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{"created":"2022-01-31T13:39:34.618952+00:00","id":"lit29580","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lipps, Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 393-395","fulltext":[{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturb er icht.\n393\nder harte Gaumen unempfindlich. Im AnschluXs hieran macht K. darauf aufmerksam, daft sich hei niederen wasserbewohnenden Vertebraten auf der K\u00f6rperfl\u00e4che zerstreut Schmeckbecher finden, dafs diese ganz analog den Z\u00e4hnen sich sp\u00e4ter erst auf den Kopf - und dann auf den Eingang des Verdauungskanals beschr\u00e4nken, und dafs ihre gr\u00f6fsere Ausdehnung im kindlichen Munde wohl ein \u00dcbergangsstadium zu weiterer phylogenetischer Beschr\u00e4nkung der Lokalisation sei, wie sie der Erwachsene schon zeigt.\nWas die Intensit\u00e4t des Schmeckens an den verschiedenen Stellen anlangt, so ist Salz ziemlich \u00fcberall gleich gut zu schmecken. \u201eS\u00fcfs wird von der Spitze, Sauer vom Bande und Bitter von der Basis der Zunge am besten perzipiert.\u201c Die Ursache f\u00fcr diese verschiedene Verteilung wird wohl in Adaptationsvorg\u00e4ngen zu suchen sein. Die Methode der Versuche war die, dafs so lange immer gleiche Volumina immer konzentrierter werdender L\u00f6sungen aufgetragen werden, bis die Schwelle, die zugleich dann als Mafs der Empfindlichkeit benutzt ward, erreicht wurde.\tSchaefer (Bostock).\nM. J. Delboeuf. Une nouvelle illusion d\u2019optique. Rev. scientif., Bd. 51.\nKo. 8. S. 237\u2014241. (1893.)\nDer Verfasser zeigt an verschiedenen Beispielen, dafs die L\u00e4nge einer geraden Linie oder einer Distanz \u00fcbersch\u00e4tzt wird, je nachdem eine Figur \u2014 ein Bechteck, ein Kreis, ein paar parallele Linien, ein Dreieck etc. \u2014 von den beiden Enden der Linie oder Distanz nach aufsen oder nach innen sich erstreckt. Er meint, die Sache erkl\u00e4re sich daraus,, dafs das Auge im einen Falle von den Endpunkten der Linie oder Distanz nach innen, im anderen Falle nach aufsen gezogen werde. Diese Erkl\u00e4rung ist, wie sich leicht zeigen l\u00e4fst, unrichtig; die mitgeteilten Thatsachen aber geben zur Lehre von den optischen T\u00e4uschungen einen wertvollen Beitrag.\tTh. Lipps.\nLightxer Witmer. Zur experimentellen \u00c4sthetik einfacher r\u00e4umlicher Formverh\u00e4ltnisse. Mit 2 Figuren im Text und einer Figurentafel. Philos. Stud. IX., Heft 1, S. 76\u2014144 u. Heft 2, S. 207\u2014263. (1893.)\nDer Verfasser unterscheidet bei der \u00e4sthetischen Wirkung der Gestalten auf Wundts Autorit\u00e4t hin die Wirkung der Gliederung und die des Laufes der Begrenzungslinien. Er will zum Verst\u00e4ndnis der ersteren beitragen, indem er die Frage nach dem wohlgef\u00e4lligsten Formverh\u00e4ltnis von neuem untersucht. Ein wissenschaftliches Verfahren in dieser Hinsicht hat nach dem Verfasser erst Zeising eingef\u00fchrt. Nach einer Er\u00f6rterung fr\u00fcherer Versuche wird die Proportionslehre Zeisings kurz charakterisiert. Es folgt Fechners Begr\u00fcndung der experimentellen \u00c4sthetik mit den bekannten Versuchen \u00fcber den goldenen Schnitt. Dankenswert ist die Hinzuf\u00fcgung einiger bisher unver\u00f6ffentlichter Versuche Fechners \u00fcber wohlgef\u00e4lligste Ellipsen und das wohlgef\u00e4lligste","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nLitter a turbericht.