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{"created":"2022-01-31T14:17:39.976868+00:00","id":"lit29675","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Goldscheider, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 134-136","fulltext":[{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nLitteraturbericht.\n1.\tHenry Head. On disturbances of sensation with especial reference to the pain of visceral disease. Brain. Spring-Summer 1893. S. 1\u2014133.\n2.\tJ. Mackenzie. Some points bearing on tbe association of sensory disorders and visceral disease. Brain. Autumn 1893. S. 821\u2014354.\n3.\tHenry Head. On disturbances of sensation with especial reference to tbe pain of visceral disease. Part. II: Head and Neck. Brain. Autumn 1894. S. 339\u2014480.\n4.\tJoh. Kyri. Beziehungen des cerebro-spinalen Nervensystems zu den Funktionen und Erkrankungen der Geschlechtsorgane und insbesondere die Beziehungen des Sympathicus zu dem Gesamtnervensystem. Verhandl. d. dtsch. Gesellsch. f. Gyn\u00e4kol. V. Kongr. 1893.\n5.\tJoh. Kyri. Physiologie und Pathologie der Motilit\u00e4t der Beckenorgane. Centralbl. f. Gyn\u00e4kol. 1894.\n6.\tJoh. Kyri. Die Segmentation des Sympathicus und seine Beziehungen\nzum cerebro-spinalen Nervensystem. Vortr. f. d. 66. Versamml. dtsch, Naturf. etc. Wien 1894.\nEs ist schon den \u00e4lteren Klinikern bekannt gewesen, dafs bei den Erkrankungen der inneren Organe oft bestimmte Bezirke der Haut schmerzhaft empfunden werden ; so hatte z. B. Traube dieser Erscheinung seine Aufmerksamkeit zugewandt. Head hat nun in sorgf\u00e4ltigen und zahlreichen klinischen Beobachtungen die den einzelnen Organen kor-relaten Hautgebiete genauer abzugrenzen versucht. Dies gelang dadurch, dafs er objektiv durch Ber\u00fchrung mit dem Nadelkopf oder Erhebung einer Hautfalte an den schmerzhaften Hautstellen das gleichzeitige Bestehen einer Hyperalgesie f\u00fcr leichte Reize feststellen konnte. Unter Umst\u00e4nden zeigt nicht das ganze, bei der jeweiligen Organerkrankung in Frage kommende Hautgebiet Hyperalgesie, sondern nur ein begrenzter Abschnitt desselben, welcher aber eine konstante Lage hat. Diese kleineren Territorien stellen die von Head sog. Maximumpunkte dar. Head unterscheidet 18 Hautgebiete, welche er in 13 dorsale und 5 lumbo-sakrale einteilt. Die Bezeichnungen der ersteren sind folgende (von oben angefangen) : dorso-ulnare, dorso-brachiale, scapulo-brachiale, dorso-axillare, scapulo-axillare, subscapulo-inframammare, subscapulo-ensiforme, mittlere epigastrische, supraumbilicale, subumbilicale, sacro-iliacale, sacro-femorale, gluteo-crurale Zone. Die sacro-lumbalen Bezirke sind folgende: fibulo-dorsale, soleale, skiatische, gluteo-pudendale, koccygeale Zone. Diese einzelnen Territorien werden auf beigegebenen Tafeln in sehr \u00fcbersichtlicher Weise zur Anschauung gebracht.\nHead entwickelt nun auf Grund von anatomisch-physiologischen und klinischen Er\u00f6rterungen, dafs diese Zonen wahrscheinlich den einzelnen Segmenten des R\u00fcckenmarkes entsprechen. (Unter Segment wird der je zu einem austretend en Wurzelpaar geh\u00f6rige L\u00e4ngsabschnitt des R\u00fcckenmarkes verstanden.) Und zwar gelingt es ihm, die einzelnen oben aufgef\u00fchrten Territorien auf ganz bestimmte R\u00fcckenmarkssegmente zu beziehen. Jene 13 dorsalen Zonen entsprechen den 12 Segmenten des Dorsalteiles (des R\u00fcckenmarkes) und dem obersten Segment des Lendenteiles; jene 5 lumbosacralen entsprechen dem untersten (5.) Lumbal- und den Sacral-","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\n135\nSegmenten. Das 2. bis 4. Lumbalsegment soll merkw\u00fcrdigerweise nicht beteiligt sein.