinung also, die uns urspr\u00fcnglich aufgefallen ist, kann von nichts herr\u00fchren, als von einem Widerstand,, den der Strom in [851] der einen Richtung in dem Eiweiss entwickelt und den der Strom in der anderen Richtung wieder aufhebt. Dies folgt unwiderleglich aus der Wirkung des Umlegens der Wippe. Jenes so h\u00f6chst sonderbare langsame Wiederanwachsen der Stromst\u00e4rke l\u00e4sst sich nur auf diese Art begreifen, w\u00e4hrend, wie schon bemerkt, der Erfolg im Fall einer elektromotorischen Gegenkraft, die den Grund des Sinkens enthielte, ein ganz anderer sein m\u00fcsste.\nWir wollen diesen durch den Strom erzeugten Widerstand der K\u00fcrze halber den secund\u00e4ren Widerstand nennen, womit gar nichts \u00fcber seine weitere Ursache ausgesagt, sondern nur sein Auftreten unter denselben Umst\u00e4nden angedeutet wird, unter welchen in manchen feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern secund\u00e4r-elektromotorische Kr\u00e4fte entstehen. Man begreift, von welcher Wichtigkeit diese Erscheinung im Gebiete der Elektro-physiologie werden kann, da sie, unter gewissen Voraussetzungen, die M\u00f6glichkeit best\u00e4ndiger Str\u00f6me in den thierisch-elektrischen und in den elektrischen Reiz-Versuchen ausschliessen w\u00fcrde. Ich habe mich daher gen\u00f6thigt gesehen, wie schon die Polarisation an der Grenze der Elektrolyte und die innere Polarisation der feuchten por\u00f6sen Halbleiter, auch noch den secund\u00e4ren Widerstand, soweit es f\u00fcr diesen Zweck erforderlich war, zu ergr\u00fcnden: ein Gesch\u00e4ft, welches sich leider als eines der schwierigsten und, wegen der Dauer und Einf\u00f6rmigkeit der Versuche, auch der m\u00fchseligsten unter allen erwies, die mir im Lauf meiner Untersuchungen zugefallen sind. Nur die praktische Bedeutung der schliesslich hier aufgedeckten, an sich sehr unscheinbaren Thatsachen f\u00fcr die Elektrophysio-logie kann mich mit den Opfern an Zeit und an Arbeitskraft, die ich diesem widerspenstigen Gegenst\u00e4nde habe bringen m\u00fcssen, etwas auss\u00f6hnen.\n\u00a7. H. Von den feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern, welche secund\u00e4ren Widerstand zeigen.\nWir beginnen damit, uns eine Uebersicht \u00fcber die feuchten por\u00f6sen K\u00f6rper zu verschaffen, die den secund\u00e4ren Widerstand zeigen. Den zu untersuchenden K\u00f6rpern wurde die Ge- [852] stalt eines Prisma\u2019s, \"'O","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"por\u00f6sen K\u00f6rpern, welche secund\u00e4ren Widerstand zeigen.\n85\nes anging, von den schon erw\u00e4hnten Maassen (s. oben S. 17) ertheilt. j)ies Prisma wurde zwischen die mit schwefelsaurer Kupferoxydl\u00f6sung getr\u00e4nkten Zuleitungsb\u00e4usche gebracht, und von Grundfl\u00e4che zu Grundfl\u00e4che dem Strome der zwanziggliederigen GnovE\u2019sehen S\u00e4ule ausgesetzt. Auf die F\u00e4higkeit der Substanz, secund\u00e4ren Widerstand anzunehmen, wurde stets erst geschlossen, wenn das charakteristische langsame Wachsen der Stromst\u00e4rke nach dem Umlegen der Wippe mindestens einmal hei jeder Richtung des Stromes beobachtet worden war.\nDer Gesichtspunkt, der sich hier f\u00fcr die Untersuchung darbietet, ist der, ob sich eine Beziehung feststellen lasse zwischen der Empf\u00e4nglichkeit der K\u00f6rper f\u00fcr den secund\u00e4ren Widerstand und der f\u00fcr die innere Polarisation, oder ob die beiden Erscheinungen ganz gleichg\u00fcltig neben einander her gehen. Wir schliessen uns demgem\u00e4ss, hei der jetzt vorzunehmenden Musterung feuchter por\u00f6ser K\u00f6rper, der Reihenfolge an, welche sich uns hei Erforschung der inneren Polarisation an die Hand gegeben hat. Gleich heim ersten Schritte findet sich, dass zwischen dem secund\u00e4ren Widerstande und der inneren Polarisation vermuthlich gar kein Yerh\u00e4ltniss besteht.\nI. Unorganische K\u00f6rper. Kreide und Bimsstein zwar, lange in destillirtem Wasser gesotten, zeigten den secund\u00e4ren Widerstand spurweise. Modellirtlion dagegen, welcher gleichfalls innerlich polarisirbar ist, liess nichts davon wahrnehmen, wie lange auch St\u00e4be von den verschiedensten Maassverh\u00e4ltnissen dem Strom ausgesetzt b\u00fceben. Quarzsand oder Schwefelblumen, mit Wasser zu einem Brei angemacht, geben keine innere Polarisation, und k\u00f6nnen grunds\u00e4tzlich keine geben, weil das Ver-h\u00e4ltniss der Leitungsf\u00e4higkeit des por\u00f6sen Ger\u00fcstes zu der des Elektrolyten \u00abin zu ung\u00fcnstiges ist. Dies gilt namentlich f\u00fcr den Schwefelbrei, der lebhaft sauer (von Schwefels\u00e4ure) reagirte, und deshalb auch sehr viel besser leitete als das Wasser, womit er angerieben wurde. Dennoch dessen diese K\u00f6rper, in R\u00f6hren gestopft, deutlich secund\u00e4ren Widerstand erkennen. Ja der Quarzsand fuhr fort dies zu thun, selbst als ich ihn, ;statt [853] mit Wasser, mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure1 zu einem Brei anr\u00fchrte. Hingegen mit einem Brei aus dem geschl\u00e4mmten Sande der K\u00f6nigl. Porzellan-Manufactur2 und destillirtem Wasser ward kein secun-d\u00e4rer Widerstand beobachtet.\nII- Organische, nicht organisirte K\u00f6rper. Gleich dem hartgesottenen Eiweiss, von dem bereits die Rede war, verhielt sich auch der durch Schlagen des Rinderblutes erhaltene Faserstoff, und der Blutkuchen\n1\tS04 H : HO :: 1 : 19 und :: 1 : 8 dem Volum nach.\n2\t& oben, Abh. IL S. 18.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"g\u00df\tV. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\nvom n\u00e4mlichen Thiere, sowie erstarrter Leim, dieser jedoch nur in gewissen F\u00e4llen, deren Bedingungen mir nicht klar geworden sind. Blutkuchen und Leim hatten keine innere Polarisation gegeben. Auch die Speckhaut von Pferdeblut zeigte secund\u00e4ren Widerstand.\nEin sonderbares Verhalten war das der Seife. Um regelm\u00e4ssige Stromwirkungen durch Seife hindurch zu erzielen, ward es n\u00f6thig, B\u00f6gen daraus zu schnitzen und deren Enden in die Kupferl\u00f6sung der Zuleitungs-gef\u00e4sse zu tauchen. Beim Einklemmen von Prismen aus Seife zwischen die Zuleitungsb\u00e4usche entstanden n\u00e4mlich stets St\u00f6rungen, durch, wie es schien, sprungweise Ver\u00e4nderung des Widerstandes der Ber\u00fchrungsstellen der Seife mit den B\u00e4uschen. Bei der angegebenen Anordnung sieht man die Stromst\u00e4rke schnell um einen sehr ansehnlichen Bruchtheil abnehmen. Legt man die Wippe um, so erfolgt ein positiver Ausschlag, so lebhaft als ob es sich um Polarisation handelte, und ohne dass sich danach langsames Wachsen einstellte. Man hat sich also wohl vorzu-stellen, dass unter dem Einfluss des umgekehrten Stromes der secund\u00e4re Widerstand der Seife in einem Zeitraum schwinde, der kleiner ist als die Schwingungsdauer des Spiegels, da man der inneren Polarisation der Seife im urspr\u00fcnglichen Kreise nur ungern die elektromotorische Kraft von vielen GitovE\u2019schen Gliedern, und zugleich eine solche Fl\u00fcchtigkeit zuschreiben wird, dass daraus erkl\u00e4rlich w\u00fcrde, weshalb nach Entfernung aus dem urspr\u00fcnglichen Kreise die Seife keine ungew\u00f6hnlich starke innere Polarisation zeigt. [854]\nUl. Organisirte Pflanzentheile. Prismen geschnitten aus Kartoffeln, Mohrr\u00fcben, Petersilienwurzeln, Aepfeln, Birnen, der saftige Stiel von Begonien, zeigten die Erscheinung in sehr ausgesprochener Weise. Minder sch\u00f6n trat sie an gesottenen H\u00f6lzern, Eichen-, Kien-, Mahagony-Holz, hervor, und noch weniger deutlich an einem in vollem Safte stehenden holzigen Zweige des Zuckerahorns, obschon solche Zweige gerade die heftigste innere Polarisation geben, die sich denn auch hier wirklich im urspr\u00fcnglichen Kreise durch einen kleinen positiven Ausschlag beim Umlegen der Wippe bemerklich machte.\nMit destillirtem oder mit Brunnen-Wasser getr\u00e4nkte balkenf\u00f6rmige Fliesspapierb\u00e4usche nehmen secund\u00e4ren Widerstand in geringem Grade an. Tr\u00e4nkt man solche B\u00e4usche mit der ges\u00e4ttigten L\u00f6sung von schwefelsaurem Zinkoxyd, schwefelsaurem Natron, Alaun, Chlornatrium, Chlorammonium, Quecksilberchlorid, oder mit k\u00e4uflicher Kalihydratl\u00f6sung, so wird auch beim l\u00e4ngsten Durchstr\u00f6men und bei irgend welchen Maassverh\u00e4ltnissen der B\u00e4usche kein secund\u00e4rer Widerstand bemerkbar, so wenig als w\u00e4ren sie mit der Kupferl\u00f6sung der Zuleitungsb\u00e4usche selber getr\u00e4nkt (s. oben S. 81). Denselben Gegensatz im Verhalten des;","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 2. Von den feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern, welche secund\u00e4ren Widerstand zeigen. 87\nFliesspapiers, je nachdem es mit Wasser oder mit dergleichen L\u00f6sungen getr\u00e4nkt wird, haben wir in Bezug auf innere Polarisation beobachtet. Allein diese Uebereinstimmung ist nicht durchgreifend. Tr\u00e4nkt man n\u00e4mlich das Fliesspapier mit verd\u00fcnnter Schwefel- oder Salpeters\u00e4ure, wodurch es jede Spur innerer Polarisirbarkeit einb\u00fcsst, so ist der secun-d\u00e4re Widerstand gleichwohl sehr deutlich wahrnehmbar. Ausnehmend stark erscheint er beim Tr\u00e4nken des Papiers mit neutraler chromsaurer Kalil\u00f6sung, wobei an der Grenze der Kupferl\u00f6sung ein brauner Niederschlag, wie mir Hr. Bammelsberg sagt, von basisch chromsaurem Kupferoxyd entsteht.\nIV. Thierische Gewebe. Die Versuche wurden an frischen Ge-webetheilen von Bindern oder K\u00e4lbern angestellt. Als Vertreter des Knochengewebes bei Versuchen dieser Art ist am bequemsten ein St\u00fcck Bippe, des Knorpelgewebes ein St\u00fcck Bippenknorpel, des Sehnengewebes eine der Beugesehnen an der Mittelhand, des elastischen Gewebes das Nackenband, der Nerven ein St\u00fcck B\u00fcckenmark. Ausserdem wurden gepr\u00fcft [855] Streifen der Haut und prismatische St\u00fccke Muskelfleisch, letztere sowohl roh als gekocht, und sowohl in der Faserrichtung als senkrecht darauf. Alle diese Theile zeigen die oben am hartgesottenen Eiweiss beobachteten Erscheinungen auf\u2019s Deutlichste ausgepr\u00e4gt und im gr\u00f6ssten Maassstabe; mit Ausnahme des Knochens, der nur dann eine sichere Spur secund\u00e4ren Widerstandes zu entfalten scheint, wenn er ein mehr schwammiges Gef\u00fcge besitzt.\nDiese Versuchsreihe gen\u00fcgt um zweierlei darzuthun, 1. dass die F\u00e4higkeit, secund\u00e4ren Widerstand anzunehmen, den feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern sehr allgemein zukomme, 2. dass, wie schon bemerkt, keine Beziehung zwischen ihr und der inneren Polarisation obwalte.\n\u00a7. IH. Vom \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerst\u00e4nde.\nWir wollen jetzt den Versuch machen, in die Natur des secund\u00e4ren Widerstandes etwas tiefer einzudringen. Im Folgenden sollen, der K\u00fcrze halber, die H\u00e4lfte und das Ende des feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpers, wo der Strom, ferner der Bausch, durch den er eintritt, die Eintrittsh\u00e4lfte, has Eintrittsende, der Eintrittsbausch, die entsprechenden Theile der anderen Seite die Austrittsh\u00e4lfte, das Austrittsende, der Austrittsbausch genannt werden.\nEs bietet sich vor Allem die Frage dar, wo der Sitz des secund\u00e4ren Widerstandes sei. Ist es, was jetzt kaum wahrscheinlich d\u00e4ucht, wie bei der inneren Polarisation, jeder durchstr\u00f6mte Querschnitt des por\u00f6sen K\u00f6rpers? Oder sind es nicht vielmehr, wie bei der Polarisation an der","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\tV. Ueber den secupd\u00e4ren Widerstand u. s. w.\nGrenze ungleichartiger Elektrolyte, die Ber\u00fchrungsstellen dieses K\u00f6rpers mit den Zuleitungsh\u00e4uschen ?\t;\nEs ist, wenigstens in allen von mir gepr\u00fcften F\u00e4llen, leicht sich zu \u00fcberzeugen, dass das letztere, wenn auch vielleicht nicht ausschliesslich, doch in \u00fcberwiegendem Maasse stattfinde, und dass namentlich das Eintrittsende. unstreitig den hei weitem gr\u00f6ssten Theil des secund\u00e4ren Widerstandes beherberge. Hat man den secund\u00e4ren Widerstand z. B. in einem Eiweissprisma (s. oben S. 82) sich entwickeln lassen, schneidet man das Prisma in der Mitte quer durch, und pr\u00fcft man [856] die beiden H\u00e4lften einzeln auf ihren Widerstand, so zeigt die Eintrittsh\u00e4lfte einen -viel gr\u00f6sseren Widerstand als die Austrittsh\u00e4lfte. Schneidet man von dem Austrittsende ein St\u00fcck von einigen Millimetern L\u00e4nge ab, w\u00e4hrend das Eintrittsende an dem entsprechenden Bausch m\u00f6glichst unverr\u00fcckt liegen bleibt, so bleibt die Stromst\u00e4rke nahe dieselbe. Sie erscheint nur vor\u00fcbergehend sowohl als dauernd etwas gewachsen, das erstere, weil w\u00e4hrend der zum Abschneiden erforderlichen Zeit ein geringer Theil des secund\u00e4ren Widerstandes sich zerstreut hat, das letztere wegen der Verk\u00fcrzung des Eiweissprisma\u2019s, als des am meisten widerstehenden Theiles des Kreises. Schneidet man aber ein gleich langes St\u00fcck vom Eintrittsende ab, so erreicht die Stromst\u00e4rke pl\u00f6tzlich ihre urspr\u00fcngliche Gr\u00f6sse ungef\u00e4hr wieder, und es ist klar, dass der haupts\u00e4chlichste Theil des secund\u00e4ren Widerstandes beseitigt ist, denn das Sinken beginnt von Neuem ganz als ob der Kreis zum erstenmal geschlossen w\u00fcrde, oder als ob der secund\u00e4re Widerstand in Folge des Umlegens der Wippe geschwunden w\u00e4re. Sogar wenn wirklich in Folge des Umlegens der Wippe der secund\u00e4re Widerstand vollst\u00e4ndig aufgehoben scheint und das Sinken eben wieder beginnen will, erh\u00e4lt man durch Abschneiden des Eintrittsendes noch eine ansehnliche Verst\u00e4rkung des Stromes. Bringt man, an Stelle des vom Eintrittsende befreiten Prisma\u2019s, dies abgeschnittene Ende selber zwischen die Zuleitungsb\u00e4usche, so zeigt sich, dass es den Strom fast ebenso sehr schw\u00e4cht, als das ganze noch damit versehene Prisma that. Dass durch die blosse Ber\u00fchrung der Zuleitungsb\u00e4usche mit den Enden des Prisma\u2019s ohne Mitwirkung des Stromes, nichts dem secund\u00e4ren Widerst\u00e4nde Aehn-liches herbeigef\u00fchrt werde, versteht sich aus mehrfachen Gr\u00fcnden von selbst, und wird durch die Erfahrung best\u00e4tigt.\nHat man, anstatt den Grundfl\u00e4chen des Eiweissprisma\u2019s die Zuleitungsb\u00e4usche, zweien Punkten der Seitenfl\u00e4chen des Prisma\u2019s Keilb\u00e4usche1\n1 Die Keilb\u00e4usche haben schon in fr\u00fcheren Mittheilungen (S. oben Abh. II. S. 15; \u2014 Abh. III. S. 34) eine ansehnliche Rolle gespielt, und ihre Bedeutung in dieser Abhandlung und in einigen folgenden wird so gross, dass ich nicht l\u00e4nger","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 3. Vom \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstande. \u25a0\n89\nangelegt, und r\u00fcckt man, nach entwickel- [857] tem secund\u00e4ren Widerstande, den Austrittsbausch von der Stelle, so findet keine bemerkens-werthe Ver\u00e4nderung der Stromst\u00e4rke statt. Dagegen erscheint der secund\u00e4re Widerstand alsbald beseitigt, und das Sinken beginnt von Neuem, wenn man den Eintrittsbausch einer neuen Stelle anlegt. Innerhalb gewisser Grenzen, die von dem Verh\u00e4ltnis des Widerstandes der Eiweissstrecke zwischen den Keilb\u00e4uschen zum Widerstande des \u00fcbrigen Kreises abhangen, ist es dabei gleichg\u00fcltig, ob die neue Stelle, der man den Ausoder Eintrittsbausch anlegt, nach aussen oder nach innen hegt, d. h. ob man die Eiweissstrecke zwischen den Keilb\u00e4uschen verl\u00e4ngert oder verk\u00fcrzt.\nDurch \u00e4hnliche Versuche habe ich mich \u00fcberzeugt, dass auch beim Leim und der Seife; beim Knorpel, der Haut und dem Muskelfleisch des Kindes; beim Gewebe der Kartoffel und der Birne; endlich bei den mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure oder [858] mit ges\u00e4ttigter chromsaurer Kalil\u00f6sung getr\u00e4nkten B\u00e4uschen das Eintrittsende der vornehmste Sitz des secund\u00e4ren Widerstandes ist. Es kann sich also nur noch darum handeln, ob, wie es oft den Anschein hat, hier wirklich der ganze secund\u00e4re Widerstand hause, so dass er nur ein \u00e4usserer sein w\u00fcrde, oder ob ein Theil davon vielleicht auch noch \u00fcber das Innere des feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpers verbreitet sei.\nz\u00f6gern darf, sie dem Leser zu versinnlichen. Man sieht in Fig. 5 einen Keilbausch einem gew\u00f6hnlichen Zuleitungsbauseh aufsitzen. Er ist daran befestigt mittels eines\nFig. 5.\nladens, den man in/ unterscheidet, und der durch zwei den Keil- und Zuleitungstausch durchbohrende L\u00f6cher gef\u00fchrt ist. Die etwa 15\u00ab\u2122 lange Schneide des Keilbausches ss, ist mit einem Eiweissh\u00e4utchen bekleidet vorgestellt. Damit dies ln der dadurch bedingten scharfen Kr\u00fcmmung verharre, muss es den Seiten des Keils in einiger L\u00e4nge anhaften. Ich pflege die Eiweissh\u00e4utchen f\u00fcr diesen Zweck 40 mm lang zu schneiden.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nV. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\n\u00a7. IV. Vom inneren secund\u00e4ren Widerstande.\nUm hier\u00fcber zu entscheiden, wollen wir uns zun\u00e4chst an zwei dergleichen K\u00f6rper heften, welche beide den Vortheil bieten, dass man sie sich jederzeit leicht von wesentlich gleicher Beschaffenheit und in passender Gestalt verschaffen kann; an das hartgesottene Eiweiss, welches uns schon vorher als Typus eines des secund\u00e4ren Widerstandes f\u00e4higen K\u00f6rpers gedient hat, und an das Gewebe der Kartoffel. Letzteres kommt zwar dem Eiweiss an secund\u00e4rem Widerstande nicht gleich, da die St\u00e4rke des Stromes damit nur auf etwa a/3 ihres urspr\u00fcnglichen Werthes sinkt'; die Folge wird aber lehren, dass die Wahl eines Pflanzengewebes als zweiten Vertreters der mit secund\u00e4rem Widerstande behafteten K\u00f6rper hier von besonderer Bedeutung ist.