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{"created":"2022-01-31T13:20:05.797280+00:00","id":"lit29423","links":{},"metadata":{"contributors":[{"name":"Link, Heinrich Friedrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Berlin: Nicolai'sche Buchhandlung","fulltext":[{"file":"a0001.txt","language":"de","ocr_de":"t\nJahresbericht\n\u00fcber die Arbeiten\nf \u00fc r\nphysiologische Botanik\nin \u00ablen Jahren 1844 und 1845,\nv o n\nl\u00bbr. H. F. Idnh,\nDirector des K\u00f6nig!. botanischen Gartens bei Berlin.\nBERLIN, 1846.\nIn der Nie olai\u2019schen Buchhandlung.","page":0},{"file":"a0002.txt","language":"de","ocr_de":")il9i\u00efod;mil!\u00abl.\nii*\u00ef : \u2018uf \u00ee / <*if> r\u00bbdf\u00ee\nl til\nituieioft \u2018*fbaiaalais\n( Ifl him ; Ml HTiilfil ii-sl\u00bb a:\n.\u00c2ttt\u00c6 r\\. .h .\u2018tO\ni-.ft <1*3 . i- .i\u00ab ot|\t\u00bb\u2018\u00abh\n.8\u00bb0i ,k\u00ef.\u00efuajr\n\u2022\u00bb *u I * It !. -i - U t\u00ee\t:\n\u00abA\n","page":0},{"file":"a0003.txt","language":"de","ocr_de":"Register der Schriftsteller.\nBabington 112. Barn\u00e9oud 95. 103. Baumhauer 47.\nBening 106.\nBiot 52.\nBischoff 47.\nBory St. Vincent 105. Boucherie 67.\nBrown (R.) 97. 101. Cappari 112.\nCoste 39.\nDecandolle 101.\nDuby 102.\nDuchartre 90. 104. 112. Durand 68.\nDutrochet 67.\nFacchini 86.\nFlotow 107.\nFromberg 46.\nG\u00e4rtner 86.\nGasparini 72. 94. Gaudichaud 7.\nGeletznof 90.\nGottsche 99.\nGrisebach 81.\nHartig 33.\nHarting 61.\nHeinzei 98.\nJaubert 70.\nKemp 96.\nKirschleger 84. 96. 112. K\u00fctzing 109.\nKunth 73. 74.\nLiebig 1.\nMartius 58. v Mayer 111,\nMeneghini 59.\nMettenius 106.\nMiquel 99. 100.\nMirbel 56. 95.\nMohl 28. 41. 54. 89. Montagne 107.\nM\u00fcller (K.) 51. 73. 106 Miinter 48. 104.\nN\u00e4geli 37. 105. 106. 107 Naudin 60.\nPariatore 109.\nPayer 68.\nPlanchon 92. 103. Prostandrea 75. 112. Roeper 39.\nSavi 71. 83.\nSchaffner 39. 107. 111. Schlechtendal 82. HO. 112. Schleiden 13.\nSchultz (C. H.) 52.\nTassi 71.\nTenore 31.\nThom\u00e4 97.\nTrecul 104.\nTreviranus 71.\nTristan 54.\nUngenannter 43.\nUnger 36. 55. 82. 83. 110. Valentin 112.\nVrolik 112.\nWichura 79.\nWydler 67. 81. 84.","page":0},{"file":"a0004.txt","language":"de","ocr_de":"riitoUlinih#\n# \"V; \u00abmiljil/.\n,\u00dci vrf&tr\n*'C ittiilv'-ftol'\n* 00\u00ee .00 hopfl/\u201c\n\u25a0 li .U .\u25a0 \u2018 H-~ \u2022 .70 \u00ef \u2022\u2022\ni* i \u25a0 G (.\u00c0) \u2022 \u2022>\\\u00efl\\l\n\u2022:.\u00bb\t^ .f,' \u2018 I M \\\\< \" /\nj|j ,701 \u00ee ud\u00bbt\u2018\n, : .01 i ' I\u00df1\u2019 \u2022 - i.\u00bb\t; \u2019\n! ,\tiT\nOH ; .c\u00dcJ .0B r^sn\u00fc\n.511 iniffvU'/\n$11 \u00c0\u25a0\u25a0 - \u00ee \u2022\n\n-..at;:\t-ff\nVo *oiH\n. \u00dc M\u2018 u / 4< Vl\u00f6ft ; -\u00ab\u00ee i-j\u00ee\u2019i>uo'i\n10! 70 (.fl) fi^orl\ns.i\u00ee i: f\u00ee : ' \u25a0\n; ;: * t o' i\u00dcl i>Uoi\u00bbn\u00df->oCi.\n,1\u2018\u00fci vu\u00fc\u00fc\nJ0 b\u00e7t/iuU TB 'Mffoo*ilnCl T inido'M\u00ef'd . ,01 / ololT il .4i- ^lOvfmo r . isnh\u00fc-''\n.U S:7 iniwp\n.: ><! \"Irtfisiatlo^ ' (*\u00bb.? d\u00e2s\u00fcdot)\n\u00bb\nB ^il\u00efsl!\n.19 snili\u00dfH |\n86 toxniaH\n.96 qtnad\nMl M*. i '\u2022 t'iiJilUl i'T>A\n(JT rt\u00fcind .","page":0},{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten f\u00fcr physiologische Botanik im Jahre 1844 und 1845.\nVon\nH. F. L i n k.\nAllgemeines.\nDie Physiologie, und mit ihr die physiologische Botanik, machte, wie man meinte, in der Ruhe bedeutende Fortschritte, indem die Zahl der Mitarbeiter sich immer mehrte und die, allerdings sehr verschiedenen Meinungen, wenigstens nicht mit auffallender Heftigkeit vertheidigt wurden. Da erschienen einige M\u00e4nner, welche sich bem\u00fchten diese Ruhe zu st\u00f6ren, welche nicht allein ihre Meinungen mit grosser Heftigkeit verteidigten, sondern auch die anders Denkenden angriffen, sie zum Kampf herausforderten, ja sogar zuweilen verh\u00f6hnten. Unter diesen will ich vor allen anderen drei nennen. Liebig, Gau-dichaud und Schleiden. Alle drei schreiben gut, Liebig sogar vortrefflich, allen dreien fehlt es nicht an Geist und Scharfsinn, aber alle drei k\u00f6nnen sich in ihrem Eifer nicht halten, sondern \u00fcberlassen sich einer Heftigkeit, die, wenn auch ihnen nicht selbst auf einige Zeit schadet, vielleicht sogar hilft, um rasch ber\u00fchmt zu werden, doch immer der Sache, welche sie verteidigen wollten, nachteilig ist.\nLiebig sagt in der ersten Ausgabe seines ber\u00fchmten Buches: Die organische Chemie in ihrer Anwendung aufAgri-cultur und Physiologie (Braunschw. 1840) S. 35. \u201eSobald den Physiologen die geheimnisvolle Lebenskraft in einer Erscheinung entgegentritt, verzichten sie auf ihre Sinne und F\u00e4higkeiten, das Auge, der Verstand, das Urteil und Nachdenken, alles wird gel\u00e4hmt, so wie man eine Erscheinung f\u00fcr unbegreiflich erkl\u00e4rt.\u201d Das ist nun wohl der Fall nicht gewesen; sie haben auch wohl \u00e4usserst selten eine Erscheinung f\u00fcr unbegreiflich erkl\u00e4rt, vielmehr gar oft im Gegenteil gefehlt; aber\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ngesetzt, sie h\u00e4tten es gethan, so k\u00f6nnten sie doch immer jenen Naturforschern, welche Alles auf Mechanik und mechanisch wirkende Kr\u00e4fte wollen gegr\u00fcndet wissen, dreist zurufen: Sagt uns doch, ihr Schm\u00e4henden, habt ihr denn die Grundlehre eurer ganzen Mechanik, habt ihr die Mittheilung der Bewegung nur im Geringsten begriffen, ist sie nicht von allen Erscheinungen, die uns umgeben, die unbegreiflichste? Und wenn nun geantwortet w\u00fcrde, es sei die erste, die gemeinste und die gewisseste Erfahrung, worauf man sicher etwas grun-den k\u00f6nne, so liesse sich doch leicht erwidern, dass sei derselbe Fall mit dem Leben, und man k\u00f6nne nicht einmal die Frage nach einer Mittheilung der Bewegung aufwerfen, ohne zu leben. Was eben gesagt wurde, m\u00f6chte man vielen Naturforschern, besonders im Auslande, zu einer sorgf\u00e4ltigen Erw\u00e4gung empfehlen, wenn sie die mechanischen Erkl\u00e4rungen bis&auf das Aeusserste treiben, wo sie ohne Haltung gleichsam in der Luft schweben. Dutrochet mag zum Beispiel dienen, der alle Bewegungen an den Pflanzen mechanisch erkl\u00e4ren will, durch Endosmose und Exosmose, durch Ein- und Ausstr\u00f6men von S\u00e4ften in Zellen und Gef\u00e4ssen, welche die Membranen durchdringen, die Zellen anf\u00fcllen und ausdehnen, und vermittelst dieser Ausdehnung Bewegungen hervorbringen, auch im Ausstr\u00f6men ein Zusammenfallen und entgegengesetzte Bewegungen verursachen sollen. Und doch sind die Erscheinungen der Endosmose und Exosmose, welche dieser Theorie zum Grunde liegen, keinesweges ihren Gr\u00fcnden nach erforscht; es ist durchaus nicht nachgewiesen, dass der Wechsel der aufgel\u00f6sten Stoffe durch die leblose Membran, welchen wir in jenen Versuchen gewahr werden, in den Pflanzen durch die lebende Membran der Zellen geschehe, aus dem einfachen Grunde, weil wir nicht finden, dass nahe liegende Zellen verschiedene S\u00e4fte enthalten, wodurch ein solcher Wechsel k\u00f6nnte hervorgebracht werden; es ist nicht einzusehen, wie das all-m\u00e4lige Einstr\u00f6men und Ausstr\u00f6men in der Endosmose und Exosmose die raschen Bewegungen, namentlich der Mimosa pudica zu bewirken verm\u00f6ge, worauf Dutrochet seine Theorie anwendet; es ist endlich nach Grunds\u00e4tzen der Mechanik nicht erkl\u00e4rt, wie jenes Ausdehnen und Zusammenfallen der Zellen im Stande sei, ganze Theile der Pflanze zu erheben. Den- r","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n3\nnoch betet das Volk nach, einst Decandolle an der Spitze!\ndoch still, damit ich nicht in den Fehler verfalle, den ich an Andern r\u00fcge.\n1st es nicht besser, statt mit solchen Erkl\u00e4rungen und deren Darstellung die Wissenschaft in ihren Fortschritten zu hemmen, f\u00fcrs erste auf eine Lebenskraft zur\u00fcckzugehen, deren Gesetze zu bestimmen, unser Zweck, und zugleich unsere nicht ungegr\u00fcndete Hoffnung bleibt.\nEinigermassen, doch nur einigermassen hat Liebig in R\u00fccksicht auf die Lebenskraft in den gew\u00f6hnlichen Weg eingelenkt. In dem Buche: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie (Braunschw. 1842), in dem dritten Theile, wo von den Bewegungserscheinungen im Thierorganismus die Rede ist, sagt er (S. 200): \u201eWenn die Lebenserscheinungen, n\u00e4mlich als Aeusserungen einer eigenthiimlichen Kraft angesehen werden, so m\u00fcssen die Wirkungen dieser Kraft an gewisse erforschbare Gesetze gebunden sein, die mit den allgemeinsten Gesetzen des Widerstandes und der Bewegung im Einkl\u00e4nge sind, welche die Weltk\u00f6rper und W'eltk\u00f6rpersysteme in ihren Bahnen erhalten, wodurch Form- und Beschaffenheits-Aenderungen in den K\u00f6rpern bedingt werden, ganz abgesehen von dem Stoff, welcher als Tr\u00e4ger der Lebenskraft sich darstellt, oder der Form, in der sich die Lebenskraft \u00e4ussert.\u201d Der Verfasser ist durchaus nicht klar in seinen Ansichten \u00fcber die angebliche Lebenskraft. Was heisst, in Einklang stehen? Sollen sie dieselben sein, oder nur \u00e4hnlich? Man sieht nicht ein, warum sie nicht gerade entgegengesetzt, oder ganz verschieden sein k\u00f6nnten. Aber auch \u00fcber eine rein physische Kraft, \u00fcber die Schwere hat der Verfasser nicht klare Ansichten. Er sagt (daselbst S. 205): \u201eVon einer gewissen H\u00f6he herabfallend, macht er (der Stein) einen bleibenden Eindruck an dem Orte, den er ber\u00fchrt, von einer noch grossem H\u00f6he (l\u00e4ngere Zeit) fallend, macht er ein Loch in die Tischplatte; seine eigene Bewegung theilt sich einer gewissen Anzahl Holztheilchen mit, die nun mit dem Stein selbst fallen. Keine dieser Eigenschaften be-sass der ruhende Stein. Die erlangte Geschwindigkeit ist stets die Wirkung der bewegenden Kraft. Sie ist unter sonst gleichen Umst\u00e4nden dem Druck proportional. Ein frei falien-\n1 *","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nder K\u00f6rper gewinnt nach einer Secunde eine Geschwindigkeit von 30 Fuss. Derselbe K\u00f6rper, auf dem Monde fallend, w\u00fcrde in einer Sekunde eine Geschwindigkeit von -3U0 1-\u2014 0,1 Zoll gewinnen, wreil dort die Intensit\u00e4t der Schwere (der Druck, welcher auf den K\u00f6rper wirkt, die bewegende Kraft) 3600 mal kleiner ist.\u201d\nWir wrollen uns nicht bei den einzelnen Ausdr\u00fccken aufhalten, die nicht immer richtig angewendet wurden, wir wollen nur fragen: Warum sagt Liebig nichts von dem Gesetze der Tr\u00e4gheit, welches allen mechanischen Bestimmungen zum Grunde liegt, welches eben macht, dass die Geschwindigkeit eines fallenden K\u00f6rpers immer zunimmt, je l\u00e4ngere Zeit er f\u00e4llt. Galilei wandte es an, ohne es auszusprechen, als er den Satz fand, dass die R\u00e4ume, durch welche ein K\u00f6rper f\u00e4llt, sich verhalten, wie die Quadrate der Zeiten, in welchen er f\u00e4llt. Newton nannte es das Gesetz der Tr\u00e4gheit (lex iner-tiae), stellte es an die Spitze seiner Principia Philosophie naturalis mathematica, und dr\u00fcckte es folgendermassen aus: Ein K\u00f6rper beharrt in seinem Zustande der Ruhe und der Bewegung in derselben Richtung und mit derselben Geschwindigkeit, bis eine bewegende Kraft ihn zwingt, diesen Zustand zu ver\u00e4ndern. Es ist vielleicht in Deutschland der Naturphilosophie zuzuschreiben, dass man dieses Gesetz bei der Erkl\u00e4rung der Naturerscheinungen vergessen, wenigstens \u00fcbersehen hat, sogar dass Naturforscher, wie Liebig, die wahrlich der Naturphilosophie nicht huldigen, dieses Gesetzes nicht erw\u00e4hnen. Nicht allein die zunehmende Geschwindigkeit beim Falle der K\u00f6rper wird dadurch erkl\u00e4rt, sondern auch die gemeinsten, t\u00e4glichen Erscheinungen auf der bewegten Erde k\u00f6nnen ohne dasselbe nicht erkl\u00e4rt werden, warum n\u00e4mlich ein Stein am Hause, am Thurme herabf\u00e4llt, warum er nicht, wenn man ihn an der Westseite eines Hauses fallen l\u00e4sst, weit hinter dem Hause zur Erde kommt, indem das Haus auf der ausserst schnell sich drehenden Erde, von ihm gleichsam wegfliegt, warum endlich dennoch beim Falle des Steines von einem hohen Thurme eine Abweichung geschieht, indem die Spitze des Thurms sich schneller bewegt, als der Boden am Fusse desselben, zu welchem der Stein herabkommt. Doch ich sch\u00e4me mich, Sachen lehren zu wollen, die zum ersten","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n5\nSchulunterricht geh\u00f6ren. Mit Recht schrieb Newton den K\u00f6rpern eine Tr\u00e4gheit zu und nicht ein Beharrungsverm\u00f6gen, wie einige Physiker den K\u00f6rpern beilegen wollten. Denn der K\u00f6rper hat, so lange er diesem Gesetz unterworfen ist, kein Verm\u00f6gen, er ist in einer v\u00f6lligen Apathie, er vermag nicht sich in Bewegung zu setzen, wenn er in Ruhe ist, er vermag nicht die Bewegung, die er von Aussen ohne seine Mitwirkung bekommen hat, im Geringsten zu \u00e4ndern, mit einem Worte sei es gesagt, er ist leblos. Hier haben wir also einen bestimmten, scharfen Charakter von Leblosigkeit, von dem wir ausgehen k\u00f6nnen, von dem wir ausgehen m\u00fcssen, wenn von Leben und Lebenskraft die Rede sein soll. Der Gegensatz des Lebens gegen diese Tr\u00e4gheit, diese Apathie ist klar; ein K\u00f6rper muss lebend genannt werden, wenn er sich selbst aus der Ruhe in Bewegung zu setzen, oder wenn er die Bewegung, worin er sich befindet, zu \u00e4ndern oder \u00fcberhaupt zu bestimmen vermag, woraus dann leicht folgt, was man Lebenskraft zu nennen hat. Nur eine Anwendung des Gesagten. Ist die allgemeine anziehende Kraft eine Lebenskraft? Die Antwort ist verneinend, der K\u00f6rper n\u00e4hert sich einem andern nur so weit als er angezogen wird, er selbst setzt sich dadurch nicht in Bewegung, er bestimmt seine Bewegung nicht aus eigener Kraft, sondern sie wird nur durch die Anziehung eines andern bestimmt. Dadurch wird es allein m\u00f6glich, dass der Astronom mit Bestimmtheit und Genauigkeit die Bewegungen der Himmelsk\u00f6rper berechnen kann. Wir finden hier also eine Kraft, welche zwar andere K\u00f6rper in Bewegung zu setzen vermag, aber nicht den K\u00f6rper, worin sie sich befindet, und durch den sie wirkt. Es ist gar nicht einzusehen, warum es nicht Kr\u00e4fte geben sollte, welche den K\u00f6rper, worin sie sich befinden, in Bewegung zu setzen verm\u00f6gen, da wir sehen, dass es in den lebenden K\u00f6rpern Bewegungen giebt, die nicht von \u00e4ussern Kr\u00e4ften abzuleiten sind. Wir nennen sie Lebenskr\u00e4fte. Sie sind nicht im Geringsten unbegreiflicher als die anziehende Kraft, ja sie sind es noch weniger, als diese. Allerdings hat Newton f\u00fcr die anziehende Kraft das Gesetz gefunden, dass die St\u00e4rke, womit sie auf einen K\u00f6rper wirkt, sich umgekehrt verhalte, wie das Quadrat der Entfernung dieses K\u00f6rpers von dem Mittelpunkte der Anziehung. Aber hat","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"fl\tH. F. Link. Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nman dieses Gesetz f\u00fcr andere Kr\u00e4fte erwiesen, gilt es f\u00fcr Coh\u00e4sion, Elasticit\u00e4t, magnetische Kraft n. s. vv. ?\nIn den Chemischen Briefen, deren Erscheinen in das Jahr 1844 f\u00e4llt (Heidelberg) sagt Liebig (S. 18): Sie (die Aerzte) und ihre Geistesverwandten verdriesst es, dass die Wahrheit so einfach ist, obwohl es ihnen mit aller M\u00fche nicht gelingt sie praktisch zu n\u00fctzen, daher geben sie uns die unm\u00f6glichsten Ansichten und schaffen sich in dem Worte Lebenskraft ein wunderbares Ding, mit dem sie alle Erscheinungen erkl\u00e4ren, die sie nicht verstehen. Mit einem durchaus unbegreiflichen, unbestimmten Etwas erkl\u00e4rt man alles, was nicht begreiflich ist!!\u201d\nDass die K\u00f6rper sich nur in bestimmten Verh\u00e4ltnissen chemisch verbinden, ist allerdings ein Gesetz f\u00fcr die Verbindungen, aber ich m\u00f6chte doch wissen, nach welchem Gesetz die chemischen Zerlegungen geschehen. Ist die zerlegende Chemie etwas anders, als ein Verzeichniss des Erfolges von Versuchen, die man \u00fcber einzelne K\u00f6rper angestellt hat, und zwar jeden einzelnen Versuch nach einer bestehenden Form berechnet? Ist das Wort Verwandtschaft mehr als ein Wort? ln der Chemie ist nichts erkl\u00e4rt; Alles ist in der Chemie unbegreiflich.\nDie Lebenskraft hat dagegen allgemeine Gesetze. Sie hat das Gesetz des Periodismus, das gerade dem Gesetze der Tr\u00e4gheit entgegensteht, dass n\u00e4mlich die Bewegung sich vermehrt bis zu einem gewissen Grade, dann aber wdeder sich vermindert; sie hat das Gesetz der Gewohnheit, dass n\u00e4mlich die Gegenwirkung nicht immer der Wirkung gleich ist, sondern sich mindert, je \u00f6fter die Wirkung wiederholt wird. \u2014 Doch ich schreibe keine allgemeine Physiologie.\nLiebig\u2019s oben erw\u00e4hntes Buch, Die organische Chemie in Anwendung auf Physiologie und Pathologie, bleibt immer ein treffliches Buch. Es ist eine Nachweisung, wie sich das Ver-h\u00e4ltniss der Bestandteile der S\u00e4fte und der festen Theile des tierischen K\u00f6rpers aus den Verh\u00e4ltnissen der Bestandteile der Nahrungsstoffe ableiten l\u00e4sst. Gewdss der erste Schritt, um die Ern\u00e4hrung des tierischen K\u00f6rpers und die Secretio-nen in demselben zu erkl\u00e4ren, aber nur der erste Schritt, und die zerlegenden sowie die verbindenden Kr\u00e4fte kennen wir","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n7\nnicht. Sie scheinen allerdings mehr zu den physischen Kr\u00e4ften zu geh\u00f6ren, als zu den Lebenskr\u00e4ften, aber wenn wir auch dieses gefunden haben, wird es doch noch immer darauf ankommen zu bestimmen, wodurch zuletzt diese Kr\u00e4fte in Th\u00e4tigkeit gesetzt werden. Und f\u00fcr den Arzt wird es doch vorz\u00fcglich darauf ankommen, die Th\u00e4tigkeit jener Kr\u00e4fte zu mehren, oder ihre Th\u00e4tigkeit, wenn sie zu gross ist, zu mindern. \u2014 Einstimmen muss man mit Liebig, ja man m\u00f6chte mit seiner Heftigkeit schelten, wenn man sieht, wie manche Physiologen das Wort Leben missbrauchen, aber darum sind nicht alle Physiologen zu tadeln, wenn sie das Wort Lebenskraft richtig gebrauchen, n\u00e4mlich da, wo die chemischen Kr\u00e4fte ihrer Natur nach nicht mehr wirken k\u00f6nnen. Es ist allerdings li\u00f6thig, mit Physik und Chemie so weit vorzudringen, als man kann, aber man muss nur beiden Wissenschaften nicht mehr Zutrauen, als sie zu leisten im Stande sind.\nMit grosser Entschiedenheit ist Gaudichaud gegen Mir-bel in der Akademie der W issenschaften zu Paris aufgetreten. Beleidigt durch einige Ausdr\u00fccke, deren sich Mirbel in seiner Abhandlung \u00fcber den Bau des Stammes der Dattelpalme bedient hatte, welche Gaudichaud nicht mit Unrecht auf sich deutete, protestirte er, sogleich nach der Vorlesung jener Abhandlung, in wenig Worten gegen dieselbe, und erkl\u00e4rte das System von Mirbel f\u00fcr unrichtig, auch erschienen bald darauf im Jahre 1843 zwei Abhandlungen, um seine Protestation zu rechtfertigen. Es ist davon im Jahresbericht f\u00fcr 1842 und 43 geredet worden, sowie von seinen Recherches g\u00e9n\u00e9rales sur rOrganographie etc. des plantes im Jahresbericht f\u00fcr 1841. In den Comptes rendus vom Jahre 1844 findet sich nun die dritte und vierte Protestation gegen Mirbel (I. S. 597 u. 899). Er hat nicht abgelassen; im Jahre 1844 las Mirbel eine Abhandlung \u00fcber den Bau des Stammes von Dracaena australis, wovon weiter unten die Rede sein wird, und in den Comptes rendus von 1845 finden sich nicht weniger als sieben Vorlesungen gegen jene Abhandlung von Mirbel. Schon viele Jahre vorher war Gaudichaud von seiner Theorie so eingenommen, dass er Einw\u00fcrfe, die man ihm m\u00fcndlich machte, kaum anh\u00f6rte oder auf Untersuchungen verwies, die er in der Folge bekannt machen wollte. Seine Schreibart ist kurz, fast","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\naphoristisch, entscheidend, doch nicht ohne Wiederholungen, aber sagt er, sich entschuldigend: ich muss so lange wiederholen, bis mein System allgemein angenommen ist. Von seiner Beharrlichkeit l\u00e4sst sich erwarten, dass er nicht nachgeben wird.\nDiese Beharrlichkeit zeigte Gaudichaud auch in seinem Leben. Er war Pharmaceut, machte als Pharmacien botaniste die Untersuchungsreise unter dem Befehl von Freycinet mit, und ging im Jahre 1817 im September an Bord der Corvette Urania, die am 14. Februar 1820 an den Maluinen Schiffbruch litt. Sie war von Port Jackson gegen S\u00fcden gesegelt, traf dann auf einige Eisb\u00e4nke, ging nun um Cap Horn und warf in der Bai Bon Succ\u00e8s am Feuerlande Anker. Ein heftiger Windstoss zwang sie die Anker zu kappen und in See zu gehen. Einige Tage nachher, bei dem sch\u00f6nsten Wetter von der Welt, stiess sie auf verborgene Felsen in der N\u00e4he der Maluinen und zw\u00f6lf Stunden sp\u00e4ter auf den Sand der Franz\u00f6sischen Bai oder Bucht der Einsamkeit genannt, wo sie sich noch befindet. Es war vier Uhr Nachmittags, als sie auf den Felsen stiess, und vier Uhr Morgens, als sie auf der Sandbank scheiterte und dort unterging. Die Zwischenzeit zwischen diesen beiden Begebenheiten war eine schreckliche Nacht voll Angst und Gefahren. Gaudichaud kam gl\u00fccklich davon, aber alle seine Sammlungen waren unter Wasser und konnten, nachdem sie sechs und dreissig bis vierzig Tage unter Wasser gewesen waren, erst herausgezogen werden. Er war gewungen jedes Paket, sogar jeden Bogen mit s\u00fcssem Wasser auszulaugen und zu trocknen, und so gelang es ihm w\u00e4hrend der vier Monate, die er hier zubrachte, von 6000 Pflanzen - Exemplaren ungef\u00e4hr 4000 zu retten. Mit der Corvette la Physicienne, welche die Regierung auf den Maluinen gekauft hatte, kam er nach Frankreich im December 1820 zur\u00fcck. Hier gab er den botanischen Theil der Reisebeschreibung heraus, und machte auch den Entwurf zu seiner Organogra-phie und Physiologie der Pflanzen. Dann ging er wieder im Jahre 1831 auf der Fregatte Herminie unter dem Commando von Villeneuve Bargemont nach den K\u00fcsten von S\u00fcd-Amerika. Die Fregatte umsegelte zweimal Cap Horn und kehrte 1832 von Rio de Janeiro nach Frankreich zur\u00fcck, Gaudichaud erhielt","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"fiir physiologische Botanik.\n9\naber die Erlaubniss, in Brasilien zn bleiben, aus welchem Lande er im Juni des Jahrs 1833 wieder auf der Corvette La Bonite, Capt. Durand, in Toulon ankam. Im Jahre 1835 im April \u00fcbergab er seine Bemerkungen \u00fcber die Organogra-phie, Organogenie und Physiologie der Pflanzen dem Institut, und im December desselben Jahres, an dem Tage, als ihm der Preis aus der Monthyonschen Stiftung zuerkannt wurde, verliess er Paris, um auf der Corvette La Bonite seine dritte Reise zu machen. Er ging im Februar 1836 von Toulon ab, und kehrte auf demselben Schiffe am Ende des Jahres 1837 wieder. Als er gerade in Canton war, w\u00e4hlte ihn das Institut zum Mitgliede. Diese Nachrichten habe ich aus der Lebensbeschreibung in der Revue g\u00e9n\u00e9rale biographique genommen, welche noch hinzuf\u00fcgt: Gaudichaud, dieser energische Mann, mit der Revolution 1789 geboren und in ihr aufgewachsen, habe viele Duelle gehabt, ,,mais\u201d, heisst es weiter, ,,tous ceux qui ont connu M. Gaudichaud savent, que jamais il n\u2019alla au devant de ces sortes d\u2019affaires\u201d. \u2014 Es ist nicht ganz ohne Absicht, dass ich diese Nachrichten von Gaudichaud\u2019s Leben hierher gesetzt habe.\n\u201eWas ist\u201d, sagt er (s. Compt. rend. 1844. 1. 598), \u201eeine monokotyle Vegetabilie ihrem ersten Ursprnnge nach, z. B. ein Dattelbaum? Eine belebte (anim\u00e9e) Zelle, welche einen Embryo oder eine Knospe hervorbringt. Ein Embryo, alle Botaniker wissen es jetzt, ist eine freie, isolirte, unabh\u00e4ngige Zelle. Dieser Embryo, oder dieses primitive Phyton, ist ein Individuum f\u00fcr sich, welches seine eigenthiimliche Organisation und seine eigenth\u00fcmlichen Functionen hat. Das erste Individuum bringt bald ein zweites hervor, das zweite ein drittes, das dritte ein viertes und so fort w\u00e4hrend des ganzen Lebens der Pflanze. So wie der Embryo seine Organisation und seine eigenth\u00fcmlichen normalen Functionen hat, eben so werden auch die Individuen, welche von ihm und von allen denen entstehen, welche auf ihn folgen, die ihrigen f\u00fcr sich haben, das heisst, modificirt nach den Stufen ihrer Entwicke\u00ab lung und ihres Alters, indem unmittelbar und best\u00e4ndig das zweite auf das erste, das dritte auf das zweite und so fort eines auf das andere gepfropft ist. Das erste Individuum, der Embryo, nimmt die Principien seiner Existenz von aussen her,","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nH F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nvon Wasser, Luft, Licht und W\u00e4rme, besonders aber aus dem Eiweissk\u00f6rper (perisperme), wenn er vorhanden ist, der den Embryo s\u00e4ugt und dadurch resorbirt wird, das zweite wird vom ersten ern\u00e4hrt, das dritte vom zweiten und ersten, das vierte von den drei andern, so wie auch von den vorher genannten Elementen, woraus dann folgt, dass, wenn die Phytons ganz entwickelt sind, das erste sehr schwach bleibt, das zweite etwas st\u00e4rker wird, das dritte noch st\u00e4rker, und dass alle folgenden nach und nach st\u00e4rker werden, auch mehr zusammengesetzter in Form und folglich auch in Functionen bis zum Normalblatt, welches die h\u00f6chste Stufe von Organisation erreicht hat.\u201d\nAlle Botaniker wissen es jetzt, sagt Gaudichaud, dass der Embryo eine Knospe ist. Daraus wird nun bald gefolgert, die Knospe sei dem Embryo ganz \u00e4hnlich, und werde auch Wurzeln haben, wie jene. Aber nein, der Embryo ist keine Knospe und die Knospe kein Embryo. Es ist eine alte und allt\u00e4gliche Erfahrung, welche ich kurz auf folgende Weise aus~ zudr\u00fccken pflege: der Embryo \u2014 durch Befruchtung entstanden \u2014 setzt die Art fort, die Knospe das Individuum. Der Zweig mit Knospen von einem Borsdorfer Apfelbaum gepfropft, bringt immer wieder Borsdorfer Aepfel hervor, der Same von einem Borsdorfer Apfel nie. Un\u00e4hnlich in dieser Ilaupteigen-schaft m\u00f6gen sie auch sonst un\u00e4hnlich sein, und es folgt nicht, dass die Knospe Wurzeln habe, wie der Embryo.\nFerner, das Blatt ist kein Individuum; es ist nur ein solches in Verbindung mit den Knospen und diese zeigen im Anf\u00e4nge fast nur Zellgewebe, \u00e4usserst wenige Spiralgef\u00e4sse. Solche Knospen untereinander vereinigt, bilden Mirbel\u2019s Phyl-lophor.\nWir wollen Gaudichaud weiter h\u00f6ren.\n\u201eNach den alten Theorien bildet sich das Gef\u00e4sssystem des zweiten Individuums durch Abtrennung von Gef\u00e4ssen des ersten Individuums, und so weiter in den folgenden. Das Gef\u00e4sssystem des zweiten Individuums ist also aus einem Theile des ersten zusammengesetzt. Aber wenn die Gef\u00e4ssorganisa-tion des zweiten Individuums zusammengesetzter ist, als die des ersten, so kann also das Gef\u00e4sssystem des zweiten nicht von dem Gef\u00e4sssystem des ersten gebildet sein, Giebt man\nIt'","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"fiir physiologische Botanik.\n11\nzu, dass alle Gef\u00e4sse des Embryos in das Primordialblatt \u00fcbergehen, so m\u00fcsste dieses immer nur die Organisation des Embryo haben. Doch diese Theorie ist, glaube ich, mit Recht jetzt verlassen. Nach der Theorie, welche Ihnen am 12. Juni (von Mirbel) vorgetragen ist, m\u00fcssten aus der innern Peripherie des Embryo, die Gef\u00e4sse des Primordialblattes hervorkommen. Hier treffen wir auf dieselben Schwierigkeiten. In der That, was wird aus dieser Theorie, wenn wir Ihnen durch eine grosse Menge von Thatsachen beweisen, dass in der Regel das Primordialblatt weiter in der Organisation ist, als das Embryoblatt, und dass z. B. das vierte und f\u00fcnfte Blatt fast immer mehr Gef\u00e4sse enth\u00e4lt, als die drei oder vier ersten; wenn wir ferner durch dieselben Thatsachen darthun, dass nicht allein das Cotyledonarblatt keine Gef\u00e4sse dem Primordialblatte zuschickt, sondern auch, dass in vielen F\u00e4llen es keine von oben erh\u00e4lt, und dann allerdings nur eine ephemere Existenz hat. In diesem Falle h\u00f6rt das erste Blatt, da es nicht durch das zweite Blatt gest\u00e4rkt und gewissermassen belebt wird, sehr bald auf zu existiren. Ist dieses nicht ein offenbarer Beweis von der individuellen Vitalit\u00e4t der Phytons.\u201d\nMirbel behauptet, meine ich, dass alle Gef\u00e4sse des Palmstammes nicht allein aus der innern Peripherie des Embryo kommen, sondern auch, dass \u00fcberall, wo die Bl\u00e4tter entspringen, neue Gef\u00e4sse sich entwickeln, dass sie also an den Ringen inwendig in der Peripherie des Stammes hervorkommen. Ich glaube nicht, zufolge der Untersuchungen, welche ich dar\u00fcber angestellt habe, dass Mirbel Recht hat; ich finde keine Holzb\u00fcndel oder Gef\u00e4ssbiindel, welche von den Ringen auf der innern Seite des Stammes ausgehen, vielmehr kommen alle von der Basis des Stammes und durchziehen ihn dann der ganzen L\u00e4nge nach. In der N\u00e4he der Peripherie dr\u00e4ngen sich die Gef\u00e4ssb\u00fcndel so dicht zusammen, dass man sie mit M\u00fche sondern und ihren Verlauf finden kann.\nGaudichaud f\u00e4hrt fort: \u201eWir werden nat\u00fcrlicher Weise dieses Princip auf das Anwachsen der St\u00e4mme, Bl\u00e4tter, Fr\u00fcchte u. s. w. anwenden, auch werden wir sie bis auf die Bl\u00fcthen und andere fl\u00fcchtige Theile der Vegetabilien ausdehnen. Wir wollen sie auch sogleich auf die St\u00e4mme der Vellosia anwenden, die, da sie fast nichts von den Bl\u00e4ttern erhalten, welche","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nam Ende der Aeste sich befinden, immer sehr d\u00fcnn bleiben, aus dem einfachen Grunde, weil die Wurzelgef\u00e4sse der Bl\u00e4tter, welche die Verdickung der St\u00e4mme werden hervorgebracht haben, sich sogleich bei ihrem Entstehen nach der \u00e4ussern Rinde (\u00e0 l\u2019ext\u00e9rieur du perixyle) wenden und so als Wurzeln (\u00e0 l\u2019\u00e9tat de racines) l\u00e4ngs den Zweigen, den Aesten und Bl\u00e4ttern, bis in den Boden herabsteigen. Das Primordialblatt (das erste nach dem Embryo) empf\u00e4ngt ohne Zweifel Leben und Nahrung vom Embryo, aber nichts weiter; das Primordialblatt giebt eben so Leben und die Hauptnahrung dem zweiten Blatte und eben so ist es mit dem zweiten Blatte im Verh\u00e4ltnis zu dem dritten u. s. w.\u201d\nIn diesem aphoristischen Stil schreibt Gaudichaud best\u00e4ndig, der noch dadurch auffallender wird, dass die Perioden von einander abgesetzt werden und eine neue Zeile anfangen.\nEr sagt ferner (a. a. O. S. 6*10): \u201eIn der That, wenn die Beobachtung zeigt, dass der Embryo, dieses kleine isolirte Wesen, urspr\u00fcnglich nur aus Zellgewebe besteht, und dass dieses Zellgewebe durch seine physiologische Wirkung die Gef\u00e4sse erzeugt, dass die Gef\u00e4sse in dem Stammgliede (m\u00e9ri-thalle tigillaire) anfangen, dann in dem Blattstiel- und Blattfl\u00e4chengliede erscheinen, dass sie schon ganz gebildet oder doch vorgezeichnet sind in diesen Gliedern (dans les parties m\u00e9rithalliennes), ehe sie sich in dem Wurzelkn\u00f6pfchen (mam-melon radiculaire) zeigen, so f\u00fchrt uns schon die Analogie darauf, dass es eben so sein muss mit der Organisation der andern Individuen, von welcher Art sie auch sein m\u00f6gen, die von der Pflanze hervorgebracht werden. Diese Thatsache, ich wiederhole es, ist eine Hauptsache und des Nachdenkens w\u00fcrdig. Ich bin mehre Mal darauf zur\u00fcckgekommen, und werde noch darauf zur\u00fcckkommen, weil sie, wie ich glaube, der Schl\u00fcssel zur vegetabilischen Organographie ist, weil sie die Theorie der Glieder (m\u00e9rithalles) in sich fasst, die ich vertheidige, und weil sie alle anderen Theorieen hinter sich zur\u00fcckl\u00e4sst (infirme)\u201d. In diesen Worten ist allerdings die Grundlage des Systems enthalten.\nDie ganze Theorie von Gaudichaud beruht darauf, dass die Knospen dem Embryo v\u00f6llig gleich sind, und dass sich in jenen Wurzeln oder wurzelartige Theile bilden, wie in **","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n13\ndiesem, wenn das St\u00e4mmchen ausvv\u00e4chst. Es wird dadurch das Wachsen in die Dicke erkl\u00e4rt, welches allerdings seine Schwierigkeit, besonders in den Monokotylen und zwar in dem Caulom der Palmen hat. Es ist schon oben gesagt worden, dass zwischen dem Embryo und den Knospen die Ueber-einstimmung nicht so gross ist, als Gaudichaud meint. Bloss nach einer doch nur einseitigen Analogie werden den Knospen Wurzeln zugeschrieben, welche in dem Stamm abw\u00e4rts wachsen. Wenn Mirbel die Verdickung des Palmstammes dadurch erkl\u00e4rt, dass neue Gef\u00e4sse von dem innern Umfange des Stammes entspringen, so hat die genauere Darstellung des ganzen Vorgangs dennoch ihre grossen Schwierigkeiten, abgesehen davon, dass man diesen Ursprung der Gef\u00e4sse bei genauer Untersuchung nicht findet. Aber die Schwierigkeiten fallen weg, wenn man ein seitliches Anwachsen annimmt, wie es sich beim ersten Blick wahrscheinlich macht. Ich habe in meinen Vorlesungen \u00fcber die Kr\u00e4uterkunde (II. Heft. Berlin 4845. S. 309) gezeigt, dass der Stamm der Dattelpalme in der Jugend einer Zwiebel sehr \u00e4hnlich ist, welche ebenso erst in die Dicke w\u00e4chst, und dann in den Stamm aufsteigt; ich habe ferner daselbst (S. 237) Beobachtungen angef\u00fchrt, woraus sich ergiebt, dass im Stamme der Dikotylen eine Schicht bald dicker, bald d\u00fcnner anw\u00e4chst, welches doch besonders auf ein seitliches Anwachsen deutet. Tief hinab gehen also die Wurzeln der Knospen nicht in den Stamm. Dass etwas Zellgewebe aus den Knospen in den Stamm herabwachse, ist h\u00f6chst wahrscheinlich, ob aber Gef\u00e4sse aus den Knospen in den Stamm wachsen, ist zweifelhaft, tief dringen sie auf diese Weise nicht ein. (S. m. Vorles. a. a. O. S. 265). Ueberhaupt nehmen Mirbel und Gaudichaud zu wenig R\u00fccksicht auf das Anwachsen und Anlegen eines Gef\u00e4sses an das andere.\nDer beharrliche Mann, wie sein Leben zeugt, wird schwer^ lieh etwas von seiner Theorie den Gegenreden aufopfern, und wenn dieses auch selbst die unparteiischen Pr\u00fcfer endlich zu erm\u00fcden vermag, so sollte es doch nie so weit gehen, dass man die Theorie unangesehen verwirft.