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{"created":"2022-01-31T14:07:16.500214+00:00","id":"lit29594","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 432-433","fulltext":[{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"482\nLitteraturbericht.\nSchmerzempfindung gehandelt habe, welche, durch die sensiblen Nerven des Ohres zum Zentralorgan geleitet, hier die reflektorischen Abwehrbewegungen veranlagst habe, welche wir auch bei notorisch tauben Individuen durch besonders unangenehme Ger\u00e4usche hervorzurufen verm\u00f6gen. \u2014 Auch die M\u00fcNKSche Behauptung, dafs ein Hund, welcher die H\u00f6rsph\u00e4ren verloren hat, taubstumm wird, ist durch die GoLTzsche Beobachtung nicht widerlegt, dafs sein entgrofshirnter Hund auf \u00e4ufsere Beize hin (Zerren, Dr\u00fccken, Streicheln etc.) verschiedenartige \u00c4ufserungen seiner Stimme von sich zu geben vermochte. Zum Begriff der Taubstummheit geh\u00f6rt ja nur, dafs ein Individuum weder spontan noch auf Geh\u00f6rsreize hin zu Stimm\u00e4ufserungen veranlafst wird. Andere, z. B. taktile oder schmerzerzeugende, Beize werden auch von taubstummen Menschen oder Tieren mit Stimmlauten beantwortet. Der Begriff der Taubstummheit ist eben nicht, wie Goltz irrt\u00fcmlich annimmt, identisch mit Stimmlosigkeit. Stimmlos war der Hund ohne Grofshirn selbstredend nicht, allein Stimmlosigkeit ist auch noch von keiner Seite als Ausfallserscheinung nach Grofshirnexstirpation beschrieben worden.\nSchliefslich soll nach Goltz\u2019 Angaben der grofshirnlose Hund auch den Tastsinn noch besessen haben. Dies wird daraus geschlossen, dafs gewisse sensible Beize Bewegungen des Hundes zur Folge hatten. Es ist jedoch zu bedenken, dafs durch mechanische Angriffe der Haut neben den taktilen Empfindungen auch die Gemeingef\u00fchle (Schmerz, Wollust etc.) erregt werden, welche ihrerseits Bewegungen zur Folge haben. \u2014 Dafs es nun wirklich nur die Gemeingef\u00fchle, nicht aber der erhaltene Tastsinn war, welcher den GoLTzschen Hund zu Bewegungen veranlafste, geht daraus hervor, dafs einerseits der Ortssinn \u2014 jenes Charakteristikum des Gef\u00fchlssinnes der Haut \u2014 dem Hunde v\u00f6llig fehlte (nach Goltz\u2019 eigener Angabe) und dafs andererseits die Qualit\u00e4t derjenigen Beize, welche den Hund zu Bewegungen veranlafsten, eine ganz andere war, als man sie bei normalen Tieren antrifft. Ein gesunder, mit seinem Grofshirn und daher auch mit dem Tastsinn ausgestatteter Hund reagiert bereits auf ganz schwache Beize, wie Streicheln, Anblasen etc., der GoLTzsche Hund liefs sich erst durch schmerzhafte Manipulationen, wie Dr\u00fccken, Quetschen etc., zu reflektorischen Abwehrbewegungen veranlassen.\nSo ist denn, nach M\u00fcnks Ansicht, durch den GoLTzschen Hund die Lehre von der Grofshirnlokalisation der elementaren Sinnesempfindungen auf das sch\u00f6nste best\u00e4tigt worden.\tW. Cohnstein (Berlin).\nAurelio Lui. Sullo sviluppo istologico della corteccia cerebellare in rapporto alla facolt\u00e0 della locomozione. Biv. di fren. XX. 2. S. 218 bis 224. (1894.)\nBei der Untersuchung der Gewebsschichten des Kleinhirns von H\u00fchnchen, Schaf, Hund, Taube und menschlichem Kinde hatte Verfasser gefunden, dafs ihre Entwickelung gleichen Schritt mit der F\u00e4higkeit zu gehen und zu stehen halte. Weitere Untersuchungen an verschiedenen anderen S\u00e4ugetieren best\u00e4tigten ihm die Begel, dafs die embryonalen Zust\u00e4nde der Nervenzellen und Fasern verschwinden und die bleibenden eintreten, sobald die Tiere zu gehen anfangen. Letzteres geschieht fast","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n433\nunmittelbar nach der Geburt beim H\u00e4hnchen, Sperling und Star, fr\u00fchzeitig bei Kaninchen, Katze, Ratte, Hund, bei deren Geburt der Charakter der Unreife des Kleinhirns dem des Sperlings \u00e4hnelt.