\nIch verfuhr nunmehr folgendermaassen. Den Seiten des wie gew\u00f6hnlich von Grundfl\u00e4che zu Grundfl\u00e4che durchstr\u00f6mten Prisma\u2019s legte ich mit ges\u00e4ttigter schwefelsaurer Zinkoxydl\u00f6sung getr\u00e4nkte und mit doppelten Eiweissh\u00e4utchen bekleidete Keilb\u00e4usche in solcher Entfernung von den Enden an, dass der besondere Vorgang, dessen Sitz das Eintrittsende ist (s. unten \u00a7. VII), sich nicht bis zwischen ihre Schneiden erstreckte. Die Keilb\u00e4usche sassen den mit der n\u00e4m\u00fcchen Fl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkten Zuleitungsb\u00e4uschen eines Paares meiner neuen Zuleitungsgef\u00e4sse aus verquicktem Zink1 auf, welche mit einer DANiELi/schen Kette verbunden waren. Die GnovE\u2019sche S\u00e4ule soll hinfort die Hauptkette, ihr Strom der Hauptstrom, dessen Kreis der Hauptkreis, die Dand-jj/scIk: Kette die H\u00fclfskette, ihr Strom der H\u00fclfsstrom, dessen Kreis der H\u00fclfskreis heissen. [859] In dem Kreise der Hauptkette befand sich die eine, in dem der H\u00fclfskette die andere der beiden verschiebbaren Rollen der WiEDEMANN\u2019schen Bussole, beide in passendem Abstande vom Spiegel, letztere gemeiniglich von 3000, manchmal von 6000 Windungen. Ich beobachtete nun zuerst bei offener Hauptkette die St\u00e4rke des H\u00fclfs-stromes bei dem urspr\u00fcnglichen Zustande des Eiweisses oder des Kartoffelgewebes. Dann schloss ich, bei ge\u00f6ffneter H\u00fclfskette, die Hauptkette, liess den secund\u00e4ren Widerstand sich entwickeln, und beobachtete abermals, bei ge\u00f6ffneter Hauptkette, die St\u00e4rke des H\u00fclfsstromes. Dann legte ich die Wippe des Hauptstromes um, Hess den secund\u00e4ren Widerstand, unter dem Einfluss der neuen Stromrichtung, sich zerstreuen, \u00f6ffnete die Hauptkette im Augenblick, wo das Sinken sich wieder einstellte, las abermals die St\u00e4rke des H\u00fclfsstromes ab, u. s. f. Mit einem Worte, ich\n1 Vergl. oben, Abh. IV. S. 76. Sie sollen n\u00e4chstens beschrieben und abgebildet werden. (S. unten, Abh. VIII. \u00a7. III.)","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 4. Vom inneren secnnd\u00e4ren Widerstande.\n91\nnr\u00fcfte jedesmal mittels des durch das Prisma, mit Ausschluss des Eintrittsendes, hindurchgesandten Stromes der H\u00fclfskette, die Ver\u00e4nderungen des Widerstandes, welche etwa darin durch den Hauptstrom hervorgerufen waren.\nBei dieser Versuchsweise zeigt sich, dass der H\u00fclfsstrom, in kleinerem Maassstabe zwar, jedoch vollkommen regelm\u00e4ssig und deutlich, diu Schwankungen mitmacht, denen der Hauptstrom unterliegt. Ist der Hauptstrom, in Folge der Entwickelung des secund\u00e4ren Widerstandes, gesunken,, so ist auch der H\u00fclfsstrom klein; hat der Hauptstrom, in Folge der Zerstreuung des secund\u00e4ren Widerstandes durch den umgekehrten Stromr seine urspr\u00fcngliche Gr\u00f6sse wieder erreicht, so ist auch der H\u00fclfsstrom gross. Es hat also den Anschein, als gehe es, ausser dem an dem Eintrittsende sich entwickelnden \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstande, wirklich noch einen inneren secund\u00e4ren Widerstand, der seinen Sitz in jedem durchstr\u00f6mten Querschnitt des Prisma\u2019s habe. Es fragt sich indess noch, oh es nicht m\u00f6glich sei, diesen inneren secund\u00e4ren Widerstand auf bereits bekannte Ursachen zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nVor Allem sei bemerkt, dass nicht daran zu denken ist, die Schwankungen des H\u00fclfsstromes abzuleiten vom Hereinbrechen eines Theiles des Hauptstromes in den H\u00fclfskreis, w\u00e4hrend der H\u00fclfsstrom beobachtet wurde. Ein solches Hereinbrechen wurde unm\u00f6glich gemacht durch die Anordnung, die ich in der Ab- [860] handlung \u00fcber Polarisation an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte1 beschrieben und schematisch abgebildet habe, indem n\u00e4mlich eine Wippe den einen Kreis, w\u00e4hrend sie den anderen schloss, an zwei passend gelegenen Stellen zugleich unterbrach.\nEbensowenig ist daran zu denken, dass der Hauptstrom, indem er an den Keilb\u00e4uschen der H\u00fclfskette vor\u00fcberfloss und sich vielleicht schleifen-f\u00f6rmig in sie hineinbog, an den Ber\u00fchrungsstellen der Keilb\u00e4usche mit dem Prisma \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand entwickelt habe. Diesem Einwand zu begegnen, wurde das Eiweiss- oder Kartoffelprisma an einem Glasstabe wagerecht schwebend2 zwischen zweien Paaren von Keilb\u00e4uschen aufgestellt, deren eines dem Haupt-, das andere dem H\u00fclfskreise angeh\u00f6rte. Eer Abstand zwischen dem einen und dem anderen Paare von Keilb\u00e4uschen war gr\u00f6sser als der wagerechte Durchmesser des Prisma\u2019s. Indem das Prisma in wagerechter Ebene senkrecht auf seine Axe hin-und herbewegt wurde, konnte es abwechselnd dem einen und dem anderen\n1\tS. oben, Abh. I. S. 2 ff.\n2\tIm Pall des Eiweisses war der Glasstab in der Axe des Reagirglases befestigt worden, in welchem das Eiweiss gerann.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nY. lieber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\nPaare von Keilb\u00e4uschen angelegt werden. Auch so zeigten sich die den Schwankungen des Hauptstromes entsprechenden Schwankungen des H\u00fclfe. Stromes, obschon jetzt der Hauptstrom die Keilb\u00e4usche der H\u00fclfskette gar nicht mehr ber\u00fchrte.\nDann k\u00f6nnte man versucht sein, um die Schwankungen des H\u00fclfe-stromes zu erkl\u00e4ren, an die innere Polarisation zu denken, deren elektromotorische Kraft im Kreise der H\u00fclfskette (eines einzigen Daniells) nicht mehr als verschwindend anzusehen sei. Diese Deutung setzt voraus, dass Haupt- und H\u00fclfsstrom einerlei Richtung im Prisma haben, da sonst die durch den Hauptstrom bewirkte innere Polarisation, anstatt den H\u00fclfsstrom zu schw\u00e4chen, sich vielmehr zu ihm hinzuf\u00fcgen w\u00fcrde. Es zeigt sich aber, dass die Schwankungen des H\u00fclfsstromes bei jeder Richtung des letzteren in Bezug auf den Hauptstrom nahe gleich stark ausfallen. Allerdings erh\u00e4lt man in den ersten Augenblicken nach Oeffnung des Haupt- und Sch\u00fcessung des H\u00fclfskreises einige Scalentheile mehr Ab- ' lenkung, wenn man [861] das Prisma so in den H\u00fclfskreis bringt, dass der H\u00fclfsstrom darin ebenso fliesst, wie vorher der Hauptstrom; im anderen Falle einige Scalentheile weniger. Diese Erscheinung ist unzweifelhaft auf Rechnung der inneren Polarisation zu bringen, allem im Vergleich mit den Schwankungen des H\u00fclfsstromes, von denen hier die Rede ist, kommt sie nicht in Betracht.\nEs giebt nun noch eine vierte Ursache, auf die man diese Schwankungen zur\u00fcckf\u00fchren kann. Dies ist die W\u00e4rmeentwickelung durci), den Hauptstrom. Es ist klar, dass je st\u00e4rker der Hauptstrom ist, um so w\u00e4rmer wird das Eiweiss- oder Kartoffelprisma, um so besser muss es \u2018 leiten. Umgekehrt, je mehr sich der Hauptstrom durch Entwickelung secund\u00e4ren Widerstandes geschw\u00e4cht hat, um so k\u00e4lter wird das Prisma, und um so gr\u00f6sser folglich dessen Widerstand. Es kann sich nur darum handeln, ob diese Ursache ausreiche, um die beobachteten Schwankungen des H\u00fclfsstromes zu erkl\u00e4ren, oder nicht.\nUm hier\u00fcber Gewissheit zu erlangen, steckte ich in ein in das Eiweissprisma senkrecht auf seine Axe gebohrtes Loch den schlanken cylindrischen Beh\u00e4lter eines f\u00fcr Beobachtungen \u00fcber thierische W\u00e4rme bestimmten, in Zehntel Grade C. getheilten Thermometers, und las durch eine B\u00df\u00fcCKE\u2019sche Arbeitslupe die durch den Strom bewirkte Temperaturerh\u00f6hung ab. Sie belief sich im Ganzen auf etwa 10\u00b0, und die Temperaturschwankungen, welche den Schwankungen des Hauptstromes entsprachen, auf volle 6\u00b0.\nSodann erw\u00e4rmte ich ein Eiweissprisma von dem gew\u00f6hnlichen Querschnitt in einem Reagirglase bis zu einer Temperatur, welche die h\u00f6chste im vorigen Versuche durch den Strom erreichte um mehrere","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 4. Vom inneren secund\u00e4ren Widerstande.\t93\nGrade \u00fcbertraf, und brachte dann das Prisma in Ber\u00fchrung mit den im gew\u00f6hnlichen Abstande von einander befindlichen Keilb\u00e4uschen der H\u00fclfs-fcette. W\u00e4hrend das in dem Prisma steckende Thermometer abw\u00e4rts das Temperatur-Intervall durchlief, welches den im vorigen Versuch durch den Strom bewirkten Temperaturschwankungen entsprach, wuchs der Widerstand des Eiweisses, nach der St\u00e4rke des H\u00fclfsstromes bemessen, um ebensoviel, als wenn der Hauptstrom das Eiweissprisma lange genug durchkreist, um sich auf\u2019s Aeusserste zu schw\u00e4chen. [862]\nDiese Versuche laufen, wie man sieht, darauf hinaus, die Annahme eines besonderen inneren secund\u00e4ren Widerstandes im Eiweiss unn\u00f6thig zu machen. Nicht so was das Gewebe der Kartoffel betrifft. Dies leitet n\u00e4mlich ausserordentlich viel schlechter als das hartgesottene Eiweiss. In Folge davon erreicht der Hauptstrom im Kartoffelprisma eine viel geringere St\u00e4rke als im Eiweissprisma, und die Temperaturerh\u00f6hung im ersteren ist so gering, dass sie oft gar nicht bemerkbar wird, und jedenfalls nicht in Betracht kommt. Gleichwohl fallen die den Schwankungen des Hauptstromes entsprechenden Schwankungen des H\u00fclfsstromes in der Kartoffel nicht kleiner, sondern, im Vergleich zu den ersteren, sogar noch gr\u00f6sser aus als im Eiweiss. Wir haben also noch immer Grund, im Kartoffelprisma einen inneren secund\u00e4ren Widerstand anzunehmen. Doch scheint es w\u00fcnschenswerth, dessen Dasein noch auf anderem Wege gegen den Verdacht zu sichern, als handele es sich dabei um Temperaturschwankungen. Die folgenden Ermittelungen erf\u00fcllen diesen Zweck.\nBetrachtet man genauer die den Schwankungen des Hauptstromes entsprechenden Schwankungen des H\u00fclfsstromes im Falle des Eiweisses und in dem des Kartoffelgewebes, so zeigt sich bald ein wesentlicher Unterschied. Bei dem Eiweiss n\u00e4mlich liegen die kleinsten Werthe der H\u00fclfsstromst\u00e4rke, die man beobachtet, wenn der Hauptstrom im Eiweiss durch Entwickelung des secund\u00e4ren Widerstandes seine unterste Grenze erreicht hat, niemals unter, sondern stets noch \u00fcber dem urspr\u00fcnglichen Werthe der H\u00fclfsstromst\u00e4rke, den man vor jeder Einwirkung des Hauptstromes erhielt. Der Hauptstrom bringt also im Eiweiss keine absolute Verminderung der Leitungsf\u00e4higkeit hervor. Die Verminderung ist vielmehr nur relativ, d. h. sie stellt sich als solche dar ihr Vergleich zu der Vermehrung der Leitungsf\u00e4higkeit, welche der Strom in seiner vollen, durch den secund\u00e4ren Widerstand ungeschw\u00e4chten Gr\u00f6sse thermisch er\u00e4ugt. Anders bei dem Kartoffelgewebe. Hier liegen jene kleinsten Werthe der H\u00fclfsstromst\u00e4rke unter dem urspr\u00fcnglichen, es hat also eine wirkliche Verminderung der Leitungsf\u00e4higkeit durch den Hauptstrom stattgefunden, welche nie die Folge der thermischen Wirkung sein kann.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nY. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\nBiese absolute [863] Verminderung der H\u00fclfsstromst\u00e4rke kann sich bis .auf 1j5 ihres urspr\u00fcnghchen Werthes belaufen.\nBeobachtet man den Gang der H\u00fclfsstromst\u00e4rke unmittelbar nachdem man den auf\u2019s Aeusserste geschw\u00e4chten Hauptstrom ge\u00f6ffnet hat, so giebt sich abermals zwischen den Erscheinungen, die das Eiweiss, und denen, die das Kartoffelgewebe bietet, ein bedeutsamer Unterschied zu erkennen. Beim Eiweiss ist n\u00e4mlich die H\u00fclfsstromst\u00e4rke im Sinken begriffen, unstreitig, weil, wie das Thermometer bekundet, das Eiweiss k\u00e4lter wird. Wie schwach auch der Strom geworden war, immer erhielt \u25a0er das Eiweiss doch noch auf einer h\u00f6heren Temperatur, als ihm sonst zukommen w\u00fcrde. Beim Kartoffelgewebe beobachtet man im Gegentheil, dass die H\u00fclfsstromst\u00e4rke nach Unterbrechung des Hauptstromes ziemlich rasch w\u00e4chst. Dies kann von nichts herr\u00fchren, als davon, dass ein durch den Hauptstrom entwickelter innerer secund\u00e4rer Widerstand anf\u00e4ngt sich -zu zerstreuen, sobald der Hauptstrom auf h\u00f6rt. Der Hauptstrom selber erscheint in beiden F\u00e4llen nach dem Offenstehen seines Kreises etwas verst\u00e4rkt, bei dem Eiweiss darum, weil auch der \u00e4ussere secund\u00e4re Widerstand sich sofort, obschon viel langsamer, zu zerstreuen beginnt, wenn der Strom aufh\u00f6rt, der ihn hervorrief.\nUm nun auch den Einfluss der Stromumkehr auf den inneren secund\u00e4ren Widerstand zu erforschen, dient folgender Kunstgriff. Man denke \u25a0sich ein Eiweiss- und ein Kartoffel-Prisma durch zwei m\u00f6glichst senkrecht auf die- Axe gef\u00fchrte Schnitte in drei St\u00fccke getheilt, von denen das mittlere das l\u00e4ngste ist, sodann die drei St\u00fccke wieder genau zusammengef\u00fcgt, und zwischen den Zuleitungsb\u00e4uschen des Hauptstromes dergestalt angebracht, dass man das Mittelst\u00fcck herausnehmen kann, ohne dass die Endst\u00fccke an den B\u00e4uschen verschoben werden. Der Hauptstrom wird bis zur \u00e4ussersten Schw\u00e4chung durch den \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand hindurchgeschickt. Dann wird so rasch wie m\u00f6glich das Mittelst\u00fcck herausgenommen, in verkehrter Lage wieder eingesetzt, und der Erfolg am Fernrohr beobachtet. Mit dem Eiweiss ist dieser Erfolg nichtig; der Faden stellt sich, wenn der Versuch gut gelingt, sobald die unvermeidlichen Schwankungen. wegen Oeffnens und Wiederschliessens der Kette vor\u00fcber sind, fast genau auf den Theilstrich wieder ein, auf dem [864] er sich vor dem Umkehren des Mittelst\u00fcckes befand. Mit dem Kartoffel-gewebe hingegen zeigt sich die Ablenkung, wenn der Spiegel zur Buhe gekommen ist, im langsamen Wachsen begriffen, und dies l\u00e4sst sich sogar in F\u00e4llen beobachten, wo ein in dem Mittelst\u00fcck steckendes Thermometer aus anderen Gr\u00fcnden sinkt, nicht steigt. Das langsame Wachsen hat eine Grenze, bei welcher angelangt die Stromst\u00e4rke einige Augen- i blicke best\u00e4ndig bleibt, und dann wieder zu sinken beginnt, ganz, nur in","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 4. Vom inneren secund\u00e4ren Widerstande.\n95\nkleinerem Maassstabe, als ob es sich um den \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand handelte. Wird das Mittelst\u00fcck nur herausgenommen und wieder eingesetzt ohne umgekehrt zu werden, so ereignet sich nichts der Art.\nNach diesen Versuchen ist es als ausgemacht anzusehen, dass das Kartoffelgewebe wirklich inneren secund\u00e4ren Widerstand besitzt. Vom Eiweiss h\u00e4tte man bis zum letzten Versuche noch glauben k\u00f6nnen, dass die durch thermische Wirkung darin erzeugten H\u00fclfsstromschwankungen vielleicht auch noch solche Schwankungen in sich b\u00e4rgen, die auf innerem secund\u00e4ren Widerstande beruhten. Nach diesem Versuch aber steht es fest, dass dem Eiweiss keine nachweisbare Spur inneren secund\u00e4ren Widerstandes zukommt. Zwar l\u00e4sst sich dagegen noch einwenden, dass wir, der Natur der Sache nach, das Eiweiss auf den inneren secund\u00e4ren Widerstand nur haben pr\u00fcfen k\u00f6nnen mittels eines Stromes, der durch den \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand um den gr\u00f6ssten Theil seiner St\u00e4rke gebracht war. Allein die Folge wird uns Mittel an die Hand geben, diesen Einwand zu beseitigen, wie auch den inneren secund\u00e4ren Widerstand des Kartoffelgewebes noch auf einem vierten Wege darzuthun (s. unten, \u00a7. XI).\nWir werden dergestalt auf die Aufgabe gef\u00fchrt, zu ermitteln, welche unter den feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern, die wir oben als des secund\u00e4ren Widerstandes \u00fcberhaupt f\u00e4hig erkannt haben, neben dem \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstande, der ihnen allen in gr\u00f6sserem oder geringerem Grade zuzukommen scheint, auch noch gleich dem Kartoffelgewebe inneren secund\u00e4ren Widerstand besitzen. Das Ergebniss dieser Pr\u00fcfung hat etwas Befremdendes. Ich habe n\u00e4mlich den inneren secund\u00e4ren Widerstand bisher nur an frischen Pflanzengewebetheilen, an [865] St\u00fccken Kartoffel, Mohrr\u00fcbe, Petersilienwurzel, Begoniastiel, Apfel, Birne, nachweisen k\u00f6nnen. H\u00e4lt man Kartoffeln oder Begoniastiele zehn Minuten lang in siedendem Wasser, so leiten sie sehr viel besser, haben aber die F\u00e4higkeit, inneren secund\u00e4ren Widerstand anzunehmen, eingeb\u00fcsst. Was die anderen feuchten por\u00f6sen K\u00f6rper betrifft, so habe ich ausser dem Eiweiss auf diese F\u00e4higkeit vergeblich untersucht folgende Vertreter der vier Klassen: Kreide und Bimsstein; Seife; St\u00e4be aus Eichen- und Weissbuchenholz, B\u00e4usche aus Fliesspapier und Streifen Pappe, s\u00e4mmt\u00fcch mit Wasser getr\u00e4nkt; endlich Muskelfleisch, in der Faserrichtung und senkrecht darauf durchstr\u00f6mt, B\u00fcckenmark, Sehnen- und elastisches Gewebe, Haut und Knorpel Vjm Binde. Sieht man von der Seife ab, an der sich aus gewissen Gr\u00fcnden nicht mit der H\u00fclfskette experimentiren l\u00e4sst, so findet bei keinem dieser K\u00f6rper eine absolute Verminderung der H\u00fclfsstromst\u00e4rke 111 B\u00f6ige des Durchganges des Hauptstromes, oder ein Ansteigen derselben m Folge des Oeffhens der S\u00e4ule statt. Die H\u00f6lzer nehmen eine so starke","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nV. