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{"created":"2022-01-31T13:36:19.735059+00:00","id":"lit29420","links":{},"metadata":{"contributors":[{"name":"Link, Heinrich Friedrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Berlin: Nicolai'sche Buchhandlung","fulltext":[{"file":"a0005.txt","language":"de","ocr_de":"Jahresbericht\n\u00fcber die Arbeiten\nf\u00fcr\nphysiologische Botanik\nim Jahre 1840,\n\u00bbr. \u00bb. JF. Ednk,\nDirector \u00ables K\u00f6nigl, botanischen Gartens hei Berlin.\nBEBUN, 1842.\nIn der Nicolai\u2019schen Buchhandlung.","page":0},{"file":"a0006.txt","language":"de","ocr_de":"(Besonders abgedruckt aus dem Archiv f\u00fcr Naturgeschichte, Jahrgang 1841, II. Band.)\nGKO 8 3 13ERZO (xLICR , HESSISCHE K Q E-BIBLIOTHEK","page":0},{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Jahresberichte \u00fcber das, was in einer Wissenschaft geleistet worden, wie sie zuerst Berzelius f\u00fcr Chemie und Physik eingef\u00fchrt hat, geh\u00f6ren zu den zweckm\u00e4ssigsten wissenschaftlichen Einrichtungen, nur m\u00fcssen sie drei Bedingungen erf\u00fcllen. Sie m\u00fcssen erstlich nicht zu sp\u00e4t erscheinen, nicht wenn die Nachrichten den Kennern schon l\u00e4ngst bekannt, also \u00fcberfl\u00fcssig sind, und wenn es mit diesem Jahresberichte der Fall sein sollte, so m\u00f6ge man bedenken, dass der unerwartete\nTod des vorigen Berichterstatters, des Professors Meyen, eine Stockung veranlassen musste. Es ist immer besser, einzelne Aachen nachzuholen, als alle zu sp\u00e4t zu liefern. Die zweite Bedingung ist, die Vortr\u00e4ge der Verfasser so viel als m\u00f6glich treu zu liefern, ohne sie mit einem eigenen Urtheile zu unterbrechen. Ja, es scheint mir besser, eine Arbeit ganz zu \u00fcbergehen, da doch die gr\u00f6sste Vollst\u00e4ndigkeit nicht zu erreichen sein m\u00f6chte, als sie von vorn herein f\u00fcr unbedeutend zu erkl\u00e4ren. Zuweilen ist es n\u00f6thig, den Verfasser w\u00f6rtlich einzuf\u00fchren, um die Ruhe oder die Befangenheit zu zeigen, womit er seine Beobachtungen angestellt hat. Doch das geht nicht immer an, und dann ist es nicht selten sehr schwer, den Vortrag eines Andern treu darzustellen, weil viele Verfasser nicht das Geschick haben, sich bestimmt und also deutlich auszudr\u00fccken, ein Mangel, der sich besonders darin ifussert, dass sie zu viel Worte machen, gar oft, um nicht sagen zu d\u00fcrfen, dass sie etwas noch nicht wissen, oder dass sie sich geirrt haben, oder nicht zu einer deutlichen Ansicht der Sache gekommen sind. Je unerfahrener man in \u201c einer Wissenschaft ist,\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2 (334)\ndesto mehr meint man alles zu wissen und alles zu verstehen, und desto weniger will man gestehen, dass man sich geirrt hat. Endlich ist es ganz unzweckm\u00e4ssig, Streitigkeiten zu einem Hauptgegenstande des Jahresberichts zu machen, oder sie mit einer \u00e4rgerlichen, feindseligen Laune zu f\u00fchren, wenigstens zu zupfen und zu zerren, wenn man gegen die Hauptsache nichts sagen kann. Die Anatomie und Physiologie der Pflanzen ist gar sehr solchen Streitigkeiten ausgesetzt gewesen, und ihre Fortschritte sind dadurch mehr aufgehalten als bef\u00f6rdert worden. Mein Vorg\u00e4nger in dieser Arbeit war von dem Vorwurfe der Streitsucht keinesweges freizusprechen; ich werde mich bestreben, ihm darin nicht nachzuahmen.\nInnerer Bau der Gew\u00e4chse.\nLeber den innern Bau der Gew\u00e4chse im Allgemeinen findet sich eine Abhandlung in den Annales des sciences naturelles, 2de s\u00e9r. T. XIV. p. 16 \u201417 unter der Aufschrift: Etudes phytologiques par le comte de Tristan* Prem. Mein, de la nature des tissus v\u00e9g\u00e9taux. Der Verf. geht von der Frage aus, ob das Gewebe der Vegetabi-lien gleichartig sei, oder nicht. In dieser R\u00fccksicht betrachtet er den Querschnitt des Stammes von irgend einer Pflanze, z. B. vom Mohn (Papaver somniferum), ferner des Blattstiels von Cucurbita maxima, und findet darin ein doppeltes Gewebe.\nDas erste nimmt den gr\u00f6ssten Theil des Stammes oder Blattstiels ein und besteht deutlich aus Zellen, das zweite umgiebt die Gefassb\u00fcndel. Doch sind diese nicht immer vorhanden, sondern es kommt auch ohne dieselben vor. Er verfolgt nun die feinen Faden des letzten bis in das ovarium, und sieht, dass es sich dort nur in hellen Spuren zeigt, woran man keine Organisation wahrnimmt. Spiralgef\u00e4sse entstehen erst sp\u00e4ter in der Axe dieser F\u00e4den. Die helle unorganisirte Substanz nennt er cambium und sagt von ihr, sie m\u00f6ge aus dem ersten Gewebe ausgeschwitzt sein, aber sie sei nicht damit einerlei.\nIn dieser R\u00fccksicht unterscheidet er das zweite Gewebe von ^ dem ersten, und da die Zellen dieses ersten Gewebes dem Schaum gleichen, nur best\u00e4ndiger sind, so nennt er das erste Gewebe aphrostase; das zweite, weil es die Gef\u00e4sse begleitet und gleichsam f\u00fchrt, hegemon. In den B\u00e4umen sondert eine","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"(335) 3\nTrennung, eine Spalte, die er cunice nennt, die Rinde von dem innern Theil oder dem endophyte, wie er sagt. Der innere Theil sei jedoch nicht ein einziger, sondern bestehe ferner aus dem Marke und dem, was man Holz nenne, was aber diesen Namen nicht verdiene, da es sich oft sehr weich in den Kr\u00e4utern finde. Der Verf. nennt es daher endostere, weil es doch immer fester ist, als der umgebende Theil. Er betrachtet nun die sogenannten prolongemens m\u00e9dullaires ihrem Urspr\u00fcnge nach, und sagt von ihnen, dass sie aus dem tissu aphrostasien entstehen, auch immer schmaler werden, so wie die angewachsenen Gef\u00e4ssb\u00fcndel sich verdicken, zuletzt nur eine Spur \u00fcbrig lassen. Er nennt sie daher isthmes aphrostasiens oder isthmes ganz kurz. Die Betrachtung eines Querschnittes von dem Stamme eines Brombeerstrauches (Rubus fruticosus) bringt ihn zur Annahme eines dritten Gewebes, welches er proxyle nennt und dadurch kenntlich macht, dass es aus prismatischen oder cylindrischen F\u00e4den (filets) von einer unbestimmten L\u00e4nge besteht. Er untersucht es von seinem ersten Urspr\u00fcnge an und findet, dass es auch zuerst aus einem cambium entstehe, so dass also jedes von den drei Geweben sein eigenthiimliches cambium habe. Sehr oft sind diese Gewebe mit einander gemengt und in dieser R\u00fccksicht nennt er ein solches Gemenge, welches aus einem Erguss von einem cambium proxylaire in ein andres schon gebildetes Gewebe entsteht, adelome. Dieses ist der Hauptinhalt der Abhandlung.\nEs macht Vergn\u00fcgen zu sehen, wie ein Beobachter, ohne sich an das zu kehren, was andere vor ihm gethan, dennoch das Zweckm\u00e4ssige trifft. Allerdings verdienen die drei Arten des Zellgewebes, wie sie der Verf. bestimmt, wohl unterschieden zu werden. Das erste ist das Zellgewebe, aphrostase des Verf., welches die Grundlage des ganzen Stammes, oder vielmehr der ganzen Pflanze ausmacht, und immer aus Parenchym besteht. Indem es durch die anwachsenden Holzb\u00fcndel im Stamme zusauimengedr\u00e4ngt wird, entstehen die Markstrahlen, prolongemens m\u00e9dullaires, die der Verf. sehr richtig erkl\u00e4rt und nicht mit Unrecht isthmes nennt. Eben so ist ein allgemeiner Ausdruck f\u00fcr das Zellgewebe, welches die Gef\u00e4ssb\u00fcndel begleitet, hegemon des Verf., und welches meistens aus Prosenchym-, zuweilen aber auch aus langen, engen Pa-","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4 (3*6)\nrenchym-Zellen besteht, sehr zweckm\u00e4ssig. Das dritte Zellgewebe des Verf., das proxyle, hat schon den Namen des Bastes erhalten. Uebrigens sind die griechischen Benennungen des Verf. schlecht genug: Aphrostase heisst Schaumstellung, hegemon ein Anf\u00fchrer, proxyle Vorholz, adelome Verbergung. Die Franzosen warfen uns sonst die vielen Kunstw\u00f6rter unserer Gelehrten als Beweise unserer Pedanterie vor, wir k\u00f6nnten es jetzt in vollem Maasse zur\u00fcckgeben. Deutsch m\u00f6gen wir Grundgewebe, begleitendes Gewebe und Bastgewebe sagen. \u2014 Dass der Verf, in dem sogenannten cambium nur eine unorganische Masse sah, lag wohl an der geringen Vergr\u00f6sserung.\nIch verbinde hiemit die Anzeige einer Abhandlung, die mir bei ihrem Erscheinen sehr auffiel, und die zum Theil hieher geh\u00f6rt: Etude microscopique des pr\u00e9cipit\u00e9s et de leurs m\u00e9tamorphoses appliqu\u00e9e \u00e0 l\u2019explication de divers ph\u00e9nom\u00e8nes physiques et physiologiques par P. Harting v. Bulletin des sciences physiques et naturelles en Neerlande. Ann. 1840. p. 287 \u2014 365. Der Verf. hat eine Menge Niederschl\u00e4ge untersucht, meistens mit unorganischen Substanzen, sehr wenige mit organischen und unorganischen Substanzen zugleich gemacht. Die erste Art der Niederschl\u00e4ge sind nach unserm Verf. die krystallinischen; auch behauptet er, dass die Kry-stallisation ein urspr\u00fcnglicher Akt sei. Die zweite sind die molekularen. Ueber ihre Form k\u00f6nne man nicht urtheilen, weil man \u00fcber eine gewisse Grenze hinaus die Ecken an den kleinen K\u00f6rnern nicht mehr erkenne. Die K\u00f6rner vereinigen sich zu unregelm\u00e4ssigen oder zu flockigen Haufen und sobald dieses geschehen ist, h\u00f6rt die Molekularbewegung auf. Die dritte Art, die rnembran\u00f6sen Niederschl\u00e4ge, entstehen sogleich in vielen F\u00e4llen; sie sind zuerst biegsam, werden aber nachher spr\u00f6de und ver\u00e4ndern sich auch in flockige Haufen. Die vierte Art endlich sind die gallertartigen Niederschl\u00e4ge. So weit geh\u00f6rt der Gegenstand eigentlich nicht hieher. Der Verf. geht aber weiter. Er f\u00fchrt die Molekular-Bewegung auf eine anziehende und zuriickstossende Kraft zur\u00fcck, er wendet dieses auf die Bewegung der K\u00f6rner in den Zellen an, die er auf eine gleiche Weise erkl\u00e4rt, auch w\u2019ejin man annimmt, dass die Bewegung von den W\u00e4nden der Zellen abh\u00e4nge. Er f\u00fchrt\n\u25a0f\ni","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"(337) 5\nferner Schwanns Darstellung an, wie die Zellenk\u00f6rperchen um ein Kernk\u00f6rperchen sich anlegen und findet Aehnlichkeit mit der Art, wie die K\u00f6rner in den Niederschl\u00e4gen sich bilden. Er verkohlte St\u00fccke von einer Zwiebel, deren Zellen Kerne enthielten, und fand den Kern zerst\u00f6rt, doch meint er, dieses negative Resultat beweise nichts, da die Arten des Kerns vielleicht zerstreut seien. Bekanntlich behalten verkohlte Pflan-zentheile ihre urspr\u00fcngliche Form, der Verf. fragt also, ob man nicht die Bildung der homogenen organischen Membranen, als einen membran\u00f6sen Niederschlag solcher Substanzen betrachten k\u00f6nne, die man gew\u00f6hnlich unorganisch nennt.\nIn diesem Jahre (1841) habe ich eine kleine Schrift \u00fcber die Festigkeit der K\u00f6rper herausgegeben, um die Physiker aufmerksam auf diesen Gegenstand zu machen. Ich habe gesehen, und es mehren ausgezeichneten Physikern gezeigt, dass alle Niederschl\u00e4ge, aber sogleich nach der Entstehung untersucht, Kugeln zeigen, dass diese Kugeln sich zu gr\u00f6sseren vereinigen, folglich fl\u00fcssig sind wie Quecksilberkugeln und dass diese vereinigten Kugeln oder Tropfen erst sp\u00e4ter, oft unter unsern Augen, also pl\u00f6tzlich, sich in Krystalle verwandeln. Wenn Herr Harting dieses nicht sah, so kam es daher, weil er die Niederschl\u00e4ge nicht schnell genug untersuchte. Zuweilen bilden die Kugeln sogleich Platten, zuweilen sind sie gallertartig. Ich habe in der kleinen Schrift wiederholt, was ich schon l\u00e4ngst gezeigt habe, dass alle fl\u00fcssigen K\u00f6rper an der Oberfl\u00e4che einen Anfang von Festigkeit zeigen \u2014 denn Fl\u00fcssigkeit schreiben wir einem K\u00f6rper zu, wenn die Theile sich durch die geringste Kraft an einander verschieben lassen, und das kann nur geschehen, wenn die anziehenden und zuriickstossenden Kr\u00e4fte der gleichartigen Theile einander auf-lieben, welches an der Oberfl\u00e4che der fl\u00fcssigen K\u00f6rper nicht sein kann, wo die Theile nach verschiedenen Richtungen ungleich gezogen werden \u2014 dass diese Festigkeit mit der Oberfl\u00e4che zunimmt, und dass folglich eine d\u00fcnne Schicht von Fl\u00fcssigkeit schon an und f\u00fcr sich fest ist. Die St\u00e4rke der Festigkeit h\u00e4ngt allerdings von der St\u00e4rke der Anziehung unter den Theilen ab, die bekanntlich auch bei fl\u00fcssigen K\u00f6rpern verschieden ist, wie Quecksilber und Wasser zeigen. Zur Erzeugung einer Membran bedarf es also nichts als der Son-\n2","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6 (338)\nderung einer Schicht von Fl\u00fcssigkeit, wie jede Blase zeigt. Die halbfl\u00fcssigen K\u00f6rper, Schleim, Gallerte u. dgl. m. sind ein Gemenge von Festem und Fl\u00fcssigem, wie man beim Austrocknen sieht, und es ist nichts gesagt, wenn man die Entstehung eines festen K\u00f6rpers aus einem Schleim ableitet. Auch ist es gar nicht n\u00f6thig, dass ein fl\u00fcssiger K\u00f6rper durch den Zustand der Halbfl\u00fcssigkeit durchgehen m\u00fcsse, um fest zu werden, wie dieSalzkrystalle zeigen.\u2014 Wenn man anziehende und zur\u00fcck-stossende Kr\u00e4fte nach Belieben wirken lasst, wie es Herr Harting macht, so lasst sich allerdings manches erkl\u00e4ren. Aber von unsern Erkl\u00e4rungen muss sich die Willk\u00fcr, so weit sie kann, entfernen.\nUeber die chemische Beschaffenheit der Zellmembran haben wir viele Untersuchungen in diesem Jahre erhalten. Zuerst : Einige Beobachtungen \u00fcber die blaue F\u00e4rbung der vegetabilischen Zellmembran durch Jod von Hugo Mohl. Flora oder botan. Zeitung f. 1840. S. 609. Auf Veranlassung von Schleiden\u2019s Bemerkungen stellte der Verf. Untersuchungen \u00fcber den Embryo von Schotia speciosa an. Dieser Embryo quillt durch lange Maceration in kaltem Wasser und Kochen mit Wasser auf, wird aber nicht ganz gel\u00f6st. Die Zellen werden dann nicht allein durch Jod blau gef\u00e4rbt, sondern auch der Schleim umher. Eine \u00e4hnliche Reaction zeigen die Zellen der Cotyledonen von Tropaeolum majus, hybriduni und minus, jedoch tritt die blaue Farbe hier nicht sogleich ein, sondern die Zellmembran wird erst gelblich, dann gr\u00fcn, endlich blau. Auf Meyens Veranlassung wurde auch die Zellmembran mancher Flechten untersucht und eine \u00e4hnliche Reaction gefunden. Weit geringer war die Wirkung auf die Algen und nur Sphaerococcus ciliatus, Ulva Linza und U. Lactuca erhielten eine blaue F\u00e4rbung. Ferner stellte der Verf. Untersuchungen \u00fcber hornartige Albumenzellen an und zwar zuerst der Monokotyledonen, wobei er folgende vier Ilauptmodifi-cationen fand: A. Albumenzellen, welche von verd\u00fcnnter Jodtin-ctur gelb gef\u00e4rbt werden, beim Trocknen gelblichbraun werden und bei der Wiederbenetzung die fr\u00fchere gelbe Farbe annehmen, kurz, welche sich ganz auf die Weise, wie die gew\u00f6hnliche Holzfaser verhalten. Dieses findet, so weit der Verf. untersuchte, bei dem Albumen aller Palmen, statt, z. B. Rhapis","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"(339) 7\nacaulis, Manicar\u00eea saccifera u. s. w. \u2014 B. \u00c0lbumenzellen auf die Einwirkung^ von Jod zuerst eine gelbe, sp\u00e4ter eine braune Farbe mit violetter Beimischung zeigend; eingetrocknet heller oder dunkler gelbbraun; wieder aufgeweicht violett mit br\u00e4unlicher Beimischung: Iris pratensis, atomaria, Allium globosum, odorum, sibiricum, Asphodelus luteus, Anthericum ramosum, Czackia Liliastrum, Eucomis punctata. \u2014 C. Albumenzellen auf die Einwirkung von Jod zuerst gelb, dann braun, zuletzt schmutzig violet; trocken rothbraun; benetzt dunkel violet, zum Theil in\u2019s tiefe Veilchenblaue \u00fcbergehend. Iris aurea, Asparagus dauricus, maritimus, Scilla peruviana, Hyacinfhus romanus, amethystinus, Lilium bulbiferum, Tigridia Pavonia, Convallaria racemosa, Yucca gloriosa. \u2014 D. Albumenzellen durch Jod schnell lebhaft violett gef\u00e4rbt; trocken dunkel rothbraun; wieder aufgeweicht sch\u00f6n violet, oder tief veilchenblau. Ixia hyalina, squalida. Gladiolus tristis. Ruscus racemosus. Velt-heimia viridifolia. \u2014 Samen von Dikotyledonen mit hornartigem Albumen hat der Verf. weniger untersucht, weil die Erscheinungen im Ganzen genommen, wie bei den dikotyledonischen Pflanzen waren. Kaustisches Kali wirkt, nach dem Verf., auf diejenigen Albumenzellen, welche sich mit Jod sch\u00f6n blau f\u00e4rben, sehr heftig ein. Diejenigen, auf welche das Kali am schw\u00e4chsten einwirkte, bekamen bedeutend dickere Wandungen, wobei man deutlich sah, dass die \u00e4usseren Schichten einer jeden Zelle sich zuerst zu einer gallertartigen Masse auflockerten; die am Rande des Abschnitts gelegenen Zellen waren v\u00f6llig in eine im Wasser aufl\u00f6s\u00fcche Gallerte umge\u00e4ndert. Sowohl diese aufgel\u00f6ste Substanz, als die aufgelockerten Zellenmembranen selbst, f\u00e4rbte Jod sch\u00f6n blau. Der Verf. stellt nun Betrachtungen \u00fcber die Wirkung des Jods auf die Zellenmembran \u00fcberhaupt an, und zieht daraus folgende Schl\u00fcsse: 1. Das Jod ertheilt der vegetabilischen Zellenmembran, je nach der Menge, in welcher es von derselben aufgenommen wird, sehr verschiedene Farben; eine geringere Menge von Jod erzeugt eine gelbe oder braune, eine gr\u00f6ssere Menge eine violette, und eine noch bedeutendere Menge eine blaue Farbe. Die gelbe oder braune Farbe kann das Jod der trocknen Zellenmembran ertheilen, wenn es in Alkohol aufgel\u00f6st, oder in Form mit ihr in Ber\u00fchrung kommt, die violette oder blaue Farbe tritt dagegen\n2 *","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8 (340)\nnur dann ein* wenn die Zellmembran vom Wasser durchdrungen ist. Die blaue Farbe verwandelt sich beim Austrocknen der Membran in die violette oder rothbrauno, kehrt jedoch bei neuer Benetzung zur\u00fcck; analoge Farben\u00e4nderungen treten bekanntlich auch bei der Jodst\u00e4rke ein, je nachdem dieselbe trok-ken oder vom Wasser benetzt ist. 2. Die Farbe, welche die Zellmembran mit Jod annimmt, h\u00e4ngt nicht bloss von der Menge von Jod, welche man auf die Membran einwirken l\u00e4sst, sondern auch von der Beschaffenheit der Membran selbst ab. Die weicheren und z\u00e4heren, im Wasser st\u00e4rker anschwellenden Membranen f\u00e4rben sich, auch wenn nur eine geringe Menge von Jod auf sie einwirkt, entweder sogleich violet oder blau, oder es geht die gelbe Farbe, welche sie anfangs annah-men, noch vor dem Austrocknen der Fl\u00fcssigkeit, oder wenigstens nach dem Austrocknen und bei neuer Benetzung in Violet oder Blau \u00fcber. Die hartem, spr\u00f6dem und im Wasser weniger aufquellenden Membranen f\u00e4rben sich dagegen mit Jod gelb oder braun und zeigen nach dem Austrocknen und Wiederaufweichen nur dann eine blaue Farbe, wenn eine grosse Menge von Jod auf sie eingewirkt hatte. 3. Diese Entwickelung einer blauen Farbe kommt der Zellmembran an und f\u00fcr sich zu und beruht bloss auf der Aufnahme einer geh\u00f6rig grossen Menge von Jod.\nZu dieser Abhandlung hat H. Schleiden in demselben Jahrgange der Flora S. 737 einen Nachtrag geliefert. Er meint, Mohl h\u00e4tte aus seinen Untersuchungen zwei Schl\u00fcsse ziehen k\u00f6nnen. 1* Dass es mit dem Jod als Reagens auf St\u00e4rkmehl nichts mehr sei, was schon aus der Entdeckung des Amyloids folge. Hr. Schl, hat n\u00e4mlich mit Vogel eine Substanz in den Kotyledonarzellen von Schotia latifolia, speciosa, Ilymenaea Courbaril u. a. m. gefunden, welche durch Jod blau gef\u00e4rbt wird, aber von St\u00e4rkmehl sich verschieden zeigt, und dieses in Poggendorffs Annalen f\u00fcr 1839 bekannt gemacht. 2. Dass die blaue F\u00e4rbung vegetabilischer Stoffe durch Jod keine eigentliche chemische Verbindung sei. Da Mohl gesagt hatte, dass die blaue F\u00e4rbung der Membran eine wesentliche Verschiedenheit von gew\u00f6hnlicher Zellenmembran nicht anzeige, weil es nicht wahrscheinlich sei, dass Zellen von verschiedener Substanz gebildet, neben einander in derselben Pflanze Vorkommen,","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"(341) 9\nso sagt in dieser R\u00fccksicht der Verf.: der Punkt, worauf es ankomme, sei, was man unter wesentlicher Verschiedenheit zweier vegetabilischer Substanzen verstehe. Freund Mold scheine geneigt, dies den Chemikern anheim zu stellen, er selbst aber meint, dass man da noch lange warten k\u00f6nne. Hier folgt eine Anmerkung, die zum Theil w\u00f6rtlich herzusetzen ist, weil sie Herrn Schleidens Art und Weise bezeichnet. \u201eWenn man die nichtssagenden Urtheile von Berzelius und Liebig \u00fcber die Schwannschen Entdeckungen des G\u00e4hrungspilzes liest, sollte man glauben, die beiden Herren h\u00e4tten nie von einem solchen Ding, wie ein Microscop ist, geh\u00f6rt. \u2014 Wenn aber Berzelius von der Schwannschen Leichtfertigkeit spricht, so weiss man in der That nicht, was man zu solcher Albernheit sagen soll. Ich w\u00fcnschte der Chemie von vollem Herzen Gl\u00fcck, wenn Herr Berzelius alle seine Untersuchungen von jeher mit der durch so umfassende Kenntnisse gest\u00fctzten Umsicht und der durch bescheidene Zweifel in seine eigne Kr\u00e4fte gegen alle vorgefassten Meinungen gesicherten Gr\u00fcndlichkeit unternommen h\u00e4tte, als Herr Schwann*). Fielen Herrn Berzelius, als er jene Worte schrieb, denn gar nicht die ersten 100 Seiten des 6. Bandes seiner Chemie ein, um ihn bei solchem Urtheile schamroth zu machen?\u201d Der Verf. geht nun die chemischen Eigenschaften mancher Pflanzenstoffe durch, und zieht daraus den Schluss, welchen ich ebenfalls zum Theil w\u00f6rtlich anf\u00fchren will, damit ich den Sinn nicht verfehle: 1) \u201eDie gew\u00f6hnlich als indifferente (amphotere) angef\u00fchrten Pflanzenstoffe, die der Reihe des St\u00e4rkmehls angeh\u00f6ren, sind nur eine ganz d\u00fcrftige Auswahl von der unendlichen Mannichfaltigkeit der in den Pflanzen vor-kommenden, derselben Entwicklungsreihe angeh\u00f6rigen Materien. Die Pflanze bildet 2. bei ihrer Vegetation einen chemischen Grundstoff (nicht etwa das alte Gespenst des Urschleims), der in allen Stadien des Vegetationsprocesses derselbe bleibt in\n*) Herr Schwann hat n\u00e4mlich ein Buch geschrieben: Microsco-pische Untersuchungen \u00fcber die Uebereinstimmung in der Structur und dem Wachsthuin der Thiere und Pflanzen von Dr. Th. Schwann, Berlin 1839, worin er Herrn Schleidens Meinung \u00fcber den Cytoblast ohne Weiteres annimmt und nun ein Aehnliches in den Thieren nachzuweisen sucht. S. dar\u00fcber meine Propyl\u00e4en der Naturgeschichte. Berlin 1839.","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10 (342)\nBezug auf seine Elementarzusammensetzung, der aber durch innere, uns noch g\u00e4nzlich fremde und unmerkliche Ver\u00e4nderungen und zum Theil auch wohl durch Vermehrung und Verminderung des chemisch gebundenen Wassers unendlicher Mo-dificationen f\u00e4hig ist, deren Zahl sich einmal nach der Zahl der hinzutretenden Wasseratome, dann aber auch nach der M\u00f6glichkeit der verschiedenartigen Combinationen der Elemente richtet, vielleicht also in der Natur eine bestimmte endliche Zahl ist, f\u00fcr uns aber vorl\u00e4ufig als eine stetige Reihe verschiedenartiger Zust\u00e4nde erscheint, deren n\u00e4chste Glieder f\u00fcr uns nicht merklich verschieden sind, deren unterstes Glied der Zucker, deren h\u00f6chstes der v\u00f6llig ausgebildete Membranenstoff ist, eine Reihe, deren Glieder von unten nach oben immer unaufl\u00f6slicher im Wasser werden, und zwar so, dass unter Umst\u00e4nden schon die gelatina aus dem Zellenstoff in organischer Form herauskrystallisirt (cfr. Schwann, Microscopische Untersuchungen u. s. w. p. 2*20).\u201d\nEs scheint mir doch sehr gerathen, zu den Chemikern wiederum unsere Zuflucht zu nehmen.\nIn den Annales des sciences naturelles T. 13 p. 305 findet sich der Bericht \u00fcber eine Abhandlung von Herrn Pay en sur Ja composition chimique du tissu propre des v\u00e9g\u00e9taux. Die Berichterstatter sind Dumas, Pelouze und Ad. Brongniart. Payen Hess auf verschiedene vegetabilische Substanzen kaustisches Kali in der Hitze, dann Jod und zuweilen Schwefels\u00e4ure ein wirken, und sah, dass die urspr\u00fcngliche Membran, welche die Umh\u00fcllung der Zellen ausmacht, ohne alle Ver\u00e4nderung blieb. Hingegen fand er, dass unter der Einwirkung des Kali, die Abs\u00e4tze auf diese Membran sich in einen Stoff verwandelten, der von Jod violet (bleu violet) gef\u00e4rbt wurde, und dass endlich ein Theil dieser Abs\u00e4tze, die er secund\u00e4re nennt, sich durch dieselben Einwirkungen in einen andern Stoff verwandelten, den Jod orange f\u00e4rbt. Es folgt ferner aus seinen zahlreichen Analysen, dass die vegetabilischen Gewebe sowohl der Phanerogamen als Cryptogamen durch eine fortgesetzte Aufl\u00f6sung aller fremden Stoffe, die sich entweder in ihren H\u00f6hlungen oder auf den Membranen selbst abgelagert haben, sich auf eine Substanz (cellulose) zur\u00fcckf\u00fchren lassen, welche die urspr\u00fcnglichen W\u00e4nde der Zellen des Zellengewebes, des","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"(343) 11\nHolzgewebes und der Gef\u00e4sse ausmacht, welche dieselbe Zusammensetzung, wie das St\u00e4rkmehl hat, und sich nur durch den Aggregatzustand unterscheidet, vermittelst desselben sie den chemischen Einwirkungen st\u00e4rker widersteht. Die Ueberein-stimmung der cellulose und des St\u00e4rkmehls in R\u00fccksicht auf die Elementarzusammensetzung, die Verwandlung beider Stoffe in Dextrine und Zucker lassen schon vermuthen, dass Mittelzust\u00e4nde sich finden w\u00fcrden, und in der That bemerkte Verf., dass die Membran der Cetraria islandica geh\u00f6rig gereinigt, durch Jod blau gef\u00e4rbt werde, und sich in Natrum aufl\u00f6ste, wie St\u00e4rkmehl. Auch die dicken W\u00e4nde der Zellen im Albuinen von Phytelephas und Dracaena geh\u00f6rig gereinigt, werden von Jod blau gef\u00e4rbt, widerstehen aber mehr der Aufl\u00f6sung als der Zellstoff der Lichenen. Die Berichterstatter setzen hinzu: Holzzellen von allen abgelagerten Stoffen befreit, so dass sie nicht mehr von Salzs\u00e4ure und schwacher Schwefels\u00e4ure schwarz, noch von Jod orange gef\u00e4rbt w\u00fcrden, h\u00e4tten doch noch einige Dicke behalten, nur w\u00e4ren sie weich und schwammig geworden und eben dieses w\u00e4re auch der Fall mit den nicht verschwindenden T\u00fcpfeln und Streifen (lin\u00e9aments) gewesen. Sie glauben also, dass die abgesetzten Stoffe nicht allein \u00e4usserlich abgelagert, sondern auch in das Gewebe innerlich eingedrungen w\u00e4ren.\nEine ausf\u00fchrliche Abhandlung \u00fcber diesen Gegenstand von Herrn Payen ist in demselben Journal T. 14 p. 73 geliefert. Zuerst die Resultate der Elementar-Analysen vom Zellgewebe mancher Pflanzen. Diese waren: Die ovula von Mandeln-, Birnen- und Aepfelkernen, und Helianthus annuus, der h\u00e4utige Theil vom cambium der Gurken, das Zellgewebe von Gurken, das Mark von Sambucus nigra, von Aeschynomene paludosa, einmal gereinigte Baumwolle, zweimal gereinigte Baumwolle, die Spongiolen der Wurzeln. Die Analysen schwanken zwischen 43 und 45 in Hundert Kohlenstoff, 6,04 und 6,32 Wasserstoff und 48,55 und 50,59 Sauerstoff. Die Formel C14 Il 1S ()5 h1 O. entspricht diesen Analysen. Nun folgen noch andere Untersuchungen. Bl\u00e4tter waren schwer von einer Wachssubstanz zu befreien, gaben aber zuletzt Zellstoff von derselben Zusammensetzung, wie die vorigen. Spiralgefasse vonMuca sapientum enthielten offenbar einen Ueberzug (matiere","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12 (344)\nincrustante); denn nur durch Ammonium, Wasser, schwache Salzs\u00e4ure u. s. w. gereinigt, gaben sie 0,484 Kohlenstoff, indem sie durch Kali in der Hitze ersch\u00f6pft, nur 0,44 Kohlenstoff erhielten; die letztem verhielten sich sonst, wie der normale Zellstoff. Die reine Membran aus Weizenk\u00f6rnern gezogen, hatte die gew\u00f6hnlichen Bestandteile. Die Zellen im Umfange des Albumen zeigen eine graue Farbe, die von Kleber herr\u00fchrt, welcher die Membran \u00fcberzieht; der Gerbestoff f\u00e4rbt diesen Stoff und zieht ihn zusammen, Ammoniak und Essigs\u00e4ure l\u00f6sen ihn auf und lassen die Membran rein zur\u00fcck, die Jodaufl\u00f6sung f\u00e4rbt den Kleber gelb, das St\u00e4rkmehl dunkelviolet, und l\u00e4sst die Membran ungef\u00e4rbt. Nach dem Keimen bleibt nur reine Membran im Korn zur\u00fcck. Vegetabilische Ueber-bleibsel aus Kuhmist waren leicht zu reinigen, und dann hatte die Membran die gew\u00f6hnliche Zusammensetzung. Die Haare von dem Samen des virginischen Pappelbaums verhielten sich wie Baumwolle. Es hielt schwer, Tannenholz von allen abgelagerten Stoffen zu scheiden; nachdem dieses aber geschehen war, zeigte die Membran sich wie gew\u00f6hnlich zusammengesetzt. Die Membran der Cetraria islandica gereinigt durch Wasser, Alkohol, Ammoniak, Essigs\u00e4ure und Aether wird noch immer von Jod blau gef\u00e4rbt, und die Gallerte von diesem Lichen h\u00e4lt Hydrat von St\u00e4rkmehl und Inulin. Dieser letzte Stoff wird durch Essigs\u00e4ure in einen Zucker aufgel\u00f6st, der sich in Wasser und auch in Weingeist aufl\u00f6st. L\u00f6st man das Inulin in siedendem Wasser auf, so scheidet es sich in der K\u00e4lte in kleinen, weissen, durchsichtigen Kugeln aus, wie St\u00e4rkmehlk\u00f6rner, die aber von Jod nicht blau gef\u00e4rbt werden. Das Albumen der Datteln l\u00e4sst sich wie die Membran von Cetraria islandica ganz in Kali aufl\u00f6sen. Schwerer war es, Conferven von abgesetzten Stoffen zu entfernen, und so auch die Chara hispida; bei den Pilzen war Vorsicht noting, doch in allen diesen f\u00e4llen blieb eine Membran von der gew\u00f6hnlichen Zusammensetzung zur\u00fcck. Der Verf. beschreibt die verschiedenen Arten von Amylumk\u00f6rnern in der Chara; sie waren chemisch nicht verschieden. Die zarte Membran in den orangefarbenen Organen der Chara zeige die gew\u00f6hnliche Zusammensetzung der Pflanzenmembran, der darin enthaltene Stoff war aber sehr stickstoffhaltig. Der Verf. \u00e4ussert die Meinung, dass alle stick-","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"(345)\t13\nstoffhaltigen Materien in den Pflanzen nur abgelagert sind, dass sie hingegen in den Thioren in die Membran selbst eingehen. Er nahm von einem Saitenfabrikanten einen schon bearbeiteten D\u00fcnndarm von einem Schaaf, behandelte ihn mit Wasser, Essigs\u00e4ure und Kali, wovon die beiden letztem bedeutend aufl\u00f6sten, den Rest untersuchte er, und fand eine stickstoffhaltige quatern\u00e4re Zusammensetzung. Diese Ueberbleibsel hatten auch noch die allgemeinen Eigenschaften der thierischen Membran, dass sie sich in Essigs\u00e4ure und verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure aufl\u00f6sten, welches mit der vegetabilischen Membran nicht der Fall ist. Der Verf. stellt die Kennzeichen der reinen vegetabilischen Membran und der thierischen zusammen, wovon ich ausser den genannten nur anf\u00fchren will, dass die letzte von verd\u00fcnnter Kali- und Natrumaufl\u00f6sung, und von Ammoniakaufl\u00f6sung aufgel\u00f6st wird, die erste nicht, ferner, dass Gerbs\u00e4ure, Alaun und Sublimat auf die erste nicht oder wenig wirken, Gerbs\u00e4ure zieht sie nur etwas zusammen, die letzte aber nicht allein stark zusammenziehen, sondern sich auch damit verbinden.\nDiese vortreffliche Arbeit ist eine entscheidende Antwort auf viele Fragen.