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{"created":"2022-01-31T14:11:06.532625+00:00","id":"lit29607","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 452-453","fulltext":[{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nLitteraturbericht.\naufwies. Je gr\u00f6fser die M\u00f6glichkeit von Assoziationen und Assimilationen war, um so gr\u00f6fser die Zahl der Fehler. Es folgen entsprechende statistische Bestimmungen und Tabellen.\nBourdon gelangt zu dem Schl\u00fcsse, dafs das unmittelbare Ged\u00e4chtnis zwischen 8 bis 20 Jahren allm\u00e4hlich an w\u00e4chst. Es macht bemerkbare Fortschritte zwischen 8 und 14 Jahren, weniger bemerkbare zwischen 14 und 20 Jahren. Am besten kann man diese Fortschritte beobachten an Reihen von 6, 7 und 8 Ziffern, von 6, 7 und 8 Buchstaben, von 5 und 6 W\u00f6rtern.\tM. Giessler (Erfurt).\nA. Binet et V. Henri. Le d\u00e9veloppement de la m\u00e9moire visuelle chez les enfants. Rev. g\u00e9n\u00e9rale des sciences. V. No. 5. S.-162\u2014169. Auch: Rev. philos. 87, 3. S. 348\u2014350.\t(1894.)\nDie Verfasser haben Versuche \u00fcber das Ged\u00e4chtnis verschieden alter Schulkinder f\u00fcr L\u00e4ngenmafse angestellt. Jedem Kinde wurde ein Bleifederstrich von gewisser L\u00e4nge gezeigt, und nachdem es sich die L\u00e4nge gemerkt, mufste es eine gleich lange Linie aufzeichnen oder aus einer vorgelegten Serie von verschiedenen Linien aussuchen. 7200 Versuche ergaben, dafs der Sch\u00e4tzungsfehler um so gr\u00f6fser ist, je j\u00fcnger das Kind; und dafs es leichter ist, zu einer gegebenen L\u00e4nge eine gleiche zu finden, wenn man die gegebene zum Vergleichen in der Hand beh\u00e4lt, als wenn man nur das Ged\u00e4chtnisbild derselben zur Verf\u00fcgung hat. Die Verfasser sehen selbst ein, dafs sie hiermit an sich Selbstverst\u00e4ndliches bewiesen haben, freuen sich jedoch, hierin eine Best\u00e4tigung der Exaktheit ihrer Versuche erblicken zu d\u00fcrfen. Etwas interessanter ist das Resultat, dafs die Kinder grofse Linien unter-, kleine \u00fcbersch\u00e4tzen, und dafs ersteres um so mehr hervortritt, je j\u00fcnger die Kinder sind.\nSchaefer (Rostock).\nA. Binet et V. Henri. La simulation de la m\u00e9moire des chiffres. Rev. scientif. Bd. 51. No. 23, S. 711\u2014722. Auch: Rev. philos. Bd. 37. S. 114\u2014119. (1894.)\nUnter diesem sich nicht ganz mit dem Inhalt deckenden Titel besprechen die Verfasser einige Studien \u00fcber jene Leistungen des Ged\u00e4chtnisses, die man hin und wieder an sogenannten Rechenk\u00fcnstlern zu bewundern Gelegenheit hat. Die F\u00e4higkeit, eine sehr grofse Menge von Zahlen, die in regelm\u00e4fsigen Reihen untereinander geschrieben sind, in kurzer Zeit so durch das Ged\u00e4chtnis beherrschen zu lernen, dafs sie fehlerlos vorw\u00e4rts und r\u00fcckw\u00e4rts oder in sonst beliebiger Anordnung hergesagt werden k\u00f6nnen, beruht entweder darauf, dafs der Experimentator die Tafel mit den Ziffern mit hinreichender Deutlichkeit innerlich vor sich sieht, um die Ziffern gleichsam nur von diesem Erinnerungsbilde ablesen zu brauchen; oder derselbe bedient sich zur Reproduktion nicht des optischen Erinnerungsbildes, sondern des Klangbildes der Ziffern. Eine dritte M\u00f6glichkeit ist die, dafs eine wohleinge\u00fcbte Mnemotechnik im Spiel ist und eine freie Ged\u00e4chtnisleistung vort\u00e4uscht. Die Verfasser haben nun f\u00fcr jeden Typus einen Vertreter gefunden und unter anderem festgestellt, dafs der