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{"created":"2022-01-31T13:44:35.045007+00:00","id":"lit29679","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 140-141","fulltext":[{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nLitteraturbericht.\norganische Sinnesempfindung (subcortical sensation). Letztere findet er in den sog. instinktiven Wahrnehmungen der niederen Tiere, w\u00e4hrend erstere nicht mehr den Namen Sinnesempfindung (sensation) verdient, sondern Wahrnehmung im eigentlichen Sinne ist, zu welcher aber stets von den subkortikalen Zentren das beigeliefert wird, was den Eindruck der Wirklichkeit hervorruft, von der z. B. die Intensit\u00e4t ein Merkmal ist neben anderen. Wie im Gebiete der Bewegungen die Entwickelung zu gr\u00f6fserer Sicherheit f\u00fchrt, so hier zur Bekanntheit und sch\u00e4rferen Bestimmtheit der Vorstellungen. Auf \u00e4hnlichem Wege erkl\u00e4rt H\u00f6ffding das unmittelbare Wiederkennen. W\u00e4hrend hier, bei der Assimilation, die alten Eindr\u00fccke mitwirken, freilich ohne recht bewufst zu werden (gebundene Vorstellungen, H\u00f6ffding), gelangt man zu freien Ideen, wirklichen Erinnerungsbildern durch Kontiguit\u00e4tsassoziation. Wohl zu beachten aber ist, dafs Assoziation nicht stattfinden kann zwischen reinen Sinneseindr\u00fccken, noch zwischen Sinneseindr\u00fccken und Vorstellungen (Erinnerungsbildern, Ideen), sondern nur zwischen Erinnerungsvorstellungen, d. h. nur in der Cortex, welche ja allein Assoziationsfasern besitzt und deren Struktur beim Menschen durch Gebrauch sich langsam vervollkommnet, w\u00e4hrend sie beim niederen Tier, z. B. beim Eisch, ganz zur\u00fccktritt (wozu man allerdings unseres obigen Einwandes sich erinnere). Die Untersuchung giebt weiterhin W. Anlafs, das Gebiet der Assoziation einzuschr\u00e4nken auf reine Ideen, sie ganz zu leugnen bei vollst\u00e4ndiger Gleichheit derselben, in welchem Falle nur Assimilation stattfinde, ui^d die wesentlich h\u00f6here Stufe des Ged\u00e4chtnisses und der Ideenbildung zu betonen gegen\u00fcber der blofsen Sinnesempfindung und Bewegung.\nWenn auch die von W. hier vorgetragenen Ansichten manchen Widerspruch zu erwarten haben und keineswegs noch zu voller \u00dcbersicht und Klarheit gelangen lassen, besonders infolge der ein lebhaftes Gef\u00fchl der Unsicherheit erzeugenden, nicht scharf genug ausgepr\u00e4gten Terminologie, so verdienen sie doch die sorgf\u00e4ltigste Beachtung und eingehendste Ber\u00fccksichtigung von seiten eines jeden, der sich mit dem Assoziationsproblem besch\u00e4ftigt. M. Offner (Aschaffenburg).\nRibot. Les \u00e9tats affectifs et la m\u00e9moire, Rev. neurolog. 2e ann\u00e9e. No. 2. S. 33\u201439. (1894.)\nAusgehend von seinen fr\u00fcheren Untersuchungen, in welchen R. festgestellt hat, dafs es nicht ein Ged\u00e4chtnis, sondern Ged\u00e4chtnisse gebe, und zwar in vier Grundtypen, f\u00fcr Gesichts Vorstellungen, Geh\u00f6rsvorstellungen, Tastvorstellungen und Bewegungsvorstellungen nebst Sprach Vorstellungen, wobei sich wieder eine Reihe von Unterarten und pers\u00f6nlichen Variationen erkennen lasse (objektives Ged\u00e4chtnis), legt er sich die Frage vor, ob wir auch ein Ged\u00e4chtnis besitzen f\u00fcr Ger\u00fcche, Geschm\u00e4cke, innere Empfindungen, Lust und Unlust, Gem\u00fctserregungen und Leidenschaften (subjektives Ged\u00e4chtnis). Alle diese Ph\u00e4nomene fafst R. zusammen unter der Bezeichnung Affektzust\u00e4nde, eine meines Erachtens ungl\u00fcckliche Bezeichnung, er m\u00fcfste denn mit Lange und James in den Gef\u00fchlen nur bewufstgewordene