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{"created":"2022-01-31T13:37:07.538104+00:00","id":"lit29583","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Liebmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 397-398","fulltext":[{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n397\nWenn im ersten Falle der Experimentator das Wort vorsprach, zeigt sich in den Reaktionen der interessante Unterschied, dafs rein mechanische Wiederholung des Wortes mit dem Tonfall des Experimentators eine weit k\u00fcrzere Reaktionszeit ergiebt (540 er) als Reaktion mit der individuellen Betonung des Reagenten, welche letztere nur zu st\u00e4nde kommt, wenn der Sinn des Wortes vorher aufgefafst war (780 <r). Bei den Hemmungsreaktionen zeigte sich, dafs die Phase der Sprechbewegung, in welcher das Hemmungssignal vernommen wird, von entscheidender Bedeutung ist f\u00fcr die Geschwindigkeit bezw. Leichtigkeit der Hemmung, In allen F\u00e4llen wird mindestens eine Zahl nach dem Signal noch ausgesprochen; die schnellste Hemmung findet statt, wenn das Signal grade am Schlufs einer Zahl, die langsamste (zwei volle Zahlen zu viel ausgesprochen), wenn es im Beginn einer Zwischenzeit eintrifft. Daraus folgern die Verfasser, dafs Intervall und nachfolgende Ziffer eine Einheit f\u00fcr den Willensimpuls bilden, und die Intervalle der Vorbereitungszeit f\u00fcr den Bewegungsimpuls entsprechen einem Intervall, das der Latenzzeit des Muskels vergleichbar sei.\nBei analogen Hemmungsreaktionen mit kontinuierlich angehaltenen T\u00f6nen zeigt sich, dafs die Reaktion mittelst des \u00dcberganges von einem angehaltenen Ton zu einem vorher verabredeten neuen Tone weit k\u00fcrzer ist, als die Reaktion mit Tonliemmung, worin die Verfasser eine Best\u00e4tigung ihres fr\u00fcher aus der Sprechdauer gefolgerten Satzes f\u00fcr den \u2022 \u00ab\n\u00dcbergang aus Bewegung in Bewegung oder aus Bewegung in Ruhe finden.\nDie Untersuchung der Atemth\u00e4tigkeit bei Reaktionen mit Sprechen oder Sprechhemmung zeigte, dafs bei Beginn und Schlufs der Aussprache ein kurzer Inspirationsstofs erfolgt, im ersten Falle auch dann, wenn die Lungen durch kr\u00e4ftige vorausgehende Inspiration mit Luft gef\u00fcllt waren, so dafs nie eine Exspiration ohne vorausgehende Inspiration zu erfolgen scheint.\tMeumann (Leipzig.)\nOtto Effertz. Studien \u00fcber Hysterie, Hypnotismus, Suggestion, Bonn, Otto Paul. 1894. 102 und XII S.\nE. berichtet \u00fcber hypnotische Versuche, die er an einer hysterischen Person angestellt hat, und die aus ihnen gezogenen Schl\u00fcsse. Die Krankheitserscheinungen boten nichts Aufsergew\u00f6hnliches dar: es bestanden An\u00e4sthesien, Einengung des Gesichtsfeldes, Farbenblindheit, ferner permanente Kontrakturen s\u00e4mtlicher Finger der linken und der drei letzten der rechten Hand, sowie eine \u201elatente Kontraktur\u201c der gesamten \u00fcbrigen Muskeln. Unter letzterer versteht E. das, was Charcot als neuro- und kutano-muskul\u00e4re Hyperexcitabilit\u00e4t bezeichnet hat, d. h. einen Zustand, in dem es durch die verschiedenartigsten Manipulationen, sei es an den Muskeln selbst, sei es an den Nerven, leicht gelingt, die betreffenden Muskeln in Kontraktur zu versetzen. Auf die Kontraktur der Finger wird besonderer Wert gelegt, weil sie ununterbrochen bereits 16 Jahre bestand und darum nach der Ansicht von E. unm\u00f6glich simuliert sein konnte. Manometrische Versuche ergaben, dafs die kontrakturiorten","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nLi tteraturberich t.