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Jahresbericht über die Resultate der Arbeiten im Felde der physiologischen Botanik von dem Jahre 1839

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{"created":"2022-01-31T14:47:37.600561+00:00","id":"lit29419","links":{},"metadata":{"contributors":[{"name":"Meyen, Franz Julius Ferdinand","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Berlin: Nicolai'sche Buchhandlung","fulltext":[{"file":"a0001.txt","language":"de","ocr_de":"Jahresbericht\n\u00fcber die\nResultate der Arbeiten im Felde der physiologischen Botanik\nv o n d e rn Jahre 1839\nvon\nJF. \u2022/. F. Meyen,\nDr. u. Prof.\nBerlin, 1840.\nIn der Nie ol ai\u2019sch en Buchhandlung.","page":0},{"file":"a0002.txt","language":"de","ocr_de":"(Besonders abgedruckt aus Wie gm aim\u2019s Archiv f\u00fcr Naturgeschichte.\n1840. II. Band.)","page":0},{"file":"a0003content.txt","language":"de","ocr_de":"Inhalts-Verzeichnifs.\nSeite\nUeber Ern\u00e4hrungs- und Wachsthums-Erschei-nungen bei den Pflanzen.\nLampadius, Versuche \u00fcber die Vegetation des Weizens in verschiedenen Bodenarten....................................   1\nBoussingault, \u00fcber die Ersch\u00f6pfung des Bodens und den\nWerth der Wechselwirthschaft.............................. 2\nDumas, Bericht \u00fcber die obige Arbeit des Herrn Boussingault...................................................... 4\nUnger, die Antritz- Quelle bei Gr\u00e4tz in Bezug auf ihre Vegetation .................................................... 4\nNietn er, \u00fcber das Wechseln der Pflanzen.................... 4\nBraconnot, \u00fcber den Einflufs der Pflanzen auf den Boden.... 5 Payen\u2019s zahlreiche Beobachtungen \u00fcber die chemische Zusammensetzung der Holzsubstanz................................. 6\nDumas, Bericht \u00fcber obige Arbeit............................ 7\nPayen\u2019s fortgesetzte Untersuchungen \u00fcber die chemische Zusammensetzung der Pflanzen-Gewebe.......................... 8\n-- \u00fcber die verschiedenen Aggregations-Zust\u00e4nde der Pflanzen-Gewebe ............................................ 10\n\u2014 \u00fcber die Ern\u00e4hrung der Pflanzen........................   11\nSprengel, die Lehre vom D\u00fcnger etc.......................... 11\nPabst, specielle Productionslehre........................... 19\nv.Mirbel, \u00fcber die Bildungen in den Wurzeln der Dattelpalme 19 Meyen, kurze Uebersicht der Ansichten \u00fcber die Natur der Poren oder T\u00fcpfel in den W\u00e4nden der Elementarorgane der\nPflanzen................................................. 24\nBecks, \u00fcber einige Wachsthums-Erscheinungen baumartiger\nPflanzen.................................................. 27\nvan Hall, Beobachtungen \u00fcber die Zunahme der Dicke der\nB\u00e4ume..............................\u00ab................... 27\nMeyen, \u00fcber die Entwickelung der Struktur in den Bl\u00e4ttern\nvon Ficus elastica u. s. w.. ............................ 29\nCooper, Versuche \u00fcber Aufnahme von gef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeiten durch unverletzte Pflanzen-Wurzeln .....................   32\ni","page":0},{"file":"a0004.txt","language":"de","ocr_de":"JV\nSeite\nZur Kenntnifs der Generations-Eirsch e inuiige n bei den Gew\u00e4chsen.\n1) Bei den Phanerogamen.\nWydler\u2019s Untersuchungen \u00fcber die Bildung des Embryo\u2019s bei\nder Gattung Scrofularia ............................... 33\nv. Mirbel und Spach, Beobachtungen \u00fcber die Bildung des\nEmbryo\u2019s bei den Gr\u00e4sern, besonders bei Zea Mays....... 35\nMeyen\u2019s Zus\u00e4tze............................................. 36\nv. Mirbel\u2019s Nachtrag........................................ 37\nUnger\u2019s Ansichten \u00fcber die neuern Befruchtungs-Theorien...\t37\nBernhardi\u2019s Beobachtungen \u00fcber dieSaamenbildung ohne vorhergegangene Befruchtung bei den Hanfpflanzen............ 38\nJ. Smith\u2019s Bericht \u00fcber eine \u00e4hnliche Beobachtung......... 40\nMeyen\u2019s neuere Beobachtungen \u00fcber den Befruchtungsakt der\nPflanzen..........................................        40\nDecaisne, \u00fcber die Entwickelung und den Bau der Bl\u00fcthen\nvon Viscum album......................................... 41\nSchleiden, Beitr\u00e4ge zur Kenntnifs der Loranthaceen-Bl\u00fcthen 43 Meyen\u2019s Beobachtungen \u00fcber die Saamenbildung bei Viscum\nalbum und die Polyembryonie dieser Pflanze............... 44\nHorkel, \u00fcber die Polyembryonie der Coniferen......*....... 46\nDecaisne, \u00fcber die Struktur und die Befruchtung der Eychen\nvon Thesium.............................................. 46\nKratz mann, die Lehre vom Saamen der Pflanzen............. 47\nAdrian de Jussieu, \u00fcber den monocotyledonischen Embryo 48\nGiraud, \u00fcber die Struktur und die Function des Pollens------\t50\nUeber Amylum auf der Oberfl\u00e4che der Pollenk\u00f6rner von Pole-\nm,onium coeruleum ....................................... 51\nA. Braun, \u00fcber die Ordnung im Aufspringen der Antheren......\t51\nMittheilungen \u00fcber Doppelveredlung der Obstb\u00e4ume............ 52\n2) Bei den Cryptogamen.\nUnger, \u00fcber den Bau und die Function der Fructificationsorgane\nvon Riccia glauca......................................\nMohl, \u00fcber die Entwickelung der Sporen von Anthoceros laevis Meyen, \u00fcber die Entwickelung der Sporen von Aneura pinguis Klotz sch, Eintheilung der Hymenomyceten nach dem Baue\nihres Fruchtlagers.....................................\nCoxe, Beobachtungen \u00fcber einige Pilze.....................\nMorren, \u00fcber die Struktur und F\u00e4rbung des Agaricus epixy-\nlon De C...................................................\nCrivelli\u2019s neue Mittheilungen \u00fcber den Ursprung und die Entwickelung der Botrytis Bassiana............... ...............\nTurpin, \u00fcber Schimmelbildung in verschiedenen Zust\u00e4nden der Butter........................................................\n53\n54 56\n58\n59\n59\n61\n62","page":0},{"file":"a0005.txt","language":"de","ocr_de":"V\nSeite\nHanover, \u00fcber contagi\u00f6se Confervenbildung auf den Wassersalamandern ................................................ 63\nCorda, Prachtflora der europ\u00e4ischen Schimmelbildungen ......\t64\n\u2014\tanatomisch-physiologische Beobachtungen der Pilze...\t66\nBerkeley, \u00fcber die Struktur der Fructificationsorgane bei den\nTrichogastren und Phalloideen............................. 71\nL\u00e9veill\u00e9, \u00fcber die Entwickelung der Uredineen............... 72\nValentine, \u00fcber die Reproductionsorgane der Pilularia glo-\nbulifera.................................................. 73\nA. Braun, \u00fcber Fortpflanzung der Marsilea quadrifolia.....\t74\n\u2014\t\u00fcber das Wachsthum der Ophioglossen................... 74\nRiley, Gegenbemerkungen \u00fcber Farrnbastarde.................. 74\nG. Dickie, \u00fcber das Auftreten der St\u00e4rke in den Flechten\u2014\t75\nG. Korber, \u00fcber die gr\u00fcnen Lagerzellen der Flechten.......\t75\nValentine, \u00fcber Entwickelung der Fructificationsorgane der\nMoose..................................................... 76\nStiebel, \u00fcber die Oscillatorien als Thiere.................. 76\nThienemann\u2019s Schnee-Pflanzen................................ 78\nMorren, \u00fcber das Vorkommen von R\u00e4derthier ch en in der Vau-\nclieria clavata.......................................     79\nWimmer, \u00fcber die Sporenentwickelung der Vaucherla clavata 80 Corda\u2019s Beobachtungen \u00fcber die Euastreen und Cosmarieen...\t80\nUeber W\u00e4rmeentwickelung bei den Pflanzen.\nVrolik und de Vriese, \u00fcbsr die W\u00e4rmeentwickelung in den\nKolben der Colocasia odor a............................... 81\nHasskarl, \u00fcber denselben Gegenstand......................... 82\nDut roch et, \u00fcber die W\u00e4rme in dem Spadix von Arum macu-latum....................................................... 82\n\u2014\tUntersuchungen \u00fcber die eigene W\u00e4rme der Pflanzen.....\t83\nMeyen\u2019s Bemerkungen \u00fcber diesen Gegenstand.................. 84\nDutro chefs neue Beobachtungen \u00fcber eben denselben Gegenstand....................................................... 84\nBecquerePs Aufkl\u00e4rung \u00fcber die Priorit\u00e4t dieser Beobachtungen 85 van Beck und Bergsma, neue Beobachtungen \u00fcber die Temperatur der Pflanzen........................................ 85\nD utr o chefs abermalige Beobachtungen \u00fcber die eigene W\u00e4rme in den Pflanzen............................................. 86\n\u2014\tkurze Bemerkung \u00fcber die W\u00e4rmeentwickelung im Spadix\nvon Arum maculatum........................................ 87\nUeber die Ger\u00fcche der Pflanzen.\nTrinchinetti de Monza, Preisschrift \u00fcber die Ger\u00fcche der Pflanzen und Morren\u2019s Bemerkungen dazu*..................... 87","page":0},{"file":"a0006.txt","language":"de","ocr_de":"VI\nSeite\nlieber Farbenbildung der Pflanzen.\nElsner, \u00fcber den rotlien Farbestoff in den Bl\u00fcthen und dessen Identit\u00e4t mit dem rotlien Farbestoff in andern Pflanzenorganen 91 Morren, \u00fcber das Vorkommen des Indigo in Polygonum tin-\nctorium...................................*............ 91\nH\u00fcnefeld, Mittheilungen \u00fcber Pflanzenfarben............... 92\n\u2014\t\u00fcber den Einflufs des Eisengehaltes auf die Farben der\nPflanzen.................................................  93\n\\\nZur Anatomie der Gew\u00e4chse.\nDecaisne, \u00fcber die Struktur des Holzes des Misteis........ 94\nDut rochet\u2019s Bemerkungen dagegen............................ 94\nMorren, Beobachtungen \u00fcber Malaxis Parthoni................. 94\n__ \u00fcber das scheibenf\u00f6rmige Mark einiger Pflanzen...... 95\nKeith, Beobachtungen \u00fcber das Mark der Pflanzen........... 96\nLink\u2019s anatomisch-botanische Abbildungen.................... 96\nKort hals, \u00fcber die dr\u00fcsentragenden Haare der Drosera- Arten\t97\nMeyen\u2019s Beobachtungen \u00fcber eben denselben Gegenstand......\t98\n__ \u00fcber die grofse Menge von Spiralfasern in den Bl\u00fcthen-\nschaften der Musen ...................................... 99\nSavi und Amici, \u00fcber die Struktur der Spalt\u00f6ffnungen der\nPflanzen..............................................   199\nMorren, anatomische Untersuchungen einiger Hedychium-Arten 101\n\u2014\tanatomische Untersuchungen \u00fcber die Gattung Musa...\t102\nHoffmann\u2019s Beobachtungen \u00fcber Luftr\u00f6hrenhaare............... 103\n__ Untersuchung von ISelumbium in Hinsicht der Luftr\u00f6hrenhaare ................................................ 194\nSchleiden, \u00fcber Spiralbildungen in den Pflanzenzellen...... 104\nMo hl, \u00fcber den Bau der Ringgef\u00e4fse....................... 107\nDecaisne, \u00fcber die Struktur der Runkelr\u00fcbe................. 110\n\u2014\t\u00fcber die Lardizabaleen............................... 111\nSchlei den\u2019s botanische Notizen............................ 112\nBeobachtungen \u00fcber das Auftreten verschiedener assimilirter und secernirter Substanzen in den Pflanzen.\nMorren, \u00fcber die Bildung der Oele in den Pflanzen......... 113\n__ \u00fcber das Vorkommen des Gummi\u2019s in den Beh\u00e4ltern des\nBlattstieles der Cycadeen................................ US\nH\u00fcnefeld, \u00fcber das Amylum in den Bl\u00fcthen der Pflanzen.....\t116\nSavi, \u00fcber das Austreten der Harztr\u00f6pfchen aus den Bl\u00e4ttern von Schmus Molle und die damit verbundenen Bewegungen...\t117\nLindley, zur Anatomie der Orchideen-Knollen................ 121\nE. Meyer, \u00fcber das Vorkommen und die Struktur des Amylums 122","page":0},{"file":"a0007.txt","language":"de","ocr_de":"vir\nSeite\nCasinese, \u00fcber die krystallinische Feuchtigkeit in den Saa-\nmenbl\u00e4ttern............................................  123\nGoebel, chemische Untersuchungen der Halophyten............ 124\nUeber Bewegung der S\u00e4fte in den Pflanzen.\nSchultz, \u00fcber die Circulation und die Lebenssaft-f\u00fchrenden\nGef\u00e4fse in den Pflanzen................................. 126\nAnonymus, \u00fcber das Blut in den Pflanzen................... 129\nZur Morphologie.\nL. und A. Bravais, \u00fcber die Stellung der geradreihigen Bl\u00e4tter 130 Fischer u. Meyer, \u00fcber dieBl\u00fcthen derLudol\u00dfa giaucescens 143 Ir misch, MifsbiJdungen an der Bl\u00fcthe von Hordeum hymala-\nyense trifurcatum....................................... 143\nWein mann, Mifsbildungen von Nicotiana angnstifolia........ 144\nSchlechtendal, F\u00e4lle von bandf\u00f6rmigem Stengel.............. 144\nWalpers, Erkl\u00e4rung der unregelm\u00e4fsigen Form der Schmet-\nterlingsbl\u00fcthe.......................................... 144\nMulder, \u00fcber t\u00fctenf\u00f6rmige Bildungen auf den Bl\u00e4ttern der Pflanzen 145 Schlechtendal, Vorkommen eines t\u00fctenf\u00f6rmigen Bl\u00e4ttchens\nauf den Bl\u00e4ttern von Amorpha fraticosa.................. 146\nValentin, Antholysen bei Lysimachia Ephemerum.............. 146\nSchouw\u2019s morphologische Abhandlungen..\u00ab.................... 148\nMorren, \u00fcber Ascidienbildung............................... 148\nJ\u00e4ger\u2019s morphologische Beitr\u00e4ge............................ 149\nCasinese, \u00fcber die Wurzel von Oxalis cernua u. s. w....... 149\nA. Braun, \u00fcber die gesetzlichen Drehungen im Pflanzenreiche. 150\n\u2014 \u00fcber die Stellung der Fruchtbl\u00e4tter................... 150\nNaudin, Knospen auf den Bl\u00e4ttern von Drosera intermedia...\t151\nPicard-Jourdain v. Abbeville\u2019s Beobachtung von Knospen\nan Sisymbriam-\u00a5>Y\u00e0i\u00efeYn................................. 151\nTurpin, \u00fcber Stengelbildung auf den Bl\u00e4ttern der Pflanzen \u00fcberhaupt ................................................   151\nMittheilungen \u00fcber Pflanzen-Krankheiten.\nMorren, \u00fcber das Vorkommen von Brandflecken auf den Bl\u00e4ttern von Hedychium, flavam.............................. 153\nFee\u2019s Untersuchungen \u00fcber das Mutterkorn................... 153\nSpiering\u2019s Inaugural-Dissertation \u00fcber das Mutterkorn...... 153\nQueckett, \u00fcber das Mutterkorn beiElymas sabulosus und andern Gr\u00e4sern ........................................... 154\nSperling, \u00fcber das Befallen der Pflanzen................... 155\nFintelmann und Nietn er, \u00fcber die Schwindpocke am Weinstocke\u2014................................................  156","page":0},{"file":"a0008.txt","language":"de","ocr_de":"VI TI\nSeite\nUeber Irritabilit\u00e4t und Sensibilit\u00e4t der Pflanzen.\nWetter, \u00fcber da\u00ab geistige Leben der Pflanzen\u2014........\u00ab... 158\nMorren, \u00fcber die Bewegung des Stylus bei der Goldfussia ani-\nsophylla................................................. 160\nMorren, Note zu obiger Abhandlung........................ 161\n\u2014 \u00fcber die Reizbarkeit unserer gew\u00f6hnlichen Oxalis-Arten. 162 Casinese, \u00fcber die Bewegungen der Porlieria hygrometra....\t162\nVerschiedene botanisch-physiologische Arbeiten von allgemeinerem Inhalte.\nCarpenter, Versuch einer allgemein vergleichenden Physiologie 163\nLink, Propyl\u00e4en der Naturgeschichte........................ 164\nBischoff, Lehrbuch der Botanik............................. 167\nOken, allgemeine Naturgeschichte........................... 167\nDietrich, \u00fcber den Begriff von Art, Halbart, Abart, Spielart,\nMifsbildung und Bastarde im Pflanzenreiche............... 167\nG all e si o, Theorie der vegetabilischen Reproduction... 168\nLindley, Einleitung in die Botanik....................... 169\nZur Pflanzen-Geographie.\nH o f fm an n\u2019s pflanzengeographischeBeobachtungen auf einer Reise\ndurch Italien und Sicilien............................... 169\nBoissier\u2019s Reise nach Spanien.............................. 170\nPrinz Maximilian zu Wied, Reise in das innere Nordamerika 170\nS c h o u w\u2019s Naturschilderungen......................... 170\nGriffith, \u00fcber den Caoutschouc-Baum in\tAssam............... 171\nTomasini, Beschreibung botanischer Excursionen nach dem\nBerge Slavnik bei Triest................................. 172\nClaus, \u00fcber die Flora der Kaspischen Steppe.... ......... 172\nBaer, \u00fcber das Klima von Sitcha........................... 175\nHenn, Mittheilungen \u00fcber das Klima und die Vegetation auf\nder K\u00fcste von Labrador................................... 177\nLeib old, Mittheilungen \u00fcber das Vorgebirge der guten Hoffnung 178\nEd. Otto, Mittheilungen \u00fcber die Insel Cuba.............. 179\nDescourtilz, \u00fcber das Auftreten der Orchideen in den W\u00e4ldern von Brasilien......................................  181\nGardner, \u00fcber das Klima, welches den Brasilianischen Orchideen zutr\u00e4glich ist...................................... 182\nWimmer, \u00fcber die Ver\u00e4nderungen, welche Pflanzen der Ebene\nin den Gebirgen erleiden................................  182\nv. Uechtritz, Mittheilungen \u00fcber die Europ\u00e4ische Vegetation. 182 Wenderoth, Beitr\u00e4ge zur Charakteristik der Vegetation von\nKurhessen...............................................  182\nMiquel, \u00fcber die Vegetation in dem Sargasso-Meere.........\t182","page":0},{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Ern\u00e4hrungs- und Wachsthums-Erscheinungen\nbei den Pflanzen.\nHerr Lampadius*) bat neue Versuche \u00fcber die Vegetation des Weizens in verschiedenen Bodenarten und \u00fcber den Erdgehalt der in diesen Bodenarten erzogenen Weizenpflanzen angestellt, aus welchen er zu dem Resultate kommt, dafs sich der Erdgehalt der in verschiedenen (kiesel-, thon-, kalk- und talkreichen) Bodenarten erzeugten Weizenpflanzen dennoch gleich verh\u00e4lt, und dafs derselbe nicht mechanisch durch die Wurzeln dem Boden entnommen, sondern durch die Vegetationskraft mittelst der Wurzeln gew\u00e4hlt und in den Pflanzen zur Bildung ihrer Theile in verschiedenen Verbindungen abgelagert werde. Die Thatsachen, woraus diese Folgerungen gezogen wurden, sind: Es wurde ein St\u00fcck Ackerfl\u00e4che in 5 Beete getheilt, jedes = 20 QFufs. Jedes Beet erhielt zuerst 5 Pfd. D\u00fcnger (gemengt aus Kuh- und Pferdemist), und dann wurde auf das erste Beet 5 Pfd. feines Quarzmehl, eben so viel Thonerde auf das zweite, eben so viel Kreidenpulver auf das dritte und 5 Pfd. kohlensaure Magnesia auf das 4te Beet gestreut, w\u00e4hrend das 5te zur Vergleichung keinen mineralischen D\u00fcnger erhielt. Ein jedes dieser Beete wurde mit 2 Par. C. Zoll Weizen bes\u00e4et, welche etwa 675 K\u00f6rner enthielten. Die Vegetation zeigte sich im folgenden Sommer am kr\u00e4ftigsten auf dem\n*) Erdmann\u2019s und Marchand\u2019s Journal f\u00fcr praktische Chemie. Bd. XVIII. pag. 257-269.\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nmit Thonerde bestreuten Boden, und der Ertrag an Weizenk\u00f6rnern war dem Gewichte nach auf den 5 Beeten: 24 Unz. 2 Drachm.; 28 Unz. 6 Dr.; 26 Unz. 2 Dr.; 21 Unz. 4 Dr.; und 20 Unz. Nach der Ein\u00e4scherung zeigte es sich, dafs die K\u00f6rner, welche auf den 5 vorher genannten, verschiedenen Bodenarten wuchsen, fast ganz gleiche Mengen anorganische Stoffe enthielten, und eben so zeigte es sich auch bei dem Ein\u00e4schern der Aehrenh\u00fclsen, des Strohs und der Wurzeln jener, auf verschiedenen Bodenarten gezogenen Weizenpflanzen, und zugleich zeigte es sich, dafs die Wurzeln und die Aehrenh\u00fclsen am reichsten an nicht organischen Stoffen waren. Die ganzen Pflanzen enthielten 3,7 bis 4,08 p. C. des Gewichts an anorganischen Stoffen. Die quantitative Untersuchung der erhaltenen Aschen zeigte sowohl f\u00fcr den Gehalt an Kieselerde, als an Kalkerde, Thonerde und Talkerde, dafs derselbe in allen, auf den verschiedenen Bodenarten erzogenen Pflanzen fast ganz gleich war.\nDie Schl\u00fcsse, welche Herr Lampadius aus den obigen Analysen gezogen hat, scheinen allerdings ganz klar vorzuliegen, indessen Ref. erlaubt sich eine Bemerkung hinzuzuf\u00fcgen, dafs n\u00e4mlich die Resultate ganz anderer Art gewesen w\u00e4ren, wenn Herr Lampadius statt der Kreide, Kiesel u. s. w. andere, leicht l\u00f6sliche Salze zur D\u00fcngung gew\u00e4hlt h\u00e4tte, und dafs die obigen Versuche einen viel gr\u00f6fseren Werth erhalten h\u00e4tten, wenn Hr. L. vorher die Analyse des Bodens mit dem angewendeten D\u00fcnger gegeben h\u00e4tte, und so glaubt denn Ref., dafs die Frage, ob die Wurzeln diese oder andere Stoffe zu w\u00e4hlen verm\u00f6gen, durch diese, sonst sehr interessante Arbeit des Herrn Lampadius ganz und gar nicht beantwortet ist.\nHerr Boussingault*) hat seine chemischen Untersuchungen \u00fcber die Vegetation weiter fortgesetzt, und hat diesmal die Theorie der Ersch\u00f6pfung des Bodens und das Studium der Wechselwirthschaft zum Gegenstand gew\u00e4hlt. In den Arbeiten des Herrn Boussingault, welche im vergangenen Jahresbericht aufgef\u00fchrt wurden, ward gezeigt, dafs die Pflan-\n*) De la discussion de la valeur relative des assolemens par l\u2019analyse \u00e9l\u00e9mentaire. \u2014 Ann, des scienc, natur. Part, botaniq. 1839. T. XI. pag. 31-38.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"3\nzen zu ihrer Ern\u00e4hrung einen gewissen Theil aus der Luft aufnehmen, und in dem vorliegenden Memoire sucht Herr Boussingault zu zeigen, dafs die ergiebigste Wechselwirth-schaft diejenige ist, bei welcher die gr\u00f6fste Menge von Elementarstoffen aus der Atmosph\u00e4re aufgenommen wird. Es ist nun gar sehr wichtig, ganz genau diese Quantit\u00e4t kennen zu lernen, welche aus der Luft aufgenommen wird, um so vergleichungsweise den Werth der verschiedenen Kulturmethoden beurtheilen zu k\u00f6nnen. Auf einem Landg\u00fcte, dessen Bodenerzeugnisse Herr Boussingault genau kennen gelernt hatte, fand sich, dafs der D\u00fcnger, welcher auf einer Hectare Boden verbraucht ward, 2793 Kilogr. Kohlenstoff enthielt. Die Ernte auf diesem St\u00fcck Land enthielt dagegen 8383 Kilogr. Kohlenstoff, und hieraus schliefst Herr Boussingault, dafs der Kohlenstoff, der den Pflanzen aus der Luft zugef\u00fchrt sei, wenigstens 5400 Kilogr. betrage. Die angegebene D\u00fcngermasse f\u00fcr eine Hectare enthielt 157 Kilogr. Stickstoff, die Ernte dagegen 251 Kilogr. von dieser Substanz, und daher m\u00fcsse die Atmosph\u00e4re die \u00fcbrigen 94 Kilogr. Stickstoff geliefert haben. In einer andern sehr ergiebigen Wechsel wir thschaft, die aber wegen des Klima\u2019s verlassen war, betrug die Menge der aus der Atmosph\u00e4re aufgenommenen Stoffe noch viel mehr. Die Ernte enthielt 7600 Kilogr. mehr Kohlenstoff und 160 Kilogr. mehr Stickstoff, als der angewendete D\u00fcnger; bei der dreij\u00e4hrigen Wechselwirthschaft mit ged\u00fcngter Brache betrug die Menge des aus der Luft aufgenommenen Kohlenstoffs nur 4358 Kilogr. und die Sticktoffmenge nur 17 Kilogr. Nach den Untersuchungen des Herrn Boussingault nehmen die Erd\u00e4pfel (Helianth. tuberosus) von unsern gew\u00f6hnlichen Kulturpflanzen am meisten aus der Luft auf, und daher seien sie es, welche bei der geringsten Menge von D\u00fcnger dennoch die gr\u00f6fste Menge von Nahrungsstoff liefern. Herr B oussingault hat hierauf in einer Tabelle die chemische Zusammensetzung der verschiedenen geernteten Produkte zusammengestellt; wir erhalten darin die Elementar-Analysen von Weizen, Roggen, Hafer, Weizenstroh, Roggenstroh, Haferstroh, Kartoffeln, Runkelr\u00fcben, Steckr\u00fcben, Erd\u00e4pfeln, gelben Erbsen, Erbsenstroh, rothem Klee, Erd\u00e4pfelstengeln und von D\u00fcnger. Zu den Resultaten, welche auf dieser Tabelle verzeichnet sind, macht Herr Boussingault selbst\n1 *","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\ndie Bemerkung, dafs die meisten jener Nahrungsstoffe bei dem verschiedensten Geschmacke dennoch fast ganz gleiche elementare Zusammensetzung zeigen. Die Zusammensetzung dieser K\u00f6rper k\u00f6nnte auch nicht durch Kohle undWasser erkl\u00e4rt werden, denn fast immer fand sich ein geringer Ueber-sehufs an Wasserstoffgas, und es folgt hieraus also, dafs w\u00e4hrend der Vegetation das Wasser zersetzt werde, wie es auch die Herren Edwards und Colin (s. d. vorigen Jahresbericht pag. 7) erwiesen haben sollen.\nHerr Dumas hat am 14. Januar 1839 im Namen der Kommission einen sehr vortheilhaften Bericht \u00fcber die obige Arbeit des Herrn Boussingault an die Akademie erstattet.\nHerr Unger*) hat in einer Abhandlung: Die Antritz-Quelle bei Gr\u00e4tz in Bezug auf ihre Vegetation, welche gr\u00f6fstentheils rein physikalischen Inhalts ist, eine Menge von Beobachtungen mitgetheilt, aus welchen er zu dem Schl\u00fcsse gelangt: dafs die freie, in Quellen vorkommende Kohlens\u00e4ure keinen Einflufs auf F\u00f6rderung der Vegetation ausiibt, dafs sie aber demungeachtet das Vorkommen gewisser Pflanzen zu bedingen scheint, und in dieser Hinsicht den, die Qualit\u00e4t der Vegetation bestimmenden Einfl\u00fcssen an die Seite zu stellen ist.\nHerr Nietn er**), Hofg\u00e4rtner in Sch\u00f6nhausen bei Berlin, hat seine Ansichten \u00fcber die Nothwendigkeit des Wechsels der Pflanzen zur Erlangung g\u00fcnstigerer Resultate bei der Kultur derselben auseinandergesetzt. Die Theorie, sagt derselbe, ist im Allgemeinen die, dafs die Saugwurzeln als die einzigen Nahrung einsaugenden Organe des unterirdischen Thei-les der Pflanzen, gewisse Stoffe absondern, die f\u00fcr ihre Nachkommen derselben Art verderblich, f\u00fcr andere Gattungen dagegen, wenn deren Wachsthum auch nicht gerade immer beg\u00fcnstigend, doch auch nicht sch\u00e4dlich sind. Diese Theorie findet sich allerdings in den ber\u00fchmtesten und gangbarsten botanischen Werken aufgef\u00fchrt, indessen in mehreren der neuesten physiologischen Schriften ist es umst\u00e4ndlich genug\n\u00a5) Linnaea von 1839 pag. 339\u2014356.\n**) Kurzer Umrifs der Rotation oder des Wechsels der Pflanzen. Verhandlungen des Vereins zur Bef\u00f6rderung des Gartenbaues in den Preufs. Staaten. XIV. 1839. pag. 158-162.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"5\n>\nnach ge wiesen, dafs jene Theorie nichts weiter, als eine reine Hypothese ist, denn die bekannten Versuche, worauf sie gest\u00fctzt sind, sind hinreichend als unrichtig erwiesen worden, daher denn auch Ref. den Ansichten nicht beistimmen kann, nach welchen der vortheilhafte Einflufs des W echsels der Pflanzen auf deren Ertrag von Herrn Nietn er erkl\u00e4rt wird. Die verschiedenen Gr\u00fcnde, welche Herr Nietn er f\u00fcr die Richtigkeit obiger Theorie anf\u00fchrt, lassen sich s\u00e4mmtlieli auch noch auf anderem Wege erkl\u00e4ren, besonders das \u00fcppige Wachsen des Roggens nach \u00dfj\u00e4hrigem Kleebau, wobei der Boden keines D\u00fcngers bedarf. Hier hat man, wie Ref. glaubt, nicht n\u00f6thig, eine den Roggenpflanzen wohlthuende Aussonderung der Kleewurzeln anzunehmen, die \u00fcberdies ganz und gar nicht erwiesen ist, sondern in den Wurzeln und den Stoppeln des Klees hat man die vortreffliche Gr\u00fcnd\u00fcngung zu suchen. Ferner f\u00fchrt Herr Nietn er an, dafs Mohrr\u00fcben, weifse R\u00fcben oder andere knollenartige Gew\u00e4chse einen bitteren und unangenehmen Geschmack annehmen und kaum geniefsbar sind, wenn sie auf einem Boden gebaut werden, der im vorherge-gangenen Jahre Taback trug. Ref. erkl\u00e4rt dieses durch die grofse Masse der Substanz der Tabackpflanzen, welche stets auf einem solchen Felde zur\u00fcckbleibt; diese Massen, reich an Alkaloiden und an noch unvollkommen zersetztem Extraktivstoffe, gehen mehr oder weniger viel in die dem Taback zun\u00e4chst folgenden Pflanzen \u00fcber.\nEndlich hat man auch in Frankreich erkannt, dafs die Resultate der Versuche von Macaire \u00fcber die Excretionen der Wurzelspitzen der Pflanzen, worauf man so wichtige Theorien gest\u00fctzt hat, wohl nicht richtig sein k\u00f6nnen. Herr Henry Braconnot*) zu Nancy hat gegen die Schl\u00fcsse geschrieben, welche Macaire aus seinen Versuchen zog. Hr. Br. pflanzte ein grofses Exemplar von Nerium grandiflorum in einen Topf, der unten ganz ohne Oeffnung war, und liefs ihn hierin drei Jahre'wachsen; die Pflanze bl\u00fchte allj\u00e4hrlich ganz pr\u00e4chtig, und als dann die Erde untersucht wurde, um die Wurzel-excretion des Nerium\u2019s kennen zu lernen, fand sich darin\n*) Recherches sur l\u2019influence des plantes sur le sol. \u2014 Ann de Chimie et de Physique. Septembre 1839. pag. 27\u201440.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\neigentlich nichts weiter, als die gew\u00f6hnlichen Salze, aber nichts von jener giftigen Sch\u00e4rfe, welche dem Nerium angeh\u00f6rt. Eben so wurden die Wurzelexcretionen an Carduus arvensis, Inula Helenium, Scabiosa arvensis, von mehreren Euphorbien und Cichoraceen untersucht, aber ohne gen\u00fcgende Resultate zu erhalten. Hierauf wurden einige der Macaire\u2019schen Versuche selbst wiederholt; statt der Chondrilla muralis wurde der gemeine Lattich genommen und mit seinen Wurzeln in reines Wasser gesetzt, Der Erfolg dieses Versuches war mit jenem von Hrn, Maoaire \u00fcbereinstimmend, n\u00e4mlich es zeigte sich eine Portion des Milchsaftes in dem Wasser, doch Herr Braconnot erkl\u00e4rt das Hineinkommen desselben ganz richtig durch das Zerreifsen der feinsten Wurzeltheilchen. Einige Pflanzen von Euphorbia Peplus, welche in reinem Wasser wuchsen, gaben diesem fast gar keinen Beigeschmack, und es blieb auch ungef\u00e4rbt; ferner wurde die l\u00f6sliche Substanz der Erden untersucht, in welchen Euphorbia Brioni, Asolepias incarnata und Papaver somniferum gewachsen waren, aber die Ergebnisse waren den Macaire\u2019schen Schl\u00fcssen nicht g\u00fcnstig, Endlich ward auch Macaire\u2019s Versuch von Mercurialis annua wiederholt; die eine H\u00e4lfte der Wurzeln dieser Pflanze ward in eine schwache L\u00f6sung von essigsaurem Blei gestellt, und die andere in reines Wasser; das Wasser erhielt sp\u00e4ter von dem Bleisalze, welches den Wurzeln des andern Gef\u00e4fses mitge-theilt war, Diese Ausscheidung erkl\u00e4rt indessen Herr Braconnot als eine blofse Folge der Capillar-Attraction der Wurzeln, eine Erkl\u00e4rung, der Ref. nicht beistimmen kann; \u00fcbrigens ist es hierbei auch gar nicht n\u00f6thig, eine solche herbeizurufen, denn wir k\u00f6nnen die Erscheinung viel einfacher erkl\u00e4ren, ohne zu Macaire\u2019s Ansicht unsere Zuflucht zu nehmen, nach welcher den Pflanzen das Verm\u00f6gen zukommen sollte, die sch\u00e4dlichen Stoffe durch die Wurzeln wieder auszuscheiden.\nSchon im vorigen Jahresberichte wurden (pag. 23) Herrn Pa yen\u2019s Untersuchungen \u00fcber die chemische Zusammensez-zung der Holzsubstanz angezeigt, sie wurden aber mit den sp\u00e4tem Zus\u00e4tzen erst im Anf\u00e4nge des vorigen Jahres publieirt*).\n*) S. Ann. des scienc. naturelles. 1839. Part, botan. I. pag. 21\u20143t.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"7\nHerr Dumas hat im Namen der Akademie einen Bericht \u00fcber diese Arbeit abgestattet*), welcher \u00fcberaus g\u00fcnstig lautet, indessen viele der darin mitgetheilten Entdeckungen waren schon fr\u00fcher in Deutschland u. s. w. publicirt, was auch schon im vorigen Jahresberichte (pag. 20 u. s. w.) auseinandergesetzt ist. Die neueren Mikroskope haben n\u00e4mlich schon seit mehreren Jahren nachgewiesen, dafs die urspr\u00fcngliche Schicht der Zellenmembran eine andere physische Beschaffenheit zeigt, als die secund\u00e4ren Schichten derselben, ja durch Hrn. Sch le i-den\u2019s Beobachtungen wurde auch die chemische Verschiedenheit in diesen Theilen nachgewiesen, und dieses hat Herr Pay en in seinen neuen Untersuchungen best\u00e4tigt und noch weiter ausgef\u00fchrt. Die erste Reihe von Elementar-Analysen wurde mit ganz zartem Zellengewebe vorgenommen, welches als entsprechend den urspr\u00fcnglichen Schichten der Holzzellen angesehen ward; es wurden hierzu benutzt: die Eychen von Helianthus annuus, die Eychen von der Mandel, Gurkensaft, das zarte Zellengewebe der Gurke, Hollundermark, Mark der Aeschynomene paludosa, Baumwolle und Wurzelschw\u00e4mmchen (es werden hierunter wahrscheinlich die Wurzelspitzchen verstanden, denn Wurzelschw\u00e4mmchen giebt es nicht, was Ref. schon lange nachgewiesen hat!). Alle diese Analysen zeigen nun, dafs man in diesen Substanzen den Wasserstoff und den Sauerstoff in dem Verh\u00e4ltnisse wie im Wasser annehmen k\u00f6nne, und dafs sie mit Amylum isomer sind, denn die kleinen Abweichungen k\u00f6nnen sehr wohl als Fehler der Analyse betrachtet werden. Zu diesen Analysen, sie m\u00f6gen sonst ganz vollkommen richtig sein, mufs jedoch Ref. die Bemerkung hinzu-fiigen, dafs sie keinesweges die chemische Zusammensetzung der urspr\u00fcnglichen Zellenmembran mit Genauigkeit angeben k\u00f6nnen, denn sowohl in den Zellchen der j\u00fcngsten Eychen, wie in den Zellen der Gurken, des Hollundermarkes und haupts\u00e4chlich in den Wurzelspitzen, ja sogar in den Fasern der Baumwolle sind noch eine grofse Menge von organischen Substanzen enthalten, welche man nicht so leicht entfernen kann, ohne das zarte Zellengewebe selbst g\u00e4nzlich zu zerst\u00f6-\n*) Ann. des scienc. nat. 1839. Part. bot. I. pag. 28 31 und \u00fcbersetzt in Erdmann\u2019s und Marc hand\u2019s Journal der prakt. Chemie. 1839. I. Bd. pag. 436.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nren, und diese Substanzen machen das Resultat der Analyse der Membran unsicher, indessen kann man annehmen, dafs der bei weitem gr\u00f6fste Theil dieser Substanzen ebenfalls eine isomere Zusammensetzung mitAmylum zeigt. Ferner wurden verschiedene Holzarten analysirt, um den Unterschied in der Zusammensetzung mit den urspr\u00fcnglichen Schichten der Zellenmembran zu zeigen. Es enthalten:\nCarbon.\nHydrog.\nOxyg.\nEichenholz. Buchenholz. Zitterespenholz.\nIm normal.\tMit Soda\tIm normal.\tMit Soda\tMit Soda\tZweimal\nZustande.\tbehandelt.\tZustande.\tbehandelt.\tgereinigt.\tgereinigt..\n54,44\t49,68\t54,35\t49,40\t48,00\t47,71\n6,24\t6,02\t6,25\t6,13\t6,40\t6,42\n39,32\t44,30\t39,50\t44,47\t45,56\t45,87\nAus diesen Analysen geht nun allerdings hervor, dafs in der Substanz des Holzes aufser der Kohle* und dem Wasser\nauch noch freies Wasserstoffgas enthalten sein m\u00fcsse, indessen auch hier ist die Bemerkung hinzuzuf\u00fcgen, dafs es fast unm\u00f6glich ist, die Membran der Holzzellen von dem Inhalte derselben zu trennen, und das Mikroskop zeigt sehr wohl, dafs verschiedene, vielleicht harzige Stoffe im Innern jener Zellen enthalten sind.\nIn einer Note, welche am 24. December 1838 der Akademie eingereicht wurde, giebt Herr Pa y en an, dafs er die inkrustirende Substanz der Holzzellen durch Salpeters\u00e4ure aus den urspr\u00fcnglichen Zellen herausgezogen habe; das Holz von Eichen und Buchen wurde hierzu erst fein geraspelt. Die inkrustirende Substanz (worunter n\u00e4mlich die inneren Schichten der Zellenmembran verstanden werden!) l\u00f6ste sich in Salpeters\u00e4ure auf und wurde von dem zur\u00fcckbleibenden urspr\u00fcnglichen Zellengewebe getrennt, welches nach nochmaliger Reinigung getrocknet und dann analysirt wurde: es gab eine Zusammensetzung von: 43,85 Carbon., 5,86 Hydrog. und 50,28 Oxyg., w\u00e4hrend die oben aufgef\u00fchrten Analysen von ganz anderem Resultate sind. Hiernach miifsten also die secund\u00e4ren Schichten der Zellenmembran eine so auffallend abweichende Zusammensetzung zeigen, dafs die obigen Resultate hervorgehen k\u00f6nnten, indessen dieses ist gerade sehr unwahrscheinlich, denn im vorigen Jahresberichte wurde umst\u00e4ndlich gezeigt, dafs sich gerade diese secund\u00e4ren Schichten durch Kochen mit","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"9\nAlkali u. s. w. in eine Amylum- artige Substanz umwandeln lassen; \u00fcbrigens h\u00e4tte bei jenen Analysen vorher das Mikroskop in Anwendung gesetzt werden m\u00fcssen, doch erhalten wir keine Nachricht \u00fcber die Resultate dieser Beobachtungen.\nIn der Sitzung der Pariser Akademie vom 14. Januar wurde von Herrn Pay en *) ein \u201eM\u00e9moire sur les applications th\u00e9oretiques et pratiques des propri\u00e9t\u00e9s du tissu \u00e9l\u00e9mentaire des v\u00e9g\u00e9taux\u201c gelesen, dessen Inhalt von manchem Interesse ist, uns hier aber zu weit in das Gebiet der Chemie hineinf\u00fchren w\u00fcrde.\nAm 4. Februar 1839 wurden von Herrn Pay en wieder einige neue Untersuchungen bekannt gemacht; er gab die Zusammensetzung der sogenannten incrustirenden Materie des Holzes an, als C.3 5H.2 40.*0 , w\u00e4hrend die Formel f\u00fcr das urspr\u00fcngliche Zellengewebe C.24H.20O.10 oder C.24H.180,J + H.20. ist.\nIn der Sitzung der Pariser Akademie vom 30. Juli ward eine neue Abhandlung des Herrn Pay en **) \u201e\u00fcber das Gewebe der Pflanzen und die incrustirende Substanz des Holzes\u201c gelesen, aus welcher der Verfasser einen Auszug zur Publication gegeben hat. Herr Pay en bemerkt, dafs er der Akademie schon fr\u00fcher die Resultate seiner Untersuchungen mitgetlieilt hat, nach welchen alle jungen Pfianzentheile eine gute Portion von Stickstoff-haltigen Substanzen aufzuweisen haben, dafs ferner die eigene Substanz der Membranen in verschiedenen Pflanzen eine gleiche Zusammensetzung zeigt, und dafs in den, durch das Alter holzig gewordenen Theilen zwei chemisch verschiedene Substanzen Vorkommen, n\u00e4mlich die urspr\u00fcngliche Membran und die harten Incrustationen. Manche Gewebe, bemerkt aber selbst HerrPayen, erhalten einen grofsen Grad von H\u00e4rte, ohne bedeutende Massen der incrustirenden Materie zu enthalten. (Ebenso kann man Beispiele anf\u00fchren, dafs manche Zellen mit ganz verdickten W\u00e4nden gar keine H\u00e4rte aufzuweisen haben, und dafs hieraus also hervorgeht, dafs die H\u00e4rte der Pflanzensubstanz nicht nur in der Verdickung der Zellenw\u00e4nde, sondern in der chemischen Ver\u00e4nderung dieser\n*) Compt. rend. d. 14 Janv. 1839, pag. 59.\n**) Compt. rend. d. 20 Juill. 1839, pag. 149.","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nSchichten der Zellenmembran zu suchen ist. Ref.) Die neuesten Analysen und mikroskopischen Untersuchungen haben Herrn Pay en zu der Ansicht gebracht, dafs das Holz aus nicht weniger als vier verschiedenen Substanzen bestehe, n\u00e4mlich aus den urspr\u00fcnglichen Zellenmembranen und aus der Scl\u00e9rog\u00e8ne, welche wiederum aus drei besonderen Substanzen bestehen soll; die eine dieser Substanzen ist unl\u00f6slich in Wasser, Alkohol und Aether, die andere ist in Alkohol l\u00f6slich und die dritte ist in Aether, Alkohol und in Wasser l\u00f6slich. Die elementare Zusammensetzung dieser vier Substanzen in aufgef\u00fchrter Reihe ist folgende;\nCarbone\t44,8\t\u2014 48\t\u2014 62,8 \u2014\t68,53\nHydrog\u00e8ne\t6,2\t\u2014 6\t\u2014 5,9 \u2014\t7,04\nOxyg\u00e8ne\t49\t\u2014 46\t\u2014 31,3 \u2014\t24,43.\nDurch Einwirkung der concentrirten Schwefels\u00e4ure wurden die urspr\u00fcnglichen Membranen der Zellen in Dextrine und Zucker umgewandelt, und aufgel\u00f6st und somit die Scl\u00e9rog\u00e8ne frei dargestellt.\nEndlich hat Herr Pay en *) noch eine Abhandlung \u00fcber die verschiedenen Aggregationszust\u00e4nde der Pflanzen-Gewebe publicirt. Die Substanz, welche die Pflanzen-Membranen bildet, zeige sich im reinen Zustande, aber geringer aggregirt in der St\u00e4rke. Herr P. untersuchte die Membranen verschiedener niederer Pflanzen, welche sich durch ihre physischen und chemischen Eigenschaften jener Substanz wieder anschliefsen; er kommt zuerst zur Betrachtung \u00fcber das Auftreten der St\u00e4rke in den Flechten, und kommt dabei zu eben denselben Resultaten, welche schon in den fr\u00fcheren Jahresberichten mit-getheilt wurden, dafs sich n\u00e4mlich die Zellenmembranen der Flechten durch Jodine bl\u00e4uen und dafs diese es sind, welche sich bei diesen Pflanzen in Gallerte aufl\u00f6sen. Hiebei macht auch Herr P. die Bemerkung, dafs er die Spiralfasern der Musa analysirt und ihre Zusammensetzung gleich denjenigen der \u00fcbrigen Zellenmembranen gefunden habe**). Ferner ana-\n*) M\u00e9m. s. 1. \u00e9tats diff\u00e9rents d\u2019agr\u00e9gation du tissu des v\u00e9g\u00e9taux. \u2014 Compt. rend. d. 2\u00f6 Ao\u00fbt 1839, pag. 296.\n**) Eine Elementar-Analyse der Spiralfasern von Musa parad\u00fciaca haben Herr Mitscherlich und Referent im Jahre 1838 ausgef\u00fchrt","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"11\nlysirte der Verfasser die gereinigten Membranen der Sporentragenden F\u00e4den der Rivalarien und fand dieselben ebenso zusammengesetzt wie St\u00e4rke. Ebenso wurde das Gewebe des Champignons nach vorhergegangener sorgf\u00e4ltiger Reinigung einer Analyse unterworfen und als isomere Substanz mit den Membranen der andern Pflanzen befunden, desgleichen auch die Zellenmembran der Chara. Schliefslich macht Hr. Payen nochmals darauf aufmerksam, dafs die vegetabilische Zellen-inembran nur eine tern\u00e4re Verbindung ist, w\u00e4hrend die vierfachen organischen Verbindungen den thierischen Membranen angeh\u00f6ren, und wenngleich manche Pflanzentheile reich an Stickstoff sind, so finde sich diese Substanz doch nur in dem Inhalte der Zellen,\nAuch hat Herr Payen* *) seine Ansichten \u00fcber die Ern\u00e4hrung der Pflanzen bekannt gemacht. Das Cambium stelle sich zuerst als eine granul\u00f6se und contractile Substanz dar; seine Zusammensetzung ist Stickstoff-haltig. Diese Substanz entwickelt sich allm\u00e4hlig und bald ist sie eingeschlossen in Zellen, deren W\u00e4nde nur aus Kohle und den Bestandtheilen des Wassers bestehen. In der Folge bildet sich eine Substanz, welche reich an Kohle ist und dreimal mehr Wasserstoff enth\u00e4lt, als sich verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig im Wasser befindet. Hieraus solle sich ebenfalls die Nothwendigkeit eines IJeberschusses an Wasserstoffgas in der Vegetation darthun lassen. Jene so stark hydrogenesirte Materie soll dickfl\u00fcssig sein u, s. w.\nVon Herrn C. Sprengel **), dem \u00f6konomischen Schriftsteller, haben wir ein Werk \u00fcber den D\u00fcnger erhalten, welches\n(S. Meyen\u2019s Pflanzen-Physiologie II. Berlin 1838. Pag. 551.), die aber ein ganz anderes Resultat gab; \u00fcbrigens zeigt die mikroskopische Untersuchung, dafs die Spiralfasern in ihrem Auftreten mit den se-eund\u00e4ren Zellenmembranen zn vergleichen sind und daher m\u00fcfsten sie eine Zusammensetzung wie die Scl\u00e9rog\u00e8ne des Herrn Payen haben, wenn \u00fcberhaupt die, scheinbar so sehr genauen Analysen des Letztem \u00fcber diesen Gegenstand volles Vertrauen verdienen. Ref.\n*) M\u00e9moire sur la nutrition des plantes. Comptes rendus du 21 Oct., pag. 509.\n\u00a5*) Die Lehre vom D\u00fcnger, oder Beschreibung aller bei der Land-wirthschaft gebr\u00e4uchlicher vegetabilischer, animalischer und mineralischer D\u00fcngermaterialien, nebst Erkl\u00e4rung ihrer Wirkungsart. Leipzig 1839. 8. xiii und 456 Seiten.","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nnicht nur von hohem praktischen Werthe ist, sondern auch Beitr\u00e4ge fiir unsere Wissenschaft enth\u00e4lt. In einer ausf\u00fchrlichen Einleitung erhalten wir zuerst eine Ansicht von der Theorie, welche den Verfasser bei der Bearbeitung dieses Werkes leitete. Unter D\u00fcnger versteht derselbe alles das, was zu den Nahrungsmitteln der Gew\u00e4chse, oder zu ihrer chemischen Constitution geh\u00f6rt. Herr Spr. f\u00fchrt nun aufser Sauerstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff noch 11 anorganische Substanzen auf, als Kalk, Talk, Natron, Kali, Alaunerde, Kieselerde, Eisen, Mangan, Chlor, Phosphors\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure, welche ebenfalls als D\u00fcngungsmittel zu betrachten w\u00e4ren, weil man sie mehr oder weniger in allen Pflanzen vorfindet; und in der That, sagt der Verfasser, sie geh\u00f6ren auch zu den D\u00fcngungsmitteln, denn \u00fcberf\u00e4hrt man einen Bruch- oder Moorboden mit Quarzsand, so sehen wir, dafs die Pflanzen, besonders die Gr\u00e4ser, danach augenblicklich besser wachsen! Die D\u00fcngermaterialien werden in solche unterschieden, welche die Pflanzen nur ern\u00e4hren und kr\u00e4ftigen (Gyps, Kochsalz, Eisenvitriol u. s. w.) und in solche, welche nicht blofs ern\u00e4hren, sondern auch l\u00f6send auf mehrere Boden-bestandtheile wirken, wrelche dadurch in den Pflanzen angemessene Nahrungsmittel umgewandelt werden; hiezu wird Mist, Mergel, Asche u. s. w. gerechnet. Die allgemein verbreitete Ansicht, nach welcher Mineralien, als Gyps, Salpeter, Eisenvitriol u. s. w. als Reizmittel auf das Wachsthum der Pflanzen wirken, h\u00e4lt.Herr Spr. f\u00fcr durchaus irrig; zum Beweise f\u00fchrt er an, dafs der v\u00f6llig abgefaulte Rindviehharn nur noch aus sogenannten mineralischen Substanzen besteht, die in 90 bis 92 pCt. Wasser gel\u00f6st sind, und dennoch ist diese Substanz ein ganz vortreffliches D\u00fcngungsmittel. Auch die D\u00fcngung mit Salpeter f\u00fchrt Herr Spr. zum Beweise auf, dafs mineralische Substanzen als wahre D\u00fcngungsmittel zu betrachten sind, von welchen oftmals nur sehr kleine Quantit\u00e4ten n\u00f6thig sind, um das Wachsthum der Pflanzen aufserordentlich zu bef\u00f6rdern.\nHerr Sprengel hat hier zwei Beispiele aufgef\u00fchrt, welche allerdings sehr schlagend zu sein scheinen, er hat aber dabei vergessen aufzuf\u00fchren, dafs das kohlensaure Ammonium des Rindviehharns eine Substanz ist, welche in dem Innern der Pflanze g\u00e4nzlich zerlegt wird, und dafs die Elemente desselben","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"13\ngerade zu den haupts\u00e4chlichsten Bestandteilen, oder vielmehr zu den vorz\u00fcglichsten Nahrungsstoffen der Pflanze geh\u00f6ren ,* somit wird das haupts\u00e4chlichste Argument, welches Herr Spr. stets f\u00fcr seine neue Ansicht auffuhrt, beseitigt. Was nun aber die D\u00fcngung mit Salpeter betrifft, so scheint es dem Referenten, dafs wir uns \u00fcber die Erkl\u00e4rung desselben noch g\u00e4nzlich im Dunkeln befinden, und dafs diese wenigstens noch nicht als Beweis f\u00fcr Herrn Spr.\u2019s Ansicht angewendet werden darf. Wir wissen zwar schon, dafs auch Salpeter in den Pflanzen enthalten sein kann, aber wir wissen noch nicht, wie viel von dem aus der Erde aufgenommenen Salpeter zersetzt wird und wie viel davon unzersetzt zur\u00fcckbleibt; die S\u00e4ure des zersetzten Salpeters wird aber h\u00f6chst wahrscheinlich wiederum ebenso in die Elementarbestandtheile zersetzt, wie bei dem Ammonium, und somit ist es denn auch ganz erkl\u00e4rlich, dafs der Salpeter, in geh\u00f6riger Quantit\u00e4t dem Boden beigemengt,\nso \u00fcberaus vortheilhaft wirkt.\nHerr Sprengel glaubt die Ansicht der ber\u00fchmtesten Chemiker, nach welchen die meisten Pflanzensubstanzen nur Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff zu ihrer Bildung bed\u00fcrfen, und dafs aufser diesen der Stickstoff blofs f\u00fcr eine gewisse Klasse von K\u00f6rpern n\u00f6thig sei, f\u00fcr sehr irrig halten zu k\u00f6nnen, denn er glaubt annehmen zu k\u00f6nnen, dafs Kleber, Legumin u. s. w. neben den Eiementarbestandtheiien noch Kalkerde, Phosphors\u00e4ure, Schwefel u. s. w. enthalten, und diese k\u00f6nnen in der Pflanze nicht auftreten, wenn man sie denselben nicht mittheilt. Ebenso glaubt Herr Spr. als ganz unbestreitbar behaupten zu k\u00f6nnen, dafs die Holzfaser als das Skelett der Pflanzen zu betrachten sei und dafs dieses aus Kieselerde, Kalkerde, Alaunerde, Eisen, Mangan, Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff u. s. w. zusammengesetzt sei; die Ansicht der Chemiker, nach welcher sie nur aus den letztem der genannten Stoffe besteht, ist nach seiner Meinung durchaus irrig, denn, sagt derselbe, wird die m\u00f6glichst reine Faser verbrannt, so erh\u00e4lt man immer einen geringen R\u00fcckstand an Asche, der aus den genannten Erden besteht. Es ist zu bedauern, dafs sich Herr Spr. nicht deutlicher \u00fcber dasjenige ausspricht, was er unter Faser versteht; die Pflanzenanatomie lehrt die unendlich grofse Verschiedenheit in den physischen Verh\u00e4ltnissen","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nder Zellenmembran, welche die Zelle bildet, und wer die Entstehung der Ablagerungen neuer Membranen mit dem Mikroskope geh\u00f6rig verfolgt hat, dem wird es auch wohl klar werden, dafs sich alle jene anorganischen Stoffe, oder ein grofser Theil derselben, die sich im gel\u00f6sten Zustande in dem Safte befanden, aus welchem die Bildung der Membranen hervorging, dafs sich diese Stoffe entweder in der Substanz der erh\u00e4rteten Membran, oder in sehr feine Lagen selbst zwischen den aufeinander abgelagerten Membranschichten befinden m\u00fcssen. Hier werden sich wahrscheinlich alle die anorganischen Substanzen in kleinerer oder gr\u00f6fserer Menge befinden, welche zuf\u00e4llig in den Pflanzensaft hineinkommen. Selbst die geringe Quantit\u00e4t Asche, welche in der St\u00e4rke vorgefunden wird, kann nur auf diese Weise erkl\u00e4rt werden. Vielleicht befindet sich also gerade Herr Spr. im Irrthume, wenn er das Auftreten der genannten Erden in der Zellenmembran mit der Ablagerung der phosphorsauren Kalkerde in den Knochen der Thiere vergleicht, und Referent hat auch schon in den fr\u00fcheren Jahresberichten auf die unbesiegbaren Schwierigkeiten aufmerksam gemacht, welche dem Experimentator bei dem vollst\u00e4ndigen Reinigen der Zellen in den Weg treten.\nHerr Sprengel h\u00e4lt zwar den eigentlichen Mist noch am ersten f\u00fcr das Universal-D\u00fcngungsmitte], sagt aber, dafs derselbe zuweilen, doch nicht gen\u00fcgt, weil er zu wenig mineralische K\u00f6rper besitzt. Nach der Ansicht des Herrn Spr. fehlten also in solchen F\u00e4llen den Pflanzen die wirklichen mineralischen Ern\u00e4hrungsmittel, w\u00e4hrend diese Erscheinung von Andern bekanntlich ganz anders erkl\u00e4rt wird. Auch Herr Spr. spricht sich sehr bestimmt dar\u00fcber aus, dafs der Boden nur dann gute Ernten hervorbringt, wenn derselbe mit den dazu n\u00f6thigen Stoffen versehen ist; derselbe wird um so besser werden, wenn man ihm alles dasjenige l\u00e4fst, was er hervorbrachte, denn er wird dabei nicht nur durch die hervorgebrachten Pflanzenmassen ged\u00fcngt, sondern auch durch die Atmosph\u00e4rilien, die als Staub, der im Regenvvasser gel\u00f6st ist, sich ihm beimischen.\nNach der Einleitung handelt der Autor in einem grofsen Abschnitte von dem \u00e4ufsern und innern Bau der Gew\u00e4chse, oder den Organen, wodurch jsie ihre Lebensfunctionen ver-","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"richten und sich ern\u00e4hren, doch diesen Abschnitt kann Referent nur als ganz ungen\u00fcgend bezeichnen, was freilich auf den praktischen Werth des ganzen Buches ohne weitern Ein-flufs ist; es w\u00e4re aber allerdings besser, wenn auch dieser Theil dem gegenw\u00e4rtigen Zustande der Wissenschaft entsprechen m\u00f6chte, denn die Pflanzen-Physiologie hat in den letzten zehn Jahren einen solchen Aufschwung genommen, dafs man dieselbe auch in solcher Art darstellen k\u00f6nnte, dafs sie selbst dem praktischen Oekonomen interessant und sehr belehrend erscheinen w\u00fcrde. Herr Spr. hat diesen Abschnitt haupts\u00e4chlich nach den \u00e4lteren (1827 und 1830) De Candolle sehen Schriften dargestellt und lehrt nun von Gegenst\u00e4nden, welche Herr De Candolle selbst sicherlich schon l\u00e4ngst als unrichtig erkannt haben wird, z. B. die Lehre von den Wurzelschw\u00e4mmchen, das Steigen der S\u00e4fte in den Intercellularg\u00e4ngen, die Ausscheidung der Wurzelspitzen, wodurch sich die Pflanzen die Nahrung sogar erst zubereiten, andere t\u00f6dten sollen u. s. w. Die neueren Versuche (s. den vorigen Jahresbericht pag. 2), welche man \u00fcber die Quelle des Stickstoffs in den Pflanzen angestellt hat, werden von Herrn Spr. als ganz erweisend angesehen, und mit allem Rechte macht er hier darauf aufmerksam, dafs man \u00fcber die Ern\u00e4hrung der Pflanzen nicht ins Reine kommen*kann, wenn man nicht best\u00e4ndig die Chemie z,u H\u00fclfe nimmt. Herr Spr. machte die Beobachtung, dafs Pflanzen, die auf einem Boden wuchsen, der viel Kochsalz enthielt, auch viel Chlor aufser dem Sauerstoffe ausdunsteten, was dem Referenten mit beweist, dafs auch wohl die salpetersauren Salze in den Pflanzen zersetzt werden und dafs auf diese W\u2019eise die d\u00fcngende Eigenschaft von dergleichen Substanzen, ganz wie es oben mitgetheiit wurde, zu erkl\u00e4ren ist.\nZu den verschiedenen Functionen der Bl\u00e4tter wird nach Hrn. Spr. auch die gez\u00e4hlt, dafs sie aus den \u00fcbrigen Pflanzen-theilen, besonders aus den Zweigen, Aesten und St\u00e4mmen der B\u00e4ume das Uebermaafs der feuerfesten Stoffe entfernen, weshalb sie oft 10 Mal so viel dieser K\u00f6rper enthalten, als jene Theile; indessen diese Erscheinung erkl\u00e4rt die neuere Pflanzen-Physiologie auf ganz andere Weise, auch giebt es eine sehr grofse Anzahl von Pflanzen, wo gerade die Rinde des Stammes am meisten Mineralien enth\u00e4lt.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nIn einem andern Abschnitte sucht Herr Sprengel zu erweisen, dafs stets eine Menge von Mineralien zum Wachsthum der Pflanzen erforderlich sind; die Physiologen bezweifeln diese Ansicht auch keineswegs, -aber sie erkl\u00e4ren sich diese Erscheinung ganz anders. Blumenzwiebeln, die im Wasser getrieben werden, sollen sich nach Herrn Spr. nur deshalb niemals zwei Jahre hinter einander erhalten, weil sie gleich beim ersten Male so sehr an Mineralien ersch\u00f6pft werden, dafs ihnen beim zweiten Treiben die n\u00f6thige Menge der Mineralk\u00f6rper fehlt. Die Physiologen haben diese sehr bekannte Erscheinung bisher ganz anders erkl\u00e4rt, und h\u00e4tte Herr Spr. solche abgetriebenen Zwiebeln mikroskopisch genau untersucht, so w\u00fcrde er in ihnen den grofsen Verlust an St\u00e4rke und Schleim und dagegen die gr\u00f6fsere Menge von Crystallen wahrgenommen haben. Ja das Wachsen mancher Pflanzen, die in freier Luft h\u00e4ngen, z. B. der Aeridien,, des Sedum Telephium u. s. w. soll nach Herrn Spr.\u2019s Ansicht ebenfalls durch Mineralien bewirkt werden, welche sich als Staub auf die Bl\u00e4tter ablagern, zum Theil in der Stubenfeuchtigkeit mittelst der Kohlens\u00e4ure gel\u00f6st und dann von den Bl\u00e4ttern eingesaugt werden. Hier ist es aber wohl nicht schwer, zu sehen, wie Herr Spr. Alles an wendet, um seine Hypothese, welche das ganze, sonst so werthvolle Buch durchdringt, \u00fcberall zu verteidigen, ja selbst in solchen F\u00e4llen, wo es gar nicht n\u00f6thig war, wie z. B. in dem letztem; denn wir wissen es schon ganz bestimmt, dafs solche Pflanzen, die in freier Luft oder in destillirtem Wasser wachsen, ihre Reservenahrung aufzehren, welche oftmals sehr bedeutend ist.\nEbenso halten wir es nicht nur f\u00fcr eine ganz unerwie-sene Hypothese, was Herr Spr. \u00fcber die Bildung der organischen K\u00f6rper der Pflanzen sagt, sondern wir glauben sogar, dafs man nach dem gegenw\u00e4rtigen Zustande der Phytochemie solche Ansichten gar nicht mehr aufstellen darf. Die Pflanzen sollen n\u00e4mlich aus den unorganischen Stoffen, welche sie aus dem Boden und der atmosph\u00e4rischen Luft erhalten, unter Beih\u00fclfe des Lichtes, der W\u00e4rme, der Electricitat und des Wassers auf eine uns ewig unbegreifliche Weise ihre organischen K\u00f6rper bilden. Solche allgemeine Lehren, als: die Pflanzen organisiren die anorganischen Stoffe und die Thiere beleben","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"17\ndie organisirten vegetabilischen Stoffe, sind zwar sehr ansprechend, sind aber, wie Ref. glaubt, ganz un erwies en. Die Pflanzen-Physiologie lehrt, dafs die Pflanzen alle Substanzen aufnehmen, welche ihnen in einem geh\u00f6rig gel\u00f6sten Zustande dargeboten werden und wirken diese Substanzen als Gifte, so sterben die Pflanzen ab; Herr Spr. lehrt aber in dieser Hinsicht folgende, ganz unerwiesene Ansichten: Mineralien, wie Blei, Arsenik, Kupfer, Selen u. s. w. sind ohne Ausnahme allen Gew\u00e4chsen sch\u00e4dlich, sie schaden indefs dem einen mehr, dem andern weniger, was dadurch zu erkl\u00e4ren sei, dafs dieses Gew\u00e4chs mehr als jenes das Verm\u00f6gen hat, die nicht zu seiner chemischen Constitution geh\u00f6rigen Stoffe entweder zuriickzuweisen, oder, wenn es dieselben schon aufgenommen hat, gleich wieder auszuscheiden, und diese Ausscheidung geschieht nun nicht allein mittelst der Wurzeln, sondern auch durch die Bl\u00e4tter, und letztere sterben dabei theilweise, gew\u00f6hnlich an den Spitzen, oder auch ganz ab. Herr Spr. f\u00fchrt ein Beispiel an, um das Letztere besonders deutlich zu erweisen; wenn man n\u00e4mlich Haferpflanzen von 1 Fufs H\u00f6he mit einer geringen Quantit\u00e4t einer L\u00f6sung von Blei- oder Kupfer-Salz begiefst, so sterben zwar mehrere Bl\u00e4tter ab, aber die Pflanzen bleiben leben. Diese Thatsache ist allerdings ganz richtig, aber wir m\u00fcssen dieselbe ganz anders erkl\u00e4ren. Wird den Pflanzen nur eine sehr geringe Quantit\u00e4t eines Giftes im gel\u00f6sten Zustande dargeboten, und geh\u00f6rt dieses Gift nicht zu den allerst\u00e4rksten, wie z. B. Blaus\u00e4ure, so wird dasselbe, wie alle \u00fcbrigen gel\u00f6sten Stoffe, mit dem Wasser durch den Stengel nach den Bl\u00e4ttern gef\u00fchrt, wo der Verdauungs-Prozefs stattfindet; hier h\u00e4ufen sich nun diese Gifte an und t\u00f6dten, aber die ganze Pflanze stirbt deshalb noch nicht ab, weil die Menge zu gering ist, um die grofse Anzahl von Zellen mit ihrem Safte zu vergiften.