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{"created":"2022-01-31T14:06:01.689327+00:00","id":"lit29585","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 398-399","fulltext":[{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nLi tteraturberich t.\nFinger dauernd einen Druck aus\u00fcbten, wie ihn starke M\u00e4nner h\u00f6chstens zehn Minuten hervorbringen konnten. In der Hypnose liefs dieser Druck sofort nach; die Flexoren der Finger, ebenso wie die gesamte \u00fcbrige Muskulatur, gingen nach Eintritt der Hypnose in den Zustand der Plastizit\u00e4t \u00fcber, zuerst der aktiven, dann der passiven, bis sich schliefslich eine allgemeine Kontraktur einstellte. Die Hyperexcitabilit\u00e4t wurde durch die Hypnose nicht wesentlich ge\u00e4ndert. Der Suggestion war sie sehr zug\u00e4nglich, auch die kontrakturierten Finger wurden auf Suggestion ge\u00f6ffnet. Die psychischen Erscheinungen w\u00e4hrend der Hypnose bieten kein besonderes Interesse. Posthypnotische Suggestionen gelangen ebenfalls und wurden zu therapeutischen Zwecken verwertet; es gelang, die Kontrakturen f\u00fcr Zeiten zum Schwinden zu bringen. Patientin war h\u00e4ufig epileptiformen Anf\u00e4llen unterworfen. Aus der \u00c4hnlichkeit, welche diese in ihrer zweiten H\u00e4lfte mit der Hypnose zeigten, und aus der Thatsache, dafs die Kranke w\u00e4hrend ihrer Dauer der Suggestion ganz ebenso zug\u00e4nglich war, wie in der Hypnose, schliefst E., dafs die Hypnose ein artifizieller epileptoider Anfal] und der Anfall eine spontane Hypnose sei.\nDie eingestreuten theoretischen und kritischen Ausf\u00fchrungen eignen sich nicht zum Beferat und m\u00fcssen im Original nachgelesen werden.\nLiebmann (Bonn).\nJ. Grossmann, Die Bedeutung der hypnotischen Suggestion als Heilmittel. Gutachten und Heilberichte der hervorragendsten wissenschaftlichen Vertreter des Hypnotismus der Gegenwart. Berlin, Deutsches Verlagshaus Bong & Co. 1894. 160 S.\nDer Herausgeber will in m\u00f6glichst imposanter Weise Einspruch erheben gegen alle gegen den \u00e4rztlichen Hypnotismus gerichteten Bestrebungen, die noch vor kurzem in Bufsland und Frankreich zu einschr\u00e4nkenden, resp. verbietenden Pegierungserlassen gef\u00fchrt haben. Er sammelte zu diesem Zwecke eine stattliche Anzahl \u00e4rztlicher Gutachten, darunter die der namhaftesten Vertreter des Faches, welche sich \u00fcber die Frage der wissenschaftlichen Berechtigung, der therapeutischen Erfolge und der etwaigen Gefahren des Hypnotismus mehr oder minder ausf\u00fchrlich verbreiten. Es kann nicht Wunder nehmen, dafs das Ganze eine Lobessymphonie auf den Hypnotismus bildet. Die Gefahren werden entweder geleugnet oder als gering dargestellt. Den Schlufs bilden drei Juristen, von denen einer, Li\u00e9geois, doch eine ernstliche Gefahr sieht, sowohl in der vollst\u00e4ndigen Willenslosigkeit des somnambulen Zustandes, wie in der M\u00f6glichkeit krimineller posthypnotischer Suggestionen.\nLiebmann (Bonn).\nPen\u00e9 Semelaigne. Les grands ali\u00e9nistes fran\u00e7ais. Tome I. Paris. G. Steinheil. 1894. 414 S.\nEs ist ein sch\u00f6nes Buch, womit Semelaigne einen Jeden erfreut, der eine psychiatrische Ader sein eigen nennt, ein Buch der Piet\u00e4t und der Huldigung, die er den alten Heroen der Psychiatrie darbringt, an denen Frankreich so reich war.