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{"created":"2022-01-31T13:39:34.001922+00:00","id":"lit29516","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 116-117","fulltext":[{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nI\u00c0tteraturbericht.\nRam\u00f4n y Cajal. Neue Darstellung vom histologischen Bau des Centralnervensystems. His-Braunes Arch. 1893. H. 5 u. 6. S. 319\u2014428.\nCajal hat drei Vortr\u00e4ge, welche er vor katalonischen \u00c4rzten hielt, nmgearbeitet und erweitert. Auf Veranlassung von His hat H. Held den spanischen Text \u00fcbersetzt. Es ist uns so zum ersten Male Gelegenheit gegeben, eine zusammenfassende Arbeit Cajals kennen zu lernen. Der erste Abschnitt stellt den histologischen Aufbau des R\u00fcckenmarks dar. Bemerkenswert ist, dafs C. f\u00fcr die Leitung der sensiblen Eindr\u00fccke zum Sensorium eine Kontaktverbindung der End- und Kollateralver-zweigungen der auf- und absteigenden Dorsal wurzel\u00e4ste mit Hinterhornzellen annimmt, welche Letztere ihre Achsencylinder fast s\u00e4mtlich in den Seitenstrang abgeben. In dem zweiten, dem Kleinhirn gewidmeten Abschnitt nimmt C. an, dafs die Kollateralen der Achsencylinderforts\u00e4tze der PuRKiNJESchen Zellen mit anderen zerstreuten PuRKiNJESchen Zellen in Kontakt treten und so zwischen ihnen eine gewisse einheitliche Aktion hersteilen. Eine sehr instruktive Abbildung stellt die Kontaktverbindung der Parallelfasern der K\u00f6rnerzellen mit den PuRKiNJESchen Zellen dar. Gegen\u00fcber von K\u00f6lliker h\u00e4lt C. daran fest, dafs die eigent\u00fcmlichen Formen der Moosfasern keine Kunstprodukte sind. Er vermutet, dafs sie Fortsetzungen der direkten Kleinhirnseitenstrangbahn sind und zu den K\u00f6rnerzellen in Beziehung treten. Viel Bemerkenswertes, zum Teil auch neue Befunde werden in dem Abschnitt \u00fcber die Grofshirnrinde mitgeteilt. Speziell machen wir auf die Beschreibung jener eigenartigen Zellen der Molekularschicht aufmerksam, deren Protoplasmaforts\u00e4tze s\u00e4mtlich den Achsencylinderforts\u00e4tzen morphologisch gleichwertig sind. Diese \u201eSpezialelemente der Rinde\u201c hat C. etzt namentlich in der Linea Gennari des Occipitallappens in gr\u00f6fserer Anzahl gefunden. Die\\ erbindung der Protoplasma\u00e4stchen der Pyramidenzellen mit Gef\u00e4fsen oder Neurogliazellen (Golgi, Martinotti) bestreitet C. noch immer sehr entschieden. Er bezeichnet die Pyramidenzellen geradezu als die \u201epsychischen Zellen\u201c. Die vierte (unterste) Schicht der Grofshirnrinde bezeichnet C. als die \u201eSchicht der polymorphen Zellen\u201c. Die Projektionsfasern der Rinde stammen sowohl von den grofsen wie von den kleinen Pyramidenzellen, zum Teil vielleicht sogar von den polymorphen Zellen der vierten Schicht. Die Balkenfasern verbinden nach C. nicht zwei symmetrische Punkte der beiden Hemisph\u00e4ren miteinander, sondern verbinden mittelst ihrer Kollateralen noch viele andere Zellelemente der verschiedenen Rindenschichten und -bezirke. Auf Grund seiner anatomischen Befunde versucht C. bereits im einzelnen festzustellen, welche Wege die Innervationsstr\u00f6me in der Hirnrinde zur\u00fccklegen. Die Einzelheiten sind im Originale nachzulesen. Den ersten Reiz zu einer willk\u00fcrlichen Bewegung verlegt er in die \u201eFederb\u00fcsche\u201c der Pyramidenzellen. Auf Grund morphologischer Eigent\u00fcmlichkeiten die Funktion einer Zelle zu bestimmen, h\u00e4lt C. f\u00fcr vorl\u00e4ufig unm\u00f6glich.\nAuch der Rinde der niederen Wirbeltiere ist ein kurzer Abschnitt gewidmet.