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{"created":"2022-01-31T13:20:09.831636+00:00","id":"lit29422","links":{},"metadata":{"contributors":[{"name":"Link, Heinrich Friedrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Berlin: Nicolai'sche Buchhandlung","fulltext":[{"file":"a0001.txt","language":"de","ocr_de":".1\nJahresbericht\n\u00fcber die Arbeiten\nf\u00fcr\nphysiologische Botanik\nin den Jahren 1842 und 1843,\nvon\nIhr. II. jP. hink,\nDirector des Kftnigl. botanischen Gartens bei Berlin.\nBERLIN, 1944.\nn der Nicolai\u2019schen Buchhandlung.","page":0},{"file":"a0002.txt","language":"de","ocr_de":".. 'J\n:i\n. . .\n\n\n1","page":0},{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten f\u00fcr physiologische Botanik in den Jahren 1842 und 1843.\nVon\nH. F. Link.\nEs ist nicht zuf\u00e4llig\u201c, dass in diesem Bericht zwei Jahre zusammengefasst werden. Einige Gegenst\u00e4nde, namentlich die Pilze in und auf thierischen K\u00f6rpern, waren im Jahre 1842 nur angeregt worden, wurden aber im Jahre 1843 genauer und ausf\u00fchrlicher untersucht, und eben dieses war auch der Fall mit dem Erscheinen der Pilze in faulenden K\u00f6rpern. Ueberhaupt war das Jahr 1842 weniger reich an Untersuchungen, als es das nun verflossene geworden ist. Ich gehe sogleich zu den besondern Gegenst\u00e4nden, indem die allgemeinen aus diesen erst hervorgehen.\nInnerer Bau der Gew\u00e4chse.\nIch fange mit dem Streit an, welcher zwischen Herrn von Mirbel und Herrn Gaudichaud in der Pariser Akademie gef\u00fchrt worden ist. Die Abhandlung von Mirbel \u00fcber die Dattelpalme erschien in den Comptes rendus von 1843, 1. B. S. 1214 und nachher in den Annales des Sciences naturelles S\u00e9r. 2. T. XX. p. 5. Sogleich nach der Vorlesung, Compt. rend. a. a. O. S. 1235, protestirte Gaudichaud gegen Mirbels Theorie in wenigen Worten, und zwei Sitzungen nachher erschienen seine Premi\u00e8res Notes s. Compt. rend. a. a. O. 1379. Zuerst von Mirbels Abhandlung. Mirbel wurde im Jahre 1839 nach Algier geschickt, um dort den Dattelbaum nach seiner Natur zu studiren. Er\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nsuchte nach einem grossen Dattelbaum, fand aber sogleich keinen, und um nicht m\u00fcssig zu sein, untersuchte er einen Stamm vom Agave americana. Zuerst kam es ihm darauf an, das Herablaufen der F\u00e4den (filets, Holzb\u00fcndel) im Stamme (stipe) zu verfolgen. Er fing mit den F\u00e4den an der Basis der Bl\u00e4tter, die zu seiner Rechten waren an, und es gelang ihm, nach vielen vergeblichen Versuchen, sie zu verfolgen, ungeachtet ihrer vielen Windungen, bis da wo sie sich zu seiner Linken in der peripherischen Region, etwas \u00fcber der Basis des Stammes anhefteten. Er sah dann deutlich, dass sie keine directe Verbindung mit der Wurzel hatten. Bald nach diesen Untersuchungen bekam er durch den Baron von Vialar einen grossen Dattelbaum zur Untersuchung, den einzigen, der in dessen Garten befindlich war. Die untern und harten Theile dieses Stammes konnte er zu Hause in Paris untersuchen, aber die obern, zarten Theile der Knospe untersuchte er dort mikroskopisch. Nachdem der Verfasser dieses von dem Entstehen seiner Arbeit mitgetheilt, geht er zu dem Historischen \u00fcber und erz\u00e4hlt, wie eine Bemerkung von Des-fontaines, die dieser mit seiner gew\u00f6hnlichen Bescheidenheit und Behutsamkeit ge\u00e4ussert, sogleich seine Nachfolger zu der Behauptung gebracht habe, dass die Monokotylen-St\u00e4mme nach Innen zu anw\u00fcchsen, so wie die Dikotylen - St\u00e4mme nach Aussen, worauf dann die Eintheilung der Pflanzen \u00fcberhaupt in Exog\u00e8nes und Endogenes folgte. Es wird ferner angegeben, wie Moldenhawer sich dieser Theorie zuerst entgegensetzte, und dann was die Untersuchungen von Mold, der immer Molh genannt wird, und Menegbini ergeben haben. Hierauf kehrt er zu seinen Untersuchungen \u00fcber den Dattelbaum zur\u00fcck. Poiteau hatte schon fr\u00fch an einem Palmbaum der Antillen die Bemerkung gemacht, dass die erste urspr\u00fcngliche Wurzel vergehe, und dass der Baum nur durch die H\u00fclfs- oder Nebenwurzeln ern\u00e4hrt werde, eine Bemerkung, die an vielen andern Monokotylen best\u00e4tigt wurde. Mold stellte nun die auffallende Behauptung auf, dass diese Neben-Wurzeln nur in der ersten Jugend des Baums eine directe Verbindung mit den F\u00e4den des Stammes h\u00e4tten. Ueber diesen Gegenstand theilt Mirbel Folgendes mit: ln dem Innern des anwachsenden Stammes, nicht weit vom Umfange, zwischen","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n3\nden Holzbiindeln, die sich an die Basis der Bl\u00e4tter ansetzen, bemerkt man hier und da kleine halbkuglichte Haufen von jungen und zahlreichen Zellen. Diess sind die ersten Anf\u00e4nge der H\u00fclfswurzeln, die gar keine organische Verbindung mit den Bl\u00e4ttern haben. Die flache Seite, oder wenn man will, die Basis dieser H\u00e4ufchen ist gegen das Innere des Stammes gekehrt und folglich die gew\u00f6lbte Seite nach Aussen, nach dem Umfange. Diese letzte Seite wird dicker, verl\u00e4ngert sich, bahnt sich einen Weg von Innen nach Aussen, indem die erste Seite nur breiter wird, ohne sich zu verl\u00e4ngern, und in den Stamm divergirende F\u00e4den schickt. Die F\u00e4den, die aus dem Centrum oder dessen Nachbarschaft kommen, nehmen ihre Richtung nach dem Innern des Stammes, schl\u00fcpfen zwischen den alten F\u00e4den, die sich in den Bl\u00e4ttern endigen, durch, werden d\u00fcnner, so wie sie sich mehr von ihrem Urspr\u00fcnge entfernen, und verlieren sich in der Menge (foule), ohne dass man bemerken kann, wo sie sich endigen. Die F\u00e4den, welche von den peripherischen Stellen des H\u00e4ufchens kommen, kr\u00fcmmen sich schnell, einige gegen den obern Theil des jungen Baumes, andere gegen den untern. Es scheint, als ob die letztem zu der Bildung der Sch\u00f6sslinge beitr\u00fcgen, welche an der Basis des Stammes vom Dattelbaum und Cha-maerops hervorkommen. Was die F\u00e4den betrifft, welche gerade in die H\u00f6he steigen, um nach den Theilen in der N\u00e4he der Oberfl\u00e4che zu gehen, so m\u00f6chten sie wohl in ihrer Jugend mit den Bl\u00e4ttern in Verbindung gewesen sein. Durch diese Bemerkung, setzt Mirbel hinzu, will ich die sch\u00f6nen Bemerkungen von Mohl nicht widerlegen, sondern sie nur geh\u00f6rig einschr\u00e4nken. Der Verf. beschreibt nun diese H\u00fclfswurzeln, wie sie in den Palmen vorzukommen pflegen.\nWenn man den L\u00e4ngsdurchschnitt eines Dattelbaums betrachtet, f\u00e4hrt der Verfasser fort, so sieht man eine solche Menge von verwirrten F\u00e4den, dass man nicht weiss, wie man sie geh\u00f6rig entwickeln soll. Die erste Frage ist, woher kommen diese F\u00e4den; entstehen sie aus den Bl\u00e4ttern und gehen sie zu den Wurzeln, wie de la Hire, Dupetit-Thouars und Gaudichaud behaupten, oder kommen sie aus den Wurzeln und gehen sie zu den Bl\u00e4ttern nach der alten Meinung? Der Verf. nimmt keine von diesen beiden Meinungen an. An\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nzwei L\u00e4ngsschnitten sah er leicht, dass zahlreiche F\u00e4den sich mit ihrem obern Ende an die Basis der Blattstiele befestigt hatten, aber kommen diese Faden von den Bl\u00e4ttern oder von dem untern Theile des Stammes? An jedem Schnitt konnte man bemerken, dass die F\u00e4den in dem Zellgewebe fast in derselben Menge vertheilt waren, lind dass man den Stamm wohl cylindrisch nennen konnte. Diese Gestalt ist aber erstlich nicht m\u00f6glich, wenn man annimmt, dass alle F\u00e4den von unten kommen. Denn da alle F\u00e4den \u00fcberhaupt zu den Bl\u00e4ttern gehen, so m\u00fcssten alle diejenigen, die noch zu den Bl\u00e4ttern gehen, oder zu den abgestorbenen gegangen sind, im untern Theile des Stammes vereinigt, ein sehr grosses B\u00fcndel machen und den Stamm verdicken. Dasselbe w\u00fcrde nun auch der Fall sein, wenn die F\u00e4den von den Bl\u00e4ttern zur Wurzel gingen, denn auf diese Weise w\u00fcrden sie ebenfalls von den jetzigen und den abgestorbenen Bl\u00e4ttern zusammen im untern Theile des Stammes ein grosses B\u00fcndel machen und auf eine gleiche Weise den Stamm verdicken. Es giebt aber im Gegentheil Palmenst\u00e4mme, die an ihrer Basis d\u00fcnner werden, was nach den bis jetzt gegebenen Theorien sich nicht erkl\u00e4ren l\u00e4sst. Nach der Theorie des Verb ist dieses leicht. Die F\u00e4den wachsen von unten bis oben in dem ganzen innern Umfange des Stammes \u00fcberall hervor. Als der Stamm sich bildete, war die Vegetation schwach, und folglich der Stamm ebenfalls, so wie er aber heranwuchs, bildeten sich mehr F\u00e4den im Innern und der Stamm wurde dick. Um dieses noch mehr darzuthun, suchte der Verb die Zahl der Bl\u00e4tter, welche an dem Dattelbaum gewesen waren, herauszubringen, welches wegen der \u00fcberbleibenden Ans\u00e4tze der Blattstiele leicht ist, und fand auf die L\u00e4nge eines Meters 337 Bl\u00e4tter, welches f\u00fcr den ganzen Baum ungef\u00e4hr 6268 Bl\u00e4tter machte. Dann suchte er die Anzahl von F\u00e4den zu sch\u00e4tzen, die in einen Blattstiel hineingingen, deren er ungef\u00e4hr 644 fand. Dieses w\u00fcrde f\u00fcr den ganzen Stamm die grosse Summe von 4,036,592 F\u00e4den machen, wenn sie alle aus der Wurzel gekommen oder dahin gegangen w\u00e4ren, auch, wenn er die Fl\u00e4che eines solchen Fadens oder B\u00fcndels mass, einen Durchmesser von 2,01 Meter und einen Umfang von 6,33 Metern, da doch der Stamm an seiner Basis wirklich nur 25 Centi-","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n5\nmeter im Umfang hatte. Dieses besteht nicht mit Mohls Theorie, der die F\u00e4den aus den Bl\u00e4ttern bis an die Wurzeln reichen l\u00e4sst.\nDer Verf. geht nun zu dem oberen krautartigen Theil des Stammes \u00fcber, den er den Phyllophor nennt. Der Gipfel des Stammes, wo die jungen Bl\u00e4tter entspringen, bildet eine eingedr\u00fcckte Halbkugel, und die j\u00fcngsten Bl\u00e4tter befinden sich beim Mittelpunkt, die \u00e4ltern im Umfange. Unter den j\u00fcngsten Bl\u00e4ttern in der Mitte des Gipfels, findet man ein \u00e4usserst zartes Zellgewebe. Dieses Zellgewebe ist der Mittelpunkt einer unaufh\u00f6rlichen Reproduction. Kaum fangen die Zellen an sich zu entwickeln, so sind sie schon durch andere j\u00fcngere Zellen ersetzt, die wiederum andern \u00e4hnlichen weichen. Sie gehen, zufolge eines spiralen, centrifugen und ansteigenden Triebes gegen den Umfang, der nun anw\u00e4chst, und nach der Spitze, die dadurch erhoben wird. Eine zahllose Menge, von fast dem (blossen) Auge unsichtbaren F\u00e4den, gehen von dem ganzen innern Umfange des Stammes aus, und erheben sich gegen den centralen Theil des Phyllophors. Sie verl\u00e4ngern sich und n\u00e4hern sich an ihrem obern Ende der Basis der Bl\u00e4tter, mit denen sie bald in eine directe Verbindung kommen. Zuweilen ertappt man diese F\u00e4den in dem Gewebe, das den Grund des Eindrucks begr\u00e4nzt, indem sie zu den feinen Streifen der Bl\u00e4tter \u00fcbergehen, die man nur mit starken Mikroskopen sieht. Man entdeckt dann in dem Zellgewebe, unmittelbar unter dem eingedr\u00fcckten Gipfel, zwei parallele und horizontale Spalten, die das Zellgewebe in zwei Lagen theilen, die dicht \u00fcber einander liegen. Jede Lage ist ein entstehendes Blatt. Die obere ist die \u00e4lteste, auch entwickelt sie sich zuerst, dann kommt eine zweite, und oft eine dritte. Indem diese Bl\u00e4tter anwachsen und st\u00e4rker werden, kommen andere hervor. Was eben von dem Anwachsen des ersten Blattes gesagt worden ist, l\u00e4sst sich auf alle andern anwenden. Dies Zellgewebe, welches das Blatt bei seinem Urspr\u00fcnge bildet, erhebt sich in Gestalt einer Blase, und bald nachher trennt es sich, vermittelst eines halbkreisf\u00f6rmigen Risses, gr\u00f6sstentheils von dem unterliegenden Zellgewebe. Das vom Phyllophor nicht getrennte St\u00fcck wird der Blattstiel. Das Blatt gleicht im Anf\u00e4nge einem L\u00f6ffel und geht dann","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"\u00df\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ndurch mannichfaltige Ver\u00e4nderungen zu dem ausgebiideten, gefiederten Blatte \u00fcber. Die (zerrissene) Scheide, meint der Verf., entstehe von der Wunde, welche das Blatt macht, indem es sich vom Phyllophor trennt. Die F\u00e4den oder Holzbiindel wachsen, nach dem Verf., von unten nach oben, denn man darf nur einen Blick auf den jungen Trieb des Dattelbaumes werfen, um zu bemerken, dass die ober\u00bb F\u00e4den sehr zart und jung sind im Verh\u00e4ltnis zu den untern. Entst\u00e4nden sie aus den Bl\u00e4ttern, so m\u00fcssten sie dort \u00e4lter und dicker sein. Sie entstehen aber, wie schon oben gesagt worden, an der innern Peripherie des j\u00fcngern Theiles des Stammes, und so wie der Theil des Stammes alt wird, h\u00f6rt das Verm\u00f6gen, solche Holzb\u00fcndel zu erzeugen, auf.\nDer Verf. wendet sich zu den Theilen unmittelbar unter dem Phyllophor. Hier ist schon Vieles ver\u00e4ndert, das vorige Zellgewebe ist nicht mehr vorhanden, an dessen Statt sieht man eine Menge einfacher mehr oder weniger sph\u00e4rischer Zellen (utricules), die in den Ber\u00fchrungsstellen leicht Zusammenh\u00e4ngen. Diese Zellen bleiben so viele Jahre hindurch; der Stamm f\u00e4hrt fort, sich am Gipfel zu verl\u00e4ngern. Die neuen F\u00e4den, welche aus den untern Theilen entspringen, bahnen sich einen Weg durch die Zellen und werfen sie auf einander, so dass diese gleichsam einen Stuck (ciment) machen, der die Zwischenr\u00e4ume erf\u00fcllt und alle F\u00e4den von mehr oder weniger neuem Urspr\u00fcnge umh\u00fcllt. Die F\u00e4den werden ferner genau beschrieben und in feine und dickere eingetheilt, die letztem enthalten Gef\u00e4sse. Durch die Maceration wurde der Gang der F\u00e4den in dem gespaltenen Stamme untersucht. Viele von diesen F\u00e4den haben eine fast vertikale Richtung, und kommen, wie gesagt von der innern Peripherie des Stammes. Ein zarter Faden geht von einem Centralfaden aus, in schief aufsteigender Richtung, um zu einem Blatte zu gelangen. Der Verf. nennt diesen feinen Faden Vorl\u00e4ufer (pr\u00e9curseur). Auf ihrem Wege vereinigen sie sich mit einigen H\u00fclfsf\u00e4den, die sich um sie herumwinden und mit dem Vorl\u00e4ufer zu den Bl\u00e4ttern gehen. Diese F\u00e4den werden immer feiner, je n\u00e4her sie den Bl\u00e4ttern kommen. Da wo der Vorl\u00e4ufer von dem vertikalen Faden sich entfernt, giebt er einen Ast oder auch mehr ab, die eine vertikale Richtung nehmen","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n7\nund deren Ende Mirbel nicht erreichte. Folgt man dem Vorl\u00e4ufer weiter nach unten, so sieht man, dass nachdem er das Centralb\u00fcndel in einem kleinen Theile seiner L\u00e4nge durchlaufen ist, er nun in einer schief absteigenden Linie bis zu dem Blatte auf der entgegengesetzten Seite des Stammes geht. Da sich also diese B\u00fcndel in der Mitte des Centralb\u00fcndels kreuzen, so bilden sie zwei Kegel, einen geraden und einen umgekehrten, die nach der L\u00e4nge des Stammes in einander stecken. So erkl\u00e4rt nun der Verf. aus der Verl\u00e4ngerung der Vorl\u00e4ufer und des Centralb\u00fcndels, das vermuthlich nur aus Vorl\u00e4ufer-F\u00e4den besteht, und der Erweiterung der Zellen das Anwachsen des Stammes.\nAls Mirbel diese Abhandlung vorgelesen hatte, bat Gau-dichaud sogleich um das Wort, in der Absicht, wie er sagte, gegen alle theoretischen Theile dieser Arbeit zu protestiren, weil er diese Theorien f\u00fcr der Wissenschaft sch\u00e4dlich (f\u00e2cheuses) hielte. Er protestirte \u00fcberdiess gegen alle Theorien, welche Mirbel auf die Untersuchung von Cambium gegr\u00fcndet habe, und versprach mehrere Abhandlungen dar\u00fcber vorzulesen. Diese Protestation geschah in der Sitzung der Akademie vom 7. Juni 1843; in der Sitzung vom 26. Juni las Gaudichaud seine Premi\u00e8res notes \u00fcber diesen Gegenstand vor, die in den Comptes rendus von 1843 T. 1. p. 1379 abgedruckt sind, so wie in den Annal, d. Scienc. naturell. S\u00e9r. 2. T. 20. p. 33. Er beklagt sich \u00fcber einige Ausdr\u00fccke in Mirbels Abhandlung, wie pr\u00e9occupations d\u2019esprit, les influences d\u2019id\u00e9es pr\u00e9con\u00e7ues, les fautes de mieux savoir, les observateurs novices etc., die an ihn besonders gerichtet w\u00e4ren. Dann f\u00fcgt er hinzu, Mirbel habe seine Theorie in der Organogra-phie v\u00e9g\u00e9tale nicht widerlegt; er, Gaudichaud habe seine Bemerkungen zuerst an amerikanischen Gew\u00e4chsen, und nachher an einheimischen gemacht, Mirbel habe dagegen in seiner Abhandlung Materialien gebraucht, die mit den seinigen nichts gemein hatten, er time, als ob seine, Gaudichaud\u2019s Theorie, die ihm so viele Nachtwachen, so viele m\u00fchsame Untersuchungen, so viele Aufopferungen gekostet, nicht einmal verdient habe, geradezu angegriffen zu werden, sondern er suche sie nur nebenbei umzustossen. \u201eIch will\u201c, ruft er aus, \u201emeine Herren, indem ich mich vertheidige, Herrn von Mirbels Ai-","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nH. F. Link; Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nbeiten \u00fcber die Organographie und Physiologie der Pflanzen freim\u00fcthig angreifen, ihre Irrthiimer und ihre Gefahren f\u00fcr die Wissenschaft zeigen, und nicht eher aufh\u00f6ren, als bis die Wahrheit f\u00fcr ihn oder f\u00fcr mich entschieden hat.\u201c Er stellt dann Mirbels Theorie mit wenigen Worten, und allerdings mangelhaft dar, denn auf die Gr\u00fcnde, womit Mirbel darthut, dass der Stamm der Palmen an der Basis ausserordentlich dick sein m\u00fcsste, wenn dort alle Gef\u00e4ssb\u00fcndel aus den Bl\u00e4ttern zusammen kamen, erwiedert er nichts. Er stellt dann seine eigene Theorie auf. Alle organischen K\u00f6rper fangen mit einer Zelle an. Die organisirte Zelle bringt ein Anfangs-Wesen (\u00eatre rudimentaire) hervor, welches sich nachher entwickelt* Dieses gilt f\u00fcr Thiere und Pflanzen. Die thierischen Individuen bleiben, bis auf einige Ausnahmen, isolirt, die vegetabilischen pfropfen sich von ihrem Urspr\u00fcnge an, eines auf das andere, lind bilden so sehr zusammengesetzte Vereine, ln den Monokotyledonen besteht der einfachste Embryo (l\u2019em-bryon le plus r\u00e9duit), das einfache Phyton aus einem Stamm-Knotenstiick (merithalle tigellaire) aus einem Stiel-Knotenst\u00fcck {merithalle petiolaire) und ein Saum - Knotenst\u00fcck (merithalle limbaire), welche sich von der Vegetabilie sondern, sobald sie ihre Verrichtung erf\u00fcllt haben. Das Stamm - Knotenst\u00fcck bleibt stehen, und an seiner Spitze bildet sich eine Knospe, an seiner Basis eine Wurzel, die Knospe besteht aus den Anf\u00e4ngen der Bl\u00e4tter (feuilles rudimentaires), welche \u00fcber einander liegen, und aus einer belebten Zelle entstehen. Beim Keimen oder bei der Entwickelung des Embryo verl\u00e4ngern sich alle Theile oben, so wie bei den Thieren, welche sich nach allen Richtungen entwickeln. An einigen Monokotyledonen (Phoenix, Xanthorrhoea, Allium Porrum) bleibt das Stamm-Knotenst\u00fcck sehr kurz; an den andern (Flagellaria, Joinvillea, Calamus, Bambusa und den \u00fcbrigen Gramineen) wird es lang, in jenem stehen die Bl\u00e4tter dicht zusammen, in diesem weiter von einander. Da das erste Individuum, der Embryo, eine Wurzel hat, so ist kein Grund vorhanden, warum die andern, die sich nach und nach in der Knospe entwickeln, keine haben sollten. Die Entwickelung einer Monokotyledone geschieht in die H\u00f6he durch Uebereinanderlegen der Stamm-Knotcnstiicke (merithalles tigellaircs) so klein und","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n9\nmannichfaltig sie auch sein m\u00f6gen; in die Breite, durch Ansetzung des Wurzelgewebes aller Phytons-Gewebe, worunter sich auch vaisseaux laticif\u00e8res linden, und endlich durch das verschiedene Zellgewebe. Nachdem nun Gaudichaud dieses angegeben hat, r\u00fchmt er sein System wegen der Einfachheit und sagt, er suche alles zu vereinfachen, Mirbel hingegen suche alles zu verwickeln und da die beiden Systeme einander schnurgerade entgegengesetzt w\u00e4ren, so m\u00fcsse einer von ihnen im Irrthum sein. Ein drittes ist m\u00f6glich, dass n\u00e4mlich beide irren.\nEs ist wohl kein Zweifel, dass Mirbel im Ganzen das bewiesen hat, was er beweisen wollte. Ueber den Ursprung der Gef\u00e4ssbiindel aus der innern Peripherie des Stammes ist er dunkel. Entspringen sie an unbestimmten, oder an bestimmten Stellen von andern Holzb\u00fcndeln, die sich ver\u00e4steln oder aus dem Zellgewebe, primitiv? Gehen sie alle nach der entgegengesetzten Peripherie \u00fcber oder nicht? Es scheint, als ob die Untersuchung eines jungen Stammes eben so n\u00fctzlich, vielleicht n\u00fctzlicher gewesen w\u00e4re, als die Untersuchung eines alten. Auf alle F\u00e4lle w\u00e4re es sehr zweckm\u00e4ssig gewesen, die Untersuchung eines jungen Stammes daneben zu stellen.\nGaudichaud stellt dagegen in seinen Premi\u00e8resNo-tes, Annal, d. Scienc. natur. 2 S\u00e9r. T. XX. p. 32., statt aller Antwort seine Hypothese auf, wovon er etwas mittheilt, wie oben angef\u00fchrt ist. Sie gr\u00fcndet sich auf folgenden Schluss: l)a das erste Individuum des Embryo eine Wurzel hat, so ist kein Grund vorhanden, warum die andern, die sich nach und nach in der Knospe entwickeln, keine haben sollten. Dass dieser Schluss nicht b\u00fcndig ist, f\u00e4llt sogleich in die Augen\u00bb Durch diese Wurzeln l\u00e4sst er nun den Stamm sich verdicken* Doch es ist n\u00f6thig, dass wir einen Blick werfen auf die Recherches g\u00e9n\u00e9rales sur la Physiologie et Organog\u00e9nie des v\u00e9g\u00e9taux, 2de et 3me partie. Comptes rendus 1842. I. 973; der erste Theil, der in Paris 1841 als ein Anhang zur Organographie des Verf. erschien, ist im vorigen Jahresbericht S. 113 folg, aufgef\u00fchrt und beurtheilt. Von diesem zweiten und dritten Theil ist in der Botanischen Zeitung von Mold und Schlechtendal 1843 Nr. 17 ein Auszug","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\tH, F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nmit einer Beurtheilung erschienen, ln dem Eing\u00e4nge entwik-kelt der Verf. einen sehr richtigen und scharfsinnigen Gedanken. Er vergleicht die Physiologie der Thiere mit der Physiologie der Pflanzen. Die Thiere, sagt er, haben ein Herz, Arterien und Venen zum Blutumlauf, Lungen zum Athem-holen, Magen und Eingeweide zum Verdauen u. s. w. 1st dieses mit den Pflanzen derselbe Fall? M\u00fcssen wir nicht immer fragen, was bei ihnen Organ ist, und von welcher Art ihre Verrichtungen sind? Kann man sagen, dass es in den Pflanzen physiologische Verrichtungen (fonctions) giebt, die nicht zugleich organogenisch und folglich auch organographisch w\u00e4ren? Sehr wahr. Ich habe auch wohl aufmerksam darauf gemacht, dass in den Pflanzen der Zweck nicht hervortritt, aber Gaudichaud setzt noch bestimmter und treffender hinzu, dass jedes Organ auch organogenisch sei. Er kommt dann auf die Frage, ob die verschiedenen Stoffe, z. B. Strychnin, Morphin, Jalapin u. s. w. aus der Erde in die Pflanzen kommen, und schliesst mit Recht aus dem Umstande, dass sie bald in den Bl\u00e4ttern, den Wurzeln u. s. w. Vorkommen, dass die besondere Organisation der Theile sie hervorbringe. Er kommt ferner auf die Metamorphose der Pflanzen, die von der thie-rischen Metamorphose ganz verschieden sei, denn hier w\u00fcrden Theile entzogen, dort neue gebildet, die sich gleichsam auf einanderpfropfen. Dann kommt er zu einigen Voraussetzungen (suppositions, Hypothesen), und die erste ist die oben bereits angef\u00fchrte von einer lebenden Zelle, ln ihr l\u00e4sst er sich den ersten Saft bewegen und die K\u00fcgelchen, welche derselbe enth\u00e4lt, in Zellen verwandeln. Von den verschiedenen Str\u00f6mungen des Safts h\u00e4ngen auch die f\u00fcnf Klassen von Pflanzen ab, die von ihrem fabelhaften Urspr\u00fcnge befreit, meiner Meinung nach sehr richtig sind, und die ich als Kryptophyten, Moose, Farm, Monokotylen und Dikotylen unterschieden habe. Es folgt nun eine Menge von wahren, halbwahren und falschen S\u00e4tzen, die allerdings eine gewisse Fruchtbarkeit des Geistes bekunden, aber nicht hier Platz finden k\u00f6nnen. So sagt er z. B. nicht ganz unwahr, die Monokotyledonen best\u00e4nden aus einer Grundpflanze oder Phyton, die Dikotyledonen hingegen aus zwei oder mehreren durch das Mark verbundenen. Als zweite Voraussetzung sagt der","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n11\nVerf. : In jedem Theile, wo Knospen entstehen k\u00f6nnen, wird das Leben zwar eine Zeitlang- fortdauern k\u00f6nnen, aber sich doch endlich ersch\u00f6pfen, wenn sich nicht ein erregendes Organ entwickelte, wenn nicht eine Zelle in ein Phyton sich verwandelte, welches dann nach oben Bl\u00e4tter, nach unten Wurzeln treibt, die sich dahin erstrecken, wo sie die meiste Nahrung bekommen ; diese neuen Phytons pfropfen sich gleichsam den altern auf. Unter der Aufschrift dritte Voraussetzung, fragt der Verf., wie geht es zu, dass eine Zelle so belebt wird, dass sie ein Phyton erzeugen kann? Dann setzt er hinzu: Je mehr ich dar\u00fcber nachgedacht habe, desto mehr werde ich geneigt zu glauben, dass in den verschiedenen F\u00e4llen des Knospentriebes und selbst der Befruchtung, das Ph\u00e4nomen der Zellenbelebung nur durch eine \u00fcberfl\u00fcssige Endosmose oder Ern\u00e4hrung kann hervorgebracht werden. Die vierte Voraussetzung ist endlich, der Anfang der ganzen Pflanze sei die belebte an der Placenta h\u00e4ngende Zelle, der Embryosack. Der Verf. setzt hinzu, was er hier als blosse Hypothese ank\u00fcndige, sei f\u00fcr ihn ausgemachte Wahrheit.\nIn den Secondes Notes relatives \u00e0 la protestation faite \u00e0 l\u2019Acad\u00e9mie des Sciences dans la s\u00e9ance du 12 juin 1843. Annal, d. Sc.enc. naturell. T. 20. p. 199 geht Gaudichaud, nachdem er wiederum im Kurzen seine Theorie von der ersten belebten Zelle vorgetragen, mehr zur Sache selbst \u00fcber. Zuerst will er beweisen, dass die Gef\u00e4sse, welche die Bl\u00e4tter bilden, nicht aus dem Stamme kommen. Eine seiner Beobachtungen wollen wir doch mit den Worten des Verfassers anf\u00fchren, da es zu weitl\u00e4ufig sein w\u00fcrde, alle herzusetzen. \u201eIch schnitt einen jungen Stamm von Dracaena unter den Bl\u00e4ttern an seinem Gipfel quer durch, liess aber die Basis im Boden. Vierzehn oder zwanzig Tage nachher hatten sich, nahe am Gipfel des abgeschnittenen Stammes, im Centrum der Narben von den abgefallenen Bl\u00e4ttern, Knospen gebildet. Ich zerst\u00f6rte diese Knospen bis auf eine sehr kr\u00e4ftige, welche sehr schnell einen jungen Trieb gab. Ich schnitt den obern Theil von diesem Stamm mit seinem kleinen Seitenzweig ab, und liess alles maceriren. Die Art von knorpliger Rinde, welche diesen Stamm umgab, l\u00f6ste sich vermittelst einiger L\u00e4ngseinschnitte","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nab, und dasselbe war der Fall mit dem darunter liegenden Zellgewebe, auch geschah es sp\u00e4ter mit einer ebenfalls zelli-gen, aber harten und dichten Rindenschicht, die unmittelbar das Holz umgiebt und die Rinde inwendig in den Dracaena-Arten begr\u00e4nzt, wie es in allen holzigen Monokotyledonen, so viel ich beobachtet habe, der Fall ist. In einem noch nicht herausgegebenen Werke \u00fcber die Anatomie der Pflanzen, nenne ich diese wichtige Schicht p\u00e9rixyle (perixylon). Dieses Stamm p\u00e9rixyle umgiebt die aufsteigenden Gef\u00e4sse, von alleu Internodien des Stammes, so wie die absteigenden. Wenn diese bis zum Umfange gekommen sind, verbreiten sie sich von oben nach unten, auf der innern Fl\u00e4che dieses K\u00f6rpers. Unter dieser letzten Umh\u00fcllung findet man das Wurzelgewebe der Knospe. Eine sanfte B\u00fcrste von Dachshaaren diente dazu, die Wurzelgef\u00e4sse von dem Zellgewebe zu trennen, welches sie bedeckte, und so erhielt ich das St\u00fcck, welches ich der Akademie vorlege.\u201c Hierbei sind die Abbildungen aus der Organographie des Verf. citirt. Die Dracaena - Arten, meint Gaudichaud, w\u00e4ren den Dikotyledonen sehr \u00e4hnlich, Aeste, St\u00e4mme und Wurzeln w\u00fcchsen im Durchmesser auf dieselbe Weise. Wenn man behauptet, sagt er, dass die Gef\u00e4sse, die ich Wurzelgef\u00e4sse genannt habe, aus dem Stamme in die Knospe steigen, so folgt noth wendig, dass die sp\u00e4ter erscheinenden etwas tiefer entspringen, und so alle andern, die nachher kommen, weil der Stamm in allen seinen Theilen anw\u00e4chst, besonders an der Basis. W\u00fcchse nun der Stamm auf diese Weise an, so m\u00fcsste er oben dicker sein als unten. Der Verf. geht nun zweitens zu dem Beweise \u00fcber, dass die Gef\u00e4sse an der Basis nicht dicker sind als oben. Um dieses zu beweisen, sagt er, darf man nur einen Blick auf einen macerirten Stamm von Carludovica werfen, um zu sehen, dass die Gef\u00e4ssbiindel oben dicker sind als unten. An einem Stamme von Chamaerops humilis sieht man deutlich, in der Mitte, alle Internodien-Enden der Holzb\u00fcndel (tous les sommets merithalliens des faisseaux vasculaires), im Umfange, alle Wurzelbasen; die Enden im Centrum sind sehr dick, verh\u00e4lt-nissm\u00e4ssig zu den Basen im Umfange, die immer mehr und mehr haarf\u00f6rmig werden. Die Enden haben auch ihre feinem Spitzen, setzt er hinzu, aber das kommt von einer Ursache,","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n13\ndie ich in meiner Antwort erkl\u00e4ren will. Zuletzt will er noch beweisen, dass die Wurzeln keine Gef\u00e4sse in den Stamm schicken, sondern sie aus diesem empfangen. Dieses wird ihm leicht, und Mirbel mag auch nicht daran gezweifelt haben, aber ich zweifele sehr, dass Mirbel von Gaudichauds Meinung \u00fcberzeugt worden ist, und ich muss gestehen, ich finde mich auch nicht \u00fcberzeugt. Was auch Gaudichaud sagen mag, ohne genaue Anatomie ist es nicht m\u00f6glich, den Streit zu l\u00f6sen, was auch Mirbel, ohne Vergleichung junger Individuen mit alten, ebenfalls nicht leistet.\nEin sonderbares Gemisch giebt uns \u00fcbrigens Gaudichaud von geistvoller, dichterischer Auffassung, von vorgefassten, man m\u00f6chte sagen, eingewachsenen Meinungen, und von kr\u00e4nklicher Empfindlichkeit und Heftigkeit, womit er jeden Angriff aufnimmt und womit er seine Meinung geltend zu machen sucht. Er f\u00fchlt sich zur\u00fcckgesetzt und wird mm oft unangenehm anmassend. So k\u00f6nnen seine Abhandlungen nur erregend w\u00f6rken, aber selten belehrend.\nUeber die Zusammensetzung des Cambiura, und die Rolle, die es in der vegetabilischen Organisation spielt, von H. H. von Mirbel und Payen, s. Compt. rend. 4 843. I. 98. u. Annal, d. Scienc. naturell. T. 49. p. 493. Die kugelicht zellige Materie, die der Erscheinung der Zelle vorangeht, und die man best\u00e4ndig findet, wo die Vegetabilie im Wachsthum ist, das Cambium n\u00e4mlich, enth\u00e4lt seiner Elemental-Zusammensetzung nach, Stoffe, welche mit denen analog sind, woraus die thierische Materie besteht; es ist also stickstoffhaltig. Dasselbe befindet sich aber neben andern nicht stickstoffhaltigen Materien, die aus Kohlenstoff und Wasser bestehen, wie Dextrin, Gummi, Amylum, Zucker, Glykose, Mannit u. s. w. In dem Augenblicke, wo die Vegetation sich durch die Entwickelung von Zellen kundgiebt, entsteht auch der Zellstoff (cellulose), ein neues, unmittelbares Princip, aus Kohlenstoff und Wasser bestehend. Der Zellstoff vermehrt sich durch neue Schichten, die einander in ihrer chemischen Zusammensetzung gleichen, zuweilen kommen auch andere Materien hinzu, wie die, welche die holzigen Theile oder das Holz bilden (lignose). Aus dieser Verdickung des Zellstoffs wird erkl\u00e4rlich, warum das Ilolz*","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nim Innern dicker St\u00e4mme wenig Stickstoff enth\u00e4lt, indem die Spongiolen, die Knospen, die heranwachsenden ovula, zehn bis zwanzigmal so viel enthalten. Die chemische Analyse kann Schritt f\u00fcr Schritt der stickstoffhaltigen Materie in den verschiedenen Epochen der Bildung folgen, n\u00e4mlich von der Peripherie zum Centrum, im Splint und im Holz, oder auch vom Innern zum Aeussern im Bast und in den Rindenlagem Mit H\u00fclfe der Analysen kann man die Mengen der stickstoffhaltigen Materie bestimmen ; sie vermindert sich von dem \u00e4ussersten Ende der Zweige bis da, wo sie am Stamme sitzen. Dasselbe Resultat erh\u00e4lt man, wenn man das untere Ende der Wurzel mit ihren \u00e4ltern Theilen vergleicht. Der oberfl\u00e4chliche Theil der Bl\u00e4tter und der jungen Zweige, die in unmittelbarer Ber\u00fchrung mit der Atmosph\u00e4re sind, ist mit einer stickstoffhaltigen Materie impr\u00e4gnirt, die sich \u00fcber die Spalt\u00f6ffnungen verbreitet und mit der Luft bis in die Lufth\u00f6hlen dringt. Das Cambium ist eine aus vier Bestandteilen (quaternaire) zusammengesetzte, weiche, feuchte, fast fl\u00fcssige Substanz, von einer so verschiedenen Elementarzusammensetzung, wie die unz\u00e4hligen vegetabilischen Bildungen; es findet sich in kleinen Haufen in den H\u00f6hlungen der Zellen und der R\u00f6hren, und \u00fcberzieht ihre W\u00e4nde; es sondert nicht allein den Zellstoff, die mineralischen Substanzen und Krystalle ab, sondern auch den holzigen Stoff, Zucker, die fetten und fl\u00fcchtigen \u00d6le, Gummi, Harze, Farbestoff, sind Produkte der Lebenskraft.\nWenn diese chemischen Angaben sich best\u00e4tigen, was allerdings n\u00f6thig ist, so sind sie sehr merkw\u00fcrdig. Aber das Wort cambium ist hier offenbar so unbestimmt gebraucht, dass man nicht weiss, was die Yerf. darunter meinen. Das weiche, k\u00f6rnig zellige Cambium ausser den Zellen hat sich bei mir, und so auch bei andern Beobachtern ganz in Zellen aufgel\u00f6st, oder es war ein ausgeschwitzter Saft, der sich nicht in Zellen verwandelt. Das Cambium in den Zellen ist von sehr verschiedener Natur, und was hier davon gesagt ist, erfordert genauere Bestimmungen.\nZellenbildung in der Spitze der Wurzeln. N\u00e4gel i in Linnaea T. 16. p. 252. Der Verf. sagt: \u201eWenn in dem punctum vegetationis, wo die verschiedenen Schichten","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n15\nder Wurzel wie in einem Brennpunkt Zusammentreffen, m\u00f6glichst feine Schnitte gemacht, und daraus durch Zerreissen einige Zellen isolirt werden, so sind darunter: 1) Zellen mit einem Cytoblasten, 2) Zellen mit zwei Cytoblasten, 3) Zellen mit zwei Cytoblasten und einer Scheidewand dazwischen. Diess sah ich gew\u00f6hnlich, wenn ich eine wirklich im Wachsthum begriffene Wurzelspitze von Lilium, Tulipa, Iris untersuchte. Einmal sah ich hier einen grossen l\u00e4nglichen Kern, der eben in Theilung begriffen schien; ein andermal innerhalb einer Zelle zwei junge Zellen jede mit einem Kern, die noch nicht so weit angewachsen waren, um durch die Vereinigung der Membranen eine Scheidewand darzustellen. Zufolge dieser Thatsachen sehe ich mich veranlasst, ganz bestimmt auszusprechen, dass in der Wurzelspitze dieser Pflanze, das Wachsthum in der Weise vor sich geht, dass in einer Mutterzelle zwTei Zellenkerne, und um jeden dieser Zellenkerne eine Zelle entsteht.------Unger stellt \u00fcberhaupt als den gew\u00f6hn-\nlichen Vorgang bei der Entstehung der Elementarorgane die Bildung von Scheidew\u00e4nden in den Zellen, d. h. die Theilung derselben, auf \u2014 die Bildung neuer Zellen in bereits vorhandenen beschr\u00e4nke sich auf wenige F\u00e4lle, die Entwickelung der Zellenkerne zu Zellen konnte er nicht beobachten.\u201c Ich auch nicht. Helle Kugeln in jenen Wurzelzellen sah ich auch, zuweilen mit einem Hof umgeben, aber ich m\u00f6chte bestimmt aussprechen, dass nje wahre Zellen daraus entstehen.\nDe cella vitali scripsit Dr. H. Karsten Berol. s. a. (1843) 8. Der Verf. hat manche genaue Untersuchungen angestellt, nicht allein \u00fcber die Zellen der Pflanzen, sondern auch der Thiere. Er zieht aus seinen Forschungen folgende Resultate : 1) Jede Zelle entsteht innerhalb eines lebenden Organismus; nie wird eine Zelle in zwei andere, durch L\u00e4ngsoder Querw\u00e4nde, oder durch eine Proliferation in zwei Indivi-dua getheilt. Dieses haben Untersuchungen an Phragmotri-chum, an Saccharomyces cerevisiae und Spirogyra ergeben. 2) Die Entwickelung einer Zelle h\u00e4ngt nicht von vorhergehender Bildung eines Kerns ab, sondern von einer homogenen Fl\u00fcssigkeit. 3) Die Zelle lebt, d. h. sie w\u00e4chst durch Intussusception und sondert durch ihre Lebenskraft in ihrem Innern manche Sto\u00dfe ab. 4) Die Elementarzelle besteht aus","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\neiner Reihe in ihr entwickelter Zellen; das Glied, welches sich zuweilen dazwischen befindet, ist eine Secretionszelle. 5) Der Organismus besteht potentia aus einem solchen System von Zellen, einer Reproductionszelle, actu aus Zellenreihen, die aneinander gelegt sind, wovon eine jede wieder eine Reproductionszelle sein kann, nie aus einer einfachen Zelle. Nach den Abbildungen m\u00f6chte man doch meinen, der Verf. habe die grossen mit kleinen K\u00f6rnern gef\u00fcllten Kugeln fiir innere Zellen angesehen.\nBeitr\u00e4ge zur Entwickelungsgeschichte der Pflanzen von Dr. Th. Hartig. Berlin 1843. 4. Erster Abschnitt, die Bildung der einzelnen Zelle und der Oberhaut der Pflanzen betreffend. Die Zelle, sagt der Verf., besteht aus drei von einander verschiedenen Gebilden, aus einer \u00e4ussern Schicht (Eustathe), die aber zwei einander sich ber\u00fchrenden Zellen gemeinschaftlich angeh\u00f6rt, aus einer das Lumen der Zelle begrenzenden Innenhaut (Ptychode) und endlich aus einer zwischen beiden abgelagerten Zwischensubstanz (Astathe). Die innere Haut h\u00e4lt er f\u00fcr die primitive Zellenhaut. Um die drei Schichten gut zu erkennen, legt er d\u00fcnne Schnitte einige Minuten in eine sehr verd\u00fcnnte L\u00f6sung von Jod in Alkohol, bringt sie dann auf eine Glasplatte, l\u00e4sst sie austrocknen, bedeckt sie mit einer d\u00fcnnen Glastafel und l\u00e4sst zwischen die Tafeln einige Tropfen verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure einziehen. Die Astathe quillt nun auf, zersprengt die Eustathe und dr\u00e4ngt die f\u00e4hig zusammengelegte innerste Haut nach dem Innern der Zelle hin. Es folgt nun ein Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenzelle, wovon der Verf. selbst sagt, \u201edass er keinen Anspruch auf Vollst\u00e4ndigkeit mache, auch nicht frei von Hypothesen sei. Die Zelle entstehe im Innern einer Mutterzelle, und ihr Leben k\u00f6nne man in vier Stadien theilen, das der Zellenmehrung, der Zellenfestigung, die Splintperiode und die Verholzungsperiode. In der zweiten Periode erzeugt sich die Astathe, und bald nach den ersten Schichten eine davon ganz verschiedener Zwischenkitt, die Eustathe. Die Ptychoden benachbarter Zellen, als urspr\u00fcnglich einfache Zellh\u00e4ute, ber\u00fchren sich unmittelbar in fr\u00fchester Jugend, und vereinigen sich stellenweise, in einer mehr oder weniger unterbrochenen Spirallinie. Durch die","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n17\nAusscheidung und Ablagerung der Astathe und Eustathe, treten die urspr\u00fcnglichen Zellenh\u00e4ute aus einander, bleiben aber an den Vereinigungsstellen in Verbindung; es entsteht, wenn die Verbindung in der Spirale auf kleine rundliche Stellen sich beschr\u00e4nkt, der T\u00fcpfel und der T\u00fcpfelkanal. Bildet der T\u00fcpfelkanal einen vollkommenen Cylinder, so zeigt er sich in der Vogel-Perspective als ein einfacher Kreis, als einfacher T\u00fcpfel. Vereinigt sich der T\u00fcpfelkanal vor seiner Ausmiin-dung, so erscheinen in der Aufsicht zwei Kreise, der \u00e4usserste den Umfang des T\u00fcpfels, der innerste die Verengerung vor der Ausm\u00fcndung bezeichnend. Diess ist der einfache Hof-Tiipfel. Sind die in der Spirale liegenden T\u00fcpfel sehr gedehnt, die Vereinigungsstellen der Ptychoden in der Spirale lang und schmal, so zeigt sich das unabrollbare gestreifte Spiralgef\u00e4ss. Sind die Vereinigungsfl\u00e4chen weniger lang, aber breit, so entstehen die netzf\u00f6rmigen oder Treppengef\u00e4sse. Sind die Vereinigungsstellen breit und zugleich lang, so entsteht die einfache unabrollbare Spiral- oder Ringfaser, die besser mit dem Ausdrucke einfache Hautfalte bezeichnet w\u00fcrde. Vom T\u00fcpfelkanale mit verengter M\u00fcndung, oder, was gleichbedeutend, vom T\u00fcpfelkanale mit erweiterter Basis ausgehend entwickelt sich die Reihe der sogenannten abrollbaren Spiral-gef\u00e4sse, allein durch, in der Spirale ununterbrochen fortlaufende Vereinigungsfl\u00e4chen und durch gleichzeitig zunehmende Erweiterung derselben in der Breite, bis zur Abschn\u00fcrung. Der Verf. hat alles dieses durch Figuren erl\u00e4utert. Ich habe die Darstellung des Verf. mit seinen eigenen Worten gegeben, und will nur den Leser auf das hinweisen, was Mold im 15. St\u00fcck der Botanischen Zeitung von 1844 dar\u00fcber gesagt hat.