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{"created":"2022-01-31T13:03:31.433691+00:00","id":"lit29553","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 298-305","fulltext":[{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\ni\u00c4tteraturbericli t.\ngr\u00fcndlicher gearbeitet. Man mnfs dem \u00fcberall ersichtlichen Streben nach eingehendster Analyse alle Anerkennung zollen und wird sich vielfach dadurch angeregt finden. Soll ich sagen, was mir durchg\u00e4ngig w\u00fcnschenswert erscheint, so w\u00e4re es, aufser der Beseitigung der Inkonsequenzen in der Anordnung, eine gr\u00f6fsere Vorsicht in den Verallgemeinerungen (wie noch zuletzt in der Willenslehre') und damit zusammenh\u00e4ngend eine gr\u00f6fsere Klarheit und Sch\u00e4rfe der Definitionen.\nC. Stumpf.\nMartinak (Graz). Einige neuere Ansichten \u00fcber Vererbung moralischer Eigenschaften und die p\u00e4dagogische Praxis. Verhandlungen der 42. (Wiener) Philologen-Versammlung. Teubner, Leipzig 1893. S. 208\u2014221.\nDer Verfasser begiebt sich hier auf ein noch sehr strittiges G-ebiet und braucht daher gewifs mit Recht die Vorsicht, mehr referierend zu verfahren. In erster Reihe werden die hierher geh\u00f6renden und zum Teile auch in dieser Zeitschrift besprochenen Arbeiten von Bibot, Wilser und \u00d6lzelt-Newin ber\u00fccksichtigt. Soweit sich die Stellung des Verfassers selbst erkennen l\u00e4fst, befindet sich dieselbe in unmittelbarer N\u00e4he des von Herbart und seinen Sch\u00fclern eingeschlagenen \u201evern\u00fcnftigen Mittelweges\u201c, wenigstens scheint sich das aus der Zustimmung zu den Ausf\u00fchrungen \u00d6lzelt-Newins \u00fcber sittliche Dispositionen zu ergeben, deren eingehende Vergleichung mit dem, was beispielsweise Ziller \u00fcber die Anlage gesagt hat, gezeigt haben w\u00fcrde, dafs \u00d6lzelt-Newin und Ziller in der Hauptsache einerlei Meinung sind. Diese \u00dcbereinstimmung hindert uns jedoch nicht, in der Analyse des Charakters, wie wir sie bei \u00d6lzelt-Newin finden, insofern einen Fortschritt \u00fcber Ziller hinaus zu erkennen, als sich daraus eine wertvolle Sonderung der einzelnen Fragepunkte f\u00fcr die Beobachtung von Kinderindividualit\u00e4ten ergiebt. In dieser Sonderung erkennen wir mit dem Verfasser, wie wir auch fr\u00fcher an dieser Stelle schon hervorgehoben haben, die erste Vorbedingung zur Erforschung der Individualit\u00e4ten in der Schule. Dem Verfasser geb\u00fchrt Dank daf\u00fcr, dafs er die wichtige Angelegenheit im Kreise seiner Fachgenossen nachdr\u00fccklich zur Sprache gebracht hat.\nUfer (Altenburg).\nE. W. Scripture. Studies from the Yale Psychological Laboratory. 1893. 100 S.\nDie vorliegende Schrift enth\u00e4lt die s\u00e4mtlichen Arbeiten des ersten Jahres des neubegr\u00fcndeten psychologischen Laboratoriums der Yale University (New Haven, Conn. 1892\u201493), wie sie unter Leitung von E. W. Scripture zu einem vorl\u00e4ufigen Abschlufs gebracht worden sind. Ein grofser Teil der Arbeiten ist dem Studium des Beaktionsvorganges gewidmet. Die erste von Ch. B. Bliss (\u201eUntersuchungen \u00fcber Reaktionszeit und Aufmerksamkeit\u201c) macht ausf\u00fchrliche Mitteilungen \u00fcber die neue Technik des Reaktionsverfahrens, wie sie f\u00fcr das Laboratorium ein f\u00fcr allemal festgesetzt werden sollte. Von den beiden m\u00f6glichen Methoden der graphischen und der Chronoskopmethode wurde die erstere gew\u00e4hlt, und diese Wahl wird von dem Verfasser mit