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{"created":"2022-01-31T14:01:40.722436+00:00","id":"lit29541","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 154-155","fulltext":[{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nLi ttera tu rberich t.\nnahmef\u00e4lle erblickt und selbst bei ihnen ein seelisches Mitwirken f\u00fcr n\u00f6tig h\u00e4lt. Auch die Thatsache, dafs derselbe Affekt von verschiedenen physiologischen Erscheinungen bei verschiedenen Personen oder bei derselben Person zu verschiedenen Zeiten begleitet sein kann, f\u00fchrt Verfasser mit Hecht gegen Lange \u00e4n. Ob er aber deshalb berechtigt ist, die Affekte als \u201epl\u00f6tzliche Abweichungen von der relativen Gleichgewichtslage der geistigen Th\u00e4tigkeiten\" zu definieren, d\u00fcrfte bei der hohen Bedeutung der physiologischen Begleiterscheinungen gerade bei den Affekten h\u00f6chst zweifelhaft erscheinen. Sicherlich aber hat Verfasser Unrecht, wenn er es noch als fraglich hinstellt, ob der Schnaps zuerst auf das vasomotorische Zentrum und durch dieses erst auf den Geist wirkt oder umgekehrt. Ebenso scheint mir die Behauptung, dafs ein pl\u00f6tzlicher Knall oder ein blendendes Licht nur eine Ersch\u00fctterung des K\u00f6rpers, keinen Affekt herbeif\u00fcren, nicht richtig. Denn zun\u00e4chst verst\u00f6fst sie gegen den psycho-physischen Parallelismus, dem Verfasser selbst S. 386 das Wort spricht, sodann beweist die Thatsache, dafs auch Taube durch einen pl\u00f6tzlichen Knall die Erscheinungen des Schreckens zeigen, in diesem Sinne gar nichts, da in dem Knall auch ad\u00e4quate Eeize f\u00fcr die anderen normal erhaltenen Sinnesorgane enthalten sind und diese auf die Seele wirken k\u00f6nnen. \u2014 Zum Schl\u00fcsse wendet sich Verfasser noch gegen den LiEBMANNSchen Einwurf, dafs etwa der rapide Ausbruch einer Geisteskrankheit nicht aus \u201edem phlegmatisch - indifferenten Vorstellungsmechanismus\" zu erkl\u00e4ren sei. Ohne die Berechtigung eines Vorstellungsmechanismus im HERBARTSchen Sinne auch nur im geringsten zuzugeben, wird man jedoch dem Verfasser beistimmen k\u00f6nnen, wenn er fragt, warum man jenen Mechanismus sich \u201ephlegmatisch-indifferent\" denken m\u00fcsse, und wenn er darauf hinweist, dafs auch die Gesetze der Statik und Mechanik durch einen Cyklon und Anticyklon keineswegs \u00fcber den Haufen geworfen werden.\nArthur Wreschner (Berlin).\nA. Pen Jon. Le rire et -la libert\u00e9. Bev. philos. 1893. No. 8. S. 1?3 bis 140.\nI.\tNach Ansicht des Verfassers dieser mit mehr Esprit als Exakt-1 heit geschriebenen Artikelreihe besteht die Freude, die Lust in dem\nGef\u00fchl einer Art von Ausdehnung, Erweiterung, gegen\u00fcber der zusammenziehenden Tendenz des Schmerzes. Dadurch ist sie untrennbar verbunden mit der Freiheit, eine Anschauung, die Verfasser auch in manchen franz\u00f6sischen Kedensarten findet. So ist die Lust weiter nichts als das Qef\u00fchl des unbehinderten Lebens und das Lachen der Peflex dieses sich anderen sehr leicht mitteilenden Gef\u00fchles.\nII.\tWesentlich uninteressiert dagegen ist das Lachen der Komik. Es schliefst jeden Gedanken an Verlust oder Gewinn aus und ber\u00fchrt sich dadurch mit dem Spiel, das Kant als eine lediglich um ihrer selbst willen existierende Th\u00e4tigkeit bezeichnet.