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Thaddeus L. Bolton: Rhythm. Amer. Journ. of Psychol. VI. 2. S. 145-238. 1894

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{"created":"2022-01-31T13:52:49.677358+00:00","id":"lit29532","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 135-139","fulltext":[{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n135\nThaddeus L. Bolton. Rhythm. Amer.Journ. of Psychol. YI. 2. S. 145\u2014238. (1894.)\nDie bisher so sehr vernachl\u00e4ssigte Psychologie des Rhythmus scheint in neuester Zeit sich etwas mehr der Beachtung zu erfreuen. Nachdem vonseiten der metrischen und phonetischen Forschung, insbesondere durch die Arbeiten von Br\u00fccke und Rousselot, der Rhythmus der Prosasprache und der poetischen Deklamation der experimentellen Bearbeitung zug\u00e4nglich gemacht worden ist und die grundlegende Arbeit von Dogiel die physischen Begleiterscheinungen der Rhythmusperzeption zum Gegenst\u00e4nde monographischer Untersuchung gemacht hat, war es dringendes Bed\u00fcrfnis, die psychologische Analyse rhythmischer Ph\u00e4nomene in Angriff zu nehmen. Die Arbeit Boltons versucht das mittelst theoretischer Er\u00f6rterung einzelner den Rhythmus der Sprache, Musik und Poesie betreffender Spezialfragen, sowie mittelst einer experimentellen Behandlung einfacher F\u00e4lle rhythmisierter Schallempfindungen und T\u00f6ne.\nDer theoretische Teil der Arbeit enth\u00e4lt eine ziemlich vollst\u00e4ndige Zusammenstellung \u00e4lterer Theorien, Forschungen und Beobachtungen \u00fcber die erw\u00e4hnten Gebiete des Rhythmus; mit einer willk\u00fcrlichen Erweiterung des Begriffs des Rhythmus werden auch die \u201eRhythms in nature\u201c, die periodisch-kosmischen Naturvorg\u00e4nge, sowie die \u201ePhysiological Rhythms\u201c, z. B. die Th\u00e4tigkeit der Nerven und Nervenzentren in Betracht gezogen. Betreffs des Rhythmus der Musik und Poesie sind dem Verfasser fast alle neueren Forschungen unbekannt, er st\u00fctzt sich f\u00fcr die Yersrhythmik haupts\u00e4chlich auf das veraltete Werk von Guest: History of Englisch Rhythms, und einige Monographien.\nSehr beachtenswert ist dagegen der experimentelle Teil der Arbeit. Der Verfasser liefs es sich zun\u00e4chst angelegen sein, das Ph\u00e4nomen der subjektiven Rhythmisierung einfacher Schalleindr\u00fccke, die in gleichen Zeitabst\u00e4nden (mit konstanter Successionsgeschwindigkeit) ohne Intensit\u00e4ts- und Qualit\u00e4tswechsel aufeinander folgen, genauer zu untersuchen. Die Beobachter hatten eine kontinuierliche Folge schwacher gleichm\u00e4fsiger Schalleindr\u00fccke anzuh\u00f6ren. Als Schallquelle diente ein Telephon. Durch eine einfache Ver\u00e4nderung des WuNDTSchen Chronographen erreichte es der Verfasser, dafs mittelst einer Anzahl verstellbarer Kontakte, die mit der Trommelachse rotierten, in genau abstuf-barer Zeitfolge der durch den \u00d6ffnungsfunken erregte Induktionsstrom allein das Telephon passierte, so dafs der st\u00f6rende Doppelschlag des Telephons vermieden wurde. Die Abstufung der Stromst\u00e4rke des prim\u00e4ren Stromes wurde zur Intensit\u00e4tsver\u00e4nderung des Telephonger\u00e4usches verwandt, wo eine solche w\u00fcnschenswert war. Durch Verschiebung der Kontakte oder Wegn\u00e4hme eines oder mehrerer von ihnen konnten eine betr\u00e4chtliche Anzahl einfacher rhythmischer Zeitformen hergestellt werden. Die erreichbare Variation der Successionsgeschwindigkeit der Kontakte bewegte sich innerhalb der Grenzen 2\u20147k> Sekunden.