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{"created":"2022-01-31T14:10:09.008153+00:00","id":"lit29615","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 465-466","fulltext":[{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n465\nund hofft von einer \u201ehygi\u00e8ne de la g\u00e9n\u00e9ration\u201c eine erfolgreiche Bek\u00e4mpfung der degenerativen Tendenz.\tPeretti (G-rafenberg).\nP. J. Moebius. Neurologische Beitr\u00e4ge. I. Heft. \u00dcber den Begriff der Hysterie und andere Vorw\u00fcrfe vorwiegend psychologischer Art.\nLeipzig, Amhr. Abel. 1894. 210 S.\nWer der medizinischen Tageslitteratur eine l\u00e4ngere Beihe von Jahren hindurch mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, wird sich eines Gef\u00fchles der Beklemmung nicht erwehren k\u00f6nnen. Die einzelnen Nummern erscheinen und folgen sich, sie wachsen zu B\u00e4nden, und die B\u00e4nde h\u00e4ufen sich zu Beihen an, und wenn ja auch am Ende vieles mit dem Tage kommt und vergeht, so ist doch manches Gute darunter, was dort begraben liegt und einer Auferstehung entgegensieht, die vielleicht f\u00fcr immer auf sich warten l\u00e4fst.\nWenn daher jemand, der sich bewufst ist, etwas T\u00fcchtiges geleistet zu haben, seine zerstreuten Arbeiten sammelt und in das feste B\u00fcndel eines Buches schn\u00fcrt, so ist ihm das nicht zu verdenken, und man begr\u00fcfst die alten Bekannten gerne in dem neuen Gew\u00e4nde, durch das uns der dauernde Verkehr mit ihnen so wesentlich erleichtert wird.\nSo alt sind die uns hier vorgef\u00fchrten Bekannten nun gerade nicht, da sie mit einer Ausnahme aus den 90er Jahren stammen und der Hauptsache nach das Wesen und den Begriff der Hysterie behandeln.\nLange Zeit hindurch das Stiefkind der Nervenpathologie, hat sich vielleicht die Ansicht noch hier und dort erhalten, dafs sie eigentlich nichts anderes sei, als die Neigung gewisser Frauenzimmer, sich und andere zu betr\u00fcgen. Allm\u00e4hlich aber, und besonders seit Charcot und seiner Schule, brach sich eine andere Anschauungsweise Bahn. Aus jener Neigung gewisser Frauenzimmer wurde eine oft recht schwere Neurose, der auch M\u00e4nner unterliegen k\u00f6nnen, und aus der Neurose ist schliefslich eine Psychose, ja nach Charcot eine Geisteskrankheit par excellence geworden, in welcher die Allgewalt der Vorstellungen \u00fcber k\u00f6rperliche Erscheinungen ihre Offenbarung findet.\nSchon fr\u00fcher hatte Moebius die Behauptung aufgestellt, dafs alle diejenigen charakteristischen Ver\u00e4nderungen des K\u00f6rpers als hysterische aufzufassen seien, die durch Vorstellungen verursacht sind, und er hat sich in einer Beihe von sp\u00e4teren Aufs\u00e4tzen bem\u00fcht, diesen Einflufs der Vorstellungen weiter auszuf\u00fchren und festzustellen.\nIn dieser Weise sieht Moebius in der Hysterie nur eine besondere Art krankhaft gesteigerter Suggestibilit\u00e4t. Alle hysterischen Erscheinungen sind Suggestionen der Form nach, ein Teil von ihnen aber ist dem Inhalte nach nicht suggeriert, sondern eine krankhafte Beaktion auf Gem\u00fctsbewegungen.\nDie anderen Aufs\u00e4tze enthalten Bemerkungen \u00fcber Simulation bei Unfall-Nervenkranken, \u00fcber Seelenst\u00f6rungen nach Selbstmordversuchen und \u00fcber den Wert der Elektrotherapie, deren Erfolge Moebius am liebsten auch auf die Suggestion zur\u00fcckf\u00fchren m\u00f6chte.\nDen Schlufs bilden einige B\u00fccheranzeigen und eine Beihe von psychologischen Er\u00f6rterungen, den Grundansichten, welche die Grund-\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie VIII.\t30","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nLitteraturbericht.