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{"created":"2022-01-31T13:25:41.618778+00:00","id":"lit29614","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Peretti","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 464-465","fulltext":[{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nLitteraturbench t.\nder beiden Krankheiten. Ihr sind nicht weniger als 104 Seiten gewidmet. Zun\u00e4chst sind die Ursachen zu erforschen, welche die Nerven Zerr\u00fcttung hervorgerufen haben. Nicht immer hat ihre Aufhebung das Aufh\u00f6ren des Nervenleidens zur Folge, namentlich nicht bei langer Dauer der Krankheit oder bei angeborener neuropathischer Disposition. Wichtig ist die di\u00e4tetische Behandlung. Ern\u00e4hrung, Schlaf, Besch\u00e4ftigung, Um-gebung, sexueller Verkehr, kurz die ganze Lebensweise mufs geregelt werden. Der Behandlung mit Arzneimitteln wird wenig Erfolg zugesprochen. Besonders empfohlen werden die Brompr\u00e4parate. Unweit g\u00fcnstigere Resultate haben die Luft-, Wasser- und Badekuren aufzuweisen, ferner auch die elektrische Behandlung, welche Verfasser nicht als Suggestivtherapie hingestellt wissen will. Mit allen anderen Behandlungsmethoden kann eine psychische Behandlung verkn\u00fcpft werden, zu welcher auch Hypnose und Suggestion gez\u00e4hlt werden. Anstaltsbehandlung wird f\u00fcr die F\u00e4lle empfohlen, welche ein gr\u00f6fseres Mafs \u00e4rztlicher F\u00fcrsorge unbedingt erheischen. Zum Schlufs wird noch die MiTCHELL-PLAYFAmsche Mastkur besprochen. Sie hat vielfach sehr befriedigende Resultate geliefert.\tKrapoll (Bonn).\nCh. F\u00e9r\u00e9. La famille n\u00e9vropathique. Th\u00e9orie t\u00e9ratologique de l\u2019h\u00e9r\u00e9dit\u00e9 et de la pr\u00e9disposition morbide et de la d\u00e9g\u00e9n\u00e9rescence. Paris, Alcan. 1894. 334 S.\nWer sich in K\u00fcrze und in angenehmer Weise \u00fcber die Polle der Heredit\u00e4t in den funktionellen und organischen Krankheiten des Nervensystems einschliefslich der Psychosen, \u00fcber die Vererbung von Mifs-bildungen unterrichten und einen raschen und doch ersch\u00f6pfenden \u00dcberblick \u00fcber die bisher bekannten Degenerationszeichen gewinnen will, dem kann das F\u00c9assche Buch auf das Beste empfohlen werden, ich w\u00fcfste in dieser Beziehung kein besseres, deutsches Buch zu nennen. Ob aber die theoretischen Auseinandersetzungen des Verfassers \u00fcberall ohne weiteres Anklang finden werden, d\u00fcrfte fraglich erscheinen; vorl\u00e4ufig gehen sie wohl kaum \u00fcber das Stadium des Hypothetischen hinaus.\nDas Vorkommen von verschiedenartigsten Neurosen und organischen Erkrankungen des Zentralnervensystems, von Allgemeinerkrankungen (Tuberkulose, Gicht), von Verbrechen, von Lastern, von Genie bei den verschiedenen Gliedern der \u201eneuropathischen Familie\u201c, die Ungleichheit der Degenerationsmifsbildungen bei Aszendenten und Deszendenten spricht nach F\u00e9r\u00e9 f\u00fcr die Annahme, dafs die normale Vererbung, deren Grundzug in der \u00dcbertragung \u00e4hnlicher Eigenschaften von Aszendent auf Deszendent besteht, in solchen degenerierten Familien gest\u00f6rt ist, \u201ela d\u00e9g\u00e9n\u00e9rescence est la dissolution de l\u2019h\u00e9r\u00e9dit\u00e9: les maladies h\u00e9r\u00e9ditaires sont des maladies de l\u2019h\u00e9r\u00e9dit\u00e9\u201c. Die Ursache f\u00fcr diese Dissolution de l\u2019h\u00e9r\u00e9dit\u00e9 (\u201ela perte des qualit\u00e9s h\u00e9r\u00e9ditaires et la tendance \u00e0 la production de monstruosit\u00e9s morphologiques et physiologiques\u201c) sieht F\u00e9r\u00e9 auf Grund von \u201eteratogenen\u201c Experimenten in ererbten oder durch andere Sch\u00e4dlichkeiten hervorgerufenen St\u00f6rungen der Ern\u00e4hrung des Embryo und dadurch bedingte Entwickelungshemmung des letzteren","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n465\nund hofft von einer \u201ehygi\u00e8ne de la g\u00e9n\u00e9ration\u201c eine erfolgreiche Bek\u00e4mpfung der degenerativen Tendenz.