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{"created":"2022-01-31T13:59:17.050757+00:00","id":"lit29550","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lewy, Waldemar","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 231-292","fulltext":[{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\nVon\nWaldemar Lewy in Jena.\nI. Einleitung. \u2014 Historisches.\nJe mehr die neuere Psychologie dahin dr\u00e4ngt, unter Aufgabe der \u201eseelischen Verm\u00f6gen\u201c, die eine Th\u00e4tigkeit des Bewufstseins seinem Inhalt gegen\u00fcber darstellen, alle psychischen Funktionen auf Empfindungen, Vorstellungen und deren Assoziation zur\u00fcckzuf\u00fchren, um so mehr r\u00fcckt die Frage des Ged\u00e4chtnisses in den Brennpunkt des Interesses. Das Ged\u00e4chtnis, das Wort im weitesten Sinne gefafst, bildet die Grundlage aller Assoziationen, und je mehr Klarheit wir \u00fcber dieses gewinnen, um so mehr wird es uns gelingen, das Dunkel in der Werkstatt der Seele zu erhellen.1 Wenn wir nun auch keinesfalls den Wert verkleinern wollen, den das Zusammentragen mehr oder minder systematisch beobachteter Thatsachen aus der Erfahrung des Einzelnen f\u00fcr die Erforschung des Ged\u00e4chtnisses gehabt hat und als Anh\u00e4ufung von Material stets behalten wird; wenn wir auch ebensowenig verkennen, wieviel durch Beobachtung und Deutung pathologischer F\u00e4lle f\u00fcr die Erkl\u00e4rung des Ged\u00e4chtnisvorganges geleistet worden ist, so m\u00fcssen wir doch sagen, dafs zum ersten Male von Ebbinghaus der Weg beschritten worden ist, der uns wohl am ehesten\n1 Mit Eecht betont Eichet: De tontes les fonctions psychiques la m\u00e9moire est la plus importante. Sans m\u00e9moire il n\u2019y a pas dans l\u2019intelligence ni imagination, ni jugement, ni langage, ni conscience. Ou peut dire, de la m\u00e9moire, que c\u2019est la clef de tout l\u2019\u00e9difice intellectuel. (Eichet: Les origines et les modalit\u00e9s de la m\u00e9moire. Rev. philos oph. 1886.)","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nWaldemar Lewy.\ndem Ziele n\u00e4her f\u00fchren wird. Ebbinghaus* 1 wies 1885 in\n\u00ab \u2022\nseiner Schrift \u201e Uber das Ged\u00e4chtnisw als erster die M\u00f6glichkeit nach, der Frage des Ged\u00e4chtnisses mit experimentellen und Mafsmethoden erfolgreich n\u00e4her zn treten. Sein Verfahren bestand bekanntlich im wesentlichen darin, eine Anzahl sinnloser Silben bis zur fehlerlosen Reproduktion auswendig zu lernen und nach einer bestimmten verflossenen Zeit aus der Anzahl der ersparten Wiederholungen beim zweiten Auswendiglernen derselben Reihe die Menge des Behaltenen festzustellen. Indem er diese Methoden in mehrfacher Weise variierte, setzte er nicht nur zahlenm\u00e4fsig den destruierenden EinfLufs der zwischenliegenden Zeit auf das Gelernte fest, sondern konnte auch noch eine Reihe anderer, die Assoziationen betreffender Gesetze statuieren. Dieselb 0 Gl Suchsanordnung ist in letzter Zeit in einer umfangreichen Arbeit von M\u00fcller und Schumann2 zur Anwendung gekommen, und hat unter geringer Ver\u00e4nderung der \u00e4ufseren Anordnung auch hier wieder ihre Brauchbarkeit bewiesen. Die genannten Verfasser haben auf diesem Wege die von Ebbinghaus gefundenen Resultate best\u00e4tigt und durch weiter variierte Bedingungen den Ausbau der Assoziationslehre gef\u00f6rdert. Das spezielle Thema der successiven Assoziationen hat M\u00fcnsterberg in seiner Arbeit Die Assoziation successiver Vorstellungen3 behandelt. Alle die genannten Forscher haben sich die Aufgabe gestellt, experimentell nachzuweisen, welche Ver\u00e4nderungen eine Reihe von Vorstellungen oder eine komplexe Vorstellung in unserem Ged\u00e4chtnis erleiden; offenbar ist aber damit die M\u00f6glichkeit der Fragestellung nicht ersch\u00f6pft. Wenn wir uns eines Schemas bedienen d\u00fcrfen, so k\u00f6nnen wir einen solchen Komplex von Vorstellungen, wie ihn eine Reihe sinnloser Silben darstellt, aufl\u00f6sen in die Vorstellungen\nA+B+C+D+B..-f K\nNun k\u00f6nnen wir uns nach den geltenden Anschauungen \u00fcber die Assoziationen vorstellen, wie die Treue der Re-\n\u00bb\u2022\n1\tEbbinghaus, Uber das Ged\u00e4chtnis.\n2\tM\u00fcller und Schumann, Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Untersuchung des Ged\u00e4chtnisses. Diese Zeitschrift VI, S. 81\u2014190; 257\u2014339.\n8 Diese Zeitschrift. I. S. 99.","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n233\nProduktion einer solchen Seihe leidet. Sehen wir von der Thatsache eines etwaigen v\u00f6lligen Vergessens, \u00fcber die sich noch streiten l\u00e4fst,1-6 ab, so wird eine Ver\u00e4nderung des Vorstellungskomplexes in mehrfacher Art vor sich gehen k\u00f6nnen; 1. dadurch, dafs ein einzelnes Element sich qualitativ ver\u00e4ndert, sod\u00e4fs f\u00fcr A ein \u00e4hnliches, aber nicht identisches A1 2 3 4 * 6 eintritt, sodafs also statt der Vorstellungsreihe A1 B, C, D nun AXB C1D erscheint. 2. dadurch, dafs die einzelnen Elemente ihre Reihenfolge \u00e4ndern, f\u00fcr AB CD, ACBD. 3. dafs einige Elemente der gefragten Seihe durch andere ersetzt werden. B ist z. B. fr\u00fcher einmal oder \u00f6fter mit den Vorstellungen X und Y zusammen im Bewufstsein gewesen, so dafs jetzt statt der Seihe AB CD die Seihe ABXY reproduziert wird. Diese Vorg\u00e4nge meint wohl auch die allgemeine Anschauung, wenn\n1\tDelboeuf, Rev. philos. IX. S. 153 ff. \u201eNous voyons maintenant, que toute acte de sentiment, de pens\u00e9e ou de volition en vertu d\u2019une loi universelle imprime en nous une trace plus ou moins profonde, mais ind\u00e9l\u00e9bile, g\u00e9n\u00e9ralement grav\u00e9e sur une infinit\u00e9 de traits ant\u00e9rieurs, sur charg\u00e9e plus tard d\u2019une autre infinit\u00e9 de lin\u00e9aments de toute nature, mais dont l\u2019\u00e9criture est n\u00e9ammoins ind\u00e9finiment susceptible de repara\u00eetre vive et nette au jour.\u201c\n2\tSichet, a. a. O., \u201eLa cellule a \u00e9t\u00e9, par le fait de l\u2019excitation modifi\u00e9e d\u2019une mani\u00e8re permanente et cette modification ne peut s\u2019effacer qu\u2019avec la mort de la cellule\u201c . . . und . . . \u201erien de ce qui \u00e9branle l\u2019esprit de l\u2019homme n\u2019est perdu.\u201c\n3\tEncykl. Britt. Artic.-Psychology. Vol. XX. \u201eIn some way the brain centers are modified by impressions; they retain in growth the form of their modifications.\u201c\n4\tDagegen Hensen: \u201eWenn das Ged\u00e4chtnis, statt eine Disposition der Leitungswege zu sein, auf bestimmten Ab\u00e4nderungen der molekularen Anordnung zentraler Teile beruht, so w\u00fcrde doch die so rasch vor sich gehende Erneuerung der Substanz unseres K\u00f6rpers sehr bald solche\nSpurbildungen vernichten m\u00fcssen.\u201c\n6 B\u00f6hm, Philos. Monatsh. XIII. \u201eDer Stoffbegriff selbst und haupts\u00e4chlich der Stoffwechsel scheinen uns der Permanenz der Bilder direkt zu widersprechen. Es fehlt das Vehiculum f\u00fcr dieselbe, die St\u00e4ndigkeit des Tr\u00e4gers der sich gleich bleibenden Vorstellungen.\u201c\n6 H. H\u00f6ffding, Psychologie. Leipzig 1887. \u201eEinige Psychologen nehmen an, dafs das treue und stetige Bewahren der Vorstellung die Regel, deren Vergessen die Ausnahme sei. Das Problem w\u00fcrde also nicht die Erinnerung, sondern das Vergessen sein ... In Wirklichkeit sind es die Bedingungen der Erhaltung der Vorstellungen, nach welchen die Psychologie fragen mufs.\u201c","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nWaldemar Lewy.\nsie von einem Unklar-, Nebelhaft-, Matterwerden des Bildes in der Erinnerung spricht.1-5\nEine weitere zu beantwortende Frage aber w\u00fcrde die sein: Erleidet der Bestandteil A, in den E\u00dfBiNGHAUSschen Untersuchungen die einzelne Silbe, f\u00fcr sich selbst irgendwelche Ver\u00e4nderung im Bewufstsein, wenn sie eine Zeitlang in demselben \u201egeschlummert\u201c hat? Hierauf ist zu antworten, dafs eine Silbe noch eine viel zu komplizierte Vorstellung ist, so einfach sie auf den ersten Blick auch scheinen mag und sich ihrerseits\nwieder aus einer Anzahl von Empfindungen a -f- b -f-.-f-n\nzusammensetzt, so dafs wir ein Undeutlich- und Unklarwerden im Ged\u00e4chtnis, , eine Mangelhaftigkeit bei der Urproduktion mutatis mutandis zum Teil auch hier wieder auf die oben er\u00f6rterten assoziativen Einfl\u00fcsse zur\u00fcckf\u00fchren k\u00f6nnten. Es bed\u00fcrfte also wohl noch einer besonderen Untersuchung, ob aufser den sub 2 und 3 erw\u00e4hnten assoziativen Einfl\u00fcssen auch eine unmittelbare, von dem Einflufs irgendwelcher Zwischenvorstellung unabh\u00e4ngige Destruktion und Variation im Ged\u00e4chtnis vorhanden ist. Auch an diese Frage ist man mit experimentellen Untersuchungen herangetreten. Doch, da unsere eigenen Experimente sich nur mit dem Einflufs der zwischenliegenden Zeit auf die Treue der Reproduktion besch\u00e4ftigen, so wollen wir die vorliegenden experimentellen Untersuchungen auch nur so weit er\u00f6rtern, als sie diesen speziellen Faktor behandeln.\nPaneth1 2 * 4 5 6 war auf Grund seiner Untersuchungen, die in 1500 Versuchen den Einflufs der Zeit auf die Reproduktion\n1\tZiehen, Physiol. Psychol. 1893. S. 122. \u201eZum Schlufs haben wir noch eine einfache Folgerung mit Bezug auf die latenten Erinnerungsbilder zu ziehen. Wenn diese wirklich nur materielle Dispositionen sind, so wird der Stoffwechsel der Ganglienzelle nicht ohne Einflufs auf diese molekulare Disposition bleiben, d. h. falls nicht neue \u00e4hnliche oder gleiche Empfindungen diese Disposition wieder beseitigen, wird dieselbe im Laufe der Zeit unvermerkt gelockert und schliefslich zerst\u00f6rt werden m\u00fcssen.\u201c\n2\tSiehe auch J. Sully, Die Illusionen. S. 246 ff. und\n8 Lotze, Metaphysik. (1879) S. 521.\n4\tM\u00fcnsterberg, Beitr\u00e4ge. I. S. 125.\n5\tWundt, Physiol. Psychol. 4. Auflage. Bd. II. S. 467 ff.\n6\tDr. J. Paneth, Versuche \u00fcber den zeitlichen Verlauf des Ged\u00e4chtnisbildes. Centralbl. f. Physiol. Bd. IV. No. 3.","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n235\nvon Zeitintervallen statuieren sollten, zu dem Resultate gekommen, dafs \u201edie Sch\u00e4rfe des Ged\u00e4chtnisbildes f\u00fcr ein Zeitintervall im Laufe von f\u00fcnf Minuten nur um so geringes abnimmt, dafs die Abnahme mit den angewandten Methoden nicht sicher erkannt werden kann; zu demselben Schl\u00fcsse kam Wahle,1 der mit weifsen Kreisen auf schwarzem Grunde experimentierte. (Beide Verfasser bedienten sich der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle.) Die gleiche Ansicht finden wir auch noch in Ziehens Physiol. Psychologie ausgesprochen. Dafs diese Meinung, die sich auch auf die immerhin nicht sehr zahlreichen Beobachtungen der beiden obengenannten Forscher st\u00fctzte, nicht den Thatsachen entsprach, konnte Wolfe2 in seinen Untersuchungen \u00fcber das Tonged\u00e4chtnis nachweisen. Seine Methode war die: \u201eEin Ton wurde angegeben, und nach der vorausbestimmten Zeit wurde dann entweder derselbe Ton wiederholt, oder ein anderer etwas h\u00f6herer oder tieferer angegeben. u Die Sicherheit, mit welcher dann die Versuchsperson den zweiten Ton als dem Normaltone gleich oder von ihm nach oben oder unten verschieden angab, lieferte ein Mafs\nf\u00fcr die Klarheit des Ged\u00e4chtnisbildes und f\u00fcr die Treue des\n\u2022 \u2022\nGed\u00e4chtnisses. Wolfe gelangte auf diesem Wege zu der \u00dcberzeugung, dafs die Sicherheit des Wiederkennens geh\u00f6rter einfacher T\u00f6ne bei zwei Sekunden am gr\u00f6fsten ist, von da, wenn auch nicht stetig, so mit scheinbar periodischen Schwankungen mit der L\u00e4nge der verflossenen Zeit abnimmt. Aufser dieser Thatsache giebt die erw\u00e4hnte Arbeit noch Aufschlufs \u00fcber eine Reihe anderer Punkte, die speziell das Wieder erkennen von T\u00f6nen betreffen ; diese k\u00f6nnen wir nat\u00fcrlich hier nicht alle er\u00f6rtern. Fraglich bleibt es, ob gerade T\u00f6ne am besten geeignet sind, als Untersuchungsobjekte zu dienen, denn einmal schieben sich auch bei reinen T\u00f6nen in der Erinnerung harmonische T\u00f6ne st\u00f6rend ein, und aufserdem sind die Versuchspersonen offenbar im st\u00e4nde, durch leises Mitsingen im Intervall oder mindestens durch Innervation der zugeh\u00f6rigen Muskelgruppen den geh\u00f6rten Ton willk\u00fcrlich zu fixieren.\nWas W. auf dem Gebiete der Akustik statuiert hatte,\n1\tS. 120.\n2\tH. K. Wolfe, Untersuchungen \u00fcber das Tonged\u00e4chtnis. Wundts Thilos. Stud. Bd. III.","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nWaldemar Lewy.\nwurde f\u00fcr die Lichtempfindung von A. Lehmann in zwei Arbeiten erwiesen. Da die Versuche des genannten Forschers zur Entscheidung der bestimmten Frage, ob es ein einfaches Wiedererkennen ohne Beziehung g\u00e4be und \u00fcber den Wert der Lehre der Ahnlichkeitsassoziation unternommen waren, so befafst sich naturgem\u00e4fs ein Teil der Versuche auch mit dem \u201eEinfl\u00fcsse des Zeitraumes zwischen dem letzten Auftreten einer Empfindung im Bewufstsein und dem Moment, da das Wieder -erkennen vor sich gehen soll.\u201c L. experimentierte auf dem Gebiets des Lichtsinnes und arbeitete mit grauen Scheiben, deren abgestufte Grauintensit\u00e4t durch variierbare Sektoren von schwarz auf weifsem Grunde hergestellt wurde. Um den Ein-flufs der Zeit zu untersuchen, wurden Versuche folgender-mafsen angestellt. Es wurde zuerst ein Normalreiz angegeben und nach bestimmter Zeit ein Vergleichsreiz, dessen St\u00e4rke in auf- und absteigenden Reihen variiert wurde, bis der Punkt gefunden war, wo die beiden Empfindungen gleich gesch\u00e4tzt wurden. Diese Versuche wurden mit verschiedenen Normalreizen und mit verschiedenen Zeitintervallen angestellt. In einer anderen Versuchsreihe wurde der zweite Reiz konstant gehalten, w\u00e4hrend das Urteil der Beobachter sich auf die erste Empfindung bezog. Aus diesen nach der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle f\u00fcr die Zeiten 5\", 15\", 30\", 60\", 120\" und in der zweiten Untersuchung f\u00fcr 2\", 4\", 6\" unternommenen Versuchen resultiert der Einflufs des Intervalles in dem Sinne, dafs die Bestimmtheit des Wiedererkennens mit wachsender Zeit entsprechend abnimmt. Doch ist die Zahl der Einzelversuche immerhin eine beschr\u00e4nkte.\nSchliefslich seien noch drei Arbeiten aus dem M\u00fcnster-BERGschen Laboratorium erw\u00e4hnt. Erstens die Arbeit von Slatopolski, an der ich selbst als Versuchsperson teilgenommen habe. Sl. untersuchte an einem besonders konstruierten Apparate den Einflufs der Zeit auf die Reproduktion von Armmuskelbewegungen und fand f\u00fcr die verwendeten Intervalle von 2\", 5\", 10\", 20\", 60\" eine deutliche Abh\u00e4ngigkeit des durchschnittlichen konstanten Fehlers von der Gr\u00f6fse des Intervalles; doch m\u00f6chte ich die M\u00f6glichkeit nicht ausschliefsen, dafs die relativ geringe \u00dcbersch\u00e4tzung der Normalstrecke bei 10\" davon abh\u00e4ngt, dafs die kleineren Zeiten die Ausf\u00fchrung der immerhin umst\u00e4ndlichen Zwischenmanipulationen nur mit","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n237\neiner gewissen \u00dcberhastung zuliefsen. Auf das Verhalten der mittleren Abweichung vom konstanten Fehler ist in der Besprechung nicht eingegangen.\nZweitens die Versuchsreihen Delabarres1 2 in seiner Arbeit \u00fcber \u201eBetvegungsempfindungen\u201c, die auf unser Thema Bezug haben; dieselben sind zu wenig zahlreich, um entscheidende Resultate liefern zu k\u00f6nnen.\nDrittens die Tabellen XVI bis XXI in M\u00fcnsterbergs Arbeit \u00fcber Augenmafs} Dieselben zeigen, wenn auch M. selbst in der Besprechung nur den konstanten Fehler behandelt, f\u00fcr die Intervalle 1\", 3\", 10\" mit einer einzigen Ausnahme ein Wachsen von v. F. (variabler Fehler) und m. A. (mittlere Abweichung).\nII. Eigene Untersuchungen.\nA. Untersuchungen \u00fcber das Augenmafs.\nWas M\u00fcnsterberg an der sub 3 erw\u00e4hnten Stelle nur ber\u00fchrt hatte, sollte noch einmal Gegenstand einer Untersuchung werden.\nSo begann ich im W.-S. 90/91 die experimentellen Untersuchungen, deren Resultate hier folgen sollen. Dieselben wurden angestellt im psychologischen Laboratorium des Herrn Professor M. in Freiburg, dem ich an dieser Stelle f\u00fcr mannigfache Anregung und Anleitung, sowie freundliche Unterst\u00fctzung meinen w\u00e4rmsten Dank ausspreche, desgleichen Fri. Dr. v. Schirnhoeer und Herrn S. Alexander, welche mit grofser Bereitwilligkeit die anstrengende Rolle der Versuchsperson auf sich nahmen. Das Instrument, dessen ich mich zu diesen Versuchen bediente,\n1\tDelabarre, Bewegungsempfindungen. S. 105 ff. \u201eEine Reihe von\nVersuchen haben wir ausgef\u00fchrt, um das Intervall zu bestimmen, welches f\u00fcr die Reproduktion der Bewegung am g\u00fcnstigsten ist. Soweit unsere Versuche gehen, ist im allgemeinen ein Intervall von 4\" dasjenige, bei welchem die Reproduktion am besten gemacht worden ist; die Zahl der Versuche ist nicht ausreichend, dieses Ergebnis als allgemein g\u00fcltig hinzustellen......bis 29\u201c kein erkennbarer Einflufs.\u201c\n2\tH. M\u00fcnsterberg, Beitr\u00e4ge zur experimentellen Psychologie, n. Freiburg i. B. 1889. S. 168.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nWaldemar Lewy.