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{"created":"2022-01-31T14:18:24.739528+00:00","id":"lit29677","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Rau, Albrecht","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 136-138","fulltext":[{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nLitteraturbericht.\n3.\tVordere: nasolabialer und Kinnbezirk.\n4.\tHalszonen: sternomastoider und sternonuchaler Bezirk.\nDie Umgrenzung der Territorien ist auf Tafeln zur Anschauung gebracht.\nHead hat ermittelt, dafs gewisse Schmerzzonen des Kopfes, und zwar nur die dorsalen, zu bestimmten Schmerzzonen am Kumpfe Beziehung haben. (Tabelle im Original.) Er behauptet ferner, dafs das von ihm f\u00fcr den Eumpf aufgestellte Gesetz, wonach die ser\u00f6sen E\u00e4ume nur lokalen, aber keinen reflektierten Schmerz entstehen lassen, auch f\u00fcr den Kopf gelte. So sei bei der Migr\u00e4ne und bei den Affektionen der Gehirnh\u00e4ute kein referred pain vorhanden.\nDie vorstehend kurz skizzierten HEADSchen Untersuchungen, deren genaueres Studium im Originale dringend empfohlen werden kann, sind Muster von klinischer Beobachtung. Eeferent hat an geeigneten F\u00e4llen Heads Angaben der ersten Arbeit nachgepr\u00fcft und den Eindruck gewonnen, dafs dieselben im wesentlichen richtig sind. Immerhin ist es nicht ausgeschlossen, dafs weitere Beobachtungen hier und da Modifikationen notwendig machen werden. Der Kern seiner Untersuchungen wird jedoch voraussichtlich als gesicherter Erwerb bestehen bleiben und hoffentlich recht bald mehr Beachtung im Kreise der Mediziner finden, als es bis jetzt der Fall ist.\nGleichzeitig mit, bezw. in dem Termin der Publikation noch etwas vor Head ist eine Mitteilung von Kyri (4) erfolgt, welcher die Beobachtung gemacht hatte, dafs bei Erkrankungen der weiblichen Genitalorgane gewisse Hautpartien in ihrer Sensibilit\u00e4t ver\u00e4ndert seien. Er f\u00fchrt diesen Zusammenhang aber nicht wie Head auf das E\u00fcckenmark zur\u00fcck, sondern auf die Spinalganglien. Trotz dieser Abweichung ist \u2022die Idee Kyris eine \u00e4hnliche, wie die Heads, indem er eine segment-weise Beziehung der sympathischen zu den cerebrospinalen Nerven annimmt: \u201eMan kann sagen, dafs Segment f\u00fcr* Segment des Sympathicus durch die Eami communicantes und Spinalganglien mit den cerebrospinalen Nerven in funktioneller Beziehung steht.\u201c In den sp\u00e4teren Arbeiten (5 und 6) hat Kyri seine Ansichten, welche freilich zum Teil sehr ins Deduktive gehen, weiter ausgef\u00fchrt.\nA. Goldscheider (Berlin).\nAdolf Lasson. Das Ged\u00e4chtnis. Berlin, 1894. E. Gaertners Verlagsbuchhandlung. 72 S.\n\u201eWas die Seele ist, das ist auch die Welt. Giebt es das Bestimmte und Einzelne in der Seele, so giebt es dasselbe auch in der Welt. Wird die Seele, was sie ist, durch die in ihr th\u00e4tige Einheitsfunktion, so mufs die Welt auch eine Macht der Einheit in sich enthalten, und die erzeugende Macht der Einheit, die das Bestimmte setzt, wird in der Welt dieselbe sein, wie in der Seele. Wir nennen sie in der Seele Denken, wir d\u00fcrfen sie in der Welt nicht anders nennen.\u201c S. 12. \u2014 \u201eDas Wirkliche ist in der Welt, wie in der Seele das Konkrete: bestimmte Indivi-","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n137\ndualit\u00e4t, geformte Materie, erf\u00fcllte Zeit, stets angehaltener Flufs der Ver\u00e4nderung, dauernde Gestalt von Einzelwesen, beherrscht durch Begriffe, Gesetze, Ideen. TJnd darum giebt es ein Ged\u00e4chtnis, wie in der Seele, so auch in der Welt.