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\nPolarisation an, dass der H\u00fclfsstrom dadurch, je nach der Richtung des Hauptstromes, ansehnlich verst\u00e4rkt oder geschw\u00e4cht wurde. (Vergl. oben S. 92.) Diese in raschem Sinken begriffene Polarisation setzt der Bestimmung des Widerstandes der H\u00f6lzer nach dem Durchgang des Hauptstromes grosse Schwierigkeiten entgegen. Es gelingt jedoch auszumachen, dass der Widerstand nicht vermehrt, sondern, unstreitig durch thermische Wirkung des Hauptstromes, vermindert ist. Bei den por\u00f6sen K\u00f6rpern unorganischen Ursprungs, Kreide und Bimsstein, habe ich mich auf die Beobachtung jener beiden Merkmale der Abwesenheit des inneren secund\u00e4ren Widerstandes beschr\u00e4nken m\u00fcssen. Hier ist somit noch die M\u00f6glichkeit da, dass eine Spur inneren secund\u00e4ren Widerstandes durch die thermische Wirkung des Hauptstromes verdeckt wurde. Was aber die \u00fcbrigen so eben genannten feuchten por\u00f6sen K\u00f6rper, die H\u00f6lzer, die Pappe, insbesondere die thierischen Gewebe betrifft, so habe ich damit noch den zuletzt angegebenen Umkehrversuch angestellt, und dabei nie langsames Wachsen gesehen. Ebensowenig war dies der Fall bei der Seife, wo nur dieser Versuch angestellt werden konnte. Von diesen K\u00f6rpern k\u00f6nnen wir also mit derselben Gewissheit wie vom Eiweiss sa- [866] gen, dass sie keine Erscheinung zeigen, welche zur Annahme eines inneren secund\u00e4ren Widerstandes zw\u00e4nge.\n\u00a7. V. N\u00e4here Untersuchung des inneren secund\u00e4ren Widerstandes.\nAbgesehen davon, dass wir noch nicht wissen, ob nicht die noch im Besitz ihrer Lebenseigenschaften verharrenden thierischen Gewebe des inneren secund\u00e4ren Widerstandes f\u00e4hig sind, erscheint dieser an sich als , ein Ph\u00e4nomen von hinl\u00e4nglicher Bedeutung, um ein etwas n\u00e4heres Ein- \u25a0 gehen darauf an dieser Stelle zu rechtfertigen.\nZun\u00e4chst versuchte ich zu erfahren, ob sich dieser Widerstand auch kundgeben w\u00fcrde, wenn man den H\u00fclfsstrom, statt dem Hauptstrom parallel, senkrecht darauf durch das Pflanzengewebe leitete. Zu diesem Zwecke stanzte ich mittels eines Blechdeckels kreisrunde Scheiben aus einer durch zwei parallele Ebenen begrenzten Kartoffelschnitte, und zeichnete darauf mit Tinte vier einander unter 45\u00b0 schneidende Durchmesser. Dem Endpunkte eines dieser Durchmesser legte ich die Keilb\u00e4usche der Hauptkette an, die der H\u00fclfsb\u00e4usche folgweise den Endpunkten der drei anderen Durchmesser. Kleiner als 45\u00b0 oder gr\u00f6sser als 135\u00b0 liess sich der Winkel zwischen beiden Str\u00f6men nicht machen, weil \u00fcber diese Grenzen hinaus kein Platz f\u00fcr die Zuleitungsgef\u00e4sse, welche die Keil- \u2022 bausche trugen, \u00fcbrig b\u00fceb. Innerhalb dieser Grenzen aber erwies sich ,","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 5. N\u00e4here Untersuchung des inneren secund\u00e4ren Widerstandes. 97\ndie absolute Verminderung des Htilfsstromes in Folge der Einwirkung des Hauptstromes als gleich gross, es mochte nun der H\u00fclfsstrom den Hauptstrom senkrecht, oder unter einem Winkel von 45\u00b0 oder von 135\u00b0 schneiden. Demnach scheint es als sei der innere secund\u00e4re Widerstand unabh\u00e4ngig von der Richtung des Stromes, der ihn hervorrief.\nDann wollte ich wissen, wie dieser Widerstand im Inneren des Kar-toffelprisma\u2019s vertheilt sei; ob er in allen Querschnitten des Prisma\u2019s gleich gross gefunden werde, oder ob er vielleicht vom Eintrittsende nach dem Austrittsende zu abnehme, was so zu deuten gewesen w\u00e4re, dass der innere secund\u00e4re Widerstand eine in der Richtung des Stromes in den feuchten por\u00f6sen K\u00f6rper hineinragende Fortsetzung des \u00e4usseren secund\u00e4ren [867] Widerstandes bilde. Vergeblich suchte ich zuerst diese Frage dadurch zu entscheiden, dass ich die Keilb\u00e4usche der H\u00fclfskette in best\u00e4ndigem Abstande von einander verschiedenen Strecken des Prisma\u2019s anlegte und die Ver\u00e4nderungen verglich, welche der Hauptstrom in dem Widerstande dieser Strecken hervorbrachte. Es zeigten sich keine deutlichen Unterschiede, allein das Verfahren erwies sich als zu unsicher, um sich bei diesem Ergebniss beruhigen zu d\u00fcrfen. Zur sch\u00e4rferen Pr\u00fcfung beschloss ich, zwei gleich lange Strecken des Kartoffelprisma\u2019s zu Schenkeln eines WHEATSTONE\u2019schen Stromnetzes1 zu machen, in dessen ungespaltener Strecke eine H\u00fclfskette von hinl\u00e4nglicher Kraft befindlich, und dessen beiden anderen Schenkeln ein solcher Widerstand ertheilt w\u00e4re, dass bei dem urspr\u00fcnglichen Leitverm\u00f6gen des Kartoffelgewebes der Strom in der Br\u00fccke verschw\u00e4nde. Wenn dann durch die Einwirkung des Hauptstromes die beiden Strecken des Prisma\u2019s verschiedenen Widerstand ann\u00e4hmen, m\u00fcsste sich dies dadurch kundgeben, dass beim Schliessen der H\u00fclfskette nach dem Oeffnen der Hauptkette ein Strom in der Br\u00fccke entst\u00e4nde.\nDieser Versuchsplan wurde in\u2019s Werk gesetzt, indem ich dem Kartoffelprisma in gleichen Abst\u00e4nden drei mit Zinklosung getr\u00e4nkte Keilb\u00e4usche anlegte, welche auf verquickte Zinkplatten gebunden und passend aufgestellt waren. Das mittlere Zinkblech f\u00fchrte zum einen Ende der H\u00fclfskette, die beiden anderen waren durch die Br\u00fccke verbunden, und hingen ausserdem mit dem anderen Ende der H\u00fclfskette zusammen durch metallische Leitungen von angemessenem Widerstande, welche die beiden anderen Schenkel des Stromnetzes ausmachten. Der Widerstand der einen dieser Leitungen konnte hinreichend fein abgestuft werden, und mit H\u00fclfe\n1 Philosophical Transactions etc. For the Year 1843. P. H. p. 323; \u2014 Pog-uendobve\u2019s Annalen u. s. w. 1844. Bd. LXII. S. 535. \u2014 Kirchhoit, ebendas. 1845. Bd. LXIV. S. 512.\nBois-Reymond, Ges. Abh. I.\n7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nV. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\ndavon wurde der Stromzweig in der Br\u00fccke, worin die eine Bolle der Bussole eingeschaltet war, leicht, zum Verschwinden gebracht. Die Empfindlichkeit der Anordnung war so gross, dass einer Ver\u00e4nderung des Widerstandes eines der Schenkel um 1/200 etwa ein Scalentheil Ausschlag entsprach. [868]\nNun Hess ich, hei ge\u00f6ffneter H\u00fclfskette,1 den Hauptstrom sich durch Entwickelung des secund\u00e4ren Widerstandes auf\u2019s Aeusserste schw\u00e4chen, pr\u00fcfte den Br\u00fcckenstrom, legte die Wippe im Hauptkreise um, liess den umgekehrten Hauptstrom den secund\u00e4ren Widerstand zerstreuen, pr\u00fcfte abermals den Br\u00fcckenstrom, liess von Neuem durch den Hauptstrom den secund\u00e4ren Widerstand in entgegengesetzter Kichtung von vorhin hervor-rufen, pr\u00fcfte zum drittenmal den Br\u00fcckenstrom, u. s. f. Der Erfolg war in mehreren wohlgelungenen Versuchen, dass zwar der Strom in der Br\u00fccke nicht gerade Null blieb, was bei der Dauer der Beobachtungen nicht zu verlangen war, dass sich aber, in Sinn und Gr\u00f6sse der auftretenden Ablenkungen, keine Spur eines Gesetzes blicken liess. Und doch bringt, wie man leicht bemerkt, das angewendete Verfahren es mit sich, dass bei einem best\u00e4ndigen Unterschiede zwischen dem Widerstande der Ein- und dem der Austrittsh\u00e4lfte, die Ausschl\u00e4ge in der Br\u00fccke bald die eine, bald die andere Kichtung gehabt, mit anderen Worten, dass ihre Gr\u00f6ssen sich suminirt haben w\u00fcrden. Gleichg\u00fcltig war dabei, ob der mittlere Bausch mit dem positiven oder mit dem negativen Ende der H\u00fclfskette verbunden war, d. h. ob der H\u00fclfsstrom in der Eintrittsh\u00e4lfte dieselbe Richtung wie der Hauptstrom hatte oder nicht. Dadurch ist dem Verdacht vorgebeugt, als habe vielleicht der in der Eintrittsh\u00e4lfte zuf\u00e4llig stets dem Hauptstrom entgegengesetzte, in der Austrittsh\u00e4lfte aber gleichgerichtete H\u00fclfsstrom in der ersteren H\u00e4lfte den inneren secund\u00e4ren Widerstand zerstreut, in der letzteren bestehen lassen, und als sei so durch die Pr\u00fcfung selber die durch den Hauptstrom bewirkte Ungleichheit der Widerst\u00e4nde wieder verwischt worden.\nAus diesen Versuchen ist somit zu schliessen, dass der Widerstand des Kartoffelprisma\u2019s in allen seinen mittels der Keilb\u00e4usche zug\u00e4nglichen Querschnitten unter dem Einfluss des Hauptstromes gleichm\u00e4ssig steigt und f\u00e4llt, und dass keine nachweisbare Abstufung des inneren secund\u00e4ren Widerstandes vom [869] Eintritts- nach dem Austrittsende zu stattfindet,\ni Die Oeffnung geschah nat\u00fcrlich an zwei Stellen, n\u00e4mlich in den beiden Dr\u00e4hten, die von den beiden \u00e4ussersten Zinkblechen ausgingen, und zwar bevor diese Dr\u00e4hte sich in die Br\u00fccke und in die beiden metallischen Schenkel des Stromnetzes spalteten. Anderenfalls h\u00e4tte ein Theil des Hauptstromes seinen Weg durch die Br\u00fccke genommen.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 5. N\u00e4here Untersuchung des inneren secund\u00e4ren Widerstandes.\n99\nwelche auf eine Beziehung zwischen dem inneren und dem \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstande hin wiese. Wenn folglich die Maxima und Minima des Haupt- und H\u00fclfsstromes in den obigen Versuchen einander zu entsprechen schienen, so ist darauf nichts zu geben. War dies wirklich der Ball, so war es nur ein zuf\u00e4lliges Zusammentreffen. Allein jenes Entsprechen kann ebensogut nur ein Anschein gewesen sein, erzeugt durch eine Reihe von M\u00f6glichkeiten, deren ausf\u00fchrliche Zergliederung sich hier nicht der M\u00fche lohnen w\u00fcrde.\nWie mit der Dauer der Durchstr\u00f6mung, so nimmt der innere secun-d\u00e4re Widerstand in einem gegebenen Kartoffelprisma'nat\u00fcrlich auch mit der St\u00e4rke des Hauptstromes zu. Schon bei f\u00fcnf GnovE\u2019schen Gliedern und den gew\u00f6hnlichen Maassen des Prisma\u2019s trat die Erscheinung in sehr grosser St\u00e4rke hervor. Wurden noch f\u00fcnf Glieder in die Hauptkette genommen, so wuchs auch der innere secund\u00e4re Widerstand, und so fort bis zu zwanzig Gliedern. Doch geschah das Wachsthum immer langsamer, so dass durch die Vermehrung der Gliederanzahl von f\u00fcnfzehn auf zwanzig nur noch eine ganz unbedeutende Verst\u00e4rkung des inneren secund\u00e4ren Widerstandes herbeigef\u00fchrt wurde.\nEs versteht sich von selber, dass es sich hierbei nicht um die absolute Stromst\u00e4rke, sondern, wie bei \u00e4hnlichen Wirkungen des Stromes im Inneren von Leitern, um die Stromdichte handelt. Es w\u00fcrde indess w\u00fcnschenswert sein, dies so zu zeigen, dass bei best\u00e4ndig bleibender Stromst\u00e4rke der Querschnitt des Kartoffelprisma\u2019s ver\u00e4ndert w\u00fcrde. Da, wie wir sehen werden, der \u00e4ussere secund\u00e4re Widerstand mit der Verkleinerung der Ber\u00fchrungsfl\u00e4che zwischen Bausch und feuchtem por\u00f6sen K\u00f6rper rasch zunimmt, so kann dies nicht ohne Weiteres in der Art geschehen, dass man, im Hauptkreise beobachtend, Prismen von verschiedenem Querschnitt einem Strome von stets gleicher St\u00e4rke aussetzt und die durch den secund\u00e4ren Widerstand in den verschiedenen B\u00e4llen herbeigef\u00fchrten Schw\u00e4chungen des Stromes miteinander vergleicht. Es w\u00fcrde vor der Hand an jedem Mittel fehlen, um den Anthe\u00fc an der Schw\u00e4chung des Stromes, der dem inneren, von dem zu sondern, der dem \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstande zukommt. Es ist vielmehr klar, dass zu einer tadel- [870] freien Versuchsweise hier geh\u00f6rt, dass sowohl die urspr\u00fcngliche St\u00e4rke, des Stromes, als der \u00e4ussere secund\u00e4re Widerstand^ best\u00e4ndig gehalten werden, welches letztere nur so m\u00f6glich ist, dass 16 Enden des Prisma\u2019s unverr\u00fcckt an den B\u00e4uschen hegen bleiben, araus ergiebt sich folgendes Verfahren.\nMan bezeichnet sich an dem Prisma durch Tintenpunkte zwei gleich ange Strecken, A und B, welche einen m\u00f6glichst grossen Theil seiner ange einnehmen, an jedem Ende des Prisma\u2019s jedoch, und zwischen\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nV. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\nsich, noch ein etwa lcm langes St\u00fcck \u00fcbrig lassen. Der einen dieser Strecken, A, legt man die Keilb\u00e4usche der H\u00fclfskette zuerst so an, dass, sie dessen ganze L\u00e4nge umfassen, und bestimmt die absolute Verminderung des H\u00fclfsstromes, welche der Hauptstrom hervorbringt. Dann verj\u00fcngt man in der Strecke A das Prisma um die H\u00e4lfte, r\u00fcckt die Keilb\u00e4usche der H\u00fclfskette einander um die H\u00e4lfte n\u00e4her, und schneidet die Strecke B aus dem Prisma aus. Sieht 'man davon ab, dass die Leitung des H\u00fclfsstromes zwischen den Keilb\u00e4uschen, und des Hauptstromes da wo der Querschnitt des Prisma\u2019s sich pl\u00f6tzlich um die H\u00e4lfte \u00e4ndert, keine lineare sein kann, so l\u00e4sst diese Keihe von Operationen den Widerstand sowohl im Haupt- als im H\u00fclfskreise, und folglich beide urspr\u00fcngliche Stromst\u00e4rken, unver\u00e4ndert, verdoppelt hingegen die Stromdichte in der verj\u00fcngten Strecke. W\u00e4chst folglich der innere secund\u00e4re Widerstand mit der Stromdichte, so muss sich eine Vergr\u00f6sserung der durch die beiden secund\u00e4ren Widerst\u00e4nde im Hauptkreise bewirkten Schw\u00e4chung\nFig. 6.\nGC\tt\t\t*\n6\t\tC\n\t\t\n\t\t\t\nder Hauptstromst\u00e4rke, noch leichter aber eine solche der durch den inneren secund\u00e4ren Widerstand allein bewirkten Schw\u00e4chung der H\u00fclfs-stromst\u00e4rke nachweisen lassen.\nIch habe diesen Versuchsplan mehrmals in\u2019s Werk gesetzt, jedoch ohne klaren Erfolg. Es ist in Wirklichkeit, aus Gr\u00fcnden, deren Ausf\u00fchrung zu weitl\u00e4ufig werden w\u00fcrde, unm\u00f6glich, die Bedingungen zu erf\u00fcllen, auf-denen er beruht. Ebensowenig ist mir dies mit einem einfacheren Versuchsplan gelungen, den ich dann zu demselben Zweck erdachte. Er besteht darin, ein Kartoffelprisma KP (s. Fig. 6) zwischen die Zuleitungsb\u00e4usche zu bringen, an welchem ein St\u00fcck a b c d ausgeschnitten, und wieder eingesetzt ist. Ich liess den secund\u00e4ren Widerstand sich so weit entwickeln, dass der Strom best\u00e4ndig erschien, [871] und entfernte dann pl\u00f6tzlich das St\u00fcck ab c d. Nat\u00fcrlich geschah, unter heftigen Schwankungen des Scalenbildes, eine pl\u00f6tzliche Verminderung der Stromst\u00e4rke. Ich hoffte aber nach Beruhigung des Spiegels die Strom' st\u00e4rke noch langsam abnehmen zu sehen, zum Zeichen, dass der erh\u00f6hten Stromdichte in der veij\u00fcngten Strecke ein h\u00f6herer Grad inneren secun-d\u00e4ren Widerstandes entspreche. Allein auch diese Versuchsweise schlug fehl, weil entweder, bei kleinem Widerstande im Kreise ausserhalb des","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 5. N\u00e4here Untersuchung des inneren secund\u00e4ren Widerstandes. 101\nprisma\u2019s, die Stromdichte in der verj\u00fcngten Strecke nicht hinl\u00e4nglich \u25a0wuchs, oder, bei grossem Widerstande, in Folge der Schw\u00e4che des Stromes sogar bei dreissig GnovE\u2019schen Gliedern der S\u00e4ule die Erscheinungen undeutlich wurden.\nUnsere Bem\u00fchungen, das Wachsen des inneren secund\u00e4ren Widerstandes mit abnehmendem Querschnitt bei best\u00e4ndiger Stromst\u00e4rke nachzuweisen, bleiben somit f\u00fcr jetzt vergeblich. Die Folge wird uns indess in den Stand setzen, diese Frage mit besserem Erfolg wieder aufzunehmen .(s. unten \u00a7. XI).\nWollte man den inneren secund\u00e4ren Widerstand in den Ausdruck f\u00fcr den Widerstand des Kartoffelprisma\u2019s einf\u00fchren, so w\u00fcrde er, nach den Untersuchungen dieses Paragraphen, durch einen von der Stromdichte und der Dauer der Durchstr\u00f6mung abh\u00e4ngigen Summanden zu dem Co\u00ebfficienten darzustellen sein, der den Widerstand des Gewebes f\u00fcr die Einheit der L\u00e4nge und des Querschnittes bedeutet.\n\u00a7. VI. Abh\u00e4ngigkeit des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes von Stromst\u00e4rke und Querschnitt.\nWir kehren nun zur\u00fcck zu dem \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstande, der aus mehreren Gr\u00fcnden bei weitem die wichtigere Erscheinung f\u00fcr uns ist. Gleich dem inneren secund\u00e4ren Widerstande w\u00e4chst der \u00e4ussere in einem gegebenen feuchten por\u00f6sen K\u00f6rper rasch mit der Stromst\u00e4rke. Bei nur einer GnovE\u2019schen [872] Kette im Kreise zeigt sich an einem Eiweissprisma von den gew\u00f6hnlichen Maassen keine sichere Spur davon. Bei f\u00fcnf GnovE\u2019schen Gliedern dagegen sind schon alle oben beschriebenen Erscheinungen am Eiweiss, dem Muskelfleisch, dem Knorpel, dem elastischen und dem Sehnen-Gewebe, dem der Kartoffel, deutlich wahrzunehmen, nur dass das Sinken sowohl als das Wiederanwachsen der Stromst\u00e4rke nach dem Umlegen der Wippe viel langsamer vor sich gehen als bei den hohen Stromst\u00e4rken, und dass sich leicht Unregelm\u00e4ssigkeiten einstellen, z. B. der secund\u00e4re Widerstand nur oder vorzugsweise bei der einen Stromrichtung auftritt.