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{"created":"2022-01-31T13:47:15.663760+00:00","id":"lit29560","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Liebmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 312-313","fulltext":[{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nLitter aturbericht.\neigenen, einem anderen gleich- oder fremdgeschlechtlichen K\u00f6rper oder selbst von einem Tierleibe ausgeht.\nF\u00fcr gew\u00f6hnlich aber entwickelt sich das Geschlechtsgef\u00fchl weiter durch Differenzierung und zwar entweder normal zur Heterosexualit\u00e4t, oder pathologisch zur Homosexualit\u00e4t.\nNormaliter vertieft sich das sexuelle Organgef\u00fchl in den Pubert\u00e4tsjahren durch den Hinzutritt h\u00f6herer Gef\u00fchle, der Neigung zum anderen Geschlecht, Heterosexualit\u00e4t, wobei noch ein \u00e4sthetischer Faktor, die Bevorzugung \u00e4ufserlich sch\u00f6ner Personen, und ein s o zialer Faktor, der in dem Bed\u00fcrfnis des Zusammenseins und in dem Unbehagen der Einsamkeit besteht, eine Eolle spielen. Die h\u00f6chste Stufe des Differenzierungsprozesses ist die Liebe zu einer einzigen Person des anderen Geschlechtes, die \u201enicht als Tr\u00e4gerin einer oder mehrerer Eigenschaften, sondern als diese einzige und inkommensurable Individualit\u00e4t geliebt wird\u201c. Die h\u00f6chste Liebesleidenschaft, die sich \u00fcber alles, \u00fcber Gesetz, Verlust von Leben, Stellung und Ehre hinwegsetzt, erinnert stark an die Zwangsvorstellungen, so dafs es fast scheint, \u201edie monopolisierende Liebe sei eine Neurose, ein Verliebter (im h\u00f6chsten Sinne der Differenzierung) ein Entarteter, aber sie ist nicht als pathologisch anzusehen, denn im Gegensatz zu den zwecklosen und das Individuum sch\u00e4digenden \u00c4ufserungen der Zwangsvorstellungen sind selbst die extravagantesten Handlungen des Verliebten \u201ezweckm\u00e4fsig in Bezug auf das erstrebte Ziel, und dies Ziel selber besitzt Berechtigung. Die Vereinigung mit dem geliebten Wesen ist ein h\u00f6chster Zweck und f\u00f6rdert die Pers\u00f6nlichkeit in unvergleichlichem Mafse\u201c.\nVon der Entstehung der Homosexualit\u00e4t (Uranismus und Triba-dismus) hat sich Verfasser folgende Vorstellung gebildet: W\u00e4hrend der normale Mensch sich von den in der Zeit des undifferenzierten Geschlechtsgef\u00fchls h\u00e4ufiger als die fremdgeschlechtlichen auf ihn wirkenden gleichgeschlechtlichen Eindr\u00fccken sp\u00e4ter losl\u00f6sen kann, steht der Homosexuelle \u201eerstens unter dem Drucke einer ihm nahestehenden Neigung zur Perversit\u00e4t, die ihm von Eltern oder Grofseltern \u00fcberkommen ist, zweitens ist er zu wenig widerstandsf\u00e4hig, um sich von den quantitativ \u00fcberwiegenden homosexuellen Eindr\u00fccken zu befreien, und drittens kann, was aber wohl nicht oft vorkommt, die \u00dcbermacht der Beizungen von seiten Gleichgeschlechtlicher zuf\u00e4llig so stark sein, dafs die normale Anlage selbst bei ganz gesunden Personen nicht zum Durchbruch gelangt.\u201c\nPeretti (Grafenberg).\nv# Schrenck-Notzing. Ein Beitrag zur psychischen und suggestiven Behandlung der Neurasthenie. Berlin, Herrn. Brieger. 1894. 48 S.\nDas Wesentliche der vorliegenden Arbeit bilden 85 kurze Krankengeschichten und eine Anzahl statistischer Tabellen, aus fremdem und eigenem Beobachtungsmaterial zusammengestellt. Es ergiebt sich daraus, dafs ca. V3 der Neurastheniker auf suggestivem Wege geheilt werden kann; 36% wurden gebessert, 30% zeigten keinen Erfolg, davon waren","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turbericht.