\nVerh\u00e4ltnis zwischen der L\u00e4nge einer vertikalen Linie und der Gr\u00f6fse des Abstandes zwischen dem oberen Endpunkte derselben und einem dar\u00fcber befindlichen, in der Verl\u00e4ngerung der Linie liegenden Punkte. Daran schliefsen sich des Verfassers eigene Versuche,\nWichtig und verdienstlich ist die Bem\u00fchung, bei diesen Versuchen die optischen T\u00e4uschungen mit in Bechnung zu ziehen. Verfasser legt aufserdem besonderes Gewicht auf seine von der FECHsnitschen abweichende Methode der Wahl. Das Neue derselben besteht darin, dafs den W\u00e4hlenden eine vollst\u00e4ndige Beihe von Gr\u00f6fsenverh\u00e4ltnissen in stetiger Abstufung vorgelegt wurde. Diese Methode hat gewifs ihre Vorz\u00fcge, die Meinung aber, dafs dadurch das Mitspielen des assoziativen Faktors vermieden werde, ist ein Irrtum. Was sich bei Betrachtung r\u00e4umlicher Formen in gewifsem Mafse ausschliefsen l\u00e4fst, das sind die zuf\u00e4lligen und individuellen Assoziationen. Um so sicherer bleiben und wirken die notwendigen und allgemeinen. Es w\u00e4re vergeblich, etwa verhindern zu wollen, dafs das stehende Bechteck als stehend, d. h. sich aufrichtend, das liegende als liegend, d. h. horizontal sich ausbreitend, erscheine, dafs mit einem Worte an r\u00e4umliche Formen die Vorstellungen von Bewegungen, r\u00e4umlichen Verhaltungsweisen, formbildenden Th\u00e4tig-keiten sich heften, die eine tausendf\u00e4ltige, immer wieder sich erneuernde und \u00fcberall gleiche Erfahrung unl\u00f6sbar mit ihnen hat verwachsen lassen. Diese Vorstellungsverkn\u00fcpfungen sind aber die eigentlich \u00e4sthetischen Assoziationen. So haben denn auch bei des Verfassers Versuchen diese Assoziationen nicht gefehlt. Sie waren um so sicherer das eigentlich Bestimmende, als unter den W\u00e4hlenden, wie ausdr\u00fccklich mitgeteilt wird, nur Mitglieder des psychologischen Instituts in Leipzig sich befanden. Von Gebildeten erwartet man ein h\u00f6heres Verst\u00e4ndnis der Formen, als von Ungebildeten, und dies heifst nichts Anderes als : man erwartet, dafs in ihnen die Assoziationen, in denen eben das Formverst\u00e4ndnis besteht, sich reichlicher und fester gekn\u00fcpft haben. Wer die Wirkung des nackten Sinneseindruckes beobachten will, mufs zu den m\u00f6glichst Ungebildeten gehen. Verfasser meint, der Gebildete beobachte seine Gef\u00fchle besser. Um so schlimmer, wenn dies die W\u00e4hlenden gethan haben: denn nicht Gef\u00fchle zu beobachten, sondern unmittelbar nach ihnen zu handeln, war von ihnen gefordert; wer Gef\u00fchle beobachtet, bei dem ist es mit der reinen Wirkung derselben vorbei. Endlich, warum Mitglieder des psychologischen Instituts, also Herren, die vom goldenen Schnitt und seiner angeblichen Bedeutung geh\u00f6rt haben, vielleicht einer Schultheorie anh\u00e4ngen? Man sieht, die Auswahl der W\u00e4hlenden konnte f\u00fcr des Verfassers Zwecke nicht ung\u00fcnstiger sein.\nDie Versuche beziehen sich auf geteilte, auf rechtwinklig zu-sammenstofsende, endlich auf rechtwinklig sich kreuzende gerade Linien, weiterhin auf Bechtecke, Ellipsen, Dreiecke, Kreissegmente. Es ergab sich in den vier ersten der hier genannten F\u00e4lle neben dem Verh\u00e4ltnis der Gleichheit ein wohlgef\u00e4lligstes Verh\u00e4ltnis, das vom goldenen Schnitt nicht erheblich abwich. Die Ann\u00e4herung war am gr\u00f6fsten bei den Becht-ecken. Bei den Ellipsen fand sich eine Abweichung nach 2 : 3 hin. Die \u00fcbrigen Versuche ergaben kein Besultat. Wichtig ist die Erkenntnis,","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht\n395\ndafs