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{"created":"2022-01-31T14:28:15.156966+00:00","id":"lit29622","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8: 475-476","fulltext":[{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n475\nbunden damit eine Einschr\u00e4nkung des assoziativen Gedankenflusses (d\u00e9lirante Form der Konzeption).\n\u201eDie Konsolidierung erfolgt aussehliefslich nur innerhalb des geordneten logischen Denkens und schliefst sich entweder direkt an die Konzeption an (fixe Idee) oder sie vollzieht sich ganz allm\u00e4hlich und chronisch (chronische Paranoia mit oder ohne Halluzinationen), oder drittens sie ergiebt sich in der dem akuten Prim\u00e4rstadium folgenden ruhigen Periode (akute Parnaoia und Paranoia mit affektivem oder delirantem Vorstadium).\u201c\nEs folgt schliefslich ein Kapitel \u00fcber die \u00fcberwertigen Ideen bei affektiven Psychosen und beim Schwachsinn. Liebmann (Bonn).\nE. Parish. \u00dcber die Trugwahrnehmung (Halluzination und Illusion) mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der internationalen Enquete \u00fcber Wachhalluzination bei Gesunden. Sammlung 2 d. Schriften d. Gesettsch. f. psychol. Forschung. Heft 7/8. Ambr. Abel, Leipzig 1894.\t246 S.\nDie zahlreichen Fragen, welche das Gebiet der Sinnest\u00e4uschungen enth\u00e4lt, werden in dieser Schrift in anregender, klarer Weise besprochen. Interessant sind namentlich die Ergebnisse der von Gurney angeregten internationalen Statistik \u00fcber das Vorkommen von Wachhalluzinationen. Danach sind im ganzen 27 329 Antworten eingegangen, und unter diesen lauteten 3271 (= ca. 12%) auf Ja, d. h. die betreffenden Personen gaben an, im Wachen halluziniert zu haben. Parish, welcher \u00fcbrigens selbst mit Hecht betont, wie vorsichtig man bei Verwertung einer solchen Statistik sein m\u00fcsse, nimmt an, dafs diese Prozentziffer im allgemeinen zu hoch sei, dafs sie jedoch noch zu niedrig sei, wenn man alle die kurzen Sinnest\u00e4uschungen, f\u00fcr welche die Erinnerung alsbald schwindet, mit einrechnen k\u00f6nnte. Nicht vermag Beferent dem Verfasser darin beizustimmen, dafs er eine \u201eDissoziation des Bewufstseins\u201c f\u00fcr das allgemeine Charakteristikum aller halluzinatorischen Zust\u00e4nde ausgiebt. Die psychiatrische Beobachtung lehrt, dafs Halluzinationen oft ohne jede Dissoziation Vorkommen, und dafs auch in den F\u00e4llen, wo eine solche Dissoziation vorliegt, diese sehr oft nur ein Folgezustand der Halluzinationen ist (halluzinatorische Inkoh\u00e4renz). \u2014 Die Theorie, welche P. f\u00fcr das Zustandekommen der Sinnest\u00e4uschungen aufstellt, ist derjenigen von W. James nahe verwandt. Er betrachtet die Halluzination als einen \u201eAkt cerebrostatisch erzwungener Assoziation\u201c: infolge einer Ver\u00e4nderung der relativen Spannungsverh\u00e4ltnisse in den kortikalen Elementen fliefst ein Heiz A auf Elemente \u00fcber, welche normalerweise nicht von ihm, sondern von einem anderen Beize N erregt werden. Die Illusion sieht Verfasser hingegen als ein reines \u201eAusfallsergebnis\u201c an: einzelne der von einem bestimmten Beize A normalerweise erregten Elemente bleiben infolge Herabsetzung ihrer Erregbarkeit unerregt. Meines Erachtens l\u00e4fst die erste Erkl\u00e4rung im Stich, sobald rein-zentrale Halluzinationen vorliegen; die zweite wird dem transformierenden Charakter der Illusion nicht gerecht. Die Er\u00f6rterung der sog. negativen Halluzinationen bietet manches Bemerkenswerte.