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{"created":"2022-01-31T14:36:07.669335+00:00","id":"lit29537","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 149-150","fulltext":[{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n149\nDenkens bietet. Und dabei in einer nichts weniger als mundgerechten Form. Verfasserin kann doch nicht voraussetzen, dafs sich ihre Leser in das Heer der von Avenarius gebildeten Termini und Formeln l\u00e4ngst hineingelebt haben. Wenn sie denselben vielmehr einen Dienst erweisen wollte, so w\u00e4re ihre Aufgabe gewesen, denjenigen, welche der AvE\u00ee\u00eeARi\u00fcsschen Denkweise ferner stehen, dieselbe n\u00e4her zu bringen durch m\u00f6glichste Vermeidung dieser abweichenden Terminologie, durch Veranschaulichung der abstrakten Formeln mittelst geeigneter Beispiele u. s. f. Bei Darlegung der HERBARTSchen und der STEiNTHALSchen Gedanken hat die Verfasserin mit richtigem Gef\u00fchl diese Forderung von selber erf\u00fcllt; freilich hatte diese Umformung bereits Herbart selbst vorgenommen. Und auch Avenarius geschieht damit kein Gefallen ; denn in dieser Form gebotene Proben schrecken eher ab, als dafs sie Interesse wecken f\u00fcr seine eigenartige Theorie. So bekommt man den Eindruck, als ob die Verfasserin vorerst nur in dem Stoffe stehe, nicht \u00fcber dem Stoffe, und das Verdienst dieser mit namhaftem Fleifs und anerkennenswertem Interesse gef\u00fchrten Untersuchung scheint mehr darin zu liegen, dafs sie die Bedeutung und die Schwierigkeiten des Apperzeptionsproblems wieder einmal klar vor Augen stellt, als in der thats\u00e4chlichen Entwickelung und L\u00f6sung des Problems\nM. Offner (Aschaffenburg).\nMax Diez. Theorie des Gef\u00fchls zur Begr\u00fcndung der \u00c4sthetik. Stuttgart. Frommann. 1892.\t172 S.\nO\ti\t/\nDie vorliegende Schrift ist nicht geeignet, dem physiologischen Psychologen irgend etwas Neues zur Psychologie des Gef\u00fchls zu sagen, und der \u00c4sthetiker kann nichts aus ihr entnehmen, als spekulative Gemeinpl\u00e4tze.\nNach der Meinung des Verfassers ist die Philosophie, wenn sie \u00fcberhaupt etwas sein soll, \u201eapriorische Wissenschaft\u201c, _ \u201eund wenn ihre Resultate vollkommene Gewifsheit haben sollen, so m\u00fcssen sie ein System bilden, welches das Ganze der reinen Vernunft ausf\u00fcllt\u201c. Die Psychologie ist ihm zwar \u201edie sichere Erfahrungsbasis aller Philosophie\u201c, \u201eaber sie giebt keinen notwendigen Fortschritt von einem Begriff zum anderen\u201c. Um diesen f\u00fcr die \u00c4sthetik zu erreichen, mufs nun der Verfasser etwas weit ausholen, und er giebt uns ad hoc auf den 172 Seiten seiner Schrift einen allgemeinen Begriff der Philosophie \u00fcberhaupt, allgemeine Er\u00f6rterungen \u00fcber die \u201eMethode der Philosophie\u201c (wobei der Begriff der Philosophie von den Joniern und Eleaten bis zu Hegel verfolgt und endlich die HEGELSche Methode durch die Postulierung einer \u201estrengen\u201c philosophischen Grundlage in modernisierter Form wieder aufgefrischt wird); sodann folgt eine Diskussion \u201eder verschiedenen m\u00f6glichen Ausgangspunkte in der Er\u00f6rterung des \u00e4sthetischen Subjekts\u201c, bis wir endlich auf S. 145 zu der \u201eTheorie des Gef\u00fchls\u201c gelangen, der dann 13 Seiten gewidmet werden. Und diese \u201eTheorie des Gef\u00fchls\u201c bewegt sich ganz und gar in allgemeinen und altherk\u00f6mmlichen Redensarten. \u201eGef\u00fchl \u00fcberhaupt\u201c ist \u201edas Bewufstwerden einer F\u00f6rderung","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nLitter aturbericht.\noder Hemmung des leiblichen oder geistigen Lebensprozesses.