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{"created":"2022-01-31T12:55:29.731005+00:00","id":"lit29566","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Landmann, S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 362-374","fulltext":[{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"Der LAS\u00c8GUEsehe Symptomenkomplex.\nEine psychologische Studie.\nVon\nDr. S. Landmann.\nIn seinem Buche \u201eDer Geisteszustand der Hysterischen\u201c hat Pierre Janet1 die \u201ewesentlichen Bestandteile\u201c der diesen Komplex darstellenden \u201ewesentlichen Kennzeichen\u201c in folgenden S\u00e4tzen ausgedr\u00fcckt:\n\u201e1. Der Kranke ist unf\u00e4hig, irgendwelche Bewegung an der an\u00e4sthetischen Seite ohne Beih\u00fclfe des Gesichtssinnes auszuf\u00fchren.\n2.\tBei gewissen Versuchen kann die mit H\u00fclfe des Gesichtssinnes begonnene Bewegung dann ohne diese H\u00fclfe fortgesetzt werden.\n3.\tDie Gesichtsvorstellungen oder selbst die Tastempfindungen k\u00f6nnen die Gesichtswahrnehmungen ersetzen, vorausgesetzt, dafs sie dem Individuum gleich beim Beginne der Bewegung von der Lage des Gliedes Nachricht geben.\u201c\nIn meinem Buche \u00fcber \u201eDie Mehrheit geistiger Pers\u00f6nlichkeiten in Einem Individuum\u201c2 habe ich die Theorie aufgestellt, dafs die menschlichen Bewegungen, welche anfangs durch einfache Gef\u00fchlseindr\u00fccke entstehen, in den sp\u00e4teren Ent-wiekelungsstadien dadurch zu st\u00e4nde kommen, dafs in dem subkortikalen Bewegungszentrum durch die Vorstellungen des mit diesem verbundenen subkortikalen Sehzentrums Bewegungsvorstellungen allm\u00e4hlich gebildet werden, welche unmittelbar oder vermittelst des Gef\u00fchlszentrums in instinktive, bewufste oder selbstbewufste Muskelth\u00e4tigkeiten umgesetzt werden. In\n1\tSiehe diese Zeitschrift Bd. VII. S. 234.\n2\tVerlag von Ferd. Enke, Stuttgart 1894. 186 S.","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"Der Las\u00e8guesche Symptomenkomple\u00e6.\n363\neinem normalen Menschen kommt daher eine Bewegung, z. B, das Aufheben eines Armes, dadurch zur Ausf\u00fchrung, dafs die auf irgend eine Weise geweckte Bewegungsvorstellung, d. h die Vorstellung der diese Bewegung ausf\u00fchrenden Muskel-th\u00e4tigkeiten durch ein unmittelbares oder mittelbares Gef\u00fchl die Muskelkontraktionen auszul\u00f6sen gereizt wird. Die Bewegungsvorstellung von dem Aufheben eines Armes ist wohl immer die n\u00e4mliche ; aber die Bewegung selbst ist verschieden je nach der Stellung, welche der aufzuhebende Arm einnimmt. Von dieser Stellung kann durch das blofse Gef\u00fchl eine Sehvorstellung gebildet werden, und durch diese werden die Vorbereitungen getroffen, welche f\u00fcr die Hebebewegung des Armes notwendig sind.\nVon dieser Theorie ausgehend kann man die aufgestellten Kennzeichen des LAS\u00c8GUEschen Komplexes als die notwendige Folge der An\u00e4sthesie betrachten. Mag diese auf derBewufst-losigkeit der Gef\u00fchlsvorstellung oder des Th\u00e4tigkeitsgef\u00fchls beruhen, immer kann sie, solange als das motorische Gebiet intakt geblieben ist, nur den Anfang einer selbstbewufsten Bewegung verhindern. Denn da bei der Abwesenheit des Gef\u00fchls eine Vorstellung von der Lage des zu bewegenden an\u00e4sthetischen Teiles nur durch das Auge gebildet werden kann, so mufs bei geschlossenen Augen der Anfang einer Bewegung unm\u00f6glich gemacht sein. Ist dagegen die Bewegung unter Mitwirkung des Auges begonnen worden, so mufs sie, wenn das motorische Gebiet normal funktioniert, ohne Beih\u00fclfe des Auges fortgesetzt werden k\u00f6nnen.