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{"created":"2022-01-31T14:34:18.141999+00:00","id":"lit29652","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 67-68","fulltext":[{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n67\nmehrung oder Verminderimg der Gruppe um einen Eindruck erkennen k\u00f6nnen, wenn nickt mehr als zehn Einzeleindr\u00fccke zu einer Gruppe zusammengefasst werden.\tSchumann (Berlin).\nF. H. Bradley. On the Failure of Movement in Dream. Mind. N. S, Vol. III. No. 11. S. 373\u2014377. (1894.)\nDafs wir im Schlaf uns bewegen, ist bekannt; aber selten machen wir die Bewegungen, die wir zu machen im Traume uns einbilden. B. erkl\u00e4rt dies erstens aus der allgemein geringeren Intensit\u00e4t unserer seelischen Zust\u00e4nde im Traum. An dem Beharrungsstreben unseres K\u00f6rpers finden aber die Bewegungsvorstellungen einen Widerstand, den sie in ihrer Schw\u00e4che nicht \u00fcberwinden k\u00f6nnen. Nur ganz^ leicht sich vollziehende Bewegungen treten auf, so der Zunge, der Finger u. dergl.\nEine andere, wohl gewichtigere Ursache ist, dafs die Bewegungsvorstellungen des Traumes ganz vag und unbestimmt sind, w\u00e4hrend sie doch, wenn sie sich in Handlungen umsetzen sollen, ganz bestimmt sein m\u00fcssen. Sie k\u00f6nnen aber nicht bestimmt sein, weil wir im Schlafe der wirklichen Lage unseres K\u00f6rpers h\u00f6chst selten recht bewufst sind, da hier besonders die Muskelempfindungen sehr zur\u00fccktreten. Ohne diese aber kann weder eine scharf gepr\u00e4gte BewegungsVorstellung, noch eine bestimmte Bewegung zu st\u00e4nde kommen. Bestenfalls k\u00f6nnen ganz wenig verwickelte Bewegungen, wie die oben erw\u00e4hnten, eintreten, falls nat\u00fcrlich die entsprechende Vorstellung auftaucht.\nIm Wachen freilich kann man sich Bewegungen bis ins feinste Detail vorstellen, ohne dafs sie darum schon sich realisieren, was man nach dem eben Gesagten erwarten sollte. Aber hier liegen bewufster-weise zwei scharf geschiedene Welten vor, die der K\u00f6rperlichkeit und die der Phantasie, die in keiner Weise sich gegenseitig beeinflussen, was hingegen im Traume aus Mangel an Mitteln zur Unterscheidung nicht der Fall ist.\tM. Offner (Aschaffenburg).\nJoseph Jastrow. Community and association of ideas: a statistical study.\nPsychol. Rev. Bd. I. S. 152\u2014158. (M\u00e4rz 1894.)\nJastrow liefs eine gr\u00f6fsere Anzahl von Personen (69 Studenten, darunter 19 weibliche) zu einem gegebenen Worte die ersten f\u00fcnf Assoziationen, welche sich darboten, niederschreiben. Er untersuchte dann, wieviele verschiedene Worte an erster, zweiter, dritter etc. Stelle im ganzen aufgeschrieben waren und wieviele Worte jeder Gattung nur einmal vorkamen. Er fand dabei eine stete Zunahme dieser Zahlen mit dem Platz der Assoziation, d. h. eine Abnahme der mehreren Personen gemeinsamen Worte. Es werden also im allgemeinen zuerst die gew\u00f6hnlichsten, erst sp\u00e4ter seltenere Worte assoziiert. Zu derselben Folgerung f\u00fchrt eine Klassifikation nach den Arten der Assoziation. Die gew\u00f6hnlichsten nehmen mit der Entfernung vom Ausgangswort ab, die seltensten, welche unter dem Titel \u201emiscellaneous\u201c zusammengefafst werden mufsten, nehmen zu. Die Vergleichung zwischen den m\u00e4nnlichen und den weiblichen Beob-\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nLitteratnrberi dit.