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{"created":"2022-01-31T13:34:09.508120+00:00","id":"lit29586","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 399-400","fulltext":[{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\n399\nPinel, verbindet. In den Traditionen einer Pamilie aufgewachsen, wo die grofse Figur des menschenfreundlichen Arztes ihm t\u00e4glich vor Augen stand, hatte er bereits im Jahre 1888 das Leben Pinels zum Vorw\u00fcrfe einer Inaugural-Dissertation gemacht, und es lag ihm daher der Gedanke nahe, das Leben der anderen franz\u00f6sischen grofsen Irren\u00e4rzte zu beschreiben, welche die psychiatrische Wissenschaft in der ersten H\u00e4lfte dieses Jahrhunderts beherrschten.\nDie Biographie Pinels leitet auch dieses gr\u00f6fsere Werk ein, und die ebenso wohlwollenden wie geistreichen Z\u00fcge des in jeder Beziehung vorz\u00fcglichen Mannes heifsen uns beim Eintritte in das Buch willkommen.\nDafs die viel besprochene That Pinels, die Befreiung der Geisteskranken von ihren Ketten, von seiten des Grofsneffen eine begeisterte Schilderung erf\u00e4hrt, versteht sich von selbst, aber auch sonst gewinnt die Darstellungsweise durch die vielen pers\u00f6nlichen Beziehungen des Verfassers und die m\u00fcndlichen Berichte seiner Verwandten an Urspr\u00fcnglichkeit und Frische, und das Werk liest sich ebenso leicht, wie die warme Verehrung, die \u00fcberall die Feder des Verfassers leitet, angenehm ber\u00fchrt.\nAufser Pinel finden ihre Biographie noch Esquirol, der Vater des Irrengesetzes von 1838, Ferrus, der vornehmlich praktische Irrenarzt, Falret, der fruchtbare Schriftsteller, Dichter und Arzt, der Philosoph Voisin, der das Werk Pinels bei den Idioten fortsetzte, und dessen Verdienst es ist, wenn man hier, wo man fr\u00fcher nur das Tier sah, fernerhin auch die Spuren eines Menschen fand, und endlich der jung verstorbene, aber doch schon so fruchtbare Georget.\nVon allen diesen wird erst das Leben erz\u00e4hlt und dann eine Analyse ihrer Werke gegeben, so dafs uns das Buch gleichzeitig mit der Kenntnis der Personen in den Entwickelungsgang der Psychiatrie, in ihr Werden und Wachsen einf\u00fchrt.\nHoffentlich h\u00e4lt er sein Versprechen, uns in einem zweiten Bande eine Fortsetzung seiner Biographien zu geben, worin wir Morel, Brierre de Boismont, Baillarger und andere nur ungern vermissen w\u00fcrden.\nP ELMAN.\nAlfred Hegar. Der Geschlechtstrieb. Eine sozial - medizinische Studie.\nStuttgart. F. Enke. 1894.\t154 S.\nWenn Hegar aus der ganzen Frauenfrage ein einzelnes Kapitel herausgreift, das f\u00fcr jene Frage von der einschneidendsten Bedeutung ist, so thut er es haupts\u00e4chlich in der Absicht, den falschen und sch\u00e4dlichen Ansichten entgegenzutreten, wie sie durch verschiedene neuere Schriften, so insbesondere durch Bebel \u201eDie Frau und der Sozialismus\u201c in die grofsen Massen geschleudert werden.\nLeider wird diese gute Absicht nicht viel helfen, denn so unendlich h\u00f6her sein Buch sich auch \u00fcber jene erhebt, in jene grofse Masse wird es so leicht nicht dringen, und die Sch\u00e4den, welche er bek\u00e4mpfen m\u00f6chte, werden nach wie vor ihre Spuren ziehen. Das Buch stellt in seiner Reichhaltigkeit und in der Tiefe seiner Anschauungsweise das Ergebnis","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nLittei 'aturberich t.\n\u2022eines ganzen Lebens dar, und es enth\u00e4lt insofern weit mehr, als sein Titel besagt, da es vorzugsweise den geschlechtlichen Verkehr und seinen Einflufs auf Bev\u00f6lkerung und Staat behandelt.\nBesonders angenehm ber\u00fchrt dabei die Hochsch\u00e4tzung der Frau, die uns \u00fcberall entgegentritt und die zu ganz anderen Schl\u00fcssen f\u00fchrt, als wir sie in den angef\u00fchrten Schriften als unzweifelhafte Wahrheit angegeben finden.\nNach den eingehenden Untersuchungen Hegars ist ein bemerkbarer Einflufs der geschlechtlichen Enthaltsamkeit auf die Lebensdauer nicht vorhanden, und ebensowenig best\u00e4tigen sich die anderen Nachteile, die angeblich mit dieser Enthaltsamkeit verbunden sind. Wohl aber ist beim Manne wenigstens eine vorteilhafte Einwirkung der Ehe nicht zu verkennen, wenn sie auch im wesentlichen auf dem g\u00fcnstigen ethischen Faktor der Ehe beruht. Bei der Frau ist der Vorteil zweifelhaft, da die Nervenzentren und das ganze Nervensystem durch die Fortpflanzung entschieden stark mitgenommen werden. Um diesen Sch\u00e4den und mehr noch einer drohenden \u00dcberv\u00f6lkerung entgegenzutreten, die jetzt durch eine erh\u00f6hte Kindersterblichkeit und durch die Auswanderung eine ebenso ungen\u00fcgende, wie sozial sch\u00e4dliche Abh\u00fclfe findet, schl\u00e4gt Hegar vor, die Heiraten erst nach erlangter K\u00f6rperreife, bei dem Weibe mit 20, bei dem Manne mit 25 Jahren abzuschliefsen, und die Kindererzeugung bei den Frauen mit dem 40., bei dem Manne mit dem 45.\u201450. Jahre ninzustellen, die zur Erholung der Frau n\u00f6tigen Pausen zwischen den Niederk\u00fcnften einzuhalten, eintretende Erkrankungen und Schw\u00e4chezust\u00e4nde in Betracht zu ziehen, belastete, kranke, geringwertige Individuen von der Ehe mehr als bisher auszuschliefsen. Dafs jene Ansicht, deren Ausdruck in dem Satze gipfelt: \u201eViele Kinder, viel Segen\u201c, eine verkehrte und zumal f\u00fcr unsere heimatlichen Verh\u00e4ltnisse auf die Dauer unhaltbare sei, darin werden noch viele andere mit Hegar einverstanden sein.\nGerade auf diese Verh\u00e4ltnisse geht nun Hegar des genaueren ein, und wenn er sie auch nur mit kurzen kr\u00e4ftigen Strichen zeichnet, so belegt er sie mit einem um so reicheren statistischen Materiale, so dafs uns an der Hand dieses Materiales die Pr\u00fcfung seiner Ausf\u00fchrungen erm\u00f6glicht ist.\nSeinem Versprechen, m\u00f6glichst verst\u00e4ndlich zu schreiben, ist er getreulich nachgekommen, und wenn er auch seine urspr\u00fcngliche Absicht, ganz popul\u00e4r zu schreiben, aufgegeben hat, so hat das Buch an Verst\u00e4ndlichkeit nichts dadurch verloren, an innerem Gehalte aber unbedingt gewonnen.\tPelman.","page":400}],"identifier":"lit29586","issued":"1895","language":"de","pages":"399-400","startpages":"399","title":"Alfred Hegar: Der Geschlechtstrieb. Eine sozial-medizinische Studie. Stuttgart. F. Enke. 1894. 154 S.","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:34:09.508126+00:00"}