\nbesteht aus einer quadratischen Holzplatte von 80 cm L\u00e4nge, mit schwarzem Tuch \u00fcberspannt. Durch eine an der R\u00fcckseite der Platte befindliche Schraube kann ein \u00fcber Rollen laufender vertikaler schwarzer Seidenfaden in senkrechter Richtung auf und ab bewegt werden. Das ganze Rollensystem wiederum inklusive vertikalem Faden kann durch eine seitlich angebrachte Kurbel horizontal bewegt werden. Der Seidenfaden tr\u00e4gt ein etwa 2 qmm grofses Elfenbeinpl\u00e4ttchen, welches also durch das doppelte System mit grofser Schnelligkeit und ohne St\u00f6rung der Versuchsperson an jede beliebige Stelle der schwarzen Tafel bewegt werden kann. Je eine auf der R\u00fcckseite der Tafel vertikal und horizontal angebrachte Millimeterskala giebt dem Leiter des Versuches bis auf 0,5 mm genau an, um wieviel das Pl\u00e4ttchen sich bewegt hat.1 Fixiere ich nun an bestimmter Stelle der Tafel einen Stift, der ein zweites Elfenbeinpl\u00e4ttchen von derselben Gr\u00f6fse tr\u00e4gt, so kann ich jetzt Distanzen von beliebiger L\u00e4nge und Lage hersteilen. Die Versuchsperson lehnt die Stirne an einen 50 cm von dem Apparat befestigten Holztrichter mit oblongem Ausschnitt, der eine Fixation des Kopfes und eine gleichm\u00e4fsige Begrenzung des Gesichtsfeldes erm\u00f6glicht. Die k\u00fcrzeren Zeiten wurden markiert durch die ged\u00e4mpften Schl\u00e4ge eines Sekundenmetronoms, die l\u00e4ngeren durch Ablesen einer V\u00f6-Sekundenuhr. Die Beleuchtung gab das diffuse Tageslicht. Als Mafsmethode wurde die Methode der mittleren Fehler angewandt. Wundt behauptet zwar gelegentlich der Besprechung der WoLFEschen und LEHMANNschen Versuche: \u201eSelbstverst\u00e4ndlich kann auch hier eine Mafsbestimmung der Treue der Reproduktion nur dadurch geschehen, dafs man einen neuen Eindruck zu H\u00fclfe nimmt, dafs man also in dem angef\u00fchrten Beispiel nach einer bestimmten Zwischenzeit einen dem urspr\u00fcnglichen Ton gleichen oder von ihm um einen bekannten H\u00f6henunterschied abweichenden Ton ein wirken l\u00e4fst und bestimmt, mit welcher Feinheit die Abweichungen von der Gleichheit erkannt werden . . . man wird damit von selbst auf die Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle hingewiesen.w Dennoch glaubte ich, bei der Exaktheit, die der Apparat gestattete, unter Anwendung\n1 Da nur vertikale Distanzen untersucht wurden, kam die letztere Einrichtung nicht zur Verwendung.","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n239\neiniger weiter unten zu beschreibender Kautelen und der schon von Herrn Professor M. in seinen Augenmafsversuchen angewandten Berechnung, die Methode der mittleren Fehler w\u00e4hlen zu d\u00fcrfen, die bei einem gleich grofsen Material eine mannigfaltigere Variation der Versuche gestattete. Das einzelne Experiment nun wurde in der Weise angestellt, dafs auf ein gegebenes Zeichen die Versuchsperson, deren Kopf in der oben beschriebenen Weise der Platte gegen\u00fcber fixiert war, die Augen \u00f6ffnete und 5\" lang eine Punktdistanz betrachtete, um sie nach einem Intervall, welches von 1\"\u201460\" schwankte, aber w\u00e4hrend einer Reihe von Versuchen konstant blieb, wieder zu \u00f6ffnen. In der Zwischenzeit war seitens des Versuchsleiters der bewegliche Punkt gegen den festen hin oder von demselben weg bewegt worden, so dafs der Betrachtung der wiederge\u00f6ffneten Augen eine um ein merkliches vergr\u00f6fserte oder verkleinerte Distanz geboten wurde. Die Versuchsperson reproduzierte nun das Erinnerungsbild und gab, indem sie dasselbe auf die schwarze Fl\u00e4che mit den fixen Pl\u00e4ttchen als Ausgangspunkt projizierte, ein Urteil ab: \u201eGrr\u00f6fser\u201c oder \u201eKleiner\u201c, und zwar mit der Bedeutung: die Normaldistanz war > oder <C als die jetzt gegebene. Das Urteil wurde in dieser und nicht in umgekehrter Form abgegeben, damit nicht bei Beziehung desselben auf die Vergleichsstrecke das Auge veranlafst w\u00fcrde, den fixierten Punkt aufzugeben.1 Der Ausspruch des Urteils war f\u00fcr mich das Signal, den beweglichen Punkt in der dadurch angegebenen Richtung zu verschieben, bis nach der Meinung der Versuchsperson die urspr\u00fcngliche Entfernung vom festen wiederhergestellt war. Der auf diese Weise gemachte Fehler mit den zugeh\u00f6rigen Vorzeichen wurde protokolliert. W\u00e4re aber in der beschriebenen Weise immer dieselbe Normaldistanz den Augen geboten worden, so h\u00e4tte sich bald ein festes Erinnerungsbild dieser Strecke gebildet\n1 Dadurch, dafs mit dem Ausspruche des Urteils auch die vermeintliche Normaldistanz festgehalten wurde, konnte die, hei der Exaktheit des Apparates \u00fcbrigens ziemlich kurze Zeit, welche verging, bis der bewegliche Punkt die gew\u00e4hlte Stelle erreicht hatte, vernachl\u00e4ssigt werden. Der Einflufs, welchen etwa die Bewegung des Punktes auf die Gr\u00f6fse der reproduzierten Distanz haben konnte, wurde wohl dadurch paralysiert, dafs der Punkt in der gleichen Zahl der F\u00e4lle von der gr\u00f6fseren zur kleineren Strecke als umgekehrt sich bewegte.","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nWaldemar Lewy.\nund die Bem\u00fchung, den Einflufs des verstrichenen Intervalles auf die Genauigkeit der Reproduktion zu messen, w\u00e4re illusorisch geworden. Daher wurde, wiewohl die Anzahl der notwendigen Versuche sich nat\u00fcrlich dadurch verzehnfachte, zwischen zehn verschiedenen Strecken von 20, 40, 60, 80, 100, 120, 140, 160, 180, 200 mm w\u00e4hrend jeder Versuchsreihe in bunter Folge abgewechselt. Dafs der damit beabsichtigte Zweck in hohem Mafse erreicht wurde, zeigt die weiter unten zu besprechende \u00dcbungskurve. Ferner wurde, um auch hier allen M\u00f6glichkeiten gerecht zu werden, die Normaldistanz sowohl unterhalb als auch oberhalb des fixen Punktes her-gestellt. Ich erhielt -auf diese Weise f\u00fcr jede Strecke und jede Zeit zw\u00f6lf Versuche, n\u00e4mlich:\n3 nach unten N>V 3 nach unten N <C V 3 nach oben N^>V 3 nach oben N < V.\nWas die Verwendung dieser Methode betrifft, so ist dar\u00fcber M\u00fcnsterberg, Beitr\u00e4ge II. S. 154 nachzulesen.\nDie Berechnung des gewonnenen Materials geschah in folgender Weise: Bedeutet N die Normalstrecke, B die reproduzierte, so nenne ich ihre Differenz B \u2014 N = db f. Diese dz / mit ihren entsprechenden Vorzeichen sind die Konstituentien der Urtabellen. Suche ich nun f\u00fcr ein N und t den Durchschnittswert von f indem ich unter Ber\u00fccksichtigung des Vorzeichens\nfi 4~ ~r /s +.......4\" fn = S\naddiere, addiere, Fn 100\nN\nund durch n\u00b1 die Anzahl der zugeh\u00f6rigen Versuche und rechne diesen Wert in % von V um, so giebt\nden konstanten mittleren Fehler, in % von N be-\nrechnet, um welchen B von N abweicht. Jetzt berechne ich die durchschnittliche Abweichung der einzelnen Fehler f von\nn*\nIst Fn - fl = Su Fn - /2 = S2, Fn \u2014 fn \u2014 Sn,\nso\ngiebt\ns,-\\- s2 + s5 +\n\u00c4\nn\ndie mittlere Abweichung der rohen Fehler vom konstanten Fehler; sie sei mit A bezeichnet. Um die A A der ver-","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n241\nschiedenen N miteinander vergleichbar zu machen, dr\u00fccke ick auch A in % von JSF aus: \u2014- = A%. Addiere ick nun\nf\u00fcr ein Zeitintervall, z. B. t = 1\", die A\u00b0/o aller verwandten Normalstrecken Aa% -f- Ab% + A0%. . .-f\"Am%, und dividiere diese Summe durch m, die Anzahl der Normalstrecken, so giebt mir die gewonnene Zahl Vtl die prozentuale mittlere Abweichung der gemachten Fehler vom konstanten Fehler. Die Vergleichung von Vtl, Vi2 etc. wird mir ein Mafs f\u00fcr die Treue der Reproduktion geben. Bei dieser letzten Rechenoperation bin ich mir wohl bewufst, nicht v\u00f6llig streng mathematisch vorgegangen zu sein, da ich nicht ohne weiteres alle variablen Fehler f\u00fcr die einzelnen JN unter einen Hut bringen d\u00fcrfte, indessen glaubte ich, auf diesem Wege am ehesten den Einhufs der verh\u00e4ltnism\u00e4fsig geringen Versuchszahl f\u00fcr eine Strecke paralysieren zu k\u00f6nnen. Aufser dieser Rechnung habe ich aber, um die Resultate dieser Untersuchung an Distanzen im Gesichtsfelde mit den Ergebnissen der sp\u00e4teren Lokalisationsversuche vergleichbar zu machen, noch eine zweite Berechnung ausgef\u00fchrt. In dieser wird von dem mit einem Vorzeichen versehenen konstanten Fehler g\u00e4nzlich abgesehen. Es werden nur die mittleren Differenzen der reproduzierten von der Normaldistanz in Prozent von N ausgedr\u00fcckt, und aus den erhaltenen Einzelwerten wird ein mittlerer prozentualer Fehler s\u00e4mtlicher V f\u00fcr ein Intervall gewonnen.\nDa es in meiner Absicht liegt, diese ganze Untersuchung hier nur in einer \u00dcbersicht vorzuf\u00fchren, da ich beabsichtige, sie noch durch weitere Versuche unter Vermeidung einiger Fehlerquellen, die ich beobachtet zu haben glaube, zu vervollst\u00e4ndigen, so m\u00f6gen hier nur in K\u00fcrze die wesentlichen Resultate folgen. Besonders \u00fcber die Bewegungen des konstanten Fehlers m\u00f6chte ich mich hier noch nicht auslassen ; die angef\u00fchrten Tabellen enthalten daher nur die Schwankungen des variablen Fehlers, sowie die der durchschnittlichen rohen Fehler, wie oben angedeutet. Hinzuf\u00fcgen m\u00f6chte ich noch, dafs, obgleich urspr\u00fcnglich mit 10 Normaldistanzen (20, 40, 60, 80, 100, 120, 140, 160, 180, 200 mm) experimentiert wurde, bei der Berechnung nur die Distanzen 60\u2014200 mm Verwendung fanden, da an die Normalstrecken 20 und 40 mm ziemlich bald begriffliche Assoziationen angekn\u00fcpft wurden, so dafs\n16\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie VIII.","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"Alexander\tI\ty. Schirnhofer\n242\nWaldemar Leiuy\no o ' \u00a9 <1 \" o\t3\t5 14.918.6 8,8 8,8 13,2\u00cf1 12,8 9,1 9,9 6,2 5\t2,8 8.6\t4,8\t(M oo *\no <3 - <\t00\tI\u00df\tlO\t50\ttH\tt>-\t04 *>\u2022\trs\t^\t#v\tc\\ l\u00dfi\u00dfOCOii\u00dfC-004 T\u2014(\ty\u2014t\t1-1 i\u00df\tx**\tO\u00ab\tGO\t^\t\u00bb\u00df \u2022\u00bb\t^\t^\tr* eO-t'O\u00e7D^rHOO^j, \u00bb-\u2022\t1-H\tT~\u00bb\t1-H\ttO rs L\u2014\no' \u00d6 <3 N <\too-^ooi>-ooc>-ooj5 rs\tr\\\trs\trs Ot\u2014-CD^iO^^O^ H i\u00dfCic\u00dft^e^QO^oo rs\tr\\\trs\tr*\trs\t^\trs Oi\u00dfCOi\u00dfCO00\u00ab^ ah\t1-H\tCD\no \u00a9~~ \u00d6 <3 ~ <\tto\t05 CO\t1\u2014t\trfl\tCO rs\trs\trs\tr\\\trs\t<s\trs t^^l\u00dfcOCOCMCMCO t>\ti\u00df\t0>\t'S*\tTj\u00ab\tC\u00df rv\trs\trs\trs\trs\trs\trs ^\tCO\tX\u00df\to\n\u00a9 \u00a9\u25a0 A <1 N <3\t041-10001\u2014050400 rs\trs\trs\trs\trs\trs\trs\trs lOCOTjiCOrjHlM^^ *\ti-iincoc-ot-\u00bbno r-s\trs\trs\trs\trs\t\u00abs,\trs\trs C0c^T#^O^t-i\u00df\to\no' s\u00bb < <3\t*OtDOCOcO(MC<JC^ tO\tIG\tCO\tiG\tr*T C0\tt*T\tt*T CO\ti\u00df\tO\tt*\t\u2014<\tto\tv\u00df rs\t\u2022\u00ab\trs\trs\trs\trs\trs COx*eOOSOi\u00dft-Ci\tcr>\ntu i <1\tt-\tI>\tCO\tto\trji\t05\t50 o\"\tco\"\tco\trjT\tcd\tcd\tt-T\tco\" h\u00bb\ts-i\tt\u00bb\tco\t\u00bba\t\u00a9i rs\trs\trs\trs COCOCOl\u00dfcOCOCOt-\trs CO\n\u00a9 \u00a9 5 <] 04 <3\t1\u2014\t*01004\t04\t50-^04 cd\tcd cd\tcd\tr-T\tt-T\tcd\tcd O\tSD\tco\tt~\tO\tW\tifl rs\tr.\trs\trs\trs\trs\t\u00ab T~tC4C4csii-lC4'T*Tf<\t(M 04\n\u00a9^ A < <3\t00-^T-l00\t50t-05i\u00df rs\trs\tn\trs\trs\trs\trs\tA 04 CO Tfl CO r*s CO 04\tt\u2014< t-tST*\u00ae\u00ab\u00a9(M\u00a9 rs\tr\trs\trs\tas\trs\trs\trs\tO rs co\ncT' \u00f6 <3 \u0153 <\tCO 00\t^\tC0 \u2014 t\u2014 04 rs\tr~s\trs\tA\trs\t^\trs l\u00dfCOt\u2014\tC\u2014\t50^05^ <M\tsT\ttT\tCO\tso\t\u00abO\tsO rs\trs\trs\trs\t\u00abs\trs\trs C\u00dfCTt^QOOOO^OO\tD*- C*v iO\n\u00a9 cT\" \u00a9 <j ^ <\tiO^\ti\u00df\tCO\trH\t1\u00db co\"\too\t05\tt-\" cd\t^\tco\"\toc\" \u25a01\t\"+\t(M\t^\t<M\tC rs\trs\trs\trs\t. ^ O4C0C5C500OC>^\trx io\no \u00a9 <3 M <3\tI>-iOrHC400c-\u00bbiOO5 rs\t^\trs\trs\t^\ts\trs lOtr^-OiOcOCOCO^ r-i\tC0\tC0\tCO\tC> rs\trs\trs.\trs\trs\trs COOOOvOOrOO\tlO o i\u00df\n\u00a9 <3 ~ <3\t^\t50\t05\ti\u00df\t04\t^ oo 50\t^\tio cd cd' co\" <*>\ti\u00df\tCO\t00\t<7> ^\t\u00abs\t^\trs ^^o-^i\u00dfco^ico\ti\u00df t\u2014 Tji\u201c\n.\u00a9 \u00a9^ f- <3\tCO\trH\t00\t00\tt>*\t05\t04 ***\trs\trs\trs\trs\trs\trs *\u00dflOC0C0i\u2014104\t04-^ ^\ti-H\tCO\ti\u00df\tC0\t04\tTt\u00ab rs\tr.\trs\trs\ts\t^\tr- oo-HC\u00df-tc^^i\u00dfac\tto CD fN co\no* = <] io <3\tlO\t05\tCO\t05\ti\u2014l\t50\t00\tC\u2014 \u2022s\trs\trs\t's\trs\trs\trs\trs ^tiT^C0CC04040404 l>\t\u00a9\u00ee\tC0\tt-\u00bb\tO\t<\trf* rs\trs\trs\trs\tr\trs\trs \u00df^COCCT^c^rt'vC^\u00df\ttO co co\"\no = <1 CO ^ <3\tC4 1\u20141\t00\t00\t05 C\u2014 C4 rs\trs\trs.\trs\trs\trs\trs 5CI>-COC4^C4rHOO rs\trs\trs\trs\trs\trsrsrs C0\ti\u00df\tC0\tC\u00df\tI\u00df\tco\tCO\tCD CO CO\n\u00a9 d4 ^ <3\t50^ cq^ CD^\t^\tC4_ co\"\tco\tcd co co cd 04 TfC5CO^C4CO^l\u00df \u2022s\ta\ta\tcs\t\u00bbs\trs\trs\trs eqcqcooorf^^^\ttH O co\"\no o\" = . <3 <3\tC-ts.00'^tDC400O5 rs\trs\trs\trs\trs,\trs\trs\tcs lO^COCOC4<C4C4(C4 \u2022>l\u2018lOOOrt\u00abD\u00abDr-<OS rs\trs\trs\tc-\t\u00abs\trs\trs\t\u00abs CCC\u00dfC\u00df^\u00bb\u00abC\u00dfl\u00dfi\u00df\ttH lO co\"\n1! SO\toooooooo 5000004^50000 rH tH tH tH rH C4\tII tc\nAnmerkung: Die Werte von A\u00b0/oA% sind im Druck hervorgehoben.","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n243\nhA\nI\u2014I\n<D\n<D\n\t\t_o o\tGO\tCD\tO}\t<\tt-H\tco\t\to\tt-\n\to\tq\tIO\tCO T\u20141\tcd'\tr\u2014< T\u2014i\tC\u00cf\tcT 7\u201cH\t#N\t05\t#-X 05\n\tCO\tq\to\tcs\to\tCO\t00\t>o\tiD\t1-\u00ab\t\n\t\t\tCO\tTT\t00\tcrT\teD\tciT\too'\t\u00abrx 00\t\n\t\t\t\t1-\u00bb\t\ti\u2014i\tH\t\t\t1-*\t\n\t\to\t\t\tCM^\tIQ\tco\trH\t\tIO\ttO\n\t\t\to\tCD*\"\tt\u2014H\tCO\t\tT\u20141\tcT\tiQ\t\u00c4\n\to\t\t\t\trH\ttH\t\tr\u2014i\t1-H\t\t\n\t^ri\tc\to\tri\tCM\tOl\tCI\tt-\t01\to\t\n\t\t\tCD\to'\tr~<\tCD\to'\t\u25a0H\tcT\t#x\t\n\t\t\t\t\tl\u2014l\t\u2014*\t\ti\u2014l\tv-4\trH\t\n\t\to\tcq^\tO\tr>-\tt>\tT\u201c<\t\ttH\tr-H\tCD\n\t\u00f6\tq\tT\u20141 T\u2014i\tO' H\t\u00abT\t\tlO\tcd\"\t!>*\"\"\toT\t\n\tCM\t\tGO\to\tt\u2014\tt-\tCI\t\u00ef>\ttr\u00bb\tCM\t\n\t\t\to'\tofT\tCD\to\toT\tcP T-t\tCM H\t00\t\n\t\tO o\tiO\t\tO\tco\trH\tCM\tCO\t\t\nc&\t\u00f6\tq\tQO\t#N tH\tCD\tcd\"\tcd\"\t\u2022N CM\t+\\ io\tCD\tT*H\nI ^\tT\u2014i\t\trH\to\to\to\tCD\to\t>o\tTi\u00ab\t\nrR o\t\tq '\tr\\ i\u00df 1\tCO\tiQ\t\tcv,\t\u00abrx \u00ab\to\t\u2014\\ CO 1-4\t\n\t\tO\t1\tTH\t\t\t\t\t\t\t\nw \u00ab I\u2014(\t\tq !\tiO\t\tCD^\tCM\t\to\tCM\t\tCO\n\t!>\u2022\t\tIO\tco\"\t\triT\t\tCO\to\tco\"\t*S\nS3 O\t\tq !\tCO\tt>\t<o\to\tCD\t00\t\u25a0\u00bb*<\tTi\u00ab\t\n\t\t\tr-'v CO\tOl\t-j\u00ab\tiO\to\tTi\u00ab\trx\t\u2022X r-\t\nzn\t\t-5 ! \u00a9\t!\tGO\tCO\to\tco\tCD\tCM\t05\tCM\tQO\n\u2022 >\tlO\tq\tiC\t\u2014> i\u00df\tiD-\tio\tTft\ty-\\ co\tco\"\tO\t\u2014 tH\n\t\t\t\tCD\to\ttH\trji\t\t1-\u00bb\t\t\n\t\tq \" <\tCO\t\u2014,\t1T5\tCD\t\u2022> CD\t\u2666X io\t\u2014\u00bb\t\u2014s o 1-1\t\n\t\tO\tCO\t05\t\tCM\t\tTj\u00ab\tCO\t\tc\u2014\n\tCO\tq\tr'N.\tco\"\tCO\tr\\\tCM\t\u00abrx CM\trH\t\u00bbN co\tco\"\n\t\t\t\tH\tT)<\to\t00\t00\t\\D\tTt<\t\n\t\t\t\t\u2014 CO\tCO\tIO\tco\tco\tCO\tt>\t\n\t\to\t!>\u2022\trH\triH\tCM\to\t00\tio\tHO\tQO\n\tCM\t\t\ti\u00df\tco\"\tr-s CM\tr\\ t-H\trH\t\u2014, CM\tco\t\u2014, CM\n\t\tq\tCD\trH\tT)<\tCD\tTi\u00ab\tcs\t\\Q\t1-1\t\n\t\t\trx rH\tT*\tCC\tOJ\t1-1\t** CM\t-H\u00ab\t\u2014 b-\t\n\t\to r o\tCM\tCD\to\ttH\tCO\tl>\tQO\t05\tO\n\trH\t\tt*\tCO*\ttH\"\ttH\t\u2022'N rH\ttH\tCM\t\u00abX rH\tco\"\n\t\t\tIO\tOS\to\t05\tco\t00\tO\t00\t\n*\ti\t^ !\t<v <N\t<M\t^N.\ttc\t00\t<N\tiD\t\u2014, co\t\n\t\to\tCM\tTf\u00ab\tCD\tQO\tt>\to\t00\tt-H\tCM\n\t\u00f6\tq\trx t*\t\trs. CD\t!>\u2022\t\tio\tOi\t\t\u2022rx CD\n\tCO\tq\tlO\tlO\tCD\tTi\u00ab\t00\t\u00ae\tID\tDl\t\n\t\t\tOl\tCO\trx CD\to\to\t00\trs t- w\trx. Q0\t\n\t\to'\tCO\to\t\t\tco\t*Q\tco\tIQ\to\n\to\tq\t*\u201cN tH\tr\\ CO\tOi\t\t#-S CM\tJlO\tco\"\trs 00\tr\\ CD\n\tTt<\t\t\t-*\t\to\tCM\tcs\t\t1-1\t\n\t\tq\tDJ\t**\\ O\tCs\t00\tCQ\tr^v 00\t\\o\tb-\u2014H\t\n\t\u00f6\t^o \u00a9~\" q\tCM CD\t9,7,\t6,2\t5,0\tco cd\"\t3,7\tco TH\t4,8\tiO \u2022\u2014 IO\n\tCM\tq\tr-\t00\t\to\teo\to\tr-\tb\u00bb\t\n\t\t\t#\\ 00\tr\\ IX\tCD\tCD\tIO\t#N CD\t\u2014, t-\t\u2014 Cs\t\n\t\t^o o'\ti>-\tCD\t\to\ti-H\to\tCM\t\to\n\t\u00d6\tq\t<x t>\t#N CD\ttH\tiQ\tCD\t*x CM\t\u2014s CO\tco\t^x iQ\n\t1\u20141\tq\t\u00abo\tCO\tCS\to\tiO\to\tt-\tcs\t\n\t\t\tt*\t#N \\o\t<->\to\tco\tTi\u00ab\t\u2014V \\o\t\u00abD\t\nv.\t\to \u00a9\tCO\tCO\tt-H\tQO\tCD\t05\tCO\tco\tC\u00ee\nr-H P\t\tq q\trx i\u00df iO\t*~\\ i\u00df <M\tcd\" i-C\tcd\" CD\tCM o\tCM\tco o\tCD\tC\\ co\nS5\t\t\tCO\t^X\tCO\t\tCO\ttH\t\u2014\\ \u00bb\t00\t\n\u00ab <1\tio\tcT\" q q\tJo *-x tH r- *x\tCO 00\tCO cd\" CO\t00 cd\" CO\t\u2022) rv CM i\u2014!\t1-H cd\" o\t,5 3,1\tCM cd\" Ti\u00ab \u00bbX.\tCO co\"\n\t\t\t03\tCO\tCO\t\tTi\u00ab\tVO\t\tCD\t\n\t\to o~~\tCO\ttH\t\t05\tCD\tTt\u00ab\t\tIO\tCM\n\tCO\tq\tCD\t4T*\\\tco\tCM\trv\tCO\t\u2014V Dl\tco\"\t\u2014\n\t\tq\t00\tt-\tt-\t\\o\tT*.\t\u00ab5\tcc\t1-1\t\n\t\t\t\u2014 CO\tlO\tCO\tCv CO\tcd\"\tO\tTi\u00ab\t\u2022N t-\t\n\t\to\tG0\t\tco\tCD\t'rH\to\trH\tCM\tT\u20141\n\tCd\t\tCO\tr\\ CO\tco\"\t(M\tco\"\tcd\"\tcd\"\tCM\tco\"\n\t\t\tCO\t\te:\tl~\u00bb\tTf\tQO\t\t\u25a04\u00bb\t\n\t\tq\tCM\t\u00abT\toT\t\u00ab\tTj\u00bb\ttJT\tID\tTi*\t\n\t\t\u00a9\tco\ttH\ttH\tCO\tCD\tco\trH\to\to\n\t\u00bb\tq\tt>*\t#-s\t\u00abTN rji\tco\"\t#*N CM\t\u2014, CM\t\u2014\u00bb.\t^x CM\tco\"\n\tT~1\t\tTi\u00ab\tIO\tH\tO\tt-\tt-\tTi\u00ab\tcs\t\n\t\t\tTi\u00ab\toT\ttT\tTf*\tco\toT\tl>\t\u00abr\t\n\t\tii\to\to\to\to\to\to\to\to\tH\n\t\t\tID\tGO\to\tCM\t\tCD\tQO\to\t\u00b0\u00f6\n\t\t\t\t\trH\tT\u20141\t1\u20141\trH\trH\tCM\tq\n16*\nAnmerkung: Die Werte D% D\u00b0/\u00b0 sind im Druck heryorgehoben.","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nWaldemar Lewy.\ndiese Distanzen nnd die anderen nicht mehr ohne weiteres vergleichbar waren.\nTabelle I zeigt f\u00fcr Al. nnd v. Sch. das Verhalten des\nvariablen Fehlers bei wachsendem Zeitintervalle. In je 2\nnebeneinander geordneten Vertikalreihen sind f\u00fcr die einzelnen\n-V A und A% angegeben, wie am Kopfe der Tabelle an-\n\u2022 \u2022\t^\ngedeutet. Den schnellsten \u00dcberblick \u00fcber die Einwirkung des\nwachsenden Intervalls erhalte ich, wenn ich nach dem oben\ngegebenen Schema Vtl, Vt2 u. s. w. berechne. Die Werte, je\naus 96 Einzelversuchen gewonnen (nur f\u00fcr A == 40\" undM = 60\"\nsind weniger Versuche angestellt), zeigen, dafs mit wachsendem\nIntervalle die Gr\u00f6fse des variablen Fehlers zunimmt, die Treue\ndes Ged\u00e4chtnisses also f\u00fcr die Reproduktion einer gesehenen\nRaums trecke mit der Gr\u00f6fse der zwischen Empfindung und\nReproduktion verflossenen Zeit abnimmt. Eine auffallende \u2022 \u2022\n\u00dcbereinstimmung bekunden A. und v. Sch. in ihrer gr\u00f6fseren Sicherheit bei 2\" gegen\u00fcber 1\". Auch andere Forscher, Wolfe, Lehmann ,1 haben bei \u00e4hnlichen Untersuchungen nach der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle dieses Resultat erhalten und deuten es in Anlehnung an die von N. Lange1 2 3 gefundenen Gesetze von den Schwankungen der Aufmerksamkeit. Auch f\u00fcr die vorliegenden Versuche w\u00e4re an diese Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeit sehr wohl zu denken; indessen meine ich, dafs dieses unsicherere Wiedererkennen, resp. schlechtere Reproduzieren nach 1\" Intervall, vielleicht auch einfach aus der Hast herzuleiten sein k\u00f6nnte, unter der die Versuche beim Intervall A = 1\" notwendig leiden m\u00fcssen. Auch abgesehen von dieser bei beiden Versuchspersonen zu beobachtenden Unterbrechung der aufsteigenden Kurve der Fehlergr\u00f6fsen mit wachsendem Intervalle, zeigt die Kurve f\u00fcr Al. bei 15\", f\u00fcr v. Sch. bei\n1\tCfr. die oben zitierten Arbeiten.