\nachtern ergiebt keine deutlichen Resultate. Interessant ist, dafs fast stets das Ausgangswort auf alle f\u00fcnf assoziierten einwirkte. Nur etwa 5% der F\u00e4lle zeigten keinen Einflufs desselben, sondern ausschliefsliche Beziehung zum vorangehenden Worte.\tJ. Cohn (Berlin).\nE. A. Kirkpatrick. Mental Images. Science. Bd. XXII. S. 227\u2014280. (Oct. .\t1893.)\nK. will die Eigenschaften unserer Vorstellungsbilder dadurch feststellen, dafs er eine grofse Zahl von Sch\u00fclern und Studenten, m\u00e4nnlichen und weiblichen, niederschreiben l\u00e4fst, welche Vorstellungen in ihnen durch das H\u00f6ren gewisser Worte (\u201eKirche\u201c, \u201eBaum\u201c, \u201eBuch\u201c etc.) erweckt werden. Es ergab sich unter anderem, dafs in 3A aller F\u00e4lle die Vorstellungen einen deutlichen, visuellen Charakter haben, dafs die Deutlichkeit der Vorstellungsbilder abh\u00e4ngig ist vom Geschlecht (bei weiblichen Individuen gr\u00f6fser, als bei m\u00e4nnlichen) und vom Alter (bei beginnender Reife gr\u00f6fser, als vorher und nachher). Was die individuellen Differenzen betrifft, so tritt insbesondere der Unterschied zwischen dem visuellen und dem nicht-visuellen Typus hervor; zu jenem geh\u00f6ren die in Anschauungen, zu diesem die in Begriffen denkenden Individuen. Im ganzen stehen die Resultate, weder auf ihre Zuverl\u00e4ssigkeit, noch auf ihre Neuheit hin betrachtet, im Verh\u00e4ltnis zu der daf\u00fcr aufgewandten M\u00fche.\tW. Stern (Berlin).\nO. Kraus. Das Bed\u00fcrfnis. W. Friedrich, Leipzig 1894. 72 S.\nDas Bed\u00fcrfnis ist der oberste Grundbegriff der National\u00f6konomie. Kraus definiert: \u201eBed\u00fcrfnis ist ein Unlustgef\u00fchl mit dem Streben, es zu beseitigen.\u201c \u00bbEin Bed\u00fcrfnis im technischen Sinne des Wortes ist nur dort vorhanden, wo entweder ein Wille vorliegt oder ein Wunsch, der nur deshalb darauf verzichtet, sich durchzusetzen, weil die Durchsetzung nicht f\u00fcr m\u00f6glich gehalten wird.\u201c \u201eJeder Wille, gerichtet auf Erlangung oder Bewahrung der eigenen Lust oder auf Abwehr oder Vernichtung eigener Unlust, ist ein effektives Bed\u00fcrfnis: ein latentes Bed\u00fcrfnis liegt da vor, wo der Wunsch deshalb nicht zum Willen wurde, weil der Bed\u00fcrfende an 'seiner Realisierbarkeit verzweifelte.\u201c Diese engere Gruppe der egoistischen Bed\u00fcrfnisse bezeichnet Kraus als \u201ehedonistische\u201c.\n\u201eDiese Gruppe von Bed\u00fcrfnissen ist die wichtigste f\u00fcr die Erhaltung des Individuums; denn Schmerz und Lust haben bekanntlich die sehr zweckm\u00e4fsige Tendenz, dem Individuum daseinshemmende, bezw. daseinsf\u00f6rdernde Einfl\u00fcsse zu signalisieren; daher sind die hierhergeh\u00f6renden Bed\u00fcrfnisse entwickelungsgeschichtlich die ersten und zugleich die verbreitetsten und h\u00e4ufigsten.\u201c \u201eDieser Umstand hat dazu beigetragen, dafs fr\u00fchere National\u00f6konomen diese Gruppe f\u00fcr die einzige gehalten und die Wirtschaft \u00fcberhaupt als Dom\u00e4ne des Egoismus angesehen haben, wie gezeigt werden soll, mit Unrecht.\u201c\n\u201eJeder Wille, gerichtet auf Verwirklichung und Bewahrung fremder Lust oder Vernichtung und Abwehr fremder Unlust ist ein effektives Bed\u00fcrfnis.\u201c Diese Gruppe nennt Kraus die \u201esympathischen\u201c Bed\u00fcrfnisse.","page":68}],"identifier":"lit29652","issued":"1896","language":"de","pages":"67-68","startpages":"67","title":"Joseph Jastrow: Community and association of ideas: a statistical study. Psychol. Rev. Bd. I. S. 152-158. M\u00e4rz 1894","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:18.142004+00:00"}