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{"created":"2022-01-31T15:50:51.806495+00:00","id":"lit29168","links":{},"metadata":{"alternative":"Archiv f\u00fcr Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin","contributors":[{"name":"Helmholtz, Hermann von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Archiv f\u00fcr Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin: 71-73","fulltext":[{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Vorl\u00e4ufiger Bericht \u00fcber\n\u2022lie Forlpflauzungsgeschwindigkeit der JVerven-reizung.\nVon\nDr. Helmiioltz,\nProfessor der Physiologie iu K\u00f6nigsberg.\n(Aus dem Monatsbericht der K. Akademie der Wissenschaften Januar 1850).\nIch habe gefuuden, dass eine messbare Zeit vergeht, w\u00e4hrend sich der Reiz, welchen ein momentaner elektrischer Strom auf das H\u00fcflgeflecht eines Frosches ausiibt, bis zum Eintritt des Schenkelnerveu in den Wadenmuskel forlpllanzl. Bei grossen Fr\u00f6schen, deren Nerven 50 \u2014 60 Millim. lang waren, und welche ich bei 2 \u2014 6\u00b0 C. aufbewahrt hatte, w\u00e4hrend die Temperatur des Beobachlungszimmers zwischen 11 und 15\u00b0 lag, betrug diese Zeitdauer 0,0014 bis 0,0020 einer Sekunde.\nDie Reizung des Nerven geschah mittels des Stromes, den eine Drahtspirale bei der Oeflhung ihres eigenen Stromes in einer andern inducirte. Durch eine eigenlliiimliche mechanische Vorrichtung wurde bewirkt, dass in demselben Augenblicke, wo der Strom in der inducirenden Spirale auf-","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\ngehoben wurde, sich eiu zweiter, durch einen Multiplicator gehender Strom schloss. Ich \u00fcberzeugte mich, dass die Fehler in dem vollkommenen Zusammentreffen der Oeffnung und Schliessung jedenfalls bei weitem nicht TT der Zeitdauer erreichten, um die es sich handelt. . Der Strom kreiste so lange durch den Multiplicator, bis die Spannkraft des gereizten Wadenmuskels sich hinreichend vergr\u00f6ssert hatte, um ein gewisses an einer Platinspitze auf einer vergoldeten Unterlage h\u00e4ngendes Gewicht mit dieser Spitze von der Un terlage abheben zu k\u00f6nnen, und so den durch diese Theile geleiteten Strom zu unterbrechen. Die Dauer des Stroms ist also dem Zeitraum zwischen der Reizung des Nerven und der ersten mechanischen Wirkung des Muskels genau gleich. Der Ausschlag, welchen der Strom w\u00e4hrend seines Durchganges dem Magnetstabe des Multiplicators ertheilt, ist der genannten Zeitdauer proportional, und dieselbe kann aus ihm berechnet werden, wenn man ausserdem die Schwingungsdauer des Magneten und die Ablenkung kennt, welche der ununterbrochene Strom bewirken w\u00fcrde. Ich maass die Ablenkungen mit Spiegel und Fernrohr. Das Wesentliche des Verfahrens entspricht der von Pouillet zur Messung kleiner Zeitr\u00e4ume angegebenen Methode.\nDie Ergebnisse waren folgende:\nDie Zeit, welche der Muskel nach der Reizung durch gleiche Str\u00f6me braucht, um die den angeh\u00e4ngten Gewichten entsprechende Spannung zu erlangen, ist desto gr\u00f6sser, je schwerer die letzteren sind.\nDie Zeit wird bei gleichen angeh\u00e4ngten Gewichten und wechselnder Intensit\u00e4t der Reizung oder Reizbarkeit des Muskels desto gr\u00f6sser, je kleiner die H\u00f6he ist, bis zu welcher der Muskel das Gewicht erhebt.\nGew\u00f6hnlich, doch nicht immer sind die Erhebungsh\u00f6hen bei Reizung des oberen Endes des H\u00fcftnerven kleiner als bei der des an den Muskel anstossenden Theile, was den bekannten Erfahrungen \u00fcber das Absterben ausgeschnittener","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Nerven vom centralen Ende aus entspricht. Mau kann aber jedenfalls die Gleichheit der Erhebungen herbeifiihren, indem man die Inductionsslr\u00f6me f\u00fcr die reizbarere Stelle schw\u00e4cht. Es geht alsdann aus den Ausschl\u00e4gen des Magneten hervor, dass dieselbe mechanische Wirkung bei Reizung des unteren Nervenendes um ein Gewisses fr\u00fcher eintritt, als die nach Reizung des obern. Bei demselben Individuum ist diese Dif ferenz constant, und unabh\u00e4ngig von den angeh\u00e4ngten Gewichten. In den Beobachtungsreihen an verschiedenen Individuen wechselte dieselbe zwischen 0,0014 und 0,0020 Sek., wobei die h\u00f6heren Werthe derselben den k\u00e4lteren Tagen entsprachen. Bei den Versuchen' mit niederen Gewichten sind die einzelnen Zuckungen, etwas unregelm\u00e4ssiger und inan muss die constante Gr\u00f6sse der Differenz aus den Mittelzahlen der Versuchsreihen berechnen, w\u00e4hrend dieselbe bei 100 bis 180 grm. Belastung sogleich aus der Vergleichung der einzelnen Zahlen entnommen werden kann.","page":73}],"identifier":"lit29168","issued":"1850","language":"de","pages":"71-73","startpages":"71","title":"Vorl\u00e4ufiger Bericht \u00fcber die Fortpflanzungs-Geschwindigkeit der Nervenreizung","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:50:51.806501+00:00"}