\nAls ein Beispiel von dem Verluste der Bewegung bei fehlender Mith\u00fclfe des Gesichtssinnes wird von Ch. Bell die folgende Beobachtung angef\u00fchrt. Eine Mutter wird, w\u00e4hrend sie ihr Kind n\u00e4hrt, von L\u00e4hmung befallen. Sie verliert die Muskelkraft der einen und gleichzeitig die Empfindung an der anderen K\u00f6rperh\u00e4lfte; nun ergab sich der merkw\u00fcrdige und wirklich in die Augen springende Umstand, dafs diese Frau ihr Kind nur dann mit dem muskelkr\u00e4ftigen, aber an\u00e4sthetisch gewordenen Arme am Busen festhalten konnte, wenn sie auf den S\u00e4ugling hinsah. Wenn sie durch die umgebenden Gegenst\u00e4nde von ihrer Aufmerksamkeit auf die Lage ihres Kindes abgelenkt wurde, so liefsen ihre Beugemuskeln allm\u00e4hlich naeh \u201eund das Kind lief Gefahr, zu Boden zu fallen\u201c. Bei einer","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nS. Landmann.\ngenaueren Betrachtung l\u00e4fst es sich jedoch erkennen, dafs an diesem Beispiele von einem LAS\u00c8GUEschen Symptomenkomplexe, ja von einer krankhaften Erscheinung \u00fcberhaupt Nichts entdeckt werden kann. Bei dieser Mutter wurden die kr\u00e4ftigen Muskeln des an\u00e4sthetischen Armes unter Leitung des Auges durch eine Bewegungsvorstellung selbstbewufst in jene Th\u00e4tig-keiten versetzt, welche notwendig sind, damit der S\u00e4ugling trotz seiner verschiedenen Bewegungen ungest\u00f6rt an der Brustwarze saugen kann. Die Th\u00e4tigkeit der kr\u00e4ftigen Armmuskeln mufste jeden Augenblick durch das Auge kontrolliert, d. h. es mufste immer wieder der Kopf des Kindes in die geeignete Lage gebracht werden. Sowie aber durch die von den umgebenden Gegenst\u00e4nden ausgehenden Sinneseindr\u00fccke\nandere Bewufstseinszellen in Anspruch genommen wurden,\n\u00ab\nmufste die Th\u00e4tigkeit jener Bewufstseinszellen unterbrochen werden, welche auf die Muskelth\u00e4tigkeit zum Halten des S\u00e4uglings gerichtet waren. Die Folge davon war, dafs die Beugemuskeln allm\u00e4hlich nachliefsen. Hierbei ist aber nicht die geringste Abnormit\u00e4t vorgekommen. Denn so oft man noch die Frage aufwerfen mag, wie viele verschiedene Vorstellungen in einem Menschen gleichzeitig bewufst gemacht werden k\u00f6nnen, so wird man durch eine sorgf\u00e4ltige Beobachtung immer zu dem Resultate gelangen, dafs immer nur eine Vorstellung auf einmal bewufst gemacht werden kann und dafs das gleichzeitige Bewufstwerden verschiedener Vorstellungen nur durch die Raschheit des Wechsels vorget\u00e4uscht wird. Wohl kann eine Bewegung, die genug einge\u00fcbt ist, um ohne ein Selbstbewufstsein ausgef\u00fchrt zu werden, gleichzeitig neben einer Aneinanderreihung von Bewufstseinsbildern stattfinden. Allein den S\u00e4ugling mit dem Arme immer genau an die Brust zu halten, kann keine einge\u00fcbte Bewegung sein, weil sie jeden Augenblick nach der Haltung des Kindes eingerichtet sein mufs. Es ist somit ganz nat\u00fcrlich, die willk\u00fcrliche Muskelth\u00e4tigkeit des Armes durch eine angeregte Denkth\u00e4tigkeit unterbrochen zu sehen. Aber auch diese wurde wieder durch die willk\u00fcrliche Muskelth\u00e4tigkeit unterbrochen. W\u00e4re dies nicht geschehen, so w\u00e4re das Kind nicht blofs Gefahr gelaufen, zu fallen, sondern wirklich gefallen. Nur durch eine rasche Wiederaufnahme dieser Bewegung konnte dies verh\u00fctet werden. Einer ganz normalen Mutter h\u00e4tte das N\u00e4mliche begegnen","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Der Las\u00e8gue s^he Sy mp tomenkomp lex.\n365\nk\u00f6nnen, vorausgesetzt, dafs die willk\u00fcrliche Muskelth\u00e4tigkeit mit einer anderen Geistesth\u00e4tigkeit nicht rechtzeitig abgewechselt h\u00e4tbe.\nAls richtige Beispiele des fraglichen Symptomenkomplexes scheinen nur die Beobachtungen angesehen werden zu k\u00f6nnen, welche von Pierre Janet durch Versuche festgestellt wurden. Mit der Erkl\u00e4rung dieser Beobachtungen sollen sich die folgenden Zeilen besch\u00e4ftigen.\nWenn eine Kranke ihren Kopf ab wendet und ihr an\u00e4sthetischer Arm durch einen Schirm verborgen wird, so f\u00fchrt sie mit dem unempfindlichen K\u00f6rperteile keine Bewegung aus, die man ihr auftr\u00e4gt, verh\u00e4lt sich aber je nach dem Falle in verschiedener Weise. Die Eine, wie die namentlich angef\u00fchrte Margarethe, sagt unter scheinbaren, aber fruchtlosen Anstrengungen und unter dem Ausdrucke der' Verzweiflung: \u201eIch kann es nicht, ich weifs nicht warum, aber ich kann den rechten Arm nicht heben.