\tPeretti (G-rafenberg).\nP. J. Moebius. Neurologische Beitr\u00e4ge. I. Heft. \u00dcber den Begriff der Hysterie und andere Vorw\u00fcrfe vorwiegend psychologischer Art.\nLeipzig, Amhr. Abel. 1894. 210 S.\nWer der medizinischen Tageslitteratur eine l\u00e4ngere Beihe von Jahren hindurch mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, wird sich eines Gef\u00fchles der Beklemmung nicht erwehren k\u00f6nnen. Die einzelnen Nummern erscheinen und folgen sich, sie wachsen zu B\u00e4nden, und die B\u00e4nde h\u00e4ufen sich zu Beihen an, und wenn ja auch am Ende vieles mit dem Tage kommt und vergeht, so ist doch manches Gute darunter, was dort begraben liegt und einer Auferstehung entgegensieht, die vielleicht f\u00fcr immer auf sich warten l\u00e4fst.\nWenn daher jemand, der sich bewufst ist, etwas T\u00fcchtiges geleistet zu haben, seine zerstreuten Arbeiten sammelt und in das feste B\u00fcndel eines Buches schn\u00fcrt, so ist ihm das nicht zu verdenken, und man begr\u00fcfst die alten Bekannten gerne in dem neuen Gew\u00e4nde, durch das uns der dauernde Verkehr mit ihnen so wesentlich erleichtert wird.\nSo alt sind die uns hier vorgef\u00fchrten Bekannten nun gerade nicht, da sie mit einer Ausnahme aus den 90er Jahren stammen und der Hauptsache nach das Wesen und den Begriff der Hysterie behandeln.\nLange Zeit hindurch das Stiefkind der Nervenpathologie, hat sich vielleicht die Ansicht noch hier und dort erhalten, dafs sie eigentlich nichts anderes sei, als die Neigung gewisser Frauenzimmer, sich und andere zu betr\u00fcgen. Allm\u00e4hlich aber, und besonders seit Charcot und seiner Schule, brach sich eine andere Anschauungsweise Bahn. Aus jener Neigung gewisser Frauenzimmer wurde eine oft recht schwere Neurose, der auch M\u00e4nner unterliegen k\u00f6nnen, und aus der Neurose ist schliefslich eine Psychose, ja nach Charcot eine Geisteskrankheit par excellence geworden, in welcher die Allgewalt der Vorstellungen \u00fcber k\u00f6rperliche Erscheinungen ihre Offenbarung findet.\nSchon fr\u00fcher hatte Moebius die Behauptung aufgestellt, dafs alle diejenigen charakteristischen Ver\u00e4nderungen des K\u00f6rpers als hysterische aufzufassen seien, die durch Vorstellungen verursacht sind, und er hat sich in einer Beihe von sp\u00e4teren Aufs\u00e4tzen bem\u00fcht, diesen Einflufs der Vorstellungen weiter auszuf\u00fchren und festzustellen.\nIn dieser Weise sieht Moebius in der Hysterie nur eine besondere Art krankhaft gesteigerter Suggestibilit\u00e4t. Alle hysterischen Erscheinungen sind Suggestionen der Form nach, ein Teil von ihnen aber ist dem Inhalte nach nicht suggeriert, sondern eine krankhafte Beaktion auf Gem\u00fctsbewegungen.\nDie anderen Aufs\u00e4tze enthalten Bemerkungen \u00fcber Simulation bei Unfall-Nervenkranken, \u00fcber Seelenst\u00f6rungen nach Selbstmordversuchen und \u00fcber den Wert der Elektrotherapie, deren Erfolge Moebius am liebsten auch auf die Suggestion zur\u00fcckf\u00fchren m\u00f6chte.\nDen Schlufs bilden einige B\u00fccheranzeigen und eine Beihe von psychologischen Er\u00f6rterungen, den Grundansichten, welche die Grund-\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie VIII.\t30","page":465}],"identifier":"lit29614","issued":"1895","language":"de","pages":"464-465","startpages":"464","title":"Ch. F\u00e9r\u00e9: La famille n\u00e9vropathique. Th\u00e9orie t\u00e9ratologique de l'h\u00e9r\u00e9dit\u00e9 et de la pr\u00e9disposition morbide et de la d\u00e9g\u00e9n\u00e9rescence. Paris, Alcan. 1894. 334 S.","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:25:41.618787+00:00"}