\nDie Ursache, weshalb wir uns bisher stets einer S\u00e4ule von so grosser Gliederanzahl bedient haben, und dies f\u00fcr gew\u00f6hnlich auch fernerhin thun werden, ist also nicht etwa, dass es solcher Mittel bedarf, um den inneren oder \u00e4usseren Widerstand sichtbar zu machen. Sondern aus demselben Grunde, aus dem diese Anordnung vielleicht f\u00fcr den einen unserer Zwecke nicht die g\u00fcnstigste war, n\u00e4mlich um die innere Polarisation im urspr\u00fcnglichen Kreise zu beobachten, eignet sie sich zur Untersuchung des secund\u00e4ren Widerstandes. Sie hat gerade den Yortheil, dass wir uns dabei","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102 V. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w. \u2014 \u00a7. 6. Abh\u00e4ngigkeit\ntim die verschiedenen secund\u00e4r-elektromotorischen Kr\u00e4fte, welche im Kreise rege werden m\u00f6gen, nicht zu k\u00fcmmern brauchen: so wenig wie um die innere Polarisation, um die der Kupferelektroden, um die Polarisation an der Grenze der Elektrolyte, und um die Hydrothermostr\u00f6me, zu denen die thermische Wirkung des S\u00e4ulenstromes vielleicht Anlass giebt.1 Alle diese St\u00f6rungen verschwinden unstreitig gegen die elektromotorische Kraft von zwanzig Grove\u2019sehen Gliedern, und jede merkliche Stromschwankung darf ohne Weiteres auf eine Ver\u00e4nderung des Widerstandes bezogen werden.\nL\u00e4sst man den secund\u00e4ren Widerstand durch den Strom von f\u00fcnf GROVE\u2019schen Gliedern sich vollst\u00e4ndig entwickeln, so dass bei einer urspr\u00fcnglichen Ablenkung von etwa 200 Scalentheilen mehrere Minuten vergehen, bis ein Sinken um einen Scalentheil erfolgt ist, und geht man dann pl\u00f6tzlich zu einer gr\u00f6sseren Stromst\u00e4rke, z. B. zu der von zehn Gliedern \u00fcber, so beobachtet man in den ersten Augenblicken wieder rasches Sinken, welches auf eine er- [873] neute Entwickelung secund\u00e4ren Widerstandes hinweist. In der That kann man sich, mit H\u00fclfe leicht zu ersinnender Gegenversuche, \u00fcberzeugen, dass das erneute Sinken nicht etwa darauf beruht, dass der secund\u00e4re Widerstand sich zum Theil zerstreut hat, w\u00e4hrend man, um die neuen Glieder aufzunehmen, die Kette einen Augenblick \u00f6ffnete. Wartet man abermals einen nahezu best\u00e4ndigen Zustand ah, und steigert man wieder die Gliederanzahl der S\u00e4ule um f\u00fcnf, so beobachtet man den n\u00e4mlichen Erfolg, und so habe ich ihn, wenn auch in immer kleinerem Maassstabe, bis zu dreissig Gliedern ein-treten sehen.\nl\u00fcr den \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand hat es kerne Schwierigkeit, dessen Abh\u00e4ngigkeit vom Querschnitt, oder vielmehr von der Ber\u00fchrungsfl\u00e4che zwischen feuchtem por\u00f6sen K\u00f6rper und Bausch, nachzuweisen. Sie ist erw\u00e4hntermaassen (s. oben S. 99) der Art, dass dieser Widerstand um so betr\u00e4chtlicher erscheint, je kleiner die Ber\u00fchrungsfl\u00e4che, oder je gr\u00f6sser die Stromdichte darin. Dies spricht sich besonders darin aus, dass wenn man dem Eiweissprisma statt der auf die Axe senkrechten Grundfl\u00e4chen jederseits eine keilf\u00f6rmige Schneide oder eine Spitze ertheilt und es damit die B\u00e4usche ber\u00fchren l\u00e4sst, man statt f\u00fcnf GROVE\u2019scher Glieder nur noch einer einzigen DAraEim\u2019schen Kette bedarf, um alle Erscheinungen des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes vollkommen deutlich wahrzunehmen. Dasselbe ist nat\u00fcrlich der Pall, wenn man umgekehrt die Ber\u00fchrungsfl\u00e4che dadurch verkleinert, dass man das Prisma mit Keilb\u00e4uschen ber\u00fchrt. Da die schwefelsaure Zinkoxydl\u00f6sung sich der Kupfer-\n1 Vergl. Wild in Poggendobff\u2019s Annalen u. s. w. Bd. CHI. S. 353.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes von Stromst\u00e4rke und Querschnitt. 103\noxydl\u00f6sung in diesen Yersuchen ganz gleich verh\u00e4lt, so wurde deshalb hei der obigen Anwendung der H\u00fclfskette mit ihren Keilb\u00e4uschen die Vorsicht gebraucht, die Kette nie l\u00e4nger als n\u00f6thig geschlossen zu halten und den Strom oft umzukehren.\nBemerkenswerth ist der Erfolg, wenn man, bei nur einem Daniell im Kreise, ein Eiweissprisma zwischen die B\u00e4usche bringt, das nur an einem Ende keilf\u00f6rmig zugesch\u00e4rft ist. Alsdann n\u00e4mlich beobachtet man den secund\u00e4ren Widerstand nur, wenn die Schneide dem Strome zum Eintritt dient. Hat der Strom die andere Richtung, so erscheint er ganz best\u00e4ndig.\t1\nOeffnet man den Kreis, in welchem ein Eiweissprisma das Maximum des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes angenommen [874] hat, ein paar Minuten lang, so findet man, wie schon bemerkt, die Stromst\u00e4rke etwas gewachsen, obgleich w\u00e4hrend des Offenstehens die Temperatur des Eiweiss-prisma\u2019s nothwendig gesunken ist. Doch l\u00e4sst diese von selber eintretende Zerstreuung des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes auch nach sehr langer Zeit noch immer den gr\u00f6ssten Theil davon bestehen.\nSelbst der umgekehrte Strom hebt \u00fcbrigens den einmal vollst\u00e4ndig entwickelten \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand nicht ganz auf, wie schon oben S. 88 gezeigt wurde und wie abermals aus folgendem Versuch erhellt. Man richte sich so ein, dass man mit Leichtigkeit abwechselnd mit dem Strom der vielgliederigen GfnovE\u2019schen S\u00e4ule, dem Hauptstrom, den einer DANiELL\u2019schen Kette als H\u00fclfsstrom durch die Zuleitungsgef\u00e4sse und das Eiweissprisma schicken k\u00f6nne. Das Prisma muss die B\u00e4usche mit hinreichend grossen Fl\u00e4chen ber\u00fchren, damit der H\u00fclfsstrom f\u00fcr sich keinen secund\u00e4ren Widerstand hervorrufe. Man bestimmt nun zuerst die St\u00e4rke des H\u00fclfsstromes ehe der Hauptstrom durchgegangen ist. Dann l\u00e4sst man diesen durch Entwickelung secund\u00e4ren Widerstandes sich auf\u2019s Aeusserste schw\u00e4chen, kehrt ihn um, und ersetzt ihn wieder durch den H\u00fclfsstrom in dem Augenblick, wo das langsame Wachsen sein Ende erreicht hat und der Hauptstrom wieder zu sinken beginnt. Man findet zwar den H\u00fclfsstrom jetzt ansehnlich st\u00e4rker als zu Anfang, allein dies r\u00fchrt nur her von der durch den Hauptstrom entwickelten W\u00e4rme. Hat man ein Thermometer im Eiweiss stecken, und wartet man bis die Temperatur wieder auf den Punkt gesunken ist, wobei die erste Beobachtung geschah, so zeigt sich eine geringere St\u00e4rke des H\u00fclfsstromes, s\u00f6 dass es klar ist, dass auch unter dem Einfluss des umgekehrten Stromes das Eiweissprisma seine urspr\u00fcngliche Leitungsg\u00fcte nie ganz wiedererlangt. Kur durch das Abschneiden des Eintrittsendes kann dies erreicht werden.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nV. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\n\u00a7. VII. N\u00e4here Untersuchung des Eintrittsendes des feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpers, welches der Sitz des \u00e4usseren secund\u00e4ren\nWiderstandes ist.\nEs ist nun an der Zeit dieses Eintrittsende etwas genauer zu betrachten, um dadurch wom\u00f6glich zu einer Vorstellung [875] von der Natur des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes zu gelangen.\nBei fast allen feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern, welche man zwischen die Zuleitungsb\u00e4usche bringt, beobachtet man, dass das Eintrittsende sich nach k\u00fcrzerer oder l\u00e4ngerer Zeit, bis zu gr\u00f6sserer oder geringerer Tiefe, blau f\u00e4rbt in der Farbe des Kupfersalzes der B\u00e4usche, w\u00e4hrend das Austrittsende diese Farbe nur oberfl\u00e4chlich annimmt, so dass man mittels dieses Kennzeichens die Stromrichtung bestimmen kann.\nDas Eintrittsende eines Eiweissprisma\u2019s oder -Cylinders zeigt jedoch noch eine andere bemerkenswerthe Eigenth\u00fcmlichkeit. Man findet es n\u00e4mlich nahe der Grundfl\u00e4che nach Art einer Rakete eingeschn\u00fcrt, oder, wie es in der Feuerwerkerei heisst, gew\u00fcrgt (s. Fig. 7). Von der Grund-\nPig. 7.\nfl\u00e4che E, die dem Brandloch entspricht, bis zur W\u00fcrgung ist das Eiweiss hellblau, die Kehle der W\u00fcrgung dagegen sieht dunkelblaugr\u00fcn aus, als ob ein abf\u00e4rbender Faden zum W\u00fcrgen gedient h\u00e4tte. Diese F\u00e4rbungen erstrecken sich, wie man auf L\u00e4ngsschnitten sieht, mehr oder minder ausgesprochen durch die ganze Masse des Eiweisses. Die Strecke von der Grundfl\u00e4che bis zur W\u00fcrgung f\u00fchlt sich sehr fest und derb, die W\u00fcrgung selber hart wie Horn an. Die W\u00fcrgung erscheint zuerst ganz nahe der Grundfl\u00e4che als eine seichte dunkle Furche. In dem Maasse wie der Strom l\u00e4nger einwirkt, wird sie tiefer und breiter, und r\u00fcckt sie weiter in der Richtung des Stromes fort. Hat der Strom seine unterste Grenze erreicht, so bleibt sie in einer Entfernung von 2\u20144mm von der Grundfl\u00e4che stehen.\nAm Austrittsende zeigt sich nichts der Art. Die dort durch Diffusion entstandenen blauen Stellen bleiben weich, wie dies auch der Fall ist, wenn man Eiweiss noch so lange in Kupferl\u00f6sung tauchen oder auf einem damit getr\u00e4nkten Bausche [876] stehen l\u00e4sst. Hat aber der Strom lange in derselben Richtung angehalten, so macht sich am Austrittsende eine","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7.7. N\u00e4here Untersuchung des Eintrittsendes des feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpers. 105\nleichte Anschwellung in Gestalt eines abgestumpften Kegels bemerkbar, dessen Grundfl\u00e4che die vergr\u00f6sserte blaugef\u00e4rbte Grundfl\u00e4che A des Ei-weisscylinders ist, w\u00e4hrend seine abgestumpfte Spitze mit dem unver\u00e4nderten mittleren Theile des Cylinders verschmilzt. In Fig. 7 ist diese Anschwellung, mit R\u00fccksicht auf sogleich zu Erw\u00e4hnendes, zu stark\nausgepr\u00e4gt.\nTr\u00e4gt man mit einem scharfen Messer die zwischen Grundfl\u00e4che und W\u00fcrgung gelegene Strecke des Eintrittsendes in d\u00fcnnen Scheiben ab, so bleibt dies ohne Wirkung auf den \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand. Dieser verschwindet erst, und der Strom erreicht erst wieder seine urspr\u00fcngliche St\u00e4rke (s. oben S. 88. 103), nachdem man mit dem schichtweisen Abtragen des Eintrittsendes an die W\u00fcrgung gelangt ist. Nicht das ganze Eintrittsende also, sondern die der W\u00fcrgung entsprechende Scheibe des Endes ist der eigentliche Sitz des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes.\nDie W\u00fcrgung. l\u00e4sst sich ganz wie beim Eiweiss auch beim Leim, dem Knorpel, dem elastischen Gewebe, dem R\u00fcckenmark, dem Muskelfleisch und anderen feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern der Art wahrnehmen, wenn sie dem Strom hinreichend lange zwischen den Kupfersalz-B\u00e4\u00fcschen ausgesetzt blieben.\nIm Widerspruch mit fr\u00fcher von mir mitgetheilten Versuchen1 muss ich endlich bemerken, dass sich mir neuerdings \u00f6fter ein Temperaturunterschied des Ein- und Austrittsendes, und zwar stets zu Gunsten des ersteren, dargeboten hat, jedoch ohne dass ich bis jetzt Gelegenheit genommen h\u00e4tte, mich ausdr\u00fccklich und in Strenge davon zu \u00fcberzeugen. Z. B. eine Dampfs\u00e4ule stieg nur von dem Eintrittsende des feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpers auf, von einem Leimprisma schmolz nur dies Ende u. d. m.\n\u00a7\u2022 VIII. Vom \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstande bei Tr\u00e4nkung der Zuleitungsb\u00e4usche mit verschiedenen Fl\u00fcssigkeiten.\nDemn\u00e4chst obhegt uns, um unsere Kenntniss des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes zu erweitern, der Versuch, wie sich [877] dieser Widerstand gestalten werde, wenn wir den Strom dem Eiweiss durch B\u00e4usche zuf\u00fchren, die, statt wie bisher mit Kupferl\u00f6sung, mit verschiedenen Fl\u00fcssigkeiten getr\u00e4nkt sind.\nDass schwefelsaure Zinkoxydl\u00f6sung sich dabei im Wesentlichen gleich der Kupferl\u00f6sung verhalte, ist schon bei Gelegenheit der Anwendung der H\u00fclfskette erw\u00e4hnt worden, deren Zuleitungsgef\u00e4sse und -B\u00e4usche jene\n1 S. oben, Abh. I. S. 10.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106 V. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u.s. w. \u2014 \u00a7. 8. Yom \u00e4usseren secund\u00e4ren\nL\u00f6sung enthielten (s. oben S. 102. 103). Um aber unsere Erfahrungen in dieser Richtung zu vervielf\u00e4ltigen, \u00fcberziehen wir jetzt die Zuleitungsb\u00e4usche mit Sicherheitsb\u00e4uschen, die gleichfalls mit Kupferl\u00f6sung getr\u00e4nkt sind, und diese wiederum mit H\u00fclfsb\u00e4uschen, welche die zu versuchenden Elektrolyten enthalten sollen; zwischen die H\u00fclfsb\u00e4usche wird das Eiweiss gebracht.\nW\u00e4hlen wir zuerst Kochsalzl\u00f6sung, wegen der bedeutenden Rolle, die sie in der Elektrophysiologie spielt. Man ist nicht wenig \u00fcberrascht zu finden, dass Eiweiss zwischen zwei Kochsalz-H\u00fclfsb\u00e4uschen noch so lange Zeit dem Strom ausgesetzt, keine Spur \u00e4usseren Widerstandes wahrnehmen l\u00e4sst. Die Ablenkung w\u00e4chst bei dieser Anordnung stetig, in Folge der Erhitzung des Eiweisses, bis das dynamische Gleichgewicht zwischen W\u00e4rmeerzeugung und -Abgabe erreicht ist. Umlegen der Wippe hat keine bemerkenswerthe Folge. Das Abschneiden des Eintrittsendes verst\u00e4rkt den Strom nicht mehr als das des Austrittsendes. Das Eintrittsende zeigt \u00fcbrigens ganz wie mit der Kupferl\u00f6sung die W\u00fcrgung, nur nat\u00fcrlich nicht blau, sondern gelbgrau. Indem das Eintrittsende fast bis auf die H\u00e4lfte seines Durchmessers einschrumpft , w\u00e4hrend das Austrittsende mehr und mehr anschwillt, nimmt ein Eiweisscylinder hier zuletzt die abenteuerliche Gestalt an, die Fig. 7 S. 104 zeigt. In Folge des Umkehrens des Stromes geht -diese Gestalt wieder in die cylindrisehe \u00fcber; die nicht ganz verschwindende W\u00fcrgung am alten Eintrittsende verhindert, aber, dass sich die Kegelgestalt in der anderen Richtung rein auspr\u00e4ge, und der Cylinder erh\u00e4lt mehr die Form einer Birne, deren Stiel am neuen Eintritts- und deren sogenannte Knospe am neuen Austrittsende l\u00e4ge. Als ich am Eintrittsende keilf\u00f6rmig zugesch\u00e4rfte Eiweissprismen zwischen die Kochsalz-H\u00fclfsb\u00e4usche brachte, erhitzte sich die Schneide dermaassen, dass die Leitung unter Knistern pl\u00f6tzlich ganz unterbrochen wurde. Nur indem [878] ich den Strom der zwanzig-gliederigen GnovE\u2019schen S\u00e4ule dem Eiweiss durch Kochsalz-Keilb\u00e4usche zuf\u00fchrte, gelang es mir zuletzt mit dieser Fl\u00fcssigkeit \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand in geringem Maasse, theils durch langsames Wachsen der Stromst\u00e4rke nach dem Umlegen der Wippe, theils durch den verschiedenen Erfolg beim Verr\u00fccken des Ein- und des Austrittsbausches nachzuweisen.\nDa f\u00fcr gew\u00f6hnlich mit der Kochsalzl\u00f6sung durchaus kein secund\u00e4rer Widerstand auftritt, so lange nicht die Kupferl\u00f6sung durch die Kochsalz-b\u00e4usche hindurch zum Eiweiss dringt, so bietet sich jetzt eine bequeme Art dar, verschiedene Fl\u00fcssigkeiten auf die F\u00e4higkeit zu pr\u00fcfen, mit Eiweiss secund\u00e4ren Widerstand zu geben, ohne f\u00fcr jede Fl\u00fcssigkeit die Zuleitungsb\u00e4usche mit neuen Sicherheits- und H\u00fclfsb\u00e4uschen \u00fcberziehen, und ohne darauf R\u00fccksicht nehmen zu m\u00fcssen, ob die Grenze des mit","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Widerstande bei Tr\u00e4nkung d. Zuleitungsb\u00e4usche m. verschied. Fl\u00fcssigkeiten. 107'\nder zu pr\u00fcfenden Fl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkten H\u00fclfsbausches und des Sicherheitsbausches ein Sitz secund\u00e4ren Widerstandes werde. Man bekleidet n\u00e4mlich die Sicherheitsb\u00e4usche zuerst mit einem mehrere Millimeter dicken Blatt Modellirthon, dann mit einem H\u00fclfsbausch, der mit Kochsalzl\u00f6sunggetr\u00e4nkt ist. Der Thon setzt keinen secund\u00e4ren Widerstand (s. oben g_ 85) und verz\u00f6gert die Diffusion der L\u00f6sungen, so dass man nicht sobald einer Erneuerung der Anordnung bedarf. Zwischen die H\u00fclfsb\u00e4usche bringt man das Eiweissprisma, das man mittendurchschneidet, und seine beiden H\u00e4lften durch den mit der zu pr\u00fcfenden Fl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkten Bausch von einander trennt. Ich habe dergestalt eine ziemliche Anzahl von Versuchen angestellt, zu dem Zweck, die Eigenschaft zu entdecken,, wodurch eine Fl\u00fcssigkeit bef\u00e4higt wird, mit Eiweiss secund\u00e4ren Widerstand zu geben. Das Ergebniss dieser Versuche, verbunden mit dem der fr\u00fcheren, ist in folgender Uebersicht enthalten. Die L\u00f6sungen waren, wo nicht das Gegentheil gesagt ist, ges\u00e4ttigt.\nSecund\u00e4ren Widerstand gaben:\n*Schwefelsaure Kupferoxydl\u00f6sung.\n*Schwefelsaure Zinkoxydl\u00f6sung.\n*Salpetersaure Silberoxydl\u00f6sung.\n^Neutrale essigsaure Bleioxydl\u00f6sung.\n*Chlorzinkl\u00f6sung.\n* Alaunl\u00f6sung. [879]\n^Verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure (S04H : HO :: 1 : 19).\n^Verd\u00fcnnte Salpeters\u00e4ure (K\u00e4ufliche N05 : HO : : 1 : 9).\nDagegen versagten secund\u00e4ren Widerstand:\nChlornatriuml\u00f6sung.\nDieselbe verd\u00fcnnt mit dem dreifachen Volum Wassers.