Open Access
{"created":"2022-01-31T14:08:33.495163+00:00","id":"lit29595","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohnstein, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 433-434","fulltext":[{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n433\nunmittelbar nach der Geburt beim H\u00e4hnchen, Sperling und Star, fr\u00fchzeitig bei Kaninchen, Katze, Ratte, Hund, bei deren Geburt der Charakter der Unreife des Kleinhirns dem des Sperlings \u00e4hnelt.\nDer embryonale Charakter zeichnet sich aus durch Varikosit\u00e4t der Fasern und Forts\u00e4tze, durch gr\u00f6fsere Dicke und Unregelm\u00e4fsigkeit der Zellk\u00f6rper, sowohl der Granula, als auch der grofsen Nervenzellen und der Neuroglien. Die allm\u00e4hlich fortschreitende Entwickelung zeigt sich insbesondere an den PuRKYNESchen Zellen und den tiefen Zellen der \u00e4ufseren K\u00f6rnchenschicht, also an denjenigen, die f\u00fcr Bewegungszelle n gelten. Die innere K\u00f6rnchenschicht zeigt einen h\u00f6heren Entwickelungsgrad, gleichviel, ob die betr. Tiere schon gehen k\u00f6nnen oder nicht-\tFraenkel.\nJacques Loeb. Beitrag zur Gehirnphysiologie der W\u00fcrmer. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 56 S. 247\u2014269.\nAls \u201eGehirn\u201c der W\u00fcrmer bezeichnet Verfasser die am oralen K\u00f6rperende jener Tiere gelegene Ganglienmasse, welche nach K. E. von Baer dem Ganglion Gasseri der h\u00f6heren Tiere entspricht. Von diesem Zentrum aus erstrecken sich bei den niederen W\u00fcrmern peripherische Nervenf\u00e4den, welche die ganze L\u00e4nge des Tieres durchsetzen. Trennt man ein solches Tier durch einen Scherenschlag in der Mitte durch, so erh\u00e4lt man ein orales, gehirntragendes und ein aborales gehirnloses St\u00fcck, welches jedes sich im Laufe von Wochen oder Tagen zu einem neuen vollst\u00e4ndigen Tier regeneriert. Untersucht man aber die beiden K\u00f6rperh\u00e4lften noch vor Beginn der Regeneration, so bemerkt man gewisse funktionelle Differenzen, welche R\u00fcckschl\u00fcsse auf die Th\u00e4tigkeit des Gehirns gestatten.\u2014 So zeigt sich z. B. bei den Seewasserplanarien (Thysanozoon Brocchii), dafs hier die Spontaneit\u00e4t der Pro-gressivbewegungen eine Funktion des Gehirns ist. Das von seinem Gehirn getrennte aborale St\u00fcck hat n\u00e4mlich die F\u00e4higkeit verloren, sich ohne Einwirkung eines Reizes schwimmend oder kriechend vorw\u00e4rts zu bewegen. Der Stereotropismus dagegen, d. h. das Bestreben, seine ventrale Fl\u00e4che festen K\u00f6rpern zuzuwenden, ist auch bei dem gehirnlosen St\u00fcck deutlich ausgesprochen.\nEtwas anders verhalten sich die anatomisch so \u00e4hnlich gebauten S\u00fcfswasserplanarien (z. B. Planaria torva). Hier besitzt auch der gehirnlose, aborale Stumpf Spontaneit\u00e4t; ja jedes kleine St\u00fcckchen des Tieres kriecht spontan und mit dem oralen Ende nach vorn gerichtet.\u2014 Bei den normalen Tieren, welche neben dem wohlentwickelten Gehirn vorz\u00fcglich scharfe Augen haben, war dem Verfasser eine eigent\u00fcmliche Abh\u00e4ngigkeit von der Belichtung in dem Sinne aufgefallen, dafs die Tiere stets die dunklen Stellen des Aquariums aufsuchten und hier zur Ruhe kamen.\u2014 Dieselbe Wahrnehmung machte man nun auch bei den hirn- und augenlosen aboralen Tierst\u00fcmpfen. Auch sie sammelten sich an den dunklen Stellen des Aquariums an, trugen, wenn sie pl\u00f6tzlich belichtet wurden, eine gewisse Unruhe zur Schau und suchten eine neue Stelle mit relativem Lichtminimum auf.