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{"created":"2022-01-31T13:52:42.674686+00:00","id":"lit29520","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wlassak, R.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 122-127","fulltext":[{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nLitteraturbericht.\nund wissen, und infolge dieses unbewufsten Denkens vollzieht sich ein grofser Teil unserer Handlungen gleichfalls ohne Bewufstsein. \u201eDie Worte Aufmerksamkeit, Bewufstsein, Wille gehen nur einen gewissen biologischen Mafsstab f\u00fcr die St\u00e4rke und Ordnung der vorausgesetzten Spannungen.\u201c Das, was wir darunter begreifen, ist von dem Inhalte der Gef\u00fchle etc. nat\u00fcrlich gar nicht trennbar. Auch das Bewufstsein ist nur ein \u201ePh\u00e4nomen\u201c des B\u00fchlens und Denkens. Es ist nicht Erzeuger und Tr\u00e4ger der Ichsynthese, sondern Ausdrucksform derselben. Es ist nur eine Phase des psychischen Lebens und nicht dies Leben selbst.\nDie Vererbung, die Entwickelung, die Ein\u00fcbung vor allem der Bindenzentren erf\u00e4hrt Ber\u00fccksichtigung. Das Ichbewufstsein leitet Verfasser aus den peripheren Eindr\u00fccken ab, die an die Zentren gelangen, und er kommt zu der Ansicht, dais Menschen denkbar w\u00e4ren, die nur mit einem einzigen Zentrum denkf\u00e4hig, noch Ichbewufstsein h\u00e4tten, dafs also eine Synthese der gesamten Denkprozesse hierzu nicht erforderlich sei. In der That g\u00e4be es Menschen genug, bei denen \u2014 etwa sehr begabten Malern \u2014 die Leistungsf\u00e4higkeit eines einzelnen Seelenzentrums so grofs und einseitig ist, dafs daneben die Th\u00e4tigkeit der \u00fcbrigen Bindengebiete zu einer Stufe herabsinkt, die, verglichen mit anderen Individuen, aufserordentlich klein erscheint. \u201eIch Sehmensch\u201c k\u00f6nnte ein solcher von sich sagen.\nDie Ichsynthese bildet aber nicht ein allzeit geschlossenes psychologisches Ganzes, sondern sie besteht aus vielen mosaikartig zusammengef\u00fcgten Teilen. Nicht alle k\u00f6nnen gleichzeitig in den Zustand des Bewufstseins gerufen werden. Arbeiten wir intensiv mit einer Merkprovinz, so tritt die Th\u00e4tigkeit der anderen unter das INiveau des Bewufstseins oder in geringeres Mafs; wir sind in Bezug auf diese zerstreut. Oft tritt gar kein Merksystem in hervorragende Th\u00e4tigkeit; der Bewufstseinszustand an sich ist dann der Grund der Zerstreutheit. Am Beispiel der Zerstreutheit selbst pr\u00fcft nun der Verfasser nochmals die aufgestellten Ansichten durch. Diese Pr\u00fcfung bildet den Hauptteil der kleinen Schrift. Die Pr\u00e4ge der Zerstreutheit ist auch gew\u00e4hlt, weil dieses in psychologischer und psychiatrischer Beziehung interessanten Zustandes in den Lehr- und Handb\u00fcchern meist nur ganz nebenbei Erw\u00e4hnung geschieht, gewissermafsen als einer Negation der Aufmerksamkeit.\nEdinger (Prankfurt a. M.).\n1.\tJ. Gaule. Der Einflufs des Trigeminus auf die Hornhaut. Centrcilbl. f. Physiol. 1891. Heft 15.\n2.\tJ. Gaule. Wie beherrscht der Trigeminus die Ern\u00e4hrung der Hornhaut? Ebenda. Heft 16.\n3.\tJ. Gaule. Zur Frage der trophischen Funktionen des Trigeminus.\nEbenda. 1892. Heft 13.\n4.\tJ. Gaule. Spinalganglien der Haut. Ebenda. 1892. Heft 22.\n5.\tJ. Gaule. Spinalganglien des Kaninchens. Ebenda. 1892. Heft 11.\n6.\tJ. Gaule. Weitere Experimente an den Spinalganglien und hinteren Wurzeln. Ebenda. 1893. Heft 25.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbei\u2019icht.\n123\n7.\tJ. Gaule. Der trophische Einflufs der Sympathicusganglien auf die Muskeln. Ebenda. 