\nEs sei mir erlaubt, etwas \u00fcber das St\u00e4rkmehl in den Pflanzen beizuf\u00fcgen. Auf der 16. Tafel der Icon anatom, bota-nieae habe ich die Ver\u00e4nderungen der St\u00e4rkmehlk\u00f6rner abbilden lassen. Die K\u00f6rner von Kartoffeln Fig. 2 sind durch warmes Wasser geplatzt und haben eine dickfl\u00fcssige Masse ergossen, welche eben sowohl von Jod blau gef\u00e4rbt wird als die einschliessende H\u00fclle. Es erhellt hieraus, dass jedes Korn von St\u00e4rkmehl einen dickfl\u00fcssigen Kern enth\u00e4lt, wie Raspail behauptet, wenn auch die Umh\u00fcllung aus vielen Schichten besteht, wie man an vielen St\u00e4rkmehlk\u00f6rnern deutlich sieht, und wie es zuerst Fritzsehe beobachtet hat. Da dieser dickfl\u00fcssige Kern eben so wohl von Jod blau gef\u00e4rbt wird, als die Umh\u00fcllung, so ist kein Grund vorhanden, warum man ihn f\u00fcr etwas anderes halten sollte als Amylummasse. Dass diese Masse durch starke Erhitzung oder durch langes Reiben mit Wasser, wie es Raspail anwandte, in Gummi oder Dextrine verwandelt wird, ist in der Regel, und eine gleiche Verwandelung findet auch Statt, wenn man Salpeters\u00e4ure, wie gew\u00f6hnlich, anwendet. Man muss auch die Untersuchung sogleich anstellen, als das Zerplatzen","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14 (3^6)\ngeschehen ist, um zu vermeiden, dass nicht das St\u00e4rk mehl eine Ver\u00e4nderung erleide. Nach dem Keimen findet man oft die Umh\u00fcllung der K\u00f6rner zerrissen, s. Fig. 9 und 40 derselben Tafel verglichen mit Fig. 8. Ungeformtes dickfl\u00fcssiges St\u00e4rkmehl fand ich zuerst in den Salepknollen, dann auch in den Knollen von der gew\u00f6hnlichen Orchis latifolia, vor oder in der Bl\u00fcthe, wie es auf derselben Tafel Fig. 13 vorgestellt ist, zugleich mit einer dickfl\u00fcssigen Masse, welche durch Jod nicht gef\u00e4rbt wird. Sp\u00e4ter fand ich aber in den Knollen von Orchis pyramidalis, auch in den Knollen von Orchis latifolia, lange nach dem Bl\u00fchen Arnylum, wie gew\u00f6hnlich in K\u00f6rnern, und ebenfalls trifft man Salepknollen mit K\u00f6rnern von St\u00e4rkmehl. Es scheint also, dass die ungeformte Masse in K\u00f6rner \u00fcbergehen k\u00f6nne. Eine dickfl\u00fcssige Masse, welche nicht durch Jod gef\u00e4rbt wird, gemengt mit grossen St\u00e4rkmehlk\u00f6rnern, findet sich auch in den Samen von Pbaseolus vulgaris Fig. 42. Meistens sind grosse und kleine St\u00e4rkmehlk\u00f6rner mit einander gemengt; in den Weizensamen enthalten die \u00e4ussersten Zellen, worin sich nach Payen der meiste Kleber befindet, nur kleine K\u00f6rner von St\u00e4rkmehl, als ob sich diese aus dem Kleber entwickelten. Dass im Chlorophyll sich St\u00e4rkmehl entwickelt, hat, meine ich, Mohl zuerst gesehen; man bemerkt es vorz\u00fcglich deutlich an den altern Bi\u00e4ttern in der Vallisneria spiralis, wo in den K\u00f6rnern von Chlorophyll ein Korn von St\u00e4rkmehl entsteht, wie man durch Jod gewahr wird. Merkw\u00fcrdig ist es, dass die Bewegung der Chlorophyllk\u00f6rner sogleich aufh\u00f6rt, als darin ein St\u00e4rkmehlk\u00f6rnchen sich gebildet hat.\nDie vegetabilischen Substanzen sind keinesweges immer so gleichf\u00f6rmig als die mineralischen. Salpeter ist Salpeter und Kochsalz ist Kochsalz, es mag bereitet sein, wie man will, wenn es nur geh\u00f6rig gereinigt ist. Dieses ist auch der Fall mit manchen vegetabilischen Substanzen, z. B. mit Alkohol, den vegetabilischen S\u00e4uren u. s. w. Bei andern ist schon diese chemische Universalit\u00e4t, wie ich sagen m\u00f6chte, nicht so grofs, wie beim Zucker. In den meisten F\u00e4llen aber bilden die vegetabilischen Substanzen, ja die organischen \u00fcberhaupt, nur Gattungen und Arten. So sind die \u00e4therischen Oele f\u00fcr jede Pflanzenart verschieden, sogar die isomeren, so sind es die Harze, ja sogar die Schleime, ungeachtet sie wenig auffallende","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"(34?) j5\nKennzeichen haben, zeigen sich doch in ihren Eigenschaften f\u00fcr jede Pflanzenart etwas anders. Ehen so ist es auch mit dem St\u00e4rkmehl, denn so \u00e4hnlich die Arten desselben aus Weizen, Kartoffeln und der Pfeilwurzel sind, so zeigt doch die daraus gekochte Gallerte Verschiedenheiten; Kartoffelst\u00e4rke z. B. hat einen eigenen Geruch. Wir bringen also auch hier, wie in der Naturgeschichte \u00fcberhaupt, die Arten auf Gattungen, die wir durch bestimmte Kennzeichen unterscheiden, und so nennen wir St\u00e4rke alles, was ungeformt, oder in K\u00f6rnern sich zeigt, durch Jod blau gef\u00e4rbt wird, und sich in Wasser, wenn auch nur im warmen, aufl\u00f6sen l\u00e4sst, aber nicht in Weingeist, Aether und Oelen. Der Alth\u00e4eschleim geh\u00f6rt auch, wenigstens zum Theil, zum St\u00e4rkmehl; er bildet] K\u00f6rner, welche durch Jod blau gef\u00e4rbt werden, sich in kaltem Wasser aufl\u00f6sen, und einen Schleim bilden, der ebenfalls die Jodtinctur blau f\u00e4rbt. S. Icon, anat, bot. T, 16 F. 14 a. und b.\nEs wundert mich, dass Payen keine R\u00fccksicht auf den Zellstoff der Kartoffeln genommen hat, der sich der Membran der Lichenen zu n\u00e4hern scheint. Mit Cetraria islandica verh\u00e4lt es sich folgendermassen, wie ich es auch im dritten Hefte der Ausgew\u00e4hlten anatom, botan. Abbildungen T. 5 F. 1 und 3 (1841) habe darstellen lassen. Die \u00e4usserste Schicht, welche meistens aus einer Intercellularsubstanz besteht, wird durch Jod nicht gef\u00e4rbt, die zweite Schicht aus sehr zarten dichtstehenden R\u00f6hren erleidet durch Jod eine starke F\u00e4rbung und wiederum die innerste sehr lockere, aus gr\u00f6sseren R\u00f6hren bestehende Schicht wird durch Jod nicht ver\u00e4ndert. Anders ist es bei Lobaria pulmonaria und Roccella tinctoria; hier wird n\u00e4mlich die \u00e4usserste Schicht nicht gef\u00e4rbt, wohl aber die innere sehr lockere aus ziemlich dicken R\u00f6hren bestehende Schicht. Die zweite Schicht, welche sich in Cetraria islandioa blau f\u00e4rbte, fehlt hier g\u00e4nzlich. S. im genannten Heft T. 5 F. 13 und T. 6 F. 5.\nDie Entstehung neuer Zellen in Verh\u00e4ltniss zu den schon vorhandenen kann man sich auf eine dreifache Weise denken. Entweder die neuen Zellen entstehen an den Enden, R\u00e4ndern, \u00fcberhaupt im Umfange der \u00e4ltern, oder sie entstehen zwischen den altern, oder sie entstehen in den \u00e4ltern, so dass eine Mutterzelle reisst oder auf eine andere Weise vernichtet wird, wodurch dann die neuern","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16 (348)\nliervortreten. Dio letzte Entstehungsart nimmt Hr. Schleiden an, indem er die neuen Zellen aus einem dunkeln Kern fCytoblast), den R. Brown in den jungen Zellen der Orchideen besonders bemerkt hat, innerhalb einer Mutterzelle entstehen l\u00e4sst, ln dieser R\u00fccksicht habe ich einige Untersuchungen angestellt, und was ich bemerkt, im 2. lieft der leones selectae anat. bot. (1840) T. 6 F. 1 \u2014 8 abbilden lassen. Die jungen Bl\u00e4tter sind an den saftigen Pflanzen am leichtesten zu untersuchen; die Knospe ist nur eine runde Hervorragung des Stammes, an der die Bl\u00e4tter wie kleine K\u00f6rner stehen. Ein solches Blatt von Sempervivum arboreum, 3l5mal im Durchmesser vergr\u00f6ssert, zeigt F. 1, und die Spitze eines solchen Blattes 600mal vergr\u00f6ssert stellt F. 2 vor. Man sieht in der ersten Figur eine tr\u00fcbe Materie in den Zellen, die F. 2 in den Zellen selbst weniger deutlich ist, in der Endpapille aber gleichsam in einem Schlauch versammelt erscheint. Diese Papille schwindet, wenn das Blatt heranw\u00e4chst. Die Hervorragung des Stammes selbst mit den jungen Bl\u00e4ttern, oder die Knospe findet sich F. 4 lOOmal vergr\u00f6ssert und F. 3 180mal vergr\u00f6ssert. In den Bl\u00e4ttern sieht man kaum eine fremde Materie; in der Hervorragung des Stammes aber allerdings einen Kern, der nachher schwindet, jedoch nirgends eine Spur von Zellen innerhalb einer andern. Wollte man das ganze junge Blatt eine Mutterzelle nennen, insofern es mit einem Oberh\u00e4utchen (cuticula) umgeben sein mag, so w\u00e4re dieses ein Wortspiel, indem dieses H\u00e4utchen einreisst oder schwindet, und so die Zellen hervortreten l\u00e4sst, auch gerade die einzelne Zelle sich darin von dem Blatth\u00e4utchen unterscheidet, dass jene keine andere Zellen wie dieses, umschliesst. F. 5 sieht man eine junge Knospe von Quercus Robur. Es ist v\u00f6llig derselbe Bau, wie an den saftigen Pflanzen, eine Hervorragung des Astes, mit Bl\u00e4ttern besetzt, die nur hier gekr\u00fcmmt, dort grade sind. Zellen aus der Hervorragung 780mal vergr\u00f6ssert, sieht man F. 6. Der gr\u00fcne Stoff, Chlorophyll, zeigt sich deutlich, nur blassgr\u00fcn, aber nirgends eine Zelle innerhalb einer andern. Alles dieses wird ~ best\u00e4tigt durch die Vorstellung einer Knospe von Syringa vulgaris, die sich erst im folgenden Jahre w\u00fcrde entwickelt haben,\nF. 7, 131 mal vergr\u00f6ssert, auch die einzelnen Zellen F. 8 verhalten sich wie vorher. Da nun im Innern der altern Zellen","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"(349) 17\n(b\u00f6ser Pflanzen nie junge Zellen bemerkt werden, so kann man wohl behaupten, dass in diesen Pflanzen wenigstens eine Vergr\u00f6sscrung des Zellgewebes durch Mutterzellen nicht geschieht.\nEine vorl\u00e4ufige Antwort auf II. Mold\u2019s Aufsatz \u00fcber den Bau der Ring ge fasse von Dr. M. J. Schleiden findet sich in Flora B. 23 S. 1. Es ist aber n\u00f6thig, theils zum Verst\u00e4ndnis* des Gegenstandes \u00fcberhaupt, theils auch, weil Meyens Darstellungen h\u00f6chst mangelhaft sind, auf das Jahr 1839 zur\u00fcck zu gehen. In derselben Zeitschrift B. 22 hat derselbe Verf.Bemerkungen \u00fcber Spiralbildungen in der Pflanzenzelle bekannt gemacht. Die Pflanzenzellen, sagt er dort, einschliesslich der sogenannten Gefasse, aber mit Beseitigung der Milch-saftgefasse, lassen in ihrem Leben zwei Perioden unterscheiden. In der ersten, der ihrer Entstehung und isolirten selbst\u00e4ndigen Entwickelung, w\u00e4chst die sie bildende Membran in ihrer ganzen Substanz durch Intussusception. Sobald sich aber die Zellen zum Zellgewebe als constituirende Masse einer bestimmten Pflanze oder ihrer Theile an einander geschlossen haben, h\u00f6rt jene Art des Wachsthums entweder auf, oder tritt doch sehr zur\u00fcck. Auf jeden Fall aber tritt jetzt als neues und bei weitem \u00fcberwiegendes Moment hinzu, dass sich eine neue Schicht auf die innere Fl\u00e4che der Zellenwand ablagert, und zwar durchaus allenthalben in der Form eines oder mehrerer spiralf\u00f6rmig ganz dicht gewundener B\u00e4nder, so dass die Windungen ohne Continuit\u00e4t unter einander, doch meist die genaueste Contiguit\u00e4t zeigen. Urspr\u00fcnglich, meint der Verf., w\u00e4ren immer zwei B\u00e4nder zugleich enthalten, einem aufsteigenden und einem absteigenden Strome des schleimigen Bildungsstoffes gem\u00e4ss. Der Verf. betrachtet nun zuerst den Fall, wo die Zelle zu der Zeit, wenn die Verdickung ihrer Wand durch spiralige Ablagerung beginnt, ihre v\u00f6llige Ausdehnung noch nicht erreicht. Hier finden nun folgende F\u00e4lle Statt. \u00ab) Einfache Fiber (in dem oben angegebenen Sinne doppelt). Die Zelle dehnt sich vom Augenblick ihrer Entstehung noch bedeutend aus, einzelne Windungen verwachsen fr\u00fch, andere zerreissen, Ringgef\u00e4sse. Weiter unten dr\u00fcckt sich der Verf. bestimmter dahin aus, dass diese Zerreissung oder Trennung durch eine Resorption geschehe, fr) Einfache oder mehrfache","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18 (350)\nFiber, noch ziemlich bedeutende Ausdehnung der Zelle, geringe oder noch gar keine Verwachsung mit der Zellenwand. Ab-rollbare Spiralgef\u00e4sse mit weiten Windungen, c) Einfache oder mehrfache Fiber, noch ziemlich bedeutende Ausdehnung der Zellenwand; meist innige Verwachsung mit derselben. Enggewundene (nicht?) abrollbare Spiralgef\u00e4sse, falsche Tracheen und zum Theil die gestreiften und Treppengef\u00e4sse der altern Schriftsteller, d) Mehrfache Fiber, massige Ausdehnung der Zelle, Verwachsung einzelner Stellen der Windungen unter einander, meist auch mit der Zellenwand. Die ganze Reihe der Formen von den sogenannten ver\u00e4stelten Spiralgef\u00e4ssen bis zu den netzf\u00f6rmigen. Auch hieher geh\u00f6rt ein Theil der gestreiften und Treppengef\u00e4sse der Alten. Hierauf wendet sich der Verf. zum zweiten Fall und sagt: Hat aber die Zelle zu der Zeit, wenn sich die spiraligen Ablagerungen zu bilden anfangen, bereits ihre vollst\u00e4ndige Ausdehnung erreicht, so tritt ein neuer h\u00f6chst wunderbarer Umstand hinzu, dass n\u00e4mlich der Entstehung der Ablagerungen die Bildung von Luftbl\u00e4schen auf der Aussenwand der Zelle zwischen ihr und der benachbarten vorhergeht, und die sich bildenden eng aufeinander liegenden und meist sehr schnell unter einander verwachsenden Windungen an der Stelle, die im Innern jenen Luftbl\u00e4schen entspricht, spaltenartig von einander weichen. Zu dieser Abtheilung geh\u00f6ren nun alle por\u00f6sen Zellen und Gef\u00e4sse, aber ebenfalls auch ein Theil der fr\u00fchem gestreiften und Treppengef\u00e4sse, die dann nur durch die L\u00e4nge der Porenspalte von den sogenannten por\u00f6sen verschieden sind. Weiter kommt der Verf. auf die Unterschiede der Zellen der Form nach, die von der kleinen kugligen zu der sehr ausgedehnten \u00fcbergehe. Dadurch entstehen nach seiner Meinung die Gef\u00e4sse, indem die Zwischenw\u00e4nde der Zellen resorbirt werden, auch werde die wirkliche Durchl\u00f6cherung der prim\u00e4ren Membran in den Blattzellen von Sphagnum durch Resorption hervorgebracht. Ferner setzt der Verf. hinzu, es bleibe nicht immer bei einer Ablagerung, sondern diese wiederholen sich oft und zwar entweder so, dass sie auf einander treffen, wodurch die breiten Platten -in den Sphagnum-Zellen entstehen, oder so, dass dieses nicht der Fall ist, wodurch die Poren in Taxus baccata hervorgebracht werden. \u2014 Fr\u00fcher befindet sich eine Abhandlung von","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"(351)\t19\nH. Molli in demselben Journal B. 22 S. 81 f., \u00fcber den Bau der vegetabilischen Zellenmembran, welche besonders gegen Meyen und dessen Meinung gerichtet ist, dass die Zellenmembran aus Spiralfasern gebildet sei. Er setzt darin beil\u00e4ufig auch seine Meinung auseinander, dass die Fasern und T\u00fcpfel der Zellen von einer secund\u00e4ren auf die \u00e4usserste Membran abgelagert sind, in manchen F\u00e4llen sogar von einer terti\u00e4ren Membran herr\u00fchren. Er glaubt, es befolge der Bil-dungsprocess der einfachen, besonders der secund\u00e4ren Zellenmembran die Regel, dass die organische Substanz sich nicht vollkommen gleichf\u00f6rmig, sondern an einzelnen Stellen in gr\u00f6sserer, an andern in geringerer Menge ablagere, und wenn diese ungleichf\u00f6rmige Ablagerung an einzelnen Stellen in grossem Massen stattfinde, zwischen den Ablagerungen aber ganz fehle, diese starken Ablagerungen entweder (besonders in langgestreckten Zellen) in der Richtung einer Spirale, oder (besonders bei k\u00fcrzern Zellen) in der Richtung der F\u00e4den eines Netzes vor sich gehen. \u2014 In demselben Bande S. 673 ist noch eine Abhandlung von H. Mold \u00fcber die Ringge-f\u00e4sse und zwar gegen Schleidens Meinung, welcher behauptet hatte (wie schon oben erw\u00e4hnt), dass den Ringgef\u00e4ssen abroll-bare Spiralgef\u00e4sse zum Grunde liegen, deren Fasern je V.wei Windungen mit einander zu geschlossenen Ringen verwachsen, welche sp\u00e4ter durch Resorption der zwischenliegenden spiralf\u00f6rmigen Faserst\u00fccke isolirt werden. Ich habe, sagt H. Mold, in der Abhandlung \u00fcber den Bau der vegetabilischen Zellenmembran die Gr\u00fcnde auseinander gesetzt, welche daf\u00fcr sprechen, dass den secund\u00e4ren Zellenmembranen eine fasrige Stru-ctur zukomme, welche sich durch Streifung und durch gr\u00f6ssere Zerreissbarkeit in spiraliger Richtung, durch Vertiefungen und Furchen, welche in derselben Richtung, und in h\u00f6herem Grade durch Spalten, welche die ganzeDicke der Zellenpiembran durchdringen, ausspreche. Er findet nun den Bau der Faser, welche die Ringgef\u00e4sse bildet, dem Bau der Spiralfaser ganz analog, er zeigt, dass sich besonders da, wo sich die Ringe einander nahe stehen, auf ihren Oberfl\u00e4chen Theilungslinien, seichtere oder tiefere Furchen, zeigen, welche aber hier den R\u00e4ndern ganz parallel sind, und dass in andern F\u00e4llen, wo sie entfernter sind^ eine regelm\u00e4ssige Spiralfaser zwischen ihnen verl\u00e4uft, die sich","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20 (352)\nden Ringon anschliesst oder nicht. Schon diese Darstellung muss gegen Schleidens Theorie Zweifel erregen. Ein Hauptgrund ist aber die Untersuchung von Tradescantia tuberosa, worauf Hr. Schl, sich beruft, besonders der Wurzeln, wo in den ersten Zust\u00e4nden, in welchen sich die Fasern zeigen, diese schon dieselben Formverschiedenheiten, als Ring- und Spiralfasern haben wie in den sp\u00e4tem Zust\u00e4nden. \u2014 Hierauf folgt nun die vorl\u00e4ufige, im Anf\u00e4nge dieses Absatzes angef\u00fchrte Antwort von Hrn. Schleiden. Er glaube, sagt er, in seinen Beobachtungen nicht geirrt, sondern wirkliche Uebergangsstufen gesehen zu haben, indem z. B. der stehenbleibende Ring sich durch Sch\u00e4rfe der Zeichnung, Festigkeit und Klarkeit der Substanz wesentlich von dem gelblichen, gallertartigen, an den R\u00e4ndern ausgefressenen und verwischten, in der Aufl\u00f6sung begriffenen Uebergangsst\u00fccke der Spirale unterscheiden lasse. Einige von Mohl gezeichnete Ringfasern mit Spiralfasern rechnet er zu den netzf\u00f6rmigen Geweben, ich m\u00f6chte aber \u00fcberhaupt, s^gt er, auch den Schluss von den entwickelten Formen auf die Entstehungsgeschichte als h\u00f6chst misslich ansprechen, denn es kann Mohl nicht entgangen sein, dass sich nach Bildung der Grundspirale in gar manchen F\u00e4llen noch secund\u00e4re Fasern als Verbindungsglieder entwickeln, die aus einer ganz andern Substanz bestehend (weil aufl\u00f6slich durch Kochen in Aetzkali) doch scheinbar nicht von der Spirale unterschieden sind, und die Erkennung der Grundspirale unendlich erschweren. F\u00fcr eine solche secund\u00e4re Verbindungsart m\u00f6chte er eine in Molds Figuren abgebildete halten. Was mich besonders bewegt, sagt Hr. Schl, am Ende, bis jetzt noch an meinen Ansichten festzuhalten, ist die philosophische Nothwendigkeit in \u00e4chter Naturforschung, die Zahl der Erkl\u00e4rungsgr\u00fcnde so lange zu beschr\u00e4nken, als nicht die Unm\u00f6glichkeit, eine Erscheinung auf einen alten zur\u00fcckzuf\u00fchren, unabweisbar einen neuen fordert.\nHrn. Schleidens Theorie \u00fcber die Spiralbildungen in den Pflanzen ist eine Hypothese. Die Erkl\u00e4rung der verschiedenen Formen dieser Bildungen aus dem Verh\u00e4ltniss ihrer Entstehung zum Anwachsen der Zelle ist bequem ausgedacht, wenn sie nur erwiesen w\u00e4re. Aber die wunderbaren Luftblasen, welche Spalten und Poren machen sollen, scheinen willk\u00fcrlich erdacht; kein anderer Untersucher hat davon eine Spur gesehen. Wie","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"(353) 21\nsollen Luftblasen regelm\u00e4ssige Gebilde hervorbringen, und wie geht es zu, dass die Luftblasen nicht auf beiden Seiten gleich-massig wirken? woher kommen die Luftblasen? Solche Fragen Hessen sich in Menge aufwerfen. Eben so wenig ist es glaublich, dass Gefasse durch resorbirte Zellenw\u00e4nde entstehen; gerade in der Jugend zeigen sie solche W\u00e4nde in der Regel nicht. Der Verf. l\u00e4sst gern Resorption wirken, vermuthiich will er sagen, Aufl\u00f6sung, Schmelzung oder dergleichen, denn resorbirende oder absorbirende Gef\u00e4sse giebt es bekanntlich im Pflanzenreiche nicht. Wenn Herr Schleiden sagt, es sei ein \u00e4chtphilosophischer Satz, die Zahl der Erkl\u00e4rungsgr\u00fcnde zu beschr\u00e4nken, so hat er recht, wenn die Gr\u00fcnde v\u00f6llig zureichen. So wandte Newton ihn an, uni auszudr\u00fccken, dass man zur Erkl\u00e4rung der Bewegungen der Himmelsk\u00f6rper keiner anderen Erkl\u00e4rungsgr\u00fcnde bed\u00fcrfe, als der von ihm gegebenen. Aber es w\u00e4re wahrlich sehr unphilosophisch, ihn so weit zu treiben wie der Verf, Denn wie kann man in Erfahrungswissenschaften die Unm\u00f6glichkeit darthun, dass eine Erfahrung auf einen alten Erkl\u00e4rungsgrund sich nicht zur\u00fcckf\u00fchren lasse, besonders wenn man sich die Erlaubnis nimmt, hypothetische Grundlagen zu machen, wie hier eine Ablagerung in Spiralen? Besonders Herrn Dutrochet und den Mechanikern m\u00f6chte ein solcher Grundsatz sehr willkommen sein,\nHerr Schleiden f\u00fchrt im Anf\u00e4nge seiner Abhandlung im 22. Bande der Flora meine fr\u00fcheren Meinungen \u00fcber die spiralf\u00f6rmigen Bildungen in den Pflanzen an, um sie unrichtig zu finden. Darin hat er sehr Recht, denn ich habe sie selbst unrichtig gefunden. Ferner sagt er: \u201eLink ist in seiner neuesten Ausgabe der Philosophia botanica noch weit davon entfernt, alle hierher geh\u00f6rigen Thatsachen zu verstehen, und unter dem richtigen Gesichtspunkt zusammenzustellen.\u201d Darin mag er ebenfalls sehr Recht haben, denn ich bin sehr weit von dem D\u00fcnkel entfernt, als h\u00e4tte ich die Natur v\u00f6llig richtig verstanden.\nEine kleine Streitigkeit zwischen Mohl und Schleiden \u00fcber Rechts- und Linksdrehen der Spiralfasern ist oben nicht angef\u00fchrt, weil Hr. Schl, im Anf\u00e4nge der vorl\u00e4ufigen Antwort seine Behauptung zur\u00fccknimmt, und sich sogar der Gedankenlosigkeit in diesem Falle beschuldigt.\n3","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22 (354)\nHerr Mohl sagt, Flora B. 22 S. 676: \u201eDass die Faser der Spiralgef\u00e4sse kein eigent\u00fcmliches, f\u00fcr sich bestehendes Gebilde ist, sondern als die in spiralf\u00f6rmiger Richtung in ein oder in mehrere parallel laufende B\u00e4nder getheilte secund\u00e4re Membran des Gef\u00e4ssschlauches betrachtet werden muss, dar\u00fcber kann f\u00fcr den, welcher die Entwickelungsgeschichte der Spiral-gef\u00e4sse und der Spiralzellen untersuchte, und die durchgreifende Analogie dieser beiden Bildungen unter einander und mit den get\u00fcpfelten Zellen erkannte, kein Zweifel Statt finden.\u201d Ich frage: War die Membran bei ihrer ersten Bildung zusammenh\u00e4ngend und geschah die Trennung in Fasern erst sp\u00e4ter? Sagt man Ja, so verlange ich Beweise f\u00fcr diese sp\u00e4tere Trennung. Sagt man Nein, und nimmt man die Faser als von der n\u00e4chsten getrennt an, gleich bei der ersten Bildung, so frage ich weiter: Was ist denn f\u00fcr ein Unterschied, ob ich sage: die Faser ist ein eigenthiimliches, f\u00fcr sich bestehendes Gewebe, oder: eine Membran ist eigenthiimlich und primitiv in Fasern getrennt? Das Wort Ablagern erkl\u00e4rt nichts, vielmehr hat es die uner-wiesene, unwahrscheinliche Nebenbedeutung, als ob die Bildung der Faser und der Membran ein blosser Niederschlag sei.\nWenn aber auch die Faser etwas platt gedr\u00fcckt ist, so hat sie doch keine Aehnlichkeit mit den Theilen einer Membran. Denn in sehr jungen Wurzeln sehe ich schon die zarten Fasern der Spiralgef\u00e4sse bei 1500maliger Vergr\u00f6sserung an den R\u00e4ndern deutlich abgerundet. Die umh\u00fcllende \u00e4ussere Membran ist dann noch so zart, dass man sie nicht gewahr wird. Ich m\u00f6chte es umkehren und sagen: Wer die Entwickelungsgeschichte der Spiralgef\u00e4sse und der Spiralzellen untersucht, muss die Faser f\u00fcr ein eigenthiimliches, f\u00fcr sich bestehendes Gebilde erkl\u00e4ren. Was die Poren betrifft, so glaubte ich mit Mohl, dass die Oeffnung mit einer zarten Haut \u00fcberzogen sei, und da ich nicht einsah, wie ein zweiter Absatz gewisse Stellen verschonen k\u00f6nne, so meinte ich, die Stellen w\u00e4ren Bl\u00e4schen, wie man sie im Glase sieht. Das war eine blosse Vermuthung. Mein Zeichner l\u00e4ugnete immer jene Membran. Endlich hoffte ich ihn zu \u00fcberzeugen; wir sahen sie f gef\u00e4rbt, wie sie Icon, select. F. 1 t. 5 f. 6, 7 dargestellt ist. Aber nachher habe ich nichts dergleichen gesehen, und das Mikroskop, welches ich gebraucht hatte, f\u00e4rbte die Gegenst\u00e4nde","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"(355) 23\nunter gewissen Umst\u00e4nden. Herr Schmidt h\u00e4lt noch immer die Poren f\u00fcr ganz durchgehend, und wenn wir verschiedener Meinung sind, wird mir die meinige, als vorgefasst, verd\u00e4chtig.\nFerner sah ich nicht selten, besonders am Rande jener Poren, dass mehr Membranen von derselben Art \u00fcber einander lagen. In den Bastr\u00f6hren ist dieses oft sehr deutlich, s. Icon. an. bot. F, 1 t. 6 f. 15. Dass die Ablagerungen von dem Membranengebilde verschieden sind, zeigen Payens Versuche. Die Spiralfaser geh\u00f6rt zum Membranengebilde, weil sie durch Kochen mit kaustischem Kali oderNatrum nicht aufgel\u00f6st wird.\nMold hat sich viel M\u00fche gegeben, Meyens Behauptung, dass die Pflanzenmembran aus Spiralfasern gebildet sei, zu widerlegen. Das war sie schon an und f\u00fcr sich, weil man an der bei weitem gr\u00f6ssten Menge von Membranen im Pflanzenreiche eine solche Zusammensetzung nicht bemerkt. Ich sagte ihm sogleich, ich f\u00e4nde an den Luftwurzeln seiner Stelis nicht, was er wolle. Dass viele Pflanzentheile eine Neigung haben, in einer Schraubenlinie zu reissen, ist sehr merkw\u00fcrdig, aber dieses ist grade bei dickem Theilen, z. B. alten por\u00f6sen Ge-fassen und sogar bei Rinden, z. B. bei der Birkenrinde der Fall. Man braucht also nicht auf eine Molekularstellung mit Mold zur\u00fcckzugehen, die wir den Physikern \u00fcberlassen wollen. Und wenn die Membran noch so d\u00fcnn w\u00e4re, so w\u00e4re es doch am einfachsten, noch d\u00fcnnere Stellen anzunehmen, an denen die Membranen reissen.\nEs ist sehr richtig, dass zwischen Gefassen und Zellen im Pflanzenreiche kein bestimmter und scharfer Unterschied sei, aber f\u00fcr die Wissenschaft m\u00fcssen wir den Unterschied im Ausdruck beibehalten, um nicht in Verwirrung zu gerathen. Wenn man die \u00e4ussern Theile einer Grasbl\u00fcthe Bracteen nennen wollte, oder gar Bl\u00e4tter, weil sie in der That Bracteen und zuletzt Bl\u00e4tter sind; welche Verwirrung w\u00fcrde entstehen und wie viel Worte w\u00fcrde man n\u00f6thig haben, um deutlich zu machen, welche Bracteen, oder welches Blatt man meine! Ras-pail hat wirklich solche Beschreibungen von Gr\u00e4sern gemacht, die nur darum keine Verwirrung hervorbrachten, weil man keine R\u00fccksicht darauf nahm.\nDie eigenen Ge fasse aus dem Kelche von Chelidonium\n3*","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24 (35G)\nmajns habe ich im 2. Heft der Jcon. sel. anat. bot. t. 6 f. 1 (1840) abbilden lassen. Die beigesetzten Pfeile zeigen die Richtung der Str\u00f6mung. Es erhellt daraus, dass die Str\u00f6mung nicht immer von dem Ausfliessen des Saftes aus den abgerissenen Theilen herr\u00fchrt, wie noch viele glauben, und wie es auch oft der Fall ist, denn sie geht hier keinesweges nach aussen, sondern vielmehr von aussen nach innen. Da der Kelch von Che-lidonium sehr d\u00fcnn ist, so darf man nur das Bl\u00e4ttchen, ohne einen Schnitt zu machen, abreissen, wo dann auch nur eine kleine Stelle \u00fcbrig bleibt, woraus der Saft fliessen k\u00f6nnte. Diese von Herrn Schultz entdeckte Bewegung ist also gewiss eine eigenth\u00fcmliche, und wird leicht gesehen, ohne dass man n\u00f6thig hat, die Beobachtung im Sonnenschein anzustellen. Denn die Bewegung, welche man im Sonnenschein, besonders aber an abgerrissenen Bl\u00e4ttern sieht, ist eine optische T\u00e4uschung, und die Str\u00f6mung l\u00e4sst sich willk\u00fcrlich nach einer oder der andern Seite richten, nachdem man den Spiegel dreht. Hievon \u00fcberzeugte mich Prof. Amici bei der Versammlung der Naturforscher zu Pisa im Herbst 4839. Die flimmernde Bewegung, welche man mit dieser zugleich sieht, mag wohl ebenfalls von einer optischen T\u00e4uschung herr\u00fchren.\nDiese eigenen Gef\u00e4sse, die man wTohl im Lateinischen vasa laticifera nennen k\u00f6nnte, sind also in Chelidonium majus keinesweges immer einfach, wie ich vormals geglaubt habe, sondern auch \u00e4stig. Einfach sind sie allerdings in der N\u00e4he der Blattnerven, der Rinde der Wurzel und im Holze des Stammes, und so auch Icon. an. bot. t. 14 f. 6, 7, 8 vorgestellt worden. Es scheint mir jetzt, dass man die Aestigkeit als ein Hauptkennzeichen dieser Gef\u00e4sse aufstellen k\u00f6nne, wodurch sie sich von allen andern Gef\u00e4ssen unterscheiden, auch wenn sie keinen gef\u00e4rbten Saft haben. Aber man muss diese Gef\u00e4sse nicht mit den langen Zellen oder den Gef\u00e4ssen in dem (die Holz-biindel) begleitenden Gewebe verwechseln, die niemals \u00e4stig sind, nie einen gef\u00e4rbten Saft f\u00fchren, und in denen man niemals eine Saftbewegung bemerkt hat, wie doch von vielen geschehen, ja sogar noch immer geschieht. Zu diesem Irrthum ist $ man gekommen, weil man die eigenen Gef\u00e4sse nur in der N\u00e4he der Holzb\u00fcndel des Stammes und der Blattnerven untersucht","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"(357) 25\nli\u00e2t, wo sie gerade, einfach und allerdings den Bastgef\u00e4ssen oder Fasergef\u00e4ssen sehr \u00e4hnlich sind\u00bb Man darf sie aber nur in den flachen Theilen und entfernt von den Nerven untersuchen, um ihre gebogene, \u00e4stige Bildung bald zu finden.\nSpalt\u00f6ffnungen (stomatia) sind in demselben zweiten Heft der Icon. sel. F. 2 (1840) T. 4 und 5 abgebildet. Zuerst Spalt\u00f6ffnungen von ziemlich gew\u00f6hnlicher Form, n\u00e4mlich aus zwei gebogenen Zellen bestehend, die eine spaltenf\u00f6rmige Oeff-nung zwischen sich lassen, und von einer oder mehreren ringf\u00f6rmigen Zellen umgeben sind; F. 8 von Epiphyllum Phyllan-thus, F. 9 und 10 von Opuntia vulgaris, F. 11 von Cereus flabelliformis. Das Chlorophyll bildet F. 9 und 10 einen l\u00e4nglichen K\u00f6rper. An Rhipsalis salicornioides F. 7 besteht die Umgebung aus mehren in einen Kreis gestellten Zellen, und daselbst sieht man auch die innern gebogenen Zellen in einen schmalen Ring verwachsen. Von derselben Form sind auch die Spalt\u00f6ffnungen der Hakea pugioniformis, aber man sieht an ihnen auch sehr oft, doch nicht immer, eine Verh\u00fcllung, wie es scheint, von einer abgesonderten Materie, welche die Spalt\u00f6ffnung ganz oder zum Theil \u00fcberzieht. F. 3 der vierten Tafel zeigt eine ganz freie und eine halb verh\u00fcllte Spalt\u00f6ffnung, F. 4 aber eine fast ganz verh\u00fcllte. Noch deutlicher sieht man diese Verh\u00fcllung oder vielmehr eine Verstopfung der Spalte an den Spalt\u00f6ffnungen auf den Bl\u00e4ttern der Coniferen. T.5F.6 von Cunninghamia sinensis, F. 7 von Picea excelsa, F. 8 von Picea alba. Freie und verstopfte Spalt\u00f6ffnungen zugleich findet man auf den Bl\u00e4ttern von Araucaria excelsa F. 2 und Araucaria imbricata F 4. Wenn man die Bl\u00e4tter mit Wasser kocht, so werden die Spalt\u00f6ffnungen frei, wie man an der Spalt\u00f6ffnung von Araucaria imbricata F. 5 sehen kann. Kochen mit Weingeist bewirkt dieses wenigstens nicht so leicht; mir ist es gar nicht gelungen. Ich habe immer daran gezweifelt, dass die Spalt\u00f6ffnungen die Luftl\u00f6cher der Pflanzen und also die Respirationswerkzeuge sein sollten. Ich finde die Verbindungen zwischen den Spalt\u00f6ffnungen und den L\u00fccken im Zellgewebe der Bl\u00e4tter nicht deutlich; es scheint mir sonderbar, dass Organe von einem so ausgezeichneten Bau zu blossen L\u00fccken im Zellgewebe f\u00fchren sollten, und endlich bewogen mich auch die verstopfenden und verh\u00fcllenden Stoffe, sie f\u00fcr","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26 (358)\nSecretionsorgane zu halten*). Doch lasse ich die Sache in Zweifel, denn wenn man mich fragt: was von den Spalt\u00f6ffnungen abgesondert werde, an denen man solche Verstopfungen nicht bemerkt, so gestehe ich, dass ich es nicht weiss. Allerdings hat man viel von ge\u00f6ffneten und verschlossenen Spalt\u00f6ffnungen geredet, ich selbst, und es w\u00e4re wohl m\u00f6glich, dass man die verstopften Spalt\u00f6ffnungen f\u00fcr geschlossene gehalten h\u00e4tte.