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{"created":"2022-01-31T14:24:41.842146+00:00","id":"lit29680","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 141-142","fulltext":[{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n141\ndes gesamten Nervensystems auf eine Sinnesempfindung oder Phantasievorstellung erblicken wollen. Diese sog. Affektzust\u00e4nde hinterlassen gew\u00f6hnlich dauernde Spuren; denn sie k\u00f6nnen leicht wiedererkannt werden. F\u00fcr sie besteht also Ged\u00e4chtnis (m\u00e9moire de conservation), auf Grund dessen sie durch neue gleichartige Sinnesempfindungen reproduziert werden k\u00f6nnen (r\u00e9viviscence par r\u00e9veil provoqu\u00e9). Beides zusammen bildet die m\u00e9moire affective.\nSchwer dagegen gelingt diese Wiedererweckung von innen heraus, gelegentlich einer Denkoperation oder durch den Willen u. s. f. (r\u00e9viviscence spontan\u00e9e). An 56 Personen verschiedenen Alters hat B. \u00fcber diese wenig behandelte Frage Versuche angestellt und gefunden, dafs derart erzeugte Erinnerungen von Ger\u00fcchen 40% seiner Versuchsobjekte gar nie hatten, 48% nur selten und blofsl2% ganz nach Belieben. Bei allen diesen aber waren die Erinnerungsbilder sehr schwach, gleich als k\u00e4men sie von weiter Ferne. Bei den dem type visuel angeh\u00f6renden Personen ging der Geruchs er innerung eine entsprechende Gesichtsvorstellung voraus. Nie gelang es, zwei Geruchserinnerungen zugleich ins Bewufstsein zu bringen.\nHinsichtlich der inneren Empfindungen konnten sich 36% die Durstempfindungen zur\u00fcckrufen, 15%nicht (und der Best?); beim Hunger vermochten es deutlich 24%, 27% aber nicht (und der Best?). M\u00fcdigkeitsgef\u00fchle, bei denen Bewegungsempfindungen mitspielen, wie ja auch bei Hunger, Durst und den folgenden, konnten fast alle reproduzieren, ebensoleicht Ekel. Die Beproduktionszeit war dabei viel gr\u00f6fser, als bei Gesichts- und Geh\u00f6rsvorstellungen \u2014 manchmal mehrere Minuten, vor allem bei der Beproduktion von Schmerz- und Lustgef\u00fchlen, Gem\u00fctserregungen und Leidenschaften. Hier tritt eben zuerst die entsprechende Vorstellung auf, an welche sich dann erst die Beproduktion des entsprechenden Gef\u00fchles anreihen kann.\nLeider ist der Artikel nur ein Beferat, so dafs sich nicht entscheiden l\u00e4fst, ob die mangelhafte Scheidung zwischen Vorstellung und Gef\u00fchl auf Bechnung Birots oder des Beferenten zu setzen ist.\nM. Offner (Aschaffenburg).\nW. G. Smith. Mediate Association. Mind. N. S. Vol. III. No. 11. S. 289 bis 304. (1894.)\nSchon Hume hatte behauptet, dafs Vorstellungen, welche einer dritten gleich sind oder sie zeitlich oder r\u00e4umlich ber\u00fchren, unter sich aber in keinerlei direkter Beziehung stehen, sich assoziieren k\u00f6nnen. Scripture experimentierte nun in dieser Bichtung, indem er zwei verschiedene Beihen von W\u00f6rtern, deren jedes ein Zeichen, z. B. einen japanischen Buchstaben, mit einem Wort der anderen Beihe gemeinsam hatte, nacheinander vorf\u00fchrte, alsdann eine Beihe ohne solche Zeichen vorlegte und nach dem hierzu assoziierten Wort fragte. Wiederholt konnte er ein Zusammentreffen der zwei das gemeinsame Zeichen tragenden W\u00f6rter konstatieren und glaubte somit sich zur Annahme einer mittelbaren Assoziation berechtigt. M\u00fcnsterberg wiederholte diese Versuche in ausgedehnterem Mafsstabe und unter schwierigeren Bedingungen und gelangte zu einem negativen Besultate,","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nLitter aturberich t.