\nDer praktische Theil des vorliegenden Werkes beginnt eigentlich mit pag. 80, und dieser handelt auf das Umst\u00e4ndlichste von allen den verschiedenen Substanzen, welche man zur D\u00fcngung des Bodens anempfohlen hat, und zwar mit solcher Ausf\u00fchrlichkeit, wie es sich der Landmann nur w\u00fcnschen kann; hunderte und hunderte von Analysen dieser Diingungs-materialien begleiten die Lehren, welche Herr Sprengel \u00fcber\n2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\ndie Anwendung derselben vortr\u00e4gt. Es ist hier nat\u00fcrlich nicht der Ort, um specielle Nachweisung \u00fcber die Leistungen zu geben, welche sich in diesen rein praktischen Abschnitten des Werkes befinden, wir wollen nur Erfahrungen und Theorieen hierselbst auff\u00fchren, welche Hr. Spr. zur Erkl\u00e4rung der Wirkung dieser oder jener D\u00fcngerart mittheilt, indem dieses zu genau mit der Lehre von der Ern\u00e4hrung der Pflanzen im Zusammenh\u00e4nge steht.\nEs ergiebt sich aus allen Beobachtungen, dafs die Futtermaterialien im K\u00f6rper der Thiere mit d\u00fcngenden Stoffen nicht bereichert, sondern vielmehr ersch\u00f6pft werden, weil ja die n\u00e4hrenden Substanzen von den Thieren ausgezogen und zur\u00fcck-behalten werden ; wenn wir aber dennoch zuweilen sehen, dafs die thierischen Exkremente, welche aus einer gewissen Menge von Futter entstehen, kr\u00e4ftiger d\u00fcngen, als die Futtermaterialien selbst, so ist dies entweder zu erkl\u00e4ren durch die Menge von mineralischen Stoffen, welche den Exkrementen beigemengt sind, oder man t\u00e4uscht sich, indem der D\u00fcnger zwar gleich anfangs kr\u00e4ftig wirkt, aber nicht lange nachh\u00e4lt, w\u00e4hrend jene Futterstoffe im Anf\u00e4nge schwach, aber sp\u00e4ter nachhaltend d\u00fcngen. Der D\u00fcnger der Thiere wird aber immer um so schlechter sein, je schlechter das Futter der Thiere ist, und je besser es vom gesunden Thiere verdauet und also auch ausgesaugt ist. Ueberall macht Hr. Sprengel bei den thierischen D\u00fcngungsmitteln auf die Entwickelung des kohlensauren Ammoniums aufmerksam, welches eine so \u00fcberaus n\u00e4hrende Substanz in den Pflanzen ist, und dafs es bei der Behandlung des D\u00fcngers ganz darauf ankommt, jenes Ammonium zu binden, was durch S\u00e4ttigung in Wasser, oder noch viel besser durch Verbindung mit Humuss\u00e4ure gelingt, die in der Dammerde in hinreichender Menge enthalten ist. Bei der ber\u00fchmten D\u00fcngung durch Knochen, welche in England mit so grofsem Erfolge betrieben wird, sagt Hr. Spr., er habe sich \u00fcberzeugt, dafs hier nichts weiter als die Knochenerde, also der phosphorsaure Kalk, das D\u00fcngungsmittel sei, und dafs dieses Mittel nur in solchem Boden anschl\u00e4gt, der arm daran ist, was in Mecklenburg und im n\u00f6rdlichen Deutschland \u00fcberhaupt noch nicht der Fall sein soll, weshalb man hier auch keinen solchen auffallenden Erfolg von der Knochend\u00fcngung wahrge-","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"nommen hat. Der englische Boden soll dagegen durch den oft wiederkehrenden Anbau des Weizens so sehr von jener phosphorsauren Kalkerde ersch\u00f6pft sein, dafs daher die D\u00fcngung mit derselben von so grofsem Erfolge ist. Wir haben gleich im Anf\u00e4nge die Ansicht des Hrn. Spr. \u00fcber die Wirkung der Mineralien als wahre D\u00fcngungsmittel auf die Pflanzen vorgetragen, und nach jener Ansicht wird dann die Wirkung der verschiedenen mineralischen D\u00fcngungsmittel, als des Kalkes, des Mergels, des Gyps u. s. w. erkl\u00e4rt; fehlen dem Boden diese Stoffe, oder sind sie nicht in geh\u00f6riger Menge darin enthalten, so mufs man demselben die fehlenden Mineralien zulegen, und um dieses zu wissen, ist es nat\u00fcrlich durchaus n\u00f6thig, dafs man vorher den Boden einer chemischen Untersuchung unterwirft. W7ilf man mit Mergel d\u00fcngen, so mufs vorher der Boden und der Mergel untersucht sein, denn der Mergel ist sehr verschiedenartig, und es pafst denn auch nicht jeder Mergel f\u00fcr jeden Boden.\nVon Hrn. Pa bst*) haben wir ein anderes, ebenfalls sehr wichtiges \u00f6konomisches Werk erhalten, welches den landwirtschaftlichen Pflanzenbau behandelt, aber rein praktisch abge-fafst ist. Wer irgend Nach Weisung \u00fcber die Kultur der \u00f6konomischen Gew\u00e4chse zu haben w\u00fcnscht, welche in unserem Vaterlande Gegenstand des Anbaues sein k\u00f6nnen, der wird in diesem Werke gen\u00fcgende Auskunft finden.\nHr. v. Mir bei**) hat eine sehr interessante Arbeit \u00fcber den Bildungssaft in der Wurzel der Dattelpalme geliefert, welchen er allgemein mit dem Namen Cambium bezeichnet. Das Cambium, sagt derselbe, lagert sich in Schichten in den St\u00e4mmen und Zweigen der Mono- und Dicotyledonen ; theils lagert es sich in den grofsen Zwischenr\u00e4umen ab, welche zwischen den Schl\u00e4uchen \u00fcberbleiben, theils in den H\u00f6hlen der Zellen und R\u00f6hren selbst. Von ihm geht alle Organisation\n*) Lehrbuch der Landwirtschaft. Zvreiten Bandes lste Abtheilung. Specielle Productionslehre. Darmstadt 1839.\n**) Nouvelles notes sur le Cambium, extraites d\u2019un travail sur la racine du dattier. \u2014 Compt. rend, de 29 avril 1839. \u2014 Annales des scienc. natur. Part. bot. 1839. I. pag. 321. PL 11\u201415. \u2014 Mit noch gr\u00f6fseren Abbildungen auch in den Archives du Mus\u00e9um d\u2019hist. nat. Tom. I. pag. 305\u2014335.","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\naus und der Hauptzweck dieser Abhandlung ist, durch eine Reihe von Beobachtungen den Uebergang des Cambiums aus dem gestaltlosen Zustande in den des zusammenh\u00e4ngenden Zellengewebes und der isolirten, selbstst\u00e4ndigen Schl\u00e4uche zu verfolgen. Das Ziel dieser Beobachtungen ist kein geringeres als das tiefste Studium der Bildung aller Gewebe, aus welchen die verschiedenen vegetativen Organe bestehen.\nBei Untersuchung der Wurzel der Dattelpalme bemerkt man auf Querschnitten in aller nur w\u00fcnschenswerten Reinheit Haufen von Cambium mit warzenartiger Oberfl\u00e4che \u2014 so wenigstens schien es. Sicherlich geht das Erscheinen der Warzen (mamelons) des Cambiums dem der Zellen voran; oft bemerkt man auf Schnitten von einem bestimmten, sehr jungen Alter im Innern jeder Warze einen dunkeln Punkt, als unzweideutige Zeichen der Bildung einer Zellenh\u00f6hle ; ein gr\u00f6fserer grauer Fleck liefs auf Vergr\u00f6fserung der Zelle schliefsen. Hier war auch nichts warzenf\u00f6rmiges zu sehen und die unzer-theilten Scheidew\u00e4nde, welche die anstofsenden Zellen begrenzten, waren um so weniger verdickt, als die H\u00f6hlen an Ausbreitung gewannen hatten. H\u00e4ufige Vergleichung zeigte, dafs diese Metamorphose ohne Substanzvermehrung vor sich ging. Nicht lange verharren die Zellen in diesem Zustande; ihre W\u00e4nde dehnen sich aus, bedecken sich mit warzenartigen Erh\u00f6hungen, die sich in Form eines Schachbrettes lagern und obgleich consistenter als anfangs, doch noch viele Feuchtigkeit enthalten. Kurz nachher bilden sich diese Zellen, welche bis dahin keine bestimmte Form hatten, zu mehr oder minder regelm\u00e4fsigen Sechsecken (auf Querschnitten!), ihre W\u00e4nde dehnen sich aus, verd\u00fcnnen sich, trocknen aus und verst\u00e4rken sich; die warzenf\u00f6rmigen Erh\u00f6hungen schwinden und an ihrer Stelle treten horizontale, parallele feine und dichtgedr\u00e4ngte Linien, die leichten Streifen gleichen. Es ist bereits vor 30 Jahren, sagt Hr. v. Mirbel, dafs ich diese Streifen beobachtet habe. Auf L\u00e4ngenschnitten erschienen diese Linien vertikal und niemals kreuzten sie sich in einem rechten Winkel. Vor einigen Jahren beschrieb Hr. v. M. einen analogen Fall, den die Milchsaft f\u00fchrenden Gef\u00e4fse, (es sind dieses die Bastr\u00f6hren, und neben diesen kommt noch ein anderes ganz f\u00fcr sich bestehendes Gef\u00e4fssystem bei den Apocyneeri vor, welches","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"21\ndem System der Milchsaftgef\u00e4fse entspricht ! Ref.) von Nerium Oleander darboten, indessen hier schien ihm die Ursache der Abweichung klar. Sehr feine und sehr kurze W\u00e4rzchen, in Form eines Schachbrettes gelagert, geben, je nach dem Gesichtspunkte, horizontale oder vertikale oder selbst diagonale Linien. An andern Gef\u00e4fsen konnte Hr. v. M. diese W\u00e4rzchen nicht sehen, ist aber, so lange nicht eine bessere Erkl\u00e4rung gegeben wird, geneigt zu glauben, dafs diese horizontalen, vertikalen und diagonalen Linien der Zellen, der kurzen und langen Schl\u00e4uche, wie der Gef\u00e4fse, durch eine Menge schachbrettartig gelagerter, nicht wahrnehmbarer Papillen enstehen. (Diese bessere Erkl\u00e4rung obiger Erscheinungen glaubt Ref. seit mehreren Jahren gegeben zu haben.)\nVon den hohlen Warzen bis zu den Zellen mit d\u00fcnnen, trocknen und gestreiften W\u00e4nden, bildet die vegetabilische Substanz nur ein und dasselbe, durchaus zusammenh\u00e4ngende Gewebe von Zellen, dessen Inhalt sich mit dem Fortschreiten der Vegetation modificirt. Die zwei organischen Zust\u00e4nde, deren einen Hr. v. M. als den des zusammenh\u00e4ngenden Zellgewebes, deren andern er als Anh\u00e4ufung getrennter oder blofs durch Juxtaposition verbundener Schl\u00e4uche bezeichnet, bestimmen zwei genau zu unterscheidende Perioden der Schlauchbildung.\nDie Wurzel der Dattelpalme zeigt drei scharf geschiedene organische Regionen, eine peripherische, eine mittlere und eine centrale. In der schon genannten fr\u00fchem Vegetationsperiode liegt zwischen der peripherischen und der mittlern eine Lage Cambium, und ebenso eine zwischen der mittlern und centralen; aufserdem befinden sich noch in jeder Region einige besondere Heerde zur Schlauchbildung.\nDie den \u00e4ufsern sch\u00e4dlichen Einfl\u00fcssen ausgesetzte peripherische Region miifste bald verschwinden, wenn nicht von der anliegenden Schicht Cambium neue Schl\u00e4uche nachfolgten; diese H\u00fclfe ist um so n\u00f6thiger, als jene besondern Bildungsheerde in dieser Region beinahe g\u00e4nzlich fehlen und im Falle des Mangels der Cambiumlage dieser Wurzeltheil auf 2 oder 3, oft zerrissene oder des Lebens beraubte Zellenlamellen re-duzirt wird. Die mittlere Region zeigt in ihrer Mitte die \u00e4ltesten Schl\u00e4uche; je j\u00fcnger sie sind, um so n\u00e4her liegen sie","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\ndem Cambium der \u00e4ufsern oder der iunern Lage. M\u00f6chte es auch im ersten Augenblicke scheinen, dafs die beiden Str\u00f6me, gegen einander arbeitend, nothwendig in einander \u00fcbergehen und zerschmelzen m\u00fcssen, so zeigt doch eine genauere Beobachtung, dafs nur eine centrifugale, unwiderstehbare und einzige Bewegung auf derselben Bahn die Lagen von Cambium und alle Schl\u00e4uche mit sich fortzieht. Hier, wo die aus dem Cambium gebildeten Schl\u00e4uche so sehr \u00fcberwiegen, hier zeigt sich eine Menge besonderer kleinerer Ablagerungen dieser Substanz, die eine sehr verschiedene Bestimmung haben; die einen f\u00fcllen die Schl\u00e4uche, die andern die Zwischenr\u00e4ume der Intercellularg\u00e4nge. Das Cambium im Innern der Zellen ist nur dann deutlich, wenn es die Gestalt eines schleimigen Zellengewebes angenommen hat; oft verschwindet es gleich nach seinem Erscheinen und l\u00e4fst keine Spur seiner ephemeren Erscheinung zur\u00fcck. Ein andermal trennen sich diese Zellen in k\u00f6rnige Sph\u00e4roiden, die auch nur von kurzer Dauer sind und wieder ein andermal w\u00e4chst eine der Zellen allein an und scheint bestimmt den Schlauch, der sie enth\u00e4lt, zu verdoppeln, aber pl\u00f6tzlich aufgehalten in ihrer Entwickelung sinkt sie ein und vermengt sich mit dem Cambium zu einer gestaltlosen, rostfarbigen Masse, die sich einige Zeit erh\u00e4lt und dann auch verschwindet.\nNicht minder reichhaltig ist das Cambium in den Intercellularg\u00e4ngen; entweder zertheilt es sich hier und dort in kleine H\u00e4ufchen, oder es bildet lange F\u00e4den. Im erstem Falle geht die organisirende Substanz so schnell in den schlauchartigen Zustand \u00fcber, d\u00e4fs es oft unm\u00f6glich ist ihre Ver\u00e4nderungen bis dahin zu verfolgen. Die neuen Schl\u00e4uche unterscheiden sich leicht von den alten; sie sind kleiner und ihre Wandung erscheint als eine sulzige, zarte Lamelle. Im weitern Verlaufe werden auch sie st\u00e4rker, gr\u00f6fser, dr\u00e4ngen sich zwischen die andern und verschmelzen mit ihnen. Im zweiten Falle dagegen, wenn das Cambium in Gestalt langer F\u00e4den die Intercellularg\u00e4nge durchzieht, sind die Ver\u00e4nderungen beinahe der ganzen Reihe nach sehr deutlich zu verfolgen. Auf ein warzenf\u00f6rmiges Cambium folgen: Schleimiges Zellengewebe; Zellengewebe, dessen W\u00e4nde mit Papillen bedeckt sind; Zellengewebe mit trocknen, d\u00fcnnen und fein gestreiften W\u00e4nden;","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"23\nein Gewebe von langen, genau begr\u00e4nzten Schlauchen, die aber unter sich Zusammenh\u00e4ngen; neue Schl\u00e4uche schachteln sich in diesen ein, welche dadurch 2, 3, 4, 5 und mehrfach werden; endlich vermitteln \u00d6ffnungen in den Querw\u00e4nden die Communication der Schlauchh\u00f6hlen.\nDie \u00e4ufsere Lage Cambium besteht nur kurze Zeit und ist in Wurzeln, welche nur einige Consistenz haben, nicht mehr zu finden. Zwischen den benachbarten Schl\u00e4uchen der ersten und zweiten Region entstehen hier und dort neue, die durch ihre Vermehrung sich verbinden und die mittlere Region scheidenartig einschliefsen. Sie sind r\u00f6hrenf\u00f6rmig, cy-lindrisch, mit ihren Enden genau auf einander passend. Aus einfachen werden sie zu zusammengesetzten durch Hinzutreten neuer Schl\u00e4uche, die sich im Innern bildeten, und die durch Oeffnungen mit einander communiciren.\nDie centrale Region der Wurzel erh\u00e4lt ihre Schl\u00e4uche von der innern Lage des Cambiums, wie denn diese auch die nach Innen liegenden Theile der mittlern Region versorgt. Auch hier liegen die \u00e4ltesten in der Mitte, sind aber cylin-drisch; h\u00e4ngen blofs leicht durch Ber\u00fchrungspunkte zusammen und befinden sich noch in voller Vegetation. Indessen auch sie gehen bald in den zusammengesetzten Zustand \u00fcber. Die j\u00fcngsten, nach Aufsen liegenden Schl\u00e4uche sind, so zu sagen, nur zelliges Cambium; in diesem Alter ist die mittlere Region noch genau von der centralen zu unterscheiden. Sp\u00e4ter aber bildet sich zwischen beiden eine Lamelle von der Dicke einer einzelnen Zellenschicht und ihre Schl\u00e4uche zeigen eine bestimmte Form, bald quadratisch, bald die des Paraiellogramms; sie sind gleich grofs und eng mit einander in concentrischer Reihe verbunden, w\u00e4hrend die Schl\u00e4uche der mittlern Region gar keine bestimmte Gestalt zeigen. Sp\u00e4ter f\u00fcllen sich die Schl\u00e4uche dieses G\u00fcrtels mit Cambium, welches sich bald zu unregelm\u00e4fsigem, verschiedenartigem Zellgewebe umgestaltet. Immer im Kreise geordnet nehmen sie an Gr\u00f6fse zu, und jede einzelne entwickelt sich in Form eines Halbkreises, dessen Diameter sich auf die mittlere Region st\u00fctzt. Im Mittelpunkte jeder dieser Halbkreise befindet sich eine kleine Zelle, analog dem gr\u00f6fsern Schlauche. Von ihrer \u00e4ufsern Fl\u00e4che gehen in Strahlen nach verschiedenen Richtungen vertikale Scheidew\u00e4nde, welche","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nsich auf der Innenseite des gr\u00f6fsern Schlauches befestigen, Die Metamorphose geht pl\u00f6tzlich und f\u00fcr die angestrengteste Beobachtung unverfolgbar von Statten.\nDie Vermehrung durch Einschachtelung in den Schl\u00e4uchen der centralen Region beginnt in geringer Entfernung vom Centrum und wird bis zu jenem G\u00fcrtel hin immer bedeutender. Dieses Ph\u00e4nomen, eines der sonderbarsten der ganzen vegetabilischen Organerzeugung, geht in jeder Schlauchh\u00f6hle vor sich, durch nach und nach erfolgende Ablagerung von Cambium, welche an sich nur von kurzer Existenz sind, vor dem Verschwinden aber eine kleine Anzahl von Schl\u00e4uchen erzeugen, die oft bestimmt sind, Jahrhunderte zu leben. Kleine, mittlere und grofse Gef\u00e4fse durchziehen die centrale Region der L\u00e4nge nach; die grofsen liegen nach dem Centrum, die kleinen nach der Peripherie; aber alle sind poly\u00ebdrische R\u00f6hren, deren W\u00e4nde, mit transversalen Spalten durchbohrt, wenigstens so erscheinend, mehr oder minder kleinen Leitern gleichen; daher der Name: Treppengef\u00e4fse. In einer Note f\u00fcgt noch Hr. v. M. hinzu: Er erkenne in den Wurzeln der Dattelpalme, dafs das, was als Oeffnung erscheint, sehr wahrscheinlich in vielen F\u00e4llen nur in einer merklichen Verd\u00fcnnung der W\u00e4nde besteht; indessen nicht weit ist es von der Verd\u00fcnnung einer Membran bis zu einer Oeffnung, und jede Oeffnung in einem Schlauche beginnt mit einer Verd\u00fcnnung *),\n*) Die kleinen Poren, welche auf den W\u00e4nden der gew\u00f6hnlichen Zellen der Pflanzen so h\u00e4ufig Vorkommen, haben in ihrer Deutung viel zu leiden gehabt. Moldenhawer d. A. und Hr. v. Mirbel, welche sie zuerst anf\u00fchren, hielten dieselben f\u00fcr kleine L\u00f6cher, und Letzterer schien das Vorkommen splcher kleinen L\u00f6cher ganz allgemein auf den Zellenmembranen anzunehmen. Die Deutschen bem\u00fchten sich hierauf ziemlich allgemein das Vorkommen dieser kleinen Locher zu bestreiten, erkannten indessen sp\u00e4ter ihren Irrthum und hielten diese Bildungen mitunter ebenfalls f\u00fcr wirkliche L\u00f6cher der Zellenmembran; selbst Herr Mo hl beschrieb sie als solche. Erst sp\u00e4ter wurden jene kleinen Poren als verd\u00fcnnte Stellen der Zellenmembran erkannt, und durch Anwendung der bessern Instrumente konnte man sich hiervon sehr wohl \u00fcberzeugen. Diese Verschiedenheit in den Ansichten \u00fcber jene Gebilde gingen indessen nur aus der Unvollkommenheit der Instrumente hervor, gegenw\u00e4rtig aber k\u00f6nnen wir mit unsern Instrumenten \u00fcberall mit Bestimmtheit angeben, ob","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"25\nZwischen den Gef\u00e2fslamellen befinden sich dichte Massen von Schl\u00e4uchen, die ebenfalls bis zum G\u00fcrtel hinreichen; auch diese trennen sich und ein neues Zellengewebe, dessen W\u00e4nde mit Papillen bedeckt sind, dr\u00e4ngt sich dazwischen hinein. Es dehnt sich in Gestalt einer unregelm\u00e4fsigen Lamelle aus und nimmt, wie die zusammengesetzten Gef\u00e4fse, seine Richtung gegen das Centrum. Hr. v. M. bestreitet hier mit Recht die Ansicht der Physiologen, welche diese Zellen f\u00fcr sogenannte Milchsaftgef\u00e4fse halten und sieht in ihnen nur verl\u00e4ngerte Zellen, die einen, dem Milchs\u00e4fte \u00e4hnlichen Saft enthalten, wohl aber will er die stufenweise Metamorphose der Schl\u00e4uche in kleine, mittlere und grofse Treppeng\u00e4nge beobachtet haben Jede neue Lamelle, die sich verl\u00e4ngert, theilt die Schlauchmasse in der Mitte von der hier ausgegangenen. W\u00e4hrend dessen bildet sich in jeder H\u00e4lfte ein neues Lager von Cambium, welches sich bald zu einer Zellenlamelle und diese hinwieder zu einer Gef\u00e4fslamelle umgestaltet. Diese Bildungen gehen so lange fort, als noch Cambium erzeugt wird; auch liegt darin der Grund, warum die Zellenlamellen den Gef\u00e4fs-\nirgendwo wirkliche L\u00f6cher oder ob blofse verd\u00fcnnte Stellen vorhanden sind, und nun m\u00fcssen wir unsere Ansichten in dieser Hinsicht auch etwas modifiziren. Die kleinen Poren treten allerdings ziemlich allgemein als blofse verd\u00fcnnte Stellen auf, aber man kann sich \u00fcberzeugen, dafs diese verd\u00fcnnten Stellen selbst in den Membranen der Parenchym-Zellen der krautartigsten, saftreichsten Pflanzen sehr oft im Alter der Pflanze als wirkliche L\u00f6cher auftreten, indem alsdann die urspr\u00fcngliche Zellenmembran, welche die verd\u00fcnnte Stelle schlofs, resorbirt ist; besonders sch\u00f6n sieht man'es im Herbste, wenn die krautartigen Pflanzen durch den ersten Frost get\u00f6dtet werden. Selbst in den Membranen der Parenchym-Zellen der Tradescantien fand ich um diese Zeit die sch\u00f6nsten L\u00f6cher, w\u00e4hrend sie im Sommer auch noch nicht einmal verd\u00fcnnte Stellen zeigen. Und ganz ebenso verh\u00e4lt es sich mit den grofsen verd\u00fcnnten Stellen an den W\u00e4nden der Parenchym-Zellen der Cycadeen-Bl\u00e4tter und Blattstiele; bei den Farm, den Palmen, kurz \u00fcberall, wo in einer fr\u00fchem Zeit wirklich nur verd\u00fcnnte Stellen sind, da kann sp\u00e4ter die Poren auftreten, aber man wird sich auch sehr bald \u00fcberzeugen, dafs im Innern solcher durchl\u00f6cherten Zellen weder kreisende Bewegungen der Saftmassen, noch neue Bildungen auftreten. Hiernach k\u00f6nnten dann allerdings die T\u00fcpfel der Zellenmembranen wieder zu ihrem alten Namen kommen, wenn dadurch wirklich etwas verbessert w\u00fcrde.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nlamellen in jedem Alter der Wurzel entsprechen. Wie oben bei den Schl\u00e4uchen angegeben wurde, so geht hier die Metamorphose der Gef\u00e4fse aus einfachen in zusammengesetzte durch Einschachtelung auf eben dieselbe Weise von Statten.\nReferent hat den Inhalt dieser ausgezeichneten Arbeit fast ganz ohne weitere Bemerkungen mitgetheilt, er setzt indessen schliefs-lich noch hinzu, dafs er keinesweges den Resultaten derselben so ganz allgemein beistimmen kann, denn gar viele der darin mitgetheilten Beobachtungen hat derselbe, bei der eigenen Untersuchung der jungen Wurzeln der Dattelpalme, ganz anders aufgefafst, deren Auseinandersetzung an diesem Orte aber nicht auszufiihren ist.\nDie Zeichnungen, welche dieser Abhandlung beigegeben sind, geh\u00f6ren wohl zu den prachtvollsten und richtigsten, welche in diesem Felde geliefert sind; vorz\u00fcglich gut sind sie bei dem Abdrucke in den Ann. d. scienc. nat., weniger gut in den Archives du Mus. ausgef\u00fchrt.\nReferent^ best\u00e4tigte durch neue Beobachtungen, dafs sich die Rinde der B\u00e4ume nicht reproducire ; er hatte in einer Reihe von F\u00e4llen entrindete Aeste und junge St\u00e4mmchen mit Glasr\u00f6hren \u00fcberzogen, welche luftdicht anschlossen, so dafs auf diese Weise der nachtheilige Einfluls aufgehoben war, welchen die Verdunstung und die daraus hervorgehende Vertrocknung der Wundfl\u00e4che verursacht. Die Substanz, welche sich auf dem entrindeten Holze unter gewissen Umst\u00e4nden erzeugt, und f\u00fcr Rinde gehalten worden ist, besteht aus einem blofsen lok-keren parenchymatischen Gewebe und bildet sich aus einem gummiartigen Safte, welcher von den an der Oberfl\u00e4che des entrindeten Holzk\u00f6rpers m\u00fcndenden Markstrahlenzellen ausgeschieden wird. Dieser Saft tritt in Form kleiner wasserheller Tr\u00f6pfchen hervor, welche sich, gegen Verdunstung gesch\u00fctzt, zu einem sehr zarten und ebenfalls ungef\u00e4rbten Zellengewebe umgestalten, das sich bald mehr, bald weniger vergr\u00f6fsert, je nachdem mehr oder weniger Bildungsstoff aus den Markstrah-lenzelien nachfliefst; zuweilen wird eine Fl\u00e4che von einem Quadratzoll und dar\u00fcber von diesem rindenartigen Zellenge-\n*) S. die Berichte \u00fcber die Sitzung des Vereins zur Bef\u00f6rderung des Gartenbaues in den Preufs. Staaten vom 27. October 1839.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"27\nwebe bedeckt, welches von einem einzelnen Punkte ausgeht, und tritt diese Bildung an mehreren, nahe gelegenen Punkten zu gleicher Zeit auf, so stofsen die Massen endlich aneinander, schmelzen zusammen und bedecken die ganze entrindete Holzmasse auf grofse Strecken. Dieses neue Gewebe ist aber keine Rinde und erzeugt auch kein neues Holz, daher es auch bei vollkommen, rund um den Stamm eines Baumes ausgef\u00fchrter Entrindung das endliche Absterben desselben nicht verhindern kann, dagegen bei theilweise entstandenen Entrindungen die Herbeif\u00fchrung einer solchen rindenartigen Bekleidung sehr zu empfehlen ist. Referent zeigte einige H\u00f6lzer vor, an welchen man wiederum sehen konnte, dafs sich die neue Holzschicht mit ihren Markstrahlen u. s. w. nur auf der innern Fl\u00e4che der Rinde bildet, indem die, schon vor der Holzbildung von dem Holzk\u00f6rper abgezogene Rinde eine solche neue Holzschicht erzeugt hatte; an einigen Stellen hatte sich sogar zwischen dieser neugebildeten Holzschicht und der Oberfl\u00e4che des Holzk\u00f6rpers eine Masse jenes rindenartigen Zellengewebes gebildet.\nAufserdem machte Referent noch darauf aufmerksam, dafs ihm bei diesen Beobachtungen unter 8 F\u00e4llen 3mal die sehr dicken Glasr\u00f6hren zersprangen, welche \u00fcber die entrindeten Holzfl\u00e4chen befestigt waren, und zwar wurden die Glasr\u00f6hren pl\u00f6tzlich in kleine St\u00fccken zerschmettert, was durch Entwickelung von Wasserd\u00e4mpfen wohl nicht zu erkl\u00e4ren sein m\u00f6chte.\nHr. Dr. Becks* *) gab eine Abhandlung: Ueber einige Wachsthums-Erscheinungen baumartiger dikotyle-donischer Pflanzen, worin er die Entstehung der erhabenen Zeichen und Figuren erkl\u00e4rt, welche man zuweilen auf der Oberfl\u00e4che der Baumst\u00e4mme findet, wenn der Holzk\u00f6rper derselben in fr\u00fcheren Zeiten mit dergleichen versehen wurde, wie dieses z. B. bei dem Zeichnen der zum Verkauf bestimmten B\u00e4ume in den Forsten der Fall ist.\nHr. C. van Hall**) hat in der Akademie der Wissenschaften zu Amsterdam eine Reihe von Beobachtungen \u00fcber die Zunahme der B\u00e4ume in die Dicke vorgetragen, aus wel-\n*) Linnaea von 1839. pag. 544\u2014548.\n*\u00a5) Waarnemingen over de Toeneming der Boomen in Dikte.\nTijdschrift voor Natuurl. Geschied. en Phys. 1839. VI. pag. 207\u2014221.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nchen sehr deutlich hervorgeht, welche B\u00e4ume langsamer und welche schneller in die Dicke wachsen, und wie sich diese Verdickung des Stammes in verschiedenen Alterszust\u00e4nden, in verschiedenen Jahren und selbst in den verschiedenen Monaten verh\u00e4lt. Ein Eichenstamm, der 1826 140 Millim\u00e8tres im Umfange hatte, nahm in 10 Jahren allj\u00e4hrlich im Mittel 37 Millim. an Umfang zu; eine Eiche von 555 Millim. Umfang nahm in 10 Jahren 307 Millim. zu, also im Mittel allj\u00e4hrlich 30t7\u00f6 Millim. und eine andere von 1792 Millim. Umfang allj\u00e4hrlich im Mittel nur 12^ Millim. Eine Ulme von 170 Millim. Umfang zeigte j\u00e4hrlich im Mittel 36T3^Millim. Zunahme; eine andere von 190 Millim. j\u00e4hrlich im Mittel 32^- und eine von 1155 Millim, Umfang j\u00e4hrlich im Mittel 20f Millim. Zunahme im Umfange. Eine Esche von 123 Millim. Umfang nahm in 10 Jahren um 296, also j\u00e4hrlich um 29~ Millim. zu, und eine von 435 allj\u00e4hrlich im Mittel um 26j%. Eine Weide (Salix alba) von 191 Millim. Umfang nahm dagegen im Mittel j\u00e4hrlich um 47^ Millim. zu und fast ganz eben so viel eine andere von 1130 Millim. Umfang. Die Kanadische Pappel (Pop. mo-nilifera) bei 620 Millim. Umfang nahm sogar j\u00e4hrlich im Mittel 81 Millim. zu, und eine von 1645 Millim. Umfang sogar 91y Millim. Birken und Ahorn vergr\u00f6fserten dagegen, selbst in jungen St\u00e4mmen ihren Umfang im Mittel allj\u00e4hrlich nur um 10\u201412 Millim. Auch an Firms Abies, Tilia europaea, Juglans regia und Aesculus Hippocastanum wurden \u00e4hnliche Messungen vorgenommen. Ferner wurden 7 verschiedenartige B\u00e4ume 5 Jahre lang w\u00e4hrend des Sommerhalbenjah-res monatlich in Hinsicht der Zunahme ihrer Dicke gemessen, und diese Messungen sind ganz besonders erfolgreich in ihren Resultaten geworden, Einmal ergiebt sich aus denselben, dafs die Vergr\u00f6fserung des Umfangs in den 5 Jahren der Beobachtung nicht gleich stark war, und dafs hierin weder eine regel-m\u00e4fsige Zunahme, noch eine regelm\u00e4fsige Abnahme mit zunehmendem Alter zu bemerken war. Ja auch in den verschiedenen Monaten der verschiedenen Jahre zeigte sich die Zunahme des Umfangs so sehr verschieden, was offenbar von der Witterung wird abzuleiten sein. Nur eine von den mitgetheil-ten Tabellen wollen wir hier auffiihren, um die obigen Angaben zu best\u00e4tigen. Ein Stamm von Ulmus campestris","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"29\nmafs im Fr\u00fchjahr 1834 265 Millim., und dieser nahm zu in. Millim\u00e8tres:\n\tMai\tJuni\tJuli\tAug.\tSept.\tOct.\tZusammen\n1834\t13\t21\t17\t15\t2\tH\t69L\n1835\t10\t12\t10\t16\t1\t1\t50\n1836\t8\t17\t6\t15\t7\t0\t53\n1837\t5\t7\t17\t15\t2\t0\t46\n1838\t6\t15\t16\t12\t4^\t1\t54i\nHerr van Hall macht\t\t\t\tdarauf aufmerksam, dafs durch diese\t\t\t\nBeobachtungen zugleich eine von Agar dh ausgesprochene Ansicht, dafs die B\u00e4ume in dem ersten Theile des Sommers in die L\u00e4nge und in dem andern Theile in die Breite wachsen, als ganz ungegr\u00fcndet erwiesen wird, und dafs seine Beobachtungen auch zugleich ergeben, dafs sich der Umfang der St\u00e4mme in den 6 Wintermonaten nicht ver\u00e4ndert.\nReferent*) gab specielle Nachweisung \u00fcber die Entwickelung der Struktur der Bl\u00e4tter von Ficus elasticci und machte auf verschiedene hierbei und bei \u00e4hnlichen Pflanzen wahrnehmbare Erscheinungen aufmerksam. Er zeigte die Entwickelung der Hautdr\u00fcsen mit ihren Spalt\u00f6ffnungen und fand, dafs das ganze Respirationssystem, n\u00e4mlich die Intercellularg\u00e4nge mit den erweiterten, mehr oder weniger regelm\u00e4fsigen Lufth\u00f6hlen und den Athemh\u00f6hlen in der Substanz des Blattes, erst mit dein Auftreten der Spalt\u00f6ffnungen zur Entwickelung kommt, und dafs mit der Ausbildung dieser ein Absterben der dr\u00fcsenartigen H\u00e4rchen stattfindet, welche die ganze Oberfl\u00e4che der jungen Bl\u00e4tter von Ficus elastica in ihrer Jugend zeigen. Alle diese Gegenst\u00e4nde sind durch eine Reihe von Abbildungen speciell erl\u00e4utert. Die grofsen Krystallmassen, welche man in einzelnen grofsen Zellen, meistens nur unter der Epidermis der oberen Blattfl\u00e4che von Ficus elastica findet, bilden sich h\u00f6chst eigent\u00fcmlich auf der Oberfl\u00e4che eines gummiartigen und keulenf\u00f6rmig gestalteten K\u00f6rpers, welcher sich in der Spitze des Epidermalendes jener grofsen Zellen entwik-kelt und nach der Tiefe der Zellen hinabw\u00e4chst. Diese K\u00f6r-\n*) S. Meyen\u2019s Beitr\u00e4ge zur Bildungsgeschichte verschiedener Pflanzentheile. In M\u00fcller\u2019s Archiv f\u00fcr Anatomie u. Physiologie etc. 1839. pag. 255. Mit 3 Quarttafeln.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nper, welche Referent zur n\u00e4heren Bezeichnung Gummikeulen genannt hat, zeigen bei verschiedenen Ficus- Ar ten oft sehr verschiedene Gestalten und sind von sehr verschiedener Gr\u00f6fse; bald kommen sie bei einigen Ficus-Arten nur unter der oberen Blattfl\u00e4che vor, bei andern dagegen zuweilen auch auf der untern Blattfl\u00e4che, ja bei einigen Arten treten sie fast aus-schliefslich nur auf der unterh Blattfl\u00e4che auf. Die mitgetheil-ten Abbildungen geben \u00fcber die Form, Entwickelung und \u00fcber das Auftreten dieser eigenth\u00fcmlichen Gebilde die genaueste Nachweisung. Bei der Gattung Ficus zeigen die meisten Arten sehr feste und gl\u00e4nzende Bl\u00e4tter, und die Epidermis derselben ist alsdann meistens aus mehreren Schichten von Zellen zusammengesetzt; sie alle entwickeln sich jedoch aus der einzelnen \u00e4ufseren Zellenschicht, welche das Blatt um die Zeit umkleidet, wenn die Bildung der Hautdr\u00fcsen mit den Spalt\u00f6ffnungen beginnt; bei der einen Art geschieht nur eine einfache Theilung dieser Zellen, bei andern Arcen wiederholt sich diese Theilung sogar mehrmals, aber man sieht sehr bald, dafs alle diese Schichten zusammengeh\u00f6ren und gemeinschaftlich die eigentliche Epidermis bilden, wefshalb Ref. f\u00fcr solche F\u00e4lle den Namen Epidermalschicht in Vorschlag bringt. So ist es denn nun auch erkl\u00e4rlich, dafs die Epidermalschicht auf den Bl\u00e4ttern einiger Ar ten nur aus zwei Zellenschichten besteht, ja dafs die der untern Blattfl\u00e4che, wie z. B. bei Ficus bengalensis, F. pisiformis u. s. w. sogar nur eine einzelne Zellenschicht aufzuweisen hat. Wir sehen hierbei wiederum, dafs der Typus der Bildung bei allen Arten einer Gattung derselbe ist, und dafs die Modifikation, welche verschiedene Arten in ihrem Baue zeigen, nur durch mehr oder weniger vorgeschrittene Ausbildung zu erkl\u00e4ren sind; eben dasselbe sieht man auch in Hinsicht des Auftretens der Haare und Dr\u00fcsenhaare auf den Bl\u00e4ttern der Ficus-Arten, bei einigen bleiben sie f\u00fcr die ganze Lebensdauer, bei andern dagegen fallen sie mehr oder weniger fr\u00fch ab.\nAn eben demselben Orte gab Referent eine Reihe von Beispielen, um zu zeigen, wie bei verschiedenen Pflanzen und in verschiedenen Pflanzentheilen ganz verschiedenartige Zellenbildungen vor sich gehen k\u00f6nnen. Die Zellenbildung bei der Entstehung der Sporen aus der Mutterspore wird sp\u00e4ter spe-","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"31\nciell aufgef\u00fchrt werden und ebenso werden wir sp\u00e4ter von der Bildung der grofsen Zellen durch Entstehung der Querw\u00e4nde im Embryosacke von Viscum album sprechen, aber aufser diesen Beobachtungen f\u00fchrt Referent in angef\u00fchrter Abhandlung noch folgende F\u00e4lle auf: Bei der Entstehung der beiden Zellen der Hautdr\u00fcsen geht die Bildung einer L\u00e4ngenscheidewand mitten durch den muk\u00f6sen Kern, welchen man in der Mitte der Mutterzelle der k\u00fcnftigen Hautdr\u00fcse findet und erst nach der Entstehung der beiden Zellen bildet sich in der Mitte einer jeden derselben ein Zellenkern. Bei der Bildung der Hautdr\u00fcsen auf den jungen Bl\u00e4ttern von Ficus elastica beobachtete Referent die strahlenf\u00f6rmige Anordnung der der Mutterzelle der k\u00fcnftigen Hautdr\u00fcse zun\u00e4chst gelegenen Zellen und verdeutlichte dieses durch Abbildungen; auch die ganzen ferneren Ver\u00e4nderungen bis zur vollst\u00e4ndigen Ausbildung der Hautdr\u00fcse mit ihrer Spalt\u00f6ffnung, die dazu geh\u00f6rige Grube u. s. w. ward beobachtet und durch Abbildungen nachgewiesen.\nAn den keulenf\u00f6rmigen und dr\u00fcsenartigen H\u00e4rchen, mit welchen die jungen Bl\u00e4tter von Ficus elastica bekleidet sind, sah Referent der Entstehung der Zellen durch Bildung von Querw\u00e4nden erst ein Zerfallen der K\u00f6rnermassen im Innern vorhergehen; er sah aber auch in einigen F\u00e4llen, dafs die Querw\u00e4nde mitten durch solche Kernmassen gingen, und dafs sich zuweilen auch Zellen im Innern des H\u00e4rchens ohne vorhandene Kernmassen bildeten. In den Schl\u00e4uchen von Mucor Mucedo sah Referent \u00e4hnliche spiralf\u00f6rmige Bildungen, wie bei den Spirogyren, doch sind sie bei Mucor ganz ungef\u00e4rbt und \u00e4ufserst zart, auch nicht immer vorhanden. Zuweilen trennen sich einzelne Massen dieser spiralen Ablagerungen von den W\u00e4nden und bilden eine Schleim blase, welche anfangs noch lose in der H\u00f6hle des Schlauches liegt, sich aber sp\u00e4ter ausdehnt, mit der Wand des Schlauches zusammenklebt und zum Theil wohl die Resorption derselben veranlafst, so dafs endlich die neue Zelle als eine ganz gesonderte Zelle die angrenzenden Enden des Schlauches verbindet.\nFerner wurden Beobachtungen \u00fcber die Entwickelung des Ceramium diaphanum gegeben und mit Abbildungen erkl\u00e4rt, welche in mancher Hinsicht von einigem Interesse sein m\u00f6ch-","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nten, sich aber im Auszuge nicht wohl mittheilen lassen. Endlich wurde die auffallende Vermehrung durch stete regelm\u00e4ssig eintretende Theilung der kleinen Alge speciell er\u00f6rtert, welche Referent mit dem Namen Merismopedia punctata belegt hat, ein Pfl\u00e4nzchen, welches Herr Ehrenberg ebenfalls irrth\u00fcmlich zu den Thieren gebracht hat. Die regelm\u00e4fsige Stellung der kleinen ellipsoidischen gr\u00fcnen Zellchen dieser Pflanzen zu 4 und 4 f\u00e4llt dem Beobachter sogleich in die Augen, und die Vermehrung dieser geschieht wieder durch regelm\u00e4fsiges Zerfallen derselben, welches man an verschiedenen Individuen sehr bald in allen Zust\u00e4nden wahrnehmen kann. Die neuen Zellchen stellen sich aber abermals immer wieder zu 4 und 4 und sind stets mit einer zarten Schleimmasse ein-gehiillt.\nIn der botanischen Gesellschaft zu London hat Hr. Daniel Cooper*) eine Mittheilung \u00fcber die Versuche gemacht, welche er anstellte, um zu erfahren, ob gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeiten in die Pflanzen \u00fcbergehen, wenn diese damit begossen werden; die Versuche wurden angestellt, ohne dafs der Autor wufste, was in dieser Hinsicht schon fr\u00fcher publicirt ist. Es wurden drei T\u00f6pfe mit grofsen Bohnen genommen, zwei waren mit Gartenerde und einer mit gew\u00f6hnlichem Sande gef\u00fcllt, und alle wurden mit gleicher Quantit\u00e4t Fl\u00fcssigkeit begossen, aber das Wasser, welches zu dem mit Sand gef\u00fcllten Topfe gebraucht'wurde, war sehr stark mit F\u00e4rberr\u00f6the gef\u00e4rbt. Das Resultat war, dafs die gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit in die Pflanzen nicht hineinging, und dafs die Pflanzen durch das Begiefsen mit derselben auch weiter nicht ver\u00e4ndert wurden. Den einen von den beiden mit Erde gef\u00fcllten T\u00f6pfen hatte Hr. Cooper in einen dunkeln Raum gestellt; er brachte endlich die erwachsene Pflanze an das Licht und sah, dafs die Bl\u00e4tter zuerst schlaff wurden und endlich abstarben, eben dasselbe fand sich auch an dem andern Topfe, dessen Pflanzen im Freien aufgewachsen waren; sie wurden in den dunkeln Raum gestellt und hier starben sie endlich auch ab.\nZugleich theilte Hr. Cooper noch die Beobachtung eines\n*) S. Proceedings of the Botanical Society of London etc. With plates. London 1839. pag. 3.","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"33\nHrn. Wilkinson mit. nach welcher eine Kartoffel zuf\u00e4llig in einen 12 oder mehrere Fufs tiefen Brunnen gefallen war und aus diesem hervorwuchs, um zum Lichte zu gelangen. Nach andern Beobachtungen ist die L\u00e4nge der Kartoffelstengel in einem dunklen Keller schon zu 20 Fufs gefunden, bei welcher die Spitze desselben endlich zur Fenster\u00f6ffnung gelangt war.\nZur Kenntnifs der Generations-Erscheinungen bei den Gew\u00e4chsen.\n1) Bei den Phanerogamen.\nVon Herrn Wy dl er\u2019s*) Untersuchung \u00fcber die Bildung des Embryo\u2019s bei der Gattung Scrofularia konnte Referent im vorigen Jahresbericht nur einen sehr unvollst\u00e4ndigen Bericht abstatten, indem bis dahin die Abhandlung desselben noch nicht bekannt geworden war. Hr. W. stellte seine Beobachtungen an Sc. nodosa, aquatica, betonicaefolia, peregrina et vernalis an; er giebt zuerst die Beobachtungen \u00fcber die Entwickelung der placenta und der Eychen auf derselben, welche \u00fcbereinstimmend sind mit den hier\u00fcber schon herrschenden Ansichten. Bis zur Entwickelung des Integuments ist das Eychen gerade, sp\u00e4ter erst kr\u00fcmmt es sich. Bei Sc. betonicaefolia sah Hr. W., dafs sich der Nucleus in seiner L\u00e4ngenachse aush\u00f6hlte, als derselbe noch aus dem Integument hervorragte, und die H\u00f6hle umkleidete sich dann mit einer Membran, welche den Embryosack darstellte; er konnte es abei nicht entscheiden, ob diese Membran eine neue Production war, ebensowenig, als die Frage, ob jene Nucleus-H\u00f6hle bis zur Spitze verlaufe, einigemal zeigte es sich wenigstens sehr bestimmt, dafs die Spitze des Nucleus verschlossen war. Die Mittheilungen \u00fcber die Entwickelung des Stigma\u2019s der Scrophularineen sind ebenfalls sehr klar und genau; von dem leitenden Zellengewebe des Stylus heifst es, dafs dasselbe nichts anderes w\u00e4re, als die innere und modificirte Epidermis des eingerollten Fruchtblattes. Die Befruchtung sah Hr. W. ebenfalls durch Pollenschl\u00e4uche erfolgen, welche in die Mikro-pyle hineinstiegen; er sah ebenfalls 2 und selbst bis 4 Pollen-\n*) Recherches sur la formation de l\u2019ovule et de l\u2019embryon des Scrofulaires. \u2014 Biblioth\u00e8que universelle de Gen\u00e8ve. Oct. 1838.\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nschlauche gleichzeitig eintreten und erkl\u00e4rt die vorkommende Pluralit\u00e4t der Embryonen daselbst ebenfalls ganz richtig durch jene Pollenschl\u00e4uche, macht aber auch noch die Bemerkung, dafs bei 4 jungen Embryonen nur der eine zur Entwickelung gelangte. Bei der Betrachtung des Befruchtungsaktes zeigt sich Hr. W. als ein Anh\u00e4nger der neuen Theorie \u00fcber denselben; er gesteht aber ein, dafs es ihm nicht gelungen ist, das Verhalten zu beobachten, welches der Pollenschlauch zeigt, wenn er in das Innere des Eychens eintritt; hierauf kommt es aber einzig und allein an. Es schien Hrn. W., dafs der Embryosack an seiner Spitze offen ist und durch einen geraden Kanal mit der Mikropyle communicire, denn er habe mehr als einmal gesehen, dafs der Pollenschlauch in den Embryosack hineingehe, ohne dafs dieser eine Einst\u00fclpung zeigt. In der Saamenhaut wurde das Auftreten der Spiralfasern im Innern der Zellen ebenfalls beobachtet; im j\u00fcngeren Zustande enthielten diese Zellen Amylum-K\u00fcgelchen, welche verschwanden gegen die Zeit des Reifens, dagegen traf man alsdann hie und da ein Oeltr\u00f6pfchen und sp\u00e4ter bildeten sich die Fasern auf der innern Zellenwand.\nAus den mitgetheilten Beobachtungen zieht Hr. Wydler eine Reihe von Schl\u00fcssen, denen Referent nicht nur nicht beistimmen kann, sondern mehrere sehr wichtige Thatsachen entgegnen kann. Was die Hypothese betrifft, dafs es bei den Pflanzen keine Duplicit\u00e4t des Geschlechts gebe, und dafs die Anthere mit dem Ovario zu vergleichen sei, so haben wir hier\u00fcber schon in dem vorigen Jahresberichte und an andern Orten umst\u00e4ndlich dagegen gesprochen, und Hrn. W.\u2019s Beobachtungen \u00fcber die Ver\u00e4nderungen, welche der Pollenschlauch gleich nach seinem Eindringen in den Nucleus erf\u00e4hrt, sind ganz unvollst\u00e4ndig, so dafs aus diesen wenigstens nichts zu erweisen ist. Hr. W. hat den Tr\u00e4ger des Embryo\u2019s noch nicht von dem Pollenschlauche unterscheiden k\u00f6nnen, er spricht von der Zellenbildung in diesem, hat aber darunter den Embryotr\u00e4ger verstanden.\nAlles was Referent in seiner Pflanzen-Physiologie (Thl. III.) gegen die neue Theorie des Hrn. Schleiden \u00fcber den Befruchtungsakt gesagt hat, das gilt auch gegen die Annahme des Hrn. Wydler, und er kann deshalb auf den vorigen Jah*","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"35\nresbericht u. s. w. verweisen. Seitdem sind auch die Herren von Mirbel und Spach*) gegen die neue Lehre des Herrn Schleiden aufgetreten; sie haben Beobachtungen \u00fcber die Entwickelung des Embryo\u2019s bei Zea Mays angestellt und haben die dabei erhaltenen Resultate bei vielen andern Gr\u00e4sern, als bei Euchlaena mexicana, Coix Lacryma, Tripsa-cwn hermaphrodUum, Sorghum vulgare u. s. w. best\u00e4tigt gefunden. Die Herren von Mirbel und Spach beobachteten am Mays die vollst\u00e4ndige Entwickelung des Eychens und des Ovariums und geben hierzu umst\u00e4ndliche Beschreibung mit den n\u00f6thigsten Abbildungen begleitet; sie sahen die Bildung der H\u00f6hle f\u00fcr das Auftreten des Embryo's im Innern der Spitze des Nucleus an, und nennen den darin auftretenden Schleim ein amorphes Cambium. Endlich schwindet die Durchsichtigkeit dieses Schleimes und es zeigt sich in der Nucleus-H\u00f6lile ein verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig grofser Schlauch, ziemlich eyf\u00f6r-mig und durchsichtig; dieser Schlauch erhielt den Namen: l\u2019utricule primordiale; er ist an seinem obern Ende (Chalaza-Ende) mit einer schlanken Verl\u00e4ngerung versehen, an welcher kleine Zellchen in Form einer zusammengedr\u00e4ngten Traube befestigt sind; an dem untern Ende dagegen endet derselbe in einen fadenf\u00f6rmigen tubul\u00f6sen Anhang, welcher sich in das Endostomium erstreckt und mit dem Tr\u00e4ger des Embryos anderer Pflanzen verglichen wird. Es wird gezeigt, dafs dieser Primordial- oder Urschlauch nicht durch eine Niederdr\u00fcckung des Embryosackes entstanden sein kann, denn die Gramineen h\u00e4tten \u00fcberhaupt gar keinen Embryosack. Bald nach dem Auftreten des Urschlauches sahen die Herren von Mirbel und Spach, dafs sich in dem Innern desselben ein \u201ecambium globulo - cellulaire'1 darstellte, welches n\u00e4mlich aus K\u00fcgelchen besteht, in welchen jedesmal eine kleine Centralh\u00f6hle vorkommt. Dieses Cambium bildet sich endlich zu einer Masse von Zellengewebe aus, welches die H\u00f6hle des Urschlauches und dessen Tr\u00e4ger erf\u00fcllt, welcher dabei sich vergr\u00f6fsert und sehr verl\u00e4ngert. Dieser mit Zellengewebe gef\u00fcllte Urschlauch\n*) Notes pour servir a l\u2019histoire de l\u2019embryog\u00e9nie v\u00e9g\u00e9tale. \u2014 Compt. rend, des S\u00e9ances de l\u2019Acad. des sciences de 18 mars 1839. Eben dieselbe Abhandlung, nur mit den Abbildungen begleitet, ist auch in den Ann. des scienc. d\u2019hist. nat. 1839. I. enthalten.\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nist nun der junge Embryo, was, wie die Herren sagen, weiter von Niemandem bezweifelt werden wird; das obere Ende desselben verdickt sich, breitet sich aus wie eine Lanze mit stumpfer Spitze und wird zur Lamelle des Cotyledons (Hypoblaste Richard), w\u00e4hrend das untere Ende noch einige Zeit hindurch einen schlaffen Faden, den fr\u00fcheren Tr\u00e4ger, zeigt. Die genannten Herren haben sich schon seit l\u00e4ngerer Zeit davon \u00fcberzeugt, dafs die Bildung des Urschlauchs vor der Einwirkung des Pollens erfolgt, und dafs derselbe ein, ganz f\u00fcr sich bestehender Schlauch ist, der im Nucleus entsteht und nicht etwa in den Nucleus hineinsteigt, das haben ihre Beobachtungen vollst\u00e4ndig nachgewiesen; Hr. Schleiden h\u00e4tte aber offenbar diesen Urschlauch f\u00fcr das Ende des Pollenschlauches angesehen, welcher in den Nucleus eingedrungen sein sollte. Die Traube kleiner eyf\u00f6rmiger Zellchen, welche den Urschlauch am oberen Ende umkr\u00e4nzt, hat Herr Schleiden \u00fcbersehen, und die Herren von Mirbel und Spach erkl\u00e4ren diese Zellchen f\u00fcr abortirte Urschl\u00e4uche.\nDie Resultate dieser hierselbst in aller K\u00fcrze mitgetheil-ten Beobachtungen liegen zu klar vor Augen, als dafs eine ausf\u00fchrliche Er\u00f6rterung hier\u00fcber weiter n\u00f6thig w\u00e4re. Nach diesen Beobachtungen geschieht die Befruchtung bei dem Mays und den andern Gr\u00e4sern weder nach der alten noch nach der neuen Theorie; die Beobachtungen sprechen aber ganz besonders gegen die neue Ansicht, denn der Schlauch, welcher zum Embryo umgestaltet wird, kommt nicht von Aufsen in den Nucleus hinein, sondern er bildet sich im Innern desselben weit vor der Action des Pollens. Wie nun aber hier die Befruchtung erfolgt, das gestehen die genannten Herren selbst ein, nicht zu wissen. Diese interessanten Entdeckungen der Herren von Mirbel und Spach waren zu abweichend von unseren bisherigen Beobachtungen, als dafs sich Referent nicht von der Richtigkeit derselben h\u00e4tte \u00fcberzeugen m\u00fcssen. Ref. untersuchte die weiblichen Bliithen des sogenannten Riesen-mays und fand die obigen Entdeckungen nicht nur best\u00e4tigt, sondern er war auch so gl\u00fccklich, noch einige neue Beobachtungen hinzuzuf\u00fcgen*). Referent sah die Spitze (das Mikro-\n*) S. Meyen, Noch einige Worte \u00fcber den Befruchtungsakt und","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"37\npyl-Ende!) des Urschlauchs stets vollkommen geschlossen und nie in Verbindung mit einem Pollenschlauche; der Urschlauch selbst ward, wie es schien, zum Embryo, und aus der Traube von eyf\u00f6rmigen Zellchen an dem unteren Ende (dem Chalaza-Ende!) des Urschlauches entsteht das Schildchen, welches in Form eines sich zusammenfaltenden Blattes mehr oder weniger \u00fcber den ganzen Embryo hinw\u00e4chst; aus der kleinen unteren Spalte dieses Schildchens ragt dann noch lange das Ra-dikularende des Embryos hervor und zeigt den halb abgestorbenen aber grofsen Strang von Zellen, welcher den Ir\u00e4ger bildete und aus der Spitze des Urschlauchs entstand. Ich habe mehrmals ganz unverletzt den kleinen Embryo aus dem noch unvollkommen ausgebildeten Schildchen herauspr\u00e4pariren k\u00f6nnen.\nSp\u00e4ter hat Herr von Mirbel* *) seine Entdeckung des Primordialschlauches, aus welchem sich unmittelbar der Embryo bilden sollte, als einen Irrthum anerkannt; er hatte sich \u00fcberzeugt, dafs dieser Schlauch der wirkliche Embryosack ist, in welchem sich der Embryo und der Eyweifsk\u00f6rper bildet, wonach denn auch der Irrthum zu berichtigen ist, in welchen Referent in diesem Punkte gefallen ist, indem er jenen Beobachtungen mehr traute, als seinen eigenen und fr\u00fcher ange-stellten.\nHerr Unger**) hat in einer Abhandlung \u00fcber die Fortpflanzungsorgane von Riccia glauca. die Frage \u00fcber das Geschlecht der phanerogamen Pflanzen, wie sie neuerlichst er\u00f6rtert worden ist, mit einigen wenigen, aber allerdings sehr beachtenswerthen Worten ber\u00fchrt. Seine Untersuchungen \u00fcber die Narbe sind nichts weniger als g\u00fcnstig f\u00fcr die Theorie des Herrn Endlicher, nach welcher die Narbenfeuchtigkeit die befruchtende Substanz sein soll, und eben so \u00e4ufsert er sich dar\u00fcber, dafs f\u00fcr die Ansicht des Herrn Schleiden, nach welcher der Embryosack die Befruchtung ausf\u00fchrt, eben so\ndie Polyembryonie bei den h\u00f6heren Pflanzen. Mit 2 Steintafeln in Quart. Berlin 1840. pag. 21.\n*) Rectification d\u2019une erreur commise dans les \u201eNotes pour servir \u00e0 l\u2019histoire de l\u2019embryog\u00e9nie v\u00e9g\u00e9tale.\u201c \u2014 Annal, des scienc. nat. Avril 1839. Part. bot. I. pag. 381.\nLinnaea von 1839 pag. 15\u201417.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nwenig Gr\u00fcnde vorhanden sind. Indessen giebt Herr Unger dieser Frage eine ganz andere Wendung, und, wie er glaubt, eine der Natur des Gegenstandes viel zusagendere. \u201eWas k\u00f6nnte man, sagt derselbe, wohl gegen die Behauptung, dafs die Pollenk\u00f6rner, sobald sie auf die Narbe kommen, schon befruchtet seien, Erhebliches einwenden? Spricht nicht die Analogie daf\u00fcr, dafs schon ihre Bildung ein Werk der Befruchtung ist. Somit w\u00e4re denn eher in den Antheren oder diesen zun\u00e4chst gelegenen Orten das m\u00e4nnliche Geschlecht der Pflanzen zu suchen u. s. w.\u201c\nHerr Bern hardi*) hat neue Bedenklichkeiten gegen die herrschend gewordene Ansicht erhoben, dafs die Bildung d\u00e8s Saamens bei den phanerogamen Pflanzen einzig und allein nur durch die geschlechtliche Vereinigung stattfinde; er f\u00fchrt von Neuem Beobachtungen auf, welche gegen die \u00e4ltere wie gegen die neuere Ansicht \u00fcber die Befruchtung der Pflanzen sprechen. Die Anh\u00e4nger der \u00e4lteren Ansicht nennt Hr. Bern-hardi die Animalculisten und die der neueren Ansicht, welche im Gehalte des Pollen\u2019s einzig und allein den Keim zur k\u00fcnftigen Pflanze suchen, die Pollinisten. Gegen die Lehren der Pollinisten werden die Beobachtungen G\u00e4rtner\u2019s angef\u00fchrt, dafs manche saamentragende Bastarde bei fortgesetzter Aussaat wieder in die m\u00fctterliche Gestalt zur\u00fcckgehen, denn dieses l\u00e4fst sich, wie es auch schon von fr\u00fcheren Schriftstellern geschehen ist, wohl nicht anders erkl\u00e4ren, als durch die Annahme, dafs die Mutter in diesem Falle mehr zur Bildung des Embryo\u2019s beigetragen habe, als der Vater. Den Pollinisten bleibe hierbei kaum eine andere Ausflucht \u00fcbrig, als zu fragen, ob es mit diesen Beobachtungen denn auch seine vollkommene Richtigkeit habe. Der wichtigste Theil der Abhandlung des Herrn Bern hardi handelt indessen von den Beobachtungen, nach welchen unter gewissen Umst\u00e4nden sich in den Ovarien mancher Pflanzen vollkommen keimf\u00e4hige Saa-men bilden, ohne dafs eine Best\u00e4ubung vorhergegangen ist, hier w\u00e4re also die Mutter allein zur Bildung der Saamen hinreichend; es werden die vielen hier\u00fcber angestellten Wahrneh-\n*) Ueber Bildung von Saamen ohne vorhergegangene Befruchtung. Otto's und Dietrich\u2019s Allgem, Gartenzeitung. 1S39. No. 41 u. 42.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"39\nmungen verschiedener Botaniker aufgef\u00fchrt, ja, um die M\u00f6glichkeit derselben gleich von vorn herein nicht bezweifeln zu d\u00fcrfen, werden mehrere Angaben aufgef\u00fchrt, nach welchen selbst bei Thieren, als bei Insekten, vom Salamander u. s. w. ebenfalls Junge zur Welt gebracht wurden, ohne dafs vorher ein Befruchtungsakt stattgefunden h\u00e4tte. Die vielen Versuche, welche man mit der Hanfpflanze angestellt hat, werden sehr umst\u00e4ndlich er\u00f6rtert, und die Resultate derjenigen beschrieben, welche Herr Bern hardi selbst unter Beachtung aller m\u00f6glichen Vorsichts-Maafsregeln mit eben derselben Pflanze angestellt hat. Im April 1811 s\u00e4ete Hr. B. 30 Saamenk\u00f6rner und erhielt 21 Pflanzen, 9 m\u00e4nnliche und 12 weibliche. Von 2 stehengebliebenen weiblichen Pflanzen wurden 28 Saamen erhalten, welche 1812 ausges\u00e4et 20 Pflanzen (10 m\u00e4nnl. und 10 weibl.) gaben. Von diesen stehengebliebenen weiblichen Pflanzen sammelte er 20 K\u00f6rner, die 1813 ges\u00e4et 15 Pflanzen (8 m\u00e4nnl. und 7 weibl.) gaben. Hiervon wurden 30 Saamen gesammelt und diese gaben 1814 nur 19 Pflanzen (12 m\u00e4nnl. und 7 weibl.), von welchen 32 Saamen abgenommen und 1815 nur 21 Pflanzen (16 m\u00e4nnl. und 5 weibl.) gewonnen wurden. Von diesen liefs man nur 2 weibliche Pflanzen stehen, erhielt von ihnen 25 Saamen, welche 1816 ausges\u00e4et 15 m\u00e4nnliche und 2 weibliche Pflanzen gaben. Hr. B. hat bei diesen Versuchen die m\u00e4nnlichen Pflanzen sehr fr\u00fch ausgerottet, und zwar zu einer Zeit, als sie noch ganz unentwickelte Antheren hatten; es blieben auch immer nur 2 weibliche Pflanzen stehen, damit um so leichter nachgesehen werden konnte, ob sich auch nicht einzelne m\u00e4nnliche Bl\u00fcthen zwischen den weiblichen entwickelt hatten. Das auffallende Resultat dieser Beobachtungen ist also die Bildung reifer Saamen ohne Befruchtung, indem man diese nicht wahrgenommen hat, und ebenfalls sehr bemerkenswerth ist es, dafs sich bei wiederholter Aussaat die Zahl der m\u00e4nnlichen Pflanzen im Verh\u00e4ltnisse zu den weiblichen regelm\u00e4fsig vermehrte ; die Kultur der Pflanzen geschah auf einem ziemlich mageren Boden. Was nun das erstere Resultat betrifft, so glaubt Referent noch keines-weges, dafs es durch diese neu beschriebenen Beobachtungen des Herrn Bernhardi erwiesen ist, dafs sich bei der Hanfpflanze oder \u00fcberhaupt bei phanerogamen Pflanzen Saamen","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nohne Befruchtung bilden k\u00f6nnen, kurz er glaubt, dafs man hier fragen k\u00f6nne, ob es sich denn mit diesen Erfahrungen vollkommen richtig verhalte. Indessen Beobachtungen von so glaubw\u00fcrdigen M\u00e4nnern wie Herr Bernhardi darf man nicht ohne geh\u00f6rige Gr\u00fcnde zur Seite schieben, und es wird daher das Rathsamste sein, dafs man im kommenden Sommer diese Versuche in geh\u00f6riger Anzahl wiederholt und dabei auf Alles achtet, was uns heutigen Tages die Wissenschaft \u00fcber die Vorg\u00e4nge bei dem Befruchtungsakte lehrt. Referent selbst hat die Bildung des PolleiTs bei andern Pflanzen an so ungew\u00f6hnlichen Orten beobachtet, dafs man \u00e4hnliche Vorg\u00e4nge auch wohl bei der Ilanfpflanze vermuthen k\u00f6nnte.\nHerr J. Smith* *) machte der Linnaean Society eine Mittheilung von einer neuen Pflanze aus Neu-Holland, welche seit 1829 durch Cunningham nach England gesendet war, daselbst im Garten zu Kew allj\u00e4hrlich gebl\u00fcht und reife Fr\u00fcchte getragen hat, obgleich die Bliithen alle weiblich waren; es wurden keine Spuren von pollentragenden Organen an diesen Blumen wahrgenommen. Die Pflanze bildet eine neue Gattung der Euphorbiaceen.\nAuch Referent hat sich veranlafst gesehen, eine kleine Brosch\u00fcre**) zu publiciren, worin nochmals die plastischen Erscheinungen er\u00f6rtert sind, welche er bei der wirklichen Befruchtung, n\u00e4mlich bei der Vereinigung des Pollenschlauches mit dem Embryosacke oder bei dem Eintritte des Pollenschlauches in die Nucleush\u00f6hle beobachtet hat. Der gr\u00f6fste Theil dieser Beobachtungen ist schon im 3ten Theile der Pflanzen-Physiologie des Referenten publicirt, hier aber sind alle jene, darauf bez\u00fcglichen Thatsaohen nochmals zusammengestellt und zwar klarer als fr\u00fcher, indem die Erscheinung selbst durch wiederholt fortgesetzte Beobachtungen dem Referenten gleichfalls deutlicher vo.r Augen trat. Ein hochgeachteter Physiologe hat die Aeufserung gemacht, es ginge aus meinen Beobachtungen hervor, als entst\u00e4nde der Embryo durch das Hin-\n\u00a5) Annals of natur. histor. or Magaz. Sept. 1839. pag. 68.\n*\u00a5) S. Meyen, Noch einige Worte \u00fcber den Befruchtungsakt und die Polyembryonie bei den h\u00f6heren Pflanzen. Mit 2 Steintafeln in\nQuart. Berlin 1840.