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{"created":"2022-01-31T14:27:55.240696+00:00","id":"lit29681","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 142-143","fulltext":[{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nLitter aturberich t.\nNun griff Smith diese Frage wieder auf und experimentierte bei W\u00fcndt in \u00e4hnlicher Weise, aber nur mit Gesichtsvorstellungen.\nI.\tDie erste Gruppe galt Assoziationen, die sich nur kurze Zeit und in raschester Aufeinanderfolge bilden. Ein- oder zweisilbige W\u00f6rter wurden j e ca. 1h Sek. vorgef\u00fchrt, und zwar zweimal mit ihren Zeichen, aber jedesmal jn anderer Reihenfolge. Bei der dritten Vorf\u00fchrung wurden die Zeichen verdeckt und die assoziierten W\u00f6rter festgestellt. Die sinnreich kombinierten Versuche, bei denen S. mit grofser Vorsicht und Kritik vorging, lassen eine mittelbare Assoziation m\u00f6glich erscheinen. Bemerkenswert unter anderen Erscheinungen war das Bestreben, sinnlos gebildete W\u00f6rter durch Umdeutung in vern\u00fcnftigen Zusammenhang zu bringen \u2014 eine Art geistiger Verdauung.\nII.\tDiesmal wurden die W\u00f6rter und Figuren in einem Zimmer auf Momente durch elektrisches Licht sichtbar gemacht, aber jede Reihe nur einmal. Die Treffer blieben sehr hinter I zur\u00fcck.\nIII.\tZur Abwechselung wurden nur ganz bekannte W\u00f6rter und Zeichen gew\u00e4hlt. Das vermittelnde Element bildeten wieder japanische Buchstaben. Wie zu erwarten, war die Treffer zahl etwas gr\u00f6fser.\nIV.\t\u00c4hnliches Resultat ergaben die Versuche, die genau in der Art Scriptures mit W\u00f6rtern und japanischen Buchstaben, aber in kleineren Formaten, angestellt worden w'aren.\nV.\tIn der Art von Ebbinghaus wurden dann zwei Reihen von W\u00f6rtern mit Zeichen auswendig gelernt und alsdann die W\u00f6rter ohne diese Zeichen zu Paaren sortiert, wobei \u00f6fters die mit gleichen Zeichen zusammengestellt wurden.\nObwohl durchschnittlich die Wahrscheinlichkeitszahl \u00fcberschritten ist, so findet S. mit R\u00fccksicht auf die M\u00f6glichkeit verschiedener unbekannter Fehlerquellen dieses Plus der Treffer doch nicht f\u00fcr hinreichend, um daraufhin die Existenz einer mittelbaren Assoziation zu behaupten. Leider geben die Tabellen dem Leser keine rasche \u00dcbersicht. Man vermifst die Angabe der Gesamtzahl der Versuche, besonders aber die R\u00fcckf\u00fchrung der Resultate auf Prozente ; auch die Beif\u00fcgung der wahrscheinlichen Zahl der Treffer w\u00e4re willkommen gewesen. \u00dcberhaupt wird die Leichtverst\u00e4ndlichkeit der an sich sehr t\u00fcchtigen und gewissenhaften Arbeit, weil sie nur ein Auszug ist aus des Verfassers Dissertation : Zur Frage der mittelbaren Assoziation, Leipzig 1894, beeintr\u00e4chtigt durch \u00fcbergrofse K\u00fcrze. Der Verfasser vergafs die HoRAzische Warnung: Brevis esse laboro, obscurus fio.\nM. Offner (Aschaffenburg).\nW. Jerusalem. Ein Beispiel von Assoziation durch unbewufste Mittelglieder. Phil Stud. X. 2. S. 323\u2014325. (1894.)\nW. Wundt. Sind die Mittelglieder einer mittelbaren Assoziation bewufst oder unbewufst? Ebenda. S. 326\u2014328.\nJ.\terz\u00e4hlt einen ihm von einem sehr glaubw\u00fcrdigen Berichterstatter mitgeteilten Fall von Assoziation, in welchem scheinbar ganz unvermittelt die lebhafte Erinnerung an ein vor 80 Jahren erlebtes Ereignis mit einer gewissen Zudringlichkeit auftrat und, wie die sofort.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Littet 'aturbericht.