\n2\tNicolai Lange, \u201eBeitr\u00e4ge zur Theorie der sinnlichen Aufmerksamkeiten\u201c. Wundts Philos. Stud. IV. S. 408. Dafs die Erinnerungsbilder gewisse Schwankungen zeigen, war schon fr\u00fcher, z. B. von Eechner, bemerkt worden. Diese Schwankungen kann jeder leicht beobachten, wenn er die Augen zumacht und sich M\u00fche giebt, irgend einen Gegenstand, z. B. ein Haus, sich m\u00f6glichst klar konkret vorzustellen. Das Erinnerungsbild wird auf einen Augenblick mit einer aufser ordentlichen Klarheit erscheinen, dann sich verdunkeln und dann wieder durch neue Bem\u00fchungen hervorgerufen werden.\n3\tCfr. auch Wundt, Physiol Psychol. 4. Aufl. Bd. II. S. 460 ff.","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n245\ntl\u201c und t IO\" noch eine Schwankung. Man k\u00f6nnte versucht sein, dieselbe auf eine Periodizit\u00e4t in der Klarheit des Gre-d\u00e4chtnisbildes zur\u00fcckzuf\u00fchren, doch spricht dagegen die Abweichung der beiden Reihen voneinander; andererseits ist es nicht ausgeschlossen, dafs diese Schwankungen auf eine besonders gute Disposition der Versuchspersonen oder sonstige der Beobachtung entgangene unterst\u00fctzende Momente am Tage der betreffenden Untersuchung zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. Diese M\u00f6glichkeit ro\u00fcfste immerhin in Betracht gezogen werden, da bei diesen kleinen Intervallen ein grofser Teil der f\u00fcr ein bestimmtes t ausgef\u00fchrten Versuche auf einen Tag zu liegen kam. Vielleicht ist die Thatsache nicht ohne Interesse, dafs bei einer Vereinigung der f\u00fcr Al. und v. Sch. gefundenen Werte die Demission etwa an die gleiche Stelle zu liegen kommt, an der Wolle sie bei seinen Versuchen konstatieren konnte. Die Gesetzm\u00e4fsigkeit, mit welcher das Wachsen des Fehlers vor sich geht, festzustellen, unterlasse ich, da ich nicht glaube, derselben nach den bisherigen Untersuchungen eine Allgemeing\u00fcltigkeit beimessen zu d\u00fcrfen.\nTabelle II ist aus den gleichen Versuchen wie Tabelle I gewonnen, nur mit dem Unterschiede, dafs hier ohne Ber\u00fccksichtigung des konstanten Fehlers nur die rohen Fehler mit Vernachl\u00e4ssigung des Vorzeichens in Rechnung gezogen sind. Bezeichnet S die Summen aller f\u00fcr ein t und ein N gemachten Fehler\nS = fi + U + U-----fm\ng\nso ist unter der Kolumne D ihr mittlerer WertD =\u2014, unter De/o\nn\nD100\ndiese Mittelwerte in % von N umgerechnet: D\u00b0/o \u2014 -\u2014 \u2022 \u2022\nEinen \u00dcberblick gew\u00e4hrt auch hier wieder die am Fufse der Tabelle ausgef\u00fchrte Rechnung, die f\u00fcr jedes Intervall den Mittelwert von D% angiebt. Man sieht, dafs auch hier, wiederum mit geringen Ausnahmen, die G-r\u00f6fse des Fehlers mit wachsendem Intervalle zunimmt.1 Da es mir hier nur darauf\n1 Auch mit einem Intervall von 2, resp. 24 Stunden wurde eine Reihe von Versuchen unternommen. Doch scheinen mir dieselben nicht gen\u00fcgend zahlreich. Bei diesen Zeiten kam es mehrfach vor, dafs die Versuchsperson erkl\u00e4rte, die Distanz v\u00f6llig vergessen zu haben, sodafs","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\nWaldemar Lewy.\nankommt, einen kurzen \u00dcberblick \u00fcber die erhaltenen Resultate zu geben, so unterlasse ich es, den Gang des konstanten Fehlers zu er\u00f6rtern, ferner zu berechnen, wie sich der wachsende Fehler auf die einzelnen Strecken bez\u00fcglich ihrer relativen Gr\u00f6fse verh\u00e4lt, ob die Distanzen unterhalb des festen Punktes dieselben Resultate bei der Reproduktion geben, wie die oberhalb desselben, welche Abweichungen voneinander die beiden Versuchspersonen aufweisen und andere Daten mehr. Ich gehe gleich zu den Variationen in der Versuchsanordnung \u00fcber.\nZun\u00e4chst wurde untersucht, welchen Einflufs es auf die Treue der Reproduktion h\u00e4tte, wenn die Versuchspersonen, denen bei den bisherigen Versuchen gestattet war, nach Belieben die Normaldistanz mit Augenbewegungen zu durchmessen, gehalten w\u00fcrden, dieselbe nur im indirekten Sehen zu betrachten. Dies wurde dadurch erreicht, dafs den Versuchspersonen auf-gegeben war, so lange die Normalstrecke im Gesichtsfelde sichtbar blieb, nur den Endpunkt derselben zu fixieren, dessen Lage so gew\u00e4hlt war, dafs er dem Fixationspunkte in der horizontalen Primarstellung beider Augen entsprach. Untersucht wurden die Intervalle \u00a3\u20143\", 5\", 7\", 10\". Zusammen 368 Versuche.\nTabelle III und IV, gewonnen wie I und II, geben die Resultate. Es ergiebt sich, dafs beim Fixieren die Genauigkeit der Erinnerung von vorn herein geringer ist (bei 3\" \u201efixiert\u201c etwa so grofs, wie bei 10\" bis 20\" freier Betrachtung) und, wenn auch nicht sehr erheblich, mit der Gr\u00f6fse des Intervalls zunimmt. Diese Thatsache giebt einen Hinweis auf die Wichtigkeit der ausgef\u00fchrten Augenmuskelbewegungen f\u00fcr die Treue der Reproduktion. Wir haben bei der ersten Reihe (Tab. I und II) eine Succession von Empfindungen mit verschiedenen r\u00e4umlichen Lage werten und begleitenden Bewegungsvorstellungen, deren Winkelgr\u00f6fse dieselbe ist, dazu eine Bewegungsempfindung. Bei der zweiten Reihe (Tab. III und IV) haben wir nur eine Empfindung, aber von l\u00e4ngerer Dauer.\nEine weitere Variation der Versuchsanordnung lieferten die Tabelle V und VI. Alle diese Versuche wurden beim Intervall\ndann die reproduzierte Strecke um das Doppelte, ja Dreifache des absoluten Wertes von der Normalstrecke abwich. Aber selbst, wenn diese Versuche ausgescbieden werden, ist noch immer ein Anwachsen des Fehlers gegegen\u00fcber dem von 60\" deutlich erkennbar.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n247\nTabelle III.\nDie Normalstrecke w\u00e4hrend der Expositionszeit \u201efixiert\u201c.\nAlexander.\t\t\t\t\tV. SCHIRNHOFER.\t\t\t\n\t3\"\t5\" i\ti 7\"\t10\"\t3\"\t5\"\t7\"\t10\"\n1\tA A%\t\u00c4 A% j I\tA A\u00b0/0\tA A\u00b0/o\tA A %\tA A0'\u00bb\tA A \u00b0/ o\tA A8/\u00bb\n60 mm\ti 2,9 4,8\t4,a 7,7\t!\t3,2 0,0\t6,2 10,3\t3,7 6,2\t3,2 5,3\t3 5\t4,1 6,8\n00 o\t4,2 5,2\t! 4,3 5,4\t5,2 6,5\t5,6 7\t5,8 7,2\t3,6 4,5\t4,8 6\t3,5 4,4\n100 \u201e\t5,4 5,4\t5,2 5,2\ti 5,2 5,2\t7,1 7,1\t4,7 4,7\t6,1 6,1\t6,9 6,9\t6,7 6,7\n120 \u201e\t6,6 5,5\t5,3 4,4\t! 7,7 6,4\t3,2 2,7\t5\t9,8\t5,8 4,8\t7\t5,8\t6,8 5,7\n140 \u201e\t6,6 4,7\t6,9 4,9\t1 7,2 5,1\t7,1 5.1\t7,4 5,3\t9\t6,4\t8,2 5,9\t7,5 5,4\n160 \u201e\t8 5\t7,4 4,6\t4.8 3\t0,7 6,1\t9,8 6,1\t8,2 5,1\t10,8 6,7\t7,1 4,4\n180 \u201e\t7,1 3,9\t9,5 0,0\t1\ti 110,6 5,9\t7,6 4,2\t11,7 3,7\t9,2 5,1\t11,7 6,5\t11,6 6,4\n200 \u201e\t8,8 4,4\t12,1 6\t1 9,9 4,8\t7,2 3,6\t11,7 5,8\t17,3 8,6\t18,8 9,4\t17,9 8,9\nVt =\t4,9 i\t5 4 ;\t!\t5,3 1\tf !\t5,8\t5,8\t5,7 i\t6,8 !\t6,1\nTabelle IV.\nFixieren in der Expositionszeit.\nAlexander.\t\t\t\t\tV. SCHIRNHOFER.\t\t\t\n\t3\"\t5\" !\tj 7\" i\t10\"\t\u00bb 3\"\t5\"\t7\"\t10\"\nt i i\tD D% i\tD D%> 1\tD D\u00b0l\u00bb | 1\tD D\u00b0/o\tD D\u00b0lo\tD D\u00b0h\tD Z>%\tD D\u00b0/o\n60 mm\t2,6 4,8\t5,9 9,8\t:\ti 6,4 10,7\t1 6,5 10,8\t3,7 6,2\t5,0 8,3\t4,6 7,7\t5,0 8,3\n80 \u201e\t5,0 6,2 |\t6,2 7,7\t: 5,7 7,1\t| 7,9 9,9\t5,8 7,2\t4,9 6,1\t5,5 6,9\t5,1 6,4\n100 \u201e\t1 5,8 5,8\t1 7,1 7,1\t7^5\t/ .0\t7,9 7,9\t7,2 7,2\t9,1 9,1\t8,1 8,1\t7,1 7,1\n120 \u201e\t! 7,5 6,2\t\u20229,5 7,1\t7,5 6,2\t7,4 6,2\t5,8 4,8\t7,4 6,2\t10,9 9,1\t6,7 5,6\n140 \u201e\t6,8 5,7\t! 6,6 4,7\t1 7,0 5,0\t7,2 5,1\t8,3 5,9\t9,1 8,8\t0,9 6,4\t9,2 6,6\n160 \u201e\t11,2 7,0\t7,4 4,6\t| 5,0 3,1\t9,8 6,1\t9,8 6,1\t8,8 5,5\tio\u20194 6,5\t7,1 4,4\n180 \u201e\t| 7,4 4,1\t9,4 5,2\t1 j 10,4 0,9\t9,1 5,1\t12,9 7,2\t11,2 6,2\t12,2 6,8\t11,5 6,4\n200 \u201e\t9,2 4,6\t12,3 6,1 1\ti i 9,9 4,9\t9,3 4,6\t11,8 5,9\t17,3 8,6\t20,4 10,2\t18,0 9,0\n7>n\u00b0/o -\t5.5 1 '\ti i j\t6.o i\t' j 1\t!\t6,3 i\t7,0 |\tj\t6,3\t7,1\t7,7\t6,7\nt = 10\" ausgef\u00fchrt ; die Ausf\u00fcllung dieser Zeit variierte. In der ersten Reihe war den Versuchspersonen aufgegeben, nicht, wie bisher, die Augen zu schliefsen, sondern die schwarze \u2022 Tafel zu betrachten, auf der durch sprungweise Bewegung des beweglichen weifsen Punktes immer neue Strecken entstanden. In einer zweiten Reihe wurden Bilder (Photographien) in den Grund des Sehtrichters geschoben, die von den Versuchs-","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nWaldemar Lewy.\npersonen betrachtet wurden. In einer dritten Reihe wurde das Intervall durch Kopfrechnen (Multiplizieren) ausgef\u00fcllt. Die bez\u00fcglichen Tabellen zeigen, dafs in allen drei F\u00e4llen der Fehler merklich zugenommen hat.\nTabelle Y.\nAlexander.\t\t\t\t\t\tV. SCHIRXHOFER.\t\t\t\nt:\t\t10\"\t10\"\t10\"\t10\"\t10\"\t10\"\t10\"\t10\"\n\t\tUnaus- gef\u00fclltes Intervall\tStrecken im\tBilder im\tRechnen im\tUnaus- gef\u00fclltes Intervall\tStrecken im\tBilder im\tRechnen im\n\t\taus Tabelle I\tIntervall\tIntervall\tIntervall\taus Tabelle I\tIntervall\tIntervall\tIntervall\n\t\tA A7o\tA A7o\tA A 7\u00bb 1 *\tA A\u00b0/o 1\tA A\u00b0(o\tA A% 1\tA A 7\u00bb\tA A 7\u00ab\n60 mm\t\t4,8 8\t3,6 6\t3,9 6,5\ti 14,8 24,7\t4,7 7,6\t4,3 7,2\t6,9 11,5\t13,121,7\n80\t11\t5,1 6,4\t7\t8,8\t12,1 15,1\t10,112,6\t3,5 4\t2,8 3,5\t' 7\t9 j \u2022\t^\t9,3 11,6\n100\t11\t4 4\t3,8 8,8\t4,4 4,4\t19,7 19,7\t5,9 0,9\t7,6 7,6\ti n,i 11,1\t6 6\n120\t11\t5,5 4,6\t3,6 3\tio 8,3\tn,6 9,7\t4\t3,3\t4,3 3,6\t6,4 5,3\t10,2 8,5\n140\t5?\t8,3 5,9\t8,2 5,9\t16,8 12\t10,9 7,8\t4,7 3,4\t7,3 5,2\t7,8 5,6\t9,5 7\n160\t11\t4\t2,5\t9,7 6\tis 9,4\t14,5 9,1\t3,4 2,1\t8,6 5,4\t6,2 3,9\t12,4 7,8\n180\t11\t5,8 8,2\t5,9 3,3\t17,5 4,2\t14,3\t8\t4,4 2,4\t9,7 5,3\t17,9 9,8\t3\t1,7\n200\t11\t6,9 3,4\t10,5 5,2\t33,3 6,2\t15\t(\u00a3\t7,3 3,6\t16,6 8,3\tj 15,3 7,7\t12,2 6,1\nVt\t=\t4,7\t5,2\t8,3\t12,4\t4,0\tj |\t\u00d6,1 1\t7,9\ti 8,8 1\nTabelle VI.\nAlexander.\t\t\t\t\tv. Schirnhofer.\t\t\t\nt \u2014\t10\"\t10\"\t10\"\t10\"\t10\"\t1 10\"\t10\"\t10\"\n\tUnaus- gef\u00fclltes Intervall\tStrecken im\tBilder im\tRechnen im\tUnaus- gef\u00fclltes Intervall\tStrecken im\tBilder im\tRechnen im\n\taus Tabelle II\tIntervall\tIntervall\tIntervall\taus Tabellen\tIntervall\tIntervall\tIntervall\n\tD D\u00b0/o\tD D%\tI)D% ?\tD D%\tD 2>%\tD D\u00b0/o 1\tJD D\u00b0/o j\tD J>%\n60 mm\t4,6 7,7\t3,9 6,5\t3.9 6,5\t12,8 21,3\t5,i 8,5\t5,7 9.5\t! 8,6 14,3\t14,925,0\nO QO\t5,3 6,6\t7.o 8,7\t12,6 15,6\t10,4 13,0\t3,5 4,4\t2,9 3,6\t9,6 12,0\t9.3 11,6\n100 \u201e\t4,9 4,9\t7^5 7,5\t4,6 4,6\t19,7 19,7\t6,0 6,0\t7,7 7,7\tI 13,1 13,1\t6,3 6,3\n120 \u201e\t6,0 5,0\t5,4 4,5\t10,5 8,7\t14,7 12,2\t4,0 3,3\t8,0 6,7\tj 6.7 5.6\t10,2 8,5\n140 \u201e\t8,5 6,1\t9,5 6,8\t16,8 12,0\t13,0 9,3\t4,6 3,1\t7,6 5,4\t10,3 7,4\t10,5 7,5\n160 \u201e\t4,6 2,9\t14,2 8,9\t15,2 9,5\t14,6 9,1\t3,5 2,2\t8,8 5,5\t15,7 9,8\t13,4 8,4\n180 \u201e\t5,7 3,2\t6,2 3,4\t7,5 4,4\t14,3 7,9\t9,5 5,3\t10,3 5,9\t20,1 11,1\t4,2 2,3\n200 \u201e\t6,9 3,4\t15,5 7,8 J\t11,2 5,6 1\t15,6 7,8\t13,4 6,7 i\t14,6 7,3\t15,7 7,8 1\t10,5 5,3\nDt % =\t5,0\t6,8\t8,4\t12,5\t4,9\t6,4\t10,2\t9,4","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n249\nAm geringsten gilt das f\u00fcr die Betrachtung von Punktdistanzen im Intervall, wiewohl man a priori h\u00e4tte annehmen sollen, dafs gerade diese Ablenkung am ung\u00fcnstigsten auf die Treue der Reproduktion einer gesehenen Distanz wirken w\u00fcrde. Vielleicht wird doch, mehr oder weniger bewufst, die Normal-strecke an allen neu erscheinenden gemessen; oder man mufs annehmen, dafs die Ausf\u00fcllung des Intervalls mit Vorstellungen und Empfindungen, welche derselben Vorstellungsreihe angeh\u00f6ren, wie die Normal Vorstellung, in geringerem Grade die Genauigkeit des Ged\u00e4chtnisbildes abnehmen machen, als eine Ablenkung der Aufmerksamkeit auf ein anderes Vorstel'lungsgebiet.\nBeim Betrachten von Bildern im Intervall von 10\" wird f\u00fcr Al. die Unsicherheit der Reproduktion gr\u00f6fser, als sie f\u00fcr 60\" unausgef\u00fcllten Intervalls beobachtet wurde. Auch f\u00fcr v. Sch., die nach eigener Angabe aufserordent-lich viel Assoziationen an den Inhalt der Photographien ankn\u00fcpfte, w\u00e4chst der Fehler erheblich. Lautes Rechnen ver-gr\u00f6lsert f\u00fcr Al. den Fehler auf das Zwei- bis Dreifache des vorher f\u00fcr 10\" berechneten. Al. rechnete sehr pr\u00e4zis und mit voller Anspannung seiner Aufmerksamkeit; v. Sch. empfand die doppelte Aufgabe, sich die Normaldistanz merken zu sollen und zugleich Rechnungen im Bereiche des grofsen lXl auszuf\u00fchren, als so anstrengend, dafs bei ihr auf einfachere Rechenaufgaben zur\u00fcckgegangen werden mufste.\nEine weitere Untersuchung sollte erweisen, ob das verk\u00fcrzte Beobachten der Normalstrecke einen Einflufs auf die Genauigkeit der Erinnerung aus\u00fcbe. t= 10\". Statt wie bisher 5\" lang, wurde N nur 1\" lang der Betrachtung dargeboten. Wie Tabelle VII zeigt, wirkt die verk\u00fcrzte Betrachtung f\u00fcr Al. wie eine Verl\u00e4ngerung des Intervalls auf 60\", f\u00fcr v. Sch. auf etwa 15\".\nDer Tabelle VIII, aus 128 Einzelversuchen gewonnen, liegt folgende Versuchsanordnung zu Grunde. Statt einer Normalstrecke wurden deren zwei, N und gegeben. Zun\u00e4chst wurde N 5\" lang angesehen, darauf erschien auch dieses wurde 5\" betrachtet. 10\" nach seinem Verschwinden sollte N reproduziert werden und, da damit einige Sekunden vergingen, ehe dann dieselbe Aufgabe f\u00fcr ATX gestellt wurde, so standen N und Nt bez\u00fcglich der Zeit etwa unter den n\u00e4mlichen Bedingungen. Diese Variation w\u00e4re wohl geeignet, bei gr\u00f6fseren","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nWaldemar Lewy.\nVersuchszahlen und einiger \u00c4nderung in der Anordnung interessante Aufschl\u00fcsse zu liefern; ich will hier nur das grobe Resultat mitteilen, wie in der That durch die Aufgabe, zwei Strecken im Ged\u00e4chtnis zu behalten, die Sicherheit der Reproduktion gelitten hat.\nTabelle VII.\n\t\tAlexander\t\t\tt. Schirxhofer\t\t\n\t\t10\"\t\t\t10\"\t\t\n\t1\" i i\tExpositionszeit\t\t\t1\" Expositionszeit\t\t\n:\t! D\tD\u00b0.' o 1\t! A\t; a\u00b0/o |\to\tA\tA%\n60\t\ti (>,8\t[ 2,5\t4,2\t\u00ee\t| 5,5\t1\t9,2\tj 1 4,2\t7\n80\t0,2\t! 7,7\t1 ! 4,7 1\t5,9\t3,4\t!\t4,3\t2,4 i\t3\n100\t8.5 /\t8.5 /\t5\t! 5\t7,3\t7.3\t!\t.,T\t3,7\n120 !\t!\t9,3\t7,7\ti\t9,6\t8\tr~, /\u00bb 9,1\t<,b\tV\tCO l>*\n140\t!\t5,8\t4 1\t5, 2\t3,7 i\t) 15,8\t| 11,3\t15,8\t11,3\n160 1\t| 12,8\t8,0\t13\t8,1\t7,8 j 4,9\t5,6\t3,5\n180\t, i\"?1\t5,6\t8 ,5 /\t4,7\t10.8 6,0 ' 1 '\t8,5\t4,7\n200\ti 13,0 i\t6,8 1 I 1\tj !\t13.\u00f4 /\t6,8 1\t15.6\t7,8\t4,8\t2,4\n: !\tDt 7o\t- = 6.9 I j\tKt % \u00ce\t\u2014 5,8\tI Dt % = 7.3 1\t! Ft %\t= 5,3\nTabelle VIII. Reproduktion zweier Distanzen.\n-----\u2014--------\u2014\tj \u2014\t-\nAlexander I v. Schirxhofer\nl t\tI 1 i\tD\t10\" ! D7o 1\ti\t\t10\" d Ido i\t1\t\n60\t3,8\t\t6,3\t8,7\t13,5\n80\t1 !\t4,7\t!\t5,9\t3,9\t4,9\n100\t6,1\ti !\t6,1\ti 6.5 ' !\t!\t6,5\n120\tl .\t9,8\t1 | |\t8,2\t! 8,0\t6,7\n140\t7,0\t| i\t;\t5,0\t8,3\t5,9\n160\t11,8\t! i ; 1\t! 7\u2019\u00b0\t10,0\t6,2\n180\t10,5\t\t5,8\t12,8\t7,1\n200\t10,0\t\t5,0\t10,1\t5,0\nii o <o\t6,2\t\t\t7,0\t\n\u00dcbung erh\u00f6ht die Genauigkeit des Erinnerungsbildes f\u00fcr unseren Fall, wo keine Assoziationen angekn\u00fcpft werden, nicht","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n251\nmerkbar, wie Tabelle IX erweist, die aus einer Reihe gewonnen ist, welche den Abschlufs aller Versuche bildete.\nTabelle IX. Ubungstab eile.\nAlexander\nV. SCHIRNHOFER\n10\"\n10\"\n\tD\tD%\tA\tc\" O\tD\tX>%\tA\tA%\n60\t3,7\t6,1\t! 3 }3 i\t0.0\t\t3,0\t1,3\t2,2\n80\t6,1\t7,6\t1\t4,6\t5,8\t\t5,1\tV\t5,1\n100\t5.6 / \\\t5,6\t:\t2,7\t2.7 \u2713\t\t2,6\t2,6\t2,6\n120\t5,2\tS\t! 4,3\t! j\t5,2\t4,3\t\t3,9\t4,6\t3,8\n140\t8,2 I\t5,9\t1 s\t5.7 /\t\t6 2\t8,7\t6,2\n160\t6,1\t! 3,8\tM\t4\t\t5,6\t7,8\t4,9\n180\t6,6\to n O. i\t1 6.2 /\t3.4\t\t4,2\t6,4\t3,5\n200\t8.7\t4,3\t5,4\t2,7\t\t2,7\t2,9\t1,4\n\t| Dt \u00b0/o;\t= 5.2\tFt \u00b0/o=\t-4,3 !\tDt % ^\t= 4,2\tVt --\t= 4,0\nDafs thats\u00e4chlich ein Wiedererkennen durch Benennung in dem Sinne, dafs die Versuchsperson die Strecke als eine solche von 100 mm, 140 mm etc. reproduzierte, nicht stattfand, bewies eine kleine Reihe von Versuchen, in denen die Strecken nach ihrer absoluten Mafsgr\u00f6fse hergestellt werden sollten. Die gemachten Fehler waren erheblich gr\u00f6fser, als die bei kleinen Intervallen beobachteten. \u2014 Zum Schlufs dieser Untersuchung lasse ich die Antworten folgen, welche die beiden Versuchspersonen auf folgende sechs Fragen abgaben.\n1.\tBehalten Sie w\u00e4hrend des ganzen Intervalls die gegebene Strecke im Bewufstsein oder verschwindet dieselbe zeitweilig, um wieder aufzutauchen? Geht dieses Wiedererscheinen im Bewufstsein irgendwie periodisch vor sich? Ist es bei kleinen Zeiten anders, als bei relativ grofsen? Verbinden Sie mit der Anstrengung des Festhaltens des Ged\u00e4chtnisbildes irgendwelche Sensationen, und welcher Art sind dieselben?\n2.\tAssoziieren Sie die Normalstrecke mit absoluten Mafsen? Oder mit gegenst\u00e4ndlichen Vorstellungen?\n3.\tWorauf lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit, wenn Sie nach l\u00e4ngerer Zwischenzeit die Normalstrecke reproduzieren wollen ?","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nWaldemar Lewy.\n4.\tBehalten Sie die Normalstrecke entsprechend den \u00e4ufseren Bedingungen im Ged\u00e4chtnis, also im gegebenen Falle als weifse Punkte auf schwarzem Grunde, oder stellen Sie die Distanz irgendwie anders vor?\n5.\tBeh\u00e4lt das Ged\u00e4chtnisbild die gegebene Richtung?\n6.\tGewinnen Sie nach l\u00e4ngeren Intervallen selbst die \u00dcberzeugung, dafs das Ged\u00e4chtnisbild an Genauigkeit abnimmt?\nAntworten. Frl. v. Schirnhofer:\nAd 1. Bei kurzen Intervallen halte ich die optische Erinnerungsvorstellung der gegebenen Distanz fest, bei l\u00e4ngeren Intervallen verschwindet sie zeitweilig, um dann wieder ins Bewufstsein zu treten. Ich habe keine Periodizit\u00e4t im Wechsel des Verschwindens und Auftauchens der Erinnerungsvorstellung bemerkt. Das Festhalten des Erinnerungsbildes ist mit sehr deutlichen \u201eInnervationsgef\u00fchlen\u201c in den Augenmuskeln verbunden, und ich glaube, wie beim wirklichen Fixieren, auch beim Festhalten des Erinnerungsbildes bei geschlossenen Augen w\u00e4hrend l\u00e4ngerer Intervalle eine lokale Erm\u00fcdung zu versp\u00fcren.\nAd 2. Ich assoziiere die Normaldistanz nie mit absoluten Mafsen, zuweilen jedoch mittlere Distanzen \u2014 und nur diese - mit einem und demselben Gegenst\u00e4nde, den ich mir gr\u00f6fser oder kleiner \u201edenke\u201c.