\nUnterschiede der Pflanzenmembran von den H\u00e4uten der Insekten und Crustaceen, von Payen. Compt. rend. 1843. 11. 227. Diese chemischen Unterschiede bestehen in Folgendem: 1) Schwefels\u00e4ure mit 1,5 Atome Wasser, l\u00f6st in einem Augenblicke die Bedeckung der Insekten auf, greift aber in einigen Stunden die Oberhaut der Vegeta-bilien kaum an; Schwefels\u00e4ure mit 3 At. Wasser zerst\u00f6rt (disagr\u00e8ge) in einigen Stunden das thierische Gewebe, indem die Pflanzenepidermis l\u00e4nger als 14 Tage widerstand. 2) Ge-\n2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nmeine Salpeters\u00e4ure mit 4 At. Wasser, l\u00f6st sogleich in der K\u00e4lte ungef\u00e4hr ein gleiches Volumen von den Bedeckungen der Insekten anf, indem es dem vegetabilischen H\u00e4utchen, l\u00e4nger als einen Monat, seine Structur und seine \u00e4ussern Formen l\u00e4sst. 3) Salzs\u00e4ure zu 21 Graden, oder mit 6 At. Wasser, durchdritigt in einigen Minuten die Bedeckungen der Insekten, zerst\u00f6rt sie und l\u00f6st sie auf, wirkt aber sehr langsam auf die Epidermis der Pflanzen. 4) Alle diese Aufl\u00f6sungen von thie-rischen Theileri mit einer aufl\u00f6sbaren Basis neutralisirt, geben einen h\u00e4ufigen Niederschlag mit Gerbs\u00e4ure; dieser Niederschlag gewaschen und getrocknet, giebt alkalische D\u00e4mpfe bei der Calcination; nichts voll allem diesem geschieht unter denselben Umst\u00e4nden mit der Pflanzenmembran. 5) Eine fast ges\u00e4ttigte, im Kalten gemachte Aufl\u00f6sung von pulverigem Kalk-chlor\u00fcf in Ber\u00fchrung gebracht mit beiderlei Substanzen, dann einige Sekunden \u00e4ufgesiedet, zerst\u00f6rt und verbrennt schnell die Bedeckungen der Insecten, indem sie die Epidermis von Cactus per\u00fcvianus nur langsam angriff, auch das H\u00e4utchen mehr verschonte, als den darunter liegenden Zellstoff. Bei der Element\u00e4ranalyse fand sich Folgendes : Haut von Krebsschalen gab 8,935 p. C. Stickstoff, Bedeckung der Seidenw\u00fcrmer 9,050 _St, Epidermis von Kartoffeln 2,534 St., Epidermis von Cactus periivianus, einj\u00e4hrige 2,059,- zweij\u00e4hrige 0,906 St., Oberhaut (cuticule) desselben 2,\u00a75:1 St. \u2014 Die gr\u00f6ssere Menge des Stickstoffs ist doch auch fl\u00e4ch diesen sehr sch\u00e4tzbaren Unterstichungen atisz\u00e9ichflend f\u00fcr das Thierreich.\nUeber die c\u00fcticula der Gew\u00e4chse von Hugo Mo hl. Linnaea B. 16. S. 401, ist eine mit grosser Genauigkeit, wie man sie von dem Verf. gew\u00f6hnt ist,- aUgestellte Untersuchung. Es ist nothwendig, sie ganz und im Zusammenh\u00e4nge zu lesen, da sich nicht Wohl ein Auszug davon geben l\u00e4sst, der nicht fast so gross s\u00e8in w\u00fcrde,- als die Abhandlung selbst. Daher mag es hinreichen, ein Paar Stellen daraus anzuf\u00fchren, welche die Meinung des Verf. noch am besten darstellen. Wenn man den Querschnitt einer Epidermis mit Jod behandelt, sagt der Verf., so bleiben in den meisten F\u00e4llen die Wandungen der Epidermiszellen ungef\u00e4rbt, und nur in einzelnen F\u00e4llen, z. B. an Hakea pachyphylla nehmen sie eine mehr oder weniger tiefe, gelbe F\u00e4rbung an, immer wird da-","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n19\ngegen eine auf der Oberfl\u00e4che der Epidermis liegende d\u00fcnnere oder dickere Schicht durch Jod tief gelb oder braun gef\u00e4rbt. \u2014 Bei der Epidermis des Stammes von Kleinia neriifolia fehlt, wie bei Hoya carnosa, die innere ungef\u00e4rbte Schicht, welche so leicht f\u00fcr die ganze Epidermiszelle gehalten wird, und es zeigt sich die \u00e4ussere, verdickte, von Jod braun gef\u00e4rbte Membran, sehr deutlich aus vielen \u00fcber einander liegenden Schichten zusammengesetzt, welche auf der \u00e4ussern Wandung der Zellen in der Zellenh\u00f6hlung abgelagert sind, und durch welche die Fortsetzung der Seitenwandungen der Epidermis, als zusammenh\u00e4ngende Membran bis zur \u00e4ussern Fl\u00e4che sich hinzieht. Dieselbe Erscheinung tritt bei der Epidermis des Blattes von Hakea pachyphylla ein (bei welchem jene innere Schicht zwar vorhanden ist, sich aber mit Jod, wie die eigentliche cuticula gelb f\u00e4rbt, und sich durch ihre T\u00fcpfel als secund\u00e4re Substanz ausweist), wenn die Epidermis mit Schwefels\u00e4ure behandelt wird, indem sich nun ebenfalls eine deutliche Schichtung in der, in der Zellenh\u00f6hle abgelagerten Masse zu erkennen giebt. \u2014 Was der Verf. hier deutlich sah, sucht er nun auch in andern F\u00e4llen, wo es weniger deutlich ist, darzuthun, und hieraus das Erw\u00e4hnte als allgemein \u00fcber die cuticula zu bestimmen, nach welchem sie aus den Epidermiszellen besteht, deren Wandungen gegen den Umfang durch inwendig angelegte Schichten verdickt sind.\nHiemit wollen wir verbinden: Einige Bemerkungen \u00fcber den Bau der get\u00fcpfelten Gef\u00e4sse von Hugo Mo hl. Linnaea T. 16. S. 1, eine Abhandlung, die ebenfalls ein Muster von Genauigkeit ist. Der Verf. hat die Verschiedenheit der T\u00fcpfel nach den anliegenden Theilen zum Gegenst\u00e4nde der Untersuchung genommen. In dieser R\u00fccksicht f\u00fchrt er folgende Verschiedenheiten auf: A. Am vollst\u00e4ndigsten entwickelt sich der eigenthiimliche Bau der get\u00fcpfelten Gef\u00e4sse bei solchen Gew\u00e4chsen, bei welchen die Gef\u00e4sswan-dungen keine Abweichungen zeigen, sie m\u00f6gen mit andern Gef\u00e4ssen oder mit Zellen in Ber\u00fchrung stehen, bei welchen sie daher gleichm\u00e4ssig mit T\u00fcpfeln, die mit einem Hofe umgeben werden, besetzt sind, z. B. Elaeagnus acuminata, Clematis Vitalba, Broussonetia papyrifera. B. Hieran scldiessen sich die Gef\u00e4sse, bei welchen diejenigen Seiten der Gef\u00e4sse,\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nH. F. Link. Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nwelche mit prosenchymatischen Zellen in Ber\u00fchrung stehen, zwar ebenfalls mit den gleichen mit H\u00f6fen versehenen T\u00fcpfeln versehen sind, wie die an ein anderes Gefass anstossenden Wandungen, bei welchen aber der Einfluss, den die benachbarten Zellen aiis\u00fcben, sich darin ausspricht, dass die T\u00fcpfel der an die Zellen angrenzenden Wandungen weitl\u00e4ufiger gestellt sind. Solche Gef\u00e4sse finden sich an Bixa Orellana, Acacia lophantha, Sophora japonica. C. Bei st\u00e4rker ausgesprochener Abh\u00e4ngigkeit der Gef\u00e4sse von den Zellen bleiben zwar die an andere Gef\u00e4sse anstossenden Wandungen ganz dicht mit T\u00fcpfeln bedeckt, allein die an prosenchymatose Zellen anstossenden Wandungen sind mit sehr entfernt stehenden T\u00fcpfeln besetzt, oder auch, wenigstens auf gr\u00f6sseren Strecken ganz frei von denselben. Die an Markstrahlen angrenzenden Stellen besitzen endlich T\u00fcpfel ohne Hof. Solche Gef\u00e4sse finden sich an Sambucus nigra, Betula alba u. a. m. D. Bei noch st\u00e4rker hervortretendem Einfl\u00fcsse der anliegenden Zellen, welche alsdann gew\u00f6hnlich mehr die Form von parenchymat\u00f6sen als prosenchymatosen Zellen besitzen, zeigen endlich nur noch die an andere Gef\u00e4sse anliegenden Wandungen T\u00fcpfel, welche von einem Hofe umgeben sind, alle an Zellen anstossende Wandungen dagegen h\u00e4ufige und grosse T\u00fcpfel ohne allen Hof, daher ganz von der Form der T\u00fcpfel in parenchymat\u00f6sen Zellen, z. B. an Cassyta glabella, Bombax pentandrum, Hernandia ovigera. E. Eine blosse Modification dieser Bildung, welche jedoch ein sehr eigenth\u00fcmliches Ansehen besitzt, ist die Form, bei welcher die an ein anderes Gefass anstossenden Wandungen die Form von Treppeng\u00e4ngen besitzen, indem die T\u00fcpfel zu Spalten, welche die ganze Breite der Gef\u00e4ssWandungen einnehmen, ausgedehnt sind, w\u00e4hrend die an Zellen anstossenden Wandungen mit grossen T\u00fcpfeln ohne Hof besetzt sind. Chilianthus arboreus, Cynan-chum obtusifolium. Die Gef\u00e4sse, von denen bis jetzt die Rede war, haben zwischen den T\u00fcpfelreihen glatte Wandungen, die folgenden aber Spiralfasern, welche an der innern Wandung verlaufen. Diese Gef\u00e4sse nun kann man unter folgende Abtheilungen bringen. F. S\u00e4mmtliche Gef\u00e4sse sind mit T\u00fcpfeln, die einen Hof besitzen, bedeckt; die grossem besitzen glatte Wandungen, bei den kleinern laufen zwischen den T\u00fcpfeln","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n21\nSpiralfasern durch. Morus alba, Ulmus campestris, Clematis Vitalba. G. S\u00e4mmtliche Gef\u00e4sse sind enge get\u00fcpfelt, zwischen den T\u00fcpfelreihen verlaufen schmale Fasern, Hakea oleifolia. H. Die grossem Gef\u00e4sse sind mit T\u00fcpfeln besetzt, den kleinern fehlen die T\u00fcpfel. Die Wandungen von beiderlei Gelassen sind auf der innern Fl\u00e4che mit Spiralfasern besetzt. Daphne Mezereum u. a. J. Die Gef\u00e4sswandungen, welche an andere Gef\u00e4sse anstossen, sind get\u00fcpfelt, die an Zellen an-stossenden Wandungen mit sehr entfernt stehenden T\u00fcpfeln besetzt oder ganz frei von denselben, s\u00e4mmtliche Gef\u00e4sswandungen mit Fasern besetzt. Samara pentandra, Tilia parvi-folia u. a. m. Um die wahre Beschaffenheit dieser T\u00fcpfel zu erkennen, f\u00e4hrt der Verf. fort, eignet sich vorz\u00fcglich Cassyta glabella, weil die T\u00fcpfel sehr gross sind. Bei dieser Pflanze kann man sich auf zarten Quer- oder L\u00e4ngenschnitten mit der gr\u00f6ssten Deutlichkeit davon \u00fcberzeugen, dass der Hof dieser T\u00fcpfel von einer H\u00f6hlung, welche zwischen den an einander liegenden Gef\u00e4sswandungen liegt, herr\u00fchrt, und dass der T\u00fcpfel selbst ein von dem Innern des Gef\u00e4sses gegen diese H\u00f6hlung zuf\u00fchrender und an seinem innern Ende von einer zarten Haut verschlossener Kanal ist. Etwas schwieriger ist es diesen Bau bei andern Pflanzen zu erkennen, doch gelingt es gar wohl bei solchen, wo die T\u00fcpfel nicht zu klein sind. Doch wer einen richtigen Begriff von der Bildung dieser T\u00fcpfel haben will, muss die Abhandlung selbst nachlesen. Was die Genesis betrifft, so vermisst man Darstellungen dieser Gef\u00e4sse nach dem verschiedenen Alter der Theile, worin sie sich befinden. Die genaue Kenntniss dieser T\u00fcpfel oder sogenannten Poren, die wir dem Verf. vorz\u00fcglich verdanken, zeigt uns, dass wir davon, sofern sie zur Organisation der Pflanze geh\u00f6ren, nichts wissen.\nOn fibre by Martin Barry. Philosophical Transactions f. 1842. P. I. p. 89. \u201eIn dem reifen Blutk\u00f6rperchen, sagt der Verf., sieht man oft einen flachen Faden (filament) oder ein B\u00e4ndchen, welches mit dem Blutk\u00f6rperchen zugleich gebildet ist. In den S\u00e4ugthieren, den Menschen mit eingeschlossen, ist dieses B\u00e4ndchen h\u00e4ufig ringf\u00f6rmig, zuweilen ist der Ring an einer bestimmten Stelle getheilt, und zuweilen legt sich ein Ende \u00fcber das andere. In V\u00f6geln, Amphibien","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nund Fischen ist es oft so lang, dass es gewickelt erscheint. Dieses B\u00e4ndchen wird nun gew\u00f6hnlich Fiber genannt. Von Pflanzen, f\u00e4hrt er fort, unterwarf ich einer mikroskopischen Untersuchung Wurzel, Stamm, Blattstiele und Blatt, ausser verschiedenen Th\u00e8ilen der Blume, und allenthalben, wo ein faseriges Gewebe existirte, fand ich F\u00e4den von derselben Art. Diess war in Phanerogamen. Als ich nachher Theile von Farn, Moosen, Pilzen, lieh en en und Seetangen untersuchte, traf ich dieselben F\u00e4den \u00fcberall vertheilt an. Es ist bekannt, dass die Spiralform dieses Fadens im Pflanzengewebe vorkommt, in den Tbieren aber, wie man meint, nicht. Ich habe aber solche Gebilde in den Nerven, Muskeln, in kleinen Blutgef\u00e4ssen und in der KrystaMinSe gefunden. Flachs hat die gr\u00f6sste Uebereinstimmung, nicht allein in der Structur, sondern auch in def Art der Reproduction zwischen der thieri-schen und vegetabilischen Fiber gezeigt. Wir sehen hier dieselbe Theilung der F\u00e4den in kleinere und wiederum in noch kleinere. Man sieht auch das Zusammenwachsen von Spiralen , um eine Membran zu bilden, wie in den Muskeln, einige Pflanzenhaare zeigen die F\u00e4den, wie die Thierhaare sehr deutlich ; ich habe sie in der Haarkrone vieler Compositae gefunden. Als ich eine Aufl\u00f6sung von Sublimat in Weingeist auf Spiralen aus dem Blattstiele einer Erdbeere brachte, fand ich, dass nach einiger Zeit der Faden sich in zwei tlieilte, wie es in den Muskeln geschieht, die sich in zwei und vier durch Selbstzertheilung trennen. Die Spiralen in den Pflanzen scheinen sich oft mit einander zu verflechten und durch ihre Ber\u00fchrung die Querspalten und elliptischen Poren und T\u00fcpfel lierv\u00f6rzubringen.\u201c\nEs gelingt nicht, wenn man ohne Zusammenhang und ohne das Ganze zu \u00fcbersehen, sich in ein fremdes Fach wagt. Was die flachen F\u00e4den in den thierischen Theilen sind, lasse ich dahin gestellt sein; die meisten Beobachter haben sie nicht gefunden; im Pflanzenreiche findet man solche nur in den Spiralgef\u00e4ssen und den Spiralzellen, in den Pilzen, Lichenen und Algen durchaus. Im Flachs sind die Bastr\u00f6hren unstreitig R\u00f6hren; die Spiralgef\u00e4sse bilden keine Membran, auch nicht einmal den Anfang dazu. Die Haare in den Compositae auch an deh Haarkronen bestehen aus prosenchymatischen","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"23\nf\u00fcr physiologische Botanik.\nZellen. Die Abbildungen sind sehr undeutlich, und f\u00fcr die (H)0malige V,ergr\u00e4sseruwg im Durchmesser sehr .klein. Der Verf. scheint sich, ehe er dieses schrieb, durchaus nicht mit Pflaiizen-Anatomie besch\u00e4ftigt zu haben, auch nichts von dem zu kennen, was dar\u00fcber geschrieben ist.\nEs liess sich erwarten, dass diese Abhandlung in England Aufsehen erregen w\u00fcrde, ln den Annals and Magazine of Natural History T. 9. p. 448 befindet sich eine Abhandlung von Dr. Will sh ire, Remarks on some parts of vegetable structure, der die bekannten K\u00f6rper in dem Milchsaft der Euphorbien f\u00fcr die Prim\u00e4r-K\u00f6rper des Zellstoffs h\u00e4lt, nach Analogie von Barry\u2019s Fiber, denn, meint er, man k\u00f6nne nicht annehmen, dass die Fiber immer die Prim\u00e4r form von Entwickelung im Pflanzenreiche sei. Zwar unterst\u00fctze Manches Barry\u2019s Theorie, wobei der Verf. die Faserzellen anf\u00fchrt, doch nicht Alles. Dann spricht er von den l\u00fcpfeln der Gef\u00e4sse, wobei er doch gesteht, dass ihm Mohls Meinung nicht recht klar sei, wegen der fremden Sprache. Das Ganze ist nicht bedeutend. Es ist schlimm, dass wenn jemand etwas Neues gesagt, andere sogleich, ohne es genauer zu pr\u00fcfen, dar\u00fcber herfallen, um etwas daran zu \u00e4ndern, zu verbessern, zu verdrehen und dadurch die Wissenschaft .mit unn\u00fctzen Dingen zu erf\u00fcllen.\nHierauf bezieht sich auch eine Abhandlung von Dr. Griffith \u00fcb,er die T\u00fcpfel in den Gef\u00e4ssen de;r Pflanzen, Observations on the formation of the pitted tissue of plantes. Annals and Magazine of Natur. History T. 11. p. '95. Sie ist gegen die oben angef\u00fchrte Meinung von Dr. ,Barry gerichtet, welcher die Poren von den Spiralfasern herleitet, die sich um einander winden. Dr. Griffith sagt sehr richtig, indem er von den Gef\u00e4ssen mit scheinbaren Querspalten spricht: In allen solchen get\u00fcpfelten Gef\u00e4ssen sieht man Spuren von Spiralbildung oder Spiralfasern; die Gef\u00e4sse lassen sich spiralf\u00f6rmig abrollen, und wenn man sie zerreist, findet man die T\u00fcpfel als Zwischenr\u00e4ume .zwischen den vorspringenden Z\u00e4hnen der Fasern. Die Fasern laufen niemals nach der L\u00e4nge der Axe der umgebenden R\u00f6hre, sondern immer spiralf\u00f6rmig. Folglich, da dieses der Fall ist, m\u00fcssten die beiden Fasern, die sich um einander winden,","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nZwischenr\u00e4ume lassen, welche der Axe des Gef\u00e4sses beinahe parallel w\u00e4ren, und die T\u00fcpfel m\u00fcssten auch in dieser Richtung liegen. Dass dieses aber nicht der Fall ist, braucht nicht gesagt zu werden. Der Verf. giebt dann seine Meinung von der Entwickelung dieser Gef\u00e4sse durch den Druck der umgebenden Zellen und Gef\u00e4sse. Wenn, sagt er, ein Spiral-gef\u00e4ss in einer jungen Pflanze gebildet worden, so macht der rasche Anwuchs des Stammes, dass ein Druck der Theile auf einander geschieht; die convexen Theile der umgebenden Zellen oder Gef\u00e4sse, die dem Spiralgef\u00e4ss entgegengesetzt sind, werden stark daran gedr\u00fcckt, indem die Intercellular- oder Jntervascular- R\u00e4ume einen weit geringem Druck veranlassen. Die Faser innerhalb des zusammengedr\u00fcckten Spiralgefasses wird also dort einw\u00e4rts gebogen, wo eine Zelle oder ein Gef\u00e4ss anliegt; den Intercellular- und Intervascular-R\u00e4umen gegen\u00fcber, d. i. wo sich die Fasern biegen, h\u00e4ngen die letztem fest an der Membran, die sich nun verdickt, und mit den Fibern oben und unten verbunden ist. Diese verdickten Portionen machen die Linie, die zwischen den Reihen von T\u00fcpfeln hinl\u00e4uft, die T\u00fcpfeln selbst werden von Zwischenr\u00e4umen gebildet, zwischen den Portionen der Fasern, die der Con-vexit\u00e4t der umgebenden Zellen und Gef\u00e4sse entgegengesetzt sind. \u2014 Woher kommt es aber, dass zuweilen vollkommene Spiralgef\u00e4sse, und solche T\u00fcpfelgef\u00e4sse dicht neben einander liegen unter denselben Umgebungen? Woher kommt es, dass in diesen F\u00e4llen die Theile auf einander dr\u00fccken, da in andern, wo offenbar neue Theile zwischen alten entstanden sind, ein solcher Druck nicht geschieht? Die Erkl\u00e4rungen des Verf. sind viel zu mechanisch. Ich \u00fcbergehe einige andere Aeusserun-gen, die der Verf. macht, z. B. dass der Anschein von doppelten, einander umschlingenden Fasern, von scharfen angewandten Stoffen herr\u00fchre , welches wohl der Fall nicht sein kann, da solche Stoffe die Fasern nicht in andere trennen w\u00fcrden, wenn diese nicht vorher gewesen und nur zusammen geleimt w\u00e4ren.\nEntwickelung der Hautdr\u00fcsenzellen von D. Karl N\u00e4geli, Linnaea B. 46. S. 237. Der Verf. stellte seine Untersuchungen vorz\u00fcglich an Fritillaria imperialis, Li-lium tigrinum und Allium Cepa an. In ihrem j\u00fcngsten Zu-","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n25\nst\u00e4nde enth\u00e4lt die Epidermis kleine viereckige Zellen von gleicher Gr\u00f6sse, jede mit einem Cytoblasten angef\u00fcllt. W\u00e4hrend nun die \u00fcbrigen Zellen wachsen, bleiben einzelne klein lind werden nur in die Breite gr\u00f6sser. Von dem'Kerne, der der Wandung dieser Dr\u00fcsenmutterzellen anliegt, gehen meist Saftstr\u00f6mungen aus, die sich als Faden oder als Ringe darstellen. Nachher sieht man Zellen, in denen zwei Kerne liegen; es ist aber dem Verfasser nicht gelungen, die Art ihrer Entstehung zu beobachten, nur so viel scheint ihm gewiss, dass sie nicht aus dem urspr\u00fcnglichen Kerne etwa durch Selbsttheilung hervorgehen. Nachdem die zwei Zellenkerne entstanden sind, tritt bald eine Scheidewand auf, die zwischen ihnen durchlaufend, die urspr\u00fcngliche Zelle in zwei H\u00e4lften theilt (?). Diese Scheidewand ist nichts anders, als die an einander stossenden Membranen zweier neuer individueller Zellen. Die beiden Hautdr\u00fcsenzellen wachsen nun fort, ihre Cytoblasten werden resorbirt ; der feink\u00f6rnige Inhalt ist meist nach der \u00e4ussern Zellenwand hin zusammengedr\u00e4ngt. Mitten zwischen den beiden Zellen wird ein Bl\u00e4schen Gas ausgeschieden, das gr\u00f6sser werdend, die Spalt\u00f6ffnung erzeugt (?). Darauf erscheint der Inhalt gleichf\u00f6rmig in den Zellen vertheilt, und es geht in ihm die Umwandlung in Amylum und Chlorophyll vor sich. Hierauf folgt: die Entwickelung der Hautdr\u00fcsenzellen und Spalt\u00f6ffnungen beiMarchantiapolymorpha (S. 241). Untersuchungen \u00fcber das Auftreten der Athemh\u00f6hlen und Hautdr\u00fcsen zeigten dem Verf. bei einem L\u00e4ngsschnitte durch das Ende der wachsenden Frons kleine Systeme von je drei Zellen, die \u00fcber hohle R\u00e4ume gespannt sind. Diese hohlen Raume sind seitlich je durch eine Zelle von einander geschieden; sie ruhen auf dem Parenchym der Frons und bilden die Anf\u00e4nge der Athemh\u00f6hlen. Die mittelste jener drei Zellen wird gr\u00f6sser als die \u00fcbrigen, sie wird zur Mutterzelle. Diese Mutterzelle theilt sich in mehr oder weniger Zellen, so dass aus ihr eine Partie von Zellen entsteht, die zu drei bis sechs horizontal bei einander liegen und ebenfalls zu drei bis sechs vertikal auf einander stehen. Sie bilden zusammen den Spalt\u00f6ffnungskanal, der also im g\u00fcnstigsten Falle von 36 Zellen umgeben sein kann. Wenn aus der Mutterzelle, die f\u00fcr den einzelnen Fall specifische Zahl von Hautdr\u00fcsenzellen","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nH. F. Link; Jahresbericht Uber die Arbeiten\nhervorgegangen sind, so scheiden sie nach dem Centrum ein Bl\u00e4schen Gas aus und weichen dadurch zu einem Intercellularraum aus einander. Dieser Raum ist rings von Zellen (Umgeben, und sowohl von der \u00e4ussern Luft als der Athemh\u00f6hle abgeschlossen, so dass das denselben erf\u00fcllende Gas nicht wohl einen andern Ursprung haben kann, als durch Secretion aus den Hauptzellen selbst.\nAufsteig en der Safte in den Pflanzen, \u00fcberhaupt, Bewegung derselben.\nExamen chimique de la s\u00e8ve de quelques v\u00e9g\u00e9taux par M. Langlois. Compt. rend. 1843. 11. 505. Untersuchung des Safts vom Weinstock. Er wurde am 30sten M\u00e4rz 1843 von einem Weinstock genommen, der sich im botanischen Garten des Milit\u00e4r.Hospitals in Strassburg befand. Er war vollkommen fl\u00fcssig, ohne Farbe und ohne Geruch, von einem etwas sauren Geschmack, auch r\u00f6thete er die Lak-mustinctur. Er enthielt, der chemischen Untersuchung zufolge, freie Kohlens\u00e4ure, weinsauren Kalk, salpetersaures Kali, alkalische milchsaure Salze (lactates alcalins), salzsaures Ammoniak , schwefelsaures Kali und phosphorsauren Kalk. Ein Kilogramm enthielt ungef\u00e4hr 10 Cubikcentimeter Kohlens\u00e4ure, 1,25 Gramm weinsauren Kalk, 0,02 Gramm Salpeter und sehr wenig von den andern Salzen. Von einem Weinstock, der im Freien bei Strassburg wuchs, erhielt man sp\u00e4ter mit M\u00fche nach und nach 300 Grammen eines tr\u00fcben Saftes, der das ger\u00f6thete Lakmuspapier bl\u00e4uete. Dieser Saft hielt keinen Salpeter und das Ammoniak, was man bei der Destillation erhielt, war unstreitig aus der Zersetzung des Eiweissstoffes entstanden. Untersuchung des Safts vom Nussbaum. Der Saft wurde vom Stamm Ende April gesammelt, war ohne Farbe, Geruch und durchsichtig, schmeckte s\u00fcss und angenehm und r\u00f6thete etwas die Lakmustinctur. Er enthielt freie Kohlens\u00e4ure, Pflanzen-eiweiss, Gummi, Fett, milchsauren Kalk, Ammoniak und Kali, \u00e4pfelsauren Kalk, salzsaures Ammoniak, Salpeter, schwefelsauren und phosphorsauren Kalk. \u2014 Untersuchung des Safts von Linden. Da der Verf. den Saft auf die gew\u00f6hnliche Weise nicht erhielt, so entrindete er junge Zweige und sp\u00fchlte das Cambium mit kaltem, destillirten Wasser ab. Er ent-","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"fur physiologische Botanik.\n2T\nhielt einen g\u00e4hrungsf\u00e4higen Zucker, dem Rohrzucker analog, Pflanzeneivveiss, Gummi, mehr Salze, besonders salzsaures Ammoniak und essigsaures Kali, auch freie Kohlens\u00e4ure. \u2014 Biot macht zu diesen Untersuchungen einige Bemerkungen (das. S. 519), worin er die Verschiedenheiten von seinen fr\u00fchem Beobachtungen darin sucht, dass der Saft zu einer andern Zeit gesammelt sei; so habe Langlois in dem Saft vom Nussbaum keinen Zucker gefunden, wie Biot. Auch war allerdings die Art, wie Langlois den Saft von Linden gewann, nicht die zweckm\u00e4ssigste.\nRainey (Proceedings of the Royal Society 1842. 432., auch Annals of Natural History Vol. XL 383.) sucht zu beweisen, dass Lebenskraft nicht die Ursache von dem Aufsteigen des Safts in den Pflanzen sei. Ein Zweig von Valeriana rubra in einer Aufl\u00f6sung von Quecksilberbi-chlorid (Sublimat) gestellt, starb von unten ab, und die obersten Zweige gr\u00fcnten und bl\u00fchten noch immer fort, nachdem der untere Theil schon todt war. Der Verf. schliesst daraus, dass alles Wasser, welches die obern Tlieile n\u00e4hrte, durch die abgestorbenen untern Tlieile ohne Hinderniss gegangen sei. Das ist allerdings sehr richtig, aber konnte hier nicht die Fl\u00fcssigkeit wie in Haarr\u00f6hrchen aufsteigen,' da oben der Lebensprozess wirksam war, etwa wie in einem Docht Ol aufsteigt, weil es oben verbrennt. Nur in den abgestorbenen Theilen war Sublimat in Kalomel, Chlor und Wasser zersetzt, in den lebenden war kein Sublimat. Der Verf. nahm d\u00fcnne Schnitte von Pflanzen, welche Quecksilberbichlorid aufgesogen hatten, und setzte Jodkalium hinzu. Eine mikroskopische Untersuchung ergab, dass nur in den Intercellular- und Inter-vascular-R\u00e4umen sich das unaufl\u00f6sliche Biniodid gesetzt hatte, nicht in den Zellen und Gef\u00e4ssen selbst. Eine sehr unvollkommene Art, solche Versuche anzustellen.\nDie Beobachtungen von Rainey \u00fcber die absteigenden Fl\u00fcssigkeiten in den Pflanzen und besonders das Cambium in den Annals of Natural History Vol. XI. 383. sind so unvollkommen erz\u00e4hlt, dass sich nichts daraus ziehen l\u00e4sst.\nVersuche \u00fcber die Saftf\u00fchrung der Ge fasse, von C. L. Ilonninger in T\u00fcbingen. Botanische Zei-","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ntun g 1843. 11. St. Eine sehr interessante Abhandlung. Der Verf. untersuchte zuerst Reben im Friihlinge und sah auf Schnitten durch die Loupe deutlich den Saft in den Gefassen aufsteigen, ohne alle Luftblasen, sondern wo diese erschienen, waren sie nur zuf\u00e4llig. Im Sommer fand er die meisten Ge-f\u00e4sse leer, nur in den innersten Theilen war noch Saft vorhanden, auch waren die Prosenchymzellen des Holzes noch saftvoll. Durch Cyaneisenkalium und schwefelsaures Eisen fand er auch an Zweigen von Lycium barbarum, dass die \u00e4ussersten Schichten von Gefassen meistens blau gef\u00e4rbt waren, die mittlern leer, die innersten aber durchaus blau. Der Verf. hat ferner Versuche mit vielen Pflanzen angestellt, die er zuerst Cyaneisenkalium einsaugen liess, dann aber abschnitt, und in eine Aufl\u00f6sung von schwefelsaurem Eisen setzte, weil er dieses eben so sicher und viel bequemer fand, als wenn er sie, wie ich vormals, die letztere Aufl\u00f6sung einsaugen liess. Auch nahm er die Aufl\u00f6sungen viel verd\u00fcnnter, als ich vormals, und mit Recht; man muss aber bedenken, dass ich absichtlich trockene und harte Gew\u00e4chse zu den Versuchen aussuchte. Das Resultat, welches der Verf. aus seinen Versuchen zieht, ist: 1) dass den Zellenpflanzen ohne centralen Strang von verl\u00e4ngerten Zellen ein besonderes Organ f\u00fcr die Fortleitung des Safts abgehe. Der Verf. machte die Versuche nur mit Flechten, nicht mit andern Zellenpflanzen ; mir ist es aber auch mit diesen nie gelungen. 2) Dass bei allen Gef\u00e4ss-pflanzen aber der Saft allein durch die Gef\u00e4sse in die H\u00f6he gef\u00fchrt werde. Die Gr\u00fcnde f\u00fcr diesen letzten Satz sind so \u00fcberwiegend, dass man ihn als einen ausgemachten wird an-sehen k\u00f6nnen.\nDie Versuche von Boucherie, Baumst\u00e4mme mit f\u00e4rbenden und erhaltenden Stoffen zu tr\u00e4nken, wovon bereits in dem Jahresberichte von 1840 Nachricht gegeben wurde*), hat Mo hl mit holzsaurem Eisen nach gemacht, s. Botanische Zeitung 7. St\u00fcck. \u201eIch verwendete, sagt der Verf., zu diesen Untersuchungen Holz von der Eiche, Birke, F\u00f6hre,\n*) Durch einen mir v\u00f6llig unbegreiflichen sinnlosen Druck- oder Schreibfehler steht dort Braunkohlentheer (S. 29) statt holzsaures Eisen, zum Gl\u00fcck aber pyrolignite de fer in Klammern.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n29\nSchvvarzf\u00f6hre und Weisstanne, welche auf die Weise mit dem holzsauren Eisen getr\u00e4nkt waren, dass den abges\u00e4gten noch lebenden Pflanzen die Aufl\u00f6sung zur Aufsaugung gegeben wurde. Die Birke, ein 6 Par. Zoll dicker Stamm und die Nadelh\u00f6lzer waren vollst\u00e4ndig gef\u00e4rbt, bei der Eiche waren nur die \u00e4ussersten 8 Jahrringe von der Salzaufl\u00f6sung durchdrungen. Das Eichen- und Birkenholz hatte eine graue, die Nadelh\u00f6lzer hatten eine schwarze Farbe angenommen, bei den erstem waren besonders die Markstrahlen und ein Theil der Gef\u00e4sse schwarzbraun gef\u00e4rbt, was von coagulirten, in denselben befindlichen Stoffen herr\u00fchrte. Wurden L\u00e4ngs- und Querschnitte dieser H\u00f6lzer in eine Aufl\u00f6sung von Blutlaugensalz gelegt, und eine freie S\u00e4ure zugesetzt, so f\u00e4rbte sich sowohl der geronnene Inhalt der Zellen und Gef\u00e4sse, als auch die Substanz der Zell- und Gef\u00e4ssmembranen prachtvoll blau, zum deutlichen Beweise, dass das Eisen die gesammte organische Substanz der Pflanze durchdrungen und sich mit ihr verbunden hatte.\u201c Es ist zu verwundern, dass man in allen den franz\u00f6sischen Untersuchungen \u00fcber Boucherie\u2019s Versuche nicht eine einzige genaue mikroskopische Untersuchung findet. Noch w\u00e4re zu untersuchen, ob die eindringende Fl\u00fcssigkeit geradezu in die Zellen dringe, oder ob sie ihren Weg erst durch die Gef\u00e4sse nehme. In dieser R\u00fccksicht m\u00fcsste man die Holzstiicke untersuchen, nachdem man sie erst kurze Zeit in die Fl\u00fcssigkeiten gestellt hatte, mit denen man den Versuch anstellen wollte.\nUeber den Milchsaft und seine Bewegung von Hugo Mo hl. Botanische Zeitung 33. 34. 35. St\u00fcck. Gegen die Theorie von C. H. Schultz. Zuerst von der Organisation des Milchsafts. Der Verf. hat sich chemisch mikroskopischer Untersuchungen bedient, welche ihm ein gana anderes Resultat gaben, als Herrn Schultz. Bringt man einen Tropfen Aether mit einem Tropfen des Milchsafts zusammen, so schwellen die K\u00fcgelchen des letztem auf, gehen zusammen und lassen nach dem Verdunsten eine fadenartige Materie zur\u00fcck. R\u00fchrt man einen Tropfen Aether mit einem Tropfen Milchsaft unter einander, so schwindet die Milchfarbe und nach dem Verdunsten des Aethers sieht man auf dem von K\u00fcgelchen befreiten Saft eine Haut, die ganz die Eigenschaften","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nvon Kautschuk zeigt. Alkohol hingegen mischt sich mit dein Milchsaft und scheidet sogleich aus demselben weisse H\u00e4ute aus. Was nun die Bewegung des Milchsafts betrifft, so h\u00e4lt der Verf. die Beobachtungen im blendenden Sonnenlicht f\u00fcr t\u00e4uschend, die am Tageslicht, meint er, r\u00fchrten von dem Ausflusse des Safts aus der Schnittfl\u00e4che her. Um dieses genauer zu pr\u00fcfen, brannte er die Bl\u00e4tter von Chelidonium an der Trennungsfl\u00e4che an, und bemerkte dann auch eine Bewegung des Milchsafts in den Gef\u00e4ssen, aber diese schreibt er dem Druck zu, der auf ein Blatt muss angewendet werden, wenn man es unter dem Mikroskop beobachten will. Zuletzt noch gegen die Vergleichung des Milchsafts mit dem Blut, als ern\u00e4hrende Fl\u00fcssigkeit. Der Verf. spricht es nicht bestimmt aus, ob er die Bewegung in den Milchgef\u00e4ssen, mag sie sich zeigen, auf welche Art man will, f\u00fcr eine vitale, oder f\u00fcr eine v\u00f6llig leblose halte. Das letzte kann aber der Fall nicht sein, denn in diesem Falle k\u00f6nnten die Str\u00f6me nur nach der Schnittfl\u00e4che zufliessen, und das sonderbare Kreisen derselben in unbestimmten Richtungen k\u00f6nnte keinesweges Statt finden. Man sehe nur, was ich nach der Natur aus dem Kelche von Chelidonium habe abzeichnen lassen in den Ausgew\u00e4hlten anatom, botan. Abbild. H. 2. T. 8. F. 1., wo der Zeichner die Richtung der Str\u00f6me, so wie er sie gesehen, durch Pfeile bezeichnet hat. Es ist auffallend, wie mannichfaltig und unbestimmt die Richtungen der Str\u00f6me sind, so dass sie allein durch den Ausfluss aus der Stelle, wo das Kelchbl\u00e4ttchen anhing, nicht konnten hervorgebracht werden. Es ist nicht selten, wenn man einen L\u00e4ngsschnitt aus dem Holze von Acer platanoides untersucht, dass der Milchsaft in dem einen der beiden Gef\u00e4sse hinauf-, in dem andern hinabsteigt, welches besonders Meyen zu seiner Darstellung des Kreislaufes bewog; ein Umstand, welcher sich nicht mit dem Ausfliessen nach einer Richtung vertr\u00e4gt, ohne H\u00fclfe von Lebensbewegungen. Dass in der Pflanze ohne Ausfluss\u00f6ffnungen der Milchsaft sich bewege, beweiset Mohl selbst in dieser Abhandlung. Er schreibt dieses dem Drucke zu, der auf das Blatt ausge\u00fcbt wurde, als man es unter das Mikroskop brachte. Aber wie waren die Bewegungen? Eine bloss mechanische, leblose Bewegung durch einen solchen Druck veranlasst, kann docli nur","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n31\nsehr unbedeutend und augenblicklich sein. Es scheint mir keinem Zweifel unterworfen, dass die Bewegung des Milchsafts in der Pflanze eine vitale ist, und ich pflege sie in dieser R\u00fccksicht mit der Bewegung des Safts in den Zellen von Vallisneria zu vergleichen. Doch ich habe meine Meinung \u00fcber die Cyklose des Herrn Schultz bereits im vorigen Jahres-/ bericht von 1841, auch in meinen Vorlesungen \u00fcber die Kr\u00e4uterkunde S. 129 umst\u00e4ndlich ge\u00e4ussert.\nGegen diese Abhandlung ist folgende gerichtet: Zur Berichtigung von Hugo Mohls Aufsatz: Ueber den Milchsaft und seine Bewegung (in der Berliner Botanischen Zeit. 1843. 33. 34. u. 35. St\u00fcck) von Prof. C. H. Schultz in Berlin. Flora 1843. 721. Diese Abhandlung bedarf keines Auszuges, da der Verf. seine in Schriften ge\u00e4usserten Meinungen nur auseinandersetzt, und zu zeigen sucht, dass Mold seine Theorie nicht geh\u00f6rig gekannt habe. Da der Verf. sich mancher Aeusserungen bedient, die Mold mit Recht \u00fcbel nehmen konnte, da er iiberdiess eine Kritik der Moldschen Abhandlung in den Bl\u00e4ttern f\u00fcr wissenschaftliche Kritik eiligst nach Gr\u00e4tz schickte, wo Mold gerade zum Vorsitzenden der botanischen Section ernannt war, so folgte darauf eine sehr derbe Erkl\u00e4rung von dem Letztem in der Botanischen Zeitung 1843. 48. St.\nEine interessante Abhandlung: U-eber die Capillar-Activit\u00e4t der \u00e4ussern Integumente einiger Pflanze n von J. J. F. Arendt in Osnabr\u00fcck findet sich in Flora 1843. Nr. 10., auch \u00fcbers, in den Annal, d. Scienc. na-tur. Bd. 19. Diese Eigenschaft besteht darin, dass verschiedene Pflanzen, vermittelst ihrer \u00e4ussern Bekleidung, das sie umgebende Wasser in die H\u00f6he an den Stengel hinauf ziehen, es \u00fcber die benachbarten Theile, Blattstiele und Bl\u00e4tter verbreiten, und das an der Spitze derselben gesammelte Wasser wieder abtr\u00f6pfeln lassen. Es wurde ein Stengel von Urtica dioica oben und unten glatt abgeschnitten, nur mit zwei Bl\u00e4ttern versehen ins Wasser gestellt, so dass die Blattstiele mit der Oberfl\u00e4che des Wassers einen Winkel von 30 bis 40\u00b0 machten, der Stengel selbst aber einen rechten Winkel. So stieg das Wasser in der Rinne der obern Seite des Blattstiels in die H\u00f6he, folgte dem Hauptnerven und tropfte an der","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nSpitze des Blattes herab. Mit der Urtica urens gelingt es nie so gut; das Wasser verbreitet sich auf der Oberfl\u00e4che des Blattes, verschwindet dort und tropft nicht herab. Eine noch gr\u00f6ssere Capillar-Activit\u00e4t, als Urtica dioica, zeigte Bal-lota nigra, wo das Wasser nicht nur an dem Blattstiele und auf dem Blatte, sondern auch in den Rinnen des Stengels selbst in die H\u00f6he stieg. Beide Pflanzen, Urtica dioica und Ballota nigra, \u00fcbertraf an Capillar-Activit\u00e4t ein Syngenesist, den der Verf. als Ag\u00e9ratum coeruleum erhielt, vermuthlich Coelestina ageratoides, sowohl an Schnelligkeit des Aufsaugens als an Quantit\u00e4t des aufgestiegenen Wassers. Physalis Alke-kengi zeigte diese Pflanzen - Capillarit\u00e4t zwar auch, aber nur kurze Zeit. Clinopodium vulgare und Betonica stricta Ait. zeigten eine schwache Capillarit\u00e4t, bei Galeobdolon luteum Smith verlor sich das Wasser schon auf der Mitte der Lamina; bei Galeopsis ochroleuca Lam. konnte die Fl\u00fcssigkeit kaum die Basis des Blattes erreichen. Was die Erkl\u00e4rung dieses Ph\u00e4nomens im Allgemeinen betrifft, sagt der Verf., so l\u00e4sst sie sich f\u00fcglich aus der Theorie der Haarr\u00f6hrchen ableiten, indem die mehr oder minder dicht stehenden, l\u00e4ngern oder k\u00fcrzern Haare, die sich neigen, zu einander biegen, sich kr\u00fcmmen und durch Anf\u00fcllen mit Wasser, sofern das Blattparenchym gar nicht oder wenig hydropathisch ist, n\u00e4her an einander r\u00fccken, und auf diese verschiedene Weise \u00e4usserst geringe Zwischenr\u00e4ume lassen, welche gleichsam enge R\u00f6hrchen bilden, wodurch das Wasser angezogen und fortgeleitet wird. F\u00fcr das Aufh\u00f6ren des Abtr\u00f6pfelns, meint der Verf. wird wohl der einfachste Grund darin gesucht werden k\u00f6nnen, dass durch die, verm\u00f6ge der Absorption erzeugte Anschwellung und Ausdehnung des Parenchyms und der umh\u00fcllenden Epidermis alle Theile aus einander getrieben und folglich auch die Haare, als die Tr\u00e4ger der Capillarit\u00e4t, weiter von einander entfernt werden, wodurch alsdann eine St\u00f6rung in der Capillarit\u00e4t erfolgt.\nHiemit will ich verbinden L. F. G\u00e4rtner Pflanzenphysiologische Untersuchungen, besonders \u00fcber das Tropfen aus den Blattspitzen der Calla aethio-pica L. in Flora 1842. Beibl. 1. 1. Nach einer geschichtlichen Einleitung folgt ein genaues Tagebuch dieser Erschei-","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\t33\nnung an Pflanzen der Calla, welche der Verf. unter Augen hatte. Dann eine chemische Untersuchung der abgetropften Fl\u00fcssigkeit, welche sehr wenig feste Bestandtheile enth\u00e4lt; es zeigte sich in dem R\u00fcckst\u00e4nde beim Abdampfen vorherrschend Schleim und Salzs\u00e4ure. Ferner von der Organisation der Bl\u00e4tter, wo sich ergiebt, dass die Gef\u00e4sse nicht bis ans Ende des pfriemenf\u00f6rmigen Fortsatzes an der Spitze des Blattes gehen, sondern dass hier nur Zellgewebe vorhanden ist. Die Absonderung geschieht an dem \u00e4ussersten Ende des Fortsatzes in einer L\u00e4nge von 1 bis 1,5*\" auf eine kaum sichtbare Art, bis sich die Fl\u00fcssigkeit in einen Tropfen sammelt. Nach dem Absterben des Fortsatzes \u00fcbernimmt der Blattrand der \u00e4usser-sten Spitze der Bl\u00e4tter selbst diese Function. Das eigentliche Organ des Ausschwitzens der Feuchtigkeit scheinen die l\u00e4nglichen Poren der Oberhaut zu sein, auch scheint das Einsaugen der abgesonderten Feuchtigkeit, welches zuweilen bemerkt wird, durch dieselben zu geschehen. Das Licht hat keinen bedeutenden Einfluss auf das Tropfen der Bl\u00e4tter. Auch W\u00e4rme allein wirkt nicht besonders darauf, wohl aber wenn sie mit Tr\u00e4nken durch Wasser verbunden wird. Am schw\u00e4chsten war die Excretion des Morgens, gegen Mittag trat sie wieder ein ; war Nachmittags gegen 2 bis 5 Uhr Abends am st\u00e4rksten, und nahm dann in der Nacht wiederum ab, doch ist diese Periodicit\u00e4t nicht genau bestimmt. Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, dass dieses Tropfen von einem Ueberschusse an Feuchtigkeit, \u00fcber das zur Nahrung n\u00f6thige Wasser herriihrt. Das Tropfen h\u00f6rt auf bei Entwik-kelung der Spatha und der Zeugungsorgane. Der Wasserverbrauch der Pflanze war am st\u00e4rksten w\u00e4hrend der Nacht, und besonders bei Entwickelung der Spatha. Ein Nachtrag (S. 88) giebt ein Tagebuch \u00fcber die w\u00e4ssrige Absonderung der Bl\u00e4tter von Canna angustifolia, indica und latifolia. Die Absonderung der w\u00e4ssrigen Feuchtigkeit geschieht bei Canna nicht aus der Spitze der Bl\u00e4tter wie bei Calla, sondern ans der Spitze der am Rande der Bl\u00e4tter sich endigenden parallelen Hauptribben, und zwar gew\u00f6hnlich mehr an denen, die der Spitze der Bl\u00e4tter n\u00e4her sind als an den der Basis n\u00e4her gelegenen. An diesen Endigungen der Ilauptblattribben ganz nahe am Rande, wo sie sich in einem feinen Netz verlieren\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\noder verteilen (selten in der mittlern Fl\u00e4che des Blattes) schwitzt zur Abendzeit und bei Nacht unmerklich eine klare w\u00e4ssrige Feuchtigkeit aus, welche sich in Tropfen und Platten auf der obern Fl\u00e4che, wie auf der untern, der Bl\u00e4tter sammelt, und auf denselben abl\u00e4uft und zuweilen, aber selten, in so reichlicher Menge als von den Spitzen der Calla aethio-pica abtropft. Die Temperatur der Luft steht wenigstens in keiner n\u00e4hern Beziehung zu dieser Absonderung. Sie wird durch das Wachsthum der Bl\u00e4tter allein eher bef\u00f6rdert als gehindert; ganz anders verh\u00e4lt es sich aber, wenn die Pflanze in Stengel und Blumen treibt. Dann h\u00f6rt diese Absonderung gew\u00f6hnlich f\u00fcr immer auf. Mit einer solchen Genauigkeit, wie hier, ist selten ein Gegenstand der Pflanzen-Physiologie untersucht worden.\nNeue Beobachtungen \u00fcber den Holzsaft und dessen Umbildung in Lebenssaft von C. H. Schultz, Prof, in Berlin. Flora 1842. S. 49. Der Verf. hat chemische Untersuchungen \u00fcber den Saft von Weinreben, Betula alba, Acer platanoides, Carpinus Betulus zu verschiedenen Zeiten des Fr\u00fchjahrs angestellt. Aus diesen Beobachtungen ergiebt sich, dass die Holzs\u00e4fte Anfangs Gummi enthalten, das sp\u00e4ter in Zucker umgebildet wird. Dieser Zucker ist h\u00e4ufig Traubenzucker, und selbst wo Rohrzucker vorhanden ist, wie bei den Ahornen, ist er immer noch mit Traubenzucker verbunden. Das Gummi gleicht dem St\u00e4rkegummi oder Dextrin. Von der Um\u00e4nderung des Holzsafts in Lebenssaft, sagt der Verf.: \u201eEs war mir von grossem Interesse zu finden, dass das Gummi und der Zucker in dem Serum der Lebenss\u00e4fte sich chemisch eben so wie das Gummi und der Zucker in den Holzs\u00e4ften verhalten. Aus dem zur Syrups-dicke eingedickten Birkensaft und Ahornsaft wurde durch Aetzkali Ammoniak entwickelt.\u201c\nStamm. Wurzel. Bl\u00e4tter.\nUeber das Drehen der St\u00e4mme nach dem Lichte findet sich der Auszug aus einer grossem Abhandlung von Payer in Comptes rendus 4842. If. 1194. WTenn man Kresse auf ein Tuch s\u00e4et, und dem Licht von einer Seite aussetzt, so biegen sich die keimenden jungen St\u00e4mme","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n35\ndem Licht gerade zu, ohne alle Kr\u00fcmmung. Eine Kr\u00fcmmung entsteht nur, wenn die St\u00e4mme schon gerade in die H\u00f6he gewachsen sind, und das Licht sie dann erst von einer Seite trifft. Auch ist es gar nicht n\u00f6thig, dass der Punkt der Kr\u00fcmmung von einigen Lichtstrahlen getroffen werde. Diese Bemerkungen sind gegen die Theorien von Dutrochet und de Candolle gerichtet. Beide hatten eine mechanische Theorie ersonnen, wodurch die Kr\u00fcmmung des Stammes geschehen sollte. Sie dachten aber nur an die Kr\u00fcmmung des Stammes, ohne zu bedenken, dass eine solche Kr\u00fcmmung oft nicht Statt findet. Als eine allgemeine Regel kann man festsetzen, sagt der Verf., dass die Neigung der St\u00e4mme gegen das Licht desto gr\u00f6sser ist, je weniger intensiv das Licht ist, oder wenn es von unten kommt. Wurden die keimenden Saamen in eine B\u00fcchse eingeschlossen, die auf derselben Seite zwei Oeffnun-gen h\u00e4tte, durch welche das Licht einfiel, so folgten die St\u00e4mme, wenn die Intensit\u00e4t des einfallenden Lichts durch beide Oeffnungen gleich gross war, der Resultante beider Richtungen, sonst aber immer dem st\u00e4rkern Licht. Befanden sich die Oeffnungen einander gegen\u00fcber, und war die Intensit\u00e4t des Lichts von beiden Seiten gleich stark, so \u00e4nderten die St\u00e4mme ihre nat\u00fcrliche Richtung nicht, wrar sie aber ungleich, so folgten sie dem st\u00e4rkern Licht. In den rothen, orange, gelben und gr\u00fcnen Strahlen verhalten sich die Pflanzen w7ie in v\u00f6lliger Dunkelheit, dagegen biegen sie sich gegen die blauen und violetten, und zwar, wenn diese von verschiedenen Seiten einfallen, mehr gegen die blauen als gegen die violetten Strahlen.\nDer Rapport \u00fcber diese Abhandlung von de Mirbel, Dutrochet und Becquerel der ihn verfasst hat, findet sich in Compt. rend. 1843. 1. 986. Er ist billigend und sogar dankend. Man bedauert, dass Payer nicht Versuche mit den dunkeln Strahlen \u00fcber die Grenze des Farbenbildes hinaus angestellt habe, r\u00e4th auch die Versuche mit dem gef\u00e4rbten Licht auf andere Gegenst\u00e4nde auszudehnen, z. B. Ausd\u00fcnstung, Schlaf u. s. w. Es liess sich erwarten, dass Herr Dutrochet mit diesem Rapport nicht zufrieden sein w\u00fcrde, und dieses ist wirklich der Fall, wie man in den Compt. rend, 1843. 1. 1120. findet. Er beklagt sich dar-\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\n\u00fcber, dass Herr Payer geeilt habe, um die Abhandlung von ihm (Dutrochet) weg zu Becquerel zu bringen. Das h\u00e4tte ich auch getlian. Dutrochet verweiset auf seine Abhandlung \u00fcber diesen Gegenstand, redet von seinen experiences exactes u. dergl. m., weiter findet sich nichts in diesem Aufsatze.\nUeber die Neigung der Wurzeln das Licht zu fliehen, von Payer. Comptes rendus 1843. 11. 1043. An den Wurzeln von Kohl und weissem Senf bemerkt man diese Neigung sehr deutlich, wenn man den Samen dieser Pflanzen auf Baumwolle s\u00e4et, die in einem Glase voll Wasser schwimmt. Wie die St\u00e4mme sich gegen das Licht biegen, wenden sich die Wurzeln vom Licht abw\u00e4rts, so dass die Pflanze ein S darstellt. Es giebt aber auch Wurzeln, wie die von Sedum Telephium, welche vom verbreiteten Licht (lumi\u00e8re diffuse) sich nicht abwenden, wohl aber vom directen. Auf die Wurzeln der Kresse wirkt aber weder das verbreitete noch das directe Licht. Wo aber das Licht auf die Wurzeln wirkt, ist doch der Neigungswinkel der Wurzeln immer kleiner, als der Neigungswinkel der St\u00e4mme. Je st\u00e4rker das Licht, desto st\u00e4rker auch dieser Neigungswinkel. Nur die blauen und violetten Strahlen im Farbenspectrum wirken auf die Wurzeln (die Strahlen zwischen F und H). Es giebt aber einen Punkt in dem Raume, den diese Strahlen einneh-men, wo die Wirkung am st\u00e4rksten sich zeigt, dieser Punkt ist verschieden f\u00fcr verschiedene Pflanzen, aber einerlei f\u00fcr Stamm und Wurzel derselben Pflanze.\nUeber die Neigung der St\u00e4mme gegen das gef\u00e4rbte Licht von Dutrochet. Compt. rend. 1843. 11. 1085. D. best\u00e4tigt zuerst die Beobachtung von Payer, dass rothes Licht keinen Einfluss auf die Neigung der St\u00e4mme habe, wenigstens nicht auf die St\u00e4mme der Kresse (Lepidium sativum). Wohl aber bemerkte er, dass die St\u00e4mme von Al-sine media sich gegen das rothe Licht bogen und dann fand er, dass dieses der Fall mit allen jungen Pflanzen war, die einen d\u00fcnnem Stamm als die Kresse hatten. Er schreibt diesen Erfolg mit Recht der verschiedenen Erleuchtung durch die gef\u00e4rbten Gl\u00e4ser zu, und meint, dass wenn die blauen und violetten Gl\u00e4ser so dunkel w\u00e4ren, als die rothen, so","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n37\nw\u00fcrden sich die St\u00e4mme nicht gegen das Licht biegen, welches dadurch einf\u00e4llt.\nBeobachtungen \u00fcber das sogenannte U e b e r -wallen der Tannenst\u00f6cke f \u00fc r B otaniker und Forstm\u00e4nner, von Prof. Goeppert zu Breslau. Bonn 4842. eine kleine aber interessante Abhandlung \u00fcber eine merkw\u00fcrdige Erscheinung in der Holzbildung. Wenn n\u00e4mlich ein Baum, wie gew\u00f6hnlich, nicht hoch \u00fcber der Erde abgehauen wird, so \u00fcberzieht sich zuweilen der Stumpf mit einer neuen Holz- und Rindenmasse, welches die Forstm\u00e4nner Uebenvallen nennen. Der Verf. hat die Entstehung dieser Holzmasse genau beobachtet. Bald nach dem Abhauen des Stammes, sagt er, beginnt am gew\u00f6hnlichen Orte, n\u00e4mlich zwischen Holz und Rinde, die Ablagerung einer neuen Holzlage im ganzen Umfange der Wurzel und des untern Theils des Stumpfes. Im Anf\u00e4nge bedeckt die Rinde des Stumpfes diesen neuen Ansatz, und es vergeht oft eine lange Zeit, ehe man ihn wahrnimmt, indem mit jedem Jahre sich ein neuer nur wenig h\u00f6her hinauf reichender Holz- und Rindenring bildet. Endlich zeigt sich auf der Oberfl\u00e4che des Stumpfes, in dessen Umfang eine aus jungem Holz und junger Rinde bestehende wulstf\u00f6rmige Erhebung, die sich allm\u00e4lig nach der Mitte zu \u00fcberw\u00f6lbt, und bis diese erreicht wird, von Jahr zu Jahr in dieser Richtung fortschreitet. War die Oberfl\u00e4che des Stumpfes gleichf\u00f6rmig, so zeigt sich auch die Ueberwallung gleichf\u00f6rmig. Im entgegengesetzten Falle folgt sie wie eine sich ergiessende, z\u00e4he Fl\u00fcssigkeit allen Unebenheiten der Oberfl\u00e4che, doch so, dass sie dieselben durch ihre gr\u00f6ssere oder geringere Dicke ausgleicht. Gew\u00f6hnlich wird der Stumpf oben hohl und nun kr\u00fcmmt und \u00fcberw\u00f6lbt sich die neue Rinde mit ihrem stets etwas k\u00fcrzern neuen Holz in Form von St\u00e4ben, schliesst dadurch die M\u00fcndung der H\u00f6hle, gleicht auch die trichterf\u00f6rmige Vertiefung der Mitte allm\u00e4lig aus und bildet endlich einen vollkommen convexen Ueberzug, gleichsam wie ein Kuppeldach \u00fcber die alte Wandfl\u00e4che, das sich bei l\u00e4ngerer Fortdauer des Wachsthums immer h\u00f6her w\u00f6lbt. Nur an einigen Abietinen hat man diese Ueberwallung beobachtet, am h\u00e4ufigsten an der Edeltanne (Abies pectinata), seltener an der gemeinen Tanne (Picea excelsa), sehr selten an der gemeinen","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nFichte (Pinus sylvestris) und nur einmal an einer der Krumm-holzfichte (Pinus Pumilio) nahe stehenden Art (Pinus humilis ?). Diese Bemerkung zeigt deutlich, dass Holz und Rinde unter den geh\u00f6rigen Umst\u00e4nden nach allen Richtungen anwachsen k\u00f6nnen. \u2014 Ueber diesen Gegenstand findet sich eine Abhandlung in den Preussischen P ro vinzial-Bl\u00e4t-tern. N. Folge. 1843. 1. von E. Meyer. Da das Wachsthum der B\u00e4ume nur durch den niedersteigenden Rindensaft bedingt wird, so glaubt der Verf., dass hier das Anwachsen durch einen andern Baum bedingt werde, dessen Wurzeln sich den Wurzeln des Stumpfes gleichsam eingeimpft hatten. \u2014 Im Ganzen stimmt H. Mohl in der Botanischen Zeitung 1843. St. 13. dieser Meinung bei, und macht nur einige Bemerkungen. Er habe das Ueberwallen an der Weiss- oder Edeltanne (Abies pectinata) oft bemerkt, und es m\u00fcsse dieser Baum die weiter nicht zu erkl\u00e4rende Eigenschaft haben, den Rindensaft umzukehren und ihn in die H\u00f6he zu f\u00fchren, da er sonst gew\u00f6hnlich absteigt. Es ist bekanntlich nicht selten, setzt er hinzu, dass Tannenb\u00e4ume sich gabeln, und wenn der eine Stamm einen oder ein Paar Fuss oberhalb der Gabel-theilung abges\u00e4gt war, bemerkte er, dass der stehen gebliebene, aller bebl\u00e4tterten Zweige entbehrende Stumpf der Weisstanne fortvegetirte und neue Holzlagen absetzte, der Stumpf der Rothtanne hingegen es nicht that; die Weisstanne f\u00fchre also weit leichter den Rindensaft in einem blattlosen Stamme in die H\u00f6he, als die Rothtanne.\nRecherches sur la croissance du Pin sylvestre dans le Nord de l'Europe par A. Bravais et Ch. Martins. Aus den Memoir, de F Academie R. des Bruxelles. T. XV. besonders abgedruckt. Als die Verfasser sich zu Kaafiord in Finmarken unter 69\u00b0 57' N. B. u. 20\u00b0 40' \u00d6. L. aufhielten, fiel ihnen die geringe Dicke der Holz-schichten in den gef\u00e4llten Fichtenst\u00e4mmen auf ; sie maassen solche in mehreren B\u00e4umen, und nahmen sich vor, \u00e4hnliche Beobachtungen an andern Orten damit zu vergleichen. Es geschah dieses von ihnen zu Pello (66\u00b0 48' N. B. 21\u00b0 40' \u00d6. L.) einem Dorfe am Ufer des Torneoflusses, wo Mauper-tuis seine Triangulirung anfing; zu Gefle in Schweden (60\u00b0 40' N. B. 14\u00b0 50' \u00d6. L.; zu Halle, wo sie die St\u00fcmpfe im","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n39\nniedergeschlagenen Walde von Giebichenstein untersuchten (51\u00b0 30' N. B. 9\u00b0 40' \u00d6. L.) und endlich zu llaguenau am Niederrhein (48\u00b0 43' N. B. 5\u00b0 27' \u00d6. L.), wo ein geschickter Forstmann, Herr Millot, solche Beobachtungen anstellte. Ueber diese Messungen werden Tafeln mitgetheilt, nach dem Alter der Baume und der Dicke der Schichten von zehn zu zehn. Hieraus ist nun die mittlere Dicke einer Schicht bestimmt und den Tafeln beigef\u00fcgt. Um die Fortschritte des Wachsthums leichter zu \u00fcbersehen, sind Curven nach den f\u00fcnf Oertern der Beobachtungen construct, deren Ordinaten nach zehn und zehn Jahren des Alters, und deren Abscissen nach den Cen-timetern des Anwuchses in der Dicke genommen wurden. Mau sieht hieraus, dass die Baume in w\u00e4rmern Gegenden viel schneller in der Dicke zunehmen, die Curve f\u00fcr Haguenau n\u00e4hert sich fast einer geraden Linie. F\u00fcr diese Curven wird\nan\t.\nnun folgende Gleichung angenommen r=\tworden\nDurchmesser (mittlern) der B\u00e4ume, n die Zahl der Jahre bezeichnet; a ist eine Gr\u00f6sse best\u00e4ndig f\u00fcr jede einzelne Curve, aber verschieden f\u00fcr die andern Curven. Aus der Vergleichung der Formel mit den Beobachtungen finden die Verfasser, dass der Coefficient a beinahe den mittlern Halbmesser der Holzschicht des ersten Jahres bedeutet. Schwieriger ist es, den Werth des Coefficienten b zu bestimmen. Mit dem Klima kommt er nicht \u00fcberein; eher muss man annehmen, dass er vom Boden abh\u00e4ngt. Nimmt man den mittlern von den gefundenen Werthen f\u00fcr b \u2014 da er die einzige unbekannte Gr\u00f6sse in der Formel bleibt, also leicht gefunden wird \u2014 so kommt man auf b = 0,005. Die Differenzen der gefundenen mittlern Dicke der Schichten von den hiernach berechneten sind auf der Tabelle angegeben, und es werden dar\u00fcber manche Untersuchungen angestellt. Wir m\u00fcssen den Verfasser f\u00fcr diese m\u00fchsamen Beobachtungen und seine reichen Untersuchungen danken ; sie geben die Grundlinien an, um welche die Natur mannichfaltig spielt. Zuletzt noch zerstreute Beobachtungen. \u2014 Die Fichtenst\u00e4mme sind selten genau centrirt, wie man es auch an andern B\u00e4umen bemerkt; bei der gr\u00f6ssten Excentrit\u00e4t verhielt sich der kleine Durchmesser zum gr\u00f6ssten, wie 9 :19. \u2014 Die Trennung zwischen","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nSplint und vollkommenem Holz ist in den St\u00e4mmen der n\u00f6rdlichen B\u00e4ume deutlicher angezeigt als in den B\u00e4umen der gem\u00e4ssigten Zone. \u2014 Ueber das Wachsen der B\u00e4ume in die H\u00f6he sind einige Beobachtungen angestellt. Die B\u00e4ume bilden , indem sie aufw\u00e4rts wachsen, einen Kegel, und es folgt aus den Beobachtungen, dass die \u00e4ussere Oberfl\u00e4che der Schichten an einem Baume immer denselben Neigungswinkel mit der Axe des Stammes macht. \u2014 Die Fichten im Norden gabeln sich oft, und dieses entsteht, wenn die Spitze des Baumes abgebrochen wird, entweder durch Sturm, oder durch den Auerhahn, der sich auf die Spitze der B\u00e4ume setzt, auch wie es scheint, wenn die Tortrix Buoliana Fabr. und T. tu-rioniana die Spitzen zerst\u00f6ren. Es wachsen dann zwei gegen\u00fcberstehende Aeste des Stammes besonders stark an, und so bildet derselbe beim Fortwachsen eine Gabel. Was die geographischen Bemerkungen betrifft, so muss man erw\u00e4gen, dass es verschiedene Arten von Fichten giebt, welche Pinus sylvestris sehr nahe stehen, und oft damit verwechselt werden. Dieses macht die Nachrichten der Schriftsteller sehr zweifelhaft, auf deren Angaben man sich st\u00fctzen muss. In meiner Abhandlung \u00fcber die Abietinae (Linnaea T. XV.) habe ich die Abarten (oder vielmehr Arten) von Pinus sylvestris aus einander gesetzt.\nBeobachtungen \u00fcber das Wachsthum der Pflanzen von P. Hartingh, Tydschrift voor natuurlyke ge schied en iss en Physiologie T. 9. p. 296. Eine genaue und ausf\u00fchrliche Abhandlung. Der Verfasser w\u00e4hlte den Hopfen (Humulus Lupulus) zum Gegenst\u00e4nde seiner Untersuchungen, wie er sagt, aus einem dreifachen Grunde, erstlich wegen des schnellen Wuchses, zweitens, wegen der Gestalt der gemma terminalis, welche erlaubt, die L\u00e4nge des Stengels mit grosser Genauigkeit bis zu 0,5 Millimeter zu bestimmen, und drittens, wegen der sp\u00e4ten Bl\u00fctezeit, so dass man wenigstens f\u00fcnf Monate lang Beobachtungen \u00fcber das Wachsthum machen kann; wozu noch kommt, dass der Stengel in deutliche Zwischenknoten abgetheilt ist. Die Beobachtungen selbst sind in Tabellen geordnet, mit umst\u00e4ndlichen Erl\u00e4uterungen und mit R\u00fccksicht auf die meteorologischen Verh\u00e4ltnisse. Wir wollen die Resultate hieher setzen. 1) Es","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n41\nsind allein die 2 \u2014 3 obersten Zwischenknoten, welche in der L\u00e4nge zunehmen; alle \u00fcbrigen wachsen nicht mehr, selbst dann nicht, wenn durch Abbrechen der Endknospe die Bildung von neuen Zwischenknoten verhindert wird. 2) Der Einfluss der gemma terminalis auf die Verl\u00e4ngerung des Stengels beschr\u00e4nkt sich allein auf die Bildung von neuen Zwischenknoten. 3) Jeder Zwischenknoten nimmt vorz\u00fcglich an seinem untern Ende zu. 4) Das Wachsthum der besondern Stengel von einer und derselben Pflanze, obgleich vollkommen gleichen \u00e4ussern Einfl\u00fcssen ausgesetzt, ist nicht allein nicht gleich, sondern man nimmt auch kein regelm\u00e4ssiges Verhalten in ihrer t\u00e4glichen Verl\u00e4ngerung wahr. 5) Es findet im Anf\u00e4nge des Wachsthums eine t\u00e4glich zunehmende Beschleunigung des Wachsens Statt, die von \u00e4ussern Einfl\u00fcssen unabh\u00e4ngig ist; die Beschleunigung hat ihr Maximum erreicht ungef\u00e4hr im Anf\u00e4nge des Juni, und es entsteht dann eine t\u00e4glich zunehmende Abnahme des Wachsthums, die besonders beim Erscheinen der Bl\u00fcthenknospen merklich wird; nach dem Aufbrechen der Blumen nimmt das Wachsthum mehr und mehr ab, und h\u00f6rt in der Zeit der Befruchtung ganz und gar auf. 6) Wenn man die 24 Stunden des Tages von 7 Ehr des Morgens bis zu 7 Ehr des folgenden Morgens in drei gleiche Zeitr\u00e4ume theilt, so \u00fcbertrifft das Wachsthum im Anf\u00e4nge, w\u00e4hrend der ersten acht Stunden (von 7\u20143 Ehr), die Summe des Wachsthums von den beiden andern Zeitr\u00e4umen; aber so wie der Stengel l\u00e4nger wird, vermehrt sich das Wachsthum in diesem letztem und vermindert sich in dem ersten, so dass endlich, im Anfang des Juni, die Zeit des st\u00e4rksten Wachsthums in den zweiten Zeitraum (von 3 \u201411 Ehr) f\u00e4llt *).\t7) Von allen \u00e4ussern Einfl\u00fcssen auf das Wachsthum\nist die Luftw\u00e4rme bei weitem die bedeutendste. Alles Eebrige gleichgesetzt, h\u00e4lt die Luftw\u00e4rme mit dem Wachsthum gleichen Schritt, doch so, dass die W\u00e4rme nicht unmittelbar, sondern mittelbar das Wachsthum bef\u00f6rdert. Im Anf\u00e4nge f\u00e4llt das gr\u00f6sste Wachsthum mit der gr\u00f6ssten W\u00e4rme des Tages zusammen, aber so wie der Stengel l\u00e4nger wird, also der Nahrungssaft einen l\u00e4ngern Weg bis zur Stelle des Wachsthums\n*) Im Original steht durch einen Druckfehler 7 \u2014 4 Uhr,","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nhat, folgt auch das Wachsthum immer sp\u00e4ter und sp\u00e4ter auf die W\u00e4rme. 8) Der Einfluss der Luftw\u00e4rme auf das Wachsthum steht in einem bestimmten Verh\u00e4ltnisse, so dass f\u00fcr jeden W\u00e4rmegrad eine bestimmte Verl\u00e4ngerung des Stengels Statt, findet, und der Quotient von dem t\u00e4glichen Wachsthum, dividirt durch die mittlere t\u00e4gliche Temperatur, dr\u00fcckt das unreine Wachsthum f\u00fcr jeden Grad auf diesen Tag aus. 9) Aus der Vergleichung des auf diese Weise berechneten, unreinen t\u00e4glichen Wachsthums wird es sehr wahrscheinlich, dass wenigstens in den Monaten Mai und Juni das wahre Wachsthum eine arithmetische Reihe bilde, deren Differenz die t\u00e4gliche Beschleunigung und in einer sp\u00e4tem Jahreszeit die t\u00e4gliche Verz\u00f6gerung des Wachsthums anzeigt. Durch die Reihe des wahren Wachsthums, verglichen mit der Reihe des unreinen, bekommt man ein Mittel, um zu berechnen, welchen Antheil, positiven oder negativen, die \u00fcbrigen Einfl\u00fcsse ausser der Luftw\u00e4rme an dem Wachsthum gehabt haben. Nennt man die bekannte Luftw\u00e4rme auf einen gewissen Tag t, das Wachsthum an demselben Tage a und verlangt man zu wissen, wie viel der wahrscheinliche Anwuchs A in einen Zeitraum betr\u00e4gt, der d Tage von dem ersten entfernt und dessen mittlere Temperatur t ist, so findet man es durch die\nFormel A = t (y dr^, wo r die t\u00e4gliche Vermehrung\ndes Wachsthums bedeutet. 10) Die Beschleunigung des Wachsthums mit der zunehmenden Luftw\u00e4rme ist doch nicht uneingeschr\u00e4nkt; es besteht eine Temperatur, die f\u00fcr das Wachsthum der Pflanzen die vortheilhafteste ist, so dass jeder h\u00f6here W\u00e4rmegrad, statt der Beschleunigung, Verz\u00f6gerung hervorbringt. Diese g\u00fcnstigste Temperatur ist f\u00fcr den Hopfen ungef\u00e4hr 20\u00b0 C., doch es scheint, dass dieser Punkt bei feuchter Luft erh\u00f6ht, bei trockner hingegen erniedrigt wird. 11) Der Einfluss der Temperatur der Wurzel auf das Wachsthum des Stengels ist nicht merkbar. 12) Wahrscheinlich ist eine trockene Luft im Allgemeinen zutr\u00e4glicher f\u00fcr das Wachsthum als eine feuchte. Auch scheint es, dass eine \u00e4usserst trockene, so wie eine \u00e4usserst feuchte Luft nachtheilig auf das Wachsthum wirken. 13) H\u00f6herer Luftdruck scheint im Allgemeinen einen g\u00fcnstigen Einfluss auf das","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n43\nWachsthutn zu haben. 14) Heber den Einfluss des Windes oder der Windstille auf das Wachsthum geben die Beobachtungen keinen sichern Aufschluss. 15) Regen in irgend einer bedeutenden Menge vermindert immer das Wachsthum des Hopfens.\nBeobachtungen \u00fcber das Wachs thum verschiedener Pfl an zentheil e, von F. Miinter. Botanische Zeitung 1843. 5 \u2014 8. St. Der Verf. hat sich schon fr\u00fcher r\u00fchmlich mit diesem Gegenst\u00e4nde besch\u00e4ftigt (s. Jahresbericht f\u00fcr 1841. Archiv f\u00fcr 1842. S. 121.) und f\u00e4hrt auf dieselbe Weise fort. Zuerst \u00fcber den Gang des Wachsthums mehrerer Internodien neben einander. Die Beobachtungen wurden an Dahlia variabilis angestellt. Das in jener Abhandlung f\u00fcr das Wachsthum von Phaseolus gegebene Gesetz wird best\u00e4tigt. Indess ist es doch auffallend, setzt der Verf. hinzu, dass das oberste Endst\u00fcck nicht absolut die gr\u00f6sste L\u00e4nge zeigt, w\u00e4hrend es doch fast stets die l\u00e4ngste Zeit hindurch wuchs. Immer sind mehr Internodien in Wachsthum begriffen, doch wachsen die obersten mehr aus, und an einj\u00e4hrigen Pflanzen wie an Zweigen steht ein Theil in R\u00fccksicht auf Wachsthum ganz still, indem der dar\u00fcber befindliche sich in voller Th\u00e4-tigkeit befindet. Die untern Internodien \u00fcbertreffen die folgenden in ihrer L\u00e4nge, doch gilt dies nur von den oberhalb der Mitte des Zweiges oder der ganzen Pflanze gelegenen Internodien, denn die Internodien von den Knospen-schuppen oder von den Kotyledonen bis zur Mitte verhalten sich in Bezug auf die L\u00e4nge gerade umgekehrt, d. h. sind so im Zunehmen wie jene im Abnehmen begriffen. In Bezug auf das Verh\u00e4ltnis zwischen Internodien und Blatt, fand der Verf., dass das Wachsthum des Internodiums durchaus von dem des Blattes nicht abh\u00e4ngt. Hierauf folgt eine Tabelle \u00fcber das Wachsthum des Wedels von Aspidium molle. Die Resultate sind: 1) Dc\u00e7 Wedelstiel und dessen Fortsetzung als Mittelrippe w\u00e4chst wie das Internodium oder der Stamm der dikotylen Pflanzen. 2) Die Pinnen wachsen wie die Bl\u00e4tter der Dikotylen und vieler Monokotylen, d. h. sie h\u00f6ren an der Basis und an der Spitze fr\u00fcher auf zu wachsen, als in der Mitte. 3) Die pinnulae verhalten sich wie die Seiten-ribben eines einfachen Blattes. Die Peripherie, also auch die","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nSpitze, h\u00f6rt fr\u00fcher auf zu wachsen als die Basis. Der Verf. meint, dieses k\u00f6nne f\u00fcr meine Behauptung sprechen, dass der Wedel eine Pflanze fiir sich darstelle. Das habe ich nie behauptet, sondern nur, dass der Wedel der Epiphyllospermen und einiger anderer Farn eine Verbindung von Blatt und Bl\u00fcthenstiel sei, wie man auch deutlich sieht; Verbindung ist aber nicht blosses Zusammenwachsen, wie man mir wohl untergeschoben hat. Lieber das Wachstlnim monokotyler Bl\u00e4tter hat der Verf. Beobachtungen an Calla palustris und Arum viviparum angestellt, und beil\u00e4ufig berichtigt er einen Irrthum \u00fcber die Bl\u00e4tter von Sagittaria sagittifolia in seiner Dissert\u00e2t. Linnaea XV. p. 228, wo gesagt wird: Mediae partes primum desunt crescere u. s. w. Zufolge der jetzigen Beobachtungen, heisst es, sowohl in Hinsicht auf Dauer als auch in Hinsicht auf die nach dem Aufh\u00f6ren sich herausstellenden L\u00e4ngenverh\u00e4ltnisse zeigt sich, dass die obersten Regionen des Blattstiels und die untersten der Mittelrippe alle \u00fcbrigen \u00fcberragen, dass also die Maxima der Dauer und der L\u00e4nge um die Verbindungsstelle des Blattes und des Blattstiels liegen, w\u00e4hrend die Minima an der Blattstielbasis und an der Blattspitze sich befinden, von den Maximis zu den Minimis ist der Uebergang allm\u00e4hlig. Ueber das Wachsthum dikotyler Bl\u00e4tter best\u00e4tigt er, was er fr\u00fcher f\u00fcr die Bl\u00e4tter von Phaseolus gefunden hatte, dass n\u00e4mlich: 1) die Bl\u00e4tter anfangs in allen ihren Theilen ausgedehnt werden; 2) in verschiedenen Zeiten die producirten St\u00fccke, wenn sie auch anfangs gleich lang waren, verschieden lang sind; 3) dass sie dann aber zuerst an der Spitze, sp\u00e4ter an der Peripherie und endlich an der Basis zu wachsen aufh\u00f6ren, woraus folgt, dass das Wachsthum concen-trisch aufh\u00f6rt; 4) die Blattstiele dagegen h\u00f6ren durchg\u00e4ngig centrifugal auf zu wachsen. Beil\u00e4ufig Bemerkungen \u00fcber die Wirkungen des Lichts auf die Bl\u00e4tter, woraus sich ergiebt, dass Entziehung des Lichts die Blattstiele verl\u00e4ngert, indem das Blatt selbst zur\u00fcckbleibt. Ueber das Wachsthum des Bl\u00fcthenstiels. Beim pedunculus communis nimmt man das Wachsthum anfangs in allen Abtheilungen wahr, dann, indem es nach aufw\u00e4rts st\u00e4rker fortschreitet, h\u00f6rt es in den untern Theilen allm\u00e4hlig auf. Nach dem pedunculus communis entwickeln sich erst die pedicelli.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n45\nIn dem 44 \u2014 47. St\u00fcck der Botanischen Zeitung liefert Herr Dr. Munter den dritten Beitrag zur Lehre vom Wachsthum der Pflanzen. Zuerst macht der Veif. Bemerkungen \u00fcber Hartinghs oben angezeigte Abhandlung, wovon die Resultate in der Botanischen Zeitung 6. St\u00fcck \u00fcbersetzt waren. Er \u00e4ussert sich besonders gegen das dritte von Hartingh gegebene Gesetz, dass n\u00e4mlich jedes Internodium besonders an seinem untern Ende wachse und versichert, dass es seinen Erfahrungen ganz widerspreche. Da ich ebenfalls von dem Gegentheil durch eigene Beobachtungen \u00fcberzeugt war, so las ich die hieher geh\u00f6rigen Stellen in Hartinghs Abhandlung mehrmals nach, aber fand keinen deutlichen Beweis f\u00fcr dieses Resultat. Nun folgen Beobachtungen \u00fcber das Wachsen der Internodien. Es zeigte sich nach den Beobachtungen an Acer Pseudo-Platanus, Vitis vinifera und Sambucus nigra, dass die Extension der Internodien anfangs in allen Theilen vor sich geht, alsdann in der Basis zuerst nachl\u00e4sst, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Internodientheile fortfahren sich zu verl\u00e4ngern, und dass die allm\u00e4lig nach oben fortschreitende Stockung der Extension zuletzt in dem obersten Theile ein-tritt. Wenn eine St\u00f6rung des Wachsthums vorf\u00e4llt, welche z. B. starkes Licht hervorbringt, so kann es kommen, dass der untere Theil des Internodiums mehr anzuwachsen scheint, als der obere, welcher aber durch die Dauer des Wachsthums dieses ersetzt. Zuletzt giebt der Verf. Beobachtungen \u00fcber das Anwachsen der Bl\u00e4tter, von Corylus Avellana, Vitis vinifera und Amp\u00e9lopsis quinquefolia, woraus folgt, dass der Blattstiel nach dem System der centrifugal in der Extension nachlassenden Pflanzentheile w\u00e4chst, w\u00e4hrend die Mittelrippe und die Seitenrippen, sei es eines einfachen Blattes, wie bei Corylus, oder eines einfachen, f\u00fcnflappigen Blattes, wie bei Vitis, centripetal aufh\u00f6ren zu wachsen, und eben so verhalten sich die getrennt auftretenden Seitenlappen von Amp\u00e9lopsis quinquefolia. Beobachtungen an Fraxinus excelsior und Rhus typhinum zeigten, dass soweit die Mittelrippe eines gefiederten Blattes sich erstreckt, dieselbe dem centrifugal nachlassenden Wachsthum folgt, und dass soweit das Endblatt reicht, dies eben so wie die Seitenbl\u00e4ttchen, im Sinne des centripetal nachlassenden Wachsthums sich verl\u00e4ngert. Es ergiebt sich","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\naber auch, dass das Seitenbl\u00e4ttchen ganz unabh\u00e4ngig von der Hauptrippe noch fortf\u00e4hrt sich zu verl\u00e4ngern, w\u00e4hrend die Hauptrippe an der Insertionsstelle des Seitenbl\u00e4ttchens bereits aufh\u00f6rte zu wachsen. Die secund\u00e4ren Hauptrippen vielfach gefiederter Bl\u00e4tter, wie Acacia lophantha, wachsen ebenfalls centrifugal nachlassend.\nEine wichtige Abhandlung ist die in diesem Archiv 1843. S. 267. befindliche Abhandlung: Beobachtungen \u00fcber das Wachsthum der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik, von A. Grisebach. Ich werde daraus nur die Hauptresultate erw\u00e4hnen, da es mir sonderbar scheint, in derselben Zeitschrift eine andere Abhandlung umst\u00e4ndlich auszuziehen. Zuerst giebt der Verf. ein Instrument an, wodurch die Abtheilungslinien (die Skale) an der Pflanze abgedr\u00fcckt werden, welches er Auxanometer nennt. Aus seinen Messungen zieht er folgende Resultate. Bei gewissen Pflanzen zerf\u00e4llt die Entwickelung des Stengelgliedes in vier Perioden, die gesetzm\u00e4ssig von einander getrennt sind. Zu dieser Eintheilung berechtigen z. B. die Beobachtungen an verschiedenen Caryophylleen. Diese Perioden sind: 1) Das Stengelglied dehnt sich der ganzen L\u00e4nge nach gleichf\u00f6rmig aus. Periode der gleichf\u00f6rmigen Ausdehnung (Incrementum continuum aequale). 2) Die Skalenabschnitte werden nach der Basis der Glieder zu gr\u00f6sser, das Wachsthnm ist daher im untern Theile des Gliedes st\u00e4rker als im obern. Eine scharfe Grenze zwischen wachsenden und ruhenden Theilen findet dabei ganz und gar nicht Statt. Betrachtet man die Terminalknospe als das Centrum der Vegetation des Stengels, so kann man diese Periode Incrementum continuum centrifugum nennen. 3) Die Skalenabschnitte werden nach der Spitze des Gliedes zu gr\u00f6sser, so dass zuerst die obern den untern gleich werden und sie zuletzt an L\u00e4nge \u00fcbertreffen. Das Wachsthum ist daher im obern Theile des Gliedes st\u00e4rker, als im untern. Periode der centripetalen Ausdehnung (Incrementum continuum centripetum). 4) Zwischen einem der beiden, gew\u00f6hnlich dem untern Knoten und der Skale wird ein St\u00fcck eingeschaltet. Dies geschieht indessen, wenn alle vier Entwickelungsweisen an einer Pflanze Vorkommen, mei-stentheils w\u00e4hrend die zweite oder dritte Periode noch","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n47\ninnerhalb der Skale fortdauert. Zuweilen ist die Periodicit\u00e4t aber auch ganz scharf, namentlich wenn die vierte Periode gleich auf die erste folgt, z. B. bei Polygonum orientale. Periode des intercalaren Wachsthums ( Incrementum inter-calare). Gleichf\u00f6rmiges Wachsthum f\u00fcr sich allein kommt in allen Familien vor, z. B. Azalea pontica, Scabiosa atropur-purea; die Entwickelungsform, wo das zweite Stadium fehlt, ebenfalls, z. B. Lupinus versicolor, Rosa centifolia; die Entwickelungsform, wo dem ersten das zweite, dem zweiten das dritte Stadium folgt, ist mit Sicherheit an Umbelliferen, Caryophylleen, Synanthereen und Cucurbitaceen beobachtet. Intercalares Wachsthum neben ungleichf\u00f6rmigem findet sich an Astrantia; intercalares an der Basis des Stengelgliedes, welches auf das gleichf\u00f6rmige folgt, und von gr\u00f6sserer Intensit\u00e4t ist an Polygonum orientale. Zuletzt \u00fcber das Wachsthum in R\u00fccksicht auf die Zellen nur kurze Bemerkungen; der Verf. glaubt aus andern Beobachtungen schliessen zu d\u00fcrfen, dass das Stadium des ungleichf\u00f6rmigen Wachsthums, nur von Ver-gr\u00f6sserung der Zellen abh\u00e4nge. \u2014 Das gleichf\u00f6rmige Wachsthum habe ich (Ref.) nicht beobachten k\u00f6nnen, immer war es mehr oder weniger centrifugal, wie ich lieber sagen m\u00f6chte, als centripetal, welches der Verf. gebraucht. Das intercalare Wachsthum scheint mir nicht hieher zu geh\u00f6ren.\nUeber das Wachsthum des B1 \u00fcthenstieles von Littaea ge mini fl or a finden sich Bemerkungen von H. Gr\u00e4fe zu Nymphenburg, in Flora f\u00fcr 1843. S. 35. Das Wachsthum war an verschiedenen Tagen sehr ungleich. Die Temperatur, worin die Pflanze war, ist nicht beigef\u00fcgt.\nUngeachtet die Morphologie nicht eigentlich der Gegenstand dieses Jahresberichts ist, so will ich doch einige der dahin geh\u00f6rigen Abhandlungen hier kurz anf\u00fchren.\nProf. Wydler in Bern \u00fcber die Verzweigung der Caryophylleen in der Botanischen Zeitung 1843. 13. St. Die Zweige stehen, wie bekannt, wechselnd in den Winkeln der entgegengesetzten Bl\u00e4tter, das oberste Blattpaar ausgenommen, wo die Zweige ebenfalls gegen\u00fcber stehen. Der Verf. bemerkte aber auch gegen\u00fcberstehende Zweige an Cerastium arvense, Stellaria graminea, Spergula nodosa,'doch war immer einer derselben schw\u00e4cher. Auch ist im Bliithen-","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nStande der Caryophylleen der dem ersten Vorblatt angeh\u00f6rige Zweig stets der minder entwickelte, der des zweiten Vorblattes aber der kr\u00e4ftige und mehr verzweigte. Der Verf. setzt hinzu, dies sei die \u00e4ussere Erscheinung, der innere Grund bleibe uns verborgen, doch k\u00f6nne es m\u00f6glich werden, ihn zu finden, wenn wir die Pflanze nicht als einen fertigen, sondern als einen werdenden Gegenstand betrachten. \u2014 Alle Physiologen haben das gethan, und ich kenne nur beschreibende Botaniker, welche die Pflanze als fertig betrachten und nur betrachten k\u00f6nnen. Daran liegt es aber nicht, sondern nur daran, dass wir nicht das ganze Pflanzenreich \u00fcbersehen, und das ganze Streben der Natur betrachten, um aus dem mehr verbreiteten vegetabilischen Leben zum mehr zusammengezogenen, concentrirten, animalischen und so zum Bewusstsein zu kommen.\nDerselbe \u00fcber accessorische Zweige. Botanische Zeitung 1843. 14. St. Der Verf. bemerkt zuerst, dass der dem Normalzweige zun\u00e4chst stehende accessorische Zweig nicht sowohl von der Hauptaxe, sondern vom Normalzweig seinen Ursprung nehme. Die Anordnung, f\u00e4hrt er fort, der accessorisclien Zweige ist, wie bekannt, eine seriale; die Geradw\u00fcchsigkeit dauert aber nur einige Zeit. Mit der suc-cessiven Entfaltung ver\u00e4ndern sie ihre urspr\u00fcngliche Lage, sie werfen sich wechselnd rechts und links, und dieses wird durch die Wendung des Normalzweiges bestimmt, welcher sich ebenfalls bald rechts bald links wendet. Dieses Hin- und Herwenden der von einander abstammenden accessorisclien Zweige steht in genauester Beziehung zu der Wendung ihrer Blattspirale. In der Regel haben die accessorisclien Zweige keine Wurzelbl\u00e4tter, doch fand der Verf. solche an Aristolochia Sipho. Im Allgemeinen sind ferner die dem Normalzweige zun\u00e4chst stehenden accessorisclien Zweige die ausgebildetsten. Es kommen aber auch Ausnahmen vor, wo sich unter die Bl\u00fcthen ein accessorischer Laubzweig mischt, wie der Verf. an Manulea oppositifolia sah. Zuletzt noch ein Verzeichniss der Pflanzen mit accessorisclien Zweigen, welche der Verfasser beobachtete.\nLeber die Stellung der Bl\u00e4tter und Bracteen am Stamme und denBliithenstielen ist seitSchimper sehr viel geschrieben wor-","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n49\nden, doch sind wenig mathematische Untersuchungen, deren dieser Gegenstand wohl f\u00e4hig ist, dar\u00fcber erschienen. Jetzt hat ein um die Lehre der mathematischen Krystallographie sehr verdienter Naturforscher, Herr Naumann, eine Abhandlung geliefert: Ueber den Quincunx als Grundgesetz der Blattstellung im Pflanzenreiche, in Poggen-dorf. Annal, d. Physik u. Chemie. 2 Reihe B. 26. (1842) S. 1. Den Verf. machte zuerst die regelm\u00e4ssige Anordnung der Schilder an den fossilen Pflanzen, den Arten von Lepi-dodendron und Sigillaria auf diesen Gegenstand aufmerksam. Er gesteht kein Botaniker zu sein, auch kennt er nur, was Karl Schimper und Alex. Braun \u00fcber diesen Gegenstand geleistet haben, er liefert also nur allgemeine Betrachtungen, die aber doch wichtig sind. Denn die Natur arbeitet zwar im organischen K\u00f6rper nicht genau nach Zirkel und Winkel-maass, wohl aber liegt ihren Bildungen immer eine Geometrie zum Grunde. Uebrigens l\u00e4sst sich von einer solchen Abhandlung, wo eines aus dem andern genau und buchst\u00e4blich folgt, kein Auszug geben, sondern es sind nur die Hauptandeutungen mitzutheilen. Eine quincunciale Anordnung, sagt der Verf., findet allemal da Statt, wo parallele (oder auch radiale, unter gleichen Winkeln geneigte) Reihen (Zeilen) von aequi-distanten Punkten in der Weise gegeben sind, dass die Punkte einer jeden einzelnen Reihe gegen die Punkte der Nebenreihen um einen bestimmten Theil der Punktdistanz verschoben sind. Setzt man die Distanz der Punkte innerhalb einer jeden Reihe == a, den Abstand oder das Intervall der einzelnen parallelen Reihen =b, und ist \u2014 ein Bruch, dessen\nm\nZ\u00e4hler h\u00f6chstens halb so gross werden kann, als der Nenner, so ist der Quincunx dadurch gegeben, dass alle Punkte der\nzweiten Reihe gegen die der ersten Reihe um \u2014 a verschone\nben sind. Der Verf. handelt zuerst von dem parallel reihigen Quincunx. Diese ganze Anordnung wird in m Zeilen einen Cyclus vollendet haben, und sonach ist der Nenner des Bruches \u2014 als die eigentliche cyklische Zahl des Quincunx zu\nbetrachten. Um die schr\u00e4gen Linien, welche Schimper Wendel\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nnannte, und welche unser Verf. Strophen nennt, zu bestimmen, legt er zwei rechtwinklichte Coordinaten durch eine Figur, welche die Flache eines Cylinders mit dem Quincunx auf eine Ebene projieirt darstellt. Die eine Seite der Ordinaten kann man die positive, die andere Seite die negative nennen. Wenn man nun irgend einen Punkt in der Linie der Ordinaten mit dem n\u00e4chst gelegenen Punkte der Nebenreihe verbindet, welcher gegen ihn um ~ a verschoben ist, so erh\u00e4lt man eine\nLinie, in deren weiterm Verlaufe eine ganze Reihe von Punkten gegeben ist, auch hat man ein ganzes System von dergleichen unter einander parallelen Reihen. Diese Reihen sind die ersten und wichtigsten Strophen; der Verf. nennt sie daher Archistrophen, und bezeichnet sie als erste, zweite, dritte u. s. w. Archistrophe. Zieht man nun von den Anfangspunkten der Coordinaten gerade Linien nach allen Punkten der Archistrophen, so erh\u00e4lt man die secund\u00e4ren Strophen und der Verf. nennt die durch Punkte der zweiten Archistrophe bestimmten Strophen Protostrophen, so wie durch Punkte der dritten Archistrophe Deuterostrophen u. s. f., auch werden sie nach der Zahl der Punkte in jeder Archistrophe, mit Strophe der ersten, zweiten, dritten Ordnung u. s. w. benannt. Die um 1 verminderte Ordinalzahl derjenigen Archistrophe, nach welcher irgend eine secund\u00e4re Strophe l\u00e4uft, bestimmt also die Klasse und die Ordinalzahl des Punktes in solcher Archistrophe bestimmt die Ordnung der Strophe. Der Verf. nennt diesen Punkt den Bestimmungspunkt der Strophe und wenn seine Coordinaten x und y allgemein mit a und \u00df bezeichnet werden, so folgt leicht, dass der pte Punkt der (q \u2014 l)ten\n_\t,. ,\tPU\u2014qm\nArchistrophe durch die Coordinaten a =r \u2014\nund\nm\n\u00df = pb bestimmt wird. Diese beiden Gleichungen liegen der Untersuchung des parallel reihigen Quincunx zum Grunde. Die Anwendung und weitere Entwickelung derselben muss man aber bei dem Verf. selbst nachsehen. In der zweiten Abtheilung handelt derselbe von dem kreisf\u00f6rmigen oder con-centrischen Quincunx, wo n\u00e4mlich die Bl\u00e4tter oder \u00e4hnliche Theile auf einer Kugelfl\u00e4che stehen, der indessen im Pflanzenreiche seltener vorkommt. \u2014 Ich habe in meinen Grundleh-","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n51\nreu der Kr\u00e4uterkunde, 2. Aufl. Th. \u00cf. S. 446. 