\n143\nangestellte, genaue Untersuchung des betreffenden Lokales ergab, durch den lange Zeit unbewufst aufgenommenen Duft einer Blume, welche der Gew\u00e4hrsmann gleichzeitig mit jenem Erlebnis zum ersten Male gefunden hatte, eingef\u00fchrt worden war.\nW. ist dagegen der Ansicht, dafs diese Geruchsempfindung nur unbemerkt, nicht wirklich unbewufst geblieben ist, hier also mittelbare Assoziation durch im Bewufstsein vorhandene, aber nur dunkel perzipierte und nicht apperzipierte Mittelglieder vorliegt. Der Schein indes spricht doch f\u00fcr Jerusalem.\tM. Offner (Aschaffenburg).\nD. Irons. Prof. JAMES\u2019 Theory of Emotion. Mind. N. S. Vol. III. No. 9. S. 77-97. (1894.)\nBekanntlich betrachtet James im Anschlufs an Lange die Affekte zun\u00e4chst als rein k\u00f6rperliche Ver\u00e4nderungen, welche auf entsprechende Vorstellungen folgen; das Bewufstwerden aber dieser k\u00f6rperlichen Ver\u00e4nderungen ist dann das, was wir Gef\u00fchl heifsen. Wir zittern also nicht, weil wir Furcht haben, sondern wir haben Furcht, weil wir zittern. Zu erforschen, welche Wahrnehmungen und Vorstellungen mit den verschiedenen K\u00f6rperreaktionen dauernd verbunden sind und warum, erkl\u00e4rt James f\u00fcr Aufgabe der Entwickelungsgeschichte.\nDem h\u00e4lt I. entgegen, dafs, wenn auch die Affekte gew\u00f6hnlich k\u00f6rperliche Ver\u00e4nderungen oder Gleichgewichtsst\u00f6rungen einschliefsen, darum das Bewufstsein von diesen k\u00f6rperlichen Ver\u00e4nderungen noch keineswegs schon ein wirklicher Affekt sei. Im Verlauf der ins einzelne eingehenden Kritik bringt I. manchen dunklen Punkt zur Sprache. Besonders wirft er James vor, dafs er gelegentlich doch das psychische Element eingreifen lasse. Der Schlufs ferner: \u201eGem\u00fctserregungen sind beim Menschen nicht denkbar ohne k\u00f6rperliche Ver\u00e4nderungen; also ist der Affekt lediglich das Gef\u00fchl k\u00f6rperlicher Ver\u00e4nderungen\u201c, sei sicher ebenso unberechtigt, wie der Schlufs: \u201eGanz gestaltlose \u00c4pfel kann es nicht geben; also ist ein Apfel weiter nichts, als Gestalt\u201c. Dafs aber vielmehr das Gef\u00fchl, der Affekt als etwas Neues zu k\u00f6rperlichen Ver\u00e4nderungen hinzukommt, werde bewiesen dadurch, dafs es k\u00f6rperliche Ver\u00e4nderungen giebt ohne Affekte, sowie dafs jene sich \u00e4ndern k\u00f6nnen, ohne dafs das Gef\u00fcl sich \u00e4ndert, und umgekehrt, ja, dafs Gef\u00fchlserregungen pl\u00f6tzlich aufh\u00f6ren k\u00f6nnen, w\u00e4hrend die k\u00f6rperlichen Wirkungen noch l\u00e4nger bemerkbar bleiben. Die zarteren Gef\u00fchlserregungen, so besonders die \u00e4sthetischen Gef\u00fchle, erkl\u00e4rt Verfasser f\u00fcr vollst\u00e4ndig unabh\u00e4ngig von jeglicher K\u00f6rperver\u00e4nderung und schliefst hieraus, dafs \u00fcberhaupt f\u00fcr die Affekte die somatischen Ver\u00e4nderungen nur eine bei starken Graden hinzutretende Weiterwirkung sei.\nIm Anschlufs daran kritisiert I. die Grundlage der jAMEs\u2019schen Psychologie und schliefst mit einem \u00dcberblick \u00fcber seine eigene Auffassung, \u00fcber die wir freilich nicht recht klar geworden sind, und die er zusammenfafst in dem Satze: Gem\u00fctserregung (emotion) ist nicht","page":143}],"identifier":"lit29681","issued":"1896","language":"de","pages":"142-143","startpages":"142","title":"W. Jerusalem: Ein Beispiel von Assoziation durch unbewu\u00dfte Mittelglieder. Phil. Stud. X. 2. S. 323-325. 1894 / W. Wundt: Sind die Mittelglieder einer mittelbaren Assoziation bewu\u00dft oder unbewu\u00dft? Ebenda. 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