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{"created":"2022-01-31T14:19:27.789338+00:00","id":"lit29632","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 48-50","fulltext":[{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nhitter a turberich t.\nGed\u00e4chtnisspuren untereinander mehr oder weniger in festen Beziehungen stehen, und dies um so fester, je gesetzm\u00e4fsiger die Naturvorg\u00e4nge verlaufen und je h\u00e4ufiger die entsprechenden Sinneseindr\u00fccke vom Gehirn entgegengenommen werden.\nMit der Zerst\u00f6rung der geistigen Zentren geht ausnahmslos das Ged\u00e4chtnis in grofser Ausdehnung verloren.\nErst durch die Verkn\u00fcpfung von Sinneseindruck mit Erinnerung entstehen Vorstellungen und eine richtige Deutung der Sinne seindr\u00fccke, und unsere gesamte anschauliche Kenntnis der Aufsenwelt stammt lediglich aus den Sinneseindr\u00fccken und der unbewufsten Arbeit des, Ged\u00e4chtnisses.\nDiese unhewufste Arbeit wird besonders durch die k\u00f6rperlichen Gef\u00fchle, die Triebe, in lebhafte Bewegung gesetzt, und wehe, wenn die Kraft der Zentren erlahmt und nicht mehr im st\u00e4nde ist, dem schrankenlosen Walten von Phantasie und Leidenschaft Halt zu gebieten, wie es bei den Geistesst\u00f6rungen der Fall ist, wo alsdann die niederen Triebe unbeschr\u00e4nkt zur Herrschaft gelangen.\nSchon der gewohnheitsm\u00e4fsige Alkoholmifsbrauch zeigt uns dieses abschreckende Bild des enthirnten Menschen, noch mehr aber die tieferen allgemeinen Erkrankungen der geistigen Sph\u00e4re, und wir ersehen deutlich, wie unser Wissen und K\u00f6nnen in letzter Linie von einer vollkommenen und gesunden Hirnmechanik abh\u00e4ngt.\nWollte man hieraus aber den Schlufs ziehen, Flechsig liefse seine Rede in dieser materialistischen Wendung ausklingen, so w\u00fcrde dies nicht richtig sein, und ich m\u00f6chte mit meinem Referate \u00fcberhaupt nichts anderes bezwecken, als eine Anregung zu geben, das Original selber in die Hand zu nehmen und durchzulesen.\tPelman.\nGeorge Stuart F\u00fcllerton. The psychological standpoint. Psychol. Bev. Bd. I. S. 113\u2014133. (M\u00e4rz 1894.)\nVerfasser setzt auseinander, dafs der Standpunkt des Psychologen im wesentlichen derselbe sein m\u00fcsse, wie der des gew\u00f6hnlichen Lebens, n\u00e4mlich der, den wir als \u201enaiven Realismus\u201c zu bezeichnen gewohnt sind. Ein Verlassen dieses Standpunktes zu Gunsten erkenntnis-theoretischer oder metaphysischer Betrachtungen mufs Verwirrung in die psychologischen Begriffe bringen. Verfasser erweist dies durch einige Beispiele aus James\u2019 von ihm sonst hochgesch\u00e4tzter Psychologie.\nJ. Cohn (Berlin).\nBruno K\u00e4mpfe. Beitr\u00e4ge zur experimentellen Pr\u00fcfung der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle. Phil. Stud. VIII. Heft 4. S. 511\u2014591. 1893.\nVerfasser hat sich die Aufgabe gestellt, \u201edie Richtigkeit der Methode in ihren einzelnen Phasen durch ein m\u00f6glichst ersch\u00f6pfendes Versuchsmaterial zu pr\u00fcfen\u201c. Er geht von der Annahme aus, dafs das Pr\u00e4zisions-mafs h und die Unterschiedsschwelle S zun\u00e4chst gleichberechtigt seien, als Mafs der Unterschiedsempfindlichkeit zu dienen, und er will das Experiment entscheiden lassen, ob die eine oder die andere Gr\u00f6fse vorzuziehen sei.