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{"created":"2022-01-31T13:18:27.216982+00:00","id":"lit29421","links":{},"metadata":{"contributors":[{"name":"Link, Heinrich Friedrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Berlin: Nicolai'sche Buchhandlung","fulltext":[{"file":"a0001.txt","language":"de","ocr_de":"Jahresbericht\n\u00fcber die Arbeiteu\nf\u00fcr\nphysiologische Botanik\nim Jahre 1841,\n\u2022 ' . *\nOr. MM. JF. MAnk,\nDirector des K\u00d6nigl. botanischen Gartens bei Berlin.\nBERI.IN, 1843.\nIn der Nicolai\u2019sch en Buchhandlung.","page":0},{"file":"a0002.txt","language":"de","ocr_de":"ft\n\nr s r - A'\n\n\n\n\n\n't","page":0},{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"ln der Einleitung zum Jahresbericht f\u00fcr 1840 sagte ich, ein solcher Bericht m\u00fcsse nicht zu sp\u00e4t erscheinen, und es sei immer besser, einzelne Sachen nachzuholen, als alles zu sp\u00e4t zu liefern. Da ich erst einige Zeit nach Meyen\u2019s Tode mit mir einig wurde, ob ich den Jahresbericht fortsetzen wollte, so erschien er in dieser R\u00fccksicht schnell genug, um nicht etwas auszulassen. Ich habe es also in diesem Jahresbericht nachgeholt und so mag auch jetzt manches \u00fcbergangen sein, was ich nicht gern \u00fcbergehen wollte.\nViele meinen, dass ein blosser Auszug ohne alles Urtheil in einem solchen Bericht am zweckm\u00e4ssigsten sein w\u00fcrde. Ich bin nicht dieser Meinung. Der Auszug gestaltet sich nach dem Urtheil, nicht selten selbst dem unbewusst, der den Auszug macht. So wird der Leser get\u00e4uscht, und sogar mehr get\u00e4uscht, als wenn er aus dem beigef\u00fcgten Urtheile Argwohn bekommt, wo etwas verschwiegen oder auch entstellt sein m\u00f6chte. Ueberdies kann der Text oft Veranlassung geben zu treffenden Gedanken, die sich in dem Urtheile entwickeln lassen.\nMan k\u00f6nnte es sonderbar finden, dass ich meine Anatomisch-botanische Abbildungen gar zu oft angef\u00fchrt habe. Aber sie enthalten eine so kurze Erkl\u00e4rung \u2014 eine ausf\u00fchrliche w\u00fcrde einen weitl\u00e4ufigen Text erfordert haben \u2014 dass es nicht zu verwundern ist, wenn man weniger darauf R\u00fccksicht nahm, als zu erwarten sein m\u00f6chte. Ich habe daher nicht allein \u00e4ltere verglichen, sondern auch die f\u00fcr das Jahr 1840, und jetzt f\u00fcr 1841 genau erkl\u00e4rt, da sie doch Arbeiten f\u00fcr die physiologische Botanik waren. Uebrigens werde ich mit dem in diesem Jahre erscheinenden vierten Hefte der Ausgew\u00e4hlten anatomisch - botanischen Abbildungen dieses Werk schliessen, welches dann mit den Anatomisch-botanischen Ab-\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2 (90)\nbildungen zur Erl\u00e4uterung der Grundlehren der Kr\u00e4uterkunde aus 7 Heften bestehen wird,\nDas Jahr 1841 hat viele grosse Werke f\u00fcr die physiologische Botanik geliefert, und weniger kleine Abhandlungen, wenn mir auch hier einige entgangen sein sollten. Grosse Werke k\u00f6nnen nur kurz behandelt werden, weil sie sich doch nicht ersch\u00f6pfen lassen und eigene Ansicht erfordern; kleine Bemerkungen k\u00f6nnen vollst\u00e4ndiger geliefert werden.\nInnerer Bau der Gew\u00e4chse \u00fcberhaupt.\nUeber die Genesis der S piralgef\u00e4sse befindet sich eine Abhandlung von II. Prof. Dr. Unger zu Gr\u00e4tz in der Linnaea 15. B. (1841) S. 385. \u201eDass die Faserbildungen der Gef\u00e4sse, sagt der Verfasser, gleichsam einer zweiten, auf die erste oder urspr\u00fcngliche Gef\u00e4sshaut aufgelagerten Schicht, gleichen oder \u00e4hnlichen Stoffes (Membranenstoff) angeh\u00f6ren, l\u00e4sst sich durch unmittelbare Beobachtung und durch Vergleichung j\u00fcngerer Zust\u00e4nde mit alten nachweisen, ja sie zeigt uns zugleich, auf welche Weise jene Verdickung vor sich geht. Eben so ist es keinem Zweifel unterworfen, dass die Spiral-gef\u00e4sse keine wahren Elementarorgane sind, so wenig als die Gef\u00e4sse der Thiere, dass sie vielmehr aus einer Menge senkrecht \u00fcbereinander gestellter, mehr oder weniger cylindrischer oder prismatischer Zellen bestehen, die erst in ihrer Vereinigung ein Ganzes ausmachen. Dies ist von morphologischer Seite auch vielleicht das einzige charakteristische Merkmal, wodurch sich die Gef\u00e4sse von \u00e4hnlichen Zellen unterscheiden/7 \u201eIch will nun versuchen, beides, die Gef\u00e4sswand auf die urspr\u00fcngliche homogene Zellhaut zur\u00fcckzuf\u00fchren, als auch den Bau der Gef\u00e4sse in der ersten Erscheinung als eine Gruppe reihenweise verbundener Zellen nachzuweisen. Der Verf. w\u00e4hlt dazu eine Faserwurzel (Wurzelzaser) des Zuckerrohrs, welche er in den verschiedenen Zust\u00e4nden des Wachsthums betrachtet. Die Markzellen vergr\u00f6ssern sich nur nach allen Dimensionen; die Rindenzellen erleiden aber noch eine andere Ver\u00e4nderung, n\u00e4mlich eine Verdickung ihrer Zellenw\u00e4nde, -Ueberdies dehnen sich die innere und \u00e4ussere Schicht aus, indem die mittlere ihre Grenzen erreicht hat, und da eine Ver-gr\u00f6sserung des Durchmessers der Wurzel in der That erfolgt,","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"(91) 3\nso muss die Integrit\u00e4t diese* Schicht leiden, und es m\u00fcssen Trennungen der Zellen geschehen. Die gr\u00f6ssten Ver\u00e4nderungen erleidet aber der Holzk\u00f6rper. Dicht \u00fcber der Wurzelspitze entdeckt man viele Gef\u00e4sse, die unten in einem Bogen von beiden Seiten Zusammentreffen, und aus Zellen bestehen, welche unten immer kleiner werden, auch da, wo sie Zusammentreffen, am kleinsten sind. Ihr Inhalt ist ein gleichf\u00f6rmiger noch nicht gek\u00f6rnter Schleim. In einer Linie H\u00f6he von der Spitze ist der Inhalt noch eine Schleimmasse, allein das Organisationsstreben giebt sich schon dadurch zu erkennen, dass sie in Bl\u00e4schen zu gerinnen anf\u00e4ngt, was f\u00fcr das gesch\u00e4rfte Auge wie ein Gef\u00e4ss- oder Zellnetz erscheint. Erst in der L\u00e4nge von 4 Zoll \u00fcber der Spitze erhalten die W\u00e4nde der grossem Gef\u00e4sse einige Dicke und damit auch Andeutungen von Poren, w\u00e4hrend die kleinen Gef\u00e4sse schon in der zweiten Linie von der Spitze an eine gef\u00e4ssartige Structur offenbaren. Merkw\u00fcrdig ist, dass diese Gef\u00e4sse, die sich bald als netzf\u00f6rmige Gef\u00e4sse zeigen, in der Form der secund\u00e4ren Schichten anf\u00e4nglich durchaus nur eine spiralf\u00f6rmige Anordnung der Molek\u00fcle wahrnehmen lassen, und daher ganz den Typus von einfachen Spiralgef\u00e4ssen darstellen. Die Metamorphose ist in diesem Falle sehr leicht durch theilweise Ausf\u00fcllung der zwischen den Spiralfasern leer gelassenen R\u00e4ume zu erkl\u00e4ren* F\u00fcnf Zoll von der Spitze nimmt man endlich in der Membran der grossen Gef\u00e4sse auch eine Structur wahr, allein hier erscheint zuerst keine Spirale, wie bei den kleinen Gef\u00e4ssen, sondern die secund\u00e4re Gef\u00e4sshaut ist dicht mit kleinen Poren besetzt und ertheilt dem Gef\u00e4sse die Form eines den por\u00f6sen Gef\u00e4ssen der Dikotyledonen \u00e4hnlichen, netzf\u00f6rmigen Gef\u00e4sses. Diese Form \u00e4ndert nun nicht mehr bis zum Grunde der selbst fusslangen Wurzel, nur wechselt das Ansehen, je nachdem Gef\u00e4sswand an Gef\u00e4sswand steht, oder gestreckte Zellen sie nach Aussen begrenzen.\nDer Verfasser kommt hier auf Mirbels Abhandlung \u00fcber \u2022das Cambium, die aber, als 1839 angeh\u00f6rig, nicht mehr hie-her geh\u00f6rt.\nWas die Beobachtungen desVerf. \u00fcberhaupt betrifft, so ist es mir \u00e4ngstlich, ihm als einem so t\u00fcchtigen und genauen Beobachter gerade zu widersprechen zu m\u00fcssen. Die gekr\u00fcmm-","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4 (9\u00ab)\nten Zellenreihen, welche sicli nach unten verj\u00fcngen, und nach dem Verf. die Anf\u00e4nge von Gef\u00e4ssen sind, bleiben Zellen und verwandeln sich niemals in Spiral- oder por\u00f6se Gef\u00e4sse. Diese letztem Gef\u00e4sse steigen immer gerade nieder und waren niemals solche Zellen, wie sie der Verf. abbildet. Man muss bedenken, dass sich solche Untersuchungen nur mit feinen und kurzen Schnitten machen lassen, und dass man den Verfolg eines und desselben Gef\u00e4sses oder einer und derselben Zellenreihe schwer wahrnehmen kann, und leicht eines f\u00fcr das andere nimmt. So ist es dem Verf. gewiss ergangen. Ich habe von einer Zuckerrohrwurzel, wie der Verf., eine ganz feine Zaserwurzel genommmen, habe sie blos zwischen zwei Glasplatten gedr\u00fcckt, um sie durchsichtiger zu machen und kein Messer daran gebracht. Hier waren die por\u00f6sen oder get\u00fcpfelten Gef\u00e4sse in der Form, worin sie sich nachher zeigen, schon deutlich zu sehen, und endigten sich gegen die Spitze der Wurzel, die nur aus Zellgewebe besteht. Eines dieser Gef\u00e4sse war l\u00e4nger als die \u00fcbrigen und endigte sich in eine schief abgestumpfte Spitze. Andere Beobachtungen an feinen Wurzelfasern haben mich gelehrt, dass die Spiral- und get\u00fcpfelten Gef\u00e4sse als solche fortwachsen, und keinesweges aus Zellen entstehen. Sie haben allerdings zuweilen, keineswegs aber immer, Querw\u00e4nde, und ich m\u00f6chte fragen, ob diese W\u00e4nde durchgehen und nicht blos im Umfange angedeutet sind, aber diese Querw\u00e4nde bleiben im Alter, mehren sich sogar vielleicht und werden gewiss nicht absorbirt. Wo in den Wurzeln gr\u00f6ssere Zweige abgehen, sieht man kurze zellenf\u00f6rmige Spiral- oder por\u00f6se Gef\u00e4sse in Menge (s. Ausgew. anat. bot. Abbild. H. 1. T. 3. F. 9), und auch diese bleiben Zellen, nur da, wo der Ast sich verl\u00e4ngert, wachsen sie in Gef\u00e4sse aus. Die Spiral-Zelle kann Gef\u00e4ss werden, aber blos durch Verl\u00e4ngerung.\nEin wichtiges Werk \u00fcber die Gef\u00e4ssbildung ist erschienen: Die Cyklose des Lebenssaftes in denPflanzen, von Dr. C. A. Schultz, welches den zweiten Supplementband des achtzehnten Bandes der Verhandlungen der Kaiserl. Leopoldinisch - Carolinischen Akad. der Naturf. einnimmt. Es sind 33 lithographirte Tafeln beigef\u00fcgt. Der Verf. schickt allgemeine Betrachtungen voraus. Von Wurzel, Blatt und Sten-","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"(93) 5\ngel sagt er, es sind nicht wahre Organe, sondern verschiedene \u00e4ussere Glieder der Pflanze, deren jedes die Totalit\u00e4t der Vegetation in sich enth\u00e4lt, welche sich im Fortgang des Wachsthums ewig in dieser Gliederbildung wiederholt, und in derselben Folge ihres Entstehens wieder abstirbt. Darin liegt, sagt er ferner, das Wesen der Metamorphose der Pflanzen, dass die innerlich gleich gebauten \u00e4ussern Glieder, den Aussen-verh\u00e4ltnissen entsprechend, so mancherlei Formen annehmen. Die eigenth\u00fcmlichen Grundorgane im Ilolz und in der Rinde sind nun die Gef\u00e4sse (Spiralgef\u00e4sse im Holz, Lebenssaftge-f\u00e4sse in der Rinde); die vereinigende Bildung von beiden ist das Zellgewebe, durch welches die Spiralgef\u00e4sse zu einem Holzsystem, die Lebenssaftgef\u00e4sse zu einem Rindensystem verbunden werden, w\u00e4hrend das Zellgewebe selbst noch um die Gef\u00e4sse zu einem besondern Bildungssystem sich gestaltet. Der Verf. kommt nun zu den fr\u00fchem Ansichten \u00fcber Circulation und Saftbewegung in den Pflanzen, die er ausf\u00fchrlich angiebt. Dass man die Selbst\u00e4ndigkeit in dem Leben der Rinde, die Unabh\u00e4ngigkeit ihrer Productionen von dem Leben des Holzes, so weit es die Beziehungen der innern Organe \u00fcberhaupt zulassen, bisher nicht naturgem\u00e4ss erkannt habe, meint der Verf., scheine den Grund aller M\u00e4ngel in den fr\u00fcheren Theorien der Saftbewegung zu enthalten. Der Verf. erz\u00e4hlt nun die Schicksale seiner Entdeckung der Bewegung des Lebenssafts in den Gef\u00e4ssen, und widerlegt, was man dagegen eingewendet hat. Von dem Lebenss\u00e4fte redet er umst\u00e4ndlich, zeigt, dass die Farbe nicht wesentlich sei, und f\u00fchrt viele Beobachtungen \u00fcber die K\u00fcgelchen in dem Lebenssaft an. Die gr\u00f6ssten fand er in der halbreifen Frucht von Musa paradisiaca. Die Fl\u00fcssigkeit, worin sie schwimmen, nennt er Plasma. Die St\u00e4bchen, welche in dem Milchsaft der Euphorbien schwimmen, werden zwar durch Jod blau gef\u00e4rbt, aber diese Farbe \u00e4ndert sich bald in die braune, auch geschieht dieses mit den K\u00fcgelchen in dem Milchsaft anderer Pflanzen, z. B. von Asclepias syriaca. Das Gerinnen des Lebenssaftes r\u00fchrt vom Plasma her; die K\u00fcgelchen, welche darin schwimmen, nehmen keinen directen Antheil daran. Die Farbe des Lebenssaftes der Euphorbien und von Chelidonium h\u00e4ngt auch nicht von den K\u00fcgelchen, sondern vom Plasma ab; umgekehrt","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6 (94)\nverh\u00e4lt es sich aber mit dem Safte von Musa paradisiaca, dessen Plasma ganz farblos ist. Die chemische Natur der Gerinnsel lasst sich auf zwei Hauptarten zuriickf\u00fchren, auf das Kautsehuck-Gerinnsel, welches der Verf. Elatin nennt, und auf das Klebharz-Gerinnsel, welches erViscin nennt. Das Viscin scheine ein Gemenge von Elatin, Wachsfett und Gummi zu sein. Hierauf folgen die chemischen Analysen des Lebenssaftes, und auch eine Analyse der Milch des Kuhbaums vom Verfasser selbst. Die di\u00e4tetischen und medicinischen Wirkungen des Lebenssaftes werden angef\u00fchrt, auch von der Umbildung des Holzstoffes in Lebenssaft gehandelt. Gummi und Zucker in dem Serum der Lebenss\u00e4fte verhalten sich gerade so, wie Zucker und Gummi in Holzs\u00e4ften. Nun folgt die Beschreibung der Lebenssaftgef\u00e4sse selbst, und zuerst wird das Gef\u00e4ssnetz aus manchen Pflanzen dargestellt, dann redet der Verf. von den Wandungen und von den Verzweigungen derselben. Die Altersverschiedenheiten zeigen sich zuerst in den contrahirten Lebenssaftgef\u00e4ssen, deren Charakter darin besteht, dass sie der ganzen L\u00e4nge nach contrahirt sind, aber einzelne expandirte Stellen zeigen, und dann in den expandirten Lebenssaftgef\u00e4ssen, die in ihrer ganzen Ausdehnung erweitert und von Saft aufgeschwollen erscheinen, aber einzelne contrahirte Stellen zeigen. Die letzten Entwickelungsstufen sind die arti-culirten Lebenssaftgef\u00e4sse. Es giebt aber manche Ueberg\u00e4nge der Formen; so bemerkt man in manchen Pflanzen eine doppelte Schicht von Lebenssaftgef\u00e4ssen, und die innere Schicht ist gew\u00f6hnlich die contrahirte, die \u00e4ussere die expandirte Form. Die verschiedene Gr\u00f6sse und Form des Querdurchschnittes wird angegeben. Was die Lage betrifft, so sagt der Verf., es leide keinen Zweifel, dass in allen Gef\u00e4ssbiindeln die Spi-ralgef\u00e4sse noch Lebensgef\u00e4sse um sich haben, und dieser Ausspruch wird in den Monokotyledonen und den Farm besonders nachgewiesen. Es folgt nun die Entwickelungsgeschichte der Lebensgef\u00e4sse in den Rindenschichten der B\u00e4ume. Die Rinde besteht aus zwei Systemen, dem Oberhaut-System und dem eigentlichen Rinden- oder Gef\u00e4ssrinden - System. Zu jenem geh\u00f6ren Mohls Epidermis und Periderma, die aber naturge-m\u00e4ss nicht leicht zu trennen sind, und eben so machen die Lebenssaftgef\u00e4sse mit den sie bedeckenden B\u00fcndeldecken oder","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"(95)\t7\nSchichtendecken und den das Ganze einschliessenden Zellen (dem Rindenmark) ein nat\u00fcrlich untrennbares Ganze aus, wodurch die eigentliche Rinde (Gef\u00e4ssrinde) gebildet wird. Die Lebenssaftgefasse bieten, sagt der Verf., im Ganzen betrachtet, weniger in ihren \u00e4ussern Formen, als in der Entwickelung und den lebendigen Eigenschaften, bildende Typen dar, wodurch sie sich von den Spiralgef\u00e4ssen sehr unterscheiden. Ihr wesentlicher Charakter liegt in dem Contractions- und Expansionsverm\u00f6gen, das den Centralpunkt bildet, um den sich alle Formenentwickelung bei ihnen dreht. Der Hauptcharakter dieser Gefasse liegt daher nicht allein in Merkmalen an den Formen, wie bei den Spiralgef\u00e4ssen, sondern in der Entwickelungsgeschichte ihrer Th\u00e4tigkeiten und sind weniger anatomisch als physiologisch zu beschreiben. Der Verf. zeigt nun, wie und an welchen Theilen man die Bewegung der S\u00e4fte am besten beobachten k\u00f6nne, und wie sie sich m den verschiedenen Theilen verhalte. Auf \u00e4hnliche Art, wie man oben die aufsteigenden Str\u00f6me in absteigende \u00fcbergehen sieht, gehen nun unten wieder die absteigenden in aufsteigende zur\u00fcck, so dass hier ebenfalls die Str\u00f6me entweder ganz in einander umkehren oder sich theilen. Auf diese Art entsteht nun ein Netz von Kreisbewegungen, die s\u00e4mmtlich unter einander verbunden sind, und in einander \u00dcberfl\u00fcssen k\u00f6nnen; aber auch im Stande sind, sich g\u00e4nzlich von einander a\u00fcszu-. schliessen. Dieses Letztere geschieht dadurch, dass die Theilung der Str\u00f6me in den Anastomosen aufh\u00f6rt und nunmehr der aufsteigende Strom g\u00e4nzlich in einen absteigenden \u00fcbergeht und umgekehrt. Nun kommt der Verf. zu den Bewegungen in den Haaren einiger Pflanzen. Die S\u00e4ftecyklose, sagt er, in den Zellen besteht nicht in einer einfachen Drehung eines ungeteilten Stromes um eine Axe, sondern dadurch, dafs die anastomosirenden Str\u00f6me vielmehr ihre Einheit in den einzelnen Kreisen haben, welche die Maschen der Stromnetze, in sich selbst zur\u00fcckkehrend, bilden. Hierauf von der vorhandenen Schnelligkeit des Saftes unter verschiedenen Umst\u00e4nden. Die bewegende Kraft sei vorz\u00fcglich in der Contraction der Gef\u00e4sse gegr\u00fcndet, dann habe auch der Lebenssaft selbst grossen Antheil daran, und vorz\u00fcglich werde die Richtung des Stromes dadurch bestimmt. Sie liege in dem organischen","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\t(98)\nErregungsprocess des Saftplasma, wodurch er seine plastische Natur erh\u00e4lt. Es sei also die durch innere Anziehung und Abstossung erzeugte oscillatorische Bewegung des Plasma und durch diese innere Bewegung werde das Saftplasma von den Gef\u00e4ssw\u00e4nden angezogen oder repellirt, und der Ern\u00e4hrungs-process werde hierdurch vermittelt. Zusammenhang der Cy-klose in allen Theilen der Pflanzen und Isolirung der CykJose in einzelnen Theilen. Zuletzt Betrachtungen \u00fcber die Cyklose im Allgemeinen.\nEs war eine angenehme Erscheinung, als der Verf. die Bewegung des Saftes in den eigenen Gef\u00e4ssen entdeckt hatte. Man kannte bis dahin nur die Bewegung des Saftes in der Chara, die ebenfalls lange unbeachtet blieb, dann aber in ihrem wahren Werthe erkannt wurde. Hier sahen wir nun eine entschiedene Saftbewegung, und zwar in Pflanzen von sehr entwickelter Bildung. Kein Wunder, dass jedermann, der sich von der Richtigkeit der Sache \u00fcberzeugt hatte, sie mit grosser Freude aufnahm. Der Verf. sagt mit Recht, dass man ihm freundlich zur Seite stand. Nicht lange nachher kam des Verf. Werk: Die Natur der lebendigen Pflanze, in 2 Theilen, heraus, und die Theilnahme musste sich mindern, da man eine grosse Anmassung in dem Werke fand, und eine so geringsch\u00e4tzende Behandlung anderer, dass man dadurch beleidigt wurde. Man fing an in Deutschland an der Richtigkeit der Beobachtung zu zweifeln, und die, welche sie anerkannten, \u00fcberliessen es dem Verf., sie zu vertheidigen. Mit Recht wandte er sich nun nach Paris, um die dortigen Botaniker zu \u00fcberzeugen, und dieses gelang ihm vollst\u00e4ndig. Die Folge davon war die Aussetzung eines Preises f\u00fcr eine Abhandlung \u00fcber diesen Gegenstand, welchen der Verf. gewann. Die Preisschrift erschien aber erst 1839 unter dem Titel: Sur la circulation et sur les vaisseaux laticif\u00e8res dans les plantes p. 1. Dr. C. H. Schultz, und ist in dem Jahresbericht von Meyen f\u00fcr 1839 angezeigt worden. In dem vorliegenden Werke hat der Verf. den Gegenstand ausf\u00fchrlich behandelt. Es ist recht viel Treffendes in diesem Werke; die Darstellung der eigenen Gef\u00e4sse oder Milchgef\u00e4sse, sofam-sie zu dieser allgemein anerkannten Klasse geh\u00f6ren, ist in den meisten F\u00e4llen richtig, und besser als sonst irgendwo gegeben worden;","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"(97) 9\nwas er von dem Milchsaft selbst sagt, verdient die gr\u00f6sste Aufmerksamkeit und R\u00fccksicht von der Seite der Chemiker. Der Verf. w\u00fcrde das Vorz\u00fcgliche geleistet haben, wenn er sich von der Natur h\u00e4tte ruhig leiten lassen, und nicht sich selbst und die Natur gequ\u00e4lt h\u00e4tte, um seinen Lebenssaftge-f\u00e4ssen eine gr\u00f6ssere Bedeutung zu geben, als sie wirklich haben, ihre Gegenwart in allen Phanerogamen, auch in den Farn zu erzwingen und alle Saftbewegung in den Pflanzen auf die einzige in diesen Gef\u00e4ssen zur\u00fcckzuf\u00fchren, so dass eine wahre Circulation in den Pflanzen, wenn auch ohne Herz und ohne Unterschied von Arterien und Venen, herauskommt. Dieses scheint mir viel zu weit gegangen. Gewiss fehlen die eigenen Gef\u00e4sse, oder Lebenssaftgef\u00e4sse, wie der Verf. will, den meisten unserer einheimischen B\u00e4ume, ich habe sie auch vergeblich in der Birke gesucht, wo sie der Verf., zwar nur in einem Querschnitt, abbildet ; sie fehlen in einer grossen Menge anderer Gew\u00e4chse, und man kann bestimmt sagen, dass kaum ein Viertel von allen Phanerogamen damit versehen ist. Da ich hier nicht im Stande bin, die Anatomie von solchen Pflanzen zu geben, worin sie sich befinden sollen, und doch fehlen, so will ich mich nur damit begn\u00fcgen, Bemerkungen \u00fcber eine h\u00f6chst merkw\u00fcrdige Pflanze zu machen, deren Lebenssaftgef\u00e4sse der Verf. beschreibt und abbildet. Es ist Comme-lina coelestis. Hier stellt er Taf. 29 Fig. 1 zuerst bei a die Spiralgef\u00e4ssformen vor, und bei b folgen die Lebenssaftgef\u00e4ss-b\u00fcndel mit dem Heerde der Cyklose, wie der Verf. sagt, auch gehen nach ihm die Str\u00f6me hier in auf- und absteigender Richtung dicht neben einander, und die Anastomosen werden durch Gabeitheilungen vermittelt, wie gew\u00f6hnlich in den B\u00fcndeln, nur dass die Gef\u00e4sse sehr fein contrahirt sind. Ich finde hier, mit einem vortrefflichen Pl\u00f6sselschen Mikroskop, bei einer Vergr\u00f6sserung von 600 im Durchmesser lange Zellen, aber Parenchymzellen mit deutlichen Querw\u00e4nden und durchaus keine Spur von irgend einer Ver\u00e4stelung. In diesen Zellen bemerkt man ein Kreisen der K\u00f6rner, wie in den Zellen von Valisneria, und zwar ungemein deutlich und sch\u00f6n. Der Verf. \u00e4ussert sich \u00fcber diese Bewegung sehr wenig und nebenher, er meint an einer Stelle, die Bewegung geschehe zwischen den Wanden. Aber dieses ist nicht der Fall, die\n2","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10 (98)\nK\u00f6rner dr\u00e4ngen sich einander in ihren raschen Bewegungen, und werden dadurch in die Mitte der Zelle getrieben, wo sie sogleich still liegen. Die bewegende Kraft liegt in den W\u00e4nden einerseits, andererseits aber in den K\u00f6rnern, denn so wie das Chlorophyllkorn einen Kern von St\u00e4rkmeld bekommt, ist es todt. Ich habe dar\u00fcber zu Florenz bei der Versammlung der Naturforscher eine Abhandlung vorgelesen. Nun folgen beim Verf. c die feinen Gef\u00e4ssnetze der einzelnen Zellen, welche aber durch Ramification en vom Heerde aus (e) ihren Ursprung nehmen. Die Str\u00f6me bilden weite Netze, sagt er, und sind nicht auf einzelne Zellen beschr\u00e4nkt, sondern gehen \u00fcber deren Scheidew\u00e4nde hinaus, laufen aber h\u00e4ufig an den W\u00e4nden grosse Strecken entlang, wodurch das Ansehn entsteht, als ob die Bewegung innerhalb der Zellen w\u00e4re. Zuweilen kommen mitten auf einer Zelle viele Str\u00f6me strahlenf\u00f6rmig in einen Punkt zusammen, der das Ansehen eines herzartigen Gef\u00e4ssknotens hat. \u00abDiese Gef\u00e4sse k\u00f6nnen aber nicht von den Gef\u00e4ssb\u00fcndeln b des Verf. auslaufen, da diese nichts als lange Zellen und durchaus nicht \u00e4stig sind; auch w\u00fcrde der grosse Unterschied im Durchmesser beider sonderbar genug sein. Danken wollen wir aber dem Verf., dass er auf diese sonderbare Bewegung wiederum aufmerksam gemacht hat. Sie scheint beim ersten Blicke in feinen Ge-f\u00e4ssen zu geschehen, die in jeder Zelle anders und sehr verschieden gestaltet und verkn\u00fcpft sind, die ich aber nie \u00fcber die Scheidewand der Zelle hinausgehen sah. Bald sind es sehr feine K\u00f6rner von dunkler Farbe, welche fortstr\u00f6men, bald mittlere, bald grosse von einer hellgr\u00fcnen Farbe. Aber oft sieht man, wie sie aufeinander stossen, sich dr\u00e4ngen, und um einander Weggehen, wobei sie \u00fcber die Grenzen des scheinbaren Gef\u00e4sses hinausgehen. Sind diese letztem also Gef\u00e4sse? Ja noch mehr; wenn man die Gef\u00e4sse eine Zeitlang betrachtet hat, so \u00e4ndern sie sich ganz und gar, welches mich in der Meinung best\u00e4rkt, dass es keine Gef\u00e4sse, sondern nur ver\u00e4nderliche Wege der Str\u00f6mung sind, worin sich die an einander reihenden gr\u00fcnen oder dunklen K\u00f6rner bewegen. So erscheint mir die Sache und auch meinem Zeichner Herrn Schmidt. Aber wenn es auch Gef\u00e4sse w\u00e4ren, so h\u00e4tten sie doch mit den eigenen. Gefassen von einem immer weit grosse-","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"(99)\t11\nren Durchmesser und von einem in dem Stamme und den Aesten meistens einfachen Verlauf nichts gemein. Auch in R\u00fccksicht der deutlichen Milchgef\u00e4sse kann ich nicht mit dem Verf. einerlei Meinung sein. Er bildet diese seine Lebenssaft-gef\u00e4sse zuweilen im Stamm sehr ver\u00e4stelt ab, wo sie es nicht sind, z. B. im Stamme von Papaver somniferum, wo sie zwar nebeneinander hinlaufen, doch ohne Verbindung, bis oben in N\u00e4he der Kapseln, wo erst h\u00e4ufige, aber nur kurze Verbindungen Statt finden. Ein netzf\u00f6rmiges Anastomosiren der Ge-f\u00e4sse habe ich seltener gesehen. Und doch m\u00fcssten sie, auch im Stamme, sehr ver\u00e4stelt sein, wenn sie zur Ern\u00e4hrung und \u00fcberhaupt zum Leben bedeutend beitragen sollten. Der Verf. sucht den wesentlichen Character seiner Lebenssaftgef\u00e4sse in dem Contractions- und Expansionsverm\u00f6gen, und behauptet, dass die Bewegung zum Theil durch Contraction geschehe, aber beides ist gewiss nicht richtig. Ich habe die Bewegung in weiten Gef\u00e4ssen gesehen, ohne die mindeste Contraction, und wenn die Gef\u00e4sse wechselnd zusammengezogen und erweitert sind, wie man sie allerdings zuweilen doch selten bemerkt, so h\u00f6rt alle Bewegung in ihnen auf. Der wahre Character besteht in der k\u00f6rnigen Masse, die sich in ihnen befindet, und in der wahren Ver\u00e4stelung, die sie in den flachen Theilen annehmen, da sie hingegen in den langen geraden Theilen oft einfach sind. Wenn man die S\u00e4ftebewegung in den Pflanzen mit der Circulation des Lebenssaftes oder des Bluts in den niedern Thieren vergleicht, so habe ich nichts dagegen, nur frage ich, mit welchen niederen Thieren, denn bekanntlich ist die Circulation hier sehr verschieden, und oft gar wenig klar. Was der Verf. gegen die Lehre sagt, dass der Saft im Holze aufsteige und in der Rinde zur\u00fcckkehre, scheint mir leicht zu widerlegen. Er sagt n\u00e4mlich: Wenn wir im Winter und Fr\u00fchling sich das Holz unserer B\u00e4ume mit Saft f\u00fcllen und in regster Th\u00e4tigkeit begriffen sehen, erscheint das Rindeleben in Ruhe und Unth\u00e4tigkeit. Das ist sehr richtig, aber eben darum fliesst der Saft aus dem Holze in Menge aus, weil er in die Rinde nicht dringen kann. Dass die Bildungen aus der Rinde ganz ohne unmittelbare Wirkungen des Holzes geschehen, bezweifele ich sehr. \u2014 Uebrigens ist\nG*","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12 (loo)\ndie Darstellung des Verf. weit ruhiger, als in seinen fr\u00fchem Schriften.