\n0","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"41\neinspritzen der Fovilla, oder der befruchtenden Substanz des Pollensclilauches in den Embryosack, doch ich habe eine solche Ansicht \u00fcber den Befruchtungsakt der Pflanzen niemals gehabt, und in vorliegender Brosch\u00fcre ist die Deutung der gemachten Beobachtungen b\u00fcndiger dargestellt. Bei einigen Arten von Mesembryanthemum hat Referent die Vereinigung des Pollenschlauches mit dem Embryosacke viel genauer beobachten k\u00f6nnen als fr\u00fcher, besonders die merkw\u00fcrdige seitliche Verbindung der Spitze des Pollenschlauches mit der Seite der Spitze des Embryosackes bei Mesembryanthemum pome-ridumum, wor\u00fcber die beigegebeneil Zeichnungen die n\u00f6thige Nachweisung geben. In Folge dieser Vereinigung, worin hier der Befruchtungsakt besteht, bildet sich erst in der Spitze des Embryosackes, gerade unter jener Vereinigungsstelle, ein Bl\u00e4schen, das sogenannte Keimbl\u00e4schen, aus welchem nun erst der Tr\u00e4ger mit dem Embryobl\u00e4schen hervorgeht, was n\u00e4her beschrieben und durch Abbildungen nachgewiesen wird. Referent sah noch niemals einen gr\u00f6fseren Embryosack, als bei diesem Mesembryanthemum, wo das Eychen halb gekr\u00fcmmt ist und durch eine Kr\u00fcmmung der Nabelschnur wiederum umgedreht wird. Bei dem M. linguaefonne findet die Vereinigung des Pollenschlauches mit dem Embryosacke gerade an der Spitze statt, und nachdem sich das Keimbl\u00e4schen gebildet, schwillt das Ende des Pollenschlauches sehr bedeutend blasenf\u00f6rmig an und bleibt sehr lange Zeit wohlerhalten zur\u00fcck, w\u00e4hrend bei ganz \u00e4hnlichen Arten der Pollenschlauch gleich nach der Befruchtung vergeht u. s. w.\nVon Herrn Decaisne*) wurde eine interessante Arbeit \u00fcber die Entwickelung und den Bau der Bliithen von Viscum album der Akademie der Wissenschaften zu Paris vorgelegt, und die Herren v.Mirbel, v. Jussieu und Ad. Brongniart haben als Berichterstatter die Resultate aus derselben bekannt gemacht, von welcher wir hier nur die wesentlichsten und die neueren hervorheben k\u00f6nnen:\nDie Zellen der Antheren und der Kelchlappen, mit wel-\n\u00a5) D\u00e9veloppement du pollen dans le Gui; changements que pr\u00e9sentent ses ovules et ceux du Thesium. \u2014 Compt. rend, de 1839. 11 F\u00e9vrier, pag. 201.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\ndien jene bei dem Viscum verschmolzen sind, zeigen in der Form keinen Unterschied, die letzteren sind jedoch mit einer gr\u00fcnen Substanz gef\u00fcllt, w\u00e4hrend die ersteren ungef\u00e4rbt auf-treten. F\u00fcnf Monate vor dem Aufbl\u00fchen erscheint das Zellengewebe der Antheren fast gleichm\u00e4fsig und theilt sich in kleine H\u00f6hlen, deren W\u00e4nde gr\u00fcn gef\u00e4rbt sind. Diese H\u00f6hlen vergr\u00f6fsern sich und ihr zelliger Inhalt verschwindet, um andern Zellen von sehr grofsem Umfange Platz zu machen, welche \u201eles utricules polliniques\u201c genannt werden (Es sind dieses die unter dem Namen der Mutterzellen bekannten Bildungen. Ref.), und 1 oder 2 Nuclei untermischt mit zahllosen K\u00fcgelchen von aufserordentlicher Feinheit; jene Nuclei w\u00e4ren die ersten Entw\u00fcrfe der Pollenk\u00f6rner. Sp\u00e4ter werden diese \u201eutricules\u201c verdickt, opak und zeigen concentrische mehr oder weniger regelm\u00e4fsige Schichten in ihrem Umfange, und endlich sind in in jedem Schlauche (Mutterzelle! Ref.) vier gelbliche Nuclei eingeschlossen, welche mehr oder weniger abgerundet sind und im Mittelpunkte eine hellere Stelle zeigen. Hierauf legt sich die Substanz, welche die \u201eutricules polliniques\u201c verdickte, zwischen jene 4 Nuclei, welche darin eingeschlossen waren, und bildet nach ihrer Form eben so viele besondere H\u00f6hlen (Dieses ist die Bildung der Specialmutterzellen. Ref.), und endlich verschwindet auch diese Substanz und die Pollenk\u00f6rner liegen frei in der H\u00f6hle der Anthere. In diesem ausgebildeten Zustande zeigen sie alsbald kleine Papillen auf ihrer Oberfl\u00e4che, und nachdem der Kern verschwunden ist, welchen sie fr\u00fcher enthielten, zeigen sie auch noch eine innere Membran. Die Antheren von Viscum zeigen keine solche netzf\u00f6rmige Zellen, wie man sie bei vielen anderen Pflanzen sieht.\nDas Ovarium ist, eben so wie die Antheren, seit dem Erscheinen der Bl\u00fcthen mit dem Kelche verwachsen, und es besteht aus einer gr\u00fcnen und gleiehm\u00e4fsigen Zellenmasse, worin keine H\u00f6hle zu unterscheiden ist. Einige Zeit vor dem Aufbl\u00fchen sieht man zwei kleine L\u00fccken, welche sich im Umfange des Ovariums und in der Mitte des Zellengewebes bilden. Nach der Befruchtung vergr\u00f6fsern sich diese H\u00f6hlen, und indem sie sich wieder vereinigen, stellen sie die H\u00f6hle des En-docarpiums dar. Zu Paris bl\u00fcht der Mistel im M\u00e4rz oder","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"43\nApril, und das Eychen zeigt sich zu Ende Mai oder im Anf\u00e4nge des Juni. Um diese Zeit zeigt es sich als ein pulp\u00f6ses W\u00e4rzchen, welches auf der Basis des Endocarp\u2019s befestigt ist; es ist sehr gew\u00f6hnlich durch zwei sehr feine F\u00e4dchen begleitet, welche die Rudimente zweier abortirter Ovula sind. Da keine Eylnillen beobachtet wurden, so kommt Hr. Dec a is ne zu dem Schl\u00fcsse, dafs hier das Eychen im einfachsten Zustande befindlich ist und in einem blofsen Nucleus besteht, indessen es geht nur zu deutlich aus den Mittheilungen des Herrn Berichterstatters hervor, dafs hier der Embryosack mit dem darin enthaltenen Eyweifsk\u00f6rper und dem Embryo f\u00fcr das nackte Eychen oder den blofsen Nucleus angesehen worden ist, wonach denn die folgenden S\u00e4tze zu berichtigen sind, denn die Beweise hierzu wird man in der sp\u00e4ter aufgef\u00fchrten Arbeit des Referenten auseinandergesetzt finden. Wenn die Saa-men des Misiels, heifst es weiter in jenem Berichte, mehr als einen Embryo enthalten, so ist dieses Ph\u00e4nomen durch die Entwickelung oder durch Verwachsung zweier Eychen zu erkl\u00e4ren, von welchen aber gew\u00f6hnlich das eine abortirt u. s. w. Die gr\u00fcne gef\u00e4fshaltige H\u00fclle, welche der reife Saamen zeigt, macht einen Theil der Frucht aus und ist, wie Hr. Decaisne glaubt, das Endocarpe. Die sp\u00e4teren Mittheilungen des Referenten werden aber beweisen, dafs die letzteren Angaben nicht richtig sind.\nHr. Schleiden *) gab Beitr\u00e4ge zur Kenntnifs der Bliithe der Loranthaceen und besonders des Viscum album; er macht darauf aufmerksam, dafs jene Bl\u00fcthe wohl die einfachste Form ist, in welcher die Blume Vorkommen kann; denn sie besteht aus zwei in einen Kreis zusammengedr\u00e4ngten Blattpaaren, die in der m\u00e4nnlichen Bl\u00fcthe in Antheren umgewandelt sind, dagegen bei der weiblichen eine kelchartige Beschaffenheit haben. In der Mitte dieser sitzt der gerade stehende, nackte Nucleus und der Embryosack soll sich im Marke des Stengels (pedunculus) bilden. Die Pollenk\u00f6rner treten unmittelbar auf die Spitze des Nucleus, kommen zu mehreren in denselben hinein und bilden so die Polyembryonie, Die\n*) Botanische Notizen. \u2014 In Wiegmann\u2019s Archiv etc. v. 1839. I. 211-214.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nBeere halt Hr. Schl, endlich f\u00fcr den saftig gewordenen Pedun-culus, dessen Gewebe in das h\u00e4rtere der scheinbaren Saamenhaut \u00fcbergehen soll. Die regelm\u00e4fsige Form der Anthere von Viscum pflegt ebenfalls zweif\u00e4cherig und vierzellig zu sein, doch ist jede Zelle durch Querw\u00e4nde noch in kleinere F\u00e4cher einge-theilt und der Monstrosit\u00e4ten wegen kommen selten ganz regelm\u00e4fsige Antheren vor. Bei Viscum verticillatum besteht die Aehre aus 3 Paar Bracteen und das obere Paar hat nur eine Bl\u00fcthe, die anderen je drei, welche sp\u00e4ter einen Verti-cillus spurius bilden, w\u00e4hrend die Terminalblume fehlt. Bei Loranthus ist die Spitze des ebenfalls nackten Nucleus so lang ausgezogen, dafs sie die Form eines Stylus nachahmt. Hr. Schl, schliefst endlich mit der Bemerkung, dafs die Lo-ranthaceen in einer parasitischen Form den Uebergang von den Coniferen zu den h\u00f6her entwickelten Familien vermitteln.\nEndlich hat auch Referent *) seine Beobachtungen \u00fcber die Bildung des Saamens bei Viscum album bekannt gemacht. Die Polyembryonie, welche man in den jungen Fr\u00fcchten dieser Pflanze so h\u00e4ufig beobachtet, ist auf das Auftreten mehrerer Embryos\u00e4cke neben einander begr\u00fcndet, von welchen jedoch fast immer nur der eine mit dem darin enthaltenen Embryo zur Entwickelung gelangt, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen abortiren; und Referent konnte nichts beobachten, was die Angabe des Herrn Deeaisne best\u00e4tigt h\u00e4tte, dafs n\u00e4mlich der Embryo bei dieser Pflanze durch ein Verwachsen von mehreren, n\u00e4mlich von 2, zuweilen auch von 3 einzelnen Embryonen gebildet werde. Es ist gar nicht selten, dafs mehrere Embryos\u00e4cke in einem und demselben Nucleus befruchtet werden, aber dennoch kommt 6\u20148 Wochen nach erfolgter Befruchtung gew\u00f6hnlich nur der eine derselben zur vollkommenen Entwickelung, und demnach k\u00f6nne man auch nicht die Verdoppelung und Verdreifachung des Wurzelendes des Embryo von Viscum album durch ein Verwachsensein aus mehreren Embryonen erkl\u00e4ren.\nDie weibliche Bl\u00fcthe von Viscum bietet einen h\u00f6chst einfachen Bau dar; sie besteht aus einem einzelnen, flaschenf\u00f6rmig gestalteten Nucleus, der unmittelbar von einem kelch-\n*) Meyen. Noch einige Worte \u00fcber den Befruchtungsakt und die Polyembryonie bei den h\u00f6heren Pflanzen. Berlin 1839. pag. 39 \u2014 50.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"45\nartigen Gebilde umschlossen wird, ans welchem sich sp\u00e4ter die weifse, fleischige und klebrige Masse bildet, welche unmittelbar den Saamen einschliefst und also die Fruchth\u00fclle darstellt. Auf diesem Kelche sitzen die Bl\u00e4ttchen, welche man f\u00fcr die Blumenbl\u00e4tter halten kann; bei der m\u00e4nnlichen Bl lithe sind sie es, welche zu Antheren umgestaltet werden. Der Nucleus sitzt bei Viscum stets auf der Spitze der Haupt- oder der Nebenachse; die Spitze desselben empf\u00e4ngt den Pollen und vertritt demnach zugleich die Stelle der Mikropyle, aber in der Basis des Nucleus bildet sich der Embryosack, welcher von Unten nach Oben in die H\u00f6hle hineinw\u00e4chst, die sich im Nucleus gebildet hat; daher entwickelt sich der Embryosack nicht in der Spitze des Stengels, wie es Hr. Schleiden vorhin angegeben hat, sondern wie gew\u00f6hnlich im Innern des Nucleus. Die Ausf\u00fchrung der Befruchtung durch Pollenschl\u00e4uche konnte Referent bei Viscum niemals sehen, aber gleich nach erfolgter Befruchtung theilt sich der Embryosack durch eine Anzahl von Querw\u00e4nden in grofse Zellen, in welchen sich dann sp\u00e4ter, von Oben nach Unten herabsteigend, der Eiweifsk\u00f6rper bildet. Der Embryo aber bleibt fast 4 bis 5 Wochen lang auf der ersten Stufe seiner Entwickelung als Embryobl\u00e4schen in der obersten grofsen Zelle des Embryosackes zur\u00fcck, und dann erst, wenn sich fast alle Zellen des Embryosackes mit Eyweifsk\u00f6rper gebildet haben, w\u00e4chst er mit grofser Schnelligkeit und durchbricht dann alle die Querw\u00e4nde des Embryosackes von Oben bis Unten, u. s. w. Eine Reihe von Abbildungen sind \u00fcber diesen Gegenstand der kleinen Schrift beigegeben, und werden die n\u00f6thige Erl\u00e4uterung geben.\nGegen Ende des Jahres war Referent so gl\u00fccklich eine Mistelstaude zu finden, welche fast in jedem ihrer zahlreichen Saamen zwei Embryonen enthielt, die auch sehr leicht an den feuchten Fensterrahmen keimten. Es zeigten sich stets so viel W\u00fcrzelchen, als ausgebildete Embryonen im Saamen waren, und die Embryonen waren meistens mit ihren Cotyledonar-Enden mehr oder weniger fest verwachsen, doch fand niemals ein wirkliches Verwachsen und Verschmelzen statt. Die auffallende Stellung, welche die Embryonen im Mistel-Saamen zeigen, wenn n\u00e4mlich mehrere darin enthalten sind, erkl\u00e4rt sich durch das Verwachsen der Eyweifsk\u00d6rper und deren eigen-","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nth\u00fcmlicher Form. Jeder Embryo im Mistel-Saamen bildet sich in der Achse seines eigenen Eyweifsk\u00f6rpers, der am obern, d. h. dem Mikropyl-Ende 10 und 15 Mal breiter wird, als am untern, wodurch dann, sobald diese mit ihren nebeneinander liegenden R\u00e4ndern verwachsen, die Achsen derselben in ihrem obern Verlaufe in einen Winkel von 40 \u2014 60 Graden auseinander treten.\nZugleich hat Referent auf die wesentlichen Verschiedenheiten aufmerksam gemacht, unter welchen sich die Polyembryonie bei den Pflanzen darstellt.\nHr. Horkel *) hat in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin eine Abhandlung \u00fcber die Polyembryonie der Coni-feren gelesen; seine eigenen Untersuchungen \u00fcber diesen Gegenstand stimmten mit denjenigen von Rob. Brown vollkommen \u00fcberein; schon 1819 hatte er die in der Spitze des Albumens vorkommenden mehrfachen kleinen H\u00f6hlen bei Abies excelsa bemerkt, und auch schon vor l\u00e4ngerer Zeit in einem Pinus Cembrct -Saamen neben dem Embryo noch zwei verk\u00fcmmerte Rudimente wahrgenommen. Bei Abies excelsa hatte Hr. H. die Rudimente der Ovula bis zu derjenigen Gestalt kennen gelernt, in welcher sie Rob. Brown funiculi genannt habe; sie lagen in der Mitte der grofsen H\u00f6hlen des Albumens parallel neben einander; sie waren gew\u00f6hnlich zu drei, seltener zu vier vorkommend, bei Pinus echinata habe Hr. Schleiden aber auch sechs Rudimente gefunden. Bei Taxus baccata sah Hr. H. nie weniger als zwei Rudimente, gew\u00f6hnlich aber drei, doch kommt hier zuweilen nur eine H\u00f6hle in der Spitze des Albumens vor. Bei den Cupressineen fand Hr. H. dagegen immer nur eine in der Achse des Albumens sich befindende H\u00f6hle f\u00fcr die Bildung des Embryo\u2019s, in welche aber constant 2 \u2014 4 Pollenschl\u00e4uche hineingingen; die Polyembryonie dieser Pflanzen reihe sich daher an diejenige von Citrus, doch sei sie nicht so zuf\u00e4llig, sondern sie geh\u00f6re zum Wesen derselben.\nHr. Decaisne**) hat uns interessante Untersuchungen \u00fcber die Struktur und die Befruchtung der Eychen von Thesium\n*) Berichte \u00fcber die Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin. A. d. Jahre 1839. pag. 92.\n**) De 1\u2019oYule du Thesium \u2014 Compt. rend. d. 1839. No. 6. p. 203.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"47\ngegeben, welche die Deutung rechtfertigen, die Referent (s. d. vorigen Jahresbericht pag. 33) \u00fcber Griffith\u2019s Darstellungen des Saamenbaues von Santalum album gab. Kurze Zeit nach erfolgter Befruchtung sieht man aus einem der Eychen jener Pflanze einen Schlauch hervortreten, welcher sich aufrichtet und sich mit einem andern, sehr feinen Schlauche in Verbindung setzt, der von Oben herab in die H\u00f6hle des Ovulums hineinsteigt. Nach erfolgter Vereinigung schwillt dieser Schlauch an, nimmt die Gestalt einer Blase an, welche sich in dem untern Theile mit Zellen f\u00fcllt. Dieser Schlauch ist der Embryosack, in dessen Spitze sich der Embryo in Form eines kleinen abgerundeten Bl\u00e4schens bildet, und das Auffallende hiebei ist, dafs derselbe ganz nackt, also aufserhalb des Nucleus liegt (Wir haben fr\u00fcher schon nachgewiesen, dafs dieses ebenfalls bei Leguminosen vorkommt, wo jedoch der Embryosack alsdann noch von den Eyh\u00fcllen umschlossen ist. Ref.) und dafs dann der Saamen ebenfalls ganz nackt, nur von der feinen Haut des Embryosackes umschlossen, auftritt. W\u00e4hrend dieser Bildung des Embryo\u2019s bemerkt man, dafs sich ein einfacher Schlauch darstellt, der unten gefingert (digit\u00e9) und an der Spitze angeschwollen ist; diesen Schlauch durchbohrt das S\u00e4ulchen, in dessen Mitte er eingeschlossen ist, gegen den Insertionspunkt des befruchteten Eyehens, und legt sich durch sein angeschwollenes Ende in Form einer Retorte \u00fcber eine der Spitzen des Embryosackes des naheliegenden Embryo\u2019s. Hr. Decaisne h\u00e4lt diesen eigent\u00fcmlichen Schlauch f\u00fcr ein Ern\u00e4hrungsgef\u00e4fs, welches zugleich die Chalaza ersetzt und Referent glaubt (er hat den Gegenstand jedoch noch nicht selbst untersucht), dafs dieser Schlauch entweder unmittelbar aus dem Ende des Pollenschlauches entstanden ist, wie bei Mesembryanthemum linguae/orme, oder als eine eigenthiim-liche Bildung des Tr\u00e4gers des Embryos zu deuten ist, etwa wie bei Ceratophyllum u. s. w.\nHr. Emil Kratzmann*) hat in seiner Inaugural-Dissertation die Lehre vom Saamen der Pflanzen abgehandelt und obgleich derselbe in der Vorrede zu dieser Schrift die Be-\n*) Die Lehre vom Saamen der Pflanzen. Mit 4 lithographirten Tafeln. Prag 1839. 8. 98 Seiten.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nmerkung macht, dafs er mir gesammelt habe und keinen Anspruch auf Originalit\u00e4t mache, nur den Wunsch hege, dafs das Gesammelte dem geneigten Leser in einer zvveckm\u00e4fsigen Form erscheine, so kann doch Referent nicht unterlassen, diese h\u00f6chst fleifsige und gewifs ziemlich vollst\u00e4ndige Arbeit allen Denjenigen zu empfehlen, welchen die gr\u00f6fsein botanischen Werke nicht zug\u00e4nglich sind, oder diesen Gegenstand lieber in einer kurzen und gedr\u00e4ngten Darstellung kennen lernen wollen. Die Schrift zerf\u00e4llt in 5 Abschnitte und diese handeln: Vom Pr\u00e4formations-Stadium des Saamens, von der Zeugung oder der Saamenbildung, von der Evolution des Saamens (d. i. der Zeitigung oder dem Reifen desselben), ferner von der Saamenreife und der Struktur des reifen Saamens, und endlich von den Erscheinungen, unter welchen das Keimen der Saa-men erfolgt.\nUeber die monocotyledonischen Embryonen hat Herr Adrian de Jussieu*) eine sehr interessante Arbeit publi-cirt; nach einer geschichtlichen Einleitung giebt derselbe die Charaktere der monocotyledonischen Embryonen im Allgemeinen an und geht dann zur Aufz\u00e4hlung der Eigenth\u00fcmlich-keiten \u00fcber, welche die Embryonen der verschiedenen Gattungen zeigen. Die gew\u00f6hnlichste Form des Embryo\u2019s der Monocotyledonen ist die des Cylinders mit abgerundeten Enden, oder des mehr oder weniger langgestreckten Ellipsoides. Bald ist das Cotyledonarende breiter, bald und zwar noch \u00f6fters, ist es das Radicularende, welches verdickt auftritt. Sehr oft bleibt das kleine stumpfe P\u00fcnktchen an dem Radicularende, an welchem der Tr\u00e4ger endet, zur\u00fcck, aber stets ragt es am Embryo vor dessen Reife hervor. Durch die Lage des Wahrzeichens wird die des Kn\u00f6spchens bestimmt werden, welche durch einen kleinen Vorsprung auf einer Seite des Umfanges zum Vorschein kommt; dieser Vorsprung zeigt sich in der Co-tyledonarspalte. In sehr seltenen F\u00e4llen ist diese Spalte ihrer ganzen L\u00e4nge nach ge\u00f6ffnet, und die Seiten derselben lassen das erste Bl\u00e4ttchen der Knospe ihrer ganzen L\u00e4nge nach sicht-\n*) Sur les Embryons monocotyl\u00e9dones. Lu \u00e0 l\u2019Acad\u00e9mie des Sciences dans sa s\u00e9ance du 1 Juillet 1839. \u2014 Ann. des scienc. natur. Part. bot. 1839. I. pag. 341 \u2014361.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"49\n*\n\u00eejar werden, wie es bei Ouvirandra der Fall ist. In andern F\u00e4llen ber\u00fchren sich die R\u00e4nder der Spalten in der Mitte und entfernen sich nach Oben und nach Unten; hier kommt entweder die Spitze des Kn\u00f6spchens aus einer der Oeffnungen und zwar aus der oberen hervor, wie bei Aponogeton dista-chys etc., oder wie bei Sparganium ramosum, Commelina tuherosa u.s.w., wo man keine Spur davon sieht. In den meisten F\u00e4llen ber\u00fchren sich die Lappen der Spalten in ihrer ganzen L\u00e4nge und die Spalte zeigt sich alsdann nur in Form einer Linie, welche bald gerade herabl\u00e4uft, bald gekr\u00fcmmt ist\u00bb die Querschnitte des Embryo\u2019s an dieser Stelle ausgef\u00fchrt, zeigen dann das Verh\u00e4ltnis der R\u00e4nder der Spalten zu einander. Alle diese F\u00e4lle, wie auch die folgenden, werden durch eine Reihe von sch\u00f6nen Abbildungen verdeutlicht. Das Kn\u00f6spchen zeigt sich in Form eines kleinen W\u00e4rzchens im Grunde einer kreisrunden, ovalen oder einer rautenf\u00f6rmigen Einfassung; bei Amaryllis carnea sind die R\u00e4nder der Spalte nur oben aus-r einauderstehend, w\u00e4hrend sie in ihrer ganzen \u00fcbrigen L\u00e4nge verwachsen erscheinen. Endlich erscheint die Spalte auch horizontal (Veratrum z. B.), und wenn sich die R\u00e4nder derselben dar\u00fcber hinaus verl\u00e4ngern, so erh\u00e4lt man das Ansehen s einer getheilten oder selbst einer einfachen Lig ila, je nachdem die Verschmelzung der inneren R\u00e4nder vollkommen oder nicht vollkommen stattfindet. Bei Rojania hastata und Tam-nus communis bleiben die inneren R\u00e4nder unabh\u00e4ngig und frei zur\u00fcck. Endlich, sagt Herr v. Jussieu, kann die Trennung in der Continuit\u00e4t am Cotyledonarende des Embryo\u2019s bis auf einen blofsen Punkt herabgehen, wie bei den Gramineen und Cyperaceen sehr h\u00e4ufig, oder auch dieser Punkt kann sich der Beobachtung ganz entziehen, indessen alle diese Modifica-tionen sind nur verschiedene Grade einer und derselben Organisation. Da aus der Stellung der Spalte auf die Lage des Kn\u00f6spchens zu schliefsen ist, so wird man bei jedem Embryo sehr bald die Verh\u00e4ltnisse erkennen, in welchen das Cotyledonarende zu dem Radikularende steht; sehr oft ist ersteres bedeutend gr\u00f6fser als letzteres.\nHierauf geht Herr v. Jussieu an die Untersuchung der Hypothese von Lind ley, nach welcher der monocotyledoni-sche Embryo als ein dicotyledonischer zu betrachten w\u00e4re,\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nan welchem der eine Cotyledon verschwunden ist, w\u00e4hrend sich der andere um die Plumula gewunden hat und mit seinen R\u00e4ndern verwachsen ist. Zur Bek\u00e4mpfung dieser Hypothese wird der Weg der Beobachtung vorgeschlagen; eine Menge von interessanten Beobachtungen werden aufgef\u00fchrt, und Herr v. Jussieu kommt zu dem Resultate, dafs der mo-nocotyledonische Embryo in Hinsicht seines Cotyledonarthei-les ganz vollst\u00e4ndig einer Knospe zu vergleichen ist. Schliefs-lich werden die abweichenden Formen betrachtet, welche die Embryonen einer Menge von Monocotyledonen zeigen, und der Verfasser kommt zu dem Schl\u00fcsse, dafs das St\u00e4mmchen bei gewissen monocotyledonischen Embryonen einen seitlichen und unproportionirten Auswuchs annimmt, welcher demselben bis auf einen gewissen Punkt das Ansehen eines Cotyledons giebt, und dieser Auswuchs versieht dann auch die Function des Cotyledons, besonders in dem Falle, wo der wahre Cotyledon unvollkommen und auf den Zustand einer blofsen Scheide zur\u00fcckgef\u00fchrt ist.\nBei dem grofsen Eifer, mit welchem gegenw\u00e4rtig die Bildung der jungen Pflanzensaamen beobachtet wird, ist es zu erwarten, dafs auch dieser, von Herrn v. Jussieu mit so vielen Erfahrungen bearbeitete Gegenstand in der n\u00e4chsten Zeit seine vollst\u00e4ndige L\u00f6sung finden wird; es ist freilich eine Rie_ senarbeit, die Bildungsgeschichte aller der hier genannten monocotyledonischen Embryone entsprechend vollst\u00e4ndig zu geben, besonders da es scheint, dafs die Bildung des sogenannten Cotyledons bei verschiedenen Familien sehr verschieden auftritt. Man vergleiche hier\u00fcber, was ich \u00fcber die Bildung dieses K\u00f6rpers bei Mays beobachtet zu haben glaube.\nIn der botanischen Gesellschaft zu Edinburgh*) hat Herr Giraud eine Abhandlung \u00fcber die Struktur und die Function des Pollens gelesen, aus welcher hervorgeht, dafs derselbe zu ganz \u00e4hnlichen Resultaten gelangt ist, als in den neueren Werken der Deutschen \u00fcber diesen Gegenstand publicirt sind. Bei Crocus verrais sah Herr Giraud drei Pollenh\u00e4ute und auf der Oberfl\u00e4che der Pollenk\u00f6rner von Polemonium coeruleum fand er kleine opake K\u00f6rner, welche eine eigenthiimliche Be-\n*) S. Annals of Natural histor. April 1839 pag. 127.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"51\nwegung zeigten, sobald sie in Wasser befindlich waren. Die Furchen, welche auf gewissen sph\u00e4rischen und ellipsoidischen Pollenk\u00f6rnern Vorkommen, scheinen dem Herrn Giraud nicht in blofsen Spalten in der \u00e4ufseren Membran zu bestehen. Die chemischen Untersuchungen des Pollens ergaben das Vorkom-men von Kali in dem Pollen von Antirrhinum majus, sowie nadelf\u00f6rmige Krystalle von phosphorsaurem Kalke u. s. w. Bei der Bildung der Pollenschl\u00e4uche fand Herr Giraud ebenfalls, dafs W\u00e4rme dieselbe bef\u00f6rdere.\nIm Botanical Register*) findet sich eine Mittheilung \u00fcber das Vorkommen der St\u00e4rke auf der Oberfl\u00e4che der Pollenk\u00f6rner von Polemonium coeruleum, deren Bildung von den Mutterzellen abgeleitet wird. (Ein solches Vorkommen von St\u00e4rke-K\u00fcgelchen kann nur, wenn es wirklich der Fall gewesen ist, denn regelm\u00e4fsig findet es nicht statt, als eine Ausnahme von der Regel und \u00fcberdies als etwas ganz Unwesentliches angesehen werden. Ref.)\nHerr A. Braun**) hat bei der Versammlung der Naturforscher in Freiburg seine Beobachtungen \u00fcber die Ordnung im Aufspringen der Antheren vorgelegt; er wies nach, dafs die Ordnungsfolge im Aufspringen der Antheren nur in sehr wenigen F\u00e4llen mit der genetischen Succession der Staubbl\u00e4tter \u00fcbereinstimme, ihr zuweilen sogar entgegenlaufe, in den meisten F\u00e4llen aber, wo eine wirkliche Succession stattfindet, in gar keiner Beziehung zur Genesis stehe. Aus der grofsen Menge von speciellen Beobachtungen leitet Herr Braun folgende F\u00e4lle ab, in welchen sich die Ordnungsfolge in dem Aufspringen der Antheren zeigt:\nI. Gleichzeitiges Aufspringen s\u00e4mmtlicher Antheren. II. Cyklenweise-successives Aufspringen, und zwar entweder in centripetaler oder in centrifugaler Folge. III. Gliederweise-successives Aufspringen; es findet statt: 1) in spiraliger Succession, und zwar: a. centripetal oder progressiv, b. centrifugal oder regressiv, c. von der mittlern Region aus vor- und r\u00fcckschreitend zugleich, und d. in einer bestimmten Spiralfolge u. s. w., oder das Aufspringen findet statt in nicht spi-\n\u00a5) 1839. pag. 52.\n\u00a5\u00a5) Flora von 1839. pag. 302.\n4 *","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nraliger Succession. Hier schreitet es entweder regelm\u00e4fsig von einer Seite der Bl\u00fcthe zur andern oder 2) in einer scheinbar unregelm\u00e4fsigen, aber doch konstanten Succession fort.\nDurch eine Mittheilung in Herrn Muss eh Fs Praktischem Wochenblatte des Neuesten und Wissensw\u00fcrdigsten f\u00fcr Land-wirthschaft etc. 1839. No. 41. wurde Referent auf einen Aufsatz in Herrn Riecke\u2019s Wochenblatt*) \u00fcber Doppelveredlung von Obstb\u00e4umen aufmerksam gemacht. Man versteht hierunter die Veredlung von St\u00e4mmen oder Aesten, welche schon aus Edelreisern hervorgegangen sind, wodurch die Vorz\u00fcglichkeit der Fr\u00fcchte sehr gesteigert werden soll. Treffz, ein alter Praktiker, soll schon im Taschenbuch f\u00fcr Natur- und Gartenfreunde von 1803 mehrere Beispiele von solcher Doppelveredlung mitgetheilt haben, woraus sich ergab, dafs Aepfel-b\u00e4ume, die zweimal veredelt waren, sich vor andern von gleicher Sorte durch Vortrefflichkeit der Fr\u00fcchte auffallend auszeichneten. Johannis- und Stachelbeeren lieferten schon nach der ersten, noch mehr aber nach der dritten und vierten Veredlung ganz ausgezeichnete Fr\u00fcchte. Noch in die Augen fallender seien die Wirkungen einer solchen Veredlung bei der Aprikose und Quitte; die Aprikose n\u00e4mlich, die ein trocknes Fleisch hat, wurde auf den Stamm einer gr\u00fcnen Reineclaude, die Quitte, die roh ganz ungeniefsbar ist, auf die vortreffliche Herbstbergamottebirne gesetzt. Von der Aprikose erz\u00e4hlt Treffz, sei der Zweig vortrefflich angewachsen und habe seines \u00fcberm\u00e4fsigen Triebes wegen erst im 5ten Jahre Fr\u00fcchte gebracht^ aber eine Frucht, welche so saftig wie die der Reineclaude, von r\u00f6thlicherem Gelb und von weit delikaterem Ge-schmacke war. Nicht minder g\u00fcnstig sei der Erfolg bei der Quitte gewesen, indem diese im 3ten Jahre Fr\u00fcchte gebracht habe, welche schon zu Anfang September reif geworden seien, und bei denen das Fleisch schon in dieser ersten Doppelveredlung weit zarter und frei von steinigten Theilen gewesen sei.\nReferent bringt diesen Gegenstand hierselbst zur Sprache und hofft, dafs theils neue Versuche \u00fcber denselben angestellt w\u00fcrden, theils schon gemachte Erfahrungen zur allgemeinen Kenntnifs k\u00e4men. Die mitgetheilten Beobachtungen sprechen\n*) 1838. No. 35.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"53\naber nicht nur f\u00fcr die N\u00fctzlichkeit der Doppelveredlnng, sondern sie scheinen zu beweisen, dafs die Natur des Edelreises durch das Subjekt ver\u00e4ndert werden k\u00f6nne, denn man pfropfte schlechte Obstsorten auf bessere (was sonst gerade nicht der Fall ist!) und erhielt sogleich bessere Fr\u00fcchte.\n2) Bei den Crypto g am en.\nHerr Unger*) hat eine interessante Abhandlung \u00fcber den Bau und die Function der Fructificationsorgane von Riccia glauca mitgetheilt, welche sehr zeitgem\u00e4fs ist; er giebt zuerst einige Nachweisungen \u00fcber die anatomische Struktur der laubartigen Substanz, wobei gezeigt wird, wie das Fehlen der Spalt\u00f6ffnungen bei diesen niedern Lebermoosen durch die lok-kere Aneinanderreihung der oberfl\u00e4chlich gelagerten Zellen gleichsam ersetzt wird. (Bei Riccia crystallina ist dieses Durchbrochensein der oberen Zellenmasse des Laubes ganz besonders interessant. Ref.) Es folgt hierauf die Beschreibung der Beobachtungen \u00fcber die Entwickelung der beiden verschiedenartigen Fructificationsorgane, doch sind die ersten Stufen des Auftretens derselben nicht beobachtet, weil, wie es Herr Unger selbst sagt, der passendste Zeitpunkt hiezu schon vor\u00fcber war. Die sporentragenden Organe (welche man Pistille nennt. Ref.) treten immer in einer gr\u00f6fseren Lufth\u00f6hle auf und sollen durch das Zusammentreten einer Gruppe von parenchy-matischen Zellen entstehen, die bei ihrer Vermehrung und Vergr\u00f6fserung in ihrer Mitte eine H\u00f6hle bilden, die nur nach aufw\u00e4rts eine Oeffnung zeigte, Dieses flaschenf\u00f6rmige Organ verl\u00e4ngert alsdann seinen Hals, bis es die Oberfl\u00e4che des Thallus erreicht, und nun tritt auch die Erweiterung des unteren Theiles des Sporangiums (wird gebildet durch das Ovarium des Pistills. Ref.) ein. Der Inhalt des Sporangiums stellte sich Hrn. Unger zuerst als eine homogene, ungef\u00e4rbte, mehr fl\u00fcssige Materie und als K\u00f6rnersubstanz dar; diese sammelt sich mehr nach dem Mittelpunkte und erscheint dann als Inhalt jenes Zellengewebes, aus welchem die Mutterzellen der Sporen entstehen. Es zeigte sich auch, dafs durchg\u00e4ngig an der\n\u00a5) Anatomische Untersuchung der Fortpflanzungstheile von Riccia glauca. \u2014 Linnaea von 1839. pag. 1\u201417.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nPeripherie eine Schicht der Zellen in ihrem Innern keine Sporen erzeuge (also auch hier eine \u00e4hnliche Zellenh\u00fclle, wie bei der Bildung der Pollenmassen in den Antheren der Phanero-gamen. Ref.). Bei dem Baue der Sporen best\u00e4tigt auch Herr Unger, dafs die \u00e4ufsere braune Haut derselben nicht aus Zellen zusammengesetzt ist, sondern nur eine netzf\u00f6rmige Ablagerung von Zellsubstanz zeigt.\nDie andern Organe der Fortpflanzung, die Antheren der Autoren, fand Herr Unger nicht in so grofser Anzahl und sehr zerstreut und einzeln stehend. Sie sollen in einem re-gelm\u00e4fsigen Auseinanderweichen der Parenchymzellen des Thallus bestehen; auch hier bildet sich der Inhalt zu einer k\u00f6rnigschleimigen Substanz, der in Zellenform von aufserordentlicher Kleinheit auftritt, \u00e4hnlich wie in den Antheren der Moose. Folgende Ergebnisse zieht Herr Unger aus seinen Beobachtungen: 1) Dafs die urspr\u00fcngliche Entwickelung jener beiden Fortpflanzungsorgane bei Riccia glnuca gleichzeitig stattflndet und sie daher eine n\u00e4here Beziehung zu einander zu haben scheinen; 2) dafs beide Organe H\u00f6hlen aus Zellengewebe gebildet darstellen, welche mit verl\u00e4ngerten Oeffnungen versehen sind, und dafs daher eine materielle Mittheilung des Inhalts derselben nicht unwahrscheinlich ist; 3) dafs die Function des halsf\u00f6rmigen Ausf\u00fchrungsganges des Sporangiums nur auf die fr\u00fcheste Zeit seiner Entwickelung beschr\u00e4nkt ist u. s. w., und dafs endlich die Uebertragung des Inhalts der Antheren in die Sporangen eine Bedingung der Sporenbildung ist.\nHerr Mo hl*) hat neue und sehr ergebnisreiche Beobachtungen \u00fcber die Entwickelung der Sporen der Lebermoose bekannt gemacht; er w\u00e4hlte zu diesen Untersuchungen Antho-ceros laevis, wo die jungen Muttersporen sehr wenig K\u00fcgelchen enthalten und daher die Vorg\u00e4nge der Bildung deutlicher beobachten lassen. Die j\u00fcngsten Mutterzellen, welche Hr. M. fand, stellten wrasserhelle, zum Theil kugliche Zellen dar, in welchen man einen Zellenkern, \u00e4hnlich dem in den Zellen der Phanerogamen, wahrnehmen konnte. Hierauf bildet sich eine schleimige Masse um die Scheibe des Zellenkerns, und diese\n*) Ueber die Entwickelung der Sporen von Anthoceros laevis. \u2014 Linnaca von 1839. pag. 273\u2014290.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"55\n\u00fcberzieht endlich mehr als die H\u00e4lfte des ganzen Kerns; es treten die gr\u00fcnen K\u00f6rnchen deutlicher hervor und die Masse trennt sich in zwei neben einander liegende Abtheilungen. An den R\u00e4ndern geht diese gr\u00fcne Masse in eine farblose, schleimige, aber feink\u00f6rnige Masse \u00fcber, welche gr\u00f6fsere oder kleinere Maschen bildet; sehr gut vergleicht Hr. M. diese Substanz mit den Blasen des Schaumes. Nachdem sich jene, in zwei H\u00e4lften zerfallene gr\u00fcne Masse allm\u00e4lich vergr\u00f6fsert hat, theilt sich jede dieser H\u00e4lften abermals in zwei Theile, und so sind vier neben einander liegende gr\u00fcne Kerne gebildet (K\u00f6rnerzellen von Hrn. M. genannt), wobei der eigentliche Zellenkern keinen Antheil nahm, sondern noch gesondert daneben liegt. Zu gleicher Zeit verdickt sich die Wand der Mutterzelle und nimmt die bekannte gallertartige Substanz an, und nun erfolgt die Theilung ihrer H\u00f6hle. Es entstehen Linien auf der inneren Fl\u00e4che der Mutterzelle, welche sehr richtig als hervorsprossende Leisten gedeutet werden, die sp\u00e4ter zwischen je zwei K\u00f6rnermassen bis gegen die Mitte der Zelle Zuwachsen und sich daselbst vereinigen. Von dem Nucleus der Mutterzelle ist nach geschehener Theilung keine Spur vorhanden. Kurze Zeit nach der Theilung der Mutterzelle beginnt die Bildung der Sporenhaut; n\u00e4mlich in jeder der vier vorhin entstandenen Abtheilungen und die K\u00f6rnermasse liegt im Innern einer jeden dieser neu entstehenden Zellen und ist durch Schleimf\u00e4den im Umfange der Sporenhaut befestigt. Die \u00fcbrigen Beobachtungen stimmen mit den Ergebnissen fr\u00fcherer \u00fcberein und sind bekannt. Eine Reihe von sch\u00f6nen Abbildungen geben die vollst\u00e4ndigsten Anschauungen von den mitge-theilten Beobachtungen.\nHerr Mo hl geht hierauf zur Vergleichung seiner Ansicht \u00fcber die Bildung der Sporen mit derjenigen des Herrn von Mir bei \u00fcber. Nach der Ansicht des Letzteren ist die Bildung der Sporen haupts\u00e4chlich von der Mutterzelle abh\u00e4ngig, indem n\u00e4mlich der Inhalt durch die vorspringenden Scheidew\u00e4nde der Mutterzelle mechanisch in vier Parthien getrennt wird. Nach Herrn Mohl\u2019s fr\u00fcherer Ansicht sollte die Entwickelung von 4 Sporen in einer Mutterzelle blofs auf der organischen Ver\u00e4nderung ihres Inhaltes beruhen, aber die neuen Beobachtungen bei Anihoceros scheinen die Wahrheit in die Mitte zu","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nstellen, denn die Bildung der Scheidew\u00e4nde ist erst eine Folge der Entwickelung des Inhaltes der Mutterzelle. Endlich sucht Herr Mohl zu zeigen, dafs kein grofser Werth darauf zu le* gen ist, ob die vier Abteilungen der Mutterzelle verbunden bleiben oder nicht, und dafs man diesen Vorgang nicht als unterscheidendes Merkmal der Mutterzellen der Sporen und der Pollenk\u00f6rner betrachten d\u00fcrfe. Bei Anlhoceros laevis konnte Hr. M. dieses Zerfallen nicht sehen, bei Anth. puno-tatus glaubt er es gesehen zu haben, und ebenso entschieden bei Jungermannia epiphylla, dagegen bei Rieda glauea wieder nicht.\nReferent*) publicirte die Resultate neuerer Beobachtun* gen \u00fcber die Bildung der Sporen von Aneura pinguis, welche als Nachtr\u00e4ge zu seinen Beobachtungen \u00fcber denselben Gegenstand anzusehen sind, die in dem dritten Bande seiner Phy* siologie der Pflanzen (Berlin 1839) mitgetheilt wurden. Im fr\u00fchesten Zustande der Frucht fanden sich nur sehr zarte l\u00e4ngliche Zellen, die mit einem Schleime eingebettet waren; diese Zellen vergr\u00f6fserten sich und kamen unmittelbar dicht neben einander zu liegen, worauf es sich etwas sp\u00e4ter zeigte, dafs aus diesen, anfangs ganz gleichgeformten Zellen, sowohl die Schleuderer, als die Sporen sich bildeten; die eine wird zum Schleuderer und die andere geht eine Reihe von Ver\u00e4nderungen ein, bis aus derselben die Sporen hervorgehen. Die Zellen, aus welchen durch Theilung jedesmal 4 Sporen hervorgehen, nennt Ref. die Muttersporen, und solcher Muttersporen entstehen 3, 4 und selbst 5 in jeder urspr\u00fcnglichen Schlauchzelle, w\u00e4hrend die daneben liegende, sp\u00e4ter zum Schleuderer werdende Zelle ganz unver\u00e4ndert mit ihrem gek\u00f6rnten Inhalte liegen bleibt, bis die Sporen fast ganz ausgebildet sind. Sobald die Mutterspore gebildet ist, zeigt sich in ihrem Umfange die Bildung einer gallertartigen Membran, welche man die Mutterzelle nennt, die Ref. mit dem Namen der Bildungsh\u00fclle bezeichnet. Etwas sp\u00e4ter sah Ref. 2, 3 und selbst 4 Muttersporen, mit ihren Bildungsh\u00fcllen umschlossen, der Reihe nach mit einander verwachsen und die Stelle der urspr\u00fcng-\n*) Beitr\u00e4ge zur Bildungsgesehichte verschiedener Pflanzentlieile. M\u00fcller\u2019s Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie von 1839. pag. 273.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"57\nlichen Schlauchzellen einnehmen, er konnte es aber, wegen Mangel an Material, noch nicht zur Entscheidung bringen, ob diese Bildungsh\u00fcllen vielleicht aus den einzelnen Gliedern hervorgegangen waren, in welche die urspr\u00fcngliche Schlauchzelle vielleicht durch Quertheilung zerfallen kann, oder ob, was sich in einigen F\u00e4llen deutlich zu zeigen schien, die Muttersporen mit ihren Bildungsh\u00fcllen innerhalb der urspr\u00fcnglichen Schlauchzelle auftreten und alsdann die Wand dieser resorbirt wird. Die Abbildungen, welche Referent beigegeben hat, werden dieses am besten verdeutlichen. Mitunter wandelt sich nur ein Theil der urspr\u00fcnglichen Schlauchzelle in Muttersporen u.s. w. um und der \u00fcbrige bleibt unentwickelt in einer der Mutterzellen seines eigenen Schlauches befestigt zur\u00fcck, wodurch dann die Stiele erkl\u00e4rt werden, welche man zuweilen ganz deutlich an einzelnen Mutterzeilen wahrnehmen kann; mit der ferneren Resorbtion der Mutterzelle verschwinden sie ebenfalls. Bei vielen Fr\u00fcchten der Aneura pinguis konnte Ref. um die Zeit, wenn die Theilung der Muttersporen durch Einschn\u00fcrung der W\u00e4nde begonnen, noch das Auftreten einer zweiten Bildungsh\u00fclle (es war nicht etwa die innere Fl\u00e4che der \u00e4ufseren Bildungsh\u00fclle!) wahrnehmen, aber keine von beiden hatte bei dem Zertheilen der Muttersporen AntheiJ, wie es die Abbildungen zeigen werden. Indessen in diesem letztverflossenen Winter habe ich an andern Individuen der Aneura pinguis (es war die grofse Torfform!) die Theilung der Muttersporen stets mit Antheil ihrer Bildungsh\u00fclle wahrgenommen; indem n\u00e4mlich die gallertartige H\u00fclle in die entstehenden Einfaltungen der Membranen der Muttersporen mit hineinwuchs, aber sich niemals vollkommen zertheilte, wie es zuweilen bei Fellia epiphylla erscheint, meistenteils aber ebenfalls nicht vorkommt. Ob hier bei der Aneura der Zertheilung der Mutterspore in 4 besondere Sporen die Bildung von Kernmassen vorangeht, das l\u00e4fst sich gegenw\u00e4rtig noch nicht beobachten, indem diese Zellen ganz mit gr\u00fcner Masse gef\u00fcllt sind, welche dergleichen Vorg\u00e4nge verdunkeln kann; bei Fellia epiphylla, Sphagnum palustre u. s, w. habe ich es ebenfalls nicht wahrnehmen k\u00f6nnen. Gleich nach dem Entstehen der Sporen durch die Theilung zeigte auch jede einzelne Spore eine Special-Bildungsh\u00fclle, ganz ebenso, wie es die Pollenk\u00f6rner zeigen. Sp\u00e4-","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"ter werden erst die gemeinschaftlichen Bildungshiillen und zuletzt auch die Special-Bildungshiillen resorbirt und dann liegen die Sporen einzeln zwischen den langen Schlauchzellen, welche sich in dieser letztem Zeit zu Schleuderer umgewandelt haben.*)\nAuch im vergangenen Jahre hat Herr Klotzsch**) eine Reihe von Pilzen beschrieben und mit vortrefflichen Abbildungen erl\u00e4utert; wir erhalten in dieser Arbeit (zu Tab. 473) eine Eintheilung der Hymenomyceten nach den neueren Beobachtungen \u00fcber den Bau ihres Fruchtlagers. Die Hymenomyceten zerfallen hiernach in zwei grofse Abtheilungen: In Exo-sporae, mit freien, gestielten Sporen, und in Entosporae, mit eingeschlossenen ungestielten Sporen. Die erstere Abtheilung zerf\u00e4llt in die Tetrasporidei, wo sich ungekr\u00fcmmte Sporen frei entwickeln, je zu vier und nur ausnahmsweise zu zwei, drei oder sechs, und in die Monosporidei, wo sich l\u00e4ngliche und gekr\u00fcmmte Sporen stets einzeln auf pfriemf\u00f6rmigen Sporentr\u00e4gern entwickeln ; zu dieser letztem Abtheilung geh\u00f6rt die Gattung Exidia und von Exidia plicata Kl. erhalten wir auf Tab. 475 hiezu die Nachweisung. Interessant sind die Nachweisungen, dafs mehrere tuberartige Pilze, als die Gattungen: Gautieria Vittad., Hydnangium Wallr. und Hymenangium KL {Tuber album Bull.') zu den wahren Hymenomyceten geh\u00f6ren und zwar zu den Exosporen; das Hymenium bekleidet bei diesen Pilzen die Fl\u00e4che der H\u00f6hlen, welche im Innern ihrer fleischigen Substanz Vorkommen. Bei der Beschreibung der Mo rch ell a esculent a nennt Herr Klotsch die Paraphy-sen der Autoren: Antheren, und bei Sphaerosoma (fusces-eens) Kl. sagt er, dafs Antheren, wenn sie bei Octosporidien Vorkommen, immer \u00fcber die Schlauchhautfl\u00e4che hinaus ragen,\n\u00a5) In dieser oben angef\u00fchrten Abhandlung ist das Pfl\u00e4nzchen, an \u2022welchem die Beobachtungen gemacht wurden, Trichostylium arena-rium genannt, aber ich habe mich jetzt davon \u00fcberzeugt, was ich in meinem vorigen Jahresberichte vermuthete, dafs die Corda sehe Gattung Trichostylium mit Aneura zusammenf\u00e4llt, indem das S\u00e4ul-chen, welches bei Trichostylium vorkommt, gerade den Aneuren angeh\u00f6rt. Ref.\n**) Alb. Dietrich\u2019s Flora des K\u00f6nigreichs Preufsen. Vll. Berlin 1839. Von Tab. 457\u2014476.","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"59\nund daher z\u00e4hlt er die Paraphysen von Sphaerosoma fusces-cens (Tab. 464) nicht zu den Antheren, weil dieselben nicht \u00fcber die Oberfl\u00e4che hinausragen. Hierbei m\u00f6chte Ref. an die schon von Hrn. Carus geatmete Andeutung einer Geschlechts-Differenz bei seinem interessanten Pyronema Marianum erinnern, wo die gelbe F\u00e4rbung der ganzen Schimmelfl\u00e4che gerade von dem Inhalte dieser Paraphysen oder Antheren-\u00e4hnlichen Organe abgeleitet wird.\nHerr Redmann Coxe*) hat der Linnaean Society seine \u201eObservations on some Fungi or Agarici, which by deliquescence form an inky fluid, drying into a bister-coloured mass, capable of being used as a water-colour for drawings^ and of avery indestructible nature by means of commun agencies\u201c \u00fcbersendet.\nHerr Morren**) hat Beobachtungen \u00fcber die Struktur und F\u00e4rbung des Agaricus epixylon De C. mitgetheilt. In Bezug auf die F\u00e4rbung sagt derselbe, dafs die f\u00e4rbenden Substanzen in den Pilzen ganz anders gebildet sind, als bei anderen Pflanzen; hier bei dem genannten Agaricus wird die blaue F\u00e4rbung des Huts durch einige wenige sph\u00e4rische K\u00fcgelchen bewirkt, welche in den Schl\u00e4uchen des Gewebes enthalten sind. Diese K\u00fcgelchen erhalten durch Jodine keine Ver\u00e4nderung. In den tiefer liegenden Zellenschichten sind die K\u00fcgelchen weniger zahlreich, und in den Schl\u00e4uchen des weis-sen Fleisches der Champignons sind sie gar nicht vorhanden. Das Gewebe des genannten Pilzes soll aus lauter anastomo-sirenden Gef\u00e4fsen bestehen, die zuweilen knotenf\u00f6rmige Anschwellungen haben, gew\u00f6hnlich gabelf\u00f6rmig, seltener aber auch dreifach ver\u00e4stelt sind. Diese Gef\u00e4fse sind l\u00e4ngliche, cylindri-sche und anastomosirende R\u00f6hren; sie enthalten eine Fl\u00fcssigkeit und K\u00fcgelchen und sind hie und da mit Querw\u00e4nden versehen. Die R\u00f6hren sind von aufserordentlieher L\u00e4nge und bilden durch ihren Verlauf ein filziges Gewebe, daher k\u00f6nnen sie nicht mehr zum Parenchym gez\u00e4hlt werden ; sie stehen den Milchsaft-f\u00fchrenden Gef\u00e4fsen zun\u00e4chst und bilden ein wahres\n\u00a5) Annals of natural hist. June 1839. pag. 258.\n\u00a5\u00a5) Notice sur l\u2019histologie de l\u2019Agaricus epixylon. \u2014 Bulletin de l\u2019Acad\u00e9mie Royale de Bruxelles. VI. No. 1.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nGefafsgewebe. Ja man k\u00f6nnte dieses Pilzgewebe mit dem Systeme der Milchsaft-f\u00fchrenden Gef\u00e4fse zusammenstellen (f\u00fcr welche Herr Morren die Benennung Cinencliyme (xlvj]Gl\u00e7') gebildet hat), aber da es sich von diesem durch das Fehlen der Circulation und haupts\u00e4chlich durch die filzartige Verflechtung unterscheidet, so belegt es Herr Morren mit einem be-sondern Namen und nennt es Daedalenchyme, um damit zugleich das Wesentlichste desselben zu bezeichnen.\nReferent kann die Ansichten des Herrn Morren \u00fcber die Natur des Pilzgewebes nicht theilen ; er h\u00e4lt dasselbe f\u00fcr Zellengewebe und hat es fr\u00fcher (Phytotomie, 1830, pag. 138) als eine eigene Form des sogenannten unregelm\u00e4fsigen Zellengewebes mit dem Namen: Filzgewebe belegt. Diese Zellen sind zwar h\u00e4ufig sehr lang und ver\u00e4stelt, aber die Querw\u00e4nde, welche diese ver\u00e4stelten R\u00f6hren zu Zellen machen, sind gar nicht zu verkennen. Uebrigens findet man bei den Pilzen noch viele andere und oft sehr regelm\u00e4fsige Formen von Zellengewebe. An den Sporen des Agaricus epixylon beobachtete Herr Morren eine spontane Bewegung sobald sie sich in Wasser befanden. (Diese Bewegung ist aber auch schon fr\u00fcher beobachtet worden und man sah sie sogar an trockenen Pilzsporen. Ref.)\nIn den fr\u00fcheren Jahresberichten haben wir schon mehrmals der Pilzbildungen gedacht, welche in den letzteren Jahren unter dem Namen der G\u00e4hrungspilze so grofses Aufsehen erregt haben; Referent selbst hat es \u00f6fters zu zeigen versucht, dafs es sehr unwahrscheinlich ist, dafs jene Pfl\u00e4nzchen die Ursache der G\u00e4hrungserscheinungen seien, wenngleich sie auch stets in g\u00e4hrenden Fl\u00fcssigkeiten zu finden sind; dafs es aber wirkliche Pfl\u00e4nzchen sind, das wurde durch die Beobachtung \u00fcber das Wachsthum derselben, wenigstens wie es dem Referenten erscheint, vollst\u00e4ndig erwiesen. Indessen hat ganz neuerlich Herr Liebig*) in einer Abhandlung \u00fcber die Erscheinungen der G\u00e4hrung u, s. w. auch jene Angaben \u00fcber\n*) Ueber die Erscheinungen der G\u00e4hrung, F\u00e4ulnifs und Verwesung und ihre Ursachen. \u2014 S. die Annalen der Pharmacie 1839 \u2014 und Erdmann\u2019s und Marchand\u00e9 Journal f\u00fcr praktische Chemie. 18ter Band. 1839. pag. 159.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"61\ndie vegetabilische Natur der im Fermente enthaltenen Bildungen f\u00fcr T\u00e4uschung erkl\u00e4rt, und stellt dagegen die Ansicht auf, dafs sich der Pflanzenleim und das Eyweifs, die sich bei der G\u00e4hrung des Bieres und der Pflanzens\u00e4fte im ver\u00e4nderten Zustande abscheiden, in der Form von K\u00fcgelchen zeigen, die entweder frei umherschwimmen oder mit einander Zusammenh\u00e4ngen, und diese K\u00fcgelchen sollen also die Naturforscher f\u00fcr die Infusionsthierclien oder f\u00fcr die G\u00e4hrungspilze angesehen haben. Ja die Ansicht, sagt Herr Liebig, dafs es Thiere oder Pflanzen sind, widerlegt sich von selbst, denn in reinem Zuckerwasser verschwinden bei seiner G\u00e4hrung die sogenanten Saamen mit den Pflanzen, die G\u00e4hrung findet statt, ohne dafs man eine Entwickelung oder Reproduction der Saamen, Pflanzen oder Thiere bemerkt, welche als die Ursache des chemischen Processes von den Naturforschern angesehen wird.\nEs ist dem Referenten unbekannt, auf wessen Beobachtungen Herr Liebig diese letzteren Angaben st\u00fctzt; wahrscheinlich sind es seine eigenen, die aber hierin offenbar den richtigeren der Vorg\u00e4nger weichen m\u00fcssen.\nHerr Balsamo Crivelli*) hat neue Mittheilungen \u00fcber den Ursprung und die Entwickelung der Botrytis Bassiana und einer anderen schmarotzenden Art von Schimmel bekannt gemacht, ein Gegenstand, \u00fcber den bereits in unserm Berichte von 1836 (Berlin 1837. pag. 107) die Rede war. Hr. Crive 11 i fand jedesmal, dafs die Bl\u00e4schen, woraus die Fettmassen bestehen, in Botrytis \u00fcbergehen k\u00f6nnen, und er \u00fcberzeugte sich, dafs Herrn Audouin\u2019s angebliche corps v\u00e9sicules oder Keimk\u00f6rner nichts als schwimmende Fettk\u00fcgelchen seien. An einer erkrankten Raupe wurde ein Einschnitt in die Seite gemacht, und der ausfliefsende Saft zeigte die angeblichen A ud ou in7 sehen Keimk\u00f6rner, die gewifs nichts anderes w\u00e4ren als Fettk\u00fcgelchen, einzelne F\u00e4den trieben, die im Gegen-theile sehr zahlreich und allenthalben aus einem Br\u00f6cklein Fett hervorwuchsen, welches beobachtet wurde. Am folgenden Morgen war das Innere der Raupe mit ./iscophora mu-cedo bekleidet. Die Sporen von Ascophora brachte Herr\n*) Mitgetheilt vom Freih. v. Cesati in der Linnaea von 1839. pag. 118\u2014123.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nf\nCrivelli in den K\u00f6rper von 4 Puppen und 3 Tage darauf liefsen sich die K\u00f6rner ihrer Fettmassen voll von treibenden Faden sehen. Schliefslich bleibt Hr. C. bei seiner Ansicht, dafs in dem Fette des Seidenvvurmes solche Ver\u00e4nderungen Vorgehen k\u00f6nnen, dafs dessen Bestandteile zu selbstst\u00e4ndiger Hervorbringung des Schimmels geschickt werden, welcher sodann die Krankheit auch auf gesunde Raupen fortpflanzt.\nHerr Turpin*) giebt Nachricht \u00fcber die Ursache, wefs-halb geschmolzene und wieder erkaltete Butter so schwer schimmelt; die Abhandlung ist sehr lang, indem eine Menge von F\u00e4llen aufgef\u00fchrt sind, wo man Schimmelbildung entstehen sah, ohne annehmen zu d\u00fcrfen, dafs die Saamen dazu aus der Luft herabgeregnet w\u00e4ren, und ebenso umst\u00e4ndlich ist die mikroskopische Struktur der Butter vor und nach dem Schmelzen und Wiedererh\u00e4rten auseinandergesetzt. Wir heben indessen an diesem Orte nur folgende, uns n\u00e4her interessirende Punkte hervor. Die Schimmel, welche in der gew\u00f6hnlichen Butter aus den darin enthaltenen Milchk\u00fcgelchen hervorgehen, k\u00f6nnen in der geschmolzenen Butter nicht entstehen, indem die Milchk\u00fcgelchen derselben mit dem Butter\u00f6le \u00fcberzogen sind. Herr Turpin macht die Bemerkung, dafs die Erkl\u00e4rung der Entstehung der Schimmel auf der Oberfl\u00e4che der organischen Materie durch einen immerw\u00e4hrenden Regen von Saamen aller Arten von Schimmel heutigen Tages nur noch l\u00e4cherlich erscheinen kann, indessen sei die Erkl\u00e4rung der Entstehung der Schimmel durch generatio spontanea gar sehr einzuschr\u00e4nken oder vielmehr genauer zu bezeichnen. Die Natur erzeugt den Schimmel auf doppelte Weise, einmal unmittelbar aus der Globuline der organischen Materie, nachdem diese aufgeh\u00f6rt haben, dem Leben eines organischen K\u00f6rpers unterth\u00e4nig zu sein, und zweitens entstehen die Schimmel durch Sporen, welche sie selbst erzeugen.\nHerr Hanover*) hat \u201eBeobachtungen einer conta-\n*) Sur le singulier caract\u00e8re physique et misroscopique que prend subitement le beurre fondu et refroidi, et sur la grande difficult\u00e9 qu\u2019\u00e9prouve le beurre, dans toutes sortes d\u2019\u00e9tats, \u00e0 se moisir ou \u00e0 produire des v\u00e9g\u00e9tations muc\u00e9din\u00e9es. \u2014 Compt. rendus d. 9 D\u00e9cemb. pag. 748\u2014762.\n*\u00a5) S. M\u00fcller\u2019s Archiv f\u00fcr Anatomie etc. 1839. Heft 5.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"63\ngi\u00f6sen Confervenbildung auf dem Wassersalamander\u201c gemacht; er sah n\u00e4mlich die Entstehung einer Confer-venbildung auf einem anatomirten Exemplare von Triton pun-ctatus unter Wasser. Gleiche Wucherungen zeigten sich auf einem todten Salamander, auf einer todten Fliege und auf den Schnittfl\u00e4chen mehrerer Verwundungen, welche an den lebenden Salamandern gemacht waren; ja bisweilen zeigte sich die Confervenbildung auch ohne Verletzung, z. B. an den Zehen, wobei die angegriffenen Zehen verloren gingen.\n(Die Pflanze, welche hier von Herrn Hanover in ihrem Auftreten beobachtet wurde, ist die Achlya prolif\u00e9ra N. v. E., und wenn Herrn Carus Abbildungen dieses Pilzes, wie Hr. H. sagt, zu den von ihm beobachteten Pflanzen nicht passen, so werden es vielleicht die meinigen, welche ich zu G\u00f6the\u2019s Mittheilungen aus der Pflanzenwelt (S. Nova Acta Acad. C. L. C. Tom. XV. P. II. pag. 374 etc. Tab. I. XXIX.) und an anderen Orten gegeben habe; denn ich habe diesen Pilz unter \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnissen auf Fliegen, Spinnen, Regenwiirmern, Planarien, todten Fr\u00f6schen und selbst auf faulendem \u0178 iscuin album, also auch auf Pflanzen, beobachtet, und habe an einem andern Orte (Wiegmann\u2019s Archiv etc. 1835. II. pag. 354) gezeigt, dafs der kleine Pilz, welcher sich zur Herbstzeit auf dem Leibe der gew\u00f6hnlichen Stubenfliege bildet, Sporen tr\u00e4gt, welche keimen und im Wasser zur Achlya prolif\u00e9ra heranwachsen. Auch die Saamenbildung und das Keimen der Achlya-Sporen ist beobachtet und auf angef\u00fchrter Tafel, wie in meiner Pflanzen-Physiologie (III. Berlin 1839. Tab. X. Fig. 18 und 19.) dargestellt. Ref.)\nHerr Hanover inoculirte jenes Gew\u00e4chs auf den R\u00fccken eines gesunden Thieres und sah, dafs die Conferven nach Verlauf von 16 Stunden hervorgewachsen waren, sp\u00e4ter aber mit der H\u00e4utung abfielen. Diese Versuche wurden h\u00e4ufig wiederholt, zeigten aber immer, dafs die Entwickelung jener Pflanzen dem Thiere nicht sch\u00e4dlich war. Aufserdem machte Hr. H. noch die Bemerkung, dafs die Inoculation jener Conferven im unreifen Zustande rascher vor sich geht als im reifen.\nDa sich Referent mit diesem Gegenst\u00e4nde schon vielfach besch\u00e4ftigt hat, so sei es ihm erlaubt, seine Beobachtungen \u00fcber denselben ganz vorurteilsfrei abzugeben. Die Inocula-","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nt\u00eeon des Pilzes, welche Herr Hanover vorgenommen hat, ist nichts weiter, als eine gew\u00f6hnliche Fortpflanzung; die reifen Pfl\u00e4nzchen gaben Sporen, aus welchen die jungen Pfl\u00e4nzchen hervor wuchsen, und die sogenannten unreifen Conferven bildeten ihre einzelnen F\u00e4den weiter aus, was sowohl die Gattung Achlya unter den Wasserpilzen, als die Gattung Vau-cheria unter den Conferven zeigt. Dieses blofse Wachsen der Pilzf\u00e4den auf der schleimigen Oberfl\u00e4che der Tritonen kann diesen von keinem Nachtheile sein, sie wachsen wie der Schimmel aus ausgestreuten Sporen. Indessen ebenso, wie die niederen Schimmel nicht nur aus Sporen entstehen, sondern noch auf eine andere, uns noch unbekannte Weise, ebenso verh\u00e4lt es sich mit der Achlya prolif\u00e9ra und den Isarien; es sind Schimmel, welche sich als Produkt eines krankhaften Zustandes der Thiere entwickeln; die Krankheit ist eine sehr tief liegende, denn gew\u00f6hnlich sterben die Thiere daran. Sind nun aber diese Schimmel gebildet, so vermehren sie sich auch durch Sporen. Dergleichen Krankheiten sind \u00fcbrigens wahrscheinlich gar nicht selten, nur f\u00fcr das Thier mehr oder weniger von Bedeutung; so habe ich k\u00fcrzlich eine Krankheit bei den Vibrionen beobachtet, aus deren K\u00f6rper sich ein sehr niedlicher, aber \u00e4ufserst kleiner mikroskopischer Schimmel entwik-kelte, an welchem sie durchaus starben; die Thiere winden sich hin und her und bestreben sich das krankhafte Produkt abzustreifen, aber vergebens; sie werden endlich ruhig und sterben.\nIn den grofsen und prachtvollen Werken, welche Herr Corda im vergangenen Jahre \u00fcber die Pilze herausgegeben hat, finden wir gleichfalls einige Beobachtungen, welche f\u00fcr die Physiologie dieser Gew\u00e4chse von Interesse sind. Bei Gelegenheit der Beschreibung eines Schimmels, den Hr. Corda*) Gonatobotrys simplex nennt, sagt derselbe, dafs wir in den niedern Pflanzenreihen oft Gestalten erscheinen sehen, welche gleichsam eine niedere Form anderer h\u00f6her entwickelter darstellen, und er habe schon bei der Versammlung der Naturforscher zu Prag (1837) auf eine bedeutende Zahl solcher, oft parai eile Reihen bildender Typen aufmerksam gemacht, und\n*) Prachtflora der europ\u00e4ischen Schimmelbildungen. Mit XXV kolorirten Tafeln. Leipzig und Dresden. 1839. Fol. pag. 9.