\nIn den psychophysiologischen Schlufser\u00d6rter ungen des Abschnittes \u00fcber das Grofshirn hebt Verfasser hervor, dafs die Grofshirnrinde bez\u00fcglich","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht\n117\nder Kompliziertheit der Verbindungen und der Variabilit\u00e4t der morphologischen Typen hinter dem Kleinhirn und der Retina znr\u00fccksteht. Die einzig dastehenden Funktionen der ersteren sind daher nicht aus der \u00e4ufseren Form, sondern aus den Struktur- und chemischen Verh\u00e4ltnissen zu erkl\u00e4ren. Die verschiedenen Regionen der Rinde zeigen keine spezifische Struktur, ihre funktionellen Besonderheiten beruhen vielmehr auf der Art ihrer peripherischen Verbindungen. Mit dem Aufsteigen in der Tierreihe werden die psychischen Zellen (d. h. die Pyramidenzellen) gr\u00f6fser und komplizierter.\nBez\u00fcglich des histologischen Baues des Ammonshorns und der Fascia dentata best\u00e4tigt C. im wesentlichen die Angaben von Golgi, Sala und Schaffer. In den Angaben \u00fcber den Bulbus olfactorius und die Retina rekapituliert er namentlich seine eigenen fr\u00fcheren Untersuchungen und formuliert ganz bestimmte S\u00e4tze \u00fcber die Wege, welche die sensorische Erregung zur\u00fccklegt.\nIm allgemeinen nimmt C. an, dafs der Achsencylinder stets celluli-f'ugal, die Protoplasmaforts\u00e4tze cellulipetal leiten. Bei den unipolaren Zellen in den Spinalganglien hat der peripherische Teilast des einheitlichen Fortsatzes die Bedeutung eines Protoplasmafortsatzes. Gegen die Lehre von der nutritiven Funktion oder wenigstens gegen die Lehre von der ausschliefslich nutritiven Funktion der Protoplasmaforts\u00e4tze f\u00fchrt C. namentlich auch an, dafs in den Glomerulis des Bulbus olfactorius und in. der inneren plexiformen Retinaschicht der niederen Vertebraten die Protoplasmaforts\u00e4tze in ihrer gew\u00f6hnlichen Anordnung sich finden, obwohl Gef\u00e4fse und Neurogliazellen vollst\u00e4ndig fehlen. Das Vorkommen von Protoplasmaforts\u00e4tzen in der weifsen Substanz erkl\u00e4rt C. daraus, dafs nach seinen Untersuchungen auch in dieser besondere Kollateralen und End Verzweigungen markloser Nervenfasern sich vorfinden.\nEin sehr vollst\u00e4ndiges Literaturverzeichnis beschliefst die Arbeit. \u2022 \u2022\nDie \u00dcbersetzung enth\u00e4lt einige Ungenauigkeiten und Dunkelheiten.\nZiehen (Jena).\nA. S. Dogiel. Zur Frage \u00fcber das Verhalten der Nervenzellen zu einander. His-Braune's Archiv. 1893. H. 5 u. 6.\nD. ist bei seinen Untersuchungen \u00fcber den Bau der Netzhaut zu Resultaten gelangt, welche denjenigen Ramon y Cajals u. a. v\u00f6llig entgegengesetzt sind. Er behauptet n\u00e4mlich, dafs die letzten Ver\u00e4stelungen der Protoplasmaforts\u00e4tze sich zu einem Netz vereinigen. Mittelst des letzteren tauschen Zellen, die zu einem bestimmten Typus geh\u00f6ren, ihre Fibrillen aus. Die Fibrillen verlaufen n\u00e4mlich aus den Protoplasmaforts\u00e4tzen in den K\u00f6rper der Zelle und verflechten sich untereinander und umflechten den Zellkern ; von hier aus geht eine gewisse Anzahl in den Achsencylinderfortsatz \u00fcber. Zwischen den Fibrillen lagert sich eine besondere interfibrill\u00e4re Substanz ab, welche in den Protoplasmaforts\u00e4tzen in gr\u00f6fserer Menge, als im Achsencylinderfortsatz vorhanden ist. So treten demnach Zellen eines bestimmten Typus zu Zellenkolonien zusammen; die einzelne Zelle kann nicht als vollkommen selbst\u00e4ndige","page":117}],"identifier":"lit29516","issued":"1895","language":"de","pages":"116-117","startpages":"116","title":"Ram\u00f3n y Cajal: Neue Darstellung vom histologischen Bau des Centralnervensystems. His-Braunes Arch. 1893. H. 5 u. 6. S. 319-428","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:39:34.001928+00:00"}