\nVon allen den im Anfang genannten Botanikern ist Schleiden der heftigste. Sowie er eine entgegengesetzte Meinung antrifft, verwirft er sie sogleich und so entschieden,","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\tH. F. Linkt Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ndass auch nicht eine kleine richtige Seite daran bleibt. Noch schlimmer geht es dem, der solche Meinungen ge\u00e4ussert hat; an ihm bleibt gar nichts Gutes. So hat er, bis auf einige wenige, alle botanischen Schriftsteller gegen sich erregt, und mancher seiner Lehren den Eingang bei Andern versperrt. Es muss nicht abhalten, das Gute und Treffende bei ihm zu erkennen. Wenn man den geraden, entschiedenen Gaudichaud sieht, so erwartet man wohl eine Beharrlichkeit in seinen Meinungen, aber Liebig\u2019s liebensw\u00fcrdiges Aeussere lasst den scharfen Mann nicht ahnden, und eben so l\u00e4sst der stille Schleiden nicht vermuthen, dass er alle anders Gesinnten niedertreten m\u00f6chte. Die erste Ausgabe seiner Grundz\u00fcge der wissenschaftlichen Botanik wurde in Frankreich nicht mit Unrecht ein Libell genannt; dieser zweiten w\u00fcrde man mit Unrecht jenen Vorwurf im Ganzen machen, wenn auch im Einzelnen sich jene Heftigkeit zeigt, welche in seinem Innern ihren Grund haben mag. Nach einer bescheidenen Zueignung an Humboldt, die jedem ansprechen muss, der Humboldt kennt, folgt sogleich in der Vorrede folgende Stelle: \u201eUnendlich schwer ist es, das Bildungsmittel ganz wieder fortzuschaffen, und nur die Bildung selbst zu behalten, die erstickte Kraft nur selbst\u00e4ndig und in selbstgew\u00e4hlten Zwecken frei zu verwenden. Im Grossen zeigt sich das am auff\u00e4lligsten in dem l\u00e4cherlichen Vorurtheil f\u00fcr lateinisch-philologische Erudition und der mittelalterlich klosterseligen B\u00fccherweisheit, welche als ererbte Dyskrasie in unserer Bildung alle wahrhaft lebendige Entwickelung krankhaft verrenkt und verkr\u00fcppelt erscheinen l\u00e4sst, und selbst da wo sie am allerabsurdesten auf-tritt, in den Naturwissenschaften, noch immer uns die frische Lebensquelle tr\u00fcbt.\u201d Wenn dieses vor hundert Jahren oder noch fr\u00fcher gesagt w\u00e4re, so m\u00f6chte man es ein Wort, geredet zur rechten Zeit, nennen, aber jetzt kommt es wahrlich zu sp\u00e4t. Jetzt m\u00fcssen wir vielmehr den M\u00e4nnern danken, die, wie Humboldt, den Sinn f\u00fcr alte Sprachen und philologische Erudition noch lebendig zu erhalten wissen. Humboldt hat dieses in sehr vielen Schriften und noch zuletzt im Kosmos auf eine Weise gethan, die, wie man hoffen kann und w\u00fcnschen muss, Einfluss auf ein Zeitalter haben wird, welches nur zu sehr das Leichte vorzieht, damit anfangen und damit","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n15\nenden m\u00f6chte. Ich will hier nicht von der Wirkung auf den Geist reden, welche die wunderbare Kraft und Einfachheit der alten Sprachen hervorbringt, wenn man sich dem Eindruck ganz \u00fcberl\u00e4sst, ohne an die Verw\u00e4sserung zu denken, die sie durch jede Uebersetzung in neuere Sprachen erdulden m\u00fcssen. Dies geh\u00f6rt nicht hierher. Aber in den Naturwissenschaften ist wahrlich ihr Gebrauch nicht absurd, wenigstens in der beschreibenden Naturgeschichte sehr zu empfehlen und bis jetzt auch immer beibehalten worden. In diesen Sprachen verstehen sich alle europ\u00e4ischen Nationen, die von uns Deutschen beschriebenen Pflanzen und Thiere erkennt man wieder von Lissabon bis Moskau. Zwar redet Schleiden von Speciest\u00e4n-delei, doch das ist wieder in seiner Art und Weise zu viel gesagt, denn zuerst muss man wissen, wovon die Rede ist, und die Speciesbestimmung muss als Alphabet der Wissenschaft gelten, und dann f\u00fchrt sie einleitend zur Beantwortung einer der wichtigsten Fragen in der Botanik, n\u00e4mlich was Art, was Abart sei und wie letztere hervorgebracht werde. Es ist vielleicht sehr zweckm\u00e4ssig, dass Schriften, welche sich \u00fcber jene gleichsam mechanische Darstellung der Gegenst\u00e4nde erheben, \u00fcberall in der Muttersprache geschrieben werden, aber es w\u00e4re sehr gut, wenn \u00fcberall so viel Lateinisch gelernt w\u00fcrde, dass man aphoristisch geschriebene Lehrb\u00fccher, besonders in den Naturwissenschaften, im ganzen Auslande verst\u00e4nde. Noch immer wissen Engl\u00e4nder, Franzosen, Italiener wenig von dem, was bei uns in den Naturwissenschaften geschehen ist. Wir, bei denen es zur Jugendbildung geh\u00f6rt, die Sprachen jener Nationen zu lernen, kommen leichter zu den Kenntnissen der Ausl\u00e4nder, als diese zu den unsrigen, weil unsere Sprache f\u00fcr diese Nationen viel zu schwer zu erlernen ist. Bis jetzt haben die Russen in den Schriften f\u00fcr jene Wissenschaften sich meistens der lateinischen, franz\u00f6sischen und deutschen Sprache bedient; aber wenn sie anfangen sollten, nur in ihren Sprachen zu schreiben, und zugleich grosse Fortschritte in den Wissenschaften zu machen, dann werden wir entweder unwissend bleiben oder ihre Sprache lernen m\u00fcssen. Aber Schleiden verwirft das Lernen aus B\u00fcchern, und nach ihm w\u00fcrde es nicht darauf ankommen, ob wir lernen, was die Ausl\u00e4nder beobachtet haben, oder nicht.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"I\u00df\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nEr sagt in derselben Vorrede: \u201eH\u00f6chstens in und mit B\u00fcchern kann man etwas wahrhaft Bildendes, das edlere Menschliche in uns F\u00f6rderndes lernen, aber nie und nimmer aus B\u00fcchern. Das Lernen aus B\u00fcchern ist die geheime, unbeargwohnte Quelle, aus welcher zuerst die Unlauterkeit und L\u00fcgenhaftigkeit gen\u00e4hrt wird, die unser ganzes neueres Leben vergiftet, die uns von Jugend auf gew\u00f6hnt nichts selbst zu sagen, zu denken, zu thun, sondern nur mit fremden erborgten und ererbten Gedanken unsere magere, d\u00fcrre Seele auszustopfen, um diese F\u00fclle f\u00fcr Gesundheit auszugeben.\u201d Er kommt oft darauf zur\u00fcck, dass er sich bestrebt habe eigenth\u00fcmlich und originell zu sein. \u201eIch \u2014 sagt er in derselben Vorrede \u2014 hatte es versucht, einmal ganz ohne die Ber\u00fccksichtigung des schon Dagewesenen, aber ausger\u00fcstet mit allen den H\u00fclfsmitteln, die die neuere Zeit uns zu Gebote gestellt, nur die ganze Wissenschaft unmittelbar aus der Betrachtung der Natur wieder neu zu erfinden, und so erhielt meine Arbeit eine Originalit\u00e4t der Anschauungsweise, die abgesehen von ihrer Richtigkeit, immerhin etwas Anziehenderes hat, als das historisch-philologisch zusammengetragene Material.\u201d Der Verfasser t\u00e4uscht sich etwas. Wo L\u00e4rm ist, laufen Knaben und Miissigg\u00e4nger herbei. In seinen Ansichten hat er weit weniger Originalit\u00e4t als Thouars, Turpin, Agardh, Nees v. E., Oken, und in der Darstellung selbst ist Gaudichaud durchgreifender und bestimmter. Was die Richtigkeit betrifft, so l\u00e4sst sich diese nicht so leicht und so bald beurtheilen, dass sie auf das Urtheil des Lesers einen besondern Einfluss haben k\u00f6nnte. Beim Stamme z. B. folgt er in der ersten Ausgabe seines Buches der Lehre der franz\u00f6sischen Botaniker von den Axen, die er allerdings genauer bestimmt, und beim Palmstamm kritisirt er das, was ich vom Caulom gesagt habe, ohne etwas Originelles daf\u00fcr zu geben. Die originellen Schriftsteller sind wahrlich nicht diejenigen, welche der Wissenschaft den meisten Vortheil gebracht haben, vielmehr haben sie oft die Fortschritte gehemmt, und ich w\u00fcrde es f\u00fcr keine Empfehlung halten, wenn man sagte, Schleiden sei originell in seinen botanischen Lehren. Ueberhaupt empfiehlt er die kritische Methode, ja er h\u00e4lt sie sogar f\u00fcr die einzig richtige, aber Kritik l\u00e4sst sich nicht denken ohne vorhergehendes System; sie steht sogar der","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n17\nEigent\u00fcmlichkeit und Originalit\u00e4t entgegen. Sie ist in einem hohen Grade sch\u00e4tzbar, und wir w\u00fcrden dem Scharfsinn des Verfassers dankbar sein, wenn er seine Kritiken zwar bestimmt und scharf, aber ohne jene Ausw\u00fcchse g\u00e4be, die der Wirkung mehr schaden als sie f\u00f6rdern. Es ist ebenfalls sehr sch\u00e4tzbar, wenn ein Schriftsteller in der Naturwissenschaft nichts sagt, als was er selbst gesehen hat, aber es ist nicht m\u00f6glich, eine Wissenschaft aus der Betrachtung der Natur neu zu erfinden; man muss wissen, worauf man bei der Betrachtung achten soll, und darauf muss man durch Unterricht und zwar zuletzt aus B\u00fcchern gekommen sein. Ohne diese Mittel w\u00fcrde man lauter Erfindungen machen, die l\u00e4ngst bekannt w\u00e4ren. W7enn man es nicht aus B\u00fcchern gelernt h\u00e4tte, w\u00fcrde man nicht wissen, dass Jod die St\u00e4rke blau f\u00e4rbt; ich musste dieses Mittels bei meinen fr\u00fcheren Untersuchungen entbehren, was nachher die Wissenschaft sehr gef\u00f6rdert hat. Es ist im h\u00f6chsten Grade \u00fcbertrieben, ja falsch, dass B\u00fccher die Unlauterkeit und L\u00fcgenhaftigkeit n\u00e4hren, die unser ganzes W7esen vergifte. Eher kann man das gesellschaftliche Leben \u00fcberhaupt anklagen, welches allerdings manche Verstellungen nothwendig macht, damit wir uns nicht auf den Strassen schlagen.\nIndem der Verfasser in der Methodologischen Grundlage (S. 23) gegen den Dogmatismus k\u00e4mpft, f\u00e4llt er folgendes ungerechte Urtheil \u00fcber Endlicher^ und Unger\u2019s Grundz\u00fcge der Botanik (Wien 1843). ,,Auf die h\u00f6chste Spitze getrieben, sagt er, findet sich diese falsche Form in dem neuesten Werke von Endlicher und Unger, dessen Erscheinen man unter der Aegide solcher Namen nur ernstlich bedauern kann. Mir scheint es, dass, abgesehen von manchem im Einzelnen zu Tadelnden, was sp\u00e4ter zu ber\u00fchren ist, das ganze Buch in einer streng scholastischen W7eise f\u00fcr unsere Zeit ein schlimmer Missgriff ist. Von Anfang bis zu Ende schreitet es in systematisch an einander gereihten leeren Namenserkl\u00e4rungen fort, die um so unfruchtbarer sind, als die Verfasser meisten-theils nicht einmal sich die M\u00fche gegeben haben Beispiele .zu nennen. Das, was allein das eigentlich Gehaltvolle und die wirkliche Grundlage des Gesagten sein k\u00f6nnte, n\u00e4mlich Entwickelungsgeschichte, Anatomie und Physiologie wird, in sich selbst sehr mager und unbedeutend, den einzelnen Abschnitten","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"IB\nH. F. Link: Jahresbericht \u00abber die Arbeiten\nhinten angeh\u00e4ngt, weder formell noch materiell mit dem doch allein hieraus Abzuleitenden in Verbindung gesetzt.\u201d Alle Kenntniss in den Naturwissenschaften beruht auf Begriffen, denn jede Thatsache wird als Begriff gefasst. Nur dadurch, dass sich die Wahrnehmung eines Gegenstandes oder einer Begebenheit wiederholt, wird sie als ein Mannichfaltiges in die Einheit des Begriffs aufgenommen, und in dieser Form gelangt sie zur Kenntniss. In allen Wissenschaften, besonders in der Naturwissenschaft muss von bestimmten Begriffen angefangen werden. Wir m\u00fcssen zuerst einen bestimmten Begriff von einem Tlieile eines organischen K\u00f6rpers haben ; die \u00e4ussere Form, die Verbindung mit anderen Theilen ist das erste, das wichtigste, worauf zu sehen ist, denn daran erkennen wir den Theil ; der innere Bau, das Anatomische, ist eine zwar nothwendige, aber doch dem Ganzen untergeordnete Bestimmung. Die Entwickelungsgeschichte kommt nachher, denn erst muss ich wissen, was und woraus es sich entwickelt, und ganz zuletzt folgt die physiologische Untersuchung der Art. Nun gestehe ich, dass mir -kein Lehrbuch der Botanik bekannt ist, welches in einer aphoristischen K\u00fcrze seinen Zweck so treffend erf\u00fcllt, als die Grundz\u00fcge der Botanik von Endlicher und Unger. Dass ich in manchen, sogar vielen Lehren der Verfasser nicht mit ihnen \u00fcbereinstimme, thut nichts zur Sache, denn es ist nicht m\u00f6glich, in einem so reichen Gegenst\u00e4nde \u00fcberall das Richtige zu treffen. Schleiden tadelt als Beispiel den Unterschied, din die Verfasser zwischen Kegelboden und Scheibenboden machen, indem sie vom Bl\u00fctenboden reden, und thut eine Menge Fragen, die sich leicht erledigen lassen, wie ich meine. Der Scheibenboden hat unter dem Ovarium rund umher einen Vorsprung, welcher dem Kegelboden fehlt, und diesen Vorsprung halten die Verfasser, so verstehe ich sie, f\u00fcr die Andeutung eines andern Stengelgliedes, welches hier anf\u00e4ngt. So haben sie allerdings die Gegenwart der man-nichfaltigen Theile unter dem Ovarium erkl\u00e4rt, denn Erkl\u00e4ren heisst den innern Zusammenhang der Erscheinungen zeigen. Nur habe ich einen Zweifel, ob nicht immer unter dem Ovarium ein Ansatz sich befindet, welcher den Anfang eines anderen Gliedes andeutet.\t\u2022\nDie Lehre von den Gliedern des Stammes, m\u00e9rithalles,","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n19\nwie sie die Franzosen wie gew\u00f6hnlich mit einem barbarischen, aus griechischen W\u00f6rtern gegen alle Analogie zusammengesetzten Ausdrucke nennen, ist alt. Man nannte die Stelle, wTo ein Blatt mit einer Knospe sich befindet, einen Knoten und sah diesen als den Anfang eines Gliedes an. An den Gr\u00e4sern ist jeder Knoten deutlich der Anfang eines Gliedes: an den Palmen sind die Glieder dicht an einander geschoben und schon weniger kenntlich; an den Labiaten, Karyophylleen u. s. w. mit gegen\u00fcberstehenden Bl\u00e4ttern sind die Knoten und mit ihnen die Glieder ebenfalls deutlich, an den Gew\u00e4chsen mit wechselnden Bl\u00e4ttern laufen sie in einander. Wenn wir den Ausdruck Knoten als Bezeichnung eines Gliedes ansehen, so m\u00f6gen wir mit E. und U, sagen, beim Kegelboden ist \u00fcber den Staubf\u00e4den kein Knoten mehr bis zum Ovarium, wohl aber beim Scheibenboden.\n\u201eDas Eigenth\u00fcmliche der inductiven und heuristischen Methoden, sagt Schleiden (S. 25), besteht darin, dass man \u00fcberhaupt zun\u00e4chst von allen Hypothesen abstrahirt, kein Prin-cip voraussetzt, sondern von dem unmittelbar Gewissen, voii den einzelnen Thatsachen ausgeht, diese rein und vollst\u00e4ndig auszusondern sucht, nach ihrer innern Verwandtschaft anordnet, und ihnen selbst die Gesetze, unter denen sie stehen, die sie als Bedingung ihrer Existenz voraussetzen, abfragt, und so r\u00fcckw\u00e4rts fortschreitet, bis man bis zu den h\u00f6chsten Begriffen und Gesetzen gelangt, bei denen sich eine weitere Ableitung als unm\u00f6glich erweist.\u201d Das mag sehr richtig sein, aber es ist am wenigsten auszuf\u00fchren, wenn man zur Grundlage der Untersuchung Entwickelungsgeschichte, Anatomie und Physiologie nimmt. Das zweite Buch, Die Lehre von der Pflanzenzelle, f\u00e4ngt auf folgende Weise an (S. 197): \u201eNur in einer Fl\u00fcssigkeit, die Zucker, Dextrin und Schleim enth\u00e4lt (Cytoblasteme), k\u00f6nnen sich Zellen bilden. Es geschieht auf zweierlei Art. 1. Die Schleimtheile ziehen sich zu einem mehr oder weniger rundlichen K\u00f6rper, Zellenkern (Cytobla-stus) zusammen, und verwandeln an ihrer ganzen Oberfl\u00e4che einen Theil der Fl\u00fcssigkeit in Gallerte, einen relativ unl\u00f6slichen Stoff; es entsteht eine geschlossene Gallertblase, in diese dringt die \u00e4ussere Fl\u00fcssigkeit ein und dehnt sie aus, so dass jener Schleimk\u00f6rper auf einer Seite frei wird, an der\n2 *","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\n20\nandern der innern Wandung ankleben bleibt; er bildet dann eine neue Schicht an seiner freien Seite und wird so in einer Duplicatur der Wandung eingeschlossen, oder er bleibt frei und wird dann meist aufgel\u00f6st und verschwindet. W\u00e4hrend der allm\u00e4hlichen Ausdehnung der Blase wird dann in der Regel die Gallerte der Wandung in Zellstoff verwandelt, und die Bildung der Zelle (cellula) ist vollendet. 2. Der gesammte Inhalt der Zelle theilt sich in zwei oder mehr Theile, und aus jedem bildet sich sogleich eine zarte Gallertmembran, so sind mehrere Zellen fertig, die dann aber die Zelle, in der sie entstanden, von vorn herein genau ausf\u00fcllen.\u201d Wie viel Ungewisses wird hier zum Grunde gelegt! In der Erkl\u00e4rung sagt der Verfasser sogleich selbst, wir w\u00e4ren noch lange nicht \u00fcber die Fl\u00fcssigkeit im Klaren, woraus die Zellen sich bilden. Das ist so gewiss, dass der Verfasser mit \u201eEs scheint\u201d anfangen sollte. Es ist ferner nicht gewiss, wird von Vielen bezweifelt, auch von mir, dass ein Cytoblast sich eher als die umgebende Zelle bildet; wir haben es nicht gesehen. Wenn in einer hellen Fl\u00fcssigkeit sich K\u00f6rner zeigen und nachher Zellen, so folgt nicht, dass diese aus jenen sich bilden, auch sind dann die jungen Zellen oft leer, ohne K\u00f6rner, auch wohl mit mehr Kernen. Man kann es ferner nicht sehen, es ist hypothetisch, dass der Zellenkern einen Theil der Fl\u00fcssigkeit in Gallerte verwandele; es ist eben so hypothetisch, dass die \u00e4ussere Fl\u00fcssigkeit in die Gallertblase dringe und sie ausdehne; es ist endlich nicht weniger hypothetisch, dass die Gallerte der Wandung in Zellstoff verwandelt und so die Zelle vollendet werde. Es ist hier keinesweges meine Absicht, behaupten zu wollen, dass jene S\u00e4tze falsch sind; ich wollte nur sagen, dass man damit nicht anfangen m\u00fcsse, nicht mit dem Zweifelhaften, Ungewissen.\nSchon einige Mal habe ich erinnert, dass man die Zellen der Algen nicht als Analogieen ansehen k\u00f6nne, um daraus die Entwickelung der Zellen in den Phanerogamen zu erkl\u00e4ren. Die Zellen der Algen sind eher mit den Stengelgliedern der Phanerogamen zu vergleichen, als mit den einzelnen Zellen, woraus der Stengel besteht. Die Zellen der Algen stecken in einer langen R\u00f6hre, und wurden daher schon von Roth utricuB und zwar utriculi matricales genannt. Die son- ^","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n21\nderbaren Vorg\u00e4nge, die wir in manchen dieser Algenzellen bemerken, z. B. in Spirogyra, Stellulina u. a. scheinen sie auch als eigent\u00fcmliche Organe zu charakterisiren.\nBeil\u00e4ufig sagt der Verfasser (S. 205): \u201elim falschen Ansichten vorzubeugen, muss ich hier bemerken, dass die von Link vorgetragene Theorie der Krystallisation, nach welcher die Krystalle aus Zusammenfl\u00fcssen kleiner K\u00fcgelchen entstehen sollen, auf mangelhafter Beobachtung beruht.\u201d \u2014 Es ist mir niemals eingefallen, so etwas zu sagen. Wenn man ein frisches Pr\u00e4cipitat, z. B. von kohlensaurem Kalk schnell unter das Mikroskop bringt, so bemerkt man zuerst lauter K\u00fcgelchen und zum Beweise, dass sie fl\u00fcssig sind, sieht man sie in gr\u00f6ssere K\u00fcgelchen gar oft zusammenfliessen. Dann entsteht pl\u00f6tzlich der Krystall; in dem erw\u00e4hnten Falle, nach Verschiedenheit der Temperatur, ein Rhombo\u00ebder oder ein Arragonitkrystall. Schleiden hat das nicht gesehen und meine kleine Schrift: lieber die Bildung der festen K\u00f6rper, Berlin 1841, nicht gekannt. Meine Freunde H. und G. Rose und Poggendorf haben es gesehen. Doch weiter. \u201eZuerst ist doch wohl nat\u00fcrlich, dass, wenn man das Entstehen der Krystalle beobachten will, man dazu nicht die Pr\u00e4cipitation w\u00e4hlt, die von den Chemikern zu der sogenannten tumultuarischen Krystallisation gerechnet wird, sondern dass man zuerst die Beobachtung bei einfach aus concentrirten Fl\u00fcssigkeiten anschies-senden Krystallen macht. Hier bemerkt man jedesmal, z. B. beim Salpeter, Platinsalmiak, am sch\u00f6nsten und leichtesten beim Zinksalmiak u. s. w., dass der Kernkrystall pl\u00f6tzlich in keinem angebbaren Zeitmoment in der ganz klaren und klar bleibenden Fl\u00fcssigkeit hervorspringt und dann scheinbar ruhig in fast unmerklichen Pulsen durch Ansatz von Aussen fortw\u00e4chst.\u201d \u2014 Wenn einige Chemiker die Pr\u00e4cipitation zur tumultuarischen Krystallisation rechnen, so haben sie \u00fcbel ge-than. Das angegebene Mittel zur Beobachtung ist durchaus unpraktisch. L\u00e4sst man die concentrirte Aufl\u00f6sung langsam verdunsten, so kann man den anfangenden Krystall \u00e4usserst schwer beobachten, l\u00e4sst man sie pl\u00f6tzlich erkalten, so entstehen die Krystalle so pl\u00f6tzlich und in solcher Menge, dass sich der einzelne Krystall schwer verfolgen l\u00e4sst. Am besten nimmt man langsam krystallisirende Niederschl\u00e4ge, z. B. von","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nH. F. Link: Jahresbericht \u00abber die Arbeiten\nkohlensaurem Kalk, wovon sich auch sehr wenig unter das Mikroskop bringen l\u00e4sst. Bei schnell krystallisirenden Niederschl\u00e4gen z. B. von schwefelsaurem Kalk gelingt es nicht immer, den ersten Zustand von K\u00fcgelchen wahrzunehmen, die Krystallisation folgt zu schnell, aber eben deswegen gelingt die Beobachtung zuweilen h\u00f6chst \u00fcberraschend. Doch weiter.\n\u2014 ,,L\u00e4sst man dagegen unterm Mikroskop zwei Fl\u00fcssigkeiten, die einen Niederschlag bilden, zusammentreten, so bemerkt man im Augenblick der Ber\u00fchrung das pl\u00f6tzliche Entstehen einer beide Fl\u00fcssigkeiten trennenden Membran. Bei genauer Beobachtung erkennt man, dass diese Membran ganz aus Kry-stallen besteht, von denen einige gleich deutlich zu erkennen sind, andere bei st\u00e4rkerer, noch andere bei den st\u00e4rksten Ver-gr\u00f6sserungen sich als Krystalle zu erkennen geben, bis endlich die kleinsten selbst bei den st\u00e4rksten Vergr\u00f6sserungen nur als Punkte erscheinen. St\u00f6rt man die Fl\u00fcssigkeiten nicht, so wachsen allm\u00e4hlich einige der entstandenen Krystalle zu beiden Seiten in die Fl\u00fcssigkeit hinein; mischt man aber die Fl\u00fcssigkeiten, so l\u00f6st sich ein grosser Theil der Krystalle augenblicklich wieder auf, andere wachsen stetig fort, und neue Kernkrystalle entstehen pl\u00f6tzlich an Stellen, wo die Fl\u00fcssigkeit ganz klar ist/* \u2014 Die Beobachtung ist im Ganzen richtig, die sogenannte Membran ist eine Wand von tr\u00fcber Fl\u00fcssigkeit. So lange man sie als scheinbare Membran sieht, besteht sie nicht aus Krystallen, aber sehr bald entstehen diese und dann besteht sie daraus. Eine solche tr\u00fcbe Wand erscheint auch, wenn man das Gefrieren von Wasser mikroskopisch beobachtet. S. Poggendorffs Annal. B. 64. (1845). S. 479. Endlich \u2014 \u201eNach meinen vielf\u00e4ltigen und sorgf\u00e4ltigen Beobachtungen glaube ich \u00fcberhaupt, dass jede unorganische Materie, wenn sie ohne St\u00f6rung in den festen Zustand \u00fcbergeht, augenblicklich Krystallform annimmt, die meisten der sogenannten pulverigen Niederschl\u00e4ge bestehen aus Krystallen, und bei andern verbietet die relative Kleinheit \u00fcberhaupt \u00fcber ihre Form zu sprechen/\u2019 \u2014 Das ist allerdings die gew\u00f6hnliche Meinung. Aber Ehrenberg hat zuerst gezeigt, dass viele Fossilien aus kleinen an einander gereihten K\u00fcgelchen, also nicht aus Krystallen bestehen, und wenn der Tropfen, worin der Niederschlag von kohlensaurem Kalk unter dem Mikroskop T","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\t23\nsiel, befindet, zu schnell austrocknet, so zeigt siel, zwischen den Rhomboedern noch eine Menge von Pulver, welches ganz aus kleinen K\u00fcgelchen besteht. Der pulverige Zustand der Materie, den, meine ich, Weiss fast allein als einen besonder.! Zustand annimmt, m\u00f6chte demnach nicht zu verwerfen sein. Dass \u00fcbrigens die Krystalle in der Fl\u00fcssigkeit nicht vorgebildet sind, sondern dass erst ein Kern aus einer Fl\u00fcssigkeit pl\u00f6tzlich entstehe, welcher sich nachher vergr\u00f6ssert, zeigen meine mikroskopischen Beobachtungen \u00fcber die Pr\u00e4cipitate offenbar.\nWas der Verfasser (S. 53 folg.) von der Entstehung der Gestalten in der Natur sagt, ist im Ganzen richtig und treffend. Die Gestalt schliesse entweder bei der Entstehung die Mutterlauge, d. i. die bildende Fl\u00fcssigkeit, aus, oder sie schliesse sie ein. Das Erste ist bei den unorganischen K\u00f6rpern der Fall, das Letzte bei den organischen. Ich m\u00f6chte nicht sagen, dass der Krystall bei seiner Entstehung die bildende Fl\u00fcssigkeit ausschliesse, den das ganze K\u00fcgelchen, oder das ganze H\u00e4ufchen von K\u00fcgelchen geht, in den oben erw\u00e4hnten Versuchen, in den Krystall \u00fcber. Auel, scheint diese Bestimmung seiner eigenen Meinung \u00fcber die Krystallisation zu widersprechen, nach welcher der Krystall in der Fl\u00fcssigkeit schon vorgebildet sein soll, und indem er sich vergros-sert, nur Theilchen aus der bildenden Fl\u00fcssigkeit anzieht. Wohl aber ist es von grosser Bedeutung, dass der organische K\u00f6rper sich innerhalb einer H\u00fclle bildet, wo die \u00e4ussern Einwirkungen nach dem Mittelpunkte der bildenden Fl\u00fcssigkeit gerichtet sind. Wenn der Verfasser sagt: Wir cliarakterisiren also hier den Begriff Organismus als das Verh\u00e4ltniss der Gestalt zur eingeschossenen Mutterlauge und Leben als Wechselwirkung zwischen der Mutterlauge und der Gestalt, so wird er selbst das Ungen\u00fcgende dieser Charakterisirung bei einigem Nachdenken einsehen. Dagegen habe ich mit Vergn\u00fcgen gelesen, was der Verfasser (S. 64 folg.) von den Mineralien, Pflanzen und Thieren sagt. Es ist darin \u2014 wenn er es nicht \u00dcbel nehmen will \u2014 ein dichterischer Anflug, der wenn er die Thatsachen nicht entstellt, eine angenehme Decoration der Rede giebt.\nDie Abhandlung \u00fcber das Mikroskop (S. 82 folg.) ist allen","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ndenen, welche sich mit diesem Gegenst\u00e4nde besch\u00e4ftigen, sehr zu empfehlen, ungeachtet ich am Ende folgende Stelle finde (S. 105): \u201eMan meint es geh\u00f6re zu einer mikroskopischen Beobachtung nicht viel mehr als ein gutes Instrument und ein Gegenstand, dann k\u00f6nne man nur das Auge \u00fcber das Ocular-glas halten, um au fait zu sein. Link, in der Vorrede zu seinen phytotomischen Tafeln spricht diese grundfalsche Ansicht so aus: ,,\u201eIch habe meist die Beobachtung meinem Zeichner, dem Herrn Schmidt, ganz allein \u00fcberlassen, und die Unbefangenheit des Beobachters, der mit allen Theorieen der Botanik unbekannt ist, b\u00fcrgt f\u00fcr die Richtigkeit der Zeichnungen.\u201d\u2019\u201d Das Resultat dieser Verkehrtheit ist, dass Link\u2019s phytotomische Tafeln, trotz seines ber\u00fchmten Namens, so unbrauchbar sind, dass man geradezu wenigstens den Anf\u00e4nger, der daraus lernen will, davor dringend warnen muss, damit er sich nicht durch lauter falsche Anschauungen verwirre. Link h\u00e4tte ebenfalls ein Kind oder einen operirten Blindgebornen um die scheinbare Entfernung des Mondes fragen, und wegen ihrer Unbefangenheit das beste Urtheil erwarten d\u00fcrfen. So gut, wie wir mit unbewaffneten Augen von Unseren Kinderjahren an erst sehen lernen u. s. w.\u201d \u2014 Ich muss doch die Vorrede zu meinen Anatomisch-botanischen Abbildungen (I. Hft. 1837) hierher setzen: \u201eDie Anatomie des menschlichen K\u00f6rpers hat erst die grossen Fortschritte gemacht, deren sie sich erfreut, seitdem die Gelehrten angefangen haben, das, was sie sahen, durch geschickte K\u00fcnstler abbilden zu lassen. Diesem Beispiele m\u00f6chte ich folgen, so viel ich vermag. Denn selten verstehen die Gelehrten gut zu zeichnen, und wenn sie es auch verstehen, so haben sie doch keine Zeit dazu. Dazu kommt nun noch, dass sie gar oft darstellen, was sie nie sahen, oder was sie, von irgend einer Theorie verf\u00fchrt, glaubten gesehen zu haben. Besonders ist dieses der Fall, wenn man die Gegenst\u00e4nde durch ein Mikroskop sehen muss. Am besten schickt sich dazu ein t\u00fcchtiger K\u00fcnstler, dem aber alle anatomische Wissenschaft fremd ist, dem man aber auch nicht vorschreiben muss, was er sehen soll. Ein junger K\u00fcnstler, C. H. Schmidt, der sich damit besch\u00e4ftigt Pflanzen zu malen, hat seit sieben Jahren die innern Theile der Pflanzen, durch ein Mikroskop betrachtet, bei mir gezeichnet. Nachdem er","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n25\nsich an das Mikroskop gew\u00f6hnt hatte, sagte ich zu ihm, er m\u00f6ge nur zeichnen, was er s\u00e4he, und immer geradezu widersprechen , wenn ich anders wolle. Er bek\u00fcmmert sich nicht um die Theorieen der Gelehrten, auch nicht um meine. Von einer grossen Menge von Abbildungen lege ich einige vor, die mir sehr genau und fleissig gemacht scheinen und werde damit fortfahren, wenn die Unternehmung Beifall finden sollte.\u2019, Ich \u00fcberlasse also dem Zeichner die Beobachtung keineswegs, wohl aber die Zeichnung; ich verbessere ihn, verlange aber nicht sogleich Folgsamkeit, wie ein junger bl\u00f6der K\u00fcnstler wohl hat, sondern Widerspruch. Ich gestehe, ich dachte an die Abbildungen \u00fcber das Circulationssystem der Pflanzen und zwar besonders an Meyen\u2019s Darstellung des Netzes der sogenannten Lebensgef\u00e4sse auf den Bl\u00e4ttern von Alisma PJan-tago. Die kurze Vorrede zum zweiten Heft der Anat. botan. Abbildungen endigt sich mit den Worten: Aber wir lernen sehen, sowohl mit den Augen, die uns die Natur giebt, als mit den Augen, die uns die Kunst macht. Seitdem bis jetzt (im Januar 1846) arbeitet Herr Schmidt f\u00fcnf Tage in der Woche des Morgens bei mir, ausgenommen w\u00e4hrend meiner Herbstreisen, und zeichnet nichts, was ich nicht selbst genau beobachtet habe, auch sind meine Augen, Gottlob! so scharf als sonst. Ich habe den Zeichner f\u00fcr mikroskopische Zeichnungen gebildet, und nach sieben Jahren war er es so, dass ich ihn konnte mitreden lassen, jetzt nach 16 Jahren noch mehr. Wie kann man Jemanden f\u00fcr so th\u00f6richt halten, dass er unter seinen Augen zeichnen l\u00e4sst, ohne zu sagen, worauf es ankommt. Ich' bitte Herrn Schleiden, nicht andere Leute f\u00fcr dumm zu halten, und sich allein f\u00fcr klug.\nDoch ich muss den Leser um Verzeihung bitten, dass ich weitl\u00e4uftig geworden bin, da es meine Person betraf. Also noch etwas \u00fcber einen rein wissenschaftlichen Gegenstand. \u201eSchon oben, sagt der Verfasser in dem Kapitel von dem Leben der Zelle (S. 273) ist die Eigenschaft der Zelle erw\u00e4hnt, Fl\u00fcssigkeiten durch sich durchzulassen. Es ist eine ganz \u00fcberfl\u00fcssige und unbeholfene Hypothese, hierbei an kleine, unsichtbare Poren zu denken, vielmehr stehen hier Membran und Fl\u00fcssigkeit in demselben Verh\u00e4ltniss zu einander, wie Salz und aufl\u00f6sendes Wasser. So wie hier in jedem Massen-","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nH. F. Link; Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ndifferential (sit venia verbo) sowohl Salz als Wasser vorhan- -den ist, so auch in der Membran Zellstoff und Wasser, nur mit dem Unterschiede, dass die Membran nie durch das Wasser verfl\u00fcssigt wird, weil sie nur eine bestimmte geringe Menge aufl\u00f6st und dann nicht eher neues Wasser aufnimmt, als bis ihr das zuerst aufgenommene wieder entzogen worden\nist.\u201d _ Wo sollen nun die Wassertheilchen in der Membran\nsich befinden? Nirgends anders k\u00f6nnen sie vorhanden sein, als in den Zwischenr\u00e4umen der Membran, wie klein diese auch sein m\u00f6gen, und wie klein die Theilchen der Membran sein m\u00f6gen, zwischen welche die Wassertheilchen eindringen. Es m\u00fcssen durchaus solche Zwischenr\u00e4ume, und die nennen wir unsichtbare Poren, vorhanden sein, wenn man nicht eine Durchdringung von Membran und Wasser bis ins Unendliche annehmen will. Abgesehen davon, dass eine solche Durchdringung sich nicht wahrnehmen, nicht einmal vorstellen l\u00e4sst, w\u00fcrde doch Wasser und Membran zu einer nicht scheidbaren Materie werden. Auch w\u00e4re jene Durchdringung eine v\u00f6llig grundlose Hypothese. Gewiss ist aufgel\u00f6stes Salz nur in den Zwischenr\u00e4umen des Wassers vorhanden; aufl\u00f6sbare K\u00f6rper treiben die Kohlens\u00e4ure aus den Poren des Wassers, weil sie solche selbst einnehmen. Unsere ganze Physik m\u00fcsste eine Aenderung erleiden, wenn man die unsichtbaren Poren verwerfen wollte. Nur die Naturphilosophie k\u00f6nnte hier eine Erkl\u00e4rung geben, da nach ihren Lehrs\u00e4tzen alle Materie einander urspr\u00fcnglich gleich ist, und eine in die andere Coh\u00e4-sionsvermehrung und Coh\u00e4sionsverminderung zu setzen vermag, worauf die Unterschiede beruhen. Und doch w\u00fcrde es ihr schwer werden, bei Membran und Wasser Auskunft zu finden, ohne solche Poren anzunehmen. W7ollen wir denn, die wir mit dem Mikroskop zu arbeiten gew\u00f6hnt sind, uns anmassen, alles sehen zu k\u00f6nnen? Da haben wir die verschiedenen Gasarten, von denen wir keine sehen, und in denen wir grosse Zwischenr\u00e4ume annehmen m\u00fcssen, um die Erscheinungen zu erkl\u00e4ren, welche bei der Vermengung derselben unter einander und mit Wasserd\u00e4mpfen sich zeigen. Dass solche Poren keine zerstreute leere R\u00e4ume sind, versteht sich wohl, sondern in den meisten F\u00e4llen mit zarter Materie, Luft, W\u00e4rmestoff und dergl. gef\u00fcllt. Die Membran der orga-","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n27\nnischen K\u00f6rper l\u00e4sst Fl\u00fcssigkeiten durch, in der Endosmose vermuthlich durch elektrische Str\u00f6mung gef\u00fchrt, im lebenden K\u00f6rper werden diese Poren, wie es scheint, geschlossen und ge\u00f6ffnet; eine Wirkung der Lebenskraft, die sich in vielen andern F\u00e4llen als Contraction und Expansion zeigt.\u201d\nSchleiden folgt in seinen philosophischen Ansichten durchaus Fries und hat eine Flugschrift gegen Hegel und Schelling geschrieben, worin er nicht ihr System angreift, wie er selbst sagt, sondern nur ihre Unwissenheit in der Naturkunde zu zeigen sucht. Anh\u00e4nger beider Philosophen m\u00f6chten manches dagegen zu erinnern haben, auch meine ich, die Anh\u00e4nger von Fries gegen die Darstellung und Anwendung der Friesischen Philosophie. Ich rechne mich selbst mehr zu den letztem. Es ist hier nicht der Ort dar\u00fcber zu reden. Von Oken sagt der Verfasser nichts, der doch wohl eine R\u00fccksicht verdient h\u00e4tte. Doch ich will keinen Streit herbeif\u00fchren, der hier und unter diesen Umst\u00e4nden keinen Nutzen der Wissenschaft bringen m\u00f6chte.