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{"created":"2022-01-31T13:58:43.268469+00:00","id":"lit29542","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 155-156","fulltext":[{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n155\nleben; denn beide schliefsen die Spontaneit\u00e4t ans. Was aber solche Schranken pl\u00f6tzlich durchbricht, giebt uns das Gef\u00fchl der Freiheit, das sich in Lachen entl\u00e4dt. Der Grad der komischen Wirkung h\u00e4ngt davon ab, wie weit sich das die Gesetzm\u00e4fsigkeit st\u00f6rende Element von dem gewohnten Gange entfernt. Die F\u00e4higkeit, diese Distanz zu sch\u00e4tzen, wechselt nach Individuen, Stimmung, Gesellschaft u. dergl.\nIII.\tDafs Kinder und junge Leute so sehr zum Lachen geneigt sind, liegt daran, dafs ihnen von den sich entgegen wirkenden Gesetzen der Natur noch wenig bekannt ist. ihnen also noch sehr viele Erscheinungen als unvorhergesehene St\u00f6rungen gesetzm\u00e4fsigen Geschehens erscheinen.\nIII.\tAus demselben Verh\u00e4ltnis erkl\u00e4rt sich, dafs die Kindheit un-bewufst die meisten komischen Einf\u00e4lle, Naivet\u00e4ten, bietet. Dahin geh\u00f6ren auch jene Geschmacksfehler, durch welche Landleute den St\u00e4dtern und umgekehrt l\u00e4cherlich werden. \u00dcberall begr\u00fcndet das Zusammentreffen von Nichtzusammengeh\u00f6rigem, das unerwartete, \u00fcberraschende Durchbrechen gewisser Schranken die komische Wirkung.\nIV.\tNicht anders ist es beim absichtlichen Herbeif\u00fchren einer komischen Wirkung f\u00fcr sich oder andere, so bei den Thorheiten der Kinder, den Sch\u00fclerstreichen, Maskeraden, den Witzen, Wortspielen, Gedankensplittern, Karrikaturen u. s. f.\nV.\tDie physiologische Erscheinung des Lachens entspringt also,\nbesondere F\u00e4lle ausgenommen, stets einem entsprechenden Bewufstseins-zustande. Nicht unwahrscheinlich ist, dafs die Lust primitivst nur als der Ausdruck befriedigten Hungergef\u00fchles zu betrachten ist. Zusammenfassung.\tM. Offner (Aschaffenburg.)\nG. Ferrero. L\u2019arr\u00eat id\u00e9o\u00e9motionel : \u00c9tude sur une loi psychologique.\nRev. philos. Bd. 36. No. 10. S. 412\u2014428. (1893.)\nAusgehend von Spencers Ansicht, dafs die urspr\u00fcnglichste und allgemeinste Art von Herrschaft diejenige der Ceremonien sei, fafst F., ein J\u00fcnger Lombrosos, zwei besonders hervorstechende Gruppen ins Auge: die gesellschaftlichen und die religi\u00f6sen Gebr\u00e4uche.\nAn den Begr\u00fcfsungsformen zeigt sich nun, dafs sie bei ihrem Entstehen, sowohl gegen\u00fcber einem m\u00e4chtigeren Menschen, einem Herrscher oder einem Feinde, wie gegen\u00fcber einer Gottheit, drei wichtige Momente umfafsten: \u00ab. das Verlangen, den betr. Menschen u. s. w. sich g\u00fcnstig zu stimmen, \u00df. den Glauben, dafs die bestimmte Ceremonie das auch that-s\u00e4chlich bewirkt, y. die Vorstellung, dafs gerade durch diese bestimmte Ceremonie, diese Stellung in der m\u00e4chtigeren Person die \u00dcberzeugung erweckt wird, man sei gefahrlos und unterw\u00fcrfig. Da nun einerseits die Herrscher diese Zeichen der unterw\u00fcrfigen Verehrung alsbald pflicht-m\u00e4fsig machten und so die Entstehung eines sich gleichbleibenden Ceremoniells veranlafsten und andererseits die Gottheiten in ihrem Charakter l\u00e4ngst bekannt und unver\u00e4nderlich erschienen, so dafs auch ihnen gegen\u00fcber das Ersinnen von neuen Zeichen der Verehrung unn\u00f6tig war, so erfuhr y als sich gleichbleibend keine Beachtung mehr, trat im Bewufstsein zur\u00fcck, so dafs schliefslich a und \u00df allein in Asso-","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nLiUeraturbericht.