\nAd 3. Wenn ich nach l\u00e4ngerer Zwischenzeit, wie nach 2, 24 Stunden, die Normaldistanz reproduzieren soll und mich nicht sogleich an das optische Bild der Punktdistanz erinnern kann, so vergegenw\u00e4rtige ich mir den Moment, wo Sie \u201edanke\u201c sagten und ich mit konzentrierter Aufmerksamkeit den Schliefseindruck in mich aufnahm. Ich reproduziere das Umgebungsbild beim Aufstehen, sowie das, was ich damals gerade dachte, und diese Reproduktion assoziativer Momente hilft mir gew\u00f6hnlich das optische Bild der Punktdistanz ins Ged\u00e4chtnis rufen.\nAd 4. Ich behalte die Normaldistanz genau den \u00e4ufseren Bedingungen entsprechend, also als weifse Punkte auf schwarzer Fl\u00e4che, im Ged\u00e4chtnis, auch in jenen F\u00e4llen der mittleren Distanzen, wo ich zuweilen einen Gegenstand assoziiere.\nAd 5. Wie schon implicite unter 4 beantwortet.\nAd 6. Im allgemeinen ja. Zuweilen allerdings glaubte ich auch nach den l\u00e4ngeren Intervallen die Normalstrecke genau","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n253\nangeben zu k\u00f6nnen. Mehrere Male aber f\u00fchlte ich mich gerade unsicher und meinte, mich nicht einmal erinnern zu k\u00f6nnen, ob die gegebene Distanz zu den kleinen oder den gr\u00f6bsten geh\u00f6re, was bei den kleinsten Zeitintervallen niemals stattgefunden hat.\nHerr Alexander:\n1.\tBei kleineren Intervallen (1\"\u201410\") behalte ich bei geh\u00f6riger Aufmerksamkeit die gegebene Strecke w\u00e4hrend des ganzen Intervalls im Bewufstsein. Bei gr\u00f6fseren Intervallen (40\", 60\" und auch 20\") verschwindet das Bild von Zeit zu Zeit. Das ist aber nicht immer der Fall; doch habe ich namentlich bei 60\" sehr oft wahrgenommen, dafs die Strecke ganz anderen Vorstellungen und Gedanken Platz gegeben hat, um wieder aufzutauchen. Ob dieses Auftauchen periodisch w\u00e4re, w\u00fcfste ich nicht anzugeben. Im ganzen habe ich die willk\u00fcrliche Disposition zur Schl\u00e4frigkeit oder zum tr\u00e4umerischen Versenktsein (die Augen leise, obwohl fest geschlossen, sonstige Vorstellungen entfernt) g\u00fcnstig gefunden zum Festhalten des Ged\u00e4chtnisbildes. Auch energisches Zusammenschliefsen der beiden H\u00e4nde. Die Empfindungen, welche mit Festhalten des Bildes verbunden werden, sind Anstrengung der Augen- und Kopfmuskeln, und im allgemeinen Spannungen der Aufmerksamkeit.\n2.\tDie Strecken werden nicht mit absoluten Mafsen oder Gegenst\u00e4nden verbunden. Aber bei kleineren Strecken (20 bis 80 mm) hat infolge fr\u00fcherer Versuche ein Wiedererkennen manchmal stattgefunden. Und besonders bei 20 mm war ich im st\u00e4nde, selbst wenn die Aufmerksamkeit nachgelassen hatte und die gegebene Strecke verschwunden war, durch die alte Erfahrung die Strecke wiederzugeben. Das eingepr\u00e4gte Bild ist aber nicht konstant geblieben, denn die neu gegebene Strecke stimmte manchmal nicht genau mit meiner Erinnerung.\n3.\tWenn ich nach l\u00e4ngerer Zeit, 2\u201424 Stunden, die Strecke zur\u00fcckrufen will, richte ich den Willen ganz auf diese Aufgabe, mit Fernhaltung aller anderen Gegenst\u00e4nde, d. h. ich frage mich: \u201eWie war denn die Strecke?\u201c und stelle mir die Tafel Tpr. Wenn das Bild nicht sogleich auftaucht, dann frage ich mich wieder, ob die Strecke klein oder grofs war. Manchmal dient zum Anhaltspunkt die Benennung der Strecke, welche ich zur Zeit des Fixierens derselben beil\u00e4ufig gemacht","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nWaldemar Lewy.\nhatte, ob sie viel gr\u00f6fser als 60 mm, oder etwa in der N\u00e4he war.\n4.\tDie Strecke wird im Ged\u00e4chtnis auf der schwarzen Tafel vorgestellt, aber mit weniger M\u00fche kann ich vom Apparate abstrahieren und die Strecke auf jede andere Grundlage projizieren. Ich reproduziere die weifsen Pl\u00e4ttchen sehr undeutlich, meist als dunkle Punkte, welche aber gelegentlich weifser werden. Wenn die Augen wieder ge\u00f6ffnet werden, projiziere ich auf der Tafel nicht einen weifsen Punkt, sondern ich sehe einen Punkt oder eine kleine Fl\u00e4che in etwas anderer Schwarznuance.\n5.\tIn derselben Dichtung.\n6.\tGewifs nimmt das Bild nach sehr grofsen Intervallen etwas an Genauigkeit ab, aber bei den zweist\u00fcndigen Intervallen ist das Bild nicht deutlicher, als nach 24 Stunden.\nB) Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr die Lokalisation von Hautempfindungen.\nDa ich die Absicht hatte, die Frage des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr einfache Empfindungen noch weiterhin experimentell zu pr\u00fcfen, so unternahm ich es auf Anregung des Herrn Professor Th Ziehen, auf dem Gebiete des Tastsinnes eine Untersuchung anzustellen. Es sei mir an dieser Stelle gestattet, Herrn Professor Ziehen f\u00fcr die vielfache Anregung, die er mir gegeben, sowie f\u00fcr die aufserordentliche Unterst\u00fctzung, die er mir bei Anfertigung der Arbeit hat zu teil werden lassen, meinen ergebensten Dank auszusprechen. Der genannte Herr hatte n\u00e4mlich bereits 1886 im Neurol. Centralbl. in einer kurzen Abhandlung: \u201e\u00dcber eine fr\u00fche St\u00f6rung der Sensibilit\u00e4t bei Dementia paralytica^ eine Beihe von Beobachtungen ver\u00f6ffentlicht, die dazu auffordern mufsten, in ausf\u00fchrlicher experimenteller Untersuchung begr\u00fcndet und vervollst\u00e4ndigt zu werden.\n\u201eBei der progressiven Paralyse der Irren fand ich\u201c, schreibt Herr Professor Ziehen, \u201edafs ein Nadelstich zwar momentan richtig lokalisiert wurde, dagegen auffallend erhebliche Lokalisationsfehler sich einstellten, wenn zwischen Stich und Lokalisation eine Pause von 15\" oder mehr lag. Ein Vergleich","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\t255\nmit Gesunden ergab, dafs liier solche Pausen den Lokalisations-fehler nur unerheblich steigerten. Bei sogenannten einfachen Seelenst\u00f6rungen stieg gleichfalls im allgemeinen der Lokalisationsfehler nach selbst 30\" Pause h\u00f6chstens um die H\u00e4lfte des Fehlers bei momentaner Lokalisation.\u201c In zwei F\u00e4llen fand Z. ungleiches Verhalten des Sensibilit\u00e4tsged\u00e4chtnisses der beiden Seiten nach 30\"\nB. Fehlerzuwachs 50%,\nL. 100% und mehr der momentanen Lokalisation.\nZ. glaubte, in diesen Beobachtungen ein Merkmal von relativer diagnostischer Bedeutung f\u00fcr die Erkennung der progressiven Paralyse in ihren Anfangsstadien, wo ausgepr\u00e4gte Symptome noch fehlen, gefunden zu haben.\nMeine Aufgabe war es nun, in einer gr\u00f6fseren Beihe von Einzelversuchen erstens diese Thatsachen auf ihren diagnostischen Wert zu pr\u00fcfen, ihr Verhalten bei anderen Geisteskranken zu untersuchen und endlich exakter, als in den wenigen Zieh en sehen Versuchen hatte geschehen k\u00f6nnen, die Einwirkung der zwischen Tastreiz und Beproduktion gelegenen Zeit auf die Treue des Sensibilit\u00e4tsged\u00e4chtnisses f\u00fcr einfache Tasteindr\u00fccke festzustellen. Indessen ergaben sich bei der Ausf\u00fchrung so viel Schwierigkeiten, dafs ich darauf verzichten mufste, in pathologischen F\u00e4llen die Untersuchung zum Ab-schlufs zu bringen und mich bald darauf beschr\u00e4nkte, zun\u00e4chst bei dem Gesunden den EinfLufs l\u00e4ngerer Intervalle zwischen Beiz und Beproduktion auf die Sicherheit des Ged\u00e4chtnisses festzustellen. Bei den ZiEHENschen Versuchen war diese Voruntersuchung insofern nicht dringlich gewesen, als die Differenz zwischen der rechten und der linken K\u00f6rperh\u00e4lfte ein sicheres Merkzeichen des Pathologischen gegen\u00fcber dem Normalen abgab. Sobald man hingegen den St\u00f6rungen des Sensibilit\u00e4tsged\u00e4chtnisses auch in anderen F\u00e4llen irgendwelche Bedeutung vindizieren will, ist eine solche Voruntersuchung unerl\u00e4fslich. Denn es zeigte sich sehr bald, dafs die Ver\u00e4nderungen des Sensibilit\u00e4tsged\u00e4chtnisses bei den von mir verwendeten Geisteskrankheiten keineswegs so augenf\u00e4llige Abweichungen von dem normalen Verhalten zeigen, dafs wenige Kontrollversuche an geistig Gesunden gen\u00fcgt h\u00e4tten, den Unterschied hervortreten zu lassen. Auch f\u00fcr die einzelnen Formen der Geisteskrankheiten waren bis auf einige weiter unten zu beschreibende","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nWaldemar Lewy.\nAusnahmen die Differenzen des Sensibilit\u00e4tsged\u00e4chtnisses nicht so bedeutende, dafs sie, wenigstens f\u00fcr unsere [Reihen, etwaige diagnostisch verwertbare Resultate geliefert h\u00e4tten. Unter dieser Doppelbestimmung, pathologisch und physiologisch verwertbar sein zu sollen, kranken denn auch unsere ersten Reihen. Mit den letzten Bemerkungen soll nun nicht die Verwendbarkeit derartiger und speziell unserer Untersuchungsmethode f\u00fcr diagnostische Zwecke geleugnet werden, im Gegenteil, ich sehe in ihnen ein noch viel zu wenig benutztes Mittel, um die komplizierten klinischen Bilder der Geisteskrankheiten in die konstituierenden Elemente zu zerlegen ; und ich bin der festen \u00dcberzeugung, dafs gerade, was die Frage des Ged\u00e4chtnisses und seiner Erkrankungen betrifft, die experimentell psychologische Forschung die meiste Aussicht hat, von Erfolg gekr\u00f6nt zu sein. Nur ist zu fordern, dafs f\u00fcr jede derartige Untersuchung zun\u00e4chst bei Geistesgesunden die brauchbaren Methoden ausgebildet und verwendbare Durchschnittswerte geschaffen sein m\u00fcssen, um die pathologische Abweichung mit gen\u00fcgender Sicherheit fixieren zu k\u00f6nnen.\nDen besten Einblick in die Schwierigkeit der Untersuchung wird eine kurze Darstellung ihres Entwickelungsganges geben. Ich beginne daher mit den Versuchen, welche ich zun\u00e4chst teils an Geisteskranken, teils an Rekonvaleszenten vornahm.\nDiese ersten Versuche, etwa 3000 an der Zahl, wurden in folgender Weise angestellt. Die Versuchsperson sitzt mit verbundenen Augen1 dem Versuchsleiter gegen\u00fcber; der bis \u00fcber den Ellenbogen entbl\u00f6fste Arm liegt m\u00f6glichst bequem auf dem Tische auf. Einige Versuchspersonen fanden es bequemer, den ganzen Unterarm bis zum Ellenbogen, andere nur etwa die distalen 2/z zu unterst\u00fctzen, w\u00e4hrend das proximale Vs die Tischkante frei \u00fcberragt. Die Hand ist prouiert, so dafs die Dorsalfl\u00e4che des Gliedes nach oben und etwas nach aufsen sieht. In der zeigenden Hand h\u00e4lt die Versuchsperson einen\n1 Es war den Versuchspersonen freigestellt, unter dem Tuche die Augen offen oder geschlossen zu halten. Die Mehrzahl schliefst dieselben. Ich seihst konnte hei den an mir angestellten Versuchen kon-\nstatieren, dafs das Offen- oder Geschlossenhalten der Augen einen merklichen Unterschied f\u00fcr die Konzentration der Aufmerksamkeit nicht macht. Vielleicht ist es bei offenen Augen leichter, die reichlich fliefsenden Zwischengedanken zu hemmen.","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n257\nBleistift mit stumpfer Spitze. Die Ablesung der Zeit geschieht an dem Sekundenzeiger einer Taschenuhr* Bei gen\u00fcgender Aufmerksamkeit des Experimentierenden erm\u00f6glicht eine solche Ablesung eine ausreichende Genauigkeit f\u00fcr die gleichm\u00e4fsige Fixierung der Intervalle von 20\", 30\" und 120\". Der Beiz selbst sollte von gut wahrnehmbarer St\u00e4rke und so ausgef\u00fchrt sein, dafs m\u00f6glichst wenig Nebenempfindungen, besonders keine schmerzhaften, unterliefen. Zu diesem Zwecke wurde der Kopf einer Stecknadel mittlerer Gr\u00f6fse, die an einem Griff befestigt war, leicht auf die Haut aufgesetzt ; zur Kennzeichnung der ber\u00fchrten Stelle diente Tinte oder bunte Farbe. Was die St\u00e4rke der Ber\u00fchrung betrifft, so gelingt es nach einiger \u00dcbung ziemlich gut, mit ann\u00e4hernd konstant grofsem Drucke die jedesmalige Ber\u00fchrung erfolgen zu lassen. Aufserdem ist von seiten mehrerer Forscher, z. B. Lexjbuscher,1 konstatiert worden, dafs die St\u00e4rke des Reizes, wenn sie ein excessives Mafs nach oben oder unten nicht erreicht, von kaum merkbarem Einfl\u00fcsse auf die Genauigkeit der Lokalisation ist. Wir glaubten infolgedessen von der Benutzung eines Bar\u00e4sthesiometers2 absehen zu d\u00fcrfen, welches die ohnehin schon sehr zahlreichen Manipulationen des Versuchsleiters, wohl nicht zu Gunsten einer gr\u00f6fseren Exaktheit, noch vermehrt h\u00e4tte. Die Versuchspersonen ihrerseits gaben ebenfalls an, dafs die Ber\u00fchrung in allen F\u00e4llen eine ann\u00e4hernd gleichm\u00e4fsige gewesen sei. War eine oder die andere Ber\u00fchrung erheblich leiser oder st\u00e4rker ausgefallen, so wurde dies neben dem Versuche protokolliert, damit derselbe bei Berechnung der reinen Resultate (s. u.) nicht mit verwendet w\u00fcrde.\nWie ich leider erst jetzt bei den an mir an gestellten Versuchen konstatieren konnte, hat die geschilderte Methode den Nachteil, dafs die gr\u00f6fsere oder geringere Fl\u00fcssigkeitsmenge, welche die tintenfeuchte Nadelkuppe auf der Haut zur\u00fcckliefs,\n1 G. Leubuscher, Zur Lokalisation der Tastempfindung. Centralbl f. Uin. Med. Jahrg. VII. No. 8.\n2 Auch abgesehen von der Umst\u00e4ndlichkeit der Hsndhabung, ist das B. nichf frei von Fehlern. Es ist offenbar mehr n\u00f6tig,, als die Konstatierung des am Schl\u00fcsse erreichten Druckes, indem es einen wesentlichen Unterschied macht, ob diese H\u00f6he des Druckes schnell oder langsam erreicht wird Ein geeignetes Instrument, das allen Anforderungen entspr\u00e4che, fehlt zur Zeit noch.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie VIII,\n17","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nWaldemar Lewy.\n\u00f6fters ein sehr merkbares K\u00e4ltegef\u00fchl durch Verdunstung hervorrief, eine Fehlerquelle, die bei den Versuchen mit k\u00fcrzerem Intervalle offenbar nicht ohne st\u00f6renden Einfiufs geblieben ist.\nWas endlich einen f\u00fcr unsere Untersuchungen geeigneten Ort auf der K\u00f6rperoberfi\u00e4che betrifft, so mufste derselbe mehreren Anforderungen entsprechen. 1. Er mufs so gew\u00e4hlt sein,1 dafs m\u00f6glichst wenig spezielle, sekund\u00e4r angekn\u00fcpfte Assoziationen \u00fcber den Keizort die Indifferenz der einzelnen Ber\u00fchrungen st\u00f6ren. Daher ist z. B. Hand oder Finger ungeeignet, weil dann leicht statt des einfachen Ber\u00fchrungserinnerungsbildes andere bestimmende Assoziationen, wie Endphalange des dritten Fingers, N\u00e4he des Daumens u. a. m., die Fixation der ber\u00fchrten Stelle im Ged\u00e4chtnis \u00fcbernehmen; auf diese Weise w\u00fcrden wir nichts \u00fcber unser spezielles Thema erfahren. 2. Der Ort mufs so gew\u00e4hlt sein, dafs in einer gr\u00f6fseren Fl\u00e4chenausdehnung, welche eine gen\u00fcgende Variation der Ber\u00fchrungsstellen gestattet, die Lokalisationsf\u00e4higkeit an allen Punkten eine etwa gleichm\u00e4fsige ist. Denn wenn an einem Ende der verwendeten Fl\u00e4che der mittlere Lokalisationsfehler etwa 2 cm, am anderen 0,5 cm betr\u00e4gt, so w\u00e4ren die einzelnen Versuche schlecht miteinander vergleichbar. 3. Mufs der Ort so gew\u00e4hlt sein, dafs das Lokalisieren unter m\u00f6glichst geringer Muskelanstrengung geschehen kann und eine wenig erm\u00fcdende K\u00f6rperhaltung erlaubt. 4. Mufs der Lokalisationsfehler eine gewisse Gr\u00f6fse haben, damit die unvermeidlichen Mefsfehler (s. u.) nicht allzusehr ins Gewicht fallen.\nAllen diesen Bedingungen schien das Dorsum des Unterarmes am meisten zu entsprechen. Die Gegend der beiden Gelenke, bis etwa 5 cm distal vom Handgelenk, wurde von den Versuchen ausgeschlossen. Dafs diese Fl\u00e4che noch zu grofs war, um die sub X und 2 genannten Anspr\u00fcche v\u00f6llig zu erf\u00fcllen, stellte sich erst sp\u00e4ter heraus. \u00dcber die geeignete Abh\u00fclfe und die weiteren Ab\u00e4nderungen der Versuchsanordnung siehe unten (Versuche mit Stramminnetz). Die Messung geschah anfangs mit einem in Millimeter geteilten Bandmafse, um der Fl\u00e4chenkr\u00fcmmung des Gliedes gerecht zu werden; sp\u00e4ter, da\n1 Cfr. Ziehen, a. a. 0.: \u201ePraktisch bedeutsam ist es, dafs man zur Untersuchung nicht sehr differenzierte Hautfl\u00e4chen w\u00e4hlt, um zu vermeiden, dafs der Kranke rein begrifflich den Ort des Stiches sich merkt.\u201c","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n259\nsich der in der Messung gemachte Fehler1 als minimal erwies, mit einem starren Millimetermafstabe. \u2014 Die Versuche wurden in Reihen von 12 registriert. W\u00e4hrend einer Reihe blieb das Intervall zwischen Ber\u00fchrung und Reproduktion konstant. Zwischen zwei Versuchen einer Reihe verging stets ann\u00e4hernd die gleiche Zeit von 20\"\u201430\". Sobald die Versuchsperson M\u00fcdigkeit zeigte oder erkl\u00e4rte, wurde die Reihe abgebrochen und eine gr\u00f6fsere Pause von mehreren Minuten gemacht. Vor jeder neuen Reihe wurde eine Anzahl Versuche gemacht, um die Versuchsperson nach der Pause wieder an ihre Th\u00e4tigkeit zu gew\u00f6hnen. Um die \u00e4ufseren Versuchsbedingungen gleichm\u00e4fsig zu gestalten, wurden fast stets die Nachmittagsstunden von 2\u20144 Uhr benutzt.\nEin einzelner Versuch hat folgenden Verlauf:\nAuf der in der oben angegebenen Weise abgegrenzten Dorsalfl\u00e4che des Unterarmes wird ein Punkt leicht mit dem Nadelkopfe ber\u00fchrt. Die Versuchsperson ist angewiesen, mit m\u00f6glichster Anspannung der Aufmerksamkeit2 die ber\u00fchrte Stelle im Ged\u00e4chtnis zu fixieren. Nach Verlauf des bestimmten Intervalles ergeht das Kommando \u201eJetzt\u201c oder \u201eWo?\u201c, die Versuchsperson bezeichnet mit der Bleistiftspitze den nach ihrer Meinung ber\u00fchrten Punkt; der dabei gemachte Fehler, d. h. die Entfernung des ber\u00fchrten von dem gedeuteten Punkte, wird gemessen und als \u201eroher Fehler\u201c des einzelnen Versuches notiert. Da nun die Versuchsperson die erst angegebene Lokalisation ein- oder mehrmals korrigierte, bis sie den nach ihrer Meinung gereizten Punkt gefunden hatte, so lagen f\u00fcr die Messung des Lokalisationsfehlers, wie leicht ersichtlich, zwei M\u00f6glichkeiten vor, je nachdem ich als Fehler den Abstand des erst gedeuteten von dem Normalpunkte oder den Abstand des definitiv festgehaltenen von dem Normalpunkte registriere. Offenbar erhalte\n1\tDer Mefsfehler betr\u00e4gt, wie Herr Prof. Ziehen bei anderer Gelegenheit einmal festgestellt hat, etwa 0,5 mm nach beiden Seiten.\n2\tWenn A. Lehmann, gest\u00fctzt auf die Anssagen seiner Versuchspersonen, zu der Meinung kommt, dafs die Anspannung der Aufmerksamkeit f\u00fcr das Wiedererkennen keinen Wert habe, im Gegenteil dazu f\u00fchre, dafs das Wiedererkennen desto unsicherer wird, so kann ich ihm nur insoweit beipflichten, als ich meine, dafs das Gef\u00fchl der Aufmerksamkeit in dieser Hinsicht t\u00e4uscht und dafs die sogenannte Anspannung der Aufmerksamkeit oft geradezu das Auftreten von st\u00f6renden Zwischenvorstellungen f\u00f6rdert.