\nDie Litteratur ist ziemlich vollst\u00e4ndig und zumeist auch mit ge-","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"476\nLitteraturbericht.\nn\u00fcgender Kritik verwertet. Auf die Lehrb\u00fccher der (normalen) Psychologie h\u00e4tte Verfasser etwas mehr R\u00fccksicht nehmen k\u00f6nnen.\nZiehen (Jena).\nHigier. \u00dcber unilaterale Halluzinationen. Wien. Klinik. 6. Heft. Juni 1894.\nDie Arbeit enth\u00e4lt zwei interessante Krankengeschichten von Personen mit einseitigen Gesichtst\u00e4uschungen im hemianopischen Gesichtsfelde :\n1.\tEine 46 j\u00e4hrige Witwe erkrankte an Kopfschmerz und einer eigent\u00fcmlichen, abends auftretenden St\u00f6rung des Orientierungsverm\u00f6gens. W\u00e4hrend ihres Aufenthaltes im Krankenhause fand sich als einziges objektiv nachweisbares Symptom eine rechtsseitige homogene Hemianopsie bei allgemeiner Einengung des Gesichtsfeldes. Drei- bis viermal w\u00f6chentlich stellten sich gleichzeitig linksseitige Kopfschmerzen und Sinnest\u00e4uschungen im hemianopischen Gesichtsfelde ein. Sie sab Gestalten, einen Garten, einen See etc. an der rechten Seite, die bei genauem Betrachten abwechselnd kleiner und gr\u00f6fser wurden und beim Augenschlufs f\u00fcr kurze Zeit verschwanden, um bald darauf sich wieder einzustellen. Sie wufste, dafs es sich nur um Visionen handelte. Die Anf\u00e4lle verschwanden allm\u00e4hlich und gleichzeitig auch die Hemianopsie. H. verwirft die Annahme einer Hysterie und meint, dafs es sich um einen periodisch auftretenden Gef\u00e4fskrampf im optischen Rindengebiet der linken Hemisph\u00e4re gehandelt habe, vielleicht mit konsekutiver An\u00e4mie. Wie man sieht, eine sehr hypothetische Erkl\u00e4rung.\n2.\tEine 24 j\u00e4hrige Frau, die bereits l\u00e4ngere Zeit an allgemeinen nerv\u00f6sen Beschwerden \u2014 Kopfschmerz, Schwindel etc. \u2014 gelitten hatte, tritt ins Krankenhaus ein, wo rechtsseitige Hemiparese und Hemihyp-\u00e4sthesie, Zittern, erh\u00f6hte Sehnen- und Hautreflexe, rechtsseitige Okulomotoriusparese, GR\u00c4FESches Symptom am rechten Auge und unvollst\u00e4ndige Hemianopsia sinistra festgestellt wurden. Bei dieser Kranken traten zweimal vor\u00fcbergehend Visionen in dem nicht empfindenden Teile des Gesichtsfeldes auf, sie sah Gestalten an ihrer linken Seite. Das erste Mal waren Anf\u00e4lle von Bewufstseinsverlust mit allgemeinen Konvulsionen unmittelbar vorhergegangen, die Halluzinationen selbst traten jedoch bei v\u00f6llig klarem Bewufstsein auf, sie waren begleitet von einer Parese des rechten Beines. Ungef\u00e4hr gleichzeitig mit dem zweiten Auftreten der Halluzinationen batten sich die L\u00e4hmungserscheinungen zu einer kom-pleten Paralyse aller Extremit\u00e4ten gesteigert. Unter entsprechender Behandlung schwanden fast s\u00e4mtliche Symptome. Es handelt sich hier nach H.\u2019s Auffassung um eine organische multiple Herzerkrankung syphilitischer Natur. Die Hemianopsie und die Halluzinationen k\u00f6nnen durch die Annahme eines Herdes an der linken Fissura calcarina erkl\u00e4rt werden.\nLiebmann (Bonn).","page":476}],"identifier":"lit29622","issued":"1895","language":"de","pages":"475-476","startpages":"475","title":"E. Parish: \u00dcber die Trugwahrnehmung (Halluzination und Illusion) mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der internationalen Enqu\u00eate \u00fcber Wachhalluzination bei Gesunden. Sammlung 2 d. Schriften d. Gesellsch. f. psychol. Forschung. Heft 7/8. Ambr. 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