\u201c Eine Andere, wie Marie, oder B., antwortet, wenn sie aufgefordert wird, mit der unempfindlichen K\u00f6rperseite eine Bewegung zu machen: \u201eEs ist geschehen,\u201c bleibt aber dabei vollkommen ruhig.\nEs erscheint im hohen Grade zweifelhaft, ob diese Beobachtungen geeignet sind, die Thatsache festzustellen, dafs die willk\u00fcrlichen Bewegungen an\u00e4sthetischer K\u00f6rperteile bei fehlender Beih\u00fclfe des Gesichtssinnes v\u00f6llig verschwinden. H\u00e4tte bei diesen Kranken eine reine hysterische An\u00e4sthesie bestanden, so w\u00fcrde die eine Kranke Anstrengungen, eine aufgetragene Bewegung zu machen, entweder \u00fcberhaupt unterlassen, oder wenn nicht, keinenfalls vergeblich gemacht haben; die andere Kranke w\u00fcrde nicht eine Bewegung gemacht zu haben behaupten, von der sie wissen mufste, dafs sie unf\u00e4hig ist, sie zu machen. Man wird zur Beseitigung dieser Widerspr\u00fcche die Annahme sich gestatten d\u00fcrfen, dafs die hysterische An\u00e4sthesie in diesen F\u00e4llen mit einer funktionellen, d. h. hysterischen St\u00f6rung der zentralen Bewegungsvorg\u00e4nge verbunden war, durch welche die Ausf\u00fchrung der aufgetragenen Bewegung m\u00f6glicherweise auch unter Mitwirkung des Gesichtssinnes verhindert worden w\u00e4re. Die St\u00f6rung aber mufste in den beiden Beobachtungen eine verschiedene sein. Bei der einen Kranken mufs die Gesichts Vorstellung der Bewegung von dem die Bewegungsvorstellung bildenden motorischen","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"I\n366\tS. Landmann.\n9\nZentrum getrennt, aber mit den Hirnrindenzellen verbunden gewesen sein, von welchen die Bewegungsth\u00e4tigkeit bewufst gemacht wird. Infolge dieses Zustandes ist durch den Auftrag einer auszuf\u00fchrenden Bewegung zwar die Gesiehtsvorstellung dieser Bewegung geweckt worden, aber von ihr konnte nicht das motorische Zentrum zur Ausf\u00fchrung der Bewegung, sondern nur die Hirnrindenzelle zur Bewufstmachung der Bewegungsth\u00e4tigkeit erregt werden. Durch das angeregte Bewufstsein einer Bewegungsth\u00e4tigkeit konnte die Anstrengung einer unbestimmten Bewegungsth\u00e4tigkeit, aber nicht die Ausf\u00fchrung der bestimmten Bewegung hervorgerufen werden, und die Kranke, die bei einem ungest\u00f6rten Selbstbewufstsein die Erfolglosigkeit ihrer Anstrengungen erkennen mufste, hat das Bewufstsein ihrer Unf\u00e4higkeit mit den entsprechenden Worten ausgedr\u00fcckt. Bei der anderen Kranken mufs die Gesichts-vorstellung der aufgetragenen Bewegung nicht nur von dem motorischen Zentrum, sondern auch von dem Selbstbewufstsein der Bewegungsth\u00e4tigkeit, d. h. von den bewufstmachenden Himrindenzellen getrennt gewesen sein. Infolgedessen konnte durch sie weder eine Bewegungsvorstellung, noch das Selbstbewufstsein einer Bewegungsth\u00e4tigkeit erregt werden. Die Kranke konnte somit nicht einmal den Versuch einer Bewegungsth\u00e4tigkeit ausf\u00fchren; sie blieb im Gregenteile, ohne es zu wissen, vollst\u00e4ndig ruhig, hat sich aber durch den Mangel eines jeden Gef\u00fchlsbewufstseins zu dem Irrtum verleiten lassen, dafs die Bewegung ungehindert ausgef\u00fchrt wurde, und dies mit den Worten ausgedr\u00fcckt: \u201eEs ist geschehen.