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"65\nzu zeigen gesucht, dafs man bei den niedern Pilzen \u00fcberhaupt gleichsam mathematische Combinationen darstellen kann, wenn man den einzelnen Organen des Schimmels oder Pilzes Zeichen substituirt, und dafs die aus der Combinirung dieser Zeichen als Organenwerthe hervorgehenden Glieder der Combi-nationsreihe jedesmal einer jener Formengruppen entsprechen, welche wir bisher als Gattungstypen zu betrachten gewohnt sind. Hr. Corda verspricht uns sp\u00e4ter diese Reihen in einem besonderen Werke historisch, theoretisch und praktisch zu erl\u00e4utern, und hofft, dafs die Schimmel der Tropen gewifs noch sehr zahlreiche Formengruppen liefern werden, welche die noch fehlenden Typen ausf\u00fcllen werden. Herr Corda hat in diesem Prachtwerke auch eine Tafel mit Abbildungen von Sy-zygites megalocarpus gegeben und derselben eine ausf\u00fchrliche Beschreibung der Fruchtbildung beigef\u00fcgt, die hier bekanntlich unter den Erscheinungen der Copulation stattfindet; er beobachtete, dafs die beiden bimf\u00f6rmigen W\u00e4rzchen, aus welchen die Frucht hervorgeht, sich nicht nur ber\u00fchren, sondern mit einander ganz genau verwachsen, so dafs sich der Inhalt beider vereinigen kann, nachdem die Scheidew\u00e4nde re-sorbirt sind. Nach erfolgter Vereinigung jener beiden Aest-chen erfolgt die Fruchtbildung, indem sich in der Mitte dieser zusammengewachsenen Aestchen eine oder zwei Zellen bilden, wodurch das Sporangiolum dargestellt wird, welches im reifen Zustande mit grofsen eckigen Warzen besetzt ist. Dieses Sporangiolum enth\u00e4lt einen Brei, der aus Oeltr\u00f6pfchen, un-mefsbaren Molek\u00fclen und aus 2 bis 5 Sporen besteht. Oft sind die sonst fruchtbildenden Aestchen gar nicht zur Vereinigung gelangt, und dann entwickelt eines derselben oder auch beide an ihrer Spitze ein fast kugliches Sporangiolum. Auch Herr Corda sah das Sporangium dieses merkw\u00fcrdigen Pilzes nie abfallen oder sich \u00f6ffnen, und auch die Aussaat der Sporen mifslang. Schliefslich macht Herr Corda noch die Bemerkung, dafs das Copuliren der Frucht\u00e4stchen mit dem Con-jugiren der Conferven verglichen worden ist, dafs aber dieser Vergleich bei kritischer Untersuchung beider Ph\u00e4nomene sehr hinkend erscheine. Referent geh\u00f6rt gleichfalls zu denjenigen Botanikern, welche die Copulation bei Syzygites mit der Conjugation der Conferven in Vergleich gestellt hat, und nachdem\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\ner alle die verschiedenen Arten der Copulation sorgf\u00e4ltig beobachtet bat, welche Conferven und Closterien darbieten, kommt es ihm ganz unbegreiflich vor, wie man noch eine solche Aeufserung wie die so eben angef\u00fchrte des Hrn. C. machen kann; sie ist offenbar nur dadurch entstanden, dafs Hr. C. die Copulations-Erscheinungen bei den Algen nicht mit eben so vielem Fleifse beobachtet hat, wie die Schimmelbildungen, denn besonders bei den Closterien zeigt sich die Copulation unter ganz \u00e4hnlichen Erscheinungen, und Ref. sah auch bei Spirogyren, dafs die durch Copulation hervorgehende gew\u00f6hnliche Spore wieder als Sporangiolum auftrat und kleinere Sporen enthielt u. s. w.\nWichtiger ist f\u00fcr uns der Inhalt des dritten Bandes der Abbildungen der Pilze und Schw\u00e4mme, welche Herr Corda*) gleichfalls im laufenden Jahre publicirt hat; wir erhalten darin unter Andern neue Untersuchungen \u00fcber die Gattung Aeci-dium, welche in der That bisher noch immer nicht genau genug bekannt ist. Herr Corda bringt Aecidium, seines Peri-diums wegen, zu den wahren Balgpilzen; er s\u00e4ete die Sporen von Aecidium Tussilaginis auf sehr feucht gehaltene oder unter Wasser getauchte Bl\u00e4tter des Huflattigs, und sah es oft gelingen, dafs dieselben keimten, wobei sie an ihrer Sporenhaut durch Dehnung eine Warze entwickelten, welche zu einem Zellfaden ward, der nach allen Polen hin Faserzellen aussende, wie es die Sporen aller Pilze thun. Nach und nach bildete sich aus diesen hervorgetretenen Faserzellen ein Fasergeflecht, \u00e4hnlich wie es die Pilze, Algen und Moossporen thun; es sollen dieses wahre Keimf\u00e4den sein, und Hr. Corda sagt, er habe gesehen, dafs sie durch die Stomatien (Spalt\u00f6ffnungen n\u00e4mlich!) der Oberhaut in das Parenchym des Blattes eindrangen und sich daselbst zu verzweigen anfingen. Botaniker, welche mit diesen Gegenst\u00e4nden vertraut sind, werden die Wichtigkeit dieser Mittheilung sogleich erkennen; es ist bisher die Fortpflanzung der Blattpilze noch nicht beobachtet worden, dagegen sind eine Menge Hypothesen erfunden, welche dieselbe erkl\u00e4ren sollten; diese alle st\u00fcrzten nun\n*) Ic\u00f4nes fungorum hucusque cognitorum. Tom. III. Pragae 1839. c. Tab. IX. Fol.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"67\nzusammen, wenn Herrn Corda\u2019s Angabe, dafs die Keimf\u00e4den der Aecidien-Sporen durch die Spalt\u00f6ffnungen in das Parenchym des Blattes hineindringen, die richtige ist. Herr Corda sah ferner, dafs das Aecidium-H\u00e4ufchen mit seinem zelligen Tr\u00e4ger seitlich einem Gef\u00e4fsbiindel des Blattes aufsitzt u. s. w. Grofse Abbildungen geben Ansichten von der Struktur dieses Blattpilzes nach den Beobachtungen und Ansichten des Herrn Corda.\nDie gr\u00f6fsere H\u00e4lfte dieses Bandes handelt von den Hy-menomyceten, zu welchen Herr Corda gegenw\u00e4rtig nicht nur die Helvellaceen, Pezizen und Tremellinen gebracht hat, sondern auch die Tubercularinen, Coryneaceen u. s. w., indessen nach den neueren Beobachtungen \u00fcber das Auftreten der Sporen ist es durchaus noting, dafs die Octosporideen von den wahren Hymenomyceten mit freien Sporen u. s. w. getrennt werden. Es w\u00e4re aber wohl w\u00fcnschenswert, dafs ein anderer Name dieser Familie von Pilzen gegeben w\u00fcrde, denn die Sporangien der grofsen Sphaerien sind ebenfalls mit 8 Sporen gef\u00fcllt, und auch ihr Auftreten hat grofse Aehnlichkeit mit demjenigen der Sporangien der Pezizen u. s. w. Bei den Pezizen erhalten wir eine Beschreibung von der Bildung der Sporen, aus welcher eigentlich hervorgeht, dafs sich die Sporenhaut rund um die Oeltr\u00f6pfchen bilden soll, welche in den Sporen-Schl\u00e4uchen neben gr\u00f6fseren und kleineren K\u00f6rnchen auftreten. Wir erhalten hiermit also wieder eine neue Theorie \u00fcber die Bildung von Zellen, als welche sich die Sporen dieser Pilze darstellen.\nSehr ausf\u00fchrlich handelt Herr Corda \u00fcber den Bau des Fruchtlagers der wahren Hymenomyceten, und er sucht zu zeigen, dafs ihm die Ehre der ersten genaueren Beobachtung dieses Gegenstandes zukomme, denn er habe bereits im Win-tei 1833 \u20141834 der Akademie der Wissenschaften zu Berlin eine Abhandlung \u00fcber den \u201eBau der Sporen cryptogamischer Pflanzen\u201c mit vielen Abbildungen begleitet \u00fcbergeben, wo die freien, zu vier gestellten Sporen, die Antheridien, die Sporenhaut, der Sporenkern und die Oeltr\u00f6pfchen abgebildet und beschrieben waren. Die Mehrzahl der Mitglieder der Akademie habe diese Arbeit sehr wohlwollend aufgenommen, aber der gr\u00f6fste Mikroskopiker Deutschlands erkl\u00e4rte diese Beobachtun-\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\ngen fiir Unwahr; die Sporen, frei und zu vier gestellt, waren falsch, die Antheridien (und theilweise auch die Basidien) waren nach seinen Beobachtungen Insekteneier! u. s. w. Schon in den Jahresberichten von dem Jahre 1838 (pag. 51\u201455) und von 1836 (pag. 167) hat Referent eine geschichtliche Ueber-sicht der Beobachtungen geben m\u00fcssen, welche \u00fcber den fraglichen Gegenstand publicirt worden sind, und Herrn Corda\u2019s Entdeckungen hier\u00fcber zeigte er an als niedergelegt in dem Aufsatze der Flora oder botanischen Zeitung von 1833; nach den obigen Mittheilungen des Herrn Corda h\u00e4tte derselbe jedoch bald nach dem Schreiben jener Abhandlung eine neue Arbeit ver\u00f6ffentlicht (n\u00e4mlich im Winter 18f f der Akademie zu Berlin vorgelegt), welche ihm allerdings die gerechtesten Anspr\u00fcche auf die Best\u00e4tigung und Erweiterung der Beobachtungen Micheli\u2019s giebt, und wenn jene Angaben von einem Mitgliede der genannten Akademie best\u00e4tigt werden k\u00f6nnen, so sind Herrn Corda\u2019s Beobachtungen auch denen von Herrn L\u00e9veill\u00e9 voranzusetzen; Letzterer behauptet freilich gleichfalls, seine Beobachtungen schon vor 10 Jahren an Perso on und Andere mitgetheilt zu haben. Bei der Beschreibung des Fruchtlagers wird auf die drei gew\u00f6hnlich vorkommenden Schichten desselben aufmerksam gemacht und eine ausf\u00fchrliche Beschreibung der Milchsaft- oder Lebenssaft-Gef\u00e4fse gegeben, welche bei den Milchern und den T\u00e4ublingen der Agaricini Vorkommen; eine prachtvolle Abbildung dieser Gef\u00e4fse mit dem ganzen Hymenio des Agavicus foetens giebt die beste Nachweisung dar\u00fcber. Bei Agaricus foetens, beschreibt Herr Corda, findet man zwischen den Zellen der beiden verschiedenartigen Zellsysteme (die Schlauchschicht n\u00e4mlich und die Schicht von sph\u00e4rischen Zellen) noch ein drittes System eingelagert, welches beide vielfach durch webt, und aus vollst\u00e4ndigen, unter einander mannigfach verzweigten und communici-renden halben engen R\u00f6hren besteht, welche eigene W\u00e4nde haben und einen milchartigen, bald durchsichtigen, wreifsen, k\u00f6rnigen Saft f\u00fchren, der sich langsam nach den verschiedenen Richtungen dieser R\u00f6hren zu bewegen scheint. Hr. Corda selbst glaubt mit Recht sagen zu k\u00f6nnen, dafs er dieses Ge-f\u00e4fssystem bei den Pilzen zuerst deutlich und gut dargestellt, beschrieben und abgebildet habe, denn die Abbildung, welche","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"69\nHerr Schultz aus Agaricus deliciosus gegeben hat, sei sehr confus und der Natur v\u00f6llig un\u00e4hnlich. Diese Milchsaft-Ge-f\u00e4fse durchlaufen alle Organe und Gewebe des Agaricus foe-tens; sie sind fast gleichm\u00e4fsig vertheilt, nur die Bl\u00e4tter und die \u00e4ufsere Rindenschicht ^ des Strunkes scheinen deren mehr zu haben. Die R\u00f6hren sind hell, fast stets gleich dick, meistens geschl\u00e4ngelt und vielfach ver\u00e4stelt, und oft lagern sich die Zellen des grofszelligen Parenchyms strahlig um das Milch-saftgef\u00e4fs und umgeben es eine Strecke weit mit einer walzi-gen Zellenschicht. Wo sich diese Gef\u00e4fse der Oberfl\u00e4che des Blattes n\u00e4hern, da senden sie eigene lange blindendigende Aeste ab, welche mit ihren kegelf\u00f6rmigen Spitzen die \u00e4ufserste Schicht des Blattes und Hymeniums bilden. Sehr umst\u00e4ndlich wird hierauf der Bau und die Bildung der eigentlichen Fructi-ficationsorgane mitgetheilt; die weiblichen werden nach L\u00e9-veil l\u00e9 Basidien genannt, sie bestehen aus dem K\u00f6rper, den Sporentr\u00e4gern ((Sterigmata von Hrn. C. benannt, eine Benennung, welche aber schon anderweitig mehrmals im Gebrauche ist, Ref.), dem Inhalte und den Sporen. Die Bildung wird in eben derselben Art angegeben, wie wir es im vorigen Jahresberichte pag. 54 mitgetheilt haben. \u201eJeder Sporentr\u00e4ger, sagt aber Hr. Corda, entwickelt stets nur eine Spore auf einmal und mehrere hinter- oder nach einander, gerade so wie es die Endspitzen der Fadentr\u00e4ger der Hyphomycetes thun.\u201c Ob diese Angabe auf wirklichen Beobachtungen beruht, wird nicht besonders \"bemerkt, und Referent glaubt mit Recht daran zweifeln zu k\u00f6nnen, dafs sich die Sporenbildung an der Spitze der Sporentr\u00e4ger nach dem Abfallen der Sporen wiederholt. Die Sporen bestehen nach Herrn Corda aus einer Sporenhaut, einem Kern und aus Oeltr\u00f6pfchen, und wo die Sporen terminal gebildet werden, da besitzen sie ein konisches, stumpfes oder spitziges durchbrochenes W\u00e4rzchen, und diese Oeffnung hat derselbe schon fr\u00fcher \u201eHylus, Fensterchen, Nabel\u201c genannt. Sporen mit seitlichem Hylus sollen k\u00fcnftig Sporne pleurotropae und solche mit axenst\u00e4ndigem Hylus Sporne trepanotropne heifsen, und Herr Corda wird es an einem andern Orte genauer w\u00fcrdigen, in welcher Beziehung ein or-thotropes Ovulum zu einer trepanotropen Spore steht u. s. w. Die Oeltr\u00f6pfchen in den Sporen sind nach Herrn Corda\u2019s","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\neigener Analyse eine Verbindung eines fetten \u00fcberwiegenden und eines scharfen geschmackerregenden \u00e4therischen Oeles. Herr Corda weist ferner nach, dafs er die Antheridien der Fleischpilze schon 1833 ganz bestimmt fiir Antheren erkl\u00e4rt hat, und Referent zeigte im vorigen Jahresberichte, dafs diese K\u00f6rper zuerst von Buillard als befruchtende Organe angesehen worden sind; aber sehr mit Unrecht sagt Herr Corda, dafs Referent diese Gebilde f\u00fcr Paraphysen erkl\u00e4rt, denn dieser Vergleich ist demselben niemals eingefallen. Wir haben dagegen mehrmals darauf aufmerksam gemacht, dafs es sehr auffallend ist, dafs die sogenannten Antheren, wenn sie wirklich die Befruchtung der Sporen auszuf\u00fchren haben, nicht viel h\u00e4ufiger, ja warum nicht ganz konstant auftreten, und hierauf antwortet Herr Corda, dafs es bei den Cryptogamen noch ganze Familien gebe, wo bisher nur Sporen u. s. w. gefunden sind. Indessen gegen diese Einwendung liefse sich wohl er-wiedern, dafs sie auf die Pilze nicht recht pafst, denn wir wissen es docn gegenw\u00e4rtig, dafs bei solchen Familien, wo man die m\u00e4nnlichen Organe aufgefunden hat, diese daselbst bei allen Gattungen und bei allen Arten Vorkommen, wTenn man darnach sucht; bei den Pilzen dagegen, und nehmen wir auch nur die Hut- und Fleischpilze in Betracht, kommen jene Organe nicht einmal in zwei sehr \u00e4hnlichen Arten regelm\u00e4fsig vor.\nHerr Corda vergleicht ferner diese Pilz-Antheren mit den einzelnen Pollenk\u00f6rnern der h\u00f6heren Pflanzen und 'nicht mit den Antheren, eine Ansicht, welche aber wahrscheinlich auch die meisten der Botaniker getheilt haben, die \u00fcber diesen Gegenstand schrieben; er nennt sie Pollinarien, eine Benennung, welche jedoch schon in ganz anderer Bedeutung gebraucht wird. Sehr beachte ns werth und ferneren Untersuchungen zu empfehlen ist die Angabe des Herrn Corda, dafs bei den Boleten w\u00e4hrend der Entwickelung der Antheren noch keine Spur von den Basidien und der Sporenbildung zu sehen sei, und dafs sich diese erst dann entwickeln, wenn die Antheren grofsentheils entwickelt sind. (Bei Agaricus und Poly-porus hat Referent auf diesen Gegenstand schon fr\u00fcher seine Aufmerksamkeit gerichtet, hat aber nichts beobachtet, was zu dieser Annahme veranlassen k\u00f6nnte, und bei Boletus-Arten","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"71\nsah er nicht selten, dafs die Antheren gerade bei ganz alten, absterbenden Individuen vollkommen ausgebildet waren.) Die Paraphysen der Ascomycetes, bemerkt Hr. C. sehr richtig, sind mit diesen Antheren der Fleischpilze nicht in. Vergleich zu stellen. Den Inhalt der Antheren schildert Hr. C. als eine konsistente Gallerte, die bald Molek\u00fcle, bald keine deutlich sichtbaren festen Bestandteile enth\u00e4lt; er wird stets durch die Spitze des Zellsacks in Tropfengestalt entleert und \u00fcberzieht dann dessen Aufsenfl\u00e4che mit einer oft schwach gef\u00e4rbten Schleimschicht, wodurch es veranlafst wird, dafs die Sporen daran h\u00e4ngen bleiben; ob aber diese Fl\u00fcssigkeit, gesteht Herr G or da, irgend eine Art von F\u00f6cundation auf die Sporen aus\u00fcbe, das kann nicht entschieden werden. Eine grofse Menge von vortrefflichen Zeichnungen, allein 3 b olio-Tafeln f\u00fcllend, gebe die besten Erl\u00e4uterungen zu den obigen Mitteilungen \u00fcber den Bau des Hymeniums u. s. w.\nHerr Berkeley*) hat die Struktur der Fructifications-organe bei den Trichogastren und Phalloideen n\u00e4her untei-sucht und gefunden, dafs auch diese Gruppen zu den w\u00e4hlen Hymenomyceten geh\u00f6ren. Wenn man eine junge Pflanze von einem Lycoperdon durchschneidet, so findet man, dafs die innere fleischige Masse nach allen Richtungen hin mit kleinen, l\u00e4nglichen und netzf\u00f6rmig verzweigten und communicirenden H\u00f6hlen durchzogen ist, und die ganze b l\u00e2che dieser H\u00f6hlen ist mit einem Hymenio \u00fcberzogen, welches \u00e4hnlich denen von ylgaricus und Boletus gebaut ist, aber keine Spur von jenen Organen zeigt, welche als Antheren betrachtet werden. Die Gattungen Ge\u00e4st rum, Scleroderma, Batarrea, Tulostoma ii. s. w. haben vielleicht, wie Herr Berkeley vermutet, eine ganz \u00e4hnliche Struktur. Bei Phallus mufs man sehr junge Individuen untersuchen, um das Hymenium zu finden, es zeigt sich daselbst ebenso wie bei Lycoperdon, nur scheinen die Basiden s\u00e4mmtlich sporentragend zu sein. Kommen mehr als 4 Sporen auf einer Baside vor, so sitzen die hinzukommen den etwas seitlich. Sowohl hier wie bei Lycoperdon fallen\n*) On the Fructification of Lycoperdon, Phallus and their allied Genera. - Annals of Natural History or Magaz. of Zoolog. Bot. and Geology. November 1839. pag. 155.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\ndie Basidien sp\u00e4ter zusammen und sind dann nicht mehr zn finden. Eine Tafel mit einfachen aber deutlichen Abbildungen giebt n\u00e4here Nachweisung zu diesen angef\u00fchrten Beobachtungen.\nSchon in unserem vorletzten Jahresberichte *) gaben wir einige Nachricht von einer Abhandlung des Herrn L\u00e9 veill\u00e9, welche derselbe im Jahre 1837 in der philomatischen Gesellschaft zu Paris vorgetragen hatte; die Abhandlung, wie es scheint etwas ver\u00e4ndert, ist gegenw\u00e4rtig publicirt **), doch leider ohne Abbildungen, welche ganz besonders n\u00f6thig w\u00e4ren, um die Ansichten des Herrn L\u00e9 veill\u00e9 g\u00e4nzlich zu erweisen. Herr L\u00e8ve ill\u00e9 bek\u00e4mpft zuerst die Ansicht des Herrn Turpin \u00fcber die Entstehung der Uredines aus erkrankten Globulinen, worunter dieser bekanntlich alle Zellensaftk\u00fcgelchen der Pflanzen versteht, m\u00f6gen sie von noch so verschiedener chemischer Zusammensetzung sein. Auch die Meinung des Herrn Unger, nach welcher die Uredines als Produkte einer krankhaften Affection der Respirationsorgane anzusehen w\u00e4ren, wird als unrichtig bezeichnet, denn nach den Beobachtungen des Verfassers sollen alle Uredines wirkliche Pilze sein, zu welchen sie von Perso on gestellt wurden. Wenn man, sagt Hr. L., diese Bildungen in einem sehr jungen Zustande beobachtet, so wird man unter der entf\u00e4rbten Oberhaut sehr feine ungef\u00e4rbte und ver\u00e4stelte F\u00e4den beobachten, welche mit einander gleichsam verfilzt sind. Wenn sich ein Uredo bildet, so zeigt sich im Mittelpunkte dieses Gewebes ein Kn\u00f6pfchen von fleischiger Textur, so dafs es mit Sclerotium u.s.w. zu vergleichen sei. Die eine Fl\u00e4che des Kn\u00f6pf-chens sitzt auf dem Parenchym des Blattes, die andere dagegen ist in Ber\u00fchrung mit der Epidermis und mit gestielten oder (selten) mit sitzenden Sporen bedeckt. Wenn der Pilz w\u00e4chst, wird die Epidermis ausgedehnt, sie reifst und nun kommen die Sporen auf die Oberfl\u00e4che. Die Aecidien, obgleich von einer complicirteren Struktur, haben eine \u00e4hnliche Entwickelung, welche Hr. L. bei den Euphorbien beschreibt; es\n*) Berlin 1838. pag. 162-163.\n**) S. Recherches sur le d\u00e9veloppement de Ur\u00e9din\u00e9es. \u2014 Annal, des scienc. naturelles. Tome XI. Part. bot. pag. 5\u201416.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"73\nist hier das eigene Peridium, welches diese Gattung so sehr auszeichnet von Uredo, so dafs die Zusammenziehung derselben unter dem Namen Caeoma nicht gebilligt wird. Herr L. macht darauf aufmerksam, dafs Herr Fries die Verschiedenheit zwischen den Gattungen Aecidium und Uredo ziemlich richtig aufgefafst hat.\nMan h\u00e4lt zwar, sagt Hr. L., die Bl\u00e4schen der Uredines fiir wirkliche Sporen, indessen die daf\u00fcr sprechenden Beobachtungen sind noch sehr selten; Herr Pr\u00e9vost sei der Erste gewesen, welcher gesehen hat, dafe aus den Sporen von Uredo caries De C., wenn sie der Feuchtigkeit ausgesetzt werden, ein byssusartiges Gewebe entsteht, und Herr De Candolle habe dieselbe Beobachtung gemacht. (Sollte man nun auch wirklich das Hervortreten von Keimf\u00e4den an den Bl\u00e4schen des Schmierbrandes beobachtet haben, was mir bisher noch nicht gegl\u00fcckt ist, so zeigen doch meine eigenen Beobachtungen \u00fcber die Entstehung des Schmierbrandes bei dem Mays (s. d. vorletzten Jahresbericht, Berlin 1838, pag. 162), dafs derselbe als eine krankhafte Bildung im Innern der Zellen auftritt, und also wahre Entophy ten darstellt. Ref.). Hr. L\u00e8ve il l\u00e9 spricht ebenfalls \u00fcber die Entstehung des Schmierbrandes bei dem Mays und sagt von demselben, dafs er ebenfalls durch ver\u00e4stelte F\u00e4den entstehe, welche kurz und gegliedert sind, von welchen sich dann die br\u00e4unlichen Sporen abl\u00f6sen u. s. w. (Hat Hr. L\u00e9v. diese Beobachtungen ebenfalls schon 1837 vorgetragen ?)\nSchliefslich folgt eine Eintheilung der Uredineen in drei kleinere Familien, n\u00e4mlich in: 1) Aecidineen mit den Gattungen Roestelia Reb., Aecidium Pers., Peridermium Lk. und Endophyllum L\u00e9v. 2) Uredineen mit den Gattungen Phrag-midium Lk., Puccinea Pers., Uredo Pers., Podisoma Lk. u. s. w., und 3) Ustilagineen mit den Gattungen Ustilago Lk., Sporisorium Ehr. u. s. w.\nHerr William Valentine*) hat der Linnaean Society seine Beobachtungen \u00fcber die Struktur und die Entwickelung der Reproductionsorgane der Pilularia globulifera \u00fcbersendet, welche sehr viel Interessantes enthalten; wir m\u00fcssen wiin-\n*) Annals of natural histor. etc. June 1839. pag. 260.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nsehen, dafs dieselben recht bald, mit den n\u00f6thigen Abbildungen begleitet, publicirt werden m\u00f6chten.\nHerr Alexander Braun*) hat der Versammlung der Naturforscher zu Freiburg seine Beobachtungen \u00fcber die nat\u00fcrliche Aussaat der Sporen von Marsilea quadrifolia bekannt gemacht. Die Frucht der Marsilea h\u00e4lt er f\u00fcr einen Theil des Blattes selbst, an dessen Stiel sie sitzt. Die Berippung dieses Fruchtblattes sei gefiedert und an den Seitenrippen bilden sich die Placenten, welche die Sporangien tragen, die von zweierlei Art sind, und jeder Sorus ist mit einem geschlossenen Indusium bedeckt u. s. w. Die Fruchtbildung der Marsilea w\u00e4re hiernach mit derjenigen der Farm \u00fcbereinstimmend, und diese tr\u00fcgen mit Einschlufs der Equiseten und Lycopodien ihre Sporangien auf den Bl\u00e4ttern, worin sie von den Moosen wesentlich verschieden sind.\nHerr A. Braun**) hat ferner seine Ansichten \u00fcber das Wachsthum der Ophioglossen, insbesondere \u00fcber den zelligen K\u00f6rper, aus welchem die Bl\u00e4tter bei dieser Gattung hervorgehen, mitgetheilt. Dieser Zellk\u00f6rper umh\u00fclle das Bildungs-centrum, und innerhalb desselben bilden sich die Bl\u00e4tter in regelm\u00e4fsig spiralf\u00f6rmiger Succession bis zu ihrer Entfaltung, welche bei Oph. vulgatum im 4ten Jahre eintritt. Die Aelire von Ophioglossum ist axill\u00e4r. Botrychium hat den umh\u00fcllenden Zellk\u00f6rper nicht, dagegen sind die Bl\u00e4tter selbst umscheidet.\nIn dem Berichte von 1837 (Berlin 1838, pag. 95) wurde die Beobachtung des Herrn Martens zu L\u00f6wen aufgef\u00fchrt, nach welcher auch bei den Farm Bastardformen Vorkommen sollen; der neue Bastard, den Hr. M. beobachtet hatte, wurde sogleich von Bor y de St. Vincent als Gymno gramma Martensii benannt und sollte zwischen G. calomelanos und G. chrysophylla mitten inne stehen. Herr J. Riley***) zu Nottingham hat aber gegenw\u00e4rtig gegen jene Annahme von der Entstehung der Farrnbastarde sehr treffend geantwortet, wenn-\n*) Flora oder allgemeine botanische Zeitung von 1839. pag. 297.\n*\u00a5) Ebendaselbst pag. 301.\n\u00a5\u00a5*) Reply to M. Martens Paper on the Ilybridity of Ferns. \u2014 Proceedings of the Botanical Society of London. 1839. pag. 60.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"75\ngleich es demselben noch ganz unbekannt ist, dafs manche Naturforscher mit aller Bestimmtheit glauben, dafs die Anthe-ren der Farm nachgewiesen sind, ein Gegenstand, \u00fcber den wir in dem Jahresberichte von 1836 pag. 104 gesprochen haben. Herr Riley h\u00e4lt jenen angeblichen Bastard f\u00fcr Gym-nogramma sulphured Desv. und giebt einige allerdings nicht hinreichende Gr\u00fcnde an, um die Bastardzeugung bei den Farm als ganz unwahrscheinlich darzustellen.\nHerr George Dickie*) hat einige Mittheilungen \u00fcber das Vorkommen der St\u00e4rke in den verschiedensten Pflanzen bekannt gemacht; haupts\u00e4chlich richtete er sein Augenmerk auf das Vorkommen der St\u00e4rke in den Flechten; doch war es ihm unbekannt, dafs \u00fcber diesen Gegenstand schon mehrere aufkl\u00e4rende Beobachtungen bekannt gemacht sind. Herr Dickie geht von der Annahme aus, dafs alle Theile der Flechten, die sich durch die Jodine blau f\u00e4rben, f\u00fcr St\u00e4rke anzusehen sind, und er fand, dafs sich selbst die Sporangien (thecae der Autoren) blau f\u00e4rben; er vergleicht hierauf sogar das Sporangium mit den sich darin bildenden Sporen mit der Struktur der Amylum-K\u00fcgelchen, geht aber von Herrn Rasp ail\u2019s Beschreibung dieser aus, welche unrichtig ist.\nHerr G. Korber**) hat eine sehr umst\u00e4ndliche Betrachtung der gr\u00fcnen Lagerzellen der Flechten zum Gegenst\u00e4nde seiner Inaugural-Dissertation gew\u00e4hlt; es sind dieses die eigen-thiimlichen Zellen, welche von Wallroth mit dem Namen der Gonidia, Brutzellen, und von Meyer mit dem Namen der Lagerkeime oder Keimk\u00f6rner belegt wurden. Der Verfasser hat die vielfachen Angaben, welche sich \u00fcber diesen Gegenstand in den Werken der beiden so eben genannten Licheno-logen befinden, in gedr\u00e4ngter K\u00fcrze klar und deutlich wiedergegeben; dieselben mit einiger Kritik begleitet und hie und da seine eigenen Ansichten daneben gestellt, welche aus eigener Anschauung der Natur hervorgingen. Die Gonidien oder gr\u00fcnen Lagerzellen werden in drei verschiedenen Stadien betrachtet: 1) als Gonidia synthe\u00fcca in stalu primario s. primi-\n*) Remarks on the Reproductive Organs of the Lichens. \u2014 Annals of natural histor. etc. Mai 1839. pag. 165.\n*\u00a5) De Gonidiis Lichenum. Diss. inaug. Berolini 1839.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\ntivo, cl. i. wenn sie sich noch im Thallus in ihrer nat\u00fcrlichen Lage befinden; 2) als Gonidia synthetica. in statu secunda-rio, d. i. wenn dieselben schon \u00fcber die Oberfl\u00e4che des Thallus hinausgetreten sind und die Soredien bilden, deren Auftreten bei den verschiedenen Flechtengattungen er\u00f6rtert wird. Endlich 3) werden die Gonidia als Reproductions* *Organe betrachtet. Was Wallroth und Meyer \u00fcber diesen Gegenstand beobachtet haben, wird mit allein Rechte als noch nicht gen\u00fcgend dargestellt, und dann f\u00fchrt der Verfasser seine eigenen Versuche auf, welche er m\u00fchsam anstellte, um das Keimen oder die Entwickelung der Gonidien zu beobachten, welche aber alle ohne Erfolg blieben. Hoffentlich wird Hr. Korber die Beobachtungen \u00fcber diesen interessanten Gegenstand fortsetzen, \u00fcber den mit H\u00fclfe der verbesserten Mikroskope ge-wifs sehr viel Neues zu finden ist.\nHerr Wiliam Valentine*) hat in einer Mittheilung an die Linnaean Society seine Beobachtungen \u00fcber die Entwickelung der Fructificationsorgane der Moose bekannt gemacht, welche aber nur das bereits Bekannte \u00fcber diesen Gegenstand best\u00e4tigen. Hr. V. macht auch auf die Analogie aufmerksam, welche zwischen den Moossporen und den Pollenk\u00f6rnern der h\u00f6heren Pflanzen herrscht.\nHerr Dr. S ti ebel**) hat eine Abhandlung \u00fcber die Oscil-latorien geschrieben, welche voller Entdeckungen ist. Die Oscillatorien sind nach den Beobachtungen desselben nicht nur Thiere, sondern es sind Tliiere, welche vollkommen formirte K\u00f6pfe haben; sie haben eine Mund\u00f6ffnung, und wenn das Ly-sogonium, welches Hr. St. beschreibt und abgebildet hat, auf dem R\u00fccken liegt, so sperrt es den Mund auf, dafs derselbe eine dreieckige Form annimmt. Aus dieser Mund\u00f6ffnung kommt ein R\u00fcssel, der sich im Wasser rasch hin und her bewegt, so dafs ein Wirbel entsteht; er besitzt sogar Muskeln, welche von den Seitenb\u00e4ndern des Thieres kommen. An den Enden,\n*) Supplementary Observations on the Development of the Theca, and on the Sexes of Mosses. \u2014 Annals of natural histor. Aug. 1839. pag. 456.\n*\u00a5) Ueber den Bau und das Leben der gr\u00fcnen Oseillatorie (Ly-sogonium taeniodes Stiebet). \u2014 Museum Senkenbergianum. 111. Hft. 1.\nFrankfurt a. M. 1839. pag. 79\u201490. Mit einer Tafel.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"77\nmeistens nur an dem einen, bei jungen Thieren auch wohl an beiden, zeigen sich ganz eigent\u00fcmliche Tentakeln oder Fiih-ler, welche rudernde Bewegungen machen; zur Unterst\u00fctzung des R\u00fcssels und \u00fcberhaupt zu bestimmten Zwecken nehmen sie verschiedene Formen an, ja sie zeigen sogar einen Nerv. Diese Tentakeln scheinen eigene Organe zu sein, denn bei andern Organen kommen sie an den Seiten wie Polypenarme hervor. In dem mit dem Kopfende zusammenh\u00e4ngenden Gliede ist eine Art Magen, mit schwarzen Haken, die vielleicht Kauwerkzeuge sind, und der Schlauch des Magens setzt sich als Darm weiter fort. Das Thier scheint sich besonders von kleinen schwarzen Monaden zu n\u00e4hren. Aufserdem hat das Thier sowohl vorn wie hinten in den Enden herauskommende leuchtende K\u00fcgelchen mit einem schwarzen P\u00fcnktchen; es sind dieses die Augen, die wie Schneckenaugen herumgedreht werden und selbst einen Nervenfaden zeigen. Wollte man behaupten, dafs das Lysogonium ein doppeltes Haupt habe, so, sagt Hr. St., m\u00fcsse er bemerken, dafs er keinen doppelten R\u00fcssel beobachtet habe. Die Fortpflanzung geschehe auf verschiedene Weise; zuweilen wird das erste Glied gleichsam ausgespieen ii. s. w. Einiges, als die Beschreibung der Muskeln, welche zu den Augen und F\u00fchlern gehen, und das Nervensystem hat Hr. St. noch zur\u00fcckbehalten, gedenkt aber damit wieder zu kommen.\nReferent hat die Schrift mehrmals gelesen, kann aber nicht entscheiden, ob sie Satyre oder Ernst enth\u00e4lt; das Er-stere ist ihm wahrscheinlicher, denn mit einem so sch\u00f6nen Instrumente als Hr. St. besitzt, kann man die obigen Beobachtungen nicht machen, wenn man sich schon vorher im Sehen ge\u00fcbt hat. Man k\u00f6nnte auch glauben, dafs Herrn Stiebe Es Lysogonium ein neues merkw\u00fcrdiges Thier sei, welches nur irrth\u00fcmlich mit den Oscillatorien zusammengestellt ist, indessen wer die Struktur und die Fortpflanzung der gr\u00f6fseren Oscillatorien kennt, dem wird es klar werden, dafs wir hier doch nur mit einer Oscillatorie zu thun haben, deren Struktur aber von Herrn Stiebei ganz verkannt ist; nicht einmal die feinen Ringe hat derselbe gesehen, welche zwischen den aneinanderliegenden Sporen, gleichsam wie sogenannte Intercellularsubstanz, auftreten und sich, beim Heraustreten der","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nSporen, entweder frei von diesen abl\u00f6sen, oder an den zur\u00fcckbleibenden haften. Diese Ringe sind es aber eben, welche Herrn Stiebei am meisten verleitet haben; selbst die Augen sind bei Lichte aus diesen Ringen entstanden u. s. w. Was andere Naturforscher f\u00fcr den Kopf der Oscillatorien angegeben haben, das hat Herr S tie bei gar nicht gesehen, denn bei Lysogonium, welches Oscillatoria limosa zu sein scheint, ist etwas der Art nicht vorhanden.\nSchon in unserem Berichte vom Jahre 1835 haben wir der Gattung Chionyphe gedacht, welche Herr Thienemann im k\u00f6rnigen Schnee beobachtet hatte; gegenw\u00e4rtig haben wir die ausf\u00fchrliche Beschreibung dieser interessanten Pflanzen*) erhalten, welche wohl ganz entschieden zu den Algen zu bringen sind, aber doch wohl verschiedenen Gattungen angeh\u00f6ren. Es werden drei Arten beschrieben, n\u00e4mlich Chionyphe mi~ cans, nitens und densa, und von Chionyphe nitens die ganze Entwickelungsgeschichte mitgetheilt. Die Entwickelung dieses Pfl\u00e4nzchens ist ganz \u00e4hnlich denjenigen anderer zergliederter Conferven; Hr. Th. bemerkte zuerst auf dem Schnee einfache, sph\u00e4rische Bl\u00e4schen, die sich in die L\u00e4nge ausdehnten und durch Querw\u00e4nde in zwei H\u00e4lften theilten, nachdem in ihrem Innern eine lebhafte Bewegung von vorher unsichtbaren Atom-chen stattgefunden hatte. Die beiden H\u00e4lften des getheilten Bl\u00e4schens dehnten sich noch weiter aus, und bei neu eintretender Atombewegung gingen abermalige Theilungen vor sich, doch im ferneren Verlaufe theilte sich immer nur noch die Endzeile jeder Seite, w\u00e4hrend sich die mittleren nur noch ausdehnen u. s. w. Zuletzt entsteht in den Endzeilen wieder lebhafte Atombewegung; die Atome vergr\u00f6fsern sich und erscheinen als Bl\u00e4schen, mit denen die Endzeile anschwillt und bei der Reife die Gestalt eines mit Kugelkeimeil gef\u00fcllten K\u00f6pfchens erlangt. Referent hat die Angaben des Hrn. Thienemann vollst\u00e4ndig mitgetheilt, doch setzt derselbe die Bemerkung hinzu, dafs sowohl die Bildung der Querw\u00e4nde unter der angef\u00fchrten Atombewegung, so wie auch die Bildung der\n*) Ueber ein neues Geschlecht von Schneepflanzen, Chionyphe, Schneegewebe. Mit einer Steindrucktafel. \u2014 Nov. Act. Acad, C. L. C. Vol. XIX. P. I. pag. 20-26.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"79\nSporen durch Vergr\u00f6fserung der Atomchen in den Endzeilen mit den bisherigen Beobachtungen dieser Gegenst\u00e4nde nicht \u00fcbereinstimmt, also wohl der nochmaligen Wiederholung der Beobachtung zu empfehlen ist.\nHerr Morren* *) hat ebenfalls Gelegenheit gehabt, Infusorien im Innern der Schl\u00e4uche von Tr auch cria clavata zu beobachten; es war Rotifer vulgaris, und er glaubt defshalb, dafs die thierischen Gebilde, welche Herr Unger in jener Pflanze gesehen hat, ebenfalls demselben R\u00e4derthierchen angeh\u00f6ren m\u00f6chten. Referent macht hierbei die Bemerkung, dafs Vau eher zuerst wirkliche Thiere im Innern der Vauche-ria beobachtet hat, und zwar geh\u00f6rten sie dem Cyclops Lu-pula M\u00fcll, an, und im Jahre 1834 hat auch Herr Wimmer zu Breslau **) lebende Infusorien in Vaucherien beobachtet, die nach der gegebenen kurzen Beschreibung den R\u00e4derthierchen anzugeh\u00f6ren schienen; ja auch die Eyer dieses Thieres wurden daneben beobachtet. Wie nun aber diese Thierchen in das Innere der Vaucherien gekommen sind, das ist noch von keinem Beobachter nachgewiesen, ja Herr Morren glaubt behaupten zu k\u00f6nnen, dafs die von ihm beobachteten Vaucherien keine Spur von Verletzungen besafsen, durch welche das R\u00e4derthierchen h\u00e4tte hineintreten k\u00f6nnen. Herr Morren beobachtete die lebhafte Bewegung des Rotifer im Innern der Schl\u00e4uche; er sah, wie es den W\u00e4nden entlang verlief und die gr\u00fcne Masse fortschob u. s. w. ; er sah das Eyerlegen und die Vermehrung der R\u00e4derthierchen, und es schien ihm, dafs dieselben dann in die Schl\u00e4uche der Vauche-rie hinabstiegen und sich in der neuen Masse aufhielten, wo sie als parasitische K\u00f6rper die Entwickelung jener seitlichen Ausw\u00fcchse der Vaucherien veranlassen, ganz wie die Gallen u. s. w. durch Insektenstiche entstehen. Eines Tages \u00f6ffnete Herr Morren einen Vaucherien-Schlauch und liefs das R\u00e4derthierchen heraus, aber er sah, wie es sich bem\u00fchte, wieder in seinen alten Kerker zur\u00fcckzukehren.\n*) De l\u2019existence des Infusoires dans les plantes. \u2014 Bullet, de PAcad. Royale de Bruxelles. VI. No. 4.\n*\u00a5) S. unseren ersten Jahresbericht in Wiegin an n\u2019s Archiv. Ber-\nlin 1835. pag. 211.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nHerr Wimmer*) hat \u00fcber den obigen Gegenstand, so wie \u00fcber die Sporen-Entwickelung der Vaucheria clavata seine Beobachtungen fortgesetzt und wird dieselben n\u00e4chstens in einer besonderen Schrift vollst\u00e4ndig beschreiben.\nVon Herrn Corda ist dem Referenten im vergangenen Jahre eine Schrift: \u201eObservations sur les Euastr\u00e9es et les Cosmariees\u201c zugekommen, welche in \u00e4hnlichem Formate wie die fr\u00fcheren Mittheilungen erschienen ist, die dem Carlsbader Almanach beigef\u00fcgt sind; sie ist 32 Seiten stark und hat 6 Tafeln Abbildungen. Der gr\u00f6fste Theil dieser Arbeit* ist mit heftigen Erwiderungen gegen die Angriffe gef\u00fcllt, welche Herr Ehrenberg in dem grofsen Infusorienbuche sehr zahlreich gegen Herrn Corda gemacht hat**). Herr Corda ist in jeder Hinsicht \u00fcber die Weise unzufrieden, in welcher seine systematischen Arbeiten, sowohl seine genauen Beobachtungen, wie auch seine (wie er sie selbst nennt) genauen Abbildungen von Hrn. Ehrenberg einregistrirt sind, und versucht zu zeigen, dafs sich Hr. Ehrenberg dabei die gr\u00f6fste Willk\u00fchr habe zu Schulden kommen lassen. Schliefslich erhalten wir auf den letzten 9 Seiten eine Uebersicht der Gattungen, welche Herr Corda zu seiner Familie der Euastreen und Cosmarieen gemacht hat, und alle die Botaniker, welche sich mit Beobachtung dieser Gegenst\u00e4nde besch\u00e4ftigt haben, werden sich wundern \u00fcber die nicht kleine Zahl derselben.\nlieber W\u00e4rmeentwickelung in den Pflanzen.\nEine sch\u00f6ne Reihe von Untersuchungen \u00fcber die W\u00e4rmeentwickelung in den Pflanzen haben wir in dem Vorliegenden Jahresbericht aufzuf\u00fchren. Die Herren G. Vrolik und W.\n*) S. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft f\u00fcr vaterl\u00e4ndische Kultur. Breslau 1839. pag. 123.\n**) Referent mufs jedoch noch hinzuf\u00fcgen, dafs diese Corda\u2019-schen Euastreen und Cosmarieen nicht Infusionsthierchen sind, wof\u00fcr sie auch von Herrn Ehrenberg ausgegeben sind, sondern einfache Algen, wie er es an verschiedenen Stellen seiner neuesten Schriften f\u00fcr alle diejenigen Naturforscher vollst\u00e4ndig erwiesen hat, welche mit der Struktur der Algen bekannt sind. Herr Corda hielt diese Gesch\u00f6pfe bis zum Winter 1833 ebenfalls noch f\u00fcr Pflanzen.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"81\nH. de Vriese*) haben ihre fr\u00fcheren Beobachtungen \u00fcber die W\u00e4rmeentwickelung in den Kolben von Colocasia odora fortgesetzt und die neuen zwar schon gegen Ende des Jahres 1838 publicirt, doch konnten wir dieselben im vorigen Berichte nicht mehr aufnehmen, indem uns die Zeitschrift viel zu sp\u00e4t zugekommen ist. Die genannten Beobachter dr\u00fccken ihre Verwunderung \u00fcber die Erkl\u00e4rung aus, welche Hr. Raspail \u00fcber die W\u00e4rmeentwickelung in den Bl\u00fcthenkolben der Aroideen gegeben hat, setzen aber hinzu, dafs ihre neuen Beobachtungen nicht zur Widerlegung der Ansichten von Raspail angestellt wurden, denn diese scheinen eigentlich keiner Wider-legung zu bed\u00fcrfen. Die ersten Beobachtungen wurden an dem Spadix von Arum italicum angestellt; sie geschahen im Freien und es wurde keine Temperaturerh\u00f6hung wahrgenommen; im Innern einer Orangerie zeigte jedoch eine andere Bliithe sehr bald eine bedeutende W\u00e4rme, und auch bei abgesperrtem Lichtzugange und nach Entfernung der Blumenscheide wurde, wie leicht zu erwarten war, ebenfalls die Temperaturzunahme wahrgenommen. Ferner wurden Beobachtungen an den Bl\u00fcthenkolben der Colocasia odora unter \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnissen, sowohl bei abgeschnittenem Spadix, als nach blofser Umschlagung desselben angestellt; das Maximum des Unterschiedes in der Temperatur zwischen der Luft und im Innern des Kolbens betrug 19f0 Fahr.\nAufserdem wurden interessante Beobachtungen \u00fcber das Verhalten der Bl\u00fcthenkolben der Colocasia in verschiedenen Gasarten angestellt, zu welchem Zwecke ein sehr guter Apparat verfertigt wurde, der ausf\u00fchrlich beschrieben und abgebildet worden ist. Da sich gerade zwei Bl\u00fcthenkolben jener Pflanze von gleicher -St\u00e4rke zu eben derselben Zeit entwickelt hatten, so wurde die Temperaturerh\u00f6hung an dem einen beobachtet, den man in der. gew\u00f6hnlichen Atmosph\u00e4re liefs, w\u00e4hrend der andere im Innern des Instruments und umgeben mit\n*) Nadere proefnemingen over de verhoogde temperatuur van den Spadix eener Colocasia odora (Caladium odorum), gedaan in den Hortus botanicus te Amsterdam. \u2014 Tijdschrift voor Natuurl. Geschieden. en Physiol. V. 3. pag. 190\u2014230. Deutsch mitgetheilt in Wieg-mann\u2019s Archiv von 1839. pag. 135 etc. Mit einer Abbildung.\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nSauerstoffgas beobachtet wurde. Das Sauerstoffgas zeigte eine rasche Wirkung auf die Bl\u00fctlie, denn schon eine halbe Stunde nach der Einsperrung zeigte sie 4\u00b0 h\u00f6here Temperatur als der andere, in gew\u00f6hnlicher Atmosph\u00e4re stehende Kolben. Von Zeit zu Zeit mufste frisches Oxygen zugelassen werden; das Gas war durch Wasser abgesperrt und dieses resorbirte den gr\u00f6fsten Theil der durch die Verbrennung des Kolbens entstandenen Kohlens\u00e4ure. Ein anderer Bl\u00fcthenkolben wurde in Stickstoffgas gebracht, und obgleich derselbe beim Einbringen einige Grade (Fahr.) mehr zeigte, so verschwanden diese sp\u00e4ter ebenfalls, und es wurde in dieser Gasart durchaus gar keine Temperaturerh\u00f6hung beobachtet, auch wurde kein Stickstoffgas, wenigstens nicht in wahrnehmbarer Menge, von den Blumen eingesogen. Der Unterschied, welchen der Bl\u00fcthenkolben im Sauerstoffgas und im Stickstoffgas zeigte, war \u00fcberaus auffallend; in ersterem zeigte sich eine \u00fcppige Entwickelung, nat\u00fcrliche Farbe und sehr hohe Temperatur, im Stickstoffgas dagegen ein Aufh\u00f6ren aller Lebensth\u00e4tigkeit, selbst Verlust der Farbe und St\u00f6rung in der W\u00e4rmeerzeugung.\nAufserdem hat Herr de Vriese die Beobachtungen eines Herrn C. Hasskarl *) mitgetheilt, welche dieser auf Java selbst, an den Bl\u00fcthenkolben der Colocasia odor a angestellt hat; derselbe fand 22\u00b0 Fahr, als h\u00f6chsten Temperaturunterschied zwischen der Temperatur des Kolbens und derjenigen der Atmosph\u00e4re, und zwar des Morgens fr\u00fch um 8 Uhr, und schon am andern Morgen zeigten sich nur 10\u00b0 F. Temperaturverschiedenheit.\nHerr Dutrochet**) beobachtete die W\u00e4rmeentwickelung in einem Spadix von Arum maculatum durch ein thermoelektrisches Instrument, wie es sich die Herren van Beck und Bergsma (s. den vorigen Jahresbericht pag. 83) bedient haben; er fand die h\u00f6chste Temperatur gerade zu der Zeit, als sich die Spatha \u00f6ffnete, und diese \u00fcbertraf die Temperatur der umgebenden Luft um 11 bis 12\u00b0 C. In einer anderen\n*) KortBerigt van eenige Waarnemingen aangaande deverhoogde W\u00e4rmte der Aroide\u00ebn gedaan op Java. - Tijdschrift etc. V. 3. pag. 230\u2014233.\n\u00a5*) Comptes rendus de 6. Mai 1839. pag. 695.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"83\nNote vom 11. Mai*) zeigt Herr Dutrochet die Beobachtung an, dafs sich in allen Theilen des Spadix von ^irum macu-latum die Temperatur w\u00e4hrend der Nacht vermindert und bei Tage wieder zunimmt; in der Fr\u00fche erreicht sie das Maximum und nimmt dann allm\u00e4lich wieder ab, um in der folgenden Nacht g\u00e4nzlich zu verschwinden.\nIn der Sitzung der Pariser Akademie vom 10. Juni**) wurden Herrn Dut rochet\u2019s Untersuchungen \u00fcber- die eigene Temperatur der Pflanzen vorgetragen; derselbe hatte bereits am 1. Juli 1838 der Akademie ein versiegeltes Schreiben \u00fcber diesen Gegenstand \u00fcberreicht, welches erbrochen und vorgetragen wurde. Es heifst darin: \u201eDie Pflanzen haben eine eigene W\u00e4rme, aber diese w\u00fcrde g\u00e4nzlich absorbirt durch die Verdunstung des Saftes, durch die Aushauchung des Sauerstoffs w\u00e4hrend des Tages und durch die Aushauchung der Kohlens\u00e4ure des Nachts. In der Natur scheint es vielmehr, dafs die Pflanzen das Verm\u00f6gen haben, gleichsam K\u00e4lte zu erzeugen, indem sie fast immer eine niedere Temperatur als diejenige der umgebenden Luft haben. Wenn man aber die Ausdunstung der Pflanze aufhebt, so wird es leicht sein, die eigene Temperatur derselben wahrzunehmen, zu deren Messung sich Herr Dutrochet eines thermo-elektrischen Apparats bediente. Zur Vergleichung wurden die Experimente mit todten und mit lebenden Pflanzentheilen angestellt; die erstere nahmen die Temperatur der Luft an, die lebenden nahmen aber eben dieselbe Temperatur und auch noch diejenige an, welche bei dem Wachsthume der Pflanze durch die Verdunstung unterdr\u00fcckt wurde, und diese sch\u00e4tzt Herr Dutrochet auf J Grad Cels. im Maxknum, oft ist sie nur ja selbst ~ oder T*T Grad. Die eigene W\u00e4rme der jungen Zweige und der Bl\u00e4tter verschwindet w\u00e4hrend der Nacht oder \u00fcberhaupt im Dunkeln, und sie erscheint wieder bei hinreichend fortgesetztem Einfl\u00fcsse des Lichts. Je h\u00f6her die \u00e4ufsere Temperatur sich erhebt, je mehr vergr\u00f6fsert sich auch die eigene Temperatur der Pflanzen. Ein anderer Theil der eigenen W\u00e4rme der Pflanzen, welcher\n*) S. Comptes rendus etc. de 13. Mai 1839. pag. 711.\n\u00a5\u00a5) Exp\u00e9riences faites sur la temp\u00e9rature des v\u00e9g\u00e9taux avec Pap-pareil thermo - \u00e9lectrique; 25. Juin 1838. V. Comptes rendus etc. de 10. Juin 1839. pag. 907\u2014911.\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\ndurch die Gasification des Sauerstoffs absorbirt wird, kann nicht einmal gesch\u00e4tzt werden.\nDie obigen Mittheilungen hat Herr Dut roch et wahrscheinlich defshalb der Akademie zur Verwahrung \u00fcbergeben, um sich die Priorit\u00e4t der Entdeckung zu sichern, indessen die Beweise, dafs den Pflanzen eine eigene W\u00e4rme als Resultat ihrer Lebensth\u00e4tigkeit zukommt, sind in Deutschland schon lange publicirt, und Referent hat im 2ten Theile seiner Physiologie der Pflanzen, welche im Anf\u00e4nge des Jahres 1838 erschien (pag. 184 etc.), erwiesen, dafs nicht nur die keimenden Saamen, nicht nur die beisammenliegenden frischen Fr\u00fcchte der Areca Catechu die Entwickelung ihrer eigenen W\u00e4rme zeigen, sondern dafs sich diese auch in den Kr\u00e4utern und in den Bl\u00e4ttern \u00fcberhaupt zeige; einzelne zeigen, der Verdunstung wegen, keine erh\u00f6hte Temperatur, um so h\u00f6here dagegen in grofsen Massen. Man glaube aber nicht, dafs Referent diesen Satz als eine blofse Ansicht hingeschrieben hat, denn derselbe hat sich von der Richtigkeit desselben mit dem Thermometer in der Hand \u00fcberzeugt; er beobachtete mehrmals frisch abgeschnittenes Gras und frische Spinatbl\u00e4tter. Zugleich zeigte aber auch Referent, dafs alle die Botaniker, welche die W\u00e4rme der Pflanzen beweisen oder bestreiten wollten, sich bei ihren Beobachtungen keines schlechteren Pflanzentheils bedienen konnten, als gerade des Holzk\u00f6rpers. Uebrigeus w\u00e4ren die geringen W\u00e4rmegrade, welche Hr. Dut rochet als die der eigenen W\u00e4rme der Pflanzen auff\u00fchrt, wohl noch immer nicht hinreichend, um diese zu erweisen, denn Referent hat in seinem ersten Jahresberichte (s. Wiegmann\u2019s Archiv von 1835. I. pag. 185. Uebers. in den Ann. des scienc. natur. 1836.) einige Beobachtungen angegeben, nach welchen schlechte W\u00e4rmeleiter, als das Holz der St\u00fchle und Tische in seinem Zimmer, ebenfalls 2\u00b0 R. mehr Temperatur zeigten, als die Luft u. s. w.\nEine Note, welche Herr Dutrochet am 6. Juni 1839 dem obigen Briefe beigef\u00fcgt hat, berichtet, dafs seine neueren Beobachtungen die fr\u00fcheren best\u00e4tigen. In dem Stengel von Euphorbia lathyris sah er sogar die eigene W\u00e4rme bis auf JL\u00b0 c. steigen, aber nur so lange, als sich derselbe im gr\u00fcnen Zustande befand. Ebenso fand er die W\u00e4rme in den Wur-","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"85\nzeln, den Fr\u00fcchten und selbst in den Embryonen. G\u00e4nzliche Abwesenheit des Lichtes hebt das t\u00e4gliche Steigen lind Fallen der Temperatur g\u00e4nzlich auf, aber es geschieht nicht immer am ersten Tage; Hr. D. sah den Wechsel der Temperatur bei Tag und bei Nacht sogar noch am zweiten Tage des Versuches.\nHerr Becquerel* *) machte in Bezug auf die angef\u00fchrten Beobachtungen des Herrn Dutrochet einige Bemerkungen bekannt, aus welchen hervorgeht, dafs er schon vor zwei Jahren den thermo-elektrischen Apparat zur Bestimmung der eigenen W\u00e4rme der Pflanzen angewandt hat. Die Beobachtungen wurden in Gesellschaft des Herrn von Mirbel im botanischen Garten angestellt und zwar an Zweigen einer Akazie; die Beobachtung an lebenden und an todten Zweigen gab sogleich die auffallende Differenz in dem Grade der eigenen inneren W\u00e4rme. Im folgenden Jahre wollte Herr Dutrochet \u00e4hnliche Beobachtungen anstellen und erhielt den Rath und die Erfahrungen des Herrn Becquerel zur Benutzung. In der Siz-zung der Pariser Akademie vom 1. Juli antwortete Herr Dutrochet**) auf die Angaben des Herrn Becquerel und suchte dabei zu zeigen, dafs sich aus dessen Beobachtungen noch keinesweges mit Bestimmtheit die eigene W\u00e4rme der Pflanzen erweisen lasse.\nDie Herren van Beck und Bergsma***) haben in Folge der Beobachtungen von Dutrochet ein Schreiben an die Pariser Akademie gerichtet, worin sie ihre neuen Beobachtungen \u00fcber die Temperatur der Pflanzen niedergelegt haben, welche ganz klar beweisen, dafs die Ausdunstung der Pflanzen es ist, welche so oft, ja fast allgemein die Messung der eigenen Temperatur derselben verhindert. Die genannten Herren w\u00e4hlten im Januar 1839 eine Hyacinthe zum Gegenst\u00e4nde ihrer Beobachtungen, welche auf einem Blumenglase wuchs. Das Glas wurde in ein anderes Gef\u00e4fs gebracht, welches mit einem Wasser von h\u00f6herer Temperatur gef\u00fcllt war, um auf diese Weise durch h\u00f6here W\u00e4rme den Lebensprocefs in den Wurzeln der Hyacinthe mehr anzufachen. Nachdem\n*) Observations sur les moyens \u00e0 employer pour \u00e9valuer la temp\u00e9rature des v\u00e9g\u00e9taux. \u2014 Comptes rendus etc. de 17. Juin. pag. 939.\n\u00a5\u00a5) Comptes rendus etc. de 1. Juillet, pag. 47.\n*\u00a5\u00a5) Comptes rendus etc. d\u00ae 2. Sept. 1839. pag. 328.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\ndieses geschehen, wurden die Nadeln des thermo-elektrischen Apparates in die oberfl\u00e4chlichen Theile des Bliithenschaftes gesteckt, und statt einer erh\u00f6hten Temperatur wurde gerade ein Sinken derselben beobachtet; sie zeigte n\u00e4mlich 17,5\u00b0 C., w\u00e4hrend die des Wassers 28,5 betrug. Der Versuch wurde mehrmals mit gleichem Erfolge wiederholt, so wie auch mit dem Blattstiel einer Entelea avborescens R. Br. Die Erscheinung wird nun ebenfalls durch die starke Verdunstung erkl\u00e4rt, welche sich in Folge des erh\u00f6hten Lebensprocesses einstellte, der durch die Einwirkung des warmen Wassers stattfand. Wurden \u00e4hnliche Nadeln eines solchen Instrumentes bis in die Mitte des Bliithenschafts der Hyacinthe eingebracht, so zeigte sich die Temperatur im Innern fast um 1\u00b0 C. h\u00f6her als die der umgebenden Luft.\nAlle diese Abhandlungen der Herren Dutrochet, Becquerel und der Herren van Beck und Bergs ma finden sich auch im August-Heft der Annales des sciences naturelles etc.*) mitgetheilt.\nAm 21. November theilte Herr Dutrochet**) der Akademie wiederum neue Beobachtungen mit, welche er im vergangenen Sommer \u00fcber die eigene W\u00e4rme der Pflanzen angestellt hatte; er stellte ganz allgemein den Satz auf, dafs die Pflanzen eine eigene W\u00e4rme besitzen, welche besonders in den gr\u00fcnen Theilen derselben ihren Sitz hat. Diese eigene W\u00e4rme der Pflanzen zeige eine t\u00e4gliche Periodicit\u00e4t, sie erreiche ihr Maximum in den Mittagsstunden und ihr Minimum w\u00e4hrend der Nacht. Herr Dutrochet theilt die speciellen Beobachtungen an verschiedenen Pflanzen mit, aus welchen sich der t\u00e4gliche Gang der W\u00e4rme derselben erkennen l\u00e4fst, als an Euphorbia lathyris L., welche eine sehr lebhafte W\u00e4rme zeigte, die aber des Nachts g\u00e4nzlich verschwand, w\u00e4hrend sie bei andern Pflanzen wenigstens in geringem Grade zur\u00fcckbleibt. Die Stunde, in welcher die Pflanzen das Maximum der W\u00e4rme zeigen, ist stets fiir jede bestimmte Pflanze dieselbe, sie ist aber bei verschiedenen Pflanzen verschieden; so zeigte\n*) XII. Part. bot. pag. 77\u201490.\n\u00a5\u00a5) Recherches faites avec l\u2019appareil thermo-\u00e9lectrique sur la chaleur vitale des v\u00e9g\u00e9taux. \u2014 Compt. rend. etc. de 18.Nov. pag. 613.","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"87\ndieses Rosa canina um 10h, Milium. Porrum um lth, Bot rago officinalis um Mittag, Euphor bia Lathyris um lh, Sam-bucus nigra um 2h und Asparagus offic. und Lactuca sa-tiva um 3h. Die st\u00e4rkste W\u00e4rme zeigen die Pflanzen in der N\u00e4he der Hauptknospen, und bei den Holzpflanzen zeigt sie sich oft nur in den gr\u00fcnen Spitzen. Andere Versuche best\u00e4tigten wieder die Angabe, dafs sich die eigene W\u00e4rme an solchen Pflanzen verliere, welche im Dunklen wachsen, dagegen zeigten Versuche an verschiedenen Pilzen, dafs auch diese eine t\u00e4gliche Periodicit\u00e4t in der W\u00e4rme-Entwickelung zeigten; Boletus aeneus zeigte eine W\u00e4rme von |\u00b0 C.\nEndlich hat Herr Dutrochet* **)) noch eine kleine Note \u00fcber die eigene W\u00e4rme im Spadix von Arum maculatum w\u00e4hrend der Bl\u00fcthe bekannt gemacht. Der Spadix zeigte am ersten Tage der Bl\u00fcthe die h\u00f6chste W\u00e4rme, und durch den Einflufs dieser geschehe das schnelle Oeffnen der Spatha, am 2ten Tage war das Maximum nicht so hoch und es hatte seinen Sitz haupts\u00e4chlich in den m\u00e4nnlichen Bl\u00fcthen, wodurch zugleich die Ausstreuung des Pollens erfolgte. Was \u00fcbrigens das Arum maculatum in dieser Hinsicht im Grofsen zeigt, das zeigen auch die jungen Zweige aller andern Pflanzen.\nUeber die Ger\u00fcche der Pflanzen.\nDie Akademie der Wissenschaften zu Br\u00fcssel hatte f\u00fcr das Jahr 1838 eine Preisfrage \u00fcber die Entstehung der Ger\u00fcche der Blumen u. s. w. aufgestellt, welche, da sie unbeantwortet blieb, f\u00fcr das Jahr 1839 wiederholt wurde. Herr Auguste Trinchinetti de Monza, vormals Professor an der Universit\u00e4t zu Pavia, hat zur Beantwortung jener Preisfrage ein Memoire eingereicht, welches mit der silbernen Medaille gekr\u00f6nt wurde, und Herr Morren\u00bb) hat im Namen der Akademie \u00fcber diese Arbeit einen umst\u00e4ndlichen Bericht erstattet, aus welchem wir die wichtigsten Mittheilungen ent-\n*) Comptes rendus de 16. D\u00e9c. pag. 781.\n**) Rapport sur le M\u00e9moire de Mr. Aug. Trinchinetti de Monza intitule: \u201eDe Odoribus florum observationes et exp\u00e9rimenta proble-matis resolutioni accomodata quod realis academ. scient, litter, que Bruxellensis propos, p. a. MDCCCXXXV1II.\u201c Bruxelles 1839. - Extr. du tom VI. No. 5. des Bullet, de l\u2019Acad\u00e9m. royale de Bruxelles.","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nnehmen. Die Arbeit zerf\u00e4llt in zwei Abteilungen, die erstere handelt von den Ger\u00fcchen der Blumen im Allgemeinen ; der Yeifasser spricht von der Verschiedenheit, welche die Ger\u00fcche der Blumen von denjenigen der andern Pflanzentheile zeigen, von den Organen der Blumen, welche die Ger\u00fcche aushauchen oder denen sie entstr\u00f6men, von denen, worin sie bereitet werden, \u00fcber die chemische Beschaffenheit dieser Substanzen, \u00fcber die Art der Verdunstung und endlich \u00fcber die Function der Ger\u00fcche. In der zweiten Abtheilung handelt der Verfasser von den Ger\u00fcchen in Hinsicht ihrer Intensit\u00e4t, in Hinsicht ihrer Menge in verschiedenen Zeiten des Alters der Blumen, in Hinsicht der Stunden, in welchen sie sich zeigen, er giebt zugleich das Mittel an, um sie zu erforschen und spricht haupts\u00e4chlich \u00fcber die intermittirenden Ger\u00fcche.\nMan findet, sagt Herr 1 rinchinetti, in allen Pflanzen-theilen irgend einen Geruch, der von harzigen oder kampher-artigen Substanzen erzeugt wird, wie bei den Laurineen, Labiaten, Umbelliferen und den Hesperideen, dagegen seien die Ger\u00fcche der Blumen die Folge einer besonderen Function, durch welche eine einfache Verdunstung der secernirten Substanzen erfolgt. (Sowohl diese wie die meisten \u00fcbrigen Angaben, welche schon durch die bereits vorhandenen Beobachtungen widerlegt werden, hat Herr Morren als Berichterstatter in besondern Anmerkungen als unrichtig nachgewiesen.) Im Allgemeinen sei in der Corolla der vorherrschende Sitz des Geruchs und hier wieder an der obern Oberfl\u00e4che; sei ein einfaches Perigonium vorhanden, so komme der Geruch von der innern Oberfl\u00e4che desselben. Die Filamente zeigen einen Geruch wie die Corolla, die Antheren dagegen den spermatischen, aber nur selten seien die weiblichen Zeugungstheile mit Geruch versehen, was jedoch bei dem Safran der Fall ist.