\n17*","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nWaldemar Lewy.\nich in jedem der beiden F\u00e4lle ein Mafs f\u00fcr einen anderen psychischen Vorgang. Nehmen wir an, dafs zu jedem Tastreiz an bestimmter Stelle der K\u00f6rperoberfl\u00e4che eine bestimmte Bewegungsvorstellung hinzuassoziiert wird, so wird mir die erste Methode ein Mafs daf\u00fcr geben, inwieweit die von dem irgendwie ver\u00e4nderten Ged\u00e4chtnisbilde des Normalreizes nach einem verflossenen Intervall hinzuassoziierte Bewegung von der ersten Bewegungsvorstellung abweicht. Im zweiten Falle vergleicht die Versuchsperson einen zweiten von ihr selbst hervorgebrachten Tastreiz mit dem Erinnerungsbilde des Normalreizes und lokalisiert nun auf Grund dieses Vergleiches zum zweiten Male. Bei dieser zweiten Lokalisation schiebt sich ein ziemlich komplizierter psychischer Prozefs ein, dessen Analyse sich nur zusammen mit einer Er\u00f6rterung des so aufserordentlich schwierigen und viel umfochtenen Urteils \u00fcber Gleichheit und Ungleichheit geben liefse. Daf\u00fcr bietet diese experimentelle Untersuchung nicht Baum genug. Beide Fragestellungen haben ihre Berechtigung und damit beide Methoden. Wir haben teils nur die letztere, teils beide in Ber\u00fccksichtigung gezogen. Wie weiter unten gezeigt werden wird, ist praktisch die resultierende Differenz beider Methoden eine aufserordentlich geringe.\nEs bleibt noch \u00fcbrig, \u00fcber die rechnerische Verwertung der gewonnenen Zahlen einige Worte zu sagen. Sie wurde nach der von Fechnek1 f\u00fcr die Methode der mittleren Fehler angegebenen Berechnung angestellt. Bezeichne ich den einzelnen Fehler f\u00fcr das Zeitintervall t mit fv f21 fB. . . . fn und sei n die Anzahl der Versuche, so ist\nFf\nfl 4\u201c f% + fn\nn\ngleich dem arithmetischen Mittel des gemachten Fehlers.\nBezeichnet dann A0 = Ft \u2014 f0 die Abweichung eines einzelnen Fehlers vom durchschnittlichen Fehler und\ndie Summe ergiebt\nS-- A-j\u2014 -d_23 \"j~ -^3 2\t.-dl\u00ab2\nder Quadrate der mittleren Abweichungen,\nso\nA,= \u00b1\nS\nn\n1 Fechner, Elemente der PsychophysiJc, II.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n261\nden mittleren Fehler einer einzelnen Beobachtung,\ny_j_\nP n (n \u2014 1)\nden mittleren Fehler yon F,. Die eingehende theoretische Rechtfertigung dieser Berechnungsweise wird an anderer Stelle erfolgen.\nFt giebt also die Distanz an, um welche bei einem bestimmten Zeitintervalle fehllokalisiert wird. W\u00e4ren wir sicher, dafs die Richtung des Fehlers gar nicht in Betracht k\u00e4me, d. h. dafs ann\u00e4hernd ebenso oft und ann\u00e4hernd um die gleichen G-r\u00f6fsen distal oder proximal (sowie radial und ulnar) fehlgedeutet w\u00fcrde, so enthielte Ft thats\u00e4chlich nur den einen Faktor, es g\u00e4be rein die'mittlere Fehllokalisation an. Eine Betrachtung der Versuche \u00fcber Augenmafsged\u00e4chtnis aber, mit ihrem konstanten Fehler, der bei wachsendem t seine Richtung nicht stets im gleichen Sinne beibeh\u00e4lt, sowie die Ber\u00fccksichtigung der von mir gefundenen und sp\u00e4ter n\u00e4her zu er\u00f6rternden Thatsache, dafs schon bei \u00a3\u00b0und ebenso auch bei beliebigen Zeitintervallen die Tendenz zu distaler Fehllokalisation offenbar gr\u00f6fser ist, als zu proximaler, lassen die \u00dcberlegung berechtigt erscheinen, ob nicht Ft noch durch ein anderes Element, n\u00e4mlich das der Richtung, beeinflulst werde. Ft 120 k\u00f6nnte vielleicht, verglichen mit Fto, ein unrichtiges Mafs f\u00fcr die Treue des Lokalisationsged\u00e4chtnisses abgeben. Denn es w\u00e4re doch denkbar und nicht ohne weiteres aus-zuschliefsen, dafs mit wachsendem t die Tendenz zu distaler Lokalisation z. B. abn\u00e4hme, thats\u00e4chlich also der gemachte Fehler eine unkontrollierbare Ver\u00e4nderung seiner Gr\u00f6fse erf\u00fchre. Bis zu gewissem Grade w\u00fcrde ja die Verkleinerung der distalen Fehllokalisation durch die Vergr\u00f6fserung der proximalen ausgeglichen werden, indem eine Verschiebung der Fehlerlage eintr\u00e4te, aber nicht notwendig in \u00e4quivalenter Weise. Es wird also, um diesen eventuellen Faktor bez\u00fcglich der Gr\u00f6fse seiner Einwirkung zu bestimmen, notwendig sein, einmal nur die distalen Fehler, sowohl bei \u00a3\u00b0, als bei t20\" und t120,1 zu bestimmen, ob hier das Anwachsen der Fehl er gr\u00f6fse ein von dem aus allen Fehllokalisationen, distalen und proximalen, berechneten wesentlich abweichendes ist.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nWaldemar Lewy.\nIch lasse nun die erhaltenen [Resultate folgen, indem ich sie in Anlehnung an die zugeh\u00f6rigen Tabellen bespreche.\nTabelle I,\ngewonnen aus 1440 Versuchen, jeder einzelne Wert aus 60 Versuchen.\nDie Zahlen geben die Gr\u00f6fse von F* an.\n\tt\u00b0\t\t^30 U V\ti \u00a3120\"\nHie I\t2,7\t4,6\t) 00\t4,6\nHie II1\t3,6\t4,0\t4,6\t4,0\nH\u00fc\t\t1,9\t2,2\t2,6\t3,1\nG u..... i\t1,1\t2,2\t2,9\t3,8\nPo\t\t1,9\t2,9\t2,2\t3,8\nPi X X \u2022\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t\u00ab\t2,8\t2,9 i !\t2,7 j\ti\t3,32 1 i\n1\tMit Hie I und Hie II werden zwei einander in der Zeit folgende Untersuchungsreihen an derselben Versuchsperson Hie bezeichnet.\n2\tKurze Bemerkungen \u00fcber die Versuchspersonen. 1. Pi ist Dr. med. Pinkus, geistig normal, der die grofse Freundlichkeit hatte, sich mir f\u00fcr diese Versuchsreihe zur Verf\u00fcgung zu stellen. Ich erlaube mir, ihm an dieser Stelle meinen herzlichen Dank f\u00fcr seine Bem\u00fchung auszusprechen.\nDie anderen 4 Versuchspersonen sind Patienten aus der psychiatrischen Klinik zu Jena. Herrn Prof. Binswaxger, dem Direktor der genannten Anstalt, sage ich f\u00fcr die mir g\u00fctigst gew\u00e4hrte Erlaubnis, Material und R\u00e4umlichkeiten der Klinik ben\u00fctzen zu d\u00fcrfen, meinen ergebenen Dank. Zur Charakterisierung der vier Versuchspersonen Hie, H\u00fc, G\u00fc, Po diene ein kurzer Auszug aus den betreffenden Krankengeschichten.\n1. G-\u00fc: Kaufmann, 41 Jahre alt, Aufgen. d. 4. V. 1893. Diagnose: Dementia paralytica. Geringe erbl. Belastung. Lernte rechtzeitig laufen und sprechen. Lernen fiel leicht. Seit 1886 verheiratet. 2 Kinder fi, 2 leben. \u2014 Aus dem Stat. praes. 4. V. 93: Pupill. etwas weit, 1. mehr, Lichtreakt. 1. erlosch., r. direkt u. synerg. eben erh\u00e4lt!., nicht ganz prompt, wenig ausgiebig. Facialisinnervation symmetr., nur beim Sprechen und Lachen Zur\u00fcckbleiben der r. Nasolabialfalte. Zunge atakt. schwankend, nach r. ab weich, vorgestreckt. H\u00e4ndedruck r. 110, 109, 1. 83, 80. Kein Tremor manuum. Keine Ataxie. Gang normal, kein Romberg. Anconaeus Sehn.-Ph\u00e4nom. 1. etwas gesteigert. Knie-Achill.-Sehn. Ph\u00e4nom. gesteigert. Plantarrefl. im Tensor fasciae und Vast, lateral, gesteig. Kremasterrefl. normal. Grobe motor. Kraft d. Beine normal. I. M. E. etw. gesteig. (Querwulst.) Ber\u00fchrungsempfindlichkeit intakt. Lokalisationsfehler mittelgrofs. Schmerz-empfindlichkeit stark herabgesetzt. Nirgends erhebliche Druckempfindlichkeit. Geldst\u00fccke meist richtig erkannt. Sprachinnervation : \u00f6fters","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n263\nAus dieser Tabelle ergiebt sich also sicher die eine That-sache, dafs nach dem Verlaufe von 20\" schlechter lokalisiert wird, als beim sofortigen Bestimmen der gereizten Stelle. Ferner, dafs, im ganzen genommen, mit wachsendem Intervall die Grr\u00f6fse des gemachten Fehlers zunimmt. Wenn in zwei F\u00e4llen, bei Po und Pi nach 30\" besser lokalisiert wird, als nach 20\", so glauben wir nicht, dies auf ein vielleicht periodisches Abnehmen der Treue der Reproduktion beziehen zu d\u00fcrfen, ebensowenig, wie wir die Thatsache, dafs f\u00fcr Hie in beiden\nHesitationen und Konsonantenversetzungen. Intellekt nickt erheblich vermindert.\n10. V. Renommiert, er habe 2000 Schinken bestellt.\n20. V. Behauptet immer, Schl\u00e4ge im R\u00fccken zu sp\u00fcren.\n4. VI. Heftige Angstanf\u00e4lle.\n8. VI. Weinerlich: \u201eHer Magen ist so leer.\u201c\n20. VI. Ruhe und Angst wechseln ganz unregelm\u00e4fsig.\n15. VII. Angst neuerdings seltener und schw\u00e4cher.\n29. VII. 2 typ. epilept. Anf\u00e4lle.\nDiente als Versuchsperson vom 16. VI. bis 26. VII.\n2. H\u00fc: Fr\u00fcherer Hoteldirektor, 33 J. alt. Aufgen. am 2. VI. 1893. Diagnose: Lues cerebri.\nErblichkeit nichts bekannt; lernte sehr leicht. In Palermo d. 23. V. 92. Erster Schlaganfall: konnte pl\u00f6tzlich nicht mehr sprechen. Nach einigen Tagen konnte er wieder etwas sprechen. Sprache blieb langsam. Am 25. VI. 93 zweiter Schlaganfall : Pl\u00f6tzlich eintretende Steifheit im r. Bein und r. Arm. Auch das G-esicht war schief. Zunge streckte er \u201ekrumm\u201c heraus. \u2014 Im r. Arm und Bein f\u00fchlte er auch nicht viel. Das Ged\u00e4chtnis nahm seit dem ersten Schlaganfall ab. Seit dem zweiten Anfall krankhafte Furchtsamkeit.\nAus dem Status:\nPup. etw eng, gleich, spurweise eingezogen. Reaktion prompt, ausgiebig. Sek. Einstellung des 1. Auges sehr mangelhaft. L. Nasolabial-falte seichter, 1. Mundwinkel tiefer stehend. \u2014 Kein Tremor manuum. Keine Ataxie. H\u00e4ndedruck r. 75, 1. 76: r. 85, 1. 81 (part. Linksh\u00e4nder). Knieph\u00e4nom. und Achill.-Sehn. Ph\u00e4n. gesteigert. Kein Fufsklonus. Anconaeus-Sehnen-Ph\u00e4n. etw. gesteigert. Schmerzempfindlichkeit erhalten. Ber\u00fchrungsempfindlichkeit intakt. Lokalisationsfehler mittelgrofs. Kein Romberg. Gang normal; Sprachartikul. verlangsamt, leichte Hesit\u00e4t.\nAus d. psych. Stat. : Giebt die Personalien richtig an. 7 X 13? 136, nein 125. Kaiser? Wilhelm II, glaube ich.\nEinzelheiten \u00fcber Strafsen in Rom giebt Pat. mit gutem Ged\u00e4chtnis an.\n15. VI. Schreibt sehr korrekte Briefe.\n26. VI. Beh\u00e4lt sehr gut, was er in der Zeit gelesen.\nVersuche vom 15. VI. \u2014 28. VI. 1893.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nWaldemar Lewy.\nVersuchsreihen der Deutfehler f\u00fcr 120\" den Fehler f\u00fcr t 30\" unterschreitet, aus einem solchen Grunde erkl\u00e4ren; wir glauben vielmehr, dafs wahrscheinlich die zahlreichen Fehlerquellen, die weiter unten besprochen werden, schuld daran haben, dafs in unseren Zahlen der, wenn auch deutlich zunehmende Einflufs des wachsenden Intervalles nicht ungetr\u00fcbt in die Erscheinung tritt. Wenn wir die immerhin anfechtbare Eeihenoperation ausf\u00fchren, die f\u00fcr die einzelnen Versuchspersonen erhaltenen Werte zu addieren, so sehen wir, dafs die Zahlen\n3.\tPo: Schulknabe, geh. 8. XI. 1882. Aufgenommen den 10. VI. 93. Diagnose : Debilit\u00e4t. Erblich belastet. Lernte rechtzeitig sprechen und laufen. Im 3. Jahre Hirnhautentz\u00fcndung. Danach fiel eine gewisse Schwerf\u00e4lligkeit auf, die sich bis jetzt noch zeigte. In der Schule lernte er schwer. \u2014 Anamnese: Seit 14 Tagen ungezogen und grob, pr\u00fcgelt, demoliert, macht allerhand unn\u00fctze Dinge. Im Hemd davongelaufen. Vollkommen ruhelos. Halluzinationen des Tastsinnes: \u201eEs fallen mir immer auf die r. Hand Tropfen.\u201c \u201eIm Leihe platzen lauter Seifenblasen.\u201c \u201eAn der Seite l\u00e4uft es immer herum.\u201c Was er sonst erz\u00e4hlte, dem konnte kein Glauben heigemessen werden; am n\u00e4chsten Tage wufste er nicht, was er gesagt hatte. Aus dem Stat. praes. vom 10. VI. 93 : H\u00e4ndedruck r* 25 ; 1, 22. Kein Tremor ; keine Ataxie, Leichter Homberg. Schulterlehnung 1. etwas >. Anconaeus-Sehn.-Ph\u00e4n. normal. I. M. E. gesteigert. Achilles-Knie-Sehn.-Ph\u00e4n. normal. Plantarreflex normal. Kremaster-Befl., Epigastr.-Befl. unbedeutend gesteigert. Keine Druckpunkte. Ber\u00fchrungs- und Schmerzempfindlichkeit erhalten. Lokalisationsfehler allenthalben etwas vergr\u00f6fsert.\n\u00dcber Personen und Aufenthalt orientiert.\n7X8? \u2014 \u201e15\u201c, 7X8? \u2014 \u201e42\u201c. Kaiser? \u2014 \u201eFriedrich\u201c. Siehst Du oder f\u00fchlst Du die Tropfen auf der Hand? \u201eIch f\u00fchl sie blofs.\u201c\n12. VI. Schl\u00e4ft, ifst ausreichend. Kennt noch niemanden mit Namen. Weifs, dafs er vorgestern hierher gekommen ist.\n15. VI. Im ganzen still. Keine Halluzinationen und Illusionen. Intellekt gering.\n27. VI. Artig. T\u00e4glich Bechenunterricht. Vergifst sehr rasch. Weifs 7X8 nicht, nachdem er es Mittag oft wiederholt hat.\n15. VH. Schreibt und rechnet regelm\u00e4fsig; macht sichtlich Fortschritte.\n4.\tHie: Geh. d. 16. VII. 1877. Aufgenommen den 27. IV. 92; 22. IX. 92 ; 25. III. 93.\nDiagnose: Akute Erregungszust\u00e4nde (maniakalische); Pubert\u00e4tsirresein. \u2014 Erblichkeit nichts bekannt. Aus dem Stat. vom 16.V. 93: Kein Tremor d. gespreizten Finger. Anconaeus Sehnen-Ph. etwas gesteigert. Knie-Ph\u00e4nom. kaum gesteigert; Achilles-S.-Ph. etw. gesteigert. Plantar-refl. gesteigert. Kremaster-Befl. nicht erh\u00e4ltlich. Epigastr.-Befl. 1. etwas gesteigert. Ber\u00fchrungsempfindlichkeit intakt ; Lokalisationsfehler eher","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n265\n\u00a320//\t\u00a330//\n\u00a3120//\n14,0\t18,8\t19,8\t22,6\neine stetig fortschreitende Reihe darstellen. Doch glauben wir selbst, dafs so k\u00fcnstlich zusammengeschweifsten Zahlen ein hoher Wert nicht beizumessen ist. Bei der geringen Anzahl der untersuchten Intervalle hat es f\u00fcglich keinen Zweck, ein mathematisches Gesetz aufzusuchen, nach welchem etwa bei den einzelnen Versuchspersonen die Gr\u00f6fse des Fehlers, auf die\nklein. Leichte allgemeine Hyper\u00e4sthesie bei Stichen und Ber\u00fchrungen.\nI.\tM. E. gesteigert. \u2014 Aus d. Krankengeschichte :\n17. V. 93. Schlaf gut. Nahrungsaufnahme ausreichend.\n19.\tV. Hat in der Nacht sein Hemd zerrissen. \u201eAus \u00c4rger \u00fcber den W\u00e4rter, der hat mir nichts nichtiges zu essen gegeben.\u201c Spricht viel vor sich hin.\n20.\tV. Etwas ruhiger.\n21.\tV. Weigert sich, zu arbeiten, auch sonst ungezogen.\n23.\ty.\tHat\tdie ganze Nacht vor sich\thin\tgesprochen.\n24.\ty.\tyiel\taufser Bett gewesen, hat\therumgetanzt.\n25.\ty.\tHat\tseinen Bett\u00fcberzug zerrissen.\n27.\ty.\tHat\tviel grimassiert.\n28.\ty. Buhig und artig.\n9. yi. Zeigt jetzt ganz korrektes Verhalten. Schl\u00e4ft tags\u00fcber viel.\n28. VI. Klagt \u00fcber Angst am ganzen K\u00f6rper und Unruhe.\n24.\tVI. Gestern abend leise vor sich hin gesprochen.\n25.\tVI. Hat heute morgen nichts zu sich genommen, die Stimme zittert. \u2014 Stirne zwischen den Augenbrauen gerunzelt, spricht nicht, antwortet auch auf Fragen nicht.\n26.\tVI. Nachts 0,05 Opium; trotzdem aufser Bett gegangen. Grimassiert, weint, schl\u00e4gt nach der Wand, als ob er halluzinierte, schimpft auf die \u00c4rzte.\n28.\tVI. Giebt naseweise Antworten. Will Prof. Dr. Hiepe genannt werden. Druckpunkte etwas ausgesprochener. Hat die Matratze in die H\u00f6he gehoben und Urin auf den Strohsack gelassen.\n29.\tVI. \u201eIch sehe allerhand Fratzen, wenn ich an die Decke sehe ; ich habe 50 Mk. gestohlen.\u201c\n30.\tVI. Verschmiert die Eckleisten.\n2.\tVII. Grimassiert viel, spricht im Dialekt \u201eim Kopf is keen Gehirn mehr drinne\u201c.\n3.\tVII. B. Pupille weiter. \u201eGanz gesund f\u00fchle ich mich.\u201c Schl\u00e4ft gelegentlich.\n4.\tVII. Buhiger; Anfall scheint abzuklingen.\n7. VII. Will nachts Stimmen h\u00f6ren, und zwar dieselben Worte, die am Tage jemand meist in grobem Tone zu ihm gesagt hat.\n16. VII. Schl\u00e4ft viel. Keine Druckpunkte mehr.\n27.\tVII. Steht mehrere Stunden tags\u00fcber auf; besch\u00e4ftigt sich etwas.","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nWaldemar Leivy.\nwachsenden Intervalle bezogen, zunimmt. Um eine etwaige Gresetzm\u00e4fsigkeit in dieser Hinsicht aufzusuchen, m\u00fcfste man mehr und einander n\u00e4her liegende Zeiten untersuchen. Doch war es von vornherein beim Beginne dieser Versuchsreihen nicht unsere Absicht, eine experimentelle Untersuchung in dieser Richtung vorzunehmen.\nTabelle II.\nGewonnen aus 1440 Versuchen. Jeder einzelne Wert aus 60 Versuchen.\nt \u2014\t| I 0\"\t20\"\t30\"\t120\"\nHie I\t5,5\t5,6\t6,0\t1 5,3\nHie II\t5,5 |\t5,2\t6,3\t5,5\nHie III\t2,8\t1\t4,0\t3,8\t4,0\nH\u00fc\t1,5\t2,5\t2,5\t2,3\nGr\u00dc\t2,0\t1.8 /\t2,6\t8,5\nPo\t1,8\t2,6\t2,8\t3,6\ns \u2014\t5,3 i\t6,9 i\t7,9\t9,4\nTabelle II bietet die Resultate der gleichen Untersuchungen wie Tabelle I, nur dafs hier die Tastreize auf dem Dorsum des rechten Unterarmes appliziert wurden, w\u00e4hrend mit dem linken gedeutet wurde. Hie I und II d\u00fcrfen wir bei der Beurteilung der Ergebnisse dieser Reihen f\u00fcglich vernachl\u00e4ssigen. Der Lokalisationsfehler f\u00fcr ist hier an und f\u00fcr sich schon so grofs (dreimal gr\u00f6fser als der durchschnittliche Lokalisationsfehler der drei anderen Versuchspersonen f\u00fcr das gleiche Intervall), dafs alle sp\u00e4teren Abweichungen, die etwa auf Rechnung des verflossenen Intervalles zu beziehen sind, in dieser Zahl verschwinden m\u00fcssen. Dagegen verdient eine andere auff\u00e4llige Erscheinung erw\u00e4hnt zu werden. Die Reihen Hie I und H, aufgenommen vom 31. V. bis 6. VI., resp. 10. VI. bis 15. VI., fallen in eine Zeit, in der nach Aussage der Krankengeschichte, die auch mit dem Verhalten Hie\u2019s wr\u00e4hrend der Versuche \u00fcbereinstimmt, Patient \u201eein korrektes Benehmen zeigte, ruhig und artig war\u201c. Hie III, aufgenommen vom 4. VII, bis 10.VII., f\u00e4llt in eine Zeit, in der eine vom 23. VI. an konstatierte und bis zum 4. VII. anhaltende Exacerbation der Psychose wieder","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n267\nim Abklingen begriffen war. \"W\u00e4hrend dieser III. Reihe war Patient noch viel unruhig, sprach im Intervall halblaut vor sich hin, pfiff und spuckte \u00f6fters. Vergleicht man mit diesen Daten die Ergebnisse der drei an Hie aufgenommenen Reihen, so zeigt sich, dafs der Fehler f\u00fcr I und II erheblich (f\u00fcr t\u00b0 um das Doppelte) gr\u00f6fser ist als f\u00fcr III. Da nun der Status vom 31. V. ausdr\u00fccklich bemerkt, \u201eLokalisationsfehler eher klein\u201c und nicht anzunehmen ist, dafs ein durchschnittlicher Lokalisationsfehler von 5,5 cm am Unterarm zu dieser Bemerkung Veranlassung gegeben h\u00e4tte, so kann man die Erkl\u00e4rung nicht ohne weiteres von der Hand weisen, dafs der urspr\u00fcnglich kleine Lokalisationsfehler zu einer Zeit, da das sonstige Verhalten des Patienten ein v\u00f6llig normales, die Exacerbation der Psychose aber offenbar schon im Anzuge war, erheblich vergr\u00f6fsert wurde. Dieser Schlufs, dafs die Ver-gr\u00f6fserung des Lokalisationsfehlers im Zusammenhang mit der sich wieder neu vorbereitenden Psychose gestanden habe, wird um so wahrscheinlicher, als mit dem Abklingen derselben der Fehler wieder erheblich abnimmt, trotzdem in dieser Zeit das \u00e4ufserliche Verhalten des Patienten noch nicht v\u00f6llig wieder dem normalen entsprach.