1893. Heft 7.\n8.\tJ. Gaule. Die trophischen Eigenschaften der Nerven. Berliner Min.\nWochenschr. 1893. Heft 44.\n9.\tH. E. Hering. \u00dcber das Vorkommen von Muskelzerreifsungen an gefesselten Kaninchen. Centralbl. f. Physiol 1893. Heft 18.\n10. J. Gaule. Die trophischen Ver\u00e4nderungen und die Muskelzerreifsungen.\nEbenda. 1894. Heft 22.\nIm Folgenden soll \u00fcber Untersuchungen von J. Gaule \u00fcber die \u201etrophischen Eigenschaften\u201c der Nerven, sowie \u00fcber einige Einw\u00e4nde, die gegen seine Experimente erhoben wurden, berichtet werden. Gaule begann seine Experimentalreihe mit der alten, viel umstrittenen MAGENDiESchen Trigeminusdurchschneidung. Die Ergebnisse, die er da erhielt, bestimmten den Gang der weiteren Versuche. In einem auf der N\u00fcrnberger Naturforscherversammlung gehaltenen Vortrage legte er seinen allgemeinen Standpunkt dar, und diese Ausf\u00fchrungen m\u00f6gen hier vorangestellt werden. (No. 8.)\nFunktionell gesprochen, meinte er, sei es die Aufgabe des Nervensystems, die Kraftentwickelung und die Umsetzung der einzelnen Organe so einzustellen, dafs sie den Einfl\u00fcssen der \u00e4ufseren Kr\u00e4fte, die den Organismus zu zerst\u00f6ren suchen, das Gleichgewicht halten.\nDiese Einstellung sei nun eine doppelte ; erstens beziehe sie sich auf die raschen Schwankungen der \u00e4ufseren Kr\u00e4fte: die vom Nervensystem abh\u00e4ngigen Bewegungen, die auf Heizung von sensiblen Nervenendigungen entstehen. Die zweite Klasse von Einstellungen gilt den stetigen Einfl\u00fcssen, unter denen der Organismus steht, Luftdruck, Temperatur, Wasserdampfspannung u. dergl. Diese zweite Einstellung haben wir uns kontinuierlich zu denken.\nIn dieser Einstellung erblickt nun G. die \u201etrophische Funktion\u201c des Nervensystems. Nur von einer solchen gestatten ihm seine Experimente zu sprechen, nicht von den \u201etrophischen Nerven\u201c als eigene Klasse im Sinne von einzelnen Pathologen. Trophische Eigenschaften kommen nach G. den verschiedensten Nervenklassen, den sensiblen, den motorischen und auch den sympathischen Fasern zu.\nZu beachten ist, dafs nach G.s Fassung die trophische Eigenschaft nur in der Einstellung der verschiedenen Organsysteme gegen \u00e4ufsere \u201eSt\u00f6rungen\u201c besteht, der eigentliche Vorgang der Ausgleichung sich also in den Organzellen abspielt. Wird diese Einstellung durch einen experimentellen Eingriff ausgeschaltet, so werden die \u00e4ufseren Bedingungen, unter denen der Organteil steht, nicht irrelevant sein. Die beobachteten Erscheinungen werden als das Produkt aus zwei Faktoren, n\u00e4mlich der ausgeschalteten Einstellung und der nun unbehinderten Wirkung der \u00e4ufseren Kr\u00e4fte, weiter zu analysieren sein.\nZu diesen Anschauungen gelangte G. schon zu Anfang seiner Experimentalreihe, als er den vielumstrittenen Einflufs des Trigeminus auf die Hornhaut studierte (No. 1, 2 und 3). Bekanntlich hat sich die Majorit\u00e4t der Experimentatoren, die den Versuch Magendies in neuerer Zeit noch pr\u00fcfte, auf den Standpunkt gestellt, dafs die Ver\u00e4nderungen","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nIdtteraturberich t\nder Cornea auf den Ausfall der Sensibilit\u00e4t zur\u00fcckzuf\u00fchren seien. Es fehlt der Lidschlag, die Cornea vertrocknet und ist mechanischen Insulten ausgesetzt. Man sah die Ver\u00e4nderungen oder, besser gesagt, die Entz\u00fcndungserscheinungen ausbleiben, wenn man die Lider vern\u00e4hte oder sonst auf k\u00fcnstlichem Wege die Hornhaut \u201esch\u00fctzte\u201c. Demgegen\u00fcber