\nJe ein E\u00fcckenmarkssegment versorgt also ein bestimmtes Hautgebiet mit sensiblen (und vasomotorisch-trophischen) Nerven und zugleich einen bestimmten Eingeweideteil mit sympathischen Nerven. Die Irritation des Eingeweides erzeugt einen Eeizzustand im B\u00fcckenmarkssegment, welcher eine Hyperalgesie des Hautterritoriums bewirkt; der Eingeweideschmerz wird daher sozusagen auf die Haut reflektiert.\nVon grofsem Interesse ist nun, dafs die eben skizzierten Hautgebiete zugleich diejenigen sind, nach welchen sich der Herpes zoster (G\u00fcrtelrose) abzugrenzen pflegt, wie Head durch die Beobachtung einer grofsen Anzahl von Herpesf\u00e4llen erweisen konnte. Dies spricht daf\u00fcr, dafs, wie bereits bemerkt, die betreffenden E\u00fcckenmarkssegmente zugleich die Ursprungsstellen der f\u00fcr die Ern\u00e4hrung in Betracht kommenden (vasomotorischen) Nerven sind.\nDie Hautterritorien sind durchaus nicht diejenigen, welche das erkrankte Organ unmittelbar bedecken, sondern sind oft entfernt gelegen.\nBei der Erkrankung der sog. ser\u00f6sen H\u00e4ute (Brustfell-, Bauchfellentz\u00fcndung) hat Head keine reflektierte Hauthyperalgesie nachweisen k\u00f6nnen.\nMackenzie (2) hat gleichfalls \u00fcber die reflektierten Organschmerzen Beobachtungen gemacht, welche ihn jedoch zu etwas von Head abweichenden Eesultaten f\u00fchrten. Mackenzie erkennt n\u00e4mlich nicht an, dafs die einzelnen Segmente des E\u00fcckenmarkes scharf voneinander abgegrenzte Hautbezirke versorgen; vielmehr \u00fcberdecken dieselben sich zum Teil. Diese Ansicht steht allerdings mit gewissen klinischen Erfahrungen, sowie mit den experimentellen Ermittelungen Sherringtons in Einklang, welcher bei Durchschneidungen der hinteren (sensiblen) Wurzeln fand, dafs zwar jede Wurzel eine bestimmte Hautzone versorgt, dafs aber die einzelnen benachbarten Zonen zu einem Teile \u00dcbereinandergreifen. Jedoch ist nach der Ansicht des Eeferenten ein wirklicher Widerspruch zwischen den Angaben Heads und den eben erw\u00e4hnten Umst\u00e4nden nient vorhanden; man mufs n\u00e4mlich sehr wohl die Verh\u00e4ltnisse der An\u00e4sthesie und der Hyperalgesie von einander unterscheiden; ist ein E\u00fcckenmarkssegment im Irritationszustande, so wird das von ihm versorgte Hautgebiet hyperalgetisch sein, gleichg\u00fcltig, ob dasselbe auch noch Fasern von benachbarten Segmenten erh\u00e4lt; dagegen sind diese Fasern sehr wohl im st\u00e4nde, beim Ausfall des Segments dem Hautterritorium einen\nTeil seiner Sensibilit\u00e4t zu wahren.\nK\u00fcrzlich hat Head (3) seine auch auf das Gebiet des Kopfes und Halses ausgedehnten Beobachtungen bekannt gegeben. Kopf und Hals zeigen sowohl bei Affektionen der Organe des Kopfes und Halses selbst, als auch bei solchen der Brust- und Baucheingeweide Zonen subjektiv gef\u00fchlten Schmerzes mit Hyperalgesie f\u00fcr taktile Eeize. Head unterscheidet folgende Zonen:\n1.\tDorsale: fronto-nasaler, orbitaler, fronto-temporaler, temporaler, Scheitel-, parietaler, occipitaler, rostraler (Nasenr\u00fccken-) Bezirk.\n2.\tLaterale: Oberkiefer-, Unterkiefer-, hyoider, oberer und unterer - Kehlkopfbezirk.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nLitteraturbericht.\n3.\tVordere: nasolabialer und Kinnbezirk.\n4.\tHalszonen: sternomastoider und sternonuchaler Bezirk.\nDie Umgrenzung der Territorien ist auf Tafeln zur Anschauung gebracht.\nHead hat ermittelt, dafs gewisse Schmerzzonen des Kopfes, und zwar nur die dorsalen, zu bestimmten Schmerzzonen am Kumpfe Beziehung haben. (Tabelle im Original.) Er behauptet ferner, dafs das von ihm f\u00fcr den Eumpf aufgestellte Gesetz, wonach die ser\u00f6sen E\u00e4ume nur lokalen, aber keinen reflektierten Schmerz entstehen lassen, auch f\u00fcr den Kopf gelte. So sei bei der Migr\u00e4ne und bei den Affektionen der Gehirnh\u00e4ute kein referred pain vorhanden.