\nDas Verfahren des IL Boucherie, auf die Dauer und Farbe des Holzes dadurch zu wirken, dass man Fl\u00fcssigkeiten von dem lebenden Stamme einsaugen l\u00e4sst, wovon im vorigen Jahresbericht die Rede war, ist nachher von demselben verbessert und weiter getrieben worden. Nach seinem ersten Verfahren musste das Einsaugen im Sommer geschehen, wo man Holz nicht zu f\u00e4llen pflegt, jetzt giebt er aber auch ein Verfahren an, dieses im Winter zu thun. Die Holzst\u00e4mme m\u00fcssen nur vor Kurzem abgehauen und in runde St\u00fccke (billes) geschnitten sein, dann stellt man sie gerade auf und befestigt an das obere Ende einen f\u00fcr Fl\u00fcssigkeit undurchdringlichen Sack, in welchen man die Aufl\u00f6sungen sogleich giesst, um sie einsaugen zu lassen. Wenn Luft in den Gef\u00e4ssen sich befindet, so dringt diese zuerst aus und dann folgt der eigen-th\u00fcmliche Saft, welcher ausfliesst. Jlerr B. konnte auf diese Weise aus 7 Baumst\u00e4mmen in einem Tage 4850 Litres Saft ziehen, wobei ihm nur zwei Menschen halfen. Man kann auch vorher die St\u00e4mme mit Wasser impr\u00e4gniren, um die enthaltenen Stoffe aufzul\u00f6sen, welche dann gleichsam als ein k\u00fcnstlicher Saft ausgetrieben werden. Die Baumst\u00e4mme nehmen verschiedene Fl\u00fcssigkeiten verschieden auf, und nicht immer zieht das lockere Holz leichter ein, als das dichte; denn die Pappel widersteht mehr als Buche, Hainbuche u. s. w., die Weide mehr als Birnbaum, Ahorn und Platane u. s. w. (Comptes rendus p. 1841. T. 1. p. 337).\nUeber diese Untersuchung macht nun Biot einige Bemerkungen ( Compt. rend. 1. c. p. 357 ). Nach einer kurzen Geschichte der Versuche \u00fcber das Aufsteigen von Fl\u00fcssigkeiten in den Pflanzen redet er erstlich davon, dass Boucherie sagt, seine Versuche gel\u00e4ngen nur, wenn der Baum in Saft stehe. Er untersucht, was das heisse, in Saft stehen. Zweierlei findet er, den Ausfluss des Safts beim Anbohren und die L\u00f6sung der Rinde vom Holz; das erste r\u00fchre von der Tur-gescenz her, indem der Saft nicht verdunsten k\u00f6nne, das zweite vom Cambium, das in den Bl\u00e4ttern bereitet und von dort zur\u00fcckgef\u00fchrt werde, denn nach den optischen Kennzeichen, die man an dem Saft des Sycomore (Acer Pseudo-Pia-","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"(loi) 13\ntamis)-und der Birke anzustellen Gelegenheit gehabt hat, kommt der Zucker des Cambium mit dem in den Bl\u00e4ttern iiberein und nicht mit dem Zucker im aufsteigenden Saft. Dann kommt Biot auf das letzte Verfahren von Boucherie, n\u00e4mlich den Saft niedersteigen zu lassen, und sagt, der Stamm, von seiner Wurzel und seinen Ausd\u00fcnstungswerkzeugen getrennt, sei nur ein hygroskopisches Gewebe, es wirke Druck und Capillar-Anziehung zugleich. Zuletzt einige Versuche. Biot liess am 16. Februar eine Birke einen Meter \u00fcber dem Boden abhauen. Der Stumpf, zwei Decimeter \u00fcber der Wurzel angebohrt, gab anhaltend Saft, der Zucker enthielt, wie der abgezapfte Birkensaft gew\u00f6hnlich hat, bis zum 1. Mai. Doch nahm der Zucker, zufolge optischer Pr\u00fcfungen, nach und nach ab. Nun \u00fcberzog sich der Stumpf mit einer klebrigen Materie, es entstanden Adventivknospen, die sich schnell entwickelten und aller Zufluss h\u00f6rte auf; nur am 14. Mai zeigte er sich wieder, ohne dass man eine Ursache finden konnte. In einem andern Versuche liess B. eine Birke am 28. Februar 6 Meter \u00fcber dem Boden anbohren; sie gab keinen Saft. Nun liess er eine dicke Wurzel entbl\u00f6ssen und anbohren, sie gab reichlich Saft, auch noch am 9. April , wo zugleich das Loch, 6 Meter hoch, zu fliessen anfing. Die Dichtigkeit des Saftes aus der Wurzel nahm bis zum 6. M\u00e4rz zu, dann ab bis zum 16.; war aber am 9. April noch viel specifiscli schwerer als der, welcher aus dem Loche 6 Meter hoch ausfloss. Dann machte er vier Bohrl\u00f6cher in eine Birke den 11. Febr. und ein f\u00fcnftes den 14. M\u00e4rz. Der Saft von allen enthielt g\u00e4hrbaren Zucker; der aus dem zuletzt gebohrten Loche hatte das gr\u00f6sste spezifische Gewicht, und was die zugleich gebohrten betrifft, so stand das specifische Gewicht beinahe in geradem Verh\u00e4ltnisse mit der H\u00f6he \u00fcber dem Boden. Diese Versuche kommen im Ganzen, wie auch der Verf. erinnert, mit denen \u00fcberein, welche Knight am Nussbaum angestellt hat. Er glaubt, dass der Saft beim Aufsteigen abgesetzten Zucker in den Zellen getroffen und aufgel\u00f6st habe.\nAuf Boucherie\u2019s Versuche bezieht sich auch eine Note von Gaudichaud (Compt. rend. 1. c. 369). Er spricht von seinen eigenen Versuchen, ein Haar durch die St\u00e4mme sowohl der tropischen als einheimischen B\u00e4ume und Str\u00e4ucher zu f\u00fchren, auch","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"44 (102)\naus dem Stamme in die \u00c4ste, und aus dem Stamme in die Wurzel. Die Gefasse st\u00e4nden also in genauer Verbindung. Diese Verbindung Labe nun auch Boucherie durch seine Versuche dargethan.\nIn den Compt. rend. 1. c. p. 381 findet sich ein Schreiben von Herrn Millet, worin er sagt, dass ihm die Erfindung angeh\u00f6re, und dass er ein brevet d\u2019invention vom Minister des Handels habe, warum er schon am 23. Juni 1840 nachgesucht. Er wende das Verfahren nicht blos auf frisch geschlagenes, sondern aucli auf Holz an, was seit zwei Monaten gef\u00e4llt worden, es m\u00f6ge so trocken sein, als man will.\nEine anatomische Untersuchung solcher gef\u00e4rbter St\u00e4mme w\u00fcrde hier sehr zweckm\u00e4ssig, ja noting sein. Dann k\u00e4me es in wissenschaftlicher sowohl als technischer R\u00fccksicht darauf an, wie lange nach dem F\u00e4llen ein Stamm die Kraft beh\u00e4lt, Fl\u00fcssigkeiten einzusaugen. Mit dem blossen hygroskopischen Anziehen der Fl\u00fcssigkeit ist die Sache nicht abgemacht. Aus der Spitze eines mit einer Fl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkten Dochtes fliesst nichts aus, wenn er auch unten in die Fl\u00fcssigkeit versenkt ist; ich sehe also nicht ein, wie aus einem Bohrloche der Saft fliessen kann, der von der Wurzel aufgesogen wird. Solche mechanische Erkl\u00e4rungen machen, dass man etwas zu wissen glaubt und doch nichts weiss. Aber ihr macht es eben so, erwiedert man, wenn ihr die Lebenskraft zur Erkl\u00e4rung zu H\u00fclfe ruft. Nicht ganz. Wir bringen den Gegenstand in eine andere Reihe von Erscheinungen, die einer sehr genauen Bestimmung f\u00e4hig sind. Und ist die Erkl\u00e4rung durch Capillari-tat genau bekannt? Hat nicht Poisson nachgewiesen, dass Laplace etwas von Bedeutung bei diesen Erkl\u00e4rungen \u00fcbersah? und musste er nicht, um die Theorie einigermassen zu retten, Verdichtung einer tropfbaren Fl\u00fcssigkeit annehmen, ein sehr gewaltsames Mittel?\nUeber die Art zu athrnen in den Bl\u00e4ttern von Nelumbium von Raffeneau-Delile (Annal, d. scienc. naturell. T. 16. p. 328. Wenn man einen Riss am Rande eines Blattes von Nelumbium macht, sagt Delile, und in den Blattstiel einbl\u00e4st, so geht die Luft durch die Kan\u00e4le, die sich am Risse endigen, hinaus. Aber wenn man Luft einbl\u00e4st, ohne eine Wunde gemacht zu haben, welche die Kan\u00e4le ge\u00f6ffnet hat, so geht sie durch die nat\u00fcrlichen Poren hinaus und wird","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"(103)\t15\nsichtbar, sobald man eine Wasserschicht dar\u00fcber bringt. Ein leichtes Einblasen bringt nur ein geringes oder gar kein sichtbares Hervordringen von Luft hervor, weil die Luft unter der Wasserschicht zwischen den Papillen des Ueberzuges hinschleicht, denn eine Luftschicht befindet sich immer zwischen der Epidermis und dem Wasser, welches den Ueberzug bedeckt. Der Verf. kam auf den Gedanken, durch die Blattstiele zu blasen, weil er zu Kairo in seiner Jugend gesehen hatte, dass sich Tabackraucher der langen Bl\u00fctenstiele von Nymphaea bedienten, indem sie den Grund der Bl\u00fcte zerst\u00f6rten und ihn mit Taback f\u00fcllten. \u201eDas Einblasen zeigte mir, f\u00e4hrt der Verf. fort, dass der mittlere Theil des Blattes von Nelumbium mit L\u00f6chern durchbohrt ist, und ein wahres Sieb von Stomaten und kleinen Oeffnungen darstellt; ich nahm mir also vor, aufmerksam zu beobachten, was mit den Bl\u00e4ttern vorginge, so lange sie noch an den Pflanzen waren. Ich sah dann, dass, wenn das Wasser einige Zeit sich \u00fcber der Mitte des Blattes befand, viele Luftblasen von selbst durch das Wasser aufstiegen, und ich erkannte bald, dass die Luft, welche aus dem Mittelpunkt des Blattes hervorkam, sich von affen umgebenden Theilen des Blattes, das heisst von der \u00fcbrigen Oberfl\u00e4che des Blattes dahin begiebt. Denn in der That, wenn man die ganze Oberfl\u00e4che mit Wasser bedeckt, so kommt aus dem Mittelpunkt keine Luft mehr hervor, so wie man aber einen Theil dieser Oberfl\u00e4che vom Wasser befreit der Luft aussetzt, so wird der Luftstrom wieder hergestellt, und zeigt sich, wenn er stark genug ist, durch Blasmi. Ich glaubte im Anfang, dass die ausgeathmete Luft zu den Stomaten durch die Blattstiele k\u00e4me, aber im Gegentheil, ich sah vielmehr, dass der Luftstrom herabstieg, wie folgender Versuch bewies. Ich schnitt ein halbes Meter unter Wasser ein schmales d\u00fcnnes, zwei Centimeter langes St\u00fcckchen vom Blattstiel ab, wodurch die Luftkan\u00e4le in dieser L\u00e4nge ge\u00f6ffnet wurden. Die Luft trat in Blasen heraus, aber nur von dem oberen Theile der Wunde, und so wie das Blatt mit Wasser bedeckt wurde, trat keine Luft heraus, wohl aber, so wie das Blatt oder nur ein Theil desselben vom Wasser befreit wurde. Verwundet man hingegen den mit Stomaten durchbohrten mittlern Theil des Blattes, so kommt ein Milchsaft, von Luftblasen heraus-","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"46\t(104)\ngestosseil, hervor.\u201d Die Versuche wurden von 2\u20143 Uhr in den Nachmittagsstunden in der Sonne angestellt, als die Hitze 20 \u2014 25\u00b0 war. Um Mitternacht und auch des Morgens, wenn die Sonne noch nicht schien, fand keine Luftentwickelung Statt. Das entwickelte Gas fand der Verf. wenig von atmosph\u00e4rischer Luft verschieden. Er h\u00e4lt demnach f\u00fcr bewiesen, dass der Ueberzug des Blattes (le velout\u00e9) die Luft absor-birt, und die Stomaten wiederum sie aushauchen.\nGegen diese Mittheilung sagt Dutrochet (Ann. d. sc. 16*. 330), er habe schon fr\u00fcher gefunden, dass die Bl\u00e4tter der Nymphaea aus dem unten abgeschnittenen Theile des Blattstieles Luft entwickeln, sie sei aber reich an Sauerstoff. Er habe geschlossen, sie r\u00fchre von der bekannten Wirkung des Lichts auf den gr\u00fcnen Theil der Bl\u00e4tter her, h\u00e4ufe sich in den Luft-Organen an und gehe in den Luftkan\u00e4len des Blattstiels zur\u00fcck, auch habe er den Zusammenhang dieser Kan\u00e4le mit dem Blatte gezeigt. Er wundert sich, dass Delile seiner Untersuchungen nicht gedacht habe, da er ihm doch die Sammlung seiner Werke geschenkt.\nDelile erwiedert (Ann. d. sc. 46. 333), seine Versuche w\u00e4ren verschieden; er habe Luft in die Blattstiele geblasen, Dutrochet nicht; er habe die Versuche mit Bl\u00e4ttern und Blattstielen angestellt, die noch an der Pflanze befindlich waren, Dutrochet nicht; er habe die Sonderbarkeit der Bl\u00e4tter von Ne-lumbium angezeigt, dass sich n\u00e4mlich die Stomatien auf der Oberfl\u00e4che des Blattes um den Mittelpunkt allein befinden. Dutrochet sage, er habe ohne Beweis angenommen, dass die Luft, welche das Blatt von Nelumbium aushaucht, aus der Atmosph\u00e4re komme, der Beweis sei jedoch leicht, da das ganz unter Wasser getauchte Blatt keine Luft entwickele. Zuletzt behauptet er, auch wirklich des Nachts und bei dunkeim Wetter Luftentwickelung zuweilen bemerkt zu haben.\nDas Letzte greift Dutrochet an (Ann. d. sc. 46. 335), indem er die Richtigkeit der Beobachtung in Zweifel zieht und hinzusetzt, nicht bloss zuweilen m\u00fcsse er es beobachtet haben. Dann meint er, dass die Luft aus dem Blattstiel nur dann sich entwickele, wenn die Oberfl\u00e4che des Blattes mit Wasser bedeckt sei, komme daher, weil dann die Luft aus den Poren nicht entweichen k\u00f6nne und in den Blattstiel zu-","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"(105) 17\nr\u00fccktrete, da sie hingegen bei unbedeckten Poren in die Atmosph\u00e4re entweiche.\nDurch diese Schriften veranlasst, hat H. Lamotte die Bl\u00e4tter von Nymphaea durch den Blattstiel mit Quecksilber eingespr\u00fctzt (Compt. rend. 1841. T. 2. p. 626, wo sich auch die vorigen Abhandlungen p. 688, 807, 838, 877 finden)* Die metallische Fl\u00fcssigkeit, sagt Herr Lamotte, geht im Anf\u00e4nge in einer sehr langen R\u00f6hre den Blattstiel entlang und kommt zu dem Parenchym des Blattes. Da ver\u00e4stelt sie sich, indem sie einem der Nerven folgt und sich in einem der Polygone verbreitet, die davon umschrieben werden. Ehe sie jedoch in die Fl\u00e4che (limbe) des Blattes gelangt, geht das Quecksilber in einen der benachbarten Kan\u00e4le und kehrt zur\u00fcck, indem es eine grosse Anzahl von cylindrischen R\u00f6hren des Blattstiels anf\u00fcllt; zu gleicher Zeit geht es weiter bis zum \u00e4ussersten Ende des Hauptblattnerven und tritt nach und nach in das Parenchym der Blattfl\u00e4che. Endlich zerstreut es sich \u00fcber die ganze Ausdehnung dieses Organs, indem es eine Menge von kleinen labyrinthischen Kan\u00e4len durchdringt, die so zahlreich sind, dass die IJnterfl\u00e4che davon ganz versilbert erscheint.\nMan hat schon \u00f6fter Einspr\u00fctzungen der Pflanzengef\u00e4sse versucht, doch in der Regel ohne sichern Erfolg, weil die zarten Membranen zu leicht zerreissen. In diesem Falle, wo im Blattstiele und in den grossen Blattnerven lange Luftkan\u00e4le ohne Zwischenw\u00e4nde sich befinden, war die Einspr\u00fctzung ganz zweckm\u00e4ssig. In den feinsten Theilen scheint das Quecksilber allerdings die feinen Haute zerrissen und sich zerstreut zu haben. Ein Gleiches m\u00f6chte auch wohl geschehen, wenn man zu stark in die Kan\u00e4le des Blattstiels bl\u00e4st, und Delile\u2019s Methode k\u00f6nnte auch irre f\u00fchren. Uebrigens haben die Bl\u00e4tter von Nelumbium, so wie von Nymphaea an der untern Fl\u00e4che, wo sie bei Nymphaea immer, bei Nelumbium in der Jugend die Wasserfl\u00e4che ber\u00fchren, keine, auf der obern der Atmosph\u00e4re zugekehrten hingegen sehr viele und sehr kleine Spalt\u00f6ffnungen. Deutliche Luftg\u00e4nge, welche zu den Spalt\u00f6ffnungen f\u00fchren, finde ich ebenfalls nicht. In der Mitte des Blattes, da wo der Blattstiel eintritt, sieht man oben keine Spalt\u00f6ffnungen, wie sie denn gew\u00f6hnlich auf den Nerven sich","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18 (106)\nnicht befinden; auch bemerkt man, wenigstens in der Regel nicht, keine wahren L\u00f6cher, und un veritable crible de stomates ou petites bouches, wie Delile sagt, habe ich wenigstens nicht gesehen. Doch verdienen die Versuche der beiden Botaniker grosse Aufmerksamkeit und Wiederholung. Sie lassen sich nicht so leicht erkl\u00e4ren, denn sonst entwickeln alle gr\u00fcnen Theile der Pflanzen, im Sonnenlicht und zwar unter dem Wasser, Sauer-stoffgas, hier aber soll dann die Entwickelung von Gas aufh\u00f6ren.\nUeber die Krystalle in den Zellen der Pflanzen hat Herr Payen mikroskopische und chemische Untersuchungen angestellt (Compt. rend. 1811. T. 2. p. 799), Zuerst ist von den krystallischen Massen die Rede, welche Meyen in dem Feigenbaum entdeckt hat, und welche in einer gr\u00f6sseren Zelle durch ein Band aufgeh\u00e4ngt sind. Diese Massen bestehen nicht allein aus einer krystallisirten mineralischen Substanz, sondern auch aus einem organischen Gewebe, worin jene Substanz aufgel\u00f6st abgesondert wird. Das Gewebe ist vor den Krystallen schon vorhanden. Es befindet sich in einer grossen Zelle und ist aus zwei Theilen zusammengesetzt, die ihrer Structur und Function nach sehr verschieden sind. Der eine ist aus einem dem umgebenden ganz gleichen Zellgewebe gebildet, und macht das zellige Band aus, welches mit seinem obern Ende an der innern Oberfl\u00e4che der epider-mischen Schichten h\u00e4ngt. Der andere Theil besteht aus einem feinen Gewebe von so kleinen Zellen, dass sie Punkten gleichen, und so zahlreich, dass aus ihrer Vereinigung eine Masse von bedeutendem Volumen entsteht. Dieser Theil ist wie ein Kronleuchter an dem Bande in fler grossen Zelle aufgeh\u00e4ngt. Das Band ver\u00e4ndert sich nicht durch die Vegetation, wohl aber das feine Gewebe, worin der kohlensaure Kalk abgesondert wird. Die leeren Stellen dieses Organs erf\u00fcllen sich nach und nach mit einer Aufl\u00f6sung von kohlensaurem Kalk, der bald krystallisirt. Man bemerkt dann auf der \u00e4ussersten Zellenlage Erhebungen (mammelons), zuweilen eckige, die Meyen, da er das feine Gewebe nicht kannte, f\u00fcr eine Umh\u00fcllung der nackten Krystalle hielt, die sich auf der Centralmasse von Gummi, an deren Gegenwart er glaubte, angelegt habe. Die Bl\u00e4tter vieler Arten aus der Familie der Urticeen haben bald","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"(107)\t19\nauf der obern, bald auf der untern Seite, bald auf beiden \u00e4hnliche Apparate. Nicht in allen Pflanzen, worin sich Kry-stalle befinden, verh\u00e4lt es sich auf dieselbe Weise. Die Kry-stalle in Cannabis sativa und Broussonetia papyrifera sind an der innern Wand der Zellen aufgeh\u00e4ngt, woraus die Haare bestehen. An einem grossen Blatte von Broussonetia papyrifera z\u00e4hlte er bis 134,000 absondernde Apparate von kohlensaurem Kalk. Alle mineralischen Substanzen in den Gew\u00e4chsen, wenn sie auch eine eckige polyedrische Form annehmen, sind nicht isolirt oder zuf\u00e4llig zerstreut, sondern immer in Zellen von einem organischen Gewebe abgesetzt, das sie um-schliesst. Auch in der Chara wird der kohlensaure Kalk in dem Zellgewebe an der Oberfl\u00e4che abgesetzt, welches viel Stickstoff enth\u00e4lt, und die langen r\u00f6hrenf\u00f6rmigen Zellen um die beiden innern H\u00f6hlungen bedeckt. Oxalsaurer Kalk findet sich in Haufen von kleinen spitzen Krystallen, die aus einem Mittelpunkte hervorkommen, in dem Parenchym und um die Blattnerven vieler Pflanzen, auch kommt er in rhombo-\u00ebdrischen Krystallen in dem Parenchym der Bl\u00e4tter von Citrus, Limonia und Juglans regia vor. In diesem letzten tritt das absondernde Gewebe \u00fcber die Krystalle deutlich heraus. In den Cacteen zeigt sich der oxalsaure Kalk in grossen sph\u00e4-roidischen Massen, die aus Krystallen in spitzen Bl\u00e4ttchen oder in Prismen bestehen und bald mit Spitzen besetzt, bald glatt sind. Sie \u00e4hneln sich in verwandten Arten. Die bekannten Raphiden hat der Verf. ebenfalls beobachtet und gefunden, dass jeder dieser nadelf\u00f6rmigen Krystalle sich in kleinen Zellen erzeugt, die an einander gereiht sind. Sie bestehen aus oxalsaurem Kalk. Als Payen die Organe, welche den Oxals\u00e4uren Kalk absondern, ein\u00e4scherte, fand er auf einer Glasplatte das kieselhaltige Skelet derselben ganz erhalten. Wenn man Grashalme, St\u00e4mme von Equisetum, von Cactus, ferner Bl\u00e4tter, Blumenbl\u00e4tter, Pollenk\u00f6rner mit S\u00e4uren behandelt und nachher ein\u00e4schert, so bleiben ebenfalls deutliche Skelete zur\u00fcck. \u2014 Nach den Versuchen, welche Payen mit dem Berichterstatter (Mirbel) angestellt hat, sind die absondernden Organe der krystallinischen Materien kleine Massen von einem kuglicht-zelligen Cambium. Payen habe von Anfang an geur-theilt, dass diese absondernden Organe aus einem Stickstoff-","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20 (108)\nhaltigen Zellstoff best\u00e4nden. Dieses w\u00e4re gegen die Regel, denn der Zellstoff enth\u00e4lt keinen Stickstoff ; aber P. hatte auch gefunden, dass Cambium viel Stickstoff enth\u00e4lt; jene Organe sind also Cambium. \u2014 Noch etwas \u00fcber die fl\u00fcssigen Secre-tionen. Der ungef\u00e4rbte und durchsichtige Saft in den grossen Zellen auf der Oberfl\u00e4che von Mesembrianthemum crystalli-num macht die rothgef\u00e4rbte Lakmustinctur blau und giebt durch Abdampfen oxalsaures Kali. Die Membranen, welche diesen Saft absondern, enthalten auch oxalsauren Kalk im kuglicht-zelligen Cambium. Es ist also deutlich, dass die ganze oberfl\u00e4chliche Schicht sich in einem Zustande von Alkalinit\u00e4t befindet. Nicht so ist es mit den darunter liegenden Schichten, welche deutliche Zeichen von S\u00e4ure geben.\nMeyen sah wohl die Bl\u00e4schen \u2014 so nennen die deutschen Botaniker jenes Gewebe \u2014 denn sie sind gar leicht zu sehen, hielt sie aber nicht f\u00fcr die absondernden Organe der Krystalle. Payens Beobachtungen und Versuche verdienen grosse Aufmerksamkeit. In der Rhabarberwurzel sind die Krystalle von oxalsaurem Kalk mit Amylum umgeben, wie die Jodtinctur zeigt, und so sind \u00fcberhaupt die Ver\u00e4nderungen der Stoffe in den Zellen sehr mannigfaltig. Die angereihten kleinen Zellen, welche den Raphiden vorangehen sollen, habe ich noch nicht gesehen.\nHieher geh\u00f6rt auch Herrn Ch. Morren\u2019s Abhandlung \u00fcber die Symmetrie des Chlorophylls in den Pflanzen (Bullet, de FAcad. R. d. Sc. d. Bruxell. 