447 folg, eine mathematische Darstellung der Sache gegeben, die mir sehr leicht scheint, und die sich darauf gr\u00fcndet, dass die Bl\u00e4tter oder Bracteen aus ihrer wirtelf\u00f6rmigen Lage in eine Schraubenlinie hinaufgezogen sind. Diese Ver\u00e4nderung der Lage zu bestimmen, habe ich die Winkel genommen, um welche die Nebenreihen von einer gerade aufsteigenden Hauptreihe entfernt sind. So kann man aus dem Winkelabstande der Wendel oder Strophen von der Hauptlinie die Zahl der Uml\u00e4ufe finden, welche die Bl\u00e4tter oder Bracteen zwischen zwei in gerader Linie auf einander treffende Bl\u00e4tter oder Bracteen machen. Es dient hier die Rechnung \u00fcberhaupt nur zur Uebersicht der verschiedenen F\u00e4lle, die Z\u00e4hlung und Messung muss doch an der Pflanze selbst geschehen, da die organischen Abschweifungen von der zum Grunde liegenden Form keine genaue Messungen erlauben.\nBemerkungen \u00fcber einige entgegengesetzte Bl\u00e4tter, welche durch Verwachsung wechselnd werden, von Ad. Steinheil. Annal, d. Scienc. naturell. 2 S\u00e9r. T. 19. p. 321. Das Verwachsen zweier Bl\u00e4tter mit einander hat zuerst Ch. Bonnet beobachtet und nach ihm de Candolle. Der Verf. beobachtete eine solche Monstrosit\u00e4t fr\u00fcher an Salvia verbenaca und jetzt wieder an Eucalyptus pulverulenta, Betonica stricta und Urtica dioica. Die f\u00fcnf Stammbl\u00e4tter der Betonica waren wechselnd und zweizeilig, das unterste einfach, die drei folgenden zweigablicht, das f\u00fcnfte wiederum einfach; die Bl\u00e4tter unter dem ersten Wirbel standen aber wiederum gegen einander \u00fcber. Der Verf. wendet diese Beobachtungen von Monstrosit\u00e4ten auf die Morphologie an, wie er schon fr\u00fcher in einer Abhandlung in den Annales von 1835 gethan. Er unterscheidet wechselnde Bl\u00e4tter par la soudure ou par la dissociation; zu dem ersten hatte er in der eben erw\u00e4hnten Abhandlung die Bl\u00e4tter des Epheus gerechnet, wo die Stammbl\u00e4tter schon verwachsen sind. Die wechselnden Bl\u00e4tter par dissociation lassen sich dadurch unterscheiden, dass die untersten Bl\u00e4tter zwar gegen\u00fcberstehend sind, dass aber von dem dritten an die Stellung etwas ungleich wird, und dass ein Blatt sich eher als das an-\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ndere entwickelt. Doch gesteht der Verf., dass die Unterscheidung nicht selten schwierig sei.\nBeobachtungen \u00fcber den Ursprung und den Zweck der Stipeln, von E. Regel. Linnaea B. 17. S. 193. Der Verf. nimmt den Ausdruck in einer ganz eigen-thiimliclien Bedeutung, wie sogleich aus dem Folgenden erhellen wird. Er stellt zw\u00f6lf S\u00e4tze auf, die er der umst\u00e4ndlichem Untersuchung voranschickt, von denen wir das Wesentliche anf\u00fchren wollen. 1) Alle blattartigen Organe der pha-neroganischen Gew\u00e4chse zerfallen in zwei g\u00e4nzlich von einander getrennte, n\u00e4mlich in die Stipel- und Blattbildung. 2) Die stipul\u00e4re Blattbildung \u00fcberw\u00e4chst die in Warzenform sich aus dem Knospenkern erhebende Achsenspitze, von der Basis der letztem aus, als eine in den einfachsten Formen best\u00e4ndig einfache Stipelh\u00fclle. Die Umh\u00fcllung der Achsenspitze durch dieselbe ist jedoch nie vollst\u00e4ndig. 3) Die ausgebildeten Stipelformen entstehen, wenn sich in der die Achsenspitze \u00fcberwachsenden Stipelh\u00fclle statt einer, zwei oder vier oder selten noch mehr L\u00e4ngsspalten bilden, wodurch nat\u00fcrlich eben so viele Stipelbl\u00e4ttchen sich hervorbilden. 4) Da die Stipeln aus der Basis der Achsenspitze hervorwachsen, so empfangen sie auch ihre Nerven direct aus dem Stengel. 5) ln allen F\u00e4llen dienen die Stipeln zur Umh\u00fcllung der Achsenspitze, die unter ihrem Schutze fortw\u00e4chst. 6) Ueberall wo sich an der Pflanze Theile hervorbilden, entsteht zuerst das Aclisengebilde des neuen Individiums, das zun\u00e4chst von einer oder mehreren Stipelh\u00fcllen \u00fcberwachsen wird. Alle in der Pflanzenwelt zur Umh\u00fcllung verwendeten Organe geh\u00f6ren nicht der Blatt-, sondern der Stipelbildung an. Hierzu geh\u00f6ren die H\u00fcllen der Knospen, einige Ausnahmen abgerechnet, die Eih\u00fclle, die Cotyledonen und die Fruchth\u00fcllen. 7) Die Stipeln sind deshalb insofern als eine der Blattbildung vorausgehende Bildung zu betrachten, insofern sie, bei sich neu entwickelnden Individuen, schon vor der Blattstellung auftreten. 8) Hinsichtlich der zu einem Knoten geh\u00f6rigen Stipeln und Bl\u00e4tter finden wir einen doppelten Unterschied, indem im ersten Falle der Stipelkreis h\u00f6her, und in andern tiefer als das Blatt steht. 9) Die innenst\u00e4ndigen Stipeln besch\u00fctzen die Ausbildung des folgenden Knotens und Blattes. Sie haben die Achsenspitze","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik,\n53\nschon vollst\u00e4ndig umh\u00fcllt, wenn sich von ihr das Blatt des n\u00e4chsten Knotens zu scheiden beginnt, so dass die Bildung derselben g\u00e4nzlich unter ihrem Schutze vor sich geht. Das Blatt desselben Knotens dagegen, an dessen innerer Basis sie stehen, entwickelt sich etwas fr\u00fcher oder gleichzeitig. 10) Die Hervorbildung der aussenst\u00e4ndigen Stipeln geht dagegen der Entwickelung des Blattes desselben Knotens voran. 11) Da die Stipeln zum Schutze bestimmter Theile bestimmt sind, so k\u00f6nnen sie auch keine Axillarknospen haben; nur da, wo keine wirklichen Bl\u00e4tter vorhanden sind, findet sich eine Axillarknospe an der Basis der Stipel. 12) Die eigentliche Blattbildung w\u00e4chst excentrisch von einer Seite der Basis der Achsenspitze aus. \u2014 Ich habe diese S\u00e4tze mit des Verf. eigenen Worten hergesetzt, nur hin und wieder abgek\u00fcrzt. Ich sehe nicht ein, was den Verf. zu dem sonderbar aufgefassten Begriff von Stipel berechtigt, auch nicht, wie man Stipeln, Kotyledonen, Fruchth\u00fcllen, Scheiden und Blatth\u00e4utchen unter eine Klasse bringen kann. Die Achsenspitze ist an den Diko-tyledonen immer mit einer oft grossen Anzahl von Blattanf\u00e4ngen umgeben, die nachher zu wahren Bl\u00e4ttern auswach-sen; keine andere H\u00fclle ist vorhanden.\nBlii thenstan d. Bl\u00fcthe. Befruchtung. Frucht.\nWas \u00fcber Bl\u00fcthenstand und Bl\u00fcthe in den verflossenen Jahren erschienen, geh\u00f6rt ganz in die Morphologie, welche, wie schon gesagt, nicht eigentlich ein Gegenstand dieses Jahresberichts ist. Jedoch wollen wir auch hier einige bedeutende Abhandlungen kurz anf\u00fchren.\nFeber d i c h o t o rn e Verzweigung der B1 ii then -axeu (cymose lnflorescenz) dikotyledonischer Gew\u00e4chse, von H. Wyd 1 er, Prof, in Bern. Linnaea Th. 17 S. 113. Der Verf. hat, wie er sagt, die Beobachtungen von Schimper mit denen von Bravais in Verbindung gebracht, und so eine Reihe von S\u00e4tzen entworfen, die er hier mittheilt. Wir wollen im Folgenden nur auf das besonders R\u00fccksicht nehmen, was weniger allgemein bekannt ist. Wie bei oppo-nirten Stengelbl\u00e4ttern eine Succession in ihrer Entstehung nachweisbar ist, so auch bei opponirten Vorbl\u00e4ttern (Bracteen) und es ist daher stets ein erstes (unteres) und ein zweites","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\n(oberes) Vorblatt aiizunehrnen. Die sogenannten opponirten Vorbl\u00e4tter sind selten wirklich opponirt, machen selten mit einander einen Winkel von 180\u00b0, gew\u00f6hnlich bilden sie unter sich zweierlei Divergenzen, auch liegt am h\u00e4ufigsten die grosse Divergenz nach vorn, nach dem Mutterblatt der Bliithenzweige, die kleine hingegen nach hinten, nach der Abstammungsaxe der Zweige. Mit den Vorbl\u00e4ttern beginnt die am Bliithenzweige sich weiter fortsetzende Blattspirale, welche zuerst den Kelch als den ersten Cyklus der B\u00fcithe umfasst. Am h\u00e4ufigsten zeigt der Kelch dikotyledonischer Gew\u00e4chse die Blattstellungs-Briiche von J, f ; der erste ball ist der h\u00e4ufigste, der letzte der seltenste. Die auf die Vorbl\u00e4tter folgende Kelchspirale kann in Beziehung auf ihre Stellung zwischen Axe und Mutterblatt hint- oder vornuml\u00e4ufig sein. Im ersten als dem h\u00e4ufigsten Falle kommt bei pentameren Kelchen das erste Kelchblatt nach vorn, etwas rechts oder links \u00fcber dem Mutterblatte zu stehen; das zweite unpaarige hingegen median nach hinten vor der Abstammungsaxe. Es l\u00e4sst sich dieses Stellverh\u00e4ltniss durch die Formel f (h) ausdr\u00fccken. Die Achseln der Vorbl\u00e4tter sind entweder fertil oder steril. Im ersten Fall geht aus jeder Blattachsel ein Zweig hervor; sind die Zweige von gleichm\u00e4ssiger Ausbildung, so erh\u00e4lt die Verzweigung ein gabeliges Ansehen (cyma triflora Auct.). Wiederholt sich diese Verzweigung aus den Vorbl\u00e4ttern der beiden Seitenzweige mehrere Male auf dieselbe Weise, so entsteht eine stets nach zwei Seiten hin fortgesetzte dichotoine Verzweigung, welche Scliimper Dichasium nennt. Man unterscheidet daran Axen (Zweige) und ebenso Vorbl\u00e4tter des zweiten, dritten Grades u. s. f. Das merkw\u00fcrdige Grundgesetz aller der Achseln zweier Vorbl\u00e4tter gleichen Grades entspros-sende Zweige besteht in ihrer stets sich symmetrisch entgegenlaufenden Blatt- (Kelch-) Wendung, d. h. die beiden Zweige sind unter sich antidrom. Geht n\u00e4mlich die Blattwendung an dem einen Zweige rechts, so geht sie am andern links. Von den beiden Zweigen ist ferner die Blattspirale des einen Zweiges mit der Abstammungsaxe (dem centralen Bliithenzweige) gleichl\u00e4ufig, das andere gegenl\u00e4ufig. Der Verf. unterscheidet nun am Dichasium einen untern und obern Zweig, und giebt die verschiedenen Verh\u00e4ltnisse der Blattstellung an, nachdem","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"55\nfiir physiologische Botanik.\nsie mit der Abstammungsaxe gleichlaufend (homodroner Zweig) oder ihr entgegengesetzt sind (antidromer Zweig). Bilden sich die homodromen Zweige eines Dichasiums aus, so nennt es Schimper einen Schraubei (bostryx), bilden sich blos die antidromen aus, so nennt es Schimper einen Wedel (ein, cinnus cicinus). Der Verf. geht zuletzt die verschiedenen nat\u00fcrlichen Ordnungen durch, die er in R\u00fccksicht auf diesen Bl\u00fc then stand untersucht hat. \u2014 Wir m\u00fcssen es dem Verf. Dank wissen, dass er die nicht klar geschriebenen Abhandlungen von Schimper und Bravais zu einer klaren Uebersicht gebracht hat. Wenn man auch der Blattspirale den Werth nicht beilegt, den viele Morphologen ihr zuschreiben, so ist doch die Untersuchungen derselben zur vollst\u00e4ndigen Kennt-niss der Pflanze nothig.\nExamen organographique des Nectaires par M. L. Bravais. Annal, d. Sc. nat. T. 18. p. 152. Linn\u00e9 nannte Nektarien Theile der Bliithe, welche einen s\u00fcssen Saft absonderu, brachte aber nicht allein viele Theile dahin, an denen man eine solche Absonderung nicht bemerkte, sondern er rechnete auch zu den Nektarien, was nicht Kelch, Blume, Staubgef\u00e4ss oder Staubweg und Fruchtknoten ist. Der Wissenschaft fehlt ein Ausdruck, sagt der Verf., um einen Theil des Androceums oder auch einen Kreis von Theilen zu bezeichnen, welche Nektarsaft absondern oder nicht. Die meisten angegebenen Ausdr\u00fccke erf\u00fcllen ihren Zweck nicht. In Ermangelung von bessern w\u00e4hlt der Verf. die Ausdr\u00fccke nectarium und discus, den ersten nach der Linn\u00e9schen Bestimmung, den zweiten in dem Falle, wo die Nektarien einen Kreis oder einen Wirtel bilden. Es folgen die Eintheilungen der Nektarien, und zwar nach der Stelle, wo sie sich finden, also: i) Kelch-Nektarien. Hieher geh\u00f6ren die Kelchdr\u00fcsen vieler Malpighiaceen, einiger Euphorbiaceen, der Sporn an Impatiens Balsamina, auch das Nektarium, welches-an der Basis und innerhalb der Kelchbl\u00e4tter der Malvaceen sich befindet, wie an manchen Arten von Malva, an Lavatera trimestris u. s. w. Es bildet eine weissliche und rauhe Wulst (bourrelet). 2) Hypopetale Nektarien. Nur ein Beispiel ist dem Verf. bekannt; ausserhalb und an der Basis der Blume von Chironia decussata befindet sich ein gelber, nektarf\u00fchrender","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\tH. F. Link:, Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ngekerbter Ring. 3) Corollen-Nektarien. Sie finden sich an den meisten Blumen, besonders an dem untern Theile der Blumenbl\u00e4tter, und bilden Gruben, Rinnen, Sporen und dgl. 4) Hypostemone Nektarien, zwischen der Corolle uud den Staubf\u00e4den. An sechszehn nat\u00fcrlichen Ordnungen bemerkte sie der Verf.: Capparideae, Resedaceae, Hippocastaneae, Am-pelideae, Geraniaceae, Oxalideae, Sapindaceae, Terebinthaceae, Passifloreae, wo sie zahlreiche F\u00e4den machen und nektarf\u00fchrende H\u00f6hlungen, Loaseae, (wo ich sie Parastemones genannt habe), Cucurbitaceae, Asclepiadeae, die Krone derselben, (die ich paracorolla nannte). 5) Staubf\u00e4den-Nektarien. Der Verf. beschreibt hier mehre dergleichen, z. B. an einer gef\u00fcllten Acklei, an Veilchen, Fumaria, Corydalis, Dianella, den Laurineen, Vinca, Phaseolus, Alsine media. 6) Eingeschobene Nektarien zwischen den Staubf\u00e4den, wie an Melianthus major und minor, Tropaeolum, vielen Cruciferen, Sibbaldia procumbens. 7) Disci zwischen den Staubf\u00e4den und dem Fruchtknoten, (mein perigynium). Sehr h\u00e4ufig, und fast an der H\u00e4lfte der Dikotyledonen zu finden. 8) Pistill-Nektarien. Selten, an einigen Euphorbiaceen. Linn\u00e9 rechnete hieher die drei Glandulae an der Spitze des Fruchtknotens in den Hyacinthen. 9) Nektarien auf dem Bliithenboden. Geh\u00f6ren meistens zu den vorigen, doch sind in dieser R\u00fccksicht die Schuppen in der Bl\u00fcthe von einigen Crassulaceen zu untersuchen. Es giebt aber viele Blumen, die einen Nektarsaft absondern, an denen man keine besondere Nektarien bemerkt. Die mikroskopische Untersuchung der Nektarien zeigt nur Zellen verschiedener Art oft mit Saft gef\u00fcllt, keine Spiralgef\u00e4sse, doch bemerkt man solche an Campanula Rapunculus, aber man ist auch hier nicht sicher, ob nicht etwas vom Bliithenboden mit abgeschnitten wurde. Unter der Abtheilung Symmetrie des nectaires beschreibt der Verf. die Lage derselben in verschiedenen Bl\u00fcthen. Dann unterscheidet er an jedem Blatte des Androceums vier Theile, support, nectaire, anth\u00e8re, limbe, und f\u00fchrt dieses mit vielem Scharfsinn an einzelnen Pflanzen aus; die meisten Nektarien sind Theile, an denen Anthere und Saum fehlen. Er wendet dieses auch auf die Pistillarbl\u00e4tter an, wo der Fruchtknoten mit der Unterlage (support), der Griffel mit dem Nektarium und die Narbe mit den Anthereu","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n57\nverglichen werden. Zuletzt kommt er auch auf die Stammbl\u00e4tter, an denen, nach unserm Verf., die Basis des Blattstiels, oft sehr verdickt, dem support entspricht, der Blattstiel, oft mit Glandeln bedeckt, dem nectaire, und die Platte der Anth\u00e8re. Ueber den Nutzen des Nektarsaftes weiss der Verf. wenig zu sagen; er meint, dass er in manchen Pflanzen re-sorbirt werde, und vermuthlich zur Ern\u00e4hrung der Eichen diene. \u2014 Die Unterscheidung von discus und nectarium nach der Stellung im Kreise oder nicht, ist nicht zweckm\u00e4ssig, da es deutliche Nektarien giebt, die im Kreise stehen, wie die Gruben auf den Blumenbl\u00e4ttern von Fritillaria imperialis L. und vielen andern. Eben so begreift, was der Verf. discus nennt, so verschiedene Theile, dass man sie wohl nicht mit demselben Namen bezeichnen kann. Ich bleibe bei meiner einmal gegebenen Terminologie, die wenigstens leicht verst\u00e4ndlich ist, wo man Paracorolla, Parapetala, Parastemones gar leicht an Stellung und Gestalt unterscheidet. Perigynium bezeichnet alle um das Pistill stehende Theile, deren Verschiedenheit sich leicht durch ein Beiwort angeben l\u00e4sst; P. disci-forme ist der grosse discus, der in vielen Blumen das Pistill umgiebt, die einzige Form, wof\u00fcr das Wort discus verst\u00e4ndlich ist. Das Wort glandulae mag immer bleioen, auch wenn diese Theile keinen Saft absondern, erstlich weil es von fast allen Pflanzenbeschreibern angenommen ist, und dann, weil auch die Anatomen den Ausdruck da behalten haben, wo keine Absonderung Statt findet, z. B. glandulae conglobatae. Der Name nectarium mag immer beibehalten werden als allgemeiner Name; in den Beschreibungen wird es aber besser sein zu sagen fossae nectariferae u. s. w.\nU e b e r die i n v o 1 u c r a bei Cynpsurus und bei Setaria von Dr. H. Koch in Jever. Botanische.'Zeitung. 1843. St. 15\u201417. Dass bei Cynosurus das sogenannte involucrum aus unfruchtbaren Aehrchen besteht, fallt in die Augen und ist schon von Vielen erkannt worden. Die sogenannten setae an Setaria sind Bliithenstiele, deren Bl\u00fcthe nicht izur Ausbildung gelangt. Der Verf. zeigt dieses umst\u00e4ndlich und redet dann von den Unterschieden der Setaria viridis, italica und verticillata. Zuletzt sagt der Verf.: Einfaches Al-terniren liegt bekanntlich bei den Gr\u00e4sern zum Grunde, von den","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\tH. F. Link: Jahresbericht Uber die Arbeiten\nBlattern bis zu den Staubgef\u00e4ssen, welche sich fast immer zu drei stellen. Unsere Setarien, fahrt er fort, haben das Interessante, dass der Uebergang, das Schwanken zwischen beiden Zahlenverh\u00e4ltnissen (der Zweizahl und Dreizahl) nicht wie bei den andern Gr\u00e4sern, in dem Gegens\u00e4tze zwischen Blatt und Bl\u00fcthe stehen bleibt, sondern schon in der Stellung der Aeste erscheint. Obgleich hier das Bestreben, die Divergenz | zur Herrschaft zu bringen, deutlich genug ausgesprochen ist, so kann es doch nicht ganz dazu kommen, sie zufixiren; denn nicht allein, dass h\u00e4ufig bei Anfang und Ende der Aehre die Haupt\u00e4ste wieder in die Divergenz ~ zur\u00fcckfallen, so sind vollends die Neben\u00e4ste bis zu den letzten, den Bl\u00fc-thenstielen hinzu, wieder im Uebergange von 4- zu ^ begriffen und die letzte Divergenz setzt sich dann, wie gew\u00f6hnlich in der Doppelbl\u00fcthe und deren Theilen weiter fort, so dass die Setarien zweimal ihre Stellungsgesetze wechseln, w\u00e4hrend andere Graser es meistens nur einmal thun. \u2014 In den Bl\u00e4ttern der meisten Gr\u00e4ser sehen wir schon die Stellung zu drei, denn die wechselnden Bl\u00e4tter sind \u00fcberhaupt nur aus einander gezogene Wirtel. Bei der Inflorescenz, welche die Bl\u00fcthen-stiele machen, kommt noch ein anderer Umstand hinzu, die Prolepsis, das fr\u00fchere und sp\u00e4tere Hervorkommen, worauf der Verf. nicht geachtet hat. Der ^ Ausdruck Divergenz ist sehr unzweckm\u00e4ssig, und der Verf. redet selbst von der zuf\u00e4lligen Gr\u00f6sse der Winkel. Die meisten Morphoiogen verwechseln die Terminologie f\u00fcr die Beschreibung mit der morphologischen Terminologie, die ein ganz anderes Feld hat. Involucrum bezeichnet die Stellung von Theilen ausser und unter der Bl\u00fcthensph\u00e4re um eine Bl\u00fcthe oder um mehrere. Von welcher Art die Theile morphologisch genommen sind, ist nicht immer bereits untersucht worden, und dann auch oft noch zweifelhaft, erfordert auch nicht selten eine genaue anatomische Untersuchung, die der Beschreiber nicht anstellen kann, so wie der, welcher die Beschreibung zur Erkennung der Art benutzen will. Nach diesen Gr\u00fcnden l\u00e4sst sich der Ausdruck Involucrum f\u00fcr Setaria wohl rechtfertigen, und der Zusatz setosum ebenfalls, denn die F\u00e4den sind selbst steif und borstenartig. Was seta sei, ist sehr verschieden bei den Botanikern bestimmt, und der Beschreiber kann nur auf die","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n59\nfadenf\u00f6rmige Form und Steifigkeit einer Thierborste R\u00fccksicht nehmen. Cynosurus hat kein involuorum, auch habe ich im Hort. bot. Berol. gesagt, spiculae fultae bracteis pinnatifidis, denn als Bracteen stellen sich diese Theile dar, wenn sie auch zusammengewachsene Bl\u00fcthenb\u00e4lge sein m\u00f6gen.\nBemerkungen \u00fcber den Bau der Poll en k\u00f6rn er, besonders in R\u00fccksicht auf Classification von Arthur Hill Hassall, in Annals and Magazine ofNatu-ral History. T. 8. p. 92. Der Verf. gesteht, dass er die Schriften von Purkinje, (der von den Spiralzellen der Anthe-ren allein handelt), von Fritzsche und Mohl nicht geradezu kenne, sondern nur aus Lindley\u2019s Angabe ihrer Meinungen. Zuerst von den Pollenk\u00f6rnern \u00fcberhaupt. Die cylindrischen oder beinahe cylindrischen K\u00f6rner, welche vor der Benetzung mit einer Fl\u00fcssigkeit horizontal liegen, richten sich auf, werden breiter, wenn die Benetzung mit einer Fl\u00fcssigkeit geschieht, die weniger dicht ist als die Foville, und ver\u00e4ndern ihre Gestalt in eine dreieckige. Der Verf. glaubt, dieses geschehe durch eine Endosmose, sonderbar genug, da hier die Hauptbedingung einer Endosmose, n\u00e4mlich zwei Fl\u00fcssigkeiten, die durch eine Membran durchgehen, um ihre Pl\u00e4tze zu vertauschen , durchaus nicht Statt findet. Dass uie Pollenk\u00f6rner meistens zwei H\u00e4ute haben, ist bekannt; zu denen, an welchen man drei beobachtet hat, setzt der Verf. noch die Pollenk\u00f6rner vieler Arten von Banksia und Dryandra, von Fuchsia u. s. w., doch glaubt er, dass in den letztem eine vierte Haut sein m\u00f6ge, die Fritzsche an vielen Onagrarien fand und der Verf. selbst an Clarkia elegans. Die sonderbare Form der Pollenk\u00f6rner von Saponaria viscida wird beschrieben. Umst\u00e4ndlich redet der Verf. von den Furchen, welche man in vielen Pollenk\u00f6rnern bemerkt, und erkl\u00e4rt sie als eine L\u00fccke (deficiency) in der \u00e4ussern Membran, wodurch das Austreten der Pollenschl\u00e4uche erleichtert wird. Die \u00e4ussere Haut besteht meistens aus Zellen, die durch eine organische Linie zusammengehalten werden. Auch in den stachlichten K\u00f6rnern kann man jene zellige Haut erkennen. Zuweilen erscheint die Oberfl\u00e4che des Pollenkorns k\u00f6rnig, aber dieses r\u00fchre nur von K\u00f6rnern in der Fovilla her, welche durch die \u00e4ussere Haut durchscheinen. Die Pollenk\u00f6rner, besonders die stach-","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"00\tH. F. Link. Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nlichten oder borstigen, sind mit einer dicken, z\u00e4hen Masse umgeben, die der Verf. nicht von einer Absonderung oder von einem Ausschwitzen, sondern von der Zelle ableitet, worin das Pollenkorn zuerst entwickelt wurde. Die Pollenk\u00f6rner sind oft vereinigt; und zwar durch eine z\u00e4he Masse, oder durch F\u00e4den vom zerrissenen Zellgewebe, also unbest\u00e4ndig und nur auf einige Zeit, oder auch best\u00e4ndig und organisch. Das erste findet sich bei Epilobium (ausser angusti-folium), das letztere bei den Ericaceen. Es sind oft viele K\u00f6rner zusammen verbunden, 12 in Acacia decipiens, 16 in Acacia linearis. Die verschiedene Gr\u00f6sse der Pollenk\u00f6rner wird angegeben; die kleinsten fand der Verf. bei Myosotis palustris und Mimosa marginata, die gr\u00f6sste bei Cobaea stipulais. Die Farbe der Pollenk\u00f6rner ist sehr verschieden. Die Pollenschl\u00e4uche sind Verl\u00e4ngerungen der iunern Haut, mit der Fovilla angef\u00fcllt; da sich aber keine Haut so stark ausdehnen kann, als wir es bei manchen Pollenschl\u00e4uchen finden, so muss man sie wohl Ausw\u00fcchse nennen. Die sich bewegenden Molek\u00fcle in der Fovilla h\u00e4lt der Verf. f\u00fcr fl\u00fcssig, da sich ihre Gestalt gar sehr ver\u00e4ndert. Die verschiedenen Wirkungen von S\u00e4uren und Salzaufl\u00f6sungen auf die Pollenk\u00f6rner werden angegeben. Nun folgen die verschiedenen Mittel, welche die Natur anwendet, um das Befruchtungsgesch\u00e4ft zu erleichtern, die meistens bekannt genug sind.\nIn dem neunten Bande dieses Journals S. 544 wird die Abhandlung \u00fcber die Pollenk\u00f6rner fortgesetzt. Der Verf. beschreibt die Gestalt der von ihm beobachteten Pollenk\u00f6rner nach den nat\u00fcrlichen Ordnungen,, indem er von den Cypera-ceen und Gramineen anf\u00e4ngt, auch werden 158 Figuren dazu gegeben. Der Verf. macht nun allgemeine Bemerkungen \u00fcber die Gestalt der Pollenk\u00f6rner. \u201eDer Unterschied,\u201c sagt er, \u201ezwischen dem Pollen der Exogenen und Endogenen ist so gross, dass er allein einen Character darbietet, um dadurch sogleich zu bestimmen, zu welcher Klasse eine Pflanze geh\u00f6rt. Das Pollenkorn einer Endogene (Monokotyle) kann auf folgende Weise characterisirt werden. Es ist entweder sph\u00e4risch, oval oder elliptisch ; gew\u00f6hnlich, wenn nicht immer, aus zwei Membranen zusammengesetzt, die selten mehr als einen Pollenschlauch enthalten, und eine einzige Ausnahme","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n61\nabgerechnet, nie mehr als zwei. Diese Ausnahme kommt an Limnocharis Humboldti vor, an der das Pollenkorn sph\u00e4risch ist, und die \u00e4ussere Haut (extine) durchbohrt mit 6\u20147 L\u00f6chern, lim die Pollenschl\u00e4uche auszulassen. Die elliptische Gestalt der K\u00f6rner kommt an den Monokotyledonen am h\u00e4ufigsten vor; sie wurde an 44 Gattungen beobachtet unter den 73, die man einer mikroskopischen Untersuchung unterwarf. Das Pollenkorn einer Exogene (Dikotyle) kann auf folgende Weise definirt werden. Im Allgemeinen zeigt es eine mehr zusammengesetzte Organisation; die Zahl der umh\u00fcllenden Membranen ist zwei, drei oder vier, die Gestalt verschieden, meistens entweder dreilappig, sph\u00e4risch, oder dreieckig, mit Pollenschl\u00e4uchen, die an Zahl sehr verschieden sind, und zwar drei Ausnahmen abgerechnet, von drei zu f\u00fcnfzig. Von diesen Formen kommt die dreilappige am h\u00e4ufigsten vor, und ist, nach des Yerf. Erfahrungen charakteristisch f\u00fcr eine Exogene, da sie in 487 Gattungen von den 332 untersuchten sich findet. Die gedachten Ausnahmen tyommen in den Gattungen Acanthus, Dryandra und Magnolia vor; die letzte Gattung ist so bestimmt dikotyledonisch, dass kein Zweifel dar\u00fcber sein kann, und doch hat, sonderbar genug, das Pollenkorn die elliptische Gestalt, die in den Monokotyledonen so h\u00e4ufig ist. Das Pollenkorn von Dryandra, ob es gleich nur zwei Pollen -Schl\u00e4uche hat, ist krumm und hat drei deutliche H\u00e4ute. \u2014 Das liess sich erwarten und ist nicht sonderbar, denn nach einem von den drei Naturgesetzen f\u00fcr die Mannichfaltigkeit der Pflanzen lauft jeder Theil seine Reihe vom einfachen zum zusammengesetzten durch, indem ein anderer Theil auf derselben Stufe der Entwickelung stehen bleibt. Doch kommen die zusammentreffenden Formen, was Einfachheit und Zusammensetzung betrifft, am h\u00e4ufigsten vor. Die Coniferen und Taxus stellt der Verf. nach seiner Ansicht zwischen die Monokotyledonen und Dikotyledonen, doch sei das Pollenkorn mehr zusammengesetzt, als in den Monokotyledonen. Diese Stellung scheint richtig, weil sie eine ganze Ordnung betrifft, aber wenn er Nymphaea des Pollenkorns wegen zu den Monokotyledonen stellt, so entscheidet dieses f\u00fcr eine einzelne Gattung nicht, weil gerade in solchen die Verbindung von Theilen auf sehr ungleichen Stufen der Entwickelung Statt","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nfinden kann. Zuletzt ist von Molds Behauptung die Rede, dass n\u00e4mlich die Gestalt des Pollenkorns ver\u00e4nderlich sei, und verschieden in derselben Familie, derselben Gattung und sogar derselben Art. Das erste gesteht der Verf. ein, das zweite sei aber h\u00f6chst selten der Fall, und nur zwei Ausnahmen sind davon dem Verf. bekannt, n\u00e4mlich bei Linum usitatissimum und L. africanum, ferner bei Viola tricolor und Viola montana oder V. odorata. Das dritte l\u00e4ugnet der Verf. durchaus und behauptet,' dass, wo dieses der Fall scheine, das Pollenkorn monstr\u00f6s oder \u00fcbel gebildet sei, und zwar durch Mangel (subtraction) oder Feberfluss (addition). Beispiele f\u00fchrt der Verf. aus mehreren Pflanzen an, besonders h\u00e4ufig kommen sie in hybriden Pflanzen vor, z. B. Fuchsia Standishii, und dieses m\u00f6ge der Grund sein, warum hybride Pflanzen oft unfruchtbar sind, eine Bemerkung des Verfassers, welche Aufmerksamkeit verdient.\nHiezu geh\u00f6rt: Kritische Untersuchung von Mo bis Ansichten \u00fcber die Natur des Pollenkorns, von Arthur Hill Hassall. Annals and Magaz. of Natural History. T. 9. p. 93. Mold meint, sagt der Verf., dass die Zellen in der \u00e4ussern Membran des Pollenkorns das Ol absondern, welches sich im Pollen befindet. Nach unserm Verf. r\u00fchrt es, so wie die klebrige Materie, die das Korn \u00fcberzieht, von der ersten Zelle her, worin sich das Pollenkorn bildet, denn es findet sich am h\u00e4ufigsten an den Pollenk\u00f6rnern, die eben der Anthere entschl\u00fcpft sind. Mohl irre sich, wenn er behaupte, dass die Pollenk\u00f6rner mit Stacheln keine Zellen in der \u00e4ussern Membran h\u00e4tten, aber auch Adolph Brongniart, wenn er behaupte, dass in jeder Zelle ein Ausf\u00fchrungsgang sich befinde. Der Verf. sagt ferner, er habe behauptet, dass die k\u00f6rnig erscheinende Oberfl\u00e4che der Pollenk\u00f6rner von den activen kleinen K\u00f6rnern herr\u00fchre, welche durchscheinen, auf alle F\u00e4lle bleibe er bei der Meinung, dass jenes Ansehen nur scheinbar sei. Die Stacheln und warzenf\u00f6rmigen Hervorra-gungen auf der \u00e4ussern Haut w\u00e4ren nicht eine Verl\u00e4ngerung der K\u00f6rner der \u00e4ussern Membran, sondern eine Hervortreibung der innern Haut. Von einem solchen Hervortreten der innern Haut, verbunden mit einem Riss der \u00e4ussern, r\u00fchren","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n63\ndie Banden her, welche man an den Pollenk\u00f6rnern mit Furchen sieht, wenn sie benetzt aufschwellen.\nUeber dieStructur und Verrichtung des Pollen, von J. Aldridge in Hooker\u2019s Journal of Botany. T. 4. p. 86. In dem Jahresberichte f\u00fcr 1841 S. 128 gab ich eine Nachricht von Aldridge\u2019s Untersuchungen \u00fcber den Bliithen-staub, nach dem zweiten Bande S. 428 von Hookers Journal und setzte \u00fcber die vorliegende Abhandlung nur sehr wenig hinzu, da die Schriften von 1842 nicht mehr zum Bereich des damaligen Jahresberichts geh\u00f6rten. Der Verf. vertheidigt sich zuerst gegen den Vorwurf, als sei ihm Fritzsche in seinen Behauptungen schon zuvorgekommen. Aldridge hatte n\u00e4mlich in jener Abhandlung behauptet, das Stigma sondere eine S\u00e4ure ab, diese S\u00e4ure mache den Bl\u00fcthestaub aufspringen, und coagulire die Fl\u00fcssigkeit in derselben, welche die Fovilla umgiebt. Es wird ihm leicht zu zeigen, dass Fritzsche die S\u00e4ure auf dem Stigma nicht gekannt habe, wie man ihm vorgeworfen hatte. Der Verf. geht nun weiter. Die Fovilla bestehe aus mucus, 01 und St\u00e4rkmehl. Der mucus schwillt im Wasser an, und dieses Anschwellen ist die Ursache des Hervordringens der Pollenschl\u00e4uche; er wird von Jod braun gef\u00e4rbt, und S\u00e4uren verwandeln ihn in eine graue z\u00e4he Masse. Der andere Bestandteil, der nie fehlt, ist das \u00d6l, welches von Jod nicht gef\u00e4rbt wird, da hingegen die St\u00e4rkek\u00f6rner vom Jod, wie bekannt, blau gef\u00e4rbt werden. Die K\u00f6rner in den \u00d6ltropfen sind es, welche sich in den Pollenschl\u00e4uchen bewegen.\nAuszug aus der Inaugural-Dissertation \u00fcber die Bildung des Embryo und \u00fcber die Sexualit\u00e4t der Pflanzen, von Dr. Gelesnow aus Petersburg. Botanische Zeitung. 1843. 49 St. \u201eMeine Beobachtungen ,\u201c sagt der Verf., \u201ebest\u00e4tigen der Hauptsache nach die des Herrn Schleiden \u00fcber die Art der Entstehung des Embryo, dass dieser n\u00e4mlich sich aus dem Pollenschlauche bildet, der in die H\u00f6hle des Embryosackes gelangt. Von der Richtigkeit dieser Erscheinung kann man sich bei solchen Pflanzen am entschiedensten \u00fcberzeugen, bei welchen die Einst\u00fclpung des Embryosacks geschieht und letzterer lange Zeit unaufgel\u00f6st bleibt. Diesen Fall habe ich am deutlichsten an","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\tH. F. Link : Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nder Pfirsich beobachtet. \u2014 Diese Einst\u00fclpung des Embryo-sacks findet sich nicht bei allen Pflanzen. Bei Iberis z. B. (Ib. amara und umbellata) ist das mikropyle Ende des Embryosacks sehr zugespitzt, so dass der Durchmesser seiner Spitze nicht viel gr\u00f6sser ist, als der des Pollenschlauchs. Hier geschieht die Embryobildung auf folgende Weise: Indem der Pollenschlauch in Ber\u00fchrung mit dem Embryo kommt, l\u00f6st sich die ber\u00fchrte Stelle des letztem auf und der Pollenschlauch dringt f\u00f6rmlich in die H\u00f6hle des Embryosacks ein; bei den genannten Pflanzen dringt er sogar sehr tief ein. Der gebildete Embryo wird also hier nicht von den umgeschlagenen Wandungen des Embryosacks umh\u00fcllt, wie bei der Pfirsich, sondern sowohl er, als sein langer Keimtr\u00e4ger wird von der eigenen Membran des Pollenschlauches gebildet. In diesem Falle wird es oft weit schwieriger zu entscheiden sein, ob wirklich der innerhalb des Embryosacks befindliche Embryo mit seinem Tr\u00e4ger blos eine Verl\u00e4ngerung des Pollenschlauches ist, oder ob sie auf irgend eine andere Weise entstanden sind.\u201c \u2014 Es w\u00e4re zu w\u00fcnschen gewesen, dass der Verf. eine vollst\u00e4ndige Uebersetzung seiner russisch geschriebenen Abhandlung gegeben, oder wenigstens die dort angeh\u00e4ngten Resultate w\u00f6rtlich wieder gegeben h\u00e4tte. In diesem Auszuge bleibt der Verf., besonders was Iberis betrifft, nicht bei der blossen Beobachtung stehen,\" wie dort, sondern er geht dar\u00fcber hinaus zur Theorie.\nNeue Theorie der Befruchtung der Pflanzen, von Dr. Theodor Ilartig. Braunschweig, 1842. 4. Nachdem der Verf. etwas \u00fcber den gegenw\u00e4rtigen Standpunkt der Befruchtungslehre der Pflanzen gesagt hat, geht er im ersten Abschnitt zur Endogenen -Empf\u00e4ngniss, oder zur Ein-pf\u00e4ngniss im Innern des Fruchtknotens \u00fcber. Hier gelangt n\u00e4mlich ein Pollenschlauch oder Ballschlauch, wie der Verf. sagt, bis zum Ei, dringt in die Keim\u00f6ffnung ein, durchw\u00e4chst das Zellgewebe des Befruchtungskegels bis zur Stelle, wo sich der Keim bilden soll. An den Zapfenb\u00e4umen geht nach unserm Verf. der Blumenstaub selbst in das Keimloch der nackten Eier, setzt sich auf dem Befruchtungsei fest, und schickt einen kurzen Schlauch in das Zellgewebe desselben, in Folge dessen eine Reihe merkw\u00fcrdiger Bildungen beginnt,","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n65\nderen Endglied der bei den Nadelh\u00f6lzern mit zweij\u00e4hriger Samenreife nach mehr als Jahresfrist entstehende Keim ist, wie schon im vorigen Jahresbericht (S. 133) nach des Verf. Lehrbuch angef\u00fchrt wurde. Allerdings habe man das Eindringen der Schl\u00e4uche in das Ei in vielen Familien wahrgenommen; dass die Befruchtung aber nicht immer auf diese Weise geschehen, sei der Zweck des Verf. zu zeigen. Hierauf folgt die Empf\u00e4ngniss des Mutterkuchens. Bei einer nicht unbedeutenden Anzahl lassen sich die Pollenschl\u00e4uche bis in den Eierstock, mitunter bis auf den Grund desselben verfolgen, w\u00e4hrend man in der Keim\u00f6ffnung der Eier vergebens danach sucht, wie bei vielen Oenotheren. Bei allen Pflanzen, f\u00e4hrt der Verf. fort, denen ein tieferes Eingehen der Schl\u00e4uche \u00fcberhaupt eigen ist, windet sich der Schlauch auf dem k\u00fcrzesten Wege dem Zellgewebe der Narbe zu, durchdringt Oberhaut, Aussenzellen, Rindenzellen bis zum centralen Gef\u00e4ssb\u00fcndel, und verl\u00e4uft von da ab parallel mit letzterm bis zum Griffelende, wo er aus dem Zellgewebe der Narbe in die leitenden Fasern des Griffelkanals \u00fcbergeht. Wo der Schlauch nicht auf dem k\u00fcrzesten Wege in das Zellgewebe der Narbe eingeht, sondern in gr\u00f6sserer Erstreckung auf der Narbenoberfl\u00e4che frei verl\u00e4uft, da findet in den meisten F\u00e4llen Eindringen des Schlauches gar nicht Statt, wie man an Clarkia pulchella sieht. Der Verf. betrachtet nun das Eindringen der Pollenschl\u00e4uche in den Griffelkanal, wo sie den leitenden Fasern folgen. Die leitenden Fasern des Griffelkanals entsprechen, ihrem Baue nach, wie der Verf. sagt, den Saughaaren der Narbe; in den meisten F\u00e4llen ist das Saughaar nichts anderes, als die \u00e4us-serste Zelle einer Reihe leitender Fasern, welchen letztem jedoch die Oberhaut fehlt. Die leitenden Fasern bestehen stets aus zwei in einander liegenden H\u00e4uten einer Schleimhaut und einer Schlauchhaut. Die Schl\u00e4uche durchbohren oft da, wo ein offener Kanal sich findet, dennoch die Oberhaut und dringen in das Innere. Wenn man die Schl\u00e4uche bis in den Eierstock, aber nicht weiter verfolgen kann, so geschieht ein Uebergang des befruchtenden Stoffes aus den dem Mutterkuchen gen\u00e4herten Schl\u00e4uchen in das Zellgewebe desselben, und eine Fortleitung zum Eie durch die Zellen oder Fasern der Nabelschnur. Dieses sucht der Verf. dadurch zu bewei-\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nsen, dass bei Pflanzen mit vielsamigen Fruchtknoten die Zahl der Eier oft in grossem Missverh\u00e4ltnis zu der Zahl der Schl\u00e4uche stehe. Bei Oenothera longiflora z. B. enthalte der Eierstock ungef\u00e4hr 1000 Eier, wovon etwa 250 \u2014 300 zur Vollkommenheit gelangen. Die gemeinschaftliche Durchschnittskreisfl\u00e4che von 300 Schl\u00e4uchen sei = 0,00785 Quadratlinien, der Griffelkanal aber dicht \u00fcber dem Fruchtknoten habe nur eine Fl\u00e4che im Querschnitt von 0,00785 Quadratlinien, er w\u00fcrde also nur, wenn er nichts als Schl\u00e4uche enthielte, nur ^ der zur Befruchtung n\u00f6thigen Schl\u00e4uche fassen k\u00f6nnen, auch z\u00e4hle man in den tieferen Th eilen des Griffelkanals dieser Pflanzen meist weniger als 50 Schl\u00e4uche. Auch zeigten sich die Pollenschl\u00e4uche, wo sie in die Eier gehen, immer von grosser Dauer, hier aber, bei Oenothera longiflora n\u00e4mlich, habe der Verf. nie einen Schlauch in einem Eie gefunden. Da der Schlauch gew\u00f6hnlich so gross ist, dass der Ball (das Pollenkorn) woraus er entsprang, ihn nicht wohl fassen konnte, so h\u00e4lt es der Verf. f\u00fcr wahrscheinlich, dass der von der Narbenoberfl\u00e4che absorbirte, ins Zellgewebe eingetretene Befruchtungsstoff aller nicht zur Schlauchbildung vorgeschrittenen B\u00e4lle von den Schl\u00e4uchen aufgenommen und gemeinschaftlich mit dem eigenen Inhalte an den Ort der Empf\u00e4ngniss geleitet werde. Im zweiten Abschnitte ist von der epigynen Empf\u00e4ngniss die Rede, wohin der Verf. diejenigen F\u00e4lle rechnet, in denen Griffel, Narbe, oder die Saughaare der Narbe als Ingestionsorgane bei der Befruchtung auftreten. Zuerst von der Befruchtung durch den Griffel und zwar durch die merkw\u00fcrdigen Haare des Griffels von Campanula. Der Verf. sah Pollenkugeln oder B\u00e4lle in den Haaren des Griffels zuweilen in bedeutender Menge. Er h\u00e4lt es f\u00fcr ausgemacht, dass die Befruchtung durch diese Haare geschehe, auch k\u00f6nne die Einst\u00fclpung des Haares nur dazu dienen, den Bl\u00fcthenstaub den langgestreckten Zellen des centralen Spiralgef\u00e4ssbiindels zu n\u00e4hern. Wenn nach dem Auseinandertreten der Narbenarme, Bl\u00fctestaub auf die mit Haaren besetzte Innenseite der Narbenarme gelangt, so entwickeln sich dort Pollenschl\u00e4uche, doch kann die Befruchtung dadurch nicht geschehen, da es nur selten der Fall ist. Auch bestrich der Verf. die Narbe vor der Entfernung der Arme von ein-","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\nander mit Gummiaufl\u00f6sung und doch geschah eine Befruchtung. Zur Empf\u00e4ngniss der Narbe rechnet der Verf. alle F\u00e4lle, in denen auf einer nackten, d. h. nicht mit Haaren bedeckten Narbe, Schlauchbildung der Staubb\u00e4lle nicht kann nachgewiesen werden, wie an Petunia, Nicotiana, Atropa u. a. Der Bl\u00fctestaub f\u00e4llt hier auf eine Schleimdecke, deren Schleim von besonders gebildeten Schleimzellen hervorgebracht wird. Die Empf\u00e4ngniss der Saughaare der Narbe, oder der Papillen auf derselben findet bei vielen Pflanzen Statt, z. B. bei Mat-thiola annua u. a. Die Papillen bestehen aus drei H\u00e4uten, die mittlere nennt der Verf. die Schleimhaut, sie ist mit einer zarten Oberhaut \u00fcberzogen und umfasst einen innern Schlauch, dessen k\u00f6rniger Inhalt durch Jod braun gef\u00e4rbt wird. Hier ist nun zu unterscheiden die Empf\u00e4ngniss durch Eindringen der Schl\u00e4uche in die Mittelhaut des Haares, indem die Oberhaut hier fehlt, wie der Verf. im dritten Heft seines Lehrbuchs an Matthiola annua gezeigt hat. Ferner: Empf\u00e4ngniss der Saughaare durch Eindringen der Schl\u00e4uche in die Oberhaut der Saughaare, wie bei Glaucium violaceum; Empf\u00e4ngniss der Saughaare durch Ansaugung, namentlich an Capselia Bursa pastoris, ein sehr h\u00e4ufig vorkommender Fall ; Empf\u00e4ngniss der Saughaare durch Ber\u00fchrung, wie an Clarkia pulchella. In allen diesen F\u00e4llen findet eine Schlauchbildung Statt. Nicht selteh, besonders h\u00e4ufig in solchen Bl\u00fcten, deren Narben mit grossen Staubmassen sich bedecken, sieht man, dass nur diejenigen B\u00e4lle zur Schlauchbildung gelangen, welche durch die tiefer liegenden Staubschichten von der Ber\u00fchrung der Narben Oberfl\u00e4che oder der Haare zur\u00fcckgehalten werden, w\u00e4hrend die den letzten unmittelbar anliegenden B\u00e4lle, ihren Inhalt der Narbe \u00fcbergeben, ohne eine Spur von Schl\u00e4uchen zu entwickeln; ein Beispiel giebt Eschscholtzia cristata. Endlich geh\u00f6rt noch zur epigynen Empf\u00e4ngniss diejenige, welche ohne Schlauchbildung geschieht; so bemerkte der Verf. eine solche nie an den meisten Compositen, Umbelliferen, Lobe-liaceen u. s. w. Der dritte Abschnitt handelt von der Peri-gynen-Empf\u00e4ngniss. An der Aussenseite des Fruchtknotens von Reseda odorata, sagt der Verf., ziehen da, wo der innern Seite die Eier angeheftet sind, genau dem Verlaufe des Mutterkuchens entsprechend, schmale, kammf\u00f6rmig erhobene\n5 *","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nStreifen papillenartig hervortretender Aussenzellen vom obern Vereinigungspunkte der Fruchtbl\u00e4tter bis nahe zur Basis des Fruchtknotens geradlinig herab. Untersucht man die Bl\u00fcte dieser Pflanze kurz nach erfolgter Best\u00e4ubung, so sieht man den K\u00e4mmen eine Menge Blutenstaub angeheftet, der sich zum Theil seines Inhaltes ohne Schlauchbildung entleert hat, und in nicht seltenen F\u00e4llen mit einem feinen Schlauche die Oberhaut durchdringt, so dass eine perigyne Empf\u00e4ngniss bei dieser Pflanze kaum in Zweifel zu ziehen ist. Im vierten Abschnitte ist von der hypogynen Empf\u00e4ngniss die Rede. Der Strahlenkranz der Passifloren scheint den Zweck zu haben, die Befruchtung zu vermitteln. Er ist mit Papillen bedeckt, wie die Narbe, die Staubbeutel \u00f6ffnen sich gegen ihn, wie es gegen die empfangenden Organe zu geschehen pflegt. Zuletzt bemerkt der Verf., dass nicht immer Pollenschl\u00e4uche sind, welche als solche erscheinen, selbst wenn sie aus dem Eie hervorh\u00e4ngen, wie in den Cruciferen, wo sie Verl\u00e4ngerungen der leitenden Fasern sind und in den Cupuliferen, wo sie dem Eie angeh\u00f6ren. Jene sind vor der Best\u00e4ubung vorhanden, auch sind sie gegliedert, und die Mittelkammer ist mit einem hellen Saft angef\u00fcllt, worin gr\u00fcne K\u00f6rner liegen; diese entstehen oft lange nach der Best\u00e4ubung, wie dieses an Quercns rubra der Fall ist.