\u201c Es ist selbstverst\u00e4ndlich, dafs Hysterische, welche neben einer An\u00e4sthesie an solchen St\u00f6rungen des motorischen Gebietes leiden, auch unter Mitwirkung des Gesichtssinnes den an\u00e4sthetischen K\u00f6rperteil auf Verlangen nicht bewegen k\u00f6nnen, wie dies bei der hysterischen Abulie beobachtet wird. Die Kranken, an welchen durch Versuche der LAS\u00c8GUEsche Krankheitsprozefs nachgewiesen werden sollte, m\u00fcssen wenigstens in jenen Augenblicken neben einer hysterischen An\u00e4sthesie noch an einer hysterischen Abulie gelitten haben. Diese Annahme w\u00fcrde selbst durch die Thatsache nicht widerlegt werden, dafs die n\u00e4mlichen Kranken den an\u00e4sthetischen K\u00f6rperteil unter Beih\u00fclfe des Gesichtssinnes zu bewegen im st\u00e4nde sind. Denn die Raschheit, mit welcher die hysterischen Zust\u00e4nde wechseln.","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"Der Las\u00e8guesche Symptomenlcomplex.\n367\nist durch zu zahlreiche Beobachtungen festgestellt, um jemals auffallend zu erscheinen.\nPierre Janet hat die soeben besprochenen Versuchsergebnisse allerdings auf eine andere Weise erkl\u00e4rt. Er nimmt an, dafs die hysterische An\u00e4sthesie auf nichts Anderem, als einer ganz besonderen Art von Zerstreutheit beruht, die durch automatische Angew\u00f6hnung umgeformt ist. Es entgeht ihm nicht der Widerspruch, welcher darin liegt, dafs \u201eder Kranke, obwohl zerstreut, doch im st\u00e4nde ist, ohne Beih\u00fclfe des Gesichts an der empfindenden K\u00f6rperh\u00e4lfte Bewegungen auszuf\u00fchren, aber gen\u00f6tigt ist, hinzusehen, wenn es sich um die unempfindliche K\u00f6rperh\u00e4lfte handelt\u201c. Zur L\u00f6sung dieses Widerspruches begn\u00fcgt er sich nicht mit der Annahme, dafs der Kranke, wenn es sich um die empfindungslose K\u00f6rperseite handelt, \u201eaus einer gr\u00f6fsern Zerstreutheit heraustreten mufs\u201c, sondern er f\u00fcgt noch die weitere Annahme hinzu, dafs durch die An\u00e4sthesie \u201eoft eine nebenher laufende Amnesie herbeigef\u00fchrt wird\u201c. \u201eDer an\u00e4sthetische Kranke, der die Augen wegwendet, f\u00fchlt dann seinen Arm nicht mehr; ja noch mehr, er vergifst diesen ganz, er ist nicht mehr im st\u00e4nde, irgendwie an diesen zu denken.\u201c Allein hierdurch ist der Widerspruch nicht beseitigt. Denn wenn der Kranke durch seine Zerstreutheit seinen Arm nicht nur zu f\u00fchlen, sondern auch an ihn zu denken verhindert ist, so ist doch kein Grund zu erkennen, warum durch die Amnesie, die Denkunf\u00e4higkeit, die Zerstreutheit nicht auch die Bewegung des empfindenden Teiles verhindert werden soll. Wenn es wahr w\u00e4re, dafs, wie angenommen wird, Wahrnehmungen und Vorstellungen eines andern Sinnesgebietes, am h\u00e4ufigsten des Gesichtssinnes, den Kranken an den unempfindlichen Arm erinnern, mufs es doch sehr auffallend erscheinen, dafs hierzu immer der Gesichtseindruck notwendig ist und die Erinnerung an den an\u00e4sthetischen Arm nicht auch einmal durch die Geh\u00f6rseindr\u00fccke des gesprochenen Befehles, den Arm zu heben, geweckt werden k\u00f6nnte.\nDafs die Bewegungsunf\u00e4higkeit an\u00e4sthetischer Glieder nicht allein durch die An\u00e4sthesie selbst, sondern auch durch gleichzeitige St\u00f6rungen der psychischen Bewegungsvorg\u00e4nge bedingt sein kann, wird durch Beobachtungen sehr wahrscheinlich gemacht. Zwei Hysterische erhalten bei abgewendeten Augen die Suggestion, dafs sie ihren linken an\u00e4sthetischen Arm sehen,","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nS. Landmann.\nwie er sich hebt und vor die Augen legt. Sie geben an, den Arm zu sehen, und in demselben Augenblicke hat sich der Arm auch wirklich erhoben und vor die Augen gelegt. Aber sie wissen nichts davon, glauben nicht einmal die Bewegung vollzogen zu haben und man kann sogar, ohne dafs sie sich darum k\u00fcmmern, den Bewegungen des Armes Einhalt thun. Bei diesen Versuchen m\u00fcssen die suggerierten Sehvorstellungen des bewegten Armes geweckt und sogar zum Selbstbewufstsein gebracht worden sein, denn die Kranken gaben an, dafs sie den Arm sahen. Von diesen Sehvorstellungen m\u00fcssen aber auch die Bewegungsvorstellungen des motorischen Zentrums in Th\u00e4tigkeit versetzt worden sein, denn die suggerierten Bewegungen sind zu st\u00e4nde gekommen. Bas motorische Zentrum mufs aber von den Bewufstseinszellen der Bewegungsth\u00e4tigkeit getrennt gewesen sein; denn die Kranken wufsten nichts von den Bewegungen ihrer an\u00e4sthetischen Glieder. W\u00e4re diese Leitung ungest\u00f6rt gewesen, so w\u00fcrden diese Kranken ebenso gut gewufst haben, dafs sie die Bewegungen der Arme ausgef\u00fchrt haben, als sie gewufst haben, dafs sie den Arm sahen.