1841 T. 2 p. 81). Der Verf. theilt das Chlorophyll \u00fcberhaupt in das gallertartige und das k\u00f6rnige, und giebt von dem ersten folgende Arten an: 1) Kugelf\u00f6rmiges (globiforme) Chi. Chaetophora endiviaefolia hat ein solches gr\u00fcnes Endochrome (innere farbige Substanz) in Kugeln zusammengeh\u00e4uft, die den ganzen Durchmesser der durchsichtigen und gallertartigen R\u00f6hren dieser Pflanze einnehmen. 2) Axen-Chl. (axile). Ausser mehrern Conferven, welche das Endochrome wie ein St\u00e4bchen geformt, in der Axe ihrer Glieder haben, findet es sich- auf eine \u00e4hnliche Weise in den Zellen der Bl\u00e4tter von Polygonum tinctorium. Der ungef\u00e4rbte gallertartige Stoff liegt hier zwischen der Axe der Zellen, wo die gr\u00fcne Substanz vorkommt, und den W\u00e4nden derselben. 3) Ringf\u00f6rmiges Chi. (annulaire). Ausser der Con-","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"(109) 21\nferva zonata und der Draparnaldia plumosa, wo Mold es schon gesehen, zeigt es sich auch sehr sch\u00f6n in der Draparnaldia tenuis, wo es in der Mitte der Zelle liegt. Draparnaldia glomerata und Dr. uniformis Agardh haben es auch, letztere wenig regelm\u00e4ssig. 4) Spindelf\u00f6rmiges Chi. (fusiforme). Sehr sch\u00f6n zeigt es sich in der Tyndaridea pectinata, wo es im Anf\u00e4nge zwei Kugeln bildet, aus denen sich die gr\u00fcne Materie sternf\u00f6rmig verbreitet, dann entstehen zwei Verl\u00e4ngerungen, verbinden sich mit einander, und gehen in einen spindelf\u00f6rmigen K\u00f6rper \u00fcber, nachdem die sternf\u00f6rmige Masse absor-birt worden, der sich in zwei Kegel endigt. Dieser K\u00f6rper enth\u00e4lt das Sporidium, oder ist es selbst. Die Vereinigung zweier F\u00e4den ist nicht immer nothwendig, um einen solchen erzeugenden K\u00f6rper hervorzubringen; sie geschieht \u00fcbrigens zwischen den beiden endochromischen Massen. 5) Doppelt-cylindrisches Chi. (bilineaire). Zwei Cylinder liegen parallel neben einander in einem Gliede der Draparnaldia plumosa. 6) Viereckiges Chi. (carr\u00e9e). Merkw\u00fcrdig. Die gr\u00fcne Materie in Ilydrodictyon utriculatum tritt aus ihren Zellen heraus und formt sich in viereckige Massen, die sich nachher in vier Theile theilen. 7) Sternf\u00f6rmiges Chi. (stell\u00e9e). Die vorhandenen Arten von Tyndaridea liefern bekannte Beispiele. 8) Aestiges Chi. (rameuse). Tritt ebenfalls aus den Zellen von Hydro-dictyon utriculatum heraus, und bildet, wie das obige, Vierecke, wie Aeste, die aus einem Mittelpunkt zu f\u00fcnf, sechs, sieben oder mehren hervorkommen. Zu gewissen Zeiten haben die K\u00f6rner in den Zellen von Hydrodictyon eine Bewegung und dann tritt auch die gr\u00fcne Materie heraus. \u2014 Der Verf. geht nun zu dem k\u00f6rnigen Chlorophyll \u00fcber, und redet zuerst von den scheinbaren Stielchen, welche Raspail und Turpin wollten gesehen haben. Die K\u00f6rner ber\u00fchren oft die Wand so genau, wenn auch nur in einem Punkt, dass die Haut der Zelle, zu dem Korn hingezogen, ein Stiel scheint, ln andern F\u00e4llen erscheint das Korn ordentlich gegen die Wand der Zelle platt gedr\u00fcckt. Die Arten des k\u00f6rnigen Chlorophylls sind: 9) Linienf\u00f6rmiges Chi. In Reihen gestellte K\u00f6rner, die Kreisbogen machen, sind die generischen Kennzeichen der Gattung Nostoc. 10) Axen-Chl. Die K\u00f6rner bilden in der Axe der Zellen einen Cylinder, in Conferva capillaris, quadrangula,","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22 (HO)\nZeugnema compressum und littoreum. Auch in Polytrichum aloides, so lange es noch in dem byssusartigen Zustande ist. Selbst in den Phanerogamen findet es sich auf diese Art, z. B. in den Zweigen von Pinus Strobus und in den Bl\u00e4ttern von Polygonum tinctorium. 11) Ringf\u00f6rmiges Chi. Der Ring findet sich in der Mitte der Zelle in vielen Algen, z. B. Conferva vesicata Ag, C. dissiliens Dillw., C. lanosa, C. lubrica, C. nana, C. compacta, brachymelis Lyngb. 12) Polarisches Chi. Es h\u00e4uft sich an den beiden Enden der Zelle an, in den jungen Bl\u00e4ttern von Cycas revoluta und den einzelligen Haaren in der Blume von Marica coerulea. 13) Viereckiges Chi. Vier K\u00f6rner von gr\u00fcner oder anderer Farbe machen den Charakter mehrerer Algen, wie Ulva aureola, Porphyra laciniata (var. umbilicata), Tetraspora lubrica, Palmelia terminalis. 14) Kreisf\u00f6rmiges Chi. Ist eine sehr gew\u00f6hnliche Stellung. Oft stehen \u201esie um einen Kern (cytoblaste). Die Verh\u00e4ltnisse in der Stellung zwischen dem Kern und den freien K\u00f6rnern scheinen auf eine Anziehung zu deuten, welche jener auf diege aus\u00fcbt. 15) Strahliges oder bogenf\u00f6rmiges Chi. In der Jugend einer Zelle von Spirogyra nitida, sagt der Verf., findet man an der Wand gegen die Mitte einen rundlichen, scheinbar linsenf\u00f6rmigen (discoide) K\u00f6rper, der meistens zwei Kreise oder zwei Ellipsen darstellt, wovon der eine in den andern eingeschrieben ist. \u2014 Die Windungen in dieser Alge, die anfangs sehr regelm\u00e4ssig sind, entstellen sich ; einige werden eckig und treiben ihre Ecken gegen den K\u00f6rper, andere ver\u00e4ndern ihre Stelle und ihre Enden kr\u00fcmmen sich gegen den K\u00f6rper. Bald zieht er alle die F\u00e4den des Chlorophylls gleichsam an, so dass die sechs Spiralen in sechs Bogen verwandelt werden, die sich an jenem Punkt endigen; die Bogen bilden gleichsam Gew\u00f6lbe, welche die Zelle zu st\u00fctzen scheinen. Die Bogen ver\u00e4ndern endlich ihre Stellen dadurch, dass die Enden, die sich an den gemeinschaftlichen Mittelpunkt scldiessen, absorbirt werden, und verwandeln sich in eben so viel Strahlen, die von einem Centralk\u00f6rper ausgehen. Dieses Centrum ist dann eine Masse von gr\u00fcner Materie, die bald die durchsichtige Umgebung der Zelle vor sich hertreibt, um daraus eine R\u00f6hre zur Verbindung zu bilden, bald aber in die R\u00f6hre eindringt, um die erzeugenden Spiroiden darzustellen. Sehr","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"(Ill) 23\nmerkw\u00fcrdig ist noch folgende Beobachtung des Verf. an dem h\u00e4utigen Endokarpon von Arum maculatum. Die Zellen sind eif\u00f6rmig und sehr durchsichtig. Ein grosser hemisph\u00e4rischer Kern (cytoblaste) ist an der Zelle zwischen ihren W\u00e4nden befestigt, von dem f\u00fcnf bis sechs regelm\u00e4ssige Bogen eines k\u00f6rnigen rothen Chlorophylls ausgehen, mit eif\u00f6rmigen, sehr wohl gebildeten K\u00f6rnern, die sich gegen die innere Wand der Zelle biegen. Auch hier zeigt sich der Kern als ein Mittelpunkt der Anziehung. Beobachtet man diese sch\u00f6ne Stellung im Sommer bei warmerWitterung, so sieht man die Chlorophyllk\u00f6rner in einem Kreise sich um den Kern bewegen, und wie es scheint in kleinen Gefassen innerhalb der Zellen, wie man es in den Haaren vieler Pflanzen sieht, so wie in den eif\u00f6rmigen Zellen der Pflaume und den sph\u00e4rischen von Symphoricar-pos glomerata, auch in den reifen Pfirsichen. Was in Arum maculatum geschieht, l\u00e4sst glauben, dass die Stellung des Chlorophylls in Bogen in vielen F\u00e4llen daher kommt, dass die Kugeln, die sich fr\u00fcher in ihren Gefassen bewegten, jetzt in Ruhe gekommen sind. 16) Chi. in Spiralen. In einer einfachen Spirale sieht man es in Zeugnema quininum Agardh. Aber der Verf. sali es auch in den langen und grossen Zellen von Psilotum, wo es eine breite, platte und braune Bande bildet; in dem Diachym von Selaginella decomposita Spreng., in den Bl\u00e4ttern von Hypnum lucens, Sphagnum acutifolium, Hydrodictyon utriculatum und endlich auch in Crassula ciliata. In einer doppelten Spirale allein in Algen, wie Zeugnema de-ciminum, in einer dreifachen nur in Zeugnema nitidum.\nWenn der Verf., dem wir diese treffliche Abhandlung zu danken haben, von Cytoblast spricht, so meint er doch nicht, wie es scheint, den Zellenerzeuger in Zellen. Auch Meyen glaubt, dass die Chlorophyllk\u00f6rner ihre Stellung von einer zur Ruhe gekommenen Bewegung h\u00e4tten, ja er behauptete, diese Bewegung oft gesehen zu haben. Das ist mir ausser den bekannten F\u00e4llen nicht gelungen, lieber die Gef\u00e4sse in Zellen ist schon oben geredet worden.\nHiermit wollen wir sogleich die Nachricht von einer Abhandlung desselben Verf. \u00fcber Efflorescenzen auf den Pflanzen verbinden (Bullet, d. 1. Acad. d. Bruxell. T. 1. p.345). Zuerst \u00fcber die krystallinischen Efflorescenzen. Laminaria sac-","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24 (112)\ncharina setzt wirklich krystallischen Zucker auf der Oberfl\u00e4che ab, wie der Verf. beobachtete; es ist nicht blos Salz, wie Gre-ville meint. Vanilla aromatica. Die Fr\u00fcchte (auch die zu L\u00fcttich gewonnenen) sind mit Krystallen von Benzoes\u00e4ure bestreut, aber ausser dieser noch mit einer organischen Substanz in l\u00e4nglichen, etwas spindelf\u00f6rmigen oder cylindrischen, gefalteten, trocknen, braunen, gelben oder orange Zellen, welche ein fl\u00fcchtiges, braunes, wohlriechendes Oel ausschwitzen. Sie treten aus der Placenta hervor. 2) Die kuglichten (globu-linaires) sind organisirt; sie finden sich am h\u00e4ufigsten, und der bl\u00e4uliche Staub der Pflanzen entsteht meistens dadurch. Sie sind gleich an Gestalt, aber nicht gleich an Gr\u00f6sse, im reflectirten Licht weiss, milchfarben, im gebrochenen gelblich, etwas beweglich, wenn man sie ins Wasser bringt, und sie bewegen sich dann wie die Brownschen K\u00f6rper. Nach und nach werden sie klebrig und vereinigen sich endlich in Haufen, oder oberfl\u00e4chliche Platten. Der Verf. beschreibt nun die Efflo-rescenzen von Mesembrianthemum deltoides, maximum, de-cumbens, Cacalia repens, wobei erinnert wird, dass an einigen Cacalien die Haare diesen Staub ersetzen, Kleinia suffruticosa, Calandrinia speciosa und zuletzt an den Pflaumen. Er verglich damit Wachs, und fand dieses im Aeussern \u00e4hnlich. Hiebei macht er die Bemerkung, dass er im Honig bei mikroskopischer Untersuchung noch die Pollenk\u00f6rner gefunden habe, woraus der Honig bereitet wurde, und empfiehlt eine mikroskopische Untersuchung zur Erkennung des Honigs. 3) Efflo-rescenzen in Haufen. Sie finden sich auf den Weinbeeren, und zwar auf der Haut derselben in eif\u00f6rmigen Haufen und sehr grossen Kugeln. 4) Schlauchartige Efflorescenzen (utri-culiformes). Sie erscheinen auf den best\u00e4ubten Aurikeln. Diese merkw\u00fcrdige Efflorescenz zeigt sich zuerst in besondern Schl\u00e4uchen, welche nachher auseinander fliessen oder platzen und ihren staubigen Inhalt ausstreuen. Jeder Schlauch besteht aus einer feinen Haut, die leicht zerreisst und weiss ist. Im Innern finden sich trockne, weisse, matte K\u00f6rner, Millimeter gross, Platten (plaques) von verschiedner Gestalt, von \u20225\u2122 Millim. und kurze F\u00e4den von wenig zahlreichen K\u00fcgelchen. 5) Epitheliumartige (epithelimorphes) Efflorescenzen. Sie machen den Uebergang zu den Abschuppungen. Hieher geh\u00f6rt","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"(IM) 25\nder blaue Staub auf den Fr\u00fcchten von Thuya orientalis, welchen der Verf. genau beschreibt. Sehr gute, deutliche Abbildungen sind diesen Abhandlungen beigef\u00fcgt.\nStamm. Knospen. Bl\u00e4tter.\nRecherches g\u00e9n\u00e9rales sur FOrganographie, la Physiologie et F Organog\u00e9nie des V\u00e9g\u00e9taux. M\u00e9moire par Ch. Gaudichaud. Par. 1841 mit 18 lithogra-phirten Tafeln, setze ich hierher, da f\u00fcrs erste nur von der Bildung und dem Wachsthum der Pflanzen in R\u00fccksicht auf Stamm, Bl\u00e4tter und Knospen die Rede ist. Ueber andere, unter dem sehr allgemeinen Titel begriffene, Gegenst\u00e4nde verspricht der Verf. in der Folge seine Untersuchungen bekannt zu machen. Er giebt zuerst eine ideale Darstellung einer ganz einfachen Pflanze in folgenden S\u00e4tzen. Er nennt sie erstens ein Cotyledonarblatt. Dieses Cotyledonarblatt besteht zweitens, abgesehen von andern Geweben, aus einem Nerven-, Holz- und Rindengef\u00e4sssystem, welches man in ein oberes und unteres theilen kann. Das obere System kann man in drei Theile oder Glieder (merithalle), in das Stamm-, Blattstiel- und Blattfl\u00e4chensystem (M. tigellaire, p\u00e9tiolaire et lim-baire) eintheilen. Die Trennungslinien dieser drei Systeme werden mesophyte, mesophylle genannt und eben so die Trennungslinie zwischen dem obern und untern mesocaul\u00e9orhize. 3) Der Verf. nennt die urspr\u00fcnglichen Gef\u00e4sse, welche den Markkanal bilden, Nerven-Merithall-Gef\u00e4sse; die des Holzes R\u00f6hren- oder holzige Merithallgef\u00e4sse; die der Rinde Faser-Merithallgef\u00e4sse. Diese urspr\u00fcnglichen Gef\u00e4sse geh\u00f6ren entweder zu einem aufsteigenden oder absteigenden System. 4) Die Gef\u00e4sse beider Systeme gehen von einem Punkt aus und entwickeln sich in entgegengesetzter Richtung. 5) In einigen F\u00e4llen schl\u00e4gt das W\u00fcrzelchen und das St\u00e4mmchen (tigelle) mehr oder weniger fehl (Crinum aus Brasilien), in andern die Blattstiele und die Blattfl\u00e4che (Cacteen). 6) In den Monokotyledonen-Embryonen giebt es urspr\u00fcnglich nur ein umh\u00fcllendes Merithall-Gef\u00e4ss-System. 7) In den Dikoty-ledonen- oder Polykotyledonen-Embryonen giebt es aber zwei oder mehrere. 8) Gef\u00e4ss-System heisst das Ganze der urspr\u00fcnglichen Gef\u00e4sse eines Blattes, als Pflanze betrachtet.\n3","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26 (114)\nDiese Gef\u00e4sse bestehen aus verschiedenen Arten von Geweben, die durch ihre Vereinigung die verschiedenen Organe bilden. In den Monokotyledonen bleiben diese Gewebe vereinigt und wachsen zusammen, in den Dikotyledonen trennen sie sich gew\u00f6hnlich, um zum Theil den Markkanal zu bilden, in dem sich besonders die Spiralgef\u00e4sse befinden; zum Theil aber gehen sie zur Rinde und machen die Fibern derselben aus. 9) Die Kotyledonen verbinden sich mit einander in den Dikotyledonen- und Polykotyledonen-Embryonen, wie sich die Kelchbl\u00e4tter zu einem einbl\u00e4ttrigen Kelch, die Blumenbl\u00e4tter zu einer einbl\u00e4ttrigen Blume verbinden u. dgl. m. 10) Von der Zahl der Kotyledonen, sp\u00e4ter der Bl\u00e4tter, von der Stellung dieser Theile und von der Anordnung der Gewebe entstehen die beiden Hauptklassen der Vegetabilien. 11) Unabh\u00e4ngig von der Endknospe (Axenknospe, bourgeon axifere) kann jeder Lebensknoten (m\u00e9socaul\u00e9orhize, mesophyte und mesophylle) Seitenknospen hervorbringen. 12) Der Norm nach giebt es nur eine Knospe in dem Monokotyledonen-Embryon. 13) Es giebt eine oder mehrere in dem Dikotyledonen-Embryon; einen f\u00fcr jedes Blatt; sie schlagen oft fehl. 14) Die Endknospen und Seitenknospen stellen Aeste in der Anlage vor. Sie bestehen aus einer bestimmten Anzahl von regelm\u00e4ssig gestellten Bl\u00e4ttern und nehmen, nachdem sie an der Luft, in der Erde oder im Wasser sich befinden, verschiedene Gestalten an, wie die Zwiebeln der Lilien u. dgl. m. zeigen. 15) Der ausdauernde Stamm einer Dikotyledone wird urspr\u00fcnglich (abgesehen von den andern Geweben) aus den Gef\u00e4ssen des untern Merithalls eines jeden Blattes gebildet. Diese Gef\u00e4sse werden wieder nach und nach, ihrem respectiven Anwachsen zufolge, ein j\u00e4hrlicher Trieb nach dem andern, ein Kreis (verticille) nach dem andern, und zuweilen ein Merithalle nach dem andern, von den Radikular-Verl\u00e4ngerungen des absteigenden Systems derselben Bl\u00e4tter bedeckt. Diese Verl\u00e4ngerungen sind selbst eingeh\u00fcllt und symmetrisch gesondert durch das sogenannte epidermische, pulpose und markige Zellgewebe, nach der Stelle, die sie einnehmen, oder nach der besondern Weise ihrer Entwickelung. Oder mit andern Worten: ein ausdauernder Stamm ist aus Bl\u00e4ttern zusammengesetzt, die \u00fcber einander liegen und eines dem andern ein-","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"(115) 27\ngeimpft ist, zwischen den r\u00f6hrigen Nervgef\u00e4ssen des Holzes und den fibr\u00f6sen Gef\u00e4ssen der Rinde, und zwar durch die Radikular-Verl\u00e4ngerung derselben Gef\u00e4sse. \u2014 Nach diesen vorausgeschickten S\u00e4tzen sucht nun der Verf. zuerst f\u00fcr die Dikotyledonen seine Haupts\u00e4tze zu beweisen. Er nimmt eine junge Radiespflanze (Raphanus sativus), die nur zwei Bl\u00e4tter ausser den Kotyledonenbl\u00e4ttern getrieben hat, und stellt den Verlauf der Gef\u00e4ssbiindel in Querschnitten und dann in L\u00e4ngsschnitten dar. Man sieht, sagt er, dass die r\u00f6hrigen Gef\u00e4sse der Pr\u00e4mordialbl\u00e4tter zwischen der Epidermis und den r\u00f6hrigen Gef\u00e4ssen der Kotyledonen herabsteigen und diese letztem umgeben, ferner, dass sich in diesem Augenblicke von dem Mittelpunkte bis zum Umfange Markstrahlen bilden, welche die Entwickelung der fasrigen Gewebe bef\u00f6rdern, und diese Gewebe in schmale excentrische Linien trennen. So bilden sich also die ersten Markstrahlen. Aus dieser doppelten Entwickelung des r\u00f6hrigen hinabsteigenden Gewebes der Primordialbl\u00e4tter ausserhalb des hinaufsteigenden oder meri-thallischen Gewebes der Kotyledonen und der Markstrahlen entsteht ein Zerreissen der Epidermis des ersten Kotyledon-Me-rithalls in zwei Lappen, und die Bildung einer neuen Epidermis. Dasselbe zeigt sich auch an vielen andern jungen Pflanzen, und besonders an Brassica Rapa, welches der.Verf. ebenfalls darstellt. Hierauf kommt er zur Entwicklung der Knospen des Kastanienbaums (Castanea edulis). Wenn man, sagt er, im Fr\u00fchjahr der Entwickelung einer solchen Knospe folgt, so bemerkt man folgende Erscheinungen: Nachdem die Rinde des jungen Astes weggenommen ist, sieht man, dass die r\u00f6hrigen Gef\u00e4sse von einem Blattpaare der Spitze sich regelm\u00e4ssig mit dem des unmittelbar darunter liegenden Merithalls zusammenf\u00fcgen, mit ihnen wechseln und sich mit ihnen verbinden, die nun eben so zu den darunter liegenden sich verhalten. Aber indem diese Merithall - Gef\u00e4sse sich von unten nach oben entwickeln und sich nach mathematischen Gesetzen anordnen, die man leicht f\u00fcr jedes Gew\u00e4chs, f\u00fcr jede Gattung, zuweilen f\u00fcr jede Familie bestimmen k\u00f6nnte, entwickeln sich ihre Wurzel-Verl\u00e4ngerungen von oben nach unten, von dem Gipfel des Stamm-Merithalls oder dem Mesophyte an, dass die Wurzel-Verl\u00e4ngerungen des zweiten Merithalls\n3*\nso","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28 (116)\nden ersten bedecken, die des dritten den zweiten und ersten, und folglich auch die Wurzelgef\u00e4sse des zweiten, die des dritten den ersten, zweiten und dritten und die Wurzelverl\u00e4ngerungen des dritten, die dann auch den zweiten und ersten bedecken u. s. w.; so dass die Wurzel-Verl\u00e4ngerungen des letzten obern Merithalls, sei er einfach oder zusammengesetzt, alle die untern bedecken, wohl verstanden, dass dieser Merithalle einen Wirtel darstelle. Die r\u00f6hrigen Wurzel-Gef\u00e4sse der Bl\u00e4tter, regelm\u00e4ssig in Strahlen gestellt durch die nach aussen sich verbreitenden Zell-Mark-Gewebe, bilden nun die Jahresschichten und das holzfge Skelet des Stammes der Di-kotyledonen-B\u00e4ume, so dass auf der Basis eines Baumstammes die r\u00f6hrigen Unter-Merithall- oder wurzeltragenden Gef\u00e4sse der Bl\u00e4tter des Gipfels, sich auf der Oberfl\u00e4che aller Holzschichten befinden, indem die Merithall - Gef\u00e4sse oder die aufsteigenden der ganzen Pflanze regelm\u00e4ssig in der Mitte des Stammes stehen, wo sie den Markkanal bilden, der sich genugsam durch seine centrale Lage, durch seine Spiralgef\u00e4sse u. s. w. auszeichnet, indem die r\u00f6hrigen Gef\u00e4sse nur durch verl\u00e4ngertes, mit Spalten und Punkten bezeichnetes Zellgewebe gebildet erscheinen. Nun kommt der Verf. zu den Beweisen fiir seine Meinung, hergenommen von dem Anschwellen der Rinde \u00fcber einem um den Stamm angelegten Bande, und von dem Anwachsen der Theile von oben nach unten, wenn die Rinde um den Baum weggenommen worden, wovon viele Beispiele angef\u00fchrt und dargestellt werden. Hierauf redet der Verf. aber nur vorl\u00e4ufig \u00fcber manche andere Gegenst\u00e4nde der Phytologie, indem er eine genauere Untersuchung verspricht, und zwar von dem Abl\u00f6sen der Theile in der Mitte der Fr\u00fcchte von Anagallis, Lecythis und an den Kelchen von Eucalyptus, Hyoscyamus, Datura u. s. w., der Deckel an den Samen von Canna, Commelina und \u00e4hnlicher. Auch bestimmt er die Gattungen Piper, Cubeba und Serronia nach ihren Kennzeichen beil\u00e4ufig. Ferner redet er vorl\u00e4ufig von der merkw\u00fcrdigen Bildung der St\u00e4mme einiger Sapindaceen , Bignoniaceen, ferner von Bauhinia, Rhynchosia, Abrus, wovon auf der letzten Tafel Abbildungen gegeben werden. Zuletzt noch etwas \u00fcber den Schaden, den ein unvorsichtiges Beschneiden der B\u00e4ume hervorbringt. In dem zweiten Kapitel redet der Verf. zuerst","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"(117) 29\nvon den Monokotyledonen, und betrachtet darin, eben so wie vorher, ein aufsteigendes und absteigendes Gefass - System. Nur, sagt der Verf., ist hier der Unterschied, dass die Ge-f\u00e4ssbiindel auf Hindernisse an den Knoten der Basis der Zwiebel u. s. w. stossen, und sich hier auf mancherlei Weise verwickeln. Er kommt hiebei auf einige Gegengr\u00fcnde gegen seine Theorie. Man sagt, f\u00fchrt er an, die Gefasse, welche aus dem Stamm in die Knospen gehen, weichen von ihren Wegen, um in die Knospen zu gelangen. Aber, setzt er hinzu, man sieht Spiralgef\u00e4sse in den Knospen und diese k\u00f6nnten doch nur aus den Gef\u00e4ssen des Markringes kommen, wie nun aber, wenn das Mark des Stammes an vielen B\u00e4umen zerst\u00f6rt ist, wie man an vielen B\u00e4umen bemerkt? Aber noch mehr, f\u00e4hrt der Verf. fort, man sieht gar oft, dass Knospen, welche wahre Spiralgef\u00e4sse haben, sich auf der Wurzel entwickeln, worin dergleichen nicht vorhanden sind. Nein, sagt er, nichts Fasriges, nichts Zeitiges, nichts Festes endlich, steigt aus dem Stamme oder den Aesten auf in die Knospen, um sie zu bilden; Alles formirt sich dort von selbst aus organisirbaren, und nicht aus organisirten Elementen, indem im 'Gegentheil ausgebildete und zum Theil organisirte S\u00e4fte (cambium) in dem fl\u00fcssigen Gewebe sich noch bilden und fest werden, indem sie aus diesen Knospen in die Aeste, aus den Aesten in die St\u00e4mme und aus den St\u00e4mmen in die Wurzeln \u00fcbergehen, durch eine Art von Verl\u00e4ngerung, die dem Fortwachsen der Wurzeln analog, wenn nicht gar mit derselben einerlei ist.\nDer Verf. geh\u00f6rt zu den geistvollen M\u00e4nnern, welche Alles zu generalisiren streben, aber sich doch dabei von der Natur nicht entfernen, sondern die Gegenst\u00e4nde mit einem richtigen Blick auffassen. Es ist urspr\u00fcnglich die Lehre von Petit-Thouars, aber mit Scharfsinn und Kenntniss ausgef\u00fchrt. Gaudichaud hat, meiner Ansicht nach, v\u00f6llig recht, wenn er sagt, nichts Fasriges, nichts Zelliges, nichts Festes steige aus dem Stamme oder den Aesten in die Knospen auf, um sie zu bilden. Wie der Kern des Samens entsteht die Knospe f\u00fcr sich, in den Winkeln der Bl\u00e4tter, in einer Erweiterung des Stammes oder des Astes; ein Haufen von Zellgewebe macht den Anfang, dann folgen die Spiralgef\u00e4sse oder auch Spiroi-","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30 (118)\nden, die nach jedem Theile der Knospe gehen, und offenbar nicht einzelne von den B\u00fcndeln des Stammes oder des Astes gesonderte Gef\u00e4sse sind. Ja es ist sogar schwer zu sagen, ob sie in der jungen Knospe mit dem Stamme oder Aste in irgend einer Verbindung stehen. Denn auch in der entwickelten Knospe legen sich die Gef\u00e4sse an einander, und selten geht ein und dasselbe Gef\u00e4ss ununterbrochen aus dem Stamme oder Aste in die ganz entwickelte und angewachsene Knospe; es kann also die Verbindung erst sp\u00e4ter durch ein angelegtes Gef\u00e4ss zu Stande gekommen sein. Es scheint mir jedoch ebenfalls. dass aus der Knospe Holz in den Stamm oder Ast hineinwachse. Die an einander liegenden Gef\u00e4sse keilen sich n\u00e4mlich nach unten zu oft aus, oder laufen spitz zu, gerade so, wie es in den Wurzeln gegen die Spitze zu geschehen pflegt. Auch sieht man zuweilen die an einander liegenden Gef\u00e4sse nach beiden Enden hin spitz zulaufen, so dass es scheint, als ob sich das Gef\u00e4ss nach beiden Enden hin verl\u00e4ngert habe. Wenn man ferner einen eben entwickelten Zweig betrachtet, so sieht man schon mit blossen Augen ein frisches Holz aus der Knospe in den Stamm oder Ast eintreten und sich darin auskeilen, ja ich habe beobachtet und bekannt gemacht, dass ein Frost, der die eben entwickelte Knospe ge-t\u00f6dtet hatte, seine Wirkungen bis in den Ast hinein erstreckte, und man sah, wie das Erfrorene sich nach unten zu verschm\u00e4lerte und aufh\u00f6rte. Aber eben dieser Erscheinung wegen scheint mir der Theil von der Theorie des Verf., worin er die Jahresschichten aus diesem Herabwachsen der Gef\u00e4sse, aus den Knospen und Bl\u00e4ttern in den Stamm und Ast ablei tet, nicht richtig zu sein. Das frische und hier erfrorene Holz geht n\u00e4mlich nicht weit in den Ast hinein, und die Gef\u00e4sse erstrecken sich ununterbrochen nicht weit, sondern setzen sich nur dadurch fort, dass sie sich an einander legen. Widerlegt wird diese Theorie auch durch die Masern im Holz der B\u00e4ume, wo sich wahre Holzschichten gebildet haben, ohne dass ein Ast mit Bl\u00e4ttern hervorwuchs. Die Schichten entstehen also hier unabh\u00e4ngig von Knospen- und Blattbildung. Auch legen dicke St\u00e4mme in der Regel gleich dicke Jahres-schichten oder Jahrringe an, ohne dass von allen Seiten gleichf\u00f6rmig Aeste umher stehen. Ferner sehe ich nicht ein, wie","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"(110) 31\nsich ein ganzer Holzring um einen Ast oder gar um den ganzen Stamm von dem wenigen Holz bilden soll, welches aus den Knospen herabw\u00e4chst, ohne dass seitw\u00e4rts Holz sich ansetzt. Nimmt man aber dieses an, so kann man eben so gut das Holz nach der gew\u00f6hnlichen Meinung seitw\u00e4rts um den letzten Jahrring herum anwachsen lassen; die Erscheinungen sprechen nicht dagegen, sondern mehr daf\u00fcr. So geschieht also beides zugleich, das Holz w\u00e4chst aus der Knospe in den Stamm oder Ast, aber nicht weit hinein, und es setzt sich Holz um den \u00e4ussersten Jahrring an, einen neuen zu bilden. Die Erweiterung des Stammes oder Astes, und das Eintreten aus den Knospen in denselben, bis auf eine gewisse Grenze, sieht man deutlich von Aussen unter den Knospen bei sehr vielen B\u00e4umen und Str\u00e4uchern angezeigt. Ich habe dieses in meinen Grundlehren der Kr\u00e4uterkunde wenigstens angedeutet. Auch sieht man in den Anatomisch-botanischen Abbildungen H. 1. T. 7. F. 12 deutlich, wie sich die Spiralgef\u00e4sse oder die Spi-roiden an einander legen, und zwar eines mit dem spitzen Ende nach oben, das andere mit demselben nach unten gekehrt.