\nDoch wir wollen hier\u00fcber Herrn Schleiden h\u00f6ren: \u201eVergebens (sagt er in den Harmlosen Bemerkungen \u00fcber die Natur der Spalt\u00f6ffnungen in Wiegmann\u2019s Archiv der Naturgeschichte f\u00fcr 1838, B. 1 S. 57) habe ich nach einer Thatsache geforscht, wodurch man auch nur wahrscheinlich machen k\u00f6nnte, dass jene Sekretionen mehr von den Ausd\u00fcnstungen der angeblichen Dr\u00fcsenzellen als von denen der andern Parenchymzellen, besonders von denen herr\u00fchren, die unmittelbar an die H\u00f6hlung grenzen, in welche die Spalt\u00f6ffnung hineinf\u00fchrt, und mir scheint die angebliche Funktion auf dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft eine blosse petitio principii zu sein. Nehmen wir z. B. die Coniferen. Hier finde ich Harz auf der Spalt\u00f6ffnung; wenn ich dieses durch \u00e4therisches Oel entferne, zeigt sich die Spalt\u00f6ffnung immer weit klaffend, dann finde ich darunter eine H\u00f6hle, die (die beiden Spaltzellen eingeschlossen) von lauter Zellen umgeben ist, die Gummi, Schleim, etwas St\u00e4rke, Chlorophyll, aber keine Spur von Harz oder Terpentin enthalten, dagegen finde ich viel tiefer im Parenchym grosse Terpenting\u00e4nge, und schliesse nun, dass das fl\u00fcchtige Terpentin\u00f6l aus jenen G\u00e4ngen in Dunstform austritt, den Intercellularg\u00e4ngen folgend in jene H\u00f6hlungen gelangt, und von hier sich vermittelst der Spalt\u00f6ffnungen in die Atmosph\u00e4re verfl\u00fcchtigt, wobei es, wie seine Natur es mit sich bringt, eine gewisse Quantit\u00e4t Harz zur\u00fcckl\u00e4sst. Dieser Schluss scheint mir nat\u00fcrlich, wenn man dagegen mit einem Male ganz willk\u00fcrlich und von jenen ganz gleichen, mit Gr\u00fcn gef\u00fcllten Zellen zwei ausw\u00e4hlt und etwa, weil sie mehr nach aussen liegen, zu Harz absondernden Dr\u00fcsen macht, so sehe ich eigentlich nicht ein, mit welchem f\n*) Von einem Streite zwischen Dutrochet und Delile, diesen Gegenstand ber\u00fchrend, wird im Jahresbericht f\u00fcr 1841 die Rede sein.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"(859) 27\nHandbuch der Logik man das rechtfertigen will.\u2019\u2019 Gr\u00fcn finde ich die Zellen unter dem harzigen Ueberzuge der Cisten und vieler andrer Pflanzen. Und wie das Terpentin\u00f6l, welches aus den Terpenting\u00e4ngen schon in Dunstform austreten soll, in der Spalt\u00f6ffnung Harz zuriicklassen kann, begreife ich nicht. Ueta-gens freue ich mich, meinem Freunde Berzelius etwas \u00e4hnlich zu sein. Allerdings ist er um so mehr geschimpft worden, als er gr\u00f6sser ist als ich.\nIn der Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie door van derHoeven en de Vriese, Leiden 1840, befinden sich p. 185Mikrometrische Bepalingen en mikroskopische Aantekningen door P. Harting. Es sind gar viele mikrometrische Bestimmungen von vegetabilischen Gegenst\u00e4nden in dieser Abhandlung enthalten, von denen ich nur einige anf\u00fchren will,, weil sonst die ganze Tabelle m\u00fcsste hergesetzt werden. Sie sind in Zehntausendtheilen eines Millimeters gegeben. Die kleinsten Spiralgef\u00e4sse (spiralbuizen) aus der chalaza eines seit wenigen Tagen befruchteten Eichens halten 33 Z.; die dicksten aus dem einj\u00e4hrigen Zweige von Sambucus nigra 425, die d\u00fcnnsten ebendaher 140; die Spiralfaser aus jenen, den dicksten 39, aus diesen, den d\u00fcnnsten 27. Der mittlere Durchmesser der T\u00fcpfel an den get\u00fcpfelten Spiralgef\u00e4ssen aus demselben Zweig 48. Ringe von einem Ringgef\u00e4sse in demselben Zweige im mittleren Durchmesser 38. Spalt\u00f6ffnung von einem mittelm\u00e4ssig grossen Blatt von Lilium candidum, mittlere L\u00e4nge 712, mittlere Breite 520, mittlere L\u00e4nge der Spalte 420, mittlere Breite 123 ; Spalt\u00f6ffnung von einem ausgewachsenen Blatte von Leontodon Taraxacum, mittlere L\u00e4nge 230, mittlere Breite 130; Spalt\u00f6ffnung von einem ausgewachsenen Bl\u00e4ttchen von Lemna minor, mittlere L\u00e4nge 192, mittlere Breite 160, mittlere L\u00e4nge der Spalte 142, mittlere Breite 90. Pollenk\u00f6rner von Malva rotundifolia 1341; von Lilium candidum mittlere L\u00e4nge 925, mittlere Breite 392; von Lathyrus odoratus mittlere L\u00e4nge 517, mittlere Breite 283; von Salix alba mittlere L\u00e4nge 272, mittlere Breite 126; von Lamium purpureum mittlere L\u00e4nge 412, mittlere Breite 248; Lamium album mittlere L\u00e4nge 308, mittlere Breite 202; von Aconitum Napellus mittlere L\u00e4nge 83, mittlere Breite 47. Chlorophyllk\u00f6rner aus dem Blatte von Sambucus nigra, mittlerer Durchmesser 50, von Chelidonium","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28 (360)\nmajus 55, von Sedum Telephium 67, Geranium robertianum 52, von Malva rotundifolia 51, von Iris Pseudaeorus 42, von Li-lium candidum 30, von Georgina variabilis 34; Dicke der Lagen eines Amylumkornes aus den Kartoffeln 8 \u2014 30. Wenn sich auch bei mikronietrischen Messungen immer einige Unsicherheit findet, so bleiben doch die Angaben als Verh\u00e4lt-nisszahlen sehr sch\u00e4tzbar, und es ist darum auch sehr zweckm\u00e4ssig, wenn derselbe Beobachter mit demselben Instrumente recht viele liefert. Die Zahl der thierischen gemessenen Gegenst\u00e4nde ist viel gr\u00f6sser als der pflanzlichen, ich bemerke nur, dass die Blutk\u00fcgelchen (bloedshyfjes, Blutscheibchen nennt sie der Verf. mit einem neuen holl\u00e4ndischen Worte) fast von allen Thieren gr\u00f6sser sind, als die Chlorophyllk\u00f6rner, dagegen sind die Muskelfasern der Thiere in der Regel d\u00fcnner als die Spiralfasern.\nEine Erw\u00e4hnung verdient noch zu Ende dieses Artikels die Erfindung von Hrn. Boucherie, dem Holz nutzbare Eigenschaften dadurch zu geben, dass man verschiedene Fl\u00fcssigkeiten davon einsaugen l\u00e4sst. S. Comptes rendus p. 1840, T. 1 p. 686. Durch die bekannten Versuche, gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeiten in den Gef\u00e4ssen der Pflanzen aufsteigen zu lassen, wurde er auf den Gedanken gebracht, diese Versuche, welche bisher nur f\u00fcr die Wissenschaft angestellt wurden, zum allgemeinen Nutzen anzuwenden, oder wie er sich ausdr\u00fcckt, aus der Lebenskraft eine industrielle Kraft zu machen. Die Operation wird an einem noch aufrecht stehenden Baume angestellt, denn indem man einen Querschnitt macht, um die Saftgef\u00e4sse mit den Aufl\u00f6sungen in Verbindung zu bringen, die der Baum einsaugen soll, kann man an zwei entgegengesetzten Punkten genug Holz stehen lassen, dass der Baum seine vertikale Lage beh\u00e4lt. Wenn man den Baum ganz von seinem Unterstoek (de sa souche) trennt, so nimmt die absorbirende Kraft von dem Augenblicke des Abhauens ab ; indessen nach zwei Tagen und vielleicht l\u00e4nger kann man davon noch Gebrauch machen. Sie ist \u00fcbrigens verschieden zu verschiedenen Jahreszeiten ; im Herbst ist sie am st\u00e4rksten. Auch ist die Quantit\u00e4t der Fl\u00fcssigkeiten, welche ab- \u2014 sorbirt werden, sehr verschieden, doch werden im Allgemeinen, die neutralen Verbindungen in gr\u00f6sserer Menge aufgenommen als die S\u00e4ui en und alkalischen. Um das Holz haltbar zu machen.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"(361) 29\nl\u00e4sst er den Brannkohlentheer (pyro-lignite de fer) einsaugen, um aber dem Holze eine gr\u00f6ssere Biegsamkeit und Elasticit\u00e4t zu geben, bedient er sich der Aufl\u00f6sungen von zerfliessenden Chloriiren, und eben diese sind auch am zweckm\u00e4ssigsten, um zu verhindern, dass sich das Holz nicht wirft; ja sie dienen auch dazu, um das Holz weniger verbrennlich zu machen. Das F\u00e4rben des Holzes geschieht mit mineralischen oder vegetabilischen Stoffen. Im ersten Falle muss man nicht die schon gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit einsaugen lassen, sondern zwei Fl\u00fcssigkeiten nach einander, welche durch ihre wechselseitige Zersetzung sich f\u00e4rben, so z. B. wenn man blau f\u00e4rben will, zuerst ein Eisensalz und dann Cyaneisenkalium. Gef\u00e4rbte vegetabilische Fl\u00fcssigkeiten werden nicht aufgenommen ; gewisse H\u00f6lzer sogar nehmen nichts davon auf. Diese praktische Anwendungen best\u00e4tigen gar sehr die jetzt fast allgemein angenommene Theorie vom Aufsteigen des Saftes in den Pflanzen.\nVon der Bildung der Gef\u00e4sse und Zellen ist noch weiter unten die Rede, besonders bei Gelegenheit der Abhandlung von D. Don \u00fcber die Cyc\u00e4deen und von Schleiden \u00fcber die Cacteen.\nStamm, Bl\u00e4tter, Knospen.\nF\u00fcr die Kenntniss des Stammes ist ein 'ausf\u00fchrliches Werk erschienen, welches die Aufmerksamkeit der Forscher gar sehr verdient: Ueber den Bau und das Wach stimm des Dikotyled one n-Stammes, eine von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg mit dem Accessit gekr\u00f6nte Preisschrift von Dr. Fr. Unger, St. Petersb. 1840. 4. 204 S. 16 Tafeln. Wir wollen dem Verf., der sich schon sehr um die Pflanzen-Physiologie verdient gemacht hat, so viel als es der Raum verstattet, folgen. Er giebt zuerst die gew\u00f6hnliche Eintheilung des Stammes in Mark, Holz und Rinde an. Das Holz theilt er wiederum ein in die Markscheide, das eigentliche Holz, wovon das reife oder Kern-Holz von dem Splint sich wenig unterscheidet und die Cambiumschicht, die er als eine Schicht von zartem Zellgewebe bezeichnet. Die Rinde wird ebenfalls eingetheilt in die Oberhaut, Korkschicht und die zellige H\u00fclle; die letztere enthalte Chlorophyllk\u00f6rner und sei es, welche die Markstrahlen bilde. Dann folgt eine Geschichte der Theorien \u00fcber das Wachsthum der Dikotyledonen. Von","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30 (362)\nder Darstellung der Meinungen Anderer will ich nichts sagen; die meinige hat er ganz verfehlt. Nachdem er eine \u00e4ltere, mit der sp\u00e4tem unvertr\u00e4gliche Meinung von mir S. 19 angef\u00fchrt, finde ich S. 27 folgendes: \u201eDass der Stamm durch die Knospen gewachsen, d. i. dass die neuen Holzlagen ein Product der Knospen seien, meint sowohl Link als Meyen. Ersterer sagt (EI. Phil. bot. Ed. 2. 261), man k\u00f6nne mit blossen Augen sehen, wie eine Holzschicht aus der Knospe in den unterliegenden Ast eintrete und sich an dessen Holz anlege, ja bei Vergr\u00f6sse-rung bemerke man sogar junge Spiralgef\u00e4sse u. s. w. in den Ast eindringen.\u201d H\u00e4tte der Verf. sich die M\u00fche gegeben, die Stelle zu lesen, so w\u00fcrde er gesehen haben, dass ich zwar behaupte, es gehen Gefasse mit Zellgewebe aus der Knospe in den Ast hinab, aber nicht, es werde dadurch die ganze neue Holzschicht gebildet, sondern diese wachse auch seitw\u00e4rts an, so dass sich die Gefasse einander gleichsam einimpfen. Die Art, wie dieses geschieht, habe ich nicht allein umst\u00e4ndlich beschrieben, sondern auch auf der 7. Tafel der Jcon. anat. bot. F. 1 T. 7 F. 6\u201412 dargestellt. S. 111 kommt er auf meine \u00e4ltere Meinung zur\u00fcck und f\u00fchrt sorgf\u00e4ltig an, wer sie widerlegt hat. Dann setzt er S. i 12 hinzu: \u201eLetzlich hat Link seine Ansicht dahin ge\u00e4ndert, dass er die Spiralgef\u00e4sse in der N\u00e4he des Markes f\u00fcr unver\u00e4nderlich erkl\u00e4rt, wie diess Mirbel und andere gezeigt hatten. Er selbst f\u00fchrt als Beispiel die Erle an, welche nach 40 Jahren dieselben Gefasse zeigt, die sie anfangs hatte.\u201d Das ist alles, was er von meiner Darstellung sagt, so sehr hat er sie verst\u00fcmmelt. Auch sagt er S. 121 : \u201eLink z\u00e4hlt die Cambiumschichten zum Bast und nennt sie innern Bast.\u201d Er f\u00fchrt dazu EI. Ph. bot. 1837 p. 277 an. Dort steht davon kein Wort, auch ist es mir nie eingefallen, dergleichen zu sagen. Es ist a. a. O. vom Saft die Rede, den ich wohl vom Cambium unterscheide. Doch dieses soll auf das Folgende keinen Einfluss haben. Der dritte Abschnitt handelt von dem Bau und dem Wachsthume der Aloineen. Er f\u00e4ngt mit diesen an, weil sie mit den Dikotyledonen in ihrem Baue die gr\u00f6sste Aehnlichkeit haben, indem der Stamm aus Rinde, Holzk\u00f6rper und Mark besteht. Aus seinen Untersuchungen, besonders \u00fcber Dracaena ferrea, zieht der Verf. nachstehende Folgerungen : 1. Den Gef\u00e4ssbiindeln liegt urspr\u00fcnglich","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"(363) 31\neine gleichartige Gewebsmasse zum Grunde, die zum Zollsystem geh\u00f6rt, und sich dadurch auszeichnet, dass ihre gestreckten Zellen einen mehr oder weniger tr\u00fcblichen Saft f\u00fchren. 2. Die Entwickelung der Gef\u00e4ssbiindel erfolgt dem ganzen Verlaufe nach betrachtet nicht durchaus gleichf\u00f6rmig, sondern Theile derselben verm\u00f6gen sich h\u00f6her auszubilden, w\u00e4hrend andere in ihrer urspr\u00fcnglichen Einfachheit verharren. 3. Der n\u00e4mliche Wendepunkt der Entfaltung, von welchem aus nach beiden Richtungen hin eine vollkommenere Entwickelung der Gef\u00e4ssbiindel Statt findet, ist der Punkt, wo dieselben den Stamm verlassen, zu dessen Bildung sie das Wesentliche beitrugen. 4. Zwischen dem innern oder dem Stammtheile und dem \u00e4ussern, oder dem Blattheile des Gefassb\u00fcndels in der betrachteten Pflanze, bildet sich ein Gegensatz aus, der merkw\u00fcrdiger Weise nach gleichen Verh\u00e4ltnissen der Distanzen vom Wendepunkte, nie das Gleiche, sondern nur das Aehnliche hervorruft. 5. F\u00fcr die Natur der Elementartheile der Gef\u00e4ss-b\u00fcndelanf\u00e4nge, wie sie uns in der Cambiumschicht offen darliegen, geht endlich hervor, dass der erste und wesentlichste An-theil des Gefassb\u00fcndels die eigenen Gef\u00e4sse sind (derVerf. erkl\u00e4rt eigene Gef\u00e4sse als bestehend aus d\u00fcnnwandigen Zellen, folglich gar verschieden von dem, was alle andern Botaniker so nennen), indem sie nicht nur als die erst erscheinenden Elementartheile derselben angesehen werden k\u00f6nnen, sondern indem sie auch das Bleibendste sind, und bei allen Metamorphosen des Gef\u00e4ssbiindels nie ganz verschwinden, und also durch nichts ersetzt werden k\u00f6nnen. Die Beweise f\u00fcr diese Folgerungen muss ich \u00fcberlassen selbst herausznsuchen. IV. Vergleichung der Gef\u00e4ssbiindel-Entwickelung in verschiedenen Monokotyledonen. Verlauf der Gef\u00e4ssbiindel in den Palmen nach Mold, in den Aloineen, wo keine Zer\u00e4ste-lung, wie sie Mold in den Palmen fand, und keine Verwachsung, wie sie Meneghini beschreibt, angenommen werden. Verlauf und Verwachsung der Gef\u00e4ssbiindel in der Ananas. Verlauf und Verflechtung derselben in den Gr\u00e4sern. V. Feber den Bau und die Entwickelung der Piperaceen. Was der Verf. Besonderes gefunden hat, mag hier mit dessen eignen Worten vollst\u00e4ndig gesagt sein In s\u00e4mmtlichen Piperaceen ist ein centrales Gefassbiindelsystcm von einem peripherischen zu","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32 (364)\nunterscheiden, diese beiden Systeme bestehen aus parallelen, durch den Stamm verlaufenden, und nirgends unter sich ana-stomosirenden Gef\u00e4ssbiindeln. Die beiden Systeme vereinigen sich in dem Knoten zu einem Fasernetze, aus welchem Knospen und Wurzeln entspringen, und zwar auf die Weise, dass ihre gesonderten Gef\u00e4ssb\u00fcndelsysteme mit jenen des Stammes in unmittelbare Verbindung treten. Die Bildung des Holzes geschieht nur durch die peripherischen Gef\u00e4ssb\u00fcndel, indem sich an ihrer Aussenseite Holzsubstanz erzeugt, welche theils aus neuen Gef\u00e4ssbiindeln, theils aus verbindenden Prosenchym-zellen besteht. Das Gef\u00e4ssbiindelsystem der appendicul\u00e4ren Theile h\u00e4ngt nur mit dem centralen Gef\u00e4ssb\u00fcndel, und zwar nur mit einem Theile desselben zusammen, und erscheint als unmittelbare Fortsetzung seiner Gef\u00e4ssbiindel nach Aussen. Ein Theil derselben Gef\u00e4ssb\u00fcndel setzt ihn ebenso nach aufw\u00e4rts fort, woraus folgt, dass diesem Gef\u00e4ssbiindelsystem ein fortsprossendes Wachsthum seiner B\u00fcndel (vegetatio terminalis) zukommt. Dasselbe gilt auch von dem peripherischen Gef\u00e4ssbiindelsystem ; da dieses aber noch durch Anlagerung von Gef\u00e4ssbiindeln einer zweiten, dritten, vierten u. s. w. Ordnung nach Aussen sich vergr\u00f6ssert, so ist hier eine complicirte Vegetation zu erkennen. Der Verf. nennt diese Wachsthumsweise vegetatio peripherico-terminalis. Dann redet er von dem Baue der verwandten Gattungen Saururus, Houttuynia und der Chlor-antheen. VI. Ueber den Bau und die Entwickelung der Nyctagineae. Die Resultate der Untersuchungen, welche der Verf. \u00fcber die Bildung des Mirabilis-Stammes giebt, sind folgende: Es l\u00e4sst sich ein doppeltes Gef\u00e4ssbiindelsystem unterscheiden, ein inneres und ein \u00e4usseres. Das innere ist einfach und besteht aus einer Gef\u00e4sszone und den von ihr eingeschlossenen centralen Gef\u00e4ssbiindeln, welche in die Bl\u00e4tter treten ; das \u00e4ussere hingegen aus vielen \u00fcber einander liegenden Gef\u00e4ssb\u00fcndelkreisen, die unabh\u00e4ngig unter sich und von erstem gebildet, nur durch Anastomosen Zusammenh\u00e4ngen. Weder im Innern noch viel weniger im Aeussern f\u00fcr sich, findet ein peripherisches Wachsen nach Art der Monokotyledonen Statt, \u25a0* sondern durchaus nur ein nach der Achse fortschreitendes, d, i. eine vegetatio terminalis. Betrachtet man aber beide Gef\u00e4ssb\u00fcndelsysteme im Verh\u00e4ltnisse ihrer Entwickelung zu ein-","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"(365) 33\nander, so tritt eben so auch eine peripherische Vegetation hervor, folglich findet, wie vorher, eine vegetatio peripherico-ter-minalis Statt. VII. Bau und Wachsthum der Chenopo-deae und Amaranthaceae. Auch in diesen St\u00e4mmen erscheint wiederum ein doppeltes Gef\u00e4ssbiindelsystem, ein inneres, durch den ganzen Stamm zusammenh\u00e4ngendes und im Marke oder an der Grenze desselben liegendes, und ein \u00e4usseres, eben so durch den ganzen Stamm zusammenh\u00e4ngendes und sich an der Aussenseite vermehrfachendes System, welches eigentlich das Holz bildet. Beide Systeme sind ihrer wesentlichen Zusammensetzung nach scharf geschieden; das innere die appen-dikul\u00e4ren Theile mit Gef\u00e4ssen versorgend, und das \u00e4usser\u00f6, eigentlich dem Stamm angeh\u00f6rend, sind ihrer Bildung nach so beschaffen, dass man, mit Ausnahme, dass jeder Gef\u00e4ssbiindel bis auf eine gewisse Grenze sich in seinen Querdurchmessern und besonders nach Aussen vergr\u00f6ssert, nur ein nach dem obern Ende hin fortschreitendes Wachsthum wahrzunehmen im Stande ist. Ber\u00fccksichtigt man aber, dass dabei zugleich durch Anbildung neuer Holzschichten der Stamm nach aussen hin anw\u00e4chst, so kann man nicht umhin, hier gleichfalls wieder den Typus einer vegetatio peripherico-terminalis wahrzunehmen. VIII. Bau und Wach st hum der baumartigen Dikotyledonen. Aus der Untersuchung junger Weidenzweige folgert derVerf., dass die Gef\u00e4ssbiindel, welche die Gef\u00e4sse der Markscheide enthalten, dem centralen Gef\u00e4ssbiindelsystem der krautartigen Dikotyledonen entsprechen, nur mit dem Unterschiede, dass diesem System hier die Cardinal-gef\u00e4ssb\u00fcndel zu fehlen scheinen, die einen so ausgezeichneten Rang in jenen Gew\u00e4chsen behaupten. Der eigentliche Holzk\u00f6rper bildet auch hier, wie bei den krautartigen Dikotyledonen ein eigenes, von der Markscheide unabh\u00e4ngiges Gef\u00e4ssbiindelsystem, welches durch prosenchymatische Holzzellen zu einer Masse verbunden ist, die sich nach Aussen immerfort zu erneuern sucht. Zur Erl\u00e4uterung des Ganzen will ich zu dem Vorhergehenden einen Satz aus des Verf. allgemeinen Folgerungen beif\u00fcgen: In allen mit Gef\u00e4ssen versehenen Pflanzen l\u00e4sst sich nur eine dreifache Art der Vegetation wahrnehmen. Entweder es setzen sich die Gef\u00e4ssbiindel des Stammes in ihrer Entwickelung nach oben fort, ohne sich zu vervielf\u00e4ltigen; diess","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34 (366)\ngiebt den Wipfelansatz oder das endsprossende Wachsthum (vegetatio terminalis), z. \u00df. der Cykadeen und Farm; oder die Gefassbiindel des Stammes haben nur eine bestimmte L\u00e4nge, und neue Gefassbiindel, welche zu den vorhandenen hinzukommen, und sich von Aussen und \u00fcber dieselben anlegen, ver-grossem und verl\u00e4ngern den Stamm; diess giebt das aussprossende Wachsthum (vegetatio peripherica); endlich ist noch eine dritte Art verschieden von den beiden vorhergehenden, welche sich dadurch auszeichnet, dass die Gefassbiindel sich nicht nur allein nach Oben fortsetzen, sondern sich zugleich nach Aussen vervielf\u00e4ltigen, was zur Bildung eines centralen und peripherischen Gef\u00e4ssb\u00fcndelsystems Veranlassung giebt. Diese Vegetation nennt der Verf. das endumsprossende Wachsthum (vegetatio peripherico-terminalis). IX. Anatomische Beschaffenheit der Cambiumschichte. Der Verf. redet hier besonders vom Anwachsen der Zellen; er glaubt, dass dieses am besten an den niedern Pflanzen, an den Algen beobachtet werde, und nach Untersuchungen dar\u00fcber, verbunden mit andern, entscheidet er sich endlich dahin, dass die Vegr\u00f6sserung des Zellgewebes besonders durch Theilung geschehe.\nDie Untersuchungen des Verf. verdienen alle Aufmerksamkeit. Aber Manches hat er, meiner Meinung nach/ dabei \u00fcbersehen. Es ist n\u00e4mlich durchaus nothwendig, verschiedene Arten von St\u00e4mmen zu unterscheiden, wenn man eine richtige Einsicht in den Bau des Stammes haben will. In R\u00fccksicht auf die Untersuchungen des Verf. sind zwei Arten zu bemerken. Erstlich der wahre Stamm (caulis genuinus), welcher durch Knospen fortw\u00e4chst, so dass sich die Knospen verl\u00e4ngern, und die Bl\u00e4tter, indem sie sich entwickeln, aus einander geschoben werden, wobei die untersten Bl\u00e4tter oder auch die Deckbl\u00e4tter (tegmenta) der Knospen an ihrer Stelle bleiben. Dieser Stamm ist allen Dikotyledonen eigen, wenn wir die stammlosen Pflanzen (pl. acaules) ausnehmen, ferner den Gr\u00e4sern, Smilacinen, einigen Palmen u. s. w. Zweitens der Palmenstamm, oder das Caulom, wo die Bl\u00e4tter der Endknospe sich lange vor dem Stamm entwickeln und dieser unter denselben nachw\u00e4chst. Die meisten Palmen, die Dracaenaceen, die Pandaneen, viele Aloineen und dergleichen mehr haben einen solchen Stamm. Bei dem Anwachsen des wahren Stammes","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"(367) 35\n\u00fcbersieht der Verf. die Vergr\u00f6sserung des Markes, welche immer der Knospe vorausgeht, und sie in ihrem ersten Zustande fast ganz bildet. Erst sp\u00e4ter wachsen Spiralgefasse nach, und legen sich an die altern Gef\u00e4sse des Stammes oder Zweiges an, nat\u00fcrlicher Weise also an die innern, die mit dem Marke in Ber\u00fchrung sind. Es ist aber nicht richtig, wenn der Verf. die Markscheide der meisten Dikotyledonen mit dem centralen Gef\u00e4ssb\u00fcndelsystem der Piperaceen, Nyctagineen und Amaranthaceen vergleicht. Jene Pflanzen haben in der Jugend nur einen Kreis von Gef\u00e4ssb\u00fcndeln, sie wachsen nach Aussen durch Spiroiden und Prosenchym, und so auch oft seitw\u00e4rts an, um einen Holzring zu bilden. Nicht immer wird durch das seitliche Anwachsen ein wahrer Ring gebildet, sondern es bleiben L\u00fccken zwischen den B\u00fcndeln, wie an den Umbellaten, Cruciferen und einigen andern. Davon sind aber die Amaranthaceen gar sehr verschieden. Hier sind schon in der ersten Jugend, wie bei den Monokotyledonen, mehr Kreise von Gef\u00e4ssb\u00fcndeln vorhanden und nur der \u00e4ussere w\u00e4chst zu einem Holzring aus. Das Verflechten der Gef\u00e4ssb\u00fcndel in den Knoten der wahren Monokotyledonenst\u00e4mme hat der Verf. wohl bemerkt; ich habe es in den Icon. anat. bot. F. 1. T. 2 F. 5,6, wie ich meine, genau abbilden lassen. Auch das Anwachsen der Gef\u00e4ssb\u00fcndel im Caulom ist von dem Verf. wohl beobachtet. \u2014 Dass man die Algen zum Muster nimmt, um das Anwachsen der Zellen danach zu bestimmen, scheint mir sehr gewagt, und k\u00f6nnte wohl sehr irre f\u00fchren.\nUeber die Schichtenbildung in den Dikotyledonen sei es mir erlaubt folgende Bemerkungen anzuf\u00fchren. Es ist eine bekannte Sache, dass oft mitten in Baumst\u00e4mmen Buchstaben, eingeschnittene Figuren und fremde K\u00f6rper angetroffen werden. Ich erhielt solche Buchstaben, welche sich in einer Linde nahe bei Berlin auf einem Gute des nun verstorbenen Ministers Grafen v. Lottum gefunden hatten. Auf der einen Seite des gespaltenen St\u00fcckes waren die Buchstaben hohl, wie sie Icon. sel. anat. bot. F. 2 T. 2 F. 7 vorgestellt sind, auf der andern erhaben, und die H\u00f6hlung war deutlich mit holziger Masse wiederum ausgef\u00fcllt, Fig. 8. Diese Ausf\u00fcllung zeigte in einem Querschnitte bei einer m\u00e4ssigen Vergr\u00f6sserung etwas unregelm\u00e4ssige Schichten Fig. 9, die bei einer Vergr\u00f6sserung","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36 (368)\n'Von 315 im Durchmesser aus Lagen von grossem und kleinern, gef\u00fcllten und leeren Zellen mit eingestreuten L\u00fccken Fig. 10 bestanden. Was aber besonders merkw\u00fcrdig scheint, ist, dass der innere Bau der Ausf\u00fcllung, wie man ihn beim L\u00e4ngsschnitt sah, F. 11, sehr \u00fcbereinstimmte mit dem daneben befindlichen alten Holze F. 12, nur dass in dem letztem Spiroiden vorhanden waren, welche in dem angewachsenen durchaus fehlten. Man sieht also, dass die Schichtenbildung dem Holze v\u00f6llig eigenthiimlich ist, und keinesweges durch \u00e4ussere Bedingungen hervorgebracht wird.\nIn der Sitzung der Linn\u00e9ischen Societ\u00e4t im Januar 1840 wurde eine Abhandlung von D. Don \u00fcber die Cy ca de en vorgelesen (Annals of natural History T. 5 p. 48). In den Coniferen, sagt der Verf., zeigt der Stamm die Bildung der andern dikotyledonischen B\u00e4ume; die Jahresschichten sind genau abgesetzt, und eben so ist auch eine deutliche Trennung von Holz und Rinde vorhanden; in den Cycadeen ist beides nicht der Fall. In dieser R\u00fccksicht gleichen die letztem den Monokotyledonen, doch unterscheiden sie sich von diesen sehr; Cycas hat ausser einem grossen, centralen Mark verschiedene dicke, concentrische, wechselnde Schichten von Zellgewebe und Faser-Gef\u00e4ss- (fibro-vascular) Gewebe; in Zamia undEn-cephalartos sind ausser dem Mark nur zwei sehr dicke Schichten, eine innere von Fasergewebe und eine \u00e4ussere von Zellgewebe. Die Eigenthiimlichkeit der Coniferen, dass n\u00e4mlich das Holz nur aus parallelen regelm\u00e4ssig get\u00fcpfelten R\u00f6hren besteht, haben die Cycadeen nicht, sondern ausser schlanken, durchsichtigen R\u00f6hren ohne T\u00fcpfel und andere Auszeichnungen, befinden sich darin noch get\u00fcpfelte, netzf\u00f6rmige und Spiral-Gef\u00e4sse. Die get\u00fcpfelten Gefasse der Cycadeen gleichen zwar den get\u00fcpfelten Gef\u00e4ssen der Coniferen, aber die T\u00fcpfel sind viel unregelm\u00e4ssiger gestellt, nicht allein in verschiedenen Gef\u00e4ssen desselben B\u00fcndels, sondern auch an verschiedenen Stellen desselben Gef\u00e4sses. Ihre Form ist l\u00e4nglich oder elliptisch in Cycas revoluta, glauca und speciosa, Zamia furfuracea und pumila, so wie in Encephalartos horridus und spiralis, aber ~ zuweilen sind sie l\u00e4nger, schmaler und fast linienf\u00f6rmig und geben dem Gef\u00e4ss das Ansehen, als ob es quergestreift w\u00e4re.\nDie T\u00fcpfel sind immer mehr nach der Diagonale geordnet.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"(369) 37\nDie get\u00fcpfelten Gef\u00e4sse in Zamia furfuracea und pumila lassen sich in der Form eines Bandes spiralf\u00f6rmig abrollen, wie in den Farrnkr\u00e4utern. Das Abrollen geschieht in der Richtung der T\u00fcpfel und zwar von der Rechten zur Linken. In Cycas revoluta kommen oft get\u00fcpfelte Gef\u00e4sse vor mit einer Reihe von T\u00fcpfeln. Ausser diesen get\u00fcpfelten Gef\u00e4ssen finden sich in allen Cycadeen noch andere Gef\u00e4sse, die sich von den Spi-ralgef\u00e4ssen wenig unterscheiden, ausser in der Neigung der Windungen sich zu vereinigen. In einigen Gef\u00e4ssen sind die Windungen frei, und die Faser zeigt oft, hier und da, Spaltungen oder Aestchen; in andern vereinigen sich die Windungen an einer oder an beiden Seiten, in welchem Falle das Ge-f\u00e4ss eine Reihe von Ringen oder Querstreifen (bars) darstellt; dann l\u00e4sst sich die Faser nur schwer abrollen und bricht oft in Ringe ab, oder die Querstreifen trennen sich da, wo die Windungen sich vereinigen, welches gew\u00f6hnlich an den per-pendicul\u00e4ren Seiten des Gef\u00e4sses geschieht. In noch anderen F\u00e4llen sind die Gef\u00e4sse netzf\u00f6rmig, und haben dann eine grosse Analogie mit den get\u00fcpfelten Gef\u00e4ssen in Cycas revoluta. Alle diese Modifikationen bemerkt man oft an demselben Gef\u00e4sse in Zamia furfuracea und pumila, welches die Richtigkeit von Meyens Theorie beweiset, der alle diese Gef\u00e4sse auf einen Typus bringt. Die T\u00fcpfel und Streifen sind offenbar die d\u00fcnnsten Theile der R\u00f6hre, und wahrscheinlich Ueberbleibsei von der primitiven Membran der Zelle, die von der sp\u00e4ter abgelagerten Materie frei geblieben ist.\nDas Zellgewebe der Cycadeen, heisst es weiter, besteht aus einem ziemlich regelm\u00e4ssigen Parenchym von prismatischen, sechsseitigen Zellen. In den oben gedachten Arten von Zamia und Encephalartos erscheinen die W\u00e4nde der Zellen gleichf\u00f6rmig dick und durchsichtig, ohne T\u00fcpfel und dergleichen, aber in den alten St\u00e4mmen von Cycas revoluta sind die W\u00e4nde der Zellen mit zahlreichen, elliptischen, schiefen Quert\u00fcpfeln oder R\u00e4umen versehen, wo die Membran so ausserordentlich zart und durchsichtig ist, dass die Zellen durchl\u00f6chert scheinen, indem die Zwischenr\u00e4ume von einer inkrustirenden Materie in der Form von zusammenfliessenden Banden bedeckt sind, die unter dem Mikroskop netzf\u00f6rmig erscheinen. Die ausserordentliche Zartheit und Durchsichtigkeit der T\u00fcpfel oder der\n4","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38 (370)\nZwischenr\u00e4ume, von welcher Gestalt sie sein m\u00f6gen, scheinen klar zu beweisen, dass sie von der urspr\u00fcnglichen Membran der Zelle herr\u00fchren, wo sie von der inkrustirenden Materie nicht bedeckt ist. Jodtinktur, welche die Membran undurchsichtig macht, zeigte deutlich, dass die Zwischenr\u00e4ume keine Oeffnungen haben. Die Banden sind deutlich das Resultat von einer partiellen Verholzung, und in der That kein besseres Beispiel als Cycas revoluta kann man finden, um die Richtigkeit der Ansicht zu erl\u00e4utern und zu best\u00e4tigen, welche Herr Schleiden von dem Urspr\u00fcnge der Banden und Fasern in den Gefassen und Zellen gegeben hat. Da derVerf. neugierig war zu erfahren, ob die Banden schon in einer fr\u00fchem Periode existirten, so untersuchte er einen jungen unentwickelten frons, ungef\u00e4hr zwrei Wochen alt, und freute sich sehr seine Meinung best\u00e4tigt zu finden; die Zellen waren n\u00e4mlich von einer einf\u00f6rmigen Durchsichtigkeit, und zeigten weder T\u00fcpfel noch Banden, hatten aber einen deutlichen Cytoblast oder nucleus, welcher aus den Zellen ganz verschwunden war, worin man die inkrustirende Materie bemerkte, welches beweist, dass diese inkrustirende Materie sich auf Kosten des nucleus gebildet hatte. Die Materie, welche die Banden bildet, ist zusammenh\u00e4ngend, und deutlich nicht entstanden durch ein Verwachsen der Spiralfasern, wie man glauben k\u00f6nnte, denn sie ist vollkommen fest (solid) und zeigt keine Neigung (disposition) sich abzurollen oder in Fasern abzubrechen. H\u00f6chst wahrscheinlich entstanden die Banden dadurch, dass die inkrustirende Substanz, welche sich zuerst in einem fl\u00fcssigen Zustande \u00fcber die W\u00e4nde ergoss, sich zusammenzog, und durch die blossen Wirkungen der Verdichtung, unterst\u00fctzt von der Spannung (distention) und vielleicht Erweiterung der Zellen, nat\u00fcrlicher Weise Theile der primitiven Membran unbedeckt liess. \u2014 Ungeachtet der Analogien, welche die reproductiven Organe zeigen, sieht doch der Verf. die Verwandtschaft zwischen den Cycadeen und den Coniferen f\u00fcr sehr entfernt an; und h\u00e4lt sie f\u00fcrdieUeber-bleibsel einer Klasse von Pflanzen, welche zu einer fr\u00fchem Vegetation geh\u00f6ren.