\nBer Versuch Pierre Janets, diese Beobachtungen durch die Annahme Charcots zu erkl\u00e4ren, dafs es Seh-, H\u00f6r- und Bewegungs-Menschen gibt, mufs deswegen als mifslungen bezeichnet werden, weil durch ihn wohl das Zustandekommen der Bewegung, aber nicht die Bewufstlosigkeit derselben erkl\u00e4rt werden kann. Benn wenn es auch wahr sein sollte, dafs \u201ejeder Mensch sich f\u00fcr den Bedarf des Alltaglebens dieser oder jener Vorstellung mit Vorliebe bedient\u201c, so wird es doch keinen Menschen geben, der bei normalen geistigen Vorg\u00e4ngen durch das Vorherrschen einer gew\u00f6hnten Vorstellung das Bewufstsein seiner Bewegungen verlieren sollte.\nBer eben erw\u00e4hnte Versuch gelingt auch bei einer Kranken, Hamens Leonie, welche an einer linksseitigen Hemian\u00e4sthesie leidet. Bei ihr ruft die Gesichtshalluzination des bewegten Armes, wenn ihre Augen geschlossen sind, links eine Bewegung hervor. Will man hingegen eine rechtsseitige Bewegung her-vorrufen, so mufs man eine entsprechende Tast- und Muskel-sinns-Halluzination suggerieren, w\u00e4hrend diese Suggestion auf den linken Arm keine Wirkung aus\u00fcben w\u00fcrde.\nZur Erkl\u00e4rung dieser Erscheinungen kann man jedoch","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Der Las\u00e8guesche SymptomenJcomplex.\n369\nnicht, wie dies Pierre Janet thut, die Annahme herbeiziehen, dafs die Kranke f\u00fcr die linksseitigen Bewegungen Gesichtsvorstellungen, f\u00fcr die rechtsseitigen hingegen kin\u00e4sthe-tische Vorstellungen verwendet. Denn die Kranke thut \u00fcberhaupt nichts bei diesen Versuchen, sondern es geschieht an ihr nur, was \u00fcberhaupt notwendigerweise geschehen mufs. Wollte man aber auch die Annahme gelten lassen, dafs bei dieser Kranken durch zuf\u00e4llige Angew\u00f6hnung die Bewegungen der linken Seite auf eine andere Weise, als die der rechten zu st\u00e4nde kommen, so bliebe doch noch die Frage zu beantworten \u00fcbrig, auf welchen inneren Vorg\u00e4ngen die verschiedene Entstehungsweise der Bewegungen beruht. Im normalen Zustande wird, wie man doch annehmen mufs und wie ich oben dargelegt habe, jede instinktive, bewufste und selbstbewufste Bewegung auf immer gleiche Weise zur Ausf\u00fchrung gebracht. Wenn hier an einer und derselben Kranken die n\u00e4mliche Bewegung durch Suggestion, d. h. durch die Erweckung einer bewufsten, aber isolierten BewegungsVorstellung auf der rechten Seite anders, als auf der linken hervorgebracht werden mufs, so wird man zur Erkl\u00e4rung doch den Grund dieser Verschiedenheit aufzusuchen nicht unterlassen d\u00fcrfen. Auf diese Weise kann man zu der folgenden Anschauung gelangen. Auf der rechten Seite befinden sich Gef\u00fchl und Bewegung im normalen Zustande. Da nun in diesem bei einem erwachsenen Menschen die einfachen, gen\u00fcgend einge\u00fcbten Bewegungen nicht mehr durch Sehvorstellungen ihren Anreiz erhalten, so erscheint es ganz nat\u00fcrlich, dafs nicht durch eine suggerierte Sehvorstellung, sondern nur durch eine suggerierte Bewegungs Vorstellung (eine Tast- oder Muskelsinns-Halluzination) das Bewegungszentrum zur Th\u00e4tigkeit gereizt werden kann. Wenn nun bei der n\u00e4mlichen Kranken f\u00fcr die linke an\u00e4sthetische Seite das motorische Zentrum von den die Bewegungsvorstellungen bewufst machenden Hirnrindenzellen getrennt ist, so kann selbstverst\u00e4ndlich das motorische Zentrum nicht durch eine bewufste Bewegungsvorstellung, sondern nur durch eine S eh vor Stellung in Th\u00e4tigkeit versetzt werden.