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{"created":"2022-01-31T14:11:21.462381+00:00","id":"lit29684","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 148-149","fulltext":[{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\tLitteraturbericht.\nnehmen und diese als vegetative (Ern\u00e4hrung, Wachstum, Fortpflanzung), motorische (Bewegung), sensorische (Sinnlichkeit oder Empfindung), intellektuelle (Spontaneit\u00e4t oder Verstand) und soziale (Vereinigung oder Gemeinschaft) bezeichnen kann. Nach diesen, vom Willen in der Organisation angenommenen Formen ordnen sich unter Zuh\u00fclfenahme der Gattungsbegriffe von Lust und Unlust auch die durch denselben in die Erscheinung tretenden Gef\u00fchlsformen. Als Beispiele dieser Art f\u00fchrt Verfasser an: \u201eHunger und S\u00e4ttigung (vegetative), Munterkeit und M\u00fcdigkeit (motorische), Wohlgeschmack und \u00dcbelgeschmack (sensorische), Hoffnung und Furcht (intellektuelle), Liehe und Hafs oder Freundschaft und Feindschaft (soziale).\u201c\nNach der auch diesen Ausf\u00fchrungen nachgestellten Anmerkung giebt es aufser den grofsen Werken von H. Spencer zu der vom Verfasser unternommenen Ableitung kaum Vorarbeiten. Als Muster seiner eigenen Anschauungsweise erscheint dem Verfasser Plato.\nDen letzten Abschnitt der Abhandlung nehmen die Zweckformen des Gef\u00fchls ein, die nach den vom Kulturwillen verfolgten Zwecken, wie bereits oben erw\u00e4hnt, ihre Einteilung erfahren.\nAm Schl\u00fcsse sind die gewonnenen Ergebnisse nochmals in einer Tafel \u00fcbersichtlich zusammengestellt. Demnach fallen die unter I. und II. aufgef\u00fchrten ontologischen und organischen Gef\u00fchlsformen unter die Erscheinungen des N a tur willens, die unter III. behandelten Zweckformen des Gef\u00fchls unter die des Kultur willens.\nKeferent unterl\u00e4fst, auf die Einzelheiten der Abhandlung einzugehen. Im allgemeinen sei bemerkt, dafs die vorliegende Arbeit, in der Verfasser zudem mehr als einen blofsen Versuch einer Systematik des Gef\u00fchls zu sehen scheint, infolge der Nichtbeachtung anderer, auf Grund eingehenderer Forschungen gewonnener Anschauungen nur den Charakter willk\u00fcrlicher Annahmen erhalten und auf praktische Verwendung daher schwerlich ernsten Anspruch erheben kann. In keinem Falle kann Keferent selbst den Ausf\u00fchrungen des Verfassers zustimmen.\nF. Kiesow (Leipzig).\nJ. Mark Baldwin. Imitation: A Chapter in the Natural History of Consciousness. Mind. N. S. Vol. III. No. 9. S. 26\u201455. (1894.)\nDer wohlbekannte Verfasser bietet hier eine sehr interessante Untersuchung \u00fcber Wesen und Bedeutung der Nachahmung, ein Gebiet, das bis jetzt nur von Tarde und Sighele eingehend behandelt worden ist und \u00fcber das sich B. noch ausf\u00fchrlicher in seinem demn\u00e4chst erscheinenden Buch : Mental Development in the Child and the Dace (Macmillan & Co.) verbreitet. Unter Nachahmung versteht er eine ganz regelm\u00e4fsige senso-motorische Keaktion, die sich von anderen dadurch unterscheidet, dafs sie ihren Keiz wiederholt ; darum bezeichnet er sie als Cirkularaktivit\u00e4t \u2014 Kreisth\u00e4tigkeit. Er steht dabei auf dem Standpunkte der. auf der Entwickelungslehre sich auf bauenden modernen Willenstheorie, wie sie von Ziehen u. A. vertreten wird, h\u00e4lt aber mit Lewes f\u00fcr wahrscheinlich, dafs","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Liiteraturbericht.