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n49\nDie Versuche wurden mit Schallreizen ausgef\u00fchrt. Als schallerzeugender Apparat diente das (verbesserte) VoLKMANNSche Doppelschallpendel. Da sich aber im Verlaufe der Versuche zeigte, dafs die beiden Pendel qualitativ verschiedene Schalle erzeugten, so wurde bei den sp\u00e4teren Versuchen, auf welche allein sich die Schlufsfolgerungen des Verfassers st\u00fctzen, nur ein Pendel benutzt. Die Berechnung der Intensit\u00e4t geschah unter Voraussetzung der Proportionalit\u00e4t von Schallst\u00e4rke und Fallh\u00f6he, nachdem die Wahrscheinlichkeit dieser Annahme noch durch besondere Versuche gepr\u00fcft war. Angewendet wurden drei verschiedene Versuchsmethoden: die \u201eganz wissentliche\u201c (I), die \u201ehalbwissentliche\u201c (II) und die \u201eganz unwissentliche\u201c (III). Bei dem I. Versuchsverfahren (dem \u201eganz wissentlichen\u201c) war Verfasser zugleich Versuchsleiter und Versuchsperson, so dafs er in jedem Falle die Gr\u00f6fse der eingestellten Differenzen und die Zeitlage des Normalreizes kannte. Von diesem Versuchs verfahren unterschied sich das zweite dadurch, dafs Versuchsleiter und Versuchsperson getrennt waren, und dafs die Versuchspersonen noch die Gr\u00f6fse der Differenz, aber nicht die Zeitlage des Normalreizes kannten. Bei dem III. Verfahren endlich wurde den Versuchspersonen weder die Gr\u00f6fse der Differenz, noch die Zeitlage des Normalreizes mitgeteilt. Bei den Versuchs verfahr en II und III wurde nur eine Normalintensit\u00e4t benutzt, dagegen 11\u201416 verschiedene Differenzen, bei dem Versuchs verfahren I vier verschiedene Normalintensit\u00e4ten und 13 verschiedene Differenzen.\nDie Hauptresultate sind die folgenden:\n1.\tDie nach dem II. Versuchsverfahren ausgef\u00fchrten Versuche ergaben das merkw\u00fcrdige Besultat, dafs bei Zunahme der Differenz die Gleichheitsurteile bedeutend fr\u00fcher aufh\u00f6rten, als die falschen Urteile. So ergab z. B. bei der einen Versuchsperson eine Differenz, bei welcher noch fast 30% falsche Urteile vorkamen, kein Gleichheitsurteil mehr. Ferner war auch bei der III. Versuchsmethode die Anzahl der Gleichheitsurteile klein im Verh\u00e4ltnis zur Anzahl der falschen Urteile.\n2.\tDie Werte, welche sich f\u00fcr S bei derselben Normalintensit\u00e4t, aber verschiedenen Differenzen ergaben, stimmten unter sich bei dem \u201eganz wissentlichen\u201c Verfahren am besten \u00fcberein, etwas schlechter bei dem \u201eganz unwissentlichen\u201c und sehr schlecht bei dem \u201ehalbwissentlichen\u201c Verfahren. Bei letzterem nahm S mit der Gr\u00f6fse der Differenz sehr rasch ab. Die Werte, welche sich f\u00fcr h ergaben, waren dagegen viel konstanter. Verfasser schliefst hieraus, dafs h dem S als Mafs der Unterschiedsempfindlichkeit vorzuziehen sei.\n3.\tDer berechnete Wert der Unterschiedsschwelle war auffallend klein. Der relative Wert betrug n\u00e4mlich bei Verfahren I ca. Vie bei Verfahren III f\u00fcr die eine Versuchsperson ca. Veo nnd f\u00fcr die andere ca. 730.\nDie Voraussetzung des Verfassers, dafs h von vornherein als Mafs der Unterschiedsempfindlichkeit betrachtet werden k\u00f6nne, ist wohl nicht unanfechtbar. Fechner hat zwar diese Annahme durch eine theoretische Er\u00f6rterung zu begr\u00fcnden gesucht, doch lassen sich die M\u00e4ngel seiner Schlufsfolgerungen leicht aufdecken. Andere Forscher\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie IX.\t4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nLitteraturbencht.