\u201c S. 13. \u2014 \u201eDer Geist ist nicht ohne den Gegenstand, und der Gegenstand nicht ohne den Geist, und wie der Geist, so ist auch der Gegenstand, den er sich setzt, bestimmte und beschlossene Einheit. In dieser seiner Th\u00e4tigkeit, sich und den Gegenstand zu setzen, ist der Geist Aufmerksamkeit.\u201c \u2014 \u201eAufmerksamkeit ist That der Einheitsfunktion, ist Begrenzen und Bestimmen, Sammeln und Konzentrieren, und dadurch gewinnt sich der Geist mit seinem Gegenst\u00e4nde sich selbst als ein Identisches und Eines. Aufmerksamkeit ist das erste und urspr\u00fcnglichste Ph\u00e4nomen des geistigen Lebens; sie ist an sich schon, was der Geist \u00fcberhaupt ist, Wille.\u201c S. 15. \u2014 \u201eSubstanz ist etwas nicht anders als im Verh\u00e4ltnis zu anderem, was nicht Substanz ist.\u201c \u2014 \u201eEs kann etwas Substanz sein in Bezug auf das, was an ihm und was im Verh\u00e4ltnis zu ihm nicht Substanz ist, und kann zugleich selbst an anderem sein und in Bezug auf dieses andere, was seine Substanz ist, nicht Substanz sein.\u201c S. 19. \u2014 \u201eDas Wirkende, die Ursache, ist nicht nichts anderes als das Gewirkte, die Wirkung; sie sind blofs formell getrennt.\u201c S. 22. \u2014 \u201eWesen ist ein Schema der Einheitsfunktion im Denken, gerade wie Substanz; aber es bezeichnet nicht dieselbe Art von Einheit und nicht dieselbe Art von Beziehung zur Vielheit, sondern eine andere und innerlichere.\u201c S. 27. \u2014 \u201eDie Erscheinung bringt mit sich die F\u00fclle des Unwesentlichen, das nicht bleibt, sondern vergeht; alles dieses Unmittelbare, in welchem das Wesen sich darstellt und ausdr\u00fcckt, verfl\u00fcchtigt sich, w\u00e4hrend das Wesen und das Wesentliche, das als Vielheit die Ausbreitung des Wesens in der Erscheinung bildet, bleibt. Dies nun gerade ist das Wesens-Ged\u00e4chtnis.\u201c S. 35. \u2014 \u201e\u00dcberall ist das Allgemeine, aber nirgends ist es f\u00fcr sich.\u201c S. 37. \u2014 \u201eDas Einzelne als solches ist eine Abstraktion, die nur als Moment am Seienden gefunden wird, aber niemals f\u00fcr sich ist. Das wirkliche Einzelne ist vielmehr das Allgemeine in der Form der Einzelheit, und so wird es am besten als Individuum bezeichnet.\u201c S. 38. \u2014 \u201eErst das, was unter dem Sehema des Begriffs gedacht wird, ist wahrhaft individuell, durch und durch bestimmt, an sich und in sich geschlossene Einheit, Gattungswesen als Einzelfall eines Allgemeinen, Verwirklichung des Begriffes in unvergleichlicher und unersetzlicher Einzelheit.\u201c S. 47. \u2014 So w\u00f6rtlich der Herr Verfasser.\nBeferent bedauert, sich zur Erkl\u00e4rung gen\u00f6tigt zu sehen, dafs er mit solchen Definitionen und Wortgeflechten keinen Sinn zu verbinden vermag, und dafs es ihm mit dem ganzen \u00fcbrigen Inhalt des Schriftchens so erging. Es kann ihm deshalb auch nicht einfallen, dem Herrn Verfasser widersprechen zu wollen. Nur in einem Punkte m\u00f6chte er eine Ausnahme machen. Er betrifft folgende Stelle: \u201eDie Welt ist nicht das Chaos, und nirgends in der Welt hat das Chaotische einen Platz.\u201c S. 43. Das Schriftchen hat ihm n\u00e4mlich in ganz \u00fcberzeugender Weise den Beweis geliefert, dafs das Chaotische in der Welt doch seinen Platz hat, den es noch dazu mit scheinbarer Gelehrsamkeit und wirklichem, grofsem","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nIdttei'CL turberieh t.