\nDie Organe, welche die riechenden Stoffe von sich geben, sind nach dem Verfasser stets Dr\u00fcsen, welche den Beobachtungen der Physiologen oft entgangen sein sollen, indessen Herr Morren macht die Bemerkung, dafs derselbe auch solche Bildungen mit dem Namen der Dr\u00fcsen belegt habe, welche hierauf keine Anspr\u00fcche machen k\u00f6nnen, so werden z. B. auch die harzigen Kugeln f\u00fcr Dr\u00fcsen angesehen, welche Referent zuerst in den Blumenbl\u00e4ttern der Magnolia grandi-","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"89\nflora entdeckt hat, ja sogar die Papillen auf den Blumenbl\u00e4ttern h\u00e4lt Herr Trinchinetti f\u00fcr Organe, worin die riechenden Stoffe secernirt werden. In Bezug auf die chemische Theorie \u00fcber die Bildung der Ger\u00fcche hat der Verfasser nur die vonFourcroy und von Couerbe auseinandergesetzt und die Art der Exhalation der riechenden Stoffe erkl\u00e4rt derselbe durch eine blofse Evaporation durch organische und unorganische (?) Poren, welche auf der Epidermis der inneren oder oberen Fl\u00e4che der Bliithenorgane stattfindet. Ist diese obere Fl\u00e4che mit Wachs \u00fcberzogen, so soll der Geruch schw\u00e4cher werden, ist dagegen die untere Fl\u00e4che der Blumenorgane damit bekleidet, so soll der Geruch derselbe bleiben, und Tur-gescenz bef\u00f6rdere die Ausbauchung.\nDie Frage, zu welchem Zwecke die Blumen riechen, beantwortet Herr Trinchinetti mit Folgendem: Es k\u00f6nne sein, dafs die Pflanzenger\u00fcche zu einer Quelle von Annehmlichkeiten f\u00fcr den Menschen bestimmt w\u00e4ren, und dabei zeigten die Ger\u00fcche demselben ihre Heilkr\u00e4fte. Indessen die Natur habe mehr als einen Zweck mit den Ger\u00fcchen erreichen wollen, und so seien sie auch ganz sicherlich geschaffen, um den geschlechtlichen Verrichtungen der Bl\u00fcthe zu dienen, denn Herr Trinchinetti glaubt auch, dafs die Geschlechtsorgane durch einen Saft ern\u00e4hrt werden, der in den Blumenbl\u00e4ttern zubereitet wird. Die riechenden Ausstr\u00f6mungen der Blumen \u00fcben unter Anderem auch einen physischen Einflufs auf die Geschlechtsorgane, indem sie die Spannung der Wasserd\u00e4mpfe vermindern, welche so \u00fcberaus sch\u00e4dlich auf den Pollen wirken, indem dieser dadurch zerplatzt und die Befruchtung nicht mehr ausg&f\u00fchrt werden kann. Die Bl\u00fcthen seien mit einer riechenden Atmosph\u00e4re umgeben, wrelche die Geschlechtsorgane gegen die Einwirkung des Wasserdampfes sch\u00fctze; daher kommt es, dafs Bl\u00fcthen, in welchen die Geschlechtsorgane sehr verschlossen sind, auch wenig riechen, dagegen andere Blumen gerade in den feuchtesten Tagestunden und des Nachts stark riechen.\nIn dem zweiten Theile der Abhandlung betrachtet Herr Trinchinetti die Ger\u00fcche im Besondern; er sagt, dafs Blumen, welche erst am Ende ihres Lebens riechen, wie z. B. Asperula odor ata, diesen Geruch durch den Anfang der Zer-","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nSetzung erzeugen, dais dieser aber nicht mehr die Folge einer Lebenserscheinung sei; ja es gebe Blumen, welche zerquetscht einen andern Geruch aushauchen als im vollkommenen Zustande, wie z.B. Allium moschatum, Sambucas Ebulusu. s.w. Blumen, die nur des Morgens, am Abende und des Nachts riechen, verlieren ihren Geruch w\u00e4hrend des Tages dadurch, dafs die vereinte Einwirkung des Lichts und der W\u00e4rme das riechende Princip vertheilt, indessen Herr Morren erwiedert hierauf, dafs solche Blumen auch dann nicht bei Tage riechen, wenn man sie an einem feuchten und dunklen Orte aufbewahrt. Endlich kommt der Verfasser zur Beantwortung der Frage \u00fcber die Ursache der intermittirenden Ger\u00fcche; die Blumen, welche diese Erscheinung zeigen, \u00f6ffnen und schliefsen sich entweder zu bestimmten Stunden, oder sie bleiben stets ge\u00f6ffnet, und der Geruch allein ist hier intermittirend; hiernach wird die Untersuchung der Vorgesetzten Frage in zwei Abschnitten behandelt, in dem erstem wird die Erscheinung mit der Ursache des Oeffnens und des Schliefsens der Blume in Verbindung gebracht, und in dem andern wird eine besondere physiologische Bedingung zur Erzeugung des Ph\u00e4nomens angenommen. In dem erstem Falle zeigen sich die Blumen bei Tage geschlossen und des Nachts ge\u00f6ffnet und wohlriechend, oder die Blumen sind des Nachts geschlossen und \u00f6ffnen sich und riechen bei Tage. In der zweiten Abtheilung werden diejenigen Blumen aufgef\u00fchrt, welche stets ge\u00f6ffnet sind, aber einen intermittirenden Geruch besitzen; hier werden wiederum zwei Verschiedenheiten wahrgenommen, denn entweder riechen diese Blumen nur bei 1 age oder es zeigt sich ihr Geruch des Nachts. Bei Cestrum diurnum ist der Geruch des Nachts viel schw\u00e4cher. Die Coronilla glauca riecht nur bei Tage, und Cacalia septentrionalis soll ihren Geruch verlieren, wenn man sie mit einem Sonnenschirm bedeckt. Hierauf werden die bekannten Pflanzen aufgef\u00fchrt, welche nur des Nachts ihren ausgezeichneten Geruch zeigen. Pelargonium triste beginnt gegen 5 Uhr Nachmittags zu riechen; des Nachts wird der Geruch st\u00e4rker bis gegen 5 Uhr Morgens, worauf er sich vermindert und gegen 7 Uhr ganz aufh\u00f6rt. Die Oberfl\u00e4chen dieser riechenden Blumenbl\u00e4tter sollen des Abends gl\u00e4nzende K\u00f6rperchen zeigen (mit Saft ge-","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"91\nf\u00fcllte Zellen), welche bei Tage nicht vorhanden sein sollen. Wurden die Pflanzen den ganzen Tag hindurch im Finstern gehalten, so trat der Geruch erst sp\u00e4ter als gew\u00f6hnlich ein und war auch viel schw\u00e4cher. Auch feuchte Luft w\u00e4hrend des Tages brachte keinen Geruch an diesen Blumen hervor, dagegen zeigte Cestrum nocturnum im Finstern und in einer feuchten Atmosph\u00e4re einen schwachen Geruch.\nUeber Farbenbildung der Pflanzen.\nHerr Elsner* *) hat darauf aufmerksam gemacht, dafs er bereits im Jahre 1832 in einer Abhandlung im Schweigger-Seidel\u2019schen Jahrbuch der Chemie (LXV. pag. 165-175) die Identit\u00e4t des rothen Farbestoffs in den Bl\u00fcthen der Irideen, Labiaten, Rosaceen, Ranunculaceen, Geraniaceen, Cannaceen, Malvaceen, Leguminosen, Papaveraceen, Myrtaceen u. s. w. nachgewiesen hat, und dafs der rothe Farbestoff in den Bra-cteen von Melampyrum arvense, in den Bl\u00e4ttern von Caladium bicolor, in den Fr\u00fcchten von Prunus Cerasus, Ribes rubrum, Sorbus aucuparia demselben ebenfalls gleich sei, ja dafs sich dessen Identit\u00e4t noch auf den rothen Farbestoff erstrecke, welcher im Herbste die Bl\u00e4tter r\u00f6thet.\nVon Herrn Morren**) haben wir ebenfalls anatomischphysiologische Untersuchungen \u00fcber das Auftreten des Indigo im Polygonum tinctorium erhalten; die Arbeit war schon vor dem Erscheinen der \u00e4hnlichen von Hm. Turpin, welche im vorigen Jahresbericht angezeigt wurde, der Akademie zu Br\u00fcssel vorgelesen und ist also als gleichzeitig mit jener zu betrachten. Die Ansichten der Herren Turpin und Morren weichen \u00fcber die Entstehung des Indigo von einander ab. Er-sterer fand diese Substanz in den durch Chlorophyll gr\u00fcn gef\u00e4rbten Zellensaftk\u00fcgelchen, dagegen glaubt Herr Morren, dafs der Indigo im Intercellularsafte (worunter der gew\u00f6hn-\n\u00a5) Ueber den rothen Farbestoff in den Bl\u00fcthen und dessen Identit\u00e4t mit dem rothen Farbestoff in anderen Pflanzenorganen. \u2014 Pog-gendorffs A.nalen der Physik und Chemie. I7r Bd. 1839. pag. 483.\n*\u00a5) M\u00e9moire sur la formation de l\u2019indigo dans les feuilles du Po-lygonum tinctorium, ou Renou\u00e9e tinctoriale; lu a l\u2019acad. royale des scienc. de Bruxelles, le 1. Dec. 1838. \u2014 M\u00e9m. de P Acad. royale des\nscienc. et belles-lettres de Bruxelles. Tome XII.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nliehe Zellensaft verstanden wird) entstehe. Referent kann aus seinen eigenen Beobachtungen mit Bestimmtheit mittheilen, dafs sich der blaue Farbestoff im Polygonum tinctorium aus den vorher gr\u00fcn gef\u00e4rbten Zellensaftk\u00fcgelchen bildet; man kann sich hiervon unter dem Mikroskope \u00fcberzeugen. Ob aber auch in dem ungef\u00e4rbten Zellensafte jener Pflanze eine Substanz gel\u00f6st ist, welche sich in Indigo umwandeln kann (wie es aus Herrn Morren\u2019s Angaben hervorzugehen scheint), dar\u00fcber hat Referent keine entscheidende Beobachtungen gemacht, und gegenw\u00e4rtig ist hierzu nicht die Zeit. Mail m\u00fcfste den ausgeprefsten Zellensaft der Bl\u00e4tter vollst\u00e4ndig filtriren und ihn dann auf Indigo-Bildung behandeln, wobei es sich sogleich entscheiden wird.\nDer Indigo bildet sich in allen Theilen des Polygonums, doch vorz\u00fcglich in den Bl\u00e4ttern; hier findet man ihn sowohl in dem Parenchym als in den Blattnerven, und nur das \u201etissu fibro-vasculaire\u201c zeige davon keine Spur.\nHerr Morren macht auf die regelm\u00e4fsige Stellung der Adventivwurzeln dieser Pflanze aufmerksam, welche, wie so h\u00e4ufig bei der Gattung Polygonum, aus den Knoten hervortreten.\nHerr H\u00fcnefeld*) hat wiederum einige Mittheilungen \u00fcber seine anhaltenden Untersuchungen der Pflanzenfarben bekannt gemacht; auch er hat gefunden, dafs in den Farben der verschiedenen Pflanzentheile: Wurzeln, Bl\u00e4tter, Bl\u00fcthen, Fr\u00fcchten, hinsichtlich ihres Stofflichen nicht die Gleichheit und Aehn-lichkeit sieb zeigt, wie man es aus den sinnf\u00e4lligen Eigenschaften vermuthen m\u00f6chte und Einige es ausgesprochen haben. Nur sehr wenige Farbenver\u00e4nderungen in den Pflanzen kommen allein durch die Wirkung sauerer oder basischer Stoffe zu Stande. Ferner hat Herr H\u00fcnefeld eine grofse Reihe von Versuchen bekannt gemacht, welche er \u00fcber das Verhalten der Pflanzenfarben zu verschiedenen Fl\u00fcssigkeiten, besonders zu Aether und Terpentin\u00f6l und zu einigen anderen Stoffen angestellt hat, wobei manche sehr auffallende Resultate zum Vorschein gekommen sind; die Folgerungen, welche Herr H\u00fcne-\n*) Beitr\u00e4ge zur Chemie der Pflanzenfarben. \u2014 Erdmann\u2019s und Marchand\u00e9 Journal f\u00fcr prakt. Chemie. 1839. Ir Bd. pag. 65\u201480.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"93\nfeld selbst daraus gezogen hat und uns hier interessiren, sind: Die Pigmente der nicht gelben oder rothgelben Bl\u00fcthen sind wohl alle extraktiver Natur. Der Aether ist ein wichtiges Mittel zur Vorbereitung der chemischen Untersuchung der Bl\u00fcthenpigmente und anderer Bestandtheile der Pflanzen. Das Verschiedenfarbige einer Bl\u00fcthe, eines Blattes besteht wohl sehr h\u00e4ufig darin, dafs ein Pigment \u00fcber oder in das andere geschoben ist (hier\u00fcber geben die neueren phytotomischen Schriften eine vollst\u00e4ndigere Nachweisung, Red.). Die Hauptver\u00e4nderung der Bl\u00fcthenfarben beim Verwelken, Absterben u. s. w. scheint darin zu liegen, dafs nur bei unterdr\u00fcckten Vegetationen die Aufnahme von Kohlenstoff aufh\u00f6rt, die Absorption von atmosph\u00e4rischem Sauerstoff dagegen herrschend wird, indem die leicht oxydablen Extraktivstoffe und Gerbstoffe in oxydirte Extraktivstoffe, in Galluss\u00e4ure und in immer mehr der Humuss\u00e4ure gen\u00e4herte Stoffe \u00fcbergehen, welche durch Abgabe von Sauerstoff zerst\u00f6rend auf die Pigmente wirkt.\nHerr H\u00fcnefeld*) hat ferner eine Reihe von Versuchen angestellt, um zu erfahren, ob die Bildung gewisser Pflanzenfarben von einem Eisengehalte der Pflanze abh\u00e4ngig ist. Es wurden Bl\u00fcthen von den verschiedensten Farben in Mengen von einer bis zu zwei Unzen einge\u00e4schert. Einige dieser Blumen zeigten einen merklichen Gehalt an Eisen und Mangan, andere blofs Eisen und die Bl\u00fcthen von Sambucus nigra zeigten Spuren von Kupfer, welches darin auch schon fr\u00fcher aufgefunden war. Die Zweige und Bl\u00e4tter eben desselben Sambucus nigra sollen kein Kupfer, dagegen einen reichen Eisengehalt gezeigt haben. Spuren von Mangan wurden \u00fcberall gefunden, wenn hinreichende Mengen einge\u00e4schert wurden. Da diese Metalle, sagt Herr H\u00fcne feld, auch in den weifsen Blikhen sich finden, und ihr Vorkommen, ihre Quantit\u00e4ten in keinem Verh\u00e4ltnisse stehen mit den Bl\u00fcthenfarben, so scheint die Ansicht Me ifs ne r\u2019s unbegr\u00fcndet. Es d\u00fcrfte vielleicht kein einziges Vegetabil sein, welches nicht Eisen enthielte, und vielleicht w\u00e4re der Eisengehalt im thierischen K\u00f6rper ganz allein hiervon abzuleiten.\n~ *) Ueber den Eisengehalt der Blumen in Bezug auf ihre Farben. Erdmann\u2019s und Marc hand\u2019s Journal f\u00fcr praktische Chemie. 1839. Ir Band, pag 84\u201487.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nZur Anatomie der Gew\u00e4chse.\nHerr Decaisne*) hat eine kleine Mittheilung \u00fcber die Struktur des Holzes des Misteis publicirt, er konnte die Angabe des Hrn. Dutro chet nicht best\u00e4tigen, nach welcher der Holzk\u00f6rper in der Gliederung zwischen den beiden Internodien fehlen und nur durch eine zellige Markschicht vereinigt sein sollen, so dafs eigentlich die Internodien hiernach durch die blofse Rinde Zusammenh\u00e4ngen sollen. Nach Hrn. Decaisne\u2019s Beobachtungen stehen dagegen gerade die Rindengef\u00e4fse der verschiedenen Internodien bei dem Mistel nicht in Verbindung, und gerade hierauf sei die Gliederung bei dieser Pflanze begr\u00fcndet, aber nicht auf die Trennung der Holzbiindei. Das Mistelholz zeigte keine Gef\u00e4fse (werden n\u00e4mlich einfache Spiralr\u00f6hren hierunter verstanden, Ref.), und nur am Marke sah man Ringr\u00f6hren; auch die Nerven der Bl\u00e4tter zeigten keine abrollbare Spiralr\u00f6hren. Die Zahl der Holzb\u00fcndel ist in den jungen Aesten regelm\u00e4fsig 8, selten sind 7 oder 9, und jedes ist nach Innen und nach Aufsen mit einem B\u00fcndel von Bastzellen umgeben.\nHerr Dutro chet**) reklamirte gegen die Angaben des Herrn Decaisne und suchte der Pariser Akademie unmittelbar zu zeigen, dafs seine fr\u00fcheren Angaben ganz richtig sind.\nHerr Morren***) hatte schon im Jahre 1838 einige physiologische Beobachtungen an einer neuen, von ihm Malaxis Parthoni genannten Pflanze bekannt gemacht, welche dem Referenten aber erst neuerlichst zur Ansicht gekommen sind. Herr Morren deutet darauf hin, dafs in den Bl\u00e4ttern jener Malaxis Parthoni, wie in den Bliithen der Calanthe vera-trifolia, in den Bl\u00e4ttern von Mercurialis pcvennis u. s. w. ein Farbestoff, \u00e4hnlich dem Indigo, enthalten sein m\u00fcsse. Das Vorkommen des wahren Indigo\u2019s bei den Orchideen ist aber schon vor einer Reihe von Jahren durch Herr Mar quart in Bonn entdeckt worden. Die Luftwurzeln, welche die Pflanze\n\u00a5) De la structure ligneuse du Gui. \u2014 Comptes rendus de 1839. No. 6. pag. 204.\n**) Comptes rendus de 18. F\u00e9vr. pag. 215.\n\u00a5\u00a5\u00a5) Notice sur une nouvelle esp\u00e8ce de Malaxis, suivie de quelques observations d\u2019anatomie et de physiologie v\u00e9g\u00e9tales. \u2014 Bullet, de l\u2019Acad. de scienc. de Bruxelles. V. No. 8.","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"95\nzeigte, die Herr Morren untersuchte, waren mit sehr vielen kleinen Wurzelh\u00e4rchen bekleidet, die aus einzelnen durchsichtigen Zellen bestanden, deren W\u00e4nde sehr fein waren und im Innern eine Rotationsstr\u00f6mung zeigten. (Das allgemeine Vorkommen der Rotationsstr\u00f6mungen in den W'urzelh\u00e4rchen der Phanerogamen hat Referent bereits nachgewiesen.) Hr. Morren beobachtete, dafs in einzelnen jener Wurzelh\u00e4rchen die K\u00fcgelchen sich in Masse anh\u00e4ufen, so dafs sie eine Art von Querwand bilden, durch welche die Rotationsstr\u00f6mung aufgehoben wird; ja er glaubt, dafs dieses gleichsam der Anfang der Bildung der Querw\u00e4nde sei, welche bei Conferven u. s. w. zur Vermehrung der Zellen auftreten. Dieser Hypothese kann Referent nicht beistimmen, denn jene Querw\u00e4nde bilden sich auf eine andere Weise, und die Entstehung einer Art von Scheidewand, wodurch die Rotationsstr\u00f6mung im Innern eines Schlauches in zwei Theile getheilt wird, ist eine ganz zuf\u00e4llige und recht selten vorkommende Erscheinung; Referent selbst beobachtete sie an den Charen im Jahre 1825 (Linnaea von 1827 pag. 66) und sah, dafs dadurch zwei Rotationsstr\u00f6mungen entstanden, welche so lange anhielten, bis das Hinder-nifs wieder fortgerissen ward. Herr Morren beobachtete bei dieser neuen Malaxis in den Anschwellungen der Basis des Schaftes ebenfalls Spiralfaserzellen von mannigfachen Formen.\nHerr Morren*) hat eine interessante Abhandlung \u00fcber das scheibenf\u00f6rmige Mark der Pflanzen bekannt gemacht, welches schon von Grew in Juglans regia, von Herrn v. Mir-bel in Nyssa aquatica und Phytolacea decandra, so wie von Herrn De Candolle in Jasminum officinale gefunden war. Herr Morren findet es sehr wahrscheinlich, dafs dieser Bau des Markes noch in vielen anderen Pflanzen Vorkommen wird, er selbst fand es in Pflanzen aus den Familien der San-talaceen, Juglandeen, Phytolacceen, Jasmineen und Begonia-ceen; er macht aber darauf aufmerksam, dafs in einer und derselben Gattung einige Species diesen Bau zeigen, andere dagegen nicht. Die Abbildungen, welche dieser Abhandlung des Herrn Morren beigegeben sind, wurden von Begonia\n*) On the discoid piths of plants. \u2014 Annals of natural history. Oct. 1839. pag. 73-88.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nargyrostigma, Juglans regia, Jasminum fruticans und Phytolacca decandra gemacht; das Mark zeigt bei diesen, wie noch bei vielen andern Pflanzen in der fr\u00fchsten Zeit des Triebes eine gleichm\u00e4fsige Zellenmasse, in welcher endlich mehr oder weniger viele, horizontal liegende Spalten auftre-ten, die in gr\u00f6fster Ordnung eine \u00fcber der andern stehen, sich allm\u00e4lich vergr\u00f6fsern, und endlich nur noch durch membranartige Querw\u00e4nde von einander getrennt sind. Hr. De Candolle hatte geglaubt, dafs diese H\u00f6hlen im Marke durch ein Zerreifsen des Zellengewebes in Folge der Ausdehnung durch das Wachsthum des Triebes entstehen, indessen Hr. Morren zeigt, dafs sie durch ein ganz regelm\u00e4fsiges Auseinandertreten der Zellen entstehen, also mit den Luftg\u00e4ngen der Pflanzen zu vergleichen sind.\nHerr Patrick Keith*) stellte Beobachtungen \u00fcber das Mark der Pflanzen an, um sich \u00fcber folgende zwei Fragen zu belehren: 1) Kommt das Mark auch in irgend einem Theile der Wurzel vor? und 2) Wird das Mark, wenn es einmal seine Ausbildung erlangt hat, in seinen Dimensionen noch fernerhin ver\u00e4ndert? In Hinsicht der ersten Frage zeigten ihm die Beobachtungen der Wurzel an jungen Pflanzen von Acer Pseudoplatanus, Fagus sylvatica und Corylus Avellanay dafs die Hauptwurzel ebenfalls mit Mark versehen ist. Die zweite Frage beantwortet Hr. Keith durch die Untersuchung eines dreij\u00e4hrigen Eschen-Stammes, der fast 9 Fufs hoch war. Der oberste Schufs oder der letzte Trieb war-\u00a7 Zoll im Durchmesser und hatte eine Markmasse von ^ Zoll an der dicksten Stelle im Durchmesser. Der mittlere Sch\u00f6fsling war Zoll dick und hatte eine Markmasse von \u00a3 Zoll im Durchmesser, und der \u00e4lteste oder unterste Spr\u00f6fsling hatte Zoll im Durchmesser und das Mark war Zoll dick. Auch fand sich die Markmasse in einem und demselben Sch\u00f6fsling nicht \u00fcberall von gleichem Durchmesser, sondern dieselbe ward von Oben nach Unten zu immer schm\u00e4ler und schm\u00e4ler.\nZu den sch\u00f6nen anatomisch-botanischen Abbildungen, welche in den vorhergegangenen Jahren durch Herrn Link publicirt\n*) Of the Pith of Plants. \u2014 Annals of natural history. ApriH839 pag. 77.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"97\nwurden, Laben wir ein neues Heft*) gleichsam als Fortsetzung erhalten, worin abermals eine grofse Menge der verschiedensten Gegenst\u00e4nde nach einer vortrefflichen Auswahl dargestellt sind. Auch in diesem Hefte sieht man die Fortschritte, welche Herr C. F. Schmidt, der Zeichner und Lithograph dieser grofsen Arbeit, in der Ausf\u00fchrung gemacht hat; besonders einzelne Tafeln dieses Heftes, als z. B. Tab. VIII., m\u00f6chten zu den gelungensten Arbeiten dieser Art zu z\u00e4hlen sein. Die meisten Abbildungen des vorliegenden neuen Heftes geben uns Nachweisung \u00fcber die Struktur der Wurzeln der Pflanzen und \u00fcber die Verschiedenheit, welche sich hierin zwischen Wurzel und Stengel zeigt. Auf Tab. VIII. findet sich die Anatomie der Stacheln und Dornen, wozu bis jetzt noch fast gar keine Abbildungen vorhanden waren.\nVon Herrn Korthals**) sind einige Mittheilungen \u00fcber die Struktur der dr\u00fcsentragenden Haare von Drosera publi-cirt, mit welchen des Referenten Beobachtungen nicht \u00fcbereinstimmen. Diese Haare sollen nach Herrn Korthals aus Fibern oder langgestreckten Zellen bestehen, welche von einer kaum entwickelten Epidermis eingeh\u00fcllt und auf dem Ende ein kleines rothes K\u00fcgelchen tragen, welches im Alter abf\u00e4llt, aber ebenfalls von der Epidermis \u00fcberzogen wird. Die Fibern des Haares verl\u00e4ngern sich bis in die H\u00f6hle des K\u00f6pfchens, zeigen aber noch vor ihrem Eintreten eine leichte Erweiterung. In dem Innern dieser H\u00f6hle bilden die Fibern einen kleinen eyf\u00f6rmig hervorragenden K\u00f6rper und rund um diese S\u00e4ule findet man eine Menge kleiner rother eckiger K\u00f6rperchen u. s. w.\nDa Referent in seiner Schrift \u00fcber die Secretionsorgane der Pflanzen (1836. pag. 49. Tab. VI. Fig. 15.) eine anatomische Beschreibung und Abbildung dieser dr\u00fcsentragenden Haare von Drosera gegeben hat, welche von der soeben mit-getheilten so g\u00e4nzlich abweichend ist, so wird es n\u00f6thig, den Gegenstand n\u00e4her zu er\u00f6rtern; doch ehe ich die Angaben des\n*) Ausgew\u00e4hlte anatomisch-botanische Abbildungen. Lateinisch und Deutsch. Erstes Heft mit 8 lithographirten Tafeln in gr. Folio. Berlin 1839.\n**) Remarques sur les poils du Drosera. \u2014 Bulletin des Scienc. physiq. et natur. en Neerlande r\u00e9dig\u00e9 par Miquel, Mulder et Wenckebach. Ann\u00e9e 1839. Rotterdam, pag. 49.\n7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nHerrn Kor tha\u00ef s zu deuten versuche, mufs ich erkl\u00e4ren, dafs ich nicht weifs, was in der Beschreibung desselben unter Epidermis verstanden wird, es ist dieses leider eine Folge der Um\u00e4nderung und angeblichen Verbesserung alter bekannter Benennungen. In der genannten Schrift hat Referent nachgewiesen, dafs die dr\u00fcsentragenden Haare der Gattung Drosera sehr complicirt gebaut sind; das H\u00e4rchen selbst zeigt sogar in seiner Mitte eine einfache Spiralr\u00f6hre, welche bis tief in das Dr\u00fcsenk\u00f6pfchen hineingeht, doch von einer H\u00f6hle ist im Innern des Dr\u00fcsenk\u00f6pfchens keine Spur vorhanden. Die Haare, welche hier den Stiel der Dr\u00fcse bilden, sind nicht, wie in den meisten andern F\u00e4llen, blofse Ausw\u00fcchse der obern W\u00e4nde der Epidermiszellen, sondern es sind wahre Ausw\u00fcchse der Blattsubstanz und treten schon sehr fr\u00fch auf, daher kann man allerdings ganz mit Recht sagen, dafs das ganze Haar mit dem Dr\u00fcsenk\u00f6pfchen mit der Epidermis bekleidet ist. Besonders in ganz jungen Organen dieser Art sieht man, dafs das sp\u00e4tere, so ausgezeichnete Dr\u00fcsenk\u00f6pfchen nichts weiter als das sich verdickende Ende des zusammengesetzten Haares ist, und Stiel und K\u00f6pfchen werden dann noch von einer gleichm\u00e4fsig geformten Epidermis bekleidet. Sp\u00e4ter dehnt sich der Stiel (das ist das H\u00e4rchen!) sehr lang aus, und dabei erhalten s\u00e4mmtliche Zellen desselben eine langgestreckte Form und die \u00e4ufserste Zellenschicht zeigt keine Verschiedenheit von der darunterliegenden. Am Dr\u00fcsenk\u00f6pfchen aber verh\u00e4lt es sich ganz anders; die Epidermis bleibt kleinzellig, ist meistens immer mit rothgef\u00e4rbtem Safte gef\u00fcllt und stellt dadurch die rothen eckigen K\u00f6rper dar, von welchen Herr K orthals spricht. Dicht unter dieser kleinzelligen Epidermis sieht man mit guten Mikroskopen 10 bis 12 langgestreckte und ziemlich grofse s\u00e4ulenf\u00f6rmige Zellen, welche die Achse des Dr\u00fcsenk\u00f6pfchens bilden, im ganz ausgebildeten Zustande sogar oftmals noch sehr deutlich Spiralfasern in ihrem Innern zeigen und mitten zwischen sich die Spiralr\u00f6hre des Stieles verlaufen lassen. Selbst auf Querschnitten ist nichts von einer H\u00f6hle am Dr\u00fcsenk\u00f6pfchen zu finden, und dafs diese auch wohl nicht vorhanden ist, m\u00f6chte man an denjenigen Dr\u00fcsen noch deutlicher sehen, welche an dem Rande der Bl\u00e4tter von Drosera rotundjfolia Vorkommen. Diese Dr\u00fcsenhaare sind n\u00e4m-","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"99\nlieh (doch weifs ich nicht, oh bei andern Drosera-Arten \u00e4hnlich gestaltete Vorkommen) viel gr\u00f6fser als die andern; der Stiel derselben ist an seinem Ende l\u00f6ffelartig aasgebreitet und seitlich auf diesem L\u00f6ffel sitzt das dr\u00fcsige Organ, welches der Absonderung vorsteht. Eigenth\u00fcmlich ist den dr\u00fcsentragenden Haaren der Drosera-Arten, und hierin stimmen sie ebenfalls mit denselben Organen bei Nepenthes \u00fcberein, dafs auf den Stielen hie und da kleine einfache Dr\u00fcschen sitzen, welche aus zwei neben einander gelagerten blasigen Zellen bestehen; sie sind mit gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellensaftk\u00fcgelchen gef\u00fcllt, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Zellen des Stieles meistens einen rothgef\u00e4rbten Zellensaft enthalten. Es ist als wenn diese Dr\u00fcschen in Stelle der beiden halbmondf\u00f6rmigen Zellen der Hautdr\u00fcsen auftreten ; mitunter sieht man aber auch wirkliche einzelnstehende Hautdr\u00fcsen mit Spalt\u00f6ffnungen; bei Nepenthes sind diese Nebenorgane allerdings noch anders gestaltet.\nReferent*) hatte Gelegenheit, ein Paar abgetragene St\u00e4mme von Musa paradisiaca zu erhalten, deren Bl\u00fcthensch\u00e4fte, wie er es schon auf den Sandwichs-Inseln bemerkt hatte, so \u00fcberaus reich an abrollbaren Spiralfasern sind. Es wurden aus den Bl\u00fcthensch\u00e4ften jener St\u00e4mme die Spiralfasern mit aller Sorgfalt ausgezupft, was sich dadurch am besten ausf\u00fchren l\u00e4fst, dafs man den Schaft ganz langsam in kurze Enden zerbricht, die Bruchenden auf etwa 1 bis 1^ Zoll L\u00e4nge auseinanderzieht und dann die ausgezogenen Spiralfasern mit einer h\u00f6lzernen Zange fortnimmt und sie sogleich in Wasser taucht, damit sie zuerst von dem anh\u00e4ngenden Schleime und dann von der Gerbs\u00e4ure befreit werden, durch welche sie sonst an der Luft sogleich eine braune Farbe erhalten. Die Wolle, welche man auf diese Weise aus den Spiralfasern erh\u00e4lt, gleicht der feinsten Schaafwolle und \u00fcbertrifft diese noch an Weifse, wie durch feinere und regelm\u00e4fsigere Kr\u00e4uselung der einzelnen F\u00e4den. Die Quantit\u00e4t, welche aus den beiden St\u00e4mmen erhalten wurde, war so bedeutend, dafs ein K\u00fcnstler es unternehmen wollte, von derselben einen Handschuh zu fabriciren, daher es in tropischen Gegenden, wo allj\u00e4hrlich Tausende von Pi-\n*) S. Verhandlungen des Vereins zur Bef\u00f6rderung des Gartenbaues in den Preufs. Staaten. XIV. 2tes Heft. Berlin 1839. pag. 187.","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nsangst\u00e4mmen blofs bei einzelnen Ortschaften nach demFrucht-tragen umgehauen werden, gar nicht schwer sein kann, solche grofse Massen dieses Materials zu erlangen, als zur Verfertigung von kostbaren Zeugen n\u00f6thig w\u00e4re, ja T\u00fccher von Spi-ralfasern der Pisangpflanze bereitet, k\u00f6nnten noch nicht so theuer sein als die persischen T\u00fccher.\nDie Herren P. Savi und G. 13. Amici*) haben einige Mittheilungen \u00fcber die Struktur der Spalt\u00f6ffnungen dei Pflanzen bekannt gemacht. Die Veranlassung zu diesen Untersuchungen wurde durch die Beobachtungen des Herrn von Cesati \u00fcber die Spalt\u00f6ffnungen der Ambrosinia Bassii gegeben**), welche von den Herren Savi und Amici nicht best\u00e4tigt werden konnten. Herr von Cesati glaubte an den Hautdr\u00fcsen mit deren Spalt\u00f6ffnungen bei Ambrosinia Bassii eine ganz besondere Struktur wahrgenommen zu haben; er spricht von einem dr\u00fcsigen Stoffe, woraus der \u00e4ufsere Rand der Spalt\u00f6ffnung bestehen soll, der dabei die Wandungen der vier einschliefsenden Zellen auseinander gedr\u00e4ngt hat. Die wirkliche Spalte sei einzig f\u00fcr die Ausd\u00fcnstung bestimmt, w\u00e4hrend von den zwei dr\u00fcsigen W\u00fclsten oder Kreisen der eine stets f\u00fcr die Ausscheidung des Kohlenstoffes, der andere stets f\u00fcr jene des Sauerstoffes geeignet ist u. s. w. u. s. w. Herr Savi untersuchte die Ambrosinia in Hinsicht ihrer Spalt\u00f6ffnungen und fand dieselbe der Struktur der \u00fcbrigen Pflanzen \u00e4hnlicher, was durch Abbildungen verdeutlicht wird; die Spalt\u00f6ffnungen werden gew\u00f6hnlich durch zwei halbmondf\u00f6rmige Zellen gebildet, aber sie seien noch durch eine zweite Cuticula \u00fcberzogen, welche gleichfalls eine L\u00e4ngenspalte zeige; selbst\nOsservazioni d. Dott. P. Savi sulla struttura ed esistenza degli Storni in alcune piante scritte in forme di lettera al Pr. Cav. G. B. Amici. \u2014 Mem. della R. Accad. delle Scienze di Torino. Serie II. Tom. II. pag. 49.\n**) Leider hat Referent in seinem Berichte von 1837 die neuen Ansichten, Welche Herr v. Cesati \u00fcber die Struktur und die Function der Spalt\u00f6ffnungen aufgestellt hat, \u00fcbersehen, indem sich die darauf bez\u00fcgliche Stelle bei der Beschreibung der Abbildungen befindet, welche seiner Abhandlung \u00fcber die Gattung Ambrosinia (S. Linnaea von 1837 pag. 281\u2014300.) beigegeben sind, und dann bei einer Recension in der Biblioteca italiana Tom 87. pag. 389. mitgetheilt ist.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"101\nauf der Abbildung eines Querschnittes mitten durch eine solche Spalt\u00f6ffnung wird diese Cuticula mit ihrem L\u00e4ngenrifs dargestellt. Auch Herr Amici hat in seiner Antwort an Herrn Savi obige Angabe \u00fcber die Struktur der Spalt\u00f6ffnung am Ambrosinia-Blatte best\u00e4tigt und selbst in Abbildung dargestellt. Schliefslich beweist Herr Amici, dafs ihm die Priorit\u00e4t der Entdeckung der Spalt\u00f6ffnungen in der Tiefe der grossen Gruben auf der untern Fl\u00e4che der Bl\u00e4tter von Nerium zukomme, indem er diese Entdeckung in einem Schreiben vom August 1830 an Herrn v. Mirbel mitgetheilt habe, und dieses Schreiben von Herrn Brongniart zwar benutzt, wenngleich jene Beobachtung verneint worden ist. (Das Vorkommen der Spalt\u00f6ffnungen in jenen mit feinen Haaren ausgekleideten Gruben auf den Nerium, - Bl\u00e4ttern ward zuerst durch Herrn Krocker jun. zu Breslau in seiner Dissertation: De epidermide plantarum 1833 publicirt. Ref.)\nHerr Morren*) hat verschiedene Hedychium-Arten in anatomischer Hinsicht untersucht und verschiedene, dabei vorgekommene Beobachtungen beschrieben und mit Abbildungen begleitet. Wir erhalten einige Nach Weisung \u00fcber das Verhalten der Zellen und ihren Inhalt in jungen und in alten Bl\u00e4ttern, so wie \u00fcber das Vorkommen der Krystalle in diesen verschiedenen Alterszust\u00e4nden der Hedychium-Arten; auch werden verschiedene Formen von Krystallen aufgef\u00fchrt, welche in diesen Pflanzen beobachtet wurden. An den W\u00e4nden der Lufth\u00f6hlen fand Herr Morren eigenth\u00fcmliche Zellen, welche gew\u00f6hnlich mit gr\u00fcngef\u00e4rbten Zellensaft-K\u00fcgelchen versehen sind, sehr verschiedene Formen zeigen, aber sehr oft die von H\u00f6rnern und Haken, mitunter symmetrisch, mitunter unsymmetrisch; sie sollen mit den sternf\u00f6rmigen Haaren der Nymphaeen zu vergleichen sein, wTorin Referent aber nicht beistimmen kann, denn diese Zellen sind nichts weiter als mehr oder weniger regelm\u00e4fsig geformte sternf\u00f6rmige Zellen, wie sie bei den Scitamineen ganz gew\u00f6hnlich Vorkommen. Herr Morren glaubt ferner gefunden zu haben, dafs die Verdunstung zur Bildung der Krystalle in den Pflanzen nichts beitr\u00e4gt, in-\n*) Observations sur l\u2019anatomie des Hedychium. \u2014 Bulletins de l\u2019Academie Royale de Bruxelles. T. VI. No. 2.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\ndem gerade in den peripherischen Theilen der Pflanzen und in den trockenen die Krystalle nicht auftreten. Die \u00fcbrigen Mittheilungen best\u00e4tigen nur, was man schon fr\u00fcher theils bei Hedychium, theils bei andern \u00e4hnlichen Pflanzen beobachtet hat.\nEine \u00e4hnliche Arbeit hat Herr Morren*) auch von der Gattung Musa geliefert; sie enth\u00e4lt die Bildung des sternf\u00f6rmigen Zellengewebes speciell beschrieben und einige Mittheilungen \u00fcber die nadelf\u00f6rmigen Krystalle in den Musen und andern Pflanzen. Die Beobachtungen \u00fcber die Bildung des sternf\u00f6rmigen Zellengewebes best\u00e4tigen die fr\u00fcheren Angaben des Referenten, dafs sich diese Zellen aus gew\u00f6hnlichen Parenchymzellen bilden. Herr Morren sah in manchen Zellen der Musa ebenfalls Molekular-Bewegungen, und nachdem er einzelne Theile der Pflanze in verschiedenen Entwickelungszust\u00e4nden beobachtet hatte, kam er zu dem Resultate, dafs die Substanzen im Innern der sternf\u00f6rmigen Zellen in folgender Reihenfolge auftreten: Zuerst erscheinen selbstbewegliche Schleim- und St\u00e4rkek\u00fcgelchen, dann unbewegliches Chlorophyll (soll heifsen: durch Chlorophyll gef\u00e4rbte K\u00fcgelchen, Ref.), und hierauf freie K\u00fcgelchen und Krystalle. Alle diese Materien bilden sich nach und nach. Bei der Betrachtung der Krystalle, welche in den parenchymatischen Zellen der Musa so \u00fcberaus h\u00e4ufig Vorkommen, macht Herr Morren die Bemerkung, dafs die Krystalle-f\u00fchrenden Zellen, welche Herr Turpin mit dem Namen der Biforines belegte, auch jedenfalls einen besonderen Namen verdienten, und dafs sie in Caladium rugo-sum, wo sie nur eine Oeffnung zeigen, mit dem Namen Uniforme belegt werden m\u00fcssen, ja es w\u00e4re auch aus eben denselben Gr\u00fcnden n\u00f6thig, dafs man die \u00fcbrigen Zellen, welche nadelf\u00f6rmige Krystalle f\u00fchren und ohne Mund\u00f6ffnungen sind, mit besonderem Namen belege, und er schl\u00e4gt defshalb den Namen destines (von xXslo\u00e7) vor.\nReferent hat schon in den fr\u00fcheren Jahresberichten gezeigt, dafs keine geh\u00f6rigen Gr\u00fcnde vorhanden sind, um die Krystall-f\u00fchrenden Zellen mit besonderen Namen zu belegen,\n*) Observations sur l\u2019anatomie des Musa. \u2014 Bullet, de l\u2019Acad. Royale de Bruxelles. T. VI. No. 3.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"103\nwie es Herr Turpin that, aber diesen neuesten Benennungen: Uniforine und destines, kann er noch viel weniger Beifall schenken, denn wenn man z. B. die Caladien in Hinsicht der Krystall-f\u00fchrenden Zellen untersucht, so wird man in verschiedenen Theilen eine und dieselbe Art von Zellen bald als sogenannte destines, bald als Uniformes und bald als Bifori-nes finden, und die letztem erscheinen im j\u00fcngern Zustande stets als einfache Zellchen; die verschiedenen Namen w\u00fcrden nur zu leicht zu der Ansicht f\u00fchren, als h\u00e4tten wir hier wesentliche Verschiedenheiten damit zu bezeichnen. Das Oeffnen der sogenannten Biforines ist aber eine rein physikalische Erscheinung, was schon im vorigen Jahresberichte (pag. 110) nachgewiesen wurde. Herr Morren macht noch darauf aufmerksam, dafs er auch in den Krystall-f\u00fchrenden Zellen, den sogenannten destines der Mus a eine gummiartige Masse beobachtet habe, eine Erscheinung, welche Referent ebenfalls noch bei andern Gew\u00e4chsen bemerkte. Eine kleine Octavtafel begleitet die kurze Abhandlung und zeigt besonders eine gute Darstellung von sternf\u00f6rmigen Zellen, die dicht mit Krystallen gef\u00fcllt sind.\nHerr S. F. Hoffmann*) hat seine Beobachtungen \u00fcber die Luftr\u00f6hrenhaare fortgesetzt; er fand diese Gebilde bei allen ihm vorgekommenen Limncmthemum-Arten, aber unget\u00fcpfelt, und er \u00fcberzeugte sich, dafs dieselben bei Villarsia nicht Vorkommen. Unter den Nymphaeen zeigte auch die Gattung Euryale (ferox) solche get\u00fcpfelte Haare, wie sie in den Lufth\u00f6hlen der verschiedenen Organe der Gattungen Nym-phaea und Nuphar Vorkommen.\nUeber ebendenselben Gegenstand handelt Hr. Hoffmann auch in dem letzten Hefte der Tijdschrift von v. d. Ho even und de Vriese f\u00fcr 1839 pag. 269\u2014271. An ebendemselben Orte (pag. 257\u2014269) giebt Herr Hoffmann auch die Resultate seiner neuen Untersuchungen \u00fcber die Selbstst\u00e4ndigkeit von Lemna arrhiza als besondere Species, so wie anatomischphysiologische Beobachtungen \u00fcber die Knospenbildung bei den Lemna - Arten ; diese Mittheilungen sind jedoch nur als Vor-\n*) Nachtrag zu der Beobachtung der Luftr\u00f6hrenliaare bei Lim-nanthemum Ginelin und Villarsia V. \u2014 Linnaea XIII. pag. 291\u2014296.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"404\nlaufer einer gr\u00f6fsern Arbeit zu betrachten, welche Hr. Hoffmann diesem Archiv zum Drucke \u00fcbergeben hat, und soeben im lsten Hefte f\u00fcr 1840 erschienen ist, daher wir das Referat erst im n\u00e4chsten Berichte geben k\u00f6nnen.\nHr. Hoffmann* *) untersuchte frische Blattstiele von JSe-lumbium luteum und N. speciosum, deren Luftg\u00e4nge Querw\u00e4nde von sternf\u00f6rmigem Zellengewebe besitzen, aber keine solche H\u00e4rchen wie bei den Nymphaeen enthalten. Dagegen fand Herr Hoffmann, dafs die W\u00e4nde der Lufth\u00f6hlen dieser Pflanzen mit Krystalldrusen bedeckt waren, die bei ihrer Vergr\u00f6fserung die Membranen der umschliefsenden Zellen zerreifsen und auf diese Weise, wie bei Pontederia cor data und bei Myriophyllum u.s. w. frei in die Lufth\u00f6hlen hineinragen.\nHerr Schleiden**) hat in einer Abhandlung \u00fcber die Spiralbildungen in den Pflanzenzellen die Resultate fr\u00fcherer und eigener Beobachtungen zusammengefafst. Seine Ansichten \u00fcber die Metamorphose der Spiralr\u00f6hren sind gewifs gr\u00f6fsten-tlieils sehr richtig; er sagt: \u201eDie auf die prim\u00e4re, strukturlose Zellenmembran abgelagerten Verdickungsschichten haben in ihrem ersten Auftreten \u00fcberall eine auf verschiedene Weise mehr oder minder deutlich zu machende Anordnung und ein spiraliges Band (oder Fiber) zur Grundlage, und aus dieser Grundform entwickeln sich auf verschiedene Weise alle die mannigfaltigen Configurationen der sogenannten Gef\u00e4fs- und Zellenw\u00e4nde, aber ohne dafs die eine als eine Uebergangsstufe f\u00fcr die andere angesehen werden darf.\u201c Hierauf giebt Herr Sch. eine Uebersicht der Erscheinungen, welche sich bei dem Wachsthume und der Metamorphose der Pflanzenzellen zeigen. In der ersten Periode wachsen die, die Zellen bildenden einfachen Membranen in ihrer ganzen Substanz durch wahre Intussusception; ob aber auch sp\u00e4ter diese Art des Wachsthums fortbesteht, haben die Beobachtungen des Hrn. Schl, noch nicht feststellen k\u00f6nnen, obgleich sie in gewissen F\u00e4llen nicht zu l\u00e4ugnen sei. Nun erfolgen aber die Ablagerungen neuer\n*) Tijdschrift etc. 1839. pag. 271 \u2014 274.\n*\u00a5) Bemerkungen \u00fcber Spiralbildungen in den Pflanzenzellen. \u2014\nFlora oder allg. botanische Zeitung von 1839. pag. 321\u2014334. und pag. 337\u2014344.","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"105\nSchichten auf der inneren Fl\u00e4che allenthalben in der Form eines oder mehrerer spiralf\u00f6rmig ganz dicht gewundener B\u00e4nder, und Hr. Schl, glaubt aus einigen noch unvollst\u00e4ndigen Beobachtungen schliefsen zu k\u00f6nnen, dafs urspr\u00fcnglich immer wenigstens zwei solcher B\u00e4nder Vorkommen, welche dem auf-und dem absteigenden Strome des schleimigen Bildungsstoffes entsprechen. Aus diesen secund\u00e4ren Ablagerungen gehen nun nach Hrn. Schl.\u2019s Ansicht alle die mannigfaltigen Bildungen der Zellen und Gef\u00e4fsw\u00e4nde nach dem verschiedenen Einfl\u00fcsse folgender Momente hervor:\n1)\tEntweder hat die Zelle zur Zeit, wenn die secund\u00e4ren Ablagerungen beginnen, schon ihre v\u00f6llige Ausdehnung erreicht oder nicht, und hierauf scheine die Entstehung der Spiralge-f\u00e4fse und die der por\u00f6sen Gebilde zu beruhen. Es werden nun die verschiedenen F\u00e4lle aufgef\u00fchrt, welche hier bei der Bildung der Spiralfasern stattfinden k\u00f6nnen, und hiervon die Entstehung der verschiedenen Formen von einfachen und me-tamorphosirten Spiralr\u00f6hren abgeleitet, indessen hier werden viele S\u00e4tze aufgestellt, welche theils den vorhandenen Beobachtungen widersprechen, theils der Polemik ein weites Feld er\u00f6ffnen. *)\n2)\tEin zwar hier nur fl\u00fcchtig zu erw\u00e4hnendes Moment sei die Form der Zellen in den verschiedenen Mittelstufen in Verbindung mit einer wirklichen Durchl\u00f6cherung der prim\u00e4ren Membrane durch Resorbtion.\n3)\tWichtiger ist aber ein anderes Moment. Gew\u00f6hnlich treten n\u00e4mlich mehrere spiralige Ablagerungen auf, und hier ist es die Regel, dafs sich die folgenden Ablagerungen ganz nach der ersten richten; indessen es seien einige Ausnahmen bekannt, dafs n\u00e4mlich, nachdem die erste spiralige Ablagerung durch Ausdehnung der Zelle ver\u00e4ndert, sich eine neue Schicht auf der ganzen innern Fl\u00e4che auflegt und hier die por\u00f6se\n\u00a5) Herr Schleiden bedient sich gegenw\u00e4rtig wieder der altern Benennungen der verschiedenen Metamorphosenstufen der Spiralr\u00f6hren ; er gebraucht die Ausdr\u00fccke Porus und por\u00f6se Bildungen, weil dieselben die besseren \u00e4lteren Autorit\u00e4ten f\u00fcr sich haben; einige Seiten fr\u00fcher bedient er sich jedoch f\u00fcr die Spiralgef\u00e4fse der neuen Benennung: Spiroiden, von Herrn Link, obgleich die \u00e4ltere Benennung wohl alle Autorit\u00e4ten f\u00fcr sich hatte. Ref.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nForm anniinmt. Die verschied en en Metamorphosen, welche die Spiralr\u00f6hren in den Holzbiindeln der Mohocotyledonen meistens so h\u00f6chst ausgezeichnet zeigen, erkl\u00e4rt der Verfasser eigentlich durch die verschiedene Ausdehnung der verschiedenen einzelnen Elementarorgane dieser Holzb\u00fcndel. Die weit? l\u00e4uftig gewundenen Ringgef\u00e4fse sollen sich zuerst gebildet haben und zwar als Spiralgef\u00e4fse; bei der Ausdehnung des Internodium schreite die Ausbildung nach Aufsen fort und daher die \u00e4ufseren Spiralr\u00f6hren nur defshalb so eng gewunden bleiben, weil die Ausdehnung der Zellen in die L\u00e4nge schon beinahe vollendet war, als sich die spiralen Ablagerungen zeigten !\nHerr Schleiden kommt hierauf auf die Erkl\u00e4rung der Entstehung der Ringr\u00f6hren, wor\u00fcber schon so sehr viel geschrieben und gestritten ist; er glaubt beobachtet zu haben, dafs die Ringgef\u00e4fse gerade aus solchen Zellen bestehen, in welchen sich am fr\u00fchesten eine spiralige Ablagerung bildete. An den Darstellungen aus der Knospe von Campelia Zanno-nia Rieh, sucht nun Hr. Schl, die Entstehung der Ringr\u00f6hren zu erkl\u00e4ren; sie gehen aus Spiralgef\u00e4fsen hervor, von welchen fast ganz regelm\u00e4fsig zwei ganze Windungen der Spiralfaser zu einem geschlossenen Ringe verwachsen, w\u00e4hrend das verbindende Ende der Spiralfaser durch Resorption der Zelle angefressen und g\u00e4nzlich resorbirt wird; oft sehe man in einem und demselben Gef\u00e4fse alle Uebergangsstufen, aber an noch \u00e4lteren Gef\u00e4fsen ist die verbindende Windung schon v\u00f6llig aufgel\u00f6st! Dieses ist die neue Hypothese, welche Herr Schleiden \u00fcber die Entstehung der Ringr\u00f6hren aufgestellt hat; Referent hat sie \u00f6fters durchgelesen, ist aber nicht im Stande, sich darnach eine Vorstellung zu machen, wie aus spiralf\u00f6rmig verlaufenden Windungen Ringe entstehen k\u00f6nnen, wenn sich nicht die freigewordenen (abgerissenen oder abgefressenen oder abresorbirten) Enden der einzelnen Windungen der fr\u00fcheren Spiralfaser mit einander verbinden. Bei den por\u00f6sen Zellen der Coniferen glaubt Herr Schleiden gesehen zu haben, wie bei Pinus sylvestris stets die Zellen des Cambium selbst in den sp\u00e4testen Jahresringen vor Bildung der Poren durch zarte schwarze Linien in schmale spiralige B\u00e4nder ge the il t sind, und diese verschwinden erst bei der Porenbil-","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"107\ndung, es versteht sich, setzt Hr. Schl, hinzu, bei v\u00f6lliger Ho-mogeneitat der prim\u00e4ren Zellenwand. (Ref. erlaubt sich die Frage, wie sich Hr. Schl, von dieser Homogeneit\u00e4t dieser Zellenwand \u00fcberzeugt hat. Ref. machte fr\u00fcher die Thatsache bekannt, dafs bei altem Coniferen-Holze nicht so selten ein wirkliches Zerspalten der ganzen W\u00e4nde der Zellenmembran, stets im Verlaufe der Vereinigung der spiralen B\u00e4nder, woraus die W\u00e4nde zusammengesetzt sind, stattfindet, und dafs diese, oft sehr grofse Spalten stets durch die Poren oder die T\u00fcpfel durchgehen.)\nDie netzf\u00f6rmigen Zeichnungen auf den Bastzellen der Apo-cyneen u. s. w. will Hr. Schl, von dem Aufeinanderliegen zweier h\u00f6chst zarter Schichten ableiten, die aus entgegengesetzt gewundenen Spiralen gebildet seien, und schliefslich kommt er zu Bemerkungen \u00fcber die Richtung der Spiralwindungen. Herr Schleiden hat sich vorl\u00e4ufig folgende Regel abstrahirt: \u201eBei allen sich gleichzeitig entwickelnden spiraligen Bildungen sind diejenigen, die in der Richtung des Radius unmittelbar aneinander liegen, homodrom, die in der Richtung der Parallelen der Peripherie unmittelbar aneinanderliegenden aber heterodrom.\u201c Als Ausnahme werden die Ring- und Spiralfasern f\u00fchrenden Zellen bei den Cactusgew\u00e4chsen aufgef\u00fchrt, aber zur Best\u00e4tigung des ersteren Satzes die vom Referenten zuerst beobachtete allgemeine Kreuzung der Porenspalten bei den benachbarten Zellen angegeben.\nHerr Mohl*) hat einige der Ansichten des Hrn. Schleiden, worin er mit demselben nicht \u00fcbereinstimmt, in einerbesondern Abhandlung zu beseitigen gesucht, besonders geht es gegen die, wie Hr. M. sagt, bis zur neuesten Zeit verbreitete, aber durchaus grundlose Hypothese, dafs die Ringgef\u00e4fse aus Spiralgef\u00e4fsen entstehen, so wie gegen die neue Sch leide n-sche Ansicht \u00fcber diesen Gegenstand; er schickt die Bemerkung voraus, dafs er, nachdem auch Hr.Schl, eine neue Theorie \u00fcber die Entwickelung der Spiralgef\u00e4fse aufgestellt hat, bei seinen fr\u00fcheren Angaben \u00fcber ihre Entstehung verharre. Herr Mohl giebt zuerst einige Nachweisungen \u00fcber den Bau der\n*) Ueber den Bau der Ringgef\u00e4fse. Mit einer Steintafel. \u2014 Flora von 1839. pag. 673\u2014685, 689\u2014705.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nSpiralfaser und Ringfaser im ausgebildeten Zustande, um dadurch einige Punkte klarer herauszustellen, welche von Herrn Schl, bei den Beobachtungen \u00fcber die Bildung der Ringr\u00f6hren unrichtig gedeutet sind; er beschreibt die Linien und Furchen n\u00e4her, welche die breiten Spiralfasern der Commelinen gar nicht selten zeigen. In einigen F\u00e4llen durchdringen die Linien und Furchen die ganze Dicke der Faser, so dafs diese stellenweise in zwei oder mehrere neben einander laufende Fasern zerf\u00e4llt, und diese Fasern laufen entweder parallel oder sie vereinigen sich wieder auf k\u00fcrzeren oder l\u00e4ngeren Strek-ken, oder auch die eine dieser Fasern verl\u00e4uft in einer steileren spiraligen Richtung bis in die n\u00e4chst h\u00f6here Windung der Faser und verschmilzt mit dieser. Ja es zeigen sich hier im Kleinen fast alle die verschiedenen Modificatiorien der Bildung, welche wir an den secund\u00e4ren Schlauchschichten finden.\nHierauf ist die Rede von der Richtung der Windung der Spiralfaser; er habe schon fr\u00fcher angegeben, dafs die Spiral-gef\u00e4fse in den meisten F\u00e4llen rechts gewunden sind, und k\u00f6nne weder Hrn. Schl, noch den andern Phytotomen beistimmen, welche annehmen, dafs die Spiralgef\u00e4fse bald rechts, bald links gewunden seien. Links gewundene Spiralgef\u00e4fse [finde er nur so selten, dafs sie nur als Ausnahme von der Regel zu betrachten sind. In einem Gefafsschlauche beim K\u00fcrbis sah Hr. Mo hl ebenfalls, dafs die durch Ringe von einander geschiedenen Abtheilungen der Spiralfaser in entgegengesetzter Richtung gewunden verliefen u. s. w.\nHerr Schleiden demonstrirte seine neue Ansicht \u00fcber die Entstehung der Ringr\u00f6hren haupts\u00e4chlich an den jungen Trieben der Campelia, Hr. Molli fand hierzu aber die Wurzeln der Commelina tuberosa vorteilhafter und giebt nach dieser Pflanze vortreffliche Abbildungen. Es werden alle die beobachteten Modificationen n\u00e4her beschrieben, unter welchen die Ringe in den ausgebildeten Gef\u00e4fsschl\u00e4uehen jener Pflanze Vorkommen, so wie ihr Zusammenhang mit der Spiralfaser er\u00f6rtert. Nach der Ansicht des Referenten hatte Hr. Schl, ganz richtig angegeben, dafs die Theilungslinie in den breiten Spiralfasern der Commelinen davon herr\u00fchre, dafs je zwei Windungen der Spiralfaser mit einander verwachsen; dieses sollte dann wohl nichts weiter sagen, als dafs jene Faser aus zwei","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"100\nparallel und dicht neben einander verlaufenden Fasern besteht, indessen Herr Mo hl macht dagegen Einwendungen, die mir nicht ganz klar sind.\nHerr Mo hl fand, wie andere Beobachter, dafs die Ringe in den Ringr\u00f6hren gr\u00f6fstentheils ohne Zusammenhang \u00fcbereinander stehen, dafs aber die Verbindungsfasern der Ringe, wenn solche vorhanden sind, in keinem bestimmten Verh\u00e4ltnisse zur Breite der Ringfaser stehen. (Dieses findet sich aber haupts\u00e4chlich nur bei den breiten und zusammengesetzten Spiralfasern der Commelinen! Ref.)\nBei der Bildung der Ringr\u00f6hren in dem Stamme der Commelina tuberosa glaubt Herr Mohl mit Bestimmtheit beobachtet zu haben, dafs dieselben bei ihrem Auftreten nicht durchaus spiralf\u00f6rmig verliefen, sondern wie bei den erwachsenen Gef\u00e4fsen theils vollst\u00e4ndige, isolirte Ringe von verschiedener Breite, theils Ringe, zwischen welchen Spiralfasern verliefen, bildeten, so dafs mit Ausnahme der geringen Dicke der Fasern und der geringeren Entfernung der Ringe von einander kein wesentlicher Unterschied von den ausgebildeten Gef\u00e4fsen zu finden war. Noch besser war diese Bildung Schritt f\u00fcr Schritt in den Wurzeln der Commelina zu verfolgen, und Hr. Mohl zieht aus diesen Beobachtungen abermals den Schlufs, dafs Ringgefafse, Spiralgef\u00e4fse und selbst netzf\u00f6rmige Gef\u00e4fse drei verschiedene, aufs n\u00e4chste mit einander verwandte und vielfach in einander \u00fcbergehende Formen sind, dafs sie aber nicht als zeitliche Metamorphosenstufen desselben Gef\u00e4fsschlau-ches betrachtet werden d\u00fcrfen.\nUeber diese Umwandlung der Spiralfasern in Ringfasern ist in den fr\u00fcheren Jahresberichten schon oft die Rede gewesen, und hoffentlich wird dieser Gegenstand nun wohl bald erledigt sein; alles was Hr. Mohl gegen die neue Schleiden-sche Theorie \u00fcber die Entstehung der Ringr\u00f6hren angef\u00fchrt hat, kann ich, wenn es irgend n\u00f6thig w\u00e4re, sowohl durch fr\u00fchere, wie durch neue Beobachtungen vollkommen best\u00e4tigen, und dafs auch noch Niemand das Zerreifsen der Spiralfasern wirklich gesehen hat, das habe ich schon \u00f6fters mitgetheilt, dafs aber die netzf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren in ihrer Entstehung aus ausgebildeten Ringr\u00f6hren zu beobachten sind, das glaube ich versichern zu k\u00f6nnen; Impatiens Balsamine und der Blii-","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nthenschaft von Musa zeigten es mir am deutlichsten. In den Zellen der \u00e4ufseren Schicht der Kapsel der Lebermoose, wo fast immer nur Ringe auftreten, und diese sogar unterbrochen sind, indem sie sich nicht \u00fcber die \u00e4ufsere Wand der Zelle hinziehen, da kann man es ebenfalls wirklich verfolgen, dafs diese Ringe urspr\u00fcnglich sind und nicht etwa durch Resorb-tion einzelner Enden aus Spiralfasern entstehen. Eine Abbildung dieser Bildungen aus der Kapsel von Aneura pinguis habe ich zu der Abhandlung in Herrn M\u00fcller\u2019s Archiv etc. 1839. Tab. XIII. Fig. 47. gegeben; man sieht an derselben zugleich vollkommene Ringe in einer der beiliegenden Zellen.\nHerr Decaisne*) hat der Akademie zu Paris eine Abhandlung \u00fcber die Struktur der Runkelr\u00fcbe vorgelegt, wor\u00fcber Hr. Brongniart Bericht erstattet hat, aus welchem wir Folgendes als das Wesentlichste hervorheben. Herr Decaisne beobachtete die Entwickelung der Runkelr\u00fcbe von der Keimung des Saamens bis zum ausgebildeten Zustande; er sah, dafs die Runkelr\u00fcbe gleichsam aus zwei Partien von verschiedenem Urspr\u00fcnge bestehe; der obere Theil aus dem vergr\u00f6s-serten Str\u00fcnkchen und der untere aus dem wirklichen W\u00fcrzelchen des Embryo\u2019s. Auf den Durchschnitten der Wurzel erkennt man die Scheidung dieser beiden Theile durch das Auftreten des Markes, welches sich in Form eines Kegels bis an den Ursprung der Wurzel fortsetzt, w\u00e4hrend es in der wahren Wurzel fehlt. Rund um das Mark finden sich wahre Spiralr\u00f6hren, dagegen nur netzf\u00f6rmige in der wahren Wurzel. Die Gef\u00e4fsbiindel stehen in regelm\u00e4fsigen Kreisen und die Zahl dieser vermehrt sich nach Aufsen ; sie sind \u00fcberdies nach Aussen mit feinen und langgestreckten Zellen umgeben, welche dem Holzgewebe der festen Pflanzen entsprechen. Es finden sich in der Runkelr\u00fcbe drei verschiedene Gewebe: 1) Das Parenchym, welches in der gew\u00f6hnlichen Runkelr\u00fcbe ungef\u00e4rbt, in andern mit einem rothen oder mit einem gelben Safte gef\u00fcllt ist; 2) die netzf\u00f6rmigen Spiralr\u00f6hren, und endlich 3) langgestrecktes Zellengewebe, welches sehr fein und durchsich-\n*) Rapport fait \u00e0 l\u2019Academie d. scienc. s\u00e9ance du 14. Janv. 1839. par M. Ad. Brongniart, sur un M\u00e9moire de M. J. Decaisne, intitule: Recherches sur l\u2019organisation anatomique de la Betterave. \u2014 Ann. d. scienc. natur. Sec. S\u00e9rie. T. XI. pag. 49.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Ill\ntig ist und die Spiralr\u00f6hren begleitet und zwar sich immer mehr nach Aufsen gelagert findet. Dieses Gewebe entspricht sowohl durch seine Stellung als durch die Milchsaftgef\u00e4fse, welche es einschliefst, sowohl dem Holzgewebe als dem Baste der Rinde. Dafs das Parenchym der Runkelr\u00fcben wenig oder gar keinen Zucker enth\u00e4lt, ist schon allgemein bekannt, schon der Geschmack kann es unterscheiden, dafs die zellig-gef\u00e4fsartigen Partien der R\u00fcbe siifser sind. Herrn Rasp ail\u2019s Hypothese, dafs der Zucker in den Spiralr\u00f6hren der Runkelr\u00fcbe vorkomme, wird durch Herrn Decaisne\u2019s Untersuchungen, wie es sich auch schon von selbst verstand, g\u00e4nzlich beseitigt, und er kommt zu dem Resultat, dafs sich der Zucker haupts\u00e4chlich in dem feinen Zellengewebe bildet, welches die Spiralr\u00f6hren begleitet. Der obere Theil der Wurzel, welcher \u00fcber der Erde hervorsteht, hat die geringste Menge an Zuk-ker, aber er zeigt oft eine grofse Menge von Krystallen, welche auch in den Bl\u00e4ttern dieser Pflanzen ganz gew\u00f6hnlich Vorkommen.\nHerrn Decaisne\u2019s sch\u00f6ne Arbeit \u00fcber die Lardizabaleen welche wir bereits im vorletzten Jahresberichte (Berlin 1838. pag. 21.) anzeigen konnten, ist gegenw\u00e4rtig erschienen*). Hr. Dec. geht auf die anatomische Untersuchung des Stammes der Menispermeen und der Aristolochien n\u00e4her ein, um hierbei zu zeigen, dafs man sich bei der Anordnung der nat\u00fcrlichen Familien gar nicht auf die Struktur der Pflanzen verlassen darf. So sind die por\u00f6sen R\u00f6hren der Coniferen und der Cy-cadeen in Gnetum und in Tasmannia gefunden u. s. w.; er zeigt ferner, dafs sich Herr Lin die y sehr geirrt hat, als er die anatomische Struktur der Menispermeen und der Aristolochien f\u00fcr \u00fcbereinstimmend erkl\u00e4rte, und dafs das Fehlen der Jahresringe an den von ihm beobachteten St\u00e4mmen denselben verleitete, die Menispermeen gleichsam als in der Mitte stehend zwischen Monocotyledonen und Dicotyledonen zu betrachten. Herr Decaisne beschreibt hierauf den Bau des Holzes von Aristolochia lahiosa, von Ar. Sypho und Aristolochia Cie-\n*) S. M\u00e9m. s. la famille des Lardizabal\u00e9es pr\u00e9c\u00e9d\u00e9 de remarques sur l\u2019anatomie compar\u00e9e de quelques tiges de v\u00e9g\u00e9taux Dicotyl\u00e9don\u00e9s. \u2014 Archives du Mus\u00e9um d\u2019hist. nat. Tome I. Paris 1839. etc. pag. 143.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nmatitis; Letztere verhalt sich in ihrer Struktur des Stengels ganz so wie Erstere. Von den Menispermeen wurden n\u00e4her untersucht und beschrieben Menispennum canadense und Cocculus lauri/olius, und aus diesen Untersuchungen folgende Schl\u00fcsse gezogen: 1) Dafs sich die Menispermeen verschieden von den \u00fcbrigen Dicotyledonen entwickeln; die Jahresringe sind nicht vorhanden; jedes Holzbiindel bleibt einfach, und der Bast, einmal gebildet, vergr\u00f6fsert sich nicht sichtlich. 2) Dafs das einzelne Holzbiindel der Menispermeen nicht mit jenen der Monocotyledonen verglichen werden kann, wie es Herr Lindley annimmt, denn sie vergr\u00f6fsern sich allj\u00e4hrlich und sind regelm\u00e4fsig um das Mark gestellt, auch hat der Bast keinen Antheil bei ihrer Bildung. 3) Einige Pflanzen, wiez.B. Cocculus lauri/olius und Cissampelos Pareira haben eine sehr abweichende Struktur, und hier beschreibt Hr. Decaisne die Struktur des Stammes von Cocculus lauri/olius, die ganz \u00fcbereinstimmend ist mit jener von Cissampelos, welche Ref. im ersten Bande seiner Pflanzen-Physiologie pag.374. beschrieben hat. Herr Decaisne hat zur Vergleichung dieser Struktur mit derjenigen der Aristolochien eine Tafel mit sehr instruktiven Abbildungen gegeben. Bei Cocculus lauri/olius fand sich, ebenso wie bei den Dicotyledonen, nur in den ersten Holzwegen und dicht am Marke eine Schicht von abroll-baren Spirrlr\u00f6hren. Und endlich 4) erkl\u00e4rt Herr Decaisne, dafs die Aristolochien ihrer Struktur wegen nicht so streng den Menispermeen angereiht werden d\u00fcrfen; ihre Holzbiindel theilen sich nach der Rinde zu, und der Bast, in der Jugend einen Kreis bildend, theilt sich sp\u00e4ter in zwei fast gleiche Theile, und diese theilen sich wiederum immer mehr und mehr, je gr\u00f6fser der Durchmesser des Astes wird, aber diese Bastb\u00fcndel stehen immer im Verh\u00e4ltnis zu der Zahl der durch Theilung entstandenen Holzb\u00fcndel.