\nDie Beschreibungen sind genau und treffend, und sein Schluss, dass die Cycadeen mit den Coniferen nur eine entfernte Verwandtschaft haben, sollte von denen wohl erwogen","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"(371) 39\nwerden, welche jene beiden nat\u00fcrlichen Ordnungen einander nahe stellen. Eine \u00e4hnliche Analogie findet unter den Orchideen und den Asklepiadeen in der Befruchtung Statt, die doch niemand im nat\u00fcrlichen System zusammenstellen wird.\nDer Beifall, den der Verf. Hrn. Schleiden giebt, ist verfehlt, denn Schleiden sagt das nicht, was der Verf. ihn sagen l\u00e4sst. Nach Schleiden erzeugt der Cytoblast andere Zellen, die hervorgehen, wenn die Mutterzelle resorbirt wird. Hiebei will ich noch anf\u00fchren, dass ein Hr. Queket eben so'Schleidens Meinung verfehlt, wenn er behauptet (Annals of natural History T. 5 p. 66), die Gef\u00e4sse entst\u00e4nden aus einem Cytoblast auf eine \u00e4hnliche Weise, wie es Schleiden von den Zellen behaupte. Zuerst k\u00f6nne man auch das Gef\u00e4ss schwer von einer Zelle unterscheiden, aber bald verl\u00e4ngere es sich und der Cytoblast verschwinde. Herr Queket l\u00e4sst die Fasern aus kleinen K\u00f6rnern in einer gallertartigen Masse entstehen, die sich nach der verschiedenen Bildung der Gef\u00e4sse an einander reihen. \u2014 Es ist vielmehr Molds Meinung, f\u00fcr welche D. Don\u2019s Beobachtungen sprechen. Uebrigens ist Meyen nicht der erste gewesen, der die get\u00fcpfelten, die netzf\u00f6rmigen und die Spiral-Gefasse auf einen Typus gebracht hat. Von der Jodtinctur s. u.\nDen Bau der Cycadeen habe ich durch di( Abbildungen in den Icon, select, anat. bot. F. 2 (1840) T. 1 zu erl\u00e4utern gesucht, mehr um die Stelle derselben im nat\u00fcrlichen System zu bestimmen, als die Bildung der einzelnen Zellen und Gef\u00e4sse zu erforschen. Ein Knollstock (cauloma) von einem abgestorbenen Encephalartus Friderici Guilelmi III. diente zur Untersuchung. Der L\u00e4ngsschnitt durch dieses Caulom ist f. 1 vorgestellt, und zwar in der H\u00e4lfte der nat\u00fcrlichen Gr\u00f6sse, ein Theil dieses Schnittes in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6sse f. 2. Man unterscheidet sogleich ein grosses Mark in der Mitte, eine d\u00fcnne Holzschicht, welche einen vollkommenen Kreis bildet und eine etwas dickere Rinde. So erscheint der Bau dem Baue des Dikotyledonenstammes sehr \u00e4hnlich. Aber wenn man Rinde und Mark n\u00e4her betrachtet, so sieht man in beiden hin und her gebogene Holzb\u00fcndel, die sich bei einer Vergr\u00f6sserung von 82 i. D. als B\u00fcndel von Spiroiden sowohl in der Rinde f. 3, als im Marke f. 6 zeigen. Eine solche Bildung ist den Diko-tyledonen ganz fremd, und da der L\u00e4ngsschnitt die Holzb\u00fcndel auf\n4*","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40 (87*)\neine mannichfaltige Weise durchschneidet, so kommt man bald darauf, dass sie in beiden Theilen ein Netz bilden m\u00f6gen. Dieses wird sogleich deutlich, als man einen L\u00e4ngsschnitt durch das Holz mit der Loupe betrachtet, f. 4, wo das Netzwerk von Holzb\u00fcndeln sich eben so von der Holzschicht aus verbreitet, wie es die Knoten gr\u00f6sserer Gr\u00e4ser, z. B. von Zea Mays, Saccharum officinarum (Icon. an. bot. F. 1 T. 2 f. 5, 6) einnimmt. f. 5 zeigt etwas von dieser Verflechtung in der vorigen Vergr\u00f6sserung von 82 i. D. Die untern Spiroiden gehen gerade hinab, die obern machen unten eine Biegung nach innen, und zwischen ihnen befindet sich Zellgewebe. Man sieht auch bei litt. g. querliegendes Zellgewebe, gleichsam Markstrahlen, welches die Vermuthung giebt, dass auch hier das Holz innerhalb des Zellgewebes entstehe, und indem es von Innen nach Aussen w\u00e4chst, das Zellgewebe zusammendr\u00fccke. Es ist hier also Alles, wie in den Monokotyledonen, nur die zusammenh\u00e4ngende Holzschicht k\u00f6nnte Zweifel erregen. Jedoch m\u00fcssen wir bedenken, dass der ganze Knollstock der Cycadeen wie ein verl\u00e4ngerter monokotyledonischer Knoten zu betrachten ist. Schon im 2. Heft der Icon. anat. bot. T. IX. f. 1 habe ich einen L\u00e4ngsschnitt*) von Zamia Altensteinii abbilden lassen. Man sieht hier eben so einzelne abgeschnittene Holzb\u00fcndel, die auf ein \u00e4hnliches Netz deuten, wie jener Encephalartus es hat. Die Spiralgef\u00e4sse dieser B\u00fcndel sind f. 2 vergr\u00f6ssert vorge-gestellt. In dieser Cycadee ist die kreisf\u00f6rmige Schicht von Holzb\u00fcndeln noch nicht so ausgebildet, als in Encephalartus Fr. Guil.\nDie Bl\u00e4tter der Cycadeen haben eine sonderbare Beschaffenheit. Sie sind an der Basis gegliedert; sie sitzen n\u00e4mlich auf einem Stiel, von dem sie sich l\u00f6sen, wenn der Stamm oder sie selbst absterben. Dieser Stiel ist von gleicher Dicke wie der untere Theil des Blattes, und zeigt gegen das Ende, wo er am Blatte befestigt ist, \u00e4usserlich Abs\u00e4tze, die aber sich nicht in das Innere erstrecken. Unter diesen Bl\u00e4ttern finden sich andere blattartige Theile, und zwar unter jedem Blatte\n*) Durch einen Schreibfehler steht in der deutschen Uebersetzung Querschnitt statt L\u00e4ngsschnitt. Im Lateinischen heisst es richtig: segmentum longitudinale.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"(373) 41\nein solcher Theil. S. Icon. sei. Fa 2 T. 1 f. 1,2 und T* 2 f. 1,2. Wenn wir es nun als ein allgemeines Gesetz annehmen k\u00f6nnen, dass die Aeste aus einem Blattwinkel hervorkommen und also von Bl\u00e4ttern unterst\u00fctzt werden, dass aber niemals zwei wahre Bl\u00e4tter unter einander sitzen, oder ein Blatt in dem Blattwinkel eines andern Blattes sich befindet, so m\u00fcssen wir die Theile, die man gew\u00f6hnlich die Bl\u00e4tter der Cycadeen nennt, f\u00fcr Aeste halten und die blattartigen Theile unter ihnen f\u00fcr wahre Bl\u00e4tter. Der Name frondes, welchen Miquel in einer neuern Schrift \u00fcber die Cycadeen diesen Bl\u00e4ttern beilegt, ist zweckm\u00e4ssig und zwar, weil sie ein Mittelding zwischen Blatt und Ast darstellen, fast wie die Wedel (frondes) der Farrn-kr\u00e4uter, auch scheint Miquel durch diese Beobachtung zu dem Ausdruck gekommen zu sein. Die blattartigen Theile unter ihnen mag man squamae foliares, blattartige Schuppen nennen. Solche blattartige Schuppen kommen auch am Spargel vor, wo man die sogenannten Bl\u00e4tter f\u00fcr unfruchtbare Bl\u00fcthenstiele halten muss; so auch die Schuppen unter den sogenannten Bl\u00e4ttern von Ruscus, Phyllanthus und dergl.\nUeber den Bau des Palmen Stammes findet sich eine Bemerkung von George Gardner in den Annals of natural History T. 6 p. 57. Der Verf. bezieht sich auf eine Stelle in Lindley\u2019s Introduction to Botany, wo Lindley sagt: \u201eNach den Untersuchungen von Mohl entspringt jeder Holzb\u00fcndel im Palmenstamme in den Bl\u00e4ttern, nimmt dann seine Richtung gegen die Mitte des Stammes, folgt dem Stamme eine Strecke weit, biegt sich hierauf nach Aussen und verliert sich endlich in dem Rinden-Ueberzuge. In ihrem Herabsteigen sondern die Holzb\u00fcndel sich nach und nach in F\u00e4den ab, bis endlich das Vascularsystem, welches einen wesentlichen Theil des Holzb\u00fcndels ausmachte, verschwindet und nichts als das Holzgewebe \u00fcbrig bleibt. Betrachtet man auf diese Weise das Wachsen der Endogenen, so muss der Stamm der Pflanze aus einer Reihe von Bogen bestehen, die sich von Oben nach Innen und dann wieder von Innen nach Aussen wenden und folglich m\u00fcssen auch die Holzfasern dieser Pflanzen, statt parallel zu bleiben, im untern Theile des Stammes eine unaufl\u00f6sliche Verwickelung machen.\u201d Nun f\u00fchrt Lindley noch einige andere Schwierigkeiten an, welche die Bildung und Richtung der Holz-","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42 (374)\nbiindel nach Mold\u2019s Angabe in der Wirklichkeit haben w\u00fcrde. Gardner liess, um dieses zu untersuchen, in Brasilien, wo er reiset, einen Palmbaum spalten, den die Brasilianer Coqueiro nennen, in dessen Stamm die Holzb\u00fcndel sehr gross sind und sich also sehr leicht verfolgen lassen. So wie sie aus den Bl\u00e4ttern in den Stamm kommen, machen sie eine sanfte Biegung von etwa 18\u00b0 niederw\u00e4rts und einw\u00e4rts, bis sie beinahe die Mitte der S\u00e4ule erreicht haben, dann \u00e4ndern sie ihre Richtung und wenden sich niederw\u00e4rts und ausw\u00e4rts mit einer grossem Schiefe als zuvor, bis sie beinahe die \u00e4ussere Oberfl\u00e4che des Stammes erreicht haben. Nun steigen sie in einer mit der Axe parallelen Linie abw\u00e4rts, bis sie endlich sich so ver\u00e4steln, dass man sie nicht weiter verfolgen kann. Lindley hatte, wie oben gesagt, als erste Schwierigkeit bei Mohls Darstellung gefunden, dass der untere Theil des Stammes durch die vielen Holzb\u00fcndel gleichsam verstopft, folglich durchaus gleich hart sein m\u00fcsse. Gardner sagt aber, die Holzb\u00fcndel der obern Bl\u00e4tter stiegen nicht ganz hinab, und so behalte der untere Theil wie der obere, einen \u00e4ussern harten und einen innern weichen Theil. Ferner sagt Lindley, der untere Theil der Rinde m\u00fcsse viel h\u00e4rter als der obere sein, weil sich dort mehrere Holzb\u00fcndel finden. Das ist auch der Fall, erwiedert Gardner, und jeder Brasilier weiss, dass dem so ist. Drittens hatte Lindley gesagt: Die H\u00e4rte des \u00e4ussern Theils der Palmst\u00e4mme k\u00f6nne nicht von dem Drucke eines neuen Ansatzes von innen nach aussen herr\u00fchren, sondern von einer Ursache, die der Entstehung des Kernholzes (heart wood) in den Exogenen entspr\u00e4che. Giebt es eine solche, fragt er, in den Endogenen? In den Endogenen, erwiedert Gardner, entsteht offenbar die holzige Substanz aus den Bl\u00e4ttern und dieses l\u00e4sst vermuthen, dass es mit den Exogenen, wie Du Petit Thouars schon behauptete, derselbe Fall sei, der Unterschied scheint nur darin zu liegen, dass die Holzfasern in den Exogenen zwischen der Rinde und der letzten Holzschicht bleiben, statt dass sie in den Palmen zuerst unterw\u00e4rts und einw\u00e4rts, nachher dann aber unterw\u00e4rts und ausw\u00e4rts, zuletzt aber parallel mit der ' ' Axe absteigen.\nDie Bemerkungen des Herrn Gardner scheinen mir im Ganzen sehr richtig, nur kommt hier noch ein Unterschied vor,","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"(375) 43\nauf den wohl zu merken ist, n\u00e4mlich, dass der Palmenstamm aus Bl\u00e4ttern allein sich bildet, andere dagegen aus Knospen, aus denen sich Aeste entwickeln.\nBeitr\u00e4ge zur Anatomie der Cacteen von M. J. Schleiden ist die Ueberschrift einer Abhandlung, die schon 1839 der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg vorgelesen, aber erst sp\u00e4ter, wie ich meine, gedruckt ist. Beigef\u00fcgt sind 10 Tafeln Abbildungen. Der Verf. redet zuerst von dem Mark- und Rinden-Parenchym und sagt: die Zellen sind fast alle kugiicht oder elliptisch; die Verbindung zwischen den einzelnen Zellen ist so locker, dass man sie meistentheils durch einen Schnitt von einander reisst, so dass man seltener als sonst eine durchschnittene Zelle zu sehen bekommt. Der Saft, der im j\u00fcngsten Zustande stets auch die Intercellularg\u00e4nge erf\u00fcllt, zieht sich bei seinem allm\u00e4ligen Allstrocknen in die Fugen zur\u00fcck und bildet daselbst eine leichte Ausf\u00fcllung derselben um die Ber\u00fchrungsfl\u00e4che zweier Zellen. Wenn nun durch den Schnitt, wie bemerkt, die Zellen von einander getrennt sind, so stellt sich die Ber\u00fchrungsfl\u00e4che als Kreis oder Ellipse, von einem leicht erhabenen Ringe umgeben, dar. Meyen hat diese runden Kreise aus Oncidium juncifolium abgebildet, in welcher Pflanze ebenfalls ein solches lockeres Zellgewebe vorkommt, und hat sie, wie es dem Verf. scheint, mit Unrecht f\u00fcr verd\u00fcnnte Stellen (grosse Poren) erkl\u00e4rt. \u2014 Der Verf. hat sich durch Untersuchung und Vergleichung einer unendlichen (sic) Menge von F\u00e4llen \u00fcberzeugt, dass alle Porenkan\u00e4le von der prim\u00e4ren Zellenwand ausgehen, und wenn sie nicht bis dahin zu reichen scheinen, stets nur St\u00fccke eines durchschnittenen Canals sind. Solche ganz vollst\u00e4ndige Can\u00e4le sieht man nun aber niemals auf einen Intercellulargang auslaufen, ja selbst niemals auf einen Theil der Zellenwand, dem nicht in der anliegenden Zelle ebenfalls ein Porenkanal entspricht, wodurch Molds Ansicht v\u00f6llig best\u00e4tigt wird. \u2014 Der Inhalt der Paren-cliymzellen ist zuv\u00f6rderst Schleim in K\u00fcgelchen oder St\u00e4rkmehl beide fast immer mit Chlorophyll \u00fcberzogen. Es kommt besonders h\u00e4ufig bei den Cacteen vor, dass das St\u00e4rkmehl Tr\u00e4ger des Chlorophylls ist, und auch hier kann man leicht die Beobachtung machen, dass, wenn man die Starke durch Alkohol von Chlorophyll befreit hat, es sehr lange dauert, ehe die-","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44 (876)\nselbe auf Jod reagirt, z. B. bei Opuntia brasiliensis.____Ausser\nden gew\u00f6hnlichen Parenchymzellen kommen in sehr vielen Cacteen noch 2 \u2014 3mal gr\u00f6ssere Zellen sowohl in der Rinde als im Marke zerstreut vor, die ganz mit vegetabilischer Gallerte erf\u00fcllt sind. Diese Gallerte hat wunderbarerWeise auch eine Art von Organisation. Sie bildet n\u00e4mlich eine die Zelle fast ganz ausfiillende Kugel, und ist auf ihrer Oberfl\u00e4che auf das zierlichste mit kleinen Furchen etwa in der Weise gezeichnet, die man in der Kunst en vermeil nennt. \u2014 Die verschiedenen Crystallformen von oxalsaurem Kalk, so wie sie sich in den Cacteen finden, werden angegeben; der Verf. fand in 100 Theilen ganz trockener Pflanzensubstanz, 85,56 Oxals\u00e4uren Kalk, 5,75 Humuss\u00e4ure, 7,79 Pflanzenfaser und 0,92 Verlust. Ausser oxalsaurem Kalk kommt noch in den Cacteen vielfach Kalkspat vor und zwar oft in ganz reinen Rhomboedern z. B. in Cereus triangularis. \u2014 Die Meinung des Verf., dass junge Zellen aus einem Cytoblast sich bilden und dann nach Resorption der Mutterzelle zum Vorschein kommen, sucht der Verf. durch Beobachtungen an sehr jungen Georginenknollen darzuthun, wo zwei Zellen aus zwei Cytoblasten in einer Mutterzelle sich entwickeln. Hierauf redet der Verf. von der \u00e4ussern Rindenschicht, Epidermis und Borke. Ausserhalb des gew\u00f6hnlichen Rinden-Parenchyms, sagt er, trifft man fast in allen, besonders verholzenden Pflanzen in dem einj\u00e4hrigen Triebe unter der Epidermis, eine mehr oder weniger dicke Schicht eigenth\u00fcmlicher Zellen an, deren W\u00e4nde sich in einem andern chemisch-physikalischen Zustande befinden, als die gew\u00f6hnliche Zellenmembran des Parenchyms. Im j\u00fcngsten Zustande ist dieses Gewebe am wasserhaltigsten und fast mit der vegetabilischen Gallerte identisch, sp\u00e4ter erh\u00e4rtet es, wie es scheint, nur durch Wasserverlust. \u2014 Die Zellen sind anf\u00e4nglich d\u00fcnnwandig, verdicken sich aber in ihrer allm\u00e4ligen Ausbildung, ohne dass es dem Verf. bei der gallertartigen Beschaffenheit der W\u00e4nde m\u00f6glich gewesen w\u00e4re, Schichten zu unterscheiden dabei treten aber stetsPoren auf, die hier meistausgezeichnet sch\u00f6n zu beobachten sind. Die verschiedenen Ab\u00e4nderungen -dieses Zellgewebes werden angegeben. \u2014 Der Anfang zur Borkenbildung oder vielmehr zur Korkbildung besteht nach dem Verf. darin, dass sich an einer bestimmten Stelle in einigen","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"(377) 45\nEpidermiszellen eine tr\u00fcbe, gelblich br\u00e4unliche, granul\u00f6s-schleimige Masse sammelt. Diese Substanz nimmt allm\u00e4lig so \u00fcberhand, dass sie die Seitenwandungen der Zellen sprengt, und die, in einer continuirlichen Membran zusammenh\u00e4ngenden, oberen Wandungen in die H\u00f6he hebt, w\u00e4hrend die untern Wandungen fest mit der darunter liegenden Rindenschicht verbunden bleiben. Drittens wird der Holzk\u00f6rper betrachtet. Bei den Monokotyledonen mit verk\u00fcrzten Internodien, sagt der Verf., ist nichts leichter zu beobachten, als dass die \u00e4ltern Gef\u00e4ssbiindel bei ihrem peripherischen Verlaufe die jiingern nach Aussen angelegten Gefassb\u00fcndel kreuzen, und dabei einen l\u00e4ngern oder kiirzern Bogen bilden. Bei den Dikotyledonen ist zwar dieses Verh\u00e4ltniss im Ganzen schwerer zu beobachten, am leichtesten doch aber an einigen Mammillarien. Hier ist der bogenf\u00f6rmige Verlauf, hier die Kreuzung, kurz alles, was man wohl, aber sehr mit Unrecht, als eine Eigenthiimlichkeit der Monokotyledonen angesehen hat. Zuletzt die Bildungsgeschichte des Holzk\u00f6rpers. Ein Biindelchen der noch zarten Zellen h\u00f6rt auf in seinem Innern Zellen zu entwickeln und bildet statt dessen fr\u00fch schon Verdickungsschichten in spiraligen Ablagerungen. Die Zellen werden durch die anliegenden ausgedehnten Zellen stark in die L\u00e4nge gezogen, oft so sehr, dass die Zellenmembran abstirbt und resorbirt wird, wodurch die Spiralf\u00e4den oft in die Intercellularg\u00e4nge gerathen, wie man bei den Cacteen sehr sch\u00f6n sieht. Sp\u00e4ter bei regelm\u00e4ssiger und langsamer Ausdehnung werden die Spiralen in Ringe verwandelt. Die Holzzellen strecken sich in die L\u00e4nge, und wenn dieser Streckung die Ausdehnung der ganzen Pflanzen nicht mehr entspricht, werden sie gen\u00f6thigt, mit ihren Enden sich zwischen einander zu dr\u00e4ngen und gleichsam in die Intercellularg\u00e4nge der andern hineinzuwachsen. Wenn in dem lnterno-dium die Zellenbildung aufh\u00f6rt, bleibt sie doch noch bei den Dikotyledonen im Cambium \u00fcbrig. Die Zellen bilden sich in zwei oder drei sehr ungleiche Theile, zu denen zuweilen ein vierter kommt. Der gr\u00f6sste innere Theil bildet sich zu Holzzellen aus, der \u00e4ussere (dritte, wenn er vorhanden ist) bleibt theilweise parenchymat\u00f6s, theils bildet er sich in Bastzellen um, w\u00e4hrend die mittlere Portion (oder wenn die vorige fehlt) die \u00e4ussere, ganz zartwandig und fortpflanzungf\u00e4hig bleibt und","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46 (378)\ndas neue Cambium bildet. Das Fortwachsen des Cambiums ist an den Cacteen am besten zu beobachten. In den untersten Zellen des Cambiums bilden sich Cytoblasten, und auf diesen Zellen, die schmal und zart durch die ganze Zelle in die H\u00f6he wachsen. Ihr Anstossen an die n\u00e4chste obere Wand erweckt denselben Bildungsprocess, und so geht es dann weiter fort. Schon fr\u00fch zeigen sich die spiraligen Verdickungen und endlich werden die Mutterzellen vollst\u00e4ndig resorbirt, die innern Zellen werden Holzzellen, die \u00e4ussern Cambium u. s. f. Bei der Entstehung seitlicher anastomatischer Aeste, die bei den Opuntien h\u00e4ufig auftreten, geht noch ein anderer Process vorher, es entsteht n\u00e4mlich in einer bestimmten Zellenreihe des Parenchyms eine tr\u00fcbe schleimig gumm\u00f6se Bildungsfl\u00fcssigkeit, und aus dieser schl\u00e4gt sich eine Verdickungschicht nieder, wodurch die parenchymat\u00f6se Zelle in eine Spiral- oder Netzfaserzelle verwandelt wird.\nIch habe die Theorie des Verf. zuletzt in ihrem Zusammenh\u00e4nge darzustellen gesucht Schon oben habe ich erinnert, dass ich die Lehre vom Cytoblast als dem Erzeuger junger Zellen in einer Mutterzelle, die zuletzt resorbirt wird, f\u00fcr eine blosse Hypothese halte, auf unvollkommene Beobachtungen gegr\u00fcndet. Ich kenne noch keinen genauen Beobachter, der sie angenommen h\u00e4tte. Die Ausl\u00e4nder meinen nur den Kern in manchen Zellen, den niemand l\u00e4ugnet, wenn sie vom Cytoblast reden; auf die Mutterzelle lassen sie sich nicht ein. Oben ist ein Beispiel davon gegeben worden. Schwann in seiner oben angef\u00fchrten Schrift hat Schleidens Beobachtungen angenommen und auf das Thierreich angewandt. Ich zweifle nicht, dass in dieser R\u00fccksicht die Thierzelle der Pflanzenzelle gerade entgegengesetzt sein mag.\nEs ist bekanntlich immer die Frage gewesen, ob die Spi-ralgef\u00e4sse Luftr\u00f6hren sind, oder ob sie den Nahrungssaft f\u00fchren. Ich selbst habe meine Meinung zweimal dar\u00fcber ge\u00e4ndert, indem es mir mehr darum zu tliun gewesen ist, die Wahrheit zu treffen, als Recht zu haben. Herr Schleiden ist schnell damit fertig. \u201eBei allen Cacteen, sagt er|, fand ich ganz ohne alle Ausnahme, dass die Gef\u00e4sse, so wie sie aus dem Zustande des Cambium heraustreten, nur mit Luft gef\u00fcllt sind. Ich muss \u00fcberhaupt gestehen, dass es mir v\u00f6llig unbegreiflich ist, wie","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"(379) 47\njemand, der eine grosse Anzahl von Pflanzen mit Aufmerksamkeit untersucht, und nur etwas gesunde Logik anwendet, den Satz aufstellen kann, dass die Spiralgef\u00e4sse und die ihnen beigesellten Gefasse des Holzes bestimmt seien, S\u00e4fte zu f\u00fchren. Nie und nirgends findet man Fl\u00fcssigkeit in ihnen, als eine kurze Zeit im Fr\u00fchling bei den Waldb\u00e4umen misers Klima\u2019s, was sich ganz einfach aus dem Uebermaass des aufsteigenden Saftes und der Permeabilit\u00e4t der Zellenmembranen erkl\u00e4rt, und, nur eine periodische Erscheinung, dem gew\u00f6hnlichen Gange der Vegetation so wenig angeh\u00f6rt, als der menschliche Uterus der Menstruation wegen ein Blutgef\u00e4ss genannt werden darf. \u2014 Aus einem durchschnittenen Stengel von Hoya carnosa fliesst auch in unsern Treibh\u00e4usern rasch eine bedeutende Menge Saft aus, und doch zeigt das Mikroskop im Augenblick, dass alle Spiral- und por\u00f6sen Gef\u00e4sse nur Luft f\u00fchren. Der Einwurf, den man von der Schnelligkeit des Ausfliessens hergenommen hat, ist ohne alle Bedeutung, denn jeder Botaniker weiss, oder kann sich leicht davon \u00fcberzeugen, dass, wenn man ein Schnittchen einer Kartoffel unter das Mikroskop bringt, ein auf dem Objekttr\u00e4ger herablaufender Tropfen Jodtinctur (einer noch dazu so heterogenen und feindseligen Fl\u00fcssigkeit) durch die Zellenw\u00e4nde fast eben so schnell fortschreitet, als nebenbei, dass also die lebendige Z.ellenmembran d\u00fcnnen Fl\u00fcssigkeiten wenig oder gar keinen Widerstand entgegenstellt. Wie die unorganischen Formen (die meisten vollkommenen Krystalle, wenigstens der Alkalien und Erden) f\u00fcr die Inpon-derabilien, Licht, W\u00e4rme etc., so ist die organische Form, die Zellenmembran, f\u00fcr Fl\u00fcssigkeiten permeabel. Nicht das Durchdringen der Fl\u00fcssigkeit ist Wirkung einer besondern Lebenskraft und bedarf einer Erkl\u00e4rung, sondern umgekehrt, gerade das Festhalten der Fl\u00fcssigkeiten in gewissen Zellen, welches dann entweder in besonderer Organisation, wie bei der Epidermis, oder in der Verschiedenheit der Medien an beiden Fl\u00e4chen (Luft und Fl\u00fcssigkeit) z. B. in den Luftg\u00e4ngen, oder vielleicht auch von eigenth\u00fcmlichen, organischen Kr\u00e4ften abh\u00e4ngt, wie z. B. bei den Zellen mit gef\u00e4rbten S\u00e4ften zwischen ungef\u00e4rbten.\u201d\nDa die leblose Pflanzenmembran die Fl\u00fcssigkeit zur\u00fcckh\u00e4lt, wie wir t\u00e4glich sehen, so ist es wohl am einfachsten, diese Eigenschaft den lebenden Membranen urspr\u00fcnglich","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48 (3S0)\nauch beizulegen, und nur besondere Kr\u00e4fte zu H\u00fclfe zu rufen, wenn sie eine Fl\u00fcssigkeit durchlassen. Der Saft, dei aus der Hoya carnosa ausfliesst, kommt aus eigenen Gef\u00e4ssen, Saftgef\u00e4ssen, wie der Milchsaft in den Asklepiadeen. Diese Gef\u00e4sse haben aber in der Regel keine Querw\u00e4nde. Wenn nun der Nahrungssaft schnell aus den Spiralgef\u00e4ssen in die Zellen \u00fcberginge \u2014 sehr geschwinde richten welke Zweige ins Wasser gesetzt ihre Bl\u00e4tter auf \u2014 w\u00fcrde man ihn sehen? Doch die Untersuchung des Gegenstandes geh\u00f6rt nicht hierher; es war nur n\u00f6thig, Herrn Schleiden durch sich selbst darzustellen.\nIn den Ausgew\u00e4hlten Anatomisch-Botanischen Abbildungen H. 2 T. 3 ist der innere Bau einiger Cacteen vorgestellt. In dem Stamme von Epiphyllum Phyllanthus, da wo er noch seine runde Form hat, findet man die Holzb\u00fcndel von einander getrennt und jeden B\u00fcndel mit seinem Splint umgeben, worauf eben so getrennte, dem Holzb\u00fcndel gegen\u00fcberstehende Bast-biindel folgen, wie gew\u00f6hnlich von der Rinde umgeben (s. f.l)*). Der Splint besteht aus sehr zarten, schmalen Prosenchymzel-len; der Bast aus sehr dickwandigen, feinpunctirten Bastge-f\u00e4ssen, mit seltenen doch einigen Querw\u00e4nden (f. 2). In dem flachen Theile des Stammes sieht man ver\u00e4stelte oft netzf\u00f6rmige Spiroiden, die sich der Stelle zuwenden, wo B\u00fcschel von Stacheln sitzen (f. 3). Es scheint also wirklich das Blatt in den Stammfl\u00fcgel \u00fcbergegangen zu sein, denn eine solche Ver-theilung der Gef\u00e4sse findet man in dem Stamme der Dikoty-ledonen nicht, auch nicht in dem Stamme derselben Pflanze da, wo er rund ist. \u2014 Ferner ist der innere Bau von Opuntia vulgaris dargestellt. Man sieht hier eine \u00e4hnliche Vertheilung der Spiroiden gegen die Stachelb\u00fcschel, wie in dem flachen Theile des Stammes von Epiphyllum Phyllanthus (f. 4.). Die Stammglieder oder die Aeste der Opuntien sind durchaus zusammengedr\u00fcckt und zwar so, dass die Holzb\u00fcndel von einander entfernt sind (f. 5). Wo der Stamm der Opuntien rund ist, hat er den innern Bau der Cacteen \u00fcberhaupt, eine dicke Rinde und von einander entfernte Holzb\u00fcndel (f. 6, 7). Auch an\n\u00a5) In der deutschen Erkl\u00e4rung dieser Tafeln steht ;durch einen Schreibfehler Holzb\u00fcndel statt Bastb\u00fcndel; im Lateinischen aber richtig fasciculus libri.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"(381) 49\nCerens flabelliformis ver\u00e4steln sich die Spiralien und Spiroiden gegen die Stachelbiischel (f. 9); die saftige Ausdehnung r\u00fchrt aber besonders von der Vergr\u00f6sserung der Rinde her, welche viel dicker ist, als das Mark (f. 9).\nlieber den Stamm des Misteis (Viscum album) hat Decaisne in seinen M\u00e9m. s. 1. d\u00e9veloppement du pollen, de l\u2019ovule et s. 1. structure des tiges de Gui, Bruxell. 1840 (Extr. du T. XIII. de l\u2019Academ. R. d. Bruxell.) Bemerkungen mit-getheilt. Er redet zuerst von dem, was De Candolle, Kaiser und Dutrochet dar\u00fcber gesagt haben. Dutrochet behauptet, dass jedes Glied des Stammes unabh\u00e4ngig von dem andern wachse, dass der Holzk\u00f6rper eines jeden Gliedes von dem andern durch eine Schicht vom Zellgewebe getrennt sei, und dass die Glieder nur durch die Rinde Zusammenh\u00e4ngen. Decaisne sagt dagegen, dass umgekehrt die Rindengef\u00e4sse nicht von einem Gliede zum andern gehen, und dass die Glieder deswegen sich leicht von einander trennen, dass aber die Holzb\u00fcndel von einander an den Knoten nicht getrennt sind, auch konnte er keine Schicht von Zellgewebe zwischen ihnen erkennen. Um das Mark, sagt er, bemerkt man acht B\u00fcndel von langen Fasern, welche alle Charactere des Bastes zeigen; indess dieses B\u00fcndel entspricht genau dem innern Theile der Holzb\u00fcndel, und neben ihnen, oder auch in dem Holzk\u00f6rper findet man die geringelten R\u00f6hren, die hier die Stelle der Spiralgef\u00e4sse einzunehmen scheinen. Diese Ringgef\u00e4sse sind Kaiser entgangen, wenigstens redet er nicht davon. Der Mistel hat keine wahren Spiralgef\u00e4sse, oder Gef\u00e4sse aus dicht an einander schliessenden Windungen bestehend, ohne Spuren von einer Membran, wodurch sie verbunden werden; auch in den Nerven der Bl\u00e4tter finden sich solche Spiralgef\u00e4sse nicht. Die Zahl der Holzb\u00fcndel ist best\u00e4ndig in den jungen Zweigen, und zwar in der Regel 8, selten 7 oder 9; jeder besteht aus drei Zonen; die \u00e4usserste geh\u00f6rt dem Bast an, oder den Faserzellen der Rinde, die zweite dem Holz und die innerste ist wie die \u00e4ussere gebildet.\nWas der Verf. Ringgef\u00e4sse, vaisseaux annel\u00e9s, nennt, wird gew\u00f6hnlich nicht so genannt. Es sind wahre Spiralgef\u00e4sse, deren Windungen nicht dicht an einander schliessen, und an denen man die Membran deutlich erkennt, welche sie ein-schliesst. Dass es Spiralgef\u00e4sse gebe, denen jene Membran","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50 (382)\nganz fehle, werden ihm viele Pflanzen-Anatomen nicht einmal zugestehen, viel weniger ist es erlaubt, daher ein Kennzeichen der Spiralgef\u00e4sse zu nehmen. Auch die lockern oder dichten Windungen scheinen ohne grosse Bedeutung zu sein, und k\u00f6nnen eben so wenig ein Kennzeichen der Spiralgef\u00e4sse werden. Was der Verf. Bast nennt, scheint allerdings diesen Namen zu verdienen; das Holz aber ist an dieser Pflanze von einer sonderbaren Beschaffenheit, die an einem andern Orte soll auseinandergesetzt werden. Unten wird von den \u00fcbrigens trefflichen Untersuchungen des Verf. \u00fcber den Mistel noch die Hede sein.