\nDie Beobachter waren vom Experimentator getrennt. In einer ersten Versuchsreihe hatten 30 Versuchspersonen die in verschiedenen Geschwindigkeiten gleichm\u00e4fsig succedierenden Schalleindr\u00fccke zu beobachten und \u00fcber ihre Wahrnehmnngen Protokoll zu f\u00fchren. Sie blieben pabei meist anf\u00e4nglich ohne irgendwelche speziellere Instruktion \u00fcber","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nLi tteraiurberich i.\ndas, was sie zu beobachten batten. Bei der Mehrzahl derselben trat subjektive Rhythmisierung der Schallreihe ein, bei einigen bedurfte es mehrfacher \u201eSuggestionen\u201c* ehe eine Rhythmisierung stattfand. Aus den sehr ausf\u00fchrlichen Protokollen m\u00f6ge hier nur folgendes hervorgehoben werden. Die Art und Weise, wie die Rhythmisierung sich vollzieht, ist immer zun\u00e4chst diese, dafs eine Gruppierung (grouping), innere Zusammenfassung der Eindr\u00fccke zu einem Ganzen von 2, 3, 4 u. s. w. Schl\u00e4gen (clicks) stattfindet. In der Regel ist mit dieser verbunden eine scheinbare Intensit\u00e4tsSteigerung des ersten , den Takt beginnenden Schalles. Damit wird vielfach zugleich eine Ver\u00e4nderung der Zeitverh\u00e4ltnisse wahrgenommen, indem die rhythmisch zusammengruppierten Eindr\u00fccke auch rascher zu succedieren scheinen, am Ende der Gruppe aber eine Art Pause geh\u00f6rt wird. Bei manchen Beobachtern ist die subjektive Intensit\u00e4tssteigerung des subjektiv betonten Schalles so stark, dafs sie auf das bestimmteste versichern, der Unterschied m\u00fcsse objektiv vorhanden sein. Auch wo der betonte Schall nicht am Anfang der Gruppe steht, scheint er manchmal von einer leeren Zeit umgeben (vgl. Subjekt 4). Die Tendenz zur subjektiven Rhythmisierung ist abh\u00e4ngig von der Dauer des Zuh\u00f6rens, von der Geschwindigkeit der Schall-succession (indem im allgemeinen bei gr\u00f6fserer Geschwindigkeit gr\u00f6fsere Gruppen gebildet werden und indem die untere Grenze der subjektiven Rhythmisierung bei 0,1, die obere etwa bei 1,5 Sekunden zu liegen scheint), von der Individualit\u00e4t und Disposition des Beobachters, von seiner Anteilnahme an \u00e4hnlichen Versuchen.\nDie Frage der Unwillk\u00fcrlichkeit der Rhythmisierung entscheidet der Verfasser dahin, dafs sie aufser von gewissen unerl\u00e4fslichen objektiven Bedingungen, wie einer bestimmten, nicht zu langsamen Successions-geschwindigkeit der Eindr\u00fccke, vor allem von der Aufmerksamkeitsrichtung des Beobachters abh\u00e4nge. Achteten die Beobachter auf die einzelnen Eindr\u00fccke, so gelang es stets, dieselben isoliert zu h\u00f6ren, achteten sie mehr \u201eauf die Reihe als Ganzes\u201c, so stellte sich unwillk\u00fcrliche Rhythmisierung ein. Willk\u00fcrliche Isolierung der Eindr\u00fccke war nur dann \u00e4ufserst schwierig, ja fast unm\u00f6glich, wenn der Beobachter durch l\u00e4ngeres Anh\u00f6ren an einen bestimmten Rhythmus hochgradig adaptiert war. Willk\u00fcrliches Hineinh\u00f6ren vorgestellter Taktformen gelang (mit grofsen individuellen Unterschieden) beim Gruppieren zu 2 und 4 fast immer und mit Leichtigkeit, beim Gruppieren zu 3 schwerer, zu 5 nur bei sehr grofser Konzentration. Auch in den unwillk\u00fcrlich beobachteten Rhythmen dominiert bei weitem der zwei- und viergliedrige Rhythmus, viel seltener ist schon die Gruppierung zu 3 und sehr selten die zu 5. Ein allgemeiner Unterschied zwischen den musikalischen und nicht im Musizieren ge\u00fcbten Beobachtern fand sich nicht. Bei allen Beobachtern macht sich der hochgradige Einflufs der Adaptation und Gew\u00f6hnung an bestimmte Takte geltend. Motorische und emotionelle Begleiterscheinungen, assoziative Interpretation der Rhythmen (als fallende Tropfen, Pendelschwingungen, Uhrticken, die \u201epuffs\u201c der Lokomotive) wurden in den meisten F\u00e4llen