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{"created":"2022-01-31T14:31:42.407280+00:00","id":"lit29666","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wreschner, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 124-126","fulltext":[{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturb ericht.\nS. S. Laurie. Reflections Suggested by Psychophysical Materialism.\nMind. N. S. Vol. in. No. 9. S. 56\u201476. (1894.)\nVerfasser setzt sicli zur Aufgabe, die ganze Frage \u00fcber das Verh\u00e4ltnis von Seele und Gehirn m\u00f6glichst vorurteilslos durchzupr\u00fcfen.\nAusgehend vom psychophysischen Materialismus, welcher die Bewufstseinserscheinungen nur als unwesentliche Nebenerfolge der Gehirnvorg\u00e4nge ansieht, kommt L. durch gewisse Beobachtungen, z. B. dafs ein und dieselbe Nachricht auf zwei Menschen ganz verschieden wirken kann, zu der \u00dcberzeugung, dafs auch blofse Bewufstseinszust\u00e4nde mittelbar durch Hervorrufung von Gehirnprozessen oder gleich ganz unmittelbar einen anderen Bewufstseinszustand erzeugen k\u00f6nnen. Andererseits ist aber eine Wechselwirkung zwischen Geist und Materie nicht zu begreifen; darum vereinigt L. beide Momente zu einer untrennbaren einheitlichen Zweiheit (a one duality). Die Abhandlung ber\u00fchrt sich mit der freilich durchsichtigeren Betrachtung desselben Stoffes, die Fr. Paulsen in seiner vorz\u00fcglichen \u201eEinleitung in die Philosophieu giebt, und leidet an derselben Bevorzugung des immateriellen Momentes.\nM. Offner (Aschaffenburg.)\nOswald K\u00fclpe. Aussichten der experimentellen Psychologie. Philos.\nMonatshefte. XXX. Bd. (1894.) S. 281\u2014294.\nDer erste Teil dieser Abhandlung besch\u00e4ftigt sich mit der Methode, welche bisher nach des Verfassers Meinung vermissen l\u00e4fst: a) Eine genauere Untersuchung der psychologischen Grundlagen des Ver-gleichens, wie sie namentlich durch die Thatsache des Zeitfehlers und der ebenmerklichen Wahrnehmung von zwei getrennten Beizen im Baumsinn gefordert wird, b) Die Durchf\u00fchrung einer gr\u00f6fseren Individualisierung. Ob das wissentliche Verfahren dem unwissentlichen, die Fehlermethode der Abstufungsmethode vorzuziehen sei, dar\u00fcber lassen sich allgemeine S\u00e4tze nicht aufstellen, c) Die Zur\u00fcckf\u00fchrung aller Methoden auf allgemeine psychologische Faktoren, d) Eine weitergehende Ausnutzung der gewonnenen Einzelresultate, wozu allerdings eine vorsichtigere Auswahl von Beobachtern wie auch Beagenten n\u00f6tig ist. e) Eine gr\u00f6fsere Einigung \u00fcber die Bedeutung der von den einzelnen Methoden gelieferten Werte. Ob die Unterschiedsempfindlichkeit zu dem ebenmerklichen Unterschiede oder zum mittleren variablen Fehler oder schliefslich zum Pr\u00e4zisionsmafse","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberichb\n125\nin Beziehung gesetzt wird, sei nicht gleichg\u00fcltig. Verfasser seihst schl\u00e4gt eine Unterscheidung zwischen G-r\u00f6fse und Feinheit der Unterschiedsempfindlichkeit vor.\nDer zweite Abschnitt behandelt die Teile der experimentellen Psychologie. W\u00e4hrend die peripherisch erregten Empfindungen eine vielfache Bearbeitung gefunden haben, wurden die zentral erregten (Erinnerungsbild, Vorstellung etc.) fast g\u00e4nzlich vernachl\u00e4ssigt. Schon mehr Beachtung fanden die Gef\u00fchle. Aber gleichwohl hat man noch kein v\u00f6llig sicheres Mittel entdeckt, um das Auftreten und den Verlauf dieser psychischen Erscheinungen einer genauen sinnlichen Beobachtung zug\u00e4nglich zu machen. F\u00fcr die peripherisch erregten komme besonders der Beiz, f\u00fcr die zentral erregten aber mehr die k\u00f6rperliche Folgeerscheinung in Betracht. \u2014 Auch unter den experimentellen Untersuchungen \u00fcber die Verbindungen der Bewufstseinselemente erhielten den L\u00f6wenanteil die peripherisch erregten Empfindungen. Aber selbst hier fehlt es noch an systematischer Abgeschlossenheit. Die Verbindung disparater Empfindungen, die der Empfindungen mit den Gef\u00fchlen und der Gef\u00fchle untereinander, ist wenig ber\u00fccksichtigt, ebenso die Psychologie des Zeit- und Baumsinnes. Nicht besser steht es mit den Verbindungen der zentral erregten Empfindungen, der Untersuchung der Affekte, Triebe und Willensakte.\nVon dem Bewufstseinzustande als Ganzem ist nur die Aufmerksamkeit gen\u00fcgend gew\u00fcrdigt worden. Infolge der verschiedenartigsten Wirkungen dieser psychischen Th\u00e4tigkeit konnte eine feststehende Ansicht trotzdem bisher nicht gewonnen werden. Die Erscheinungen des Traumlebens sind viel beschrieben, wenig wissenschaftlich erkannt. Die Hypnose fand viel Bearbeitung, ohne die auf sie gesetzten Hoffnungen vollst\u00e4ndig zu erf\u00fcllen.