\nhaben ferner behauptet, dafs durch die Erfahrung die obige Voraussetzung best\u00e4tigt sei, weil die Resultate der experimentellen Untersuchungen ein proportionales Verhalten des Pr\u00e4zisionsmafses und der absoluten Unterschiedsempfindlichkeit (7S) bei wachsender Reizst\u00e4rke und sonst unver\u00e4ndert bleibenden Versuchsumst\u00e4nden ergeben h\u00e4tten. Dem gegen\u00fcber m\u00f6chte ich jedoch darauf aufmerksam machen, dafs das Bestehen der Proportionalit\u00e4t allein nicht gen\u00fcgt, wenn nicht zugleich ein innerer .Zusammenhang zwischen beiden G-r\u00f6fsen vorhanden ist. Der Nachweis eines inneren Zusammenhanges fehlt aber nicht nur, sondern es l\u00e4fst sich sogar behaupten, dafs in einem bestimmten Palle, n\u00e4mlich bei Versuchen mit gehobenen Gewichten, ein innerer Zusammenhang v\u00f6llig ausgeschlossen ist. Denn da bei diesen Versuchen die Fehlervorg\u00e4nge, wie Fecbner experimentell nachgewiesen hat, im wesentlichen \u00e4ufsere sind, und die Gr\u00f6fse von h durch die G-r\u00f6fse der Fehlervorg\u00e4nge bestimmt ist, so m\u00fcssen h und 7S unabh\u00e4ngig voneinander sein, und die erw\u00e4hnte Proportionalit\u00e4t kann nur daher r\u00fchren, dafs bei Gewichtsversuchen zuf\u00e4llig sowohl die \u00e4ufseren Fehler, als auch die Unterschiedsschwelle ann\u00e4hernd proportional der Reizst\u00e4rke wachsen. Meines Erachtens l\u00e4fst sich aus den vorliegenden Resultaten nur schlief sen, dafs die zuf\u00e4lligen Beobachtungsfehler, welche bei den nach dem II. und III. Verfahren an-gestellten Versuchen stattfanden, das GAussche Fehlergesetz auch nicht ann\u00e4hernd befolgt haben, und dafs folglich aus den Resultaten ein Mafs f\u00fcr die Unterschiedsempfindlichkeit \u00fcberhaupt nicht gewonnen werden kann. \"Was dann den Umstand anbetrifft, dafs die nach dem I. Verfahren angestellten Versuche ein wesentlich anderes Resultat ergeben haben, so m\u00f6chte ich noch hervorheben, dafs der Unterschied nicht ohne weiteres nur der Verschiedenheit der Methode zugeschrieben werden darf, da noch die Verschiedenheit der Versuchspersonen zu ber\u00fccksichtigen ist.\nSchumann (Berlin).\nCharles S. Dollet and J. Me Keen Cattell. On reaction-times and the velocity of the nervous impulse. Psychol. Rev. Bd. I. S. 159\u2014168. (M\u00e4rz 1894.)\nVorliegende Arbeit ist ein Auszug aus einer umfangreichen Abhandlung, welche in den Memoirs of the Academy of sciences, Albany, erscheinen soll. Sie berichtet summarisch \u00fcber die Resultate sehr zahlreicher Reaktionsversuche auf elektrische und taktile Reize. Was zun\u00e4chst die elektrische Reizung betrifft, so wird ein grofser Unterschied in der Empfindung zwischen den beiden Polen beschrieben. Wurde z. B, die Oberlippe gereizt, w\u00e4hrend der andere Pol in eine konzentrierte Salzl\u00f6sung tauchte, in welcher der linke Fufs stand, so zeigte sich bei positiver Reizung eine prickelnde Empfindung, ein starker Geschmack und ein Lichtblitz, bei negativer ein schwacher \u201eshock\u201c und Lichtblitz und kein Geschmack, worauf aber im letzteren Falle sehr schmerzhafte Empfindungen stechender und bohrender Art, Muskeltetanus und Blasen folgten. Es wurden dann zur Bestimmung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erregung im Nerven verschiedene Punkte der linken Seite gereizt. Die wichtigsten Resultate sind:","page":50}],"identifier":"lit29632","issued":"1896","language":"de","pages":"48-50","startpages":"48","title":"Bruno K\u00e4mpfe: Beitr\u00e4ge zur experimentellen Pr\u00fcfung der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle. Phil. Stud. VIII. Heft 4. S. 511-591. 1893","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:19:27.789344+00:00"}