Open Access
{"created":"2022-01-31T13:53:53.116774+00:00","id":"lit29539","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 150-151","fulltext":[{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nLitter aturbericht.\noder Hemmung des leiblichen oder geistigen Lebensprozesses.\" Dabei wird zwischen einem \u201esinnlichen\u201c und \u201egeistigen\u201c G-ef\u00fchl unterschieden. \u201eIm sinnlichen Leben bestimmt sich (sic!) das Gef\u00fchl n\u00e4her als eine F\u00f6rderung oder Hemmung der organischen Funktion, wie sie die Voraussetzung auch des psychischen Prozesses ist.\u201c Im \u201egeistigen Gebiet\u201c ist das Gef\u00fchl \u201eHemmung oder F\u00f6rderung der Spontaneit\u00e4t des Vorstellungsverlaufes\u201c u. s. w. Der Verfasser zeigt sich in jeder Hinsicht als ein Verehrer des Alten und Herk\u00f6mmlichen. In der Psychologie verteidigt er die Verm\u00f6genstheorie, gegen welche die HERBARTSche Philosophie \u201eeine gewisse h\u00f6chst unberechtigte Abneigung\u201c erzeugt hat, er kennt noch Wertunterschiede zwischen h\u00f6heren und niederen \u201eVerm\u00f6gen\u201c (vergl. S. 143 u. 151), er unterscheidet sogar heim Gef\u00fchl zwischen Form und Gehalt und nennt den letzteren \u201eGegenstand\u201c des Gef\u00fchls, obwohl wenige Seiten vorher ein \u201eGegenstand\u201c des Gef\u00fchls geleugnet wurde (vergl. S. 145 u. 150). In der \u00c4sthetik wie in der Kunst handelt es sich ihm nach guter alter Tradition nur um das \u201eSch\u00f6ne\u201c, die Kunst wird wieder einmal auf den Spieltrieb zur\u00fcckgef\u00fchrt, der seit Platoxs Zeiten die \u00c4sthetik unsicher macht. Schwierige psychologische Fragen, bei denen es sich einfach um Thatsachennachweis handelt, werden nicht selten mit einem \u201eoffenbar\u201c oder \u201edie Psychologie lehrt ans\u201c abgemacht (vergl. S. 136 u. 143). Von der HBGELschen Methode hat der Verfasser sich das Arbeiten mit vieldeutigen Begriffen und die reine Wortargumentation angeeignet (vergl. S. 14 die Ausf\u00fchrung \u00fcber \u201eLicht\u201c und \u201eFreilichtmalerei\u201c). Das Beste an der Schrift sind die zahlreichen historischen Bemerkungen.\tMettmann (Leipzig).\nDauriao. Nature de l\u2019\u00e9motion. Vann\u00e9e philosophique. Troisi\u00e8me ann\u00e9e.\n1892. S. 63\u201476. Paris, Alcan. 1893.\nDer Verfasser unterwirft die bekannte Theorie von W. James \u00fcber das Verh\u00e4ltnis der Affekte zu den Ausdrucksbewegungen einer Pr\u00fcfung und gelangt bei seiner Analyse der Gem\u00fctsbewegungen zu dem Besultat, dafs sie in einer Ersch\u00fctterung bestehen, die durch den unerwarteten Eintritt von Vorstellungen und Urteilen hervorgebracht werde. Die Theorie von James sei daher, wenn nicht v\u00f6llig falsch, so doch sicherlich ungen\u00fcgend. Sie mache etwas Sekund\u00e4res zu etwas Prim\u00e4rem und unterdr\u00fccke die eigentlichen Ursachen der Erscheinung, jene intellektuellen Konflikte. Doch enthalte sie wertvolle Bestandteile. 0. K\u00fclpe.\nTh. Bibot. L\u2019\u00e9volution des sentiments. Revue scientifique. Bd. 52, 2. S. 36\u201445. (1. Juli 1893.)\nIn der Einleitung weist Bibot darauf hin, dafs Vergn\u00fcgen und Schmerz nur das Oberfl\u00e4chliche des affektiven Zustandes bilden, dafs sie Anzeichen f\u00fcr die. Befriedigung oder Hemmung bestimmter Tendenzen sind. Das Fundamentale an der Sensibilit\u00e4t ist also die Tendenz. Der Verfasser geht von der niedersten Form des Gef\u00fchls, von der organischen Sensibilit\u00e4t, aus und kommt von da zu immer zusammengesetzteren Erscheinungen, schliefslich zu den Leidenschaften.