notiert und beeinflufsten oft die subjektive Wahl des Rhythmus. Sehr oft war der subjektiv geh\u00f6rte Rhythmus zugleich der","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n137\nf\u00fcr diese Geschwindigkeit \u00e4sthetisch angenehmste. Nicht selten liefs sich eine Akkommodation der Herz- und Atemth\u00e4tigkeit an den geh\u00f6rten Rhythmus beobachten. Indem der Verfasser sodann die Ergebnisse in Tabellen zusammenstellt, insbesondere um den Einflufs der Geschwindigkeit der Aufeinanderfolge der Schalleindr\u00fccke auf die Wahl des Rhythmus zu pr\u00fcfen, gelangt er zu einem sehr merkw\u00fcrdigen Ergebnis. Multipliziert man n\u00e4mlich die durchschnittliche L\u00e4nge eines Gruppenintervalls f\u00fcr eine bestimmte Geschwindigkeit mit der Zahl der bei dieser Geschwindigkeit durchschnittlich zu einer Gruppe vereinigten Eindr\u00fccke, so zeigt sich, dafs die durchschnittliehe Zeitl\u00e4nge der Gruppen fast immer die gleiche ist, n\u00e4mlich immer etwa 1,2 Sekunden. Das scheint nach der Meinung des Verfassers darauf hinzuweisen, dafs wir eine nat\u00fcrliche Spannungsperiode unserer Aufmerksamkeit besitzen, deren Einflufs sich darin offenbart, dafs die Gesamtl\u00e4nge der rhythmischen Gruppen ungef\u00e4hr dieselbe bleibt, mit zunehmender Successionsgeschwindigkeit also die Zahl der zu einer rhythmischen Gruppe vereinigten Eindr\u00fccke sich vermehren mufs. Nimmt man wieder aus allen gewonnenen Durchschnittszeiten der rhythmischen Gruppen das Mittel, so erh\u00e4lt man etw^a 1 Sekunde als das ungef\u00e4hre Mafs einer Aufmerksamkeitsperiode. Mit Recht will Verfasser diese nicht schlechthin f\u00fcr eine psychische Konstante erkl\u00e4ren, sie schwanke nach Individualit\u00e4t, Disposition und anderen noch unbekannten Einfl\u00fcssen.\nBevor ich die weiteren theoretischen Folgerungen des Verfassers ber\u00fccksichtige, sei eine kurze Erw\u00e4hnung der folgenden Experimente hier angeschlossen. Eine zweite Versuchsreihe dient der Beantwortung der Frage : Wie ist die \u201einnere Natur\u201c der rhythmischen Gruppen beschaffen? (a. a. O. S. 76ff). Die Experimente, die Verfasser an diese Frage anschliefst, \"werden sehr wenig zu derselben in Beziehung gesetzt. Es werden zuerst zahlreiche Versuche der ersten Art wiederholt und bei denselben ganz besonders die verschiedenen M\u00f6glichkeiten willk\u00fcrlicher Betonung und Gruppierung aufgesucht. Allgemein ergab sich, dafs ein willk\u00fcrliches Hineinh\u00f6ren und insbesondere auch willk\u00fcrlicher Wechsel der Accente stets m\u00f6glich, aber sehr verschieden schwierig ist. Beim Anh\u00f6ren des rhythmischen Ger\u00e4usches des Chronographen war es unm\u00f6glich, einen anderen als den objektiv gegebenen Rhythmus zu h\u00f6ren. Sodann aber f\u00fchrte Boltox objektive Intensit\u00e4ts- und Zeitunterschiede ein. Rhythmische Gruppen mit zwei, drei und vier Intensit\u00e4tsstufen wurden der Beurteilung unterbreitet, wobei, wie es scheint, die Beobachter \u00fcber die Zahl der objektiv vorhandenen Stufen nicht unterrichtet waren. Von den Ergebnissen f\u00fchre ich nur an, dafs die Intensit\u00e4tsunterschiede eine Reihe von T\u00e4uschungen des Zeitbewufstseins herbeif\u00fchrten, die je nach dem geh\u00f6rten Rhythmus verschieden waren. (Sie best\u00e4tigen im ganzen fr\u00fcher von dem Referenten mitgeteilte Ergebnisse \u00e4hnlicher Versuche; vgl. Philos. Stud. IX. S. 286 ff.); die subjektive Betonung trat ferner h\u00e4ufig zu der objektiven erg\u00e4nzend ein. Sehr merkw\u00fcrdig ist die (auch von dem Referenten in eigenen Versuchen \u00f6fter beobachtete) Erscheinung eines r\u00fcckwirkenden Kontrastes, indem bei der Aufeinanderfolge von drei Schl\u00e4gen der ersten Intensit\u00e4tsstufe und einem weit schw\u00e4cheren","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nLitteraturbericht.