\nUeber linsen f\u00f6rmige Lii ck en im Marke der P Ganzen (On Discoid piths) findet sich eine Abhandlung von Ch. Morren in den Annals of natural History T. 4 (1840) p. 73.*) Um den Ursprung dieser L\u00fccken im Marke, die durch Querw\u00e4nde von einander getrennt sind, zu erkl\u00e4ren, hat der Verf. folgende Untersuchungen angestellt, und zwar zuerst und besonders an Begonia argyrostigma. Erste Periode. Das Mark ist ununterbrochen, voll, dicht, und besteht aus Zellen, die sph\u00e4risch, aber durch Druck auf einander prismatisch geworden sind. Die Zellen werden stufenweise l\u00e4nger in die Quer, und bilden so horizontale Lagen. In dieser Periode sind die Zellen voll Fl\u00fcssigkeit und St\u00e4rkmehl; das Mark erscheint gr\u00fcn, wie der keimende Kotyledon einer Pflanze. Zweite Periode. Das Mark hat sich durch die Entwickelung des Zweiges mehr ausgedehnt; das St\u00e4rkmehl hat sich in Nahrungssaft verwandelt ; es verschwindet zuerst aus den Centralzellen des Markes, wo sich Kerne (nuclei) bilden mit einigen Kugeln\n\u00a5) Man erlaube mir, wichtige Abhandlungen nachzuholen, damit man nicht glaube, sie w\u00e4ren absichtlich \u00fcbergangen.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32 (120)\nvon Chlorophyll. Durch den Verlust dieser n\u00e4hrenden Substanz gehorchen die unorganischen Substanzen, z. B. Salze den Kr\u00e4ften der unorganischen Welt und krystallisiren in den Zellen. Die Fl\u00fcssigkeit in den Zellen, oder die zubereitete Fl\u00fcssigkeit, die ihren Ursprung in dem herabsteigenden Saft hat, und die zu dem Marke durch die Markstrahlen gekommen ist, wird f\u00fcr die Knospen absorbirt. Die Verminderung, welche durch diese Absorption entsteht, macht die Zellen leer, wodurch sie sich in einer Horizontalfl\u00e4che von einander sondern. So entsteht die Spalte. Man k\u00f6nnte sagen, dass die Kraft des Saugens von Seite der Knospen nach der Richtung der Axe geschehe, denn in dieser Richtung wird die Spalte gebildet. Die Spalten sind zuerst in einer grossen Entfernung von einander. Dritte Periode. Alles f\u00e4hrt fort, wie es angefangen hat. Die Umgebung des Markes allein enth\u00e4lt noch etwas St\u00e4rkmehl, aber aus dem \u00fcbrigen Mark ist diese n\u00e4hrende Substanz ganz verschwunden. Der zubereitete Saft wird immer weniger; gegen die Knospe trocknet das Mark mehr und mehr aus, die Spalten vermehren sich und werden sp breit, dass sie linsenf\u00f6rmige L\u00fccken darstellen, welche Markscheiben zwischen sich haben. Die letzten sind aus Lagen von Zellen gebildet, die zierlich von einander gesondert sind. Jetzt verliert das Mark seine gr\u00fcne Farbe und wird hellgelb, indem die Zellmembranen vertrocknen; es bilden sich gl\u00e4nzende Punkte, zahlreiche Krystalle, die sich aus dem Saft ausscheiden, worin sie aufgel\u00f6st waren. Dass dieses Alles auf die angegebene Weise vor sich gehe, sieht man auch aus Folgendem. Wenn man n\u00e4mlich einen Stamm dieser Pflanze, so lange sie noch frisch ist, und das Mark blos Spalten hat, der L\u00e4nge nach durchschneidet, so sieht man nach zwei Tagen, dass die Spalten linsenf\u00f6rmige L\u00fccken geworden sind, und dass die Markscheiben sich gebildet haben, dass die Zellen, indem die Fl\u00fcssigkeit vertrocknete, gelb wurden, und dass Krystalle erscheinen. Vierte Periode. Die Knospe hat sich entwickelt und der Ast gebildet; das Mark ist nun unn\u00fctz geworden. Allen Saft hat es verloren, das Zellgewebe ist aufgetrocknet; die Trockniss hat alle Zellenlagen gesondert, und eine betr\u00e4chtliche Menge von Querw\u00e4nden haben sich gebildet. Diese W\u00e4nde sind leer und braun, und Salze","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"(181) 33\nhaben sich in mancherlei Gestalten krystallisirt. Dies ist die Periode des Todes. Es folgen hierauf die Beobachtungen an einem Wallnussbaume gemacht. Er nahm einen Ast von einem Wallnussbaume, dessen junger Schuss sehr lang war. Die Endknospe war von dem vorletzten Blatte durch einen Zwischenknoten von neun Centimeter in der L\u00e4nge getrennt. Dann kam ein Blatt in einer Entfernung von f\u00fcnf Centimeter, und ein anderes noch eilf Centimeter tiefer. An diesem Aste war das Mark voll bis auf zw\u00f6lf Centimeter unter der Endknospe, aber da, wo jedes Blatt eine Knospe in dem Blattwinkel hatte, war das Mark mit einigen linsenf\u00f6rmigen L\u00fccken durchsetzt. Hier sah man deutlich, dass die Knospe das Mark aussaugt; und ein besserer Beweis f\u00fcr die aussaugende Kraft der Knospe kann nicht gegeben werden. \u2014 Der Verf. bemerkt, dass sich ausser Krystallen eine harzige Substanz in dem alten Mark absetzt, und er meint, dass auch das Mark zum Absatz unn\u00fctzer Stoffe dienen m\u00f6ge. Zuletzt Bemerkungen \u00fcber einige Arten von Jasminum, welche best\u00e4tigen, dass St\u00e4rkmehl, als die n\u00e4hrende Substanz, beim Treiben der Knospen in der Mitte des Markes vermindert und endlich ganz verzehrt werde. Im Anf\u00e4nge dieser Schrift geht der Verf. die Meinungen der Botaniker \u00fcber die Verrichtungen des Markes durch, und bleibt bei De Candolle\u2019s Meinung stehen, welcher das Mark f\u00fcr den n\u00e4hrenden Theil der Knospen h\u00e4lt, f\u00fcr den Kotyledon der Knospen, womit allerdings die Beobachtungen des Verf. \u00fcbereinstimmen. Aber De Candolle nimmt auch an, dass die H\u00f6hlungen von einer Zerreissung des Zellgewebes herr\u00fchren, und der Verf. zeigt, dass dieses durchaus nicht der Fall sei, sondern dass sich die Lagen der in die Quer verl\u00e4ngerten Zellen von einander sondern, um die L\u00fccken zu bilden. Auch f\u00fchrt der Verf. im Anf\u00e4nge mehrere Beispiele an, dass von verwandten Pflanzen gar oft die eine linsenf\u00f6rmige L\u00fccken im Marke habe, die andere hingegen ein durchaus dichtes Mark, zu welchen Beispielen noch zuletzt Jasminum kommt, indem J. azoricum ein dichtes Mark, und J. officinale ein Mark mit L\u00fccken hat.\u2014 Es scheint, als ob durch die gr\u00fcndlichen Untersuchungen des Verfassers der Gegenstand fast erledigt sei.\nObservationes phytophysiologicae auct. A. H. A. J. M\u00fcnter,","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34 (132)\nBerol. 1841, ist der Titel einer sehr guten und zweckm\u00e4ssigen Inauguraldissertation, die auch in der Linnaea T. 15 p. 209 abgedruckt ist. Sie enth\u00e4lt Beobachtungen \u00fcber das Anwachsen des Stammes und der Bl\u00e4tter. Nachdem der Verf. das Geschichtliche angef\u00fchrt, geht er zu den Beobachtungen \u00fcber. Er machte sie zuerst an Hyacinthen, indem er einen Schaft von der Basis bis zur untersten Bl\u00fcthe in 6 Theile, jeden von 3\"', theilte, und sie 10 Tage nach einander mass. Der unterste hatte in 6 Tagen seine gr\u00f6sste L\u00e4nge von 5'\",4 erreicht, der zweite ebenfalls in 6 Tagen von 5\"',7, der dritte in 5 Tagen von 6\", der vierte in 6 Tagen von 6'\" ,6, der f\u00fcnfte in 6 Tagen von 7'\",4, der sechste in 7 Tagen von 8'\", 7. Eine andere Reihe von Versuchen stimmte damit sehr \u00fcberein. Auch gaben die Beobachtungen \u00fcber den Schaft von Sagittaria sagittifolia, wie der Verf. sagt, dasselbe Resultat. Hierauf stellte er Versuche \u00fcber das Anwachsen des Stammes von Phaseolus communis an. Der achte Zwischenknoten wurde in zwei Theile von 3'\" getheilt; der untere wuchs in 6 Tagen von 3'\" zu 21'\", 3, der obere in derselben Zeit von 3\"' zu 37\"'. Der f\u00fcnfte Zwischenknoten wurde zu derselben Zeit in vier Theile getheilt; der untere wuchs in 6 Tagen von 4'\",5 zu 12'\" >5; der zweite von 4'\",5 zu 18'\",5; der dritte von 4'\",5 bis 36\",8; der vierte von 0\"',8 zu 5'\",5. Den zweiten Zwischenknoten theilte er in f\u00fcnf Theile. Der unterste wuchs in 12 Tagen von 5'\",5 zu 8\"',1; der zweite von 5'\",5 zu 13'\",5; der dritte von 5\"',5 zu 21'\"; der vierte von 5\"',5 zu 42'\", 6 ; der f\u00fcnfte wurde nach 8 Tagen in zwei Theile getheilt, und es fand sich, dass der untere Theil nicht mehr wuchs, wohl aber der obere. Aus diesen letzten Versuchen zieht der Verf. folgende Schl\u00fcsse: 1) Jeder Zwischenknoten wird im Anf\u00e4nge \u00fcberall ausgedehnt und w\u00e4chst. 2) Die Theile, welche dem unteren Knoten am n\u00e4chsten sind, h\u00f6ren zuerst auf zu wachsen, hierauf folgen die h\u00f6heren u. s. w. 3) Die unterste Abtheilung bleibt die kleinste, wenn sie auch im Anf\u00e4nge dieselbe Gr\u00f6sse, wie die \u00fcbrigen, gehabt hat. Das Wachsthum der Zwischenknoten nimmt nach oben zu. 4) Im obern Theile des Zwischenknotens dauert das Wachsthum fort, nachdem die Basis schon zur gr\u00f6ssten L\u00e4nge gekommen ist. Was von drei Zwischenknoten gesagt sei, meint der Verf.,","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"(123) 35\nlasse sich auch wohl auf die \u00fcbrigen ausdelmen und f\u00fcr g\u00fcltig halten. Nun werden Versuche \u00fcber das Anwachsen der Blattstiele gemacht, ein Gegenstand, der vorher noch nicht untersucht worden. Der Blattstiel von Sagittaria sagittifolia w\u00e4chst im Anf\u00e4nge \u00fcberall an, dann h\u00f6ren zuerst die mittlern Theile auf zu wachsen, indem die Basis und das Ende fortfahren. Ganz anders aber verh\u00e4lt sich der Blattstiel von Phaseolus communis in dieser R\u00fccksicht. Im Anf\u00e4nge verl\u00e4ngerten sich alle Theile und zwar in wachsender Progression, dann wuchsen die untern Theile besonders an, hierauf die obern und endlich die n\u00e4chsten an den Blattplatten. Ueber das Anwachsen der jungen Zweige in die Dicke hat der Verfasser einige Beobachtungen angestellt und gefunden, dass die Zwischenknoten zuweilen in der Dicke abnehmen. Knospen von Aesculus Hippocastanum sah er im Winter in vier Monaten weder an L\u00e4nge noch an Dicke zunehmen. Zuletzt Versuche \u00fcber das Anwachsen der Bl\u00e4tter und zwar zuerst der Monokotyledonen. Er findet, dass im Anf\u00e4nge alle Theile zugleich ausgedehnt werden. An Hyacinthus und Crocus wachsen die untern Theile mehr an als die obern, an Sagittaria die Theile, wo der Blattstiel sich einsenkt. Die obern Theile des Blattes h\u00f6ren zuerst auf zu wachsen, die untern nachher. Was die Bl\u00e4tter der Dikotyledonen betrifft, so gesteht der Verf. selbst, dass seine Versuche \u00fcber das Anwachsen derselben noch unvollkommen sind. \u2014 Wir w\u00fcnschen mehr solche Inauguraldissertationen.\nIn der Linneischen Gesellschaft las Prof. Don eine Abhandlung \u00fcber die Dr\u00fcsen von Nepenthes destilla-toria (Annals of nat. History T. 7 p. 218). Diese Organe, welche Don Clathrophoren nennt, sind von Treviranus, Meyen lind Korthals beschrieben. Ueber ihre Verrichtung ist man noch immer in Zweifel, aber es scheint dem Verf., dass sie entweder die Oeffnungen sind, wodurch die Fl\u00fcssigkeit in den Schlauch fliesst, oder, dass sie mit der Respiration der Pflanzen in Verbindung stehen. Der Verf. glaubt mit Morren, dass der Schlauch aus der Blattplatte entstanden sei, dessen R\u00e4nder sich schon fr\u00fch vereinigten; den Deckel aber h\u00e4lt er f\u00fcr ein Gebilde, wie etwa der Helm und die Blumenbl\u00e4tter von Aconitum, welches von der Spitze des Blattes entstanden ist. Der Schlauch von Sarracenia habe einen \u00e4hnlichen Bau. Den","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36 (124)\nDeckel von Cephalotus vergleicht er mit dem labellum von Cypripedium, indem sich das modificirte Blatt zuerst zu einem Sack umbildet, und der Deckel folgt, da hingegen an Nepenthes der Deckel zuerst sich bildet. Die obere Fl\u00e4che des ausgebreiteten Theiles des Blattstiels von Nepenthes ist ohne Spalt\u00f6ffnungen, wohl aber ist die untere damit versehen. Die \u00e4ussere Fl\u00e4che des Schlauches hat auch keine Spalt\u00f6ffnungen, aber sie ist besonders in der Jugend mit langen, pfriemenf\u00f6r-migen, oft gespaltenen, oft mit einem Sporn an der Basis versehenen Haaren besetzt; die innere Fl\u00e4che hat keine Spalt\u00f6ffnungen, aber Clathrophoren und meistens einfache, b\u00fcschelf\u00f6rmige Haare. Die Oberfl\u00e4che der Schl\u00e4uche im Sarra-cenia purpurea besteht aus Zellen mit wellenf\u00f6rmigen W\u00e4nden und hat kleine Spalt\u00f6ffnungen; die Faserb\u00fcndel bestehen ganz aus langem Pleurenchym, das anliegende Parenchym aber aus sch\u00f6nen Spiralfaserzellen. Die Haare der innern Fl\u00e4che des Deckels sind einfach, hohl, zur\u00fcckgebogen, pfriemenf\u00f6rmig und l\u00e4ngsgestreift; sie kommen aus einer etwas erhabenen Basis. In den Schl\u00e4uchen von Cephalotus sind die Spalt\u00f6ffnungen gross, oval und geschlossen.\nDie Vergleichung des Deckels von Nepenthes destillatoria mit solchen Gebilden, wie Helm und Blumenbl\u00e4tter von Aconitum scheint mir sehr gezwungen. Ich halte den Deckel noch jetzt f\u00fcr das Blatt, den Schlauch f\u00fcr den Blattstiel, weil das Blatt immer vor dem Blattstiel erscheint, und so auch hier der Deckel vor dem Schlauch. Morren hat zwar dagegen eingewendet, die Regel, dass vor dem Blattstiele das Blatt erscheine, sei nicht allgemein, an den Wasserpflanzen entwickele sich der Blattstiel vor dem Blatt. Aber dieses ist wirklich nicht der Fall. Die Bl\u00e4tter der Wasserpflanzen, z. B. von Nymphaea, erscheinen immer vor dem Blattstiel, nur sind sie von der Seite so zusammengerollt, dass man sie f\u00fcr den Blattstiel h\u00e4lt, k\u00f6nnen sich auch im Wasser nicht ausbreiten. Dann w\u00e4chst der Blattstiel rasch hervor, und wenn die Bl\u00e4tter die Oberfl\u00e4che des Wassers erreichen, breiten sie sich schnell aus und sind sogleich in bedeutender Gr\u00f6sse da. Treibt Nymphaea Bl\u00e4tter \u00fcber dem Wasser, z. B. wenn das Wasser im Sommer ausgetrocknet ist, so entstehen kleine runde ausgebreitete Bl\u00e4tter deutlich vor dem Blattstiel.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"(125) 37\nlieber die St\u00e4mme verschiedener Lianen, und besonders aus der Familie der Malp ighiaceen von Adr. de Jussieu. Annal, des scienc. naturell. T. 15. p. 234. 1st ein Auszug aus einer Monographie dieser Familie, und also meistens beschreibend, so dass hier ein Auszug davon nicht gegeben werden kann. Doch wollen wir etwas herausheben. Es erhellt aus allen den gemachten Beobachtungen, sagt der Verf., dass die Lianen aus der Familie der Malpi-ghiaceen zuweilen auf die gew\u00f6hnliche Weise, wie die holzigen Pflanzen, wachsen, aber dass sie sich auch noch \u00f6fter davon entfernen. In diesem Falle bleiben die Holzb\u00fcndel nicht einander gen\u00e4hert, und das Holz bildet keinen unzertheil-ten Centralk\u00f6rper, sondern die Holzb\u00fcndel streben sich mehr oder weniger von einander zu entfernen, und das Rindengewebe, welches immer das Holz \u00fcberzieht, schiebt sich nun dazwischen ein. Dies geschieht auf eine verschiedene Art; bald bildet dieses Rindengewebe ein Netz im Holz, welches dadurch in sehr kleine unregelm\u00e4ssige B\u00fcndel getheilt wird, bald entwickelt sich der Holzk\u00f6rper ungleichf\u00f6rmig, die Rinde scheint von Aussen nach Innen zu dringen und das Holz nach den Strahlen zu zertheilen, eine Theilung, die immer weiter geht und endlich vollst\u00e4ndig wird, so dass nun ein Ast aussieht, als ob mehrere einander gen\u00e4hert oder gemeinschaftlich gedreht w\u00e4ren. Ein Charakter, der dem Holze aller dieser St\u00e4mme gemeinschaftlich ist, besteht in der Entwickelung der get\u00fcpfelten R\u00f6hren, wie sie auch fast an den meisten kletternden Pflanzen sich finden. Ein anderer Charakter an der Rinde einiger St\u00e4mme, die zu derselben Gattung geh\u00f6ren, ist die Abwesenheit des Bastes in allen Schichten, ausser in der ersten, wo sich die Bastfasern zerstreut finden. \u2014 Der Verf. kommt nun zu einigen andern Bildungen, die \u00e4hnliche Formen zeigen, und zwar zu den Sapindaceen, den Lianen der Asclepiadeen, einer Art von Celastrus, den Bauhiniaceen, Bignoniaceen, Aristolochieen und einigen andern, deren Beschreibung hier keinen Auszug erlaubt. Gaudichaud hat in dem oben angef\u00fchrten Werke mehrere solcher St\u00e4mme abbilden lassen, aber noch keine Erkl\u00e4rung gegeben.\nGaudichaud hat mir Querschnitte von solchen merkw\u00fcrdigen St\u00e4mmen mitgetheilt. Es sind Malpighiaceen, welche","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38 (126)\nganz mit der Beschreibung \u00dcbereinkommen, welche Jussieu davon giebt. Die Rinde, und zwar eine Korkrinde, w\u00e4chst von Aussen nach Innen in die Kl\u00fcfte des Holzes hinein, ungef\u00e4hr wie die Samenh\u00fclle in das Albumen der Kastanien. Auch von Sapindaceen habe ich Holzst\u00fccke, wo ein Stamm in der Mitte von mehreren St\u00e4mmen im Umfange umgeben ist, die, wie der mittlere, ganz rund sind und concentrischeRinge haben, aber von derselben Rinde umgeben werden. Ich halte dieses f\u00fcr eine Maserbildung, und zwar eine solche, wo die Zweige sich mehr entwickelt haben, als an unseren Masern.\nBliithe und Befruchtung.\nUeber die gespornten Nectarien, und besonders der Aquilegia vulgaris von Ch. Morren (Annals of natural history. T. 7. p. 1). Nachdem der Verf. einige historische Nachrichten \u00fcber Acklei (Aquilegia vulgaris) gegeben hat, kommt er auf Goethe\u2019s Metamorphose der Pflanzen, nach dessen Lehre die Nectarien Mittelformen oder Ueberg\u00e4nge von der Blume (corolla) zu den Staubf\u00e4den sind. Der Ueber-gang aus den Staubf\u00e4den zu den gespornten Nectarien kann nun auf eine doppelte Weise erkl\u00e4rt werden; entweder man sieht den Sporn an als gebildet durch die eine H\u00e4lfte der Anth\u00e8re, durch ein Antherenfach, oder der Sporn ist ein sackf\u00f6rmiges Connectivum und die beiden Lappen der M\u00fcndung stellen die beiden F\u00e4cher der Anthere vor, die urspr\u00fcnglich durch ein Connectivum verbunden sind. Die letzte Annahme ist die richtige, wie der Verf. durch die Beschreibung und Abbildung einer solchen Mittelform, die er in einer Acklei-bliithe gefunden, deutlich zeigt. Er f\u00fchrt nun eine Bemerkung von Kurr (\u00fcber Nectarien) an, dass n\u00e4mlich in den gespornten Bliithentheilen der Acklei ein s\u00fcsser Saft nur so lange abgesondert wird, als die Antheren ihre Function verrichten, und meint, dass durch eine organische Compensation in diesen ver\u00e4nderten Antheren, die Pollenbildung durch eine Absonderung von Nectarsaft ersetzt werde. Der Verf. betrachtete nun diese gespornten Bl\u00e4tter in einer sehr jungen Bl\u00fcthe von anderthalb Millimeter L\u00e4nge, und fand sie jungen Antheren sehr \u00e4hnlich, n\u00e4mlich kleine kreisf\u00f6rmige Platten, welche aus zwei Erhabenheiten bestanden, wie Antherens\u00e4cke","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"(127) 39\nmit einem sehr breiten Connectivum, und einem Rande, wovon auch an den Antheren sich die Spuren finden. Die gespornten Nectarien der Acklei bringen also nicht Staubf\u00e4den durch eine aufsteigende Metamorphose hervor, sondern sie sind im Gegentheil modificirte Staubf\u00e4den, durch eine herabsteigende Metamorphose. Es folgt die mikroskopische Untersuchung dieser Theile. Bildet, sagt er, das Connectivum den Nectar haltenden Sporn, so f\u00fchrt uns dieses auch auf eine Metamorphose der Faserzellen der Antheren in Parenchym, und die Metamorphose greift eben so sehr die ganze Organisation als das Gewebe an, woraus jene besteht. Zuletzt noch \u00fcber die Variet\u00e4t der Acklei, welche man stellata nennt. Die spornlosen Blumenbl\u00e4tter, folgert er aus seiner Untersuchung, sind modificirte Antheren und nicht Tr\u00e4ger (filaments), k\u00f6nnen sich auch unter mancherlei Umst\u00e4nden in sporntragende Nectarien verwandeln.\nDer Verf. hat die Gestalt der gespornten Blumenbl\u00e4tter von Aquilegia vulgaris auf eine sehr sinnreiche, und wie es mir scheint, treffende Weise erkl\u00e4rt. Eine Stelle des Verf. erfordert einige R\u00fccksicht von meiner Seite nicht allein, sondern \u00fcberhaupt. Er sagt: Link sucht in dem Sporn nichts als eine Verl\u00e4ngerung des Blumenblattes, charakterisirt durch die Gegenwart einer Dr\u00fcse an dem Ende der H\u00f6hlung, von Zellen, deren W\u00e4nde dicker sind als gew\u00f6hnlich \u2014 eine Sache, welche wir uns die Freiheit nehmen zu l\u00e4ugnen (of not admitting). Aber da die Th\u00e8ile der Pflanze nach der Linneischen, sogenannten Goetheschen Metamorphose der Pflanzen sich in einander verwandeln k\u00f6nnen, so lassen sie sich nur durch ihre Stellung gegen andere Theile und das Verh\u00e4ltnis ihrer Entwickelung unterscheiden. Die gespornten Bl\u00e4tter von Aquilegia vulgaris sind also Blumenbl\u00e4tter und bleiben Blumenbl\u00e4tter. In einem Lehrbuche der Botanik muss von ihnen bei den Blumenbl\u00e4ttern die Rede sein, in der beschreibenden Botanik m\u00fcssen sie Blumenbl\u00e4tter heissen, auch ist es zweckm\u00e4ssig, dass in einem Lehrbuche die verschiedenen Formen derselben angegeben werden. Der Verf. hat aber sehr Unrecht, wenn er sagt, ich h\u00e4tte sie durch die Dr\u00fcse unten im Sporn charakterisirt und gesagt, die W\u00e4nde der Zellen von der Acklei w\u00e4ren verdickt. In der angef\u00fchrten Stelle: Eiern. Phil. bot. V. 2","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40 (128)\np. 130 ist die Rede vom Sporn der Blumenbl\u00e4tter \u00fcberhaupt, und unter andern von Aquilegia. Dann wird von Delphinium geredet, und nun heisst es erst: Oft wird im Sporn ein besonderer, meistens s\u00fcsser Saft abgesondert, und eine Dr\u00fcse befindet sich dort, die aber nur aus Zellen besteht, deren W\u00e4nde dicker als gew\u00f6hnlich sind. Gewiss haben die absondernden Zellen nicht allein in den Spornen, sondern in den meisten Dr\u00fcsen verdickte W\u00e4nde, so dass ich es fast als ein Kennzeichen dieser Zellen angeben m\u00f6chte. Ein Anderes aber, als Beschreibung und Charakteristik der Theile, ist die Deutung derselben, und diese kann entweder in R\u00fccksicht auf ihre Form oder ihre Entwicklung, oder auch ihre Verrichtung gemacht werden. Eine sinnreiche Deutung, in R\u00fccksicht auf die Gestalt, hat, wie ich meine, Morren gegeben, und er kann es mir wahrlich nicht \u00fcbel nehmen, dass ich von einer solchen Deutung nichts gesagt hahe, da er nur die seinige vorgetragen, weil er sie f\u00fcr neu h\u00e4lt, und sie auch, meines Wissens, ganz neu ist. Auch wird dadurch die Deutung der Nectarien von Aconitum sehr klar. Gew\u00f6hnlich sieht man die Spornen f\u00fcr einen zweckm\u00e4ssigen Beh\u00e4lter an, den abgesonderten Saft zu fassen, aber man muss mit solchen Deutungen bei den Vegetabilien sehr behutsam sein. Die Deutung der Nectarien in Goethe\u2019s Schrift war damals neu und weit f\u00fchrend, so dass sie, obwohl weniger beachtet, unstreitig die gl\u00e4nzendste Seite seines Buches ist. \u2014 Es ist die Sache, welche mich bewogen hat, diese Bemerkung zu machen, nicht, was von mir gesagt ist, denn wer nur einen Blick in meine Schriften geworfen hat, weiss, dass ich keinen hohen Werth auf meine Meinungen lege, sondern sie leicht mit besseren vertausche.