\nDieselbe verd\u00fcnnt mit dem neunfachen Volum Wassers.\nChlorammoniuml\u00f6sung.\nChlorcalciuml\u00f6sung.\n*Quecksilberchloridl\u00f6sung.\nSchwefels\u00e4ure Natronl\u00f6sung.\nNeutrale chromsaure Kalil\u00f6sung.\nDoppelt chromsaure Kalil\u00f6sung.\nKohlens\u00e4ure Kalil\u00f6sung.\nKalihydratl\u00f6sung.\nBrunnenwasser.\n*Absoluter Alkohol.\n*Derselbe verd\u00fcnnt mit dem halben Volum Wassers.\nEssigs\u00e4ure.\n-Bei vielen der letzteren Fl\u00fcssigkeiten, welche gleich der Kochsalz-","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108 V. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u.s.w.\u2014\u00a7. 9. Vom \u00e4usseren secund\u00e4ren\nl\u00f6sung keinen secund\u00e4ren Widerstand geben, wurde wie dort gleichwohl die W\u00fcrgung am Eintrittsende des Eiweisscylinders beobachtet. Umge-kehrt bot die H\u00f6llensteinl\u00f6sung das Beispiel einer Fl\u00fcssigkeit dar, mit welcher der st\u00e4rkste secund\u00e4re Widerstand auftrat, ohne dass eine deutliche Spur von W\u00fcrgung bemerkbar wurde. Der Strom sank n\u00e4mlich damit viel zu schnell auf eine sehr niedere Stufe, als dass die Erscheinung Zeit gehabt h\u00e4tte sich auszubilden.\nVielleicht ist es nicht unn\u00fctz zu bemerken, dass es im Wesentlichen gleichg\u00fcltig ist, ob man das Eiweissprisma zwischen B\u00e4usche bringt, welche mit einer bestimmten Fl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkt sind, oder ob man es bogenf\u00f6rmig mit seinen beiden Enden in dieselbe Fl\u00fcssigkeit taucht. Die von uns bis jetzt angewendete Versuchsweise hat keine andere Bedeutung, als dass sie eine gr\u00f6ssere Bequemlichkeit gew\u00e4hrt und die Ber\u00fchrungsfl\u00e4che des Eiweisses mit dem zuf\u00fchrenden Elektrolyten sicherer abzugrenzen erlaubt.\nSehr sonderbar ist aber, dass auch an einem fl\u00fcssiges Eiweiss enthaltenden heberf\u00f6rmigen Bohr, welches in die mit Kupfer- [880] oder Zinkl\u00f6sung gef\u00fcllten Zuleitungsgef\u00e4sse umgest\u00fcrzt ist, alle Erscheinungen des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes, zwar langsam, aber in vollkommener Auspr\u00e4gung und in gr\u00f6sstem Maassstabe, auftreten. Dabei bildet sich in dem Kohr, vom Eintrittsende her, ein mit der Dauer der Schliessung bis zu einer gewissen Grenze fortschreitendes Gerinnsel, das der Sitz des secund\u00e4ren Widerstandes ist, da der Strom sich hebt wenn es entfernt wird. In das Austrittsgef\u00e4ss verbreitet sich kein entsprechendes Gerinnsel. Mit Kochsalzl\u00f6sung bleibt der Strom best\u00e4ndig.\n\u00a7. IX. Vom \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstande bei Zuleitung des Stromes durch metallische Elektroden.\nEhe wir eine Er\u00f6rterung dieser Thatsachen versuchen, wird es zweckm\u00e4ssig sein, unsere Versuche auch noch dahin abzu\u00e4ndem, dass wir den Strom dem Eiweiss statt durch Elektrolyt\u00ae, durch metallische Elektroden zuf\u00fchren, um zu sehen,, ob sich dabei gleichfalls secund\u00e4rer Widerstand nachweisen lasse. Es wird darauf ankommen, ob wir in dieser Bem\u00fchung nicht durch die Polarisation allzusehr gehemmt werden, die, wenigstens bei den negativeren Metallen, jetzt auch gegen die elektromotorische Kraft der zwanziggliederigen GnovE\u2019schen S\u00e4ule nicht mehr verschwinden d\u00fcrfte.\nBringt man einen Eiweisscylinder mit seinen beiden Grundfl\u00e4che?","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Widerstande bei Zuleitung des Stromes durch metallische Elektroden. 109\nzwischen Platinelektroden, die mit dieser S\u00e4ule verkn\u00fcpft sind, so sinkt unter lebhafter Gasentwickelung die Stromst\u00e4rke rasch auf einen kleinen Bruchtheil ihrer Gr\u00f6sse, w\u00e4hrend sich am Austrittsende ein Kegel in der oben S. 105. 106 beschriebenen Art ausbildet, der aber hier eine eigent\u00fcmliche Beschaffenheit hat. Er besteht n\u00e4mlich aus einer durchsichtigen, von vielen (Wasserstoff-) Blasen erf\u00fcllten, \u00e4usserst weichen Masse, die wie hartgesottenes Kiebitzeiweiss aussieht, und aussen und innen stark alkalisch, reagirt. Am Eintrittsende bewahrt das Eiweiss sein porzellanartiges Ansehen und f\u00fchlt sich h\u00e4rter an als in der Mitte, wo es unver\u00e4ndert bleibt; die harten Theile reagiren lebhaft sauer. Eine W\u00fcrgung findet nicht statt. Legt man die Wippe um, so geht der Strom zuerst in einem Sprunge, dann aber so langsam in die H\u00f6he, dass es ganz so aussieht, als habe man [881] es mit dem Verschwinden secund\u00e4ren Widerstandes, zu thun. Auf der H\u00f6he verweilt der Strom nur einen Augenblick und sinkt dann wieder, und dieser Vorgang wiederholt sich so oft wie man die Str\u00f6mungsrichtung \u00e4ndert, ohne dass auch bei langer Dauer des Stromes in der der urspr\u00fcnglichen entgegengesetzten Richtung, der Eiweiss-cylinder seine Gestalt wieder ann\u00e4hme, geschweige ein Kegel am neuen Austrittsende sich bildete.\nSind die Platinoberfl\u00e4chen nur klein, wie es der Fall ist, wenn man Platindr\u00e4hte als Elektroden einer f\u00fcnf- bis zwanziggliederigen S\u00e4ule in das Eiweiss einsticht, so verlaufen die Erscheinungen, was die Schwankungen der Stromst\u00e4rke betrifft, \u00e4hnlich, nur dass das langsame Wachsen nach, dem Umlegen vermisst wird. Es fragt sich, ob dies Wachsen hier auf secund\u00e4ren Widerstand zu deuten sei. Es k\u00f6nnte n\u00e4mlich auch dadurch, dass sich der Polansationsstrom pl\u00f6tzlich, statt sich vom urspr\u00fcnglichen Strom abzuziehen, dazu hinzuf\u00fcgt, des letzteren thermische Wirkung wachsen, und den Widerstand des Eiweisses herabsetzen. Inzwischen ist erstens die Schw\u00e4chung des Stromes zu betr\u00e4chtlich, um sie allein der Polarisation zuzuschreiben, zweitens der positive Ausschlag beim Umlegen nicht so gross, wie er sein m\u00fcsste, wenn diese Schw\u00e4chung allein von Polarisation herr\u00fchrte. Drittens endlich zeigt sich, dass auch hier das Eintrittsende eine besondere Rolle bei der Schw\u00e4chung des Stromes spielt, indem dem Abschneiden des zeitigen Eintrittsendes stets eine ungleich gr\u00f6ssere Hebung des Stromes folgt als dem des zeitigen Austrittsendes. Hat man Platindr\u00e4hte als Elektroden des geschw\u00e4chten Stromes im Ei-Weiss stecken, und zieht man die Kathode heraus um sie wo anders einzustechen, so bleibt Alles beim Alten. Verf\u00e4hrt man ebenso mit der \u25a0^ode, so erreicht der Strom auf Augenblicke seine urspr\u00fcngliche Gr\u00f6sse nieder. Dies zeigt um so sicherer, dass es sich hier um \u00e4usseren secun-d\u00e4ren Widerstand, und nicht um Polarisation handelt, als bei der Polari-","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110 V. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand n. s. w. \u2014 \u00a7. 9. Vom \u00e4usseren secund\u00e4ren\nsation es bekanntlich gerade umgekehrt die Kathode ist, deren Ersch\u00fctterung \u25a0die Stromst\u00e4rke wieder belebt.1 [882]\nMit Zinkelektroden folgt auf das Umlegen der Wippe, nachdem der Strom bis auf einen kleinen Bruchtheil geschwunden ist, keine Hebung der Stromst\u00e4rke, sondern r\u00e4thselhafterweise erneutes Sinken. Bei abermaligem Umlegen der Wippe (zur urspr\u00fcnglichen Richtung) geht der \u25a0Strom pl\u00f6tzhch in die H\u00f6he bis etwa zu seiner anf\u00e4nglichen St\u00e4rke, sinkt, aber bald wieder eben so tief wie das erstemal. Ein drittes Umlegen hat wieder erneutes Sinken, ein viertes rasches Emporsteigen zur anf\u00e4ng. hchen H\u00f6he zur Folge, und so fort mit jedem ungeraden und jedem geraden Umlegen. Die \u00e4usseren Erscheinungen am Eiweisscylinder sind dabei dieselben wie mit dem Platin, der Kegel schien mir aber in derselben Zeit noch rascher zu wachsen als dort. Verquicktes Zink verhielt sich wie unverquicktes, Kupfer anfangs wie Zink, sp\u00e4ter mehr wie Platin.\nHier schlossen sich einige Wahrnehmungen verwandter Natur an B\u00e4uschen, statt an Eiweiss, an. Auf ein Kupferelektrodenpaar bringe man B\u00e4usche mit ges\u00e4ttigter schwefelsaurer Kupferl\u00f6sung getr\u00e4nkt, und verbinde sie mittels Fliesspapierstreifen, die mit derselben L\u00f6sung getr\u00e4nkt sind; oder man treffe die gleiche Anordnung mit verquicktem Zink und Zinkl\u00f6sung. In beiden F\u00e4llen glaubt man alle Bedingungen f\u00fcr die Best\u00e4ndigkeit des Stromes erf\u00fcllt zu haben. Mit nichten; bei zwanzig Glie-\u25a0dem im Kreise fast augenblicklich, noch bei f\u00fcnf nach nicht allzulanger Zeit sieht man den Strom pl\u00f6tzhch bis auf einen kleinen Rest verschwinden. Legt man um, so stellt er sich im Nu wieder her, ohne dass langsames. Wachsen folgt, und das Sinken beginnt von Neuem, fr\u00fcher oder sp\u00e4ter, je nach der Stromst\u00e4rke. Aehnlich wirkt Oetfnen des Kreises w\u00e4hrend einiger Minuten. Die Besichtigung der Elektroden lehrt \u00fcbrigens, dass Rer galvanoplastische Process nicht ordent\u00fcch von statten geht. Bei gleicher St\u00e4rke des Stromes ist seine Unbest\u00e4ndigkeit um so gr\u00f6sser, je kleiner die Elektroden, je trockener die B\u00e4usche und je fester sie den Elektroden anhegen. Nicht einmal wenn man die Elektroden mit darauf gebundenen B\u00e4uschen in Gef\u00e4sse taucht, die ein Schhessungsrohr \u00fcberbr\u00fcckt, oder wenn nur der einen ein Bausch anhegt, wird der Strom best\u00e4ndig. Nur der Theil des Stromes verh\u00e4lt sich so, der von den frei umsp\u00fclten Kanten u. s. w. beider Metallplatten ausgeht. [883]\nMan sieht leicht, wie gef\u00e4hrlich diese Erscheinung in manchen Versuchen werden kann, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Dass es sich dabei im Wesentlichen nicht um Polarisation handelt, geht abermals\n' 1 Die Literatur hierzu s. in meinen Untersuchurgen u. s. w. Ed. I. S. 212.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Widerstande bei Zuleitung des Stromes durch metallische Elektroden. Hl\naus dem Betrage der Stromschw\u00e4chung und der beim Umlegen stattfindenden positiven Wirkung hervor, dann aber, in diesem Fall, auch noch daraus, dass dieselben Elektroden, von denselben Elektrolyten frei umsp\u00fclt, \u00fcberhaupt keine hier in Betracht kommende Ladung annehmen. Pie Erscheinung beurkundet sich vielmehr als dem Gebiete des secund\u00e4ren Widerstandes angeh\u00f6rig dadurch, dass man durch verst\u00e4rkten Druck auf den Eintritts-, nicht auf den Austrittsbausch, die Stromst\u00e4rke auf Augenblicke wiederherzustellen vermag.\n\u00a7. X. Zur Theorie des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes.\nDies sind die wichtigsten Thatsachen, die ich \u00fcber den \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand ermittelt habe. Eine sichere Deutung dieser Erscheinung darauf zu gr\u00fcnden, muss ich mich leider zur Zeit noch bescheiden.\nKlar ist zun\u00e4chst, dass der Unterschied im Verhalten des Ein- und Austrittsendes, wie er beim Eiweiss, dem Knorpel u. s. w. zwischen Kupfersalzb\u00e4uschen sich uns dargeboten hat, zu bringen ist auf Rechnung jener \u00fcberf\u00fchrenden, oder, wie ich sie gern nenne, kataphorischen Wirkung des Stromes, deren Bedeutung in diesem Gebiete mit jedem Tage w\u00e4chst, seit Hr. Wiedemann sie der Vergessenheit entriss und ihre Gegenwart \u00fcberall da wahrscheinlich machte, wo der elektrische Strom in Capillar-Aggregaten eingeengte Elektrolyte ergreift.1 Sobald der Strom begonnen hat, von Bausch zu feuchtem por\u00f6sen K\u00f6rper, von diesem zu Bausch \u00fcberzugehen, reisst er auch die Fl\u00fcssigkeiten darin mit sich, und treibt die Kupferl\u00f6sung des Eintrittsbausches in das Eiweissprisma oder das St\u00fcck Rippenknorpel, das Wasser oder den Saft aus diesem in den Austrittsbausch hinein.\nEs scheint beim ersten Blick, als m\u00fcsse die Folge hiervon gerade das Umgekehrte vom \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstande [884] sein. Man sollte meinen, das mit der besserleitenden Kupferl\u00f6sung durchdrungene Eintrittsende, und somit der ganze feuchte por\u00f6se K\u00f6rper, m\u00fcsse an Widerstand verliefen.\nEs giebt aber noch etwas anderes zu bedenken. Die verschiedenen Elektrolyte unterliegen der Fortf\u00fchrung im Strome bekanntlich um so \u00fct\u00ebhr, je schlechter sie leiten. Die Feuchtigkeit im Eiweiss Wird also schneller nach dem Austrittsbausch zu wandern, als die Kupferl\u00f6sung\n1 [Hr. G. Quincke hat seitdem \u00fcber diese Erscheinung, wie auch \u00fcber das\nHrn. J\u00fcegensen entdeckte reciproke Ph\u00e4nomen (s. unten \u00a7. XII) folgenreiche \u201cfersuchunge nangestellt.]","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nY. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\ndarin ihr Platz machen kann. Daher r\u00fchrt die kegelf\u00f6rmige Anschwellung am Austrittsende, welche um so gr\u00f6ssere Dimensionen annimmt, je l\u00e4nger der Strom, wie dies beim Kochsalz u. s. w. der Pall ist, ungeschw\u00e4cht, oder gar durch die von ihm selber ausgehende Erw\u00e4rmung des Eiweisses verst\u00e4rkt, seine kataphorische Wirkung \u00fcbt. Ebenso wird die Eiweissfeuchtigkeit das Eintrittsende schneller r\u00e4umen, als die Kupferl\u00f6sung aus dem Eintrittsbausch ihr folgen kann. Daher muss hier, an der Grenze beider Fl\u00fcssigkeiten, eine an Wasser verarmte und deshalb geschrumpfte und hornig verh\u00e4rtete Stelle entstehen, die sich aussen als W\u00fcrgung bemerklich macht. Die W\u00fcrgung muss, wie die Erfahrung lehrt, mit der Dauer des Stromes an Tiefe und Breite zunehmen, denn mit dieser Dauer muss der Vorsprung wachsen, den die Eiweissfeuchtigkeit vor der Kupferl\u00f6sung gewinnt. Aber auch die Eiweissstrecke zwischen der Grundfl\u00e4che und dieser Stelle muss, ganz wie wir es gefunden haben (s. oben S. 104), h\u00e4rter erscheinen als eine durch Diffusion entstandene, weil das Wasser aus dem Eiweiss vertrieben wurde, ehe die ges\u00e4ttigte L\u00f6sung' eindrang, welche das Eiweiss nicht wie Wasser aufzuweichen vermag.\nSo weit scheint Alles deutlich, und was liegt n\u00e4her, als folgender-maassen weiter zu schliessen. Die an Wasser verarmte Strecke muss nothwendig fast nichtleitend werden, und wirklich haben wir darin den, eigentlich\u00e8n Sitz des secund\u00e4ren Widerstandes erkannt. Die W\u00fcrgung scheint also selber daran Schuld zu sein, dass sie nicht weiter vorschreitet, sondern auf einer gewissen Stufe der Ausbildung und in einer gewissen Entfernung vom Eintrittsende stehen bleibt. Dies geschieht, wenn der Strom dadurch so geschw\u00e4cht ist, dass er den Widerstand nicht mehr zu \u00fcberwinden vermag, der sich der Bewegung der Fl\u00fcss- [885] igkeiten im Eiweiss entgegenstellt. Je kleiner \u00fcbrigens der Querschnitt des Eiweiss-, prisma\u2019s am Eintrittsende, um so schw\u00e4chere Str\u00f6me werden dem Wasser , \u00fcber die Kupferl\u00f6sung einen Vorsprung von gegebener Gr\u00f6sse verschaffen\u00bb oder in um so k\u00fcrzerer Zeit wird bei gleicher Stromst\u00e4rke der gleiche \u25a0 Vorsprung erreicht werden. H\u00f6rt der Strom auf, so zieht das getrocknete Eiweiss rasch wieder Feuchtigkeit an. Darauf beruht die theilweise Wiederherstellung des Stromes durch das Oeffnen der Kette. Legt man die Wippe um, so wird die ausged\u00f6rrte Scheibe durch die mit dem Strome wiederkehrende Feuchtigkeit des Eiweisses bew\u00e4ssert, und der Strom geht-:' schneller und viel weiter in die H\u00f6he, ohne jedoch ganz die urspr\u00fcngliche. St\u00e4rke wiederzuerlangen (s. oben S. 88. 103): denn in der That ver\u00e4ndert : die W\u00fcrgung am alten Eintrittsende ihr Aussehen nur wenig unter dem .-: Einfluss des umgekehrten Stromes, w\u00e4hrend man sofort eine solche auclQ, an Stelle der fr\u00fcheren Anschwellung am alten Austritts-, dem neuen Eintrittsende, entstehen sieht.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 10. Zur Theorie des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes.\n113\nHit dieser Theorie stimmt es zwar, dass mit Salzl\u00f6sungen getr\u00e4nkte balkenf\u00f6rmige B\u00e4usche, als feuchte por\u00f6se K\u00f6rper zwischen die Zuleitungsb\u00e4usche gebracht, keinen secund\u00e4ren Widerstand zeigen, insofern jene L\u00f6sungen etwa ebenso schnell wandern m\u00f6gen, wie die Kupferl\u00f6sung der Zuleitungsb\u00e4usche. Die neutrale chromsaure Kalil\u00f6sung machte hiervon eine Ausnahme (s. oben S. 87) ; man m\u00fcsste aber, um diesen Fall geh\u00f6rig zu beurtheilen, erst noch mehr Versuche mit L\u00f6sungen angestellt haben, die mit Kupferl\u00f6sung einen Niederschlag geben. Dagegen passt es entschieden nicht zur Theorie, dass geschl\u00e4mmter Sand (s. oben S. 85) und Modellirthon keinen secund\u00e4ren Widerstand annehmen, dass letzterer, ohne eine Spur davon zu zeigen, die Kupferl\u00f6sung mit der Zeit zu einem anderen feuchten por\u00f6sen K\u00f6rper, etwa Eiweiss, durch sich hindurch l\u00e4sst, wo dann secund\u00e4rer Widerstand erscheint. Auch passt es nicht dazu, dass das fl\u00fcssige Eiweiss, oder vielmehr das darin durch die Metallsalzl\u00f6sung erzeugte Gerinnsel, secund\u00e4ren Widerstand giebt. Das Fortschreiten der Gerinnung im Rohr vom Eintrittsende her hat man sich dabei wohl so zu denken, dass urspr\u00fcnglich an der Ber\u00fchrungsfl\u00e4che des Eiweisses mit der Metallsalzl\u00f6sung eine Schicht gerinnt, in der dann die kataphorische Wirkung vor [886] sich geht. Weshalb nicht dasselbe auch am Austrittsende stattfinde, muss im Dunkel bleiben. Wie dem auch sei, man w\u00fcrde sich hier vergebens, scheint es, nach den Bedingungen umsehen, auf die wir die Theorie des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes gegr\u00fcndet haben.