\nFinger dauernd einen Druck aus\u00fcbten, wie ihn starke M\u00e4nner h\u00f6chstens zehn Minuten hervorbringen konnten. In der Hypnose liefs dieser Druck sofort nach; die Flexoren der Finger, ebenso wie die gesamte \u00fcbrige Muskulatur, gingen nach Eintritt der Hypnose in den Zustand der Plastizit\u00e4t \u00fcber, zuerst der aktiven, dann der passiven, bis sich schliefslich eine allgemeine Kontraktur einstellte. Die Hyperexcitabilit\u00e4t wurde durch die Hypnose nicht wesentlich ge\u00e4ndert. Der Suggestion war sie sehr zug\u00e4nglich, auch die kontrakturierten Finger wurden auf Suggestion ge\u00f6ffnet. Die psychischen Erscheinungen w\u00e4hrend der Hypnose bieten kein besonderes Interesse. Posthypnotische Suggestionen gelangen ebenfalls und wurden zu therapeutischen Zwecken verwertet; es gelang, die Kontrakturen f\u00fcr Zeiten zum Schwinden zu bringen. Patientin war h\u00e4ufig epileptiformen Anf\u00e4llen unterworfen. Aus der \u00c4hnlichkeit, welche diese in ihrer zweiten H\u00e4lfte mit der Hypnose zeigten, und aus der Thatsache, dafs die Kranke w\u00e4hrend ihrer Dauer der Suggestion ganz ebenso zug\u00e4nglich war, wie in der Hypnose, schliefst E., dafs die Hypnose ein artifizieller epileptoider Anfal] und der Anfall eine spontane Hypnose sei.\nDie eingestreuten theoretischen und kritischen Ausf\u00fchrungen eignen sich nicht zum Beferat und m\u00fcssen im Original nachgelesen werden.\nLiebmann (Bonn).\nJ. Grossmann, Die Bedeutung der hypnotischen Suggestion als Heilmittel. Gutachten und Heilberichte der hervorragendsten wissenschaftlichen Vertreter des Hypnotismus der Gegenwart. Berlin, Deutsches Verlagshaus Bong & Co. 1894. 160 S.\nDer Herausgeber will in m\u00f6glichst imposanter Weise Einspruch erheben gegen alle gegen den \u00e4rztlichen Hypnotismus gerichteten Bestrebungen, die noch vor kurzem in Bufsland und Frankreich zu einschr\u00e4nkenden, resp. verbietenden Pegierungserlassen gef\u00fchrt haben. Er sammelte zu diesem Zwecke eine stattliche Anzahl \u00e4rztlicher Gutachten, darunter die der namhaftesten Vertreter des Faches, welche sich \u00fcber die Frage der wissenschaftlichen Berechtigung, der therapeutischen Erfolge und der etwaigen Gefahren des Hypnotismus mehr oder minder ausf\u00fchrlich verbreiten. Es kann nicht Wunder nehmen, dafs das Ganze eine Lobessymphonie auf den Hypnotismus bildet. Die Gefahren werden entweder geleugnet oder als gering dargestellt. Den Schlufs bilden drei Juristen, von denen einer, Li\u00e9geois, doch eine ernstliche Gefahr sieht, sowohl in der vollst\u00e4ndigen Willenslosigkeit des somnambulen Zustandes, wie in der M\u00f6glichkeit krimineller posthypnotischer Suggestionen.\nLiebmann (Bonn).\nPen\u00e9 Semelaigne. Les grands ali\u00e9nistes fran\u00e7ais. Tome I. Paris. G. Steinheil. 1894. 414 S.\nEs ist ein sch\u00f6nes Buch, womit Semelaigne einen Jeden erfreut, der eine psychiatrische Ader sein eigen nennt, ein Buch der Piet\u00e4t und der Huldigung, die er den alten Heroen der Psychiatrie darbringt, an denen Frankreich so reich war.\nEr selber begr\u00fcndet seine Berechtigung zu diesem Werke mit der Verwandtschaft, die ihn mit dem ersten und gr\u00f6fsten von ihnen, mit","page":398}],"identifier":"lit29583","issued":"1895","language":"de","pages":"397-398","startpages":"397","title":"Otto Effertz: Studien \u00fcber Hysterie, Hypnotismus, Suggestion. Bonn, Otto Paul. 1894. 102 und XII S.","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:37:07.538109+00:00"}