\nUeber die Struktur und die Vorrichtungen des Pollen von John Aldridge (Hooker\u2019s Journ. of Botany, T. 2 (1840) p. 428, T. 4 (1842) p. 86: Zuerst bemerkt der Verf., dass vorz\u00fcglich Salpeters\u00e4ure den Bl\u00fcthenstaub zum Aufspringen bringe. Dieses brachte ihn auf den Gedanken, das Stigma chemisch zu pr\u00fcfen, und nun fand er wirklich, dass in einer gewissen Periode das Stigma eine S\u00e4ure hielt. Man findet dieses leicht, wenn man eine Bl\u00fcthe mit einem sehr fleischigen Stigma, z. B. von einem Martagon (Turk\u2019s cap","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"(ISO) 41\nlily) oder einer Grevillea zwischen Lakmuspapier trocknet. So sind auch die Blumen von Myosotis, einigen Arten von Symphytum, Borago, Anchusa, Polemonium u. s. w. roth vor der Befruchtung, und werden nachher blau, w\u00e4hrend an einigen Arten von Iris das Gegentheil Statt findet, denn die Blumenblatt \u00e4hnlichen Narben, welche vor dem Aufplatzen der An-theren blau sind, werden nachher sogleich purpurfarben. In diesen F\u00e4llen dient die nat\u00fcrliche Farbe der Blume als ein Pr\u00fcfungsmittel auf S\u00e4ure. Er fand, dass in vielen F\u00e4llen bei Anwendung der S\u00e4ure der Inhalt des Pollens in einem Schlauch hervordringt, da hingegen in reinem Wasser derselbe sich gleichf\u00f6rmig verbreitet, und erkl\u00e4rt dieses durch folgende Bemerkung: Wenn man den durchsichtigen Pollen der Monokotyledonen oder auch der Rosaceen, Leguminosen mit einer S\u00e4ure benetzt, so wird er sogleich undurchsichtiger, die Fl\u00fcssigkeit gerinnt also und es ist nun leicht einzusehen, warum der Inhalt, mit S\u00e4ure ber\u00fchrt, als Schlauch hervortritt, mit Wasser aber gleichf\u00f6rmig sich verbreitet. Der Pollen der Leguminosen, Rosaceen, Crassulaceen, Saxifrageen, Hippoka-staneen, Rutaceen und der Ranunculaceen mit Karyopsen ist trocken oval, mit einer dunkeln Centrallinie bezeichnet, in Wasser verschwindet diese Linie und das Korn wird kugelf\u00f6rmig; bringt man es in eine S\u00e4ure, so nimmt es eine dreieckige Gestalt an. Nun ist es sonderbar, dass Grevillea ebenfalls dreieckige Pollenk\u00f6rner hat, ohne Zweifel, weil am Stigma S\u00e4ure sich befindet. Man muss hiervon wohl die dreieckigen Pollenk\u00f6rner von den Onagrarien und Circaea unterscheiden, denn sie sind aus drei K\u00f6rnern zusammengesetzt, und mit S\u00e4ure benetzt \u00f6ffnet sich jedes Korn mit zwei Oeffnungen. Eine \u00e4hnliche Erscheinung, wie an Grevillea, bemerkt man an Fu-maria; hier stehen n\u00e4mlich die Antheren zwischen dem Stigma und den sehr sauren Spitzen der innern Blumenbl\u00e4tter. Unter diesen Umst\u00e4nden ist die nat\u00fcrliche Form der Pollenk\u00f6rner an Fumaria dieselbe, wie die Form der Pollenk\u00f6rner von Grevillea und Diclytra, wenn sie mit S\u00e4uren benetzt werden. \u2014 In der zweiten Abhandlung antwortet der Verf. auf den Vorwurf, seine Bemerkung sei nicht neu, sondern schon von Frizsche und Mohl gemacht. Er zeigt, dass Fr. die S\u00e4ure des Stigma nicht gekannt, und giebt zugleich einen Auszug\n4","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42 (130)\nvon Frizsehe\u2019s Abhandlung mit einigen Bemerkungen. Er meint nicht, dass der Pollenschlauch eine besondere Haut habe, sondern er h\u00e4nge nur verm\u00f6ge seiner Klebrigkeit zusammen Anatomische und physiologische Beobachtungen \u00fcber Phyteuma spicatum von Ch. Morren. (Bullet. de l\u2019Ac. R. d. sc. d. Bruxell. T. 1. p. 391.) Die f\u00fcnf li nienf\u00f6rmigen Abtheilungen der Blume sind oben nur an einander geklebt und sondern sich von einander, wenn die Blume verwelkt. Man kann auch die Abtheilungen, wenn die Blume noch bl\u00fcht, mit der Nadel von einander trennen, ohne sie zu zerreissen. Sie h\u00e4ngen aber nicht bis am Ende zusammen, sondern dieses ist frei und stellt einen mit Warzen bedeckten Kegel dar, wo die Oberschichte von der freien Seite aus sph\u00e4rischen Zellen besteht. An der Stelle, wo die R\u00e4nder der Abtheilungen geradlinig werden, nehmen die Zellen der Oberschicht am Rande eine andere Gestalt an. Hier vereinigen sich immer die Zellen zu zwei, so dass die beiden vereinigten einen v\u00f6lligen Kugelabschnitt darstellen. Man kann sie dann hemisph\u00e4risch nennen mit einer Querwand in der Mitte.\nIn jeder Zelle liegt ein ungef\u00e4rbter Kern an den W\u00e4nden in dem blauen Saft. Die Blume hat einen unangenehmen Geruch, der aber nur so lange dauert, als die Abtheilungen der Blume Zusammenh\u00e4ngen. Untersucht man sie in diesem Zustande, so findet man, dass die Convexit\u00e4t der vereinigten Zellen an einem Rande der Concavit\u00e4t der Zellen am andern Rande entspricht und dass also die Zellen der R\u00e4nder in einander greifen. Dieses ist aber nicht der einzige Grund des Zusammenh\u00e4ngens, sondern die Zellen schwitzen einen klebrigen Saft aus, welcher es zugleich bewirkt. \u2014 Hierauf kommt der Verf. zu den Haaren des Griffels, durch welche nach einigen die Befruchtung geschehen soll. Was Brongniart und Treviranus eine H\u00f6hlung im Griffel nennen, in welche sich das Haar hinabschieben soll, ist nach dem Verf. nichts als der bulbus des Haares, das heisst die Fortsetzung der Zelle unter der Oberschicht. Das Haar zieht sich also in seinen bulbus hinein. Diese merkw\u00fcrdige Erscheinung, dass sich n\u00e4mlich 1 das Haar in sich selbst zur\u00fcckzieht, wird von Brongniart nur zweifelnd erkl\u00e4rt; er schreibt sie einer Resorbtion der Fl\u00fcssigkeit in dem Haar sowohl als in der H\u00f6hlung an der Basis","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"(131) 43\nzu. Morren glaubt, dass sich eine bessere Erkl\u00e4rung finden lasse. Diese Haare zeigen n\u00e4mlich in ihrem Innern Str\u00f6mungen , wie sie in den Haaren von Tradescantia und andern Haaren bemerkt worden sind. Diese Str\u00f6mungen scheinen hier auch in Gef\u00e4ssen zu geschehen, wie man sie in andern Haaren wirklich nachgewiesen hat. Nun, setzt er hinzu, diese Gef\u00e4sse h\u00e4ngen an der innern Wand der Membran, die das Haar bildet. Man sieht also, dass wenn, w\u00e4hrend die Blii-thentheile verwelken, der Saft (latex) sich vermindert und gegen die Axe der Pflanze zur\u00fcckkehrt, die reizbaren Gef\u00e4sse, die ihn enthalten, sich selbst zur\u00fcckziehen oder sich verk\u00fcrzen, und dass dann diejenigen, die an der Membran des Haares h\u00e4ngen, diese Membran mit herabziehen. So geschieht das Einziehen des Haares; es ist also eine Folge vom Zur\u00fcckkehren des Saftes, und von der Verminderung der Gef\u00e4sse in die L\u00e4nge. \u2014 Zuletzt einige Bemerkungen \u00fcber die Rolle, welche die Haare des Griffels der Campanulaceen bei der Befruchtung spielen. Nie treten die Pollenschl\u00e4uche auf diesen Haaren aus dem Pollen hervor, und die letztem k\u00f6nnen also nicht dazu dienen, den Pollenschlauch in den Griffel zu bringen. Aber Brongniart behauptet, dass durch die Invagination des Haars in sich selbst, das Pollenkorn durch die H\u00f6hlung in das Zellgewebe des Griffels eintreten k\u00f6nne, die zwischen der \u00e4ussern und zur\u00fcckgebogenen Wand des Haares gelassen wird, und Treviranus glaubt, dass in die innere H\u00f6hlung des Haares das Pollenkorn wirklich eingehe. Was Phy-teuma betrifft, so h\u00e4lt der Verf. diese Meinungen f\u00fcr ungegr\u00fcndet. Einmal habe er selbst geglaubt, es w\u00e4ren Pollenk\u00f6rner in das Haar eingedrungen, aber bald \u00fcberzeugte er sich, dass die Pollenk\u00f6rner an dem Haar \u00e4usserlich anhingen, und zwar auf der entgegengesetzten Seite des Auges, womit man den Gegenstand betrachtete. Ich richtete ferner meine Aufmerksamkeit, sagt er, auf die Gr\u00f6sse der Pollenk\u00f6rner, und ich fand, dass, verglichen mit dem Durchmesser des Haars, das letztere die Pollenk\u00f6rner \u00e4usserlich oder innerlich nur dann fassen konnte, wenn es ausgedehnt war, und in diesem Zustande habe ich es nie gesehen. Das Pollenkorn k\u00f6nnte also nicht anders in das Haar kommen, als wenn dieses zerrissen w\u00fcrde, und das geschehe ebenfalls nicht, woraus der\n4*","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44 (132)\nVerf. denn schliesst, dass die Pollenk\u00f6rner nie auf diese Art in den Griffel treten.\nDie Pflanze, woran Morren seine Beobachtungen gemacht hat, ist von Koch (Synops. fl. germ. p. 466) nach dem Vorg\u00e4nge von Schmidt (fl. boh. 2. n. 189) unter dem Namen Phyteuma nigrum von Ph. spicatum getrennt worden. Koch macht bei Ph. spicatum mit weissen Blumen die Bemerkung, es sei bis jetzt noch nicht in der Rheinpfalz gefunden worden, wo Ph. nigrum h\u00e4ufig vorkomme. Auch in Belgien, um L\u00fcttich, ist nach den Nachrichten des Verf. Ph. nigrum viel h\u00e4ufiger als Ph. spicatum. In Niedersachsen ist Ph. spicatum mit weissen Blumen gew\u00f6hnlich, seltener Ph. nigrum. Dieses bestimmte Vorkommen deutet wohl auf eine besondere Art. \u2014 Was nun das Einst\u00fclpen der Griffelhaare an den Campa-nulaceen betrifft, so vergleicht man es nicht richtig mit dem Einziehen der F\u00fchlspitze der Schnecken, oder eines Fingers vom Handschuh, denn in diesen F\u00e4llen rollt sich die Spitze ein, an den Haaren der Glockenblume aber nicht. Vielmehr sinkt die Spitze in den untern Theil des hohlen Haares ein, und das kann gar leicht geschehen, wenn ein Mittelglied schwach wird und dadurch dem Drucke des obern Theils an der Spitze nicht widerstehen kann und nachgiebt. Man sieht dies deutlich an den eingesenkten Haaren. Auch sind die Haare nicht einfach, sondern mit einem Schlauch angef\u00fcllt, der an manchen Stellen zusammenf\u00e4llt, und vielleicht r\u00fchrt das Einsinken von einem solchen Zusammenfallen des Inn en schlauch es her. Hartig hat in der Neuen Theorie der Befruchtung der Pflanzen (Braunschweig 1842. 4. S. 15) diesen Innenschlauch sehr wohl erkannt und dargestellt. Derselbe sah auch Pollenk\u00f6rner in den Kanal des eingest\u00fclpten Haares neben dem Innenschlauch eintreten, in der Regel nur 3\u2014\u00ab4, zuweilen sogar 10\u201411 K\u00f6rner, die, weil der Durchmesser durch das Ausleeren des Enthaltenen kleiner geworden, sehr wohl darin Platz hatten. Diese Beobachtung kann ich best\u00e4tigen ; ich habe in einem Griffelhaare von Campanula Medium f\u00fcnf Pollenkugeln gesehen. Da die Schrift von Hartig zu 1842 geh\u00f6rt, so verschiebe ich, was dar\u00fcber zu sagen sein m\u00f6chte. \u2014 Die Bewegung in den Griffelhaaren von Campanula habe ich oft beobachtet, und zwar besonders in den grossen Haaren von","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"(133) 45\nCampanula Medium. Sie geschieht gewiss nicht in Gef\u00e4ssen. Man sieht nicht gar selten, wie die bewegten K\u00f6rner auf einander stossen und seitw\u00e4rts getrieben werden, wie sie zuweilen in einen grossen Haufen unregelm\u00e4ssig sich sammeln. Ich glaube gesehen zu haben, wie dunkel gef\u00e4rbte K\u00f6rner sich ver\u00e4nderten, gr\u00fcn wurden, die Bewegung verloren und dann gr\u00fcne Streifen machten, die man f\u00fcr Gef\u00e4sse halten k\u00f6nnte. Ich empfehle diesen Gegenstand zur genauem Beobachtung.\nAus Hartig\u2019s Lehrbuche der Pflanzenkunde in ihrer Anwendung auf die Forstwirtschaft, wovon 3 Hefte Berlin 1841. 4. erschienen sind, theile ich hier etwas \u00fcber die Befruchtung der Tannenb\u00e4ume mit, welches aus der Erkl\u00e4rung der Kupfertafeln zum dritten Heft genommen ist, und welches die gr\u00f6sste Aufmerksamkeit verdient. Bei Pinus sylvestris, sagt der Verb, ist es ziemlich regelm\u00e4ssig nur ein Pollenkorn, welches sich genau in der Mitte dem Zellenkern (in dem innern Raume der Mikropyle) anheftet; bei andern Nadelh\u00f6lzern findet man deren mehrere, oft 5 \u2014 6 St\u00fcck auf der etwas ausgeh\u00f6hlten Spitze des Nucleus festsitzen. Bei Pinus sylvestris bleibt das Pollenkorn an dieser Stelle 3 \u2014 4 Wochen nach der Best\u00e4ubung unver\u00e4ndert sitzen. Erst gegen Ende Mai platzt die innere H\u00fclle und der Schlauch w\u00e4chst in das Zellgewebe des Kerns hinein. Er endet hier schnell in einem St\u00e4rkemehl f\u00fchrenden Zellgewebe. In Folge der Befruchtung hat sich im Mittelpunkt des Eies durch Zellenresorbtion eine L\u00fccke gebildet, die mit einem schleimigen Saft erf\u00fcllt ist. Sieben Wochen nach der Best\u00e4ubung, ungef\u00e4hr drei Wochen nach der Befruchtung, wenn man letztere mit der Entwickelung des Pollenschlauchs gleichzeitig annimmt, haben sich in dem Safte der Kernh\u00f6hle einzelne frei liegende Zellen erzeugt. Diese Zellen, welche sp\u00e4ter das Samenweiss (albumen) der Mandel darstellen, mehren und vergr\u00f6ssem sich mit vorschreitender Entwickelung des Samens, und legen sich dicht an einander, den urspr\u00fcnglich zwischen gelagerten Bildungssaft verdr\u00e4ngend und durch gegenseitigen Druck aus der abgerundeten Form in die abgestutzte Dihexa\u00ebdrische \u00fcbergehend. Eine jede der Zellen ist zuerst mit einem w\u00e4ssrigen Safte erf\u00fcllt, in welchem sich weiterhin kleine St\u00e4rkmehlk\u00f6rner ablagern, die sich zu einem einzigen grossen k\u00f6rnigen Ballen vereinen. Gegen Ende","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46 (134)\nJuni zeigt sich in diesem Ballen ein heller Kern, welcher sich auf Kosten der k\u00f6rnigen Masse vergr\u00f6ssert. Von einer das Albumen umschliessenden Haut, wie sich solche sp\u00e4ter zeigt, ist bis jetzt keine Spur vorhanden. Die grossen Zellen des Samenweisses werden unmittelbar vom Zellgewebe der sp\u00e4teren Samenh\u00e4ute begrenzt. Bei den Nadelh\u00f6lzern mit einj\u00e4hrigem Samen (Abies, Larix) ist die Entwickelung der bisher geschilderten ganz gleich, geht aber viel rascher vor sich. Die im Sommer und Herbste eintretenden Ver\u00e4nderungen bestehen im Wesentlichen in der Ausdehnung des Samenweisses, um welches sich eine ziemlich dickh\u00e4utige einfache, d. h. nicht aus Zellen, sondern aus Molek\u00fclen zusammengesetzte Haut gebildet hat. Nur am Grunde ist diese Haut mit dem Samen-weiss innig verbunden, sonst liegt sie \u00fcberall enge aber lose dem Samenweiss an. Die versp\u00e4tete Bildung und das Verschmelzen der Haut mit dem Albumen am Grunde scheint anzudeuten, dass dies Organ nicht als Embryosack betrachtet werden darf. Es findet sich noch am reifen Samenkorne. Ausserdem haben sich im Innern des Samenweisses, am Grunde desselben, drei eif\u00f6rmige H\u00f6hlungen in regelm\u00e4ssiger Stellung gebildet. Den Winter \u00fcber sind diese H\u00f6hlen durchaus saftlos. Im Mai des zweiten Jahres bildet die Hauptmasse des Samenweisses ein unregelm\u00e4ssiges Zellgewebe, welches jetzt noch mit Saft und Zellenkernen gef\u00fcllt ist, an deren Stelle sp\u00e4ter das St\u00e4rkmehl tritt. Eine jede der drei H\u00f6hlungen ist mit einer einfachen Schicht kleiner concentrisch geordneter Zellen umgeben. Die mit Spiralgef\u00e4ssen durchzogene \u00e4usser-ste Samenhaut (testa), die sich bei den Laubh\u00f6lzern \u00fcberall findet, mangelt hier g\u00e4nzlich, und von der Mutterpflanze geht nicht eine Spiralfaser in das Samenkorn, auch nicht in die Fl\u00fcgelhaut desselben. Anfang Juni des zweiten Jahres, also 13 Monate nach der Best\u00e4ubung, beginnt nun eine merkw\u00fcrdige Ver\u00e4nderung im Innern des Samenkorns, deren Endresultat das erste Auftreten des Embryo ist. Zuerst werden die Zwischenw\u00e4nde der drei H\u00f6hlungen am Grunde des Samenkorns resorbirt, auf welche Weise sich eine einzige gemeinschaftliche H\u00f6hlung im Mittelpunkte des Samenweisses bildet. Nur der unterste Theil einer jeden H\u00f6hlung mit dem ausfi\u00fc-lenden Zellgewebe bleibt fur\u2019s erste imzerst\u00f6rt, so dass die","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"<135) 47\ngemeinschaftliche innere H\u00f6hle auf drei Zellennestern ruht. Die obersten Zellen dieser Zellennester wachsen hierauf zu langen Schlauchen empor, deren jeder an seiner Spitze einen einfachen Zellenkern eingeschlossen tr\u00e4gt. Mit dem Emporwachsen der Schl\u00e4uche erweitert sich die innere H\u00f6hlung nach oben spitz -winkligt. Wahrscheinlich in Folge des Widerstandes, welchen die Schl\u00e4uche bei ihrem Emporwachsen im Anf\u00e4nge finden, legen sie sich in schlangenf\u00f6rmige Windungen. Jeder Schlauch tr\u00e4gt an seiner Spitze einen Zellenkern, um den sich bald in gew\u00f6hnlicher Weise mehrere Zellen bilden, das Innere des Schlauches anf\u00fcllend und erweiternd. Die dunkler gef\u00e4rbte Spitze der Kernhaut, in der Natur von gelblicher Farbe, ist der von den Pollenschl\u00e4uchen durchzogene Theil, und \u00fcber diesem gelb gef\u00e4rbten Zellgewebe findet sich ein mit weissem St\u00e4rkmehl gef\u00fclltes Zellgewebe, in welches der Pollenschlauch nicht mehr hineinragt. Nachdem nun der Embryo auf der Spitze seines Tr\u00e4gers in der Entwickelung fortgeschritten ist, zeigen sich die Kotyledonarbl\u00e4tter. Zur Zeit der Befruchtung, schliesst der Verf., war also weder Embryo noch der Tr\u00e4ger, in dessen Spitze sich derselbe erzeugt, noch das Zellgewebe, aus welchem der Tr\u00e4ger hervorwuchs, es war noch nicht die H\u00f6hlung, in welcher das den Tr\u00e4ger erzeugende Zellgewebe entstand, auch nicht das Samenweiss, in welchem sich die Samenh\u00f6hlen bildeten, selbst noch nicht die H\u00f6hlung, iii welcher Samenweiss entstand. Noch mehr, dei Zusammenhang des Samenweisses mit dem befruchteten Theile des Samens ist beiPinus sylvestris schon 32 Wochen vordem Entstehen des Embryo vollst\u00e4ndig aufgehoben, da vom Herbste des ersten Jahres ab jede Verbindung zwischen Samenweiss und Samenh\u00fcllen durch die zwischenlagernde Albumendecke aufgehalten wird. \u2014 Es ist noch nachzutragen, dass bis zur ersten Entwickelungsstufe im Anf\u00e4nge Juni des zweiten Jahres nur 3 \u2014 5 Schlauchspitzen gelangen; dann bis zur fernem Entwickelung nur 1 \u2014 2, zur weitern Entwickelung aber, mit Ausschluss der seltenen Zwillingsgeburten, stets nur eine Schlauchspitze. Bei Gelegenheit der Anatomie des Samens von Quer-cus vergleicht er den Embryosack mit den schlauchf\u00f6rmigen Tr\u00e4gern des Embryo in den Nadelh\u00f6lzern. \u2014 Der Verf. hat \u00fcberhaupt den Beschreibungen und Abbildungen der verschie-","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48 (136)\ndenen Baumarten viele anatomische Untersuchungen beigef\u00fcgt, welche man hier nicht suchen m\u00f6chte, und welche vielleicht den nicht ganz passenden Titel eines Lehrbuches der Pflanzenkunde herbeigef\u00fchrt haben. Um so mehr war es n\u00f6thig, auf den interessanten anatomischen und physiologischen Inhalt aufmerksam zu machen.\nNote \u00fcber Arachis hypogaea von Morren. (Bullet. de l\u2019Acad. roy d. sc. d. Bruxell. 1841. T. 2. p. 332.) In dem botanischen Garten zu Rom hatte der Verf. Gelegenheit, dem Gange der Fructification dieser merkw\u00fcrdigen Pflanze zu folgen. Arachis hypogaea macht ihre Frucht entschieden unter der Erde, das heisst, wenn die Befruchtung des Eichens Statt findet, ein Umstand, den man von der Befruchtung des Stigma unterscheiden muss, ist das Vehiculum des Eichens, die Frucht unter der Erde. Der Verf. beobachtete die Befruchtung der Narbe; der Griffel ist lang und gekr\u00fcmmt, endigt sich mit Papillen, aber weiter unten hat er stigmatische Seitenhaare. Die Papillen am Ende sind nicht das wahre Stigma, denn der Verf. sah Pollenschl\u00e4uche an den Seitenhaaren, und nie oben auf dem Stigma. Diese Beobachtung best\u00e4tigt eine allgemeine Thatsache, welche Rob. Brown zu Florenz dem Verf. mittheilte, dass n\u00e4mlich das Stigma bei solchen Pflanzen niemals an der Spitze des Griffels sich befindet. Gewiss ist es, dass die Pollenk\u00f6rner der Arachis hypogaea sich auf dem Pistill \u00f6ffnen und es in der Bl\u00fcthe befruchten. So lange der Griffel bleibt, das heisst, so lange die Blume bl\u00fcht, wird das Eichen nicht befruchtet. Der Pollenschlauch kommt damit nicht in Ber\u00fchrung. Nach der Bl\u00fcthe wird der Bliithenstiel dick und geht so in das Ovarium \u00fcber, dass man ihn schwer davon unterscheiden kann ; beide Theile zusammen stellen einen Ast dar, der sich in die Erde senkt. Nur, wenn man den Bliithenstiel und das Ovarium entzwei schneidet, entdeckt man am Ende zwei gr\u00fcne mikroskopische Punkte, die beiden Eichen. Der Griffel f\u00e4llt ab, die Stelle vernarbt sich und das Zellgewebe wird entbl\u00f6sst, auch zweifelt der Verf. nicht, dass diese Stelle eine Spongiole darstellt, welche den weiblichen Apparat zu einem Wurzel-Apparat macht, der in den gew\u00f6hnlichen F\u00e4llen aufsteigend ist, in dem Hypokarpoganen aber absteigend, aus demselben Grunde, aus welchem der Stamm","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"(137) 49\nin die H\u00f6he, die Wurzel in die Tiefe geht. Der Spongiolar-Punkt ist an Arachis roth und sehr ausgezeichnet. Ist nun der Bliithenstiel mit der Frucht betr\u00e4chtlich dick geworden, und haben beide die Spitze in die Erde versenkt, so endigt sie sich unmerklich in ein kegelf\u00f6rmiges Ende, ohne eine Verdickung, welche die weitere Ausbildung der Frucht andeuten k\u00f6nnte, ln diesem Zustande bemerkt man an feinen und geschickt gemachten Schnitten, durch ein Mikroskop, zuerst, dass die Oberschicht an der vernarbten Stelle des Griffels aufh\u00f6rt, ferner dass nun die Befruchtung des Eichens geschieht, indem die Mikropyle von dem Pollenschlauch ergriffen wird. Das Ende des Kerns (nucelle) ist deutlich damit in Ber\u00fchrung, und man verfolgt mit grosser Leichtigkeit die Bildung der Umh\u00fcllungen des Eichens und der Raphe. Ist nun die Befruchtung geschehen, so werden die beiden Eichen dicker, auch die Frucht, die zuerst einen kleinen Kegel darstellt, dann ein F\u00e4sschen, dann einen Cylinder, bis sie endlich, noch immer unter der Erde, die bekannte Erdmandel bildet. Der Verf. meint, dass auch bei manchen andern Pflanzen die Zeit der Befruchtung des Griffels und des Eichens verschieden sein m\u00f6ge.\nUeber das Wesen der Fortpflanzung mit besonderem Bez\u00fcge auf das Pflanzenreich vomProfessor Bernhardi. (Flora od. bot. Zeit. 1841. Th. 1. S. 385.) Nachdem der Verf. die verschiedenen Generationstheorien mit ihren Gr\u00fcnden f\u00fcr und wider angef\u00fchrt, kommt er zu der Copulation der Conjugation und sagt: darf man nun das Wesen der Fortpflanzung mittelst Verbindung zweierlei Geschlechts darin suchen, dass bei ihr immer ein polarischer Unterschied zwischen den in Verbindung tretenden Individuen Statt findet, w\u00e4hrend es bei der Vermehrung durch Keime keines solchen bedarf, so d\u00fcrfen wir auch diese Erscheinung an den Conjugaten als eine Begattung betrachten. Daraus l\u00e4sst sich Folgendes schlies-sen: 1) Zwischen Fortpflanzung durch Zeugung und durch blosse Trennung von Forts\u00e4tzen findet kein wesentlicher Unterschied Statt; beide dienen zur Erhaltung der Art und beide bestehen in fortgesetztem Ern\u00e4hren und Wachsen. Es ist daher sehr wohl m\u00f6glich, dass eine Substanz, welche wegen polarischer Verh\u00e4ltnisse mit einer andern sich verbindend einen","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"60 (138)\nneuen Kreis liefert, auch ohne diesen Vorgang* von selbst einen \u00e4hnlichen bilden kann, der tlieils, insofern er in polarisch verschiedenen Organen liegt, ebenfalls als Spore, tlieils aber, insofern diese Polarit\u00e4t blos von der Lage abh\u00e4ngt und zwischen den Organen kein wesentlicher Unterschied sich vorfindet, f\u00fcr Fortsatz gelten kann. 2) Es braucht ferner zwischen den keimliefernden Stoffen, die, in polarisch verschieden Organen liegend, als m\u00e4nnliche und weibliche unterschieden werden, und die nicht in blosser Fl\u00fcssigkeit zu bestehen brauchen, im Allgemeinen keine wesentlich verschiedene Mischung Statt zu finden, und daher muss es auch f\u00fcr m\u00f6glich gehalten werden, dass unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden sowohl das, was f\u00fcr den m\u00e4nnlichen, als das, was f\u00fcr den weiblichen Zeugungsstoff erkl\u00e4rt wird, sich jeder allein ohne vorhergegangene Verbindung zu einem Embryo ausbilden k\u00f6nne. 3) Wir d\u00fcrfen ferner selbst nicht f\u00fcr unm\u00f6glich halten, dass die m\u00e4nnlichen Organe der Pflanzen in manchen F\u00e4llen neue Individuen hervorzubringen verm\u00f6gen, ohne dass sie, oder ihr Gehalt, in die weiblichen eingedrungen seien. 