\n313\n10\u201412% solche, bei denen die Hypnotisierung nicht gelang. Am zug\u00e4nglichsten f\u00fcr die Suggestivbehandlung erwiesen sich die St\u00f6rungen in der Sexualsph\u00e4re und unter den psychischen Symptomen besonders die Angstzust\u00e4nde und Zwangsvorstellungen.\tLiebmann (Bonn).\nKothe. Das Wesen und die Behandlung der Neurasthenie. Corresp.-Bl d. oMg. \u00e4rztl. Yer. in Th\u00fcringen. Weimar. 1894. 32 S.\nIn der Form eines Vortrages giebt K. einen \u00dcberblick \u00fcber das weite Gebiet, welches das Thema umfafst. Die Form ist klar, der Stoff gut gruppiert; der Abschnitt \u00fcber Therapie enth\u00e4lt manchen wertvollen Wink.\tLiebmann (Bonn).\nS. Landmann. Die Mehrheit geistiger Pers\u00f6nlichkeiten in einem Individuum. Stuttgart, Enke, 1894.\t186 S.\nIn eingehenderWeise analysiert Verfasser die von Binet und Pierre Janet als Beweis f\u00fcr die gleichzeitige Th\u00e4tigkeit zweier verschiedener Bewufstseinssph\u00e4ren innerhalb eines Individuums angestellten Versuche an Hysterischen und spricht sich entschieden gegen die Annahme eines gleichzeitigen doppelten Bewufstseins aus. Jedem, der sich f\u00fcr diese in den letzten Jahren vornehmlich durch die Anregung franz\u00f6sischer Psychologen in Flufs gekommene Frage interessiert, kann die Lekt\u00fcre der LANDMANNSchen Studie empfohlen werden.\nAls Ergebnis seiner Beobachtungen und Deduktionen glaubt Verfasser den Nachweis hinstellen zu k\u00f6nnen, \u201edafs in einem und demselben Individuum eine wirkliche Vielf\u00e4ltigkeit der geistigen Pers\u00f6nlichkeit nur in abwechselnder Weise auftreten kann und dafs eine gleichzeitige Vielf\u00e4ltigkeit entweder nur durch den raschen Wechsel der die Pers\u00f6nlichkeit bildenden Geistesth\u00e4tigkeiten vorgespiegelt oder bei richtiger Auffassung der psychischen Vorg\u00e4nge als ein Zustand erkannt wird, in welchem sich gleichzeitig mit selbstbewufsten Th\u00e4tigkeiten auch unselbst-bewufste oder auch unbewufste zu erkennen geben. Durch die natur-gesetzm\u00e4fsig ineinander greifende Th\u00e4tigkeit der normal entwickelten Gehirnorgane, der subkortikalen grauen Kerne und der Grofshirnrinden-zellen wird die Bildung einer geistigen Pers\u00f6nlichkeit bedingt. Das Individuum, welches f\u00e4hig ist, nicht nur aller innerlich und \u00e4ufserlicb geweckten Vorstellungen, sondern auch aller Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchle sich bewufst zu werden, stellt eine vollkommene geistige Pers\u00f6nlichkeit dar. Das Individuum hingegen, das nur von einem Teile seiner Gef\u00fchls-, Sinnes- und Bewegungsvorstellungen das Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchl zum Bewufst-sein bringen kann, besitzt nur eine mehr oder minder unvollkommene geistige Pers\u00f6nlichkeit, und als eine solche Pers\u00f6nlichkeit kann jenes Individuum \u00fcberhaupt nicht betrachtet werden, welches von keiner geistigen Th\u00e4tigkeit, und mag sie noch so mannigfaltig sich entwickeln, ein Gef\u00fchl bewufst machen kann.\u201c\tPeretti (Grafenberg).\nBrosius. Die Verkennung des Irreseins. 2. Aufl. Leipzig, P. Friesenhahn. 1894.\t130 S.\nIn der Tagespresse weht schon seit l\u00e4ngerer Zeit ein b\u00f6ser Wind f\u00fcr Irren\u00e4rzte und Irrenanstalten, und von den verschiedensten Seiten","page":313}],"identifier":"lit29560","issued":"1895","language":"de","pages":"312-313","startpages":"312","title":"v. Schrenck-Notzing: Ein Beitrag zur psychischen und suggestiven Behandlung der Neurasthenie. Berlin, Herm. Brieger. 1894. 48 S.","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:47:15.663765+00:00"}