\nIn Froriep\u2019s Neuen Notizen B. 14 S. 242 finden sich von Halls Beobachtungen \u00fcber die Zunahme der B\u00e4ume in der Dicke, vorgelesen in dem K. Niederl\u00e4ndisch. Institut d. Wissensch. u. s. w. 1 Klasse. Die Beobachtungen sind an der Eiche, Weide (Salix alba), kanadischen Pappel (Populus monilifera), Rosskastanie, Birke, Ahorn (Acer Pseudo-Platanus), Linde, Tanne (Pinus Abies) und dem Wallnussbaum gemacht worden. Da aber das Verh\u00e4ltnis des Wachsthums dieser B\u00e4ume zu sehr von dem Boden abh\u00e4ngt, worin die B\u00e4ume wachsen, und nur auf B\u00e4ume an demselben Orte R\u00fccksicht genommen wurde, so \u00fcbergehe ich sie, und beschr\u00e4nke mich nur auf folgendes. Der Verf. hat h\u00e4ufig die Bemerkung gemacht, dass nicht nur das Abfressen des Laubes, sondern auch das Abnehmen vieler und starker Aeste die Zunahme der Dicke betr\u00e4chtlich vermindern, gegen die Meinung einiger Liebhaber des Beschneidens der B\u00e4ume. Ferner stellt der Verf. Untersuchungen an \u00fcber die Zunahme der Dicke in verschiedenen Monaten des Jahres. Man sieht aus den dar\u00fcber gemachten Tabellen, dass in Holland das Wachstlmm der B\u00e4ume h\u00f6chst ungleich ist, welches ohne Zweifel von der ungleichen Witterung herr\u00fchrt. Es ergiebt sich gleichwohl als eine allgemeine Regel, dass die Monate Junius und Julius diejenigen Monate sind, in welchen die B\u00e4ume am meisten an Dicke zunehmen, denn in bei weitem den meisten F\u00e4llen betrug das Wachsthum in diesen beiden Monaten zusammengerechnet mehr als in allen \u00fcbrigen Monaten zusammengenommen. Einen Stillstand im Wachsthum der B\u00e4ume von der H\u00e4lfte des Junius bis zur H\u00e4lfte des Augusts, wie ihn Duhamel f\u00fcr Frankreich","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"(383) 51\nangiebt, bemerkte der Verf. nicht, unstreitig weil in Holland die trockne Jahreszeit im Sommer fehlte. Ungegriindet ist Agardlfs Meinung, dass in dem ersten Theile des Sommers die B\u00e4ume mehr in die L\u00e4nge wachsen, im letzten mehr in die Dicke. In den Winter-Monaten nehmen die B\u00e4ume an Dicke nicht zu, nur die Knospen verdicken sich etwas. Im M\u00e4rz und April sieht man bei Birken, Ahorn und andern \u00e4hnlichen B\u00e4umen, wenn die Witterung mild ist, die Aeste angef\u00fcllt mit den aufsteigenden w\u00e4ssrigen S\u00e4ften, die sobald die Witterung w\u00e4rmer wird, weniger oder gar nicht mehr gesp\u00fcrt werden. Diese S\u00e4fte haben aber auf die Zunahme der Dicke des Baumes gar keinen Einfluss. Sobald die Bl\u00e4tter ganz ausgeschlagen sind, nimmt der Ueberfluss dieses aufsteigenden Saftes ab, der dann mehr in die Bl\u00e4tter \u00fcberzugehen scheint, und erst, nachdem die Bl\u00e4tter ihre Functionen verrichten k\u00f6nnen, nimmt das Wachsthum des Baumes in der Dicke seinen Anfang, wie sich aus allen Messungen, die der Verf. anstellte, ergeben hat. Der Einfluss der Bl\u00e4tter auf die Zunahme der St\u00e4mme an Dicke ergab sich unter andern am deutlichsten bei der Italienischen Pappel. Als einer solchen im M\u00e4rz beinahe alle Aeste abgehauen wurden, war auch die Zunahme an Dicke w\u00e4hrend der Monate Junius und Julius sehr gering. Bei e ner Linde hingegen, der man absichtlich die Seiten\u00e4ste, auch unten am Stamme, sowohl \u00fcber als unter der Messungstelle, gr\u00f6ssten-theils gelassen hatte, war das Wachsthum ansehnlich und j\u00e4hrlich zunehmend. An zwei gleich grossen, und so weit mail wahrnehmen konnte, v\u00f6llig unter einerlei Umst\u00e4nden sich befindenden Eichen, machte man den Versuch, dass man der einen alle Seiten\u00e4ste nahm, der andern sie liess, worauf man fand, dass die Zunahme der Dicke desjenigen Baumstammes, der nicht beschnitten worden, viel betr\u00e4chtlicher war, als die des beschnittenen. Auch Monokotyledonenst\u00e4mme nehmen nach des Verf. Beobachtungen an Dicke zu. Eine Aletris fragrans hatte in f\u00fcnf Jahren um 17\u00a3 Millimeter an Dicke zugenommen, und so ein Stamm von Dracaena Draco in derselben Zeit um 23^ Millimeter.\nDiese trefflichen Beobachtungen best\u00e4tigen die Theorie, welche Thouars von dem Anwachsen der B\u00e4ume in die Dicke gegeben hat, eine Theorie, die ich in den Eiern. Phil. bot.","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52 (384)\ned. 2 T. 1 p. 260 durch mikroskopische Untersuchungen wenigstens nach den Hauptziigen darzuthun und Anatom, bot. Abbild. H. 1 T. 7 F. 10 \u201412 darzustellen gesucht habe.\nZu der oben gegebenen Nachricht von dem Verfahren des Dr-, Boucherie, das Holz zu f\u00e4rben und dauerhaft zu machen, ist noch der Bericht der Commission der Akademie? bestehend aus de Mirbel, Arago, Poncelet, Audouin, Combey, Boussingault, Dumas Berichterstatter, beizuf\u00fcgen (Compt. rend. 4840 T. 2 p. 894). Er ist sehr anpreisend. Es ist nicht noting, sagen sie, dass der Baum alle seine Aeste und alle seine Bl\u00e4tter habe, man darf nur an der Spitze ein B\u00fcschel stehen lassen, um das Aufsaugen zu bewirken. Es ist nicht noting, dass der Baum stehen bleibe, man kann ihn abhauen, nachdem man alle seine unn\u00fctzen Aeste weggenommen hat, und ihn dann mit dem untern Ende in die Fl\u00fcssigkeit setzen, die man will absorbiren lassen. Will man ihn nicht abhauen, so darf man nur eine H\u00f6hlung unten am Stamme machen oder ihn mit der S\u00e4ge einschneiden, und dann dort mit der Fl\u00fcssigkeit in Ber\u00fchrung bringen. Das Durchdringen des Stammes ge-; schieht in einigen Tagen ohne Schwierigkeit und Arbeit. Um den Stamm dauerhafter und h\u00e4rter zu machen, l\u00e4sst er holzsaures Eisenoxyd (pyrolignite de fer) einsaugen. Man bringt die rohe Holzs\u00e4ure mit Eisensp\u00e4nen in Ber\u00fchrung, so entsteht selbst in der K\u00e4lte jene Verbindung, die noch viel von Creosot enth\u00e4lt, welches bekanntlich ein Erhaltungsmittel aller organischen Substanzen ist. Damit das Holz sich nicht werfe, nimmt B. Chlorcalcium, oder auch die Mutterlauge von den S\u00fcmpfen, worin Salz bereitet wird. Dass man das Holz f\u00e4rben kann, indem man Fl\u00fcssigkeiten nach einander aufsteigen l\u00e4sst, die durch ihre chemische Wirkung auf einander Farben hervorbringen, ist schon oben erw\u00e4hnt worden.\nUeber die Blattnerven der Dikotyledonen hat Hr. Payen eine Abhandlung der Akademie derWiss. zu Paris eingereicht, welche von de Mirbel beurtheilt ist; die Beurtheilung befindet sich in den Annal, d. Scienc. naturell. 2 Ser. \u201eBo-taniq. T. 14 p. 220 und in den Comptes rendus 1840 T. 2. Die Abhandlung wird wegen des Fleisses gelobt, womit sie verfasst ist. Der Verf. betrachtet zuerst den Ursprung der Nerven aus den Gef\u00e4ssb\u00fcndeln des Holzk\u00f6rpers im Aste und","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"(385) 53\ngiebt drei verschiedene Arten des Ursprungs an: 1. den uni-t\u00e4ren, wenn sie nur aus einem Gefassbiindel entspringen, 2. den tern\u00e4ren, wenn drei Gefassbiindel Zusammenkommen, um die Blattnerven zu machen und 3. den circularen, wenn die Gefassbiindel aus dem ganzen Umfange des Holzk\u00f6rpers Zusammenkommen. Oft laufen die Gefassbiindel durch den Blattstiel zum Blatte, ohne eine Ver\u00e4nderung zu erleiden, aber oft auch theilt sich ein jeder unterwegs in drei F\u00e4den, die dann bald in derselben Ebene, wie der Hauptnerve, bald in verschiedenen Ebenen in das Blatt treten. Wenn der mittlere Gefassbiindel sich von dem Holzk\u00f6rper fr\u00fcher trennt, als die beiden andern, so entsteht das einfache Blatt, wenn aber die beiden Seiten-biindel sich zuerst l\u00f6sen, so hat man ein folium lobatum, oder stipulatum, oder auch compositum. Wenn von den beiden Sei-tenbiindeln eines sich vor dem andern und vor dem Hauptnerven absondert, so ist die Seite des Blattes, wo dies geschieht, immer mehr entwickelt, als die andern. Wenn in dem Querschnitt eines Astes, da wo sich die B\u00fcndel von dem Holzk\u00f6rper entfernen, der Bogen, der die Entfernung des mittlern Nerven von den Seitennerven misst, sehr gross ist, so ist das Blatt in der Regel lobatum und stipulatum.\nDie Nachrede von Mirbel ist sonderbar. Die Arbeit musste einmal geschehen, sagt er, sie war nothwendig f\u00fcr die Wissenschaft, es ist gut, dass sie mit Fleiss geschehen. In der Erfahrungswissenschaft hat das Gl\u00fcck oft mehr Antheil an wichtigen Entdeckungen als die Geschicklichkeit. Der Phyto-loge, der zur Anatomie zur\u00fcckgeht, so arbeitsam er auch sein mag, kann doch aus dem Gegenst\u00e4nde nicht mehr herausziehen, als darin liegt. Die Geschicklichkeit fehlt Hrn. Payen nicht, es fehlt ihm nur die Gelegenheit. \u2014 Mirbel m\u00f6chte sagen, wozu hilft alle Genauigkeit in der Untersuchung, wenn die gefundene Mannichfaltigkeit nicht mit dem Ganzen verkn\u00fcpft wird. Es sind Vorarbeiten f\u00fcr den Gl\u00fccklichen, der die Vereinigung findet.\nDie Bl\u00e4tter der Conifer en schienen mir so merkw\u00fcrdig, dass ich sie einer Untersuchung unterwarf; die Darstellung derselben findet sich in den Ausgew\u00e4hlten anatomisch-botanischen Abbild. H. 2 T. 5 (1840). Sie unterscheiden sich vorz\u00fcglich dadurch, dass sie nur ein gew\u00f6hnlich einfaches, aber auch wohl\n5","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54 (386)\ndoppeltes Gef\u00e4ssbiindel haben, welches durch das Blatt der L\u00e4nge nach hinl\u00e4uft, ohne Aeste abzugeben. Man k\u00f6nnte dadurch das folium acerosum charakterisiren. Auch haben sie meistens einen oder zwei grosse Harzg\u00e4nge, die durch das ganze Blatt hinlaufen; die Bl\u00e4tter von Abies balsamea haben sie an den Seiten (F. 9); die Bl\u00e4tter von Thuja occidentals und Juniperus communis (F. 11 und 12) haben nur einen neben dem Hauptnerven. Viele haben eine doppelte Oberschicht wie Abies balsamea (F. 9 ee) und Junjperus Sabina (F. 10 cc); auch sind bei einigen die Zellen unter der Oberschicht seitw\u00e4rts verl\u00e4ngert, wie an der obern Fl\u00e4che der Bl\u00e4tter von Abies balsamea (F. 9 cc). Sonderbar ist die Form der Bl\u00e4tter von Thuja occidentals ; sie sind n\u00e4mlich nicht allein unter sich, sondern auch mit dem Aste so verwachsen, dass nur ein Holzb\u00fcndel in der Mitte durch den Ast geht (F. 11).\nWurzeln und Knollen.\nA note upon the Anatomy of the roots of Ophrydeae by John Bindley. Tr. of the Linnean Soc. Vol. XVIII. P.3 p.423. Die Knollen, sagt derVerf., welche die Wurzeln von manchen Africanischen Ophrydeae bilden, haben, wenn sie trocken werden, das Ansehen von S\u00e4cken, die mit kleinen Kieselsteinen gef\u00fcllt sind; die Oberfl\u00e4che ist grobk\u00f6rnig, als wenn die Epidermis \u00fcber harte K\u00f6rper fest zusammengezogen w\u00e4re. Man sieht dieses besonders an den trocknen spindelf\u00f6rmigen Wurzeln von Disa multifida. Wenn man eine frische Wurzel von Satyrium pallidum quer durchschneidet, so sieht man deutlich, woher jener Anschein r\u00fchrt. In dem zarten Parenchym findet man eine grosse Menge ovaler, z\u00e4her und fester K\u00f6rner (nodules), hell wie Wasser und oft zwanzigmal gr\u00f6sser als die Zellen, welche sie umgeben. Diese K\u00f6rner lassen sich leicht von dem Zellgewebe trennen, worin sie liegen, und erscheinen dann unregelm\u00e4ssig vieleckig, wie geschliffene Steine von Bergkrystall. Ihre Facetten werden durch den Druck der Parenchymzellen hervorgebracht, zwischen denen sie liegen. Sie sind z\u00e4he wie Horn, lassen sich nicht zer- \" reissen, krachen (crackle) zwischen den Z\u00e4hnen, wie St\u00fccke von Kautschuck, k\u00f6nnen leicht, sogar in Scheiben zerschnitten werden, und erscheinen dann ganz homogen, zeigen auch keine","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"(387) 55\nSchichten, weder frisch, noch getrocknet, noch mit chemischen Reagentien behandelt. Sie sind meistens von derselben Gr\u00f6sse, doch giebt es einige, die nicht gr\u00f6sser sind, als das gew\u00f6hnliche Zellgewebe. Die K\u00f6rner sind in kaltem Wasser kaum aufl\u00f6slich, aber gekocht schwellen sie auf, und l\u00f6sen sich zum Theil in eine durchsichtige Gallerte von Glasglanz auf. Setzt man sie der Luft aus, so werden sie schnell trocken und dunkelbraun. Die w\u00e4ssrige Aufl\u00f6sung von Jod wirkt nicht merklich darauf, aber wenn sie erst mit kaustischem Kali oder Salpeter- oder Schwefels\u00e4ure behandelt sind, welche den Inhalt aufl\u00f6sen, so erhalten sie durch die Jodtinctur eine dunkle Weinfarbe (claret colour). Die w\u00e4ssrige Aufl\u00f6sung von Jod f\u00e4rbt St\u00e4rkek\u00f6rner blau, aber nicht diese K\u00f6rner ; die Jodtinctur hingegen f\u00e4rbt die K\u00f6rner nach und nach amethystfarben, dann werden sie weinfarben, und wenn sie eingeschnitten sind, verbreitet sich die Farbe \u00fcber den Schnitt. Diese Farben verschwinden doch bald, besonders wenn die Luft warm ist; keine Spur von Blau ist zu erkennen. Die K\u00f6rner sind also keine St\u00e4rke. Die Wurzeln von allen andern Ophrydeen, europ\u00e4ische -oder nicht, die der Verf. zu untersuchen Gelegenheit gehabt, waren im Wesentlichen gebildet, wie die von Satyrium pallidum. Die Unterschiede bestehen nur in der Gr\u00f6sse und Gestalt der K\u00f6rner, so wie in den Verh\u00e4ltnissen, die sie zu dem umgebenden Zellgewebe haben, und endlich in der Farbe, welche die K\u00f6rner an der Luft annehmen. \u2014 Wenn man die K\u00f6rner zerdr\u00fcckt, so findet man, dass sie aus sehr kleinen durchsichtigen Zellen bestehen. Der Verf. sucht nun zu erkl\u00e4ren, woher es komme, dass Guibourt und Payen den Salep beschreiben als vorz\u00fcglich aus St\u00e4rke bestehend, und meint, dass man die Salepknollen gekocht und wieder getrocknet habe. Dadurch sei die St\u00e4rke aufgel\u00f6st, habe die K\u00f6rner \u00dcberflossen und sie unkenntlich gemacht. Die vorz\u00fcglichste Eigenschaft der Salepknollen, setzt er hinzu, r\u00fchre nicht sowohl von der St\u00e4rke, sondern von jener gummiartigen Substanz her, die er vorl\u00e4ufig Bassorin nennen wolle.\nDie Bemerkungen des Verf. verdienen Aufmerksamkeit Es ist bekannt, dass Pulver von Salepknollen schon im kalten Wasser aufschwillt, welches St\u00e4rkek\u00f6rner nicht thun. Auch findet sich neben der St\u00e4rke in den Knollen von Salep und\n5 *","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56 (388)\nandern Orchideen eine andere Substanz, welche von Jod nicht \u2014 das heisst nicht blau \u2014 gef\u00e4rbt wird, wie ich oben angef\u00fchrt habe. Es sind die nodules des Verf., worauf meine Untersuchung damals nicht ging. Aber ungeformtes St\u00e4rkmehl, als w\u00e4ren die Knollen gekocht, habe ich an ganz frischen Knollen von Orchis latifolia gesehen, wie ich auch schon oben angef\u00fchrt habe. Ich will es dahin gestellt sein lassen, ob die k\u00e4uflichen Salepknollen gekocht und dann erst getrocknet wurden.\nB1 \u00fc t h e.\nVon der Entwickelung der m\u00e4nnlichen Bl\u00fcthen im Mistel handelt Herr Decaisne in dem oben angef\u00fchrten Memoire \u00fcber Pollen, das Fruchtei und den Stamm vom Mistel. Macht man einen Querschnitt durch eine ganz junge Blume, so erh\u00e4lt man Schnitte, die nach den vier Kelchlappen in vier Abtheilungen geschieden sind. Den \u00e4ussern Umfang bildet eine Schicht Zellgewebe, dann folgt eine gr\u00fcne Materie mit K\u00f6rnern \u2022 gemengt, die eine starke Molekularbewegung haben, und in der Mitte befindet sich ein ungef\u00e4rbtes Gewebe, gegen welches die gr\u00fcne Materie vier Ilervorragungen macht. Einige Zeit nachher zeigt sich die Mitte deutlich in vier Theile gesondert; jeder besteht aus zwei H\u00e4lften, einer \u00e4ussern, gr\u00fcnen, dem Kelch angeh\u00f6renden und einer innern, bl\u00e4ssern, woraus die Antheren entstehen. Nach und nach w\u00e4chst der gr\u00fcne Theil mehr an und treibt Verl\u00e4ngerungen in den innern Theil hinein, die ihn durchschneiden. Betrachtet man nun jeden von diesen vier Theilen besonders, so sieht man sp\u00e4ter darin hellere Stellen, L\u00fccken mit einer schleimigen Materie gef\u00fcllt; das Zellgewebe, welches die W\u00e4nde dieser L\u00fccken bildet, enth\u00e4lt viele kleine K\u00f6rner, und einige unter ihnen f\u00fchren auch einen grossem Kern von linsenf\u00f6rmiger Gestalt, den der Verf. einen Phako-cyst nennt. *) Der Schleim in den L\u00fccken zeigt sp\u00e4terhin, bei einer st\u00e4rkern Vergr\u00f6sserung, runde, durchsichtige, grosse Zellen, welche der Verf. mit Mirbel Pollenzellen (utricules\n*) Von (pcty.bs Linse und xvdTrj Blase. Der Name, sagt der Verf., scheine ihm einen richtigen Begriff von den Charakteren zu geben, sans rien pr\u00e9juger de ses fonctions, wie der Ausdruck Cytoblast.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"(380) 57\npolliniques) nennt. Einige Tage nachher h\u00f6ren diese Pollenzellen auf durchsichtig zu sein, und es bilden sich ein oder zuweilen zwei ovale Kerne, die aus kleinen K\u00f6rnern bestehen. Nach f\u00fcnf Tagen ungef\u00e4hr werden die Pollenzellen wieder rund umher durchsichtig, indem sich die K\u00f6rner um den Mittelpunkt in einer Masse vereinigen. Immer sind sie noch mit einer schleimigen Masse umgeben. So bleiben diese Pollenzellen einige Tage, dann entdeckt man in der Mitte der k\u00f6rnigen Masse vier Phakocysten, jeden mit einem hellen Mittelpunkt. Die k\u00f6rnige Masse verschwindet nach einiger Zeit, ohne dass die Phakocysten vergr\u00f6ssert werden. Endlich in der Mitte des Monats August, vier Monate nach dem Anf\u00e4nge der Beobachtungen, zeigen sich die Pflanzenzellen aus concentrischen Schichten bestehend, in der Mitte mit einer H\u00f6hlung, worin die vier Anf\u00e4nge der Pollenkerne erscheinen, von einer Fl\u00fcssigkeit\u2019 umgeben. Sie wachsen immer mehr und mehr, und endlich verschwindet die dicke aus Schichten bestehende Pollenzelle ganz und gar. \u2014 In den Malvaceen, wenigstens an Hibiscus syria-cus, haben die Pollenzellen schon eine betr\u00e4chtliche Dicke, indem man die Anf\u00e4nge der Pollenkerne noch nicht gewahr wird, vermuthlich, weil die darin befindliche Materie noch ganz wasserhell ist. Sie wird erst k\u00f6rnig, wenn sie neue Produkte bildet, denn sp\u00e4ter entdeckt man in der k\u00f6rnigen Materie die ersten Spuren von Phakocysten. \u2014 Sp\u00e4terhin scheidet sich die k\u00f6rnige Materie in vier Massen, die einen Phakocysten ein-schliessen, und um jeden der vier Massen sieht man einen hellen Ring, welcher zeigt, dass die Massen die Pollenzelle nicht ganz ausf\u00fcllten. Die Pollenzellen haben einen Ueberzug aus Schichten, wie die Amylumk\u00f6rner, und springen auch auf eine \u00e4hnliche Weise auf, wenn man sie auf einen Tropfen Wasser bringt. Die Haut der Pollenk\u00f6rner entsteht nach der Meinung des Verf. f\u00fcr sich, nicht aus der innern Oberfl\u00e4che der Pollenzellen. Von allen Organen der Bliithe, setzt der Verf. hinzu, erreicht die Anthere zuerst ihre wesentlichen Kennzeichen, und sie hat schon ihre Gr\u00f6sse erhalten, wenn die \u00fcbrigen Bliithentheile kaum merkbar sind. Rollt man sehr junge Pollenk\u00f6rner zwischen zwei Glasplatten, so ist man nicht imStande, ihnen ihre \u00e4ussere Haut zu nehmen, die K\u00f6rner zerreissen und lassen ihren Phakocyst fahren, dagegen ist von reifen Pollenkernen","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58 (390)\ndie \u00e4ussere Haut leicht zu trennen, und die innere Blase enth\u00e4lt nur K\u00f6rner, keinen Phakocyst.\nBefruchtung. Fruchtei. Same.\nWir wollen fortfahren mit den vortrefflichen Untersuchungen, welche Herr Decaisne \u00fcber die Entwickelung im Mistel angestellt hat. Wenn man den Fruchtknoten im fr\u00fchesten Zustande untersucht, so findet man darin eine gleichf\u00f6rmige Masse, und kaum zwei kleine Unterbrechungen des Zellgewebes, bald aber treten die Zellen wieder zusammen, um in der Mitte ein helles Zellgewebe zu bilden, mit einem gr\u00fcnen Kreise umgeben. Lange Zeit und bis zum Anf\u00e4nge des Junius, wo der Fruchtknoten die Dicke eines Pfefferkorns hat, bemerkt man in dem Fruchtknoten kein Fruchtei. Etwas sp\u00e4ter aber entdeckt man ein Fruchtei und zwar am leichtesten, wenn man den Centralk\u00f6rper in zwei Theile durch ein leises Hin- und Herziehen sondert. Das Fruchtei bildet einen keulenf\u00f6rmigen Auswuchs, dessen Zellgewebe in concentrischen Schichten geordnet ist; jede Zelle enth\u00e4lt zwei Phakocysten. Wenn man das Fruchtei etwas sp\u00e4ter, und wenn es die Gestalt eines kleinen, etwas zusammengedr\u00fcckten K\u00f6rpers bekommen hat, auf einen Wassertropfen bringt, so zieht sich das Wasser hinein und treibt den Phakocyst mit einiger Gewalt aus. Ein Tr\u00f6pfchen Jodtinctur f\u00e4rbt das Innere gelb, l\u00e4sst aber die K\u00f6rner ungef\u00e4rbt, die sich erst sp\u00e4ter durch Jod blau f\u00e4rben. Um diese Epoche findet man zwei d\u00fcnne, keulenf\u00f6rmige K\u00f6rper neben dem Fruchtei und einige Wochen fr\u00fcher drei fadenf\u00f6rmige K\u00f6rper etwas am Ende verdickt. DerVerf. h\u00e4lt diese K\u00f6rper f\u00fcr fehlgeschlagene Fruchteier. Das am untern Ende verd\u00fcnnte Fruchtei k\u00f6nnte man mit einem Embryosack vergleichen, wenn nicht die Lage, das umgebende Gef\u00e4sssystem und die Vergleichung mit den \u00fcbrigen Theilen der Frucht widerspr\u00e4chen. Der junge Embryo zeigt sich als ein kleiner Haufen von Zellen au der Spitze des Fruchteies und fast in Ber\u00fchrung mit dem, was man Epidermis nennen kann. Nie sah derVerf. eineSpur von Pollenschlauch im Innern des Fruchtknotens, auch nie entdeckte er die geringste Anzeige von einer besondern H\u00fclle des Fruchteies, so dass dieses weiter nichts als einen Fruchtkern (nucelle) darstellt, wie man es auch sonst an den San-","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"(391) 59\ntalaceen und selbst den Olacineen bemerkt hat. Dieser Kern ist mit der Basis im Grunde des Fruchtknotens befestigt, und hat seine Spitze gerade entgegengesetzt, so dass man das Fruchtei zu den orthotropen rechnen muss. Wenn das Fruchtei die Gr\u00f6sse erreicht hat, dass der Embryo nebst dem Faden, woran er h\u00e4ngt, sichtbar ist, so bekommt es eine gr\u00fcne Farbe, denn vorher wares ungef\u00e4rbt, und diese gr\u00fcne Farbe zieht sich von unten nach oben bis zum Embryo, der ungef\u00e4rbt bleibt. Auch werden die Amylumk\u00f6rner gr\u00f6sser und erf\u00fcllen fast ganz die Zellen, aber die Phakocysten bleiben unver\u00e4ndert. Ausser der gr\u00fcnen Farbe der Mistelsamen hat noch ein anderer Umstand, dass n\u00e4mlich fast immer zwei bis drei Embryonen in einem Samen Vorkommen, die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen. Der Verf. war so gl\u00fccklich, dass er mehrere Mal Fruchteier in verschiedenen Stufen des Zusammenwachsens fand, so n\u00e4mlich, dass die Verbindung an der Basis anting und nach oben weiter fortging, wodurch also die Polyembryonie des Misteis erkl\u00e4rt wurde. \u2014 Nie sah der Verf. eine H\u00f6hlung im Fruchtei des Misteis, wenn der Embryo sich bildete, auch fand er nie einen Embryosack. Der Embryo zeigt sich zuerst, wie gesagt, am obern Ende des Fruchteies oder des Kernes (micelle), und sp\u00e4ter sieht man das Embryobl\u00e4schen, oder den jungen Embryo selbst in der H\u00f6hlung des Fruchteies an einer Reihe von cylindrischen Zellen h\u00e4ngen, die eine Art von Nabelstrang, aber ohne Gef\u00e4ss machen. \u2014 Bemerkung an den Samen von Loranthus aphyllus. In einem \u00e4hnlichen Fruchtei wie vom Mistel, sieht man am obern Ende eine kleine konische Masse, dichter als das umgebende Zellgewebe, wovon vier zarte R\u00f6hren ausgehen, die sich um einander winden und gleichsam ein Spiralgef\u00e4ss bilden, fast so wie Treviranus dergleichen im Fruchtei von Abies gefunden hat. Sp\u00e4ter entsteht am untern Ende ein l\u00e4nglicher K\u00f6rper, der Embryo. Wenn mehr Embryonen in einem Samen vorhanden sind, so erscheinen sie immer am obern und Seitentheile des Fruchtkerns. Die Entfernung der Embryonen im Fruchtei h\u00e4ngt zuerst davon ab, dass die Fruchteier, die sich vereinigten, entweder ungleich gross waren, oder eines schneller als das andere wuchs. Wenn aber die Fruchteier gleich gross waren, so wenden sich die Embryonen zuerst schief gegen die Axe des Fruchtkerns, dann,","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60 (392)\nsobald sich die Cotyledonarenden ber\u00fchren, kehren sich diese um und richten sich gegen die Stelle, wo das Fruchtei angeheftet ist. Dass der Embryo aus dem Fruchtkern hervortritt, erkl\u00e4rt der Verf. aus der sp\u00e4ten Bildung des Embryo, er wird n\u00e4mlich, indem er sich vergr\u00f6ssert, durch den Widerstand des schon gebildeten Fruchtkerns herausgedr\u00fcckt. Mehr als drei Embryonen in einem Samen sah der Verf. nie. Wenn man den langen Zeitraum, sagt der Verf., zwischen dem Aufbrechen der Bliithe und der Erscheinung des Embryo erw\u00e4gt, so begreift man nicht, wie die befruchtende Fl\u00fcssigkeit sich so lange erhalten konnte. Man findet dieses auch in andern Pflanzen, und Ad. Brongniart meint daher, der Embryo sei nach der Entstehung eine Zeitlang in einer Art von L\u00e4hmung (torpor) geblieben, ehe er sich entwickelte. Aber dieses, meint der Verf., lasse sich auf den Mistel nicht anwenden, weil die Fruchteier zur Zeit der Bliithe nicht allein nicht organisirt sind, sondern auch nicht einmal eine H\u00f6hlung f\u00fcr den Embryo haben. Der Verf. macht nun einige Betrachtungen \u00fcber die Befruchtung \u00fcberhaupt; bei einigen Pflanzen, sagt er, sind Pollenschl\u00e4uche vorhanden, bei andern aber, wo Papillen sich auf dem S\u00e4mentr\u00e4ger befinden, wie bei den Aroideen, hat man sie nie bemerkt, und die Papillen scheinen sie zu ersetzen; bei noch andern gehen Streifen (bandelettes) von der Basis des Griffels herab und senken sich nahe an der Mikropyle in den Samen ein, z. B. an den Compositae und einigen andern. Zuletzt redet er von der Stellung der Gattung Viscum im nat\u00fcrlichen System; er rechnet sie mit Rob. Brown zu den Apeta-len, und stellt sie nebst Loranthus neben die Santalaceen; Schoepfia muss aber davon entfernt und zu denOlacineen gestellt werden. \u2014 Drei Tafeln erl\u00e4utern die Untersuchungen des Verf.\nHiemit ist sogleich zu verbinden: Noch einige Worte \u00fcber den Befruchtungsakt und die Polyembryonie in den h\u00f6hern Pflanzen von F. J. F. Meyen. Berlin 1842, 50 S. 2 T. Der Verf. f\u00fchrt zuerst Untersuchungen und dann Gr\u00fcnde gegen Schleidens Theorie an, dass sich der Embryo aus dem Pollenschlauche bilde. Nach seinen Untersuchungen verbindet sich die Spitze des Embryosackes mit dem Pollenschlauche und aus dieser Verbindung geht der Embryo hervor, der sich in vielen F\u00e4llen als ein Keimbl\u00e4schen abschniirt. Die Beobachtungen,","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"I\n(393) 61\nwelche in dieser kleinen Schrift erz\u00e4hlt werden, sind an Mes-embrianthemum pomeridianum angestellt, und als ein Nachtrag anzusehen zu dem, was er im dritten Theile seiner Physiologie \u00fcber diesen Gegenstand gesagt hat. Dann kommt er auf die Polyembryonie, und hier auf eine Darstellung der Entwickelung des Fruchteies im Mistel. Es giebt beim Mistel kein besonderes Pistill, sagt er, und also auch kein eigentliches Ovarium, sondern das Eychen ist ein blosser nackter Nucleus, dessen Spitze frei hervortritt und zugleich als Stigma dient, indem dasselbe den Pollen unmittelbar empf\u00e4ngt. In diesem Nucleus entsteht eine H\u00f6hle und in dieser zeigen sich in der Mitte des Aprils die Embryos\u00e4cke, deren oft zwei und mehrere sind. In ihnen entwickelt sich der Embryo. Pollenschl\u00e4uche konnte der Verf. nicht beobachten.\nEs ist deutlich, dass der Verf. Embryos\u00e4cke nennt, was Decaisne f\u00fcr Fruchteier beschreibt. Die Untersuchung dieser Fruchteier ist viel genauer von Decaisne gemacht worden, und h\u00e4tte Meyen seine Untersuchungen lange genug fortgesetzt, so w\u00fcrde er seinen Irrthum eingesehen haben. Auch dachte er nicht an das Perikarpium, an die Beere, wof\u00fcr er nichts mehr hatte. Meyen strebte zu sehr nach dem Neuen, Auffallenden, und suchte darin seine Gegner zu \u00fcberbieten Oft sagte ich zu ihm, ich w\u00fcrde Alles von ihm mit Vergn\u00fcgen lesen, worin nichts Neues w\u00e4re. Man vergleiche mit dem, was hier gesagt ist, des Verf. Erkl\u00e4rung der eigent\u00fcmlichen Stellung der Embryonen im Mistel-Samen, wenn deren mehrere in einem und demselben Samen Vorkommen, in Wiegmanns Archiv f\u00fcr Na-turgesch. 1840, 1 B. S. 164, wo er das Aneinanderliegen der Embryonen mit ihren Cotyledonarenden wohl beobachtet hat.\nEin Beispiel von einer Polyembryonie in Thuja orientalis f\u00fchrt Goeppert an, in der Uebersicht d. Arbeit, d. Schlesisch. Gesellsch. f. vaterl\u00e4ndische Cultur f. 1840 S. 99.\nUeber die Befruchtung der Bliitlren in Lopetia mexicana hat Herr Arndt in Osnabr\u00fcck Beobachtungen angestellt, Flora f. 1840 S. 477. Die Anthere springt nach Innen, nach der Narbe hin auf; die Stelle, wo der Schlauch sich \u00f6ffnen will, ist durch einen gl\u00e4nzenden L\u00e4ngsstrich angedeutet. Das Aufspringen des Schlauches geschieht bei noch g\u00e4nzlich geschlossenen Petalen der Corolle, welche aber in allen ihren","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62 (394)\nTheilen vollkommen aus\u00e7ebildet ist. Nach dem Ausspringen w\u00e4chst der Tr\u00e4ger an, macht einige Windungen und wirft zuletzt die entleerten Pollenschl\u00e4uche ab.\nBemerkungen \u00fcber die Befruchtung der Pflanzen finden sich auch im Journ. d. Pharmazie 1840 p. 751 von Herrn Fromond. S. auch Flora f. 1841 S. 204. Es ist besonders von den F\u00e4llen die Rede, wo die Narbe \u00fcber den Staubbeuteln sich befindet. Der Verf. glaubt, dass nicht immer Wind oder Insekten erforderlich sind, um die Befruchtung zu bef\u00f6rdern, ja er h\u00e4lt es sogar nicht philosophisch, sich auf den Wind in solchen F\u00e4llen zu berufen. Die Befruchtung geschieht liier nach den Beobachtungen des Verf. erst sp\u00e4t nach dem Oeffnen der Bl\u00fcthe, und wenn die Blumenkrone gegen die Zeit des Welkens sich dreht. So in Iris. Der Pollen f\u00e4llt hier beim Aufspringen der Anthere auf die Sammelhaare, nachher richten die Abtheilungen der Blumen sich auf, kr\u00fcmmen sich gegen die Mitte der Bl\u00fcthe hin, und sch\u00fctten so den Pollen auf die Narben. Dasselbe gilt auch von Sisyrinchium und Moraea. An Ipomoea und Convolvulus dreht sich die Blume nach dem Ausspringen schraubenf\u00f6rmig zusammen und schliesst den Griffel v\u00f6llig ein ; sp\u00e4ter l\u00f6st sich die Krone an der Basis ab, gleitet beim geringsten Luftstoss am Griffel herab und der auf ihr liegende Bliithenstaub kommt mit der Narbe in Ber\u00fchrung. Bei den Malvaceen streuen die Antheren des Morgens den Bliithenstaub weit aus, so dass er sogar zum Theil \u00fcber die Blumenbl\u00e4tter hinausf\u00e4llt; des Abends aber richten sich die Blumenbl\u00e4tter gegen die Mitte der Bl\u00fcthe auf, so dass der auf ihnen liegende Bliithenstaub mit der Narbe in Ber\u00fchrung kommen kann; ja in manchen Bl\u00fcthen drehen sich die Bl\u00fcthen schraubenf\u00f6rmig und schliessen die Narben vollkommen ein.\nBei der Versammlung der Naturforscher zu Erlangen im Jahre 1840 trug Herr Treviranus Bemerkungen \u00fcber die Haare am Griffel der Gattung Campanula vor (siehe Flora 1840 S. 680). Er stimmt jetzt Ad. \u00dfrogniart im Allgemeinen bei, dass die Befruchtung in diesen Pflanzen wie gew\u00f6hnlich, durch Pollenschl\u00e4uche geschehe, die er auch auf der Narbe antraf. Brogniart fand ferner, dass diese Haare nicht abfallen, sondern gleich den Krallen eines Raubthieres sich in","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"(395) 63\neine Scheide zur\u00fcckziehen, welches Tr. ebenfalls best\u00e4tigt Derselbe fand Pollenkugeln in der H\u00f6hle des Haars selber stek-ken, sie k\u00f6nnen also nicht zuf\u00e4llig in die Haare gekommen sein, wie Br. glaubte. Dass sich unter diesen Haaren eine H\u00f6hlung befinde, die in den Griffel hineingeht, ohne jedoch mit dem leitenden Zellgewebe desselben zu communiciren, hat Tr. gleichfalls beobachtet.\nIn den Anatomisch botan. Abbild, zur Erl\u00e4uter. d. Grundlehre der Bot. Taf.21, sind die Griffelhaare vonCampanula Medium f. 1, 4 abgebildet worden. Man sieht, wie ein Kanal aus dem Haare in den Griffel hineingeht, ohne jedoch mit dem Griffelkanal in Verbindung zu stehen. Das Zur\u00fcckziehen der Haare finde ich nicht, wohl aber scheint es mir, als wenn der vordere Theil des Haares sich l\u00f6se und in den untern hinein-sinke. Es fanden sich R\u00f6hren wie Pollenschl\u00e4uche im Griffel, aber gedr\u00e4ngt zusammen, und vor der Oeffnung der Antheren (das. f. 1). Der Griffelkanal ist vor und nach dem Oeffnen der Antheren unten geschlossen, nach oben aber offen (f. 2, 3). Nach dem Oeffnen der Antheren sah man Pollenschl\u00e4uche im Kanal, die von den verl\u00e4ngerten Papillen, mit denen ich sie in der Erkl\u00e4rung der Figuren zusammenstellte, verschieden, auch so gezeichnet sind, denn die einzelnen im Kanal zerstreuten Papillen k\u00f6nnen durch den Schnitt hineingekommen sein. Es ist sonderbar, dass sich Pollenschl\u00e4uche im Griffelkanal vor dem Aufbrechen der Antheren, wie es schien, fanden, doch bedarf dieses noch einer genauem Untersuchung.