\nEin Beweis daf\u00fcr, dafs eine an\u00e4sthetische Kranke trotz normaler Bewegungsf\u00e4higkeit bei der Ausf\u00fchrung einer Bewegung den an\u00e4sthetischen Teil sehen mufs, um eine Vorstellung von seiner Lage sich zu verschaffen, geht aus den\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie Vlii.\t24","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\n\u00a3. Landmann.\nBeobachtungen hervor, dafs solche Kranke von ihren an\u00e4sthetischen Teilen nur ganz wenig und nur anfangs etwas zu sehen brauchen, um eine Bewegung machen zu k\u00f6nnen. Dagegen k\u00f6nnen sie die einmal begonnene Bewegung ohne Mitwirkung des Auges solange fortsetzen, als keine Unterbrechung eintritt. Erfolgt diese, so wird der wiederholte Anfang der Bewegung durch die Abwendung des Gresichtes unm\u00f6glich gemacht.\t,\nIn allen derartigen F\u00e4llen k\u00f6nnen nicht, wie Pierre Janet behauptet, die kin\u00e4sthetischen Vorstellungen entfallen und durch stellvertretende Versinnlichung ersetzt sein. Denn selbst dort, wo eine stellvertretende Versinnlichung beim Zustandekommen einer Bewegung mitwirkt, kann sie die Bewegungsvorstellungen nur bilden oder erwecken, niemals aber ersetzen. Eine Kranke, bei welcher die kin\u00e4sthetischen Vorstellungen wirklich wirkungslos geworden sind, kann ohne Mitwirkung des Auges den an\u00e4sthetischen Teil ebensowenig, als bei blofser An\u00e4sthesie zu bewegen beginnen. Aber das Verhalten ist insofern ein anderes, als die Kranke nicht einfach unbewegt bleibt, sondern, wie die mitgeteilten Beobachtungen gelehrt haben, entweder weifs, dafs sie die Bewegungen nicht machen kann, oder, durch das Gef\u00fchl get\u00e4uscht, eine Bewegung gemacht zu haben behauptet, die sie nicht gemacht hat.\nEs er\u00fcbrigt noch, die folgenden \u201ewunderlichen Erscheinungen\u201c zu erkl\u00e4ren, die als \u201eungew\u00f6hnliche Abarten\u201c des in Kede stehenden Symptomenkomplexes angesehen werden.\n1. Synkinesie. Wird die linksseitig an\u00e4sthetische Leonie bei geschlossenen Augen aufgefordert, den rechten Arm zu heben, so thut sie es in tadelloser Weise. Wird sie dann aufgefordert, den linken Arm zu heben, so hebt sie beide Arme zugleich. Dabei f\u00fchrt sie auch, ohne hinzusehen, die feinsten Fingerbewegungen aus, aber nur gleichzeitig und symmetrisch mit den Bewegungen des rechten Armes.\nBei der Erkl\u00e4rung dieses Versuches geht Pierre Janet von der Annahme aus, dafs die motorischen Vorstellungen der symmetrischen Bewegungen nahezu gleichartig und leicht mit einander zu verwechseln seien. \u201eBei Leonie,\u201c sagt er, \u201esind die Bewegungsvorstellungen f\u00fcr den rechten Arm klar und voneinander gesondert ; die gleichen Bewegungsvorstellungen f\u00fcr den linken Arm sind hingegen verworren und verschmelzen","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Der Las\u00e8guesche Symptomenkomplex.\n371\nin unl\u00f6slicher Weise mit den symmetrischen Vorstellungen des rechten Armes. \u201c W\u00e4re diese Annahme richtig, so m\u00fcfste doch diese Verworrenheit und Verschmelzung der symmetrischen Bewegungsvorstellungen an der Kranken auch bei ge\u00f6ffneten Augen sich zu erkennen geben ; es d\u00fcrften aber nicht bei offenen Augen die Bewegungsvorstellungen des linken Armes von denen des rechten, ganz wie im normalen Zustande, getrennt und unterschieden sein.\nRichtiger erscheint vielleicht die Erkl\u00e4rung, cdafs durch die vorhandene An\u00e4sthesie zwar der Anfang der Bewegung ohne Mith\u00fclfe des Auges unm\u00f6glich gemacht wird, dafs aber durch die Gleichzeitigkeit der rechtsseitigen Bewegung die n\u00e4mliche Bewegungsvorstellung auch ohne Mitwirkung des Auges f\u00fcr die linke Seite in Th\u00e4tigkeit versetzt wird, wie f\u00fcr die rechte, was um so weniger auffallen kann, als die zentralen Bewegungsvorg\u00e4nge auch f\u00fcr die an\u00e4sthetische Seite ungest\u00f6rt sind. Hier wird f\u00fcr den an\u00e4sthetischen Teil die Gesichtswahrnehmung durch das Bewufstsein der normalen Seite ersetzt.