\nBei den etwas h\u00f6her entwickelten Nemertinen und Regen\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie VIII.\t28","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\nLitter aturbericht.\nw\u00fcrmern liefsen sich spontane Bewegungen gew\u00f6hnlich nur an dem hirntragenden Tierstumpf nachweisen.\u2014 Auf Beizung dagegen machten auch die hirnlosen Segmente Bewegungen, welche deutlich den Charakter der Zweckm\u00e4fsigkeit trugen (Einhohrbem\u00fchungen).\u2014 Bei Lumbricus foetidus liefs sich ferner an den hirnlosen St\u00fccken deutlicher Stereotropismus und. eine gewisse Lichtempfindlichkeit, besonders f\u00fcr blaues Licht, nachweisen. Auch wanderten die hirnlosen Segmente, ebenso wie die normalen Tiere, von weifsem Filtrierpapier auf faules Stroh, ihren Lieblingsaufenthalt, wo sie sich dauernd festsetzten.\nBei Blutegeln, welchen bekanntlich die F\u00e4higkeit der Begeneration fehlt, besitzen hirntragende und hirnlose K\u00f6rperteile Spontaneit\u00e4t und Stereotropismus.\nVerfasser fafst seine Versuchsergebnisse in folgenden S\u00e4tzen zusammen :\n1.\tWie bei den h\u00f6heren Tieren, so bestimmt auch bei den W\u00fcrmern im allgemeinen das vordere, mit Gehirn versehene St\u00fcck haupts\u00e4chlich den biologischen und psychologischen Charakter der Spezies.\n2.\tDer wesentliche Unterschied zwischen den Hirnfunktionen der h\u00f6heren Tiere und der W\u00fcrmer ist bestimmt durch das v\u00f6llige Fehlen des assoziativen Ged\u00e4chtnisses und der von demselben abh\u00e4ngenden Erscheinungen (Bewufstsein) bei den W\u00fcrmern.\n3.\tEs besteht kein Parallelismus zwischen den Gehirnfunktionen\nder einzelnen Spezies der W\u00fcrmer und der systematischen Stellung derselben.\t#\tW. Cohnstein (Berlin).\nW. v. Bechterew. \u00dcber die Wechselbeziehung zwischen der gew\u00f6hnlichen und sensoriellen An\u00e4sthesie (Funktionsabnahme der Sinnesorgane) auf Grund klinischer und experimenteller Daten. Neurolog. Centralbl. 1894. No. 7, S. 252\u2014256 u. No. 8, S. 297\u2014303.\nNach gewissen Hirnl\u00e4sionen, in der Hypnose und bei Hysterischen ist das gemeinschaftliche Auftreten von Hemian\u00e4sthesie des Gesichtes und Schw\u00e4chung der Sinnesorgane, besonders Amblyopie, auf derselben K\u00f6rperh\u00e4lfte aufgefallen. Lannegrace hat zuerst diese Thatsache experimentell mittelst Hirnrindenexstirpation im Gebiet der Sehsph\u00e4re best\u00e4tigt und die Hypothese aufgestellt, dafs die An\u00e4sthesie die Ursache der Amblyopie sei. Den Beweis hierf\u00fcr durch eine einwandfreie Trigeminusdurchschneidung zu erbringen, blieb einem Sch\u00fcler des Verfassers Vorbehalten. Der Zusammenhang zwischen Trigeminusl\u00e4sion und sensorieller An\u00e4sthesie ist nun nach v. Bechterew der, dafs erstere eine Gef\u00e4fsverengerung und damit eine An\u00e4mie der Sinnesorgane, sowohl der Sinnesepithelien speziell wie auch der Akkommodationsvorrichtungen etc., erzeugt, welche gen\u00fcgt, um die Funktionsst\u00f6rung zu erkl\u00e4ren.\nSchaefer (Bostock).\nA. Souques. A propos d\u2019un cas d\u2019agraphie sensorielle. Eev. neurolog. H\u201e No. 3. (1894.)\nDer Fall ist eines der seltenen Beispiele von Unverm\u00f6gen zu schreiben auf Grund von Wortblindheit (Coecitas verbalis), welch","page":434}],"identifier":"lit29595","issued":"1895","language":"de","pages":"433-434","startpages":"433","title":"Jacques Loeb: Beitrag zur Gehirnphysiologie der W\u00fcrmer. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 56 S. 247-269","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:08:33.495169+00:00"}