\nSchall, der dem schw\u00e4cheren voraufgehende Eindruck durch Kontrast verst\u00e4rkt erschien, eine Beobachtung, die zu beweisen scheint, dafs bei grofser Successionsgeschwindigkeit der Eindr\u00fccke die ganze Urteilsbildung erst nachtr\u00e4glich, nach Wahrnehmung der ganzen Gruppe, erfolgt. Diesen Versuchen schliefst der Verfasser endlich eine Anzahl Beobachtungen \u00fcber subjektive Bhythmisierung bei T\u00f6nen von gleicher Qualit\u00e4t, aber verschiedener Intensit\u00e4t und Dauer an. Die Technik dieser Tonversuche ist nicht gerade einwandsfrei. Eine elektromagnetisch angeregte Stimmgabel t\u00f6nte vor einem Besonator, vor diesem rotierte eine mit der Hand an einer Kurbel gedrehte (!) Pappscheibe, mit Ausschnitten am Bande ; stand ein Ausschnitt zwischen Stimmgabel und Besonator, so h\u00f6rte man den verst\u00e4rkten Stimmgab eit on, im anderen Falle schob sich der Band der Scheibe zwischen Besonator und Gabel, und der Beobachter vernahm den Ton der letzteren (in einiger Entfernung) nicht. Die verschiedene Breite der Ausschnitte variierte die Tonzeiten, ihre verschiedene Tiefe die Tonst\u00e4rke, indem bald die ganze \u00d6ffnung des Be-sonators, bald nur ein Teil derselben frei blieb. Die Frage war wiederum : wie werden die rhythmischeu Gruppen gebildet bei gleichm\u00e4fsiger Drehung? Die Versuche zeigen im ganzen dasselbe Ergebnis wie bei den Schalleindr\u00fccken. Die Vier-Gruppe ist wiederum die dominierende. Der intensivste Ton erscheint in der Begel als erster, die L\u00e4nge der Gruppen bestimmt sich durch die Wiederkehr des st\u00e4rksten Tones. Ein langer Ton hat dieselbe rhythmisierende Wirkung, wie ein intensiverer. Es best\u00e4tigt sich hier das von dem Beferenten angenommene Gesetz der Stellvertretung der einzelnen Bhythmusursachen. Der intensivere Ton erschien 1. selbst l\u00e4nger als der schw\u00e4chere, 2. verl\u00e4ngerte er f\u00fcr die Auffassung das nachfolgende Intervall, w\u00e4hrend der intensivere \u201eClick\u201c meist das vorausgehende zu verl\u00e4ngern schien.\nAufser den hiermit in den wesentlichsten Punkten wiedergegebenen Experimenten bietet die Arbeit Boltons eine Beihe Versuche zu theoretischer Deutung der Besultate und endlich eine Art Hypothese \u00fcber die Natur des Bhythmus im allgemeinen, sowie einige \u201eAnwendungen\u201c der Ergebnisse auf Spezialfragen der musikalischen und poetischen Bhythmik. Die letzteren zeigen, dafs der Verfasser sich nicht klar gemacht hat, dafs gesprochene Verse und auf irgend einem Instrument gespielte Musikst\u00fccke einen ganz anderen Fall darstellen, als die Bhythmisierung einfacher Schalleindr\u00fccke oder unter sich gleicher T\u00f6ne, indem im letzteren Falle die Aufmerksamkeit nicht durch das Interesse am musikalischen Motiv bezw. durch den Sinn der Worte von der Wahrnehmung der rhythmischen Verh\u00e4ltnisse als solcher abgelenkt wird; es ist daher sicher, dafs eben wegen der ver\u00e4nderten Aufmerksamkeitsrichtung beim Deklamieren und Musizieren eine weit freiere Behandlung der rhythmischen Verh\u00e4ltnisse ohne St\u00f6rung des rhythmischen Eindruckes vorhanden sein kann. Wenn daher der Verfasser glaubt, den Streit \u00fcber die Einhaltung der Taktgleichheit in Musik und Poesie zu Gunsten der Taktgleichheit entscheiden zu k\u00f6nnen, weil er in seinen Versuchen findet, dafs selbst geringe Ungleichheiten in der periodisch wiederkehrenden rhythmischen Gesamtzeit st\u00f6rend wirken, so ist dies ein sehr \u00fcbereilter Schlufs.