\nSonst sind wissenschaftliche Streitigkeiten von Nutzen f\u00fcr die Wissenschaften. Sie vermehren nicht allein die Theil-liahme an der Wissenschaft selbst, indem sie etwas Neues in den einf\u00f6rmigen Gang derselben bringen, sondern sie haben auch den Vortheil, dass der Streitende die Gr\u00fcnde f\u00fcr seine Meinung noch mehr entwickelt, um eine klare Darstellung zu geben und den Gegner zu \u00fcberzeugen. Ob das Letzte gelingen werde, muss der Streitende dahin gestellt sein lassen; so viel ich weiss, ist es nie sogleich oder sobald der Fall, oft aber kommt die Ueberzeugung des einen oder des andern sp\u00e4ter. Der Vortheil der Entwickelung,der Gr\u00fcnde f\u00fcr oder gegen eine Behauptung f\u00e4llt ganz weg, wenn man im Streit abspricht, das heisst ohne Gr\u00fcnde verwirft. Am wenigsten bringt es der Wissenschaft Vortheil, wenn der Streit mit einer wahrhaft originellen Grobheit gef\u00fchrt wird, wie Hr. Schleiden zu thun pflegt.\nEs ist sehr unrecht; wenn man der Naturphilosophie vorwirft, sie achte die Thatsachen nicht, sondern verfahre nach blossen erdichteten Vorstellungen. Das ist nicht der Fall gewesen. Oken, Nees v. E., Wilbrand legen wie alle anderen Naturforscher Thatsachen zum Grunde, und fehlen nur darin \u2014","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"23\tH. F. Link: Jahresbericht Uber die Arbeiten\nnach meiner Ansicht \u2014 dass sie solche unter Begriffe von zu weitem Umfange bringen. So werden von ihnen unter dem Begriff von Polarit\u00e4t so viele verschiedene Erscheinungen gebracht, dass die Bestimmung und Anwendung des Begriffs zu willk\u00fcrlich wird. Im Allgemeinen bedeutet Polarit\u00e4t einen Gegensatz nach verschiedenen Richtungen. Ein solcher findet allerdings in der Natur Statt, jedoch so \u00fcberall, dass die Berufung darauf nicht allein langweilig, sondern auch \u00fcberfl\u00fcssig wird, und von wichtigem genauem Untersuchungen abzieht. Eine genauere sch\u00e4rfere Bestimmung der Begriffe ist nothwen-dig, und diese erfordern auch genauere und sch\u00e4rfere Bestimmungen der Thatsachen. Die Gegner der Naturphilosophie haben in dieser R\u00fccksicht ebenfalls gefehlt. So ist der Begriff von Zelle, allgemein gefasst wie jetzt, an sich nicht zu verwerfen, sieht man aber, wie Embryosack, Mark- und Rindenzelle, Spiralgef\u00e4ss und Glied der Algen darunter so zusammengefasst wird, dass von dem einen gelten soll, was von dem andern gilt, so l\u00e4uft man Gefahr in die gr\u00f6ssten Irrthii-mer zu fallen. Den gr\u00f6ssten Schaden hat die Naturphilosophie dadurch gethan, dass sie die mechanische Physik nicht allein verwarf, sondern auch verachtete. Dar\u00fcber sind die Grundlehren der Physik, die Lehren von der Bewegung, im Unterricht so vernachl\u00e4ssigt worden, dass ihre Unkunde auch bei den Gegnern der Naturphilosophie in dem Vorhergehenden zu r\u00fcgen war.\nInnerer Bau der Gew\u00e4chse.\nUeber keinen Gegenstand der physiologischen Botanik, wenn wir die Entstehung des Embryo ausnehmen, ist in den letzten Jahren so viel gearbeitet worden, als \u00fcber die Entstehung und Bildung der Zellen. Es ist allerdings ein Bestreben nach Gr\u00fcndlichkeit, welches auf die ersten Anf\u00e4nge der Pflanze zur\u00fcckf\u00fchrt, und in dieser Hinsicht sind die Untersuchungen sehr zu sch\u00e4tzen. Zuerst hat derjenige, dem wir das Meiste in dieser Hinsicht zu verdanken haben, Hugo von Mohl: Einige Bemerkungen \u00fcber den Bau der vegetabilischen Zelle in der Botanischen Zeitung von H. v. Mohl und L. v. Schlechtendal. Berlin 1844. St. 15 folg. S. 273 folg, geliefert. Es waren Hartig\u2019s Unter-","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"fiir physiologische Botanik.\n29\nsuchungen \u00fcber den Bau der Zellen und dessen Annahme einer innersten Haut der Zellen, einer Ptychode, wie er sie nennt, welche ihn zu diesen Forschungen veranlassten. \u201eUntersucht man den einj\u00e4hrigen Trieb eines Baumes, oder den Stamm einer einj\u00e4hrigen Pflanze, welche man vor Vollendung ihres Wachsthums in Branntwein legte und l\u00e4ngere Zeit in demselben aufbewahrte, so findet man in allen denjenigen Zellen und Gef\u00e4ssen, deren secund\u00e4re Schichten ihre vollst\u00e4ndige Bildung noch nicht erreicht haben, eine innere Membran, welche sich von den \u00fcbrigen Zellh\u00e4uten auffallend unterscheidet. Diese Membran stellt eine vollst\u00e4ndig geschlossene , d\u00fcnnwandige, zellenartige Blase dar, welche in der frischen Pflanze genau an der innern Wandung der Zelle anliegt und deshalb der Untersuchung entgeht, w\u00e4hrend sie bei den in Branntwein aufbewahrten Exemplaren zusammengezogen ist, und sich mehr oder weniger von der Zellenhaut abl\u00f6ste.\u2019* Er nennt diese zellenartige Blase den Primordialschlauch; er fand ihn in einer Reihe von dikotylen Gew\u00e4chsen, z. B. Sam-bucus Ebulus, Ficus Carica, Pinus sylvestris, Asclepias sy-riaca, Hoya carnosa, Euphorbia canariensis, Caput Medusae u. s. w. Bei den Monokotylen bemerkte er ihn in der Spitze des Stammes und der Wurzel. \u2014 Man kann aber auch statt des langem Aufbewahrens der Pflanzentheile in Weingeist, auf eine k\u00fcrzere Weise dazu gelangen, diesen Schlauch wrahrzu-nehmen. Gew\u00f6hnlich reicht es hin, das Pr\u00e4parat auch nur wenige Minuten lang der Einwirkung von Salpeters\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure auszusetzen; s\u00e4ttigt man alsdann diese S\u00e4ure mit Ammoniak und f\u00e4rbt das Pr\u00e4parat durch Jod, so kommt der Primordialschlauch eben so sch\u00f6n als durch lange Aufbewahrung in Weingeist zum Vorschein. Da nun der Primordialschlauch in allen jungen Zellen sich findet, so meint der Verf., dass er zur Bildung und Vermehrung der Zellen beitrage, denn, setzt er hinzu, es sind nur zwei Arten der Zellenvermehrung denkbar, entweder Theilung der \u00e4ltern Zellen durch Bildung einer Scheidewand, oder Bildung von Zellen in Zellen. Er meint nun in der Cambiumschicht von Pinus sylvestris, Sambucus Ebulus, Asclepias syriaca, Euphorbia Caput Medusae zwei Primordialschl\u00e4uche gesehen zu haben, ehe eine Scheidewand zwischen ihnen erschien, wodurch also die letzte","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nEntstehung best\u00e4tigt w\u00fcrde. Doch ist er dar\u00fcber keineswegs ausser Zweifel. Mit Schleiden\u2019s Theorie komme die eben ge-\u00e4usserte im Ganzen \u00fcberein, nur meine Schleiden, der Nucleus bilde die Zellhaut. Mohl hingegen meint die Zellhaut umgebe immer den Kern, ferner sei nach Schleiden die erste Zellhaut auch die sp\u00e4tere, \u00e4ussere Haut der Zelle, nach Mohl wird die Haut des Primordialschlauches zur \u00e4ussern Haut. Herrmann Karsten in seiner Abhandlung de cella vitali habe den Primordialschlauch schon gesehen, aber ihn mit den innern Zellenschichten verwechselt. Von den verschiedenen Zellenschichten f\u00fchrt der Verfasser mehrere treffende Beispiele an, und schliesst gegen Hartig\u2019s Meinung auf folgende Weise: ,,Das Vorausgehende zeigt, dass eine bestimmte Entscheidung dar\u00fcber, ob die Zellen von einer besondern Haut ausgekleidet sind, keinen geringen Schwierigkeiten unterliegt, indem theils optische T\u00e4uschung \u2014 (ein Lichtschein, wie Mohl meint), \u2014 theils eine geringe Modification in der Substanz der innersten Zellenschicht, wie eine solche auch an zwischen liegenden Schichten Vorkommen kann, leicht zum Glauben, man habe eine solche Haut gefunden, Veranlassung geben kann. Hartig habe seine Beweise von den Zellen in Taxus baccata hergenommen, von denen Mohl schon l\u00e4ngst gezeigt, dass eine dritte Schicht dort vorhanden sei.\nDankbar m\u00fcssen wir es anerkennen, dass Mohl zuerst die wahre Beschaffenheit der Zellenhaut gelehrt hat, dass n\u00e4mlich die Wandung der Zellen und Gef\u00e4sse, aus einer prim\u00e4ren \u00e4ussern, undurchl\u00f6cherten, und aus einer secund\u00e4ren, meist von Oeffnungen durchbrochenen Membran zusammengesetzt sei. Es ist die Grundlage unserer Kenntnisse \u00fcber diesen Gegenstand. Wir wollen mit Payen hinzusetzen: die \u00e4ussere Haut wird durch Jod nicht gelb gef\u00e4rbt, wohl aber der innere Ansatz. Mold setzt hinzu, die innere Membran bestehe aus \u00fcber einander liegenden Schichten. Allerdings nicht selten, besonders in den festen, knorpligen, sogenannten steinigen Zellen, wovon der Verfasser auch in dieser Abhandlung viele auffallende Beispiele anf\u00fchrt, aber nicht in allen, wenigstens erkennt man sie durchaus nicht. Warum sollen wir sie denn annehmen, da wo wir sie nicht sehen? Wie der Primordialschlauch zur besondern f\u00fcr sich bestehenden Zelle werde, ist","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n31\nvon dem Verfasser keinesweges dargethan, und es wird noch unten davon die Rede sein, dass er sich nicht allein in den jungen Zellen findet, sondern auch in v\u00f6llig ausgewachsenen, ja sogar nicht selten in alten Zellen, wenn sie nur nicht zu fest und knorplig sind. Wenn aber Mold sagt, die Vermehrung der Zellen geschehe entweder durch Theilung der altern Zellen vermittelst einer neu gebildeten Scheidewand, oder durch Bildung von Zellen in Zellen, so ist offenbar noch eine dritte \u00fcbersehen, n\u00e4mlich die Bildung von neuen Zellen zwischen alten. Mirbel hat in seiner Abhandlung \u00fcber Marchanda dieses schon gezeigt. Mir scheint diese Art der Vermehrung die wahre zu sein. Ich habe in der Anatomie der Pflanzen in Abbildungen H. 1. T. 1. die Anatomie der Zwiebel von Amaryllis formosissima zeichnen lassen. Hier sieht man Fig. 4 an der Basis der Bl\u00e4tter, wo sie bekanntlich besonders anwachsen, eine Zone von kurzen, seitw\u00e4rts ausgedehnten Zellen mit d\u00fcnneren W\u00e4nden, als die dar\u00fcber und darunter befindlichen, daher sie neu entstanden scheinen, auch werden die darin enthaltenen K\u00f6rner nicht von Jod blau gef\u00e4rbt, wie die K\u00f6rner in den dar\u00fcber und darunter befindlichen Zellen. Die letztem Zellen sind gross und vieleckig, auch von ziemlich gleichem Durchmesser und enthalten grosse Amylumk\u00f6r-ner. Wenn man jene transversalen Zellen der L\u00e4nge nach ausgedehnt sich vorstellt, so erhalten sie eine Form wie die dar\u00fcber befindlichen vieleckigen. Diese transversalen Zellen scheinen mir die neu entstandenen, und zwar da entstanden, wo die grossen vieleckigen Zellen sich von einander entfernten und eine L\u00fccke Hessen. Dass beim Anwachsen der Theile solche L\u00fccken entstehen m\u00fcssen, ist nothwendig. Beim Anwachsen des Stammes in die Dicke werden die Bastb\u00fcndel vom Mark entfernt und dazwischen wachsen die Holzschichten an, die gewiss nicht die Theile aus einander treiben k\u00f6nnen, zwischen denen sie anwachsen, sondern diese m\u00fcssen durch ein besonderes eigenthiimliches, lebendiges (vitales) Ausdehnungsverm\u00f6gen von einander sich entfernen, damit das Anwachsen geschehen k\u00f6nne. Die Physiologen, indem sie ihren Blick zu dem Kleinen wenden, verlieren oft das Grosse aus den Augen, und so auch dieses eigenthiimliche Verm\u00f6gen. Uebrigens hat Mohl nicht bewiesen, wie er selbst mit grosser","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nBescheidenheit gesteht, dass durch die Primordialschl\u00e4uche die Vermehrung der Zellen geschehe.\nSonst sind die Beobachtungen, welche Mohl \u00fcber jenen Schlauch mittheilt, wie sich erwarten l\u00e4sst, genau und richtig. Ich habe nicht allein Pflanzentheile untersucht, die lange Zeit in Weingeist gelegen, sondern auch und viel \u00f6fter solche, welche einige Zeit in Salpeters\u00e4ure eingeweicht waren. Es ist gar nicht noting, dass man die Salpeters\u00e4ure durch kohlensaures Ammoniak neutralisme, sondern man darf die Schnitte nur durch Wasser aussp\u00fclen, lim die Resultate eben so deutlich zu haben. Die F\u00e4rbung mit Jod macht die Gegenst\u00e4nde noch deutlicher und ist daher sehr zweckm\u00e4ssig. Es ist auch nicht n\u00f6thig, dass man Theile nehme, die noch nicht ausgewachsen sind, es ist hinreichend, dass sie nur nicht zu hart und ausgetrocknet sind, um dieselben Resultate zu haben. Ich habe dieses an manchen Pflanzen versucht; unter diesen will ich nur die Bl\u00e4tter von Allium Porrum nennen, weil in den Laucharten sich die kugelrunden, hellen K\u00f6rper finden, die gleichsam eine Zelle innerhalb der andern bilden, und zuweilen die Untersucher in der Meinung best\u00e4rkt haben, als ob die jungen Zellen innerhalb der alten vorhanden w\u00e4ren. Wir wollen sie Afterzellen nennen. Wenn man L\u00e4ngsschnitte mit der Oberfl\u00e4che parallel, oder auch senkrecht auf dieselbe, sowohl in dem obern gr\u00fcnen, als dem untern ungef\u00e4rbten Theile des Blattes macht, und sie wie gew\u00f6hnlich unter einem Wassertropfen bei geh\u00f6riger Vergr\u00f6sserung betrachtet, so sieht man in dem weissen Theile nur die hellen Zellen rein und durchsichtig, in dem gr\u00fcnen bemerkt man hier und da etwas von jenem k\u00f6rnig zelligen Stoff, welcher sich in den meisten Zellen findet, auch kommen die hellen kugligten Afterzellen vor. Benetzt man aber die Schnitte mit Salpeters\u00e4ure einige Minuten, sp\u00fclt sie nun mit Wasser aus, und f\u00e4rbt sie mit Jodtinktur, so findet man Alles ver\u00e4ndert. Im innern Raum der Zellen sieht man nun einen Schlauch von gelblicher Farbe und fast von der Gestalt der Zellen, doch mehr oder weniger unregelm\u00e4ssig, oft zerrissen, von ihren W\u00e4nden mehr oder weniger entfernt, also mehr oder weniger zusammengezogen. Er ist \u00fcberall mit jener k\u00f6rnig zelligen Materie angef\u00fcllt, und wenn Afterzellen vorhanden waren, so finden sie","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n33\nsich innerhalb des Schlauches an verschiedenen Stellen, dunkler gef\u00e4rbt als der Zellenschlauch lind durchaus mit K\u00f6rnern erf\u00fcllt. Die \u00e4ussere Zellenhaut ist durchsichtig und ganz ungef\u00e4rbt geblieben. Was nun aber besonders auff\u00e4llt, sind die kleinen, warzenartigen Zapfen am Rande des Schlauches, welche in H\u00f6hlungen der \u00e4ussern Zellenhaut passen, zwischen denen diese Haut rundlich aufgetrieben erscheint, ja man sieht zuweilen dunkel angedeutete Schichten in diesen angeschwollenen Stellen.\nNach diesen Untersuchungen muss ich also Hartig \u00fcber den Bau der Pflanzenzelle meinen Beifall geben. Die Haut des Schlauches ist offenbar seine Ptychode, eine Haut, die sich in die sogenannten Poren der \u00e4ussern Haut versenkt und wirklich eine f\u00fcr sich bestehende, den innern Inhalt umfassende, aber zu den secund\u00e4ren Schichten geh\u00f6rende Haut ist, denn sie wird durch Jod gelb gef\u00e4rbt, da hingegen die \u00e4ussere Haut, Hartig\u2019s Eustathe, und die Zwischenlage, Hartig\u2019s Asta-the, ungef\u00e4rbt bleiben. Hartig m\u00f6ge es mir nicht verargen, wenn ich solche Kunstw\u00f6rter nicht annehme. Sie sind nicht allein v\u00f6llig \u00fcberfl\u00fcssig, sondern erschweren auch die Wissenschaft; es sind die H\u00e4ute, welche die Wissenschaft bei jeder Erneuerung wieder abstreifen muss. Die innere Haut der Zelle oder die Haut des Schlauches geh\u00f6rt mit der Spiralfaser zu den secund\u00e4ren Bildungen und hat unstreitig eine Beziehung zur Bildung der Spiralfaser, wenn auch nicht so, wie Hartig schon viel zu bestimmt angegeben hat. Ich f\u00fchre hier sogleich an:\nDas Leben der P fl an z en z el 1 e, deren Entstehung, Vermehrung, Ausbildung und Aufl\u00f6sung von Dr. Theodor Hartig. Berlin 1844. 4. Die Schrift bedarf einer genaueren Pr\u00fcfung, welche sich nicht im Kurzen geben l\u00e4sst. Hier nur etwas dar\u00fcber, ln dem ersten Abschnitte: Das Leben der Pflanzenzelle in der Periode der Zellenmehrung, sagt der Verf.: a) \u201e Entstehung der Zellen. Zellen entstehen nur im Innern einer Mutterzelle. Sie sind urspr\u00fcnglich einfache Ptychodenzellen mit fl\u00fcssigem Inhalte, dem Zellsaft. Im Verlauf ihrer Entwickelung spaltet sich die Ptychode in eine innere und \u00e4ussere Ptychodenhaut, dadurch entsteht ein vom Zellraume gesonderter Ptychodenraum. In\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"H. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\n34\nletzterem sondert sich aus dem Zellsafte eine dem Milchs\u00e4fte \u00e4hnliche Fl\u00fcssigkeit, der Ptychodensaft. Im Ptyehodensafte bildet sich die neue Zellbrut, die zu dreifach verschiedenen Zellenarten, zu Verdauungs-, Fortpflanzungs- und Farbzellen sich entvvik-kelt. Die Verdauungs- (Metacard-) Zellen verrichten das Gesch\u00e4ft weiterer Verarbeitung des Zellsafts. Die Fortpflanzungs- (Epigon-) Zellen entwickeln neue Zellbrut dreifach verschiedener Natur in ihrem Ptychodenraume, wie die Mutterzelle selbst. Die Sch\u00f6nfarb- (Euchrom ) Zellen bilden in ihrem Ptychodenraume das Euchrom (wohin auch die Chlorophyllsubstanz geh\u00f6rt) und das St\u00e4rkmehl.7\u2019 Es folgen nun Beobachtungen, worin \u00fcber den Inhalt der Zellen viele, so weit ich nachgesucht habe, richtige und genaue Angaben Vorkommen. Wohl zu genaue, denn das was hier gesehen wird, scheint mir den Namen der Zellen nicht zu verdienen, h\u00f6chstens k\u00f6nnte man sie Zellkerne, Zellbl\u00e4schen oder mit dem Verfasser selbst Kernk\u00f6rperchen nennen. Sie sind immer von sehr verschiedener Gr\u00f6sse, von verschiedener Gestalt, nie, wenn sie auch dicht zusammengedr\u00e4ngt sind, regelm\u00e4ssig eckig, also nicht durch innere Ausdehnug gebildet, nie regelm\u00e4ssig gestellt, und oft scheinen sie inwendig ganz dicht zu sein, wie die St\u00e4rkmehlk\u00f6rner. Am regelm\u00e4ssigsten sind die Afterzellen , wie ich sie oben genannt habe, die wiederum kleine Zellk\u00f6rner enthalten. Auch die Chlorophyllk\u00f6rner haben in den saftigen Pflanzen und in den Wassergew\u00e4chsen eine ziemlich regelm\u00e4ssige Bildung, doch scheinen sie dicht, und \u00fcberhaupt von den \u00e4ussern umgebenden Zellen ihrer Natur nach sehr verschieden. Der Cytoblast erscheint mir als eine k\u00f6rnige Masse, die mit einer Haut umschlossen sein mag, was ich nicht entscheiden will, dem Verfasser ist er eine vollkommen entwickelte, nicht jugendliche Zelle. Er sagt von ihm Folgendes: ,,Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass die Zellbrut des Cytoblasten und der Kernk\u00f6rperchen eben so, wie die des Ptychodenraumes, unter Resorbtion der \u00e4ussern Pty-chodenhaut frei und fortbildungsf\u00e4hig werden k\u00f6nnen ; allein eben so gewiss ist es, dass die Zellbrut nicht ausschliesslich daher stammt, da sie sich in gleicher Weise, wie im Innern des Cytoblasten, auch an andern Stellen des Ptychodenraumes der Zelle bildet, wo keine Cytoblasten vorhanden sind. Ich","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n35\nglaube sogar, dass in der Regel der Cytoblast keine Fort-pflanzungszellen erzeugt, seine Function vielmehr die Verarbeitung und Umwandlung des Zellsaftes im Ptychodensaft sei.\u2019\u2019 Wenn der Verfasser das Letzte glaubt, so darf er nicht sagen, das Erste sei kaum zu bezweifeln. Es ist im Gegentheil sehr zu bezweifeln, und durch keine Beobachtung des Verfassers erwiesen. Bei allen diesen Untersuchungen w\u00e4re es sehr zu w\u00fcnschen, dass man die Gegenst\u00e4nde genau unterschiede. Was von den Algen gilt, kann darum nicht als geltend f\u00fcr Phanerogamen angenommen werden, noch weniger, was an Pilzen beobachtet ist, wie es der Verf. tliut. Die Beobachtungen an den Zellen der unreifen und reifen Beeren von Solanum nigrum sind sch\u00e4tzbar, aber es ist ein Gegenstand f\u00fcr sich, der auch f\u00fcr das Reifen der Fr\u00fcchte wichtig werden kann, und es w\u00e4re zu w\u00fcnschen gewesen, der Verfasser h\u00e4tte eine genaue Vergleichung in dieser R\u00fccksicht angestellt. Uebrigens sagt der Titel: Das Leben der Pflanzenzelle, zu viel. Von dem Leben der Pflanzenzelle weiss mein Freund Hartig eben so viel, als ich, das heisst, nichts. Leben ist Bewegung aus innerm Antriebe, und die Bewegungen der S\u00e4fte in der Zelle, wodurch die Bildungen hervorgebracht werden, kennen wir nicht.\nSchleiden sagt in seinen Grundz\u00fcgen der wissenschaftlichen Botanik S. 200: Ueberall glaube ich hier auch im j\u00fcngsten Zustande der Zelle eine zarte Membran aus einem durch Jod nicht gef\u00e4rbt werdenden Stoff unterscheiden zu k\u00f6nnen, welche den Cytoblasten vollst\u00e4ndig von allen Seiten umschliesst. Mold hat mich, wie es scheint (Botan. Zeit. 1844. Nr. 15 folg.) nicht verstanden, indem er sich an einen allerdings \u00fcbel von mir gew\u00e4hlten Ausdruck hielt, durch welchen ich in der ersten Bekanntmachung meiner Entdeckungen die Sache glaubte anschaulich machen zu k\u00f6nnen. Sobald sich aber diese prim\u00e4re Zellenmembran nur etwas durch Ausdehnung vom Cytoblasten entfernt hat, findet man sie auf ihrer ganzen inneren Fl\u00e4che sehr h\u00e4ufig mit einem zarten Ueberzug eines halbfl\u00fcssigen (gar oft in netzartig anostomosirenden Str\u00f6mchen circulirenden) Schleimes bedeckt, der zuweilen granul\u00f6s, zuweilen ganz homogen und wasserhell, durch Salpeters\u00e4ure, Alkohol und Jod aber stets sichtbar zu machen ist, dies ist Mold\u2019s Primordial-\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nH. F. Link: Jahresbericht Uber die Arbeiten\nschlauch.\u201d Die k\u00f6rnig zellige Masse, Cytoblast genannt, scheint allerdings immer von einer zarten Membran umgeben. Zuerst ist jene Masse dicht zusammen, sp\u00e4ter vertheilt sie sich und dann erst ist es m\u00f6glich die Bewegung der kleinen K\u00f6rner zu sehen. In den Markzellen der eben entwickelten Zweige von Weiden (z. B.) liegt jene Masse noch ziemlich dicht zusammen, in den einj\u00e4hrigen Zweigen hat sie sich vertheilt und get\u00fcpfelte Zellen gebildet. Mir scheint es nun, dass jene noch zarte Membran sich an die W\u00e4nde der Zelle gelegt hat, an einigen Stellen durch den secund\u00e4ren Ansatz tiefer eingedrungen, ist bis auf die \u00e4usserste Membran, wodurch dann die scheinbaren L\u00f6cher oder T\u00fcpfel entstanden sind. Die Z\u00e4pfchen an dem durch Salpeters\u00e4ure abgel\u00f6sten Schlauch, die in Vertiefungen der Zellhaut passen, die Anschwellungen zwischen ihnen scheinen dieses zu beweisen. Die Salpeters\u00e4ure wirkt wahrscheinlich nur dadurch, dass sie die Theile zusammenzieht und sichtbar macht. Die Haut um den k\u00f6rnigen Inhalt, nachdem sie von den Zellw\u00e4nden abgel\u00f6st ist, wird nur schwach gelb durch Jod gef\u00e4rbt und mag wohl urspr\u00fcnglich gar nicht gef\u00e4rbt werden. Dass sich diese Haut an die \u00e4ussere Zellenhaut anlegt, durch die Wirkung der Salpeters\u00e4ure aber wiederum davon abgezogen wird, scheint mir aus dem Vorhergehenden klar, aber eben darum ist sie kein Primordialschlauch.\nDie Abhandlung von Unger \u00fcber das Wachsthum der In ter nodien von anatomischer Seite beobachtet in der Botanischen Zeitung 184 4. S. 498 folg, geh\u00f6rt vorz\u00fcglich hierher. Der Verf. hat an Campelia Zanonia die Zellen der Internodien gez\u00e4hlt und ihre Zahl mit der L\u00e4nge und Breite verglichen, woraus zuerst die Folgerung entstand, dass die Vergr\u00f6sserung der Glieder fortw\u00e4hrend durch Anwachsen neuer Elementartheile erfolge, ferner, dass die Vergr\u00f6sserung der lnternodien der Axe zugleich durch Zusatz neuer Elementartheile und durch Vergr\u00f6sserung bereits vorhandener erfolge. Er geht dann weiter und stellt die Frage auf, wie und auf welche Weise beim Wachsthum der lnternodien der Zusatz neuer Elementarorgane (Zellen) erfolge. Er betrachtet einen durch mehrere lnternodien gehenden L\u00e4ngsschnitt, wo sich dann zeigt, dass in den lnternodien","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n37\nselbst und nicht in dem Knoten die Bildung neuer Elementartheile vor sich geht. \u201eBetrachten wir ein Zellgewebe, sagt er ferner, in welchem Neubildungen vor sich gehen, etwas genauer, so werden wir es sehr auffallend finden, dass nicht s\u00e4mmtliche Zellen gleich starke (dicke) W\u00e4nde besitzen, sondern dass im Gegentheil einige derselben zarter gebaut sind, andere hingegen selbst kaum bemerkbar werden. Hieraus l\u00e4sst sich mit vieler Wahrscheinlichkeit schliessen, dass diese letztem sp\u00e4terer Entstehung sind, und ich zweifle kaum, dass irgend ein Beobachter sowohl die Thatsache als den Schluss in Abrede stellen wird.5\u2019 Es war nun die Frage, ob die Scheidewand einfach oder doppelt sei. Der Verf. w\u00e4hlte zu dieser Untersuchung junge sich eben erst entwickelnde Haare der neu entstandenen Bl\u00e4tter von Syringa vulgaris. Er suchte durch Einwirkung chemischer Substanzen eine Verdichtung und Zusammenziehung des feink\u00f6rnigen Inhalts hervorzurufen, um die W\u00e4nde besser untersuchen zu k\u00f6nnen. Verd\u00fcnnte Minerals\u00e4ure leistete etwas, am besten wirkte aber Behandlung zuerst mit Aetzkali, dann mit Jod.* Hierbei blieben aber jene Scheidew\u00e4nde immer einfach. Der Verfasser meint also, dass dieses der Anfang einer Theilung in mehr Zellen sei, und nennt daher diese Zellenvermehrung die merismatische, doch eilt er \u00fcber diesen Gegenstand zu rasch hinweg. Da Unger sich gegen Schleiden\u2019s Theorie von der Zellenbildung ge\u00e4ussert hatte, so erh\u00e4lt der Entdecker der Spermatozoen (oder wie man sie nennen will) in den Antheren der Moose und der Fiiuimerbewegung der Sporen der Algen u. s. w. in den Grundz\u00fcgen der Wiss. Bot. S. 210 folgende Weisung: \u201eQuer- und L\u00e4ngsschnitte und ein Blick durchs Mikroskop, und w\u00e4re es auch noch so gut, gen\u00fcgen heut zu Tage wahrlich nicht mehr bei phytotomischen Untersuchungen.\u201d\nIn der Zeitschrift f\u00fcr wissenschaftliche Botanik, v. Schleiden und N\u00e4geli (Z\u00fcrich 1844) findet sich im ersten Heft eine Abhandlung von N\u00e4geli \u00fcber Zellenkerne, Zellenbild u n g und Zell en wach sthum, worin von den Phane-rogamen Schleiden\u2019s Lehre vorgetragen wird. Im zweiten Heft (das. 1845) ist ein Aufsatz \u00fcberschrieben: Begriff der Zelle. Nachdem der Verfasser einige Bemerkungen gegen Schleiden\u2019s Definition gemacht hat, sagt er: \u201eDer Begriff der","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nZelle liegt darin, dass eine Partie von organischen Stoffen sich individualisirt, mit einer Membran sich bekleidet, durch dieselbe nach aussen durch Aufnahme und Abgabe von Stoffen correspondit, und im Innern sich chemisch und plastisch ver\u00e4ndert.\u201d Der Anfang ist sehr richtig, der Begriff der Zelle liegt darin, dass eine Partie von organischen Stoffen sich individualisirt, so dass die festen Theile zu \u00e4usserst eine H\u00fclle bilden, innerhalb welcher sich wenigstens zum Theil fl\u00fcssige, oder auch luftf\u00f6rmige Stoffe befinden. Ob in allen Zellen ein fester K\u00f6rper zuerst entsteht, geh\u00f6rt nicht zum Begriff, auch ist es noch nicht durch die Beobachtung \u00fcberall erwiesen. Der Zellenkern, wie er mir und andern erscheint, ist ein unregelm\u00e4ssiger Haufen von K\u00f6rnern oder Bl\u00e4schen, der mehr der rohe Anfang einer Bildung als eine urspr\u00fcngliche Bildung selbst scheint, die hier, wie fast \u00fcberall, aus einer Fl\u00fcssigkeit hervorgeht. Ganz recht sagt der Verf., der Begriff des Organismus vereinige zwei wesentliche Momente, dass er lebt und dass er sich fortpflanzt. Wenn aber hinzugesetzt wird, beides -habe seinen Grund darin, dass er aus Zellen bestehe, so ist wahrlich der Grund nicht einzusehen. Wenn erwiesen wird, dass Brown\u2019s Molek\u00fclen sich aus innerm Triebe bewegen, so leben sie, welche innere Form sie auch haben m\u00f6gen. Der Organismus erfordert eine Wechselwirkung der Theile unter einander als Organe, welche allerdings durch eine Bewegung von Fl\u00fcssigkeiten im Innern am leichtesten geschieht, aber es folgt nicht, ist unerwiesen und gegen die Erfahrung, dass er ganz aus Zellen bestehe. Wenn gesagt wird, dass er aus Zellen entstehe, so antworte ich, das sei allerdings wahrscheinlich, aber nichts weiter. Bei der Untersuchung \u00fcber den Begriff von Pflanze und Pflanzenreich, wird viel auf die Abwesenheit des Stickstoffs in der Membran der Pflanzenzelle gerechnet, so wie auf die Gegenwart des Stickstoffs im Thierreiche. Aber wenn sich in der Membran mancher Pflanzenzelle Stickstoff bef\u00e4nde, w\u00fcrde die Pflanze darum aufh\u00f6ren Pflanze zu sein? Boussingault hat gezeigt, dass sich in den Pflanzen viel Stickstoff befindet, wo? ist keinesweges ausgemacht. Ueberhaupt ist es eine verkehrte Methode, mit der Chemie in der Naturgeschichte anzufangen, und zwar erstlich, weil die chemische Analyse die schwierigste","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"39\nf\u00fcr physiologische Botanik.\nist, zweitens, weil sie unersch\u00f6pflich ist und keine als die letzte darf angesehen werden, und endlich, weil sie uns \u00fcber die innere Beschaffenheit der organischen K\u00f6rper keine Auskunft giebt, wie die isomeren K\u00f6rper beweisen. Die Membran der Pflanzen ist isomer mit dem St\u00e4rkmehl, wie Payen gezeigt hat, und doch sind beide verschieden genug.\nEinige Untersuchungen \u00fcber die Vermehrung von Zellen, von Dr. Schaffner in Herstein. Flora 1845. 481: \u201eIst es erlaubt, sagt der Verf., aus den dargelegten Untersuchungen Folgerungen zu ziehen, so vermehren sich durch prim\u00e4re Zellenerzeugung :\t1) die Cambiumzellen\n(die sich sp\u00e4ter entwickeln in Prosenchym und Gef\u00e4sszellen),\n2)\tdie Bastzellen, in fr\u00fchster Jugend von den Cambiumzellen nicht wesentlich verschieden, aber ein eigenes System bildend;\n3)\tein Theil der Parenchymzellen, wozu vorl\u00e4ufig die Blattzellen (mit Ausnahme der Kotyledonenzellen) und die Parenchymzellen der Aepfel- und Pflaumenfrucht geh\u00f6ren wenn n\u00e4mlich das Fehlen der Tochterzellen hier best\u00e4tigt werden sollte. \u2014 \u201d Darauf kommt nichts an, sondern nur ob die sogenannten Tochterzellen wirklich solche sind, n\u00e4mlich aus der Mutterzelle hervortreten. \u2014 \u201eDurch Bildung von T\u00f6chterzellen vermehren sich die \u00fcbrigen Parenchymzellen, z. B. die Mark- und Rindenzellen u. s. w.\u201d (???) \u2014 \u201eEine Vermehrung der Zellen durch Theilung findet bei phanerogamen Gew\u00e4chsen bestimmt nicht Statt.\u201d (?)\nIn einem Nachtrage \u00fcber die Milchsaftgef\u00e4sse r\u00e4th er gar nichts zu lesen, da das meiste dar\u00fcber Gesagte viel Widerspr\u00fcche enthalte, er f\u00fchrt Bischoff und Schleiden an. Meiner hat er nicht erw\u00e4hnt. Im ersten Hefte meiner Vorlesungen \u00fcber die Kr\u00e4uterkunde w\u00fcrde er manches gefunden haben, und eben so viele Abbildungen im ersten Hefte meiner Anatomie der Pflanzen in Abbildungen.\nRecherches sur les premi\u00e8res modifications de la mati\u00e8re organique et la formation des cellules par Mr. Coste. Compt. rend. 1845. 2. 911. 1396: Die Abhandlung betrifft besonders die thierische Zelle und sucht durch Betrachtung mehr als Untersuchungen darzuthun, dass die Theorie, als ob der Kern die Zelle erzeuge, auf keinen sichern Erfahrungen beruhe.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nH. F. Link: Jahresbericht Uber die Arbeiten\nDie vorhergehenden Untersuchungen \u00fcber die Art, wie neue Zellen entstehen, veranlassten mich zu fortgesetzten eigenen Beobachtungen. Wenn es n\u00e4mlich darauf ankommt, das Fortwachsen der Zellen in den Phanerogamen kennen zu lernen, ohne die Erscheinung mit andern nicht hierher geh\u00f6rigen zu vermengen, so bleibt es am zweckm\u00e4ssigsten das Verfahren anzuwenden, was Unger gebraucht hat. In dieser Absicht liess ich Zwiebeln von Allium Cepa auf einem mit Wasser gef\u00fcllten Blumenglase wachsen, und an den hervorgewachsenen Wurzeln Zeichen mit Tusche machen, eines dicht an der Zwiebel, eines dicht an der kegelf\u00f6rmigen Spitze und eines in der Mitte zwischen beiden. Nach einigen Tagen waren die Wurzeln gar sehr angewachsen; die kegelf\u00f6rmige Spitze gar nicht, so viel sich bemerken liess, die Basis wenig, am meisten das St\u00fcck zwischen der Spitze und der Mitte. Das letzte wurde noch einmal in der Mitte eingetheilt, und es fand sich, dass wiederum der Theil gegen die Spitze sehr stark, der gegen die Mitte sehr wenig angewachsen war. Ein L\u00e4ngsschnitt von dem Zeichen an der Spitze bis gegen das obere Zeichen durchgef\u00fchrt, in Salpeters\u00e4ure eingeweicht und nun mit Jod behandelt, zeigte sehr viele kurze Zellen in der N\u00e4he der Spitze, die nach oben zu allm\u00e4lig l\u00e4nger und zuletzt sehr lang wurden. Doch waren die Zellen im Umfange der Wurzel l\u00e4nger als die gegen die Mitte, ln allen hatte sich die innere Haut von den Zellenw\u00e4nden getrennt und um den k\u00f6rnigen Inhalt zusammengezogen, welcher stark braun gef\u00e4rbt war. Der dadurch entstandene Schlauch trug die Gestalt der umgebenden Zellen, deren W\u00e4nde durchaus nicht von Jod gef\u00e4rbt erschienen. In jeder Zelle fand sich der kugelrunde Schlauch, den ich oben eine Afterzelle genannt, ebenfalls braun gef\u00e4rbt und mit einer k\u00f6rnigen Masse erf\u00fcllt. Er lag immer in dem l\u00e4ngern Schlauch, aber an verschiedenen Zellen bald an den Enden, bald in der Mitte, bald gegen die Mitte. Es schien also hier eine Entstehung kurzer Zellen, da wo das Anwachsen am st\u00e4rksten sich zeigte, Statt gefunden zu haben, die sich dann verl\u00e4ngert und das Anwachsen vollbracht hatten. Eine Theilung der Zellen konnte ich mit Deutlichkeit nicht wahrnehmen. \u2014 Wie an den Wurzeln hatte ich an den jungen hervorgewachsenen Bl\u00e4ttern derselben Zwiebel \u00e4hnliche","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"fiir physiologische Botanik.\n41\nZeichen machen lassen; eines in der N\u00e4he der Zwiebel, eines dicht unter der Spitze und eines in der Mitte zwischen den beiden andern Zeichen. Das Zeichen an der Spitze war nicht ver\u00e4ndert; die Spitze des Blattes wie die Spitze der Wurzel nicht angewachsen; der Theil von dem Zeichen an der Spitze bis in die Mitte hatte wenig zugenommen, ganz anders als an den Wurzeln, wo dieser T. heil am meisten gewachsen war, dagegen hatte der Theil des Blattes gegen die Basis gar sehr zugenommen, welcher hingegen an den Wurzeln nur einen geringen Zuwachs bekommen hatte. Es wurde nun ein L\u00e4ngsschnitt in einem bezeichneten Blatte mit der Oberfl\u00e4che parallel, von der Basis des Blattes an der Wurzel nach oben zu gemacht, und wie vorher behandelt. Auch hier zeigten sich, was vorher an der Wurzel bemerkt wurde, an der Basis des Blattes gegen die Stelle, von wo das Wachsthum ausging, kurze, wenn auch nicht breitere Zellen, welche sich nach oben gegen die Mitte des Blattes immer verl\u00e4ngerten. Die Entstehung dieser kurzen Zellen und die Verl\u00e4ngerung derselben bedingte offenbar das Anwachsen des Blattes, wie ich schon in den Vorlesungen ii. d. Kr\u00e4uterkunde S. 83 bemerkt und Anat. d. Pfl. in Abbild. H. 1. T. 1. F. 4 b habe abbilden lassen. Es war durchaus kein Hervortreten einer Zelle (Tochterzelle) aus einer andern (Mutterzelle) zu beobachten, und der innere Schlauch blieb unver\u00e4ndert ein innerer Schlauch, und wurde auf keine Weise zum \u00e4ussern. So ist es beim Anwachsen der Zellen in den Theilen der Phanerogamen. Was im Embryosack geschieht, oder auch in den Zellen der Algen, die, wie die sonderbaren Erscheinungen in den Zellen der Spirogyren zeigen, eine andere Bedeutung haben als die Zellen der Phanerogamen, geh\u00f6rt nicht hierher, und es kann kein Schluss von jenen sogenannten Zellen auf die Zelle in eigentlicher Bedeutung gemacht werden. \u2014 Die Spitzen der Wurzeln und der Bl\u00e4tter, welche nicht anwachsen, bestehen aus sehr kurzen Zellen, welche insgesammt einen bedeutenden Kern enthalten, der aber, wie in den \u00fcbrigen Zellen des Blattes und der Wurzel, nie sich zu einer besondern Zelle ausbildet.