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{"created":"2022-01-31T13:49:06.795051+00:00","id":"lit29570","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ufer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 387-388","fulltext":[{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turbericht.\n387\nund Kapitel hin wiese. Denn dafs dem Verfasser der Inhalt der von ihm zitierten Arbeiten nicht v\u00f6llig bekannt sei, darf doch gewifs nicht angenommen werden. Das Ergebnis ist, dafs der Leser notwendig vom Gegensatz der Meinungen ein falsches Bild bekommen mufs, dafs er in Gefahr ist, als Vertreter der vom Verfasser zuf\u00e4llig ausgew\u00e4hlten und charakterisierten Theorien gelegentlich einmal auch solche anzusehen die dagegen energischen Protest erheben w\u00fcrden. Dafs auch jener Hinweis mitunter, ohne ersichtlichen Grund, unterbleibt, macht die Sache nicht besser, sondern erh\u00f6ht nur die Schwierigkeit einer wirklichen Orientierung. Es w\u00e4re unter solchen Umst\u00e4nden richtiger gewesen, wenn der Verfasser die Vorstellung, dafs ihm an solcher Orientierung oder gar an ernstlicher Auseinandersetzung mit den Gegnern gelegen sei, von vornherein nicht erweckt h\u00e4tte; noch zweckm\u00e4fsiger w\u00fcrde es mir erscheinen, wenn er sie ausdr\u00fccklich abgewiesen h\u00e4tte.\nDes Verfassers Standpunkt ist einigermafsen bezeichnet durch die Mitteilung, welchen Psychologen er das Meiste verdanke. Es sind Wtjndt, Bibot, Ward, Ladd, M\u00fcnsterberg und James. Letzteren r\u00fchmt er als \u201eeminently modern\u201c. Eine Kritik des Standpunktes und der Art der Durchf\u00fchrung ist hier unm\u00f6glich. Gerne erkenne ich den Beichtum des Inhaltes an ; nicht minder eine gewisse einfache, klare Art der Darstellung. Ich vermisse aber vielfach die Sicherheit und Vollst\u00e4ndigkeit der Analyse der Thatsachen, dieser ersten Aufgabe der Psychologie, die Sch\u00e4rfe der Unterscheidungen, das Erfassen der eigentlichen Probleme, auch wohl die gen\u00fcgende Kritik gegen\u00fcber einer nur im \u00fcblen Sinne \u201emodernen\u201c Weise, wirkliche oder hypothetische Thatsachen bestimmter Art zu Erkl\u00e4rungsgr\u00fcnden zu machen, nicht weil man zeigen oder wahrscheinlich machen kann, dafs sie dazu sich eignen, sondern weil es nun einmal nach dem Vorg\u00e4nge dieser oder jener Autorit\u00e4t \u00fcblich geworden ist, sie dazu zu machen, oder weil sie, als relativ neue Objekte psychologischer Betrachtung, auf die wissenschaftliche Phantasie einen besonderen Beiz aus\u00fcben.\tTh. Lipps.\nM. W. Shinn. Notes on the development of a child. University of California Studies. Berkeley. Published by the University. 1894. 88 S.\nIn den Forschungen zur Kinderpsychologie lassen sich gegenw\u00e4rtig\nder Hauptsache nach zwei Bichtungen unterscheiden. Die eine, als\nderen bedeutendster Vertreter Bernard P\u00e9rez angesehen werden kann,\nhat ihre St\u00e4rke in dem Umfange des Materials und in dem Streben,\nder geistigen Entwickelung nicht dieses oder jenes Kindes, sondern des\nKindes \u00fcberhaupt auf die Spur zu kommen. Dabei macht sich jedoch\n\u2022 \u2022\nnur zu leicht der Ubelstand geltend, dafs das Beobachtungsmaterial, welches dem einzelnen Forscher von anderer Seite zukommt oder aus Biographien und Erzeugnissen der sch\u00f6nen Litteratur stammt, zu wenig genau und gesichert ist. Diesem Mangel entgeht die PaEYERSche Dichtung, die sich zwar als Endziel auch die Erforschung der Kindesnatur im allgemeinen setzt, vorerst aber auf die genaue Beobachtung des Individuums das Hauptgewicht legt, also vorwiegend biographischer, nicht vergleichender Art ist.