\nziation blieben. Damit aber ging das Verst\u00e4ndnis f\u00fcr die Ceremonien verloren, wie das ja der Fall ist bei den verschiedenen Formen der religi\u00f6sen Verehrung und der Begr\u00fcfsung. Diese Erscheinung nennt F. nicht eben gl\u00fccklich arr\u00eat id\u00e9o-\u00e9motionel, also eine Hemmung, welche die Vorstellungsreproduktion \u00fcber a und \u00df hinauszugehen hindert und auch das mit y verbundene G-ef\u00fchl verdr\u00e4ngt. Indes scheint dem Deferenten hier gar keine Hemmung vorzuliegen (denn y geh\u00f6rt zwischen \u00ab und \u00df)j sondern weiter nichts als die Verk\u00fcrzung einer Assoziationskette durch Fallenlassen eines \u00fcberfl\u00fcssigen Mittelgliedes, eine bekannte Erscheinung, deren immense Bedeutung f\u00fcr unser ganzes G-eistesleben z. B. v. Hartmann in seinem geistreichen Buche \u201eZ>a5 Unbewu\u00dfte vom Standpunkte der Physiologie und Descendenzlehre\u201c betont und f\u00fcr die schon vor Jahren Lazarus den Namen \u201eVerdichtung des Denkens\u201c geschaffen hat.\nM. Offner (Aschaffenburg).\nSidgwick. Unreasonable Action. Mind, 1893. S. 174\u2014187.\nUnter \u201eunreasonable action (unvern\u00fcnftige Handlung\u201c) versteht S. das Ausf\u00fchren desjenigen, was wir nach unserer besseren Erkenntnis nicht thun sollten, sowie das Nichtausf\u00fchren dessen, was wir nach unserem praktischen Urteil thun sollten, und untersucht dieses Ph\u00e4nomen an gesunden Personen in normalen Verh\u00e4ltnissen, in denen alle Krankheiten des Willens und Zust\u00e4nde des Hungers u. dgl. ausgeschlossen sind, vielmehr eine sog. freie Wahl m\u00f6glich ist. Bentham, J. St. Mill u. a. f\u00fchren diese Erscheinung, welcher sie \u00fcbrigens doch nicht gen\u00fcgende Beachtung schenken, auf falsche Auffassung des Handelnden zur\u00fcck, die sein Streben nach Lust und nach Vermeidung von Unlust hier eben irreleitet, schliefsen also ein bewufstes Handeln gegen den erkannten Vorteil eigentlich aus.\nAuf Grund seiner durch Mitteilungen anderer best\u00e4tigten Beobachtungen unterscheidet S. drei Formen des unvern\u00fcnftigen Handelns: 1. F\u00e4lle, in denen das Bewufstsein des Widerspruchs zwischen dem gegenw\u00e4rtigen Handeln und dem fr\u00fcheren wohl\u00fcberlegt gefafsten Entschl\u00fcsse wenigstens f\u00fcr den entscheidenden Moment ganz fehlt. 2. F\u00e4lle, in denen es nur dunkel vorhanden ist und durch Sophistik f\u00fcr den Moment wirkungslos gemacht wird. 3. Die allerdings seltenen F\u00e4lle, wo es vollst\u00e4ndig gegenw\u00e4rtig ist; Handlungen dieser Art sind aber vorwiegend negativ, d. h. Unterlassungen der als pflichtm\u00e4fsig, als vorteilhafter erkannten Handlungen. Dafs S. hierbei den Einflufs des verkehrten Willens auf das Denken mehr betont, unterscheidet seine Theorie von derjenigen Benthams und Mills.\tM. Offner (Aschaffenburg).\nTracy. The language of childhood. American Journal of Psychology. Vol. VI. No. I. S. 107\u2014138. (1893.)\nDer besondere Wert dieser Arbeit besteht darin, dafs in ihr wohl das gesamte bisherige Beobachtungsmaterial ber\u00fccksichtigt ist; aufser dem Ergebnisse eigener Forschungen des Verfassers und privaten Mitteilungen liegen ihr \u00fcber hundert B\u00fccher und Zeitschriftartikel aus allen Kultursprachen zu G-runde. Gleichwohl wird man den, der da weifs","page":156}],"identifier":"lit29542","issued":"1895","language":"de","pages":"155-156","startpages":"155","title":"G. Ferrero: L'arr\u00eat id\u00e9o-\u00e9motionel: \u00c9tude sur une loi psychologique. Rev. philos. Bd. 36. No. 10. 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