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{"created":"2022-01-31T14:17:59.518945+00:00","id":"lit29646","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meumann, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 58-59","fulltext":[{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nLi tteraturberich t.\nL. Mauthner. Farbenlehre. Der \u201eFunktionspr\u00fcfung\u201c erster Teil. 2. Aufl. Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1894. 168 S.\nDas vorliegende Buch bildet eine f\u00fcr den breiten Kreis der Ophthalmologen bestimmte und daher nicht mit mathematischem R\u00fcstzeug auftretende Monographie des schwierigsten G-ebietes der physiologischen Optik. Alle Methoden der Untersuchung, welche keine reinen Spektralfarben benutzen, werden in grofser Ausf\u00fchrlichkeit geschildert, w\u00e4hrend die in letzter Zeit immer mehr in den Vordergrund getretenen Mischungen von Spektralfarben, von deren exakt quantitativer Ausf\u00fchrung und Messung doch wohl zur Zeit einzig und allein die L\u00f6sung der bestehenden Streitfragen zu hoffen ist, keine Erw\u00e4hnung finden. Dieser Mangel ist wohl dadurch zu erkl\u00e4ren, dafs der Verfasser mit diesen G-ebieten selbst nicht sehr vertraut war. Dasjenige aber, was Mauthner bringt, ist gut und klar dargestellt. Was dem Werke besonderes Interesse verleiht, sind die an einzelnen Stellen eingeflochtenen historischen Bemerkungen, doch mufs gerade hier besonders darauf hingewiesen werden, dafs die Auffassung Mauthners manchmal zu subjektiv ist. Trotz dieser M\u00e4ngel, welche nur Einzelheiten betreffen, ist das Buch im ganzen als eine wohlgelungene Arbeit zu bezeichnen.\tArthur K\u00f6nig.\nJ. von Kries. \u00dcber den Einflufs der Adaptation auf Licht- und Farbenempfindung und \u00fcber die Funktion der St\u00e4bchen. Berichte d. Freiburger Naturf' Gesellsch. Bd. IX. Heft 2. S. 61\u201470. (1894.)\nA. Hillebrand hatte seine Beobachtungen am lichtschwachen Spektrum damit zu erkl\u00e4ren versucht, dafs die Erm\u00fcdung, bezw. Erholung des Sehorgans f\u00fcr farblose Helligkeitsempfindung ihren selbstst\u00e4ndigen Weg gehe, unabh\u00e4ngig von der Erm\u00fcdung (Erholung) f\u00fcr Farbenempfindungen. Indem von Kries diese Vorstellungsweise an anderen Erm\u00fcdungsversuchen zu pr\u00fcfen unternahm, fand er, dafs unzweifelhaft die Weifserm\u00fcdung auch zugleich eine Erm\u00fcdung f\u00fcr farbige Eindr\u00fccke mit sich bringt. Dies veranlafst ihn, nach einer anderen Erkl\u00e4rung zu suchen f\u00fcr die Erscheinungen des lichtschwachen Spektrums, speziell f\u00fcr dieThatsache,dafs bei dunkeladaptiertem Auge das lichtschwache Spektrum farblos erscheint. Indem er diese zun\u00e4chst in der gr\u00f6fseren Helligkeitsempfindlichkeit der seitlichen Netzhaut suchte, fand er nebenbei, dafs die Schwellenwerte f\u00fcr die farblose Helligkeitsempfindung verschiedener Farben durch Dunkeladaptation in sehr verschiedener Weise ver\u00e4ndert werden ; eine Thatsache, die es wahrscheinlich macht, dafs die erste Wahrnehmung der Helligkeit einer Farbe nicht durch die Schwarz-Weifs-Substanz zu st\u00e4nde kommt.\nDie Erkl\u00e4rung dieser scheinbaren Widerspr\u00fcche in dem Verh\u00e4ltnis der Helligkeitsempfindung bei der ersten Wahrnehmung einzelner Farben zur Adaptation des Auges sieht nun von Kries darin, \u201edafs es zwei verschiedene, eine farblose Helligkeitsempfindung bewirkende Vorg\u00e4nge geben m\u00fcsse\u201c, von denen der eine an die Zapfen gebunden ist, der andere an die St\u00e4bchen. Oder genauer, wir besitzen \u201eneben dem peripher durch die Zapfen repr\u00e4sentierten trichromatischen Sehapparat einen peripher durch die St\u00e4bchen repr\u00e4sentierten monochromatischen, nur farblose","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Li tteraturhericht.