\nWas die drei anderen Versuchspersonen betrifft, so ergiebt sich aus Tabelle II, dafs von den gefundenen 12 Werten nur 2 von der beim linken Arm (Tabelle I) festgestellten Gesetz-m\u00e4fsigkeit abweichen und dafs im ganzen auch hier unverkennbar die Wirkung des wachsenden Intervalles in der Zunahme der Fehlergr\u00f6fsen zu erkennen ist. Die am Fufse der Tabelle ausgef\u00fchrte Addition liefert auch hier eine stetig aufsteigende Reihe der Fehlerwerte.\nUm einen \u00dcberblick zu gewinnen, wie sich die Gr\u00f6fse der Lokalisationsfehler am rechten Arm, verglichen mit der am linken, verhalte, wurde die Tabelle III ausgef\u00fchrt. Sie stellt f\u00fcr jede Versuchsperson und jedes Intervall das Verh\u00e4ltnis des rechtsseitigen zum linksseitigen Lokalisationsfehler dar, wie in der ersten Vertikalreihe angedeutet. Sehen wir wieder von der Versuchsreihe Hie I aus den oben angef\u00fchrten Gr\u00fcnden ab, so ergiebt sich, dafs ein konstantes Verh\u00e4ltnis in dem Sinne des \u00dcberwiegens einer Seite \u00fcber die andere nicht zu konstatieren ist. F\u00fcr die 16 in Betracht kommenden F\u00e4lle ist der Fehler links 11 Mal gr\u00f6fser als rechts, 3 Mal kleiner, 2 Mal","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nWaldemar Lewy.\nTabelle III.\n\tt\u00b0\tt20\tt\u2122\tt120\nHie IR\t2,04\t1,24\t1,25\t1,15\nHie I L\t\t\t\t\nHie 11R\t0,78\t1,0\t0,83\t1,0\nHie II L\t\t\t\t\nH\u00fc R\t0,79\t1,14\t0,96\t0,74\nH\u00fc L\t\t\t\t\nG-\u00fc R\t1,82\t0,64\t0,9\t0,92\nG\u00fc L\t\t\t\t\nPo R\tj 0,95\t0,9 j\t1,27\t0,95\nPo L\t\t\t\t\ngleich. Zieht man in Betracht, dafs unter den 11 Malen das Uberwiegen des linksseitigen gegen\u00fcber dem rechtsseitigen Fehler nur ein sehr geringes ist und dafs bis zu einem gewissen Grade sich auch die \u00dcbung der Versuchspersonen bemerkbar machen mag, insofern in allen F\u00e4llen die Untersuchung am rechten Arme der am linken zeitlich nachfolgte, so kann man sagen, dafs im ganzen eine sehr merkliche Differenz in der Lokalisationsf\u00e4higkeit und dem Lokalisationsged\u00e4chtnisse beider Arme nicht zu konstatieren ist. Sicher aber ist das eine, dafs der Lokalisationsfehler links nicht kleiner ist, als rechts. Dies beweist uns, dafs bei der Lokalisation die Deutbewegung nicht der integrierende Bestandteil ist, denn sonst m\u00fcfste sich das \u00dcbergewicht des im Deuten unstreitig mehr geschulten rechten Armes in den erhaltenen Werten ausdr\u00fccken. Es trat auch anfangs bei allen Versuchspersonen aufser Hie eine gewisse Unsicherheit des deutenden linken Armes hervor, die sich besonders im \u00f6fteren Korrigieren bemerkbar machte; dieselbe wurde aber offenbar, wie meine Zahlen lehren, sehr bald \u00fcberwunden. F\u00fcr uns folgt aus diesen Zahlen, dafs in der That bei unseren Versuchen der Fehler in der Lokalisation auf der Abnahme des Erinnerungsbildes und nicht auf einer mangelhaften Ausf\u00fchrung einer urspr\u00fcnglich richtig intendierten Bewegung beruht; denn w\u00e4re letzteres\nder Fall, so m\u00fcfste > F","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n269\nTabelle IV.\n\t1 j t =\t0\t20\"\t30\"\t120\"\ti\n\tRechts <\t2,0\t1,4\t2,2\t3,6\tI. Serie\nGr\u00dc\t <\t\\\t2,1\t2,2\t3,0\t3,4\tII. \u201e\n\t(\t1,3\t2,5\t3,2\t4,1\tI. \u201e\n\tLinks <\t1,1\t1,9\t1 2,7 i\t3,4\tII. \u201e\n\ti\t( ! Rechts <\t1,5\t2,6\t2,2\t2,3\tI. Serie\nH\u00fc ...\t<\tl\t1,5\t2,4\t2,8\t2,3\tII Xi.\t\u201e\n\tf\t1,6\t2,1\t2,5\t3,2\tI\n\tLinks -j\t2,1\t2,0\t2,6\t2,9\t\u2022 II. .. / V\nPi\t|\tLinks !\t2,8\t2,5\t2,8\t2,5\tI. Serie\n\t1\t2,8\t3,2 :\ti 2,7 1\t4,0\til \u201e\n\tRechts <\t1,7\t2,7\t3,6\t3,7\tI. Serie\nPo\t\t <\t\\ /\t1,9\t2,4\t2,1\t8,6\tII. \u201e\n\t\t1,9\t2,9\t2,5\t4,1\tI. \u201e\n\tLinks <\t1,9\t2,9\t1,9\t3,5\til \u201e\nWas im \u00fcbrigen den Einflufs der \u00dcbung betrifft, so ist derselbe zwar, wie Tabelle IV beweist, zu bemerken, doch sind die Werte f\u00fcr unsere Versuchspersonen so schwankende, dafs wir kein grofses Gewicht auf diese Tabelle legen m\u00f6chten. Die Tabelle ist so gewonnen, dafs der durchschnittliche Fehler der ersten 30 Versuche f\u00fcr jede Zeit (I. Serie der Tabelle) dem der zweiten 30 Versuche (II. Serie der Tabelle) gegen\u00fcbergestellt wurde.\nAuch ob eine Reihe am Anf\u00e4nge oder gegen Ende einer Experimentierstunde aufgenommen wurde, ergiebt keine konstanten Differenzen des durchschnittlichen Fehlers. Wie weit im letzten Falle \u00dcbung und Erm\u00fcdung sich paralysieren, mufs dahingestellt bleiben.\nDie Inkonstanz der Differenzen aus den eben dargestellten Versuchen an den vier pathologischen und einer normalenVersuchs-person, das Schwanken des Fehlers bei weitergehender Fraktionierung der Reiben, die Gr\u00f6fse der mittleren Abweichung, machten wahrscheinlich, was dem Experimentierenden bei der Anstellung der Versuche an verschiedenen Punkten bemerklich geworden war, dafs offenbar die ge\u00fcbte Anordnung der Versuche noch","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nWaldemar Lewy.\neine Reihe Fehlerquellen in sich berge, welche die Reinheit der Resultate tr\u00fcbten, aber infolge ungen\u00fcgender Protokollierung f\u00fcr die einzelnen Versuche nicht hinreichend zu pr\u00e4zisieren waren. Als solche waren uns folgende vornehmlich aufgefallen : 1. Die Region des Unterarmes war, wie sich ergab, doch noch zu ausgedehnt gew\u00e4hlt, um der geforderten Bedingung zu entsprechen, dafs der mittlere Lokalisationsfehler f\u00fcr alle Teile der Region als etwa gleich angesehen werden d\u00fcrfte. Am distalen Abschnitte der Hautfl\u00e4che wurde besser lokalisiert\u00bb Und wenn nun auch der Versuchsleiter im allgemeinen bem\u00fcht war, f\u00fcr jedes Intervall und f\u00fcr jede Reihe die Reize gleich-m\u00e4fsig zu verteilen, so liegt doch auf der Hand, dafs, solange diese Bestrebung nicht systematisch geregelt wurde, eine Fehlerquelle aus der Differenz der distalen von den proximalen Ortern sich ergeben mufste. 2. F\u00fcr die Reproduktion des Tasteindruckes erwies es sich als nicht gleichg\u00fcltig, in welchem r\u00e4umlichen Verh\u00e4ltnisse der in Frage kommende Ber\u00fchrungsreiz zu dem eben vorangegangenen stand. Der EinfLufs einer Ber\u00fchrung auf die Sensibilit\u00e4t der Umgebung ist ja an und f\u00fcr sich interessant und untersuchenswert, mufste aber auf unsere Resultate st\u00f6rend ein wirken, insofern jede folgende Ber\u00fchrung von der vorausgehenden nicht stets in demselben Abstande ausgef\u00fchrt wurde. 3. Wie schon oben erw\u00e4hnt, gab die Verdunstung der Tinte oder Farbe einen nicht immer gleichm\u00e4fsigen K\u00e4ltereiz, der die Vergleichbarkeit der einzelnen Ber\u00fchrungen st\u00f6rend beeinflufsen mufste. 4. war das Zimmer, in welchem die Versuche vorgenommen wurden, nicht immer gleichm\u00e4fsig ruhig ; aber erst, seitdem ich aus den an mir selbst angestellten Versuchen ersehen konnte, wie sehr ein auch ver-h\u00e4ltnism\u00e4fsig geringer akustischer Eindruck im Intervall geeignet ist, die Aufmerksamkeit abzulenken, weifs ich, in welchem Grade auch in diesem Umstande sich eine Fehlerquelle birgt. 5. gaben die Versuchspersonen nicht gen\u00fcgend an, wenn sie bei einem Versuche aus irgendwelchem Grunde weniger aufmerksam gewesen waren, sondern deuteten, da ihnen doch an der Exaktheit der Werte nicht so aufserordentlich viel lag, ohne gen\u00fcgende Aufmerksamkeit. 6. dafs unter den 5 Versuchspersonen sich 4 Geisteskranke befinden und die physiologischen Vorg\u00e4nge nicht hinreichend aufgekl\u00e4rt sind, um Pathologisches und Physiologisches in diesen Fragen sattsam voneinander trennen zu k\u00f6nnen.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"t\nExperimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n271\nIch. entsehlofs mich daher auf Anregung von Herrn Prof. Ziehen, unter Ber\u00fccksichtigung dieser Fehlerquellen eine neue Versuchsreihe zu unternehmen; und da mir zugleich daran gelegen war, die mangelhaften Angaben der bisherigen Versuchspersonen \u00fcber die psychischen Vorg\u00e4nge bez\u00fcglich des Festhaltens der Ber\u00fchrungsempfindung im Ged\u00e4chtnisse durch Selbstbeobachtung erg\u00e4nzen zu k\u00f6nnen, so \u00fcbernahm ich selbst die Bolle der Versuchsperson, w\u00e4hrend Herr Prof. Ziehen in dankenswerter Aufopferung von Zeit und M\u00fche als Versuchsleiter fungierte. Diese neue Serie von Versuchen wurde zuerst in der psychiatrischen Klinik, sp\u00e4ter in der Privatwohnung von Herrn Prof. Ziehen in den Abendstunden vom 20. VIII. 93.\nbis jetzt1 (mit Unterbrechungen) gef\u00fchrt, und wies in der An-\n\u2022 \u2022\nOrdnung einige bemerkenswerte \u00c4nderungen gegen\u00fcber den fr\u00fcheren Versuchen auf.\nAuf der Dorsalfl\u00e4che des Unterarmes wurde mittelst Stramin ein Netz von Punkten fixiert, dessen distale ulnare Ecke 12,5 cm vom Olekranon, 3,2 cm von der deutlich durchzuf\u00fchlenden \u00e4ufseren Kante der Ulna entfernt war und einen Fl\u00e4chenraum von 4,7 : 6,0 cm einnahm. Die 12 Felder dieses Netzes hatten je eine Seitenl\u00e4nge von 1,5 cm. Die Beihenfolge der einzelnen Ber\u00fchrungen geschah nun nicht regellos, sondern in Springerz\u00fcgen auf den geschilderten Feldern (s. Figur), so dafs jede Ber\u00fchrungsstelle von der n\u00e4chstfolgenden etwa 3\u20144 cm getrennt war.\nradial\n\u00a3\n*+3\nm\n\u2022 i\u2014{\n1\t8\t3\t6\n11\tMT 0\t12\t9\n10\t2\t7\t4\nulnar\nW\u00e4hrend einer Versuchsreihe kamen alle Felder mindestens einmal zur Benutzung. Waren beim B\u00f6sseispringen nur noch zwei benachbarte Felder \u00fcber, so wurden die Ber\u00fchrungsstellen an die entferntesten Punkte dieser beiden verlegt, so dafs auch in diesem Falle etwa der gleiche Abstand f\u00fcr zwei aufeinanderfolgende Beize eingehalten wurde; und damit auch\n1 M\u00e4rz 1894.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nWaldemar Lewy.\nder erste Versuch, einer Reihe unter den gleichen Bedingungen st\u00e4nde, traf der letzte der nicht protokollierten Versuche (s. u.) einen Ort, der etwa um 3\u20144 cm von dem ersten Orte der neuen Reihe entfernt war. Vor Beginn jeder Reihe und nach Ablauf jeder Pause, die wegen Erm\u00fcdung eingeschaltet wurde, erfolgten .eine bestimmte Zahl (8) Tastreize, um wieder eine gewisse Gew\u00f6hnung an das Lokalisieren herbeizuf\u00fchren. Statt des tintengeschw\u00e4rzten Nadelkopfes wurde stumpf angespitzte Reifskohle zum Markieren verwendet. Der Arm wurde stets in gleicher Lage unterst\u00fctzt, indem der Rand des Tisches 5 cm vom distalen Ende des Netzes entfernt war. Ferner war daf\u00fcr gesorgt, dafs die physiologischen Umst\u00e4nde f\u00fcr alle Versuchstage etwa die gleichen waren; insbesondere wurde der Genufs von Thee und Alkohol f\u00fcr die Versuchstage geregelt. Endlich wurde die Untersuchung bei v\u00f6lliger Stille in der Umgebung vorgenommen und jede etwaige St\u00f6rung neben dem Versuche ^registriert, desgleichen jede subjektive St\u00f6rung der Aufmerksamkeit, die von der Versuchsperson angegeben wurde, so dafs ..die M\u00f6glichkeit geboten war, neben den Resultaten aller Verbuche auch noch die \"Werte f\u00fcr die reinen Versuche gesondert :zu berechnen. Um f\u00fcr jedes Intervall eine m\u00f6glichst grofse Anzahl von Einzelversuchen zu erhalten, wurden nur die Intervalle t = 0, 20\", 120\" untersucht.\nIch lasse nun die erhaltenen Resultate folgen : Tabelle A, Tabelle B, Tabelle C sollen als Muster f\u00fcr die Rohtabellen1 gelten, wie solche auch f\u00fcr die anderen Intervalle und die Variationen in der Zeitausf\u00fcllung sich ergaben. Die Vertikalkolumne 1 enth\u00e4lt die rohen Fehler (/), Kolumne 2 die Abweichungen der einzelnen Fehler von dem mittleren Fehler (A1 bis An), Kolumne 3 die Quadrate derselben Die Werte Ft und At sind nach der oben angegebenen Rechnung gefunden und nebenan vermerkt.\nTabelle A enth\u00e4lt alle an L. mit dem Intervalle 20\" an-gestellten Versuche, Tabelle B nur die mit Straminnetz, Tabelle C nur die reinen Versuche, bei denen die durch irgend .. eine St\u00f6rung oder ein Versehen in der Versuchsanordnung ausgezeichneten Fehler ausgeschieden sind.\n1 Auch f\u00fcr die \u00fcbrigen Versuchspersonen wurden gleiche Tabellen ; ausgefertigt so dafs im ganzen 75 derartige Rohtabellen vorliegen.","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n273\nTabelle A.\nVersuchsperson L.\t137 Versuche.\nt = 20\"\nf\tA\tA2\tf\tA\tA2\tf\tA\tA2\tf\tA\tA2\t\n1,4\t- 0,1\t0,01\t3,7\t+ 2,2\t4,84\t1,6\t+ 0,1\t0,01\t9,6\t\u2014 0,9\t0,81\t\n2,5\t-1-1,0\t1,00\t2,0\t+ 0,5\t0,25\t1,5\t+ 0,0\t0,00\t9,1\t\u2014 1A\t1,96\t\n1,5\t+ 0,0\t0,00\t1.2\t-0,8\t0,09\t1,3\t-0,2\t0,04\t0,3\t-1,2\t1,44\t\n1,5\t+ 0,0\t0,00\t1,8\t+ 0,3\t0,09\t0,9\t\u2014 0,6\t0,36\t0,8\t-0,7\t0,49\t\n4,0\t+ 2,5\t6,25\t1,4\t\u2014 0,1\t0,01\t1,5\t+ 9,0\t0,00\t1,7\t+ 0,2\t0,04\tEt = 1,6\n3,4\t+ 1,9\t3,61\t2,1\t+ 0,6\t0,36\t06\t\u2014 0,9\t0,81\t0,5\t\u2014 1,0\t1,00\t\n0,3\t-1,2\t1,44\t0.3\t-1,2\t1,44\t1,4\t-9,1\t0,01\t1,9\t\u2014 0,5\t0,25\tAt = 0,969\ni,i\t\u2014 0,4\t0,16\t0,2\t- 1,3\t1,69\ti.i\t-9,4\t0,16\t1,0\t\u2014 0,5\t0,25\t\n2,4\t+ 0,9\t0,81\t0,4\t-1,1\t1,21\t1,8\t+ 9,3\t0,09\t0,8\t-0,7\t0,49\tAt =0,082\n1,2\t\u2014 0,3\t0,09\t1,0\t\u2014 0,5\t0,25\t2,1\t+ 0,6\t0,36\t1,8\t4-0,3\t0,09\t\n0,3\t\u2014 1,2\t1,44\t1,1\t\u2014 0,4\t0,16\t0,9\t-0,6\t0,36\t1,1\t-0,4\t0,16\t\n2,3\t+ 0,8\t0,64\t1,2\t-0,3\t0,09\t1,2\t\u2014 0,3\t0,09\t9,7\t- 0,8\t0,64\t\n0,4\t\u2014 1,1\t1,21\t0,9\t\u2014 0,6\t0.36\t1,2\t\u2014 0,3\t0,09\t1,3\t-0,2\t0,04\t\n1,2\t\u2014 0,3\t0,09\t1,1\t-0,4\t0,16\t1,1\t- 0,4\t0,16\t1,0\t\u2014 0,5\t0,25\t\n2,6\t+ 1,1\t1,21\t1,3\t-0,2\t0,04\t1,9\t-0,5\t0,25\t1,4\t-0,1\t0,01\t\n4,5\t+ 3.0\t9,00\t1,9\t+ 9,4\t0,16\t1,1\t-0,4\t0,16\t1,0\t\u2014 0,5\t0,25\t\n2,4\t+ 0,9\t0,81\t0,2\t\u2014 1,3\t1,69\t0,8\t-9,7\t0,49\t1,3\t- 0,2. ;\t0,04\t\n4,2\t+ 2,7\t7,29\t1,6\t+ 0,1\t0,01\t0,4\t\u2014 U\t1,21\t3,2\t+ 1,7\t2,89\t\n0,9\t\u2014 0,6\t0,36\t0,5\t+ 1,9\t1,00\t0,7\t\u2014 0,8\t0,64\t4,9\t+ 3,4\t11,56\t\n0,8\t-0,7\t0,49\t2,9\t+ 1,1\t1,96\t0,7\t-0,8\t0,64\t4,3\t+ 2,8\t7,84\t\n3,1\t+ 1,6\t2,56\t2,4\t+ 9,9\t0,81\t0,5\t\u2014 1.0\t1,00\t1,9\t-0,5\t0,25\t\n1,8\t+ 0,3\t0,09\t2,3\t+ 9,8\t0,64\t14\t-0,1\t0,01\t1,0\t- 0,5\t0,25\t\n1,8\t\u2014 0,3\t0.09\t1,7\t+ 9,2\t0,04\t0,9\t\u2014 0,6\t0,36\t1,5\t+ 9,0\t0,00\t\n1,0\t\u2014 0,5\t0,25\t0,9\t\u2014 0,6\t0,3^\t1,7\t+ 0,2\t0,04\t2,9\t+ 1,4\t1,96\t\n0,1\t-1.4\t1,96\t0,6\t\u2014 0,9\t0,81\t06\t\u2014 0,9\t0,81\t2,0\t+ 0,5\t0.25\t\n1,1\t\u2014 0,4\t0,16\t1,3\t9,2\t0,04\t1.3\t\u2014 0,2\t0,04\t8,0\t+ 1,5\t2,25\t\n0,3\t-1,2\t1,44\t1,1\t-9,4\t0,16\t2,0\t+ 0,5\t0,25\t1,6\t+ 1,9\t1,00\t\n4,0\t+ 2,5\t6,25\t1,0\t-0,2\t0,04\t9,4\t-1,1\t1,21\t4,0\t+ 2,5\t6,25\t\n0,2\t\u2014 1,3\t1.69\t0,9\t\u2014 0,6\t0,36\t14\t-0,1\t0,01\t2,5\t+ 1,9\t1,00\t\n1,4\t-0,1\t0,01\t1,7\t+ 0,2\t0,04\t1,3\t-0,2\t0,04\t2,4\t+ 9,9\t0,81\t\n2,5\t+ 1,0\t1,00\t1,3\t-9,2\t0,04\t2.4\t+ 0,9\t0,81\t1,2\t\u2014 0,3\t0,09\t\n1,8\t+ 0,3\t0,09\t0,3\t-1,2\t1,44\t1,9\t+ 0,4\t0,16\t1,7\t+ 0,2\t0,04\t\n2,2\t+ 0,7\t0,49\t1,4\t-0,1\t0,01\t1,4\t-9,1\t0,01\t2,8\t+ 0,8\t0 64\t\n0,9\t\u2014 0,6\t0,36\t1,4\t-o,i\t0,01\t1,1\t-9,4\t0,16\t2,0\t+ 9,5\t0.25\t\n\t\t\t\t\t\tI\t\t\t1,4\t-0,1\t0,01\t\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie VIII.\n18","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nWaldemar Lewy.\nTabelle B, Versuche mit Netz.\nVersuchsperson L.\t106 Versuche.\nt = 20\"\nf\nA2\nf\nA\nA2\nf\nA2\nf\nA2\n1,8\t+ 0,4\t0,16\n2,2\t+ 0,8\t0,64\n0,9\t-0,5\t0,25\n3,7\t+ 2,3\t5,29\n2,0\t+ 0,6\t0,36\n1,2\t-0,2\t0,04\n1,8\t+ 0,4\t0,16\n1+\t+ 0,0\t0,00\n2,1\t+ 0,7\t0,49\n0,8\t-1,1\t1,21\n0,2\t-1,2 \u2713\t1,44\n0,4\t-1,0\t1,00\n1,0\t\u2014 0,4\t0,16\n1,1\t\u2014 0,3\t0,09\n1,2\t-0,2\t0,04\n0,9\t\u2014 0,5\t0,25\n1,1\t\u2014 0,3\t0,09\n1,3\t-0,1\t0,01\n1,9\t+ 0,5\t0,25\n0.2\t-1,2\t1,44\n1,6\t+ 0,2\t0,04\n0,5\t\u2014 0,9\t0,81\n2,9 1\t+ 1,5\t2,25\n2,4l\t+ 1,0\t1,00\n2,3\t+ 0,9\t0,81\n1,7\t+ 0,3\t0.09 /\n0,9\t\u2014 0,5\t0,25\n0,6\t\u2014 0,8\n1,3\t\u2014 0,1\n1,1\t\u2014 0,3\n1,3\t-0,1\n0,9\t-0,5\n1,7\t+ 0,3\n1,3\t-0,1\n0,3\t\u2014 1,1\n1+\t+ 0,0\n1,4\t+ 0,0\n1,6\t+ 0,2\n1,5\t+ 0,1\n1,3\t-0,1\n0,9\t-0,5\n1,5\t+ 0,1\n0,6\t\u2014 0,8\n1,4\t+ 0,0\n1,1\t\u2014 0,3\n1,8\t+ 0,4\n2,1\t+ 0,7\n0,9\t-0,5\n1,2\t-0,2\n1,2\t-0,2\n1,1\t\u2014 0,3\n1,0\t-0,4\n1,1\t\u2014 0,3\n0,8\t-0,6\n0,64\n0,01\n0,09\n0,01\n0,25\n0,09\n0,01\n1,21\n0,00\n0,00\n0,04\n0,01\n0,01\n0,25\n0,01\n0,64\n0,00\n0,09\n0,16\n0,49\n0,25\n0,04\n0,04\n0,09\n0,16\n0,09\n0,36\n0,4\t-1,0\n0,7\t-0,7\n0,7\t-0,7\n0,5\t\u2014 0,9\n1+\t+ 0,0\n0.9 /\t\u2014 0,5\n1,7\t+ 0,3\n0,6\t-0,8\n1,3\t-0,1\n2,0\t+ 0,6\n0,4\t-1,0\n1+\t+ 0,0\n1,3\t-0,1\n2,4\t+1,0\n1,9\t+ 0,5\n1,4\t+ 0,0\n1,1\t\u2014 0,3\n0,6\t\u2014 0,8 J\n0,1\t\u2014 1,3\n0,3\t\u2014 1,1\n0,8\t\u2014 0,6\n1,7\t+ 0,3\n0,5\t-0,9\n1,0\t-0,4\n1,0\t\u2014 0,4\n0,8\t\u2014 0,6\n1,8\t+ 0,4\n1,00\t1,1\n0,49\t0,7\n0,49\t1,3\n0,81\t1,0\n0.00 /\t1,4\n0,25\t1,0\n0,09\t1,3\n0,64\t3,2\n0,01\t4,9\n0,36\t4,3\n1,00\t1,0\n0,00\t1,0\n0,01\t1,5\n1,00\t2,9\n0,25\t2,0\n0,00\t3,0\n0,09\t1,6\n0,64\t4,0\n1,69\t2,5\n1,21\t2,4\n0,36\t1,2\n0,09\t1,7\n0,81\t2,3\n0,16\t2,0\n0,16\t1,4\n0,36\t\n0.16\t\n-0,3 -0,7 -0,1 -0,4 + 0,0 -0,4 -0,1 + 1+ + 3,5 + 2,9\n\u2014\t0,4\n\u2014\t0,4 + 0,1 + 1,5 + 0,6 + 1,6 + 0,2 + 2,6 + 1+ + 1,0\n\u2014\t0,2 + 0,3 + 0,9 + 0,6 + 0,0\n0,09\n0,49\n0,01\n0,16\n0,00\n0,16\n0,01\n3,24\nFt = 1,4 At = 0,85S\nAt = 0,08a\n12,25\n8,41\n0,16\n0,16\n0,01\n2,25\n0,36\n2,56\n0,04\n6,76\n1,21\n1,00\n0,04\n0,09\n0,81\n0,36\n0,00","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n275\nTabelle C.\nVersuchsperson L.\tReine Versuche.