\nIn den Ausgew. Anat. botan. Abbild. H. 2 (1840) T. 8 sind Pollenschl\u00e4uche abgebildet, wie sie in das Fruchtei dringen. Die Mikropyle des Fruchteies von Mesembrianthemum glomeratum war viel gr\u00f6sser als der eindringende Pollenschlauch (f. 2) und man konnte nichts von einem entgegenkommenden Embryosack, oder von einer andern innerhalb vorgehenden Ver\u00e4nderung wahrnehmen. Dasselbe war auch der Fall beim Eindringen eines Pollenschlauches in ein Fruchtei der Hohen-bergia Billbergioides (f.3); jedes Fruchtei in der Frucht dieser Pflanze war mit einem solchen Pollenschlauche versehen. Die Pollenschl\u00e4uche von derselben Pflanze, wie sie aus dem Pollenkorne entstehen, sind f. 4 vorgestellt, wo man die v\u00f6llige Uebereinstimmung zwischen dem in das Fruchtei dringenden","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64 (396)\nSchlauche, und dem eben aus dem Pollenkern entwickelten sieht. Zwei Fruchteier von Gymnadenia conopsea, in welche Pollenschl\u00e4uche dringen, sieht man f. 5. Die Umh\u00fcllung des Fruchteies ist so zart und durchsichtig, dass man deutlicli wahrnimmt, wie der Schlauch, sobald er eingedrungen ist, sogleich verschwindet. Nicht immer trifft der Pollenschlauch die Oeffnung des Fruchteies genau, so sieht man ihn am Rande der Mikropyle in f. 6 aus einer Frucht von Matthiola annua. Die Art, wie die Pollenschl\u00e4uche durch das Zellgewebe des Griffelkanals dringen, ist f. 6 vorgestellt, aus Nicotiana Taba-cum. Sie nehmen den k\u00fcrzesten Weg, um aus dem Zellgewebe in die H\u00f6hlung der Kapsel, um aus dem Gedr\u00e4nge ins Freie zu kommen, doch konnte man hiebei kein Eindringen in ein Fruchtei bemerken.\nDas Keimen der Orchideen habe ich von Angraecum maculatum und Goodyera procera aufmerksam beobachtet, und es ist in den Ausgew\u00e4hlten Abbildungen H. 2 (1840) Taf. 7 vorgestellt worden. Was ich gesehen habe, ist so abweichend von dem Keimen aller andern Monokotyledonen und so \u00fcberstimmend mit dem Keimen der Zwiebelknospen, die sich auf manchen Liliaceen finden, dass ich den Samen vielmehr f\u00fcr eine Zwiebelknospe halten muss. Es ist bekannt, dass die Samen von manchen Pancratium-Arten in Zwiebelknospen sich verwandeln, welches zwar nicht derselbe aber doch ein \u00e4hnlicher Vorgang ist. Der Vergleichung wegen findet sich auf der sechsten Tafel eine Analyse der Zwiebelknospe von Lilium bulbiferum. Ich hatte die Zeichnungen von Angraecum, von Hrn. Schmidt mit seiner gew\u00f6hnlichen Geschicklichkeit und Treue verfertigt, schon seit einiger Zeit aufbewahrt, glaubte aber, es sei eine zuf\u00e4llige Ver\u00e4nderung des Samens, bis ich nicht allein Gelegenheit hatte, das Keimen an Goodyera genau zu beobachten, sondern auch, bis ich an andern, allerdings schon weiter im Keimen fortger\u00fcckten Orchideen, keinen widersprechenden Umstand sah. Der Same von Angraecum erscheint zuerst mit zwei Spitzen (f. 1); woraus sich, wie man sp\u00e4ter sieht, der Stamm und ein W\u00fcrzelchen entwickeln (f. 2). Schneidet man den Samen in jenem Zustande der L\u00e4nge nach durch, so findet man ein B\u00fcndel von Spiroiden in der Mitte des Zellgewebes, welches den ganzen Samen erf\u00fcllt (f. 3).","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"(39\u00ce) 65\nDurchschneidet man den Samen, oder die Zwiebelknolle, oder den Kern, wie man ihn nennen will, nach dem Keimen, so findet man ihn wenig ver\u00e4ndert, nur geht ein B\u00fcndel von Spi-roiden seitw\u00e4rts ab in die Wurzel (f. 4). Auf eine \u00e4hnliche Weise verh\u00e4lt sich Goodyera. Der Same, nachdem er angeschwollen und zu keimen angefangen (f. 8), hat seine \u00e4ussere Gestalt noch eben so, als er sie in der testa hatte (f. 7), zum Beweise, dass er durch das Keimen keine wesentliche Ver\u00e4nderung erleidet, n\u00e4mlich nicht aus einem wahren Samen in eine Zwiebelknolle \u00fcbergeht. Es war Hrn. Schmidt, der doch eine grosse Geschicklichkeit darin besitzt, feine Schnitte zu machen, nicht m\u00f6glich, dieses mit dem Samen zu leisten, der noch in der testa sich befand, wohl aber geschah es an dem Samen, welcher eben zu keimen angefangen hatte. Hier lag nun ebenfalls ein B\u00fcndel von Spiroiden in der Mitte und alles Uebrige war mit Zellgewebe (Parenchym) erf\u00fcllt. Die Zellen im Umfange enthielten Chlorophyll, die Zellen gegen die Mitte aber dunkele K\u00f6rner, Phakocysten, wie sie Decaisne nennt (f. 10). Nachdem der Keim so weit war, dass er zwei v\u00f6llig ausgebildete Bl\u00e4tter zeigte, wobei jedoch der Same selbst wenig vergr\u00f6ssert erschien (f. 9) wurde ein feiner L\u00e4ngsschnitt gemacht. Er zeigte sich wenig ver\u00e4ndert von dem vorigen, das B\u00fcndel von Spiroiden hatte sich vergr\u00f6ssert, und einzelne Ge-f\u00e4sse gingen zu den Bl\u00e4ttern \u00fcber. Die Zahl der Chlorophyllzellen hatten sich eher vermindert als vermehrt, und der Pha-kocyst war in den meisten Zellen in kleine K\u00f6rner zergangen (f. 11). Statt einer grossen Wurzel, wie sie Angraecum zeigte, fand man hier nur feine Wurzelhaare, welche den Kern umgaben. Macht man einen L\u00e4ngsschnitt durch eine Zwiebelknospe von Lilium bulbiferum, so findet man ebenfalls ein B\u00fcndel von Spiroiden in der Mitte des Zellgewebes, woraus sich die einzelnen Gef\u00e4sse nach oben in die Schuppen der Zwiebelknospe verbreiten (f. 11). Der einzige Unterschied besteht nur darin, dass der Same dieser Orchideen ganz nackt ist, die Zwiebelknospe hingegen in Blattscheiden eingewickelt ist, wie man im Querdurchschnitte sieht (f. 10). An Lilium bulbiferum sind immer drei Wurzeln (f. 12) vorhanden, die in der Mitte, wie gew\u00f6hnlich, ein B\u00fcndel von Spiroiden haben,","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66 (398)\nohne Mark; im Umfange aber sieht man Spiralfaserzellen, wie an den Luftwurzeln der Orchideen.\nAnomale Phan\u00e9rogamen. a. Parasiten.\nUnger hat vortreffliche Beitr\u00e4ge zur Kenntniss der parasitischen Pflanzen im Wiener Archiv f\u00fcr Naturgeschichte Th. 2 (1840) geliefert. Nachdem er eine Uebersicht der verschiedenen Meinungen \u00fcber die parasitischen Pflanzen gegeben, auch eine Litteratur \u00fcber diesen Gegenstand, geht er zu den verschiedenen Abtheilungen dieser Pflanzen. Fangen wir bei der untersten Stufe an, sagt er, so sehen wir erst den Parasiten mit der N\u00e4hrpflanze in der Art vereinigt, dass derselbe unmittelbar \u00fcber den Holzk\u00f6rper seines Tr\u00e4gers entspringt und durch sein Gef\u00e4sssystem mit dem Gef\u00e4sssystem der N\u00e4hrpflanze anastomosirt. Diese Form sieht man an den Gattungen Rafflesia, Brugmansia, Pilostyles und Apodanthes, vielleicht auch an Cytinus. Es ist hier ein Versenken des einen in den K\u00f6rper des andern, ohne alle weitere Vermittelung, deutlich zu erkennen; der unterste Theil des Parasiten ist in die N\u00e4hrpflanze gleichsam eingekeilt, das Parenchym desselben schliesst sich genau an das Parenchym des Rindenk\u00f6rpers der N\u00e4hrpflanze an, und die Gef\u00e4ssbiindel des erstem legen sich einzeln an die durch die Markstrahlen getrennten Theile des Holzk\u00f6rpers. Oder 2. der Parasit sucht eine Art von Wurzelstock zu bilden, wodurch er der N\u00e4hrpflanze anh\u00e4ngt, und aus dem er mehrere bl\u00fcthentragende Sch\u00e4fte treibt. Hydnora Scybalium. 3. Durch verst\u00e4rkte Reaktion (wahrscheinlich in der Art und Weise der Keimung begr\u00fcndet) wird ein Theil des Gef\u00e4sssystems der N\u00e4hrpflanze in den Wurzelstock des Parasiten aufgenommen, und dadurch ein K\u00f6rper gebildet, der sowohl diesem als der N\u00e4hrpflanze angeh\u00f6rt. Balanophora, Cynomorium, Cynopsole, Sarcophyte, Lophophytum und Oin-brophytum. 4. Der Parasit bildet einen Wurzelstock, dessen Fasern sich an die N\u00e4hrpflanze anheften. Helosis und Langs-dorfia. 5. Kein Rhizom, sondern stark ver\u00e4stelte Wurzeln, welche durch Saugwarzen mit der Mutterpflanze verbunden sind. Lathraea Squamaria. 6. Einpflanzung des Parasiten wie Nr. 1, dabei noch Wurzeln, die bald mit Saugw\u00e4rzchen ver-","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"(399) 67\nsehen sind, hakl ohne dieselben erscheinen. Orobanche, Phe-lipaea, Conopholis, Hyobanche, Epipheagus, Aeginetia und Obo-laria. 7. Der einem Rhizom \u00e4hnliche, knollenf\u00f6rmige, unregelm\u00e4ssige K\u00f6rper, woraus die Bl\u00fcthensch\u00e4fte dieser Pflanzen entspringen, besteht aus einem Convolut innig verfilzter Wurzelfasern, welche zum Theil dem Parasiten, zum Theil der N\u00e4hrpflanze angeh\u00f6ren. Monotropa Hypopithys. 8. Der Parasit entwickelt sich ziemlich selbst\u00e4ndig, und schickt nur hier und da vom Stamme aus Baustellen (Saugwarzen) in die N\u00e4hrpflanze. Cuscuta und Cassytha. 9. Stark ver\u00e4stelte Wurzeln, die sich bald \u00fcber, bald unter der Rinde der N\u00e4hrpflanze hinziehen, und in selbe gleichsam infiltriren. Viscum, Loranthus, Misodendron u. a. m. \u2014 Ueber die Anatomie dieser Gew\u00e4chse hat der Verf. manches beigef\u00fcgt. Dickwandige Zellen kommen oft vor, und zwar als in B\u00fcndel gestellte Zellen, die lang gestreckt und mit schiefen Querw\u00e4nden versehen sind. Eine starke Vergr\u00f6sserung liess an Helosia brasiliensis sehr deutlich dreizehn Schichten z\u00e4hlen, und bei Langsdorfia hypogaea konnte man sogar dreissig Schichten unterscheiden. Bei einer solchen Vergr\u00f6sserung kann man auch die Kan\u00e4le, welche nach allen Richtungen die Schichten durchsetzen, deutlich wahrnehmen. Diese Schichten sind zuweilen ungleich abgelagert, und zwar so sehr, dass eine Seite frei von jeder Anlagerung erscheint, indem die andern sehr verdickt sind. Die Gef\u00e4ssbiindel der Rhizan-tlieen sind auffallend klein und unbedeutend zu nennen; sie bestehen aus zwei Gef\u00e4ssen und den dieselben begleitenden dickwandigen Zellen. Die Gef\u00e4sse geh\u00f6ren ohne Ausnahme den netzf\u00f6rmigen, por\u00f6sen Gef\u00e4ssen und den Treppeng\u00e4ngen, niemals den einfachen oder ringf\u00f6rmigen Spiralgef\u00e4ssen an. In der Regel bestehen die Gef\u00e4sse der Rhizantheen aus kurzen, unregelm\u00e4ssig \u00fcber einander gestellten und durch theilweise Absorption der Zwischenw\u00e4nde in ein Continuum verbundenen Schl\u00e4uchen, die oft mehr ein zellen- a\u00efs gef\u00e4ssartiges Ansehn haben. Man gewahrt auch in und an den Gef\u00e4ssb\u00fcndeln, vorz\u00fcglich bei Cynomorium und Ilelosis, dass sich zwischen den einzelnen Zellen derselben eine eigenartige* homogene Materie, welche weich und von brauner Farbe ist, in grossem oder kleinern unregelm\u00e4ssigen Streifen und Nestern eingelagert hat, wie auch Mold bei den Farm bemerkte. Die Vegetation","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68 (400)\nrechnet er zu seiner Vegetatio terminalis, wie sie die Farm zeigen. Sie sind keine Monokotyledonen. Abgesehen davon, dass in den Monokotyledonen keine Anastomose der Gef\u00e4ss-biindel stattfindet, welche doch bei den Rhizantheen deutlich liervortritt, spricht noch der Umstand gegen diese Vegetationsweise, dass man nie das bogenf\u00f6rmige Ausw\u00e4rts wenden der Gef\u00e4ssbiindel bemerkt. \u2014 Es folgen Bemerkungen \u00fcber die Antheren der Parasiten. An Pilostyles bedecken die keulenf\u00f6rmige Anschwellung der Columna genitalis an der untern Seite zwei bis drei Reihen einfacher, dicht an einander gedr\u00e4ngter, an der Spitze abgeplatteter Schl\u00e4uche. An Brugman-sia besteht die Anthere aus vier Schl\u00e4uchen, an Rafflesia findet man eine unbestimmte Menge langgezogener Schl\u00e4uche, die s\u00e4mmtlich sich nach oben zusammenneigen, und durch eine einzige Oeffnung ihren Inhalt ausstreuen. An Hydnora bestehen die Antheren aus in die L\u00e4nge gezogenen Schl\u00e4uchen, die sich der L\u00e4nge nach \u00f6ffnen. An Sarcophyte sanguinea sitzt eine unbestimmte Menge stumpfkonischer, unter sich verwachsener Schl\u00e4uche zu einem K\u00f6pfchen vereint, auf einem dicken Tr\u00e4ger ; beim Reifen zerreisst die obere, freie Wand dieser Schl\u00e4uche. Das Aufreissen wird durch die Elasticit\u00e4t von gestreiften, ge-f\u00e4ssartigen Zellen unterst\u00fctzt. Ganz denselben Bau haben auch die Antherenschl\u00e4uche in Hydnora. \u2014 Zuletzt redet der Verf. noch \u00fcber die Verwandtschaft mit den Pilzen, womit sie allerdings in mehreren St\u00fccken \u00dcbereinkommen. Sieben Tafeln Abbildungen erl\u00e4utern die Darstellungen des Verfassers, wodurch unsere Kenntniss dieser Gew\u00e4chse eine bedeutende Vermehrung bekommen hat.\nDass die parasitischen Pflanzen zu den Dikotyledonen geh\u00f6ren, ist ohne Zweifel. Die Gef\u00e4ssbiindel machen zwar oft wie in sehr vielen andern besonders krautartigen Dikotyledonen keinen Ring, sondern stehen getrennt in einem Kreise, aber sie stehen nicht in mehreren Kreisen, wie bei den Monokotyledonen. Dass die letztem keine Anastomose der Gef\u00e4ss-biindel zeigen, m\u00f6chte ich nicht mit dem Verf. sagen; in den Knoten der Gr\u00e4ser ist dieses doch gar oft der Fall, auch ist das bogenf\u00f6rmige Ausw\u00e4rtswenden der Gef\u00e4ssbiindel bei den Monokotyledonen keinesweges die Regel. Nach den Darstellungen des Verf. scheinen manche Rhizantheen den Bau von","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"(401) 69\neinem Wurzelstock (connus) zu haben; man vergleiche damit z. . B. den Wurzelstock vom Selleri (Apium graveolens). Die dickwandigen Zellen geh\u00f6ren zu den Bastgef\u00e4ssen, oder Bastzellen, h\u00f6chst wahrscheinlich. Der Verf. schr\u00e4nkt auch hier den Begriff von Spiralgef\u00e4ssen nur auf solche ein, welche sich abrollen lassen und keine Haut zwischen den Windungen zeigen. Ich will mich nicht bestimmt dar\u00fcber aussprechen, ob diese Haut immer vorhanden ist, oder oft fehlt, aber wie ich schon einmal erw\u00e4hnt habe, ich m\u00f6chte nicht ein Kennzeichen daher nehmen, auch nicht davon, ob sie sich abrollen lassen, denn dieses kann durch das st\u00e4rkere oder schw\u00e4chere Verwachsen der Windungen selbst, oder auch durch die gr\u00f6ssere oder geringere St\u00e4rke der Membran zwischen ihnen bedingt werden. Er giebt meiner Meinung nach nur zwei Arten solcher Gef\u00e4sse, Spiralgef\u00e4sse, wo ein Band schraubenf\u00f6rmig gefunden ist und por\u00f6se Gef\u00e4sse, worin sich runde L\u00f6cher oder auch Querspalten befinden. Oben wurde die Abhandlung von David Don \u00fcber die Cycadeen angef\u00fchrt, worin er sagt, er habe por\u00f6se Gef\u00e4sse mit Jodtinctur getr\u00e4nkt und gesehen, dass die Oeffnungen sich auch gef\u00e4rbt hatten, zum Beweise, dass sie mit einer zarten Haut \u00fcberzogen waren. Ich habe seitdem diesen Versuch oft wiederholt, aber mit dem gerade entgegengesetzten Erfolge, die Poren wurden gar nicht gef\u00e4rbt, sondern zeigten sich nun ganz deutlich als wahre Oeffnungen. Wenn Hr. Don diesen Erfolg nicht sah, so kam es bloss daher, weil er nicht genugsam feine Schnitte machte, wo noch eine darunter liegende Haut blieb, welche die Oeffnung verschloss. Dass die Querspalten sich als dunkele Streifen zeigen, r\u00fchrt von der Biegung der Lichtstrahlen an den R\u00e4ndern her; es ist dieses aber oft so t\u00e4uschend, dass man diese Streifen f\u00fcr abgek\u00fcrzte Spiralfasern oder B\u00e4nder halten kann, wie es mir mit vielen andern geschehen ist.\nb. Lemnaceen.\nBeitr\u00e4ge zur n\u00e4hern Kenntniss von Lern na arrhiza von J. F. Hoffmann in Wiegmanns Archiv f\u00fcr Naturgeschichte 1840, l.B. S. 138. Der Verf. fand diese bisher wenig gekannte oder vernachl\u00e4ssigte Art auf Gew\u00e4sser in S\u00fcd-Holland bei Gouda. Sie unterscheidet sich durch ihre Form; sie ist\n0\n0 :","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70 (402)\nl\u00e4nglich oder rundlich, oben fast flach, unten aber stark gew\u00f6lbt, immer ohne Wurzeln und 0,05 Par. Zoll lang. Man entdeckt bald an der untern Seite einen gelben Punkt, der sich schnell vergr\u00f6ssert und eine neue Pflanze erzeugt, die noch eine Zeitlang mit der Mutter verbunden bleibt, so dass die ganze Pflanze gepaart erscheint, endlich sich aber trennt. Dieser gelbe Punkt ist also eine Knospe. In dieser Form schwimmt Lemna arrhiza bis Ende Oktobers oder Mitte Novembers umher. Dann findet man in dem Schlamm der Gr\u00e4ben, worauf Lemna arrhiza gewesen ist, trockene Bl\u00e4tter mit gelben K\u00f6rnern vermengt, welche die Winterknospen sind, die sich im folgenden Fr\u00fchling entwickeln. Diese unterscheiden sich von den Sommerknospen nicht so sehr an L. arrhiza als an -L. polyrrhiza, doch sind sie kleiner, mehr gelblich gef\u00e4rbt, mehr dreikantig mit abgerundeten Ecken. Diese Winterknospen sind von den andern Lemna-Arten immer ohne Wurzeln, und daher oft mit L. arrhiza verwechselt worden. Bei genauer Untersuchung entdeckt man da, wo die Knospe sich entwickeln wird, eine Spalte, und in derselben liegen die jungen Knospen hinter und zugleich auch neben einander; die Winterknospen enthalten zwei Knospen von sehr ungleicher Gr\u00f6sse, zuweilen eine dritte und vierte. Die ganze Pflanze besteht aus Parenchym, hat Spalt\u00f6ffnungen auf der obern Fl\u00e4che, aber Nerven und Gef\u00e4sse im Innern konnte der Verf. nicht erkennen, auch sah er keine Fructification. Ein sch\u00e4tzbarer Beitrag zur Kenntniss dieser oft verkannten Pflanze!\nF a r r n.\nUnter den sogenannten Botanischen Aphorismen von Karl M\u00fcller Flora 1840 S. 545 findet sich das Keimen der P i-lularia globulif er a L. beschrieben, nebst R\u00fccksicht auf Bi -schoffs Beobachtungen und Berichtigungen derselben, wie er sagt. Nachdem die Kapsel im Schlamm den Winter \u00fcber gelegen, platzt sie im Fr\u00fchling in vier Klappen auf, wodurch sie Sporen und Sporulen ausleert, welche dann wieder neue Pfl\u00e4nzchen hervorbringen. Den Anfang des Keimens erz\u00e4hlt er' auf ^ folgende Weise. Zuerst entwickeln sich im Innern der Sporen die hyalinen K\u00fcgelchen des Eiweisstoffes, sie schwellen auf, und sprengen dadurch die Sporen aus einander, durch welche","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"(403) 71\nOeffn\u00fcng sich zuerst ein hyalines Bl\u00e4schen entwickelt, diesem Bl\u00e4schen folgen bald ein zweites, drittes, viertes, die allzu-sammt eine gekr\u00fcmmte Gestalt annehmen. Nun zerplatzt die Spore in .vier Lappen und aus dem Innern derselben entwik-kelt sich eine gr\u00fcngef\u00e4rbte Masse. Auch die Warzen zerplatzen jetzt und aus ihren Oeffnungen dringt ebenfalls eine gr\u00fcne Masse hervor. Von nun an trifft derVerf. ziemlich mit Bischoff \u00fcberein; die F\u00e4den, welche Bischoff algen- oder pilz-, artige Gebilde nennt, h\u00e4lt der Verfasser zuerst f\u00fcr Kotyledonen, nachher in einem Nachtrage S. 721 meint er, ihre Bestimmung sei die Spore \u00fcber Wasser zu halten, da sie durch das Hervordringen der gr\u00fcnen Masse schwerer geworden sei. Die Sporulen, wie er sie nennt, sah er aufplatzen*\nWoher weiss der Verf., dass die K\u00fcgelchen von Eiweissstoff sind? Hat er gesehen, dass diese durch ihr Anschwellen die Sporen auseinander sprengen? Hater das Platzen der Warzen gesehen? Ich gestehe, dass die rasche Bestimmung des Eiweissstoffes mich zu diesen Fragen veranlasst.\nlieber den Bau desStammes von Iso\u00ebtes lacustris von Hugo Mohl, Linnaea 14B. S. 181.\nDer Stamm oder Wurzelstock hat eine doppelte Furche, wodurch diese Art von Iso\u00ebtes setacea Del. zu unterscheiden ist, welche drei solcher Furchen hat, wie schon Delile bemerkte. In diesen Furchen stehen die Wurzelfasern, welche von oben nach unten zu hervorwachsen, nicht wie gew\u00f6hnlich an solchen Wurzelst\u00f6cken, wo die untern Wurzelzasern eher hervorbrechen, als die obern. Eine andere Eigentlnimlichkeit dieses Gew\u00e4chses besteht darin, dass die \u00e4ussern Schichten dieses Stammes absterben und durch neue von innen aus ersetzt werden. Die weisse Masse des Knollens enth\u00e4lt parenchymat\u00f6se Zellen; der kleine centrale Holzk\u00f6rper hat eine nach oben eif\u00f6rmige, nach unten halbmondf\u00f6rmige, convex gerundete Form, und besteht aus einer gleichf\u00f6rmigen Masse kleiner, kurzgliedriger, rundlicher; sehr locker verbundener, grosser Intercellularg\u00e4nge und L\u00fccken zwischen sich lassender Schl\u00e4uche, welche mit unregelm\u00e4ssigen Spiralfasern und Ringfasern besetzt sind. Die Gef\u00e4ssbiindel, welche von dem Holzk\u00f6rper nach allen Seiten ausstrahlen, bestehen aus zarten Ring- und Spiral-gef\u00e4ssen und wenigen zarth\u00e4utigen, langgestreckten Zellen.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72 (404)\nDor Stamm von Iso\u00ebtes hat wie die \u00fcbrigen Gef\u00e4sskryptogamen eine vegetatio terminalis; der Holzk\u00f6rper bildet mit dem h\u00f6hern Alter keine Schichten, sondern verl\u00e4ngert sich nur an seinem obern Ende. Was aber den parenchymat\u00f6sen Theil des Stammes betrifft, so zeigt sich hier die oben schon erw\u00e4hnte Merkw\u00fcrdigkeit, dass in jedem Jahre die ganze parenchymat\u00f6se Masse von einer im Umfange des Holzk\u00f6rpers sich neu entwickelnden ersetzt, nach aussen gedr\u00e4ngt wird, abstirbt und zuletzt v\u00f6llig verfault. Es muss, sagt der Verf. am Schl\u00fcsse, bei der Keimungsweise der \u00fcbrigen Kryptogamen, von welcher wohl gewiss die Keimung von Iso\u00ebtes nicht bedeutend abweicht, als durchaus unwahrscheinlich betrachtet werden, dass diese Pflanzen einen wirklichen caudex descendens besitzen. Da nun aber dennoch die Entwickelungsweise der Wurzelzasern in absteigender Ordnung erfolgt, und da die centrale Holzmasse, aus welcher die Gef\u00e4sse der Zasern entspringen, sich ebenfalls nach abw\u00e4rts verl\u00e4ngert, so haben wir vielleicht an Iso\u00ebtes ein Beispiel von dem merkw\u00fcrdigen, bei Tamus communis so deutlich ausgesprochenen Falle, dass der untere Theil der aufsteigenden Axe sich in den Verh\u00e4ltnissen seines Wachsthums ganz nach Art eines urspr\u00fcnglichen caudex descendens verh\u00e4lt, ohne dass man ihn wirklich als solchen betrachten darf. \u2014 Es w\u00e4re zu w\u00fcnschen gewesen, dass der Verf. auch noch Iso\u00ebtes setacea untersucht h\u00e4tte, die leichter zu erhalten ist, als Iso\u00ebtes lacustris, weil sie anw\u00e4chst, nachdem der Wurzelstock schon eine geraume Zeit trocken gewesen ist.\nDie merkw\u00fcrdige Erscheinung, welche Hr. Martens zuerst zu L\u00f6wen im botanischen Garten beobachtet hat, dass n\u00e4mlich dort, wo Gymnogramma Calomelanos und chryso-phy 11a sich befanden, eine Mittelart von beiden Farrn-kr\u00e4utern hervorwuchs, hat auch Bernhardi in Erfurt beobachtet (Otto\u2019s und Dietrich\u2019s Gartenzeitung 1840 S. 249 und 325). Es ist n\u00e4mlich im botanischen Garten daselbst ein Farrn-kraut aufgewachsen, welches zwischen Gymnogramma distans und chrysophylla in der Mitte steht, Arten, die in demselben Garten gezogen werden und oft neben einander gestanden haben. Der Wedel dieses Mittelfarrns ist nach oben abnehmend doppelt gefiedert, die Gestalt der Fiedern und Fiederabschnitte h\u00e4lt das Mittel zwischen der Gestalt dieser Theile \u2022\u00bb","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"(405) 73\nan den Stamm\u00e4ltern. An der Basis der Wedelstiele und der Wedelfedern, da wo sie an dem Stiel befestigt sind, sieht man den weissen Staub von G. distans aufgestreut, an den \u00fcbrigen hingegen den gelben Staub von G. ehrysophylla, doch etwas blasser. Hr. Bernhardi h\u00e4lt diese Formen f\u00fcr wirkliche Bastarde; er empfiehlt die Befruchtung der Farm an diesen Arten von Gymnogramma aufmerksam zu beobachten; er meint, wenn seine Behauptung \u00fcber die m\u00e4nnlichen Geschlechtstheile dieser Pflanzen sich best\u00e4tigen sollte, so m\u00f6chte sich die Erscheinung leichter erkl\u00e4ren lassen, als wenn man andere 1 heile f\u00fcr Anther en h\u00e4lt.\nDie Meinung, dass die Arten von Farrnkr\u00e4utern, von denen man solche Mittelformen beobachtet hat, Ab\u00e4nderungen einer und derselben Art sein m\u00f6chten, verwirft Hr. B. zu lebhaft; wirklich stehen diese Arten einander sehr nahe und die Farrnkr\u00e4uter sind keinesweges sehr best\u00e4ndig in ihren Formen, wie der Verf, meint, vielmehr \u00e4ndern sie gar sehr ab, und weit mehr als andere Gew\u00e4chse. Oft sieht man an einem und demselben Wedel der grossem Polypodien, lange und kurze, spitze und stumpfe Federst\u00fccke. In dem Verzeichnisse der Farm des K\u00f6nigl. Botan. Gartens zu Berlin (Filicum species in Horto R. Bot. Bcrolin. cultae Berol. 1841) habe ich zwei Arten von Ceropteris (so nenne ich die best\u00e4ubten Arten von Gymnogramma) characterisirt, die man f\u00fcr solche Bastarde gehalten hat, n\u00e4mlich C. Martensii, angeblich ein Bastard von C. calomelanos und C. ehrysophylla und C. Massoni der Bastard von C. distans und C. ehrysophylla, von dem Bernhardi hier redet. Auch ist eine Ceropteris angegeben, die zwischen C. calomelanos und C. distans in der Mitte steht. Die Gattung Ceropteris hat nicht allein ihren Character in den sonderbaren Haaren, welche Wachs ausschwitzen, sondern auch in der Zerstreuung der Fruchtkapseln, welche in Gymnogramma regelm\u00e4ssig in Linien gestellt sind.\nDer Verfasser, indem er seine Meinung \u00fcber die Anthe-ren der Farm anf\u00fchrt, sagt, man habe sie meistens falsch dargestellt, indem man die verdickten Enden der Blattnerven daf\u00fcr gehalten, und dieses sei vermuthlich aus Bequemlichkeit geschehen, indem man Sprengels Darstellung gefolgt sei, und nicht seine eigene Abhandlung nachgelesen habe. Das ist wohl","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74 (406)\nnicht der Fall gewesen; die Abhandlung fand sich in einem damals \u2014 vor vierzig Jahren \u2014 viel und mit gr\u00f6sserer Aufmerksamkeit gelesenen Journal, als man auf Sprengels Darstellung verwandte. Aber wenn ich der umst\u00e4ndlich genauen Darstellung des Verf. folgte, so kam ich zuerst auf die verdickten Enden der Nerven, und von dort \u00e4usserlich zuweilen auf K\u00f6rner, die ich f\u00fcr die von dem Verf. angedeuteten An-theren hielt, die mir aber Excretionen scheinen. Oft habe ich vergeblich nach bestimmten Formen gesucht, und das ist allerdings der Grund gewesen, warum ich nichts davon \u00f6ffentlich gesagt, bis allerdings durch einen Ged\u00e4chtnissfehler, jene K\u00f6rner sich verloren, und die gewiss sehr merkw\u00fcrdigen, in keiner Pflanzenklasse vorkommenden verdickten Nervenenden in der Erinnerung zur\u00fcckblieben. Sprengel hatte auf \u00e4hnliche Punkte an Crassula crenata hingewiesen, aber diese sind sehr verschieden von jenen verdickten Nervenenden, die aus einem Kn\u00e4uel von Spiroiden bestehen, wie sie in den Ausgew. anat. bot. Abbild. H. 3 T. 3 F. 8 dargestellt sind. Will man Theile f\u00fcr Antheren halten, so sind es offenbar die, welche Blume zuerst bestimmt angegeben hat, und welche in demselben Heft der Ausgew. Abbild. T. 3 F. 1\u20145 abgebildet sind; sie haben gewiss die gr\u00f6sste Aehnlichkeit mit den Antheren, wenn ich auch keinesweges ihnen dieselbe Function zuschreiben will, welche die Antheren der Phanerogamen deutlich haben. Denn man darf nur einen Blick auf das Auge des Maulwurfs werfen, womit er gewiss nicht sieht, um einzusehen, dass die Natur auch umsonst etwas thut. Aber gesetzt auch, diese Antheren der Farm oder die von Bernhardi als solche anerkannten Theile h\u00e4tten wirklich die Function der Befruchtung, so sehe ich doch nicht ein, wie Bastarde in dieser Klasse der Gew\u00e4chse entstehen k\u00f6nnen; f\u00fcr die Blumeschen Antheren sind die Weibchen derselben Art zu nahe, f\u00fcr die Bernhardischen Antheren die Weibchen anderer Arten zu ferne und es ist nicht zu sagen, wie sie dahin gelangen k\u00f6nnten.\nMoose.\nUeber den Bau der Setae von Funaria hygrome-trica von Edwin Lank es ter. Annals of natural History T. 4 p. 362. Die Fruchtstiele dieser bekannten Moosart sind","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"(407) 75\nschon lange wegen ihrer hygroskopischen Eigenschaften bekannt. Der Verf. untersuchte sie in dieser R\u00fccksicht genauer. Nimmt man einen trocknen Fruchtstiel in die Hand, und benetzt den untern The\u00bb mit dem Finger, so dreht sich die Kapsel von der Rechten zur Linken, indem sie zwei, drei und mehr Umdrehungen macht; benetzt man den obern The\u00bb auf dieselbe Weise, so dreht sich die Kapsel noch schneller in einer entgegengesetzten Richtung. Bei der mikroskopischen Untersuchung findet man den ganzen Stiel aus? langgestrecktem Zellgewebe bestehend, welche spiralf\u00f6rmig (schraubenf\u00f6rmig) gedreht sind. Doch ist das Zellgewebe nicht \u00fcberall gleichf\u00f6rmig gedreht, sondern um zwei Drittel der Lange f\u00e4ngt es an gerader zu werden und oben dreht es sich wiederum, aber st\u00e4rker und in einer entgegengesetzten Richtung. Die Ursache des Drehens scheint allerdings in dieser Richtung des Zellgewebes zu liegen. Ob nun die Feuchtigkeit das Gewebe gerader macht, indem sie sich dadurch hinzieht, oder ob es von der blossen Ausdehnung des \u00e4ussern Gewebes herr\u00fchrt, mag dahin gestellt sein. Die Kapsel dreht sich in einer den Windungen des benetzten Endes entgegengesetzten Richtung, und dass sie sich schneller dreht, wenn das obere Ende benetzt wird, r\u00fchrt von der st\u00e4rkern Drehung der obern Windungen her. \u2019 Doch ist die Trockniss der Fasern nicht allein die Ursache, denn die gr\u00fcnen Fruchtstiele, obgleich v\u00f6llig getrocknet, drehen sich nicht. Da nun aber die Kapsel zur Zeit der Reifung gegen die Erde sich kehrt, so ist es wahrscheinlich, dass die schon vorhandene Drehung der Fasern noch st\u00e4rker wird, und so die Bewegungen hervorbringt.\nEs ist durch die vielen Streitigkeiten \u00fcber das Hygrometer, welche einst zwischen de Saussure und de Luc gef\u00fchrt wurden, ausgemacht, dass die trockene Pflanzenfaser durch die Feuchtigkeit verk\u00fcrzt, die thierische Faser hingegen verl\u00e4ngert wird. Vermuthlich weil die erste hohl ist, und nun durch die eingesogene Fl\u00fcssigkeit ausgedehnt und so verk\u00fcrzt wird. Die zweite hingegen mag aus aneinander gereiheten, dichten T heilen bestehen, welche die Feuchtigkeit von einander entfernt, ln dem vorliegenden Falle scheint es, dass, wenn die gr\u00fcnen Stiele getrocknet werden, der dickfl\u00fcssige Inhalt der Zellen einen trocknen Bodensatz in den Zellen l\u00e4sst, find sie so ausf\u00fcllt, indem","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76 (408)\nbeim Reifen der Kapsel dieser Inhalt aufgel\u00f6st und so aufgesogen und anderw\u00e4rts verwandt wird, wodurch beim Trocknen die Zellen leer werden und wie hohle R\u00f6hren wirken.\nL i c h e n e n.