\nHr. Schleiden hat \u201eBotanische Notizen\u201c publicirt, worin verschiedene Gegenst\u00e4nde aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie abgehandelt werden; sie sind im ersten Bande dieses Archivs enthalten*), und ich verweise den geehrten Leser auf die eigene Ansicht derselben.\n*) pag. 211 etc. Mit Tab. VII. u. VIII.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"113\nBeobachtungen \u00fcber das Auftreten verschiedener\nassimilirter und secernirter Substanzen in den Pflanzen.\nHerr Morren*) hat eine kleine Abhandlung \u00fcber das Auftreten von fetten und von fl\u00fcchtigen Oelen in dem Zellengewebe verschiedener Pflanzen gegeben, worin auf mehrere neue Thatsachen aufmerksam gemacht wird. Zuerst giebt der Verfasser eine Uebersicht der Resultate der Beobachtungen \u00fcber diesen Gegenstand nach des Referenten Schriften, und f\u00fchrt hierbei an, dafs die fetten oder fixen Oele nur innerhalb der Zellen gebildet w\u00fcrden, w\u00e4hrend die \u00e4therischen Oele in be-sondern, mehr complicirten Organen, als in Dr\u00fcsen, in Oel-g\u00e4ngen u. s. w. auftreten. Hiernach, meint Herr Morren, w\u00fcrde man glauben k\u00f6nnen, dafs die \u00e4therischen Oele, ihrer vielen Eigentlnimlichkeiten wegen, als mehr ausgearbeitete erscheinen und defshalb auch besondere Organe zu ihrer Darstellung bed\u00fcrften, w\u00e4hrend die einfachen fetten Oele in gew\u00f6hnlichen einfachen Zellen gebildet w\u00fcrden. Indessen diese Angaben sind nicht vollst\u00e4ndig, denn in des Referenten Pflanzen-Physiologie (II. pag. 493.) heifst es ausdr\u00fccklich: \u201eDie Secretion dieser Oele (der fl\u00fcchtigen n\u00e4mlich!) geschieht entweder in besonderen Dr\u00fcsen, sowohl in einfachen, als in zusammengesetzten; in gr\u00f6fserer Menge wird es jedoch in den inneren Dr\u00fcsen abgesondert. Am Allgemeinsten wird jedoch das fl\u00fcchtige Oel in den gew\u00f6hnlichen Zellen einzelner Pflanzentheile abg\u00e8sondert, wo es bald mehr, bald weniger deutlich in Form von kleinen Oeltr\u00f6pfchen im Zellens\u00e4fte auftritt, oder selbst als gr\u00f6fsere Oelmassen sichtbar wird. Dieses findet fast immer in den Blumenbl\u00e4ttern statt, und nur in sehr seltenen F\u00e4llen wird dieses Oel durch innnere Dr\u00fcsen daselbst abgesondert etc/* Herr Morren sah das Auftreten von Tr\u00f6pfchen eines \u00e4therischen Oeles in den Zellen der Epidermis der Staubf\u00e4den von Sparmannia af ricana, wo es zuerst gelb und sp\u00e4ter sch\u00f6n roth gef\u00e4rbt ist, und w\u00e4hrend der Bildung dieses Oeles sollen die W\u00e4nde verdickt werden. Auch in den Zel-\n*) Observations sur la formation des huiles dans les plantes. ~ Bullet, de l\u2019Academie Royale de Bruxelles. Tom. VI. No. 6.\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nlen der Epidermis der oberen Blattfl\u00e4che von Ophrys ovafa fand Herr Morren ein \u00e4therisches Oel, jedoch scheint dasselbe nur um die Zeit der Bl\u00fcthe dieser Pflanze aufzutreten. (Auch bei einer andern Orchidee, n\u00e4mlich bei Pleuroihallis ruscifolia haben wir in den Zellen der oberen Epidermis der Bl\u00e4tter ein Oel beobachtet, welches einige Aehnlichkeit mit einem fetten Oele hat. Ref.), denn sp\u00e4ter fand, es Herr Morren nicht mehr, und defshalb sagt er, dafs es diese Beobachtungen aufser Zweifel stelle, dafs das \u00e4therische Oel in den Zellen gebildet und einige Zeit darin auf bewahrt werde, bis es eingesaugt wird, um die Cuticula (le derme) zu schmieren, oder mit Fett zu tr\u00e4nken, damit sie von dem Regen nicht befeuchtet wird. Bisher habe man immer angenommen, dafs die bl\u00e4uliche und wachsartige Substanz, welche auf den Pflaumen u. s. w. vorkommt, diesem Gesch\u00e4fte vorsteht, indessen jetzt fange er an zu glauben, dafs es das \u00e4therische Oel sei, welches in den Epidermis-Zellen gebildet wird und dann aus denselben hervortritt. In den Epidermis-Zellen der Bl\u00e4tter von Colchicum autumnale fand Herr Morren im Fr\u00fchjahr ebenfalls ein Oel, welches sich im Wasser nicht bewegte, wie es die Oele von den beiden vorhin angef\u00fchrten Pflanzen zeigten, und daher schien es ein fettes Oel zu sein; auch von diesem glaubt Hr. M., dafs es durch die Zellenw\u00e4nde nach der Cuticula durchschwitze und das Blatt gegen den Regen sch\u00fctze. In den \u00f6lhaltenden Saamen von Linum austriacum, Papaver spect\u00e0bilis und Brassica campcstris oleracea schien es Hrn. Morren, dafs das Oel zwischen den Zellen vorkomme, und dafs in den Zellen selbst nichts davon enthalten w\u00e4re. Endlich f\u00fchrt Herr Morren die grofsen gestielten Dr\u00fcsen von Passiflora foetida an, welche ein \u00e4therisches Oel auf der Oberfl\u00e4che absondern. Dieser Fall ist indessen gar nicht selten und mehr oder weniger fast bei allen solchen gestielten zusammengesetzten Dr\u00fcsen zu finden, und ganz eben so bei den einfachen Dr\u00fcschen auf der Oberfl\u00e4che von Melissa officinalis vom Referenten beobachtet und beschrieben.\nHr. Morren*) hat in einer kleinen Abhandlung die Ver-\n*) Exp\u00e9riences et observations sur la Gomme des Cycad\u00e9es. \u2014 Bullet, de l\u2019Academie Royale de Bruxelles. VI. No. 8.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"115\nh\u00e4ltnisse er\u00f6rtert, unter welchen das Gummi in den Beh\u00e4ltern der Blattstiele der Cycadeen vorkommt; er macht darauf aufmerksam, dafs 'wenn man die Wedel dieser Pflanze in der Art abschneidet, dafs von den Blattstielen mehr oder weniger lange Stumpfe am Stamme sitzen bleiben, dafs dann das Gummi aus den Oeffnungen der Gummig\u00e4nge auf der Schnittfl\u00e4che hervortritt, und es gehe hieraus hervor, dafs das Gummi aus dem Stamme in die Wedel hinaufsteige, aber nicht, wie es die Physiologen bisher behauptet h\u00e4tten (??), dafs das Gummi aus den Bl\u00e4ttern in den Stamm hinabsteige. Sind die Stumpfe der Blattstiele nur 2 oder 3 Zoll lang, so tritt das Gummi in Form eines wurmf\u00f6rmigen K\u00f6rpers von bedeutender L\u00e4nge hervor, von 2 bis \u00fcber 4 Centim\u00e8tres beobachtete sie Herr Morren; ja es wurden sehr verschiedene Versuche angestellt, und immer sah man, dafs das Gummi aus den durchschnittenen Gummibeh\u00e4ltern von Unten nach Oben, aber niemals von Oben nach Unten ausflofs. Referent hat mehrere dieser Versuche wiederholt und sie allerdings best\u00e4tigt gefunden, aber er stellte auch einige andere an, welche die Erscheinung vielleicht zu erkl\u00e4ren im Stande sind. Wurden n\u00e4mlich recht kr\u00e4ftige Wiedel in 6\u20148 Zoll lange St\u00fccke geschnitten, und wurden diese Enden umgekehrt in Wasser gestellt, so zeigte sich bei mehreren gleichfalls das Hervortreten des Gummi\u2019s aus den Oeffnungen der Beh\u00e4lter, hier aber stieg es von Oben nach Unten, und es scheint mir, als liefse es sich dadurch erkl\u00e4ren, dafs man eine Einsaugung des Wassers annimmt, durch welches das Gummi in dem Gummikanal sich ausdehnt und die Gummimasse zu den oberen Oeffnungen heraustreibt. Kommt das Gummi aus den Stumpfen der Blattstiele hervor, welche an dem Stamme sitzen bleiben, so kann man annehmen, dafs fortw\u00e4hrend eine Menge von dem hinzustr\u00f6menden w\u00e4sserigen Nahrungstoffe des Stammes in die Gummimasse eingesaugt wird, diese dadurch anschwillt und endlich zu den Oeffnungen heraustritt; aber eine wirkliche Bewegung der Gummimasse innerhalb der Beh\u00e4lter anzunehmen, dazu scheinen dem Ref. die vorhandenen Thatsachen noch nicht zureichend zu sein.\nHerr Morren nimmt nun an, dafs dieses Gummi durch eine Umwandlung des Amylums im Innern des Stammes gebildet werde und von hier aus in den W~edel eintrete. Wenn\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\ndiese letztere Annahme dem Referenten auch noch nicht begr\u00fcndet zu sein scheint, so kann er doch selbst eine Beobachtung anf\u00fchren, nach welcher eine sehr grofse Menge von Gummi im Innern des Markes eines Stammes von Encephal-artos Friaderici Guilelmi auftrat. Es hatte sich im Innern des Markgewebes eine H\u00f6hle gebildet, in welche das in Gummi umgewandelte Amylum aus den angrenzenden Zellen hinein-flofs und sich hier zu einer sehr bedeutenden Menge anh\u00e4ufte, welche die H\u00f6hle allm\u00e4lich immer mehr und mehr vergr\u00f6fserte.\nHerr Morren giebt ferner speciellere Mittheilung \u00fcber die Lage der Gummig\u00e4nge in den Wedeln der Cycas revo-luta; sie treten im Umfange und im Centrum auf und zwar in ziemlich grofser Anzahl und sind mit Leichtigkeit auf jedem Querschnitte des Blattstiels unter dem einfachen Mikroskope zu beobachten. In den Bl\u00e4ttchen selbst treten die Gummig\u00e4nge nur zu beiden Seiten des Blattnerven auf. Herr Morren sah auch die Ver\u00e4stelung eines Gummiganges an dem Blattstiele und giebt davon eine gute Darstellung; die Ver\u00e4stelung dieser G\u00e4nge in der Rinde des Stammes war schon fr\u00fcher bekannt. Auch werden die fr\u00fcheren Angaben \u00fcber die Entstehung der Gummibeh\u00e4lter und \u00fcber den Bau der dieselben bildenden W\u00e4nde best\u00e4tigt. Endlich hat noch Herr De Coninck einige chemische Untersuchungen mit dem Gummi der Bl\u00e4tter von Cycas revoluta angestellt, jedoch hat er hiezu kein vollkommen reines Gummi in Anwendung setzen k\u00f6nnen; die einge\u00e4scherten Bl\u00e4tter enthielten 4,95 p. C, anorganische Substanz, gr\u00f6fstentheils aus kohlensaurer Kalkerde bestehend, welche wahrscheinlich aus oxalsaurem Kalke entstanden war; aufserdem war freie Oxals\u00e4ure in den Bl\u00e4ttchen.\nHerr H\u00fcnefeld*) hat mit besonderem Fleifse das Vorkommen von Amylum in den Bl\u00fcthen der Pflanzen nachzuweisen versucht; er fand jene Substanz zuerst in den Bl\u00fcthen von Calendula officinalis, wo sie auch schon von andern Chemikern nachgewiesen war. Hierauf giebt Herr Hiinefeld noch 30 andere Pflanzen an, in deren Bl\u00fcthen er die St\u00e4rke\n*) Ueber den Amylongehalt vieler Bl\u00fcthen. \u2014 Erdmann\u2019s und Marchand\u2019* Journal f\u00fcr praktische Chemie etc. 4839. lster Band, pag. 87-90.","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"r\n117\nmehr oder weniger deutlich vorfand, ob aber, setzt derselbe hinzu, das Bl\u00fcthenamylon immer ein jodbl\u00e4uendes sei, das lasse er noch unentschieden; in der Calendula-Bliithe ist es ein solches, in den \u00fcbrigen Bliithen war die Reaction mehr dunkelgr\u00fcn als blau.. Es war Herrn H\u00fcnefeld gleichwohl sehr wahrscheinlich, dafs nur das Gelb der Bliithe die Reaction gr\u00fcn erscheinen l\u00e4fst, er hat aber auch diesen sehr wesentlichen Punkt unentschieden gelassen, obgleich ein gutes Mikroskop hier\u00fcber sogleich entscheiden kann. Ueberhaupt widerspricht sich Herr H\u00fcnefeld in seinen Angaben, denn K\u00fcgelchen, die in den Bliithen Vorkommen und sich durch Jodine nicht blau f\u00e4rben, k\u00f6nnen wir auch nicht fiir Amylum anse-lien. Die St\u00e4rke wird durch die Jodiiie immer blau gef\u00e4rbt, selbst die Moosst\u00e4rke; und selbst wenn diese durch Jodine br\u00e4unlich gef\u00e4rbt wird, so ist es modificirte St\u00e4rke. Hr. H. f\u00fchrt Tropaeolum majus als einige der wenigen Pflanzen auf, welche auch im Stengel Amylum f\u00fchren, indessen dieses ist eine ziemlich ganz allgemein vorkommende Erscheinung. Abkochungen der Bliithen von Calendula, Tropaeolum, Helianthus u. s. w. zeigten Hrn. H. keine Spur von Amylum, was die mikroskopische Untersuchung solcher abgekochter Theile sehr bald erkl\u00e4rt; die St\u00e4rke schwillt in den Zellen zwar an, aber sie geht nicht durch die Zellenw\u00e4nde hindurch.\nHerr P. Savi*) zu Pisa hat Beobachtungen \u00fcber die physikalische Erscheinung bekannt gemacht, welche man an den Bl\u00e4ttern von Schinus Molle wahrnimmt, wenn sie auf Wasser geworfen werden, um damit zu beweisen, dafs Hrn. De Candolle\u2019s Ansicht \u00fcber diesen Gegenstand (s. dessen Phys. v\u00e9g\u00e9t. I. pag. 38.) unrichtig ist. Wirft man St\u00fcckchen von den gr\u00fcnen Organen des Schinus oder einer andern Terebintacee, sagt Herr Savi, auf die Oberfl\u00e4che des Wassers, so, sieht man, dafs sich diese rasch und gleichsam ruckweise eine bestimmte Zeit lang und auf einer kurzen Strecke ununterbrochen in einer, mit der ihrer Bruchfl\u00e4che entgegengesetzten Richtung bewegen, und hiermit gleichzeitig betrachtet man neben der Bruchfl\u00e4che aufeinanderfolgende Ausdehnungen einer Fliissig-\n*) Memorie Valdarnesi per cura del Doth J. Corinaldi. Pisa 1839. pag. 42\u201448.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nkeit, die sich auf der Oberfl\u00e4che des Wassers in sehr zarten kreisf\u00f6rmig iridescirenden Ringen erweitert und alle die kleinen auf ihrer Oberfl\u00e4che schwimmenden K\u00f6rperchen fortschleudert. Herr De Candolle glaubte, dafs das stofsweise Hervortreten des fl\u00fcchtigen Oeles aus den Bl\u00e4ttern jener Pflanze nur durch irgend eine Zusammenziehung der, diesen Saft enthaltenden Zellen bedingt werden k\u00f6nne, indessen Herr Savi behauptet sehr richtig, dafs der entleerte eigene Saft (es ist ein fl\u00fcssiges Harz! Ref.) bei Schinus nicht in Zellen, sondern in Gef\u00e4fsen vorkomme. Unter Gef\u00e4fsen hat Hr. Savi hierselbst die Harzg\u00e4nge verstanden, welche Referent bei Schinus und bei andern Terebintaceen ziemlich ganz \u00e4hnlich, sowohl in ihrer Struktur wie in ihrem Verlaufe mit den Harzg\u00e4ngen der Co-niferen findet. Es sind lange Kan\u00e4le, die sowohl in den Bl\u00e4ttchen wie in der Rinde der Blattstiele und des Stengels der L\u00e4nge nach verlaufen und hie und da sogar Aeste abgeben; sie sind, besonders in der Rinde, von so grofsem Lumen, dafs das Herausfliefsen des noch fl\u00fcssigen Harzes aus denselben eine ganz nat\u00fcrliche Erscheinung ist.\nBetrachtet man, sagt Hr. Savi, einen zarten Schnitt von der Rindenlage des Schinus, so zeigen sich darin die eigenen Gef\u00e4fse als zarte unbestimmt verl\u00e4ngerte R\u00f6hren mit vollst\u00e4ndigen dicken und sehr durchsichtigen W\u00e4nden (n\u00e4mlich eine ganze Schicht von Zellen! Ref.), die, wenn sie beim Durchschneiden den Saft, den sie sonst enthielten und absonderten, nicht schon entleert haben, noch enthalten, der dann in Gestalt von runden Tr\u00f6pfchen von verschiedener Gr\u00f6fse, aber dicht an einander gedr\u00e4ngt, langsam nach den Seiten hin aus-fliefst, wo das Gef\u00e4fs zerrissen ist und von wo aus die Entleerung erfolgt. Aus dieser Beobachtung kann man nun den Schlufs ziehen: 1) Dafs wenn die Erscheinung eine Folge der Contractilit\u00e4t der Gewebe w\u00e4re, so k\u00f6nnte man dieselbe nicht den W\u00e4nden der Zellen zuschreiben, da der entleerte Saft nicht in Zellen, sondern in Gef\u00e4fsen (Harzg\u00e4ngen Ref.) enthalten ist. 2) Dafs nicht die Reaction gegen die Kraft, mit welcher die Fl\u00fcssigkeit aus der Schnittfl\u00e4che der Bl\u00e4tter hervorstr\u00f6mt, der Grund ihrer schnellen und unterbrochenen Bewegung ist, denn die Entleerung geschieht sehr langsam und einf\u00f6rmig. 3) Dafs auch die Fasern der Rindenlage beim","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"119\nSchinus aus eigenen Gef\u00e4fsen bestehe ; eine Thatsache, die zur Best\u00e4tigung der Mirbelschen Behauptung dienen kann, dafs der Bast der Pflanzen aus eigenen Gef\u00e4fsen und Parenchymen besteht. (Obige Angabe des Herrn Savi kann Referent; nicht best\u00e4tigen.) 4) Dafs der Saft der eigenen Gef\u00e4fse bei iSchirms mit Wasser vermischt ist (was Referent ebenfalls nicht best\u00e4tigen kann), und dadurch verhindert wird, dafs sich die darin etwa bildenden Tr\u00f6pfchen zu einer einzigen zusammenh\u00e4ngenden Masse vereinigen. Aus dieser Thatsache k\u00f6nnte man auch noch den Schlufs ziehen, dafs die S\u00e4fte, welche sich innerhalb der eigenen Gef\u00e4fse von einander trennen, von zweierlei Beschaffenheit sind, oder auch, dafs der eigene Saft in Folge seiner Einwirkung auf die Pflanze sich theilweise in einen viel fl\u00fcssigeren und durchsichtigen Saft verwandelt, der ganz das Ansehen der Lymphe hat. 5) Endlich, dafs die Gefafsw\u00e4nde vermittelst ihrer Elasticit\u00e4t auf den Saft, den sie enthalten, dr\u00fccken und ihn auf dieselbe Weise nach der Oeffnung hintreiben, wie eine Blase oder ein Darm, die \u00fcberm\u00e4fsig mit Wasser ausgedehnt sind, dieses sogleich ausstr\u00f6men lassen, wenn eine ihrer W\u00e4nde verletzt ist.\nDie zweite, oben angef\u00fchrte Erscheinung, f\u00e4hrt Hr. Savi fort, nimmt man leicht wahr, wenn man auf die Oberfl\u00e4che des Wassers eine kleine Menge des Harzsaftes von Schinus bringt; sobald dieses geschehen ist, sieht man auch sogleich, dafs sich der Saft mit sehr grofser Schnelligkeit in eine d\u00fcnne Scheibe ausbreitet; wirft man nun unmittelbar auf diese Scheibe kleine St\u00fcckchen von trocknen Bl\u00e4ttern irgend einer Pflanze, so wird man sehen, dafs diese von heftigen St\u00f6fsen umhergetrieben werden und sich ruckweise von der Stelle, auf die sie gefallen waren, entfernen u. s. w. Diese Eigenschaft, sich auszudehnen, wie es das fl\u00fcssige Harz von Schinus zeigt, kommt nicht nur dem eigenen Safte von dieser Pflanze zu, sondern den s\u00e4mmtlichen Terebintaceen, Euphorbiaceen, Urticeen, Ascle-piadeen, so wie auch nach Carradori den fixen und \u00e4therischen Oelen zu. Letzterer schreibt diese Eigenschaft der genannten Fl\u00fcssigkeiten der Attractionskraft zu, welche das Wasser auf sie ausiibt, und wodurch jeder auf seiner Oberfl\u00e4che befindliche Tropfen gezwungen wird, sich so weit auszudehnen, als es die Coh\u00e4sionskraft der Fl\u00fcssigkeit gestattet. Herr","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nSavi spricht \u00fcber diesen letzteren Punkt noch sehr ausf\u00fchrlich, doch reicht schon das Mitgetheilte vollst\u00e4ndig aus, um zu beweisen, dafs jene Erscheinung von Bewegung, welche die Schmus-Bl\u00e4ttchen auf dem Wasser zeigen, nicht durch Annahme einer Contractilit\u00e4t des Zellengewebes zu erkl\u00e4ren ist. Schliefslich setzt Referent noch die Bemerkung hinzu, dafs sich jene Bewegung an den gr\u00fcnen Theilchen von Schmus Molle nicht immer zeigt, wenn dieselben auf Wasser geworfen werden, sondern immer nur, wenn sich die Pflanzen in \u00fcppiger Vegetation befinden.\nHerr Lindley*) hat in der Linnaean Society eine Abhandlung \u00fcber die Anatomie der Wurzeln der Ophrydeen vorgelesen, worin er zeigt, dafs der Salep, welcher aus den Wurzeln einiger Ophrydeen bereitet wird, nicht haupts\u00e4chlich in St\u00e4rke besteht, wie dieses von den Schriftstellern der gegenw\u00e4rtigen Zeit allgemein behauptet sein soll (?), sondern dafs der Salep aus einer bassorinartigen Substanz zusammengesetzt sei. Nachdem Hr. Lindley die Meinungen der neuesten Autoren angef\u00fchrt hatte, gab er das Resultat seiner eigenen mikroskopischen Untersuchungen, aus welchen es hervorzugehen scheint, dafs die Wurzelknollen der Ophrydeen ganz allgemein lange knorpelartige Nieren einer schleimigen Substanz enthalten, welche durch Jodine nicht gef\u00e4rbt wird, und aufserdem einige St\u00e4rkek\u00fcgelchen, welche in dem Parenchym Vorkommen, das die Nieren umgiebt. Die Wurzelknollen mancher Ophrydeen S\u00fcd-Afrika\u2019s zeigen im getrockneten Zustande das Ansehen eines Sackes, der mit Kieselsteinen gef\u00fcllt ist, oder als wenn sich die Epidermis \u00fcber den harten K\u00f6rper zusammengezogen hat. Eine frische Wurzel von Satyriuin palli-dium quer durchschnitten hat das obige Ansehen erkl\u00e4rt; mit dem saftigen Parenchym sind die harten Nieren, durchsichtig wie Wasser, untermischt, und sie sind 20mal so lang als die ihnen angrenzenden Zellen. Diese Nieren sind leicht zu trennen und erscheinen hart wie Horn; auf den Schnittfl\u00e4chen erscheinen sie vollst\u00e4ndig homogen; in kaltem Wasser l\u00f6st sich\n*) A Note upon the Anatomy of the Roots of Ophrydeae. \u2014 The London and Edinburgh Philosophical Magazine and Journal of Scienc. Vol. XIV. London. 1839. pag. 462.","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"121\nkaum eine Spur von denselben, doch in heifsem werden sie aufgequollen und theilweise zu einer durchsichtigen Gallerte umgewandelt. W\u00e4sserige Jodine-L\u00f6sung hat keine sichtbare Einwirkung auf diese Nieren in ihrem nat\u00fcrlichen Zustande. Als Herr Lindley einige Schnitte von Salep verkohlte, fand er, dafs die scheinbar homogenen Nieren zusammengesetzt waren aus \u00e4ufserst kleinen Zellen, mit einer Substanz gef\u00fcllt, die dasselbe Brechungs-Verm\u00f6gen zeigte als sie selbst. Endlich erkl\u00e4rte Hr. Lindley, dafs der Irrthum, als best\u00e4nde der Salep haupts\u00e4chlich aus St\u00e4rke, durch die Art der Bereitung herbeigef\u00fchrt ist. Die Wurzelknollen der Orchideen werden zuerst abgebr\u00fcht und dann getrocknet; durch dieses Abbr\u00fchen w\u00fcrde aber die St\u00e4rke gel\u00f6st, welche die Nieren umgiebt, und beim Trocknen schlage sie sich auf der Oberfl\u00e4che derselben nieder, daher denn erkl\u00e4rlich wird, dafs diese Nieren durch Jodine gebl\u00e4ut werden.\nHerrn Lind ley\u2019s Angaben \u00fcber die Struktur der Orchideen-Knollen, aus welchen Salep bereitet wird, haben so viel Eigenth\u00fcmliches, dafs sich Referent veranlafst sah, diesen Gegenstand gleichfalls nochmals zu untersuchen. Die Untersuchung zweier Arten von Salep-Wurzeln, so wie die vergleichenden Beobachtungen an einer frischen Knolle von Orchis militaris zeigten jedoch sehr bald, dafs in der Struktur der Orchideen-Knollen durchaus nichts Abweichendes von der allgemeinen Regel vorkommt. Jene harten, hornartigen Nieren, welche Herr Lindley in den Salep-Wurzeln fand, sind nichts weiter als die erh\u00e4rteten Massen von Traganth-Gummi, welches die einzelnen Zellen f\u00fcllt, die hier oftmals sehr grofs sind; schon Hr. v. Berzelius brachte den Salepsehleim zum Traganth-Gumini, und bei den verschiedenen Orchideen scheint sich diese Substanz nur in der Verh\u00e4rtung verschieden zu verhalten. Ueberall in den Zellen der Orchideen-Knollen sieht man das Vorkommen des Zellenkernes, und rund um diesen Zellenkern bildet sich eine dickfl\u00fcssige schleimige Masse, so wie eine mehr oder weniger grofse Anzahl von kleinen und ziemlich runden K\u00fcgelchen, welche sich ganz gew\u00f6hnlich durch Jodine gelbbr\u00e4unlich, zuweilen aber auch bl\u00e4ulich f\u00e4rben. Sowohl die Masse jenes dicken Schleimes, wie die der K\u00fcgelchen, nimmt sp\u00e4ter im Innern der Zelle immer mehr und","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nmehr zu, und in denjenigen Orchideen-Knollen, welche zu Salep mit Vortheil gebraucht werden k\u00f6nnen, kommt dieser Inhalt der einzelnen, oft sehr grofsen Zellen selbst bis zu einer gallertartigen Erh\u00e4rtung, und beim Trocknen der Wurzeln wird die Substanz sogar so hart wie Horn, so dafs sie f\u00fcr besondere Nieren erkannt wurde. Ich habe Schnitte aus getrockneten Salep-Wurzeln vor mir, welche in dem erh\u00e4rteten Pflanzenschleime ihrer einzelnen grofsen Zellen dennoch eine grofse Menge St\u00e4rke enthalten, denn die Substanz wird bei der Ber\u00fchrung mit Jodine-Tinktur sch\u00f6n violett gef\u00e4rbt und zwar durch und durch, so dafs Herrn Lind ley\u2019s Erkl\u00e4rung \u00fcber diesen Punkt nicht \u00fcbereinstimmt. In den vor mir liegenden Salep-Wurzeln sind s\u00e4mmtliche Zellen mit Ballen von Tra-ganth-Gummi gef\u00fcllt, einige sind oben 10 und 15mal gr\u00f6fser als die angrenzenden, aber Zellen, die blofs Amylum-K\u00fcgelchen enthalten, finden sich darin gar nicht; unter vielen Schnitten wird man aber einzelne grofse Gummi-Nieren finden, in welchen man noch ganz deutlich die K\u00fcgelchen, \u00e4hnlich wie St\u00e4rke-Kiigelchen, erkennt, welche sich im Innern des Gummi\u2019s rund um den ehemaligen Zellenkern bildeten. Besonders be-merkenswerth ist aber in den Salep-Wurzeln, dafs die meisten W\u00e4nde der grofsen gummihaltigen Zellen wie aus kleineren Zellchen zu bestehen scheinen, wodurch diese zarten Membranen mitunter ein sehr niedliches Ansehen erhalten; eine genauere Untersuchung zeigt aber, dafs dieses scheinbare Zellennetz nur in oberfl\u00e4chlichen Ablagerungen besteht, ganz so wie die zellenartige Bildung auf der Oberfl\u00e4che einiger Pollenk\u00f6rner. Selbst in sehr jungen Orchideen-Knollen findet man schon Spuren dieser Bildungen auf den inneren W\u00e4nden der Membranen der grofsen Parenchymzellen, welche reich an Gummi sind,\nHerr E. Meyer*) hat in der physikalisch-\u00f6konomischen Gesellschaft zu K\u00f6nigsberg am 18. September 1839 eine Abhandlung \u00fcber das Amylum gelesen, worin er besonders das Vorkommen und die Struktur der Amylum-K\u00fcgelchen nach den dar\u00fcber vorhandenen Beobachtungen n\u00e4her er\u00f6rtert und \u00fcber ihren Nutzen spricht; mit Unrecht h\u00e4lt derselbe es aber\n*) S. v. Froriep\u2019s Neue Notizen etc. No. 253 u. 254. Nov. 1839.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"123\nf\u00fcr noch nicht ganz entschieden ausgemacht, dafs sich die Schichten der St\u00e4rke - K\u00fcgelchen von Aufsen ablagern, denn die Bildungsgeschichte der K\u00fcgelchen, die wir ebenfalls schon kennen, lehrt dieses ganz bestimmt. Interessant ist die Mittheilung des Herrn Meyer, dafs im Sommer 1838, wegen der \u00fcberm\u00e4fsigen Feuchtigkeit in jener Gegend, die sonst sehr seltene Mifsbildung h\u00e4ufiger und st\u00e4rker vorkam, dafs sich n\u00e4mlich an den Luftstengeln der Kartoffel-Pflanzen ebenfalls Knollen bildeten; \u00fcber ganze Felder soll sich diese Mifsbildung erstreckt haben, und Hr. M. sah Exemplare, welche bis zum Gipfel hinauf mit knollenartig angeschwollenen Zweigen und zum Theil mit wirklichen Knollen besetzt waren. Die Angabe, dafs die Kartoffeln die gr\u00f6fsten St\u00e4rke-K\u00f6rner besitzen, welche man bis jetzt kennt, ist wohl nur ein Schreibfehler, aber auffallend ist die, dafs das Mark der Pflanzen niemals Amylum enthalte, so wie die, dafs Palmen und Cycadeen-St\u00e4mme niemals Mark besitzen, wefslialb man denn auch den Sago nicht aus dem Marke solcher Pflanzen bereiten k\u00f6nne.\nHerr Fr. Tornabene Casinese*) schrieb eine Abhandlung \u00fcber die krystallinische Feuchtigkeit in den Saamenbl\u00e4t-tern ; derselbe will n\u00e4mlich beobachtet haben, dafs sich auf der Oberfl\u00e4che der Saamenbl\u00e4tter in gewissen Stunden des Tages wie auch um Mittagszeit durchsichtige, silbergl\u00e4nzende Fl\u00fcssigkeiten vorfinden, welche er die Krystallfeuchtigkeit nennt; die Tr\u00f6pfchen dieser Fl\u00fcssigkeit auf den Saamenbl\u00e4ttern sind bald so klein, dafs sie sich nur dem Mikroskope darstellen, bald aber auch dem blofsen Auge. Diese gl\u00e4nzenden Punkte seien aber nicht zu verwechseln mit jenen von De Saussure beschriebenen, noch mit den Dr\u00fcsen der andern Autorenu.s.w., sondern die krystallinische Feuchtigkeit sei eine Fl\u00fcssigkeit, die zerstreut auf allen Saamenbl\u00e4ttern vorkommt, wie jene auf vielen Mesembryanthemum- Arten und besonders auf M. cry-stallinum. Die Spiralr\u00f6hren seien nach Hrn. Casinese dazu bestimmt, eine Fl\u00fcssigkeit herabsteigen zu lassen, welche in Folge der belebenden Einwirkung des Lichts durch die Spalt-\n\u00a5) S\u00fcll\u2019 amore cristallino nelle foglie seminali delle piante. \u2014 Memoria sopra alcuni fatti di anatomia e fisiologia vegetale. Catania 1838. 4to. pag. 3-21.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\n\u00d6ffnungen von den Bl\u00e4ttern angezogen wird. So seien die Spiralr\u00f6hren Respirationsorgane und bei der in den Bl\u00e4ttern stattfindenden Verbindung der S\u00e4fte dieser herabf\u00fchrenden und andern zuf\u00fchrenden Gef\u00e4fse finde ein chemischer Prozefs statt, d. h. es macht sich der oxygenirte Theil oder das Oxygen los und erscheint auf der aufsitzenden durchsichtigen silbernen Epidermis, und dieses ist die Krystallfeuchtigkeit! Herr Ca-sin es e spricht noch Mehreres \u00fcber die Krystallfeuchtigkeit, so wie \u00fcber die Function der verschiedenen Elementarorgane der Pflanzen; indessen das Ganze zeigt, dafs derselbe die Pflanzenanatomie h\u00f6chstens aus einigen alten und zwar schlechten B\u00fcchern zu studiren angefangen hat; die Schriften des Herrn Turpin haben denselben unter den neueren am meisten in-teressirt, ihn nennt er den Unsterblichen!\nHerr Fr. Goebel*) zu Dorpat hat sehr sch\u00e4tzenswerthe chemische Untersuchungen der vorz\u00fcglichsten Halophyten der Kaspischen Steppe auf ihren Kali- und Natron-Gehalt gegeben; dieselben vTurden unternommen theils um zu erfahren, ob der Gehalt an Kali und Natron bei den Halophyten in verschiedenen Zeiten ihres Wachsthums verschieden sei, theils um die Frage zur Entscheidung zu bringen, ob die Pflanzen im Stande sind, das eine Alkali in ein anderes zu verwandeln. Referent h\u00e4lt diese Untersuchungen f\u00fcr \u00fcberaus wichtig, denn schon lange haben die Physiologen den Wunsch ausgesprochen, dafs jene Annahme von der Umwandlung der Alkalien durch die Vegetation durch die genauesten Versuche n\u00e4her beleuchtet werden m\u00f6chte. Folgende Hauptergebnisse hat Herr Goebel aus seinen Untersuchungen selbst gezogen:\nDie jungen Pflanzen liefern zwar eine weit gr\u00f6fsere Ausbeute an roher Soda als die alten ausgewachsenen, aber die in der rohen Soda enthaltenen, in Wasser l\u00f6slichen K\u00f6rper differiren in quantitativer Beziehung nur unbedeutend von einander. In qualitativer Hinsicht scheint bei Halimocnemis eras-si/olia im Verlaufe des Wachsthums, mit zunehmendem Alter, ein Theil des Chlornatriums in kohlensaures und schwefelsau-\n*) Reise in die Steppen des s\u00fcdlichen Rufslands, unternommen von Dr. Fr. Goebel in Begleitung der Herren Dr. C. Claus und A. Bergmann. Dorpat 1838. 4to. Zweiter Theil. pag. 108\u2014138.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"125\nres Natron sich zu verwandeln, wie ein Blick auf die Analyse darthut. Bei Salsola clavifolia enth\u00e4lt die junge Pflanze gar kein Chlornatrium, dagegen aber in bedeutender Menge Chlorkalium, w\u00e4hrend sich in den alten Pflanzen wieder weniger Chlorkalium, aber daf\u00fcr auch eine dem verschwundenen Chlorkalium ziemlich entsprechende Menge Chlornatrium zeigt. Der kohlensaure Natrongehalt ist in den alten und jungen Pflanzen ziemlich gleich. Auch bei Salsola brachiata enthalten die jungen Pflanzen weniger Chlornatrium als die alten, w\u00e4hrend der Gehalt an kohlensaurem Natron nur wenig diffe-rirt. Herr Goebel glaubt, dafs es auf eins herauskomme, ob man junge oder alte Pflanzen zur Sodafabrication verwendet, da die aus beiden Qualit\u00e4ten erhaltene Soda einen fast gleich grofsen Gehalt an kohlensaurem Natron besitzt. Man k\u00f6nnte also zu jeder Zeit, da, wo und wie eben Zeit und Umst\u00e4nde es gestatten, die Pflanzen ein\u00e4schern, und die Quantit\u00e4t und der innere Werth der rohen Soda w\u00fcrde sich nicht erheblich ver\u00e4ndern.\nDie Analysen von Halimocnemis crassifolia (im jungen und im alten Zustande), von Salsola clavifolia (im jungen und im alten Zustande) und von Salsola brachiata (im jungen und im alten Zustande) zeigen: \u201eDafs der Natrongehalt in allen fast ganz gleich geblieben ist. Der Kaligehalt ist aber durchweg in den jungen Pflanzen gr\u00f6fser als in den alten und bei Salsola clavifolia besonders auffallend, so dafs man allerdings zu dem Glauben Veranlassung nehmen k\u00f6nnte, es werde im Verlaufe des Vegetationsprocesses das Kali in Natron \u00fcbergefiihrt, oder sonst wie aus diesen Pflanzen beseitigt.\u201c Es w\u00e4re eine grofsartige Entdek-kung, wenn sich die Annahme richtig verhielte, aber Referent erlaubt sich eine Frage hinzuzuf\u00fcgen, welche er in der Reisebeschreibung nicht beantwortet findet: Waren denn die alten Exemplare der drei oben genannten Halophyten, welche Herr Goebel nicht eigenh\u00e4ndig gesammelt, genau von eben denselben Standorten, wo Hr. G. in demselben Sommer die jungen Pflanzen pfl\u00fcckte? Wahrscheinlich war dieses nicht der Fall, und da alle diese Salze von den Pflanzen aus denrBoden aufgenommen werden, so wird die Verschiedenheit des Bodens auch die Verschiedenheit in den Resultaten der Analysen er-","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nkl\u00e4ren k\u00f6nnen. Bis auf weitere Entscheidung w\u00e4re es also wohl rathsam, wenn wir jene Umwandlung der Alkalien durch die Vegetation noch nicht als erwiesen ansehen wollten.\n\u201eWenden wir uns, sagt Herr Goebel, nun noch zu den \u00fcbrigen analysirten Salzpflanzen, so ergiebt sich, dafs auch bei diesen im Durchschnitt der Kaligehalt in den jungen Pflanzen gr\u00f6fser ist als in den alten, und somit obige Meinung best\u00e4tigt wird. Den Rang der Halophyten zur Sodafabrication giebt Herr Goebel folgendermafsen an: 1) Salsola clavifolia (42 p. C. in trockenen jungen Pflanzen), 2) Halimocnemum caspium (22,9 p. C. in jungen Pflanzen), 3) Salsola Kali (25 p. C. in jungen Pflanzen), 4) Kochia sedoides (9,16 p. C. in alten Pflanzen), 5) Salsola brachiata (33 p. C. in jungen Pflanzen), 6) Halimocnemis crassifolia (30 p. 0. in jungen Pflanzen), 7) Tamarix laxa (33,6 p. C. in jungen Pflanzen), 8) Aabasis aphylla (19 p. C. in jungen Pflanzen) u. s. w.\nUeber Bewegung der S\u00e4fte in den Pflanzen.\nDie schon oftmals angek\u00fcndigte Preisschrift des Herrn C. H. Schultz*) ist endlich im vergangenen Jahre erschienen; sie ist ohne alle R\u00fccksicht auf die schon vorhandene Literatur \u00fcber diesen Gegenstand gefertigt, so dafs wohl viele Naturforscher, denen die Literatur der Pflanzen-Physiologie nicht genau bekannt ist, durch die angebliche Neuheit der mit-getheilten vielen Beobachtungen get\u00e4uscht werden m\u00f6chten. Freilich w\u00e4re es der Arbeit gar sehr vortheilhaft gewesen, wenn sie gleich nach ihrer Vollendung gedruckt w\u00e4re, aber jetzt, nachdem seit jener Zeit die feinere Anatomie so grofse Fortschritte gemacht hat und seitdem die Bildungsgeschichte fast aller Elementarorgane der Pflanzen ziemlich vollst\u00e4ndig bekannt geworden ist; jetzt vermissen wir in dieser Preisschrift sehr schmerzlich alle diese wahrhaften Bereicherungen unserer Wissenschaft, dagegen aber ist die Zahl der wirklichen fehlerhaften Beobachtungen (die sich auf den mitgetheilten Abbildungen sogleich nachweisen lassen) so sehr grofs, dafs Ref.\n*) Sur la circulation et sur les vaisseaux laticif\u00e8res dans les plantes. Avec 23 planches. Extr. des M\u00e9m. de l\u2019Acad. des sciences, Tome VII. des savants \u00e9trangers. Paris 1839. 104 S. 4to.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"127\nmit Auff\u00fchren derselben ganze Seiten f\u00fcllen k\u00f6nnte. Herr Schultz hat n\u00e4mlich alle Gef\u00e4fse, welche abgebildet wurden, zuerst mit besonderer Vorsicht durch Maceration aus den Pflanzen geschieden, und da konnte es denn auch nicht fehlen, dafs sich die Zahl der Fehler in den Abbildungen noch mehr ver-gr\u00f6fserte*), ja viele von diesen Abbildungen sind nur als Schemata zu betrachten, aber nicht als naturgetreue Darstellungen auszugeben.\nDer eigentliche Zweck dieser Preisschrift ist: die Nachweisung eines eigenthiimlichen Gef\u00e4fssystems in den Pflanzen, in welchem die Circulation eines eigenthiimlichen Saftes stattfindet, welcher unter dem Namen des Milchsaftes bekannt ist; Herr Schultz will diese Circulation mit einem besonderen Namen, Cyclose, bezeichnen, doch wahrscheinlich wird Jedermann, der sich mit diesem Gegenst\u00e4nde genauer bekannt macht, dieses ganz unn\u00f6thig finden. Es wird den verehrten Lesern dieses Berichtes bekannt sein, dafs \u00fcber das Vorhandensein dieser Circulation des Milchsaftes in den Pflanzen sehr viel geschrieben und gestritten ist, und dafs dieser Gegenstand auch in den fr\u00fcheren Jahresberichten mehrmals zur Sprache kam; es sind aber leider wohl nur wenige Botaniker, welche die Beobachtungen \u00fcber diesen Gegenstand ohne Vorurtheile ansahen, und, wie ich glaube, so bin ich, der Referent, es ganz allein, der neben Herrn Schultz das Vorhandensein einer Circulation des Milchsafts stets zu beweisen gesucht hat. Ich habe in verschiedenen Schriften umst\u00e4ndlich erz\u00e4hlt, wie man es anzustellen hat, um sich mit einem guten Mikroskope von der Bewegung des Milchsaftes in ganz unverletzten Pflanzen zu \u00fcberzeugen, aber einige \u00e4ltere Botaniker, die da ganz richtig einsahen, dafs die Schultz\u2019sche Darstellung \u00fcber die Circulation des Milchsaftes nicht ganz richtig war, wollten jene Bewegung einmal gar nicht sehen, ja es ging der Widerwille derselben gegen diese neue Lehre so weit, dafs sie davonliefen und tagelang verschwanden, wenn man es ihnen zeigen wollte.\n*) Die Tafeln sind mit: \u201eSchultz del.\u201c unterzeichnet, was aber wohl nur durch einen Irrthum geschehen sein mag, denn Referent erkennt darin die Arbeiten des bekannten Pflanzen Malers C. F. Schmidt, und zwar aus dessen fr\u00fchester Zeit.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nHerr Schultz hat nun in dieser Schrift ebenfalls Alles gethan, um zu beweisen, dafs sich der Milchsaft in seinem eigenen Gefafssysteme \u00e4hnlich bewegt, wie das Blut bei den Thieren in dem sogenannten Cap ill arge f\u00e4fssy sterne, und er hat eine Menge von Abbildungen aus verschiedenen Pflanzen geliefert, welche die Anastomosen dieser Milchsaftgef\u00e4fse in verschiedenen Pflanzen erweisen. Bei dem Allen liest man in der botanischen Zeitung zu Regensburg von 1839, pag. 277, dafs sich bei der Versammlung der Naturforscher zu Freiburg ein Gespr\u00e4ch \u00fcber diesen Gegenstand erhoben hat, wobei viele Botaniker, als die Herren Treviranus, v. Mar. tius u. s. w. erkl\u00e4rten, dafs sie die Bewegung des Milchsaftes nur in verletzten Pflanzentheilen wahrgenommen haben. Ja man fragte den daselbst gegenw\u00e4rtigen Herrn de Saint-Hil aire, ob denn wirklich die Mitglieder des franz\u00f6sischen Instituts von der Richtigkeit der Schultz\u2019schen Beobachtungen \u00fcberzeugt w\u00e4ren, und erhielt von demselben zur Antwort: \u201eMan habe dortseits vor der Hand blofs die Abhandlung des Herrn Schultz \u00fcbersetzt, sei aber noch zu keinem Urtheile gelangt.\u201c\nHiermit stehen denn allerdings viele der Angaben sehr im Widerspruch, welche Herr Schultz ganz neuerlichst in einer Darstellung der Resultate seiner Preisschrift selbst publi-cirt hat^), worin er unter Andern sehr bescheiden sagt: \u201eWir begn\u00fcgen uns auch nur den Anfang gemacht und die Grundz\u00fcge einer unabweislichen Richtung der Wissenschaft angedeutet zu haben, zu deren weiteren Ausbildung die von der franz\u00f6sischen Akademie der Wissenschaften ertheilte Anerkennung nicht minder als die nunmehrige Herausgabe des Memoirs das ihrige beitragen werden.\u201c\nZwei Gegenst\u00e4nde sind es haupts\u00e4chlich, welche, wenigstens nach meinen eigenen Beobachtungen in jener Preisschrift des Herrn Schultz sehr unrichtig dargestellt sind; n\u00e4mlich die angeblichen drei Entwickelungsstufen der Milchsaftgef\u00e4fse, der contrahirten (vasa laticis contracta), der ausgedehnten (vasa laticis expansa) und der gegliederten (vasa laticis arti-culata); und ferner die Zusammenstellung der verschiedenarti-\n*) S. Jahrb\u00fccher f\u00fcr wissenschaftliche Kritik. Jan. 1840. No. 17 u. 18.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"129\ngen Gebilde unter dem gemeinschaftlichen Namen der Milchsaft- oder Lebenssaftgef\u00e4fse.\nDie contrahirten Lebenssaftgefafse sollen den j\u00fcngsten Zustand der Gef\u00e4fse bilden und in ihnen soll die Lebensth\u00e4tigkeit am gr\u00f6fsten sein; sie bes\u00e4fsen, heifst es, die Eigenschaft sich auszii-d ebne n und z u s a m m e n z \u00fc z i e h e n, ja dies ginge sogar so weif, dafs selbst ihr Lumen g\u00e4nzlich schwinde (!). Bei den ausgedehnten Milchsaftgef\u00e4fsen sei die Expansion \u00fcberwiegend, aber noch immer die F\u00e4higkeit vorhanden, sich zu contrahiren. Im sp\u00e4tem Alter entwickele sich jedoch durch die absatzweise contrahirten Stellen die Gliederung der Milchsaftgef\u00e4fse, und hier w\u00e4ren die contrahirten und expandirten Stellen permanent geworden. Diese ganze Darstellung der Entwickelungsstufen der Milchsaftgef\u00e4fse erkl\u00e4rt Referent, in Folge seiner vielen Beobachtungen \u00fcber diesen Gegenstand, f\u00fcr g\u00e4nzlich ungegr\u00fcndet; die Milchsaftgef\u00e4fse k\u00f6nnen sich wTeder expandiren noch contrahiren, und dafs die vorkommende Gliederung bei Milchsaftgef\u00e4fsen nicht durch Contraction entstanden sein kann, das geht schon aus jeder einzelnen Beobachtung solcher \u00fcber einander liegenden und mit Milchsaft gef\u00fcllten Zellen hervor. Ja dies\u00ab ganze Darstellung war so fremdartig, dafs Referent selbst mehrere Jahre hindurch gar nicht wufste, was Herr Schultz unter seinen contrahirten Milchsaftgef\u00e4fsen verstand, bis dieser die merkw\u00fcrdige'Abhandlung publicirte, von welcher im vorigen Jahresberichte pag. 74. Mittheilung gemacht wurde. Hierin zeigte es sich, dafs die feinen Schleimstr\u00f6me, welche in den Zellen der Pflanzen, der Pilze wie der Phanerogamen, so allgemein Vorkommen und mit der Rotationsstr\u00f6mung in den Zellen der Charen, Vallisnerien u. s. w. zusammenzustellen sind, als contrahirte Milchsaftgef\u00e4fse von Herrn Schultz bezeichnet wurden. Diese Abhandlung findet sich unter dem Titel: \u201eNouvelles observations sur la circulation dans les plantes\u201c als Anhang zur Preisschrift abermals abgedruckt, und im Botanical Register von 1839 pag. 48\u201451. befindet sich ein Auszug dieser wichtigen Arbeit des Herrn Schultz unter der Aufschrift: \u201eCirculation of the Blood in Plants.\u201c Der Verfasser dieser Mittheilung hat sich nicht genannt, wahrscheinlich weil er selbst wohl einsah, dafs er in dieser Sache ganz und\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\ngar kein Urtheil fallen kann, ja schon durch die Ueberschrift zeigte er, dafs ihm hier\u00fcber die n\u00f6thigen Kenntnisse fehlen.\nDer zweite Gegenstand in dieser Preisschrift, dem ich gleichfalls nicht beistimmen kann, betrifft das Zusammenwerfen der verschiedenartigsten Gebilde unter dem Namen der Milchsaft-gef\u00e4fse. Herr Schultz glaubt gefunden zu haben, dafs die Rinde so wie das Holz ein eigenes Gef\u00e4fssystem enth\u00e4lt, welches den Centralpunkt aller Entwickelungen bildet. In den Holzbiindeln der Monocotyledonen h\u00e4lt Herr Schultz die weichen, mit einer gummiartigen Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllten, langgestreckten Zellen, welche Hr. Mohl vasa propria nannte, ebenfalls f\u00fcr Milchsaftgef\u00e4fse, w\u00e4hrend es so leicht ist, selbst bei ganz krautartigen Pflanzen der Art neben den Holzb\u00fcndeln die wirklichen Milchsaftgef\u00e4fse zu finden, welche mit diesen im Innern der Holzb\u00fcndel gar keine Aehnlichkeit haben. Bei den Farrnkr\u00e4utern hat Hr. Sch. sogar die kleinen mit St\u00e4rke gef\u00fcllten Zellchen f\u00fcr Milchsaftgef\u00e4fse angesehen, welche unmittelbar die Spiralr\u00f6hrenb\u00fcndel umschliefsen und sich zun\u00e4chst auf der inneren Fl\u00e4che der Bastr\u00f6hren auflagern u. s. w.\nEbenso wenig hat Herr Schultz die Eigenthiimlichkeit der Milchsaftgef\u00e4fse der Euphorbien aufgefafst, welche, wie Referent es schon lange gezeigt hat, die Struktur der Bastr\u00f6hren der Apocyneen und Asclepiadeen haben und auch in der Stelle der Bastr\u00f6hren liegen (welche den Euphorbien fehlen) und dennoch den wirklichen Milchsaft f\u00fchren, w\u00e4hrend die Bastr\u00f6hren der Apocyneen, die sich nicht ver\u00e4steln, nur wenig Milchsaft f\u00fchren; dagegen ist hier noch ein wirkliches Gef\u00e4fssystem etwas aufserhalb der Bastschicht gelagert, dessen St\u00e4mme sch\u00f6ne Anastomosen zeigen, aber einen nur wenig tr\u00fcben Milchsaft f\u00fchren.\nZur Morphologie.\nDie Herren L. und A. Bravais*), von deren gelehrten Arbeiten \u00fcber die Stellung der Bl\u00e4tter und die symmetrische Anordnung der Bl\u00fcthenst\u00e4nde wir bereits im vorletzten Jah-\n*) Sur la disposition g\u00e9n\u00e9rale des feuilles rectis\u00e9ri\u00e9es. Congr\u00e8s scientifique de France, sixi\u00e8me session. Auch enthalten in den Ann. des scienc. natur. 1839. Part. bot. II. pag. 1.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\nresberichte (pag.117\u2014127) ein gedr\u00e4ngtes Resume mitgetheilt, haben in einem neuen Memoire \u00fcber die Stellung der gerad-reihigen Bl\u00e4tter ihre fr\u00fcheren Ansichten \u00fcber die Stellung der Bl\u00e4tter im Allgemeinen n\u00e4her entwickelt, theils neue Gesetze \u00fcber das Vorkommen der verschiedenen Systeme der gerad-reihigen Bl\u00e4tter, ihre Verbindung unter einander und mit denen der krummreihigen Systeme aufgestellt und ausf\u00fchrlicher er\u00f6rtert. Auch von dieser an Stoff und Inhalt so \u00fcberaus reichen Abhandlung k\u00f6nnen wir hier nur die Hauptresultate mittheilen.\nAus ihren Untersuchungen geht hervor, dafs der gr\u00f6fste Theil der alternirenden Bl\u00e4tter nicht in vertikalen, \u00fcbereinanderstehenden Reihen geordnet ist, sondern dafs die Bl\u00e4tter an ihrem Anheftungspunkte vereinzelt bleiben, indem niemals eins der folgenden gerade \u00fcber dem ersten zu stehen kommt; hierdurch entsteht das spiralf\u00f6rmige Ansehen derselben und aus diesem Grunde hat man ihnen den Namen der krummreihigen gegeben. Diese Eigenschaft ist die nothvvendige Folge des irrationalen Winkels, der sie gestattet, dieselbe vertikale Linie zweimal zu ber\u00fchren. Im Gegens\u00e4tze zu ihnen werden gerad-reihige Bl\u00e4tter diejenigen genannt, die \u00fcbereinander gestellt sind und deren ganzes System entweder aus einer constanten Anzahl alternirender Bl\u00e4tter oder aus reihenweise \u00fcbereinander gestellter und sich durchkreuzender Blattwirtel zusammengesetzt ist. Dazu geh\u00f6ren die zwei- und dreireihigen Bl\u00e4tter, der Quincunx, die entgegengesetzten, die gedreiten, gevierten und endlich die wirtelf\u00f6rmigen Bl\u00e4tter. Die Zahl der bekannten geradreihigen Systeme ist sehr grofs; sie alle im Einzelnen zu verfolgen, w\u00fcrde eine unendliche Aufgabe sein, die Herren Bravais haben sich begn\u00fcgt, ihre allgemeinsten Gesetze aufzustellen und zu zeigen, wie sie auf einmal folgen und wie sich ihre Organisation durch die Elementarbegriffe der Geometrie erkl\u00e4ren l\u00e4fst. So wie durch Verbindungen eines einzelnen Systems, n\u00e4mlich des gew\u00f6hnlichen, krummreihige Verschiedenheiten in der Organisation hervorgebracht werden, so entsteht durch die Vereinigung mehrerer Systeme auf einer und derselben Pflanze eine unendliche Vermannigfaltigung von Formen und Strukturen. So geht das krummreihige System entweder voran oder folgt dem gr\u00f6fsten Theile der andern\n9 *","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nSysteme. In den Cactus-Gew\u00e4chsen geht es z. B. dem zwei-und dreireihigen Systeme, so wie dem Quincunx voran; im Tulpenbaume folgt es dagegen dem Quincunx u. s. w. Cm alle diese Systeme von einander zu Unterscheiden, mufs man zuerst die Anzahl der \u00fcber einander gestellten Bl\u00e4tter oder die Zahl der vertikalen Reihen, aus welchen der Stengel zusammengesetzt ist, zusammenrechnen. So bestehen z.B. die zweireihigen, dreireihigen und gedreiten Stengel aus 2, 3 und 6 vertikalen Reihen oder aus einer Zusammenh\u00e4ufung von 2, 3 und 6 Bl\u00e4ttern; man mufs aber nicht glauben, dafs eine gegebene Anzahl von Vertikalreihen nur eine einzige Stellung der Bl\u00e4tter darbieten kann. Dieses findet wohl bei den zwei-und dreireihigen Stengeln statt, denen nur eine einzige Art von Divergenz eigen ist, aber bei dem Systeme mit vier Vertikalreihen sind schon zwei Arten von Blattstellungen m\u00f6glich, n\u00e4mlich die eine und zwar die gew\u00f6hnliche, die Kreuzung, und die andere, die dadurch entsteht, dafs man eine Spirallinie nach einer Richtung und drei nach einer andern zieht*). Die Beobachtung hat die Herren Br. zur Aufstellung folgender sehr wichtiger und zugleich h\u00f6chst einfacher Gesetze gef\u00fchrt, dafs zwischen zwei auf einander folgenden Systemen niemals eine L\u00fccke oder ein Zwischenraum stattfindet; sondern dafs das eine unmittelbar da anf\u00e4ngt, wo das andere aufh\u00f6rt. Man kann die geradreihigen Systeme nach drei Methoden ordnen, die am Ende dieses Berichts mitgetheilt werden; die Herren Br. haben sie nach der Natur ihrer Divergenzen von einander unterschieden. Alle diese sind ver\u00e4nderliche Br\u00fcche der Peripherie, die stets zu ihrem Nenner die Zahl der Vertikalreihen des Stengels haben. Der Z\u00e4hler, der sich weniger ver\u00e4ndert, stellt die Zahl der Uml\u00e4ufe dar, welche, eine oder mehrere Grundwendel machen m\u00fcssen, um wieder gerade \u00fcber den Ausgangspunkt zu gelangen. Die Herren S chimp er und Braun haben schon fr\u00fcher die Bedeutung dieses Bruches, der die Divergenz bestimmt, gekannt; der Werth desselben, der f\u00fcr ein krummreihiges System nur ein ann\u00e4hernder ist, ist f\u00fcr\n*) Unter der einen Spirale ist n\u00e4mlich die Grundwendel (Spire g\u00e9n\u00e9ratrice) und unter den drei andern die secund\u00e4ren Spirallinien zu verstehen.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"133\ndie geradreihigen ein ganz genauer. Alle die Spiralsysteme, die zur Divergenz ihrer Bl\u00e4tter die Br\u00fcche der Peripherie -j-,\t\u25a0\u00a7\u25a0 u. s. w. haben, so wie alle die verbundenen Systeme\ndes zweireihigen (distique) mit der Divergenz -\u00a7-, T~ rechnen die Herren Br. zu der von ihnen aufgestellten ersten Reihe. Die zweite Reihe umfafst alle Pflanzen mit einer einzigen Grundwendel, deren Divergenzen -J,\tf-, T2T u. s. w.\nsind, oder solche Pflanzen, die eine ungerade Zahl von Vertikalreihen haben. Im ersten Kapitel werden die Gesetze der Systeme der ersten Reihe er\u00f6rtert, oder die Systeme mit der Divergenz -, ^ u. s. vv. und ihren Verbindungen. \u00a7. 1. dieses Kapitels handelt von den zweireihigen Bl\u00e4ttern (feuilles distiques), worunter diejenigen alternirenden Bl\u00e4tter verstanden werden, die in zwei einander gegen\u00fcberstehenden Reihen gestellt, genau um 180\u00b0 von einander entfernt sind. Selten ist diese Stellung bei den Blumen. Dieses zweireihige System geht bisweilen auf derselben Axe in ein von ihm verschiedenes System \u00fcber, wie z. B. in das dreireihige System und umgekehrt, oder auch in den Quincunx. Der Uebergang von dem zweireihigen Systeme zum krummreihigen und umgekehrt Soll h\u00e4ufig in der Natur Vorkommen, z. B. an dem Rhizom der Convallctria mafalis, Menyanthes trifoliata u. s. w., dann ist das letzte zweireihige Blatt der Ausgangspunkt einer Spirale von 137^\u00b0. Auch der Uebergang von dem zweireihigen System zum geclreiten (terne) ist nicht selten, wie z. B. an den zweireihigen Bl\u00fcthen mehrerer Magnolien. Einen Uebergang vom zweireihigen Systeme zum gekreuzten oder gevierten (quatern\u00e9) zeigte ein viereckiger Stengel des Cactus ; auch wurde an einigen Bl\u00fcthen von Iris lutescens u. s, w. etwas Aehnliches beobachtet. Din Aroideen zeigen den Uebergang des zweireihigen Systems zu noch viel zusammengesetzteren, deren Beobachtung aber sehr schwierig ist. In allen diesen F\u00e4llen, wo das zweireihige System in ein anderes \u00fcbergeht, ist immer das letzte Blatt des ersteren der Ausgangspunkt liir die Divergenzen des darauf folgenden und umgekehrt im entgegengesetzten Falle.\n\u00a7. 2. handelt von dem System der dreireihigen Bl\u00e4tter (feuilles tristiques), deren Divergenzwinkel 120\u00b0 oder ein Drittel des Stengelumfangs betr\u00e4gt; es ist \u00f6fter bei den Monoco-","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\ntyledonen als bei andern Familien zu finden. Der Uebergang in andere Systeme findet sehr einfach statt, indem auch hier das letzte Blatt das erste des folgenden wird. Hat dieses System nur eine einzige Grundwendel, so ist sie mit der dreireihigen Spirale gleichl\u00e4ufig.\n\u00a7. 3. handelt von den verbundenen Systemen des zweireihigen. Die Herren Sch imp er und Braun betrachten die Blattwirtel als abgeplattete Spiralen oder als Ringe mit einer kreisf\u00f6rmigen Spirale, die unter einander mittelst einer verschiedenen Divergenz, die sie Prosenthese nennen, verbunden sind. Nach ihnen hat der wirtelf\u00f6rmige Stengel nur eine einzelne Spirallinie, die aber zwischen den Bl\u00e4ttern der auf einander folgenden Ringe einen verschiedenen Winkel zeigt. Sie unterscheiden drei Arten von Prosenthese, die metagogische, epagogische und prosapogogische. Diese Art, die Symmetrie der wirtelf\u00f6rmig gestellten Organe aufzufassen, scheint den Herren Verfassern der Einfachheit der Natur nicht zu entsprechen, indem sie eine Menge von Winkeln und Blattentfernungen in die Wissenschaft einf\u00fchrt, die offenbar nur secund\u00e4r und untergeordnet sind. Die Herren B r. sind von einfacheren Principien ausgegangen, welche die in gleichen Abst\u00e4nden von einander gestellten Bl\u00e4tter mit einander verbinden. Sie haben statt einer einzigen mehrfache oder mit einander verbundene Spirallinien angenommen, auch sind sie durch zahlreiche Untersuchungen zu dem Resultate gekommen, dafs zwischen zwei verschiedenen Systemen keine mittleren Divergenzen stattfinden, sondern dafs das eine unmittelbar auf das andere folgt, jedes mit seiner eigenen Divergenz ohne L\u00fccken oder Zwischenglied. Schon bei den Pflanzen des gew\u00f6hnlichen krumm-reihigen Systems haben wir das Vorhandensein vielfacher Systeme kennen gelernt, bei den geradreihigen kommen ihnen folgende wichtige geometrische Eigenschaften zu. Zuerst zeigen sie in den Verbindungen des zweireihigen Syst\u00e8mes eine gleiche Anzahl von rechts und links gewundenen Spirallinien. Alle Anheftungspunkte kann man unm\u00f6glich auf eine einzige Spirallinie mit gleich weit abstehenden Divergenzen zur\u00fcckfiih-ren, sondern man findet 2, 3, 4, 5 \u00e4hnliche Grundwendel, die von derselben H\u00f6he des Stengels ausgehen; die Divergenz einer jeden von ihnen ist nur |, ~ u. s. w. geringer als die","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"J 35\ndes Grundsystems, deren verbundenes System sie bildet. Ohne Ausschliefsung der ungleichen Divergenzen ist es unm\u00f6glich, die Symmetrie der Bl\u00e4tter systematisch zu ordnen. Aus dem zweireihigen Systeme selbst werden die gekreuzten, gedrei-ten und gevierten Blattstellungen abgeleitet. Die Herren Br. suchen eine andere Erkl\u00e4rung von der Stellung der Bl\u00e4tter in abwechselnden und sich durchkreuzenden Wirteln zu geben, als die bisherige der Botaniker gewesen ist; durch Bildung von gezweiten, gedreiten, gevierten Systemen mit dem modificirten zweitheiligen Systeme suchen sie die Symmetrie der wirtelf\u00f6rmigen Bl\u00e4tter darzustellen. Man denke sich an drei Punkten eines blattlosen Stengels A,B,CBl\u00e4tter in einer zweireihigen Ordnung gestellt. (Siehe Tab. 1. Fig. 1.) Ein zweites zweireihiges System in derselben Vertikalebene, aber dem erstem entgegengesetzt, befinde sich in a, b, c. Um von dem Blatte A zu B und vom Blatte B zu C zu gelangen, ziehe man zwei Spirallinien, von denen die eine nach rechts, die andere nach links gewunden ist ; ebenso verbinde man die Bl\u00e4tter a, b, c mit einander. Dadurch wird der Stengel von vier Spirallinien umzogen, von denen sich immer je zwei und zwei mit einander schneiden werden; zuerst in A, B, C, a, b, c, dann in den neuen Punkten A', a', B', b\\ Stellt man vier neue Bl\u00e4tter in diese Durchschnittspunkte, so werden die Linien, welche A\u2019 und a , B' und b' mit einander verbinden, die zwischen A und a, B und b, und C und c gezogenen, wenn man sie auf dieselbe Ebene bezieht, in einem rechten Winkel schneiden. Dadurch entsteht ein Stengel mit entgegengesetzten Bl\u00e4ttern, wie es z. B. bei den Labiaten der Fall ist. Die Spirallinien, welche die Bl\u00e4tter eines und desselben Syst\u00e8mes mit einander verbinden, sind so gegen einander gestellt, dafs sich in jedem ihrer Durchschnittspunkte ein Blatt befindet, und in dieser Anordnung sind keine L\u00fccken vorhanden. In einem .Stengel mit gekreuzten Bl\u00e4ttern lassen sich diese s\u00e4mmtlich durch zwei nach rechts oder links gezogene Spirallinien umfassen. Da diese Zahl zwei zum gemeinschaftlichen Divisor hat, so m\u00fcssen nothwendig zwei Grundwendel vorhanden sein, und wir haben es daher mit einem gezweiten Systeme (syst\u00e8me bijugu\u00e9) zu thun, das einfache System aber, von dem es hergeleitet werden mufs, ist das zweireihige. In der That sind","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"436\nauch die Divergenzen eines gezweifen Syst\u00e8mes zweimal geringer, als die des einfachen Syst\u00e8mes; der Winkelabstand von A nach a' ist offenbar ein rechter Winkel. Also wird das einfache System, von dem diese Anordnung herr\u00fchrt, zu seiner Divergenz zweimal einen rechten Winkel haben oder 180\u00b0, d. i. also die Divergenz des zweireihigen Syst\u00e8mes. Aus \u00e4hnlichen Gr\u00fcnden ist das gedreite System (s. tern\u00e9) als das Resultat eines dreijochigen (trijugu\u00e9) zweireihigen Syst\u00e8mes zu betrachten, denn s\u00e4mmtliche Bl\u00e4tter lassen sich mittelst dreier nach rechts und links gezogenen Spirallinien umfassen. Unm\u00f6glich kann man sich eine einzige Spirallinie mit gleich weit abstehenden Divergenzen denken, die alle Bl\u00e4tter umfassen w\u00fcrde* In jeder schr\u00e4g gezogenen Spirallinie ist die Divergenz offenbar 60\u00b0. Diese Zahl ist genau der dritte Theil der Divergenz zweier zweireihigen Bl\u00e4tter. Aber die Divergenz eines dreijochigen Syst\u00e8mes ist dreimal geringer, als die des G run dsy sternes, von dem es abgeleitet wird, und mithin lassen sich die gedreiten Stengel sehr gut durch die Gesetze des dreijochigen Syst\u00e8mes der zweireihigen Ordnung erkl\u00e4ren. Nach denselben Principien l\u00e4fst sich die Stellung der Bl\u00e4tter, die zu 4 und 4, 5 und 5, 6 und 6 u. s. w. alterniren, erkl\u00e4ren, und man kann daher im Allgemeinen sagen: Unter den geradreihigen Systemen sind alle diejenigen, welche aus Blatt-wirteln bestehen, die je 2 zu 2, 3 zu 3, 4 zu 4 u, s. w. gestellt sind, Systeme mit 2, 3, 4 u. s. mehreren Grundwendeln oder Modificationen des verbundenen zweireihigen Syst\u00e8mes. Dasselbe l\u00e4fst sich von allen nur m\u00f6glichen Verbindungen der anderen geradreihigen, in der Natur vorkommenden Systemen behaupten.