\nl\u00e4ge aller seiner Auseinandersetzungen bilden und die einer Schrift entnommen sind, die er im Jahre 1891 unter dem Titel: \u201e\u00dcber die Wege des Denkens\u201c ver\u00f6ffentlicht hatte.\nMag man ihm hier und bei anderen Gelegenheiten nun zustimmen oder nicht, \u00fcberall wird man ihm die Anerkennung nicht versagen k\u00f6nnen, dafs er seine Ansichten in einer ebenso geistreichen wie mafs-vollen Weise vorbringt, und ebenso, wenn er die Worte, die er bei Gelegenheit einer Besprechung der \u201eGesammelten Aufs\u00e4tze\u201c von Wernicke auf diesen Schriftsteller angewendet hatte, auch auf sich bezieht, dafs n\u00e4mlich eine Zusammenstellung seiner zerstreuten Aufs\u00e4tze auch zum Vorteile der anderen sei, denen es schwer falle, die rasch auseinanderflatternden Zeitschriften zusammen zu bekommen und das Verwandte bald da, bald dort zu suchen.\tPelman.\nS. Freud. Die Ahwehr-Neuro-Psychosen. Versuch einer psychologischen Theorie der acquirierten Hysterie, vieler Phobien und Zwangsvorstellungen und gewisser halluzinatorischer Psychosen. Neurolog. Centralblatt. 1894. No. 10 u. 11.\nVerfasser erkl\u00e4rt sich das Zustandekommen einer Reihe von funktionellen St\u00f6rungen des Nervensystems in der Weise, dafs eine Person durch einen \u201eFall von Unvertr\u00e4glichkeit in ihrem Vorstellungsleben\u201c peinlich affiziert wird und, weil sie nicht die Kraft f\u00fchlt, den Widerspruch dieser unvertr\u00e4glichen Vorstellung mit dem eigenen Ich durch Denkarbeit zu l\u00f6sen, dieselbe zu vergessen strebt, dafs aber dieses Vergessen nicht gelingt und die damit verbundene Willensanstrengung zu pathologischer Reaktion f\u00fchrt (Hysterie, Zwangsvorstellung, halluzinatorische Psychose). \u00dcber den Weg von der ab wehrenden Willensanstrengung bis zur Entstehung des neurotischen Symptoms sagt Verfasser: \u201edie Aufgabe, welche sich das abwehrende Ich stellt, die unvertr\u00e4gliche Vorstellung als \u201enon arriv\u00e9e\u201c zu behandeln, ist f\u00fcr dasselbe direkt unl\u00f6sbar; sowohl die Ged\u00e4chtnisspur, als auch der der Vorstellung anhaftende Affekt sind einmal da und nicht mehr auszutilgen. Es kommt aber einer ungef\u00e4hren L\u00f6sung dieser Aufgabe gleich, wenn es gelingt, aus dieser starken Vorstellung eine schwache zu machen, ihr den Affekt, die Erregungssumme, mit der sie behaftet ist, zu entreifsen. Die schwache Vorstellung wird dann so gut wie keine Anspr\u00fcche an die Assoziationsarbeit zu stellen haben ; die von ihr abgetrennte Erregungssumme mufs aber einer anderen Verwendung zugef\u00fchrt werden.\u201c\nBei der Hysterie wird diese Erregungssumme ins K\u00f6rperliche umgesetzt (Konversion), bei den Phobien und Zwangsvorstellungen h\u00e4ngt sich der \u201efreigewordene Affekt an andere, an sich nicht unvertr\u00e4gliche Vorstellungen an, die durch diese \u201efalsche Verkn\u00fcpfung\u201c zu Zwangsvorstellungen werden\u201c (Transposition des Affekts), und bei der Entstehung einer halluzinatorischen Verworrenheit wird gewissermafsen die unvertr\u00e4gliche Vorstellung durch \u00abdie Flucht des Ich in die Psychose abgewehrt, das Ich verwirft nicht nur den Affekt, sondern auch die Vorstellung selbst und benimmt sich so, als ob die Vorstellung nie an das Ich herangetreten w\u00e4re.","page":466}],"identifier":"lit29615","issued":"1895","language":"de","pages":"465-466","startpages":"465","title":"P. J. Moebius: Neurologische Beitr\u00e4ge. I. Heft. \u00dcber den Begriff der Hysterie und andere Vorw\u00fcrfe vorwiegend psychologischer Art. Leipzig, Ambr. Abel. 1894. 210 S.","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:10:09.008159+00:00"}