\" Dabei wird zwischen einem \u201esinnlichen\u201c und \u201egeistigen\u201c G-ef\u00fchl unterschieden. \u201eIm sinnlichen Leben bestimmt sich (sic!) das Gef\u00fchl n\u00e4her als eine F\u00f6rderung oder Hemmung der organischen Funktion, wie sie die Voraussetzung auch des psychischen Prozesses ist.\u201c Im \u201egeistigen Gebiet\u201c ist das Gef\u00fchl \u201eHemmung oder F\u00f6rderung der Spontaneit\u00e4t des Vorstellungsverlaufes\u201c u. s. w. Der Verfasser zeigt sich in jeder Hinsicht als ein Verehrer des Alten und Herk\u00f6mmlichen. In der Psychologie verteidigt er die Verm\u00f6genstheorie, gegen welche die HERBARTSche Philosophie \u201eeine gewisse h\u00f6chst unberechtigte Abneigung\u201c erzeugt hat, er kennt noch Wertunterschiede zwischen h\u00f6heren und niederen \u201eVerm\u00f6gen\u201c (vergl. S. 143 u. 151), er unterscheidet sogar heim Gef\u00fchl zwischen Form und Gehalt und nennt den letzteren \u201eGegenstand\u201c des Gef\u00fchls, obwohl wenige Seiten vorher ein \u201eGegenstand\u201c des Gef\u00fchls geleugnet wurde (vergl. S. 145 u. 150). In der \u00c4sthetik wie in der Kunst handelt es sich ihm nach guter alter Tradition nur um das \u201eSch\u00f6ne\u201c, die Kunst wird wieder einmal auf den Spieltrieb zur\u00fcckgef\u00fchrt, der seit Platoxs Zeiten die \u00c4sthetik unsicher macht. Schwierige psychologische Fragen, bei denen es sich einfach um Thatsachennachweis handelt, werden nicht selten mit einem \u201eoffenbar\u201c oder \u201edie Psychologie lehrt ans\u201c abgemacht (vergl. S. 136 u. 143). Von der HBGELschen Methode hat der Verfasser sich das Arbeiten mit vieldeutigen Begriffen und die reine Wortargumentation angeeignet (vergl. S. 14 die Ausf\u00fchrung \u00fcber \u201eLicht\u201c und \u201eFreilichtmalerei\u201c). Das Beste an der Schrift sind die zahlreichen historischen Bemerkungen.\tMettmann (Leipzig).\nDauriao. Nature de l\u2019\u00e9motion. Vann\u00e9e philosophique. Troisi\u00e8me ann\u00e9e.\n1892. S. 63\u201476. Paris, Alcan. 1893.\nDer Verfasser unterwirft die bekannte Theorie von W. James \u00fcber das Verh\u00e4ltnis der Affekte zu den Ausdrucksbewegungen einer Pr\u00fcfung und gelangt bei seiner Analyse der Gem\u00fctsbewegungen zu dem Besultat, dafs sie in einer Ersch\u00fctterung bestehen, die durch den unerwarteten Eintritt von Vorstellungen und Urteilen hervorgebracht werde. Die Theorie von James sei daher, wenn nicht v\u00f6llig falsch, so doch sicherlich ungen\u00fcgend. Sie mache etwas Sekund\u00e4res zu etwas Prim\u00e4rem und unterdr\u00fccke die eigentlichen Ursachen der Erscheinung, jene intellektuellen Konflikte. Doch enthalte sie wertvolle Bestandteile. 0. K\u00fclpe.\nTh. Bibot. L\u2019\u00e9volution des sentiments. Revue scientifique. Bd. 52, 2. S. 36\u201445. (1. Juli 1893.)\nIn der Einleitung weist Bibot darauf hin, dafs Vergn\u00fcgen und Schmerz nur das Oberfl\u00e4chliche des affektiven Zustandes bilden, dafs sie Anzeichen f\u00fcr die. Befriedigung oder Hemmung bestimmter Tendenzen sind. Das Fundamentale an der Sensibilit\u00e4t ist also die Tendenz. Der Verfasser geht von der niedersten Form des Gef\u00fchls, von der organischen Sensibilit\u00e4t, aus und kommt von da zu immer zusammengesetzteren Erscheinungen, schliefslich zu den Leidenschaften.\nUnter dem h\u00f6heren, hewufsten, affektiven Leben existiert als St\u00fctze","page":150}],"identifier":"lit29537","issued":"1895","language":"de","pages":"149-150","startpages":"149","title":"Max Diez: Theorie des Gef\u00fchls zur Begr\u00fcndung der \u00c4sthetik. Stuttgart, Frommann, 1892. 172 S.","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:36:07.669340+00:00"}