ausf\u00fchrlichen","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n299\n\u2022 9\t^ \n\u00dcberlegungen \u00fcber die Fehlerquellen beider Methoden begr\u00fcndet\u00bb Referent kann auf G-rund eigener Erfahrungen \u00fcber beide Methoden diesen \u00dcberlegungen durchweg beistimmen. Sehr dankenswert ist die Mitteilung zahlreicher Vorversuche \u00fcber das einzuschlagende graphische Verfahren. Die Methode, bei welcher der Verfasser schliefslich stehen blieb, ist zwar in ihrem Prinzip nicht neu, wie er und nicht minder Herr Scripture versichern, wohl aber in der Art der Verwendung f\u00fcr Reaktionsversuche. Es wurden n\u00e4mlich auf einer Kymographion-trommel von grofser Rotationsgeschwindigkeit die Schwingungen einer Stimmgabel von hundert Schwingungen verzeichnet und durch die Schreib-spitze derselben bei der Ausl\u00f6sung des Reaktionsreizes und bei der Aufhebung des Reaktionstasters je ein kr\u00e4ftiger Induktionsfunke geschickt, der unmittelbar in der Stimmgabelkurve den Moment der Reizausl\u00f6sung und der Tasterhebung in Gestalt eines weifsen Fleckes verzeichnete. Besonders angestellte Versuche ergaben, dafs der registrierende Funke keinerlei erkennbare Latenzzeit besafs. Die Ablesung geschah auf Viooo Sekunde genau, durch Zehnteilung der sehr grofsen Schwingungen. Alle Schwierigkeiten der Technik werden nun hierbei in den reizausl\u00f6senden. bezw. den der Reagierbewegung dienenden Schl\u00fcssel, zusammengedr\u00e4ngt (denn auch die Reizausl\u00f6sung geschah in denVersuchen von Bliss vom Zimmer des Experimentators aus, mittelst eines Tasterschl\u00fcssels). Unter Scriptures Anleitung wurde zu diesem Zweck ein \u201eMultiplexschl\u00fcssel\u201c konstruiert, der allen Anforderungen entsprach. Da n\u00e4mlich der Reiz in allen F\u00e4llen ein akustischer war (in der Regel Stimmgabelton), der von einem besonderen Zimmer aus zu einem Telephon des Reagentenzimmers geleitet wurde, so mufste 1. der Multipiexschl\u00fcssel den Reiz ausl\u00f6sen und registrieren; 2. sollte ein gleicher Schl\u00fcssel die Registrierung der Reaktionsbewegung vermitteln.\nDer Schl\u00fcssel konnte ferner die Stimmgabelkurve auf der Trommel beginnen lassen kurz vor der Reizausl\u00f6sung und sie aufh\u00f6ren lassen kurz nach der Reaktionsbewegung. Die zahlreichen Kombinationen von Stromschlufs und -\u00d6ffnung, zu denen der Schl\u00fcssel dienlich sein kann, werden im Text ausgef\u00fchrt und durch beigegebene Abbildungen erl\u00e4utert. Der Reagent safs in einem mit grofser Sorgfalt hergerichteten Raum, der zugleich Dunkel- und Stillzimmer war.\nEine l\u00e4ngere Diskussion wird \u00fcber die Zul\u00e4ssigkeit von Streichungen in den Reaktionszahlen gef\u00fchrt. Zwei Arten von Streichungen l\u00e4fst der Verfasser zu: 1. solche auf Grund des Selbstprotokolls des Reagenten, 2. solche, auf die eine von Holman angegebene Regel pafst: Eine Zahl wird gestrichen, wenn ihre Abweichung von dem ohne sie herausgerechneten Mittel der \u00fcbrigen Zahlen viermal so grofs ist als die M. V. der \u00fcbrigen Zahlen.\nVon den sehr zahlreichen Untersuchungen erw\u00e4hnt Referent nur die wesentlichen Fragestellungen und Ergebnisse. Einige Vorversuche \u00fcber den Einflufs von verschiedenfarbigem Licht, dem der Reagent kontinuierlich ausgesetzt war, auf die Tonreaktionen, zeigten keinen Einflufs des Lichtes. Sodann wurde einmal reagiert bei Fixation eines","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nLitteraturbericht.