Mnemotechniker eine","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n453\ngrofse Anzahl von Ziffern schwerer im Ged\u00e4chtnis fixiert, als die anderen, wenige Ziffern dagegen leichter. Wnrde die Geschwindigkeit des Hersagens der Zahlen durch ein Registriermikrophon graphisch dargestellt, so zeigte sich der Mnemotechniker im Nachteil, jedenfalls, weil er die Zahlen erst aus den \u00fcblichen Merkversen rekonstruieren mufste; der Vertreter des optischen Ged\u00e4chtnisses l\u00f6ste seine Aufgabe schneller, wenn er die mehrstelligen Zahlen nach den Ziffern benannte, mit denen sie geschrieben werden, also z. B. f\u00fcr 19: un, neuf statt dix-neuf angab; der Vertreter des akustischen Ged\u00e4chtnisses dagegen kam rascher vorw\u00e4rts, wenn er die Zahlen nach dem Klangbilde aussprach, also die Bezeichnung dix-neuf f\u00fcr 19 brauchte. Bez\u00fcglich der Schnelligkeit des Lernens der Zahlen zeigten die beiden letzten Versuchspersonen sich \u00fcbrigens denselben Gesetzen unterworfen, wie andere Menschen. Insbesondere steigt auch bei ihnen die zum Lernen n\u00f6tige Zeit viel rascher an als die Anzahl der Ziffern, wenn man diese von Versuch zu Versuch in bestimmtem Verh\u00e4ltnis wachsen l\u00e4fst.\nSchaefer (Rostock).\nW. Wundt. \u00dcber psychische Kausalit\u00e4t und das Prinzip des psychophysischen Parallelismus. Philos. Stud. X. Bd. 1. Heft. S. 1\u2014124. (1894.) Wundt er\u00f6rtert in dieser Arbeit die verschiedenen Fassungen, welche dem Kausalbegriff gegeben worden sind. Gegen\u00fcber der psychologischen Fassung, welche den Begriff der Ursache vollst\u00e4ndig in den dauernden Objekten und die Bedingungen, unter denen jene Ursachen wirken, in den Relationen der Objekte sucht, bef\u00fcrwortet W. die logisch-naturwissenschaftliche Fassung. Das einzig sichere und darum auch das einzig zul\u00e4ssige Kriterium zur Entscheidung der Frage, welche unter der Gesamtheit der Bedingungen eines Ph\u00e4nomens als dessen Ursachen zu betrachten seien, liegt f\u00fcr Wundt in der Aufstellung einer \u201eKausalgleichung\u201c, welche auf ihrer einen Seite den Effekt quantitativ bestimmt, w\u00e4hrend sie auf der anderen Seite diejenigen bedingenden Elemente in der f\u00fcr sie g\u00fcltigen gesetzm\u00e4fsigen Relation enth\u00e4lt, welche zur Erreichung des Effekts vollst\u00e4ndig ausreichen. Die Kausalgleichungen teilt er wiederum ein in Kraftgleichungen und Energiegleichungen. Die erstere Gattung betrachtet gegebene Geschwindigkeiten oder Geschwindigkeits\u00e4nderungen als Wirkungen bestimmter ihnen gleich gesetzter Ursachen (Kr\u00e4fte).\nk\nAls Paradigma f\u00fchrt W. die Gleichung v = \u2014 .t an. Die zweite Gattung\nK\u00efb\nbetrachtet irgend eine Energiegr\u00f6fse als Wirkung anderer Energiegr\u00f6fsen,\n771/V ^\ndenen jene gleich gesetzt wird (Paradigma =p.h). Wenn eine\nEnergiegleichung den unmittelbaren \u00dcbergang bestimmter Energieformen in andere ausdr\u00fcckt, so bezeichnet sie W. als Trans f o r mat ionsgleich un g. Werden hingegen Zust\u00e4nde gleich gesetzt, welche zeitlich beliebig getrennt sind, so spricht W. von einer Zustands-","page":453}],"identifier":"lit29607","issued":"1895","language":"de","pages":"452-453","startpages":"452","title":"A. Binet et V. Henri: La simulation de la m\u00e9moire des chiffres. Rev. scientif. Bd. 51. No. 23, S. 711-722. Auch: Rev. philos. Bd. 37. S. 114-119. 1894","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:11:06.532631+00:00"}