\nIn der Uebersicht der Arbeiten und Ver\u00e4nderungen der Schlesischen Gesellschaft f\u00fcr vaterl\u00e4ndische Kultur im Jahre 4840 findet sich S. 95 eine Nachricht von H. Korbers Aufsatz: Ueber die Fortpflanzung der Flechten durch Keimk\u00f6rner. Ich ziehe nur folgende Stelle aus, welche mir die Hauptsache jener Abhandlung zu enthalten scheint (S. 98): \u201eDie individuelle Fortpflanzung geschieht vermittelst Soredien, die sich durch eine innerzellige Entwickelung zu neuen Individuen gestalten. Diese innerzellige Entwickelung wird schon im Innern der Mutterzelle dadurch vorbereitet, dass das einfache (prim\u00e4re) Gonidium, das noch eine deutliche sph\u00e4rische Zelle ist, seinen in ihm enthaltenen, organisirbaren, schleimigen Stoff zu Elementark\u00fcgelchen ausbildet: dass ferner, sobald dieses geschehen und das Gonidium dann als Soredium aus dem Thallus hervorgetreten ist, die urspr\u00fcngliche Mutterzelle ab-sorbirt wird, und das Soredium somit nichts andres ist, als der freigewordene Inhalt der Mutterzelle, welcher ein stetig verbundenes Zellgewebe durch jene neuen, mittelst des Bildungschleimes verbundenen Zellchen (K\u00fcgelchen) vorbereitet. Diese neuen Zellen scheinen somit eine Art Cytoblasten der urspr\u00fcnglichen jetzt absorbirten Mutterzelle zu sein, die jedoch, immer mehrere aus einer Mutterzelle, sich selbst noch umzubilden f\u00e4hig sind.\u201d\nWenn man Lobaria pulmonaria untersucht, die doch grosse Soredien zeigt, so sieht man, dass hier wenigstens von Allem dem, was der Verf. sagt, kein Wort wahr ist. In dem dritten Heft der Ausgew. Anat. bot. Abbild. (1841) ist ein solches Soredium T, 5 F. 11 abgebildet. Man sieht, dass die innere flockige Masse, die bei b. F. 13 sehr vergr\u00f6ssert vorgestellt ist, hervorbricht und das Soredium bildet. Die \u00e4ussere zel-lige Umh\u00fcllung, die man bei a. F. 13 sehr vergr\u00f6ssert sieht, wird dagegen durchbrochen, und von ihm tritt nichts zum Soredium. Ich zweifle sehr, dass die individuelle Fortpflanzung","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"(409) 77\nder Li dienen durch Soredien geschieht, und an allen den Folgen, die daraus gezogen werden.\nAlgen.\nBemerkungen \u00fcber Spongilla fluviatilis von John Hogg in Transact, of the Linnean Society of London V. 18 P. 3 (1840) p. 363 und 368. In dem ersten Aufsatze erkl\u00e4rt sich der Verf. f\u00fcr die vegetabilische Natur dieses Organismus. Er k\u00f6nne nicht glauben, dass die samenartigen K\u00f6rper der Spongilla die Eier von einer Cristatella (vagans) seien, da er nie eine solche Cristatella in ihrer N\u00e4he gefunden habe. In dem zweiten wichtigen Aufsatze erz\u00e4hlt er umst\u00e4ndlich seine Beobachtungen \u00fcber die Spongilla. Im Jahre 1838 bemerkte er einige keimartige (germlike) K\u00f6rper, die in dem Napfe herumschwammen, worin sich eine Masse von gut vegetirender Spongilla befand. Sie sind zwar klein, aber mit blossem Auge zu sehen, weiss, von einer kuglichten oder vielmehr ovalen Gestalt, der untere und kleinere Theil ist undurchsichtig, der obere durchsichtig und h\u00e4utig. Ihre Bewegungen waren eben so auffallend als zierlich; sie stiegen von der Spongilla am Boden des Gef\u00e4sses bis zur Oberfl\u00e4che, sie schwammen langsam auf der Oberfl\u00e4che, oder fuhren durch das Wasser, wie ein Luftballon in der Luft; sie n\u00e4herten oder entfernten sich von einander, sie schwebten an einer Stelle ruhig, oder drehten sich in Kreisen umher. Immer aber bewegten sie sich so, dass der runde Theil voran war. Dann brachte er einen von diesen K\u00f6rpern in ein Ehrglas, und erneuerte das Wasser t\u00e4glich zwei- bis dreimal. Zuerst bewegte sich der K\u00f6rper, drehte sich dann langsam um die Axe, setzte sich endlich fest und verwandelte sich in eine weisse, undurchsichtige Substanz, die, so wie sie im Wasser wuchs, gallertartig erschien, aber trocken kleine Zellen und Fasern und Spiesse zeigten. Um dieselbe Zeit machte er einen Versuch mit den samenartigen (seedlike) K\u00f6rpern, die er sporules nennt. Er nahm sie von der Spongilla ab, und setzte sie in eine Tasse, die er mit Wasser anf\u00fcllte und zweimal t\u00e4glich erneuerte. Diese K\u00f6rper bewegten sich nicht, aber nachdem sie einige Zeit gelegen hatten, drang aus der Oeffnung an ihrer Spitze eine weiche, undurchsichtige Substanz, .welche den Samen an die Tasse klebte. Diese Sub-","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78 (410)\nstanz nahm nach und nach zu, und \u00fcberzog zuweilen ganz und gar den Mutterk\u00f6rper, verbreitete sich auch umher \u00fcber alle nahgelegenen K\u00f6rper. Zuerst sah man keine Spuren von der Spongilla selbst, sondern nur eine weisse, dicke, gallertartige Materie, aber wenn man diese Materie trocken werden liess, so zeigte sich die Membran der Spongia und man sah die L\u00f6cher, welche durch die Verwickelung der Fasern gebildet wurden, nebst den Spiesschen. \u2014 Der Verb untersucht nun, ob die keimartigen K\u00f6rper sich in die samenartigen verwandeln, und entscheidet sich dagegen; es sind verschiedene Fr\u00fcchte, die er sporules und sporidia nennt. Er f\u00fchrt ferner die Beobachtungen \u00fcber die Bewegung der keimartigen K\u00f6rper aus andern Algen, namentlich Ectosperma clavata an, als eine Best\u00e4tigung der algenartigen Natur der Spongilla. Er sah die Str\u00f6mungen um die Keimk\u00f6rper der Spongilla, wenn sie sich bewegten, aber kleine Zasern (cilia) konnte er nicht bemerken, wie man sie an wirklichen Zoophyten gefunden hat; er h\u00e4lt sogar diese Fasern f\u00fcr ein Kennzeichen der thierischen Natur. Die Bewegung der keimartigen K\u00f6rper aus den Algen r\u00fchre von einer Endosmose und Exosmose her. Er f\u00fchrt nun andre Uebereinstimmungen der Spongilla mit den Vegetabilien an, die Aehnlichkeit der Membran, der gallertartigen Substanz, der gr\u00fcnen chromule (Chlorophyll), des Verhaltens in S\u00e4uren und der Gasentwickelung im Licht. Er kommf ferner auf die Str\u00f6mungen, welche in die innerlichen H\u00f6hlungen der Spon-gilla und aus ihnen fliessen und schreibt sie gr\u00f6sstentheils einem aphisartigen Insekt von gr\u00fcner Farbe zu, doch nicht allein, sondern auch der Endosmose und Exosmose. Nun sucht der Verb Dujardins Gr\u00fcnde f\u00fcr die thierische Natur dieser Spongillae zu widerlegen, und zuletzt bringt er auch noch manches f\u00fcr die vegetabilische Natur der See-Spongien bei.\nDie Beobachtungen des Verb verdienen grosse Aufmerksamkeit. Manche von ihm angef\u00fchrte Gr\u00fcnde f\u00fcr die vegetabilische Natur der Spongilla und der Spongien \u00fcberhaupt m\u00f6chte man wohl nicht hinreichend finden. In der Hauptsache muss man aber ihm beistimmen, und zwar vorz\u00fcglich deswegen, weil diesen organischen K\u00f6rpern ein Centralorgan, der Magen, fehlt, welches allen Thieren eigenth\u00fcmlich ist. Auch sind die Spongillen nicht aus den thierischen Stoffen abgesondert, wrie","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"(411) 79\ndie Stamme der Sertularien und \u00e4hnlicher Zoophyten, die ich gern dem Thierreiche \u00fcberlasse, ungeachtet ich fr\u00fcher glaubte, sie w\u00fcchsen pflanzenartig auf. Dass \u00fcbrigens mannichfaltige Bewegungen, wie sie der Verf. an den Keimk\u00f6rpern der Spon-gillen beobachtete, von der Endosmose und Exosmose herr\u00fchren sollten, ist gar nicht glaublich, die H\u00e4ute, wodurch die Endosmose und Exosmose geschieht, bleiben eben deswegen unbeweglich, weil die Str\u00f6mung der Fl\u00fcssigkeiten durch sie hingeht. Die Endosmose und Exosmose kann man nur als Analogie zur Erkl\u00e4rung anwenden, nicht als Erkl\u00e4rung selbst, aus dem einfachen Grunde, weil sie selbst noch nicht erkl\u00e4rt ist.\nlieber denselben Gegenstand, n\u00e4mlich \u00fcber die Spon-gillen und ihre Fortpflanzung finden sich in den Comptes rendus von 1840 V. 2 p. 478, 694, 1050 mehrere Beobachtungen von Laurent angezeigt. Herr Laurent nimmt eine thierische Natur dieser Organisfnen an. Sie zeigen dreierlei Fortpflanzungsk\u00f6rper: 1. Keimartige K\u00f6rper, die er als ungefranste (non cili\u00e9s) Knospen betrachtet; 2. Eierf\u00f6rmige K\u00f6rper, welche sich im Fr\u00fchling bilden und von den eif\u00f6rmigen K\u00f6rpern der sp\u00e4tem Jahreszeit verschieden sind; 3. Proteische (prot\u00e9iformes) K\u00f6rper, die sich von den rhizopodischen Verl\u00e4ngerungen der jungen Spongillen losreissen. Auch hat er Fortpflanzung durch Selbstspaltung (scissiparit\u00e9 naturelle) der alten Spongillen angegeben. In dem zweiten Memoire geht Hr. Laurent die Phasen des Lebens dieser Spongillen durch. Die erste Phase ist die des latenten Lebens, worin sich zuerst die eierf\u00f6rmigen K\u00f6rper und die Gemmen befinden ; der Inhalt der ersten ist dann k\u00f6rnig w\u00e4sserig (globulino-aqueux) und zur Zeit des latenten Lebens der zweiten ist die ganze Spongille noch k\u00f6rnig w\u00e4sserig. Die Spiesschen fehlen noch zu dieser Zeit. Die zweite Phase ist die des embryonischen Zustandes, wo das ganze Gewebe noch fast k\u00f6rnig-klebrig (subglobulo-glutineux) ist; die Eier gehen aus dem k\u00f6rnig-w\u00e4ssrigen Zustand in den k\u00f6rnig-klebrigen \u00fcber, auch die Gemmen der gefransten Embryonen, fr\u00fcher kuglicht, werden l\u00e4nglich; die Spiesschen und die proteischen K\u00f6rper erscheinen zuerst. Die Spongillen, welche aus diesem dreifachen Urspr\u00fcnge sich bilden, sind ganz gleich, ln dem dritten Zustande erscheint zuerst die Spongille mit einer Haut \u00fcberzogen, und wenn diese reisst, sieht","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80 (413)\ninan die H\u00f6hlungen derselben mld die Eier. Die Fortpflanzung durch proteische St\u00fccke geschieht nur an sehr jungen Individuen, die aus gefransten Embryonen entstehen, indem die Selbsttheilung nur an alten Individuen geschieht, die aus gefransten Embryonen sich schon wieder erzeugt haben. In dem dritten Memoire vergleicht er die gefransten, freien Embryonen der Spongilla mit den freien Embryonen von Ectosperma clavata. Die ersten bewegen sich noch zwei bis drei Tage, statt dass die letzten sich nur zwei bis drei Stunden bewegen, oder sich auch sogleich festsetzen. Bei einer Vergr\u00f6sserung von 2 \u2014 300 i. D. sieht man deutlich die Fasern an den Embryonen der Spongilla, an den letzten nicht; auch haben die ersten einen Strom um sich, die letzten nicht. Die Embryonen der Spongilla sind weiss, der Ectosperma sind gr\u00fcn.\nHiebei will ich zur\u00fcckf\u00fchren auf die Beobachtungen von Agardh in Suensk. Vetensk. Ildlgar. f. ar 1837, \u00fcbers, in der Flora f\u00fcr 1840 S. 128, wo A. beschreibt, wie ihm aus solchen sich bewegenden K\u00f6rnern eine Draparnaldia tenuis erwuchs, auch wie er eine Bewegung der K\u00f6rner in einigen Gliedern der Bryopsis Arbuscula sah. Auch ist R\u00fccksicht zu nehmen auf Hrn. Morrens Bemerkung, der in Vaucheria clavata (Ectosperma cl.) den Rotifer vulgaris fand, so dass er bei der Oeffnung des Gliedes sich nicht entfernte. Bullet, d. l\u2019Aead. roy. d. Bruxell. T. 6 p. 4.\nDie von Hr. v. Lobaczewski beobachtete Saftstr\u00f6mung in Closterium Lunula Nizsch., beschrieben in der Linnaea B. 14 S. 278, muss ich doch den Zoologen \u00fcberweisen, so nahe auch die Erscheinung denen steht, welche man in Chara und andern Pflanzen beobachtet hat.\nEben so geh\u00f6rt das, was Meyen vom rothen Schnee in Wiegmann\u2019s Archiv 1840 B. 1 S. 166 sagt, der Zoologie an, sofern Protococcus nivalis und viridis Infusionsthierchen und zwar Euglena sauguinea und E. viridis Ehrenb. in ruhendem Zustande sind.\nP ilze.\nDer Hausschwamm von Sch wabe Linnaea 1840 p. 194. Der Verf. beschreibt den Hausschwamm, Boletus destructor Schrad. (Polyporus destructor Fries), besonders aber den thallus","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"(413) 81\nvon seinem ersten Urspr\u00fcnge an sehr genau, und sagt, dass er in Dessau h\u00e4ufiger sei als Merulius Vastator Tode (lacry-mans Fr.). Die Zerst\u00f6rung des Holzes, setzt er hinzu, scheint dadurch herbeigef\u00fchrt zu werden, dass die Pilzfasern diejenige Nahrung, die sie zu ihrer Vegetation gebrauchen, den Holz zellen entziehen, wodurch diese letzten ihren Zusammenhang und ihre Z\u00e4higkeit verlieren ; vorz\u00fcglich leiden die hantigen W\u00e4nde der Zellen, denn unter dem Mikroskop zeigen sich diese am meisten spr\u00f6de und zerrissen. \u2014 In Berlin, doch Dessau sehr nahe, ist Merulius Vastator Tode der h\u00e4ufigste. Dieser zieht aber vielmehr durch seine Fasern oder R\u00f6hren Feuchtigkeit aus der Luft an, die er im Holze verbreitet, und dadurch F\u00e4ulniss hervorbringt.\nP\u00e9nicillium Bioti beschrieben von Turpin, Compt. rend. V. 1 p. 507. Dieser Schimmel war in einer dicht verschlossenen Flasche aufgewachsen, die Biot dem Verf. schickte, worin sich destillirtes Wasser mit etwas Dextrine befand. Er beschreibt nun die F\u00e4den (den thallus) dieses Pilzes mit grosser Genauigkeit, und setzt hinzu, dass die aufgeschwollenen Glieder, worin sich K\u00f6rner befinden, ihn bewogen haben, eine besondere Art daraus zu machen. Von der Fructification heisst es: Ist die Vegetation zu einer gewissen Epoche gekommen, so l\u00e4sst sie nach; die Glieder der kleinen St\u00e4mmchen werden k\u00fcrzer, kugelf\u00f6rmig, zeigen sich in schnurartigen Reihen, die einfach sind, oder deren mehrere zusammen und wechselnd stehen. Die K\u00fcgelchen sind bl\u00e4ulich. Der Pilz pflanzt sich dem Verf. zufolge auf eine dreifache Weise fort, erstlich durch eine fast freiwillige Erzeugung, denn die organischen K\u00fcgelchen der Dextrinen d\u00fcrfen nur geh\u00f6rig geordnet werden, um diesen Schimmel unmittelbar darzustellen, ferner durch K\u00fcgelchen in den R\u00f6hren, die bei der Zersetzung der R\u00f6hren herauskommen und endlich durch abgeschn\u00fcrte Glieder.\nIch zweifle, dass P\u00e9nicillium Bioti von P\u00e9nicillium glau-cum verschieden ist. Dieses entsteht in allen schleimigen, s\u00fcssen und vegetabilisch-sauren Aufl\u00f6sungen, auch in Salzen, die aus vegetabilischen S\u00e4uren bestehen.\nGardner hat in Brasilien einen neuen phosphore-scirenden Pilz entdeckt. Description of a new phosphorescent species of Agaricus by George Gardener with remarks","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82 (414)\nupon it by the Rev. M. J. Berkeley. Hooker\u2019s Journal of Botany V. 2 (1840) p. 406. Er geh\u00f6rt zu den Arten pileo ex-centrico, und Berkeley erinnert daran, dass er zur Untergattung Panus von Fries zu bringen sei. Die Kennzeichen sind pileo carnoso-coriaceo, subinfundibiliformi, glabro, flavo, lamel-lis longe decurrentibus pallidioribus, stipite brevi, coriaceo, glabro, cinerascente. Hab. in Brasilia ad folia Palmarum, quae ab incolis dicuntur Pindoba. In einer dunkeln Nacht im Anfang des Monats December, sah er in der Stadt da Natividade in der Provinz Goyazes, Knaben mit St\u00f6cken von einem leuchtenden Pilz spielen; diess bewog ihn, sich den vollst\u00e4ndigen Pilz zu verschaffen, welches ihm auch gelang, so dass er eine Beschreibung davon geben konnte. Berkeley setzt hinzu, dass es mehrere im Dunkeln leuchtende Pilze gebe, und f\u00fchrt den Ag. olearius Dec. in dieser R\u00fccksicht an; auch will er daher den Namen Ag. phosphorescens in A. Gardneri ver\u00e4ndert wissen. \u2014 Es ist die Frage, ob diese Pilze immer und unter allen Umst\u00e4nden leuchtend sind; die Rhizomorphen sind es nicht.\nChrysomyxa Abietis, ein Pilz und Exanthem der Rothtannen, ist beschrieben von F. Unger. S. Froriep's Neue Not. 16 (1840) S. 10 folg. Auszug aus Ungers Beitr\u00e4gen zur vergleichenden Pathologie, Wien 1840. Zuerst eine genaue anatomische Beschreibung der Bl\u00e4tter, dann geht er zum Exanthem \u00fcber. Es findet sich an dem letzten Jahrestriebe und zwar fast an allen Bl\u00e4ttern desselben. Auf der Lichtseite des Blattes gelbliche Entf\u00e4rbungen, auf der Kehrseite \u00e4hnliche Entf\u00e4rbungen, auch ein oder mehrere rostgelbe Flecke, aber nur dort, wo sich die Reihen von Spalt\u00f6ffnungen finden. Die gelb-rothen Flecke erheben sich warzenf\u00f6rmig, und die Oberhaut reisst auf; am Rande sieht man dicht gedr\u00e4ngte R\u00f6hren von hochrother Farbe, nach der Mitte unregelm\u00e4ssige, nach oben etwas erweiterte, theilweise verzweigte Schl\u00e4uche, die auf einer schleimig-k\u00f6rnigen Materie sitzen. Diese Substanz macht das stroma der Pustel. Dann entsteht ein Gewebe aus cylindri-schen, einfachen und verzweigten, sehr verfilzten Flocken. Die Krankheit endet mit dem Abfallen der Bl\u00e4tter. Sie entsteht in den Athemh\u00f6hlen des Blattes als eine schleimig-k\u00f6rnige Materie. Der Verf. schreibt die Ursache der Feuchtigkeit zu,","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"(415) 83\nwelche den Atheinprocess hindert. Die Krankheit, schliesst der Verf., ist eine heterogene Zeugung.\nDie Athemh\u00f6hlen des Verf. sind eine Schicht grosser Zellen. Dass die Spalt\u00f6ffnungen auch in den j\u00fcngsten Bl\u00e4ttern schon verstopft sind, gesteht der Verf., meint aber, die Luft k\u00f6nne doch durchdringen. Im Schluss ganz einverstanden mit dem Verf.; doch ist dieses ein Gegenstand der allgemeinen Physiologie und Pathologie.\nIn dem Flugbrande, Uredo segetum, hat Hr. Lucas H um in gefunden, Einhof fand denselben Stoff, erkannte ihn nur nicht als Humin. Aus den Spiroiden des Agaricus atra-mentarius Bull, wurde schon von Braconnot Humin geschieden, und es scheint dieser Stoff \u00fcberhaupt in vielen dieser niedern Pflanzen herrschend zu sein. Annal, d. Pharmacie v. W\u00f6hler und Liebig B. 37 S. 90.\nMonstrosit\u00e4ten.\nHerr deLafont, Baron von Melicocq, giebt in den Annal, d. scienc. natur. IL S. T. 14 p. 255 mehrere Ab\u00e4nderungen von der Linaria vulgaris an, die man mit der grossen Sammlung von solchen Ab\u00e4nderungen, welche Hr. Pr. Ratzeburg geliefert, vergleichen mag. Sie wurden bei Cambrai und Arras gesammelt, und sind: 1. Blume (corolle) mit zwei Lippen, zwei Spornen gleich oder ungleich; eine von diesen Blumen hatte sechs Staubf\u00e4den, wovon zwei k\u00fcrzere. 2. Blume mit zwei Lappen, drei Spornen, der mittlere l\u00e4nger, ziemlich h\u00e4ufig. 3. Blume mit zwei Lappen, drei gleich lange Sporne; selten. 4. Blume ohne Oberlippe, die untere mit vier Abteilungen, vier Sporne von derselben L\u00e4nge, vier Kelchabschnitte; ein einziges Exemplar. 5. Blume fast ohne Oberlippe, die Unterlippe mit f\u00fcnf Abtheilungen, sieben Sporne, sechs Staubf\u00e4den, zwei k\u00fcrzer, acht Kelchabschnitte; sehr selten. 6. Regelm\u00e4ssige Blume mit f\u00fcnf Abtheilungen, f\u00fcnf Spornen; selten. 7. Blume mit zwei Lappen, aber an der Basis mit ein bis drei, zuweilen vier blumenartigen Anh\u00e4ngseln, gef\u00e4rbt wie die Unterlippe der Blume; einige von diesen Blumen haben zwei Sporne. Ein Exemplar hatte einen sehr entwickelten blumenartigen Anhang, fast so lang als die Blume; die beiden Lippen der letztem lagen horizontal, der Sporn war vertical geblieben. 8. Blume v\u00f6llig um-","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84 (416)\ngekehrt, und an der Basis mit einem wahren Blumenblatt versehen. 9. Blume mit zwei Lappen, an der Basis ein blumenblattartiger Anhang, drei Sporne von derselben L\u00e4nge, f\u00fcnf Staubf\u00e4den; selten. 10. Die obere Lippe der Blume hat drei Abschnitte. \u2014 Die Unterlippe mit vier Abschnitten. Selten. 11. Blume mit zwei Lappen, ohne Sporn. 12. Geb\u00e4nderter Stamm.\nDass die Blume von Linaria vulgaris eine grosse Menge von Ab\u00e4nderungen zeigt, mehr als von irgend einer anderen Pflanze, r\u00fchrt, meiner Meinung nach, von der sonderbaren Stellung der Gattung zwischen den Personatae und den Solaneae her. Es ist, als ob die Blume alle Mittel ergriffe und alle Wege versuchte, um aus ihrem gefesselten Lippenzustande der Personaten in den regelm\u00e4ssigen der Solaneen, denen sie verwandt ist, zuriickzukehren. Die Ver\u00e4nderung trifft, so viel ich weiss, nicht den Fruchtknoten, weil dieser in beiden nat\u00fcrlichen Ordnungen beinahe dieselbe Form hat.\nHr. G\u00f6ppert machte in der Uebersicht der Arbeiten der Schlesischen Gesellschaft f. v. L. 1840 S. 103 eine Beobachtung \u00fcber Mis bild un gen an einem Exemplare von Tragopo-gon orientale bekannt. Bei den meisten Bl\u00fcthenk\u00f6pfen waren s\u00e4mmtliche Haarkronen in lanzettlich zugespitzte Bl\u00e4tter verwandelt, w\u00e4hrend Blume, Anthere und Narbe nur schwach gr\u00fcnlich gef\u00e4rbt erschienen. An einigen Bl\u00fcthen in dem obersten Bl\u00fcthenkopfe waren Staubf\u00e4den nebst Antheren in gr\u00fcne, zarte Bl\u00e4ttchen verwandelt und ein neuer, vollst\u00e4ndiger, kleiner Bl\u00fcthenkopf hatte sich in dem Theilungswinkel der Narbe gebildet, wobei die Narben auch schon anfingen, eine blattartige Beschaffenheit anzuehmen. Eine allerdings seltene Proliferation.\nKleine Pflanzen von Drosera intermedia hervorgewachsen auf dem Blatte einer andern, beschreibt Herr Naudin in den Ann. d. Scienc. natur. T. 14 (1840) p. 14. Ein Blatt von einer Drosera intermedia (Dr. anglica) zeigte auf der oberen Seite des Randes zwei Droserapfl\u00e4nzchen im Kleinen, die sich aus dem Zellgewebe zwischen dem mittlern Blattnerven und einem am Rande erhoben und ungef\u00e4hr anderthalb Linien von einander entfernt standen. Sie waren 5\u20146 Linien lang und hatten, sonderbar genug, einen Stamm, mit wechselnden Bl\u00e4ttern nach der Abbildung, da doch sonst die einheimischen Drosera-Arten stammlos sind und nur mit Wurzel-","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"I\n(417) 85\nbl\u00e4ttern versehen, auch war es die Mutterpflanze selbst. An der untern Seite des Mutterblattes bemerkte man nichts, ausser einen schwarzen Punkt unter einem der beiden St\u00e4mme, aber keine Wurzeln. Die St\u00e4mme kamen \u00fcbrigens aus dem blossen Zellgewebe hervor, und standen in keiner Verbindung mit den Gefassen des Blattes. \u2014 Eine h\u00f6chst sonderbare, merkw\u00fcrdige Monstrosit\u00e4t!\nHr. Walpers f\u00fchrt in der Linnaea B. 14 S. 362 ein monstr\u00f6ses, siebenbl\u00e4ttriges Bl at t von Trifolium repens an, und betrachtet die dreibl\u00e4ttrigen so wie die einfachen Bl\u00e4tter dieser Ordnung als abgek\u00fcrzt gefiederte. F\u00fcr die Formenlehre der gefiederten Bl\u00e4tter bei den Leguminosen, sagt er, sind die Bl\u00e4tter von Gleditschia triacanthos, an denen man fast alle bei den Leguminosen vorkommenden Blattformen, nebst deren Ueberg\u00e4ngen von der einen in die andern, leicht beobachten kann, vorz\u00fcglich lehrreich.\nHr. Hampe beobachtete an einem Strauche von Salix repens, dass Zweige \u00fcber dem Wasser weiblich bl\u00fchten, dass aber darunter befindliche, sp\u00e4ter und erst nachdem das Wasser abgetrocknet war, bl\u00fchende Zweige nur m\u00e4nnliche Bl\u00fcthen hatten. Er sucht durch andere Beispiele darzuthun, dass an nassen Stellen befindliche diklinische Pflanzen mehr m\u00e4nnlichen Bl\u00fcthen zugeneigt sind als weiblichen. S. Linnaea 14 B. S. 367. Der Herausgeber stellt in einem Zusatze viele Beobachtungen \u00fcber die Ver\u00e4nderung des Geschlechts an Weiden zusammen, ohne jedoch \u00fcber die Ursachen zu entscheiden.\nBemerkungen \u00fcber das Mutterkorn (clavus, ergot) von John Smith Linnean Transactions V. 18 P. 3 (1840) 449. Er untersuchte die schleimig s\u00fcsse Fl\u00fcssigkeit vom Mutterkorn an Elymus und fand darin l\u00e4ngliche, durchsichtige K\u00f6rper, gleich den Sporidien eines Pilzes. Dieselben K\u00f6rper fand er auch in allen Zust\u00e4nden des Mutterkorns bis zu den Antheren der angegriffenen Aehren, sowohl an Elymus, als an Phalaris aquatica; er h\u00e4lt dieses also f\u00fcr die Ursache des Mutterkorns. Die Sporidien kommen, wie er meint, in die Erde, von dort durch den Stamm bis in die Antheren, und endlich durch diese in den Fruchtknoten. Er f\u00fcgt selbst hinzu, dass diese Sporidien schon von mehreren gesehen worden. Hr. Quekett giebt hierauf eine sehr genaue, umst\u00e4ndliche Abhandlung \u00fcber\n7","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86 (418)\nfliesen Gegenstand. Die l\u00e4nglichen K\u00f6rper, Sporidien, liegen in ver\u00e4stelten F\u00e4den auf dein Mutterkorn, wenn es noch jung ist; in erwachsenem Zustande findet man den Filz nicht mehr. Das \u00e4ussere Perikarpium sah der Verf. noch in zerrissenen Lappen auf der Oberfl\u00e4che. Innerlich sah er ein unregelm\u00e4ssiges Zellgewebe; die Zellen der \u00e4ussern Haut fand er nicht langgestreckt, wie Phoebus, sondern klein und viereckig. Das Anh\u00e4ngsel an der Spitze besteht nach dein Verf. gr\u00f6ss-tentheils aus dem zerrissenen Perikarpium, welches dem Wachsthum des Korns nicht folgen konnte, zerriss und so bis zur Spitze erhoben wurde. Er giebt nun eine genaue Beschreibung des Pilzes, welcher das Mutterkorn \u00fcberzieht; er sah die Sporidien in einem benetzten Glase sich vermehren, indem entweder eine R\u00f6hre von einer Seite ausgeht mit Querw\u00e4nden, deren Glieder sich als Sporidien sondern, oder indem eine kleine Knospe an einem Ende entsteht, die zu einer Sporidie ausw\u00e4chst. Eine andere Art von Vermehrung ist, wenn die Haut um die Sporidie zerreisst, ausw\u00e4chst, und auf sich K\u00f6rner entwickelt, die denen im Innern, den Sporidien gleich werden. Die letzte Art des Wachsthums ist die, dass ein gr\u00fcnes Korn in der Sporidie sich seitw\u00e4rts ausdehnt, eine Querwand bildet, und so die Sporidie in zwei Theile theilt; jeder Thei! theilt sich wieder und so fort, so dass ein gegliederter einfacher Faden entsteht, der sich dann weiter ver\u00e4stelt. Auch sah er solche kleine, gr\u00fcne K\u00f6rner im Glase versammelt, die sich aus zerrissenen Sporidien gesondert hatten, wie sich aus dem Vorkommen zerrissener Sporidien schliessen liess und die selbst wieder Sporidien bildeten. Da nun also dieser Pilz jm Glase entfernt vom Mutterkorn vegetiren kann, so ist dieses der erste Grund, dass der Pilz vom Mutterkorn ganz verschieden sei. Auch im Innern des Mutterkorns fand der Verf. keine Sporidien; die K\u00f6rner, welche sich darin befinden, sind leichter als Wasser, da hingegen die Sporidien im Wasser untersinken; die K\u00f6rner schmelzen in der Hitze und fliessen dann zusammen, die Sporidien nicht; auch lassen sich jene in Aether auft\u00f6sen, nicht die Sporiden. Zuletzt nimmt der Verf. die chemische Analyse zu H\u00fclfe, um zu zeigen, dass Mutterkorn kein Pilz sei. Der Verf. meint, dass die gr\u00fcnen K\u00f6rner (nuclei) des Pilzes in das Innere der Gr\u00e4ser dringen und sich","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"(419) 87\nauf dein Fruchtknoten, als einer geh\u00f6rigen Unterlage entwickeln, auch wenn sie auf ein gesundes Korn kommen, diesem die Krankheit mittheilen, besonders indem sie das h\u00e4utige Pe-rikarpium zerst\u00f6ren. Den Pilz nennt er Ergotaetia abortifa-ciens und giebt den Character folgendermassen an: Sporidia elliptical, moniliform, finally separating, transparent and containing seldom more than one, two or three welldefined (greenish) granules. Zuletzt f\u00fcgt er noch hinzu, dass ein kleiner Acarus (von dem er auch eine \u2014 sehr rohe \u2014 Abbildung giebt) das Mutterkorn ausfrisst, welches f\u00fcr die Pharmacie wichtig ist. \u2014 Hierauf folgt eine kurze Abhandlung von Francois Bauer \u00fcber diesen Gegenstand. Er verwirft alle \u00e4ussere Ursachen des Mutterkorns und nennt es eine Monstrosit\u00e4t. Er giebt einige vortreffliche Abbildungen, um zu zeigen, dass es das Scutellum sei, welches anw\u00e4chst, die Haut des Perikar-pium zerreisst, und dann sich braun f\u00e4rbt. Da der Pilz auch anderw\u00e4rts auf den Grasbliithen vorkommt, als auf dem Frucht, knoten, so meint B., er bringe das Mutterkorn nicht hervor, sondern er komme nur zuf\u00e4llig darauf vor.\nDarin hat der nun verstorbene, treffliche K\u00fcnstler gewiss Recht. Queketts Untersuchungen und Gr\u00fcnde beweisen vielmehr gegen den Ursprung des Mutterkorns von einem Pilz als f\u00fcr denselben. Und wenn auch der Pilz nur auf Mutterkorn vork\u00e4me und ohne dieses gar nicht w\u00fcchse, so w\u00e4re dieses doch noch kein hinreichender Grund, zu behaupten, dass er die Ursache des Mutterkorns sei. Ist Tubercularia vulgaris die Ursache der Holztrockniss, weil sie sich nicht anders, als auf trocknem Holze findet, oder nur die Folge? Ich habe der Versammlung der Gelehrten zu Florenz (1841) Zeichnungen vom Mutterkorn vorgelegt, wo die K\u00f6rner an der Spitze in drei Bl\u00e4ttchen ausgewachsen sind ; ein Grund mehr, dass Mutterkorn nur eine Monstrosit\u00e4t ist. Ob der Auswuchs immer nur das Scutellum betrifft, w\u00e4re noch zu erforschen? \u2014 Der Pilz, den Quekett sehr gut beschreibt, ist ein Oidium. Gut, dass wir das abscheuliche, aus dem Franz\u00f6sischen und Griechischen schlecht gebildete Wort Ergotaetia wegwerfen k\u00f6nnen. Die Beobachtungen \u00fcber die verschiedenen Fortpflanzungs-Arten sind sehr merkw\u00fcrdig; ist aber dabei nirgends eine T\u00e4uschung vorgefallen?\n7*","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88 (420)\nSecretion. Absonderung.\nBeobachtungen \u00fcber die Erscheinnngen von Wasser-tr\u00f6pfchen an den Bl\u00e4ttern einiger Pflanzen von Rainer Graf, Flora 1840 S. 433. Der Verf. machte seine Beobachtungen, besonders an Impatiens Nolitangere, deutsch Springkraut genannt. Schon an den Samenlappen lassen sich jene Tropfen bemerken, und zwar immer an den Z\u00e4hnchen, worin sich der Blattnerve endet, welcher durch die Mitte des Blattes hinl\u00e4uft. An den Primordialbl\u00e4ttchen, selbst wenn dieselben im ersten Kn\u00f6spchen noch zusammengefaltet sind, treten schon Tr\u00f6pfchen hervor, und zwar am Rande derselben an allen Stellen, welche in der Folge zu Kerbz\u00e4hnen werden. Wenn die Bl\u00e4tter der Pflanze ihre vollkommene Ausbildung erhalten haben, so erscheinen die Tr\u00f6pfchen an den Kerbz\u00e4hnen, welche durch den Haupt- und die Nebennerven an den Bl\u00e4ttern gebildet worden. Auch sind, wie an den Primordialbl\u00e4ttern, die noch unentwickelten Bl\u00e4tter aller nachfolgenden Knospen mit Tropfen besetzt. An der Spitze eines jeden der Kelchbl\u00e4tter erschien regelm\u00e4ssig ein Tr\u00f6pfchen, bis die Kapsel anzuschwellen begann, so auch an der Spitze der Bracteen, und endlich auch an den Blumen. Sie erscheinen hier an dem mittlern Zahne des ob\u00e9ra gew\u00f6lbten und an der Spitze des untern klappenf\u00f6rmig gespornten Blumenblattes. Die Tr\u00f6pfchen sind an den Samenlappen die gr\u00f6ssten, hierauf folgen die an den Blattern, und zwar sind sie an den Spitzen der Hauptnerven immer gr\u00f6sser als an den Spitzen der Nebennerven. Die Tr\u00f6pfchen, welche \u00fcbrigens aus v\u00f6llig geschmack-und geruchlosem Wasser bestehen, erscheinen gew\u00f6hnlich nach einem Regen oder nach dem Begiessen und zwar binnen 10 bis 20 Minuten. Sind die Pflanzen vorher welk geworden, so richten sich nun die obern Bl\u00e4tter zuerst wieder auf, dann folgen die Zweige und so geht es herab bis zu den untern Bl\u00e4ttern. Auch pflegen die Kapseln bei v\u00f6lliger Ruhe aufzuspringen, wenn die Tr\u00f6pfchen nach dem Begiessen hervortreten. Die Tr\u00f6pfen verschwinden auch wieder, und zwar auf eine sehr verschiedene Weise. W\u00e4hrend sie zuweilen den ganzen Tag unver\u00e4ndert hingen, verschwanden sie zu andern Zeiten oft schon in einer halben Stunde. Der Verf. konnte es\nt","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"f\n(481) 89\nnicht einem blossen Verdunsten zuschreiben und in dieser R\u00fccksicht machte er folgende Versuche. Er brachte mit einer feinen Nadel einen Tropfen gew\u00f6hnlichen Wassers, ungef\u00e4hr von der Gr\u00f6sse der hervorgetretenen Tr\u00f6pfchen, am Rande des Blattes an einer Stelle an, wo sich keine M\u00fcndung der Nerven befand. Dieser Tropfen war nun eine geraume Zeit hindurch noch zu bemerken, nachdem die \u00fcbrigen an den M\u00fcndungen der Nerven hervorgetretenen Tr\u00f6pfchen schon alle verschwunden waren. Um noch sicherer zu verfahren, sagt der Verf., l\u00f6ste ich mit Behutsamkeit einen hervorgetretenen Tropfen vom Kerbzahne ab und brachte ihn an einer andern Stelle des Blattes an; auch dieser war noch lange Zeit unver\u00e4ndert zu sehen, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen an den Kerbz\u00e4hnen h\u00e4ngen gebliebenen Tr\u00f6pfchen schon verschwunden waren. Man kann also, setzt der Verf. hinzu, das Erscheinen der Tr\u00f6pfchen an den Pflanzen nicht immer eine Ausscheidung des \u00fcberfl\u00fcssigen Nahrungssaftes nennen, sondern es scheint vielmehr, dass der Saft so schnell und in so grosser Menge aufsteigt, dass derselbe nicht sogleich geh\u00f6rig vertheilt werden kann und daher an allen Oeffnungen hervortritt Sobald aber die Verkeilung desselben im Zellgewebe statt gefunden, wird auch der in Gestalt von Tr\u00f6pfchen einstweilen ausgeschiedene Theil desselben wieder eingesogen und zur weitern Verkeilung in der Pflanze und zur Ern\u00e4hrung derselben verwendet. Aehnliche Versuche stellte der Verf. mit den Bl\u00e4ttern des Blumenkohls an, und der Erfolg war derselbe, auch bemerkte er zuweilen dasselbe, wenn die Tr\u00f6pfchen zuf\u00e4llig verr\u00fcckt waren. Ungeachtet die Tr\u00f6pfchen am Blumenkohl gr\u00f6sser sind, als die am Springkraut, so verschwinden sie doch schneller, h\u00f6chst wahrscheinlich wegen des grossem Umfangs der Bl\u00e4tter, in denen die Verkeilung schneller geschieht, als in kleinen.