\nhellen Lichtes (Gl\u00fchlampe), einmal im Dunkeln. Es ergab sich kein konstanter Unterschied. Ferner wurde bei bewegtem Licht reagiert (schwingende Gl\u00fchlampe). Dies ergab gegen\u00fcber der Reaktion im Dunkeln eine Verl\u00e4ngerung der Reaktionszeit auf 147 a gegen 142 a bei Dunkelheit (im Mittel aller Versuche). Zieht man die Mittelzahlen je der ersten, zweiten, dritten u. s. w. Versuche aller Beobachter, so zeigt sich, dafs die Hauptst\u00f6rung, d. h. die gr\u00f6fste Verl\u00e4ngerung der Reaktionszeit beim ersten Versuche liegt, aber sie setzt sich etwa bis zum f\u00fcnften Versuche fort, um allm\u00e4hlich zu verschwinden. Verfasser zieht daraus die praktische Folgerung, dafs es gleichg\u00fcltig ist, ob ein Reagent im\ni \u2022\nDunkeln oder im erleuchteten Zimmer sitzt \u2014 gewisse \u00dcberlegungen sprechen sogar f\u00fcr das erleuchtete Zimmer \u2014, dafs aber die Gleich -m\u00e4fsigkeit der Beleuchtung ein notwendiges Erfordernis einwandfreier Reaktionsversuche ist. Sodann wird der Einflufs eines kontinuierlichen Tones (im Telephon geh\u00f6rter Stimmgabelton) gepr\u00fcft. Es zeigt sieb, dafs derselbe so gut wie gar keinen Einflufs auf die Reaktion hat. Im Vergleich mit diesem untersucht die n\u00e4chste Versuchsreihe den Einflufs eines intermittierenden Ger\u00e4usches (im Telephon geh\u00f6rte Metronom-schl\u00e4gej. Es ist bekannt, dafs Swift bei \u00e4hnlichen Versuchen sogar f\u00fcr die muskul\u00e4re Reaktion eine Verl\u00e4ngerung gefunden hat (vergl. Americ. Journal of Psych. Bd. V. S. 1 ff.). Der Verfasser findet das Gleiche f\u00fcr seine augenscheinlich vorzugsweise sensoriellen Reaktionen, und zwar verl\u00e4ngert sich die Reaktionszeit bei 40, 80, 120 Metronomschl\u00e4gen in der Minute von 152 g auf 156 a, 184 g, 186 a, um bei noch schnelleren Schl\u00e4gen wieder abzunehmen. Es ergiebt sich aus diesen Versuchen, dafs kontinuierlicher Ton und Lichtreiz, ebenso wie die sich in ihrer Wirkung dem kontinuierlichen Ton offenbar wieder ann\u00e4hernden schnellen Metronomschl\u00e4ge von sehr geringem oder gar keinem Einflufs auf die Reaktionszeit sind, w\u00e4hrend intermittierende Reize derselben Sinnesgebiete die Reaktionszeit verl\u00e4ngern. Die Versuche beweisen nach der Meinung des Referenten, dafs die gew\u00f6hnlich zur Ablenkung der Aufmerksamkeit verwandten Mittel ihrem Zweck nicht entsprechen. Man f\u00fchrt noch lange nicht mit jedem kontinuierlichen Reiz eine \u201eAblenkung der Aufmerksamkeit\u201c herbei. Nur wenn der Beobachter gezwungen ist, sich innerlich mit dem Reiz zu besch\u00e4ftigen durch irgend eine mit demselben verbundene geistige Arbeit, wird eine Ablenkung der Aufmerksamkeit durch denselben garantiert, im anderen Falle wird es sich in der Regel um ein ganz anderes Ph\u00e4nomen handeln, n\u00e4mlich um das Mafs der St\u00f6rung der Hemmungsenergie, die der Beobachter dem an dringenden Reiz entgegensetzt.\nDas Ergebnis der n\u00e4chsten Versuche hat einiges physiologisches Interesse. Sie gehen von der Frage aus: \u00c4ndert sich die Reaktionszeit, wenn der Reiz beiden Ohren zugeleitet wird (z. B. mit einem sog. Kopftelephon)? Eine Durchschnittszahl aus 13 Versuchsreihen ergiebt f\u00fcr monauralen Reiz eine Reaktionszeit von 147 g, f\u00fcr binauralen Reiz 138<r (n = 108 und 23). Die Reaktion auf binauralen Reiz verl\u00e4uft also wesentlich schneller. Es fragte sich nun, ob dieses Ergebnis vielleicht lediglich der gr\u00f6fseren Intensit\u00e4t des binaural geh\u00f6rten Tones zu ver-","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"L\u00fcteratiirbericht.