hat G. nachzuweisen 'vermocht: 1. dafs unter geeigneten Umst\u00e4nden (die unter Punkt 3 pr\u00e4zisiert werden) makroskopisch wahrnehmbare Ver\u00e4nderungen des Cornealepithels sofort nach der Durchschneidung auftreten, auch wenn die Cornea vor jeder Ber\u00fchrung gesch\u00fctzt wurde; 2. dafs auch dann Ver\u00e4nderungen auftreten, wenn man durch Vern\u00e4hen der Lider die Vertrocknung ausschliefst, dafs sie aber dann, wie die mikroskopische Untersuchung ergiebt, einen anderen Charakter haben, aber trotzdem als eigent\u00fcmliche Prozesse im Epithel und der Substantia propria der Cornea fortbestehen ; 3. dafs die Hauptbedingung f\u00fcr das Auftreten der Ver\u00e4nderungen die ist, dafs nicht nur die Nervenfasern des Trigeminus, sondern die Ganglienzellen des Ganglion Gasseri getroffen werden.\nDie Ver\u00e4nderungen, um die es sich handelt, spielen sich haupts\u00e4chlich im Epithel ab ; fast momentan, wenn das Ganglion getroffen ist, sieht man kleine Dellen an der Hornhaut auftreten, deren Zahl sich rasch vergr\u00f6fsert, und die auch nicht verschwinden wie jene, die zuweilen auf der normalen Cornea auftreten (No. 3). Trifft der Schnitt den kleinen ganglienzellenfreien Abschnitt des Trigeminus, zwischen Br\u00fccke und Ganglion Gasseri, so bleibt die Cornea klar, trotzdem sie gerade so insensibel, gerade so den \u00e4ufseren Sch\u00e4dlichkeiten ausgesetzt ist, wie in dem Fall, dafs die Ganglienzellen mitgetroffen sind.\nDas Ganglion Gasseri entspricht den Spinalganglien der hinteren Wurzeln; sollten die Befunde am Trigeminus verallgemeinert werden, so m\u00fcfsten jetzt diese untersucht werden. G. experimentierte zuerst am Frosch. Das Ganglion des zweiten Nerven, der die Hauptmenge der Fasern des Plexus brachialis liefert, bot ein g\u00fcnstiges Objekt. Durfte man von der Cornea her schliefsen, so waren Ver\u00e4nderungen in der Haut der betreffenden oberen Extremit\u00e4t zu erwarten. Die Ver\u00e4nderungen traten auch auf, wenn das Spinalganglion irgendwie verletzt wurde, und sie waren in mancher Beziehung auch den Prozessen in der Cornea vergleichbar : kleine cirkumskripte Tr\u00fcbungen in der Epidermis, die an dieser Stelle vertrocknete, oder auch Warzenbildungen, endlich Einschmelzungen von Cutis und Epidermis an umschriebenen Stellen.\nDiese Ver\u00e4nderungen lassen in ihrem Auftreten eine gewisse Ge-setzm\u00e4fsigkeit erkennen, indem bestimmt charakterisierte mit Vorliebe auf der Beuge-, andere auf der Streckseite der betroffenen Extremit\u00e4t sich finden. Aber die Gesamterscheinungen sind hier schon viel komplizierter als an der Cornea. Die Operationserfolge entbehren des einheitlichen Charakters, und was noch wichtiger ist, sie bleiben nicht auf das Hautgebiet beschr\u00e4nkt, das von dem Nerven des verletzten Ganglions versorgt wird, sondern erstrecken sich auch auf die \u00fcbrige Haut. Auch da waren es Epithel Ver\u00e4nderungen, aber auch ver\u00e4nderte Pigmentierung, abnorme Sekretion der Hautdr\u00fcsen und Gef\u00e4fsVer\u00e4nderungen, hierbei","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n125\nfand sich f\u00fcr die Hautver\u00e4nderungen, dafs sie allemal da auffcreten, wo sich ein Hautmuskel ansetzt.\nDafs es haupts\u00e4chlich auf die G-anglienzellen ankam, best\u00e4tigte sich auch hier, die Yer\u00e4nderungen waren dann am schwersten, wenn \u201edas Messer unter m\u00f6glichst geringer Verletzung von Nervenfasern eine Anzahl von Ganglienzellen von den \u00fcbrigen abgeschnitten hatte\u201c.