\nDie schon lange bekannte Erscheinung hat hier einen vortrefflichen Beobachter gefunden. Dass die Gef\u00e4sse, die Spi~ roiden n\u00e4mlich, welche sich in den Blattnerven finden, den Nahrungssaft schnell von einem Orte zum andern bringen und endlich dahin \u00fcberf\u00fchren, wo er zur Ern\u00e4hrung der Pflanzen n\u00f6thig ist, geht aus diesen Beobachtungen \u00fcberzeugend hervor.\nBemerkungen \u00fcber die Krys tallbildung im Pflanzenreiche hat Hr. Unger in den Ann. des Wiener Museums der","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90 (482)\nNaturgesch. Bd. 2 \u00a7. 1 geliefert. Nachdem er das Allgemeine des Vorkommens abgehandelt, giebt er Abbildungen von Kry-stallen im Zellgewebe mancher Pflanzen, die doch nicht hinreichen m\u00f6chten zur Bestimmung, da die Gr\u00f6ssen der Winkel nicht angegeben sind. Hierauf folgen einige chemische Untersuchungen. Er l\u00f6ste Krystalle von Piper blandum, Ficus ben-galensis und Maranta zebrina in Salpeters\u00e4ure auf und neutra-lisirte die Fl\u00fcssigkeit mit Ammoniak. Der Niederschlag wurde in einem Platintiegel ausgegl\u00fchet; er br\u00e4unte sich nur aus den Krystallen von Piper blandum. Nachdem er ausgegl\u00fcht war, brauste er von allen mit S\u00e4uren auf. Die Krystalle bestanden also in allen drei F\u00e4llen aus einer vegetabilischen S\u00e4ure und h\u00f6chst wahrscheinlich Kalkerde; die S\u00e4ure war in den Krystallen von Maranta zebrina und Ficus bengalensis Oxals\u00e4ure, die S\u00e4ure in den Krystallen von Piper blandum muss aber eine andere sein.\nUeber die kalkigen Niederschl\u00e4ge und \u00fcber Niederschl\u00e4ge \u00fcberhaupt in den Pflanzen hat Payen Untersuchungen angestellt (Compt. rend. 1840 T. 2 p. 401). Die gestielten, keulenf\u00f6rmigen mit kalkigen Niederschl\u00e4gen \u00fcberzogenen K\u00f6rper in den Ficus-Arten, welche zuerst Meyen bemerkte, hat derVerf. an Ficus ferruginea, laurifolia, bengalensis, nymphaeifolia, elastica, Carica, religiosa und reclinata beobachtet, ferner an Parietaria officinalis, wo sie sehr gross sind, an P. lusitanica und arborea, Urtica nivea und Forskolea tenacissima. Die cylindrischen Concretionen aus Celtis australis und die bimf\u00f6rmigen aus C. missisipensis gleichen ihnen am meisten; eben so die Concretionen in den Bl\u00e4ttern von Morus nigra, albaund multicaulis; die von Broussonetia papyri-fera, Humulus Lupulus und Cannabis sativa befinden sich an der Basis der Haare. Sonst findet man diese K\u00f6rper meistens auf der obern Fl\u00e4che unter der Epidermis, zuweilen auf der untern, wie am gemeinen Feigenbaum, seltener auf beiden Seiten am Rande, wie am Hanf, Ein grosses Blatt von Broussonetia papyrifera h\u00e4lt 134000 Concretionen. Oft trifft man auch kohlensauren Kalk zwischen den Zellen des Parenchyms der Bl\u00e4tter und ihrer Nerven, in den G\u00e4ngen der Blattstiele und der St\u00e4mme; derselbe findet sich auch unter zwei Formen in den Bl\u00e4ttern, die einen so sauren Saft enthalten, dass sie","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"(423) 91\nden kohlensauren Kalk aufl\u00f6sen w\u00fcrden; der Absatz, meint der Verf., geschehe hier durch kohlensaures Ammoniak der Atmosph\u00e4re. Der oxalsaure Kalk bildet Drusen in den Bl\u00e4ttern und den St\u00e4mmen von Cactus. Die Raphiden bestehen aus einer Membran, die mit oxalsaurem Kalk erf\u00fcllt ist; sie entwickeln sich in Zellen, die aus einem besondern Gewebe bestehen, und eine stickstoffhaltige Substanz enthalten (ou existe un tissu sp\u00e9cial et une substance azot\u00e9e). Kieselerde \u00fcberzieht die Membran der Bl\u00e4tter vieler Pflanzen, vielleicht aller, ferner die Zellen der St\u00e4mme der Gramineen, Characeen und Equiseten; man trifft sie zuweilen auch in den Intercellularg\u00e4ngen an, so wie unter der Form einer sph\u00e4roidalen Concretion, die von einem Gewebe abgesondert wird, welches sich in einer Zelle entwickelt. Chara translucens inkrustirt sich mit Kieselerde, indem Chara vulgaris in demselben Gew\u00e4sser sich zugleich mit kohlensaurem Kalk und Kieselerde \u00fcberzieht; Chara hispida umgiebt sich aber nur mit kohlensaurem Kalk.\nSpermatozoen in Pflanzen.\nGeber die Anthere der Chara und \u00fcber die Thier-chen in derselben von Gustave Thuret Annal, d. Sc. naturell. T. 14 p. 65. Die bekannten Antheren der Chara bestehen inwendig aus einem Haufen von hin- und hergebogenen. F\u00e4den mit Querw\u00e4nden, in denen sich die Samenthierchen befinden. Im jungen Zustande sind diese F\u00e4den nur ovale Schlauche, dann bekommen sie Querw\u00e4nde, und nun entsteht, oft schnell, ein Kern, der von Jodtinctur braun gef\u00e4rbt wird. Auf diesen Kern folgen die Thierchen, und man sieht zuweilen an der einen Seite der Zelle noch Geberbleibsei vom Kern, auf der andern ein Thierchen. Zuerst sind diese Thierchen unbeweglich, bald aber machen sie Anstrengungen, um sich aus ihrem Gef\u00e4ngnisse loszumachen. Sie bewegen sich rascher in der W\u00e4rme, als bei kaltem Wetter, und so, dass man nicht an ihrer thierischen Natur zweifeln kann. Der deutlichste Theil des K\u00f6rpers ist ein schraubenf\u00f6rmig gedrehter Faden, mit drei bis f\u00fcnf Windungen. Etwas hinter einem Ende der Windungen kommen zwei Borsten oder F\u00fchlspitzen (tentacules) hervor, von einer ausserordentlichen Zartheit, welche das Thier mit grosser Schnelligkeit immerfort bewegt. Man sieht sie","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92 (424)\ndaher nicht, so lange das Thier lebt, sondern nur wenn die Bewegungen langsamer werden oder aufh\u00f6ren. Am besten sieht man sie, wenn man etwas Jodtinctur zum Wasser thut, wo die Bewegungen aufh\u00f6ren und die braune F\u00e4rbung die K\u00fchl-spitzen sichtbarer macht. Besonders ist dieses der Fall, wenn man das Wasser mit der Tinctur vom Objekttr\u00e4ger verdunsten l\u00e4sst. In den Schl\u00e4uchen, welche die F\u00e4den umgeben, sah der Verf. auch eine Saftstr\u00f6mung.\nMeyen hat im dritten Theile seiner Physiologie S. 219 eine genaue Beschreibung der Anthere der Charen und dieser Samenthierchen gegeben. Die beiden F\u00fchlspitzen sah er nicht. Ich habe, sagt er S. 223, das Vorhandensein des langen, d\u00fcnnen Endes anfangs nur durch die einzelnen, dickem P\u00fcnktchen erkennen k\u00f6nnen. Oft sieht man zwei und selbst drei P\u00fcnktchen der Art, welche mit grosser Schnelligkeit ihre Stellung ver\u00e4ndern. Einige Zeit hindurch war ich der Ansicht, setzt er hinzu, dass das feine Ende dieser Samenthierchen ver\u00e4stelt (gespalten?) w\u00e4re, und dass die P\u00fcnktchen als die verdickten Enden dieser Aeste anzusehen w\u00e4ren, doch an solchen Samenthierchen, welche abzusterben schienen, indem ihre Bewegungen immer langsamer wurden, konnte ich endlich deutlich beobachten, dass das fadenf\u00f6rmige Ende in den Samenthierchen der Charen eben so wenig ver\u00e4stelt ist, als* an denen der \u00fcbrigen niedern Pflanzen. \u2014. Wer hat Recht?\nWachsthum. Ern\u00e4hrung.\nChemische Untersuchungen k\u00f6nnen hier nur in Betrachtung kommen, so weit sie auf die Pflanze als Individuum eine Beziehung haben. Beziehen sie sich hingegen nur auf die durch ein chemisches Verfahren hervorgebrachten Stoffe, so geh\u00f6ren sie zu einem 'Theile der Chemie, den man die organische Chemie genannt hat.\nIn R\u00fccksicht auf die Ern\u00e4hrung der Pflanzen ist im Jahre 1840 ein wichtiges Werk erschienen: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie von Justus Liebig, Braunschweig 1840. Dieses Werk ist seinem Inhalte nach gewiss allen, die sich mit Gegenst\u00e4nden dieser Art besch\u00e4ftigen, so bekannt, dass es nicht noting ist, davon einen Auszug zu geben; es sei mir also erlaubt, nur","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"(425) 93\netwas davon zu sagen. Dass die Stoffe, welche aus dem Humus durch Wasser ausgezogen werden, nicht hinreichen, um den Kohlenstoff zu liefern, welcher sich in den Pflanzen findet, ist auf eine sehr \u00fcberzeugende Weise dargethan. Umgekehrt m\u00f6chte man w\u00fcnschen, dass eben so \u00fcberzeugend dargethan w\u00e4re, dass die atmosph\u00e4rische Luft, welche die Pflanzen um-giebt, durch die Menge der enthaltenen und von der Pflanze zerlegten Kohlens\u00e4ure hinreiche, ihr den Kohlenstoff zu geben, dessen sie zur Ern\u00e4hrung bedarf. Was der Verf. in dieser R\u00fccksicht anf\u00fchrt, ist sehr willk\u00fcrlich. Er berechnet das Gewicht der ganzen Atmosph\u00e4re; der tausendste Theil des Gewichts ist Kohlens\u00e4ure nach Saussure\u2019s Versuchen, und so folgt f\u00fcr den Gehalt an Kohlenstoff eine Summe von Pfunden, welche die Menge des Kohlenstoffs in den Pflanzen weit \u00fcbertrifft. Er nimmt ferner an, dass die Oberfl\u00e4che der Bl\u00e4tter der Pflanzen noch einmal so viel betr\u00e4gt, als die Oberfl\u00e4che des Bodens, worauf sie wachsen, und dass in jeder Zeitsecunde,\n8 Stunden t\u00e4glich von einem Morgen, der Luft T\u00f6V\u00f6 i\u00eeires Gewichts an Kohlens\u00e4ure entzogen wird, woraus dann folgt, dass diese Bl\u00e4tter in 200 Tagen 1000 Pfund Kohlenstoff aufnehmen. Die letzte Behauptung ist ganz hypothetisch; die erste Berechnung gr\u00fcndet sich darauf, dass die Kohlens\u00e4ure in der ganzen Luft gleichf\u00f6rmig vertheilt sei, was doch keines-weges ganz ausgemacht ist. Versuche im Wardschen Apparat w\u00fcrden viel \u00fcberzeugender sein. Weiter redet der Verf. vom Aufnehmen des Sauerstoffs in die Pflanzen, ebenfalls von Saussure zuerst entdeckt, und sagt, dieser Process habe mit dem Leben der Pflanze nicht das Geringste gemein, der Sauerstoff werde in den Pflanzen verwandt, die geruch- und geschmacklosen Bl\u00e4tter von Agave americana nehmen wenig auf, die \u00f6lhaltigen von Pinus Abies mehr, die Gerbs\u00e4ure haltenden von QuercusRohur noch mehr, die balsamischen (??) vonPopulus alba unter diesen am meisten. Wie zweifellos und augenscheinlich, f\u00fcgt der Verf. hinzu, zeigt sich diese chemische Action in den Bl\u00e4ttern des Cotyledon calycina, der Cacalia ficoides und andern, sie sind des Morgens sauer, wie Sauerampfer (daran fehlt noch viel), gegen Mittag geschmacklos, am Abend bitter (nicht zu merken), in der Nacht findet sich also ein reiner S\u00e4ure-bildungs-, Oxydationsprocess ein, die S\u00e4ure geht in Substanzen","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94 (426)\n\u00fcber, welche Wasserstoff und Sauerstoff im Verh\u00e4ltnis wie im Wasser, oder noch weniger Sauerstoff enthalten, wie in allen geschmacklosen und bittern Materien. Aber wenn ich Cotyledon calycina den ganzen Tag \u00fcber im Dunkeln lasse, so reagirt der Saft immer sauer, und der einfachste Schluss ist, dass der Sauerstoff, welcher eingesogen die S\u00e4ure machte, wieder am Licht ausgeschieden wird. Eben so behauptet der Verf., dass die beobachtete Aushauchung von Kohlens\u00e4ure mit dem Assimilati\u00f6nsprocess nichts zu tliun habe. Feuchtigkeit im Boden enthalte kohlensaures Gas, es werde von den Wurzeln, von den Bl\u00e4ttern mit dem Wasser aufgenommen und wieder ausgehaucht. Aber warum wird diese Kohlens\u00e4ure nicht zersetzt, und w\u00e4re sie nicht eine bessere Quelle zur Ern\u00e4hrung, als die Atmosph\u00e4re selbst? Wird die Kohlens\u00e4ure der ganz trocknen Atmosph\u00e4re wirklich zersetzt? Ich will keines-weges die Hauptsache bestreiten; ich meine nur, dass die apodiktische Art, womit der Verf. spricht, der Untersuchung schadet. Der Verf. ger\u00e4th in grossen Zorn, dass sich in der Botanik alle Talente und Kr\u00e4fte in der Erforschung des Baues und der Structur, in der Kenntniss der \u00e4ussern Form versplit-tert haben, dass man die Chemie und Physik bei der Erkl\u00e4rung der einfachsten Processe nicht mit in Rath sitzen l\u00e4sst u. s. w. u. s. w. Zum Belege f\u00fchrt er Reums Forstbotanik und eine Stelle aus Burdachs Physiologie an. Warum gerade diese? Es ist doch Unrecht, alle entgelten zu lassen f\u00fcr das, worin zwei fehlten. In den bessern Physiologien ist auf die Chemie wohl R\u00fccksicht genommen worden, aber man kann es den Botanikern nicht verdenken, wenn sie nicht alles sogleich f\u00fcr Wahrheit annehmen, was ihnen von den Chemikern vorgesagt wird. Der Verf. sagt ferner in seinem Zorn; \u201eSobald den Physiologen die geheimnisvolle Lebenskraft in einer Erscheinung entgegentritt, verzichten sie auf ihre Sinne und F\u00e4higkeiten u. s. w.\u201d Sonderbar! Endlich muss doch der Popanz Lebenskraft, wie der Verf. sich ausdr\u00fcckt, die Stoffe so zusammenstellen, dass ein Spiralgef\u00e4ss, eine Zelle, ein Blatt, eine Bl\u00fcthe daraus wird. \u2014 Der Verf. kommt nun auf die Assimilation des Wasserstoffs in den Pflanzen. Der feste Tlieil der Pflanzen, die Holzfaser, sagt er, enth\u00e4lt Kohlenstoff und die Bestandtheile des Wassers, oder die Elemente der Kohlens\u00e4ure.","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"(487) 95\nWir k\u00f6nnen uns das Holz enstanden denken aus dem Kohlenstoff der Kohlens\u00e4ure, der sich unter Mitwirkung des Sonnenlichts mit den Elementen des vorhandenen Wassers verbindet; in diesem Falle wird f\u00fcr den Kohlenstoff, welcher von dei Pflanze assimilirt wird, Sauerstoff als Gas abgeschieden, oder was weit wahrscheinlicher ist: die Pflanze zerlegt unter denselben Bedingungen, bei Gegenwart von Kohlens\u00e4ure das Wasser; sein Wasserstoff wird mit der Kohlens\u00e4ure assimilirt, um die Holzfaser zu bilden, w\u00e4hrend sein Sauerstoff abgeschieden wird. Die Holzfaser enth\u00e4lt zwar Kohle und die Bestandteile des Wassers, es ist aber mehr Wasserstoff im Holz vorhanden, als diesem Verh\u00e4ltniss entspricht; dieser Wasserstoff befindet sich darin in der Form von Blattgr\u00fcn, Wachs, Oel, Harz u. s. w. Es ist nicht zu zweifeln, dass Wasserstoff aus dem Wasser in der Pflanze assimilirt wird, aber wie dieses geschieht, ist noch nicht erkl\u00e4rt, auch der Verf. giebt nur Vermuthungen und auf die Gr\u00fcnde der chemischen Verbindungen und Scheidungen l\u00e4sst er sich nicht ein. Die Assimilation des Stickstoffs geschieht nach dem Verf. aus dem kohlensauren Ammoniak, welches sich in der Atmosph\u00e4re befindet, durch den Regen fort-gef\u00fchrt, und von den Wurzeln der Pflanze eingesogen wird. Regenwasser h\u00e4lt nach dem Verf. kohlensaures Ammoniak. Dieses Salz kommt durch verwesende thierische und Pflanzen-theile in die Atmosph\u00e4re. Das scheint sehr richtig. Gyps, setzt der Verf. hinzu, ist ein D\u00fcngungsmittel, weil er kohlensaures Ammoniak zersetzt, und es als schwefelsaures Ammoniak fixirt; er wirkt nicht als Reiz, eine Pflanze hat keine Nerven, es kann keine Stoffe geben, durch welche ein Blatt gereizt wird, eine gr\u00f6ssere Menge Kohlenstoff aus der Luft sich anzueignen, wenn die andern Bestandteile fehlen, welche die Pflanze zu ihrer Entwickelung bedarf. Die Erkl\u00e4rung der Wirkungsart des Gypses ist unwahrscheinlich, der Verf. m\u00fcsste zeigen, dass sich im Gyps, der Luft lange ausgesetzt, schwefelsaures Ammoniak gebildet habe, aber warum soll die Pflanze nicht der Reizung f\u00e4hig sein? In einem Polypen hat man noch nie Nerven gesehen, und doch ist das Thier sehr empf\u00e4nglich f\u00fcr Reize. \u2014 Ein bedeutender Abschnitt in dem Werke des Verf. betrifft die anorganischen Bestandteile der Vegetabilien. Er zeigt ihre Best\u00e4ndigkeit, aber auch, dass ein Bestandteil","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":".96 (428)\nden andern in seinen Verbindungen ersetzt, so geht aus den Analysen der Fichtenasche von verschiedenen Oertern hervor, dass die Menge der Basen zwar verschieden ist, aber die Menge des Sauerstoffs in ihnen dieselbe. Es ist \u00fcberhaupt h\u00f6chst wahrscheinlich, nach dem, was der Verf. anf\u00fchrt, dass alkalische Basen wesentlich zur Entwickelung der Pflanzen geh\u00f6ren. Ueberhaupt haben diese Bestandteile des Bodens auf das Wachsthum der Pflanzen den gr\u00f6ssten Einfluss; ein Umstand, der in dem Abschnitte \u00fcber die Cultur der Pflanzen, \u00fcber die Wechselwirthschaft und den D\u00fcnger genau untersucht und h\u00e4ufig benutzt wird. Dieser Abschnitt scheint mir der wichtigste in dem Theile des Werkes zu sein, der hierher geh\u00f6rt, denn der zweite Th eil ist rein chemisch.\nln dem Journal f\u00fcr praktische Chemie von Erdmann und Marchand B. 20 S. 267 findet sich eine Fortsetzung der Mittheilungen best\u00e4tigender Erfahrungen \u00fcber die Wirkung humus-saurer Basen, vorz\u00fcglich der aus Torf bereiteten als D\u00fcngmittel von W. A. Lamp a diu s. Der Compost bestand aus Torfabfall, Mehlkalk, Ziegelmehl und Asche, in den Verh\u00e4ltnissen 53, 3, 3, 3. \u2014 Auch hier m\u00f6chte wohl eine Entwik-kelung von Kohlens\u00e4ure durch die Humins\u00e4ure aus dem Meld-kalk bewirkt werden.\nSpeculationen \u00fcber die Quellen des Kohlenstoffs und Stickstoffs in den Pflanzen und Thier en finden sich in Daubeny's Lectures on Agriculture und daraus in Edinburgh New philosophical Journal V. 30 p. 360. Daubeny sagt: Ich kann nicht umhin auf die Thatsache aufmerksam zu machen, dass Kohlens\u00e4ure und Ammoniak, welche, wie ich gezeigt habe, die Quellen des Kohlenstoffs und des Stickstoffs in den Pflanzen sind, einerseits sich in so verschiedenen Verh\u00e4ltnissen in der Atmosph\u00e4re befinden, dass sie ihrer Zusammensetzung fremd erscheinen, andererseits, dass man beide auch noch jetzt aus dem Innern der Erde an verschiedenen Stellen hervorkommen sieht. Der Verf. hat auf Liebigs Theorie R\u00fccksicht genommen; seine Beweisf\u00fchrung ist meistens physikotheo-logisch, auch beruft er sich darauf, dass Ammoniakgas in der -erforderlichen Menge den Pflanzen schaden w\u00fcrde. Darauf liesse sich leicht antworten. Aber die Gegenwart der Kohlens\u00e4ure in allem Quellwasser, scheint allerdings auf einen unter-","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"*\n(429) 97\nirdischen Ursprung zu f\u00fchren, und die Erscheinung von Ammoniak im Regenvvasser m\u00f6chte ebenfalls von einer allgemeinen tellurischen Ursache herr\u00fchren, wenn man auch nicht gerade auf brennende Vulkane R\u00fccksicht nehmen will. Doch der Gegenstand geh\u00f6rt eigentlich zur Geologie.\nAllgemeines.\nEtudes sur U&natomie et la physiologie des v\u00e9g\u00e9taux par Th. Lestiboudois, Annal, d. scient*, nat. T. 14 p. 276. Dieses Werk, sagen die Herausgeber der Annales, mache einen Theil der Memoir, d. 1. Soc. roy d. Scienc. de l\u2019Agricult. et d. Arts de Lille p. 1839 aus, der grosse Umfang verbiete aber alles Neue und Wichtige daraus mitzutheilen, auch w\u00fcrden viele Abbildungen zur Erl\u00e4uterung noting sein, daher begn\u00fcgten sie sich, das R\u00e9sum\u00e9 g\u00e9n\u00e9ral am Ende mitzutheilen. Auch dieses Resum\u00e9 w\u00fcrde f\u00fcr unsern Zweck zu weitl\u00e4uftig sein, und es m\u00f6ge hier daraus nur ein Auszug stehen.\nZuerst Elemens constitutifs des v\u00e9g\u00e9taux. Die ersten Elemente der Organe sind die K\u00fcgelchen, die man in dem ausgearbeiteten Safte findet, und die ein eigenth\u00fcmliches Leben zu haben scheinen. Mehr entwickelt machen sie die Globuline, das Chlorophyll, das St\u00e4rkmehl (f\u00e9cule) u. s. w. Durch ihren Zusammenhang bilden sie Lamellen, die zusammen das blattartige Gewebe (tissu lamellaire) bilden, welches die Grundlage der Pflanze macht. Dieses Gewebe zeigt sich unter einer doppelten Form. Das Schlauch- oder Zellgewebe (t. utriculaire) und das Gef\u00e4ssgewebe (t. vasculaire). Das Schlauch- oder Zellgewebe besteht aus Schl\u00e4uchen oder kleinen S\u00e4cken, die an einander geklebt sind. Diese Schl\u00e4uche sind sechseckig, rund oder l\u00e4nglich, abgestumpft oder spindelf\u00f6rmig (Cucurbita Pepo), \u00e4stig (Ficus elastica) u. s. w. Sie haben entweder einfache W\u00e4nde, oder sie sind inwendig mit freien, spiralf\u00f6rmig gewundenen B\u00e4ndern (lames) besetzt, oder die B\u00e4nder sind verbunden (soud\u00e9es) und bilden Spalten (utr. scalariformes) [oder sie machen grosse und enge L\u00f6cher, die regelm\u00e4ssig oder unregelm\u00e4ssig vertheilt sind (utr. poreuses). Ferner sind sie ausgebildet leer, wie im Mark (ar\u00e9olaires) oder voll Saft (succulentes) oder sie enhalten einen gef\u00e4rbten Saft, der sich verdickt und auch die W\u00e4nde dicker macht (utr. parenchyma-","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98 (\u00abO)\ntenses). Die Gef\u00e4sse sind von zweierlei Art, erstlich eigene Gef\u00e4sse oder Rindengefasse, die einen mehr oder weniger gef\u00e4rbten Saft f\u00fchren, und einfach oder \u00e4stig sind; zweitens Tracheen oder Central- oder Holzgef\u00e4sse. Die Tracheen haben inwendig ein Band, welches an ihre W\u00e4nde anliegt; dieses Band ist frei, spiralf\u00f6rmig gewunden und abzuwickeln in den eigentlichen Tracheen, auch doppelt, bald mit entfernten, bald mit einander ber\u00fchrenden R\u00e4ndern; oder die R\u00e4nder sind hier und da mit einander verwachsen in den falschen Tracheen, oder den geritzten Gef\u00e4ssen (v. fendus); oder sie sind auf eine mannichfaltige Art mit einander verwachsen in den por\u00f6sen Gef\u00e4ssen. Zuweilen bestehen die Tracheen aus kleinen St\u00fck-ken, die mit den Enden an einanderliegen (v. articul\u00e9s). Diese verschiedenen Formen finden sich oft in einem und demselben Gef\u00e4sse vereinigt, aber niemals verwandelt sich eine Form in die andere. \u2014 Dikotyledonen. Die St\u00e4mme der Dikotyledonen sind im Anf\u00e4nge ihrer Bildung aus einem durchsichtigen, saftigen, unvollkommen organisirten Zellgewebe gebildet* Sie zeigen bald mehr saftige und gef\u00e4rbte Punkte, welche die parenchymat\u00f6sen B\u00fcndel in bestimmter Zahl machen. Diese B\u00fcndel enthalten Gef\u00e4sse von zweierlei Art, erstlich eigene Gef\u00e4sse, welche gegen den Umfang und zwar besonders gegen den \u00e4ussern Umfang gestellt sind, zweitens Tracheen, welche im Innern des B\u00fcndels sich befinden. Die parenchymat\u00f6sen B\u00fcndel befinden sich in dem Marke des Stammes und theilen es in drei Theile, in das Centralmark, in die Markstrahlen und in das Rindenmark. Die erste Periode des Anwachsens ist hier folgende: Zwischen den beiden Gef\u00e4ssgruppen des parenchymat\u00f6sen B\u00fcndels zeigt sich ein durchsichtiger Zwischenraum, der aus einem unvollst\u00e4ndigen Zellgewebe besteht, welches nur ein ausgeschwitztes (exhal\u00e9) Cambium ist, von unvollendeter Organisation. Diese gallertartige Zone organisirt sich bald und wird zu Parenchym, worin sich neue Tracheen auf der \u00e4ussern Seite der \u00e4ltern und neue eigene Gef\u00e4sse auf der innern Seite der \u00e4ltern bilden; zwischen ihnen entsteht ein neuer gallertartiger Zwischenraum. Ein analoges Anwachsen findet auch in den Markstrahlen Statt. Einige Gew\u00e4chse bleiben in der ersten Periode des Wachsthums stehen, ihre Gef\u00e4ssb\u00fcndel sind immer rund, der gallertartige Zwischenraum der B\u00fcndel wird fest und\n","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"I\n(431) 99\nso auch der analoge Zwischenraum in den Markstrahlen. In der zweiten Periode verl\u00e4ngern sich die parenchymat\u00f6sen B\u00fcndel durch den \u00e4ussern Theil ihrer Centralportion und durch den innern ihrer Rindenportion, auch breiten sich diese anwachsenden Portionen seitw\u00e4rts aus. Hierdurch wird die Centralportion des B\u00fcndels dreieckig und strebt sich mit dem n\u00e4chstlie-genden B\u00fcndel zu verbinden. Die zelligen Zwischenr\u00e4ume der B\u00fcndel, welche sich zwischen den Gef\u00e4sshaufen befinden, entsprechen den Zwischenr\u00e4umen der andern B\u00fcndel und so entstehen die Markschichten (circonf\u00e9rences m\u00e9dullaires), die aber nicht immer genau aufeinander passen. Die neuen Gef\u00e4ssgrup-pen legen sich aber nicht unmittelbar an die alten, sondern es ist immer Zellgewebe vorhanden, welches sie trennt. In den Wurzeln der Bete ist dieses sehr ausgezeichnet. Am Ende des ersten Jahres gehen die B\u00fcndel zusammen und es entsteht der erste Jahrring. In der dritten und vierten Periode des Wachsthums entstehen zwischen Holz und Rinde neue, durchsichtige Schichten, von ausgeschwitztem Cambium; neue Gef\u00e4ssfasern erzeugen sich in dem Theile, welche dem Centralsystem angeh\u00f6ren und werden durch Markschichten und Markstrahlen gesondert, entweder Fortsetzungen der vorigj\u00e4hrigen oder neugebildeten. Endlich werden die innern Holzschichten und die \u00e4ussern Rindenschichten dicht und hart. Die Wurzel der Di-kotyledonen ist dem Stamm ganz gleich gebildet, und wenn auch der Markkanal in vielen Wurzeln nicht erscheint, so dringt er doch ein und nimmt nach und nach ab. Von den Bl\u00e4ttern sagt der Verf., man habe bisher nur die Stellung der Bl\u00e4tter am Stamme untersucht, ohne sie von der Lage der Stammb\u00fcndel abzuleiten; er f\u00fchrt dieses aus, indem er die gegen\u00fcberstehenden, wirtelf\u00f6rmigen und wechselnden Bl\u00e4tter betrachtet. Die Knospen m\u00fcsse man in Endknospen und Seitenknospen unterscheiden; jene sind nur das Ende des Stammes, welches mit der durchscheinenden Anwachszone zusammenh\u00e4ngt und sich folglich entwickeln kann; diese werden durch eine Verl\u00e4ngerung von einem Theile des Parenchyms eines Medianb\u00fcndels gebildet, welcher durch das Hervordringen der Blattfiber fortgerissen wird. Die Bl\u00fcthen betrachtet er wie die Bl\u00e4tter und sagt, dass die Symmetrie der wechselnden Bl\u00e4tter die h\u00e4ufigste der Bliithentheile sei, und dass f\u00fcnf Theile in der Bl\u00fcthe, wie","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100 (432)\nf\u00fcnf Blatter in einer Windung am \u00f6ftersten Vorkommen. \u2014 Monokotyledonen. DerVerf. zeichnet den Satz besonders aus, dass kein Unterschied zwischen dem Stamm der Monokotyledonen und der j\u00e4hrigen Gew\u00e4chse sei, deren Wachsthum beschr\u00e4nkt ist, n\u00e4mlich sofern die B\u00fcndel gerundet und isolirt bleiben, auch der durchsichtige Theil sich nicht entwickelt, sondern dichter wird, oder verschwindet, so dass keine Trennung zwischen dem Central- und dem Rindentheil Statt findet. Das Anwachsen geschieht auf folgende Weise: Die neuen Fasern entstehen von den \u00e4ussern Fasern und auch von denen, welche den dichtem Theil des Stammes ausmachen, ferner von denen, welche sich in dem markigen Centrum befinden. Der Auswuchs nimmt also keine besondere Zone ein; er findet Statt in der ganzen Dicke des Stammes und ist also nicht mehr \u00e4usserlich als innerlich. Hieraus ergeben sich alle Besonderheiten des Baues der Monokotyledonen.\nDes Verfassers Untersuchungen verdienen alle Aufmerksamkeit und Manches ist gar treffend dargestellt. Dass die K\u00f6rner, welche sich im Saft finden, durch ihre Zusammensetzungen die Zellen bilden, ist eine blosse Hypothese, die aller Wahrscheinlichkeit entbehrt. Was der Verf. von den Gef\u00e4ssen sagt, ist im Ganzen sehr richtig; aber es ist auffallend, dass er die eigenen Gef\u00e4sse mit den Bastr\u00f6hren und dem Prosenchym-gewebe verwechselt. Denn es ist aus seiner Schilderung der Holzbiindel klar, dass er jene R\u00f6hren oder jenes Gewebe unter den eigenen Gef\u00e4ssen versteht. Die letztem zeichnen sich durch ihren grossem Durchmesser aus, und wenn sie auch keinen gef\u00e4rbten Saft enthalten, so finden sich doch K\u00f6rner im Saft, der sie sehr kenntlich macht. Nichts dergleichen sieht man in den Bastr\u00f6hren und noch weniger in den Prosenchym-zellen. Auch sind die eigenen Gef\u00e4sse weit seltener als beide Gewebe in den Pflanzen. Das Zellgewebe ist auch in dem fr\u00fchesten Zustande vollkommen organisirt, und es ist immer der Mangel eines guten Mikroskops, wenn es in den Phane-rogamen nicht organisirt erscheint. WTie sich der mittlere Theil in den Holzb\u00fcndeln, die er allem Sprachgebrauche zuwider faisceaux parenchymateux nennt, entwickelt, ist gut auseinander gesetzt, doch ist damit nicht Alles geschehen. Wenn der Verf. sagt, dass die Wurzel vom Stamme nicht verschieden sei, so","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"(433) 101\n\u00fcbersieht er, dass den meisten Wurzeln das Mark fehlt, oder wenn es vorhanden ist, dass es sich gegen die Spitze auskeilt, und dass umgekehrt das Mark gegen die Spitze des Stammes zu-nimmt. Die R\u00fccksicht auf die Fasern des Stammes zur Darstellung der Stellung der Bl\u00e4tter scheint mir nicht von Bedeutung, und die Bildung der Knospe erscheint mir ganz anders. Bei den Monokotyledonen \u00fcbersieht derVerf., dass nicht eine Reihe von Holzb\u00fcndeln vorhanden ist, wie in den Diko-tyledonen, sondern mehre, und dass offenbar einige derselben erst sp\u00e4ter entstehen, welches die Sache ganz \u00e4ndert.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"Register \u00fcber die Schriftsteller, deren Arbeiten angezeigt sind.\nArndt S. 61.\nBauer (Franz) 72. Boucherie 28. 52. Daubeny 96. Decaisne 49. 56. 58. Don (David) 36. Fromond 62. Gardner 41. 81. Goeppert 61. 84. Graf 88.\nHall, van 50.\nHampe 85.\nHarting 4. 27. Hoffmann 69.\nHogg 77.\nKoerber 76. Lampadius 96. Lankester 74. Laurent 79.\nLefont 83. Lestiboudois 97.\nLiebig 92.\nLindley 54.\nLink 13. 15. 24. 25. 35. 39. 48. 53. 63. 64.\nLobaczewski 80.\nLucas 83.\nMeyen 60. 80.\nMohl 6. 19. 71.\nM\u00fcller (Karl) 76.\nNaudin 84.\nPay en 10. 11. 52. 90.\nQueket 85.\nSchleiden 8. 17. 20. 43.\nSehwabe 80.\nSmith (John) 85.\nThuret 91.\nTreviranus 62.\nTristan, Comte de 2.\nTurpin 81.\nUnger 29. 66. 82. 89.\nWalpers 85.\nX\nGedruckt fofei den Gebr, linger.","page":102}],"identifier":"lit29420","issued":"1842","language":"de","pages":"1-102","startpages":"1","title":"Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten f\u00fcr physiologische Botanik im Jahre 1840","type":"Book"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:36:19.735064+00:00"}