\nlieber das Eindringen der cuticula in die Spalt\u00f6ffnungen von II. v. Mo hl. Botan. Zeit. 1845. S. 1.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nDie verschiedenen Angaben hier\u00fcber veranlassten den Verf. einige Untersuchungen \u00fcber denselben anzustellen. Er bediente sich dabei der Methode, den zu untersuchenden Abschnitt der Bl\u00e4tter mit Jodtinktur zu f\u00e4rben, mit Wasser auszuwaschen und alsdann der Einwirkung der Schwefels\u00e4ure auszusetzen. Durch die letzte wird nicht bloss die gelbe F\u00e4rbung der durch Jod gef\u00e4rbten Cuticula erh\u00f6ht, sondern es wird besonders der Vortheil erreicht, sagt der Verf., dass die Epidermiszellen der meisten Pflanzen je nach der St\u00e4rke der angewendeten S\u00e4ure unter Blauf\u00e4rbung aufgelockert oder v\u00f6llig aufgel\u00f6st werden, weshalb die Cuticula auf eine sehr leichte Weise von denselben unterschieden und getrennt werden kann. Als allgemeines Resultat ging aus diesen Untersuchungen hervor, dass, wie Pay en angegeben hatte, eine unmittelbare Fortsetzung der Cuticula in die Spalt\u00f6ffnungen eindringt, und sich in Form einer von beiden Seiten sehr stark zusammengedr\u00fcckten R\u00f6hre zwischen den Porenzellen zur Athemh\u00f6hle hinabzieht. Dass diese R\u00f6hre weder beim Eing\u00e4nge in die Spalt\u00f6ffnung noch weiter unten zwischen den Porenzellen geschlossen ist, dar\u00fcber kann bei sorgsamer Untersuchung nach des Verfassers Meinung kein Zweifel Statt finden. An der innern M\u00fcndung der Spalt\u00f6ffnung angekommen, breitet sich diese R\u00f6hre in eine kleinere oder gr\u00f6ssere trichterf\u00f6rmige Erweiterung aus, welche die untere Seite der Epidermis, so weit sie die Athemh\u00f6hle von aussen abschliesst, bekleidet. In Beziehung auf diese trichterf\u00f6rmige Erweiterung kommen bei verschiedenen Pflanzen Verschiedenheiten vor, welche der Verf. angiebt. Es \u00fcberzieht n\u00e4mlich die Cuticula nur die Wandungen der Athemh\u00f6hle, ohne in die Intercellularg\u00e4nge zu dringen, oder sie dringt in einige oder auch in alle solche G\u00e4nge, welche mit der Athemh\u00f6hle in Verbindung stehen. Zuletzt sagt der Verf. etwas dar\u00fcber, ob die Cuticula eine eigene von der Epidermis verschiedene Haut sei. Er glaubt dieses nicht, sondern ist der Meinung, dass ihre Eigentlnimlichkeit von einer Umwandlung der Substanz der \u00e4ussern Schichten der Epidermiszellen selbst herr\u00fchre. \u2014 Darf ich es mir erlauben, einmal leicht, wie der Verf. von mir sagt, (wenn auch nicht grazi\u00f6s) dar\u00fcber hinzugehen, so w\u00fcrde ich sagen, es komme nicht darauf an, wie die Cuticula entstehe, sondern","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"fiir physiologische Botanik.\n43\nob sie aus den \u00e4ussern W\u00e4nden der Zellen der Epidermis bestehe, und da man dieses nicht sieht, so muss sie f\u00fcr eine eigene Membran gelten, bis dieses gefunden ist. Allerdings bleibt die Frage, wie sie entstehe. Aber dar\u00fcber m\u00fcssen wir, wie \u00fcber alle Entstehung im organischen K\u00f6rper, einen hellen Blick erwarten, der noch nicht gethan ist.\nUntersuchungen \u00fcber die zellenartigen Ausf\u00fcllungen der Ge fasse. Von einem Ungenannten. Bo tan. Zeit. 184 5. S. 225. Der Verfasser zeigt zuerst, dass diese Ausf\u00fcllungen aus wahren Zellen bestehen, oder dass sie, wie er sich ausdr\u00fcckt, der gew\u00f6hnlichen einfachen Pflanzenzelle analoge Erscheinungen sind. Diese Zellen entstehen \u00fcberhaupt erst im Alter; an einj\u00e4hrigen Aesten von Vitis vinifera und Sambucus nigra, so wie in den Stengeln von Cucurbita Pepo waren die Gef\u00e4sse im Sommer leer, sp\u00e4ter im Oktober und Anfangs November enthielten sie nur kleine, an der Gef\u00e4sswand festsitzende Zellchen in geringer Anzahl, einen Monat sp\u00e4ter fand er sie reichlich mit grossem und kleinern Zellen versehen. An einem vierj\u00e4hrigen Zweige von Robinia Pseudacacia verhielt sich der \u00e4usserste Jahrring wie die einj\u00e4hrigen Zweige jener Gew\u00e4chse; die drei inner\u00bb waren ganz mit Zellen erf\u00fcllt. In Bezug auf ihre Anheftung machte er die merkw\u00fcrdige Beobachtung, dass die kleinen Zellchen stets an der Seite des Gef\u00e4sses befestigt sind, wo dasselbe von Holzzellen oder dem Parenchym der Markstrahlen umgeben ist, nie aber an einer Wand, die von einem daneben liegenden Gefass begrenzt wird. Ferner sah er, dass ein solches Zellchen stets vor einem Gef\u00e4sstiipfel liegt, der mit den T\u00fcpfeln der benachbarten \u00e4ussern Zelle correspondit. Er glaubte ferner zu sehen, dass die Membran des Bl\u00e4schens mit der \u2014 der \u00e4ussern Zelle und dem Gef\u00e4sse angeh\u00f6renden und die beiden T\u00fcpfelkan\u00e4le verschliessenden \u2014 prim\u00e4ren Membran in einigem Zusammenh\u00e4nge stehe, und dass dasselbe in seinem ersten Beginne eine Ausdehnung dieser prim\u00e4ren Membran in die Gef\u00e4ssh\u00f6hle sei. Die innere Zelle verdankt also ihre Entstehung der Wirksamkeit und Fortbildung einer angrenzenden \u00e4ussern Zelle, Man sehe dieses am deutlichsten, wenn man Pr\u00e4parate von Vitis vinifera und Sambucus nigra dieser Gef\u00e4sse mit Kalilauge behandele. Um erm\u00fcdende","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nUmschreibungen zu vermeiden, setzt er hinzu, wird man nicht umhin k\u00f6nnen, die Gegenst\u00e4nde, mit Namen zu belegen, n\u00e4mlich die alte Zelle, von dem blasenartigen Sack, den er Thylle nennt, zu unterscheiden, welche beide zusammen ein Ge-sammtorgan bilden. Nun kommen Betrachtungen \u00fcber die Entstehung und Bildung dieser so wie anderer Zellen. Die Untersuchungen des Verf. verdienen die gr\u00f6sste Aufmerksamkeit und eine genaue Wiederholung, um diese Beobachtungen einer sonderbaren Erscheinung zu best\u00e4tigen oder zu berichtigen.\nUeber die chemischen Eigenschaften der Pflanzenzelle haben wir zuerst genaue und zur Uebersicht zusammengestellte Versuche von Payen erhalten, nachdem er vorher seine vortrefflichen Untersuchungen \u00fcber die St\u00e4rke gemacht hatte. Alle diese Untersuchungen sind bereits 1S42 in seinen M\u00e9moires sur les Developpemens d. V\u00e9g\u00e9taux abgedruckt. Zuerst stellte er seine Versuche mit dem Zellgewebe an, worin ausser der Membran wenig andere Stoffe enthalten sind, und zwar mit sehr jungen Theilen, z. B. den Eichen vom Mandelbaum, vom Birn- und Apfelbaum und von Helianthus animus, mit den zarten H\u00e4uten, welche an den coagulirten Tropfen entstehen, die aus den Einschnitten in die Gef\u00e4sse der Gurke ausfliessen, ferner mit dem Marke junger Zweige von Sam-bucus nigra, mit ein- und zweimal gereinigter Baumwolle, den Spongiolen von Wurzeln, und dem Marke von Aeschy-nomene paludosa (Reispapier). Alle diese Substanzen wurden mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure und Ammoniak mehrmal behandelt, zwischendurch mit Wasser ausgewaschen, endlich mit Weingeist und Aether ersch\u00f6pft. Sie wurden dann stark getrocknet, so viel als m\u00f6glich gepulvert und nun mit Kupferoxyd erhitzt. Er fand als Resultat der Elementaranalysen eine Zusammensetzung von C24H22 02 isomer mit St\u00e4rke. Hierbei giebt er einen leichten direkten Versuch an, die Zellmembran unter dem Mikroskop zu erkennen. Er bringt einen kleinen Schnitt, z. B. von Reispapier, in einem Wassertropfen unter das Mikroskop, setzt zwei oder drei Tropfen von einer w\u00e4ssrigen Jodaufl\u00f6sung hinzu, welche eine leichte gelbe F\u00e4rbung hervorbringt, und zuletzt einen Tropfen concentrirter Schwefels\u00e4ure. Zuerst entsteht dann eine blaue F\u00e4rbung der Membran und endlich eine v\u00f6llige Aufl\u00f6sung derselben, so dass","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n45\nnur gelbe Spuren von den in der Membran enthaltenen Stoffen \u00fcbrig bleiben. Besser als dieses von Payen angewandte Verfahren ist es, die Schnitte f\u00fcr die Untersuchung mit dem Mikroskop unter einen Tropfen von Wasser zu bringen, dann Salpeter- oder Salzs\u00e4ure, einen Tropfen, beizumischen, zwei Minuten ungef\u00e4hr stehen za lassen, mit Wasser auszuwaschen und nun mit Jodtinktur zu f\u00e4rben. Die reine Membran erscheint nun ganz ungef\u00e4rbt, zuweilen hier und da bl\u00e4ulich von aufgel\u00f6ster St\u00e4rke, und alle andern fremden Stoffe dunkelgelb gef\u00e4rbt, so dass man sie leicht von der Membran unterscheiden kann. Auf diese Weise wurden die oben erz\u00e4hlten Beobachtungen mit den Bl\u00e4ttern von Allium Porrum und den Wurzeln von Allium Cepa gemacht. Man muss bedenken, dass hierbei die Jodk\u00f6rner aufgel\u00f6st werden, und will man also diese wahrnehmen, so darf man keine S\u00e4ure anwenden. Kehrt man den Versuch um und betrachtet zuerst die Schnitte mit Jodtinktur, so erkennt man allerdings die St\u00e4rke, aber man darf keine Salpeters\u00e4ure hinzusetzen, weil diese die jodisirten Substanzen aufl\u00f6st, und die Membran zur\u00fcckl\u00e4sst, welche nun, wenigstens nicht leicht, zu erkennen und zu zeichnen ist. Doch sieht man bei diesem Verfahren deutlich in dem Innern der Zellen die H\u00e4ute der Bl\u00e4schen, deren Inhalt aufgel\u00f6st ist. Aetzkali und Aetznatrium nehmen ebenfalls den Inhalt der Membranen weg, und lassen diese allein, obwohl in einem undeutlichen Zustande zur\u00fcck. Doch ich kehre zu Payen\u2019s Untersuchungen zur\u00fcck. Er pr\u00fcfte nun ferner auf Elementaranalyse die durch manche Aufl\u00f6sungsmittel ersch\u00f6pften Bl\u00e4tter von Endivien und von Ailanthus glan-dulosa, das innere Zellgewebe von Agave americana, die Spi-ralgef\u00e4sse von Musa sapientum, die W\u00fcrzelchen von Mais, die Theile, welche der Verdauung der Thiere widerstanden hatten, das Gewebe des Albumen von Mais und Korn, das Albumen von Phytelephas und von Dattelkernen, die Haare der Samen vom virginischen Pappelbaum, die vegetabilischen H\u00e4ute, welche das Nest der Wespen bilden, das innere H\u00f6lz von Eichen, das Holz von Coniferen, ferner Conferva rivula-ris und oscillatoria, die Membran von Agaricus edulis, ver-muthlich Ag. campestris L., vorher setzt er auch neben Chicor\u00e9e Endivie den Namen Scariola. Was werden alle chemi-","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\tH. F. Li nk: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nsehen Untersuchungen helfen, wenn man nicht bestimmt sagt, was man untersucht hat ! Hierauf folgen Untersuchungen der Stoffe, welche sich in den Zellen befinden, in welchen auch Stickstoff vorkommt. \u2014 Ich habe diese Anf\u00fchrungen hierher gesetzt, um auf eine Abhandlung von Fromberg \u00fcber die Cellulose zu kommen, welche sich in den Scheikundigen Onderzoekingen 2 D. S. 36 findet und im Auszuge im Journ. f. praktische Chemie 32. B. S. 198. Er hat Cetraria islandica und Agaricus albus auf Elementar-Analyse untersucht und findet die Resultate mit denen von Payen gefundenen ziemlich \u00fcbereinstimmend. Er macht dann folgende Bemerkung: \u201eAuch bin ich von der vollkommenen Richtigkeit seiner Versuche \u00fcberzeugt, doch kann ich nicht l\u00e4ugnen, dass ich verwundert bin erstlich, nirgends angef\u00fchrt zu finden, dass er eine Bestimmung des Aschengehalts vorgenommen habe ausser in seiner ersten Abhandlung (Annal, d. Scienc. natur. 2 S\u00e9r. T. 11. p. 27), da er doch, wenn er durchaus keine Asche gefunden h\u00e4tte, dieses h\u00e4tte erw\u00e4hnen m\u00fcssen. Da ferner keiner der von mir erw\u00e4hnten analysirten Stoffe g\u00e4nzlich von der sogenannten inkrustirenden Substanz frei gewesen ist, da die Resultate der Versuche von Payen zu derselben Folgerung f\u00fchren , was sich auch erkl\u00e4rt aus der von ihm beobachteten Innigkeit, womit diese Stoffe in das prim\u00e4re Zellgewebe ein-dringen, da ferner die in dem Pflanzenreiche allgemein verbreitete Kieselerde sehr wahrscheinlich in diese Stoffe wird eingedrungen sein, so scheint es nicht glaublich, dass die untersuchten Pflanzengewebe g\u00e4nzlich frei sein sollten von Kieselerde.\u201d Die Erinnerung ist sehr richtig. Payen giebt den Aschegehalt bei den Pflanzentheilen an, die noch nicht von den auf der Cellulose abgesetzten Stoffen befreit sind, auch finden sich 10,80 an 100 Kieselerde in den Bl\u00e4ttern der Endivie angegeben, aber gar keine in den bis zur Cellulose ersch\u00f6pften Bl\u00e4ttern derselben Pflanze. Das ist sehr unwahrscheinlich, denn die Menge der Kieselerde in den nicht gereinigten Bl\u00e4ttern der Gramineen wird zu 12,25 angegeben, von den gereinigten Bl\u00e4ttern finde ich keine Analyse. Hier muss aber die Menge der Kieselerde in der Cellulose sehr gross sein, denn das durchgegl\u00fchte Blatt wird ganz in Kieselerde so verwandelt, dass man unter dem Mikroskop alle Theile","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"fiir physiologische Botanik.\n47\ngenau unterscheiden kann ; eine merkw\u00fcrdige Erscheinung, die noch eine genaue Untersuchung erfordert, da sie dem, was wir \u00fcber die Cellulose wissen, widersprechen.\nIn denselben Scheikundigen Onderzoekingen a. a. O. S. 62 Journ. f. praktische Chemie a. a. O. S. 204 befindet sich auch eine Analyse der Samen des Phytelephas Ruiz et Pa von (Eleph antusia Willd.) ') v on Baumhau er. Er giebt das Resultat mit folgenden Worten an: ,,Aus unseren Versuchen ergiebt sich deutlich, dass das Perispermium des Phytlephas nicht, wie Payen sagt, aus reiner Cellulose besteht, verunreinigt mit Albumin, zwei stickstoffhaltigen Substanzen, Kieselerde, zwei fetten K\u00f6rpern und Salzen, sondern dass es ausser diesen, von welchen das Albumin, die zwei stickstoffhaltigen Stoffe und die zwei fetten in \u00e4usserst geringer Menge in demselben Vorkommen, noch eine abgesetzte Materie enth\u00e4lt, welche in ihrer procentischen Zusammensetzung sich sehr wenig von der Cellulose unterscheidet.\u201d\nWir wollen hiermit verbinden, was \u00fcber das St\u00e4rkmehl in dieser Periode gesagt worden ist. Zuerst: Merkw\u00fcrdige Formen von St\u00e4rkmehlk\u00f6rnern in Sarsaparillwur-z e 1 n und i m W u r z e 1 s t o c k von H e d y c h i u m G a r d n e -rianum beschrieben und abgebildet von G. Bisch off in der Botanischen Zeitung 1844. S. 385. Die K\u00f6rner in der ersten Wurzel bilden sehr oft eine Halbkugel oder ein halbes Ellipsoid, auch hangen sie mit ihren Grundfl\u00e4chen zusammen, oder es sind vier und mehr K\u00f6rner regelm\u00e4ssig zusammengef\u00fcgt. Diese verschiedenen Formen sind genau beschrieben und abgebildet. Der Veif. vergleicht sie mit den Zusammenf\u00fcgungen mancher Pollenk\u00f6rner, man konnte sie auch mit einer Capsula tricocca oder tetracocca vergleichen. Es Hessen sich noch einige andere hinzuf\u00fcgen. Mir ist die Form vorgekommen, wo ein eckiges kleines Korn in der Mitte liegt, und die andern f\u00fcnf umher gestellt sind, so dass die ganze Gestalt einer regelm\u00e4ssigen f\u00fcnfbl\u00e4ttrigen Blume nicht un\u00e4hnlich war.\n') Es sei eine ganz \u00fcberfl\u00fcssige Ver\u00e4nderung des Wortes Phytelephas in Elephantusia, meint ein Botaniker. Aber Phytelephas heisst ein Pflanzen-Elephant, und ein solches Pflanzenthier ist doch gar zu schrecklich.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nDer Verf. macht hierbei die Bemerkung, dass die concentri-sche Schichtung bei Tageslicht nicht merklich war, bei ged\u00e4mpftem Lampenlichte hingegen merklich wurde. Auch an K\u00f6rnern von Kartoffelst\u00e4rkmehl fand der Verfasser eine Zusammensetzung von zwei K\u00f6rnern. Das St\u00e4rkmehl in dem Rhizom der Scitamineen ist sonderbar genug. Die K\u00f6rner sind stielrund, bogenf\u00f6rmig gekr\u00fcmmt oder sogar winkelf\u00f6rmig gebogen, sie gehen von der Keulenform in allerlei Gestalten \u00fcber, welche oft Aehnlichkeiten mit einem Hutpilze haben und die dadurch, dass sie zwischen den Ringen einge-schniirt sind, die schichten- oder schalenf\u00f6rmige Zusammensetzung deutlich erkennen lassen, wobei jeder Hauptring wieder eine gr\u00f6ssere oder geringere Anzahl von \u00e4usserst feinen, parallelen, bogigen Querstreifen zeigt. Die grossem Abtheilungen bezeichnen ohne Zweifel die einzelnen K\u00f6rner der Zusammensetzung, deren jedes wieder fein geschichtet ist.\nUeber das Amylum der Gloriosa superbaL. von Julius Munter. Botan. Zeit. 1845. S. 193. Die Form der St\u00e4rkmeldk\u00f6rner, welche sich im Rhizom der genannten Pflanze befinden, ist zuweilen vollkommen rund oder auch elliptisch, doch bei weitem die meisten K\u00f6rner sind von einer oder von mehreren ebenen Fl\u00e4chen begrenzt, die bald in einem Neigungswinkel, bald in einer Ecke Zusammenkommen. W\u00fcrde man ein Ei, sagt der Verf., in seiner Mitte senkrecht auf die L\u00e4ngenaxe durehschneiden, so dass durch den Schnitt zwei paukenf\u00f6rmige H\u00e4lften entstehen, so w\u00fcrde man genau im Grossen Formen vor sich haben, wie sie h\u00e4ufig diese St\u00e4rke von Gloriosa zeigt. Andere St\u00fccke gleichen einer Form, die entstehen w\u00fcrde, wenn man parallel der L\u00e4ngsaxe von einem Ei ein beliebiges St\u00fcck abschnitte; wieder andere stellen Kugelausschnitte vor, d. h. St\u00fccke, welche von zwei ebenen in einem Neigungswinkel von 120\u00b0 sich schneidenden Fl\u00e4chen und einer sph\u00e4rischen Fl\u00e4che begr\u00e4nzt werden. Zuweilen sieht man drei ebene und eine sph\u00e4rische Fl\u00e4che, und endlich erkennt man auch rein stereometrische Formen, Pentaeder, Hexaeder und Oktaeder. Zmveilen finden sich auch St\u00fccke von unbestimmter, schwer zu beschreibender Form. Auch Maranta bicolor Kerr. und Jatropha Manihot zeigen penta\u00fc-drische Amylumk\u00f6rner. Der Verf. f\u00fchrt dieses als Beweis an,","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n49\ndass auch eine organische Verbindung in Krystallform auftre-ten k\u00f6nne, und in dieser R\u00fccksicht bedient er sich des Ausdrucks Drusen. Man bemerkt nun, dass solche Drusen sogleich zerfallen, so wie sie aus der Zelle genommen ins Wasser des Objekttr\u00e4gers kommen, welches sonst nicht der Fall ist, sondern die K\u00f6rner bleiben in andern Pflanzen zusammenh\u00e4ngend. Der Verf. geht nun zu der Untersuchung \u00fcber, wie diese St\u00e4rkmehlk\u00f6rner entstanden und gebildet sein k\u00f6nnten. Es ist zuerst denkbar, sagt er, dass nach Art der Kry-stallbildung das Amylumplasma (gleichsam die Mutterlauge) sich an die kleinen zuerst sich aussondernden K\u00fcgelchen anlegt und so aus der fortschreitenden Anlagerung an die \u00e4ussere Oberfl\u00e4che gr\u00f6ssere St\u00fccke hervorbringt. Wir m\u00f6gen zu des Verf. Darstellung hinzuf\u00fcgen: dass sich die K\u00f6rner um einen Kern bilden, wie man gew\u00f6hnlich von der Bildung der KrystalJe annimmt. Hier m\u00fcsste nun, nach dem Verf., bei Zwillingsk\u00f6rnern der Kern des einen Individuums dicht neben dem Kern des andern Individuums liegen und zwar in der N\u00e4he der Ebene, worin beide zusammengef\u00fcgt sind, oder in der N\u00e4he des Paukenfells, wenn man die obige Vergleichung beibehalten will. Dieses ist aber nicht, sondern der Kern liegt in der Tiefe der Pauke, am Ende des elliptischen, oder sph\u00e4roidischen Abschnittes (dieses geht auch aus den von Bischoff gegebenen Abbildungen hervor). Nun geht der Verf. zu der Frage \u00fcber, ob nicht vielleicht die eckige Form durch\tden Druck\tder\tumgebenden Zelle k\u00f6nne\tentstanden\nsein.\tAber dieses ist\tnicht der Fall, da K\u00f6rner\tdie eckige\nGestalt haben, wo noch Platz f\u00fcr sie in der Zelle ist. Aus allem\tdiesen geht\tnun\thervor, sagt der Verf., dass\tder Druck\nnicht\tdie Ursache\tder\tEntstehung der St\u00e4rkedrusen\tsein kann.\n\u201eNach allem dem, setzt er hinzu, bleibt nur noch die Aussicht auf die der Pflanzenwelt eigene Bildungsweise. Von der Pflanzenzelle wissen wir es ganz bestimmt, dass die concen-trischen Conturen , z. B. bei den sogenannten Steinen der Holzbirnen u. s. w. lediglich der centripetalen Schichtenbildung ihr Dasein verdanken. Nichts steht aber auch der Ansicht entgegen, dass die Schichten des St\u00e4rkekorns durch centripetale, d. h. innere Ablagerung entstanden sind, vielmehr unterst\u00fctzt wird diese Hypothese durch die Thatsache, dass der so-\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ngenannte Kern nach Fritzsehe oder die Centralh\u00f6hle nach Schleiden wasserreicher und gleichsam gelatin\u00f6s ist. Denn sobald man Schwefels\u00e4ure unter dem Mikroskop zu den St\u00e4rkek\u00f6rnchen bringt, und diese den inneren Schichten das Wasser zu entziehen beginnt, so tritt an die Stelle des Kerns eine Luftblase; dasselbe geschieht, wenn das St\u00e4rkekorn erhitzt wird; ja schon wenn frische St\u00e4rke bei gew\u00f6hnlicher Lufttemperatur trocknet. Die letztere, weder von Fritzsche noch Schleiden beobachtete Erscheinung erkl\u00e4rt daher auch die Spaltbildung in der N\u00e4he des Kerns. Wenn nun aber, wie aus diesen Beobachtungen hervorgeht, der Kern und dessen n\u00e4chste Schichten wasserreicher sind als die \u00e4ussern, d. h. wenn sie weicher und noch weniger consolid\u00e2t als die \u00e4ussern sind, so darf man eben so sicher annehmen, dass diese centralen, den Kern umgebenden Schichten die jungem sind, die peripherischen die altern. \u2014 H\u00e4lt man nun diese Hypothese als die wahrscheinlichere fest, so Ist keine Schwierigkeit vorhanden, die Stelle zu erkl\u00e4ren, wo der Kern hinkommen soll. Je nachdem die Schichten dick oder d\u00fcnn ausfallen, muss auch der Kern mehr oder weniger excentrisch liegen, ja es ist sogar nothwendig, dass er excentrisch liegen muss bei grossen K\u00fcgelchen. Denn sobald die centripetale Schichtenbildung gleichm\u00e4ssig in allen Funkten der innern Oberfl\u00e4che ist, so w\u00fcrde bald ein Zustand eintreten, der die Weiterbildung unzul\u00e4ssig macht, indem die \u00fcberall gleich dicken W\u00e4nde die Durchl\u00e4ssigkeit neuen Nahrungsmaterials hindern w\u00fcrden, dagegen tritt dieser Zustand nie ein, wenn eine Stelle des Korns d\u00fcnner als die andere ist. Bei dickem Zellenw\u00e4nden sind f\u00fcr die erleichterte Nahrungszufuhr bekanntlich andere Mittel gesetzm\u00e4ssig in Anwendung gekommen, n\u00e4mlich die T\u00fcpfelkan\u00e4le,\u201c Der Verf. f\u00fcgt noch hinzu: \u201eBescheiden wir uns vorl\u00e4ufig mit dem auf negativem Wege gefundenen Satze, dass ein dem Zellenbildungsprozesse \u00e4hnlicher Vorgang auch f\u00fcr die St\u00e4rkek\u00f6rner anzunehmen ist, dessen Wie? Aufgabe der fernem Forschung sein muss.\u201c Es ist sehr erw\u00fcnscht, dass der Verf. von den gew\u00f6hnlichen Erkl\u00e4rungen der Bildung des St\u00e4rkemehls abweicht. Ich bin ganz der Meinung des Verf., dass sich das St\u00e4rkekorn von Aussen nach Innen bildet, dass dieses aber nach einem eigenth\u00fcmlichen Bildungsprocess ge-\nr","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"I\nf\u00fcr physiologische Botanik.\nschehe, der zwar mit dem Bildungsprocess der Zelle Aehn-lichkeit hat, nur noch nicht immer v\u00f6llig geregelt ist. Die Excentricit\u00e4t der Schichten lim den Kern m\u00f6chte ich allein dieser unregelm\u00e4ssigen Bildung zuschreiben. Das St\u00e4rkekorn saugt, wie es scheint, von allen Seiten die Feuchtigkeit ein und bildet inwendig die \"Schichten erst sp\u00e4ter aus. Eine solche innere Bildung ist auch die Ursache der regelm\u00e4ssigen Absonderung der K\u00f6rner in der Sarsaparillwurzel, die dann endlich bis zur \u00e4usserlich krystallinischen Form der K\u00f6rner in den Knollen der Gloriosa superba \u00fcbergeht, wie der Verb zuerst gefunden hat. Nicht alle K\u00f6rner in demselben Knollen, sogar neben einander haben dieselbe Gestalt, einige sind ganz abgerundet von aussen, einige sind von einer Seite abgerundet, von der andern in zwei Ebenen eingeschlossen, weil sie sich dort urspr\u00fcnglich von einander sonderten, andere sind von allen Seiten in ebenen Fl\u00e4chen eingeschlossen, wie das mittlere Korn in der Zusammensetzung von K\u00f6rnern der Sarsaparillwurzeln. So m\u00f6chte ich diese krystallinischen Gestalten innern Sonderungen der K\u00f6rner zuschreiben, zu welcher Meinung mich die Amylumk\u00f6rner in der Zwiebel von Ornithogalum (Myogalum) nutans gef\u00fchrt haben. Doch der Verf. wird dar\u00fcber selbst seine Untersuchungen mittheilen. Hier f\u00fcgt er noch einige Bemerkungen \u00fcber das bei, was Schleiden in seiner Systematischen Botanik gesagt hat. Die formlose St\u00e4rke aus dem Samen von Coriandrum minus r\u00fchre vom Eintrocknen her, eben so sei dieses der Fall mit den becherf\u00f6rmigen St\u00e4rkek\u00f6rnern im Rhizom von Iris pallida. Gegen Meyen l\u00e4ugne Schleiden mit Unrecht das Vorkommen scheibenf\u00f6rmiger K\u00f6rner in den Cannaceen, in Canna varia-bilis z. B. finde man nur solche. Was unter Arrowroot-Mehi im Handel vorkomme, sei gar sehr verschieden, und der Verf. giebt auch diese Verschiedenheiten an. Von Tacca pinnatifida kommt das meiste k\u00e4ufliche. Eben das gelte auch vom Sagu. In Rad. (Stolones) Iwarancusae k\u00f6nnte er keine becherf\u00f6rmigen K\u00f6rner finden, wie sie Schleiden angiebt. Ich erwarte die Fortsetzung dieser genauen und trefflichen Untersuchungen des Verf.\nEinige Bemerkungen \u00fcber die Bildung desAmy-1 u ms von K. M \u00fc 11 e r, B o tan. Z e i t. 45. $33 sind an Chara\n4 *","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nH F. Link Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ncrinita angestellt mul zeigen nach des VerL Ausdr\u00fccken Folgendes: Die Cytoblasten sind es, welche sich zu St\u00e4rkmehl umbilden, und dieses geht nur in schon fertigen Zellen vor sich.\nNote sur les ph\u00e9nom\u00e8nes de polarisation produits \u00e0 travers les globules feeulac\u00e9s par M. Biot. Compt. rend. 1844. I. 795. Schon fr\u00fcher hat der Verf. die St\u00e4rkek\u00fcgelchen durch zwei kreuzweise unter einem rechten Winkel \u00fcber einander liegende Prismen betrachtet, jetzt hat er den Apparat dahin abge\u00e4ndert, dass er eine Platte von Marienglas zwischen \u00bbdie beiden Prismen bringt, so dass eine Mittellinie zwischen den beiden Axen mit den Hauptschnitten der Prismen einen Winkel von 45\u00b0 macht. Dann sieht man die Masse des K\u00fcgelchens von lebhaften Farben erleuchtet, deren N\u00fcancen mit der Zahl der Lagen wechseln, und mit der Richtung, nach welcher die Lichtstrahlen durchgehen, so dass man, wie in einem Gem\u00e4lde, alle Biegungen der Umrisse, alle Undulationen der Oberfl\u00e4che, alle Besonderheiten der Structur, und die geringsten zuf\u00e4lligen Aenderungen gewahr wird. \u2014 Allerdings f\u00fcr andere F\u00e4lle vielleicht vortrefflich. Hier m\u00f6chte jedoch bei der grossen, zuf\u00e4lligen Mannigfaltigkeit der Structur der St\u00e4rkek\u00fcgelchen die Sache weniger bedeutend sein.\nDoch wir gehen von den Zellen zu den Gef\u00e4ssen \u00fcber.\nIch habe in dem Jahresbericht von 1841 in diesem Archiv Jahrg. 1842. II. 96 einige Bemerkungen \u00fcber das Werk von C. H. Schultz \u00fcber die Cyklose in den Pflanzen gemacht. Gegenerinnerungen finden sich in einem Buche von demselben Verf., wovon noch weiter unten die Rede sein wird: Die Entdeckung der wahren Pflanzennahrung, Berlin 1844, S. 54. Er sagt dort, in R\u00fccksicht auf meine Erinnerungen: ,,Es kommt hier also auf zwei Punkte wesentlich an; einmal, ob es richtig ist, dass ich die hier sogenannten Bastr\u00f6hren Lebenssaftgef\u00e4sse genannt habe, und zweitens, ob die Saftstr\u00f6me bei Commelina coelestis ohne Spur von Ver\u00e4stelung ein Kreisen (Rotation) der K\u00f6rner wie bei Vallis-neria sei.\u201c Alles ist entstellt, und ich bin daher gezwungen, das Wesentliche meiner Erinnerungen im Kurzen zu wiederholen. Schultz hat die Bewegung der S\u00e4fte in den sogenann- ^\nt","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n53\nten eigenen Gef\u00e4ssen zuerst gesehen, er hat auch zuerst gute Darstellungen von diesen Gef\u00e4ssen gegeben. Aber um seine Hypothese von einer Cyklose durchzuf\u00fchren, hat er solche Gefasse, die er Lebenssaftgef\u00e4sse nennt, vielen Pflanzen zu* geschrieben, worin sie sich nicht finden. So sollen sie in der Rinde vieler B\u00e4ume sein, namentlich der Birke, aber ich sehe dort nur Basts\u00f6hren, und niemand hat sie dort gesehen, selbst der Verf. stellt sie nur im Querschnitt dar, nicht im L\u00e4ngsschnitt, also weiss man nicht, ob er sie wirklich gesehen hat. Am auffallendsten ist es bei Commelina coelestis, wo im Stamme, in der N\u00e4he der Spiralr\u00f6hren, ver\u00e4stelte Lebenssaft* gefasse ausgehen und sich \u00fcber die nahgelegenen Zellen verbreiten sollen. Er hat sogar eine Abbildung davon gegeben. Aber ich sehe neben den Spiralr\u00f6hren nur Reihen von Paren-chymzellen, worin K\u00f6rner kreisen wie in den Zellen von Val lisneria; dann kommen andere Reihen von weitern Zellen, in denen sich Saftstr\u00f6me zeigen, gewiss nicht in Gef\u00e4ssen eiu-geschlossen. Also keine Spur von ver\u00e4stelten Gef\u00e4ssen. Das Resultat ist: Die Bewegung der S\u00e4fte in den sogenannten Lebensgef\u00e4ssen ist eine solche Art von Bewegung, wie wir sie auch sonst in den Pflanzen gefunden haben, n\u00e4mlich, wie das Kreisen in den Zellen der Pflanzen, zuerst von Corti entdeckt, von Moyen an Vallisneria zuerst genau beobachtet, und die Saftstr\u00f6me, zuerst von Rob. Brown in den Haaren der Tradescantia beobachtet. Auch die Bewegung der Fl\u00fcssigkeit in den Gliedern der Chara geh\u00f6rt hieher. Der Verf. sagt unter andern Folgendes: \u201eEs ist zu bedauern, dass der Verf. den angestrengten Bem\u00fchungen und Aufopferungen, eine solche Aufgabe zu l\u00f6sen, so wenig Achtung hat abgewinnen k\u00f6nnen, dass er sie vielmehr g\u00e4nzlich verkennt, und sich durch die unn\u00fctze Gegenwirkung gegen die Ausbildung von Wahrheiten, deren Gr\u00f6sse und Bedeutung im Auslande zuerst hat anerkannt werden m\u00fcssen, den Ruhm abschneidet, zur F\u00f6rderung derselben mitgewirkt zu haben.\u201d Ein Beispiel von der unbegreiflichen Arroganz des Verf., die an fixe Idee gr\u00e4nzt. Die Akademie zu Paris hat seiner Abhandlung \u00fcber die eigenen Gefasse den Preis zuerkannt, wie niemand tadeln wird, aber sie hat zugleich erkl\u00e4rt, dass sie an seinen Meinungen keinen Theil nehme. Keine Akademie ist im Stande,","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nH. F. Link. Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nalles Einzelne zu pr\u00fcfen, was ihr in den Preisschriften vorgelegt wird, und so konnte es auch hier die Pariser nicht.\nEine Analyse des Milchsafts von Asclepias svriaca von demselben Verf. findet sich in Flora. Jahrg. 1844. S. 374.\nEtudes phytologiques par Mr. le Comte de Tristan. 4\u00eame Mem. Recherches sur les reservoirs et canaux lati-cif\u00e8res. Annal, d. scie ne. natur. 3 S. T. 1. p. 176. Die Abhandlung ist ganz gegen Schultz gerichtet. Man finde Theile an den Pflanzen, wo es keine Milchgef\u00e4sse gebe, sie k\u00f6nnen also nicht zur Ern\u00e4hrung dienen. Ueber die Eigenschaft des Milchsafts (latex). Verschiedenheiten der vaisseaux laticif\u00e8res. Ein Auszug aus dieser Abhandlung l\u00e4sst sich nicht wohl geben.\n* Stamm und Wurzel.\nUeber die Abh\u00e4ngigkeit des Wachsthums der dikotylen R\u00e4ume in die Dicke von der physiologischen Th\u00e4tigkeit der Bl\u00e4tter von 11. Mohl. Bo tan. Zeit. 184 4. S. 89. Nach der Theorie von Du Petit-Thouars, sagt der Verf., steht die Verdickung des Stammes mit der Entfaltung der Knospen, also mit der Entstehung und Ausbildung neuer Bl\u00e4tter im Zusammenh\u00e4nge, und beruht auf dem Umstande, dass die Knospen, nach Art einer keimenden Pflanze, Wurzelzasern treiben, welche zwischen der Rinde und dem Stamme abw\u00e4rts wachsen lind eine neue Holzschicht erzeugen ; nach einer andern Theorie h\u00e4ngt das Wachsthum der B\u00e4ume in die Dicke von der Th\u00e4tigkeit der Bl\u00e4tter ab, indem sie den Nahrungssaft bereiten, welcher zur Erzeugung neuer Holzschichten verwendet wird. Um hier\u00fcber zu entscheiden, mass der Verf. den Stammumfang von einigen, etwa achtj\u00e4hrigen, in kr\u00e4ftigem Wachsthum stehenden B\u00e4umen in verschiedenen Zeiten vom Anf\u00e4nge bis Ende der Vegetationszeit und berechnete die mittlere t\u00e4gliche Zunahme des Stammumfanges f\u00fcr jeden dieser Zeitabschnitte. Die B\u00e4ume waren: Gymnocladus canadensis, Gleditschia macracantha, Tilia ar-gentea, Populus graeca, Pavia lutea und Morus alba. Eine Tabelle des Wachsthums ist beigef\u00fcgt. Aus den Bemerkungen, welche der Verf. zu diesen Beobachtungen macht, heben wir Folgendes heraus. An Pavia lutea waren am 22. Juni die","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n55\nEndknospen bereits erschienen, das Dickwachsthum nahm nun aber, statt zu erl\u00f6schen, in der folgenden Periode bis zum 2. August noch etwas an St\u00e4rke zu, und sank dann erst bis auf eine geringe Gr\u00f6sse herab. Es vergr\u00f6sserte sich der Umfang des Stammes vom 2. M\u00e4rz bis zum 22. Juni, also vor Entwickelung der Endknospen, um 11,8 Millimeter, vom 22. Juni bis zum Ende des Jahres um 16,2 Millimeter, so dass also der bedeutend gr\u00f6ssere Theil des Zuwachses in die Zeit f\u00e4llt, in welcher keine Bl\u00e4tter zur Entwickelung kommen. Dasselbe war der Fall, wenn gleich nicht auf eine so auffallende Weise, bei Gleditschia und Gymnocladus. Daraus zieht nun der Verf. den Schluss, dass diese Beobachtungen der Lehre von Petit Thouars ganz w idersprechen. \u2014 So sch\u00e4tzbar sie an sich sind, so werden doch die Anh\u00e4nger von Petit Thouars sich nicht dabei beruhigen, sie werden einwenden, dass die Wurzeln der Knospen zwischen Rinde und Stamm, wodurch sich der Stamm verdickt, im Anf\u00e4nge noch klein und zart w\u00e4ren, dass sie aber dann mit der Th\u00e4tigkeit der Bl\u00e4tter zun\u00e4hmen, und so die Verdickung des Stammes bewirkten. \u2014 Noch f\u00fcgt der Verf. hinzu, dass mit der ersten Vergr\u00f6sserung und Entfaltung der Knospen auch der Stammumfang, wrenn auch nur in geringem Maasse zunehme. Er meint also, dass zur ersten Verdickung des Stammes im Fr\u00fchjahre ein schon im Jahre zuvor bereiteter Nahrungsstoff verwendet werde, ohne dass die Bl\u00e4tter ihn zubereiten. \u2014 Warum nicht? Wenn es auch durch viele Versuche ausgemacht scheint, dass die Bl\u00e4tter zur Bereitung des Nahrungs-saftes dienen, so ist doch gar kein Grund vorhanden, diese Bereitung auf die Th\u00e4tigkeit der Bl\u00e4tter allein einzuschr\u00e4nken, w^enn die Beobachtungen auf eine andere Art der B\u00e8reitung bestimmt hindeuten. \u2014 Zuletzt gegen Agardh\u2019s Behauptung, dass die B\u00e4ume in der ersten H\u00e4lfte des Sommers vorzugsweise in die L\u00e4nge, in der zweiten vorzugsweise in die Dicke wachsen, welche durch die Beobachtung nicht best\u00e4tigt wird.