\nDie nach den strengen Gesetzen der Logik fortschreitenden Gedankenreihen der Mathematik und anderer Wissenschaften geben ebensowenig Anlafs zum Lachen, wie das gleichm\u00e4fsig sich abrollende Alltags-","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n155\nleben; denn beide schliefsen die Spontaneit\u00e4t ans. Was aber solche Schranken pl\u00f6tzlich durchbricht, giebt uns das Gef\u00fchl der Freiheit, das sich in Lachen entl\u00e4dt. Der Grad der komischen Wirkung h\u00e4ngt davon ab, wie weit sich das die Gesetzm\u00e4fsigkeit st\u00f6rende Element von dem gewohnten Gange entfernt. Die F\u00e4higkeit, diese Distanz zu sch\u00e4tzen, wechselt nach Individuen, Stimmung, Gesellschaft u. dergl.\nIII.\tDafs Kinder und junge Leute so sehr zum Lachen geneigt sind, liegt daran, dafs ihnen von den sich entgegen wirkenden Gesetzen der Natur noch wenig bekannt ist. ihnen also noch sehr viele Erscheinungen als unvorhergesehene St\u00f6rungen gesetzm\u00e4fsigen Geschehens erscheinen.\nIII.\tAus demselben Verh\u00e4ltnis erkl\u00e4rt sich, dafs die Kindheit un-bewufst die meisten komischen Einf\u00e4lle, Naivet\u00e4ten, bietet. Dahin geh\u00f6ren auch jene Geschmacksfehler, durch welche Landleute den St\u00e4dtern und umgekehrt l\u00e4cherlich werden. \u00dcberall begr\u00fcndet das Zusammentreffen von Nichtzusammengeh\u00f6rigem, das unerwartete, \u00fcberraschende Durchbrechen gewisser Schranken die komische Wirkung.\nIV.\tNicht anders ist es beim absichtlichen Herbeif\u00fchren einer komischen Wirkung f\u00fcr sich oder andere, so bei den Thorheiten der Kinder, den Sch\u00fclerstreichen, Maskeraden, den Witzen, Wortspielen, Gedankensplittern, Karrikaturen u. s. f.\nV.\tDie physiologische Erscheinung des Lachens entspringt also,\nbesondere F\u00e4lle ausgenommen, stets einem entsprechenden Bewufstseins-zustande. Nicht unwahrscheinlich ist, dafs die Lust primitivst nur als der Ausdruck befriedigten Hungergef\u00fchles zu betrachten ist. Zusammenfassung.\tM. Offner (Aschaffenburg.)\nG. Ferrero. L\u2019arr\u00eat id\u00e9o\u00e9motionel : \u00c9tude sur une loi psychologique.\nRev. philos. Bd. 36. No. 10. S. 412\u2014428. (1893.)\nAusgehend von Spencers Ansicht, dafs die urspr\u00fcnglichste und allgemeinste Art von Herrschaft diejenige der Ceremonien sei, fafst F., ein J\u00fcnger Lombrosos, zwei besonders hervorstechende Gruppen ins Auge: die gesellschaftlichen und die religi\u00f6sen Gebr\u00e4uche.\nAn den Begr\u00fcfsungsformen zeigt sich nun, dafs sie bei ihrem Entstehen, sowohl gegen\u00fcber einem m\u00e4chtigeren Menschen, einem Herrscher oder einem Feinde, wie gegen\u00fcber einer Gottheit, drei wichtige Momente umfafsten: \u00ab. das Verlangen, den betr. Menschen u. s. w. sich g\u00fcnstig zu stimmen, \u00df. den Glauben, dafs die bestimmte Ceremonie das auch that-s\u00e4chlich bewirkt, y. die Vorstellung, dafs gerade durch diese bestimmte Ceremonie, diese Stellung in der m\u00e4chtigeren Person die \u00dcberzeugung erweckt wird, man sei gefahrlos und unterw\u00fcrfig. Da nun einerseits die Herrscher diese Zeichen der unterw\u00fcrfigen Verehrung alsbald pflicht-m\u00e4fsig machten und so die Entstehung eines sich gleichbleibenden Ceremoniells veranlafsten und andererseits die Gottheiten in ihrem Charakter l\u00e4ngst bekannt und unver\u00e4nderlich erschienen, so dafs auch ihnen gegen\u00fcber das Ersinnen von neuen Zeichen der Verehrung unn\u00f6tig war, so erfuhr y als sich gleichbleibend keine Beachtung mehr, trat im Bewufstsein zur\u00fcck, so dafs schliefslich a und \u00df allein in Asso-","page":155}],"identifier":"lit29541","issued":"1895","language":"de","pages":"154-155","startpages":"154","title":"A. Penjon: Le rire et la libert\u00e9. Rev. philos. 1893. No. 8. S. 113 bis 140","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:40.722441+00:00"}