\nUnter dem h\u00f6heren, hewufsten, affektiven Leben existiert als St\u00fctze","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht\n151\neine niedere, unbewufste Form, die organische, protoplasmatische Sensibilit\u00e4t. Bei letzterer kann man Anziehung und Abstofsnng unterscheiden. Anziehung ist Assimilation, sie f\u00e4llt zusammen mit der Ern\u00e4hrung. Die sexuelle Anziehung ist schon ein h\u00f6herer Grad. Die Abstofsung offenhart sich als Ausscheidung und Verteidigung. Aus dem* Umstande, dafs das Kind zu Anfang ein rein affektives Lehen f\u00fchrt und auch nach der Gehurt mehrere Wochen braucht, um seine Empfindungen zu lokalisieren, ist ersichtlich, dafs es ein rein affektives Lehen gieht, unabh\u00e4ngig vom intellektuellen Lehen.\nBibot besch\u00e4ftigt sich nun zun\u00e4chst mit den primitiven tierischen, hierauf mit den primitiven menschlichen, ferner mit den abstrakten Emotionen, endlich mit den Leidenschaften. Die Emotionen der ersten Klasse sind rein vital oder physiologisch und bezwecken die Erhaltung der Gattung und des Individuums. \u2014 Unter den Emotionen der zweiten Klasse entsteht zuerst die Furcht, womit Erstaunen, Verdacht und Schrecken Zusammenh\u00e4ngen, hierauf der Zorn, sodann die zarten Emotionen, z. B. Sympathie. Es erscheinen Freude und Kummer. Ein weiteres Stadium wird bezeichnet durch das Auftreten der an die Pers\u00f6nlichkeit gekn\u00fcpften Gef\u00fchle, durch die Selbstgef\u00fchle. Ein schwaches Kind wird sp\u00e4ter Furchtsamkeit, Feigheit, Designation zeigen. Ein kr\u00e4ftiges Kind dagegen wird sp\u00e4ter eine Vorliebe f\u00fcr physisches Handeln, f\u00fcr wissenschaftliche Besch\u00e4ftigung oder f\u00fcr sch\u00f6pferische Th\u00e4tigkeit besitzen. Ferner geh\u00f6ren hierher die sexuellen Emotionen. \u2014 Die dritte Klasse, die abstrakten Emotionen, sind nicht an Wahrnehmungen oder Bilder, sondern an Vorstellungen gebunden. Man begegnet ihnen in der Kunst, Moral und Beligion. Sie sind der Majorit\u00e4t der Menschen unerreichbar. Die F\u00e4higkeit, solche Empfindungen zu haben, erfordert zweierlei: erstens mufs man f\u00e4hig sein, allgemeine Ideen zu fassen und zu verstehen, zweitens m\u00fcssen diese Ideen bestimmte Gef\u00fchle erwecken k\u00f6nnen, bestimmte Tendenzen erregen. Ein organisches und tierisches Gef\u00fchl formt sich durch Grade um und wird schliefslich zu einem aussehliefslich intellektuellen Zustande. B. demonstriert dies an der sexuellen Liebe und an der Wahrheitsliebe. Die sexuelle Liebe ist zuerst nur sexuelle Erregung, sp\u00e4ter halten sich psychologische und physiologische Elemente das Gleichgewicht, hier findet eine Wahl statt, schliefslich verschwinden die physiologischen Elemente gradweise, das Psychologische gewinnt an Intensit\u00e4t. Wir finden nur noch ein vages Schema, die platonische Liebe. Die Wahrheitsliebe ist zur\u00fcckzuf\u00fchren auf die Selbsterhaltung. Das Bed\u00fcrfnis zu erkennen ist zuerst eine Notwendigkeit. In einem h\u00f6heren Stadium bekundet sich die eigentliche Neugierde. In einer dritten Periode findet eine Auswahl statt nach dem Interesse des einzelnen. \u2014 Im letzten Kapitel behandelt Bibot die Leidenschaften oder permanenten Emotionen.\tM. Giessler (Erfurt).\nFl\u00fcgel. \u201e\u00dcber Gef\u00fchl und Affekt\u201c. Zeitsehr. f\u00fcr exakte Philos. Bd. XIX. Heft 4. S. 349-371. (1893.)\nVerfasser sucht weniger eine eigene Theorie \u00fcber Gef\u00fchle und Affekte aufzustellen, als die HERBARTSche gegen die haupts\u00e4chlichsten","page":151}],"identifier":"lit29539","issued":"1895","language":"de","pages":"150-151","startpages":"150","title":"Th. Ribot: L'\u00e9volution des sentiments. Revue scientifique. Bd. 52, 2. S. 36-45. 1. Juli 1893","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:53:53.116780+00:00"}