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{"created":"2022-01-31T13:52:12.430133+00:00","id":"lit29548","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 159-160","fulltext":[{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n159\nBekanntlich ist M. y on jeher daf\u00fcr eingetreten, dafs Krampfanfalle nicht zu den direkten Wirkungen des Alkohols geh\u00f6ren. Treten sie bei S\u00e4ufern auf, so handelt es sich entweder um Epileptiker oder zur Epilepsie Disponierte, hei denen der Alkohol Gelegenheitsursache geworden ist, oder aber sie sind die Wirkung anderer giftiger Stoffe, die in den berauschenden Getr\u00e4nken enthalten sind. Meist handelte es sich um. Absynth.\nAuch hei F\u00e4llen von chronischer Kokainvergiftung traten solche epileptische Anf\u00e4lle auf; sie h\u00f6rten, wie es bei der toxischen Epilepsie gew\u00f6hnlich ist, auf, sobald die Zufuhr des Giftes unterbrochen war. In den drei F\u00e4llen, die M. zu beobachten Gelegenheit hatte, traten Empfindungen in den Vordergrund, die unter die Haut verlegt wurden. Alle drei Kranke hatten Halluzinationen des Gef\u00fchls mit der Eigent\u00fcmlichkeit, dafs sie Fremdk\u00f6rper unter der Haut wahrzunehmen glaubten (kleine-schwarze W\u00fcrmer, Mikroben und Kokainkrystalle).\nAus der letzten Vorlesung: \u201e\u00dcber Simulation und Verkennung des Irreseins\u201c ist die Angabe bemerkenswert, dafs M. in den sechs Jahren 1885\u201490 im ganzen 281 Kranke aufgenommen hat, die wegen Vergehen oder Verbrechen verurteilt waren. Darunter befanden sich nicht weniger, als 76 mit progressiver Paralyse. Solche bedauerlichen Thatsachen beweisen, wie unumg\u00e4nglich n\u00f6tig die Zuziehung des Arztes in allen zweifelhaften F\u00e4llen ist.\tPelm an.\nv. Krafft-Ebing. Der Kontr\u00e4rsexuale vor dem Strafrichter. De sodomia ratione sexus punienda. De lege lata et de lege ferenda. Eine Denkschrift. Leipzig und Wien, Fr. Deuticke. 1894. 39 S.\nMan kann ganz gut der \u00dcberzeugung sein, dafs \u00fcber die Kontr\u00e4rsexualen zur Zeit mehr verhandelt und geschrieben wird, als gerade\nnotwendig w\u00e4re, und doch mit dem Verfasser darin \u00fcbereinstimmen, dafs \u00bb \u00ab\neine \u00c4nderung in der strafrechtlichen Behandlung der betreffenden Individuen geboten sei.\nBekanntlich bedroht der \u00a7 175 des Deutschen Str.-G.-B. die widernat\u00fcrliche Unzucht mit Gef\u00e4ngnis und mit Verlust der b\u00fcrgerlichen Ehrenrechte, w\u00e4hrend andere Staaten (Frankreich, Italien, Belgien, Holland) eine Bestrafung unz\u00fcchtiger Akte nur dann kennen, wenn sie zu einem \u00f6ffentlichen \u00c4rgernis gef\u00fchrt oder unter Anwendung von Gewalt und an Minderj\u00e4hrigen ver\u00fcbt wurden.\nDafs jene L\u00e4nder deshalb nicht schlechter daran sind, als wir, und sich nirgends eine Sehnsucht nach dem dahingeschiedenen Paragraphen bemerkbar gemacht hat, d\u00fcrfte ebenso fest stehen, wie die Unzufriedenheit und der Widerstand dort, wo er noch zu Hecht besteht.\nKrafft-Ebing sucht die Irrt\u00fcmer zu widerlegen, die f\u00fcr seine Verteidigung geltend gemacht werden, und er f\u00fchrt vor allem die Fortschritte der Wissenschaft dagegen ins Feld, die f\u00fcr einen grofsen Teil der bisher zu Bestrafenden den Nachweis einer krankhaften Veranlagung und der Krankheit selber geliefert habe.\nDarum sei der \u00a7 175 in seiner bisherigen Fassung nicht l\u00e4nger haltbar, er bedeute einen Irrtum und einen Fehler, und er m\u00fcsse fallen.