\nU e b e r das W a ch s t h u m der 1 n t e r n o d i e n von anatomischer Seite betrachtet von Prof. Unger. Bo tan. Zeit. 184 4. S. 489. Es ist von dieser Abhandlung schon oben S. 36 geredet: worden. Dort musste sie angef\u00fchrt werden, wegen der Entstehung neuer Zellen durch Theilung,","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nII. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\neine Entstehung, welche ich auf die Algen allein beschr\u00e4nken m\u00f6chte. Hieher geh\u00f6rt das Anwachsen der Theilc \u00fcberhaupt, wo der Verb sehr bescheiden sagt, dass es in einem speciel-len Falle, n\u00e4mlich in Campelia Zanonia, nicht allein durch Entstehung neuer Zellen , sondern auch durch Vergr\u00f6sserung der fr\u00fcher entstandenen geschehe. Wohl k\u00f6nnte man diesen Satz auf alle Phanerogamen wenigstens ausdehnen.\nIn den Compt. rend. 1844. T. 1 finden sich S. 899 und 972 die Quatri\u00e8mes Notes relatives \u00e0 la protestation de Mr. Ch. Gaudichaud, wovon bereits geredet ist.\nSuite des recherches anatomiques et physiologiques sur quelques v\u00e9g\u00e9taux monocotyl\u00e9s par Mr. de Mirbel. (Second Memoire). Compt. rend. 184 4. 2. 689. ln dieser Abhandlung giebt der Verb eine sehr genaue Beschreibung des Stammes der Dracaena australis (Cordyline australis) in R\u00fccksicht auf den innern Bau, besonders in R\u00fccksicht auf den Verlauf der Gef\u00e4ssb\u00fcndel. Er sucht n\u00e4mlich darzuthun, dass sie aus der Wurzel und aus der innern Wand des Stammes entspringen. Nicht allein den erwachsenen Stamm, sondern auch den jungen hat er mit grosser Sorgfalt beschrieben. Meine Meinung \u00fcber diesen Gegenstand habe ich zuerst ausgesprochen auf der Versammlung der Italienischen Gelehrten in Mailand und sie befindet sich abgedruckt in den Atti della sesta reunione degli Scienziati Italiani tenuta in Milano, Milan. 1845. 4. p. 511, etwas ausf\u00fchrlicher in der Flora 1845. S. 272, ferner in den Vorlesungen \u00fcber die Kr\u00e4uterkunde, 2. Abth. Berl. 1845. S. 309. Es ist dort von der Dattelpalme die Ilede. Beim Keimen verl\u00e4ngert sich der Embryo, oder der Kotyledon, wie gew\u00f6hnlich bei den Monokotylen, und spaltet sich in eine Scheide, aus deren Basis der Stamm nach oben hervorw\u00e4chst, und die Wurzel nach unten. Jener, mit einer Scheide umgeben, enth\u00e4lt in seinem Innern einen kleinen knollenartigen K\u00f6rper, aus Parenchym und umherziehenden feinen Spiralgef\u00e4ssen bestehend, nach oben bildet er sogleich eine aus lauter Bl\u00e4ttern bestehende Knospe, wie es bei den Monokotylen gew\u00f6hnlich ist. Die Bl\u00e4tter erreichen eine bedeutende L\u00e4nge, indem der Stamm eine fast kugelrunde Knolle bleibt. Untersucht man ihn nun nach einer Reihe von Jahren, etwa sechs bis acht","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"J\nf\u00fcr physiologische Botanik.\t5t\nJahren, so findet man beim Durchschnitt einen Kern, welcher ganz und gar von einem Geflecht von Gef\u00e4ssbiindeJn durchzogen ist, die sich in den manniehfaltigsten Richtungen durchkreuzen. Eine Rinde von Parenchym umgiebt den Kern, auch befindet sich oben unter der Knospe eine Schicht von Parenchym als Rinde, durch welche Gef\u00e4ssbiindel vom Kern zu den Bl\u00e4ttern gehen. So gleicht also die junge Palme ganz und gar einem Zwiebelstock, der sich von der wahren Zwiebel nur durch den Mangel der fleischigen Deckbl\u00e4tter unterscheidet. Durchschneidet man ein St\u00fcck von dem hohen Stamme einer Dattelpalme, so findet man eine Menge Gef\u00e4ssbiindel der L\u00e4nge nach den Stamm durchziehend. Gegen den Umfang stehen sie immer dichter zusammen, und im Umfange selbst am dichtesten, gegen die Mitte hingegen lockerer, mehr mit Zellgewebe umgeben und in des Stammes Mitte am lockersten. Betrachtet man aber die Holzbiindel genauer, so sieht man, dass sie keinesweges einander parallel sind, sondern dass sie sich auf eine mannichfaltige Weise durchkreuzen, aber dabei nur sehr kleine Winkel machen. Der Palmstamm ist also ein in die L\u00e4nge ausgewachsener Zwiebelstock.\nAuf diesen zwiebelartigen Zustand des jungen Palmstammes haben weder Mirbel noch Gaudichaud R\u00fccksicht genommen , auch\u00bb nicht bestimmt darauf, dass die Palme bloss am Gipfel w\u00e4chst und dass dort allein die Gef\u00e4ssbiindel aus dem Innern entstehen und nach den Bl\u00e4ttern zu wachsen. Ich kann also Gaudichaud\u2019s Meinung nicht sein, dass die Gef\u00e4ssbiindel von den Bl\u00e4ttern ausgehen, ungeachtet er mich oft unter einer sonderbar genug gew\u00e4hlten Reihe von M\u00e4nnern anfiihrt, die seiner Meinung sind. Auf der andern Seite kann ich auch mit Mirbel nicht \u00fcbereinstimmen, dass Gef\u00e4ssbiindel vom Innern des Stammes ausgehen. Das Anwachsen geschieht allein oben am Gipfel, und dort kommen die Gef\u00e4ssbiindel aus dem Innern.\nDie Abhandlungen von Gaudichaud gegen Mirbel befinden sich in den Compt. rendus. 1845. I. 1375. 1136. 1677. II. 99. 201. 261, wozu auch noch die Abhandlung \u00fcber den Stamm von Ravenala in demselben Jahre II. 391 geh\u00f6rt.\nUeber den Wachsthumsprocess der Palmen, besonders \u00fcber den Faserverlauf im Palmenstamme,","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ntrug der Dr. von Martins einen Aufsatz vor, welcher in den Gelehrten Anzeigen d. K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Febr. 1845 abgedruckt ist. Die Resultate hat der Verf. der Akademie der Wissensch. zu Paris mitgetheilt, sie sind demgem\u00e4ss in den Compt. rend. 1845. I. 1038 aufgenommen; Gaudichaud hat sich rasch dar\u00fcber und dagegen S. 1207 vernehmen lassen, auch Mirbel wird nicht damit zufrieden sein. Das Jiess sich erwarten; wer einen Mittelweg gehen will, wird von beiden Seiten gestossen. Die Gefassb\u00fcndel, sagt der Verf., entstehen an dem Scheitel des Aufwuchses, in dem Knospenkern oder Phyllophor nach Mirbel, zwischen dem neuern bildungsf\u00e4higen Zellgewebe, welches hier eine eigenthiimliche, die darunter liegenden \u00e4ltern Theile gleichsam mantelf\u00f6rmig \u00fcberziehende Schicht bildet; und zwar entstehen sie so, dass die neuern stets ausserhalb, und mehr oder weniger oberhalb der bereits vorhandenen gebildet werden. Dies wird im Verlauf der Abhandlung auf folgende Weise erl\u00e4utert. Da die junge Pflanze bereits in ihrer ersten Periode nach dem Keimen mit tutenf\u00f6rmigen, an der Peripherie der Axe hervorkommenden Scheidenbl\u00e4ttern versehen ist, und auch diese, wie alle sp\u00e4tem Bl\u00e4tter, ihre Gef\u00e4sse von der Axe erhalten, so muss die erste fr\u00fchste Entwickelung von Gef\u00e4ssen eine peripherische sein, und diese Succession wird beibehalten, so lange \u00fcberhaupt Bl\u00e4tter gebildet werden. Das obere Ende der Gefassb\u00fcndel, sagt der Verf. ferner, geht gegen den Grund des Blattes hin, das untere Ende verl\u00e4ngert sich schr\u00e4g abw\u00e4rts, als ein feiner blos aus Prosenchym bestehender Faden, welcher aber nie in die Wurzel \u00fcbergeht. Die Orte, wo die Gefassb\u00fcndel auf dem Scheitel der Knospe entspringen, sind organisch vorbestimmt, hier liegen sie mit ihrem obern Ende schr\u00e4g nach dem Innern convergirend, und verl\u00e4ngern sich nach beiden Seiten hin, d. h. wachsen nach unten und nach oben. Der Ort, wo das obere Ende des Gef\u00e4ssb\u00fcndels zum Blatt tritt, liegt entweder auf derselben Seite des Stammes, auf welcher der Gef\u00e4ssbiin-del \u00fcberhaupt verl\u00e4uft, oder dem Ursprungspunkte des Gef\u00e4ssb\u00fcndels schr\u00e4g e diametro gegen\u00fcber, in welchem letztem Falle also der Gefassb\u00fcndel den ganzen Stamm schr\u00e4g durchsetzt. Jeder Gefassb\u00fcndel kreuzt bei zunehmender L\u00e4nge und","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n59\nDicke des Scheitels andere B\u00fcndel, entweder im Innern des Stammes oder n\u00e4her an der Peripherie, da wo er steil ansteigend, oder pl\u00f6tzlich in horizontaler Richtung nach aussen liegend ins Blatt tritt. \u2014 Unstreitig das Treffendste, was \u00fcber diesen Gegenstand gesagt worden ist, und ich freue mich, dass dadurch best\u00e4tigt wird, was ich vorher, nur nicht ausf\u00fchrlich gesagt habe. Doch muss ich gestehen, dass ich \u00fcber das Wachsthum der Gef\u00e4ssb\u00fcndel nach oben und nach unten in Zweifel bin. Es liegt in der Darstellung des Verf. nichts, wodurch dieses Anwachsen nach zwei Richtungen bewiesen w\u00fcrde. Es geschieht, wie ich meine, immer nach oben, jedoch auf die Weise, wie wir es im Zwiebelstock an der Basis des jungen Stammes sehen, nur kreuzen sich die B\u00fcndel, so wie der Stamm heranw\u00e4chst unter geringem Winkeln. Zuweilen m\u00f6gen manche B\u00fcndel st\u00e4rker divergiren, wie der Verf. Mir-bel beistimmend sagt. Dass auch hier junge Gef\u00e4ssb\u00fcndel zwischen \u00e4ltern entstehen, welches wie in den dikotylen B\u00e4umen gewiss geschieht, zweifele ich nicht.\nSulla teoria di Meritalli di Gaudichaud dal Prof. Gius. Meneg hini, G io male en cyclop, italiano T. I. p. 17. Schon im Jahre 1843 geschrieben zur Zeit der Versammlung der Gelehrten zu Lucca, soll diese Abhandlung vorz\u00fcglich dazu dienen, um auf Gaudichaud\u2019s System aufmerksam zu machen. Er entwirft die Grundlage dieses Systems, welche in der Einheit des Axensystems der Pflanze mit dem Appendikularsvstem besteht, wo die Pflanze betrachtet wird, als zusammengesetzt aus Phytons, Mitteldingen so zu sagen von Blatt und Stamm. Der Verf. nimmt dieses System als ausgemacht an, sucht es zu erl\u00e4utern durch die Aehnlich-keit mit den Thieren, und meint, es m\u00fcsse den gr\u00f6ssten Einfluss auf die Organographie haben. Es w\u00e4re zu w\u00fcnschen gewesen, dass der Verf. mit dem Scharfsinn, den er besitzt, die ganze Theorie genauer untersucht h\u00e4tte. Er w\u00fcrde dann gesehen haben, dass die Darstellung des Systems auf einer willk\u00fcrlichen Annahme beruht, die nur Willk\u00fcrliches erzeugen kann. Dass die radicula im Samen der Dikotylen, der Gr\u00e4ser und Cyperoiden der k\u00fcnftige Stamm ist, wissen wir schon seit dreissig Jahren, aber bei den \u00fcbrigen Monokotylen ist es nicht der Fall. Dass alle Thcile eines organischen Wesens","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nH. F. Link; Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nurspr\u00fcnglich Eins sind, kann niemand bezweifeln, dass es sich aber sogleich in diese Theile entwickelt, und dass die entwickelten Bl\u00e4tter, z. 13. nicht der ganze Stamm sind, zeigt ebenfalls der erste aufmerksame Blick. Der Verf. sagt, seine Erkl\u00e4rung von Gaudichaud\u2019s System sei folgende: Die Fibern steigen weder abw\u00e4rts noch aufw\u00e4rts; sie bilden sich in dem pr\u00e4existirenden Zellgewebe durch eine allm\u00e4lige Verwandlung der Parenchymzellen; es sind die Str\u00f6me der Nahrungss\u00e4fte und der herabsteigenden S\u00e4fte, welche die Organisation der Fibern bestimmen, wozu die mechanische Wirkung derselben und die Materialien, welche dadurch herbeigef\u00fchrt werden, beitragen u. s. w. Aber jene Verwandlung ist nicht erwiesen, h\u00f6chst wahrscheinlich ganz falsch, und die Str\u00f6mungen der S\u00e4fte k\u00f6nnen sich pl\u00f6tzlich \u00e4ndern; in dem keimenden wurzelnden Kotyledon der Monokotylen steigen sie pl\u00f6tzlich nach oben in den Stamm und nach unten in die Wurzel. Doch es ist vielleicht nicht Recht, eine \u00e4ltere Abhandlung zur Beurteilung hervorzusuchen, da der Verf. seit der Zeit in seinen Untersuchungen fortgeschritten ist, und wir von ihm noch Vieles zu erwarten haben.\nNouvelles recherches sur le d\u00e9veloppement des axes et des appendices dans les v\u00e9g\u00e9taux, par M. C. Naudin. Annal, d. Scienc. naturell. 3 S\u00e9r. T. 1. p. 162. Diese Bemerkungen sind meistens richtig und treffend, wenn sie auch nicht neu sind. Die blattartigen Theile (appendices), sagt der Verf., sind das Seitenprodukt einer Axe, die anfangs nur aus Zellen besteht, auch enthalten sie ebenfalls im Anf\u00e4nge nur Zellen, keine Gef\u00e4sse, und die Spitze dieser Axe, das Centrum einer Knospe, stellt eine Warze (mammelon) dar, welche mit dem Marke zusammenh\u00e4ngt. In dem zweiten Hefte meiner Ausgew\u00e4hlten anatomisch-botanischen Abbildungen sind viele Figuren, welche dieses deutlicher darstellen, als der Verf. gethan hat, aber so geht es, wir arbeiten mit den Ausl\u00e4ndern parallel, gehen aber in der Regel einige Schritte voran. Doch nein, der Verf. kennt wirklich Duchartre, Guillard und Schleiden, die \u00fcber diesen Gegenstand sollen gearbeitet haben. Neuerlich sind im zweiten Heft der Anatomie der Pflanzen in Abbildungen wiederum Darstellungen \u00fcber diesen Gegenstand gegeben worden. Was","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"fiir physiologische Botanik.\n61\ner nur von einigen Monokotylen sagt, dass sich n\u00e4mlich die Stelle, wo die Gef\u00e4sse entstehen werden, durch eine Modification des Zellgewebes auszeichnet, gilt von den meisten Pflanzen, und ist ebenfalls in dem eben angef\u00fchrten Hefte dargestellt worden. Der Unterschied, den der Verf. zwischen Axe und blattartigen Theilen angiebt, dass n\u00e4mlich jene mit dem \u00e4ussern Ende fortwachsen, indem an diesen zum \u00e4usser-sten Ende nichts hinzukommt, ist nicht ganz richtig, denn zum \u00e4ussersten Ende oder dem \u00e4ussersten Umfange der Axen-theile kommt wirklich auch nichts hinzu, eben so wenig als zur Spitze und dem obern Umfange der Bl\u00e4tter. Der Verf. verwechselt dieses mit einem andern Gegenst\u00e4nde, dass n\u00e4mlich das Blatt vor dem Blattstiel erscheint und entwickelt wird, und f\u00fchrt dabei Morren an, der (gegen mich) behauptet hatte, dies finde bei den Wasserpflanzen, z. B. Hydrocharis Morsus ranae nicht Statt, aber wenn man die ganze Pflanze betrachtet, sieht man deutlich die Anf\u00e4nge der Bl\u00e4tter, ehe eine Spur vom Blattstiel zu sehen ist. Was der Verf. von der Entwickelung der Monokotylen sagt, ist h\u00f6chst mangelhaft; er redet allein und zwar sehr oberfl\u00e4chlich von der Zwiebel von Narcissus Pseudonarcissus. Dass die Gef\u00e4ssbiin-del sich aus dem Stamm in die Wurzel fortsetzen, h\u00e4tte er ebenfalls sehr auffallend im ersten Heft meiner ausgew\u00e4hlten anatom. - botan. Abbild, sehen k\u00f6nnen. Einen treffenden Gedanken hat er, um spadix von einer Aehre zu unterscheiden; in den meisten F\u00e4llen bedecken n\u00e4mlich Bl\u00e4tter den Gipfel der Knospe, hier aber w\u00e4chst er nackt aus.\nRecherches microm\u00e9triques sur le d\u00e9veloppement des parties \u00e9l\u00e9mentaires de la tige annuelle des plantes d icotyledo n\u00e9es par M. G. Harting. Annal. d. Scienc. naturell. 3 S\u00e9r. T. 4. p. 210. Von dieser grossen und reichhaltigen Abhandlung ist es schwer einen Auszug zu geben, ohne die Grenzen zu \u00fcberschreiten, die f\u00fcr eine Zeitschrift, wie diese, bestimmt sind. Der Verf. redet nur von den diesj\u00e4hrigen (heurigen) Trieben der dikotylen Pflanzen. Zuerst die Art und Weise, wie er seine mikrometrischen Untersuchungen angestellt hat. Dann der Satz, dass man einen j\u00e4hrigen Trieb ansehen kann, als sei er aus mehreren Individuen, Gliedern (m\u00e9rithalles) von verschiedenem","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"(J2\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nAlter zusammengesetzt, aber von demselben urspr\u00fcnglichen Bau, so dass man aus der Untersuchung der verschiedenen Glieder desselben Triebes auf die Ver\u00e4nderungen schliessen kann, die ein Glied des Triebes im Verlauf seines Wachsthums erlitten hat. Das j\u00fcngste Glied des Gliedes ist wie bekannt das \u00e4usserste, und eine oberfl\u00e4chliche Untersuchung zeifft schon, dass die untern Glieder zuerst zu wachsen auf-h\u00f6ren. Nun folgen die Untersuchungen \u00fcber das Anwachsen der Triebe von Tilia parvifolia in Tabellen gebracht, und zwar: Zunahme der einzelnen Glieder in der L\u00e4nge, Anwachsen des einzelnen Gliedes im verschiedenen Alter, Anwachsen fles Markes, Vermehrung der Zellen des Markes, Vergr\u00f6sse-rung des L\u00e4ngen- und Querdurchmessers; Gef\u00e4ss und Bastschichten, Querdurchmesser in Verh\u00e4ltnis zum Anwachsen des L\u00e4ngsdurchmessers ; Parenchymschicht der Rinde. Zahl der Zellenreihen, Verh\u00e4ltnis des Durchmessers dieser Schicht zum Durchmesser des Gliedes, Anwachsen der Zellen dieser Schicht in Vergleichung mit dem Anwachsen der Markzellen; Kallenchymschieht nach Schleiden l), n\u00e4mlich die Schicht von ausgezeichneten langen Zellen, welche sich an manchen Pflanzen unter der Epidermis finden. Zahl der Zellen in den peripherischen Schichten. Dann folgen \u00e4hnliche Untersuchungen \u00fcber Humulus Lupulus, auch \u00fcber den nucleus (cytoblaste) in den Markzellen, die K\u00f6rperchen in Bastschichten, Anwachsen eines Zweiges, der seiner Bl\u00e4tter an der Spitze beraubt war. Ferner Untersuchungen \u00fcber die Triebe von Aristolochia Sipho, Phytolacca decandra, Sempervivum arborescens. Nun folgen die Resultate: 1. Das Anwachsen jedes Gliedes h\u00e4ngt ab von der Bildung neuer Zellen, von der Ausdehnung der Zellen und von der Verdickung der Zellenw\u00e4nde. 2. Die Vermehrung der Zellen findet in drei Richtungen Statt, nach dem Radius radiale Vermehrung, nach der Peripherie peripherische Vermehrung, und nach der Axe, L\u00e4ngsvermehrung, longitudinale Vermehrung. 3. Die radiale Vermehrung findet sich nur in der Knospe. 4. Diese Vermehrung geschieht durch Querw\u00e4nde, welche in den schon vorhandenen Zellen\n*) Ein eben so eleganter als \u00fcberfl\u00fcssiger Ausdruck, sagte mir einst Schleiden bei einer \u00e4hnlichen Veranlassung.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n63\nentstehen, ohne dass diese nachher resorbirt werden; die so gebildeten Abtheilungen isoliren sich immer mehr und mehr dadurch , dass sie sich nach allen Seiten ausdehnen. 5. Die Ausdehnung der Zellen in der radialen Richtung ist gleichf\u00f6rmig und gleich, so dass die Durchmesser immer dasselbe Verh\u00e4ltniss behalten, bis die Verholzung geschieht. 6. Die verholzenden Schichten (Gef\u00e4ssschichten und Bast) dehnen sich erst dann radial aus, wenn die W\u00e4nde der fibr\u00f6sen Zellen anfangen dick zu werden, aber mit einer Kraft, welche diejenige iibertrifft, womit das Mark und das Rindenparenchym sich ausdehnt. 7. W\u00e4hrend dieser Periode dehnen sich die H\u00f6hlungen der Zellen und Gef\u00e4sse gleichf\u00f6rmig aus, welches auch noch geschieht, wenn die Verdickung der fibr\u00f6sen Zellen angefangen. Der gr\u00f6ssere Raum, den die Gef\u00e4ss- und Bastschichten in den \u00e4ltern Gliedern einnehmen, muss dieser Verdickung zugeschrieben werden, und folglich nicht einem Absatz auf die innern W\u00e4nde. \u2014 In einer Anmerkung sagt der Verf., die Entwickelung der Frucht in den Drupaceen und des Albumens in dem Samen einiger Monokotylen zeige, dass die Verdickung auch durch den Absatz auf die \u00e4ussern W\u00e4nde geschehe. Ist es denn notwendig, dass die Ausdehnung durch eine Verdickung geschehe? Das Zwischen wachsen von Zellen und Gef\u00e4ssen, welches in altern St\u00e4mmen unbezweifelt geschieht, deutet auf eine Ausdehnung ohne alle Verdickung. 8. Die Erweiterung der Zellen, welche die verschiedenen Schichten bilden, geschieht in der Regel (wenigstens im Mark, im Rindenparenchym und der Epidermis ) mit einer gleichen Kraft nach allen Richtungen. Doch leidet dieses Ausnahme nach dem Wachsthum. 9. In den St\u00e4mmen der Pflanzen, worin sich kein Centralkanal entwickelt (Tilia, Aristolochia) vermehren sich die Zellen, welche das Mark, den Bast und das Rindenparenchym bilden, nicht peripherisch, sondern nur nach der L\u00e4ngsaxe. Nur in den Schichten der Epidermis und des Kallenchyms bemerkt man eine peripherische Vermehrung. 10. In den eben genannten Pflanzen nimmt die Zahl der Ge-f\u00e4ssb\u00fcndel nicht zu, auch nicht die Zahl der Gef\u00e4sse. Der Durchmesser der letztem nimmt zu in Verh\u00e4ltniss def Ausdehnung der Gef\u00e4ssschichten. 11. In den Pflanzen hingegen, wo sich ein Centralkanal entwickelt, vermehren sich die Zellen","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"04\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\naller Schichten peripherisch, es ist eben so mit den Gef\u00e4ssen. Diese Vermehrung verursacht, wie der Verf. meint, die Absorption der S\u00e4fte in der innern Zelle und die Austrocknung derselben, auch wie nun aus einander gesetzt wird, die Entstehung der innern H\u00f6hle. 12. Wenn sich im Mark oder Rindenparenchym Gummikan\u00e4le finden (Tilia), so nehmen diese beim Anwachsen wenig im Durchmesser zu, wohl aber vermehren sie sich, nehmen aber, wenn die Verl\u00e4ngerung geschehen ist, wiederum ab und werden verdickt. Sie sind \u00fcbrigens in der ersten Jugend schon vorhanden. 13. In den St\u00e4mmen, worin sich kein Centralkanal bildet, h\u00e4ngt das Anwachsen in die Breite von der radialen Ausdehnung der Zellen ab, ausgenommen die Schichten des Kallenchyms und des Markes. In den St\u00e4mmen, wo ein Centralkanal sich findet, ist der Antheil, den die Vermehrung und Ausdehnung der Zellen daran nimmt, verschieden. 14. Das Letzte gilt auch von dem Anwachsen in die L\u00e4nge. 15. Die Vermehrung der Zellen der L\u00e4nge nach, so wie ihre Ausdehnung findet an allen Punkten des Gliedes zugleich Statt, aber in den Gliedern, die sich noch verl\u00e4ngern, sind die Zellen des Markes, des Rindenparenchyms und der Epidermis an der Spitze des Gliedes k\u00fcrzer als an der Basis, und diese wiederum k\u00fcrzer, als die an der Spitze des folgenden \u00e4ltern Gliedes. Wenn die Ausdehnung der Zellen an der Basis aufgeh\u00f6rt hat, f\u00e4hrt die der Zellen an der Spitze noch einige Zeit fort. 16. Die kleinsten Zellen vermehren sich am meisten, so die Zellen der Epidermis mehr als des Rindenparenchyms, und diese mehr als des Markes, doch geschieht dies nicht verh\u00e4ltniss-m\u00e4ssig. 17. Wenn das Glied noch sehr jung ist, so geschieht das Anwachsen meistens nur durch Vermehrung der Zellen. Wenn die Glieder einer Pflanze, nachdem die Verl\u00e4ngerung geschehen ist, eine wenig verschiedene L\u00e4nge haben (Tilia, Humulus, Aristolochia), so machen die Zahlen der Mark- und Rindenzellen in den j\u00fcngern Gliedern eine geometrische Progression. Man bemerkt ferner, dass die Glieder desto weniger anwachsen, je j\u00fcnger sie sind, und dass, wenn das Anwachsen im Alter sich beschleunigt, es in einer geometrischen Progression geschieht. Alles dieses beweist, dass die Vermehrung der Zellen selbst in einer solchen Progression ge-","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n65\nschiebt. Jede Zelle z. 13. theilt sich in zwei, jede der letztem wiederum in zwei u. s. f. So wie die Glieder \u00e4lter werden, wird das Anwachsen noch st\u00e4rker, weil dann die Ausdehnung der Zellen sich mit der Vermehrung vereinigt. Endlich nimmt das Anwachsen immer mehr ab, weil nachdem die Vermehrung der Zellen aufgeh\u00f6rt hat, die Ausdehnung noch etwas fortdauert. 18. Man kann also in dem Anwachsen der j\u00e4hrigen Triebe der Dikotylen drei Hauptperioden unterscheiden; erstlich, wo das Glied noch einen Theil der Knospe ausmacht und nur eine radiale Vermehrung der Zellen Statt findet; zweitens, wo das Glied zugleich in die L\u00e4nge und in die Dicke w\u00e4chst, und zwar wiederum, a. wo dasselbe nur durch Vermehrung der Zellen w\u00e4chst, oder b. durch Vermehrung und Ausdehnung der Zellen zugleich, oder endlich c. durch Ausdehnung derselben allein ; drittens, wo das Anwachsen in der Richtung der Axe aufgeh\u00f6rt hat, aber die Erweiterung nach den Seiten noch fortdauert. 19. Da der L\u00e4ngsdurchmesser der Zellen in den Gliedern, die sich nicht mehr verl\u00e4ngern, derselbe bleibt, so muss die verschiedene L\u00e4nge der Glieder nur von der Entwickelung einer grossem Menge von horizontalen Schichten herr\u00fchren. Der Verf. schreibt die Unterschiede, die man bemerkt, wenn man auf die Witterung beim Anwachsen R\u00fccksicht nimmt, diesem Umstande zu, indem n\u00e4mlich bald mehr, bald weniger solcher Schichten entwickelt werden. In den Zellen des Markes und des Rindenparenchyms der j\u00fcngsten Glieder, wo das Anwachsen fast nur durch Vermehrung der Zellen geschieht, findet man eine Materie, die aus sehr kleinen Kugeln besteht. Nur wenige Zellen haben einen Kern (Cytoblast), worin ein K\u00f6rperchen (corpuscule) enthalten ist. Im Gegentheil sieht man in manchen Zellen kleine Gruppen oder nur Kreise, die aus diesen K\u00fcgelchen bestehen. Untersucht man das folgende \u00e4ltere Glied, so erkennt man in einer grossen Anzahl von Zellen, und in dem darauf folgenden Gliede (wo Vermehrung und Ausdehnung der Zellen zugleich geschieht) in allen Zellen sehr wohl entwickelten Kerne, ganz durchsichtig und mit ihren K\u00f6rperchen versehen. Im Querschnitt erscheinen sie im Centrum der Zellen, im L\u00e4ngsschnitt sieht man, 'dass sie meistens an der Wand der Zelle befestigt sind. Sie haben eine abge-\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"60\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nplattete Gestalt, daher sieht man sie schwer von dieser Seite. In dieser Epoche ist die k\u00f6rnige Materie meistens verschwunden. In dem j\u00fcngsten der Glieder, die sich nicht mehr verl\u00e4ngern, und gew\u00f6hnlich auch in dem noch folgenden Gliede findet man noch Kerne in wenigen Zellen, aber sie nehmen gew\u00f6hnlich die Seitenw\u00e4nde der Zellen ein. ln den altern Gliedern verschwinden sie. 21. W\u00e4hrend der ersten Periode des Anwachsens des Stammes h\u00e4ngt weder die Erzeugung neuer Zellen, noch die Ausdehnung derselben, noch die Verdickung ihrer W\u00e4nde von der Gegenwart der Endknospe oder von den Bl\u00e4ttern ab, die sich am Ende des Gliedes befinden.\nDiese vortrefflichen Untersuchungen k\u00f6nnen den Grund legen zur Lehre vom Anwachsen der Gew\u00e4chse. Es ist sehr zu w\u00fcnschen, dass \u00e4hnliche Untersuchungen angestellt werden \u00fcber Dikotylen, deren Stengel bestimmt durch Knoten gesondert ist, und dann \u00fcber Monokotylen. Die merismatische Vermehrung der Zellen f\u00fcr die Pflanzen, welche der Verf. untersucht hat, scheint mir bewiesen. Dass aber die entstehende Scheidewand doppelt sein muss, kann wohl nicht bezweifelt werden, aber die Art, wie sie entsteht, ist noch zu erforschen. In vielen F\u00e4llen geht das Anwachsen gewiss nicht in einer geometrischen Progression, und dort muss ein Zwischenwachsen von Zellen Statt finden, vielleicht mit einer me-rismatischen Theilung verbunden.\t#\nDoch es ist durch alle Untersuchungen v\u00f6llig entschieden, dass beim Anwachsen oder Fortwachsen der Pflanzentheile keine Bildung von Zellen in Zellen Statt findet, wenn man nicht, was doch uneigentlich w\u00e4re, eine merismatische Theilung dahin rechnen wollte. Keinesweges will ich eine solche Entstehung da l\u00e4ng neu, wo ganz neue K\u00f6rper und Theile gebildet werden, und die Entstehung der jungen Pflanze im Embryosack ist selbst schon Erzeugung von Zellen in Zellen.\nUeber das Drehen der St\u00e4mme nach dem Licht soll in einem Artikel berichtet werden, wo von den Wirkungen des Lichts auf die Pflanzen \u00fcberhaupt die Rede sein wird\nDutrochet hatte Beobachtungen \u00fcber die Bewegungen der freien Spitzen rankender Gew\u00e4chse gemacht, wovon im vorigen Jahresbericht die Rede war. In den Compt. rend. 1844.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"fiir physiologische Botanik.\n67\n2. 295 sind Beobachtungen von demselben Verf. \u00fcber die Bewegungen der freien Spitzen windender Gew\u00e4chse angestellt. Sie geschehen in derselben Richtung wie der Stamm sich windet. Dutrochet bringt damit die Spiralstellung der Bl\u00e4tter in Verbindung. An Solanum Dulcamara sei die Windung des Stammes bald von der Rechten zur Linken, bald umgekehrt, und auch die Spirale der Bl\u00e4tter eine doppelte. Hierbei erinnere ich nur daran, dass Mohl das Drehen sowohl der St\u00e4mme als der Ranken, wo sie keine St\u00fctze haben, schon bemerkt hat. Dutrochet giebt nun sogar die Zeit an, in welcher die Drehungen geschehen, doch scheint nicht viel Best\u00e4ndiges daran zu sein.\nDutrochet hat auch die Bemerkung gemacht, dass an Epi-lobiurn molle Lam. (E. parviflorum Schreb.) einige St\u00e4mme sogleich in die Erde wachsen, wie die Wurzeln. Sie sind dicker, als die aufrechten St\u00e4mme, und haben mehr Rin-densubstanz, welcher Dutrochet das Absteigen in die Erde zuschreibt, oder die Dicke der Rindensubstanz r\u00fchrt von der Feuchtigkeit der Erde her. S. Compt. rend. 1845. II. 1186.\nBoucherie giebt Nachricht, dass Holzschnitte auf seine Weise pr\u00e4parirt, s. Jahresber. f. 1840. S. 360. 384, sich drei Jahre in der Erde gehalten, w\u00e4hrend andere unpr\u00e4parirte von derselben Holzart, an demselben Orte ganz verfault waren. S. Compt. rend. 1845. II. 1153.\nAuf die Morphologischen Mittheil u \u00dfgen von Wydler. Bot. Zeit. 1 844. 641. 657. 688. 705 will ich nur aufmerksam machen, da sie keinen Auszug erlauben. Der Verf. legt hier eine sinnreiche Darstellung zum Grunde, welche Al. Braun (Flora 1842. 694) gegeben hat. Nur w\u00e4ren statt der undeutlichen und schiefen Ausdr\u00fccke, ein- und zweiaxig, andere zu w\u00e4hlen, da diese h\u00f6chst undeutlich sind. Besonders hat Wydler in diesen Untersuchungen den merkw\u00fcrdigen Bau der Solianeen darzustellen gesucht. Er ist so ausgezeichnet, dass man die nat\u00fcrliche Ordnung daran erkennt, doch findet sich ein \u00e4hnlicher bei andern nat\u00fcrlichen Ordnungen und einzelnen Gattungen , z. B. den Borragineen, Phytolacca und anderen.\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nWurzel. Knollen. Stacheln. Ranken. Glandeln.\nSpal t\u00f6ffnungen.\nUeber das Bestreben der Wurzeln in die Erde (eigentlich nur in Quecksilber) zu dringen, von Payer. Compt. rend. 1844. I. 993. Im Jahre 1829, sagt der Verb, bemerkte Pinot, dass Samen von Lathyrus odoratus, die er batte auf Quecksilber keimen lassen, mit ihren Wurzeln in das Quecksilber drangen. Man behauptete nachher, dass dieses Eindringen nur von dem Gewicht des Samens herr\u00fchre, andere beobachteten gar kein Eindringen, und de Candolle meinte, das Eindringen r\u00fchre von der Steifheit der Wurzel her. Payer stellte nun Versuche dar\u00fcber an und fand, dass die Wurzeln von Polygonum Fagopyrum, ungeachtet sie steif und dick genug sind, auf der Oberfl\u00e4che bleiben, da hingegen die viel zartem Wurzeln von der Kresse (Lepidium sativum) ziemlich tief eindringen. Auch das Gewicht tr\u00e4gt nichts dazu bei. Zieht man eine Wurzel wieder aus dem Quecksilber, so dringt diese nicht wiederum ein, wohl aber treibt sie zuweilen weiter und dieser neue Theil dringt dann ein. Licht und W\u00e4rme verst\u00e4rken das Verm\u00f6gen einzudringen. Der Verf. meint, das Verm\u00f6gen der Wurzeln in die Erde zu dringen, r\u00fchre von dem Verm\u00f6gen her, das Licht zu fliehen und gute Erde zu suchen, das heisst das Unbekannte durch das noch mehr Unbekannte erkl\u00e4ren. Wir erhalten hier nur einen\nAuszug aus der Abhandlung.\nNur das Resultat einer Abhandlung von Durand \u00fcber denselben Gegenstand findet sich Compt. rend. 1845. 1. 861. Geschichtlich f\u00fchrt er zuerst die Beobachtung von Pinot an und setzt hinzu, dass Dutrochet diese Erscheinung nur dem Druck des Samens zugeschrieben habe, dann redet er von Mulder\u2019s Untersuchungen, zu derselben Zeit angestellt, welche das Gegentheil beweisen. Nun f\u00fchrt er die Resultate seiner Versuche an. Befestigt man die Samen \u00fcber der Oberfl\u00e4che des Quecksilbers, so dringen die Wurzeln ein, geschieht dieses aber nicht, so dringen sie nur ein, wenn die Samen an die Seite zwischen Glas und Quecksilber kommen, oder wenn sich aus dem Wasser von der organischen Matei ie eine Schicht niedersetzt, welche das Pfl\u00e4nzchen befestigt. Die","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n69\nSamen von Polygonum Fagopyrum geben keine solche Materie dem Wasser ab, daher dringen die Wurzeln nicht ein.\nDer Bericht der Commission \u00fcber beide Abhandlungen ist Compt. rend. 1845. 1. 