4) Es ergiebt sich ferner aus den Vorg\u00e4ngen bei der Fortpflanzung der Con-jugaten, dass es auch hinsichtlich des Baues zwischen den Organen, worin sich die Zeugungsstoffe bilden, im Allgemeinen keines wesentlichen Unterschiedes bedarf, und dass man daher, wenn die weiblichen Organe gewisser Pflanzen mehr den m\u00e4nnlichen Organen anderer gleichen, z. B. die B\u00fcchsen der Moose den Antheren der Phanerogamen, wir deshalb noch nicht zu dem Schl\u00fcsse berechtigt sind, dass man dieselben bisher verwechselt, und die Benennungen zu ver\u00e4ndern habe. 5) Endlich l\u00f6st auch der Vorgang bei der Conjugation jener Algen die Aufgabe, warum in der Regel da, wo Pflanzen und Thiere sich vorz\u00fcglich durch Knospen und Forts\u00e4tze vermehren, die Fortpflanzung durch Begattung und Embryonen um so geringer und wohl g\u00e4nzlich gehemmt ist und umgekehrt ; denn die Stoffe, welche besonders bei Zygnema und Spiro-gyra zu Forts\u00e4tzen dienen, sind dieselben, welche auch die Sporen liefern; wo also diese mittelst Begattung sich bilden, muss es an jenen mangeln und umgekehrt. Besonders interessant ist aber in dieser Hinsicht die Gattung Closterium, weil bei ihr die Forts\u00e4tze ein anderes Ansehen bekommen als die","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"(139) 51\nSporen, aber sich wieder in Sporenmasse verwandeln, wenn es zur Begattung kommt.\nWare es uns um blosse M\u00f6glichkeiten zu thun, so w\u00fcrden wir den Verf. gern h\u00f6ren. Aber Wahrheit, nichts als Wahrheit! Ein grosser Unterschied liegt zwischen der Fortpflanzung durch Knospen und der Fortpflanzung durch Samen; jene pflanzt das Individuum fort, dieses die Art. Ein Pfropfreis von einem Borstoffer Apfelbaum giebt mir wieder einen Baum, der Borstoffer Aepfel tr\u00e4gt; der Same von einem solchen Apfel bringt aber ganz andere und verschiedene Spielarten hervor. Der Ausdruck Polarit\u00e4t ist eine blosse Formel, der von so vielen und verschiedenen Dingen gesagt werden kann, dass er nichts mehr sagt, was der M\u00fche werth w\u00e4re zu h\u00f6ren.\nBesondere Ordnungen der Phanerogamen.\nMiquel Monographia Melocacti. N. Acta Academ. Caesar. Leopoldino-Carolinae Nat. Curios. Vol. 12. Suppl. 1. Vratisl. et Bonnae 1841. Der Verf. f\u00fcgt seinen sch\u00f6nen Monographien eine Anatomie bei, woraus hier einiges anzuf\u00fchren ist. Der Stamm von Melocactus Lehmanni besteht ausser der Rinde und dem grossen Mark aus Holzb\u00fcndeln, die nicht mit einander vereinigt und deren an der Zahl eben so viele sind, als Kanten des Stammes. Jahrringe f\u00fchrt der Verfasser nicht an. Die Haare des Schopfes hat R. Brown untersucht und nach ihm Meyen. Nach des Verf. Beschreibung sind sie an den verschiedenen Arten, so weit er sie untersucht hat, von derselben Gestalt, und zwar durchsichtig, meistens flach gedr\u00fcckt, unregelm\u00e4ssig gedreht, und wie es scheint an den Stellen, wo sie gedreht sind, gegliedert. Bei starker Ver-gr\u00f6sserung sieht man an ihnen Spiralstreifen, und nach diesen Streifen l\u00f6st sich die R\u00f6hre des Haares in spiralf\u00f6rmig gedrehte Platten aus einander. Nie konnte er aber ein ganzes Haar auf diese Weise aus einander ziehen. Die Stacheln sind besonders in der Jugend weich, weisslich, biegsam und mit d\u00fcnnen Nebenhaaren besetzt. Der Stachel selbst scheint hohl und hat inwendig L\u00e4ngsr\u00f6hren, die nicht mit einander verwachsen sind. Auch die Nebenhaare scheinen hohl, andere aber sind sehr flach gedr\u00fcckt, fast blattartig hin- und herge-","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52 (140)\nbogen, und in einigen sieht man eine quer gestreifte R\u00f6hre, wie ein Spiralgef\u00e4ss.\nIn demselben Theile der Nov. Act. Ac. Caes. Leopold. Carol, p. 231 findet sich eine sch\u00e4tzbare Abhandlung von H. R. G\u00f6ppert \u00fcber den Bau der Balanophoren, so wie \u00fcber das Vorkommen von Wachs in ihnen und in andern Gew\u00e4chsen. Voran geht eine Abhandlung \u00fcber Javanische Balanophoren von Dr. Fr. Junghuhn, worin vier Arten von Ba-lanophoren und eine neue Gattung aus derselben Ordnung, Rhopalocnemis, beschrieben sind. Wir m\u00fcssen diese der beschreibenden Botanik \u00fcberlassen. Hierauf folgt ein Nachtrag von Nees von Esenbeck und nun als Zusatz die vorliegende Abhandlung. Der Wurzelstock dieser Gew\u00e4chse, oder sogenannte intermedi\u00e4re K\u00f6rper nach Blume und Unger, besteht aus parenchymat\u00f6sen Zellen und Gef\u00e4ssbiindeln, welche letztere theils dem Parasiten, theils der Mutterpflanze angeh\u00f6ren. Die Parenchymzellen desselben sind sehr gross, im Querschnitt etwas in die Breite gezogen, sechseckig, die Seiten meistens ungleich. Der gr\u00f6sste Theil derselben ist dicht mit weissen durchsichtigen Massen erf\u00fcllt, jedoch sieht man auch ganz leere Zellen, wo man deutlich die schwach gebr\u00e4unten, mit ovalen oder rundlichen Punkten oder T\u00fcpfeln besetzten Wendungen, so wie die dreieckigen Intercellularr\u00e4ume wahrnimmt. In den in Weingeist aufbewahrten Exemplaren liegt das Wachs weniger dicht an den Wandungen, sondern in einem l\u00e4nglichen Haufen in der Mitte der Zellen, oder an einer Seite derselben, was wegen der Anwesenheit desselben von Unger wahrscheinlich \u00fcbersehen ward. Gegen den Rand hin werden die Zellen allm\u00e4lig kleiner, br\u00e4unlicher, etwas dickrindiger, an Wachs leerer, und bilden so eine Art Rinde, der jedoch eine eigentliche Oberhaut und Hautporen oder Sto-matien v\u00f6llig abgehen. Zehn neben einander liegende Zellen, im Querschnitt betrachtet, machen dieselbe aus. St\u00e4rkmehlk\u00f6rner, die nach Unger h\u00e4ufig in den Zellen anderer Rhizantheen, wie bei Scybalium und Cynomorium Vorkommen, konnte der Verf. in keiner Art, und nur in Balanophora alutacea einfache rhombo\u00ebdrische und in Dr\u00fcsen vereinigte Krystalle wahrnehmen. Auch fand er in den Zellen aller Organe noch runde Zellenkerne, die an irgend einer Wandung seitlich festsitzen,","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"(141) 53\nund zwar gew\u00f6hnlich in jeder Zelle nur einen. Jener wachsartige Inhalt der Zellen, welchen Junghuhn sehr richtig als klebrige, leicht entz\u00fcndliche Masse bezeichnet, war bisher als Bestandteil der Balanophoren oder der Familie der Rhizan-theen ganz unbekannt, indem man ihm vorzugsweise nur ad-stringirendes Princip oder Gerbstoff zuschrieb. Als der Verf. die Stengel der Pflanze mit absolutem Alkohol kochte, l\u00f6ste sie sich auf, schied sich aber beim Erkalten in krystallischer, durchsichtiger Beschaffenheit aus; Wasser nahm nichts davon auf; mit Aether bildete sie eine klare Aufl\u00f6sung, und verhielt sich somit ganz entschieden als Pflanzenwachs. Von dem gew\u00f6hnlichen Wachs unterscheidet sich dasselbe durch seine mehr klebrige Beschaffenheit, so wie durch geringere Schmelzbarkeit, indem es erst bei 90 \u2014 95\u00b0 schmilzt, w\u00e4hrend das gemeine Wachs bekanntlich schon bei 640 fl\u00fcssig wird. Es ist so viel Wachs in diesen Pflanzen, dass man, nach Junghuhn, die Knollen sammelt, sie zu einem Brei st\u00f6sst und d\u00fcnne Bambusst\u00e4bchen damit bestreicht, die dann getrocknet zu Kerzen dienen, und ruhig mit heller Flamme brennen, ohne einen besondern Geruch zu verbreiten. Die Gef\u00e4ssb\u00fcu-del sind von doppelter Art und geh\u00f6ren theils der Mutterpflanze, tlieils dem Parasiten selbst an; die erstem bestehen aus Gef\u00e4ssen und Prosenchymzellen, die letztem aus gestreiften oder netzf\u00f6rmigen Gef\u00e4ssen und verl\u00e4ngerten Zellen, die Zellenkerne enthalten. Die Gef\u00e4ssbiindel des Parasiten entspringen s\u00e4mmtlich aus dem Holzk\u00f6rper der Wurzeln anderer Pflanzen, oder sind vielmehr die Fortsetzung derselben. Man sieht, dass die Wurzel an der Stelle, wo der Parasit entspringt, anschwillt und sie dadurch in ihrem regelm\u00e4ssigen Wachsthum unterbrochen wird. Es bilden sich nun an der angeschwollenen Stelle mehrere mit Rinde noch bekleidete Verl\u00e4ngerungen des Holzk\u00f6rpers, welche in unbestimmter Zahl in das zellige Parenchym eindringen, und nun die Rolle eines Gef\u00e4ssb\u00fcndels \u00fcbernehmen, welches allein nur f\u00fcr die vegetativen Theile bestimmt ist, w\u00e4hrend die Zwischenr\u00e4ume dieser Holzb\u00fcndel und alle durch diese Bildung entstandenen Unebenheiten durch das Parenchym des Parasiten angefiillt sind, so dass derselbe \u00e4usserst fest an der Mutterpflanze ansitzt. Von den eigenen Gef\u00e4ssbiindeln des Parasiten ist hier noch nichts","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54 (HS)\nzu seh\u00e8n, da sie erst ^ Zoll h\u00f6her erscheinen, und aus einer kleinen Anh\u00e4ufung derselben wurmf\u00f6rmig mitten im Zellgewebe entspringen. Die mit Wachs angef\u00fcllten weisslichen Zellen des Parasiten liegen hier unmittelbar neben den, einen roth-braunen adstringirenden Stoff enthaltenden, etwa um das Drittel kleineren Zellen der Rinde des Mutterk\u00f6rpers, ohne dass man einen Uebergang, sowohl der Form als des Inhalts, wahrzunehmen verm\u00f6chte. Die dem Parasiten eigenen Gef\u00e4sse entspringen, wie erw\u00e4hnt, mitten im Parenchym, und verlaufen von hier aus, sich unter spitzen Winkeln in zarte aber niemals anastomosirende Aestchen vertheilend, zum Theil mehr in die Mitte der Aeste, und gehen allein in die Bl\u00fcthenknos-pen und Theile der Bl\u00fcthe \u00fcber. \u2014 An dem Samen entdeckte der Verf. ebenfalls weder Testa noch Embryo. Zuletzt eine vollst\u00e4ndige Uebersicht der verschiedenen Arten, wie Wachs in den Pflanzen vorkommt.\nDe Coniferarum structura anatomica scripsit H. R. Goeppert. Vratislav. 1841. 4. Der Verf. hat diese Abhandlung vorz\u00fcglich mit R\u00fccksicht auf die fossilen tleber-bleibsel der Coniferen geschrieben; daher redet er vorz\u00fcglich nur von Stamm und Wurzel. Er f\u00fchrt zuerst an, was er \u00fcber den Bau der Coniferen bei den Schriftstellern gefunden hat und f\u00fcgt dann seine eigenen Beobachtungen hinzu. Zuerst vom Samen. Im Albumen fand er keine Spur von Amylum. Er sah zwei keimende Embryonen in demselben Samen. In einem Querschnitt des Embryo sah er vier Schichten von Zellgewebe, welche den Markkanal, Holzk\u00f6rper, innere und \u00e4ussere Rindenschicht darstellen. Im L\u00e4ngsschnitt zeigten die Zellen, welche den Holzk\u00f6rper bilden, weder Spiralf\u00e4den noch Poren. Vom Keimen des Samens. Wenn das W\u00fcrzelchen l\u00e4nger geworden ist als der Samen, f\u00e4ngt sogleich die Bildung von zwei und drei Spiralgef\u00e4ssen um die Wurzel an, und indem die Kerne und die k\u00f6rnigen Massen in den Zellen verschwinden, erscheinen sehr zarte, etwas schiefe Streifen auf ihren W\u00e4nden. Diese Querstreifen werden immer st\u00e4rker und verbinden sich mit einander, so dass, wenn das W\u00fcrzelchen zweimal l\u00e4nger ist als der Same und seine Bedeckungen, schon eine doppelte Reihe von Gef\u00e4ssen vorhanden ist und das ganze Leben durch dauert. Die n\u00e4chst","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"(143) 55\nliegenden Zellen verwandeln sich in der Zeit, bis das Wiir-zelchen vier- oder f\u00fcnfmal so lang wird, wie der Samen, auch in Spiralgef\u00e4sse, deren Fasern oder Windungen weiter von einander entfernt sind, so dass in ihren Zwischenr\u00e4umen auf der Wand des Gef\u00e4sses helle Stellen sich zeigen k\u00f6nnen, welche endlich in die Gestalt eines inneren Kreises oder einer Pore \u00fcbergehen\u00ab Die Windungen verwachsen mit der Wand des Gef\u00e4sses und bilden den \u00e4usSern Kreis der Pore, eine Ver\u00e4nderung, die in dem oberen Theile des Gef\u00e4sses schon vollendet ist, wenn sie im untern Theile erst anf\u00e4ngt. Von der Rinde. Die Faserzellen der Faserschicht h\u00e4ngen in den Coniferen meistens nicht zusammen, sondern sind in der Par enchym-Substanz zerstreut. Die Harzg\u00e4nge sind schon in der keimenden Pflanze zu finden, zwischen der Kork- und Parenchymrinde. Sie haben dann eine eigene Haut. Diese reisst aber, und der Saft sch\u00fcttet sich zwischen den Zellen aus. Vom Holz. Die por\u00f6sen Gef\u00e4sse oder Zellen stehen in der keimenden Pflanze ohne Ordnung und sind Parenchymzellen, d. h. sie treffen mit den W\u00e4nden auf einander. Sind aber die Kotyledonen entwickelt, und w\u00e4chst der Keim fort, so bekommen die Zellen oder Gef\u00e4sse dicke W\u00e4nde, ziehen sich mehr zusammen und ordnen sich in excentrische L\u00e4ngsreihen, hierauf verwandelt sich die horizontale Lage der Querw\u00e4nde durch wechselseitigen Druck in eine schiefe oder diagonale, und die Parenchymzellen gehen nun durch viele Mittel formen in Prosenchymzellen \u00fcber. Zuletzt folgen Beschreibungen und Abbildungen der verschiedenen Holzstructur nach den verschiedenen Gattungen, die dann vorz\u00fcglich zur Vergleichung mit fossilen Baumst\u00e4mmen dienen k\u00f6nnen.\nDerselbe Verfasser hat in der Linnaea T. 15 (1841) p. 747 Bemerkungen \u00fcber den anatomischen Bau der Casuarinen gegeben. Die Beschreibungen, welche der Verf. hier liefert, vermuthlich auch in R\u00fccksicht auf fossile Baumst\u00e4mme, von denen er auch ein St\u00fcck abbildet, sind genau, erlauben aber keinen Auszug. Der Bau weicht vom Baue der Coniferen sehr ab und n\u00e4hert sich mehr dem Baue der Amentaceen. Am Ende sagt der Verf. Folgendes: \u00abWeder bei den Holzzellen, noch bei den Gefassen bemerkt man r\u00fccksichtlich ihrer Beschaffenheit oder ihrer Anordnung irgend","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56 (144)\netwas, was auf einen Absatz oder Begrenzung des j\u00e4hrlichen Wachsthums bezogen werden k\u00f6nnte. Unwillk\u00fcrlich wird man daher veranlasst an jene, von mir mit dem Namen con-centrische Markstrahlen bezeiclmeten Querstreifen zu denken, die das Ansehen von Jahrringen besitzen. Jedoch z\u00e4hle ich auf dem grossem mir zu Gebote stehenden Stamm von Ca-suarina equisetifolia im Durchmesser von drei Zoll nicht weniger als 130 solche Ringe, die also unm\u00f6glich auf Jahreslagen bezogen werden konnten, da die- 1775 durch Forster entdeckten Casuarinen sich \u00fcberhaupt erst seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts in unsern G\u00e4rten befinden. Bei einer im Jahr 1838 im hiesigen botanischen Garten aus Samen gezogenen, also jetzt dreij\u00e4hrigen Casuarina torulosa fand ich nicht weniger als 45. Wiewohl nun die eine oder die andere Lage etwas st\u00e4rker erscheint, so l\u00e4sst sich doch ein regelm\u00e4ssiger Absatz nicht wahrnehmen, und es scheint also in der That, als ob die schon in so vieler Beziehung merkw\u00fcrdige Familie sich auch dadurch auszeichnete, dass hier keine Jahresringe vorhanden sind, was man mit Gewissheit, so viel ich weiss, noch bei keinem Dikotyledonen-Holzstamme wahrgenommen hat. Bevor man aber einen f\u00fcr die gesammte Physiologie der Gew\u00e4chse so wichtigen Satz als wohlbegr\u00fcndet annehmen kann, erscheint es dringend nothwendig, noch Exemplare e loco natali zu untersuchen, da sich bei diesen die Sache wohl leicht noch anders verhalten d\u00fcrfte, dergleichen ich mir aber bis jetzt noch nicht verschaffen konnte.\u00bb\nDass die Jahrringe der B\u00e4ume in unsern G\u00e4rten in Unordnung kommen, habe ich in den Grundlehren der Botanik Th. 1. S. 259 gezeigt ; St\u00e4mme von Cactus setzen in den ersten Jahren keine Schichten an und Araucaria excelsa, wenigstens zehn Jahre alt, hatte nur drei Schichten. Man kann das Anwachsen der B\u00e4ume eben so gut an den Aesten erforschen, als an den St\u00e4mmen, und wir haben daf\u00fcr, dass unsere B\u00e4ume j\u00e4hrlich einen Jahrring ansetzen, den sichersten Beweis, wenn wir die Aeste vom j\u00fcngsten an betrachten. Ich habe einen Zweig von Casuarina torulosa vor mir und finde das Mark excentrisch und auf der einen Seite zwei Jahrringe, auf der andern gar keinen. Die letzte Schicht ohne Jahrringe ist von der einen Seite sehr gross und macht die Excentricit\u00e4t.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"(145) 57\nDer Verf. erw\u00e4hnt hierbei einer Stelle \u00fcber Casuarina aus der Bibi, universelle de Gen\u00e8ve, und ich setze Folgendes aus Jameson\u2019s Edinburgh N. philosophical Journal T. 31 P. 2. p. 388 hinzu: \u00abDie Theorie leitet auf die Vermuthung, dass wir in den L\u00e4ndern, welche eine gleichf\u00f6rmige W\u00e4rme und Feuchtigkeit haben, das Alter der B\u00e4ume nicht auf dieselbe Weise berechnen k\u00f6nnen, als in unsern gem\u00e4ssigten Klimaten, mit andern Worten, dass es sich nicht durch die Schichten des Stammes bestimmen lasse. In der That, die Anordnung des Holzes unserer Waldb\u00e4ume nach Schichten ist immer so betrachtet worden, als sei sie durch eine Unterbrechung in der Bildung ihres Gewebes entstanden, eine Unterbrechung, die der kalte Winter hervorbrachte. Es ist wahrscheinlich, dass die ausserordentliche Trockniss, welche das Abfallen der Bl\u00e4tter von den B\u00e4umen in einigen Gegenden bewirkt, z. B. im Innern von Brasilien, am Senegal und in Aegypten, eine etwas analoge Wirkung hervorbringt. Aber auf der andern Seite m\u00fcsste das Wachsthum der B\u00e4ume in den W\u00e4ldern der tropischen Gegenden, wo Hitze und Feuchtigkeit unver\u00e4nderlich herrschen, regelm\u00e4ssig durch das ganze Jahr sein. Man bemerkt dieses an Caesalpinia und andern Farbeh\u00f6lzern. Es ist zu w\u00fcnschen, dass Personen, welche die Gelegenheit haben, Beobachtungen von dieser Art zu machen, sich die M\u00fche g\u00e4ben, das Factum an jeder Art von B\u00e4umen besonders zu berichtigen und zu untersuchen, ob eines vorhanden ist, wo eine Unterbrechung des Wachsthums keine Jahrringe hervorbringt, ohne R\u00fccksicht auf das Klima, wie doch in kalten und trocknen Klimaten durch eine \u00e4ussere Ursache geschieht. Beobachtungen, welche von H. Leduc zu Galega gemacht und an H. Decandolle zu Genf geschrieben sind, zeigen, dass in Casuarina die Zahl der Schichten gar nicht mit der Zahl der Jahre des Baumes \u00fcbereinstimmt, und dass in einem Baumstamm von acht Jahren nicht weniger als 42 coneentri-sehe Schichten gez\u00e4hlt wurden. S. weiter Bibi. univ. de G\u00e9-n\u00e8ve n. 65. 1841. \u00abDie Jahrringe entstehen allerdings durch eine Unterbrechung im Wachsen, aber sie werden dadurch nicht sichtbar. Bis Ende Juni konnte ich in der Regel nicht erkennen, was in demselben Jahre angewachsen war, aber im Anf\u00e4nge Juli erkannte man sogleich die Schicht vom vori-\n5","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58 (146)\ngen Jahre. Sie wurde nun sichtbar und zwar dadurch, dass sich die \u00e4ussersten Zellen der vorj\u00e4hrigen Schicht der L\u00e4nge nach zusammengezogen hatten, wodurch sie der Breite nach ausgedehnter wurden. Es kommt also auf diese Art der Zusammenziehung an, dass ein Jahrring kenntlich wird, und es kann sehr leicht geschehen, dass dieses Zusammenziehen nicht geschieht, wodurch dann der Jahrring nicht bemerkbar wird, ungeachtet er sich gebildet hat. Das Beispiel, was ich von einem Zweige von Casuarina torulosa angef\u00fchrt habe, beweist dieses sehr deutlich. Auf der einen Seite hatten sich die Schichten zusammengezogen, auf der andern nicht. Ueber-haupt wundere ich mich, dass man die Zweige nicht mehr untersucht, wodurch man auf den Stamm sicher schliesst. Dass in unsern B\u00e4umen j\u00e4hrlich ein Holzring anw\u00e4chst, ist schwer zu beweisen, wenn man St\u00e4mme f\u00e4llen will, leicht, wenn man Zweige durchschneidet. Alles dieses habe ich l\u00e4ngst und zuletzt in den Grundlehren der Kr\u00e4uterkunde Th. 1. S. 257 \u2014275 aus einander gesetzt, aber man hat darauf nicht geachtet. \u2014 Die kleinen Schichten in der Casuarina schreibe ich dem Umstande zu, dass in einem Jahre viele Glieder der Aeste an-wachsen; doch will ich dieses nur als Vermuthung gelten lassen.\nFarn (Filices).\nEine merkw\u00fcrdige Beobachtung vom Prof. H. G\u00f6ppert finde ich in der Uebersieht der Arbeiten und Ver\u00e4nderungen der Schlesischen Gesellschaft f. v. C. 1841. S. 9 \u00fcber die doppelte Beschaffenheit der Samen von einigen Ly~ kopodiaceen. Im November 1840, sagt Hr. G., bemerkte ich auf einem in der N\u00e4he von Lycopodium denticulatum stehenden Blument\u00f6pfe in dem warmen Hause des hiesigen botanischen Gartens keimende Pfl\u00e4nzchen, die bei n\u00e4herer Untersuchung und in ihrer weitern Entwickelung sich als Lycopodium denticulatum erkennen Hessen. Sie zeigten eine doppelte Beschaffenheit: die einen, welche sich aus dem zarten pulverf\u00f6rmigen Samen entwickelt hatten, waren von \\ Linie Gr\u00f6sse, und schon von dem W\u00fcrzelchen an mit alternirenden Bl\u00e4ttchen dicht besetzt, theilten sich aber auf die den Lyko-podien eigenth\u00fcmliche gablige Weise, erst nachdem sie bis zu 3\u20144 Linien L\u00e4nge herangewachsen waren. Die andern wichen","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"(14t) 59\nin ihrem Aeussern von diesen auffallend ab, und schienen die gr\u00f6sste Aehnlichkeit mit einer keimenden dikotyledonischen Pflanze zu besitzen. Die \u00e4ussere H\u00fclle der Spore war an dem Punkte, von welchem sich das 3\u2014 4 Linien lange W\u00fcrzelchen nach unten erstreckte, noch vorhanden, so dass \u00fcber die Entwickelung aus derselben kein Zweifel \u00fcbrig bleiben konnte, und von jener H\u00fclle setzte sich ein 2\u2014 3 Linien langer, v\u00f6llig nackter, \u00fcber die Oberfl\u00e4che der Erde hervorwachsender Stiel fort, der oberhalb die ersten Bl\u00e4ttchen trug, die aber nicht, wie Samenbl\u00e4tter der Dikotyledonen, einander gegen\u00fcber, sondern abwechselnd standen, wie man freilich erst bei genauer Betrachtung zu erkennen vermochte, und darin liegt der Fehler der Abbildungen F. 2, 4 u. 5 von Salisbury (Transact, of the Linnean Soc. Vol. 12. tab. 19), der die Bl\u00e4ttchen gegen\u00fcberst\u00e4ndig darstellt. Oberhalb dieser Bl\u00e4ttchen theilte sich nun die Achse in zwei Aeste von gleicher Entwickelung, so dass also die Dichotomie alsbald hervortrat, welche bei jenen erst nach Entwickelung von 8 \u201410 Blattwirbeln zum Vorschein kam. Uebrigens waren bei dieser die Bl\u00e4ttchen noch 1 \u2014 2 mal gr\u00f6sser, als bei jener. Dass Brotero und Salisbury beide Arten von Sporen oder Sporangien, wie der Verf. sagt, keimen sahen, finde ich nicht, sie sahen es nur von den dreik\u00f6rnigen Sporangien (sp. tricoccum). Dieses Keimen habe ich immer f\u00fcr einen Knospenauswuchs gehalten, das Keimen aber der feinen K\u00f6rner aus dem zweiklap-pigen Sporangium f\u00fcr ein wahres Keimen. Das letztere findet wirklich Statt, wie man daraus sieht, dass man Lykopodien aus Samen ziehen kann, welche nur zweiklappige Sporangien besitzen. Was aber das Keimen des spor. tricoccum betrifft, so gelingt es nicht so leicht als das vorige, und da es ganz verschieden erscheint, wie die Beobachtungen von Salisbury und von dem Verf. zeigen, so werde ich dadurch in der Meinung best\u00e4rkt, dass sich das sporangium tricoccum, oder vielmehr dessen receptaculum knospenartig entwickelt hat. Der innere Bau spricht n\u00e4mlich daf\u00fcr, dass letzteres kein wahres sporangium, sondern ein antheridium ist.\nIn den Ausgew\u00e4hlten anatomisch - botanischen Abbildungen, 3. Heft (1841), habe ich auf der ersten Tafel die Anatomie von einem Knollstocke von Aspidium molle\n5*","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60 (148)\ngegeben. Mail sieht hier deutlich, dass dieser K\u00f6rper eine Zusammensetzung von verwachsenen Wedelstielen ist. Bedenkt man, dass in dem Wedelstiele Blatt und Schaft zugleich enthalten sind \u2014 ich will nicht sagen verwachsen, sondern nur enthalten, potentia nicht actu \u2014 so kann man sie als Knospen (gemmae) betrachten, und ein solcher Knollstock ist also eine zusammengesetzte Knospe, wie wir sie an manchen Pha-nerogamen, z. B. an dem allgemein bekannten Knollen von Selleri finden. Diese Ansicht der Sache scheint mir eine sehr nat\u00fcrliche. Die baumartigen Farn sind nun wirklich nichts weiter als eine langgezogene Knospe, wie es der Palmenstamm, n\u00e4mlich von den kokosartigen Palmen, ist, nur mit dem Unterschiede, dass Bl\u00e4tter und Bl\u00fcthenstiele an den Palmen getrennt, an den Farn vereinigt sind. Auch finden sich auf dieser Tafel Abbildungen von Wurzelzasern, die, wie gew\u00f6hnlich bei den Phanerogamen, in der Mitte ein Holzb\u00fcndel von Spiralen und Spiroiden, ohne Mark haben* Man muss hiervon die auf der Oberfl\u00e4che sitzenden Haare wohl unterscheiden; \u00e4usserlich sind sie einander sehr \u00e4hnlich. Die zerstreuten Zellen im Stamm, gef\u00fcllt mit einer braunen oder schwarzen, dicken, trocknen Masse, kommen hin und wieder in den Farn vor, in denen sich auch allein die braungef\u00e4rbten Zellenw\u00e4nde, und die letztem \u00e4usserst h\u00e4ufig, finden. \u2014 Ein \u00e4hnlicher, aber gr\u00f6sserer Knollstock von Polypodium molliculum ist auf der f\u00fcnften Tafel des jetzt erscheinenden vierten Heftes dieser Abbildungen vorgestellt, woraus die Zusammensetzung aus Wedelstielen noch deutlicher hervorgeht.