\nEr selber begr\u00fcndet seine Berechtigung zu diesem Werke mit der Verwandtschaft, die ihn mit dem ersten und gr\u00f6fsten von ihnen, mit","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\n399\nPinel, verbindet. In den Traditionen einer Pamilie aufgewachsen, wo die grofse Figur des menschenfreundlichen Arztes ihm t\u00e4glich vor Augen stand, hatte er bereits im Jahre 1888 das Leben Pinels zum Vorw\u00fcrfe einer Inaugural-Dissertation gemacht, und es lag ihm daher der Gedanke nahe, das Leben der anderen franz\u00f6sischen grofsen Irren\u00e4rzte zu beschreiben, welche die psychiatrische Wissenschaft in der ersten H\u00e4lfte dieses Jahrhunderts beherrschten.\nDie Biographie Pinels leitet auch dieses gr\u00f6fsere Werk ein, und die ebenso wohlwollenden wie geistreichen Z\u00fcge des in jeder Beziehung vorz\u00fcglichen Mannes heifsen uns beim Eintritte in das Buch willkommen.\nDafs die viel besprochene That Pinels, die Befreiung der Geisteskranken von ihren Ketten, von seiten des Grofsneffen eine begeisterte Schilderung erf\u00e4hrt, versteht sich von selbst, aber auch sonst gewinnt die Darstellungsweise durch die vielen pers\u00f6nlichen Beziehungen des Verfassers und die m\u00fcndlichen Berichte seiner Verwandten an Urspr\u00fcnglichkeit und Frische, und das Werk liest sich ebenso leicht, wie die warme Verehrung, die \u00fcberall die Feder des Verfassers leitet, angenehm ber\u00fchrt.\nAufser Pinel finden ihre Biographie noch Esquirol, der Vater des Irrengesetzes von 1838, Ferrus, der vornehmlich praktische Irrenarzt, Falret, der fruchtbare Schriftsteller, Dichter und Arzt, der Philosoph Voisin, der das Werk Pinels bei den Idioten fortsetzte, und dessen Verdienst es ist, wenn man hier, wo man fr\u00fcher nur das Tier sah, fernerhin auch die Spuren eines Menschen fand, und endlich der jung verstorbene, aber doch schon so fruchtbare Georget.\nVon allen diesen wird erst das Leben erz\u00e4hlt und dann eine Analyse ihrer Werke gegeben, so dafs uns das Buch gleichzeitig mit der Kenntnis der Personen in den Entwickelungsgang der Psychiatrie, in ihr Werden und Wachsen einf\u00fchrt.\nHoffentlich h\u00e4lt er sein Versprechen, uns in einem zweiten Bande eine Fortsetzung seiner Biographien zu geben, worin wir Morel, Brierre de Boismont, Baillarger und andere nur ungern vermissen w\u00fcrden.\nP ELMAN.\nAlfred Hegar. Der Geschlechtstrieb. Eine sozial - medizinische Studie.\nStuttgart. F. Enke. 1894.\t154 S.\nWenn Hegar aus der ganzen Frauenfrage ein einzelnes Kapitel herausgreift, das f\u00fcr jene Frage von der einschneidendsten Bedeutung ist, so thut er es haupts\u00e4chlich in der Absicht, den falschen und sch\u00e4dlichen Ansichten entgegenzutreten, wie sie durch verschiedene neuere Schriften, so insbesondere durch Bebel \u201eDie Frau und der Sozialismus\u201c in die grofsen Massen geschleudert werden.\nLeider wird diese gute Absicht nicht viel helfen, denn so unendlich h\u00f6her sein Buch sich auch \u00fcber jene erhebt, in jene grofse Masse wird es so leicht nicht dringen, und die Sch\u00e4den, welche er bek\u00e4mpfen m\u00f6chte, werden nach wie vor ihre Spuren ziehen. Das Buch stellt in seiner Reichhaltigkeit und in der Tiefe seiner Anschauungsweise das Ergebnis","page":399}],"identifier":"lit29585","issued":"1895","language":"de","pages":"398-399","startpages":"398","title":"Ren\u00e9 Semelaigne: Les grands ali\u00e9nistes fran\u00e7ais. Tome I. Paris. G. Steinheil. 1894. 414 S.","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:06:01.689333+00:00"}