\n301\ndanken sei? Der Verfasser unternahm zur Beantwortung dieser Frage 132 Versuche auf lauten und leisen Schall bei monauralem H\u00f6ren und fand im ersten Falle 143 <r, im zweiten 153 <r. wonach also die schnellere Reaktion der Schallintensit\u00e4t verdankt sein k\u00f6nnte. Darauf wurde weiter monaural auf einen st\u00e4rkeren und binaural auf einen schw\u00e4cheren Reiz reagiert, dabei ergab sich keine wesentliche Differenz der Reaktionszeiten. Danach scheint also die Reaktionszeit bei binauraler Reizung noch aus anderen Ursachen k\u00fcrzer zu sein, als verm\u00f6ge der gr\u00f6fseren Intensit\u00e4t des Schalles. Die Selbstwahrnehmung zeigt \u00fcberdies, dafs bei binauraler Sch all Zuleitung die Reaktion leichter und mehr automatisch von statten ging. Gleichzeitig teilt der Verfasser eine Anzahl Reaktionen auf starken und schwachen Reiz mit, die vielfach von den bisherigen Messungen, insbesondere den von W\u00fcndt mitgeteilten, abweichen. Der Schlufs der Arbeit enth\u00e4lt umfangreiche theoretische Er\u00f6rterungen \u00fcber die Zuverl\u00e4ssigkeit der inneren Wahrnehmungen bei Reaktionen und \u00fcber die Analyse des Reaktionsvorganges selbst. Mit G-\u00f6tz Martius ist der Verfasser der Ansicht, dafs wir sehr wohl im st\u00e4nde sind, \u00fcber die G-unst oder Ungunst der Bedingungen, unter denen ein Experiment zustande gekommen ist, Aussagen zu machen, dagegen nur in geringem Mafse \u00fcber das Versuchsresultat. Sehr beachtenswert ist der Vorschlag des Verfassers, den ganzen Verlauf der reagierenden Handbewegung zu messen, um dadurch \u00fcber die verschiedenen Arten der Reaktion klar zu werden. Betreffs des Unterschiedes der muskul\u00e4ren und sensoriellen Reaktion sucht der Verfasser sodann auf Grund eines umfangreichen Materials von Beobachtungen die folgende Behauptung zu beweisen: Sobald unsere Reaktionsbewegungen sicher einge\u00fcbt sind, tragen sie alle den Charakter von Hirnreflexen, und der Unterschied zwischen sensorieller und muskul\u00e4rer Reaktion kann jedenfalls nicht darin gefunden werden, dafs die eine einen reflexartigen Charakter hat, die andere nicht. Aber die Beobachtungen, auf die sich der Verfasser st\u00fctzt, erkl\u00e4ren sich einfach daraus, dafs er sich nicht bem\u00fcht hat, die beiden bisher unterschiedenen Reaktionstypen willk\u00fcrlich herzustellen. Infolgedessen schwanken die Reaktionen seiner Versuchspersonen (wie die Zahlen beweisen) zwischen beiden Reaktionsformen hin und her, und obwohl sie in der Mehrzahl sensoriell zu sein scheinen, kommen auch alle \u00dcbergangsformen und ausgepr\u00e4gt muskul\u00e4re Reaktionen vor. Der Polemik des Verfassers gegen die bisherigen Unterscheidungen wird man darin beistimmen k\u00f6nnen, dafs dieselben sich auf Grund der vermehrten Erfahrungen als nicht mehr ausreichend betrachten lassen. Es wird nach der Meinung des Referenten vor allem die n\u00e4chste Aufgabe sein, eine zureichende Anzahl einfacher Grundtypen des Reaktionsvorganges auf Grund von mehr in das Wesen des Vorganges eindringenden Merkmalen aufzustellen. Es d\u00fcrfte dann das auch von dem Verfasser befolgte unberechtigte Schlufsverfahren beseitigt werden, dafs aus gleichen Reaktionszahlen auf gleiche Beschaffenheit des Reaktionsvorganges geschlossen wird. Hierin m\u00f6chte Referent zugleich den Wunsch nach weiteren Merkmalen f\u00fcr den Reaktionstypus als den blofsen Zahlen ausdr\u00fccken.","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLitteraturbericht.\nTn der zweiten Arbeit besch\u00e4ftigt sieb C. E. Seashore mit der monokularen Akkommodationszeit. Die Zeit, die der Akkommodationsapparat des Auges gebraucht, um von der Ferne auf die N\u00e4he und in umgekehrter Dichtung zu akkommodieren, war bisher nur wenig untersucht worden. Unter den fr\u00fcheren Arbeiten von Volkmann, Vierordt, Aeby und Barret ist nach des Verfassers Meinung nur die letztere von Wichtigkeit. Seashore versucht der Frage mittelst der Deaktionsmethode n\u00e4her zu treten (vergl. f\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Versuche die vorige Arbeit von Bliss). Die Versuche wurden nach zwei sehr verschiedenen Anordnungen gemacht, die beide im wesentlichen darauf hinauskommen, dafs der Beobachter mit dem rechten Auge einmal zuerst auf einen Nahepunkt (N) akkommodieren mufs, der repr\u00e4sentiert wird durch ein 0,7 mm hohes in Antiquaschrift gedrucktes 0, und dann, sobald der Fernpunkt (F) im Gesichtsfeld erscheint, auf diesen akkom-modiert, um, wenn derselbe klar gesehen wird, zu reagieren. Der Fernpunkt wird durch ein 25 mm grofses O und bei unendlicher Entfernung durch einen Ausschnitt in der Bekr\u00f6nung eines Kamins dargestellt. Beide Fixafcionspunkte lagen nat\u00fcrlich in der Dichtung des direkten Sehens. In den Versuchen wurde einmal N konstant gehalten (in 20 cm Entfernung) und F successiv verschoben auf 50 cm, 1 m, 2 m, 4 m, 8 m, 12 m, sodann wurde F konstant gehalten in einer praktisch gleich unendlich zu setzenden Entfernung und N successiv verschoben auf 20 cm, 50 cm, 1 m, 2 m. Es ergaben sich also vier Versuchsreihen, indem bei jeder der obigen Anordnungen einmal von N zu F und einmal von F zu N akkommodiert wurde. Der kritische Punkt dieser Versuchsmethode liegt nat\u00fcrlich darin, dafs der Moment des Klarwerdens eines optischen Bildes gegen\u00fcber dem fr\u00fcheren Stadium der \u201eAufkl\u00e4r ongu bei noch nicht erreichter normaler Akkommodation unsicher zu bestimmen ist; als erschwerender Faktor kommt die Deaktionsmethode hinzu mit ihren zahlreichen Fehlerquellen. S. glaubt, diese Schwierigkeit vor allem durch die Wahl eines sehr ge\u00fcbten Beobachters beseitigt zu haben. Die wichtigsten Ergebnisse sind: 1. bei Akkommodation von N zu F (N konstant) w\u00e4chst die Akkommodationszeit mit zunehmender Entfernung, und zwar anfangs schneller, sp\u00e4ter langsamer. Von etwa 10 m an bleiben die Akkommodationszeiten ungef\u00e4hr gleich. F\u00fcr 50 cm ist z. B. die D.Z. = 7 a, f\u00fcr 12 m \u2014 95 er, f\u00fcr go = 84 er). Dasselbe Gesetz gilt, wenn bei gleicher Akkommodationsrichtung F konstant gehalten wird. 2. F\u00fcr umgekehrte Akkommodationsrichtung (von F zu JST) gilt dasselbe, nur dafs die Akkommodation von F zu N k\u00fcrzere Zeit gebraucht als die vonlV zu F. Der Verfasser schliefst mit einem Vergleich seiner Ergebnisse mit denen von Vierordt, Aeby und Barret, welche Autoren hinsichtlich der f\u00fcr die verschiedene Akkommodationsrichtung gebrauchten Zeit zu dem entgegengesetzten Desultat gekommen sind. Dagegen stimmen einige andere mehr gelegentliche Versuche von S. mit denen von Barret darin \u00fcberein, dafs die Akkommodationszeit variiert nach Alter, \u00dcbung, Individuum und Tageszeit.