1257 geliefert. Manches, was in jenen Abhandlungen nicht gesagt, sondern nur angedeutet wurde, ist mehr auseinandergesetzt. Der Berichterstatter Dutrochet tadelt an Payer\u2019s Abhandlung, dass er nicht angegeben, ob und wie er die Samen \u00fcber dem Quecksilber befestigt habe. Aus Durand\u2019s Abhandlung wird Folgendes angef\u00fchrt: Wenn die Samen von Polygonum Fagopyrum beim Keimen geh\u00f6rig befestigt werden, so dringen die Wurzeln allerdings in das Quecksilber. Liegen \u00fcberhaupt Samen, ohne befestigt zu sein, auf Wasser \u00fcber Quecksilber, so verlieren sie so viel an Gewicht, als das Wasser wiegt, dessen Stelle sie einnehmen, dr\u00fccken also weniger auf das Quecksilber und k\u00f6nnen daher nicht eindringen. Sind sie in diesem Falle nur wenig bedeckt, so dringen sie etwas ein. \u2014 Es ist, wie oben erw\u00e4hnt worden, die halbfeste Schicht von niedergeschlagenen, organischen Substanzen, welche das Pfl\u00e4nzchen auf der Oberfl\u00e4che des Quecksilbers festh\u00e4lt und die k\u00fcnstliche Befestigung ersetzt. Da die Samen von Buchweizen dem Wasser keine organischen Substanzen abgeben, so darf man nur etwas von einem Extract in das Wasser bringen, um denselben Erfolg zu haben. Nun folgen eigene Versuche von dem Berichterstatter (Dutrochet). Wir haben, sagt er, mehre Arten von Samen zu diesen Versuchen gebraucht, namentlich die von Lathyrus odoratus; aber nie haben wir gesehen, dass die W\u00fcrzelohen dieser Samen sich tiefer in das Quecksilber versenkten, als durch den Druck verursacht wurde, den das Gewicht der Samen auf die W\u00fcrzelchen aus\u00fcbte, das heisst nicht \u00fcber 3 Millimeter. Der Bericht schliesst damit, dass die Erscheinung nach bekannten Naturgesetzen erfolge, dass Herr Durand entdeckt habe, das Eindringen der W\u00fcrzelchen in Quecksilber h\u00e4nge von der Befestigung des Samens ab, und wenn diese nicht Statt finde, dringen die W\u00fcrzelchen nur so tief ein, als der Druck des Samens betr\u00e4gt. Der Bericht wirft Herrn Payer Ungenauigkeit in Beschreibung seiner Versuche vor, aber noch mehr k\u00f6nnte dieses von dem gelten, was der Berichterstatter von seinen Versuchen erz\u00e4hlt. Denn es ist gar","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nnichts von der Richtung der Wiirzelchen gesagt, welche in das Quecksilber eindrangen und darauf kommt es doch an, wenn der Druck des Sarnens es war, welcher die Wiirzelchen in das Quecksilber hineingetrieben hatte. Ferner wird es als etwas leicht Erkl\u00e4rliches angesehen, dass die Wurzeln in Quecksilber eindringen, wenn der Samen befestigt ist, da doch das Merkw\u00fcrdige allein darin liegt, und es ist sonderbar genug, wenn das angef\u00fchrt wird, was Durand sagt: Liegen \u00fcberhaupt Samen, ohne befestigt zu sein, auf Wasser \u00fcber Quecksilber, so verlieren sie so viel an Gewicht als das Wasser wiegt, dessen Stelle sie einnehmen, dr\u00fccken also weniger auf das Quecksilber und k\u00f6nnen daher nicht eindringen. Denn durch die Befestigung wird das Gewicht ganz aufgehoben, und des Gewichts wegen w\u00fcrden die Wurzeln gar nicht eindringen; es bleibt also nichts \u00fcbrig, als der Trieb der Wurzel herabzusteigen und es ist merkw\u00fcrdig, dass dieser durch Quecksilber nicht zur\u00fcekgehalten wird. Besonders merkw\u00fcrdig ist der Versuch you Payer, der die Wurzeln von Lathyrus odo-ratus durch mehrere Schichten von Quecksilber in einem sinnreich dazu eingerichteten Apparate herabsteigen sah. Auch ist es merkw\u00fcrdig, dass wenn man die Wurzel aus dem Quecksilber wieder herauszieht, der eingedrungene Theil nicht wieder eindringt, sondern der neue hervorgetriebene, ein Versuch, der alle mechanische Erkl\u00e4rung ausschliesst. Die Versuche \u00fcber das Eindringen der Wiirzelchen von lose liegenden keimenden Samen auf Quecksilber scheinen mir unbedeutend.\nEine Bemerkung, die schon oft gemacht ist, wird in den Compt. rend. 18 45. 11. 360 von H. Jaubert wiederholt, dass n\u00e4mlich an der Seite, wo die A este der B\u00e4ume am st\u00e4rksten sind, auch sich starke Wurzeln finden. Er sagt, dass er dieses gar oft in der Sologne beim Ausroden von B\u00e4umen gefunden habe. Es ist gut daran zu erinnern, da diese Beobachtungen daf\u00fcr sprechen, dass die Nahrungss\u00e4fte durch die Spiral- und punktirten Gef\u00e4sse aufsteigen, und zwar, da die Gef\u00e4sse nicht ver\u00e4stelt sind, von der Wurzel an in gerader Richtung. Dass aber die Zweige Biegungen annehmen, wie die Wurzeln, wie hiernach einer Beobachtung angef\u00fchrt wird, scheint zuf\u00e4llig.\t*","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n71\nTreviranus hat eine merkw\u00fcrdige K no lien b il dun g bei Sedum amplexicaule DC. in Botan. Zeit. 1845. S. 265 beschrieben. Bei diesem Gew\u00e4chse, sagt er, sind die neuen, zur Reproduction bestimmten Triebe an ihrer Spitze auf etwa eines Zolles L\u00e4nge stark verdickt, und zugleich hier die Bl\u00e4tter sehr gedr\u00e4ngt, die am untern Theile des Triebes weitl\u00e4ufig stehen. Um die Zeit der Sonnenwende stirbt der Hauptstamm, welcher gebl\u00fcht hat, nicht allein ab, sondern auch die Seitenzweige, deren verdickte Spitzen eben jene neugebildeten lebenden Triebe sind. Untersucht man diese Triebe, so zeigt sich von dem vertrockneten scheidenf\u00f6rmigen Unterteile der Bl\u00e4tter v\u00f6llig eingeh\u00fcllt, eine cylindrische Masse von Zellgewebe, in deren Zellen sich St\u00e4rkek\u00f6rner befinden, und die Axe derselben nimmt ein kleiner Kreis von Fasern und Gef\u00e4ssen ein und an der Spitze bemerkt man eine Knospe aus einigen Blattanf\u00e4ngen bestehend und mit den Narben abgefallener Bl\u00e4tter bezeichnet. Es ist ein Knollen, welcher sich durch das Ineinanderfliessen dichtgedr\u00e4ngter Bl\u00e4tter gebildet hat. Gegen die Mitte des Augusts treiben diese Knollen neue Bl\u00e4tter, welche den Stengel des k\u00fcnftigen Jahres, der in eine Bl\u00fcte endet, bekleiden, die aber nicht scheidenartig sind wie die, welche die Knollen umgeben, sondern halbcylindrisch, wie die Bl\u00e4tter von Sedum acre, reflaxum u. a. m.\nPietro Savi \u00fcber die Stacheln an Amarantus spinosus. Giorn. encicl. Ann. 1. T. 1. P. 17. 310. Diese Stacheln sind keine stipulae, behauptet der Verb, wie man geglaubt hat, sondern es sind die untersten fr\u00fch entwickelten Bl\u00e4tter eines Axillarastes. Die Meinung des Verb ist sehr richtig, sie stehen in dem Winkel eines Blattes tief unten an dem Axillaraste, und der Hauptbeweis besteht darin, dass sie in ihren Winkeln B\u00fcschel von Bl\u00fcten haben, weiches bei stipulae nie der Fall ist. Es w\u00e4re allerdings sonderbar genug, wenn an einer Art von Amarantus stipulae Vorkommen, welche man an keiner andern Art, auch nicht an verwandten Gattungen bemerkt hat.\nUeber die Ranken der Cucurbitaceae von At-tilio Tassi. Giorn. encycl. A. 1. T. 1. P. 2. p. 382. Gegen die Meinung, dass sie stipulae seien. Als Gr\u00fcnde f\u00fchrt er","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nvorz\u00fcglich das Beispiel von Sicyos Buderoa Hook, an, deren wechselnde Bl\u00e4tter an einer Seite und zwar unter der Basis ein, drei oder sechs F\u00e4den haben, wovon im letzten Falle aber nur drei oder vier zur vollkommenen Entwickelung kommen. Auch spricht der Verf. von dem, was auf den Italienischen wissenschaftlichen Congressen dar\u00fcber gesagt wurde. Auguste St. Hilaire (Memoir, d. Mus\u00e9e. T. 9. p. 192), den der Verf. nicht nennt, ist es, der diese Ranken f\u00fcr stipulae h\u00e4lt, und das Beispiel von Elaterium und einer Ab\u00e4nderung von Cucurbita Pepo anf\u00fchrt, die stipulae statt der Ranken hervorgebracht hatte. Dar\u00fcber habe ich schon in meinen Eiern. Philos, botan. T. 1. p. 318. 319 gesagt: ,,Aber die sogenannten Nebenbl\u00e4tter am K\u00fcrbis hatten an der Spitze eine kleine Ranke; die Ranke hatte also (wie der Stachel oft thut) Bl\u00e4tter hervorgebracht. An Elaterium scheint diese kleine Ranke absorbirt. Denn die wahren Nebenbl\u00e4tter entstehen nie an einer Seite des Blattes allein, sie sind sehr selten gestielt, und der Stiel ist nie rund, wie fast immer die Ranke. Die Ranke, wovon hier die Rede ist, steht eben so neben dem Ast wie der Stachel, und ist auch ein \u00fcberfl\u00fcssiger Ast.\u201d A. St. Hilaire redet auch dar\u00fcber in seiner Morphologie v\u00e9g\u00e9tale p. 185. 186 und sagt gegen den Grund, dass die Ranke auf einer Seite des Blattes sich befinde, man finde an einer Seite des Blattes eine entwickelte, an der andern Seite eine verk\u00fcmmerte stipula (Ervum monanthos) und von dort bis zum g\u00e4nzlichen Mangel sei ein kleiner Schritt (?). Auch habe er an einer Cuourbitac.ee im Pariser Garten zwei Ranken bemerkt. Meine El. Ph. bot. kamen schon 1837 heraus, die Morphologie 1841. Etwas m\u00fcsste sich doch Herr Tassi aus Italien herausbewegen.\nNuove ricerche su 11a struttura dei Oistomi fatte da Gugl. Gasparrini. Napoli. 1844. 4. Der Verf. hat schon fr\u00fcher einen Beutel oder Sack beschrieben, welcher an der Spalt\u00f6ffnung nach innen zu anh\u00e4ngt. Diese Beutel nennt er oistomi, weil sie an den Spalt\u00f6ffnungen (stomi) befestigt sind, ln der vorliegenden kleinen Schrift beschreibt er nun Kan\u00e4le, welche von den S\u00e4cken ausgehen sollen. Seine Untersuchungen sind besonders an Cactus peruvianus angestellt, dann auch an Ornithogalum nutans und Arum ita-\nW","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n73\nlieum. Ich habe die Untersuchungen an Cactus peruvianns ebenfalls angestellt, und die S\u00e4cke ebenfalls, aber nicht die Seitenkan\u00e4le, die der Verf. ebenfalls nur an einigen abgebildet hat, nicht an allen. Aber man muss die Epidermis stark mit Salzs\u00e4ure kochen, um den Sack zu erkennen, und so scheint dieser Sack nichts zu sein, als die innere Haut des Luftbe h\u00e4lters, in den sich die dickere Oberhaut (cuticula) hineingezogen und ihn \u00fcberzogen hat, wie schon von Molil bemerkt worden. Auch hat Mohl ebenfalls gefunden, dass die Oberhaut zuweilen sich in das Zellgewebe hineinerstreckt, und dort gleichsam Kan\u00e4le bildet. Eine zu starke Behandlung mit S\u00e4uren st\u00f6rt zu sehr den Zusammenhang der Theile, so dass man die wahre Beschaffenheit nicht mehr erkennt, und das ist hier der Fall. \u2014 Die Kan\u00e4le, welche der Verf. aus Ornithogalum nutans abbildet, habe ich nicht gefunden.\nUeber die harzartigen Ausschwitzungen der Birken hat K. M\u00fcller einige Bemerkungen Bot. Zeit. 1845. 793 geliefert. Unter der Epidermis zeigt sich ein kleiner Haufen von Zellen mit Gr\u00fcnstoff gef\u00fcllt, der sich wenig \u00fcber die Oberfl\u00e4che erhebt , nach und nach gr\u00f6sser wird und die Oberhaut zerreisst. Es legen sich nun mehr Zellen \u00fcber einander an und bilden ein K\u00f6pfchen mit einem mehr oder minder dicken Fiissehen, den untern Zellen. Die \u00e4ussern Zellen verwandeln sich weiterhin ganz in einen harzartigen Stoff und sind mit einer dichten spr\u00f6den Masse umgeben, wobei doch das F\u00fcsschen unver\u00e4ndert bleibt. Endlich fallen die K\u00f6rner aus der Epidermis heraus. In Weingeist oder Aether l\u00f6st sich die dichte Masse in eine schleimige Masse auf, ohne Spur von zur\u00fcckbleibenden Membranen (die sich aber gar leicht in der schleimigen Masse verbergen k\u00f6nnen). Der Verf. f\u00fchrt die chemischen Untersuchungen des Betulins au; es ist, wie es mir scheint, eine Art von Stearopten.\nBl\u00e4tter..\nEinige Bemerkungen \u00fcber die Blattstellung der Dikotyledonen v. K. S. Kunth. Bericht d. Akad. d. Wiss. z. Berlin f. October 1843. Die Stellung der Bl\u00e4tter stimmt mit der der Knospen \u00fcberein, sagt der Verf., und wenn eine Knospe entstehen soll, dr\u00e4ngt sich ein Theil","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ndes Markes durch den Holzk\u00f6rper nach der Oberfl\u00e4che des Stengels. Die Stelle, wo dies erfolgt, wird durch die Anordnung der Holzb\u00fcndel bedingt, so sind die einj\u00e4hrigen Triebe der Eiche f\u00fcnfeckig und die Bl\u00e4tter stehen auch in f\u00fcnf Blattzeilen. Versucht man die Bl\u00e4tter auf dem k\u00fcrzesten Wege durch eine Linie zu verbinden, so kann dies nur in spiraliger Richtung geschehen und zwar von der Linken zur Rechten, auch muss die Spirallinie, um das zun\u00e4chst stehende Blatt zu erreichen, eine Holzkante \u00fcberspringen, um zu einem Blatte zu gelangen, welches derselben Reihe angeh\u00f6rt. Nicht immer sind f\u00fcnf Kanten vorhanden, doch lassen sich immer bei dieser Blattstellung f\u00fcnf Holzabtheilungen annehmen. Der Verf. bringt nun die zweizeilige Blattstellung an den Zweigen von Castanea vesca auf die f\u00fcnfzeilige, indem er sagt, dass wenn man mit der hintern ungepaarten Blattzeile anf\u00e4ngt, die vierte und dritte ausgebildet, die erste, zweite und f\u00fcnfte aber zur\u00fcckgeblieben sind. Auf eine \u00e4hnliche Weise bringt er die dreizeilige Blattstellung von Ainus glutinosa auf die f\u00fcnfzeilige. Von den wechselnden (zerstreuten, sagt der Verf., welches aber der Gegensatz von b\u00fcschelicht ist) Bl\u00e4ttern kommt der Verf. zu den entgegengesetzten Bl\u00e4ttern, welche er nun wie jene betrachtet, als nicht in gleicher H\u00f6he, in einem senkrecht auf die Axe gemachten Querschnitte stehend, sondern nur gen\u00e4hert wechselnd. Eben so verf\u00e4hrt derselbe mit den wirtelf\u00f6rmigen oder quirlst\u00e4ndigen Bl\u00e4ttern. Dieser sch\u00e4tzbare Beitrag zur Lehre von der Blattstellung verdient alle Aufmerksamkeit, und es ist gewiss von Wichtigkeit, bei der Blattstellung auf die Kanten des Stammes R\u00fccksicht zu nehmen.\nHiermit ist zu verbinden: Ueber die Stellung der Bl \u00fc tenth eile v. K. S. Kunth in d. Berichten d. Akad. d. Wiss. z. Berlin. Febr. 1844. S\u00e4mmtliche Elemente einer vollst\u00e4ndigen Bl\u00fcte, sagt der Verf., bilden mehrere de-primirte, gleichgliedrige Wirbel (Wirtel), und lassen sich entweder durch eine einzige, oder durch zwei parallel laufende Spirallinien verbinden. Hiernach m\u00fcssen ein- oder zweispiralige Bl\u00fcten unterschieden werden. Die Organspiralen der dikotyledo-nischen Bl\u00fcte bestehen typisch aus f\u00fcnfgliedrigen zvveispiraligen Wirteln. Doch kommen auch einspiralige Bl\u00fcten vor, in diesem","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n75\nFalle ist sie gew\u00f6hnlich dreiwirtlig, der erste Wirtel stellt Kelchbl\u00e4tter, der zweite Staubgef\u00e4sse, der dritte Pistille dar. Diese Bl\u00fcten sind die einzigen wahren apetalischen, indem es andere apetalische Bl\u00fcten giebt, die sich durch die Zahl und Stellung der Staubgef\u00e4sse aber leicht unterscheiden, wohin die Thymelaeen, Polygoneen u. a. geh\u00f6ren. Die Bl\u00fcten der Monocotyledonen unterscheiden sich von den zweispiraligen dikotyledonischen bloss durch die dreigliedrigen Wirbel, und haben also eben sowohl als diese einen Kelch und eine Blumenkrone aufzuweisen, man schreibe ihnen also f\u00e4lschlich ein Perigonium zu. Hierbei will ich nur die Bemerkung machen, dass dieser Ausdruck von Ehrhart herr\u00fchrt und Kelch und Blume (corolla) zugleich bedeutet. Das Wort ist sehr gut gebildet. P. externum ist Kelch, P. internum ist Blume (corolla). Man kann also den Ausdruck bequem gebrauchen, wo eine Mittelform vorhanden ist, wie bei sehr vielen Monokotylen, besonders aber bei den Thymelaeen, den Polygoneen der Phytolacca u. a., denn der wahre Kelch eines Chenopo-dium ist dem Baue nach sehr verschieden von dem Kelch oder Blume einer Daphne.\nSu^i un proposto problem a di Filotassi, dis-quis. di Anton. Prestand rea. Messina 1 843. Ein II. Argentano hatte in einer Zeitschrift (Interpr\u00e8te Ann. 4. Nr. 7) ein Problem aus der Lehre von der Blattstellung zur Aufl\u00f6sung aufgegeben, und es ist erfreulich zu sehen, dass diese deutsche Lehre bis Sicilien vorgedrungen ist, welches allerdings nicht w\u00fcrde der Fall gewesen sein, wenn nicht in den Annal, d. Scienc. natur. der vortreffliche Bericht dar\u00fcber von Martins und Bravais erschienen w\u00e4re. Das Problem ist: An einer Pflanze mit spiraler Blattstellung winde sich die Spirale 13mal um den Stamm, und der Divergenzwinkel betrage 137|y Grad, man suche die Zahl der Bl\u00e4tter oder blattartigen Theile, welche den Cyclus bilden. Die Aufl\u00f6sung ist &ehr leicht. Nennt man den Divergenzwinkel d, die Zahl der Windungen a, die Zahl der blattartigen Theile im Cyclus ?n, so\nist nach Schimper d =\two man eine der drei Gr\u00f6ssen\n360\u00b013\nals gesucht x nennen kann. Auch wird hier 137-+-~\u00ff=\u2014 gesetzt, woraus (137\tx =360\u00b0. 13 und x = 34 folgt.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nDie Aufgabe ist eine Erinnerung an Schimpers Lehren, wenn auch nur AI. Braun genannt wird, wobei die Divergenz der umfassenden Spirale (spire g\u00e9n\u00e9ratrice) zu 137}y Grad nach Bravais angenommen wird. Der Verf. h\u00e4lt viele Reden \u00fcber die H\u00fclfe, welche eine Wissenschaft der andern leisten kann, wovon dieses als Beispiel gegeben wird, und rechnet dabei das Exempel Anf\u00e4ngern vor.\nSchimper\u2019s Darstellung der Blattstellung ist unstreitig eine sehr sinnreiche, indem sie die schwankenden Aeusserun-gen \u00fcber die Spiralstellung der Bl\u00e4tter zu einer umfassenden Uebersicht zusammenfasste. Die oben gegebene Formel muss als die Grundformel betrachtet werden, woraus die \u00fcbrigen abzuleiten sind. Die Anwendung auf entgegengesetzte und wirtelf\u00f6rmige Bl\u00e4tter, auf die Bl\u00e4tter der Axillar\u00e4ste, sogar auf die Einwickelung der Bl\u00e4tter in den Knospen, so wie auf die Bl\u00fctentheile, ist -nicht weniger scharfsinnig. Schimper\u2019s Darstellung ist etwas unbehiilflich, es war also sehr zweckm\u00e4ssig, dass Al. Braun dieses System genauer, ausf\u00fchrlicher und klarer auseinandersetzte. Nun erschien eine vortreffliche Abhandlung von den Herren L. und A. Bravais in den Ann. d. Scienc. natur. 2 S\u00e9r. T. 7. p. 42\u2014110. Die Ver4 betrachten die spiralen Stellungen der Bl\u00e4tter und blattartigen Theile, die sekund\u00e4ren Spirallinien, wie sie auf der entwickelten Fl\u00e4che eines Stammcylinders sich darstellen, wo n\u00e4mlich die Spirallinien von der Rechten zur Linken, und die von der Linken zur Rechten einander schneiden, und beweisen als die Grundlage der ganzen Theorie, dass n\u00e4mlich, wenn die Zahlen jener beiden Reihen von Spirallinien unter einander Prim\u00e4rzahlen sind, so giebt es eine Spirallinie, welche alle Blattstellen begreift, eine erzeugende (spire g\u00e9n\u00e9ratrice), oder umfassende Spirale, haben sie aber einen gemeinschaftlichen Divisor, so entstehen wirtelf\u00f6rmige Stellungen. In dem ersten Falle werden die Winkel, sowohl der besondern Spiralen (secund\u00e4ren Spiralen) und der einzelnen Glieder in den Spiralen mit der Horizontallinie, die secund\u00e4ren Divergenzen mit der Divergenz der erzeugenden oder allgemeinen Spirale verglichen. Nennt man die Zahl eines Gliedes in einer secund\u00e4ren Spirallinie n, die Divergenz dieser Spirale dn, die Divergenz der allgemeinen Spirale di und m die Zahl der","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n77\nWindungen dieser Spirale, um zum Gliede n zu gelangen, so ist ndi = m. 360\u00b0 -f- dn. Die Formel dient zur Berechnung der Divergenz der allgemeinen Spirale. Fr findet dann durch direkte Beobachtungen, dass diese Divergenz in den meisten F\u00e4llen = 137\u00b0 30'28\" einem irrationalen Winkel ist, in einigen andern seltenen F\u00e4llen ist der Winkel, ebenfalls irrational = 99\u00b0 30' 6\", oder 77\u00b0 57' 19\" oder 151\u00b0 8' 8\". Alle diese Winkel werden, wenigstens nach ihrem mittlern Werth, durch die Ungleichheit der auf einander folgenden Glieder und andere lokale Umst\u00e4nde nicht ge\u00e4ndert. Der Zusatz, wenigstens nach ihrem mittlern Werth, ist besonders bei Schimper\u2019s Art und Weise die Divergenzwinkel zu finden wohl zu merken, indem man nicht immer auf einen gerade in einer Verticallinie dar\u00fcber befindlichen Blatttheil trifft. Es wird\" auch bemerkt, dass man, um dahin zu gelangen, oft die \u00e4ussere Rinde wegnehmen muss, um die falschen Rauten von den wahren zu unterscheiden. Die Verf. dehnen die Bemerkungen auch auf die falschen Wirtel aus, sie zeigen, dass die umfassende Spirale bis zu den unterirdischen St\u00e4mmen dringt, dass die Richtung der Spirale an Stamm und Aesten gleichg\u00fcltig ist, aber auf die Richtung der windenden St\u00e4mme keinen Einfluss hat. Die Convergenz zweier Spiralen in eine, wie man sie zuweilen bemerkt, kann von dem Abortiren einer Spirale oder einem Zusammengehen zweier Spiralen in eine herr\u00fchren, wie denn \u00fcberhaupt eine ganze Reihe ausbleiben kann, wodurch die Existenz vieler Reihen zweifelhaft wird. Es schien mir zweckm\u00e4ssig, wiederum an diese Abhandlung zu erinnern, da sie weniger gelesen scheint als sie verdient, denn sie enth\u00e4lt sehr viele, nicht allein theoretische Betrachtungen, sondern an den Pflanzen selbst angestellte Untersuchungen. Was dar\u00fcber in den vorigen Jahresberichten von Meyen gesagt worden, schien mir nicht ganz zutreffend.\nIn meinen Grundlehren der Kr\u00e4uterkunde Th. I. S. 450. 451 suchte ich einen allgemeinen Ausdruck f\u00fcr die von Schim-per und Braun gegebenen Darstellungen, damit man sie leichter \u00fcbersehen k\u00f6nne. Die Abhandlung von Bravais kannte ich nicht; sie erschien 1837 zugleich mit den Grundlehren. Ich ging von Schimper\u2019s Lehren aus. Es sei die Zahl der Bl\u00e4tter (wir verstehen darunter auch Bracteen) zwischen","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nII. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nzweien, in einer L\u00e4ngslinie zun\u00e4chst auf einander folgenden Bl\u00e4ttern m, die aber in a Windungen um den Stamm gestellt sind. Projicirt man sie auf einen Wirtel, so ist die Distanz\n1\nzwischen zwei n\u00e4chsten Bl\u00e4ttern gleich einem Winkel \u2014, der\nseinen Scheitel in der Axe des Stammes hat; zieht man aber\ndiesen Kreis \u00abmal auseinander, so wird der Winkel \u2014. Dies\nm\nist Schimper\u2019s Satz, wobei eine alle Bl\u00e4tter umfassende Spirale angenommen worden, auch der Umfang des Kreises \u20141 gesetzt ist. Die mit der Axe des Stammes parallele oder convergirende Linie, zwischen zwei in dieser Lin^e stehenden Bl\u00e4ttern wollen wir die Hauptlinie nennen, weil es die ist, wovon man bei dieser ganzen Untersuchung ausgeht. Um nun die Lage eines jeden Blattes oder Gliedes in der ganzen umfassenden Spirale kennen zu lernen, wollen wir den Abstand desselben von der Hauptlinie suchen. Das erste Glied\nist, wie so eben gezeigt, um den Winkel ~ entfernt , das zweite um \u2014, das dritte um \u2014 u. s. w. welches, wenn wir jeden Winkel von 360\u00b0 oder 1 ab zieh en, die Reihe 1 \u2014 ~r\n1 \u2014\t, 1 \u2014 u. s. w. giebt. Also \u00fcberhaupt\nm \u2014 a m \u2014 2 a\tm \u2014 3 a\tm \u2014 na\tm \u2014 ma\nm * m * m *\tm '\tm \u2019\nwomit sich die Reihe endigt, weil nur m Glieder vorhanden sind. Da hier bei Bestimmung des Abstandes der ganze Umfang des Kreises mehrmal durchlaufen ist, so m\u00fcssen wir diese Uml\u00e4ufe bei der Berechnung der Zahlen weglassen, um den wahren oder kleinsten Abstand zu finden. Es sei m = 21, a= 8, wie Al. Braun f\u00fcr Tannenzapfen gefunden hat, so sind die Z\u00e4hler, ohne R\u00fccksicht auf die Zeichen zu nehmen 13.5.3 . 10.2.6 . 7.1.9. 4 4.9.1. 7 . 6.2 . 10.3.5 . 13.\nEs kehren also die Zahlen in der zweiten H\u00e4lfte wieder, wie aus der Gestalt der Reihe folgt, und wenn m eine ungerade Zahl ist, wird die mittlere Zahl verdoppelt. \u2014 F\u00fcr in= 5, a == 2 der gew\u00f6hnlichste Fall, haben wir 3 . 1 . 1 . 3, woraus sich sogleich ein doppeltes Ueberspringen der Kanten ergiebt,","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n79\nwenn etwa der Stamm regelm\u00e4ssig f\u00fcnfkantig sein sollte und die Bl\u00e4tter auf den Kanten sitzen. Wenn m in na aufgeht, so bricht die Reihe ab, auch ehe alle Bl\u00e4tter oder Glieder in der Spirale aufgestellt sind, w*eil alsdann der Quotient ein\n1\nVielfaches (in geraden Zahlen) von \u2014 wird, dem Grundwinkel des Abstandes eines Blattes von dem andern, wodurch ein Blatt in eine gerade Linie \u00fcber das aridere f\u00e4llt, und mit demselben eine Hauptlinie macht. Einundzwanzig Bl\u00e4tter kann man in 2 . 4 . 5 . 8 . 10 . 11 . 13 Windungen (1er umfassenden Spirale stellen, aber nicht in 3.6.7 . 9 .12, weil diese Zahlen ein Produkt na geben k\u00f6nnen, worin m = 21 aufgeht, n\u00e4mlich 7.3, 7.6, 3 . 7, 9 . 7, 2 . 7. \u2014 Es ist hier nicht der Ort, die Anwendung auf die secund\u00e4ren Spiralen zu zeigen, deren Zahl und Eigenschaften sich aus der Fundamentalreihe sehr gut ableiten lassen, wie in dem angef\u00fchrten Buche geschehen ist. Mir scheint es, als ob jene Reihe am leichtesten alle F\u00e4lle der Blattstellung \u00fcbersehen l\u00e4sst und ich habe sie daher wiederum in Erinnerung gebracht, auch einiges umst\u00e4ndlicher und verst\u00e4ndlicher angegeben.\nDie Abhandlung von Naumann \u00fcber den Quincunx als Grundgesetz der Blattstellung in? Pflanzenreiche in Poggen-dorff\u2019s Annalen hat der Verf. zwar unver\u00e4ndert, aber doch von Druckfehlern gereinigt, besonders abdrucken lassen, ln dem vorigen Jahresberichte ist davon die Rede gewesen.\nDie Polarit\u00e4t der Knospen und Bl\u00e4tter von Max Wichura. Flora 1844. 161. Vielleicht ist die Meinung des Verf. aus folgenden Stellen am besten zu \u00fcbersehen. \u201eWenn man von einem Knospenpunkte zu dem n\u00e4chst hohem gelangen will, sagt er, so kann dies allemal auf zwei verschiedenen Wegen geschehen. Der eine erhebt sich in der Richtung nach Rechts,, der andere in der Richtung nach Links. Versucht man dies an einem Stengel, dessen Knospen durch die Divergenz \\ von einander getrennt sind, so ist es freilich ganz gleichg\u00fcltig, ob man den Weg nach Rechts oder nach Links einschl\u00e4gt, da beide gleich lang sind. Bei allen \u00fcbrigen Divergenzen aber muss der eine der beiden Wege k\u00fcrzer sein, als der andere, und nun fragt es sich: 1. Folgen die Knospen dieses Stengels, wenn man sie entweder s\u00e4mmtlich","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nauf dem l\u00e4ngern oder s\u00e4mmtlich auf dem kurzem Wege mit einander verbunden denkt, in derselben Richtung \u00fcber einander, so dass die Verbindungslinie eine continuirliche Spirale darstellt, oder ist dieses nicht der Fall? 2. Welcher der beiden ungleich langen Wege l\u00e4uft nach Rechts, welcher nach Links? Die Er\u00f6rterung der ersten dieser beiden Fragen l\u00e4sst uns erkennen, dass neben den zahlreichen Pflanzen, f\u00fcr welche dieselbe zu bejahen ist, auch solche existiren, bei denen die Richtung der Spirale mit jedem Knospenpunkt in die entgegengesetzte umwandelt. Wenn wir also dort die Verbindungslinie eine continuirliche Spirale nannten, werden wir sie hier nach Analogie dessen, was in der Geometrie eine gebrochene Grade heisst, mit dem Namen einer gebrochenen Spirale belegen. Beispiele dieser Stellung bieten uns die zweireihigen Knospen, eines Theils der Papilionaceen, von Tilia, Celtis, Cercis, Ulmus, Carpinus, Corylus, Morus, Statice, Begonia, Phyllanthus und\tviele andere.\u201d Ich\thabe\teinen Zweig\tvon\nTilia grandifolia\tvor mir, und\tfinde\teine\tgar nicht seltene\nBlattstellung, n\u00e4mlich und nach der Fundamentalreihe sind die Divergenzen der einzelnen Glieder: 2 . 1.4 . 7 . 10, also eine kleine und drei grosse Distanzen, wodurch die Bl\u00e4tter fast zweireihig erscheinen, es aber keinesweges sind; sie stehen vielmehr deutlich in einer continuirlichen Spirale. Der Verb f\u00e4hrt fort: \u201eEs unterscheidet sich also \u00fcberhaupt das System der continuirlichen Spirale, von dem der gebrochenen nicht nur durch\tdie Richtung,\tin welcher\tdie Knospen\tauf\neinander folgen,\tsondern auch\tdurch\tdas innere Wesen\tder\nKnospen selbst. Knospen, welche in derselben Richtung, eine \u00fcber die andere sich entwickeln, den Stengel von zwei oder mehreren Seiten umgeben, stehen unter einander in einem gleichartigen Verh\u00e4ltnisse, welches h\u00e4ufig in regellose Ungleichheit ausartet. Dies ist der Zustand der Indifferenzknospen. Diejenigen hingegen, welche in zwei, um weniger als den halben Umfang des Stengels von einander abstehenden Reihen in stets wechselnder Richtung \u00fcber einander folgen, sind symmetrisch und das Produkt gleichartiger, aber nach entgegengesetzten Richtungen wirkender Kr\u00e4fte und dies ist der Zustand der Polarit\u00e4t. Aber alle Knospen und Bl\u00e4tter des Stammes wachsen doch von unten auf, und ich sehe nicht","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n81\nein, wie Polarit\u00e4t hier wirken soll. Sie wirkt immer in gerade entgegengesetzten Richtungen und nicht in Winkeln. So sch\u00e4tzbar es ist, einen Gegenstand nicht einzeln und f\u00fcr sich, sondern im Ganzen zu betrachten, so geh\u00f6rt doch die Polarit\u00e4t nicht hierher, wenn man nicht dem Worte Polarit\u00e4t Gewalt thun will. Die Grunderscheinung ist Aufsteigen in einer Spirale, aus einer Wirtelstellung.\nMorphologische Mittbeilungen von Wydler. Zur Charakteristik der Blattformationen ausser der Bl\u00fcte. Bot. Zeit. 1844. S. 625. W. redet hier von einigen Scliim-perschen Bestimmungen der Bl\u00e4tter. Er theilt die Bl\u00e4tter an einer Pflanze in Niederbl\u00e4tter, Laubbl\u00e4tter und Hochbl\u00e4tter, ferner jedes Blatt in Scheide, Stiel und Spreite. Die Laubbl\u00e4tter sind: a. Scheidenbl\u00e4tter, aus blossen Scheiden bestehend, z. B. Iris; b. Stielbl\u00e4tter bloss aus einem Stiel bestehend, z. B. Acacien, Indigofera juncea, Lathyrus Aphaca; c. Laubbl\u00e4tter aus Scheide und Stiel, z. B. Allium Cepa; d. Laubbl\u00e4tter aus Blattstiel und Spreite, wie die meisten Pflanzen; e. Spreitenbl\u00e4tter aus blossen Spreiten, z. B. Folia ses-silia; f. Laubbl\u00e4tter aus Scheide, Stiel und Spreite, z. B. Arum, Palmae, Rheum, Umbelliferae, Leguminosen, Rosaceen. \u2014 Manches hiervon ist anwendbar. Der Name Scheide ist nicht unzweckm\u00e4ssig, auch kann man leicht damit die Unterschiede ganze und halbe Scheide bezeichnen. Statt des undeutschen Wortes Spreite haben wir Platte, Blattplatte. Die Bl\u00e4tter von Iris bestehen nicht aus blossen Scheiden, sondern aus Scheide und Blattplatte, Allium Cepa hat ebenfalls eine Blattplatte, wie man an j\u00fcngern Bl\u00e4ttern sieht. Die Abtheilung e zeigt, dass die ganze Abtheilung keine bestimmte, treffende Uebersicht darbietet, denn das Verhalten der Hauptnerven und Nervenvertheilung \u00fcberhaupt ist \u00fcbergangen.\nIn diesem Archiv 1844. I. 134 finden sich Beobachtungen \u00fcber das Wachsthum der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik von A. Grisebach. Die Beobachtungen sind an Phlox paniculata, Dianthus plu-marius, Saxifraga hypnoides, Peucedanum alsaticum, Menyan-thes trifoliata, Aristolochia Sipho und Amp\u00e9lopsis hederacea angestellt. Auch finden sich Bemerkungen \u00fcber das Wachsthum der Nebenbl\u00e4tter. Da die Beobachtungen so zu sagen\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nindividuell sind, So lasst sich kein Auszug daraus geben. Ein Nachtrag findet sich S. 345 mit einer bestimmten Angabe der Veget\u00e4tionspunkte in den Scheiden der Bl\u00e4tter. Sonderbar genug, dass hier von Mutferzelle und darin enthaltenen T\u00f6chterzellen geredet wird, da doch der Verf. S. 138 aus der Beobachtung an Phlox paniculata den Schluss zieht, dass hier das longitudinale Wachsthum der Lamina durch Mold\u2019s Zellentheilung bewirkt werde.\nUeber Zucker auf den Bl\u00e4ttern vom Pr. von Schlechte A da*l. Bot. Zeit. 1844. 6. Der Verf. beschreibt vorz\u00fcglich Zuckerdr\u00fcsen an Viburnum Tinus, welche sich am Rande der Bl\u00e4tter n\u00e4her an der Basis befinden, auf jeder Seite eine, welche wie ein stumpfes Z\u00e4lvnchen vorsteht. Auf diesen Dr\u00fcsen erhebt sich, wenn man die Pflanze im Winter im Zimmer gehalten hat, ein weisses Kl\u00fcmpchen von Zucker. Da die Kl\u00fcmpchen von Zucker an Viburnum Tinus, so wie an Rhododendron ponticum und an Clerodendron fragranS nur an Pflanzen im Zimmer beobachtet wurden, so vermuth et der Verf., dass die Trockenheit es ist, welche die zuckerartige Fl\u00fcssigkeit verdichtet.\nUeber Zuckerdr\u00fcsen der Blatter von Unger. Flora 184 4. S 703. An vielen Acacien, z. B. A. longi-folia, armata, verticillata, myrtifolia, sah der Verf. eine zuckerartige Fl\u00fcssigkeit abtropfen und fand bei genauer Untersuchung an der Basis des Phyllodiums zun\u00e4chst dem Wulste an dem obern Rande eine kleine punktf\u00f6rmige Vertiefung, die der Ausf\u00fchrungsgang einer spaltf\u00f6rmigen H\u00f6hle in der Substanz des Phyllodiums ist. Diese H\u00f6hle wird von eigenth\u00fcm-1 ich en d\u00fcnnwandigen Zellen umgeben, die zusammen einen Dr\u00fcsenapparat bilden, in welchem der Zuckersaft angesammelt und aus demselben nach und nach entleert wird. Zwei Ge-f\u00e4ssbiindel stehen mit den Zuckerdr\u00fcsen in Verbindung, geben Zweige dahin ab, deren Gef\u00e4sse kurzgliedrig und gekr\u00fcmmt werden, und sich so in das Parenchym ihres Umfanges verlieren. Der Verf. f\u00fcgt noch einige Bemerkungen hinzu, besonders \u00fcber honigartige Aussonderungen aus den Bl\u00e4ttern und Zweigen, welche durch Insekten verursacht werden.\nUeber die Vermehrung von Cardamine pratensis L. vermittelst der Bl\u00e4tter von Jul M\u00fcnter. Bot.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n83\nZeit. 18 45. S. 53 7. Der Verf. beschreibt genau die Entwickelung von jungen Pflanzen aus den Bl\u00e4ttern der Cardamine pratensis, meistens nach Cassini, deren Richtigkeit Schleiden verd\u00e4chtig gemacht hatte. Das halbkugelf\u00f6rmige Kn\u00f6tchen, woraus sich die Pflanze entwickelt, befindet sich da, wo die 3 Hauptnerven des Foliolum aus einander in das Blatt hineinstrahlen. Die Wurzeln entspringen an der obern Seite, wachsen im Anf\u00e4nge aufw\u00e4rts und nachher, wenn sie lang genug werden, abw\u00e4rts. Ausser diesem entsteht oft noch eine zweite Knospe aus dem Centrum der Mittelrippe. Am merkw\u00fcrdigsten ist die Best\u00e4tigung der Cassini\u2019schen Beobachtung, dass die Bl\u00e4tter der Cardamine pr. sich abi\u00f6sen, unter Wasser sich -erhalten und dort junge Pflanzen treiben. Der Verf. sah hierbei ein Verschwinden des Chlorophylls und meint hierbei nicht mit Unrecht, dass dieses zur Ern\u00e4hrung der jungen Pflanze beitragen m\u00f6ge.\nHerr Pietro Savi hat ebenfalls die Entwickelung junger Pflanzen aus den Bl\u00e4ttern von Cardamine pratensis in dem Garten zu Pisa beobachtet, und beschreibt solche mit kurzen W\u00f6rteri in einer Anmerkung zu Men eg hin Fs und Savi\u2019s Abhandlung \u00fcber die Anh\u00e4ngsel der Bl\u00e4ttchen Von Acacia cornigera in Giorn. enciclop. I. 10fi. Diese Anh\u00e4ngsel befinden sich an der Spitze der Bl\u00e4ttchen, und zwar n\u00fcr d'er untern Bl\u00e4ttchen, den obern gegen die Spitze fehlen sie, sind elliptisch l\u00e4nglich (elittico \u00e2lhmg\u00e0t\u00eb)!, haben den sechsten oder achten Theil der L\u00e4nge des Bl\u00e4ttchens, eine weissgelbliche Farbe und einen Mittelnerveli, der eine Fortsetzung des Blattnerven ist. Um den Mittelnerven befinden sich Spiralgef\u00e4sse, sonst besteht alles aus Zellgewebe. Es wird d\u00e4nn \u00fcber den morphologischen Charakter dieser Anh\u00e4ngsel geredet, und von der Meinung* dass diese Anh\u00e4ngsel fehlgeschlagene Gemmen sein m\u00f6chten, nach Gaudichaud\u2019s Lehre, nach welcher das Blatt ein Phyton ist. Obgleich sich nicht l\u00e4ugnen lasse, dass die Bl\u00e4tter so k\u00f6nnen betrachtet werden, wo denn als Beispiel Cardamine pratensis angef\u00fchrt wird , so m\u00fcsse man sie doch mehr als Degenerationen der Extremit\u00e4t der' Z\u00e4hne der Bl\u00e4tter selbst, oder ihres ganzen Umfangs betrachten (come degenerazioni delP estremita delle dentellature delle foglie stesSe e del loro totale). Ware dieses\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nnicht, so m\u00fcsste man sie als Glandeln ansehen, welches doch ihrer best\u00e4ndigen Stellung am Rande der Bl\u00e4tter und besonders an den meist hervorstehenden Punkten derselben widerspricht. \u2014 Diese Anh\u00e4ngsel sind offenbar sogenannte Glandeln, welche keinen Saft absondern. Ihr morphologischer Charakter, wie es mir scheint, ist Andeutung einer weitern Fiederung des Blattes. Vielleicht meinen die Verf. dasselbe.