\nUnd wirklich, wie wohlgelungen sie auch beim ersten Anblick sich ausnehmen mochte, in der Form, wie sie hingestellt wurde, ist die Theorie unhaltbar. Liessen auch jene beiden Schwierigkeiten sich wegerkl\u00e4ren, sie f\u00e4llt rettungslos vor der Thatsache, dass es mehrere Fl\u00fcssigkeiten-' giebt, welche besser leiten und daher langsamer wandern als Kupferl\u00f6sung, und welche keinen secund\u00e4ren Widerstand geben, wohl aber die W\u00fcrgung; und dass es umgekehrt eine Fl\u00fcssigkeit giebt, die H\u00f6llensteinl\u00f6sung, bei der, trotz dem sehr starken secund\u00e4ren Widerstande, die W\u00fcrgung ver-uiisst wird. Die W\u00fcrgung kann also ohne secund\u00e4ren Widerstand, und dieser kann ohne jene bestehen. Da aber die W\u00fcrgung, wo sie mit secun-d\u00e4rem Widerstande zusammen vorkommt, sich als dessen eigentlicher Sitz erweist, so muss sie gleichwohl irgendwelche Beziehung dazu haben. Die Frage scheint nur zu sein, weshalb die W\u00fcrgung bei gewissen Fl\u00fcssigkeiten nichtleitend werde, bei anderen nicht.\nEine Musterung der Fl\u00fcssigkeiten, welche secund\u00e4ren Widerstand\u2019 geben und versagen, f\u00fchrt in dieser Hinsicht zu keinem Ergebniss. Einen Augenblick glaubte ich, die Fl\u00fcssigkeiten der letzteren Art seien vor denen der ersteren, wie die Kochsalzl\u00f6sung vor der Kupferl\u00f6sung, allgemein\nBois = Reymond, Ges. Abh. I.\t8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nY. Ueber den secvmd\u00e4ren Widerstand u. s. w.\ndurch gr\u00f6ssere Wassergier ausgezeichnet, und ich dachte mir den Zusammenhang so, dass, wo kein secund\u00e4rer Widerstand stattfinde, die durch den Strom getriebene Feuchtigkeit des Eiweisses die L\u00f6sung nach sich ziehe, und deshalb die W\u00fcrgung immer hinreichend gut leite. Allein erstens giebt auch eine verd\u00fcnnte Kochsalzl\u00f6sung keinen secund\u00e4ren Widerstand, obschon sie noch immer viel besser leitet, oder langsamer wandert, als die Ei Weissfeuchtigkeit, w\u00e4hrend ihre Wassergier nur noch gering sein kann; f\u00fcr\u2019s Zweite hat, bei gr\u00f6sserer Vervielf\u00e4ltigung der Versuche, die Verkeilung der Fl\u00fcssigkeiten in solche die Widerstand geben und die ihn versagen, \u00fcberhaupt nicht mehr [887] deren kleinerer und gr\u00f6sserer Wassergier entsprochen, wie denn unter die ersteren Fl\u00fcssigkeiten auch die so h\u00f6chst wassergierige Chlorzinkl\u00f6sung zu stehen gekommen ist.\nEine andere Bemerkung ist vielleicht thats\u00e4chlich besser begr\u00fcndet, allein f\u00fcr das Verst\u00e4ndniss ist damit nichts gewonnen. Die Sternchen bezeichnen n\u00e4mlich unter den oben S. 107 angef\u00fchrten Fl\u00fcssigkeiten die, welche in dem filtrirten H\u00fchnereiweiss einen undurchsichtigen Niederschlag bewirken. Wie man sieht, sind merkw\u00fcrdigerweise alle Fl\u00fcssigkeiten, welche secund\u00e4ren Widerstand geben, solche, welche das Eiweiss f\u00e4llen; doch stehen auch einige Fl\u00fcssigkeiten der Art in der Reihe derer, welche secund\u00e4ren Widerstand versagen. Ich vermag keine Hypothese zu ersinnen, wodurch das Verm\u00f6gen einer Fl\u00fcssigkeit, das H\u00fchnereiweiss undurchsichtig zu f\u00e4llen, verkn\u00fcpft w\u00fcrde mit dem, in Ber\u00fchrung mit dem geronnenen Eiweiss unter dem Einfluss des Stromes secund\u00e4ren Widerstand zu erzeugen. Um zu ermitteln, ob wirklich eine solche Beziehung stattfinde, w\u00fcrden vielleicht \u00e4hnliche Versuchsreihen mit Glutin und Chondrin einen Weg abgeben.\nWas die Erscheinungen bei Anwendung metallischer Elektroden betrifft, so kann man die Unbest\u00e4ndigkeit des Stromes, wenn unpolarisirbare Elektroden nicht frei von dem Elektrolyten umsp\u00fclt sind, sondern dieser in den Capillarr\u00e4umen eines Bausches seiner Beweglichkeit beraubt ist, zwar zun\u00e4chst so auffassen, als verschliesse sich der Strom gleichsam selber die Th\u00fcre durch seine kataphorische Wirkung, indem er die an die Anode grenzende Lage des Bausches austrockne. Damit stimmt es, dass Anpressen des Bausches an [die Anode den Strom auf Augenblicke wiederherstellt. Unerkl\u00e4rt bleibt aber dabei, dass der Strom auch unbest\u00e4ndig ist, wenn nur der Kathode ein Bausch anliegt. Man kann nur muthmaassen, dass dabei Aehnliches vorgeht, wie wenn bei frei um-sp\u00fclten Elektroden deren eingetauchte Fl\u00e4che zu klein im Verh\u00e4ltnis\u00ae zur Stromst\u00e4rke ist. Bei dem Eiweiss wird der Vorgang noch dadurch verwickelt, dass die von der Zersetzung der Salze des Eiweisses stammen-","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 10. Zur Theorie des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes.\n115\nden Anionen und Kationen sich in\u2019s Spiel mischen, wie sich dies in der Beschaffenheit des Ein- und Austrittsendes ausspricht. Dass die kegelf\u00f6rmige Anschwellung sich hier nicht durch Umlegen der [888] Wippe von dem alten an das neue Eintrittsende verlegen l\u00e4sst, r\u00fchrt gewiss davon her, dass die alkalische Fl\u00fcssigkeit nicht mehr hinl\u00e4nglich der kataphorischen Wirkung gehorcht. Die Unregelm\u00e4ssigkeiten, welche die positiveren Metalle zeigen, bleiben vollends r\u00e4thselhaft.\nUnter solchen Umst\u00e4nden gebrach es mir vor der Hand an jedem Fingerzeig, um diese Untersuchung, zu gutem Ende zu f\u00fchren, und ich habe um so mehr geglaubt, sie auf sich beruhen lassen zu d\u00fcrfen, als mit der Einsicht, dass der \u00e4ussere secund\u00e4re Widerstand auf rein \u00f6rtlicher Wirkung an der Grenze der zuleitenden Theile der Yorrichtung und der feuchten por\u00f6sen K\u00f6rper beruht, die Erscheinung \u00fcberhaupt das allgemeine Interesse eingeb\u00fcsst hat, das ihr anfangs zuzukommen schien. Nun l\u00f6st sich das Problem, welches sich uns darin darbot, zu ebenso vielen Einzelaufgaben mehr untergeordneter Art auf, wie sich Zusammenstellungen von Elektrolyten denken lassen, womit man die B\u00e4usche und den por\u00f6sen K\u00f6rper tr\u00e4nken kann. Es ziehen uns unter diesen Aufgaben nur noch diejenigen an, deren Behandlung verspricht, zugleich die Bedingungen der elektrophysiologischen Versuche unmittelbar aufzukl\u00e4ren. Ich habe mich deshalb auch nicht weiter bem\u00fcht, die Art und Weise zu zergliedern, wie der \u00e4ussere secund\u00e4re Widerstand am Eintrittsende anderer feuchter por\u00f6ser K\u00f6rper entsteht.\nNur \u00fcber den \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand, den mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure getr\u00e4nkte B\u00e4usche zwischen den gew\u00f6hnlichen Zuleitungsb\u00e4uschen annehmen (s. oben S. 87), habe ich noch Versuche angestellt. Ich dachte mir n\u00e4mlich, im Sinn obiger Theorie, dass hier, wo der Elektrolyt im feuchten por\u00f6sen K\u00f6rper besser leitet, also langsamer wandert, als der in den B\u00e4uschen, der \u00e4ussere secund\u00e4re Widerstand seinen Sitz statt am Eintritts- vielmehr am Austrittsende haben werde. Ich f\u00fchrte deshalb den Strom der S\u00e4ule einem balkenf\u00f6rmigen Schwefels\u00e4ure-Bausch durch Keilb\u00e4usche zu, und r\u00fcckte, nachdem der Strom sich selber so stark wie m\u00f6glich geschw\u00e4cht hatte, bald den Eintritts-, bald den Austrittsbausch, und zwar deren jeden bald nach Innen, bald nach Aussen von der Stelle. Das Verr\u00fccken beider B\u00e4usche nach Aussen brachte eine Schw\u00e4chung, das Verr\u00fccken beider nach Innen eine Verst\u00e4rkung des Stromes [889] hervor, allein die Stromver\u00e4nderung, welche dem Verr\u00fccken des Eintrittsbausches entsprach, \u00fcbertraf in beiden F\u00e4llen die, welche dem des Austrittsbausches folgte. Jene Voraussicht fand sich also nicht best\u00e4tigt, und auch liier erscheint, wie schon oben S. 89 gezeigt wurde, das Eintrittsende als Sitz des secund\u00e4ren Widerstandes. Inzwischen ist","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nV. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\nwohl der Vorgang hier ein ganz anderer als heim Eiweiss. Offenbar hatte der Schwefels\u00e4urebausch in der ganzen Umgehung des Eintritts-bansches, d. h. auch nach Aussen davon, wo gar kein Strom hingelangt, gr\u00f6sseren Widerstand angenommen, als in der des Austrittsbausches. Ich vermuthe, dass dies von der thermischen Wirkung des Stromes her- ' r\u00fchrt. Der ganze Bausch wird n\u00e4mlich sehr heiss, und man sieht demgem\u00e4ss den Strom anfangs stets erst eine Zeit lang ansehnlich wachsen, bis die Stromabnahme erfolgt, die wir als Entwickelung \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes aufgefasst haben. Das vom Eintrittsbausch aus in . den Schwefels\u00e4urebausch eindringende Kupfersalz krystallisirt dort aus, verklebt die Lagen des Bausches mit einander und \u00fcberzieht seine Oberfl\u00e4che mit einem weisslichen Anfluge. Dies trockene Salz scheint es mir zu sein, welches den \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand im Fall des Schwefels\u00e4urebausches bedingt.\nOb der oben S. 105 erw\u00e4hnte muthmaassliche Temperaturunterschied des Ein- und Austrittsendes nicht vielleicht auch eine Bolle bei Erzeugung des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes spiele, muss ich dahingestellt sein lassen.\n\u00a7. XI. Noch Einiges \u00fcber den inneren secund\u00e4ren Widerstand.\nWir sind jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach in den Stand gesetzt, unserer Kenntniss des inneren secund\u00e4ren Widerstandes noch Einiges hinzuzuf\u00fcgen. Das Mittel dazu wird uns in Aussicht gestellt durch die Entdeckung der M\u00f6glichkeit, feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern den Strom zuzuf\u00fchren, ohne dass \u00e4usserer secund\u00e4rer Widerstand sich einmische. Beim Eiweiss wird dies, wie wir gefunden haben, dadurch erreicht, dass man es von der Kupferl\u00f6sung der Zuleitungsb\u00e4usche durch Kochsalz-H\u00fclfs-b\u00e4usche trennt. Es steht aber zu vermuthen, und findet sich gl\u00fccklicherweise best\u00e4tigt, dass dieselbe Anordnung uns auch in Be- [890] zug auf \u00e4hnliche feuchte por\u00f6se K\u00f6rper den gleichen Dienst leisten werde.\nBringt man zwischen jene H\u00fclfsb\u00e4usche ein Prisma aus einer ge* kochten Kartoffel geschnitten, oder einen gekochten Begoniastiel, so zeigt sich in der That, dass der \u00e4ussere secund\u00e4re Widerstand beseitigt ist-Die Ablenkung erscheint wegen der thermischen Wirkung des Strome* in stetigem Wachsen begriffen, und erreicht erst sp\u00e4t einen best\u00e4ndigen Werth. Legt man um, so kommt das Scalenbild sehr nahe in derselben Lage, meist in etwas gr\u00f6sserer Ablenkung, wieder zur Buhe; langsame\u00ae Wachsen findet nicht statt. Stellt man den gleichen Versuch mit den frischen Gewebetheilen an, so sinkt die Ablenkung sofort, und n\u00e4hert","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 11. Noch Einiges \u00fcber den inneren secund\u00e4ren Widerstand.\n117\nsich allm\u00e4hlich einer unteren Grenze, wie vorher einer oberen. Dem Umleg'611 felgt' langsames Wachsen bis zu einem gewissen Punkte, dann erneutes Sinken, u. s. w. Es ist kein Grund vorhanden, anzunehmen, dass an der Grenze der frischen Pflanzengewebe und der Kochsalzl\u00f6sung sich secund\u00e4rer Widerstand einstelle, wenn dies nicht mit den gekochten der Pall ist. Ueberdies l\u00e4sst sich dessen Ausbleiben so darthun, dass man den Strom durch Keilb\u00e4usche zuf\u00fchrt und zeigt, wie das Verr\u00fccken weder des Ein- noch des Austrittsbausches anders auf die Stromst\u00e4rke wirke, als durch Ver\u00e4nderung der L\u00e4nge der zwischen beiden begriffenen Strecke. Die Schwankungen, die der Strom in den frischen Pflanzengeweben zwischen Kochsalzl\u00f6sung zeigt, sind also nur zu erkl\u00e4ren durch einen inneren secund\u00e4ren Widerstand dieser Gewebe, dessen Dasein somit versprochenermaassen (s. oben S. 95) noch auf einem vierten Wege beglaubigt ist.\nBei dieser Versuchsweise hat man Gelegenheit zu bemerken, was wegen des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes fr\u00fcher nicht sicher anging, dass die Schwankungen des Stromes in Folge des inneren secund\u00e4ren Widerstandes, je l\u00e4nger man sie beobachtet, um so kleiner werden.\nJetzt kann es keine Schwierigkeit mehr haben, die Frage nach dem Einfluss der Stromdichte auf diesen Widerstand, die uns oben S. 99 ff. vergeblich besch\u00e4ftigte, zu erledigen. Man braucht dazu nur zwischen die Kochsalz-H\u00fclfsb\u00e4usche abwechselnd ein Kartoffelprisma von grossem, und ein solches von kleinem [891] Querschnitt zu bringen, indem man zugleich daf\u00fcr sorgt, dass die urspr\u00fcngliche Stromst\u00e4rke in beiden F\u00e4llen die gleiche, oder mit dem dickeren Prisma etwas gr\u00f6sser sei als mit dem d\u00fcnneren. Fallen alsdann die Schwankungen der Stromst\u00e4rke mit dem dickeren Prisma absolut kleiner aus als mit dem d\u00fcnneren, so kann dies nur daher r\u00fchren, dass der dichtere Strom in letzterem einen st\u00e4rkeren Inneren secund\u00e4ren Widerstand entwickelt. Ich habe diesen Erfolg mehrmals deutlich beobachtet, wobei ich es bequem fand, gewissermaassen als Bheostat, um damit die Stromst\u00e4rke best\u00e4ndig zu erhalten, einen Stab aus Modellirthon zwischen B\u00e4uschen im Kreise zu haben, dessen Dimensionen sich leicht jeden Augenblick \u00e4ndern lassen.\nWie schon oben S. 95 bemerkt wurde, ist gegen den bis jetzt gelieferten Beweis der Abwesenheit des inneren secund\u00e4ren Widerstandes 111 vielen feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern einzuwenden, dass dieser Beweis B\u00fcttels eines Stromes gef\u00fchrt wurde, der durch den \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand sehr geschw\u00e4cht war. Immer w\u00fcrde ein bedeutender Unter-sohied in dieser Beziehung zu Gunsten der frischen Pflanzengewebe be-stehen bleiben. Denn diese Gewebe leiten um so viel schlechter als z. B. das Eiweiss, dass der durch den \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand auf das","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nY. lieber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\nAeusserste geschw\u00e4chte Strom in einem Eiweissprisma noch immer gr\u00f6ssere Dichte besitzt als in einem Kartoffelprisma von gleichen Maassen. Allein es w\u00e4re m\u00f6glich, dass mit Kochsalz-H\u00fclfsb\u00e4uschen sich jetzt Spuren des inneren secund\u00e4ren Widerstandes da entdecken liessen, wo sie mit den Kupfersalz-Zuleitungsb\u00e4uschen vermisst wurden.\nBei den gekochten Pflanzengewebetheilen ist dies indess nicht eingetroffen, und ebensowenig bei dem Eiweiss, in Bezug worauf der entscheidende Versuch sich schon oben S. 106 angestellt findet. Ist ein Eiweissprisma zwischen Kochsalz-H\u00fclfsb\u00e4uschen dem Strom ausgesetzt, so folgt dem Umlegen der Wippe kein langsames AVachsen; also ist kein innerer secund\u00e4rer Widerstand da. Dies ist n\u00e4mlich die Gestalt, welche jetzt hier der Umkehrversuch annimmt, der oben S. 94. 95 als f\u00fcr das Dasein des inneren secund\u00e4ren Widerstandes entscheidend erkannt wurde, indem bei der Geringf\u00fcgigkeit der inneren Polarisation das Bedenken nicht stattfand, dem wir oben S. 109, [892] wo es sich um Polarisation metallischer Elektroden handelte, allerdings Geh\u00f6r geben mussten. Man kann aber auch, wenn man vollends sicher gehen will, den Umkehrversuch in seiner urspr\u00fcnglichen Form beibehalten. Auf beiderlei Art habe ich mich \u00fcberzeugt, dass auch unter dem Einfluss des durch \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstand ungeschw\u00e4chten Stromes der zwanzig-gliederigen GnovE\u2019schen S\u00e4ule, Sehne, B\u00fcckenmark und Muskelfleisch vom Binde, letzteres l\u00e4ngs der Faser sowohl als senkrecht darauf durchstr\u00f6mt, keinen inneren secund\u00e4ren AViderstand annehmen.\nNun aber erhebt sich eine Frage von wesentlichem Interesse. Die Pflanzengewebe b\u00fcssen durch Kochen die Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr den secund\u00e4ren AViderstand ein. Das todte Holz, die im Papier und der Pappe verarbeitete Pflanzenfaser nehmen keinen solchen Widerstand an. Die thierischen Gewebe, die wir bisher darauf gepr\u00fcft haben, waren zwar so frisch, wie man sie aus dem Schlachthause bekommen kann, da sie aber von Warmbl\u00fctern stammten, unstreitig als todt anzusehen. Es ist also die M\u00f6glichkeit da, dass thierische Gewebe, die noch im Besitz ihrer Lebenseigenschaften verharren, jenes Widerstandes f\u00e4hig seien. Unterst\u00fctzt wird diese Vermuthung durch die Wahrnehmung, dass Muskeln, ganz wie Kartoffeln und Begoniastiele, durch Kochen sehr an Leitungsg\u00fcte zunehmen. Obwohl es vielleicht nicht unthunlich w\u00e4re, Versuche \u00fcber den inneren secund\u00e4ren Widerstand an lebenden AVarmbl\u00fctem, ft am Menschen selbst, anzustellen, habe ich mich in dieser B\u00fccksicht bisher auf die uns zun\u00e4chst angehenden Muskeln und Nerven des Frosches beschr\u00e4nkt.\nDas beste Versuchsobject, was die Muskeln betrifft, wird durch dio Gruppe der beiden ziemlich parallelfaserigen starken Muskeln des Ober-","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 11. Noch Einiges \u00fcber den inneren secund\u00e4ren Widerstand.\n119\nSchenkels, des Adductor magnus und Semimembranosus Cuv., geboten. 