\nAuf der zweiten Tafel desselben Heftes ist auch eine Anatomie von dem Stamme und den Wedelstielen von Polypodium (Chrysop teris) phymatodes geliefert worden. Die Aspidien haben meistens einen Knollstock \u2014 unsere einheimischen immer \u2014 die Polypodien und Chry-sopteris-Arten hingegen sehr oft einen wahren Stamm, der aber unter oder \u00fcber der Erde kriecht, niemals, so viel ich weiss, ganz aufrecht ist. Er hat im Ganzen genommen den Bau des Monokotyledonen-Stammes; die Gef\u00e4ssb\u00fcndel sind n\u00e4mlich gesondert, stehen aber nur in einem Kreise, und zwar in vorliegendem Falle f\u00fcnfzehn von verschiedener Gr\u00f6sse, worunter vier kleine, zwei und zwei einander gegen\u00fcber. Diese Ge-","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"(149) 61\nfassb\u00fcndel sind, wie gew\u00f6hnlich in den Farn, mit einer braungef\u00e4rbten zeitigen Haut umgeben und bestehen aus grossen, meistens por\u00f6sen Gef\u00e4ssen, welche in einem ungef\u00e4rbten lang-zeiligen Gewebe liegen. Die Wedelstiele haben fast denselben Bau, nur stehen weniger Gefassb\u00fcrtdel, n\u00e4mlich f\u00fcnf, in einem Kreise herum, ebenfalls von verschiedener Gr\u00f6sse, zwei n\u00e4mlich bedeutend gr\u00f6sser als die \u00fcbrigen drei. Vielleicht deuten die beiden grossen auf den Bl\u00fcthenstiel, die drei kleinen auf das Blatt. Man k\u00f6nnte also diese Farn mit den Iri-deen und andern Monokotyledonen vergleichen, welche ein Rhizom unter der Erde haben und einzelne St\u00e4mme mit Bl\u00e4ttern hervortreiben. Die Wurzeln sind gebauet wie bei den Aspidien und bei den Phanerogamen \u00fcberhaupt.\nAuf der dritten Tafel desselben Hefts befinden sich Abbildungen von Antheridien oder antherenartigen The il en der Farn. Wenn irgend einige Theile der Farn den Namen der Antheren verdienen, so sind es gewiss diese. Zuerst sah sie Sprengel in den Fruchthaufen von Pteris cre-tica und wollte sogar eine Bewegung gegen die Ovarien bemerkt haben, auch giebt er eine schlechte Abbildung davon in Hoffmanns phytographischen Bl\u00e4ttern. Er fragt an, ob man diese Theile nicht f\u00fcr Antheren halten k\u00f6nne? Aber in der Anleitung zur Kenntniss der Gew\u00e4chse, 2. Anfl., verwirft er diese Meinung und h\u00e4lt sie f\u00fcr Paraphysen. Lange nachher sind sie von Blume wieder gefunden und in der Flora Javae ^gebildet worden. Nach ihm spricht Presl von diesen Thei-len in seiner Pteridographie, sagt aber kein Wort von Blume und liefert eine Abbildung von einer Anthere, die aber nichts als ein junges Sporangium ist. Es k\u00f6nnen also nur Blume\u2019s und die hier gegebenen Abbildungen von diesen Theilen in Betracht kommen. Abgebildet sind sie hier aus den Fruchthaufen von Polypodium effusum, Adiantum Moritzianum, Ne-phobolus pertusus, Pteris allosora und Pteris crenata. In der dritten Abhandlung \u00fcber den Bau der Farnkr\u00e4uter, in den Abhandl. der Berliner Akad. der Wiss. f\u00fcr 1840, habe ich auch Abbildungen von diesen K\u00f6rpern aus Cibotium Schiedei und Woodwardia radicans geliefert. Sie gleichen allerdings den Paraphysen der Moose gar sehr, haben auch Querw\u00e4nde, sind aber mit einer k\u00f6rnigeil Masse angef\u00fcllt, und zuweilen findet","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62 (150)\nsich in den \u00e4ussersten, meistens kolbigen Gliedern eine dunkelgef\u00e4rbte Masse, wie an Cibotium Schiedei und Polypodium effusum; an dem letztem liegt die Masse sogar \u00e4usserlich auf. Diese Theile sind von den jungen Sporangien gar leicht zu unterscheiden, da sich an den letztem schon in der fr\u00fchsten Jugend der Ring zeigt. Ich bin keinesweges gesonnen, sie f\u00fcr wirkliche Antheren zu halten, d. h. f\u00fcr solche K\u00f6rper, wodurch die Befruchtung geschieht, sondern nur f\u00fcr den Antheren analoge K\u00f6rper, und so nenne ich sie Antheridien, mit einem, d\u00fcnkt mich, von mehren in \u00e4hnlicher Bedeutung gebrauchten Ausdrucke, gewiss von Spring in seiner Bearbeitung der Ly-kopodiaceen. \u2014 Auf derselben Tafel findet sich ein Indu-sium und ein Fruchtboden, jenes von Diplazium ambiguum, dieses von Polypodium aureum (Chrysopteris aurea) abgebildet. Das letztere besteht aus einem Haufen von Spiralfaserzellen, oder wurmf\u00f6rmigen K\u00f6rpern, die in lange Spiralge-f\u00e4sse oder Spiroiden \u00fcbergehen. Die verdickten Enden der Nerven, welche man an den Bl\u00e4ttern oder Wedeln der Farn h\u00e4ufig sieht, sind eben so gebaut, und man kann sie daher f\u00fcr Fruchtboden halten, wo die Frucht fehlgeschlagen.\nDas Keimen der Samen oder Sporen von Farnkr\u00e4utern ist zwar l\u00e4ngst von dem verstorbenen Nees von Esenbeck dargestellt worden, indessen habe ich es nicht f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig gehalten, dergleichen, aber in starken Vergr\u00f6sse-rungen, zu geben, und zwar zuerst ebenfalls von Pteris ser-rulata, dann auch von Gymnogramma (Ceropteris) chryso-phylla und Aspidium molle. Immer tritt zuerst aus der Schale des Samens eine blattartige Ausbreitung hervor, welche aus grossen Zellen mit Chlorophyllk\u00f6riiern besteht, ohne alle Gef\u00e4sse, und wo man deutlich sieht, wie eine Zelle sich an die andere \u00e4usserlich anlegt. Diese blattartige Ausbreitung habe ich p ro thallium genannt, um nicht den Namen Kotyledon zu gebrauchen, mit dem dieser Theil zwar manches gemein hat, in anderer R\u00fccksicht aber verschieden ist. Er hat eine gr\u00f6ssere Selbst\u00e4ndigkeit als der Kotyledon selbst der Monokotyledonen , er treibt f\u00fcr sich Wurzeln und w\u00e4chst dadurch weit fort, ehe die Wedel daraus hervorbrechen. Die Schale des Samens spaltet sich zwar in zwei Theile, als ob sie zweiklappig w\u00e4re, wie hier an Aspidium molle, aber sie","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"(151) 63\nwird nicht abgeworfen, sondern sie bleibt sitzen und wird gr\u00fcn, w\u00e4chst auch fort. Es ist ein Hauptkennzeichen aller Kryptogamen, wie es scheint, dafs in den Samen keine beson-dern Theile sichtbar sind, sondern dass der ganze Same zur jungen Pflanze ausw\u00e4chst.\nDie Wedel der Polypodiaceen tragen bekanntlich die Fr\u00fcchte auf der R\u00fcckseite, und sind daher als eine Verbindung von Fruchtstiel oder Schaft und Blatt anzusehen. Daher nannte sie auch Linn\u00e9 schon frondes und nicht folia; im Deutschen hat man l\u00e4ngst den Ausdruck Wedel daf\u00fcr angenommen. Durchschneidet man einen Wedelstiel ungef\u00e4hr in der Mitte, so sieht man zwei sehr verschieden geformte Holzb\u00fcndel, wovon man einen dem Schaft, den andern dem Blatte zuschreiben k\u00f6nnte. Gegen die Spitze des Wedels vereinigen sich die beiden Holzb\u00fcndel. So sind die Durchschnitte des Wedelstieles von Aspidium molle Tafel 1. des gedachten Heftes abgebildet. Zuweilen sieht man in der Basis mehr Holzb\u00fcndel in einem Kreise gestellt; immer sind darunter aber zwei gr\u00f6sser als die \u00fcbrigen und die letztem sind verschwunden, wenn man einen Schnitt durch die Mitte oder gegen die Spitze macht, wie Taf. 2. zu sehen ist. An dieser Bildung des Wedelstiels ist also zu erkennen, ob ein Farn den Bau der Polypodiaceen hat, n\u00e4mlich einen Wedel, bestehend aus einem Fruchtstiel oder Schaft, und einem Blatte, beide innig vereinigt. An den Equisetaceen sind Bl\u00e4tter und Bliithen ganz von einander getrennt; der Bau derselben w\u00fcrde also den Gegensatz des Baues der Polypodiaceen machen. Der Stamm der Equisetaceen besteht aus einer dicken Rinde, worin sich acht Luftg\u00e4nge befinden; hierauf folgt der Holzk\u00f6rper mit acht von einander getrennten Holzb\u00fcndeln und statt des Markes eine H\u00f6hlung, welche zwischen die Holzb\u00fcndel tritt. Diesen stehen am n\u00e4chsten die Ophioglosseae (s. Taf. 1 des eben erscheinenden vierten Hefts). Sie haben in dem Stengel eine in drei Busen auslaufende H\u00f6hlung, zwischen denen sich die Holzb\u00fcndel befinden. Diese Form steht den Equisetaceen nahe und zeigt, dass ein wahrer Stamm hier vorhanden ist. Nun folgt Botrychium Lunaria (H. 4 T. 1). In der Mitte des Stengels eine v\u00f6llig unregelm\u00e4ssige H\u00f6hlung; an beiden Seiten derselben zwei halbmondf\u00f6rmige Holzb\u00fcndel, die oben unter","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64 (152)\ndem Blatte sich in vier theilen. Die Gestalt hat mehr Aelm-lichkeit mit einem Wedelstiele als mit einem Stamme, wo zwei und noch dazu grosse gekr\u00fcmmte Holzbiindel ungew\u00f6hnlich sein w\u00fcrden. Botrychium kann also nicht mit Ophioglossum in einer nat\u00fcrlichen Ordnung stehen, wohin es gew\u00f6hnlich und auch von mir in den Filices Horti R. Botanici Berolin. (1841) ist gestellt worden. Osmunda (H. 4 T. 3) zeigt durch die bogenf\u00f6rmigen, gekr\u00fcmmten Holzb\u00fcndel mit eingebogenen Schenkeln deutlich den Wedelstiel. Damit kommt nun Anemia (s. H. 3 T. 4) ziemlich \u00fcberein; das gekr\u00fcmmte Holzb\u00fcndel hat auf jeder Seite noch zwei kurze B\u00fcndel. Man w\u00fcrde also beide in eine Ordnung zusammenstellen k\u00f6nnen, aber die Sporangien sind sehr verschieden, Anemia hat einen Scheitelring am Sporangium, Osmunda eine Rose von Zellen an derselben Stelle. Aber sonderbar und ganz abweichend ist der Bau des Stengels von Lygodium (s. H. 4 T. 2 F. 5). In der Mitte desselben befindet sich ein Holzb\u00fcndel, das gleichsam in drei Lappen getheilt ist. Hierin kommt der Farn mit den Lykopodiaceen \u00fcberein, die sich von den \u00fcbrigen Farn dadurch unterscheiden, dass sie ein Holzb\u00fcndel in der Mitte des Stengels haben, und darin also vielen Wurzeln der Phanero-gamen gleichen.\nMoose.\nUeber den Bau einiger Laubmoose von L. C. Treviranus. Linnaea T. 15 (1841) S. 300. Moldenhawer hat gezeigt, dass die Bl\u00e4tter von Sphagnum aus zweierlei Zellen bestehen, aus grossem farblosen, mit Poren und Spiralfasern, und aus kleinen, gr\u00fcnen, welche jene in der Fl\u00e4che umgeben. Mohl hat dieselbe Bildung an Dicranum glaucum und Octoblepharum albidum gefunden, Schleiden an Didymo-don sphagnoides Hooker und der Verf. an Racopilum ano-malum. Er giebt von den Bl\u00e4ttern des letztem Mooses eine Beschreibung, und einige Zus\u00e4tze zu Mohls Beschreibung der Bl\u00e4tter von Dicran\u00f6m glaucum und Octoblepharum albidum. Bei dem ersten Moose sah der Verf. die kreisf\u00f6rmigen Figuren, deren Mold erw\u00e4hnt, nur an den senkrecht auf die Blattfl\u00e4che stehenden Zellenw\u00e4nden; sie erschienen ihm nicht als L\u00f6cher, sondern als areae. Bei dem zweiten waren diese","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"(153) 65\nareae ebenfalls auf den vertikalen Zellenw\u00e4nden; der farblosen Zellenreihen sind drei bis sechs, der kleinen gr\u00fcnen aber nur eine Schicht. Der Verf. beschreibt ferner die Lamellen auf der obern Fl\u00e4che der Bl\u00e4tter von vielen Polytrichum-Ar-ten, welche Hob. Brown zuerst bemerkte. Sie fangen da, wo der untere scheidenartige Theil des Blattes in den obern, mehr ausgebreiteten \u00fcbergeht, in geringer Zahl an, dann vermehrt sich diese und nimmt gegen die Spitze wieder ab, so dass die mittlern Lamellen die l\u00e4ngsten sind, die seitlichen die k\u00fcrzern, und dass das Ganze, von oben betrachtet, eine bauchige, oben und unten sich zuspitzende Figur bildet. Sie befinden sich meistens auf den Nerven, doch wenn diese schmal sind, auch daneben. Die Zahl derselben ist nach der Breite des Nerven verschieden, ln der Mitte des Nerven stehen sie senkrecht, an den Seiten sind sie mehr geneigt, und die \u00e4ussersten liegen zuweilen flach auf. An Lyellia fand der Verf. diesen Bau ebenfalls, und zwar viele, n\u00e4mlich 24 Lamellen. An Gymnostomum ovatum fand er keinesweges ein mit k\u00f6rniger Materie erf\u00fclltes S\u00e4ckchen auf jeder Seite, wie einige behauptet haben, sondern nur vier der oben beschriebenen Lamellen. Der Verf. fr\u00e4gt an, ob diese Lamellen vielleicht dazu dienen m\u00f6gen, die Feuchtigkeit l\u00e4nger zu erhalten und ihre Einsaugung von aussen zu verst\u00e4rken, gleich den gegliederten F\u00e4den, von denen sich dasselbe vermuthen liesse. Zuletzt \u00fcber die Poren der Moose. Sie finden sich bei den Laubmoosen nur an der Erweiterung, welche die \u00e4ussere Haut des Fruchtstiels macht, bevor sie sich \u00fcber den Kapselschlauch fortsetzt, um die vollst\u00e4ndige Kapsel zu bildern Der Verf. zeigt nun, dass sie sich dem Baue nach von dem Bau dieser Organe an den Phanerogamen nicht wesentlich unterscheiden, wenn man auch ihnen nicht dieselbe Verrichtung zuschreiben k\u00f6nne.\nUeber das Zellgewebe der Moose, besonders von Hypnum lucens, von M. Ch. Morren. Bullet, d. l\u2019Ac.ad. r. d. sc. d. Bruxell. 1841. T. 1. p, 68. Die Beobachtungen des Verf. sind f\u00fcr den Ursprung der Zellen im Pflanzenreiche wichtig. Er nahm einen jungen Trieb (innovatio) von dem genannten Moose, und untersuchte ein Blatt, so jung er es erhalten konnte, n\u00e4mlich nur von \\ oder \\ Millimeter.","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66 (154)\nEs erschien wie eine einfache, fast cylindrische Zelle, ein wenig dicker in der Mitte, aber durchsichtig und ohne Zellen im Innern ; man sah dort nur gallertartiges Chlorophyll ohne Kugeln, welches die Axe einnahm, indem die W\u00e4nde ganz klar waren. Hierauf beobachtete er ein Blatt, welches seiner Gr\u00f6sse und Entwickelung nach etwas, doch wenig \u00e4lter war. Das gallertartige Chlorophyll war noch nicht k\u00f6rnig, sondern nur kr\u00fcmlich (grumeux) geworden. Die H\u00e4ufchen (grumeaux) zeichneten sich schon aus, standen regelm\u00e4ssig, waren nicht umschrieben (nuageux), aber gegen die Mitte dichter. Sie bildeten Reihen und zwischen ihnen waren helle Stellen, auch um das ganze Blatt zeigte sich inwendig ein heller, durchsichtiger Streifen. Bald sah man, dass die H\u00e4ufchen Zellen waren, mit Chlorophyll gef\u00fcllt, die hellen Zwischenr\u00e4ume Zellenw\u00e4nde, und dass der Rand aus Zellen bestand, die wenig Chlorophyll enthielten. Noch war alles so weich, dass es zwischen zwei Gl\u00e4sern zu einem Brei gedr\u00fcckt wurde. Der Verf. findet zwischen diesen Beobachtungen und denen von Mirbel \u00fcber das Cambium viel Analogie. Er beobachtete nun die Bl\u00e4tter weiter und fand, indem er auf die Gr\u00f6sse der Zellen sah, dass die Entwickelung in der Mitte des Blattes energischer war als gegen die R\u00e4nder. Was nun die Ver\u00e4nderung des Chlorophylls betrifft, so verwandelt es sich aus dem gallertartigen in das k\u00f6rnige. Die K\u00f6rner sind im Anf\u00e4nge selten, dann werden sie h\u00e4ufiger. Sie befinden sich noch immer an den W\u00e4nden der Zellen, k\u00f6nnen aber leicht davon entfernt werden, wie ihm ein Zufall zeigte. Er fand n\u00e4mlich, als er ein solches Moos ins Wasser gelegt hatte, in den Zellen ein Infusionsthier ch en, Uvella virescens Ehrbg., welches die K\u00f6rner durch einander bewegte. Endlich sondern sich die K\u00f6rner von den W\u00e4nden und ballen sich in der Mitte zusammen zu einer gallertartigen Masse. Ehe sie sich sondern, enth\u00e4lt jedes Korn einen Kern von St\u00e4rkmehl, nachher nicht mehr. \u2014 Die Zellen in den Bl\u00e4ttern von Hypnum lucens theilen sich oft, indem in ihnen Scheidew\u00e4nde entstehen, und zwar theilen sie sich in zwei und zweimal zwei. Als der Verf. die Pflanze ins Wasser legte, entstanden Wiirzelchen, und zwar allein in den Zellen, die sich getheilt hatten, zwei und zwei-","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"(155) 67\nmal zwei W\u00fcrzelchen zusammen. So waren also diese W\u00fcr-zelchen gleichsam in den Zellen pr\u00e4formirt.\nDer Verf. f\u00fchrt meine Abbildungen von jungen Bl\u00e4ttern des Sempervivum arboreum (Ausgew. Abbild. H. 2. T. 6. F. 2) an. Die Papille an der Spitze ist wirklich eine Papille, mit einem Schlauch in der Mitte, worin sich eine tr\u00fcbe Fl\u00fcssigkeit befindet, wie man ihn oft in den Haaren antrifft. Nie entstehen Zellen in der Papille, und nie wachst sie aus.\nUntersuchungen \u00fcber das Inenchyme von Sphagnum von Ch. Morren. (Bullet, de FAcad. d. Bruxell. 1841. T. 1. p. 164. ) Nachdem der Verf. alle Meinungen \u00fcber diese merkw\u00fcrdigen Zellen angegeben hat, geht er zu seinen eigenen Forschungen \u00fcber, die sich hier ohne H\u00fclfe der Abbildungen nur kurz angeben lassen. Er untersuchte ganz kleine Bl\u00e4tter und sah zuerst nur runde Stellen, die sp\u00e4ter zu farblosen oder Faserzellen wurden, und gr\u00fcne Zwischenr\u00e4ume, welche sich in Chlorophyllzellen ver\u00e4nderten. Weiter bilden sich die runden Stellen netzf\u00f6rmig mit viereckigen Maschen aus, die gr\u00fcne Materie formt sich in Kugeln, die W\u00e4nde der Gr\u00fcnzellen entstehen, und vier solcher Zellen legen sich an einander, die f\u00fcnfte kleinste in der Mitte. Noch ist Alles regelm\u00e4ssig, aber bald verliert sich diese Regelm\u00e4ssigkeit; die Faserzellen, worin sich aber noch keine Faser zeigt, werden l\u00e4nger und ziehen die Gr\u00fcnzellen mit sich fort, wodurch die Gestalt entsteht, worin sich die Zellen von Sphagnum gew\u00f6hnlich zeigen. Nicht alle Bl\u00e4tter enthalten, wie Mold gezeigt hat, farblose Zellen mit Spiralen und Poren. Nun bemerkte der Verf., dass sich in diesen farblosen Zellen, m\u00f6gen sie Fasern bilden oder nicht, Scheidew\u00e4nde erzeugen, welche die Zelle in zwei oder drei Theile scheiden. Dann erst entstehen die Fasern, die von Anfang an Ringe, Bogen oder Spiralen darstellen. Die Ringe haben die Poren zu beiden Seiten, die Bogeng\u00e4nge haben die Poren nur auf einer Seite, die Spiralen wechselnde Poren auf beiden Seiten. Auch giebt es gemischte Fasern aus Ringen, Bogen und Spiralen, mit unordentlicher Stellung der Poren. Dass diese Poren wirkliche Oeffnungen sind, hat sich der Verf. \u00fcberzeugt.\nHierher geh\u00f6rt noch die Abhandlung von demselben Verf. \u00fcber die Anatomie und Physiologie der Fon-","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68 (IM)\ntiualis (Bullet, de l\u2019Acad. d. Bruxell. T. 1. p. 222), Zuerst wird von Hornschuch\u2019s Hypothese gehandelt, dass die Confer-venf\u00e4den die blattartigen Organe der Moose bilden. Er setzt sogleich hinzu : \u00ab Link, der in den letzten Zeiten diesen Organen den Namen der Bl\u00e4tter gegeben hat, erkl\u00e4rt ihre Bildung nach der Theorie von Hornschuch; an der Basis des Stammes, sagt er, kommen Reihen von Zellen hervor und bilden die ersten confervenartigen Primordialbl\u00e4tter, welche also aus solchen Reihen von Zellen gebildet werden. Zwar f\u00fcgt er hinzu, dass er nie gesehen habe, dass solche Reihen von Zellen, oder solche confervenartige F\u00e4den in den Zustand von Bl\u00e4ttern \u00fcbergegangen w\u00e4ren.\u00ab Ich sage: An der Basis des Stammes der Moose treten Zellenreihen hervor und laufen ohne Unterbrechung in die confervenartigen Erstlingsbl\u00e4tter \u00fcber, welche aus solchen Reihen von Zellen ganz bestehen. Hornschuch hat einen solchen Uebergang schon beobachtet, aber in die Bl\u00e4tter habe ich diese Zellenreihen oder confervenartigen F\u00e4den nie \u00fcbergehen bemerkt Es fiel mir nicht ein, die Sache nach Hornschuch\u2019s Theorie zu erkl\u00e4ren, ich gab blos die Thatsache an. Hornschuch bildet aber die Bl\u00e4tter von Moosen ab, als ob sie aus Confervenf\u00e4den zusammengeflochten w\u00e4ren. Das habe ich nie gesehen; niemals sah ich n\u00e4mlich jene F\u00e4den in die Bl\u00e4tter \u00fcbergehen (transire). Der Verf. beschreibt nun diese confervenartigen F\u00e4den. An der Basis sind sie kurz, und in der Mitte der kurzen Glieder sieht man eine gr\u00fcne Binde, die aus klebrig kr\u00fcmlichem Chlorophyll gebildet ist. Sie schn\u00fcrt sie endlich ein und bildet eine Scheidewand, wodurch neue Zellen entstehen. Er geht nun weiter fort in der Untersuchung der Bl\u00e4tter, ob es Phylloden sein k\u00f6nnten, wof\u00fcr er aber den Begriff von Phyl-lode genauer zu bestimmen sucht. Er fasst ihn zuerst auf, wie ihn Decandolle und andere bestimmt haben, unterscheidet schon davon die sogenannten Phylloden der Acacien, die er Phyllome will genannt haben, und setzt hinzu: Aber Martius, Hornschuch, Spring u. s. w. betrachten die Bl\u00e4tter der Lyko-podiaceen und der Moose, als bef\u00e4nden sie sich in einem Anfangszustande, wo der Vaginaltheil, der Blattstiel und die Blattplatte noch nicht unterschieden sind, und wo bei der Nicht - Polarisation der Theile der gr\u00fcne flache Theil nur ein","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"I\n(157) 69\nOrgan ist, welches einem Blatte gleicht, ohne ein wahres Blatt zu sein, daher rathen sie, diese Bl\u00e4tter mit den Phylloden zu vergleichen. Da nun auch der eben gegebene Begriff sehr verschieden ist von dem Begriffe eines Phyllodium, so schl\u00e4gt der Verf. vor, diese Bl\u00e4tter Phyllidien zu nennen. Erbeschreibt hierauf sehr genau die Ver\u00e4nderungen der Bl\u00e4tter an Fonti-nalis, wie sie zuerst kleine, dicke, runde Platten sind, mit einer gleichf\u00f6rmigen gr\u00fcnen Substanz erf\u00fcllt, ohne alle Spur von Zellen. Dann sieht man gr\u00fcne K\u00f6rner in einer gr\u00fcnen Gallerte, hierauf gegen die Spitze leere Stellen, welche nachher Zellen werden, die sich sp\u00e4ter deutlich zeigen. Es ist merkw\u00fcrdig, dass sich diese Zellen von der Spitze gegen die Basis zu ausbilden, indem die Mitte und Basis ein gr\u00fcnes, klebrig gallertartiges, k\u00f6rniges Chlorophyll enthalten. Das Organ hat sich also \u00e4usserlich schon gebildet, ehe das Innere seine Gestalt erreicht hat. Hierauf beschreibt er weiter die Entwickelung der Zellen und des Chlorophylls. \u2014 Nun eine Untersuchung der Wurzeln von Fontinalis. Er sah das Moos auf festem Marmor wachsen, wo es eine Ausbreitung (epute-ment) machte, die nichts als eine Zertheilung des Stammes in sehr feine Zasern war. Diese Zasern pflanzen sich aber nicht in den Stein selbst ein, sondern eine Schicht von Schleim um-giebt sie und bildet einen Leim, wodurch die Befestigung geschieht. Die Absorbtion des Nahrungssaftes geschieht durch die freien Enden, die sich nicht an den Stein festgelegt haben, aber bald daran festlegen werden. Diese freien Enden sind von Rosenfarbe. Sie endigen sich durch wahre einzellige Spongiolen von weisser Farbe und sind durchsichtig, wo die Wand sichtbar ist, woraus man sieht, dass dieses Endbl\u00e4schen geschlossen ist. Die r\u00f6thliche F\u00e4rbung f\u00e4ngt etwas h\u00f6her durch K\u00fcgelchen an, die nachher braun und endlich gr\u00fcn werden. Die K\u00fcgelchen sind denen ganz \u00e4hnlich, die man auf vielen Haaren sieht, und man kann sie als Glandeln betrachten, welche den Schleim absondern. Uebrigens haben diese Wurzeln Querw\u00e4nde, wie die Wurzeln von Hypnum. \u2014 Zuletzt vom Stamme. Der Centralk\u00f6rper besteht aus einem Zellgewebe, worin einige cylindrische Zellen breiter als die \u00fcbrigen sind. Um sie, wie um einen Mittelpunkt, stehen prismatische l\u00e4ngere Zellen. Der Centralk\u00f6rper wird von einem Rin-","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70 (158)\ndenk\u00f6rper umgeben, dessen Zellen dickere W\u00e4nde haben, braun, enger und lang werden. Allerdings sieht man hier einen Ueber-gang zu den Monokotyledonen und zwar zu den Palmen.