\nDie vorstehend kurz skizzierten HEADSchen Untersuchungen, deren genaueres Studium im Originale dringend empfohlen werden kann, sind Muster von klinischer Beobachtung. Eeferent hat an geeigneten F\u00e4llen Heads Angaben der ersten Arbeit nachgepr\u00fcft und den Eindruck gewonnen, dafs dieselben im wesentlichen richtig sind. Immerhin ist es nicht ausgeschlossen, dafs weitere Beobachtungen hier und da Modifikationen notwendig machen werden. Der Kern seiner Untersuchungen wird jedoch voraussichtlich als gesicherter Erwerb bestehen bleiben und hoffentlich recht bald mehr Beachtung im Kreise der Mediziner finden, als es bis jetzt der Fall ist.\nGleichzeitig mit, bezw. in dem Termin der Publikation noch etwas vor Head ist eine Mitteilung von Kyri (4) erfolgt, welcher die Beobachtung gemacht hatte, dafs bei Erkrankungen der weiblichen Genitalorgane gewisse Hautpartien in ihrer Sensibilit\u00e4t ver\u00e4ndert seien. Er f\u00fchrt diesen Zusammenhang aber nicht wie Head auf das E\u00fcckenmark zur\u00fcck, sondern auf die Spinalganglien. Trotz dieser Abweichung ist \u2022die Idee Kyris eine \u00e4hnliche, wie die Heads, indem er eine segment-weise Beziehung der sympathischen zu den cerebrospinalen Nerven annimmt: \u201eMan kann sagen, dafs Segment f\u00fcr* Segment des Sympathicus durch die Eami communicantes und Spinalganglien mit den cerebrospinalen Nerven in funktioneller Beziehung steht.\u201c In den sp\u00e4teren Arbeiten (5 und 6) hat Kyri seine Ansichten, welche freilich zum Teil sehr ins Deduktive gehen, weiter ausgef\u00fchrt.\nA. Goldscheider (Berlin).\nAdolf Lasson. Das Ged\u00e4chtnis. Berlin, 1894. E. Gaertners Verlagsbuchhandlung. 72 S.\n\u201eWas die Seele ist, das ist auch die Welt. Giebt es das Bestimmte und Einzelne in der Seele, so giebt es dasselbe auch in der Welt. Wird die Seele, was sie ist, durch die in ihr th\u00e4tige Einheitsfunktion, so mufs die Welt auch eine Macht der Einheit in sich enthalten, und die erzeugende Macht der Einheit, die das Bestimmte setzt, wird in der Welt dieselbe sein, wie in der Seele. Wir nennen sie in der Seele Denken, wir d\u00fcrfen sie in der Welt nicht anders nennen.\u201c S. 12. \u2014 \u201eDas Wirkliche ist in der Welt, wie in der Seele das Konkrete: bestimmte Indivi-","page":136}],"identifier":"lit29675","issued":"1896","language":"de","pages":"134-136","startpages":"134","title":"1. Henry Head: On disturbances of sensation with especial reference to the pain of visceral disease. Brain. Spring-Summer 1893. S. 1-133 / 2. J. Mackenzie: Some points bearing on the association of sensory disorders and visceral disease. Brain. Autumn 1893. S. 321-354 / 3. Henry Head: On disturbances of sensation with especial reference to the pain of visceral disease. Part II: Head and Neck. Brain. Autumn 1894. S. 339-480 / 4. Joh. Kyri: Beziehungen des cerebro-spinalen Nervensystems zu den Funktionen und Erkrankungen der Geschlechtsorgane und insbesondere die Beziehungen des Sympathicus zu dem Gesamtnervensystem. Verhandl. d. dtsch. Gesellsch. f. Gyn\u00e4kol. V. Kongr. 1893 / 5. Joh. Kyri: Physiologie und Pathologie der Motilit\u00e4t der Beckenorgane. Centralbl. f. Gyn\u00e4kol. 1894 / 6. Joh. Kyri: Die Segmentation des Sympathicus und seine Beziehungen zum cerebro-spinalen Nervensystem. Vortr. f. d. 66. Versamml. dtsch. Naturf. etc. Wien 1894","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:17:39.976873+00:00"}