\nAn dritter Stelle teilt M. D. Slattery eine Untersuchung mit \u201eUber die Beziehung zwischen der D e aktionszei t zu Ver-","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Litter atiirbericht\n303\n\u00e4nderungen in der Intensit\u00e4t und Qualit\u00e4t des Reizes\u201c. Verfasser arbeitete wiederum mit der von Bliss beschriebenen Reaktionstechnik, er liefs zuerst reagieren auf T\u00f6ne von verschiedener Intensit\u00e4t. Die Intensit\u00e4tsunterschiede der im Telephon geh\u00f6rten Stimmgabelt\u00f6ne (250 Schw.) wurden durch Einschaltung eines Widerstandes in den prim\u00e4ren Stromkreis hergestellt. Reagiert wurde auf drei Intensit\u00e4tsstufen. Das Ergebnis der Versuche ist ein negatives, insofern sich keinerlei bestimmte Re gel in der Reaktion auf schwache und starke T\u00f6ne zeigt. Verfasser schliefst aus seinen Versuchen, indem er sie mit \u00e4hnlichen von Dreslar und Martius vergleicht, 1. dafs die Regel: die Reaktionszeit verk\u00fcrzt sich mit wachsender Intensit\u00e4t, f\u00fcr den Geh\u00f6rssinn nicht gelte; 2. wenn bei schwachen T\u00f6nen h\u00e4ufig eine l\u00e4ngere Reaktionszeit gefunden werde, so sei dies meist durch eine Art von Z\u00f6gerung des Reagenten verursacht.\nEine weitere Versuchsreihe gilt demEinflufs von Tonh\u00f6hen auf die Reaktionszeit. Verfasser verwendete drei Stimmgabeln von 100, 250 und 500 Schw., deren T\u00f6ne durch Telephon zugeleitet wurden. Die Intensit\u00e4ten wurden durch Widerst\u00e4nde gleich gemacht. Das Ergebnis der, wie es scheint, nur an einem Beobachter mit sehr ungleichen Versuchszahlen angestellten Versuche ist, dafs die Reaktionszeit abnimmt mit der Tonh\u00f6he, ein Ergebnis, das mit den Beobachtungen von Martius \u00fcbereinstimmt. Indem der Verfasser nun annimmt, dafs die Perzeptionszeiten der T\u00f6ne mit zunehmender Schwingungszahl abnehmen, ergiebt sich ihm auf Grund einer Berechnung derselben, dafs die Reaktionszeiten in Wahrheit immer die gleichen geblieben sind.\nEine dritte Versuchsreihe verwendet elektrische Hautreize von verschiedener Intensit\u00e4t. Sechs Intensit\u00e4tsstufen (durch verschieden starke Induktionsschl\u00e4ge hergestellt) wurden verwendet. Das Ergebnis ist eine geringe, aber fast konstante Abnahme der Reaktionszeit mit der Intensit\u00e4t der Reizung.\nDie vierte Arbeit von J. A. Gilbert enth\u00e4lt \u201eExperimente \u00fcber das musikalische Geh\u00f6r von Schulkindern\u201c. Unter der \u201emusical sensitiveness\u201c der untersuchten Kinder versteht Verfasser ihre Empfindlichkeit f\u00fcr Tonunterschiede, gemessen an dem eben erkennbaren Unterschied der Tonh\u00f6he. Als Normalton wird das IT = 435 Schw. gebraucht, und der Vergleichston immer in Stufen von V32 eines Tones h\u00f6her, bezw. tiefer hergestellt, bis das untersuchte Kind das Urteil \u201everschieden\u201c abgab. Die Methode war die der Minimal\u00e4nderungen, die Versuchszahlen enthalten Mittel aus 10 Versuchen. Die Abstufung der T\u00f6ne geschah mittelst eines empirisch graduierten Instrumentes (ausziehbare Rohrpfeife) \u00fcber dessen Genauigkeit nach der blofsen Beschreibung kein Urteil m\u00f6glich ist. Untersucht wurden Kinder von 6\u201419 Jahren, fast aus jeder Altersstufe 5 Knaben und 5 M\u00e4dchen, bis zu den achtj\u00e4hrigen wurde Einzeluntersuchung vorgezogen. An der Hand der Mittelzahlen der einzelnen Altersstufen lassen sich folgende Ergebnisse zusammenstellen. Die eben merkliche Differenz nimmt mit wachsendem Alter ab, und zwar anfangs (vom 6,\u20149. Jahre) mehr als zweimal so schnell wie sp\u00e4ter (vom 10.