\nIn den Beitr\u00e4gen zur Entwick elungsge schichte der Pflanzen s. oben S. 16 hat der Verf. sich gegen die Angriffe vertheidigt, welche Schleiden in seinen Grundz\u00fcgen einer wissenschaftlichen Botanik gegen das eben ausgezogene Werk gemacht hatte. Die Verteidigung des Verf. hat Schleiden bereits in einer kleinen Schrift beantwortet: Die neueren Einw\u00fcrfe gegen meine Lehre von der Befruchtung als Antwort auf Dr. Th. Hartigs Beitr\u00e4ge zur Entwickelungsgeschichte der Pflanzen. Leipzig 1844. Aus solchen Streitigkeiten, besonders wenn sie mit einiger Heftigkeit gef\u00fchrt werden, kommt f\u00fcr die Wissenschaft nichts Erspriessliches heraus. Herr Hartig irrt, wenn er glaubt, er m\u00fcsse sich, als ein j\u00fcngerer Schriftsteller, durch Kampf Anerkennung verschaffen. Da er mich dabei anf\u00fchrt, so mag ich die Erlaubnis haben zu sagen, dass ich als ein noch gar nicht alter Mann \u00fcben meine Grundlehre der Ana-","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n69\ntomie und Physiologie der Pflanzen von vielen Seiten angegriffen wurde, doch liess ich mich nie in einen Kampf dar\u00fcber ein. Die Folgezeit hat mir Gerechtigkeit wiederfahren lassen, die meisten S\u00e4tze jenes Buchs sind angenommen, und Manches ist in die Wissenschaft iibergegangen, ohne dass man meinen Namen nennt, worauf es auch nicht ankommt 1). Ich habe Irrthiimer vorgetragen, meistens verleitet durch die schlechten Mikroskope, die man damals nur bekommen konnte; ich habe sie theils bald, theils sp\u00e4ter verbessert, auch wohl in der Absicht zu verbessern, Manches schlechter gemacht, was wiederum zu verbessern war; aber nie habe ich mich gesch\u00e4mt, meine Meinungen \u00f6ffentlich aufzugeben, obgleich es oft schwer ist, sich von einem Vorurthgile loszumachen, was man einmal f\u00fcr richtig erkannt hat. Ich mag mich in den\n*) So z. B. dass sich St\u00e4rkmehl in den Zellen schon gebildet, als kleine K\u00f6rner finde. Ich selbst habe nicht darauf geachtet, bis mir neulich zuf\u00e4llig eine Stelle in Treviranus Beitr\u00e4gen zur Pflanzen-Physiologie, Gotting. 1811. S. 3. auffiel. Treviranus sagt: \u201eMeine Meinung von Entstehung der Blasen, welche in ihrer Gesammtheit das Zellgewebe ausmachen, aus den K\u00f6rnern, welche man in den Zellen findet, ist nach Mirbels Ausspruche ein Gespinnst der Einbildungskraft. Gerechter ist Link, indem er sie bezweifelt, und die Gr\u00fcnde seines Zweifels angiebt (Grundlehren d. Anat. u. Physiol, d. Pfl. Gotting, 1811. S. 29). So wenig entscheidend diese sind, so wenig bin ich geneigt, jener Meinung die \u00fcberredende Kraft der Wahrheit beizumessen; es ist und bleibt vielmehr nur eine sehr wahrscheinliche Vermuthung.\u201c Nun f\u00fchrt er es aus, dass diese K\u00f6rner doch zur Erzeugung der Zellen dienen k\u00f6nnten, wenn sie aufgel\u00f6st w\u00fcrden, wie man in den keimenden Samen s\u00e4he. Meine Gr\u00fcnde, die entscheidend genug waren, widerlegt Tr. nicht, f\u00fchrt sie nicht einmal an. In jenen Grundlehren \u00a7. 8. S. 32. habe ich umst\u00e4ndlich den Beweis gef\u00fchrt, dass jene K\u00f6rner St\u00e4rkmehl sind, auch der A\u00fcfl\u00f6sung in den keimenden Samen erw\u00e4hnt, wodurch die Ern\u00e4hrung des jungen Keims bewirkt werde. Davon sagt Tr. kein Wort. Ich meine also der erste gewesen zu sein, der es bewiesen hat, dass jene K\u00f6rner aus St\u00e4rkmehl bestehen. Jod kannte man damals noch nicht. Auf Alles dieses habe ich nichts geantwortet, als Folgendes (Nachtr\u00e4ge zu den Grundl. d. A. u. Ph. d. Pfl. 2 H. S. 8. Gotting. 1812): Ich zweifle nicht, dass die K\u00f6rner von St\u00e4rkmehl zur Bildung der Zellen beitragen, wenn sie zuvor aufgel\u00f6st werden und eine Fl\u00fcssigkeit machen. Aber davon war nicht die Rede, sondern ob das Korn von St\u00e4rkmehl die junge Zelle sei. Vergl. Treviranus Beitr\u00e4ge S. 3.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nStreit unserer beiden Verf. nicht einlassen, da ich glaube nicht genug Beobachtungen zu besitzen, um darin etwas entscheiden zu k\u00f6nnen. Doch scheint mir Hartig zu rasch, besonders in seinem Urtheile, ich habe in gar vielen Pflanzen keine Pollenschl\u00e4uche gesehen, und wenn ich sie sah, doch nicht \u00fcbergehend in das Ei, aber ich habe mir nie zugetraut zu behaupten, dass ihnen die Pollenschl\u00e4uche fehlten oder dass man nicht ein anderes Mal den Uebergang in das Ei beobachten k\u00f6nnte, ich habe das Eindringen der Pollenk\u00f6rner : in die Griffelhaare von Campanula oft gesehen, vielleicht fr\u00fcher als der Verf., aber ich habe nie gewagt und wage noch nicht zu behaupten, dass die Befruchtung dadurch geschehe. Darau hat das Alter keinen Antheil; ich konnte mich in meiner Jugend von Hedwigs Beobachtungen nicht entfernen; die Faser in den Spiralgef\u00e4ssen der Pflanzen musste wenigstens eine Rinne sein; so wenig traute ich mir selbst.\nIn Hookers London Botanical Journal 1842. 601 ; ist eine Abhandlung von Wilson \u00fcber die Griffel haare von Campanula. Er sah, dass Pollenk\u00f6rner in die H\u00f6hlung der Haare gedrungen waren, und fand Spuren einer Oeffnung am Ende des Haares. Ja sie drangen noch weiter in die H\u00f6hlungen des Griffels, in welche sich die Haare endigen. Hassall hatte Bemerkungen \u00fcber diese Abhandlung gemacht und gemeint, Wilson rede von Pollenschl\u00e4uchen, welches dieser in den Annals of Natur. History. XI. 182 r\u00fcgt. Uebrigens ist nichts Unbekanntes in diesen Abhandlungen enthalten.\nBemerkungen \u00fcber die Bildung des Embryo in Pinus Lariccio und sylvestris, Thuya orientalis und occidentalis und Taxus baccata von Herrn von Mirbel und Spach, Annal, des Sciences naturelles T. 20. (1843) p. 257. auch Compt. rend. 1843. 11. 931. Zuerst reden die Verf. von dem, was fr\u00fcher \u00fcber die Entwickelung des Embryo der Cycadeen gefunden war. Man wusste, sagen sie, schon vor 1810, dass der Embryo von Cycas und Zamia in der Axe des Samens in einem dicken Eiweissk\u00f6rper liegt, dass er verkehrt ist, zwei Kotyledonen^ hat, und dass sein Wiirzelcheu sich nicht weit von der Spitze des Eichens endet. Aber man wusste nicht und erfuhr es","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n71\nerst durch eine Abhandlung von 1810, dass dieses Wiirzel-chen des Embryo von Cycas sich in einen d\u00fcnnen, r\u00f6hrenf\u00f6rmigen, 12\u201414 Centimeter langen Faden endet, der gleichsam in einen Kn\u00e4uel gewickelt ist; das Mittel, wodurch das m\u00e4nnliche Organ mit dem entstehenden Embryo in Verbindung kommt, ferner dass zwischen dem W\u00fcrzelchen und der Spitze des Eichens eine H\u00f6hle in dem Eiweissk\u00f6rper sich befinde, und dass dort vier bis f\u00fcnf eif\u00f6rmige Schl\u00e4uche (utri-cules) liegen, von denen sich jeder in einen r\u00f6hrigen zusammengeschlagenen Faden endet. Diese Schl\u00e4uche und diese R\u00f6hren hielt der Verf. jener Abhandlung (Mirbel) f\u00fcr abor-tirte Embryonen, und die Folge hat dieses best\u00e4tigt. Brown\u2019s Untersuchungen machten aufmerksam auf die Aehnlichkeit zwischen den Cycadeen und den Coniferen, und in dieser R\u00fccksicht unternahmen die Verfasser eine Untersuchung der Zapfen der Abietinen. Zwei oder drei Wochen nach dem Anf\u00e4nge des Mais im zweiten Jahre h\u00f6rt der Kern (micelle) des Ovariums auf ein vollkommen homogenes Gewebe zu sein. In der Mitte sieht man nun, denn dieser Kern ist durchscheinend, eine kugelf\u00f6rmige Blase, worin man die Anf\u00e4nge von Zellgewebe bemerkt. Die Blase wird gr\u00f6sser und je gr\u00f6sser sie wird, desto mehr verringert sich die Masse des Kerns und wird endlich ganz absorbirt, ohne dass man genau weiss, wo sie geblieben ist. Nun nimmt die Blase, die nichts anderes ist als der Embryosack, den ganzen Kern ein, verw\u00e4chst unten mit der Wand des Ovariums und man erkennt jetzt, dass das Gewebe, welches sich in diesem Sack befindet, nichts anderes als der Eiweissk\u00f6rper ist, der sp\u00e4ter beim Keimen in eine milchige Fl\u00fcssigkeit zerfliesst, um den Embryo zu n\u00e4hren. Hierauf folgt eine andere Reihe von Thatsachen. Im Innern des Eiweissk\u00f6rpers, nahe am Gipfel erscheinen einige Bl\u00e4schen (v\u00e9sicules), von l\u00e4nglicher Gestalt, um die Centralaxe gestellt. Die Anzahl ist verschieden in verschiedenen Arten; drei in Abies alba und Pinus Lariccio, vier in Abies canadensis, f\u00fcnf in Larix europaea und sechs in Cedrus Libani, sie h\u00e4ngen nur schwach an dem Eiweissk\u00f6rper, und stellen nach Meinung der Verf. einen zweiten Embryosack, f\u00fcr jedes B\u00fcndel von Embryonen vor. Sie enthalten ein gelbliches, sehr feines Zellgewebe, welches drei Viertel der","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nganzen H\u00f6hlung einnimmt; das vierte Viertel wird von f\u00fcnf rosenartig gestellten Bl\u00e4schen (v\u00e9sicules) eingenommen, welche nichts wreiter sind als der Anfang der Aufh\u00e4ngef\u00e4den (suspen-seurs). Sp\u00e4ter zerreissen die Bl\u00e4schen an der Basis und lassen die Aufh\u00e4ngef\u00e4den heraus, die sich nun verl\u00e4ngern und in eine H\u00f6hlung in der Mitte des Eiweissk\u00f6rpers hinabsteigen. Man bemerkt in ihrem Innern K\u00f6rner von verschiedener Anzahl. Bald sind diese r\u00f6hrenf\u00f6rmigen B\u00e4nder getrennt und von einander unabh\u00e4ngig, bald sind sie zu zwei, drei und mehr mit einander verbunden, ja fast zusammengeleimt. Sie endigen sich in ein kleines Kn\u00f6pfchen, bestehend aus einer oder mehr Zellen, worin sich oft viele K\u00f6rner befinden. Die Verf. beschreiben nun besonders die Bildung des Embryo in Thuya orientalis und setzen Folgendes hinzu: An der Spitze des Eichens sieht man kleine h\u00e4utige Auftreibungen (boursouflures membraneuses). Liegt der Grund davon in dem Pollenschlauche? Wir glauben es nicht, denn ob wir gleich sehr wohl wissen, dass in vielen Arten der Schlauch in das Innere des Ovariums und selbst des Eichens dringt, so scheint es uns doch nicht, dass dieses f\u00fcr die Coniferen der Fall sei. Die Beschreibung der Bildung des Embryo von Taxus baccata best\u00e4tigt die Meinung der Verf. in R\u00fccksicht auf die Aufh\u00e4ngefaden. \u2014 Die Abhandlung ist von grosser Wichtigkeit und besonders von Bedeutung f\u00fcr die Befruchtung durch Poi-lenschl\u00e4uche-, die gar leicht mit den Aufh\u00e4ngef\u00e4den k\u00f6nnen verwechselt werden, und wie es scheint, schon verwechselt sind.\nBeitr\u00e4ge zur vegetabilischen Embryologie nach Bemerkungen \u00fcber den Ursprung und die Entwik-kelung des Embryo in Tropaeolum majus von Herbert Giraud in den Transactions' of the Linnean Society Vol. 19. P. 2. p. 161. (1843), auch im Auszuge in den Annals of Natural History T. 9. (1842) p. 245. Der Verf. w\u00e4hlte diese Pflanze zur Untersuchung, weil sie einsa-inige Fr\u00fcchte und verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig grosse Eichen hat. In der ersten Periode oder kurz vor der Oeffnung der Knospe wurde ein L\u00e4ngsschnitt durch das Carpellum von dem R\u00fccken gegen die Axe des Pistills gemacht. Der Schnitt theilte das Eichen und zeigte, dass dieses schon seine anatropische Ent-","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n73\nWickelung erhalten habe. Ein festes und dichtes Zellgewebe, welches ein B\u00fcndel von Gefassen einschloss, stieg von der placenta herab, und nachdem es mit ihr die raphe gebildet, endigte es sich in der Basis des Eichens. Der Kern (nucleus) hat nur eine Umh\u00fcllung, an dessen Spitze sich die Exo-stome oder Mikropyle befindet, dicht neben dem Anheftungs-punkte. Das leitende Zellgewebe des Griffelkanals liess sich in die Carpellarh\u00f6hlung bis zur Exostome verfolgen. In der zweiten Periode, w\u00e4hrend welcher die Knospe sich entfaltet, und die Antheren sich \u00f6ffnen, also vor der Befruchtung, zeigt sich eine kleine elliptische H\u00f6hle neben der Spitze des Kerns, \u00fcberzogen mit einer zarten Membran, welche von den W\u00e4nden der umgebenden Zellen gebildet wird. Diese H\u00f6hlung ist der Embryosack und man sieht einen kleinen Kanal, der von ihm zur micropyle geht. Die Spitze des Embryosacks umschliesst eine Quantit\u00e4t von Schleim, worin sich viele kleine K\u00f6rperchen befinden. In der dritten Periode neigt sich die Spitze des nucleus und seiner Umh\u00fcllung etwas gegen die placenta. Der Embryosack ist langer und weiter geworden; der Schleim ist verschwunden und hat einer langen und durchsichtigen Zelle, Mirbels utricule primordiale, Platz gemacht, worin sich eine Menge von K\u00fcgelchen befindet. Die Primordialzelle entwickelt sich im Embryosack, von welchem sie deutlich verschieden ist. Die vierte Periode folgt auf die Befruchtung. Die Pollenschl\u00e4uche erstrecken sich nicht bis in die Carpellarh\u00f6hlung, aber die Fovilla mit ihren K\u00f6rnern findet sich h\u00e4ufig in dem Uebergange vom Griffel zur Exostome. Mit der vermehrten Entwickelung des Embryosacks verl\u00e4ngert sich die Primordialzelle und wird deutlich zellig durch die Entwickelung kleiner Zellen im Innern, indem sie sich neben der Basis des nucleus in eine sph\u00e4rische Masse voll kugelf\u00f6rmiger Zellen endigt. Die Primordialzelle nimmt zu dieser Zeit den Charakter des Aufh\u00e4ngefadens (suspenseur von Mirbel) an, und das sph\u00e4rische Ende bildet die ersten Spuren des Embryo. In der f\u00fcnften Periode neigt sich der nucleus mit seiner Umh\u00fcllung mehr gegen die placenta; das sph\u00e4rische Ende des suspensor wird gr\u00f6sser und es zeigt sich deutlicher, dass es die Anlage des Embryo ist. Unterdessen wird der ganze suspensor l\u00e4nger dadurch, dass sich","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ndie Zellen in ihm mehren, und das obere Ende desselben dringt durch die Spitze des Embryosacks, die Spitze des nucleus und die Mikropyle. Die \u00fcbrigen Perioden der Entwickelung m\u00f6gen wir \u00fcbergehen. Der Verf. folgert daraus, dass da der Embryosack und auch die Primordialzelle sich vor der Befruchtung zeigen, sie also nicht aus einem Pollenschlauch entstehen k\u00f6nnen, ferner dass die Befruchtung ver-muthlich durch die Fovilla geschehe, da die Pollenschl\u00e4uche die Mikropyle nicht erreichen. \u2014 Die Abhandlung wurde mit vielen Abbildungen der Linn\u00e9ischen Societ\u00e4t zu London vorgelegt, und verdient die gr\u00f6sste Aufmerksamkeit.\nWilliam Griffith beschreibt in einem Briefe aus Serampor in den Annals of Natur. Hist. V. 9. p. 243. das Eichen von Santalum und Osyris. Das Ovulum von Santalum besteht aus einem nucleus und dem Embryosack, der \u00fcber die Spitze und die Basis des nucleus verl\u00e4ngert ist. Das Albumen und der Embryo entwickeln sich in dem hervorstehenden Theile \u00fcber den Septum; die Masse des Embryo entwickelt sich geradezu aus dem Bl\u00e4schen, welches das Ende eines Pollenschlauches ist; der Same (albumen) hat keine andere Bedeckung als den ob\u00e9ra einverleibten trennbaren Theil des Embryosacks, In Osyris besteht das Ovulum nur aus einem Nucleus und dem Embryosack, der eben so wie in Santalum verl\u00e4ngert ist, aber doch nicht so sehr nach oben (anteriously), dieser obere (anterior) Theil gleicht v\u00f6llig dem unver\u00e4nderten Theile des Sacks von Santalum unter dem Septum. Das Albumen und der Embryo bilden sich ausserhalb des Sacks und sind v\u00f6llig nackt, und welche Bedeckung sie haben m\u00f6gen, so geh\u00f6rt doch diese nicht zum Ovulum.\nLeber die gegenseitige Lage der Abtheilungen des Stigma und der Wand-Placenten im zusammengesetzten Ovarium bei den Pflanzen von Robert Brown. Botan. Zeit. 1843. St. 12. ist ein Auszug aus R. Brown\u2019s Account of Cyrtandreae in dem zweiten Theile von Horsfield\u2019s Plantae javanicae rariores, Lond. 1840. und befindet sich im Original in den Annals of Natur. Hist. T. XL p. 35. Einzelne Abdr\u00fccke wurden schon 1839 ausgegeben. Man ist gegenw\u00e4rtig, sagt der ber\u00fchmte Verf., allgemein darin","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n75\n\u00fcbereingekommen, ein vielsainiges Legumen als den Zustand des einfachen Ovariums zu betrachten, welcher am besten die allgemein angenommene hypothetische Ansicht von der Bildung dieses Organs erl\u00e4utert, n\u00e4mlich dass es in der Modification eines nach Innen gefalteten und an seinen R\u00e4ndern verwachsenen Blattes besteht, welche in den meisten F\u00e4llen die einzigen Theile des Organs sind, woran Ovula hervorkommen, oder wo diese Productionskraft nicht durchaus auf die R\u00e4nder beschr\u00e4nkt ist, da beginnt sie in der Regel an denselben oder umfasst sie. Die Ausnahmen sind von einer doppelten Art; entweder wo die ganze innere Fl\u00e4che der Fruchtbl\u00e4tter Ovula tr\u00e4gt, oder wo die Erzeugung der Ovula auf den \u00e4ussern Winkel des Faches, also auf die Axe des vorausgesetzten Fruchtblattes beschr\u00e4nkt ist. Der Verf. betrachtet besonders den letztem Fall, und sucht zuerst die Ausnahme an verschiedenen Arten von Mesembrianthemum zu beseitigen, dann die, welche Lindley an den Orchideen bemerkt hat. Es l\u00e4sst sich erwarten, dass der Verf. mit vielem Scharfsinn den letztem Fall auf die gew\u00f6hnliche angenommene allgemeine Regel zur\u00fcckzuf\u00fchren sucht. Aber diese allgemeine Regel hat mir immer nicht bloss zweifelhaft, sondern v\u00f6llig unrichtig geschienen. Denn wo kommen aus dem Rande wahrer Bl\u00e4tter Knospen hervor? Am Rande l\u00e4uft nie ein Gef\u00e4ssbiindel herum, woraus Knospen oder junge Triebe hervorkommen k\u00f6nnten und der einige Aehnlichkeit mit dem Gef\u00e4ssbiindel h\u00e4tte, woraus die Ovula in den Fruchtgeh\u00e4usen hervorkommen. F\u00fchrt man Bryophyllum calycinum an, so dient zur Antwort, dass die Knospen nicht aus dem Rande, sondern nur in der N\u00e4he, in den Winkel der Kerben hervorkommen, wo mehrere feine Nerven sich verbinden. Oder Phyllanthus; so l\u00e4sst sich leicht darauf antworten, dass hier die sogenannten Bl\u00e4tter nur erweiterte Blattstiele sind, wie die kleine Schuppe unter ihnen zeigt, welche das wahre Blatt vorstellt. Die Annahme, dass die Ovula aus der Mittelrippe eines metamorphosirten Blattes hervorkommen, ist weit nat\u00fcrlicher, und erkl\u00e4rt die Formen der Fruchtgeh\u00e4use besser, wenn man nur Zur\u00fcckbiegungen und leichtes Verwachsen der R\u00e4nder annimmt. Endlicher hat diese Meinung zuerst vorgetragen (Linnaea T. 7. p. 1), welchem sich Fenzl angeschlosser\u00e7","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\tH. F. Link. Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nhat. Ich mache hierbei auf des Letztem vortreffliche Untersuchung von Rhigozum dichotomum Burchell in den Denkschriften der K. Bayerischen Botanischen Gesellschaft zu Regensburg B. 3. S. 205 aufmerksam, wo man das Geschichtliche \u00fcber diese Meinung finden wird. Doch scheint mir eine andere Theorie, von der sogleich die Rede sein wird, noch vorzuziehen.\nUeber einige bisher unbemerkte Sonderbarkeiten in der Structur der Kapseln der Papave raceae und \u00fcber die Natur des Stigma der Cruciferae. Von J. W. Howell, Annals of Nat. Hist. Vol. 10. p. 248. Die Sonderbarkeit besteht darin, dass in Papaver die Stralen des Stigma den Scheidew\u00e4nden entgegengesetzt sind, indem sie in den Nymphaeaceae nach der allgemeinen Regel damit wechseln. Auf die Erinnerung, dass Kunth in seiner genauen Beschreibung von Papaver in der Flora berolinensis schon darauf geachtet habe, erwiedert der Verf. in Annals of Nat. Hist. V. 11. p. 42 er habe seine Bemerkung bereits 1832 gemacht, da hingegen Kunths Flora erst 1838 erschien. Aber es kommt darauf an, wer die Bemerkung zuerst \u00f6ffentlich bekannt macht; man kann oft selbst nicht f\u00fcr Ged\u00e4cht-nissfehler in dieser R\u00fccksicht stehen. Die anomale Bildung bei den Papaveraceae erkl\u00e4rt er oder f\u00fchrt zur Regel zur\u00fcck, auf folgende Weise: Jeder Stigmastral ist doppelt, gebildet von den aneinanderliegenden Seitentheilen der Stigmate zweier sich ber\u00fchrenden Karpellen; die beiden Stigmatheile jeder Karpelle bei den mehr zusammengesetzten (complex) Kapseln der hohem Arten sind durch eine dazwischen tretende (intervening) Membran gesondert, z. B. Argemone, Papaver. Da sich eine \u00e4hnliche Anomalie bei den Cruciferen, wie bei den Papaveraceen findet, so erkl\u00e4rt er diese durch folgende Annahme: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Schote der Cruciferen aus zwei Karpellen zusammengesetzt ist, deren einw\u00e4rts gebogene R\u00e4nder zwei aus einer-doppelten Platte bestehende Seitenplacenten bilden; die scheinbar anomale Stellung der Stigmate entsteht dadurch, dass sie aus zwei Seitenh\u00e4lften gebildet werden, wovon jede der entsprechenden darunter stehenden Karpelle geh\u00f6rt. \u2014 Es ist h\u00f6chst wahrscheinlich, dass die Samen, wie alle andern Theile aus dem Axen-","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\nTT\ngebilde entspringen und zwar hier aus dem Axengebilde des Bl\u00fctenstiels. Es ist nie einfach, sondern spaltet sich zuletzt in mehrere Abtheilungen, in Lateraltheile. Diese bleiben nun entweder zusammen, und durchlaufen verbunden die Frucht, in welchem Falle die Samen nach der Axe hin angeheftet sind, oder die Abteilungen trennen sich von einander, ehe sie in die Frucht eindringen und dann stehen die Samen an den W\u00e4nden, oder die Axe h\u00f6rt ganz auf und nur Kar-pellarbl\u00e4tter bleiben, welche an ihrem Mittelnerven die Fr\u00fcchte tragen, z. B. Delphinium, Aconitum u. s. w. Diese Form der Fr\u00fcchte ist meiner Meinung nach keinesweges die Normalform, sondern wirklich die anomale und die Kapsel mit einer freien Centralplacenta die einfache. Die Karpellarbl\u00e4tter, so m\u00f6gen wir die Bl\u00e4tter nennen, woraus das Pericarpium besteht, entspringen unter der Frucht, und sind entweder mit den R\u00e4ndern an einander gewachsen, oder sie biegen sich an den R\u00e4ndern um und sind so mit der Axenabtheilung verwachsen, oder auch ohne diese unter sich allein, wie Aconitum, Delphinium, alle Multicapsulares und Leguminosae-. Die Scheidew\u00e4nde gehen in der Regel von der Mittelrippe des Karpellarblattes aus und da in der Bl\u00fcthe alles wechselt, so wechseln auch die Karpellarbl\u00e4tter mit den Abtheilungen des Axengebildes und den Fortsetzungen derselben, den Stigmaten. Daher die allgemeine Regel, dass die Stigmate mit den Scheidew\u00e4nden wechseln. Die Fruchtbildung von Papaver ist sehr richtig vom Verfasser erkl\u00e4rt, wovon man sich leicht \u00fcberzeugen kann, wenn man eine junge unreife Kapsel von Papaver somniferum eintrocknen l\u00e4sst, weil sich die Theile der Stigmate dann ganz auseinander ziehen. Die Frucht der Cruciferen hingegen scheint mir eine Mittelform zwischen den Fr\u00fcchten, wto die Axe aufh\u00f6rt und denen wo sie sich nur theilt; es ist n\u00e4mlich ein Karpellarblatt mit der Mittelrippe an die Abtheilung des Axengebildes angewachsen, und die Scheidewand bildet sich also wie gew\u00f6hnlich zwischen der Mittelrippe des Blattes und der gegen\u00fcberstehenden Placenta, die aber nun neben einander liegen. Die Abtheilungen der Griffel sind eine Fortsetzung der Abtheilungen des Axengebildes, wie gew\u00f6hnlich, und fallen also hier mit der Scheidewand zusammen. Der Wechsel der Karpellarbl\u00e4tter mit den Ab-","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ntheilnngen des Axengebildes sind an Papaver vortrefflich zu sehen. Durch diese Darstellung der Fr\u00fcchte wird der Natur keine Gewalt angetban, wie durch die hypothetische Entstehung der Samen an Blattr\u00e4ndern.\nOn the existence of spiral cells in the seeds of Acanthaceae by Mr. Richard Kippis. Tr. of the Linnean Soc. V. 19. P. 1. p. 65 (1842). Auf den Samen eines Aeanthodium, welches dem Acanthodium spicatum nahe steht, aus Ober-Aegypten bemerkt man angedr\u00fcckte scheinbare Haare, die in Wasser anschwellen, sich ausbreiten, und dann deutlich aus B\u00fcscheln von 5 bis 20 langen, cylindri-schen, durchsichtigen R\u00f6hren bestehen, die bis zu ein Drittel ihrer L\u00e4nge Zusammenh\u00e4ngen, und eine, zwei oder auch zuweilen drei1 Spiralfasern enthalten, welche fest an der Membran der R\u00f6hren h\u00e4ngen. Die Fasern sind zuweilen durch Ringe unterbrochen. In dem unteren Theile, wo die R\u00f6hren Zusammenh\u00e4ngen, findet man die Fasern netzf\u00f6rmig, gegen das Ende gehen die Gewinde auseinander, und in der Mitte sind sie durch zarte Aeste der Hauptfaser verbunden. Die Entwickelung der Haare ist mit einer starken Ausladung von Schleim verbunden. Die Zellen der Testa sind sechseckig; \u00e4hnliche Zellen aber mehr verl\u00e4ngert umgeben die Basis des Haars und gehen darin \u00fcber. Aehnlich verhalten sich die Haare auf den Samen von Blepharis boerhaaviaefolia, Bl. molluginifolia und Bl. rubifolia. Einzeln stehende Haare mit Spiral- oder Ringfasern sieht man an den Samen von Ruellia formosa und R. repens. Schleim fliesst in Menge aus dem Ende der R\u00f6hre. An f\u00fcnf Arten von Hygrophila hatten die Samen \u00e4hnliche Haare, so auch an Dyschorista ceruna, D. littoralis und Oechmanthera tomentosa. An den Samen von Strobilanthes, Stenosiphonium und Aetheilema befinden sich solche Haare nur am Rande des Samens. Aber die Haare der Samen von Strobilanthes fimbriata und Strobilanthes Wallichii haben keine Spiralfaser, so auch die Haare der Samen von Dipteracanthus patulus und D. erectus; sie er-giessen viel Schleim aus der Spitze. In den Haaren der Samen von D. dejectus ist eine Spiralfaser. Die Samen von Blechum Brownei haben einen schmalen weisslichen Rand aus cylindrischen Zellen ohne Fasern. Die Zellen dehnen sich","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n79\ndurch den Schleim, den sie enthalten, im Wasser aus, und nehmen endlich die Form von weiten, stumpfen und gebogenen Haaren an, ohne Faser. Der Verf. beschreibt zuletzt die mannichfaltigen Haare und Ans\u00e4tze an den Samen der Akan-thaceen, die aber keine Spiralbildung zeigen, lieber den Schleim, der mit Spiralfasern aus den Samen hervordringt, s. meine Vorlesungen \u00fcber die Kr\u00e4uterkunde S. 94 folg.\nAusartung. Monstrosit\u00e4t.\nVollst\u00e4ndiger Bericht \u00fcber einige bei verschiedenen Pflanzen beobachteten Ausartungen, von E. v. Berg, Neubrandenburg, 1843. Aus dem Practischen Wochenblatte f\u00fcr Landwirtschaft, Gartenbau, Hauswirtschaft und Handel besonders abgedruckt. \u2014 So wie von Zeit zu Zeit eine Abhandlung \u00fcber die Quadratur des Zirkels und das Perpetuum mobile bei den Akademieen eingeschickt wird, so kommt von Zeit zu Zeit ein Oekonom und behauptet, die Verwandlung von Trespe und Hafer in Roggen, von Roggen in Weizen und andere dergleichen Verwandlungen zu Stande gebracht zu haben. Unser Verf. geh\u00f6rt auch zu diesen Oeko-nomen. Im Anf\u00e4nge dieser kleinen Abhandlung erz\u00e4hlt er uns, was er bereits von solchen Ausartungen \u00f6ffentlich bekannt gemacht habe, zuerst anonymisch mit \u2014g unterschrieben, endlich unter seinem Namen. Er behauptet, Raps k\u00f6nne sich in Thlaspi arvense, die letztere Pflanze in Leindotter (Camelina sativa) und diese wiederum in T\u00e4schelkraut (Cap-sella Bursa pastoris) verwandeln, auch zog er aus einem Samenkorne von Thlaspi eine dem weissen Senf \u00e4hnliche Pflanze, die durch wiederholte Aussaat dem weissen Senf immer \u00e4hnlicher wurde. Das hat alles der Verf. schon bekannt gemacht. Jetzt erz\u00e4hlt er uns, wie er Trespe (Bromus secalinus) in Roggen verwandelt. Er liess ein Pfund Samen von Trespe im Jahre 1839 aus Hamburg kommen; es wurde davon der eine Theil noch in demselben Fr\u00fchling ges\u00e4et, und zwar in einem Versuchsgarten, der Rest aber im nachfolgenden Herbst ins Land. Zuerst wurde Roggen ges\u00e4et, dann Trespe. Die Trespe wie der Roggen ging bald nach der Aussaat auf, es dauerte nicht lange, so nahmen die Trespen-Pflanzen das Ansehen des Roggens an, und brachten auch im folgenden Jahre","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nRoggen und zwar so allgemein, dass nur ein Halm Trespe darunter war, u. s. w. u. s. w. S. auch Botan. Zeitung von 1843. St. 30.\nSome further Observations on the Nature of the Ergot in the grain by Edwin J. Queckett. Tr. of the Lin ne an Society V. 19. P. 2. p. 137. s. auch Annals of Nat. Hist. V. 11. p. 461. Der Verf. hat in einer fr\u00fchem Abhandlung B. 18. Th. 3 dieser Transaction zu zeigen gesucht, dass Mutterkorn von einem Pilz entsteht. Um dieses zu beweisen, hat er Versuche angestellt. K\u00f6rner von Roggen, Weizen und Gerste wurden in einem Gef\u00e4sse mit destil-lirtem Wasser zum Keimen gebracht, dann wurden die K\u00f6rner auf der \u00e4ussern Oberfl\u00e4che von Mutterkorn mit einem Pinsel in demselben Gef\u00e4ss und Wasser abgeb\u00fcrstet, und das Ganze einige Zeit zum Fortwachsen der K\u00f6rner hingestellt, hierauf die jungen Pflanzen verpflanzt. Zugleich mit diesen K\u00f6rnern liess man andere ohne Mutterkorn keimen. Als die Pflanzen herangewachsen waren, hielten die beiden zur Vollkommenheit gediehenen Pflanzen vom angesteckten Roggensamen, jede eine Aehre mit Mutterkorn, die Pflanzen von unangestecktem Samen nicht. Aber die angesteckten Samen von Weizen und Gerste hatten kein Mutterkorn. Der Verf. meint, diese Versuche w\u00fcrden entscheidend sein, wenn Weizen und Gerste auch Mutterkorn gehabt h\u00e4tten. Doch waren zu wenig Roggen-Pflanzen zur Vollkommenheit gediehen, um einen sichern Beweis zu geben. S. auch den Jahresbericht f. physiolog. Botanik im Jahre 1840. S. 418.\nBeschreibung einer tetramerisch en Orchisbl\u00fcte von Dr. Moritz Seubert. Linnaea B. 16. S. 389. An einer Orchis palustris waren alle Bl\u00fcthen wohlgestaltet, bis auf eine der untern, welche sogleich durch zwei Labella auffiel. Unter diesen beiden war ein accessorisches Perigo-nienblatt. Der Verf. meint, aus der dreifachen Zahl sei die Bl\u00fcte in die vierfache \u00fcbergegangen, und so rechnet er: Vier \u00e4ussere Perigonienzipfel, mit Hinzutreten des accessori-schen, und vier innere mit den beiden Labellen.\nDie folgenden Monstrosit\u00e4ten sind nach den nat\u00fcrlichen Ordnungen angef\u00fchrt, auch stehen die vorigen eben desswegen voran.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n81\nrhesium intermedium. Beitrag zur Teratogno-sie der Thesienbltithe von Siegfr. Reissek. Lin-naea T. 17. p. 641. Von dieser genauen und interessanten Abhandlung sind nur die Resultate anzugeben, da die Beschreibung der Deutlichkeit wegen ganz m\u00fcsste hierher gesetzt werden. Die Monstrosit\u00e4t war an einer Pflanze von Thesiiim intermedium bemerkt worden, und zwar an einem mit dem Aecidium Thesii bedeckten Exemplar. Sie zeigte folgende Abweichungen von der typischen Form. Erstlich Ver\u00e4nderungen im Karpellarkreise mit regelm\u00e4ssiger Bildung der \u00fcbrigen Kreise; zweitens Ver\u00e4nderungen im Staub- und Karpellarkreise mit regelrechter oder wenig abweichender Perigonial-bildung; drittens Ver\u00e4nderung in * s\u00e4mmtlichen Kreisen mit einfacher Blatterzeugung, und viertens Ver\u00e4nderung in s\u00e4mmt-lichen Kreisen, mit hinzutretender, centraler Bl\u00fctenverj\u00fcngung. Aus der Vergleichung der monstr\u00f6sen Pflanze in ihrer Total-erscheinung mit den verwandten, normalen Formen ergiebt sich ihre morphologische Bedeutung. Es folgt, dass das durch Aecidium verbildete Thesium intermedium in der Stammbildung eine relativ h\u00f6here Entwickelungsstufe einnimmt, und den suffrutescirenden Theilen und Osyren hierin am n\u00e4chsten kommt; dass ferner dasselbe auch in der Bliithenerzeugung theilweise auf einer h\u00f6hern Bildungsstufe steht, und sich hierin den neuholl\u00e4ndischen Formen n\u00e4hert. Aus der Conformation der monstr\u00f6sen Bl\u00fcten folgt: Erstlich, dass das Perigon einer allm\u00e4hligen Transformation in vegetative Bl\u00e4tter f\u00e4hig ist, Staub- und Kapillarwirbel aber mit grosser Festigkeit ihre Natur zu erhalten streben, und eher eingehen als sich in vegetative Bl\u00e4tter verwandeln. Zweitens, dass der Discus beim Fehlschlagen der Staubgef\u00e4sse verschwindet, und nicht als Ausbreitung \u00f6der Rand um die im Innern des Perigons er-erzeugte Knospe zur\u00fcckbleibt, somit entweder keine besondere Ausbreitung der Axe ist, oder im Falle das Statt findet, die Ausbreitung constant mit der Axenfortsetzung verschmilzt.\nPlan ta go botryophylla Kirsch leger. Notice sur quelques faits de T\u00e9ratologie v\u00e9g\u00e9tale in M\u00e9m. de la Soc. du Museum d\u2019Histoire naturelle de Strasbourg T. 3. p. 12. Jede Abhandlung dieser M\u00e9moires ist besonders paginirt. Die Bracteen an Plantago major\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nwaren in folia subspatulata ausgewachsen. Eine in gutem Boden gar nicht seltene Monstrosit\u00e4t.\nPeucedanum Oreoselinum Kirschleger a. a. O. p. 8. Am Stamm sah man in einer gewissen H\u00f6he eine Menge von Doldenstralen 30\u201440, welche in einem Wirtel um den Stamm herum standen, die H\u00fcllbl\u00e4tter waren in zusammengesetzte Bl\u00e4tter verwandelt. Der verl\u00e4ngerte Stamm trug eine viellappige Bractee, aus deren Winkel eine einzige besondere Dolde hervorkam. Der Gipfel des Stammes endigtesich in eine gew\u00f6hnliche zusammengesetzte Dolde. Der Verf. glaubte demnach, dass in den Dolden immer ein Stral die Axe darstelle.\nPrimula sinensis. Beschryving eener volledige Vergroening van Primula sinensis Lindl. Tyd-schrift voor natuurl. Geschieden, en Physiol. T. 10. p. 355. Eine genaue und umst\u00e4ndliche Beschreibung dieser merkw\u00fcrdigen Monstrosit\u00e4t, die einen stufenweise fortschreitenden Uebergang der Bl\u00fctentheile zur Blattbildung zeigte. Ein Auszug daraus l\u00e4sst sich nicht wohl geben. Alle Theile der Blume waren gr\u00fcn geworden. Der Kelch, statt unten bauchig zu sein, wurde es erst nach oben; die Blumenkrone, statt abzufallen, war unten mit dem Bl\u00fctenboden verwachsen, die Abtheilungen zeigten ausser der gr\u00fcnen Farbe nur an einigen Bl\u00fcten geringe Einschnitte, die Staubgef\u00e4sse waren angewachsen, die Staubbeutel fleischig und ohne Bl\u00fctenstaub, der Fruchtknoten gestielt und nach oben verdickt, so, dass er aus der Bl\u00fcte herausstand. Am auffallendsten waren die Ver\u00e4nderungen, welche die Eichen oder noch mehr der Samentr\u00e4ger erlitten hatten, sie waren in einigen Fruchtanlagen wenig ver\u00e4ndert, nur dass die micropyle (eimond), statt neben der Anheftungsstelle zu liegen, ihr gegen\u00fcber lag. ln andern Fr\u00fcchten waren die Eichen durch fleischige, 3 bis 5 lappige Bl\u00e4ttchen umgeben; einige sind dann ganz mit den Bl\u00e4ttchen bedeckt, andere haben an der Basis noch geh\u00f6rig geformte Eichen, andere wiederum, an der Basis mit Bl\u00e4ttchen besetzt, haben an der Spitze lang gestielte Eichen. Die an der Stelle der Eichen hervorkommende Bl\u00e4ttchen sind eif\u00f6rmig, in den Blattstiel herablaufend, zugespitzt und behaart. Eine Entwickelung der Eichen selbst zu einer jungen Pflanze bemerkte der Verf. nicht.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n83\nPrimula Auricula. Kirschleger a. a. O. p. 11. Jede Blume hatte statt des Fruchtknotens eine sehr gut entwickelte Blutenknospe.