\n59\nHelligkeitsempfindung liefernden, welch letzterer als lichtempfindliche Substanz den Sehpurpur f\u00fchrt und in seiner Funktion durch Verbrauch und Ansammlung dieses K\u00f6rpers beeinflufst wird\". Sind die St\u00e4bchen ferner durch Dunkeladaptation purpurreich, so werden sie schon durch sehr geringes Licht erregt, f\u00fcr das die Zapfen noch unempf\u00e4nglich sind. Sie werden ferner bei der Unempfindlichkeit des Sehpurpurs gegen langwelliges Licht vorz\u00fcglich durch mittel- und kurzwelliges Licht erregbar sein, was der Erscheinung des lichtschwachen Spektrums durchaus entspricht. In der helladaptierten, purpurarmen Netzhaut kommt dagegen die Leistung der St\u00e4bchen gegen\u00fcber den trichromatischen Zapfen nicht mehr in Betracht, \u201ees erscheinen daher alle Lichter, sobald sie die Schwellenwerte \u00fcberschreiten, auch alsbald farbig\u201c.\nEine Best\u00e4tigung seiner Anschauung sieht der Verfasser darin, dafs die Empfindlichkeit des purpurreichen (dunkeladaptierten) Auges f\u00fcr farblose Helligkeit blauer Lichter nach vorheriger Heizung mit Hot nicht vermindert wird.\nIn sehr einfacher Weise erkl\u00e4rt sich dann auch das PuRKiNJESche Ph\u00e4nomen. Die Verminderung der Lichtst\u00e4rke erzeugt gewissermafsen weniger Zapfen- und mehr St\u00e4bchensehen. Die trichr omatisch empfindenden Zapfen treten aufser Th\u00e4tigkeit, und die Helligkeit verschiedener Farben \u201everschiebt sich immer mehr gegen dasjenige Helligkeitsverh\u00e4ltnis, welches f\u00fcr die St\u00e4bchen gilt\u201c.\nEine wirkliche Kontrolle dieser Annahmen gewinnt nun aber der Verfasser durch den zweifachen Nachweis, dafs in der purpurfreien Fovea 1. die Ungleichheit der Schwellenwerte f\u00fcr Helligkeits- und Farbenempfindung bei verschieden adaptiertem Auge nicht existiert, und dafs 2. das PurkinjEsche Ph\u00e4nomen f\u00fcr dieselbe nicht gilt. Andererseits h\u00e4lt der Verfasser aber (gegen A. K\u00f6nig) die Fovea nicht f\u00fcr blaublind. Es bestehe zwar eine \u00dcberlegenheit der Fovea \u00fcber die Peripherie hinsichtlich der Blauempfindlichkeit, aber nur sofern das blaue Licht von der Netzhautperipherie als farblos empfunden wird.\nDen Schlufs der Abhandlung machen eine Anzahl Anwendungen der vom Verfasser eingef\u00fchrten Hypothesen. In ihrem Gesamtresultat d\u00fcrfte die Schrift zur Verst\u00e4ndigung zwischen der HELMHOLTzschen und HERiNGrSchen Anschauungsweise einen wesentlichen Beitrag liefern.\nE. Meumann (Leipzig).\nShelford Bid well. On the Recurrent Images following Visual Impressions.\nProceedings of the Royal Society. LVI. No. 837. S. 132. June 1894.\nDie vorliegende Arbeit ber\u00fchrt sich in ihrem Gegenstand und in ihren Resultaten mit einer gr\u00f6fseren Anzahl j\u00fcngst in Deutschland ver\u00f6ffentlichter Studien, welche s\u00e4mtlich den oszillatorischen Verlauf des Abklingens kurzdauernder Heizungen der Netzhaut betreffen. (Es mag von Interesse sein, hier die wichtigste Litteratur zusammenzustellen : 0. A. Young und A. S. Davis im Philos. Mag. Bd. 48 u. 44. 1872. Bidwell, fr\u00fchere Arbeit in Nature. Vol. 32. 1885. S. 30 ff. Charpentier, Compt. Rend. Vol. 113. 1891. S. 147. Derselbe: Arch, de Physiol. 1892. S. 541, und Arch, d? Ophthalm. X. C. Hess, \u00dcber die nach kurzdauernder Heizung","page":59}],"identifier":"lit29646","issued":"1896","language":"de","pages":"58-59","startpages":"58","title":"J. von Kries: \u00dcber den Einflu\u00df der Adaptation auf Licht- und Farbenempfindung und \u00fcber die Funktion der St\u00e4bchen. Berichte d. Freiburger Naturf. Gesellsch. Bd. IX. Heft 2. S. 61-70. 1894","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:17:59.518951+00:00"}