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nLitter a turberich t\nWie schon bemerkt, kann man \u00fcber manches, was hier als unzweifelhaft angef\u00fchrt wird, seine eigene Meinung haben, und dem Schlufssatze dennoch zustimmen, da dergleichen Gegenst\u00e4nde offenbar aufserhalb der Sph\u00e4re eines Kriminalgesetzbuches liegen.)\tPelman.\nJosiah Royce. Mental defect and disorder from the teachers point of view. Educational Review. New York. Holt & Co., 1893 u. 1894. Vol.VI. No. 3\u20145; Vol. VII. No. 1.\nBerichterstatter hat fr\u00fcher schon wiederholt und an verschiedenen Orten tadelnd darauf hingewiesen, dafs die wissenschaftliche P\u00e4dagogik in Deutschland krankhafte Geisteszust\u00e4nde, die doch bei vielen Kindern entschieden vorliegen, durchweg nicht ber\u00fccksichtigt hat. Neuerdings ist den P\u00e4dagogen die Psychiatrie durch Kochs Werk \u00fcber die psychopathischen Minderwertigkeiten zwar etwas n\u00e4her ger\u00fcckt worden ; es fehlt aber gleichwohl noch sehr viel, dafs sie in der p\u00e4dagogischen Psychologie die geb\u00fchrende Stellung einn\u00e4hme.\nSoll es in dieser Beziehung wesentlich besser werden, mufs man gewisse Partien aus der Psychiatrie mit der Psychologie in enge Verbindung bringen und die p\u00e4dagogische Anwendung davon machen; das wird sich am besten durch die Ausarbeitung von kleinen Monographien thun lassen. Berichterstatter hat deshalb geglaubt, mit einer Sammlung solcher Monographien \u201ezur p\u00e4dagogischen Pathopsychologiea beginnen \u25a0zu sollen, und gedenkt auch einen Teil der Arbeit von Royce in dieselbe aufzunehmen.\nRoyce hat vor P\u00e4dagogen eine Reihe psychologischer Vortr\u00e4ge gehalten und sich im Anschlufs daran \u00fcber die krankhaften Erscheinungen des Geisteslebens bei Kindern und der reiferen Schuljugend verbreitet. Die Arbeit besteht aus vier Teilen. Zun\u00e4chst wird auseinandergesetzt, warum und innerhalb welcher Grenzen sich der Lehrer mit psychiatrischen Dingen zu besch\u00e4ftigen habe; sodann wird eine \u00dcbersicht \u00fcber die Vorg\u00e4nge im normalen Seelenleben gegeben; hierauf zeigt der Verfasser, wodurch sich das geistige Leben des Erwachsenen in den Haupt z\u00fcgen als krankhaft charakterisiere, und endlich verbreitet er sich \u00fcber das Eigenartige der psychischen St\u00f6rungen und psychopathischen Grenzzust\u00e4nde im Kindes- und Jugendalter.\nObschon der Verfasser also eine eigentliche Monographie nicht bietet, so scheint dem Berichterstatter die Arbeit f\u00fcr P\u00e4dagogen doch h\u00f6chst wertvoll zu sein, da sie ihnen in geschickter Weise den Zugang .zu einem Gebiete er\u00f6ffnet, das die P\u00e4dagogik innerhalb der n\u00e4chsten Jahrzehnte besonders in der wissenschaftlich bisher sehr vernachl\u00e4ssigten Lehre von der Zucht stark beeinflussen wird.\nDem Berichterstatter w\u00fcrde es zu grofser Freude gereichen, wenn Royce dieser Arbeit, die als eine Art Einleitung gelten kann, einige Monographien im engeren Sinne folgen liefse. Er w\u00fcrde an seinem Teile sehr gerne daf\u00fcr Sorge tragen, dafs sie auch in Deutschland Beachtung f\u00e4nden.\tUfer (Altenburg).","page":160}],"identifier":"lit29548","issued":"1895","language":"de","pages":"159-160","startpages":"159","title":"v. Krafft-Ebing: Der Kontr\u00e4rsexuale vor dem Strafrichter. De sodomia ratione sexus punienda. De lege lata et de lege ferenda. Eine Denkschr\u00edft. Leipzig und Wien, Fr. Deuticke. 1894. 39 S.","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:52:12.430138+00:00"}