\nPelorievon Calceolaria erenat iflora, beschrieben von E. Meyer. Linnaea T. 16. p. 26. Die Pelorie dieser Pflanze zeigte eine glockenf\u00f6rmige R\u00f6hre und einen umgekehrt trichterf\u00f6rmigen viertheiligen Saum. Das Pistill war Vollst\u00e4ndig und ohne die mindeste Abweichung vom normalen Zustande entwickelt. Aber die Staubf\u00e4den fehlten ganz, und ohne die geringste Spur der Stelle, wo sie sich h\u00e4tten bilden sollen. Der Verf. erkl\u00e4rt nun die Pelorie folgender-massen: In der nat\u00fcrlichen Krone stehen die beiden Staubf\u00e4den unter der kurzen Oberlippe; die Unterlippe scheint deshalb gr\u00f6sser und lebhafter gef\u00e4rbt, weil aus ihr keine Staubf\u00e4den entspringen. Jetzt nehme man die Staubf\u00e4den ganz weg und das Gleichgewicht unter beiden Lippen muss sich wiederherstellen. Die Pelorie besteht nun aus dem vollst\u00e4ndigen zur Krone verschmolzenen Blattkreise, und zeigt in dem Grunde ringsum Flecke, weil ringsum keine Staubf\u00e4den zur Ausbildung gekommen. Endst\u00e4ndig war keine der beiden Pelorien. Der Stiel der einen war sogar mit dem Stiele einer ganz normal gebildeten Nachbarblume seiner ganzen L\u00e4nge nach so zusammengewachsen, dass die Kelche beider mit dem R\u00fccken gegen einander standen, und beide Kronen fast horizontal sich ausbreiteten.\nLinaria vulgaris. Monstr\u00f6 se Blumen, beschrieben von E. Heufier. Linnaea T. 17. p. 10. Allerdings eine sonderbare Monstrosit\u00e4t und desswegen merkw\u00fcrdig, weil sie aus dem- gew\u00f6hnlichen Kreise der Ver\u00e4nderung her-ausgeht. Die Oberlippe der Bl\u00fcte zeigte nichts besonderes, als das Rudiment eines Sporns an der R\u00fcckseite. Die Unterlippe war bedeutend gr\u00f6sser, durch einen oder zwei unf\u00f6rmliche Lappen vermehrt, der Gaumen mehr aufgetrieben und sehr gerunzelt. Die vier Staubf\u00e4den hatten sich in trompetenf\u00f6rmige R\u00f6hren verwandelt. Jede einzelne R\u00f6hre stand in mannichfaltigen Kr\u00fcmmungen \u00fcber den Rachen hinaus. Der unterste Theil glich einem Sporne, der mittlere Theil war mit orangefarbenen Haaren besetzt, der oberste war wiederum glatt und \u00f6ffnete sich auf die verschiedenste Weise.\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nDer Saum schief nach Aussen geschlagen, und bei jedem einzelnen St\u00fcck anders geformt. Das Rudiment des f\u00fcnften Staubfadens war ein \u00e4hnliches r\u00f6hrenf\u00f6rmiges Blatt geworden, welches von der innern Fl\u00e4che der Oberlippe an frei war, und \u00fcber die Blume hinausragte. Dieser verwandelte f\u00fcnfte Staubfaden war \u00e4usserst zart gebildet; ganz kahl und durchsichtig, von gew\u00e4sserter schwefelgelber Farbe. Manchmal waren Spuren eines sechsten und siebenten Staubfadens vorhanden , entweder in Gestalt einer wasserhellen Spitze oder als ein zartes Stielchen, eine gelbliche, blattartige Schale tragend. Statt des Pistills zeigte sich eine mehr oder weniger entwickelte zweite Blume. \u2014 Man sieht aus der Beschreibung dieser Pelorie, dass sie kein R\u00fcckschritt zu einer regelm\u00e4ssigen Bl\u00fcte, sondern ein Fortschritt zu einer h\u00f6her ausgebildeten Bl\u00fcte ist.\nVeronica sibirica fasciata. Kirschleger a. a. 0. p. 10. Beschreibung einer solchen Veronica mit einem geb\u00e4nderten Stamme, der sich oben in zwei Theile theilt. Von dem innern Baue sagt der Verf. nur, dass der Stamm im Querschnitt ein einfaches Mark zeigte. Einige wenige Worte \u00fcber die Entstehung dieser Misbildung kommen darauf hinaus, dass doch eine Verwachsung zweier oder noch mehr St\u00e4mme m\u00f6ge Statt gefunden haben. Das m\u00fcsste sich doch durch den innern Bau zeigen.\nCampanula persicifolia. Kirschleger a. a. O. p. 3. Die Bl\u00e4tter der Pflanzen wurden nach oben zu immer mehr bl\u00fctenartig. Die Bl\u00e4tter .9\u201413 am Stamme waren wellenf\u00f6rmig kraus, die Bl\u00e4tter 13\u201418 blau gef\u00e4rbt, die Bl\u00e4tter 19\u201423 wurden immer kleiner von einer gr\u00fcnlich blauen, sehr blassen Farbe, einige hingen an den R\u00e4ndern zusammen. Einige Cyclen von halbblumenblattf\u00f6rmigen Bl\u00e4ttern entwik-kelten sich, ehe die f\u00fcnf wirtelf\u00f6rmigen Staminalbl\u00e4tter erschienen. Jedes dieser letztem trug an der obern und vordem H\u00e4lfte eine zweif\u00e4cherige wohl entwickelte Anthere, deren F\u00e4cher aber mit noch nicht staubf\u00f6rmigem Bl\u00fctenstaub gef\u00fcllt waren. Jedes Fach geh\u00f6rte der H\u00e4lfte des Blattes an, die von einander durch die Mittelrippe getrennt waren. Die Pollenmasse schien auf beiden Fl\u00e4chen, der vordem und der hintern, durch eine epidemische Membran bedeckt; jedes","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"fur physiologische Botanik.\n85\nFach war iu zwei l\u00e4ngliche Coucamerationen getheilt, die am Rande, da wo die Anthere sich \u00f6ffnet, eine Einbiegung hatte. An der Spitze der Axe fanden sich drei freie Karpellarbl\u00e4t-ter; Spuren von Eichen waren nicht zu sehen. Die Monstrosit\u00e4t schien durch einen Insektenstich veranlasst.\nTragopogon pratensis. Kirschleger a. a. O. p. 5. Die \u00e4usserii Bl\u00fcmchen, viel gr\u00f6sser als die innern, zeigten einen Kelch von f\u00fcnf linienf\u00f6rmigen Bl\u00e4ttchen; eine gelblich gr\u00fcne, an der Spitze schwach f\u00fcnfgez\u00e4hnte Blumenkrone, an einer Seite bis an die Basis gespalten; f\u00fcnf freie Staubf\u00e4den; zwei lange, spitze, gr\u00fcne Karpellarbl\u00e4tter, und zwischen ihnen ein neues Calathidium aus dreissig Bl\u00fcmchen bestehend. Die Schl\u00fcsse sind leicht zu ziehen.\nRosa gallica prolif\u00e9ra. Kirschleger a. a. O. p. 7. Den Kelch stellten f\u00fcnf gefiederte Bl\u00e4tter vor, das Endbl\u00e4ttchen war dreilappig an einigen. Die Axe setzte sich durch den Kelch in derselben Dicke fort, dann folgten f\u00fcnf gew\u00f6hnlich gebildete Blumenbl\u00e4tter, aber die Axe fuhr fort und war nun nackt. Hier zeigte sich ein kleines Blatt, welches nur durch das Endbl\u00e4ttchen repr\u00e4sentirt wmrde, dessen Rachis zwischen den beiden Stipeln eine Rosenfarbe hatte. Die beiden Stipeln waren von zarter Consistenz und von Rosenfarbe. \u00c4n der Spitze stand eine gef\u00fcllte Rosenknospe mit vielen Karpellen.\nPhiladelphus coronarius. v. Schlechtendal Lin-naea T. 16. p. 463. Der Kelch aus vier gestielten Bl\u00e4ttern, von denen die zwei untern l\u00e4nger waren, die zwei obern kleiner und sehr ungleichseitig, indem die eine H\u00e4lfte fehlte. Acht Blumenbl\u00e4tter; die Staubgef\u00e4sse fast normal. Pistill frei, sonst normal. In der Achsel des obern kleinen Kelchblattes standen noch zwei kleine, verschieden gebogene Blumenbl\u00e4tter und zwischen diesen zwei kurze Staubgef\u00e4sse, von denen das eine eine wohlgebildete Anthere, das andere eine missgebildete trug. Eine andere Blume zeigte den Uebergang der normalen Blumenbildung in die oben beschriebene abnorme. Noch eine andere Blume hatte einen normalen Kelch, vier Blumenbl\u00e4tter, mit denen jedoch noch andere vier offenbar aus Staubgef\u00e4ssen entstandene Blumenbl\u00e4tter wechselten. Eine vierte Blume hatte einen in vier Theile getheilten Kelch,","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nzwei derselben waren normal, das dritte stellte ein gestieltes Blatt dar, das vierte war viel kleiner, fast halbseitig und spiralig gedreht. In beiden Achseln der obern Kelchtheile befand sich eine unvollkommene Blume. Hier ist, sagt der Verf., eine Vereinigung der Blumenbildung mit der Inflorescenz.\nBerberis articulata Loiseleur Kirschleger a. a.O. p*. i. Der Verf. fand eine Monstrosit\u00e4t von Berberis vulgaris mit Bl\u00e4ttern, deren Stiele an der Spitze gegliedert waren. Er schliesst daraus, dass die Bl\u00e4tter der Berberis eigentlich nur die Endbl\u00e4tter eines gefiederten Blattes sind, wie die verwandten Arten zeigen. Willemet in seiner Flore de Nancy sah diese Monstrosit\u00e4t, und da er bei Linn\u00e9 keine andere Berberis fand, als B. vulgaris und B. cretica, so musste es B. cretica sein, Sein Neffe Soyer Willemet sah diesen Fehler ein und nannte die Pflanze B. vulgaris monstruoso-petiolata. Loiseleur (Dictionn. d. sc. naturell. T. 56. p. 318) erkannte wohl, dass diese Pflanze nicht B. cretica sei, doch beschrieb er sie als eine neue Art unter dem Namen B. articulata. Hierher geh\u00f6rt auch B. provincialis Audib., welche in den Reliquiae Schraderianae Linnaea 1838. p. 381. charakterisirt ist, auch hat es Steudel in seinem Nomenclat. botan., wie K. erinnert, nicht verbessert. Wenn er aber, gleichsam tadelnd, sagt, dass noch immer in den Beschreibungen der Ausdruck spina gebraucht werde, so hat er sehr unrecht, denn in der Beschreibung muss zwar die Stelle des Theils angedeutet sein, aber die morphologischen Ansichten, die sehr verschieden sein k\u00f6nnen, d\u00fcrfen die Benennung des Theils nicht bestimmen.\nDelphinium Consolida. Kirschleger a, a. O. p. 4. Die corolla (Linn\u00e9\u2019s nectarium) war ausgewachsen, f\u00fcnf-bl\u00e4ttrig, und fast regelm\u00e4ssig, die obern Bl\u00e4tter in spornartige Forts\u00e4tze verl\u00e4ngert und diese Blumenbl\u00e4tter wechselten mit den Kelchbl\u00e4ttern. Ein Beweis f\u00fcr Jussieu's Ansicht dieser Blume. Zwar ist die letztere allgemein angenommen.\nIch f\u00fcge hier die Anzeige einer Abhandlung bei, weil sie sich ebenfalls auf Umbildungen oder Monstrosit\u00e4ten st\u00fctzt: Ueber das Wesen der Ke im knospe von Si eg fr. Reissek, Linnaea T. 17. p. 657. \u201e1st die Keimknospe eine wahre Knospe, sagt der Verf., so entspricht der Nucleus","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik\n87\ndem Nucleus der Blattknospe, die Integumente den \u00e4ussern Bl\u00e4ttern derselben. Bei der gew\u00f6hnlichen Blattknospe gilt es als Gesetz, dass die \u00e4ussern, respective untern Bl\u00e4tter die \u00e4ltesten sind, die innern Bl\u00e4tter, welche den Nucleus zusammensetzen, die j\u00fcngsten, somit der Nucleus selbst der j\u00fcngste Theil. An der Keimknospe ist stets der Nucleus der \u00e4lteste, das \u00e4ussere Integument der j\u00fcngste Theil. Es findet demnach hier das Umgekehrte Statt. Aus diesem Verhalten ist ersichtlich, dass die Keimknospe, da sie so wesentlich abweicht, ihrer Vegetation nach keine Knospe sein k\u00f6nne. Die Anlagerung neuer Partien nach aus - und abw\u00e4rts findet aber gesetzm\u00e4ssig am Blatte Statt. Die Keimknospe ist deshalb ein Blatt. So wie die Bildung der Lappen am Blatte, so schreitet auch die Bildung der Integumente der Keimknospe nach Aussen fort.\u201c Ich muss diesem geradezu widersprechen. Der Nucleus der Blattknospe ist keinesweges aus Bl\u00e4ttern zusammengesetzt; er ist das abgerundete Ende eines Astes und ist der erste, der \u00e4lteste Theil der Knospe, durch das Hervordringen des Markes gebildet. Ich k\u00f6nnte dem Verf. viele Abbildungen dar\u00fcber zeigen, eine oder einige werde ich bald in meiner Anatomia plantarum vorlegen. Dieser Nucleus sprosst neue Bl\u00e4tter hervor, l\u00f6set sich aber gar nicht in Bl\u00e4tter auf. Die Anlagerung neuer Partien nach aus- und abw\u00e4rts findet aber gesetzm\u00e4ssig an der Blattknospe Statt, und nicht am Blatte, welches sich nach allen Richtungen ausdehnt. Die Keimknospe ist also kein Blatt, wohl aber mit der Blattknospe zu verglichen. Es w\u00fcrde zu weitl\u00e4uftig sein, mich \u00fcber die folgenden einzelnen S\u00e4tze des Verf. zu \u00e4ussern, da ich fast immer auf die entgegengesetzten Resultate gekommen bin.\nAn diese allgemeinen Betrachtungen von Monstrosit\u00e4ten \u2014 die vorhergehenden betreffen nur einzelne F\u00e4lle \u2014 schlies-sen sich auch die Missbildungen gesammelt von Pr. v. Schlechtendal an, in Botan. Zeitung St. 29. S. 492. Der viertheilige Saum der Blumenkrone, sagt der Verf. von Syringa vulgaris, zeigt h\u00e4ufig einen Lappen mehr, welcher dann meist nicht von gleicher Gr\u00f6sse mit den \u00fcbrigen ist. In solchen F\u00e4llen mehrt sich auch wohl die Zahl der Staub-gef\u00e4sse um eins, und zwar ebenfalls durch Theilung des einen, dessen Staubfaden sich biegt und an dieser Biegung eine","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\tH. F. Link: Jahresbericht Uber die Arbeiten\nPollen entwickelnde kleine Stelle zeigt. Seltener sind Blumen, und namentlich kommen sie bei der weissblumigen Art besonders vor, deren Kronensaum in eine Menge Lappen ge-tlieilt ist, 13\u201425 sieht man zuweilen. Staubgef\u00e4sse sind in der Mehrzahl da, und zwei neben einander im Grunde der Blume stehende Pistille zeigten, dass wenigstens zwei vereinigte Blumen den Grund zu dieser eigenthiimlichen Bildung gelegt hatten. An Arctotheca repens fand der Verf. drei Bl\u00fcmchen der Scheibe mit einander vereinigt.\nAeusserst h\u00e4ufig, sagt v. Schlechtendal daselbst, findet sich der Pflanzenstengel, auch wohl die Bl\u00e4tter spiralf\u00f6rmig gedreht, gew\u00f6hnlich wenn irgend ein Hinderniss bei der Entwickelung Statt fand. Oft kommt dieses Drehen mit dem Flachwerden zugleich vor. An Triticum repens bemerkte der Verf. auch eine Drehung des obersten Blattes, die hier genau beschrieben wird. An den Wurzeln sah ich nicht selten eine solche Drehung ebenfalls.\nPflanzenbeschreibungen mit R\u00fccksicht auf den inneren Bau.\n1. Phan\u00e9rogame n.\nMonographia Cycadearum. Scripsit F. A. G. Miquel. Traj. ad Rhen. 1842. fol. Eine vortreffliche Monographie. Voran geht eine Untersuchung des innern Baues dieser Pflanzen, historisch und nach eigenen Ansichten. Zuerst eine genaue Beschreibung des innern Baues der Wurzeln, wie sie sonst nicht gegeben worden, und darum w\u00e4re es sehr w\u00fcnschenswerth, dass der Verf. Figuren davon mitgetheilt h\u00e4tte. Merkw\u00fcrdig sind die gemmae radicales, welche der Verf. mit Recht mit Zwiebeln vergleicht. Man kann aber auch den ganzen Stamm mit seinen Schuppen, als eine Zwiebel \u00fcber der Erde betrachten. Der Verf. f\u00fchrt die Beobachtung von Faidermann im K. Botanischen Garten in St. Petersburg an, welcher aus den Schuppen abgestorbener St\u00e4mme junge Pflanzen erzog. Die Schuppen sind die Bl\u00e4tter, aus denen man, wie aus den Bl\u00e4ttern der Aloearten, so lange*sie noch einigermassen frisch sind, junge Pflanzen erziehen kann. Die sogenannten Bl\u00e4tter nennt der Verf. mit Linn\u00e9 frondes,","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n89\nlind die einzelnen Bl\u00e4ttchen, nicht damit \u00fcbereinstimmend, foliola. Es sind Aeste, wie ich in einer noch ungedruckten, in der Akademie (1842) vorgelesenen Abhandlung (wovon aber der Bericht erschienen ist), gezeigt habe, und wie der Verf, es p. 11 selbst andeutet. Er sagt hier, die weiblichen spadices von Cycas waren offenbar frondes, die Ovarien ver\u00e4nderte Bl\u00e4tter, und so folge daraus, dass man die frondes f\u00fcr Aeste halten m\u00fcsse. Die Schuppen unter den frondes sind ein weit mehr \u00fcberzeugender Beweis, dass jene Aeste sind. Die Bl\u00e4ttchen der amerikanischen Cycadeen sind durch angeschwollene Basis an die rachis befestigt, gleichsam arti-culirt, die der indischen und afrikanischen gehen aber gerade in dieselbe \u00fcber. Das Ovarium von Cycas revoluta wird genau beschrieben. Es ist l\u00e4nglich, und in eine R\u00f6hre zugespitzt. Es besteht zu \u00e4usserst aus einer Zellenschicht von kleinen, dichten und festen, mit einer gelben f\u00e4rbenden Materie erf\u00fcllten Zellen und Gummig\u00e4ngen. Dann folgt eine harte Holzschicht aus Spiralfasern, die nach unten zusammen gehen und endlich eine innere Haut aus einem braunen flockigen Zellgewebe, welche der Verf. f\u00fcr den zelligen Theil des Nabelstranges, oder die Placenta h\u00e4lt. Diese drei Theile rechnet der Verf. zum Pericarpium, in welchem das Ovulum liegt. Es hat ein deutlich ge\u00f6ffnetes Exostomium. Die testa besteht aus einem dicken, festen Zellgewebe und ihre H\u00f6hlung wird vor der Befruchtung bis auf ein Drittel oder ein Viertel mit Zellgewebe angef\u00fcllt, wovon der \u00e4ussere Theil h\u00e4utig erscheint, der innere hingegen dicht und sph\u00e4risch den Nucleus darstellt. Mit der Zeit w\u00e4chst dieser Nucleus an und bildet das Albumen, die Testa fliesst mit dem flockigen Gewebe zusammen. Nach der Befruchtung zeigen sich mehr Embryonen in einem Stamme, doch wird nur einer entwickelt, der in der Axe des Albumens liegt. Das Wurzelchen tritt ein wenig an der Spitze hervor. Es wird durch ein Filum Suspensorium mit der Membran verkn\u00fcpft, welche die Spitze des Albumens bedeckt, dort frei ist, unten aber zum gr\u00f6ssten Theil mit dem Placentark\u00f6rper und dem Endokarpium verw\u00e4chst. Die Nuss oder das Putamen ist inwendig von der Testa \u00fcberzogen und damit durch ein Placentargewebe verbunden, welches gleichsam eine glatte und trockene Membran darstellt, mit \u00e4stigen, von","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"c)Q\tH. F. Link. Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nder Basis divergirenden Gefassbiindeln (raphe). In den Za-mien f\u00e4llt das mittlere Placentargewebe fast ganz weg, und dann sieht man ganz deutlich, wie die Basis der Testa durch Gef\u00e4ssfasern ganz mit der Basis der Nuss verbunden wird. Uebrigens erkl\u00e4rt der Verf. die Bauerschen Abbildungen von der Frucht der Cycas media, und f\u00fcgt eigene Bemerkungen von der Frucht der javanischen Variet\u00e4t von Cycas circinalis hinzu. Auch die m\u00e4nnlichen Geschlechtsteile beschreibt der Verf. Die Frucht von Encephalartus spinulosus sah er im Amsterdamer Garten keimen; vergleicht seine Beobachtungen mit der Beschreibung, welche Petit Thouars vom Keimen einer Cycas madagascariensis gegeben hat, und zeigt die Unterschiede kurz an. Zuletzt ist von den Verwandtschaften der Cycadeen die Rede; er zeigt ihre Unterschiede von allen den Familien, in deren N\u00e4he man sie gestellt hat. Wenn auch Richard den Habitus palmenartig gefunden hat, sagt der Verf., so ist doch der Unterschied sehr gross. Der innere Bau des Caudex ist ganz verschieden und dikotyledonenartig, die Bl\u00e4tter sind nicht scheidenartig , sondern von einander getrennt, und zwischen dem Baue der Geschlechtstheile ist keine Aehn-lichkeit. Aber der Bau der Geschlechtstheile bei den Palmen ist ausserordentlich verschieden; die Schuppen der Cycadeen sind die wahren Bl\u00e4tter und scheidenartig, der innere Bau des Stammes ist ganz wie bei Phoenix und verwandten Palmen, die ich als Cocoideae l\u00e4ngst von den Arecaceae in meinen Vorlesungen geschieden habe. Doch dar\u00fcber in der Folge mehr. Hierauf folgt nun die Beschreibung der einzelnen Gattungen und Arten.\nDe Encephalarto Lehmanni scr. G. H. de Vriese. Tydschrift voor naturl. Gesellied. T. 10. St. 1. p. 59. Dieser in sehr gutem Latein geschriebene Brief (ein seltener Fall unter den jetzt lebenden Botanikern) an Miquel enth\u00e4lt eine genaue Beschreibung der eben genannten Pflanze und ihre Geschichte. Der Verf. bemerkte, dass im Herbst, nachdem die Pflanze abgebl\u00fchet hatte, neben dem \u00fcbrig gebliebenen Bl\u00fctenstiele neue Bl\u00e4tter hervorkamen, wodurch die Narbe des Bl\u00fctenstiels an die Seite getrieben wurde. Es w\u00e4re also in dem bl\u00fchenden Zapfen eine evolutio terminalis, worauf eine evolutio lateralis von Bl\u00e4ttern folgte, und der","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n91\nVerf. meint, dass auf diese Weise die Ver\u00e4stelung der Cyca-deen, die man an alten St\u00e4mme zuweilen bemerkt hat, geschehe. Ein ebenfalls sehr gut lateinisch geschriebener Brief von Miquel an de Vriese in derselben Zeitschrift p. 68 handelt de Cycadeis Loddigesianis.\nDie Observations s. 1. Musac\u00e9es, les Scitamin\u00e9es, les Cann\u00e9es et les Orchid\u00e9es p. M. Them. Lestiboudois in den Ann. des sciene. natur. T. 17 p. 205 u. 257 enthalten nur Beschreibungen, wobei der Verf. auf die Ansichten Anderer wenig R\u00fccksicht genommen hat.\nRecherches litt\u00e9raires sur le lis de St. Jaques, suivies d\u2019observation sur l\u2019anatomie et la physiologie de cette fleur par Ch. Morren. Bulletin de l\u2019Academie royale des scienc. T. 9. P. 1. p. 302. Es ist die Rede von der Amaryllis formosissima Linn., die man jetzt Sprekelia formosissima nennt; ein Name, wie der Verf. mit Recht sagt, an den sich keine Erinnerung kn\u00fcpft, und der nicht einmal eine vern\u00fcnftige Etymologie gestattet. Simon de Tovar, Arzt zu Sevilla, erhielt im Jahre 1595 Zwiebeln von dieser Pflanze aus Mexico, die auch bei ihm bl\u00fchte, und sandte davon an den Grafen von Aremberg, durch den sie in die G\u00e4rten der Liebhaber kam. Linn\u00e9 wollte an dieser Pflanze die Bemerkung gemacht haben, dass die Narbe einen Saft periodisch absondere und auch wieder resorbire; der Verf. fand aber, dass dieser Saft nicht aus dem Stigma, sondern aus dem Boden des Perianthium hervordringe, dass auch keine Periodicit\u00e4t dabei Statt finde und dass er nicht resorbirt werde, sondern austropfe. Der Verf. kommt nun auf den Metallglanz der Blume. Er entsteht von dem Ueberzug (derme), der einen besondern Bau hat, wo die Zellen mit einem durchsichtigen rothen Saft gef\u00fcllt sind, und zweitens von den unz\u00e4hligen Luftblasen, die sich in den Intercellularg\u00e4ngen unter jenem Ueberzuge befinden; diese kleinen Luftkissen stellen einen Spiegel vor, in welchem das Rubinroth der Zellen im Ueberzuge reflektirt wird. Die beiden Ueber-ziige, der obere und der untere, sind aus einem Zellgewebe mit konischen Zellen gebildet, die einige Anatomen f\u00e4lschlich (warum?) Papillen genannt haben. Die konischen Zellen sind kurz, an der Basis sechseckig, und in der Mitte konisch","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nerhaben. Diesem Kegel gegen\u00fcber, erhebt sich in der H\u00f6hlung ein grosser k\u00f6rniger Cytoblast, von einer weisslich gelben Farbe, und \u00fcbrigens ist die Zelle mit einer sch\u00f6n rothen Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt. An der Luft \u00e4ndert diese Fl\u00fcssigkeit ihre Farbe, und wird bl\u00e4ulich gr\u00fcn. Auf der obern Fl\u00e4che sind die kegelf\u00f6rmigen Erhebungen ausgezeichneter als auf der untern. \u2014 Die erw\u00e4hnten Luftblasen scheinen mir zu dem Glanz nichts beizutragen. Schon l\u00e4ngst habe ich behauptet, dass der eigenth\u00fcmliche Sammtglanz der Blumenbl\u00e4tter und der M\u00f6osbl\u00e4tter von Papillen, n\u00e4mlich jenen konischen Erhebungen der Zellen herr\u00fchrt; je gr\u00f6sser die Papillen, desto gr\u00f6sser der Glanz. Fehlen die Papillen, so erscheint die Blume ohne allen Glanz wie an FJantago. \u2014 Der Verf. setzt noch einige Bemerkungen \u00fcber das Schwanken der Antheren hinzu, und \u00fcber die Gestalt der Pollenk\u00f6rner. Die \u00e4ussere Haut sei ohne Zellen, gegen Mold; durch sie sehe man die K\u00f6rner im Innern. Die grossen Pollenschl\u00e4uche treten in die l\u00e4nglichen Zellen des Stigma, und folgen der Mitte des Griffels, wo man ihrer eine Menge sieht.\nRecherches sur l\u2019ivoire v\u00e9g\u00e9tal par M. Charl. Morren. Bulletin de l\u2019Academ. R. d. scienc. d. Bruxelles T. 9. P. 2. p. 362. Das vegetabilische Elfenbein ist das dichte Albumen einer Nuss, woraus mancherlei zierliche Sachen gedrechselt werden; eine Anwendung, die man zuerst in England gemacht hat. Diese Nuss ist schon lange bekannt, und kommt von einem Baume, der den Palmen oder wie Endlicher will, den Pandaneen nahe steht, und von Ruiz und Pavon Phytelephas, von Willdenow aber Elephantusia genannt wird. Er w\u00e4chst, nach Humboldt, im Innern von S\u00fcd-Amerika am Magdalenenflusse und bei lbague in S\u00fcd-Amerika, und nicht auf den Mascara-Inseln, wie Morren sagt. Von diesem erhalten wir eine genaue anatomische Untersuchung der Nuss. Sie besteht zu \u00e4usserst aus vier Umh\u00fcllungen von verschieden geformtem Parenchym, dann folgt das Albumen, das eigentlich sogenannte vegetabilische Elfenbein, welches \u00e4usserst dicht und weiss ist, von einem merkw\u00fcrdigen Bau. Man findet n\u00e4mlich gegen den Umfang H\u00f6hlungen von unregelm\u00e4ssiger Gestalt, dann werden sie sechseckig und von jeder Ecke (im Durchschnitt gesehen) laufen kurze gerade","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n93\nKan\u00e4le aus. Die H\u00f6hlungen stehen im Verb\u00e4nde (in quin-cunce). Alles \u00fcbrige erscheint selbst unter starken Vergr\u00f6s-serungen als eine dichte Masse. Wenn man aber einen Tropfen kanadischen Balsam dar\u00fcber bringt, so sieht man deutlich, dass die dichte Masse aus Parenchym besteht, und dass die H\u00f6hlungen mit den breiteren Spitzen ihrer Aeste in einandergreifen. \u2014 Der innere Bau gleicht denen der Wasserpflanzen, und die abweichende Dichte und Festigkeit m\u00f6chte wohl von der Zartheit des zusammengedr\u00e4ngten Parenchyms herr\u00fchren.\nSystema Piperacearum. Exposuit F. A. Guil. Miquel. Rote rod. 1843. Svo. Fase. 1. Ein sch\u00e4tzbares Buch. Die Einleitung handelt von dem innern sowohl als dem \u00e4ussern Bau der Piperaceen. Hier k\u00f6nnen nur einige S\u00e4tze des Verf. angef\u00fchrt werden. Der Stamm aller Piperaceen hat einen angeschwollenen Knoten, sagt der Verf., und ist dadurch gegliedert, aber der Ursprung dieser Knoten ist verschieden. An den Peperomieen befindet sich eine Endknospe, welche den Stamm fortsetzt, nebst vielen Seitenknospen, woraus die Aeste hervorgehen; an den Piperaceen aber ist das Wachsthum in die L\u00e4nge an jedem Knoten unterbroj chen und wird durch eine Seitenknospe fortgesetzt. Eine solche Seitenaxe wird mit ihrem ersten Blatte von einer stipula oppositifolia umgeben, die morphologisch betrachtet, ein Abortivblatt der Axe ist (?). Mit dem K\u00e4tzchen ist bei diesen Pflanzen die Axe beendigt, daher sind die K\u00e4tzchen zuerst aufrecht, nachher aber, wenn die Seitenaxe anw\u00e4chst, zur Seite gebogen. \u2014 Die Darstellung des Verf. ist sehr richtig. Diese Art der Inflorescenz findet auch bei manchen Doldengew\u00e4chsen Statt, wo ich sie inflorescentia axillaris genannt habe, so bei Sium angustifolium und Sium nodiflorum, indem Sium latifolium die gew\u00f6hnliche Inflorescenz beh\u00e4lt. Die Piperaceen stehen in der Mitte zwischen den Monokotylen und Dikotylen in aller R\u00fccksicht, und man kann die Stipula als den Anhang eines scheideartigen Blattstiels als eine ligula bipartita ansehen. \u2014 Der Stamm hat den innern Bau der Dikotylen, sagt der Verf. ferner, worin alle Botaniker \u00dcbereinkommen, doch ist das Holz nicht in vollkommen concen-trische Schichten getheilt, sondern nur durch Markstrahlen in","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nAbschnitte gespalten, und zerstreute Holzfasern laufen ohne Ordnung durch das Mark. In einem zweij\u00e4hrigen Aste von Peperomia magnoliaefolia kann man weder ein wahres Mark, noch Holzschichten unterscheiden, sondern nur ungef\u00e4hr 25 Holzb\u00fcndel, unregelm\u00e4ssig, kaum in Kreisen gestellt, von denen die \u00e4ussern 9 dicker sind, die innern stufenweise d\u00fcnner werden, und in der Mitte so dicht zusammen stehen, dass man kein Mark unterscheiden kann. In den \u00e4lteren Zweigen ist das Mark wohl vom Holz unterschieden und enth\u00e4lt zerstreute Holzfasern ; das noch weiche Holz aber ist keineswegs in concentrische Schichten getheilt, sondern nur durch weite Medullarstralen stralenweise getrennt. In mehreren krautartigen Arten sind die Holzfasern so unregelm\u00e4ssig getheilt, dass man keine Medullarstralen unterscheiden kann. \u2014 Diese Form steht ebenfalls in der Mitte zwischen der Monokotylen-und Dikotylenform Ausser den Piperaceen find\u00e7t sie sich noch bei den Amaranthaceen, vielen Chenopodeen, Nyctagi-neen u. a. Man muss aber diese Form nicht mit der Form in den Cucurbitaceen, Umbelliferen und vielen andern Kr\u00e4utern verwechseln, wie oft geschehen ist, wo nur die Holzschicht mit Markstralen in mehrere Abschnitte durch Zellgewebe getrennt wird. \u2014 Bei den Bl\u00e4ttern bemerkt der Verb, dass die entgegengesetzten Bl\u00e4tter nur dadurch entstehen, dass die Knoten sich zusammengezogen haben, und dadurch die beiden Bl\u00e4tter gen\u00e4hert sind, dass aber an jedem Glied nur ein Blatt sich befindet; auch kommen die beiden Bl\u00e4tter nicht zugleich hervor, sondern eines entwickelt sich nach dem andern. Er rechnet \u00fcbrigens die Piperaceen zu den Dikotylen, weil nur der Embryosack seitw\u00e4rts hervortritt und aus ihm sich der Embryo entwickelt. Aber da der Embryo sehr klein ist und nur als gemma biloba, wie der Verb sagt, sich zeigt, so m\u00f6chte auch wohl das Keimen zwischen dem der Monokotylen und Dikotylen in der Mitte stehen.\nObservations anatomiques et organog\u00e9niques sur la Clandestine d\u2019Europe (Lathraea clandestina L.) par M. P. Duchartre. Compt. rendus de l\u2019Acad. d. Sc. \u00e0 Par. 184 3. P. 2. p. 1328. Von dieser anatomischen Beschreibung der Pflanze wollen wir nur das Ende anf\u00fchren, wo von der Frucht und dem Samen die Rede ist.","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n95\nDie Pflanze ist merkw\u00fcrdig dadurch, dass sich die Kapsel bei der Reife schnell \u00f6ffnet, und die beiden Klappen mit einer solchen Elasticit\u00e4t sich zusammenrollen, dass die grossen Samen bis auf 60\u201490 Centimeter fortgeschnellt worden. Der Grund dieser Erscheinung liegt nach dem Verf. darin, dass im Perikarpium sich zwei Schichten befinden, eine \u00e4ussere, dicke, fast fleischige aus grossen von innen nach aussen verl\u00e4ngerten Zellen, die gew\u00f6hnlich an dem vom Centrum der Frucht abgekehrten Ende weiter werden, und eine innere, d\u00fcnne, fast lederartige, aus kleinen, ovalen Zellen, deren grosse Axe mit der Oberfl\u00e4che der Kapsel parallel ist. Das Aufschwellen der Zellen in der ersten Schicht macht, dass jede auf die neben ihr liegende dr\u00fcckt, woraus die Totalwirkung in jeder Klappe entsteht, dass sie sich nach innen zu kr\u00fcmmt. \u2014 Der Verf. hat hier vermuthlich eine Erkl\u00e4rung nach Dutrochets Weise geben wollen. Die doppelte Schicht von Zellgewebe findet sich fast in allen Perikarpien, die doch nicht mit Gewalt aufspringen. Auch entsteht ein Anschwellen der Zellen im Pflanzenreiche nie pl\u00f6tzlich, und kann daher eine pl\u00f6tzliche Wirkung nie leicht veranlassen. \u2014 Der Same, sagt der Verf. ferner, ist im erwachsenen Zustande von einer sehr d\u00fcnnen testa oder spermoderme umgeben, die unter zwei einfachen zelligen Lagen aus drei Schichten von Faserzellen besteht. Dann folgt nach innen ein grosses, weisses, dichtes Albumen mit grossen Zellen, die sich durch die Dicke der W\u00e4nde und durch die Tiefe ihrer T\u00fcpfel (ponctuation) auszeichnen. Endlich der sehr kleine Embryo, der in einer H\u00f6hle des Albumens liegt, die er ganz ausf\u00fcllt; diese H\u00f6hle befindet sich gegen den Rand des Samens, nahe beim Nabel. Er hat die Gestalt einer kleinen Kugel, woran \u00e4usserlich eine kleine Warze, die radicula sitzt (mamelon radiculaire); gegen\u00fcber befinden sich die beiden etwas ungleichen Cotyledonen, und zwischen diesen eine kleine Erh\u00f6hung, der Anfang einer gemmula.\nRapport sur un M\u00e9moire de Mr. Payer intitul\u00e9: Etudes morphologique sur les inflorescenses anomales et un M\u00e9moire de Mr. Naudin intitul\u00e9: Etudes sur la v\u00e9g\u00e9tation des Sola n\u00e9es, la disposition de leurs feuilles et leurs inflorescenses, Compt. rend.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\n96\n1842. P. 2. p. 147. ln einigen nat\u00fcrlichen Ordnungen kommen die Aeste nicht immer aus dem Blattwinkel oder Brac-teenwinkel hervor, sondern stehen frei. St. Hilaire erkl\u00e4rt diese Anomalie durch ein Verwachsen der Blattbasis mit dem Aste. Die zu kurz gefasste Erkl\u00e4rung haben nun Naudin und Payer genauer auseinandergesetzt und angewandt. Nur die Resultate sind kurz angef\u00fchrt. Naudin redet bloss von den Solaneen, Payer von den Crassulaceen, Borragineen und Cistineen. Beide nehmen ausser dem Verwachsen noch das Aufh\u00f6ren des Hauptstammes an, statt dessen die Aeste seine Stelle einnehmen oder usurpiren, und daher rameaux usurpateurs heissen.\nDie Anatomischen Bemerkungen \u00fcber den Bau der Melocacten von P. F. A. W. Miquel, Linnaea V. 16. p. 465 enthalten nur die Best\u00e4tigung \u00e4lterer Beobachtungen nebst einigen Berichtigungen, und sind ohne Abbildungen.\nBydragen tot de Anatomie der Cacteen door P. Harting. Tydschrift voor naturlyke Geschieden. T. 9. p. 181. S. auch Botanische Zeitung 6. St. S. 97. Da die Abhandlung bloss Best\u00e4tigungen \u00e4lterer Beobachtungen enth\u00e4lt und Widerlegung anderer, so kann f\u00fcglich auf das verwiesen werden, was in der Botanischen Zeitung gesagt ist.\nCer\u00e9e de Napoleon ou observations sur l\u2019anatomie et la physiologie de cette fleur par Mr. Ch. Morren. Bulletin de l\u2019Acad. R. de scienc. de Bruxelles T. 9. P. 2. p. 210. Der Cereus Napoleonis wird in den G\u00e4rten gew\u00f6hnlich als die gr\u00f6ssere Ab\u00e4nderung von Cereus triangularis bezeichnet. Zuerst liefert der Verf. eine \u00e4ussere Beschreibung dieser Pflanze und ihrer sch\u00f6nen Bl\u00fcte, welche selten erscheint. Dann redet er vorz\u00fcglich von dem Stigmakanal. Indem er von dem Ger\u00fcche spricht, f\u00fchrt er ein Paar Versuche an, wo er eine Aehre von Orchis bifolia unter Wasser tauchte, so dass er den Duft nur durch das Wasser riechen konnte, und dennoch verbreiteten sie in der Nacht einen angenehmen Duft, zum Beweise, dass die Ursache, warum die Pflanzen den Duft nur in der Nacht verbreiten, nicht darin liegt, dass der ausgehauchte durch die K\u00fchle der Nacht mehr verdichtet werde.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n97\nEtudes sur l\u2019anatomie du raisin et la coloration des vins par Ch. Morren, Bullet, de l\u2019Acad. roy. d. scienc. d. Bruxell. T. 9. P. 2. p. 511. Der Verf. untersuchte die Traube, welche man um L\u00fcttich vorz\u00fcglich bauet, und Morillon noir nennt, doch hat er auch R\u00fccksicht auf die Trauben aus Italien und Portugal genommen. Das Epikarpium oder die \u00e4ussere Haut der Beere besteht aus zwei Schichten, die \u00e4ussere ist aus prismatischen oder octa\u00eb-drischen ungef\u00e4rbten Zellen zusammengesetzt, ohne Kugeln oder Kerne (cytoblastes), in den italienischen, spanischen und portugiesischen Trauben besonders dick; die innere Schicht aus \u00e4hnlichen Zellen von rother Farbe, welche einen kleinen, weisslichen Kern enthalten, umgeben von einem rothen Saft, worin kleine K\u00fcgelchen sich befinden. Das Sarkokarpium oder das Fleisch der Beere ist roth, da wo es an das Epikarpium gr\u00e4nzt, sonst aber ungef\u00e4rbt. Die Zellen sind eif\u00f6rmig oder zuweilen prismatisch. Es ist von Gef\u00e4ssen durchzogen, welche zwei Systeme ausmachen, ein centrales und ein peripherisches, welches unter der \u00e4ussern Haut ein zierliches Geflecht bildet. Die Zellen des Sarkokarpium gehen stralen-weise vom Centrum nach der Peripherie. Der merkw\u00fcrdigste Theil des Sarkokarpium ist der, welcher sich von dem Ge-f\u00e4ssnetz zum Epikarpium erstreckt, und zu \u00e4usserst rothe, dann gr\u00fcne und endlich weisse Zellen enth\u00e4lt, mit kleinern K\u00fcgelchen und einem Kern oder Chlorophyll erf\u00fcllt. Aber ausserdem findet man unter dem Epikarpium eine grosse Anzahl von dunkelrothen, platten, scheibenf\u00f6rmigen K\u00f6rpern, die der Verf. coreses nennt, von dem griechischen MQrj, pu-pilla. Genaue Untersuchungen zeigten, dass sie ausserhalb der Zellen, und nicht in ihnen lagen. Befreiet man sie von den Zellen, so sieht man leicht, dass sie aus runden K\u00f6rnern wie Chlorophyll bestehen, mit kleinen K\u00f6rnern in ihrem Innern, und dass sie rothe, violette oder bl\u00e4uliche Fl\u00fcssigkeit absondern', welche sie wie eine Wolke umgiebt. \u2014- Eine solche regelm\u00e4ssige Absonderung zwischen den Zellen ist noch nicht wahrgenommen worden. Sollten aber diese K\u00f6rner nicht in einer dichten Haut umschlossen sein, wie die Raphiden ?\nUeber die anatomische Structur einiger Magno-\n7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nliaceen von II. R. G\u00f6ppert, Linnaea T. 16. p. 135. Wir wollen hier nur das Resultat dieser Untersuchung angeben: dass n\u00e4mlich bei genauerer Untersuchung die vielleicht auch nur vermuthete Uebereinstimmung der Tasmannia- und Drimys-Arten mit den Coniferen ganz und gar nicht Statt findet, und sich nur auf eine allerdings merkw\u00fcrdige Aehn-lichkeit r\u00fccksichtlich der ziemlich gleichf\u00f6rmigen Zusammensetzung des Holzk\u00f6rpers aus por\u00f6sen Parenchymzellen beschr\u00e4nkt, in diesen selbst aber, der abweichenden Form der Markstralen gar nicht zu gedenken, sich auch noch so viele Unterschiede darbieten, dass eine Verwechselung derselben mit den Coniferen gar nicht Statt finden kann.\n2. Far n.\nOn the dotted vessels of Ferns. By J. W. Griffith, Annals of Natur. History T. 10. p. 169. Der Verf. beschreibt die get\u00fcpfelten Gef\u00e4sse der Farn, welche im Wesentlichen von den get\u00fcpfelten Gef\u00e4ssen der Phanerogamen nicht verschieden sind. Oft sehe man beim Zerreissen die Ueberbleibsel einer Membran, welche die T\u00fcpfeln erf\u00fcllte, zum Beweise, dass die Gef\u00e4sse aus zwei Umh\u00fcllungen (coats) bestehen, einer sehr zarten, und einer aus den vereinigten Fasern bestehenden. Dar\u00fcber sind wir in Deutschland l\u00e4ngst \u00fcbereingekommen. Die R\u00f6hren sind nicht wahre saftf\u00fchrende Gef\u00e4sse (ducts), da sie sich abwickeln, ohne zu zerreissen, und Luft enthalten; sie k\u00f6nnen auch nicht betrachtet werden als eine Form des Holzgewebes, aus der letzterw\u00e4hnten Ursache, auch weil die T\u00fcpfel spiralf\u00f6rmig gestellt sind. Der Verf. glaubt nun, dass sie ver\u00e4nderte Spiralgef\u00e4sse sind und dieselbe Function haben. Es sind por\u00f6se Gef\u00e4sse, die gar oft spiralf\u00f6rmig reissen und eine spiralf\u00f6rmige Stellung der scheinbaren Poren, auch oft Luft enthalten, zu andern Zeiten aber den Nahrungssaft; sie geh\u00f6ren ohne allen Zweifel zum Holzgewebe. Der Verf. glaubt, die Spiralgef\u00e4sse m\u00f6chten nicht auf einerlei Weise entstehen und kommt hier auf die Schleimausfl\u00fcsse mit Spiralen aus den Samen der Akanthaceen. Man sieht aus diesen Angaben, dass der Verf. seinen Gegenstand nicht \u00fcbersieht.\nBemerkungen \u00fcber Bastardfarn von E. Regel.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"1\nf\u00fcr physiologische Botanik.\t99\nBotanische Zeitung 1843. 32. St. S. 537. 538. Der Verf. z\u00e4hlt hier die verschiedenen Formen auf, welche in unsern G\u00e4rten als Bastarde gezogen werden, doch ohne sie genauer zu beschreiben oder ihren Ursprung zu erkl\u00e4ren. Sie kommen allein in der Gattung Gymnogramma vor und zw7ar nur in der Untergattung oder Abtheilung, die ich Ceropteris genannt habe. S. Filicum species in Hort. Reg. botanico Bero-lin. 4841. Diese dem Verf. bekannt gewordenen Formen sind: 1) Zwischen G. chrysophylla und G. peruviana ist G. L\u2019Herminieri (Filic. sp. p. 164).\t2) Zwischen G. chrysophylla\nund G. distans eine Form (C. Massoni, Fil. sp. p. 143). 3) Zwischen G. chrysophylla und G. dealbata steht G. Mar-tensii. 4) Zwischen G. chrysophylla und C. calomelanos zwei Formen. (Eine ist G. Martensii Fil. sp. p. 143).\t5)\nZwischen G. calomelanos pnd G. distans eine Form. 6) Zwischen G. dealbata (G. tartarea) und G. calomelanos ebenfalls eine Form. Es ist wohl kein Zweifel, dass diese Mittelformen nicht zu den Bastarden, sondern zu den Variet\u00e4ten m\u00fcssen gerechnet werden. Bekanntlich sind manche Gattungen, und in diesen manche Arten mehr als andere Ausartungen unterworfen, wie wir an den Weidenarteil sehen, unter denen auch z. B. Salix aurrita weit mehr der Ab\u00e4nderung unterworfen ist, als Salix pentandra. ln der Gattung Ceropteris kommt noch die ver\u00e4nderliche Wachsausschwitzung hinzu, die bald gelb, bald weiss ist, sogar an einer und derselben Pflanze gelb und weiss. So h\u00e4ufig die k\u00fcnstlich erzeugten Bastarde jetzt sind, so selten sind die von der Natur oder vielmehr in der Natur erzeugten, und am wenigsten kann man sie unter den Kryptogamen vermuthen, wo der m\u00e4nnliche Bliiten-staub so versteckt ist, dass er sich nicht weit verbreiten kann, wenn er \u00fcberhaupt vorhanden sein mag.\n3. Algen.\nF. T. Kiitzing, Die Umwandlung niederer Algenformen in h\u00f6here, so wie auch in Gattungen ganz verschiedener Familien und Klassen h\u00f6herer Cry-ptogamen mit zelligen, in Natuurk undige Verhan-delingen van de Hollandseh. Maatschappy d. We-tensch. Tweed. Verzamel. 1 D. Haarlem 1841. p. 1.