\u201419. Jahre). Die Kurve der Zunahme der Unter-","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nLitteraturbericht.\nschiedsempfindlichkeit zeigt Perioden langsamerer Zunahme, n\u00e4mlich gegen das 10. und gegen das 15. Jahr. Verfasser versucht dies mit der zweiten Zahnung und der beginnenden Pubert\u00e4t in Zusammenhang zu bringen. Eine \u00e4hnliche Kurve fand Bryan (on voluntary motor ability Americ. Journ. 1892) f\u00fcr seine Bewegungsversuche.\nIn dem f\u00fcnften Artikel beschreiben Scripture und J. M. Moore einen neuen Reaktionsschl\u00fcssel und teilen Versuche mit, die dessen Anwendung auf die Messung taktierender Fingerbewegungen zeigen. Zufolge einer Aufforderung Titcheners pr\u00fcften die Verfasser den DESsoiRSchen Reaktionskontakt (Dessoir hatte bekanntlich behauptet, dafs der Unterschied zwischen muskul\u00e4rer und sensorieller Reaktion durch den Taster veranlafst sei), und fanden, dals mit Ausnahme des Vorzugs der Trans-portierbarkeit der DESsoiRSche Schl\u00fcssel alle Nachteile des gew\u00f6hnlichen Telegraphentasters habe und noch einige ihm eigent\u00fcmlichemehr. Der neue Reaktionsschl\u00fcssel, den die Verfasser konstruierten, sollte folgende Bedingungen erf\u00fcllen: Er sollte 1. keine Feder haben; 2. mit \u00d6ffnung oder Schlufs oder beiden zusammen arbeiten k\u00f6nnen; 3. jeder Kontakt sollte anwendbar sein auf Beuge- oder Streckbewegung des Fingers. Diese Bedingungen glauben die Verfasser mit ihrem in der vorliegenden Abhandlung beschriebenen und abgebildeten Schl\u00fcssel erf\u00fcllt zu haben. Die Beschreibung dieses Fingerkontaktes mufs im Original nachgesehen werden. Es scheint dem Referenten, wie wenn das Problem des mit Stromschlufs registrierenden Tasters auch hier nicht in befriedigender Weise gel\u00f6st w\u00e4re, obwohl der Schl\u00fcssel die bisherigen Konstruktionen unzweifelhaft \u00fcbertrifft. Die Reaktion mit Stromschlufs wird nur dadurch m\u00f6glich, dafs die Kontakte einander m\u00f6glichst gen\u00e4hert werden, der unumg\u00e4ngliche Zeitverlust also auf ein Minimum reduziert wird. Nun verl\u00e4uft aber eine Beugebewegung von so geringem Spielraum 1. unverh\u00e4ltnism\u00e4fsig langsam, 2. ist sie ver-h\u00e4ltnism\u00e4fsig unsicher und unregelm\u00e4fsig. Dies tritt in den unmittelbar darauf mitgeteilten eigenen Versuchen der Verfasser hervor. Sie versuchten n\u00e4mlich, einfache, m\u00f6glichst schnelle Fingerbewegungen mit dem Schl\u00fcssel zu registrieren, und zwar f\u00fcr drei Bewegungsweiten (5, 10 und 20 mm). Es ergab sich, dafs die Streckbewegung mit zunehmender Streckengr\u00f6fse einigermafsen gleichm\u00e4fsig an Dauer zunimmt (33, 40 und 56 ?), w\u00e4hrend die Beugebewegung mit zunehmender Streckengr\u00f6fse an Dauer ab nimmt (48, 48 und 37?), andererseits ist die M. V. der Beugebewegungen bei kleineren Strecken betr\u00e4chtlich gr\u00f6fser, als bei gr\u00f6fseren.\nScripture und Lyman ver\u00f6ffentlichen an sechster Stelle eine \u201eStudie\" \u00fcber das \u201eZeichnen einer geraden Linie\u201c, die an Schulkindern (10\u201413 j\u00e4hrigen Knaben) gemacht wurde. Dabei pr\u00fcften die Verfasser den Einflufs der K\u00f6rperhaltung, Bleistifthaltung, Strichf\u00fchrung u. a. Die Folgerungen, die der Verfasser aus den Versuchen zieht, betreffen wesentlich die Zeichenmethodik.