5lan l\u00e4sst dem oberen Ende der Gruppe die Symphyse, dem unteren das obere Ende der Tibia, und spannt die Muskeln in der fr\u00fcher1 2 von mir beschriebenen kleinen Spannvorrichtung wagerecht so stark aus, dass bei [893] Zuckungen keine in Betracht kommende Verschiebung der Muskeloberfl\u00e4che an den ihr anzulegenden Kochsalz-Keilb\u00e4uschen stattfinden kann. Es ist deshalb zweckm\u00e4ssig, den zwischen dem Adductor magnus und dem Semimembranosus gelegenen, aus zwei kurzen K\u00f6pfen bestehenden Semitendinosus Cuv. zu entfernen. Denn wenn man den langfaserigen beiden anderen Muskeln die obenbezeich-nete Spannung ertheilt, l\u00e4uft man Gefahr, den Semitendinosus so stark zu spannen, dass er entweder rasch abstirbt,3 oder gar zerreisst. Die Schneiden der Keilb\u00e4usche bekleidet man, um das An\u00e4tzen zu verhindern, mit R\u00fccksicht auf die lange Dauer der Versuche, mit doppelten Eiweissh\u00e4utchen. Man legt der Muskelgruppe die Schneiden innerhalb der Elfenbeinplatten der Spannvorrichtung, und letzteren so nahe wie m\u00f6glich an. Dazu ist es vortheilhaft, dem Keilbausch auf dem Zuleitungsbausch die umgekehrte Lage von der gew\u00f6hnlichen zu geben, wie sie Fig. 5 (s. oben S. 89) zeigt, n\u00e4mlich die, wobei die Abschr\u00e4gung des Keiles nicht nach der hinteren, sondern nach der vorderen Seite des Zuleitungsbausches sieht. Zwischen den Kochsalz-Keilb\u00e4uschen des Hauptstromes legt man der anderen Seite der Muskelgruppe die gleichfalls mit doppelten Eiweissh\u00e4utchen bekleideten Schneiden der mit schwefelsaurer Zinkoxydl\u00f6sung getr\u00e4nkten Keilb\u00e4usche der H\u00fclfskette an.\nSo kann man nunmehr mit den lebenden Muskeln die n\u00f6thigen Versuche anstellen, um zu erfahren, ob sich in 'deren Innerem secund\u00e4rer Widerstand entwickele, oder nicht. Es zeigt sich, dass der Hauptstrom, abgesehen von der thermischen Verminderung des Widerstandes, best\u00e4ndig bleibt, er stamme von f\u00fcnf oder von zehn GnovE\u2019schen Gliedern, welche hier, wegen des kleineren Querschnittes, gewiss eine gleiche Dichte erzeugen, wie zwanzig in den bisherigen Versuchen. Umlegen bringt, bei nur kleiner Gliederanzahl der S\u00e4ule, einen leichten positiven Ausschlag hervor, der von innerer Polarisation herr\u00fchrt, und dem kein langsames Wachsen folgt. Den H\u00fclfsstrom findet man, unter Ber\u00fccksichtigung der inneren Polarisation (s. oben S. 95. 96) und der Erw\u00e4rmung der Muskeln [894] durch den Hauptstrom, nach dem Durchgang des letzteren so stark wie vorher. Nach dem Oeffnen des Hauptstromes steigt der H\u00fclfsstrom nicht an. Ob der Hauptstrom in den Muskeln auf- oder absteige,\n1\tUntersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 67. Taf. I. Fig. 86. 87.\n2\tEbendas. S. 70.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nV. lieber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\noder quer durch eine gr\u00f6ssere Muskelmasse, z. B. durch die Dicke der beiden Oberschenkel, fliesse, ist f\u00fcr den Erfolg gleichg\u00fcltig. Nach den Versuchen waren meist die Muskeln noch zuckungsf\u00e4hig.\nWas die Nerven betrifft, so ist man nat\u00fcrlich an die Ischiadnerven gewiesen. Man bereitet sich rasch deren acht, legt sie mit ihren centralen und ihren peripherischen Enden zusammen, so dass sie ein B\u00fcndel bilden, welches der Austrocknung hinreichend lange widersteht, und spannt sie wagerecht zwischen zwei an einem Glasstabe verschiebbaren, passend geformten Korkst\u00fccken aus, auf deren Oberfl\u00e4che man sie mit Insectennadeln feststeckt. Dann legt man ihnen ganz wie den Muskeln die beiden Paare von Keilb\u00e4uschen an. Der Erfolg ist der n\u00e4mliche, wie bei den Muskeln, nur dass die St\u00f6rungen durch innere Polarisation minder f\u00fchlbar sind.\nEs ergiebt sich also schliesslich, dass Muskeln und Nerven inneren secund\u00e4ren Widerstand im Leben so wenig wie im Tode in merklichem Grade annehmen, und die frischen Pflanzengewebetheile sind nach nie vor die einzigen feuchten por\u00f6sen K\u00f6rper, die ihn uns gezeigt haben.\n\u00a7. XII. Was sich zur Zeit \u00fcber die Natur des inneren secund\u00e4ren Widerstandes 'sagen lasse.\nEs w\u00fcrde \u00fcbrig bleiben \u00fcber die Natur der Erscheinung, wenn es angeht, eine Vermuthung aufzustellen. Leider sind uns die El\u00fcgel hier noch viel mehr als beim \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstande beschnitten.\nZun\u00e4chst n\u00e4mlich ist zu bemerken, dass das Mikroskop in den dem Strome der zwanziggliederigen GnovE\u2019schen S\u00e4ule unterworfenen Pflanzengeweben durchaus keine Ver\u00e4nderung zeigt, die als Ursache des secund\u00e4ren Widerstandes zu deuten w\u00e4re. Ich habe vergeblich danach gesucht bei der Kartoffel, der Mohrr\u00fcbe, der Petersilienwurzel und dem Begonia-stiel. Das Einzige, was sich darbietet, ist gelegentlich die merkw\u00fcrdige, von Hrn. Jurgensen beschriebene Bewegung fester Theilchen in der [895] dem Strom entgegengesetzten Richtung.1 Ich habe diese namentlich in sehr auffallender Weise an den St\u00e4rkek\u00f6rnchen im Inneren der Kartoffelzellen gesehen, welche, wo sie hinreichend lose lagen, mit der vollkommensten Regelm\u00e4ssigkeit, sobald der Strom geschlossen wurde, sich an die Eintrittswand dr\u00e4ngten, sobald er umgelegt wurde, sich nach der neuen Eintrittswand begaben, kurz mit der Wippe, so zu sagen, hin und her pendelten; so dass man so gewiss, wie aus der Ablenkung der\n1 Reichert\u2019s und du Bois-Reymond\u2019s Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie u. s. w. 1860. S. 673.","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 12. Ueber die Natur des inneren secund\u00e4ren Widerstandes.\n121\nMagnetnadel, die Bichtung des negativen Stromes aus seiner anapho-riscben Wirkung auf die festen Theilchen w\u00fcrde bestimmen k\u00f6nnen.\nHier also gebricht es uns von vom herein an jedem Anhaltspunkt, um daran eine Erkl\u00e4rung der Erscheinung zu kn\u00fcpfen. Man kann nun 2war leicht mehrere Yermuthungen damber aufstellen, wie der Strom innerhalb eines feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpers einen Widerstand hervorrufen k\u00f6nne. Man kann sich z. B. den inneren secund\u00e4ren Widerstand als in dem n\u00e4mlichen Yerh\u00e4ltniss zur inneren Polarisation denken, wie den Uebergangswiderstand an der Grenze metallischer Elektroden zur Polarisation dieser letzteren. Ich erw\u00e4hne diese Hypothese nur, weil sie mich zu einer Zeit, wo ich noch nicht im Stande war ihre Unhaltbarkeit zu durchschauen, zu einem Versuch veranlasste, dessen nutzlose Wiederholung, wenigstens in derselben Form, ich gern Anderen ersparen m\u00f6chte.\nIch tr\u00e4nkte eine ansehnliche Masse Platinschwamms, deren Benutzung ich der G\u00fcte des Hrn. De. Quincke verdankte, mit destillirtem Wasser, ferner Holzkohle mit derselben Fl\u00fcssigkeit oder mit Kochsalzl\u00f6sung, setzte sie in passender Weise einem starken Strom aus, in dessen Kreise sich die Bussole befand, und versuchte ob es gelingen werde, beim Umkehren des Stromes in den feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern, langsames Wachsen der Stromst\u00e4rke zu beobachten. Dies w\u00e4re unter gewissen Voraussetzungen zu deuten gewesen auf Verschwinden des Uebergangswiderstandes, und h\u00e4tte f\u00fcr das Dasein eines solchen einen mehr unmittelbaren Beweis abgegeben, als die bisher vorhandenen. [896] Ich bekam aber mit Sicherheit nichts zu sehen, als die gewaltigen Wirkungen der gew\u00f6hnlichen Polarisation.\nJene Hypothese scheitert, wie jetzt leicht ersichtlich, erstens an dem Mangel an Proportionalit\u00e4t zwischen innerer Polarisation und innerem secund\u00e4ren Widerstande, zweitens daran, dass dieser Widerstand bis jetzt Mr am frischen Pflanzengewebe beobachtet ist. Letzterer Umstand bricht \u00fcberhaupt den Stab allen solchen Vermuthungen hinsichtlich des inneren secund\u00e4ren Widerstandes, die auf beliebige, mit Elektrolyten getr\u00e4nkte kapillar-Aggregate passen. Es ist vielmehr klar, dass es hier zun\u00e4chst \u00aeJ\u00fcer Annahme bedarf, wodurch wenigstens diese Art feuchter por\u00f6ser K\u00f6rper vorweg ausgeschlossen werde. Eine solche Annahme w\u00fcrde jetzt z' sein, dass der innere secund\u00e4re Widerstand auf der h\u00e4ufigen Wiederholung der Bedingungen des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes im Inneren \u00aemes K\u00f6rpers beruhe, insofern man n\u00e4mlich als allgemeinste Vorbedingung es \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes irgend welche Discontinuit\u00e4t der ^\u00aeitung hinstellen kann. Allein es m\u00f6chte schwer sein, in den frischen anzengeweben eine sich oft wiederholende Discontinuit\u00e4t der Leitung 28 entdecken, welche sich erstens auch nur einigermaassen dem vergleichen","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122 V. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w. \u2014 \u00a7. 13. Anwendung der\nliesse, was wir zur Erzeugung des \u00e4usseren secund\u00e4ren Widerstandes als n\u00fcthig erkannt haben, und welche sich zweitens nicht auch in den des inneren secund\u00e4ren Widerstandes unf\u00e4higen Thiergeweben nachweisen \u00fcesse.\nDer Fingerzeig endlich, den man darin h\u00e4tte sehen k\u00f6nnen, dass die Pflanzengewebe, wenn sie durch Kochen die F\u00e4higkeit einb\u00fcssen, inneren secund\u00e4ren Widerstand anzunehmen, zugleich besser leitend werden, hat seine Bedeutung dadurch verloren, dass auch die Muskeln durch Kochen an Leitungsg\u00fcte gewinnen, ohne darum im Zustande des Lebens inneren secund\u00e4ren Widerstandes f\u00e4hig zu sein.\n\u00a7. XIII. Anwendung der Erfahrungen \u00fcber den secund\u00e4ren\nWiderstand auf die elektrophysiologischen Versuche.\nDoch k\u00fcmmert uns der schlechte Erfolg dieser theoretischen Bem\u00fchungen f\u00fcr jetzt nicht. F\u00fcr uns ist, was den secund\u00e4ren Widerstand betrifft, Alles damit gewonnen, dass wir die Muskeln [897] und Nerven von dem Verdacht gereinigt haben, damit behaftet zu sein. Es w\u00e4re dadurch, bei unz\u00e4hligen Gelegenheiten, den thierisch-elektrischen und elektrischen Reiz-Versuchen eine Verwickelung mehr aufgeb\u00fcrdet worden, welcher wir nun gl\u00fccklich \u00fcberhoben sind.\nUm so mehr Beachtung verdient bei manchen dieser Versuche der \u00e4ussere secund\u00e4re Widerstand. Gleich den todten Geweben der Warmbl\u00fcter sind die lebenden Muskeln und Nerven des Frosches daf\u00fcr empf\u00e4nglich; ja die Kleinheit der Fl\u00e4chen, die sie stets nur der Ber\u00fchrung bieten, l\u00e4sst sie sogar in hohem Grade so erscheinen.\nWird der Strom von zehn bis zwanzig GnovE\u2019schen Gliedern durch mit schwefelsaurer Kupferoxydl\u00f6sung getr\u00e4nkte Keilb\u00e4usche der wie oben S. 119 aufgesteflten Muskelgruppe zugef\u00fchrt, so findet man ihn fast unmittelbar nach der Schliessung in raschem Sinken begriffen, und es bleibt zuletzt nur wenig davon \u00fcbrig. Wo der Eintrittsbausch den Muskeln anlag, bemerkt man eine blaugr\u00fcne, verh\u00e4rtete Stelle, die der W\u00fcrgung beim Eiweiss entspricht. Eiweissh\u00e4utchen wie Thonschilder sind unverm\u00f6gend dem Sinken Einhalt zu thun. Unter dem Einfluss des Stromes durchdringt das Salz bald den Thon, die Eiweissh\u00e4utchen aber werden, wie sich erwarten liess, selber ein Sitz secund\u00e4ren Widerstandes. R\u00fcckt man am Austrittsbausch, oder entfernt man dessen Eiweissh\u00e4utchen, so bleibt Alles beim Alten. R\u00fcckt man am Eintrittsbausch, so erfolgt eine Hebung der Stromst\u00e4rke, jedoch nur um einen Theil des Verlustes, den sie durch Entwickelung des secund\u00e4ren Widerstandes erlitt. Ihren urspr\u00fcnglichen Werth erlangt sie erst wieder, mit anderen Worten, der \u00fcbrige Theil des secund\u00e4ren Widerstandes wird erst beseitigt, wenn ma\u00ae","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Erfahrungen \u00fcb. d. secund\u00e4ren Widerstand auf d. elektrophysiolog. Versuche. 123\ndea Eintrittsbausch, indem man ihn verr\u00fcckt, zugleich von seinen Eiweiss-h\u00e4utchen befreit.\nNoch mit nur drei GnovE\u2019schen Gliedern erfolgen diese Erscheinungen, nUI inmder scharf ausgepr\u00e4gt, langsamer verlaufend, und nicht selten in der Art unregelm\u00e4ssig, dass nur wenn der eine Bausch dem Strome \u201eum Eintritt dient, secund\u00e4rer Widerstand erscheint, bei der anderen Richtung nicht, ein Verhalten, welches wir beim Eiweiss k\u00fcnstlich zu erzeugen vermochten (s. oben S. 103). Mit zwei Gliedern sind nur noch Spuren [898] vom secund\u00e4ren Widerstande da, mit einer einfachen Kette ist der Strom best\u00e4ndig, wenn man von der inneren Polarisation absieht.\nGanz \u00e4hnliche Erfolge beobachtet man an den Nerven; wenn sie gleiche L\u00e4nge mit den Muskeln haben, wegen ihres geringeren Querschnittes, trotz der kleineren Ber\u00fchrungsfl\u00e4chen, jedoch erst bei gr\u00f6sserer Glieder zahl der S\u00e4ule. Endlich die schwefelsaure Zinkoxydl\u00f6sung verh\u00e4lt sich auch hier, wie wir dies schon beim Eiweiss erfahren haben, gleich der Kupferl\u00f6sung.\nAus diesen Thatsachen fliesst die wichtige Kegel, dass wenn man Muskeln oder Nerven best\u00e4ndige Str\u00f6me von einiger St\u00e4rke zuzuf\u00fchren w\u00fcnscht, man bei Gefahr, secund\u00e4ren Widerstand zu erwecken, und ganz abgesehen von der der An\u00e4tzung, die thierisehen Theile nicht unmittelbar mit der Metallsalzl\u00f6sung der unpolarisirbaren Combination ber\u00fchren darf, deren man sich zur Zuleitung bedient. Ebensowenig darf man sich den mit solchen L\u00f6sungen getr\u00e4nkten B\u00e4uschen anvertrauen, nachdem sie mit Eiweissh\u00e4utchen bekleidet sind. Nicht einmal auf die von Hm. Pfl\u00fcgeb1 angegebenen Eiweissr\u00f6hren in der Form, wie er sie angewendet hat, d\u00fcrfte unbedingter Verlass sein. Das Gerinnsel, welches sich an der Grenze des Eiweisses und der Metallsalzl\u00f6sung bildet, kann, wie wir oben S. 108 gesehen haben, der Sitz eines sehr ansehnlichen secund\u00e4ren Widerstandes werden.\nDurch diesen Umstand w\u00fcrde die Anwendbarkeit der unpolarisirbaren Elektroden eine sehr empfindliche Beschr\u00e4nkung erleiden, wenn nicht \u2022\u00dce vorigen Untersuchungen uns auch sogleich das Mittel b\u00f6ten, ihm erfolgreich zu begegnen, freilich auf Kosten der Einfachheit der Anordnung. Dies Mittel haben wir bereits oben S. 119. 120 in Gebrauch gezogen. Es besteht darin, die thierisehen Theile oder das sie vor der An\u00e4tzung sch\u00fctzende Eiweiss, es m\u00f6ge nun \u00e4ufgeweichte Blase befeuchten 0<ler in K\u00f6hren enthalten sein, von der Metallsalzl\u00f6sung der unpolarisirbaren Combination durch eine Schicht [899] einer der Salzl\u00f6sungen zu kennen, die wir oben S. 107 als unf\u00e4hig erkannt haben, in Ber\u00fchrung\n1 Untersuchungen \u00fcber die Physiologie des Electrotonus. Berlin 1859. S. 98 ff.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124 V. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w. \u2014 \u00a7. 13. Anwendung der\nmit den Thiergeweben und mit Eiweiss secund\u00e4ren Widerstand zu erzeugen, am bequemsten von Kochsalzl\u00f6sung.\nAuf dem mit schwefelsaurer Zinkoxydl\u00f6sung getr\u00e4nkten Zuleitungsbausch der verquickten Zinkgef\u00e4sse wird also, um Muskeln oder Nerven den Strom mehrerer G\u00dfOVE\u2019schen Glieder ohne Besorgniss vor St\u00f6rungen durch den secund\u00e4ren Widerstand zuzuf\u00fchren, ein mit Eiweissh\u00e4utchen bekleideter Kochsalz-Keilbausch anz\u00fcbringen sein. Man trennt ihn von dem Zuleitungsbausch, um diesen vor Verunreinigung zu sch\u00fctzen, durch einen mit Zinkl\u00f6sung getr\u00e4nkten Sicherheitsbausch und ein mehrere Millimeter dickes Blatt Modellirthon. Da auch verd\u00fcnnte Kochsalzl\u00f6sung, ja sogar Brunnenwasser, keinen secund\u00e4ren Widerstand giebt, und da ein geringer Unterschied in der Concentration der Kochsalzl\u00f6sung der beiden Keilb\u00e4usche hier von keiner Bedeutung sein kann, so braucht die L\u00f6sung nicht ges\u00e4ttigt, sondern nur eben so concentrirt zu sein, wie es die R\u00fccksicht auf die Leitungsf\u00e4higkeit des Kreises erheischt. Dies hat den Vortheil, einerseits die An\u00e4tzung der thierischen Theile, andererseits die Verunreinigung der Zinkb\u00e4usche, mehr zu verz\u00f6gern, als dies beziehlich die Eiweissh\u00e4utchen und die Thonschicht allein thun w\u00fcrden.\nDie oben S. 119. 120 beschriebenen Versuche gen\u00fcgen, um die gute Wirkung dieser Maassregeln darzuthun. Bei deren Befolgung bleibt, abgesehen von der inneren Polarisation und von der Verminderung des Widerstandes durch die thermische Stromwirkung, auch wohl durch das Eindringen der Salzl\u00f6sungen in Thon und Eiweissh\u00e4utchen, die Stromst\u00e4rke best\u00e4ndig, seihst bei zwanzig GROVE\u2019schen Gliedern im Kreise, und bei noch so langer Dauer der Schliessung. Es zeigt sich somit auf doppeltem Wege, das eine Mal bei sehr schwachen Str\u00f6men, und Metallsalz-Keilb\u00e4uschen, das andere bei beliebig starken Str\u00f6men und Kochsalzb\u00e4uschen, dass die hier in Rede stehenden, uns vorzugsweise interessiren-den Combinationen dem hartgesottenen Eiweiss an Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr den secund\u00e4ren Widerstand doch gl\u00fccklicherweise nicht ganz gleichkommen. [900]\nWo man grosse Widerst\u00e4nde nicht zu scheuen braucht, und deshalb die PFL\u00fcGEB\u2019sehen Eiweissr\u00f6hren anwenden kann, wird man das Eiweiss gleichfalls noch durch Kochsalzl\u00f6sung von der schwefelsauren Zinkoxydl\u00f6sung zu trennen haben, die jetzt wohl, in Verbindung mit verquickten Zinkelektroden, an Stelle der Kupferl\u00f6sung mit Kupferelektroden treten wird, wie Hr. Pfl\u00fcger sie anwendete. Dies wird, wenn man die PFL\u00fcGER\u2019sche Einrichtung sonst unver\u00e4ndert beibehalten will, einfach so geschehen k\u00f6nnen, dass man das heberf\u00f6rmige, an beiden Enden mit Blase \u00fcberbundene Rohr, welches einerseits in das weite Ende der Eiweissr\u00f6hren, andererseits in das die metallische Elektrode enthaltende Gef\u00e4ss","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Erfahrungen \u00fcb. d. secund\u00e4ren Widerstand auf d. elektrophysiolog. Versuche. 