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Litter atmbericht.\n139\n\u00dcber den psychischen Mechanismus des Rhythmisierens vermutet Bolton, dafs er eine Succession von Akten der Energieentfaltung der Aufmerksamkeit zum Ausdruck bringe. Das \u201eGruppieren\u201c resultiere aus einer Aufeinanderfolge der Akte der Aufmerksamkeit. Ist kein objektiver Intensit\u00e4tsunterschied vorhanden, so dominiert zuerst die erste Impression im Bewufstsein. Da die folgenden Eindr\u00fccke kommen, bevor die erste Spannungsperiode zu Ende ist, so werden sie mit geringerer Energie erfafst als der erste Ein druck und ihm subordiniert, in verschiedenen Graden, entsprechend der verf\u00fcgbaren Aul'merksamkeitsenergie. Im Verlauf des Versuchs akkommodiere sich dann die Aufmerksamkeit an die Erfassung einer bestimmten Zahl von Eindr\u00fccken in einer Spannungsperiode; so entstehe das periodische Rhythmisieren. Da das ,.Gruppierena sich als Zusammenfassen zu einer Einheit der Selbstbeobachtung kundgiebt, so ist die Auffassung in einem Bewufstseinsakt die wesentliche Ursache der Rhythmusbildung. Sind objektive Intensit\u00e4tsunterschiede da, so werde die gr\u00f6fste Intensit\u00e4tsstufe das \u201eSignal\u201c f\u00fcr einen neuen (den Takt beginnenden) \u201eAkt\u201c der Aufmerksamkeit.\nLeider hat sich der Verfasser mit dieser Erkl\u00e4rung nicht begn\u00fcgt. Indem er am Schl\u00fcsse seiner Arbeit auf die motorischen Begleiterscheinungen des Rhythmus eingeht, wirft er die Frage auf: Sind diese \u201edas Resultat\u201c oder \u201edie Bedingungen\u201c der rhythmischen Gruppierung? Er entscheidet sich : \u201eMitRiBOT nehmen wir ohne Z\u00f6gern das Letztere an.\u201c Die daraufhin entwickelte H/ypothese ist nicht der Erw\u00e4hnung wert, von einer Erkl\u00e4rung der ganzen Summe der vorher von dem Verfasser selbst konstatierten Thatsachen mittelst derselben kann nat\u00fcrlich keine Rede sein. Aber auch die vorhin dargestellte Er\u00f6rterung der allgemeinen Natur des \u201eGruppierens\u201c kann nicht befriedigen. Da werden der \u201eAufmerksamkeit\u201c einfach die allgemeineren Versuchsergeb-nisse als Pr\u00e4dikate angehangen, es n\u00fctzt nichts, der \u201eAufmerksamkeit\u201c immer wieder \u201eAkte\u201c, \u201eEnergiequantit\u00e4ten\u201c, \u201eSpannungsperioden\u201c u. s. w. zuzuschreiben, solange nicht auf einen bestimmten physiologischen Thatbestand hingewiesen wird, der uns garantiert, dafs mit der Aufmerksamkeit nicht einfach ein logisches Subjekt heterogenster Pr\u00e4dikate konstruiert wird.\nEs sei zum Schlufs noch darauf hingewiesen, dafs der Verfasser sich des Mangels einer objektiven Kontrolle bei allen derartigen Versuchen wohl bewufst ist. Er sucht denselben durch sorgf\u00e4ltige Behandlung der Aussagen der Beobachter einigermafsen zu erg\u00e4nzen. Die Ausf\u00fchrungen, die er zur Psychologie des Beobachters \u2014 man gestatte diesen Ausdruck \u2014 giebt, sind vortrefflich und zeugen vou feinem psychologischen Verst\u00e4ndnis. Die ganze Arbeit macht in ihrem experimentellen Teile den Eindruck gr\u00f6fster Sorgfalt, nur war die mittlere Variation der Rotationsgeschwinigkeit des Chronographen etwas grofs, und der Apparat zur Herstellung der T\u00f6ne macht den Wunsch nach einer verbesserten Wiederaufnahme dieser Versuche rege.\nMeumann (Leipzig).","page":139}],"identifier":"lit29532","issued":"1895","language":"de","pages":"135-139","startpages":"135","title":"Thaddeus L. Bolton: Rhythm. Amer. Journ. of Psychol. VI. 2. S. 145-238. 1894","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:52:49.677364+00:00"}

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