\nEndlich beschreibt Scripture aus den Neuanschaffungen des Yale Laboratoriums drei weitere Apparate. Der erste ist wiederum ein Reaktionsschl\u00fcssel, der vor dem von Bliss bekannt gemachten einige","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n305\nVorteile hat. Der zweite ist ein trockener Pendelkontakt, der, ohne jede merkliche Reibung, immer im tiefsten Stande des Pendels, auf eine willk\u00fcrlich variierbare Zeit wirksam wird. Der dritte ist \u201eein neuer Chronograph\u201c, der aber keinerlei wirkliche Neuerung enth\u00e4lt, da \u00e4hnliche Chronographen mit Hand und Motorbetrieb schon l\u00e4ngst \u00fcblich sind und z. B. von Zimmermann in Leipzig hergestellt werden. Der von Scripture beschriebene hat den Nachteil, dafs die Schreibervorrichtung nicht automatisch in verschiedenen Geschwindigkeiten verschoben werden kann.\nMeumann (Leipzig).\nC. Phisalix. Nouvelles recherches sur les chromatophores des c\u00e9phalopodes (centres inhibitoires du mouvement des taches pigmentaires).\nArch, de Physiol. VI. 1. S. 92\u2014101. (1894.)\nPh. hat zun\u00e4chst den Einflufs der W\u00e4rme auf die Chromatophoren bei dem lebenden Tintenfisch untersucht. Steigert man die Temperatur langsam auf 24\u00b0, so tritt eine zunehmende Bl\u00e4sse (also Zusammenziehung der Chromatophoren) ein. Ebenso wirkt das Sonnenlicht und mechanische Beizung, letztere namentlich dann, wenn das Tier durch eine fortlaufende Reihe von Reizungen bereits erm\u00fcdet ist. Da Reizung des Mantelnerven niemals Erbleichen, Durchschneidung stets Erbleichen herbeif\u00fchrt, so nimmt Verfasser an, dafs die Zusammenziehung der Chromatophoren, soweit sie nicht einfach auf der Gewebselastizit\u00e4t beruht, sondern aktiv bei dem lebenden Tiere durch gewisse Reize herbeigef\u00fchrt wird, auf einer Hemmung der radi\u00e4ren (also dilatatorisch wirkenden) Muskelfasern der Chromatophoren beruht.\nUm diese Hypothese zu pr\u00fcfen, hat Ph. zun\u00e4chst den Mantelnerv oberhalb seines Eintrittes in das Ganglion stellatum und auch letzteres selbst gereizt. In beiden F\u00e4llen trat kein Erbleichen ein. Ebenso war eine Reizung anderer aus dem Ganglion stellatum austretender Nerven-f\u00e4den vergeblich. Hingegen ergab sich, dafs Reizung des Ganglion opticum oder seines Stieles nicht stets, wie Klemensievicz angegeben hat, Ausdehnung der Chromatophoren und somit dunkle F\u00e4rbung der Haut hervorruft, sondern bei Wahl schwacher Str\u00f6me auch ein Erblassen der Haut bewirken kann. Je mehr das Tier durch \u00f6ftere Reizung erm\u00fcdet ist, um so h\u00f6her r\u00fcckt der Wert der Stromst\u00e4rke, bei welcher statt Erbleichen Dunkelf\u00e4rbung eintritt. Verfasser f\u00fchrt dieses reflektorische Erbleichen auf eine reflektorische Hemmung der Radi\u00e4rmuskeln der Chromatophoren zur\u00fcck. Auch Reizung des zentralen Stumpfes des Mantelnerven selbst wirkt in \u00e4hnlicher Weise hemmend.\nIn einer weiteren Versuchsreihe hat Verfasser beiderseits das Gehirn (Ganglia suprapharyngea) vollst\u00e4ndig am Ursprung des Stieles des Ganglion opticum abgetrennt. Letzteres blieb also nur mit den subpharyngealen Ganglien in Zusammenhang. Bei Tieren, welche in dieser Weise operiert sind, bedingt jede Ber\u00fchrung eine sehr intensive allgemeine Schw\u00e4rzung der Haut, w\u00e4hrend das Erbleichen auf optische Reizung\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie VIII.\t20","page":305}],"identifier":"lit29553","issued":"1895","language":"de","pages":"298-305","startpages":"298","title":"E. W. Scripture: Studies from the Yale Psychological Laboratory. 1893. 100 S.","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:03:31.433697+00:00"}