Reaktionen","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n141\ndes gesamten Nervensystems auf eine Sinnesempfindung oder Phantasievorstellung erblicken wollen. Diese sog. Affektzust\u00e4nde hinterlassen gew\u00f6hnlich dauernde Spuren; denn sie k\u00f6nnen leicht wiedererkannt werden. F\u00fcr sie besteht also Ged\u00e4chtnis (m\u00e9moire de conservation), auf Grund dessen sie durch neue gleichartige Sinnesempfindungen reproduziert werden k\u00f6nnen (r\u00e9viviscence par r\u00e9veil provoqu\u00e9). Beides zusammen bildet die m\u00e9moire affective.\nSchwer dagegen gelingt diese Wiedererweckung von innen heraus, gelegentlich einer Denkoperation oder durch den Willen u. s. f. (r\u00e9viviscence spontan\u00e9e). An 56 Personen verschiedenen Alters hat B. \u00fcber diese wenig behandelte Frage Versuche angestellt und gefunden, dafs derart erzeugte Erinnerungen von Ger\u00fcchen 40% seiner Versuchsobjekte gar nie hatten, 48% nur selten und blofsl2% ganz nach Belieben. Bei allen diesen aber waren die Erinnerungsbilder sehr schwach, gleich als k\u00e4men sie von weiter Ferne. Bei den dem type visuel angeh\u00f6renden Personen ging der Geruchs er innerung eine entsprechende Gesichtsvorstellung voraus. Nie gelang es, zwei Geruchserinnerungen zugleich ins Bewufstsein zu bringen.\nHinsichtlich der inneren Empfindungen konnten sich 36% die Durstempfindungen zur\u00fcckrufen, 15%nicht (und der Best?); beim Hunger vermochten es deutlich 24%, 27% aber nicht (und der Best?). M\u00fcdigkeitsgef\u00fchle, bei denen Bewegungsempfindungen mitspielen, wie ja auch bei Hunger, Durst und den folgenden, konnten fast alle reproduzieren, ebensoleicht Ekel. Die Beproduktionszeit war dabei viel gr\u00f6fser, als bei Gesichts- und Geh\u00f6rsvorstellungen \u2014 manchmal mehrere Minuten, vor allem bei der Beproduktion von Schmerz- und Lustgef\u00fchlen, Gem\u00fctserregungen und Leidenschaften. Hier tritt eben zuerst die entsprechende Vorstellung auf, an welche sich dann erst die Beproduktion des entsprechenden Gef\u00fchles anreihen kann.\nLeider ist der Artikel nur ein Beferat, so dafs sich nicht entscheiden l\u00e4fst, ob die mangelhafte Scheidung zwischen Vorstellung und Gef\u00fchl auf Bechnung Birots oder des Beferenten zu setzen ist.\nM. Offner (Aschaffenburg).\nW. G. Smith. Mediate Association. Mind. N. S. Vol. III. No. 11. S. 289 bis 304. (1894.)\nSchon Hume hatte behauptet, dafs Vorstellungen, welche einer dritten gleich sind oder sie zeitlich oder r\u00e4umlich ber\u00fchren, unter sich aber in keinerlei direkter Beziehung stehen, sich assoziieren k\u00f6nnen. Scripture experimentierte nun in dieser Bichtung, indem er zwei verschiedene Beihen von W\u00f6rtern, deren jedes ein Zeichen, z. B. einen japanischen Buchstaben, mit einem Wort der anderen Beihe gemeinsam hatte, nacheinander vorf\u00fchrte, alsdann eine Beihe ohne solche Zeichen vorlegte und nach dem hierzu assoziierten Wort fragte. Wiederholt konnte er ein Zusammentreffen der zwei das gemeinsame Zeichen tragenden W\u00f6rter konstatieren und glaubte somit sich zur Annahme einer mittelbaren Assoziation berechtigt. M\u00fcnsterberg wiederholte diese Versuche in ausgedehnterem Mafsstabe und unter schwierigeren Bedingungen und gelangte zu einem negativen Besultate,","page":141}],"identifier":"lit29679","issued":"1896","language":"de","pages":"140-141","startpages":"140","title":"Ribot: Les \u00e9tats affectifs et la m\u00e9moire. Rev. neurolog. 2e ann\u00e9e. No. 2. S. 33-39. 1894","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:44:35.045013+00:00"}