\n149\njede Reaktion d\u00e9s Nervengewebes mit Bewufstsein verbunden ist. Mit seiner Auffassung der Nachahmung vermag B. eine Reihe von Erscheinungen zu verstehen; so erkennt er im Trieb lediglich den Rest einer nachahmenden Reaktion, welche ihr Vorbild und damit auch ihre volle Wirksamkeit verloren hat, und im Willen eine beharrende Nachahmungssuggestion.\nWeiterhin zeigt B. die \u00e4ufserst wichtige Rolle, welche die Nachahmung in der intellektuellen, wie moralisch-sozialen Entwickelung des Menschen spielt, und stellt drei Gruppen auf: 1. einfache Kontraktilit\u00e4t, welche ihren Reiz reproduziert und noch unbewufst bleibt \u2014 prim\u00e4rsubkortikale oder biologische Nachahmungen, welche zuf\u00e4llige Bewegungen und Ver\u00e4nderungen darstellen, 2. psychologische oder kortikale Nachahmung, welche ausgel\u00f6st wird durch bewufste Bilder, bald Sinnesempfindungen, welche das Individuum sich erhalten oder wiedererzeugen will (sensorische Suggestion), bald Erinnerung an angenehme Empfindungen u. dergl. (ideomotorische Suggestion), 3. plastische oder sekund\u00e4r-subkortikale Nachahmungen, welche aus urspr\u00fcnglich bewufst sich anpassenden Nachahmungsreaktionen durch Gewohnheit zu un-bewufsten geworden sind.\nDen Schlufs dieser sehr beachtenswerten Abhandlung bildet eine Auseinandersetzung \u00fcber den noch sehr viel gebrauchten Begriff \u201eNachahmungstrieb\u201c, den Bain lebhaft bek\u00e4mpft und Baldwin nur f\u00fcr einen sehr kleinen Kreis von Erscheinungen bei der kindlichen Entwickelung gelten lassen will.\tM. Offner (Aschaffenburg).\nKoch. Das Nervenleben des Menschen. Ravensburg, Otto Maier, 1895.\nEs ist der bekannte Erforscher und Bearbeiter der psychopathischen Minderwertigkeiten, welcher in dem vorliegenden, 236 Seiten umfassenden Werke weitere Kreise mit unserem Nervenleben \u201ein gesunden und b\u00f6sen Tagen\u201c bekannt machen will. Nach einer Belehrung \u00fcber den Zusammenhang zwischen Nervensystem und Seele und die Bedeutung des Nervensystems f\u00fcr den Ablauf der k\u00f6rperlichen Funktionen widmet Verfasser einen grofsen Teil der Schrift den Minderwertigkeiten, deren genaue Kenntnis gerade in unserer Zeit dem gebildeten Publikum not thut. Koch wendet sich vor allem an die P\u00e4dagogen, welche durch sach-gem\u00e4fse Erziehung psychisch minderwertiger Kinder zum guten Teil mitwirken sollen, die Nervosit\u00e4t wieder aus der Welt zu schaffen. Koch ist ein \u00fcberzeugter Gegner der materialistischen Weltanschauung, aber auch die Anh\u00e4nger dieser werden, wie Referent, das B\u00fcchlein mit Interesse bis zum Schl\u00fcsse verfolgen.\tUmpfenbach (Bonn). '\nHeinr. Witte. Ein Fall von totaler An\u00e4sthesie mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der Bewegungsst\u00f6rungen und der dabei zu beobachtenden Schlafzust\u00e4nde. Diss. Leipzig 1894. 39 S.\nIm Anschlufs an eine kurze Besprechung der durch Reid, Sp\u00e4th-Sch\u00fcppel, Klaatsch, Arndt, Str\u00fcmpell, Wintek, Krukenberg, Heyne,","page":149}],"identifier":"lit29684","issued":"1896","language":"de","pages":"148-149","startpages":"148","title":"J. Mark Baldwin: Imitation: A Chapter in the Natural History of Consciousness. Mind. N. S. Vol. III. No. 9. S. 26-55. 1894","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:11:21.462386+00:00"}