\nEifer verteidigt. Warum die Abhandlung gerade mit \u201eGed\u00e4chtnis\u201c \u00fcberschrieben wurde, ist Referenten, wie alles andere, dunkel geblieben.\nAlbrecht Rau (M\u00fcnchen).\nJ, Ward. Assimilation and Association. (II.) Mind. N. S. Yol. III. No. 12. S. 509-532. (1894.)\nIn diesem Artikel untersucht der gelehrte und scharfsinnige Verfasser die sog. \u201eAssoziation durch vollst\u00e4ndige Gleichheit\u201c, welche als Assimilation bei der Assoziation, beim unmittelbaren Erkennen und schon bei der Wahrnehmung als H\u00fclfsprozefs zu Grunde liegt. Manche glauben, dafs hier der Sinneseindruck die fr\u00fcher ihm gleichartigen erwecke und mit ihnen zusammenfliefse. Aber genau besehen, ist der neue Sinneseindruck gar nicht ganz gleichartig den fr\u00fcher aufgenommenen ; auch ist eine derartige Assoziation sog. gleichartiger Vorstellungen gar nicht nachgewiesen. Beim einfachen Erkennen z. B. treten durchaus keine Erinnerungsbilder (freie Vorstellungen nach H\u00f6ffding) neben dem Sinneseindruck auf. Nun k\u00f6nnte vielleicht gerade dieser einfache H\u00fclfsprozefs die Quelle sein, aus der die Erinnerungsbilder als gesonderte Vorstellungselemente ihren Ausgang nehmen.\nEin Hindernis f\u00fcr die richtige Erkenntnis ist aber die von Hume ausgehende Ansicht, dafs die Erinnerungsbilder nur schwache Wiederholungen der Sinneseindr\u00fccke sind, im Gehirn also den gleichen Sitz wie diese einnehmen m\u00fcssen. Die Pathologie, besonders die Seelenblindheit, zeigt aber, dafs man, um Munks freilich nicht gl\u00fccklicher Terminologie zu folgen, zwei Arten zentraler St\u00f6rung zu unterscheiden habe, psychische und kortikale. W. glaubt sich dadurch berechtigt, f\u00fcr die Sinnesein dr\u00fccke und f\u00fcr die entsprechenden Erinnerungsbilder in der Cortex zwei verschiedene, wenn auch einander naheliegende und verbundene, Stellen anzunehmen, \u00e4hnlich wie Nothnagel und Vialet, in scharfem Gegensatz zu Bain, James u. a., welche den Sinneseindruck und sein Erinnerungsbild in dieselbe Rindenstelle verlegen. Das von W. beigezogene Material f\u00fchrt indes meines Erachtens, wenigstens soweit es hier mitgeteilt ist, nicht notwendig zu den Schl\u00fcssen des Verfassers, da die einzelnen F\u00e4lle auch andere Erkl\u00e4rungen zuzulassen scheinen. Den Einwurf, dafs besonders die Halluzination die Kontinuit\u00e4t von Sinnesempfindung und Einbildungskraft beweise, erkl\u00e4rt \u00fcbrigens W. f\u00fcr hinf\u00e4llig, weil ja auch durch seine Theorie dieser Zusammenhang nicht in\nAbrede gestellt werde, sondern bestehen bleibe, wie zwischen Stamm\n\u2022\u2022\nund Asten.\nEine Best\u00e4tigung f\u00fcr seine Ansichten findet W. in den Ergebnissen der vergleichenden Psychologie, und zwar zun\u00e4chst hinsichtlich der Bewegungserscheinungen. Wenn man freiwillige Bewegungen als Kennzeichen psychischen Lebens betrachtet, so scheinen die Bewegungen der meisten Fische geleitet zu sein durch die Reize, welche ihnen einzelne Sinne zuf\u00fchren, nicht eine Mehrheit solcher. So nimmt z. B. der Hundshai seine Beute lediglich durch den Geruch wahr ; das Gesicht dagegen dient ihm nur, um sich gegen Angriffe zu sichern. Es werden also zwischen seinen Geruchsvorstellungen und seinen Gesichts-","page":138}],"identifier":"lit29677","issued":"1896","language":"de","pages":"136-138","startpages":"136","title":"Adolf Lasson: Das Ged\u00e4chtnis. Berlin, 1894. R. Gaertners Verlagsbuchhandlung. 72 S.","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:18:24.739534+00:00"}