\nEs zeigte sich aber hei diesen Experimenten, dafs die Fr\u00f6sche je nach Jahreszeit, Dauer der Gefangenschaft u. dergl. sich etwas verschieden verhielten. G. wandte sich an einen Warmbl\u00fcter, das Kaninchen, \u201edas einen konstanteren Lebenszustand darzubieten schien\u201c.\nDie Spinalganglien des Kaninchens bieten der operativen Technik bedeutende Schwierigkeiten : das Ganglion liegt in einem eigent\u00fcmlichen Sack, der mit dem Yenensinus in Verbindung steht; es zeigte sich nun, dafs es nicht gleichg\u00fcltig f\u00fcr den Erfolg der Ganglienverletzung ist, ob man diesen Sack bei der Operation erh\u00e4lt oder nicht. Das Gleiche gilt von der Verbindung des Ganglions mit dem K\u00fcckenmark beziehungsweise der hinteren Wurzel. Die konstantesten Ver\u00e4nderungen boten die Muskeln dar, mancherlei fand sich auch in der Haut und in den Dr\u00fcsen. Die Ver\u00e4nderungen in den Muskeln bestanden in cirkumskripten Blutungen um erweiterte Blutgef\u00e4fse herum, dann in einer Art Gerinnung der Muskeln, die auch in ihrem Verhalten gegen die Farbstoffe sich ver\u00e4ndert erwiesen. Jeder solche Herd schliefst sich an ein intermuskul\u00e4res Nervenst\u00e4mmchen an. Experimentiert wurde am 3., 4., 5. und 6. Ganglion, die entweder mit dem Messer verletzt oder chemisch und galvanisch gereizt wurden.\nEine deutliche gesetzm\u00e4fsige Beziehung zwischen dem getroffenen Ganglion und den Muskeln, die sich ver\u00e4ndert erwiesen, konnte nicht ermittelt werden. Dafs es auf die Ganglienzellen ankam, best\u00e4tigte sich auch hier wieder, nur spezialisierten sich die Bedingungen: das Experiment fiel nur dann positiv aus, wenn 1. der Sack des Ganglions nicht vor der Verletzung oder Beizung entfernt worden war, 2. die hintere Wurzel intakt vorlag. G. zog daraus den Schlufs, dafs die Ganglienzellen in voller Funktion befindlich sein m\u00fcssen, und dann, dafs das Zentralorgan die Ausbreitung der Ver\u00e4nderungen vermittelt.\nDie genauere Pr\u00e4zision dieser Vermittelung und ihrer Wege ergab sich nun als n\u00e4chstliegende Aufgabe. Hierbei mufste auch an den Sympathicus gedacht werden. Es gelang G., von einem Sympathicus-ganglion aus, dem Cervicale inferius, die Ver\u00e4nderungen, die er fr\u00fcher von dem Spinalganglion aus mehr oder weniger regellos zerstreut \u00fcber den ganzen K\u00f6rper erhalten hatte, nun sicher in ganz bestimmten Muskeln, dem Biceps und dem Psoas, hervorzurufen. Die Ver\u00e4nderungen hatten stets denselben Charakter und safsen an denselben Stellen. Verletzung und Beizung wirken in der gleichen Weise. Die Wirkung ist nicht auf die operierte Seite beschr\u00e4nkt, sie mufs also auch wieder durch das B\u00fcckenmark vermittelt werden. Dies best\u00e4tigte auch das Experiment, indem die Kami communicantes sich als der Weg zur anderen Seite erwiesen.\nG. fafst die Sache nun so auf, dafs in dem Sympathicusganglion","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nL\u00fcteraturbericht.\ndie einzelnen Muskeln sich, bez\u00fcglich ihres trophischen Verhaltens in eigent\u00fcmlicher Weise zusammengeordnet finden, dafs hier, um ein gebr\u00e4uchliches Wort anzuwenden, eine Art von \u201etrophischem Centrum\u201c vorliege.\nG-. ist geneigt, seine Funde an den Spinalganglien jetzt dahin zu interpretieren, dafs hei ihrer Beizung nur Verbindungsf\u00e4den und nicht das eigentliche Zentrum getroffen war. Daher die Unregelm\u00e4fsigkeit der Befunde.