Open Access
{"created":"2022-01-31T14:06:21.665577+00:00","id":"lit29605","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 451-452","fulltext":[{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n451\nDarmstadt bezog) wird zun\u00e4chst festgestellt, dafs die Wirkung auf S\u00fcfs extensiv wie intensiv eine h\u00f6chst bedeutende ist. Bei verschiedenen Beobachtern trat erst nach 6\u201411 Stunden v\u00f6lliger Aufhebung der S\u00fcfs-empfindlichkeit wieder eine schwache F\u00e4higkeit auf, Zucker als s\u00fcfs zu schmecken, wenn vorher die Zunge einmal mit einer L\u00f6sung von Gym-nemas\u00e4ure in 96% Alkohol (1 Teil S\u00e4ure auf 12 Teile Alkohol) gepinselt war. Das allgemeine Ergebnis der Gymnemaversuche war das, dafs die Gymnemas\u00e4ure ,,auf alle vier Geschmacksqualit\u00e4ten\u201c (der untersuchten Schmeckstoffe) einwirkt, am meisten auf die Empfindlichkeit f\u00fcr S\u00fcfs, am wenigsten auf die Empfindlichkeit f\u00fcr Salzig und Sauer. Auf Tast- und Temperaturreize hat sie \u201ekeinerlei Wirkung\u201c.\nMeumann (Leipzig).\nBourdon. Influence de Tage sur la m\u00e9moire imm\u00e9diate. Bev. philos, Bd. 88. S. 148\u2014167. (August 1894.)\nBourdon machte seine interessanten Beobachtungen an \u00fcber 100 Sch\u00fclern eines Gymnasiums von 8 bis 12 Jahren. Er nannte eine Beihe von Ziffern, Buchstaben, einsilbigen, zweisilbigen und dreisilbigen W\u00f6rtern und liefs sie die Sch\u00fcler nachsprechen. Es wurden successive gr\u00f6fsere Beihen genommen. Als W\u00f6rter verwendete er Substantiva, Adjektiva und Verba. Auch sorgte er daf\u00fcr, dafs nicht zwei aufeinander folgende W\u00f6rter Veranlassung zu einer Ideenassoziation gaben. Eine Anwendung des Bhythmus fand weder bei den Ziffern, noch Buchstaben, noch bei den einsilbigen W\u00f6rtern statt.\nEs wurden zun\u00e4chst nacheinander die Geschwindigkeiten von 100, 108, 120 Ziffern, bezw. Buchstaben in einer Minute angewendet. Bei diesen Geschwindigkeiten waren die Besultate bez\u00fcglich der Vermeidung von Auslassungen und der Beibehaltung der Anordnung fast genau dieselben, wenn es sich um Ziffern handelte. Bei Anwendung von Buchstaben erzielte Bourdon bessere Besultate, wenn er von der Geschwindigkeit 100 zur Geschwindigkeit 108 \u00fcberging, bei der Geschwindigkeit 120 jedoch waren die Besultate nur wenig besser als bei der Geschwindigkeit 108.\nEinige der interessantesten Fehler, welche bei der Wiederholung\nder Beihen vorkamen, sind folgende: Vor allem Ersetzen einzelner\nBuchstaben und Silben durch falsche, aber nicht unsinnige; Ersetzen\neines Wortes durch eine Silbe oder eine Gruppe von Silben, welche jedes\nSinnes entbehren. Eine Ideenassoziation rief unter den Gliedern der\nBeihe bisweilen Unordnung hervor, bisweilen brachte sie ein fremdes\n\u2022 \u2022\nWort in die Beihe hinein. Oft verleitete eine phonetische \u00c4hnlichkeit zu solchen Unregelm\u00e4fsigkeiten.\nDas Ged\u00e4chtnis f\u00fcr die Beihenfolge unterschied sich von dem Ged\u00e4chtnis f\u00fcr die einzelnen Ph\u00e4nomene, sofern als Fehler in der Beihenfolge oft zugleich mit einer korrekten Wiedergabe der Elemente der Beihe bestanden. Die Art der Zusammensetzung der Beihen hatte Einflufs auf die Fehler. Eine Beihe von Substantiven war leichter zu reproduzieren, als eine Beihe, welche Substantiva und Adjektiva zugleich\n29*","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nLitteraturbericht.