\nWas das Verh\u00e4ltnis der experimentellen Psychologie zu den anderen Wissenschaften anlangt, so kann jene der Naturwissenschaft nur methodische Vorteile gew\u00e4hren, indem sie die sinnliche BeoV achtung verfeinert und sch\u00e4rft und das Subjektive vom Objektiven sauber sondert. Dagegen leistet sie den Geisteswissenschaften, namentlich der Sprach-, Bechts-und Beligionswissenschaft auch durch ihren Inhalt wesentliche Dienste. F\u00fcr die Philosophie im besonderen hat sie .zun\u00e4chst den Wert, den jede Einzel Wissenschaft hat, sodann aber untersucht sie die psychologischen Grundlagen der Logik, Erkenntnistheorie, Ethik und \u00c4sthetik. Am meisten hat dies die letztere Disziplin, am wenigstens noch die P\u00e4dagogik erkannt. Die Metaphysik hat von der experimentellen Psychologie so wenig als von der experimentellen Naturwissenschaft zu erwarten.\nIn einem kurzen Anh\u00e4nge wird dann noch auf die Bedeutung Bonnets, ganz besonders aber Tetens\u2019 f\u00fcr die experimentelle Psychologie hingewiesen.\nEine eingehende Kritik der angef\u00fchrten Behauptungen \u00fcbersteigt den engen Bahmen einer Bezension. Es sei daher hier nur hervorgehoben, dafs ein derartiger \u00dcberblick \u00fcber das gesamte Gebiet der ^experimentellen Psychologie viel Fruchtbares und N\u00fctzliches enthalten","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nL\u00fcteratiirbericht,\nkann, und der vorliegende auch wirklich manches enth\u00e4lt. Aber man wird sich bei dem Anblicke eines so aufserordentlich reichhaltigen Programm\u00bb nicht der Meinung erwehren k\u00f6nnen, dafs Verfasser der experimentellen Psychologie eine allzu weite Aufgabe stellt. Man h\u00e4tte dieses um so weniger erwarten d\u00fcrfen, als er selbst im Anf\u00e4nge seines Aufsatzes nur historisch begr\u00fcndete Erwartungen und infolge bisheriger Resultate berechtigte W\u00fcnsche in Aussicht stellt. Jedenfalls ist eine \u201ewissenschaftliche Vertiefung und Erweiterung\u201c von derartigen allgemeinen Problemstellungen, ohne gen\u00fcgende Kritik und ohne die notwendigsten Angaben \u00fcber das \u201eWie\u201c der L\u00f6sung, kaum zu erhoffen.\nArthur Wreschner (Berlin).\nP. Schenck. Physiologisches Praktikum. Eine Anleitung f\u00fcr Studierende zum Gebrauch in praktischen Kursen der Physiologie. XII u. 308 S. mit 153 Abbildungen. F. Enke, 1895. Stuttgart.\nVon den f\u00fcnf grofsen Abschnitten, in welche das Buch zerf\u00e4llt,, kommt nur der zweite: \u201ePhysiologie des Nervensystems und der Sinne\u201c f\u00fcr unsere Zeitschrift in Betracht.\nEs ist mit besonderer Freude zu begr\u00fcfsen, dafs in ihm zehn Paragraphen der Sinnesphysiologie gewidmet sind. Denn bisher ist dieses Gebiet bei der Einrichtung physiologischer Kurse stets sehr stiefm\u00fctterlich behandelt worden. Ein HELMHoi/rzsches Ophthalmometer wurde wohl in den Vorlesungen demonstriert, aber von seiner praktischen Handhabung hielt den Studenten und sogar den Ophthalmologen ein geheimes inneres Grauen vor der unvermeidlichen trigonometrischen\nFormel\n2 h sin (\u00ab\u2014\u00df) cos \u00df\nab, und \u00e4hnlich ging es mit manchen anderen\nApparaten. Das kann nur anders werden, wenn der Student ziemlich fr\u00fch, wo er seine in der Schule erworbenen mathematischen Kenntnisse noch nicht ganz vergessen und diese ohne Angst vor geistiger \u00dcberanstrengung wieder aufzufrischen den Mut hat, an der Hand eines Leitfadens gewisser-mafsen zwangsweise in die f\u00fcr die grofse Menge 'der Mediziner bisher esoterischen Gebiete eingef\u00fchrt wird.\nWenn wir somit auch der ganzen Tendenz des Verfassers auf diesem Gebiete sympathisch gegen\u00fcberstehen, so wollen wir doch nicht verschweigen, dafs es uns ungerechtfertigt erscheint, von allen Sinnen nur den Gesichtssinn bei den Versuchen zu ber\u00fccksichtigen. Die Schallleitung durch Luft und Knochen, die WEBERSchen Gef\u00fchlskreise der Haut u. s. w. bieten doch auch des Interessanten viel.\nUnverst\u00e4ndlich ist es dem Referenten, wie der Verfasser, der sich doch sonst \u00fcber den gegenw\u00e4rtigen Stand der Physik orientiert zeigt,, im letzten Satz der Anmerkung 2 auf S. 18 schreiben kann, dafs die \u201eElektrizit\u00e4t eine besondere Form der Wellenbewegung, also Kraft\u201c sei.. Woher hat der Verfasser diese, alle bisherigen Anschauungen und Begriffe umst\u00fcrzende Kenntnis?\nArthur K\u00f6nig.","page":126}],"identifier":"lit29666","issued":"1896","language":"de","pages":"124-126","startpages":"124","title":"Oswald K\u00fclpe: Aussichten der experimentellen Psychologie. Philos. Monatshefte. XXX. Bd. 1894. S. 281-294","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:31:42.407286+00:00"}