\nKirsch leger beschreibt die stipulae Plata ni. Flora 1844. 725. Diese allerdings l\u00e4ngst bekannten Theile beschreibt der Verf. nur, weil Endlicher sagt bei Plataneae, stipulae nullae. Aber Endlicher hat Recht, es sind keine sti-pulae, es sind ochreae, wie man sie an den Polygoneae u. a. m. findet. Sie stehen nicht an den Seiten der Blattstiele, sondern umgeben den Axentheil \u00fcber der Basis des Blattstiels.\nBl\u00fcte. Befruchtung.\nZur Kenntniss der Inflorescen z von Cannabis, Humulus, Urtica und Parietaria, ferner von Parnassia palustris, Erodium und Impatiens v. Wydler. Flora 1844. 735. 757. 759. Enth\u00e4lt genaue Darstellungen und Erg\u00e4nzungen zu der Abhandlung in der Linnaea 1843, wovon in dem vorigen Jahresberichte die Rede war, auch Bemerkungen \u00fcber die Ramification der letztgenannten Pflanzen. Auch vergleiche man hiermit die Bemerkungen des Verf. \u00fcber die Blattstellung von Polycarpon tetraphyllum. Flora 1845. 33.\nEinige Bemerkungen \u00fcber Symmetrie der \u00dflu-menkrone von D. Wydler. Bot. Zeit. 1844. 609. Die morphologischen Untersuchungen des Verf. sind sehr undeutlich mitgetheilt. \u201eBekanntlich, sagt der Verf., l\u00e4sst sich die Mehrzahl symmetrischer Blumenkronen durch eine Linie in zwei gleiche H\u00e4lften theilen, welche man sich von der Ab-stammungsaxe der Bl\u00fcte ausgehend, durch die Mitte der obern unpaaren Kelchbl\u00e4tter und der untern unpaaren Kronenbl\u00e4tter nach dem Tragblatt der Bl\u00fcte hingezogen denkt. Unter ander^ geh\u00f6ren hierher die Blumenkronen von Pinguicula, Utri-cularia, der Labiaten u. s. w.\u201d Aber die Blumenkrone ist eine k\u00f6rperliche Gestalt, welche durch eine Linie nicht kann in zwei gleiche H\u00e4lften getheilt werden, wohl aber durch eine Ebene. Der Verf. will sagen, ein Querschnitt der Bl\u00fcte in","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n85\nder N\u00e4he der Basis, ein Grundriss der Bliite, wird durch eine Linie in zwei gleiche H\u00e4lften getheilt. So stellen auch die beigef\u00fcgten Figuren die Sache vor. Mit einer andern Darstellung Hessen sich manche Resultate ziehen, die sich aber hier nicht geben lassen.\nMorphologische Betrachtungen \u00fcber Arduina bispinosa von Pietro Savi. Giornal. encicl. I. 113.\nBemerkungen \u00fcber einige mikroskopische und oberfl\u00e4chliche Organe der Pflanzen von P. Savi. Giorn. botan. italiano I. 27. Der Verf. beschreibt die Papillen mit ihrem Inhalt, die sich auf den Bl\u00fcten von Chrysanthemum indicum Thunb. befinden. Er h\u00e4lt sie f\u00fcr Glan-deln. Ich finde es nicht erw\u00e4hnt, dass diese Papillen schon l\u00e4ngst auf allen wahren Blumenkronen gefunden und beschrieben sind. Mit Unrecht wird der blaue Staub auf den Bl\u00e4ttern von Chenopodium und Atriplex hierher gerechnet. Er besteht aus Wachsk\u00fcgelchen.\nUeber merismatische Zellbildung bei der Entwicklung des Pollens von Dr. F. Unger. 1844. Eine vortreffliche Abhandlung auf wenigen Bl\u00e4ttern. \u201eMeinen Beobachtungen zufolge, sagt der Verf., erscheinen die ersten Spuren der erneuerten Organisation in der reifen Mutterzelle als sehr d\u00fcnne, zarte Streifen, welche entweder quer durch die Mitte derselben, oder je nach der Lage der Mutterzelle seitlich verlaufen. Diese Streifen sind, wie man sich eben durch Drehen der Mutterzellen \u00fcberzeugen kann, nichts Anderes, als \u00e4usserst d\u00fcnne und durchsichtige W\u00e4nde, welche die gleichf\u00f6rmige K\u00f6rnermasse in mehrere Partien sondern. Diese W\u00e4nde, die sich nothwendig aus dem eben genannten Inhalt herausbilden m\u00fcssen, sind noch so hinf\u00e4llig, dass sie im Wasser aufgel\u00f6st werden, was f\u00fcr ihre Beschaffenheit aus Gummi spricht. Gleichzeitig mit dieser Erscheinung tritt aber auch eine selbstst\u00e4ndige Sonderung des gek\u00f6rnten Schleimes ein, welche sich besonders dadurch zu erkennen giebt, dass sich von diesem Momente an in jeder Portion ein Zellkern zu entwickeln anf\u00e4ngt. Die Ausbildung jener W\u00e4nde schreitet noch vorw\u00e4rts, so dass sie bald nicht nur eine gr\u00f6ssere Festigkeit, sondern auch eine bedeutendere Dicke erlangen. Der erste Ansatz zur' wahren membranartigen Ausbildung (die","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\tH. F. Linkt Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nfr\u00fchere Anlage kann kaum noch eine solche genannt werden) geschieht sichtlich von den W\u00e4nden aus nach dem Mittelpunkte zu. Zuerst erscheinen vorspringende Leisten und von diesen aus krystallisiren gleichsam die H\u00e4ute immer mehr nach innen, so dass man die Fortschritte stufenweise verfolgen kann.\u201d Weiter. ,,Es giebt also keine 8pezialmwtterzeIIen, welche gesondert und von der Mutterzejle umschlossen w\u00e4ren, sondern nur Spezialmutterzellen, welche sich als F\u00e4cher der .Mutterzellen bilden, und nur auf der h\u00f6chsten Stufe ihrer Ausbildung eine fheilweise Sonderung erfahren.\u2019\u2019 Das Resultat also ist, dass auch im Pollen nirgends eine Zellenbildung aus einem Zellenkerne entsteht.\nJn Flora 1844. S. 359 theilt Facchini die Untersuchungen von Amici in Florenz \u00fcber die Befruchtung des Embryo mit, welche Schleiden\u2019s Theorie von der Entvvickelung des Embryo entgegen sind. Schleiden vers\u00e4umt nicht sogleich zu antworten das. 7 87. Facchini liefert also den italienischen Text zu Amici\u2019s Abhandlung, wie er sich in den Verhandlungen der Scienziati yon Padua befindet, mit den Bemerkungen, dass die Anwesenden von Amici \u00fcberzeugt worden w\u00e4ren. Darauf beschuldigt nun Schleiden das. 5 93 alle Anwesenden einer krassen Unwissenheit und schimpft \u00fcber die Abbildungen von Arnici nach seiner Weise. Wer wissen will, wie Arnici, der Entdecker der Pollenschl\u00e4uche, behandelt wird, mag diese Aufs\u00e4tze lesen. Doch wir verlassen mit Vergn\u00fcgen diesen Gegenstand und wenden uns zu einem ausgezeichneten Werke.\nVersuche und Beobachtungen \u00fcber die Befruchtungsorgane der voll ko in inneren Gew\u00e4chse von C. Fr. G\u00e4rtner. Stuttgart, 1844. 8. Wir erhalten hier einen solchen Reichthum von Versuchen und Beobachtungen mit einer grossen Ruhe und Umsicht angestellt, dass wir mit Recht behaupten k\u00f6nnen, kein Werk habe in neuern Zeiten so viel Beitr\u00e4ge zur Physiologie der Pflanzen geliefert, als dieses. Es ist hier nicht der Ort, alles genau durchzugehen, es kann hier nur im Allgemeinen und Etwas von dem Mannichfaltigen angegeben werden, was hier zu finden ist. Auch kommt zu dem Neuen und Eigent\u00fcmlichen \u00fcberall die R\u00fccksicht auf andere Meinungen, die mit Gr\u00fcnden und Er-","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n87\nfahrungen widerlegt und best\u00e4tigt werden. I, Von der Blume. Ursachen der Abortion und des Abfallens der Blume. II. Von dem Kelche. Wenn die Befruchtung des Ovariums picht angeschlagen ist, schwindet der Kelch und nimmt ein krankhaftes Ansehen an, hat aber die Befruchtung des Ovariums Statt gefunden, so erh\u00e4lt er sich mehrere Tage, je nach Art der Pflanzen. III. Von der Blumenkrone. Auf die Corolla bat die Castration keinen Einfluss, und das Vorhandensein der Staubgef\u00e4sse ist \u00fcberhaupt zur Integrit\u00e4t und vollkommenen Ausbildung nicht nothwendig. In der Regel entwickeln sich die Griffel sp\u00e4ter als die Blumenkrone, nur bei einigen findet der umgekehrte Fall Statt, z. B. Lychnis diurna, vespertina, Dianthus barbatus, superbus. Wenn in diesem Falle die Narben mit dem eigenen Staube best\u00e4ubt werden, w\u00e4hrend die Blume noch wenig oder halbentwickelt ist, so wird das Wachsthum der letztem gehemmt oder h\u00f6rt ganz auf. Uebcr den Tagschlaf der Blume sind viele Beobachtungen und Versuche angestellt; die Befruchtung hat grossen Einfluss darauf. IV. Von der Nektar-Absonderung in den Blumen. Mehr zur Widerlegung mancher aufgestellten Meinungen als zur Aufstellung bestimmter Gesetze. V. Von den Staubgef\u00e4ssen der Pflanzen. Die Beobachtung ist merkw\u00fcrdig, dass die Hybri-dirung zur Contabescenz der Antheren geneigt mache. Die Dauer der Kraft des Pollens ist bei verschiedenen Pflanzen sehr verschieden, auch verschieden von der Dauer der Con-ceptionsf\u00e4higkeit der weiblichen Organe. Was der Verf. von den Pollenschl\u00e4uchen und von dem Eindringen derselben in die Mikropyle sagt, steht allerdings mit dem Uebrigen in keinem Verh\u00e4ltnisse. VI. Ueber die W\u00e4rmeentbindung in den Blumen. Viele eigene Beobachtungen. Sie zeigt sich auch an den weiblichen Organen, und h\u00e4ngt oft mit dem Geruch zusammen. VII. Von dem Pistill. VIII. Von den Reizbar-keits- und den Bewegungs-Erscheinungen an den Blumen und Befruchtungsorganen der Pflanzen. Eine Menge Versuche und Beobachtungen, besonders \u00fcber die Reizbarkeit der Narbe von Mimulus. Entwickelung derselben. Abgeschnitten und in feuchtem Sande erhalten, verhielt sie sieh eben so wie un-abgeschnitten, Zerst\u00f6rung der einen Narbe hat keinen bedeutenden Einfluss, Ersch\u00fctterung wirkt nicht darauf. Versuche","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nmit chemischen Reizmitteln. Unter diesen sind auch Versuche mit Morphium\u00f6l (ein Gemenge aus Morphium und ol. Papaver.), welche beweisen, dass die Reizbarkeit und Bewegungsf\u00e4higkeit der Narbe des Mimulus durch das Morphium\u00f6l geschw\u00e4cht und endlich zerst\u00f6rt wird. Eben dieses ist auch der Fall mit dem Strychnin\u00f6l. Die Castration hatte auf die Reizbarkeit keinen weitern Einfluss, als dass dadurch die Dauer der Blume und so auch der Narben verl\u00e4ngert wurde. Versuche \u00fcber die Einwirkung des eigenen Pollens; sie ist uur zur Zeit der Conceptionsf\u00e4higkeit vorhanden; chemische Reize wirken aber auch ausser dieser Zeit. Bei manchen Blumen ist Bewegung zur Zeit der Conception ohne Reizbarkeit; Beobachtungen \u00fcber das Verhalten der Blumen von Tropaeolum majus u. a. Beobachtungen an Stylidium. IX. Von der Befruchtung der vollkommenen Gew\u00e4chse. Die De-hiscenz der Antheren tritt bei manchen Gew\u00e4chsen regelm\u00e4ssig vor der Oeffiung der Blume ein, bei den meisten nachher. Wirkung von Licht, W\u00e4rme, Feuchtigkeit. Nie gelang es dem Verf. an abgeschnittenen und in Wasser gestellten Zweigen dikotyledonischer Pflanzen reife Samen zu erhalten. Andere Bef\u00f6rderungen der Befruchtung. An Malva mauritiana waren erst vierzig Pollenk\u00f6rner im Stande Befruchtung zu bewirken. Aehnliche Versuche an Tropaeolum majus. Vorsichtsmaassregeln und Erscheinungen bei k\u00fcnstlichen Befruchtungen. Die Eichen k\u00f6nnen auch ohne Befruchtung eine Zeit hindurch fortwachsen, doch ohne einen Embryo zu erzeugen. Erscheinungen im Eichen und Samen nach der Befruchtung an zw\u00f6lf Blumen von Lychnis vespertina beobachtet. Aehnliche Beobachtungen an Staphylea pinnata vier Monate hindurch; in beiden F\u00e4llen mit genauem anatomischen Beschreibungen, doch ohne Abbildungen. Seinen Beobachtungen \u00fcber den Embryo von Corydalis reiht er die meinigen \u00fcber Angraecum an, aber ihm blieben die Abbildungen in deh Anatom. - botan. Abbildungen unbekannt, die den grossen Unterschied w\u00fcrden gelehrt haben. X. Von der Abortion der Blumen, Fr\u00fcchte und Samen. K\u00fcrzer als die \u00fcbrigen Abtheilungen. XI. Von der Erzeugung von Fr\u00fcchten mit keimungsf\u00e4higen Samen ohne Pollenbest\u00e4ubung. Die Beobachtungen Anderer dar\u00fcber werden beurtheilt und ihre Mangelhaftigkeit wird gezeigt. Eigene Beobachtun-","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"fiir physiologische Botanik.\n89\ngeil gaben ein v\u00f6llig negatives Resultat. XII. Von dem Fruchtungsverm\u00f6gen der Gew\u00e4chse. XIII. Von der Afterbefruchtung. So nennt der Verf. mit Kolreuter eine nicht bezweckte Befruchtung mit eigenen Pollen. XVI. Von Best\u00e4ubung der Narbe mit fremdartigen Materien. Eigene Versuche des Verf. gegen Henschers bald vergessene Versuche. Mit Sehnsucht erwarten wir den zweiten Tlieil.\nUeber die Bl\u00fcte der Gr\u00e4ser finden sich Untersuchungen in einer Schrift von R\u00f6per: Zur Fl o ra Mecklenburgs. 2 Th. Rostock, welche wir jedem Botaniker zu lesen empfehlen. Sie ist besonders gegen Schleiden\u2019s Theorie, dass n\u00e4mlich die untere und \u00e4ussere Klappe der glumella oder die palea inferior, mit der obern und innern Klappe der glumella, die urspr\u00fcnglich aus zwei Klappen besteht, eine dreibl\u00e4ttrige Blumenh\u00fclle mache. Wie Schleidenfs Tadelsucht ihn zu den gr\u00f6ssten Inconsequenzen verleitet, wird hierin deutlich gezeigt. Ueberdiess kommen hier noch viele andere Untersuchungen vor, welche von Wichtigkeit sind. Da ich in den meisten F\u00e4llen des Verf. Meinung bin, so ist es \u00fcberfl\u00fcssig Bemerkungen zu machen. Auch ist hier nicht der Ort, den wahren Bl\u00fctenstand von Lolium temulentum (Crae-palia Schrank) auseinander zu setzen, den der Verf. zu verkennen scheint. Nur noch eine Erinnerung. Der Verf. nimmt den Philologen zum Trotz Ausdr\u00fccke wie sepalum, tepalum u. dergl. in Schutz. Das Wort ist eine so merkw\u00fcrdige, wunderbare Ausgeburt des menschlichen Geistes, dass man damit keine Kindereien treiben muss; ein ungl\u00fcckliches Verfahren, welches in sp\u00e4tem Zeiten De Candolle besonders erneuert hat.\nUeber die Bedeutung der untern Blumenspelze der Gr\u00e4ser von Hugo v. Mohl. Botan. Zeit. 1845. 33. Der Verf. zeigt ebenfalls durch eine Analyse der gew\u00f6hnlichen Monstrosit\u00e4t der Bl\u00fcte von Poa alpina, dass die untern Blumenspelze nicht als ein Perig\u00f6nialblatt, sondern als Deckblatt zu betrachten ist.\nNote sur 1 \u2019 o rgan og\u00e9ni e de la fleur des Malva-cees par M. P. Duchart re. Compt. rend. 1844. I. 487, 1845. 1. 349. Rapport ib. II. 417 und ausf\u00fchrlich Ann. d. Seienc. natur. 3 S\u00e9r. T. 3. p. 123. Rapport p. 150. Zuerst","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nentsteht der \u00e4ussere Kelch, dann der innere aps einem St\u00fcck, ln diesem erhebt sich eine Kugel, die f\u00fcnf Warzen zeigt, welche sich bald wieder in pvej Theile theilt, und so hat die Blume schon in dem fr\u00fchesten Zustand zehn Staubgef\u00e4sswar-zen. Nun erscheinen zun\u00e4chst am Kelch f\u00fcnf kleine^ Falten, ziemlich weit von einander entfernt, die Anf\u00e4nge der Blumenbl\u00e4tter. Die Blume ist also im Anf\u00e4nge f\u00fcnfbl\u00e4ttrig. Dann folgt die Entwickelung der Staubgef\u00e4sse nach innen auf eine doppelte Art, erstlich durch concentriscbe Kreise, die nach innen fortwachsen und dann durch d^e Verdoppelung der Staubgef\u00e4sse. Sie sind wirklich den Blumenbl\u00e4ttern gegen\u00fcberstehend, aber man sieht an yielen Malvaceen die Staubf\u00e4denr\u00f6hre \u00fcber den Staubf\u00e4den sich verl\u00e4ngern und f\u00fcnf Z\u00e4hne bilden, die mit den f\u00fcnf Gruppen des Androceums wechseln, also die innere Reihe von Staubf\u00e4den vorstellen. Die Bildung der Pistille ist verschieden und der Verf. nimmt vier verschiedene Arten daf\u00fcr an.\nHiermit h\u00e4ngt zusammen: Observations sur l\u2019organog\u00e9nie de la fleur et en particulier de l\u2019ovaire chez les plantes \u00e0 placenta central libre par M. P. Duchartre. Compt. rend. 1844. I. 1105. Entwickelung der Bl\u00fcte der Primulaceae. Zuerst zeigt sich der Kelch aus einem St\u00fcck und nicht aus mehren, wie Schleiden will. Dann sieht man f\u00fcnf Warzen, woraus die Staubf\u00e4den sich entwik-keln, die Erscheinung der Blumenkrone scheint den Staubf\u00e4den voran zu gehen, wenn sje mit den Abtheilungen der Blume wechseln, sonst aber zu folgen. Das Pistill zeigt sich mit der Blumenkrone zugleich als ein Kegel und die Placen-tenwarze f\u00fcllt das Ovarium an. Dann erhebt sich das Ovarium und bildet den stylus. Die Spitze der placenta verl\u00e4ngert sich erst sp\u00e4ter und dringt danp erst in dep Styluskana! ein, hangt also im Anf\u00e4nge nicht mit der Narbe zusammen. Der Rapport fiber diese Abhandlung von Ad. Brongniart, Ach. Richard und Gaudichaud ist im Ganzen beif\u00e4llig.\nHiermit vergleiche man die Abhandlung von Gelez-noff \u00fcber die Ent Wickelung der Bl\u00fcte von Trade-scantia vjrginica, Bullet, de la Soci\u00e9t\u00e9 imper, des Naturalistes \u00e0 Mo scop T. 16. 1843. Flora 1844. 114. Bot. Zeit. 1844. 183.","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n91\nDie Akademie zu Neapel hat Nachricht gegeben von den Abhandlungen, die ihr zur Antwort auf das Programm \u00fcber die Caprification zugekommen sind. Die Abhandlung Nr. 1 verwirft den Einfluss, den sie auf die Befruchtung hat. Man finde immer weibliche Bl\u00fcten in den Fr\u00fcchten, keine m\u00e4nnliche, und die Befruchtung der Feigen bleibe ein Geheimniss. Der Verf. empfiehlt \u00fcberhaupt die Caprification nicht. \u2014 Die Abhandlung Nr. 3 f\u00fchrt auf folgende Schl\u00fcsse: 1. Der Caprificus ist nicht das M\u00e4nnchen der zahmen Feige, wie man geglaubt hat. 2. Da die Struktur der Bl\u00fcte und der Samen in den Ab\u00e4nderungen der zahmen Feige durchaus gleich ist, so sieht man nicht ein, warum die Caprification in einigen Ab\u00e4nderungen noting sein soll, in andern nicht. 3. Das Insekt beschleunigt das Reifen nicht, tr\u00e4gt auch zum Ansetzen der Fr\u00fcchte nichts bei und eben so wenig zu ihrer Befruchtung. 4. Das Abfallen der Fr\u00fcchte von Caprificus, worin keine Larven sind, beweist nichts, denn wenn der Baum viel Fr\u00fcchte ansetzf, fallen sie doch ab, wenn auch Larven darin sind. 5. Die Ursachen des Abfallens muss man in andern Umst\u00e4nden suchen: im Klima, Abwechselung der Witterung u. s. w. 6. Die Caprification ist ganz unn\u00fctz, sowohl zum Reifen als zum Ansetzen der Fr\u00fcchte. \u2014 Die Abhandlung Nr. 5 hat zum Schluss: Die Wirksamkeit des Cynips auf die zahmen Feigen ist ganz mechanisch und dient wie jeder andere Reiz, nur die Reife der Fr\u00fcchte etwas zu beschleunigen. Wo man dieses alsQ picht ippthig hat, ist die Caprification ganz unn\u00fctz und sogar der vollkommenen Reife der Fr\u00fcchte ganz nachtheilig. \u2014 I}ie Abhandlung Nr. 6 h\u00e4ljt doch die Caprification f\u00fcr n\u00f6thig, aber nur f\u00fcr die abortiven Feigen. Nur eine Abhandlung, deren aber nur kurz erw\u00e4hnt wird, meint, dass sie auch zur Befruchtung nothwendig sei.------In meiner Jugend hatte ich Gelegen-\nheit, die Caprification in Portugal zu beobachten, und in meiner Reisebeschreibung habe ich schon gesagt, dass die Caprification auf die Befruchtung keinen Einfluss habe. Wohl aber werden manche Ab\u00e4nderungen dadurch gr\u00f6sser und sch\u00f6ner, wenn sie von diesem kleinen Cynips durchstochen werden, wie die Abhandlung Nr. 5 sehr wohl sagt.\n.ln der Th\u00fcringer Garten^eitung Nr. 1 und 2","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nredet Prof. Bernhard \u00fcber die Bastardformei). Er meint jetzt, dass die sogenannten Bastardformen der Gattung Gymnogramma (Ceropteris) wohl nicht durch Befruchtung, sondern durch Verwachsung der Wurzeln unter einander entstehen m\u00f6chte, weil sie in den Treibh\u00e4usern gesellschaftlich keimen. Als Beispiel F\u00fchrt er Cytisus Adami an, dadurch entstanden, dass C. purpureus auf C. alpinus gepfropft sei, wodurch ein Mischling entstand, der sich oft wie ein Bastard verhielt, oft zu seinen primitiven Verh\u00e4ltnissen zur\u00fcckkehrte, indem er bald purpurne, bald gelbe Bl\u00fcten hervorbrachte. \u2014 Das w\u00e4re sonderbar genug und das erste Beispiel, dass auf diese Weise Bastarde entstehen k\u00f6nnten.\nFrucht. Samen. Keimen desselben.\nM\u00e9moire sur les d\u00e9veloppements et les caract\u00e8res des vrais et faux arilles par J. E. PI an ch on. Montpell. 18 44. Ein vortrefflicher Beitrag zur Kenntniss iler Ver\u00e4nderungen des Samens im fr\u00fchen Zustande. Zuerst eine Geschichte der Bedeutung des Wortes arillus. Dann Untersuchung des Eichens in Passiflora. Da sich hier eine Erweiterung des Nabelstranges erst nach der Befruchtung bildet, da sie mit dem Samen nur um die \u00e4ussere Nabel\u00f6ffnung (hilutn) zusammenh\u00e4ngt und am entgegengesetzten Ende weit ge\u00f6ffnet ist, da also dieses Gebilde mit der allgemein angenommenen Bestimmung des Wortes arillus \u00fcbereinkommt, so nennt der Verf. dasselbe einen wahren arillus. Ganz anders verh\u00e4lt sich der arillus von Euonymus latifolius, wenn er gleich in manchen Kennzeichen mit dem vorigen \u00fcbereinkommt. Nach dem Falle der Blumenbl\u00e4tter und der Staub-gef\u00e4sse w\u00e4chst das Eichen noch etwas, dann entsteht um den Rand der Exostome eine Wulst, welche anw\u00e4chst, sich in einen membran\u00f6sen Rand ausbreitet, und indem er sich gegen die Basis des Eichens umschl\u00e4gt, eine hemisph\u00e4rische Decke bildet, welche die Basis des Eichens bedeckt, aber die mi-cropyle ganz unbedeckt l\u00e4sst, da hingegen der wahre ar\u00fclus die micropyle bedeckt. Der Verf. nennt den arillus von Euonymus einen falschen, oder einen arillodes. Die Definitionen dieser Theile sind nun: der wahre arillus ist eine accesso-rische Bedeckung des Eichens, welche sich um die Nabel-","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"fiir physiologische Botanik\n93\n\u00d6ffnung (hilum), wie die eigenen Bedeckungen entwickelt und die Exostoine bedeckt oder bedecken w\u00fcrde, wenn sie sich so weit entwickelt. Der falsche Arillus oder Arillodes ist eine Ausdehnung der R\u00e4nder der Exostome, die sich um diese Oeffnung zur\u00fcckschl\u00e4gt, sie aber immer unbedeckt l\u00e4sst. - Beispiele von wahren Arillen geben die Dillenia-ceen, die Samydeen, die Bixineen, Nymphaea coerulea und alba, doch fehlt er in Nufar lutea. Ferner wird als Beispiel angef\u00fchrt Chamissoa und dann eine Beschreibung von dem Samen des Cytinus Hypocistis gegeben. Das Ovarium dieser Pflanze ist mit einem Schleim angef\u00fcllt, an dessen W\u00e4nden sich \u00e4stige, jedoch compact auf einanderliegende placentae befinden. Die Beschreibung der Ovula und Samen will ich mit seinen eigenen Worten anf\u00fchren: Ovula ortho-tropa, creberrima, minutissima, occidua, utrinque attenuata, basi arillata. Integ. unicum, vasculis destitutum, arcte adhae-rens, membranaceum, pellucidum, apice perforatum. Nucleus solidus, cellulosus, ovulo conformis, subdiaphanus. Arillus irregulariter cupuliformis, brevis, crassus, margine inaequalis e cellulis laxis latis constans, vix quartam ovuli partem inferiorem obtegens, ab eodem facillime secedens. Semina (in fructu siccato) ovulis conformia, pallide lutea, mucilagine in lacrymas solidas, vitreas coagulata involuta. Arillus et inte-gumentum ut in ovulo, prior non raro oblitteratus. Nucleus solidus, omnino cellulosus. Embryo nullus. Der Verf. meint wirklich, es sei kein Embryo vorhanden, denn da das ovuluin orthotropum sei, so k\u00f6nne die Befruchtung nicht anders als durch den Schleim des ovarium geschehen. Doch sollte der ganze Nucleus nicht Embryo sein? Zu den falschen Arillen rechnet er nun die sonderbare Umh\u00fcllung des Samens in Opuntia, deren Entstehung aus zwei Seiten-Ausdehnungen des Nabelstranges hier gezeigt wird. Auch geh\u00f6rt liieher der bereits erw\u00e4hnte un\u00e4clite Arillus von Euonymus latifolius; eben so ist die Warze in den Euphorbiaceen nur der verdickte Rand der Exostome, und der sogenannte Arillus in den Polygaleen kommt damit sehr \u00fcberein. In Clusia flava muss man annehmen, dass die \u00e4ussere Umh\u00fcllung des Eichens, einfach in dem gr\u00f6ssten Theile ihrer Ausdehnung, jenseits der Exostome sich in zwei ungleiche Verl\u00e4ngerungen verdop-","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\npelt. Zweif\u00eal, ob nicht der Arillus der Muskatnuss hierher geh\u00f6re. StrophuJ\u00e4 nennt der Verf. glandulose Ausw\u00fcchse Jangs der Raphe, unabh\u00e4ngig von Nabel^trang und der Exo-stome und fuhrt' als Beispiel die Samen von Arum canadense an. Zuletzt Geschichte der Eichen einiger Veronica-Arten und zwar V. hederaefolia und V. Cymbaria, Wie auch Bemerkungen \u00fcber die Gattung Avicennia. Die eigent\u00fcmliche Decke des Samens der letztem entsteht aus dem Embryosack, der sich in Veronica in ein Albumen verwandelt. Der Embryosack der Avicennia hat den Kern (micelle) im Ovarium zerrissen, und ebenso zerreist der Embryo durch ein zu rasches Keimen in der Frucht den Embryosack. In Veronica hederaefolia wird das Eichen schon fr\u00fch nur auf den \u00c9mbryo-sack reducirt und ist ohne Bedeckung. Das Genauere muss man beim Verfasser nachsehen.\nIn einer Ab han dlung, die H. Guglielmi Gasparini schonl842 in der Akademie zu Neapel vorgelesen hat, sucht er darzuthun, dass die Frucht der Opuntia nur ein Zweig ist, zu diesem Zweck eingerichtet. Die Eichen stehen im Anf\u00e4nge in der mittlern H\u00f6hlung in Reihen, den Wandungen der Ii\u00f6hle, ist kein besonderes Organ, wie das Ovarium in andern Pflanzen, sondern es entsteht aus einem besondern verwickelten Fasergew\u00e9be, welches zu dieser Bildung eingerichtet ist. Dieses Fasergewebe ist zugleich podo-spermum und trophospermum. Das freie Podospermum, obgleich sehr kurz, ist die erste Membran des Eichens; nach der Befruchtung bedecken sie Sich mit Zellen (otricelli), welche voii dem Anwachsen des \u00e4ussern Zellgewebes Herkommen und die pulpa bilden, Wodurch die Samen sich von einander entfernen und in die pulpa verlieren. Die pulp\u00f6se Masse mit dem Samen h\u00e4ngt nicht am receptaculum oder an der Spitze des bl\u00fchenden Ast\u00e9s, sondern an der obern Rinde, wo die Blumenbl\u00e4tter, Staubf\u00e4den und die \u00e4uSsern Griffel- entstehen, vermittelst \u00e8\u00eeiies FasergeWebes, welches herabsfeigt, um sich in den Samen zu endigen. \u2014 D\u00e9r Gegenstand verdient genauere Betrachtungen, nicht allein in R\u00fccksicht auf die Verwachsung des Kelchs mit dem Ovarium, sondern besonders auch in R\u00fccksicht auf Planchons Untersuchungen, die eine Erg\u00e4nzung von GasperinFs scheinen.","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n95\nNote sur I\u2019embryogenie du Taxus bacCata par Mr. de Mirbe\u00ef et Spach. Co nipt. rend. 1844. I. 114. Ausser dem Embryo, der sich entwickelt, fanden die Verf. noch zwei Blasen, von denen sie nicht glauben, dass sie ab-ortirte Embryone sind, denn lange ehe der Embryo erscheint, heften sich diese Blasen mit ihrer Basis an die Spitze des! Embryosacks, und der Schlauch (boyau), welcher \u00fcber einer jeden ist, verl\u00e4ngert sich durch die ntiCelle bis nahe an die Oberfl\u00e4che der h\u00f6chsten Spitze. Daher glauben die Verf., dass die BlasCn bei der Befruchtung dienen.\nUntersuchung einiger vegetabilischen Monstrosit\u00e4ten, welche den Ursprung des Bis tills und der Eichen erl\u00e4utern k\u00f6nnen, von Adolphe Bron-gniart. Compt. rend. 184 4. 1. 513. Es ist die Frage, ob die\u2019 Sahien an der Axe oder an den R\u00e4ndern der Kapillarbl\u00e4tter entstehen. Das Beispiel, was ich bekannt machen will, sagt der Verf., zeigt in seinen Karpellen alle Stufen der Blattbildung, es zeigt am Rande Eichen, bald kaum verschiedene von den normalen Eichen, bald unmerkliche Ueberg\u00e4nge zu Seitenlappen des Karpellarblatts. Es ist von einem Del phinum elatum hergenommen, welches 1841 im Pariser Car-ten bl\u00fchte.\nUeber die Entwickelung d\u00e9s Eichens, des Embryo und der anomalen Korollen der Ranuncula-ceen von Barn\u00e9oud. Compt. rend. 184 5. II. 352. So wie die Reihen der Staubf\u00e4den sich verdoppeln, sieht man an ihrer Basis zwei ovale ziemlich gen\u00e4herte Platten, die mit dem Kelch wechseln und ein wenig weiter nach innen in einer andern Eb\u00e9ne, f\u00fcnf andere eif\u00f6rmige Platten, kleiner \u00e4ls jene beiden und den Abschnitten des Kelchs gegen\u00fcber. Dieses zeigt, dass di\u00e9 beiden spornf\u00f6rmigen Blumenbl\u00e4tter in \u00e9inen andern grossen Wirtel geh\u00f6ren, wovon die ahdern Elemente regelm\u00e4ssig abortiren, auch der folgende Wirtel abor-tirt. \u2014 Das Eichen ist immer anatrop, hat aber drei ausgezeichnete Typen. Dem ersten zufolge macht es eine halbe Drehung um sich selbst, aber in horizontaler Richtung und die Exostome ist gegen die Placentarseite des Ovariums gerichtet, wie bei den Helleboreen und den Paeonieen, anatropie transverse. Nach dem zweiten Typus dreht si\u00f6K das Eichen","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nvertikal und der Rand der Exostome ist gegen die Basis der Karpelle gekehrt, anatropie infere, wie bei den Ranunculaceen ; nach dem dritten ist das Eichen h\u00e4ngend und die Exostome gegen den Gipfel des Fachs gekehrt, anatropie supere, wie bei den Clematiden und Anemoneen. Der Embryosack ist voider Befruchtung da, er f\u00fcllt sich mit Zellen, die zum Albuinen werden.\nRecherches chimiques sur la maturation des fruits. Compt. rend. 1 8 44. 7 8 4. Der Gegenstand ist einer der wichtigsten, und da die chemischen Ver\u00e4nderungen beim Reifen der Fr\u00fcchte sehr ausgezeichnet sind, vielleicht nicht so schwer zu erreichen. Aber einzelne Bemerkungen gegen den und jenen, wie sie hier gegeben werden, helfen zu nichts. Die Versuche m\u00fcssen nur zuerst mit einer Frucht angestellt werden, und es w\u00e4re dazu die Kirsche vorzuschlagen, da sie schnell reift und grosse Ver\u00e4nderungen beim Reifen erleidet, auch ist die Analyse, wie es mir scheint, leichter als mit Birn u. s. w.\nKeimen von Chaerophyllum bulbosum von Prof. Kirschleger. Flora 184 5. 401. Die Samen hatten im Fr\u00fchling mit zwei Kotyledonen gekeimt, aber zwischen den Kotyledonen entstand keine Knospe, wohl aber entwickelte sich an der Basis des St\u00e4mmchens eine Knolle, welche noch in demselben Jahre Wurzelbl\u00e4tter, im folgenden Jahre Stamm, Bl\u00fcten und Fr\u00fcchte trug. \u2014 Die Sache ist nicht unbekannt, und schon lange an Bunium Bulbocastanum beobachtet.\nAn account of some seeds buried in a sandpit which germinated, by Will. Kemp. Annal, of Nat. Hist. V. 13. p 89. Die Sandschicht, worin die Samen sich fanden, war beinahe 22 Fuss unter der Oberfl\u00e4che. Sie keimten und es war Polygonum Convolvulus und eine Abart von Atriplex patula, auch Rumex Acetosella und eine Atriplex u. s. w., lauter gemeine brittische Pflanzen. Der Verf. bringt ein ungeheures Alter heraus, indem er annimmt, der Tweed habe das Thal durchflossen, und die Samen abgesetzt, ehe ein grosser Trapgang es durchsetzte. \u2014 Vermuthlich wird mam mit weniger Zeit auskommen bei genauer Untersuchung. Billiger ist das, was Wahlberg in den Berichten der Schwedischen Akademie der Wissenschaften erz\u00e4hlt. S. Flora 1845. 61.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"P\nf\u00fcr physiologische Botanik.\t97\nEr hatte mancherlei Pflanzen, ausl\u00e4ndische und schwedische, ges\u00e4et. Vier Jahre hindurch wurde der Platz nun mit Baumaterialien belegt, und als diese weggenommen und der Boden aufgegraben wurde, wuchsen mehrere Pflanzen hervor, welche fr\u00fcher dort gebl\u00fcht hatten.\nBl\u00fcte- und Reifezeiten mehrerer wild wachsenden und kultivirten Pflanzen, welche als Massstab f\u00fcr die Entwickelung der Vegetation in verschiedenen Punkten des Herzogthums Nassau im Jahre 1842 beobachtet worden sind, in Jahrb\u00fcchern des Vereins f\u00fcr Naturkunde im Herzogthum Nassau von Dr. K. Thom\u00e4. Wiesbaden 1844. Die Pflanzen sind: Ribes rubrum, Grossularia, Fra-garia vesca, Rosa canina, Primula veris et officinalis, Sambu-cus nigra, Prunus spinosa, domestica, avium, Pyrus Malus, Secale cereale, Triticum vulgare, Hordeum vulgare, Avena sativa, Solanum tuberosum, Vitis vinifera, Juglans regia, Ca-stanea vesca.\nEinzelne Ordnungen und Gattungen der Phanerogam en in Bezug auf Physiologie.\nDescription of the female flower and fruit of Rafflesia Arnoldi, with remarks on its affinities, and an illustration of the structure of Hydnora africana. By R. Brown. Transact, of the Linn. Soc. Vol. 19. P. 3. (1844) 221. Mit der gewohnten Genauigkeit und dem bekannten Scharfsinn des Verf. untersucht er die genannten Gegenst\u00e4nde, und redet dar\u00fcber mit einer gewissen Gem\u00fcthlichkeit, die an den Gegenstand fesselt. Erl\u00e4utert ist alles durch die vortrefflichen Zeichnungen von Ferdinand Bauer. Das Ovarium von Hydnora kann man betrachten, als bestehend aus drei zusammenfliessenden Pistillen, welche wirklich Wandplacenten haben, die aber nur an der Spitze der H\u00f6hlung hervorkommen. Es w\u00fcrde aber sehr schwierig sein, Rafflesia auf diesen Typus zur\u00fcckzuf\u00fchren. Der Verf. beschreibt nun die Entwickelung der Ovula von Rafflesia im j\u00fcngsten Zustande, welche mit der Bildung der meisten Pha-nerogamen \u00fcbereinkommt, indem der untere Theil der papilla sich erweitert, einen Becher bildet und das k\u00fcnftige Integument und den Nucleus umschliesst. So stellt der Verf. die\n7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\tH. F. Link: .Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nSache dar, mit Recht, nicht so wie Mirbel. Hier entstellt eine Biegung, wie bei manchen Phanerogamen, doch nur in dem obern Theile des funiculus, da sonst in den Phanerogamen-Pflanzen die Kr\u00fcmmung in dem Theile des funiculus hervorgebracht wird, welcher mit der testa verw\u00e4chst. Die Ursache mag sein, sagt R. Br., weil dem Samen von Rafflesia die testa fehlt. Nur an Cytinus sah der Verf. Pollenschl\u00e4uche.