\nDer embryonale Charakter zeichnet sich aus durch Varikosit\u00e4t der Fasern und Forts\u00e4tze, durch gr\u00f6fsere Dicke und Unregelm\u00e4fsigkeit der Zellk\u00f6rper, sowohl der Granula, als auch der grofsen Nervenzellen und der Neuroglien. Die allm\u00e4hlich fortschreitende Entwickelung zeigt sich insbesondere an den PuRKYNESchen Zellen und den tiefen Zellen der \u00e4ufseren K\u00f6rnchenschicht, also an denjenigen, die f\u00fcr Bewegungszelle n gelten. Die innere K\u00f6rnchenschicht zeigt einen h\u00f6heren Entwickelungsgrad, gleichviel, ob die betr. Tiere schon gehen k\u00f6nnen oder nicht-\tFraenkel.\nJacques Loeb. Beitrag zur Gehirnphysiologie der W\u00fcrmer. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 56 S. 247\u2014269.\nAls \u201eGehirn\u201c der W\u00fcrmer bezeichnet Verfasser die am oralen K\u00f6rperende jener Tiere gelegene Ganglienmasse, welche nach K. E. von Baer dem Ganglion Gasseri der h\u00f6heren Tiere entspricht. Von diesem Zentrum aus erstrecken sich bei den niederen W\u00fcrmern peripherische Nervenf\u00e4den, welche die ganze L\u00e4nge des Tieres durchsetzen. Trennt man ein solches Tier durch einen Scherenschlag in der Mitte durch, so erh\u00e4lt man ein orales, gehirntragendes und ein aborales gehirnloses St\u00fcck, welches jedes sich im Laufe von Wochen oder Tagen zu einem neuen vollst\u00e4ndigen Tier regeneriert. Untersucht man aber die beiden K\u00f6rperh\u00e4lften noch vor Beginn der Regeneration, so bemerkt man gewisse funktionelle Differenzen, welche R\u00fcckschl\u00fcsse auf die Th\u00e4tigkeit des Gehirns gestatten.\u2014 So zeigt sich z. B. bei den Seewasserplanarien (Thysanozoon Brocchii), dafs hier die Spontaneit\u00e4t der Pro-gressivbewegungen eine Funktion des Gehirns ist. Das von seinem Gehirn getrennte aborale St\u00fcck hat n\u00e4mlich die F\u00e4higkeit verloren, sich ohne Einwirkung eines Reizes schwimmend oder kriechend vorw\u00e4rts zu bewegen. Der Stereotropismus dagegen, d. h. das Bestreben, seine ventrale Fl\u00e4che festen K\u00f6rpern zuzuwenden, ist auch bei dem gehirnlosen St\u00fcck deutlich ausgesprochen.\nEtwas anders verhalten sich die anatomisch so \u00e4hnlich gebauten S\u00fcfswasserplanarien (z. B. Planaria torva). Hier besitzt auch der gehirnlose, aborale Stumpf Spontaneit\u00e4t; ja jedes kleine St\u00fcckchen des Tieres kriecht spontan und mit dem oralen Ende nach vorn gerichtet.\u2014 Bei den normalen Tieren, welche neben dem wohlentwickelten Gehirn vorz\u00fcglich scharfe Augen haben, war dem Verfasser eine eigent\u00fcmliche Abh\u00e4ngigkeit von der Belichtung in dem Sinne aufgefallen, dafs die Tiere stets die dunklen Stellen des Aquariums aufsuchten und hier zur Ruhe kamen.\u2014 Dieselbe Wahrnehmung machte man nun auch bei den hirn- und augenlosen aboralen Tierst\u00fcmpfen. Auch sie sammelten sich an den dunklen Stellen des Aquariums an, trugen, wenn sie pl\u00f6tzlich belichtet wurden, eine gewisse Unruhe zur Schau und suchten eine neue Stelle mit relativem Lichtminimum auf.\nBei den etwas h\u00f6her entwickelten Nemertinen und Regen\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie VIII.\t28","page":433}],"identifier":"lit29594","issued":"1895","language":"de","pages":"432-433","startpages":"432","title":"Aurelio Lui: Sullo sviluppo istologico della corteccia cerebellare in rapporto alla facolt\u00e0 della locomozione. Riv. di fren. XX. 2. S. 218 bis 224. 1894","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:07:16.500220+00:00"}