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{"created":"2022-01-31T14:26:27.400242+00:00","id":"lit29682","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 143-144","fulltext":[{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Littet 'aturbericht.\n143\nangestellte, genaue Untersuchung des betreffenden Lokales ergab, durch den lange Zeit unbewufst aufgenommenen Duft einer Blume, welche der Gew\u00e4hrsmann gleichzeitig mit jenem Erlebnis zum ersten Male gefunden hatte, eingef\u00fchrt worden war.\nW. ist dagegen der Ansicht, dafs diese Geruchsempfindung nur unbemerkt, nicht wirklich unbewufst geblieben ist, hier also mittelbare Assoziation durch im Bewufstsein vorhandene, aber nur dunkel perzipierte und nicht apperzipierte Mittelglieder vorliegt. Der Schein indes spricht doch f\u00fcr Jerusalem.\tM. Offner (Aschaffenburg).\nD. Irons. Prof. JAMES\u2019 Theory of Emotion. Mind. N. S. Vol. III. No. 9. S. 77-97. (1894.)\nBekanntlich betrachtet James im Anschlufs an Lange die Affekte zun\u00e4chst als rein k\u00f6rperliche Ver\u00e4nderungen, welche auf entsprechende Vorstellungen folgen; das Bewufstwerden aber dieser k\u00f6rperlichen Ver\u00e4nderungen ist dann das, was wir Gef\u00fchl heifsen. Wir zittern also nicht, weil wir Furcht haben, sondern wir haben Furcht, weil wir zittern. Zu erforschen, welche Wahrnehmungen und Vorstellungen mit den verschiedenen K\u00f6rperreaktionen dauernd verbunden sind und warum, erkl\u00e4rt James f\u00fcr Aufgabe der Entwickelungsgeschichte.\nDem h\u00e4lt I. entgegen, dafs, wenn auch die Affekte gew\u00f6hnlich k\u00f6rperliche Ver\u00e4nderungen oder Gleichgewichtsst\u00f6rungen einschliefsen, darum das Bewufstsein von diesen k\u00f6rperlichen Ver\u00e4nderungen noch keineswegs schon ein wirklicher Affekt sei. Im Verlauf der ins einzelne eingehenden Kritik bringt I. manchen dunklen Punkt zur Sprache. Besonders wirft er James vor, dafs er gelegentlich doch das psychische Element eingreifen lasse. Der Schlufs ferner: \u201eGem\u00fctserregungen sind beim Menschen nicht denkbar ohne k\u00f6rperliche Ver\u00e4nderungen; also ist der Affekt lediglich das Gef\u00fchl k\u00f6rperlicher Ver\u00e4nderungen\u201c, sei sicher ebenso unberechtigt, wie der Schlufs: \u201eGanz gestaltlose \u00c4pfel kann es nicht geben; also ist ein Apfel weiter nichts, als Gestalt\u201c. Dafs aber vielmehr das Gef\u00fchl, der Affekt als etwas Neues zu k\u00f6rperlichen Ver\u00e4nderungen hinzukommt, werde bewiesen dadurch, dafs es k\u00f6rperliche Ver\u00e4nderungen giebt ohne Affekte, sowie dafs jene sich \u00e4ndern k\u00f6nnen, ohne dafs das Gef\u00fcl sich \u00e4ndert, und umgekehrt, ja, dafs Gef\u00fchlserregungen pl\u00f6tzlich aufh\u00f6ren k\u00f6nnen, w\u00e4hrend die k\u00f6rperlichen Wirkungen noch l\u00e4nger bemerkbar bleiben. Die zarteren Gef\u00fchlserregungen, so besonders die \u00e4sthetischen Gef\u00fchle, erkl\u00e4rt Verfasser f\u00fcr vollst\u00e4ndig unabh\u00e4ngig von jeglicher K\u00f6rperver\u00e4nderung und schliefst hieraus, dafs \u00fcberhaupt f\u00fcr die Affekte die somatischen Ver\u00e4nderungen nur eine bei starken Graden hinzutretende Weiterwirkung sei.\nIm Anschlufs daran kritisiert I. die Grundlage der jAMEs\u2019schen Psychologie und schliefst mit einem \u00dcberblick \u00fcber seine eigene Auffassung, \u00fcber die wir freilich nicht recht klar geworden sind, und die er zusammenfafst in dem Satze: Gem\u00fctserregung (emotion) ist nicht","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLitteraturbericht.\ndas Bewufstsein k\u00f6rperlicher Ver\u00e4nderung, sondern ein Gef\u00fchl (feeling), keine Lust noch Unlust, sondern eine Gef\u00fchisstellungnahme, -haltung (feeling attitude).\tM. Offner (Aschaffenburg).\nLucien Arr\u00e9at. M\u00e9moire et imagination (Peintres, musiciens, po\u00e8tes et orateurs). Paris, F. Alcan. 1895. 170 S.\n\u201e Ged\u00e4chtnis und Einbildungskraftnennt L. Arr\u00e9at sein Buch, das er ebenso gut \u201eDas Leben der Vorstellungen\u201c oder besser noch \u201eEin Beitrag zur Psychologie der K\u00fcnstler\u201c betiteln k\u00f6nnte, da der Inhalt des Buches dieser letzteren Bezeichnung am meisten entspricht.\nArr\u00e9at will n\u00e4mlich das gegenseitige Verh\u00e4ltnis von Ged\u00e4chtnis und Einbildungskraft einer Untersuchung unterziehen, und er greift aus den verschiedenen sozialen Klassen die Maler, Musiker, Schriftsteller und Redner heraus, weil bei ihnen die Einwirkung der Sinneseindr\u00fccke mit besonderer Lebhaftigkeit hervortritt, im Gegens\u00e4tze zu den Gelehrten, wo mehr das Symbol, die abstrakte Idee vorherrscht, oder wie bei den vorzugsweise praktischen Erwerbszweigen zugewandten Menschen, wo mehr die konkreten Vorstellungen zur Geltung kommen. Dabei ist es seine Absicht, zun\u00e4chst mehr anregend zu wirken und die Veranlassung zu weiteren und ausf\u00fchrlicheren Beobachtungen zu geben.\nDer erste Teil behandelt das Ged\u00e4chtnis, das als allgemeine Funktion der organisierten Materie in eine Reihe von Teilged\u00e4chtnissen zerf\u00e4llt.\nSo hat das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr die Bewegungen (Hand und Stimme) ganz besonderen Wert f\u00fcr die Maler und Musiker, aber auch Dichter und Redner werden durch das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr Rhythmus und Periodenbau wesentlich unterst\u00fctzt und gef\u00f6rdert.\nDas Ged\u00e4chtnis f\u00fcr Gesichtseindr\u00fccke erreicht beim Maler eine .aufsergew\u00f6hnliche Sch\u00e4rfe. Er sieht seinen Gegenstand vor sich, und ganz dasselbe thut der Poet, der ihn in Verse kleidet, wie jener dies in Farben thut.\nBei dem Ged\u00e4chtnis von T\u00f6nen und Ger\u00e4uschen gilt als Mafsstab nicht die Sch\u00e4rfe des Geh\u00f6rs, sondern seine Feinheit, und der Musiker mufs seine Melodien auch ohne Piano h\u00f6ren.\nBei den Gem\u00fctsbewegungen kommen vor allem die Empfindungsbilder in Betracht, und die M\u00f6glichkeit der Erinnerung ist an sie gebunden. Insofern ist auch die Macht der Phantasie durch die Beschaffenheit des Ged\u00e4chtnisses bedingt. Zudem sind bei den K\u00fcnstlern die Assoziationen reicher entwickelt und klingen leichter an, ein Reiz schl\u00e4gt tausend F\u00e4den an und ruft mehr Bilder hervor, als bei den gew\u00f6hnlichen Menschen. Leider auch oft genug in abnormerWeise, und daher die Gefahr der k\u00fcnstlerischen Verirrung, der Decadence und anderer Verbildungen des guten Geschmackes.\nDie vorherrschende Gem\u00fctsbewegung macht den K\u00fcnstler, die vorherrschende Geistesth\u00e4tigkeit den Gelehrten, und daher ist das intellektuelle Ged\u00e4chtnis schwach bei dem ersten und um so st\u00e4rker bei dem letzteren. Vor allem geh\u00f6ren die Maler zu dem \u201ekonkreten Typus\u201c, wo das Bild allm\u00e4chtig und die Idee schwach ist. Das Gleiche gilt von dom Musiker und mufs sogar auf die Dichter \u00fcbertragen werden.","page":144}],"identifier":"lit29682","issued":"1896","language":"de","pages":"143-144","startpages":"143","title":"D. Irons: Prof. James' Theory of Emotion. Mind. N. S. Vol. III. No. 9. S. 77-97. 1894","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:26:27.400248+00:00"}