die Versuche nicht erlauben, neben dem Verh\u00e4ltnis der Gleichheit ein zweites isoliertes Verh\u00e4ltnis, sondern dafs sie nur gestatten, ein Gebiet von Verh\u00e4ltnissen als besonders wohlgef\u00e4llig zu bezeichnen. Aus diesen und anderen nicht neuen, aber zwingenden Gr\u00fcnden weist der Verfasser die Meinung, als sei das mathematische Verh\u00e4ltnis des goldenen Schnittes als solches der Grund des Wohlgefallens, zur\u00fcck. Er setzt dagegen die Erkl\u00e4rung, dafs es sich um eine Kontrasterscheinung handle. In der That wird es so sein, nur dafs dieser Kontrast richtig bestimmt werden mufs. Ich meinesteils erachte ihn als richtig bestimmt, wenn man darunter versteht ein Verh\u00e4ltnis zweier zu einer einheitlichen Gesamtform zusammenwirkender formbildender Faktoren (Funktionen, r\u00e4umlicher Th\u00e4tigkeiten oder Verhaltungsweisen), das so geartet ist, dafs einerseits einer der Faktoren \u00fcber den anderen das entschiedene \u00dcbergewicht hat und damit den Grundcharakter der Form eindeutig bestimmt, andererseits doch zugleich, innerhalb der dadurch bezeichneten Grenzen, beide in relativem Gleichgewicht stehen, d. h. sich nach M\u00f6glichkeit, jeder in seiner Eigenart, auswirken. Damit erscheint das Verh\u00e4ltnis des goldenen Schnittes oder die wohlgef\u00e4lligste Ann\u00e4herung an dasselbe als Beispiel der Anwendung eines allgemeinen \u00e4sthetischen Prinzips.\nIch bemerke noch, dafs es in der Abhandlung an wertvollen Einzelbemerkungen nicht fehlt. Andere, weniger gl\u00fcckliche, vor allem diejenigen, in denen Augenbewegungen eine psychologisch unm\u00f6gliche Rolle spielen, verdanken wohl Schultraditionen ihr Dasein.\nTh. Lipps.\nL. Preis. Analyse der Begehrungen und deren Begriffsbestimmung mit kritischer R\u00fccksicht auf die Ansichten der HERBARTschen Schule.\nZeitschr. f. exakte Ph\u00fcos. Bd. 20. S. 263\u2014282. (1893.)\n\u2014 Kritische Beitr\u00e4ge zur Analyse der Gef\u00fchle. Ebd. S. 282\u2014300.\nFufsnoten belehren uns dar\u00fcber, dafs die erste dieser Abhandlungen 1859, die zweite 1861 als Gymnasialprogramm in G\u00f6rz zuerst gedruckt worden sei. Der ersten ist aufserdem eine empfehlende Besprechung von Volkmann aus dem Jahre 1860 beigegeben. \u201eKur Ansichten der HERBARTschen Schule\u201c werden nat\u00fcrlich in beiden Aufs\u00e4tzen hervorgehoben, und sicherlich sind sie nicht aus historischem Interesse in der Zeitschr. f. exakte Philos. reproduziert worden. Auf ihr klassisches Alter deutet \u00fcbrigens nicht nur die Methode der Untersuchung und die keusche Zur\u00fcckhaltung gegen\u00fcber den ungest\u00fcmen Fortschritten der Psychologie in den letzten 40 Jahren, sondern auch die mehrfache Korruption des Textes, die zur Konj ekturalkritik sch\u00f6nen Anlafs bietet.\nO. K\u00fclpe (W\u00fcrzburg).\nAlfred Binet et Victor Henri. Les actions d arret dans les ph\u00e9nom\u00e8nes de la parole. Revue philosophique. Bd. 37. S. 608\u2014620. (1894 Nr. 6.) Die Verfasser haben es unternommen, eine Anzahl Ph\u00e4nomene der Bewegungshemmung im Gebiete der Sprechbewe^ungen zu","page":395}],"identifier":"lit29580","issued":"1895","language":"de","pages":"393-395","startpages":"393","title":"Lightner Witmer: Zur experimentellen \u00c4sthetik einfacher r\u00e4umlicher Formverh\u00e4ltnisse. Mit 2 Figuren im Text und einer Figurentafel. Philos. Stud. IX., Heft 1, S. 76-144 u. 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