\nt = 20\"\nf\tA\t1 +2\tf\tA\t+2\tf\t\tA*\t\n1,8\t+ 0,5\t0,25\t1,6\t+ 0,3\t0,09\t0,6\t-0,7\t0,49\t\n2,2\t+ 0,9\t0,81\t1,5\t+ 0,2\t0,04\t0,1\t-1,2\t1,44\t\n0,9\t-0,4\t0,16\t1,3\t+ 0,0\t0,00\t0,3\t-i,o\t1,00\t\n2,0\t+ 0,7\t0,49\t1,5\t+ 0,2\t0,04\t0,8\t\u2014 0,5\t0,25\t\n1,2\t-0,1\t0,01\t0,6\t-0,7\t0,49\t1J\t+ 0,4\t0,16\t\n1,8\t+ 0,5\t0,25\t1,4\t+ 0,1\t0,01\t0,5\t\u2014 0,8\t0,64\t\n1,4\t+ 0,1\t0,01\tVI\t\u2014 0,2\t0,04\t1,0\t\u2014 0,3\t0,09\t\n2,1\t+ 0,8\t0,64\t1,8\t+ 0,5\t0,25\t0,8\t\u2014 0,5\t0,25\t\n0,3\t-1,0\t1,00\t2,1\t+ 0,8\t0,64\t1,8\t+ 0,5\t0,25\t\n0,2\t-1,1\t1,21\t0,9\t-0,4\t0,16\t1,1\t\u2014 0,2\t0,04\tFt = 1,3\n0,4\t\u2014 0,9\t0,81\t1,2\t-0,1\t0,01\t0,7\t\u2014 0,6\t0,36\tAt = 0,662\n1.0 y\t\u2014 0,3\t0,09\t1,2\t-0,1\t0,01\t1,3\t+ 0,0\t0,00\tAt = 0,069\n1,1\t\u2014 0,2\t0,04\t1,1\t-0,2\t0,04\t1,0\t\u2014 0,3\t0,09\t\n1,2\t-0,1\t0,01\t1,0\t-0,3\t0,09\t1,0\t\u2014 0,3\t0,09\t\n0,9\t-0,4\t0,16\t1,1\t\u2014 0,2\t0,04\t1,3\t+ 0,0\t0,00\t\n1,1\t-0,2\t0,04\t0,8\t\u2014 0,5\t0,25\t1,0\t-0,3\t0,09\t\n1,3\t+ 0,0\t0,00\t0,4\t\u2014 0,9\t0,81\t1,0\t\u2014 0,3\t0,09\t\n0,2\t-1,1\t1,21\t0,7\t\u2014 0,6\t0,36\t1,5\t+ 0,2\t0,04\t\n1,6\t+ 0,3\t0,09\t0,7\t-0,6\t0,36\t2,9\t+ 1,6\t2,56\t\n0,5\t\u2014 0,8\t0,64\t0,5\t\u2014 0,8\t0,64\t2,0\t+ 0,7\t0,49\t\n0,9\t-0,4\t0,16\t1,4\t+ 0,1\t0,01\t3,0\t+ 1,7\t2,89\t\n0,6\t-0,7\t0,49\t1,7\t+ 0,4\t0,16\t1,6\t+ 0,3\t0,09\t\n1,3\t+ 0,0\t0,00\t0,6\t-0,7\t0,49\t4,0\t+ 2,7\t7,29\t\n1,1\t-0,2\t0,04\t1,3\t+ 0,0\t0,00\t2,5\t+ 1,2\t1,44\t\n1,3\t+ 0,0\t0,00\t2,0\t+ 0,7\t0,49\t2,4\t+ 1,1\t1,21\t\n0,9\t-0,4\t0,16\t0,4\t\u2014 0,9\t0,81\t1,7\t+ 0,4\t0,16\t\n1,7\t+ 0,3\t0,09\t1,4\t+ 0,1\t0,01\t2,3\t+ 1,0\t1,00\t:\n1,3\t+ 0,0\t0,00\t1,8\t+ 0,0\t0,00\t2,0\t+ 0,7\t0,49\t\n0,3\t\u2014 1,0\t1,00\t2,4\t+ 1,1\t1,21\t1,4\t+ 0,1\t0,01\t\n1,4\t+ 0,1\t0,01\t1,9\t+ 0,6\t0,36\t1,2\t-0,1\t0,01\t*\n1,4\t+ 0,1\t0,01\t1,1\t-0,2\t0,04\t\t\t\t*\n81*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nWaldemar Lewy.\nTabellen D, E und F enthalten in einer kurzen Zusammenstellung das wichtigste Ergebnis der Untersuchung. Sie zeigen, dafs sowohl bei Berechnung s\u00e4mtlicher, als bei ausschliefslieher Verwertung der mit Netz angestellten, sowie der reinen Versuche mit der G-r\u00f6fse des Intervalles die Gr\u00f6fse des mittleren Lokalisationsfehlers st\u00e4ndig zunimmt, und zwar beim\nTabelle D. Alle Versuche.\nZ \u2014 Anzahl der Versuche.\nS = Summe der Fehler.\nt\tZ\tS\ti Ft\n0\"\t165\t186,4\t1,1\n20\"\t137\t206,4\t1,5\n120\"\t127\t283,8\t2,2\nTabelle E. Versuche mit Straminnetz.\nt\tZ\tS i\tFt\n0\"\t105\t101,0\t1,0\n20\"\t106\t150,8\t1,4\n120\"\t99\t220,0\t2,2\nTabelle F. Beine Versuche.\nt\tZ\ti S\tFt\n1 0\"\t105\t101,0\t1,0\n20\"\t92\t117,9\t1,3\n120\"\t82\t179,0\t2,2\nAufsteigen von 0\" zu 20\" zu 120\" etwa im Verh\u00e4ltnis von 10 : 14 : 22. Dafs auch bei weitgehender Fraktionierung1 der\n1 Berechnet man die Mittelwerte nicht, wie in Tabelle D, E, F geschehen, aus allen Versuchen, sondern sucht die Mittelwerte von Ft f\u00fcr die Versuchsreihen einzelner Tage (12\u201418 Versuche f\u00fcr jedes Intervall), so zeigt sich, dafs das Verh\u00e4ltnis Fto : Ft*\u00b0 :Ftu|0=10: 34 : 22 mit ziemlicher Konstanz erhalten bleibt.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n277\nVersuchsreihen dieses Verh\u00e4ltnis ann\u00e4hernd st\u00e4ndig erhalten bleibt, spricht daf\u00fcr, dafs das erhaltene Resultat von Zuf\u00e4lligkeiten unabh\u00e4ngig ist und eine noch gr\u00f6fsere Versuchsreihe wohl kaum wesentlich verschiedene Resultate ergeben h\u00e4tte.\nEin Vergleich von Tabelle D und E zeigt, dafs die Anordnung der Versuche mit Straminnetz die Werte f\u00fcr t\u00b0 und t* o um ein Geringes ver\u00e4ndert, und zwar herabgesetzt hat, ein Vergleich von D, E und F, dafs der Einflufs der unreinen Versuche thats\u00e4chlich ein sehr geringer ist, obgleich sie doch an Zahl bei G20 etwa 17% betragen. Diese auff\u00e4llig erscheinende Thatsache erkl\u00e4rt sich daraus, dafs zu den unreinen Versuchen nicht nur solche gerechnet werden, bei denen eine \u00e4ufsere St\u00f6rung eintrat, sondern auch solche, bei denen die Versuchsperson aus ihrer Selbstbeobachtung eine St\u00f6rung, wie mangelnde Aufmerksamkeit, st\u00f6rende Zwischengedanken angab. In letzterem Falle stand nun das objektive Mafs des Lokalisationsfehlers \u00f6fters im Widerspruche mit der subjektiven Beobachtung, indem gerade gute Lokalisation bei ausgesprochenem Gef\u00fchl der Unaufmerksamkeit u. s. w. konstatiert wurde. Im \u00fcbrigen mufs bemerkt werden, dafs f\u00fcr unsere Untersuchung diese \u201eunreinen a Versuche doch nur in gewissem Sinne als solche bezeichnet werden d\u00fcrfen; denn da wir den Einffufs des zwischen Empfindung und Reproduktion verfliefsenden Intervalles bestimmen wollen, so d\u00fcrfen wir nicht ohne weiteres solche Versuche ausschliefsen, bei denen Unaufmerksamkeit oder Zwischengedanken im Intervall von der Versuchsperson selbst konstatiert werden, insofern es doch vielfach gerade diese Faktoren sind, die die Treue der Reproduktion beeinflussen.\nTabelle D beh\u00e4lt also neben Tabelle F ihren Wert.\nTabelle G soll nachweisen, inwieweit die von uns am Unterarm benutzte Gegend der oben unter 2 formulierten Bedingung entspricht, dafs alle Teile derselben ann\u00e4hernd den gleichen Lokalisationsfehler zeigen. Teile ich alle verwendeten Netze, wie in der Figur angedeutet, in zwei H\u00e4lften, so dafs die eine die proximal, die andere die distal gelegenen Felder enth\u00e4lt, addiere dann die zugeh\u00f6rigen Lokalisationsfehler in entsprechender Weise und dividiere durch die Anzahl der Versuche, so geben die erhaltenen Mittelwerte ein Mafs daf\u00fcr, inwieweit distaler und proximaler Teil der benutzten Gegend bez\u00fcglich der Lokalisationsgenauigkeit \u00fcberein stimmen.","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nWaldemar Lewy.\ndistal\nproximal\nTabelle GL\ni\tZ ;\tS : j\tF, 1 i\n\u00a3 = 20\" .... /distal\t\t28\t44,3\t1,5\n(proximal...\t29\t40,4\tb4\nt= 120\" . .. /distal\t\t31\t66,0\t2,1\n(proximal...\t32\t71,1\t2,2\nDie Tabelle zeigt, dafs in dieser Beziehung die gestellte Bedingung so gut wie v\u00f6llig erf\u00fcllt ist.\n__ _\t__ m \u2022\nTabelle H soll f\u00fcr L. den Einflufs der \u00dcbung feststellen. Die Tabelle ist so gewonnen, dafs die Versuche f\u00fcr jedes Intervall in zwei Serien geteilt sind, von denen die erste die zeitlich fr\u00fcheren, die zweite die sp\u00e4teren Versuche enth\u00e4lt. Nur die reinen Versuche haben hier Verwendung gefunden. W\u00e4hrend der Einflufs der \u00dcbung bei den anderen Versuchspersonen nicht deutlich kenntlich war, offenbar, weil die erw\u00e4hnten Fehlerquellen eine etwa vorhandene Ver\u00e4nderung der Lokalisationsf\u00e4higkeit \u00fcberfluten, ist bei L. ein, wenn auch nicht sehr erheblicher, so doch deutlicher Einflufs der \u00dcbung f\u00fcr die Zeiten t\u00b0 und t120 zu konstatieren. Jedoch nur insofern, als die Lokalisation an und f\u00fcr sich besser geworden, w\u00e4hrend das Verh\u00e4ltnis von Ft0 zu Ftm f\u00fcr die zweite Serie eher etwas\ngewachsen ist. Es betr\u00e4gt f\u00fcr die erste Serie\n2,0\n0,8\n2,3\n1,1\n2,1 gegen\n2,5 der zweiten Serie. Eine \u00dcbung des Sensibilit\u00e4ts-\nged\u00e4chtnisses ist sonach nicht zu konstatieren. Die Ver-gr\u00f6fserung der absoluten Fehlergr\u00f6fse bei t20 in der zweiten Serie gegen die gleiche Grr\u00f6fse der ersten weifs ich nicht sicher zu deuten. Dieselbe ist hier gering : 1 mm. Es kommt ferner","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n279\nin Betracht, dafs eine Versuchsreihe (vom 18. II.) speziell eingewirkt hat. Endlich w\u00e4re daran zu denken, dafs nur die unmittelbare assoziative Deutbewegung mit einer Ber\u00fchrung von bestimmter Lokalisation Gegenstand der \u00dcbung ist. So w\u00fcrde es sich erkl\u00e4ren, dafs f\u00fcr t\u00b0 der Einflufs der \u00dcbung unverkennbar ist, w\u00e4hrend er bei t20\" und gr\u00f6fseren Werten zur\u00fccktritt. Wenn er bei t120\u201c wieder erscheint, so ist vielleicht anzunehmen, dafs die Unterdr\u00fcckung der Zwischenvorstellungen Gegenstand der \u00dcbung ist; diese spielen bei f20// noch keine, bei t120// hingegen eine grofse Bolle. Eine sichere Entscheidung\nist, wie gesagt, nicht m\u00f6glich. Bei meinen Augenmafs versuchen\n\u2022 \u2022\nkonnte ich eine \u00dcbung der Versuchspersonen nicht feststellen; allerdings sind auch dort die Versuchszahlen f\u00fcr diesen Zweck noch nicht ausreichend. Lehmann1 fand sogar eine Verminderung der Sicherheit des Wiedererkennens und f\u00fchrt dieselbe auf den Leichtsinn (?) der Versuchspersonen zur\u00fcck, mit dem dieselben ihr Urteil abgaben.\nTabelle H.\n\tz\tS\tFt\nin\tfl. Serie ....\t47\t53,3\ti,i\n(II. Serie ....\t58\t47,7\t0,8\nt = 20\u201c... j 1 Serie \u2022\u2022\u2022\u2022\t42\t50,4\t1,2\n(II. Serie ....\t50\t67,5\t1,3\n4 = 120*.. / !\u2022 Serie....\t38\t89,3\t2,3\n\\IL Serie ....\t44\t80,7\t2,0\nTabelle J besch\u00e4ftigt sich mit der Dichtung der Fehldistanz. Die Veranlassung, auch diese wenigstens nach ihren vier Hauptdimensionen zu untersuchen, gab die Bemerkung des Experimentierenden, dafs bei L. in der Mehrzahl der F\u00e4lle der Fehler eine distale Dichtung hatte, oder wenigstens eine Dichtung, in der eine distale Komponente zu erkennen war. Da nun schon bei Hiepe aufgefallen war, dafs derselbe in etwa 90% der F\u00e4lle distal lokalisiert hatte, so f\u00fchlten wir uns ver-anlafst, eine bestimmte experimentelle Beantwortung der Frage,\n1 Cf. die oben zit. Arbeit.","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nWaldemar Lewy.\nob der Fehler irgend eine Richtung bevorzuge, dadurch zu geben, dafs wir dieselbe in jedem Falle bemerkten.\np = proximal, d = distal, r = radial, u = ulnar, Tabelle J giebt die Resultate.\nTabelle J.\nAnzahl der Versuche: 86. Fehlersumme : 148,7.\nRichtung der Fehler\nd\nrd\nud\nP\nrp\nup\nr\nu\nH\u00e4ufigkeit der Fehler In % aller Fehler\nSumme der Fehlergr\u00f6fsenl f\u00fcr eine Richtung /\nSumme der Fehler f\u00fcr\\ eine Richtung in % der( Fehlersumme f\u00fcr alle j Richtungen\tJ\nH\u00e4ufigkeit der Fehler inl 2 Hauptrichtungen /\nDasselbe in % aller 1 Fehler\t/\nSumme der Fehler in V 2 Hauptrichtungen /\nSumme derFehlergr\u00f6fsen^ f\u00fcr die 2 Hauptrichtungen I in % der Fehlersumme | f\u00fcr alle Richtungen j\nG-r\u00f6fse des durchschnitt-1 liehen Fehlers in distaler? und proximaler Richtung)\n25 29\t13 15,1\t14 16,2\t10 11,6\ti 1,2\t9 10,4\ti 1,2\t13 15,1\n60,0\t23,2\t26,3\t12,5\t1,0\t11,1\t1,0\t13,6\n40,8\t15,6\t17,6\t8,4\t0,7\t7,4\t0,7\t9,1\n\t52\t\t\t20\t\t\t\n\t60,3\t\t\t23,2\t\t\t\n\t109,5\t\t\t24,6\t\t\t\n\t73,5\t\t\t16,5\t\t\t\n\t2,1\t\t\t1,2\ti 1 l 1 !\t\t\nDie erste Horizontalreihe giebt an die absolute Zahl f\u00fcr die H\u00e4ufigkeit, mit der von 86 Versuchen in jeder Richtung lokalisiert wird, die zweite Reihe dasselbe in % der Anzahl aller Versuche; die n\u00e4chsten beiden Horizontalen die Summen der gemachten Fehlergr\u00f6fsen f\u00b1 -f- f2 -f-\t\u2022 \u2022 \u2022 \u2022 f\u00fcr eine Richtung,\nabsolut und in % der Fehlersumme f\u00fcr alle Richtungen. Die letzten vier Horizontalen f\u00fchren dieselbe Rechnung f\u00fcr die zwei Hauptrichtungen durch. Die Tabelle bedarf einer weiteren Erkl\u00e4rung nicht. Wir sehen, dafs 73,5% der Fehlergr\u00f6fsen distal, nur 16,5% proximal gesichtet sind. Ein noch viel auff\u00e4lligeres Resultat ergab eine an Herrn Dr. Pincus zu diesem","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n281\nZwecke angestellte Untersuchungsreihe. Unter 120 Versuchen wird nur 1 Mal proximal, 1 Mal ulnar und 3 Mal radial lokalisiert, dagegen 116 Mal in distaler Richtung oder jedenfalls in einer Richtung mit distaler Komponente. Es hat unter diesen Umst\u00e4nden keinen Zweck, eine Tabelle wie f\u00fcr L. aufzustellen, da die anderen Richtungen gegen\u00fcber der distalen v\u00f6llig verschwinden.\nWenn wir auch mit diesen wenigen Versuchen diese Frage nicht ersch\u00f6pft haben, so ist es doch von Interesse, konstatieren zu k\u00f6nnen, dafs mindestens in den von uns untersuchten F\u00e4llen der Fehler weitaus h\u00e4ufiger und gf\u00f6fser in distaler Richtung gemacht wird, als in proximaler. In der Litteratur, soweit mir dieselbe zug\u00e4nglich war, habe ich nur einmal, und auch dort nur eine ganz zuf\u00e4llige Bemerkung \u00fcber die Richtung des Lokalisationsfehlers gefunden. Es ist dies in der Arbeit von Dr. Bolko Stern 1 : \u201e \u00dcber die Anomalien der Empfindung und ihre Beziehungen zur Ataxie bei Tabes dorsalisu, n\u00e4mlich: \u201eAuffallend ist es uns gewesen, dafs in vielen F\u00e4llen, in denen wir darauf geachtet haben, der Reizort zu weit peripher verlegt wurde\u201c, und \u201e........wie weit diese Ungenauigkeit der\nLokalisation gehen kann, lehrt die Untersuchung des Patienten v. Fr., welcher bei einem Stich in die Wade eine Empfindung in den Zehen hatte.\u201c\nDenselben Befund, den wir hier am Unterarm erhoben haben, hat Herr Professor Ziehen in allerdings nicht zahlen-m\u00e4fsig gemachten Beobachtungen auch am Unterschenkel konstatieren k\u00f6nnen.\nAuch dort war es bereits aufgefallen, dafs bei den \u00fcblichen Untersuchungen der Lokalisationsf\u00e4higkeit an den Geisteskranken (nicht nur Tabikern) der Lokalisationsfehler eine distale Tendenz hatte. Es w\u00fcrde sich verlohnen, dieses Thema noch einmal genauer experimentell zu untersuchen, weil es mir nicht ohne theoretisches Interesse zu sein scheint. Mindestens ist z. B. diese Thatsache nicht mit einer reinen Lokalzeichentheorie in Einklang zu bringen; denn, wenn es bei dieser auch vielleicht m\u00f6glich w\u00e4re, dafs \u00f6fters peripherw\u00e4rts, als zentralw\u00e4rts lokalisiert wird, so bliebe doch die weitere Thatsache unerkl\u00e4rlich, dafs der distale Fehler erheblich gr\u00f6fser ausf\u00e4llt,\n1 Arch. f. Psychiatr. Bd. XVIII. S. 500.","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nWaldemar Lewy.\nals der proximale. Denn man sollte doch annehmen, dafs die Lokalisation in distaler Richtung sch\u00e4rfer sei, als in proximaler, da die Tastreize im allgemeinen peripherw\u00e4rts zunehmend dichter sich \u00fcbereinanderzulegen scheinen. Es w\u00fcrde zu weit f\u00fchren, wenn wir versuchen wollten, diese Thatsache mit den anderen Theorien von der Lokalisation der Tastempfindungen im Raume in Einklang zu bringen. Wir begn\u00fcgen uns, auf das Faktum, das ein zuf\u00e4lliges Ergebnis unserer Untersuchung war, hingewiesen zu haben. Inwieweit es Bedeutung f\u00fcr die rechnerische Verwertung der von uns gewonnenen Zahlen bez\u00fcglich der Treue des Ged\u00e4chtnisses hat, ist an der entsprechenden Stelle er\u00f6rtert.1\nTabelle K wurde in folgender Weise gewonnen: Wie bereits oben erw\u00e4hnt, macht es theoretisch einen Unterschied, ob ich als Mafs f\u00fcr die Treue der Reproduktion den Abstand des JSTormalpunktes von dem bei der Reproduktion zuerst ber\u00fchrten oder von dem nach Korrigieren endg\u00fcltig festgehaltenen Punkte annehme. In einer Reihe von Versuchen wurde neben der korrigierten Distanz, die wir im allgemeinen unseren Rechnungen zu Grunde gelegt haben, auch noch die zuerst angegebene notiert, um auf diese Weise konstatieren zu k\u00f6nnen, ob die Wahl der Messungsmethode praktisch (d. h. f\u00fcr die wirkliche Gr\u00f6fse von Ft und At) einen Unterschied mache. Aus der Tabelle J ergiebt sich, dafs thats\u00e4chlich, wenn auch um geringe Werte (bei 20\" nur 3 mm, bei 120\" nur 1 mm)\nTabelle K.\n\tZ\tS\tFt\tAt\t\nErst ber\u00fchrter Ort g\u00fcltig\t\t52\t83,3\t1,6\t0,92\ti t = 20\"\nKorrigierter Ort g\u00fcltig \t\t92\t117,9\t1,3\t0,66\t/\nErst ber\u00fchrter Ort g\u00fcltig\t\t28\t63,2\t2,3\t1,07\t1 t = 120\"\nKorrigierter Ort g\u00fcltig\t\t82\t179,0\t2,2\t1,01\t/\n1 Es l\u00e4fst sich dar\u00fcber streiten, ob nicht vielleicht die ganze Untersuchung auch den Winkel mit in Rechnung ziehen mufste, um welchen die Verbindungslinie des ber\u00fchrten Punkes mit dem Deutpunkt von einer Normalen abweicht. Jedenfalls w\u00fcrde diese Methode erhebliche Schwierigkeiten der Ausf\u00fchrung und Berechnung mit sich bringen.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n283\nder durchschnittliche Fehler des erstmaligen Auftippens durch Korrigieren verkleinert wird. Offenbar l\u00e4fst diese Verkleinerung des durchschnittlichen Fehlers sich in doppelter Weise deuten. Erstens kann ich n\u00e4mlich annehmen, dafs gewissermafsen lediglich eine motorische Ungenauigkeit vorliegt, d. h. dafs die erstausgef\u00fchrte Bewegung der mir vorschwebenden Bewegungsvorstellung nicht genau entspricht, noch schlechter ist, als die abgeblafste BewegungsVorstellung. Dann w\u00fcrde in der Korrektur bereits der Einfiufs einer gewissen \u00dcbung im weiteren Sinne zu erkennen sein. Zweitens aber ist nicht ausgeschlossen, dafs es bei der ersten Deutbewegung und Ber\u00fchrung zu einem Vergleiche der mit dieser Deutbewegung assoziierten Bewegungs-vorstellungund der mit der urspr\u00fcnglichen Ber\u00fchrung assoziierten Bewegungsvorstellung kommt, und dafs mir hierdurch ein Anhaltspunkt f\u00fcr die Richtung der vorzunehmenden Korrektur gegeben wird. Ja, es hat den Anschein, als ob bei anderen Versuchspersonen, die \u00f6fter und mehr korrigieren, als L., bei denen aber Tabellen wie K nicht aufgenommen wurden, die Abweichungen des korrigierten von dem erst gefundenen Orte noch gr\u00f6fsere Werte ann\u00e4hmen.\nUm, ebenso wie ich es bei den Augenmafsversuchen gethan hatte, die Wirkung kennen zu lernen, welche die Ablenkung der Aufmerksamkeit auf die Treue der Reproduktion hat, machte ich an G\u00fcnther und Poppe eine Reihe von 204 Versuchen, deren Resultate die Tabelle L giebt.\nTabelle L.\nG\u00fc\t\t\t\t\tPo\t\t\t\n\tUnausgef\u00fclltes\t\tTastreize\t\tUnausgef\u00fclltes\t\tTastreize\t\n\tIntervall\t\tim Intervall\t\tIntervall\t\tim Intervall\t\n1\tFt \\\tAt\tFt\tAt\tFt\tAt\tFt\tAt\nt = 30\"\t2,9\t1,4\t3,5\t1,8\t2,2\t1,5\t4,2\t2,3\nt = 120\"\t3,8\t\u20222,0\t3,7\t2,4\t3,8\t2,2\t4,3\t2,6\nW\u00e4hrend der Intervalle von 30\" und 120\" wurden auf den linken Unterarm der Versuchsperson, den gleichen, den der Normalreiz getroffen hatte, eine gr\u00f6fsere Anzahl, 10 bis 40, weitere Tastreize appliziert; die Versuchsperson war gehalten,","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nWaldemar Lewy.