\nDie testa in dem Samen der Rafflesia ist keine andere als die, welche sich am unbefruchteten Eichen zeigt, und sehr hart, die innere Membran ist diinn, der Nucleus scheint ganz aus Zellgewebe zu bestehen, aber man bemerkt -in der Mitte desselben einen cylindrisehen Theil, der aus andern grossen hellen Zellen zusammengesetzt ist, welchen der Verf. f\u00fcr den Embryo h\u00e4lt. Der Same von Hydnora ist in manchen St\u00fccken verschieden von dem Samen der Rafflesia. Der Nucleus hat ein dichtes Albumen, in welchem ein sph\u00e4rischer Embryo gefunden wird, ln Cytinus sind die Samen klein und haben an ihrer Basis die zweigeteilte Membran, welche man am sichersten f\u00fcr eine Verl\u00e4ngerung der Testa ansehen kann. Diese ist leicht zu trennen vom Nucleus, welcher aus einer gleichf\u00f6rmigen Zellenmasse zu bestehen scheint, wie in den Orchideen. Dass die Spiralgef\u00e4sse in den Rafflesiaceae und den Balanophoreae nicht fehlen, wird zuletzt behauptet und hinzugesetzt, dass oft \u00e4usserlieh sehr verschiedene Pflanzen im in-nern Bane \u00e4hnlich sind; ich m\u00f6chte hinzuf\u00fcgen, z. B. Cvea-deae und Coniferae. Zuletzt die botanische Beschreibung der weiblichen Bl\u00fcte und Frucht von Rafflesia Arnoldi und Hydnora africana.\nG. Heinzei de Macrozamia Preissii. Nov. Act. Acad. Leop. Vol. 21. P. 1. p. 203 ist eine zu Breslau erschienene Inaugural-Dissertation, die es wohl verdient in diese Sammlung aufgenommen zu werden. Die Beschreibung der Pflanze ist sehr gut, und die R\u00fccksichten auf die Physiologie fleissig genommen. Es ist hier nicht vom Stamm und Bl\u00e4ttern die Rede, obwohl diese wichtig genug sind, sondern von den m\u00e4nnlichen und weiblichen Geschlechtstheilen. Allerdings ist es sonderbar genug, dass die harten einf\u00e4cherigen Antheren aus der Schuppe bei den meisten Arten unregelm\u00e4ssig hervorgehen. Der Verf. beschreibt einen kleinen Sti- ^","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n99\npellus, worauf die Anthere sitzt, sehr richtig, ich habe ihn bei andern Cycadeen gefunden, und finde immer ein Gef\u00e4ss-b\u00fcndel darin. Der Verf. giebt nun eine abenteuerliche Morphologie, nach welcher die Schuppen aus lauter zusammengedrehten Staubf\u00e4den (filamentis) bestehen sollen. So gewaltsam darf man im Pflanzenreiche nicht verfahren, und es ist viel besser gar keine Morphologie als eine erzwungene. In R\u00fccksicht auf das Eichen folgt er Rob. Brown nicht, sondern er meint, was dieser f\u00fcr ein Exostomium h\u00e4lt, sei vielmehr ein Stigma. \u2014 Eine umst\u00e4ndliche Recension dieser Schrift vom Dr. Gott sehe in Altona findet sich in der Bot. Zeit. 1845. S. 366. 377. 398. 413. 433. 447. 507, welche aber sehr viel Eigenth\u00fcmliches enth\u00e4lt und daher alle Aufmerksamkeit verdient. So findet sich hier eine genaue Untersuchung der Ovula von Encephalartus longifolius mit vergleichenden Beobachtungen anderer Cycadeen und Coniferen. Wir k\u00f6nnen den Untersuchungen des Verf. nicht folgen, da dieses eine besondere Abhandlung veranlassen w\u00fcrde.\nUeber den Bau eines erwachsenen Stammes von Cycas circinalis von F. A. W. Miquel. Linnaea 1844. 125. Tab. IV, V, VI. Eine gute Beschreibung eines erwachsenen noch lebenden Stammes, wie wir sie noch nicht haben. Vorz\u00fcglich ist der innere Bau merkw\u00fcrdig. Er besteht aus einem Rinden - Parenchym, welches aus drei Lagen von Zellen besteht. Das Holz ist in concentrisehen ungleichen und unregelm\u00e4ssigen Lagen abgetheilt, welche durch mehr oder weniger starke Schichten vom Amylum f\u00fchrendes Zellenparenchym von einander getrennt sind. Jede Holzlage ist durch deutliche Markstralen in fast viereckige oder keul-f\u00f6rmige Holzparthien getheilt. Betrachtet man die grossen Holzlagen, so sieht man, dass sie einen sehr geschl\u00e4ngelten Verlauf haben. Die seitw\u00e4rts gehenden Gef\u00e4sse durchbohren die Rinden und gehen zu den Schuppen und Bl\u00e4ttern. Die Gef\u00e4sse des Holzes sind alle get\u00fcpfelt. Die Wurzel war zum Theil abgehackt, kam doch aber im Ganzen mit dem Stamm \u00fcberein. Ich habe schon in den Icon. sei. an. bot. t. 2 den Unterschied gezeigt, welcher zwischen dem Baue der Dikotylen und der Cycadeen Statt findet, die Gef\u00e4sse gehen nicht gerade in die H\u00f6he, wie in den Dikotylen, und durchziehen\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ndie Rinde \u00fcberall nach den Bl\u00e4ttern und Schuppen, welches in den Dikotylen nur an einzelnen Knospen der Fall ist. Sp\u00e4ter habe ich in einer kleinen Abhandlung' in der Akademie der Wissenschaften zu. zeigen gesucht, dass die Schuppen eigentlich die Bl\u00e4tter, die sogenannten Bl\u00e4tter aber eigentlich Zweige sind. Daraus wird besonders das Keimen sehr begreiflich. Merkw\u00fcrdig ist besonders die Pfahlwurzel, welche sonst allen Monokotylen fehlt.\nO b ser va tiones de ovulo et embryonibus Cyca-d ear um. Auct. T. A. Guil. Miquel. Ann. d. Sc. nat. 3. S\u00e9r. T. 3. 193. Folgende Perioden der Entwickelung des Eichens scheinen hier zu unterscheiden: 1. Vor der Befruchtung wird das Zellgewebe des Nucleus unter dem Amnion ganz absorbirt und eine H\u00f6hle gebildet, worauf das Amnion liegt. Die H\u00f6hlung des Amnion wird im Gegentheil von der Basis an nach und nach mit Zellgewebe erf\u00fcllt. 2. Diese H\u00f6hlung des Nucleus voll Schleim bildet nun eine Zellenmasse, die mit den W\u00e4nden der H\u00fcllen nicht zusammenh\u00e4ngt, aber von einer Membran, die mit der Membran des Amnion zusammenh\u00e4ngt, eingescldossen zum Albuinen wird. Die Entstehung des Albumens h\u00e4ngt nicht von der Befruchtung ab, denn es findet sich auch in unfruchtbaren Samen. Die Bildung der engeren H\u00f6hlungen im Amnion scheint von der Befruchtung abzuh\u00e4ngen. 3. Indem sich im Amnion die eigen-thiimlichen H\u00f6hlungen bilden und der Embryoblastanon (nach Hartig) nach unten herausw\u00e4chst, steigt das ganze Amnion, die \u00e4usserste Membran ausgenommen, in den ausgeh\u00f6hlten Scheitel des entstehenden Albumen herab, und wird davon eingeschlossen, und die Spitze des Eiweisses wird durch die \u00e4ussere offene Spitze des Amnion m\u00fctzenhaft bedeckt. 4. Jetzt wird das Zellgewebe des Amnion absorbirt, weich; die S\u00e4cke bleiben, welche den Schleim durchziehen und nach oben von einer weichen Membran bedeckt und dadurch verbunden werden. 5. So wie der Embryo gr\u00f6sser, wird das Embryoblastanon nach oben zur\u00fcckgeschlagen zusammengedr\u00fcckt, die schleimige Materie, welche die S\u00e4cke umgiebt, vertrocknet, die Membran, welche sie bedeckt, schwindet, so dass beim reifen Samen an der Spitze der hervortretenden Wurzel unter der gebliebenen Membran des Amnion das Em-","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n101\nbryoblastanum mit den S\u00e4cken als eine amorphe Masse gefunden wird. \u2014 Der Verf. redet nun von den Antheren der Cycadeen und sagt, dass sie wie andere Antheren, cellulae fibrosae enthalten. Endlich charakterisirt er die Gattungen Cycas, Macrozamia, Encephalartos, Zamia nach der Gestalt des Embryo. \u2014 In einem Nachtrag T. 4. p. 79 wird die Entstehung des Albumens vor der Befruchtung best\u00e4tigt.\nOn the plurality and development of the Embryo in the seeds of Coniferae. By Rob. Brown. Ann. of Natur. History T. 13. p. 369. Diese Abhandlung wurde schon vor der British Association in Edinburgh 1834 vorgelesen, dann aber erst in den Annal, d. Scienc. natur. October 1843 franz\u00f6sisch abgedruckt, worauf die obige folgt. Nachdem der Verf. an seine fr\u00fcheren Aeusserungen \u00fcber die Pluralit\u00e4t der Embryonen in den Cycadeen erinnert, und die Aehnlichkeit der Cycadeen mit den Coniferen gezeigt, berichtet er nun \u00fcber seine Beobachtungen an den Samen von Pinus sylvestris. Die erste und bedeutendste Ver\u00e4nderung, sagt er, ist die Erzeugung oder Absonderung eines bestimmten K\u00f6rpers in dem Nucleus des Ovulum, der vor der Befruchtung eine dichte gleichf\u00f6rmige Substanz ist. In diesem Zustande hat der eingeschlossene K\u00f6rper oder das Amnion eine etwas concave Gestalt und ist mit zerrissenem Zellgewebe bedeckt, das entweder von der Sonderung an der Spitze des urspr\u00fcnglichen Nucleus herr\u00fchrt, oder von einem Anhang, der es mit der Spitze verbindet. Unter der concaven Spitze ist das Amnion bis auf ein Viertel der L\u00e4nge hell, weiter unten aber dunkel; es besteht aus Zellgewebe. Ehe die Embryonen oder die Funiculi erscheinen, sind die Areolae, wo sie entstehen werden, sichtbar. Diese Areolae, drei oder f\u00fcnf an der Zahl, wie sie an dem Lerchenbaum 1827 im Mai beobachtet wurden, liegen in einer kreisf\u00f6rmigen oder elliptischen Reihe nahe an der Spitze, womit sie durch einige schwer sichtbare Punkte communiciren. An Pinus sylvestris waren sie im Juni oder Juli schon weiter, vier bis sechs an der Zahl, bestanden aus konischen Membranen von einer braunen Farbe, die Spitzen gegen die Oberfl\u00e4chen gekehrt, indem die Basis in die heller gef\u00e4rbte zellige (pulpy) Masse des Amnion \u00fcberging. Zu jeder von diesen konischen Mem-","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nbrauen oder bis in ihre N\u00e4he erstreckt sich ein langer Funiculus einfach oder mit wenigen Aesten, in der Regel aus vier Reihen von langen durchsichtigen Zellen bestehend. Das obere Ende von jedem Funiculus war bedeutend dicker, von einer platten, sph\u00e4rischen Form und in jeder Zelle war einer von den K\u00f6rnern (areolae), wie sie in den Monokotylen h\u00e4ufig Vorkommen. In Pinus Pinaster ist der Funiculus ohne alle Querw\u00e4nde, doch erscheinen sie zuletzt an den Enden. Dass nun jeder von den dunkeln K\u00f6rpern, womit die Funiculi endigen, Embryonen in ihren Anf\u00e4ngen sind, sieht man, wenn man sie bis zur Entwickelung verfolgt. Der Verf. schliesst daraus, dass die Vielheit der Embryonen in der Ordnung der Coniferen v\u00f6llig constant sei. \u2014 In einem Postscript von 1844 zeigt nun R. Brown, dass er die Pluralit\u00e4t der Embryonen in den Cycadeen bereits in seinen Prodrom. Flor. N. Hollan-diae angegeben habe. Doch die Hauptsache habe Petit Thouars entdeckt. Er kommt nun auf Schleiden\u2019s Theorie und sagt: Schleiden hat die Existenz meiner Areolae oder Corpuscula erkannt, die er grosse Zellen in dem Embryosaek oder Albumen nennt; er behauptet, dass es ihm gelungen sei, die ganzen Pollenschl\u00e4uche (pollen tubus) von den Papillen im Nucleus (nucleus papillae) bis zu dem Grunde dieser Corpuscula frei zu pr\u00e4pariren. Aber, wenn meine Beobachtungen richtig sind, setzt Br. hinzu, und sie scheinen von Mirbel best\u00e4tigt zu werden, so werden die Corpuscula in Pinus bis zum folgenden Fr\u00fchling oder Sommer nicht entwickelt, und wenn also Dr. Schleiden\u2019s Behauptung richtig ist, so muss der Pollen wenigstens 12 Monat inactiv bleiben. Unm\u00f6glich sei dies nicht, meint Br., aber wenn es auch sei, so f\u00fchre es doch noch nicht zu der Annahme von Schleiden\u2019s Theorie. Was aber die Cycadeen betrifft, setzt *Br. hinzu, so bliebe es auf alle F\u00e4lle ausgemacht, dass die Vergr\u00f6sserung der Frucht, die Verdichtung des Albumen und die v\u00f6llige Bildung der Corpuscula in ihrer Spitze ganz unabh\u00e4ngig vom m\u00e4nnlichen Einfluss sei; denn er habe dieses in F\u00e4llen in England gesehen, als die m\u00e4nnlichen Pflanzen der untersuchten weiblichen Cycadeen in England noch nicht existirten.\nUeber die Apocyn\u00e9es, von Alphonse de Candolle","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n103\nAnn. d. Scie ne. natur. 3 S\u00e9r. T. I. 235 f\u00fchre ich hier an, wegen der Untersuchungen der Stipulae dieser Pflanze.\nM\u00e9moire sur la famille des Primulac\u00e9es par M. J. E. Duby. Gen\u00e8ve 184 4. Keimen der Samen von Cyclamen, wo eigentlich sogleich der grosse Knollen sich bildet, und die Kotyledonen sich nicht entwickeln.\nRecherches sur le d\u00e9veloppement et la structure des Plantagin\u00e9es et des Plumbagin\u00e9es par M. F. M. Barn\u00e9oud. Compt. rend. 1844. II. 262. I. Plantagin\u00e9es. Wenn man die Bl\u00fcte in ihrem ersten Zustande betrachtet, so sieht man, dass die Entwickelung von Aussen nach Innen geschieht, gegen Schleiden\u2019s Theorie. Die Blume besteht zuerst aus vier Z\u00e4pfchen (mamelons), die ganz die Struktur und Form der Antheren haben, auch jedes ein B\u00fcndel Spiralgefasse besitzt und sich in eine R\u00f6hre vereinigen. Die Blume ist also eine R\u00f6hre, welche die Staubf\u00e4den tr\u00e4gt, wie an den Gomphreneen und Achyrantheen. Die R\u00e4nder der Klappen des Ovariums sind zuerst ganz von einander entfernt, und n\u00e4hern sich immer mehr, kommen aber nie ganz zusammen, und es giebt also keinen axilen K\u00f6rper im Ovarium f\u00fcr diese Ordnung.\nII. Plumbagin\u00e9es. Die Symmetrie scheint hier anomal, weil eine Reihe von Staubf\u00e4den vorhanden, den Blumenbl\u00e4ttern gegen\u00fcber. Aber der Verf. hat an Plumbago micrantha die Anf\u00e4nge von Staubf\u00e4den entdeckt, die aber bald verschwinden, so dass nun die Reihe der grossen Staubf\u00e4den au der Regel ist.\nObservation sur le genre Aponogeton et sur ses affinit\u00e9s naturelles par J. E. Planchon. Ann. d. Scienc. natur. 3 S\u00e9r. T. I. 107. S. auch Compt. rend. 1844. II. 227. Mit Recht entfernt der Verf. diese Gattung von den Saurureen und bringt sie den Alismaceen nahe. Das Keimen wird hier besonders genau beschrieben. Ein Koty-ledon, woran zwei Wurzelanlagen und eine Plumula aus einer Spalte, deren Bl\u00e4tter sich aber nicht scheidenartig einschlies-sen. Doch es ist n\u00f6thig, die Figuren selbst zu vergleichen.\nS\u00fcll\u2019 anatomia dell\u2019Aldrovanda vesiculosa dal Prof. Pariatore. Giorn. enciclop. I. 237. Compt. rend. 18 44. I. 99 8. Eine genaue Beschreibung dieser","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nH F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nPflanze, die durch ihre Bl\u00e4schen (ampullae), eigentlich Blattplatten, wie Utricnlaria, bekannt ist. Folgendes ist merkwiir-dig: \u201eDer Theil, welcher an den Bl\u00e4schen sitzt, ist aus l\u00e4nglichen und unregelm\u00e4ssigen Zellen gebildet und zeigt ganz sonderbare K\u00f6rper, wie ich sie nie bemerkt habe, und wie sie, meine ich, noch von keinem Botaniker bemerkt wurden. Diese K\u00f6rperchen, sehr zahlreich und nahe bei einander, zeigen sich als kleine offene Scheeren, weil man mit Leichtigkeit daran vier Arme erkennt, die in der Mitte durch eine Art von Knoten vereinigt sind. Ich finde dieselben scheerenartigen Platten.\nUeber die Stam m ob erfl\u00e4che und den Markzelle n in halt von Nu far luteum Sra. von J. Munter. Bo tan. Zeit. 184 5. 5 05. Der Verf. hat die merkw\u00fcrdige Beobachtung gemacht, dass die Gruben am Stamm (connus) unterhalb der Blattstielnarben, von freiwillig sich abl\u00f6senden Wurzeln entstehen; ein Fall, der bis dahin im Pflanzenreiche noch nicht beobachtet ist. ln den Markzellen fand er die Formen von Amylum wieder, die er fr\u00fcher an Amylum von Alstroemeria beobachtet hatte.\nRecherches sur la structure et le develope-ment de Nu far lutea par M. Au g. Trecul. Ann. d. Soc. n at. 3 S\u00e9r. T. 4. 286. Eine Anatomie, die manches Treffende angiebt. Der Verf. hat noch zu wenig Uebersicht in Untersuchungen dieser Art, und es w\u00fcrde viel zu weitl\u00e4uf-tig werden, diese Abhandlung zu beurtheilen.\nSur la Clandestine d\u2019Europe par Duchartre. Compt. rend. 184 4. I. 93 enth\u00e4lt die Nachricht, dass die Clandestina europ. auf den Bl\u00e4ttern und den jungen St\u00e4mmen Spalt\u00f6ffnungen hat. Ein Rapport \u00fcber die ausf\u00fchrliche Abhandlung findet sich Compt. rend. 1845. I. 126 8. Der Clandestine fehlt der sogenannte \u00e9tui m\u00e9dullaire, es sind auch keine Markstralen vorhanden.\nNote sur l\u2019Orobanche Eryngii Vauch. par M. P. Duchartre. Ann. des scienc. nat. 3 S\u00e9r. T. 4. 74. Die Orobanche Er. habe Spalt\u00f6ffnungen. Ueber die Abwesenheit der Markstralen.\nIn dem zweiten Hefte meiner Vorlesungen \u00fcber die Kr\u00e4uterkunde ist \u00fcber den Bau des Stammes sehr viel gesagt, was, soviel ich weiss, anderw\u00e4rts nicht gesagt ist. Ich wollte","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n105\nin diesem Bericht, bei Gelegenheit des Stammes nicht davon reden, weil mir schon fr\u00fcher vorgeworfen wurde, dass ich mich selbst zu oft angef\u00fchrt. Doch w\u00fcnschte ich sehr, dass manche Gegenst\u00e4nde, z. B. die Einkeilungen im Holz und in der Rinde, und ihr Unterschied von den Markstralen nicht \u00fcbersehen w\u00fcrde.\nFarn. Moose. Lieh en en. Algen. Pilze.\nNeue Arten der Gattung Iso\u00ebtes aus Algerien beschreibt Bory St. Vincent. Compt. rend. 18 44. 1. 1167. Sie sind ausser Isoetes Delilii, Is. longissima aus S\u00fcmpfen, und terrestres, n\u00e4mlich I. Duriei, Hystrix. Bory f\u00fchrt dabei an, CI. Richard habe gesagt, die Isoeteae m\u00fcsste eine eigene nat\u00fcrliche Ordnung ausmachen, und eben dieses mag man auch von Salvinia und Pilularia sagen. Schon Roeper, Zur Flora Mecklenburgs. Erst. Theil. 1843, worin viel Treffendes besonders Spezielles \u00fcber die Farn enthalten ist, hat mir vorgeworfen, dass ich die Lykopodiaceen zu den Farn gerechnet, und ein Aehnliches kann man von den Equisetaceen sagen. Doch m\u00f6chte ich die ganze Klasse vereinigt lassen, weil die Ordnungen derselben gleichsam die Repr\u00e4sentanten einer Flora der Vorwelt zu einer gewissen Zeit sind. Auch tragen sie den Charakter jener Gew\u00e4chse; \u00fcberall sieht man das Unentwickelte, noch nicht Gesonderte; der Stamm der Lykopodien ist seinem innern Bau nach Wurzel ; der Wedel ist ein Schaft und ein Blatt zugleich; die m\u00e4nnlichen und weiblichen Geschleclitstheile sind noch in den Salviniaceen zusammengezogen u. s. w.\nBewegliche Spiralf\u00e4den an Farn von C. N\u00e4geli. Zeit sehr. f. wissen sch. Botanik 1 H. 169. Auf der untern Fl\u00e4che des Keimblattes, am Rande, selten auch auf einer Oberfl\u00e4che stehen dr\u00fcsenartige Organe. H\u00e4ufig scheint es, als ob sie blos von einer einzigen Zelle gebildet w\u00e4ren, meistens erkennt man, dass es ein Sack ist, welcher aus einer einfachen Zellschicht besteht. Dieser Sack ist mit scheinbar k\u00f6rnigem und undurchsichtigem Inhalte erf\u00fcllt. Er platzt an der Spitze und l\u00e4sst eine Anzahl kleiner runder Zellehen heraustreten. Diese Zellchen bewegen sich lebhaft im Wasser. In jedem liegt ein spiraliger Faden, welcher, indem die Mem-","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nbrau des Zellchens reisst, frei wird und dann die gleiche Bewegung zeigt, wie die Samenf\u00e4den der Moose, Lebermoose und Charen. Eine interessante Zugabe zu den Beobachtungen \u00fcber diese Entophyten.\nLamellen der M o o s b 1 \u00e4 11 e r von K. M\u00fcller. L i n -naea T. 18. p. 99. Die erhabenen Streifen, welche man auf der obern Fl\u00e4che mancher Moosbl\u00e4tter an der Seite und in Verbindung mit dem Nerven findet, sind zuerst von Treviranus genau untersucht worden und hier wiederum genau abgehaudelt. Sie bestehen aus einer Reihe von ausgezeichneten Zellen. Von einem Zweck ist wohl nicht zu reden; sie geh\u00f6ren zum Bildungsprincip.\nDe evolutione sporidiorum in capsulis Musco-rum. Dissert, inaug. scr. Bo. Jung. Scato Georg Lantzius Bening. Gott. 1844. Ein vortrefflicher Beitrag zur Untersuchung der Moose. Die Gruppirung der Sporidien in eine vierfache Stellung, in eine Tetraktys, ist seit Mold oft beobachtet worden, doch Niemand hat diese Bildung vom ersten Urspr\u00fcnge an so genau beobachtet als der Verf. Aus seinen Beobachtungen folgt, dass die Sporidien in den Kapseln der Moose, durch eine \u00f6fter wiederholte Bildung von Zellen in Zellen geschehe, die z. B. in Polytrichum viermal, in Hypnum dreimal, in manchen andern Moosen aber nur zweimal geschieht. Ob die Trennung der Zellen von innern W\u00e4nden oder von den k\u00f6rnigen Stoffen ausgehe, k\u00f6nnte noch wohl gefragt werden: vermutldich tragen beide dazu bei: es bildet sich eine Wand um die Trennung des Kerns. \u2014 Bildung von Zellen in Zellen kommt im einfachen Laufe der Vegetation nirgends vor, wohl aber, wo die Vegetation in Generation zur\u00fcckkehrt.\nWachsthumsgeschichte der Laub- und Lebermoose von C. Nageli. Zeitschr. f. Wissenseh. Bot. 2 H. 138. Die Wachsthumsgeschichte von Echinometrium und mehrerer Lebermoose erlaubt keinen Auszug.\nG. Mettenius Beitr\u00e4ge zur Entwickelungsgeschichte der beweglichen Spiral fasern von Char a hispida. Bot. Zeit. 184 5. 17. Die beiden F\u00fchlf\u00e4den, die Thuret constant beobachtet hat, sah ich nicht, sagt der Verl. \u2014 Ich sah sie gar wohl, und das \u00e4ndert die Sache ganz und gai.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n107\nIdentit\u00e4t der Faser- und Sch 1 eimhauteouferve von Dr. Schaffner. Flora 184 4. 5 6 8. Wahrscheinlich gemacht, aber nicht erwiesen. Diese kleinen Wesen sehen sich gar sehr \u00e4hnlich. Es sind keine Conferven sondern Pilze.\nCaulerpa prolif\u00e9ra Ag. von C. N\u00e4geli. Zeitschr. f. wiss. Botanik 1 H. 131. Entwickelungsgeschichte von Delesseria Hypoglossum von Dems. Das. 2 11.121.\nF\u00fcr die Algen trifft die deskriptive Botanik mit der physiologischen so nahe zusammen, dass man beide nahe zusammenstellen muss. Es findet sich in Annals of Natural History : T. 13. 375 on british Desmideae von Ralfs ; T. 14. 240 on the fructification of Gloiosiphonia capillaris von Dav. Landsbo-rough; ibd. 256. 361 on british Desmideae, Fortsetzung.\nWichtig f\u00fcr die Beschreibung der Algen ist ferner: Sur la structure des Ctenodus, Delisea et Lenormandia par Montagne. Annal, d. Sc. nat. 3 S. T. I. 151; Note sur quelques Algues a frondes r\u00e9ticul\u00e9es par M. J. Decaisne ibd. T. 2.233; Note sur la mode de reproduction du Nostoc verrucosum par M. Gust. Thuret ibd. 319; Observations sur les Tetra-spores par M. M. Crouan ibd. 365.\nUeber die Farbe des rothen Meers von Montagne. Ann. d\u2019Hist. nat. T. 2. 332. Nachrichten dar\u00fcber und Best\u00e4tigung von Ehrenberg\u2019s fr\u00fchem Beobachtungen. Es ist eine Alge, die Ehrenberg Trichodesmium erythraeum nennt.\nDel genere Ceramium e di alcune sue specie dal Pr. Meneghini. Giorn. encicl. I. 178. Eine Kritik von K\u00fctzing\u2019s Abhandl. in Linnaea. T. 15. Prof. Meneghini besch\u00e4ftigt sich vorz\u00fcglich mit den Algen.\nZur Entwickelungsgeschichte der Charen vou K. M\u00fcller. Botan. Zeit. 1845. 393 folg. Es ist schon oben viel \u00fcber die Bildung der Zellen gesagt worden. Hier findet man besonders eine Entwickelungsgeschichte der Zellen in Chara aus Cytoblasten.\nUeber Ha ematoco ecus pluvialis von J. v. Flo-tow in d. Verhandlung der K. L. C. Acadern. d. Naturforsch. B. 12. Abth. 2. 413. Eine wichtige Abhandlung. Der Verf. beschreibt mit der gr\u00f6ssten Sorgfalt und Genauigkeit die Verwandlungen einer kleinen Alge oder eines kleinen Infusionsthierchens, Ilaematococcus pluvialis in die verschie-","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\tH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\ndensten Formen. Es fand sich urspr\u00fcnglich in dem Regenwasser einer Granitplatte (bei Hirschberg) eine rothe Materie, die aus \u00e4usserst zarten, kugligen, gl\u00e4nzenden, mit einer im feuchten Zustande karminrothen, krumigen Masse erf\u00fcllten Bl\u00e4schen bestand; ah das Papier angetrocknet, war ihre Farbe zinnoberroth. Diese K\u00f6rner erlitten nicht allein nach einiger Zeit eine Farbenver\u00e4nderung, besonders ins Gr\u00fcne, sondern es entstanden Ende September und Anfang Oktober Bewegungen der K\u00f6rner und zwar 1. Fortbewegung in einer Curve (L\u00e4ngsbewegung); 2. Heben und Senken in Schlangenlinien; 3. rotirende Bewegung. Nun wurde aus dem erw\u00e4hnten T\u00fcmpel gesch\u00f6pftes Wasser von Zeit zu Zeit untersucht, und die ver\u00e4nderten Formen mit einer ausserordentlichen Genauigkeit betrachtet und beschrieben. So kamen am 30. November Fadenbildungen vor, am 13. December untersucht er von dem am 9. Oktober gesch\u00f6pften und seitdem im geheizten Zimmer gehaltenen Regenwasser, und sah ein Infusionsthierehen, Astasia pluvialis, der A. nivalis Shuttlew nahe verwandt. Ich kann den Gedanken nicht abweisen, sagt er, dass diese Astasia aus Haematocoecus entsprungen, nur eine h\u00f6here Entwickelungsstufe desselben sei. Ihre Uebereinstimmung in Farbe und Inhalt mit den Haematococcus-K\u00fcgelchen selbst, die Menge Mittelformen von bewegten, ganz runden, von erst ein wenig, dann immer mehr ovalen oder eirunden und l\u00e4nglichen, warzenlosen oder bewarzten Gestalten lassen kaum zu, zwischen den phytonomisch oder infusorisch belebten Individuen eine absolute Grenze zu ziehen. In keinerlei xAufgiissen wird man diese Astasia pluvialis entstehen sehen, welchen nicht Haematocoecus pluvialis beigemischt war, der zu ihrer Erzeugung eine nothwendige Bedingung ist. Zwischen beiden findet auch eine stete Wechselwirkung Statt; die Astasia vermehrt sich durch Theilung, ihre Brut aber wird theilweise wieder Haematocoecus. Ich muss dies wenigstens annehmen. Der Verf. sah n\u00e4mlich in aufgestellten Schalen den Haemato-eoccus sich mehren und an die R\u00e4nder sich anlegen, auch infusoriell belebte Individuen dazwischen, aber nie den dann ruhenden Haematocoecus sich theilen. Er liess Haematocoecus entfernen, und er fand dann, dass jeder Wechsel von W\u00e4rme und Feuchtigkeit, vorausgesetzt, dass das Element rein ist,","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\n109\nlind die K\u00fcgelchen ihre Reife erlangt haben, in dem H. plu-vialis eine Formver\u00e4nderung hervorbringen. AufBeobachtungen folgen Versuche mit eben derselben grossen Genauigkeit erz\u00e4hlt. Sie sind mit Aufg\u00fcssen von Haematococcus angestellt, und enthalten eine Menge sehr merkw\u00fcrdiger Beobachtungen von den mancherlei Formen, welche dieses Wesen hervorbringt, aber wir m\u00fcssen den Leser selbst auf die Abhandlung verweisen. Der Verf. schwankt, ob er den Haematococcus zu dem Thierreiche oder dem Pflanzenreiche bringen soll, bleibt aber bei der letztem Meinung stehen.\nDenselben Gegenstand behandelt eine kleinere Schrift: lieber die Verwandlung der Infusorien in niedere Algenformen von Dr. Fr. Traug. K\u00fctzing. Nordhausen 1844. 4. Nach dem Geschichtlichen, wobei auch Flotow\u2019s Abhandlung angef\u00fchrt wird, erz\u00e4hlt der Verf. einige Beobachtungen, woraus hervorgeht, dass Chlamidomonas Pul-visculus gar vielfacher Ver\u00e4nderungen f\u00e4hig sei, dass sich aus ihm eine entschiedene Algenspecies, Stygeoclonium stellare entwickele, dass aber auch noch andere Bildungen aus ihr hervorgehen, welche ebenfalls einen entschiedenen Algencharakter an sich tragen, obgleich sie zum Theil der \u00e4ussern Form nach auch f\u00fcr ruhende Infusorienformen in Anspruch genommen werden k\u00f6nnen.\nIm Schlussworte sagt der Verf.: \u201eDie Naturgeschichte der Organismen ist bisher nach zweierlei Methoden behandelt, je nachdem man das Objekt als ein Fertiges oder als ein Werdendes betrachtet. \u2014 Als Erfinder der definirenden Methode in der Naturgeschichte kann Linn\u00e9, als Erfinder der exponirenden Methode Goethe angesehen werden.\u201d Warum spricht der Verf., ein trefflicher Kopf, solche Reden nach? Kann man wohl einen K\u00f6rper als einen werdenden betrachten, wenn man nicht weiss, was er zu werden bestimmt ist? Muss man nicht immer mit der bestimmenden (definirenden) Methode anfangen, und dann erst zur exponirenden \u00fcbergehen? Haben es nicht alle Naturforscher so gemacht? Hat man nicht zuerst die Frosch- und Salamander-Arten bestimmt, und musste man es nicht, um die Metamorphosen, die sie in der Jugend erleiden, nicht zu verwechseln? Ferner sagt der Verf.; \u201eEin Theil unserer Gelehrten behauptet, es sei noth-","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nH. F. Link: Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten\nwendig, dass man zwischen den Pflanzen und Thieren scharfe Grenzen annehme, weil ohne diese Annahme die Wissenschaft in phantastischen Mysticismus ausarte.\u201d Nun, so scharf wird man sich doch nicht ausgedr\u00fcckt haben. Aber wenn ich Thiere und Pflanzen unterscheide, so muss ich doch wissen wodurch. Ehrenberg nimmt den urspr\u00fcnglich von Blumenbach gegebenen Charakter der Thiere, den Beh\u00e4lter (Magen) an, woraus das Ganze ern\u00e4hrt wird. Es ist hier nicht der Ort dar\u00fcber zu reden, ob dies richtig sei, oder nicht. Hat Ilaematococcus einen Magen, w\u00fcrde Ehrenb. fragen? Nicht, nun so ist er auch kein Infusionsthier, sondern ein Theil, der Same einer Alge, der vielleicht durch mehre Metamorphosen gehen muss, ehe er sich ganz entwickelt. So ist auch die Spore von Ectosperma (Vaucheria) mit ihren Flimmern darum noch kein Thier, wohl aber, wie Unger recht sagt, im Uebergange zum Thierzustande, sofern wir n\u00e4mlich auf die eigenth\u00fcmliche Bewegung sehen. Uebrigens sind Beobachtungen und Versuche, wie sie hier von Kiitzing und Flotow erz\u00e4hlt worden, von grosser Wichtigkeit, nur w\u00fcnschte ich den letztem einen etwas einfachem Gang.\nUeber die Spiralfaserzellen bei den Pilzen. Bo-tan. Zeit. 44. 369. Nachdem der Verf. Pr. v. Schlechtendal berichtet, was bereits Roman. Hedwig, sp\u00e4ter Corda dar\u00fcber gesagt, f\u00fchrt er seine eigenen Beobachtungen an einigen trocknen Trichien an. Die Zellen sind entweder nicht sehr lang und dann an beiden Enden zugespitzt, enthalten wenige Spiralen, wodurch die Zellenwand wie ausgespannt wird, oder die Zellen sind sehr lang, gabelig ver\u00e4stelt und vielfach durch einander gewirrt. Ferner haben die Sporen immer einen grossem Durchmesser als die Spiralfaserzellen, die \u00fcberhaupt zur Beobachtung starker Vergr\u00f6sserungen bed\u00fcrfen.\nUeber Lanosa nivalis Frs. von Prof. Unger in Gr \u00e4tz. Bot. Zeit. 184 4. 3 6 9. Dieser sonderbare weisse Fadenpilz, von welchem der Verf. zuerst die r\u00f6thlichen (sich abschn\u00fcrenden?) Sporidien beschreibt, dessen nur Fries und Corda erw\u00e4hnen, fand sich in grosser Menge unter dem weg-thauenden Schnee am Ende Februar und Anfang M\u00e4rz um Gr\u00e4tz. Der Verf. schreibt die pl\u00f6tzliche Vegetation dieses Pilzes dem Umstande zu, dass ungeachtetet des starken","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00fcr physiologische Botanik.\t11t\nSchneefalls im Januar und Februar dennoch der Boden un-gefroren blieb.\nEine Kranke, die besonders an schwerem Schlingen litt, brach Pilzsporidien aus, die zuweilen schnurweise an einander gereiht waren. H. Gruby versicherte sich, dass alle ihre Nah rungsmittel frisch und gut waren. Compt. rend. 1844. I. 586.\nBeobachtung von Cysten mit Fadenpilzen aus dem innern Geh\u00f6rgange eines M\u00e4dchens von Prof. Mayer. M\u00fcller\u2019s Arch. 1844. S. 404. Nach Beschreibung und Abbildung ist der Pilz entschieden Mucor Mucedo.\nIn dem Bericht der Schwedischen Akademie der Wissenschaften von 1844 ist ein Beispiel von T\u00f6dtung der Fische durch Achlya prolif\u00e9ra. Mein Freund Lichtenstein hat mir einen kleinen Fisch Cyprinus Alburnus mitgetheilt, dessen Maul durch die herausgewachsene Achlya prolif\u00e9ra ganz verstopft war. Fast alle Fische in dem Teiche waren dadurch zu Grunde gegangen. Ich sah bei der Untersuchung, dass der angegebene Unterschied von Achlya und Saprolegnia un -richtig ist, dass n\u00e4mlich manche F\u00e4den Querw\u00e4nde hatten, manche nicht.\nIdentit\u00e4t der Schleimhaut- und Faserconferve von Dr. Schaffner. Flora 1844. 567, ferner Flora 1845. 501. Als Nachtrag zu seiner Bemerkung \u00fcber die Schleimhaut-Conferven f\u00fchrt der Dr. Schaffner an, dass dieses Gew\u00e4chs Byssocladium fenestrale ist. Auch fand er dieses Bys-socladium in dem Auswurf eines an Lungentuberkeln Leidenden. Auch die staub\u00e4hnlichen Borken von Porrigo leprosa und die Krusten des skroful\u00f6sen Grindes sind eiiie Ab\u00e4nderung von Byssocladium fenestrale. Flora 184 5. 501.\nEs ist kein Zweifel, dass viele dieser Pilze noch unentwickelt sind. Wie viele Rhizomorphen bildet nicht der Thal lus vom Merulius (Xylophagus) Vastator, dem Hausschwamm. Und noch auffallender sind die F\u00e4den, welche sich in Zuckerwasser, in eingemachten Sachen, ja sogar in den Aufl\u00f6sungen weinsteinsaurer Salze entwickeln. Man muss sie lange Zeit fortwuchern lassen, ehe man gewahr wird, dass diese F\u00e4den immer zu P\u00e9nicillium glaucum geh\u00f6ren. Ich kann nicht genug empfehlen diese Pilze, wo man sie findet, sich selbst lange zu \u00fcberlassen, damit man ihre wahre Fructification sehe. Bis","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112 H. F. Link: Jahresber. \u00fcber die Arbeiten f\u00fcr physiol. Botanik.\njetzt ist noch viel Verwirrung in dieser Lehre. \u2014 Ueber den G\u00e4hrungspilz ist nichts entscheidendes Botanisches erschienen.\nMonstrosit\u00e4ten.\nHeber einige Blattmissbildungen von dem Herausgeber, von Schlechtendal. Bot. Zeit. 184 4. 44 i. 457. 1st eine Uebersicht beobachteter Blattmissbildungen und folglich keines Auszugs f\u00e4hig.\nAuch die von Kirschleger beschriebenen Monstrosit\u00e4ten m\u00fcssten ganz abgeschrieben werden. S. Flora 184 4. 129. 566. 728; 1845. 402. 613. Ich erw\u00e4hne noch der Antho-lysen von Valentin N. Act. Acad. Leop. 18. 1. 223, der beiden F\u00e4lle von Duchartre Annal, d. Seien c. natur, 3 S\u00e9r. T. 1. 292 und von Cap p ari Giorn. encicl. T. 2. 261.\nSu di una rarissima e sp\u00e9ciale ramificatione della Yucca aloifoliaL. relaz. di Antonio Prestan-drea da Messina. Messina 1845. 8. Sogar selten sind doch solche Ver\u00e4stelungen besonders in warmen Klimaten nicht. Oft habe ich Ver\u00e4stelungen des scapus von Agave americana unter dem Bl\u00fctenstande bei Messina selbst gesehen.\nSehr sonderbar ist eine Monstrosit\u00e4t von Primula sinensis, wo auf dem Stylus sich ein becherf\u00f6rmiger K\u00f6rper befand und darauf die nackte Placenta. Babing ton Ann. of Nat. Hist. 13. 464. Viele Monstrosit\u00e4ten von Gentiana cam-pestris beschreibt Dr. Dickie das. 15. 87.\nMonstrosit\u00e4ten von Digitalis purpurea, Generationen hindurch beobachtet von Vrolik. Flora 1844. I.\nSehr interessant ist noch, was Pr. v. Schlechtendal \u00fcber die Monstrosit\u00e4t der Kapsel von Papaver somniferum sagt. Bot. Zeit. 1845. 6.\nEin Nachtrag \u00fcber Ern\u00e4hrung der Pflanzen u. s. w. wird nachfolgen.\nGedruckt bei den Gebr. Unger in Berlin.","page":112}],"identifier":"lit29423","issued":"1846","language":"de","pages":"1-112","startpages":"1","title":"Jahresbericht \u00fcber die Arbeiten f\u00fcr physiologische Botanik in den Jahren 1844 und 1845","type":"Book"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:20:05.797285+00:00"}