\n25*","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n3 88\nNirgends wird die Kinderpsychologie gegenw\u00e4rtig mehr gepflegt, als in dem auch in wissenschaftlicher Beziehung m\u00e4chtig aufbl\u00fchenden Nordamerika, das zahlreiche Vertreter beider Richtungen aufzuweisen hat. Die Namen G. St. Hall, Baldwin und Tracy sind weithin bekannt; zu ihnen gesellt sich jetzt der einer jungen Dame, von der nach den Anf\u00e4ngen zu hoffen steht, dafs sie ihrer Landsm\u00e4nnin Christine Ladd Franklin auf dem G-ebiete der Psychologie, wenn auch in anderer Richtung arbeitend, ebenb\u00fcrtig zur Seite treten wird.\nDiese Anf\u00e4nge bestehen in Beobachtungen \u00fcber die ersten zwei Lebensjahre eines Rindes, schliefsen sich also der Weise Preyers an, auf dessen wohlbekanntes Buch auch stets Bezug genommen wird. Soweit das Ergebnis der Beobachtungen in den Druckschriften der Universit\u00e4t Berkeley bis jetzt ver\u00f6ffentlicht ist, liegt es uns in einem Sonderdrucke vor. Aufser einem Kapitel \u00fcber Gr\u00f6fsen- und Gewichtsmessungen w\u00e4hrend der angegebenen Zeit finden wir Angaben \u00fcber die Entwickelung der Gesichtsth\u00e4tigkeit, und zwar \u00fcber Lichtempfindlichkeit, Bewegung der Augenlider und der Aug\u00e4pfel, Fixierung der Gegenst\u00e4nde, Richtung des Blickes, Wahrnehmung der Farbe, der Form, \u00fcber das Verhalten beim Anblick bildlicher Darstellungen, das Interesse beim Lesen \u00fcberhaupt und die Auslegung des Gesehenen. Die Beobachtungen stimmen nicht immer mit denen Preyers \u00fcberein, z. B. bei den Bewegungen der Augenlider, beim Eindr\u00fccke der Farben und ihrer Unterscheidung (\u201eMy niece was undoubtedly much in advance in point of time, having before she was two years old as complete a knowledge of colour as Preyers child of three; and in the rapidity and spontaneity with which she acquired that knowledge\u201c). In der Deutung des Beobachtungsmaterials ist die Verfasserin vorsichtig; doch widerspricht sie gelegentlich Preyer (\u201ePreyer suggests that the length of a childs arm must be its first measure of distance ; I should not say so, for even before it can seize it has repeatedly had opportunity to measure the distance across the room by being carried to or from objects whose appearance it is familiar with\u201c.).\nWenn die Fortsetzung dem Anf\u00e4nge entspricht, so hat Miss Shinn einen t\u00fcchtigen Schritt auf dem m\u00fchsamen WAge der Kindesforschung gethan. Allerdings wird es noch langer gemeinsamer Arbeit bed\u00fcrfen, bis die PREYERSche Richtung an die vergleichende Th\u00e4tigkeit in gr\u00f6fserem Umfange gehen kann. Bis dahin m\u00fcssen die Werke von P\u00e9rez, Baldwin, Tracy und Compayr\u00e9 aushelfen.\tUfer (Altenburg).\nR. Keller. P\u00e4dagogisch-psychometrische Studien. I. Vorl\u00e4ufige Mit-. teilung. Biolog. Cenfralbl 1894. Bd. XIV. S. 24\u201432 u. 38\u201453.\nJede l\u00e4ngere geistige Anspannung f\u00fchrt zu einer Erm\u00fcdung des Gehirns. Diese Erm\u00fcdung ist zweifellos ein chemischer Vorgang, be-einflufst die Zusammensetzung des Blutes und wird daher durch den Blutkreislauf auch auf die \u00fcbrigen Organe \u00fcbertragen, also generalisiert. Demnach b\u00fcfsen zugleich mit dem Erm\u00fcden des Gehirns auch die Muskeln an Leistungsf\u00e4higkeit ein, und zwar nicht nur an sich, sondern auch deswegen, weil jedenfalls die von einem erm\u00fcdeten Gehirn aus-","page":388}],"identifier":"lit29570","issued":"1895","language":"de","pages":"387-388","startpages":"387","title":"M. W. Shinn: Notes on the development of a child. University of California Studies. Berkeley. Published by the University. 1894. 88 S.","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:49:06.795056+00:00"}