125\njnit der entsprechenden Metallsalzl\u00f6sung taucht, statt gleichfalls mit dieser L\u00f6sung, mit Kochsalzl\u00f6sung f\u00fcllt. Es trifft sich dabei gl\u00fccklich, dass sogar die ges\u00e4ttigte Kochsalzl\u00f6sung (Dichte 1 \u2022 207) gut auf der ges\u00e4ttigten schwefelsauren Zinkoxydl\u00f6sung (Dichte 1-441) schwimmt. In der Blase entsteht kein secund\u00e4rer Widerstand; an der Grenze des Eiweisses und der Nerven und Muskeln kann dies doch wohl ebensowenig der Fall sein.\nBei den thierisch-elektrischen Versuchen, insofern es sich dabei nur um Ableitung der . in den thierischen Theilen erzeugten Str\u00f6me, nicht zugleich um Erregung dieser Theile auf elektrischem Wege handelt, d\u00fcrfte der \u00e4ussere secund\u00e4re Widerstand so wenig in Betracht kommen, als, wie wir jetzt wissen, der innere. Immerhin kann es als ein gl\u00fccklicher Zufall erscheinen, dass fast in allen bisherigen Versuchen eine zuleitende Fl\u00fcssigkeit angewendet wurde, welche vollends den Verdacht auf eine Einmischung des secund\u00e4ren Widerstandes ausschliesst, die Kochsalzl\u00f6sung. So z. B. giebt es eine r\u00e4thselhafte Erscheinung, die bei den Versuchen mit k\u00fcnstlichem Querschnitt fortw\u00e4hrend auftritt, und die man, wenn nicht jener Umstand w\u00e4re, wohl geneigt sein k\u00f6nnte, dem secund\u00e4ren Widerstande zuzuschreiben. Dies ist die schw\u00e4chende Wirkung, welche die zun\u00e4chst an den Querschnitt grenzende Schicht nach kurzer Zeit auf den Strom aus\u00fcbt, so dass die Entfernung dieser Schicht eine bedeutende Hebung der Stromst\u00e4rke bewirkt.1 In der That entspricht, [901] wie man sieht, in Bezug auf den Muskel- oder den Nervenstrom der k\u00fcnstliche Querschnitt dem Eintrittsende des durchstr\u00f6mten Eiweiss-prisma\u2019s. Nach dem, was wir \u00fcber den secund\u00e4ren Widerstand ermittelt haben, hat es jetzt kaum den Anschein, als ob dieser Muthmaassung noch irgend ein Werth beizulegen w\u00e4re. Ich habe mich ausdr\u00fccklich davon \u00fcberzeugt, dass der k\u00fcnstliche Querschnitt nicht etwa eine besondere Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr den secund\u00e4ren Widerstand besitzt.\nDer Kochsalz-Keilb\u00e4usche, der PnL\u00fcGER\u2019schen Eiweissr\u00f6hren mit der bezeichneten Ab\u00e4nderung, wird man sich bedienen, wo es immer geht,\n1 Untersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 714; \u2014 Bd. II. Abth. I. S. 19. 145. 150.\n283. 557 ; \u2014 Abth. H. S. 108. 113. 122. \u2014 [Dies wurde seitdem von mir mittels der unpolarisirbaren Elektroden als eine durch Polarisation bewirkte T\u00e4uschung erkannt, und im Januar 1862 in dem Abdruck gegenw\u00e4rtiger Abhandlung in Mole-sohott\u2019s Untersuchungen u. s. w. (a. a. O. S. 409) als solche bezeichnet. Ausf\u00fchr-icher findet sich diese T\u00e4uschung besprochen in den Abhandlungen: Ueber das Gesetz des Muskelstromes mit besonderer Ber\u00fccksichtigung des M. gastroknemius es Frosches, im Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. 1863. S. 662, und: Ueber die Erscheinungsweise des Muskel- und Nervenstromes bei Anwendung der neuen Methoden deren Ableitung, ebenda, 1867. S. 306. 307. \u2014 S. diese Abhandlungen im zweiten ande dieser Sammlung.]","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\tV. IJ eher den secnnd\u00e4ren Widerstand u. s. w.\num den Nerven und Muskeln Str\u00f6me zuzuf\u00fchren. Doch k\u00f6nnen F\u00e4lle \u00abintreten, wo man, z. B. durch die r\u00e4umlichen Verh\u00e4ltnisse einer Anordnung, gen\u00f6thigt ist, metallische Elektroden anzuwenden. Alsdann liegt, um sowohl die urspr\u00fcnglichen TJngleichartigkeiten, als die Polarisation, unsch\u00e4dlich zu machen, der Bathschlag nahe, bei so grossen Widerst\u00e4nden im Kreise, dass man die gew\u00fcnschte Stromst\u00e4rke erh\u00e4lt, so grosse elektromotorische Kr\u00e4fte aufzubieten, dass jene St\u00f6rungen dagegen verschwinden. Wb es sich nur darum handelt, rasch vor\u00fcbergehende Einwirkungen zu erzielen, so dass man Inductionsschl\u00e4ge anwenden kann, ist dieser Bathschlag untadelhaft, da er nicht einmal die Unbequemlichkeit bedingt, die stets aus der Handhabung vielgliederiger S\u00e4ulen erw\u00e4chst, sondern nur gewisse R\u00fccksichten wegen der unipolaren Zuckungen auferlegt. Sollen aber die Str\u00f6me anhaltend und zugleich best\u00e4ndig sein, so sind durch die Versuche, die wir oben mit Eiweiss zwischen verschiedenen Arten metallischer Elektroden angestellt haben, die Aussichten f\u00fcr diesen Fall sehr getr\u00fcbt, Die Wiederholung dieser Versuche mit Nerven und mit Muskeln, die ich auf Korkstegen mittels Insectennadeln \u00fcber verschiedene Elektrodenpaare, von Platin, Kupfer, Zink, verquicktem Zink, ausspannte, ergab unmittelbar, dass an Best\u00e4ndigkeit des Stromes unter diesen Umst\u00e4nden nicht zu denken sei, und zwar nicht, wie man bisher glaubte, wegen der Ungleichartigkeiten oder der Polarisation, die man leicht gegen die elektromotorische Kraft der S\u00e4ule verschwinden machen kann, sondern wegen des secund\u00e4ren Widerstandes. Bei den positiveren Me- [902] tallen stellen sich \u00fcberdies leicht Unregelm\u00e4ssigkeiten gleich den oben S. 110 beschriebenen ein.1\n\u00a7. XIV. Ueber Elektrotransfusion am erregbaren Muskel.\nBei den vorigen Versuchen dr\u00e4ngte sich mir an den Muskeln fortw\u00e4hrend die merkw\u00fcrdige Erscheinung auf, die k\u00fcrzlich Hr. K\u00fchne beschrieben hat,2 und ich kann nicht umhin, hier schliesslich Einiges dar\u00fcber zu sagen.\nWird ein d\u00fcnner regelm\u00e4ssig gefaserter Eroschmuskel, etwa der M. sartorius, \u00fcber die Platin- oder Zink-Elektroden, oder \u00fcber die Keilbausch-Schneiden einer f\u00fcnf- bis zwanziggliederigen G\u00dfOVE\u2019schen S\u00e4ule\n1\t[Ueber den secund\u00e4ren Widerstand hat Hr. Prof. Munk weitere Untersuchungen ,angestellt, durch welche meine Ergebnisse in mehreren Punkten berichtigt und erweitert worden sind. S. Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. 1873. S. 241 ff.]\n2\tUeber das PoBEET\u2019sche Ph\u00e4nomen am Muskel. Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. V-1860. S. 542.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 14. Ueber Elektrotransfusion am erregbaren Muskel.\n127\nausgespannt, so sieht man nach der Schliessungszuckung eine fluthende Bewegung, gleich einem Str\u00f6men des Muskelb\u00fcndelinhaltes, in der Richtung des positiven Stromes. Wellenartige Verdickungen kurzer Strecken einzelner B\u00fcndel oder B\u00fcndelgruppen laufen mit grosser Geschwindigkeit von der Anode zur Kathode. Diese Geschwindigkeit ist noch nicht gemessen, auch ist noch nicht ermittelt, welche Beziehung sie mit der Stromst\u00e4rke verkn\u00fcpfe. Die Bewegung \u00e4ndert ihre Richtung augenblicklich mit der des Stromes. H\u00e4lt man die Kette dauernd geschlossen, so wird die Bewegung schw\u00e4cher und h\u00f6rt zuletzt ganz auf. Ausserdem sieht man bei der Schliessung die Muskelmasse selber scheinbar der Kathode zust\u00fcrzen, bei der Oeffnung davon zur\u00fcckweichen, beim Umlegen von der einen zur anderen Elektrode hinfahren. L\u00e4sst man den Muskel zwischen metallischen Elektroden lange in derselben Richtung durchstr\u00f6men, so findet sich da, wo er die Kathode ber\u00fchrte, eine gallertartige Anschwellung, w\u00e4hrend er nach der Anode zu verj\u00fcngt, dicht unterhalb ihrer aber weiss und undurchsichtig erscheint.\nIn diesen dauernden Ver\u00e4nderungen, denen auch ein abgestorbener Muskel unterhegt, erkennt man leicht die vereinte Wirkung der kata-phorischen Th\u00e4tigkeit und der Elektrolyse wieder, wie wir ihr beim Ei-weiss begegnet sind (s. oben S. 104\u2014106). Es fragt sich aber, was von jenen bald vor\u00fcbergehenden Bewe- [903] gungserschein\u00fcngen am noch erregbaren Muskel zu halten sei. Hr. K\u00fchne fasst, wenn ich ihn recht verstehe, in seiner vorl\u00e4ufigen Mittheilung diese Erscheinungen so auf, als sei das scheinbare Str\u00f6men w\u00e4hrend des S\u00e4ulenschlusses der Ausdruck des PoBRET\u2019schen Ph\u00e4nomens am Muskel. Er betrachtet die einzelnen Wellen, die von der Anode nach der Kathode laufen, als ebenso-viele Ueberf\u00fchrungsacte, wodurch contractile Substanz an den negativen Pol bef\u00f6rdert werde. Beim Oeffnen kehre diese Substanz zur\u00fcck, die R\u00fcckbewegung k\u00f6nne durch die \u00fcberf\u00fchrende Kraft des entgegengesetzten Stromes unterst\u00fctzt werden, u. s. f.\nIch kann dieser Deutungsweise meines geehrten Freundes nicht beistimmen. Von vorn herein ist dagegen zu sagen, dass das scheinbare Str\u00f6men zu rasch geschieht, um die geringe Anschwellung an der Kathode als dessen Ergebniss gelten zu lassen. Dann sieht man nicht, weshalb ^ kataphorische Wirkung stets nur einzelne Theile einzelner B\u00fcndel, anstatt gleichzeitig die ganze intrapolare Muskelmasse, ergreife; auch ^cht, warum mit der Erregbarkeit zugleich die Bewegung auf h\u00f6re, da\ngr\u00f6beren physikalischen Verh\u00e4ltnisse dieselben bleiben, die bei der ^\u00dcberf\u00fchrung allein in Betracht kommen. Seit Hm. K\u00fchke\u2019s Mittheilung lstj durch Hrn. J\u00fcrgensen bekannt geworden, dass die festen K\u00f6rper, Uuter anderen auch Froschblutzellen, statt wie Elektrolyte mit dem posi-","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nV. Ueher den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\ntiven Strome, gegen ihn wandern. Danach ist zu erwarten, dass auch die Disdiaklasten stromaufw\u00e4rts wandern werden.\nIch habe mir, jedoch vergeblich, viel M\u00fche gegeben, eine mikroskopische Anschauung von dem Vorg\u00e4nge im Muskel bei jenem scheinbaren Str\u00f6men zu gewinnen. Am besten gelang mir dies noch am Platysma myo\u00efdes des Frosches. Der Muskel war mit Blutserum befeuchtet und mit einem Deckgl\u00e4schen zugedeckt. Die Vergr\u00f6sserung wechselte von der 15- bis SOOfachen, die Zahl der S\u00e4ulenglieder von f\u00fcnf bis zwanzig. Der Strom wurde dem Muskel einerseits durch ein anh\u00e4ngendes St\u00fcck Kehlhaut, andererseits durch ein St\u00fcck des geraden Bauchmuskels zugef\u00fchrt. Stets indess stellten sich die Wellen nur als rasch \u00fcber das Gesichtsfeld fliegende Schatten dar, und ich halte es f\u00fcr unm\u00f6glich das Verhalten der Querstreifen darin anders als etwa bei augenblicklicher Beleuchtung zu erkennen, was seine [904] grossen Schwierigkeiten haben m\u00f6chte. Hingegen ist es leicht, w\u00e4hrend das scheinbare Str\u00f6men noch fortdauert, an solchen Strecken der B\u00fcndel, die gerade ruhig liegen, sich zu \u00fcberzeugen, dass auch bei der ansehnlichen Stromdichte, wie zwanzig GitovF.\u2019scho Glieder sie in dem kurzen und d\u00fcnnen Platysma erzeugen, keine Bewegung der contractilen Substanz stattfindet. Hat das Str\u00f6men aufgeh\u00f6rt, so erscheint das Gesichtsfeld vollends ruhig, da doch die Elektro-transfusion ihren Gang geht.\nIch habe auch Schnitte erstarrten Leimes, geronnenen Eiweisses, und Speckhaut von Pferdeblut wiederholt unter dem Mikroskop betrachtet, w\u00e4hrend ein lebhaftes Ueberf\u00fchren durch sie hindurch stattfand, jedoch nichts von Bewegung darin unterscheiden k\u00f6nnen, als gelegentlich, z. B. an rothen und weissen Blutzellen in L\u00fccken der Speckhaut, das J\u00fcbgen-SEN\u2019sche Phaenomen.\nMeine Ueberzeugung ist demnach, dass auch im erregbaren Muskel, wenn er der Sitz der kataphorischen Wirkung wird, nichts stattfinde als ein unsichtbarer Ortswechsel von Wassertheilchen in der Richtung des Stromes; unsichtbar weil nirgends die zum Unterscheiden einer sich verschiebenden Grenze n\u00f6thige optische Discontinuit\u00e4t eintritt. Das scheinbare Str\u00f6men halte ich f\u00fcr den Ausdruck \u00f6rtlicher Zusammenziehungen einzelner B\u00fcndel oder B\u00fcndelgruppen, welche von der Anode zur Kathode laufen. Man k\u00f6nnte sich denken, dass diese Zusammenziehungen an der Anode \u00f6rtlich erregt werden, und sich nur scheinbar nach der Kathode hin ausbreiten, weil nach der anderen Richtung kein Muskel vorhanden sei. Diese Vermuthung trifft nicht zu. Bringt man die Kathode an dem einen Ende des Muskels, die Anode in dessen Mitte an, so sieht man wohl in der an die Anode grenzenden extrapolaren Muskelh\u00e4lfte ein","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. 14. Ueber Elektrotransfusion am erregbaren Muskel.\t129\nheftiges Wogen der Muskelb\u00fcndel, aber kein scheinbares Str\u00f6men wie in der intrapolaren H\u00e4lfte.\nWas die Bewegungen im Augenblicke des Schliessens, Oeflnens und Umlegens der Kette betrifft, so ist vor Allem zu erinnern, dass es sich dabei nicht um die contractile Substanz allein handelt, sondern um den ganzen Muskel. Sarkolemma, Perimysium, Alles nimmt an der Bewegung Theil. Wenn man an zwei Punkten der intrapolaren Strecke in der N\u00e4he der [905] Elektroden von unten her Baden durch den Muskel zieht, die mit einem Knoten versehen sind, um das v\u00f6llige Durchgleiten zu verhindern, jeden Paden \u00fcber die benachbarte Elektrode zur\u00fcckschl\u00e4gt, und ihn an einem meiner Zuckungstelegraphen1 befestigt, so hebt sich beim Umlegen der Wippe stets die Fahne, woran der in der N\u00e4he der neuen Anode befestigte Faden zieht. Steckt man durch den Muskel in gleichen Abst\u00e4nden eine Anzahl Borsten, oder bestreut man ihn mit einem farbigen Pulver, Kuss oder Drachenblut, so sieht man deutlich, wie sich beim Schliessen der Muskel scheinbar nach der Kathode hinschiebt, beim Oeffnen zur\u00fcckprallt u. s. f.\nDer erste Eindruck, den ich von dieser Erscheinung erhielt, war der, dass der Muskel an der Kathode in \u00f6rtlichen Tetanus gerathe. Da er zwischen seinen beiden Endpunkten ausgespannt ist, so muss, wenn eine Strecke des Muskels sich verk\u00fcrzt, der ruhende Theil ausgedehnt werden, und scheinbar sich nach dem Orte der Zusammenziehung hin verschieben, in Wirklichkeit aber dorthin gezogen werden. Ich glaubte um so mehr, dass dies die richtige Deutung sei, als bereits Beobachtungen anderer Forscher vorliegen, wonach bei unmittelbarer elektrischer Erregung des Muskels die Kathode eine bevorzugte K\u00f6lle spielen w\u00fcrde.2 Allein jedenfalls sind die Dinge verwickelter. Verhielten sie sich n\u00e4mlich einfach wie eben gesagt wurde, so m\u00fcsste bei der Anordnung, wo die eine Elektrode die L\u00e4nge des Muskels h\u00e4lftet, wenn diese, statt wie vorher zur Anode, nunmehr zur Kathode gemacht wird, beim Schliessen das Verschieben nach der Kathode hin, beim Oeffnen das Zur\u00fcckweichen von der Kathode fort in der extrapolaren wie in der intrapolaren Strecke stattfinden. Zu Anfang einiger Versuche schien mir dies auch wirklich der Fall zu sein, die Bewegung zu beiden Seiten der Kathode war beim Schliessen ziemlich symmetrisch auf die Kathode zu, beim Oeffnen davon fort gerichtet. Sehr bald aber konnte ich mir nicht abl\u00e4ugnen, dass\n1\tS. unten, Abh. VHI. \u00a7. XV.\n2\tVergl. K\u00fchne im Archiv f\u00fcr Anatomie u. s. w. 1859. S. 632; ersuchungen. Leipzig 1860. S. 128. \u2014 A. v. Bezold Berliner Akademie. 1860. S. 760 ff.\ndu Bois-Reymond, Ges. Abh. I.\nBnti\nMyologische in den Monatsberichten\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nV. Ueber den secund\u00e4ren Widerstand u. s. w.\nbeim Scbliessen die Muskelmasse in der Richtung von der Anode zur Kathode \u00fcber letztere [906] fort wogte, und dass beim Oeffnen, als R\u00fcckschlag auf diese Bewegung, die extrapolare Muskelmasse nach der Kathode hinfuhr.\nEine vollst\u00e4ndige Zergliederung dieser schwierigen Phaenomene hegt hier nicht in meinem Plan. Ich will mir nur die Frage stellen, ob zwischen Bewegungen, wie sie eben beschrieben wurden, und der Elektro-transfusion, ein Zusammenhang f\u00fcr jetzt denkbar sei. Diese Frage muss ich verneinen. Die Elektrotransfusion ist nicht an den Zustand des Lebens gebunden; sie hat mit Schliessung und Oeffnung nichts zu schaffen, sondern h\u00e4lt mit gleicher St\u00e4rke w\u00e4hrend des S\u00e4ulenschlusses an. Die kataphorische Kraft haben wir bisher nur in Capillar-Aggregaten th\u00e4tig gesehen, Elektrolyte vor sich hertreibend, denen eine benetzte Wand als St\u00fctzpunkt dient. Nichts berechtigt uns noch zu der Annahme, die eine v\u00f6llige Umgestaltung unserer Vorstellungen \u00fcber den elektrischen Strom bedingen w\u00fcrde, dass er hier die Masse des Muskels, gleich einem Balle, von der Anode zur Kathode werfe. Dazu kommt jetzt abermals die J\u00fcKGENSEN\u2019sche Thatsache, welche auch deren Bedeutung sei, wonach die Substanz des Muskels, wenn der Strom ihr wirklich einen Anstoss ertheilte, im Gegensatz zum Wasser in seinen Poren, vielmehr zur Anode streben w\u00fcrde.","page":130}],"identifier":"lit29139","issued":"1875 ","language":"de","pages":"80-130","startpages":"80","title":"Ueber den secund\u00e4ren Widerstand, ein durch den Strom bewirktes Widerstandsph\u00e4nomen an feuchten por\u00f6sen K\u00f6rpern (Monatsberichte der K\u00f6niglich-Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1860, S. 816)","type":"Book Section","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:46:53.931511+00:00"}