\nIn \u00a7. 4. werden die gegen\u00fcberstehenden oder gekreuzten Bl\u00e4tter abgehandelt; dieses System ist das einfachste von den Verbindungen des zweireihigen Systems und findet sich in der Natur an den Stengeln, Bl\u00fcthen, Kelchen oder andern blattartigen Theilen vieler Gew\u00e4chse, die dann einzeln aufgef\u00fchrt werden, als bei Berberideen, Thymeleen, Euphorbiaceen, Aspa-ragineen u. s. w.\nIn \u00a7. 5. werden die Ueberg\u00e4nge der Kreuzung zu einem verschiedenen Systeme und umgekehrt abgehandelt. Wir haben es hier mit zwei Grundwendeln zu thun; die zwei letzten","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"137\ngegen\u00fcberstehenden Bl\u00e4tter werden daher mit dem folgenden Systeme dieselbe Divergenz bilden, welche die Bl\u00e4tter dieses letztem unter einander haben, so oft 4, 6, 8 vielfache Spirallinien vorhanden sind. Ein einziges der beiden gegen\u00fcberstehenden Bl\u00e4tter wird dem folgenden Systeme gemeinschaftlich sein, wenn es aus einer unpaaren Zahl (1, 3, 6) von Grundwendeln gebildet wird. Bei den Ueberg\u00e4ngen der Kreuzung zu einem doppelten Systeme und umgekehrt ist der h\u00e4ufigste Fall der, dafs ein gekreuzter Stengel oder Kelch zu dem gevierten Systeme (ordre quaternaire) \u00fcbergeht, wie es z. B. bei den jungen Stengeln von Juniperus lycea, Cupressus thuyoides, den Blumenbl\u00e4ttern von Nymph aea alb a u. s. w. der Fall ist. Der Uebergang des gevierten Syst\u00e8mes zur Kreuzung findet auf entgegengesetzte Weise statt; ein Beispiel hiervon bietet die Blume von Tormentilla erecta dar. Auch der Uebergang zu einem dreifachen, vierfachen Systeme u. s. w. wird in der Natur beobachtet, besonders in den Blumenbl\u00e4ttern und Staubf\u00e4den der Papaveraceen.\nSehr h\u00e4ufig ist der Uebergang zu dem krummreihigen Systeme sowohl an Bl\u00fcthen als an Stengeln; so endigen sich einige viereckige Stengel des Cactus speciosissimus mit krummreihigen Bl\u00fcthen. In diesem Falle so wie in allen andern \u00e4hnlichen ist eines der beiden letzten Bl\u00e4tter der Ausgangspunkt der nach rechts oder links gedrehten Spirallinie der Blumenbl\u00e4tter. Auch der Quincunx geht mitunter in die Kreuzung \u00fcber, wie dieses bei Cactus speciosissimus der Fall ist.\nDie Einpflanzung (implantation) der gekreuzten Zweige in die Achsel eines Blattes ist eine andere Art von Uebergang des Syst\u00e8mes des Mutterstammes zu dem der Kreuzung durch eine verschiedene Axe. Das Mutterblatt ist f\u00fcr diese Knospe dasselbe, was das \u00e4ufserste Blatt der Grundwendel eines untern Systems ist; daher m\u00fcssen die zwei ersten einander gegen\u00fcberstehenden Bl\u00e4tter in der Quere zu stehen kommen, das eine zur Rechten, das andere zur Linken, wie es auch in der Natur beobachtet wird. Aus dem Systeme der Kreuzung gehen auch andere Systeme hervor; so entstehen oft aus der Achsel entgegengesetzter Bl\u00e4tter krummreihige Zweige, das Mutterblatt ist immer der Ausgangspunkt der ersten Divergenz des Spiralsystemes oder alternirt mit zwei","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"Bl\u00e4ttern des ersten Wirtels, wenn die Stellung in auf einander folgenden Blattwirteln stattfindet. Bei dem Entstehen dieses krummreihigen Syst\u00e8mes sind indessen die WTinkel der acht ersten Bl\u00e4tter nicht immer genau diejenigen, welche sie der Theorie nach sein sollten, doch dar\u00fcber hinaus sind die Divergenzen regelm\u00e4fsig und der Theorie der krummen Reihen entsprechend.\n\u00a7. 6. handelt von dem gedreiten Systeme (s. terne) oder dem mit sechs Vertikalreihen; auch hier bei diesem Systeme, das an den Stengeln nicht h\u00e4ufig vorkommt, dagegen dem gr\u00f6fsten Theile der Monocotyledonen-Bl\u00fcthen eigen ist, gelten dieselben Regeln der Verbindung mit andern Systemen der geraden oder krummen Reihen, wie diese bei dem zwei- und dreireihigen und dem gekreuzten Systeme bereits mitgetheilt worden ist. Dieselben Verbindungen und Ueberg\u00e4nge zu andern Systemen kommen auch bei den Systemen mit 8, 10 und 12 Vertikalreihen vor. Die Herren Bravais handeln in diesem Paragraphen diese Systeme und ihre Verbindungen mit einander sehr ausf\u00fchrlich ab und zeigen wie dieselben an den Kelch- und Blumenbl\u00e4ttern, Staubf\u00e4den, Carpellen und andern blattartigen Theilen vieler Gew\u00e4chse aus den verschiedenen Pflanzen-Familien Vorkommen.\nDas zweite Kapitel ist zun\u00e4chst der Untersuchung der zweiten Reihe oder der Systeme mit den Divergenzen \u00a7, y, Ty u. s. w. gewidmet. Alle geradreihigen Bl\u00e4tter sind nicht in W7irteln gestellt; eine gewisse Zahl derselben befolgt eine abwechselnde Stellung und wird von einer einzigen Grundwendel umfalst. Der h\u00e4ufigste Fall ist der, dafs die Spirallinie zweimal um den Stengel heruml\u00e4uft, ehe sie wieder unmittelbar \u00fcber dem Blatte zu stehen kommt, das ihr zum Ausgangspunkte gedient hat. Man sieht leicht ein, dafs, vorausgesetzt s\u00e4mmtliche Bl\u00e4tter stehen gleichweit von einander entfernt, der Winkel, der je zwei von ihnen trennt, gleich sein wird zweimal dem Umfange des Stengels, dividirt durch die Anzahl der Bl\u00e4tter, d. h. mit andern Worten, die Divergenz der Spirallinien wird ein Bruch des Stengelumfangs sein, der 2 zu seinem Z\u00e4hler und die Zahl der vertikalen Blattreihen zu seinem Nenner hat. Schon die Herren S chimp er und Braun haben die vollst\u00e4ndige Analyse der Divergenz dieser","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"139\nSysteme gegeben. Die Beobachtung hat gezeigt, dafs bei allen eine ungerade Zahl von vertikalen Reihen, wenigstens von 5, 7, 9, 11 u. s. w. vorhanden ist. Sobald eine Reihe auf einer Achse verschwindet und eine neue zu den fr\u00fcheren hinzutritt, wird das System wirtelst\u00e4ndig und ist aus mehreren Grundwendeln zusammengesetzt. Wird aus der geraden Zahl der Vertikalreihen eine ungerade, so tritt das alternirende System mit einer Spirale wieder hervor. Eine andere allgemeine Eigenschaft dieses Syst\u00e8mes ist, dafs die Zahl der am sichtbarsten nach rechts gewundenen Spiralen nur um eine Einheit von der Zahl der links gewundenen Spiralen derselben Achse verschieden ist. So sind in dem Falle von f\u00fcnf Vertikalreihen die Anzahl der Spirallinien 2 und 3. Die Richtung der Grund-wendel kommt immer derjenigen der vorherrschenden Anzahl zu. Die Summe der nach links gewundenen Spirallinien ist gleich der Anzahl der vertikalen Reihen; sind also von drei Punkten zwei bekannt, so l\u00e4fst sich der dritte leicht daraus herleiten.\nDas Hauptsystem, welches zu dieser Reihe geh\u00f6rt, ist das des Quincunx. In \u00a7. 1. wird von den im Quincunx stehenden Bl\u00e4ttern gehandelt; seit C. Bonnet versteht man darunter solche, von denen das sechste Blatt wieder genau \u00fcber dem ersten zu stehen kommt, nachdem ihre Spirallinie zweimal den Umfang des Stengels umkreist hat. Die meisten Bl\u00e4tter, von denen man fr\u00fcher geglaubt hat, dafs sie in Quincunx stehen, geh\u00f6ren in der That zu dem System der krummen Reihen; sie kommen aber wirklich vor bei: Gramineen, einigen Cyperaceen, Verbenaceen, Rosaceen, Myrtaceen, Urticeen u. s. w. Die Regeln, welche diese in Quincunx gestellten Bl\u00e4tter bei ihren Ueberg\u00e4ngen zu andern Systemen befolgen, sind genau dieselben, welche bei den fr\u00fchem Systemen der ersten Reihe aufgef\u00fchrt wurden. In \u00a7. 2. wird von den Bl\u00e4ttern mit 7, 9, 11, 13 und mehreren Vertikalreihen, so wie von den Methoden, alle nur m\u00f6glichen Spiralsysteme zu ordnen, gehandelt. Diese Systeme mit 7, 9 und mehreren Vertikalreihen kommen in der Natur um so seltener vor, je gr\u00f6fser die Anzahl der Vertikalreihen wird. Die Divergenzen, welche zum Z\u00e4hler die Zahl 3, 4, 5 haben, sind so selten, dafs sie von den Herren Bravais gar nicht abgehandelt werden, und sie","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nnur eines Falles von einer Divergenz Ty bei einem Echino-cactus eyriesii erw\u00e4hnen.\nUm die Entdeckung neuer geradreihiger Systeme zu erleichtern, haben die Herren Verfasser am Schl\u00fcsse dieses Paragraphen drei Methoden einer allgemeinen Classification f\u00fcr alle nur m\u00f6glichen Systeme gegeben. Die erste Methode, deren sich die Herren Br. bei den geradreihigen Systemen bedient haben, ist auf die Verschiedenheit der Divergenzen der Grundwendel gegr\u00fcndet. Die zweite Methode beruht auf der Verschiedenheit in der Anzahl der vertikalen Reihen, und die dritte Methode betrachtet auf eine mehr spezielle Weise die Natur der Spirallinien und ihre Beziehungen zu einander, wenn man r\u00fccklaufende Reihen aus ihnen bildet. Nach der ersten Methode lassen sich mehrere Reihen von Divergenzwinkeln bilden; der erste umfafst alle diejenigen Divergenzen, die\n1 zum Z\u00e4hler und zum Nenner die Zahl der Vertikalreihen\n/\nder Bl\u00e4tter haben, wie dieses in allen nur m\u00f6glichen Modificationeii der geradreihigen Systeme der Fall ist. Sie ist aus den Br\u00fcchen des Stengeiumfanges\ty, ~, ~ u. s. w. zusammenge-\nsetzt. Die Hauptspirallinien, welche man in diesem Systeme beobachtet, sind eine nach rechts oder links gewundene Grundwendel und eine oder mehrere links oder rechts gewundene secund\u00e4re Spirallinien, deren Zahlen den Nennern der Divergenz gleich sind, von denen man die Einheit abzieht. Jede einzelne Divergenz kann sich ins Unendliche verbinden, oder zweijochig, dreijochig u. s. w. werden. Die zweite Reihe von Divergenzen wird aus allen Br\u00fcchen des Stengelumfanges zusammengesetzt, die 2 zum Z\u00e4hler und zum Nenner die Reihenfolge aller nur m\u00f6glichen ungeraden Zahlen von 5 an gerechnet haben; also |, y, |-, Ty, y3-u.s,w. Die entsprechende Zahl von Vertikalreihen wird nat\u00fcrlich durch den Nenner bezeichnet. Als entsprechende Reihe der nach rechts und links gewundenen Spirallinien werden wir hier die Zahlen 2 und 3, 3 und 4, 4 und 5 u. s. w. haben, w\u00e4hrend es in der ersten Reihe die Zahlen 1 und 1, 1 und 2, 1 und 3 u. s. w. sind.\nDie dritte Reihe von Divergenzen wird alle die Systeme mit den Divergenzen y, f, Ty, T\\, T^-, \u2014 u. s. w. umfassen; die entsprechenden Zahlen ihrer Spirallinien werden 2 und 3, 3 und 5, 3 und 7 u. s. w. sein. Die vierte Reihe wird die","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"441\nDivergenzen ~, yT, Ty, Ty n, s. vv. umfassen und die entsprechenden Zahlen ihrer Spirallinien werden 2 und 7, 3 und 8 u. s. w. sein. Die folgenden Reihen kann man leicht nach denselben Grunds\u00e4tzen bilden, und in allen Reihen kann man jede Divergenz bis ins Unendliche verbinden.\nNach der zweiten Methode werden alle Systeme nach der nat\u00fcrlichen Aufeinanderfolge der Zahl der Vertikalreihen, die bis in das Unendliche gehen k\u00f6nnen, geordnet. Dann untersucht man, wie viel Arten von Systemen (ein jedes mit einer eigenen Divergenz und mit einer oder mehreren Grundwendeln) in einer gegebenen Anzahl von Vertikalreihen m\u00f6glich sind. So habe man f\u00fcr zwei Vertikalreihen von Bl\u00e4ttern nur ein einziges System: das zweireihige; f\u00fcr drei auch nur ein System: das dreireihige. F\u00fcr vier: zwei Systeme, ein alterni-rendes mit der Divergenz y und ein wirtelf\u00f6rmiges mit der Kreuzung oder dem zweijochigen oder zweireihigen. F\u00fcr sechs Vertikalreihen haben wir drei Systeme u. s. w.\nDie dritte Methode dient, so wie die beiden vorigen, nur f\u00fcr die Classificirung der geradreihigen Systeme; zur Bestimmung der krummreihigen Systeme oder der mit irrationalen Divergenzen. Hier k\u00f6nnen wir wieder eine unendliche Zahl von Reihen bilden, je nachdem der irrationelle Divergenzwinkel f\u00fcr eine jede Reihe ein verschiedener ist. Wie diese verschiedenen Winkel gefunden werden, wie \u00fcberhaupt von den krummreihigen Systemen, davon handeln die zwei fr\u00fcheren Abhandlungen der Herren Bravais.\nIm Schlufsparagraphen 3 geben die Herren Bravais das Resume ihrer Abhandlungen, aus dem wir Folgendes entnehmen:\n1)\tDie verschiedenen Systeme von alternirenden oder wirtelf\u00f6rmigen Bl\u00e4ttern mit einer einzigen oder mit mehreren Spirallinien kommen sowohl in den symmetrisch geordneten Organen der Phanerogamen als auch der Cryptogamen vor.\n2)\tNach der Verschiedenheit des Divergenzwinkels zweier auf einander folgender Bl\u00e4tter, ob derselbe ein rationaler oder irrationaler ist, werden zwei Hauptsysteme, das geradreihige und das krummreihige gebildet.\n3)\tDer gr\u00f6fste Theil der Systeme mit 4, 6, 8, 10 Vertikalreihen sind Verbindungen des zweireihigen Syst\u00e8mes und aus mehreren Grundwendeln gebildet.","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\n4)\tDer gr\u00f6fste Theil der Systeme mit 5, 7, 9, 11 Vertikalreihen sind alternirende Systeme von einer Grundwendel; ihre Divergenz ist J-, Ty des Stengelumfanges.\n5)\tZwischen zwei auf einander folgenden Systemen bestimmt das untere die Stellung des oberen. Es giebt weder Prosenthesen, noch Uebergangswinkel, noch L\u00fccken( wie Schi mp er und Braun annehmen.\n6)\tIst in den Systemen mit mehreren Grundwendeln der Ausgangspunkt einer derselben bestimmt, so ist es auch die Stellung des ganzen Syst\u00e8mes.\n7)\tDas letzte Blatt des untern Systems ist der Ausgangspunkt der ersten Divergenz des obern Systems, wenn die beiden auf einander folgenden alternirend sind, oder wenn das obere System allein wirtelf\u00f6rmig ist.\n8)\tFolgt aber auf ein wirtelf\u00f6rmiges System ein alterni-rendes, so ist eins von den Bl\u00e4ttern des letzten Wirtels der Ausgangspunkt der einzigen Grundwendel des zweiten Syst\u00e8mes.\n9)\tFolgen mehrere Systeme mit mehrfachen Spirallinien auf einander, so ist ein einziges von den Bl\u00e4ttern des letzten Wirtels der Ausgangspunkt einer Grundwendel des zweiten Syst\u00e8mes, wenn die Zahlen der Bl\u00e4tter der zwei auf einander folgenden Wirtel Primzahlen unter einander sind. Haben diese Zahlen aber 2, 3, 4 zu ihrem gemeinsamen Divisor, so werden 2, 3,4 Bl\u00e4tter des untern Wirtels der Ausgangspunkt eben so vieler Grundwendel, die zu dem oberen Systeme geh\u00f6ren.\n10)\tIn gewissen F\u00e4llen scheint es so, als wenn die Bl\u00e4tter des obern wirtelf\u00f6rmigen Syst\u00e8mes so gestellt w\u00e4ren, dafs sie den untern vorangingen.\n11)\tZu welchem Systeme auch immerhin ein Ast, der in der Achsel eines Blattes entstanden ist, geh\u00f6ren mag, so ist dieses letztere immer der Ausgangspunkt der ersten Divergenz der Grundwendel des Astes, oder wenn mehrere vorhanden sind, von einer derselben. Aus diesen Haupts\u00e4tzen ergiebt sich also, dafs es die Geometrie ist, welche uns die Erkl\u00e4rung f\u00fcr s\u00e4mmtliche bekannte Systeme der Blattstellung giebt.\nDie Herren F. L. Fischer und C. A. Meyer*) haben\n*) Bulletin scientifique de l\u2019Academie des scienc. de St. Peters-bourg. VI. pag. 199-203.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"143\n\u201eEinige Bemerkungen \u00fcber die Bliithen der Ludolfia glan-cescens\u201c mitgetheilt. Die Aehren dieser so selten bl\u00fchenden Bambusart seien gleichsam verwandelte Blattzweige mit stark entwickelten Blattscheiden und unterdr\u00fcckter Entwickelung der Blattlamelle. Bisweilen sei der Uebergang deutlich zu sehen. Die untersten Bl\u00fcmchen der Aehre waren leer und ihre sehr interessante Struktur wird ausf\u00fchrlich beschrieben. Die einzeln getrennten Carpellarbl\u00e4tter derselben waren v\u00f6llig mit Amylum gef\u00fcllt, aber ohne alle H\u00f6hlung; erst wenn zwei oder drei Carpellarbl\u00e4tter mit einander verwachsen, um ein Ovarium zu bilden, erst dann erkennt man in der Achse dieses Organes ganz deutlich eine H\u00f6hlung, welche der H\u00f6hlung analog ist, die im normalen Grasovarium zur Aufnahme des Embryo\u2019s bestimmt ist. Es m\u00fcsse wohl \u00fcberhaupt das Ovarium eines Grassaamens f\u00fcr ein Achsengebilde gehalten werden, welches erst bei der weitern Entwickelung des Fruchtknotens mehr seitw\u00e4rts geschoben wird. Will man aber diese Ansicht nicht theilen, so scheint wenigstens so viel gewifs zu sein, dafs das einzelne Carpellarblatt eines Grases zur Aufnahme eines Embryo\u2019s nicht geschickt ist, sondern dafs die Embryonalh\u00f6hle bei den Gr\u00e4sern erst durch das Zusammen wachsen mehrerer Carpellarbl\u00e4tter gebildet wird, und dafs \u00fcberhaupt bei den Gr\u00e4sern kein Fehlschlagen zweier Fruchtknoten, oder auch nur zweier F\u00e4cher des Fruchtknotens angenommen werden k\u00f6nne. Die Herren Fischer und Meyer glauben, dafs die Lodicularschuppen die Gestalt der Carpellarbl\u00e4tter mehr oder weniger vollkommen annehmen k\u00f6nnen, und dafs bisweilen einige Mittelformen auftreten, welche den Uebergang von diesen zu jenen bilden.\nHerr Thilo Ir misch* *) hat die Beschreibung und Abbildung einer merkw\u00fcrdigen Mifsbildung von der Bl\u00fcthe von Hordeum hymalayense trifurcatuin h. Monsp. gegeben, welche, wie mehrj\u00e4hrige Aussaaten schliefsen lassen, fast constant geworden und auch bereits durch Herrn von Sc hl echten dal beschrieben ist.\nHerr Wein man ii**) beobachtete interessante Mifsbildun-\n*) Linnaea von 1839. pag. 124\u2014128.\n*\u00a5) Linnaea von 1839. pag. 382.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\ngen an Nicotiana angustifolia. Mehrere Kelche waren un-regelm\u00e4fsig eingeschnitten, manche auf einer Seite v\u00f6llig aufgeschlitzt; die Blumenkronen waren 3 \u2014 5 Mal bis unten gespalten, so dafs sie genau die Nelkenform hatten. Die R\u00e4nder derselben waren mannigfaltig gestaltet, auch trichterf\u00f6rmig in einander gedreht. Herr von Sch lech ten dal hat \u00e4hnliche Mifsbildungen auch an Nicotiana Tabacinn und N. glauca beobachtet.\nHerr von Schlechtendal*) f\u00fchrt die F\u00e4lle von einem bandf\u00f6rmigen Stengel auf, welche ihm vorgekommen sind; er sah denselben bei Carlina vulgaris, Apargia autumnalis, Pinus sylvestris, Sambucus nigra, Cytisus Laburnum und hei einer Echeveria aus Mexico.\nHerr Walpers**) hat in einer Abhandlung: \u201eZur Erkl\u00e4rung der unregelm\u00e4fsigen Form der Schmetterlingsbl\u00fcthe\u201c, eine neue Theorie \u00fcber die Entstehung der auffallend unregelm\u00e4ssigen Form der Schmetterlingsbl\u00fcthen mitgetheilt, welche auf aufmerksame und gut combinirte Beobachtungen gegr\u00fcndet ist. Man m\u00fcsse die H\u00fclsenfrucht der Leguminosen als das Einzelcarpell einer, ihrer Anlage nach 5carpelligen Frucht betrachten ; die Gattung Affonsea zeigt wirklich 5 Pistille, und diese stehen in einem Cyclus mit ihrem Placentarrande nach Innen gerichtet. Aber auch bei dieser Gattung abortiren gew\u00f6hnlich vier Ovarien, und so komme auch hier nur die einzelne excentrische Frucht zur Ausbildung, wie sie bei den \u00fcbrigen Leguminosen fast immer Regel ist. Auch die opponirende Stellung der H\u00fclsen in Bliithen mit mehreren Ovarien, wie sie der Verfasser bei Caesalpinia digyna W. fand, scheint daf\u00fcr zu sprechen. Der doppelte Staubfadenkreis, der wenigstens in der jungen Bliithenknospe zu beobachten ist, erkl\u00e4rt die Alternative der Blumenbl\u00e4tter und der Pistille, oder wie es gew\u00f6hnlich der Fall ist, die Stellung des einen Ovariums zwischen den beiden Carinalbl\u00e4ttern. Durch den Druck, welchen das Ovarium auf einen Theil derBliithe ausiibt, wird dann eigentlich die Entstehung der unregelm\u00e4fsigen Form derselben erkl\u00e4rlich; bei Jonesia Roxb. sei der Druck so bedeutend, dafs\n*) Linnaea von 1839. pag. 384.\n\u00a5\u00a5) Linnaea von 1839. pag. 437\u2014448.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"145\ndie Blumenbl\u00e4tter erstlich ganzunt\u00e8rdr\u00fc ck t werden, und dafs ferner das Ovarium an der untern Nath mit dem Perianthium verw\u00e4chst. Auch die 1 \u2014 3bl\u00e4ttrigen Blumen einiger C\u00e4salpi-nieen liefsen sich hierdurch vielleicht erkl\u00e4ren.\nFerner werden die verschiedenen Modificationen n\u00e4her er\u00f6rtert, welche das Verwachsen der Staubf\u00e4den bei den Pa-pilionaceen zeigt, und schliefslich der Bau der C\u00e4salpinieen und der Mimoseen-Bl\u00fcthen zur Best\u00e4tigung der obigen Ansicht \u00fcber die Entstehung der unregelm\u00e4fsigen Form der Legumino-sen-Bliithe umst\u00e4ndlich auseinandergesetzt. Eine Tafel mit drei schematischen Darstellungen des Baues der Schmetterlingsbliithe ist der Abhandlung beigegeben.\nUeber die tiitenf\u00f6rmigen Bildungen auf den Bl\u00e4ttern der Pflanzen, welche schon im vorigen Jahresberichte (pag. 132.) durch Molkenboer\u2019s Arbeit zur Sprache kamen, haben wir durch Hrn. C. Mulder*) eine sehr ausf\u00fchrliche Arbeit erhalten, worin die Beobachtungen \u00fcber diesen Gegenstand zusammengestellt sind. Unter den sehr vielen neuen Beobachtungen befinden sich die eines Hrn. de Grient Dreux, der diese niedliche Bildung an dem Mittel blatte von Trifolium repens mit allen ihren Uebergangsstufen aufgefunden hat, wozu die beigef\u00fcgten Abbildungen sehr instructiv sind. Derselbe sah eine \u00e4hnliche Bildung an einem der beiden Endbl\u00e4ttchen eines Blattes von Acacia JLophanta, und andere dergleichen fand Herr Mulder an den Bl\u00e4ttern von Loniccra coerulea, Symphoricar-pos racemosa und Staphylaea pinnata, wo sie aus den Mittelnerven der Bl\u00e4tter hervorgingen. An Lactuca sativa scheint Wurffbein zuerst ein gestieltes kelchf\u00f6rmiges Blatt beschrieben und abgebildet zu haben.\nDie mannigfachen Bildungen der Art, welche die Kohlbl\u00e4tter darbieten, werden umst\u00e4ndlich er\u00f6rtert und die~Beob-achtungen der Herren Dreux, van Hall zu Groningen und Molkenboer mit einander verglichen und systematisch geordnet f\u00fcr die verschiedenen Variet\u00e4ten der Brassica olera-cea; Herr Dreux hat eine grofse Tafel mit Abbildungen von dergleichen Milsbildungen der Bl\u00e4tter der Brassica oleracea\n\u00a5) Kruidkundige Aanteekeningen. \u2014 Tijdschrift voor Natuurlijke Geschied. en Physiolog. 1839. VI. pag. 106\u2014150. Hierbij PI. V en VI,\n10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\ngeliefert, welche hier speciell erkl\u00e4rt werden. Es w\u00fcrde hier aber zu weit f\u00fchren, wollten wir auf die Beschreibung der beobachteten F\u00e4lle n\u00e4her eingehen.\nSchliefslich kommt Herr Mulder zur n\u00e4heren Betrachtung dessen, was man bisher aus den Beobachtungen von dergleichen Mifsbildungen abgeleitet hat; es werden hierbei zuerst die Meinungen von Bonnet, J\u00e4ger, De Candolle, Van Hall, Molkenboer und Bischoff aufgef\u00fchrt und dann folgen seine eigenen. Die obigen Mifsbildungen sind stets an Pflanzen zu finden, welche in einem sehr fruchtbaren Boden wachsen, und sowohl durch diesen wie durch g\u00fcnstige Luftbeschaffenheit zur Hypertrophie geneigt werden. Diese Hypertrophie kann aber auch \u00f6rtlich auftreten, und dieses hat andere Ursachen zum Grunde; vielleicht w\u00e4re es durch eine Pr\u00e4disposition zu erkl\u00e4ren, und diese mufs nat\u00fcrlich bei jeder Pflanzenart wegen der Verschiedenheit ihres Baues verschieden sein. Jene t\u00fctenf\u00f6rmigen Ausw\u00fcchse gehen hervor durch eine Verl\u00e4ngerung der Mittelnerven und aus den Seitennerven in der Fl\u00e4che des Blattes, und wir sehen dabei alle die Eigen-thiimlichkeiten, welche mit der Blattbildung auftreten; bald sind jene Erzeugnisse sitzend, bald gestielt; bald ist die Parenchym-Production, bald die Gef\u00e4fs - Production vorherrschend. Kurz der Verfasser glaubt, dafs wir hierbei mit einem error loci in der Blattbildung zu thun haben.\nHerr v. Schl echt en dal *) beobachtete ein t\u00fctenf\u00f6rmiges Bl\u00e4ttchen bei Amorpha fruticosa; nur ein einzelnes Blatt zeigte diese Mifsbildung. Alle Seitenbl\u00e4ttchen waren verschwunden und nur am untern Ende durch Kn\u00f6tchen angedeutet; das Endbl\u00e4ttchen hatte die Form einer unten geschlossenen und spitz zulaufenden, oben schr\u00e4g abgestutzten T\u00fcte.\nHerr Valentin**) hat sehr ausf\u00fchrliche Beschreibungen einiger Antholysen von Lysimachia Ephemerum gegeben; die Pflanze bl\u00fchte im Jahre 1835 im botanischen Garten zu Bern und zeigte neben Aesten mit durchaus normalen Blumen auch solche, deren Bl\u00fcthentheile mehr oder minder vollst\u00e4ndig in Bl\u00e4ttern metamorphosirt waren. Nach der Beschreibung der\nLinnaea von 1839. pag. 383.\n**) Nova Acta Acad. C. L. C. Vol. XIX. Pars I. pag. 223-236.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"147\nmannigfachen Antholysen, welche jene Blumen zeigten, sagt Herr Valentin, dafs die Umwandlung der Kelche und Kronenbl\u00e4tter in gew\u00f6hnliche Bl\u00e4tter weiter keiner besonderen Erw\u00e4hnung verdiene, wenn nicht die Deutung dieser so oft wiederkehrenden Thatsache eine scharfe Distinction der Begriffe nothwendig machte. Man nenne im Allgemeinen diese Metamorphose eine r\u00fcckg\u00e4ngige und habe auch in Bezug auf Kelch und Kronenbl\u00e4tter vollkommen Recht; es w\u00e4re aber sehr ir-rig, wenn man glaubte, dafs das Wesen dieser Metamorphose eine reine Hemmungsbildung, ein Stehenbleiben auf einer fr\u00fcheren Stufe der Entwickelung sei: als wenn sich das \u00fcberall im Umfange gr\u00fcne Kelch- oder Kronenbl\u00e4ttchen nur quantitativ vergr\u00f6fsert h\u00e4tte. Dem ist aber durchaus nicht so, sagt Herr Valentin, denn ist einmal durch einen abweichenden Gang der Bildung die Norm f\u00fcr die Metamorphose gegeben, so vervollkommnet sich auch intensiv die Ausbildung der einzelnen Organe u. s. w.\nDie weiblichen Genitalien hatten bei jenen Antholysen die wesentlichste Ver\u00e4nderung erlitten; einige Bl\u00fcthen zeigten in jeder Beziehung eine vollendete Aufl\u00f6sung, so dafs statt des Pistills f\u00fcnf wahre Bl\u00e4ttchen existirten, von denen jedes seinen Mittelnerven hatte; wo nur vier Bl\u00e4ttchen vorhanden waren, hatte das eine zwei Z\u00e4hnchen an der Spitze und im Innern zwei Ilauptnervenst\u00e4muie u. s. w. F\u00fcr die, ebenfalls kaum zu bezweifelnde Ansicht, dafs die Eychen als Randproductionen der Pistillarbl\u00e4tter zu betrachten seien, sagt Herr Valentin, zeigen seine Antholysen zwar nicht unmittelbar, aber in sofern mittelbar, als bei denjenigen Bl\u00fcthen, in welchen das Pistill in f\u00fcnf getrennte lanzettf\u00f6rmige Bl\u00e4ttchen aufgel\u00f6st war und innerhalb dieser letzteren nur noch ein Bl\u00fcthenkreis existirte, diese mit den ersteren genau abwechselten, und um so mehr den benachbarten R\u00e4ndern zweier neben einander stehenden Pistillarbl\u00e4ttchen gegen\u00fcber standen, je kleiner sie waren. Folgte noch ein innerer Kreis, so theilten sich zwei benachbarte Bl\u00e4ttchen gleichsam in die beiden R\u00e4nder der Pistillarbl\u00e4ttchen.\nAuch das Eychen zeigte sich in einem Falle als ein vollkommen blattartiges Gebilde mit einem deutlichen Exostomium, mit Primine, Secundine und Nucleus, und es bed\u00fcrfe keines\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nferneren Beweises mehr, dafs die H\u00fcllen des Eychens Bl\u00e4tter seien.\nHerr Schouw*) hat zwei morphologische Abhandlungen : Die Verwandlung der Pflanz ent heile und Die Cac-t us -Pflanz en, publicirt; in der ersteren zeigt er, wie wenigstens die Haupttheile der Pflanzen durch Mittelglieder in einander \u00fcbergehen, sich umgestalten und verwandeln, so dafs ein Theil, welcher bei der mehr oberfl\u00e4chlichen Betrachtung ein selbstst\u00e4ndiger Haupttheil der Pflanzen zu sein schiene, von einem h\u00f6heren Standpunkt betrachtet, sich nur als eine Umbildung und Verwandlung eines anderen zeigt, welcher sehr davon verschieden schien. Kurz es wird in dieser Abhandlung die Metamorphosen-Lehre auf eine leicht verst\u00e4ndliche Weise vorgetragen und mit Abbildungen instructiver F\u00e4lle erkl\u00e4rt. In der Abhandlung \u00fcber die Cactus-Pflanzen wird die Meta-morphosen-Lehre praktisch angewendet und dadurch der weite Kreis von Ver\u00e4nderungen erkl\u00e4rt, welche die Grundform der Cactus-Pflanzen aufzu weisen hat. Auf einer beiliegenden Tafel sind alle Hauptformen der Cacteen dargestellt und gewifs zeigt keine andere Familie solche Formverschiedenheiten.\nSchon im vorigen Jahresberichte habe ich der Schrift des Herrn Morren \u00fcber die Schl\u00e4uche von Nepenthes u. s. w. Erw\u00e4hnung gethan; Herr Morren hat sp\u00e4ter noch neue Beobachtungen \u00fcber diesen Gegenstand in einer besonderen Abhandlung**) bekannt gemacht, welche dem Referenten erst im vergangenen Jahre zukamen. Herr Morren sah n\u00e4mlich auf seiner Reise in England bei Herrn Hincks (dem Verfasser einer Monographie der Oenotheren) einige m\u00fctzenf\u00f6rmige Schl\u00e4uche, die sich aus den Bl\u00e4ttern der gew\u00f6hnlichen Tulpe und aus den Bl\u00e4ttern von Polygonatum multiflorum gebildet hatten, welche f\u00fcr die Morphologie von hohem Interesse waren, und giebt defshalb die Beschreibung derselben. Nach Herrn Morren\u2019s Ansicht sind solche Schl\u00e4uche als Variationen der Lamina des Blattes zu betrachten; ganz \u00e4hnlich wie bei der Bildung der Carpelle kr\u00fcmmen sich die Bl\u00e4tter nach\n*) Naturschilderungen. Eine Reihe allgemein fafslicher Vorlesungen. Mit zwei Steindrucktafeln. Aus dem D\u00e4nischen. Kiel 1840 (39).\n**) Nouvelles remarques sur la Morphologie des Ascidies \u2014 Bullet, de PAcad. Royale de Bruxelles. V. No. 9 1838.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"149\noben zusammen und verwachsen in ihren R\u00e4ndern. Die Mifs-bildung, welche Herr Morren bei der Tulipa gesneriana sah, war besonders merkw\u00fcrdig; das scheidenf\u00f6rmige Blatt war seiner ganzen L\u00e4nge nach an den R\u00e4ndern zusammengewachsen, so dafs die H\u00f6hle ihres Schlauches ohne Communication mit der \u00e4ufseren Luft war, und zugleich wurde eine Bl\u00fcthe mit ihrem Schafte eingeschlossen. Der Schlauch \u00f6ffnete sich sp\u00e4ter, aber nicht etwa in der Linie der verwachsenen R\u00e4nder, sondern so, wie sich die Calyptra von der Mooskapsel trennt, und nun wurde der Deckel durch die Blume emporgehoben. Bei Polygonatum multiflorum beobachtete Herr Morren am unteren Theile des Schafts drei Schlauchbildungen, und zwar die eine in der andern, und im Centrum derselben ging eher Schaft durch, der sonst wie gew\u00f6hnlich seine Bl\u00e4tter und Bl\u00fcthen trug, aber die Schlauchbildung an dem Polygonatum des Herrn Hincks war ganz besonders beachtenswert!), denn der Schlauch war aus zwei Bl\u00e4ttern zusammengesetzt und diese waren hier vollkommen entgegengesetzt gestellt. Herr Morren giebt hierauf eine Classification der Ascidien-Bildung in morphologischer Hinsicht; die Ascidien sind hiernach einbl\u00e4ttrig oder mehrbl\u00e4ttrig, die erstem sind entweder wie bei Sarracenia, oder wie bei Nepenthes, der oben beschriebenen Tulpe u. s. w. Die mehrbl\u00e4ttrigen Ascidien sind bis jetzt zwar nur als zweibl\u00e4ttrig beobachtet, sie k\u00f6nnten aber wahrscheinlich ebensowohl 3-, 4- und 5bl\u00e4ttrig Vorkommen.\nHerr J\u00e4ger * **)) hat bei der Dattelpalme einen Blattzweig innerhalb einer Spatha beobachtet, der aus einem verwandelten Bliithenkolben hervorgegangen war. Bei Convallaria polygonatum beobachtete derselbe ebenfalls das Vorkommen von Bl\u00fcthen in einer Scheide, die durch zwei Bl\u00e4tter gebildet war. In Oberschwaben sollen zuweilen die Bl\u00fcthenrispen des Hafers auf ganzen Feldern innerhalb der Bl\u00e4tter eingesperrt sein (Stockhafer genannt); das Durchtreiben von Schafheerden, welche die Blattspitzen ab fressen, bew\u00e4hre sich gegen diese eigene Mifsbildung.\nHerr Casinese hat eine Abhandlung \u00fcber die Wur-\n*) Flora oder allg. botanische Zeitung von 1839. I. pag. 292.\n**) Sopra alcuni fatti di anatomia el fisiologia vegetale. Memoria III. Catania 1838. pag. 26\u201441.","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nzel der Oxalis cernua und \u00fcber die Bildung der Zwiebeln irn Allgemeinen geschrieben, welche jedoch nichts Neues f\u00fcr unsere Wissenschaft enth\u00e4lt.\nHerr A. Braun* *) hat bei der Versammlung der Naturforscher zu Freiburg Mitteilungen \u00fcber die gesetzlichen Drehungen im Pflanzenreiche gemacht, besonders \u00fcber diejenigen, welche an Bliithen und Fr\u00fcchten Vorkommen, wodurch h\u00e4ufig nicht nur Species, sondern selbst Gattungen und Familien scharf begrenzt werden. Bei den Blumenbl\u00e4ttern, wo diese Drehung vor der Entfaltung unter dem Namen der Aestiva-tio contort a bekannt ist, da ist sie entweder selbstst\u00e4ndig und alsdann best\u00e4ndig, oder die Drehung ist von der Blattstellung abh\u00e4ngig und dann wechselnd. Bei der ersten Art sehen wir constante Rechtsdrehung wie bei den Gentianeen und Asclepiadeen, und constante Linksdrehung und Rechtsdrehung bei verschiedenen Gattungen der Apocyneen. Die wechselnde Aest. conforta ist charakteristisch f\u00fcr die Familien der Lineen, Oxalideen, Geraniaceen (zum Theil), Malva-ceen u. s. w. Selten sind beide Arten der Drehung in einer Familie, wie bei Dianthus, Saponaria u.s. w. constante Rechtsdrehung, w\u00e4hrend Lychnis und Silene dagegen die wechselnde aufzuweisen haben. Dieselben F\u00e4lle seien bei den Drehungen der Kelchbl\u00e4tter, Staubbl\u00e4tter und Fruchtbl\u00e4tter zu unterscheiden.\nHerr Braun**) sprach ferner an demselben Orte \u00fcber die Wichtigkeit der genaueren Untersuchung der Stellung der Fruchtbl\u00e4tter, indem dieses selbst zur speciellen Charakterisi-rung der Gattungen und Familien anzuwenden sei. Herr Schimper habe die Entdeckung gemacht und von Herrn Braun sei sie bew\u00e4hrt gefunden, dafs die Pflanzen, wie fast immer einen doppelten Staubfadenkreis, so auch gew\u00f6hnlich zwei Kreise von Fruchtbl\u00e4ttern bilden, von welchen bald der eine, bald der andere, in seltneren F\u00e4llen aber auch beide zur Ausbildung kommen. Beobachtungen an Gentianeen, Saxifra-geen, Melastomaceen, Geranioideen und an Caryophylleen werden speciell aufgef\u00fchrt, um obige Angaben zu erweisen. Es ist dieses offenbar eine sehr zu beachtende Erscheinung und\n*) Flora oder allg. botanische Zeitung von 1839. pag. 311\n*\u00a5) Ebendaselbst pag. 314,","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"151\nschon von Herrn De Candolle jun. bei den Campanulaceen nachgewiesen, dafs bei gleicher Zahl der Fruchtbl\u00e4tter die Stellung derselben bei verschiedenen Gattungen verschieden ist.\nHerr Naudin*) beobachtete ein Pfl\u00e4nzchen von Drosera intermedia, welches auf einem seiner Bl\u00e4tter zwei andere kleine Drosera - Pfl\u00e4nzchen zeigte; er will die n\u00e4heren Erscheinungen, unter welchen dieses stattfand, specieller beschreiben. Unter dem einen der beiden kleinen Pfl\u00e4nzchen zeigte das Blatt eine schwarze Farbe und war verletzt.\nIn Folge dieser Beobachtungen machte Herr Turpin**) der Akademie zu Paris die Mittheilung, dafs die Bl\u00e4ttchen von Sisymbrium nasturtium an ihrer Basis und oberhalb ihrer besonderen Stiele zwei oder drei ungef\u00e4rbte Wiirzelchen entwik-keln und nachher auch in der Mitte der Wiirzelchen eine kleine gr\u00fcne und konische Knospe zeigen, aus welcher sich die junge Pflanze bildet. Herr Dr. Picard-Jourdain von Abbeville machte diese Beobachtung an den Sisymbrium-Bl\u00e4ttchen, deren gemeinschaftliche Stiele u. s. w. durch die Larve eines Insektes abgefressen und in kleine St\u00fccke zerschnitten waren.\nBald darauf las Herr Turpin***) in der Pariser Akademie eine Abhandlung \u00fcber die Erzeugung neuer Stengel aus den Bl\u00e4ttern, worin er eine Reihe von Beispielen der Art auff\u00fchrte, die aber s\u00e4mmtlich schon bekannt sind. Der grofsen Menge von solchen F\u00e4llen wegen, werden sie in drei Klassen gebracht, welche nach der besonderen Art der Entwickelung der Knospen aufgestellt sind.\n1) Embryonen (Hr. T. deutet bekanntlich die Knospen als fixe Embryonen! Ref.),\u2018 welche ganz nat\u00fcrlich und regel-m\u00e4fsig auf den noch an der Mutterpflanze befestigten Bl\u00e4ttern Vorkommen, ohne dafs vorher eine besondere Reizung stattgefunden hat. Bryophyllum calycinum wird zuerst angef\u00fchrt und hiermit die Bliithen-Entwickelung bei Phyllanthus, offen-\n*) Note de M. A. de Saint-Hilaire sur une \u00e9chantillon de Drosera intermedia recueilli en Sologne par M. Naudin. \u2014 Compt. rend, de 7. O et. pag. 437.\n**) Ebendaselbst pag. 438.\n***) Note relative \u00e0 la production de tiges nouvelles par les feuilles. \u2014 Compt. rend, de 21. Oct. pag. 491.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nbar sehr irrig, zusammengestellt. Daun wird der Dulongia acuminata K. gedacht und die Knospenbildung bei Cardamine, Drosera und auf den Wedeln der Farm angef\u00fchrt.\n2)\tEmbryonen durch Entwickelung der Globuline im Innern der Zellen, welche ebenfalls im Stande sind die Species fortzupflanzen. Hier werden die bekannten Beispiele von Knospenbildung an den Bl\u00e4ttern von Eucomis regia, Fritillaria imperialis, Ornithogalum thyrsoides und Malaxis paludosa angef\u00fchrt, doch es ist bei uns schon zu bekannt, dafs die Hypothesen des Herrn Turpin \u00fcber die Zellensaftk\u00fcgelchen, welche er Globuline nennt, ganz grundlos sind, und dafs es daher hier nicht weiter n\u00f6thig ist, \u00fcber diesen Gegenstand zu sprechen.\n3)\tEmbryonen, welche am Rande vernarbter Wunden wulstartig entstehen, entweder an der Basis des Blattstiels eines von der Mutterpflanze abgel\u00f6sten Blattes, oder eines Theiles des Blattes, welche man wie Schnittlinge behandelt hat. Es ist bekannt, dafs man schon bei sehr vielen Pflanzen die Bildung von Knospen an den Bl\u00e4ttern beobachtet hat; ausf\u00fchrlicher handelt hier\u00fcber Referent (Pflanzen-Physiologie etc. Berlin 1839. III. pag. 49.); auch die Bildung der Brutzwiebeln an den Zwiebelschuppen der Hyacinthe, wovon Herr Turpin spricht, ist daselbst n\u00e4her mitgetheilt; diese Zwiebelchen h\u00e4ngen n\u00e4mlich immer mit den Holzb\u00fcndeln zusammen.\nSchliefslich stellt Herr Turpin den, sonst sehr beach-tenswerthen Satz auf, dafs jedes appendiculaire Pflanzenorgan das Vorhandensein eines Stengels voraussetzt, denn es ist nichts weiter als eine seitliche Ausbreitung desselben, eine Meinung, welche aber ebenfalls auch schon fr\u00fcher ge\u00e4ufsert ist.\nEinen interessanten Fall \u00fcber die Entstehung einer Variet\u00e4t des Weinstocks erz\u00e4hlt uns Herr Wein mann*) in Paw-lowsk. Es war ein Weinstock aus Saamen gezogen, der j\u00e4hrlich 3\u20144 Zoll lange Trauben trug, die dicht mit kleinen, gelblich-gr\u00fcnen Beeren besetzt waren; im Friihlinge 1837 wurde dieser Stock mit einem Aufgusse von Kuhkoth, Hornsp\u00e4hnen, halbgekochtem Roggen und ein wenig Alaun begossen; er trieb hierauf sehr kr\u00e4ftig und brachte gr\u00f6fsere und tief dunkelblau\n) Linnaea von 1839. pag. 395.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"153\ngef\u00e4rbte Beeren; die aber ihren fr\u00fcheren angenehmen Geschmack verloren hatten.\nMitteilungen \u00fcber Pflanzen-Krankheiten.\nHerr Morren*) macht auf das Vorkommen einer Krankheit an den Bl\u00e4ttern von Hedychium flavum aufmerksam, welche in einem Absterben des Diachyms besteht. Mitten unter den gesunden Bl\u00e4ttern, welche an der Spitze der Pflanze sitzen, zeigt sich das j\u00fcngste, noch eingeschlossene Blatt br\u00e4unlich gef\u00e4rbt, feucht, w\u00e4chst nicht mehr und stirbt ab. Die Krankheit entsteht aus einer innern Ursache, indem Hr. Morren sich \u00fcberzeugte, dafs die Epidermis noch ganz unverletzt war, als sich das zwischenliegende Zellengewebe schon ganz krank zeigte. Die St\u00e4rke, welche sonst in solchen Zellen auf-tritt, ist in den erkrankten in einen Schleim umgewandelt und man findet auch keine Krystalle darin.\nHerr F\u00e9e**) hat bei der Versammlung der Naturforscher zu Freiburg die Ergebnisse seiner Untersuchungen \u00fcber den Bau und die Entwickelung des Mutterkorns vorgetragen. Das Mutterkorn sei eine krankhafte Ausartung, enthalte keine Thecae, noch Sporen, sondern mifsbildete St\u00e4rkemehlk\u00f6rner, und sein Aeufseres werde vom Pericarpium der Karyopse gebildet, dessen Zellgewebe sphacel\u00f6s geworden. Referent darf wohl kaum hinzusetzen, dafs diese Ergebnisse mit denen der \u00fcbrigen Beobachter nicht \u00fcbereinstimmen.\nHerr Th. R. Spiering***) hat in seiner Inaugural-Dissertation die Beobachtungen und Ansichten des Herrn F. Korber \u00fcber die Entstehung des sogenannten Mutterkornes bekannt gemacht. Hiernach soll das Mutterkorn eine Pseudoorganisation des Germens enthalten, \u00e4hnlich den Polypen, den Balggeschw\u00fclsten in dem thierischen Organismus. Es scheine zwar das Mutterkorn ein neues Erzeugnifs des verletzten oder verderbten Germens, doch so, dafs es weder ein Pilz ist, noch aus kleineren Pilzen zusammengesetzt wird, noch f\u00fcr den Aufenthalt von Insekten angesehen werden kann; ja aus denVer-\n*) Obs. s. 1\u2019anat. d. Hedychium. \u2014 Bullet, de l\u2019Acad. de Bruxelles. T. 6. No. 2.\n**) Flora oder allg. botanische Zeitung von 1839- pag. 293.\n***) De Secali cornuto. Diss. inaug. Berolini 1839. pag. 21.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\n\u00e4nderungen, welche dieser Bildung vorangehen, scheine es, dafs man dieselbe nicht ohne Grund mit den fung\u00f6sen Ausw\u00fcchsen der Geschw\u00fcre zusammenstellen k\u00f6nne. Die Krankheit ensteht nach der Ansicht des Herrn Korber um die Zeit, wenn der Saame schon etwas weiter, als bis zur H\u00e4lfte der Ausbildung gekommen ist und schon Amylum enth\u00e4lt; um diese Zeit werde er durch die Witterung, wenn Feuchtigkeit mit Sommerhitze wechselt, so afficirt, dafs das Amylum in Gummi und Zucker ver\u00e4ndert und tropfenweis ausgeschwitzt wird. Durch diese Ver\u00e4nderung wird aber die Substanz des S&amens ausgedehnt, die Saamenhiillen reifsen und F\u00e4ulnifs tritt hinzu u. s. w. Es werden die Beobachtungen des Herrn Korber ausf\u00fchrlich mitgetheilt; derselbe habe gesehen (was auch schon von andern Beobachtern publicirt ist), dafs die Krankheit mit der Exsudation eines Tr\u00f6pfchens Zuckersaft beginnt, und dafs durch diese sowohl die Erweichung der vegetabilischen Stoffe als auch die Degeneration hervorgerufen zu werden scheine.\nHerr J. Queckett*) hatte Gelegenheit, die Bildung des Mutterkorns in mehreren Gr\u00e4sern, besonders bei Elymus sa-bulosus zu beobachten, und theilte seine Wahrnehmungen der Linnaean Society mit. Das junge Korn zeigte in den F\u00e4llen, wo sich sp\u00e4ter das Mutterkorn bildete, schon vor der Entfaltung der Bl\u00fcthe ein schimmliges Ansehen, indem unz\u00e4hlige kleine F\u00e4den und winzige K\u00f6rperchen dasselbe mit einem Ueberzuge vollst\u00e4ndig umkleideten. Nachdem sich dieser Zustand entwickelt hat, geht auch die Bildung des eigentlichen Mutterkorns rasch vor sich und Herr Queckett \u00fcberzeugte sich, dafs dasselbe nicht ein selbstst\u00e4ndiger Pilz sein kann, sondern als ein erkranktes Korn anzusehen ist. Der Verfasser hat ferner den kleinen Pilz, welcher die Erkrankung des Korns veranlafste und sich auch sp\u00e4ter an dem Mutterkorne zeigte, mehrfach beobachtet und will das Keimen desselben gesehen haben, ja sogar das Wachsen desselben auf andern Pflanzentheilen; daher er glaubt, dafs diese F\u00e4den und Spori-\n*) Observations on the Anatomical and Physiological Nature of Ergot in certain Grassos. - Annals of natural histor. etc. Manch. 1839. pag. 54.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"155\ndien nicht zu dem Mutterkorne geh\u00f6ren. Diesen aus F\u00e4den und Sporidien bestehenden Pilz h\u00e4lt HerrQueckett noch f\u00fcr ganz neu und giebt ihm den Namen; Ergotaetea, und der auf dem Mutterkorn des Roggens wachsende Pilz soll Erg. aibor-tans heifsen.\nIn dem vorigen Jahresberichte (pag. 118.) wird man den Namen finden, welcher jenen angeblich neuen Pilzen von L\u00e8ve ill\u00e9 und Nees v. Esenbeck gegeben ist, und man wird daselbst finden, dafs Referent in dem Mutterkorn eine Desorganisation, veranlafst durch Entophyten, erkannt hat, welche sich als jene feinen F\u00e4den mit ihren Sporen darstellen, die Herr (Jueckett keimen und sich vermehren gesehen hat. Es w\u00e4re aber dennoch m\u00f6glich, dafs dieser kleine Pilz bei manchen Gr\u00e4sern verschieden ist von demjenigen des Roggens, denn Hr. Q. spricht von gr\u00fcnen K\u00f6rnchen, welche in den Sporen enthalten sind, welche aber Referent an Sphacelia sege-tum nicht gesehen hat.\nHerr Sperling*), Regierungsrath zu Magdeburg, hat eine Mittheilung \u201elieber das Befallen der Feldfr\u00fcchte\u201c gemacht, welche sehr praktische Beobachtungen enth\u00e4lt, auf welche Referent hierselbst aufmerksam machen m\u00f6chte. Es ist zu bedauern, dafs wir eigentlich nicht erfahren, welcher krankhafte Zustand von Herrn Sperling mit dem Namen des Be-fallens belegt ist; derselbe sagt nur, dafs die Krankheit in einem Stillstand der Vegetation der Pflanze besteht, der Saft stocke und die Pflanze vertrockne, ohne sich vollst\u00e4ndig auszubilden. Das Stroh verliert die Festigkeit und erh\u00e4lt schwarze Flecke, w\u00e4hrend die Saat fast ohne Mehl ist, ja die Aehre bleibt ganz leer, wenn das Befallen gleich nach der Bl\u00fcthezeit eintritt, es thut aber den wenigsten Schaden, wenn es kurz vor der Reife eintritt. Die Krankheit sei eine Folge der pl\u00f6tzlichen Abk\u00fchlung, bei hitziger Vegetation, komme am h\u00e4ufigsten in Gegenden vor, wo der Boden aus einer lockeren und nicht tiefen Ackerkrume mit kaltem Untergr\u00fcnde besteht, seltener dagegen in magerem Boden, und hier werde sie dann durch zu schnellen Wechsel der Witterung oder durch zu \u00fcppigen Kulturzustand herbeigef\u00fchrt. Gerade bei solchen Pflan-\n) S. Magdeburger Zeitung von 1839. 197s St.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nzen, die durch zu starke D\u00fcngung \u00fcberreizt sind, da schade die Abwechselung der Temperatur am meisten. Nach Hordeschlag, der am raschesten wirkenden D\u00fcngung, befallen die Pflanzen am leichtesten, w\u00e4hrend Weizen nach Sommersaat, einer zehrenden Vorfrucht, noch nie befallen ist, und Herr Sperling macht die vortreffliche Bemerkung, dafs das Befallen gegenw\u00e4rtig h\u00e4ufiger ist als sonst, weil der D\u00fcngungszustand fast \u00fcberall sehr vorgeschritten ist. Als Mittel gegen das Befallen wird m\u00f6glichst fr\u00fche Bestellung und nicht zu starke D\u00fcngung anempfohlen.\nDie Anwendung des Vitriols gegen den Weizenbrand ist zwar schon ein sehr altes Mittel, aber neuerlichst sind wieder sehr schlagende Beobachtungen f\u00fcr die erfolgreiche Wirksamkeit desselben bekannt gemacht*); es wurden gleiche Massen Saatweizen mit Salz und Kalk und auch mit Vitriol pr\u00e4parirt, und in den n\u00e4chsten beiden Jahren war der Brand bei dem mit Vitriol pr\u00e4parirten Weizen g\u00e4nzlich verschwunden.\nDie K\u00f6nigl. Hofg\u00e4rtner Herr Th. Nietn er**) und Herr G. A. Fintelmann***) haben Mittheilungen \u00fcber die Krankheit gemacht, welche in den letzteren Jahren so verheerend auf den Weinstock gewirkt hat. Hr. N i e t n e r gab die erste Beschreibung dieser Krankheit, welche sich erst seit vier Jahren in den K\u00f6nigl. G\u00e4rten bei Potsdam eingestellt und sich in den letztem Jahren auch in vielen andern G\u00e4rten in und um Berlin gezeigt hat. Die Krankheit zeige sich vom Mai bis Ausgang Juni, wenn die Triebe 1, 2, 3 oder mehrere Gelenke gemacht haben; es schrumpfen die Blattr\u00e4nder zusammen, werden braun und blasig, die schw\u00e4cheren Triebe schrumpfen ebenfalls an den Spitzen ein und die Rinde bekommt l\u00e4ngliche, tief liegende braune Flecke; in dieser Art pflanzt sich die Krankheit durch den gr\u00f6fsten Theil des Saamens fort, ist\n*) S. Mussehl\u2019s Praktisches Wochenblatt etc. Neubrandenburg 1839. pag. 729.\n\u00a5\u00a5) Bemerkungen \u00fcber eine Krankheit am Weinstocke*, Untersuchungen \u00fcber ihre Ursachen und Frage, wie derselben am sichersten entgegen zu wirken sei. \u2014 Allgemeine Gartenzeitung von Otto und Dietrich. 1839. No. 30.\n\u00a5\u00a5\u00a5) Beitr\u00e4ge zur n\u00e4heren Kenntnifs der Schwindpocken-Krankheit des Weinstocks. \u2014 Ebendaselbst No. 35.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"157\njedoch bei vielen Individuen nur bis zum Juli im Steigen. Die Pflanze leidet dabei recht sehr und treibt im folgenden Jahre h\u00e4ufig Wasserholz. Hr. Nietner h\u00e4lt die Krankheit f\u00fcr sporadisch und epidemisch und glaubt, dafs die Ursache davon in einer den Pflanzen fehlerhaften (nicht zusagenden) Luft-Constitution zu suchen sei, namentlich in kalten, trockenen Ost-und Zugwinden, und dann w\u00e4re Schutz das sicherste Mittel gegen diese Krankheit. Die Krankheit pflanzt sich fort von den Mutterst\u00f6cken auf die Ableger. Hr. Fintel mann macht in seiner ausf\u00fchrlicheren Arbeit darauf aufmerksam, dafs es wichtig sei, zu erfahren, ob diese Krankheit des Weinstockes schon fr\u00fcher bekannt gewesen sei, oder ob man sie erst in den letztem Jahren bemerkt habe, seitdem sie so verheerend wirkt. Herr Fintelmann nennt diese Krankheit : Schwindpocke, und giebt eine sehr genaue Beschreibung der \u00e4ufse-ren Erscheinungen, unter weichen sich dieselbe darstellt. Die Schwindpocke zeigt sich als eine, urspr\u00fcnglich runde oder elliptische trockene Wunde, die Herr Fintelmann Narbe nennen m\u00f6chte; sie hat einen erh\u00f6hten angeschwollenen dunkler gef\u00e4rbten Rand, die innere Fl\u00e4che ist ganz abgestorben und liegt oft so tief, dafs man nicht selten in der Mitte derselben die Bastgef\u00e4fse freiliegend und weifs gebleicht sieht. Die Flecke auf den Bl\u00e4ttern, welche diese Krankheit stets begleiten, haben keinen erhabenen Rand, sind auf der Ober- und Unterfl\u00e4che des Blattes wenig vertieft und zwar durch das Absterben des Diachyms. Die Flecke sollen mit ihrem Mittelpunkte stets auf einer Vene liegen, w\u00e4hrend die Narben auf der Rinde der Stengel zwischen den langen Bastb\u00fcndeln mehr oder weniger genau gruppenweis gestellt sind. Zur Unterscheidung von den Schwindpocken-Narben nennt Hr. Fintelmann jun. Flecke auf den Bl\u00e4ttern: Brandflecke, da es ihm auch scheint, dafs die Entstehung derselben verschieden ist; auch er hat beobachtet, dafs sich diese Krankheit selten noch nach Ende Juli weiter entwickelt. Die Entstehung der Narben auf der Rinde der jungen Holztriebe wird in Folgendem geschildert: Es bilden sich Warzen, die sich vergr\u00f6fsern und einen dunkler gef\u00e4rbten, tr\u00fcben Inhalt zeigen, in welchem Zustande sie sich zerquetschen lassen. Bei zu weit gehender Ausdehnung des kranken Gebildes reifst die Epidermis der Anschwel*","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nlung in der Mitte und nun tritt die Hemmung in der ferneren Entwickelung ein, Epidermis und darunter liegendes Zellengewebe wird durch Brand zerst\u00f6rt und die schleimige Fl\u00fcssigkeit dieser Pocke soll schnell verschwinden. Herr Fintelmann vergleicht die Krankheit mit einem Ausschlage, der nicht jedes Individuum zu einer gleichen Unbehaglichkeit bringt, und in so fern wird eine fehlerhafte Mischung der S\u00e4fte als n\u00e4chste Ursache angegeben, und diese k\u00f6nne kaum durch etwas anderes als durch trockene Witterung entstehen, und zwar durch eine mehrj\u00e4hrige Periode von D\u00fcrre.\nReferent hat diese eigenthiimliche Krankheit des Weinstockes im verflossenen Jahre gleichfalls vielfach beobachtet, hat die braunen Flecke vielfach mikroskopisch untersucht und selbst Heilungsversuche angestellt, er ist jedoch in seinen Resultaten noch nicht so weit gekommen, um die Untersuchungen zu publiciren.\nUeber Irritabilit\u00e4t und Sensibilit\u00e4t der Pflanzen.\nHerr J. B. Wetter*) hat in einer kleinen, aber sehr durchdachten Schrift mit vieler Vorliebe des geistigen Lebens der Pflanzen gedacht; er schreibt der Pflanzenwelt nicht nur Irritabilit\u00e4t und Sensibilit\u00e4t, sondern auch den Instinkt zu und bekr\u00e4ftigt seine Ansichten mit vortrefflichen Beweisen. In einer grofsen Anzahl von Pflanzen werden jene Aeufserungen des Pflanzenlebens nicht mehr dem k\u00f6rperlichen Auge zug\u00e4nglich, wohl aber k\u00f6nnen sie mit dem Auge der Vernunft erkannt werden. Herr Wetter zeigt sehr gut, wie es nicht absolut n\u00f6thig ist, dafs, wo Leben ist, auch \u00fcberall und zu jeder Zeit Lebens\u00e4ufserungen deutlich in der Erscheinung hervortreten, so ist es auch durchaus nicht unbedingt n\u00f6thig, dafs die belebten organischen K\u00f6rper \u00fcberhaupt, und die Pflanzen insbesondere, s\u00e4mmtlich und immer jene Verm\u00f6gen, welche sie als solche in sich tragen, auch in der Erscheinung deutlich offenbaren. Jene Lebens\u00e4ufserungen treten actu nur in einer Reihe von Pflanzen d\u00e4mmernd auf, in einer andern dagegen ganz entschieden, meistens aber doch so latent, dafs sie der\n*) Abhandlungen und Untersuchungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaft, insbesondere der Biologie. Giefsen 1839. pag. 97 etc.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"159\nsinnlichen Beobachtung entgehen. Indessen das Mehr oder Weniger in R\u00fccksicht der Verbreitung, so wie der Intensit\u00e4t und Mannigfaltigkeit in dieser Beziehung kann gar nichts entscheiden, und weil wir daraus, dafs wir nur an einzelnen^ nicht an mehreren Theilen eines organischen Wesens Erscheinungen der Sensibilit\u00e4t und Irritabilit\u00e4t gewahren, keineswegs logisch zu schliefsen berechtigt sind, dafs dieses Wesen somit der Sensibilit\u00e4t und Irritabilit\u00e4t g\u00e4nzlich ermangle, ja nicht einmal, dafs allen seinen \u00fcbrigen Theilen diese Verm\u00f6gen unbedingt abgehen, wie es sich denn ja auch \u00e4hnlich in dieser Hinsicht bei manchen Thieren verh\u00e4lt.\nUnter den einzelnen Thatsachen, welche Herr Wetter zur Beweisf\u00fchrung des Daseins der Irritabilit\u00e4t, Sensibilit\u00e4t und eines Instinktes der Pflanzen auff\u00fchrt, m\u00f6chten wohl mehrere nach dem heutigen Standpunkte der Beobachtung theils g\u00e4nzlich zu beseitigen sein, theils k\u00f6nnte man sie auf eine andere Weise deuten, dagegen hat man in den letzteren Jahren schon eine grofse Menge anderer Beobachtungen aufgef\u00fchrt, welche ebensowohl im Stande sind, jene Aeufserungen des Pflanzenlebens zu erweisen.\nHerr v. Martius lehrte vor einigen Jahren von Neuem die Nothwendigkeit der Annahme einer Pflanzenseele, und Referent nannte es das psychische Princip, welches der Pflanze ein wohnt und jene Aeufserungen von Instinkt und von Sensibilit\u00e4t ausf\u00fchrt. Herr Wetter sucht dagegen zu zeigen, dafs es einer Seele zur zweckm\u00e4fsigen Durchf\u00fchrung der im Instinkte sich darstellenden Idee des Lebens der Natur nicht bedarf, ja es liefsen sich Thatsachen auff\u00fchren, welche da zeigen, wie fremd jegliche Spur von Urtheilskraft und wie ganz entbehrlich die Gegenwart einer Seele instinktiven Verrichtungen sei, womit Referent nicht einverstanden ist, ebensowenig als mit der Annahme des Herrn Verfassers, dafs es Wahrnehmungen ohne Bewufstsein gebe. Das Empfindungsverm\u00f6gen wird f\u00fcr die h\u00f6here, das bewufstlose Wahrnehmungsverm\u00f6gen dagegen, wie es auch die Pflanzen offenbaren, f\u00fcr die niedere Stufe der Sensibilit\u00e4t erkl\u00e4rt, und hiermit giebt Herr Wetter selbst zu, dafs Beides Aeufserungen einer und derselben Th\u00e4tigkeit sind und sich nur dem Grade nach verschieden darstellen, was aber unwesentlich ist.