\n7 *","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nEs ist noting diese Preisschrift, welche fast den ganzen Band ansmacht, hier noch anzuf\u00fchren, da sich der Verf. in dem folgenden Werke darauf beruft. Es ist die Entwickelung von Algen, von Lichenen und Laubmoosen aus dem Protococcus. Es w\u00e4re sehr unrecht, wenn man diese genauen und sorgf\u00e4ltigen Beobachtungen von vorn herein verwerfen, und die Schl\u00fcsse, welche darauf gegr\u00fcndet sind, f\u00fcr falsch erkl\u00e4ren wollte. Der Verf. h\u00e4lt den Protococcus f\u00fcr ein Urgebilde, durch eine generatio originaria oder aequivoca entstanden. Er weist nun nach den Uebergang der Protococcus-K\u00f6rner in manche Algen und durch die Conferva tenerrima in die Moose, auch die Entwickelung von Lichenen aus K\u00f6rnern dieser Art. Wegen der generatio originaria wird er diejenigen, welche die Atmosph\u00e4re als eine Sammlung von Keimen aller Art ansehen, nicht befriedigen. Sie werden sagen, dass die Sporen keinesweges die Samen sind, sondern diese erst entfalten, und darin m\u00f6chten sie wohl oft Recht haben. Aber allerdings wird die Analogie mit den Phanerogamen endlich hypothetisch und die Wahrscheinlichkeit hat der Verf. wohl mehr f\u00fcr sich als gegen sich. Dagegen kann man fragen, wie ist die Verschiedenheit von Arten der Lichenen, die auf einem Stein oder an einem Baumstamme, oder wenn der Verf. hier verschiedene Arten l\u00e4ugnen wollte, wie sind die verschiedenen Arten von Moosen, die nicht selten neben einander wachsen, aus einer und derselben Art von Protococcus, oder einer und derselben Conferva tenerrima zu erkl\u00e4ren? Wird der Verf. uns \u00fcberzeugen, dass zwei K\u00f6rner des Protococcus, aus denen verschiedene Arten von Algen, Lichenen oder Moosen hervorgegangen sind, oder die zarten Conferven, f\u00fcr mancherlei Moose keine Unterschiede hatten, wenn sie auch unsern bewaffneten Augen keine zeigen? Finden wir Unterschiede in den seit einigen Tagen bebr\u00fcteten Embryonen der H\u00fchnereier? Und doch sind wir \u00fcberzeugt, dass die Verschiedenheit der Anlage zu der bestimmten Variet\u00e4t schon in ihnen vorhanden sein m\u00fcsse, denn die bestimmten Variet\u00e4ten der H\u00fchner pflanzen sich fort. Geschieht dieses bei so sehr entwickelten Thieren, wie vielmehr wird dieses bei den weniger entwickelten Kryptogamen der Fall sein. Wenn wir auch keine Pr\u00e4formation in der Strenge annehmen, wie sie einst","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik,\n101\nvon Bonnet und seinen Anh\u00e4ngern angenommen wurde, so m\u00fcssen wir doch bestimmte Anlagen annehmen, oder bestimmt verschiedene Richtungen jener Anlagen, weil sich sonst die Best\u00e4ndigkeit der Arten und selbst der Spielarten nicht erkl\u00e4ren Hesse. Wir wollen \u00fcbrigens die Beobachtungen des Verf. als Grundlagen ansehen, worauf weiter zu bauen w\u00e4re, und die erste Aufgabe m\u00f6chte sein, die Verschiedenheit oder Aehnlichkeit und Gleichheit der Protococcus-K\u00f6rner und ihre verschiedene Entwickelung in R\u00fccksicht auf die verschieden daraus hervorgehenden Arten und Abarten zu erforschen. \u2014 Die Ueberh\u00e4ufung mit Kunstw\u00f6rtern macht das Lesen dieser Abhandlung unangenehm.\nPhycologia generalis oder Anatomie, Physiologie und Systemkunde der Tange von Dr. Friedr. Aug. K\u00fctzing, Leipz. 1843. 4. 458 S. u. 80 farbig gedruckte Tafeln. Ein Werk, welches in der Kenntniss der Algen Epoche macht, und welches die Wissenschaft einen bedeutenden Schritt weiter thun l\u00e4sst. Es war nothwendig das Einzelne zusammenzufassen, um zu einer Uebersicht zu gelangen, und das ist hier vorz\u00fcglich nach eigenen Untersuchungen , doch nicht ohne R\u00fccksicht auf andere Forschungen so geschehen, dass wir dem Verf. f\u00fcr seine Bem\u00fchungen Dank sagen m\u00fcssen. Es kann hier kein Auszug aus dem ganzen Werke gegeben werden, nur einzelne Andeutungen m\u00f6gen gen\u00fcgen. Der Verf. sagt mit Recht, dass offenbar Mittelgesch\u00f6pfe zwischen den Thieren und Pflanzen Vorkommen, und ich h\u00e4tte nichts dawider, wenn man viele derselben in beiden Reichen zugleich auff\u00fchrte. Andere m\u00f6gen dahin gestellt werden, wohin sie die Mehrheit der vegetabilischen und animalischen Eigenschaften bringt. Zu den wahren Mittelgesch\u00f6pfen geh\u00f6ren die Diatomeen. In einer Abtheilung der Diatomeen, den Desmidieen, fand der Verf. Amylum, welches er f\u00fcr charakteristisch f\u00fcr das Pflanzenreich h\u00e4lt. Man kann dieses als einen Nebengrund gelten lassen, aber nicht zu den Hauptgr\u00fcnden z\u00e4hlen. Einige Arten von Hygrocrocis sind vielleicht Monadenst\u00f6cke, meint der Verf., die Oscillatorien und die Corallineae werden mit Recht zu den Aigen gebracht, aber Alcyonidium dem Thierreiche zur\u00fcckgegeben. Dass der Verf. Spongia zu den Thieren rechnet, scheint nicht ganz","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\tH. F. Link: Jahresbericht Uber die Arbeiten\nzweckm\u00e4ssig; die Gattung mag in beiden Reichen zugleich aufgef\u00fchrt werden. Das erste Buch handelt von den Bestand-theilen der Tange. In dem Kapitel von den unorganischen Bestandtheilen der Algen wird besonders von den Farbestoffen geredet, und der Verfasser unterscheidet ausser Chlorophyll noch Phykokyan, Phykoerythrin und Phykoh\u00e4matin. Das Phy-kokyan findet sich in Lemania torulosa, Thorea ramosissima, mehreren Oscillatorien, besonders Oscillatoria princeps und einigen Vaucherien, und entsteht durch eine Art von G\u00e4hrung in den genannten Algen, wenn sie dicht auf einander liegen, und immer benetzt werden, wobei sich eine blaue Fl\u00fcssigkeit sammelt. Alkalien, n\u00e4mlich Kali, Natrum, Aetzammoniak verursachen sogleich Entf\u00e4rbung der Fl\u00fcssigkeit, aber S\u00e4uren stellen sie wieder her. Das Phykoerythrin ist in Callitham-nion und Griffithia, \u00fcberhaupt in den Delesserieen enthalten, und zeigt sich beim Eintrocknen als eine rothe Fl\u00fcssigkeit. Wasser, Weingeist, Aether, Oele und S\u00e4uren ziehen die rothe Farbe aus den trockenen Algen nicht aus, wohl aber Ammoniak, worauf die Algen eine schmutzig violette oder violettgr\u00fcne Farbe annehmen. S\u00e4uren stellen die urspr\u00fcnglich rothe Farbe wieder her. Digerirt man die mit Ammoniak behandelten Algen mit absolutem Weingeist oder Aether, so f\u00e4rben sich diese Fl\u00fcssigkeiten gr\u00fcn, und lassen beim Abdampfen, Chlorophyll zur\u00fcck, Sonnenlicht bleicht das Phykoerythrin, und die Farbe ist auf keine Weise wieder herzustellen. Das Phykoh\u00e4matin hat man bis jetzt nur in Rhytiphloea tinctoria gefunden ; es l\u00f6st sich durch Digestion mit Wasser auf, und wird durch absoluten Weingeist niedergeschlagen. Zu den organischen Bestandtheilen der Pflanzen rechnet er erstlich den Schleim oder die Intercellularsubstanz nach Mold, wie in Klammern umgeschlossen beigef\u00fcgt wird; ferner das Phytoge-lin, welches durch Kochen mit Wasser in Pflanzengallerte sich verwandelt. Der Verf. unterscheidet weiter gallertartiges, knorpelartiges und hornartiges Gelin. Bei manchen palmellenartigen Gebilden, sagt er, haben sich die weichen Gelinzellen so mit einander vereinigt, dass sie nur eine einzige, homogene Masse zu sein schienen. Endlich das Amylid und die Zellenk\u00fcgelchen (Gonidien Wallroth, Chromatidium Lk.). ln dem zweiten Buche ist die Anatomie und Physiologie der","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n103\nTange enthalten. Zuerst von den Gelinzellen, welche aus einer doppelten Membran bestehen, und dann von den Amy-lidzellen. Die meisten Gelinzellen schliessen nach dem Verf. noch eine besondere zarte Zelle ein, deren Substanz von der Gelinsubstanz abweicht, und die Amylidsubstanz genannt wird. An ihr entwickeln sich die feinen K\u00f6rnchen, welche in den Zellen enthalten sind. Zuweilen ist diese Substanz von dem Zellenkerne nicht zu unterscheiden, wie bei den Gattungen Nostoc, Palmelia, mehren Oscillarien u. a. zuweilen aber ist sie deutlich unterschieden, und kann bei den grossem Conferven, den Spirogyra-Arten u. m. a. gut beobachtet werden. Dann ist von gonimischen Zelleninhalt die Rede, und zwar von dem kryptogonimischen, monogonimischen und polygonimischen Zelleninhalt,\" es ist n\u00e4mlich nur eine Fl\u00fcssigkeit vorhanden, oder ein Zellenkern oder mehre. In dem Zellensafte mancher Tange findet man sehr kleine, freischwimmende Gonidien, die eine lebhafte, selbstst\u00e4ndige Bewegung haben; man sieht sie besonders an Oedogonium vesicatum und c\u00e4pillare. Es folgt nun die Entwickelungsgeschichte der Elementarorgane, wobei es st\u00f6rend ist, dass der\u201d Verf. nicht die Zellen von dem Inhalte, den Amylidzellen n\u00e4mlich oder seinem Exenchym und dem, wie er es nennt, gonimischen Gewebe oder Parenchym scharf trennt, sondern alles zusammen betrachtet. Die Zellen sind ein ganz anderes, mehr bestimmtes Gebilde, als die h\u00e4utige oder k\u00f6rnige Substanz, die sich innerhalb jener Zellen befindet. Wir wollen daher nur von dem eigentlichen Zellgewebe oder Tanggewebe, wie der Verf. sagt, seine Beobachtungen anf\u00fchren. Die Entwickelung dieses Gewebes geschieht 1) durch Theilung der Zellen ; 2) durch Conjugation schon fertiger Zellen; 3) durch Zwischenlagerung, wenn zwischen schon vorhandenen und theilweise verbundenen Zellen sich einzelne neue erzeugen; 4) durch Einwachsen von Zwischenf\u00e4den in ein schon bestehendes Zellgewebe; 5) durch Um-wachsung, welches nicht wie das vorige von der Peripherie zum Centrum, sondern vom Centrum zur Peripherie geht; 6) durch Apposition; wo der Anfang der Bildung mit einem K\u00fcgelchen oder Bl\u00e4schen beginnt, welches sich an der Aus-senfl\u00e4che einer altern Zelle erzeugt, vergr\u00f6ssert und mit derselben in Verbindung bleibt; sie zeigt sich besonders bei den","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104 H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nquirl f\u00f6rmigen Ramificationen. Man sieht leicht, dass diese Entvvickelungsarten ihrer Natur nach sehr von einander verschieden sind. Die verschiedenen Formen des Tanggewebes m\u00fcssen im Werke selbst nachgesehen werden. Hierauf folgen die zusammengesetzten Organe und zwar zuerst Taug-oder Algenk\u00f6rper (Phycoma). Warum hat der Verf. nicht den Ausdruck Thallus beibehalten, der \u00e4usserst treffend die Grundlage der ganzen Pflanze darstellt, und die drei sehr verwandten, schwer scharf zu trennenden Familien: Algen, Lichenen, Pilze vortrefflich zusammenstellt. Hier ist der Ausdruck Phycoma wiederum unterschieden in Trichoma, Phyl-loma u. s. w. Der Verf. geht nun die Formen des Thallus, das Phyllom und Caulom durch, die doch wenig von einander verschieden sind, redet dann von der Ueberhaut, den Sclileim-gef\u00e4ssen, den Luftbeh\u00e4ltern und den Fasergr\u00fcbchen. Viele Tange haben auch WTirzeln (aber diese sind in ihrem innern Bau durchaus nicht von dem \u00fcbrigen Thallus verschieden). Der wesentlichste Theil der Tangfrucht, sagt der Verf., ist der Same (spermatium, spermatidium). Manche Fr\u00fcchte bestehen nur daraus und diese nennt er Nacktfr\u00fcchte ( gymno-carpia), andere sind von einer besondern H\u00fclle umgeben, und heissen dann H\u00fcllenfr\u00fcchte (angiocarpia), die H\u00fclle selbst Fruchth\u00fclle (spermangium). Sie schliesst stets mehre Samen ein. Wo indessen wieder eine Vereinigung meiner Hiillen-fr\u00fcchte Statt findet, da entsteht ein Fruchtlager, Fruchtk\u00f6rper (carpoma). Also wiederum, wie es Acharius machte, neue Kunstw\u00f6rter f\u00fcr eine einzelne Familie, die gar leicht mit andern zusammenzustellen ist. Die folgende Eintheilung, da sie nicht Eintheilung der besondern Organe, sondern der Arten ist, geh\u00f6rt aber zu den sehr zweckm\u00e4ssigen. Der Verf. f\u00e4hrt n\u00e4mlich fort: Alle Fr\u00fcchte sind sich in der Bildung und Structur ihrer Samen gleich, auch in der Art und Weise, wie sich ihre Samen entwickeln; aber in der Fruchth\u00fclle und in der Anordnung der Samen in Zahl und Form kommen gewisse Verschiedenheiten vor. Die Frucht tritt n\u00e4mlich bei einer H\u00e4lfte der Tange in einerlei Weise auf und entwickelt sich dann auf allen Individuen gleichartig \u2014 diese Tange heissen Gleichfr\u00fcchtige (Isocarpeae) \u2014 bei der andern H\u00e4lfte tritt sie dagegen stets in zwiefacher Form auf verschiedenen","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n105\nIndividuen auf, diese heissen Ungleichfriiehtige (heterocarpeae). Die wahren reifen Samen, setzt der Verf. hinzu, sind lose, hologonimische Amylidzellen, welche gew\u00f6hnlich von einer mehr oder weniger dicken, bald einfachen, bald doppelten Gelinmembran umgeben sind. In einem Nachtrage stellt der Yerf. die verschiedenen Kunstw\u00f6rter f\u00fcr die Organe der Algen zusammen, welches ihn h\u00e4tte behutsam machen sollen, neue zu ersinnen. Bald wird ein anderer kommen, der seine unn\u00f6thigen Kunstw\u00f6rter zu Synonymen macht. Schade um das treffliche Werk. Die Fortpflanzung der Tange ist bei den verschiedenen Formen nach eigenen Beobachtungen genau beschrieben, die \u00fcberhaupt genommen in einer gar einfachen Entwickelung besteht. Die Fortpflanzung durch Urbildung wird auch hier angenommen. Die Ern\u00e4hrung der Tange ist ein noch wenig bekannter Gegenstand, wor\u00fcber doch hier aber einige treffende Bemerkungen Vorkommen. In dem zweiten Theile der Systemkunde sind alle bekannten Gattungen und Arten der Algen aufgef\u00fchrt, und man erstaunt \u00fcber die Menge von neuen Arten, womit der V\u00e8rf. unsere Kunde bereichert hat.\nDie Pflanze im Momente der Thierwerdung beobachtet von Dr. Fr. Unger, Wien 1843. 8. 98 S. und ein Kupfer. Mit jenem liebensw\u00fcrdigen Enthusiasmus, der an die sch\u00f6nen Zeiten der Naturbeobachtung erinnert, wo die Forscher von den wunderbaren Kunsttrieben der kleinen Thiere ergriffen wurden, erz\u00e4hlt der Verf. in Briefen an Endlicher eine merkw\u00fcrdige Erscheinung, die er an einer Alge, an der Vaucheria clavata (Ectosperma clavata Vaucher.) beobachtete. Diese kleine Pflanze besteht aus einem verzweigten ungegliederten Schlauche, der seine gr\u00fcne Farbe wie gew\u00f6hnlich von Chlorophyllk\u00fcgelchen hat. An der Spitze der Endtriebe erscheint unter den geh\u00f6rigen Umst\u00e4nden eine Querwand, und in der dadurch entstandenen obern Abtheilung geht aus einer ungef\u00e4rbten, schleimig k\u00f6rnigen Substanz die Bildung eines an die urspr\u00fcngliche Haut sich anschmiegenden Schlauches vor sich, der aus einem Flimmerepithelium gebildet wird. Im Schlauche selbst, oder im Innern der sogenannten Sporidie ist nur eine geringe Spur von Organisation zu erkennen, Durch Anschwellung der reifenden Sporidien","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ngleichzeitig mit der Verd\u00fcnnung der Spitze des Mutterschlau-ches durch Resorption (Ausdehnung) berstet diese und die Sporidie dr\u00e4ngt sich durch die enge Oeffnung eigenm\u00e4chtig und endlich sogar in drehender Bewegung heraus. Dieser Vorgang dauert wenige Minuten. Die Sporidie ist ein ovaler oder elliptischer K\u00f6rper, der vom Mutterschlauche befreit, sich nach allen Richtungen frei im Wasser bewegt und zwar in rotirenden Bewegungen von links nach rechts und zugleich fortschreitend. Ein mit schwingenden Cilien gleichf\u00f6rmig besetztes Epithelium bringt diese Bewegungen hervor. Momente der Ruhe wechseln nach Willk\u00fcr mit Bewegungen ab, die im Ganzen durch zwei Stunden dauern. Mit dem Aufh\u00f6ren der Bewegungen ver\u00e4ndert sich das Ellipsoid in die Kugelgestalt, die gr\u00fcne F\u00e4rbung vertheilt sich gleichf\u00f6rmiger, und die glasartige Durchsichtigkeit des Epitheliums verwandelt sich in eine zarte homogene Pflanzenmembran. In weniger als zw\u00f6lf Stunden verl\u00e4ngert sich die Blase durch unmittelbare Aussackung an einer oder an zwei Stellen zugleich und es treten damit die Erscheinungen des Keimens ein. Die Entwickelung der Schl\u00e4uche f\u00e4hrt rasch fort. Es bildet sich einerseits ein Wurzelgebilde, wodurch das Pfl\u00e4nzchen sich festsetzt, w\u00e4hrend der andere Fortsatz sich verl\u00e4ngert, verzweigt und innerhalb vierzehn Tagen zur gleichen Sporenbildung gelangt. 1 Dieses ist der Verlauf der merkw\u00fcrdigen Erscheinung, zum Theil mit des Verf. eigenen Worten dargestellt. Im Anf\u00e4nge der Schrift sagt er: \u201eDie Beweglichkeit der Algensporidien und namentlich die der Vaucheria wurde f\u00fcr keine sehr absonderliche Erscheinung, am wenigsten f\u00fcr eine thierische gehalten. Link, Oken, Schlechtendal, Meyen, R. Brown, Valentin, Ehrenberg u. m. a. haben sich daf\u00fcr ausgesprochen. Ungeachtet ich mich in guter Gesellschaft befinde, -so muss ich doch eine Stelle aus den Propyl\u00e4en der Naturgeschichte anf\u00fchren, die \u00fcberdiess hierher geh\u00f6rt, s. S. 279. ,,Eine merkw\u00fcrdige Erscheinung ist, dass die Eier von manchen Thieren sich bewegen, und zwar von solchen Thieren, welche selbst ihren Ort nicht ver\u00e4ndern. Grant hat dieses an den Spongien, an Gor-gonia verrucosa, Caryophyllaea calycularis, Plumularia falcata u. a. beobachtet. Wenn dieses auch schon ausgeschl\u00fcpfte Junge w\u00e4ren, wie die Flimmerbewegung an den Eiern von","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n107\nCampanularia dichotoma zu zeigen scheint, so bleibt es doch immer sehr merkw\u00fcrdig, dass ein solches Junge in seinem ersten Zustande von einem Orte zum andern sich bewegen kann, indem das erwachsene Thier festgewachsen ist. Auch an den Keimk\u00f6rnern einiger Algen hat man solche Bewegungen beobachtet, die zu manchen Hypothesen Veranlassung gegeben haben, ln der Pflanze steigert sich das Leben zurZeit der Befruchtung, und so k\u00f6nnte man wohl erwarten, dass gerade im Uebergange von dem Thiere zur Pflanze die h\u00f6chste Steigerung im Samen und im Eie Statt finde.\u201c An einem andern Orte ist gesagt, dass schon im Blatte eine mehr thierische Entwickelung Statt findet, als im Stamme; das Blatt entwickelt sich wie ein thierischer Theil, indem es vom Anf\u00e4nge an in seinem Umrisse erscheint, der Stamm nicht. Zuletzt fragt der Verf. nach dem Zweck und sagt: \u201eDie Pflanze kann thier-erzeugend auftreten, das ist sicher, und wenn sie diess kann, was hindert mich zu sagen, dass sie dieses Werk nicht \u00f6fter that und \u00f6fter thut; was hindert mich zu vermuthen, dass endlich das ganze Thierreich und selbst der Mensch eine Ausgeburt der Pflanzenwelt sei?\u201c Aber die Pflanze konnte dem Samen nur eine vor\u00fcbergehende Thierheit geben und keine dauernde. Alles geht in der Natur in stufenweiser Entwickelung weiter und diese Art der Entwickelung hat den Zweck, die Mannichfaltigkeit hervorzubringen, die zuletzt zum Selbstbewusstsein f\u00fchrt, dem h\u00f6chsten Streben der Natur. So habe ich meinen Glauben in den Propyl\u00e4en der Naturgeschichte dargestellt.\nRecherches sur les organes locomoteurs des spores des Algues par M. Gustave Thuret* Annal, des scienc. naturell. 2 S\u00e9r. T. 19. p. 266. Diese Abhandlung sch\u00efiesst sich an die Schrift von Unger an, und nimmt darauf R\u00fccksicht. Zuerst Beobachtungen \u00fcber die Sporen von Conferva glomerata und rivularis. Sie sind sich einander v\u00f6llig gleich in diesen beiden Arten; ihre Gestalt ist kr\u00e4uself\u00f6rmig, das verd\u00fcnnte ungef\u00e4rbte Ende, der Schnabel, hat zwei fadenf\u00f6rmige tentacula, welche l\u00e4nger sind als die Spore, wodurch sie sich bewegt. Bei dieser Bewegung ist der Schnabel nach vorn gekehrt und die Spore dreht sich im Wasser mit einer Art von zitternden Bewegungen, Von","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108 II. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nZeit zu Zeit kehrt sie pl\u00f6tzlich zur\u00fcck und dreht sich um ihre Axe. Nur wenig Opiumextract hemmt sogleich die Bewegung, worauf man die Tentacula besser sieht, auch wenn man etwas verd\u00fcnnte Jodtinctur hinzusetzt, und die Sporen zwischen zwei Glasplatten trocknen l\u00e4sst. \u2014 G'haeto-phora elegans var. pisiformis : die Sporen, die kleiner sind und schwer zu beobachten, haben vier F\u00fchlspitzen \u2014 Prolif\u00e9ra rivularis und Candollii Ledere (M\u00e9m. du Mus. T. 3. p. 462) haben ovale Sporen; der Schnabel ist zugerundet und tr\u00e4gt einen Kranz von fadenf\u00f6rmigen Tentakeln, wodurch sie sich sehr schnell bewegen. Wenn die Sporen anfangen zu keimen, so befestigen sie sich mit dem Schnabel an Alles, was im Wasser schwimmt und schicken wurzelartige Verl\u00e4ngerungen oder Haken aus, womit sie sehr fest anh\u00e4ngen. Oft geschieht dieses an den Faden der Alge selbst, und diese libel verstandene Erscheinung hat zu dem Namen Prolif\u00e9ra Gelegenheit gegeben. \u2014 Nun kommt der Verf. zu Vaucheria clavata, redet von Ungers Beobachtung \u00fcber diese Alge und f\u00fcgt seine eigenen hinzu. Die gr\u00fcne Materie verdichtet sich in dem keulenf\u00f6rmigen Ende des Fadens, so dass dieser schw\u00e4rzlich aussieht. Dann erscheint an der Basis der Keule ein leerer Raum, als ob der Schleim sich gleichfalls verdichte und die gr\u00fcnen Kugeln nach oben und nach unten zur\u00fcckstiesse (Ungers Scheidewand). Wenn man etwas Karmin in das Wasser streut, so sieht man den Wirbel, den die Cilien im Wasser machen. Wasser \u00fcber Jod gestanden hemmt sehr rasch die Bewegung, Jodtinctur muss sehr verd\u00fcnnt sein. Uebrigens kommen die Beobachtungen des Verf. mit Ungers Beobachtungen sehr \u00fcberein. Die Pflanze, setzt er hinzu, besitzt in allen ihren Theilen die F\u00e4higkeit sich zu reproduciren. Zuweilen gelingt die Befreiung der Spore nicht, und sie keimt auf der Mutterpflanze, welches sonderbare Formen giebt. An den Chlorophyllk\u00fcgelchen in der Alge sah er keine Bewegung, ausgenommen wenn ein Faden reisst, wo dann die K\u00f6rner stossweise herauskommen.\nBemerkungen von Hassall \u00fcber Algen. Entero-morpha intestinalis. Annals of Nat. Hist. T. 11.\n,p. 233. In der Jugend besteht diese Alge aus einer Reihe ^ von Zellen, Jede dieser Zellen wird durch eine L\u00e4ngslinie","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n109\nin zwei Theile getheilt (bisected), worauf mehre parallele Linien folgen, so dass die Originalzellen in mehre getheilt werden, von denen jede breiter und wieder getheilt wird. Zuletzt legen sie ihren Conferven - Character ab, werden hohl und cylindrisch. Ferner beobachtete er, dass in den Zellen dieser Alge oft, wenn sie noch sehr klein sind, ein Kern entsteht, der noch in der Mutterzelle keimt und gegliederte F\u00e4den hervorbringt, so dass, wenn die Mutterzelle zerreisst, parasitische Conferven darauf zu sitzen scheinen.\nUeber die \u00e4stigen S\u00fcsswass er-Conferv en, das. S. 359. Die Zellen wachsen nicht allein in die L\u00e4nge, sondern auch mit der Zeit in die Breite, so dass die F\u00e4den gegen die Spitze abnehmen. Die reproductiven Zellen sind aufgeblasen. Auch sagt der Verf. etwas von den Zoospores, was wir jetzt besser wissen. Die Gattungen Bulbochaete und Mi-crospora, neue Gattungen, werden charakterisirt. S. auch S. 463. Die Querw\u00e4nde sollen durch einen Riss in den W\u00e4nden der Zellen und durch Einbiegung der R\u00e4nder entstehen, nicht, wie Morren wollte, durch Sonderung des Inhalts in zwei Theile.\nObservations on some points in the anatomy and physiology of the freshwater Algae, by Arthur Hill Has sa II. Annals of Natur. Hist. V. 12. p. 20. Zuerst: On cytoblasts in the Algae. Die Cytoblasten in den Gattungen Zygnema und Vesiculifera sind das Central-organ, welches Meyen in der Gattung Spirogyra entdeckt hat und welches Schleiden einen Cytoblast nennt; eine zuf\u00e4llige Uebereinstimmung, da unser Verf. weder Meyen noch in dieser Beziehung Schleiden kennt, wenigstens sie gar nicht an-fiihrt. In Zygnema ist der Bau sehr zusammengesetzt, sagt er. Jeder Cytoblast ist einzeln und nimmt gew\u00f6hnlich den Mittelpunkt der Zelle ein. Er besteht aus zwei, zuweilen drei Membranen; die innere stellt einen Kern vor, und die beiden \u00e4ussern sind durch eine Fl\u00fcssigkeit von einander getrennt. Die \u00e4ussere Membran giebt viele r\u00f6hrenf\u00f6rmige Verl\u00e4ngerungen ab, die sich in den Spiralf\u00e4den endigen. Der Verf. h\u00e4lt den Cytoblast f\u00fcr den Magen, welcher die aufgenommenen und verdauten Stoffe durch die Verl\u00e4ngerungen den Organen zuf\u00fchrt, wodurch sie assimilirt werden. Wenn","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110 H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ndie Zelle ihre Gr\u00f6sse erreicht hat, so schwinden diese r\u00f6hrenf\u00f6rmigen Verl\u00e4ngerungen, aber der K\u00f6rper w\u00e4chst noch fort, und nun glaubt der Verf., diene er zur Befruchtung der hellen K\u00f6rner, die sich in den Spiralf\u00e4den befinden. Hypothesen! Observations on the genus Zygnema tlieilt di\u00e9 Arten dieser Gattung in zwei Abtheilungen, in der einen sind die Zellen, welche ihre Reife erlangt haben, in einander gesteckt, in der andern nicht. Ueber die Verbindung hat schon Mohl gehandelt, auch hat der Verf. R\u00fccksicht darauf genommen, und eine unbedeutende Bemerkung zugefiigt. Observations on the genus Vesiculifera. Einige Zellen sind zum Theil mit regelm\u00e4ssigen Ringen umgeben. Der Verf. meint, dass diese Ringe dazu dienen, die Samen herauszulassen, indem sie sich zusammenziehen, und dadurch die H\u00e4ute der Zellen von einander reissen.\nObservations on the genus Mougeotia, on two new genera of freshwater Algae, and on Tyndari-dea with description of species, by A. H. Hassall. Daselbst p. 180. In den allgemeinen Bemerkungen \u00fcber Mougeotia, sagt er, die Arten, deren F\u00e4den sich nicht verbinden, geben einen Beweis, dass die Verbindung zweier Zellen nicht n\u00f6thig sei, um die Art fortzupflanzen. Er beschreibt dann Mougeotia ericetorum, die ganz gewiss dieser Gattung fremd ist, auch f\u00fchrt er die Unterschiede selbst an, ohne sie doch f\u00fcr gen\u00fcgend zu halten, was sie gewiss sind. Das Uebrige geh\u00f6rt zur beschreibenden Botanik.\nIn demselben Journal p. 188 ist eine Note von Edw. Forbes gegen Hassall einger\u00fcckt, meistens Zoophyten betreffend und das Vorkommen von Pilzen auf lebendigen K\u00f6rpern, wo H. nicht gewusst hatte, was \u00fcber einen Gegenstand bereits geschrieben war. Allerdings ist Hassall ein guter Beobachter, nur kennt er selten und nie genau, was Andere, besonders Ausl\u00e4nder \u00fcber einen Gegenstand bereits bekannt gemacht haben.\nEntwickelungsgeschichte der Chaetophora tuberculosa, Karl M\u00fcller, Flora 1842. 513. Merkw\u00fcrdig und auch schon von Hassall zur wiederholten Untersuchung empfohlen. Die Alge hat getrennte Geschlechter auf derselben Pflanze. Die m\u00e4nnliche Kapsel ist sitzend, seitenst\u00e4ndig, rund,","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n111\nroth und hat deutlich entwickelte Pollenk\u00f6rner. Die weibliche ist endst\u00e4ndig, gestielt, rund, gross, zuerst mit durchsichtigen K\u00fcgelchen gef\u00fcllt, dann zellig. Zur Befruchtung n\u00e4hert sich die n\u00e4chste m\u00e4nnliche Kapsel der weiblichen, indem sie sich verl\u00e4ngert, w\u00e4chst mit der weiblichen gleichsam zusammen, entleert ihre Pollenkugeln in dieselbe, und f\u00e4llt darauf ab. Die weibliche Kapsel enth\u00e4lt deutlich die zuerst ungef\u00e4rbten Pollenk\u00f6rner, wird dann gr\u00fcn und die gr\u00fcnen K\u00f6rner ballen sich in H\u00e4ufchen, gew\u00f6hnlich in f\u00fcnf, zusammen. Nun schwillt sie an, die K\u00f6rner in ihr entf\u00e4rben sich und dringen aus der zerplatzten Kapsel nach allen Seiten heraus. Von jedem der hervorgedrungenen K\u00f6rner kommt ein heller durchsichtiger Faden hervor, der die Alge fortpflanzt.\nBatrachosp errnum moniliforme von N\u00e4geli beobachtet, Linnaea T. 16. p. 264. Eine genaue Beschreibung dieser Alge, die keinen Auszug erlaubt. Merkw\u00fcrdig scheint besonders die Bildung von Zellen, doch nicht \u00fcberall in dem Faden, der als charakteristisch f\u00fcr die Gattung angegeben wird.\nSpirogyra Hornschuchi beschreibt HerrmannKar-st'en in diesem Archiv d. Naturgesch. Jahrg. 9. S. 338. Zuerst einige Bemerkungen \u00fcber den Bau dieser Algen. Der Faden besteht aus drei verschiedenen Membranen. Die \u00e4ussere \u00fcberzieht gleichm\u00e4ssig die ganze Pflanze und umschliesst die in ihrem Innern von der zweiten Membran gebildeten eng an einander gereihten Zellen, deren sich ber\u00fchrende W\u00e4nde die Querw\u00e4nde bilden. In jeder dieser Zellen findet man die dritte innerste Membran, eine h\u00f6chst zartwandige Zelle, die \u00fcberall gleichm\u00e4ssig der Mutterzelle anliegt. \u2014 Die beiden ersten Membranen unterschied schon Roth bei den meisten Algen mit Querw\u00e4nden. \u2014 Der Verf. vereinigt nun, wie schon mehre gethan, Spirogyra quinina und princeps, unterscheidet aber eine (von ihm bei Berlin entdeckte Art) Sp. Hornschuchi genannt, dissepimentis patelliformibus.\nNote relative aux caract\u00e8res distinctifs qui s\u00e9parent les v\u00e9g\u00e9taux des animaux et aux secretions minerales dans les plantes, Compt. rend. 1843. P. 2. p. 16. Eigentlich nur \u00fcber die Korallinen. Der Verf. zeigt zuerst, dass der Kalkabsatz nur \u00e4usserlich sei, dann analysirte","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ner eine Koralline und fand darin 6,7 p. C. Stickstoff, gerade so viel als diese niedern Pflanzen zu haben pflegen. Nachdem er den kalkigen Ueberzug durch verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure getrennt hatte, sah er in dem darunter liegenden Gewebe Amylumk\u00f6rner, wie die Pr\u00fcfung mit Jod angab. Die Koral-linen geh\u00f6ren also zum Pflanzenreich. \u2014 Was in Deutschland dar\u00fcber schon l\u00e4ngst geschehen ist, weiss der Verfasser nicht. Ist auch in den Annales des Scienc. natur. II. S\u00e9r.\nT. 20. p. 65 und in dem Werke abgedruckt, worin alle Abhandlungen des Verf. zusammengestellt sind, unter dem Titel : M\u00e9moires sur les d\u00e9veloppemens des V\u00e9g\u00e9taux, par M. Payen Par. 1842. 4.\n4. Pilze.\nDie drei Ordnungen der kryptogamischen Pflanzen, Liche-nen, Algen, Pilze unterscheiden sich zwar so auffallend von den \u00fcbrigen Kryptogamen, n\u00e4mlich den Moosen und den Farn, dass man daraus eine besondere Klasse bilden muss, die ich l\u00e4ngst unter dem Namen Kryptophyten unterschieden habe, sie gehen aber so in einander \u00fcber, dass sie \u00e4usserst schwer durch bestimmte Charaktere zu trennen sind. Man pflegt daher wohl die Algen von den Pilzen dadurch zu unterscheiden, dass jene in Fl\u00fcssigkeiten wachsen, diese nicht. Aber der weisse flockige Thallus von P\u00e9nicillium glaucum, einem Pilze ohne allen Zweifel, findet sich gar oft in Aufl\u00f6sungen von Zucker, verd\u00fcnnten Aufl\u00f6sungen von Weinsteins\u00e4ure u. s. w. Umgekehrt w\u00e4chst Trentepohlia Jolithus, eine Alge, auf Steinen am Gebirge und nie im Wasser. Ich kenne nur zwei Unterschiede, welche auf den Gr\u00e4nzen beider Ordnungen leiten k\u00f6nnen, erstlich die Farblosigkeit der im Wasser wachsenden Pilze, und zweitens, dass die Pilze oder Schimmel von niederer Bildung, ihre Fructification mehr ausw\u00e4rts tragen, die Algen mehr innerlich, oder sie doch in Masse aussclnitten, was die Algen nicht zu thun pflegen. Sehr viele Pilze, noch dazu unentwickelte, befinden sich unter den Algengattungen Hygrocrocis, Leptomitus u. s. w.\nHier ist nun zuerst von den Vegetabilien die Rede, welche in und auf lebendigen Thieren Vorkommen, deren Un- ^ tersuchung zwar nicht neu, aber doch in den letzten Jahren","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\t113\nmit gr\u00f6sserer Genauigkeit angestellt ist, als es vorher geschah.\nWir m\u00fcssen zur\u00fcckgehen zur Abhandlung: Ueber eine contagi\u00f6se Confer venbildung auf dem Wassersalamander von Ad. Hannover, in M\u00fcllers Archiv f\u00fcr Anatomie, Physiologie u. s. vv. 1839. S. 338. Zu dieser Abhandlung hat bereits Meyen in seinem Jahresbericht f. 1839. S. 63 die sehr richtige Bemerkung gemacht, die Pflanze sei Achlya prolif\u00e9ra Nees, die sich auf manchen abgestorbenen thierischen und auch vegetabilischen Theilen finde. Die Contagiosit\u00e4t h\u00e4lt er ebenfalls mit Recht f\u00fcr ein gew\u00f6hnliches Fortpflanzen dieser niedern Gew\u00e4chse durch K\u00f6rner oder Sporen. Nees v. Esenbeck hat in dem Zusatz zu der Abhandlung von Carus in den Nov. Act. Acad. Natur. Cur. 3. 11. P. 2. p. 493 von den zwischen Algen und Pilzen in der Mitte stehenden Pflanzen (Hydronemata) geredet, wozu der vorliegende Pilz geh\u00f6rt. Er unterscheidet solche Pflanzen mit Querw\u00e4nden, die er Saprolegnia, und ohne Querw\u00e4nde, die er Achlya nennt. Zu den ersten z\u00e4hlt er ein Gew\u00e4chs, welches Gruithuisen auf einer abgestorbenen Was-sersclmecke (Valvata branchiata) fand, und Conferva ferax nannte, zu den zweiten, die von Carus beschriebene Schimmel- oder Algenbildung. Nachher hat man beide Gattungen vereinigt, und K\u00fctzing f\u00fchrt die Achlya prolif\u00e9ra in der oben erw\u00e4hnten Phykologie S. 157 als Saprolegnia ferax auf. Ich m\u00f6chte dies Gew\u00e4chs zu den Pilzen rechnen ; die F\u00e4den selbst sind ungef\u00e4rbt, die Sporen oder Sporidien bl\u00e4ulich grau, gerade wie am gew\u00f6hnlichen Schimmel P\u00e9nicillium glaucum, auch werden die K\u00f6rner an der Spitze der F\u00e4den schnell hinter einander ausgeleert.\nUeber contagi\u00f6se Confe rvenbildung auf lebenden Fr\u00f6schen und \u00fcber den Einfluss der Nerven auf die Blutbewegung in den Capillargef\u00e4ssen, von Dr. Stilling zu Cassel, in M\u00fcllers Archiv f\u00fcr Anat. 1841. S. 279* Nach einer grossen aber wieder zugen\u00e4hten Wunde, wobei die untere H\u00e4lfte des R\u00fcckenmarkes aus dem Kanal genommen war, lebten die Fr\u00f6sche oft noch einen Monat. Die Spitzen der Zehen wurden weiss, und es erzeugte sich an ihnen eine sogenannte Conferve, die sich weiter\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nverbreitete. Die Beschreibung und besonders die Abbildung des Gew\u00e4chses zeigt ohne Zweifel Achlya prolif\u00e9ra, die Bewegung der Sporen ist beobachtet, aber falsch gedeutet. Es gelang dem Verf., das Gew\u00e4chs auf lebendigen und todten Thieren fortzupflanzen. Ungeachtet der Verf. das Gegentheil behauptet, so ist d9ch wohl kein Zweifel, dass die Theile, worauf dieser Schimmel entstand, im Absterben begriffen waren. S. auch die folgende Abhandlung.\nFernere Erl\u00e4uterung der contagi\u00f6sen Confer-venbildung auf Fr\u00f6schen und Wassersalamandern, von Ad. Hannover in M\u00fcllers Archiv 1842. 73. Gegen Stillings Abhandlung, der jenes Gew\u00e4chs zu den Thieren rechnen wollte. Der Verf. zeigt, dass man nicht selten die K\u00f6rner oder Sporen von Conferven (auch Pilzen) sich bewegen gesehen habe, und die Thierchen, welche Stilling an den F\u00e4den des Schimmels beobachtet hatte, h\u00e4lt er mit Recht f\u00fcr zuf\u00e4llig parasitisch. Nach der Beschreibung und Abbildung ist der Pilz deutlich gegliedert und w\u00e4re demnach Sapro-legnia ferax.\nOn the Conferva which vegetates on the skin of a Goldfish. By J. Goodsir, Annals of Nat. Hist. T. 9. p. 333. Eine gute Beschreibung der Saprolegnia ferax oder Achlya prolif\u00e9ra, besonders sind die Ver\u00e4nderungen des letzten Gliedes, ehe die Sporen hervorbrechen, gut beschrieben, auch das Keimen der Sporen. Das Bl\u00e4schen, sagt er, verl\u00e4ngert sich, und erscheint doppelt, das heisst, aus zwei Zellen bestehend; dann verl\u00e4ngern sich beide Zellen, und bekommen neue (additional) Zellen an dem obern Ende. Er beschreibt deutliche Gliederung, also auch Saprolegnia ferax. Gegen das untere Ende eines jeden Gliedes sah er ein Bl\u00e4schen im Innern. Zuletzt sagt er, das Gew\u00e4chs habe Aehnlichkeit in mancher Hinsicht mit dem, was von Hannover und Stilling beschrieben sei. Die Bewegung vor dem Heraustreten der Sporen sah er wohl, aber nicht nach dem Heraustreten.\nln der Abhandlung: Ueber das Vorkommen und die Natur der Entophyten und Epiphyten des lebenden Organismus in Klencke\u2019s Neuen physiologischen Abhandlungen, Leipz. 4843. 8. findet sich S. 36 die Beschreibung einer Conferve, wie der Verf. sagt, welche","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n115\nder Verf. im Ausfl\u00fcsse eines rotzkranken Pferdes gefunden hat. Es ist nach den Abbildungen und der Beschreibung selbst kein Zweifel, dass diese Conferve die Achlya prolif\u00e9ra war. Das Hervordringen der Sporen aus dem letzten Gliede und die Bewegung nachher wird genau beschrieben.\nEiniges zur Leb ensgeschichte der Achlya prolif\u00e9ra, von F. Unger. Linnaea Th. 17. S. 129. Der Verf. fand dieses Gew\u00e4chs an kr\u00e4nkelnden Goldfischen. Er giebt davon eine sehr genaue Beschreibung, und da er, ein vortrefflicher Beobachter, nur ungegliederte F\u00e4den oder Schl\u00e4uche sah, so m\u00f6chte man glauben, dass die Pflanze mit gegliederten F\u00e4den, welche Gruithuisen und nachher andere beschreiben, wirklich verschieden sei. Der k\u00f6rnige Inhalt des Schlauches ist in best\u00e4ndiger Bewegung und hat ausser der fortschreitenden Bewegung, die ihnen durch Str\u00f6mung mitge-theilt wird, noch eine besondere Molecularbewegung. Wenn das Ende des Schlauches sich durch Vermehrung des Inhalts zu einer Keule verdickt hat, wird es durch eine Querwand abgesondert, deren Entstehung hier beschrieben wird. Der Endschlauch erh\u00e4lt nun eine netzf\u00f6rmige Oberfl\u00e4che; die scheinbaren Zellen entstehen aber von der gallertartigen Substanz, die von den K\u00f6rnerhaufen sich gesondert hat, und nun durch gegenseitigen Druck eckig wird. Sie verschwindet; die fr\u00fcher zusammengepressten K\u00f6rnerhaufen oder Sporidien werden l\u00e4nglich und indem die K\u00f6rner sich mehr nach hinten sammeln, wird die Spitze durchsichtig. Nun kommen die Sporidien in Bewegung, dringen eines nach dem andern aus dem Fruchtschlauche hervor, bewegen sich wie die Sporidien von Vaucheria clavata, doch konnte der Verf. keine Flimmern entdecken, setzen sich fest und keimen. Diese ausf\u00fchrliche Darstellung macht den Schlussstein zu den Untersuchungen \u00fcber dieses merkw\u00fcrdige Gew\u00e4chs.\nMerkw\u00fcrdig ist in Klencke\u2019s kurz vorher angef\u00fchrtem Buche die Beschreibung eines Pilzes (S 62), welchen er auf der Haut eines wassers\u00fcchtigen Unterschenkels fand, auch nachher' noch zweimal, n\u00e4mlich am Rande einer Gangraena ex decubitu und an den Zehen eines gel\u00e4hmten Mannes. Der Pilz bildet einen Rasen, der sich den blossen Augen als ein","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nweisslicher Puder zeigte, unter dem Vergr\u00f6sserungsglase aber aus weissen kleinern und grossem gelbbr\u00e4unlich gef\u00e4rbten F\u00e4den bestand, die gabelf\u00f6rmig gespalten und gegen einander gebogen waren. Auf der innern Seite dieser F\u00e4den wuchsen bimf\u00f6rmige Sporangien gegen einander gerichtet, die sobald sie sich ber\u00fchren, ihre Sporen in einander ausleeren. Dieser Pilz ist offenbar eine Art der Gattung Syzygites, die Ehrenberg, als er hier in Berlin studirte, im Thiergarten fand und sowohl in seiner Inaugural-Dissertation als in den Verhandlungen d. Naturforsch. Frde. Th. 1. S. 91. t. 2. 3. beschrieb und abbildete. S. auch meine Fortsetzung von Willdenow\u2019s Spec, plant. T. 6. P. 1. (Berol. 1824) p. 94. In diesem Buche findet sich auch p. 93 eine Pilzgattung Sporodinia charakterisirt, an welcher die Sporen aus dem Faden des Thallus in das Sporangium in deutlicher Bewegung \u00fcbergehen. Diesem m\u00f6gen wir ankniipfen:\nUeber die freie Bewegung der Sporen von Ne-maspora incarnata Pers. vom Prof. G\u00f6ppert in M\u00fcllers Archiv 1842. S. 145. Als der Verf. die rothen gallertartigen F\u00e4den dieses Pilzes in Wasser brachte, l\u00f6ste sich die einh\u00fcllende Gallerte auf und die ausserordentlich kleinen, l\u00e4nglichen an beiden Enden zugespitzten, ziemlich durchsichtigen Sporen wurden frei, bewegten sich und rotirten nicht blos in horizontaler, sondern auch in vertikaler Richtung.\nEs war oben von Achlya und Saprolegnia die Rede, Pilzen, Yvelche \u00e4usserlich auf kranken lebenden thierischen K\u00f6rpern Vorkommen ; es ist nun noch anzuf\u00fchren, was von Pilzen innerhalb vegetabilischer und animalischer Substanzen gesagt worden.