\nAls merkw\u00fcrdige Thatsache hebt G-. hervor, dafs an dem Ganglion ein Ver hin dungsast existiert, dessen vorherige Eeizung das Ganglion unf\u00e4hig mache, wenn man es sp\u00e4ter selbst reizt, die typischen Ver\u00e4nderungen hervorzurufen. Es gelang auch schiefslich, die Ver\u00e4nderungen unter dem Auge des Beobachters entstehen zu lassen. Der betreffende Muskel wird freigelegt, normal befunden und das Ganglion gereizt. Den Vorgang beschreibt G. wie folgt: \u201eEinige Augenblicke nach Beginn der Eeizung entdeckt man, dafs eine Stelle an der Oberfl\u00e4che des Muskels ihren seidenen Glanz verloren hat und blind erscheint. An dieser Stelle erscheint wieder einige Augenblicke sp\u00e4ter Fl\u00fcssigkeit, und man beginnt nun zu erkennen, dafs jetzt unter derselben die Oberfl\u00e4che des Muskels einsinkt und rauh wird. Diese Einsenkung breitet sich aus an der Innen- und Aufsenseite quer \u00fcber den Muskel hin\u00fcber, in der Mitte greift sie nach oben bis in den Sehnenspiegel hinein, von dem sie einen kleinen schmalen Zipfel herausl\u00f6st. So entsteht in 3\u20145, h\u00f6chstens 10 Minuten ein Ulcus von charakteristischer Gestalt, dessen Grund sich nun r\u00f6tet und dessen E\u00e4nder sich verdicken.\u201c\nGegen diese letzten Experimente G.s hat nun Heinrich Ewald Hering Einw\u00e4nde erhoben (Ho. 9). Er beobachtete an Kaninchen, denen ohne Narkose der Vagus durchschnitten wurde und die w\u00e4hrend der Operation in der gebr\u00e4uchlichen Weise befestigt waren, Ver\u00e4nderungen am Biceps und am Psoas, die den von G. beschriebenen entsprachen. Er kam so auf den Gedanken, dafs es sich hierbei um einfache Muskel-zerreifsungen handle, die beim Aufspannen des Kaninchens entstehen. Hierbei werde \u201eder Biceps sowohl wie der Psoas \u00fcberm\u00e4fsig passiv gestreckt, und bei pl\u00f6tzlicher und heftiger aktiver Steigerung seiner Spannung reifsen diese Muskeln dann ein\u201c. Einen Beweis f\u00fcr diese Auffassung sieht H. in der Thatsache. dafs die beschriebenen Ver\u00e4nderungen auch ohne jegliche Operation auftreten, wenn man das Tier einfach aufbindet und es dadurch, dafs man ihm irgendwie Schmerz verursacht, zu heftigen Bewegungen zwingt. Die nach zwei Stunden entfesselten Kaninchen zeigten dann am Biceps und Psoas sowohl einfache, wie auch h\u00e4morrhagische Zerreifsungen. H. meint, dafs eine Ausschliefsung dieser mechanischen Zerreifsungen nur durch Narkotisieren der Tiere gelingen kann.\nGegen diese Einw\u00e4nde macht G. in einer Erwiderung (No. 10) an H. folgendes geltend: Die Muskelver\u00e4nderungen treten unter den Augen des Beobachters in der losgebundenen Extremit\u00e4t auf, wobei man sich durch den Augenschein \u00fcberzeugen k\u00f6nne, dafs zur Zeit ihres Auftretens keine Kontraktion stattfinde. Ferner sei es m\u00f6glich, auch vor dem","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\n127\nAuf binden mittelst Chloralhydrat tief narkotisierten Tieren, wo von Muskelkontraktionen keine Rede sein k\u00f6nne, Ver\u00e4nderungen nach Reizung des Ganglions zu erhalten.\nEndlich wendet sich G. gegen die Erkl\u00e4rung, die H. f\u00fcr seine eigenen Ergebnisse gegeben hat. Er f\u00fchrt Versuche an, in denen der mit Gewichten bis zu 5000 g belastete Muskel, der entweder direkt oder vom Nerven elektrisch gereizt und zur Kontraktion gebracht wurde, nicht einrifs. Der Muskel blieb unver\u00e4ndert. Daraus schliefst G., dafs ein rein mechanisches Moment den normalen Muskel unter den angegebenen Versuchsbedingungen nicht zerreifsen k\u00f6nne. In H.s Versuchen seien dem Tiere Schmerzen, sensible Erregungen beigebracht worden. \u201eDiese Erregungen m\u00fcssen durch das Ganglion hindurchgewandert sein, um auf die Muskeln zu wirken.