\nsich einerseits den Ort des Uormalreizes zu merken, anderer seits mit der rechten Hand die jedesmaligen Zwischenber\u00fchrungen zu lokalisieren. Auf diese Weise wurde sowohl die Aufmerksamkeit von dem ersten Heize abgelenkt, als auch der rechte Arm gezwungen, eine gr\u00f6fsere Anzahl Zielbewegungen auszuf\u00fchren. Wie die Tabelle L zeigt, ist f\u00fcr Po der Lokalisationsfehler sowohl f\u00fcr t = 30\", als f\u00fcr \u00a3=120\" erheblich gewachsen, von 2,2 zu 4,2 und von 3,8 zu 4,3; f\u00fcr G\u00fc ist nur der Fehler t30\" gr\u00f6fser geworden, w\u00e4hrend er bei t12\u00fc// gleichgeblieben ist, wenn man die unterdes noch bis zu einem gewissen Grade eingetretene \u00dcbung in R\u00fccksicht zieht. Im ganzen also ergiebt sich, dafs durch diese Ablenkung die Treue der Reproduktion merklich leidet. Dafs die Wirkung dieser Ablenkung f\u00fcr 30\" erheblich gr\u00f6fser ist, als f\u00fcr 120\", ist wohl aus der noch weiter unten zu besprechenden That-sache erkl\u00e4rlich, dafs f\u00fcr \u00a3120\" doch mehr sekund\u00e4re, den Ort des Eer\u00fchrungsreizes bestimmende Assoziationen angekn\u00fcpft werden, nicht nur f\u00fcr den Fall, dafs die Aufmerksamkeit der Versuchsperson w\u00e4hrend der ganzen Dauer des Intervalles auf den ber\u00fchrten Ort gerichtet ist, sondern auch f\u00fcr den Fall der Ablenkung. In diesem Falle werden offenbar in der Erwartung des relativ langen Intervalles von vornherein derartige Assoziationen angekn\u00fcpft. Da aber dennoch die mangelnde Zunahme des Lokalisationsfehlers bei G. f\u00fcr 120\" auffallen mufste, so glaubte ich, annehmen zu m\u00fcssen, dafs G. den Zwischenreizen nicht die gen\u00fcgende Aufmerksamkeit zuwende. Und eine einfache Versuchsreihe konnte diese Vermutung best\u00e4tigen. Ich mafs n\u00e4mlich den Lokalisationsfehler der Zwischenber\u00fchrungen, und wie die kleine Tabelle M zeigt, hat derselbe im Vergleich zu dem in den Haupttabellen berechneten Lokalisationsfehler f\u00fcr \u00a3\u00b0 fast um das Doppelte zugenommen ; damit\nTabelle M.1\n\ti i i i 1 1\t| Ft\ti At\n\t\t\t\u25a0v\u00ab o II io\t1 Fr\u00fchere Versuche\t\t1,1\t0,9\n\tIm Intervall von 120\" aufgenommen\t\t2,0\t1,0\n1 Cfr. Tabelle I.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n285\nist bewiesen, dafs Gr. offenbar seine Aufmerksamkeit zwischen dem Normalreize und den Zwischenreizen teilte. Diese kleine Tabelle zeigt aber andererseits die interessante Thatsache, wie die Bem\u00fchung, den bestimmten Ort der ersten Empfindung festzuhalten, die Lokalisationsf\u00e4higkeit f\u00fcr sofortiges Lokalisieren verschlechtert. Bei dieser Gelegenheit machte ich auch an G. eine gr\u00f6fsere Anzahl Versuche \u00a3\u00b0, und zwar sofort, nachdem eine der in Tabelle K berechneten Beihen von 12 Versuchen zu Ende gef\u00fchrt war, d. h. nachdem G. etwa 400 Mal lokalisiert hatte. Der Fehler betrug dabei 1,4 im Durchschnitt; es scheint also, dafs die Erm\u00fcdung sich in so hohem Grade bemerkbar macht, dafs sie die Wirkung etwa eingetretener \u00dcbung v\u00f6llig erdr\u00fcckt.\nAlle diese Versuchsreihen wurden aber gegen Ende Juli abgebrochen, zu der Zeit, da die weitaus exakteren Versuche an mir selbst begannen. Herr Professor Ziehen hatte die G\u00fcte, an mir im Februar und M\u00e4rz 1894 eine gr\u00f6fsere Anzahl von Versuchen anzustellen, welche sich mit der Frage der Abwendung der Aufmerksamkeit im Intervalle besch\u00e4ftigten. Da jedoch die oben angewandte Methode der Tastreize im Intervall schon einen starken Eingriff darstellte und es zweck-m\u00e4fsig erschien, mit den einfachsten Komplikationen zu beginnen, so wurde zun\u00e4chst gepr\u00fcft, welchen Einfiufs eine einmalige, auf demselben Sinnesgebiete liegende Ablenkung auf die Gr\u00f6fse des Lokalisationsfehlers und die Treue der Reproduktion auszu\u00fcben im st\u00e4nde w\u00e4re. Zu diesem Behufe wurde, w\u00e4hrend die sonstige Versuchsanordnung die gleiche blieb, wie oben f\u00fcr L. angegeben, im Beginne jedes Intervalles ein Thaler auf den distalen Abschnitt des linken Unterarmes gelegt. Derselbe wurde erst, nachdem lokalisiert war, wieder fortgenommen und stets auf der n\u00e4mlichen Stelle aufgelegt, sein proximaler Band 5 cm vom distalen Ende des Netzes entfernt in der Verl\u00e4ngerung der radialen Felderreihe. Auch war daf\u00fcr gesorgt, dafs die M\u00fcnze vor jedem Versuche etwas K\u00f6rperw\u00e4rme hatte. Versuche, in denen der Thaler nach Angabe der Versuchsperson zu kalt war, wurden bei der Berechnung der reinen Fehler ausgeschieden. Untersucht wurden wieder die Intervalle 20\" und 120\". Tabelle N illustriert die Ergebnisse.\nDie erste Horizontalreihe enth\u00e4lt von links nach rechts Zahl der Versuche, mittleren Lokalisationsfehler, mittlere Ab-","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nWaldemar Lewy.\nTabelle N.\nt\t\tt = 20\"\t\t\tt \u2014120\"\t\n\tZ\tFt\tAt \\\t\tFt\tAt\nAlle Versuche mit immer neu aufgelegtem Thaler\t\t60\t1,6\t0,90\t57\t1,9\t0,87\nDasselbe, aber nur reine Versuche \t\t51\t1,5\t0,78\t48\t1,9\t0,85\nVergleichswerte aus Tabelle H.\t50\t1.3\t\t44\t2,0\t\nweichung f\u00fcr 20\" und weiter f\u00fcr 120\", berechnet aus allen Versuchen dieser Reihe. Die zweite Horizontale enth\u00e4lt die gleichen Werte, bei Verwendung ausschliefslich der reinen Versuche, die unterste Horizontale zum Vergleich die Lokalisationsfehler bei ungest\u00f6rtem Intervalle. Und zwar sind f\u00fcglich hier die Zahlen zum Vergleiche herangezogen worden, welche die Serie II der Tabelle H an die Hand giebt. Es erweist sich aus dieser Zusammenstellung, dafs durch diese geringe St\u00f6rung der Fehler nicht vergr\u00f6fsert worden ist; ein geringer Zuwachs f\u00fcr t20 und eine allerdings kaum beachtenswerte Abweichung bei t120. Auch die Selbstbeobachtung hatte dieses Resultat erwarten lassen; w\u00e4hrend n\u00e4mlich das Auflegen des Thalers als Stimulus der Aufmerksamkeit, ja geradezu als Signalreiz wirkte, indem man im Momente des Auflegens mit aller Anstrengung bem\u00fcht war, die Stelle des Normalreizes festzuhalten, wurde die einmal liegende M\u00fcnze kaum noch als st\u00f6rend, oft sogar gar nicht empfunden, so dafs es vorkam, dafs erst das Wiederaufheben derselben nach beendetem Versuche daran erinnerte, dafs dieselbe w\u00e4hrend des Intervalles auf dem Arme gelegen hatte. Vielleicht war der Einflufs dieser dauernden Ber\u00fchrungsempfindung im distalen Abschnitte des Unterarmes in dem Sinne zu bemerken, dafs die proximal gerichteten Fehler ein wenig an H\u00e4ufigkeit Zunahmen. Doch war diese unter Umst\u00e4nden bemerkenswerte Erscheinung nicht konstant genug, um in irgendwelchem Sinne verwertet werden zu d\u00fcrfen.\nParallel mit diesen Versuchsreihen wurde zu anderer Tageszeit eine weitere vorgenommen, die Herr Dr. Pincus die Freundlichkeit hatte, wieder an mir selbst vorzunehmen. Die","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n287\nVersuche sind hier weniger zahlreich; zum Teil deswegen, weil St\u00f6rungen h\u00e4ufiger ein traten und die Zahl der reinen Versuche infolgedessen zusammenschmolz. Sie bieten in der Anordnung eine kleine Variation der oben geschilderten, insofern hier der Thaler, im \u00fcbrigen unter den gleichen Bedingungen, w\u00e4hrend einer ganzen Versuchsreihe einen Platz behielt und nicht im Beginne jedes einzelnen Versuches neu aufgelegt wurde.\nTabelle 0 zeigt, dafs auch hier nicht nur keine Verschlechterung der Beproduktion eintrat, im Gregenteil der Fehler f\u00fcr t120 um ein Bemerkenswertes sich verringerte.\nTabelle 0.\n\t\tII CO o\t\t1\tt \u2014 120\"\t\t\n\t\tZ\tFt\tAt\tZ\tFt\tAt\nThaler w\u00e4hrend der Reihe aufliegend .....\tganzen\t27\t1,8\t0,68\t25\t1,5\t0,87\nZum Vergleich: Serie Tabelle H\t\tII aus\t50\t1,3\t\t44\t2,0\t\nWenn es bei der geringen Versuchszahl erlaubt ist, einen Schlufs zu ziehen, so k\u00f6nnte man vielleicht annehmen, dafs die stetige Ber\u00fchrungsempfindung dazu diene, dem Ablauf der Zwischengedanken in dem relativ langen Zeitr\u00e4ume von 120\" immer ein Punctum fixum zu bieten, von dem sie nicht zu weit abschweifen d\u00fcrfen, ohne wieder von neuem an ihren Ausgangspunkt zur\u00fcckgef\u00fchrt zu werden.\nLeider wurden an dieser Stelle die weiteren Versuche f\u00fcr einige Zeit unterbrochen, indem sich infolge einer Morphiuminjektion eine entz\u00fcndliche Schwellung an meinem Unterarme einstellte, die als \u00c4quivalent nur gestattete, einmal vor\u00fcbergehend die Lokalisationsf\u00e4higkeit der entz\u00fcndlichen Partien gegen\u00fcber den gesunden zu pr\u00fcfen, da etwa die H\u00e4lfte unseres Netzes von der Schwellung ergriffen war. Es ergab sich, dafs im Bereiche der Schwellung ein wenig schlechter lokalisiert wurde, als auf der normalen Hautfl\u00e4che. Die Irritation der Haut verbot weitere Versuche. Es mufs dahingestellt bleiben, ob dieser Effekt auf Bechnung der Schwellung und damit","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nWaldemar Lewy.\nDehnung der Haut oder auf Irradiation der schmerzhaften Ber\u00fchrungsempfindung zu beziehen sei.1\nTabelle P.\n\t\t* = 0\t\n\t\tEt\tAt\nEntz\u00fcndete Partien\t\t22\t1,0\t0,6\nNormale Partien\t\t23\t0,8\t0,54\nIn der letzten der an mir unternommenen Versuchsreihen wurde das Intervall mit einer Rechenoperation ausgef\u00fcllt. Die Versuchsanordnung dabei war folgende: W\u00e4hrend im \u00fcbrigen die Bedingungen die n\u00e4mlichen, wie sonst f\u00fcr L. \u00fcblich, bleiben, wird sofort, nachdem die Ber\u00fchrung stattgefunden hat, durch den Mund des Experimentierenden (Herrn Professor Ziehen) eine Aufgabe aus dem Gebiete des grofsen Einmaleins gestellt. Die Versuchsperson soll im Intervalle diese Aufgabe l\u00f6sen, das Resultat laut angeben und nach Ablauf des Intervalles den ber\u00fchrten Punkt deuten. Beide Resultate, das der taktilen und das der arithmetischen Aufgabe, wurden protokolliert. Zun\u00e4chst f\u00e4llt auf, dafs von 50 Versuchen 8 Mal diese einfache Rechnung fehlerhaft ausgef\u00fchrt worden ist; das Gef\u00fchl, falsch gerechnet zu haben, war noch viel h\u00e4ufiger und in den meisten F\u00e4llen so stark, dafs es mich veranlafste, das Resultat, nachdem es verk\u00fcndigt war, durch nochmaliges Nachrechnen zu pr\u00fcfen. In sp\u00e4teren Versuchen war ich auf Anordnung des Versuchsleiters bem\u00fcht, das Nachrechnen zu unterdr\u00fccken und mich nach verk\u00fcndetem Resultate ausschliefslich mit dem Festhalten des ber\u00fchrten Punktes im Ged\u00e4chtnis zu besch\u00e4ftigen. Wenn also die recheerische Sicherheit unter dieser doppelten Aufgabe erheblich gelitten hat, scheint die Sicherheit der Lokalisation nicht merklich gesch\u00e4digt zu sein, wie Tabelle Q ergiebt.\n1 An dieser Stelle mag auch erw\u00e4hnt werden, dafs gelegentlich einer gr\u00f6fseren Reihe t\u00b0 untersucht wurde, ob die Lokalisation in der n\u00e4chsten Umgebung eines H\u00e4rchens sich von der an unbehaarter Hautstelle unterscheide. Es ergab sich, dafs an den haarfreien Stellen ein wenig schlechter lokalisiert wurde.","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\t289\nTabelle Q.\n\t\tt \u2014 20 Ft | i\tu At i\nRechnen im Intervall\t\t50\t1,8\t0,71\nRechnen im Intervall, Serie II der Versuche......\t24\t1,4\t\u2014\nZum Vergleiche die Werte aus Tabelle H\t\t50\t1,3\t\u2014\nEs zeigt sich, dafs bei Berechnung aller Versuche der Lokalisationsfehler gar nicht, bei Berechnung ausschliefslich der II. Serie, welche die etwas schwierigen Rechenaufgaben enthielt, nur um ein sehr Geringes zugenommen hat. Vergleicht man dieses Ergebnis mit den Resultaten der entsprechenden Versuche1 \u00fcber das Augenmafsged\u00e4chtnis, so zeigt sich eine bemerkenswerte Differenz. Denn bei diesen letzteren Versuchen war keine Ausf\u00fcllung des Intervalles so geeignet, die Unsicherheit der Reproduktion zu erh\u00f6hen, als Rechnen. Es weist dies offenbar darauf hin, welch bedeutende Rolle beim Kopfrechnen die optischen und besonders die Augenmuskelbewegungsvorstellungen spielen.\nEine besondere Beachtung verdient endlich noch die That-sache, dafs nicht nur Ft eine stete Zunahme mit wachsendem Intervalle aufweist, sondern auch Av Bei unseren heutigen psychologischen Anschauungen \u00fcber die Relativit\u00e4t der psychischen Vorg\u00e4nge ist es wohl verst\u00e4ndlich, dafs die Schwankungsbreite des Fehlers mit diesem zunimmt. Wieweit das Wachsen von At hiervon abh\u00e4ngig ist, l\u00e4fst sich aus einer einfachen Gleichung leicht berechnen; es mufs n\u00e4mlich\nAto Fto\n\nsein,\nwenn\ndas Gr\u00f6fserwerden\nvon At nur auf diesem Faktor beruht. Dies trifft nun nach meinen Versuchen nicht zu. Vielmehr nimmt At mit wachsendem t absolut zu, aber langsamer, als Ff Offenbar ist auch das Verh\u00e4ltnis von At zu Ft viel komplizierter, als es durch die obige oder eine \u00e4hnliche Proportion dargestellt wird.\n1 Cfr. Tabellen V und VI. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie VJLLL.\n19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nWaldemar Lewy.\nTabelle R.\n\u2022\tt\t\tFt\tAt\tAt\nAlle Versuche an L*\t\t0\"\t165\t\t0,74\t0,06\n75\t77\t77\t77\t\t\t * *\t20\"\t137\t1,5\t0,97\t0,08\n55\t55\t55\t55\t\t\t120\"\t127\t2,2\t1,07\t0,09\nVersuche mit Straminnetz\t\t0\"\t105\t1,0\t0,65\t0,06\n55\t75\t7?\t* * # * \t\t20\"\t106\t1,4\t0,85\t0,08\n5 5\t5 7\t55\t\t\t120\"\t99\t2,2\t1,04\t0,10\nBeine Versuche\t\t0\"\t105\t1,0\t0,65\t0,06\n55\t5 5\t\t\t\t\t20\"\t92\t1,3\t0,66\t0,07\n5 7\t7 5\t\t\t\t\t\t120\"\t82\t2,2\t1,01\t0,11\nEiner genauen mathematischen Fixierung entzieht sich dasselbe vorl\u00e4ufig noch. Wir k\u00f6nnen nur sagen, dafs mit der Gr\u00f6fse des Intervalles und daher mit der Gr\u00f6fse des Legalisations -fehlers der Einflufs zuf\u00e4lliger Momente noch w\u00e4chst. Um dem naheliegenden Einwande zu begegnen, dafs nur die -j\u2014Werte\nder Av A2.....An das Wachsen von At bedingten, d. h. also\ndafs es nur der Einflufs sehr grofser, bei wachsendem Intervalle \u00f6fter vorkommender Fehler w\u00e4re, habe ich die Tabelle S angefertigt, in welcher nur die \u2014Werte von A zur Verwendung gekommen sind. Es zeigt sich, dafs auch f\u00fcr diesen Fall, der also nur die Schwankungen < als F betrifft, mit wachsendem Intervalle ein Wachsen von At zu beobachten ist.\nTabelle S.\n(Aus reinen Versuchen von L. gewonnen.)\nt\t\tFt\tAt <\n0\"\t57\t1,0\t0,54\n20\"\t46\t1,3\t0,63\n120\"\t45\t2,2\t0,73\nF\u00fcr At = 1/-----?___ gilt noch mehr das, was schon von\nr n (n\u20141)\nAt zu sagen ist, dafs alle diese Fehlerberechnungen, aus der physikalischen Betrachtung her\u00fcbergenommen, f\u00fcr die psychologische Betrachtung nur von bedingtem Werte sein k\u00f6nnen. Indessen giebt At , das wir in der Tabelle R mit","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis.\n291\nangegeben haben, immerhin einen gewissen Anhalt f\u00fcr die wahrscheinliche Genauigkeit von Ft .\nZur Erg\u00e4nzung der gefundenen Resultate wird es angebracht sein, einige Daten aus der Selbstbeobachtung hier beizuf\u00fcgen. Von den Versuchspersonen G, H\u00fc, Hie und Po habe ich in dieser Beziehung wenig oder nichts erfahren k\u00f6nnen. Dr. P. giebt an, dafs ihn beim Auffinden der ber\u00fchrten Stelle nach l\u00e4ngerem Intervalle ein optisches Ged\u00e4chtnisbild unterst\u00fctze. Er behauptet, in einer gr\u00f6fseren Zahl von Versuchen das Bild des ber\u00fchrten Unterarmes mit dem aufgezeichneten Straminnetz vor Augen zu sehen und in diesem als Punkt die Stelle, die seiner Ansicht nach ber\u00fchrt worden ist. Dieses optische Erinnerungsbild erm\u00f6gliche vielfach das Wiederauffinden des im Gedankenablaufe bereits vergessenen Punktes. Ein periodisches Deutlicherwerden hat P. weder an diesem^ noch am taktilen Erinnerungsbilde beobachten k\u00f6nnen. \u2014 Ich selbst konnte an mir etwa folgendes wahrnehmen : Bei t\u00b0 wird fast reflektorisch die zugeh\u00f6rige Bewegung des anderen Armes gemacht. Ich finde keine Zeit, \u00fcber die Lage des ber\u00fchrten Punktes nachzudenken, oder mir ein irgendwie geartetes Bild desselben vorzustellen. Ich reagiere auf den Reiz mit einer bestimmten Deutbewegung und sehe mich fast nie veranlafst, zu korrigieren. Anders, wenn zwischen Tastreiz und Reproduktion ein Zeitintervall eingeschoben wird. Eine Zeitlang hinterl\u00e4fst noch der Reiz eine Art Nachbild; mit einiger Anstrengung gelingt es, auch dieses noch eine weitere Zeit durch eine Art von Suggestion festzuhalten, und wenn ich auch nicht, wie ein Autor von sich berichtet, im st\u00e4nde bin, durch die St\u00e4rke der Einbildungskraft mir an jeder Stelle der K\u00f6rperoberfl\u00e4che eine Ber\u00fchrung suggerieren zu k\u00f6nnen, so kann ich doch auf diese Weise den ber\u00fchrten Punkt eine Weile im Ged\u00e4chtnis fixieren. Dann teilt sich meine Aufmerksamkeit zwiefach in einer Weise, die an die sensorielle und muskul\u00e4re Reaktion erinnert, indem ich einesteils versuche, die ber\u00fchrte Stelle gegenw\u00e4rtig zu halten, andererseits durch Innervation des Deutarmes die Bewegungsvorstellung festzuhalten suche, die geeignet ist, die betreffende Lokalisationsbewegung auszuf\u00fchren. Die Wirkung dieser intensiven BewegungsVorstellung kann so m\u00e4chtig werden, dafs sie zu kleinen, teils mir selbst f\u00fchlbaren, teils von dem Experimentierenden bemerkten Be-\n19*","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nWaldemar Lewy.\nwegungen f\u00fchrt. Ein optisches Erinnerungsbild in dem Sinne, dafs ich den Unterarm mit der ber\u00fchrten Stelle mir vorstellte, dr\u00e4ngt sich verh\u00e4ltnism\u00e4fsig selten in den Vordergrund des Bewufstseins. Vorstellungen und Vorstellungsverbindungen begrifflicher Art stellen sich besonders bei dem langen Intervalle von \u00a3120 ein. Ich erinnere mich, \u201eder Ort war ziemlich weit proximal\u201c oder \u201edas war in der N\u00e4he der Volarfl\u00e4che\u201c u. s.w., wenngleich diese Vorstellungen zu unbestimmter Natur sind, als dafs auf ihre Wirkung allein die verh\u00e4ltnism\u00e4fsig doch noch immer gute Lokalisation von 2 cm durchschnittlichen Fehlers zur\u00fcckzuf\u00fchren sei. Ihren Hauptwert f\u00fcr die Reproduktion sehe ich darin, dafs sie geeignet sind, in den F\u00e4llen, in denen die Zwischengedanken weit von ihrem Ausgangspunkte abgeschweift sind, ein Mittel abzugeben, mit H\u00fclfe dessen die ber\u00fchrte Stelle wieder ins Ged\u00e4chtnis zur\u00fcckgerufen wird. Von Interesse ist es, dafs das Gef\u00fchl mangelnder Aufmerksamkeit im Intervall bei weitem nicht immer mit einem grofsen Lokalisationsfehler koinzidiert; im Gegenteil werden wie erw\u00e4hnt relativ oft trotz des Gef\u00fchls der Unaufmerksamkeit und einer gewissen Unsicherheit beim Wiederauffinden des ber\u00fchrten Punktes sehr kleine Lokalisationsfehler gemessen. Das Gef\u00fchl der Erm\u00fcdung trat bei mir ziemlich fr\u00fch ein; f\u00fcr das Intervall t120 meist schon nach 5\u20146 Versuchen. Ich bemerkte dann, dafs es mir sehr schwer wurde, meine Gedanken auf die Aufgabe zu konzentrieren, und empfand unangenehme Spannungen in Kopf und Augen. Auch konnte an einem Abende \u00fcber eine gewisse Zahl von Versuchen nicht hinausgegangen werden.","page":292}],"identifier":"lit29550","issued":"1895","language":"de","pages":"231-292","startpages":"231","title":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnis","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:59:17.050762+00:00"}