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nHerr Morren*) hat eine sehr ausf\u00fchrliche Abhandlung \u00fcber die Bewegung des Stylus bei der Goldfussia anisophylla bekannt gemacht, die mit zwei Quarttafeln Abbildungen \u00fcber den Bau der Bl\u00fcthe jener Pflanze begleitet ist. Wenn sich die Bl\u00fcthe der Goldfussia anisophylla \u00f6ffnet, so zeigt sich das Ende des Stylus \u00fcber die Staubf\u00e4den hinaus gekr\u00fcmmt, so dafs die Narbe nach dem Himmel gerichtet und der Riik-ken nach den Staubf\u00e4den gekehrt ist. Wenn nun aber irgend etwas den Stylus ber\u00fchrt oder wenn man die Pflanze ersch\u00fcttert, so richtet sich das gekr\u00fcmmte Ende des Stylus ganz gerade empor, bald so gerade wie ein Pfeil, bald etwas gekr\u00fcmmt wie ein Flammberger; zuweilen zeigt der Stylus eine seitliche Bewegung, nach Rechts oder nach Links, nach Vorn oder nach Hinten. Ja der gereizte Stylus kr\u00fcmmt sich sogar in einem Bogen nach der entgegengesetzten Seite, so dafs dann das Stygma mit seiner Papille unmittelbar auf der Corolla liegt. Diese Beweglichkeit des Stylus beginnt nicht fr\u00fcher als beim Oeffnen der Artheren und dauert so lange, bis die Corolla verbl\u00fcht ist. Der Zweck dieser Bewegung ist offenbar die Ausf\u00fchrung der Best\u00e4ubung; die Staubf\u00e4den mit ihren Anthe-ren sind k\u00fcrzer als der Stylus, und da die Bl\u00fcthe noch mehr als horizontal liegt, so f\u00e4llt der Pollen aus den aufgesprungenen Antheren auf die Haare, welche die innere Fl\u00e4che der Corolla bekleiden, und bei der R\u00fcckbiegung des Stylus kommt das Stigma unmittelbar mit den Haaren der Corolla in Ber\u00fchrung und empf\u00e4ngt auf diese Weise den Pollen. Herr Morren sucht nun in dem Zellengewebe, welches die Bekleidung der Narbe bildet, die Organe der Bewegung des Stylus nachzuweisen; es sind n\u00e4mlich nicht nur Papillen, welche die Narbe darstellen, sondern diese die Papillen bildenden Zellen werden nach dem untern Theile der beweglichen Stylusspitze immer l\u00e4nger und sind von cylindrischer Form, zuweilen selbst 25mal so lang als breit. Diese Zellen sind mit einem wasserhellen Safte gef\u00fcllt, in welchem eine zahllose Menge kleiner K\u00fcgelchen enthalten ist. Diese K\u00fcgelchen werden durch Jodine\n*) Recherches sur le mouvement et l\u2019anatomie du style du Goldfussia anisophylla. \u2014 Extr. d. tome Xll. des M\u00e9m. de l\u2019Acad. royale des scienc. et belles-lettres de Bruxelles. Bruxelles 1839.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"161\nnicht blau gef\u00e4rbt und sind also nicht aus Amylum bestehend, welches Herr Morren bekanntlich bei seinen Untersuchungen \u00fcber die Bewegung des Stylus der Stylidien als das bewegende Organ ansah. Schon iin vorigen Jahresberichte machte Referent auf die Unwahrscheinlichkeit dieser Ansicht aufmerksam, und bei diesen Untersuchungen zeigt es sich ebenfalls ganz klar, dafs die Ursache der Bewegung in etwas anderem zu suchen sei, da hier keine Spur von Amylum vorkommt. Herr M orren glaubt nun, dafs der Zellensaft jener Zellen der Narbe mit seinen K\u00fcgelchen ganz aufserordentlich beweglich ist, und \u00fcberdiefs, dafs er reizbar (excitable) sei. Im normalen Zustande des Pistills soll diese Fl\u00fcssigkeit mit ihren K\u00fcgelchen in den Papillen der Zellen der Narbe angeh\u00e4uft sein, wodurch diese turgesciren und den eingekr\u00fcmmten Stylus verursachen. Aber die Ber\u00fchrung des Stylus mit irgend einem K\u00f6rper mache ein Zur\u00fcckfliefsen der K\u00fcgelchen nach dem andern Ende der cylindrischen Zellen, welches durch die Ausdehnbarkeit der W\u00e4nde an Volumen zunimmt, w\u00e4hrend das obere Ende sich verkleinert, und so gehe dadurch die Aufrollung und Umrollung des Stylus vor sich. Der ganze Mechanismus bei dieser Bewegung, meint Herr Morren, sei vollst\u00e4ndig bekannt und zu erkl\u00e4ren, es bleibe nur noch die Erkl\u00e4rung der Reizbarkeit der K\u00fcgelchen im Innern der Narbenzellen \u00fcbrig, und diese sei eine Erscheinung, die nicht zu erkl\u00e4ren ist. Herr Morren hat auch eine Reihe von Versuchen \u00fcber die Bewegung des Stylus der Goldfussia anisopJiylla unter ver\u00e4nderten \u00e4ufseren Verh\u00e4ltnissen angestellt; er beobachtete die Bewegung bei verschiedenen Graden von W\u00e4rme, bei der Einwirkung heifser Wasserd\u00e4mpfe u. s. w., doch fehlt es hier an Raum, um diese Beobachtungen n\u00e4her angeben zu k\u00f6nnen.\nZu dieser, ihrem wesentlichsten Inhalte nach mitgetheil-ten Abhandlung hat Herr Morren*) noch eine kleine Note eingereicht, welche den Inhalt der gr\u00f6fseren Abhandlung ganz in Kurzem anzeigt.\nln einer andern Abhandlung hat uns Herr Morren**)\n\u00a5) Bullet, de l\u2019Acad. royale de Bruxelles. T. VI. No. 2.\n\u00a5\u00a5) Notes sur l\u2019excitabilit\u00e9 et le mouvement des feuilles chez les Oxalis. \u2014 Bullet, de l\u2019Acad. royale de Bruxelles. VI. No. 7.\n11","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"462\nrecht interessante Entdeckungen \u00fcber die Reizbarkeit unserer gew\u00f6hnlichen Oxalis-Arten mitgetheilt. Herr J. de Brignoli de Brunnhoff hat n\u00e4mlich an Herrn Morren geschrieben, dafs ein Paar seiner Sch\u00fcler zu Modena die Entdeckung gemacht h\u00e4tten, dafs auch Oxalis stricta reizbar sei, wenn man etwas starke mechanische Reize darauf einwirken lasse, doch seien die Bewegungen noch langsamer als bei Mimosa pigra. Herr Morren beobachtete hierauf auch die beiden andern, in Belgien wildwachsenden Oxalis-Arten, n\u00e4mlich Ox. acetosella und Oir. corniculata, und fand auch an diesen Pflanzen die Reizbarkeit, welche sich in eben denselben Bewegungen zeigt, die diese Pflanzen in dem sogenannten schlafenden Zustande zeigen. Aufserdem zeigte sich diese Reizbarkeit noch bei Ox. purpurea, Ox. carnosa und bei Ox. Deppei, und zwar meistens in noch h\u00f6herem Grade als bei unsern einheimischen Arten; Oxalis tortuosa zeigte dagegen keine Reizbarkeit. Hierauf giebt Herr Morren noch einige anatomische Nachweisung \u00fcber diejenigen Theile, welche bei den Oxalis- Arten den Bewegungen vorstehen; auch wird die Struktur dieser Theile mit jenen von andern, als reizbar sehr bekannten Pflanzen verglichen.\nHerr Fr. T. Cas in es e*) hat eine Abhandlung \u00fcber die Bewegung der Porlieria hygrometra bekannt gemacht; er hat eine Reihe von Beobachtungen \u00fcber das Oeffnen und Schliefsen derselben unter Beachtung des Thermometers und des Hygrometers angestellt, aus welchen sich das interessante Resultat ergiebt, dafs sowohl das Oeffnen als das Schliefsen der Porlieria unter \u00e4hnlichen W\u00e4rme- und Feuchtigkeits-Verh\u00e4ltnissen der Luft stets zu bestimmten Tagesstunden regel-m\u00e4fsig stattfindet. Z. B. am 24.\u201427. December herrschte eine Temperatur von 10 \u201411 Grad, und das Hygrometer zeigte 54\u201456 Grad. Die Polieria schlofs sich in diesen Tagen re-gelm\u00e4fsig um 7 Uhr Nachmittags Und fing schon um 2 Uhr an sich zu schliefsen. Dagegen begann sie um 5 Uhr Vormittags sich zu \u00f6ffnen und um 9 Uhr war sie ganz offen. In den folgenden drei Tagen des Decembers war die Tempera-\n\u00a5) Sulla Motilita della Porlieria hygrometra. \u2014 Mem. sopra al cuni fussi di anatomia e fisiologia v\u00e9g\u00e9tale. Catania 1838. 4to.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"163\ntur 10 \u2014 12 Grad und das Hygrometer zeigte 58 \u2014 68 Grad. Die Porlieria begann sich um 5 Uhr zu schliefsen und war um 8 Uhr ganz geschlossen; dagegen begann sie sich um 9 Uhr Vormittags zu \u00f6ffnen und war um 11 Uhr ganz ge\u00f6ffnet.\nVerschiedene botanisch-physiologische Arbeiten von allgemeinerem Inhalte.\nVon Herrn William B. Carpenter*) haben wir einen Versuch einer allgemeinen vergleichenden Physiologie erhalten, worin die \u00e4hnlichen Erscheinungen, wie sie die Anatomie und Physiologie der Thiere und der Pflanzen lehren, neben einander gestellt und mit einander verglichen sind. Ein solches Werk ist offenbar ein riesenartiges Unternehmen, und Herr Carpenter hat es verstanden, dasselbe mit grofser Umsicht und in gr\u00f6fster K\u00fcrze auszuf\u00fchren; er beabsichtigte mit diesem Werke den Studirenden der Medicin ein einleitendes Lehrbuch f\u00fcr das Studium der Physiologie des Menschen zu geben, und da war es denn auch gerade nicht n\u00f6thig, dafs der Verfasser \u00fcber alle Gegenst\u00e4nde, von welchen er in seinem Buche handelt, eigene Untersuchungen aufzuweisen hat; wir werden aber bemerken k\u00f6nnen, dafs die Physiologie der niederen Thiere darin mit besonderer Vorliebe abgehandelt ist, wobei die neuesten Untersuchungen des Auslandes gerade nicht immer beachtet sind. Die Quellen, aus welchen der Verfasser sch\u00f6pfte, sind der Reihenfolge nach aufgef\u00fchrt und gew\u00f6hnlich sehr passend benutzt, und neue und eigene Ansichten sind nicht selten aus den \u00e4ltern Thatsachen hervorgegangen, doch diese hier aufzuf\u00fchren und andere, gegenw\u00e4rtig schon als irr-th\u00fcmlich anerkannte Thatsachen zuwiderlegen, das w\u00fcrde eine zu grofse und f\u00fcr diesen Bericht nicht passende Arbeit werden. Dergleichen Werke, wie das vorliegende, werden ganz gew\u00f6hnlich in unsere Sprache \u00fcbertragen, und wenn es auch mit diesem der Fall sein sollte, so w\u00e4re es w\u00fcnschenswert!!,\n\u00a5) Principles of General and Comparative Physiology, intended as an Introduction to the study of human Physiology, and as a Guide to the Philosophical pursuit of natural history. London 1839. 8vo. Mit sechs prachtvoll ausgef\u00fchrten Tafeln begleitet.\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\ndafs ein Sachverst\u00e4ndiger die durch die Zeit n\u00f6thig gewordenen Anmerkungen und Verbesserungen auff\u00fchrte.\nVon Herrn Link*) haben wir den zweiten Theil seiner Propyl\u00e4en der Naturkunde erhalten, worin sehr viele und \u00fcberaus schwierige Gegenst\u00e4nde der Botanik mit gr\u00fcndlichster Umsicht abgehandelt sind. Der gelehrte Verfasser sucht durch dieses Werk den Freund der Natur auf die Stufen heraufzuf\u00fchren, wo er zu einer Uebersicht der Natur im Ganzen gelangen kann.\nBei Gelegenheit, wo von der Verschiedenheit und Man-nichfaltigkeit in der Form der organischen K\u00f6rper und besonders der Pflanzen die Rede ist, l\u00e4fst sich Herr Link auf eine genauere Entwickelung der Gesetze der Mannichfaltigkeit ein, denn die Beobachtung lehre es, dafs diese Verschiedenheit oder Mannichfaltigkeit nach den verschiedenen Stufen der Entwickelung zu unterscheiden sei. Es werden drei Gesetze aufgestellt:\nErstes Gesetz. Indem ein Theil auf derselben Stufe der Entwickelung mit geringen Verschiedenheiten sich zeigt, gehen die andern Theile, alle oder einige, eine Reihe von verschiedenen Entwickelungsstufen durch. Es werden eine Reihe von Beispielen zur Beweisf\u00fchrung mitgetheilt, z. B. die gleichm\u00e4s-sige Ausbildung der Frucht bei den Leguminosen, neben der mannigfach verschiedenen Bildung der Bl\u00e4tter der Leguminosen u. s. w.\nZweites Gesetz. Es giebt Bildungen, welche in geringen Ab\u00e4nderungen gar oft mit einander verbunden in der Natur Vorkommen, es giebt andere, welche selten mit einander verbunden sind, es giebt noch andere, welche gar nicht mit einander verbunden erscheinen. Ein Beispiel sehen wir an der Frucht der Gr\u00e4ser mit ihrer eigenth\u00fcmlichen, aus Klappen gebildeten Bliithe und an den scheidenartigen, einfachen Bl\u00e4ttern gar oft vereinigt, und es ist wohl wahrscheinlich, dafs alle diese Gestalten auf einer niedrigen Stufe der Ausbildung stehen. Dagegen findet sich die H\u00fclse der Leguminosen mit der Schmetterlingsblume und dem zusammengesetzten Blatte sehr oft vereinigt, und so sind hier wohl h\u00f6here Entwicke-\n\u00a5) Propyl\u00e4en der Naturgeschichte. II. Berlin 1839.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"165\nlungsstufeu zusammengekommen. Ein scheidenf\u00f6rmiges Blatt, als eine niedere Entwickelungsform, kommt selten mit einer lippenf\u00f6rmigen Blume und wohl nie mit einer schmetterlingsf\u00f6rmigen zusammen vor.\nDrittes Gesetz. Bildungen, welche selten Vorkommen, weichen da, wo eine solche Verbindung stattfindet, von ihrer gew\u00f6hnlichen Gestalt, \u2014 die sie n\u00e4mlich in andern F\u00e4llen haben \u2014 oft gar sehr ab, und zwar so, dafs eine Hemmung in der Entwickelung oder auch eine gr\u00f6fsere Entwickelung zu erkennen ist. Die Lippenblume kommt an den Dikotyledonen h\u00e4ufig, an den Labiaten mit gegeniiberstehenden Bl\u00e4ttern vor, mit den Monocotyledonen, die fast immer wechselnde scheidenartige Bl\u00e4tter haben, erscheint sie selten verbunden, und wenn es der Fall ist, wie bei den Scitamineen, so erreicht sie doch nie den Grad der Ausbildung. \u201eDa wir nun sehen, sagt Herr Link, dafs die organischen K\u00f6rper sich auf verschiedenen Stufen der Entwickelung befinden, da wir sogar bemerken, dafs dieses auch mit einzelnen Theilen der Fall ist, so m\u00f6gen wir behaupten, dafs sie \u00fcberhaupt ein Bestreben zu einer h\u00f6heren Entwickelung und einer vollkommenen Gestalt haben, aber zugleich, dafs Hindernisse vorhanden sind, die sie von jener Vollkommenheit, wonach sie streben, mehr oder weniger zur\u00fcckhalten und diese k\u00f6nnen das Ganze oder sie k\u00f6nnen auch nur einzelne Theile treffen.\u201c Diese Betrachtungen f\u00fchren uns dann zu der Ansicht \u00fcber die W\u00fcrdigung der nat\u00fcrlichen Ordnungen, die sich nach dem zweiten Gesetze darstellen, wo die Theile in wenig verschiedenen Formen mit einander verbunden sind. Herr Link entwickelt die Gesetze, nach welchen die nat\u00fcrlichen Ordnungen aufzustellen sind; der Unterschied zwischen nat\u00fcrlicher und k\u00fcnstlicher Methode beruhe darin, dafs in jener die Kennzeichen von mehreren genommen werden, in dieser dagegen von einem oder einigen wenigen. Es sei ein vergebliches Bem\u00fchen, bestimmte Kennzeichen f\u00fcr die nat\u00fcrlichen Ordnungen zu finden, und es bleibt also nur die Unver\u00e4nderlichkeit der Kennzeichen als das Haupt-erfordernifs zur Unterscheidung der Abtheilungen des Systems \u00fcbrig. Die nat\u00fcrlichen Systeme haben nur etwas Nat\u00fcrliches an sich, und es bleibt also weiter nichts \u00fcbrig, als die L\u00fccken auszuf\u00fcllen und das nat\u00fcrliche System mit dem k\u00fcnstlichen zu","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nverbinden, also die zwischen den wahren nat\u00fcrlichen Ordnungen, die wir Familien nennen, vereinzelten Ordnungen und Gattungen in k\u00fcnstliche Ordnungen zusammen zu fassen. Auch Herr Link, ein so erfahrener Botaniker, giebt seine Erkl\u00e4rung ab, dafs die Eintheilung der Pflanzen in Monocotyle-donen, Dicotyledonen und Acotyledonen die zweckm\u00e4fsigste und beste ist, wir d\u00fcrfen uns also wohl nicht sch\u00e4men, dieser alten Eintheilung anzuh\u00e4ngen, wenn auch gegenw\u00e4rtig fast allj\u00e4hrlich 2 bis 3 sogenannte neue nat\u00fcrliche Systeme vorgetragen werden, deren Verfasser mitunter ganz ver\u00e4chtlich auf die Anh\u00e4nger Jussieu\u2019s herabblicken, unter denen es aber auch solche giebt, die auch noch nicht eine einzige neue Pflanze beschrieben haben. Herr Link bringt folgende Ab\u00e4nderungen des Jussieu\u2019schen Systems in Vorschlag: Bei den Monoco-tyledonen w\u00e4ren die Abtheilungen nach den Bl\u00e4ttern in parallelnervige und in auslaufend nervige treffender, doch sei f\u00fcr die folgenden Unterabtheilungen die Stellung der Staubf\u00e4den allerdings wich ig. Die Bl\u00fcthe besteht entweder aus einem oder aus zwei Knoten; im letztem Falle ist sie epigyna. Der Stamm, insofern er unter der Erde oder \u00fcber der Erde fortl\u00e4uft, giebt ferner ein vortreffliches Kennzeichen zur Unterscheidung der Ordnungen. Bei den Dicotyledonen werden ebenfalls die Bl\u00e4tter als durchaus best\u00e4ndiges Kennzeichen angef\u00fchrt; das scheidenartige Blatt, welches an der Basis mit dem Hauptnerven den Stamm ganz umfafst, sei ein vortreffliches Kennzeichen und bezeichnet sehr gut die Klasse Vaginales, welche auf die Monocotyledonen folgt. Nach dieser Klasse kann ein Theil der ^ipetalae Juss., an welche die Perigoniatae, gestellt werden, welche Gew\u00e4chse umfassen, deren Kelch blumenblattartig ist, oder deren Kelch und Blume mit einander verschmolzen sind, z. B. Asarinae, Laurinc\u0153 etc. Aus den Plantagineen konnte man die besondere Klasse Xerophytae machen, weil die Blumen ohne Papillen sind, und hierauf folgten dann die Monopetalae, wie sie Jussieu zusammengestellt hat, auch die Syngenesae im Gefolge derselben. F\u00fcr die Polypetcilae hypogynae w\u00e4ren folgende Unterabtheilungen anzubringen: Gatastemones, wo die Staubf\u00e4den den Blumenbl\u00e4ttern gegen\u00fcberstehen; Anctstemones, wo sie damit wechseln, und Allostemones, wo sie wegen ihrer Menge weder","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"167\ngegen\u00fcberstehen noch wechseln k\u00f6nnen. Hierauf folgen die Apetalae, enthaltend die Lemnaeeae, Najades, Hippurideae u. s. w. u. s. w. Die letzte Klasse bilden die Amentaceae, wohin die Juliferae, Coniferae und Casuarineae geh\u00f6ren, die zu den Equiseten der Acotyledonen \u00fcbergehen sollen.\nVou dem Lehrbuche der Botanik des Herrn G. W. Bisch off*) ist im vergangenen Jahre auch der dritte und letzte Band erschienen, der die fr\u00fcheren an Umfang weit \u00fcbertrifft; es werden hierin abgehandelt: 1) Die Pflanzenpathologie, welche in zwei Abschnitte zerf\u00e4llt; in dem ersten werden die Mifsbildungen der Pflanzen und im zweiten die eigentlichen Krankheiten betrachtet. 2) Die Pflanzengeographie. 3) Von der Entstehung der Pflanzen und den Ver\u00e4nderungen, welche das Pflanzenreich im Laufe der Zeit erlitten hat: Geschichte der Pflanzen. 4) Die allgemeine Diagnostik der Pflanzen, oder die wissenschaftliche Betrachtung des Pflanzenreichs, insofern dieselbe die Unterscheidung der Gew\u00e4chse von einander bezweckt. Der erste Abschnitt bearbeitet die Systemkunde und der zweite die Phyto-graphie. 5) Die Geschichte der Pflanzenkunde, oder von der Entstehung der wissenschaftlichen Botanik und ihren Fortschritten bis auf unsere Zeit.\nVon Herrn Oken\u2019s Allgemeiner Naturgeschichte f\u00fcr alle St\u00e4nde ist im vergangenen Jahre der erste Band der Botanik erschienen und wird mit dem zweiten Bande in dem laufenden Jahre vollendet werden.\nHerr Albert Dietrich**) hat eine Abhandlung: Ueber den Begriff von Art, Halbart, Abart, Spielart, Mifs-bildung und Bastarde im Pflanzenreiche, gegeben, worin dieser so h\u00f6chst schwierige Gegenstand mit vielem Gl\u00fccke behandelt ist. Es ist zu bekannt, wie verschieden die Ansichten der Botaniker in dieser Hinsicht sind, und wie weit zuweilen das Unwesen bei der Bestimmung von Arten von den praktischen G\u00e4rtnern getrieben wird, als dafs man die Behandlung dieses Gegenstandes nicht als zeitgem\u00e4fs bezeichn\n*) Zweiten Bandes zweiter Theil. Allgemeine Botanik. Stuttgart 1839. 836 S.\n**) S. die allgemeine Gartenzeitung von Otto und Dietrich. 1839. No. 33.","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nnen k\u00f6nnte. Herr Dietrich versteht unter Art (Species) solche Individuen von Pflanzen, die in gewissen, von uns f\u00fcr wesentlich gehaltenen Merkmalen vollkommen mit einander \u00fcbereinstimmen und diese Eigenschaft durch keinen zuf\u00e4lligen \u00e4ufsern Einflufs ver\u00e4ndern, sondern bei fortgesetzter Aussaat beibehalten. Bleibt es zweifelhaft, ob gewisse Pflanzenindividuen als eigene Arten zu betrachten oder nur Formen einer anderen Art sind, so pflegt man diese Halbarten (Subspecies) zu nennen, doch sollte diese Benennung ganz gestrichen werden. Unter Abart (Varietas) versteht man eine durch ver\u00e4nderliche Merkmale von der Art unterschiedene Form, die durch zuf\u00e4llige \u00e4ufsere Einfl\u00fcsse erzeugt wird. Spielart, sagt Herr Dietrich, ist eigentlich von Abart nicht verschieden und haben wir auch daf\u00fcr keine wissenschaftliche Benennung. Wenn Pflanzen mit Blumen Vorkommen, welche anders gef\u00e4rbt sind als gew\u00f6hnlich, so werden sie als Spielarten bezeichnet. Mifsbildung (Monstrositas) ist eine solche Form, wo einer oder mehrere Theile eine solche ver\u00e4nderte Bildung zeigen, dafs sie dadurch mehr oder weniger unf\u00e4hig werden, ihre Function zu verrichten oder diese wenigstens umge\u00e4ndert werden, was bei der Abart und Spielart nicht der Fall ist. Bastardpflanzen nennt man jede Pflanzenform, die durch gegenseitige Befruchtung zweier, zu verschiedenen Arten geh\u00f6renden Pflanzenindividuen entstanden ist, und diese sind es, welche von den G\u00e4rtnern am h\u00e4ufigsten mit den Variet\u00e4ten verwechselt werden.\nDer Graf Gallesio*) hat einen Auszug seiner Theorie von der vegetabilischen Reproduction publicirt, welche schon 1811 in seiner Schrift \u00fcber Citrus mitgetheilt war; dieselbe ist durch Erfahrungen und Beobachtungen verbessert und vervollst\u00e4ndigt, indessen ist es nicht m\u00f6glich, in eine n\u00e4here Darstellung seiner Ansichten einzugehen, indem sie theils zu ausf\u00fchrlich vorgetragen sind, theils auch von zu geringem Interesse sind, da die Hauptsachen schon in der Schrift \u00fcber die Vegetation enthalten sind.\n*) Gli Agrumi dei Girardini botanico-agrarii di Firenze distri-buiti metodicamente in un quadro sirottico, coi principii della nuova teoria della riproduzione vegetale. Firenze 1839. Fol. 13 S.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"169\nVon Herrn J. Lindley*) ist die dritte verbesserte und vermehrte Ausgabe seiner Einleitung in die Botanik erschienen; die gr\u00f6fseren deutschen Arbeiten, welche nicht in das Franz\u00f6sische oder Englische \u00fcbertragen, sind darin nicht benutzt, wenngleich mitunter die Zeichnungen aus denselben co-pirt worden sind, wobei sich manche Mifsverst\u00e4ndnisse eingeschlichen haben. Die neuere Franz\u00f6sische und besonders die Englische Literatur ist sehr fleifsig benutzt, jedoch fast immer ohne eigene Kritik.\nZur Pflanzen - Geographie.\nIn dem literarischen Nachlasse von Friedrich Hoffmann, den Herr v. Dechen**) publicirt hat, finden wir so manche treffliche Schilderungen der Flora Italiens.\nBei Volterra sah Hoffmann den Beginn der immergr\u00fcnen W\u00e4lder von Quer eus Ilex, und n\u00e4her der K\u00fcste war Erica arborea der herrschende Waldbaum, den der Reisende im M\u00e4rz gerade in voller Bliithe fand. Das Unterholz bildeten die Myrthe, Arbutus Une do, Pistacia Lentiscus, Cistus monspeliensis und salvifolius, zwischen welchen Smilax aspera rankte. Ueber die Vegetation der Insel Elba erfahren wir, dafs \u00fcberall an ihrer Siidkiiste die Orangenpflanzungen gedeihen, und die Dattelpalme erreiche schon auf der Nordseite eine ansehnliche H\u00f6he, wo Cactus opuntia und Agave ame-ricana wuchern. Der Rosmarin und Lavandula stoechas \u00fcberziehen daselbst die d\u00fcrren Kalkberge und in den immergr\u00fcnen Geb\u00fcschen bl\u00fchen Viburnum Tinus, Cytisus-Arten, Teucrium fruticans u. s. w.\nDer Besuch der Gran Sassa d\u2019Italia war ebenfalls von interessanten pflanzengeographischen Resultaten begleitet. Bei 4850' sah man die letzten Kornfelder und bei 5500 die letzten Spuren der Baumvegetation, welche in Buchen-Gestrippe bestand; weder Nadelh\u00f6lzer noch Vaccinien fand man hier, nur Arbutus Uva ursi. Bei 5500' zeigte sich Saxifraga\n*) An Introduction to Botany. With Six Coppor-Plates and numerous Wood-Engravings. Third Edition. London 1839.\n**) Geognostische Beobachtungen. Gesammelt auf einer Reise durch Italien und Sicilien in den Jahren 1830\u20141832. \u2014 Karsten u v. Dechen Archiv f\u00fcr Mineralogie etc. XIII. Berlin 1839.","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nAizoon inBl\u00fcthe und Gerastium tomentosum bildete schnee-vveifse Rasenb\u00fcschel, unterbrochen durch Verbascum longi-folium und Euphorbia myrsinites (?). Bei 5900' beginnt die; wahre Alpen-Vegetation: Dry as octopetala, Gentiana acau-lis, Campanula graminifolia, Silene acaulis, Aretia vita liana u. s. w. Eine sehr umst\u00e4ndliche und h\u00f6chst vortreffliche Schilderung der Vegetation des Aetna ist das Vorz\u00fcglichste, was wir in pflanzengeographischer Hinsicht in diesem Werke Hoffmann\u2019s finden; diese Beobachtungen sind jedoch der Hauptsache nach schon im Jahre 1832 durch Herrn Philippi, einem Reisegef\u00e4hrten Hoffmann\u2019s, publicirt, worauf wir verweisen m\u00fcssen.\nHerr Edmond Boissier*) unternahm im Fr\u00fchjahr 1837 eine Reise nach Spanien, besonders um Granada in botani scher Hinsicht zu untersuchen, deren Resultate er in einem Kupferwerke vorlegt, worin einige allgemeine Nachrichten \u00fcbe\u00bb den Fortgang seiner Reise, aber haupts\u00e4chlich die systematische Beschreibung der von ihm gesammelten Pflanzen mitge theilt werden, worunter sich die prachtvollsten Sachen befinden.\nIn dem Reisebericht des Prinzen Maximilian zu Wied**) finden sich \u00fcberaus viele Schilderungen der Vegetation der von ihm auf dieser Reise besuchten Gegenden, ja f\u00fcr manche Gegenden sind grofse Verzeichnisse aller derjenigen Pflanzen mitgetheilt, welche daselbst beobachtet worden sind, indessen eignen sich diese zerstreuten Angaben nicht wohl f\u00fcr diesen Bericht, daher sich Referent beschr\u00e4nkt, die Botaniker darauf aufmerksam zu machen. In dem prachtvollen Atlasse, welcher die Reisebeschreibung begleitet, finden sich einige Kupfertafeln, auf welchen der Charakter der Vegetation Nord-Amerikanischer Gegenden auf das Vortrefflichste dargestellt ist.\nIn den schon fr\u00fcher (pag.148.) angef\u00fchrten \u201eNaturschil-derungen\u201c hat Herr Schouw eine Reihe von Abhandlungen gegeben, worin h\u00f6chst interessante Gegenst\u00e4nde der Pflanzen-\n*) Voyage botanique dans le Midi de l\u2019Espagne pend, l\u2019ann\u00e9e 1837. Paris 1839, 1\u20143r Bd. 4to.\n**) Reise in das innere Nord-Amerika in den Jahren 1832\u20141834. Mit 48 Kupfern, 33 Vignetten, vielen Holzschnitten und einer Charte. Erster Band. Coblenz 1839. 4to.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"171\ng\u00e9ographie auf eine sehr ansprechende Weise er\u00f6rtert werden, die sich aber leider nicht zur Mittheilung an diesem Orte eignen ; auch sind diese Arbeiten mehr f\u00fcr das gr\u00f6fsere Publikum geschrieben, und Referent mufs defshalb auf das Lesen der Schrift selbst verweisen. Die einzelnen Vorlesungen handeln \u00fcber die Palmen, die Alpenpflanzen, \u00fcber Gebirgswanderungen im Norden und S\u00fcden, \u00fcber den Aetna, die Natur in Nordafrika, die Natur in S\u00fcdafrika, \u00fcber die Natur auf den S\u00fcdsee-Inseln und \u00fcber die charakteristischen Pflanzen verschiedener Volker. Aufserdem sind Abhandlungen \u00fcber einige der wichtigsten Handelsgew\u00e4chse in jenem Werke enthalten, als \u00fcber den Kaffeebau, \u00fcber das Zuckerrohr, \u00fcber die Weinrebe und \u00fcber die Baumwollenpflanze; \u00fcberall lebhafte Schilderung und Verbindung der wissenschaftlichen Resultate mit dem praktischen Leben.\nIm Asiatic Journal vom Februar 1838 *) findet sich ein sehr interessanter Aufsatz von Hrn. Griffith \u00fcber den Caout-schouc-Baum des Landes Assam; dieser Baum ist Ficus ela-stica, der in den dortigen W\u00e4ldern von einer solchen Gr\u00f6fse und Eigenthiimliehkeit auftritt, dafs man es kaum vermuthen wird, wenn man diese Pflanze aus unsern Gew\u00e4chsh\u00e4usern kennen gelernt hat. An H\u00f6he und Ausdehnung soll der Caout-schouc-Baum alle B\u00e4ume des ungeheuren tropischen Waldes \u00fcbertreffen, in welchem er vorkommt, und man k\u00f6nne ihn an seinem dichten und hohen Laubwerke schon von mehreren Englischen Meilen Entfernung erkennen ; einer dieser B\u00e4ume hatte einen Stamm von 74 Engl. Fufs Umfang und 120 Fufs mit den St\u00fctzen. Die H\u00f6he betrug 100 Fufs und der Baum \u00fcberschattete mit seinen Aesten einen Raum von 610 Fufs Umkreis. Der Wald von Toras ist 30 Meilen (Engl.) lang und 8 M. breit; er soll ungef\u00e4hr 42,240 Caoutschouc-B\u00e4ume enthalten. In den Gebirgen von Khasiya w\u00e4chst er bis zu 4500 Fufs H\u00f6he hinauf. Der Stamm wie die Aeste dieses Baumes fassen wieder Wurzel und diese haben Neigung unter sich und auch mit dem Baume zu verwachsen; diejenigen, welche in der N\u00e4he des Stammes hervorkommen, dehnen sich\n*) Uebersetzt in Wohler\u2019s und Liebig\u2019s Annalen der Pharmacie. XXXI. pag. 347. Sept. 1839.","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nder L\u00e4nge nach auf seiner Oberfl\u00e4che aus; die \u00fcbrigen steigen gerade in die Erde hinein und bilden den Aesten eine gewisse Art von St\u00fctzen. In der N\u00e4he des Bodens nehmen sie eine conische Gestalt an durch die Vertheilung der Wurzel. So entsteht eine Art von Netz um den Baum; die Stiiz-zen vereinigen sich durch Adh\u00e4sion, bis sich ein fester Cylinder bildet, der den Baum wie in ein Futteral einschliefst; dann kann der Stamm selbst absterben. Jeder Einschnitt in den Baum wie auf die St\u00fctzen, wenn er nur bis zum Holze geht, hat das Hervorkommen von Wurzeln sehr rasch zur Folge. Den meisten Saft geben die Einschnitte in die halb entbl\u00f6fsten Wurzeln; sie werden quer gef\u00fchrt und zwar bis auf das Holz; ein Loch unter der Wurzel mit einem Blatte von Phrynium capitatum L. ausgelegt, dient zum Auffangen des Saftes, der des Nachts schneller fliefsen soll. Die Menge des Saftes, welche ein einzelner Baum enth\u00e4lt, sch\u00e4tzt man auf 400 Pfund zu 16 Unzen. Herr Griffith glaubt, dafs jeder Einschnitt nur 40 Pfund giebt; nach 2\u20143 Tagen h\u00f6rt er auf zu laufen und nach 18\u201420 Tagen wird der Einschnitt wiederholt. Hiernach kann man leicht berechnen, welche ungeheure Massen von Caoutschouc blofs in dem Walde Taras von Assam befindlich sind.\nHerr Tommasini*) hat das Ergebnifs seiner botanischen Excursionen nach dem Berge Slavnik in der N\u00e4he von Triest beschrieben und auch einige allgemeine Schilderungen der Vegetation jenes Berges gegeben.\nHerr Dr. Claus **) hat eine Abhandlung: \u201eUeber die Flora und Fauna der Kaspischen Steppe\u201c, publicirt, welche uns eine sehr lebhafte Anschauung von der Physiognomie der Pflanzen- und Thierwelt jener Gegenden giebt. Im Sommer ist die Hitze in jenen Gegenden sehr grofs, fast best\u00e4ndig zwischen 20\u201430\u00b0 R. und nur die kalten Ostwinde verm\u00f6gen die Glnth zu mildern, welche bei Windstille unertr\u00e4glich ist. Die Winter sind streng, gew\u00f6hnlich eine K\u00e4lte von 20 \u2014 30\u00b0 R.\n*) Der Berg Slavnik im K\u00fcstenlande und seine botanischen Merkw\u00fcrdigkeiten, insonderheit Pedicularis Friderici Augusti, beschrieben von Tommasini. \u2014 Linnaea von 1839. pag. 49\u201478.\n**) S. GoebePs Reise in die Steppen des s\u00fcdlichen Rufslands. Zweiter Theil. pag. 216\u2014246.","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"173\nund grofser Wassermangel ist das Charakteristische der Steppen. Nur eine geringe Zahl von Pflanzenarten bekleidet stets sparsam, theils in dichterem Gedr\u00e4nge den falben Boden, und die meisten Steppenpflanzen \u00fcberziehen sich mit einer haarreichen grauen H\u00fclle, welche sie gegen den Wechsel der Temperatur sch\u00fctzen soll und die Feuchtigkeit der Luft einsaugt. Daher die graue, schmutzige Farbe der Steppenvegetation, und nur struppige Gr\u00e4ser, oft von Mannesh\u00f6he, scheinen hier den Mangel der W\u00e4lder ersetzen zu wollen. Die im Friihlinge pl\u00f6tzlich, gleichsam durch ein Wunder hervorgerufene Vegetation geht mit raschen Schritten vorw\u00e4rts und hat in einigen wenigen Wochen ihre verschiedenen Stadien durchlebt. Im Anf\u00e4nge des Aprils, mit dem ersten warmen Tage, erscheinen die ersten Ank\u00f6mmlinge des Fr\u00fchlings: Tulpen, Ornithogalen und Irideen, und schon in der Mitte des Mai gleicht in trok-kenen Jahren die Steppe einer \u00f6den Brandst\u00e4tte, in der die abgestorbenen Stengel saftreicher Pflanzen vom Winde im wirbelnden Laufe durch die W\u00fcste getrieben werden. Im August beginnt ein neuer Fr\u00fchling f\u00fcr die Salzpflanzen, welche bis tief in den Sp\u00e4therbst mit ihren Fr\u00fcchten zu Anf\u00e4nge des November die Vegetation beschliefsen. Herr Claus unterscheidet die Vegetation der Steppe nach der Boden Verschiedenheit in vier Regionen, n\u00e4mlich in die Lehm-, Salz-, Sand- und in die Gypsfl\u00f6tz-Region. Die Lehm-Region nimmt den gr\u00f6fsten Theil der Steppe ein, sie bildet die n\u00f6rdliche H\u00e4lfte derselben. Die Artemisien bedecken diesen Boden fast aus-schliefslich und nur einige andere Pflanzen, als: Achillea Ger-beri und Pyrethrinn millefoliatinn kommen dazwischen vor. Die Pflanzen stehen hier meistens in dichten B\u00fcscheln. Viele Zwiebelgew\u00e4chse, Cruciferen und Boragineen, aber wenige Umbelliferen, Labiaten und Gr\u00e4ser geh\u00f6ren dieser Region an.\nDie Salzregion befindet sich im Innern der Lehmsteppe hin und wieder zerstreut; es sind theils Salzseen von bedeutender Ausdehnung, theils Salzpf\u00fctzen, theils mit einem Salzanfluge bedeckte trockene Stellen, in deren Umgebung gr\u00f6fs-tentheils Salzpflanzen vegetiren. Das Halocnemum strobila-ceum scheint den Salzboden am meisten zu lieben; es macht die n\u00e4chste Umgebung der Salzseen und Salzpf\u00fctzen; in sp\u00e4terer Jahreszeit kommt wohl Salicornia herbacea vorherr-","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nsehend auf. Den Rand jener Salzgew\u00e4sser nehmen neben obengenannten Pflanzen zun\u00e4chst folgende Halophyten ein: Atri-plex verruciferum, Camforosma Ruthenicum, dann folgen Salsola brachiata, clavifolia, laricina, Halimocnemis bra-chiata, crassifolia und volvox, endlich Kochia prostrata und K. sedoides, welche bis weit in die Lehm-Region hineinreichen. Diese Salz-Region ist noch unfreundlicher als die Lehm-Region, denn Alles ist \u00f6de und leer und die Seen erscheinen im Sommer wie weite Schneefl\u00e4chen; keine Blume, kein \u00fcppiges Gr\u00fcn ist hier zu sehen.\nReicher ist dagegen die Region der Gypsfl\u00f6tze, welche den kleinsten Theil der Steppe einnehmen; sie charakterisirt sich durch gr\u00f6fsere Mannigfaltigkeit. Die Sand-Region endlich, welche einen bedeutenden Theil der Steppe einnimmt, erfreut sich eines mehr feuchten Bodens, indem die darunter liegende Thonschicht das Durchsickern des Wassers verhindert. Die Pflanzen erreichen hier eine gr\u00f6fsere H\u00f6he und h\u00e4ufig sieht man fast mannshohe Grasarten im kr\u00e4ftigen Wachsthum ganze H\u00fcgelstrecken bekleiden. Gramineen und Cyperaceen sind hier vorherrschend, und eine bedeutende Zahl von Allien und Leguminosen bilden die vorz\u00fcglichsten Bewohner dieser Steppen; ja in den Th\u00e4lern und Vertiefungen findet man Str\u00e4ucher und kleine B\u00e4umchen von Populus alba, P. tremula, Salix trian-dra und S.fusca u. s. w.\nHerr Claus hat ferner einen sehr vollst\u00e4ndigen Index von allen den Pflanzen gegeben, welche in den Kaspischen Steppen und den angrenzenden Regionen beobachtet worden sind; der Index enth\u00e4lt 1011 phan\u00e9rogame Pflanzen, von welchen 483 der Steppe und 528 den angrenzenden Gegenden (Grenz-Region genannt) angeh\u00f6ren. Das Verh\u00e4ltnifs der Di-cotyledonen zu den Monocotyledonen ist =5*1, und die gr\u00f6fste Aehnlichkeit hat diese Flor mit der Vegetation der dem Altai und dem Kaukasus zun\u00e4chst sich anschliefsenden Ebene. Folgende Tabelle giebt die Vergleichung der haupts\u00e4chlichsten Steppenflor mit derjenigen des Altai, der Flor des Kaukasus und der Flora Deutschlands:","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"Steppenflor mit ungef\u00e4hr 500 Arten.\tDie Flora des Altai mit 1700 Arten.\tDie Flora des Kaukasus mit ungef\u00e4hr 2000 Arten,\tDie Flora Deutschlands mit 2816 Arten.\nChenopodeen\t^ Cruciferen\t~ Boragineen\t\u00ffr Gramineen\tT~ Leguminosen Synantheren\t\\ Ranunculaceen Umbelliferen\t\u00abgL- Caryophyllaceen Labiaten Rosaceen Unter den Steppenp\ti 2 7 1 1 2 1 4 7 I TT l T 2 i 8 1 2 3 1 2 6 1 2 0 1 2 7 1 2 1 flanzen finde\tl 4 0 1 1 G 1 4 5 I 1\t4 1 TT l 8 1 4 8 1 2\t0 1 20 1 1 8 1 2 7 ;n sich 183\tl 6 7 1 1 8 1 5 4 1 1\t5 1 1 8 1 8 1 3 0 1 TT l 2\t6 1 2 3 1 1 5 Arten, welche\nauch in Deutschland Vorkommen; die Rosaceen und Labiaten sind dort und in Deutschland gr\u00f6fstentheils gemeinschaftlich u. s. w. Ferner sind folgende Familien in der Steppe und in Deutschland mit gemeinschaftlichen Arten versehen: die Ra-nunculaceen mit 6, die Umbelliferen mit 7, die Boragineen mit 9, die Synantheren mit 25, die Cruciferen mit 19, die Leguminosen mit 8, die Chenopodeen mit 12 und die Coronarien mit 3 gemeinschaftlichen Arten.\nDie Flora des Kaukasus hat mit derjenigen der Steppen die gr\u00f6fste Anzahl von Pflanzen gemeinschaftlich, n\u00e4mlich 312 Arten.\nHerr v.Baer*) hat eine Abhandlung \u00fcber das Klima von Sitcha nach Beobachtungen des Herrn v. Wrangel geliefert und dabei die Frage untersucht, welche Gegenst\u00e4nde des Landbaues in diesen Gegenden gedeihen k\u00f6nnen, indem dieses f\u00fcr das Gedeihen der Kolonie vom h\u00f6chsten Interesse ist. Die mittlere Temperatur von Neu-Archangelsk (57\u00b0 3' n. Br.),\n*) Ueber das Klima von Sitcha und den Russischen Besitzungen an der Nordwestk\u00fcste von Amerika \u00fcberhaupt, nebst einer Untersuchung der Frage, welche Gegenst\u00e4nde des Landbaues in diesen Gegenden gedeihen k\u00f6nnen. \u2014 Bulletin scientif. publi\u00e9 par PAcad. Imp. des scienc. de St. Petersbourg. T. V. No. 9. 10.","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nwelche wir hier viel genauer als bisher erhalten, haben noch ein besonderes Interesse, indem sie, verglichen mit denen von Nain (in 57\u00b0 n. Br.) auf der Ostk\u00fcste von Nord-Amerika, sogleich die Erkl\u00e4rung zu der grofsen Verschiedenheit geben, welche die Vegetation von diesen beiden in gleicher Breite liegenden Punkten des neuen Kontinents geben.\n\tNeu-Arch. in 57\u00b0 3'\t\tNain in\tcirca 57\u00b0\nMittlere Temperatu\tr n.\tBr. und 135\u00b0 18' W. L. u. Gr.\tn. Br. und 61\u00b0 20' W. L. u. Gr.\t\ndes Januar\t\t+ 1,28\t\u2014\t20,6\nF ebruar\t\t0,89\t\u2014\t20,9\nM\u00e4rz\t\t3,34\t\u2014\t15,1\nApril\t\t4,80\t\u2014\t3,3\nMai\t\t8,99\t+\ti,i\nJuni\t\t12,12\t+\t4,7\nJuli\t\t13,95\t4-\t8,7\nAugust\t\t14,33\t4-\t9,3\nSeptember\t\t12,31\t+\t7,5\nOctober\t\t8,13\t4-\t2,3\nNovember\t\t6,05\t\u2014\t3,1\nDecember\t\t2,40\t\u2014\t14,0\ndes Winters. (Dec. \u2014\tFebr.)\t1,52\t\u2014\t18,48\nFr\u00fchlings (M\u00e4rz -\t- Mai)\t5,71\t\u2014\t5,77\nSommers (Juni \u2014\tAug.)\t13,50\t4-\t7,57\nHerbstes (Sept \u2014\tNov.)\t8,83\t4-\t2,22\ndes ganzen Jahres\t\t7,39 C.\t\u2014\t3,62 C.\nZu Neu - Archangelsk auf der Insel Sitcha herrscht ein K\u00fcstenklima, und das grofse Meer im Westen mit den mehr vorherrschenden Westwinden in jener Gegend veranlafst die hohe Wintertemperatur daselbst; es ist ein sehr feuchtes aber nicht ungesundes Klima auf Sitcha, im Jahre 1828 konnte man nur 66 Tage heiter nennen, ja in manchen Jahren sollen nur 40 heitere Tage Vorkommen.\nAufser in der s\u00fcdlichen Ansiedlung Ross baut man in Sitcha gar kein Korn, obgleich sich im Sommer daselbst Ko-libri\u2019s sehen lassen; aber die Sommertemperatur von Sitcha (13\u00b0,5 C.) ist genau die Sommertemperatur derjenigen Gegenden in Europa, wo der Roggen entweder gar nicht oder nur in ganz besonderen Lokalit\u00e4ten zur Reife kommt. Von der","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"177\nKultur der Gerste liefse sich dagegen, wie Herr v. Baer zeigt, fiir Sitclia etwas erwarten, denn in Europa baut man dieselbe auf dem Kontinente bei 8\u00b0 C. Sommertemperatur und auf Inseln bei 10\u00b0. Auf dem K\u00fcstensaume bei Neu-Archangelsk baut man jetzt einige Gem\u00fcsearten, unter welchen Kartoffeln und Blumenkohl sehr gut gedeihen; aufserdem zieht man Erbsen, M\u00f6hren, Kohl und Rettig, und Herr v. Baer macht noch den Vorschlag, dafs man hier die Quinoa pflanzen sollte. Referent sah die Kultur der Quinoa in den Hochebenen von S\u00fcd-Peru so h\u00e4ufig in viel rauheren Gegenden als der Sommer in Sitcha darbietet, dafs er den Vorschlag des Herrn v. Baer als einen f\u00fcr jene Kolonie sehr wichtigen erkl\u00e4ren mufs. Die mittlere Sommertemperatur, welche die Quinoa bedarf, geht sicherlich bis unter 10\u00b0 C., aber Referent fand den Anbau dieser Pflanze nur in Gegenden, wo die Luft sehr trocken ist und wo Sonnenschein ganz gew\u00f6hnlich war. Die Saamen der Quinoa w\u00fcrden den Bewohnern von Sitcha, welche sicherlich noch nicht sehr verw\u00f6hnt sind, ein wohlschmeckendes und sehr nahrhaftes Getreide darbieten, welches sich wegen des grofsen Oelgehaltes noch vielfacher zubereiten l\u00e4fst, als Roggen und Gerste; ja auch die Bl\u00e4tter der Quinoa-Pflanzen w\u00fcrden f\u00fcr jene Gegenden einen guten Spinat darbieten, der aber bei uns niemals Beifall finden wird, weil wir schon mit sehr vielen und besseren Sachen der Art versehen sind.\nAn eben demselben Orte hat Herr v. Struve*) einige Mittheilungen \u00fcber das Klima und die Vegetation von Okak auf Labrador nach den Beobachtungen des Mission\u00e4rs Herrn C. B. Henn gemacht; die Stadt liegt nur 1 Grad n\u00f6rdlicher als Nain und Neu-Archangelsk. W\u00e4hrend zu Neu-Archangelsk der Schnee in geringer Quantit\u00e4t f\u00e4llt, ja zuweilen ganz fehlt, ist die Schneemasse zu Okak ganz ungeheuer. Die interessanten Schilderungen der Witterung zu Okak beginnen mit dem August 1837, welcher ohne Schneien verging. Der September fing mit starken Nachtfr\u00f6sten an und am lOten war neuer Schnee und Eis. Am 18ten nahm man die Kartoffeln aus und von 580 St\u00fcck hatte man 3500 ge\u00e4rndtet, doch wach-\n*) Witterungsbeobachtungen, angestellt auf der K\u00fcste Labrador von dem Mission\u00e4r C. B. Henn.\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nsen sie nicht alle Jahre vollkommen aus. Am 29sten wurde das Gartengem\u00fcse einge\u00e4rndtet ; der Kohl hatte nur Bl\u00e4tter und keine K\u00f6pfe, aber die weifse R\u00fcbe und anderes Wurzelgew\u00e4chs waren so ziemlich gerathen. Der October verlief ohne viel Schnee und der Schnee blieb noch nicht liegen. Im November viel Schnee und 5\u201410 Grad K\u00e4lte; der December begann mit 15 Grad K\u00e4lte und 15 \u2014 27 Grad K\u00e4lte herrschte mit wenig Unterbrechung bis zum Ende. Im Januar 1838 22\u201428 Grad K\u00e4lte und wenig Schnee, dagegen im Februar viel Schnee bei 10\u201412 Grad K\u00e4lte. M\u00e4rz 10\u201417 Grad und in der letzten H\u00e4lfte 17\u201423 Grad K\u00e4lte, mit vielen Sclmee-und St\u00f6bertagen. Im April m\u00e4fsige K\u00e4lte, 4\u201417 Grad; von den G\u00e4rten war des vielen Schnees wegen keine Spur zu Sehen. Am 23. April wurden die sogenannten Fr\u00fchbeete ausgegraben und man hatte in 3 Fufs Entfernung eine 10 bis 12 Fufs hohe Schneeumgebung. Am 1. Mai lag der Schnee 12 bis 18 Fufs tief, wo man Kartoffeln stecken wollte; am 3. Mai wurden einige Fenster Fr\u00fchbeete mit S\u00e4mereien belegt, und am 23. Mai, nachdem der gr\u00f6fste Theil des Schnees fortgefahren war, das G\u00e4rtchen so weit aufgethauet, dafs es mit Kartoffeln, gelben R\u00fcben, Salat u. s. w. bestellt werden konnte. Am 30sten wurde einiges mit R\u00fcben, Zwiebeln, Petersilie und rothen R\u00fcben bepflanzt, die in der Stube gezogen waren; es schneete noch sehr stark, aber der Schnee blieb nicht lange liegen. In der ersten H\u00e4lfte des Juni wurden die Gem\u00fcse gepflanzt, es fror aber alle N\u00e4chte und mitunter dickes Eis; am 18ten lag der Schnee noch auf dem Hofe 4 Fufs hoch, an andern Stellen aber noch 10\u201412 Fufs, aber am 25sten waren 16f Gr. R. W\u00e4rme. Im Juli warmes Wetter, am 2ten sogar 22\u00b0 R., aber es \u00e4nderte sich bald, denn am 4ten war neues Eis gefroren; am 22sten stand die Temperatur auf f\u00b0 \u00fcber 0 und es hatte stark gereift; die Kartoffeln, welche gerade bl\u00fchten, wurden mit Stroh bedeckt. Am 26sten war der Schnee rund herum verschwunden und einige Tage herrschte dr\u00fcckend warmes und trockenes Wetter. Im August fing das nasse und kalte Wetter wieder an und am 28. schneete es schon wieder.\nHerr F. E. Leib old*), der sich drei Jahre lang am Cap\n*) Einiges \u00fcber das Vorgebirge der guten Hoffnung. \u2014 In der allg. Gartenzeitung von Otto und Dietrich. 1839. No.44\u201446.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"179\nder guten Hoffnung aufgehalten hat und daselbst theils als G\u00e4rtner, theils als Reisender besch\u00e4ftigt war, giebt einige Beobachtungen \u00fcber das Klima, den Boden und die Vegetations-Verh\u00e4ltnisse jener Gegenden. Die Vegetation auf den obersten Punkten der Gebirge des Caps ist \u00f6de; aufser einigen jScirpus, Isolepis, Boletus und Flechten komme daselbst selten etwas anderes vor. Auf dem Plateau des Tafelberges, etwa 30 Morgen grofs, findet man die Gattungen Elichrysum, Gnaphalium, Xeranthemum, Arctotis, J uncus, Isolepis, Scirpus u. s. w. Herr Leib old giebt hierauf ein sehr ausf\u00fchrliches Verzeichnis der Pflanzengattungen, welche auf den verschiedenen Punkten des Felsengebirges Vorkommen, das fast eben so hoch als der Tafelberg ist. Die Protea-Arten, besonders Pr. argentea, bilden grofse W\u00e4lder in der N\u00e4he der Capstadt, wo B\u00e4ume von 50 Fufs H\u00f6he und am Fufs des Stammes 12 Zoll im Durchmesser Vorkommen; es ist dieser Baum das Hauptbrennmaterial am Cap.\nIn den G\u00e4rten zun\u00e4chst der Capstadt wachsen Limonen, Citronen, Apfelsinen von der Gr\u00f6fse nicht unbedeutender Lindenb\u00e4ume; die Feigen tragen zweimal; ferner Psidium pyri-ferum, Mespilus japonica, Castanea vesca, Juglans regia, Punica Granatum, Morus nigra, Pfirsich, Aprikosen und Pflaumen, die hier ganz besonders gut gedeihen. Ferner Birnen und Aepfel. Coffea arabica bringt Fr\u00fcchte und Musa ornata und pnradisiaca gedeihen vortrefflich. Quitten sind allgemein zu Hecken angepflanzt. Sorghum Caffrorum, Ar-duini Jacq. und deren Variet\u00e4ten sind ein Haupt-Nahrungsmittel der Caffern und anderer Schwarzen. Die Getreidearten werden fast alle im Herbste ges\u00e4et und kommen im Fr\u00fchjahr zur Reife.\nEinige kurze Mittheilungen \u00fcber die Vegetation am Cap der guten Hoffnung und von van Diemen\u2019s Land sind noch von einer ungenannten Dame im Anh\u00e4nge zum Botanical Register (1839. pag. 52.) enthalten.\nVon Herrn Eduard Otto*) haben wir eine Reihe von Mittheilungen \u00fcber dessen Reisen auf der Insel Cuba erhalten,\n*) S. allg Gartenzeitung etc. von Fr. Otto und Alb. Dietrich 1839. No. 21-28 und 46.\n12*","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nwelche f\u00fcr den Pflanzengeographen von vielem Interesse sind. Gleich beim Eintritt in die Stadt Havanna wurde der Reisende durch die prachtvolle Vegetation erfreut, welche das Grabmal des Columbus umgiebt, alle die Gew\u00e4chse werden speciell aufgef\u00fchrt, welche sich daselbst vorfanden. Eine Schilderung des botanischen Gartens von Havanna giebt uns eine wahre Ansicht von dem Zustande dieser Anstalt. Die Beschreibung der Vegetation des Paseo de Tacon und der n\u00e4chsten Umgebung ist besonders interessant, denn hier hat man sich, wie es scheint mit grofsem Geschmacke, sowohl der tropischen als der aufsertropischen Vegetation zur Verzierung der Garten-Anlagen bedient. Zuerst wurde die Kaffee-Plantage el Fun-dador in der N\u00e4he von Matanzas besucht. Die Ufer des Flusses Camina waren reich mit Vegetation bedeckt; auf den nackten Felsen zur Seite stehen Agaven und Yuccen und die B\u00e4ume waren mit Orchideen, Tillandsien, Guzmannia tricolor u.s.w. bedeckt; eine Allee von Bambusa arundinacea f\u00fchrte zum Wohngeb\u00e4ude. Opuntia h\u00f6r rida und Cer eus grandiflorus waren die Cacteen dieser Gegend, aber alle St\u00e4mme waren mit Bromeliaceen, Bothos und andern Aroideen \u00fcberf\u00fcllt. Die s\u00fcdliche Gegend von Cuba wurde w\u00e4hrend des Winters besucht und die grofse Armuth der Vegetation w\u00e4hrend dieser Zeit erregte das gr\u00f6fste Erstaunen. In der N\u00e4he von Trinidad de Cuba fand Hr. Otto die Comocladia iliefolia Swartz ; aus den Wunden in Folge des Abschneidens der Bl\u00fcthen derselben flofs ein br\u00e4unlich gr\u00fcner Saft, welcher die Hand befleckte und einige Stunden sp\u00e4ter eine vergiftende Wirkung auf misera Reisenden aus\u00fcbte. Sp\u00e4ter hielt sich Herr Otto l\u00e4ngere Zeit in der Kaffee-Plantage Angerona (Distrikt Calajabas) im Innern der Insel auf; bei den Schilderungen jener Gegend giebt er zugleich eine sehr ausf\u00fchrliche Nachweisung \u00fcber die Bestellung und Bewirtschaftung dieser Plantagen, wo an 80,000 St\u00e4mme gezogen und 3\u20144000 Ctr. Bohnen ge\u00e4rndtet werden.\nDurch die Kaffee-Pflanzungen von St. Juan f\u00fchrte eine Allee von Cocos-Palmen nach dem nahe gelegenen Walde, in welchem Ficus, Rhizophora Mangle, Anona, Sida, Mimosen und Bombax sich befanden; alle B\u00e4ume waren verwebt mit Bassifloren und Convolvulus. In einem Sumpfe fand sich ein kostbarer Busch von Cannen, reich mit Bl\u00fcthen bedeckt;","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"181\nan den Stammen der W\u00e4lder fand sich fast immer Epiden-driiin cochleatum. Die einzelnen Quartiere in der Kaffee-Plantage waren mit Ananas, Tradescantia discolor und Arum esculentum eingefafst und zwischen den Kaffee-Str\u00e4uchern standen Musa sapientum, paradisiaca und Oveodoxa regia. Die Eingangswege zu den Wohnh\u00e4usern der Pflanzungen jener Gegenden bestehen fast durchg\u00e4ngig aus Cocos nucifera und Oreodoxa regia.\nVon einem Herrn Descourtilz findet man im Anh\u00e4nge zum Botanical Register*) eine briefliche Mittheilung \u00fcber das Auftreten der Orchideen in den W\u00e4ldern von Brasilien, welche von vielem Interesse f\u00fcr die Pflanzengeographie wie f\u00fcr die G\u00e4rtnerei sind, daher dieselbe auch in der Allgemeinen Gartenzeitung der Herren Otto und Dietrich*) in der Ueber-setzung vollst\u00e4ndig wiedergegeben ist, worauf wir defshalb verweisen k\u00f6nnen. Besondere Aufmerksamkeit verdient die folgende Stelle: \u201eMitten unter luftigen Guirlanden von Aristo-lochien, Bignonien, Winden und Passionsblumen leben die Orchideen, von welchen jede einzelne Art ihre besondere Pflanze zu suchen scheint. So z. B. meidet das Epi-dendrum der Chinab\u00e4ume in den Zweigen der Lecythis und Couratari zu leben, ungeachtet der Saame dieser Schmarotzer durch den Wind \u00fcberall hingeweht wird. Andere Familien wieder sind immer frei von Orchideen, wie z. B. Malvaceae, die Isora- und Carolina-Arten, so wie die der Palmen.\u201c Es scheint dem Referenten, dafs noch keiner der Reisenden hierauf aufmerksam gemacht hat, und nach demjenigen zu urthei-len, was er selbst in dieser Hinsicht zu sehen Gelegenheit hatte, richtet sich das Vorkommen der Schmarotzer-Gew\u00e4chse auf den Rinden anderer Gew\u00e4chse ganz nach der Leichtigkeit, mit welcher sich die Rinde aufl\u00f6st und in Dammerde verwandelt. B\u00e4ume mit harter und glatter Rinde, wie die Palme, haben auch nur sehr selten Schmarotzer-Gew\u00e4chse.\nAuch Herr Gardner hat im Anh\u00e4nge zum Botanical Register***) eine kleine briefliche Mittheilung \u00fcber das Klima\n*) 1839. No. 3. pag. 21\u201423.\n**) 1839. pag. 118.\n***) 1839. pag. 42.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nbekannt gemacht, welches den Brasilianischen Orchideen zu-kommt. An eben demselben Orte findet sich auch eine kurze Mittheilung mit der Aufschrift: Habits of Brazilian Parasites, welche aus Walsh\u2019s Notices of Brazil., Vol. II., pag. 306. entnommen ist.\nHerr Wimmer*) hat einen interessanten Vortrag gehalten \u00fcber die Ver\u00e4nderungen, welche Pflanzen der Ebene in den Gebirgen erleiden, worauf wir die systematischen Botaniker besonders aufmerksam machen m\u00f6chten.\nHerr v. Uechtritz**) hat der Bibliothek der schlesischen Gesellschaft f\u00fcr vaterl\u00e4ndische Kultur ein Manuscript: \u201eAnmerkungen und Berichtigungen, die Europ\u00e4ische Vegetation betreffend, zu Schouw\u2019s Europa etc.\u201c \u00fcbergeben, worin haupts\u00e4chlich die kleinere und gr\u00f6fsere ungarische Ebene und die Waldvegetation von Spanien und Portugal geschildert ist.\nVon Herrn Wenderoth***) sind Beitr\u00e4ge zu einer Charakteristik der Vegetation von Kurhessen publicirt, welche viele einzelne Beobachtungen, betreffend die Vegetation jenes Landes, enthalten, sich doch weniger zu allgemeinen Resultaten und zur Mittheilung an diesem Orte eignen. Der Verfasser selbst betrachtet diese Arbeit als den allgemeinen Th eil einer speciellen Flora jenes Landes, welche Bestimmungen \u00fcber das Gebiet, das sie einnimmt, den Boden, worauf sie hervorsprofst, die klimatischen Verh\u00e4ltnisse, unter denen sie steht, kurz das darauf bez\u00fcgliche allgemeine Geo-Topologische nebst Zusammenstellung der Gew\u00e4chse der Flora nach verschiedenen charakteristischen Momenten, Relationen u. s. w. enth\u00e4lt.\nIn dem vorletzten Jahresbericht f) wurde eine Abhandlung des Herrn Miquel \u00fcber den Ursprung des Sargasso in dem danach benannten Sargasso-Meere angef\u00fchrt, welche ver-\n*) Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft f\u00fcr vaterl\u00e4ndische Kultur im Jahre 1838. Breslau 1839. pag. 127.\n**) Ebendaselbst pag. 131.\n***) Versuch einer Charakteristik der Vegetation von Kurhessen. Als Einleitung in die Flora dieses Landes. Nebst zwei Probebogen: einen der Flora Hassica und einen der Flora Marburgensis. Mit drei Abbildungen. Kassel 1839.\n-J-) Berlin 1838. pag, 184.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"483\nschiedene Angaben enthielt, die Referent bestreiten zu m\u00fcssen glaubte, indem sie gerade gegen die von ihm selbst aufgestellten Ansichten und gegen die von ihm gemachten Beobachtungen gerichtet waren. Herr Miquel ist indessen sehr unzufrieden, dafs sich Referent durch das Raisonnement (welches Herr Miquel in jener Abhandlung gegeben hat) nicht f\u00fcr besiegt erkl\u00e4rt und hat defshalb eine Erwiderung publiciren Lassen*). Diese Erwiderung handelt eigentlich \u00fcber zwei Punkte, n\u00e4mlich \u00fcber den Ursprung des Sargasso\u2019s in dem Sargasso-Meere und zweitens \u00fcber die Benennung dieser Pflanze. Was den Ursprung des Sargasso\u2019s in jenem Meere anbetrifft, glaubt Herr Miquel ganz hinreichend erwiesen zu haben, dafs derselbe fr\u00fcher festgesessen und dann einmal losgerissen ist, und dafs also die Meinung des Referenten**), dafs jener umherschwimmende Tang niemals festgesessen habe, widerlegt sei. Referent hat jedoch die Thatsachen, worauf diese seine Meinung gest\u00fctzt ist, schon oft genug beschrieben, so dafs er nicht erwartet hat, dafs irgend Jemand gegen dieselbe auftreten werde, der niemals Gelegenheit gehabt hat, diesen Gegenstand an Ort und Stelle zu untersuchen, sondern nur nach einzelnen abgerissenen Aesten urtheilt, welche ihm Freunde aus jenen Gegenden mitgebracht haben. Ich habe dagegen eine ganze Menge junger, aber vollst\u00e4ndiger Exemplare (bis zu 9 und 15 Zoll im Durchmesser) mitgebracht und dieselben sehr hochgestellten Gelehrten vorgezeigt, und wer dieselben bei mir gesehen hat, der mufste auch meine Beobachtung, dafs diese Exemplare niemals festgesessen haben, best\u00e4tigen u.s.w. Wenn es aber Hrn. Miquel rechtsehr daran gelegen ist, die Schl\u00fcsse als unrichtig nachzuweisen, welche ich aus meiner Beobachtung zog, so will ich ihm selbst den Weg zeigen, den er defshalb einzuschlagen hat, denn mir selbst liegt nur an der Er-\n\u00a5) Nadere Toelichting omirent den Aard en Oorsprong van het Zee Kroos. \u2014 Van der Hoeven und de Vriese Tijdschrift voor Natuurl. Geschieden, en Phys. V. pag. 321\u2014331., und Miquel, Remarques servant \u00e0 illustrer l\u2019histoire et la nature du Sargasse de l\u2019Oc\u00e9an. \u2014 Im Bullet, d. scienc. phys. et natur. en N\u00e9erlande. 1839. pag. 198 \u2014200.\n\u00a5*) Ich habe leider schon zu oft \u00fcber diesen Gegenstand geschrieben, als dafs ich denselben nochmals ausf\u00fchrlich behandeln sollte. Ref.","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nforsehung der Wahrheit. Man mufs n\u00e4mlich einzelne mehr oder weniger grofse Aestchen des bekannten Sargassum na-tans, oder auch anderer \u00e4hnlich gestalteten Tangen abl\u00f6sen und nun genau beobachten, ob das abgerissene Ende der Pflanze weiter fortw\u00e4chst und ganz \u00e4hnliche und gleich grofse Aeste entwickelt wie jener, durch welchen die Pflanze vermehrt wurde, denn in den von mir mitgebrachten Exemplaren des Sargassum natans verlaufen die Aeste, von einem Mittelpunkt ausgehend, radial nach der Peripherie. So lange nun aber diese Beobachtungen nicht gemacht sind, so lange mufs ich bei meiner \u00e4ltern Ansicht bleiben. Es versteht sich \u00fcbrigens ganz von selbst, dafs in -der N\u00e4he der westindischen Inseln, besonders in der N\u00e4he der Bahama-Strafse, eine grofse Menge von un-serm Sargasso umherschwimmt, der fr\u00fcher wirklich festgesessen hatte und dann auch noch die sogenannte Wurzel zeigen wird, doch diese wirklich losgerissenen Pflanzen, welche fast immer mit Fr\u00fcchten zu finden sind, darf man ja nicht mit jenen in der wirklichen Sargasso-See verwechseln, welche bis jetzt weder mit Wurzeln noch mit Fr\u00fcchten gefunden sind.\nDer zweite Punkt, welcher in den Erwiderungen des Hrn. Miquel auseinandergesetzt wird, betrifft die Benennung der obigen Pflanze; Herr Miquel hat ihr den Namen Sargassum Colwnbi gegeben, aber nach den Gebr\u00e4uchen, welche die Naturforscher \u00fcber die Benennung der Naturalien unter sich festgesetzt haben, mufs die Pflanze Sargassum natans heifsen, wenn man auch sp\u00e4ter fand (was ich selbst, wie ich glaube, nachgewiesen habe, Ref.), dafs das Sargassum natans auch festsitzend vorkommt und mit Sargassum bacciferum identisch ist. Wie unendlich viele Pflanzen haben von ihren Entdeckern unrichtige Beinamen erhalten, weil man diese oder jene Eigenschaft nur diesen Arten allein zukommend glaubte, sp\u00e4ter aber das Gegentheil davon fand; der Beinamen konnte aber defshalb nicht mehr ge\u00e4ndert werden, und wo es geschah, da wurde das Heer der Synonyme noch mehr vergr\u00f6fsert.\nGedruckt bei den Gebr. Unger.","page":184}],"identifier":"lit29419","issued":"1840","language":"de","pages":"184","startpages":"184","title":"Jahresbericht \u00fcber die Resultate der Arbeiten im Felde der physiologischen Botanik von dem Jahre 1839","type":"Book"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:47:37.600567+00:00"}

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