\nNun griff Smith diese Frage wieder auf und experimentierte bei W\u00fcndt in \u00e4hnlicher Weise, aber nur mit Gesichtsvorstellungen.\nI.\tDie erste Gruppe galt Assoziationen, die sich nur kurze Zeit und in raschester Aufeinanderfolge bilden. Ein- oder zweisilbige W\u00f6rter wurden j e ca. 1h Sek. vorgef\u00fchrt, und zwar zweimal mit ihren Zeichen, aber jedesmal jn anderer Reihenfolge. Bei der dritten Vorf\u00fchrung wurden die Zeichen verdeckt und die assoziierten W\u00f6rter festgestellt. Die sinnreich kombinierten Versuche, bei denen S. mit grofser Vorsicht und Kritik vorging, lassen eine mittelbare Assoziation m\u00f6glich erscheinen. Bemerkenswert unter anderen Erscheinungen war das Bestreben, sinnlos gebildete W\u00f6rter durch Umdeutung in vern\u00fcnftigen Zusammenhang zu bringen \u2014 eine Art geistiger Verdauung.\nII.\tDiesmal wurden die W\u00f6rter und Figuren in einem Zimmer auf Momente durch elektrisches Licht sichtbar gemacht, aber jede Reihe nur einmal. Die Treffer blieben sehr hinter I zur\u00fcck.\nIII.\tZur Abwechselung wurden nur ganz bekannte W\u00f6rter und Zeichen gew\u00e4hlt. Das vermittelnde Element bildeten wieder japanische Buchstaben. Wie zu erwarten, war die Treffer zahl etwas gr\u00f6fser.\nIV.\t\u00c4hnliches Resultat ergaben die Versuche, die genau in der Art Scriptures mit W\u00f6rtern und japanischen Buchstaben, aber in kleineren Formaten, angestellt worden w'aren.\nV.\tIn der Art von Ebbinghaus wurden dann zwei Reihen von W\u00f6rtern mit Zeichen auswendig gelernt und alsdann die W\u00f6rter ohne diese Zeichen zu Paaren sortiert, wobei \u00f6fters die mit gleichen Zeichen zusammengestellt wurden.\nObwohl durchschnittlich die Wahrscheinlichkeitszahl \u00fcberschritten ist, so findet S. mit R\u00fccksicht auf die M\u00f6glichkeit verschiedener unbekannter Fehlerquellen dieses Plus der Treffer doch nicht f\u00fcr hinreichend, um daraufhin die Existenz einer mittelbaren Assoziation zu behaupten. Leider geben die Tabellen dem Leser keine rasche \u00dcbersicht. Man vermifst die Angabe der Gesamtzahl der Versuche, besonders aber die R\u00fcckf\u00fchrung der Resultate auf Prozente ; auch die Beif\u00fcgung der wahrscheinlichen Zahl der Treffer w\u00e4re willkommen gewesen. \u00dcberhaupt wird die Leichtverst\u00e4ndlichkeit der an sich sehr t\u00fcchtigen und gewissenhaften Arbeit, weil sie nur ein Auszug ist aus des Verfassers Dissertation : Zur Frage der mittelbaren Assoziation, Leipzig 1894, beeintr\u00e4chtigt durch \u00fcbergrofse K\u00fcrze. Der Verfasser vergafs die HoRAzische Warnung: Brevis esse laboro, obscurus fio.\nM. Offner (Aschaffenburg).\nW. Jerusalem. Ein Beispiel von Assoziation durch unbewufste Mittelglieder. Phil Stud. X. 2. S. 323\u2014325. (1894.)\nW. Wundt. Sind die Mittelglieder einer mittelbaren Assoziation bewufst oder unbewufst? Ebenda. S. 326\u2014328.\nJ.\terz\u00e4hlt einen ihm von einem sehr glaubw\u00fcrdigen Berichterstatter mitgeteilten Fall von Assoziation, in welchem scheinbar ganz unvermittelt die lebhafte Erinnerung an ein vor 80 Jahren erlebtes Ereignis mit einer gewissen Zudringlichkeit auftrat und, wie die sofort.","page":142}],"identifier":"lit29680","issued":"1896","language":"de","pages":"141-142","startpages":"141","title":"W. G. Smith: Mediate Association. Mind. N. S. Vol. III. No. 11. S. 289 bis 304. 1894","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:41.842151+00:00"}