\nEine Kranke, Namens M., sucht, wenn sie aufgeiordert wird, die rechte oder die linke Hand zu erheben, nach einem Kennzeichen, indem sie auf die beringte Hand hinsieht. Ohne dieses Erkennungszeichen hebt sie die H\u00e4nde ganz planlos in die H\u00f6he und l\u00e4fst zwischen rechts und links keinen Unterschied erkennen. Um diese Erscheinung zu erkl\u00e4ren, mufs man annehmen, dafs bei der Kranken die Geh\u00f6rsvorstellung \u201erechts\u201c nicht mit der Sehvorstellung der rechten Hand, sondern mit der eines Ringes verbunden ist. Diejenige Hand, von welcher beim Anblick die Wahrnehmung eines Ringes hervorgebracht wird, ist die rechte, diejenige, von welcher diese Wahrnehmung nicht hervorgebracht wird, die linke. Kann die Kranke ihre H\u00e4nde sehen, wird sie auf ergangene Aufforderung die beringte Hand als die rechte, die unberingte als die linke erheben. Kann sie aber die H\u00e4nde nicht sehen, wird sie planlos die H\u00e4nde erheben und kann einen Unterschied zwischen den beiden Seiten nicht bemerken. Pierre Janet nimmt an, dafs hier \u201edurch eine vollst\u00e4ndige Amnesie die \u00fcberaus feinen Unterscheidungsmerkmale der symmetrischen Eindr\u00fccke verloren gehen\u201c. Wenn man die Funktionsunterbrechung der Verbindungsfasern zwischen der Geh\u00f6rsvorstellung\n24*","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nS. Landmarm.\n\u201erechts\u201c und der Sehvorstellung des rechten Armes als eine Amnesie bezeichnen will, so ist dagegen um so weniger etwas zu erinnern, als jedes Vergessen, das nicht organisch bedingt ist, auf einer derartigen bleibenden oder vor\u00fcbergehenden Verbindungsunterbrechung beruht. Von einer \u201evollst\u00e4ndigen Amnesie\u201c wird man in diesem Falle ebensowenig, als von den \u00fcberaus feinen Unterscheidungsmerkmalen der symmetrischen Eindr\u00fccke etwas erkennen.\n2.\tAllokinesie. Bei der soeben besprochenen Kranken kommt es zu gewissen Zeiten vor, dafs sie, aufgefordert, den rechten Arm zu heben, ohne Z\u00f6gern und rasch gerade den linken erhebt, und so auch umgekehrt. Hier hat sich unter dem Einfl\u00fcsse verschiedener anderer geistiger St\u00f6rungen an die Geh\u00f6rsvorstellung \u201erechts\u201c die Sehvorstellung des linken und an die Geh\u00f6rsvorstellung \u201elinks\u201c die Sehvorstellung des rechten Armes angeschlossen. Die Verkehrtheit der Bewegung beruht hierauf einer falschen Verbindung zweier Vorstellungen, wie solche im Alltagsleben bei ganz gesunden, aber geistesbeschr\u00e4nkten Menschen vorkommt. \"Wie das Subjekt, an welchem diese und die unmittelbar vorher besprochene St\u00f6rung beobachtet wurde, ein und das n\u00e4mliche ist, so beruhen auch die beiden Arten von St\u00f6rungen auf einem und demselben krankhaften Zustande. Wie diese Allokinesie, was Pierre Janet zur Erkl\u00e4rung annimmt, mit dem Umstande im Zusammenh\u00e4nge steht, dafs bei Hysterischen Bewegungsvorg\u00e4nge sehr h\u00e4ufig von der einen Seite auf die andere \u00fcbergehen, ist zu wenig begr\u00fcndet, um einer Pr\u00fcfung unterzogen werden zu k\u00f6nnen.\n3.\tHeterokinesie. Ein von Briquet beschriebener \u201esehr merkw\u00fcrdiger Vorgang\u201c, der von Pierre Janet diese Bezeichnung erhalten hat, besteht im Folgenden: Die Muskeln eines an\u00e4sthetischen K\u00f6rperteils f\u00fchren bei einer Hysterischen, welche die Augen geschlossen hat, Bewegungen aus, die den beabsichtigten gerade entgegengesetzt sind. \u201eSo \u00f6ffnet sich die Hand, wenn die Kranke beabsichtigt, sie zu schliefsen. Will sie eine Streckbewegung ausf\u00fchren, so vollzieht sich eine Beugebewegung.\u201c Diese Erscheinungen lassen sich durch die Annahme erkl\u00e4ren, dafs in dem Gehirne einer solchen Kranken durch irgend welche Vorg\u00e4nge die Bewegungsvorstellungen mit den entgegengesetzten Geh\u00f6rsvorstellungen,","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Der L\u00e4se g ne sehe Symptomenkomplex.