\naufwies. Je gr\u00f6fser die M\u00f6glichkeit von Assoziationen und Assimilationen war, um so gr\u00f6fser die Zahl der Fehler. Es folgen entsprechende statistische Bestimmungen und Tabellen.\nBourdon gelangt zu dem Schl\u00fcsse, dafs das unmittelbare Ged\u00e4chtnis zwischen 8 bis 20 Jahren allm\u00e4hlich an w\u00e4chst. Es macht bemerkbare Fortschritte zwischen 8 und 14 Jahren, weniger bemerkbare zwischen 14 und 20 Jahren. Am besten kann man diese Fortschritte beobachten an Reihen von 6, 7 und 8 Ziffern, von 6, 7 und 8 Buchstaben, von 5 und 6 W\u00f6rtern.\tM. Giessler (Erfurt).\nA. Binet et V. Henri. Le d\u00e9veloppement de la m\u00e9moire visuelle chez les enfants. Rev. g\u00e9n\u00e9rale des sciences. V. No. 5. S.-162\u2014169. Auch: Rev. philos. 87, 3. S. 348\u2014350.\t(1894.)\nDie Verfasser haben Versuche \u00fcber das Ged\u00e4chtnis verschieden alter Schulkinder f\u00fcr L\u00e4ngenmafse angestellt. Jedem Kinde wurde ein Bleifederstrich von gewisser L\u00e4nge gezeigt, und nachdem es sich die L\u00e4nge gemerkt, mufste es eine gleich lange Linie aufzeichnen oder aus einer vorgelegten Serie von verschiedenen Linien aussuchen. 7200 Versuche ergaben, dafs der Sch\u00e4tzungsfehler um so gr\u00f6fser ist, je j\u00fcnger das Kind; und dafs es leichter ist, zu einer gegebenen L\u00e4nge eine gleiche zu finden, wenn man die gegebene zum Vergleichen in der Hand beh\u00e4lt, als wenn man nur das Ged\u00e4chtnisbild derselben zur Verf\u00fcgung hat. Die Verfasser sehen selbst ein, dafs sie hiermit an sich Selbstverst\u00e4ndliches bewiesen haben, freuen sich jedoch, hierin eine Best\u00e4tigung der Exaktheit ihrer Versuche erblicken zu d\u00fcrfen. Etwas interessanter ist das Resultat, dafs die Kinder grofse Linien unter-, kleine \u00fcbersch\u00e4tzen, und dafs ersteres um so mehr hervortritt, je j\u00fcnger die Kinder sind.\nSchaefer (Rostock).\nA. Binet et V. Henri. La simulation de la m\u00e9moire des chiffres. Rev. scientif. Bd. 51. No. 23, S. 711\u2014722. Auch: Rev. philos. Bd. 37. S. 114\u2014119. (1894.)\nUnter diesem sich nicht ganz mit dem Inhalt deckenden Titel besprechen die Verfasser einige Studien \u00fcber jene Leistungen des Ged\u00e4chtnisses, die man hin und wieder an sogenannten Rechenk\u00fcnstlern zu bewundern Gelegenheit hat. Die F\u00e4higkeit, eine sehr grofse Menge von Zahlen, die in regelm\u00e4fsigen Reihen untereinander geschrieben sind, in kurzer Zeit so durch das Ged\u00e4chtnis beherrschen zu lernen, dafs sie fehlerlos vorw\u00e4rts und r\u00fcckw\u00e4rts oder in sonst beliebiger Anordnung hergesagt werden k\u00f6nnen, beruht entweder darauf, dafs der Experimentator die Tafel mit den Ziffern mit hinreichender Deutlichkeit innerlich vor sich sieht, um die Ziffern gleichsam nur von diesem Erinnerungsbilde ablesen zu brauchen; oder derselbe bedient sich zur Reproduktion nicht des optischen Erinnerungsbildes, sondern des Klangbildes der Ziffern. Eine dritte M\u00f6glichkeit ist die, dafs eine wohleinge\u00fcbte Mnemotechnik im Spiel ist und eine freie Ged\u00e4chtnisleistung vort\u00e4uscht. Die Verfasser haben nun f\u00fcr jeden Typus einen Vertreter gefunden und unter anderem festgestellt, dafs der Mnemotechniker eine","page":452}],"identifier":"lit29605","issued":"1895","language":"de","pages":"451-452","startpages":"451","title":"Bourdon: Influence de l'\u00e2ge sur la m\u00e9moire imm\u00e9diate. Rev. philos. Bd. 38. S. 148-167. August 1894","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:06:21.665582+00:00"}