\u201c Der trophische Einflufs des Ganglion cervicale k\u00f6nne auf mannigfaltige Weise durch das Zentralnervensystem mit der sensiblen K\u00f6rperfl\u00e4che Zusammenh\u00e4ngen.\nEine Best\u00e4tigung seiner Anschauung erblickt G. auch in einem Versuch, in dem der Muskel der Belastung zun\u00e4chst Widerstand leistete, aber dann zu zerreifsen begann, als das Ganglion blofsgelegt und gereizt wurde.\tR. Wlassak (Z\u00fcrich).\nF. B. Dresslar. On the pressure sense of the drum of the ear and \u201efacial-vision\u201c. Amer. Journ. of Psych. V. No. 3. S. 844-350. (1893.)\nBekannt ist, dafs die Blinden die Gegenwart von Gegenst\u00e4nden aufserhalb ihres Tastbereiches wahrnehmen. In geringerem Grade findet sich diese F\u00e4higkeit, facial-vision genannt, auch bei Sehenden, besonders wenn sie sich als Gef\u00fchl der Eingeschlossenheit darstellt. James f\u00fchrt sie zur\u00fcck auf eine F\u00e4higkeit des Trommelfelles, Druckdifferenzen in der umgebenden Luft, die zu schwach sind, um als Ger\u00e4usch empfunden zu werden, zu perzipieren. Dar\u00fcber sich Klarheit zu schaffen, konstruiert Dr. zun\u00e4chst folgenden Apparat. Ein Glasgef\u00e4fs f\u00fcllt er teilweise mit Wasser. Der verschliefsende Kork tr\u00e4gt zwei Glasr\u00f6hren, von denen die eine, bis ins Wasser reichende, sich aufserhalb des Gef\u00e4fses in einen Schlauch fortsetzt, der mit einem Gummiball abgeschlossen ist. Die andere, nicht ins Wasser gehende R\u00f6hre gabelt sich aufserhalb des Gef\u00e4fses und setzt sich einerseits in einen Schlauch fort mit einem ins Ohr zu steckenden Schlufsst\u00fcck, andererseits steht sie durch einen mit Ventil versehenen Schlauch in Verbindung mit einem h\u00f6chst einfachen Manometer, der lediglich aus einer senkrechten, in Form eines Z7 gebogenen, halb mit Tinte gef\u00fcllten und am einen Ende offenen Glasr\u00f6hre nebst dahinterbefindlicher Millimeterskala besteht. W\u00e4hrend der Gummiball gedr\u00fcckt wurde, war das eine Schlufsst\u00fcck ins Ohr gesteckt und wurde das Manometer abgelesen. Es ergab sich, dafs die Druckempfindlichkeit des Trommelfelles gering ist (daf\u00fcr zwei Tabellen, die auch die bilaterale Assymmetrie erweisen), somit nicht geeignet, das Gef\u00fchl der Eingeschlossenheit zu erzeugen.\nDr. verfertigt sich nun einen leichten Holzrahmen (4' lang u. 1'breit), bestehend aus vier gleichgrofsen F\u00e4chern, von denen das erste ganz offen,","page":127}],"identifier":"lit29520","issued":"1895","language":"de","pages":"122-127","startpages":"122","title":"1. J. Gaule: Der Einflu\u00df des Trigeminus auf die Hornhaut. Centralbl. f. Physiol. 1891. Heft 15 / 2. J. Gaule: Wie beherrscht der Trigeminus die Ern\u00e4hrung der Hornhaut ? Ebenda. Heft 16 / 3. J. Gaule: Zur Frage der trophischen Funktionen des Trigeminus. Ebenda. 1892. Heft 13 / 4. J. Gaule: Spinalganglien der Haut. Ebenda. 1892. Heft 22 / 5. J. Gaule: Spinalganglien des Kaninchens. Ebenda. 1892. Heft 11 / 6. J. Gaule: Weitere Experimente an den Spinalganglien und hinteren Wurzeln. Ebenda. 1893. Heft 25 / 7. J. Gaule: Der trophische Einflu\u00df der Sympathicusganglien auf die Muskeln. Ebenda. 1893. Heft 7 / 8. J. Gaule: Die trophischen Eigenschaften der Nerven. Berliner klin. Wochenschr. 1893. Heft 44 / 9. H. E. Hering: \u00dcber das Vorkommen von Muskelzerrei\u00dfungen an gefesselten Kaninchen. Centralbl. f. Physiol. 1893. Heft 18 / 10. J. Gaule: Die trophischen Ver\u00e4nderungen und die Muskelzerrei\u00dfungen. Ebenda. 1894. Heft 22","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:52:42.674691+00:00"}