\n373\nanstatt mit den entsprechenden, verbunden sind. Die Bewegungsvorstellung des Beugens ist von der Geh\u00f6rsvorstellung \u201eBeugen\u201c getrennt und mit der Geh\u00f6rsvorstellung \u201eStrecken\u201c verbunden. \u201eVon der geweckten Bewegungsvorstellung des \u00d6ffnens wird in dem Gehirne der Kranken das Wort \u201eSchliefsen\u201c, und von der BewegungsvorStellung des Schliefsens das Wort \u201e\u00d6ffnen\u201c ausgel\u00f6st. \u00c4ufsert die Kranke bei geschlossenen Augen, was sie zu thun angeregt ist, so mufs sie dies mit dem entgengesetzten Worte bezeichnen. Hat aber die Kranke die Augen ge\u00f6ffnet, so werden die Bewegungen unter der Bedingung richtig bezeichnet, dafs die Sehvorstellungen der Bewegungen mit den entsprechenden Geh\u00f6rsvorstellungen verbunden sind. Diese Kranke hat mit der vorher erw\u00e4hnten das Gemeinschaftliche, dafs entgegengesetzte Geh\u00f6rsvorstellungen an andere Vorstellungen augeschlossen sind, und der Unterschied liegt nur darin, dafs bei der letzteren die entgegengesetzten Geh\u00f6rsvorstellungen mit den Bewegungsvorstellungen, bei der vorhergehenden mit den Sehvorstellungen verbunden sind. Die Erkl\u00e4rung Pierre Janets, \u201edafs hier immer jene ungenauen Unterscheidungen und aufsergewohnlichen Verbindungen unrichtig erfafster Vorg\u00e4nge zu Grunde liegen\u201c, ist wohl kaum im st\u00e4nde, \u00fcber diese hysterischen Erscheinungen ein klares Verst\u00e4ndnis zu verschaffen.\nDie funktionellen St\u00f6rungen, welche als LAS\u00c8GUEscher Symptomenkomplex bezeichnet wurden, lassen sich auf die folgenden psychischen Vorg\u00e4nge zur\u00fcckf\u00fchren.\n1.\tDie reine hysterische An\u00e4sthesie eines K\u00f6rperteiles macht bei fehlender Mitwirkung des Auges wohl den Anfang einer anbefohlenen Bewegung, aber nicht die Fortsetzung derselben unm\u00f6glich.\n2.\tAn\u00e4sthetische Arme, deren Muskeln unter Mitwirkung des Auges in Th\u00e4tigkeit gesetzt wurden, unterliegen dem n\u00e4mlichen Gesetze, wie die normalen, insofern, als ihre selbst-bewufste Th\u00e4tigkeit neben einer selbstbewufsten Sinnesth\u00e4tigkeit unm\u00f6glich ist.\n3.\tNeben einer hysterischen An\u00e4sthesie k\u00f6nnen im motorischen Zentralgebiete Funktionsst\u00f6rungen bestehen, durch welche die Ausf\u00fchrung einer Bewegung verhindert wird, und dies auf zweierlei Weise, entweder durch eine blofse Trennung des","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nS. Landmann.\nmotorischen Zentrums von dem subkortikalen Sehzentrum oder durch dessen gleichzeitige Trennung von den Hirnrind en zellen, von welchen die Bewegungsth\u00e4tigkeit bewufst gemacht wird.\n4.\tDie Gesichtshalluzinationen suggerierter Bewegungen ersetzen bei hysterischer An\u00e4sthesie das fehlende Bewegungs-bewufstsein in der Einwirkung auf das motorische Zentrum. Besteht aber f\u00fcr die empfindliche Seite einer Hysterischen eine normale Verbindung zwischen dem Bewufstsein der Bewegung und dem motorischen Zentrum, so wird durch die Gesichtshalluzination einer suggerierten Bewegung das motorische Zentrum nicht erregt.\n5.\tDie Gesichtswahrnehmungen der an\u00e4sthetischen Seite k\u00f6nnen durch die bewufsten Bewegungsvorstellungen der symmetrischen empfindenden Seite ersetzt werden.\n6.\tEine Geh\u00f6rsvorstellung kann bei einer Hysterischen von der entsprechenden Gesichtsvorstellung einer Bewegung getrennt und daf\u00fcr mit der Gesichtsvorstellung einer anderen Bewegung verbunden sein.\n7.\tEine Geh\u00f6rsvorstellung kann von der entsprechenden Bewegungsvorstellung getrennt und daf\u00fcr mit der entgegengesetzten verbunden sein.","page":374}],"identifier":"lit29566","issued":"1895","language":"de","pages":"362-374","startpages":"362","title":"Der Las\u00e8guesche Symptomenkomplex: Eine psychologische Studie","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:55:29.731010+00:00"}