\nIch sehe nicht den geringsten Grund, wrarum man die Bl\u00e4tter der Irideen, der Amaryllideen u. s. w. den Blattstielen analog stellen will. Die Blattstiele laufen in der Regel nicht spitz zu, sondern breiten sich an der Spitze vielmehr aus. Die Bl\u00e4tter der Irisarten sind zusammengelegt und die Seiten verwachsen. Dass die Bl\u00e4tter der Gr\u00e4ser wahre Bl\u00e4tter sind, zeigen Pharus und Olyra. Die Bl\u00e4tter der Acacien sind mit Recht Phylloden zu nennen; der Blattstiel hat das Blatt ab-sorbirt und ist dadurch dicker geworden. Eben so sind die sogenannten Bl\u00e4tter von Phyllanthus und Ruscus Phylloden oder Phyllome, eine Verbindung von Blatt- und Bliithenstiel. Eben so wenig kann ich einen Grund finden, warum ich die Bl\u00e4tter der Moose nicht Bl\u00e4tter nennen soll. Das Wort Polarisation sagt gar nichts, darum fiel es mir auch gar nicht ein, bei der Untersuchung der Moosbl\u00e4tter die Frage aufzuwerfen, ob sie wohl wirkliche Bl\u00e4tter sein m\u00f6chten.\nLieh en en.\nM\u00e9moires Lichenographiques par Mr. F\u00e9e. N. Acta Academ. Leopoldino-Carolinae T. XVIII. Suppl. 1. Diese Abhandlung, zur beschreibenden Botanik geh\u00f6rig, f\u00fchre ich nur an, weil man darin \u00fcberall die Sporenschl\u00e4uche beschrieben und gezeichnet findet.\nRecherches sur la structure du nucleus des genres Sphaerophoron de la famille des Lichens et Licliina de celle deByssac\u00e9es par Camille Montagna. Annal, d. scienc. natur. T. 15. p. 146. Der Verf. beschreibt zuerst sehr genau und giebt eine Abbildung von den Schl\u00e4uchen und den Sporidien. Zugleich aber wird auch des schwarzen Pulvers erw\u00e4hnt, welches von den Sporidien ganz verschieden ist, und dessen Ursprung der Verf. nicht zu kennen gesteht. Die Thecae der Gattung Lichina, zu den Algen geh\u00f6rig, sind ebenfalls gut beschrieben und abgebildet.\nIn den Ausgew\u00e4hlten anatomisch-botanischen Abbildungen, drittes Heft, sind drei Tafeln denLichenen gewidmet, und es ist die Anatomie von folgenden Lichenen, dem Thal-","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"(159) 71\nlus und dem Sporangium, oder dem Sporangium allein, gegeben: Tab. 5. Cetraria islandica, Euernia fraxinea, Parmelia parietina, Parmelia saxatilis, Euernia villosa, Euernia ciliaris, Lobaria pulmonaria. Tab. 6. Collema fasciculare, Collema saturninum, Roccella tinctoria, Sphaerophorus coralloides, Us-nea florida. Tab. 7. Pertusaria communis, Verrucaria atrovi-rens, Lecidea granulosa, Lecidea luteola, sanguinolenta, lu-cida, tartarea, Verrucaria gemmata, maura, Opegrapha notha, rimalis, atra, Conioloma coccineum. Die \u00e4ussere Schicht des Thallus, er mag blattartig oder krustenf\u00f6rmig sein, besteht aus einem h\u00e4utig zelligen Gewebe. Die Intercellularsubstanz, wie sie Mold nennt, tritt hier nicht allein hervor, sondern sie nimmt auch gar oft den gr\u00f6ssten Theil des Gewebes ein. Auf diese \u00e4ussere Schicht folgt eine zweite, aus R\u00f6hren bestehend, die durch Jod oft gef\u00e4rbt werden. Diese R\u00f6hren sind meistens weit, selten (an Lobaria) zart, und noch seltener (an Cetraria) in einer \u00e4ussern Schicht zart, in einer innern weit. Immer sind diese R\u00f6hren gar sehr verwickelt, zuweilen auch \u00e4stig. In den Soredien tritt diese Schicht \u00e4usserlich hervor. Von diesen R\u00f6hren schn\u00fcren sich, wie es scheint, Ringe ab, deren Form mir nicht ganz deutlich ist, indem der Ring einen Kern von einer k\u00f6rnigen Substanz umschliesst, die an einigen, z. B. Sphaerophorus, kohlenschwarz ist. Diese Ringe sind noch nicht beschrieben und abgebildet, ausser von Montagne in der vorhin erw\u00e4hnten Abhandlung. Er fand sie noch blau. An den krustenf\u00f6rmigen Lichenen fehlt diese Schicht, an den blattartigen ist sie meistens vorhanden. Die Ringe m\u00f6chte ich f\u00fcr ein Analogon des Pollen ansehen. Die Schl\u00e4uche (thecae) sind von sehr verschiedener Gr\u00f6sse, auch die darin enthaltenen Sporen, in denen man deutlich eine feink\u00f6rnige gef\u00e4rbte Masse sieht. Oft findet man junge und \u00e4ltere Thecae zusammen in einem Sporangium; erstere enthalten nur eine gleichf\u00f6rmige Masse, ohne ausgebildete Sporen. Oft, nicht immer, sind Paraphysen, aber ungegliederte, vorhanden.\nAlgen.\nlieber drei verschiedene Systeme der Tanggew\u00e4chse von Dr. K\u00fctzing. Linnaea T, 15 p. 546. Die","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72 (160)\ngr\u00f6sseren Conferven bestehen aus einer \u00e4ussern continuirli-chen farblosen R\u00f6hre, in welcher 2) fadenf\u00f6rmig verwachsene, dickwandige Zellen von derselben Substanz, welche einzeln 3) wieder andere Zellen beherbergen, die von zarterer, d\u00fcnnerer Substanz sind, und endlich 4) mehr oder weniger gr\u00fcngef\u00e4rbte K\u00fcgelchen, die an der innern Wandung der zarten Zelle festgewachsen sind. Diesen Bau hat schon Treviranus erkannt und der Verf. kn\u00fcpft nun seine Bemerkungen daran. Die \u00e4ussere dickwandige Zelle ist im unver\u00e4nderten Zustande stets farblos, sie wird nicht von Jod gef\u00e4rbt, schwache S\u00e4uren und verd\u00fcnnter Weingeist lassen sie unver\u00e4ndert, und getrocknet zieht sie sich zwar zusammen, weicht sich aber im Wasser wieder vollkommen auf. Sie wird nicht durch Kalilauge in Amylumsubstanz umgewandelt. Der Verf. nennt sie die Gelin zelle. Die innere d\u00fcnnwandige Zelle ist entweder farblos oder gef\u00e4rbt, sie wird von Jod meist braun gef\u00e4rbt, schwache S\u00e4ure und Weingeist bewirken pl\u00f6tzlich Contraction, welche auch durch blosses Trocknen hervorgerufen wird, und in keinem Falbe durch Einweichen im Wasser wieder aufgehoben werden kann. Sie wird durch Kalilauge in Amylumsubstanz umgewandelt. Der Verf. nennt sie Amylidzelle. \u2014\u2022 Der kugelige oder k\u00f6rnige Inhalt der Amylidzelle besteht entweder aus St\u00e4rkek\u00fcgelchen oder Gummik\u00fcgelchen, er wird durch Jod blau, violet oder braun gef\u00e4rbt. Der Verf. bezeichnet ihn mit dem Namen Zellenkerne oder Gonidien. 1st nur ein einziger Zellenkern vorhanden, so nennt er die Zelle eine monogonimische, und mehrere eine polygonimische. Dies sind die drei Grundgestalten, die Elementargebilde des Tanggewebes und die Mannichfaltigkeit ihrer Form, ihrer Verbindung unter einander und der Grad ihrer Entwickelung bedingt die zahllosen Formen des zusammengesetzten Tanggewebes. Die nur zu kurze Beschreibung dieser Gewebe, so wie, was der Verf. von den Sporangien sagt, sind keines Auszugs f\u00e4hig.\nEine Anatomie von Fucus canaliculatus ist auf der achten Tafel des dritten Hefts der Ausgew\u00e4hlten anatomischbotanischen Abbildungen F. 1. 2. gegeben. Den Tang brachte ich noch ziemlich frisch in einer B\u00fcchse von Irland nach Berlin. Zu \u00e4usserst findet sich eine doppelte Schicht von","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"(161) 73\nZellen mit grossen K\u00f6rnern gef\u00fcllt. Das Innere ist ganz und gar ndt verwickelten R\u00f6hren angef\u00fcllt, wie es in den Lichenen der Fall ist, nur sind hier die R\u00f6hren \u00f6fter kolbig, und an den kolbigen Spitzen mit K\u00f6rnern gef\u00fcllt, auch haben sie eine gallertartige Consistenz. In den Warzen, wo die Sporangien sich befinden, treten diese R\u00f6hren in die H\u00f6hlung hinein und bilden die Sporenschl\u00e4uche, wie es scheint, in andern Tangarten ist aber der Bau verwickelter.\nPilze.\nUm mit dem Vorigen fortzufahren, setze ich die Anatomie einiger Pilze hierher, wie sie auf der achten Tafel des dritten Hefts der anat.-botan. Abbildungen geliefert ist. Zuerst Dae dal ea quer ci na. Der ganze Pilz besteht aus einem Gewebe von sehr feinen R\u00f6hren, wie das Innere der Lichenen, ohne jenen Ueberzug, welchen die Lichenen in der Regel haben. Zwischen diesen R\u00f6hren finden sich kleine K\u00f6rner, die aus zusammengeschn\u00fcrten und zerfallenden Fasern zu entstehen scheinen, wie in den Lichenen. Sie sind keine Amylum-k\u00f6rner. Am Rande der Falten sieht man R\u00f6hren mit Querw\u00e4nden, deren \u00e4usserste Glieder endlich abfallen und Sporen darstellen. Dann die Anatomie von Cantharel lu s cibarius. Der Strunk besteht aus langen, meistens einfachen aber gegliederten R\u00f6hren. Das Innere der Lamellen, so wie des ganzen Hutes enth\u00e4lt oft \u00e4stig verwickelte R\u00f6hren; in dem Rande der Lamellen bilden diese R\u00f6hren parallele Schl\u00e4uche, die sich deutlich in Sporen abschn\u00fcren. Zwischen diesen erheben sich andere Schl\u00e4uche mit kleinern gestielten K\u00f6rnern auf der Spitze. Diese gestielten K\u00f6rner, welche sich auch an Agari-cus finden, sind nicht die Sporen, wof\u00fcr man sie wohl angesehen hat, denn diese enstehen aus Abschn\u00fcrung der letzten Glieder an den Schl\u00e4uchen, wie hier aus Fig. 9 deutlich erhellt, sondern es sind davon ganz verschiedene K\u00f6rper, die ich Antheridien nennen m\u00f6chte. Eine \u00e4hnliche Bildung zeigt sich auch an den A gar ieus-Arten, wovon hier A. campestris und A. alliaceus vorgestellt sind. Das Innere der Lamellen besteht aus den verwickelten oft \u00e4stigen R\u00f6hren, wie1 sie die Lichenen haben, doch nehmen sie zuweilen eine besondere bl\u00e4schenartige Form an, die aber durch das Zerfallen der grossem\n6","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74 (162)\nR\u00f6hren zu entstehen scheint, eben so wie in den Lichenen die ringf\u00f6rmigen K\u00f6rper aus dem Abschn\u00fcren der R\u00f6hren entstehen. Am Rande der Lamellen dr\u00e4ngen sicli die R\u00f6hren zusammen, werden parallel und erhalten mehr oder weniger deutliche Querw\u00e4nde, welche endlich Glieder bilden, die an den Enden als Sporen abfallen. So habe ich es an einigen bemerkt, und Fig. L3 zeigt es auch deutlich genug. Zwischen diesen wachsen nun einige Schl\u00e4uche hervor, auf denen sich jene K\u00f6rner zeigen, die ich Antheridien genannt habe. Sie sind meistens gestielt, kugelf\u00f6rmig oder l\u00e4nglich, oft klein, oft gross, aber Zwischenformen habe ich nicht gefunden, meistens zu zwei zusammen, doch finden sich auch mehrere zusammen und dann gew\u00f6hnlich klein und ungestielt. Dass sie abfallen, sieht man an den leeren Stielen, welche gar nicht selten Vorkommen.\nDer Fenster-Fadenpilz, Torula fenestralis, von S. H. Schwabe. Linnaea T. 15 p. 279. \u201eDer Fenster-Fadenpilz, sagt der Verf., wird nun von den meisten Schriftstellern zu Sporotrichum gezogen, oder von andern zu einem eigenen Genus, Byssocladium, allein beide Annahmen scheinen auf einer T\u00e4uschung zu beruhen, der auch ich unterlag, indem ich die getrennten Glieder der F\u00e4den fiir Sporen hielt. \u2014 \u2014 Nach diesen Beobachtungen nun kann der Fenster-Fadenpilz nicht zu Sporotrichum gezogen werden, weil dieses sehr feine, zarte, schlaffe und verfilzte F\u00e4den, die wirkliche Sporen hervorbringen ; auch finde ich unn\u00f6thig ein eigenes Genus aufzustellen, da alle Merkmale sehr gut zu Torula passen, und die kugelf\u00f6rmigen Glieder von T. alta T. herbarum Lk. unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden eben so zu einem ungef\u00e4rbten, ungegliederten Faden auswachsen, wie es bei T. fenestralis geschieht.\u201c\nIn der Fortsetzung von Willdenow\u2019s Species plantarum steht folgende Anmerkung unter Sporotrichum p. 1 : Sporidia e cellulis tlialli constrictis et delapsis orta vidit Nees. in Sp. laxo. Eodem modo et in reliquis oriri videntur. Ferner p. 19; Flocci expansi Byssocladium und Nota Regulari floccorum expansione saepe centrifuga dignoscuntur. Der Pilz wurde zuerst von Roth als Conferva fenestralis beschrieben, dann nannte ich ihn Byssocladium fenestrale, worin Nees und Marfius folgten. Da man mir aber vorwarf, dass ich zu viel Genera mache,","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"(163)\t75\nso brachte ich Byssocladium zu Sporotricluim. Mit Torula hat der Pilz wenig Aelmlichkeit, die feste, dichte, nur durchscheinende scliwarze Torula, die in verwickelter Masse w\u00e4chst, viele Jahre aush\u00e4lt, kann mit Byssocladium, diesem leichten, zarten, fl\u00fcchtigen Gewebe nicht in einer Gattung stehen.\nUeber Conferva Orthotrichi Dillw. von Karl M\u00fcller. Flora 1841. Th. 1. S. 161. Unter C. O., sagt der Verf., zu der noch die Synonyme C. muscicola Sm. und Pro-tonema O. Agdh. geh\u00f6ren, begreifen die Algologen dieselben Gebilde, welche Bruch und Schimper in ihrer Monographie der Orthotrichen f\u00fcr W\u00fcrzelchen (radiculae), Bridel u. a. f\u00fcr Dr\u00fcsen halten. Diese confervenartigen Ausw\u00fcchse bestehen aus cylindrischen R\u00f6hren, welche in ihrem Innern immer f\u00e4cherf\u00f6rmig abgetheilt sind (mit Querw\u00e4nden versehen). Ihre r\u00f6hrige Form ist sehr mannichfaltig, so dass wir sie bald gleichm\u00e4ssig dick, bald keulenf\u00f6rmig finden. Einfach und fast immer in vorhergenannter Form besitzt sie O. phyllanthum, mannichfaltiger hingegen O. Lyellii. Hier sind sie bald einfach, bald so sehr ver\u00e4stelt, dass es unn\u00fctz w\u00e4re, ihre man-nichfaltigen Formen hier aufzuz\u00e4hlen. Ihre F\u00e4cherform \u00e4ndert auch h\u00e4ufig ab, und zwar so, dass sie immer der Dicke der R\u00f6hren proportional bleibt, aber nur in der L\u00e4nge sehr va-riirt. Sehr zerstreut sind sie bei O. Lyellii, \u00e4usserst regelm\u00e4ssig hingegen an den Blattspitzen des O. phyllanthum, die sie fast sternartig umgeben, und mit ihrer braunen Farbe \u00e4usserst lieblich auf dem zarten Blattgr\u00fcn abstechen. Noch finden sie sich auf O. gymnostomum Bridel und O. obtusifo-lium Schrad., jedoch in geringer Anzahl. Was die Metamorphose dieser Gebilde bei O. phyllanthum betrifft, so sagt der Verf. davon Folgendes: Untersucht man diejenigen jungen Gipfeltriebe, die noch zart sich im Fr\u00fchlinge oder Herbste entwickeln, und durch eine hellgr\u00fcnere Farbe vor den andern Bl\u00e4ttern auszeichnen, so findet man in ihrem innersten Gipfel, d. h. da, wo die k\u00fcnftigen Bl\u00e4tter noch zart sind und kaum angefangen haben, sich aus dem massenartig zusammengeh\u00e4uften Zellgewebe des Stammes zu entwickeln, eine Menge zarter hyaliner, runder oder l\u00e4nglicher K\u00fcgelchen, die sich durch Aufschwellung des Zellgewebes jener jungen Bl\u00e4ttchen gebildet haben, diese sind die k\u00fcnftigen sogenannten Conferven\n6*","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76 (164)\nder Blattspitze. Mit der grossem Ausbildung der jungen Bl\u00e4tter, d. h. nachdem diese angefangen, sich aus dem innersten Gipfel zu erheben, werden auch sie mit der Blattspitze emporgehoben, wo sie sich bald sehr verl\u00e4ngern, und bei dem Heraustritt an die atmosph\u00e4rische Luft und das Licht braun f\u00e4rben. Mit dem Eintritte dieser Farbe bilden sie F\u00e4cher. Der Verf. giebt nun diesem Exanthem, wie er sagt, den Namen Phragmidiolum, weil er es mit dem Phragmidium vergleicht, und macht daraus zwei Arten, Phr. simplex und Phr. ramosum. Da es mit Phragmidium doch nur eine entfernte \u00c4hnlichkeit hat, so schlage ich den Namen Phaeocoma (Braunhaar) vor.\nIm Jahre 1841 sind schon mehrere Nachrichten von Pilzen, auch Algen, vorgekommen, die auf thierischen K\u00f6rpern wachsen. Da nun aber in diesem Jahre sehr viele Untersuchungen dar\u00fcber bereits erschienen sind, und an noch andern gearbeitet wird, so m\u00f6chte es vielleicht zweckm\u00e4ssig sein, jene Anf\u00e4nge vorl\u00e4ufig zu \u00fcbergehen.\nMorphologie. Variet\u00e4t. Monstrosit\u00e4t.\nlieber die Morphologie der Pflanzen ist ein wichtiges Werk erschienen: Le\u00e7ons de Botanique comprenant principalement la Morphologie v\u00e9g\u00e9tale, la Terminologie etc. par Auguste St. Hilaire. Par. 1841. 8. Die Aufgabe der neuern Morphologie ist, die mannichfaltigen Verschiedenheiten, unter welchen die Pflanze sich darstellt, auf eine Grundform zur\u00fcck zu f\u00fchren, oder sie vielmehr davon abzuleiten. Es ist ein Verfahren in der Botanik, wie es der Krystallograph in der Mineralogie anwendet, indem er von mehr oder weniger genau bestimmten Grundgestalten die verschiedenen Nebengestalten ableitet, welche in der Natur Vorkommen. Die Pflanzen haben aber statt der Krystallfl\u00e4chen wirkliche Glieder, woraus zuerst die Axentheile bestehen, und auf welchen die Seiten-theile (appendiculaires) als Glieder sich befinden. Die Mittel, deren man sich bedient, um jene Ableitung hervorzubringen, sind nun, dass man die Theile in Gedanken sich vergr\u00f6ssern, verringern und ganz fehlen (avorter) l\u00e4sst, ferner sich zusammenziehen und ausdehnen, entfernen und n\u00e4hern, verwachsen und sondern, zarter und gr\u00f6ber werden u. s. w., wie man sie","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"(165)\t77\nin der Natur nach Beobachtungen gefunden hat. Besonders hat man gefunden, dass sich die Seitentheile in einander verwandeln, und dass man die Bl\u00e4tter als die Grundform anse-hen kann, woraus alle andern Seitentheile bis zu den Umh\u00fcllungen des Embryo. Dieses ist die Metamorphose der Pflanzen, die man jetzt in Frankreich, einer neuen Mode zufolge, die Goethesche nennt, wie man sie auch zuweilen in Deutschland genannt hat. Sie sollte eigentlich die Linn\u00e9ische genannt werden, da sie Linn\u00e9 schon vollst\u00e4ndig vortrug. Aber die Anwendung, welche besonders die franz\u00f6sichen Schriftsteller machen, liegt fern von Goethe, der sich darauf beschr\u00e4nkte, an einer Pflanze diesen Uebergang aus dem Gr\u00f6bern in das Feinere, aus dem Irdischen in das Geistige darzustellen, und sich nicht darauf einliess, die Mannichfaltigkeit der Pflanzen daraus zu erkl\u00e4ren. Die Morphologie erwartet noch immer eine philosophische Bestimmung, aber ohne jene Formeln von Polarit\u00e4t, und wie sie weiter heissen m\u00f6gen, wodurch Alles und Nichts erkl\u00e4rt wird. Dass von einem Buche wie dieses kein Auszug kann gegeben werden, versteht sich von selbst; es ist reich an einer Menge von sinnreichen und treffenden Bemerkungen.\nElements de T\u00e9ratologie v\u00e9g\u00e9tale par A. M o q u i n - T a n d o n. Par. 1841, ist ein \u00e4hnliches, vortreffliches Werk, welches keinen genauen Auszug erlaubt. Im Ganzen hat der Verf. dieselben Grunds\u00e4tze, welche in dem vorigen Werke herrschen, und er wendet sie nicht allein auf die Monstrosit\u00e4ten, sondern auch auf die Variet\u00e4ten an, und in dieser R\u00fccksicht ist das Werk neu und merkw\u00fcrdig. Die Variet\u00e4ten theilt er in drei Klassen nach der Coloration, villosit\u00e9, consistance und taille. Hieraus folgen nun die Ordnungen: Albinisme, chromisme, alterations, glabrisme, pilosisme, ramolissement, induration, nanisme, g\u00e9antisme. Eben so werden auch die Monstrosit\u00e4ten in vier Klassen getheilt: Volume, forme, disposition, nombre, und daraus folgen die Ordnungen: Atrophies, hypertrophies, d\u00e9formations, p\u00e9lories, m\u00e9tamorphoses, soudures, disjonctions, d\u00e9placements, avortements, multiplications. Mit grossem Fleiss hat der Verf. gesammelt und selbst beobachtet, nur ist zu bedauern, dass er ausser den franz\u00f6sischen Schriftstellern keine andern kennt. Das liegt aber an dem Buchhandel in Frank-","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78 (166)\nreich, demi der Verf. liest deutsch, und w\u00fcrde sich auch sonst deutsche Werke anschaffen k\u00f6nnen.\nMonstruosit\u00e9s v\u00e9g\u00e9tales. 1. Fascicule, par A. P. et Alph. de Candolle in den Neuen Denkschriften der Allgein. Schweizerischen Gesellschaft fiir d. ges. Naturwissenschaft B. 5. Neuch\u00e2tel 1841. Folgende Monstrosit\u00e4ten sind hier beschrieben: 1) Viola odprata, monstrosa dicta Bruneau. Die Monstrosit\u00e4t best\u00e4tigt die Theorie, sagen die Verf., in einer doppelten R\u00fccksicht, n\u00e4mlich die Existenz von einer zweiten Reihe von Blumenbl\u00e4ttern und von f\u00fcnf Karpellen statt dreier. 2) Monstrosit\u00e4ten durch Aufreissen des Perikarpiums an Solanum esculentum und an einer cultivirten Melastomacee, deren Namen der Verf. nicht angeben konnte. 3) Primula Auricula. Die Blume war kelchartig. Die allgemeine Centralplacenta ist aus mehreren genau verbundenen Nabelstr\u00e4ngen im regelm\u00e4ssigen Zustande zusammengesetzt, die sich im monstr\u00f6sen mehr oder weniger trennen, auch wohl in Bl\u00e4tter auswachsen. 4) Primula sinensis. Im Ovarium eine kleine Blume statt der placenta und der Eier. 5) Lepidium sativum mit 4 \u2014 5f\u00e4chriger Schote oder Kapsel. 6) Cheiranthus Cheiri. Die Monstrosit\u00e4ten zeigen, dass die Schote eine Kapsel ist mit Samentr\u00e4gern an den W\u00e4nden und falschen Scheidew\u00e4nden, die mehr oder weniger \u00fcber den innern Rand der verwachsenen Kar-pelle hervorragen. 7) Valeriana montona. Sonderbare Ab \u00e4nderung eines geb\u00e4nderten Stammes. 8) Maxillaria Deppei triandra. Merkw\u00fcrdig.\nUeber einige interessante Miss- und Umbildungen von Pflanzen, vom Prof. Kirsch leger. 1) Missbildungen an Weiden. Weibliche und m\u00e4nnliche Bl\u00fcthen in einem Amentum kommt oft vor. Aeste, die sich in ein Amentum endigten, eine merkw\u00fcrdige Missbildung. 2) Missbildungen bei Compositae, Tragopogon pratensis. Das Anthodium (Peranthodium) war glockenf\u00f6rmig, fast kugelig, das Ovarium glatt, cylindrisch eckig, an der Spitze abgestumpft und ohne Saum; die Haarkrone f\u00fcnfbl\u00e4ttrig, und die Centralblume fast r\u00f6hrig. Hypochaeris radicata. Der Bl\u00fcthenkopf war in eine Umbelle umgewandelt, die Bl\u00fcthen-Internodien waren auseinander getreten und hatten sich verl\u00e4ngert.\nRemarks on an anomalous form of the plum ob-","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"(167)\t79\nserved in the Gardens of New Brunswick, N. America by Jam. Robb. Hooker Journ. of Botan. T. 3. p. 91. Der Verf. vergleicht zuerst die Frucht \u00fcberhaupt mit einem Blatt, denn Goethe\u2019s Vergleichung einer Blattknospe mit einer Bl\u00fctenknospe sei doch sehr zweckm\u00e4ssig, und so vergleicht er die untere Seite des Blattes, oder das hypophyllum mit dem exocarpium, das Mittel desselben oder das mesophyllum mit dem meso-carpium, und die obere Seite des Blattes oder das epiphyl-lum mit dem endocarpium. ln dem monstr\u00f6sen Falle war nun das exocarpium der Pflaume gelb nnd runzlicht, das mesocarpium war nicht mehr entwickelt als der mittlere Theil eines Blattes zu sein pflegt, das endocarpium, so gross wie eine Kaffeebohne, war h\u00e4utig und voll Gef\u00e4ssbiindel auf der innern Fl\u00e4che, auch war es durch Gef\u00e4ssbiindel an das mesocarpium befestigt. Zuweilen befand es sich da, wo der Griffel abgefallen war, zuweilen zwischen diesem Punkt und dem Fruchtstiel. Zuweilen war es leer, zuweilen waren zwei unvollkommene Eichen daran, die zum Theil aus drei H\u00fcllen \u00fcber einander bestanden und in der Mitte eine Fl\u00fcssigkeit hatten.\nBeispiel einer Antholyse der Bliithen von Trifolium repens von F. Schmitz. Linnaea T. 15. p. 267. Der Bl\u00fcthenkopf war in eine Doldentraube (corymbus) verwandelt, die Kelchabtheilungen in wahre Bl\u00e4tter, Blumenkrone und Staubf\u00e4den hatten wenige Ver\u00e4nderungen erlitten. Am merkw\u00fcrdigsten war das Auswachsen des Pistills in ein Blatt, welches in vielen F\u00e4llen an der Basis (im Blattwinkel) eine Knospe hatte, die zuweilen in ein zweites Pistill verwandelt war.\nMissbildung an einer Rosa chin en sis, beschrieben von D. F. L. v. S chl echten dal. Linnaea T. 15. p. 408. Der regelm\u00e4ssige Kelch bestand aus f\u00fcnf Bl\u00e4ttern. Ans diesen ging eine R\u00f6hre hervor, welche sich in mehre Theile spaltete, die \u00e4usserlich mit kleinen Bl\u00fcthenbl\u00e4ttern besetzt waren, auch mit Griffeln, innerlich aber mit gr\u00fcnen Bl\u00e4ttern, wie Kelchbl\u00e4tter. Eine Abbildung ist nicht beigef\u00fcgt, und so war mir die Beschreibung etwas undeutlich.\nEin kurzer Nachtrag \u00fcber die Arbeiten in dem Theile der physiologischen Botanik, welcher Ern\u00e4hrung der Pflanzen, ihre Farben, eigenthiimliche Bewegungen u. dgl. betrifft, wird noch nachgeliefert werden.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"Register \u00fcber die Schriftsteller, deren Arbeiten angezeigt sind.\nAldridge S. 40. Bernhardi 49.\nBiot 12.\nBoucherie 12.\nCandolle 78.\nDelile 14. 16.\nDon 35.\nDutrochet 16.\nFee 70.\nGaudichaud 13. 25. Goeppert 52. 54. 55. 58. Hartig 45.\nSt. Hilaire 76.\nJussieu 37.\nKirschleger 78.\nK\u00fctzing 71.\nLamotte 17.\nLink S. 59. 60. 61. 72. 73.\nMillot 14.\nMiquel 51.\nMontagna 70.\nMorren 20. 24. 31. 38. 42. 48. 65. 67.\nMoquin Tendon 77.\nA. M\u00fcller 75.\nM\u00fcnter 33.\nPayen 18.\nRobb 79.\nv. Schlechtendal 79.\nSchmitz 79.\nSchwabe 74.\nSchultz 4.\nTreviranus 62.\nUnger 2.\nGedruckt bei den Gebr. Unger.","page":80}],"identifier":"lit29421","issued":"1843","language":"de","pages":"1-80","startpages":"1","title":"Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten f\u00fcr physiologische Botanik im Jahre 1841","type":"Book"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:18:27.216988+00:00"}