\nPilze im Innern, beob. von K. N\u00e4geli. Linnaea T. 16. p. 288. In den Wurzeln mehrer Irisarten, von denen nicht gesagt Yvird, ob sie ganz gesund waren, fand der Verf. Pilze, die er beschreibt und abbildet. Zwei Arten erhebt er zu einer besondern Gattung Schinzia, und nennt die eine Sch. cellulicola, die andere Sch. penicillata. Jene scheint mir ein noch nicht reifer Aspergillus, diese ein noch nicht reifes P\u00e9nicillium ; die dritte Art, der traubenf\u00f6rmige Pilz, ist allerdings eine sonderbare Form. Die Unterscheidung, ob etwas inner-","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n117\nhalb der Zellen oder ausser denselben liege, geh\u00f6rt wegen der durchscheinenden W\u00e4nde zu den gar nicht leichten.\nDie Kartoffel-Epidemie der letzten Jahre von Dr. C. Fr. Ph. v. Martins, M\u00fcnchen 1842. 4. mit drei Taf. Abbild. Ich f\u00fchre diese Schrift hier an, weil die genannte Krankheit der Einwirkung eines Pilzes vorz\u00fcglich zu-geschrieben wird. Unstreitig ist diese Schrift die beste \u00fcber eine Krankheit, die eine Zeit hindurch die Oekonomen gar sehr besch\u00e4ftigte, und ich m\u00f6chte sagen, ein Muster f\u00fcr solche Untersuchungen. Nach einer literarischen Einleitung \u00fcber die Kartoffelkrankheiten im Allgemeinen folgt ein Bild der Krankheit, welche die trockene Stockf\u00e4ule der Kartoffeln genannt wird, und zugleich eine Beschreibung des Pilzes, welcher immer darin vorkommt. Er bringt ihn mit Recht zur Gattung Fusisporum als eine noch nicht beschriebene Art, die er F. Solani nennt und folgendermassen charakterisirt : Erum-pens, pulvinatum; floccis erectis ramosis parce septatis, spo-ris ellipticis aut cylindricis obtusis septatis facile decidentibus. Eine zweite, durch ihre betr\u00e4chtliche Streckung in die L\u00e4nge und durch den Verlust der grossen cylindrischen Sporenk\u00f6rner bemerkbare Form l\u00e4sst sich als Varietas \u00df sporitrichoides bezeichnen. Sie entsteht aus derselben Unterlage (hyphasma) und ist also gewiss nur eine Ab\u00e4nderung. Selten bemerkt man an dieser Abart, die zweite Form von kleinen, rundlichen und nicht mit Scheidew\u00e4nden versehenen Keimk\u00f6rnern als das Resultat einer eigenthiimlichen Abschn\u00fcrung. Hierauf folgt die Beschreibung der Kartoffelr\u00e4ude, wobei auch der Pilz beschrieben wird, welcher in ihr sich immer findet. Wall-roth nannte ihm Erysibe, weil er f\u00fcr den Namen Caeoma den altern schon bei Theophrast vorkommenden Erysibe in Anspruch nimmt, und was die andern Erysibe nannten, Al-phitomorpha genannt hat. Ob Theophrast Puccinia von Caeoma schon unterschieden hat? Unser Verf. nennt ihn mit Unrecht Protomyces, da dieser Name auf einer Hypothese beruht, die gar zweifelhaft ist. Nun geht der Verf. mit grosser Umsicht die \u00e4ussern und innern Ursachen durch, welche eine Race-Verschlechterung oder Pr\u00e4disposition zur Krankheit hervorbringen k\u00f6nnen, worauf dann die Ansteckung als bestimmende Ursache hinzukommt. Hierbei \u00e4ussert er einen sinnreichen","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\tH. F. Link. Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nGedanken. Er vergleicht die Contagiosit\u00e4t der Pilze mit der Impfung der Krankheiten im thierischen K\u00f6rper. Der organische Stoff, sagt er, welcher dem zugef\u00fcgten Contagium zun\u00e4chst liegt, reagirt gegen dasselbe und erleidet eine Afterorganisation, welche mit mehr oder weniger individuellen und selbstst\u00e4ndigem Ausdruck unter denselben physischen Erscheinungen hervortritt, wodurch sich der urspr\u00fcnglich ergriffene Organismus als Tr\u00e4ger des Contagiums charakterisirte. Allerdings eine generatio aequivoca und hypothetisch wie diese, aber ist es nicht noch hypothetischer die Atmosph\u00e4re, oder das Wasser f\u00fcr eine reiche Sammlung von zarten Pilzsamen zu halten, wozu noch die Eiersammlung von Infusorienthier-chen und dergl. kommt? Als Mittel gegen die Krankheit wird besonders die Reinigung der Saatkartoffeln von anh\u00e4ngenden Keimk\u00f6rnern der Pilze empfohlen.\nZu den Pilzarten in lebendigen Thieren gefunden, geh\u00f6ren noch folgende Nachrichten.\nCryptogames d\u00e9velopp\u00e9es pendant la vie \u00e0 la surface interne des poches a\u00e9riennes d\u2019un canard Eider (Anas mollissima) p. M. Eides D esl ongch amps Compt. rend. 1841. P. 1. p. 1110. Das Thier starb am schweren Athemhohlen. In den Lufts\u00e4cken fand man die W\u00e4nde mit Platten (plaques) von Schimmel besetzt. Diese Platten waren rund, besonders in der Mitte erhaben. Der Pilz bestand aus durchsichtigen, nicht gegliederten, wenig oder gar nicht ver\u00e4stelten F\u00e4den, die einen Filz bildeten. An der Basis, wo sie angeheftet waren, hatten sie kaum 0,02 Millimeter im Durchmesser, weiterhin aber noch einmal so viel und dar\u00fcber. Ueberall sah man in diesen F\u00e4den kugelf\u00f6rmige oder eif\u00f6rmige Bl\u00e4schen von weisser oder gr\u00fcnlich grauer Farbe. An einigen Stellen ragten aufrechte F\u00e4den aus dem Filz hervor, welche einen Haufen von gr\u00fcnlichen Sporen an der Spitze trugen, und nachdem die Sporen abgefallen, eine Scheibe zeigten. \u2014 Ein der Gattung Aspergillus nahe stehender Pilz, wenn nicht eine Art dieser Gattung.\nDiese Nachricht ist mitgetheilt in den Ann. of Nat. Hist. T. 8. p. 229 und zugleich wird ein \u00e4hnlicher Fall aus dem Philosoph. Magaz. 1833. V. 2. p. 74 angef\u00fchrt, wo sich ein schimmelartiger Pilz in den Lungen eines Flamingo fand,","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n119\nNoch ein \u00e4lterer Fall aus Montagu\u2019s Supplement to his Ornithological Dictionary von 1813 im Artikel Scaup Duck wird von Yarrell in den Ann. of Nat. Hist. T. 9. p. 131 angegeben, wo es heisst: \u201edie Ursache des Todes (bei diesem Weibchen) schien in den Lungen zu sein und zwar in der Membran, welche die Lungen von den andern Eingeweiden scheidet; diese letztere war verdickt, und die ganze H\u00f6hlung inwendig mit einem Mucor oder blauen Schimmel \u00fcberzogen.\u201c Ueber die Pilzbildung in den Lungen der V\u00f6gel findet sich eine genauere Beobachtung von J. M\u00fcller in dessen Archiv 1842. S. 198. Er sah -in Stockholm im Anatomischen Museum ein Pr\u00e4parat von einer Strix Nyctea, die an schwerem Athemhohlen starb. Gelbe, z\u00e4he und dichte, runde, platte, auf der Oberfl\u00e4che concentriseh geringelte, in der Mitte vertiefte K\u00f6rper besetzen die Schleimhaut der Lungen und aller Lufts\u00e4cke, auch die Knochen des Beckens, soweit sie von den Lufts\u00e4cken ber\u00fchrt werden. Ein anderer Fall wurde in Berlin an einer Rohrweihe, Falco rufus, beobachtet, wo sich solche K\u00f6rper auf den Nieren fanden, auch in den Lufts\u00e4cken der Brust. Diese K\u00f6rper sind rund, von ~ \u2014 2 Lin. im Durchmesser und dar\u00fcber; die Oberfl\u00e4che ist glatt, in der Mitte vertieft; an den j\u00fcngern napff\u00f6rmig ausgeh\u00f6hlt, an den \u00e4ltern sieht man concentrische erhabene Zonen; die untere Fl\u00e4che ist platt und angeheftet, doch l\u00e4sst sie sich, ohne die darunter befindliche Schleimhaut zu verletzen, absch\u00e4len. Den Schimmel, der die Oberfl\u00e4che dieser K\u00f6rper an dem Pr\u00e4parat zu Stockholm bedeckt, h\u00e4lt der Verf. f\u00fcr eine Nebensache, auch fehlte er an den zu Berlin beobachteten K\u00f6rpern. Im Durchschnitte sah man aber hier bei einer Vergr\u00f6sserung von 600 im D. feine, ungegliederte, ver\u00e4stelte und anastomosirende F\u00e4den, auch ausser diesen F\u00e4den, viel dickere, rundliche oder unregelm\u00e4ssige K\u00f6rper in der Masse eingestreut, und nicht selten zu vielfach aufgetriebenen k\u00fcrzern oder l\u00e4ngern Str\u00e4ngen verl\u00e4ngert, die sich zuweilen gablicht theilen. Abbildungen dieser F\u00e4den, und der mit ihnen zugleich gefundenen K\u00f6rperchen, sind beigef\u00fcgt. \u2014 Ich habe diese sehr merkw\u00fcrdigen tellerf\u00f6rmigen K\u00f6rper gesehen, wie der Verf. erw\u00e4hnt hat. Ganz m\u00f6chte ich den Schimmel nicht f\u00fcr Nebensache halten. Sollten die F\u00e4den, die sich im Innern jener K\u00f6rper","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\tH. F. Link; Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nbefinden, nicht die Anf\u00e4nge von dem Schimmel sein, den man an der Oberfl\u00e4che sp\u00e4terhin zuweilen wahrgenommen hat? Ich kam auf den Gedanken, indem ich die Pilze auf faulen Fr\u00fcchten untersuchte, wo die F\u00e4den der darauf befindlichen Schimmelarten sich tief durch das Zellgewebe ziehen, und oft schon vorhanden sind, wenn man ausserhalb kaum etwas bemerkt. So war der Schimmel an dem zu Berlin gefundenen K\u00f6rper vielleicht noch nicht entwickelt. Die tellerf\u00f6rmigen K\u00f6rper selbst scheinen von thierischer Substanz zu sein.\nUeber Entophyten auf den Schleimh\u00e4uten des todten und lebenden menschlichen K\u00f6rpers von Adolph Hannover, M\u00fcllers Archiv 1842. S. 281. Die mikroskopische Pflanze besteht aus feinen, geraden F\u00e4den, die wasserhell sind, oder inwendig kleine K\u00fcgelchen zeigen, zuweilen auch einen neblichten Inhalt, der in Zellen abgetheilt scheint, obgleich keine wirklichen Scheidew\u00e4nde vorhanden sind. Die F\u00e4den sind stark verzweigt, ohne bestimmte Anordnung und ohne dass die Zweige d\u00fcnner als der Stamm werden. Sporen im Innern (aber doch K\u00fcgelchen) und im Aeussern hat 'der Verf. nicht bemerkt. Er fand diese F\u00e4den zuerst in der Speiser\u00f6hre eines Kranken, wobei er Langen-becks Beobachtung von solchen F\u00e4den in der Speiser\u00f6hre einer Typhusleiche in Froriep\u2019s Notiz. 1839 Nr. 252 anf\u00fchrt, doch bestanden hier die F\u00e4den aus Zellenreihen, mit wasserhellen Zellen (Sporen?) an den Aussenfl\u00e4chen, die oft eine gr\u00fcnliche F\u00e4rbung gleich den Schimmelsporen hatten.\nBennett fand einen Fadenpilz mit gegliederten F\u00e4den und Sporen in den Lungen eines Mannes, der an einer Knoten-Schwindsucht gestorben war, auch bemerkte man ihn in dem Auswurf, als der Mann noch lebte. Bennett vergleicht den Pilz mit P\u00e9nicillium glaucum sehr treffend. Sonderbar, dass mau die \u00e4usserst h\u00e4ufige Entstehung dieses Schimmels in vegetabilischen Fl\u00fcssigkeiten so wenig beachtet hat. S. Transact. of the R. Society of Edinburgh V. 15 p. 2, auch im Auszuge in Annals of Nat. Hist. T. 11. 126.\nHistory of a case in which a fluid periodically ejected from the stomach contained vegetable organism of an un de scribed form. By J. Goodsir. Ann. of Nat. Hist, T. 11. p. 125. Ein junger Mann3","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n121\n19 Jahre alt, der schon seit vier Monaten an Magenbeschwerden litt, gab des Morgens eine saure Fl\u00fcssigkeit aus dem Magen, ohne Anstrengung zum Erbrechen, von sich. Durch das Mikroskop erkannte man darin kleine viereckige oder l\u00e4ngliche Platten, die der Verf. f\u00fcr vegetabilisch h\u00e4lt, Sarcina nennt, und folgende Gattungskennzeichen davon giebt: Lederartige, durchsichtige Pflanzen, die aus 16 oder 64 vierzelligen, viereckigen St\u00fccken bestehen, welche parallel neben einander in einer viereckigen durchscheinenden Matrix liegen. \u2014 Ohne Zweifel eine Infusorie, und zwar ein Gonium, vielleicht das bekannte Gonium pectorale selbst. Die Beobachtung ist \u00fcbrigens merkw\u00fcrdig, und ich habe sie deswegen hier angef\u00fchrt, ungeachtet sie nicht in ein Jahrbuch der physiologischen Botanik geh\u00f6rt\nDie Entdeckung des G\u00e4hrungspilzes f\u00e4llt in das Jahr 1826, wo Desmazieres ihn in einer besondern zu Lille erschienenen kleinen Schrift beschrieb und abbildete, die nachher in den Annal, d. Scienc. naturell. T. 10. p. 59 abgedruckt worden. Er nannte ihn Mycoderma nach einer Gattung von Persoon, von der Desmazieres nicht allein, sondern auch Persoon selbst sagt, dass sie von zweifelhafter Natur sei. Es werden darunter von Persoon h\u00e4utige Verfilzungen oberfl\u00e4chlich beschrieben, die man in Kellern um 'Flaschen u. s. w. gefunden hat. Desmazieres bestimmt die Gattung von Neuem, rechnet sie zu den Infusorien, begreift darunter kleine Thiere, die sich mit einander verbinden und auf der Oberfl\u00e4che des Wassers oder feuchter K\u00f6rper eine Haut darstellen. Den G\u00e4hrungspilz nennt er Mycoderma cerevisiae. Nun machte Biasoletto auf die kleinen Pilze aufmerksam, welche sich in manchen Aufl\u00f6sungen und Aufg\u00fcssen erzeugen, s. Di alcune alghe microscopiche Venetia 1834; Kiitzing fand schon zu gleicher Zeit in einer w\u00e4ssrigen Rhabarber-tinctur eine Alge, die er Cryptococcus infusionum nannte (Journal f. prakt. Chemie 1834. S. 475). Turpin besch\u00e4ftigte sich mit der Hefe auf seine bekannte Weise, aber noch Niemand hatte an die G\u00e4hrung gedacht, als schnell hinter einander Abhandlungen erschienen, welche jene mikroskopischen Organismen als das Wesentliche in der Hefe betrachteten. Die erste war von Cagniard Latour, wovon die Nachricht","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122 H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nsich in der Zeitschrift L'Institut 23. Nov. 1836 befindet; die zweite von Schwann, in Poggendorfls Annalen der Physik und Chemie 13. 41. S. 184; die dritte von K\u00fctzing im Journal f\u00fcr praktische Chemie 1837. B. 2. S. 385. ' Schwann widerlegt die Meinung, dass dieses organische Wesen eine lnfusorie sei, bringt (es auf Meyens Rath zu den Pilzen und will es Zuckerpilz (Saccharamyces) genannt wissen. Da nun auf diese Weise die Sache unter die Chemiker kam, so wurde sie bald von Berzelius und Liebig verworfen, auch in den Annalen der Chemie und Pharmacie auf eine spasshafte Weise dargestellt. Doch nahm sich Mitscherlich der Physiologen und Botaniker an, und ich ziehe aus dem Berichte der Akademie der Wiss. zu Berlin f\u00fcr den Februar 1843 Folgendes aus: \u201eIn der Bierbrauerei kann man zwei Hefearten mit Bestimmtheit von einander unterscheiden, die Unterliefe und Oberhefe, jene vermehrt sich bei einer Temperatur, die +7\u00b0 nicht \u00fcbersteigen, aber nicht bis 0\u00b0 sinken darf; sie ist das G\u00e4h-rungsmittel beim Bayerischen Bier; die am sch\u00f6nsten ausgebildete Oberhefe ist die des Weissbiers, sie vermehrt sich bei einer Temperatur von ungef\u00e4hr + 25\u00b0. Die Unterliefe besteht aus einzelnen K\u00fcgelchen von den verschiedensten Dimensionen; der Verf. hat fast nie bemerkt, dass sich an irgend einer Stelle eines grossem ein kleineres K\u00fcgelchen bildete; die kleinern sind stets in der Fl\u00fcssigkeit vertheilt. Bei der Oberhefe bemerkt man fast nie einzelne kleine K\u00fcgelchen, sondern nur grosse, an deren Enden kleinere sich entwickeln, wodurch Ver\u00e4stelungen gebildet werden. Diese vermehren sich durch Knospenbildung, die Unterhefe dagegen, indem kleine K\u00fcgelchen in der Fl\u00fcssigkeit isolirt wachsen. Bei der altern Hefe kann man am deutlichsten eine H\u00fclle und einen granul\u00f6sen Inhalt unterscheiden, welcher noch deutlicher hervortritt, wenn man sie mit w\u00e4ssriger Jodl\u00f6sung \u00fcbergiesst. Der Verf. h\u00e4lt es f\u00fcr sehr wahrscheinlich, dass bei der Unterhefe die K\u00fcgelchen platzen und dieser granul\u00f6se Inhalt heraustritt; die Unterhefe w\u00fcrde sich demnach durch Sporen fortpflanzen.\u201c K\u00fctzing f\u00fchrt in seiner oben angezeigten Phy-kologie S. 148 den G\u00e4hrungspilz unter Cryptococcus Fer-mentum auf, und sagt Folgendes davon: \u201eDie Hefe ist eine Alge auf der niedrigsten, aber ein Pilz auf ihren h\u00f6hern Ent-","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n123\nwickelungsstufen. Stellt man n\u00e4mlich Hefe in einem flachen Gefasse mit der G\u00e4hrungsfliissigkeit an die Luft, so begeben sich einzelne Hefek\u00fcgelchen an die Oberfl\u00e4che. Diese verl\u00e4ngern sich, reihen sich an einander und verwachsen auch endlich. In den verl\u00e4ngerten Hefenzellen bilden sich alsdann 2\u20143 punktf\u00f6rmige Kerne (wie in den Sporen mancher Pilze) aus und endlich entsteht durch Verl\u00e4ngern und innigeres Verwachsen der Zellen ein geglieder Faden, dessen Glieder cy-lindrische Form haben. Bei noch weiterer Entwickelung dehnen sich die F\u00e4den entweder zu sehr d\u00fcnnen Faserchen aus, oder sie erweitern sich zu grossem langgestreckten Zellen, welche endlich zu blasenf\u00f6rmigen Kugeln anschwellen, in denen sich kleine sehr zahlreiche K\u00fcgelchen (Sporidien) erzeugen; in diesem Stadium gleichen sie daher v\u00f6llig einem Mu-cor.\u201c Ich bin \u00fcberzeugt, dass die meisten Pilze, welche innerhalb animalischer und vegetabilischer K\u00f6rper Vorkommen, nur der Thallus (das Kraut gleichsam) von mehr ausgebildeten Formen sind, die sich erst an der Luft entwickeln, wie der Hausschwamm Merulius Vastator eine Menge Rhizomor-plien bildet, und erst, wo er Gelegenheit hat an der Luft auszuwachsen, die Frucht, das sporangium hervorbringt. F\u00fcr den G\u00e4hrungspilz muss der Name Cryptococcus bleiben; mit Torula herbarum Pers., einem lange dauernden, festen, schwarzen Pilz ist keine Aehnlichkeit, mit Oidium aureum weit mehr, doch w\u00e4chst dieses auf Baumst\u00e4mmen, und die Glieder sondern sich erst im Wasser ab, gleichen aber dann in Gr\u00f6sse und Gestalt auffallend den einzelnen Gliedern vom G\u00e4hrungspilz.\nSch\u00f6n lein hat zuerst auf die Pilze in Hautkrankheiten aufmerksam gemacht, s. M\u00fcllers Archiv 183.9. S. 82. Er fand dergleichen in der Porrigo lupinosa Willan. ; er giebt aber davon keine Beschreibung und eine Abbildung, an der nicht viel zu erkennen ist. G ruby liefert in demselben Archiv 1842. S* 22 eine Beschreibung von Pilzen in der Tinea favosa. Innerhalb des epidermatischen Ueberzuges findet sich eine amorphe Schicht, die eine Kapsel darstellt, welche in zwei H\u00e4lften getheilt ist, in der sich die Parasitenpflanze befindet. Sie hat die gr\u00f6sste Aehnlichkeit mit einer Mycoder-mis (ma). Die Wurzeln und St\u00e4mmchen der Mycodermis","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124 H* F. Link: Jahresbericht Uber die Arbeiten\nsind glatte, cylindrische, durchscheinende R\u00f6hrchen, die zuweilen sich mehrfach dichotomisch spalten; ihre H\u00fclle ist glatt, ihr Inhalt entweder molecul\u00f6s oder granul\u00f6s, oft sieht man die charakteristischen Scheidew\u00e4nde der Pflanzenzelleii in ihrem Gefiige. Die Endzweigehen, die im Centrum der Kapselh\u00f6hle sich befinden, haben gefurchte R\u00e4nder. Die oft rosenkranzartig an einander gereihten Keimk\u00f6rner sind an den Endtheilen der Zweigehen zu finden; sie sind oft unregelm\u00e4ssig an einandergeh\u00e4uft, von gelblich weisser Farbe, jedes Spork\u00f6rnchen ist vollkommen glatt, rund oder oval, durchscheinend und aus homogener Substanz gebildet. \u2014 Die Beschreibung ist offenbar von einem der Sache Unkundigen gemacht, und im Ganzen unverst\u00e4ndlich. Derselbe Verf. hat einen Pilz in der Porrigo decalvans gefunden, s. Compt. rend. 1843. 11. p. 301, wo er eine Scheide um den untern Theil der Haare bildet, so dicht umgiebt er sie. Er besteht aus Aesten, St\u00e4mmen und Sporen. Die Aeste (branches) entstehen in der Substanz der Haare (le tissu des cheveux) und bilden die innere Schicht der Scheide, indem die Sporen (sporules) die \u00e4ussere Schicht bilden. Die Stamme (tiges) haben eine wellenf\u00f6rmige Gestalt (forme ondul\u00e9e) und folgen der Richtung der Haarfibern (des fibres des cheveux). Sie sind durchsichtig, ihre Dicke betr\u00e4gt nur 0,002 bis 0,003 im Durchmesser; sie enthalten im Innern keine Molek\u00fclen. Sie theileii sich zuweilen in zwei Aeste unter einem Winkel von 30\u201450\u00f4. Die St\u00e4mme und die Aeste sind \u00fcbrigens von demselben Durchmesser. Der Verf. nennt den Pilz Microsporium und Audouin zu Ehren (!) M. Audoini. \u2014- Was der Verf. unter tiges versteht, weiss ich nicht. Seine Beschreibung zeigt nicht, dass er die Befugniss hat, neue Gattungen unter den Pilzen zu machen. Endlich hat auch Giinsburg in der Plica polonica Pilze gefunden, die er geradezu Mycodermes nennt, s. Compt. rend. 1843. 11. p. 250. Sie entstehen aus dem Bulbus der Haare; die Zellen, woraus der Stamm besteht, sind im Anf\u00e4nge sehr deutlich geschieden, werden es aber immer weniger, je \u00e4lter der Pilz wird. Die St\u00e4mme der nahe stehenden Pilze vereinigen sich zu einem Netz. Die Sporen sind oval, genabelt, und mit dem Stamm durch einen Nabel oder einen feinen Faden verbunden ? meistens stehen","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n125\nsie zu zwei. Zuweilen stecken diese Mycodermen ganz in der Scheide, die das Haar umgiebt, und sind mit einer dicken Schicht von Sporen bedeckt, meistens durchbohren sie diese Scheide gegen die Basis des Haares. Einige sind v\u00f6llig ausserhalb der Scheide, und diese vereinigen sich zu einem dichten Netz. \u2014 Aus dieser verst\u00e4ndlichen Beschreibung geht hervor, dass der Pilz sehr nahe der Gattung Botrytis steht, vielleicht dazu geh\u00f6rt. Auch sind vermuthlich die von Gruby beschriebenen Pilze diesem \u00e4hnlich, so viel sich aus der verwirrten Beschreibung entziffern l\u00e4sst. Zu derselben Gattung w\u00fcrde auch noch Botrytis Bassiana oder die Muscardine geh\u00f6ren.\nEin wichtiger Aufsatz \u00fcber die Entwickelung einer Vegetabilie in eiweisshaltigen Fl\u00fcssigkeiten von Andral und Gavarret befindet sich in den Compt. rend. 18 43. 1. 266. Wenn man Blutserum mit sehr verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure behandelt, so dass es etwas sauer reagirt, und dann mit noch einmal so viel Wasser verd\u00fcnnt, wird die Fl\u00fcssigkeit tr\u00fcbe und l\u00e4sst einen Bodensatz fallen, der aus Eiweiss besteht, kl\u00e4rt sich aber dann wiederum auf. Wenn man nun nach 12 Stunden ungef\u00e4hr die Fl\u00fcssigkeit mikroskopisch untersucht, so findet man sph\u00e4risch-ovale, elliptische v\u00f6llig von einander gesonderte Bl\u00e4schen, durchsichtig, oder mit einer amorphen Materie (semis) oder auch mit K\u00fcgelchen im Innern. Nur an der Oberfl\u00e4che, wo die Fl\u00fcssigkeit mit der Luft in Ber\u00fchrung ist, erscheinen diese Bl\u00e4schen. Bald nachher sieht man auf den Bl\u00e4schen Keime, die in St\u00e4mme auswachsen, welche sich ver\u00e4steln, und auch in ihrem Innern eine amorphe Materie oder K\u00fcgelchen zeigen. Aber es entsteht noch ein anderes verschiedenes Gebilde. Die Bl\u00e4schen reihen sich an einander, verl\u00e4ngern sich und bilden hohle St\u00e4mme, die im Anf\u00e4nge noch \u00e4usserlich Abs\u00e4tze zeigen, nachher aber nur eine R\u00f6hre mit Querw\u00e4nden. Bringt man das, wie gesagt behandelte Serum in eine Atmosph\u00e4re von Kohlens\u00e4ure oder Wasserstoffgas, so entstehen keine solche Vegetationen. Nicht allein Schwefels\u00e4ure, sondern auch Essigs\u00e4ure bringt dieselbe Wirkung hervor. Eiweiss auf eine \u00e4hnliche Weise behandelt, liefert Vegetation derselben Art, ferner thaten dieses folgende pathologische Fl\u00fcssigkeiten:","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126 H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\n1)\tSer\u00f6se Fl\u00fcssigkeit im Peritonaeum bei einer Leberkrankheit,\n2)\tSerosit\u00e4t aus einer Hydrocele. 3) Die Serosit\u00e4t aus der Blase eines Blasenpflasters, 4) die Fl\u00fcssigkeit, welche man aus dem Eiter durch Filtriren erh\u00e4lt.\nDie Frage \u00fcber generatio aequivoca ist durch alle diese Untersuchungen aufs Neue zur Sprache gekommen, und nicht durch Absprechen zu beantworten. Besonders aber ist es nothwendig, diese niedern Organisationen genau zu untersuchen, und sie nicht als unvollkommene Wesen zu verachten und zu vernachl\u00e4ssigen. Dagegen konnte Ehrenberg nur in R\u00fccksicht auf die Infusionsthiere eifern, die Untersuchungen \u00fcber generatio aequivoca abschneiden konnte und wollte er nicht.\nWenn Mitscherlich sinnreich, ich m\u00f6chte sagen, Linn\u00e9isch behauptet: Niedere Thiere machen F\u00e4ulniss, niedere Gew\u00e4chse G\u00e4hrung, so ist nichts mehr zu w\u00fcnschen, als ruhige Untersuchungen dieses Gegenstandes. Die Chemiker sind, wie die Botaniker in der Physiologie und Anatomie der Pflanzen aus dem Geleise gekommen und ins Wilde gerathen.\nBewegung.\nDes mouvemens r\u00e9volutifs spontan\u00e9s qui s\u2019observent chez les v\u00e9g\u00e9taux, par Mr. Dutrochet. Compt. rend. 1843. 11. 989. Eine merkw\u00fcrdige Abhandlung, worin D. nicht von Endosmose und Exosmose redet, sondern von innern und \u00e4ussern Ursachen der Bewegungen im Pflanzenreiche, wovon jene dem Leben zugeschrieben werden, und sogar einer Gewohnheit. Zugleich theilt er Beobachtungen mit \u00fcber die Bewegungen der Ranken mancher Pflanzen, oder vielmehr er geht von ihnen aus. Da D. etwas weitl\u00e4uftig in seiner Darstellung, so will ich eine Stelle hie-her setzen, welche die Sache am leichtesten \u00fcbersehen l\u00e4sst. Die Beobachtungen sind an Pisum sativum angestellt. \u201eIch habe bben gesagt, dass Stammglied und Blatt, welches das Stammglied endigt, (merithalle ist bekanntlich das abscheuliche, sprachwidrige Wort der franz\u00f6sischen Botaniker f\u00fcr Stammglied), beide zugleich in der Luft eine ellipsoidische Curve beschreiben. Diese Tlieile erzeugen n\u00e4mlich durch ihre Bewegung eine Art von Kegel, dessen Spitze sich am untern","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n127\nTheile des Zwischengliedes befindet, die Basis aber an der Curve, welche die Spitze des Blattstiels in der Luft beschreibt, da, wo die beiden Bl\u00e4ttchen angef\u00fcgt sind. Ich fange die Beobachtung des Drehens in dem Augenblicke an, wo die Spitze des Blattstiels gegen das Fenster oder gegen S\u00fcden gerichtet ist. Das Zwischenglied und der Blattstiel, welcher ihm folgt, haben dann dieselbe Kr\u00fcmmung, mit der Concavit\u00e4t gegen das Fenster. Die einfache Ranke hatte sich eben vertikal gegen den Himmel gekehrt; nun dreht sich langsam das gekr\u00fcmmte Stammglied mit dem Blatte gegen S\u00fcdwest und zw\u2019ar mit der Kr\u00fcmmung gegen diese Himmelsgegend. So wie nun diese Bewegung anf\u00e4ngt, verl\u00e4sst die Ranke ihre Richtung gegen den Himmel und dreht sich nach Nordwest, so dass die Spitze das Licht vom Fenster her flieht. Die Concavit\u00e4t der Kr\u00fcmmung des Stammgliedes und Blattstiels wendet sich nach und nach von S\u00fcden und vom Fenster ab, bis sie gegen Westen steht, aber die Kr\u00fcmmung ist dann nicht so stark als gegen das Fenster oder gegen S\u00fcden. Die Spitze der Ranke, welche das Licht flieht, geht dann dem Blattstiele voran, ohne jedoch dessen Kr\u00fcmmung anzunehmen. Stammglied und Blattstiel fahren nun fort sich zu drehen bis gegen Norden, wo aber die Kr\u00fcmmung im Minimum ist. Jetzt kehrt die Ranke um, wendet sich zuerst gegen den Himmel, dann gegen Norden, so dass sie dem Blattstiel die Spitze zukehrt, wobei sie das Licht vom Fenster her flieht. Das Stammglied mit dem Blattstiel fahren fort sich zu drehen von Nord durch Osten bis S\u00fcden, wobei die Kr\u00fcmmung immer zunimmt. Die Ranke, welche best\u00e4ndig hinter dem Blattstiel zur\u00fcckblieb, kehrt ihre Richtung in R\u00fccksicht auf den Blattstiel um, f\u00e4hrt fort das Licht zu fliehen und geht dann vor dem Blattstiel her, der seinen zweiten Umlauf angefangen hat. Die Zeit, worin diese Uml\u00e4ufe geschehen, h\u00e4ngt von W\u00e4rme und Alter ab, schneller geschehen sie in der W\u00e4rme und der Jugend, das Licht tr\u00e4gt nicht allein zu dieser Bewegung nichts bei, sondern ist ihr auch entgegen und vermehrt es die Kr\u00fcmmung, wie der Verf. umst\u00e4ndlich zeigt. An Bryonia alba und Cucumis sativus hat der Verf. \u00e4hnliche Beobachtungen gemacht. Auf eine etwas k\u00fcnstliche Weise bringt er auch die Bewegung von Hedysarum gyrans dahin.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128 H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nIn den thierischen Bewegungen ist Wille, sagt er am Ende, in den Pflanzen nicht, aber hinter diesem unintelligenten Wesen befindet sich die sch\u00f6pferische Intelligenz, welche diese bewundernsw\u00fcrdigen vegetabilischen Maschinen geschaffen hat. 1st die Bewegung des Herzens willk\u00fcrlich? Haben die Thiere sich etwa selbst geschaffen?\nRecherches sur le mouvement et l\u2019anatomie du labellum de Megacli-nium falcatum p. Ch. Morren. Annal, d. scienc. natur. T. 19. p. 19. Auch im Auszuge im Bullet, d. 1. Soc. R. d. Bruxell. 1841. P. 1. p. 385. Eine genaue Anatomie der Bl\u00fcte dieser Orchidee und Darstellung der Bewegung der Lippe. Sie ist doppelt, mechanisch und vital, die erste r\u00fchrt von der Elasticit\u00e4t des Untersatzes des Labellum her, und diese wiederum von der Beschaffenheit der Zellen in der Haut (derme) jenes Untersatzes; die letztere bemerkt man an dem Erheben und Sinken des Labellum auf seinem Untersatze, doch muss man sich h\u00fcten, dass man nicht selbst die Bewegung durch einen Athemzug veranlasst. Die Zellen, welche die Elasticit\u00e4t hervorbringen, sind sph\u00e4risch und von einer weissen und durchsichtigen Substanz, wie Per-gamen, doch sieht man kaum Spuren von angewachsener Schichte.\nNotice sur la motilit\u00e9 des fleurons dans les Cynar\u00e9es, par Ch. Morren. Bulletin de la Soc. R. d. scienc. d. Brux. 1842. P. 2. p. 47. Der Verf. unterscheidet f\u00fcnf Bewegungen an diesen Bl\u00fcten. 1) Wenn man die Bl\u00fcmchen vor dem Hervorkommen der Stigmate leicht ber\u00fchrt, so machen sie eine Bewegung nach dem Mittelpunkte der zusammengesetzten Bl\u00fcte und zur\u00fcck. 2) Dann geschieht ein Herauswerfen des Pollen. 3) Die Stigmate dringen hervor. 4) Ber\u00fchrt man nun leicht die Bl\u00fcten oder die Stigmate, so machen sie eine drehende Bewegung. 5) Reizt man endlich die Stigmate, so zieht sich die Antherenr\u00f6hre nieder und steigt dann wieder aufw\u00e4rts. Die erste Bewegung r\u00fchrt von einer Verk\u00fcrzung der innern F\u00e4den der Staubf\u00e4den her, die an das Bl\u00fcmchen angewachsen sind, und das Bl\u00fcmchen mit dem Pistill fortziehen. Die zweite und dritte werden durch das Nachwachsen des Griffels hervorgebracht; die vierte ist ebenfalls eine Folge der Verk\u00fcrzung der angewach-","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n129\nsenen Staubf\u00e4den, die nach einander erfolgt, und so ist es auch die f\u00fcnfte. In allen diesen F\u00e4llen sind es also die Staubf\u00e4den, welche durch ihre Reizbarkeit die Bewegungen hervorbringen.\nEinige Beobachtungen \u00fcber die Rotationsbewegung in den Pflanzenzellen, vorn Prof. Czer-mak, s. Verhandlungen der K. K. Gesellschaft der Aerzte zu Wien. Wien 184 2. S. 125. Der Verf. sagt: \u201eUeberblicken wir nun die angegebenen Corollarien, welche aus meinen tausendfach wiederholten Beobachtungen und Experimenten fliessen, so k\u00f6nnten wir folgenden Schluss ziehen : Der Verdunstungsprocess des Zellensaftes ist die vorz\u00fcglichste. Ursache der Bewegung der Chlorophyll - K\u00fcgelchen. Er wird durch die Erw\u00e4rmung erh\u00f6ht und dadurch die Bewegung der K\u00fcgelchen beschleunigt; mit dem Sinken der Temperatur werden beide zugleich vermindert. \u2014 M\u00f6gen wir uns doch an ein allgemein bekanntes Ph\u00e4nomen der Bewegung der Staubtheilchen im erw\u00e4rmten Wasser, an das Sinken und Steigen derselben erinnern, so ist uns der Schl\u00fcssel zur Erkl\u00e4rung der Rotationsbewegung gegeben.\u201c Die Versuche des Verf. sind sch\u00e4tzbar; auffallend ist es, dass Oel sogleich die Bewegung hemmt. Aber die Bewegungen im erw\u00e4rmten Wasser r\u00fchren allein daher, dass von unten erw\u00e4rmtes Wasser steigt, weil es ausgedehnt und dadurch specifisch leichter geworden ist, das obere k\u00e4ltere, schwerere sinkt. Sollte man wohl hier dergleichen annehmen k\u00f6nnen, wo die Bewegung in derselben Ebeiie im Kreise geht?\nErn\u00e4hrung und Einsaugung der Pflanzen.\nEs liess sich erwarten, dass Liebig\u2019s Buch: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie, von welcher im Jahresbericht von 1840 eine Nachricht gegeben wurde, die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich ziehen w\u00fcrde, nicht allein wegen der Neuheit mancher Gedanken und Darstellungen, sondern auch wegen der Sch\u00e4rfe, man m\u00f6chte sagen, der Keckheit, womit er sie darstellte, und der Angriffe auf alle, die ihn auf seinem Wege begegneten. Zuerst schrieben Gruber und Sprengel dagegen, denen Liebig in den Annalen der Pharmacie und Chemie\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nB. 38. S. 21G antwortete. Eben so geschah es mit Hlubeck in derselben Zeitschrift \u00df. 41. S. 358. Darauf griff Schleiden Liebig an und dieser wurde von Winkelblech vertheidigt; Schleiden erwiderte in einem offenen Sendschreiben, 'dein eine Duplik von Winkelblech folgte. Die Schrift von II. Mohl gegen Liebig (1843) blieb im Felde der Chemie fast allein, und suchte besonders Saussure\u2019s Theorie der Ern\u00e4hrung der Pflanzen geltend zu machen. Diese Theorie ist in den Annalen der Pharmacie 13. 42. S. 275 durch neue Versuche unterst\u00fctzt worden, denen aber Liebig Rechnungen daselbst S. 21)1 entgegengesetzt. Ich \u00fcbergehe, was in den \u00f6konomischen und \u00e4hnlichen Schriften \u00fcber, gegen und f\u00fcr Liebig gesagt worden. Wichtig ist auch Liebig\u2019s Abhandlung: \u201eDie Wechsel wirthschaft\u201c in denselben Annalen B. 46. S. 58, worin besonders auf die unorganischen Stoffe R\u00fccksicht genommen wird, welche die Pflanzen aufnehmen, auch sind viele Versuche \u00fcber diesen Gegenstand beigef\u00fcgt. Nimmt man aber alles zusammen, was \u00fcber die Ern\u00e4hrung der Pflanzen nach Liebigs Lehren geschrieben worden, so kann man keinesweges sagen, dass irgend etwas entschieden w\u00e4re und dass die Wissenschaft durch den Streit grosse Fortschritte gemacht h\u00e4tte.\nUeber die anorganischen Bestandteile der Pflanzen, eine Preisschrift von A. F. Wiegmann und Polstorff, Braunschweig 1842, auf welche Liebig in seiner Abhandlung \u00fcber Wechselwirthschaft schon R\u00fccksicht genommen hat. lliemit ist zu verbinden die Abhandlung von Wiegmann in der Bo-tan. Zeit. 47. St., dessen Versuche doch im Ganzen darauf hinauskommen, dass Pflanzen mit organischen Stoffen ged\u00fcngt und in W\u00e4sser mit solchen Stoffen vermengt, besser wachsen, als in kohlensaurem Kalk und kohlensauren Salzen mit kohlensaurem Wasser begossen. Hiebei ist an Thaers bekannten Satz zu erinnern, dass nur die Feldfr\u00fcchte, welche reifen Samen tragen m\u00fcssen, um benutzt zu werden, den Boden aussaugen, dass dieses aber nicht, wenigstens nicht in einem bedeutenden Grade geschehe, wenn man sie vor der Reife des Samens benutzt.\nSo wie dieses Liebig\u2019s 'Theorie zu widersprechen scheint\n__ auch waren die letztem Versuche von Wiegmann durch\nMohls Schrift veranlasst \u2014 so sprechen auf der andern Seite","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"fur physiologische Botanik.\n131\n?\n'Vv\ndie Versuche mit Ammoniak lind Ammoniaksalzen, wodurch die Fruchtbarkeit vermehrt wird, f\u00fcr jene Theorie. Dahin geh\u00f6rt die Bearbeitung* des D\u00fcngers mit schwefelsaurem Eisen, wodurch schwefelsaures Ammoniak entsteht, nach Schattemanns Versuchen, Compt. rend. 1842. 1. p. 274, auch das. 4843.11. p. 1128 und K\u00fchl man ns Untersuchungen das. p. 1121. Eine Gardenia radicalism welche im November beim Begiessen jedesmal drei Tropfen kohlensaures Ammoniak (liquor am-mon. carbon. Pharm.?) bekam, behielt ihre Bl\u00e4tter viel l\u00e4nger, als andere, welche diesen Zusatz nicht erhielten.\nUngers Versuche \u00fcber die Ern\u00e4hrung der Pflanzen, siehe Flora 1842, eigentlich, wie der Verf. sagt, eine Wiederholung des Versuchs, welchen Hartig bereits angestellt hatte, zeigen, dass humussaures Kali den Pflanzen eher sch\u00e4dlich als n\u00fctzlich sei.\nDie Untersuchungen \u00fcber den D\u00fcnger von Boussingault und Payen, s. Compt. rend. 1841. 1. p. 323 und 1842. II. p. 657, sollen beweisen, dass die Kraft des D\u00fcngers in ziemlich geraden Verh\u00e4ltnissen zur Menge der stickstoffhaltigen Materien in demselben steht.\nDie Abhandlung \u00fcber die Ern\u00e4hrung der Pflanzen von Scheideweiler, \u00fcbersetzt in Flora 1843. S. 621, enth\u00e4lt eine sehr gute Uebersicht der verschiedenen Meinungen \u00fcber diesen Gegenstand, doch sind die Resultate, welche er zieht, nicht alle so zweifelsfrei, als der Verf. sie darstellt.\nDie Versuche \u00fcber die Absorption der Salze durch gesunde mit unversehrten Wurzeln versehene Pflanzen, von A. Vogel in M\u00fcnchen, im Journal f. praktische Chemie 1842. 1. Allerdings ist es zweifelhaft, ob die Wurzeln bei diesen Versuchen unversehrt waren, wie die Botanische Zeitung 1843. St. 30 r\u00fcgt. Aber die Versuche sind doch sehr wichtig, weil sie das Resultat geben, dass die Metalloxyde in manchen Salzverbindungen und in manchen Pflanzen desoxydirt werden. In dieser R\u00fccksicht kommt wenig darauf an, ob die Wurzeln unversehrt waren oder nicht. Es ist sehr zu w\u00fcnschen, dass mehr Versuche ganz allein in dieser R\u00fccksicht m\u00f6gen angestellt werden.\nDe l\u2019action qu\u2019exercent sur les v\u00e9g\u00e9taux les produits organiques ou inorganiques qui sont des\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132 H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten etc.\npoisons pour les animaux, par Bouchardat. Compt. rend. 1 843. 11. p. 112. Es sind schon sehr viel Versuche dieser Art von Jager und manchen andern angestellt worden, doch ist hier manches, was sonst nicht bemerkt wurde. Die grosse Sch\u00e4dlichkeit aller Queksilberverbindungen, selbst in den geringsten Mengen wird hier bestimmt gezeigt. Das doppelte Jodkalium ist viel wirksamer als das doppelte Chlorkalium. Schwefelsaures Kali wirkt viel st\u00e4rker als schwefelsaures Natrum und Magnesia. Opiumextract wirkt viel st\u00e4rker, als eine gleiche Menge salzsaures Morphium. Dieses nur als Beispiel von den oft merkw\u00fcrdigen Erfolgen dieser Versuche. Der Verf. hat zugleich Nebenversuche an kleinern Thier en, meistens Fischen, gemacht.\nT","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Register \u00fcber\nAldridge 63.\nAndral 125.\nArendt 31.\nBarry 21. v. Berg 79.\nBouchardat 132. Boussingault 131. Bravais\u201d 38. 55.\nBrown 74.\nCzermak 129. Deslongchamps 118. Duchartre 94. Dutrochet 36. 126. Forbes 110.\nG\u00e4rtner 32. Gaudichaud 1.\n* Gavarret 125. Gelesnow 63.\nGiraud 72.\nG\u00f6ppert 37. 96. 116. Goodsir 114. 120. Gr\u00e4fe 47.\nGriffith 23. 34. 98. Grisebach 46.\nGruber 129.\nGruby 123. 124. G\u00fcnsburg 124. Hannover 113.114.120. Hartig 16. 64.\nHartingh 40. 96.\ndie Schriftsteller, angezeigt sind.\nHassall 59.62.108.109,\n110.\nHeufler 83.\nHlubek 130.\nHonninger 27.\nHowell 76.\nKarsten 15. 111.\nKippis 78.\nKirschleger 81. 82. 83.\n84. 85. 86.\nKlencke 114. 115. Koch 57.\nK\u00fctzing 99. 101. 122. Kuhlmann 131. Langlois 26. Lestiboudois 91.\nLiebig 129. 130. Martins 38.\nMartius 117.\nMeyer 38. 83.\nMiquel 88. 93. 96. Mirbel 1. 70. Mitscherlich 122.\nMohl 18. 19. 28. 29. 38. 130.\nMorren 91. 92. 96. 97. 128.\nM\u00fcller (J.) 119.\nM\u00fcller (K.) 110. M\u00fcnter 43. 45.\nderen Arbeiten\nN\u00e4geli 14. 24.111. 116. Nandin 95.\nNaumann 49.\nPayenl7.34.36.111.13L Payer 95.\nPolstorff 130.\nQueckett 80.\nRainey 27.\nRegel 52. 98.\nReissek 81. 86. Schattemann 131. Scheideweiler 131. v. Schlechtendal85.87. Schleiden 68. 130. Sch\u00f6nlein 123.\nSchultz 31. 34. Seubert 80.\nSpach 70.\nSprengel 129.\nSteinheil 51.\nStilling 113.\nThuret 107. \u00fcnger 105. 115. 131. Vogel 131. de Vriese 90. Wiegmann 130. Willshire 23.\nWilson 70. Winkelblech 130. Wydler 47. 48. 53.\nGedruckt bei den Gebr. Unger.","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"\nb\n\n\n\n\n\n\n: ;\u2022\nM *\t\u25a0\n\n:.n '(. > v>\\ .\n.!.* \\\u2019it( 1\n. V i\u00abv. n\nJ.: /'rrrmsC)\n\u25a0\n... . ;. :\n\n\n., . \u2019 \u00ce\t\u00bb\nf! il-ii'.\u00ee:\n","page":134}],"identifier":"lit29422","issued":"1844","language":"de","pages":"1-133","startpages":"1","title":"Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten f\u00fcr physiologische Botanik in den Jahren 1842 und 1843","type":"Book"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:20:09.831645+00:00"}